Europäische Nationalhymnen Als Ausdruck Nationaler Identitäten Unter Besonderer Berücksichtigung Der Länder Mittel-, Ost- Und Südosteuropas
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Christiane Rothenpieler, Bakk. Phil. Europäische Nationalhymnen als Ausdruck nationaler Identitäten unter besonderer Berücksichtigung der Länder Mittel-, Ost- und Südosteuropas MASTERARBEIT Zur Erlangung des akademischen Grades Magistra der Philosophie Studium: Angewandte Kulturwissenschaft Alpen-Adria-Universität Klagenfurt Fakultät für Kulturwissenschaften Begutacher: Dr. habil. Wolfgang Geier Institut für Kultur-, Literatur- und Musikwissenschaft April 2012 II Ehrenwörtliche Erklärung Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende wissenschaftliche Arbeit selbständig angefertigt und die mit ihr unmittelbar verbundenen Tätigkeiten selbst erbracht habe. Ich erkläre weiters, dass ich keine anderen als die angegebenen Hilfsmittel benutzt habe. Alle aus gedruckten, ungedruckten oder im Internet im Wortlaut oder im wesentlichen Inhalt übernommenen Formulierungen und Konzepte sind gemäß den Regeln für wissenschaftliche Arbeiten zitiert und durch Fußnoten bzw. durch andere genaue Quellenangaben gekennzeichnet. Die während des Arbeitsvorganges gewährte Unterstützung einschließlich signifikanter Betreuungshinweise ist vollständig angegeben. Die wissenschaftliche Arbeit ist noch keiner anderen Prüfungsbehörde vorgelegt worden. Diese Arbeit wurde in gedruckter und elektronischer Form abgegeben. Ich bestätige, dass der Inhalt der digitalen Version vollständig mit dem der gedruckten Version übereinstimmt. Ich bin mir bewusst, dass eine falsche Erklärung rechtliche Folgen haben wird. Christiane Rothenpieler Klagenfurt, 26.04.2012 III Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung ................................................................................................................................... 1 2 Nationenbildung – Identitätsfindung .......................................................................................... 5 2.1 Symbole des Nationalen ..................................................................................................... 9 2.2 Nationales Gedächtnis und Vergangenheitskult .................................................................11 2.3 Nationale Identitätskonstruktion .......................................................................................13 2.4 Vertonte Mythen ...............................................................................................................15 2.4.1 Der Mythos vom Vaterland ........................................................................................18 2.5 Hymnen für Gott, dem Vaterland und das Volk – ein kurzer historischer Exkurs .................21 2.5.1 Heimliche Hymnen des Volkes ...................................................................................23 3 Musik im Dienste der Politik ......................................................................................................27 3.1 Politische Bekenntnismusik................................................................................................29 3.1.1 Das politische Lied .....................................................................................................30 3.1.2 Anachronismen in Lied- und Hymnentexten ..............................................................32 3.2 Musik als Mittel zur Macht und des Machtmißbrauchs ......................................................34 3.2.1 „Die Fahne hoch...“ – Musik der Nationalsozialisten ...................................................35 3.2.2 Musikpolitik sowjetischer Prägung .............................................................................36 3.3 Politische Brisanz oder überholte Tradition? ......................................................................38 3.4 Nationalhymnen als Elemente der Staatsverfassungen ......................................................40 3.4.1 Die Verfassung als Kulturkonzept ...............................................................................40 3.4.2 Die Verankerung nationaler Symbole ........................................................................42 3.4.3 Der Weg der Hymnen in den Verfassungsrang............................................................43 4 Zeichen der Erhabenheit – semiotischer Ansatz .........................................................................45 5 Die Nationalhymne als Ritual – soziokulturelle Betrachtung ......................................................47 5.1 Patriotismus und Nationalstolz ..........................................................................................47 5.1.1 Die Nationalhymne als Symbol der Vaterlandsliebe ....................................................49 5.2 Erhabene Anlässe, Staatsprotokoll und Militärrituale – der Alltag einer