UNTERNEHMEN GOL Unternehmen

DEUTSCHE BANK Er ist der mächtigste Mann des DFINGER Geldhauses und sorgt für den Großteil der Gewinne. Wird der Inder Anshu Jain Ackermanns Nachfolger?

eugierig war Gerhard Cromme (63) auf den Mann, der da angereist kam, zu einer NArt Antrittsbesuch. Bei ihm, dem Präsi- denten der Deutschland AG. Der Vorsitzende des ThyssenKrupp-Aufsichts- rats gilt als einflussreichster Netzwerker der Re- publik. Der langjährige Chef des Ruhr-Konzerns wacht über die Geschäfte der Dax-Schwerge- wichte Allianz, Eon und Siemens, kontrolliert den Medienriesen Axel Springer, der die Luft- hoheit über Teutoniens Tresen besitzt, und die Deutsche Lufthansa, die Selbiges einige Etagen höher für sich reklamiert. Ach ja, die Corporate- Governance-Kommission der Bundesregierung leitet er auch noch, seit nun schon fünf Jahren. Kurzum, wer in der deutschen Wirtschaft et- was Großes werden oder bleiben möchte, der sollte ab und an mit Gerhard Cromme reden. So sitzen denn der aus London hergeflogene Inder namens Anshu Jain (43) und Deutschlands Governance-Eminenz an diesem arbeitsreichen Tag in Düsseldorf zusammen. Ein Tee wird ge- reicht, sie plaudern munter über die Wirtschaft im Allgemeinen und über Jains Vorstellung von der Zukunft der Deutschen Bank im Besonderen. Der Cromme-Visite folgten weitere Besuche in der deutschen Business-Gemeinde, die alle dem gleichen Zweck dienten: Anshu Jain, Mitglied des obersten operativen Führungsgremiums der Deutschen Bank, bringt sich in Position für den Spitzenjob. Für den Fall, dass der aktuelle Chef (58) über den im Oktober er- neut startenden Mannesmann-Prozess stürzt (siehe Kasten Seite 52). Aber auch, falls Acker- mann bis zum Ende seiner Amtszeit im Jahr 2010 durchhält: Eine Fehlinvestition ist der PR-Ein- satz in eigener Sache für Jain kaum. Der Wechsel käme dann nur später. Es ist ein Coming-out. Anshu Jain scheffelte bis vor Kurzem bevorzugt im Verborgenen das Geld, FOT0: TOM STOCKILL das der Deutschen Bank zu Rekordgewinnen verhalf. Nun tritt er aus der Anonymität heraus: Die hohe Kunst des Geldvermehrens: Anshu Jain in Neuerdings steht er Porträtfotografen Modell, der Londoner Deutsche-Bank-Zentrale vor einer Skulptur die ihn in James-Bond-Pose darstellen, lässig die des in Indien geborenen Künstlers Anish Kapoor Hände in den Taschen, mit einer nie da gewese-

managermagazin 10/2006 43 Unternehmen Deutsche Bank

Millionen in Sicht: Vom Londoner Handelssaal aus verkauft Jains Truppe Finanzprodukte in alle Welt. Wer erfolg- reich ist, wird großzügig belohnt. nen Leichtigkeit des Seins. Neuerdings ■ entscheidet über das Schicksal der er bis heute nahezu abgöttisch verehrt: lässt er nicht den geringsten Zweifel an Deutschen Bank und ihres Chefs Josef Edson Mitchell. Ohne den lauten, cha- seiner Loyalität zur Deutschen Bank Ackermann, befördert diesen Deal, ver- rismatischen Amerikaner, der Jain vor aufkommen: Er sei „stolz, Teil dieser hindert jene Fusion, zieht lukrative Ge- gut elf Jahren zur Deutschen Bank Erfolgsgeschichte zu sein“, tat er im schäfte an sich, drückt unrentable weg. holte, wäre der Superstar heute wo- Mitarbeitermagazin zur Beruhigung So mächtig der Geldguru Jain ist, so möglich kaum mehr als ein Händler der Fragesteller kund. Und neuerdings, viel Achtung ihm die Finanzwelt entge- unter vielen. das wohl untrüglichste Indiz für den genbringt, die Kernfrage bleibt: Taugt 1995 wirbt der damalige Deutsche- anvisierten Karriereschritt, lernt er der Mann für den Chefposten in Bank-Chef (71) Mit- Deutsch. Deutschlands führender Bank? Oder chell vom US-Investmenthaus muss er sich mit der Rolle des Königs- Lynch ab. Der schillernde Topmana- GESTATTEN: JAIN, ANSHU JAIN. Der Mann machers begnügen, der es selbst nicht ger, der gelungene Deals schon mal mit ist eine Ausnahmeerscheinung in einer werden kann, ohne dessen Zustimmung einer Spontansause am Lago Maggiore Ausnahmestellung: mal als „Sonnen- es aber auch kein anderer schafft? feiert, der Kandidaten beim Einstel- gott“ angehimmelt, mal als „Money Die Antwort wird der umso leichter lungsgespräch den Schlüssel seines Maker“ hofiert, mal schlichtweg „Num- geben können, der Anshu Jains bisheri- Porsche als eine Art Begrüßungsprä- mer eins“ oder auch nur „der wichtigste gen Lebensweg verfolgt. mie anbietet, hat die Handelsabteilung Mann der Deutschen Bank“, wie ein von Merrill Lynch zu einer festen Konkurrent nüchtern-neidvoll formu- Der Aufstieg Größe in der Branche gemacht. Trotz- liert. Stimmt alles, denn Jain dem soll er bei einer anstehenden Be- ■

