2016 Jahresbericht 2016 Jahresbericht

© Stiftung Berliner Mauer Cover: © Stiftung Berliner Mauer Inhalt

6 Vorwort

8 Die STIFTUNG Berliner Mauer

12 ›› Auftrag 12 ›› Finanzierung und Verwaltung 14 ›› Gremien und Fördervereine 15 ›› Tätigkeit 15 ›› Standorte 16 ›› Baulicher Unterhalt

18 ARBEITSBEREICHE

20 ›› Besucherservice 22 ›› Forschung und Bibliothek 28 ›› Historisch-politische Bildungsarbeit 32 ›› Marketing, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit 38 ›› Sammlungen und Archiv 44 ›› Zeitzeugenarbeit und Biografieforschung

48 VERANSTALTUNGEN und Projekte

51 ›› Gedenkveranstaltungen 53 ›› Projekt: Checkpoint Charlie 54 ›› Sonderausstellungen 57 ›› Tagungen 58 ›› Veranstaltungsreihe 59 ›› Führungen 62 ›› Staatsbesuche 64 ›› Veranstaltungskalender 2016

76 PUBLIKATIONEN

80 ANHANG

82 ›› Mitglieder der Gremien 86 ›› MitarbeiterInnen 88 ›› Kooperationspartner 89 ›› Publikationen und Vorträge der MitarbeiterInnen

© Stiftung Berliner Mauer Sehr geehrte Damen und Herren, Direkt neben dem Eingang zur Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde befindet sich das Übergangswohnheim Marienfelde, in dem im Moment mehr als liebe Freundinnen und Freunde der 700 geflüchtete Menschen leben. Sie machen die Aktualität des Themas Flucht und Migration besonders deutlich spürbar. Geschichte und Gegenwart treffen hier Stiftung Berliner Mauer, unmittelbar aufeinander und waren Anlass, uns in diesem Jahr sehr intensiv mit den Fragen nach Ankunft und Integration zu beschäftigen.

als im Sommer 2006 das dezentrale Gedenkstättenkonzept des Landes zur Eine wissenschaftliche Tagung zum Thema „Integration in der Erfahrung von Mig- Erinnerung an die Berliner Mauer verabschiedet wurde, war nicht absehbar, wie rantinnen und Migranten“ machte im April den Anfang. Darüber hinaus wollen wir groß das Besucherinteresse und wie aktuell und international die Themen Mauer, die gesellschaftliche Integration und Bildung von Flüchtlingen besonders unterstüt- Flucht, Diktatur und Demokratie heute sein würden. zen. Am 29. Mai veranstalteten wir deshalb ein Familien-Benefizkonzert, dessen Erlös von über 7.000 Euro einem Sprachförderungsprojekt für geflüchtete Kinder im Die historische Dimension dieser Themen zu vermitteln und an die Folgen von Übergangswohnheim Marienfelde und dem Flüchtlingswohnheim an der Storkower Mauer und Teilung zu erinnern, ist unsere Aufgabe und Motivation – gerade in Straße zu Gute kam. Zeiten, in denen vielerorts Populisten das politische Geschehen beeinflussen und den Bau neuer Mauern als vermeintliche Lösung forcieren. Umso zufriedener Unser Publikum wird insgesamt immer jünger und internationaler, dabei sinkt der © Stiftung Berliner Mauer, Foto: Gesa Simons stellten wir am Jahresende 2016 fest, dass wir im vergangenen Jahr an unseren Anteil derer, die noch einen biographischen Bezug zur DDR haben. Zum 27. Tag beiden Standorten – der Gedenkstätte Berliner Mauer und der Erinnerungsstätte des Mauerfalls erinnerten Schülerinnen und Schüler aus Frankreich, Norwegen Prof. Dr. Axel Klausmeier Notaufnahmelager Marienfelde – insgesamt rund 987.000 Menschen begrüßen und Deutschland an den Herbst 1989 und dessen Vermächtnis – ein geeintes, Direktor der Stiftung Berliner Mauer durften. Mehr als die Hälfte der Besucherinnen und Besucher kam dabei aus dem friedliches und europäisches Miteinander. Den kommenden Generationen zu ver- inner- und außereuropäischen Ausland. mitteln, dass Demokratie und Freiheit nicht selbstverständlich sind, ist deshalb unser Ansporn, aber eben auch immer wieder eine Herausforderung. Entscheidend für unsere tagtägliche Arbeit ist nicht der kurzfristige Effekt, sondern die konstante Präsenz. Im Jahr 2016 konnten wir an beiden Standorten über 3.000 Und schließlich sei ein Blick in die Zukunft erlaubt: Bereits das Gesamtkonzept des Führungen und mehr als 30 Veranstaltungen anbieten und damit die erfolgreiche Berliner Senats zur Erinnerung an die Berliner Mauer von 2006 sah vor, sich der eu- Arbeit der letzten Jahre fortführen. Ich möchte mich an dieser Stelle herzlich bei ropäischen und internationalen Dimension des Kalten Krieges am geeigneten Ort zu unseren zahlreichen Kooperationspartnern bedanken, ohne die ein solches Pro- widmen. Dafür sollte ein Teil des Areals des einstigen „Checkpoint Charlie“ bespielt gramm nicht machbar wäre! Von unschätzbarem Wert ist für uns dabei die Zusam- werden, der bislang wesentlich durch rund 4.7 Millionen verunsicherte Touristinnen menarbeit mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen. Zum 55. Jahrestag des Mauerbaus und Touristen aus aller Welt geprägt ist. Verunsichert, weil der „Mythos Checkpoint am 13. August gedachten über 50 von ihnen zusammen mit vielen Gästen aus Charlie“ nur allzu wenig mit der touristischen Alltagsrealität am Ort zu tun hat. So Politik und Gesellschaft den Opfern von Mauer und Teilung. Anschließend teilten ist es erfreulich, dass der Berliner Senat im Jahr 2016 die Stiftung Berliner Mauer Zeitzeuginnen und Zeitzeugen in vier Gesprächsrunden ihre Erinnerungen an den vertrauensvoll beauftragte, am ehemaligen Grenzübergang Checkpoint Charlie die 13. August 1961 mit den BesucherInnen, sprachen über das Leben mit der Mauer, Einrichtung eines Erinnerungs- und Bildungsortes inhaltlich vorzubereiten. Die He- gaben Einblicke in die Besonderheiten einer unangepassten DDR-Jugendkultur rausforderungen sind groß, da zunächst überaus komplizierte rechtliche Fragen zu und berichteten über Aktionen gegen die Mauer. klären sind, die in erster Linie die Liegenschaften betreffen. Die Stiftung ist in die komplexen, mitunter überaus zähen Verhandlungen eingebunden, doch konzentriert Im Mittelpunkt unserer bildungspolitischen Arbeit steht die individuelle Ausein- sie sich ganz wesentlich auf die inhaltliche Vorbereitung. So sind für das Jahr 2017 andersetzung mit der Geschichte von Mauer und Teilung sowie der deutsch-deut- spannende Diskussionen zu erwarten. schen Fluchtbewegung. Immer geht es in unserer Arbeit selbstverständlich auch um Aktualisierungsfragen und darum, insbesondere für die junge Generation die Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre unseres Jahresberichts 2016! „Brücke ins Jetzt“ zu schlagen, um die entscheidende bildungspolitische Frage zu beantworten: „Was hat das eigentlich mit mir zu tun?“. Beide Standorte sind dabei Ihr auch unbequeme Orte, an denen wir in unseren Ausstellungen und einem vielfäl- tigen Bildungsprogramm unsere Besucherinnen und Besuchern zu kontroversen Diskussionen und kritischer Reflexion anregen wollen. So erzählte die Sonderaus- stellung „Wechselseitig. Rück- und Zuwanderung in die DDR 1949 bis 1989“ in der Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde die Geschichte jener rund 500.000 Menschen, die von der Bundesrepublik in die DDR übersiedelten und be- Prof. Dr. Axel Klausmeier leuchtete damit ein bislang kaum bekanntes Kapitel deutsch-deutscher Migration. Direktor der Stiftung Berliner Mauer

6 ∙ Jahresbericht 2016 Vorwort ∙ 7 Die Stiftung Berliner Mauer

© Stiftung Berliner Mauer „Zweck der Stiftung ist es, die Geschichte der Berliner Mauer und der Fluchtbewegungen aus der Deutschen Demokratischen BesucherInnen 987.000 insgesamt Republik als Teil und Auswirkung der deutschen Teilung und des Ost-West-Konflikts im 20. Jahrhundert zu dokumentieren und zu vermitteln, sowie deren historische Orte und authen­tische Spuren zu bewahren und ein würdiges Gedenken der Opfer kommunistischer Gewaltherrschaft zu ermöglichen.“ 4,5 ha AuSSengelände Stiftungsgesetz, §2, (1) vom 17. September 2008 3.167 Führungen

BesucherInnen ø 2.700 pro Tag

33 Veranstaltungen

37 Kooperationspartner

2 Standorte

1 Stiftung

© Stiftung Berliner Mauer, Foto: Jürgen Hohmuth Stiftung Berliner Mauer 2016 2015 TEUR % TEUR %

Umsatzerlöse 77 2,0 99 2,7 Sonstige betriebliche Erträge 3.329 86,6 3.186 86,7 Personalaufwand – 1.450 37,6 – 1.137 32,1 Auftrag tive Mittel in Höhe von TEUR (=Tausend Euro) Sachaufwand – 1.422 37,0 – 1.368 38,6 2.559 (Vorjahr: TEUR 2.255) zur Verfügung. Die durch Gesetz am 17. September 2008 Zweckgebundene Projektmittel erhielt die Stif- Abschreibungen – 436 11,3 – 385 10,8 gegründete Stiftung Berliner Mauer ist eine tung in Höhe von TEUR 559 (Vorjahr: TEUR 465), Erträge aus der Auflösung Sonderposten 436 11,4 385 10,5 selbständige Stiftung des öffentlichen Rechts davon TEUR 100 für den Erwerb von Grundstü- Aufwendungen aus Einstellung in Verbindlichkeiten – 536 14,0 – 656 18,5 mit Sitz in Berlin. Sie unterliegt der Aufsicht cken. Einen geringen Umfang machen Eigener- und Sonderposten der Senatsverwaltung für Kultur und Euro- löse (insbesondere aus TeilnehmerInnentgelten) Finanzertrag 0 0 3 0,1 pa nach den Vorschriften des Allgemeinen und private Spenden aus. Finanzaufwand – 3 0,1 0 0,0 Zuständigkeitsgesetzes (AZG) in der jeweils SUMME Erträge 3.842 100,0 3.673 100,0 gültigen Fassung und hat im Januar 2009 Vermögenslage SUMME Aufwendungen – 3.847 100,0 – 3.546 100,0 ihre Arbeit aufgenommen. Ihre Gründung ist Der Vermögens- und Kapitalaufbau ist der FEHLBETRAG / ÜBERSCHUSS – 5 127 Teil des 2006 vom Berliner Senat verabschie- Tabelle 1 „Vermögenslage“ zu entnehmen. deten dezentralen Gedenkstättenkonzepts. Tabelle 2: Ertragslage Anlagevermögen und Investitionen Das Anlagevermögen hat insgesamt einen An- Finanzierung und teil von 97,2% an der Bilanzsumme. Die hohe Umlaufvermögen drohen nicht mehr, die Jahresabschlussprüfun- Verwaltung Anlagenintensität ist durch den Charakter der Das Umlaufvermögen hat, gemessen an der gen für Vorjahre sind finalisiert. Gedenkstätte Berliner Mauer begründet, deren Bilanzsumme, keine große Bedeutung. We- Wirtschaftliche Lage Areal sich über 1,4 Kilometer entlang der Bernau- sentlicher Bestandteil des Umlaufvermögens Verbindlichkeiten Als Gedenk- und Erinnerungsort von nationaler er Straße erstreckt. Die bedeutendste Investition sind die liquiden Mittel. Wesentlicher Bestandteil sind die Verbindlich- Bedeutung wird die Stiftung sowohl vom Bund im Geschäftsjahr 2016 betraf in Höhe von 196 keiten gegenüber Zuwendungsgebern, deren als auch vom Land Berlin gefördert und finan- TEUR den Erwerb des Grundstücks Kremmener Eigenkapital Entwicklung und Zusammensetzung im An- ziert. Für den Bereich des institutionellen Haus- Straße 4. Den Investitionen stehen Abschreibun- Das Eigenkapital ist aufgrund des Jahresfehl- hang dargestellt ist. halts standen der Stiftung im Jahr 2016 konsum- gen von insgesamt TEUR 436 gegenüber. betrags um TEUR 5 gesunken und beläuft sich auf TEUR 8.024. Seit 2012 liegt die Eigenkapi- Finanzlage talquote stabil über 30%. Die Zahlungsfähigkeit der Stiftung war im Ge- schäftsjahr 2016 jederzeit gegeben, Liquidi- 31.12.2016 31.12.2015 Sonderposten tätsengpässe gab es zu keiner Zeit. Ein- und TEUR % TEUR % Der Sonderposten ist der betragsmäßig bedeu- Auszahlungen erfolgten plangemäß. Zum 31. tendste Passivposten. Zusammen mit dem Ei- Dezember 2016 betrugen die flüssigen Mittel Aktiva genkapital garantiert er die fristenkongruente TEUR 660. Grundstücke und Bauten 19.219 79,3 19.143 78,3 Finanzierung des Anlagevermögens. Verände- Übriges Anlagevermögen 4.351 1 7, 9 4.583 18,7 rungen im Anlagevermögen werden vollständig Ertragslage durch Veränderungen im Sonderposten gespie- Die Ertragslage ist der Tabelle 2 „Ertragslage“ Umlaufvermögen und Rechnungsabgrenzungsposten 671 2,8 736 3,0 gelt. zu entnehmen. 24.241 100,0 24.462 100,0 Passiva Rückstellungen Umsatzerlöse Eigenkapital 8.024 33,1 8.029 32,8 Die Rückstellungen, deren Entwicklung im Die Erzielung von Umsatzerlösen steht für die Sonderposten für Zuschüsse zum Anlagevermögen 15.546 64,1 15.703 64,2 Rückstellungsspiegel im Anhang dargestellt Stiftung Berliner Mauer nicht im Vordergrund, Rückstellungen 160 0,7 260 1,1 ist, konnten im Wirtschaftsjahr 2016 deutlich da sie keinen wirtschaftlichen Geschäftsbe- Verbindlichkeiten und Rechnungsabgrenzungsposten­ 511 2,1 470 1,9 reduziert werden. Die Nachzahlungen für die trieb unterhält. Die Umsatzerlöse werden 24.241 100,0 24.462 100,0 Umsatzsteuer 2009 bis 2015 wurden geleistet, vorwiegend aus Führungen und Seminaren, Inanspruchnahmen durch Zuwendungsgeber Vermietung und Buchverkäufen generiert. Tabelle 1: Vermögenslage

