MUSEUMSWELT

20-seitiges Special für den Herbst 2011

MUSEUM FÜR BERGEDORF / VIERLANDE

Den ländlichen Alltag verewigt Hermann Haase, der bedeutendste Maler der Vierlande in einer groß angelegten Schau >SEITE 4

MUSEUM DER ARBEIT

100 Jahre Elbtunnel Eine Ausstellung zeigt, wie Hamburgs berühmte Röhren entstanden >SEITE 5

BUCERIUS KUNST FORUM

Ansichten der Renaissance Frühe italienische Meister bis Botticelli wenden sich dem Leben zu >SEITE 12

Die Entdeckung der Farbe

Mit allen Die Hamburger Kunsthalle würdigt Adressen und „Max Liebermann. Wegbereiter der Moderne“ Öffnungszeiten der Hamburger in einer großen Retrospektive Museen >SEITE19 MUSEUMSWELT Hamburger Abendblatt 2 FORUM

Mehr über Kunst, Ausstellungen und Museen lesen Sie täglich im Abendblatt-Kulturteil und unter Abendblatt.de/kultur-live

Die eigenen Stärken nutzen

Was Bremens Kunsthallen-Chef Wulf Herzogenrath über Hamburgs Museen denkt

MATTHIAS GRETZSCHEL Hat die Hamburger Museumsszene zu macht, stark verändert. Einige der wenig Selbstbewusstsein? Probleme lassen sich erst jetzt wirk- :: Prof. Wulf Herzogenrath, 67, ist ei- Herzogenrath: Es mangelt vielleicht lich lösen. Das betrifft zum Beispiel ner der erfolgreichsten deutschen Aus- eher an Konzentration und Kooperati- das Depot, die Restaurierungsräume stellungsmacher. 1994 wurde er Direk- on. Wichtig wäre es, gemeinsam mit und die Museumspädagogik, die jetzt tor der Bremer Kunsthalle, deren Er- der Stadt und dem Tourismusbereich erstmals angemessene Räume erhält. weiterung und Modernisierung im neue Schwerpunkte zu setzen, damit Unter den bisherigen Rahmenbedin-

EDITORIAL Herbst abgeschlossen sein wird. In Bre- die Museen stärker überregional aus- gungen hätten wir unser heutiges Pro- men zeigte er Ausstellungen wie „Mo- strahlen können. gramm nicht dauerhaft realisieren Liebe Leser der net und Camille – Frauenportraits im können. Und mit den Erfolgen der ver- Impressionismus“ oder „Paula in Paris“ Vor einem Jahr plante der damalige gangenen Jahre wuchs auch der Mut, Museumswelt! (über Paula Modersohn-Becker), die Hamburger Kultursenator die Schlie- ein so großes Projekt tatsächlich in auch überregional stark beachtet wur- ßung des Altonaer Museums. Angriff zu nehmen. den. Herzogenrath ist auch mit der Herzogenrath: Abgesehen davon, dass MATTHIAS GRETZSCHEL Hamburger Museumsszene bestens die Schließung gar kein Geld gespart Sie haben in den vergangenen andert- vertraut, als externer Experte gehört er hätte, war die große Welle der Solidari- halb Jahrzehnten mit Blockbuster-Aus- :: Manchmal lohnt es sich ganz dem Stiftungsrat der Hamburger tät und Begeisterung, mit der die Bür- stellungen, auf die man in Hamburg mit besonders, über den Tellerrand zu Kunsthalle an. ger diese Pläne verhindert haben, einem gewissen Neid blickte, Maßstäbe blicken. Zum Beispiel nach Bremen, wirklich bewundernswert. Die Ver- gesetzt. Verraten Sie uns Ihr Erfolgsre- wo jetzt die Kunsthalle nach mehr als Museumswelt: Im vergangenen Jahr gab bundenheit der Bürger mit ihren Mu- zept? zweijähriger Bau- und Schließzeit es zwischen der Hamburger Kulturpoli- seen ist hanseatisch und auch für Bre- Herzogenrath: Das ist sehr einfach: Die glanzvoll neu eröffnet wurde. Das ist tik und den Museumsstiftungen erheb- men typisch. Der Bremer Kunstverein, Ausstellung muss von mindestens ei- interessant, denn auch an der Weser liche Konflikte. Wie haben Sie das wahr- der die Kunsthalle trägt, hat mehr Mit- nem singulären Meisterwerk aus der sind die Finanzen knapp, auch dort genommen? glieder als die seit Kriegsende regie- Sammlung ausgehen, mit der sich haben es die Museen nicht leicht, mit Wulf Herzogenrath: Von außen betrach- rende Volkspartei SPD. dann auch die Bevölkerung identifizie- den kargen Mitteln, die ihnen zur tet sind die Hamburger Probleme im ren kann. Zweitens muss wissen- Verfügung stehen, ein attraktives Pro- Vergleich zu den Schwierigkeiten, die Die Bremer Kunsthalle ist erst 1996 bis schaftlich die Besonderheit herausge- gramm zu gestalten. Museen in anderen Städten haben, 1998 für damals 25 Millionen Mark re- arbeitet werden. Wichtig ist außerdem Dass es aber zum Beispiel der eher marginal. Die negative Wirkung noviert worden, weshalb machen Sie ein Marketing, das populär ist, ohne Bremer Kunsthalle immer wieder der damaligen Auseinandersetzungen jetzt schon wieder alles neu? populistisch zu sein. gelingt, mit großartigen Ausstellungen war jedoch enorm. Eigentlich hätte Herzogenrath: Weil wir uns damals den bundesweit positive Schlagzeilen zu man die Probleme intern regeln kön- ganz großen Wurf noch nicht zuge- Wie schaffen Sie es, dass etwa 80 Pro- erreichen und Hunderttausende aus- nen und müssen, der Imageschaden traut haben. Außerdem haben sich zent der Besucher der großen Ausstel- wärtige Besucher anzulocken, ist be- für die Hamburger Museumsszene ist auch die praktischen Anforderungen lungen von außerhalb kommen? merkenswert. Dieser Erfolg ist zu jedenfalls immens. Und es braucht si- für ein Haus, das große Ausstellungen Herzogenrath: Zum Beispiel, indem wir einem großen Teil dem Einfallsreich- cher einige Zeit, ehe Hamburg wieder unser Publikum pflegen – von Kunst- tum und dem Engagement der Kunst- so im Glanze stehen wird, wie es sich vereinen bis hin zu einer interessier- hallen-Mitarbeiter geschuldet. Aber für eine so wichtige Museumsstadt ei- ten Damengruppe aus Köln, die genau auch einem besonderen Klima in der gentlich gehört. weiß, dass es alle zwei Jahre eine große Stadt, das sich von dem in Hamburg Ausstellung gibt, die – wie ab Oktober nicht unerheblich unterscheidet. Die Hamburger Museumsstiftungen unsere Munch-Schau – die Reise nach Denn in Bremen sind nicht nur sind strukturell unterfinanziert. In Bre- Bremen lohnt. die Bürger, dort sind auch die Politiker men stehen Sie kurz vor der Eröffnung stolz auf „ihre Kunsthalle“. Sie haben einer prächtig erweiterten Kunsthalle. Sie treten im September in den Ruhe- erkannt, dass dieses von den Bürgern Was unterscheidet die beiden Hanse- stand und überlassen Ihrem Nachfolger getragene Museum kein „Subventions- städte? Christoph Grunenberg das Feld. Was fall“ ist, sondern ein Aktivposten, mit Herzogenrath: Jedenfalls nicht das tut ein emeritierter Museumsdirektor? dem sich wuchern lässt. Vor allem Geld, das in Bremen sicher noch knap- Herzogenrath: Das, was er eigentlich dieses „Wir-Gefühl“ ist der Grund per ist als im vergleichsweise wohlha- am liebsten tut, nämlich inhaltlich zu dafür, dass Bremen immer wieder mit benden Hamburg. Wir sind froh, dass arbeiten. Ich habe an der Berliner Aka- intelligent kuratierten Blockbuster- die Museen nicht mehr Zankapfel zwi- demie der Künste das John-Cage-Jahr Ausstellungen überall im Land als schen den politischen Parteien sind, angeregt und stelle dort ab März 2012 attraktive Museumsstadt auffällt. Im sondern dass die Politik zum Beispiel John Cage als bildenden Künstler vor. Oktober mit Edvard Munch. von „unserer Kunsthalle“ spricht. Das Ich werde also auch weiterhin Ausstel- Matthias Gretzschel ist ein sehr positiver Ansatz. Wulf Herzogenrath Foto: Harald Rehlin lungen kuratieren.

„Museumswelt Hamburg“ ist eine Beilage zum Hamburger Abendblatt und erscheint vierteljährlich. INHALT STEINZEIT PARIS THE BRONZE HOUSE LÜBECK Redaktion Auf Spurensuche im Helms-Museum Fotografien der französischen Metropole Der Kunstverein dokumentiert ein Ein Rundgang durch sehenswerte aktu- Dr. Matthias Gretzschel (verantwortl.), > Seite 3 in den Deichtorhallen > Seite 7 Projekt von Plamen Dejanoff > Seite 13 elle Ausstellungen in der Hansestadt Annette Stiekele > Seite 17 Gestaltung: Andrea Riesch Titelbild: Max Liebermann: „Der Papagei- HERMANN HAASE APPLE FORMFINDUNG enmann“, 1902, Foto: Museum Folkwang Das Bergedorfer Schloss präsentiert den Im Museum für Kunst und Gewerbe Das Wenzel-Hablik-Museum zeigt RUMMEL Essen/bpk, Lutz Braun Künstler der Vierlande > Seite 4 erobert Design den Computer> Seite 8/9 Entwürfe von Peter Maly > Seite 13 Im Freilichtmuseum am Kiekeberg Druck: Axel Springer AG, Hamburg und erlebt der historische Jahrmarkt eine Ahrensburg. ENGAGEMENT LIEBERMANN LEBENSLINIEN Renaissance > Seite 18 Redaktion: Axel Springer AG, 20350 Freie Mitarbeiter sind das Herzstück des Die Kunsthalle würdigt den Wegbereiter In der KZ-Gedenkstätte Neuengamme Hamburg, Axel-Springer-Platz 1., Museumsdienstes > Seite 4 der Moderne > Seite 10/11 begegnen sich Generationen > Seite 14 ADRESSEN Tel. 040/347-26413 Die Öffnungszeiten der Hamburger Anzeigenleitung: Dirk Seidel, Tel. 040/347- JUBILÄUM BOTTICELLI SCHWARZER KONTINENT Museen und ihrer Außenstellen 22556, Telefax Anzeigen 040/34 37 93 Das Museum der Arbeit feiert 100 Jahre Das Bucerius Kunst Forum zeigt frühe Afrikaner in Hamburg berichten über ihr > Seite 19 Die nächste Ausgabe der Museumswelt Elbtunnel > Seite 5 italienische Meister > Seite 12 Leben > Seite 15 erscheint am 22. November. Informationen NEUE MEDIEN über die Veranstaltungen der Hamburger ZAHLENREISE 3 HAMBURGER FRAUEN GEORG WINTER Das Internationale Maritime Museum Museen als Videotext bei Hamburg 1 TEXT Der Kinderolymp lädt zu einer unterhalt- Selbstinszenierungen im Kunsthaus Das Ernst Barlach Haus präsentiert den setzt in der Vermittlung auf neue ab Seite 400. samen Mathestunde ein > Seite 6 > Seite 13 experimentellen Bildhauer > Seite 16 Technologien > Seite 20 IMPRESSUM

„Museumswelt Hamburg“ wird präsentiert im Auftrag der in der Hamburger Direktorenkonferenz vertretenen Museen Hamburger Abendblatt HELMS-MUSEUM STIFTUNG HISTORISCHE MUSEEN HAMBURG 3 www.helmsmuseum.de Das Mammut aus der Elbe

Das Helms-Museum begibt sich auf eine Spurensuche in die eiszeitliche Vergangenheit

GISELA ALBROD

:: Wer den Klimawandel verstehen will, muss einen Blick in die Vergangen- heit werfen, in der Kalt- und Warmzei- ten sich periodisch abwechselten. Heu- te leben wir in einer Warmphase. Die letzte Kaltzeit bildete die jüngste Phase des Eiszeitalters, das vor etwa zwei Mil- lionen Jahren begann und vor 12 000 Jahren endete. Auf Gletscherlandschaf- ten und baumfreie Tundren folgten Eichenmischwälder und krautreiche Grassteppen. In den Kaltzeiten sanken die Temperaturen weltweit um etwa 5 Grad, örtlich auch um 10 bis 12 Grad. Das Ende der Eiszeit ist eine der spannendsten Epochen der Erdge- schichte. Denn mit diesem Erdzeitalter ist eng die Entwicklung des Menschen verknüpft. In Norddeutschland bedeck- ten bis zu 3000 Meter hohe Gletscher die Landmasse, bevölkert von groß- wüchsigen Herdentieren. Die Sonder- ausstellung im Helms-Museum „Eiszeit in Hamburg – Tiere und Jäger der Steinzeit“ beleuchtet ihr Leben.

Die Tiere waren hervorragend an Klima und Vegetation angepasst Mehr als zwanzig lebensechte Nachbildungen lassen die eiszeitliche Tierwelt Norddeutschlands wieder auf- leben. Die Ausstellung spiegelt ihren Diese Nachbildung natürlichen Lebensraum wider. Zu den eines vier Meter Exponaten zählt ein vier Meter hohes hohen Mammuts Mammut mit seinem Jungtier. Solche zählt zu den Elefanten lebten damals auch auf herausragenden hamburgischen Gebiet. Dies belegen Exponaten der Funde von erhaltenen Knochen, Stoß- Ausstellung Fotos: zähnen, Rippen sowie von Becken- und Helms-Museum Schädelfragmenten, die aus der Elbe ge- borgen wurden. Weitere Tiere sind zu bestaunen, Wollnashorn, Riesenhirsch, Höhlenbär, Wildpferd und viele weitere Arten. Die enorme Körpergröße, die im Verhältnis zur Statur recht kleinen Ohren und Ex- tremitäten sowie das lange und dichte Fell zeigen, wie hervorragend die Tiere sich an Klima und Vegetation angepasst haben. „Mit der schnellen Wiederer- wärmung der Erde vor etwa 12 000 Jah- ren drang der Wald mit seiner typischen Auch Woll- Fauna vor und entzog den Kälte lieben- nashörner und den Tieren den Lebensraum. Viele Ar- Moschusochsen ten starben damals aus“, erklärt Dr. Mi- bevölkerten chael Merkel, Kurator der Ausstellung. Hamburg in der Den Tierrekonstruktionen zur Sei- Steinzeit te gestellt sind archäologische Fundstü- cke aus den museumseigenen Samm- lungen. Sie zeugen von der Lebensweise der Menschen damals. Jagd- und Ge- brauchsgegenstände des alltäglichen dären Höhle von Altamira in Spanien. bis zur Gegenwart weiterverfolgen. Die 29. Oktober gestaltet. Neben dem Bedarfs gewähren Einblicke in den Ergänzend zur Ausstellung empfiehlt Besucher erwartet überdies ein Begleit- Helms-Museum richten 16 weitere In- Überlebenskampf unserer Vorfahren. sich ein Rundgang durch die Daueraus- programm für die ganze Familie mit stitutionen der südlichen Metropolre- Geschnitzte Knochen, modellierter Ton stellung des Archäologischen Muse- Führungen und Kinderprogrammen. gion diesen Tag gemeinsam aus. oder bemalte Höhlenwände geben ums, das gleich gegenüber liegt. Nach- Das neue museumspädagogische Zeugnis einer frühen Kultur. Ein Repli- dem die Besucher eine Gletscherspalte, Konzept trägt die Handschrift von Eiszeit in Hamburg – Tiere und Jäger der kat der weltberühmten, 25 000 Jahre bestehend aus 25 000 Eiswürfelfor- Yvonne Krause, die im August 2011 die Steinzeit 30.9.2011 bis 26.2.2012, Helms-Museum alten Venus von Willendorf ist ebenso men, passiert haben, können sie die Nachfolge von Dr. Rüdiger Articus an- Hamburg, Museumsplatz 2, 21073 Hamburg, in der Ausstellung zu sehen wie das Ori- Kulturgeschichte unserer Region von getreten hat. Sie hat auch das Pro- T. 428 71 36 93, Di–So 10.00–17.00 Uhr, ginal einer Felszeichnung aus der legen- der eiszeitlichen Gletscherlandschaft gramm für den Harburger Kulturtag am Führungen So 14.00 Uhr

„Museumswelt Hamburg“ wird präsentiert im Auftrag der in der Hamburger Direktorenkonferenz vertretenen Museen MUSEUM FÜR BERGEDORF UND DIE VIERLANDE/ MUSEUMSDIENST Hamburger Abendblatt 4 STIFTUNG HISTORISCHE MUSEEN HAMBURG www.bergedorfmuseum.de; www.hamburgmuseum.de; www.museumsdienst.de

Den Dingen des Lebens Tiefe gegeben Namhafte Autoren lesen beim Harbour- Eine Schau würdigt mit Hermann Haase den maßgeblichen Künstler der Vierlande Front-Festival :: Die Kunst der Vierlande wird viel- :: Einige der Autoren, die beim Lite- fach als Heimatkunst belächelt. Ein raturfestival Harbour Front gastieren, Künstler sticht da heraus. Hermann lesen im Museum für Hamburgische Haase (1862 bis 1934) gilt als der bedeu- Geschichte. Julia Albrecht und Corinna tendste Zeichner und Maler der Vier- Ponto stellen „Patentöchter – ein Leben länder Kunst. Die letzte große Haase- im Schatten der RAF“ (17.9.) vor. David Schau liegt lange zurück. 1910 lancierte Safier liest aus „Happy Family“ (19.9.) Justus Brinckmann eine große Ausstel- und Eugen Ruge zeigt „In Zeiten des ab- lung zur Kultur der Region mit zahlrei- nehmenden Lichts“ (21.9.). (asti) chen Aquarellen des Künstlers im Mu- seum für Kunst und Gewerbe. Ab Okto- Harbour Front e. V. – Literaturfestival Hamburg ber steht Haase nun im Zentrum einer Museum für Hamburgische Geschichte, umfassenden Schau im Museum für Holstenwall 24; Karten: T. 01805/92 20 09; Bergedorf und die Vierlande. www.harbourfront-hamburg.de

