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AZIONEPAESAGGISTICA LANDSCHAFTSPLANUNG

Gemeinde PIANIFIC di Campo Tures

Landschaftsplan Piano paesaggistico

Beschluss der Landesregierung Nr. 2769 vom 16.11.2009 Delibera della Giunta Provinciale n. 2769 del 16/11/2009

Planverfasser / Redattore del piano: Dr. KONRAD STOCKNER Tel.: 0471-417739 Amt für Landschaftsökologie / Ufficio Ecologia del paesaggio www.provinz.bz.it/natur

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Erläuternder Bericht

1. Ausgangslage und Zielsetzungen 2

2. Gebietsbeschreibung 3

3. Schutzmaßnahmen 5

Gebiete von landschaftlichem Interesse...... 5 Landschaftliche Bannzonen ...... 8 Biotop Kematner Ahrauen ...... 10 Naturdenkmäler...... 12 Gärten und Parkanlagen ...... 13 Landschaftliche Strukturelemente ...... 14 Baumschutz und urbanes Grün...... 15 Archäologische Schutzgebiete ...... 15 Neuabgrenzung des Naturparks Rieserferner-Ahrn...... 16

4. Landschaftsentwicklung und -pflege 17

Unterschutzstellungen reichen nicht aus ...... 17 Landschaftsentwicklungskonzept für die Gemeinde ...... 17 Bürgerbeteiligung und Information...... 17 Fördermaßnahmen...... 17 Landschaftsleitbild Südtirol...... 18

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1. Ausgangslage und Zielsetzungen

Der derzeit gültige Landschaftsplan der Ge- behörde für Landschaftsschutz für den meinde Sand in Taufers wurde mit Dekret Großteil der Bannzonen aufgehoben. des Landeshauptmanns von Südtirol vom Wie bereits im Artikel 6 des Landes- 18. März 1983, Nr. 133/V/81 genehmigt. Die gesetzes vom 25. Juli 1970, Nr. 16 so Ausarbeitung des Planes erfolgte also vor festgelegt, sind von landschaftlichen Bin- ca. 25 Jahren. Da sich in der Zwischenzeit dungen die Wohnbau- und Gewerbegebiete die allgemeinen Bestimmungen, die Pla- mit genehmigtem Durchführungsplan aus- nungskriterien, der Gemeindebauleitplan genommen. Durch verschiedene Abände- sowie die Erfordernisse des Natur- und rungen des Bauleitplanes und dessen Über- Landschaftsschutzes stark verändert haben, arbeitungen haben sich für die Baugebiete erschien eine Überarbeitung des Planes, und Zonen für Infrastrukturen wesentliche auch aufgrund der Wünsche der Gemeinde, Veränderungen ergeben. Der überarbeitete als vordringlich. Landschaftsplan soll dieser Situation Rech- Des Weiteren kam es in der Natur- und nung tragen. Der Landschaftsplan der Landschaftsschutzarbeit auf Landesebene Gemeinde Sand in Taufers betrifft nicht das zu neuen Weichenstellungen durch die Ver- gesamte Gemeindegebiet. Der höher gele- abschiedung des LEROP-Fachplanes Land- gene Gebirgsanteil im Osten gehört zum schaftsleitbild Südtirol. Einen besonderen Naturpark Rieserferner-Ahrn und bleibt von Anstoß zur Überarbeitung des Landschafts- diesem Vorschlag zur Unterschutzstellung planes der Gemeinde Sand in Taufers stellt ausgeklammert. der Antrag der Gemeinde (Beschluss des Gemeinderates vom 19.07.2006, Nr. 64) um Landschaftsentwicklung und –pflege Erweiterung der Bannzone südlich des Ansitzes Neumelans dar. Völlig neu ist im überarbeiteten Land- schaftsplan der Bereich Landschaftsent- Unterschutzstellungen wicklung und –pflege. Zu einem nachhalti- gen Umgang mit Natur und Landschaft Die landschaftlichen Unterschutzstellungen gehören heute nicht nur Unterschutzstel- erfahren teilweise gegenüber dem Land- lungen, sondern auch die Pflege wertvoller schaftsplan aus dem Jahr 1983 erhebliche Kulturlandschaften als auch Revitalisie- Veränderungen, sowohl bezüglich deren rungsmaßnahmen für verarmte Land- Abgrenzungen als auch deren Schutz- schaftsräume. Zentrale Bedeutung nimmt bestimmungen. die Wahrnehmung von Tendenzen in der Durch die Neuausweisung von zwei flä- Landschaftsentwicklung vor Ort ein. Mit chenhaften Naturdenkmälern, die Kenn- Hilfe von kommunalen Landschaftsleitbil- zeichnung der einzelnen Feuchtbereiche dern oder -entwicklungskonzepten können und Auwaldreste sowie die Festlegung von negative Entwicklungen aufgezeigt und Schutzbestimmungen für eine Reihe von Gegenmaßnahmen festgelegt werden. Aber Landschaftselementen, wie Feldhecken, soll auch positive Tendenzen gilt es zu erken- der Lebensraumschutz im überarbeiteten nen und zu verstärken. Das Landschafts- Landschaftsplan verstärkte Berücksichti- leitbild Südtirol mit seiner tiefgehenden gung finden. Der überarbeitete Landschafts- Analyse der Landschaftssituation in Südtirol plan enthält auch bezüglich der Land- und den zahlreichen Maßnahmenvorschlä- schaftsschutzzonen einige Neuerungen. In gen zur Lenkung der Landschaftsentwick- den Bannzonen gilt ein absolutes Bau- lung stellt eine wichtige Grundlage für die verbot; im Gegenzug wird die Ermächti- Landschaftsschutzarbeit in der Gemeinde gungspflicht für Projekte durch die Landes- dar.

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2. Gebietsbeschreibung

Das Gebiet der Gemeinde Sand in Taufers nung von Almweiden zurückgedrängt wur- umfasst den Nordabschnitt und großartigen de. In allen Waldgesellschaften ist die Talschluss des Taufererbodens, der nur Lärche recht häufig anzutreffen. Alpine nach Süden weit offen ist, während im Zwergstrauchhaiden und Rasengesellschaf- Westen (Mühlwaldertal), Norden () ten leiten zur hochalpinen Felsregion über, und Osten (Reintal) nur enge Taleinschnitte die in den Gletschern der Rieserfernergrup- die Gebirgskulisse von Rixner Nock (2.205 pe gipfelt (Hochgall 3.436 m). m), (2.517 m), Gr. Moosstock (3.059 m) und Rieserfernergruppe mit ihren Ganz allgemein kann man das Tauferertal Dreitausendern unterbrechen. Das Reintal zwischen und Sand auf Grund fällt zur Gänze ins Gemeindegebiet von seines Landschaftsbildes als das am natür- Sand in Taufers. lichsten erhaltene Flusstal Südtirols be- zeichnen. Durch die breite ebene Talsohle Das Klima ist mitteleuropäisch- bis schlängelt sich die in weiten Windun- alpin geprägt. Die jährliche Niederschlags- gen. Abschnitte mit rasch strömendem menge liegt im Tal bei 788 mm und nimmt Wasser wechseln mit Stillwasserbereichen mit der Höhe zu. Der inneralpine Trocken- ab, wo das Gewässer träge dahin fließt. einfluss des Pustertales ist klar erkennbar. Das noch relativ saubere Ahrwasser ermög- Sand in Taufers liegt noch im Einfluss- licht einen reichen Fischbestand. Von bereich des geschützten Brunecker außerordentlicher Bedeutung für die Gliede- Beckens, weshalb die mittleren Jahres- rung des Landschaftsbildes, für die Existenz temperaturen nicht ganz so tief ausfallen. einer vielseitigen Flora und Fauna und als Sie liegen zwischen 6 und 7°C. hydrologischer Ausgleichsfaktor sind die zahlreichen, noch hauptsächlich längs der Geologisch gehört das Gemeindegebiet von Ahr erhaltenen Erlenbestände. Mehr oder Sand in Taufers zur Zone der alten Gneise. weniger verlandete Altarme sind Zeugnisse Hauptbestandteile sind Biotitplagiklasgneise von der Entstehung der Talsohlenlandschaft und kristalline Schiefer mit sporadischen und stellen zumeist auch wertvolle Feucht- Marmoreinschaltungen. Gegen Osten (linke biotope dar. Zahlreiche Gräben und Au- Seite des Reintales) erhebt sich der harte bäche, die dank ihres fast durchwegs Rieserfernertonlit. Die flache Talebene sauberen Wassers eine reiche Fisch- und wurde durch alluvionale Schotterablage- Amphibienfauna beherbergen, durchziehen rungen nachträglich aufgeschüttet. die Talsohle. Einige davon sind wegen ihres meanderförmigen Verlaufes als eindrucks- In der Sohle des Tauferertales sowie an den volle Landschaftselemente besonders Schwemmkegeln der Seitenbäche bestehen schützenswert. Das Tauferertal hat außer- noch schöne Auwaldbestände. An den dem mit seinen Auen, Gewässern, ver- Rippen der unteren Hanglagen, die durch kehrsabgelegenen Wiesenflächen eine die gegen Norden abgeschirmte Lage des unersetzliche internationale Bedeutung als Taufererbeckens klimatisch begünstigt sind, Zugvogelrastplatz vor und nach der Über- zeigen Rotföhren den Einfluss des inner- querung des Alpenhauptkammes. alpinen Trockenklimas an. In Rinnenlagen ist die Birke häufig, auf felsigen Standorten Auch die wichtigsten Seitengerinne zur Ahr gedeiht der Wacholder. Mit zunehmender (Mühlwalderbach, , Pojerbach) Höhe durchschreiten wir den montanen und weisen ein weitgehend unverbautes und subalpinen Fichtenwald sowie den mehr somit intaktes Bachbett auf. Als Fließ- oder weniger stark ausgeprägten Zirben- gewässerökosysteme erfahren sie zwar gürtel, der stellenweise durch die Gewin- durch die vorhandenen Wasserkraftwerke