steuert mit seinem Geschäftsfeld In Anshu Jains Büro, einem Glaskas- förderungsrunde übergangen werden. FOTO: KNECHTEL/LAIF Global Markets den Großteil (rund 50 ten am Rande des Handelssaals im drit- Mitchell gibt dem Drängen Koppers Prozent) der Bankgewinne bei; ten des Londoner Deutsche- im Mai 1995 nach und nimmt seine bes- ■ bewegt Milliarden, kassiert zig Millio- Bank-Gebäudes, steht eine gerahmte ten Leute mit. Darunter Jain, der zwar nen und ist zu einem der größten Einzel- Fotografie im Regal. Sie zeigt den Mann, damals von der Deutschen Bank nicht aktionäre der Bank avanciert; dem Jain seinen Aufstieg verdankt, den viel hält („drittklassig, unter unserer

44 managermagazin 10/2006 Unternehmen Deutsche Bank

das neu geschaffene Führungsgremium Die Geldmaschine der Bank ein, das „Group Executive Profitabel, aber riskant: die Deals von Global Markets Committee“, in dem Ackermann die wichtigsten Spartenchefs versammelt. Im Herbst 2004 übernimmt Jain zusätz- Geschäft: Seit Anshu Jain vor mehr als hat zwar einen guten Ruf in der Branche. lich zum Handel mit festverzinslichen zehn Jahren zur Deutschen Bank kam, Doch vor allem im Handel auf eigene Wertpapieren und Derivaten auch den hat das Geldhaus sein Handelsgeschäft Rechnung, bei dem die Bank erhebliche prestigeträchtigen Aktienhandel. Zu- permanent erweitert. Von Devisen und Wetten eingeht, lauern nach Ansicht von gleich wird er einer von zwei Chefs des Staatsanleihen über Aktien und Firmen- Beobachtern Risiken. Rund 20 Prozent Investmentbankings. bonds bis hin zum Handel mit Zins- ihrer Erträge erzielt die Deutsche Bank Anshu Jain ist fast am Ziel. Aus dem derivaten und notleidenden Krediten hat nach eigenen Angaben im Eigenhandel. Leutnant ist der neue Edson Mitchell Jain einen Geschäftsbereich nach dem Schon dieser geringe Anteil ist riskant: geworden – einer, der sich jetzt alles nächsten erschlossen. Zugleich hat er Im zweiten Quartal dieses Jahres zutraut. Global Markets zu einem Vorreiter in der mussten die Bankmanager im Eigenhan- Entwicklung komplizierter Derivatelö- del mit Aktien rund 100 Millionen Euro Die Bank in der Bank sungen gemacht. Über innovative Finanz- Verlust verbuchen. konstruktionen werden Vermögenswerte Abschlag: Seit Jahren bemüht sich Jain, Als die Deutsche Bank ihr Handelsge- aller Art – Aktien, Anleihen, Immobilien, den Aktionären der Deutschen Bank schäft 1995 erstmals unter der hochtra- Kredite – neu portioniert und gebündelt. nahezubringen, dass sein Bereich durch benden Bezeichnung „Global Markets“ Diese Pakete werden dann an Investoren die Vielzahl der Geschäftsfelder heute zusammenfasst, ist der neue Name mehr in aller Welt verkauft, die so ihre in der Lage ist, stabile Gewinne Wunsch als Wirklichkeit. Das Invest- Risiken auf unterschiedliche Branchen abzuwerfen. Bislang sind die Investoren mentbanking der damals zweitgrößten und Regionen verteilen können. davon nicht recht überzeugt: Der Bank der Welt ist eine traurige Veran- Risiken: Die größte Gefahr wäre ein Börsenwert der Deutschen Bank ist, staltung. Mit dem Kauf und Verkauf von Zusammenbruch der Finanzmärkte, der ähnlich wie bei anderen Handels- Wertpapieren macht das Finanzhaus ge- es der Jain-Truppe unmöglich machen häusern, im Vergleich zu den Gewinnen rade mal eine halbe Milliarde Euro Um- würde, aus bestimmten Positionen relativ niedrig. Die Anleger sorgen satz. Mehr als 80 Prozent ihrer Profite wieder herauszukommen. Das interne sich offenbar, dass die satten Profite erzielt die Bank woanders, vor allem im Risikomanagement der Deutschen Bank jederzeit einbrechen könnten. Kreditgeschäft mit deutschen Unter- nehmen und Privatkunden.