Die Bilder sprechen für sich – und ein rekonstruiertes Bauernhaus Kurator Dr. Olaf Matthes verhan- delt die Kunst Haases auf mehreren Großes Ebenen. Zum einen sollen die Vierlande Modellbahnfest als eigenständiger Raum mit kultureller Ausprägung vorgestellt werden, zum im Museum anderen gilt es zu klären, woher das In- teresse Haases für die Motive seiner :: Eisenbahnen im Miniaturformat Aquarelle stammt. In seiner Kunst hat haben Fans unter kleinen, aber auch er die dörfliche Idylle maßstabgetreu Innenansicht eines Bauernhauses von Hermann Haase Foto: Museum großen Kindern. Am 24. und 25. Sep- eingefangen, die Trachten, die Bauern- tember begeht der Verein Modelleisen- häuser mit ihren Strohdächern, aber be. „Die Aquarelltechnik hat er in un- chern auch den Besuch eines rekon- bahn Hamburg e.V. sein 80-jähriges Be- auch Details des Hausrates, von der ver- glaubliche qualitative Höhe getrieben“, struierten Bauernhauses ermöglichen, stehen mit einem großen Fest. Interes- zierten Truhe bis zum Gartengerät. so Dr. Olaf Matthes. „Er hatte die Fähig- wenn auch nur virtuell. (asti) sierte können zahlreiche Modellbahn- Die Schau zeigt 250 Blatt des keit, nicht nur fotografisch genau zu re- anlagen bestaunen, Schauvorführun- Künstlers und will vor allem die Bilder produzieren, sondern eine zusätzliche Hermann Haase und die Kultur der Vierlande gen beiwohnen sowie Filme und Füh- sprechen lassen. Mit einem besonders Fleischlichkeit, Schärfe und Tiefe hin- 27.10.2011 bis 15.4.2012, Museum für Bergedorf und rungen zur Geschichte erleben. (asti) scharfen Auge und seltenen Blick für einzubringen.“ Etliche der von ihm auf- die Vierlande/ Schloss Bergedorf, Bergedorfer das Ganze setzte Haase, der nach einer gezeichneten Kulturdenkmäler sind in- Schlossstraße 4, April bis Oktober Di–Do 11.00– Kleine Bahnen ganz groß 24./25.9., jew. Lehre als Maschinenbauer die Hambur- zwischen verschwunden, Häuser abge- 17.00, Sa/So 11.00–18.00, November bis März 10.00–18.00, Museum für Hamburgische ger Gewerbeschule besuchte, Maßstä- brannt. Die Ausstellung will den Besu- Di–Do 12.00–16.00, Sa/So 11.00–17.00 Geschichte, Holstenwall 24 Ohne sie läuft nichts

Engagierte freie Mitarbeiter sind das Herzstück des Museumsdienstes Hamburg

ANNETTE STIEKELE Kunstbiennale in Venedig. Eher per entzündet, haben die Menschen sofort gen an. Im Zoologischen Museum er- Zufall landete dagegen der studierte einen Zugang dazu.“ Er will die Grup- klärt er nun Kita-Gruppen die heimi- :: Unermüdlich bringen sie Kita- Vor- und Frühgeschichtler Holger Jun- pen „da abholen, wo sie stehen“, und sie sche Tierwelt und Studierenden das Le- Gruppen die Steinzeit nahe und Er- ker im Archäologischen Museum Ham- dahin auch wieder zurückbringen. ben der Wale und Delfine. Anschau- wachsenen die Geheimnisse moderner burg und im Museum für Bergedorf und Auf unkonventionellen Wegen ist ungsmaterial ist reichlich vorhanden. Kunst: die freien Mitarbeiterinnen und die Vierlande. Daniel Bein zu seinem Fachgebiet ge- „Man muss sich überlegen, wie man Mitarbeiter des Museumsdienstes Als ein „Springer“, also ein flexibel kommen. Eigentlich hat er einen Magis- mit Viertklässlern spricht und die In- Hamburg. Aus einem Pool von rund 303 einsetzbarer Mitarbeiter im Archäolo- ter Artium in Osteuropäischer Ge- halte auch auf Nichtbiologen zuschnei- von ihnen schöpfen derzeit 18 Museen gischen Museum gesucht wurde, be- schichte, Volkskunde und Uralistik. Seit den.“ Wenn ein neuer Film wie „Mada- in Hamburg. Von der offenen Werkstatt warb sich Junker. Die Tätigkeit bereite- fünf Jahren unterrichtet er Gruppen in gaskar“ in den Kinos anläuft, erarbeitet bis zur klassischen Führung beherr- te ihm viel Freude und so baute er sie Geologie, Paläontologie, Mineralogie Bein schon mal ein Konzept über die schen sie alle Spielarten. aus. Heute bietet er für den Museums- und Zoologie im Zoologischen Museum tierischen Filmhelden der Lemuren. dienst verschiedene Programme an. und in den Schaugewächshäusern am Bein hat die Pädagogik im Haus kom- Das Sehen erweitern und dem „Mich reizt die Vermittlung von Kultur Dammtor. Den Sprung zur Biologie plett aufgebaut. Damals zählte das Besucher Entdeckungen ermöglichen durch praktische Materialien“, so Jun- fand der Quereinsteiger über die Völ- Museum 300 Besucher jährlich und war Marion Koch genießt es vor allem, ker. „Die Gegenstände sind ja tot. Wenn kerkunde. Hier fing er als interkulturel- von Schließung bedroht. Heute sind es den Besuchern der Kunsthalle wie sie es ich vorführe, wie man ein Eiszeitfeuer ler Trainer mit Tier-Mensch-Beziehun- 43 000. nennt, „die Augen zu öffnen“, ihr Sehen zu erweitern, Entdeckungen zu ermög- lichen. Seit Jahren gibt die studierte Kunstpädagogin und Kunsthistorikerin ihr Wissen um Maltechniken und Stil- richtungen weiter, vom Grundschüler bis zum Erwachsenen. Parallel arbeitet sie konzeptionell, entwickelt Begleitprogramme wie etwa einen Parcours zum Thema „Orient“. Außerdem organisiert und moderiert sie die Reihe „Kunst im interreligiösen Dialog“, in der Vertreter unterschiedli- cher Religionen sich vor bis zu 70 Teil- nehmern über Kunstwerke austau- schen. Oder sie leitet Reisen etwa zur Marion Koch, Holger Junker und Daniel Bein in Aktion Fotos: Heinz Bartels, Mauricio Bustamante, Helms-Museum

„Museumswelt Hamburg“ wird präsentiert im Auftrag der in der Hamburger Direktorenkonferenz vertretenen Museen Hamburger Abendblatt MUSEUM DER ARBEIT STIFTUNG HISTORISCHE MUSEEN HAMBURG 5 www.museum-der-arbeit.de

Mode und Design Arbeiten unter Druck für den Herbst Vor 100 Jahren wurde der Alte Elbtunnel eingeweiht. Eine Schau erinnert daran „besondersschön“ bietet originelle Produkte in kreativer Handarbeit

:: „Es ist keiner der üblichen Hand- werker- oder Designermärkte, sondern ein Tag, an dem die Leute nicht nur kau- fen, sondern sich auch wohlfühlen sol- len“, sagt Johanna Pröpstl, die Organi- satorin von „besondersschön“, einer Veranstaltung, die erstmals im Museum der Arbeit stattfindet. Kreative Herstel- ler bieten hier Mode, Designobjekte, Kinderspielzeug, Lampen und Acces- soires an. „Reingehen“ heißt das auf die kommenden Herbsttage abgestimmte Motto. Wer hier ausstellen möchte, muss sich einer Jury stellen, die Wert auf das Diese Postkarte zeigt einen Querschnitt Besondere legt. „Uns geht es um Dinge, der Anlage Fotos: HPA/Bartzen bei denen eine Einheit von Form und Funktion sichtbar wird und die über ein hohes Maß an Originalität verfügen“, sagt Johanna Pröpstl. Begleitet wird der Tag von einem Rahmenprogramm, das auch Veranstaltungen für Kinder um- fasst. (M.G.)

besondersschön 25.9., 10.00–18.00, Alte Fabrik, Eintritt 4,-; Infos unter www.besonders-hamburg.de

Das Comeback der betagten Brummis :: Die Lastkraftwagen der 1950er- und 1960er-Jahre gehörten lange Zeit zum Alltag des Hamburger Hafens, bis sie durch neuere Modelle verdrängt wurden. Am 17. und 18. September keh- ren sie noch einmal in den Hafen zu- rück, genauer gesagt ins Hafenmuseum Hamburg, das zu einem Aktionswo- chenende einlädt. Präsentiert werden Früher eine technische Sensation, heute eine Touristenattraktion: Blick in den alten Elbtunnel, rechts eine Schnittzeichnung die historischen Fahrzeuge des „Zusam- menschlusses Fernkraft“, hoch betagte, MATTHIAS GRETZSCHEL wurden zum Beispiel der Schellfisch- chen. Penibel achteten die Bornsteins aber bestens gepflegte LKW, von denen tunnel in Altona, die U-Bahn-Tunnel darauf, dass die Arbeiter langsam aus- manche fast wie neu aussehen. :: „Seine einem Mausoleum nicht un- und die beiden Elbtunnel errichtet, in geschleust wurden – retteten ihnen da- Sie sind fahrtüchtig und demons- ähnliche Gestalt ist wohl geeignet, beim teilweise sehr innovativen Bauverfah- mit Gesundheit und Leben und schufen trieren im Zusammenspiel mit der „MS Besucher, der den Zweck nicht ahnt, ein ren, die wir in der Ausstellung doku- die Grundlagen für die Druckluftmedi- Bleichen“, dem Kaikran und der histori- Grübeln über dessen Bestimmung zu mentieren“, sagt Ausstellungskurator zin. Dass die dabei gewonnen Arbeits- schen Hafenbahn, wie der klassische wecken“, schrieb mit leisem Spott eine Jürgen Bönig. ergebnisse lange ignoriert wurden, lag Hafenumschlag vor der Einführung des Architekturzeitschrift über den im Sep- vermutlich an der jüdischen Herkunft Containers organisiert war. Ehrenamt- tember 1911 eröffneten St.-Pauli-Elb- Zwei jüdische Ärzte retteten von Adele und Arthur Bornstein. liche Mitarbeiter, die das Hafenmu- tunnel. Der Tunnel, der aus zwei 426,5 den Tunnelarbeitern das Leben „Bis in die 1980er-Jahre baute man seum seit Jahren unterstützen, stehen Meter langen Röhren besteht, die die Jeder Tunnelbau bedeutete bei den in Hamburg Tunnel unter Druckluftbe- dabei als Zeitzeugen allen Interessier- St. Pauli-Landungsbrücken mit dem schwierigen Hamburger Bodenverfas- dingungen. Erst nachdem Tunnelboh- ten Rede und Antwort. (M.G.) jenseits der Norderelbe gelegenen sungen eine technische Herausforde- rer wie die T.R.U.D.E. (tief runter unter Werftstandort Steinwerder verbinden, rung und zugleich eine Gefährdung für die Elbe) bei der vierten Elbtunnel- Historische LKW 17./18.9., Hafenmuseum, Schup- war zur Erbauungszeit eine bewunderte die daran beteiligten Arbeiter. Um das Röhre zur Verfügung standen, mussten pen 50a, Infos: www.hafenmuseum-hamburg.de Sensation. Heute ist er ein technisches Eindringen von Wasser zu verhindern, die Arbeiter nicht mehr extremen Be- Denkmal und eine Touristenattraktion. wurde mittels Druckluft Überdruck er- lastungen ausgesetzt werden“, sagt Jür- Anlässlich seines 100. Jubiläums zeigt zeugt. Für die unter Tage arbeitenden gen Bönig, der die Arbeitsbedingungen das Museum der Arbeit die Schau „Tun- Menschen bestand daher die Gefahr, in den Mittelpunkt seines Ausstellungs- nel. Hamburg und seine Unterwelt“. der Taucherkrankheit zum Opfer zu fal- konzepts gerückt hat. Die T.R.U.D.E. Mit originalen Plänen, Modellen len. Dass insgesamt nur drei Menschen steht seit Jahren als technisches Denk- und historischen Fotos werden die Bau- ums Leben kamen, ist dem für damalige mal auf dem Museumsgelände geschichte und das Bauverfahren des Verhältnisse systematisch betriebenen Alten Elbtunnels erläutert. Das Thema Arbeitsschutz zu verdanken. Nachdem Tunnel. Hamburg und seine Unterwelt Sonder- ist weiter gefasst, denn es geht auch um sich zunächst ein Arzt des Hafenkran- ausstellung zum 100-jährigen Jubiläum des St.- andere Hamburger Tunnelbauwerke kenhauses als unfähig erwiesen hatte, Pauli-Elbtunnels 9.9.2011 bis 18.3.2012, Museum der und deren Entstehungsbedingungen. ließen die Auftraggeber das Ärzteehe- Arbeit, Wiesendamm 3, Mo 13.00–21.00, Di–So Alt, aber hip: ein nostalgischer Brummi „Es begann mit der Kanalisation. Später paar Bornstein die Baustelle überwa- 10.00–17.00, Sa 10.00–18.00 im Einsatz Foto: Museum der Arbeit

„Museumswelt Hamburg“ wird präsentiert im Auftrag der in der Hamburger Direktorenkonferenz vertretenen Museen ALTONAER MUSEUM Hamburger Abendblatt 6 STIFTUNG HISTORISCHE MUSEEN HAMBURG www.altonaermuseum.de

Zerbrechliche Schönheit

Eine Schau zur Laterna Magica würdigt die Vorläuferin des Kinos

:: „Meine Damen und Herren, darf ich Sie zu einer ganz besonderen Vor- führung begrüßen: Die hochmoderne, einzigartige, unheimliche Laterna Ma- gica.“ So oder so ähnlich könnten Vor- führungen der Laterna Magica vor gut 200 Jahren eingeleitet worden sein. Die Laterna Magica ist ein Projekti- onsgerät, erfunden im 17. Jahrhundert. Einem größeren Publikum ist sie erst seit dem 18. Jahrhundert zugänglich. Sie funktioniert wie eine umgekehrte Camera Obscura. Von innen scheint ei- ne Lichtquelle durch eine vorgeschalte- te Linse nach draußen durch ein an der Außenseite angebrachtes Lichtbild. Dieses wird groß auf eine Leinwand projiziert. Das Altonaer Museum zeigt nun Teile seines Bestands von 450 Laterna- Magica-Bildern, die die Mitarbeiterin Rebecca Schumann im Laufe eines Jah- res inventarisiert hat. Im Zentrum der Ausstellung steht die spätere Aufberei- tung der dargestellten Themen für Kin- der. Zu Beginn richtet sich die Laterna Magica vor allem an Erwachsene. Die Die Kinder lernen neben der Mathematik auf einer musealen Reise gleich die ganze Welt kennen Foto: Altonaer Museum Lichtprojektionen wurden auf Jahr- märkten oder in Wirtshäusern gezeigt, teilweise musikalisch unterlegt und von einem Erzähler kommentiert. Geister- erscheinungen, Nebelbilder, bewegte Mit Zahlen um die Welt Lichtbilder – die Vorführungen greifen dem Kino lange voraus.

Der Kinderolymp zeigt jungen Besuchern die aufregenden Seiten der Mathematik Die Laterna Magica bietet Lehrreiches und Material zum Träumen CHRISTIAN DITTLOFF Kinder lernen auf diese Weise die Not- Erst gegen Ende des 19. Jahrhun- wendigkeit eines metrischen Systems derts erkennt man das erzieherische :: Das ist mal eine provokante Be- kennen. Denn würden die Pyramiden Potenzial der Laterna Magica. Es ist hauptung: „Mathe macht Spaß“ lautet heute noch stehen, wenn sie damals nicht zuletzt die Besonderheit des Ge- der Untertitel der Mitmach-Ausstel- schief gebaut worden wären? Dank räts, die zerbrechliche Schönheit der lung im Kinderolymp des Altonaer Mu- exakter Mathematik haben sie sich über gläsernen Bilder, die das kindliche Inte- seums. Ausgerechnet das Angstfach vie- 4000 Jahre gehalten. resse begründen und Anschauungsma- ler Schüler wird hier zum Gegenstand Im antiken Rom stoßen die Kinder terial für Fachgebiete wie Geografie, eines abenteuerlichen Erlebnisses er- dann auf merkwürdige Zahlzeichen, die Botanik und Zoologie liefern. hoben. Doch das ist weder zäh noch tro- wie Buchstaben aussehen, und erfah- Doch die Laterna Magica zieht auch cken. Mathematik wird Kindern, vor al- ren, wie kompliziert es ist, mit diesen in die privaten Kinderzimmer ein: Mit lem im Grundschulalter, in einem au- Gebilden zu rechnen. Dass die Grund- lustigen Sketchen, Märchen oder inte- ßerschulischen Lernzusammenhang als Selbstständiges Forschen gehört zum rechenarten auch sehr einfach sein ressanten Bildern ferner Länder, die Grundlage lebensnaher Themen prä- Programm Foto: Altonaer Museum können, lässt sich an einem großen zum Träumen anregen und von den sentiert, die auch die Jüngsten interes- Abakus gut ausprobieren. jungen Besitzern wie ein Schatz gehütet sieren; ganz so wie die Seefahrt und der men, und halten ihre Ergebnisse in ei- werden. Denn wenn eines schützens- Bau der Pyramiden. nem Logbuch fest. Dann geht es auf gro- Auch historische Messinstrumente wert ist, dann die kindlichen Träume ße Fahrt. Einmal auf dem Basar in Kon- können besichtigt werden von einer Zukunft, in der alles möglich Zu Beginn der Reise müssen stantinopel angekommen, werden Wa- An allen fünf Stationen der Reise in scheint. (ditt) die Teilnehmer das Schiff beladen ren verkauft oder gegen andere ge- die Welt der Zahlen sind passende Ob- Die Ausstellung ist als Reiseerleb- tauscht, die Kinder üben sich im Welt- jekte zu besichtigen: historische Mün- Lichtblicke. Geschichten aus der Laterna Magica nis konzipiert. Zusammen mit dem al- handel. In Indien lernen die zen, ein indisches Zählbrett und jahr- 25.8.2011 bis 2.9.2012, Altonaer Museum, ten Seebären Hein und dem Schiffsjun- Teilnehmer das Wiegen der Waren ken- hundertealte Waagen, Uhren und Mess- Museumstraße 23, Di–So 10.00–17.00 gen Pit betreten die Kinder das schwere nen. Sie begreifen, dass ein Kilo Watte instrumente verschiedenen Alters. In Holzschiff im Kinderolymp für eine so viel wiegt wie ein Kilo Federn. der Ausstellung können sich die Kinder aufregende Fahrt durch die Welt und Im alten Ägypten wiederum wid- frei bewegen und die Welt der Mathe- die Mathematik. Ganz nebenbei vertie- men sich die jungen Mathe-Reisenden matik selbstständig entdecken. Sie fen die Kinder noch den Gebrauch der dem faszinierenden Mysterium der Py- müssen nicht endlose Wandtafeln le- Grundrechenarten und finden Belege ramiden. Wie war das damals vor Tau- sen, sondern können an Hörstationen für ihre strittige Daseinsberechtigung – senden Jahren in der Wüste? Die Macht den Geschichten von Pit und Hein lau- aus der Kinderperspektive. Denn Ma- der Pharaonen, die Visionen der Bau- schen. Und vielleicht wird auch so man- thematik steckt nun mal in allen Hand- meister – alles konnte nur dank akribi- cher Erwachsener seine Mathe-Mei- lungen des Alltags. scher Berechnungen realisiert werden. nung überdenken. Mathe macht Spaß – Die Reise mit dem Schiff „Altonia“ Die ursprünglichen Maßeinheiten quod erat demonstrandum. beginnt natürlich in Hamburg. Zu- bezogen sich dabei häufig auf den eige- nächst wird hier die Fracht verladen. nen Körper – auf die Längen von Elle Zahlen-Reise. Mathe macht Spaß 31.8.2011 Mithilfe eines Tally-Stabs überprüfen und Fuß. Doch die haben ja bei jedem bis 2.9.2012, Altonaer Museum, Museumstraße 23, Bunt und fragil sind die Bilder der die Kinder, ob die Stückzahlen stim- eine unterschiedliche Ausprägung. Die Di–So 10.00–17.00 Laterna Magica Foto: Ulrike Pfeiffer

„Museumswelt Hamburg“ wird präsentiert im Auftrag der in der Hamburger Direktorenkonferenz vertretenen Museen Hamburger Abendblatt DEICHTORHALLEN 7 www.deichtorhallen.de Die meistabgelichtete Stadt

Die Metropole Paris steht im Zentrum einer Fotoausstellung mit 400 Werken

URSULA HERRNDORF

:: Schimmerndes Kopfsteinpflaster in der Dunkelheit, Lichter im Nebel über der Seine, ein über und über mit Schmuck behängter Transvestit in ei- ner Bar, Liebespaare, Laternenanzün- der – in Brassais Aufnahmen des nächt- lichen Paris aus den späten 1920er-Jah- ren verdichtet sich die Atmosphäre der Stadt. Sein Freund Henry Miller, mit dem der gebürtige Ungar gern durch die nächtliche Metropole streifte, nannte ihn in einem Aufsatz „The eyes of Paris“. An Millers Formulierung knüpft der Titel einer großen Ausstellung im Haus der Photographie an. Die Schau „Eyes on Paris. Paris im Fotobuch 1890 bis heute“ unternimmt mit 400 Werken bedeutender Fotografen einen Spazier- gang durch die Stadt und durch die Kunst- und Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts. Neben Brassais berühm- ter Serie „Paris de nuit“ sind Werke von Klassikern wie Eugène Atget, René Bur- ri, Henri Cartier Bresson, André Kertész, El Lissitzky oder William Klein und zeitgenössischen Künstlern wie Andreas Gursky, Candida Höfer und Bettina Rheims zu sehen. Einen zentra- len Platz in der Schau nehmen 150 Foto- bücher und Mappenwerke ein. Viele da- von selten und sehr wertvoll.

