C C P S PC KG PB PB TY ER OP S PR I EL AL AL UR UR UR LT LT LT CU CU CU ENS OF NI BI Z BE ON S I UT TI DE DE CH EC ON RS NE OT TI TE IO PR EC GÜ E EZ OT UR TH OT PR D LT PR E ET AN KU A E E D UR UR UR UN U LT LT LT BA CU CO CU IN TI TI TI VI VI VI WE E: E: A: : ÈM EM EM MA TH TH TE TH > > > > 8 01 .2 31 >

WEINBAU UND KULTURGÜTERSCHUTZ

VITICULTURE ET PROTECTION DES BIENS CULTURELS VITICOLTURA E PROTEZIONE DEI BENI CULTURALI VITICULTURE AND THE PROTECTION OF CULTURAL PROPERTY FORUM NR. 31 / 2018 INHALT

CONTENU Jeanne Berthoud Editorial: Weinbau und Kulturgüterschutz...... 3 CONTENUTO Anne-Françoise Jaccottet CONTENT Dionysos, dieu du vin... et bien plus ...... 9

Debora Schmid Der Weinbau inden römischen Provinzen– Spuren inAugusta Raurica...... 17

Heidi LüdiPfister TITELBILD | Weinbau inder Schweiz – ein kurzer Überblick...... 24 COUVERTURE | IMMAGINE DI COPERTINA | COVER Peter Schumacher Ausbildung imSchweizer Weinbau ...... 30 Aufhänger für das Thema «Wein» im KGS Forum war die «Fête des Vigne- Sabine Carruzzo-Frey, Isabelle Raboud-Schüle rons», die vom 18. Juli bis 11. August La Fête des Vignerons de Vevey. 2019 stattfinden wird. Das Titelbild zeigt Une tradition vivante de la Suisse ...... 38 einen Ausschnitt der Veranstaltung von 1833; vgl. auch S. 39. Gilbert Coutaz Quand une revue investit la Fête des Vigneronsde 2019...... 43 La Fête des Vignerons qui se tiendra du 18 juillet au 11 août 2019 a inspiré la David Vitali présente édition de Forum PBC sur le Die Fête des Vignerons. Erstes Schweizer Element thème du «vin». L’image de la première inder UNESCO-Liste des immateriellenKulturerbes ...... 48 page montre la fête de 1833; voir aussi p. 39. Oliver Martin «Weinbaugebiet » – eine UNESCO-Welterbestätte ...... 53 Il tema «Vino» cui è dedicato questo numero di Forum PBC è ispirato alla Marcia Haldemann «Fête des Vignerons», la cui prossima Villes, villageset hameaux viticoles à l'ISOS ...... 58 edizione si terrà dal 18 luglio all'11 agosto 2019. L'immagine di Hanspeter Schneider copertina mostra un momento della Unterwegsauf der ViaValtellina...... 64 manifestazione del 1833; vedi anche pag. 39. HansSchüpbach Umnutzung der Bergtrotte von Osterfingen (SH)...... 70 The Fête des Vignerons, which will take place from 18 July to 11 August 2019, MartínCamenisch provided the inspiration for this issue Der Nachlassdes JohannBaptistavon Tscharner (1751–1835). of PCP Forum. The cover image shows Baustein zur Rekonstruktion der Bündner Weinbaugeschichte a scene from the 1833 edition of the 1750–1950 ...... 75 festival; cf. also p. 39. Pierre Daniel Hatz-Casparis Foto / Photo: Der «Katz-Torkel» imLürlibad. Ein etwas sperriges Baudenkmal ....82 © Confrérie des Vignerons de Vevey. Alexandra Kull Gedankenzuden Anfängendes Weinbaus. Eine archäologische Spurensuche...... 88

Nicolas Isoz LeMusée de la vigne, du vin, de l'étiquette – Château d'Aigle ...... 94

Service Weitere Links zum Thema...... 98 Impressum / AdressenKGS...... 99

Seite 2 11.18 2000 860420776 JEANNE BERTHOUD EDITORIAL

WEINBAU UND KULTURGÜTERSCHUTZ

Liebe Leserinnen, liebe Leser als Kulturlandschaft in die Welt- erbeliste eingeschrieben. Bereits Wein – die Assoziationen dazu im 11. Jahrhundert kultivierten sind mannigfaltig: Jahrtausende Mönche an den steilen Hängen alte Anbaukunst, Symbol zahlrei- am Genfersee ihre Weinreben. cher Mythologien und Religio- Generationen von Bauern haben nen. In vino veritas sichert sich hier die einzigartige Terrassen- zweifellos einen Platz in den Top landschaft gestaltet, welche sich Ten der geflügelten Worte in La- auf 40 Kilometern dem See ent- Jeanne Berthoud. teinisch. Wein als Handelsgut, lang erstreckt und somit eine der Projektkoordinato- Symbol für Genuss und gemütli- grössten zusammenhängenden rin für den Bereich ches Beisammensein, Rauschmit- Weinbauregionen der Schweiz Kultur, Schweize- tel. Schon in der Antike wurde er bildet. Mit seinen vierzehn Dör- rische UNESCO- in einem eigenen Literaturgenre, fern und kleinen Städten wider- Kommission / den Trinkliedern, besungen – spiegelt das Lavaux auf eindrück- Sektion UNESCO, heutige Versionen davon wären liche Art die intensive Nutzung Eidgenössisches wohl Schlager mit Ohrwurmten- der Weinrebe sowie die Entwick- Departement für denz wie Udo Jürgens’ Griechi- lung einer lebendigen Kultur- auswärtige Angele- scher Wein oder der Reggae-Song landschaft, welche die Konti- genheiten; Mitglied von UB40 Red, red wine. nuität und die Entwicklung der Eidgenössi- spezifischer kultureller Traditio- schen Kommission Zugegeben: Wein ist nicht gerade nen erkennen lassen (Abb. 1). für Kulturgüter- der erste Begriff, den man mit der schutz. UNESCO, der Organisation der Dem Lavaux und der Weinbau- Vereinten Nationen für Bildung, tradition wird 2019 überdies eine Wissenschaft und Kultur, in Ver- ganz besondere Aufmerksamkeit bindung bringt. Und doch lassen zuteil: nächsten Sommer findet sich in fünf der sechs kulturellen zum ersten Mal in diesem Jahr- Konventionen der UNESCO Be- hundert die Fête des Vignerons züge zum Weinbau und zur statt. Organisiert von der Zunft Weinkultur finden, sei dies in der Winzer (Confrérie des Vigne- Form von Welterbestätten, imma- rons de Vevey) findet das Fest nur teriellem Kulturerbe oder zu rund alle 20 Jahre statt und ist schützendem Kulturgut. eine Ode an den Weinbau und ein riesiges Spektakel mit Tausenden Bislang wurden insgesamt vier- von Darstellerinnen und Darstel- zehn Weinbaugebiete in die Liste lern, erarbeitet in jahrelanger der Natur- und Kulturerbestätten Vorbereitung. Die Fête des Vigne- aufgenommen. Darunter befin- rons wurde 2016 als erste Tradi- den sich so prominente Namen tion der Schweiz in die Reprä- wie die Champagne, Saint-Émi- sentative Liste des immateriellen lion und das Piemont, aber auch Kulturerbes der UNESCO aufge- weniger bekannte Gebiete wie nommen. die Insel Pico auf den Azoren. In der Schweiz wurde die Stätte Neben dem materiellen und im- Lavaux – Weinberg-Terrassen 2007 materiellen Erbe finden sich aber

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auch Bezüge zu den anderen 1 UNESCO-Welterbestätte Lavaux Weinberg-Terrassen: stetige Herausforderungen kulturellen Konventionen der für den Schutz, die Weiterentwicklung und die unterschiedliche Nutzung des UNESCO, wie dem Übereinkom- Gebiets (Reblandwirtschaft, Tourismus, Wohnraum). Foto: © Verein Lavaux men von 2001 zum Schutz des Patrimoine mondial. Kulturerbes unter Wasser oder dem Übereinkommen von 1970 zum illegalen Kulturgütertrans- fer: Amphoren, die in der Antike als Vorrats- und Transportgefäs- se unter anderem für Öl, Oliven oder eben für Wein verwendet wurden, werden ausgegraben und finden im ungünstigsten Fall wird der Weinbau explizit er- ‚kulturelles‘ Produkt schlecht- ihren Weg auf den Markt als Ob- wähnt, etwa beim Mont Vully hin. Diese Aktivitäten sind Teil jekte des illegalen Handels. So im Kanton Freiburg oder beim der vorrangigen Programme der wurden 2010 illegal aus Italien Schaffhauser Wangen- und Os- UNESCO, wie die Verbreitung eingeführte römische Ampho- terfingental. Im Inventar schüt- von Bildung und Forschung, Kul- renstücke, welche am Schweizer zenswerter Ortsbilder der tur, Chancengleichheit, Umwelt Zoll beschlagnahmt wurden, Schweiz (ISOS) sind mehrere und nachhaltige Entwicklung, vom Bundesamt für Kultur an Weinbaudörfer mit charakteristi- Frieden und Führung sowie der Italien restituiert (Abb. 2).1 Und schen, typologischen Merkmalen Schutz des Erbes».2 Treffender auch im Umfeld des Haager Ab- verzeichnet. Das Inventar histori- könnte man die vielseitigen As- kommens für den Schutz von scher Verkehrswege der Schweiz pekte, welche den Weinbau und Kulturgut bei bewaffneten Kon- (IVS) erwähnt neben Weinstras- die Weinkultur betreffen, kaum flikten von 1954 kommt es immer sen und Saumpfaden oft auch beschreiben. wieder zur Zerstörung oder zum Bauten, die dem Weinhandel Raub ganzer Sammlungen mit dienten, als Wegbegleiter. Und Das vorliegende Heft lädt Sie ein, Töpferwaren, Kunstwerken, Ge- das Schweizerische Kulturgü- das Thema aus den verschiedens- mälden, Skulpturen oder Schrif- terschutzinventar (KGS-Inventar ten Blickwinkeln zu entdecken. ten – darunter durchaus auch 2009) listet einige Torkel, Trotten solche, die mit der Weinthematik sowie Museumssammlungen mit zusammenhängen. Bezug zum Weinbau auf. ANMERKUNGEN

Auch die Bundesinventare aus Last but not least gibt es seit 2007 1 https://www.bak.admin.ch/bak/de/ dem Bereich des Natur- und Hei- einen UNESCO-Lehrstuhl Cul- home/aktuelles/nsb-news.msg- matschutzes sowie des Kultur- ture et traditions du vin an der Uni- id-33292.html güterschutzes befassen sich mit versité de Bourgogne, den einzi- 2 https://chaireunesco-vinetculture.u- dem Thema. In mehreren BLN- gen seiner Art. Der Lehrstuhl bourgogne.fr/ Objekten (Bundesinventar der beschreibt seine Aktivitäten als Landschaften und Naturdenk- «multidisziplinären und inter- [Letzter Stand für alle im Beitrag mäler von nationaler Bedeutung) nationalen Ansatz für Wein als erwähnten Links: 28.9.2018].

Seite 4 VITICULTURE ET

PROTECTION DES BIENS CULTURELS

Chères lectrices, chers lecteurs, terrasses unique qui s’étend sur et saisis par la douane suisse (fig. 40 kilomètres le long du lac, ce 2). Dans le cadre de la Convention Le vin – un mot qui résonne de qui en fait une des plus grandes de La Haye de 1954 pour la pro- maintes façons: culture millé- régions viticoles continues de tection des biens culturels en cas naire, symbole mythologique et Suisse. Avec ses quatorze villages de conflit armé, on déplore sans religieux sans oublier la fameuse et petites villes, le Lavaux est un cesse la destruction ou le vol de expression latine in vino veritas. exemple remarquable de culture collections entières de poteries, Le vin comme marchandise, sy- intensive de la vigne et d’aména- d’œuvres d’art, de tableaux, de nonyme de plaisir et de convivia- gement d’un paysage vivant, mar- sculptures et de manuscrits dont lité, mais aussi d’ivresse. Dans qué par la continuité de traditions certains sur le thème du vin. l’Antiquité déjà, le vin faisait culturelles spécifiques (fig. 1). l’objet d’un genre bien particulier: Le sujet est aussi traité dans les les chansons à boire. Aujourd’hui Le Lavaux et les traditions viti- inventaires fédéraux concernant encore, des mélodies entraînantes coles seront à l’honneur en 2019 la protection de la nature et du lui sont dédiées, tel le tube Red, puisque la première Fête des paysage ainsi que la protection red wine de UB40. Vignerons du siècle aura lieu l’été des biens culturels. De nombreux prochain. Organisée tous les objets de l’Inventaire fédéral des Le vin n’est pas le premier mot 20 ans environ par la Confrérie des paysages, sites et monuments que l’on rattache à l’Unesco, l’Or- Vignerons de Vevey, cette fête naturels d’importance nationale ganisation des Nations Unies célèbre la viticulture et propose (IFP) font référence à la viticul- pour l’éducation, la science et la un grand spectacle, avec des mil- ture, par exemple le Mont Vully culture. Il est pourtant question liers de figurants, qui nécessite dans le canton de Fribourg ou la de viticulture et de vin dans cinq des années de préparation. En vallée de Wangen et d’Osterfin- des six conventions culturelles de 2016, la Fête des Vignerons fut la gen dans le canton de Schaff- l’Unesco, qu’il s’agisse de sites première tradition suisse à être house. L’Inventaire fédéral des classés au patrimoine mondial, classée au patrimoine culturel sites construits d’importance de patrimoine culturel immaté- immatériel de l’Unesco. nationale à protéger en Suisse riel ou de biens culturels à proté- (ISOS) recense différents villages ger. Outre le patrimoine matériel et viticoles présentant des caracté- immatériel, il existe aussi des ristiques typologiques. L’Inven- A ce jour, quatorze régions viti- liens avec d’autres conventions taire des voies de communicati- coles sont classées au patrimoine culturelles de l’Unesco, comme la on historiques de la Suisse (IVS) mondial culturel et naturel. Sur Convention de 2001 sur la protec- mentionne non seulement les la liste, des noms prestigieux tion du patrimoine culturel sub- routes du vin et les sentiers mule- comme les vignobles de Cham- aquatique et la Convention de tiers mais aussi les bâtiments qui pagne, de Saint-Émilion et du 1970 sur le trafic illicite de biens servaient au commerce du vin le Piémont mais aussi des régions culturels. Des amphores qui, long de ces voies. L’Inventaire moins connues comme l’île de dans l’Antiquité, servaient de ré- suisse des biens culturels d’im- Pico aux Açores. En Suisse, le site cipients pour la conservation et le portance nationale et régionale Lavaux – vignoble en terrasses est transport de l’huile, des olives ou (Inventaire PBC 2009) recense inscrit au patrimoine mondial du vin, sont déterrées et, dans le quant à lui des pressoirs et des depuis 2007. Au 11e siècle déjà, les pire des cas, vendues au marché collections de musées en lien avec moines cultivaient la vigne sur noir. En 2010, l’Office fédéral de la la viticulture. les coteaux escarpés du lac Lé- culture a par exemple rendu à man. Des générations de cultiva- l’Italie des tessons d’amphores Pour finir, depuis 2007, il existe à teurs ont façonné ce paysage en romaines importés illégalement l’Université de Bourgogne une

Seite 5 2 Dans le cadre d‘une exposition (2010), la Suisse a restitué à l‘Italie des tessons d‘amphores romaines introduits illégalement dans le pays et saisis à la douane. Photo: © Office fédéral de la culture (OFC).

EDITORIALE: VITICOLTURA

E PROTEZIONE DEI BENI CULTURALI

chaire Unesco «Culture et tradi- Cari lettori to forma di siti del Patrimonio tion du vin» unique en son genre. dell’umanità, di patrimonio cul- Ses activités sont axées sur une Il vino: arte di coltivazione mille- turale immateriale o di beni cul- approche pluridisciplinaire et naria, simbolo di numerose mito- turali da proteggere. internationale du vin en tant que logie e religioni, evoca nella nostra produit culturel par excellence. mente innumerevoli associazioni. Finora sono state ammesse quat- On y trouve les programmes In vino veritas è sicuramente uno tordici regioni viticole nella lista prioritaires de l’Unesco comme dei proverbi latini più famosi di dei siti del patrimonio naturale e l’éducation et la recherche, la sempre. Il vino come merce, sim- culturale. Questa include nomi di culture, l’égalité des chances, l’en- bolo di piacere e convivialità o be- spicco come lo Champagne, il vironnement et le développement vanda inebriante. Già nell’anti- Saint-Émilion e il Piemonte, ma durable, la paix et la gouvernance chità era esaltato da un proprio anche regioni meno conosciute ainsi que la protection du patri- genere letterario: i canti convivia- come l’isola di Pico nelle Azzorre. moine. Difficile de trouver de li. Una versione moderna di que- Per la Svizzera i vigneti terrazzati meilleurs mots pour décrire les sto genere potrebbe essere la can- del Lavaux sono stati iscritti come aspects multiples de la viticulture zone Red, red wine degli UB40. paesaggio culturale nella lista del et du vin. patrimonio mondiale nel 2007. I Tra le associazioni più immediate monaci coltivavano le loro viti sui La présente revue vous invite à con vino non figura certamente ripidi pendii del lago Lemano già découvrir le sujet sous différents l’UNESCO, l’Organizzazione del- nell’XI secolo. Generazioni di col- angles. le Nazioni Unite per l’educazione, tivatori hanno plasmato un pae- la scienza e la cultura. Eppure, in saggio terrazzato unico, che si cinque delle sei convenzioni cul- estende per 40 chilometri lungo il turali dell’UNESCO si possono lago, rendendolo una delle più trovare riferimenti alla viticol- grandi regioni vinicole a superfi- tura e alla cultura del vino, sot- cie unica della Svizzera. Con i suoi quattordici villaggi e cittadi- ne, il Lavaux è un esempio im- pressionante di sfruttamento in- tensivo della vite e di sviluppo di un paesaggio culturale vitale, che si distingue per la continuità e l’evoluzione di tradizioni cultura- li specifiche (fig. 1).

Il Lavaux e la sua tradizione vini- cola godranno di particolare at- tenzione nel 2019. La prossima estate, avrà infatti luogo, per la prima volta in questo secolo, la Fête des Vignerons. Organizzata dalla Confrérie des Vignerons de Vevey, la festa si svolge solo ogni 20 anni circa ed è un’ode alla viti-

2 coltura e un grande spettacolo con migliaia di figuranti, che ri-

Seite 6 2 Nell‘ambito di un‘esposizione (2010), la Svizzera ha consegnato all‘Italia questi cocci di anfora romana importati illegalmente e confiscati alla dogana. Foto: © Ufficio federale della cultura (UFC).

EDITORIAL:

VITICULTURE AND

THE PROTECTION OF

CULTURAL PROPERTY

chiede anni di preparazione. La saggi, siti e monumenti naturali Wine: a word that conjures up Fête des Vignerons è stata la pri- d’importanza nazionale (IFP), ad so many associations: a millen- ma tradizione della Svizzera ad esempio del Mont Vully nel Can- nia-old form of cultivating the essere inserita, nel 2016, nella li- ton Friburgo o della valle di Wan- soil, a symbol in countless my- sta dei beni culturali immateriali gen e Osterfingen nel Canton thologies and religions. It even dell’UNESCO. Sciaffusa. L’inventario degli inse- features in one of the most com- diamenti svizzeri da proteggere monly used Latin aphorisms, that Oltre al patrimonio materiale e d’importanza nazionale (ISOS) is In vino veritas. Wine plays mul- immateriale, troviamo riferimen- comprende diversi villaggi vi- tiple roles: a commodity, a sym- ti al vino anche in altre conven- ticoli con caratteristiche tipo- bol of pleasure and cozy get- zioni culturali dell’UNESCO, logiche. L’inventario delle vie togethers, and an intoxicant. In come la Convenzione del 2001 di comunicazione storiche della ancient times, wine even had its sulla protezione del patrimonio Svizzera (IVS) menziona non solo own literary genre – drinking culturale subacqueo e la Conven- le strade del vino e le mulattiere, songs – which extolled its virtues. zione del 1970 sul trasferimento ma anche gli edifici che serviva- Today’s equivalents would be illegale di beni culturali: anfore, no al commercio del vino lungo German Schlager music like Udo che in tempi antichi venivano uti- queste vie. L’inventario svizzero Jürgens’ Griechischer Wein [Greek lizzate come recipienti per le dei beni culturali (Inventario PBC wine] or Red, Red Wine made fa- scorte e i trasporti di olio, olive o 2009) elenca alcuni torchi antichi mous by English reggae group appunto di vino, vengono dissot- e collezioni museali legate alla UB40. terrate abusivamente e nel peg- viticoltura. giore dei casi finiscono sul merca- Admittedly, wine is not exactly to illegale. Nel 2010, l’Ufficio Infine, ma non da ultimo, dal the first subject that one would federale della cultura ha, per 2007 esiste presso l’Università di associate with the United Nations esempio, restituito all’Italia fram- Borgogna la cattedra UNESCO Organisation for Education, Sci- menti di anfore romane importa- Culture et tradition du vin, unica ence and Culture (UNESCO). Yet, ti illegalmente dall’Italia e seque- nel suo genere. Le sue attività viticulture and viniculture fea- strati alla dogana svizzera (fig. 2). sono incentrate su un «approccio ture in five of the six UNESCO Anche nell’ambito della Conven- multidisciplinare e internazio- Conventions, whether in the form zione dell’A ia per la protezione nale del vino come prodotto cul- of World Heritage Sites, intangi- dei beni culturali in caso di con- turale per eccellenza». Vi rien- ble cultural heritage or cultural flitto armato del 1954 si ripetono trano programmi prioritari del- property worthy of protection. distruzioni o furti di intere colle- l’UNESCO, quali la diffusione zioni di ceramiche, opere d’arte, dell’educazione e della ricerca, la For many years, a total of 14 wine- dipinti, sculture e scritti, tra cui cultura, le pari opportunità, l’am- producing regions have featured pure oggetti associati al tema del biente e lo sviluppo sostenibile, la on the UNESCO World Heritage vino. pace e la governance nonché la List. They include illustrious tutela del patrimonio». Sarebbe names such as Champagne, Anche gli inventari federali nel difficile descrivere con parole Saint-Émilion and Piémonte, as settore della protezione della migliori i molteplici e versatili well as less well-known wine- natura e del paesaggio o della aspetti che concernono la viticol- growing areas like Pico Island in protezione dei beni culturali trat- tura e la cultura del vino. the Azores. In , the tano questo tema. La viticoltura è cultural landscape of the Lavaux menzionata esplicitamente nel- La presente rivista vi invita a sco- Terraced Vineyards was officially l’ambito di numerosi oggetti prire la tematica da diversi punti named a UNESCO World Herit- dell’inventario federale dei pae- di vista. age Site in 2007.

Seite 7 As early as the 11th century, monks contained oil, olives and wine, Historic Transport Routes fea- grew vines on the steep slopes were illicitly exported from Italy tures wine routes and mule overlooking Lake Geneva. Gener- and apprehended by Swiss Cus- tracks, as well as buildings asso- ations of farmers have created a toms (fig. 2). The Federal Office of ciated with winemaking. The unique terraced landscape which Culture set about returning these Swiss Protection of Cultural stretches for 40 km along the relics to their country of origin. Property Inventory (2009 PCP In- shores of the lake, making it one As regards the 1954 Hague Con- ventory) lists several wine cellars, of the largest winemaking re- vention on the Protection of wine-press houses and museum gions in Switzerland. With its Cultural Property in the Event of collections that have a viticulture 14 villages and small towns, Armed Conflict, entire collec- connection. Lavaux is a remarkable reflection tions of earthenware, art works, of the intensive use of vines and paintings, sculpture and written Last but not least, the University the development of a living cul- records, including those with a of Burgundy in France has had a tural landscape which displays connection to wine, continue to UNESCO Chair of Wine Culture the continuity and evolution of be destroyed or looted. and Traditions since 2007. Accord- specific cultural traditions (fig. 1). ing to the university, the Chair, Switzerland’s Federal Inventory the only one of its kind, adopts a In summer 2019 all eyes will be of Natural and Cultural Heritage “multidisciplinary and interna- on Lavaux and its winegrowing and the Federal Protection of Cul- tional approach to wine as a ‘cul- and winemaking traditions when tural Property Inventory also in- tural’ product. Its activities are the once-in-a-generation Fête des clude this theme. Viticulture is part of UNESCO’s priority pro- Vignerons is held. Organised by explicitly mentioned in several gramme, including the spread of the Confrérie des Vignerons de entries on the Federal Inventory education and research, culture, Vevey [Vevey Brotherhood of of Landscapes and Natural Mon- equal opportunities, the environ- Winegrowers] the festival takes uments of National Importance ment and sustainable develop- place every 20 to 25 years and (ILNM), such as Mont Vully in ment, peace and governance and pays homage to the region’s viti- the canton of Fribourg and the heritage preservation”. This is a culture heritage with a huge Wangen and Osterfingen Valleys concise and incisive description open-air spectacle that has a cast in Schaffhausen. The Inventory of the multifaceted world of viti- of thousands and is many years of Swiss Heritage Sites (ISOS) in- culture and viniculture. in the planning. In 2016, the Fête cludes several villages that have des Vignerons became the first the characteristic and typological The present issue explores this Swiss living tradition to make it features of winemaking sites. subject from many different on UNESCO’s Representative Likewise, the Inventory of Swiss points of view. List of Intangible Cultural Herit- age of Humanity.

Wine also features in other UNESCO Conventions, including the 2001 Convention on the Pro- tection of Underwater Heritage and the 1970 Convention on the Illicit Transfer of Cultural Assets. In 2010, for example, excavated fragments of ancient Roman am- phorae, which would have once

Seite 8 ANNE-FRANÇOISE JACCOTTET DIONYSOS, DIEU DU VIN... ET BIEN PLUS

Le vin ne laisse jamais indiffé- lement le «boire ensemble». Le rent. Il nourrit un imaginaire vin et Dionysos y sont à l’hon- particulièrement riche que cha- neur. Sans être à strictement par- cun cherchera à exprimer à sa ler un culte du dieu, le banquet manière. Son pouvoir incontes- est dédié à Dionysos, auquel on table demande une réponse, ne manque pas de faire une liba- culturelle, divine même, dans la tion. La vaisselle en céramique plupart des sociétés de l’Anti- utilisée est significativement quité. En Grèce ancienne, le décorée très souvent de thèmes divin breuvage appelait un pa- dionysiaques. Grâce aux effets Anne-Françoise tronage à la hauteur de sa puis- inspirateurs du divin breuvage, Jaccottet. Chargée sance, de son charme et de son on récite des vers, épiques ou de cours et docteur mystère. Qui mieux que Diony- lyriques, en s’accompagnant de en archéologie et sos pouvait représenter l’ambi- la lyre, on discute philosophie histoire ancienne guïté du suc de la vigne, tantôt ou politique; mais l’ivresse ins- à l‘Université de doux remède aux soucis des pire aussi d’autres appétits, aux- Genève. Spécialiste hommes, tantôt poison ravageur quels savent répondre les belles en iconographie, et meurtrier? esclaves, danseuses ou musi- religion, communi- ciennes, ou les jeunes garçons, cation antiques. Dionysos, justement, un dieu citoyens eux, qu’un aîné va ini- ambivalent, qui ne se laisse tier à tous les aspects de la vie jamais cerner, qui échappe à sociale. toute définition simple, comme il échappe «miraculeusement» aux Lieu du boire, le symposion est fers que ses ennemis, tel Penthée, avant tout le lieu du bien boire, roi de Thèbes, essaient vaine- du boire juste, du boire en ment de lui imposer, dans l’es- homme civilisé. Car le vin est poir de juguler le «désordre» dangereux, les récits de son public que son culte semble pro- introduction chez les hommes voquer. Le dieu du vin, ce ne en témoignent; telle l’aventure pouvait être que lui. d’Ikarios, habitant de l’Attique, auquel Dionysos en personne confie le premier cep de vigne et DIONYSOS, MAÎTRE l’art de faire le vin. Les compa- DU VIN ET DU BANQUET gnons d’Ikarios, testant ce nou- veau breuvage et essuyant la pre- C’est ainsi que Dionysos est le mière «cuite» de l’humanité, maître incontesté du banquet, tueront Ikarios en croyant que cette institution sociale, réser- celui-ci avait cherché à les em- vée à l’élite mâle de la société poisonner. C’est que le vin ne se grecque. Après avoir mangé, boit pas sans autre forme de pro- dans une pièce de la maison ré- cès en Grèce. Ce n’est que coupé servée à cet effet – au nom signi- d’eau qu’il devient supportable ficatif d’andrôn, la pièce des pour l’homme. Boire le vin est hommes –, les convives pour- un acte de civilisation, de suivent par le symposion, littéra- culture, un acte social, partagé et

Seite 9 1 Fig. 1–3: Satyres buvant du vin pur... et en démontrant les conséquences! 2 Psykter attique à figures rouges, vers 3 480 av. J.-C., Londres, British Museum 1868,0606.7 (E 768), peintre Macron. Photos: © Trustees of the British Museum.

Cf. également l‘illustration I en couleur au dos de la revue.

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codifié. Seul Dionysos peut se qui font par essence toujours vert, avant même d’être dieu de permettre de boire le vin pur tout faux, donnant aux hommes la vigne, représente la force jail- sans tomber dans la sauvagerie. le reflet inversé de la norme lisante de la vie que rien ne peut Au symposion, le maître de mai- culturelle dont ils permettent a abattre. Les satyres prennent sur son fixera les proportions du contrario la réaffirmation, cher- eux, sur le mode humoristique, mélange, qui se fera dans le cra- cheront eux à boire le vin pur, l’expression des outrances dio- tère – littéralement vase du mé- directement à l’outre (fig. 1) sans nysiaques que le dieu ne montre lange – ce grand vase majes- passer par le cratère. On notera jamais lui-même, en bon dieu tueux qui trône au centre de que ces images de satyres «déso- grec, façonné par des hommes l’andrôn, et déterminera de ce fait béissant» aux bonnes règles, ont soucieux de la conformité du les modalités de l’ambiance, été peintes sur un vase utilisé divin à une exemplarité esthé- culturelle, festive ou plus direc- durant le banquet, un psykter, tique bien lisse. tement débridée de la soirée. vase à refroidir le vin qui flottait L’ivresse n’est pas un tabou ni un dans le cratère rempli, signe jus- préjudice à la bonne réputation, tement du mélange du vin utilisé DIONYSOS OU L’ ÉCLIPSE bien au contraire; elle est un par les hommes, au contraire des DU TRAVAIL DE LA VIGNE hommage au dieu et un rite com- satyres. Les cabrioles et autres munautaire agréé, pour autant «exploits» comiques des satyres Si le symposion est une manière qu’elle découle de la socialité (fig. 2 et 3) manifestent la trans- privée et répétée sans calendrier codifiée liée à la consommation gression opérée, alors que leur fixe de rendre indirectement un partagée du vin. ithyphallisme triomphant ex- culte au vin et au dieu, des fêtes prime la vigueur, la turgescence, publiques mettent aussi à l’hon- Les satyres, ces êtres mi-hommes dont Dionysos est le patron, lui neur Dionysos et le vin. Mais l’on mi-chevaux de la suite du dieu, qui, maître du lierre toujours constate très vite que ces fêtes ne

Seite 10 2 3 suivent pas le calendrier du tra- l’effervescence de la liane que pression de la puissance trouble vail de la vigne. Les fêtes de Dio- renvoie ce patronage. Pas de du dieu, de cette ambiguïté qu’il nysos sont toutes en hiver ou au place pour le quotidien labo- faut gérer à tous les niveaux. tout début du printemps, temps rieux des vignerons et les tâches du repos pour la vigne. Les rythmées de l’année viticole. Et Athéniens par exemple, ainsi cela ne tient pas seulement au MAÎTRE que tous les Ioniens, célèbrent le fait qu’une partie des travail- DE L’INCONTRÔLABLE vin nouveau dans une fête arti- leurs agricoles et viticoles étaient culée en trois jours, les Anthes- des esclaves et que le travail ma- C’est que le vin n’est pas le seul téries, ou fête des fleurs, entre fin nuel était de toute manière majo- domaine que régisse Dionysos. février et début mars. Le premier ritairement dévalorisé en Grèce, Une autre effervescence lui est jour, dans un sanctuaire de Dio- comme étant une fatalité des essentielle. Celle de la transe et nysos réservé à cette seule occa- classes inférieures. Non, Diony- de la course effrénée dans les sion, les jarres de vin nouveau sos en lui-même explique et ex- bois, ces espaces liminaux qui, sont déscellées et après avoir prime ce désintérêt de la cause dans l’imaginaire grec, échappent versé une libation au dieu, une viticole. Tout se passe avec lui à la culture, dans les deux sens prière et des vœux solennels et apo tou automatou, comme le du terme. Dionysos, sous son officiels sont prononcés afin que disent les Anciens, de son propre appellation de Bacchos, le Bac- le vin ne soit pas néfaste pour les mouvement, de manière sponta- chant par excellence, veut être hommes, mais bienfaisant. Nous née, sans effort et en quelque honoré par une troupe bondis- voilà rappelés à l’ambiguïté du sorte «miraculeusement». Le vin sante et tourbillonnante de bac- vin, qui pour les Grec est un est une émanation directe de la chantes ou ménades. Demander pharmakon, terme désignant au- vigne, mais surtout de Dionysos. aux femmes citoyennes de sortir tant le remède que le poison. A Andros, par exemple, île des rituellement de la cité pour aller Boire le vin ne peut ainsi se Cyclades, on célébrait chaque célébrer le dieu dans les espaces concevoir qu’après avoir publi- année une fête dionysiaque du- «sauvages» du territoire par des quement et rituellement conjuré rant laquelle l’eau d’une fontaine danses qui deviennent transe, le pouvoir néfaste de cette bois- se changeait subitement, et pour voilà qui tranche sur les exi- son, ambiguë comme le dieu qui le temps de la fête, en vin. Ce gences rituelles des autres dieux la patronne. Le concours de bois- thème inspirera d’ailleurs une du panthéon, plus policés et po- son qui suivait ce premier jour toile célèbre du Titien1, occasion sés dans leurs attentes de la part de fête pouvait dès lors avoir lieu pour le peintre de représenter, de la communauté qui les ho- en toute quiétude et l’année se sous couvert de mythologie sa- nore. dérouler en heureuses agapes, vante, la licence joyeuse et le sans crainte de la puissance né- nu féminin le plus osé de son Ce rituel exigé par le dieu et qu’il gative du vin et du dieu. époque. partage lui-même, a suscité, pour le justifier a posteriori, des ré- Ce calendrier rituel du vin fait Pas de «Fête des vignerons» donc cits mettant en scène, dans le bien l’impasse totale sur le tra- en Grèce antique, sous l’égide de passé royal héroïque, le refus de vail des vignerons. Si Dionysos Dionysos. Le vin est un produit certaines cités d’accepter ce dieu est le dieu de la vigne, c’est à immédiat et merveilleux, ex- et ses rites comme à Thèbes, à

Seite 11 4 Ménade en transe. Médaillon de coupe attique à fond blanc, vers 490 av. J.-C., Munich, Staatliche Antikensammlungen 2645, atelier du potier Brygos. Photo: © Munich, Staatliche Antikensammlungen.

Cf. également l‘illustration G en couleur au dos de la revue.

5 Cortège bachique avec Dionysos et Ariane dans un char tiré par des centaures. Sarcophage romain, en marbre, 2ème siècle apr. J.-C., Londres, British Museum 1805,0703.130. Photo: © Trustees of the British Museum.

Argos ou à Orchomène. Mais la noués, ses mouvements de jamais en jeu dans les rituels or- folie maligne, la mania, envoyée danse/transe violents, dit l’écart giastiques, malgré ce que veulent aux femmes de ces cités par le significatif de conduite et de te- faire croire les ennemis du dieu dieu, qui les fait délirer au point nue attendu de la femme, ci- et du «désordre» qu’il induit, de déchiqueter leurs propres en- toyenne, épouse ou fille de comme le roi de Thèbes Penthée fants saura vite convaincre les bonne famille, qui sort de la cité dans Les Bacchantes d’Euripide, cités récalcitrantes d’intégrer ce pour honorer le dieu. Et si, dans pour dévaloriser les rites et stig- dieu qui dérange et de transfor- la pratique effective des rites matiser les femmes comme des mer les rites sauvages punitifs bachiques, les panthères, assez dévoyées3. en ritualité intégrée, acceptée et peu réalistes, sont remplacées sans plus de danger. La transe par des faons dont on porte la L’effervescence des rites ba- bachique des ménades (les «déli- peau, et qu’on déchire à mains chiques a d’ailleurs fait que les rantes») ou bacchantes est une fa- nues au plus fort de la transe Anciens ont construit Dionysos çon d’exprimer l’acceptation au (diasparagmos), la sauvagerie comme un étranger, un dieu re- sein de la cité d’un élément pertur- mise en scène rituellement n’en venant de Phrygie ou Lydie et bateur qui lui est pourtant essen- est pas moins soulignée. Portée apportant sur sa terre natale des tiel, c’est «l’installation officielle sur une coupe, utilisée par les rites bien étrangers aux mœurs d’une hétérodoxie au cœur même hommes au banquet, cette ima- grecques. Mais il n’en est rien, de l’orthodoxie qu’elle contredit2». gerie de la ménade en transe dit Dionysos est bel et bien grec, et aussi l’unité ressentie des pou- le «désordre» de ses rites, qui La figure de cette bacchante (fig. voirs de Dionysos: le vin et la semblent contredire le bel or- 4) avec son thyrse (bâton ba- transe sont conçus comme deux donnancement de la ritualité chique garni de lierre), sa peau manifestations complémentaires sage de la cité, est nécessaire à la de panthère, ses cheveux dé- du dieu, même si le vin n’entre vie de la communauté civique. Dionysos, le maître de l’effer- vescence, du jaillissement, de l’entre-deux qui interroge les frontières entre culture et sauva- gerie, entre homme et animal (les satyres), entre dedans et de- hors – dedans/dehors de la cité, de la culture, de la civilisation –, ce dieu ambigu et dérangeant est au cœur de la cité grecque. Ce n’est pas un hasard si c’est lui qui sera mis à la tête du théâtre, cet espace-temps qui redéfi- nit l’identité, qui joue sur les masques et jette sur le devant de la scène les questions fondamen- tales qui agitent l’être humain, comme sa place dans la société, dans le monde, dans le cosmos – en regard de celle des dieux –, la

4 nature des lois, divines ou hu- maines, le destin de l’homme.

