Bestandserhebung Der Herpetofauna Des Unteren Murtals
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
ZOBODAT - www.zobodat.at Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database Digitale Literatur/Digital Literature Zeitschrift/Journal: Herpetozoa Jahr/Year: 1994 Band/Volume: 7_1_2 Autor(en)/Author(s): Zimmermann Petra, Kammel Werner Artikel/Article: Bestandserhebung der Herpetofauna des unteren Murtals, unter besonderer Berücksichtigung von Natrix tessellata tessellata (Laurenti, 1768) (Österreich: Steiermark; Squamata: Serpentes: Colubridae). 35-58 ©Österreichische Gesellschaft für Herpetologie e.V., Wien, Austria, download unter www.biologiezentrum.at HERPETOZOA 7 (1/2): 35 - 58 Wien, 30. Juni 1994 Bestandserhebung der Herpetofauna des unteren Murtals, unter besonderer Berücksichtigung von Natrixjessellata tessellata (LAURENTI, 1768) (Österreich: Steiermark; Squamata: Serpentes: Colubridae) Herpetological inventory of the lower Mur river valley, with special regard to Natrix tessellata tessellata (LAURENTI, 1768) (Austria: Styria; Squamata: Serpentes: Colubridae) PETRA ZIMMERMANN & WERNER KAMMEL ABSTRACT In 1992 and 1993 the authors collected data on the distribution of amphibians an reptiles along the lower Mur river (Styria: Austria) and the mouths of its tributaries. Data originated from actual field work as well as from the herpetological data base of the Natural History Museum of Vienna and from recent faunistic liter- ature. The distribution of the species, the herpetozoonoses of natural subunits of the study area, and referring anthropogenic injuries are described. The biotopes of the Dice Snake, Natrix tessellata tessellata (LAURENTI, 1768) are treated in more detail. Out of 15 amphibian and 8 reptile species occurring in the area Bufo viridis and Pelobates fuscus are close to extinction. An old record of Lacerta viridis could not be confirmed. KURZFASSUNG In den Jahren 1992 und 1993 fährten die Autoren eine überwiegend qualitative herpetologische Bestands- erhebung in den flußbegleitenden Aulandschaften der unteren Mur (Steiermark: Österreich) und den Mün- dungsbereichen ihrer Zubringer durch. Das Datenmaterial stammt von aktuellen Begehungen sowie aus der Herpetodatenbank des Naturnistorischen Museums in Wien und den neuesten lokalfaunistischen Veröffentli- chungen über das Untersuchungsgebiet. Die Verbreitung der Arten im Untersuchungsraum, die Herpetozöno- sen natürlicher Landschaftsuntereinheiten und ihre anthropogene Beeinträchtigung werden beschrieben. Der Lebensraum der Würfelnatter, Natrix tessellata tessellata (LAURENTI, 1768) wird dabei ausführlicher behan- delt. Von den aus dem Gebiet bekannten 15 Lurch- und 8 Kriechtierarten sind Bufo viridis und Pelobates fuscus vom Aussterben bedroht. Das Vorkommen von Lacerta viridis konnte nicht bestätigt werden. KEYWORDS Amphibia, Reptilia, Natrix tessellata tessellata; threat, local herpetofauna; Styria, Austria EINLEITUNG 70 Prozent der steirischen Amphi- Standserhebungen in den letzten drei Jah- bien- und Reptilienarten sind durch Beein- ren (HOLZINGER 1991; PAILL 1992; trächtigung ihrer Lebensräume in ihrem BRUNNER & HOLZINGER 1992, FRIED- Bestand bedroht (FACHBACH 1981). Seit RICH & WINDER 