UNTERNEHMEN GOL Unternehmen Deutsche Bank
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UNTERNEHMEN GOL Unternehmen Deutsche Bank DEUTSCHE BANK Er ist der mächtigste Mann des DFINGER Geldhauses und sorgt für den Großteil der Gewinne. Wird der Inder Anshu Jain Ackermanns Nachfolger? eugierig war Gerhard Cromme (63) auf den Mann, der da angereist kam, zu einer NArt Antrittsbesuch. Bei ihm, dem Präsi- denten der Deutschland AG. Der Vorsitzende des ThyssenKrupp-Aufsichts- rats gilt als einflussreichster Netzwerker der Re- publik. Der langjährige Chef des Ruhr-Konzerns wacht über die Geschäfte der Dax-Schwerge- wichte Allianz, Eon und Siemens, kontrolliert den Medienriesen Axel Springer, der die Luft- hoheit über Teutoniens Tresen besitzt, und die Deutsche Lufthansa, die Selbiges einige Etagen höher für sich reklamiert. Ach ja, die Corporate- Governance-Kommission der Bundesregierung leitet er auch noch, seit nun schon fünf Jahren. Kurzum, wer in der deutschen Wirtschaft et- was Großes werden oder bleiben möchte, der sollte ab und an mit Gerhard Cromme reden. So sitzen denn der aus London hergeflogene Inder namens Anshu Jain (43) und Deutschlands Governance-Eminenz an diesem arbeitsreichen Tag in Düsseldorf zusammen. Ein Tee wird ge- reicht, sie plaudern munter über die Wirtschaft im Allgemeinen und über Jains Vorstellung von der Zukunft der Deutschen Bank im Besonderen. Der Cromme-Visite folgten weitere Besuche in der deutschen Business-Gemeinde, die alle dem gleichen Zweck dienten: Anshu Jain, Mitglied des obersten operativen Führungsgremiums der Deutschen Bank, bringt sich in Position für den Spitzenjob. Für den Fall, dass der aktuelle Chef Josef Ackermann (58) über den im Oktober er- neut startenden Mannesmann-Prozess stürzt (siehe Kasten Seite 52). Aber auch, falls Acker- mann bis zum Ende seiner Amtszeit im Jahr 2010 durchhält: Eine Fehlinvestition ist der PR-Ein- satz in eigener Sache für Jain kaum. Der Wechsel käme dann nur später. Es ist ein Coming-out. Anshu Jain scheffelte bis vor Kurzem bevorzugt im Verborgenen das Geld, FOT0: TOM STOCKILL STOCKILL TOM FOT0: das der Deutschen Bank zu Rekordgewinnen verhalf. Nun tritt er aus der Anonymität heraus: Die hohe Kunst des Geldvermehrens: Anshu Jain in Neuerdings steht er Porträtfotografen Modell, der Londoner Deutsche-Bank-Zentrale vor einer Skulptur die ihn in James-Bond-Pose darstellen, lässig die des in Indien geborenen Künstlers Anish Kapoor Hände in den Taschen, mit einer nie da gewese- managermagazin 10/2006 43 Unternehmen Deutsche Bank Millionen in Sicht: Vom Londoner Handelssaal aus verkauft Jains Truppe Finanzprodukte in alle Welt. Wer erfolg- reich ist, wird großzügig belohnt. nen Leichtigkeit des Seins. Neuerdings ■ entscheidet über das Schicksal der er bis heute nahezu abgöttisch verehrt: lässt er nicht den geringsten Zweifel an Deutschen Bank und ihres Chefs Josef Edson Mitchell. Ohne den lauten, cha- seiner Loyalität zur Deutschen Bank Ackermann, befördert diesen Deal, ver- rismatischen Amerikaner, der Jain vor aufkommen: Er sei „stolz, Teil dieser hindert jene Fusion, zieht lukrative Ge- gut elf Jahren zur Deutschen Bank Erfolgsgeschichte zu sein“, tat er im schäfte an sich, drückt unrentable weg. holte, wäre