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DIONYSOS UN DIEU qui relie toutes les attentes, mieux armé? Assurément dans À TOUT FAIRE? toutes les couches sociales, quelques cas. Mais une dernière toutes les provenances dans ce ambiguïté du dieu doit être évo- Il n’est dès lors pas étonnant que, vaste monde méditerranéen uni quée. Dionysos et son monde dès le 3ème siècle av. J.-C. et du- administrativement et culturel- virevoltant ont envahi massive- rant toute l’Antiquité, ce soit lui lement dans l’Empire romain. ment l’univers des images dès le que des milliers de particuliers 6ème siècle avant notre ère avec aient choisi pour patronner une un succès «mondial» qui ne s’est association cultuelle que nous DIONYSOS pas démenti jusqu’à la fin de appellerions «privée», proposant CULTE ET CULTURE l’Antiquité. Le décor des vases à un «plus» personnalisé en marge boire le vin, sur lequel sa pré- des cultes officiels de la cité. En Voir Dionysos et son cortège sur sence est naturelle et attendue, choisissant Dionysos, ils choisis- autant de sarcophages romains ne suffit pas à rendre compte de saient une façon d’exprimer la est encore une marque de cette cet engouement généralisé sur vie sous l’une ou l’autre de ses réponse que le dieu peut appor- un millénaire. Dionysos, le plus différentes facettes. Que l’on ter à l’homme, dans les moments «photogénique» des dieux grecs, veuille profiter des plaisirs de la les plus sensibles de son exis- est devenu un marqueur cultu- convivialité, du bien boire, pour tence (fig. 5). Le cortège tourbil- rel, sans plus de lien direct avec oublier les soucis du quotidien, lonnant du dieu avec ses figures la ritualité. Montrer Dionysos Dionysos, le pausilupos, celui exubérantes et conventionnelle- sur une mosaïque de son tricli- qui fait cesser les peines, répond ment exotiques exprime là en- nium (salle-à-manger de récep- à l’appel; que l’on cherche à core le foisonnement de la vie, et tion) n’est pas une marque de s’évader ou s’accomplir dans des la force jaillissante dont le lierre, religiosité mais de culture. Dio- états liminaux, s’imposent les le vin, la transe sont des mar- nysos est un langage culturel qui rituels orgiaques proposés par le queurs. Le cortège triomphal qui unit les habitants de l’Empire Bacchant par excellence aux le ramène des Indes après sa vic- dans une koinè, une langue com- hommes autant qu’aux femmes. toire civilisatrice sur les peuples mune de référence, celle des Les mystères, dont on ne sait pas «barbares», victoire nous dit- images, celle du dieu que tout grand chose, outre qu’ils étaient on remportée avec des armes le monde connaît et reconnaît. fondés sur une ritualité réservée propres au dieu, la danse, la mu- Une représentation dionysiaque, à un groupe et permettaient sique envoûtante et le vin, est un même sur un support aussi sen- peut-être une relation privilé- message on ne peut plus trans- sible et chargé qu’un sarcophage, giée avec la divinité, étaient en- parent sur un monument funé- ne sera ainsi pas forcément un core une autre façon de question- raire contenant la dépouille d’un signe de religiosité particulière. ner le monde des vivants et défunt. Dionysos peut exprimer Dionysos par ses multiples fa- l’au-delà, sous la houlette de avec force la victoire de la vie sur cettes est aussi devenu une «fa- Dionysos. Chaque association la mort. çon de parler», une façon d’expri- cultuelle dont nous avons la mer, en langage métaphorique, trace – et nous en connaissons Est-ce à dire que tous les défunts les grandes énigmes de l’être plus de deux cents – est une qui ont choisi un thème diony- humain, dont la mort est peut- réponse individualisée aux siaque pour décorer leur der- être bien la plus insondable. besoins, rituels, intimes tout nière demeure ont un rapport comme sociaux, d’individus, à religieux très étroit et particulier Et à y bien réfléchir, cette capa- toutes les époques, dans toutes avec ce dieu-là? Que des initia- cité d’expression métaphorique les régions du monde antique. tions ou des rites dionysiaques est déjà tout entière comprise Dionysos est un point commun permettaient d’affronter la mort dans le vin. Ce divin breuvage

Seite 13 DIONYSOS – GOTT DES

WEINS… UND WEIT MEHR

qui est bien plus profond et énig- PETITE BIBLIOGRAPHIE Wein lässt niemanden unberührt; matique que ce que l’on croit! POUR ALLER PLUS LOIN er weckt eine reiche Vorstellungs- kraft, die jeder auf seine Weise Dionysos dieu du vin? Oui, mais - DETIENNE Marcel, 1986: Dionysos ausdrücken möchte. Dies erfor- de tout ce que le vin peut induire, à ciel ouvert. Paris. derte in den meisten Gesellschaf- métaphoriquement, quelle que - JACCOTTET Anne-Françoise, 2003: ten der Antike eine kulturelle, ja soit la culture dont on provienne. Choisir Dionysos. Les associations sogar göttliche Antwort. Und wer dionysiaques ou la face cachée du sonst als der ambivalente Diony- dionysisme. Kilchberg (Zurich). sos wäre prädestinierter, um die NOTES - JACCOTTET Anne-Françoise, 2008: Zweideutigkeit des Rebensaftes «Das bakchische Fest und seine Ver- darzustellen: manchmal süsses 1 «La Bacchanales des Andriens», breitung durch Kult, Literatur und Mittel gegen die Sorgen der Men- huile sur toile 1523–1526, Madrid, Theater». In RÜPKE J. (éd.), 2008: schen, dann wieder gefährliches Musée du Prado. Titien travaille sur Festrituale in der römischen Kaiser- und mörderisches Gift? la base du texte de Philostrate, qui, zeit. Studien und Texte zu Antike dans ses Imagines (ou Eikones) décrit und Christentum 48, S. 201–213. Der Beitrag zeigt die verschiede- 64 tableaux censés se trouver dans Tübingen. nen Rollen, die Dionysos im Zu- une collection privée, près de Naples, - JACCOTTET Anne-Françoise, 2014: sammenhang mit Wein zukom- aux alentours de 210 apr. J.-C. «Rituels, transmission et savoirs men. So ist er unbestritten Herr Parmi ces tableaux décrits, «Les partagés à Éphèse: des associations des Banketts und des Symposions Andriens» (Imagines I, 25). dionysiaques aux communautés (wörtlich übersetzt des «zusam- 2 DARAKI Maria, 1985: Dionysos et chrétiennes», en collaboration avec men Trinkens»), das den Geist la déesse terre. Paris, p. 13. MASSA Francesco. Kernos 27, 2014, der Gäste beflügelt und ein Ort 3 C’est cette même argumentation qui S. 285–318. des zivilisierten, guten Trinkens servira au pouvoir romain en 186 - JACCOTTET Anne-Françoise, 2016: ist. Zuviel Wein kann durchaus av. J.-C. pour stigmatiser et anéantir «Les mystères dionysiaques pour auch gefährlich sein, wie die Ge- un immense mouvement populaire penser les mystères antiques?». In: schichte des Ikarios zeigt, der von bachique qui avait pris pied à Rome BELAYCHE Nicole / MASSA Fran- seinen Freunden im Rausch getö- et dans toute l’Italie, connu sous le cesco (éd.), 2016: Les «mystères»: tet wird. Deshalb wird im anti- nom d’«affaire des Bacchanales» questionner une catégorie, dossier ken Griechenland der Wein mit romaines. Toutes les «chasses aux Mètis N.S 14, p. 75–94. Wasser verdünnt, damit er für sorcières», antiques comme contem- - LISSARRAGUE François, 2013: La den Menschen harmloser wird. poraines procèdent de la même cité des satyres. Une anthropologie Im Symposion wird denn auch der manière pour dénigrer et condamner ludique (Athènes VIe–Ve siècle av. Wein vom Hausherrn mit Wasser les attitudes qui dérangent. J.-C.). Paris. verdünnt. - PAILLER Jean-Marie 1988: Baccha- nalia. La répression de 186 av. J.-C. Der Wein und Dionysos werden à Rome et en Italie: vestiges, images, auch bei öffentlichen Feierlichkei- tradition (BEFAR 270). Rome. ten, die dem Gott geweiht sind, - SCHLESIER Renate (éd.), 2011: A verehrt. Diese finden im Winter Different God? Dionysos and An- oder Frühling statt, während der cient Polytheism. Berlin / New York. Ruhezeit der Rebe, und nicht wäh- rend der traditionellen Winzer- zeit. Das Fest des Dionysos ist demnach kein Fest der Winzer, so wie wir es heute kennen.

Seite 14 DIONISO - DIO DEL

VINO ... E MOLTO ALTRO

Dionysos ist – unter seinem Bei- Il vino non lascia indifferenti. Sti- Con il suo soprannome Bacco, namen Bakchos – aber auch der mola una fervida immaginazio- Dioniso era però anche il dio del- Gott des ausschweifenden Tan- ne, un immaginario che varia da la danza sfrenata e della trance. zes und der Trance. Er will von persona a persona. Nella maggior Era venerato anche dalle Baccanti Bacchanten und Mänaden in der parte delle società antiche ciò esi- e Menadi con danze estatiche nel- Wildnis mit ekstatischen Tänzen geva una risposta culturale, per- la natura selvaggia. Pertanto, in geehrt werden. Einige antike sino divina. E chi altro se non nome della moralità, alcune città Städte lehnten deshalb im Namen l’ambivalente Dioniso era più antiche rifiutarono la venerazio- der Sittlichkeit die wilde Huldi- predestinato a rappresentare ne selvaggia di questo dio, che gung des Gottes ab, welche die l’ambiguità del vino: a volte dolce metteva i suoi seguaci in stato di Leute in einen tranceähnlichen rimedio contro le preoccupazioni trance. D’altra parte, ne consegui- Zustand versetzte. Andererseits quotidiane, altre pericoloso o ad- va anche la possibilità di collega- ergab sich so auch die Möglich- dirittura letale veleno? re aspetti opposti: l’agitatore che keit, gegensätzliche Dinge mitei- turba l’ordine stabilito e cancella nander in Verbindung zu brin- L’articolo illustra i diversi ruoli il confine tra cultura e sfrenatez- gen: der Störenfried, der die che Dioniso assume nel contesto za (analogamente a Satiro, che è etablierte Ordnung durcheinan- del vino. È l’indiscusso protago- mezzo uomo e mezzo animale), e derbringt und die Grenze zwi- nista del banchetto o del simposio Dioniso, che incarna contempo- schen Kultur und Wildheit zu (che tradotto alla lettera significa raneamente il vino e la trance. verwischen scheint (ähnlich dem «bere insieme»), che mette le ali Satyr, der zugleich Mensch und allo spirito degli ospiti ed è un Le numerose illustrazioni di Dio- Tier ist) – und Dionysos, der Wein luogo del buon bere civile. Bere niso e dei suoi seguaci sui sarco- und Trance zugleich verkörpert. troppo vino può anche essere pe- fagi romani potrebbero stupire. ricoloso, come testimonia la sto- Tuttavia, devono essere visti Viele Abbildungen des Dionysos ria di Icario, assassinato dai suoi come segni di vitalità e abbon- und seines Gefolges auf römi- amici in stato d’ebbrezza. Pertan- danza, come la vittoria della vita schen Sarkophagen mögen uns to, nell’antica Grecia il vino veni- sulla morte. Le diverse rappre- erstaunen. Sie sind jedoch als Zei- va diluito con acqua affinché fos- sentazioni del dio su vasi, mosai- chen des Lebens, der Fülle und se meno nocivo. Nel simposio, il ci e monumenti funebri non van- des Überflusses zu werten. Es ist vino veniva quindi diluito dal no intese primariamente come der Sieg des Lebens über den padrone di casa. segni religiosi, ma piuttosto come Tod. Die vielen verschiedenen segni di una cultura comune, del Abbildungen des Gottes auf Va- Il vino e Dioniso sono venerati linguaggio culturale e metaforico sen, Mosaiken und Grabmälern anche in occasione delle celebra- dei Greci e dei Romani. Tutti lo sind nicht primär als religiöses zioni pubbliche dedicate al dio. conoscono e lo riconoscono. Dio- Zeichen zu verstehen, sondern Queste hanno luogo in inverno o niso non è quindi solo il dio del als Zeichen einer gemeinsamen in primavera, durante il periodo vino, ma rappresenta molto di Kultur, einer kulturellen, meta- di riposo della vite, e non durante più. phorischen Sprache der Griechen il periodo tradizionale della ven- und der Römer. Jeder kennt und demmia. La festa di Dioniso non erkennt ihn wieder. Somit ist Di- era quindi una festa della ven- onysos nicht einfach nur Gott des demmia così come la conosciamo Weins, sondern weit mehr. oggi.

Seite 15 DIONYSIUS – THE GOD OF WINE…

AND MORE BESIDES

Wine leaves no one indifferent. It tes and Maenads, would honour is capable of sending people on him by heading to forests and their own incredible flights of dancing themselves into a frenzy. fancy. In many ancient societies, In the name of public decency, this called for a cultural, if not some ancient cities objected to divine, response. Who better this unbridled homage to the god than the ambivalent Dionysius which left participants in a to embody this nectar and its trance-like state. Yet, there was double-edged power: both a also the possibility of reconciling sweet draught to wash away wor- two opposites: the troublemaker ries and a dangerous and deadly who upends the established or- poison. der and blurs the boundaries be- tween culture and savagery (like This article looks at the many the part-man, part-beast satyrs) roles attributed to Dionysius – and Dionysius, the personifica- when it comes to wine. He is the tion of wine and rapture. undisputed king of banquets and symposiums (literally “to drink to- It might seem strange that many gether”), lifting the spirits of the Roman sarcophagi feature depic- guests and offering them an op- tions of Dionysius and his aco- portunity to indulge in a spot of lytes. But here they are used as a civilized and pleasurable drink- symbol of life, opulence and ex- ing. However, too much wine can cess. Ultimately, they reflect the be extremely danger, as the fate of victory of life over death. Many Icarius shows (he was killed by different illustrations of the god friends in a drunken frenzy). To on vases, mosaics and grave- minimise its potentially harmful stones are not primarily religious effects wine was watered down but rather an emblem of a shared in ancient Greece, also during culture and the cultural, meta- symposiums. phorical idiom of the Ancient Greeks and Romans. Everyone Public ceremonies dedicated to has heard of and recognises him. Dionysius celebrated wine and its Dionysius is far from being only god. These were not held during the god of wine. the traditional grape harvest sea- son but in winter and spring when the vines lay dormant. In ancient times, the Festival of Dio- nysius was therefore not a cele- bration of winemakers as it has become today.

Dionysius, under the sobriquet of Bacchus, was also the god of dance, ecstasy and trance-like states. His followers, the Bacchan-

Seite 16 DEBORA SCHMID DER WEINBAU IN DEN RÖMISCHEN PROVINZEN

SPUREN IN AUGUSTA RAURICA

«Den Wein von innen, das Öl von aussen» (PLINIUS SECUNDUS Gaius: Naturalis historia, XIV: 150).

Dies ist die Antwort des über hundertjährigen Ro- milius Pollio auf die Frage von Kaiser Augustus, wie er es gemacht habe, so alt zu werden (zit. in WEEBER 1993) – ein schönes Bild zur Bedeutung des Weins bei den Römern. 1

Dr. Debora Schmid. Der Weinkonsum war lange vor satzgebiete sind vorhanden. Ob- Stellvertretende der römischen Eroberung der wohl unklar ist, seit wann in der Leiterin von Au- hiesigen Gebiete bekannt, wie Nordwestschweiz Reben ange- gusta Raurica, prunkvolle Weingefässe aus baut und Weine gekeltert wurden Leiterin Forschung Bronze aus der Späthallstattzeit und ob man in Augusta Raurica und Archiv. Ihre in Süddeutschland anschaulich tatsächlich Rebbau betrieb, gibt Forschungsschwer- zeigen: kunstvolle Schnabel- es einige Indizien, die bereits für punkte sind die kannen, Bronzekessel, Trink- Weinbau in römischer Zeit in un- Archäologie der hörner oder Mischkratere zum serem Gebiet sprechen. Römischen Provin- Beispiel in den Fürstengräbern zen im Allgemei- von Hochdorf (D) oder Vix (F) In Augusta Raurica wurde sehr nen, im Besonde- oder im südlichen Hunsrück gerne Wein konsumiert; dies be- ren regionaler und Saargebiet (D). Seit spätkel- legen Tausende von Scherben von Keramikhandel, tischer Zeit belegen Amphoren, Amphoren. Mit diesen Einweg- Mosaiken und Dolien und mediterrane Hen- verpackungen aus Ton wurde – Privatreligion in kelkrüge in zunehmendem neben Olivenöl, Südfrüchten römischer Zeit. Masse den Weinkonsum in un- oder Fischsauce – in grossen serem Gebiet, der später auch Mengen Wein importiert, vor al- durch Weinimporte in Holzfäs- lem aus Südgallien, aber auch aus sern ergänzt wurde. Italien, Spanien, dem griechi- schen Osten und seit dem 3. Jahr- Infolge der Eroberung neuer Ge- hundert n. Chr. auch aus dem biete nördlich der Alpen brachte Rhein- und Moselgebiet sowie dann das römische Militär zuerst aus Nordafrika. Neben dem in grossem Stil den Wein und Weinhandel mit Amphoren wur- später auch den Rebbau in unsere de der grössere Teil der Wein- Region (CÜPPERS 1987). importe in Holzfässern in unsere 1 Diese ursprünglich fast 1 m grosse Gegend gebracht. Funde von Amphore wurde in Augusta Raurica Holzfässern sind aber in Augusta hergestellt. Ob darin importierter WEINGENUSS IN DER Raurica nicht belegt, da das orga- und umgefüllter Wein, lokaler Wein RÖMISCHEN PROVINZ nische Material vergangen ist. oder sogar Bier aufbewahrt wurde, Hingegen sind beispielsweise aus bleibt offen. Zeichnung: nach MAR- Wein wird heute in der Gegend Vindonissa und Vitudurum viele TIN-KILCHER 1994, Abb. 129, von Augst erfolgreich angebaut, Fässer überliefert; die auf den Höhe 95 cm. Zeichnung Sylvia wie zahlreiche Rebberge zeigen; Fässern vorhandenen Inschrif- Fünfschilling, © Augusta Raurica. das Klima ist günstig und Ab- ten, Brandmarken und Stempel

Seite 17 2 In Amphoren, den Transportbehäl- tern aus Ton, kamen durch Handel Wein, Olivenöl, Südfrüchte, Fisch- sauce und anderes mehr aus dem ganzen Mittelmeerraum nach Augusta Raurica. Foto: © Augusta Raurica.

2 3

3 Die Römer tranken den Wein oft 4 Bacchus, der römische Weingott, gemischt mit Wasser und gewürzt wurde gerne mit Rebstöcken und mit Kräutern oder anderen Zusätzen Weintrauben dargestellt. Die wie Honig, die den Geschmack des Bronzebüste des jugendlichen Bac- Weins veredeln sollten. Alle festen chus mit Aufsatz in Form dreier Bestandteile sowie auch Rückstände Rebstöcke stammt aus der Insula 5. vom Gärprozess wurden vor dem Sie wurde im 1. Jahrhundert n. Chr. Trinken mit Sieben herausgefiltert. aus Campanien importiert und ge- Dieses Sieb aus Bronze gehört zu hört zum Inventar eines Hausheilig- einem Geschirrdepot aus Kaiser- tums (Lararium). Foto: Susanne augst. Foto: Ursi Schild, © Augusta Schenker, © Augusta Raurica. Raurica.

geben Auskunft über die Her- kunft und die Qualität der Weine (FREI-STOLBA 2015).

Neben einfachem Tischwein ge- langten auch Spitzen- und Luxus- weine in unser Gebiet. Aufgrund der Form der Amphoren und durch mineralische Einschlüsse im Ton ist der Herkunftsort der Amphoren bekannt und wir kön- nen daraus folgern, woher der Wein stammte (MARTIN-KIL- CHER 1994; Abb. 1, 2, 10).

Metallgeschirr wie Kannen und Siebe, die beim Weintrinken ver- wendet wurden, sind in Augusta Raurica ebenfalls nachgewiesen (Abb. 3, 11). Bildliche Darstellun- gen des römischen Weingotts Bacchus unterstreichen zudem die Beliebtheit des Rebensafts in Augusta Raurica (Abb. 4). Um den Weinbau in den Nordwest- Provinzen besser zu fassen, können wir literarische, archäo- botanische und archäologische Quellen heranziehen.

4

Seite 18 5 Dieser mineralisierte Kern einer 6 In der Nähe des Gutshofs bei Aesch/ Weintraube wurde in einer Latrine Pfeffingen wurden ein Stück eines in Kaiseraugst gefunden. Foto: Mar- Rebstocks und zugespitzte Pfosten tina Nicca, © Augusta Raurica. aus Eibenholz, sogenannte Reb- stickel, gefunden. Datierung 5./6 Jahrhundert n. Chr. Foto: nach FISCHER 2012: 194.

LITERARISCHE INDIZIEN: KONKURRENZ AUS DER PROVINZ

Verschiedene literarische Quel- len befassen sich mit dem Wein- bau in den Provinzen. Beispiels- weise lassen ein Edikt von Kaiser Domitian (91 n. Chr.) und die Aufhebung eines Edikts von Kai- ser Probus (276 n. Chr.), die beide den Weinbau in den Provinzen limitieren sollten, vermuten, dass diese Weine eine grosse Konkur- renz für diejenigen aus der Um- gebung von Rom darstellten. Schriftsteller wie etwa Plinius und Strabon loben bestimmte

Rebensorten wie vitis allobrogica 6 und vitis raetica, und ein berühm- tes Gedicht von Ausonius be- schreibt die Schönheit der Reben- ARCHÄOBOTANISCHE in Siedlungsschichten, Latrinen hänge im Moselgebiet (CÜPPERS INDIZIEN: ROSINEN oder Schächten gefunden wur- 1987; WEEBER 1993). UND SPEISETRAUBEN… den (Abb. 5; HÜSTER-PLOG- MANN u. a. 2003). Kultivierte Weintrauben sind in unserem Gebiet bereits in vor- Traubenkerne (vitis vinifera) al- römischer Zeit hie und da ar- lein sind keine sicheren Indizien chäologisch belegt: Durch Pol- für Weinbau, da sie auch von im- lenanalysen und durch die portierten Sultaninen oder Ro- Auslese von botanischen Proben sinen oder von frischen Spei- kennen wir mineralisierte Kerne serauben stammen können. Als von Trauben aus dem eisenzeit- Überreste der Weinproduktion lichen Gamsen (VS) und aus dem können sie nicht interpretiert spätkeltischen Basel (JACOMET/ werden, wenn keine weiteren MERMOD 2002; FISCHER 2012). Hinweise auf Rebbau vorliegen.

In Schichten aus römischer Zeit Lokaler Weinanbau ist archäo- sind Traubenkerne dann ver- botanisch nur dann sicher nach- mehrt anzutreffen. Traubenker- weisbar, wenn Kerne oder ande- ne stammen beispielsweise aus re Reste wie Stielchen in grossen Vindonissa (FISCHER 2012; JA- Mengen auftreten; beispielswei- COMET/MERMOD 2002; HÜS- se in Kelteranlagen oder auch, TER-PLOGMANN u. a. 2003); wenn Holz von Rebstöcken so-

5 aber auch in Augusta Raurica wie Pollen vorliegen (JACOMET/ sind viele Belege vorhanden, die MERMOD 2002).

Seite 19 7 Dieses rechteckige Fundament wurde im Innern eines Gebäudes des Gutshofs von Seltisberg-Im Winkel gefunden; es ist möglicherweise als unterer Teil einer Weinpresse zu interpretieren. Foto: nach FISCHER 2012: 195 rechts.

8 Rebmesser waren aus Eisen ge- schmiedet und meist sichelförmig. Da sie auch ganz allgemein als Obst- oder Laubmesser verwendet wurden, sind sie kein eindeutiger Beleg für lokalen Weinbau. Das Messer wurde in Insula 17 von

Augusta Raurica gefunden. 7 Foto: Susanne Schenker, © Augusta Raurica.

… UND REBSTÖCKE bearbeiteter Sandsteinblock aus wiesen werden, was die dortigen dem Gutshof von Pratteln-Käste- Amphoren eindeutig als Bierbe- Auch der Anbau von Rebstöcken li lässt ebenfalls ein Gewicht ei- hälter identifiziert (EHMIG 2004). ist archäobotanisch schwer nach- ner Weinpresse vermuten (Abb. zuweisen. Aus dem Umland von 9). Die besten Vergleiche zu bei- Rebmesser (Falx vinatoria) sind Augusta Raurica liegen aber den Befunden sind Keltersteine, scharfe, gekrümmte, meist sichel- doch Indizien vor, die für Wein- Gewichte von Traubenpressen, förmige, aus Eisen geschmiedete bau sprechen: Neben einer Mauer wie sie im Moselgebiet gut be- Messer, die für den Rebschnitt des Gutshofs in Maisprach wur- kannt sind (FISCHER 2012; CÜP- und zur Weinlese verwendet de 1930 ein Rebstock gefunden, PERS 1987). Sowohl in Seltisberg wurden. Von verschiedenen bei dem es sich um ein Spalier als auch in Pratteln wird heute Fundorten im Baselbiet, aber handeln dürfte. In Pfeffingen/ Wein angebaut. auch aus dem rechtsrheinischen Aesch wurde 1966, ebenfalls in Gebiet, dem Triererland und dem der Nähe eines Gutshofs, ein Reb- Moselgebiet sind zahlreiche Reb- stock gefunden, der nach neusten ARCHÄOLOGISCHE messer bekannt (CÜPPERS 1987). Erkenntnissen aber erst ins 5. bis INDIZIEN: SPUREN Auch aus Augusta Raurica ken- 6. Jahrhundert n. Chr. zu datieren IN AUGUSTA RAURICA nen wir ein paar wenige Rebmes- ist. Zudem wurden zugespitzte ser (Abb. 8). Bei diesen Messern Pfosten aus Eibenholz, sogenann- Bis heute ist eine lokale Produk- ist aber zu bedenken, dass sie te Rebstickel, gefunden (Abb. 6, tion von Amphoren nur gerade ganz allgemein im Obstbau zum S. 19; FISCHER 2012). Aus dem in einer einzigen Töpferei von Früchte- und Laubschneiden ver- Schutthügel von Vindonissa Augusta Raurica nachgewiesen, wendet werden konnten und stammt im Weiteren ein Zweig- obwohl bis anhin im ganzen nicht nur dem Weinbau gedient stück eines Rebstocks, das eben- Stadtgebiet über 50 Töpferöfen haben müssen. falls lokalen Weinbau belegen gefunden wurden (vgl. Abb. 1): dürfte (DESCHLER-ERB/A KE- Im früheren 1. Jahrhundert n. RET 2010: 19). An allen drei Orten Chr. wurden in der Insula 52, im wird auch heute Wein angebaut. Süden der Stadt, Weinamphoren der Form Dressel 2-4 hergestellt (MARTIN-KILCHER 1994). Ob ARCHÄOLOGISCHE diese Herstellung von Amphoren INDIZIEN vor Ort als Beweis für lokal pro- IM RAURIKERGEBIET duzierten Wein gelten kann oder ob damit «nur» belegt ist, dass Aus dem Umland von Augusta hier in grossen Holzfässern im- Raurica liegen aus zwei Guts- portierter Wein in handlichere höfen Strukturen vor, die mögli- Amphoren umgefüllt wurde, cherweise als Überreste von bleibt offen. Es ist aber sogar mit römischen Kelteranlagen inter- der Möglichkeit zu rechnen, dass pretiert werden können: Im Guts- in diesen lokal produzierten hof von Seltisberg-Im Winkel Flüssigkeitsbehältern nicht Wein, stiess man im Innern eines Ge- sondern Bier aufbewahrt wurde. bäudes auf ein rechteckiges soli- Denn in Walldürn (D) konnten des Fundament, das vielleicht als mit Hilfe von naturwissenschaft-

unterer Teil einer Weinpresse ge- lichen Analysen in Amphoren 8 dient hat (Abb. 7). Ein speziell Rückstände von Weizen nachge-

Seite 20 9 Aus dem Gutshof von Pratteln- Kästeli ist ein speziell bearbeiteter Sandsteinblock bekannt, der vielleicht als Gewicht einer Wein- presse, als Kelterstein anzusprechen ist. Foto: nach FISCHER 2012: 195 links.

- FREI-STOLBA R., 2015: Holzfässer

9 in der römischen Welt und in der Schweiz zur römischen Zeit. helvetia archaeologica 46, 2015, S. 38–102. VINUM RAURICUM? LITERATUR - HÜSTER-PLOGMANN H.; JACO- MET St.; KLEE M.; MÜLLER U.; Der Nachweis von Weinbau in Zahlreiche Hinweise werden Andreas VOGEL MÜLLER V. (unter Mitar- Augusta Raurica kann durch die Fischer, Archäologie Baselland, Pirmin beit von GROLIMUND L./VESZELI bis heute bekannten Funde und Koch, Kantonsarchäologie St. Gallen, M.), 2003: Ein stilles Örtchen im Strukturen nicht eindeutig er- Marcus Meyer, Landesamt für Denk- Hinterhof. Zur Latrinengrube in Feld bracht werden. Die Produktion malpflege Baden-Württemberg, 6, Grabung TOP-Haus AG, Kaiser- von Amphoren in einer hiesigen Esslingen und Patricia Vandorpe, augst (2001.01). Jahresberichte aus Töpferei und der Nachweis von Integrative Prähistorische und Natur- Augst und Kaiseraugst 24, 2003, Rebmessern und Traubenkernen wissenschaftliche Archäologie (IPNA) S. 159–191. sind allerdings starke Indizien Universität Basel, verdankt. - JACOMET S.; MERMOD O., 2002: für lokalen Rebbau. Sichere ar- Der Gutshof als wirtschaftliche Pro- chäologische Spuren wie Kelter- - BRUN J.-P.; POUX M.; TCHERNIA duktionseinheit. In: FLUTSCH L.; becken, Keltersteine, Rebstöcke A. (dir.), 2009: Le vin. Nectar des NIFFELER U.; ROSSI F. (Hrsg.), oder Rebenholz fehlen aber bis Dieux – Génie des Hommes. Gollion. 2002: Die Schweiz vom Paläolithi- heute, deshalb bleibt die Existenz - CÜPPERS H. (Hrsg.), 1987: 2000 kum bis zum frühen Mittelalter von vinum rauricum weiterhin Jahre Weinkultur an Mosel – Saar (SPM) V. Römische Zeit. Basel, hypothetisch. Es ist durchaus – Ruwer. Denkmäler und Zeugnisse S. 155–164, bes. S. 157 (Rebbau). denkbar, dass sich Weinbau in zur Geschichte von Weinanbau, - KAUFMANN-HEINIMANN A., Augusta Raurica in römischer Weinhandel, Weingenuss. Trier. 1998: Götter und Lararien aus Zeit nicht lohnte, da der Import - DESCHLER-ERB S.; AKERET Ö., Augusta Raurica. Herstellung, von Wein dank einem gut ausge- 2010: Archäobiologische Forschun- Fundzusammenhänge und sakrale bauten überregionalen Handel gen zum römischen Legionslager von Funktion figürlicher Bronzen in einfacher und dadurch bestimmt Vindonissa und seinem Umland: einer römischen Stadt. Forschungen auch kostengünstiger war (MAR- Status quo und Potenzial. Jahrbe- in Augst 26. Augst. TIN-KILCHER 2012: 190). richt der Gesellschaft Pro Vindonissa - MARTIN-KILCHER S. (mit einem 2010, S. 13–36. Beitr. v. SCHAUB M.), 1994: Die Auch wenn der endgültige Be- - EHMIG U., 2004: Ähnliches ist römischen Amphoren aus Augst und weis für Weinbau in Augusta nicht dasselbe. Röntgenfluoreszenz- Kaiseraugst 2: Die Amphoren für Raurica selbst noch aussteht, analysen an Amphoren des Typs Wein, Fischsauce, Südfrüchte (Grup- kann davon ausgegangen wer- Dressel 20 similis aus Walheim. In: pen 2–24) und Gesamtauswertung. den, dass im Umland der Kolo- KORTÜM K.; LAUBER J.; WAL- Forschungen in Augst 7/2. Augst. niestadt Wein gekeltert wurde, HEIM I., S. 516–525. Das Kastell II - MARTIN-KILCHER S., 2012: Weit denn aus den römischen Guts- und die nachfolgende Besiedlung. weg und doch nah dran! Ein Blick höfen von Pratteln, Seltisberg Stuttgart. auf den römischen Gutshof von und Maisprach sind Teile von - FISCHER A., 2012: Vinum raura- Munzach. Archäologie Baselland. Kelteranlagen bzw. Rebstöcke ge- cum? Indizien für römischen Wein- Jahresbericht 2012, S. 189–193. funden worden. bau in der Nordwestschweiz. Archä- Dokumentationen und Funde. ologie Baselland. Jahresbericht 2012, - WEEBER K,.W., 1993: Die Weinkul- S. 194–195. Dokumentationen und tur der Römer. Zürich. Funde.

Seite 21 LA VITICULTURE À L’ ÉPOQUE ROMAINE: LA VITICOLTURA

VESTIGES D’AUGUSTA RAURICA DELL‘EPOCA ROMANA

NELLE PROVINCE

A Augusta Raurica, on consom- pépins peuvent quant à eux pro- Ad Augusta Raurica si beveva mait volontiers du vin, comme le venir de raisins secs importés. La molto volentieri il vino; lo testi- prouvent les milliers de mor- production d’amphores dans un moniano le migliaia di cocci di ceaux d’amphores retrouvés sur atelier de poterie d’Augusta Rau- anfore rinvenute. Con queste con- le site. Le vin était importé dans rica constitue à première vue la fezioni usa e getta di argilla, il ces récipients en terre cuite du preuve d’une activité viticole vino veniva importato soprattut- sud de la Gaule, mais aussi d’Ita- dans la région, mais il se peut to dalla Gallia meridionale, ma lie, d’Espagne, de Grèce et aussi que ces amphores aient été anche dall‘Italia, dalla Spagna, d’Afrique du Nord. On trouve produites uniquement pour dalla Grecia orientale e dal Nord- également des objets métalliques transvaser dans de plus petits africa. Sono state inoltre rinve- comme des passoires et des brocs récipients le vin importé ou nute stoviglie di metallo come qui étaient utilisés pour boire le qu’elles aient servi, comme l’ont brocche e colini che venivano uti- vin. Des représentations gra- montré des analyses scientifiques lizzati per bere il vino. Anche le phiques de Bacchus, dieu du vin, sur d’autres sites, à stocker non rappresentazioni pittoriche del soulignent l’importance de cette pas du vin mais de la bière. dio romano Bacco evidenziano la boisson à Augusta Raurica. popolarità di cui godeva il netta- Bien que la preuve d’une activité re d‘uva ad Augusta Raurica. A ce jour, faute de preuves, on viticole à Augusta Raurica fasse ignore si la vigne a été cultivée et encore défaut, on part du prin- Mancano però tuttora prove evi- le raisin pressé sur place. Certes cipe que le raisin a été pressé au- denti che ad Augusta Raurica si on a trouvé des serpettes et des tour de la colonie car des vestiges coltivasse la vite e si producesse pépins de raisin minéralisés à de pressoirs et de vignes ont été il vino. Anche se sono stati trova- Augusta Raurica mais les outils découverts dans les fermes ro- ti falcetti da vignaiolo e semi d‘u- peuvent avoir été utilisés comme maines de Pratteln, Seltisberg et va mineralizzati, i falcetti poteva- serpes ou couteaux à fruits et les Maisprach. no anche essere stati utilizzati per tagliare foglie o frutta e i semi d‘uva importati con l‘uva passa o sultanina. La produzione artigia- nale di anfore ad Augusta Rau- rica potrebbe di primo acchito essere addotta come prova di 10 Exemples d’amphores et d’autres un‘antica viticoltura locale, ma si récipients, Augst. Photo: © Augusta può anche supporre che queste Raurica. anfore servissero solo per trava- sare il vino importato in recipien- ti più piccoli oppure che, come lo 10 dimostrano le analisi scientifiche compiute presso altri siti, in que- sti recipienti non si conservasse il vino, bensì la birra.

Anche se manca la prova defini- 10 Anfore e altri recipienti per tiva che ad Augusta Raurica si scorte alimentari rivenuti a praticasse la viticoltura, si può Augst. Foto: © Augusta presumere che il vino venisse Raurica. prodotto nelle vicinanze della

Seite 22 – TESTIMONIANZE VITICULTURE IN ANCIENT ROMAN PROVINCES

AD AUGUSTA RAURICA – EVIDENCE FROM AUGUSTA RAURICA

città coloniale poiché nei poderi Wine-drinking was common- to trim trees of all kinds and the romani di Pratteln, Seltisberg e place in Augusta Raurica, as evi- pips may be the remnants of im- Maisprach sono stati rinvenuti denced by the many thousands of ported raisins or sultanas. The reperti di torchi e di viti. amphora fragments found there. fact that amphorae were made at These disposable clay containers the local pottery might appear, at

11 would have contained wine im- first glance, to be evidence of ported mostly from Southern wine production on site. Howev- Gaul but also from Italy, Spain, er, it is important to remember Eastern Greece and North Africa. that these vessels might have Metal kitchenwear like pitchers been used only to decant import- and strainers were also found, as ed wine into smaller jars or that were many depictions of Bacchus, – as scientific analyses at other the Roman god of wine. All of archaeological sites revealed – these provide further indications they contained beer not wine. of the presence and popularity of wine in the colonial city. We may not have conclusive evi- dence of wine growing and wine However, we have so far not production in Augusta Raurica, found incontrovertible proof of but it is fair to assume that this winegrowing and wine-making was the case in surrounding are- in Augusta Raurica. Although as given the vestiges of wine billhooks and mineralised grape presses and vines unearthed at pips have been unearthed, these the former Roman estates of Prat- tools could also have been used teln and Seltisberg.

11 I Romani bevevano spesso il vino 11 The Romans often drank wine mixed mescolato con acqua e speziato with water and seasoned with herbs con erbe o altri additivi come il or other ingredients like honey to miele, che avevano lo scopo di improve its taste. All solid matter raffinare il sapore del vino. Tutti and the residues from the fermenta- i componenti solidi e i resti del tion process were filtered out using processo di fermentazione venivano strainers before the wine was drunk. filtrati con colini prima di bere. This small silver wine strainer is Questo colino d‘argento fa parte del part of the silver collection found tesoro d‘argento di Kaiseraugst ed è at Kaiseraugst; it dates to around datato intorno al 350 d.C. Foto: Ursi 350 AD. Photo: Ursi Schild, Schild, © Augusta Raurica. © Augusta Raurica.

Seite 23 HEIDI LÜDI PFISTER WEINBAU IN DER SCHWEIZ

EIN KURZER ÜBERBLICK

Weinbau ist in der Schweiz seit und Patrizier in die Anlage neuer der römischen Zeit bezeugt. Das Reben, vorzugsweise an südex- Testament des Churer Bischofs ponierten Hängen der See- und Tello von 765, in welchem dem Flussufer. Einige richten sich ab Kloster Disentis ein herrschaft- dem 16. Jahrhundert Landsitze, licher Hof mit zugehörigen Wein- sogenannte Campagnen oder gärten in Sagogn vermacht wird Herbsthäuser ein, die von Gemü- sowie eine karolingische Schen- se-, Obst- und Weingärten umge- kung eines Rebbergs in Eclépens ben sind. Heidi Lüdi Pfister. aus dem Jahr 814 gelten als erste Lic. phil., Histori- Schriftdokumente zum Thema. kerin, Kuratorin im Im grossen Stil setzen schriftli- HANDEL UND ANBAU Rebbaumuseum am che Quellen über den Weinbau Bielersee «Hof», um das Jahr 1000 ein. In dieser Bereits ab der Römerzeit wird Ligerz. Zeit wird im gesamten Mittel- Wein aus dem Mittelmeerraum land vom Bodensee bis nach importiert, ab dem Frühmittelal- Genf, in den Alpentälern (Bünd- ter auch aus dem Elsass und dem ner Herrschaft und Wallis) sowie Burgund. In den Städten gewinnt auf der Alpensüdseite im Tessin der Weinhandel ab dem Spätmit- und Veltlin Rebbau betrieben. telalter an Bedeutung. Abgaben aus dem Rebbau, Zinsen und Klösterliche und weltliche Grund- Zehnten sowie Weinsteuern (Un- herren fördern im Hoch- und geld, Ohmgeld) bringen wichtige Spätmittelalter den Weinbau. Die Einnahmen. Amts- und Bauleute Rebgüter der Klöster, Adligen, ebenso wie Taglöhner erhalten Städte und Spitäler werden im Wein zur Verköstigung und als Frondienst und Taglohn von festen Anteil ihrer Entlöhnung. Rebleuten bewirtschaftet. Ab Sowohl in der städtischen als dem Spätmittelalter verleihen auch in der ländlichen Gesell- die Grundherren ihr Rebland zu- schaft ist Wein ein Alltagsge- nehmend auch an bäuerliche tränk. Pächter. In sogenannten Halbre- benverträgen (Métayage) muss der «Es gibt in vielen Ländern höhere Pächter bis zur Hälfte der Ernte und schöner ins Auge fallende als Pachtzins abgeben. Weinberge als am Bielersee, aber gewiss keine, die so sorgfältig be- arbeitet werden und ihre Pfleger BESITZERWECHSEL so reich belohnen.» So beschreibt NACH DER REFORMATION Christoph Meiners seine Eindrü- cke aus dem Sommer 1782 und Mit der Säkularisation der Klös- fährt fort: «Die Besitzer der Wein- ter in der Reformationszeit erlan- berge sind so sinnreich, und gen reformierte Städte und Orte geizen so sehr mit einer jeden als neue Herrschaftsinhaber Handbreite, die sie dem Berge ab- grossen Rebbesitz. Daneben in- gewinnen können, dass sie oft vestieren v. a. reiche Stadtbürger mehrere Fuss hohe Mauern auf-

Seite 24 1 «Läset» auf der St. Petersinsel. Fotograf und Datum unbekannt. Foto: © Rebbaumuseum «Hof».

