Uwe Alzen: Der „Self-Made-Rennprofi“
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NR. 211·MITTWOCH,11. SEPTEMBER 2019 SEITE 25 Sport Thema Nachdem erst anderthalb Tage vor dem Saisonstart 1993 die Finanzierung für sein DTM-Debüt gesichert ist, gewinnt Uwe Alzen im Mercedes auf Anhieb die Wertung der Privatfahrer (linkes Foto). Es ist der vielleicht entscheidende Schritt in der Karriere des Betzdorfers (rechtes Foto rechts), der in Klaus Ludwig (rechtes Foto links), dem damaligen König der DTM, einen Mentor findet, mit dem er noch heute befreundet ist. Fotos: byJogi/privat Uwe Alzen: Der „Self-Made-Rennprofi“ 52-Jähriger aus Betzdorf blickt auf 30 Jahre als professioneller Motorsportler zurück –Hohesechsstellige Kredite und Nächte im Transporter M Betzdorf. Es ist das siebte und ersten Runden auf dem Hocken- hieb die Gesamtwertung des Por- stellt und zu einer DTM-Sichtung sehr erfolgreichen Jahr ITC und Heute, im Alter von 52 Jahren, vorletzte Rennwochenende im heimring an. sche Carrera Cup zu gewinnen. bei Mercedes eingeladen.“ Ohne drei weiteren Saisons mit den da- ist der „Vollblut-Racer“ immer noch „Gran Turismo Touring Car Cup“ Der Start in die motorsportliche „Damals waren Starterfelder von jegliche Ahnung um den High- rauf folgenden Supertourenwagen am Start, pilotiert in der Saison des Deutschen Motorsport-Ver- Karriere war jedoch alles andere mehr als 40 Cup-Porsches die Re- tech-Boliden („Ich hatte noch nie (STW) ging es für Uwe Alzen 2001 2019 einen Audi R8 LMS in der bandes (kurz: DMV GTC). Auf als einfach, denn im Gegensatz zu gel, und auf manchen Strecken in einem DTM-Auto gesessen“) mit dem Entstehen der neuen DTM DMV GTC und hat dort bereits dem „Circuit Zolder“ in Belgien seinen Kontrahenten, die bereits wurden bereits im Training die ers- machte Alzen einfach das, was er zurück ins Lager der Stern-Fahrer. sechs Siege in Folge eingefahren. stehen die nächsten beiden 30-mi- im Kindesalter im Kartsport an ihre ten Fahrer wieder nach Hause ge- am besten konnte –und gab ein- „Ich hatte das Glück, dass ich wäh- Zusammen mit Partner Dietmar nütige Sprintrennen an, die sich Karrieren herangeführt worden schickt, weil die Streckenzulas- fach Gas. Erst versägte er Kurt Thi- rend meiner gesamten DTM-Kar- Haggenmüller stehen zudem vier Uwe Alzen für gewöhnlich mit waren, war Alzen bei seinem ers- sung nicht mehr Autos zuließ. Ent- im, der als Instruktor diente, und riere weiter für Porsche starten und Podiumserfolge in der Langstre- Dietmar Haggenmüller teilt. Doch ten Kontakt mit einem „echten“ sprechend hart und spektakulär dann anschließend den Rest der dort großartige Erfolge feiern durf- ckenversion der Serie, den „Dun- der Teampartner des Rennprofis Rennfahrzeug bereits 22 Jahre alt. wurde gefahren. Wir waren schon Truppe. te“, beschreibt der Westerwälder lop60“ auf der Habenseite des aus Betzdorf ist diesmal verhindert. Nach den ersten Testfahrten im so etwas wie die Exoten“, erzählt die Jahre in DTM, ITC und STW. Teams. Doch die Prioritäten des Für Alzen ein Grund, nicht zu star- startete er in der Saison 1990 spo- Alzen aus seinem Debüt-Jahr. „Die Sponsor ermöglicht DTM-Einstieg Meistertitel im Porsche Carrera Ausnahmerennfahrers haben sich ten? Keineswegs. Der 52-Jährige radisch in diversen Fahrzeugen er- Firma HJS und Herr Löhr vom Por- Zunächst bot man dem