1993), bestehen große REISINGER (1972) den Rückgang der Wissenslücken über den Zustand der Ara- Amphibien und Reptilien im Raum Graz phibien- und Reptilienpopulationen. Zu- und an der Mur beschrieb, sind keine ge- dem sind die Lebensraumansprüche einzel- samtherpetofaunistischen Untersuchungen ner Arten im Untersuchungsgebiet unzu- in diesem Gebiet durchgeführt worden. Es länglich bekannt. Die mangelnde Bearbei- ist aber laufend wasserwirtschaftlicher tung der Untersuchungsgebiete, sowie die Nutzung, Land- und Forstwirtschaft, An- laufenden Veränderungen, vor allem der derungen des Grundwasserspiegels und des aquatischen Lebensbereiche ließen es not- Verschmutzungsgrades der Gewässer un- wendig erscheinen, Untersuchungen zur terworfen. Trotz lokalfaunistischer Be- Bestandssituation der vorkommenden Am- ©Österreichische Gesellschaft für Herpetologie e.V., Wien, Austria, download unter www.biologiezentrum.at 36 P. ZIMMERMANN & W. KAMMEL phibien- und Reptilienarten durchzuführen. lationen weitgehend unbekannt ist, wird Unter diesen ist Natrix tessellata tessellata auf sie näher eingegangen. (LAURENTI, 1768) die am stärksten an Die vorliegende Arbeit entstand am Fließgewässer gebundene Art und dadurch Institut für Zoologie der Karl-Franzens- besonders vom Zustand der Mur und ihrer Universität Graz, Abteilung für Entwick- Uferzonen abhängig. In der "Roten Liste lungsbiologie und Histologie. Bestandser- gefährdeter Kriechtiere der Steiermark" hebungen im Einflußbereich der Mur zwi- (FACHBACH 1981) wird diese Schlange schen Graz und Spielfeld wurden von der als "vom Aussterben bedroht" bezeichnet. Steirischen Wasserkraft- und Elektrizitäts Da der gegenwärtige Zustand ihrer Popu- AG (STEWEAG) finanziell unterstützt. MATERIAL UND METHODEN Im Zeitraum von April 1992 bis Sep- angaben. Zusätzlich wurden die Ergebnisse tember 1993 erfolgten zwischen der nörd- lokalfaunistischer Arbeiten (s. Einleitung) lichen Stadtgrenze von Graz und Spielfeld herangezogen. Begehungen an der Mur und den Unterläu- Da die einzelnen Amphibien- und fen ihrer Nebenflüsse im Ausmaß von 51 Reptilienarten jahreszeitlich und witte- Tagen. Berücksichtigung fand dabei auch rungsbedingt voneinander abweichende das angrenzende Hinterland (z. B. Au- Aktivitätsmuster aufweisen, erfolgten Be- waldreste). gehungen unter möglichst unterschiedli- Für vagile Arten erschien die Einbe- chen Witterungsverhältnissen während der ziehung der Hänge, die unmittelbar an die gesamten Aktivitätsperiode. Feuchtgebiete der Mur grenzen, notwen- Stichprobenartig wurden Daten zur dig, doch wurden Funde nur dann berück- Wasserqualität der Aufenthaltsorte von sichtigt, wenn die Verbreitung der jeweili- Natrix tessellata erhoben. Die Tempera- gen Art den Talboden erreichte. turmessungen erfolgten mit den Geräten Außer eigenen Ergebnissen wurden Technotherm 7200 und Testoterm 1103, Verbreitungsangaben von 1970 bis Sep- Messungen zur Wasserqualität mittels tember 1993 aus der Herpetodatenbank des WTW ph 90 (ph-Wert), WTW LF 90 Naturhistorischen Museums in Wien mit (Leitfähigkeit) und WTW OXI 91 (Sauer- aufgenommen; unberücksichtigt blieben stoffgehalt). dabei ungenaue und zweifelhafte Fundort- DIE VERBREITUNG DER ARTEN IM UNTERSUCHUNGSGEBIET (Abb. 1, 2) Triturus