2 Beim Setzen. Pflanzschule in den 1940er-Jahren im Moosgarten, Twann. Foto: © Archiv der Reb- gesellschaft Bielersee.

1

führen und fruchtbare Erde hin- 2 auftragen, um nur drey oder vier Stöcke hinpflanzen zu können.»

Der Rebbau verlangt viel Hand- arbeit. So gilt das obige Zitat nicht nur für die Rebhänge am Bielersee, sondern auch für Reb- berge im Wallis oder im Waadt- land, wo Zisterziensermönche während des Landausbaus im 12. Jahrhundert die Terrassen im Lavaux anlegen.

REBBAUKRISE BEEIN- FLUSST DIE AUSBILDUNG

Im letzten Viertel des 19. Jahrhun- derts häufen sich schlechte Witte- rungsjahre, was zu Missernten in der Landwirtschaft und beson- neten Areale wie frostanfällige Massnahme gegen die Reblaus ders im Weinbau führt. Dies er- Ebenen oder Nord- und Schatten- setzt sich die Pfropfung (Aufset- höht die Anfälligkeit der Reben lagen, die oft einen qualitativ zen einer Sorte auf das Holz einer auf verschiedene Schädlinge und schlechten und sauren Wein her- anderen) von europäischen Edel- Krankheiten. Zu diesen kommen vorbringen, werden in Gärten, rebsorten auf reblausresistente im 19. Jahrhundert der Echte und Ackerland, Wiesen oder Weiden Wurzelstöcke oder auf amerika- der Falsche Mehltau neu hinzu. umgewandelt. Rebparzellen in nische Unterlagsreben durch. Die Aber auch die Abwanderung von der Nähe von expandierenden jahrhundertealte Methode des Arbeitskräften aus dem Rebbau Städten und Industriezentren ha- sogenannten Vergrubens (Ver- in die florierende Textil- und Ma- ben dem Siedlungsdruck zu wei- mehren und Verjüngen der Reb- schinenindustrie sowie die Kon- chen. stöcke) wird verboten. Bei der kurrenz durch andere Getränke Bekämpfung der Phylloxera wer- wie Bier, Obstmost, sogenanntem Zur eigentlichen Rebbaukrise den die Weinberge bis zur Mitte Kunstwein und ausländischen kommt es schliesslich durch die des 20. Jahrhunderts völlig um- Weinen, die jetzt mit der Eisen- aus Übersee eingeschleppte Reb- gestaltet. Der Bund leistet bei bahn günstig transportiert wer- laus (Phylloxera). Erstmals taucht diesen hohen Investitionen für den können, führen zum Rück- sie in den 1860er-Jahren im südli- Neuanlagen finanzielle Unter- gang der Wein-Produktionsfläche chen Frankreich auf und verbrei- stützung. Gemeinsam mit den in der Schweiz. Zudem dämpft tet sich über ganz Europa. Die Kantonen fördert er die Errich- die aufkommende Abstinenz- Winzer müssen die von der Reb- tung eidgenössischer Versuchs- bewegung den Weinkonsum. Die laus befallenen Stöcke ausreissen anstalten und kantonaler Wein- für den Weinbau weniger geeig- bzw. ersetzen. Als wirksamste bauschulen. Neben der Aus- und

Seite 25 3 Weinetikette der Rebgesellschaft Twann-Ligerz-Tüscherz (heute: Rebgesellschaft Bielersee) für Gutedel aus der Versuchsanstalt in Twann, um 1940. Foto: © Rebbau- museum «Hof».

4 Plakat der Propagandazentrale für die Erzeugnisse des Schweizerischen Obst- und Rebbaues. Gestaltung: Otto Ernst, 1930er-Jahre. Foto: © Rebbaumuseum «Hof».

Vgl. auch Abbildung D in Farbe auf der Rückseite des Heftumschlags.

deckungen alter einheimischer Sorten, Kreuzungen, Verbesse- rungen und Neuzüchtungen – insbesondere von pilzwider- standsfähigen Sorten –, aber auch Experimentierfreudigkeit bei der Vinifikation die Sortenvielfalt im

3 Schweizer Weinbau.

Weiterbildung sowie der Bera- SORTEN REBFLÄCHE tung der Winzer befassen sich diese Schulen mit der Züchtung Der Sortenkatalog für die Re- Die gesamtschweizerische Wein- und der Verbesserung von Reb- konstitution des Rebberges an- anbaufläche, die ihre maximale sorten. Zur regelmässigen Kon- fangs des 20. Jahrhunderts ist be- Ausdehnung von geschätzten trolle der Rebparzellen werden schränkt: Die vorgeschriebenen 34‘000 ha in den 1880er-Jahren Kommissionen gebildet. Ein Reb- Rebsorten sind Merlot im Tessin, erreicht, wird im Verlauf der Reb- baukataster zur Förderung der Gutedel (Chasselas) in der West- baukrise bis in die 1930er-Jahre Qualitätsproduktion wird einge- schweiz, Blauburgunder (Pinot auf rund 12‘000 ha reduziert. führt, der Rebbau wird auf die noir) in der Deutsch- und West- Im Mittelland und in der Inner- von den Kantonen festgelegte schweiz sowie Müller-Thurgau schweiz schrumpft sie auf weni- Weinbauzone eingeschränkt. Die (Riesling-Sylvaner) in der Nord- ger als 10% ihrer früheren maxi- Entwicklung führt zur Professio- und Ostschweiz. In den letzten malen Ausdehnung, im Thurgau nalisierung der Winzer und zu Jahrzehnten erhöhen Wiederent- gar auf weniger als 5%. regionaler Monokultur, wie sie bis dahin nicht existierte. Selbst im sonnenreichen Tessin sinkt die Anbaufläche der Reben Der Schweizer Weinbau im zwischen 1877 und 1980 von ge- 20. Jahrhundert ist geprägt von schätzten 8‘000 ha auf nur noch der Förderung des Weinbaus 915 ha. Hier verbessert sich die Si- durch Professionalisierung und tuation langsamer und später als Ausbildung der Winzer, durch in der Deutschschweiz. In der intensive Forschung, aber auch Westschweiz fällt der Rückgang von der Regulierung durch der Rebfläche geringer aus als Schutzzölle, Importkontingente, im gesamtschweizerischen Durch- Sortenkatalog und Richtpreis schnitt, bewegt sich aber doch von Bund und Kantonen sowie zwischen 33% und 50%. Einzig durch Subventionen. Heute stam- das klimatisch begünstigte Wallis men rund 66% des konsumier- kann seine Rebfläche von 1880 bis ten Weins aus dem Ausland. Die 2000 mehr als verdoppeln und inländische Produktion kann steigt zum führenden Weinkanton den Weinkonsum trotz leichtem der Schweiz auf. Im Jahre 2017 Rückgang nicht decken. beträgt sein Anteil rund 35% der gesamtschweizerischen Rebfläche.

4 Ihm folgen die Waadt mit 15%, das Tessin mit 12% und Genf mit 10%.

Seite 26 DAS REBBAUMUSEUM AM BIELERSEE «HOF»

Der «Hof» zählt zu den schönsten Wohnhäusern des linken Bie- lerseeufers. Das Haus der Herren von Ligerz aus dem 16. Jahr- hundert befindet sich am westlichen Dorfausgang von Ligerz. Einst auf fürstbischöflichem Territorium erbaut, steht das Her- renhaus auf dem heutigem Gemeindegebiet von La Neuveville (Schafis). Im 19. und 20. Jahrhundert ging es durch verschiedene private Hände. Nach umfassenden Renovationsarbeiten konnte 1970 das Rebbaumuseum eingerichtet und eröffnet werden. Win- zer und langjährige Gästebetreuerinnen aus der Region gewähr- leisten den ganzjährigen Betrieb (www.rebbaumuseum.ch).

5 Das Rebbaumuseum am Bielersee «Hof» befindet sich im ehemaligen Herbsthaus der Herren von Ligerz. Foto: © Rebbaumuseum «Hof». 5

In Visperterminen (VS), auf rund WEIN- UND REBBAUMUSEEN Weins, Grafik und Entwicklung 1150 m.ü.M., liegt der höchstgele- der Weinetiketten und der Wein- gene Rebberg Europas. In der übri- Weinmuseen sind über die ganze flaschen, Bedeutung der Vinifika- gen Schweiz ist der Weinbau nur Schweiz verstreut, von Schaff- tion, Chemie, Biologie, Biodiver- noch an klimatisch gut geeigneten, hausen, über das Zürcher Wein- sität werden in diesen Museen sonnenreichen und trockenen La- land und über die Drei-Seen-Re- vermittelt. Zudem finden auch gen bis etwa 650 m.ü.M. bedeu- gion bis ins Welschland, daneben Ausstellungen über Wetter und tend, so im schaffhausischen Hal- gibt es eine Vielzahl von Orts- Klimageschichte, Medizin, Kul- lau, im Zürcher Weinland, am museen mit Teilausstellungen tur- und Kunstgeschichte, Wein rechten Zürichseeufer, im Bünd- zum Weinbau. Die Museen als in Musik und Literatur sowie Bei- ner Rheintal, im Misox und in der Orte des materiellen und imma- träge zum Konsum, zur Gesellig- Drei-Seen-Region. teriellen Kulturgutes sammeln keit und zum Brauchtum mit tra- Zeugnisse der Vergangenheit aus ditionsreichen Weinfesten den Im Kanton Bern konzentriert sich ihrer jeweiligen Region und be- Weg in diese Museen. der Rebbau vor allem auf die süd- zeugen damit die ehemals weite exponierten Hänge am Bieler- Verbreitung des Rebbaus. Auch und am Thunersee. Hier kann einige gut erhaltene Dorftrotten, BIBLIOGRAFIE der traditionelle Rebbau beste- Strassennamen oder alte Flurna- (KLEINE AUSWAHL) hen, während in den Dörfern des men in den dörflichen Adressver- Mittellandes die Reben komplett zeichnissen belegen die frühere - BUNDESAMT FÜR LANDWIRT- verschwinden. Am Bielersee Ausdehnung des Rebbaus über SCHAFT BLW (Hg.), 2017: Das wird bereits in den 1930er-Jahren das ganze Mittelland. Weinjahr 2017, Weinwirtschaftliche eine Rebenschutzzone definiert, Statistik. die eine Überbauung und Zersie- Anhand des Rebbaus und des - ANEX Paul et al., 1979: Arts et delung früh verunmöglicht. Die- Weins lassen sich alle Themen métiers du vin. ses mit wenigen Ausnahmen aus Wirtschaft, Gesellschaft und - CARRUZZO-FREY Sabine et al., durchgehend bebaute Rebgebiet Kultur thematisieren: Nicht nur 2010: Rebe und Wein im Wallis. Die gilt als erste Schweizerische Gerätschaften und altes Hand- Geschichte von den Anfängen bis Landwirtschaftsschutzzone über- werk werden hier erlebbar, son- heute. haupt. Erst in jüngster Zeit wer- dern auch die historische Ent- - MEINERS Christoph, 1791–1792: den auch ausserhalb dieser Re- wicklung in der Landwirtschaft Briefe über die Schweiz, 6 Bde. benzone Parzellen neu angelegt; und im Rebbau im Besonderen, - ROCHAIX Michel, 1977: Unsere so ist seit kurzem auch im Ge- Sozialgeschichte und Alltagsle- Reben – Unser Wein. meindegebiet der Stadt Bern ein ben der Rebleute, die Geschichte - SCHLEGEL Walter, 1973: Der kleiner Rebberg zu finden (https: und die Architektur ehemaliger Weinbau in der Schweiz. // www.derbund.ch/bern/stadt/ Klosterbesitzungen und herr- winzer-entdecken-die-bundes- schaftlicher Landsitze. Auch Ver- [Letzter Stand für alle im Beitrag stadt-als-weinbaugebiet/story/ packung und Transport des erwähnten Links: 28.9.2018]. 30332963).

Seite 27 LA VITICULTURE VITICOLTURA

EN SUISSE IN SVIZZERA

La viticulture est présente en fin du Moyen Âge, les seigneurs In Svizzera la viticoltura è docu- Suisse depuis l’époque romaine. louent le plus souvent leurs do- mentata sin dai tempi dei Roma- Les premières mentions se maines à leurs métayers. ni. I primi riferimenti scritti si trouvent dans le testament de trovano nel testamento del vesco- l’évêque de Coire Tello datant de Jusqu’au 19e siècle, la surface et vo di Coira Tello, risalente al 765, 765 et dans une donation carolin- la production augmentent pour e in una donazione carolingia gienne de 814. Les sources écrites finalement régresser drastique- dell’814. Le fonti scritte sulla viti- concernant la viticulture se mul- ment après 1880 jusque dans les coltura aumentano considerevol- tiplient autour de l’an 1000. A années 30 suite à la crise de la mente intorno all’anno 1000. A cette époque, la vigne était culti- viticulture. On estime qu’après la quell’epoca, i vigneti erano colti- vée sur l’ensemble du Plateau, du crise, seuls 10% de la surface vati su tutto l’Altipiano dal Lago lac de Constance à Genève, dans d’origine est encore cultivée. Le di Costanza a Ginevra, nelle valli les vallées alpines (Seigneurie recul de la viticulture est moins alpine (Signoria Grigionese e Val- grisonne et Valais) ainsi qu’au marqué en Suisse romande qu’en lese) e sul versante meridionale sud des Alpes (Tessin et Valte- Suisse alémanique. Le canton du delle Alpi in Ticino e in Valtelli- line). Valais devient le leader du do- na. maine. Au 20e siècle, il double sa Au Moyen Âge, l’église et les sei- surface viticole jusqu’à atteindre I proprietari monastici e terrieri gneurs encouragent la viticul- 35% du total au plan suisse. En promuovono la viticoltura nell’al- ture. Les domaines des couvents, 2017, la viticulture s’étend sur to e tardo Medioevo. I vigneti dei des nobles, des villes et des hôpi- environ 15 000 hectares en Suisse monasteri, dei nobili, delle città e taux sont cultivés par des ou- et représente environ 4% de la degli ospedali sono lavorati da vriers viticoles soumis à la corvée production agricole du pays. braccianti a corvée o pagati a ou rémunérés à la journée. A la giornata. Dal tardo Medioevo, i proprietari terrieri affidano sem- pre più vigneti ai loro mezzadri.

6 Tableau XXI Chasselas doré de: 6 Tavola XXI Chasselas doré tratta ROZIER François, 1800: Cours da: ROZIER François, 1800: Cours complet d’agriculture [...], Paris. complet d’agriculture [...], Paris.

7 Bouteilles baptismales dans une 7 Bottiglie battesimali in una vetrina vitrine du Musée de la vigne del museo della viticoltura sul lago

sur le lac de Bienne. 6 di Bienne. Foto: © Rebbaumuseum Photo: © Rebbaumuseum «Hof». «Hof».

Seite 28 VITICULTURE

IN SWITZERLAND

From the Late Middle Ages on- wards, land owners began to rent out more of their land to tenant farmers. Vineyard acreage and yields continued to rise until the 19th century. From 1880 to the 1930s, there was a reversal of for- tunes: the surface area covered by vineyards shrunk dramatically, a situation that was exacerbated by the viticulture crisis. It is estimat- ed that only 10% of the pre-crisis vineyard acreage survived. The decline was less pronounced in Western Switzerland than in Ger- man-speaking Switzerland. To- day, the canton of Valais is Swit- zerland’s leading viticulture and wine making region; its vineyard 7 acreage makes up around 35% of the entire Swiss vine-growing ar- eas. In 2017 Swiss vineyards cov- La superficie viticola e i raccolti Winegrowing in Switzerland er a little under 15 000 hectares continuano ad aumentare fino al dates back to Roman times. The and viticulture accounts for XIX secolo. Dopo il 1880, i vigne- first recorded mention is in the around 4% of the country’s agri- ti diminuiscono drasticamente will of Bishop Tello of Chur from cultural production. soprattutto a causa della crisi 765 AD and in a Carolingian en- della viticoltura fino agli Anni dowment from 814 AD. Extensive ‘30. Secondo le stime, dopo la cri- documentation of viticulture in si si coltiva ancora solo il 10% Switzerland only began in 1000 della superficie viticola prece- AD. At that time, wine grapes dente. Nella Svizzera occidenta- were grown across the entire le, il calo è meno marcato rispet- Swiss plateau from Lake Con- to alla Svizzera tedesca. Il stance through to Geneva, in Vallese sta diventando il cantone the Alpine valleys (the Bündner leader nel settore della viticoltu- Herrschaft and Valais) as well as ra. Nel XX secolo, la sua superfi- the southern side of the Alps in cie coltivata a vite raddoppia fino Ticino and Valtellina. a raggiungere circa il 35% della 6 Folio XXI Chasselas doré from: superficie totale svizzera. Nel In the High and Late Middle ROZIER François, 1800: Cours 2017, la viticoltura in Svizzera co- Ages monastic and worldly land complet d‘agriculture [...], Paris. pre ancora una superficie di qua- owners heavily promoted wine- si 15’000 ettari. La percentuale growing. Compulsory and day 7 Traditional Taufflasche (wine della viticoltura nella produzio- labour ensured the vineyards of decanters) on show at the Wine ne agricola nazionale è di circa il monasteries, noble families, cities and Vineyard Museum. 4%. and hospices were well-tended. Photo: © Rebbaumuseum ‘Hof’.

Seite 29 PETER SCHUMACHER AUSBILDUNG IM SCHWEIZER WEINBAU

VON DER WINZERAUSBILDUNG ÜBER DEN WEINBAUTECHNIKER HF

BIS ZUM MASTER IN ÖNOLOGIE

Für die Ausbildung in der Wein- trunken. Es ist wichtig zu bemer- branche gibt es in der Schweiz ken, dass der Schweizer Wein eine Vielzahl von möglichen dem internationalen Wettbewerb Abschlüssen, die eidgenössisch ausgesetzt ist, da der Grenz- anerkannt sind. Um die Positio- schutz innerhalb des Importkon- nierung der verschiedenen Aus- tingents von 1,7 Mio. Hektoliter bildungsstufen richtig zu veror- minimal ist und das Kontingent ten, wird kurz anhand einiger in den vergangenen Jahren nie zentraler Punkte die Situation ausgeschöpft wurde. Qualitäts- des Schweizer Weinbaus skiz- mässig ist der Schweizer Wein Prof. Dr. Peter ziert, um danach die verschiede- zwar konkurrenzfähig, was re- Schumacher. nen Ausbildungsgänge vertieft gelmässig durch Auszeichnun- Dozent für Wein- zu beschreiben. gen bei internationalen Weinprä- bau und Pflanzen- mierungen wie zum Beispiel physiologie an der beim Mondial des Pinots oder an Zürcher Hochschu- SITUATION der Expovina belegt wird. Eine le für angewandte IM SCHWEIZER WEINBAU Schwäche des Schweizerischen Wissenschaften Weinbaus sind jedoch die hohen ZHAW, Präsident Die Schweizer Weinbaufläche ist Produktionskosten. Neben den Weinbaumuseum über die letzten 30 Jahre gesehen hohen Preisen für die Produk- am Zürichsee. recht stabil und beträgt im tionsfaktoren (wie etwa Infra- Schnitt knapp 15’000 Hektaren struktur oder Arbeitskräfte) ist (ha). Seit 2003 nimmt die Fläche dies vor allem auch auf die wirt- jedoch kontinuierlich ab; sie be- schaftlich gesehen ungünstigen trug 2017 noch 14‘748 ha. Diese Strukturen der Betriebe und Reb- Abnahme ist mit 266 ha oder flächen zurückzuführen. Viele 1,8% relativ gering. Mit fast 25% Parzellen sind klein und befinden hat in derselben Zeit die Wein- sich an Steillagen, die nur be- produktion viel stärker abge- dingt maschinell bewirtschaftet nommen. Dies ist einerseits auf werden können und daher ho- geringere Hektarerträge zurück- he Handarbeitsstunden verursa- zuführen, was ein Hinweis auf chen. Die vielen Kleinbetriebe vermehrte Qualitätsproduktion haben aber auch höhere Kosten ist, aber auch auf die Verschie- bei der Weinbereitung und der bung von weissen auf rote Sorten. Vermarktung. Die hohen Kosten Andererseits hat jedoch der An- führen dazu, dass sich der teil Schweizer Wein am Gesamt- Schweizer Wein in den höhe- konsum von 40 auf 35% abge- ren Preissegmenten positionie- nommen – in der Schweiz wird ren muss. Die Anforderungen an also vermehrt ausländischer die Betriebsleiter sind daher Wein getrunken. Demgegenüber hoch und werden weiter zuneh- ist der Export von Schweizer men. Es findet eine Profes-

1 Ausbildungsmöglichkeiten im Wein mit etwas mehr als 1% nach sionalisierung mit grösseren Schweizerischen Weinbausektor. wie vor verschwindend klein. Betrieben statt. Auf all diese Abb.: © ZHAW (Quelle: Der Grossteil der Schweizer Wei- Herausforderungen muss die www.agrijob.ch, abgeändert). ne wird also im eigenen Land ge- Ausbildung die Berufsleute und

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zukünftigen Betriebsleiter vor- • im Wallis von der Ecole d’agri- duktion über die Weinbereitung bereiten. Zur Auswahl stehen culture du Valais in Château- bis zum Verkauf – tätig ist. Für die üblichen eidgenössisch aner- neuf bei Sion; die Berücksichtigung dieser regi- kannten Abschlüsse des Schwei- onalen Unterschiede wurde in zerischen Bildungssystems (vgl. • am Genfersee an der Ecole der neuen Verordnung über die Abb. 1). d’agriculture et de viticulture berufliche Grundbildung vom in Macelin bei Lausanne. 1. Januar 2009 ein regionaler Wahlbereich eingeführt. Daher AUSBILDUNG ZUM WINZER Mit dem Winzer und den Weintech- haben die Winzer der Deutsch- ODER ZUM nologen gibt es zwei Berufe auf der schweiz bedeutend mehr Lek- WEINTECHNOLOGEN EFZ Stufe, die mit Fähigkeitszeugnis ab- tionen in Weinbereitung als die geschlossen wird. Die Winzer ma- Lernenden an den anderen Aus- Die dreijährige Berufslehre nimmt chen ihre Lehre typischerweise bildungsstandorten. bei der Ausbildung in der Wein- auf einem Selbstkelterungsbetrieb branche sicherlich eine zentrale und das Schwergewicht liegt in Im Bildungsplan sind bei beiden Rolle ein. Für dieses Metier ist der Pflege der Reben bis zur Wein- Berufen auch die Themen Wein- der duale Bildungsweg mit der lese. Beim Weintechnologen liegt markt, Marketing und Betriebs- Verbindung von Theorie und der Schwerpunkt in der Wein- lehre enthalten. Dieser Unterricht Praxis geradezu ideal. Die Erwar- bereitung – von der Trauben- befähigt selbstverständlich die tungen müssen jedoch realistisch annahme bis zur Abfüllung; die Lernenden nicht dazu, einen Be- sein. Es wird zwar eine fachlich Ausbildungsorte sind oft grosse trieb zu führen. Es geht um die solide Grundlage vermittelt, Weinhandelshäuser, zum Beispiel Sensibilisierung für diese The- doch für die Führung eines Be- Coop in der Deutschschweiz oder men, die entscheidend sind für triebs braucht es Weiterbildun- Provins im Wallis. den Betriebserfolg. Die Lernen- gen und vor allem mehrere Jahre den setzen sich zum Beispiel mit Erfahrung, da bei der Weinberei- Beim Beruf Winzer gibt es jedoch den Weinpreisen auseinander. tung nur einmal im Jahr Erfah- regionale Unterschiede aufgrund Wie hoch müssen diese sein, da- rungen gesammelt werden kön- der unterschiedlichen Betriebs- mit die Produktionskosten ge- nen. Die Grundbildung wird von strukturen und der Tradition. In deckt sind? den folgenden Institutionen an- der Westschweiz, mit den grösse- geboten: ren Betrieben, trifft man auf eine Auf der Stufe Grundbildung stärkere Trennung der beiden Tä- wird auch die Attestausbildung • für die ganze Deutschschweiz tigkeiten. In der Deutschschweiz angeboten. Sie ist für Personen vom Strickhof, Standort Wä- hingegen, mit dem höheren An- gedacht, die Mühe haben dem denswil; teil an Selbstkelterungsbetrieben, Unterricht auf der Stufe Fähig- ist das Berufsbild des Winzers so, keitszeugnis zu folgen. Diese Aus- • im Tessin vom Centro profes- dass er entlang der ganzen Wert- bildung hat eine sehr geringe Be- sionale del verde in Mezzana; schöpfungskette – von der Pro- deutung im Weinbau.

Seite 31 2 Ausbildungsmöglichkeiten im Schweizerischen Wein- bausektor und die entsprechenden Tätigkeitsfelder. Durchgezogene Linie = Haupttätigkeitsgebiete, gestrichelte Linie: Nebentätigkeitsgebiete. Abb.: © ZAHW (Quelle: Rahmenlehrplan Weinbautechniker.)

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Für die weiterführende Ausbil- 2014 wurde in einem Schema auf- higen. Der Lernaufwand wird dung in der Tertiärstufe wird gezeigt, welche Ausbildung für mit 660 Lernstunden veran- mindestens 1 Jahr Praxis gefor- welche Funktion und welches Tä- schlagt. Beide Ausbildungen dert. Es hat sich jedoch gezeigt, tigkeitsgebiet empfohlen wird werden nur in der Westschweiz dass der Nutzen der Weiter- (Abb. 2). angeboten. In der Deutsch- bildung für die Studierenden schweiz ist aufgrund der gerin- grösser ist, wenn mehrere Jahre Die erste Stufe der tertiären Wei- geren Betriebszahl die Nachfrage Berufserfahrung gesammelt wur- terbildung ist der Fachausweis zu klein, um auf der tertiären den, möglichst auch mit einer Winzer oder Weintechnologe mit Stufe mit dem Meisterdiplom und Saison in einer anderen Landes- den Schwerpunkten Fachtechnik dem Weinbautechniker zwei Aus- gegend oder im Ausland. Weinbau bzw. Weinbereitung bildungsgänge anzubieten. Die und umfasst 340 Lektionen: dies Branche der Deutschschweiz hat ergibt mit dem Selbststudium sich für den Weinbautechniker ent- DER WEINBAUTECHNIKER: und der schriftlichen Betriebs- schieden, da mit 3600 Lernstun- PRAXISORIENTIERTE analyse zusammen 740 Lernstun- den bedeutend mehr – und aus AUSBILDUNG FÜR den. Diese Ausbildung befähigt der Sicht der Branche auch not- BETRIEBSLEITER dazu, die Verantwortung im Kel- wendige – Zeit zur Verfügung ler oder für die Reben in mittle- steht, um die angehenden Be- Auf der Tertiärstufe stehen meh- ren Betrieben zu übernehmen triebsleiter auf die künftigen Her- rere Ausbildungsmöglichkeiten und ist der erste Teil für das Meis- ausforderungen vorzubereiten. zur Verfügung mit dem Ziel, ei- terdiplom. Beim zweiten Teil für nen Betrieb in der Weinbranche das Meisterdiplom werden vor- Der Weinbautechniker HF wird in zu führen. Welche Ausbildung ist wiegend betriebswirtschaftliche Changins und beim Strickhof am für wen geeignet? Im Rahmen- Inhalte geschult, welche die Ab- Standort Wädenswil angeboten lehrplan des neuen Lehrgangs solventen für die Führung eines und eignet sich für künftige Be- Weinbautechniker HF vom Jahre kleineren Weinbaubetriebs befä- triebsleiter von kleinen bis mitt-

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3 Der Lehr- und Forschungsbetrieb Weinbau der ZHAW Teilnehmenden getragen werden auf der Halbinsel Au am Zürichsee. Das Gebäude ganz muss. links im Vordergrund ist das Weinbaumuseum, links davon, dem Weg entlang, der Sortengarten, rechts von der Strasse der Erziehungsgarten. Foto: M. Hägi, © ZHAW. AUSBILDUNGEN AUF STUFE

Das Profil der Bachelor-Ausbil- leren Betrieben. Die berufsbeglei- betriebs sehr stark vom Aus- dung ist im Vergleich zum Wein- tende Ausbildung dauert drei verkaufsgrad abhängt. bautechniker weniger scharf. Jahre. Dies ermöglicht eine inten- Dank der naturwissenschaftli- sive Verbindung von Schulstoff Während der drei Ausbildungs- chen Grundlagen eignet sich die- und Praxis. Die ersten Diplome jahre findet ein intensiver Aus- se Ausbildung nicht nur für die konnte der Strickhof in Wädens- tausch zwischen den Teilneh- Führung eines Betriebs, sondern wil am 25. August 2017 an menden statt, und das geknüpfte auch für Aufgaben in Ausbil- 14 Absolventen vergeben. Um Netzwerk wird in der Regel auch dung, Verwaltung oder ange- eine Klasse mit 15 bis 20 Studie- nach der Ausbildung intensiv ge- wandter Forschung. Immer mehr renden führen zu können, wird pflegt. Dieser Austausch zwi- Studierende kommen von der die Ausbildung alle drei Jahre schen den Fachleuten ist ein wei- Maturität und verfügen meist angeboten. Neben dem techni- terer wichtiger Faktor für den nur über ein Jahr Praxis. Damit schen Fachwissen sind Unterneh- Betriebserfolg. Während der Sai- können sie den Unterrichtsstoff mensführung, gute Sprachkennt- son finden in kritischen Situatio- weniger gut mit eigenen Er- nisse in Deutsch und Französisch nen Diskussionen statt , die dabei fahrungen verknüpfen und es und auch Marketing wichtige helfen, optimale Lösungen zu besteht die Gefahr, dass das Ge- Lernziele. Gute Fähigkeiten in finden. Es bilden sich auch Ar- lernte in der späteren Tätigkeit Kommunikation sind enorm beitsgruppen, die regelmässig weniger effizient umgesetzt wer- wichtig für einen erfolgreichen die Weine gegenseitig verkosten den kann. Bis 2002 gab es auch in Marktauftritt. Der Weinmarkt ist und so die Qualität sichern bzw. der Deutschschweiz bei der da- ein Verdrängungsmarkt und da- verbessern. Der grösste Nachteil maligen Hochschule Wädenswil her wird in Zukunft das Marke- für die Studierenden als Weinbau- eine Ausbildung in Önologie auf ting noch mehr an Bedeutung techniker HF ist das relativ hohe Fachhochschulstufe. Das damali- gewinnen. Unternehmensanaly- Schulgeld, da im Gegensatz zur ge Bundesamt für Bildung und sen haben gezeigt, dass der wirt- Bachelor-Ausbildung ein grosser Technologie (BBT) entschied schaftliche Erfolg eines Weinbau- Teil der Schulkosten durch die dann, die Ausbildung in Önolo-

Seite 33 4 Praktische Übung im Rebberg auf der Halbinsel Au. Foto: © ZHAW.

5 Die Sorte «Chasselas violet» im Sortengarten der ZHAW. Es handelt sich um eine Farbvarian- te des Gutedels. Foto: © ZHAW.

vgl. hierzu auch Farbabbildung C auf der Rückseite des Heftum- schlags.

MÖGLICHKEITEN DER WEITERBILDUNG

Die kontinuierliche Weiterbil- dung ist für erfolgreiche Fachleu- te eine Selbstverständlichkeit. Dazu eignen sich die jährlich stattfinden Fachtagungen, etwa die Wädenswiler Weintage, die durch die ZHAW in Kooperatio- nen mit anderen Organisation am Standort Wädenswil angebo- ten werden (Abb. 6). Vergleich- bare Tage werden in der West- schweiz als Journée viticole an der Vinea und der SwissExpo durch-

4 geführt. Agridea (Développe- ment de l‘agriculture et de l‘es- pace rural) bietet Kurse im gie in Changins zu konzentrie- tische Übungen in den verschie- Bereich Betriebswirtschaft an, ren. Dort wird der Unterricht in denen Ausbildungsgängen ge- das Forschungsinstitut für biolo- Französisch geführt, was wohl nutzt, die am Standort Wädenswil gischen Landbau (FiBL) organi- einige Interessierte aus der angeboten werden. Vom Strick- siert den Bioweinbautag. Von Deutschschweiz von dieser Aus- hof für die Winzer und die Wein- grosser Bedeutung ist für die bildung abhält. In der Deutsch- bautechniker, von der ZHAW für Fachleute im Keller und die Be- schweiz ist auf Stufe Bachelor das die Studierenden, von dem am triebsleiter eine kontinuierliche Thema Wein nicht vollständig 1. Januar 2018 neu gegründeten verschwunden. An der Zürcher Weinbauzentrum für Weinbau- Hochschule für angewandte Wis- kurse im Hobby-Bereich und senschaften ZHAW in Wädens- vom Weinbaumuseum im Rah- wil wird Weinbereitung in der men von Führungen (vgl. Kasten Vertiefung Getränketechnologie S. 36). und der Weinbau in der Vertie- fung Biologische Landwirtschaft In Changins wird neben dem und Hortikultur in reduzierter Bachelor- auch ein Master-Studi- Form weiter gelehrt. Die ZHAW um angeboten. Der Master Life bewirtschaftet auch einen eige- Sciences, specialization Viticulture nen Rebberg, der für angewandte and Enology wird in enger Zu- Forschungsprojekte und in der sammenarbeit mit Agroscope Lehre eingesetzt wird (Abb. 3). durchgeführt und ist sowohl na- Ziel ist das Sichtbarmachen von turwissenschaftlich wie auch in- Lerninhalten, zum Beispiel einen ternational ausgerichtet. Dieser Sortengarten mit über 200 Sorten Studiengang eignet sich daher (Abb. 4) oder eine Demo-Anlage für jene, die später in der Ausbil-

mit über 40 Erziehungssystemen. dung oder in der Forschung tätig 5 Diese Anlagen werden für prak- sein wollen.

Seite 34 Schulung der degustativen Kom- fachlichen und unternehmeri- INFORMATIONEN petenzen. Die ZHAW hat dafür schen Anforderungen an die Be- ein vielfältiges Kursangebot, z. B. triebsleiter sind hoch, da sie mit 1. http://mezzana.ch/aacm/ (Grundbil- die Vorbereitungskurse für die Sen- der Produktion, der Weinberei- dung für das Tessin). soriklizenz Wein. Das Weinbau- tung und dem Verkauf in drei 2. http://www.expovina.ch/weinprae- zentrum Wädenswil bietet neu Sparten tätig sind. Die Erfahrung mierung-iwpz/aktuell/ (internatio- Kurse im Bereich Unternehmens- zeigt, dass die Betriebsleiter vor nale Weinprämierung). führung an. Wichtige aktuelle allem bei der Optimierung der 3. http://www.strickhof.ch (Informatio- Informationen findet die Branche Weinqualität, im Marketing und nen zu den Grundbildungen und auch in den regionalen Fachzeit- in der Unternehmensentwick- Weinbautechniker HF). schriften: für die Deutschschweiz lung gefordert sind. Daher 4. http://www.weinbauzentrum.ch in der Schweizerischen Zeitschrift braucht es viel Erfahrung, eine (Kursangebot des Weinbauzentrums für Obst- und Weinbau (die «Rote») Weiterbildung im Tertiärbereich in Wädenswil). und für die Westschweiz in der und das Bestreben, sich stetig 5. https://www.agri-job.ch (Informa- Revue Suisse de Viticulture et weiterzuentwickeln, um im kom- tionen für die Grundbildung im Arboriculture. petitiven Umfeld einen Weinbau- Berufsfeld Landwirtschaft, inklusive betrieb erfolgreich führen zu Winzer und Weintechnologe). können. 6. https://www.blw.admin.ch/blw/de/ FAZIT home/nachhaltige-produktion/ pflanzliche-produktion/weine-und- In der Schweiz steht der Wein- spirituosen.html (Broschüre «Das branche ein umfassendes Bil- Weinjahr 2017» mit statistischen dungsangebot zur Verfügung. Daten). Die ideale Grundlage legen die 6 Verkostung von Versuchsweinen 7. https://www.changins.ch/ (Ausbil- dreijährigen Grundbildungen an den Wädenswiler Weintagen. dungszentrum in der Westschweiz Winzer oder Weintechnologe. Die Foto: © ZHAW. für Weinbau und Oenologie). 8. https://www.mondial-des-pinots.com

6 (internationaler Weinwettbewerb für Pinot-Sorten). 9. https://www.zhaw.ch/de/lsfm/ (Bachelor-Studiengänge mit Vertiefungen Biologische Landwirt- schaft und Getränketechnologie). 10. https://zollkontingente.douane.swiss (Stand des Importkontingents in der Schweiz). 11. http://www.revuevitiarbohorti.ch/ (Fachzeitschrift auf Französisch). 12. http://www.obstundweinbau.ch (Fachzeitschrift auf Deutsch).

[Letzter Stand für alle im Beitrag erwähnten Links: 28.9.2018].

Seite 35 WEINBAUMUSEUM

Ein Besuch im Weinbaumuseum auf der Halbinsel Au am Zürichsee führt Sie zurück in die Zeiten, als die Rebfläche im Kanton Zürich mit rund 6000 ha zehnmal grösser war als heute. Im Zentrum des Museums steht die 260jährige Baumtrotte, die 2018 aus Anlass des 50-Jahr-Jubiläums wieder in Betrieb genommen wurde.

Fachkundige Führer erklären die Arbeitsweise von früher, ziehen Vergleiche zu heute und diskutie- ren künftige Trends. Zum Abschluss gibt es den Museumswein oder einen edlen Tropfen aus der Region zu kosten.

Weitere Informationen zu den Angeboten und Veranstaltungen finden Sie unter: www.weinbaumuseum.ch Vgl. auch Abbildung F in Farbe auf der Rückseite des Heftumschlags.

Seite 36 FORMATION SUISSE FORMAZIONE SVIZZERA PROFESSIONAL

EN VITICULTURE IN VITICOLTURA VITICULTURE

AND WINEMAKING

QUALIFICATIONS

La Suisse propose une offre de In Svizzera, c’è un’offerta forma- The Swiss education system of- formation complète dans le do- tiva completa per il settore vini- fers a wide range of programme maine de la viticulture. La base colo. La base ideale è la formazio- for individuals hoping to or al- idéale est la formation sur trois ne di base triennale di viticoltore o ready working in the wine indus- ans intitulée Viticulteur ou Caviste cantiniere AFC. I requisiti profes- try. An excellent foundation CFC. Les chefs d’entreprises sionali e imprenditoriali che de- course is the three-year Federal doivent répondre à des exigences vono soddisfare i gestori azien- Vocational Diploma (EFZ) in ei- professionnelles élevées relevant dali sono elevati poiché sono ther winegrowing or in wine tech- de trois secteurs différents à sa- impegnati in ben tre settori: pro- nology. Today, the technical and voir la production, la vinification duzione, vinificazione e vendita, commercial demands on vine- et la vente, alors que la concur- e la concorrenza dei vini stranieri yard managers are particularly rence des vins étrangers ne cesse aumenta. high. d’augmenter. L’esperienza dimostra che gestori Not only do they have to possess L’expérience montre que les chefs aziendali si devono occupare so- first-rate wine-producing, vinifi- d’entreprises sont avant tout im- prattutto dell’ottimizzazione del- cation and marketing skills but pliqués dans les domaines sui- la qualità del vino, del marketing they also face increasing pressure vants: amélioration de la qualité e dello sviluppo aziendale. Per- from foreign wine producers. du vin, marketing et développe- tanto, ci vogliono molta esperien- This is why it is so important ment de l’entreprise. Cela néces- za, una formazione di perfezio- that they can draw on extensive site une grande expérience, une namento nel terziario e ambizione professional experience, an ad- formation continue dans le do- di evolversi costantemente per vanced (third-level) education maine tertiaire et la volonté de se riuscire a gestire con successo and an ongoing commitment to développer en permanence pour un’azienda vinicola in un am- ensure that they hone their exist- diriger avec succès une entre- biente competitivo. ing skills and acquire new ones prise viticole dans un domaine and therefore are well-equipped compétitif. Una formazione attrattiva per i to run a winery successfully in an futuri gestori aziendali è la for- extremely competitive environ- La formation sur trois ans en mazione triennale e parallela ment. cours d’emploi de Technicien viti- all’attività professionale di tecnico vinicole ES proposée à Wädenswil vitivinicolo SSS, offerta a Wädens- The colleges of Wädenswil and et à Changins est destinée aux wil e a Changins. Per uno studio Changins also offer a three- futurs chefs d’entreprises. Il est più approfondito con maggiori year viticulture technology pro- aussi possible d’acquérir des contenuti scientifici, è possibile gramme specifically designed connaissances scientifiques plus frequentare i cicli di studio per il with future winery managers in approfondies en suivant les fi- bachelor e il master in enologia a mind. Changins also offers Bach- lières Bachelor et Master en œnolo- Changins. elor and Master’s degrees in Oenol- gie à Changins. ogy.