Würde“), aber seinem Chef „bis ans nierter Vorstandssprecher, Jain die Lei- Ende der Welt“ folgen würde. tung des Bereichs „Global Markets“, der Einseitig verteilt Jain wird eine von Mitchells Füh- profitablen Handelsabteilung der Bank. Gewinn der Deutschen Bank vor Steuern (2005, in Milliarden Euro) rungskräften, einer seiner „Leutnants“. Gemeinsam machen sie sich daran, das DER INDER GILT BIS DAHIN nicht gerade brachliegende Kapitalmarktgeschäft des als geborener Führertyp. Jain ist ein Investmentbanking 1,74 4,75 deutschen Branchenprimus auf Welt- genialer Analytiker, Produkttüftler und und Firmenkunden Private Kunden, format zu trimmen – so wie es Kopper Händler, aber anscheinend ohne den Vermögensverwaltung und andere Vordenker der Bank ein Jahr Willen, sich in einer großen Organisa- zuvor bei einer geheimen Strategieta- tion ganz nach oben zu kämpfen. „Wir gung in Madrid beschlossen haben. haben seinen Ehrgeiz damals unter- Quelle: Unternehmensangaben Gemeinsam unterstützt das Duo Mit- schätzt“, sagt einer seiner früheren Vor- chell/Jain den Schweizer Josef Acker- gesetzten heute. Zehn Jahre später hat sich die Relation mann, den Kopper 1996 als Vorstand zur Tatsächlich setzt sich der unschein- umgekehrt. Jetzt ist „Global Markets“ Deutschen Bank holt, bei seinem Weg an bare Firmenkundenbetreuer gegen die Geldmaschine der Deutschen Bank. die Konzernspitze. In Ackermann findet mehrere ambitionierte Konkurrenten Die Erträge im Handel sind um mehr als Mitchell einen uneingeschränkten Be- durch. Sein größter Widersacher, Grant das Zwanzigfache auf 10,6 Milliarden wunderer und Förderer des gewinn- Kvalheim (50), den sogar Mitchell als Euro gestiegen. Mehr als 70 Prozent des bringenden, aber riskanten Investment- „einen der besten Kapitalmarktexperten gesamten Konzerngewinns kommen bankings – und einen, der nicht groß der Welt“ bewundert hat, verlässt die nun aus dem Investmentbanking, der stört. „Joe is a fool“, lästert er gegenüber Deutsche Bank im Zorn und lotst eine Großteil davon aus Jains Handelsbe- Vertrauten, „but he is my fool“. Reihe weiterer Spitzenleute zum neuen reich (siehe Grafik oben). 2000 stirbt Mitchell bei einem Flug- Arbeitgeber Barclays. Der Kapitalmarktprofi aus Indien hat zeugabsturz, zwei Tage vor Heiligabend. Doch Ackermann steht zu Jain, der ihn mit seinem Mentor Mitchell ein Ge- Zum Erstaunen vieler in der Bank über- zuvor jahrelang im bankinternen Macht- schäftsmodell entwickelt, das er selbst trägt Ackermann, mittlerweile desig- kampf unterstützt hat. Jain zieht 2002 in für „einzigartig in der Branche“ hält;

managermagazin 10/2006 45 Unternehmen Deutsche Bank

Die Weggefährten Deutsche-Bank-Manager und ihre Beziehung zu Jain FOTOS: ROBERT WALLIS/LIAISON/GETTY IMAGES, DIRK HOPPE/NETZHAUT, FRANK DARCHINGER/DARCHINGER.COM, HANS -GUENTHER OED/VARIO IMAGE

Der Mentor: Der im Jahr 2000 Der Kollege: Investmentbanker Der Türöffner: Deutschland- Der Aufseher: Chefkontrolleur verstorbene Bankmanager Cohrs ist Jain gleichgestellt, Chef Fitschen hilft Jain bei Ge- Börsig sieht in Jain einen Mitchell hat Jain gefördert de facto nur die Nummer zwei schäften mit deutschen Kunden Garanten für Kontinuität

