SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG Kommentar Inhalt

Ehrenvolle Berufungen aktive Laufbahn beendet. Wir hoffen, dass er seine großen Erfahrungen in irgendeiner Der Sommer 2008 bringt zwei sportliche Form an die jüngeren Kameraden weiter- Höhepunkte, die sicher Millionen von gibt. Zuschauern auf der ganzen Welt in ihren Bann ziehen werden. In unseren Nachbar- In der und in der 2. Bundesliga ländern Österreich der und Schweiz findet wurde das Spieljahr 2007/2008 ohne die Fußball-Europameisterschaft statt. spektakuläre Ereignisse abgeschlossen. Neben der deutschen Mannschaft ist auch Selbstverständlich konnten bei den Spie- : ein Schiedsrichter-Team aus Deutschland len Schiedsrichter-Fehler nicht ausge- beteiligt. wird von Carsten schlossen werden. Schiedsrichter-Aus- Ansichten 4 Kadach und Volker Wezel begleitet. Ein schuss und -Lehrstab waren stets be- Großteil dieser Ausgabe ist dieser erfreu- müht, durch Beobachtungen, Schulungen lichen Tatsache gewidmet. und persönliche Gespräche vermeidbare Fehler abzustellen. Dennoch wird es nie- Eugen Strigel: China richtet die Olympischen Sommer- mals gelingen, alle Fehler auszuschalten. Lehrbeispiele spiele aus. Im Fußball sind sowohl bei den Spieler und Schiedsrichter sind Men- Männern als auch bei den Frauen deut- schen, ausgeprägte Persönlichkeiten, aber aus der Praxis 6 sche Schiedsrichter im Einsatz. Wolfgang eben keine Roboter. Alle Versuche, durch Stark mit den Assistenten Jan-Hendrik den Einsatz technischer Mittel die Fehler- Salver und Volker Wezel vertreten den quoten zu reduzieren, haben bisher nicht DFB im Herren-Turnier. Bei den Frauen zu nennenswerten Erfolgen geführt. Harald Stenger: wirken Christine Beck als Schiedsrichterin Während wir im Kampf gegen den Rassis- Der „Runde Tisch“ 10 und Inka Müller als Assistentin mit. mus eindrucksvolle Fortschritte erzielen Diese ehrenvollen Berufungen sind ein konnten, bereiten uns die Ausschreitun- Beweis für das große Ansehen, das die gen so genannter Fans (in Wirklichkeit Günther Thielking: deutschen Schiedsrichter international sind es Rowdys) noch große Probleme. genießen. Selbstverständlich wünschen Nur dank der Besonnenheit einzelner Immer im Blickpunkt: wir allen viel Erfolg und wenig Probleme Schiedsrichter konnten Spielabbrüche bei den Spielleitungen. fast durchweg verhindert werden. Regel 12 12 Der Schiedsrichter-Ausschuss des DFB Noch energischer müssen wir in allen hat in seiner Mai-Sitzung zwei Schieds- Spielklassen gegen „Treter und Schläger“ richter und zwei Schiedsrichterinnen des vorgehen. Schlimme Bilder in den Medien Blick in die Presse 14 Jahres gewählt. Bei den Männern sind haben uns aufgeschreckt. dies Herbert Fandel und Dr. Wir wünschen allen Kolleginnen und Kol- und bei den Frauen Bibiana Steinhaus so- legen im neuen Spieljahr viel Freude und Schiedsrichter- wie Christine Beck. Erfolg bei ihrer Tätigkeit zum Wohle des Leider hat zum Ende des Spieljahres Fußballs. Statistik 2008 16 der langjährige Spitzen-Schiedsrichter Dr. Markus Merk, der drei Mal zum „Welt- Schiedsrichter“ gewählt worden ist, seine Hans Ebersberger Eugen Strigel: Regelfragen und Titelbild Antworten 17

EURO 2008 21

Günter Linn: Für den jungen Herbert Fandel und seine Assistenten Carsten Kadach (rechts) und Volker Wezel Schiedsrichter 29 einmal nicht in Schiedsrichter-Kleidung, sondern im offiziellen DFB-Anzug vor einem ihrer zahlreichen Einsätze. Auf acht Seiten gehen wir mit Porträts, Statistiken Aus den Verbänden 32 und den offiziellen UEFA-Anweisungen auf die EURO 2008 ein.

Dieser Ausgabe ist ein Prospekt der Firma Allzweck-Sportartikel beigeheftet. Wir empfehlen, zur Durchsicht diesen Teil herauszunehmen. 3 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG

Volker Roth Ansichten

Kooperation mit der FFF In der Schiedsrichter-Zeitung Nr. 1/2008 hatte ich angekündigt, dass es ein Gespräch zwischen Vertretern der Schiedsrichter-Ausschüsse des Deut- schen Fußball Bundes und der Fédéra- tion Française de Football über eine engere Zusammenarbeit im Schieds- richter-Bereich geben würde. Dieses Gespräch hat am 7. April 2008 zwi- schen jeweils vier Vertretern beider Verbände in Frankfurt am Main statt- gefunden. Beide Delegationen begrüßen den Schiedsrichter-Austausch in grenzna- hen Gebieten in den Landesverbänden Südwest, Saarland und Südbaden. Sie sehen darin einen aktiven Beitrag zur Zusammenarbeit zwischen den beiden Verbänden und befürworten eine In- teilnehmen, während die gleiche im Herbst 2008 zwischen den beiden tensivierung. Dort, wo es die zuständi- Anzahl zum Lehrgang der FFF nach Delegationen in Paris ein weiteres gen Regionalverbände wünschen, bie- Paris im Oktober 2008 reisen wird. Treffen geben, um die Ergebnisse aus- ten die nationalen Schiedsrichter-Aus- zuwerten. Jedenfalls sind im Sinne des schüsse ihre entsprechende Hilfe an. Ich denke, dass diese konkreten Maß- im Rahmen des DFB-Bundestags 2007 Andere Regional- beziehungsweise Lan- nahmen ein erster Anfang sind, um ge- in Mainz von den Präsidenten des DFB desverbände werden ermuntert, den genseitige Informationen über die Or- beziehungsweise der FFF unterzeich- ersten Ansätzen zu folgen und eben- ganisation und Modalitäten des Schieds- neten Kommuniqués auch im Schieds- falls Kooperationen anzustreben. richter-Bereichs in den beiden Natio- richter-Bereich die ersten Schritte ein- nalverbänden auszutauschen. Es wird geleitet. Darüber hinaus wurden konkrete Aus- tauschmaßnahmen im Rahmen der Lehrgangsprogramme vereinbart: - Zum Sommer-Lehrgang der Bun- desliga-Schiedsrichter vom 17. bis 21. Juli 2008 im SportCentrum Kamen-Kaiserau wird ein Schieds- richter aus der Ligue 1 beziehungs- weise 2 der FFF eingeladen, während ein Bundesliga-Schiedsrichter zum Sommer-Lehrgang der FFF vom 27. bis 31. Juli 2008 nach Paris reisen wird. - Zum Sommer-Lehrgang der Regi- onalliga-Schiedsrichter vom 25. bis 27. Juli 2008 werden zwei Schieds- richter der Ligue National nach Barsinghausen kommen und ana- log zwei Regionalliga-Schiedsrich- ter nach Frankreich zu einem noch zu nennenden Termin reisen. - Schließlich werden vier Nach- wuchs-Schiedsrichter der FFF am Lehrgang der Junioren-Bundes- Oktober 2007: Unmittelbar nachdem FFF-Präsident Jean-Pierre Escalettes (links) liga-Schiedsrichter vom 8. bis 10. und Dr. Theo Zwanziger den deutsch-französischen Kooperationsvertrag unter- August 2008 in Bad Blankenburg schrieben hatten, gratulierte UEFA-Chef Michel Platini dem DFB-Präsidenten.

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Internetportal Bereich zu realistischen Ansätzen Leistungstest wurde (mit Ausnahme kommen kann, muss allerdings die eines an sich nominierten Assistenten, Natürlich sind Schiedsrichter-Ausschuss technische Machbarkeit überprüft, der dann von einem Kollegen aus dem und -Lehrstab des DFB immer be- muss ein fachkundiger Mitarbeiter ge- gleichen Land ersetzt wurde) ohne strebt, nach modernen Aus- und Wei- funden, müssen die Teilnehmer defi- Probleme bestanden. Die technischen terbildungsmethoden Ausschau zu niert werden. Allerdings bin ich guten Instruktionen der UEFA-Schiedsrich- halten. Auch wenn unsere Programme Mutes, dass diese Voraussetzungen ter-Kommission wurden mittels Video- sich im Vergleich mit anderen Verbän- recht schnell geschaffen werden kön- Beispielen und anschließenden Grup- den (ich weiß aufgrund meiner nen. pen-Diskussionen in die Praxis umge- langjährigen internationalen Erfah- setzt. Alles scheint geklärt, so dass rung, wovon ich spreche) mit Sicher- EURO 2008 auch die Schiedsrichter-Seite auf den heit nicht verstecken müssen, sind an- Startschuss wartet. Die Qualität, um dere, konstruktive Ideen stets willkom- In den letzten Wochen drehte sich fast bezüglich der Regelanwendung und men. So hatte die FIFA im Rahmen ei- alles um die EURO 2008 mit ihrem -auslegung reibungslose Spiele prä- nes Lehrgangs für Instruktoren in Eröffnungsspiel zwischen der Schweiz sentieren zu können, scheint mir vor- Zürich, an dem Eugen Strigel teilnahm, und Tschechien am 7. Juni 2008 im handen. Warten wir das mal ab, wobei eine Idee präsentiert, die uns interes- Baseler St. Jakob-Park. Zwölf Schieds- ich nach der Euro 2008 in der sant erscheint: den Aufbau eines Inter- richter, 24 Assistenten und acht Vierte Schiedsrichter-Zeitung Nr. 4/2008 aus netportals. Offizielle haben den Workshop der Schiedsrichter-Sicht eine umfassende Bislang werden strittige Entscheidun- UEFA, der vom 14. bis 17. April 2008 in Analyse vornehmen werde, wie ich es gen eines Spieltages am Tag nach dem Regensdorf nahe Zürich stattfand, mit seit geraumer Zeit nach großen Tur- Spiel normalerweise zwischen dem je- Bravour bestanden. Der obligatorische nieren gemacht habe . weiligen Schiedsrichter und mir telefo- nisch besprochen. Dies hat den Vorteil, dass der Aktive Klarheit über die offizi- „Schiedsrichter des Jahres“ gewählt elle Meinung bekommt, allerdings den Nachteil, dass diese Klarheit exklusiv Der Schiedsrichter-Ausschuss des Deutschen Fußball-Bundes hat bei seiner Sitzung in Frankfurt bei ihm bleibt. Rundschreiben, die am Main mit Dr. Markus Merk und Herbert Fandel sowie Christine Beck und Bibiana Steinhaus zum diese offizielle Meinung verbreiten ersten Mal jeweils zwei „Schiedsrichter und Schiedsrichterinnen des Jahres“ gewählt. könnten, sind (wie sich gezeigt hat) ein Dr. Rainer Koch (Poing), der für das Schiedsrichter-Wesen zuständige DFB-Vizepräsident, äußerte ineffizienter Weg, zumal sie oftmals zur Wahl: „Mit der Auszeichnung von vier Schiedsrichtern beziehungsweise Schiedsrichterinnen nicht nur bei den Betroffenen blieben. spiegelt sich das hohe Niveau im Schiedsrichter-Bereich in Deutschland wider.“ Besonders er- Zur Behebung dieses Nachteils wurde freut zeigte er sich über die Leistungen von Bibiana Steinhaus, „die sich mit ihren Spielleitungen auch schon einmal vorgeschlagen, in der 2. Bundesliga großen Respekt erworben hat“. dass sich alle Lizenzliga-Schiedsrich- ter montags oder dienstags in der Volker Roth (Salzgitter), der Vorsitzende des DFB-Schiedsrichter-Ausschusses, bescheinigte Mar- DFB-Zentrale in Frankfurt am Main kus Merk „einen Abschied auf ausgezeichnetem Niveau“ und freute sich darüber, dass der treffen. Ein Vorschlag, der bei genaue- Schiedsrichter-Ausschuss seinem Vorschlag gefolgt ist, diese einmalige Karriere zusammen mit rem Hinsehen allerdings nicht nur we- der erfolgreichen Saison von Herbert Fandel, die ihren Höhepunkt in der Nominierung zur EURO gen der Kosten zu verwerfen war, son- 2008 fand, mit dieser Auszeichnung zu würdigen. dern auch wegen der gesamten Struk- Nach 25 erfolgreichen Jahren hat Markus Merk (Otterbach) mit dem Abschluss der Bundesliga- tur der Organisation des Spitzen-Be- Saison 2007/2008 und der Leitung von 339 Bundesligaspielen auch seine bemerkenswerte reichs. Da diese Schiedsrichter und As- Schiedsrichter-Karriere beendet. Bereits drei Mal wurde er zum „Welt-Schiedsrichter des Jahres“ sistenten sinnvollerweise auch einen gewählt und im DFB nunmehr bereits zum siebten Mal zum „Schiedsrichter des Jahres“. Höhe- Beruf (die meisten allerdings nicht in punkte seiner Laufbahn waren die Leitung von insgesamt 50 A-Länderspielen und 78 Europapo- Vollzeit) ausüben, ist die Belastung kal-Begegnungen sowie die Teilnahme an den Weltmeisterschaften 2002 in Korea und Japan und nicht nur in zeitlicher, sondern vor al- 2006 in Deutschland sowie an den Europameisterschaften 2000 in Belgien und den Niederlanden lem auch in psychischer Hinsicht weit und 2004 in Portugal mit dem Finale zwischen Griechenland und Portugal. mehr als ausgeschöpft. Am Ziel vorbei, Herbert Fandel (Kyllburg) wurde bereits zum vierten Mal nach 2001, 2005 und 2007 zum „Schieds- nicht realisierbar. richter des Jahres“ gewählt. Die Nominierung zur EURO 2008 in Österreich und der Schweiz be- Insofern kam uns die Ankündigung der deutet für ihn den Höhepunkt seiner Laufbahn, in der er bisher insgesamt 23 Länderspiele, 53 Eu- FIFA gerade recht, dass nämlich mit al- ropapokal-Begegnungen und 233 Bundesligaspiele geleitet hat. len Kandidaten für die WM 2010 in Christine Beck (Magstadt) gehört schon seit einigen Jahren zu den besten Schiedsrichterinnen Südafrika ein solches Internetportal des DFB. 2007 war sie bei der Frauenfußball-Weltmeisterschaft in China im Einsatz und wurde aufgebaut wird, um strittige Entschei- auch für das olympische Fußball-Turnier in diesem Jahr in China nominiert. dungen (und zwar egal in welcher na- tionalen Liga oder bei internationalen Bibiana Steinhaus (Hannover) wurde bereits 2007 zur „Schiedsrichterin des Jahres“ gewählt. Als Spielen!) an einem bestimmten Termin erste Schiedsrichterin im Deutschen Fußball-Bund leitete sie in der Saison 2007/2008 Spiele in mit allen Teilnehmern diskutieren der 2. Bundesliga und außerdem seit sieben Jahren Begegnungen in der Männer-Regionalliga. (oder vielleicht besser: erläutern) zu können. Mittels einer Video-Konferenz Klaus Koltzenburg kann dann ein gemeinsames Mei- nungsbild entstehen. Ehe es im DFB-

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Verursacher-Prinzip auf den Kopf zu Eugen stellen, indem sie den Schiedsrichter Strigel Lehrbeispiele attackieren. Dabei reagiert der doch nur auf das Fehlverhalten ihrer Spie- aus der Praxis ler. Wer permanent gegen die Spielre- geln verstößt oder um sich tritt, wird des Feldes verwiesen. Das gilt in allen 24. Spieltag: Strafstoß für 25. Spieltag: Der Feuerzeug- Klassen und in allen Ländern. Bayern hätte wiederholt wer- Wurf – Wagner handelte völlig Schwierig war es an diesem Spieltag den müssen richtig für Schiedsrichter und Assistent im Spiel Borussia Dortmund gegen den An diesem Spieltag lief es insgesamt Im Spiel MSV Duisburg gegen Hanno- Karlsruher SC (1:1). Forderte der KSC sehr gut für die Schiedsrichter. Disku- ver 96 traf Lutz Wagner während ei- einen Strafstoß zu Recht oder nicht? tiert wurde lediglich wieder über ei- ner Spielunterbrechung ein Feuer- Gingen beiden Toren Foulspiele vor- nige knappe Abseits-Entscheidungen – zeug, das von einem Spieler abgeprallt aus oder nicht? Alle drei umstrittenen und über einen Strafstoß im Spiel war, am Kopf. Der Schiedsrichter setzte Situationen wurden von drei verschie- Energie Cottbus gegen Bayern Mün- das Spiel ohne längere Unterbrechung denen TV-Anstalten jeweils anders ge- chen. Luca Toni fiel wie vom Blitz ge- fort. War das in Ordnung oder hätte sehen. Was hier wohl ein Video-Ober- troffen um. Radelijc hatte ihn zwar das Spiel abgebrochen werden müs- Schiedsrichter entschieden hätte…? leicht am Fuß getroffen, aber deshalb sen wie das Pokalspiel Stuttgarter Ein Sonderlob heimste kurz vor muss kein Spieler zu Boden gehen. Kickers gegen Hertha BSC Berlin, als Schluss des Spiels Assistent Dirk Mar- Diese minimale Berührung war für Assistent Kai Voß getroffen wurde? genberg ein. Der verhinderte zu Recht mich kein Foulspiel. Richtig ärgerlich Die klare Antwort: Lutz Wagner hat mit seinem Fahnenzeichen die Aner- wurde es allerdings bei der Aus- richtig gehandelt. Denn im Gegensatz kennung des 2:1 für Dortmund (Foto 2). führung des Strafstoßes. Als Ribéry zu Kai Voß, der sogar zu Boden stürzte Als Wörns der Ball zugespielt wurde, den Ball spielte, befand sich Mitreski und kurz bewusstlos war, blieb Wagner stand zwar noch ein Abwehrspieler auf fast schon auf der Höhe des Straf- stehen und war weder benommen, ge- der Torlinie, aber KSC-Torhüter Miller stoßschützen (Foto 1). Torhüter Trem- schweige denn verletzt. Er hat hier ge- war in diesem Moment weiter von sei- mel hielt den Schuss und Mitreski (!) nauso umsichtig gehandelt wie Michael nem Tor entfernt als Wörns, der damit bereinigte die Gefahr, als Toni zum Weiner, der das genannte Pokalspiel strafbar im Abseits stand. Zunächst Nachschuss ansetzte. Dieser Strafstoß zu Recht abbrach. protestierten die Dortmunder vehe- hätte entsprechend der Regeln wie- ment, aber als sie die Fernsehbilder sa- derholt werden müssen. Das trifft übri- Heiß her ging es auch beim Spiel VfL hen, waren sie schnell besänftigt. gens auf einen Großteil der Strafstöße Wolfsburg gegen den Hamburger SV. zu. Hier müssen wir dringend den Spie- Thorsten Kinhöfer sprach vier Feldver- 26./27. Spieltag: Der Fast- lern wieder mehr Disziplin einimpfen. weise aus (zwei Mal „Gelb/Rot“, zwei Abbruch in Frankfurt Wir werden auf unseren Sommer- Mal „Rot“). Vor allem beide Trainer kri- Lehrgängen darüber intensiv reden. tisierten den Schiedsrichter. Aber alle Während der 26. Spieltag ohne diskus- Es wird auch interessant sein zu se- vier Feldverweise waren in meinen Au- sionswürdige Entscheidungen verlief, hen, wie sich die EM-Schiedsrichter bei gen absolut berechtigt. Immer wieder rückte eine Woche später das Spiel Strafstoß-Ausführungen verhalten. versuchen Trainer und Manager, das Eintracht Frankfurt gegen den 1. FC

Foto 1 Foto 2

Als Ribéry den Strafstoß ausführt, befindet sich der Energie- Gerade hat Christian Wörns (gelbes Trikot) den Ball ins KSC- Spieler schon rund drei Meter im Strafraum. Um das prob- Tor befördert. Im Hintergrund zeigt der glänzend postierte lemlos erkennen zu können, sollte der Schiedsrichter seinen Dirk Margenberg die strafbare Abseitsstellung des Dortmun- Blickwinkel vergrößern, indem er einige Schritte weiter ders an. zurückgeht als hier.