Seite 37 SABINE CARRUZZO-FREY, ISABELLE RABOUD-SCHÜLE LA FÊTE DES VIGNERONS DE VEVEY

UNE TRADITION VIVANTE DE LA SUISSE

Sur proposition de la Confédé- de se laisser inspirer tant par la ration, l’Unesco a inscrit la Fête région et par sa longue histoire des Vignerons sur la liste indi- viticole que par l’actualité. cative du patrimoine culturel immatériel de l’humanité le 1er décembre 2016. Cette tradi- LES ORIGINES DE tion est le premier des huit élé- LA FÊTE DES VIGNERONS ments que la Suisse désire voir reconnus comme patrimoine au La Fête des Vignerons est issue Sabine Carruzzo- Isabelle Raboud- niveau international. d’une tradition pluriséculaire Frey. Secrétaire Schüle. Ethnolo- portée par la Confrérie des de la Confrérie des gue, dirige depuis La Fête, comme l’appellent les Vignerons de Vevey. Cette asso- Vignerons, histo- 2006 le Musée Veveysans, est particulière du fait ciation, qui regroupe à l’origine rienne, conserva- gruérien à Bulle qu’elle ne se célèbre qu’une fois des propriétaires fonciers de Ve- trice des archives (FR). Membre de par génération – soit environ tous vey, est née «dans la nuit des et du Musée de la Commission les vingt ans – et cela depuis 1797. temps» comme aiment à l’écrire la Confrérie suisse Unesco. La douzième édition a lieu du ses chroniqueurs successifs de- des Vignerons Après avoir été 18 juillet au 11 août 2019. Malgré puis 1647, date inscrite dans le de Vevey. choriste à la Fête et peut-être aussi en raison de premier livre de mémoire de la de 1999, elle de- cette temporalité atypique, la Fête Société. Si ses origines restent vient consoeur des Vignerons parvient à chaque floues, les buts qu’elle poursuit puis conseillère de fois à mobiliser aisément des mil- sont, eux, bien définis. La Confré- la Confrérie des liers de bénévoles enthousiastes, rie des Vignerons se donne pour Vignerons de qu’ils soient acteurs-figurants sur tâche d’expertiser, pour le compte Vevey et s’est donc scène, bénévoles autour et dans des propriétaires fonciers, le tra- engagée parmi les l’arène ou commissaires chargés vail effectué dans les vignes par bénévoles orga- de son organisation. C’est que la leurs ouvriers viticoles. Cette ins- nisateurs pour Fête des Vignerons est profondé- pection s’effectue tout d’abord la Fête 2019. ment ancrée dans l’histoire et la une fois par année et donne lieu, sociabilité de la région vevey- quelques jours plus tard, à une sanne. Son thème particulier, qui manifestation publique au cours veut que ce soient les vignerons- de laquelle le travail des vigne- tâcherons, donc les ouvriers de la rons est commenté et, parfois, vigne, qui se voient récompensés critiqué. Suite à ce rapport sur lors de la célébration, en fait un l’état du vignoble veveysan, les spectacle original et unique. Au- membres de la Confrérie, suivis delà de cette particularité ancrée des vignerons tâcherons et d’une dans le terroir régional, la Fête foule de curieux, déambulaient à des Vignerons est aussi un reflet travers les rues de Vevey. La pro- de nombreuses traditions vi- cession s’arrêtait devant les mai- vantes de la Suisse. En phase avec sons de certains notables et sur son époque, elle s’appuie sur des les places où de petites danses et valeurs et des qualités bien helvé- quelques chants étaient exécutés. tiques. Chaque édition est une Le parcours se terminait au bord œuvre originale qui permet aux du lac où un banquet, qu’on artistes mandatés pour la créer qualifiait de frugal, était partagé.

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Au cours des 17e et du 18e siècle, AU CENTRE DE LA 1 La peinture montre la Fête des cette parade s’étoffe, gagne en ori- CÉLÉBRATION, L’AMOUR Vignerons de 1833. ginalité et en renommée et attire DU TRAVAIL BIEN FAIT Ill.: © Confrérie des Vignerons. un public toujours plus nom- breux. La spécificité de cette Fête, est, Cf. également l‘illustration en aujourd’hui encore, de ne pas couleur de la couverture de la revue. A la fin de l’Ancien Régime, la simplement présenter un grand Confrérie des Vignerons, inspirée spectacle de plein air, une ode à par la philosophie des Lumières, la nature et à la vie, mais de le décide de mettre en avant les centrer sur la célébration d’une vignerons les plus méritants plu- qualité toute helvétique : l’amour tôt que ceux dont les travaux du travail bien fait. laissent à désirer. On cherche à promouvoir la bonne maîtrise du Certes, la majorité des specta- métier, à stimuler l’émulation et le teurs n’est aujourd’hui pas célébrée que tant qu’il y aura des progrès. Ainsi, après quelques consciente du rôle central de ce vignerons-tâcherons. Actuelle- années de réflexion et d’économie, couronnement des meilleurs vi- ment, ils sont une centaine à tra- le Conseil de la Confrérie est prêt gnerons dans la dramaturgie. vailler pour une septantaine de à célébrer le travail exceptionnel Pour les vignerons en revanche, il propriétaires dans plus de six des meilleurs ouvriers viticoles au s’agit d’une véritable consécration cent parcelles réparties sur l’aire cours d’une cérémonie de belle publique. La Fête des Vignerons de visite de la Confrérie qui tenue. Afin que la population de Vevey ne saurait donc exister s’étend de Lausanne aux portes puisse assister au sacre des meil- sans cette célébration de mérites du Valais, soit les vignobles de leurs vignerons-tâcherons, aux- bien réels, soigneusement éva- Lavaux et du Chablais vaudois. quels une médaille et une cou- lués. En été 2019, c’est bien pour ronne sont remis, une première les quelque cent vignerons tâche- Au cours du 19e et du 20e siècle, le estrade est installée au bas de la rons, dont les parcelles ont été spectacle n’a cessé de grandir et grande place du Marché de Vevey. visitées et notées trois fois par de se développer. Les thèmes On structure le cortège afin de année, plusieurs années durant, principaux en sont la vie et les rendre le couronnement particu- que la Confrérie des Vignerons travaux des vignerons, le cycle lièrement solennel. Cette volonté met sur pied un spectacle d’en- des saisons, la vie de la région, associée à un premier essai de vergure exceptionnelle. Le nom l’amour de ce coin de terre aussi. mise en scène de l’événement des meilleurs tâcherons couron- A chaque fois réinterprétés par donne naissance, en 1797, à la Fête nés ne sera donc révélé qu’au les auteurs, ces thèmes sont au- des Vignerons telle que l’on la cours de la première représenta- tant de reflets de la société et connaît aujourd’hui encore. tion de la Fête. Et celle-ci ne sera d’une époque.

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Née à la fin de l’Ancien Régime, la tique mais il le célèbre de manière 2 Vue générale de la Fête des Vignerons Fête des Vignerons se développe poétique dans tous ses liens avec de 1999. Photo: © Confrérie des en parallèle à l’affirmation d’un la société. Intergénérationnelle et Vignerons. sentiment national helvétique. faisant fi des distinctions so- Elle intègre à la fois les valeurs, ciales, la Fête met ainsi en scène Cf. également l‘illustration E en les récits et les symboles de cette les vignerons, mais aussi les no- couleur au dos de la revue. identité tout en contribuant à une tables, les propriétaires et les tra- mise en lumière originale et puis- vailleurs, les paysans, les arti- sante. Elle se révèle ainsi être un sans, les financiers, des hommes concentré de suissitude. Pour et des femmes de tout âge et des cela, elle puise sa dynamique enfants. Comme c’est le cas dans dans le terreau régional. Elle fait les sociétés locales, tous ces figu- 3 Cent Suisses à la Fête des Vignerons appel à de la musique exécutée rants ne pensent pas porter un de 1999. Photo: © Confrérie des par des musiciens chevronnés et déguisement de théâtre mais ils Vignerons. des sociétés d’amateurs, de la danse chorégraphiée pour des groupes populaires, des sonne- ries de cor des Alpes, des pièces chorales en français ou en patois, dont le fameux chant du ranz des vaches. Des soldats de parade s’identifient aux Cent Suisses, alors que les gymnastes et les choristes reflètent la vivacité des pratiques associatives. Encadrées par les bannières des cantons et des communes viticoles de la ré- gion, ces troupes sont organisées suivant un scénario renouvelé à chaque édition.

Le spectacle n’explique pas le tra- 3 vail de la vigne de manière didac-

Seite 40 4 Vendangeuses bacchantes à la Fête des Vignerons de 1999. Photo: © Confrérie des Vignerons.

endossent un costume pour deve- nir pleinement les personnages qu’ils incarnent. Ils cultivent en- suite ce lien avec leur rôle et leur troupe jusqu’à la prochaine Fête.

Il n’est ainsi pas rare de recon- 4 naître une personne par le rôle qu’elle a tenu dans la Fête précé- dente ou de fièrement l’entendre peut citer l’art de la fabrication du nue par le public et les créations dire «Moi, j’étais enfant-cep». fromage, celui du forgeron et des nouvelles qui le surprennent et couturières, la broderie sur cuir l’enchantent. En confiant la création du spec- pour les colliers de sonnailles et tacle à des artistes contempo- les sacoches des armaillis ou tous Si le spectacle est une création rains de renom, dramaturges, les savoir-faire nécessaires à la d’auteurs, la Fête des Vignerons librettistes, compositeurs, choré- préparation des chars et des atte- est, surtout, un moment intense graphes, scénographes, costu- lages. L’expression orale n’est pas de sociabilité dans et pour la ré- miers, aujourd’hui vidéastes aus- en reste avec quelques couplets gion de Vevey. Chaque généra- si, la Confrérie des Vignerons en patois et des régionalismes tion veut vivre sa Fête et s’en permet à la Fête de cultiver sa linguistiques fièrement conser- empare. Dès la première repré- propre dynamique. Mais elle vés. La Foire de la Saint-Martin, sentation, elle échappe à ses créa- transmet et donne de la visibilité qui, à Vevey comme dans de teurs. Les figurants et les béné- à un nombre important de tradi- nombreuses localités, marque la voles, les spectateurs aussi, tions vivantes du canton de fin de la bonne saison par un s’approprient la tradition et font et de la Suisse. Outre le chant grand marché, se retrouve, elle de la nouvelle édition l’objet choral et le fameux Lyoba si cher aussi, au cœur de la Fête. Elle fi- culturel si particulier qu’est toute aux voisins du canton de Fri- gure le temps de la rencontre, des Fête des Vignerons. bourg, la Fête met en évidence la échanges, du partage et de l’amu- saison d’alpage. Elle fait défiler, sement. En raison de son dynamisme, de depuis 1819, des armaillis condui- l’élan collectif qu’elle suscite et de sant les troupeaux comme pour sa liberté d’interprétation, la Fête une montée vers les pâturages LA FÊTE DES VIGNERONS, des Vignerons s’entretient comme d’été et évoque les retrouvailles UNE TRADITION VIVANTE une tradition bien vivante. de la mi-été avec les danses et musiques traditionnelles. Le cé- Chaque Fête des Vignerons re- rémonial intègre, depuis 1905, crée donc la tradition et des tradi- une clique de fifres et tambours tions. Des éléments, motifs, per- de Bâle (le carnaval de Bâle est la sonnages, mélodies ou costumes, deuxième tradition vivante pré- se voient précieusement transmis sentée par la Suisse et inscrite par et revivifiés dans et par la créa- l’Unesco sur la liste représenta- tion contemporaine. De nouveaux tive). Différents savoir-faire arti- thèmes plus signifiants appa- sanaux sont en outre nécessaires raissent, d’autres s’oublient tem- à la préparation de la Fête, même porairement, parfois définitive- si la scénographie fait la part belle ment. Le spectacle gagne ainsi en aux technologies les plus inno- intensité par le subtil équilibre vantes de chaque époque. On entre la matière connue et recon-

Seite 41 DIE FÊTE DES LA FÊTE THE FÊTE

VIGNERONS, EINE DES VIGNERONS – DES VIGNERONS –

LEBENDIGE TRADITION UNA VIVA TRADIZIONE A SWISS

DER SCHWEIZ DELLA SVIZZERA LIVING TRADITION

Die Fête des Vignerons in Vevey, La Fête des Vignerons di Vevey, In 2016 UNESCO added Vevey’s 2016 von der UNESCO als imma- riconosciuta dall’UNESCO come Fête des Vignerons to its Repre- terielles Kulturerbe der Mensch- patrimonio culturale immateriale sentative List of the Intangible heit anerkannt, wird einmal pro dell’umanità nel 2016, si organiz- Cultural Heritage of Humanity. It Generation organisiert, um die za, una volta per generazione, per is a once-in-a-generation festival im Weinbau Arbeitenden zu be- premiare i viticoltori dipendenti. that celebrates the diligence and lohnen. Sie bewirtschaften die Questi gestiscono i vigneti a loro industry of winegrowers and Weinberge, die ihnen die Land- affidati dai proprietari terrieri del winemakers who tend to the besitzer des Lavaux und des Lavaux e del Chablais vodese. Da vineyards entrusted to them by Waadtländer Chablais anvertrau- secoli, la Confrérie des Vignerons the landowners of Lavaux and en. Seit Jahrhunderten setzt sich di Vevey persegue l’obiettivo di the Chablais Vaudois region. For die Confrérie des Vignerons von visitare i vigneti per valutare la hundreds of years the Confrérie Vevey zum Ziel, die Weinberge zu qualità del lavoro. I migliori viti- des Vignerons de Vevey [Vevey besuchen und die Qualität der coltori vengono incoronati duran- Brotherhood of Winegrowers] Arbeiten zu bewerten. Die besten te la Fête des Vignerons. have visited the wineries to in- Winzer werden jeweils im Rah- spect the quality of their work. men der Fête des Vignerons ge- Incentrato sul lavoro della vigna, The best winegrowers are krönt. le stagioni e il rapporto con la crowned during the Fête des terra, lo spettacolo viene intera- Vignerons. Mit Konzentration auf die Arbei- mente rimesso in scena ad ogni ten im Weinbau, die Jahreszeiten edizione da artisti di fama. Com- Every edition of this huge spec- sowie den Bezug zur Erde wird prende un insieme variabile di tacle, which honours the toiling dieses Spektakel in jeder Ausga- vive tradizioni della Svizzera, tra winegrowers, the seasons and be durch bekannte Künstler auf cui il famoso Ranz des Vaches the relationship between human- moderne und zeitgenössische Art (Lyoba), cantato nell’arena dal kind and the earth, is entirely wieder neu in Szene gesetzt. Es lontano 1819. La festa mobilita new and is performed by a star- umfasst ein wandelbares Ganzes migliaia di figuranti e organizza- studded cast. It showcases many an lebendigen Traditionen der tori volontari, che collaborano of Switzerland’s living traditions, Schweiz, darunter den berühm- con grande motivazione. Insieme including the famous Ranz des ten Ranz des vaches («Kuhreihen», al pubblico, essi fanno propria la vaches (or Lyoba, an age-old cow- Lyoba), der seit 1819 immer in der nuova festa e vivono un momento herders’ song), which has been Arena gesungen wird. Das Fest di intensa socializzazione. Que- sung in the arena since 1819. mobilisiert jeweils Tausende Sta- sto evento culturale è un patrimo- Thousands of highly motivated tisten und freiwillige Organisato- nio emblematico per la regione di extras and volunteer organisa- ren, die alle mit grosser Motivati- Vevey, una tradizione estrema- tions take part in the festival. To- on ans Werk gehen. Zusammen mente viva. gether with the public, they make mit dem Publikum machen sie the new festival their own and sich das neue Fest zu eigen und enjoy a convivial and unforgetta- durchleben eine Zeit intensiver ble experience. This cultural Geselligkeit. Dieses kulturelle Er- event is one of the finest examples eignis ist ein beispielhaftes Erbe of Vevey’s rich cultural heritage für die Region Vevey, eine äus- and a tradition that is well and serst lebendige Tradition. truly alive.

Seite 42 GILBERT COUTAZ QUAND UNE REVUE INVESTIT LA FÊTE DES VIGNERONS DE 2019

LA DÉMARCHE EXEMPLAIRE

DE LA SOCIÉTÉ VAUDOISE D’HISTOIRE ET D’ARCHÉOLOGIE

Gilbert Coutaz, On peut parler d’un «assem- PUBLICATION DES directeur des Ar- blage» exceptionnel entre la DOSSIERS THÉMATIQUES chives cantonales Société vaudoise d’histoire et vaudoises; archi- d’archéologie (ci-après SVHA) Fondée le 3 décembre 1902, elle a viste de la Ville de et la Confrérie des Vignerons. pour vocation de rassembler les Lausanne, 1981– Jusqu’à une date récente, la pre- personnes intéressées par l’his- 1995, président mière n’avait guère consacré toire du canton, à des titres diffé- de l'Association d’articles au thème du vin, à rents et aux profils divers. Elle se suisse des archi- peine deux contributions à la veut apolitique, mais participe au vistes, 1997–2001, Fête des Vignerons; la seconde débat sur l’identité vaudoise et collaborateur n’avait pas recouru à une revue soutient la recherche. Elle compte scientifique du d’histoire pour porter le thème aujourd’hui un peu plus de 750 Dictionnaire des acteurs du vin dont la dé- membres. Elle publie depuis 1893 historique de la fense et la promotion du travail la Revue historique vaudoise (désor- Suisse, 1991– de la vigne sont relatées depuis mais RHV), consultable en ligne 2014, fondateur 1647. hormis les dernières années, dont et président de Ré- l’essentiel de la ligne éditoriale est seauPatrimoineS. A l’invitation de la SVHA, une assuré depuis 2003 par des dos- Association pour première rencontre a eu lieu le siers thématiques: ainsi, le tou- le patrimoine na- 23 juin 2015, aux Archives canto- risme, le cinéma, le sport, l’éduca- turel et culturel du nales vaudoises, entre François tion, la justice et la criminalité, les canton de Vaud, Margot, abbé-président de la histoires locales, la culture des 1998–2014, et du Confrérie des Vignerons, et Gil- musées, l’histoire de la mode, Groupe Mnemo- bert Coutaz, membre du comité, l’énergie et le dernier en date, l’im- Pôle, depuis 2012, pour esquisser un projet commun migration. sur le campus de collaboration. Le 30 mars 2015, lausannois; fon- les autorités fédérales avaient dé- dateur du Consor- posé le dossier de candidature de VIN – UN SUJET PLUTÔT tium de sauvetage la Fête des Vignerons auprès de NÉGLIGÉ PAR LA RHV du patrimoine l’Unesco pour une inscription sur documentaire en la Liste représentative du patri- Le thème du vin et de la vigne cas de catastrophe, moine culturel immatériel de l’huma- n’a curieusement pour un canton en 2004, respon- nité. Dans ce contexte, il a paru viticole aucune tradition dans la sable de modules opportun au comité de la SVHA RHV qui atteste une douzaine de du MAS ALIS, de proposer à la Confrérie des contributions au propos très cir- Universités Berne Vignerons une publication en coé- conscrit et une soixantaine d’oc- et de Lausanne, dition sur le thème «Les ouvriers currences pour 125 numéros 2006–2014, de la vigne: entre histoire et actua- publiés. Le comité éditorial, cha- membre de la lité», en y apportant son autorité peauté par un comité scientifique, Commission fédé- scientifique et son réseau d’au- mis en place pour la circons- rale de la protec- teurs. tance, avait à relever les défis sui- tion des biens vants: répondre aux attentes de la culturels, depuis La SVHA occupe une position Confrérie des Vignerons, à savoir 2012. prééminente parmi les sociétés promouvoir la bonne culture de la d’histoire. Elle est la seule à avoir vigne et honorer le travail du vi- un niveau cantonal. gneron, dans le contexte actuel de

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remise en cause sérieuse du statut 250 exemplaires d’usage pour la ADRESSES UTILES de vigneron-tâcheron; dépasser Confrérie des Vignerons et 150 les acquis; construire un som- exemplaires pour le service de - SVHA, http://www.svha-vd.ch/ maire autour de l’histoire, de l’éco- presse. Une édition de 900 exem- - Confrérie des Vignerons, https:// nomie, des représentations du plaires paraissant sous la même www.confreriedesvignerons.ch/ travail viticole (littérature, fêtes, couverture, mais avec les annexes - Editions Antipodes, musique…) et des arts visuels, administratives est réservée spé- https://www.antipodes.ch/ ainsi que sur ses médiatisations cifiquement aux membres de la (presse, film, expositions…); trou- SVHA. ver des auteurs spécialisés, parmi BIBLIOGRAPHIE lesquels plusieurs seraient en Le vernissage de la publication a DE RÉFÉRENCE contact avec le monde viti-vini- eu lieu le samedi 29 septembre cole; enfin renouveler l’iconogra- 2018, au Musée de la Confrérie des - BUOB-ALLEMAN Babette, 1987: phie, en commandant un travail Vignerons. Elle a l’insigne hon- Vignerons et paysans de Lavaux photographique à l’École canto- neur de paraître avant le début de à l’aube de la transition démogra- nale d’art de Lausanne. la Fête des Vignerons, avant tous phique, 1830–1860. Etude de démo- les autres projets éditoriaux. Sa graphie historique de trois paroisses diffusion bénéficiera du déroule- vaudoises: Savigny, Lutry et Saint- UNE PUBLICATION ment de la fête et du fait que de- Saphorin, 2 vol. (Mémoire licence DÉDIÉE À LA GRANDE FÊTE puis le 1er décembre 2016, la Fête Faculté de l›Université de Lausanne, des Vignerons est la première tra- dactyl.). Une convention de collaboration a dition vivante de Suisse à être ins- - CARRUZZO-FREY Sabine; été signée entre les deux parties crite sur la Liste du patrimoine FERRARI-DUPONT Patricia, 1998: en mai 2016, sur la base du devis culturel immatériel de l’Unesco. Du labeur aux honneurs: quatre des Editions Antipodes, en charge siècles d’histoire de la Confrérie des de l’impression de la RHV, et d’un Et que penser d’un tel partenariat vignerons et de ses fêtes. Confrérie sommaire animé par 39 auteurs qui ne peut se produire qu’une des Vignerons, Vevey, 269 p. Impr. différents, placés sous l’enseigne: fois chaque 25 ans? Une parution Corbaz, Montreux. «Acteurs de la vigne. Lavaux et Cha- exceptionnelle, dans un environ- - CHEVALLAZ Georges-André, 1950: blais vaudois». Le numéro occupe nement exceptionnel, au prix… Le vignoble vaudois au temps de LL. 479 pages. exceptionnel de CHF 44.– EE. Dans: Revue d’histoire suisse, 30, pp. 411–436. L’accord s’est fait sur un tirage Table des matières et commande: - CHUARD Ernest; PORCHET Ferdi- commercial de 3000 exemplaires http://www.antipodes.ch/librai nand; FAES Henri, 1936: Cinquan- dont 2600 exemplaires commer- rie/acteurs-de-la-vigne-detail tenaire de la station viticole de cialisés par les Editions Antipodes, Lausanne, 1886–1936. Les origines,

Seite 44 Dans les Archives cantonales vaudoises 2 Maîtres du Pays de Vaud durant 3 La paroisse, l’aire de référence de (ACV) on trouve également assez de 262 ans, LL.EE. de Berne exercèrent Lavaux, selon la carte générale de la documents concernant la viticulture: leur pouvoir économique par le paroisse de Villette, environ 1740. contrôle et l’écoulement des produits CH-ACV-RN_Gc 2153-A_Recto. 1 Extrait du plan cadastral du vignoble des vignobles de Lavaux. Frontispice Photo: © Archives cantonales de Riex, dans la paroisse de Villette, de la collection des plans susmenti- vaudoises (ACV). 1710–1711: la mosaïque des onnée, 1710–1711. CH-ACV-RN_Gb parcelles et des propriétaires. 143-a_frontispice. CH-ACV-RN_Gb 143-a_folios 1–2. Photo: © Archives cantonales Photo: © Archives cantonales vaudoises (ACV). vaudoises (ACV).

les artisans de l’œuvre, l’œuvre, 83 p. (Publications de la Station fédé- rale d’essais viticoles et arboricoles à Lausanne). Imprimerie La Concorde, Lausanne. - COURTIEU-CAPT Anne-Marie, 1959: Recherches sur l’histoire du vignoble au Moyen Age dans la partie méridionale de l’ancien dio- cèse de Lausanne. Ecole nationale des chartes, 307 p. (Thèse dactylo- graphiée). Paris. - COUTAZ Gilbert (avec la collabora- tion de Danielle Anex-Cabanis, Régine Pache-Cuagnier, Anne Radeff, René Badan, Pierre Chessex, Edoaurd Graf, Yves Jault, Pierre Sauter), 1987: Les 450 vendanges des vignobles de la ville de Lausanne, 322 p. Musée historique de l’Ancien- Evéché, Denges. Editons du Verdeau, Lausanne. - DUBOIS Jacques, 1996: Les vignobles vaudois: étude de géo-

graphie viticole: regards sur le passé 2 et leur présent, prévisions quant à

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Seite 45 LA RHV ET LE THÈME DE LA VIGNE ET DU VIN

Nous avons relevé 65 références d’articles qui mentionnent le vin. Le thème du vin apparaît le plus souvent au détour d’un article dont il n’est pas l’objet principal. Autrement dit, peu d’articles lui sont consacrés expressément, ils vont d’une page à une vingtaine de pages.

- ANET Daniel, 1951: Un vigneron du XVIIIe siècle. Le mémoire de Gabriel Anet. Dans: 1951, pp. 89–97. - A propos de bans de vendanges, 1916. Dans: 1916, p. 216. - CHABLOZ Fritz, 1897, 1922: Les vendanges à La Côte en 1763. Dans: 1897, p. 90 et 1922. pp. 87–88. - CHUARD E., 1930: Origine de la distillerie en Suisse. Dans: 1930, pp. 167–174. - KÜPFLER Emile, 1957: Notes sur la vigne et le vin dans le passé morgien. Dans: 1957, pp. 65–76. - MONSELESAN Cynthia, 1991: Les vignes de l’Hôpital de Vevey au XVe siècle: rentabilité d’une exploitation. Dans: 1991, pp. 67–78. - MOREL Ch., 1895: Alcoolisme et protectionnisme à la fin du siècle dernier. Dans: 1895, pp. 118–121. - MOTTAZ Eugène, 1900: La levée de la dîme du vignoble de Champagne. Dans: 1900, pp. 16–21 - NICOLAS-OBADIA Georges, 1969: Contribution à l’étude de la formation des prix agricoles à la production, dans le canton de Vaud (1886–1920). Dans: 1969, pp. 173–204. - Note sur la vente des vins du Dézaley en 1804. Dans: 1894, p. 384. - ROCHAIX Michel et BOVEY René, 1977: Le domaine de Changins propriété de la Confédération. Dans: 1977, pp. 103–110. - ROBERT Olivier, 1989: Les vins falsifiés du XIXe siècle: image d’un certain quotidien? Dans: 1989, pp. 69–105. - TRITTEN Aymon, 1977: Changins: histoire du domaine de Changins jusqu’à son acquisition par la Confédération. Dans: 1977, pp. 61–102.

Deux seuls articles dédiés à la Fête des Vignerons - A propos d’un veille gravure de la Fête des Vignerons (Avec planche), 1927, pp. 93–95. - M(OTTAZ) Eug(ène), 1930: L’Abbaye des vignerons, pp. 219–223.

leur avenir, 331 p. (Archives au XVIIIe siècle, 2 vol. (Université de Editions Fédération suisse des vivantes romandes) Ed. Cabédita, Lausanne. Mémoire de licence et cafetiers, restaurateurs et hôteliers, Yens s./Morges. d’histoire suisse moderne). Lausanne. Concise. - FAVROD Guillaume, 2017: Viti- - SAUTER Pierre, 1979 (mis en - VASSAUX Frédéric, 1998: Le culture et pluriactivité à Vevey à la pages): Arts et métiers du vin. vignoble de la paroisse de Villette. fin de l’Ancien Régime. Faculté des Préface de Jean Gabus, 143 p. Avec Structure et évolution au 18e siècle. Lettres (mémoire de licence), 2 vo- les textes de Paul Anex, André Faculté des lettres (mémoire de lumes. Lausanne. Champ, Michel Logoz, Louis licence), Lausanne. - JAULT Yves (textes); MURISET Ormond, Jean-Louis Schopfer et - VOUILLAMOZ José, 2017: Cépages Yvan (photographies); ANEXE Paul Jean-Louis Simon. Editions du suisses: histoires et origines, 159 p. (préface), 1991: Les châteaux viti- Verseau, Denges-Lausanne. Favre, Lausanne. coles du pays de Vaud, 383 p. (Arts - SOCIÉTÉ VAUDOISE D’AGRI- et paysages suisses), Ed. 24 Heures, CULTURE, DE VITICULTURE [Etat pour tous les liens mentionnés Lausanne. ET AGRICOLE, 1968: 90 ans dans l’article: 28.9.2018]. - LAVAUX, 2007: Lavaux: vignobles d’activité: 1868–1958. [S.l.], [s.n.], en terrasses. AILU Association pour (Imprimerie vaudoise, Lausanne), l’inscription de Lavaux au patrimoi- [16], f., fig. (La Terre vaudoise, ne mondial de l’Unesco, 247 p. Ed. numéro spécial, 47 b). Favre, 24 Heures, Lausanne. - TOUR DE SUISSE DES VINS, vol.7, - NICOLE Alix, 1986: Les recettes en 1986: Vaud, avec des textes de Paul vin de LL.EE. de Berne dans les Anex, Georges-André Chevallaz, bailliages de Lausanne et de Vevey Maurice Dubois, etc., 200 p.

Seite 46 WENN EINE UNA PUBBLICAZIONE THE FÊTE DES

ZEITSCHRIFT DEDICATA ALLA VIGNERONS BECOMES

SICH DER FÊTE DES FÊTE DES VIGNERONS A WORK OF LITERATURE

VIGNERONS WIDMET

Die Fête des Vignerons hat zu ei- La Fête des Vignerons ha dato The Fête des Vignerons has given ner aussergewöhnlichen Zusam- luogo a un’eccezionale collabora- rise to an exceptional alliance be- menarbeit zwischen der Société zione tra la Société vaudoise d’hi- tween the Société vaudoise d’his- vaudoise d’histoire et d’archéolo-gie stoire et d’archéologie (SVHA) e toire et d’archéologie (SVHA) and (SVHA) und der Confrérie des Vig- la Confrérie des Vignerons, sfociata the Confrérie des Vignerons. This nerons geführt; sie gaben gemein- in una pubblicazione dal titolo partnership has itself given rise sam eine Publikation mit dem «Acteurs de la vigne. Lavaux et Cha- to a co-publication ‘Acteurs de la Thema «Acteurs de la vigne. Lavaux blais vaudois». vigne. Lavaux et Chablais vaudois’ et Chablais vaudois» heraus. that celebrates the work of wine- Mentre la prima ha contribuito growers and winemakers in Während der erstgenannte Part- alla stesura con le sue conoscenze these two regions of Western ner sein Know-how im Zusam- di dossier tematici e le sue com- Switzerland. menhang mit thematischen Dos- petenze scientifiche, la seconda si siers sowie die wissenschaftliche è occupata soprattutto di valoriz- The SVHA contributed its exper- Kompetenz einbrachte, war die zare la viticoltura e tutti coloro tise and scholarly insights to the zweite Institution primär bestrebt, che si dedicano a tale settore. I thematic dossiers, while the Con- die Wertschätzung des Weinbaus risultati di questo partenariato frérie des Vignerons focused on und all jener, die ihm dienen, her- sono: una tiratura di 3000 copie showcasing the art of winegrow- vorzuheben. Resultate dieser Part- oltre alle 900 destinate ai membri ing and its best practitioners. The nerschaft sind: eine Zeitschrift della SVHA, 37 autori diversi, un book features the work of 37 au- mit einer Auflage von 3000 Stück, sommario incentrato sulla storia, thors, a summary of the history, zusätzlich 900 für die Mitglieder sull’economia, sulle rappresenta- economy and depictions of viti- der SVHA reservierte Exemplare, zioni della viticoltura (letteratu- culture and viniculture (in litera- 37 verschiedene Autorinnen und ra, feste, musica ecc.), sulle arti ture, music, the visual arts and Autoren, eine Zusammenfassung visive e sulla loro divulgazione festivals, and its mediatisation über die Geschichte, die Wirt- mediatica (stampa, film, esposi- (press, film, exhibitions). Some schaft, die Darstellungen des zioni ecc.). 3900 copies have been printed, Weinbaus (Literatur, Feste, Mu- 900 of which are reserved for sik...) sowie die bildenden Künste Si tratta di un’opera di oltre 480 SVHA members. und deren Mediatisierung (Pres- pagine, venduta a un prezzo ra- se, Film, Ausstellungen...). gionevole, che punta alla conqui- At over 480 pages long, this mod- sta di un pubblico di appassiona- erately priced book hopes to win Ein Werk von mehr als 480 Seiten ti. Espone le tappe percorse da over the public. This article looks Inhalt zu einem günstigen Preis, giugno 2015 a settembre 2018 di back at this once-in-a-generation das nun sein Publikum sucht. Die una collaborazione che si ripete partnership which began in June Phasen dieser Zusammenarbeit, solo ogni 25 anni! Queste si iscri- 2015 and ended in September von ihrem Beginn im Juni 2015 bis vono nel processo che il 1° dicem- 2018. The collaborative process zum Abschluss im September bre 2016 è culminato con l’iscri- reached its zenith on 1 December 2018, zeigen sich hier in einer Part- zione della Fête des Vignerons al 2016 with the inclusion of the Fête nerschaft, die nur alle 25 Jahre zu- patrimonio mondiale dell’UNESCO. des Vignerons on the UNESCO stande kommen kann! Sie reihen Representative List of the Intangible sich ein in einen Prozess, der am Cultural Heritage of Humanity. 1. Dezember 2016 mit der Aufnah- me der Fête des Vignerons als im- materielles Welterbe der UNESCO seinen Höhepunkt erreicht hat.

Seite 47 DAVID VITALI DIE FÊTE DES VIGNERONS

ERSTES SCHWEIZER ELEMENT

IN DER UNESCO-LISTE DES IMMATERIELLEN KULTURERBES

Am 1. Dezember 2016 wurde die Die Konvention schliesst damit Fête des Vignerons als erstes an die seit Jahrzehnten von der Schweizer Element überhaupt in UNESCO verfolgte Kulturpolitik die UNESCO-Liste des immateri- an. Sie ist als Ergänzung zu den ellen Kulturerbes aufgenommen. Übereinkommen zum Welterbe Der vorliegende Beitrag erläutert, (1972), zum Kulturgütertransfer wie es dazu kam, und zeichnet (1970) sowie zum Schutz von Kul- die Schritte nach, welche auf die- turgut bei bewaffneten Konflik- sem Weg notwendig waren. ten (1954) zu sehen, welche das materielle Kulturerbe zum Ge- Dr. David Vitali. Immaterielles Kulturerbe bezeich- genstand haben. Komplementär Leiter der Sektion net lebendige, über Generationen ist sie auch zu dem 2005 verab- Kultur und Gesell- weitergegebene Traditionen und schiedeten UNESCO-Überein- schaft des Bundes- Praktiken, die einer Gemeinschaft kommen zum Schutz und zur amtes für Kultur ein Gefühl der Identität und der Förderung der Vielfalt kulturel- (BAK). Die Sek- Kontinuität vermitteln. Es handelt ler Ausdrucksformen. Bis heute tion ist u.a. für sich um traditionelles Wissen und [Stand: September 2018] sind 178 den Bereich des erfahrungsbasiertes Können, wie Staaten der Konvention beigetre- immateriellen es sich in mündlich überliefer- ten, die damit fast universale Gel- Kulturerbes ten Ausdrucksweisen, darstellen- tung erlangt hat. verantwortlich. den Künsten, Ritualen und Festen, Wissen und Praktiken im Umgang mit der Natur oder im Fachwis- DIE FÊTE DES VIGNERONS sen über traditionelle Handwerks- IN DER LISTE DER techniken zeigt. LEBENDIGEN TRADITIO- NEN IN DER SCHWEIZ

UNESCO-KONVENTION Mit der Ratifizierung der ÜBER DAS IMMATERIELLE UNESCO-Konvention über das KULTURERBE immaterielle Kulturerbe im Jahr 2008 hat sich die Schweiz zu einer Mit der Konvention zur Bewah- umfassenden Politik zugunsten rung des Immateriellen Kulturer- der Bewahrung, der Förderung bes verabschiedete die UNESCO und der Erforschung von traditi- 2003 ein wegweisendes Instru- onellen kulturellen Ausdrucks- ment zur Würdigung dieses le- formen bekannt. Brennpunkt der bendigen kulturellen Erbes sowie Umsetzung der Konvention ist zur Bewusstseinsbildung für die Erstellung und periodische dessen lokale, regionale und in- Aktualisierung eines Inventars ternationale Bedeutung. Die Kon- des immateriellen Kulturerbes vention will ausserdem die inter- durch die Vertragsstaaten. Die nationale Zusammenarbeit durch Inventarisierung soll die Aufwer- den Austausch von Informatio- tung und die öffentliche Aner- nen und Erfahrungen sowie kennung des immateriellen durch gemeinsame, grenzüber- Kulturerbes fördern und unter- schreitende Initiativen fördern. stützen.

Seite 48 1 Fête des Vignerons: Alt und Jung

2 begehen gemeinsam dieses grosse Generationenfest, das nur alle 20–25 Jahre einmal stattfindet. Diese Bilder waren auch Bestandteil des Kandida- turdossiers zuhanden der UNESCO. Fotos: © Confrérie des Vignerons / Bundesamt für Kultur (BAK).

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Ein erstes Inventar mit 165 Ein- tragungen veröffentlichte das Bundesamt für Kultur (BAK) im Herbst 2012 unter dem Titel «Lis- te der lebendigen Traditionen in der Schweiz» (www.lebendige- traditionen.ch). Im Rahmen einer ersten Aktualisierung 2017 wur- den die bestehenden Einträge überprüft, ergänzt und wo nötig angepasst. Die aktualisierte Liste umfasst nun 199 Einträge und wurde im Sommer 2018 veröf- fentlicht.