der Superstar heute wo- Mitarbeitermagazin zur Beruhigung So mächtig der Geldguru Jain ist, so möglich kaum mehr als ein Händler der Fragesteller kund. Und neuerdings, viel Achtung ihm die Finanzwelt entge- unter vielen. das wohl untrüglichste Indiz für den genbringt, die Kernfrage bleibt: Taugt 1995 wirbt der damalige Deutsche- anvisierten Karriereschritt, lernt er der Mann für den Chefposten in Bank-Chef Hilmar Kopper (71) Mit- Deutsch. Deutschlands führender Bank? Oder chell vom US-Investmenthaus Merrill muss er sich mit der Rolle des Königs- Lynch ab. Der schillernde Topmana- GESTATTEN: JAIN, ANSHU JAIN. Der Mann machers begnügen, der es selbst nicht ger, der gelungene Deals schon mal mit ist eine Ausnahmeerscheinung in einer werden kann, ohne dessen Zustimmung einer Spontansause am Lago Maggiore Ausnahmestellung: mal als „Sonnen- es aber auch kein anderer schafft? feiert, der Kandidaten beim Einstel- gott“ angehimmelt, mal als „Money Die Antwort wird der umso leichter lungsgespräch den Schlüssel seines Maker“ hofiert, mal schlichtweg „Num- geben können, der Anshu Jains bisheri- Porsche als eine Art Begrüßungsprä- mer eins“ oder auch nur „der wichtigste gen Lebensweg verfolgt. mie anbietet, hat die Handelsabteilung Mann der Deutschen Bank“, wie ein von Merrill Lynch zu einer festen Konkurrent nüchtern-neidvoll formu- Der Aufstieg Größe in der Branche gemacht. Trotz- liert. Stimmt alles, denn Jain dem soll er bei einer anstehenden Be- ■ steuert mit seinem Geschäftsfeld In Anshu Jains Büro, einem Glaskas- förderungsrunde übergangen werden. KNECHTEL/LAIF FOTO: Global Markets den Großteil (rund 50 ten am Rande des Handelssaals im drit- Mitchell gibt dem Drängen Koppers Prozent) der Bankgewinne bei; ten Stock des Londoner Deutsche- im Mai 1995 nach und nimmt seine bes- ■ bewegt Milliarden, kassiert zig Millio- Bank-Gebäudes, steht eine gerahmte ten Leute mit. Darunter Jain, der zwar nen und ist zu einem der größten Einzel- Fotografie im Regal. Sie zeigt den Mann, damals von der Deutschen Bank nicht aktionäre der Bank avanciert; dem Jain seinen Aufstieg verdankt, den viel hält („drittklassig, unter unserer 44 managermagazin 10/2006 Unternehmen Deutsche Bank das neu geschaffene Führungsgremium Die Geldmaschine der Bank ein, das „Group Executive Profitabel, aber riskant: die Deals von Global Markets Committee“, in dem Ackermann die wichtigsten Spartenchefs versammelt. Im Herbst 2004 übernimmt Jain zusätz- Geschäft: Seit Anshu Jain vor mehr als hat zwar einen guten Ruf in der Branche. lich zum Handel mit festverzinslichen zehn Jahren zur Deutschen Bank kam, Doch vor allem im Handel auf eigene Wertpapieren und Derivaten auch den hat das Geldhaus sein Handelsgeschäft Rechnung, bei dem die Bank erhebliche prestigeträchtigen Aktienhandel. Zu- permanent erweitert. Von Devisen und Wetten eingeht, lauern nach Ansicht von gleich wird er einer von zwei Chefs des Staatsanleihen über Aktien und Firmen- Beobachtern Risiken. Rund 20 Prozent Investmentbankings. bonds bis hin zum Handel mit Zins- ihrer Erträge erzielt die Deutsche Bank Anshu Jain ist fast am Ziel. Aus dem derivaten und notleidenden Krediten hat nach eigenen Angaben im Eigenhandel. Leutnant ist der neue Edson Mitchell Jain