Nationalhymne ....52 5.2.1 Staatliche Imponier-, Ehren- und Trauerrituale...........................................................53 5.3 Kleine empirische Studie ....................................................................................................56 6 Nationalhymnen als Tonkunst ...................................................................................................60 6.1 Elemente lokaler Musikkultur in den Melodien der Nationalhymnen .................................61 6.2 Musikalische Analyse europäischer Nationalhymnen .........................................................62 6.2.1 Der Charakter der Tonarten .......................................................................................63 6.3 Das Verhältnis von Text und Melodie .................................................................................67 IV 7 Die Nationalhymnen der postsozialistischen Länder ..................................................................74 7.1 Fremdherrschaft und Rebellion – Mittel,-Ost- und Südosteuropas bewegte Vergangenheit.......................................................................................................................75 7.1.1 Nationale und föderalistische Strömungen .................................................................78 7.1.2 Der Staatssozialismus Osteuropas ..............................................................................80 7.1.3 Die Nation als Neukonzept nach dem Umbruch von 1989 ..........................................82 7.2 Neukonstruktion der Staatssymbolik – Nationalhymnen als Rekurs auf das historische Erbe.....................................................................................................................86 7.2.1 Rückblick auf Hymnen der sozialistischen Ära ............................................................88 7.2.2 Die Lösung des „Hymnenproblems“ nach 1989 ..........................................................93 8 Resümee .................................................................................................................................102 9 Bibliographie ...........................................................................................................................105 1 1 Einleitung Nationalhymnen als Untersuchungsgegenstand einer kulturwissenschaftlichen Arbeit? Sollte es nicht eher der Musikwissenschaft überlassen bleiben diese Klänge erhabener Strenge zu analysieren? Was Nationalhymen auch für die Kulturwissenschaft interessant macht, sind neben dem kompositorischen Werk, das von getragener Erhabenheit bis zu kämpferischen Marschklängen reicht, vor allem ihre Texte. Zwar beschreiben sie Bilder, die großteils von der Moderne überholt sind, dennoch oder vielleicht gerade deshalb sind sie lohnenswerte Objekte für eine Analyse. Die Hymnentexte sind kulturelle Kodierungen einer Nation, sie können Auskunft über die geschichtliche Herkunft eines Volkes geben, Ausdruck einer ethnischen Gemeinschaft sein, religiöse und weltanschauliche Zugehörigkeit aufzeigen und gemeinsame Sehnsüchte musikalisch wiedergeben. In der wissenschaftlichen Literatur werden Nationalhymnen als Topos meist nur peripher gestreift. In dieser Arbeit wird nun versucht verschiedene Blickwinkel kulturwissenschaftlicher Betrachtung zu berücksichtigen, um so ein umfassendes Bild entstehen zu lassen. Nationalhymnen sind letztlich ein Produkt der Nationenbildung; man könnte sie als ein Aushängeschild der Nationen bezeichnen, die Zeugnis über ihr Selbstbild abgeben. Nationalstaaten bedienen sich wie andere soziale oder politische Gemeinschaften Symbolen, in denen sich ihre Mitglieder wiederfinden und ein „Wir-Gefühl“ entwickeln können. Diese Symbole entstehen jedoch nicht willkürlich. Um ihre identitätsstiftende Funktion ausüben zu können, benötigen sie eine kulturgeschichtliche Basis, auf die sie sich zu beziehen haben. Sie sind ein Versuch eine Identität herzustellen, die es möglicherweise zuvor für die Gemeinschaft in dieser Form noch gar nicht gegeben hat. Sie reklamieren eine für die Nation wichtige Geschichtsschreibung, die möglicherweise sonst verloren gegangen wäre. Auch können sie historische Verankerungen schaffen, welche in weiterer Folge als Eckpfeiler eines Nationalbewußtseins fungieren. Um Nationalhymnen analysieren zu können, bedarf es also auch eines Blickes auf die Entstehung der Nationalstaaten. Erst dieser öffnet das Fenster zum Verständnis für die textliche und musikalische Umsetzung dieser Symbolik. Hinter dem Ritual des Spielens der Nationalhymne – aus welchem Anlaß auch immer – verbirgt sich eine Fülle von kulturwissenschaftlichen Aspekten und Fragestellungen, die es in dieser Arbeit zumindest im Ansatz aufzugreifen gilt. Aufgrund des interdisziplinären Ansatzes 2 wird Thema aus kulturgeschichtlicher, kultursoziologischer, sprachwissenschaftlicher und – allerdings aufgrund des fehlenden Wissens