Die Schau rückt auch zu Unrecht vergessene Fotokünstler ins Licht Gianni Berengo Gardin zeigt in „Ohne Titel“ die leidenschaftliche Seite von Paris Foto: Gianni Berengo Gardin Wohl kaum eine andere Stadt ist so häufig fotografiert worden wie Paris. Als Kunstwerk von ganz eigener ligte als einer der Ersten die damals auch Werke weniger berühmter Künst- Unzählige Fotobände beleuchten sie. Natur hat zweifellos Eugène Atget schwierige Technik der Fotografie bei ler zeigt, die zu entdecken sich lohnt. Der Münchner Kurator Hans-Michael (1857–1927) die Stadt aufgefasst. Der Nacht. In den 1950er-Jahren schließ- Für die Gegenwart ist das etwa Andréas Koetzle hat die wichtigsten Bilder und Ahnherr der Fotografie dokumentierte lich gelangt der Niederländer Ed van Lang (geb. 1965), der einen Zigeunerzir- schönsten Bücher für die Ausstellung in Bildern von hoher Intensität Zeug- der Elsken (1925–1990) mit seinem Fo- kus in Paris porträtierte. Seine Arbeiten zusammengetragen und aus seiner ei- nisse der kulturellen Vergangenheit tobuch „Liebe in St. Germain des Près“ stehen neben jenen von Bettina Rheims genen Sammlung beigesteuert. Die aber auch Kuriositäten. Die Fotografin zu internationalen Ruhm. oder Andreas Gursky. (herr) Schau erzählt, wie Künstler – Franzo- Germaine Krull (1897–1985) nimmt in Israelis Bidermanas (1911–1980), sen oder Immigranten – die Stadt gese- ihrem Bildband „100 x Paris“ aus dem genannt Izis, dagegen gilt als Beispiel Eyes on Paris. Paris im Fotobuch 1890 bis hen und erlebt haben. Und natürlich Jahr 1929 auf neue, kühne Art die Er- für einen Künstler, der bis heute nicht heute 16.9.2011 bis 8.1.2012, Haus der Photo- weitet sich der Blick weit über weithin rungenschaften des Fortschritts ins Vi- den ihm gebührenden Platz einnimmt. graphie/Deichtorhallen, Deichtorstraße 1–2, Vertrautes wie Eiffelturm, Clochards sier. Brassai (1899–1984), mit bürgerli- Er gilt als Träumer und stiller Poet. Zu Di–So 11.00–18.00, jeden ersten Do 11.00-21.00, oder Seine-Angler hinaus. chem Namen Gyala Halász, bewerkstel- den Vorzügen der Schau gehört, dass sie Katalog 49,90

Unerklärliche Phänomene Die Ausstellung „Atlas“ dokumentiert Dem „Wunder“ ist eine Schau gewidmet kreative Prozesse :: „Das Wunder ist des Glaubens heilmagnetisches Benediktuskreuz, :: Wie arbeiten Künstler? Dieser Fra- liebstes Kind“, meinte Goethe. Als Wunderpillen und mehr. Die Exponate ge geht die Ausstellung „Atlas. How to Mann der Aufklärung glaubte er wohl zeichnen nach, wie christliche Religion carry the world on one’s back“ in der nicht daran. Aber vielleicht schenkte er und antike Naturphilosophie unsere Sammlung Falckenberg nach. Aus- gerade deshalb seinen Enkelkindern ei- Vorstellung vom Wunder geprägt ha- gangspunkt ist der „Mnemosyne“-Atlas nen Zauberkasten. Dieser ist jetzt Teil ben. Der Blick richtet sich auch auf an- von Aby Warburg (1866–1929). Von hier einer Ausstellung, die unerklärlichen dere Kulturkreise, wie etwa den Islam, aus spannt die Schau einen Bogen bis Phänomenen und ihrer Wirkung auf die der ganz ohne Wunder auskommt. ins 21. Jahrhundert. Anhand von Zeich- Gesellschaft auf den Grund geht. Kuratiert wurde die Schau von der nungen, Fotografien, Gemälden, Fil- Die in Kooperation mit der Siemens Praxis für Ausstellung und Theorie men und Büchern von Paul Klee, Mar- Stiftung organisierte Schau „Wunder“ Hürlimann, Lepp, Tyradellis, die mit cel Broodhaers oder Gerhard Richter in den Deichtorhallen vereint Werke Rücksicht auf die große Begabung von werden die Quellen künstlerischen von Gegenwartskünstlern wie Joseph Kindern, sich zu wundern, für die Klei- Schaffens erforscht. (herr) Beuys, Martin Kippenberger und Albert nen eine Ausstellung in der Ausstellung Oehlen, Katharina Sieverding, Thomas eingerichtet hat. (herr) Atlas. How to carry the world on one’s back Schütte oder Fiona Tan mit Objekten 1.10. bis 27.11., Deichtorhallen Hamburg/Sammlung des religiösen oder alltäglichen Lebens. Wunder 23.9.2011 bis 5.2.2012, Deichtorhallen/ Falckenberg, Wilstorfer Straße 71, Tor 2, Hamburg- Julia Kissina: Spiel aus dem Da gibt es das Hamburger Patent Halle für aktuelle Kunst, Deichtorstraße 1–2, Di–So Harburg, Führungen Mi/Do 18.00, Fr 17.00, Sa/So Werkzyklus „Ich sehe was, was du für die Wunderkerze, den ersten Won- 11.00–18.00, jeden ersten Do 11.00–21.00, 11.00, 15.00, Infos und Anmeldung unter: nicht siehst“, 2008 Foto Julia Kissina derbra, historische Wundergläser, ein Katalog 29,80 www.sammlung-falckenberg.de

„Museumswelt Hamburg“ wird präsentiert im Auftrag der in der Hamburger Direktorenkonferenz vertretenen Museen MUSEUM FÜR Hamburger Abendblatt 8 KUNST UND GEWERBE www.mkg-hamburg.de

Der erste Macintosh Der Power 128k wurde am Macintosh G3 24. Januar 1984 Blue White (1998) vorgestellt Foto: Foto: Roman Roman Raacke Raacke

Angebissene

Die Ausstellung „Stylectical“ würdigt die ästhetischen

JOACHIM MISCHKE gehrt war, dass er sofort zur unbenutz- baren Wertanlage aufstieg, die man gut :: „Gutes Design ist so wenig Design verpackt und jungfräulich wegschloss wie möglich.“ Wenn das nur so einfach wie Spiegelglanz-Münzprägungen. Vor umzusetzen wäre, wie es klingt. Das allem ist diese Ausstellung aber ein letzte der legendären zehn Gebote von Kniefall vor der kreativen Leistung ei- Dieter Rams, dem ehemaligen Chefde- nes gebürtigen Londoners, der sich signer von Braun, ist auch den Tüftlern kaum weniger geheimnisvoll gibt als die und Geheimnisbastlern bei Apple hei- späte Marlene Dietrich: Jonathan Ive. lig. Steve Jobs, Gesicht und Motor der Ive soll einen Aston Martin fahren, Firma, schaffte es, diese Anweisung für mit dem für seine bunten Streifen be- seine untergebenen Kreativen noch rühmten Modedesigner Paul Smith gut drastischer zu verkürzen, auf ein brutal befreundet sein. Zu sehen bekommen schlichtes „Lass das weg“. ihn seine Bewunderer in aller Welt aber Erfinden und empfinden sind in höchstens in Werbe-Videos, in denen er den wie Fort Knox weggeschlossenen mit fast tränenfeuchtem Pathos im Produktschmieden von Apple zwei Sei- dunklen T-Shirt davon berichtet, wie ten ein und derselben Medaille, und die großartig doch alles geworden sei. ist mittlerweile so massiv vergoldet wie bei kaum einem anderen Konzern, frei Vorher waren Computer funktional, nach der Devise des IBM-Gründers aber mehr oder weniger hässlich Thomas J. Watson: „Good design is good Mehr als 300 Exponate sind in die- business.“ Dort, beim einstigen Bran- ser Schau zu sehen, nicht nur von der chenriesen, hat man das zwar realisiert, Firma mit dem angebissenen Erkennt- aber die radikale und vor allem lukrati- nis-Symbol, sondern auch von Vorbil- ve Umsetzung dieser Erkenntnis der dern und Nacheiferern wie Rams und Konkurrenz mit dem Individualisten- dem Hamburger Lampendesigner Tobi- Image überlassen. Apple hat sich in den as Grau. Sie alle eint der Eifer, so mili- vergangenen Jahren immer mehr zum tant alles Unnötige von einem Produkt Mythos stylisiert und seine Produkte zu entfernen, bis Funktion und Gefühl zum Technik gewordenen Herzens- für das Ergebnis auf einem Nenner sind. wunsch. Oft kopiert, nie erreicht. Aus Seit 1997 ist der medienscheue Bri- dem Computerkonzern ist längst ein te Ive der wichtigste Erfolgsgarant für globaler Lifestyle-Lieferant geworden. Apple-Boss Steve Jobs. Vor Ive waren Mit der Ausstellung „Stylectrical – Computer zwar funktional, aber mal Vom Elektrodesign, das Geschichte mehr, mal weniger hässlich. Meistens schreibt“ gibt das Museum für Kunst mehr. Dann brachte er 1998 mit den und Gewerbe einen Überblick über das bunten iMacs Spaß auf die Schreibti- Werk des aktuellen Designerteams. sche: Rechner und Monitor in einem Auch die Geschichte des fimeninternen leicht verdellten Überraschungsei, Designs der letzten 35 Jahre wird be- freundlich und verspielt waren diese rücksichtigt, darunter sind Sammler- Geräte. Ihre Fans tauften sie sofort stücke wie der „Twentieth Anniversa- „Knuddel-Macs“. Dem iBook, einem ry“-Jubiläums-Mac zu sehen, der bei tragbaren Rechner, verpasste Ive als seinem Erscheinen so teuer und so be- ironische Anspielung auf den Alltagsge-

Die Generation Power Mac G4 (2000) mit Power Mouse Foto: Roman Raacke

„Museumswelt Hamburg“ wird präsentiert im Auftrag der in der Hamburger Direktorenkonferenz vertretenen Museen Hamburger Abendblatt MUSEUM FÜR KUNST UND GEWERBE 9 www.mkg-hamburg.de

Erkenntnis

Errungenschaften des Apple-Designs brauch zwei Henkelgriffe, die man da- Computerspiele, Fotoalben oder Koch- vor nur von Plastiktüten kannte. Es wa- rezepte. Sie wecken uns, bringen uns ins ren Kinderzimmer-Rechner für die un- Bett und überwachen selbst dort noch erziehbaren Jugendlichen im Kunden, unsere Schlafrhythmen, wenn wir es ih- die cool sein wollten und anders. nen befehlen. Vom Firmengründer Die- Vier Jahre später machte Ive radi- ter Braun, der mit seinen minimalisti- kal Schluss mit niedlich. Die neue Gene- schen Alltagshelfern jahrzehntelang ration der iMacs war erwachsen gewor- Avantgarde war, ist der schöne, wahre den. Minimalistisch, ein Bildschirm, ein Spruch überliefert: „Ein Gerät muss wie elegant geschwungener statuesker Fuß. ein englischer Butler sein – zu Diensten, Die Recheneinheit war hinter ihrer Prä- wenn man es braucht, und im Hinter- sentationsfläche unsichtbar geworden. grund, wenn es nicht benötigt wird.“ Weiß, Schwarz, Silber. Mehr durfte hier Knöpfe waren im Ive-Universum nicht sein. Letzter Produkterfolg von vorgestern. Das iPad, seine Schöpfung, Ive ist das MacBook Air. Ein Unterwegs- ist Fenster zur Welt. Unser Zeigefinger rechner, der so dünn ist, dass einer der ist der gottgleiche Universalsschlüssel ersten Tester sein Gerät angeblich ver- für das Allwissen. Kein Wunder bei so sehentlich mit einem Stapel alter Zei- viel religiöser Aufladung, dass das erste tungen wegwarf. Sollte die Geschichte iPhone spöttisch mit dem Spitznamen nicht wahr sein, ist sie toll erfunden. „Jesus Phone“ begrüßt wurde, um unse- re mit Mühen beladene Welt hoffent- Wie Harry Potters Zauberstab lich ein wenig besser zu machen. bereinigen Apple-Geräte die Umgebung 1976, im Gründungsjahr von Apple, Ob Rechner für den Hausgebrauch, startete auch ein anderer amerikani- MP3-Player oder Telefon mit Zusatz- scher Mythos durch: der Spaceshuttle. funktionen – all das gab es schon, bevor Dessen Zeit ist vorbei. Die Firma mit es das auch von Apple gab, nicht selten dem Apfel zum Anbeißen ist so groß auch günstiger. Nur: so noch nicht. und mächtig wie nie zuvor. Der letzte Noch nicht so einfach, so schlicht geni- Jobs-Coup ist kein Gerät für die Hosen- al. Noch nicht so sexy. Sie haben keine tasche, sondern ein Gebäude, die neue Namen, die nur aus mechanischen Zah- Firmenzentrale, entworfen von Star- len-Buchstaben-Kombinationen beste- Architekt Sir Norman Foster. Ein riesi- hen, sie heißen iPod, iPhone, iPad. „I“ ger Ring soll bis 2015 entstehen, das stand einmal für das Internet, inzwi- vierstöckige Gebäude im kalifornischen schen für das hedonistische „i“ in „ich“. Cupertino wird größer sein als das Pen- Für die Kultprodukte aus dem Hause tagon in Washington. Symbol für eine Jobs gibt es keine Gebrauchsanweisun- Marke, die kaum noch Grenzen hat. gen, sie erklären sich von selbst. Lassen Und von oben betrachtet ein Heiligen- sich blind begreifen und verstehen. schein. Die Ausstellung wird ermöglicht Wie Harry Potters Zauberstab ver- durch die Hubertus-Wald-Stiftung. wandeln und bereinigen Apple-Geräte ihre Umgebung von überflüssigem Ma- Stylectrical. Von Elektrodesign, das Geschichte terial: In ihnen verschwinden die Inhal- schreibt 26.8.2011 bis 15.1.2012, Museum für Kunst te von Plattenregalen ebenso wie All- und Gewerbe, Steintorplatz, Di–So 11.00–18.00, Do tagswerkzeuge, riesige Adresslisten, 11.00–21.00; www.stylectrical.de

Der erste ipod (2003) Foto: Roman Raacken

„Museumswelt Hamburg“ wird präsentiert im Auftrag der in der Hamburger Direktorenkonferenz vertretenen Museen 10 HAMBURGER KUNSTHALLE Hamburger Abendblatt www.hamburger-kunsthalle.de Die Malerei von sentimentalem Ballast bef

Eine große Retrospektive zeigt, wie Max Liebermann zum Wegbereiter der Moderne in Deutschland wurde

Max Liebermann: „In den Zelten“, 1900 Foto: Hamburger Kunsthalle/bpk, Elke Walford