Die Inventarisierungsarbeiten werden von Bund, Kantonen so- 2 wie Fachexperten gemeinsam geleistet. Die Liste ist nicht als Ergebnis einer exakten wissen- DIE FÊTE DES VIGNERONS immaterielle Kulturerbe der schaftlichen Definitionsleistung IN DER VORSCHLAGS- Menschheit kandidieren. Ausge- oder als staatliche Setzung zu LISTE FÜR DIE UNESCO wählt wurden: die Fête des Vig- verstehen, sondern vielmehr als nerons, die Basler Fasnacht, die Zwischenergebnis einer Diskus- Auf internationaler Ebene sind Osterprozessionen von Mendri- sion über die (Selbst-)Wahrneh- die UNESCO-Listen des immate- sio, der Umgang mit der Lawi- mung und Wertschätzung von riellen Kulturerbes der Mensch- nengefahr, das Uhrmacherhand- lebendigen Traditionen in unse- heit das wichtigste Instrument werk, das Jodeln, die Schweizer rer Gesellschaft. zur Förderung. Im März 2013 Alpsaison sowie Schweizer Gra- setzte das Eidgenössische Depar- fikdesign und Typografie. Die Fête des Vignerons figurierte tement des Innern (EDI) eine Ex- bereits in der ersten Ausgabe der pertengruppe zur Erarbeitung Die Vorschläge der Experten- Liste von 2012. Der Vorschlag für einer Vorschlagsliste (Liste indica- gruppe basieren auf der «Liste die Aufnahme war vom Kanton tive) ein. Dieses Vorgehen orien- der lebendigen Traditionen in der Waadt eingebracht worden, der tierte sich am Beispiel der Welt- Schweiz» und berücksichtigen seinen Antrag mit der künstleri- erbekonvention und sollte die die formalen Bedingungen der schen und gesellschaftlichen Be- nötige Transparenz im Auswahl- UNESCO-Konvention. Für die deutung des Fests begründet hat- verfahren gewährleisten. Auswahl waren folgende Krite- te: «Pensée depuis le XIXe siècle rien bestimmend: Sinn- und comme un véritable spectacle Die Expertengruppe legte im Juni Identitätsstiftung; Anpassungs- auquel travaillent poètes, musici- 2014 einen Bericht mit Empfeh- fähigkeit, Nachhaltigkeit und ens et chorégraphes, elle [la Fête lungen für die Kandidaturen vor. Problemlösung; Beispielhaftig- des Vignerons] occupe une place Auf dieser Grundlage genehmig- keit; Potenzial zur internatio- tout à fait particulière dans le te der Bundesrat im Oktober 2014 nalen Zusammenarbeit. cœur des Vaudois qui la prépa- eine Vorschlagsliste mit acht rent pendant dix ans avant de Schweizer Traditionen, die suk- Die Auswahl der Fête des Vigne- s’en souvenir pendant dix ans.» zessive für die Aufnahme in das rons wurde von den Experten

Seite 49 3 Bild aus der Sitzung des UNESCO- 4 Das «Weinbaugebiet Lavaux» ist Komitees, welches über die defi- bereits seit 2007 Welterbestätte der nitive Aufnahme der Kandidatur in UNESCO. Der Bezug zwischen die Liste des immateriellen Kultur- materiellem und immateriellem erbes entschied. Foto: © David Vitali, Kulturerbe wurde in der Kandidatur Bundesamt für Kultur (BAK). betont. Foto: © Verein Lavaux Patrimoine mondial.

damit begründet, dass sie «nicht Das Bewerbungsdossier musste Auch die grosse Beteiligung und nur für die Westschweiz ein be- nicht nur eine Beschreibung des Begeisterung der Bevölkerung deutendes traditionelles Fest ist, Elements in Wort und Bild enthal- wurden hervorgehoben: «D‘un sondern eine Strahlkraft weit ten und die Übereinstimmung point de vue communautaire, la über die Sprachgrenzen hinaus mit den UNESCO-Kriterien dar- Fête repose, enfin et surtout, sur besitzt. […] In die Vorbereitungen legen – auch die kulturelle Be- une formidable énergie bénévole. sind verschiedene Kunstschaf- deutung und die gesellschaftli- Elle se caractérise comme une cé- fende einbezogen, für die Durch- chen Funktionen waren aufzuzei- lébration que la population s’offre führung werden Tausende von gen. Im Dossier wurde besonders à elle-même et nourrit la cohésion freiwilligen Darstellern mobili- auf die stetige künstlerische Wei- sociale et l’identification culturel- siert. Jede Ausgabe wird neu terentwicklung und Neuinterpre- le des habitants avec les vignob- erdacht, und so illustriert das tation der traditionellen Elemente les avoisinants. Son inscription Winzerfest von Vevey auf ein- des Fests hingewiesen: «La volon- atypique dans le temps lui attri- drückliche Weise, wie eine Tradi- té est de voir ces valeurs recréées bue le rôle de marqueur chro- tion dynamisch und im Einklang à chaque fois en écho au contexte nologique déterminant pour la mit dem Zeitgeist weiterentwi- qui leur est contemporain pour population de la région, qui s‘y ckelt werden kann. Die Kandi- atteindre à leur réappropriation réfère couramment pour situer datur zeigt auch die Verbindung collective, et nourrir ainsi un sen- les événements importants de zwischen materiellem und im- timent d’identité et de continuité. l’existence (mariages, naissances, materiellem Kulturerbe auf (2007 Chaque Fête donne d’ailleurs etc.).» wurde das angrenzende Wein- naissance à des œuvres qui enri- baugebiet Lavaux in das Welterbe chissent le patrimoine régional, Als besonders wichtig, in den der UNESCO aufgenommen).» permettant notamment un renou- Augen des vorberatenden Prü- vellement périodique du réper- fungsausschusses der UNESCO, toire de chant choral vaudois.» stellte sich der Bezug zwischen DIE KANDIDATUR

DER FÊTE DES VIGNERONS 3 FÜR DIE UNESCO

Die Schweizer Kandidaturen wer- den in enger Zusammenarbeit von und mit den betreffenden Tra- ditionsträgerinnen und Traditi- onsträgern ausgearbeitet. Mit der Confrérie des Vignerons stand eine gut organisierte Trägerschaft be- reit, die über reich ausgestattete Archive verfügt und in der Lage war, innert kurzer Frist die nöti- gen Ressourcen für die Erstellung eines Bewerbungsdossiers aufzu- bringen. Darum wurde entschie- den, die Fête des Vignerons als erste Schweizer Kandidatur be- reits per 31. März 2015 zur Einrei- chung vorzubereiten.

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materiellem und immateriellem präsentative Liste des immateri- bungslose Durchführung durch Kulturerbe heraus, der sich an ellen Kulturerbes der Mensch- die Confrérie des Vignerons im Zu- dieser Kandidatur eindrücklich heit» aufzunehmen. Es stellte sammenspiel mit den kommuna- illustrieren lässt. In der Tat ent- fest, dass die Schweiz eine mus- len und kantonalen Behörden wickelte sich das Winzerfest in tergültige Kandidatur vorgelegt gewährleistet ist. Im Vorder- Vevey über Jahrhunderte hinweg hatte und ergänzte seinen Ent- grund stehen vielmehr die Infor- in enger Beziehung mit dem um- scheid mit folgendem Kommen- mation und Sensibilisierung der liegenden Weinbaugebiet und tar: «Le Comité […] félicite l‘État Bevölkerung (durch die Realisie- insbesondere mit den Lavaux- soumissionnaire d‘avoir mis en rung von Ausstellungen, eines Terrassen, die 2007 in die Liste des évidence les liens étroits existant Dokumentarfilms, einer Publika- UNESCO-Weltkulturerbes aufge- entre l‘élément du patrimoine tion oder durch die Aufarbeitung nommen worden waren. Die culturel immatériel proposé et le der Archive der Confrérie). Schweizer Kandidatur wurde patrimoine culturel matériel qui vom Prüfungsausschuss positiv lui est associé.» Vor allem aber muss durch geeig- bewertet und darüber hinaus als nete Rahmenbedingungen ge- beispielhaftes Dossier zitiert, Die Einschreibung der Fête des währleistet sein, dass die Grund- welches die Interaktion von ma- Vignerons ist nicht als Schluss- lage und raison d’être des Festes teriellem und immateriellem punkt zu verstehen sondern als bestehen bleibt: der Weinbau, wie Kulturerbe auf ideale Weise her- Auftakt einer vertieften Beschäf- er seit Jahrhunderten im Lavaux vorhebt. tigung mit den Möglichkeiten und im Chablais gepflegt wird. der Bewahrung von immate- riellem Kulturerbe: Das Bewer- DIE FÊTE DES VIGNERONS bungsdossier nennt ausdrücklich ALS IMMATERIELLES die von den Trägerschaften bzw. KULTURERBE der öffentlichen Hand getroffe- DER MENSCHHEIT nen und geplanten Massnahmen zur Bewahrung des Elements. Es Das zwischenstaatliche Komitee zeigte sich, dass der Akzent nicht entschied am 1. Dezember 2018, auf die Veranstaltung selber ge- die Fête des Vignerons in die «Re- legt werden muss, deren rei-

Seite 51 LA FÊTE DES VIGNERONS: LA FÊTE DES VIGNERONS: THE FÊTE DES VIGNERONS:

PREMIÈRE TRADITION PRIMA TRADIZIONE THE FIRST SWISS ENTRY

SUISSE CLASSÉE AU SVIZZERA NELLA LISTA ON THE UNESCO LIST

PATRIMOINE CULTUREL UNESCO DEL PATRIMONIO OF INTANGIBLE

IMMATÉRIEL DE L’ UNESCO CULTURALE IMMATERIALE CULTURAL HERITAGE

Depuis le 1er décembre 2016, la La Fête des Vignerons è la prima On 1 December 2016 the Fête des Fête des Vignerons est la pre- tradizione svizzera ad essere in- Vignerons became the first Swiss mière tradition suisse classée au serita, il 1° dicembre 2016, nella entry on the UNESCO Represent- patrimoine culturel immatériel lista UNESCO del patrimonio ative List of Intangible Cultural de l’Unesco. L’article présente les culturale immateriale. L‘articolo Heritage. This article explains the différentes étapes du processus. illustra i diversi passi di questo process that led to this recogni- percorso. tion. Le succès de cette candidature est le résultat d’une évaluation ap- Il successo della sua candidatura The successful nomination is the profondie de la signification è il risultato di un‘approfondita result of an intensive and in- culturelle et des fonctions so- valutazione del significato cultu- depth exploration of the cultural ciales de cette fête unique en son rale e delle funzioni sociali di importance and social functions genre. Une attention particulière questa festa unica nel suo genere. that this unique festival serves. A a été portée au rapport entre pa- Si è attribuita particolare impor- special focus was on the tangible trimoine culturel matériel et im- tanza al rapporto tra patrimonio and intangible dimensions of cul- matériel, que cette tradition il- culturale materiale e immateria- tural heritage, which this living lustre parfaitement. le, perfettamente esemplificato tradition embodies in exemplary da questa tradizione. fashion. En effet, la Fête des Vignerons s’est développée au cours des La Fête des Vignerons si è infatti Over the centuries, the relation- siècles parallèlement à la région sviluppata, attraverso i secoli, in ship between the winegrowers’ viticole des environs de Vevey, en stretto rapporto con la regione festival and the surrounding particulier les terrasses du La- viticola circostante e, in partico- winegrowing areas, in particu- vaux, qui sont classées depuis lare, con le terrazze di Lavaux, lar the terraced vineyards of 2007 au patrimoine mondial de che sono già state incluse nella Lavaux, itself a UNESCO World l’Unesco. lista del patrimonio mondiale Heritage Site, have grown ever dell‘UNESCO nel 2007. stronger.

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5 La Fête des Vignerons: le cortège des participants à cette grande fête orga- nisée seulement tous les 20 à 25 ans attire toujours l’attention du public. Photo: © Confrérie des Vignerons / Office fédéral de la culture (OFC).

Seite 52 OLIVER MARTIN «WEINBAUGEBIET LAVAUX» - EINE UNESCO-WELTERBESTÄTTE

Im Juni 2007 entschied das Welt- Weinbaus abbilden. Zahlreiche erbekomitee der UNESCO an Familiensitze, teilweise mit klös- seiner 31. Session in Christ- terlichem Ursprung, prägen die chuch in Neuseeland, das Wein- Siedlungen. Historische Wege baugebiet Lavaux auf die Liste durchziehen das Gebiet, aber des Welterbes einzuschreiben. auch neue Verkehrsachsen wie Die erfolgreiche Kandidatur die Eisenbahn und Autobahn war die erste einer Serie von neu- (vgl. Abb. 2). Zahlreiche weitere en Welterbestätten, welche die kulturelle Zeugen, von der römi- Schweiz in den Folgejahren prä- schen Zeit bis in die Moderne, Dr. Oliver Martin. sentierte. In gewisser Hinsicht tragen ihren Teil zur wertvollen Leiter der Sektion markierte sie auch den Auftakt Kulturlandschaft bei. Hinzu Heimatschutz und der aktiven Rolle der Schweiz kommt die einzigartige topogra- Denkmalpflege im und deren Engagement für eine fische Lage mit den Weinbergen, Bundesamt für den Regeln und der fachlichen dem See und dem dahinter sicht- Kultur (BAK) und Qualität verpflichtete Umset- baren Panorama der Hochalpen auf Bundesebene zung der Welterbekonvention. von herausragender Schönheit. zuständig für das Welterbe (Kultur) Die Welterbestätte «Weinbaugebiet Lavaux ist das Abbild einer aus- der UNESCO. Lavaux» umfasst 805 Hektaren serordentlich komplexen und Architekt. Studi- (ha) Weingebiet auf einer Fläche auf die natürlichen Gegebenhei- um in Zürich und von insgesamt 1700 ha in damals ten abgestimmten menschlichen Rom, Promotion elf Gemeinden. Überformung einer Naturland- 2002 an der ETH schaft. Während Jahrhunderten Zürich. Vertreter haben die Bewohner die Techni- der Schweiz in LANGE ken des Weinbaus und der Bear- verschiedenen WEINBAUTRADITION beitung des Terrains weiterent- Gremien und wickelt, stets jedoch mit Respekt Organisationen im Der aussergewöhnliche univer- gegenüber dem Vorhandenen. Bereich des Kul- selle Wert von Lavaux gründet in Die Authentizität des Lavaux ist turerbes und der der durch vielfältige, wechsel- daher nicht vor allem in der ori- Baukultur, von seitige Beziehungen zwischen ginalen Substanz ursprünglicher 2010–2013 Mit- Mensch und Natur geprägten, Terrassenmauern zu suchen, son- glied der Schwei- jahrhundertealten Entwicklung dern in der Vielschichtigkeit und zer Delegation im als lebendige Kulturlandschaft. der historischen, durch Zufügun- Welterbekomitee Sie begann im 12. Jahrhundert gen aus allen Zeiten geprägten der UNESCO, seit mit der Umgestaltung zur Terras- Kontinuität der Landschaftsge- 2013 Mitglied des senlandschaft durch die Zisterzi- staltung. Diese war und ist im- Rats von ICCROM, ensermönche und dauert bis heu- mer dem gleichen Ziel verpflich- seit 2017 dessen te fort. Der Weinbau bildet noch tet: dem Weinbau. Die visuelle Präsident. immer die ökonomische Grund- Harmonie, in der sich Lavaux lage des Gebiets. In die Weinbau- heute präsentiert, ist der Beweis landschaft eingebettet liegen be- für die Dauerhaftigkeit der Struk- deutende Ortsbilder, die in tur dieser Terrassenlandschaft. Struktur und Architektur die Die Mauern wurden durch die historische Entwicklung des Jahrhunderte gepflegt, erneuert

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und angepasst. Die Siedlungen nur der einzelne Vertragsstaat, Liste aus einer Reihe anderer po- im Gebiet werden auch heute sondern die Weltgemeinschaft. tenzieller Kandidaten ausge- noch mehrheitlich von Weinbau- Die Stätten werden nach präzisen wählt. In den Folgejahren blieb ern bewohnt, manche Familien Kriterien und klarer Methodik die Frage des Welterbes für die bewirtschaften seit über 20 Gene- ausgewählt und in die Liste des offizielle Schweiz jedoch nur rationen dieselben Güter. Welterbes eingetragen. Sie müs- punktuell relevant. Dies sollte sen über einen Schutz und ein sich 2004 ändern: Der Bundesrat Management verfügen, das die verabschiedete die erste so- WEINBAUSTÄTTEN Bewahrung ihres Werts langfris- genannte Liste Indicative der ALS WELTKULTURERBE tig garantieren kann. Mit der Zeit Schweiz. Eine Arbeitsgruppe un- hat sich die Welterbeliste auf- ter der Leitung des Bundesamtes Die UNESCO hatte Weinbau- grund ihres grossen kommu- für Kultur (BAK) hatte diese Liste gebiete als besondere Kultur- nikativen Erfolgs auch zu einem zusammengestellt. Auf ihr figu- landschaften vor der Einschrei- prestigeträchtigen Instrument rierten die fünf Objekte, für die bung von Lavaux schon mehrfach für nationale Landeswerbung in den folgenden zehn Jahren diskutiert. Die Cinque Terre und und zu einer effektiven Selling eine Kandidatur eingereicht wer- die Costa Amalfitana (I, 1997), Position der Tourismusindustrie den sollte. das Gebiet St-Émilion (F, 1999), entwickelt, was heute einerseits die Wachau (A, 2000), die Region zu einer unerwünschten Politisie- Angesichts der bereits überdo- Douro Alto (Portugal, 2001), Tokaj rung des «Systems Welterbe» bei- tierten europäischen Liste unter- (Ungarn, 2002) sowie das Wein- trägt, in gewissermassen symbio- strich die Auswahl der Schweizer gebiet auf der Azoreninsel Pico tischer Weise andererseits aber Liste indicative, dass nicht weitere (Portugal, 2004) waren bereits auch die Öffentlichkeit für den neue Einzelobjekte im Sinne des aufgenommen worden. Später Schutz der Objekte sensibilisiert. klassischen Denkmals aufzuneh- sollten bekannte Gebiete wie men seien – damit wurde man Langhe-Roero und Monferrato (I, auch der globalen Strategie der 2014) sowie Champagne und Bur- DIE SCHWEIZ UND DIE UNESCO für eine ausgeglichene gund (F, beide 2015) folgen. Alle UNESCO-WELTERBELISTE und repräsentative Welterbeliste diese Stätten sind in unterschied- im Bereich der Kulturgüter ge- licher Weise durch den Weinbau Die Schweiz hatte zu Beginn der recht. Als besondere Qualität der geformt worden und haben spe- 2000er-Jahre keine nennenswerte Schweiz wurde vielmehr der zifische, sozio-ökonomische Mus- Strategie im Bereich des Welt- Typus der Kulturlandschaft, als ter entstehen lassen, die sich phy- erbes. Zwar war die Welterbe- Überlagerung und mit dem Ne- sisch in der Landschaft abbilden. konvention 1975 mit der Ratifi- beneinander von äusserst vielfäl- kation durch die Schweiz als tigen Kultur- und Naturräumen Die Welterbekonvention der 20. Vertragsstaat überhaupt erst mit unterschiedlichen geschicht- UNESCO verpflichtet die Ver- in Kraft getreten, und die ersten lichen Einflüssen, regionalen Tra- tragsstaaten zum Schutz der drei Kandidaturen der Altstadt ditionen und Entwicklungen her- aussergewöhnlichen universel- von Bern, des Sitftsbezirks in St. vorgehoben. Die Auswahl der len Werte dieser Stätten. Welterbe Gallen und des Klosters St. Jo- Objekte für die Liste indicative von ist gewissermassen Gemeingut. hann in Müstair wurden 1983 2004 fokussierte deshalb auf das Die Verantwortung trägt nicht aus einer verwaltungsinternen ganzheitliche Zusammenwirken

Seite 54 1 Gesamtansicht des Lavaux bei Saint-Saphorin. Photo: © Régis Colombo; www.diapo.ch / OFC.

2 Auf engstem Raum drängen sich Eisenbahn und Strasse zwischen den See und die Rebterrassen. Der Druck auf die Landschaft ist beträchtlich. Foto: © MVT, Grégoire Chappuis.

von Mensch und Natur in einem grösseren Massstab. Lavaux ent- sprach diesem Ansatz in gerade- zu exemplarischer Weise. Zudem unterstrich die Expertengruppe, dass eine Nominierung als Welt- 2 erbe bei solchen Objekten ganz besonders zur Erhaltung und verträglichen Entwicklung bei- auch immateriellen – Zeugen des tiger Städter und Expats wan- tragen könne, weil Kulturland- Weinbaus sind die wichtigsten deln, sondern auch ihre soziale schaften in der Schweiz keinem Qualitäten der Kulturlandschaft, Authentizität erhalten, sind für a priori juristisch definierten solange deren funktionale Inte- die Pflege von Lavaux ebenso Schutzobjekt entsprächen. Eine grität bewahrt bleibt. Der Wein- wichtig wie die materielle Erhal- Nominierung als Welterbe sollte bau als landwirtschaftliche Tätig- tung der historischen Substanz. dem Schutzgedanken durch die keit bleibt das Rückgrat der Sensibilisierung der Öffentlich- Kulturlandschaft, in ihm gründet Das Management einer lebendi- keit zusätzliches Gewicht verlei- deren konzeptuelle Einheit und gen Kulturlandschaft wie Lavaux hen. Gerade für Lavaux ist dieses Abgrenzung. ist zwangsläufig komplex und Ziel, auch mehr als zehn Jahre muss sich mit Fragen auseinan- nach der Einschreibung auf die dersetzen, die gesellschaftliche, Welterbeliste, aktueller denn je: LANDSCHAFTSDRUCK politische und wirtschaftliche Besonders bemerkenswert bleibt ALS HERAUSFORDERUNG Rahmenbedingungen ebenso be- der in zwei Volksabstimmungen rühren wie agronomische, önolo- bekräftigte, gesetzliche Schutz Gleichzeitig ist der das Gebiet gische oder raumplanerische und des Gebiets. Dank diesem ver- Lavaux konstituierende Weinbau denkmalpflegerische Aspekte. fügt Lavaux über relativ griffige heute auch dessen vulnerables Erfolgsversprechende Ansätze raumplanerische und denkmal- Element: Zwischen den Zentren können nur in interdisziplinärer pflegerische Schutzregeln, wenn Lausanne und Vevey/Montreux und multisektorieller Zusam- auch die baukulturelle Qualität gelegen, wirkt in der heutigen menarbeit zwischen Privaten, al- zeitgenössischer Eingriffe bis- Zeit wirtschaftlicher Prosperität len staatlichen Ebenen, der For- weilen Wünsche offen lässt und ein grosser Entwicklungsdruck schung und Lehre angegangen die grosse Bautätigkeit im La- auf Lavaux. Die landwirtschaft- werden und bedingen entspre- vaux in der Öffentlichkeit regel- lichen und die wirtschaftlichen chenden politischen Willen. Als mässig Kritik laut werden lässt. Bedingungen sind für die Wein- Managementstruktur, die eine bauernfamilien herausfordernd. solche Zusammenarbeit ermögli- Kleinteilige produzierende, fami- chen und befördern soll, besteht WEINBAU WIRD AUCH liäre Strukturen, deren Anbau-, der Verein Lavaux Patrimoine WEITERHIN BETRIEBEN Produktions- und Wohnort seit mondial. Er wird sich dieser her- Generationen am selben Ort liegt, ausfordernden Aufgabe in Zu- Der aussergewöhnliche Wert von sind aber für Lavaux zentrale Ele- kunft verstärkt widmen müssen. Lavaux liegt jedoch massgeblich mente. Sie sind auch hier durch in der spezifischen und sich über die Tendenz zu Grossbetrieben, die Jahrhunderte zwar verän- die ausserhalb der Stätte produ- dernden, aber stets prägend blei- zieren, bedroht. Dörfer und benden Thematik des Weinbaus. Weingüter, die sich nicht zum ex- Die vielfältigen materiellen – und klusiven Wohnort zahlungskräf-

Seite 55 «LAVAUX - VIGNOBLE EN TERRASSES», «REGIONE

PATRIMOINE MONDIAL DE L’ UNESCO VITIVINICOLA

DEL LAVAUX»

En 2007, le Lavaux et ses vignobles en terrasses fut le premier d’une nouvelle série de sites suisses classés au patrimoine mondial. C’est un bon exemple du travail exceptionnel et complexe de fa- çonnage d’un paysage naturel par l’homme.

Durant des siècles, les habitants ont développé les techniques de viticulture et de préparation du terrain tout en respectant le pay- sage. L’authenticité du Lavaux n’est pas à rechercher en premier lieu dans les murs en terrasses d’origine mais dans la complexité et la continuité historique du fa- çonnage de son paysage. L’objec- tif premier est resté le même: cultiver la vigne.

La Convention pour la protec- tion du patrimoine mondial de l’Unesco a pour but de protéger les sites exceptionnels. La protec- tion du Lavaux a été soumise au vote populaire. Les défis résident non seulement dans l’aménage- ment du territoire et dans la pré-

servation de la valeur historique 3 et du patrimoine architectural mais aussi dans le maintien d’une viticulture traditionnelle et d’une 3 Lavaux et ses vignobles en terrasses «La regione vitivinicola del Lavaux» production familiale ancrée sur près de Dézaley, 2012-NL. è stato il primo di una nuova serie le site et qui contribue ainsi à son Photo: © Grégoire Chappuis. di siti svizzeri ad essere iscritto authenticité. A l’avenir, la gestion nel patrimonio dell’umanità nel du Lavaux devra donc tenir da- Cf. également l‘illustration B en 2007. Il Lavaux è l’esempio di una vantage compte de ces questions couleur au dos de la revue. trasformazione straordinaria- dans le cadre de collaborations mente complessa di un paesaggio interdisciplinaires et multisecto- 3 Vigneti terrazzati del Lauvaux naturale da parte dell’uomo. rielles. presso Dézaley, 2012-NL. Foto: © Grégoire Chappuis. Per secoli, gli abitanti hanno svi- luppato le tecniche di viticoltura Vedi anche l‘illustrazione B a colori e la coltivazione del terreno, ma sulla retrocopertina. sempre nel rispetto di quanto già

Seite 56 - PATRIMONIO THE LAVAUX VINEYARDS

MONDIALE – A UNESCO WORLD HERITAGE SITE

DELL‘UNESCO

esisteva. L’autenticità del Lavaux In 2007 the Lavaux Vineyards be- The aim of the UNESCO World non risiede quindi principal- came the first in a new series of Heritage Convention is to safe- mente nella sostanza dei muri Swiss World Heritage Sites. The guard sites of outstanding uni- originali dei terrazzamenti, ma terraced vineyards are the result versal value. In popular referen- piuttosto nella pluralità e nella of the perfect adaptation of hu- da, the Swiss electorate voted in continuità storica di questo pae- man endeavours to difficult nat- favour of protecting the Lavaux saggio viticolo, caratterizzato da ural conditions. vineyards. The challenges of con- aggiunte in tutte le epoche, ma serving this site go beyond plan- sempre incentrato sullo stesso This area has been living to the ning control issues, the preserva- obiettivo: la viticoltura. rhythm of wine and the vine- tion of the historic substance and yards for centuries. Evolving high architectural requirements L’obiettivo della Convenzione techniques have always respect- to include the safeguarding of del patrimonio mondiale del- ed the landscape. The authentici- traditional, family wine pro- l’UNESCO è quello di proteggere ty of the Lavaux site lies less in duction techniques that are spe- lo straordinario valore universale the original substance of the ter- cific to Lavaux and greatly con- dei siti giudicati patrimonio races and their walls than in the tribute to the region’s authentici- dell’umanità. La protezione del rich historical layering of a land- ty. The successful management of Lavaux è stata richiesta anche da scape that has never stopped Lavaux demands increased inter- votazioni popolari. Tuttavia, le evolving – yet without losing its disciplinary and multisectoral sfide non riguardano esclusiva- genius for maintaining that au- cooperation to address these is- mente la pianificazione del ter- thenticity. Activities here have sues effectively. ritorio, la conservazione della always been oriented towards sostanza storica e le esigenze one sole objective: winegrowing. qualitative della cultura delle costruzioni, ma anche la salva- guardia della viticoltura tradizio- nale, basata sulla famiglia, che viene interamente praticata all’in- terno del Lavaux e che contri- buisce in modo decisivo all’au- tenticità di questo paesaggio. La gestione del territorio dovrà quindi concentrarsi maggior- mente su questi temi rafforzando la collaborazione interdisciplina- re e multisettoriale.

Seite 57 MARCIA HALDEMANN VILLES, VILLAGES ET HAMEAUX VITICOLES À L’ISOS

L‘INVENTAIRE FÉDÉRAL DES SITES CONSTRUITS

D’IMPORTANCE NATIONALE À PROTÉGER EN SUISSE

Dans l’accomplissement de ses jourd’hui composé de 1274 sites, tâches, la Confédération est te- allant du hameau à la grande nue de prendre en considération ville. S’il définit ce qui mérite les objectifs de la protection de d’être conservé, l’ISOS n’équivaut la nature et du patrimoine. Pour cependant pas à une mesure de appliquer ce devoir, le Conseil protection en tant que telle, mais fédéral établit notamment, après constitue une base de décision, avoir pris l’avis des cantons, tant pour la Confédération que l’Inventaire fédéral des sites pour les cantons et les com- Marcia Halde- construits d’importance natio- munes. Il vise à faire comprendre mann. Archéolo- nale à protéger en Suisse (ISOS). l’évolution et à cerner l’identité gue, responsable des sites qu’il recense pour fa- du service ISOS à L’originalité de l’ISOS réside dans voriser un développement de l’Office fédéral de le fait qu’il ne recense pas des qualité. la culture (OFC). monuments individuels, mais des sites entiers. Il présente une analyse globale du tissu bâti – en SITES VITICOLES tenant compte des rues, des À L’ISOS places, des jardins et autres es- paces verts – ainsi que du lien que L’ISOS désigne les sites construits ce dernier entretient avec le pay- qui ont le plus de valeur en sage environnant. L’inscription Suisse. Parmi ceux-ci ne figurent d’un site dans l’ISOS signale pas moins de 200 petites villes, qu’il mérite spécialement d’être villages et hameaux à caractère conservé intact. Régulièrement viticole répartis à travers le pays, mis à jour, l’inventaire est au- principalement dans les cantons

Parmi les sites à caractère viticole à l‘ISOS on trouve par exemple:

1 Choully (GE), Route du Crêt-de- Choully, 2018. Photo: © Office fédéral de la culture (OFC), Berne.

2 Riex (VD), vue aérienne, 2008. 1 Photo: © OFC, Berne.

Seite 58 d’Argovie, de Berne, de Fribourg, de Genève, des Grisons, de Neu- châtel, de Saint-Gall, de Schaff- house, du Tessin, de Thurgovie, du Valais, de Vaud et de Zurich. D’une manière générale, l’activité viticole a engendré des sites à la structure compacte, installés au cœur ou à proximité immédiate du vignoble. Les sites sont ainsi le plus souvent situés sur les ver- sants bien exposés ou au pied de ceux-ci, dans des régions aux conditions climatiques favo- rables, fréquemment près des lacs et des fleuves. Les sites à vocation strictement viticole sont relative- ment rares. Souvent, la viticul- ture se combine avec l’agriculture et l’élevage. La typologie des sites s’en trouve marquée. Lorsque la viticulture prédomine, le bâti se définit principalement par des fermes imposantes, formant de 2 longues séquences contiguës. Ces maisons rurales, généralement en pierre, sont souvent signalées CHOULLY pés autour d’une cour ou isolés par d‘impressionnantes entrées dans leur parc). Une couronne de de caves. Lorsque la culture de la Situé dans la région du Mande- jardins assure une transition har- vigne ne constitue qu’un complé- ment, implanté sur une ligne de monieuse entre le tissu bâti et la ment des autres productions crête marquant le passage entre campagne environnante. agricoles, le bâti est plutôt struc- la vigne et les cultures mixtes, turé en un noyau dense et orga- Choully présente les caractéris- nique, comprenant quelques ran- tiques typiques d’un village à RIEX gées de fermes, elles aussi de fonctions multiples (viticulture, taille imposante, mais présen- agriculture, élevage, résidence), Reflet emblématique des villages tant des caractéristiques propres toutes activement pratiquées à ce viticoles de Lavaux, Riex forme à leur fonction polyvalente: jour. Disposé de manière relative- un îlot dense perché au cœur étable et grange viennent s’ajou- ment lâche le long d’une rue prin- du coteau dominant le Léman. ter à la cave. cipale linéaire, le bâti est consti- Les maisons vigneronnes s’im- tué d’un mélange harmonieux de briquent les unes aux autres de Cette présentation générale ne différents bâtiments (maisons manière à limiter l’emprise au sol saurait refléter la diversité des vigneronnes, fermes concentrées, et à favoriser l’espace dédié à la sites à caractère viticole en Suisse, maisons de maîtres, etc.) et pré- vigne. Hautes et étroites, souvent aussi proposons-nous de présen- sente une grande variété de struc- dotées de dômes, elles sont im- ter quelques sites choisis: tures (bâtiments contigus, grou- plantées au ras de la chaussée,

Seite 59 Parmi les sites à caractère viticole à l‘ISOS on trouve par exemple:

3 La Neuveville (BE), Rue du Faubourg, 2006. Photo: © OFC, Berne

4 Branson (VS), 1996. Photo: © OFC, Berne.

5 Iselisberg (TG), 2007. Photo: © Amt für Denkmalpflege des Kantons Thurgau.

renforçant ainsi la densité du tissu bâti. La viticulture joue encore 4 aujourd’hui un rôle prépondérant dans l’économie du village.

LA NEUVEVILLE

Située au bord du lac de Bienne, encore entièrement entourée de vignes au début du 20ème siècle, La Neuveville a subi un dévelop- pement important au siècle passé. Si le vignoble a, à maints endroits, été remplacé par des maisons d’habitation, la petite ville n’a pas perdu son caractère viticole, par- ticulièrement présent dans son faubourg. Disposées en ordre contigu et formant deux longues rangées de part et d’autre de la position identique de leurs fa- tion, la plupart étant agrandis et chaussée, les maisons vigne- çades leur confère toutefois une souvent complétés par des dé- ronnes y présentent une grande remarquable cohésion. Le fau- pendances en madriers. La sil- variété de forme des toits et des bourg est encore étroitement lié à houette du hameau, menacée par pignons monte-charge. La com- son environnement viticole grâce la construction de diverses habi- à la ceinture de jardins et de tations isolées aux abords directs

3 vignes qui l’entoure. Plusieurs du tissu historique, reste pour vignerons y sont toujours actifs. l’instant perceptible grâce à la prédominance de la vigne sur le coteau. BRANSON

Implanté sur un coteau escarpé ISELISBERG dans le coude de la vallée du Rhône, Branson jouit d’un Installé sur une ligne de crête microclimat méridional et d’un dominant un versant abrupte, ensoleillement exceptionnel. Au- Iselisberg constitue aujourd’hui trefois occupé de manière saison- l’une des plus grandes communes nière dans le cadre des travaux viticoles du canton de Thurgovie. viticoles, le hameau s’est trans- Pourtant, rien ne laissait présager formé en lieu de résidence per- ce destin au milieu du siècle pas- manent au cours du 20ème siècle. sé: après avoir presque disparu Les mazots d’origine, en maçon- dans les années 1960, la vigne fut nerie et couverts de dalles de replantée dans les années 1970/80 pierre, ont ainsi peu à peu été dans le cadre d’un projet visant à transformés en maisons d’habita- améliorer le paysage. Le hameau,

Seite 60 L’importance nationale des 200 pe- tites villes, villages et hameaux à caractère viticole mentionnés plus haut signifie que, malgré les

5 changements d’affectation et les transformations, ces sites pos- sèdent encore une valeur archi- lui, n’a que très peu évolué depuis VALEUR DU tecturale et culturelle exception- la fin du 19ème siècle. Implanté sur PATRIMOINE CULTUREL nellement élevée en comparaison une colline, ses quelques fermes nationale. Ils reflètent des tra- et annexes s’alignent en succes- Dans les sites recensés à l’ISOS, ditions régionales, font partie sion rapprochée le long d’une l’architecture et la compositi- de notre identité culturelle. Il est petite route. Les jardins et prai- on reflètent aujourd’hui encore aujourd’hui prouvé que notre ries attenantes aux fermes lient clairement un caractère viticole, qualité de vie est clairement in- gracieusement le tissu bâti à la malgré une diminution impor- fluencée par l’environnement bâti campagne alentour, composée tante, voire par endroits l’aban- dans lequel nous vivons. Ce der- aujourd’hui encore de champs et don de la viticulture. Nombreux nier joue un rôle décisif dans les de vignes. sont les lieux où les fermes et bâ- interactions et la cohésion so- timents utilitaires ont été trans- ciales, la créativité et l’identifica- formés en habitation, où le lien tion au lieu. Il importe donc que CASIMA avec le paysage environnant tend nous en prenions soin. à se perdre. Le village de Casima est installé sur un éperon rocheux dominant la vallée de Muggio, entouré de NOUVELLE MÉTHODE ISOS terrasses soutenues par d’im- posants murs et sur lesquelles La méthode de saisie ISOS a été développée au début des années étaient cultivées vignes, céréales 1970 sur la base des dispositions légales contenues dans la loi et pommes de terre. Le tissu bâti fédérale sur la protection de la nature et du paysage (LPN; RS forme une seule entité compacte, 451). Cette méthode a été utilisée jusqu’en 2016, dans le cadre de organisée elle aussi en terrasses l‘élaboration et de la première révision de l‘inventaire fédéral. qui épousent le promontoire. Trois routes parallèles à la pente La deuxième révision de l‘ISOS a débuté en 2017. A cette occasion, traversent le village, la principale la méthode de saisie a été modernisée et la présentation de l’in- étant goudronnée, les deux autres ventaire fédéral adaptée aux nouvelles possibilités techniques. pavées. Les bâtiments situés le A l’avenir, les relevés de site, qui paraissaient jusqu’ici exclusive- long des rues pavées présentent ment sous forme imprimée, seront publiés sous forme de géo- un caractère plus rural et sont données sur le géoportail de la Confédération, ce qui devrait moins volumineux. Presque tous grandement simplifier et améliorer l’application de l’ISOS dans ont perdu leur fonction d’origine la pratique. Les premières géodonnées relatives à l’ISOS seront et ont, pour la plupart, été trans- vraisemblablement mises en ligne au début 2020. formés en maisons d’habitation. Les terrasses autrefois cultivées Informations: sont également en grande partie https:// www.bak.admin.ch/bak/de/home/kulturerbe/heimat- envahies par des buissons et par schutz-und-denkmalpflege/isos.html -> FR la forêt.

Seite 61 CHARAKTERISTISCHE UND TYPOLOGISCHE SITI LEGATI ALLA VIGNA

WEINBAUORTE IM ISOS CARATTERISTICI E

TIPOLOGICI NELL‘ISOS

Das Bundesinventar der Ortsbil- deutlichen Rückgangs oder – in L’inventario federale degli inse- der von nationaler Bedeutung in einigen Fällen – sogar der Auf- diamenti svizzeri da proteggere der Schweiz (ISOS) listet die gabe des Weinbaus. d’importanza nazionale (ISOS) wertvollsten Standorte in der elenca i siti più pregiati della Schweiz auf. Darunter befinden Es gibt aber auch zahlreiche Dör- Svizzera. Vi rientrano anche al- sich nicht weniger als 200 Klein- fer und Weiler, deren Bauernhöfe meno 200 cittadine, villaggi e fra- städte, Dörfer und Weiler mit und Zweckbauten in Wohnhäu- zioni con carattere viticolo, che Weincharakter, die über das gan- ser umgewandelt wurden, bei sono distribuiti su tutto il territo- ze Land verteilt sind, vor allem in denen die Verbindung mit der rio nazionale, soprattutto nei can- den Kantonen Aargau, Bern, Frei- umliegenden Landschaft verlo- toni di Argovia, Berna, Friburgo, burg, Genf, Graubünden, Neuen- ren zu gehen droht. Ginevra, Grigioni, Neuchâtel, burg, Sankt-Gallen, Schaffhau- San Gallo, Sciaffusa, Ticino, Tur- sen, Tessin, Thurgau, Wallis, Die nationale Einstufung der govia, Vallese, Vaud e Zurigo. Waadt und Zürich. 200 Orte besagt, dass diese trotz Nutzungsänderungen und Wan- In generale, la viticoltura ha ge- Im Allgemeinen hat der Weinbau del im nationalen Vergleich einen nerato località con una struttura Orte mit einer kompakten Struk- aussergewöhnlich hohen archi- compatta, situate nel cuore o nel- tur hervorgebracht, die im Her- tektonischen und kulturellen le immediate vicinanze dei vi- zen oder in unmittelbarer Nähe Wert besitzen. Es ist daher wich- gneti. Queste si trovano quindi der Weinberge liegen. Diese Orte tig, hier besondere Vorsicht wal- principalmente su pendii ben befinden sich daher meist an gut ten zu lassen. exponierten Hängen oder am Fuss solcher Gebiete, in Gegen- den mit günstigen klimatischen Bedingungen, häufig in der Nähe von Seen und Flüssen. In den im ISOS aufgenommenen Ortsbil- dern widerspiegeln die Architek- tur und die Lage oft noch immer einen für die Reblandwirtschaft typischen Charakter, trotz eines

6 Unter den ISOIS-Ortsbildern mit Weinbau-Bezug findet sich zum Beispiel auch Casima (TI), 2003. Foto: © Bundesamt für Kultur 6 (BAK) / ISOS, Bern.