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Foto 3 Foto4

Eine brennende Leuchtrakete liegt auf dem Spielfeld in Mit zunehmender Regenmenge wurde die Beurteilung von Frankfurt. Assistent Sascha Thielert hat die Situation im Blick Zweikämpfen (hier ein Foul von Gentner an Saenko) für und zeigt sie sofort per Fahnenzeichen an. Schiedsrichter Jochen Drees immer schwieriger.

Nürnberg in den Mittelpunkt. Chaoten nicht wirklich „unter Kontrolle“ hatte. Foto5 feuerten aus dem Nürnberger Fan- Aber ohne das Foul von Jones wäre block Leuchtraketen auf das Spielfeld ihm das im nächsten Augenblick ge- (Foto 3). Außerdem wurden Rauch- lungen, denn der Ball war nur ein oder bomben abgebrannt. Schiedsrichter zwei Meter am Boden vor ihm. Und das machte das in einem reicht aus, um von einer klaren Tor- solchen Fall einzig Richtige: Er unter- chance zu sprechen. Es ist nicht zwin- brach das Spiel und ging mit beiden gend erforderlich, dass ein Spieler den Mannschaften in die Kabine. Zwanzig Ball bereits am Fuß führt. Minuten „Extra-Pause“ reichten aus, dann hatte sich alles wieder beruhigt 28. Spieltag: Zu viel Regen in und das Spiel konnte zu Ende geführt Nürnberg – Abbruch werden. Ein Spielabbruch war nicht er- forderlich, da nach der Unterbrechung Dieser 11. April 2008, ein Freitag, geht keine direkte Gefahr mehr für Spieler ins Geschichtsbuch der Bundesliga ein. und Schiedsrichter bestand. Wären Zum ersten Mal musste ein Spiel we- weitere Raketen auf das Spielfeld ge- gen Regens abgebrochen werden. Als schossen worden, hätte Peter Gagel- Schiedsrichter Jochen Drees das Spiel mann unweigerlich abbrechen müs- 1. FC Nürnberg gegen den VfL Wolfs- Im strömenden Regen beratschlagten sen. burg um 20.30 Uhr anpfiff, waren die Jochen Drees, seine Assistenten Peter Verhältnisse noch in Ordnung. Aber Henes und Markus Wingenbach sowie Interessant war für mich aus regel- schon während der ersten Halbzeit der Vierte Offizielle Markus Häcker (von technischer Sicht die Gelbe Karte ge- blieb der Ball oft in Wasserpfützen lie- links), ob eine Spielfortsetzung nicht gen den Schalker Jones im Spiel gen, denn der Regen wurde immer hef- doch irgendwie möglich wäre. Schalke 04 gegen Hansa Rostock. tiger (Foto 4). Kurz vor der Halbzeit Jones hatte seinen Gegenspieler Sha- war ein ordnungsgemäßer Spielablauf für Nürnberg bekannt zu geben. In pourzadeh kurz vor dem Strafraum in nicht mehr gegeben. Jochen Drees meinen Augen hat Jochen Drees hier aussichtsreicher Position gefoult. verlängerte die Pause zwei Mal, denn alles richtig gemacht. Die Anweisun- Schiedsrichter Kircher beließ es bei es regnete ununterbrochen weiter. Er gen besagen, dass etwa 30 Minuten „Gelb“. Seine Begründung: Ein Schal- kontaktierte sogar das Wetteramt – gewartet werden muss. Besteht auch ker Abwehrspieler sei noch in Spiel- aber es war keine Besserung in Sicht nur eine geringe Aussicht auf Besse- nähe gewesen und der Rostocker An- (Foto 5). Auch die umfangreichen rung, kann selbstverständlich auch greifer habe den Ball nicht „unter Kon- Bemühungen des Heimvereins, den trolle“ gehabt. Diese Sichtweise ließ länger gewartet werden. Wenn aber Platz spielfähig zu machen, fruchteten sich durch die TV-Bilder nicht erhärten – wie in diesem Fall der Ball nicht mehr nichts. im Gegenteil. „Rot“ wäre richtig gewe- kontrollierbar ist und eine erhöhte sen. Zum einen hätte der zweite Schal- So blieb dem Schiedsrichter nichts an- Verletzungsgefahr für die Spieler vor- ker Abwehrspieler nicht mehr eingrei- deres übrig, als genau eine Stunde liegt, kann es nur den Abbruch geben. fen können. Zum anderen ist zwar nach seinem Halbzeitpfiff den Ab- Diese Entscheidung trifft übrigens richtig, dass Shapourzadeh den Ball bruch des Spiels beim Stand von 1:0 ganz allein der Schiedsrichter.

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29./30. Spieltag: Foto 6 Wieder einmal Diskussionen um Handspiele Nach einem ruhigen 29. Spieltag blieb auch der 30. Spieltag insgesamt gese- hen eher unspektakulär. Diskussionen gab es – einmal wieder – um einige „Handspiele“. Bei KSC gegen Werder „führte“ der Karlsruher Eggimann den Ball eindeutig im eigenen Strafraum mit der Hand. Leider hatten weder Schiedsrichter Marc Seemann noch Assistent Andre Stachowiak freie Sicht auf die Szene, so dass der not- wendige Pfiff ausblieb. Komplizierter war es im Spiel Bayer Leverkusen ge- gen den VfL Wolfsburg. Der Wolfsbur- ger Gentner war gleich zwei Mal mit der Hand am Ball. Schiedsrichter Gräfe Kein Zweifel, hier liegt im Moment der Ballabgabe eine im TV-Bild gut erkennbare ließ in beiden Fällen weiter spielen. Abseitsstellung vor… Aus meiner Sicht war beim ersten Handspiel zwar der Abstand relativ kurz, aber die Hand war in keiner „nor- Foto 7 malen“ Haltung. Daher wäre hier wohl ein Strafstoß in Ordnung gewesen. Im zweiten Fall – ebenfalls aus kurzer Ent- fernung – lag eine normale Handbewe- gung vor. Deshalb war diese Entschei- dung zweifelsfrei richtig. 31. Spieltag: Nur eine falsche Abseits-Entscheidung Am 31. Spieltag ging es eigentlich nur um die falsche Abseits-Entscheidung, die im Spiel Hertha BSC Berlin gegen den KSC das 3:1 für die Berliner ermög- lichte. Das Standbild des Fernsehens (Foto 6) verdeutlichte die strafbare Abseitsstellung des Berliners. Da fragt man sich: Wie kann so etwas einem er- fahrenen Assistenten wie Norbert Grudzinski durchrutschen? Einen Er- klärungsansatz zeigt Foto 7, das nur …die auf diesem Bild, nur eine halbe Sekunde später, eigentlich schon gar nicht eine knappe halbe Sekunde (!) später mehr gegeben ist. Das Spiel laufen zu lassen, bleibt dennoch natürlich eine Fehl- entstanden ist: Der Angespielte hat entscheidung. seine Position kaum verändert, er war- tet praktisch auf den Ball und bewegt gentlich immer schwierig zu leitende der Pause und wäre ein klares Zeichen sich nicht in Richtung gegnerisches Nordderby Hamburger SV gegen Wer- gewesen. Lutz Wagner hat später sei- Tor. Das tut hingegen der Abwehrspie- der Bremen. Schiedsrichter Lutz Wag- nen Fehler eingeräumt. Sein Problem ler oben im Bild. Damit schließt er die ner versuchte es mit einer etwas im Spiel: Es handelte sich um einen 60- zunächst erkennbare Abseitslücke. großzügigen Linie und mit ermahnen- Und zwar – wie gesagt – innerhalb ei- Meter-Konter, der ihm keine Chance den Worten. In den ersten 30 Minuten ließ, sich eine Seiteneinsicht auf das ner halben Sekunde! Diese Bilder ma- verzichtete er auf jegliche Gelbe Geschehen zu verschaffen. So be- chen einmal mehr deutlich, wie Karte, was ihm die Spieler aber nicht strafte er nur die Fahrlässigkeit von schwierig die Arbeit der Assistenten dankten, denn nach 90 Minuten waren Wiese, denn die enorme Intensität des geworden ist. es neun Mal „Gelb“, einmal „Gelb/Rot“ „Kung-Fu-Tritts“ blieb ihm verborgen 32. Spieltag: Warum nur kein und einmal „Rot“. So viele Persönliche (Foto 8). Da auch vom Assistenten, der „Rot“ für Wiese? Strafen wären sicher nicht notwendig gewesen, wenn der Schiedsrichter den eine Seiteneinsicht hatte, keine Hilfe Auch dieser Dienstag-/Mittwoch-Spiel- üblen Tritt des Bremer Torhüters kam, traf Lutz Wagner an diesem tag verlief insgesamt gesehen gut. Dis- Wiese gegen Olic mit „Rot“ statt mit Abend eine äußerst ärgerliche Fehl- kutiert wurde vor allem über das ei- „Gelb“ bestraft hätte. Das war kurz vor entscheidung.

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Foto 8 33. Spieltag: Drei Strafstöße wurden gefordert Gleich drei Strafstöße wollten die Fachleute im Spiel Hertha BSC Berlin gegen den 1. FC Nürnberg gesehen ha- ben – zwei für Nürnberg, einen für Hertha. Die Pfeife von Babak Rafati blieb aber jeweils stumm. In der 25. Mi- nute spielte der Berliner Simunic den Ball anscheinend mit der Hand. Also klarer Strafstoß für Nürnberg – so zu- mindest suggerierten es die Bilder in „Premiere“ und auch für den Kom- mentator war das ein klares Handspiel. In der ARD-Sportschau wurde dann behauptet, dass der Ball die Hand gar nicht berührt hatte und deshalb „Wei- terspielen“ genau die richtige Ent- scheidung war. Versuchtes Handspiel ist ja nicht strafbar. Dieselben Bilder hatten bei den Betrachtern (wieder einmal!) zwei gegenteilige Urteile aus- gelöst. Selbst nach häufigem An- schauen der Bilder war ich nicht si- Niemand kann daran zweifeln, dass Lutz Wagner den Bremer Torwart vom Platz cher, was richtig gewesen wäre. Der gestellt hätte, wenn ihm dieser Blick auf den brutalen Tritt von Wiese gegen Olic Grund: Dem TV-Bild fehlt die dritte Di- möglich gewesen wäre. mension, nämlich die Tiefe. Das führt immer dann zu Problemen, wenn Dinge (in diesem Fall der Ball und Si- Lehrbild munic’ Arm) sich hintereinander befin- den. Man erkennt einfach nicht, ob sich dazwischen ein Abstand befindet oder nicht. Deshalb handelte es sich bei den Einschätzungen der TV-Reporter nicht um fundierte Urteile, sondern lediglich um Interpretationen. In einer solchen Situation ist das menschliche Auge auf dem Platz ge- genüber der Kamera im Vorteil. Des- halb glaube ich hier Babak Rafati, der glänzend zu der Szene stand und so- fort „weiter“ anzeigte. In den beiden anderen Situationen wären die gefor- derten Strafstöße für Hertha (Pinola an Raffael) und für Nürnberg (Simunic an Charisteas) richtig gewesen. Simu- nic hätte sogar noch „Rot“ für seine Attacke sehen müssen, da er mit sei- nem Foulspiel Charisteas eine eindeu- tige Torchance nahm. 34. Spieltag: Positives Ende Am letzten Spieltag fielen die letzten Entscheidungen über die deutschen Vertreter in den internationalen Wett- bewerben und über die Absteiger aus der Bundesliga und 2. Bundesliga so- wie Aufsteiger in die Bundesliga. Die Spiele wurden so gut geleitet, dass die Schiedsrichter-Entscheidungen an die- Der Würgegriff muss mit einem Feldverweis bestraft werden. Der linke sem Tag kein Thema waren. Sehr posi- Spieler kann den Ball in dieser Situation nicht spielen. tiv endete die Saison für uns.

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Harald Stenger Der „Runde Tisch“ – Premiere gelungen Konkrete Ergebnisse beim Treffen in München

„Es ist ein Erfolg, dass alle gekommen und mehr sachlich über unterschiedli- Dr. Rainer Koch sind und in intensiven Gesprächen je- che Standpunkte zu diskutieren. Unser ist der Initiator der seine Meinung klar formuliert hat. heutiges Gespräch war dabei ein wich- des „Runden Dadurch gab es wichtige Gedankenan- tiger Schritt in die richtige Richtung.“ Tisches“ zu stöße, die dafür sorgen sollen, dass Schiedsrichter- Schon früher umgesetzt werden soll künftig das Miteinander aller Beteilig- Fragen. ten verbessert werden kann.“ Dieses der Beschluss, dass sich künftig vor Fazit zog DFB-Vizepräsident Dr. Rai- den Bundesligaspielen die Schiedsrich- ner Koch nach dem ersten von ihm ini- ter und beide Manager der beteiligten tiierten „Runden Tisch“ zu Schieds- Vereine vor dem Anpfiff bei einem kur- richter-Fragen in München. zen Treffen im Stadion begegnen. Dabei machte er deutlich: „Es ist für DFB-Schiedsrichter-Lehrwart Eugen uns Schiedsrichter überhaupt kein Drei gemeinsam verabschiedete Vor- Strigel sagte dazu: „Eine solche Be- Problem, Fehler von uns beim Namen schläge sollen danach möglichst bald gegnung ist für das Atmosphärische zu nennen. Es kommt nur auf die Art auf den Weg gebracht werden. So sol- sicher positiv.“ Als dritter Schritt soll und Weise an.“ len an der obligatorischen Tagung der bereits in der Sommerpause ein Expe- Schiedsrichter zwischen Bundesliga- riment gemacht werden: Unter der ge- Grundsätzlich waren sich alle Teilneh- Hin- und Rückrunde im kommenden meinsamen Leitung von DFB-Vizeprä- mer am „Runden Tisch“ einig, dass alle Jahr alle Bundesliga-Trainer und sident Dr. Rainer Koch und DFL-Ge- Akteure im Bundesliga-Geschehen künf- -Manager teilnehmen. Eventuell auch schäftsführer Holger Hieronymus soll tig einen respektvolleren Umgang mit- Bundesliga-Profis, die in der ersten gemeinsam mit den Vertretern beider einander pflegen sollten. „Sicher rea- Saisonhälfte besonders im Blickpunkt Vereine und dem Schiedsrichter-Beob- gieren die Trainer nach einem Spiel oft standen. achter die Videoaufzeichnung des emotional, aber wir wissen alle, wie schwierig es heute für die Schiedsrich- „Wir sehen das als sinnvoll an, wenn in DFB-Pokal-Viertelfinals zwischen dem ter ist, strittige Situationen zu ent- einer großen Runde aktuelle und TSV 1860 München und dem FC Bay- scheiden. Deshalb sollte das sachliche grundsätzliche Fragen erörtert wer- ern München gemeinsam aufgearbei- Gespräch miteinander selbst in hekti- den. Es kann im Interesse der Schieds- tet werden. schen Momenten unser Ziel sein“, richter und der Vereine nur hilfreich EM-Schiedsrichter Herbert Fandel regte Bayer Leverkusens Sportdirek- sein, wenn wir in einer Open-End-Dis- machte den Vorschlag, dass sich Bun- tor Rudi Völler an. kussion strittige Entscheidungen aus desliga-Profis am besten erst 30 Minu- unterschiedlichen Perspektiven be- ten nach Abpfiff einer Partie zu stritti- Felix Magath, der Trainer des VfL leuchten“, äußerte DFB-Schiedsrich- gen Szenen äußern sollten. Fandel Wolfsburg, der für den Vorstand des ter-Ausschuss-Vorsitzender Volker Roth. wies darauf hin, dass er damit den Bundes Deutscher Fußball-Lehrer (BDFL) Holger Hieronymus, in der DFL-Ge- Spielern keinen „Maulkorb verpassen“ eingeladen war, sah es ähnlich: „Ein schäftsführung zuständig für den wolle, es ihm vielmehr darauf an- guter Anfang wurde mit dem heutigen Spielbetrieb, pflichtete ihm bei: „Unser komme, dass nach strittigen Entschei- Gespräch gemacht. Ich habe die Hoff- Bestreben war es schon in den vergan- dungen die Reaktionen mit etwas Dis- nung, dass durch diverse Gespräche genen Monaten, weniger emotional tanz „besonnener ausfallen“ würden. ein besseres Verständnis der Parteien

Impressionen vom „Runden Tisch“ in München

2410 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG füreinander erreicht wird.“ Und Heri- bert Bruchhagen, der Vorstandsvorsit- Lehrbild zende von Eintracht Frankfurt, be- tonte: „Respektvoller Umgang ist das, was eingefordert worden ist – und daran wollen wir arbeiten.“ Klar Position bezog DFB-Schiedsrich- ter-Lehrwart Eugen Strigel zu den Dis- kussionsbeiträgen, dass die deutschen Schiedsrichter in der Bundesliga zu streng und kleinlich pfeifen. Seine Ar- gumentation belegte er mit einer Sta- tistik über die in dieser Saison bisher gezogenen Roten Karten. Danach wur- den in der Bundesliga bisher 19 Mal (in der Vorsaison 26 Mal) „Rot“ gezeigt. Bei nur geringfügig mehr Spielen gibt es in Spanien dagegen bis dato 83 Rote Karten und in Italien 50 Rote Karten. An dem „Runden Tisch“ nahmen ne- ben den DFB- und DFL-Repräsentan- ten die Manager Klaus Allofs (Werder Bremen), Heribert Bruchhagen (Ein- tracht Frankfurt), Uli Hoeneß (FC Bay- ern München), Rudi Völler (Bayer Le- verkusen) sowie Trainer Felix Magath (VfL Wolfsburg) teil. Der nächste „Runde Tisch“ zu Schieds- richter-Fragen soll im Herbst wieder in München stattfinden. Der für das Schiedsrichter-Wesen zuständige DFB- Vizepräsident Rainer Koch versicherte in diesem Zusammenhang noch ein- mal, dass künftig drei Kriterien für das Miteinander besonders beachtet wer- den sollen: Regelmäßige Kommunika- tion, mehr Transparenz in Schiedsrich- ter-Fragen und mehr Verständnis für- Der Tritt des linken Spielers trifft voll den Gegner und kann diesen schwer einander. verletzen. Neben dem Freistoß ist eine Verwarnung erforderlich.