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Seite / Pag. 4 und die entsprechend verminderte Wasser- Die wichtigsten Ortschaften in Streusied- führung (am Mühlwalderbach und Rein- lungsweise sind Ahornach (1.334 m), in bach) eine nicht unerhebliche Beeinträch- sonnenexponierter Hanglage hoch über tigung, dennoch stellen sie nach wie vor dem Eingang des Reintales gelegen, Rein ökologisch wie landschaftlich äußerst wich- (1.600 m), dessen landschaftlich großarti- tige Gewässerkorridore dar. Der Reinbach gen Talschluss von den Gipfeln der Rieser- und der Pojerbach überwinden in ihrem fernergruppe und des Durreck, eingerahmt untersten Abschnitt markante Gelände- ist. An den Hängen des äußersten Ahrn- stufen über schöne und weitum bekannte tales kleben die Einzelhöfe von Pojen und Wasserfälle (Reinbachfälle, Pojer Wasser- Drittelsand. fall). Sie haben einen wesentlichen Anteil am Landschafts- und Naturerlebnispotential der Gemeinde Sand in Taufers.

Von ausschlaggebender Bedeutung für das Landschaftsbild ist auch die Siedlungs- struktur des Tauferertales. Relativ kompak- ten Ortsbereichen stehen unzersiedelte weite Natur- und Kulturflächen in der Talsohle gegenüber, was ein klar geglieder- tes Landschaftsbild von großem Abwechs- lungsreichtum mit sich bringt. Im Gegensatz dazu sind die Talflanken durch weit zer- streute Einzelhöfe besiedelt. Das Siedlungs- bild des Tauferertales ist somit ein schönes Beispiel wie die unterschiedliche geo- Rein, ein Bergtal mit einer beeindruckenden morphologische Struktur zwischen Talsohle Natur- und Kulturlandschaft. und Berghang ganz unterschiedliche Sied- lungsformen bedingt. Diese traditionelle Während der Bergbereich an der oro- Siedlungsstruktur und Bausubstanz stellen graphisch linken Seite der Ahr und im eine erhaltenswerte Bereicherung des Reintal sich weitgehend intakt präsentiert Landschaftsbildes dar. (bildet den Kernbereich des Naturparks Rieserferner-Ahr), ist der orographisch rech- Am Nordrand des Taufererbodens, am te Berghang von Drittelsand, über Michlreis Ausgang des Ahrntales, liegt der Gemein- bis hinauf in die alpine Region des Speik- dehauptort Sand in Taufers. Zwischen Sand bodens von Skiinfrastrukturen gezeichnet. und der großen Fraktion Mühlen (am Aus- Die Anlagen des kleineren Skigebietes in gang des Mühlwaldertales) liegt der kleine Rein stellen zwar nicht so gravierende, aber Weiler Taufers, der nach wie vor das kirch- dennoch klar spürbare Wunden in der Land- liche und schulische Zentrum der Groß- schaft dar. Auch die vorhandene Wind- gemeinde darstellt. Links der Ahr liegt die energieanlage wird in diesem landschaftlich Fraktion Kematen. Die Ortschaften in der einmaligen Bergtal von vielen als Fremd- Talsohle weisen durchwegs eine kompakte körper empfunden. Die Auswirkungen auf Siedlungsstruktur auf und haben sich in den das Landschaftsbild sind jedenfalls im Ver- vergangenen Jahrzehnten durch Bevölke- gleich zum energiewirtschaftliche Nutzen rungszuwachs, Industriegewerbe und Frem- der Anlage unverhältnismäßig groß. denverkehr stark entwickelt.

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3. Schutzmaßnahmen

Gebiete von landschaftlichem schen Tierarten bilden und wesentlicher Interesse Bestandteil der Struktur des Gebietes, sei- nes ökologischen Gleichgewichts und

seiner Erholungsfunktion sind. Das gesamte Gemeindegebiet mit Aus- nahme der Wohnbau- und Gewerbegebiete Die Waldbereiche bedecken einen Großteil mit genehmigten Durchführungsplan im des Gemeindegebietes. Die Nutzung der Sinne des Artikel 6, Absatz 3 des Landes- Wälder wird in ausreichender Weise durch gesetzes Nr. 16/1970 wird als Gebiet von das Forstgesetz geregelt und von der landschaftlichem Interesse definiert. Dazu Forstbehörde kontrolliert; daneben erfüllen gehören somit auch all jene Bauzonen und Waldgebiete vor allem im steilen Gelände Zonen für Infrastrukturen, die keinen Durch- eine wichtige Schutzfunktion. Zudem haben führungsplan aufweisen. Im Allgemeinen sie auch eine hohe ökologische Bedeutung, reichen für diese Flächen die Raumord- da sie als naturnahe Ausgleichsflächen in nungsinstrumente sowie die Forstgesetz- einer immer stärker urbanisierten Umwelt gebung aus, um deren nachhaltige Entwick- Rückzugsgebiete für die Fauna darstellen lung zu gewährleisten. Die Landschafts- und auch dem Menschen eine Zuflucht als schutzermächtigung wird in der Regel vom Ruhe- und Erholungsraum bieten. In diesem Bürgermeister erteilt. Sinne ist bei der Bewirtschaftung der Wäl-

der auf ein möglichst breites Artenspektrum Eine besondere Bedeutung nimmt das zu achten, wobei neben den Baumarten das Landwirtschaftsgebiet ein. Die Landwirt- Augenmerk auch auf eine abwechslungs- schaftsflächen mit den charakteristischen, in reiche Kraut- und Strauchschicht zu richten typischer örtlicher Bauweise errichteten ist. Gehöften sind ein wichtiger Bestandteil der vorhandenen Landschaftstypologie. Sie Oberhalb der Wälder breitet sich das alpine stellen eine von Menschenhand im Laufe Grünland aus. Während in der alpinen der Zeit umgewandelte Landschaft dar, die Region von Natur aus Rasengesellschaften Ausdruck der geschichtlich-kulturellen Tra- und Kleinsträucher vorherrschen, wurden dition des Gebietes ist. Die Ausweisung als durch jahrhundertelanger Almbewirtschaf- Gebiet von landschaftlichem Interesse hat tung auch in der montanen und subalpinen zum Ziel - ohne Einschränkung der land- Stufe Mähwiesen und Almweiden geschaf- wirtschaftlichen Tätigkeit - bei den zuläs- fen, die das Landschaftsbild bereichern und sigen Bauten und Eingriffen eine harmoni- durch die Ausbildung einer eigenen Vegeta- sche Eingliederung und Anpassung an die tion und Fauna zur ökologischen Bereiche- bestehende Landschafts- und Siedlungs- rung beitragen. Durch Intensivierung und struktur zu gewährleisten. Rationalisierung in der Bewirtschaftung von