aufstre- Cup, dem Porsche Supercup, dem mittlerweile verschoben. So arbei- bestreitet also beide Rennen selbst, folgreich im Veedol-Langstrecken- sche Zentrum Koblenz haben mir benden Talent einen DTM-Sitz als ADAC GT Cup und Einsätze mit tet Alzen für diverse Industrie-Part- und zwar nicht wie im gewohnten pokal auf dem Nürburgring und bei den ersten Schritten sehr ge- Semi-Werksfahrer an, wofür Alzen dem legendären Porsche GT1 in Le ner und bietet mit seinem eigenen Audi R8 LMS, sondern im Merce- seiner legendären Nordschleife. Im holfen. Wir waren ja wirklich nur ein Budget von 700 000 D-Mark Mans sind nur wenige der Erfolgs- Unternehmen Fahrerlehrgänge und des AMG GT3 aus dem Vorjahr, Jahr darauf gewann er in seiner drei Mann und haben bei den ers- hätte aufbringen müssen. Später stationen. Nach seinem Abschied Coachings an. Dazu stehen in Betz- den das „Spirit Team Uwe Alzen ersten kompletten Saison in dieser ten Rennen sogar im Transporter halbierte man die Summe zwar, aus der DTM Ende 2003 ging es dorf zwei exzellent aufgebaute Au- Automotive“ immer noch im Be- Meisterschaft in einem Porsche 944 geschlafen. Später hatten wir dann doch Alzen verfügte „nicht mal für Alzen dann bis 2009 in diversen di R8 LMS Ultra bereit, die für stand hat. Und dass es zur Wah- die Junior-Trophäe –und erregte einen geliehenen Wohnwagen.“ über einen Teil des Geldes“. Nach Serien und Meisterschaften von Renn- und Trainingszwecke prä- rung der Meisterschaftschancen in damit erstmals Aufsehen. Mit eisernem Willen und vollem langen Verhandlungen war es Sieg zu Sieg. Der zweite Meister- pariert sind. „Ich sehe mich mitt- auch ein „guter Gebrauchter“ tut, Einsatz sorgte die kleine Mann- schließlich Walter Mertes, der von titel im Porsche Carrera Cup (2007) lerweile eher als Dienstleister in beweist der Betzdorfer eindrucks- Risikoreiche Anfänge in Eigenregie schaft mit dem Gewinn des Cups diesem Zeitpunkt an auch Alzens ist nur eine Station, weltweite Er- der Branche“, sagt der Betzdorfer, voll mit dem Sieg im ersten Ren- 1992 wagte der Westerwälder dann zum Erstaunen der Konkurrenz für Management übernahm, der an- folge in der FIA-GT mit Michael der den Fokus inzwischen auch auf nen und Rang zwei im zweiten. den großen Schritt in Richtung Pro- eine Sensation, und die ersten Be- derthalb Tage vor dem DTM-Sai- Bartels und Konrad-Motorsport sind den Historischen Rennsport legt. „Wir mussten das Rennen in fi-Karriere. „Ich habe mich selbst- obachter aus Fachkreisen ver- sonstart 1993 mit HJS einen Spon- weitere Wegbegleiter. Neben mehreren Erfolgen bei der Oschersleben schon auslassen, ständig gemacht und dafür einen merkten den Namen Uwe Alzen in sor für das erste Rennen im belgi- 2010 gab Alzen dann sein Come- Classic-Version der 24 Stunden deshalb wollte ich hier unbedingt Kredit im größeren, sechsstelligen ihren Notizbüchern. schen Zolder auftat. Mit 20 000 back als Werksfahrer. Gleich im von Le Mans werden in den Hallen punkten“, erklärt Alzen, der vor Betrag aufgenommen“, erzählt Al- Im Laufe der Saison stand auch Mark sicherte der Alzen-Partner ersten Jahr gewann er das 24-Stun- von Uwe Alzen Automotive auch dem Finale in Hockenheim als Ge- zen. Davon wurde ein neuer Por- ein Rennen auf der Nordschleife aus dem Carrera Cup für ein Ren- den-Rennen auf dem Nürburgring historische Renn- und Straßen- samt-Zweiter