Stark und Beck als Christine Beck Schiedsrichter zu den Olympischen Spielen

FIFA-Schiedsrichter Wolfgang Stark (Landshut) und seine Kollegin Christine Beck (Magstadt) kom- men bei den olympischen Fußball- Turnieren in Peking als deutsche Referees zum Einsatz. Das gab der Fußball-Weltverband FIFA bekannt. Als Assistenten beim Männer-Tur- nier wurden Jan-Hendrik Salver (Stuttgart) und Volker Wezel (Tü- bingen) berufen. Bei den Frauen steht Inka Müller (Stendal) an der Seitenlinie.

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Günther Thielking Immer im Blickpunkt: Regel 12 Bei ihrer Anwendung zeigt sich die Persönlichkeit

Manuel Neuer wurde beim Achtelfinale Über diese Fähigkeiten hinaus muss Einheitliche Regelauslegung der Champions League FC Porto - der Unparteiische nach Verstößen ge- Was sind nun die grundsätzlichen Vor- FC Schalke 04 zum Helden der Knap- gen Regel 12 bei den Konsequenzen aussetzungen für eine Spielunterbre- pen. 1:0 hieß es in diesem Fußballkrimi seiner Entscheidung dann aber wieder chung gemäß Regel 12? Schon im An- nach der Verlängerung, nachdem der ein fundiertes formales Wissen an den wärter-Lehrgang wird ja vermittelt, FC Schalke 04 das Hinspiel ebenfalls Tag legen. Ihm muss zum Beispiel be- dass es eine Spielstrafe nur dann gibt, mit 1:0 gewonnen hatte. Es kam zum wusst sein, dass der direkte Freistoß wenn sich der Ball beim Verbotenen „Elfmeterschießen“, bei dem der junge von der Art der Regelübertretung ebenso Spiel oder beim unsportlichen Betra- Keeper nacheinander gleich zwei Elfme- abhängig ist wie der indirekte Freistoß. gen im Spiel befand, das Vergehen von ter halten konnte. Mit 4:1 erreichte der Ihm muss klar sein, dass er eine einem Spieler begangen wurde und FC Schalke 04 das Viertelfinale. Gelb/Rote Karte nur dann zeigen darf, das Geschehen (abgesehen von den Für Schiedsrichter zählte in diesem wenn der fehlbare Spieler vorher schon Wurfvergehen) auf dem Spielfeld ab- Spiel noch eine andere Statistik, denn eine Verwarnung bekommen hat. lief. Anders dagegen die angesproche- gleich 49 direkte und drei indirekte Freistöße musste der Schiedsrichter in den 90 Spielminuten geben. Nimmt Lehrbild man noch die Situationen hinzu, in de- nen der Unparteiische auf Vorteil ent- schied oder in denen bei Zweikämpfen auf „kein Foul“ zu entscheiden war, so kam der Schiedsrichter leicht auf 90 und mehr Situationen, in denen er zur Regel 12 gefordert wurde. Passionierte Statistiker wissen, dass auch in der Re- gionalliga, in den Spielen auf Verbands- ebene oder in den Kreisen nicht selten ähnliche Werte erreicht werden. Fundiertes Wissen gefordert Deutlich wird an diesen Zahlen, dass die Regel 12 eine zentrale Bedeutung im Regelwerk einnimmt. In den meis- ten anderen Spielregeln sind vor allem formale Vorgaben zu beachten. Hier aber ist der Unparteiische unmittelbar gefordert, hier muss er sein Durchset- zungsvermögen beweisen. Natürlich laufen die gedanklichen Abläufe bei Verstößen gegen diese gewichtige Spielregel in der Mehrzahl automati- siert ab. Der Schiedsrichter entschei- det auf Grund seiner Erfahrungen spontan, ohne zu überlegen. Nicht jede solche Situation kann vom Unpartei- ischen in Bruchteilen von Sekunden im Kopf ausführlich analysiert und erst dann nach langem Überlegen entspre- chend der Regel sanktioniert werden. Der Schiedsrichter gibt für ein Treten, ein Stoßen oder ein Halten gegen den Gegner eben den direkten Freistoß und das wird überwiegend von den Wenn bei Gefährlichem Spiel der Gegner getroffen wird, ist dies als Verbo- Spielern akzeptiert. tenes Spiel zu werten. Direkter Freistoß!

12 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG nen Disziplinarmaßnahmen. Diese darf an der Regel 12 zu einem tragenden der Schiedsrichter vom Betreten des Eckpunkt der Ausbildung geworden Dr. Markus Merk Spielfeldes bis zum Verlassen des Fel- ist. „Bei uns im Saarländischen FV des auch noch nach dem Schlusspfiff gehören die Inhalte der Regel 12 zu ausgezeichnet aussprechen. Das bedeutet, dass es den Schwerpunkten der Anwärter- auch dann eine Gelbe Karte geben Ausbildung“, sagt Ex-Bundesliga-Schieds- kann, wenn das Spiel durch den richter Gerhard Theobald, der im Saar- Schiedsrichter unterbrochen wurde land als Verbands-Schiedsrichter-Lehr- oder wenn sich Spieler außerhalb des wart fungiert. Spielfeldes unsportlich verhalten. Dort werden die Grundlagen dieser In einer Umfrage unter rund 70 Lehr- Spielregeln den Teilnehmern vermit- warten, Schiedsrichtern und Fußball- telt und an konkreten Beispielen unter funktionären wurde bei der Frage Einsatz von Videoszenen deutlich ge- nach der Bedeutung der Regel 12 vor macht. Später, bei den turnusmäßigen allem auf die Art der Vergehen hinge- Lehrabenden werden diese Kennt- wiesen. „Den Schiedsrichtern muss nisse dann mit Hinweisen zum Vorteil, klar gemacht werden, wann es einen zum verzögerten Pfiff und zum richti- direkten und wann einen indirekten gen Stellungsspiel vertieft und immer Freistoß gibt“, erklärten die meisten wieder beim Austausch von Erfahrun- Dr. Markus Merk und DFB-Präsi- von ihnen. Wichtig sei dabei zudem gen aus dem aktuellen Fußballgesche- dent Dr. Theo Zwanziger. eine einheitliche Regelauslegung. „Es hen aufgefrischt. Am Abend vor den DFB-Pokal-Endspielen darf nicht sein, dass bei genau der glei- Im Württembergischen FV wird dage- in Berlin ist Schiedsrichter Dr. Markus chen Situation einer Notbremse der gen ein solcher Anwärter-Lehrgang Merk von DFB-Präsident Dr. Theo Zwanzi- eine Schiedsrichter ,Gelb’ zieht und von der Regel 12 eingerahmt. „Nach ei- ger ausgezeichnet worden. Anlässlich der andere ,Rot’“, so der Tenor der Be- ner grundsätzlichen Hinführung zur der Wahl zum „Welt-Schiedsrichter des fragten. Tätigkeit als Schiedsrichter beginnen Jahres 2007“ erhielt der 46-Jährige von wir die eigentliche Arbeit an den Spiel- Informationen zur Aus- Dr. Theo Zwanziger im Rahmen der DFB- regeln mit der Regel 12“, so Lehrwart Pokal-Gala in der Hauptstadt ein hoch- und Weiterbildung Bernhard Gutowski. Zum Abschluss wertiges Präsent. Der Präsident nutzte der Ausbildung und damit zur Vorbe- Ergänzend zu diesen Angaben wiesen zudem die Gelegenheit und bedankte reitung auf die Prüfung zum Schieds- die Lehrwarte darauf hin, dass die Re- sich bei dem Pfälzer für dessen einzig- gel 12 eine Vielfalt von besonderen Be- richter würden die Lehrwarte dann noch einmal detailliert diese Spielregel artige Schiedsrichter-Karriere, die mit stimmungen beinhalten würde. Vom ansprechen. der gerade abgeschlossenen Saison zu Torwartspiel bis zu den Voraussetzun- Ende gegangen ist. gen für einen Strafstoß und vom Wurf- Und natürlich ist jeder Schiedsrichter vergehen bis zu den ergänzenden An- in jeder Spielklasse aufgefordert, sich Merk hatte sich bereits in den Jahren merkungen der FIFA und des DFB reicht wieder und wieder mit der Regel 12 2004 und 2005 bei den von der Interna- die ganze Palette der Regeldetails, die zu befassen. Denn detailliertes Wissen tional Federation of Football History & hier in die Lehrarbeit einzufließen hat. gibt Sicherheit – gerade auch auf dem Statistics (IFFHS) durchgeführten Wahl Dabei wurde deutlich, dass die Arbeit Platz! den Titel des „Welt-Schiedsrichters“ gesi- chert. Seit 1984 ist der passionierte Aus- dauersportler als DFB-Referee tätig, seit 1988 als Unparteiischer in der Bundes- Keine Angst vor dem Pfiff liga.

Nähere Hinweise zur Arbeit mit den Inhalten und der Umsetzung der Regel 12 Die Teilnahmen an den Weltmeisterschaf- gibt es im Lehrbrief 19, der im April erschienen ist. Die Verfasser weisen auf ten 2002 und 2006 sowie den Europameis- methodische Wege zur Arbeit mit großen Gruppen an den Lehrabenden terschaften 2000 und 2004, bei der er ebenso hin wie auf die Lehrarbeit mit kleineren Gruppen bei Lehrgängen und das Finale zwischen Griechenland und in der Talentförderung. Der Lehrbrief steht unter der Überschrift: „Regel 12 – Portugal (1:0) pfiff, gehörten zu den Lehrarbeit mit einem Cluster“. Höhepunkten in der Karriere des sieben- maligen „DFB-Schiedsrichters des Jah- Wie wichtig es ist, sich gerade mit dieser zentralen Regel immer wieder zu res“, der auch 1992 bei den Olympischen befassen, wissen Lehrwarte ganz genau. Denn nicht selten bekommen be- Spielen in Barcelona auflief. 2003 leitete sonders jüngere Schiedsrichter zunächst Hemmungen, bei Foulspiel oder Merk zudem das Champions-League-Finale Unsportlichkeiten in das Spiel einzugreifen. Sie haben Angst, bei Verstößen gegen die Regel 12 die Pfeife in den Mund zu nehmen und mögliche unpo- zwischen dem AC Mailand und Juventus puläre Entscheidungen zu treffen. Deshalb gehört zur Aus- und Fortbildung Turin in Manchester. der Schiedsrichter neben der Arbeit am Regelwerk die Persönlichkeitsschu- Die DFB-Schiedsrichter-Zeitung wird in lung. Nur starke Persönlichkeiten schaffen es, die Angst vor dem unpo- ihrer nächsten Ausgabe ausführlich auf pulären Pfiff zu überwinden und so das Fair Play auf dem Platz durchzuset- die glanzvolle Karriere von Markus Merk zen. eingehen.

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sicherlich keine Hilfe für die Schieds- richter, sondern macht die Leute nur Blick in die Presse verrückt. Da die Kameras nicht immer auf der Höhe des Geschehens stehen, Der Videobeweis mit sofortiger Bewer- ist diese Abseitslinie oftmals nicht tung durch Ober-Schiedsrichter dage- richtig, weil die Perspektive verzerrt gen zerstört das Spiel und ist keine ist. Wer entscheidet, wann der Ball ab- Hilfe für den Schiedsrichter. gespielt wurde? Oftmals wird die Linie eingeblendet, wenn der Ball schon ab- Welche Veränderungen wird es für den gespielt wurde oder aber wenn er noch Amateur- beziehungsweise professio- am Fuß des Passgebers ist. Ich glaube nellen Schiedsrichter bezüglich des Re- nicht, dass der Zeitpunkt der Ballab- gelwerks in absehbarer Zukunft geben? gabe, der für die Abseits-Entscheidung Das Interessante ist doch die Tatsa- entscheidend ist, jedes Mal zu hundert „Das macht die Leute che, dass die Regeln des Fußballs Prozent bei der Wiedergabe von TV- verrückt“ überall auf der Welt gleich sind. Dieser Zeitlupen-Aufnahmen oder Fernseh- Aspekt hat einen großen Anteil am Er- standbildern getroffen wird. Interview mit Volker Roth folg des Spiels. Dass es in Profi-Ligen Welche Hilfen wird ein Schiedsrichter bestimmte technische Hilfsmittel gibt, Nie zuvor wurden so viele technische in den nächsten zwanzig oder dreißig Neuerungen diskutiert, die vom hat nichts mit dem Regelwerk zu tun, Jahren zur Verfügung haben, um Fehl- Wunsch nach einem gerechten Spiel- welches die FIFA festlegt. Die Regeln entscheidungen zu reduzieren oder verlauf getragen sind. Doch was hält sind sowohl für den Amateur- als auch sogar rückgängig zu machen? den Profi-Bereich gleich, und ich kann Volker Roth, Deutschlands oberster So weit kann ich nicht denken, ich bin mir auch nicht vorstellen, dass sich Schiedsrichter, vom Videobeweis, Tor- doch kein Hellseher. Vielleicht kommt daran in absehbarer Zeit etwas ändern kameras und Chips im Schuh? es ja dazu, dass man gar keinen wird. Herr Roth, was halten Sie von techni- Schiedsrichter mehr braucht, wie das schen Hilfen für Schiedsrichter? Aber in Bezug auf technische Hilfsmit- zu Beginn des Fußballs der Fall war. tel ist der professionelle Fußball dem Dann gibt es auch keine Fehler mehr. Man muss unterscheiden zwischen Amateurfußball durch die TV-Kameras (lacht) den Dingen, die einem Schiedsrichter doch weit voraus. helfen, und denen, die ihm nicht hel- Das Spiel ist mit der Zeit immer fen. Das Head-Set zu Kommunikati- Dass Kameras technische Hilfsmittel schneller und athletischer geworden. onszwecken, der Chip im Ball oder zu- sind, wage ich zu bezweifeln. Wenn ich Wird es vielleicht irgendwann zu sätzliche Assistenten hinter oder ne- allein jedes Wochenende diese frag- schnell, um von einem Schiedsrichter- ben den Toren können nützlich sein. würdige Abseitslinie sehe, dann ist das Gespann geleitet werden zu können?

Wer sieht mehr, Kamera oder Schiedsrichter? Bei der verbreiteten TV-Gläubigkeit wird oft vergessen, dass auch feinste Elek- tronik das Spiel nur zweidimensional darstellt, während der Mensch außer Höhe und Breite die Tiefe als dritte Dimension für seine Entscheidung nutzt.

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Nein, das glaube ich nicht. Das Spiel ist italienische Referee ) auch sein Bruder Robert diesen Re- ohne jede Frage schneller geworden berühmter und damit dominanter als kord nicht knacken. Der 20-Jährige als vor zwanzig, dreißig Jahren, aber der zweite Mann. Zudem mussten die hat zwar den gleichen Werdegang im es gibt eben auch dynamische Gren- Schiedsrichter, die den Angriff zu kon- Eiltempo hinter sich gebracht und zen. trollieren hatten, immer rückwärts lau- pfeift ab der Saison 2008/2009 in der fen, was zu einer starken Belastung 2. Bundesliga. Er ist aber am 22. März Wäre es möglich, dass der Schiedsrich- und bei Collina zu einem Anschwellen geboren. Michael am 28. Januar: Da ter als Person in Zukunft von einem der Achillessehnen geführt hat. Teil- hat der Jüngere das Pech der späte- elektronischen System abgelöst wird? weise wurden in schwierigen Situatio- ren Geburt. Wenn der Erfolg des Fußballs auf der nen auch unterschiedliche Entschei- Thomas Roth ganzen Welt erhalten werden soll, dungen getroffen. Wir sind letztend- dann sind das Visionen, die nicht real lich zu dem Ergebnis gekommen, dass sind. das nicht funktioniert. Die Diskussion über strittige Entschei- Versetzen wir uns ins Jahr 2040. Wie dungen ist für viele Fans ein Aspekt, wird ein Spiel in der Fußball-Bundes- Der Irrweg der den Reiz des Spiels ausmacht? liga geleitet? Fehlurteile über vermeintliche Fehlur- Mir und uns ist es eigentlich lieber, Das kann ich nicht beurteilen. Ich bin teile von Fußball-Schiedsrichtern sind wenn über Schiedsrichter nicht disku- zuständig für die Gegenwart, und da schnell gefällt. Zu schnell, wie nun eine tiert wird. Aber das kann man nicht versuchen wir möglichst keine Fehler in der Schiedsrichter-Zeitung des DFB verhindern. Dass in Eckkneipen oder zu machen. Vielleicht fragen Sie mich veröffentlichte Analyse bewiesen hat. am Arbeitsplatz darüber diskutiert 2040 noch einmal. Erst dadurch, dass der berühmteste wird und die Journalisten für die Fans Das Interview führte Gereon Detmer deutsche Schiedsrichter sich im Spiel interessante Themen haben, ist für zwischen Werder Bremen und Borus- viele natürlich ein positiver Aspekt, sia Dortmund bei einem Tor von Mar- nicht aber für die Schiedsrichter. Sportmagazin kus Rosenberg mitsamt seines Assis- Welche Situationen können von einem kicker tenten geirrt zu haben schien und in der Folge eindringlich den Videobe- Schiedsrichter besser beurteilt wer- weis forderte, ist der Fall erst zu der- den als von einem elektronischen Zwei Brüder, artiger Prominenz gelangt. Zum Glück. Überwachungssystem? zwei Ausnahmetalente Denn es ist nach jüngsten Erkenntnis- Zunächst einmal: Mit den Kameras und sen zweifelhaft, dass der Videobeweis den Bildern kann ich leben. Nur dass Alles fing mit einem Brief an Eugen selbst in vermeintlich „hundertprozen- die Wahrheit nicht mehr das ist, was Strigel an, in dem ein Knirps dem DFB- tigen“ Fällen tatsächlich zu einem auf dem Platz gesehen wird, sondern Lehrwart schrieb, er wolle unbedingt über jeden Zweifel erhabenen „richti- allein das, was auf den Fernsehbildern Schiedsrichter werden. Seinen bisheri- gen“ Urteil kommt. Der Fall Rosen- gezeigt wird, ist nicht in Ordnung. Die gen Höhepunkt erfuhr dieser Herzens- berg/Merk zeigt, dass einer oder meh- Interpretation ist dann die Wahrheit wunsch zu Beginn der Saison rere Ober-Schiedsrichter große Ge- und nicht mehr das, was die Schieds- 2006/2007, als eben dieser Knirps, in- fahr liefen, unter Zeitdruck ein viel we- richter entschieden haben. Und die zwischen 25, mit 24 in der Bundesliga niger entschuldbares Fehlurteil zu Kritik wird mir dann oft zu persönlich. eingesetzt wurde. Rekord! So jung hat treffen. Schließlich müssen sie ja in- dies in Deutschland noch keiner ge- Ist die moderne Technik Fluch oder Se- nerhalb kürzester Zeit der Spielunter- schafft. gen für den Schiedsrichter? brechung, die sicher zwei Minuten Michael Kempter heißt das Ausnahme- nicht großartig übersteigen dürfte, Wenn die Technik das Spiel nicht ka- talent an der Pfeife, das alle unteren entscheiden. puttmacht, wie der Videobeweis, son- Ligen im Expresstempo durchlaufen dern dem Schiedsrichter eine korrekte Die jetzt veröffentliche Studie eines hat, nachdem er mit zwölf und mithilfe Entscheidung ermöglicht, wie etwa der nach erster, oberflächlicher Ansicht einer Sondergenehmigung Unpartei- Chip im Ball, ist das positiv zu bewer- vorgeblich klar irregulären Tores lässt ischer wurde. Siegfried Knoll, Bezirks- ten. Alles was dem Schiedsrichter hilft, aber den Schluss zu, dass derartige Obmann am Bodensee, wurde auf ohne die Dynamik und den Fluss des Entscheidungen nur aufgrund der ein- Kempter aufmerksam, empfahl ihn Spiels zu gefährden, wird befürwortet. gehenden Analyse von Bildern aus Südwest-Verbandschef Manfred Schätzle. verschiedenen Perspektiven getroffen Was halten Sie von der Idee zwei Unter deren Betreuung stieg der junge werden können. Selbst nach stunden- Schiedsrichter pro Spiel einzusetzen? Mann am Ende jeder Saison auf, bis langer Wiederholung kann sich kein zur 2. Bundesliga. „Wichtig war, dass Ich habe selbst im Jahr 2000, als ich unzweifelhaft eindeutiges Urteil erge- ich stets ältere Kollegen im Team noch in der FIFA-Schiedsrichter-Kom- ben. Ergo: Es ist dringend an der Zeit, hatte“, weist Kempter, der auch in der mission war, mit meinen schwedischen TV-Beweise mit Standbildern und digi- jeweils höheren Klasse an der Linie Er- taler Aufbereitung kritischer zu be- Kollegen Björck neun Spiele des italie- fahrungen sammelte, auf eine flankie- trachten. Die Wahrnehmung ist oft nischen Pokals beobachtet, die mit rende Maßnahme hin. ganz anders als die Wahrheit. zwei Schiedsrichtern geleitet wurden. Bei unseren Beobachtungen war ein Weil ein solcher Durchmarsch kaum Jan Christian Müller Schiedsrichter (Anm.: der ehemalige schneller zu schaffen ist, wird wohl