Angefangen von eher simplen Ge- to Preis und Service ist die Deutsche der Deutschen Bank“, sagt ein Manager schäftsfeldern wie dem Devisen- und Bank im Kapitalmarktgeschäft bis heute der Dresdner Bank. Anleihehandel bis hin zu hoch kompli- top“, sagt der Manager eines New Yor- Trotz hoher Einkaufspreise erzielt zierten Derivatekonstruktionen haben ker Hedgefonds, der seit Jahren zu Jains Global Markets satte Profite. „Wenn die Banker ein Handelssegment nach Kunden zählt. Einstige Branchengrößen man solche Risiken bündelt und neu dem nächsten erschlossen (siehe Kasten wie J. P. Morgan hat die Deutsche Bank verpackt, hat man gegenüber dem Käu- Seite 45). durch diese Strategie längst überrundet. fer ein Herrschaftswissen“, sagt ein ehe- Zwei Faktoren sind es, die den Erfolg Zufriedene Kunden bringen Jain die maliger Deutschbanker, „dadurch kann maßgeblich begründen: Mitchell und Umsätze und Liquidität, die er braucht, man Traummargen herausschlagen.“ Jain verstehen es, stets die besten Leute um ein anderes, wesentlich profitable- Denn der Käufer der Derivatekonstruk- an sich zu binden. Im Laufe der Jahre res Geschäftsfeld anzugehen als den rei- te, oft eine andere Bank oder eine Ver- entsteht so bei Global Markets eine nen Handel mit Devisen und Zinskon- sicherung, kann mit der innovativen Mannschaft von Spitzenkräften, die her- trakten. Das große Geld verdient er mit Anlageform gezielt Risiken auf unter- vorragend aufeinander abgestimmt der Entwicklung komplexer Derivate- schiedliche Branchen und Regionen sind. „Jain hat aus einem bunten Haufen konstruktionen. verteilen und so das Portfolio abrun- einzelner Superhändler ein echtes Team den – da spielt der Preis nicht immer die geformt“, sagt der Handelschef einer FRÜH ERKENNT JAIN, dass in diesem noch entscheidende Rolle. konkurrierenden Investmentbank. jungen Segment der Finanzmärkte ein Der Erfindungsreichtum der Händler Zum anderen setzt Jain von Anfang an immenses Potenzial steckt. In großem kennt kaum Grenzen. Leasingfirmen, darauf, seine Kunden besser zu be- Stil kauft er von anderen Banken Kre- Windparks, Mautstraßen, Krankenhäu- treuen als die Konkurrenz. Statt wie an- ditforderungen auf, bündelt sie in neue ser, Wasserwerke – alles, was gute Ge- dere Häuser bereits beim simplen Kauf Wertpapiere und verkauft diese „abge- winne abwirft, dient den Deutschban- und Verkauf von Wertpapieren aller Art leiteten“ Finanzinstrumente, im Bran- kern als Grundlage für „strukturierte“ kräftig abzukassieren und vor allem den chenjargon Derivate genannt, gewinn- Wertpapiere, die an Anleger in aller Handel auf eigene Rechnung zu forcie- bringend an Investoren. Welt weiterverkauft werden. ren, verspricht er seiner Klientel den bes- Aggressiv pusht er das Geschäft. „Als Angetrieben wird die Innovations- ten Kurs und die schnellste Ausführung wir unsere Problemkredite verkauft ha- maschine von Leuten wie Rajeev Misra, ihrer Orders – und er hält Wort. „In punc- ben, kam das höchste Gebot immer von dem Chef des Kredithandels. Misra, S