noch mal voll an- sche 964 Cup, ein gebrauchter des Nürburgrings an. Durch die nen den DTM-Einstieg. Auf An- in einem BMW M3 GT2, im da- sportwagen instand gesetzt. Der- greifen will. Transporter sowie das nötige Einsätze in der Veedol-Langstre- hieb gewann Alzen die Wertung rauffolgenden Jahr war es Position zeit restauriert man einen der le- Dass der Teamkollege fehlt und Werkzeug erstanden, sodass einem ckenmeisterschaft war Alzen schon der Privatfahrer und empfahl sich zwei, die der Routinier an die gendären Procar BMW M1 und dazu noch ein anderes Auto her- Start im Deutschen Porsche Carre- mit der Strecke vertraut, und vor eindrucksvoll für weitere Rennen. BMW-Fahnen heftet. Die weltwei- baut diesen wieder auf. halten muss, hätte wohl manch an- ra Cup nichts mehr im Weg stand. der versammelten DTM-Promi- Mertes überzeugte daraufhin die ten Erfolge mit dem bayerischen deren Rennfahrer aus dem Rhyth- „Ich bin volles Risiko gegangen“, nenz, die im Rahmen des ADAC- Verantwortlichen des aufstreben- Partner dauerten bis ins Jahr 2014 Einer der Letzten seiner Generation mus gebracht. Alzen nicht. Denn blickt Alzen zurück. „Das war alles Eifel-Rennens 1992 auf dem Nür- den Elektronik-Konzerns „Komet“ und fanden nicht nur auf den Renn- Wenn Uwe Alzen heute auf 30 Jah- der Routinier baut inzwischen auf ganz schön haarig und alles andere burgring gastierte, distanzierte er (später ProMarkt), die Finanzie- strecken statt, sondern setzten sich re Rennsport zurückblickt, möchte die Erfahrung aus 30 Jahren als als einfach. Ich habe alles selbst ge- die gesamte Porsche-Konkurrenz rung der restlichen Saison zu über- auch in Alzens eigenem Team, das er keinen einzigen Moment mis- Profi-Rennfahrer. Anlass genug, um macht: das Auto vorbereitet, den mehr als deutlich. „Nach dem Ren- nehmen. Und Uwe Alzen lieferte er seit 2009 unter dem Namen sen. Die Anfänge waren nicht ein- einen Blick auf die gleichermaßen Transporter zur Rennstrecke ge- nen kamen Klaus Ludwig, Norbert weiter ab. Mit dem Titel in der Se- „Uwe Alzen Automotive“ betreibt, fach und der Beginn seiner Karrie- erfolgreiche wie auch ungewöhn- fahren, selbst die Arbeiten an der Haug, Hans-Werner Aufrecht und mi-Wertung zeigte die Karriere- fort. Die Mannschaft aus Betzdorf re äußerst schwierig. „Ich musste liche Karriere des charismatischen Strecke liefen in Eigenregie. Meist Walter Mertes, um mir zu diesem Kurve des DTM-Neulings steil nach erreichte 2009 nicht nur Gesamt- alles alleine stemmen und hatte Profis von der Sieg zu werfen. waren noch zwei Kumpels von mir Sieg zu gratulieren“, erzählt der oben. „Das war eine schwierige rang vier beim 24-Stunden-Klassi- niemanden, der mir den Einstieg Das Motorsport-Gen wurde Uwe dabei, aber das war’s dann auch.“ Betzdorfer. „Durch Klaus Ludwig Zeit für mich, der Druck war enorm ker in der Eifel, sondern zeigte sich leicht gemacht hat“, erinnert er Alzen quasi schon in die Wiege ge- Doch das genügte, um 1992 auf An- wurde ich Norbert Haug vorge- hoch“, erinnert sich Alzen. „Ich auch für die Einsätze der Renntaxi sich. Doch mit eisernem Willen, legt. Vater Dieter Alzen, seines Zei- musste alles im Zeitraffertempo ler- im Laufe der DTM-Rennen ver- Ehrgeiz und Mut er sich trotzdem chens Besitzer einer Kfz-Werkstatt, nen. Nicht nur das Fahren, die Stre- antwortlich. Dazu gehörten auch seinen Weg.