15 Zahl der Schiedsrichter zu erhöhen 78.617 Schiedsrichter aktiv und möglichst wenige ausgebildete Schiedsrichter und Schiedsrichterin- Exakt 78.617 Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter sind in den Landesver- nen zu verlieren, geht der DFB-Schieds- bänden des DFB gemeldet. Dies geht richter-Ausschuss neue Wege. Seit ei- aus der diesjährigen Schiedsrichter- nigen Monaten läuft bundesweit die Statistik des Deutschen Fußball-Bun- DFB-Aktion „Faszination Schiedsrich- des hervor. Im Vergleich zum Vorjahr ter“. Mit Postern, auf denen EM- bedeutet diese Zahl ein Minus von Schiedsrichter Herbert Fandel die viel- 1.298. Die meisten Unparteiischen fältigen Aufgaben eines Unpartei- gehören dem Bayerischen Fußball- ischen symbolisiert, wird um Nach- Verband (15.127) an, es folgen Nieder- wuchs geworben. Von einer Arbeits- sachsen (11.579), Württemberg (6.973) gruppe des DFB waren dazu zwei Wett- und Hessen (6.829). 63.265 Schieds- bewerbe entwickelt worden. Alle Schieds- richter sind über 18 Jahre und 13.166 richterinnen und Schiedsrichter, Ver- sind unter 18, darüber hinaus gibt es einigungen oder Gruppen waren auf- 2.186 weibliche Unparteiische. gerufen, ihre Ideen mitzuteilen, die zu „Unser Ziel bleibt weiterhin, zumin- einer Stärkung des Ansehens der Un- dest alle Spiele im Senioren-Bereich parteiischen führen. Publikationsmit- mit geprüften Schiedsrichtern zu be- tel für diesen Wettbewerb ist die DFB- setzen“, äußert Volker Roth, der Vor- Schiedsrichter-Zeitung, in der die Bei- sitzende des DFB-Schiedsrichter-Aus- träge veröffentlicht und die besten Vor- schusses, zu den aktuellen Zahlen. schläge ausgezeichnet werden. Im Rahmen seiner Bemühungen, die Klaus Koltzenburg

DFB-Schiedsrichter-Statistik 2008

Aktuelle Schiedsrichter-Zahlen Schiedsrichter-Ausbildung Vergleich zum Vorjahr Verband Männliche Schiedsrichter Weibliche SR Gesamtzahl im Jahr 2007 2006 Vergleich über 18 unter 18 ausgebildet ausgebildet absolut Bremer FV 389 255 31 675 130 120 10 Hamburger FV 2.845 874 158 3.877 388 450 -62 Niedersächsischer FV 8.839 2.297 443 11.579 1.285 1.651 -366 Schleswig-Holstein. FV 1.426 411 62 1.899 334 378 -44 Norddeutscher FV 13.499 3.837 694 18.030 1.837 2.599 -762 FLV Westfalen 4.612 1.043 193 5.848 722 649 73 FV Niederrhein 2.376 631 67 3.074 512 598 -86 FV Mittelrhein 1.519 660 66 2.245 342 300 42 Westdeutscher FLV 8.507 2.334 326 11.167 1.576 1.547 29 Bayerischer FV 12.618 2.135 374 15.127 1.080 1.280 -200 Badischer FV 1.285 239 39 1.563 175 155 20 Südbadischer FV 1.135 279 30 1.444 176 193 -17 Hessischer FV 6.009 655 165 6.829 526 712 -186 Württembergischer FV 5.528 1.284 161 6.973 772 792 -20 Süddeutscher FV 26.575 4.592 769 31.936 2.729 3.132 -403 FV Rheinland 1.436 203 26 1.665 129 180 -51 Südwestdeutscher FV 1.700 550 36 2.286 210 250 -40 Saarländischer FV 1.076 168 45 1.289 118 96 22 FRV Südwest 4.212 921 107 5.240 457 526 -69 Berliner FV 907 193 35 1.135 109 179 -70 FLV Brandenburg 1.823 253 46 2.122 232 210 22 LFV Mecklenburg/Vorp. 996 232 19 1.247 125 166 -41 FLV Sachsen 3.053 456 81 3.590 455 455 0 FV Sachsen-Anhalt 1.806 138 54 1.998 248 488 -240 Thüringer FV 1.887 210 55 2.152 233 267 -34 Nordostdeutscher FV 10.472 1.482 290 12.244 1.402 1.765 -363 Gesamt DFB 63.265 13.166 2.186 78.617 8.001 9.569 -1.568 Gesamt Vorjahr 63.696 14.093 2.126 79.915 Vergleich absolut -431 -927 60 -1.298 Vergleich in % -0,68% -6,6% 2,8% -1,62%

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aber nicht verhindern, dass der Eugen Ball trotzdem ins Tor geht. Welche Strigel Entscheidungen muss der Schieds- Regelfragen richter treffen? ? 7. In der 90. Spielminute schlägt ein Torhüter während des laufenden Bisher hatte Peter Gabor die Regelfragen für die DFB-Schiedsrichter-Zeitung zu- Spiels im eigenen Strafraum einen sammengestellt. Er ist als Mitglied aus dem Lehrstab ausgeschieden. An dieser Gegenspieler. Der Assistent hebt Stelle Peter Gabor ein herzliches Dankeschön für die geleistete Arbeit im Lehrstab sofort die Fahne. Der Schiedsrich- und dabei insbesondere im Bereich der Regelfragen-Bearbeitung. Mit Beginn der ter beendet das Spiel jetzt und neuen Saison werde ich jetzt die Fragen für die Schiedsrichter-Zeitung erstellen. sieht erst danach das Fahnenzei- Wolfgang Mierswa wird in diesem Bereich verstärkt mitarbeiten. chen. Nach dem Schlusspfiff be- Obwohl sich für die kommende Saison keine nennenswerte Regeländerungen gibt er sich sofort zu seinem Assis- ankündigen, hat die FIFA mitgeteilt, das Regelheft grundlegend zu überarbeiten. tenten, der ihn über den Vorfall in- Wir werden sehen, wo sich vielleicht doch wieder die eine oder andere geänderte formiert. Welche Entscheidungen Interpretation versteckt. muss der Schiedsrichter jetzt tref- fen? Am 24./25. April 2008 fand in Bern eine Sitzung von Regelexperten aus verschie- denen Ländern Europas statt. Hier konnte bei einigen umstrittenen Punkten eine 8. Während einer Einwurf-Ausführung einheitliche Auslegung erzielt werden. Diese bisher teilweise umstrittenen Inter- verkürzt ein Gegenspieler den Ab- pretationen werde ich jetzt hier bei diesen Regelfragen behandeln und klarstellen. stand auf einen Meter. Der Ball kommt dabei ins Spiel, bevor der Schiedsrichter eingreifen kann. 1. Ein verletzter Angreifer befindet ler an den Kopf. Welche Entschei- Der einwerfende Spieler wird be- sich außerhalb des Spielfelds ne- dungen muss der Schiedsrichter hindert. Welche Maßnahmen muss ben dem Tor. Aus Verärgerung treffen? der Schiedsrichter treffen? wirft ihm der Torhüter einen Ge- 6. Ein Auswechselspieler, der sich genstand (hier Trinkflasche) hef- 9. Unmittelbar am Strafraum wird tig gegen den Körper. Das Spiel hinter seinem eigenen Tor warm ein Angreifer von einem Abwehr- war zu diesem Zeitpunkt nicht un- macht, sieht, wie ein Ball auf das spieler regelwidrig zu Fall gebracht. terbrochen. Welche Entscheidun- leere Tor fliegt. Daraufhin läuft Der Schiedsrichter ist sich nicht gen muss der Schiedsrichter tref- der Auswechselspieler auf das ganz sicher, ob das Foul innerhalb fen? Spielfeld, kann den Ball auch noch oder außerhalb des Strafraums erreichen und berührt ihn. Er kann stattfand, entscheidet trotzdem 2. Ein Auswechselspieler steht außer- halb des Spielfelds und wirft während des laufenden Spiels ei- nen Gegenstand einem auf dem Lehrbild Spielfeld stehenden Gegenspieler heftig an den Kopf. Welche Ent- scheidungen muss der Schieds- richter treffen? 3. Ein Auswechselspieler steht außer- halb des Spielfelds und wirft während des laufenden Spiels ei- nen Ersatzball einem auf dem Spielfeld stehenden Mitspieler heftig an den Kopf. Welche Ent- scheidungen muss der Schieds- richter treffen? 4. Ein Torhüter wirft während des laufenden Spiels einen Gegen- stand einem Gegenspieler, der außerhalb des Strafraums steht, heftig gegen den Köper. Welche Entscheidungen muss der Schieds- richter treffen? 5. Ein Torhüter nimmt während des laufenden Spiels außerhalb des Strafraums einen Gegenstand in die Hand und wirft ihn einem im Der Schiedsrichter fragt den Spieler, ob er eine Behandlung wünscht oder Strafraum stehenden Gegenspie- weiterspielen kann. Dieses Verhalten ist richtig.

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spontan auf Strafstoß und läuft 17. Ein bereits verwarnter Spieler be- Freistoß von außerhalb des Straf- Richtung Strafstoßmarke. Da be- geht ein weiteres verwarnungs- raums zu seinem Torhüter. Jetzt merkt er ein deutliches Zeichen würdiges Foulspiel. Der Schieds- sieht der Abwehrspieler, dass der seines Assistenten, dass das Foul richter erkennt aber einen Vorteil Ball nicht vom Torhüter erreicht außerhalb des Strafraums er- für die gegnerische Mannschaft werden kann, sondern ein gegneri- folgte. Wie soll der Schiedsrichter und lässt das Spiel weiterlaufen, scher Angreifer den Ball erreichen entscheiden? um in der nächsten Spielunterbre- wird. Deswegen läuft der Frei- chung dann mit „Gelb/Rot“ den stoßschütze zum Ball, erreicht ihn 10. Ein direkter Freistoß für die an- Spieler des Feldes zu verweisen. auch vor dem Angreifer, kann den greifende Mannschaft wird in Ist dies möglich, oder muss der Ball aber nur noch ins eigene Tor Strafraumnähe schnell ausge- Schiedsrichter das Spiel sofort un- lenken. Welche Entscheidung muss führt, obwohl sich die Abwehrspie- terbrechen? der Schiedsrichter treffen? ler noch nicht auf die Freistoß- Ausführung eingestellt haben. Der 18. Nach 90 Spielminuten zeigt der Ball geht unberührt ins Tor. Der Schiedsrichter an, dass er zwei Mi- 20. Ein weiter Ball kommt zum Torhü- Schiedsrichter befand sich nicht nuten nachspielen lassen wird, da ter, der den Ball zwar aufnehmen unmittelbar bei den Spielern und die Gäste mehrfach die Zeit verzö- könnte, ihn aber von den Hand- hatte auch keinerlei Zeichen gege- gert hatten. Kurz danach erzielen flächen abklatschen lässt. Anschlie- ben. Nach der Torerzielung protes- die Platzherren die 1:0-Führung. ßend führt er den Ball mit den Füßen bis zur Strafraumlinie, nimmt tieren die Abwehrspieler. Wurde Kann der Schiedsrichter das Spiel ihn mit den Händen auf und schlägt das Tor korrekt erzielt? jetzt sofort beenden? ihn ab. Wie muss der Schiedsrichter 11. Bei einer Strafstoß-Ausführung 19. Ein Abwehrspieler spielt einen entscheiden? bleibt der Schütze etwa einen Me- ter vor dem Ball kurz stehen, irri- tiert damit den Torhüter und Lehrbild schiebt den Ball anschließend ins Tor. Wie hat der Schiedsrichter zu entscheiden? 12. Darf Schmuck mit Klebeband ab- gedeckt werden? 13. Vor der Ausführung eines Frei- stoßes läuft ein Abwehrspieler zu früh aus der „Mauer“. Dem Schüt- zen gelingt es trotzdem, ein Tor zu erzielen. Wie hat der Schiedsrich- ter zu entscheiden? 14. Unmittelbar vor dem Assistenten hält bei einer Freistoß-Ausführung ein Abwehrspieler die vorgeschrie- bene Entfernung nicht ein. Dem As- sistenten gelingt es nicht, den Ab- wehrspieler auf die richtige Entfer- nung zu bringen. Wie sollen sich der Assistent und der Schiedsrichter verhalten? 15. Nach einer Torerzielung stellt der Schiedsrichter fest, dass sich von dieser Mannschaft ein Auswech- selspieler auf dem Spielfeld be- fand. Wie muss der Schiedsrichter entscheiden? 16. Bei der Ausführung eines indirek- ten Freistoßes innerhalb des geg- nerischen Strafraums berührt der erste Spieler den Ball, der sich nur ein klein wenig bewegt. Ein Mit- spieler schießt den Ball ins Tor. Welche Entscheidung muss der Da der Gegenspieler getroffen wird, handelt es sich um Verbotenes Spiel. Schiedsrichter treffen? Eine Persönliche Strafe scheint nicht erforderlich. Direkter Freistoß!

18 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG Antworten auf die Regelfragen 1. Rote Karte gegen den Torhüter. eine Persönliche Strafe! ausge- tragen noch diesen gegebenen- Spielfortsetzung indirekter Frei- sprochen oder der Abstand der falls mit Klebeband abdecken. stoß, wo sich der Ball bei der Spiel- „Mauer“ hergestellt wurde. Wich- unterbrechung befand. tig dabei ist natürlich auch, dass 13. Das Tor wird anerkannt. Auf die beispielsweise nicht der Schieds- Gelbe Karte wird verzichtet, da ein 2. Rote Karte gegen den Auswech- richter mit den Abwehrspielern Tor erzielt wurde und der Freistoß selspieler. Indirekter Freistoß, wo spricht und sie vom Spielgesche- nicht wiederholt werden muss. sich der Ball bei der Spielunterbre- hen ablenkt. chung befand. 14. Wenn es dem Assistenten nicht 11. Wiederholung des Strafstoßes und gelingt, den Abwehrspieler auf die 3. Rote Karte gegen den Auswech- Gelbe Karte für den Schützen we- richtige Entfernung zu bringen, selspieler. Indirekter Freistoß, wo gen einer Unsportlichkeit (un- muss er die Fahne heben. Der sich der Ball bei der Spielunterbre- sportliche Täuschung). chung befand. Schiedsrichter muss dann an den 12. Nein, das Abdecken von Schmuck Freistoßort laufen und den Ab- 4. Rote Karte gegen den Torhüter. mit Klebeband ist nicht gestattet. wehrspieler zwingend verwarnen. Direkter Freistoß am Tatort, also Auch der Schiedsrichter darf Eine Ermahnung reicht nicht mehr wo der Spieler getroffen wurde. (außer einer Uhr) weder Schmuck aus. 5. Rote Karte gegen den Torhüter. Strafstoß. Der Tatort ist dort, wo der Spieler getroffen wurde. Lehrbild 6. Gelbe Karte gegen den Auswech- selspieler. Das Tor ist anzuerken- nen (Vorteil). In Regel 3 gibt die FIFA vor, dass eine Unterbrechung nicht umgehend erfolgen muss, wenn der Schiedsrichter die Vor- teilregel anwenden kann. 7. Rote Karte gegen den Torhüter. Die Strafgewalt des Schiedsrich- ters endet erst mit Verlassen des Spielfelds. Daher ist eine Diszipli- narstrafe noch möglich. Ein Straf- stoß kann dagegen nicht mehr verhängt werden, da mit dem Schlusspfiff das Spiel beendet ist. 8. Gelbe Karte gegen den Gegenspie- ler. Indirekter Freistoß für die ein- werfende Mannschaft. Beim Ein- wurf ist ein Mindestabstand von zwei Metern einzuhalten. Falls dies nicht geschieht, handelt es sich um eine Unsportlichkeit. 9. Zunächst hat der Schiedsrichter den Fehler gemacht, dass er spon- tan auf Strafstoß entschieden und erst dann den Blick zum Assisten- ten gerichtet hatte. Da er sich bei seiner Entscheidung nicht absolut sicher war, sollte er seine Ent- scheidung korrigieren und auf di- rekten Freistoß für die Angreifer entscheiden. 10. Das Tor wurde korrekt erzielt. Ein Freistoß muss nur dann mit Pfiff Dieses unsportliche absichtliche Handspiel muss neben der Spielstrafe mit freigegeben werden, wenn zuvor einer Verwarnung bestraft werden.