Seite 62 CHARACTERISTIC AND TYPOLOGICAL

WINEGROWING AREAS ON THE ISOS

esposti o ai loro piedi, in regioni The Inventory of Swiss Heritage lake or river. The architecture con condizioni climatiche favore- Sites (ISOS) lists places and and location of these ISOS herit- voli, spesso vicino a laghi e fiumi. areas which are of great cultural age sites still reflect a typical Negli insediamenti iscritti nell’I- and architectural value for the vineyard landscape despite the SOS, l’architettura e la composi- country. They include at least serious decline in, and even com- zione riflettono tuttora un carat- 200 small towns, villages and plete abandon of, winegrowing tere viticolo, nonostante una hamlets which have links to activities. significativa diminuzione e, in winegrowing and winemaking. certi casi, persino l’abbandono They are dotted across the coun- However, there are many villages della viticoltura. try, but are mostly concentrated and hamlets, whose farms and in the cantons of Aargau, Bern, agricultural buildings have been Esistono però anche numerosi Fribourg, Geneva, Graubünden, turned into residential proper- villaggi e frazioni, le cui fattorie Neuchâtel, St Gallen, Schaffhaus- ties. As a result, these sites have ed edifici funzionali sono stati en, Ticino, Thurgau, Valais, Vaud lost their ties with the surround- trasformati in abitazioni e dove il and Zurich. ing landscape. The fact that these legame con il paesaggio circo- 200 sites are officially recognised stante tende a perdersi. Tuttavia, Areas with links to viticulture as being of national importance l’importanza nazionale dei 200 tend to have a compact structure demonstrates that, despite the siti conferma che, nonostante i and are located in the heart of, or changes they have undergone, cambiamenti di destinazione e le in immediate proximity to, the they are of exceptionally high ar- trasformazioni, essi continuano vineyard. They are usually found chitectural and cultural value to ad avere un valore architettonico on or at the foot of well-exposed the country. It is imperative, e culturale eccezionalmente ele- slopes, in regions with a favoura- therefore, that every effort is vato nel confronto nazionale. È ble climate and often close to a made to preserve them. quindi importante preservarli.

6 Tra siti con carattere viticolo iscritti 6 Another viticulture-related site in nell‘ISOS troviamo ad esempio: the ISOS is: Casima (TI), 2003. Foto: Ufficio Casima (TI), 2003. Photo: Federal federale della cultura (UFC), Berna. Office of Culture (FOC), Bern.

Seite 63 HANSPETER SCHNEIDER UNTERWEGS AUF DER VIA VALTELLINA

Während Jahrhunderten genos- entscheidende Konzentration auf sen die Bündner und Vorarlber- den Rebbau erst unter der Herr- ger den Wein aus dem Valtelli- schaft der drei Bünde zwischen na. Säumerkolonnen brachten 1550 und 1797. Die Bündner Her- ihn über den Bernina- und Sca- ren sorgten nicht nur für eine lettapass in die Bündner Täler massive Steigerung der Anbau- und über das Schlappinerjoch fläche für den Rebbau, sondern ins Montafon. Politische Verän- auch für den entsprechenden derungen und die verkehrstech- Weinabsatz im Norden und die nische Entwicklung führten im für den Weintransport notwendi- Hanspeter Schnei- ausgehenden 19. Jahrhundert ge Infrastruktur. Als Folge dieser der. Dipl. Geograf. zum Ende des Säumerwesens. Konzentration auf den Weinbau Von 1983 bis 2003 Der Kulturweg ViaValtellina erreichte die bestockte Anbau- Leiter des IVS. lässt die faszinierende Ge- fläche im Veltlin im 19. Jahrhun- 2004–2014 Ge- schichte der Säumerei und des dert mit rund 6000 ha ihre gröss- schäftsführer von Weintransportes wieder aufle- te Ausdehnung. Das entspricht ViaStoria. Seit ben. etwa dem Sechsfachen der heuti- 2007 Präsident der gen Rebfläche. Der Wein aus dem ViaStoria-Stiftung. Das Valtellina oder Veltlin ist ei- Veltlin erlangte in dieser Zeit ei- nes der traditionellen alten Wein- nen internationalen Ruf. Die baugebiete Italiens. Obwohl die Handelsbeziehungen der Bünd- Geschichte des Weins in dieser ner ebneten ihm den Weg an die Region bis in die vorchristliche Höfe und Klöster Mittel- und Zeit zurückreicht, erfolgte eine Nordeuropas.

1 Der Hauptplatz von Poschiavo als Symbol für die prunkvolle Vergan- genheit der Säumerei auf der

ViaValtellina. Foto: © ViaStoria/ 1 Heinz Dieter Finck.

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2 Alp und Kirche von San Romerio: en, die ihren Reichtum nicht nur Erst die Eröffnung der Fahrstras- Der ehemalige Sommersitz der der Säumerei und dem Weinhan- sen über den Berninapass (1865) Geistlichen von Tirano ist ein my- del zu verdanken hatten, sondern und über den Flüelapass (1867) thischer Ort auf der ViaValtellina. auch ihren einträglichen Ämtern ermöglichte den schnelleren und Foto: © ViaStoria/Heinz Dieter bei der Verwaltung des Veltlins. bequemeren Transport von Wein- Finck. Nirgends in Graubünden gab es fässern auf Wagen und versetzte in jener Zeit mehr Säumer als gleichzeitig der Säumerei einen Vgl. auch Abbildung A in Farbe auf in Davos. In guten Weinjahren schweren Schlag. Als 1866 die der Rückseite des Heftumschlags. transportierten sie 150‘000 Hek- Lombardei – und damit auch das toliter Wein aus dem Veltlin nach Veltlin – an Italien fielen, waren Graubünden, Österreich und die Tage der Säumerei gezählt. Deutschland. Der Weintransport Den Wein brachte jetzt die neue erfolgte vor allem im Herbst und Arlbergbahn aus dem Südtirol Winter und sorgte in den Tälern ins Montafon. für einen regen Betrieb. Der Wa- DAVOS ALS DREHSCHEIBE rentransport im Winter hatte den DER SÄUMEREI UND Vorteil, dass man im Schnee auf VIA VALTELLINA – TEIL DES WEINHANDELS Schlitten grössere Lasten laden VON KULTURWEGE SCHWEIZ konnte als auf Saumtiere. Zudem Davos war in der Zeit der Bünd- hatten die Säumer, meist einhei- Die faszinierende Geschichte der ner Herrschaft im Veltlin die mische Bauern, in der kalten Jah- Weinsäumerei aus dem Veltlin Drehscheibe des Säumerverkehrs reszeit mehr Zeit und auch mehr über den Bernina- und Scaletta- und der Organisation des Porten- Maultiere und Pferde für die Säu- pass in die Bündner Täler sowie wesens [Porten = lokale Genos- merei zur Verfügung. Der Trans- über das Schlappinerjoch ins senschaften von Säumern, wel- port auf Schlitten setzte das aufwen- Montafon kann heute über den che die Handelsware in ihrem dige «Schneebrechen» (Ruttnern) Kulturweg ViaValtellina wieder- Talabschnitt mit Pferden von Sust voraus, das auf dem Weg über die erlebt werden. Die ViaValtellina zu Sust führten]. Dafür zuständig Alpenpässe zu den gefährlichen ist eine von zwölf Hauptrouten waren führende Davoser Famili- Aufgaben der Ruttner zählte. des Projekts Kulturwege Schweiz.

Seite 65 3 Zwei Crot, traditionelle ehemalige Milchkeller auf Sassal Mason (Bernina Passhöhe). Die Crot dienen heute als Weinkeller. Foto: © Via- Storia/Heinz Dieter Finck.

Eine Gruppe von neun solcher Bau- ten, in der Nähe von Brusio, wurde übrigens als Kulturgut von natio- naler Bedeutung ins KGS Inventar 2009 aufgenommen.

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Kulturwege Schweiz entsteht auf einträchtigungen an historischen beschreibt, hatten einen direkten den Grundlagen des Inventars Verkehrswegen, die als Kulturwe- Einfluss auf den Rebbau im Velt- historischer Verkehrswege der ge touristisch genutzt werden, er- lin und den Weintransport in den Schweiz (IVS) und leistet damit heblich gesenkt werden konnte. Norden. Mit dem Beginn des einen aktiven Beitrag zur Erhal- Offenbar führt eine nachhaltige Dreissigjährigen Krieges (1618) tung und zum Schutz der histori- Nutzung von historischen Wegen befand sich das Veltlin plötzlich schen Verbindungen und zu de- zu einem wirkungsvollen Schutz im Zentrum der europäischen ren zweckmässiger Nutzung. Das und gleichzeitig auch zu einer hö- Machtkämpfe zwischen Venedig- Motto von Kulturwege Schweiz heren Akzeptanz in der Bevölke- Frankreich auf der einen und lässt sich am ehesten mit einem rung. Spanien-Österreich auf der an- Zitat von Reinhold Messner um- dern Seite. Im Fokus stand die schreiben: «Das Eigene, das Echte, Das Erwandern eines Kultur- Region in erster Linie als Zugang das Unverwechselbare einer Land- weges vermittelt etwa einen Ein- zu den strategisch wichtigen Al- schaft, einer Region, einer Kultur blick in den Zusammenhang des penpässen, die auch für den muss man in Zeiten der Globalisie- Weges mit einem alten Zollhaus, Weintransport in den Norden rung im Tourismus betonen: Das, einer ehemaligen Sust, einer Tro- von zentraler Bedeutung waren. was andere nicht haben und auch ckenmauer oder einer Allee und Verstärkt wurden die heftigen Aus- nicht imitieren können». fördert damit das Verständnis einandersetzungen noch durch die der Bevölkerung für die traditio- Religionskriege der Reformation, Jede Hauptroute repräsentiert nelle Kulturlandschaft. Wer diese die im Veltlin zur Ermordung von und «erzählt» einen Teil der Kul- Zusammenhänge erkennt, iden- protestantischen Familien führten. tur- und Verkehrsgeschichte der tifiziert sich mit seiner eigenen Schweiz und bereichert den Wan- Umgebung und setzt sich eher Eher im Zusammenhang mit ei- dertourismus mit kulturhistori- für die Erhaltung eines histori- ner Bildungsreise sind die Ein- schem Wissen und Emotionen. schen Verkehrsweges ein. tragungen von Giosuè Carducci Die Verbindung von Wandern und Emile Zola im Gästebuch mit Natur, Kultur, Tradition, Au- des Ospizio auf dem Bernina- thentizität und Swissness ist ein SPUREN DER LITERATUR pass einzuordnen. Carducci, im Wachstumsmarkt, der in den AUF DER VIA VALTELLINA Norden vielleicht weniger be- letzten Jahren in der Schweiz zu kannt als Zola, zählte mit seiner einer Steigerung der touristi- Interessanterweise haben zahl- ausdrucksstarken Sprache an- schen Wertschöpfung beigetra- reiche Literaten von interna- fangs des 20. Jahrhunderts zu gen hat. Dank der zweckmäs- tionalem Rang ganz unter- jenen Dichtern, deren Verse sigen Nutzung durch den schiedliche Spuren entlang der italienische Schülerinnen und Wandertourismus konnte ein ViaValtellina hinterlassen. Dazu Schüler während Generationen bedeutender Teil der attraktivs- zählen mit Giosuè Carducci, auswendig zu lernen hatten. Als ten historischen Strecken aus Thomas Mann und Ernest He- erster italienischer Nobelpreis- dem Bundesinventar IVS ins mingway gleich drei Literatur- träger überhaupt gehörte Car- Netz von Kulturwege Schweiz in- Nobelpreisträger. ducci in seiner Zeit zu den tegriert und einem breiten Publi- bekanntesten nationalen Persön- kum zugänglich gemacht wer- Unsere literarische Reise beginnt lichkeiten. den. Die Erfahrungen in den am Start der ViaValtellina im vergangenen zehn Jahren ha- Veltlin mit dem Schweizer Auf das Wirken von Thomas ben gezeigt, dass auf dem rund Schriftsteller Conrad Ferdinand Mann treffen wir in Davos, das 3000 km langen Netz der zwölf Meyer. Die Ereignisse, die Meyer sich im 19. Jahrhundert zu ei- Hauptrouten die Gefahr von Be- in seinem Roman «Jürg Jenatsch» nem renommierten Lungenkurort

Seite 66 4 Die ViaValtellina weist noch zahl- reiche Wegabschnitte mit einer traditionellen Pflästerung aus der Säumerzeit auf (Wegabschnitt bei Cavaglia). Fotos: © ViaStoria/Heinz Dieter Finck.

BUCHBARE ANGEBOTE ÜBER DIE VIA VALTELLINA

Wer sich für die Geschichte der Weinsäumerei, für die Spuren be- rühmter Literaten, für die Verbin- dung von Wandern mit dem Ge- nuss von regionalen Spezialitäten bei einem Glas Veltliner-Sforzato interessiert, kann sich auf den Weg machen, die gut beschilder- te ViaValtellina zu erkunden. Für diese Route gibt es interessante buchbare Angebote für mehrtä- gige Packages und attraktive ge- führte Wanderungen mit histori- schen Informationen.

Die Kombination einer kulturhis- torischen Wanderung mit kulina- rischen Spezialitäten und Wein- genuss hätte vermutlich auch das Interesse von Hemingway ge- 4 weckt. entwickelt hatte. Katia Mann, die ckelt. Dabei soll er ausgedehnte LITERATUR: Ehefrau von Thomas Mann, be- Wanderungen und Bergtouren gab sich vor dem Ersten Welt- ins Silvretta-Gebirge unternom- - TIEFENTHALER Helmut, 2010: Die krieg zur Behandlung in ein Da- men haben, womit er zwangsläu- ViaValtellina – Ein historischer voser Sanatorium. Ihr dortiger fig auch grössere Teile der Via Alpenübergang als Weitwanderweg. Aufenthalt lieferte Thomas Mann Valtellina wie etwa das Schlappi- Sonderdruck aus Montfort, 62. Jg. die Idee für seinen Roman «Der nerjoch begangen hat. Dass auch 2010 Heft 1. Zauberberg» und machte den Ort das auf der ViaValtellina trans- - VIASTORIA/UNIVERSITÄT zu einer bekannten Station in der portierte Hauptprodukt Heming- BERN, 2003: IVS Dokumentation Weltliteratur. ways Schreibfluss bei der Über- Graubünden. ASTRA. Bern. arbeitung seines Romans «Fiesta» - VIASTORIA, 2007: Erlebnismagazin Am nördlichen Ziel der ViaValtel- unterstützt haben dürfte, kann Kulturwege Schweiz, Ausgabe lina in Schruns begegnen wir Er- bei seinem schon in frühen Jah- Graubünden. Bern. nest Hemingway, einem weiteren ren ausgeprägten Hang zu geis- Schwergewicht der Weltliteratur. tigen Getränken mit sehr hoher Hemingway hatte die Winter- Wahrscheinlichkeit angenom- monate der Jahre 1924/25 und men werden. 1925/26 im Montafon verbracht und sich dort zum begeisterten Skifahrer und Berggänger entwi-

Seite 67 PROMENADE A SPASSO

SUR LA VIA VALTELLINA SULLA VIA VALTELLINA

Les Grisons et les habitants du Il est intéressant de souligner que I Grigionesi e gli abitanti del Vor- Vorarlberg apprécient depuis des de nombreux écrivains de renom- arlberg hanno gustato per secoli siècles le vin de la Valteline. Il mée internationale ont laissé des il vino della Valtellina. Carovane était transporté à dos d’âne dans traces le long de la ViaValtellina, di muli lo trasportavano nelle les vallées grisonnes par les cols dont trois lauréats du prix Nobel valli grigionesi attraverso i passi de la Bernina et de la Scaletta et de littérature: Giosuè Carducci, del Bernina e della Scaletta e nel dans le Montafon par le Schlappi- Thomas Mann et Ernest Hemin- Montafon attraverso lo Schlappi- ner Joch. gway. ner Joch.

La viticulture a connu un fort dé- Il est aujourd’hui possible de ré- All‘epoca del dominio grigionese veloppement à l’époque de la server des voyages de plusieurs sulla Valtellina, dal 1550 al 1797, domination grisonne sur la Valte- jours sur la ViaValtellina avec ci fu una forte espansione della line, entre 1550 et 1797. Grâce à promenades et visites guidées. viticoltura. Grazie ai loro rap- leurs contacts commerciaux, les seigneurs grisons promouvaient le vin au nord et fournissaient l’infrastructure nécessaire pour son transport. Les rênes du convoyage par bêtes de somme étaient entre les mains des fa- milles les plus influentes de Da- 5 Une magnifique route de la ViaVal- 5 Un magnifico vicolo della ViaVal- vos qui devaient leur richesse tellina près de Cadera, sur les hau- tellina a Cadera sopra Poschiavo. non seulement au transport et au teurs de Poschiavo. Photo: © Via Foto: © ViaStoria/Heinz Dieter commerce du vin mais aussi aux Storia / Heinz Dieter Finck. Finck. revenus de l’administration de la Valteline. Les années où la récolte était bonne, les muletiers trans- portaient 150’000 hectolitres de vin de la Valteline aux Grisons, en Autriche et en Allemagne.

Les changements politiques et le développement des moyens de transport à la fin du 19e siècle sonnèrent le glas du convoyage. La ViaValtellina fait revivre l’his- toire passionnante du convoyage et du transport du vin.

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Seite 68 ALONG THE VIA VALTELLINA

porti commerciali, i signori gri- The people of Graubünden and gionesi provvedevano anche allo Vorarlberg have enjoyed the wine smercio di vino verso nord e alle from Valtellina for centuries. It infrastrutture necessarie per il was transported by muleteers trasporto. Le redini degli anima- over the Bernina and Scaletta li da soma erano nelle mani delle passes to the valleys of Grau- famiglie più influenti di Davos, bünden and through the Schlap- che dovevano la loro ricchezza pinerjoch to Montafon. non solo alla someggiatura e al commercio vinicolo, ma anche ai During Graubünden’s sovereign- proventi dell‘amministrazione ty over Valtellina (1550 to 1797), della Valtellina. Nelle buone an- winegrowing experienced a nate del vino, i mulattieri traspor- boom. The Swiss masters used its tavano fino a 150‘000 ettolitri di trading links not only to market vino dalla Valtellina nei Grigioni, wine in the North but also to es- in Austria e in Germania. tablish the necessary infrastruc- ture to transport it. The reins of I cambiamenti politici e lo svilup- the muleteer business were tight- po delle ferrovie alla fine del XIX ly in the hands of prominent 6 secolo, segnarono la fine della so- Davos families, who owed their meggiatura. L‘antica ViaValtelli- prosperity to these activities and na fa rivivere l‘affascinante storia to their lucrative careers in the 6 In the Dischma Valley, the tracks della someggiatura e del traspor- Valtellino administration. When and the untouched landscape are a to del vino. the grape harvest was good, reminder of the now extinct business muleteers transported up to of muleteering. Photo: © ViaStoria/ È interessante notare come molti 150,000 hectolitres of wine from Heinz Dieter Finck. letterati di fama internazionale Valtellina to Graubünden, Aus- abbiano lasciato tracce molto di- tria and Germany. verse lungo la ViaValtellina. Tra questi addirittura tre vincitori Political transport-related devel- Many literary figures of interna- del premio Nobel: Giosuè Car- opments at the end of the 19th cen- tional renown have left their ducci, Thomas Mann ed Ernest tury sounded the death knoll for traces along the ViaValtellina, Hemingway. the muleteering business. The including Giosuè Carducci, ViaValtellina cultural trail brings Thomas Mann and Ernest Hem- Sulla ViaValtellina è possibile to life the fascinating history of ingway, three Nobel prize win- prenotare pacchetti di più giorni these mule trains and their driv- ners. che comprendono interessanti ers. escursioni guidate. There are many great multi-day packages and guided hiking tours along the ViaValtellina that allow visitors to discover the rich heritage of this area.

Seite 69 HANS SCHÜPBACH UMNUTZUNG DER BERGTROTTE VON OSTERFINGEN

POSITIVES BEISPIEL FÜR DEN SCHONENDEN UMGANG MIT KULTURGUT

Hans Schüpbach. Weinbau spielt auch für den Kul- Partner Architekten AG aus Zü- Lic. phil. hist., turgüterschutz eine Rolle. Zahl- rich restauriert und erweitert. MAS Denkmal- reiche Sammlungen in Museen Der ganze Prozess sowie die da- pflege und Um- enthalten Werkzeuge, Gerät- raus erfolgte Umnutzung darf als nutzung, stv. Chef schaften, Kunstgegenstände mit positives Beispiel für den scho- KGS im Bundes- Weindarstellungen oder Bild- nenden Umgang mit Kulturgut amt für Bevöl- und Textdokumente zu diesem bezeichnet werden. Insbesondere kerungsschutz, Thema. Nicht erstaunlich also, wurde dabei auch den denkmal- Redaktion KGS dass auch zum «Weinbau» ein pflegerischen Grundsätzen Rech- Forum. KGS-Merkblatt besteht, das die nung getragen (Charta von Vene- wichtigsten Begriffe erklärt und dig, EKD-Leitsätze usw.). so eine hilfreiche Grundlage für die Inventarisation bildet.1 Zu- dem führt das KGS Inventar DENKMALPFLEGERISCHE 2009 ein gutes Dutzend Trotten GRUNDSÄTZE BEACHTET 1 Die Trotte steht als Einzelbau mitten und Torkel, darunter auch das im Rebhang. Die Erweiterung kon- Trottenhaus von Osterfingen in Was bei der Umnutzung der zentriert sich auf die Integration in der Schaffhauser Gemeinde Wil- Bergtrotte auffällt, ist insbeson- die Landschaft. Die neuen Bauten chingen als A-Objekt. dere die Auseinandersetzung mit heben sich deutlich ab, treten aber dem Denkmal und der Respekt, in möglichst minimaler Form in Er- Dieser 1584 durch die Stadt den man der alten Substanz ent- scheinung. Foto: © Peter Hebeisen. Schaffhausen errichtete Bau wur- gegengebracht hat. Hilfreich war de in den Jahren 2014/15 unter hierbei nach Auskunft der Denk- Vgl. auch Abbildung H in Farbe auf Begleitung der kantonalen Denk- malpflege auch die KGS-Sicher- der Rückseite des Heftumschlags. malpflege durch die Spühler stellungsdokumentation.

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Seite 70 Wichtige Leitlinien für die Res- wie mit der Umgebung, zu der Vorbereitung von denkmal- taurierung und Umnutzung sind es gehört» (Art. 7). pflegerischen Projekten be- nach wie vor die ICOMOS-Char- rücksichtigt werden.» (Grund- ten von Venedig (1964), von Nara • Sie gründet sich auf die Res- sätze der Denkmalpflege). (1994; die Authentizität betref- pektierung des überlieferten fend) oder jene von 1999 zum ver- Bestandes [...] (Art. 9). • «2. Lage, Landschaft und Bau- nakulären2 Bauerbe sowie die gruppen EKD-Leitsätze zur Denkmalpfle- • «Hinzufügungen können nur Eingriffe in vernakuläre Sied- ge in der Schweiz (2007). geduldet werden, soweit sie lungsstrukturen sollten auf alle interessanten Teile des eine Art und Weise erfolgen, Auch wenn die oben erwähnten Denkmals, seinen überliefer- die die Integrität der Anlage, Grundlagendokumente nur als ten Rahmen, die Ausgewogen- das Verhältnis zwischen Na- Richtschnur gelten und im Ein- heit seiner Komposition und turlandschaft und Kultur- zelfall jeweils wieder neu zu be- sein Verhältnis zur Umgebung landschaft und der einzelnen urteilen sind, soll die Probe aufs respektieren» (Art. 13). Strukturen untereinander re- Exempel gemacht werden: wie spektiert und aufrecht erhält.» wurden einige der Grundsätze, Vernakuläres Bauerbe, 19994 (Praktische Richtlinien). die nachstehend wörtlich zitiert werden, bei der Umnutzung der • «1. Vernakuläre Bauwerke ha- EKD-Leitsätze, 20075 Trotte in Osterfingen beachtet und ben folgende Kennzeichen: angewandt? Für eine Bewertung a) eine der Gemeinschaft ei- «Der überlieferte Bestand ist mög- können etwa die nachfolgenden gentümliche Bauweise; lichst weitgehend zu erhalten. Die Aussagen beigezogen werden. b) ein erkennbar lokaler oder Unversehrtheit der historischen regionaler Charakter, der auf Substanz hat bei allen Massnah- Charta von Venedig, 19643 seine Umwelt Bezug nimmt; men Vorrang. [...] Denkmäler dür- c) die Kohärenz von Stil, Ge- fen nicht durch Zufügungen, • «Die Erhaltung der Denkmä- stalt und Erscheinung oder scheinbare Verbesserungen und ler wird immer begünstigt die Hinwendung zu traditio- vermeintliche Verschönerungen durch eine der Gesellschaft nellen Bautypen; verfälscht werden.» (4.1 Vorrang nützliche Funktion. Ein sol- d) eine Tradition in Entwurf der historisch relevanten Substanz). cher Gebrauch ist daher wün- und Ausführung, die auf schenswert, darf aber Struk- handwerklicher Überliefe- «Alle konservatorischen und res- tur und Gestalt der Denkmäler rung beruht; tauratorischen Eingriffe sind auf nicht verändern» (Art. 5). e) eine effektive Antwort auf ein Höchstmass an Reversibilität funktionale, soziale und um- auszurichten. [...] Statt in das ma- • «Zur Erhaltung eines Denk- weltbedingte Bindungen; terielle Gefüge einzugreifen, sind mals gehört die Bewahrung f) die zweckmässige Anwen- additive Massnahmen zu bevor- eines seinem Massstab ent- dung traditioneller Konstruk- zugen.» (4.2 Reversibilität). sprechenden Rahmens. Wenn tionssysteme und Handwerks- die überlieferte Umgebung techniken.» (im Teil: Allgemeine «Die schützenswerten Eigen- noch vorhanden ist, muss sie Grundsätze). schaften der Umgebung und die erhalten werden, [...] (Art. 6). Wirkung des Denkmals sind zu • «4. Das vernakuläre Bauerbe erhalten. Vor Massnahmen in der • «Das Denkmal ist untrennbar ist integraler Bestandteil der Umgebung eines Denkmals sind mit der Geschichte verbunden, Kulturlandschaft, und dieser die erhaltenen Elemente des his- von der es Zeugnis ablegt, so- Zusammenhang muss bei der torischen Kontexts zu bestimmen

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und der Wirkungs- und Sichtbe- werden, die für den Denkmal- ein neues, harmonisches Gesamt- reich des Denkmals festzulegen. wert nicht konstituierend sind [...] bild entstanden. Die Beurteilung Jede Massnahme, die den Cha- Aus alten und neuen Elementen der Qualität der Neubauten sei rakter der gewachsenen Umge- soll eine neue Gesamtheit entste- den Fachleuten überlassen – sie bung eines Denkmals beeinträch- hen. Die neuen Teile basieren auf sind aber sicher nicht zu domi- tigt, seine Beziehungen zu den der sorgfältigen Analyse des Be- nant. Der mächtige Trottenbaum, historisch bedeutsamen Elemen- stands. Sie sind angemessen und den die Gäste beim Eintreten ins ten seiner Umgebung nachhaltig qualitätvoll zu gestalten [...]. »(5.3 neue Restaurant antreffen, ist verändert oder seine Einsehbar- Weiterbauen). zwar nicht original von hier, son- keit schmälert, muss unterlassen dern stammt aus dem Nachbar- oder rückgängig gemacht wer- dorf – er verweist aber als ein- den.» (4.11 Umgebung). BEWERTUNG DER LÖSUNG drücklicher Zeuge auf die ehemalige Funktion der alten «Zufügungen [...] dürfen die ori- Baudenkmäler müssen möglichst Trotte. Diese wird von Besuchen- ginalen Bestandteile weder in integral geschützt und erhalten den aus nah und fern gut genutzt ihrer Substanz noch in ihrer Wir- werden. Ohne eine zeitgemässe und hat von ihrem Charme nichts kung beeinträchtigen. Zufügun- Nutzung laufen sie aber oft Ge- eingebüsst. Dass hier eine geeig- gen [...] können namentlich eine fahr, allmählich zu zerfallen. nete Lösung gefunden wurde, technische oder funktionale Ent- Deshalb ist eine Umnutzung, zeigt sich nicht zuletzt an den lastung des Denkmals oder von welche die alte Substanz weitge- Auszeichnungen, welche die Um- Teilen davon zum Ziel haben. [...] hend respektiert, oft eine gute nutzung erhielt, beispielsweise Zufügungen sind materiell vom Möglichkeit, zwei Fliegen auf ei- einen «Best Architects 17»-Award. Denkmal unabhängig, haben mit nen Schlag zu treffen. Dies ist ihm indessen einen engen Zu- auch beim Beispiel der Trotte gut Wenn man die getroffene additi- sammenhang in funktionaler gelungen. Die ehemalige Funk- ve Lösung den Forderungen der und gestalterischer Hinsicht. [...] tion als Ort der Weinproduktion ausgewählten Leitsätze gegen- Sie sollen sich selbstverständlich kann im neuen Zentrum für loka- überstellt, darf man die Umnut- in das Denkmal einfügen. Sie sol- le Weine sowie als Restaurant zung der Trotte durchaus als ge- len als heutige Elemente von ho- thematisch ideal weitergeführt lungen bezeichnen. Die Fotos im her gestalterischer Qualität er- werden. Die neu angebauten Beitrag unterstreichen dies. kennbar sein.» (5.2 Zufügungen). Event-Räume wurden nordseitig unterirdisch in den Hang einge- «Wenn an Teilen des Denkmals baut – lediglich die Oberlichter ANMERKUNGEN weitergebaut wird, sind die histo- ragen aus dem Boden und beein- risch wertvollen Teile nicht anzu- trächtigen so die landschaftliche 1 http://www.babs.admin.ch/de/ tasten. Beim Weiterbauen dürfen Gesamtwirkung kaum. Aus alten aufgabenbabs/kgs/prints.html -> nur Teile ersetzt oder verändert und neuen Bauten ist in der Tat Landwirtschaftliche Geräte IV.

Seite 72 3 Der neue Event-Raum wurde unterirdisch in den Hang gebaut, passt sich so dem Rebhang an und beeinträchtigt weder den Altbau noch die Landschaft (nur die Oberlichter ragen aus dem Boden und sind sichtbar). Foto: © Spühler Partner Architekten AG, SPPA.

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2 «Vernakuläres – das heisst einhei- 3,4 Die erwähnten Charten und weitere 2 Bei der Restaurierung ging es u.a.

misches, bodenständiges, land- Dokumente im Wortlaut (dt./frz./ 4 auch darum, alte und neue Bauteile schaftsgebundenes oder landschaft- engl.) sind zu finden in: ICOMOS, miteinander zu verbinden. Dies zeigt liches – Bauen ist die traditionelle 2012: Monumenta I. Internationale sich insbesondere bei den Einbauten und natürliche Art und Weise, in der Grundsätze und Richtlinien der im Trotteninnern (Abb. 2) und bei sich Gemeinschaften ihre Wohnstät- Denkmalpflege. Deutschland, den Übergängen im neuen Verbin- ten schaffen. Es handelt sich dabei Luxemburg, Österreich, Schweiz. dungsgang (Abb. 4). Fotos: © Spühler um einen Entwicklungsprozess, der http://www.icomos.ch/fileadmin/ Partner Architekten AG, SPPA. Veränderungen und ständige downloads/organisation/publicati- Anpassung als Antwort auf soziale ons/Monumenta_I.pdf 5 Begrenzt durch den Altbau, das und umweltbedingte Zwänge 5 EKD, 2007: Leitsätze zur Denkmal- Restaurant und den neu angebauten erfordert. Das Überleben dieser pflege in der Schweiz. Zürich. Unterstand für den Trottenbaum Tradition wird weltweit durch die https://www.research-collection.ethz. entsteht ein neu aufgespannter Kräfte der wirtschaftlichen, ch/handle/20.500.11850/81510 Aussenraum, der alt und neu kulturellen und architektonischen miteinander in Verbindung bringt. Uniformierung bedroht» [Letzter Stand für alle im Beitrag Foto: Hans Rudolf Meier, © Stiftung (aus: Einleitung zur Charta). erwähnten Links: 28.9.2018]. Bergtrotte.

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Seite 73 TRANSFORMATION RICONVERSIONE A NEW LIFE

DU PRESSOIR DELL‘EDIFICIO FOR THE BERGTROTTE

D’OSTERFINGEN DEL TORCHIO IN OSTERFINGEN

DI OSTERFINGEN

La viticulture joue un rôle impor- La viticoltura è importante anche Viticulture is also an important tant dans le domaine de la protec- nell‘ambito della protezione dei subject for the PCP. Many collec- tion des biens culturels. De nom- beni culturali. Numerose colle- tions in museums include uten- breuses collections de petits et zioni di piccoli o grandi musei sils, tools, equipment, art works grands musées comprennent des comprendono arnesi, utensili e and visual and written documen- outils, des ustensiles, des œuvres oggetti d‘arte che rappresentano tation connected to winegrowing d’art qui représentent le vin ou il vino o documenti grafici e scrit- and winemaking. It is not surpri- encore des textes et des tableaux ti su questo tema. Non sorprende sing then that a PCP fact sheet on sur ce sujet. Il n’est donc pas éton- pertanto che sia disponibile un viticulture was greated, which nant qu’il existe un aide-mémoire promemoria PBC anche sulla vi- explains the key terms and serves PBC sur la viticulture qui ex- ticoltura, che spiega i termini as an important reference for the plique les principales notions et principali e costituisce quindi cataloguing proces. constitue de ce fait une base im- una base importante per l‘inven- portante pour l’inventaire. tariazione. Moreover, the small agricultural buildings listed in the 2009 editi- En outre, la partie de l’Inventaire Inoltre, la parte dell‘Inventario on of the Federal PCP Inventory PBC 2009 dédiée aux petites PBC 2009 dedicata alle piccole co- include a dozen wine-press hou- constructions rurales recense struzioni rurali comprende, oltre ses alongside lofts, grain stores, non seulement des greniers, des a vari granai, fienili, forni e lava- barns, kiln houses and wash hou- granges, des fours et des lavoirs toi, anche una dozzina di torchi ses. These vestiges of winemaking mais aussi des pressoirs dans les dei Cantoni di Argovia, Grigioni, culture are found in the cantons of cantons d’Argovie, des Grisons, Turgovia e Zurigo. L‘edificio del Aargau, Graubünden, Thurgau de Thurgovie et de Zurich. Le torchio di Osterfingen situato nel and Zurich. One such wine-press pressoir d’Osterfingen dans la comune sciaffusano di Wilchin- house is even ranked in the A ca- commune schaffhousoise de Wil- gen figura nella categoria degli tegory (cultural property of natio- chingen compte parmi les objets oggetti A (bene culturale di im- nal importance): the Bergtrotte of A (bien d’importance nationale). portanza nazionale). Osterfingen in the Schaffhausen municipality of Wilchingen. Construit en 1584 par la ville de Questo edificio, costruito nel 1584 Schaffhouse, le bâtiment a été dalla città di Sciaffusa, è stato re- Erected in 1584 by the town of restauré et agrandi par le bureau staurato e ampliato dallo studio Schaffhausen, it was completely d’architectes Spühler Partner SA d‘architettura Spühler Partner SA restored and extended, under the de Zurich entre 2014 et 2015 en di Zurigo dal 2014 al 2015 sotto la supervision of the cantonal monu- collaboration avec le service can- sorveglianza dell‘ente cantonale ment preservation office, by tonal de protection des monu- per la tutela dei monumenti. L‘in- Spühler Partner Architekten AG ments historiques. Le processus tero processo e la riconversione from Zurich in 2014/15. The entire entier et la transformation du dell‘edificio possono essere con- process, including the resulting bâtiment sont de bons exemples siderati un ottimo esempio di ge- change of use are a positive ex- de gestion respectueuse du patri- stione rispettosa del patrimonio ample of the sensitive treatment of moine culturel. Une attention culturale. In particolare, si è tenu- cultural heritage. Throughout the particulière a été portée au res- to conto anche dei principi di whole process, the project mana- pect des principes de base en conservazione dei monumenti gers were mindful of monument matière de conservation des mo- (Carta di Venezia, linee guida della preservation standards such as the numents historiques (Charte de CFMS ecc.). Venice Charter and Federal Com- Venise, principes de la CFMH, etc.). mission for Monument Preservation guidelines.

Seite 74 MARTÍN CAMENISCH DER NACHLASS DES JOHANN BAPTISTA VON TSCHARNER (1751-1835)

BAUSTEIN ZUR REKONSTRUKTION DER BÜNDNER WEINBAUGESCHICHTE 1750-1950

Der folgende Beitrag, der mit über mehrere Standorte verteilt einem laufenden Forschungs- und erfolgte unter Einschluss projekt zur Bündner Weinbau- verschiedener Personen, Güter geschichte in Verbindung steht, und Gebäude. möchte am Beispiel verschiede- ner Archivalien aus dem Nach- lass der von Tscharner, einer DAS FORSCHUNGSPROJEKT Familie mit grosser Weinbau- tradition, einige Einblicke in die Die bisherige Erforschung der Dr. phil. Martín Geschichte des Bündner Wein- Bündner Weinbaugeschichte Camenisch ist baus zwischen 1750 und 1950 kann mit gutem Grund als eher Historiker und ermöglichen. marginal bezeichnet werden.2 Dozent an der Aufgrund des Desiderats zur Pädagogischen Dabei ist das Beispiel des Johann entsprechenden Rekonstruktion Hochschule Grau- Baptista von Tscharner (1751– wurde am Institut für Kultur- bünden. Zurzeit 1835)1, einem der Hauptprota- forschung Graubünden ein For- arbeitet er an gonisten der erwähnten Familie, schungsprojekt lanciert, welches einem Forschungs- insbesondere deshalb interes- sich zum Ziel setzt, die Bündner projekt des Insti- sant, weil sich durch seine Schrif- Weinbaugeschichte aus einem tuts für Kulturfor- ten, Zeichnungen und Pläne ein vornehmlich sozial- und wirt- schung Graubün- eigentliches Organisationssys- schaftsgeschichtlichen Blickwin- den zur Bündner tem in Anbau, Produktion und kel zu untersuchen.3 Dabei be- Weinbaugeschichte Handel von Reben bzw. Wein er- schränkt sich die Untersuchung 1750–1950. schliessen lässt. Dieses wirt- wegen des umfassenden Quel- schaftliche Organisationsgeflecht lenmaterials und des daraus fol- war Ende des 18. Jahrhunderts genden Bedarfs an einer zeitli- chen Eingrenzung auf die Phase zwischen 1750 und 1950. Die Un- 1 tersuchungszeit ist just aus die- sem Grund interessant, weil sie eine Zeit grosser Veränderungen umfasst. Diese beginnt im ehe- maligen Freistaat Gemeiner Drei Bünde (bis 1798) mit einem ge- wissen Niedergang des Wein- baus im späten 18. Jahrhundert, zieht sich über die Zeit der gros- sen staatspolitischen Umbrüche rund um die Entstehung des modernen Kantons Graubün- den 1803 hinweg, schliesst die grossen Weinbaukrisen infolge Ernteertragsrückgänge und -aus-

1 Johann Baptista von Tscharner fälle des späten 19. und frühen (1751–1835). Abb.: © Schloss 20. Jahrhunderts (echter und fal- Ortenstein. scher Mehltau, Reblauskrise) mit

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ein und endet mit den Verände- send und besteht aus 273 Be- 2 Bericht des Rebmeisters Johan Fried- rungen infolge Motorisierung standsnummern mit einem Um- rich Heilman an seinen Arbeitgeber und weiterer landwirtschaftli- fang von oft mehr als 500 Akten. Johann Baptista von Tscharner, cher Modernisierungsschübe des Bei deren Lektüre stösst der For- Jenins 24.8.1797. Abb.: © Staats- frühen 20. Jahrhunderts. Johann scher nebst Briefen auf zahlreiche archiv Graubünden, D V/3.151.075. Baptista von Tscharners Schrif- andere Quellen wie etwa Ur- ten bieten als Beispiel für die kunden, Stammbäume, Entwür- erste Phase der erwähnten Un- fe, Skizzen, Abschriften, Reden tersuchungszeit die Möglichkeit, usw., welche in der Mehrzahl aus einige der damit verbundenen der Feder des 1751 als Sohn des Fragen zu beantworten. Johann Baptista (1722–1806) und der Anna Margaretha von Spre- cher-Jenins (1724–1770) gebore- FAMILIENARCHIV nen Churers stammten. Bezeich- IM STAATSARCHIV nenderweise ist von Tscharner auch solche rund um die Wohl- der Nachwelt in erster Linie eher standshebung breiterer Bevölke- Aus Sicht des Historikers handelt als (strategischer) ‹Anführer› der rungsmassen waren. Davon zeu- es sich beim Nachlass des Johann sogenannten Bündner «Patrio- gen etwa seine Bemühungen um Baptista von Tscharner (1751– ten»5 bekannt.6 In seiner Vielfalt das Schul- und das Gesundheits- 1835) gewissermassen um eine offenbart der Nachlass nun aber, wesen, nicht zuletzt aber auch Art «Schatztruhe». Das Familien- wie wichtig dem ‹umtriebigen seine Diskurse mit landwirt- archiv «von Tscharner-St. Mar- Denker› nicht nur Fragen betref- schaftlicher Ausrichtung, worun- grethen, Chur»4 im Staatsarchiv fend Verfassung und politische ter auch der Weinbau zu zählen Graubünden ist äusserst umfas- Ordnung, sondern insbesondere ist.