12 ∙ Jahresbericht 2016 Stiftung ∙ 13 Stiftung seit 2008 Sonstige betriebliche Erträge aufwandswirksame Erfassung von Investitio- Gedenkstätten, Einrichtungen, Gruppen und 5. Sammlungen und Archiv Die Stiftung Berliner Zur Finanzierung ihrer Aufgaben erhält die Stif- nen des Wirtschaftsjahres in Höhe von TEUR Initiativen, etwa der Opferverbände, Wissen- 6. Zeitzeugenarbeit und Biografieforschung Mauer ist durch Gesetzes­ tung Berliner Mauer Zuschüsse und Zuwen- 279 (Vorjahr: TEUR 612). schaftlerInnen sowie sonstige qualifizierte beschluss vom 17. Sep­- dungen, die den größten Teil der sonstigen Persönlichkeiten an, die mit dem Stiftungs- Personal tember 2008 als rechtsfä- hige Stiftung des öffent­ betrieblichen Erträge darstellen. Die wesentli- Die Aufwendungen aus der Einstellung in Ver- zweck befasst sind. Die Mitglieder werden Im Jahr 2016 beschäftigte die Stiftung Berli- lichen Rechts errichtet chen Bestandteile der sonstigen betrieblichen bindlichkeiten in Höhe von TEUR 257 (Vorjahr: vom Vorsitzenden des Stiftungsrates im Ein- ner Mauer 27 Mitarbeiterinnen und Mitarbei- worden. Die drei gesetz­ Erträge sind im Anhang dargestellt. TEUR 44) bilden überwiegend (noch) nicht ver- vernehmen mit der für Kultur und Medien zu- ter auf Planstellen und 18 Mitarbeiterinnen lichen Organe der Stiftung sind der Stif- ausgabte Zuschüsse für jahresübergreifende ständigen obersten Bundesbehörde berufen. und Mitarbeiter als studentische Hilfskräfte, tungsrat, der Vorstand Im Vergleich zum Vorjahr erhöhte der Bund Projekte ab. Im Jahr ihrer Verausgabung wer- ProjektmitarbeiterInnen und geringfügig Be- und der Beirat. seine institutionellen Zuschüsse um TEUR den sie ertragswirksam aufgelöst. Ebenfalls Fördervereine schäftigte sowie 40 freie MitarbeiterInnen. 171, das Land Berlin seine institutionellen Zu- Teil dieser Aufwendungen sind Rückzahlungs- Die Arbeit der Stiftung Berliner Mauer wird Zudem arbeiteten drei wissenschaftliche Vo- wendungen um TEUR 133 und seine Projekt- verpflichtungen gegenüber dem Bund in Höhe durch zwei Fördervereine unterstützt: Den För- lontärinnen in den Abteilungen Presse- und mittel um TEUR 265. Demgegenüber wurden von TEUR 5. derverein Gedenkstätte Berliner Mauer und Öffentlichkeitsarbeit, Zeitzeugenarbeit und keine EFRE-Mittel mehr in Anspruch genom- den Förderverein Erinnerungsstätte Notauf- historisch-politischer Bildung. Die Entgeltre- men (Vorjahr: TEUR 228). Finanzaufwand nahmelager Marienfelde. Beide Fördervereine gelungen für die beiden Standorte der Stif- Der Finanzaufwand betrifft Zinsen für Umsatz- sind aus den ursprünglichen Trägervereinen tung wurden 2016 vereinheitlicht. Personalaufwand steuernachzahlungen. der genannten Institutionen hervorgegangen, Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern konnte die mit Gründung der Stiftung Berliner Mauer mit Wirkung zum 1. Januar 2016 erstmals seit Jahresfehlbetrag in deren Trägerschaft überführt wurden. Standorte langer Zeit eine Gehaltserhöhung (Anpassung Der Jahresfehlbetrag von TEUR -5 entstand an das Niveau analog TV-L Berlin 2014) gewährt aus der nachträglichen Bilanzierung einer Seit ihrer Gründung hat die Stiftung Berliner werden. Darüber hinaus konnte unter Beach- Rückzahlungsverpflichtung gegenüber dem Tätigkeit Mauer zwei Standorte, die Gedenkstätte Ber- tung des Besserstellungsverbots im Dezember Bund aus dem Jahr 2015 in Höhe von TEUR 5. liner Mauer in Berlin-Mitte und die Erinne- 2016 eine Sonderzahlung geleistet werden. Neben der Verwaltung garantieren sechs rungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde in Arbeitsbereiche die Arbeit der Stiftung: Berlin-Marienfelde. Sachaufwand Gremien und Der Sachaufwand beinhaltet insbesondere Fördervereine 1. Besucherservice Erinnerungsstätte Aufwendungen für Bewirtschaftung, Instand- 2. Forschung und Bibliothek Notaufnahmelager Marienfelde haltung und Reparatur der Gebäude und Au- Stiftungsrat 3. Historisch-politische Bildungsarbeit Die Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Mari- ßenanlagen TEUR 447 (Vorjahr: TEUR 451), für Der Stiftungsrat entscheidet über alle Fragen, 4. Marketing, Presse- und enfelde ist das zentrale Museum in Deutschland Honorarleistungen im Bereich Führungen/Se- die für die Stiftung und ihre Entwicklung von Öffentlichkeitsarbeit zum Thema Flucht und Ausreise aus der DDR. minare/politische Bildung TEUR 206 (Vorjahr: grundsätzlicher oder besonderer Bedeutung TEUR 195), für Dienstleistungen im Bereich sind. Vorsitzende(r) ist gemäß Stiftungsgesetz EDV und der Wartung der Ausstellungstech- das für Kultur zuständige Mitglied des Berliner nik TEUR 108 (Vorjahr: TEUR 113) sowie für Senats. Der Stiftungsrat, seit 16. November Werkverträge für Veranstaltungen und Öffent- 2008 konstituiert, tagte im Berichtsjahr 2016 lichkeitsarbeit TEUR 74 (Vorjahr: TEUR 60). insgesamt drei Mal.

Abschreibungen Vorstand Den Abschreibungen auf Sachanlagen steht Der Vorstand ist der Direktor der Stiftung und eine gleich hohe ertragswirksame Auflösung wird vom Stiftungsrat bestellt. Er leitet die des Sonderpostens für Zuschüsse zum Anla- Geschäfte der Stiftung und führt die Beschlüs- gevermögen gegenüber. se des Stiftungsrates aus.

Aufwendungen aus Einstellung in Verbind- Beirat lichkeiten und Sonderposten Der Beirat berät den Stiftungsrat sowie den Die Aufwendungen aus der Einstellung in Vorstand in allen inhaltlichen und gestalte- Sonderposten ermöglichen die vollständig rischen Fragen. Ihm gehören Vertreter von Besucherinnen und Besucher am Eingang der Erinnerungsstätte © Stiftung Berliner Mauer

14 ∙ Jahresbericht 2016 Stiftung ∙ 15 Sie nimmt in ihrer Arbeit sowohl die historische der darin gegebenen Empfehlungen wurden Dimension der Flucht im geteilten Deutschland exemplarische Konservierungs- und Repara- in den Blick als auch die gegenwärtigen Heraus- turmaßnahmen an ausgewählten Grenzmauer- forderungen zum Fluchtgeschehen. segmenten von einer Fachfirma durchgeführt. Mit der Durchführung und Auswertung dieser Grundsätzliche Fragen zu Fluchtmotiven, Abläu- Maßnahmen liegen der Stiftung nun wertvolle fen der Flucht, Ankunft im Aufnahmeland und Erfahrungen für den demnächst zu erwarten- Integrationserfahrungen Geflüchteter, aber auch den Fall der Reparatur dieser Mauersegmente zu Erfahrungen und Herangehensweisen der im größeren Maßstab vor. Nach wie vor halten Aufnahmegesellschaft werden sowohl im his- sich die Schäden durch Vandalismus – auch als torischen als auch im aktuellen Kontext thema- Ausdruck der hohen Besucherakzeptanz – im tisiert. Ausgangspunkt dieses Ansatzes bildet Rahmen. der historische Ort an der Marienfelder Allee 66. Hier nahm ab 1953 das zentrale Notaufnahmela- BesucherInnen informieren sich an den Themenstationen Anlieferung eines DDR-Wachturms an das der Die Leistungen zur Bewirtschaftung und Re- ger für DDR-Flüchtlinge seinen Betrieb auf und der Außenausstellung der Gedenkstätte © Stiftung Berliner Gedenkstätte © Stiftung Berliner Mauer paratur der Medienstelen im Außenbereich Mauer, Foto: Jürgen Hohmuth behielt diese Funktion für DDR-Übersiedler bis schrieb die Stiftung im Berichtsjahr neu aus, zur Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion am da die bislang beauftragte Baufirma 2015 ih- 30. Juni 1990 bei. Nach dem Mauerfall diente umfasst vier Bereiche (A-B-C-D) auf einer Län- te Berliner Mauer mit zahlreichen Medienele- ren Betrieb eingestellt hat. das Notaufnahmelager als Aufnahmestelle für ge von 1,4 Kilometern. Sie zeigt die Funktions- menten, aber auch die Innenausstellung im (Spät-)Aussiedler. Seit 1993 befindet sich auf weise von Mauer und Grenzsystem und die Dokumentationszentrum regelmäßig gewartet Grundstücksangelegenheiten dem Gelände die Erinnerungsstätte Notauf- fatalen Auswirkungen der SED-Diktatur. und gepflegt werden. 2016 wurden vor allem in Eine Reihe von Grundstücksfragen – darunter nahmelager Marienfelde – sie wurde 2009 in den stark genutzten Abschnitten umfangreiche noch ausstehende Erwerbsvorgänge sowie die Stiftung Berliner Mauer integriert. Seit 2010 Auf dem Gelände der Außenausstellung der Ge- Ertüchtigungsmaßnahmen durchgeführt. Das verzögerte bzw. nicht erfolgte Übergaben von nutzt der Internationale Bund einen Teil der Ge- denkstätte Berliner Mauer befindet sich auch die gesamte Außengelände wurde baulich-gärtne- Teilflächen – nahmen im Berichtsjahr brei- bäude als Übergangswohnheim für geflüchtete Kapelle der Versöhnung der evangelischen Ver- risch gepflegt, die Bewässerungs- und Elekt- ten Raum ein. Im erweiterten Bereich der Menschen aus gegenwärtigen Kriegs- und Kri- söhnungsgemeinde Berlin-Wedding. Sie wurde rotechnik gewartet und Teile der Bausubstanz Außenausstellung zwischen Brunnenstraße sengebieten. nach dem Mauerfall an jener Stelle im ehemali- instand gehalten. und Schwedter Straße konnte 2016 ein we- gen Todesstreifen errichtet, an welcher die eins- sentlicher Grundstückskauf nach vier Jahren Geschichte und Gegenwart treffen hier unmit- tige Versöhnungskirche bis zu ihrer Sprengung Zudem wurden Reparaturen u.a. an dem Ar- Verhandlungen abgeschlossen werden. Die telbar aufeinander. 2016 konzentrierten sich 1985 stand. Heute werden in der Kapelle der chäologischen Fenster der sogenannten Son- steigende Bautätigkeit auf noch unbebauten die Aktivitäten in der Erinnerungsstätte dar- Versöhnung von März bis November regelmä- dage 1 (ehemalige Grenzanlagen auf dem Flächen und die Nachbarschaft zu angrenzen- auf, die Erinnerung an die deutsch-deutsche ßig von Dienstag bis Freitag Andachten für die Sophienfriedhof) und an dem historisch wert- den Bauvorhaben führt – insbesondere im Fluchtgeschichte mit dem gegenwärtigen Todesopfer an der Berliner Mauer abgehalten. vollen, wieder freigelegten Pflaster der Berg- erweiterten Bereich der Gedenkstätte – zu Fluchtgeschehen und der gesellschaftlichen Diese werden von der Gemeinde in Kooperation straße und des Postenwegs ausgeführt. Au- erhöhtem Abstimmungsbedarf. Es müssen Reaktion darauf in Beziehung zu setzen. mit der Stiftung Berliner Mauer vorbereitet und ßerdem wurde eine letzte noch nicht gemäß diverse Nutzungsvereinbarungen geschlos- durchgeführt. Zudem finden jährlich am 13. Au- dem Gedenkstättenkonzept gestaltete Fläche sen werden, um komplexe bau- und planungs- Gedenkstätte Berliner Mauer gust und 9. November im Rahmen der zentralen im Außenbereich (Flurstück 224) nach dem rechtliche Fragen zu klären. Die Gedenkstätte Berliner Mauer in der Gedenkfeiern Andachten in der Kapelle der Ver- Entwurf des Büros sinai umgestaltet. Bernauer Straße erzählt die Geschichte der söhnung statt. Die noch nicht abgeschlossenen Aufstellungs- Teilung , Deutschlands und Europas am Der bauliche Unterhalt der Exponate in der verfahren für die mittlerweile vier Bebauungs- historischen Ort. Sie ist eine Stätte für individu- Außen- wie auch in der Innenausstellung er- planverfahren (Plan 1-40 a im Kernbereich, elle Trauer, kollektives Gedenken, historische Baulicher Unterhalt fordert wie in den vorangegangen Jahren Pläne 1-40 ba, 1-40 bba und 1-40 bbb im er- Vermittlung und Reflexion. Im Dokumentati- hohe finanzielle Ressourcen der Stiftung. Im weiterten Bereich) der Gedenkstätte machen onszentrum informiert die Dauerausstellung Eine wesentliche Aufgabe der Stiftung Berliner Außenbereich gilt dies insbesondere für die eine kontinuierliche Mitwirkung der Stiftung „1961 | 1989. Die Berliner Mauer“ über die Mauer ist die Erhaltung und Pflege ihrer Flä- denkmalgeschützten Reste der ehemaligen erforderlich. Gelegentlich kommt auch der historisch-politischen Hintergründe der Teilung chen und Gebäude. Angesichts des großen Grenzanlagen, für die nach fünf Jahren das im vom Senat eingerichtete Gestaltungsbeirat der Stadt bis zur Wiedervereinigung. Die Au- Besucherandrangs muss besonders das 4,5 Denkmalpflegeplan vorgesehene Monitoring für die Bauvorhaben des erweiterten Bereichs ßenausstellung im ehemaligen Grenzstreifen Hektar große Außengelände der Gedenkstät- beauftragt worden ist. In Umsetzung einer beim Bezirksamt Mitte zusammen.

16 ∙ Jahresbericht 2016 Stiftung ∙ 17 Arbeitsbereiche

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der unterschiedlichen Arbeitsbereiche der Stiftung Berliner Mauer beantworteten im Berichtsjahr kontinuierlich Anfragen von WissenschaftlerInnen, StudentInnen sowie SchülerInnen und anderen Interessierten. Ein Drittel der Anfragen kamen dabei aus dem Ausland. Darüber hinaus betreuten sie zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten und bildeten 2016 drei wissenschaftliche Volontärinnen aus, die vor allem in den Abteilungen Historisch-politische Bildungsarbeit, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie Zeitzeugenarbeit und Biografieforschung eingesetzt waren.

© Stiftung Berliner Mauer, Foto: Kei Sugimoto Besucherservice

Zu den zentralen Aufgaben des Besucherser- denkstätte Berliner Mauer zählt damit zu den vices in beiden Häusern der Stiftung gehört meistbesuchten Gedenkorten und beliebtes- es, die Anfragen für Führungen und Seminare ten Touristenattraktionen der Hauptstadt. Die auf dem Gelände des jeweiligen Standortes Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marien- zu koordinieren. Dies schließt die Terminkoor- felde verzeichnete im Vergleich zu den Vorjah- dination des Besucherprogramms, insbeson- ren einen konstanten Besucherzuspruch: rund dere der zielgruppenspezifischen Führungen 11.000 Menschen besuchten 2016 das Muse- sowie die Abwicklung des Besucherverkehrs um und seine Ausstellung „Flucht im geteilten mit telefonischer und persönlicher Auskunfts- Deutschland“ mit dem Themenschwerpunkt erteilung ein. 2016 machten Gruppen rund ein Flucht und Ausreise aus der DDR. Viertel der BesucherInnen der Gedenkstät- te Berliner Mauer aus. Mit 3.167 Führungen In der Gedenkstätte Berliner Mauer wurden wurden 2016 an beiden Orten ähnlich viele 2016 zwei Besucherzählungen sowie eine um- Führungen wie in den Vorjahren durchgeführt fassende Besucherbefragung durchgeführt. (2015: 3.181; 2014: 2.839). Daraus resultiert, dass mehr als die Hälfte der BesucherInnen der Gedenkstätte Berliner Mauer (53%) aus dem Ausland kommt. Die Besucherzahlen Gedenkstätte wird außerdem für ein jüngeres Publikum immer attraktiver: Bei der Befra- Im Jahr 2016 besuchten mehr als 987.000 gung lag das Durchschnittsalter bei 39 Jahren Menschen die beiden Häuser und Ausstel- – 54,9% der Befragten waren unter 40 Jah- lungen der Stiftung Berliner Mauer. Zu bei- ren alt. Im Durchschnitt verweilen die Besu- den Standorten kamen damit durchschnittlich cherInnen 54 Minuten auf dem Gelände der mehr als 2.700 Menschen pro Tag. Die Ge- Gedenkstätte.