Almen und Mähwiesen ist heute die hohe Weitere wichtige Bereiche von landschaft- ökologische Vielfalt bedroht. Es ist die lichem Interesse sind der Wald , die Tendenz festzustellen, dass einerseits die Auwälder , die bestockten Wiesen und günstigsten Flächen durch Bodenverbesse- Weiden , die Feuchtgebiete , das alpine rungsarbeiten und Düngung intensiviert Grün, die Weidegebiete , die Felsregionen werden, während entlegene und ungünsti- und Gletscher sowie die Gewässe r. Aus gere Standorte aufgeforstet werden. Ver- der Sicht des Landschafts- und Umwelt- loren gehen die landschaftlich zumeist reiz- schutzes sind sie von besonderer Bedeu- vollen und ökologisch wertvollen, extensiv tung, sei es als wichtiger Faktor des Mikro- genutzten Magerrasen und Streuwiesen. klimas und der Schutzwirkung, sei es weil sie ein Habitat für eine Vielzahl von typi-

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Auch die Weidegebiete der mittleren und chen fallen in die Kategorie Gebiete von tiefen Lagen fallen in diese Kategorie. Sie landschaftlichem Interesse. In der Gemein- sind leider in jüngster Vergangenheit viel- de Sand in Taufers gibt es keine größeren fach der Intensivierung oder Nutzungs- Lärchenwiesenareale. Kleinere Bereiche, auflassung zum Opfer gefallen. Umso mehr Wiesen und Weiden, die mit verschiedenen verdienen es die übrig gebliebenen Weide- Baumarten locker bestockt sind, sind in den flächen erhalten zu werden. Sie bieten alpinen und vereinzelt auch in den mittleren inmitten der intensiv genutzten Landwirt- Lagen anzutreffen. schaftsgebiete für eine Reihe von Tieren Die lockere Bestockung bringt nicht nur eine und Pflanzen letzte Zufluchtsstätten (unter Bereicherung für das Landschaftsbild mit den Vögeln sind es z.B. die Bodenbrüter, sich und gestaltet es abwechslungsreicher, die sich wegen dem Verschwinden dieser sondern schützt diese Flächen auch vor Weidebereiche immer schwerer tun, geeig- Austrocknung: sie verbessert durch Wind- nete Nistplätze zu finden). schutz das Mikroklima, verhindert Schnee- verwehungen, schließt wegen der tieferen Auch wenn nur in geringem Rahmen ge- Wurzeln der Bäume den Nahrungskreislauf nutzt, treten die Felsregionen und Glet- und dämmt die Sonneneinstrahlung etwas scher zumeist landschaftlich stark in ein. Bessere Wachstumsbedingungen sind Erscheinung. Die Berggipfel, Steilabbrüche, die Folge. Schluchtwände, Gesteinsformationen und Grundsätzlich ist die forstliche Nutzung auf Geröllhalden sind vielfach weitum sichtbar den natürlichen Zuwachs zu beschränken und prägen das Südtiroler Landschaftsbild. und für die Verjüngung der Bäume muss Sie erscheinen zwar äußerst lebensabwei- gesorgt werden. Wo eine gewisse Verfich- send, aber dennoch handelt es sich um tung feststellbar ist, sollte die Fichte vor den interessante und zumeist völlig intakte anderen Baumarten genutzt werden. Die Naturlebensräume. Dabei trifft man nicht so Fichte kann nämlich die anderen Baumarten sehr auf einen großen Artenreichtum, dafür verdrängen und verursacht neben einer aber auf eine Reihe von besonderen hoch- Vereinheitlichung des Landschaftsbildes spezialisierten Arten, die mit den kargen auch größere Beeinträchtigungen für die Lebensbedingungen in den Felsspalten und landwirtschaftliche Nutzung. Als Flachwurz- auf den Schutthalden zurecht kommen. ler beeinflusst sie auf einer größeren Fläche das Graswachstum, sie wirft schlechter ver- Die Gewässer bestimmen in vielfältiger rottbare Nadeln ab und erzeugt eine stär- Form das landschaftliche Erscheinungsbild kere Beschattung. und stellen eine ökologische Bereicherung Auf die Stockrodung soll verzichtet werden, für ihre Umgebung dar. Bäche, Flüsse und da das bewegte Bodenrelief ein charakteri- Gräben durchziehen unsere Wälder und die stisches Merkmal für diese bestockten Flä- Kulturlandschaft und lockern diese mit der chen ist und gerade die Stellen mit den Ufervegetation auf. Seen, Weiher und Baumstümpfen für die Baumverjüngung in Teiche schaffen ökologische Nischen und Frage kommen. stellen häufig landschaftliche Höhepunkte dar, die gerne als Ziele für die Erholung und Auch Feuchtgebiete sind in der Karto- Freizeitaktivitäten genutzt werden. In die- graphie abgegrenzt. In den tiefen Lagen gibt sem Sinne ist die Erhaltung der Gewässer es außer den Aubereichen keine aus landschaftsökologischer Sicht von Feuchtstandorte und in den mittleren Lagen hoher Relevanz, wobei der Wasserqualität, sind lediglich einige vereinzelte und kleine der natürlichen Wasserführung und der Restflächen noch vorhanden. In der alpinen möglichst angepassten Einbettung in den Stufe hingegen trifft man, vor allem im jeweiligen Landschaftsraum eine besondere Bereich des Naturparks, doch noch auf Bedeutung zukommt. mehrere Moorbereiche. Besonders erwähnenswert ist das Hofermoos. Es Auch die in der Kartographie als bestockte handelt sich um die vernässten Flächen Wiesen und Weiden eingetragenen Flä- oberhalb des Parkplatzes am Eingang ins

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Knuttental. Das Niedermoor ist mit einer beiden Hangerlenwälder auf den stark typischen Feuchtvegetation bewachsen. bewegten und sauerstoffreichen Böden der Torfmoose und Seggen bedecken das Schuttkegeln des Walburgenbaches und Feuchtgebiet. Dazwischen sind noch des Rienzgrabens sind wegen ihrer be- andere feuchtliebende Pflanzenarten trächtlichen Flächenausdehnung südtirol- eingestreut, wie Wollgräser, Herzblatt, weit als einzigartig anzusehen. Fettkraut und auch einige Fichten und Bei diesen Auwaldformationen handelt es Lärchen in Zwergwuchsform. sich um besondere Naturlebensräume, die Feuchtgebiete erfüllen vielfältige land- eine spezielle Pflanzengemeinschaft und schaftsökologische Funktionen. Sie bedeu- auch eine äußerst vielfältigen Fauna beher- ten Landschaftsreichtum und stellen vor bergen. Auwälder begleiteten ursprünglich allem wertvollste Lebensräume dar für eine in einem mehr oder weniger breiten Streifen Vielzahl von gefährdeten Pflanzen- und sämtliche Wasserläufe, vor allem in deren Tierarten. Nicht unerwähnt bleiben darf flacheren Abschnitten. Sie wurden durch die auch ihre Bedeutung für den Wasser- zunehmende Nutzung der Talböden von haushalt wegen deren Funktion als Was- Seiten des Menschen stark zurückgedrängt. serspeicher. Deshalb sind alle Feucht- Die übrig gebliebenen Restbestände sind flächen, auch wenn sie nicht eigens als heute vielfach durch Verbauungsmaßnah- Biotop oder Naturdenkmal unter Schutz men an den Fließgewässern gefährdet. gestellt sind, erhaltenswert und dürfen nicht Durch Vertiefung des Fluss- oder Bachbet- trockengelegt werden. tes und Errichtung von Dämmen oder ande- ren Schutzbauten wird den anliegenden Die noch vorhandenen Auwaldreste sind Waldflächen Wasser entzogen. Die Folge ebenfalls im Landschaftsplan eingetragen. sind stark veränderte Standortbedingungen. Neben dem als Biotop geschützten größe- Die für die Entstehung der Auwälder, aber ren Aubereich südlich von Kematen trifft auch für deren Fortbestand notwendigen man entlang der Ahr noch auf einige weitere Wechselbeziehungen mit dem Fließgewäs- Auwaldreste, die, auch wenn sie kleinflächi- ser sind deshalb oftmals nicht mehr gege- ger sind, durchaus als erhaltenswert ein- ben. Für die noch vorhandenen Auwald- zustufen sind. Weiters sind noch die Hang- bestände ist der Erhalt optimaler hydrolo- erlenwälder zu nennen, die eine nicht min- gischer Verhältnisse von existenzieller Be- der wertvolle Vegetation aufweisen. Die deutung.