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3 Grundriss des zum Familienbesitz CHUR – JENINS das «Obere Sprecherhaus») oder der von Tscharners gehörenden «Im – MAIENFELD auch durch seine Vermählung Küchler»-Weingartens in Jenins. mit Elisabeth von Salis-Maien- Auszug aus dem sogenannten Weil Johann Baptista von Tschar- feld (1754–1832). «Urbarium». Abb.: © Staatsarchiv ner väterlicherseits ein Abkömm- Graubünden, D V/3.108, S. 24. ling eines gutbetuchten Ratsher- Aus dem Familienarchiv wird er- rengeschlechts der Stadt Chur sichtlich, wie intensiv sich von war, gelangte er durch Vererbung Tscharner mit ökonomischen Fra- in den Besitz umfassender Güter- gen befasste und wie er stets be- komplexe, insbesondere und ge- müht war, auch seinen eigenen rade auch in Chur. Vergleichs- Besitz, den Weinbau eingenom- weise rasant vergrösserte sich men, zu perfektionieren. Dies- sein Besitz später durch Güter- bezüglich korrespondierte er u.a. anhäufungen in der Bündner auch mit seinem in Jenins ange- Herrschaft, etwa infolge Verer- stellten Rebmeister, einem gewis- bung des mütterlichen Besitzes in sen Johann Friedrich Heilman. Jenins (dieses umfasste u.a. auch Die Korrespondenzen – erhalten

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sind mehr als 80 Berichte des aus der sich mitunter auch in der rakter haben dürfen. Bezeichnen- Biel stammenden Verwalters an konjunkturellen Bildung land- derweise haben sich nämlich ge- seinen Arbeitgeber in Chur – be- wirtschaftsfördernder Gesell- rade für jene Zeit, als die Alpha- handeln verschiedenste Angele- schaften dies- und jenseits der betisierung in den unteren Bevöl- genheiten wie etwa das Tischgeld Landesgrenzen bemerkbar mach- kerungsschichten eher marginal für Tagelöhner, die Organisation te, sämtliche Möglichkeiten zur war, viel öfter die Stimmen der der Weinlese, die Verpachtungen «Melioration» von Erträgen und Gutsbesitzer erhalten als diejeni- von Weingärten oder auch Prob- der Qualität derselben: «Ich be- gen der einfachen Tagelöhner. leme mit angestellten Rebknech- size [...] über jedes einzelne Guth Was sie wohl zur Lage des Wein- ten. So heisst es etwa in Band 151 eine ausführliche Beschreibung baus und zur arbeitsintensiven in einem Brief vom 24. August seines Nahmens, Masses, An- Bewirtschaftung der Weinberge 1797, dass «häufige Klagen über stösser, Lage, Boden, Gattung, gesagt hätten? Felddiebereÿen an die Oberkeit» Erwerb, Anschlag, Nuzbarkeit, gelangt seien und dass der Reb- Anbauun[gs]kosten, Rechstamen, knecht «Jacob» im Verdacht stehe, Servituten, Ertrag, Unbequem- SPURENSUCHE IM FELD: dafür verantwortlich zu sein.7 lichkeiten, Vortheilen, und Ver- TORKEL UND SONSTIGE Solche und andere Quellen er- besserungsaussichten, welches WEINBAUEINRICHTUNGEN möglichen eine Vielfalt an Er- alles beisammen in ein eigenes kenntnissen betreffend das wein- Buch oder Urbarium gesammelt Bezeichnenderweise sind einige baubezogene Organisationssys- ist, welches gewiss einzeln in sei- der einstigen Güter und Gebäude tem und die damit verbundenen ner Art und für jeden Besizer von der Familie von Tscharner immer Probleme. unschäzbarem Werth ist», so von noch auffindbar. Obwohl der Tscharner in einer Stellungnah- Grossteil der sich im nördlichen me zu seinem Gutsbetrieb9. Tat- Chur bzw. in der Bündner Herr- DAS «URBARIUM» sächlich können Quellen von die- schaft befindlichen Weingärten ALS WERTVOLLE QUELLE ser Sorte für die Rekonstruktion im Verlaufe der letzten zwei Jahr- der Bündner Weinbaugeschichte hunderte überbaut wurde, haben Aus dem Archivmaterial sticht als eigentliche «Perlen» bezeich- einige Rebberge der markanten mit dem so genannten «Urbari- net werden. Dennoch ist zu Bauoffensive standhalten kön- um»8 ein gebundenes Handbuch betonen, dass das tscharnersche nen. Dies betrifft beispielswei- besonders hervor. Darin erwähnt Gut bzw. System – respektive die se Tscharners Weingarten «Im von Tscharner ganz im Sinne des damit verbundenen Archivalien Küchler» samt Torkel (in Jenins, «ökonomischen Patriotismus», – nicht verallgemeinernden Cha- direkt neben dem «Alten Torkel»;

Seite 78 4 Blick auf Jenins Richtung Norden. Aquarell von Johann Christ um 1819. Im Oberdorf das sogenannte ‹Obere Sprecherhaus› der von Tscharners, Sitz des Rebmeisters J. F. Heilman. Am unteren Dorfrand ein Teil des Jeninser Rebareals mit verschiedenen Torkeln, darunter der tscharnersche Weinberg ‹Im Küchler›. Abb.: Kan- tonsbibliothek Graubünden, BH Chur K III 102.

immer noch in Besitz der von und 1791 sogar eine Privatschule Buchdruckerei Jak. Villiger & Cie., Tscharners) oder denjenigen im betrieb («Jeninser Nationalschu- Wädenswil; DURNWALDER, «Lochert» (im Lürlibadgebiet in le»), einige Veränderungen erfah- Eugen, 1983: Der Weinbau des Chur, heute im Besitz der Stadt ren und beispielsweise auch den Bündner Rheintales 1912–1982. Chur). Was die Baulichkeiten an- bereits in den 1960-er Jahren Baer Offset AG, Felsberg. belangt, die mit dem Weinbau in stark umfunktionierten internen 3 Vgl. zum Projektbeschrieb auch Zusammenhang standen, kön- Torkel13 verloren. https://kulturforschung.ch/institut/ nen mehrere noch heute existente projekte/ Beispiele aufgezählt werden, wel- 4 StAGR D V/3. che jedoch teilweise massiv um- ABSCHLIESSENDE 5 Vgl. zu den Patrioten, den Anhän- funktioniert wurden. So existiert ÜBERLEGUNGEN gern aufklärerischer Ideale, zwar noch der Stammsitz der von CHOCOMELI Lucas, 2009: Tscharners, das sogenannte Haus Gerade die Umfunktionierung Patrioten. Vgl. http://www.hls-dhs- «Planaterra» an der Reichsgasse von Torkeln, aber auch diejenige dss.ch/textes/d/D17370.php 25; jedoch wurde das auf 1533 zu ehemaliger Weinberghäuschen, 6 Tscharner durchlief die gesamte datierende Gebäude von den ist ein klassisches Beispiel, um Palette der wichtigsten politischen Nachkommen der von Tscharner Veränderungen in Gebieten mit Ämter im ehemaligen Dreibündestaat. im Jahr 1857/58 mit der daneben (ehemaliger) Weinbaugeschichte Er war etwa Podestat im Untertanen- liegenden «Tscharnerschen Wein- zu dokumentieren. Der Nachlass gebiet Veltlin, Oberstzunftmeister und schenke» dem Kanton verkauft.10 der Familie von Tscharner ist Bürgermeister in Chur, Bundspräsi- Aus dem zeitweise als Spital ver- nur eine Komponente in der Re- dent des Gotteshausbundes und wendeten Bau entstand später die konstruierung der interessanten amtete während der Helvetik im Jahr Migros Klubschule respektive ein Geschichte rund um den Wein- 1799 u.a. auch als Regierungsstatt- Familienzentrum (ab 2011). Der bau in Graubünden 1750–1950; halter des Kantons Bern. «Rote Turm» seinerseits, einst ein fürwahr aber eine sehr wertvolle 7 StAGR D V/3.151.075. tscharnersches Weinberg- und Komponente. 8 StAGR D V/3.108. Lusthaus an der späteren Ring- 9 StAGR D V/3.151.092. strasse 188, wurde zwischen 2006 10 StAGR A Sp III/8s B17; Denkmal- und 2009 gesamthaft restauriert ANMERKUNGEN pflege Graubünden, Dossier Haus und dient als Wohnhaus.11 Auch Planaterra (1–147; Reichsgasse 25, zwei weitere Gebäude der von 1 Vgl. zur Person von Tscharners 7000 Chur). Tscharner, der «Türligarten» und RUFER Alfred, 1963: Johann 11 StAGR A Sp III/8s B17; Denkmal- der Hof «St. Margrethen», stan- Baptista von Tscharner 1751–1835. pflege Graubünden, Dossier Roter den, wie dies in den Plänen aus Eine Biografie im Rahmen der Turm (242; Ringstrasse 188, 7000 dem Nachlass zu erkennen ist12, Zeitgeschichte. Bischofberger & co., Chur). im Rebgürtel, der Chur einst um- Chur; ferner BUNDI Martin, 2014: 12 StAGR D V/3.100; StAGR A Sp spannte und in der Zwischenzeit Tscharner, Johann Baptista von. Vgl. III/8s. fast gänzlich überbaut wurde. http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/ 13 SEIFERT-UHERKOVICH Ludmila, Das «Obere Sprecherhaus» in Je- D17005.php 2013: Baugeschichtliches Gutachten. nins hingegen liegt in einem 2 Als nennenswerte Publikationen Vgl. Denkmalpflege Graubünden, Dorf, in dem die Bedeutung der können lediglich Durnwalders Dossier Oberes Sprecherhaus Weinbautradition vergleichswei- Studien erwähnt werden, wobei (123-AB; Sägenstrasse 13, 7307 se präsenter geblieben ist. Den- diese sehr geographisch-wissen- Jenins). noch hat dieses ehemalige Ge- schaftlich ausgerichtet sind. Vgl. bäude der von Tscharner, in dem DURNWALDER, Eugen, 1940: Der [Letzter Stand für alle im Beitrag Johann Baptista zwischen 1786 Weinbau des Bündner Rheintales. erwähnten Links: 28.9.2018].

Seite 79 UN MAILLON DE L‘ HISTOIRE UN TASSELLO

DE LA VITICULTURE GRISONNE PER RICOSTRUIRE

DE 1750 À 1950 200 ANNI

Les archives de la famille Tschar- Malgré l’urbanisation galopante, L’archivio della famiglia Tschar- ner offrent un bon aperçu de l’or- il est encore possible de retracer ner permette di farsi un’idea su ganisation de la viticulture dans certains biens et bâtiments histo- come era organizzata la viticoltu- les années 1800. Ces documents riques de la famille Tscharner, ra intorno al 1800. Questi atti constituent une solide base de même si dans la plupart des cas d’archivio sono un importante recherche pour le projet de l’Ins- ils ont été transformés pour être tassello per la ricerca connessa titut pour l’étude de la culture utilisés à d’autres fins. A Coire all’attuale progetto sulla storia des Grisons sur l’histoire de la viti- par exemple, la taverne Tschar- della viticoltura grigionese 1750– culture grisonne des années nersche Weinschenke dans la mai- 1950, promosso dall’Istituto di ri- 1750–1950. son Planaterra a disparu et le bâti- cerca sulla cultura grigionese. ment Roter Turm à la Ringstrasse Les archives fournissent des 188 a perdu sa fonction de maison Esempi interessanti dell’archivio exemples intéressants comme les viticole. A Jenins, on trouve en- sono, ad esempio, le oltre 80 cor- 80 correspondances du maître core la maison Obere Sprecher- rispondenze del vignaiolo capo vigneron Johan Friedrich Heil- haus, mais l’ancien pressoir a dis- Johan Friedrich Heilman, impie- man, employé à Jenins, qui men- paru. Ces exemples montrent la gato a Jenins, che menzionano le tionnent les salaires journaliers, valeur de l’héritage de la famille paghe giornaliere dei braccianti, l’organisation des vendanges ou Tscharner pour la reconstitution l’organizzazione della vendem- les problèmes avec les employés. de l’histoire de la viticulture et mia o i problemi con i garzoni. Il L’«Urbarium» est le document des bâtiments qui lui sont dédiés. pezzo forte dell’archivio è phare de ces archives. Il s’agit l’«Urbarium», un manoscritto ri- d’un manuscrit relié dans lequel legato in cui J. B. von Tscharner J. B. von Tscharner (1751–1835) (1751–1835) spiega, nello spirito explique, au nom du «patriotisme del «patriottismo economico», économique», les différentes pos- tutte le possibilità per migliorare sibilités pour améliorer le rende- la resa dei vigneti. ment de la vigne.

Seite 80 DI STORIA DELLA VITI RECONSTRUCTING THE HISTORY OF VITICULTURE

COLOTURA GRIGIONESE IN GRAUBÜNDEN 1750-1950

(1750-1950)

Nonostante la rapida crescita di The von Tscharner family ar- Despite extensive urban develop- insediamenti è ancora possibile chives offer a fascinating insight ment, some of the von Tscharner rintracciare alcuni dei beni e de- into the organisational structure family’s former land and proper- gli edifici storici della famiglia of the winegrowing and wine- ty have survived, although most Tscharner, anche se nella mag- making business at the turn of now serve a different purpose gior parte dei casi sono stati ri- the 19th century. These docu- than the one for which they were convertiti a nuove destinazioni. A ments are a highly valuable pri- originally designed. For example, Coira è ad esempio sparita l’oste- mary source for a research the Tscharnersche Weinschenke in ria Tscharnersche Weinschenke project on the Graubünden viti- the Planaterra building in Chur dalla casa Planaterra e l’attu- culture history between 1750 and no longer exists, yet the Roter ale ristornate Roter Turm in 1950, currently being carried out Turm on Ringstrasse 188, which Ringstrasse 188 ha perso la sua by the Institut für Kulturforschung was used as a summer residence funzione di casa vinicola per ri- Graubünden. and grand vineyard house, still cevimenti. A Jenins esiste ancora stands but is now put to a differ- la Obere Sprecherhaus, ma il vec- Interesting examples from the ar- ent use. The Obere Sprecherhaus in chio torchionon si trova più chives include over 80 letters of Jenins has survived but the same nell’edificio. Da questi esempi ri- Johan Friedrich Heilman, a mas- cannot be said of its former wine sulta evidente quanto sia prezio- ter winegrower who worked at press. These examples clearly so il lascito della famiglia Tschar- Jenins vineyards. They touch on show how important the legacy ner per ricostruire la storia degli issues such as boarding costs for of the von Tscharner family is for antichi vigneti e degli edifici as- day labourers, the logistical as- the reconstruction of the former sociati. pects of the grape harvest and vineyards and its attendant problems with vineyard guards. buildings. The archives also contain the Ur- barium, a bound manuscript in which J. B. von Tscharner (1751– 1835) sets out all possibilities for the “melioration” of vineyard yields in the interests of “eco- nomic patriotism”.

Seite 81 PIERRE DANIEL HATZ-CASPARIS DER «KATZ-TORKEL» IM LÜRLIBAD

EIN ETWAS SPERRIGES BAUDENKMAL

Kulturgüterschutz hat viel mit Heute, wo absolute Hygiene ge- dem Erinnerungsbedürfnis von boten ist, wo High-Tech über- Menschen zu tun. Wie schön ist wiegt und wo Vorschriften domi- es doch, auf soliden Wurzeln zu nieren, ist ein solcher Arbeitsgang stehen, sich an seine frühe kaum mehr vorstellbar. Doch das Kindheit zu erinnern und die dichte Geflecht dieses Wäsche- Orte prägender Ereignisse noch korbs aus Weide bildete einen – immer aufsuchen zu können: zumindest ersten – idealen Filter Kultur – oder Baukultur halt beim Pressvorgang, der trotz al- eben! Weil wir so oft achtlos an tersbedingter Staubschicht auf Pierre Daniel vermeintlich bedeutungslosen den Gerätschaften im Katz-Torkel Hatz-Casparis Bauten vorbeigehen, sei hier ein noch heute nachvollziehbar ist. wurde in Chur Blick auf ein solches altes Ge- geboren und be- mäuer gerichtet, das noch heute Der Name «Katz» oder «Kaz», der suchte die Schulen einiges zu erzählen hat. auch für die umliegenden Reb- in St. Gallen. berge als Ortsbezeichnung ver- Danach Hochbau- Als Vertreter einer nun schon in wendet wird, erinnert an das zeichnerlehre in der fünften Generation mit dem ehemalige Kloster Cazis, das hier St. Gallen und Rebbau in Verbindung stehenden im 15. Jahrhundert bereits Wein- Architekturstudi- Familie aus Chur – mein Ur-Ur- berge besass. Chur ist nicht nur um am Technikum grossvater Daniel Rudolf Hatz- eine der ältesten Städte der Biel. Nach einigen Hauser (1802–1875) gründete 1840 Schweiz – der Ort zeichnet sich Jahren Arbeit in eine Weinhandlung – sind wir auch durch eine einst fast flächen- einem Berner Büro noch heute im (Mit-)Besitz eines deckende Reblandschaft aus. 1804 (insbesondere Be- alten Torkels im Lürlibad. wurden auf dem Stadtgebiet noch schäftigung mit 100 Hektaren Reben ermittelt. historischen Bau-

ten) wurde er KINDHEITSERINNERUN- 1 Denkmalpfleger GEN UND DOKUMENTE der Stadt St. Gal- len. Von 1991 bis Ich kann mich noch gut daran er- 2014 war er Denk- innern, die riesige Presse selber malpfleger des in Betrieb gesehen zu haben; ich Kantons St. Gallen. meine gar, den Duft des frischen Seit 2014 wieder Sausers riechen zu können, so wohnhaft in Chur. wie damals, als er jeweils rosa schäumend durch einen als Sieb am Auslauf des Pressbettes auf- gehängten Wäschekorb in ein grosses offenes Fass lief (Abb. 1). Doch das ist längst vorbei. Was bleibt, ist die Erinnerung – des- halb sind Kulturgüterschutz und Denkmalpflege so wichtig: sie sichern und vermitteln bauliche Zeugnisse.

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1 Fotos und Archivalien bestätigen die von einst 42 Torkeln in Chur UNSCHEINBAR, ABER VON Erinnerung, die Erinnerung stützt gleich, die eine Gesamtleistung GROSSER AUSSAGEKRAFT sich auf Bilder und Zeugnisse ab. von 3592 Zubern [1 Zuber = ca. Foto, 1960er-Jahre: Foto Meerkämper 100 Liter3] erbrachten. Zudem Man trifft solche rebwirtschaftli- Davon, © Familienarchiv Hatz. liesse die Menge des hergestell- chen Bauten nur noch selten an: ten Weines allenfalls auch etwas Es sind in der Regel grosse, oft bis 2 Postkarte vor 1900. Rechts «Katz- über die Grösse der Torkelbauten unter den First steinerne Gebilde; Torkel» mit angefügtem Küferhaus – und der Bedeutung der jeweili- sie haben ein grosses Tor zur (Pfeil), in der Bildmitte freistehend gen Weingüter und deren Eigen- Strasse hin sowie kleine bis gar der «Brändli-Torkel». Dazwischen tümer – erkennen. Geht man also keine Fenster. Die Patina vergan- (unterhalb der Pappeln) eines der von einem Mittel von 85 Zubern gener Jahrhunderte an Dach, letzten barocken Rebberghäuschen, aus, waren der Torkel von Fried- Putz und Holzwerk verleiht ih- das 2018 leider abgebrochen wurde. rich Küng mit 2 Zubern, respek- nen eine Harmonie mit der Na- Foto: © Staatsarchiv Graubünden. tive der Hazen-Torkel (beide ehe- tur, sie bildet aber auch einen maligen Standorte unbekannt) Gegenpol zur neueren sie umge- mit 9 Zubern eher klein. Leis- benden Bebauung. Beim Betreten tungsstark müssen dagegen der dieser Bauten tauchen wir ein in Diese Fläche wurde immer klei- Carli-Torkel mit 176 Zubern oder eine Welt wirkungsvoller Mecha- ner: 1875 waren es noch 80, 1894 der Haller-Torkel (auf dem Areal nik von oft riesigen Ausmassen: noch 35 Hektaren, 1959 sprach der einstigen Bündner Frauen- Sehr eindrücklich ist vor allem man noch von 10 Hektaren. Heu- schule in Chur) gewesen sein. die innere Weite dieser Räume, te beträgt die Rebfläche in Chur die einen liegenden Torkelbaum gut 7 Hektaren.1 Gemäss jener erwähnten Statistik von gerne mal 15 Meter Länge wurden im Neubruch-Torkel 140, aufnehmen müssen. Dieser mit Diese hohe Bedeutung der Wein- im Brändli-Torkel 121 und im einer massiven Holzspirale hoch kultur und die beachtliche Wein- Katz-Torkel 96 Zuber gepresst. und runter zu schraubende Baum produktion spiegelten sich natür- Das ist keine abschliessende und hat, als gewaltiger Krafthebel, die lich auch in den zahlreichen schon gar keine zuverlässige Aufgabe, das auf dem Pressbett Torkeln, die einst auf dem gesam- Auswertung von Grösse und Be- in einem Holzgehege präparierte ten Stadtgebiet verteilt waren. deutung der Torkelbauten. Aber Traubengut mit kontinuierlichem Ein Verzeichnis2 von 1778, das mit Blick auf diese drei zuletzt Druck auszupressen. Aufschluss über die Menge des erwähnten, noch erhaltenen und in Chur gepressten Weines gibt, mit einem Torkelbaum versehe- Aber nicht nur die riesige Press- erwähnt auch, wo und wieviel nen Bauten zeigt sich, dass sie vorrichtung, zu deren Bedienung gepresst wurde. Dies kommt ei- damals doch zu den wohl mäch- mehrere starke Männer aufgebo- ner wertvollen Dokumentation tigsten Pressen gehörten. ten werden mussten, bedingt

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eine derartige Raumdimension. In aller Regel gibt es auch einen grossen offenen Kamin, dessen Wärme die Gärung des Trauben- mostes fördert. Und dann sind da diese vielen hölzernen «Standen» – offene Holzfässer, die den Wän- den entlang aufgestellt sind. Dunkel ist es, und es riecht nach alten Kalksteinmauern, nach Ver- gangenheit, nach der Feuchte, die das Aroma des Holzes weiter- trägt.

Schliesslich ist da noch ein gros- ser, «liegender» und somit stüt- zenfreier Dachraum, auf dessen federndem Boden sich wunder- bare alte Gerätschaften wie etwa

die hölzernen «Tansen» [= Bütte, 4 Traggefäss] befinden, die uns in eine Welt zurückversetzen, als Rückenschmerzen vom blossen die Spindel ist 4 Meter lang. Wäh- ist nur schlecht lesbar. Auch das Rumsitzen noch undenkbar rend diese Kolosse auf den ersten Datum der letzten Renovation schienen. Blick vielleicht mehr als Maschi- (1960?) ist nicht mit Sicherheit zu ne denn als Bau wahrgenommen entziffern. Die Giebelfront dürfte werden, ziehen sie uns spätestens schon früh verfestigt worden ZUR GESCHICHTE durch ihre raffinierte Technik in sein, indem ein grosser, massiver DES KATZ-TORKELS ihren Bann. Und weil eben das und beidseits über die Fassaden Innere zum Kernstück des Ge- hinausragender Anker-Balken Ein solches Denkmal ist der Katz- bäudes wird, ist eine Umnutzung die Südwest-Ecke sichert. Der Torkel im Lürlibad in Chur. Von kaum möglich. Einen Torkel zu Machart zufolge muss dies eine aussen unscheinbar, offenbaren besitzen und zu pflegen, ist somit sehr alte Reparatur aus vorindus- sich seine wahren Werte im In- auch eine Herausforderung. trieller Zeit sein. nern. Die Grundfläche ist an die 15 Meter lang, 8.60 Meter breit, Die Anlage stammt aus der zwei- Mein Grossvater, Daniel Robert der Raum 4.40 Meter hoch. Der ten Häflte des 16. Jahrhunderts. Hatz-von Albertini, hatte in den Torkelbaum misst ca. 12.50 Meter, Eine Jahreszahl (vielleicht 1576?) 1960er-Jahren Rebberge und auch

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sen genossenschaftlich in Ko- operation betrieben. Je nach Rebflächen-Eigentum teilten sich

6 darin verschiedene Personen, sodass die Lasten breiter verteilt werden konnten. Das führte zu 3 Innen-Zustand des Torkels, 2018. den Torkel an die Firma Cottinel- einem Rechnungswesen und zu li AG verpachtet. In den letzten einer exakten Festhaltung aller 4 Foto aus den 1960er-Jahren. Jahren der Nutzung wurden nur Pflichten und Rechte. noch die betrieblich notwendigen 5 Der Torkel mit angebautem (ehemali- Veränderungen ausgeführt. So Alten Familienaufzeichnungen gem Küfer-)Haus, von Osten gesehen. installierte die Pächterin eine hy- zufolge gibt es neben Fotos dies- draulische Presse (Bazzi), zog ei- bezüglich auch ein besonders 6 Trauben werden in grossen Tansen nen Betonboden ein und verbrei- schönes «Cassa Buch», das wich- (Bütten) angeliefert. terte die Türe zur Bondastrasse tige Informationen enthält. Da- hin. Der Torkel blieb somit über nach gehörte der Torkel 1765 an- 7 Die Südfassade, 2014. Jahrhunderte hinweg so, wie er teilmässig noch 10 verschiedenen wahrscheinlich einst vom Kloster Rebberg-Besitzern, von denen die Fotos 4–6, 1960er-Jahre: Cazis erstellt worden war. Gebrüder v. Buol mit 3/15 den Foto Meerkämper Davon, grössten Anteil besassen. Es gab © Familienarchiv Hatz. immer wieder Veränderungen Fotos 3, 7: Pierre D. Hatz. UNTERSCHIEDLICHE unter den Torkelanteil-Eignern. BESITZVERHÄLTNISSE 1884 erschien erstmals Anton Hatz-Pedolin [Anm.: der Urgross- Als kostspieligste und nur zu ge- vater des Autors] als Teilhaber, wissen Zeiten genutzte Anlagen der mit 5.5 Anteilen mehr als ei- einer wichtigen Infrastruktur nen Drittel sein Eigen nennen waren die Torkel in der Regel konnte. Zurzeit sind nur noch stets Eigentum mehrerer Fami- zwei Eigentümer vorhanden, die lien, ja sie wurden gewissermas- sich den Katz-Torkel in 6/62 zu

Seite 85 8 Tonnenschweres Gewicht hängt an der Spindel. Mit vereinten Kräften wird hier gearbeitet.

9 Pause am Feuerplatz: Weniger gemütliche Cheminée-Ecke als vielmehr Wärmequelle zur Förderung der Gärung.

10 «Cassa Buch» mit Aufzeichnungen

11 zwischen 1906 und 1960 von Daniel Robert Hatz-von Albertini.

8 Fotos 8 und 9, 1960er-Jahre: Foto Meerkämper Davon. Fotos 10, 11: «Cassa Buch». Alle Abb.: © Familienarchiv Hatz.

56/62 teilen. Historisches und voll verfasst und geschrieben

Betrieblich-Finanzielles geht aus sind. Besonders dankbar sind wir 9 einem «Cassa Buch» hervor, das unseren Vorfahren auch für die Daniel Robert Hatz als Miteigen- Fotos, die sie uns hinterliessen. tümer und Torkelverwalter von Derartige Dokumente haben die de sind in Chur von einst 42 Tor- 1901 bis 1960 geführt hatte. Inter- Zeit wohl überdauert, weil sie keln nur noch deren vier übrig. essant ist darin auch eine spon- handlich sind, weil man sie be- Einer wurde zur Garage umge- tane Notiz, die besagt, dass für wusst anfertigen liess, vielleicht baut; letztlich ist nur bei drei wei- 3/9 Anteile am Meier-Torkel (Ab- auch nur, weil sie irgendwo in teren der Torkelbaum, also das bruch 1971) auf der Gant im Jahre Vergessenheit gerieten. Da haben Herzstück, erhalten geblieben: 1939 Fr. 300.– bezahlt wurden. es die sperrigen Bauten – gerade Der Neubruchtorkel ist bereits Das gibt einen Eindruck von der technische Denkmäler wie ein erfolgreich einer neuen Nutzung damaligen Zeit, der zugleich Torkel – schon schwerer: Ihren als Weinbaumuseum, als Ort der auch ein Spiegel für das nachlas- ursprünglichen Verwendungs- Gastronomie, zugeführt worden. sende Interesse am Weinbau ist. zweck haben sie oft verloren, ihr Der Brändli-Torkel kämpft sym- Ein weiterer, heute interessanter Unterhalt ist nicht ausreichend bolischerweise mit rasantem Hinweis aus dem handgeschrie- gesichert. Eine Zuführung zu ei- Efeu-Bewuchs gegen das Verges- benen Heft nennt die Menge von ner neuen Nutzung entpuppt senwerden. Und der Katz-Torkel 10‘044 Litern Most als Quantum, sich meist als zerstörerisch. Oft wartet auf seine Erweckung und welches pro Jahr «abgabenfrei verfügen sie über kein zusätzli- wird hoffentlich noch manchen getorkelt» werden konnte. ches Umfeld, das heisst, die Par- Bau aus unserer Zeit überleben. zelle ist gerade mal so gross wie die Umrisse der Bauten selbst. QUO VADIS? Neubauten und Neubaugelüste ANMERKUNGEN bedrohen den Weiterbestand der Solche schriftlichen Urkunden Torkel, die kaum eine Lobby ha- 1 Hinweis Gaudenz Thürer Malans. sind Gold wert, wenn es um das ben. Wein ist zwar beliebt, die 2 Aus Churer Stadtgeschichte Band 2, Wissen aus früherer Zeiten geht alten Produktionsanlagen jedoch S. 1. Chur. – insbesondere, wenn sie so liebe- weniger. Wohl aus diesem Grun- 3 Gemäss Auskunft Stadtarchiv Chur.

10 11 LITERATUR

- DIVERSE AUTOREN, 1993: Churer Stadtgeschichte, Band 1 und Band 2. Desertina-Verlag, Chur. - DURNWALDER Eugen, 1940: Der Weinbau des Bündner Rheintals. - DURNWALDER Eugen, 1983: Der Weinbau des Bündner Rheintals 1912–1982. Felsberg.

Seite 86 LES PRESSOIRS SONT I TORCHI WINE-PRESS HOUSES

AUSSI DES MONUMENTS COME MONUMENTI AND MONUMENT

HISTORIQUES PRESERVATION

En 1804, on cultivait à Coire envi- Nel 1804 a Coira si coltivavano In 1804 Chur had around 100 hec- ron 100 hectares de vigne contre ancora circa 100 ettari di vigna, tares of vineyards; today only sept aujourd’hui. La grande im- oggi ne rimangono sette. La gran- seven hectares remain. The city’s portance accordée au vin et à sa de importanza della cultura del extensive wine culture and wine- production se reflétaient aussi vino e la notevole produzione di making activities are also reflect- dans la multitude de pressoirs vino si riflettevano anche nella ed in the many wine-house press- répartis autrefois dans toute la moltitudine di edifici di torchia- es that were once found across ville. Ces bâtiments étaient plutôt tura che all’epoca erano distribu- the city. Wine-house presses are volumineux et directement liés à iti in tutta la città. Questi edifici large, rough structures where the la vigne. Le raisin y était livré erano piuttosto voluminosi e grapes were delivered and then pour être pressé dans de puis- strettamente legati alla viticoltu- pressed using powerful wooden sants pressoirs (cf. fig. 3). Autre- ra. Qui, le uve venivano conse- beams (cf. fig. 3). Chur once had fois, la ville de Coire comptait gnate per essere pressate con im- 42 such buildings; today the 42 pressoirs; il n’en reste plus que ponenti torchi (vedi fig. 3). Di number has dwindled to four. quatre aujourd’hui. Ils ont perdu questi edifici una volta a Coira ce The surviving structures are no leur fonction d’origine, ne sont n’erano 42, oggi ne rimangono longer used for their original plus suffisamment entretenus et solo quattro. Hanno ormai perso purpose and they are often not les utiliser à d’autres fins les dé- il loro scopo originale e anche la adequately maintained. Added to truirait. loro manutenzione non è più suf- this is the fact that when they are ficientemente garantita. Una ri- re-purposed, the outcome is gen- En tant qu’ancien conservateur conversione a nuova destinazione erally not a positive one. des monuments historiques et si rivela solitamente distruttiva. descendant d’une famille de As a former monument conserva- Coire qui a travaillé dans les Quale ex conservatore di monu- tor and from a local family who vignes durant cinq générations, menti storici e rappresentante di have ties to viticulture spanning l’auteur est doublement concerné una famiglia di Coira che ha lavo- five generations, the author has a par le sujet. rato la vigna per cinque genera- double interest and special in- zioni, l’autore ha un doppio lega- sight into this subject. Prenant l’exemple du «pressoir me con il tema. du chat», il souligne les défis à Using the «Katz wine-press house» relever pour conserver ces vieux Sull’esempio del torchio del gatto, as an example, the author expos- édifices. Les manuscrits et les egli evidenzia le sfide da affron- es the challenges of preserving anciennes photos sont très pré- tare per conservare questi vecchi old buildings like these. Here, cieux quand il s’agit de préserver edifici. I documenti scritti e le written records and old photos et de transmettre les connais- vecchie fotografie sono estrema- are extremely valuable when it sances du passé. mente preziose quando si tratta comes to the safeguarding and di preservare e trasmettere cono- handing down of the knowledge Souvent, il ne reste que des sou- scenze di epoche precedenti. and expertise of our ancestors. venirs. C’est pourquoi la pro- tection des biens culturels et les Spesso rimane solo il ricordo; Sometimes, all that remains are services de conservation des mo- ecco perché la protezione dei beni memories: This is why the PCP numents historiques jouent un culturali e la tutela dei monu- and Monument Conservation rôle primordial: ils préservent les menti sono così importanti: pre- services are so important: be- témoins du passé pour les trans- servano le testimonianze del pas- cause they ensure the continued mettre aux générations futures. sato per le generazioni future. survival of our built heritage and transfer knowledge about it.

Seite 87 ALEXANDRA KULL GEDANKEN ZU DEN ANFÄNGEN DES WEINBAUS

EINE ARCHÄOLOGISCHE SPURENSUCHE

«[…] Iss Brot, Engidu, die Zierde des Lebens! Trink Wein, Engidu, die Sitte des Landes!» Da ass Engidu Brot, bis er satt war, Da trank er Wein, sieben Becher. Sein Geist löste sich, er wurde fröhlich Sein Herz jubelte, und sein Antlitz strahlte […]» (RANKE Hermann, 2012: Das Gilgamesch Epos, S. 17)1

Alexandra Kull. Bereits im ältesten überlieferten lung der menschlichen Spezies Archäologin, MA Mythos der Geschichte, im Gil- und ihrer Gesellschaften. Ar- (Vorderasiatische gamesch-Epos, wird über die po- chäologische Grabungen und & Prähistorische sitiven Folgen des Weingenus- anschliessende chemische Ana- Archäologie). ses berichtet, wie das oben lysen lassen darauf schliessen, Beschäftigte sich erwähnte Zitat belegt. Die dass die Wiegen des Weinbaus im Rahmen einer Weinherstellung ermöglichte im Südkaukasus und im Nahen Exkursion näher dem Menschen, ein Getränk mit Osten standen. mit Godin Tepe einem hohen Gehalt an Alkohol und dem Weinbau. zu produzieren, das aufgrund Die Rolle des Weins in der Litera- Hochschulprakti- seiner bewusstseinsverändern- tur des Orients und Okzidents kantin im Fachbe- den, schmerzstillenden, desinfi- wird unter anderem auch am Bei- reich Kulturgüter- zierenden und konservierenden spiel des iranischen Dichters Ha- schutz (KGS) im Eigenschaften die am weitesten fiz2 deutlich, nach welchem die Bundesamt für verbreitete Droge und Medizin Schöpfungsgeschichte in einem Bevölkerungsschutz der Antike war. Die Weinher- Weinhaus stattfand, wo Engel (BABS). stellung war deshalb von gros- den ersten Menschen3 aus Lehm ser Bedeutung für die Entwick- in einem Weinkelch erschufen.

1 Tontafel V (2003–1595 v. Chr.) mit einer Textpassage aus dem Gilga- mesch Epos. Sulaymaniyah Museum, Iraqi Kurdistan. Foto: Osama Shukir Muhammed Amin FRCP (Glasg), 2016; © wikimedia commons, 1 CC BY-SA 4.0.