1.200.000

1.000.000

800.000

600.000

400.000 265.000 230.000

200.000 180.000 850.000 650.000 973.000 987.000 305.000 371.000 500.000 700.000 0 1.055.000 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016

Entwicklung der Besucherzahlen seit 2005

© Stiftung Berliner Mauer, Foto: Jascha Fibich Arbeitsbereiche ∙ 21 Forschung und Bibliothek

Forschungs- und Grenzpolizei der DDR. Dabei ergab sich das Bild Publikationsprojekte eines differenzierten Konzepts: Tendenziell woll- te die SED-Führung die Grenze zwischen West- Im Mittelpunkt der diesjährigen Tätigkeit Berlin und dem Umland gänzlich schließen, an stand der Abschluss des Forschungsprojekts den innerstädtischen Grenzen Stichprobenkon- zu den Todesopfern an den Berliner Grenzen trollen vornehmen und die Grenze zwischen vor dem Mauerbau im Zeitraum zwischen Ost-Berlin und der DDR als vorgeschobene Sys- 1948 und 1961. Gefördert von der Bundestif- temgrenze behandeln, an denen effizient kont- tung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und rolliert werden sollte. Historische Konjunkturen der Lotto-Stiftung Berlin, konnten die Ergeb- verhinderten eine konsequente Umsetzung die- nisse Mitte des Jahres abgeschlossen und ses Konzepts, schwächten jedoch den Anspruch am 15. November unter der Mitwirkung von der SED-Führung nicht, ihre Souveränität über Staatssekretär Tim Renner der Öffentlichkeit die DDR und Ost-Berlin an den Berliner Gren- vorgestellt werden. Die zugehörige Publikati- zen symbolisch zu demonstrieren und faktisch on erschien im Oktober unter dem Titel „Die durchzusetzen. vergessenen Toten. Todesopfer des DDR- Grenzregimes in Berlin von der Teilung bis Besonders wichtig war dieses Projekt in erin- zum Mauerbau (1948–1961)“. Außerdem wur- nerungspolitischer Hinsicht, weil nicht nur die den die Lizenzen für die Dauerausstellung im Todesopfer selbst zunehmend in Vergessenheit Gedenkstättenareal verlängert. zu geraten drohen, sondern auch die Tatsache, dass Berlin auch schon vor 1961 geteilt war und Forschungsprojekt die Freiheit zumindest in West-Berlin seit der „Die vergessenen Toten. Todesopfer des Blockade Ende der vierziger Jahre nur in einem DDR-Grenzregimes in Berlin von der Tei- intensiven Ringen erhalten werden konnte. lung bis zum Mauerbau (1948–1961)“ Das Projekt von Gerhard Sälter, Johanna Dietrich und Fabian Kuhn zu den Todesopfern vor dem „In 39 Fällen ließ sich Mauerbau schließt eine wichtige Lücke in der Gesamtbilanz der Todesopfer des DDR-Grenzre- belegen, dass es sich tat- gimes. Wesentliches Ergebnis ist eine Beschrei- bung des Grenzregimes an den Berliner Gren- sächlich um Opfer des zen, über das bisher wenig bekannt gewesen ist und das eine Grundlage für die Ermittlungen in Grenzregimes handelte.“ den Todesfällen bildet.

Dabei wird deutlich, dass es in Berlin bis zum Für das Buch „Die vergessenen Toten“ wur- Mauerbau 1961 kein einheitliches Grenzregime den 145 Verdachtsfälle überprüft. In 39 Fällen gab. Schon die Zuständigkeiten waren nicht ein- ließ sich belegen, dass es sich tatsächlich um heitlich. War für die Überwachung der Grenzen in Opfer des Grenzregimes handelte. Sie sind in der Innenstadt (zwischen Ost- und West-Berlin) Kurzbiographien festgehalten, die neben der die reguläre Volkspolizei zuständig, übernahm Vorgeschichte den konkreten Tatablauf, die öf- dies an den beiden Außengrenzen Berlins die fentlichen Reaktionen in Ost und West und die

© Stiftung Berliner Mauer 22 ∙ Jahresbericht 2016 Arbeitsbereiche ∙ 23 Neben diesen 39 Todesopfern war bei fünf Erweiterung. Der Aufsatz in französischer Todesfällen ein ursächlicher Zusammenhang Sprache ist 2016 in einem von Prof. Colin, mit dem Grenzregime nicht nachzuweisen, Prof. Pfeil und Prof. Defrance herausgegebe- aber auch nicht vollständig auszuschließen. nen Sammelband erschienen. Bei einigen ist zudem ein ursächlicher Zu- sammenhang mit dem Grenzregime ange- Neu initiiert wurde im Herbst 2016 ein For- nommen worden, ohne je bewiesen worden schungsprojekt zur Wassergrenze in Berlin. zu sein. Bei anderen, die bei gewaltsamen Es hat das Ziel, die baulichen Gegebenheiten, Auseinandersetzungen umkamen, ist ein die Modalitäten der Kontrolle des wasserge- indirekter Zusammenhang feststellbar, weil bundenen Verkehrs, Fluchtfälle und beson- die Grenzen zwischen Ost und West im Zeit- dere Vorkommnisse zu rekonstruieren. Das raum der Spaltung umkämpft und uneindeu- Projekt ist insofern epochenübergreifend an- tig waren und so zum Teil verwischten. Auch gelegt, als es die Zeit von der Blockade bis ihre Biographien wurden in den Band aufge- zum Mauerfall überspannt und dabei die Zä- nommen. sur von 1961 integriert. Hierbei werden sich die durch die zweite Berlinkrise ausgelösten Neben dem genannten Projekt erarbeite Änderungen des Grenzregimes besser fassen der Arbeitsbereich drei weitere Aufsätze. lassen als bei Projekten, die 1961 entweder Der erste widmet sich den bald nach 1989 aufhören oder einsetzen. einsetzenden Gerichtsverfahren wegen der Buchvorstellung und Autorengespräch „Die vergessenen Toten“ © Stiftung Berliner Mauer Toten des DDR-Grenzregimes. Er erscheint Ziel dieses Projekts ist es, eine Darstellung 2017 in einem Tagungsband für die Stiftung des Berliner Grenzregimes an den Wasser- Ettersberg, herausgegeben von Prof. Jörg grenzen – immerhin nahezu ein Drittel der Nachgeschichte der strafrechtlichen Ahndung Überquerung der Grenze tödlich verun- Ganzenmüller. Die Prozesse gegen die sog. Grenze zwischen Ost und West lag in Berlin und der öffentlichen Erinnerung beschreiben. glückte – ertrank bei der Flucht. Mauerschützen und ihre Befehlsgeber wer- am oder im Wasser – vorzulegen und gleich- Fälle, die nach wie vor ungelöst sind, wurden ›› 27 Personen kamen bei Kontrollen an den in ihrer justiziellen Logik erläutert und zeitig die Initiative zum „Museumshafen ebenfalls dokumentiert. den Grenzübergängen oder im Grenz­ historisch einerseits in die seit 1945 einset- Berlin – Mauerdenkmal am Osthafen“ zu un- gebiet durch Schüsse von Grenzpolizisten zende gerichtliche Ahndung von Staatsver- terstützen. 2016 wurden für das Projekt um- Resonanz Insgesamt sind 39 Opfer des Grenzregimes oder Volkspolizisten zu Tode. brechen und andererseits in die Transformati- fangreiche Archivrecherchen beauftragt. Medienreaktionen auf das der DDR an den Berliner Grenzen in den Jah- ›› Ein Grenzgänger erlitt einen tödlichen onsphase seit 1989 eingeordnet. Buch und erste Rezensio- ren zwischen 1948 und 1961 zu Tode gekom- Unfall beim Versuch, die Grenze heimlich Forschungsprojekt nen wurden bis Jahres- men. Bei den meisten Todesopfern handelte zu überqueren, nachdem er zurückge­ Eine zweite Arbeit beschreibt die drei Pha- „Im Westen angekommen? Die ende in verschiedenen überregionalen Medien, es sich um Grenzgänger, die versuchten, sich wiesen worden war. sen des Mauerbaus in ihren unterschiedli- Integration von DDR-Zuwanderern dabei u.a. in BILD (9.11) einer Kontrolle zu entziehen. Das geschah, ›› Zwei Grenzgänger nahmen sich selbst chen Planungsmodalitäten. Sie werden hin- als historischer Prozess” bei Welt N24 (online 9.11) weil sie Flüchtlinge aus der DDR waren, die das Leben, nachdem sie an der Grenze sichtlich der Herausbildung einer auf Dauer Das Forschungsvorhaben „Im Westen ange- der Vereinigung 17. Juni (online ab 9.11.) sowie der Ost-Berlin besucht hatten und eine Festnah- verhaftet worden waren. angelegten baulichen Struktur zur Verhinde- kommen? Die Integration von DDR-Zuwande- taz (15.11) veröffentlicht. me befürchteten, keine gültigen Papiere bei ›› Ein sowjetischer Deserteur beging rung von Flucht und damit zur physischen rern als historischer Prozess”, das in Koopera- sich hatten, unerlaubt Waren über die Grenze Selbstmord, um der Festnahme zu Sicherstellung der Unterbindung von Freizü- tion mit dem Lehrstuhl für Zeitgeschichte an transportieren wollten oder andere Gründe entgehen. gigkeit für die Bürger der DDR analysiert. Der der Justus-Liebig-Universität Gießen durchge- hatten, nicht in die Hände der ostdeutschen ›› Ein West-Berliner Polizeibeamter wurde Aufsatz erscheint ebenfalls 2017 in einem führt wird, ging 2016 in seine abschließende Polizei zu fallen. bei einem Grenzzwischenfall im Dienst Sammelband, u.a. herausgegeben von Prof. Phase. Das Projekt wird von der Volkswagen- von sowjetischen Soldaten erschossen. Klaus Reidt (Brandenburgische Technische Stiftung finanziell gefördert. Die zahlenmäßige Bilanz des Projekts: ›› Zwei Soldaten der amerikanischen Armee Universität Cottbus). ›› Zwei Flüchtlinge sind an den Berliner kamen bei Grenzzwischenfällen durch Die beteiligten HistorikerInnen erarbeiten drei Grenzen auf dem Weg nach West-Berlin Schüsse ums Leben. Schließlich nahm ein analytischer Aufsatz die wissenschaftliche Untersuchungen, die sich erschossen worden. ›› Zwei Volkspolizisten kamen im Zusam- Entstehung der neuen Gedenkstätte in den mit unterschiedlichen Aspekten des Ankom- ›› Ein junger Flüchtling – er ist der einzige, menhang mit dem Grenzregime ums Blick und konzentrierte sich dabei insbeson- mens ostdeutscher Flüchtlinge und Übersied- der bei einer Flucht bis 1961 bei der Leben. dere auf die konzeptionellen Grundlagen der ler in der Bundesrepublik zwischen 1949 und

24 ∙ Jahresbericht 2016 Arbeitsbereiche ∙ 25 1989 beschäftigen: Bettina Effner (Stiftung und Ankommen. Integration in der Erfahrung Mitte Dezember verfügten die Bibliotheken Neben der Medienzusammenarbeit im Zu- Bibliotheksbestand: Berliner Mauer) analysiert im Zuge ihres Dis- von Migrantinnen und Migranten” statt. Sie der Stiftung über: sammenhang mit der Buchvorstellung, die 4.151 Titel sertationsvorhabens, welchen Grundsätzen widmete sich der Einbindung der deutsch- ›› 2.519 Bücher, Broschüren und andere zusammen mit dem Arbeitsbereich für Pres- Die Bestände der die Aufnahme dieser „privilegierten Migran- deutschen Migration in einen weiteren zeitli- nichtperiodische Druckschriften (neue se- und Öffentlichkeitsarbeit und dem Ch. Bibliothek sind in einer Datenbank erfasst, in ten“ folgte, wie sie öffentlich wahrgenommen chen und territorialen Kontext. Zählung). Links Verlag geleistet wurde, gab Dr. Sälter die auch Titel aufgenom- wurden und welche Herausforderungen des ›› 85 Zeitschriften, davon 8 weitgehend vier Interviews. Drei davon bezogen sich auf men werden, die nicht „Heimisch-werden-Könnens“ sich auch ihnen Eine Online-Dokumentation der Tagung findet vollständig bzw. laufend durch Abonne- die Grenz- und Geisterbahnhöfe (u.a. RBB- angekauft werden, sowie nicht eigenständige Titel. im Westen stellten. sich unter www.berliner-mauer-gedenksta- ment ergänzt. Fernsehbeitrag zur Geschichte der U-Bahn- Diese virtuelle Bibliothek ette.de/de/zwischen-abschied-und-ankom- Linie 6, 90 Min., 25.10. sowie für den russi- mit einer thematischen Florentin Mück (Justus-Liebig-Universität Gie- men-1503.html. Beratende Tätigkeit schen Dienst der Deutschen Welle und einen Erschließung umfasste ßen) fragt in seiner Promotionsarbeit unter Im Oktober und November beriet der Ar- Radiosender). Zudem wurde ein Interview zu zum Jahresabschluss 4.151 Titel. anderem nach Integrationshilfen mit Blick auf Einige der Tagungsbeiträge wurden als eige- beitsbereich das Projektteam der Deutschen Resten der Mauer für einen Artikel (30.7.) so- karitative und Selbsthilfeorganisationen, die ner thematischer Schwerpunkt im Deutsch- Bahn AG bei der Neugestaltung der S-Bahn- wie einem Film (2.8.) der deutschen Welle TV die Zugewanderten im Bundesland Hessen land Archiv publiziert, das als Online-Publika- höfe im Nord-Süd-Tunnel und koordinierte online veröffentlicht. Zahlreiche Journalisten betreuten. Dr. Andrea Genest (Stiftung Berli- tion der Bundeszentrale für politische Bildung die Gestaltung im Nordbahnhof mit der dor- wurden bei Recherchen beraten (u.a. ARTE, ner Mauer) erforscht die Konstruktionen des erscheint. tigen Ausstellungseinheit der Gedenkstätte. GEO Russland, Heute Journal, Berliner Zei- Flüchtlingsbilds in den 1950er und 1960er Darüber hinaus gelang es, die Gestaltung tung und ein freier Journalist aus Italien), so- Jahren und fragt danach, wie dieses in der der nicht genutzten Werbeflächen an den wie eine französische Sachbuchautorin. aufnehmenden Gesellschaft, aber auch von Bibliothek Bahnsteigen für die Gedenkstätte und die den Ankommenden selbst in der Retrospek- Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Ma- tive gezeichnet wurde. Die Bibliothek der Stiftung Berliner Mauer rienfelde zu nutzen. Im Ergebnis sind dort steht mit ihrem stetig wachsenden Präsenz- neben mehreren historischen Mauerbildern In diesem Kontext fand am 7. und 8. April 2016 bestand in der Bernauer Straße 111 den Mit- Hinweistafeln auf die Gedenkstätte und in der Gedenkstätte Berliner Mauer die wis- arbeiterInnen der Stiftung, aber auch externen die Erinnerungsstätte in Marienfelde ange- senschaftliche Tagung „Zwischen Abschied ForscherInnen zur Verfügung. bracht.

