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Ferber, Magnus Ulrich: Rezension über: Casper Hedio. Der Ettlinger Reformator in Straßburg, Ubstadt-Weiher: verlag regionalkultur, 2015, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, 164 (2016), S. 619-620, DOI: 10.15463/rec.reg.1338339374

First published: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, 164 (2016)

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Frühe Neuzeit 619

zutrifft, dieser Formulierung eine tiefere Bedeutung – ganz im Sinne Sickingens – ver - leihen. Durch die intensiven und eingehenden Beschreibungen, die die Dimensionen, in de - nen hier gearbeitet wurde, erst richtig deutlich werden lassen, unterscheidet sich die vor - liegende Veröffentlichung merklich von anderen Ausstellungskatalogen. Der Katalog wird daher auch über den aktuellen Anlass seine Bedeutung behalten. Hervorzuheben ist insbesondere auch die hohe Qualität der zahlreichen Abbildungen, der Wiedergaben von Ansichten und Exponaten. Bedauerlich ist nur, dass die Beiträger, die hier auf vielfache Weise ihr Wissen und ihre Arbeitskraft eingebracht haben, nur summarisch mit ihren Namen, nicht aber mit ihren beruflichen Positionen vorgestellt werden. Dies ist – auch im Zeitalter des Inter- net – eine Bringschuld, die man vor allem auch der Nachwelt zu erstatten hat. Hermann Ehmer

Dorothee LE MAIRE (Red.), Caspar Hedio. Der Ettlinger Reformator in Straßburg. Ub - stadt-Weiher u . a.: Verlag Regionalkultur 2 01 5. 80 S., zahlr. Abb., geb. EUR 11,90 ISBN 978-3-89735- 91 9-2 Der Straßburger Münsterprediger von 1523 bis 1552, Caspar Hedio, steht in der Ge - schichte der in der Reichsstadt an der Ill im Schatten von , der in seinen Vermittlungsversuchen zwischen den unterschiedlichen theologischen Schulen der Reformatoren auch überregional von Bedeutung ist. Nur als Geschichtsschreiber fand er gelegentlich das Interesse der Nachwelt. Dennoch ist ein geschärfter Blick auf Hedio aufschlussreich für das Verständnis der Straßburger Reformation, weshalb das Engagement der Stadt Ettlingen, die Erinnerung an ihren Bürger Hedio wachzuhalten, nicht nur von lokalgeschichtlichem Interesse ist. Bereits zu Hedios 500. Geburtstag 1994 wurde ihm in seiner Heimatstadt eine Tagung gewidmet, deren Ergebnisse in den Ettlinger Heften 29 veröffentlicht wurden, darunter die zentrale Biographie von Reinhard Bodenmann. Das Vorfeld des Reformationsjubi- läums 2 01 7 wurde nun zum Anlass genommen, eine weitere Vortragsreihe zu Hedio zu initiieren, deren Ergebnisse in dem vorliegenden Band versammelt sind. Im ersten Beitrag klassifiziert der Straßburger Theologe Matthieu ARNOLD zwar Hedio bereits im Titel als „unterschätzten Reformator“, doch gelingt es ihm nicht, Hedios Profil akzentuiert herauszuarbeiten. Erfolgreicher stellt sich der Mitarbeiter an der Bucer-Forschungsstelle der Heidelberger Akademie der Wissenschaften Stephen E. BUCKWALTER diesem Unterfangen, weil er sich naturgemäß nicht scheut, Hedio mit Bu - cer zu vergleichen. Dabei werden vor allem die Gemeinsamkeiten der beiden Theologen deutlich: Beide wuchsen in der Kulturlandschaft des Oberrheins auf, erhielten dort eine solide humanistische Schulbildung und schlossen sich schnell der reformatorischen Strömung an. Der zentrale Unterschied lag in ihrem Charakter: Hedio war anpassungs - fähiger und vorsichtiger als sein Kollege, was es ihm ermöglichte, sich bei seinem Amts - antritt am Straßburger Münster zu verpflichten, nicht in Luthers Sinne zu predigen, des - sen Anhänger er längst war. Auch am Ende des gemeinsamen Weges in Straßburg zeigt sich dieser Unterschied: Während sich Bucer 1548 der Annahme des Interims verwei - gerte und die Reichsstadt verlassen musste, konnte Hedio seine Stellung behaupten, indem er diese auf dem Augsburger Reichstag von Kaiser Karl V. erlassene Zwischen - konfession vordergründig annahm. Hedios beachtliche übersetzungsleistung im Be - reich der Patristik, zu nennen sind vor allem Augustinus und , beeinflusste 19 Rezensionen 2016 S.581-696*_Layout Text ZGO Band 152 15.11.16 13:43 Seite 620