46 managermagazin 10/2006 Unternehmen Deutsche Bank

großem Aufsehen sperren – zum Entset- Nach vorn gehandelt zen vieler deutscher Topleute. Jain & Erträge internationaler Investmentbanken im 1. Halbjahr 2006 (in Milliarden Euro) Co. hätten die Krise des Fonds bewusst Kreditgeschäft und sonstige Erträge herbeigeführt, um anschließend die bes- Beratungs- und Emissionsgeschäft ten Immobilien mit hohem Gewinn wei- 13,0 Aktienhandel terverkaufen zu können, vermuten bis Rentenhandel heute viele in Frankfurt. Die Bank wies 9,1 9,0 diesen Verdacht zurück. 8,7 8,5 7,4 7,2 6,5 6,3 SELBST DIE KLASSISCHEN Investment- banker, die als Berater großer Konzerne Übernahmen in die Wege leiten, sind machtlos gegenüber Anshu Jain und sei- nen Händlern. Hauptgrund: Die Fusi- Goldman Deutsche Citigroup JPMorgan Morgan Merrill UBS Credit Lehman onsberatung, früher die Königsdisziplin Sachs Bank Chase Stanley Lynch Suisse Brothers des Investmentbankings, bringt heute Quelle: Unternehmensangaben längst nicht mehr die satten Profite früherer Jahre. Anshu Jains Jugendfreund, gilt vielen als den belohnt Jain großzügig. Neben dem Bei der Deutschen Bank, die außer- das eigentliche „Gehirn“ von Global offiziellen Bonuspool, berichten Mitar- halb ihres Heimatlands ohnehin nie son- Markets. „Die beiden sind die mit Ab- beiter, verfüge Jain über mehrere Son- derlich stark in der Firmenberatung stand wichtigsten Mitarbeiter der Deut- dertöpfe. „Da kann es passieren, dass war, hat dieser Strukturwandel zu ei- schen Bank“, sagt ein Firmeninsider. man am Monatsende statt der üblichen nem rapiden internen Bedeutungsver- Während Misra ständig neue Ge- 15 000 Euro plötzlich eine Million auf lust der vom Amerikaner Michael Cohrs schäftsfelder erschließt, verkörpert Jain dem Konto hat.“ geleiteten Beratertruppe geführt. den großen Motivator. Seine Präsenta- Jeder Leutnant verdient nach Schät- Welche Folge das hat, illustriert die tionen, in deren Vorbereitung er immens zungen von Insidern gut und gern zehn Rolle der Deutschen Bank im Ringen viel Zeit steckt, sind in der Bank be- Millionen Euro im Jahr. Jain selbst wird der deutschen Pharmafirmen Merck rühmt. „Er ist der beste Redner, den ich auf rund 20 Millionen Cash (Fixum plus und Bayer um eine Übernahme des Ber- je erlebt habe“, sagt ein ehemaliger en- Bonus) taxiert; Aktien und Aktienoptio- liner Konkurrenten Schering. ger Mitarbeiter. nen kommen obendrauf. Auch in eigener Ursprünglich hatte der Darmstädter Sache handelt er erfolgreich: Im Februar Merck-Konzern, unterstützt von den WIE FRÜHER SEIN VORBILD Mitchell re- verkaufte er zum Beispiel binnen zwölf Beratern der Deutschen Bank, für Sche- giert Jain mit einem kleinen Team, sei- Tagen eine halbe Million Deutsche- ring geboten. Als aber Bayer ein Gegen- nen Leutnants aus dem Management Bank-Aktien und erlöste damit rund angebot vorlegte, das vom Schering- Committee. In Zwölf-Stunden-Sitzun- 45 Millionen Euro. Vorstand begrüßt und den Aktionären gen legt die Truppe die Strategie fest Widerstand in der Bank gegen das Ab- empfohlen wurde, signalisierten die und nimmt „jeden Aspekt“ des Ge- kassieren muss Jain nicht fürchten. „Ei- Mergers-and-Acquisitions-Berater der schäfts „haarklein auseinander“, so Jain. nen Kampf gegen Anshu gewinnen Sie Deutschen Bank den Bayer-Managern, Seine Detailkenntnis der Transaktio- in dieser Bank nicht mehr“, sagt ein ehe- dass sie den Sieg der Leverkusener ak- nen ist gefürchtet – „wenn irgendwas maliger hochrangiger Deutschbanker. zeptierten. schiefläuft, haben Sie fünf Minuten Wenn’s um Geld und Einfluss geht, Anshu Jains Handelstrupp kümmerte später Anshu Jain am Telefon, und dann kann Jain eiskalt werden. Erfolgreich dies wenig. Ungerührt finanzierte Glo- wird es unangenehm“, berichtet ein blockierten Jains Anhänger etwa den bal Markets ein Merck-Geschäft der be- Frankfurter Banker. Plan hochrangiger Frankfurter Deutsch- sonderen Art: Heimlich kaufte der Phar- Anders als Mitchell, der gern schul- banker, die Bonner Postbank und später makonzern mit dem Geld aus London terklopfend durch die Handelsräume die Commerzbank zu kaufen – aus Angst gut 20 Prozent der Schering-Aktien auf. streifte, ist Jain kein Kumpeltyp. Ledig- vor einem Absacken des Aktienkurses Zwar gab Merck diese Aktien schließlich lich einige Inder, neben Misra auch der und einer Verschiebung der Machtba- doch an Bayer ab – für die Leverkusener Kreditexperte Ashok Aram, gelten als lance hin zum Inland. verteuerte sich die Übernahme jedoch seine engeren Freunde. Anshu sei eben Auch im Fall des angeschlagenen um 400 Millionen Euro. „very tribal“ (sehr stammesbezogen), Immobilienfonds „Grundbesitz-Invest“ Ein guter Deal für Global Markets, ein lästern Wettbewerber über die Indien- setzten sich Jains Leute durch. Statt wie Imagedesaster für die deutsche M&A- Connection. andere deutsche Finanzhäuser die deut- Abteilung – dieses Schema, berichten Dennoch ist der Handelschef bei sei- schen Anleger geräuschlos zu entschä- Insider, wiederhole sich immer häufi- ner eigenen Truppe – immerhin mehr als digen, um einen drastischen Vertrau- ger. Es bleibt nicht der einzige Interes- 5000 Experten, verstreut auf 45 „Tra- ensverlust zu vermeiden, ließ die Deut- senkonflikt. ding Rooms“ in der ganzen Welt – nicht sche Bank auf Veranlassung der Londo- Vor allem im sogenannten Dis- unbeliebt. Wer gute Leistungen bringt, ner Investmenttruppe den Fonds mit tressed-Debt-Geschäft, dem Handel mit

48 managermagazin 10/2006 Unternehmen Deutsche Bank notleidenden Krediten, ist die Global- Markets-Truppe aktiv. Während Jürgen Fitschen, Deutschland-Chef der Deut- schen Bank, sein Haus als Freund des Mittelstands verkauft, fahnden Anshu Jains Händler nach angeschlagenen mit- telständischen Unternehmen, deren Kredite sie anderen Banken für einen Spottpreis abkaufen können.

DIE ALTEN EIGENTÜMER der oft seit Ge- nerationen in Familienbesitz befindli- chen Firmen werden anschließend mit Peanuts abgefunden. Es folgt meist eine brutale Sanierung, nicht immer zum Wohl der Unternehmen: Der Autohänd- ler Georg von Opel, dessen Kredite die Jain-Truppe im Herbst 2005 auf- kaufte, ist heute insolvent; dem Autozu- lieferer Kiekert droht ein ähnliches Schicksal. Das Renommee von Global Markets schmälern solche Unfälle kaum. Gerade der Handel mit notleidenden Krediten gilt als eine der profitabelsten Abteilun- gen der Jainschen Handelsmaschine. Die Geldgemeinde weiß das zu wür- digen. Zum Beispiel am 16. Januar die- ses Jahres im ehrwürdigen Londoner „Grosvenor House“-Hotel unweit des Hyde Parks. 1700 Banker haben sich an diesem Abend an den festlich gedeckten Tischen – Anmeldegebühr pro Tisch: rund 4000 Pfund – versammelt. Ge- spannt wartet die Elite der britischen Hochfinanz auf die Preisverleihung der „International Financing Review“ (IFR). Wie jedes Jahr prämiert das Fachblatt die besten Geldhäuser der City – und zum zweiten Mal wird die Deutsche Bank zur „Bank of the Year“ gekürt. In vier der sieben wichtigsten Kategorien düpiert die Bank die Konkurrenz, etwa als „Bestes Anleihehaus“ und „Bestes Derivatehaus“. Aus den Händen von Prinzessin Anne empfängt Bankchef Ackermann den Hauptpreis. Jain und seine Leute dürfen einen der Neben- Awards entgegennehmen. Sie empfin- den eher stille Freude: Als Grund für die Auszeichnung haben die „IFR“-Exper- ten die Global-Markets-Abteilung aus- gemacht, deren Fähigkeiten die anderer Banken „weit übertreffen“. Die hohe Wertschätzung zeigt sich auch in den handelnden Personen: Auf einer in der Branche viel beachteten ak- tuellen Rangliste der einflussreichsten europäischen Finanzexperten steht An-