Tim Renner, 16.11.2016 © Stiftung Berliner Mauer © Stiftung Berliner Mauer © Stiftung Berliner Mauer

26 ∙ Jahresbericht 2016 Arbeitsbereiche ∙ 27 Historisch-politische Bildungsarbeit

Die Teilhabe an historisch-politischer Bildung der Gedenkstätte vor und entwarf eine Son- soll allen Menschen unabhängig von körper- derführung zu den „Geisterbahnhöfen im ge- lichen oder geistigen Voraussetzungen, be- teilten Berlin“ am Beispiel der Geschichte des sonderen Lernbedürfnissen und sozio-öko- Nordbahnhofs. nomischen Lebensumständen möglich sein. Entsprechend ist es die Aufgabe des Arbeits- Zu den Tätigkeiten des Bereichs zählte es bereichs, jeweils passende Zugänge zum his- 2016 auch, Schülerprojekte im Rahmen von torischen Gegenstand zu eröffnen. Leitmotiv MSA und 5. Prüfungskomponente zu betreu- der Bildungsarbeit ist es, in wertschätzender en und Studierende zu beraten. Der Bereich Atmosphäre den BesucherInnen Räume für war auf zahlreichen Fachtagungen und Infor- Fragen zu öffnen und zur Reflexion anzuregen. mationsveranstaltungen vertreten und hat sich in Arbeitsgruppen engagiert. Der Arbeitsbereich vergrößerte 2016 den Ad- ressatenkreis weiter und stellte sich noch in- An beiden Standorten fanden insgesamt tensiver als bisher auf jeweils spezifische Be- 3.167 Führungen statt, davon der Großteil darfe ein. Mit dem Ziel einer social inclusion Kinder- und Jugendführungen (2.306). Zu- schuf er erweiterte Angebote und entwickel- sätzlich wurden 333 Seminare durchgeführt, te neue Formate. Kindern, Jugendlichen und mehrheitlich für Kinder und Jugendliche (231). Erwachsenen wurden vielfältige inhaltliche Häuserübergreifend veranstaltete der Bereich und methodische Zugänge zur Geschichte der den Comic-Workshop „Ankommen in der ge- deutschen Teilung und ihrer Folgen eröffnet. teilten Stadt“ sowie am Jahrestag des Mau- Die Führungen, Seminare und Workshops bo- erfalls das World-Café „Ankommen – Gestern ten zahlreiche Anknüpfungspunkte zu weiter- und Heute“. Zum gemeinsamen Angebot führenden, aktuellen Fragestellungen. zählte ferner ein Studientag für Multiplikato- rInnen, der gemeinsam mit dem Haus der Die Überarbeitung und Erweiterung des Histo- Geschichte der Bundesrepublik Deutschland risch-politischen Bildungsangebots sowie die durchgeführt wurde. Qualitätssicherung der Führungen und Semina- re (Betreuung, Evaluation und Fortbildung der freiberuflichen Guides und BildnerInnen) stell- Schwerpunkte und ten wichtige Aufgaben des Arbeitsbereichs dar. Sonderprojekte

Der Arbeitsbereich koordinierte zusammen Erinnerungsstätte mit den VolontärInnen der Stiftung u.a. die in- Notaufnahmelager Marienfelde haltliche Vorbereitung und Durchführung des Die Erinnerungsstätte intensivierte im Jahr World-Cafés am 9. November und entwickelte 2016 den Auf- und Ausbau von Angeboten zu einen englischsprachigen exhibition compa- aktuellen Fragen von (Flucht-)Migration und In- nion zur Dauerausstellung der Erinnerungs- tegration. Gefördert durch die Bundeszentrale stätte Notaufnahmelager Marienfelde für in- für politische Bildung entwarf sie das Planspiel ternationale EinzelbesucherInnen. Außerdem „Ankunft in Andersland“, welches Jugendliche bereitete der Arbeitsbereich ein SchülerIn- zur Auseinandersetzung mit der Lebensrea- nen- und Zeitzeugenpodium am 13. August in lität geflüchteter Menschen einlädt und die

9. November 2016 © Stiftung Berliner Mauer Arbeitsbereiche ∙ 29 Große Nachfrage für das Jahr 2017 geplante Sonderausstellung 1990 und bietet zahlreiche Anknüpfungspunkte Die Gedenkstätte steht zudem im engen Aus- liche dauern zwischen eineinhalb und sechs Führungen Mit fast der Hälfte der „Nach der Flucht – Wie wir leben wollen“ zu weiterführenden, aktuellen Fragestellungen. tausch mit anderen Lernorten in Deutschland Stunden. Sie umfassen unter anderem mode- Neben den Seminaren Anfragen ist die Nachfra- als besonderes Angebot begleiten wird. Als Ein Schwerpunkt liegt auf zwei- bis sechsstündi- und Europa. Mit dem Arbeitsmaterial „Die Berli- rierte Zeitzeugengespräche, fotografische und fanden 2.864 Führungen³ ge nach den Seminaren statt, davon 2.215 für weiteren Bestandteil der „Projektlandschaft gen Angeboten – Führungen und Seminare – für ner Mauer – Die Teilung Deutschlands von 1949 biografische Spurensuchen im einstigen Grenz- im Vergleich zu den Kinder und Jugendliche. Führungen hoch: Den 303 in drei Modulen“ setzte der Arbeitsbereich SchülerInnen mit Zeit und Raum für eine akti- bis 1990“, das gemeinsam mit der Landeszen- streifen sowie Projekttage. Die insgesamt 188 Das Team der für die Überblicksführungen für ein Projekt aus dem Jahr 2012/13 fort – der in ve, eigenverantwortliche Geschichtsaneignung. trale für politische Bildung Berlin und den VHS Seminare¹, davon 150 für Kinder und Jugend- Durchführung der Führun- Kinder, Jugendliche und der Dauerausstellung platzierten Intervention 2016 war in der Erinnerungsstätte Notaufnah- Berlin-Mitte und -Neukölln erstellt wurde, sollen liche, wurden von den zwei wissenschaftli- gen zuständigen Guides an Erwachsene standen 145 der Gedenkstätte Berliner Seminare (moderierte „Nach der Flucht. Leben im Übergangswohn- melager Marienfelde für die Durchführung die- Teilnehmende von Integrations- und Orientie- chen Mitarbeiterinnen² sowie fünf BildnerIn- Mauer umfasste zum Jah- Zeitzeugengespräche, pro- heim Marienfelder Allee“. Damalige Bewoh- ser Angebote neben einer wissenschaftlichen rungskursen besser erreicht werden. nen durchgeführt. Zum Bildungsprogramm resende 22 Personen. jektorientierte Kleingrup- nerInnen des Übergangswohnheims wurden Mitarbeiterin ein Team von insgesamt neun für Erwachsene zählen neben moderierten penarbeiten, Fortbildungen für LehrerInnen und Multi- erneut interviewt und vier 8-minütige Filme Guides und BildnerInnen zuständig. Außerdem entwickelte der Arbeitsbereich Zeitzeugengesprächen auch Fachvorträge. Für plikatorInnen) gegenüber. produziert. Diese Filme bilden das Ausgangs- neue Vermittlungsformate: In Kooperation LehrerInnen bietet die Gedenkstätte drei ver- material für ein neues Seminarangebot und Gedenkstätte Berliner Mauer mit der Agentur Golden Section Graphics/ schiedene Fortbildungen an, zuletzt wurde im sollen darüber hinaus in der geplanten Son- Der Arbeitsbereich Historisch-politische Bil- Info Graphic Group entstand die Plakataus- Berichtsjahr mit dem BStU eine modular ange- derausstellung präsentiert werden. dung hat sich 2016 intensiv damit beschäftigt, stellung „Grenzen verstehen. Die Berliner legte Fortbildung entwickelt. bislang weniger berücksichtigten Besucher- Mauer 1961–1989“. Die Ausstellung umfasst Erstmalig im Jahr 2016 war die Erinnerungs- gruppen eine Teilhabe zu ermöglichen und die zwölf Plakate und bietet mit dem Medium der stätte Projektpartnerin beim Wettbewerb für Bildungsangebote inklusiver zu gestalten. Infografik einen neuen Zugang zur Geschich- „Entscheidend für unsere zeitgenössische Lyrik „lyrix“, der von Deutsch- te der Berliner Mauer. Sie kann von Schulen, landfunk, dem Deutschen Philologenverband Für Menschen mit Lernschwierigkeiten wurde Bildungseinrichtungen und anderen Institutio- alltägliche Arbeit ist und dem Deutschen Museumsbund ausge- im engen Austausch mit den ExpertInnen aus nen bestellt werden. richtet wird. Die Lyrikerin Sylvia Krupicka und Erfahrung, Lehrkräften und Betreuenden eine nicht der kurzfristige Effekt, SchülerInnen des Moser-Gymnasiums Pots- Überblicksführung in Leichter Sprache entwi- Gemeinsam mit dem Berliner Landesbeauf- sondern die konstante dam erschlossen in einer Schreibwerkstatt ckelt. In Partnerschaft mit dem Büro für Leichte tragten für die Unterlagen des Staatssicher- Gedichte und Museumsobjekte und verfass- Sprache des Lebenshilfe Sachsen e.V. wurde heitsdienstes der ehemaligen DDR (LStU) Präsenz – an ein geeintes, ten eigene, ausdrucksstarke Texte. die Fortbildung „Leichte Sprache sprechen“ wurde erstmals das Format einer schulischen speziell für Mitarbeitende in Museen und Ge- Projektwoche umgesetzt: 31 SchülerInnen des friedliches europäisches Seminare und Führungen denkstätten durchgeführt. Für blinde und seh- Heinrich-Schliemann-Gymnasiums aus Prenz- Miteinander zu erinnern.“ Das Bildungsprogramm der Erinnerungsstätte behinderte Menschen wurde mit Unterstüt- lauer Berg setzten sich mit historischen Bildern eröffnet Kindern, Jugendlichen und Erwachse- zung des ABSV eine Tastführung erarbeitet. Sie und gegenwärtigen Spuren der Berliner Mauer nen vielfältige inhaltliche und methodische Zu- macht die Außenausstellung auch für Sehende auseinander. Ihre Perspektive auf die Mauer Zusätzlich zu den Führungen und Seminaren gänge zur deutschen Nachkriegsgeschichte bis neu erfahrbar. haben sie in eindrucksvollen Fotos festgehal- bietet der Arbeitsbereich an der Gedenkstätte ten, die im Rahmen der Fotoausstellung „Mau- für Kinder einen Audioguide, einen Mauer-Krit- erblicke“ mehrere Monate im Besucherzent- zel-Block sowie thematische Arbeitsblätter zur rum der Gedenkstätte präsentiert wurden. Dauerausstellung an. Für Jugendliche liegen Arbeitsblätter zur Dauerausstellung sowie Seminare und Führungen zum Gedenkstättenareal vor. Für den Schul- Das Bildungsangebot erschließt den histori- unterricht und pädagogische Projektarbeiten schen Gegenstand der Gedenkstätte Berliner gibt es eine in Kooperation mit dem Berliner Mauer inhaltlich wie methodisch vielschichtig. Landesbeauftragten für die Unterlagen des Hier ergänzen sich kreative und analytische, Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen dokumentarische und emotionale Zugänge. DDR und dem LISUM Berlin-Brandenburg er- Die Seminarformate für Kinder und Jugend- arbeitete Handreichung.

¹ Die Teilung von Seminargruppen erfolgt ab 30 Personen. ² Beurlaubungsbedingt war vom 1. Oktober bis 31. Dezember nur eine wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich tätig. ³ Die Teilung von Führungsgruppen erfolgt ab 30 Personen.

Junge Poeten studieren historische Originaldokumente von DDR-Flüchtlingen der 1960er Jahre © Stiftung Berliner Mauer

30 ∙ Jahresbericht 2016 Arbeitsbereiche ∙ 31 Marketing, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Medien- und Pressearbeit treterInnen sowie bei VertreterInnen aus der Stadtpolitik. Auf einem Presserundgang führ- Die Abteilung Marketing, Presse- und Öf- te Prof. Dr. Axel Klausmeier gemeinsam mit fentlichkeitsarbeit verantwortet die Kom- dem Regierenden Bürgermeister von Berlin, munikationsmaßnahmen für die Standorte Michael Müller, durch die Dauerausstellung Gedenkstätte Berliner Mauer (GBM) und Er- „1961|1989. Die Berliner Mauer“. innerungsstätte Notaufnahmelager Marien- felde (ENM). Sie betreut Medienanfragen zu Orten und Personen der Stiftung, koordiniert „Am historischen Ort alle Staats- und offiziellen Besuche sowie das Veranstaltungsprogramm und informiert kritisches Geschichtsbe- crossmedial regelmäßig über Aktivitäten und Veranstaltungen der Stiftung per Post, wusstsein vermitteln.“ E-Mail, auf den Webseiten der Stiftung bzw. der zwei Standorte sowie auf Facebook. 2016 veröffentlichte die Stiftung Berliner Mauer Michael Müller betonte während des Rund- 24 Pressemitteilungen sowie elf Presseein- gangs die Bedeutung der Gedenkstätte als ladungen. historischen Ort, an dem kritisches Geschichts- bewusstsein entwickelt und vermittelt wird. Die Feierlichkeiten zum 55. Jahrestag des Am Nachmittag veranstaltete die Stiftung ein Mauerbaus am zentralen Erinnerungsort in großes Sonderprogramm. Die rbb-Abendschau der Bernauer Straße fanden 2016 besondere wurde live von der Gedenkstätte Berliner Mau- Beachtung bei der Öffentlichkeit, Medienver- er gesendet.

Der Regierende Bürgermeister Michael Müller beim Presse­rundgang durch die Dauer­­aus­stellung im Dokumentationszentrum © Stiftung Berliner Mauer, Foto: Babak Shomali

© Stiftung Berliner Mauer Arbeitsbereiche ∙ 33 Der 27. Jahrestag des Mauerfalls am 9. No- vember war ein weiterer Höhepunkt. Die Erin- NEWSLETTER HERBST

nerung an die Friedliche Revolution von 1989 2016 stand ganz im Zeichen aktueller Bezüge und Herausforderungen zu Europa. In der Andacht am Vormittag des 9. November wurde erst- mals die Biografie von Czeslaw Jan Kukuczka (1935 -1974) verlesen – dem 139. Todesopfer an der Berliner Mauer.

In der Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde stand 2016 die Eröffnung der Sonderausstellung „Wechselseitig. Rück- und Zuwanderung in die DDR 1949 bis 1989“ im Mittelpunkt der Öffentlichkeitsar- beit. Zahlreiche Radio- und TV-Sender aus Deutschland berichteten über die Ausstel- lungseröffnung. Besondere Aufmerksam- keit erfuhren außerdem die Zeitzeuginnen

und Zeitzeugen, die in der Sonderausstel- rbb-Abendschau am 13. August 2016 © Stiftung Berliner Mauer NewsletterRZ_Newsletter_2016_Ausgabe2_161215.indd der 1 Stiftung Berliner Mauer mit Tätigkeitsberich15.12.2016 11:53:01 - Flächenwerbung zur Sonderausstellung „Wechselseitig. Rück- und Zuwanderung in die DDR lung porträtiert wurden – wie Gerlinde Breit- ten und aktuellen Veranstaltungen der Stiftung 1949 bis 1949“ © Stiftung Berliner Mauer haupt, die 1981 allein der Liebe wegen in die DDR gegangen war. darüber hinaus dem InfoRadio des rbb, der Knapp 200 Medienanfragen, davon mehr rinnen und Besucher. Neben den regelmäßi- Neben den Gedenkveranstaltungen an der Berliner Zeitung sowie dem russischen Sen- als 40 Drehanfragen insbesondere für die gen Anfragen aus dem Kreis regionaler und Bernauer Straße und der Eröffnung der Son- der Channel 5 Interviews. Weitere Beiträge Gedenkstätte Berliner Mauer, belegen ins- überregionaler deutscher Medien zählten derausstellung in Marienfelde erhielten die lieferte Prof. Dr. Axel Klausmeier dem WDR gesamt für 2016 ein ungebrochenes öf- 2016 international renommierte Rundfunk- Anlieferung eines Original DDR-Wachturms zum Sprung von Conrad Schumann über fentliches Interesse. Dies schlägt sich auch und Medienhäuser wie die BBC und Le Mon- an das Lapidarium der Gedenkstätte und die die Grenzabsperrung, begleitete die rbb- jenseits der gezielten Berichterstattung zu de zu den Interessenten. Insgesamt kontak- Präsentation einer neuen Publikation der Stif- Wochenserie „Radeln entlang des Mauer- Gedenktagen und Veranstaltungen der Stif- tierten Medien aus über zehn Ländern die tung „Die vergessenen Toten – Todesopfer wegs“ und präsentierte der Berliner Zeitung tung nieder: 2016 waren die Gedenkstätte Pressestelle der Stiftung, u.a. aus Frankreich des DDR-Grenzregimes in Berlin von der Tei- das „Objekt des Jahres 2016“ – einen Woh- Berliner Mauer sowie die Erinnerungsstätte und Großbritannien, aber auch aus Südkorea, lung bis zum Mauerbau (1948-1961)“ größere nungsschlüssel der geflüchteten Familie Notaufnahmelager Marienfelde Schauplatz den USA, Malta und Rumänien. mediale Aufmerksamkeit. Tello aus Syrien, die 2012 in das Übergangs- verschiedener Film- und Fernsehprojekte wohnheim Marienfelde gekommen waren. öffentlich-rechtlicher, aber auch privater Sen- Die Presseabteilung der Stiftung Berliner Dr. Maria Nooke gab im vergangenen Jahr der (u.a. ARD, ZDF „Mona Lisa“, rbb-Kultur- Marketing Mauer vermittelt und begleitet Interviewpart- Zeitungs-, Hörfunk- und TV-Journalisten magazin „Stilbruch“, RTL-Nachtjournal für das ner aus eigenem Hause. Besonders gefragt zahlreiche Interviews, insbesondere im Rah- Trendbarometer „Nachgefragt“ zum The- Der Arbeitsbereich erstellt vielfältige Druck- waren der Direktor Prof. Dr. Axel Klausmeier men der Sonderausstellung „Wechselseitig. ma der Deutschen Einheit). In der Erinne- produkte, um über die Veranstaltungen an für die Gedenkstätte Berliner Mauer sowie Rück- und Zuwanderung in die DDR 1949 bis rungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde den beiden Standorden der Stiftung Berliner Dr. Maria Nooke, als dessen stellvertretende 1989“. machte die Regisseurin Karla Sonntag Auf- Mauer zu informieren. 2016 wurden Flyer Direktorin der Stiftung und Leiterin der Erinne- nahmen für den Dokumentarfilm „Ludwigs und Plakate zu Führungen, Schiffstouren, rungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde. In enger Abstimmung mit dem Bereich der Absprung“ über den Bauingenieur und Maler Bildungsangeboten wie dem Hörspaziergang Zeitzeugenarbeit vermittelt die Presseabtei- Ludwig Sasse, der 1956 als Minderjähriger für Kinder, der Relaunch des Flyers zur mobi- Zum Jahrestag des Mauerbaus am 13. Au- lung Zeitzeugeninterviews – im vergangenen aus der DDR flüchtete. len Website sowie zum Internationalen Mu- gust stand Prof. Dr. Axel Klausmeier dem Jahr an Pressevertreter aus dem Inland sowie seumstag und zur Sonderausstellung „Wech- rbb während der Liveberichterstattung zur an italienische, tschechische, englische und Die vielfältigen Medienanfragen korrespon- selseitig. Rück- und Zuwanderung in die DDR Gedenkfeier Rede und Antwort und gab französische Fernsehteams. dierten mit der Internationalität der Besuche- 1949 bis 1989“gedruckt.