Derartig ausgedehnte Hangerlenwälder, wie hier am Schuttkegel des Walburgenbaches oder auf der gegenüberliegenden Talseite entlang des Rienzgrabens, sind für Südtirol als einzigartig zu betrachten.

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Landschaftliche Bannzonen eine vollkommen ebene Wiesen- und Ackerfläche, die - ohne irgendwelche verti- Die Schutzkategorie Bannzone hat zum kale Elemente einen starken Kontrast zur Ziel, die für das Landschafts- und Sied- ringsum empor strebenden Bergwelt bildet lungsbild der Gemeinde Sand in Taufers und so in hervorragender Weise zur groß- besonders charakteristischen und wert- räumigen Gliederung und Abwechslung des vollen Bereiche bestmöglich zu erhalten. Landschaftsbildes beiträgt. Wegen des Es handelt sich dabei um die Umgebung Fehlens vertikaler Elemente würde hier eine von kulturhistorisch wertvollen, landschafts- Zersiedelung besonders ins Auge fallen und prägenden Bauten, um markante und/oder außerdem wertvollsten Kulturgrund in exponierte Geländeformen oder um größere Anspruch nehmen. Zwischen Taufers und noch weitgehend unverbaute Grünbereiche Mühlen schließt das Banngebiet noch einen zwischen den besiedelten Bereichen, die breiten Wiesenstreifen westlich der Tauferer wichtige Blickfelder darstellen und deren Talstraße mit ein, um diese klare Siedlungs- intakte Typologie ein wertvolles Element der gliederung aufrecht zu erhalten und eine vorhandenen Landschafts- und Siedlungs- Zersiedelung längs der Verbindungsstraße struktur ist. zu verhindern. Landschaftlich eindrucksvoll ist der unmittelbare Übergang von der Trotz der allgemein regen Bautätigkeit in emporstrebenden gotischen Kirche von den letzten Jahrzehnten sind die genannten Taufers zu den ebenen Wiesenflächen. Ein markanten Grünbereiche intakt und groß- Wiesenstreifen entlang der Wiesenhof- teils unverbaut geblieben, auch weil sie straße Straße ist heute von der Bannzone bereits seit 1983 als Bannzone geschützt ausgeklammert. Dieser Streifen wird nun sind. Diese bereits bestehenden Schutz- auf Antrag der Gemeinde Sand in Taufers gebiete werden somit im neuen, überarbei- (Gemeinderatsbeschluss Nr. 64 vom teten Landschaftsplan mit einigen Grenz- 19.07.2006) in das Schutzgebiet eingeglie- korrekturen übernommen. dert, womit das weite Banngebiet des Taufererbodens und die kleine Bannzone südlich des Ansitzes Neumelans miteinan- der verbunden werden. Schutzziel ist, das Blickfeld von der Wiesenhofstraße Straße auf den genannten Ansitz vor Beeinträchti- gungen zu verschonen.

Während sich zwischen Sand und Kematen eine homogene geschlossene Wiesen- Ackerlandschaft hinzieht, sind die Kultur- flächen südlich von Kematen durch zahl- reiche große und kleine Aubestände und Feuchtzonen aufgelockert. Dieses Bann- gebiet erstreckt sich vom Schwemmkegel unterhalb St. Walburg unter Ausklamme- Der unverbaute Taufererboden zwischen rung der Einzelhöfe von Prenn und des Gewerbezone, Kematen, Mühlen, Taufers und Fischerteiches bis zur Gemeindegrenze, wo Sand ist als Bannzone geschützt. es an das Banngebiet von Uttenheim (Gemeinde Gais) anschließt. Neu in die Wie bereits erwähnt sind die relativ ge- Schutzzone eingegliedert werden der ge- schlossenen verbauten Ortsbereiche von samte Hangerlenwald entlang des Wal- Sand, Taufers, Mühlen, Kematen in eine burgenbaches und auch die ausgedehnte weite unzersiedelte Kulturlandschaft einge- Weidefläche nördlich der Prennhöfe. Ein bettet. Das landschaftliche Herzstück des derart großes Weidegebiet ist in den Tauferertalbeckens ist der Taufererboden , Talbodenbereichen äußerst selten anzutref- der sich von Mühlen-Kematen bis unmittel- fen. Neben den sonst durchwegs intensiv bar vor Sand hinzieht. Es handelt sich um

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Seite / Pag. 9 genutzten Grünlandwirtschaftsflächen stellt diese extensiv genutzte Rasenfläche einen wertvollen naturnahen Lebensraum mit einer wichtigen Ausgleichsfunktion dar.

Eine neue Bannzone soll das Blickfeld auf Bad Winkel schützen.

Unmittelbar vor Ahornach sind die Wiesen unterhalb der Straße bzw. der Nur mehr selten findet man im Talbereich ein Kirche als Bannzone ausgewiesen, um hier solch weitflächiges Weidegebiet, wie hier nörd- von der Straße aus den eindrucksvollen lich der Prennhöfe. Tiefblick auf den Tauferer Boden und auf den Ortskern freizuhalten. Der gesamte Bannzonenbereich beherbergt dank seiner ökologischen Vielfalt noch eine reiche Fauna und Flora und ist insbeson- ders als ruhiger Zugvogelrastplatz von großer Bedeutung, so dass das Banngebiet neben dem ästhetischen Schutz hier vor allem den Zweck verfolgt, stärkere Anthro- pisierungen und Beunruhigungen zu ver- meiden.

Südlich von Mühlen ist das ebene Wiesengelände zwischen Staatsstraße und Berghang , das einen deutlichen land- schaftlichen Akzent zum geschlossenen Die intakte Wiesenterrasse unterhalb des Klein- Siedlungsgebiet und Felshang bietet, als dorfes Ahornach soll weiterhin unverbaut blei- Bannzone eingetragen. ben.

In Winkel ist eine neue Bannzone vor- In Rein umfasst das Banngebiet den gesehen. Hier gilt es die noch intakt ver- ebenen Talboden sowie den freien Hang bliebenen Blickfelder auf das Kirchlein unterhalb der Kirche , welcher die land- von Bad Winkel vor Verbauungen zu schaftlich hervorgehobene Hügellage des schützen. Auch wenn das Gebiet etwas kleinen Ortskernes in hervorragender Weise abseits liegt, so wird es dennoch viel be- betont. Während im Dorfbereich mit dem sucht, da es sich um den Zugangsbereich neuen Plan die Bannzone etwas reduziert zu den Reinbachfällen handelt. wird, erfolgt im Talboden eine nicht uner- hebliche Erweiterung, womit auch die west- liche Hälfte dieser unverbauten Talsohle ins Schutzgebiet eingegliedert wird. Gerade dieser Bereich ermöglicht einen ersten wun- derschönen Ausblick auf Rein und seine beeindruckende Bergkulisse.

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Zwei kleine Bannzonen haben die Funktion, sätzlichen Einschränkungen und auch die unmittelbare Umgebung landschaftlich Meliorierungsarbeiten, Wegebauten u.ä. bedeutsamer Baudenkmäler vor Verunstal- sind nicht untersagt, womit die geltenden tungen zu schützen: das Schloss Taufers Gesetzesbestimmungen diesbezüglich un- und die Kirche St. Walburg . verändert bleiben. Da es sich bei den vorgeschlagenen Schutzzonen größtenteils um wertvolle Kul- turgründe handelt, kommt dieser Schutz- maßnahme auch eine erhebliche Bedeu- tung für die Landwirtschaft zu. Tatsächlich würde eine Verbauung und Zersiedlung dieser Kulturgründe einen unersetzbaren Verlust für die Landwirtschaft darstellen. Durch die Ausweisung als Bannzone wird hier die Priorität der landwirtschaftlichen Nutzung vor anderen Nutzungsansprüchen unterstrichen. Von den einzelnen Ortsrän- dern wahren die Banngebiete einen genü- genden Abstand, um eventuell notwendige Aussiedlungen von Hofstellen sowie künf- tige Siedlungserweiterungen zu gewähr- leisten.