19 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG

15. Befindet sich zum Zeitpunkt der Torerzielung ein zusätzlicher Spieler, Kurs für Futsal- Schiedsrichter Auswechselspieler, ausgewechsel- ter Spieler oder Team-Offizieller 40 europäische Futsal-Unparteiische fanden sich Ende März zum dritten auf dem Spielfeld, so wird das Tor UEFA-Kurs für Futsal-Schiedsrichter in Helsinki ein und erhielten nützliche nicht anerkannt und das Spiel mit Ratschläge zur richtigen Vorbereitung und effizienten Spielleitung. Die UEFA einem indirekten Freistoß aus dem Torraum fortgesetzt. ist sich bewusst, dass Futsal eine besondere Art des Fußballs ist und die Schiedsrichter eine spezifische Betreuung und Ausbildung benötigen. 16. Das Tor ist anzuerkennen. Es genügt, wenn sich der Ball bei ei- Werner Helsen, der UEFA Fitness-Experte, unterzog die Unparteiischen dem nem indirekten Freistoß bewegte FIFA-Fitness-Test für Futsal-Schiedsrichter. Integriert in den Fitness-Test und dann noch von einem anderen Spieler berührt oder gespielt wurden auch die Vor- und Nachbereitung auf den Fitness-Test sowie spezifi- wurde. sche Trainingsmodelle. Weitere Referate und Diskussionspunkte waren Aus- 17. Regeltechnisch ist es möglich, den führungen zum Stellungsspiel, die Interpretation und Auslegung der Spielre- Vorteil anzuwenden und in der geln sowie der Einsatz von Gelben und Roten Karten. Ziel des Lehrgangs war nächsten Spielunterbrechung die es, eine einheitliche Regelauslegung bei UEFA-Wettbewerben zu erreichen. erforderliche Persönliche Strafe Zudem sollen die Unparteiischen als Multiplikatoren in ihren Landesverbän- (Disziplinarstrafe) auszusprechen. den tätig sein, um auch hier eine einheitliche Regelauslegung zu gewährleisten. Wir geben aber die Anweisungen und den Ratschlag, in solchen Fäl- Stephan Kammerer len mit der Vorteilanwendung sehr sorgsam umzugehen. Bei Gelben Karten wird es wohl kein größeres Problem darstellen. Bei erforderli- chen Gelb/Roten oder gar Roten Karten sollte der Vorteil nur dann Lehrbild angewendet werden, wenn er in den nächsten Sekunden eintritt und der Schiedsrichter, falls der Vorteil nicht eintritt, gegebenen- falls zurückpfeifen kann. 18. Nein. Angezeigte Nachspielzeit muss der Schiedsrichter auch tatsächlich nachspielen lassen und kann sie nicht abkürzen. Verlän- gern kann er sie dagegen, wenn sich in der Nachspielzeit weitere Zeitverzögerungen ergeben (Ver- letzungen, Auswechslungen usw.). 19. Tor. Anstoß. Das zweimalige Spie- len des Balles stellt zwar eine Re- gelwidrigkeit dar, aber im Sinne der Vorteilanwendung ist auf Tor zu entscheiden. Nach der Freistoß- Ausführung war der Ball korrekt im Spiel, daher ist eine Vorteil-Anwen- dung möglich und richtig. 20. Diese Spielweise ist nicht erlaubt. Indirekter Freistoß gegen den Tor- hüter ist die richtige Entscheidung. Das Abklatschen des Balles gilt als Freigabe nach kontrollierter Ball- aufnahme durch den Torhüter. Da- nach darf er den Ball erst wieder mit den Händen berühren, wenn ihn ein anderer Spieler berührt oder gespielt hat (dabei ist aber die Der Ellenbogenstoß bei diesem Zweikampf muss unbedingt mit einer Per- „Rückpassregel“ zusätzlich zu be- sönlichen Strafe geahndet werden. achten).

20 Fandel, Kadach, Wezel – ein Top-Team bei der EM Ein Report von Lutz Lüttig und Thomas Roth

Bei ihrer ersten Austragung 1960 hieß die Europameisterschaft noch „Europa- pokal der Nationalmannschaften“, und das Interesse daran hielt sich in engen Grenzen. Weder die Bundesrepublik noch England, Italien oder die Niederlande nahmen an dem Wettbewerb teil, der bis inklusive des Viertelfinals mit Hin- und Rückspiel im Europapokal-Format ausgetragen wurde. Das Endrundenturnier der letzten vier Mannschaften gewann die UdSSR (2:1 gegen Jugoslawien), Schiedsrichter des Finales in Paris war Arthur Ellis aus England. Ein deutscher Unparteiischer war damals in Frankreich nicht dabei. 48 Jahre später heißt das Viel gefragt: Herbert Fandel war auch Turnier offiziell wiederum nicht Europameisterschaft, sondern EURO 2008. In- beim UEFA-Lehrgang in Regensdorf zwischen ist aber die Aufmerksamkeit für dieses Ereignis riesengroß. Deutsch- (Schweiz) ein begehrter Gesprächs- land ist dabei - mit seiner Nationalmannschaft, die zu den Favoriten gehört und partner der Medien. Freundlich und mit einem erstklassigen Schiedsrichter-Team. Die Schiedsrichter-Zeitung stellt meinungsfreudig wie immer gab er das deutsche Trio Herbert Fandel, Carsten Kadach und Volker Wezel vor. Auskunft.

Entscheidungen scheut. Wie zum Bei- spiel beim Pokal-Achtelfinale Dort- mund gegen Bremen im Januar 2008, als der BVB vor 64.000 Zuschauern acht Minuten vor Schluss bereits 2:0 führte. Doch der Unparteiische musste noch zwei Elfmeter gegen die Heim- mannschaft verhängen, den ersten verwandelte Diego, mit dem zweiten scheiterte der Bremer an BVB-Torwart Ziegler. Prickelnd auch die Ausgangssituation des EM-Qualifikationsspiels Frankreich gegen Italien am 6. September 2006 in Paris. „WM-Revanche“ hieß das Schlagwort nur knapp zwei Monate später, nachdem sich diese beiden Kontrahenten im Finale von Berlin ge- genüber gestanden hatten. Wie wür- den die Franzosen auf ihre Niederlage reagieren? Und auf Marco Materazzi? Der beinharte italienische Verteidiger hatte den von der gesamten „Grande Nation“ vergötterten Superstar Zine- dine Zidane in der Verlängerung mit hässlichen Worten derart provoziert, dass dieser sich in seinem allerletzten Volle Konzentration auf die schwierige Aufgabe. Unser EM-Team Herbert Fandel, Spiel mit einem Kopfstoß revanchierte Carsten Kadach (links) und Volker Wezel bot beim Champions-League-Halbfinale und anschließend, mit „Rot“ bedacht, Manchester United gegen FC Barcelona eine glänzende Leistung. wie ein geprügelter Hund vom Platz schlich. „Gefürchtet habe ich mich b Bundesliga, DFB-Pokal oder Cham- bul. Da ist es natürlich klar, dass der noch nie vor einem Spiel. Ich bin über Opions League - überall, wo brisante Leiter einer Musikschule zum erlauch- beide Mannschaften gut informiert, Top-Spiele anstehen, kommt Herbert ten Kreis der zwölf Unparteiischen die Spieler kennen mich gut und ich Fandel zum Einsatz. Zuletzt leitete der gehört, die mit ihren Teams bei der bin fit“, sagte Herbert Fandel vor dem Anpfiff selbstbewusst. Die 90 Minuten, 44-Jährige aus Kyllburg das Halbfinal- EURO 2008 zum Einsatz kommen. Rückspiel in Europas Königsklasse zwi- die er abgeklärt und ohne nennens- schen Manchester United und dem FC Weniger spektakulär als die Spiele ist werte Zwischenfälle über die Bühne Barcelona, eine Runde zuvor die Partie Fandels Arbeitsweise auf dem Platz. brachte, bestätigten ihn in seiner Auf- FC Chelsea gegen Fenerbahce Istan- Wobei er sich nicht vor unpopulären fassung.

21 FC Liverpool (2:1) in Athen nur rund ein Jahr später. Dass ein Schiedsrichter in- nerhalb von zwölf Monaten auf europäi- scher Ebene zwei derart exponierte Partien leitet, war und ist völlig unge- wöhnlich. Noch im März 2007 hatte Volker Roth als Vorsitzender der UEFA-Schiedsrich- ter-Kommission eine Berücksichtigung Fandels für dieses Finale nahezu ausge- schlossen. Natürlich nicht, weil er ihm dies nicht zutraute, sondern weil ein er- neuter Einsatz eines Deutschen ihm selbst verbandspolitisch schwierig er- schien. Doch seine eigene Kommission wischte Roths Bedenken vom Tisch, in- Hilfsbereit: Deutschlands Nr. 1 erkun- Gute Laune: Trotz aller Konkurrenz - dem sie einstimmig für den Mann aus digt sich beim Champions-League- Europas Top-Schiedsrichter verstehen Kyllburg votierte. Der sagt jetzt: „Ich Spiel Chelsea gegen Fenerbahce, ob sich wirklich prächtig, so wie hier Her- bin schon stolz darauf, dass ich für Didier Drogba eine Behandlung bert Fandel und der Schwede Peter diese beiden Endspiele nominiert braucht oder sofort weiter spielen Fröjdfeldt beim Aufwärmen. wurde, obwohl ich eigentlich die Num- kann. mer zwei eines Landes war.“ Denn zu Auf dem Platz ein ausgezeichneter diesem Zeitpunkt galt noch Dr. Markus Landkreis Bitburg/Prüm, alles organi- Stratege, erspürt der Schiedsrichter Merk, der inzwischen seine nationale siert und geregelt. „Dies habe ich mit mit der Pianisten-Ausbildung wie kaum wie internationale Karriere beendet Landrat Roger Graef abgesprochen, ein Zweiter die Strömungen eines hat, als Deutschlands Top-Mann. von dem ich schon seit Jahren die volle Spiels und erfasst intuitiv, ob er die Zü- Unterstützung für meine Schiedsrichte- gel anziehen muss oder ob er sie locker Herbert Fandel - rei erhalte. Er ist auf meine Teilnahme lassen kann. „Er ist eben eine große längst ist er europaweit der an der EM eingestellt, und ich bin für Persönlichkeit“, sagt Volker Roth. Diese Mann für alle Fälle. alle erforderlichen Termine freige- Einschätzung dokumentierte der DFB stellt.“ Natürlich will er möglichst lange Allein die Teilnahme an einem großen unter anderem dadurch, dass er mit beim Turnier bleiben, einen eventuellen Turnier fehlt trotz herausragender Ein- Fandel zum ersten Mal seit 1970 einem Lagerkoller durch die lange gemein- zelereignisse noch immer in Herbert Schiedsrichter zwei Mal (2004 und same Zeit des Hotellebens fürchtet er Fandels Schiedsrichter-Vita. Das ändert 2006) das DFB-Pokalfinale anver- nach den Erfahrungen des April-Lehr- sich nun. Die Vorbereitung auf die traute. Die Fähigkeit, in schwierigen Si- gangs nicht: „Die Kameradschaft war EURO ist für ihn und seine beiden Assis- gut, in unserem Team sind unterschied- tuationen kühlen Kopf zu behalten und tenten Carsten Kadach und Volker We- souverän zu reagieren, brachte ihm liche Charaktere und, menschlich gese- zel abgeschlossen. Bei einem Lehrgang hen, einige richtige Kanonen dabei.“ aber nicht nur diese nationalen Top-No- im schweizerischen Regensdorf Mitte minierungen ein. 2006 wurde er beim April wurden die zwölf Schiedsrichter- Bis zum 22. Juni beziehen die Unpartei- UEFA-Pokalfinale FC Sevilla gegen Teams auf ihre körperliche Fitness getes- ischen im Hotel Mövenpick in Regens- FC Middlesbrough (4:0) in Eindhoven tet und für ihre Aufgaben beim Turnier dorf bei Zürich Quartier. Danach steht, eingesetzt. Eine noch deutlichere Aus- vorbereitet. Von den sechs wichtigen zum ersten Halbfinale, der Umzug ins zeichnung für Herbert Fandel und da- Punkten, auf die sie nach Auffassung Hotel Renaissance Penta in Wien an – mit auch für die deutsche Auffassung, der UEFA verstärkt achten sollen (siehe allerdings nur für diejenigen Unpartei- ein Spiel zu leiten, war die Berufung für Extra-Text), liegen Herbert Fandel zwei ischen, deren Ländermannschaften das Endspiel der Champions League besonders am Herzen: „Wenn Spieler nicht mehr im Turnier vertreten sind. zwischen dem AC Mailand und dem zu heftig protestieren, müssen wir ein Alle anderen müssen notgedrungen die öffentliches Zeichen setzen, um dies zu Heimreise antreten, weil sie ohnehin Konzentration: Während die Bayern- unterbinden. Der zweite Punkt sind Si- nicht mehr zum Einsatz kommen. Für Spieler van Buyten, Lucio und Demiche- mulationen, denn sie sind der Versuch, Herbert Fandel kein Problem: „Ich wün- lis (von links) noch schimpfen (wohl eher Schiedsrichter, Gegner und Fans zu be- sche Jogi Löw und seinem Kader jeden auf sich selbst als auf den Schiedsrich- trügen. Dies müssen wir hart bestrafen, möglichen Erfolg. Denn ich bin schon ter), konzentriert sich Herbert Fandel denn nur so hört diese Unsitte auf.“ Al- seit vielen, vielen Jahren ein Fan der längst auf die Spielfortsetzung. lerdings, und darauf legt der deutsche deutschen Nationalmannschaft.“ Topmann besonderen Wert, gibt der eu- Und für den vierten EM-Titelgewinn ei- ropäische Verband keine ganz engen nes Teams mit dem Bundesadler auf Strategien vor, sondern lässt einen per- der Brust würde der Aktivensprecher sönlichen Ermessensspielraum zu. der DFB-Schiedsrichter auch auf eine Was die auflaufenden Fehlzeiten an sei- eigene Finalteilnahme verzichten – denn ner Musikschule angeht, hat Herbert wie es ist, ein Endspiel zu leiten, das Fandel mit seinem Arbeitgeber, dem weiß Herbert Fandel bereits.

22 Abseitsstellungen erfordert zusätzlich Doppel-Interview mit Carsten Kadach und Volker Wezel ein noch konzentrierteres Agieren an der Linie („wait and see“). Durch die 11 Fragen an die Assistenten Wandlung des „Linienrichters“ in den „Schiedsrichter-Assistenten“ wurde unser Aufgabenfeld deutlich erweitert, Seit 15 Jahren betreten sie an der Kadach: Es hat in den letzten Jahren was uns viel stärker in die Verantwor- Seite des Schiedsrichters die Bundes- enorm an Schnelligkeit, Dynamik und tung nimmt. liga-Spielfelder: Carsten Kadach (44) Athletik zugenommen, was auch die und Volker Wezel (42) sind unglaublich Anforderungen an die Assistenten Was ist die wichtigste Eigenschaft ei- erfahren an der Linie. Die beiden Assis- sehr erhöht hat. Hinzu kommt die nes Top-Assistenten? tenten von Herbert Fandel bringen es starke Medienpräsenz, die unsere Auf- zusammen auf 424 Bundesliga-, 92 Eu- gabe sehr gläsern gemacht hat. Kadach: Ein Spiel „lesen“ zu können ropapokal- und 45 Länderspiele. „Die und sich in die Spielführung des Wezel: Das Spiel ist viel schneller und beiden kann nichts erschüttern“, sagt Schiedsrichters perfekt mit einzubrin- körperbetonter geworden und hat sich Fandel. „Sie geben mir die Sicherheit, gen. Dazu hohe Konzentrationsfähig- auch taktisch stark verändert. Allein dass uns als Team während des Spiels keit und Gelassenheit. durch die Umstellung der Abwehr- nichts entgeht.“ Natürlich ist auch für formationen auf Dreier- beziehungs- Wezel: Nervenstärke, Ruhe, Fitness. Kadach und Wezel die Europameister- weise Vierer-Ketten gibt es für die schaft ein Höhepunkt ihrer Karriere. Wie viel ist bei engen Entscheidungen Assistenten viel mehr knappe Abseits- „Erkennen“, wie viel „Intuition“ bezie- Welches war Euer erstes Spiel bei Her- entscheidungen als früher. Die Stür- hungsweise „Erfahrung“? bert Fandel? mer und Abwehrspieler rochieren un- unterbrochen, so dass die Assistenten Kadach: Mit zunehmendem „Dienst- Kadach: 1. FC Köln - FC Bayern Mün- deutlich mehr gefordert werden. Eine alter“ bekommt die Erfahrung eine chen am 20. September 1997. veränderte Auslegung der strafbaren immer größer werdende Bedeutung. Wezel: VfL Bochum - 1. FC Kaiserslau- tern am 6. November 2004. Was ist die größte Stärke des „Chefs“? Kadach: Mit seiner Persönlichkeit, Spiele zu führen. Es gibt keinen Besse- ren in Europa. Carsten Volker Wezel: Seine Persönlichkeit und sein Kadach Wezel Auftreten. Durch seine Gestik und die Art, wie er Entscheidungen trifft und Geboren am 22. 1. 1964 Geboren am 15. 9. 1965 die Spieler führt, erkennen alle Ak- Wohnort Suderburg Wohnort Tübingen teure, Funktionäre, Zuschauer sofort, dass es hier nichts zu diskutieren gibt. Landesverband Niedersächsischer Landesverband Württembergischer Fußballverband Fußballverband Wann und warum habt Ihr auf die Assistenten-Tätigkeit gesetzt? Verein VfL Suderburg Verein SV 03 Tübingen Kadach: 1998 zeigte mir mein Regi- Beruf Finanzdienstleister Beruf Technischer Leiter onal-Obmann Wilfried Heitmann auf, Familienstand Eheähnliche Lebens- Familienstand Ledig dass ich eine größere Perspektive als gemeinschaft Schiedsrichter-Assistent habe. Nach Größe 180 cm Größe 193 cm einem Tag Bedenkzeit nahm ich das Gewicht 72 kg Angebot an. Gewicht 99 kg Hobbies Skifahren Wezel: Die Entscheidung habe ich An- Hobbies Haus, Garten, DFB-Schiedsrichter Seit 1993 fang 2002 gefällt. Nach sieben erfolg- gut essen gehen reichen Jahren als Schiedsrichter in Schiedsrichter 1995 bis 2002 DFB-Schiedsrichter Seit 1993 der 2. Bundesliga war auch wegen Al- 2. Bundesliga 69 Spiele ters die Perspektive für einen Aufstieg Schiedsrichter 1996 bis 1998 Assistent Bundesliga Seit 1993 in die Bundesliga nicht mehr gegeben. 2. Bundesliga 18 Spiele Da 2003 ein FIFA-Assistenten-Platz Bundesligaspiele 211 neu besetzt werden musste und ich in Assistent Bundesliga Seit 1993 Assistent international Seit 2003 der Bundesliga seit Jahren sehr gute Bundesligaspiele 213 Leistungen als Assistent gezeigt hatte, A-Länderspiele 22 konnte ich nochmals etwas Neues be- Assistent international Seit 2003 Europapokalspiele 44 ginnen mit der Aussicht, den Fußball in A-Länderspiele 23 der ganzen Welt kennen zu lernen. Europapokalspiele 48 Wie hat sich das Spiel aus Sicht des As- sistenten entwickelt?