34 ∙ Jahresbericht 2016 Arbeitsbereiche ∙ 35 Zweimal im Jahr informierte ein Newsletter Konferenzen, Tagungen und Workshops teil. Seit Spätsommer 2016 ist außerdem das über aktuelle Aktivitäten der Stiftung. Darü- Im Juli war die Gedenkstätte Berliner Mauer Zeitzeugencafé aus dem Sonderprogramm ber hinaus bewirbt der Arbeitsbereich jede Ausrichtungsort eines Workshops für die in- zum 55. Jahrestag des Mauerbaus in einer Veranstaltung mit Einladungskarten via Post, ternationale Konferenz „Communicating the Audiodokumentation auf der Website der E-Mail und seine Social Media Kanäle. Außer- Museum Berlin“ mit TeilnehmerInnen aus Gedenkstätte Berliner Mauer zum Nachhö- dem übernimmt die Abteilung die Redaktion über zehn verschiedenen Ländern, darunter ren abrufbar. des Jahresberichts; für die interne Kommuni- mit VertreterInnen der Tate Gallery of Mo- kation der Stiftung erscheint zudem alle zwei dern Art und des J. Paul Getty Museums aus Social Media Monate ein interner Newsletter. Los Angeles. Seit August 2009 ist die Stiftung durch eine eigene Unternehmerseite auf Facebook ver- 2016 schaltete der Arbeitsbereich zur Bewer- Digitale Kommunikation treten, mit wachsender Aufmerksamkeit von bung des Bildungsangebots der Stiftung An- Seit Ende 2016 verstärkt die Abteilung den Seiten ihrer FollowerInnen. Ende Dezember zeigen in der Zeitschrift „Realschule“ sowie crossmedialen Ansatz ihrer Informations- 2016 erreichte die Seite einen Höchststand „Grundschule“, außerdem wurde das Sonder- wege besonders im Bereich digitaler Kom- von rund 2.470 „Likes“. Rubriken zum regel- programm zum 13. August 2016 in verschie- munikation: das vielfältige Angebot und alle mäßigen Storytelling rund um das Thema denen Tageszeitungen publiziert. Daneben Veranstaltungen der Stiftung Berliner Mauer Berliner Mauer wie die Reihe „Chronik der wurden Infostände u.a. beim Bürgerfest zum werden online kommuniziert und dokumen- Bernauer Straße“ oder das „Objekt des Mo- Tag der Deutschen Einheit in Dresden und tiert. Neben der regelmäßigen Online-Infor- nats“, das Objekte aus der Sammlung der Erin- der Lehrerlounge der YOU-Messe in Berlin mation über Führungen, Veranstaltungen nerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde organisiert. sowie Einladungen zu Presseevents und präsentiert, waren besonders beliebt. Große Pressemitteilungen präsentierte die Stiftung Aufmerksamkeit erfuhr der Blick „Hinter die

Netzwerk 2016 besondere Projekte mit eigener Web- Kulissen“ zur Anlieferung des Original DDR- © www.p-px.com Der Arbeitsbereich Marketing, Presse- und präsenz, darunter das sogenannte „Bilder- Wachturms im Lapidarium der Gedenkstätte Öffentlichkeitsarbeit fördert den Austausch buchkino“, einem Projekt zum Spracherwerb mit 62 „Gefällt-mir-Angaben“. und die Vernetzung mit VertreterInnen des von Kindern in Flüchtlingsunterkünften, für kulturellen Sektors. MitarbeiterInnen des das die Stiftung Berliner Mauer ein Benefiz- Arbeitsbereichs nahmen an verschiedenen konzert initiierte.

2.500

2.400

2.300

2.200

2.100

2.000 Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez

Die Gedenkstätte Berliner Mauer war Ausrichtungsort eines Workshops für die internationale Konferenz „Communicating the Statistik: Entwicklung der „Gefällt mir“-Angaben im Jahr 2016 Museum Berlin“ © Stiftung Berliner Mauer

36 ∙ Jahresbericht 2016 Arbeitsbereiche ∙ 37 Sammlungen und Archiv

Das Jahr 2016 brachte für die Sammlungsbe- menarbeit mit der Zeitzeugenabteilung ist stände der Stiftung Berliner Mauer eine ent- ein Modul zur fachgerechten Verzeichnung scheidende Neuerung: Es konnte die neue der Interviews aus beiden Häusern neu ent- Bestandsdatenbank Daphne erfolgreich in wickelt und programmiert worden. Es ermög- den Sammlungsbetrieb implementiert wer- licht die direkte Recherche von Personen, den. Daphne vernetzt, bündelt und erfasst Zeitzeugeninterviews und den dazugehöri- fortan den Gesamtbestand der Stiftung in ei- gen Originalobjekten. Das konkrete Arbeiten nem übergreifenden Datenbanksystem und mit der Datenbank erwies sich bereits als bietet darüber hinaus die Möglichkeit, Zeitzeu- sehr produktiv und qualitätsfördernd. Diese geninterviews zu integrieren. Die Entwicklung spezielle Interview- und Zeitzeugenverwal- eines entsprechenden Regelwerks zur Daten- tung, d.h. die Vernetzung zwischen den Be- erfassung ist dabei von zentraler Bedeutung. ständen, Interviews und Personen innerhalb Des Weiteren profitierte der Arbeitsbereich einer Sammlungsdatenbank, stellt im Doku- 2016 von zwei Förderprojekten. So konnte er mentationsbereich eine Pionierleistung dar unter anderem mit einem eigenen Projekt im und bietet der Stiftung langfristig gesehen Rahmen des Senat-Förderprogramms digiS eine hervorragende Perspektive. im Verlauf des Jahres über 6.000 historische Fotografien der Berliner Mauer eigenständig hochauflösend digitalisieren. Daneben konzi- pierten und erarbeiteten die MitarbeiterInnen in enger Kooperation mit der Bildungsabtei- „Die 2016 neu eingeführte lung die Plakatausstellung „Grenzen verste- Datenbank Daphne ermög- hen. Die Berliner Mauer 1961 – 1989“. licht die direkte Recherche

Datenbank von Personen, Zeitzeugen­ interviews und den dazu­ 2016 kam mit Daphne erstmals ein übergrei- fendes System für die gesamten Bestände der gehörigen Originalobjekten.“ Stiftung zum Einsatz. Diese auf heterogene Sammlungen spezifisch entwickelte Daten- bank, die u.a. auch von der Stiftung Stadtmu- seum und den Staatlichen Museen Dresden Für die Nutzung der Datenbank werden erfolgreich genutzt wird, ist eine webbasierte zukünftig die hausspezifischen Normda- Anwendung mit großer Herstellerunabhängig- ten, Standards sowie Anleitungen erstellt. keit und individuellen Ausbaumöglichkeiten. Gleichzeitig wird die Übertragung der alten Datenbestände aus den unterschiedlichen Mit ihr können fortan alle Sammlungsbestän- Verzeichnungssystemen und Datenbanken de, die Pressefotografien, das Hausarchiv vorbereitet, was für alle Bestandsgattungen und der komplette Zeitzeugenbestand in mit einer umfangreichen Erweiterung und einer universalen Anwendung professionell Überarbeitung der bestehenden Datensätze verknüpft und verwaltet werden. In Zusam- und einzelnen Datenfeldern verbunden ist.

© Stiftung Berliner Mauer Arbeitsbereiche ∙ 39 Die freie Bereitstellung des Bildmaterials für Stifter weitere Aufnahmen von der Ost-Seite Schüler, Lehrer und Bildungseinrichtungen der Berliner Mauer, eine großformatige Foto- unter der eingängigen Website www.mauer- serie vom 11./12.November 1989, vom NVA- fotos.de mit direkter Downloadmöglichkeit Gelände Paschenfeld mit den Testanlagen der stellt einen neuen Weg dar, den Sammlungs- Grenzsysteme sowie mehrere Fotoalben zur bestand individuell nutzbar zu machen und geteilten Stadt neu in die Sammlungen. Durch dem Bildungsauftrag jenseits des historischen die Kooperation mit dem Forschungsprojekt Ortes nachzukommen. zu den DDR-Grenzsoldaten konnten zudem historische Fotosammlungen aus dem Privat- Das Digitalisierungsprojekt hat zugleich eine besitz ehemaliger Grenztruppenangehöriger Reihe von positiven Nebeneffekten auf die übernommen werden. Auf diese Weise ist Sammlungsarbeit der Stiftung erbracht. Für der Bestand an seltenen, weil nicht-offiziellen das Projekt wurde im Vorfeld die Möglichkeit Bildern vom Alltag der Grenzsoldaten und aus hochauflösender Scans von Negativen und dem Grenz- und Kasernenbereich beträchtlich Diapositiven im eigenen Haus geschaffen und erweitert worden. im Projektverlauf erfolgreich angewandt. Die Erschließung und Inventarisierung des neuen Auch für die anderen Bestandsgattungen der Bildbestandes war zugleich das erste größere Sammlungen trifft dies zu. Bei den dreidimen- Konvolut, das in die neue Datenbank Daph- sionalen Objekten konnten neben relevanten Abtransport des alten US-Kontrollhauses am Checkpoint Charlie am 20. Mai 1976 Kontrolle an der Grenzübergangsstelle Staaken, 1990 ne eingegeben wurde. Im Verlauf der Ver- Originalstücken der Grenztruppen weitere © Stiftung Berliner Mauer, Foto: Edmund Kasperski © Stiftung Berliner Mauer, Foto: Edmund Kasperski zeichnung der Digitalisate wurden die beste- Relikte der frühen Grenzanlagen durch eigene henden Schreib- und Erfassungsregeln, das Fundsuchen gesichert werden. Dies waren vor Metadaten-Handling, das Datenmanagement allem Reste der doppelten Stacheldrahtzaun- und die Exportregeln angepasst, erweitert reihen am Außenring und Hohlblocksteine der Aus den zahlreichen Regelfragen, Musterda- Digitalisierungsprojekt und ausformuliert. ersten Mauersperrungen aus dem innerstäd- tensätzen und Schulungen entsteht fortlau- tischen Bereich. Diese Fundsicherungen von fend eine allgemein nutzbare Dokumentation Seit März 2016 war der Sammlungsbereich Die Erarbeitung archivpädagogischen Begleit- bereits fragmentierten Relikten gingen mit ei- der eingeführten Standards und Normvo- der Stiftung mit der Digitalisierung histori- materials für die Website hat sich als sinnvolle ner Fotodokumentation von noch bestehenden kabulare. Für die Erarbeitung und Nutzung scher Fotos aus der Zeit des Kalten Krieges Ergänzung erwiesen, die Bereitstellung von Grenzanlagenresten an den entsprechenden dieser Regeln wurde ein Online-Wiki­ einge- betraut. Eingebunden in das Förderprogramm Quellenmaterial mit zielgruppengerechten An- Orten einher. Große mediale Aufmerksamkeit richtet, das gleichzeitig als fachliche Kom- der vom Senat getragenen Servicestelle Di- geboten zu verbinden. Hier konnte die große fand die Übernahme eines kompletten Wach- munikationsplattform und „wachsendes gitalisierung (digiS) schlug das Projekt einen Zahl von Digitalisaten in der ganzen Breite und turms vom Typ BT-11 mit sechs Betonfußele- Regelbuch“ fungiert. Die Funktionalität des Bogen über die digitale Sicherung und for- mit Motivserien genutzt werden. Die Verbin- menten in das „Lapidarium“, dem Depot für eingesetzten Wiki erlaubt es, dieses zukünf- mal-inhaltliche Erschließung bis zur Präsen- dung von Erschließungsarbeit und Erstellung größere grenzbezogene Objekte an der Gar- tig auch für viele weitere Aufgaben innerhalb tation und Nutzung dieser Bestände in der von Vermittlungsangeboten hat sich als frucht- tenstraße, in Kooperation mit den Berliner Un- der Stiftung zu nutzen – im Sinne eines eige- Bildungsarbeit. Dafür wurden bisher unbe- bar und zukunftsweisend für die Zusammen- terwelten. Zum Thema Migration übernahm nen Intranets, so beispielsweise für Formula- kannte Bildquellen zur Geschichte der Berli- arbeit zwischen den Abteilungen erwiesen. der Sammlungsbereich zudem mehrere Zeit- re, Telefonlisten und Verwaltungsabläufe. ner Mauer zusammengeführt, per durchgän- zeugenkonvolute von geflüchteten oder ausge- gig hochauflösender Digitalisierung gesichert reisten DDR-Bürgern als Schenkung. Seit Abschluss der Testphase erfolgen alle In- und wissenschaftlich erschlossen. So ist der Entwicklung der Bestände ventarisierungen in Daphne, die alten Daten- im letzten Jahr erworbene umfangreiche Ne- Gleichzeitig erfolgte die Inventur der beste- banken sind derzeit nur noch als „Recherche- gativ-Bestand des Pressefotografen Edmund Die mit Abstand größte Erweiterung der his- henden Sammlungsbestände und deren er- Archiv“ bis zur vollständigen Datenmigration Kasperski aus den Jahren 1976 bis 1990 zur torischen Bestände konnte durch das Digita- weiterte Verzeichnung. Für den Bestand Kar- in Funktion. Zum Jahresabschluss waren be- Berliner Mauer komplett digitalisiert worden. lisierungsprojekt im Bereich der Fotografien ten und Pläne konnte die Inventur mit einer reits 2.100 neue Objektdatensätze einge- Der Gesamtverlauf der Grenzanlagen mit dem erfolgen. Hier leisteten neben gezielten Neu- kompletten Umlagerung in neue Bestands- geben worden und der komplette Bestand „Außenring“ – in der öffentlichen Wahrneh- erwerbungen auch die privaten Schenkungen mappen abgeschlossen werden. Der drän- Karten und Pläne – erstmals mit Bildvorschau mung oft wenig präsent – wird durch dieses wichtige Ergänzungen zu einem breitgefä- gendste Schritt im Bereich der konservatori- – über Daphne abrufbar. Bildmaterial besser dokumentiert. cherten Bildbestand. So kamen durch private schen Erhaltung ist nun ebenfalls vollzogen:

40 ∙ Jahresbericht 2016 Arbeitsbereiche ∙ 41 Der komplette Bestand der Fotografien der sowie der Relevanz der Authentizität standen Gedenkstätte wurde einer Sichtungsinventur im Mittelpunkt von Workshops mit nationalen ENM-Sammlung unterzogen und die Originale anschließend aus und internationalen Fachbesuchern, darunter Fotografien: 16.003 ENM-Sammlung: 8.556 den alten Ordnern in archivtaugliche Materi- US-Professoren vom CIEE Global Institute Ber- Mediathek Mediathek: 1.210 alien umgelagert. So konnten die über 2.300 lin, der Humboldt-Universität und Mitglieder des Forschungsarchiv: 721 Abzüge und 2.000 Negative in fotogerechte Duke University’s Talent Identification Program. Bildpostkarten: 546 Forschungsarchiv Pergaminhüllen und Archivboxen verpackt Karten & Pläne: 527 Karten & Pläne werden, um eine langfristige Aufbewahrung Darüber hinaus nahmen MitarbeiterInnen des Hausarchiv: 391 Bildpostkarten Objekte: 391 in einem neuen Depotraum in Marienfelde Arbeitsbereichs an verschiedenen Konferen- Hausarchiv Hausarchiv zu ermöglichen. Zusammen mit den digitalen zen und Tagungen teil, darunter der Herbst- Fotografien wurden mehr als 13.000 Bilder tagung der Fachgruppe Dokumentation und überprüft, um die Datensatzübertragung in die bei Workshops zu Digitalisierungstechniken, neue Datenbank vorzubereiten. Metadaten, Rechtsfragen und zu Techniken der Langzeitarchivierung, der 30. Archivpäda- Fotografien gogenkonferenz mit dem Schwerpunktthema Präsentationen und „Ein Bild – mehr als tausend Worte? Visuelle Nutzung Quellen in der Historischen Bildungsarbeit“ sowie am Workshop „Digitale Quellenkritik“ Die Sammlungsbestände stießen wieder bei der AG Digitale Geschichtswissenschaften Sammlungsbestände – Umfang im Jahr 2016 vielen Nutzergruppen auf große Nachfrage. beim Verband der Historiker und Historikerin- Die Gesamtzahl der externen Nutzer und An- nen Deutschlands (VHD) in Zusammenarbeit fragen blieb dabei auf einem hohen Niveau, mit dem Herder-Institut Marburg und Clio-on- vorrangig aus den Bereichen Presse, wissen- line e.V. der Humboldt-Universität. schaftlicher Forschung sowie TV- und Filmpro- 2015 2016 duktionen. Zahlen und Fakten 130 Eine besondere Kooperation ging die Abteilung

mit „lyrix“ ein, dem Bundeswettbewerb für Die Sammlungsbestände der Stiftung Berliner 120 junge Lyrik. Junge DichterInnen nahmen in Ma- Mauer umfassten im Jahr 2016 (in Klammern rienfelde originale „Fundsachen“ als Anregung der Zuwachs der verzeichneten Einheiten seit 110 für eigene Werke. In diesem Zusammenhang 2015 in Prozent): präsentierte die Erinnerungsstätte interes- 100 sierten SchülerInnen noch nicht erschlossene ›› Forschungsarchiv: 721 Akteneinheiten 90 Umschläge mit privaten Erinnerungsstücken (Zuwachs: 12,7 %)

aus einer Vitrine der Dauerausstellung. Die ›› ENM-Sammlung: 8.556 Objektdatensätze 80 SchülerInnen nutzten die Fotos und Briefe als (Zuwachs: 4,9 %) künstlerische Anregung. Die Faszination und ›› Objekte: 358 Einzelobjekte 70 Bedeutung historischer Originalobjekte war in (Zuwachs: 11,1 %) ENM- Objekte Fotografien­ Karten & Mediathek Forschungs- Bildpost­ Hausarchiv Sammlung Pläne archiv karten dieser für beide Seiten neuen Form der Heran- ›› Fotografien: 16.003 Fotodatensätze gehensweise ein wesentliches Element. (Zuwachs: 6,1 %) Zuwachs nach einzelnen Teilbeständen – Vergleich 2015 und 2016 ›› Karten und Pläne: 527 Karten und Pläne Der Sammlungsbereich präsentierte seine (Zuwachs: 12,6 %) Tätigkeit vor allem im Rahmen des Digitalisie- ›› Mediathek: 1.210 Medieneinheiten rungsprojekts zu historischen Fotografien der (Zuwachs: 4,2 %) Berliner Mauer, u.a. beim Fachverbund Digital ›› Bildpostkarten: 546 Bilddatensätze Humanities und bei der Jahreskonferenz der (Zuwachs: 24,7 %) Servicestelle Digitalisierung am Zuse-Institut ›› Hausarchiv: 391 Objektdatensätze Berlin. Fragen des Sammelns und Bewahrens (Zuwachs: 7,4 %)

42 ∙ Jahresbericht 2016 Arbeitsbereiche ∙ 43 Zeitzeugenarbeit und Biografieforschung

Zeitzeuginnen und Zeitzeugen nehmen in der Beim Zeitzeugencafé schilderten die Zeitzeu- Arbeit der Stiftung Berliner Mauer einen gro- gInnen in vier Gesprächsrunden ihre Erleb- ßen Stellenwert ein. An der Schnittstelle zur nisse am 13. August 1961 in Berlin, sprachen Vermittlungs- und Sammlungsarbeit gibt sie über das Leben mit der Mauer, gaben Einblick den Betroffenen Raum, erinnert und erzählt ihre in die Besonderheiten einer unangepassten Geschichten und sammelt und bewahrt diese. DDR-Jugendkultur und berichteten über Akti- Zeitzeugengeschichten verdeutlichen in der Aus- onen gegen die Mauer. stellungs- und Vermittlungsarbeit exemplarisch, welche Auswirkungen die Teilungsgeschichte auf die Lebenswirklichkeit der Menschen im geteil- ten Deutschland hatte und finden daher regen „Wir müssen den Betroffe- Zuspruch bei den Besucherinnen und Besuchern. nen Raum geben, ihre

Die Tätigkeit des Arbeitsbereichs bestimmte Geschichten sammeln und 2016 im Wesentlichen die Vorbereitung und Durchführung des Zeitzeugencafés zum 55. Jah- bewahren.“ restag des Mauerbaus. Darüber hinaus eröffne- te in der Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde die Sonderausstellung „Wechsel- Am 8. September setzte sich die Veranstal- seitig. Rück- und Zuwanderung in die DDR 1949 tung „…weil das mein Befehl war“ im Besu- bis 1989“, an deren Rahmenprogramm zahlrei- cherzentrum der Gedenkstätte Berliner mit che ZeitzeugInnen beteiligt waren. dem Beginn der Mauerschützenprozesse auseinander. Die Veranstaltung präsentierte Die Abteilung führte standortübergreifend In- zunächst den Dokumentarfilm „Ein gerech- terviews mit einer Vielzahl von ZeitzeugInnen, tes Urteil“(1992) von Klaus Salge. Für die an- unter anderem im Zusammenhang mit den schließende Diskussion konnte neben dem beiden Projekten „Grenz-Erfahrungen“ zur All- Regisseur auch Karin Gueffroy, die Mutter des tagsgeschichte der DDR-Grenztruppen sowie an der Mauer erschossenen Chris Gueffroy zur Integration von DDR-Zuwanderern in der gewonnen werden. In der Podiumsdiskussion BRD durch. zum Stand der juristischen und gesellschaft- lichen Aufarbeitung der Gewalttaten an der Mauer kamen außerdem der Oberstaatsan- Veranstaltungen walt und Ankläger, Bernhard Jahntz, sowie der Vorsitzende Richter im 1. Mauerschützen- Für den 55. Jahrestag des Mauerbaus berei- prozess, Dr. Theodor Seidel, zu Wort. tete der Arbeitsbereich das Zeitzeugencafé für das Nachmittagsprogramm am 13. August Während der Eröffnung der Sonderausstel- 2016 inhaltlich vor und begleitete eine künst- lung „Wechselseitig – Rück- und Zuwanderung lerischen Intervention während der Gedenk- in die DDR 1949 bis 1989“ am 3. November veranstaltung, die auf Zeitzeugenberichten 2016 in der Erinnerungsstätte Notaufnah- aus dem Archiv der Gedenkstätte Berliner melager Marienfelde berichteten außerdem Mauer basierten. Zeitzeuginnen und Zeitzeugen über ihre un-

Zeitzeugencafé am 13. August 2016 © Stiftung Berliner Mauer, Foto: Gesa Simons Arbeitsbereiche ∙ 45 terschiedlichen Motivationen und Erlebnisse Weiterhin führt die Stiftung die Zeitzeugenar- berlin.de). Die Bearbeitung einer englischen zahl der Toten an der Berliner Mauer hat sich da- im Zusammenhang mit ihrer Übersiedlung in chive beider Standorte durch eine Vereinheit- Version dieser Online-Ausstellung erfolgte im mit auf 139 Opfer erhöht. Die Recherchen zum die DDR. Darüber hinaus fanden weitere Veran- lichung der Dokumentation und Aufbereitung Berichtszeitraum und soll Anfang 2017 online Fall des polnischen Bürgers Czesław Kukuczka, staltungen in der Erinnerungsstätte Notaufnah- der vorliegenden Interviews zusammen und veröffentlicht werden. der am 29. März 1974 am Grenzübergang Bahn- melager Marienfelde statt, bei denen Zeitzeu- erarbeitete hierfür Bedarfs- und Anwendungs- hof Friedrichstraße erschossen wurde, erfolgten gengespräche im Mittelpunkt standen. Dazu profile sowie Recherche- und Nutzungspoten- in Kooperation mit Hans-Hermann Hertle vom gehörten eine Begegnung mit dem weltbe- ziale für die neu angeschaffte Daphne-Daten- Beratung und Vermittlung Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam kannten Handballspieler Hans-Günter „Hansi“ bank der Stiftung. Mit ihr sind erstmalig die von Zeitzeugen und Filip Gańczak, einem Wissenschaftler des Schmidt, der als Banater Schwabe in die Bun- Bestände des Zeitzeugenarchivs der Gedenk- polnischen Instytut Pamięci Narodowej (IPN, desrepublik flüchtete, dem Schauspielerpaar stätte Berliner Mauer und der Erinnerungs- Der Arbeitsbereich vermittelte erfolgreich dt.: Institut für nationales Gedenken). Kukucz- Claudia Wenzel und Rüdiger Joswig, die in stätte Notaufnahmelager Marienfelde in einer Zeitzeugen, wie beispielweise für die Sen- kas Biographie wurde zum 9. November 2016 ihrer Lesung unterschiedliche Erfahrungen und gemeinsamen Datenbank erfasst. dung „IKEGAMI NEWS“ für den japanischen auf den Internetseiten www.berliner-mauer-ge- Erlebnisse in der DDR thematisierten sowie TV Sender TV Asahi oder an „ze.tt“, einem denkstätte.de und www.chronik-der-mauer.de Christoph Sender, dessen Vater und seine bei- Schließlich kam die Digitalisierung von sech- Onlineangebot für junge Menschen, die mit veröffentlicht und im Rahmen der Andacht zum den Schwestern bei einem Fluchtversuch über zig, circa zweistündigen Interviews zum Ab- den Zeitzeugen zwei 360°-Videos zu den 27. Jahrestag des Mauerfalls verlesen. die Ostsee ertranken, während er gemeinsam schluss, die im Rahmen eines Forschungspro- Themen Flucht aus der DDR und Mauerfall mit seiner Mutter werden konnte. jekts der Universität Bremen unter Leitung gedreht haben (http://ze.tt/endlich-frei-sein- Die bestehenden Kontakte zu den Angehö- von Prof. Schumann Ende der 1980er Jahre begleitet-eine-gefluechtete-aus-der-ddr-im- rigen der Todesopfer wurden von den Mitar- mit aus der DDR Ausgereisten geführt und 360-video/). beiterInnen der Zeitzeugenabteilung gepflegt Zeitzeugenarchiv von Prof. Schumann an die Erinnerungsstätte und Angehörige zu besonderen Todestagen übergeben wurden. eingeladen, an der Andacht teilzunehmen. Zu- An beiden Standorten wurden im Berichts- Todesopfer an der dem konnten Kontakte zu einem ehemaligen zeitraum 43 lebensgeschichtliche Interviews Berliner Mauer Freund eines Todesopfers geknüpft werden mit Flüchtlingen, Fluchthelfern, einstigen An- Onlinepräsentationen und so neue Erkenntnisse über dessen Le- gehörigen der Grenztruppen und ehemaligen Die MitarbeiterInnen der Abteilung pflegen ben erlangt werden. Ein bereits erfasster Ver- Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Not- Ergebnisse der Zeitzeugenarbeit sind auch weiterhin die Kontakte zu den Angehörigen der dachtsfall wurde auf Grund weiterer Informati- aufnahmelagers Marienfelde geführt. Dies online auf den Websites beider Standorte der Todesopfer, informieren sie über stattfindende onen erneut geprüft, im Ergebnis festigte sich erfolgte zum einen im Rahmen des Projekts Stiftung einsehbar. Dazu gehören die Doku- Andachten und Gedenkveranstaltungen und jedoch die Einschätzung, dass dieser Todesfall „Grenz-Erfahrungen“ (gefördert von der Bun- mentation der Veranstaltungen im Zeitzeugen- begleiteten sie bei ihren Besuchen in der Ge- durch Ertrinken auf Grundlage der vorliegen- desstiftung zur Aufarbeitung der SED-Dikta- café und die Veröffentlichung von Zeitzeugen- denkstätte Berliner Mauer. Im Berichtszeitraum den Akten nicht eindeutig als Todesfall an der tur). Das mittlerweile erfolgreich abgeschlos- geschichten mit Bild- und Tonmaterial, die im fanden sich Stasi-Unterlagen zu einem weiteren Berliner Mauer gewertet werden kann. sene Projekt dokumentierte auf Grundlage Berichtszeitraum erweitert wurden, sowie die Todesopfer an der Berliner Mauer. Die Gesamt- von Interviews mit ehemaligen Grenzern bzw. Onlinepräsentation „Mein Foto vom Herbst Grenzoffizieren deren Erinnerungen an ihren 89“ (www.berliner-mauer-gedenkstaette.de/ Grenzdienst sowie ihre gegenwärtige Deu- de/zeitzeugen-13.html). tung und Verarbeitung der damaligen Erfah- rungen. Zum anderen führte der Arbeitsbe- Unter der Online-Rubrik finden sich auch Mit- reich weitere Interviews für das Projekt „Im schnitte von Zeitzeugenpodien der Gedenk- Westen angekommen. Die Integration von veranstaltungen. Die Informationen zu den DDR-Zuwanderern als historischer Prozess“ Todesopfern an der Berliner Mauer und deren (gefördert von der VolkswagenStiftung) sowie Biographien wurden zur besseren Auffind- zur Vorbereitung des Zeitzeugencafés am 13. barkeit durch die Nutzer auf der Startseite der August. Darüber hinaus wurden weitere Inter- Gedenkstätte platziert (www.berliner-mauer- views verschriftlicht und Textfassungen von gedenkstaette.de). Dort findet sich auch die Zeitzeuginnen und Zeitzeugen autorisiert. Sie Onlineausstellung „Risiko Freiheit“ zur Ge- sind nun für Forschungs-, Schüler- und Publi- schichte der Fluchthilfe von 1961 bis 1989, die kationsprojekte für externe Nutzer im Zeitzeu- ebenfalls auf der Startseite der Erinnerungs- genarchiv der Stiftung zugänglich. stätte zu finden ist www.notaufnahmelager-( Grafik Risiko Freiheit: Online-Ausstellung „Risiko Freiheit – Fluchthilfe für DDR-Bürger 1961-1989“ © Stiftung Berliner Mauer

46 ∙ Jahresbericht 2016 Arbeitsbereiche ∙ 47 Veranstaltungen, Ausstellungen, Führungen und Projekte

© Stiftung Berliner Mauer, Foto: Gesa Simons Veranstaltungen und Projekte

Die Stiftung Berliner Mauer erinnert mit ih- Gedenkveranstaltungen ren zentralen Gedenkveranstaltungen an die Geschichte der Berliner Mauer und vermittelt Zum 55. Jahrestag des Mauerbaus am 13. Au- diese in den beiden Dauerausstellungen an gust sowie zum 27. Jahrestag des Mauerfalls der Bernauer Straße und in Marienfelde. Dar- am 9. November fanden die zentralen Gedenk- über hinaus widmeten sich 2016 drei Sonder- veranstaltungen des Bundes und des Landes ausstellungen sowie über 3.000 Überblicks-, in der Gedenkstätte Berliner Mauer statt. Sonder- und Kinderführungen weiteren Themen zu Mauer und Flucht. Parallel zum 55. Jahrestag des Mauerbaus Ausstellungsbetrieb und regelmäßigen Füh- Anlässlich des 55. Jahrestags des Mauerbaus rungen dient ein facettenreiches Veranstal- führte Prof. Dr. Axel Klausmeier, Direktor der tungsprogramm als Diskussions- und Ver- Stiftung Berliner Mauer, den Regierenden Bür- mittlungsforum. germeister von Berlin, Michael Müller, erst- mals durch die Dauerausstellung „1961|1989. Von Januar bis Dezember 2016 hat die Stif- Die Berliner Mauer“ im Dokumentationszent- tung Berliner Mauer insgesamt 33 Veranstal- rum der Gedenkstätte Berliner Mauer. tungen konzipiert, die die Presseabteilung in enger Abstimmung mit der Direktion, mit ex- An der Andacht sowie der anschließenden ternen Honorarkräften und den jeweils betei- Kranzniederlegung in der Bernauer Straße ligten Arbeitsbereichen koordinierte. Zudem nahmen mehr als 100 Gäste aus Politik und arbeitet die Stiftung Berliner Mauer jährlich Gesellschaft, darunter auch der Präsident des mit einer Vielzahl externer Kooperationspart- Abgeordnetenhauses, Ralf Wieland, die Sena- ner zusammen und unterstützt deren Planun- toren Frank Henkel (CDU) und Andreas Geisel gen für Veranstaltungen in der Gedenkstätte (SPD), zahlreiche VertreterInnen von Bund und Berliner Mauer und der Erinnerungsstätte Land sowie diplomatische Vertretungen, Vertre- Notaufnahmelager Marienfelde sowie an wei- terInnen von Opfergruppen, Parteien, Kirchen teren Orten. und rund 50 Zeitzeuginnen und Zeitzeugen teil,

Tastführung in der Gedenkstätte Berliner Mauer © Stiftung Berliner Mauer

© Stiftung Berliner Mauer, Foto: Babak Shomali Veranstaltungen, Ausstellungen und Führungen ∙ 51 darunter auch Karin Gueffroy, die Mutter des vorletzten Maueropfers Chris Gueffroy (†5. Februar 1989).

Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, betonte die Bedeutung der Gedenkstätte als historischen Ort, an dem kri- tisches Geschichtsbewusstsein für aktuelle, politische Entwicklungen entwickelt werden kann. Ein Zeitzeugencafé als Teil des umfas- senden Begleitprogramms zum Gedenktag bot im Anschluss Zeitzeuginnen und Zeitzeu- gen Raum, ihre Erlebnisse und Erinnerungen zum 13. August 1961, zum Leben mit der Mauer, zur Jugendkultur nach dem Mauerbau sowie zu Aktionen gegen die Mauer dem Pu- blikum nahe zu bringen.

„Für uns steht heute das Zeitzeugencafé im Garten des Hotels Grenzfall zum Fenster des Gedenkens © Stiftung Berliner Mauer 55. Jahrestag des Mauerbaus © Stiftung Berliner Mauer, Gedenken an die Opfer von Foto: Babak Shomali

Mauer und Teilung im Müller, steckten die Gäste als Symbol für den Projekt: Checkpoint Charlie Berliner Mauer am ehemaligen Checkpoint Mittelpunkt. Nicht der kurz- Widerstand und das friedliche Durchbrechen Charlie. der Mauer bunte Rosen in die Hinterlandmau- Seit 2016 ist die Stiftung Berliner Mauer mit fristige Effekt, sondern die er. Die Jugendlichen erklärten in kurzen State- der Vorbereitung zur Einrichtung eines Erin- Doch die Verhandlungen mit den Investoren ments, was Europa für sie ausmacht: „Für uns nerungs- und Bildungsorts am ehemaligen gestalteten sich schwierig und so wurde 2012 konstante Präsenz ist dabei bedeutet Europa Frieden, Freizügigkeit, Offen- Grenzübergang Checkpoint Charlie betraut. mit der „Black Box Kalter Krieg“ zunächst entscheidend. Der 13. heit, Toleranz und Solidarität – Werte, die uns eine temporäre Lösung geschaffen. Als die morgen gestatten werden, echte Weltbürger Die Gestaltung dieses historischen Ortes Verhandlungen mit einem neuen Investor August ist für uns Erinnerung zu sein“, erklärte ein Schüler aus Strasbourg. wurde bereits oft diskutiert, so auch 2006, 2016 in eine vielversprechende Phase traten, Eine Schülerin aus Oslo betonte, dass wir lie- als der Berliner Senat in Abstimmung mit beauftragte der Senat die Stiftung Berliner und Mahnmal zugleich.“ ber Verbindungen untereinander schaffen soll- dem Bund ein Gesamtkonzept zur Erinne- Mauer mit der Vorbereitung eines Ausstel- Prof. Dr. Axel Klausmeier ten statt Mauern zu bauen: „Instead of building rung an die Berliner Mauer erarbeiten ließ. lungsvorhabens am Checkpoint Charlie und walls and barriers to disconnect us, let`s build „Wir brauchen einen Ort der reflektierten stellte hierfür finanzielle Mittel zur Verfügung. connections to unite us”. Erinnerung an die Teilung Europas und ihrer 27. Jahrestag des Mauerfalls vielfältigen Dimensionen in Politik, Wirtschaft Im Berichtsjahr verhandelten Senat und In- Am 9. November, dem 27. Jahrestag des Mau- Bei der Andacht betonte Dr. Radu Preda, der und Kultur, die den Riss durch Berlin als Aus- vestor über die beiden Grundstücke westlich erfalls rückte die Frage nach den aktuellen He- Leiter des Instituts zur Aufarbeitung kommu- druck des ein halbes Jahrhundert in die Tiefe und östlich der Friedrichstraße, Ecke Zimmer- rausforderungen in Europa in den Mittelpunkt. nistischer Verbrechen und der Erinnerung an prägenden Gegensatzes zwischen zwei Wel- straße. Vorgesehen ist, dass der Investor auf An der Gedenkveranstaltung mit anschließen- die rumänischen Exilanten in Bukarest: „Frei- ten erlebbar und erkennbar macht“, so Dieter der zu bebauenden Fläche westlich der Fried- der Andacht in der Kapelle der Versöhnung nah- heit versteht sich nicht von selbst. Im Gegen- Vorsteher, Sammlungsleiter des Deutschen richstraße Räume für einen Bildungs- und Er- men rund 300 Gäste aus Politik, Gesellschaft teil: Die jüngsten Ereignisse in Europa und Historischen Museums, der damals für ein innerungsort zur Verfügung stellt. In den Ver- und Kultur sowie rund 150 Schülerinnen und in der Welt zeigen uns, wie brüchig die freie dortiges „Museum des Kalten Kriegs in Eu- handlungen zwischen dem Investor und dem Schüler aus Norwegen, Frankreich, Berlin und Gesellschaft ist, wie schnell ihre Werte miss- ropa“ plädierte. Dementsprechend enthielt Senat galt es daher, Voraussetzungen für Brandenburg teil. Gemeinsam mit dem Re- braucht werden und wie kurz der Weg von das Gesamtkonzept das Votum für eine Aus- diese Flächen zu definieren. Die Stiftung Ber- gierenden Bürgermeister von Berlin, Michael Freiheit in der Diktatur sein kann.“ stellung zur internationalen Dimension der liner Mauer begleitete diese Verhandlungen

52 ∙ Jahresbericht 2016 Veranstaltungen, Ausstellungen und Führungen ∙ 53 und war an der Entwicklung der Baubeschrei- meisten der etwa 500.000 Menschen, die von Die Ausstellung wurde durch die Kuratoren Fotoausstellung: „Bridge the Gap“ bung und des Raumbuchs beteiligt. Darüber der Bundesrepublik in die DDR einwanderten, Eva Fuchslocher und Dr. Michael Schäbitz von Erinnerungsstätte hinaus hat sie mit den Planungen für den wechselten bereits vor dem Mauerbau von exhibeo e. V. – Gesellschaft für politische, kul- Notaufnahmelager Marienfelde, Betrieb des Bildungs- und Erinnerungsortes West nach Ost. Nur eine Minderheit wählte turelle und historische Forschung und Bildung 18.11.2015 bis 18.9.2016 sowie mit der Entwicklung eines inhaltlichen diesen Weg dabei aus politischer Überzeu- – in Kooperation mit der Erinnerungsstätte Not- Konzepts begonnen. Vorbereitend wurde der gung. Viele Übersiedler kehrten zurück zu aufnahmelager Marienfelde konzipiert und mit Die Foto-Ausstellung „Bridge the Gap“ zeig- Kontakt zu Experten, Museen und Institutio- ihren Familien und Freunden, hatten sich ver- Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie te, wie junge Geflüchtete sich und ihre neue nen aufgenommen sowie erste Recherche- liebt, flohen vor Strafverfolgung, folgten dem Berlin sowie der Bundesstiftung zur Aufarbei- Umgebung wahrnehmen. Im Rahmen des aufträge vergeben. Ruf der Kirchen, suchten Arbeit, ein besseres tung der SED-Diktatur gefördert. Medienpart- Projekts erkundeten Jugendliche aus dem Leben oder einen persönlichen Neuanfang: ner waren der Rundfunk Berlin-Brandenburg Übergangswohnheim Marienfelder Allee Migration als Normalfall der Geschichte. RBB Fernsehen und das deutsche Rundfunk- gemeinsam mit Berliner SchülerInnen ihr Sonderausstellungen archiv DRA. Wohnumfeld und die Stadt Berlin. Sie expe- Die Sonderausstellung ließ diesen Aspekt der rimentierten auf ihren Streifzügen mit dem Wechselseitig. Rück- und Zuwanderung in deutsch-deutschen Geschichte am Beispiel Fotoausstellung: „Beton-Spiegel“ fotografischen Blick und beschäftigten sich die DDR 1949 bis 1989 der Lebenswege von mehr als 20 prominen- Gedenkstätte Berliner Mauer, so mit ihrer Identität, ihrer Herkunft und ihren Erinnerungsstätte ten aber auch unbekannten Übersiedlern le- 13.10.2015 bis 1.5.2016 Lebensrealitäten. In der daraus entstandenen Notaufnahmelager Marienfelde bendig werden. Das Spektrum der Lebens- Ausstellung beleuchteten die Jugendlichen ihr geschichten reichte von einem erfüllten und Die Künstlerin Constanze Kratzsch fotogra- Leben aus der eigenen Perspektive und prä- Am 3. November 2016 wurde die neue Son- zufriedenen Leben in der DDR über Bespitze- fierte BesucherInnen von einer der vielen sentierten vom 17. November 2015 bis zum derausstellung „Wechselseitig. Rück- und Zu- lung im Alltag bis hin zu Haft, Flucht und Tod. Ausstellungen zum Mauerfall im Museum 18. September 2016 in der Sonderausstellung wanderung in die DDR 1949 bis 1989“ in der Die Sonderausstellung zeigte auf über 100qm Haus am Checkpoint Charlie. Entstanden Momentaufnahmen aus ihrer Welt. Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marien- Fotos, Dokumente, persönliche Erinnerungs- sind Momentaufnahmen, in denen Gegen- felde eröffnet. Sie erzählte die kaum bekann- stücke und filmische Zeitzeugeninterviews, wart und Vergangenheit verschmelzen, Aus- Das Projekt wurde vom Freundeskreis Willy- te Geschichte jener Menschen, die von der die durch historische Film- und Rundfunkauf- stellungsbesucher und Exponate sich ver- Brand-Haus und der Gesellschaft für Fotogra- Bundesrepublik in die DDR übersiedelten. Die nahmen ergänzt wurden. binden. fie initiiert und in Kooperation mit dem Interna-

Zeitzeugin in der Ausstellung „Wechselseitig. Rück- und Zuwanderung in die DDR 1949 bis 1989“ Fotoausstellung „Beton-Spiegel“ © Stiftung Berliner Mauer Fotoausstellung „Bridge the Gap“ © Stiftung Berliner Mauer © Stiftung Berliner Mauer, Foto: Gesa Simons

54 ∙ Jahresbericht 2016 Veranstaltungen, Ausstellungen und Führungen ∙ 55 Tagungen tion von DDR-Zuwanderern als historischer Prozess“ initiiert. Seit 2013 widmeten sich Zwischen Ankommen – und dann? darin Dr. Andrea Genest, Bettina Effner so- Integration in der Erfahrung von Migran- wie Florentin Mück Fragen zur Integration ten und Migrantinnen von DDR-Zuwanderern im Westen. Das For- Gedenkstätte Berliner Mauer schungsprojekt entstand in Kooperation der 7.–8. April 2016 Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marien- felde – Stiftung Berliner Mauer mit der Justus- Jede Flüchtlingsdebatte fragt nach den Mög- Liebig-Universität Gießen und wird durch die lichkeiten der Integration. Diese werden zum VolkswagenStiftung gefördert. einen auf einer abstrakten Ebene diskutiert - oder auf einer praktischen, die vor allem die „Die Spaltung Berlins 1948–1950“ Bereiche Wohnen, Arbeit und Sozialabsiche- Gedenkstätte Berliner Mauer rung umfasst. Da Flüchtlinge aber immer erst 6.–7. Oktober 2016 dann zum Thema werden, wenn es viele sind, Am 6. und 7. Oktober veranstaltete die Stif- Paul Raftery im Gespräch mit Lutz Henke bei der Fotoausstellung „Berlin Voids“ Schüler in der Ausstellung „Mauerblicke“ dreht sich die Debatte häufig um die Frage der tung Berliner Mauer eine wissenschaftliche © Stiftung Berliner Mauer © Stiftung Berliner Mauer Machbarkeit. Was aber heißt Integration? Wie Tagung zur „Spaltung Berlins“ in Kooperation kann sie aussehen? Wie soll sie aussehen? mit dem Deutsch-Russischen Museum Berlin tionalen Bund und der Evangelischen Schule Bindeglieder zwischen den ehemals beiden Was erhoffen sich die Gekommenen von ihrer Karlshorst sowie dem Landesbeauftragten für Berlin Zentrum realisiert. Die Finanzierung er- Teilen Berlins sind und von vielen Berlinern und neuen Umgebung - und auf welche Bilder und die Stasi-Unterlagen. Fünf Vortragsrunden mit folgte im Rahmen des Projekts „Jugend ins Berlinerinnen schon lange nicht mehr als dama- Befürchtungen stoßen sie in der Ankunftsge- anschließender Diskussion eröffneten ver- Zentrum!“ der Bundesvereinigung Soziokultu- liges Mauergebiet wahrgenommen werden. sellschaft? schiedene Perspektiven auf die Spaltung Ber- reller Zentren e.V. über das Programm „Kultur lins zwischen 1948 und 1950 und deren Aus- macht stark. Bündnisse für Bildung“ des Bun- Fotoausstellung: „Mauerblicke – Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der wis- gangslagen, Herausforderungen und Folgen. desministeriums für Bildung und Forschung. Jugendliche setzen ihre Perspektive senschaftlichen Tagung am 7. und 8. April 2016 Die Tagung legte damit einen Schwerpunkt auf die Berliner Mauer ins Bild“ diskutierten diese und übergreifende Fragen auf die bislang vernachlässigte Politik- und Fotoausstellung: „Berlin Voids“ – Gedenkstätte Berliner Mauer, ab 5.10.2016 zu Migrationsregimen, Handlungsspielräu- Rechtsgeschichte der Teilung und berücksich- Fotografien von Paul Raftery men von Migrantinnen und Migranten im 20. tigte zudem sozialgeschichtliche Fragen. Gedenkstätte Berliner Mauer, Am 5. Oktober präsentierte die Stiftung Berli- Jahrhundert sowie der Integration als Heraus- 3.5. bis 3.10.2016 ner Mauer gemeinsam mit dem Berliner Lan- forderung und Migration und Erinnerung. Die Tagung in der Landesvertretung des Frei- desbeauftragten für die Stasi-Unterlagen im staates Thüringen richtete sich an Mitarbeite- Ab dem 3. Mai 2016 zeigte die Stiftung im Besucherzentrum der Gedenkstätte Berliner Die Tagung wurde durch das Forschungspro- rinnen und Mitarbeiter der Berliner Verwaltung, Besucherzentrum der Gedenkstätte Berliner Mauer 31 Fotos von Schülerinnen und Schü- jekt „Im Westen angekommen? Die Integra- der Lehrerschaft und in der politischen Bildung. Mauer Fotografien des britischen Architektur- lern des Berliner Heinrich-Schliemann-Gymna- fotografen Paul Raftery (*1960). siums, die sich im Rahmen einer Projektwo- che im Juli 2016 intensiv mit dem Medium der Anlässlich des 25. Jahrestags des Mauerfalls Fotografie befasst hatten. Es entstand eine 2014 hielt Raftery bei Streifzügen über den ehe- Fotoserie, die einen aktuellen und ungewöhn- ANKOMMEN – UND DANN? maligen Mauerstreifen durch und rund um Ber- lichen Blick auf Mauer und Teilung warf. Bei ih- INTEGRATION IN DER ERFAHRUNG VON lin fest, wie sehr sich das frühere Grenzgebiet rer „fotografischen Spurensuche“ wurden die MIGRANTINNEN UND MIGRANTEN im Laufe eines Vierteljahrhunderts verändert Jugendlichen von einem Fotografen begleitet, hatte: Hier neu bebaut mit modernen Wohnun- der als Zeitzeuge von seinen Foto-Streifzügen PODIUMSDISKUSSION gen, Bürobauten und Einfamilienhäusern, dort an der Mauer der 80er Jahre berichtete. 7. APRIL 2016 | 19 UHR als Müllplatz und Abstellfläche für Wohnwagen und Fahrzeuge genutzt, aber auch als Kunst- Anlässlich der Ausstellungseröffnung schil- und Erholungsraum. Rafterys Bilder eröffneten derte Klaus Kordon die missglückte Flucht- dabei den Blick auf den Wandel der Gesellschaft geschichte des Manfred Lenz aus seinem Ju- nach 1990 sowie auf Orte, die in ihrer Vielfalt gendroman „Krokodil im Nacken“ (2015). Flyer, April 2016