Biotop Kematner Ahrauen

Auf die wichtige ökologische und land- schaftliche Funktion der Aubestände im Talsohlenbereich wurde bereits im allge- Das nahezu vom gesamten Taufererboden ein- meinen Teil hingewiesen. Der größte zu- sehbare Kirchlein St. Walburg mitsamt den sammenhängende Aubestand südlich von Kirchhügel verdient einen besonderen Schutz. Mühlen-Kematen ist bereits als Biotop unter

Schutz gestellt. Es handelt sich um einen Diese Flächen sollen nun durch die gut 1500 m langen und durchschnittlich fast Ausweisung als Bannzonen vor Zer - 150 m breiten Streifen, der im Westen durch siedelungen und Verdrahtungen mög - die Ahr und im Osten durch einen ehe- lichst verschont werden. In den Bann- maligen Ahrdamm bzw. den Entwässe- zonen gilt ein absolutes Verbot für die rungsgraben davor gegen die Kulturflächen Errichtung neuer oberirdischer Gebäude. klar abgegrenzt wird. Mit der Überarbeitung Die allgemeine Ermächtigungspflicht des Landschaftsplanes soll nun auch noch durch die Landesbehörde für Land- der gesamte Erlenwaldstreifen an der oro- schaftsschutz für die möglichen Eingriffe graphisch rechten Seite der Ahr (zwischen und Projekte ist nur mehr in zwei kleineren Gewerbezone und Ahr) sowie das gesamte Bannzonen, die in der Kartographie eigens Flussbett der Ahr in diesem Abschnitt in das gekennzeichnet sind, vorgesehen. Dabei Naturschutzgebiet einverleibt werden. Im handelt es sich um landschaftlich besonders Norden wird das Schutzgebiet ebenfalls herausragende Bereiche: der Schloss- etwas erweitert. Den Großteil des Biotops hügel der Burg Taufers und der Kirch- bedecken üppige Erlenwälder mit Weiden, hügel von St. Walburg sowie deren Birken, Schneeball, Faulbaum, Espe, Trau- näheres Umfeld . benkirsche, Fichten, Hopfen, Himbeer,

Holunder, Brombeer und anderen Gehöl- Die Bewirtschaftung der Felder (inklusive zen. Im Nordabschnitt sind auf Grob- Kulturartenänderungen) in diesen Land- schotterboden auch trockenresistente Vege- schaftsschutzzonen unterliegt keinen zu-

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Seite / Pag. 11 tationselemente anzutreffen. Verschiedene natürlichen Zustand befindet und den Gräben und Rinnsale als Überreste ehe- Grundwasserhorizont der Au speist. Sie ist maliger Ahrarme durchfließen das Gebiet eines der wichtigsten Laichgewässer der und bilden auch kleinräumige Feuchtzonen. Äsche. Im relativ breiten Flussbett befinden Von besonderer Bedeutung für die Vielfalt sich Sand- und Kiesbänke, wo sich Fluss- des Lebensraumes ist die vorbeifließende regenpfeifer und Flussuferläufer aufhalten. Ahr, die sich hier noch in einem weitgehend

Das breite und unverbaute Flussbett der Ahr südlich von Kematen zusammen mit den anliegenden Erlenauen bilden einen einmaligen Naturlebensraum.

Innerhalb des Augebietes befinden sich Bestoßung mit Weidevieh. Dadurch hat die einige isolierte Mähwiesen und Weiden, die Grasnarbe erheblichen Schaden genom- als Freiflächen einen integrierenden Be- men und durch die relativ großen Mengen standteil des Biotops bilden. Sie können an anfallenden Mist sind noch weitere weiterhin als solche bewirtschaftet werden, negative Umweltauswirkungen (z.B. auf den allerdings muss dabei schon auf die Tat- Wasserhaushalt) damit verbunden, die sich sache Rücksicht genommen werden, dass nicht nur auf die direkt betroffenen Flächen sie sich inmitten eines Naturschutzgebietes beschränken, sondern auch die angrenzen- befinden. Der Grad der Nutzungsintensität den Biotopbereiche beeinträchtigen. Hier soll möglichst niedrig gehalten werden. Vor muss unbedingt die Beweidung auf ein allem auf einigen Weideflächen kam es in verträgliches Maß herabgesetzt werden. jüngster Vergangenheit zu einer äußerst Wenn es sich beim Weidevieh um Pferde intensiven Nutzung durch eine zu große handelt, ist darauf zu achten, dass die

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Beweidung lediglich auf freien, unbestock- Naturdenkmäler ten Flächen erfolgt. Pferde beschädigen durch Rindenverbiss den Erlenbestand. Der Folgende Naturdenkmäler werden im über- wertvolle Erlenwald wir so immer weiter arbeiteten Landschaftsplan wiederbestätigt: zurückgedrängt. Jede Möglichkeit landwirtschaftlich genutzte - einige Einzelbäume, die wegen ihrer Flächen in Auwaldflächen zurückzuführen, Größe und Form sowie ihrem Alter und sollten deshalb genutzt werden. Insofern ihrer Position in den Ortsbereichen sind auch sämtliche Maßnahmen, die zu besonders hervorstechen und somit das einer besseren Wasserversorgung und Ortsbild stark mitprägen: eine Eiche, Durchfeuchtung der Aubereiche beitragen zwei Ahorne und zwei Linden in Sand, zu befürworten: Erhöhung des Grundwas- eine Linde in Mühlen sowie eine serspiegels, Absenken der Aubereiche, Zirbelkiefer in Rein; einige weitere, Reaktivierung von Altarmen und Tümpeln. ausgewiesene Baumnaturdenkmäler, ein Das Biotopgebiet ist bedeutungsvoll für die Nußbaum, drei Linden, ein Ahorn und abwechslungsreiche Gliederung des Land- eine Eiche (in Sand und in Mühlen) schaftsbildes, als Rückzugsgebiet einer sind wegen widriger Witterungseinflüsse vielseitigen Feuchtzonenflora, als hydrologi- abgestorben und können somit im neuen scher Ausgleichsfaktor, als Zeugnis der Plan nicht mehr aufgenommen werden; einstigen Talsohlenlandschaft und als wich- tiges Habitat für eine reiche Singvogelfauna, - zwischen Sand in Taufers und Luttach für Amphibien, Nattern, Wasserinsekten, mündet eine etwas größerer, linksseitiger ebenso als bevorzugter Rastplatz für die Seitenbach in die Ahr: der Pojerbach, der Zugvögel. Das Gebiet liegt an einer wich- in der Durreckgruppe seinen Ursprung tigen Flugroute für Zugvögel. Da das Über- hat, durch die kleine Höfestreusiedlung queren des Alpenhauptkammes für die Pojen fließt und schließlich im untersten Zugvögel im Ahrntal, das gegen Norden hin Abschnitt eine steile Hangstufe über- durch eine Reihe von Dreitausendern abge- windet, wo sich der Pojer Wasserfall mit riegelt ist, besonders erschwerlich und auch einer Fallhöhe von 76 m befindet; der nicht bei jedem Wetter möglich ist, kommt Zugang zum Wasserfall führt zuerst über den Rastplätzen im Tauferer-Ahrntal eine einen schönen Weg entlang der Ahr und umso größere Bedeutung zu. So können dann über einen schmalen Wandersteig entlang der Ahr, insbesondere in jenen entlang des Pojerbaches selbst; Abschnitten, die noch sehr naturnah sind, wie die verschiedenen Erlenauen, zu Vogel- zugzeiten zahlreiche Wasservogelarten beobachtet werden (verschiedene Enten-, Reiher-, Möwen-, und Taucherarten, aber auch Blässhuhn, Flussufer-, Bruchwasser- und Waldwasserläufer sowie Flussregen- pfeifer, Waldschnepfe, Bekassine und Kormoran sind zu erwähnen). Besonders hervorzuheben ist aus ornithologischer Sicht auch noch die Graureiherkolonie, die bereits seit zehn Jahren diesen Aubereich als Nistplatz auserkoren hat (eine der ersten Nistplätze überhaupt, seitdem der Grau- reiher in Südtirol wieder als Standvogel Der zwar etwas versteckte, aber dennoch gut vorkommt). Mit Bezug auf die Vogelschutz- zugängliche Pojer Wasserfall. richtlinie der EU wurde die Biotopfläche im Jahre 1995 als Natura 2000-Gebiet aus- - etwas abseits des Skigebietes Speik- gewiesen. boden, oberhalb der äußeren Michl- reiseralm befindet sich der landschaftlich