WOLF JAHN

:: Eine klassische Künstlerlegende lässt sich aus Max Liebermann, dem deutschen Impressionisten, nicht stri- cken. Der Berliner Maler war kein ar- mer Hirtensohn, der zum viel bewun- derten Künstlergenie avancierte. Max Liebermann war Spross einer erfolgrei- chen jüdischen Unternehmerfamilie und wie diese von einem hohen Maß an bürgerlichem Arbeitsethos beseelt. Zeit seines Lebens lag ihm das Ma- lerfürsten-Dasein fern. Sein künstleri- sches Unternehmen trug wesentlich da- zu bei, der Moderne in Deutschland auf die Sprünge zu helfen. Sein Werk und sein kunstpolitisches Engagement setz- ten wichtige Weichenstellungen für die Entwicklung der Kunst um die vorletzte Jahrhundertwende. Max Liebermann: „Selbstbildnis“ 1909/ 1910 Foto: Hamburger Kunsthalle/bpk, Max Liebermann begann mit Bildern Elke Walford des ländlichen Arbeitslebens Die Kunsthalle feiert Max Lieber- mann jetzt mit einer groß angelegten Retrospektive als „Wegbereiter der Mo- derne“ mit über 100 Gemälden aus ei- genem Bestand und zahlreichen inter- nationalen Leihgaben. Der eine Weg des François Millet, von der Monumentali- „die Bilder vor der Natur zu malen oder fugium im Garten seiner Villa am Max Liebermann in die Moderne führt tät des in der Natur arbeitenden Men- wenigstens vor der Natur zu beginnen.“ Wannsee charakterisieren ihn als Bür- über mehrere Bildetappen von den schen. Liebermann geht stets nach der- Wie bei seinen geschätzten Kollegen in germaler, nicht als Provokateur. Er be- 70er-Jahren des 19. bis in die 30er-Jahre selben Methode vor, wie Kurator Jenns Frankreich, etwa Eduard Manet, wird zeichnete sich als „sehr bourgeois und des 20. Jahrhunderts. Es ist zunächst Howoldt betont: „Er begann mit zahl- ihm mehr das Malerische als die Im- regelmäßig wie eine Turmuhr“. Den der Naturalist und Realist Liebermann, reichen vor Ort gezeichneten oder ge- pression zum Leitfaden der eigenen Impressionismus betrachtete er als der mit seinen frühen Bildern vom zu- malten Gesamt- und Einzelstudien. Im Kunst: „Ein Bündel Spargel, ein Rosen- „Weltanschauung“, ohne „die Verfahren meist ländlichen Arbeitsleben die Atelier klärte er die figuralen Motive bukett genügt für ein Meisterwerk, ein des französischen Impressionismus in Kunstwelt auf sich aufmerksam macht. und die Bildorganisation.“ Anfänglich hässliches oder hübsches Mädchen, ein seiner Malerei“ anzuwenden, so Ex- Zunächst in Frankreich, später in Hol- fielen in Deutschland die Urteile über Apoll oder ein missgestalteter Zwerg.“ Deichtorhallen-Chef Robert Fleck in land, wohin es ihn für mehrere Jahre diese neue Malerei vernichtend aus. Dies ist eines der bekanntesten Zitate seinem Katalogbeitrag. zieht, entdeckt Liebermann in der Wei- Bilder wie „Der zwölfjährige Jesus Liebermanns. Es weist ihn als Verfech- Der zweite Weg, den Liebermann te den noch sozial intakten Raum vor- im Tempel“ lösten aufgrund ihres Rea- ter einer von sentimentalem und histo- beschreitet, ist der eines umtriebigen industrieller Arbeit. lismus einen Skandal aus. Einige Kriti- risierendem Ballast befreiten Malerei Kulturpolitikers. Wenn die Ausstellung „Unter Verzicht auf anekdotisches ker erkannten das wegweisende Poten- aus, weniger allerdings als experimen- die „zentrale Stellung des Malers Lie- Beiwerk“, wie Agnieszka Lulinska in ih- zial seines Werkes. Eine Kritik von 1872 tierfreudigen Künstler. bermann im Kunstgeschehen der deut- rem Katalogbeitrag schreibt, stellt Lie- attestierte Liebermanns Bildern schen Moderne zwischen 1890 und 1935 bermann seine Handwerker, Bauern „nichts von der schwächlichen Süßlich- Der Bürgermaler war auch ein zu rekonstruieren und die europäische oder arbeitenden Frauen „mehr als so- keit, mit der die meisten Genremaler umtriebiger Kulturpolitiker Bedeutung seines Werks aufzuzeigen“ ziale Typen denn als eigenständige In- die Gefühle und Handlungen der Bau- Seine Amsterdamer Bilder, in de- versucht, dann ist dies ohne seine um- dividuen dar“. In Bildern wie „Netzfli- ern zu verpoetisieren pflegen“. nen sich erstmals das Spiel des Sonnen- fangreichen Kontakte nicht denkbar. ckerinnen“ oder die „Flachsscheuer in Liebermanns Arbeitsdarstellungen lichts bemerkbar macht, der Aufschluss Sie reichten zum damaligen Direktor Laren“ zeigt sich Liebermann inspiriert markieren gleichzeitig den Beginn sei- zu den modernen Freizeitmotiven der der Berliner Nationalgalerie, Hugo von von den großen französischen Realis- ner Freilichtmalerei: „Um diese Zeit Impressionisten, den Strandszenen, Tschudi, dem Hamburger Kunsthallen- ten. Von Gustave Courbet oder Jean- fing ich an“, erinnerte er sich später, Polospielern und nicht zuletzt sein Re- Gründungsdirektor Alfred Lichtwark,

„Museumswelt Hamburg“ wird präsentiert im Auftrag der in der Hamburger Direktorenkonferenz vertretenen Museen Hamburger Abendblatt HAMBURGER KUNSTHALLE KUNSTHALLE BREMEN 11 www.hamburger-kunsthalle.de; www.kunsthalle-bremen.de freit Hamburg gratuliert Die Kunsthalle Bremen präsentiert sich neu

MATTHIAS GRETZSCHEL von zwei Jahren als Leihgabe, darunter Vincent van Goghs 1889/90 entstande- :: Zwei Jahre lang musste das tradi- nes „Mohnfeld“ und das „Junge Mäd- tionsreiche Museum geschlossen blei- chen im Atelier“ von Henri de Tou- ben, doch nach einer tief greifenden Sa- louse-Lautrec. nierung, Modernisierung und Erweite- Bis diese „noblen Gäste“ mit all den rung präsentiert sich die Kunsthalle anderen Werken in ihre erneuerte Hei- Bremen ihren Besuchern jetzt so groß- mat zurückgekehrt sind, werden noch zügig, modern und anspruchsvoll wie einige Wochen vergehen, doch schon nie zuvor. „Aufgeschlossen!“ heißt das jetzt haben die Besucher die Chance, Motto der Eröffnungsphase, in der die herausragenden Kunstwerken zu be- Kunstliebhaber eingeladen sind, ihr gegnen. Spektakulär ist die von dem Haus neu in Besitz zu nehmen und alte amerikanischen Lichtkünstler James und neue Bereiche zu erkunden. Turrell eigens für die Kunsthalle konzi- Am Anfang steht die Wirkung der pierte Installation „Above, Between, Architektur im Mittelpunkt, der Zu- Below“. Sie erstreckt sich auf drei direkt sammenklang von historischer Sub- übereinander liegende Lichträume, die stanz und neuen Räumen, von vertrau- eigens für dieses dauerhaft angelegte ten Situationen und neuen Sichtachsen, Projekt geschaffen wurde. „Der Besu- seit Langem vorhandenen Interieurs cher erlebt in diesen Lichträumen eine wie etwa dem Kupferstichkabinett und neue Dimension der Kunst und zugleich jenen Räumen, die völlig neu entstan- die Ewigkeit des Universums“, den sind und nun mit dem historischen schwärmt Bremens Museumschef Wulf Bestand des 1849 von dem Bremer Ar- Herzogenrath über das Werk von Tur- chitekten Lüder Rutenberg errichteten rell. Es stellt eine Verbindung zwischen Gründungsbaus korrespondieren. dem Sternenhimmel der Antipoden und dem realen Bremer Himmel her, So wie jetzt wird die Architektur der sich durch eine ovale Dachöffnung nie wieder zu erleben sein beobachten lässt. Jetzt, wo die Kunsthalle noch weit- Ebenfalls in die neue Architektur gehend leer steht und erst nach und integriert sind zwei Werke von Wolf- nach wieder mit etwa 2000 Gemälden gang Hainke und Joachim Manz sowie und Skulpturen, 200 000 Werken auf ein Licht- und Klangraum von John Papier und mehr als 100 000 Büchern Cage. Die erste temporäre Ausstellung gefüllt werden wird, ist sie auf einzigar- bestreitet die 1962 in St. Gallen gebore- tige Weise als Raumkunstwerk zu erle- ne Medienkünstlerin Pipilotti Rist. ben. Dabei wird deutlich, wie respekt- „Ruhig durch die Wände“ heißt die voll, behutsam und zugleich selbstbe- Schau mit neuen Arbeiten, in denen sie wusst das Berliner Büro Hufnagel Pütz sich mit inneren und äußeren Räumen Rafaelian Architekten den Altbau sa- auseinandersetzt. niert und mit zwei neuen Gebäudeflü- geln verbunden hat. 30 Millionen Euro Am 15. Oktober startet mit „Edvard hat das Projekt gekostet, das im Som- Munch“ die erste Großausstellung mer 2009 begann. In den ersten Wochen dürften die Dass von diesem Zeitpunkt an der Besucher viel Aufbruchsstimmung zu Kunst in Bremen eine große Bühne be- spüren bekommen. Unübersehbar ist reitet wurde, teilte das Museum dem die Melange von Alt und Neu, die auch Rest des Landes mit einem genialen im recht coolen Museumsrestaurant Schachzug mit, der zugleich eine gene- zum Ausdruck kommt. Es heißt Canova Max Liebermann: röse Geste war: Etwa 200 Meisterwerke nach dem Bildhauer Antonio Canova „Martha Lieber- aus dem Bremer Bestand verschwanden (1757–1822), dessen Marmorskulptur mann am Strand“, während der Umbauzeit nicht im De- „Psyche“ zu den populärsten Werken 1895 Foto: Klassik pot, sondern wanderten als eine Art der Kunsthalle zählt. Wenn am 15. Ok- Stiftung Kulturbotschafter zu 20 deutschen tober mit „Edward Munch – Rätsel hin- Kunstmuseen, wo sie als „noble Gäste“ ter der Leinwand“ die erste Großaus- nach Frankreich und zur Biennale di gegenüber ablehnend zu verhalten. Um begrüßt und von einem großen Publi- stellung startet, dürfte das kreative Venezia. Zentral ist auch seine impo- den Bürgermaler kommt auch die Poli- kum bewundert wurden. Die Hambur- Chaos vorüber sein und jedes Werk sei- sante Sammlung an moderner Kunst. tik nicht herum. Die gesellschaftlichen ger Kunsthalle, die ihrem Bremer nen Platz gefunden haben. Abende im Hause Liebermann am Pari- Schwestermuseum schon immer eng Um den Bürgermaler kommt auch die ser Platz sind begehrte Ereignisse. verbunden ist, erhielt fünf impressio- Kunsthalle Bremen Am Wall 207, Politik nicht mehr herum Nach dem Krieg wird er zum Eh- nistische Spitzenwerke für die Dauer Mi–So 10.00–18.00, Di 10.00–21.00 Vor allem aber ist es die 1898 als un- renbürger von Berlin ernannt und er- abhängige Künstlervereinigung gegrün- hält den Orden Pour le Mérite. Er wird dete Berliner Secession, deren Präsi- Präsident der Preußischen Akademie dentschaft Liebermann ein Jahr später der Künste, heute Berliner Akademie annimmt und die er bis 1911 innehat. der Künste. „Es ist keine Evolution des Unter seiner Leitung gelangen bedeu- Impressionismus zu der jetzigen An- tende Werke der Gegenwartskunst aus schauung, sondern eine Revolution (…), Moderne und Impressionismus nach um der Kunst neues, frisches Leben ein- Berlin. Im Gegensatz zu anderen Sezes- zuflößen“, so blickt er im letzten Jahr sionen, etwa der Wiener, sieht Lieber- seiner Präsidentschaft 1931 auf das Ge- mann die Berliner nicht programma- schaffene zurück. Die Ausstellung wird tisch aufgestellt. Er möchte sich „unab- unterstützt durch die Commerzbank hängig vom Staate“ nicht auf „irgendei- Stiftung, die Otto Group und die Freun- ne gerade herrschende Mode in der de der Kunsthalle. Kunst“ einschwören, vielmehr „für je- des Talent, in welcher Richtung es sich Max Liebermann. Wegbereiter der Moderne auch äußern möge“ eintreten. Das hält 30.9.2011 bis 19.2.2012, Hamburger Kunsthalle, Liebermann nicht davon ab, sich den Galerie der Gegenwart, Sockelgeschoss, Glockengie- Der historische Bau der Kunsthalle Bremen wurde saniert, hinzu kamen zwei neuen und expressionistischen Tönen ßerwall, Di–So 10.00–18.00, Do 10.00–21.00 moderne Flügel. Hier eine Ansicht der Rückfront Foto Kunsthalle Bremen

„Museumswelt Hamburg“ wird präsentiert im Auftrag der in der Hamburger Direktorenkonferenz vertretenen Museen BUCERIUS Hamburger Abendblatt 12 KUNST FORUM www.buceriuskunstforum.de Das Heilige wird diesseitig Hier irrte Frühe italienische Meister aus der Sammlung des Lindenau-Museums der Augenarzt MATTHIAS GRETZSCHEL :: In der Zeit um 1300 begann in den italienischen Kunstzentren Florenz Der Maler William Turner und Siena eine Entwicklung, die die ge- samte westeuropäische Malerei erheb- war nicht sehschwach, lich verändern sollte. Die Bilder, die das sondern seiner Zeit voraus biblische Geschehen und das Wirken der Heiligen bis dahin feierlich, raum- :: Mit ständig wachsender Verwunde- und zeitlos in einer überirdischen Welt rung betrachtete Richard Liebreich im dargestellt hatten, begannen sich zu März 1872 die Gemälde des Künstlers. verändern. Als er am Ende jener William-Turner- Das geschah zunächst nur behut- Ausstellung angelangt war, die die Lon- sam und allmählich, doch im Lauf der doner National Gallery damals in ihren folgenden zweieinhalb Jahrhunderte Räumen zeigte, war sich der deutsche brach die Lebenswirklichkeit der dama- Augenarzt sicher: Die immer stärker ligen Menschen immer stärker in die bis wahrnehmbare Auflösung der Form im dahin so sakrale Sphäre der Malerei ein. Werk des an sich so begabten Malers Obwohl sich die Themen zunächst ließ für ihn keinen Zweifel zu: Turner kaum veränderten und auch weiterhin hatte im fortgeschrittenen Alter unter biblische Motive oder Heiligenlegen- einer Linsentrübung gelitten. den zum Inhalt hatten, wurden die Bil- Damit erhielt das Gestaltungskon- der diesseitiger. Das Mittelalter war zept des großen britischen Künstlers vorüber, die Gotik wurde durch eine Ära Ende des 19. Jahrhunderts eine zwar abgelöst, die man später als Renais- nachweislich falsche, aber immerhin sance bezeichnen sollte. naturwissenschaftliche Erklärung. Tat- sächlich war das Verhältnis des in sei- Die Altenburger Kunstsammlung ist ner Sehkraft bis ins Alter ungetrübten hoch bedeutend, aber kaum bekannt Malers zur zeitgenössischen Naturwis- „Die Erfindung des Bildes. Frühe senschaft durchaus eng. italienische Meister bis Botticelli“ heißt Turner unterhielt gute Kontakte zu die neue Schau im Bucerius Kunst Fo- seinen Wissenschaftler-Kollegen aus rum, die wie die hier schon zuvor ge- der Royal Society. Dass er sich bei sei- zeigten Ausstellungen zur Gotik, zum nem eigenen Werk neben den aktuellen Barock und zum Manierismus eine gan- Erkenntnissen der Naturwissenschaf- ze kunstgeschichtliche Epoche anhand ten auch die noch aus der Antike stam- herausragender Werke dokumentiert mende Elemente-Lehre zu eigen mach- und nachzeichnet. te, belegt die Ausstellung „William Tur- Zu sehen sind etwa 40 frühe ita- ner. Maler der Elemente“, die das Buce- lienische Gemälde, die alle aus einer rius Kunst Forum noch bis zum 11. Sep- hoch bedeutenden, einer größeren Öf- tember zeigt. fentlichkeit erstaunlicherweise aber kaum bekannten deutschen Kunst- Noch Ende des 19. Jahrhunderts sammlung stammen: Anfang der 40er- wirkte Turners Modernität verstörend Jahre des 19. Jahrhunderts reiste der Die Schau zeigt im Erdgeschossbe- sächsisch-thüringische Politiker und reich, wie sich Turner mit den Elemen- Gelehrte Bernhard August von Linde- ten Erde, Wasser, Feuer und Luft aus- nau nach Italien und kaufte in großem einandersetzte, während im oberen Ok- Maßstab „vorraffaelitische Malerei“. togon jene Werke zu finden sind, in de- 1845 eröffnete er in seiner Heimat- nen er die Elemente zu jener neuen stadt Altenburg, der Residenz des Her- Hier wurde der Heiligenschein fast schon zum modischen Accessoire. Botticelli Einheit verschmolz, in der oft jede Ge- zogtums Sachsen-Altenburg, ein Muse- schuf dieses „Bildnis einer jungen Frau im Profil“ um 1475 Foto: Lindenau-Museum genständlichkeit überwunden wurde. um sowie eine Kunst- und Gewerbe- Dieses Gestaltungskonzept wirkte noch schule. Heute verfügt das Lindenau- Guido da Siena schuf diese Gemälde in erkennen: Der Goldgrund wird aufgege- Ende des 19. Jahrhunderts so kühn, dass Museum Altenburg mit einer Zahl von der Zeit von 1270 bis 1280. Der Gold- ben, die Heiligenscheine sind nur noch ein Augenarzt schon auf den aus heuti- 180 Tafeln über die deutschlandweit grund ist noch obligatorisch, davor sind angedeutet, Raum und Perspektive ger Sicht kuriosen Gedanken kommen größte und bedeutendste Sammlung flächenhafte Figuren zu sehen, die noch spielen eine immer größere Rolle eben- konnte, die körperlos-abstrakten Gebil- italienischer Malerei der Vor- und ganz in byzantinischer Tradition darge- so wie die Modellierung der Körper. de müssten allein Ausdruck einer be- Frührenaissance. stellt sind. Und schließlich werden die Gemälde dauerlichen Krankheit sein. (M.G.) 500 bis 700 Jahre alte Holztafeln immer stärker von ausschmückenden sind selten, besonders kostbar, fragil Die Malerei verabschiedete sich Details bestimmt. Und von dem Bemü- William Turner. Maler der Elemente bis 11.9., und werden normalerweise nur sehr aus den himmlischen Sphären hen, architektonische und landschaftli- Bucerius Kunst Forum, Rathausmarkt 2, ungern für Ausstellungen verliehen. Ein weiter Bogen zieht sich bis ins che Zusammenhänge darzustellen. tägl. 11.00–19.00, Do 11.00–21.00 Daher hat die Kooperation, die das Lin- späte 15. Jahrhundert, zu Bildern wie „Vom späten 13. bis zum späten 15. denau-Museum Altenburg, seit 1876 in dem Bildnis einer jungen Frau im Profil, Jahrhundert löst sich das Gemälde all- einem repräsentativen Gebäude, mit das Sandro Botticelli 1475 geschaffen mählich aus den bis dahin bestimmen- dem Bucerius Kunst Forum eingegan- hat. Ihr Gesicht ist fein modelliert, der den Zusammenhängen in Altären, Fres- gen ist, besonderen Stellenwert. „Diese Faltenwurf ihres Ärmels genau ausgear- kenzyklen oder Buchillustrationen und herausragende Sammlung macht es uns beitet, den Hintergrund bildet der Aus- wird damit autonom“, sagt Ausstel- möglich, die Entwicklung der italieni- blick auf eine Flusslandschaft mit Brü- lungskurator Dr. Philipp. Diese kunst- schen Frührenaissance in einer Epo- cke und eine Bergkette. Erst in späterer historisch so folgenreiche Entwicklung chenausstellung vorzustellen, wie es Zeit wurde ein transparenter, fast im- bringt er auf den folgenden Nenner: sonst kaum möglich gewesen wäre“, materieller Heiligenschein über ihrer „Das Kultbild wird zum Abbild der sagt Dr. Michael Philipp, der Kurator raffinierten Frisur hinzugefügt. Wirklichkeit.“ des Bucerius Kunst Forums. Botticellis Bild ist ganz und gar Die Ausstellung beginnt mit vier diesseitig, längst hat sich der Maler aus Die Erfindung des Bildes. Frühe italienische noch spätmittelalterlichen Fragmenten den himmlischen Sphären verabschie- Meister bis Botticelli 1.10.2011 bis 8.1.2012, Ein Seestück des britischen Malers eines Altarwerks, das für den Dom zu det. Die Entwicklung lässt sich an einer Bucerius Kunst Forum, Rathausmarkt 2, William Turner Foto: Tate Gallery Siena bestimmt war. Die Werkstatt des Reihe bestimmter Merkmale recht gut tägl. 11.00–19.00, Do 11.00–21.00