einen Geschäftsbereich nach dem Schon dieser geringe Anteil ist riskant: geworden – einer, der sich jetzt alles nächsten erschlossen. Zugleich hat er Im zweiten Quartal dieses Jahres zutraut. Global Markets zu einem Vorreiter in der mussten die Bankmanager im Eigenhan- Entwicklung komplizierter Derivatelö- del mit Aktien rund 100 Millionen Euro Die Bank in der Bank sungen gemacht. Über innovative Finanz- Verlust verbuchen. konstruktionen werden Vermögenswerte Abschlag: Seit Jahren bemüht sich Jain, Als die Deutsche Bank ihr Handelsge- aller Art – Aktien, Anleihen, Immobilien, den Aktionären der Deutschen Bank schäft 1995 erstmals unter der hochtra- Kredite – neu portioniert und gebündelt. nahezubringen, dass sein Bereich durch benden Bezeichnung „Global Markets“ Diese Pakete werden dann an Investoren die Vielzahl der Geschäftsfelder heute zusammenfasst, ist der neue Name mehr in aller Welt verkauft, die so ihre in der Lage ist, stabile Gewinne Wunsch als Wirklichkeit. Das Invest- Risiken auf unterschiedliche Branchen abzuwerfen. Bislang sind die Investoren mentbanking der damals zweitgrößten und Regionen verteilen können. davon nicht recht überzeugt: Der Bank der Welt ist eine traurige Veran- Risiken: Die größte Gefahr wäre ein Börsenwert der Deutschen Bank ist, staltung. Mit dem Kauf und Verkauf von Zusammenbruch der Finanzmärkte, der ähnlich wie bei anderen Handels- Wertpapieren macht das Finanzhaus ge- es der Jain-Truppe unmöglich machen häusern, im Vergleich zu den Gewinnen rade mal eine halbe Milliarde Euro Um- würde, aus bestimmten Positionen relativ niedrig. Die Anleger sorgen satz. Mehr als 80 Prozent ihrer Profite wieder herauszukommen. Das interne sich offenbar, dass die satten Profite erzielt die Bank woanders, vor allem im Risikomanagement der Deutschen Bank jederzeit einbrechen könnten. Kreditgeschäft mit deutschen Unter- nehmen und Privatkunden. Würde“), aber seinem Chef „bis ans nierter Vorstandssprecher, Jain die Lei- Ende der Welt“ folgen würde. tung des Bereichs „Global Markets“, der Einseitig verteilt Jain wird eine von Mitchells Füh- profitablen Handelsabteilung der Bank. Gewinn der Deutschen Bank vor Steuern (2005, in Milliarden Euro) rungskräften, einer seiner „Leutnants“. Gemeinsam machen sie sich daran, das DER INDER GILT BIS DAHIN nicht gerade brachliegende Kapitalmarktgeschäft des als geborener Führertyp. Jain ist ein Investmentbanking 1,74 4,75 deutschen Branchenprimus auf Welt- genialer Analytiker, Produkttüftler und und Firmenkunden Private Kunden, format zu trimmen – so wie es Kopper Händler, aber anscheinend ohne den Vermögensverwaltung und andere Vordenker der Bank ein Jahr Willen, sich in einer großen Organisa- zuvor bei einer geheimen Strategieta- tion ganz nach oben zu kämpfen. „Wir gung in Madrid beschlossen haben. haben seinen Ehrgeiz damals unter- Quelle: Unternehmensangaben Gemeinsam unterstützt das Duo Mit- schätzt“, sagt einer seiner früheren Vor- chell/Jain den Schweizer Josef Acker- gesetzten heute. Zehn Jahre später hat sich die Relation mann, den Kopper 1996 als Vorstand zur Tatsächlich setzt sich der unschein- umgekehrt. Jetzt ist „Global Markets“ Deutschen Bank holt, bei seinem Weg an bare Firmenkundenbetreuer gegen die Geldmaschine