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sehr schön gelegene Traiersee ; zu Südlich des Biotops Kematner Ahrauen und einem erheblichen Teil ist der See be- ebenfalls in unmittelbarer Nähe zur Ahr be- reits verlandet; dort hat sich ein wert- steht entlang eines Wassergrabens, auf volles Moor mit einer typischen Moor- einer Länge von ca. 500 m ein interessanter vegetation (Torfmoose, Seggen, Woll- Aubereich, die Einödau . Dieser Austreifen gräser usw.) herausgebildet; nicht nur weist eine durchschnittliche Breite von 50 m der See an sich, sondern auch diese auf. Moorfläche sind aus naturschutzfach- licher Sicht als absolut schützenswert zu betrachten.

Schilf- und Erlenbestände im Naturdenkmal Einödau.

Der landschaftlich schön gelegene Traiersee Er besticht durch seine Naturbelassenheit und sein Verlandungsbereich, der eine wert- volle Moorfläche darstellt, sind als Natur- und die hohe Lebensraumdichte auf eng- denkmal ausgewiesen. sten Raum. Wasserlebensräume (der flach dahin fließende Wassergraben weist teil- Der überarbeitete Landschaftsplan enthält weise eine Breite von bis zu 10 m auf) auch zwei neue flächenhafte Naturdenk- wechseln sich ab mit schilfbewachsenen mäler: die Eislöcher bei Mühlen und die Feuchtflächen und erlenbestandenen Aube- Einödau südlich der Prennhöfe . reichen. Der Wassergraben mündet schließ- lich direkt in die Ahr, womit eine direkte Im Westen von Mühlen, am Hangfuß ent- Verbindung zum Hauptgerinne besteht. lang befinden sich mehrere so genannte Eislöcher . Eines davon wird heute noch für die Kühlung von Jungpflanzen von der Gärten und Parkanlagen Forstbehörde genutzt. Es handelt sich dabei um Naturerscheinungen, wie sie auch an Zu den wertvollsten Charakteristiken des einigen anderen Stellen in Südtirol und zwar Ortsbildes von Sand in Taufers gehört der am Fuße von Felshängen mit lockerem reiche Baumbestand. Die eindrucksvollen Gesteinsmaterial zu finden sind. Die be- Einzelexemplare sind als Naturdenkmäler kanntesten Beispiele dieses Naturphäno- ausgewiesen und sechs Grünbereiche mens sind die Eppaner Eislöcher. sowie eine kurze Ahornallee sind heute als Die Gewerbezone von Mühlen reicht bis an Gärten und Parkanlagen im Sinne des den Hangfuß heran. Bei der Ansiedlung der Landschaftsschutzgesetzes geschützt. Es Betriebe wurden die Eislöcher z.T. beschä- handelt sich allerdings großteils um Grün- digt. Deshalb ist in Zukunft bei Arbeiten am flächen, die zwar für die Durchgrünung der Rande der Gewerbezone unbedingt besser Ortschaft von erheblicher Bedeutung sind, darauf zu achten, dass die Eislöcher nicht die aber darüber hinaus keine besondere weiteren Schaden nehmen. Wertigkeit aufweisen, da sie weder als historische Parkanlage einzustufen sind noch stechen sie durch besondere, einzig-

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Seite / Pag. 14 artige Baumarten oder überaus große Landschaftliche Struktur- Baumexemplare hervor. elemente

Alle Pflasterwege (und Überreste, auch wenn sie nicht in der Kartographie ein- getragen sind), Trockenmauern , aber auch Lesesteinwälle , Feldhecken und Flur- gehölze sind geschützt wegen ihrer ästhe- tischen Bereicherung für die Kulturland- schaft und dem Angebot an Kleinlebens- räumen für eine Vielzahl von Pflanzen- und Tierarten.

Parkanlage beim Ansitz Neumelans.

Eine Ausnahmebedeutung kann lediglich zwei Grünanlagen zugeschrieben werden: der zentral gelegenen Parkanlage beim Rathaus mit seinen überaus großen Linden und Ahornbäume sowie der Gartenanlage rund um den Ansitz Neumelans , der eine besondere Ensemblefunktion zukommt.

Wasserlauf im Reinboden.

Den Bachläufen sowie Entwässerungs- Parkanlage beim Rathaus. gräben kommt als aquatische Lebens- Die Ausweisung als Garten und Parkanlage räume aus Naturschutzsicht eine besondere wird deshalb im überarbeiteten Land- Bedeutung zu. Sie stellen wichtige Natur- schaftsplan nur für die beiden letztgenann- korridore dar. Vor allem in den stärker ten Grünanlagen wiederbestätigt. Für die anthropisierten Gebieten ist deren ökolo- anderen vier Grünbestände wird sie hin- gische Funktion aber vielfach erheblich be- gegen aufgehoben, was nicht bedeutet, einträchtigt (durch Verbauung, Einengung, dass ihnen damit jegliche landschaftliche Begradigung, Wasserverschmutzung und Bedeutung abgesprochen wird und sie ge- Wasserableitung) und damit auch eine Flora nießen auch ohne Ausweisung als Gärten und Fauna, die an solche Standorte ge- und Parkanlagen einen gewissen Schutz. bunden ist. Für Amphibien, aber auch für Ohne Ermächtigung durch den Bürger- andere gefährdete Tierarten sind die Was- meister ist die Entfernung der Bäume nicht serläufe unersetzbare Lebensräume. Nicht gestattet. zuletzt sei an die Wasservögel gedacht, die