„Museumswelt Hamburg“ wird präsentiert im Auftrag der in der Hamburger Direktorenkonferenz vertretenen Museen Hamburger Abendblatt KUNSTVEREIN/ KUNSTHAUS/ WENZEL-HABLICK-MUSEUM 13 www.kunstverein.de; www.kunsthaushamburg.de; www.wenzel-hablik.de

Rollenklischees hinterfragen Das Banale veredelt

3 Hamburger Frauen inszenieren im Kunsthaus Der Kunstverein stellt „The Bronze House“ vor :: Schnörkelloser als „3 Hamburger der Fotograf und Bildhauer Arne Kla- :: Seit Juni steht in der HafenCity ein nen Porsche ins Museum. Die Künstler- Frauen“ kann der Name für eine Künst- skala mit einer Skulptur. Seit 25 Jahren „Haus“ aus Bronze. Ein vier Meter ho- kolonie, deren Vorbild Donald Judds lergruppe kaum ausfallen. Er lässt all fördert die Hypovereinsbank junge her begehbarer Kubus, dessen filigrane, Chinati Foundation in der texanischen die Bemühungen um Witz und Origina- Künstler, deren Ausstellungen seit vier durchlässige Struktur kaum Schutz vor Provinz ist, soll ein wenig Glanz in das lität im Marketing links liegen. Den- Jahren das Kunsthaus ausrichtet. Wind und Regen bietet. Die Skulptur kleine, am Fels gebaute Veliko Tarnovo noch ist das Markenzeichen der Gruppe Ergül Cengiz, Henrieke Ribbe und „The Bronze House“ ist das Werk des bringen. (herr) die Selbstinszenierung. Auf riesigen Kathrin Wolf trafen sich während ihres bulgarischen Künstlers Plamen Deja- Wandgemälden, eingebettet in eine ba- Studiums an der Hamburger Hoch- noff, der damit für sein großes Projekt, Plamen Dejanoff 1.10. bis 30.12., Kunstverein rocke Fülle aus Menschen, Tieren, schule für bildende Künste. Vor sieben eine Künstlerkolonie in der Weltkultur- Hamburg, Klosterwall 23, Di–So 12.00–18.00 Landschaften, Architektur und Orna- Jahren schlossen sie sich zur Künstler- erbestadt Veliko Tarnovo, wirbt. menten tauchen immer wieder die gruppe zusammen. Mittlerweile woh- Viel hat der in Wien lebende 41-jäh- Selbstporträts von Ergül Cengiz, Hen- nen sie in unterschiedlichen Städten, rige Künstler vor. Insgesamt fünf sol- rieke Ribbe und Kathrin Wolf auf. kommen aber immer wieder zusam- cher Skulpturen sollen bereits erworbe- Mit der Ausstellung „3 Hamburger men, um in Wandgemälden weibliche ne Häuser in Tarnovo ergänzen und – Frauen ‚Mach Schau!‘“ haben die Rollenklischees in eine fröhlich-ironi- entsprechend wetterfest gemacht – als Künstlerinnen im Kunsthaus ihren gro- sche Beziehung zur Pop- und Kunstge- Ausstellungsräume ebenso dienen wie ßen Auftritt. In der Reihe „Jugend Kul- schichte zu setzen. (herr) als Ateliers, Bibliotheken oder Kinos. turell Bildende Kunst. Extra“ der Hypo- Ab Oktober beleuchtet die parallel vereinsbank verwandeln sie den Aus- 3 Hamburger Frauen ‚Mach Schau‘ bis 9.10., stattfindende Ausstellung im Kunstver- stellungsraum in ein begehbares Ge- Kunsthaus Hamburg, Klosterwall 15, ein Hamburg die Hintergründe des Pro- samtkunstwerk. Das Extra bildet dabei Di–So 11.00–18.00 jekts. Zu sehen sind Objekte, Zeichnun- gen, Entwürfe und Modelle des Künst- lers, ergänzt um Arbeiten von Donald Judd, Gordon Matta-Clark oder Le Cor- busier. Im Zentrum steht eine Treppe aus Bronze, deren tonnenschweres Ge- wicht den Einbau zusätzlicher Stütz- 3 Hamburger pfeiler im Kunstverein erfordert. Frauen: „Notgeld“, Bronze als Baumaterial, ein Haus Wandmalerei als Kunstwerk. In kleinerem Maßstab Kunsthaus hat Dejanoff schon häufig die Verede- Hamburg 2009 lung des Banalen unternommen. So ver- Der begehbare Kubus von Plamen Foto: A. Bäumel goldete er Staubsauger oder hievte ei- Dejanoff Foto: Fred Dott Bescheidene Geometrie

Das Wenzel-Hablik-Museum würdigt den Hamburger Designer Peter Maly mit einer Werkschau

URSULA HERRNDORF drat. Und der Kreis bildet die Grund- sen angesprochen werden. Trotz Ratio form für den Stuhl „Circo“ (1998) der muss Design begeistern können.“ Er :: Klarheit, Funktiona- Firma Cor. Bei aller Strenge fehlt es sei- selbst war schon früh von der japani- lität, Langlebigkeit – das nen Möbeln nicht an schwungvoller schem Wohnkultur begeistert, orien- sind die Maximen, nach Der Sessel mit Eleganz und spielerischer Leichtigkeit. tierte sich in seiner Arbeit jedoch zu- denen Peter Maly sein Namen „Zyklus“ Gefragt, was Schönheit für ihn be- nächst an skandinavischem Design und Design ausrichtet. Seit von Peter Maly, aus deute, antwortet Peter Maly: „Ausgewo- später am Bauhausstil. Das Jahr 2007 mehr als 40 Jahren entwirft dem Jahre 1984 genheit, gute Proportionen, Material, brachte unerwartet die Zusammenar- er Möbel, Textilien, Leuchten, Foto: Cor Ehrlichkeit. Auch die Emotionen müs- beit mit der japanischen Firma Conde Kaminsysteme und sogar Konzert- House. Daraus entstanden Möbel, die flügel. Vielfach mit internationalen traditionsreiche Handwerkstechniken Preisen ausgezeichnet gehört der Ham- des Landes – etwa die Verarbeitung von burger zu den bedeutendsten zeitge- Massivholz – aufnehmen und in moder- nössischen Designern Deutschlands. ne Form übersetzen. Ein Bett, dessen Die große Ausstellung „Peter Maly. Kopfteil an einer Rundholzstange auf- Design aus vier Jahrzehnten“ ehrt den gehängt ist; ein Tisch, gearbeitet in der 75-Jährigen nun mit einer Werkschau. Ippongi-Technik, was „aus einem Moderne Klassiker wie der Stuhl „Zy- Stamm gefertigt“ bedeutet, oder ein En- klos“ aus dem Jahr 1984 und aktuelle semble aus schlichtem Polstermöbel Entwürfe, die japanische Tradition mit mit grazilen Beistelltischchen aus Holz. modernen Materialien kombinieren, Peter Maly, geboren 1936, absol- bieten Einsicht in das Schaffen des vierte zunächst eine Schreinerlehre Meisters. Ergänzt werden die Einrich- und studierte Innenarchitektur an tungsgegenstände von Entwurfsskizzen der Fachhochschule Detmold. und Fotografien. Zudem realisiert der Nach seinem Diplom war er von Designer ein eigens für die Ausstellung 1960 bis 1970 für die Zeitschrift entworfenes Gesamtkonzept aus Mö- „Schöner Wohnen“ in Hamburg beln, Accessoires und Wandgestaltung. tätig. Später widmete er sich in- Neben Inneneinrichtungen realisiert er tensiv dem Produktdesign und Messestände oder Ladenkonzepte. gründete 1970 sein eigenes Peter Maly setzt auf die Be- Designstudio. scheidenheit geometrischer Formen. Das berühmte Peter Maly. Design aus vier Jahr- Schranksystem „Me- zehnten bis 23.10., Wenzel-Hablik- nos“ der Firma Behr Museum, Reichenstraße 21, 25524 aus dem Jahr 1996 ba- Itzehoe, Di–Fr 14.00–17.00, Sa siert etwa auf dem Qua- 14.00–18.00, So 11.00–18.00

„Museumswelt Hamburg“ wird präsentiert im Auftrag der in der Hamburger Direktorenkonferenz vertretenen Museen 14 KZ-GEDENKSTÄTTE NEUENGAMME Hamburger Abendblatt www.kz-gedenkstaette-neuengamme.de

Die Erinnerung lebendig halten

Zeitzeugen-Gespräche in einer Fotoausstellung, einem Bildband und auf einer Website

Hédi Fried, 87, engagiert sich weiterhin für den Erinnerungsdialog und hat ihren Besuch zur Eröffnung der Ausstellung angesagt Fotos: Mark Mühlhaus

KLAUS WITZELING der Gesellschaft gefallen war.“ Die stu- ein Fotoband mit Texten und Zeitzeu- dierte Psychologin hatte 1984 das „Café genzitaten, der von den KZ-Gedenk- :: Wer Hédi Fried begegnet, wird ihr 84“ gegründet, um Überlebenden den stätten Bergen-Belsen, Flossenbürg Gesicht, ihren streitbaren wachen Ver- Kontakt untereinander zu ermöglichen und Neuengamme herausgegeben wird. stand und die Energie, die sie aus- und therapeutische Hilfe anzubieten. Die Internetseite „www.projekt-gene strahlt, nicht vergessen. Trotz der in Sie besuchte Schulen in Schweden und rationen.org“ dient der Information jungen Jahren erlittenen Verfolgung nahm die seelische und körperliche Be- über die Ausstellung und als aktive und Inhaftierung durch die Nationalso- lastung vieler Reisen auf sich, um über Website, die Anregungen zum selbst or- zialisten wirkt die nun über 80-jährige ihre Erlebnisse zu sprechen. Nicht nur, ganisierten Handeln geben soll. Außer- Dame im Gespräch über ihr Leben kei- um von ihren Erfahrungen zu berich- dem werden Jugendworkcamps in Ge- ne Spur verbittert, sondern offen, neu- Zeitzeuge Bertus Bavelaar, beschirmt ten, sondern auch an die zu erinnern, denkstätten dokumentiert, Interviews gierig und engagiert – so wie Anfang von Sohn und Schwiegertochter die nicht mehr sprechen können. mit Zeitzeugen veröffentlicht und auf Mai 2010 bei der Tagung „Überlebende Die Begegnung und der Dialog mit Veranstaltungen mit ihnen hingewie- und ihre Kinder im Gespräch“. einer Zeitzeugin wie Hédi Fried sind für sen. Sie soll Lehrern die Möglichkeit zu Fried war mit den Enkeln Yael und Jugendliche von größter Eindringlich- Information oder Ideen zu künstleri- Samuel aus Stockholm ins Studienzen- keit und Wahrhaftigkeit. Sie erfahren schen Beiträgen liefern. Anschließend trum der KZ-Gedenkstätte Neuengam- aus erster Hand unmittelbar über das geht die Ausstellung nach Bergen-Bel- me gekommen. Das Treffen diente für sie Unvorstellbare. Dokumentarfil- sen, Flossenbürg und Ravensbrück. nicht allein dem Erfahrungsaustausch me oder Geschichtsbücher können das von Zeitzeugen aus den verschiedenen nicht leisten. Diese Beobachtung bestä- Werden spätere Generationen das Ländern über die jeweilige Erinne- tigt ein regelmäßiger Begleiter und Be- Unvorstellbare verstehen können? rungskultur. Es ging auch um das Nach- treuer der Jugendworkcamps in der Ge- „Ich erinnere mich an das meiste, denken über Strategien, wie man die Gespräch mit dem ehemaligen Häftling denkstätte Bergen-Belsen. Der Schritt aber die Erinnerungen verblassen. Erinnerung an den Holocaust nach dem des KZ Buchenwald, Joseph Moser von Zeitzeugen, über ihre schreckli- Wenn sie in mir verblassen, wie wird es Ableben der letzten Opfer von Verfol- chen Erlebnisse zu sprechen und sie bei denen sein, die es nie erlebt haben? gung und Tortur in den Konzentra- fremden jungen Leuten anzuvertrauen, Und spätere Generationen: werden sie tionslagern weiter wach erhalten kann. empfänden diese als etwas Besonderes. verstehen können?“, schreibt Hédi Sie seien aufrichtig interessiert und Fried in ihrem Buch. Es kann keine kla- Über das Geschehene zu sprechen dankbar. re Antwort auf diese Frage geben, doch fiel auch Hédi Fried lange schwer Der Fotograf Mark Mühlhaus und immerhin gibt es Versuche, den Erinne- „Die Erziehung ist die einzige Waffe die Historikerin Ulrike Jensen beglei- rungsdiskurs weiterzuführen, ihn mit gegen Rechtsradikalismus, die wir ha- ten seit Jahren Gespräche und Treffen heute zur Verfügung stehenden Medien ben“, meinte Hédi Fried in der Diskus- der Zeitzeugen. Sie berichten von ähn- zu dokumentieren und zu erhalten. sion. Sie hat mit ihrer jüngeren Schwes- lichen Erfahrungen und konzipierten Denn Frieds Frage ist auch als Mahnung ter Livia Fränkel die Transporte nach ein „Generationen“-Projekt mit Aus- zu verstehen, die leidvollen, doch histo- Auschwitz, die Zwangsarbeit in den Raymonde Metra aus Frankreich, stellung, Bildband und Website. „Wir risch wie menschlich wertvollen Erin- Frauenaußenlagern von Neuengamme Gedenkstätte Ravensbrück 2010 konnten mit Zeitzeugen über die Ge- nerungen von Zeitzeugen für die Zu- und das Kriegsende in Bergen-Belsen schichte der Konzentrationslager spre- kunft zu nutzen und zu bewahren. Sie überlebt. Im Sommer 1945 waren beide chen. Das empfinden wir als großes Pri- sind weiter notwendig, um mit der kom- nach Schweden gereist, wo sie sich ein vileg und auch als eine Verpflichtung, menden Generation in einen Dialog neues Leben und ihre Familien aufbau- diese Erinnerungen weiterzugeben“, über Empathie, Geschichtsbewusstsein ten. „Mein Weg ist es, meine Geschichte sagt Jensen. und Toleranz zu treten. zu erzählen“, sagte Fried. Lange war es Mühlhaus und Jensen wählten 25 ihr nicht möglich gewesen, darüber zu für die Begegnung zwischen Alt und Generationen. KZ-Überlebende und die, die sprechen. Sie wollte auch ihre Kinder Jung charakteristische Fotografien für nach ihnen kommen Fotoausstellung Mark Mühl- nicht belasten. Nach dem Erscheinen den Sonderausstellungsraum in den haus/Texte Ulrike Jensen, 1.9. bis 30.10. (Eröffnung: ihres ersten Buches 1992, „Nachschlag ehemaligen Waltherwerken der KZ-Ge- 1.9., 18.30), KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Süd- für eine Gestorbene. Ein Leben bis denkstätte Neuengamme aus. Zur flügel der ehemaligen Waltherwerke, Jean-Dolidier- Auschwitz und ein Leben danach“, war künstlerischen Wanderausstellung Weg 75, geöffnet: Mo bis Fr 9.30–16.00, Sa, So und der Bann gebrochen. „Ich hatte das Ge- „Generationen. KZ-Überlebende und feiertags im Sept.: 12.00–19.00, ab Okt. 12.00– fühl, als ob eine Wand zwischen mir und die, die nach ihnen kommen“ erscheint 17.00, Eintritt frei

„Museumswelt Hamburg“ wird präsentiert im Auftrag der in der Hamburger Direktorenkonferenz vertretenen Museen Hamburger Abendblatt MUSEUM FÜR VÖLKERKUNDE HAMBURG 15 www.voelkerkundemuseum.com Begegnung im Afro-Shop

Eine Sonderausstellung beleuchtet, was man über „Afrikaner in Hamburg“ bislang nicht wusste

ANNETTE STIEKELE ihr Abschluss nicht anerkannt wird.“ Es habe sich gezeigt, dass eine qualifizierte :: Das Thema „Afrikaner in Ham- Zuwanderung längst stattfinde „Wir ha- burg“ weckt nach wie vor Assoziationen ben sie. Wir müssen sie nur nutzen. von Menschen, die sich hier illegal auf- Dem wollen wir ein Gesicht geben.“ halten und ihren Lebensunterhalt mit Bislang liegen 140 Interviews vor, dem Dealen von Drogen verdienen. die Einzelfälle dokumentieren. Sie sol- Kaum jemand weiß, wie vielfältig die len durch historische und soziologische Szene in Wirklichkeit ist. Mit Vorurtei- Fakten ergänzt werden. Die Botschaft, len aufzuräumen, einen Raum für Be- die von der Schau ausgeht ist klar. Es gegnungen und gegenseitige Entde- geht nicht um Benachteiligte und Opfer, ckungen zu schaffen, das ist Ziel der sondern um eine Begegnung auf Augen- Ausstellung „Afrikaner in Hamburg: höhe mit Menschen, mit denen man im Begegnung mit kultureller Vielfalt“, die Alltag allzu oft nebeneinander her lebt. ab dem 23. Oktober im Museum für Völ- Die Ausstellung will hier den Blick auf kerkunde zu sehen ist. Hamburg schärfen. Angefangen bei der Sie basiert auf einem europaweit Historie von Sklaven und Dienstboten, einmaligen Forschungsprojekt, das ge- die die Portugiesen einst nach Hamburg meinsam vom Museum für Völkerkun- brachten, über den Hafenarbeiter und de Hamburg, der Schulbehörde, dem den Tabakverkäufer auf der Reeper- Studiengang Journalistik der Universi- bahn bis zum Computerspezialisten. tät Hamburg, Vertretern afrikanischer Vereine und afrikanischen Privatperso- Manche Schüler haben mehr zu dem nen durchgeführt wurde. So haben acht Thema erfahren als in elf Schuljahren Schulen in Workshops mit dem Verein Manche Schülerinnen und Schüler Radio Funkstark durchgeführt und stel- haben von ihren Mitschülern mit afri- len die Ergebnisse in einen Kontext. kanischen Wurzeln in elf Schuljahren Hinzu kommt eine weitere Sonder- nicht so viel erfahren wie während der schau, an der 25 Schulen, die Afrika- Arbeit an diesem Projekt. Neben den Projekte oder Partnerschaften nach Af- Videos und Filmen sind handgeschrie- rika unterhalten, mitgewirkt haben. bene Poster zu sehen. Im Zentrum der Die Schüler im Alter zwischen 15 Schau steht zudem ein Kommunikati- und 18 Jahren haben, betreut von sach- onszentrum. Eingerichtet wie ein klas- kundigen Paten, ein Interviewtraining sischer Afro-Shop, der Treffpunkt durchgeführt und Gespräche mit afri- schlechthin. Die Schattenseite der Mi- kanischen Mitbürgern in Film oder Fo- gration, das Heimweh, symbolisiert ei- tografie und Ton festgehalten. „Die Kin- ne Telefonzelle. der waren mit Feuereifer dabei und sind Für das Kamerun-Festival, das zu- richtige Experten geworden“, erzählt letzt mit 3000 Besuchern unter der Museumsleiter Prof. Wulf Köpke. „Wir Schirmherrschaft des Museums statt- haben gelernt, dass sich Migration sehr fand, haben sich die Teilnehmer vier verändert hat.“ Stunden lang aufgestylt. „Auch die Aus- Offiziell leben 15 000 Menschen stellung soll bunt und fröhlich sein, schwarzafrikanischen Ursprungs in man soll etwas vom Lebensgefühl der Hamburg. Nur 5000 gehen einer sozial- Menschen mitbekommen“, sagt Prof. pflichtigen Beschäftigung nach. Das er- Wulf Köpke. Denn stärker als unter ne- klärt sich dadurch, dass viele von ihnen gativen Erfahrungen mit Behörden lei- als selbstständige Unternehmer arbei- den die Afrikaner unter einer Tatsache: ten, als Computerfachleute, Cafébe- nicht wahrgenommen zu werden. treiber, Ärzte und Rechtsanwälte. „Es ist spannend, was sich da ändert“, so Afrikaner in Hamburg: Eine Begegnung mit Prof. Köpke. „Natürlich gibt es auch kultureller Vielfalt 23.10.2011 bis 15.1.2012, Muse- Rebecca Müller (Raumpflegerin), Moustapha Gueye (IT-Spezialist), Orphée-Honorat Schicksale wie die voll ausgebildete Ärz- um für Völkerkunde Hamburg, Rothenbaumchaussee A. Agbahey (Pfarrer der Pfarrei St. Josef, Heide), Angelina Akpovo (Choreografin tin, die als Putzfrau arbeiten muss, weil 64, Di–So 10.00 bis 18.00, Do bis 21.00 des Afrikafestivals „Alafia“, v. l. oben) Foto: Museum für Völkerkunde Hamburg