alpestris alpestris. Es konnte Triturus vulgaris vulgaris. Der Teich- nur ein Nachweis und zwar am Rande des molch war im Bereich Straß, Leitring und Hügellandes bei Gamlitz erbracht werden, Hasendorf selten, etwas häufiger dagegen wo der Bergmolch vereinzelt auch entlang in den Kühauen südlich von Leibnitz, in des Talbodens anzutreffen war. Das Unter- den Auwäldern bzw. deren Resten entlang suchungsgebiet liegt an der Verbreitungs- der Sulm, bei G ralla und zwischen Fernitz grenze der Art. und Mellach. Einzelne Nachweise gelan- Triturus carnifex. Vorkommen des gen an Teichen und Kleingewässern süd- Kammolches konnten im Vogelhegegebiet lich von Lebring sowie bei Leitring und Mellach, in den Gralla-Auen, in den Hasendorf. T. vulgaris besiedelt auch Kühauen südlich von Leibnitz und in ei- kleine Gewässer; entsprechend häufiger als nem kleinen Auwaldrest bei Vogau nach- der Kammolch war er zwischen Fernitz gewiesen werden. Es handelt sich dabei und Spielfeld nachweisbar. stets um Auwaldgebiete, in denen größere Salamandra salamandra salamandra. Altarme bzw. Tümpel vorhanden sind. Vom Feuersalamander liegen Funde aus ©Österreichische Gesellschaft für Herpetologie e.V., Wien, Austria, download unter www.biologiezentrum.at Bestandserhebung der Herpetofauna des unteren Murtals 37 Graz - Nord, dem Bereich zwischen Gralla Rana dalmatina. Der Springfrosch und Gabersdorf sowie von Gamlitz vor. war in nahezu allen bewaldeten Gebieten Die Art ist im Untersuchungsgebiet aus nachweisbar, jedoch nur in Auwäldern Mangel an geeigneten Lebensräumen im häufig (vor allem bei Gralla und in den direkten Einflußbereich der Mur selten. Kühauen). Bombina variegata. Die Gelbbauch- Rana temporaria. Vorkommen des Unke war nahezu im gesamten Unter- Grasfrosches fanden sich in den Auwaldbe- suchungsgebiet zu finden, in den Auwald- reichen bei Fernitz, Kaisdorf, Gralla, den gebieten von Kaisdorf, dem Vogelschutz- Kühauen und entlang des Sulmunterlaufs gebiet Mellach, den Gralla- und Kühauen sowie am Rande des Hügellandes bei häufiger als an anderen Stellen. Gamlitz. Bufo bufo bufo. Die Erdkröte be- Rana kl. esculenta I R. lessonae. Als wohnt in mäßiger Dichte das gesamte Un- einzige Amphibienarten des untersuchten tersuchungsgebiet. An den zahlreichen ste- Gebietes wurden Teichfrosch und Kleiner henden Gewässern im Bereich Gralla und Teichfrosch in der Mur gefunden. Sie be- in Auwaldresten südlich davon (Lebring siedeln dort die Stillwasserzonen mit Aus- bis Spielfeld) kommt sie häufig vor. nahme der Bereiche, die stark begradigt Bufo viridis. Im Einflußbereich der sind oder kein Hinterland mit Nebenge- Mur zwischen Graz und Spielfeld sind nur wässern aufweisen. Teichfrösche stellen noch zwei Laichplätze der Wechselkröte die häufigste Amphibienart der Region bekannt ("Graz - St. Peter" und "Murauen dar. bei Gralla"). Im Untersuchungsgebiet, das Rana ridibunda. Der Seefrosch wur- am Rande des Verbreitungsgebietes der de in geringen Dichten in den Auwaldge- Wechselkröte liegt, ist sie akut vom Aus- bieten bei Kaisdorf, Gralla und Leibnitz - sterben bedroht. Altenmarkt festgestellt. Das Untersu- Pelobates fuscus fuscus. Im Untersu- chungsgebiet liegt an der natürlichen Ver- chungsgebiet ist die Knoblauchkröte