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Seite / Pag. 15 besonders während der Nist- und Brutzeit bäume in den Dorfbereichen oder bei sehr störanfällig sind. Wichtig ist auch die Einzelhöfen sind wertvolle Elemente der Präsenz einer intakten, spontanen Ufer- Kulturlandschaft und von großer landschaft- vegetation, die einen integrierenden Be- licher Relevanz. Sie stellen Zeugen einer standteil eines jeden Fließgewässers bildet. alten Obstanbauweise dar und vielfach Aus diesen Gründen dürfen sämtliche Bach- befinden sich unter ihnen wunderschöne läufe und Entwässerungsgräben - auch Baumexemplare, die nicht so sehr wegen wenn es sich um kleine Abschnitte handelt, ihrer Größe hervorstechen als wegen ihrem die in der Kartographie nicht aufscheinen - Alter, den knorrigen Stämmen und der nicht zugeschüttet oder verrohrt werden. starken Verästelung. Blüte und Frucht- bestand unterstreichen deren landschaft- Zäune stellen vielerorts einen wertvollen lichen Reiz. Schließlich darf auch die Obst- Bestandteil der Kulturlandschaft und somit produktion (wobei es sich um Bioobst ein interessantes landschaftsgestalterisches handelt) nicht vergessen werden, die durch Element dar. Dabei ist darauf zu achten, einen verhältnismäßig geringen Pflege- dass die Umzäunungen in ortsüblicher Art aufwand erzielt werden kann. und Weise errichtet werden und dass vor Die ebenfalls landschaftsrelevanten Nuss - allem auch auf die Verwendung von Sta- bäume stehen fast durchwegs bei den cheldraht verzichtet wird. Ansonsten bedeu- einzelnen Gebäuden, wo sie die Funktion ten Abzäunungen eindeutige Störfaktoren in als Hausbäume übernehmen. der Landschaftswahrnehmung. Aus den genannten Gründen soll mit dem Grün- und Baumbestand möglichst scho- nend umgegangen werden. Die Ermächti- Baumschutz und urbanes Grün gung für die Schlägerung von Bäumen innerhalb des verbauten Ortskerns erteilt Der Baumbestand und allgemein das (gemäß Landschaftsschutzgesetz L.G. Grün in den Siedlungsbereichen erfüllen 16/1970 und dazugehörender Durchfüh- wichtige Aufgaben. Der vom Mensch benö- rungsverordnung) der Bürgermeister und tigte Siedlungsraum wird immer größer, außerhalb des verbauten Ortskerns ist (ge- weshalb auch die Notwendigkeit zunimmt, mäß Forstgesetz L.G. 21/1996) die Forst- der Natur ihren Raum auch in diesen behörde zuständig. Um den Baumschutz Flächen zu gewähren. Der Grünbestand und das Grünmanagement vor allem im bedeutet nämlich Lebensraum für verschie- Siedlungsbereich noch zu verbessern, kann dene Pflanzen und Tiere und somit die Gemeinde weitreichendere Regelungen Erhaltung der Biodiversität. Weitere wichtige (Baumschutzsatzungen, einschlägige Be- Funktionen sind Wind- und Lärmschutz stimmungen für die Gemeindebauordnung) sowie Staubbindung und Verringerung der festlegen. Immissionen. Jeder Fleck urbanen Grüns stellt auch unversiegelten Boden dar und trägt somit bei, den Grundwasserspiegel zu Archäologische Schutzgebiete erhalten und den Oberflächenabfluss des Regenwassers zu vermindern. Das Ortsbild Die archäologischen Schutzgebiete werden wird ebenfalls entscheidend mitgeprägt vom gemäß den Angaben des Landesdenkmal- vorhandenen Grünbestand, wobei natürlich amtes in die Kartographie aufgenommen, hochstämmige Bäume besonders hervor- welches auch für Grabungsermächtigungen stechen. Insgesamt trägt das Grün in den zuständig ist. Die bereits ausgewiesenen besiedelten Bereichen wesentlich zur Schutzgebiete in Mühlen (römisches Grä- Lebensqualität des dort wohnenden Men- berfeld) und St. Walburg (mittelalterliche schen bei, zu dessen Grundbedürfnissen Burganlage und Funde aus der Bronzezeit) auch ein gewisser Naturkontakt zählt. werden im überarbeiteten Landschaftsplan Hervorgehoben werden soll bei dieser übernommen und neu abgegrenzt. Es wer- Gelegenheit die Bedeutung der Streu - den aber auch drei neue archäologische obstbestände. Die alten Birn- und Apfel- Zonen – im Westen von Mühlen (Knappen-

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Seite / Pag. 16 löcher des Mittelalters), der Schlosshügel ser an die vorhandenen Grenzlinien in der von Taufers (Funde aus der Bronzezeit und Landschaft angepasst. aus der Jungsteinzeit) und der Hügel der An einer Stelle (am Eingang ins Knuttental), ehemaligen Toblburg (mittelalterliche Burg- wo die Naturparkgrenze heute quer durch anlage) - im Plan eingetragen (weitere den Wald und z.T. auch quer durch das Informationen zu den archäologischen schutzwürdige Hofermoos verläuft, soll in Schutzgebieten: Amt für Bodendenkmäler, Zukunft ein Waldrand bzw. eine Straße die ArchaeoBrowser). Naturparkgrenze bilden. Damit kann das Hofermoos zur Gänze in das Großschutz- gebiet eingegliedert werden. Auch die Bach- Neuabgrenzung des Naturparks bettaufweitungen des Reinbaches als Aus- Rieserferner-Ahrn gleichsmaßnahme zum Bau eines Wasser- kraftwerkes werden bei der Neuabgrenzung

berücksichtigt. Der Naturpark Rieserferner-Ahrn wurde im Es geht dabei nicht darum, den Naturpark Jahre 1988 ausgewiesen (Dekret des Lan- zu vergrößern oder zu verkleinern, sondern deshauptmanns von Südtirol vom 28. Sep- für die Naturparkgrenze Linien zu suchen, tember 1988, Nr. 212/V/81). Mit der Über- die klarer in der Landschaft erkennbar sind. arbeitung des Landschaftsplanes der Ge- Vor allem im Zusammenhang mit der Aus- meinde Sand in Taufers wird die Naturpark- übung der Kontroll- und Aufsichtsfunktionen grenze auf die neuesten kartographischen von Verhaltensvorschriften ist ein klarer Unterlagen, die für die Erstellung des Pla- Grenzverlauf des Schutzgebietes äußerst nes verwendet werden, übertragen und bes- wichtig.

Einzigartige Naturlandschaft im Naturpark Rieserferner-Ahrn.

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4. Landschaftsentwicklung und -pflege

Unterschutzstellungen reichen dungen und zum zweiten bringt der enge nicht aus Kontakt mit der Bevölkerung Akzeptanz- vorteile mit sich.

Beim vorliegenden Plan handelt es sich fast ausschließlich um ein Schutzinstrument für einzelne Gebiete, für gewisse Tier- und Bürgerbeteiligung und Infor- Pflanzenarten, Natur- und Kulturobjekte mation usw. Schützen allein aber reicht nicht aus. Die Landschaft ist einer ständigen Ent- Für die Umsetzung von landschaftspflege- wicklung unterworfen, die gesteuert werden rischen Maßnahmen ist die Bürgerbeteili- muss. Vor allem die Bereiche der Land- gung von großer Bedeutung. Eine nach- schaftspflege und -aufwertung (Behebung haltige Landschaftsentwicklung kann nur landschaftsökologischer Defizite, Renaturie- gelingen, wenn die vorgesehenen Maß- rungen) bedürfen zusätzlicher Instrumente. nahmen von der Bevölkerung mitgetragen Dies betrifft sowohl die ländliche Kultur- werden. Deshalb ist es wichtig, sowohl bei landschaft als auch das Siedlungsgebiet. Es der Erstellung als auch bei der Umsetzung handelt sich dabei um Maßnahmen des eines Landschaftskonzeptes, am besten in aktiven Landschaftsschutzes, wofür die Form einer Arbeitsgruppe, sämtliche Land- Initiative von Seiten der örtlichen Behörden nutzer mit einzubeziehen, um mögliche bzw. der Landnutzer besonders gefragt ist Nutzungskonflikte auszuräumen. Auch all- und es wenig Sinn ergibt, wenn diese gemeine Information und Aufklärung ist im hoheitlich verordnet werden (wie dies formal Natur- und Landschaftsschutz großge- bei den Schutzmaßnahmen der Fall ist). schrieben, denn der Mensch achtet und schützt nur, was er kennt!

Landschaftsentwicklungskon- zept für die Gemeinde

Die Erarbeitung eines Landschaftsleitbildes oder landschaftlichen Entwicklungskonzep- tes ermöglicht es der Gemeinde, aktiv die Landschaftsentwicklung mitzugestalten. Auch ein Landschaftsinventar, eine Baum- schutzverordnung, ein Grünordnungsplan für den Siedlungsbereich oder ein Kultur- landschaftsprogramm tragen zu einer Ver- besserung der Natur- und Landschafts- Wesentliche Berührungsbereiche zwischen schutzarbeit in der Gemeinde bei. Schließ- Raumnutzungen und Landschaftsschutz lich sind die Entscheidungskompetenzen (Quelle: Landschaftsleitbild Südtirol) der Gemeinde ausgeweitet worden, wes- halb auch immer mehr Fachkompetenz in den Verwaltungen vor Ort gefragt ist. Die Fördermaßnahmen Gemeinde stellt für den Natur- und Land- schaftsschutz eine äußerst interessante Ein weiteres wichtiges Instrument für die Tätigkeitsebene dar: zum einen fallen in der Landschaftspflege sind die Fördermaß- Gemeinde für alle Projekte und Vorhaben nahmen. Das Land Südtirol vergibt über die wichtige Entscheidungen und Vorentschei- EU Verordnung 1698/2005 Landschafts-

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Seite / Pag. 18 pflegeprämien für eine ökokompatible ziele, Schutz- bzw. Gestaltungsziele und die Landwirtschaft . So gibt es Prämien für die für die Erreichung dieser Ziele notwendigen Bearbeitung und Pflege von artenreichen Maßnahmen beschrieben werden. Für die Bergwiesen, Magerrasen, Lärchenwiesen, tägliche Natur- und Landschaftsschutzarbeit Kastanienhainen, für Hecken sowie für in den Gemeinden kann deshalb gerade Beweidungsverzichte in Mooren und Auwäl- dieser Teil des Fachplanes eine interes- dern, sofern sie als Biotop oder Natur- sante Hilfestellung darstellen. denkmal ausgewiesen sind. Die Gemeinde, in Zusammenarbeit mit der Forstbehörde, kann darauf einwirken, dass diese Förde- rungen verstärkt in Anspruch genommen werden. Weiters sind auch Beiträge für die Erhal- tung und Pflege von Landschafts- elementen , wie Schindel- und Strohdächer, traditionelle Zäune, Trockenmauern sowie weitere Zeugnisse bäuerlicher Architektur und traditionelle Bewirtschaftungsformen und andere Landschaftspflegemaßnahmen (z.B. Entfernung von Drahtzäunen, unter- irdische Verlegung von Freileitungen, Schaffung von Amphibienteichen, Renatu- rierung verbauter Gewässer usw.) sowie umweltdidaktische Projekte vorgesehen.