Christliche und indianische Traditionen bewahren

Der Lateinamerika-Herbst mit einem Programm vom Mexiko-Tag bis zu Maya-Textilien :: Lateinamerikanische Länder und Ausstellung „Elmenhorst & Co – Ham- Kulturen bilden immer wieder einen burger Sammlungen von Mayatextili- Schwerpunkt im Museum für Völker- en“ am 16. Oktober wird mit einem be- kunde. In diesem Herbst stehen gleich sonderen Maya-Tag eingeleitet, bevor mehrere Veranstaltungen und Feste auf der Mexikanische Totentag am 29. und dem Programm. Der 18. September wird 30. Oktober zu einer besonderen Feier zum Mexiko-Tag erkoren. Am Nachmit- mit Musik, Tanz, einer meditativen An- Die Mexikaner tag spielt die 49-köpfige Instrumental- dacht und erstaunlich viel Humor lädt. gedenken ihrer gruppe Exodo auf und erfreut mit ihren Die Märchennacht für Kinder (8 bis Toten mit einem Trachten, Tänzen und Gesängen. 12 J.) über das „Popul Vuh“, das heilige bunt-fröhlichen Höhepunkt des Herbstes ist das 14. Buch der Quiché-Maya, beschließt am Fest und einer Lateinamerikafestival. Am 1. und 2. Ok- 5. November den ereignisreichen meditativen tober locken Musikdarbietungen sowie Herbst. (asti) Andacht Foto: ein Vortrags- und Filmprogramm zum Museum für Schwerpunkt „indigene Bewegungen in Lateinamerika-Herbst Museum für Völkerkunde Völkerkunde Lateinamerika“. Die Eröffnung der Hamburg, Rothenbaumchaussee 64

„Museumswelt Hamburg“ wird präsentiert im Auftrag der in der Hamburger Direktorenkonferenz vertretenen Museen 16 ERNST BARLACH HAUS Hamburger Abendblatt www.barlach-haus.de

Nachwuchs, Jubiläum Kunst unter Beschuss und ein neues Ensemble Der Bildhauer Georg Winter zeigt seine Experimente zwischen Leben und Kunst :: Vom 11. bis 24. September findet ANNETTE STIEKELE schaftlich verbrämt. Für DaimlerChrys- Kunstbetrachter verteilt oder gleich, zum fünften Mal das International ler hat er das Thema Mobilität ad absur- wie 2006 im Kasseler Kunstverein, mo- Mendelssohn Summer School Festival :: Die Kunst des Georg Winter lässt dum geführt, indem er eine „Autogene bile Lazarette errichtet. der Hochschule für Musik und Theater sich schwer in Worte fassen. Man muss mentalmotorische Übung für Autofah- Hamburg statt. Auch in diesem Jahr sie sehen. Sie fordert zum Nachdenken rerinnen und -fahrer“ entwarf. Leben Georg Winter: Heftiger Niederschlag, knapp präsentiert das beste Nachwuchs- auf – aber auch zum Schmunzeln. Ver- und Kunst verschränken sich. Winter daneben 9.10.2011 bis 8.1.2012, Ernst Barlach Haus, ensemble sein Können beim Abschluss- ortet im öffentlichen Raum, nimmt sie konterkariert den Irrwitz des Kunstbe- Baron-Voght-Straße 50a, Di–So 11.00–18.00, konzert am 18. September in der Reihe Stellung zu gesellschaftlichen Fragen. triebs, indem er wie im Folkwangmu- Künstlergespräch 30.10., 12.00, Kuratorenführung Klang & Form. Am 30. Oktober folgt ein Im Kulturhauptstadtjahr Ruhr 2010 hat seum 2010 Augentrost an überlastete 15.11., 18.00 Gesprächskonzert „Musikalische See- Winter etwa unter dem Titel „Nur eine lenlandschaften“ mit Prof. Dr. Beatrix Übung?“ im Zuge einer Aktion ein Ge- Borchard und Studierenden zum 200. bäude eindrucksvoll einstürzen lassen. Geburtstag von Franz Liszt. Das neu ge- Eine weitere Performance ist ge- gründete Volumina Consort präsentiert plant, wenn Winter ab dem 9. Oktober am 20. November Motetten von Gesual- unter dem Titel „Heftiger Niederschlag, do und Zeitgenössisches von Papado- knapp daneben“ im Ernst Barlach Haus poulos und Moreira. (asti) ausstellen wird. Ein unbekanntes Flug- objekt landet im Innenhof des Muse- Klang & Form 18.9., 30.10., 20.11., jew. 18.00, ums. Ein Asteroid? Eine abgestürzte Ernst Barlach Haus, Baron-Voght-Straße 50a, Rakete? Das raumgreifende Trümmer- Eintritt 15 Euro (erm. 5 Euro), teil wirkt wie ein Angriff auf die Institu- Reservierung unter T. 82 60 85 tion Museum. „Es verdeutlicht Gefähr- dungen und fragt uns, welche Werte wir schützen wollen“, so Museumsleiter Dr. Karsten Müller. Sommerfest mit Georg Winter interessieren Kunst und Jonglage „Störungen im Betriebssystem“ Der gelernte Grafikdesigner Win- im Jenischpark ter, Jahrgang 1962, lehrt an der Kunst- hochschule Saar und genießt seit den :: Wie in jedem Jahr laden alle im Je- 1980er-Jahren einen Ruf als ausgewie- nischpark ansässigen Museen, Ateliers sener Vertreter einer raumbezogenen, und Gastronomen wieder zum großen experimentellen Bildhauerei. „Störun- gemeinsamen Sommerfest. Am 4. Sep- gen im Betriebssystem“ würden ihn am tember gibt es ab Mittag ein buntes Pro- meisten interessieren, erklärt er. Seit gramm für die ganze Familie. Auf der 1992 unterhält er unter dem Namen Wiese vor dem Ernst Barlach Haus kön- „Ukiyo Camera Systems (UCS)“ ein nen, initiiert vom Atelier am Jenisch- „Entwicklungsbüro für Kameratechnik park, Kinder Fantasietiere in Aquarell und Neue Medien“. Der Begriff „Ukiyo“ malen (14 bis 16 Uhr), Besucher Jon- (fließende Welt) entstammt dem japa- gleure und Feuerspucker bei ihrer nischen Buddhismus. Die Trauer über Georg Winter: kniffligen Kunst (15 bis 18 Uhr) vor das Verfließen der Zeit könne man nur Nur eine Übung? Ralph’s Kiosk bewundern und im Ron- mit Achtsamkeit für den Augenblick STR Space of Total dell vor dem Jenisch Haus beim überwinden, so Winter. Retreat/Raum des „Hotwheels“-Seifenkisten-Treffen Häufig entwickelt er freche Instal- gänzlichen Rück- (16.30 bis 17.30 Uhr) teilnehmen. Na- lationen, die er in scheinbar authenti- zugs, Kopstadt- türlich ist der Eintritt an diesem Tag schen Gebrauchsanleitungen erklärt. platz Essen, frei. Das gilt auch für Museen, wie das Zum Beispiel jene für das Mobiltelefon 28. August 2010 Ernst Barlach Haus. (asti) „Harajuku“, ein schwarz lackierter Fotos: Holzwinkel, dessen Benutzung er mit Vincent Schmidt, Sommerfest im Jenischpark 4.9., 13.00–20.00, „translingualen Codes“ pseudowissen- G. Winter Jenischpark, Baron-Voght-Straße, Eintritt frei

Meister des Figurativen Malerin der 20er-Jahre

:: Der Maler Helmut Kolle (1899– steht im Gegensatz zu der ihres Schöp- :: Sie gilt als eine Hauptvertreterin Alma del Banco: Elbe, Alster, Mittelmeer 1931) ist für seine eindringlichen figura- fers. Kolle verstarb infolge eines Herz- der Hamburgischen Secession. Die Ma- 23.10.2011 bis 8.1.2012, Ernst Barlach Haus, Baron- tiven Darstellungen bekannt. Mit Vor- und Lungenleidens mit nur 32 Jahren. lerin Alma del Banco (1862–1943) ist Voght-Straße 50a, Di–So 11.00–18.00; Es erscheint liebe malte er Matrosen, Reiter und Noch bis zum 25. September prä- bekannt für ihre Landschaftsgemälde, eine umfangreiche Monografie von Friederike Weimar Uniformierte, gerne auch Jockeys oder sentiert das Ernst Barlach Haus eine Porträts und Reiseansichten. Erst im Radrennfahrer. Deren potente Physis Retrospektive mit zentralen Hauptwer- Alter von 30 Jahren hatte die Tochter ken des Künstlers. Der in Berlin gebore- einer gutbürgerlichen jüdischen Fami- ne Kolle wurde früh von dem Kunstken- lie eine künstlerische Ausbildung auf- ner, Sammler, Schriftsteller und Freund genommen. Waren ihre Werke zu Be- entdeckt. In seiner ginn vom Impressionismus inspiriert, Kunst war Kolle ein Grenzgänger zwi- wandte sie sich später stärker dem Ku- schen Deutschland und Frankreich. Er bismus zu und fand ihren eigenen Stil. blieb eher dem Neo-Humanismus ver- Eine Schau im Ernst Barlach Haus Helmut Kolle: bunden als Strömungen der Zeit wie der zeigt nun unter dem Titel „Elbe, Alster, „Feuerwehr- Neuen Sachlichkeit oder dem Expres- Mittelmeer“ 15 Landschaftsgemälde mann“, sionismus. (asti) aus allen Schaffensphasen der Künstle- 1928/1930 rin. Nach 1933 musste Alma del Banco Foto: Helmut Kolle. Ein Deutscher in Paris bis 25.9., erleben, dass ihre Kunst als „entartet“ Museum Ernst Barlach Haus, Jenischpark, Baron-Voght- verfemt wurde. Um der drohenden De- Alma del Banco: Blick von der Gunzenhauser, Straße 50a, Di–So 11.00–18.00, Kuratorenführung portation zu entgehen, nahm sie sich Süllbergterrasse in Blankenese auf die 23.8., 18.00, Katalog 32 Euro 1943 das Leben. (asti) Elbe, 1918 Foto: Nachlass A. del Banco

„Museumswelt Hamburg“ wird präsentiert im Auftrag der in der Hamburger Direktorenkonferenz vertretenen Museen Hamburger Abendblatt LÜBECKER MUSEEN 17 www.die-luebecker-museen.de Vom Reiz, Grenzen zu überschreiten Die aktuellen Ausstellungen in Lübecks Museen – ein Rundgang durch Kunst und Geschichte

MATTHIAS GRETZSCHEL

:: Von hochkarätiger Kunst bis zur Li- teratur- und Musikgeschichte, von völ- kerkundlichen Artefakten bis zur Mode, von Naturkunde bis zu Zeugnissen der hanseatischen Historie – derzeit bieten Lübecks Museen eine Fülle von Ausstel- lungen mit einem besonders weit ge- fassten Themenspektrum. Dabei geht es gleich mehrfach um Grenzüber- schreitungen, zum Beispiel zwischen Literatur und Musik: Das Budden- brookhaus spürt mit der Ausstellung „Liebe ohne Glauben“ der Faszination nach, die Richard Wagners Werk auf Thomas Mann ausgeübt hat. Mit Doku- menten, Büchern, Kunstwerken, Insze- nierungen und Tonstationen erklärt die Schau, wie Mann von Wagner beein- flusst wurde und wie intensiv und zu- gleich ambivalent das Verhältnis des Li- teraturnobelpreisträgers zu dem von Nationalsozialisten besonders ge- schätzten großen Komponisten tat- sächlich gewesen ist (Mengstr. 4, bis 25.9., Mo–So 10.00–18.00).

Von Arno Schmidts Fotografien bis zur Kunst der Südsee Im Günter-Grass-Haus werden Grenzen zwischen Literatur und Foto- grafie überschritten. Die aktuelle Aus- stellung ist hier dem Schriftsteller Arno Schmidt gewidmet, der uns diesmal aber als Fotograf begegnet. „Arno Schmidt. Der Schriftsteller als Foto- Edvard Munch: „Kopf bei Kopf“, 1905, Farbholzschnitt, Privatsammlung graf“, heißt die Schau, die das fotogra- Fotos: The Munch Museum/The Munch Ellingsen Group, VG Bild-Kunst, Bonn 2011 fische Werk des Autors vorstellt. 1950 hatte sich Schmidt eine Rollfilmkamera Leiterin der Lübecker Völkerkunde- der Lübecker Stadtgeschichte ist. 2007 Natur und Umwelt widmet sich den Le- gekauft und von da an zunächst zahlrei- sammlung. Mit einer qualitätvollen war das Lübecker Völkerkundemuseum bensgewohnheiten, der kulturge- che private Motive geschossen, sich Auswahl von Artefakten aus Europa, Af- aus Kostengründen geschlossen wor- schichtlichen Bedeutung und dem aber zunehmend intensiver mit dem rika, Amerika, Asien und aus der Südsee den, jetzt erlebt es zumindest zeitweise Comeback dieses Wildtieres, das seit ei- Medium Fotografie auseinanderge- führt die Schau vor Augen, welche groß- eine Auferstehung. Einmal jährlich sol- nigen Jahren in Brandenburg und Hes- setzt. Einerseits nutzte Schmidt seine artigen Schätze Lübecker Kaufleute, len künftig Teile der Sammlung präsen- sen wieder heimisch zu werden beginnt. Fotos, um Erinnerungen festzuhalten, Wissenschaftler, Stifter und Spender im tiert werden, jeweils in einem anderen (Museum für Natur und Umwelt, Mus- die er literarisch verarbeiten wollte, an- Lauf von mehr als anderthalb Jahrhun- Haus des Museumsverbundes (Kunst- terbahn 8, 2.10.2011–24.6.2012, Di–Fr dererseits begann er, Fotografie immer derten in vielen Teilen der Welt ent- halle St. Annen, St.-Annen-Straße 15, 9.00–17.00, Sa/So 10.00–17.00) bewusster zu gestalten, sodass großar- deckt, erworben und zusammengetra- bis 13.11. 10.00–17.00). „Die Macht des Handels“ heißt die tig komponierte Bilder entstanden, die gen haben. In der Ausstellung werden Im Anschluss wird es in der Kunst- Dauerausstellung im restaurierten oft in enger Beziehung zu seinen Texten die einzelnen völkerkundlichen Objek- halle St. Annen um Haute Couture ge- Holstentor. In Lübecks berühmtem standen (Glockengießerstraße 21, bis te erklärt, Thema ist aber auch die Er- hen, um Modeobjekte von Stephan Wahrzeichen erklärt die Schau, wie der 2.10, Mo–So 10.00–17.00). werbungsgeschichte, die zugleich Teil Hann. Es sind außergewöhnliche Krea- Handel im Mittelalter und der frühen Anschließend widmet sich das Mu- tionen, die der Berliner Modeschöpfer Neuzeit funktionierte, was es für Waren seum der Novelle „Katz und Maus“, die aus außergewöhnlichen Materialien und Verbindungen gab – und wie die Günter Grass vor 50 Jahren veröffent- kreiert. Die Abendkleider aus Film- Hansestadt reich geworden ist (Muse- licht hat. „Jugendgefährdende Schrif- streifen, aus Champagnerkapseln oder um Holstentor, Holstenplatz, 1.1. bis ten. Von Goethe, Hesse, Grass und Co.“ amerikanischen Comics der 1970er- 31.3. Di–So 11.00–17.00, 1.4. bis 31.12. heißt die Schau, die die Entstehung und Jahre sind sogar tragbar, zeugen aber Mo–So 10.00–18.00). die Rezeption des Buches thematisiert, vor allem von künstlerischer Fantasie Zu Lübeck hatte der norwegische das 1961 in konservativen Kreisen der und dem Bemühen, vorhandene Mate- Maler Edward Munch eine besondere jungen Bundesrepublik heftige Protes- rialien durch eine radikale Neuinter- Beziehung. Von 1902 bis 1907 schuf er te auslöste (GünterGrass-Haus, pretation zu verändern und damit zu hier eine ganze Reihe von Werken für 16.10.2011–31.3.2012). bewahren. So sind sie Ausdruck einer den Augenarzt Max Linde. Zu den Hö- Grenzüberschreitungen zwischen Grenzüberschreitung zwischen Ange- hepunkten des Lübecker Ausstellungs- Kult und Kunst, zwischen rituellem Ge- wandter und Freier Kunst (Kunsthalle Sommers zählt eine Schau im Museum brauch und ästhetischem Anspruch St. Annen, 27.11.2011 bis 19.2.2012, ab Behnhaus Drägerhaus, das neben Be- sind in der Kunsthalle St. Annen zu be- 1.1.2012, Mo–So 11.00–17.00). ständen aus dem eigenen Haus 46 be- sichtigen, wo erstmals seit Jahren wie- deutende Munch-Holzschnitte aus ei- der Objekte der bedeutenden, norma- Kulturgeschichtlich ist der Wolf ner norwegischen Privatsammlung lerweise aber nicht mehr zugänglichen ein Symbol des Bösen zeigt. Munch, der sich erst seit 1896 mit Lübecker Völkerkundesammlung ge- In der deutschen Kulturgeschichte der Technik des Holzschnittes beschäf- zeigt werden. „Es besteht kein Zweifel, ist der Wolf ein Symbol der Angst. Die tigte, wiederholte hier viele seiner zu- dass der Sinn für das Schöne weltweit Märchen der Brüder Grimm erklären vor in Öl gemalten Motive, erreichte da- verbreitet ist, egal wie unterschiedlich ihn zum Bösewicht. Tatsächlich wurde bei jedoch durch Zuspitzung und Redu- die Formen sind, die es annehmen dieses Wildtier in Deutschland ausge- zierung eine besondere Ausdruckskraft kann. Die Kunst ist eine zuverlässige rottet, doch jetzt kehrt der Wolf zurück. und Intensität (Museum Behnhaus Konstante in der Geschichte der Blick in den Themenraum „Die Eine spannende, interaktive und multi- Drägerhaus, Königstraße 9–11, bis 18.9., Menschheit“, sagt Brigitte Templin, die Schifffahrt“ im Holstentor mediale Ausstellung im Museum für Di–So 11.00–17.00).