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dagegen Bucer in seiner theologischen Ausrichtung maßgeblich und berührt somit einen zentralen Punkt von Hedios Wirkung, zumal die Auseinandersetzung mit Eusebius auch sein eigenes Geschichtsbild prägte. Diesen beiden überblicksdarstellungen stehen in dem Sammelband drei kleinere Ab - handlungen zur Seite, die das Bild des Münsterpredigers vervollständigen: Anne-Marie HEITZ -M üLLER nimmt dabei Hedios Liebesheirat mit Margareta Drenss zum Anlass, die Straßburger Klerikerehen des 16. Jahrhunderts und die aktive Rolle der Frauen in der Reformation zu beleuchten. Dieter STöCKLIN gelingt es, Hedios Nachkommenschaft bis auf den heutigen Tag zu rekonstruieren. Den Band schließt der Wiederabdruck des Auf - satzes von Christian LESCHKE über Hedios Inschrift für den Ettlinger Neptunstein ab, die er kurz vor seinem Tode verfasste. Mit dieser Inschrift setzte sich nicht nur Ettlingen ein Denkmal, in dem es seine antike Vorgeschichte betonte, Hedio verewigte sich dort selbst als Ettlinger Bürger. Die Stadt dankt es ihm bis heute mit der Aufarbeitung seines Lebens, wozu der vorliegende Band einen weiteren Beitrag darstellt. Magnus Ulrich Ferber

Matthias DALL ‘A STA (Hg.), Anwälte der Freiheit! Humanisten und Reformatoren im Dialog. Begleitband zur Ausstellung im Reuchlinhaus , 20. September bis 8. November 2 01 5. Heidelberg: Winter 2 01 5. 182 S., zahlr. Abb., geb. EUR 28,– ISBN 978-3-8253-6503-5 Das Reformationsjubiläum 2 01 7 wirft auch in der Humanismusforschung seine Schatten voraus! In Pforzheim, wo man seit jeher das Erbe des bedeutendsten Sohnes der Stadt, Johannes Reuchlin, pflegt, nahm man die Lutherdekade zum Anlass, in Form einer Tagung und einer Ausstellung über das Verhältnis von Reformation und Humanis - mus nachzudenken, woraus der vorliegende reich bebilderte Band erwachsen ist. Der Titel leitet sich von einem Straßburger Titelholzschnitt von 1521 ab, der Reuch - lin, Hutten und Luther als Patroni libertatis vorstellt, worauf leider nicht weiter einge - gangen wird. Welcher Art die Freiheit war, die von Reformatoren und Humanisten glei - chermaßen errungen worden sein soll, bleibt also unerörtert. Die enge Verzahnung zwischen Humanismus und Reformation, wie sie in dem Holz - schnitt zum Ausdruck kommt, ist dagegen das Leitmotiv des Bandes. Matthias DALL ’A STA liefert in seiner Einleitung eine zusammenfassende Diskussion des Huma - nismus-Begriffs und betont dabei die Verflochtenheit des Renaissance-Humanismus mit dem Christentum. Nach einer kurzen Vorstellung von zehn Persönlichkeiten aus Refor - mation und Humanismus entlang des Ausstellungskonzepts liefert der Band anschlie - ßend zehn Beiträge, die die Grundthese des engen Zusammenhangs zwischen den bei - den Geistesströmungen untermauern. Thomas KAUFMANN betont dabei, dass der Humanismus keineswegs ausschließlich irenisch über dem Konflikt der sich abzeichnenden Kirchenspaltung im Zuge der Refor - mationsbewegung schwebte, sondern selbst der religiösen Ereiferung nicht abhold ge - wesen ist. Die Rezeption humanistischer Texte im kirchlichen Bereich steht im Mittel - punkt von drei Beiträgen: Carmen CARDELLE DE HARTMANN weist anhand von Petrarcas Secretum nach, dass der erste Humanist nicht nur von seinen dezidierten Nachfolgern rezipiert wurde, sondern auch in den Reformklöstern des Spätmittelalters intensive Be - achtung fand. Stefan BAUER stellt die Leistung des Humanisten Enea Silvio Piccolomini als Geschichtsschreiber dar und kennzeichnet den späteren Papst als Innovator der Lan - desgeschichtsschreibung. Ulrich BUBENHEIMER kann schließlich nachweisen, dass die