23 Klare Anzeige, klare Ansage: Linkshänder Carsten Kadach lässt sich von Hertha- Stürmer Marko Pantelic nicht SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG beeinflussen.

Volker Wezel bei Chelsea London: Höchste Konzentration von den Haarspitzen bis in die Fußsohlen.

Auch weil die Spiele immer schwieriger Kadach: Durch den neu eingeführten Gibt es eine Regeländerung, die man werden und bei den schnellen Abläu- FIFA-Test ist er noch mal gestiegen. Es anstreben sollte? fen das menschliche Auge die Situa- bedarf eines gezielten Trainingsplans, Kadach: KEINE! Das Spiel hat immer tion nicht immer komplett erfassen insbesondere wenn man keine 20 von seiner Transparenz und Einfach- kann. mehr ist. heit gelebt, deshalb wären unnötige Wezel: Mit steigender „Erfahrung“ Wezel: Die Art und Anzahl der Trai- Regeländerungen nur verwirrend. wird das „Erkennen“ einfacher. Nur ningseinheiten ist natürlich von den Wezel: Der Fußball lebt durch seine durch regelmäßige Einsätze als Assis- Einsätzen und bevorstehenden Aufga- „Einfachheit“ und davon, dass jeder tent auf höchster Ebene kann man ben abhängig. Im Normalfall trainiere darüber diskutieren kann. Man sollte diese Erfahrungen sammeln und dann ich während der Saison drei bis vier daher nicht zu viel ändern, sinnvoll nutzbringend anwenden. Mal pro Woche. Ein Leichtathletiktrai- wäre jedoch: Wenn durch ein Verge- Wie arbeitet Ihr Eure Spiele auf? ner hat ein Programm für mich ausge- hen eines Verteidigers im Strafraum arbeitet, das Krafttraining, Grundla- eine glasklare Torchance verhindert Kadach: Nach dem Spiel bei gemeinsa- gen- sowie Intervall- und Sprinttrai- wird, sollte dies außer dem Strafstoß mer Abreise – zum Beispiel im Zug – ning beinhaltet. Regelmäßige Besuche als Spielfortsetzung nur eine Verwar- spricht man einiges noch mal an und beim Physiotherapeuten runden das nung (keine Rote Karte) als Persönli- optimiert so Spielabläufe und Teamar- Trainingsprogramm ab. che Strafe zur Folge haben. beit für nachfolgende Einsätze. Dazu kommt die gemeinsame Bearbeitung Wie hilft Euch Euer Arbeitgeber? Die Spielstrafe ist schon hoch genug, von Videomaterial. Kadach: Ich kann meine Termine als und die glasklare Torchance ist durch den Strafstoß ja wieder da. Wezel: Ich schaue mir die Spiele regel- freier Mitarbeiter um die Schiedsrich- mäßig nochmals auf Video/DVD an. Es ter-Einsätze herum legen. Was wolltet Ihr schon immer mal sa- ist sehr wichtig, dieses zeitnah zu tun - Wezel: Ein „verständnisvoller“ Arbeit- gen? auf der Rückfahrt oder spätestens am geber ist Voraussetzung für die pro- Kadach: Ich bin sehr froh, vor 25 Jah- nächsten Tag, damit das eingeprägte fessionelle Ausübung der Tätigkeit als ren einen Schiedsrichter-Lehrgang be- Bild aus dem Spiel noch vorhanden ist DFB-Schiedsrichter. Ich bekomme im- sucht zu haben, weil es mich als und mit dem Fernsehbild verglichen mer frei, auch wenn kurzfristig ein Mensch in meiner Persönlichkeit in werden kann. Nur so kann man ein Spiel ansteht. Dieses Entgegenkom- vielerlei Hinsicht sehr bereichert hat. „Gefühl“ dafür bekommen, wie in wel- men versuche ich natürlich auch Deshalb kann ich jungen Menschen nur chen Situationen zu entscheiden ist. zurückzugeben. Durch die heutigen raten, Schiedsrichter zu werden. Durch dieses „Training“ von Augen Kommunikationsmittel gibt es viele und Ohren – man kann nämlich ein Ab- Möglichkeiten, auch außerhalb des Wezel: Die Erfahrungen, die man als spiel auch hören! – wird die schon an- Schiedsrichter sammelt, sind für das Büros zu arbeiten. Und wenn ich mal gesprochene Erfahrung entwickelt, gesamte Leben unersetzlich. Man einen freien Tag habe, ist es für mich welche die wichtigste Voraussetzung muss zwar auf sehr viel verzichten, selbstverständlich, dass ich jederzeit für richtige Abseits-Entscheidungen ist. aber schon heute kann ich urteilen: auch telefonisch für meinen Arbeitge- Wie groß ist Euer Trainingsaufwand? ber erreichbar bin. Jede Stunde hierfür hat sich gelohnt!

24 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG

noch einen besonderen Service bietet: haben oder weil die „eigene“ Mann- Wen würden Sie ansetzen? Unter jeder Ansetzung ist ein freier schaft noch im Turnier bleibt? Raum vorhanden. Hier können Sie die Wer will, kann dann den Spielplan auch Spielpläne der EM gibt es viele in die- Teams eintragen, die die Spiele leiten. zum Selbst-Ansetzen benutzen: Wen sen Tagen. Die meisten sind nach Im Prinzip soll jeder der zwölf Schieds- würden Sie im Viertelfinale für wel- Gruppen geordnet. Das macht den ka- richter zunächst zwei Spiele bekom- ches Spiel ansetzen, wen im Halbfi- lendarischen Überblick etwas kompli- men. Danach wird es besonders span- nale? Und: Wer soll Ihrer Meinung ziert. Deswegen veröffentlichen wir nend: Wer wird im Viertelfinale einge- nach das Endspiel leiten? Bei der ver- hier einen Tag-für-Tag-Plan, der für setzt? Wer muss nach Hause fahren, gangenen EM 2004 war es ja erfreu- die Leser der Schiedsrichter-Zeitung weil die Leistungen nicht ausgereicht licherweise Markus Merk…

Der Spielplan

Samstag, 7. Juni 2008 Donnerstag, 12. Juni 2008 1 Gr. A Schweiz–Tschechien 18:00 Uhr 11 Gr. B Kroatien–Deutschland 18:00 Uhr

2 Gr. A Portugal–Türkei 20:45 Uhr 12 Gr. B Österreich–Polen 20:45 Uhr

Sonntag, 8. Juni 2008 Freitag, 13. Juni 2008 3 Gr. B Österreich–Kroatien 18:00 Uhr 13 Gr. C Italien–Rumänien 18:00 Uhr

4 Gr. B Deutschland–Polen 20:45 Uhr 14 Gr. C Niederlande–Frankreich 20:45 Uhr

Montag, 9. Juni 2008 Samstag, 14. Juni 2008 5 Gr. C Rumänien–Frankreich 18:00 Uhr 15 Gr. D Schweden–Spanien 18:00 Uhr

6 Gr. C Niederlande–Italien 20:45 Uhr 16 Gr. D Griechenland–Russland 20:45 Uhr

Dienstag, 10. Juni 2008 Sonntag, 15. Juni 2008 7 Gr. D Spanien–Russland 18:00 Uhr 17 Gr. A Schweiz–Portugal 20:45 Uhr

8 Gr. D Griechenland–Schweden 20:45 Uhr 18 Gr. A Türkei–Tschechien 20:45 Uhr

Mittwoch, 11. Juni 2008 Montag, 16. Juni 2008 9 Gr. A Tschechien–Portugal 18:00 Uhr 19 Gr. B Polen–Kroatien 20:45 Uhr

10 Gr. A Schweiz–Türkei 20:45 Uhr 20 Gr. B Österreich–Deutschland 20:45 Uhr

25 Fairness steht im Vordergrund

Dienstag, 17. Juni 2008 21 Gr. C Niederlande–Rumänien 20:45 Uhr Unter dieser Überschrift hat die UEFA den Schiedsrichtern für die EM-Spiele sechs nachdrückliche Anweisungen erteilt. Ex-Champions-League-Schiedsrichter (Schott- land), inzwischen Mitglied der UEFA-Schiedsrichter-Kom- mission: „Wir haben die Aufgabe, die Spieler zu schützen. 22 Gr. C Frankreich–Italien 20:45 Uhr Die Besten sollen auch in den letzten Begegnungen noch da- bei sein und nicht durch Fouls aus dem Turnier genommen werden.“

Mittwoch, 18. Juni 2008 1. Entschlossenes Vorgehen (Rote Karte) gegen übertrie- 23 Gr. D Griechenland–Spanien 20:45 Uhr ben harte Fouls, die die Gesundheit des Gegners gefähr- den. Hierzu zählt auch der unerlaubte Einsatz von Ar- men und Ellenbogen.

24 Gr. D Russland–Schweden 20:45 Uhr Die Spieler müssen sich auf dem Spielfeld sicher fühlen.

2. Gezieltes Vorgehen gegen Halten beziehungsweise Stoßen im Strafraum bei Eck- und Freistößen. Donnerstag, 19. Juni 2008 25 VF Sieger Gr. A–Zweiter Gr. B 20:45 Uhr a) Beim ersten Mal Ermahnung

b) Beim zweiten Mal Verwarnung (vor Ausführung des Eck- beziehungsweise des Freistoßes) Freitag, 20. Juni 2008 26 VF Sieger Gr. B–Zweiter Gr. A 20:45 Uhr c) Wenn es nach der Ausführung des Freistoßes fort- gesetzt wird: Freistoß beziehungsweise Strafstoß

Samstag, 21. Juni 2008 3. Simulationen, mit denen der Schiedsrichter getäuscht 27 VF Sieger Gr. C–Zweiter Gr. D 20:45 Uhr werden soll, werden mit einer Gelben Karte wegen un- sportlichen Verhaltens geahndet. Simulationen, die der Schiedsrichter während des Spiels nicht erkannt hat, können nachträglich von den Disziplinar-Instanzen der UEFA geahndet werden. Sonntag, 22. Juni 2008 28 VF Sieger Gr. D–Zweiter Gr. C 20:45 Uhr 4. Wenn mehrere Spieler in einen Vorfall verwickelt sind („Rudelbildung“), müssen die Hauptschuldigen damit rechnen, eine Gelbe Karte zu erhalten. Dies gilt insbe- sondere für Spieler, die eine große Distanz zurücklegen, Mittwoch, 25. Juni 2008 um sich an der Konfrontation zu beteiligen. 29 HF Sieger Spiel 25–Sieger Spiel 26 20:45 Uhr

5. Es wird erwartet, dass die Spieler die Entscheidungen des Schiedsrichter-Teams respektieren. Die Schiedsrich- ter können über eine unmittelbare Frustreaktion von Donnerstag, 26. Juni 2008 Spielern hinwegsehen, werden aber konsequent durch- 30 HF Sieger Spiel 27–Sieger Spiel 28 20:45 Uhr greifen, wenn diese ihrem Unmut dem Unparteiischen gegenüber mit Worten oder Gesten Ausdruck verleihen.

6. Die Trainer können innerhalb der Technischen Zone un- Sonntag, 29. Juni 2008 gehindert ihre Arbeit tun, sofern sie sich verantwor- 31 F Sieger Spiel 29–Sieger Spiel 30 20:45 Uhr tungsvoll verhalten (wobei jeweils nur eine Person An- weisungen geben darf). Wer jedoch offen den Schieds- richter kritisiert, wird mit entsprechenden Maßnahmen rechnen müssen, um sein Verhalten zu mäßigen.

26 Zwölf Teams aus zwölf Ländern

Insgesamt wurden 44 Unparteiische ausgewählt, die 31 Spiele der EURO Die zwölf Schiedsrichter-Teams bei der EURO 2008 2008 in Österreich und der Schweiz Schiedsrichter Assistenten zwischen dem 7. und dem 29. Juni zu leiten. Dabei gibt es zwölf Teams mit Herbert Fandel (Kyllburg) Carsten Kadach (Suderburg), Volker Wezel (Tübingen) jeweils einem Schiedsrichter und zwei (Österreich) Egon Bereuter, Markus Mayr Assistenten, die alle aus dem gleichen Land kommen. Dazu wurden acht Un- (Belgien) Peter Hermans, Alex Verstraeten parteiische als Vierte Offizielle nomi- (England) Darren Cann, Mike Mullarkey niert. Die Schiedsrichter treffen am (Griechenland) Dimitrios Bozatzidis, Dimitrios Saraidaris 3. Juni in ihrer Basis in Regensdorf ein, am 5. Juni wird die UEFA-Schiedsrich- (Italien) Alessandro Griselli, Paolo Calcagno ter-Kommission die Spielleiter für die (Niederlande) Adriaan Inia, Hans ten Hoove ersten zwölf Begegnungen festlegen. „Fünfte Offizielle“ – ein zusätzlicher Assis- Tom Henning Övrebö (Norwegen) Geir Age Holen, Erik Rästad tent – werden das eingeteilte Team Lubos Michel (Slowakei) Roman Slysko, Martin Balko und den Vierten Offiziellen zu den Manuel Enrique Mejuto González (Spanien) Juan Carlos Yuste Jiménez, Jesus Calvo Guadamuro Spielen begleiten. Sie greifen ein, wenn sich ein Assistent verletzt oder Peter Fröjdfeldt (Schweden) Stefan Wittberg, Henrik Andren aus einem anderen Grund während (Schweiz) Matthias Arnet, Stéphane Cuhat des Spiels ausfällt.

Diese zwölf Schiedsrichter leiten die 31 Spiele bei der EM: Tom Henning Övrebö, Pieter Vink, Roberto Rosetti, Lubos Michel, Peter Fröjdfeldt, Massimo Busacca (hinten von links). Konrad Plautz, Frank De Bleeckere, Howard Webb, Manuel Enrique Mejuto González, Herbert Fandel, Kyros Vassaras (vorn von links).

27 Deutsche Schiedsrichter bei der EM

Erst bei der dritten Austragung der ter-Legende wurde. Ab 1988 führte die der Vierte Offizielle immer einer der Europameisterschaft war mit Kurt UEFA nationale Teams ein, bei denen anderen EM-Schiedsrichter. Tschenscher 1968 ein DFB-Schieds- sich im Laufe der Zeit der Einsatz von spezialisierten Linienrichtern bezie- richter beim Endturnier dabei. 1972 Nur Markus Merk (2004 Endspiel- stellte der Deutsche Fußball-Verband hungsweise Assistenten immer mehr durchsetzte. Schiedsrichter!), und der DDR den deutschen Teilnehmer: (jeweils einmal als Rudi Glöckner, der zwei Jahre vorher Ab 1992 kam auch der vierte Schieds- Schiedsrichter und einmal als Linien- als bisher einziger Deutscher ein WM- richter dazu, der zunächst auch aus richter) nahmen an zwei Europa- Finale leitete und so eine Schiedsrich- demselben Land kam. Seit 2000 ist meisterschaften teil.

1968 ITALIEN 1996 ENGLAND 2004 PORTUGAL SR: (Mannheim) SR: (Magdeburg) SR: Markus Merk (Otterbach) Ass.: Hans Wolf, Harald Sather Ass.: Christian Schräer, Jan-Hendrik Salver 1972 BELGIEN 4.SR: Hartmut Strampe SR: Rudi Glöckner (Markranstädt) SR: (Gelsenkirchen) 1976 JUGOSLAWIEN Ass.: Klaus Plettenberg, Egbert Engler Kein Deutscher dabei 4. SR:

1980 ITALIEN 2000 NIEDERLANDE/BELGIEN SR: Heinz Aldinger (Waiblingen) SR: Markus Merk (Otterbach) SR: Adolf Prokop (Erfurt) Ass.: Kurt Ertl, 2. Ass. aus einem 1984 FRANKREICH anderen Land SR: Adolf Prokop (Erfurt) SR: Volker Roth (Salzgitter)

1988 BR DEUTSCHLAND SR: (Frankfurt/Oder) Ass.: Klaus Peschel, Manfred Roßner

SR: (Rheydt) Ass.: Aron Schmidhuber, Karl-Heinz Tritschler

1992 SCHWEDEN SR: Aron Schmidhuber (Ottobrunn) Ass.: Uwe Ennuschat, Joachim Ren 4. SR: Karl-Josef Assenmacher

Rudi Glöckner (1929 - 1999) leitete bei der Vierer-Endrunde 1972 in Belgien das Halbfinale UdSSR - Ungarn (1:0).