„Museumswelt Hamburg“ wird präsentiert im Auftrag der in der Hamburger Direktorenkonferenz vertretenen Museen FREILICHTMUSEUM AM KIEKEBERG/ MUSEUMSBAUERNHOF WENNERSTORF/ Hamburger Abendblatt 18 MÜHLENMUSEUM MOISDORF www.kiekeberg-museum.de; www.museumsbauernhof.de Volksfeststimmung mit Nostalgie

Im Freilichtmuseum am Kiekeberg wird Geschichte beim Historischen Jahrmarkt greifbar

GISELA ALBROD

:: Wenn es im Freilichtmuseum nach gebrannten Mandeln und Schmalzge- bäck duftet, der Leierkastenmann seine Drehorgel aufstellt und jauchzende Kinder auf einem Hochseil tanzen oder mit Muskelkraft in Schiffschaukeln in die Höhe schwingen – dann hat wieder der Historische Jahrmarkt seine Pfor- ten geöffnet. Doch es geht nicht um Nervenkitzel oder Geschwindigkeits- rausch in technisch ausgetüftelten Fahrgeräten, sondern um Nostalgie und um die besondere Atmosphäre. Jahr- märkte haben eine lange Tradition, sie fanden schon im Mittelalter statt, oft an einem kirchlichen Feiertag oder am Festtag des Ortsheiligen.

Historische Marktorgel und Traditionshandwerk Am zweiten Oktoberwochenende dürfen die Besucher sich auf ein buntes Programm für Jung und Alt freuen. Auf dem Museumsgelände ertönt der Klang von Konzertorgeln. Die „Hittfelder Märchentante“ Karin Bohlmann er- zählt im Fischerhaus spannende Mär- chen und Sagen. Doktor Ahab zaubert Ein Vergnügen für jedes Alter sind Schiffsschaukeln mit altmodischem Flair Foto: Freilichtmuseum am Kiekeberg aus seinem schwarzen Koffer geheim- nisvolle Dinge hervor, verwandelt Wat- rin die Karten legen lassen. Ein weiteres jungen Bundesrepublik sind ältere wenn Männer und Frauen ihre schwe- te in süße Bonbons und führt auf der Highlight im Herbstprogramm des Mu- Glanzstücke zu bestaunen. Viele Ma- ren Traktoren auf einer riesigen Wippe Bühne riskante Operationen durch. seums ist das große Traktorentreffen. schinen sind in Aktion zu erleben und ausbalancieren. Stärkung finden Besu- Der Fotograf David Puntel nimmt Zwei Tage lang geben PS-starke Trakto- vermitteln ein lebendiges Bild der be- cher bei regionalen Spezialitäten im die Besucher ins Visier und bannt deren ren aus dem vergangenen Jahrhundert ginnenden Massenmotorisierung auf Museumsgasthof Stoof Mudders Kroog. Konterfei auf Glasplatten. Diese in der den Ton an. Sammler und Liebhaber dem Land. Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte aus ganz Norddeutschland präsentie- Auch an ein vielfältiges Rahmen- Freilichtmuseum am Kiekeberg Am Kiekeberg 1, Technik wird „nasses Kollodiumverfah- ren ihre betagten Landmaschinen. Wer programm ist gedacht. Nicht verpassen 21224 Rosengarten-Ehestorf, T. 790 17 60, März bis ren“ genannt. An einem Schleifstein den Banken nicht traut, kann sein Geld sollte man die Dreschvorführungen mit Oktober Di–Fr 9.00–17.00 Uhr, Sa–So 10.00–18.00 präsentiert ein Scherenschleifer sein in historische Zugmaschinen investier- dem museumseigenen Wolf-Lokomobil Uhr, Aktionen: 27./28.08. Pflanzenmarkt; 04.09. traditionelles Handwerk. Und wer ei- ten – als renditesichere Anlage. von 1911 und dem Henschel-Dampflo- Familienkonzert „Der Rattenfänger von Hameln“; nen Blick in die Zukunft riskieren Neben den Schleppern aus den komobil aus dem Jahr 1924. Sehenswert 17./18.09. „Vom Glück, ein Franzose zu sein“, möchte, kann sich von einer Wahrsage- Wirtschaftswunderjahren der noch ist auch das Geschicklichkeitsfahren, Geschichtsdarstellung; 02.10. Pferdetag

Alle Kräfte bündeln zur Erntezeit Weben, spinnen, Spitze klöppeln :: Drei Dinge braucht es für eine er- im hofeigenen Hökerladen oder im Hof- :: „Lumpen, Lumpen, bringt mir folgreiche Ernte. Den richtigen Zeit- laden am Kiekeberg angeboten. Der Lumpen, ungewaschen, ungekrum- punkt, gutes Wetter und hohes Tempo Verkauf der geernteten Produkte im pen“, ruft der Lumpensammler, wäh- beim Einfahren der Erzeugnisse. Wie Hökerladen und in den Läden am Kie- rend Musiker mit Sackpfeife und Harfe viel körperliche Schwerstarbeit die keberg trägt zum Unterhalt des Muse- durch die alten Gebäude ziehen. An Landbevölkerung in der Lüneburger ums und der sozial-integrativen Arbeit Marktständen verlocken bunte Kissen, Heide in der ersten Hälfte des 20. Jahr- bei. (ga) Decken und Taschen in Patchworkma- hunderts dabei leisten musste, können nier zum Kauf oder auch kunstvolle die Besucher des Museumsbauernhofes Museumsbauernhof Wennerstorf Lindenstr. 4, Filzarbeiten. Wennerstorf aus eigener Anschauung 21279 Wennerstorf, T. 04165/ 21 13 49, Di–Fr Mädchenaugen leuchten beim An- miterleben. 10.00–16.30, Mai bis Oktober zusätzlich Sa–So blick handgenähter Puppenkleider. Von der Ernte hingen Gedeih und 10.00–18.00 Aktionen: 04.09. Landmarkt; 11.10. Beim diesjährigen Mühlenfest am 4. Verderb der Hofbewohner ab. Eine gute Ferien-Erlebnis-Tag: Holzwerkstatt; 16.10. Apfeltag; September geht es um das Thema Texti- Im Mühlenmuseum ist Kunsthandwerk Ernte war entscheidend für die Lebens- 26.–29.10. Ferien-Erlebnis-Woche lien und ihre Verarbeitung. Deswegen zu erleben Foto: FLMK qualität während des kommenden Jah- wird sich an diesem Tag nicht nur das res. Auf Märkten wurden Obst und Ge- große Wasserrad drehen, sondern auch sermühle zu suchen hat. In vergange- müse angeboten, trotz all der Arbeit so manches Spinnrad. Ein Spinnrad- nen Zeiten wurde nämlich aus ge- überwog die Freude an der reichen Ern- bauer führt vor, wie noch heute diese brauchter Kleidung Papier hergestellt – te. Nachempfinden können Besucher Geräte in traditioneller Weise entste- eine frühe Form des Recyclings. Die dies beim Wennerstorfer Landmarkt hen. Kunsthandwerker zeigen, wie ge- kleinen Besucher können unter fach- am 4. September und am Wennerstorfer sponnen, geklöppelt und gewebt wird. kundiger Anleitung Stoffe kreativ bear- Apfeltag am 16. Oktober. Auch die Darsteller der ‚Gelebten beiten, die großen sich von herzhaften Auf dem Museumsbauernhof, der Geschichte’ vom Freilichtmuseum am Leckereien verführen lassen. (ga) nach Bioland-Richtlinien geführt wird, Kiekeberg kommen nach Moisburg und ernten Mitarbeiter mit Behinderung entführen in zeitgemäßer Kleidung die Mühlenmuseum Moisburg, Auf dem Damm 10, historische Gemüsesorten. Einen Teil Besucher in die Jahre um 1800. Sie er- 21647 Moisburg, T. 04165/ 6575, Mai bis Oktober von ihnen verarbeiten sie zu leckeren klären, wie Mädchen und Frauen Flachs Sa–So 11.00–17.00 Uhr, Aktionen: 04.09. Mühlen- Marmeladen oder kochen sie ganz tra- Landwirtschaft zum Anfassen auf dem hecheln, Mägde Wolle einfärben und fest; 11.09. Tag des offenen Denkmals, jeden Sonntag ditionell ein, der andere Teil wird direkt Museumsbauernhof Foto: M. Scholz was ein Lumpensammler in einer Was- 13.00-16.00 Uhr Mahlen in der Wassermühle

„Museumswelt Hamburg“ wird präsentiert im Auftrag der in der Hamburger Direktorenkonferenz vertretenen Museen Hamburger Abendblatt ADRESSEN UND ÖFFNUNGSZEITEN VON HAMBURGER MUSEEN 19

