Chronikder Schützengesellschaft Zu Sobernheim 1585 E.V
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
1585–2010 Chronikder Schützengesellschaft zu Sobernheim 1585 e.V. Für die Schützen Merkt‘s Euch, Schützen, auch für‘s Leben: Leicht verfehlt der Mensch sein Glück! Ist der Schuß erst abgegeben, holt ihn keiner mehr zurück! Jedem ist der Sieg zu gönnen, aber, leider, jeder weiß, daß auch andere schießen können und nur einer kriegt den Preis. Heil dem Sieger! Doch die nächsten? Ihre Namen schwinden bald! Ach, die vierten, fünften, sechsten sind nur Bäume noch im Wald! Aber nicht, daß steil sich heben Einzelstämme, leer im Raum, ist‘s, was schießend wir erstreben, sondern Hochwald, Baum an Baum! Eugen Roth 2 Sobernheim im Jahr 1645, Kupferstich von Matthaeus Merian Chronik der Schützengesellschaft zu Sobernheim 1585 e.V. er die Geschichte der Schützen und ihrer sich die Schützenordnung mit der Organisation WGesellschaften formulieren will, begibt der Gilde, mit der Wahl und den Pflichten des sich in ein weites Gebiet, dessen gewissenhafte Vorstandes, mit der Aufnahme, den Rechten und Darstellung viele Komponenten der Ungewiss- Pflichten der Mitglieder, mit schießtechnischen heit enthalten muss. Es gibt in Deutschland kaum Fragen und mit den Zusammenkünften und Fes- eine alte Schützengilde, die den Tag ihrer Grün- ten der Gesellschaft. In allen Städten verfolgte dung oder das Gründungsjahr mit Bestimmtheit der Magistrat den Zusammenschluss der Schüt- nachweisen könnte. zen zu geschlossenen Vereinigungen mit großer Kein Zweifel dürfte jedoch daran bestehen, Teilnahme, denn ihm war diese Verstärkung der dass die Anfänge der Geschichte des Deutschen Wehrfähigkeit der Bürger sehr willkommen. Im Schützentums schon im frühen Mittelalter Ernstfall konnte so eine Streitmacht einberufen zu finden sind. Im 12. und 13. Jahrhundert werden, die auch zur Verteidigung der Stadt ein- gewannen mit dem Erstarken des Bürgertums gesetzt werden konnte. auch die Schützengilden erheblich an Gewicht, Das bedeutungsvollste Ereignis in den Schüt- zu einer ersten Blütezeit kam es im 14. und zengesellschaften bildete das Königsschießen, 15. Jahrhundert. das in Städten und Dörfern unter Beteiligung der Als im 15. Jahrhundert sich auch die Büchse Einwohnerschaft als wahres Volksfest gefeiert als Waffe zu der Armbrust gesellte, bildeten sich wurde. Das Königsschießen galt und gilt heute neben den Armbrustgilden besondere Gesell- noch als die höchste Auszeichnung der Gilde. Der schaften der Büchsenschützen mit einer Schüt- beste Schütze wurde zum König ausgerufen, trug zenordnung, eigenen Schießbahnen und oft auch für die Dauer eines Jahres die Ehrenkette und eigenem Heim. Im wesentlichen beschäftigte kam in den Genuss einer Reihe von Vorteilen. 3 Mittelalterliches Schießen auf den hölzernen Vogel Diese bestanden unter anderem in der Befreiung Schützenüberlieferungen vergangener Jahrhun- von der Steuerpflicht, von Wachdiensten und von derte etwas in Vergessenheit geraten. Abgaben für das Branntweinbrennen. Im Nachbarland Schweiz traten Bestrebun- Als im 16.Jahrhundert das Interesse an den gen zum Zusammenschluss des Schießwesens Wehrübungen nachließ und die Bürger den Waf- in Erscheinung. Im zerrissenen Deutschland je- fendienst vernachlässigten, weil er sie von der doch ging man in fast allen Orten seine eigenen Berufsarbeit abhielt, bemühten sich die Städte Wege. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts ging dann mit der Stiftung größerer Gewinne und der An- von Thüringen eine Welle aus, in deren Verlauf drohung von Strafen dieser Erscheinung Herr zu die alten Gilden und Gesellschaften wieder wach- werden. Zwar hielten die Gilden noch am Brauch- gerüttelt wurden. tum fest, konzentrierten sich aber vorwiegend Ein Kreis um den Herzog Ernst II. von Sach- auf die Pflege geselliger Veranstaltungen und sen-Coburg-Gotha rief die Deutschen Schützen des Königsschießens. Die patriotischen Mo- zu gemeinsamen Schaffen und Handeln auf. So mente traten dadurch etwas in den Hintergrund. erfolgte schließlich am 11. Juli 1861 die Grün- Auch bei den Landesherren stießen die al- dung des Deutschen-Schützen-Bundes in Gotha. ten Gilden nicht mehr auf die einstige Zunei- gung und so kamen im 17. und 18. Jahrhun- och nun zu unserer eigenen Vergangen- dert auch die bis dahin gewährten finanziellen Dheit: Unter dem Datum des 8. Juni 1848 Zuwendungen zum Erliegen, da nach Meinung schrieb der Königliche Landrat von Kreuznach der Regenten die Schützengesellschaften im an den Bürgermeister Thesmar zu Sobernheim Zeitalter der stehenden Heere kaum noch Be- folgende Zeilen: deutung hatten. Zu Beginn des 19.Jahrhunderts brachten die politischen Verhältnisse eine Reihe Die mittels Berichtes vom 5. diesen Monats No. von Veränderungen mit sich. Die Revolutions- 926 eingereichten Statuten der hiesigen Schüt- kriege und die Herrschaft Napoleons ließen die zengesellschaft erhalten Euer Wohlgeboren 4 Johann Wilhelm Grosholz: 1. Schützenmeister und Gründungsmitglied von 1848 1848 hierbei mit dem Bemerken zurück, daß sich ge- Herren Grosholz, Herz und Meyer den Vorstand gen dieselbe in allgemein polizeilicher Beziehung der Gesellschaft bildeten. Ersterer als Vorsitzen- nichts zu erinnern findet und es zur Constituie- der und ab 1861 Schützenmeister, der Zweite rung dieser Gesellschaft nach Paragraph 4 der fungierte als Sekretär, der Dritte nahm das Amt Verordnung vom 6. April einer besonderen po- des Kassierers wahr. Oberförster Johann Wil- lizeilichen Genehmigung nicht bedarf. Das zur helm Grosholz, geb. am 03.02.1803 in Weiters- Verhütung von Unglücksfällen der Schießstand born, kam erst Anfang Mai 1848 wieder in seine in der gehörigen Entfernung von Gebäuden und frühere Heimat im Soonwald zurück. Er hatte sich frequenten, öffentlichen Plätzen und Wegen an- hier um den freigewordenen Posten des Verwal- gelegt, sowie daß bei der Ausführung der Schieß- ters in Entenpfuhl beworben. Die Stelle wurde übungen selbst mit der nöthigen Vorsicht verfah- ihm am 02.05.1848 übertragen und er blieb de- ren werde, darüber wollen Sie wachen; übrigens ren Leiter bis zu seinem Tode am 14.09.1867. bürgen auch dafür die Namen der ehrenwerten In den kritischen Wochen des Jahres 1848 Mitglieder dieser Gesellschaft. wurde Johann Wilhelm Grosholz am 21.11.1848 Kreuznach den 8.Juni 1848 als Hauptmann einer Landwehrkompanie nach der Königliche Landrath: von Jagow Simmern einberufen. Anfang des Jahres 1849 schied Grosholz aus dem Heeresdienst aus m