50 managermagazin 10/2006 Unternehmen Deutsche Bank

Die Pokalverteidiger Dank Jain scheffelt die Deutsche Bank Preise en gros

Prämiert: Anshu Jain (l.) und sein engster Verköstigt: In Londons „Grosvenor House“ Mitarbeiter Rajeev Misra (r.) bei der Preis- feiert sich der britische Geldadel, der rich- verleihung für die beste Bank des Jahres tige (Prinzessin Anne) ist auch zugegen

shu Jain nach Goldman-Sachs-Europa- Kunden offeriert. Sonntags spielt er chef Michael Sherwood auf Platz zwei – selbst mit seinen Bankgesellen; in sei- Josef Ackermann ist nur Siebter. nem Büro hängt ein T-Shirt mit Wid- mungen australischer Crickethelden; Die Wurzeln den indischen Nationalspieler Rahul Dravid zählt er zu seinen Freunden. Es gibt immer etwas zu reparieren auf Jain brennt vor Ehrgeiz, will jedes dem Gelände des betagten Marylebone Spiel gewinnen. Relaxen liegt ihm fern. Cricket Club (MCC), der nun schon ins Er entstammt einer Angestelltenfamilie 220. Lebensjahr geht. Der denkmalge- aus der Touristenstadt Jaipur im nord- schützte Pavillon des traditionsreichs- indischen Bundesstaat Rajasthan. Leu- ten Cricketvereins der Welt wurde im te, die ihm nahe stehen, beschreiben vergangenen Jahr für rund acht Millio- seine Eltern als „warmherzig und gebil- nen Pfund renoviert, unter anderem mit det“. Jain studierte Ökonomie in Delhi, dem Geld der Deutschen Bank. ließ sich auch von „bärtigen kommunis- Das Institut hilft dem MCC jährlich tischen Lehrern“, wie er selbst einmal mit einer sechsstelligen Summe, darf im erzählte, nicht von der reinen Lehre des Gegenzug Banden bedrucken und das Geldvermehrens abbringen. weitläufige Areal für eigene Marketing- zwecke nutzen. ER KANNTE DAMALS die Welt so wenig Der Treiber dieser Sponsoring-Idee wie diese ihn. Das änderte sich erst, als war Anshu Jain. Für ihn funktioniert die Familie seiner jetzigen Frau Geetika Cricket nach ähnlichen Prinzipien wie in die USA übersiedelte. Jain zog mit und die Deutsche Bank: „Leidenschaft und brachte es schließlich zum anerkannten Leistung“. Stolz sei er, sagt Jain, auf Hedgefond-Spezialisten bei der US- diese Verbindung mit der „spirituellen Investmentbank Merrill Lynch. Heimat des Cricket“. Heute leben die Jains mit ihren beiden Tatsächlich gibt es Parallelen zwi- Kindern im noblen West-London, wo schen dem Empiresport und Jains Bu- sich das Citykapital bevorzugt nieder- siness: Cricketspieler brauchen einen lässt, eingebettet zwischen Holland langen Atem, ein Match zieht sich Park und Kensington Gardens. Ein manchmal über mehrere Tage. Die Re- großzügiges Einfamilienhaus dient ih- geln sind kompliziert, in etwa vergleich- nen als Ruhezone, weniger als Party- bar mit gepoolten Derivaten auf Asset- stätte. Die Gegend transpiriert Tradi-

FOTOS: THOMSON FINANCIAL FOTOS: Basis, die Jains Bankmannschaft ihren tionen: Blaue Plaketten kennzeichnen