Abendblatt.de/museumswelt

STIFTUNG HISTORISCHE MUSEEN HAMBURG fer „Werner“, jüdisches Leben in Hamburg, Modelleisenbahn. (www.mkg-hamburg.de). Angewandte Kunst und Plastik INTERNATIONALES MARITIMES Öffnungszeiten: Di–Sa 10–17, So 10–18 Uhr, Feiertage 10–18 Europas vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Kunst der MUSEUM HAMBURG ALTONAER MUSEUM Uhr. Bibliothek: Di, Mi 10–17 Uhr, Führungen für Kinder: Sa Antike, des Nahen und Fernen Ostens, historische Tasten- Koreastr. 1, 20457 Hamburg, Tel. 300 92 300, Di, Mi, Fr, Sa für Kunst und Kulturgeschichte, Museumstraße 23, 22765 + So u. an Feiertagen 13–14 Uhr, Basteln für Kinder ab 4 instrumente, Grafikdesign und Plakatkunst, Fotografie, u. So 10–18, Do 10–20 Uhr, an allen gesetzl. Feiertagen Hamburg, Tel. 42 81 35-0 (www.altonaermuseum.de). Das Jahre: So 14–16 Uhr, Vorführung der Modelleisenbahn: Mode/Textil, Forum Gestaltung/Design der Gegenwart, geöffnet, (www.imm-hamburg.de). Das Internationale Altonaer Museum ist ein kunst- und kulturgeschichtliches Di–Sa 11, 12, 14, 15 und 16 Uhr, So 12, 14, 15, 16 und 17 Uhr, Spiegelsaal aus dem Budge-Palais. Führungen, Kurse, Feste. Maritime Museum der Stiftung Peter Tamm Sen. im Museum für Norddeutschland. Es präsentiert U-Bahn U 3 bis St. Pauli, Schnellbus 36 bis Millerntor, Bus Die Abteilungen Antike, Ägypten, Mittelalter, Renaissance, historischen Kaispeicher B veranschaulicht auf zehn Etagen, Sammlungen zu Schifffahrt, Fischerei, Landschaftsmalerei, 112 z. Museum, Eintritt: 8 Euro (erm. 5), Kinder/Jugendl. bis Biedermeier, Historismus, Grafik, 20er-Jahre, Mode und die hier Decks genannt werden, die Geschichte der Seefahrt Kunsthandwerk, Spielzeug sowie zu ländlichem Wohnen mit 18 J. frei, Gruppen (ab 15 Pers.) 5 Euro p.P. Textil, Bauhaus und Art Déco wegen Renovierung derzeit von den Anfängen in prähistorischer Zeit bis in die Gegen- originalen Bauernstuben. Öffnungszeiten: Di–So 10–17 Uhr; geschlossen. Öffnungszeiten: Di–So 11–18, Do bis 21 Uhr, wart und Zukunft. Auf einer Ausstellungsfläche von über Feiertage 10–17 Uhr. Kinderbuchhaus: Di–Do 10–13 Uhr, AUSSENSTELLEN: donnerstags an und vor Feiertagen 11–18 Uhr, alle Feiertage 12 000 Quadratmetern sind Originalexponate, wertvolle Tel. 42 81 35-15 43 (www.kinderbuchhaus.de); Bibliothek: 11–18 Uhr; Bibliothek: Di, Mi, Fr 11–17.30, Do bis 20.30 Uhr; Dokumente und zahlreiche Modelle zu sehen Di–Fr 13–16 Uhr, in den Schulferien nach Voranm., MUSEUM FÜR BERGEDORF UND DIE Sprechstunde: Zweimal jährlich begutachten Wissenschaftler Tel. 42 81 35-14 86; Grafik-Archiv: Besichtigung von VIERLANDE und Restauratoren Kunstgegenstände von Besuchern – ohne KL!CK KINDER-MUSEUM Grafiken nach Voranm. Do/Fr 13–16 Uhr, Tel. 42 81 35-25 Bergedorfer Schlossstr. 4, 21029 Hamburg, Tel. Angaben zum Marktwert – unverbindlich (siehe „Kalender“ Achtern Born 127, 22549 Hamburg, Tel. 41 09 97 77, 04, Bildpostkarten und Fotos nach Voranm. Mi 13–16 Uhr, 428 91 28 94, (www.bergedorfmuseum.de). Öffnungszeiten: a. d. Website). Gastronomie: Destille, alle S- und U-Bahnen Mo–Fr 9–18, So 11–18 Uhr, (www.klick-kindermuseum.de) Tel. 42 81 35-21 57 u. -25 04, Sprechstunde zur Begut- Di–Do 11–17, Sa/So 11–18 Uhr, ab Nov. Di–Do 12–16, Sa/So bis Hauptbahnhof, Eintritt: 8 Euro (erm. 5), Ki./Jugendl. bis achtung von kunst- u. kulturhistorischen Gegenständen 11–17 Uhr, S 21 bis Bergedorf, Eintritt: 5/erm. 3,50 Euro, KUNSTFORUM GEDOK-HAMBURG 18 Jahre frei; Do ab 17 Uhr reduzierter Eintritt 5 Euro (ohne Wertangaben): Mi 13–16 Uhr, Lesesaal Bibliothek: Kinder bis 18 J. frei, Gruppen (ab 15 Pers.) 3,50 Euro p.P. Koppel 66 /Lange Reihe 75, 20099 Hamburg, Tel. 280 31 24, Di–Fr 11–18, (www.Gedok-Hamburg.de) Di–Fr 13–16 Uhr, Gastronomie: Vierländer Kate, KRAMERWITWENWOHNUNG Tel. 39 23 04, Museumsladen: Di–So 10–17 Uhr, S-Bahnen/ WEITERE MUSEEN Historische Wohnungen des Krameramts, Krayenkamp 10, KUNSTHAUS HAMBURG Busse bis Bf. Altona, Eintritt 6 Euro (ermäßigt 4), Gruppen 20459 Hamburg, Tel. 3750-1988, (www.hamburgmu- AFGHANISCHES KUNST- UND ab 15 Personen p. P. 4 Euro, Ki./Jugendl. bis 17 J. frei Klosterwall 15, 20095 Hamburg, Tel. 33 58 03, Ausstel- seum.de), Öffnungszeiten Di–So 10-17 Uhr, ab Nov. Sa/So KULTURMUSEUM lungen: Di–So 11–18 Uhr, (www.kunsthaushamburg.de) AUSSENSTELLEN: 10-17 Uhr, S-Bahnen S1, S3 bis Stadthausbrücke oder Am Sandtorkai 32/1, 20457 Hamburg, Tel. 37 82 36, Schnellbus 37 bis Michaelisbrücke, Eintritt 2, erm. 1,50 Euro Mo–So 10–17 Uhr, (www.afghanisches-museum.de) KUNSTVEREIN HARBURGER JENISCH HAUS BAHNHOF Museum für Kunst und Kultur an der Elbe, Baron-Voght-Str. Hannoversche Str. 85, 21079 Hamburg, Tel. 76 75 38 96. 50, 22609 Hamburg, Tel. 82 87 90 (www.altonaermu- (www.kvhbf.de) während der Ausstellungen Mi–So 14–18 seum.de), Öffnungszeiten: Di–So und Feiertage 11–18 Uhr, Uhr. Zugang: im Bahnhof Harburg über Gleis 3&4 Eintritt: 5 Euro (erm. 3,50), Gruppen ab 15 Personen 3 Euro Museum und Geschichtsdenkmal pro Person, Führungen (So 15 Uhr, für Sonderausst. s. KZ-GEDENKSTÄTTE NEUENGAMME Website) zzgl. 2 Euro, Kombikarte mit Barlach Haus 8 Euro UND AUSSENSTELLEN Jean-Dolidier-Weg 75, 21039 HH, Tel. 428 13 RIECK HAUS 15 00 (www.kz-gedenkstaette-neuengamme.de). Öffnungs- Vierländer Freilichtmuseum, Curslacker Deich 284, 21039 zeiten der Ausstellungen: Mo–Fr 9.30–16, Sa/So/Feiertg.: Hamburg, Tel. 72 31-223, (www.altonaermuseum.de), 12–19 Uhr; ab Okt. 12–17 Uhr, S-Bahn Bergedorf, Bus 227 Öffnungszeiten: Di–So 10–17 Uhr, ab Oktober Di–So 10–16 :: Ausgesprochen malerisch sieht und 327. Eintritt frei. Gruppenanmeldungen Tel. 428 13 10. Uhr, 3.10.: 10 bis 17 Uhr, S 21 bis Bergedorf, Busse 124, 223 die von einem Wassergraben umgebe- Außenstelle: Bullenhuser Damm 92, 20539 HH, Tel. 78 32 u. 224 bis Schiefe Brücke, Eintritt: 3 Euro (ermäßigt 2 Euro) nen Vierflügelanlage des Bergedorfer 95, 428 13 15 00, Öffnungszeiten: So 10–17 Uhr und nach Schlosses aus (Foto: Michael Zapf). Vereinbarung. S-Bahn Rothenburgsort ARCHÄOLOGISCHES MUSEUM Erstmals urkundlich erwähnt wurde GEDENKSTÄTTE HAMBURG der Backsteinbau im 14. Jahrhundert. KONZENTRATIONSLAGER UND Harburger Rathausplatz 5, 21073 Hamburg, Das heutige Gebäude, das im Wesent- STRAFANSTALTEN FUHLSBÜTTEL Tel. 428 71-24 97 (www.archaeologisches-museum- lichen im Lauf des 17. Jahrhunderts Suhrenkamp 98, Torhaus, 22335 Hamburg, Tel. 428 13 15 hamburg.de). Das Museum gibt einen lebendigen Einblick in 00, Öffnungszeiten: So 10–17 Uhr u. n. Vereinb., S- und die Vor- und Frühgeschichte Norddeutschlands, Di–So und entstand, beherbergt seit 1953 das U-Bahn Ohlsdorf, Bus 110 bis Suhrenkamp. Gruppen- Feiertage 10–17 Uhr. Museum für Bergedorf und die Vier- anmeldungen (auch zu gesonderten Öffnungszeiten) beim lande. Dort ist jetzt eine Ausstellung Museumsdienst HH Tel. 428 13 10 HELMS- MUSEUM / STADTMUSEUM mit zahlreichen Werken des Vierlän- HARBURG GEDENKSTÄTTE PLATTENHAUS Museumsplatz 2, 21073 Hamburg, Tel. 428 71-36 09 der Malers und Zeichners Hermann POPPENBÜTTEL (www.helmsmuseum.de), Di–So 10–17 Uhr, S-Bahn S 3, S Haase zu sehen. (M.G.) Kritenbarg 8, 22391 Hamburg, Tel. 428 13 15 00, Öffnungs- 31 bis Harburg Rathaus, Eintritt 6 Euro, ermäßigt 4 Euro, zeiten: So 10–17 Uhr, S-Bahn Poppenbüttel. Gruppen- Kinder bis 17 J. frei anmeldungen (auch zu gesonderten Öffnungszeiten) beim MUSEUM DER ARBEIT MUSEEN DER KUNSTMEILE ALSTERTALMUSEUM IM TORHAUS Museumsdienst HH Tel. 428 13 10 Wiesendamm 3, 22305 Hamburg, Tel. 42 81 33-0 BUCERIUS KUNST FORUM Wellingsbütteler Weg 75a, 22391 Hamburg, Tel. 536 66 79, (www.museum-der-arbeit.de). Das Museum der Arbeit ist Rathausmarkt 2, 20095 Hamburg, Tel. 36 09 96-0 Führungen, Telefon 602 42 84, Sa/So 11–13, 15–17 Uhr, (www.alstertal-museum.de) MUSEUM ELBINSEL WILHELMSBURG ein sozialgeschichtliches Museum, das sich mit den Ver- (www.buceriuskunstforum.de), während der Ausstellungen Kirchdorfer Straße 163, 21109 Hamburg, Tel. 31 18 29 28, änderungen der Arbeits- und Lebenswelt im Industrie- täglich von 11–19, Do bis 21 Uhr geöffnet AUTOMUSEUM PROTOTYP bis Ende Oktober: So 14 - 17 Uhr, Bibliothek und Führungen zeitalter in Hamburg befasst. Die Ausstellungen in den ehem. nach Anmeldung; Veranstaltungen jeden 3. Sonntag im DEICHTORHALLEN HAMBURG/ Shanghaiallee 7/Beim Lohseplatz, 20457 Hamburg, Gebäuden der New-York Hamburger Gummi-Waaren Monat. (www.museum-elbinsel-wilhelmsburg.de) Compagnie handeln von Themen wie Grafisches Gewerbe, HAUS DER PHOTOGRAPHIE/ Tel. 399 969 68, (www.prototyp-hamburg.de), Di bis So Kontorarbeit, Handel und Dritte Welt, industrielle Kautschuk- HALLE FÜR AKTUELLE KUNST 10–18 Uhr, Eintritt: 9 Euro, Kinder (4-14 J.) 4,50 Euro, MUSEUM FÜR verarbeitung u. Geschichte der Frauen- und Männerarbeit. Deichtorstraße 1–2, 20095 Hamburg Tel. 32 10 30, Familie (2 Erw. bis 3 Kdr.) 20 Euro VÖLKERKUNDE HAMBURG Öffnungszeiten: Mo 13–21, Di–Sa 10–17, So + Feiertage (www.deichtorhallen.de), Di–So u. Feiertage 11–18 Uhr, 1. Do Rothenbaumchaussee 64, 20148 Hamburg, 10–18 Uhr. Bibliothek, Mo–Do 9–12.30, 13–16 Uhr, Gas- im Monat, außer Feiertage 11–21 Uhr BALLINSTADT Tel. 42 88 79-0, (www.voelkerkundemuseum.com). Das AUSWANDERERMUSEUM tronomie: Fabrik-Cafe im Foyer, Mo 13–19, Di–So zu den AUSSENSTELLE: Museum präsentiert Sammlungen aus allen Erdteilen. Es Öffnungszeiten des Museums, U 3, S 1, S 11 bis Barmbek Veddeler Bogen 2, 20539 Hamburg, Tel. 319 79 16-0 versteht sich aber auch als Begegnungsstätte für Angehörige Bahnhof, Eintritt: 6 Euro (ermäßigt 4), Gruppen ab 10 Pers. SAMMLUNG FALCKENBERG/ (www.ballinstadt.de), tgl. 10–18 Uhr, ab Nov. bis 16.30 Uhr; verschiedener Kulturen. Veranstaltungsprogramme und p. P. 4, Anmeldung Gruppenführungen/Kurse: Tel. 428 13 10 DEICHTORHALLEN HAMBURG Eintritt: 12, erm. 10, Kinder bis 12 Jahre 7 Euro Märkte begleiten die Ausstellungen. Öffnungszeiten: Di–So (Museumsdienst). Ki. bis 18 Jahre frei Phoenixhallen, Wilstorfer Str. 71/Tor 2, 21073 Hamburg- 10–18, Do bis 21 Uhr, Feiertage 10–18 Uhr, Bibliothek: Do Harburg, Tel. 32 50 67-62, Schaulager, Besuch nur mit BRAHMS-MUSEUM HAMBURG bis So 13–18 Uhr oder nach telef. Vereinbarung; AUSSENSTELLEN: Führung Mi/Do 18 Uhr, Fr 17 Uhr, Sa/So 11 u. 15 Uhr Peterstraße 39, 20355 Hamburg, Tel. 41 91 30 86, Gastronomie: Restaurant Okzident, Di–So 11–18, Do bis 21 (www.brahms-hamburg.de), Di - So 10–17 Uhr, Gruppen- HAFENMUSEUM (www.sammlung-falckenberg.de) Uhr, Feiertage: 11–18 Uhr, Die Schatzkammer - Museums- Führungen nach Anmeldung, Eintritt: 4/erm. 2 Euro Kopfbau des Schuppens 50 A, Australiastr., 20457 HH, shop; S-Bahnen S 11, S 21, S 31 bis Dammtor, U-Bahn U 1 oder Bus 115 bis Hallerstr. oder Schnellbus 34 zum Museum, Tel. 73 09 11 84 (www.hafenmuseum-hamburg.de), HAMBURGER KUNSTHALLE DEUTSCHES ZOLLMUSEUM Öffnungszeiten bis 30.10.: Di bis So und an Feiertagen von Eintritt 7 Euro, Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre frei Glockengießerwall, 20095 Hamburg, Tel. 42 81 31-200 Alter Wandrahm 16, 20457 Hamburg, Tel. 42 820-3911, 10-18 Uhr. Eintritt: 5,- Euro ermäßigt 3,50 Euro, Kinder und (www.hamburger-kunsthalle.de). Von Meister Francke bis Di–So 10–17 Uhr, Eintritt 2 Euro, Kinder und Jugendliche MUSEUMSDIENST HAMBURG Jugendliche bis 18 Jahre frei. Historische Kaianlage, Schau- Caspar David Friedrich, von Philipp Otto Runge bis Manet, unter 18 J. frei, (www.museum.zoll.de) Glockengießerwall 5a, 20095 Hamburg, Mo–Fr 9–18 Uhr, depot, Schwimmdampfkran „Saatsee“, Schutensauger von Munch bis Liebermann: In der Hamburger Kunsthalle Tel. 42 81 31-0, (www.museumsdienst-hamburg.de). „Sauger IV“, Kastenschute, Dampfaktionen, Kaffeeklappe. hängen Meisterwerke der Kunstgeschichte. Die Galerie der ERNST BARLACH HAUS Vermittlung von Museumsgesprächen für Schulklassen und SPEICHERSTADTMUSEUM Gegenwart zeigt internationale Kunst ab 1950. Stiftung Hermann F. Reemtsma, Jenischpark/Baron-Voght- Gruppen. Alle Programme können angefordert werden: St. Annenufer 2, Sandtorkai 36, 20457 Hamburg, Tel. 32 11 Öffnungszeiten: Di–So 10–18 Uhr, Do bis 21 Uhr, alle Str. 50 a, 22609 Hamburg, Tel. 82 60 85 Gespräche, Museumskinder, Sonntagskinder Feiertage 10–18, Bibliothek Di–Sa 11–17 Uhr, Sprechstunde (www.barlach-haus.de), Di–So 11–18 Uhr, Feiert. auch Mo, 91, (www.speicherstadtmuseum.de). Öffnungszeiten: Mo–Fr MUSEUMSDORF VOLKSDORF 10–17, Sa/So u. Feiertage 10-18 Uhr, ab Nov. Di-So 10–17 zur Begutachtung von Gemälden, Zeichnungen und Druck- jeden So, 11 Uhr kostenl. Führung, Eintritt 6 (erm. 4), Familie Im Alten Dorfe 46–48, 22359 Hamburg, Tel . 603 90 98, Uhr; Verkehrsverb.: U 1 bis Meßberg, Eintritt: 3,50 Euro grafiken: Mi (14-tägig) 14–15.30 Uhr nach Voranmeldung 7 Euro, Kombi-Karte (Jenischhaus) 8 Euro, Ki. bis 12 J frei Fax 64 42 19 66, freier Zugang zum Gelände: Di–So 9–17 (erm. 2,50). Schüler 2 Euro, Kinder bis 6 Jahre frei. Di u. Do von 9–13 Uhr Tel. 42 81 31-219. Gastronomie: Café Uhr, (www.museumsdorf-volksdorf.de). Besichtigungen der Speicherstadtrundgänge: So 11 Uhr (ganzjährig), Sa. 15 Uhr Liebermann, Bistro und Café George Economou, tägl. außer ERNST-BARLACH-MUSEUM Häuser (mit Führung) Fr–So 15 Uhr, ab Nov. So 15 Uhr, (April bis Okt.), Treffpunkt: Kornhausbrücke, Ecke Neuer Mo ab 10 Uhr, S- und U-Bahnen bis Hauptbahnhof, Bus 112, Mühlenstraße 1, 22880 Wedel/Holstein, Tel. 04103/91 82 während der Schulferien im Sommer und Herbst auch Di, Mi Wandrahm, 8 Euro (erm. 6), privat gebuchte Gruppen- Eintritt: 10 Euro (erm. 5), Familie 14, Goldener Freitag für 91, Di-So 11–19 Uhr, (www.ernst-barlach.de) und Do führungen Tel. 32 11 91 Senioren inkl. Kaffee und Kuchen 8,50 Euro, ab 30.9.: 12 Euro (erm. 5), Familie 16, Goldener Freitag 10 Euro, Kunst- FREIE AKADEMIE DER KÜNSTE PUPPENMUSEUM FALKENSTEIN meilenpass 29 Euro, Kinder/Jugendl. bis 18 Jahre frei Klosterwall 23, 20095 Hamburg, Tel. 32 46 32, Sammlung E. Dröscher, Grotiusweg 79, 22587 Hamburg, (www.akademie-der-kuenste.de), während der Ausstellungen MUSEUM FÜR HAMBURGISCHE KUNSTVEREIN IN HAMBURG Tel. 81 05 82, Di–So 11–17 Uhr, Feiertags auch Mo geöffnet GESCHICHTE Di–So von 11–18 Uhr geöffnet Klosterwall 23, 20095 HH, (www.kunstverein.de), (www.elke-droescher.de) Holstenwall 24, 20355 Hamburg, Tel. 42 81 32-23 80, Tel. 32 21 57, Di–So u. an Feiertagen 12–18 Uhr (www.hamburgmuseum.de), Hamburg von der Stadt- GEDENKSTÄTTE ERNST THÄLMANN TELEMANN-MUSEUM HAMBURG gründung bis zur Gegenwart, Schifffahrt, Hafen, Handel und MUSEUM FÜR KUNST Tarpenbekstraße 66, 20251 Hamburg, Tel. 47 41 84, Peterstr.39 li., 20355 Hamburg, Tel. 87 60 40 22, Di, Do, Gewerbe, Schienen- und Luftverkehr, Münzwesen, Kleidung UND GEWERBE HAMBURG (www.Thaelmann-Gedenkstaette.de), Di 10–13 u. 17–20, Sa 10 - 17 Uhr, Eintritt 3/erm. 2 Euro (Führungen n.V.). und Mode der Jahrhunderte, Wohn- und Lesekultur, Damp- Steintorplatz, 20099 HH, Tel. 42 81 34-880 Mi u. Do 10–13, Fr 10–17, Sa 10–13 Uhr (www.telemann-museum.de)

„Museumswelt Hamburg“ wird präsentiert im Auftrag der in der Hamburger Direktorenkonferenz vertretenen Museen 20 INTERNATIONALES MARITIMES MUSEUM HAMBURG Hamburger Abendblatt www.imm-hamburg.de Digital im Original blättern

Neue Medien spielen im Internationalen Maritimen Museum künftig eine stärkere Rolle

Per Touchscreen lässt sich William Keltridges 1684 erschienener Prachtband „Hulls of Ships“ durchblättern Fotos: Internationales Maritimes Museum Hamburg

MATTHIAS GRETZSCHEL macher Holger von Neuhoff passt das gut zusammen. „Für uns sind digitale :: Museen leben von ihren Origina- Medien kein Selbstzweck. Wir setzen len. Besteht doch der besondere Reiz sie grundsätzlich nur dort ein, wo sie ih- dieser Institutionen darin, dass Men- re Stärken ausspielen können. Und na- schen, die in unserer digitalen Zeit im- türlich ersetzen sie die Originale nicht, mer mehr mit virtuellen Bildern und beziehen sich aber auf sie. Sie sind keine Inhalten konfrontiert werden, hier au- nette Spielerei, sondern vermitteln tat- thentischen Zeugnissen der Kulturge- sächlich Inhalte. Und das geschieht in schichte begegnen können. Ein origina- einer Weise, die sie vor allem jungen les Gemälde oder ein Arbeitsgerät, ein Museumsbesuchern vertraut ist“, sagt Werkzeug oder ein Kleidungsstück, das von Neuhoff. vor Jahrhunderten einmal von Men- Wie das praktisch funktioniert, schen hergestellt, gebraucht und getra- können Museumsbesucher schon jetzt gen wurde, hat eine Aura, die kein digi- auf Deck drei erproben, auf dem es um tales Medium reproduzieren kann. die Geschichte des Schiffbaus geht. Zu Ein Memory-Spiel soll Aufmerksamkeit für die Details wecken dem absoluten Spitzenstücken in dieser Wie verträgt sich Hightech Abteilung gehört das 1684 von William denn durch das Berühren des Bild- Museum mit den neuen Monitoren, mit historischen Schiffsmodellen? Keltridge veröffentlichte Werk „Hulls schirms können Besucher das berühm- auch die jüngere Generation angespro- Trotzdem setzt nun auch das Inter- of Ships“. Die darin enthaltenen Tabel- te Werk von Keltridge besser kennen chen wird, um so besser.“ Vielleicht nationale Maritime Museum Hamburg len, Berechnungen und Zeichnungen lernen. Zunächst können sie es durch- könne man auf diese Weise auch zu- stärker als bisher auf digitale Medien. waren ein wichtiger Schritt hin zu den blättern, wie jedes normale Buch. Es ist künftige Mitarbeiter gewinnen, meint Dabei geht es nicht nur um einen neuen, wissenschaftlichen Methoden der aber auch möglich, einzelne Bereiche zu Wittorf, der auch weiterhin mit dem deutlich verbesserten Internet-Auf- Schiffskonstruktion. Die kolorierten vergrößern, sodass Details besser sicht- Museum kooperieren möchte. tritt, um die Präsenz in Facebook, um Risszeichnungen stehen offenbar in Zu- bar werden. Außerdem sind auf jeder Auch im Eingangsbereich wird ab eine Museums-App und einen eigenen sammenhang mit einer seit 1684 durch- Seite zusätzliche Textinformationen September ein neuer Monitor stehen, You-Tube-Kanal, in den Mitarbeiter geführten Neuorganisation der Royal abrufbar. Und schließlich ermöglicht ei- der den Besuchern einen Überblick und Freunde des Museums Filme stel- Navy unter Leitung des Staatssekretärs ne Art Memory-Spiel vor allem jünge- über das Museum ermöglicht. „Auf dem len können, sondern auch um digitale Samuel Pepys. Typisch für Keltridge ist ren Besuchern einen spielerischen Zu- Touchscreen kann man sich dann über Elemente innerhalb der Ausstellung. der am Kiel nicht tangential anschlie- gang zu dem Werk. die einzelnen Abteilungen des Muse- Ab September werden an zunächst ßende Vorsteven. ums informieren und sich damit gleich sechs verschiedenen Stellen im Haus Der Laie wird die Details der Zeich- Ein Monitor im Eingangsbereich hilft am Anfang aus der Fülle des Angebots große Monitore zu finden sein, auf de- nungen freilich kaum verstehen, aber den Besuchern, ihre Route zu finden die Themen und Objekte auswählen, die nen Inhalte der Ausstellung abgerufen der ästhetische Reiz dieser an sich nur Die dafür notwendige Software hat jeweils besonders interessieren“, sagt werden können. Möglich wird das unter technischen Gesichtspunkten Rolls Roys Marine in Deutschland in Holger von Neuhoff. durch eine inhaltliche wie technologi- entstandenen Schrift ist erheblich. Aus enger Abstimmung mit dem Museum Und dann fügt er hinzu: „Dieser vir- sche Zusammenarbeit mit der Firma konservatorischen Gründen kann der erarbeitet. Auf die Frage, warum sich ei- tuelle Rundgang soll natürlich den tat- Rolls Royce Marine in Deutschland, die Prachtband, von dem es weltweit nur ne Technologie-Firma auf diese Weise sächlichen Rundgang nicht ersetzen, sich zurzeit in Hamburg-Wilhelmsburg noch wenige Exemplare gibt, nur unter für ein Museum engagiert, antwortet denn obwohl wir unser Haus jetzt digi- niederlässt und einen Kooperationsver- stark gedämpften Licht gezeigt werden. General Sales Manager Bernd Wittorf: tal stark aufrüsten, zählt auch in Zu- trag mit dem Internationalen Mariti- Außerdem stellt sich hier ein Pro- „Unser Geschäftsfeld ist schifffahrts- kunft vor allem eines: Die Begegnung men Museum geschlossen hat. blem, das mit jeder musealen Präsenta- beziehungsweise schiffbaubezogen. Da mit den Originalen.“ Aber wie verträgt sich Touch-Hard- tion eines Buches verbunden ist: Man liegt es uns am Herzen, dieses interes- ware mit historischen Schiffsmodellen sieht jeweils nur einen Ausschnitt der sante und vielfältige Gebiet vielen Men- Internationales Maritimes Museum Hamburg oder mit originalen Prachtbänden aus gerade aufgeschlagenen Seiten. Hier schen zugänglich und begreifbar zu ma- Kaispeicher B, Koreastraße 1, Di/Mi, Fr/Sa u. So dem 17. Jahrhundert? Für Ausstellungs- hilft die digitale Präsentation weiter, chen. Wenn dabei, wie im Maritimen 10.00–18.00, Do bis 21.00

„Museumswelt Hamburg“ wird präsentiert im Auftrag der in der Hamburger Direktorenkonferenz vertretenen Museen