Landschaftsleitbild Südtirol

Das Landschaftsleitbild Südtirol – der LEROP-Fachplan zum Bereich Natur und Landschaft – enthält umfassende Richtlinien und Umsetzungsstrategien für die lang- fristige Sicherung der Südtiroler Landschaft Das Gemeindegebiet von Sand in Taufers als Natur-, Lebens- und Wirtschaftsraum. ist gemäß Landschaftsleitbild Südtirol fünf Dieses Ziel kann aber von der Landschafts- Landschaftseinheiten zuzuordnen. Im Fol- schutzbehörde allein nicht erreicht werden. genden werden diese fünf Einheiten mit den Es muss gelingen alle Landnutzer (Land- vom Fachplan vorgesehenen und auf einen wirtschaft, Forstwirtschaft, Wasserwirt- aktiven Landschaftsschutz ausgerichteten schaft, Tourismus, Freizeit und Erholung, Steuerungsmaßnahmen aufgelistet: Raumplanung) in diese Aufgabe einzubin- den. Die Berührungsbereiche mit den ver- schiedenen Landnutzern, mögliche Konflikt- a) Landschaftseinheit – Siedlungs- potenziale als auch gemeinsame Interessen räume erfahren eine ausführliche Analyse. Weiters werden im Landschaftsleitbild Südtirol die Maßnahmen: Instrumente und Strategien des Natur- und • Vermeiden von Zersiedelung; • Fachgerechte bauliche Ausführung (Einbin- Landschaftsschutzes dargestellt. dung in Landschaft und Baubestand, Mate- rialaufbau, Regenwassernutzung, Vermei- Der Fachplan liefert auch eine Gliederung dung von Bodenversiegelung, Versickerung der Landschaft Südtirols in verschiedene von Niederschlagswasser usw.); Landschaftseinheiten, wobei für jede die • Erhalten und Schaffen von Grünräumen (u.a. auch Dach- und Fassadenbegrünungen) naturschutzfachliche Bedeutung, die jewei- und naturnahe Grünpflege; ligen Probleme und Konflikte, Nutzungs-

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• Erhalten ökologischer Elemente im Sied- • Gewässerschutz (ökologische Gerinnebe- lungsraum und ökologisches Vernetzen mit handlung, Revitalisierung, Gülleverordnung, dem Umland durch Hecken, Alleen usw.; Wasserschutzgebiete usw.); • Ökologische Durchführungs- und Wieder- • Landschaftsgerechte Kapazitätenfestlegung gewinnungspläne; für touristische Einrichtungen; • Erstellen von Grünordnungsplänen; • Erstellen von Landschaftsinventaren und • Ausarbeiten einer Baumschutzverordnung; Kulturlandschaftsprogrammen. • Ausbau des Fuß- und Radwegenetzes; • Einrichten attraktiver Naherholungszonen. d) Landschaftseinheit – Waldstufen b) Grünland- und ackerbaudomi- Maßnahmen: • Erhaltung der Waldgesellschaften als gene- nierte Talböden und Randzonen relles Ziel und Ausweisung von Schutzgebie- Maßnahmen: ten für repräsentative Waldbestände; • Ausgliederung von sensiblen Zonen für den • Förderungsstopp für die Beseitigung land- Schutz gefährdeter Arten (z.B. Greifvögel); schaftsrelevanter Strukturelemente sowie die • Entwässerung von Feuchtlebensräumen und Naturnahe Waldbehandlung; • die Bewässerung von Trockenstandorten, Festsetzen von Pflegemaßnahmen für Wald- Förderung für Düngeverzicht; ränder (Förderungen); • • Sicherung naturnaher Restflächen sowie Beibehaltung traditioneller Mehrfachnutzun- Erhaltung und Förderung einer nachhaltigen gen des Waldes (z.B. Waldweide); • Nutzung mit deutlich abgestuften Nutzungs- Anstreben einer differenzierten Wegenetz- intensitäten (Nutzungsmosaik); dichte gemäß Bedarf, mit landschafts- • Ausarbeitung von Kulturlandschaftsprogram- schonender Bauweise; • men und von Förderprogrammen zur Sicher- Festlegung und Erfüllung von Schalenwild- stellung artenreicher Wiesenflächen; abschussplänen und Auflassen der Scha- • Standortgemäße Viehdichten, Gülleverord- lenwildfütterung; • nung, Reduktion der Düngemengen; Begrenzung des Ausbaus von Skigebieten • und des Einsatzes von Schneekanonen. Beibehaltung der Landschaftspflegebeiträge für die Erhaltung traditioneller Bewässe- rungssysteme; e) Landschaftseinheit – Alpine Be- • Reaktivierung natürlicher Retensionsräume reiche und Hochlagen (z.B. Feuchtwiesen) sowie Erstellung von Richtlinien für die Revitalisierung von Fließ- Maßnahmen: und Stillgewässern sowie Gräben; • Aufrechterhaltung der traditionellen Alm- • Festlegung von Tabuzonen für den Schotter- wirtschaft mit abgestuften Nutzungsinten- und Kiesabbau, Renaturierungsauflagen; sitäten (Anpassung der Viehdichten); • Landschaftsschonende Baunutzung; • Nutzungssteuerung durch agrarisches För- • Landschaftsgerechte Kapazitätsfestlegung in derungswesen mit stärkerer ökologischer touristischen Regionen. Orientierung; • Streichung der Fördersätze für Gelände- c) Landschaftseinheit – Bergland- korrekturen und Entwässerung; • wirtschaftszonen Erstellen von Landschaftsinventaren und Kulturlandschaftsprogrammen; Maßnahmen: • Erhaltung bzw. Regeneration der ausgedehn- • Erhalten traditioneller Wirtschaftsformen und ten Moorgebiete, Schutz aller Torfvorkommen abgestufte Anpassung der Viehdichten; und deren torfbildender Pflanzengesell- • Reduzieren der Intensitätsstufen mittels schaften; • Anreizen durch Landschaftspflegeprämien; Begrenzung des Ausbaus von Skigebieten • Förderungen für die Erhaltung und Pflege von und des Einsatzes von Schneekanonen; • Landschaftselementen (Hecken, Trocken- Nutzung des öffentlichen Wassergutes bzw. mauern, Lesesteinhaufen, Zäunen usw.); Regulierung der Gewässer nach ökologi- • Streichung der Förderungen für Gelände- schen Kriterien (z.B. ingenieurbiologische korrekturen, Beseitigung landschaftsrelevan- Sicherungsmaßnahmen); • ter Strukturelemente, Entwässerung von Gezielte Besucherlenkungskonzepte (Anlage Feuchtstandorten, Bewässerung von Tro- von Knüppelpfaden durch Moore, Abzäunung ckenstandorten); kritischer Bereiche, Festlegen von Reitrouten, • Überprüfung der Förderungen für Wegebau; Ausweisung von Wildruhezonen). • Standortbezogene Regelung der Waldweide;

SK G:\Konrad\LANDSCHAFTSPLÄNE\berichte\sandiT.doc

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