managermagazin 10/2006 51 Unternehmen Deutsche Bank

nicht anders geht, eine Sünde wider die Mannesmann, die Zweite strenge Vegetarierethik: Sushi tät’s zur Not auch. Wie der Untreue-Prozess für Josef Ackermann enden könnte In den Ferien besucht er mit seiner Familie spartanisch eingerichtete Tier- Die Neuauflage: Ab 26. Oktober wird parks in Indien oder Afrika. Kein Strom, das sogenannte Mannesmann-Verfahren kein Telefon – das Kontrastprogramm neu aufgerollt. Es geht um den Vorwurf zum lärmenden Londoner Handelssaal. der schweren Untreue beziehungsweise Jain besitzt einen analytischen Ver- Beihilfe dazu – und um viel, viel Geld. Im stand und ein phänomenales Zahlenge- Frühjahr 2000 waren im Zuge der dächtnis: Er ist – wie ein Vertrauter er- Übernahme der Mannesmann AG durch zählt – „ein digitaler Typ“, auch im Um- die britische Vodafone insgesamt 57 Mil- gang mit dem eigenen Personal. Es gibt lionen Euro Prämien und Abfindungen nur 0 (Leute, die er ignoriert, weil sie an Mannesmann-Manager sowie ehema- ihm intellektuell nicht gewachsen sind) lige Führungskräfte gezahlt worden. Der und 1 (die Leistungselite, die er um sich Aufsichtsrat hatte die Gelder bewilligt. schart und mit Millionenboni fördert). Angeklagt sind unter anderem die dama- Das mathematische Talent liegt an- ligen Kontrolleure Josef Ackermann Anklagebanker: Deutsche-Bank-Chef scheinend in den Genen. Sein Cousin (Deutsche Bank), Klaus Zwickel (IG Metall) Ackermann muss erneut vor Gericht Ajit Jain (55), einer der Topmanager im und Joachim Funk (Ex-Mannesmann- Reich der greisen Wall-Street-Legende Chef) sowie der frühere Mannesmann- Warren Buffett (76), ist als Bridge-Spie- Vorstandsvorsitzende Klaus Esser. Im Szenario 2: Ackermann kommt mit ler gefürchtet, weil er jede Karte nach- ersten Prozess vor dem Düsseldorfer einer milden Strafe davon. Auf sanften halten kann. Nun gilt der ehemalige Landgericht waren die Angeklagten im Druck von Bundeskanzlerin Angela McKinsey-Mann, auch das eine Paral- Juli 2004 freigesprochen worden; der Merkel, die dem Spitzenbanker lele zu Anshu, als Anwärter auf Buffetts Bundesgerichtshof hob das Urteil später wohlgesinnt ist, wirkt das Bundes- Chefposten. auf; nun muss sich in Düsseldorf die X. finanzministerium auf die ihm unterstellte große Wirtschaftsstrafkammer erneut mit Finanzdienstleistungsaufsicht Der Kandidat dem spektakulären Vorgang beschäfti- BaFin ein. Es liegt im Ermessen der gen. 26 Verhandlungstage wurden Behörde, Ackermann als Erfolgreich, ehrgeizig, elegant, eloquent zunächst angesetzt; für die Angeklagten „persönlich unzuverlässig“ einzustufen – umweht von einer geheimnisvollen besteht Präsenzpflicht. Das ist besonders und seine Abberufung zu verlangen. Aura, die manchem Angst einflößt, ein schmerzlich für Josef Ackermann. Der Doch die BaFin ist derzeit selbst Inder obendrein: Ist die Deutsche Bank Deutsche-Bank-Chef ist der einzige noch in Bedrängnis und dürfte schnell zu der schon reif für solch einen Chef, den der aktive Topmanager auf der Anklagebank. Auffassung kommen, Ackermann britische „Economist“ einst despektier- Szenario 1: Ackermanns Verteidigern könne, trotz Verurteilung, weiterhin die lich „Bond Junkie“ nannte? gelingt eine Übereinkunft mit der Staats- Deutsche Bank führen. Anshu Jain will zumindest gut vor- anwaltschaft. Das Verfahren wird Szenario 3: Ackermann wird hart bereitet sein auf den Tag X. Er schlüpfe, gegen eine Millionenzahlung eingestellt. bestraft, ist als Vorstandsvorsitzender Mitarbeitern zufolge, immer mehr in Der Schweizer gilt als nicht vorbestraft nicht mehr tragbar und wird zum eine „präsidiale Rolle“. „Er will die und kann im Amt bleiben. Rücktritt gezwungen. Nummer eins werden, keine Frage“, sagt ein ehemaliger Mitarbeiter. Zumal sich interne Gegenkandidaten nicht gerade aufdrängen. historische Gebäude. Agatha Christie gen. Die Nachfahren dieser Minderhei- Privatkundenchef Rainer Neske (41)? hat hier eine Zeit lang gewohnt, Sir Ed- tenreligion, die allesamt den Namen Jain Er hat nur Außenseiterchancen; sein FOTO: WOLFGANG VON BRAUCHTISCH/ ward Henry, der Pionier des Fingerab- tragen, lehnen – entgegen dem hinduis- Geschäftsfeld ist trotz der jüngsten drucks, hat ebenfalls seine Spuren hin- tischen Kastenwesen – Hierarchien ab. Zukäufe (Berliner Bank, Norisbank) terlassen. So erklärt sich auch Jains strenges Leis- schlicht zu unbedeutend. Standesgemäßer Protz ist Jain fremd. tungsprinzip, unabhängig von Rang und Investmentbanker Michael Cohrs Während andere Banker am Jahresende, Namen, das er als Global-Markets-Chef (49)? Der sitzt beim FC Chelsea in der die Geldbörsen mit Boni zum Bersten der Deutschen Bank praktiziert. Loge, mag das Fliegenfischen und hat gefüllt, ausschweifend feiern, bleibt Jain auch sonst mit Jain wenig gemein. Offi- diesen dekadenten Begleiterscheinun- JAINAS SIND VEGETARIER. Anshu Jain ziell führen die beiden als gleichberech- gen seines Berufs fern. In Londons High lässt vor Kliententreffen, so berichtet tigte Co-Chefs das Investmentbanking, Society ist er Underperformer. ein Dax-Manager, schon mal durchge- aber Jain sorgt für den Großteil der Anshu wurde von seinem Vater Am- ben, dass er heute liebend gern Penne Gewinne und entscheidet, in welchen buj in der Tradition des Jainismus erzo- all’ arrabbiata essen würde. Wenn’s gar Geschäften sich die Truppe engagiert.