Paragraphen 1 der vorgelegten Vereins- und kam zum Entenpfuhl zurück, um seine Istatuten vom 28.05.1848 ist der Zweck der bisherigen Tätigkeiten wieder aufzunehmen. gegründeten Schützengesellschaft dargelegt: Ein Ehrendiplom vom 25.03.1849 weist ihn Dieser ist Unterhaltung und Übung im Büch- auch als Ehrenmitglied der Kreuznacher senschießen. Als Schießtag wurde der Sonntag Schützengesellschaft aus. ab 3.00 Uhr nachmittags festgelegt. Bei den jährlichen Preisschießen wurde die Unterzeichnet sind die Statuten von ins- Stadt um Überlassung von Wiesengelände für gesamt 37 Gründungsmitgliedern, wobei die das Festzelt gebeten. Bei der Festsetzung der 5 Sobernheimer Schützenbrüder im Jahr 1892 Schankgebühren wurde um möglichste Scho- gehörten die Herren Reinhardt, Grosholz, B. nung der Vereinskasse nachgesucht. Auch der Helfenstein und W. Neussel an. Director wurde Festumzug durch die Stadt zum Schießstand mit der Landgräflich Geheime Regierungsrath und Musikkapelle war genehmigungspflichtig. Die Landrat des Kreises Meisenheim, Georg Martin Stadt gab geldliche Zuschüsse zum Ankauf von Reinhardt. Schützenmeister Wilhelm Grosholz Preisen. Als auf das Gesuch des Schützenmeis- übernahm hierbei die Stelle des stellvertreten- ters Grosholz die erwarteten 30 Thaler ausblie- den Directors. Die Verbandssatzungen standen ben, wurde dies vereinsseitig mit Befremden ver- unter dem Motto: merkt. Man äußerte der Stadt gegenüber, daß die „Üb Aug und Hand für’s Vaterland.“ auswärtigen Gäste doch auch zusätzliches Geld im Städtchen ließen, doch zunächst ohne Erfolg. Die Mitgliederliste der Schützengesellschaft Erst im zweiten Anlauf wurde die Summe dann zu Sobernheim 1848 wies zu diesem Zeit- noch nachträglich genehmigt und der Ehrenpo- punkt schon eine beachtliche Zahl von 71 Mit- kal konnte angeschafft werden. gliedern aus. Bei der Gründung des Verbandes wurde u.a. beschlossen, dass das erste Schüt- m 17.02.1861 schlossen sich die Schüt- zenfest in demjenigen Ort abgehalten werden Azengesellschaften von Sobernheim, Kirn, soll, der die größte Mitgliederzahl aufzuweisen Meisenheim, Staudernheim, Waldböckelheim, hätte. So wurde schließlich das erste Schützen- Monzingen und Meddersheim zum Glan-Nahe- fest im Jahre 1861 in Sobernheim abgehalten. Schützenverein zusammen. Die Lokalvereine Im Sobernheimer Intelligenz-Blatt vom 2. Au- blieben dabei finanzmäßig eigenständig. Für die gust 1908 sind darüber noch folgende Zeilen gemeinsame Vertretung wählten sie ein Direc- zu finden: torium bestehend aus einem Director und des- sen Stellvertreter, sowie einem Secretär und ei- „Am Donnerstag, den 21. August 1861, morgens nem Hauptkassenrendanten. Dem Directorium 7 Uhr, versammelte sich der Verein, 67 Mitglieder 6 Sobernheim, Marktplatz 1892 stark, in dem Otto’schen Gartenlokale vor dem Schützenfest schon durch eine starke Deputa- Obertor. Die Hüte und Büchsen mit Eichenlaub tion vertreten gewesen. Sonntag, den 24. Au- verziert, marschierte der Verein, die verstärkte gust, wurde die dem Verein von den Frauen und Specht’che Musikkapelle an der Spitze nach Jungfrauen hiesiger Stadt gewidmete Fahne von dem Schießplatz. Dort begann dann ein fried- drei Ehrenjungfrauen feierlich überreicht, und licher Wettkampf um die zahlreichen