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Seite der Auswechselbänke mit der Günter Fahne an, dass eine Auswechslung Linn Für den jungen gewünscht wird. d) Der Auswechselspieler darf das Schiedsrichter Spielfeld erst betreten, wenn er das zustimmende Zeichen des Schiedsrichters erhalten und der Die Zahl der Spieler letzungen oder Persönlichen Strafen zu ersetzende Spieler das Spielfeld weniger als sieben Spieler auf dem verlassen hat. In den letzten Jahren wurde der Text Spielfeld, so kann der Schiedsrichter der Regel 3 häufig geändert. In den fol- das Spiel abbrechen, wenn der Spiel- e) Der Auswechselspieler soll das genden Ausführungen will ich darle- führer der unterlegenen Mannschaft Spielfeld an der Mittellinie betre- gen, wie die Regelbestimmungen und dies wünscht. ten. die dazu erlassenen Anweisungen des f) Der auszuwechselnde Spieler muss DFB-Schiedsrichter-Ausschusses anzu- Auswechslung eines Spielers das Spielfeld nicht auf Höhe der wenden und auszulegen sind. Auf die Soll ein Spieler durch einen Auswech- Mittellinie verlassen (zum Beispiel in den einzelnen Landesverbänden be- selspieler ersetzt werden, so sind fol- bei Verletzungen). stehenden erweiterten Ausführungsbe- gende Regelbestimmungen zu beach- stimmungen bei Juniorenspielen werde ten: g) Die Auswechslung ist vollzogen, ich in diesem Artikel nicht eingehen. wenn der Auswechselspieler mit a) Eine Auswechslung darf nur während Genehmigung des Schiedsrichters In der Regel 3 ist festgelegt, dass sich einer Spielunterbrechung erfolgen. bei Spielbeginn von jeder Mannschaft das Spielfeld betritt. In diesem Au- höchstens elf aber mindestens sieben b) Der Schiedsrichter ist von der be- genblick wird er zum Spieler, und Spieler in ordnungsgemäßer Spielklei- absichtigten Auswechslung vor de- der Spieler, den er ersetzt, hört dung spielbereit auf dem Spielfeld be- ren Durchführung zu informieren. auf, ein Spieler zu sein. finden müssen. Einer von den Spielern c) Sind neutrale Schiedsrichter-Assis- h) Ein Auswechselspieler, der das jeder Mannschaft muss der Torwart tenten eingesetzt, so zeigt der Spielfeld noch nicht betreten hat, sein, der sich in seiner Kleidung klar Schiedsrichter-Assistent auf der darf keinen Einwurf oder Eckstoß von den anderen Spielern unterschei- den muss. In jedem Spiel, das im Rahmen eines Lehrbild offiziellen Wettbewerbs ausgetragen wird, dürfen bis zu drei Spieler und im Juniorenbereich bis zu vier Spieler ausgewechselt werden. In allen ande- ren Spielen sind mehr Auswechslun- gen gestattet, wenn a) die beteiligten Mannschaften vor Spielbeginn eine Einigung über die maximale Anzahl der Auswechsel- spieler festlegen und b) der Schiedsrichter vor Spielbeginn informiert wird. Wird in solchen Spielen der Spielleiter vor dem Spielbeginn nicht über die Zahl der möglichen Auswechslungen in Kenntnis gesetzt oder wurde keine Einigung erzielt, so sind bis zu sechs Auswechslungen erlaubt. In den Wettbewerbsbestimmungen ist festgelegt, wie viele Auswechselspie- ler nominiert werden können. Es dür- fen drei bis maximal sieben Spieler sein, die im Spielbericht eingetragen werden müssen. Andere nicht be- nannte Spieler dürfen in einem Spiel nicht eingesetzt werden. Der Tritt des linken Spielers richtet sich zwar nach dem Ball, gefährdet Befinden sich von einer Mannschaft aber den Gegner. Falls dieser nicht getroffen wird, ist eine Ermahnung an- im Laufe des Spiels aufgrund von Ver- gebracht.

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ausführen, weil die Einwechslung noch nicht vollzogen ist. Lehrbild i) Weigert sich ein Spieler, der ausge- wechselt werden soll, das Feld zu verlassen, wird das Spiel fortge- setzt. j) Ein Spieler, der ersetzt wurde, darf später am Spiel nicht mehr teilneh- men. k) Alle Auswechselspieler sind dem Entscheidungsrecht des Schieds- richters unterstellt, ob sie einge- setzt werden oder nicht. In der Praxis erleben wir in Spielen al- ler Klassen, dass die Trainer bezie- hungsweise Betreuer schon frühzeitig den zuständigen Assistenten, Vierten Offiziellen oder Schiedsrichter von ei- nem Wechsel informieren. Dabei müs- sen wir immer wieder feststellen, dass der einzuwechselnde Spieler bei der folgenden Unterbrechung noch nicht einsatzbereit ist, weil er seine Schuhe noch nicht gebunden beziehungsweise noch nicht richtig angezogen hat. Des- halb sollten sich die Assistenten bezie- Festhalten am Trikot führt unbedingt zu einer Verwarnung. hungsweise der Vierte Offizielle vor dem Fahnenzeichen davon überzeu- gen, dass der einzuwechselnde Spieler 2. Spielerwechsel in der Halbzeit- b) Der Spieler muss wegen unsportli- auch einsatzbereit an der Mittellinie pause chen Betragens verwarnt werden. steht und kein unnötiger Zeitverlust entsteht. Ein Auswechselspieler gilt nach der c) Der Spieler hat das Spielfeld wie- Halbzeitpause als eingewechselt, wenn der zu verlassen. Torwartwechsel der Schiedsrichter darüber informiert d) Das Spiel wird mit einem indirekten Jeder Feldspieler darf seinen Platz mit wurde, er dem Wechsel zugestimmt Freistoß dort wieder fortgesetzt, dem Torwart tauschen, vorausgesetzt hat und der Spieler sich auf dem Spiel- wo sich der Ball zum Zeitpunkt der a) der Schiedsrichter wird von der be- feld befindet. Wenn die Einwechslung Unterbrechung befunden hat. während der Halbzeitpause ohne In- absichtigten Auswechslung vor de- e) Hat der Auswechselspieler oder ren Durchführung informiert, formation des Spielleiters erfolgte, gehört der eingewechselte Spieler mit der bereits ausgewechselte Spieler b) der Tausch wird in einer Spielruhe dem regelgerechten Beginn der zwei- nach dem Betreten des Spielfeldes vorgenommen, ten Halbzeit zum Spiel. Es gibt dann ohne Anmeldung eine weitere ver- c) der neue Torhüter unterscheidet keine Persönliche und auch keine warnungswürdige Regelübertretung sich durch seine Kleidung von den Spielstrafe, wenn dieser Wechsel vom begangen (unsportliches Verhal- übrigen Spielern. Schiedsrichter festgestellt wird. Damit ten, zu Fall bringen eines Gegners usw.), so erhält er für das erste Strafbestimmungen solche Probleme nicht entstehen, soll der Schiedsrichter vor dem Anstoß zur Vergehen „Gelb“ und für das zweite Vergehen „Gelb/Rot“. 1. Feldspieler tauscht seinen Platz mit zweiten Halbzeit die Spielführer befra- dem Torhüter gen, ob in der Halbzeit ausgewechselt Schwierig wird es, wenn ein solcher Wenn ein Feldspieler seinen Platz mit wurde. Spieler dem Gegner eine klare dem Torhüter tauscht, ohne dass der Torchance nimmt oder ein Tor verhin- 3. Auswechselspieler oder ausgewech- Schiedsrichter darüber informiert dert. Hier ist wie folgt zu entscheiden: selte Spieler betreten das Spielfeld wurde, so ohne Anmeldung a) Wird ein Tor oder eine klare Tor- a) ist das Spiel nicht zu unterbrechen, chance durch eigentlich erlaubte Betritt ein Auswechselspieler oder be- wenn der Spielleiter dies feststellt Spielweise verhindert, so muss der reits ausgewechselter Spieler das Spiel- und Spielleiter nach „Gelb“ nun „Gelb/ feld ohne Genehmigung des Schieds- b) sind die betreffenden Spieler durch Rot“ zeigen. Begründung: Das richters, so ist wie folgt zu verfahren : Zeigen der Gelben Karte zu ver- Spielen des Balles mit dem Fuß warnen, sobald der Ball nicht mehr a) Der Spielleiter unterbricht das oder Körper sind erlaubte Spielwei- im Spiel ist. Spiel. sen.

30 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG b) Wird dagegen der Ball absichtlich 6. Zeichen zum Wiedereintritt nach Torhüter des Platzvereins so ver- mit der Hand gespielt, ein Gegner Verletzung beziehungsweise blu- ärgert, dass er das Spielfeld ver- festgehalten oder mit dem Fuß zu tender Wunde lässt und sich auf die Reiterre- Fall gebracht, so handelt es sich klame in der Nähe des Tores setzt. Befindet sich ein Spieler außerhalb des dabei um regelwidrige Spielweisen. Der Schiedsrichter sieht das vor Spielfelds wegen einer Verletzung, so In diesen Fällen muss der Schieds- dem Anstoß und verwarnt den Tor- darf er erst wieder eintreten, wenn der richter sofort „Rot“ zeigen. hüter richtigerweise, weil dieser Schiedsrichter ihm ein Zeichen gibt. das Spielfeld ohne Grund verlassen Der Schiedsrichter muss das Spiel Der Spielleiter muss dabei beachten, hat. Außerdem darf ohne Torhüter nicht sofort unterbrechen, wenn ein dass der Ball nicht in Spielnähe ist und nicht gespielt werden. solcher Spieler nach dem Betreten des der Spieler aus dieser Situation keinen Spielfelds nicht in das Spielgeschehen Vorteil zieht. 2. Beim Anstoß zur zweiten Halbzeit eingreift. Es kann die Vorteilbestim- wird vom Schiedsrichter und sei- Wurde der Spieler wegen einer bluten- mung angewandt werden. Die notwen- nen Assistenten nicht bemerkt, den Wunde außerhalb des Spielfelds dige Persönliche Strafe folgt dann bei dass der Gästetorhüter noch nicht behandelt, so darf er erst wieder in das der nächsten Spielunterbrechung anwesend ist. Die anstoßende Spielgeschehen eingreifen, wenn der Platzmannschaft hat dies erkannt 4. Spieler außerhalb des Spielfelds Schiedsrichter sich davon überzeugt und nach dem Anstoß den Ball di- hat, dass die Blutung gestoppt wurde. Wurde ein Spieler wegen mangelhaf- rekt auf das noch nicht besetzte ter Ausrüstung, blutender Wunde oder Auswechslung bei der Tor geschossen. Der Ball ging einem blutverschmierten Trikot vom Spielentscheidung durch Elfmeter- knapp daneben. Große Diskussion Unparteiischen vom Spielfeld geschickt, schießen darüber, was der Schiedsrichter kehrt aber ohne Erlaubnis des Spiellei- für eine Entscheidung hätte treffen Für die Ausführung der Torschüsse ters auf das Spielfeld zurück, so gelten müssen, wenn der Ball in das Tor von der Strafstoßmarke dürfen nur folgende Bestimmungen: gegangen wäre. Er hätte das Tor Spieler herangezogen werden, die sich anerkennen müssen. Das Spiel a) Der Schiedsrichter unterbricht das am Ende der Spielverlängerung im hatte begonnen, wenn auch nicht Spiel. Spiel befanden, mit der Ausnahme, alle Voraussetzungen erfüllt wa- b) Der Spieler wird wegen unerlaub- dass ein eingeschriebener Ersatzspie- ren, also nicht regelkonform. ten Betretens des Spielfeldes ver- ler den Torwart ersetzen darf, wenn warnt. dieser sich während des Elfmeter- 3. Nach der 1:0-Führung der Gäste be- schießens verletzt hat und nicht mehr ginnt der Schiedsrichter das Spiel, c) Ist die Kleidung noch nicht in Ord- weiter spielen kann. Voraussetzung ist als noch vier Spieler am Jubeln nung oder die Blutung noch nicht jedoch, dass diese Mannschaft noch sind und sich in der gegnerischen gestillt, muss der Spieler das Spiel- keine drei Spieler ausgewechselt hat. Hälfte befinden. Hier haben der feld erneut verlassen. Schiedsrichter und die Assistenten Aus der Praxis d) Liegt kein weiterer Regelverstoß nicht aufgepasst. Es ist zum Glück vor, so ist das Spiel mit einem indi- 1. Nach einem Tor der Gäste ist der kein Schaden entstanden. rekten Freistoß an der Stelle fort- zusetzen, wo sich der Ball bei der Unterbrechung befunden hat. Lehrbild 5. Drittpersonen Personen, die nicht auf dem Spielbe- richtsbogen als Spieler, Ersatzspieler oder Team-Offizielle aufgeführt sind, gelten als Drittpersonen. Dies gilt auch für Spieler, die durch Zeigen der Roten Karte des Feldes verwiesen wurden. Betritt eine Drittperson das Spielfeld, gelten folgende Bestimmungen: a) Der Schiedsrichter unterbricht das Spiel. (Greift die Drittperson nicht in das Spielgeschehen ein, muss die Spielunterbrechung nicht so- fort erfolgen.) b) Der Spielleiter lässt diese Person vom Spielfeld und der unmittelba- ren Umgebung entfernen. c) Das Spiel ist mit einem Schiedsrich- ter-Ball an der Stelle fortzusetzen, Der rechte Spieler kann den Ball nicht mehr erreichen. Sein Angriff richtet wo sich der Ball bei der Spielunter- sich gegen den Gegenspieler, der dabei verletzt werden kann. Eine Persön- brechung befand. liche Strafe ist unbedingt erforderlich.

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Umfeld, aber spätestens am zweiten Abend sieht man nur noch die Interessierten, die Schiedsrichter werden wollen.“ Wie schon Aus den Verbänden beim ersten Lehrgang hätten die Gefangenen auch diesmal aufmerksam mitgearbeitet und angeregt diskutiert. „Man hat gemerkt, dass in dieser Gruppe alle Bayern in irgendeiner Form mit dem Fußball vertraut waren. Jeder hatte Vorkenntnisse über das Trauer um Robert Schauer Fernsehschauen hinaus“, erzählt Schäfer. In Absprache mit der Anstaltsleitung werde auf- Nach langer und schwerer Krankheit ist kurz grund der kriminellen Hintergründe entschie- vor Vollendung seines 73. Lebensjahres Robert den, welcher Häftling teilnehmen kann. Über Schauer verstorben. Das Hallstadter Urge- den Fußball würden Häftlinge dann oft erken- wächs war der erste Fußball-Referee, der die nen, dass Regeln durchaus ihren Sinn haben, Bamberger Schiedsrichter-Vereinigung weit nicht nur auf dem Spielfeld, sondern auch im über die Grenzen Bayerns hinaus bekannt ge- richtigen Leben. „Da erhalten die Gefangenen macht hat. Der einstige DFB-Unparteiische Erkenntnisse über sich selbst“, sagt Schäfer. legte 1956 die Schiedsrichter-Prüfung ab und Mit der Ehrenmedaille in Gold des Bayeri- Andrea Bogenreuther leitete Spiele bis zur damaligen süddeutschen schen Fußball-Verbandes wurden Gottfried Regionalliga. Bei jeder Pflichtsitzung suchte er Kräften (links) und Josef Mattualla ausge- den Kontakt zu seinen jungen und älteren Ka- zeichnet. Hessen meraden. Seine menschliche Größe war bei- Memmingen, Josef Mattualla aus Kirchdorf. spielhaft. Für seine über ein halbes Jahrhun- Als Unparteiischer war Mattualla über ein dert andauernde Mitgliedschaft zur Schieds- Jahrzehnt in der Bezirksliga aktiv. richter-Gilde Bamberg wurde Schauer 2006 Albert Walz gestorben mit der goldenen Verdienstnadel des Bayeri- Schnell wurde er zum Lehrwart der Gruppe Die hessischen Schiedsrichter - und insbeson- schen Fußball-Verbandes ausgezeichnet. Er ernannt. In 20 Jahren hat er etwa 300 dere die des Bezirks Frankfurt und des Fußball- Schiedsrichter ausgebildet, unter anderem war zugleich Ehrenmitglied der Schiedsrichter- kreises Friedberg - trauern um Albert Walz, der Gruppe Bamberg. auch den Memminger Oberbürgermeister am 27. April 2008 nach langer schwerer Dr. Ivo Holzinger, der ebenfalls für eine Christoph J. G. Hetzel Krankheit im Alter von 64 Jahren verstorben 20jährige Schiedsrichter-Tätigkeit bei dieser ist. 50 Jahre Schiedsrichter Veranstaltung geehrt wurde. Bereits 1961 bestand Albert Walz die Schieds- Remigius Jaut Gottfried Kräften und Josef Mattualla von der richter-Prüfung. 1968 wurde er zum Obmann Schiedsrichter-Gruppe Memmingen konnten Aus der Haft der Schiedsrichter-Vereinigung Friedberg vor kurzem ein sicherlich sehr seltenes Ju- (Wetterau) gewählt. Dieses Amt bekleidete er biläum feiern. Beide wurden für 50 Jahre auf den Fußballplatz bis 1984. Anschließend war er bis 1996 Tätigkeit im Rahmen eines würdevoll gestal- Die Schiedsrichter-Gruppe Augsburg bildet Schiedsrichter-Obmann des Bezirks Frankfurt. teten Kameradschaftsabends besonders ge- Häftlinge der Justizvollzugsanstalt aus. Auch als Schiedsrichter-Beobachter erfreute ehrt. Durch das Erlernen der Schiedsrichter-Re- er sich einige Jahre großer Wertschätzung. Der gebürtige Rheinländer Gottfried Kräften geln soll den Häftlingen die Wichtigkeit von Bei den Fußballern war der stets aufgeschlos- legte 1958 die Schiedsrichter-Prüfung in sei- Regeln auch im Alltag verdeutlicht und so die sene, leutselige und bisweilen vor Humor ner Heimat ab, kam 1960 durch die Bundes- Integration nach der Haftentlassung erleich- sprühende Albert Walz gerne gesehen. wehr nach Memmingen und wurde als Unpar- tert werden. Der zweite Lehrgang wurde von teiischer für den FC Memmingen aktiv. sieben Schiedsrichter-Neulingen erfolgreich Klaus Koltzenburg Schnell erkannte man sein Talent, so dass er abgeschlossen. frühzeitig als Schiedsrichter für die damals Gefangene mit Schiedsrichter-Schein - ein Wi- Schleswig-Holstein höchste Amateurklasse, die Bayernliga, nomi- derspruch? Nicht für Martin Meyer und Horst niert wurde. 1986 wurde Gottfried Kräften Schäfer von der Schiedsrichter-Gruppe Augs- Schiedsrichter-Obmann der Gruppe Memmin- burg sowie JVA-Leiterin Maldonado de Lan- gen. Mit hoher Kompetenz und qualifiziertem dauer und ihren Stellvertreter Oberamtsrat Viele Wege führen an Sachverstand ausgestattet, führte er die Peter Sailer, die dieses Projekt in Augsburg der Gewalt vorbei Gruppe verantwortlich zu vielen Erfolgen. Der angestoßen haben. „Die Lehrgänge sind sehr Bayerische Fußball-Verband berief ihn sinnvoll und lehrreich für unsere Gefangenen, 20 Schiedsrichter aus den 14 schleswig-holstei- zunächst als Landes-Lehrwart in den Ver- die selbst Regeln übertreten haben. Als nischen Kreisfußball-Verbänden erlebten in bands-Schiedsrichter-Ausschuss. Auf dem Schiedsrichter sind sie nun dafür da, Regeln der Sportschule des Schleswig-Holsteinischen Verbandstag 1995 wurde er zum Verbands- einzuhalten und zu überwachen“, bringt Re- Fußball-Verbandes in Theorie und Praxis, wie Schiedsrichter-Obmann gewählt. Eine wei- gierungsdirektorin de Landauer die tiefere ihnen Gewalt begegnet und wie sie der Gewalt tere besondere Auszeichnung von Gottfried Bedeutung dieses Projekts auf den Punkt. rund um den Sportplatz begegnen können. Kräften war die Wahl auf dem DFB-Bundestag Insgesamt haben sieben Häftlinge den zwei- im Jahre 2004 in Osnabrück zum Schieds- Die Spielleiter erprobten unterschiedliche ten Schiedsrichter-Lehrgang in der JVA erfol- richter-Beisitzer in das DFB-Bundesgericht. Strategien. Angefangen beim energischen, greich absolviert. „Ich habe mich dafür inter- Diese Wahl wurde dann im Jahre 2007 für entschlossenen Schritt über die höfliche An- essiert, damit ich nach meiner Entlassung ei- weitere drei Jahre bestätigt. sage: „Bitte lassen Sie mich vorbei“ bis hin zum ner sinnvollen Freizeitgestaltung nachgehen wortlosen Beiseiteschieben des Kontrahenten. Für 50 Jahre Schiedsrichter-Tätigkeit wurde kann. Ich verspreche mir neue Kontakte zu ei- Aber: „Körperkontakt solltet Ihr unbedingt ver- der Ehren-Obmann der Gruppe Memmingen nem guten Umfeld“, begründet der in Unter- meiden“, sagte Diplom-Sozialpädagoge Michael bei der oben genannten Veranstaltung mit suchungshaft sitzende Wolfgang B. seine Ent- Strelow, der zusammen mit seiner Berufskolle- der Ehrenmedaille in Gold des Bayerischen scheidung, die acht Lehrabende zu besuchen gin Ulrike Lau das Seminar zur Gewaltpräven- Fußball-Verbands ausgezeichnet. und in der Freizeit Fußball-Regeln zu pauken. tion leitete. „Bleibt Ihr selbst. Sich verstellen ist Die gleiche Auszeichnung erhielt bei dieser Schiedsrichter-Lehrwart Horst Schäfer hat das Schlechteste, was man machen kann“, ge- Veranstaltung auch der ehemalige Lehrwart sich an Regelabende hinter Gittern bereits ben die beiden Kooperationspartner des SHFV und jetzige Ehren-Lehrwart der Gruppe gewöhnt. „Der einzige Unterschied ist das den Schiedsrichtern mit auf den Weg.