52 managermagazin 10/2006 Unternehmen Deutsche Bank

Der Privat-Bankier Wo Anshu Jain herkommt, was er liebt und wo er lebt

Sportsgeist: Die Deutsche Bank sponsert den ehrwürdigen Herkunft: Jain wurde in der Tradition des Jainismus erzogen, Marylebone Cricket Club; sonntags schwingt Jain den Schläger einer Minderheitenreligion (im Bild ein Jain-Tempel in Rajasthan) FOTOS: MCC, BRUNO BARBEY/MAGNUM PHOTOS, SANDY STOCKWELL/LONDON AERIAL PHOTO LIBRARY/CORBIS, BOB BAILIE/BLOOMBERG NEWS

Wohnort: Mit Frau und zwei Kindern lebt Jain im Londoner Familienbande: Jains Cousin Ajit (r.), ein begnadeter Bridge- Stadtteil Kensington, wo viele Citygrößen siedeln Spieler, hat gute Karten als Nachfolger von Warren Buffett (l.)

Längst hat der Amerikaner erkannt, wo dem Gremium zu präsentieren. Nach einen Konkurrenten verkaufen und auf seine Grenzen liegen. Amtsmüde sei er, dem Motto „Divide et Impera“ war Vor- diese Weise seine Aktienpakete so rich- heißt es in der Bank, weg wolle er. standschef Ackermann meist dagegen, tig zu Geld machen – eine Exitstrategie dass Mitglieder seines Group Executive zum Nutzen des eigenen Kontos. FIRMENKUNDEN-VORSTAND Jürgen Fit- Committees den Aufsichtsräten Rede Jain-Fans halten derartige Vorwürfe schen (58)? Dessen Führungsstil gilt als und Antwort stehen. Und Vorschläge, für abwegig. Er sei jetzt elf Jahre bei der schwierig, er könne nicht mit Leuten Jain in den Vorstand zu befördern, hat Deutschen Bank, fühle sich als Deutsch- umgehen, heißt es. Wichtiger noch: Die Ackermann torpediert. banker und könnte mit seinen Fähig- Jain-Truppe nimmt ihn nicht ernst, weil Bestätigt sehen sich die Kritiker, weil keiten als Chef eines Hedgefonds ein er keine Produktverantwortung hat. Jains aktuelle Performance etwas zu Vielfaches verdienen. Seine Aussichten: bestenfalls Über- wünschen übrig lässt: Zu Jahresbeginn Mehr Gedanken müsse man sich ma- gangskandidat. versenkte einer seiner engen Mitarbei- chen, wenn er nicht zur Nummer eins Bleibt Aufsichtsratschef Clemens ter 30 Millionen Pfund mit Schulden- berufen würde. Dann ginge er wohl Börsig (58). Der frühere Finanzvorstand Obligationen; im zweiten Quartal 2006 wirklich. Das wissen auch Börsig und könnte sich in die Bankspitze zurück- verunzierten 100 Millionen Euro Verlust Ackermann, die über die Nachfolge an delegieren lassen, falls Ackermann über im Eigenhandel mit Aktien die Bücher. der Spitze entscheiden. Sie sehen in Jain den Mannesmann-Prozess stolpert. Al- Vor allem aber fragen sich die Aufse- den Garanten für die Fortsetzung des lerdings wurde diese Variante der Nach- her, was ein Chef Jain mit der Bank wohl eingeschlagenen Kurses. folgeregelung intern mittlerweile wie- so alles anstellen würde. Sie fürchten Anshu Jain, der filigrane Inder mit der verworfen. Interessenkonflikte. Als einer der größ- den XXL-Ambitionen, weiß einen wei- Vieles läuft mithin auf Anshu Jain zu. ten privaten Aktionäre werde er das teren prominenten Aufseher der Bank Aber: Es gibt noch eine gewisse Reser- Geldhaus womöglich zerschlagen, das auf seiner Seite. Siemens-Oberkontrol- viertheit im Aufsichtsrat der Bank. Fast Privatkundengeschäft abtrennen und leur Heinrich v. Pierer (65) war es, der allen Kontrolleuren ist das Geschäft, das die dann lupenreine Investmentbank ihn zur Promotionstour durch die der Inder verantwortet, fremd. Zumal von London aus führen. Oder, perfider deutschen Vorstandsetagen ermuntert Jain bisher kaum Gelegenheit hatte, sich noch, er werde gleich die ganze Bank an hat. Ulric Papendick/Dietmar Student

54 managermagazin 10/2006