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Das folgende Zitat verdeutlicht Weinherstellung. Seit kurzem 2 Das Grabmal des Dichters Hafiz in dies: «Gestern sah ich, wie Engel kennt man aber zwei weitere Schiras (Iran) mit ornamentalen an die Tür des Weinhauses klopf- Fundorte, die aus noch älterer Verzierungen. Foto: Alexandra Kull. ten. Adams Lehm kneteten sie in Zeit stammen. Es handelt sich da- einem Formtiegel. Sie, die Be- bei um Shulaveris Gora und Gad- wohner des heiligsten Schutzrau- achrili Gora in Georgien, die ca. mes und des Himmelsreichs der 6000–5800 v. Chr. datieren. Auf Keuschheit, tranken mit mir, dem den an der Grabungsstätte gefun- Strassenhocker, berauschenden denen Gefässscherben konnten Wein. Der Himmel konnte die mittels chemischer Analysen multipliziert, resultiert daraus Last des göttlichen Unterpfandes Spuren von Wein nachgewiesen ein schon zu diesem frühen Zeit- nicht tragen, das Lob für diese werden. Die Forscher fanden hier punkt relativ ergiebiges Produk- Aufgabe fiel auf mich Narren. […] die für den Wein typischen Sub- tionsniveau. In diesem Fall muss Gott sei Dank, dass zwischen mir stanzen wie Wein-, Apfel-, Bern- man entweder davon ausgehen, und Ihm Friede eingetreten ist; stein- und Zitronensäure. Wie die dass wilde Trauben in der Ge- die Huris schwingen voll Dank- Weinherstellung damals funkti- gend reichlich vorhanden waren barkeit darüber tanzend die Be- onierte, ist noch unklar. Es gibt oder aber die eurasische Wein- cher […]».4 auch noch keine Beweise dafür, rebe bereits bewusst angebaut wie die Gefässe genau aufbe- wurde bzw. schon domestiziert wahrt wurden. war. Durch die Analyse von Pol- ANFÄNGE DES WEINBAUS len in Bohrkernen aus dem nahe- Doch wie weit entwickelt war die gelegenen Urmia-See konnte fest- Die Literaturzitate wurden ge- Weinherstellung und finden sich gestellt werden, dass Hajji Firuz wählt, um die Bedeutung von Hinweise darauf? In Hajji Firuz Tepe in der alten und modernen Wein in jenen Gebieten aufzuzei- Tepe wurden die sechs Gefässe Verbreitungszone der wilden gen, in denen sich die Anfänge mit Spuren von Weinsäuren und Traube liegt. des Weinbaus und dessen bisher Baumharz5 – entlang einer Wand früheste bekannten archäologi- der «Küche» eines neolithischen Auch die beiden Fundorte in Ge- schen Spuren finden. Die nach- Hauses – im Lehmboden einge- orgien, die knapp 500 km von folgenden Ausführungen stützen bettet gefunden. Jedes Gefäss Hajji Firuz Tepe entfernt sind, lie- sich vor allem auf die in der Bib- hatte ein Fassunsgvermögen von gen in dieser Zone; ebenso weite- liografie erwähnten Werke. ca. 9 Litern; dies ergibt insgesamt re Gebiete in Armenien, Aser- ein Volumen von ca. 55 Litern für baidschan, in der Bergregion des Bislang galt der Fundort Hajji Fi- einen durchschnittlichen Haus- nördlichen Mesopotamiens und ruz Tepe im Iran, welcher 5400– halt. Wird diese Menge eines ein- im Taurus-Gebirge in Ostanatoli- 5000 v. Chr. datiert, als Ort mit zelnen Haushalts mit der Anzahl en. Welche Region nun die Vor- den ältesten Zeugnissen für die Häuser in der gesamten Siedlung reiterrolle bei der Entdeckung

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und Verbreitung der «Weinkul- ganzjährige Siedlungen errichten ten und in Ägypten. Diese breite- tur» und der domestizierten konnte. Eine Vielzahl von domes- te sich später nach Ostasien, über Traube innehatte, kann nach Mei- tizierten Pflanzen – darunter die das Mittelmeer hinweg nach Eu- nung der Forschenden in diesem «Gründerkulturen» Gerste, Ein- ropa und später bis in die Neue Stadium der Untersuchung noch korn, Emmer, Kichererbsen, Erb- Welt aus. Man kennt heute weit nicht beantwortet werden. Weite- sen, Linsen, Flachs und Bitter- über 10‘000 domestizierte Trau- re Daten zu Wildreben sowie für wicke – konnten somit effizient ben. Diese Sorten verdanken ih- DNA-Analysen und Ausgrabun- angebaut, geerntet und gelagert ren Ursprung der menschlichen gen sind dazu notwendig. werden. Diese Entwicklungen Selektion sowie den zufälligen waren entscheidend um die «neo- Kreuzungen oder der Introgres- Um zu verstehen, weshalb der lithische Revolution», welche sion6 zwischen den importierten Mensch Wein herstellen konnte, grosse Veränderungen in der domestizierten Reben und den muss man einen wichtigen As- menschlichen Existenz und Kul- einheimischen Wildreben. Sie pekt beachten: die sogenannte tur mit sich brachte, in Gang zu machen heute den weitaus gröss- «neolithische Revolution». setzen. Dank dieser neuen, gesi- ten Teil der weltweiten Weinpro- cherten Pflanzenressourcen wur- duktion aus und umfassen be- de sesshaftes Leben möglich; be- rühmte westeuropäische Sorten NEOLITHISCHE gleitet wurde der Prozess auch wie u.a. Cabernet Sauvignon, REVOLUTION von Fortschritten in Kunsthand- Sangiovese, Tempranillo oder werk, Architektur, Weberei, Fär- Chardonnay. Das Neolithikum war eine äus- berei, Stein- und Holzbearbei- serst wichtige Zeit für die Ge- tung. Die Erfindung gebrannter Die Domestizierung der Rebe schichte der Entwicklung der Tongefässe hatte tiefgreifende dürfte später erfolgt sein als jene Menschheit. Nach der letzten Auswirkungen auf die Verarbei- von Gerste und Weizen. Letztere Kaltzeit entstand im Neolithi- tung, das Servieren und die La- wurden sehr früh – um ca. 10‘000 kum des Nahen Ostens (ca. gerung von Speisen und Geträn- v. Chr. – im Nahen Osten domes- 10‘000–4500 v. Chr.) ein Experi- ken. tiziert. Sie lieferten die wichtigs- mentierfeld auch in jener Bergre- ten Zutaten für Bier und Brot – gion, die sich von den Taurus- Grundnahrungsmittel, die in der Bergen Südostanatoliens über DOMESTIZIERUNG Folge in grösseren Mengen her- den Südkaukasus und das nörd- DER WEINTRAUBE gestellt wurden. liche Mesopotamien bis hin zu den Zagros-Bergen im Nordwes- Der Nachweis der ältesten Spu- ten des Irans erstreckte. ren von Wein in dieser Region ist GODIN TEPE UND DIE nicht zufällig. Die wilde eurasi- VERBREITUNG DES WEINS In der Zeit zwischen 6200 und sche Traube (Vitis vinifera ssp. syl- 4200 v. Chr. wurde das Klima vestris), die sich durch Domesti- Godin Tepe ist ein archäologischer milder und die Niederschlags- kation zur Vitis vinifera ssp. Fundort im westlichen Zentral- mengen nahmen zu. Diese verän- Vinifera entwickelte, wurde zur iran. Man geht davon aus, dass derten Lebensbedingungen führ- Grundlage einer weit verbreite- die Siedlung ihre Bedeutung un- ten u.a. dazu, dass der Mensch ten «Weinkultur» im Nahen Os- ter anderem der Kontrolle des

Seite 90 3 Das Bild entstand auf Godin Tepe. Im Hintergrund ist das Zagros-Gebirge erkennbar. Godin Tepe ist durchgehend ab dem Neolithikum (die frühesten menschlichen Spuren reichen bis ca. 5200 v. Chr. zurück) bis in die spätislami- sche Zeit besiedelt. Auch hier wurden u.a. Scherben mit (chemisch nachgewiese- nen) Weinrückständen gefunden. Beim Gebäude auf dem Bild handelt es sich um einen islamischen Schrein, der wohl ins 15. Jahrhundert datiert. Dieser wird von einem modernen Friedhof begleitet, der immer mehr die Fläche des archäologi- schen Hügels beansprucht. Foto: Alexandra Kull.

Lapislazuli-Handels zwischen DIE SPURENSUCHE und Kulthandlungen. Siege und Afghanistan und Mesopotamien GEHT WEITER der Dank an Götter wurden viel- verdankte. Die strategisch wich- fach mit Wein und oft unter tige Handelsroute, an welcher der Die frühesten Spuren von Wein Weinlauben zelebriert. Nicht zu- Ort liegt, wurde später auch als können demnach im Südkauka- letzt erklärt dies die unaufhaltsa- Seidenstrasse weltberühmt. In sus und im Nahen Osten lokali- me Verbreitung dieses Produkts der Zeit ab ca. 3500 taucht hier siert werden. In welcher Region nach Mesopotamien und Schiras, auch die Weinherstellung auf. die ersten Schritte zur Weinher- nach Palästina und Ägypten so- Die in einem Raum gefundenen stellung stattfanden, ist nicht ge- wie letztlich in die anderen Ge- und anschliessend chemisch un- sichert. Aktuell sind die ältesten biete der Welt. tersuchten Gefässe weisen zum Hinweise in Georgien zu finden; Teil ein Volumen von bis zu rund dies kann sich bei künftigen Gra- 70 Litern auf. Die einzigartige Ar- bungen aber ändern, denn jeder ANMERKUNGEN chitektur des Raumes, dessen be- neue Fund kann zu einem weite- sonderer Charakter und die Lage ren Mosaikstein bei dieser Spu- 1 Enkidu ist ein tierähnlicher Freund der Funde deuten auf eine spezi- rensuche werden. Archäologie ist des Helden Gilgamesch. Der hier alisierte Funktion dieses Raums immer nur eine Momentaufnah- zitierte Text stammt aus dem als Verteilungs- oder Handels- me der aktuellen Forschung. Zu Gilgamesch Epos. Dabei handelt es platz hin. erwähnen gilt es zudem, dass ge- sich um literarische Texte, die aus rade in jenen Regionen nicht alle dem babylonischen Raum stammen. Etwa in der Zeit zwischen 3100 Länder den gleichen Forschungs- Die Texte sind über 4000 Jahre alt und 2900 v. Chr. trat hier zudem stand aufweisen. und auf Tontafeln in verschiedenen die TranskaukasischeKeramik7 (u.a. Sprachen fragmentarisch erhalten auch Trinkbecher) auf, welche Abschliessend ist anzumerken, (vgl. RANKE 2012: 17). aus der Region der ältesten Nach- dass bereits ein Jahrtausend vor- 2 HAFIZ (1320–1389), lebte in der weise für Weinbau stammt. her, um 7000 v. Chr., im «Gelben iranischen Stadt Schiras. Seine Texte Tal»8 in China der früheste Trau- sind noch heute sehr beliebt. Die Forschenden gehen davon benwein chemisch bestätigt wer- 3 «Im Persischen ist der Name ‹Adam› aus, dass die Einfuhr domesti- den konnte. Es handelte sich gleichzeitig das Wort für den zierter Weintrauben sowie das dabei jedoch nicht um reinen Menschen» (vgl. KALINOCK 2004). Wissen zur Weinherstellung Traubenwein, wie es im Südkau- 4 vgl. WOHLLEBEN 2005: 258 (179). nicht zuletzt durch Kontakte mit kasus der Fall war, sondern um Gemäss Fussnote 1 ist «Formtiegel» den nördlicheren Gebieten er- eine Kombination mit Weiss- im Doppelsinn des Autors als folgt waren. Dabei scheint der dornfruchtwein, Reisbier und «Pokal» zu lesen: «Anspielung auf durch Godin Tepe führende Wein- Honigwein. Dieser «Wein» wur- die Schöpfung des Menschen aus handel das Produkt zunächst be- de wahrscheinlich aus einer loka- Lehm durch Gott (Koran 32,8). Das kannt gemacht zu haben; erst len, zuckerreichen Wildrebenart Weinhaus ist der Ort mystischen später kam es dann zur eigenen hergestellt. Geschehens, der Wein das geistige Weinproduktion. Die für den Ferment bei der Gärung des Traubenanbau gut geeignete Die treibende Kraft hinter der Erdenklosses zur Menschengestalt». Lage von Godin Tepe lässt aber Verbreitung der neolithischen 5 Zwei der Gefässe wurden chemisch durchaus den Schluss zu, dass Weinkultur stand sicher im Zu- untersucht. Baumharz wurde zum hier ein frühes Zentrum der sammenhang mit dem Handel, Wein gemischt damit dieser nicht zu Weinproduktion entstand, von dem prestigeträchtigen Aus- Essig wird (MCGOVERN 2017: dem aus die Verbreitung des Wei- tausch von Wein sowie mit des- E10316; übersetzt aus dem Eng- nes in die restliche Welt begann. sen Rolle bei festlichen Anlässen lischen durch die Autorin).

Seite 91 6 «Introgression beschreibt die BIBLIOGRAFIE Academy of Sciences of the United Bewegung eines Gens, Chromosoms, States of America», Vol 101 (51), Chromosomsegments oder Genoms - CAVALIERI Duccio et al., 2003: 17593–17598. von einer Art auf eine andere. Dies Evidence for S. cerevisiae Fermenta- - MCGOVERN Patrick E. et al., 2017: kann ‹zufällig› durch eine histo- tion in Ancient Wine. In: Journal of Early Neolithic wine of Georgia in rische, natürlich vorkommende Molecular Evolution 57, S. 226–232. the South Caucasus. In: PNAS Verpaarung eines Individuums einer New York. «Proceedings of the National Population mit Individuen einer - GILBERT A. S., 1991: Equid Re- Academy of Sciences of the United anderen Population erfolgen» mains from Godin Tepe, Western States of America», Vol 114 (48), (https://de.wikipedia.org/wiki/ Iran. In: Beihefte zum Tübinger E10309-E10318. Introgression). Atlas dse Vorderen Orients. Reihe A, - KALINOCK Sabine, 2004: In der 7 Die Transkaukasische Kultur (4000 Naturwissenschaften; 19, 2. Schenke des Magiers. NZZ Artikel, –2000 v. Chr.) ist die Nachfolgekul- Tübingen. 4.12.2004, übersetzt aus dem tur der Shulaveri-Shomu Kultur - GOPNIK H., 2011: On the high Persischen, Zürich (https://www.nzz. (6000–4000 v. Chr.), welche die road: the history of Godin Tepe, ch/article9ZFUU-1.343485?reduced Weinherstellung schon kannte. Die Iran. Toronto. =true). untersuchten Gefässscherben aus - MAGHRADZE David et al., 2016: - RANKE Hermann, 2012 (Überset- Shulaveris Gora und Gadachrili Grape and wine culture in Georgia, zung): Das Gilgamesch Epos. Der Gora gehören zur Shulaveri-Sho- the South Caucasus. In: BIO Web of älteste überlieferte Mythos der mutepe Kultur (vgl. MCGOVERN Conferences 7, 03027 (2016), 39th Geschichte. Wiesbaden. 2017: E10310 / MAGHRADZE World Congress of Vine and Wine. - ROBINSON J.; HARDING J.; 2016: 1–2; übersetzt aus dem - MCGOVERN Patrick E.; FLEMING VOUILLAMOZ J., 2012: Wine Englischen durch die Autorin). Stuart J.; KATZ Solomon H. (Hrsg.), Grapes: A Complete Guide to 1,368 8 Hier liegt der Fundort Jiahu, eine 1996: The Origins and Ancient Vine Varieties, Including Their neolithische Siedlung am Gelben History of Wine. Abingdon and New Original and Flavours. New York. Fluss (vgl. MCGOVERN 2017: York. - WOHLLEBEN Joachim, 2005 (neu E10317; übersetzt aus dem Eng- - MCGOVERN Patrick E., 2003: in deutsche Prosa übersetzt, mit lischen durch die Autorin). Ancient wine: the search for the Einleitung und Lesehilfen): Die origins of viniculture. Princeton and Ghaselen des Hafiz. Würzburg. Oxford. - YOUNG T. C., 1969: Excavations at - MCGOVERN Patrick E. et al., 2004: Godin Tepe: first progress report. Fermented beverages of pre- and Toronto. proto-historic China. In: PNAS «Proceedings of the National [Letzter Stand für alle im Beitrag erwähnten Links: 28.9.2018].

Seite 92 LES DÉBUTS CONSIDERAZIONI SOME THOUGHTS

DE LA VITICULTURE SUGLI ESORDI ON THE ORIGINS

DELLA VITICOLTURA OF VITICULTURE

La vinification a permis à La vinificazione ha permesso Wine production allowed people l’homme de produire une bois- all’uomo di produrre una bevan- to make a beverage with a high son à haute teneur en alcool qui, da con un elevato tenore alcolico, alcohol content, whose properties de par ses propriétés, était une che per le sue virtù era la droga e would lead it to become the most des drogues et un des remèdes la medicina più diffusa tra gli an- commonly used drug and medic- les plus répandus dans l’Anti- tichi. inal aid in ancient times. quité. Gli esordi della viticoltura e le The origins of viticulture and the Les débuts de la viticulture et ses sue prime tracce archeologiche si earliest known archaeological ev- premières traces archéologiques trovano nel Caucaso meridionale idence are in the South Caucasus ont été découverts au Caucase du e nel Medio Oriente. Il sito arche- and the Middle East. For many Sud et au Moyen-Orient. Le site ologico di Hajji Firuz Tepe in Iran years the Hajji Firuz Tepe site in archéologique de Hajji Firuz Tepe (5400–5000 a. C.) è finora il luogo Iran (5400–5000 BC) was consid- en Iran (5400–5000 av. J.-C.) était con le più antiche testimonianze ered to have the oldest evidence jusqu’ici le plus ancien témoin de di vinificazione. Recentemente of wine production. Recently, la vinification. Mais depuis peu, sono però stati rinvenuti due siti though, even earlier evidence deux autres sites encore plus an- ancora più antichi: Shulaveris was found at two other archaeo- ciens ont été découverts: Shulave- Gora e Gadachrili Gora in Georgia logical sites – Shulaveris Gora and ris Gora et Gadachrili Gora en (ca. 6000–5800 a. C.). Sui cocci di Gadachrili Gora in Georgia (ap- Géorgie (env. 6000–5800 av. J.-C.). un recipiente, mediante analisi prox. 6000–5800 BC); chemical Des morceaux d’un récipient ont chimiche sono state rilevate trac- analyses of jar remnants identi- été soumis à des analyses chi- ce di vino. fied traces of wine. miques qui ont relevé des traces de vin. L’uva selvatica euroasiatica (Vitis The wild Eurasian grape (Vitis vinifera ssp. sylvestris), addomesti- vinifera ssp. sylvestris) – which La vigne sauvage eurasiatique cata in Vitis vinifera ssp. Vinifera, would become Vitis vinifera ssp. (Vitis vinifera ssp. sylvestris) – do- divenne la base di una «cultura Vinifera through domestication – mestiquée en Vitis vinifera ssp. del vino» molto diffusa in Medio was the building block for a Vinifera – est devenue la base Oriente e in Egitto, che successi- widespread ‘wine culture’ in the d’une «culture du vin» très ré- vamente si diffuse anche in Asia Middle East and Egypt, and later pandue dans le Moyen-Orient et orientale e in Europa attraverso il East Asia before spreading across l’Egypte qui a ensuite gagné Mediterraneo e infine nel Nuovo the Mediterranean to Europe, l’Asie de l’Est et l’Europe par la Mondo. Oggi si conoscono più di and eventually all the way to the Méditerranée, puis le Nouveau 10’000 uve addomesticate. Queste New World. Today, there are over Monde. On distingue aujourd’hui varietà costituiscono la maggior 10,000 known varieties of domes- plus de 10’000 variétés de vignes parte della produzione mondiale ticated grapes. They account for, domestiques qui constituent la del vino e comprendono famose by far, the largest share of global majeure partie de la production varietà dell’Europa. wine production and include fa- mondiale de vin et comprennent mous Western European varie- des cépages célèbres d’Europe ties like Cabernet Sauvignon, occidentale comme le cabernet Sangiovese, Tempranillo und sauvignon, le sangiovese, le tem- Chardonnay. pranillo et le chardonnay.

Seite 93 NICOLAS ISOZ LE MUSÉE DE LA VIGNE, DU VIN, DE L‘ ÉTIQUETTE - CHÂTEAU D‘AIGLE

HISTOIRE DU MUSÉE

Nicolas Isoz. Le Musée de la vigne, du vin, BRÈVE HISTOIRE Conservateur du de l’étiquette – Château d’Aigle DU CHÂTEAU Musée de la vigne, possède dans ses collections plus du vin, de l’éti- de 10’000 objets qui touchent ou Le Château d’Aigle, à l’origine quette – Château qui illustrent le monde de la une tour forte, a été construit à la d’Aigle. vigne et du vin ainsi que les mé- fin du XIIe siècle par les cheva- tiers associés. C’est le résultat de liers d’Aigle (Milites de Allio); dix plus 50 ans de travail pour sauve- à vingt ans plus tard, aux débuts garder un patrimoine qui allait du XIIIe siècle, les comtes de disparaître. A cela s’ajoute une Savoie bâtissent une autre tour collection d’étiquettes de vin qui forte à environ cinquante mètres dépasse les 400’000 individus. de la première et qui après di- verses modifications deviendra la Bien évidemment, seule une in- Maison de la Dîme, en face du fime partie de ces ensembles sont château. exposés dans les salles de l’insti- tution. Mais consciente de leur En août 1475, lors des Guerres de

1 Entouré de vignobles, le château importance patrimoniale, elle les Bourgogne qui opposent les d’Aigle ainsi que le musée font partie met en valeur dans le cadre d’ex- Suisses au duc de Bourgogne, une des biens culturels d’importance positions temporaires qui tendent bande de montagnards (prove- nationale dans l’Inventaire PBC à privilégier ce qui parait être sa nant de Gesseney soit l’actuel 2009. Photo: Hans Schüpbach, spécificité au niveau mondial: les Saanenland et des régions de © Section PBC, OFPP. étiquettes de vin. Château d’Oex et des Ormonts) attaquent et prennent le château pour le compte des Bernois. La rive droite du Rhône de Lavey jusqu’au lac et aux portes de Vil- leneuve reste bernoise et dès 1476 elle devient la première terre francophone à être intégrée à la Suisse. La République de Berne installe un gouverneur au châ- teau (élu pour six ans) et trans- forme profondément l’édifice en développant ses fonctions défen- sives et résidentielles. La muraille est consolidée et la grande tour carrée est construite dès 1490. Des décors peints des XVIe et XVIIe siècles sont encore visibles et témoignent de la splendeur de l’antique édifice.

Après les troubles de la révolu-

1 tion de 1798, le château d’Aigle est acheté en 1804 par la Commune

Seite 94 2 Maquettes interactives: différents types de pressoirs à tester. Photo: Claude Bornand, © Musée de la vigne et du vin.

3 Laboratoire interactif: «L’heure de la vendange». Photo: Claude Bornand, © Musée de la vigne et du vin.

2

d’Aigle qui y installe le tribunal de district, les prisons du district et l’hospice pour les pauvres. Quelques années plus tard, un fonctionnaire venu de Lausanne pour inspecter ces prisons les déclare les plus inhumaines du canton. Il relève qu’elles sont ex- cessivement froides, ne disposent d’aucun moyen de chauffage et n’offrent aucune garantie contre les évasions… Finalement, les prisons sont rénovées et recons- truites dans la Tour carrée du château; elles y restent jusqu’en 3 1972.

UNE CRÉATION DE LA la mécanisation fait disparaître très défini. Puis, le 19 janvier 1971 le CONFRÉRIE DU GUILLON rapidement une quantité d’outils Musée vaudois de la vigne et du qui ont chacun leur poésie et dont vin est fondé par la Confrérie du Dès les années 1950, dans l’esprit les générations futures n’auront Guillon avec le soutien de toutes de François Cuénoud, créateur et que ce souvenir. En 1967 un lieu les communes viticoles du Can- premier gouverneur de la Confré- d’accueil est trouvé: ce sera le ton de Vaud. rie du Guillon (la confrérie ba- Château d’Aigle. chique qui défend les vins vau- Une grande récolte auprès des dois), le Canton de Vaud se devait «Il existe une véritable civilisation vignerons permet de rassembler d’avoir une Maison de la vigne et du vin qui ne connaît ni race, ni fron- une importante série d’objets viti- du vin qui abriterait un musée de tière. Le Musée de la Vigne et du Vin vinicoles. Mais, partant du prin- la vigne et du vin et des locaux sera vaudois par sa localisation; en cipe qu’il serait faux de croire qu’un pour la promotion des vins vau- revanche, il s’efforcera de présenter musée de la vigne et du vin est des- dois. l’aspect universel de la vigne et de tiné à ne présenter qu’un pressoir, son histoire; il en recevra et en expo- des brantes, des outils viticoles ou A l’Exposition nationale de 1964 sera les témoins de tout temps et de récipients de cave, des achats, des de Lausanne l’exposition «La toute provenance.» dons et des prêts permettent de Chaîne du vin» présente une col- développer les collections dans lection d’objets que la Confrérie tous les domaines liés de près ou du Guillon rachètera pour ce mu- DE 1975 À 2009, de loin avec la vigne et le vin. sée encore à créer. Dès l’année UN MUSÉE D’ARTS ET Tableaux, gravures, sculptures, suivante, d’autres achats et des TRADITIONS POPULAIRES bouteilles, carafes, verres, porce- legs complètent cette future insti- laines, tire-bouchons,… étoffent tution. Comme l’explique la pla- Un projet de mise en œuvre qui un ensemble qui sera présenté au quette de présentation du futur s’inspire du Musée du vin de Château d’Aigle dès 1975 dans musée, elle aura pour mission Bourgogne ouvert en 1946 par une muséographie mettant en d’exposer les objets les plus anciens Henri Lagrange et le muséo- valeur les arts et traditions popu- et les plus divers car l’évolution de graphe Georges-Henri Rivière est laires.

Seite 95 INFORMATION PRATIQUES SUR LE SITE:

Le musée peut se visiter individuellement mais il propose aussi, pour les groupes dès 10 personnes, de nombreuses offres asso- ciant la visite, guidée ou pas, avec une dégustation, un repas au restaurant ou une rencontre chez un vigneron.

Le site offre aussi des salles pour des réunions, séminaires, apé- ritifs, banquets, mariages ou tout autre événement festif.

Adresse Le Musée de la vigne, du vin, de l’étiquette – Château d’Aigle Place du Château 1, 1860 Aigle www.museeduvin.ch / [email protected] Tél.: +41 (0)24 466 21 30 / Plus d’info sur www.chateauaigle.ch

Les heures d’ouverture - De janvier à mars et de novembre à décembre, En 2004, le Musée International du mardi au dimanche de 10h00 à 17h00 (fermé le lundi) de l’Etiquette marie sa collection - D’avril à juin et de septembre à octobre, du mardi de plus de 400’000 étiquettes avec au dimanche de 10h00 à 18h00 (fermé le lundi) celle du Musée Vaudois de la - En juillet et août, ouvert tous les jours de 10h00 à 18h00 Vigne et du Vin. - Fermé le 1er janvier et le 25 décembre

DEPUIS 2010, UN MUSÉE D’IDÉES paysages magnifiques du triangle vaudois à la haute gastronomie, du chasselas, entre Genève, et pour l’autre la Fête des Vigne- Dès 2010, le musée relève de nou- Bienne et Sierre. Il rend hommage rons de Vevey 1999, une fête qui veaux défis, s’adapte à son temps aux hommes et aux femmes qui rend hommage aux travailleurs et aux attentes de ses visiteurs. ont façonné depuis des siècles les de la vigne. De musée d’objets il est devenu vignobles de chez nous. musée d’idées. L’exposition a ra- Les Visages du vin, peintures, dicalement changé: elle est inter- Vive l’environnement!, ce sont gravures, dessins, photographies: active, ludique, didactique. Elle des laboratoires interactifs qui l’étiquette c’est unique, comme s’appuie sur les pratiques ac- font découvrir comment le vi- une personne ou une signature. tuelles du monde de la vigne et gneron cultive sa vigne, comment Près de 1000 étiquettes de vins du vin dans nos régions, elle il façonne son vin, mais qui présentées par thèmes, BD, poli- évoque le paysage et l’environne- évoquent aussi les plantes et les tique, scènes paillardes, artistes, ment sans oublier l’histoire et animaux que l’on rencontre dans paysages du monde,… mais aussi l’ethnographie. le vignoble ainsi que les diffé- des bouteilles de vin et des pan- rents terroirs sur lesquels se plait neaux publicitaires tous réunis En 2013 une salle particulière la vigne. C’est aussi l’occasion pour proclamer: «je suis le meil- présente une partie des étiquettes pour le visiteur d’exercer ses sens, leur vin du monde». de vin puis d’autres salles sont d’apprendre à déguster le vin et à aménagées pour recevoir des ex- reconnaître ses arômes. Le musée de la vigne, du vin, positions temporaires destinées à de l’étiquette – Château d’Aigle mettre en valeur les collections Histoires drôles rend hommage développe aussi un programme de ce qui est devenu le Musée de à un fameux artiste français du d’expositions temporaires an- la vigne, du vin, de l’étiquette. XIXe siècle, Honoré Daumier, qui nuelles destinées à mettre en va- brocarde dans ses dessins tant le leur ses riches collections. Ainsi, Aujourd’hui, le musée présente vigneron que le bourgeois à la les objets et documents qu’il pos- six expositions permanentes, qui vigne, tant le consommateur de sède continuent à raconter leurs permettent aux visiteurs de s’ins- vin que les faussaires et autres propres histoires, celles des truire tout en s’amusant. trafiquants. hommes et des femmes, vigne- rons, vigneronnes, tonneliers, L’Histoire, c’est bien évidemment Belles Fêtes et beaux costumes verriers, buveurs de vin, ar- celle du lieu qui accueille le mu- est une exposition-spectacle dé- tistes,… qui ont construit nos vil- sée, celle du Château d’Aigle, en- diée à la célébration de la vigne et lages, façonné nos paysages, et touré de vignes dès ses origines. du vin telle qu’on peut la vivre qui finalement tous chantent le dans le Canton de Vaud. Deux chasselas, ce cépage qui, d’après Nature et paysage, c’est un film films qui présentent, pour l’un un les dernières recherches, est ori- avec des images aériennes spec- ressat (banquet) de la Confrérie ginaire des rives orientales du lac taculaires des vendanges dans les du Guillon qui associe les vins Léman.

Seite 96 DAS MUSEUM MUSEO DELLA VITI- CHÂTEAU D‘AIGLE –

FÜR WEINBAU, WEIN COLTURA, DEL VINO THE VINE, WINE AND

UND ETIKETTEN – E DELLE ETICHETTE - WINE LABELS MUSEUM

CHÂTEAU D‘AIGLE CHÂTEAU D‘AIGLE

Das Museum für Weinbau, Wein Aperto al pubblico dal 1975, il Open to the public since 1975, the und Etiketten - Château d‘Aigle, Museo della viticoltura, del vino Vine, Wine and Wine Labels Mu- das seit 1975 der Öffentlichkeit e delle etichette - Château d‘Aigle seum at the Château d’Aigle orig- zugänglich ist, war zunächst wie era inizialmente, come altri mu- inally focused on art and folk viele andere Museen zum glei- sei sullo stesso tema, un museo di traditions like many other wine chen Thema ein Museum über arte e tradizioni popolari. Dal museums. However, it changed Kunst und Volkstraditionen. Seit 2010, ha organizzato sei mostre course in 2010 and now boasts six 2010 hat es sechs interaktive Aus- interattive a carattere ludico e di- permanent interactive, fun and stellungen mit spielerischem und dattico ed è diventato un «museo educational exhibitions. As such, didaktischem Hintergrund ent- delle idee». Basandosi sulle attua- it has become a ‘museum of ide- wickelt, und ist zu einem «Muse- li pratiche vitivinicole delle no- as’. It explores the winegrowing um der Ideen» geworden. Basie- stre regioni, si dedica a numerosi and winemaking culture of the rend auf den aktuellen Praktiken temi: paesaggio, biodiversità, gu- region and touches on subjects der Weinbau- und Weinwelt in sto, ecologia, economia, arte, ven- like the landscape, biodiversity, unseren Regionen, behandelt es dita e promozione dei vini, sagre educating palates, ecology, eco- die Themen Landschaft, Biodi- e feste nonché lavoro del viticol- nomics, art, sales and promotion versität, Geschmack, Ökologie, tore in vigna e in cantina. of wine, festivals and the work of Ökonomie, Kunst, Verkauf und winegrowers and winemakers in Promotion von Weinen, Feste so- Organizza anche un programma the vineyards and cellars. wie die der Arbeit des Winzers di esposizioni temporanee an- im Weinberg und im Keller. nuali per mettere in mostra le sue It also organises temporary an- ricche collezioni. Fino alla fine di nual exhibitions which showcase Es organisiert auch ein Pro- agosto 2019, rende omaggio a uno its extensive collections. The cur- gramm mit jährlichen Wechsel- dei vini più conosciuti della Sviz- rent exhibition, which will run ausstellungen, um seine reichen zera, l‘Aigle les Murailles, che fe- until the end of August 2019, pays Sammlungen entsprechend prä- steggia il centenario della sua homage to one of Switzerland’s sentieren zu können. Bis Ende etichetta illustrata con la famosa best-known wines Aigle les Mu- August 2019 wird hier einer der lucertola. railles and its 100-year-old label bekanntesten Weine der Schweiz, featuring its famous lizard. der Aigle les Murailles, geehrt, wel- Per aprile 2019 è in preparazione cher das 100-Jahr-Jubiläum seiner un altro progetto sulle feste dedi- Another project will be launched Etikette mit der berühmten Ei- cate a Bacco e al vino. in April 2019. This time it will ex- dechse feiert. plore Bacchanalian and wine fes- Maggiori informazioni si trovano tivals. Für April 2019 ist ein weiteres sul sito web del museo: Projekt rund um Bacchus- und www.museeduvin.ch More information can be found Wein-Feste in Vorbereitung. on the museum website: www.museeduvin.ch Weitere Informationen finden Sie auf der Website des Museums: www.museeduvin.ch

Seite 97 SERVICE WEITERE LINKS ZUM THEMA

Als Ergänzung zu den im Heft erwähnten Beiträgen haben wir nachstehend einige Links und Hinweise zum Thema zusammen- getragen. Es ist zu betonen, dass diese Liste keine Wertung enthält und schon gar nicht den Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Wir möchten Ihnen bloss einige zusätzliche Informationen in diesem spannenden Bereich ermöglichen – es lohnt sich auch, selbststän- dig nach Informationen zum Thema Wein, Weinbau zu suchen.

[Letzter Stand für alle im Beitrag erwähnten Links: 28.9.2018].

WEINBAU Geschichte des Weinbaus https://de.wikipedia.org/wiki/Weinbau

REBSORTEN Datenbank Weinsorten Vitis International Variety Catalogue VIVC http://www.vivc.de/index.php?r=site%2Findex

Seltene Sorten Schweiz https:// www.prospecierara.ch/de/reben/reben

MUSEEN Liste von Weinbaumuseen (Schweiz und Ausland) https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Weinbaumuseen

Der Schweizerische Museumsführer listet zusätzlich zu den in der oben erwähnten Liste aufgeführten Museen noch die weiteren auf: Boudry (NE), Ligerz (BE), Neftenbach (ZH), Oetwil am See (ZH), Plan- Cerisier (VS), Riehen (BS), Salgesch/Sierre (VS), Spiez (BE), Vevey (VD).

WEINWANDERWEGE Eine kleine Auswahl, über die ganze Schweiz verteilt: - https:// www.falstaff.ch/nd/top-10-weinwanderungen-in-der- schweiz/ - https:// www.schoenesleben.ch/travel/schweiz/d ie-schoensten- weinwanderungen-der-schweiz-26 - https:// www.blick.ch/life/reisen/ch/d ie-schoensten-weinwege- der-schweiz-wandeln-sie-auf-bacchus-spuren-id5553325.html - https:// www.nachhaltigleben.ch/freizeit/wanderungen/wein- wanderung-natur-erleben-und-wein-geniessen-in-der-schweiz- 3368 - AG: http://www.weinwanderweg.ch/ - GE: https://geneveterroir.ch/de/weinwanderungen/4549 - GR: https:// www.freizeit.ch/freizeit/14327/ herrschaftlicher-bund ner-weinwanderweg-maienfeld - SH: http://www.naturpark-schaffhausen.ch/de/leben-und-entde- cken/erlebnisse/wandern-themenwege/weinwanderweg - TG: https:// www.weinweg-weinfelden.ch/ - TI: https:// www.myswitzerland.com/de-ch/weinwanderwege- mendrisiotto.html - VS: Sentier viticole/Weinwanderweg (Sierre – Salgesch)

PUBLIKATIONEN Das Oxford Weinlexikon (ISBN 978-3-8338-0691-9) https:// www.gu.de/media/media/110/06588661988818/ 9783833806919_ pressetext.pdf

Standardwerk der Weindegustation vom Autor Hugh Johnson https://de.wikipedia.org/wiki/Der_kleine_Johnson https://de.wikipedia.org/wiki/Der_große_Johnson

Seite 98 IMPRESSUM / ADRESSEN

IMPRESSUM VORANZEIGE KGS FORUM 2019 © Bundesamt für Bevölkerungsschutz BABS, Fachbereich Kulturgüterschutz KGS, Bern2019 ISSN 1662-3495

32/2019 (Mai 2019): Herausgeber: BABS, Fachbereich Kulturgüterschutz KGS

Ein «musikalisches» Forum Konzept: Rino Büchel, Hans Schüpbach, Eveline Maradan El Bana, Un Forum PBC «musical» Laura Albisetti, Olivier Melchior, Alexandra Kull. Un Forum PBC «musicale» Mit bestem Dankfür wertvolle HinweiseanDr. LambriniKoutous- A "musical" PCP Forum sakki(Fribourg) und Dr. Simon Berger (Kant. Denkmalpfleger GR).

33/2019 (November 2019): Redaktion, Layout: Hans Schüpbach, Alexandra Kull

Tourismusanlagenund KGS Übersetzungen: Alain Meyrat, Anne-France Meystre (f), Caroline Infrastructurestouristiques Sulmoni, Peter Waldburger (i), Elaine Sheerin (e) et PBC Impiantituristice e PBC Auflage: 2000; 18. Jahrgang Tourist facilitiesand PCP Web: www.kgs.admin.ch/ oder www.kulturgueterschutz.ch/

GIS-Anwendung KGS-Inventar: https://map.geo.admin.ch/?topic=kgs

Hinweis Das KGS Forum dient alsPlattform, umverschiedene Themenaus dem Bereich Kulturgüterschutz möglichst vielfältig und aus unterschiedlichenBlickwinkeln vorzustellen. Die Beiträge geben die Mei- nung der Autorinnen/Autorenwieder und sind somit nicht zwingend deckungsgleichmit dem Stand- punkt des Bundesamtes oder der Schweizerischen Eidgenossenschaft.

KGS ADRESSEN / ADRESSES PBC / INDIRIZZI PBC / ADDRESSES PCP

Bundesamt für Bevölkerungsschutz BABS Tel. Loge: +41 (0)58 462 50 11 Fachbereich Kulturgüterschutz KGS Monbijoustrasse 51A, 3003 Bern

Web: www.kulturgueterschutz.ch oder www.kgs.admin.ch www.bevoelkerungsschutz.ch (Navigation:Themen/Kulturgüterschutz)

Büchel Rino Chef KGS, Internationales Tel.: +41 (0)58 462 51 84 [email protected] AlbisettiLaura Grundlagen +41 (0)58 465 15 37 [email protected] Maradan El BanaEveline Ausbildung +41 (0)58 462 52 56 [email protected] Melchior Olivier Projekte, Ausbildung +41 (0)58 463 3463 [email protected] Schüpbach Hans Information, Inventar +41 (0)58 462 51 56 [email protected] KullAlexandra Hochschulpraktikantin +41 (0)58 483 59 99 [email protected]

Kantonale KGS-Verantwortliche / Mitglieder Schweizerisches Komitee für Kulturgüterschutz: www.kgs.admin.ch/ -> Organisation (unten an der Seite finden Sie die Links mitAdresslisten)

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Die Farbbilder gehören zu den Beiträgen auf den jeweils erwähnten Seiten (ausführliche Bildlegenden sind dort zu finden, Copyrightverweise werden auch hier wiedergegeben): A vgl. S. 64–69 (Bild 2, S. 65; © ViaStoria / Heinz Dieter Finck). B vgl. S. 53–57 (Bild 3, S. 56; © Grégoire Chappuis). C, F vgl. S. 30–37 (Bild 5, S. 34/Bild 9, S. 36; © ZHAW / Weinbaumuseum). D vgl. S. 24–29 (Bild 4, S. 26; © Rebbaumuseum am Bielersee «Hof»). E vgl. S. 38–42 (vgl. Bild 2, S. 40; © Confrérie des Vignerons de Vevey). G, I vgl. S. 9–16 (Bild 1, S. 10; © Trustees of the British Museum); (Bild 4, S. 12; Staatliche Antikensammlungen München). H vgl. S. 70–74 (Bild 1, S. 70; © Peter Hebeisen). C D

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