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„Das Thema Gewaltprävention ist zwar vom bildet werden sollen, erhalten die Lehrwarte wollte man sich auf diesen Lorbeeren nicht, Deutschen Fußball Bund als Bestandteil der so das Wissen, wie sie ihre Lehrarbeit struk- und da Schiedsrichter-Werbung von der Schiedsrichter-Ausbildung festgeschrieben, aber turieren, aufbauen und vermitteln können. Nachhaltigkeit lebt, wurde auch für dieses die konkrete Umsetzung ist noch nicht opti- Jahr wieder eine besondere Aktion geplant. Erwähnenswert ist noch, dass Theobald und mal“, erklärt SHFV-Schiedsrichter-Lehrwart Der Kreis-Schiedsrichter-Ausschuss unter Gutowski einen relativ „jungen“ Lehrgang lei- Holger Wohlers. Ein Fall für Tim Cassel, den Obmann Siegfried Reffelmann entwarf eine teten. Der jüngste anwesende Lehrwart war Projektleiter der Aktion „Schleswig-Holstein Fragebogenaktion, mit der unter anderem bei Sven Diehl aus dem Fußball-Verband Mittel- kickt fair“. Der frühere Zweitliga-Torwart des einem attraktiven Hallenturnier mehr als 700 rhein, der mit seinen 18 Jahren in seinem Be- VfB Lübeck stellte ein Zwei-Tage-Programm Zuschauer direkt angesprochen wurden un- zirk schon Schiedsrichter schult. zusammen. Teilnehmer waren die Obleute und ter der Überschrift: „Warum bin ich selbst Lehrwarte aus den Kreisen, denn sie sollen als Bekim Kollcaku kein Schiedsrichter?“ In den über 400 Frage- Multiplikatoren die verschiedenen Wege an die bögen dominierten die Antworten „Keine Männer und Frauen bringen, die Wochenende Zeit“ oder „Schon zu alt“. „Kein Interesse“ für Wochenende auf den Sportplätzen mit Ge- Westfalen fand sich kaum in den Antworten. Allgemein walt in unterschiedlichsten Erscheinungsfor- aber war eine große Unkenntnis über Art und men konfrontiert werden. Umfang dieses „Jobs“, über die Ausbildung „Faszination Schiedsrichter“ und vor allem auch über die Vorteile der „Was ist Gewalt?“, war die Ausgangsfrage, Schiedsrichter-Tätigkeit zu spüren. Dass zum über die die Schiedsrichter redeten. Der ausge- Ein gut gefüllter Saal bot sich dem DFB-Lehr- Beispiel die Persönlichkeits-Entwicklung durch bildete Anti-Aggressions- und Coolnesstrainer stabs-Mitglied Wolfgang Mierswa bei seinem die Ausbildung zum Schiedsrichter positiv be- Strelow forderte klare Aussagen und Gesten. Besuch im SportCentrum Kamen-Kaiserau, einflusst wird, dass man eine Aufwandsent- So kann man Missverständnisse vermeiden. wohin er auf Einladung des westfälischen schädigung bekommt, dass Schiedsrichter Ein klarer Handzeig erspart unnötige Wort- Verbands-Schiedsrichter-Ausschusses gekom- freien Eintritt zu allen Fußballspielen – auch wechsel. „Ich möchte, dass sich die Menschen men war, um die DFB-Aktion zum Thema eingeschränkt zu Bundesligaspielen – haben, über das eigene Tun Gedanken machen, es be- „Faszination Schiedsrichter“ vorzustellen. war den wenigsten bekannt. Daraus zogen wusst reflektieren“, sagt der Sozialpädagoge. Rund 90 Obleute und Lehrwarte aus den 33 Siegfried Reffelmann und seine Ausschuss- Dazu gehöre auch Sozialkompetenz, denn an Kreisen des Fußball- und Leichtathletik-Ver- Kollegen den Schluss, dass man im Rahmen einem Fußballspiel seien viele Menschen betei- bandes Westfalen folgten im Rahmen ihrer eines „Schnuppertages“ alle Interessenten ligt: „Zuschauer, Funktionäre, Schiedsrichter, turnusmäßigen Tagung aufmerksam seinen umfassend über die Schiedsrichter-Tätigkeit Spieler, Trainer ...“, zählt Michael Strelow auf. Ausführungen zu den Aktionen, für die er mit- informieren und ihnen die Teilnahme an einer verantwortlich zeichnet. Bei den drei Projek- Harald Klipp Ausbildung anbieten wolle, und dies ganz ten - einer Plakat-Aktion und zwei Mit-Mach- ohne Zwang, einfach nur zum Schnuppern. So Aktionen - gehe es darum, die Schiedsrichter- geschah es dann auch, und für die „Schnup- Tätigkeit in der Öffentlichkeit als etwas insge- Saarland pernden“ gab es am Ende auch noch ein be- samt sehr Attraktives, sehr Faszinierendes sonderes „Schmankerl“: den kostenlosen Be- darzustellen. Wohl solle damit in erster Linie such der Bundesligapartie Borussia Dort- um Schiedsrichter-Interessenten geworben Weiterbildung für mund gegen Hansa Rostock. Aber nicht allein werden, Ziel sei aber auch, das Image der um die kurzfristige Gewinnung neuer Schiedsrichter-Lehrwarte Schiedsrichter in der Öffentlichkeit aufzupo- Schiedsrichter geht es den Soestern. Sie set- lieren. „Ich empfinde es als absolut ärgerlich, Ein besonderer Lehrgang fand im nordsaar- zen darauf, dass die Aktionen nachwirken dass insbesondere unsere Spitzen-Schieds- ländischen Braunshausen statt. Im Rahmen werden und dass es gelingt, das Bild der richter fast ausnahmslos in Situationen wahr- der Qualitäts-Offensive des Deutschen Fuß- Schiedsrichter in der Öffentlichkeit positiver genommen werden, in denen sie sich für strit- ball-Bundes wurden im Gästehaus des Saar- zu gestalten. ländischen Fußball-Verbandes Schiedsrich- tige Entscheidungen verteidigen müssen. Für ter-Lehrwarte aus fünf Landesverbänden ge- mich war das Faszinierende an der Schieds- Ingo Bankamp/Gundolf Walaschewski schult. Unter der Leitung der beiden Referen- richter-Tätigkeit immer auch, sich auf etwas ten Gerhard Theobald, Verbands-Lehrwart Ungewisses einzulassen, sich auf immer neue des Saarländischen Fußball-Verbandes, und Spielsituationen spontan einstellen zu müs- Südbaden Bernhard Gutowski, Verbands-Lehrwart des sen“, so Mierswa. Das verlange neben körper- licher Fitness unbedingte Entscheidungs- Württembergischen Fußball-Verbandes, tra- Von bescheidenen Anfängen in fen sich insgesamt 18 Teilnehmer. freude und die Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung. Diese positiven Aspekte die Spitze „Mit diesem Programm sollen vor allem die gelte es bei den neuen Werbeaktionen in den Lehrwarte an der Basis erreicht werden. Da- Vordergrund zu stellen. Der ehemalige Erst- Der Mann beeindruckt schon durch seine mit wollen wir die Lehrveranstaltungen in den liga-Referee (50 Einsätze) und jetzige Vorsit- Größe. misst 1,98 Meter. Doch Kreisen und Gruppen verbessern“, erläuterte zende des Schiedsrichter-Ausschusses im nicht die Statur allein hebt den 39-Jährigen Theobald. Er und Gutowski schulten in den Niedersächsischen Fußball-Verband stellte aus der Masse heraus. Knut Kircher ist Fuß- Bereichen Unterrichtsgestaltung, Präsentati- des Weiteren niedersächsische Projekte zur ball-Schiedsrichter, und zwar einer der bes- ons-Techniken und Methodik. So lernten die Gewinnung und Erhaltung von Schiedsrich- ten im Land. Lehrwarte beispielsweise das Modell „Aqua- tern vor, vor allem die Ausbildung von Leh- Bernhard Zerr (Ottersweier), früher selbst in rium“ kennen. Ein Modell, mit dem die Lehr- rern zu Schiedsrichter-Ausbildern, die einigen der Bundesliga engagiert und heute Schieds- gangsteilnehmer innerhalb kürzester Zeit in- Erfolg gehabt habe. richter-Obmann im Bezirk Baden-Baden, kün- teressante Diskussionen zu schiedsrichter-re- Rainer Werthmann digt Knut Kircher bei der Versammlung der levanten Themen führten. mittelbadischen Schiedsrichter in der Leibers- Theobald: „Dabei haben wir auf der Grund- tunger Wendelinushalle „als Mitglied der Top lage der modernen Erwachsenenbildung ge- Mit „Schnuppertag“ Fünf in Deutschland“ an. Als Kircher zu reden arbeitet. Denn: Man darf in unserem Fall die neue Schiedsrichter gewinnen beginnt, wird es unter den 180 Unpartei- Lehrarbeit nicht mit der Schule vergleichen.“ ischen mit einem Schlag ganz still. Der Mann Sechs solche Lehrgänge sind für dieses Jahr Andere Wege geht die Schiedsrichter-Verei- aus dem württembergischen Rottenburg ver- im DFB-Gebiet geplant, insgesamt sollen im nigung Soest seit einigen Jahren in Sachen steht es, die Zuhörer in seinen Bann zu zie- Rahmen der DFB-Qualitätsoffensive in den Schiedsrichter-Werbung - und das sehr erfolg- hen. „Schiedsrichter heute - mittendrin statt kommenden Jahren möglichst alle Lehrwarte reich. Bereits bei der ersten Aktion 2003 nur dabei“ heißt das Thema, mit dem der im so geschult werden. Gemäß der UEFA-Con- konnten 65 neue Schiedsrichter ausgebildet Hauptberuf als Entwicklungsingenieur bei vention, nach der die Schiedsrichter an der werden, das war zu diesem Zeitpunkt die Daimler tätige Kircher die Besucher unterhält Basis entsprechend gefördert und weiterge- Hälfte des Gesamtbestandes. Aber ausruhen und informiert.

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Der Referent vermittelt den Anwesenden das Wunsch auf eine Wiederwahl. Er wurde mit ste- Gefühl, dass er „einer von ihnen“ ist. Schließ- Baden henden Ovationen von den südpfälzer Schieds- lich kam auch er nicht als Bundesliga- richtern verabschiedet. Eine Ära geht damit zu Schiedsrichter auf die Welt, sondern musste Ende. Bezirks-Schiedsrichter-Obmann Armin sich hochdienen. 1986 fing er mit dem Pfeifen „Neue Wege gehen, um Bewährtes stetig zu Kummermehr dankte Rassenfoß „für hervorra- an und leitete in den ersten drei Jahren ge- verbessern.“ Dieses Motto macht sich auch gende jahrelange Arbeit für das Schiedsrichter- rade einmal 15 Begegnungen. Nach sechs der Badische Fußballverband bei der Förde- Wesen in der Südpfalz". Jahren war er erstmals bei den Aktiven am rung der Unparteiischen zu eigen. Aus diesem Dem schlossen sich der Bezirksvorsitzende Jür- Start und erkannte, dass aller Anfang schwer Grund entschloss sich der Schiedsrichter- gen Veth und Fußballkreischef Alois Herrmann ist. Als bei seiner zweiten Beobachtung „un- Lehrstab, erstmals einen gemeinsamen Lehr- an. Schiedsrichter-Lehrwart Walter Dinies terirdische“ 30 von 50 möglichen Punkten gang für die Referees und Beobachter (Coa- sprach von „einem Schiedsrichter mit Herz- herauskamen, erhielt die Karriere den ersten ches) in der Sportschule Schöneck an einem blut“. Schiedsrichter-Aktivensprecher Alexan- Knick. Was wiederum den rasanten Aufstieg Wochenende zu absolvieren. der Schlutius nannte Rossenfoß einen „ganz bis in die Bundesliga nicht verhindern konnte. So trafen sich die Förder-Schiedsrichter und ausgezeichneten Menschen, der immer für uns Längst bewegt sich Knut Kircher auch auf in- die Coaches auf dem Karlsruher Turmberg, da war, und der sich immer für uns einsetzte". ternationalem Parkett, pfeift in der Champi- um in Arbeitsgruppen und Rollenspielen über Beim Kreistag in Jockgrim erfuhr er noch eine ons League und bei Länderspielen. Anforderungsprofile, Verhaltensmuster und besondere Ehrung: Rassenfoß wurde mit der Kritikfähigkeit zu diskutieren. Schwachstellen goldenen Ehrennadel des Südwestdeutschen Kircher macht seinen Kollegen klar, dass die wurden analysiert und Verbesserungspoten- Fußballverbandes ausgezeichnet. Grundanforderungen an einen Schiedsrichter ziale aufgezeigt. im Prinzip auf allen Ebenen die gleichen sind. Auch der stellvertretende Schiedsrichter-Ob- „Charakterfestigkeit“ stellt er ganz oben an. Verbands-Lehrwart Dr. Ronald Möhlenbrock, mann Dieter Adam schied nach 24 Jahren aus der Vorstandschaft aus, er musste dieses Amt „Möglichst fehlerloses Vorgehen“ wird ver- unter dessen Regie der Lehrgang ablief, wegen einer schweren Erkrankung aufgeben. langt. „Ein Schiedsrichter trifft pro Spiel rund zeigte sich beeindruckt über das Engagement Adam wurde zum Ehren-Schiedsrichter er- 250 Entscheidungen, das heißt, er muss sich und die vertrauensvolle Zusammenarbeit al- nannt. immer wieder aufs Neue konzentrieren und ler Beteiligten: „Mit diesem Lehrgang wird nach Einführung der Fördergruppen im ver- benötigt dazu absolute Fitness“, sagt er. Ebenso wurde Walter Dinies nach 22 Jahren gangenen Jahr die Fortbildung unserer badi- Tätigkeit als Lehrwart verabschiedet. Auch er „Objektivität“ ist ein weiteres unverzichtba- schen Spitzen-Schiedsrichter konsequent stellte sein Amt freiwillig zur Verfügung und res Merkmal. Kircher: „Alle müssen gleich be- fortgeführt.“ Abgerundet wurde der Lehr- wurde ebenfalls zum Ehren-Schiedsrichter er- handelt werden.“ Während Kritikfähigkeit gang mit modernen Methoden in der Schieds- nannt. und ein „dickes Fell“ bei allen Schiedsrichtern richter-Lehrarbeit wie „Aquarium“ und „Wis- angesagt ist, muss bei international agieren- sensnetz“. Maximilian Sitter den Referees Flexibilität und Reiselust hinzu- Das „Feedback“ der Teilnehmer war sehr po- kommen. sitiv, so dass der Lehrgang sicherlich zu ei- Der hohe Zeitaufwand bedingt, dass die Ar- nem festen Bestandteil in der Lehrarbeit wer- beitsverhältnisse der Betroffenen um bis zu den dürfte. 50 Prozent reduziert werden. Wobei Kircher Siegfried Müller der Einführung des Profi-Schiedsrichters nichts abgewinnen kann. „Die pfeifen auch nicht besser und außerdem gibt es ein Leben Südwest nach dem Fußball“, so seine Gegenargu- mente. „Was ist das größte Lob für einen Schieds- Langjährige Schiedsrichter- richter?“, fragt Kircher in die Runde und lie- Mitarbeiter verabschiedet fert die Antwort gleich mit: „Wenn die Leute Der langjährige Schiedsrichter-Obmann der fragen, wer hat eigentlich gepfiffen? Wer so Bildnachweis: Schiedsrichter-Vereinigung Südpfalz, Otto Ras- unauffällig ein Spiel leitet, der hat einen senfoß aus Hatzenbühl, verzichtete nach vier AP, Bongarts, Imago, Picture Point, guten Job gemacht.“ Jahren als stellvertretender Vorsitzender und PMK Daniel Merkel 24 Jahren als Vorsitzender im April auf eigenen

Herausgeber: Deutscher Fußball-Bund e.V., Frankfurt am Main Abonnement bequem per e-mail: Redaktion: Hans Ebersberger, Bayreuth, Klaus Koltzenburg, DFB-Direktion Kommunikation [email protected] Gestaltung, Satz und Druck: kuper-druck gmbh, Eduard-Mörike-Straße 36, 52249 Eschweiler, Telefon 0 24 03 / 94 99 - 0, Fax 0 24 03 / 949 949, ISDN 0 24 03 - 94 99 71 (Leonardo) Anzeigenleitung: kuper-druck gmbh, Franz Schönen Zur Zeit ist die Anzeigenpreisliste vom 1. 1. 2002 gültig. Erscheinungsweise: zweimonatlich. Abonnementpreis: Jahresabonnementpreis 15,– €. Lieferung ins Ausland oder per Streifband auf Anfrage. Abonnementskündigungen sind sechs Wochen vor Ablauf des berechneten Zeitraums dem Abonnement-Vertrieb bekannt zu geben. Zuschriften, soweit sie die Redaktion betreffen, sind an den Deutschen Fußball-Bund e.V., Otto-Fleck-Schneise 6, 60528 Frankfurt am Main, zu richten. Vertrieb: kuper-druck gmbh, Eduard-Mörike-Straße 36, 52249 Eschweiler, Telefon 0 24 03 / 94 99 - 0, Fax 0 24 03 / 949 949, ISDN 0 24 03 - 94 99 70 PC, 0 24 03 - 94 99 71 MAC Nachdruck oder anderweitige Verwendung der Texte und Bilder – auch auszugsweise und in elektroni- schen Systemen nur mit schriftlicher Genehmigung und Urhebervermerk. IMPRESSUM

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