56 ∙ Jahresbericht 2016 Veranstaltungen, Ausstellungen und Führungen ∙ 57 Veranstaltungsreihe demokratische Erneuerung” in der sowjeti- Führungen schen Besatzungszone und die Ausrufung des 2016 hat die Stiftung zahlreiche Veranstaltun- Aufbaus des Sozialismus auf der 2. Parteikon- Regelmäßige Führungen gen mit mehr als 35 Kooperationspartnern ferenz der SED 1952. durchgeführt (siehe Kooperationspartner der Die Bernauer Straße nach dem Mauerbau – Stiftung Berliner Mauer 2016 auf Seite 88). In der DDR bestimmte die SED auch die Führung zur Geschichte des Ortes und der Hervorzuheben ist hierbei die Vortragsreihe Geschichtswissenschaft. Nicht Fakten und geteilten Stadt „Mythen und Legenden des Kommunismus“ deren Interpretation prägten historische Be- Gedenkstätte Berliner Mauer des Landesbeauftragten für die Stasi-Unter- trachtungen, sondern das Partei-Dogma von lagen, die in Kooperation mit dem DDR-Mu- Gesetzmäßigkeiten der historischen Prozes- Die Bernauer Straße war einer der Kristallisa- seum Berlin und der Stiftung Berliner Mauer se. Die angebliche Wissenschaftlichkeit des tionspunkte der deutsch-deutschen Teilung. realisiert wurde. Marxismus-Leninismus führte gerade in der Hier kann die Bandbreite der Folgen des Mau- Historiographie zu Absurditäten. Gab es über- erbaus exemplarisch aufgezeigt werden: Die 25 Jahre nach dem Ende der kommunisti- haupt eine kommunistische Geschichtswis- Zerstörung von Stadtraum und Lebenswegen, schen Regime in Europa stellen sich Fragen. senschaft? Wie wurde in der DDR historisch die Trennung von Familienangehörigen und Was war der Marxismus-Leninismus? Bemän- gearbeitet? Und was blieb davon nach 1989? Freunden sowie die Versuche, die Mauer zu telte er – vor allem in der Sowjetunion – im in- überwinden. nern nicht nur die Diktatur der Partei und nach ›› Der Marxismus-Leninismus als © Stiftung Berliner Mauer außen imperiale Bestrebungen? Und war der „Wissenschaft” in der DDR Jeden Sonntag (außer bei Sonderführungen) Marxismus-Leninismus tatsächlich eine “Wis- 17.2.2016, Gedenkstätte Berliner Mauer senschaft”, wie in der DDR behauptet wurde? ›› Die 2. Parteikonferenz der SED 1952 – Flucht im geteilten Deutschland – Vor dem Hintergrund dieser Fragen wurden Stalin, die SED und die Macht Führung durch die Dauerausstellung Ideologie und Politik der Sowjetunion und die 20.4.2016, Vertretung des Freistaates Erinnerungsstätte Rolle des Marxismus-Leninismus in der DDR Thüringen beim Bund, Berlin Notaufnahmelager Marienfelde im Rahmen der Vortragsreihe hinterfragt. Das ›› Kommunistische Geschichtswissenschaft, gilt auch für die angebliche “antifaschistisch- 28.9.2016, Gedenkstätte Berliner Mauer Warum entschloss sich der Einzelne, die DDR zu verlassen? Wie überwand er die Grenze und wie empfing ihn der „Goldene Westen“? Die Über- blicksführung durch die Dauerausstellung in der Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marien- felde spannt den Bogen von der Entscheidung zum Verlassen der DDR bis zur gesellschaftli- chen Eingliederung in die Bundesrepublik.

© Stiftung Berliner Mauer Jeden Sonntag (außer bei Sonderführungen)

Kinderführungen

Wer will Mauerexperte werden? Gedenkstätte Berliner Mauer

Warum können die Menschen plötzlich nicht mehr durch ihre Haustür auf die Straße ge- hen? Warum war die Berliner Mauer nicht nur eine Mauer? Nach dieser Entdeckungstour kennen Kinder die Antworten und sind „Mau- er-Experten“.

© Stiftung Berliner Mauer, Foto: Jürgen Hohmuth Auf dem Podium diskutierten Dietmar Bartsch, Ulrich Mählert, Manfred Wilke und Stefan Wolle Einmal pro Monat © Stiftung Berliner Mauer

58 ∙ Jahresbericht 2016 Veranstaltungen, Ausstellungen und Führungen ∙ 59 Nepomuck und Bärlihupf – Tunnelfluchten Fluchtgeschichten für Kinder Führung mit ZeitzeugInnen und Erinnerungsstätte Filmvorführung Notaufnahmelager Marienfelde Bei der Führung werden die Orte aufgesucht, Die beiden Stofftiere Nepomuck und Bärlihupf an denen in den Jahren von 1962 bis 1971 haben zwei Kinder auf ihrem Weg in den Wes- Fluchttunnel zwischen Ost- und West-Berlin ten begleitet und veranschaulichen deren Er- gegraben wurden. Es werden Einblicke in die lebnisse. In einer dialogischen Führung wird vielfältigen Geschichten und Abläufe der Flucht- dazu angeregt, sich ausgewählte Bilder und versuche und der gelungenen Tunnelfluchten Gegenstände in der Ausstellung der Erinne- gegeben. Anschließend Vorführung des Doku- rungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde mentarfilms „Heldentod“ (ca. 50 Min.). genau anzusehen, Fragen und Antworten zu © Stiftung Berliner Mauer entwickeln und in der Gruppe zu besprechen. Drei Führungen

© Stiftung Berliner Mauer, Foto: Gesa Simons Einmal pro Monat Führung Geisterbahnhöfe mit Begehung eines ehem. Fußgängertunnels

Sonderführungen Durch den Mauerbau wurden viele S- und U- Bahnhöfe in Berlin zu sogenannten Geister- „1961|1989. Die Berliner Mauer“ – bahnhöfen. Die Teilnehmenden begeben sich Führung durch die Dauerausstellung im Nordbahnhof auf die Spuren der Geister- Dokumentationszentrum der bahnhöfe und haben die exklusive Gelegen- Gedenkstätte Berliner Mauer heit, einen seit 1952 verschlossenen Fußgän- gertunnel zu besichtigen. Die Dauerausstellung widmet sich der Ge- © BStU schichte der Teilung Berlins. Wie kam es zum Drei Führungen Mauerbau? Wieso stand sie solange? Warum fiel sie 1989? Und wie sah das Leben mit der Wasser- und Grenzgeschichten Mauer aus? Die Führung gibt zudem Einblicke in aus dem geteilten Berlin die Konzeption der multimedialen Ausstellung. Schiffstour

© Stiftung Berliner Mauer, Foto: Kei Sugimoto Sieben Führungen Die Stiftung Berliner Mauer bietet in Koopera- tion mit der Stern- und Kreisschiffahrt GmbH Dauerbaustelle Berliner Mauer Berlin Schiffstouren zu Mauergeschichten auf Sonderführung zum Tag des offenen Denk- den Berliner Wasserstraßen an. Sie erhalten mals am 10. September 2016 Einblicke in den Aufbau und die Auswirkun- gen der DDR-Grenzanlagen und erfahren Ge- Der Planungs- und Baukoordinator der Ge- schichten von Fluchtversuchen und Mauerop- denkstätte, Dr. Ing. Günter Schlusche, stellte fern. Die Touren führen auf der Spree durch neben der Außenausstellung auch das soge- die Berliner Innenstadt. nannte Lapidarium der Gedenkstätte vor, das © Stiftung Berliner Mauer, Foto: Hans-Joachim Grimm gewöhnlich nicht öffentlich zugänglich ist. Dort Fünf Fahrten sind eine Vielzahl baulicher Objekte der unter- schiedlichen Grenzelemente gelagert – von Berlin sagt Danke! Fahrzeugsperren bis hin zum „Stalinrasen“, Sonderführungen am 31. Januar 2016 von Betonfertigteilen der „Grenzmauer 75“ bis hin zu Hohlblocksteinen, mit denen während Anlässlich des Aktionstags wurden kostenlose der Grenzschließung Häuserfassaden an der Führungen für ehremamtlich tätige BerlinerIn- © Stiftung Berliner Mauer Bernauer Straße zugemauert wurden. nen in der Gedenkstätte Berliner Mauer sowie in der Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Ma- rienfelde angeboten.

60 ∙ Jahresbericht 2016 Veranstaltungen, Ausstellungen und Führungen ∙ 61 Staatsbesuche

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8 1 Die Präsidentin der italienischen Abgeordnetenkammer, Laura Boldrini © Stiftung Berliner Mauer 2 Besuch des Vizepräsidenten der EU-Kommission, Valdis Dombrovskis © Stiftung Berliner Mauer, Foto: Jascha Fibich 3 Delegation mit Abgeordneten des japanischen Unterhauses © Stiftung Berliner Mauer 4 Thomas J. Vilsack, Secretary of Agriculture United States © United States Department of Agriculture 5 Eine Delegation von Abgeordneten des Weißen Hauses, Washington, USA © Stiftung Berliner Mauer, Foto: Jascha Fibich 6 Kolumbianische Delegation der Konrad-Adenauer-Stiftung zu Gast in der Gedenkstätte Berliner Mauer © Stiftung Berliner Mauer 7 Die Präsidentin der Republik Estland, Kersti Kaljulaid © Stiftung Berliner Mauer 8 Florian Graf, Vorsitzender der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus von Berlin, stattete gemeinsam mit dem Abgeordneten Danny Freymark (CDU) der Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde einen Besuch ab © Stiftung Berliner Mauer 9 Die Justizministerin des Staates Israels, Ayelet Shaked, gemeinsam mit dem Minister für Bauwesen, Yoav Gallant, zu Gast in der Gedenkstätte Berliner Mauer © Stiftung Berliner Mauer 10 Sardar Ayaz Sadiq, I.I.E.E. Parlamentspräsident von Pakistan und seine Frau Reema Ayaz, gemeinsam mit einer 15-köpfigen Delegation © Stiftung Berliner Mauer 11 S.E. Botschafter der Republik Korea, Lee Kyung-soo zu Gast in der Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde © Stiftung Berliner Mauer Veranstaltungen 2016 Fahnenflucht in die Freiheit 16. Februar 2016 Zeitzeugengespräch und Filmvorführung

Gedenkstätte Berliner Mauer und Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde Hans-Günther „Hansi“ Schmidt war mehr als ein Jahr- zehnt lang der erfolgreichste Torschütze beim VfL Gum- mersbach und Mitglied der rumänischen wie der deut- schen Nationalmannschaft. Am 30. November 1963 nutzte Schmidt als 21-jähriger ein Handballturnier in Köln, Januar um sich von der rumänischen Juniorennationalmann- © Stiftung Berliner Mauer schaft abzusetzen und in Deutschland zu bleiben. 26. Januar 2016 Zwischen Ost und West: Ein Gebäude im Wandel deutscher Geschichte Vernissage Filmvorführung „Ein Pass für Deutschland“ (2014, Regie: Razvan Georgescu) Moderation Dr. Helge Heidemeyer (Förderverein Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde) Anhand von Bilddokumenten spiegelt die dauerhaft eingerichtete Fotoausstellung die wechsel- Erinnerungsstätte volle Historie des Gebäudes in der Stresemannstraße 128-130: Von der Fertigstellung des Baus In Kooperation mit dem Förderverein der Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde Notaufnahmelager Marienfelde als preußisches Verwaltungsgebäude vor genau 100 Jahren über seine Lage inmitten der DDR- Grenzsperranlagen bis zum Umbau als Dienstgebäude des Ministeriums. Bundesministerium für Podiumsdiskussion: Der Marxismus-Leninismus als 17. Februar 2016 Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit In Kooperation mit der Stiftung Berliner Mauer und dem Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam „Wissenschaft” in der DDR Vortrag und Diskussion

Februar Der „Marxismus-Leninismus“ war in der DDR allgegen- wärtig: In der Schule als „Staatsbürgerkunde“, an der 11. Februar 2016 Halt – Staatsgrenze! Alltag, Dienst und Innenansichten der Grenztruppen der DDR Universität als Prüfungsfach sogar für Ingenieure und © Stiftung Berliner Mauer Buchvorstellung und Diskussion Mediziner sowie im gesamten gesellschaftlichen Leben als richtungsweisende „Wissenschaft“. Aber was war der „Marxismus-Leninismus“? Welche Erkenntnisse brachte er hervor oder diente er nur der Herrschaftslegitimation?

Vortrag Dr. Dietmar Bartsch (Wirtschaftswissenschaftler, Fraktionsvorsitzender der „Linken“ im Bundestag) Diskussion Dr. Dietmar Bartsch, Prof. Dr. Manfred Wilke (Soziologe), Dr. Stefan Wolle (Historiker) © Stiftung Berliner Mauer Moderation Dr. Ulrich Mählert (Historiker)

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Mythen und Legenden des Kommunismus“ in Kooperation mit dem DDR-Museum und © Stiftung Berliner Mauer dem Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen Gedenkstätte Berliner Mauer

Dr. Jochen Maurer verglich erstmals die unterschiedlichen Regionen und Abschnitte des DDR- Grenzregimes von der Ostseeküste über die geteilte Stadt Berlin bis zum Dreiländereck mit Juni der Tschechoslowakei miteinander und untersuchte nicht nur deren jeweilige Besonderheiten, sondern auch den Dienst, die Belastungen der jungen Wehrpflichtigen, den Umgang mit dem Ostersignieren mit den Comiczeichnern Thomas Henseler und Susanne Buddenberg 28. März 2016 Schießbefehl sowie die wechselseitige Beziehung zur Grenzbevölkerung. Am Ostersonntag und Ostermontag signierten die Comiczeichner Thomas Henseler und Susanne BegrüSSung Oberst Dr. Hans-Hubertus Mack (Kommandeur ZMSBw.) Buddenberg im Dokumentationszentrum der Gedenkstätte Berliner Mauer ihre Bücher zu Ge-

Diskussion Major Dr. Jochen Maurer (Autor und PB Einsatzbegleitung/Dokumentation ZMSBw), Oberst Prof. Dr. Matthias schichten der deutsch-deutschen Teilung. Der Comic „Tunnel 57“, eine Fluchtgeschichte als Comic Gedenkstätte Berliner Mauer Rogg (Direktor Militärhistorisches Museum der Bundeswehr in Dresden), Ronald Sima (Zeitzeuge) sowie weitere Werke sind in der Buchhandlung Mauerbuch erhältlich. Dokumentationszentrum Moderation Dr. Gerhard Sälter (Stiftung Berliner Mauer)

Gedenkstätte Berliner Mauer Besucherzentrum In Kooperation mit dem Ch.Links Verlag und dem Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr

64 ∙ Jahresbericht 2016 Veranstaltungen, Ausstellungen und Führungen ∙ 65 April Die 2. Parteikonferenz der SED 1952 – Stalin, die SED und die Macht 20. April 2016 Vortrag und Diskussion 6.– 8. April 2016 Auf der 2. Parteikonferenz der SED verkündete Walter Ulbricht 1952 den „Aufbau des Sozialis- mus.“ Zuvor hatte Stalin die SED-Führung in Moskau dazu verdonnert. Die Folge war eine Art Bür- gerkrieg der SED gegen die eigene Bevölkerung: Kollektivierung, Verstaatlichung, Kirchenkampf, Intoleranz und drakonische Strafen der Justiz führten zum Volksaufstand vom 17. Juni 1953.

Vortrag Dr. Torsten Diedrich (Historiker, Potsdam) Diskussion PD Dr. Burkhard Ciesla (Historiker, Berlin), Dr. Torsten Diedrich, Prof. Dr. Stefan Karner (Historiker, Graz), Dr. Falco Werkentin (Soziologe, Berlin) Moderation Prof. Dr. Axel Klausmeier (Direktor der Stiftung Berliner Mauer) © Stiftung Berliner Mauer

In Kooperation mit dem Landesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR im Rah- Vertretung des Freistaates Zwischen Abschied und Ankommen – men der Veranstaltungsreihe „Mythen und Legenden des Kommunismus“ Thüringen beim Bund, Berlin Integration in der Erfahrung von Migranten und Migrantinnen Wissenschaftliche Tagung Vorlesewettbewerb der Berliner UNESCO-Projektschulen 21. April 2016 Die wissenschaftliche Tagung konzentrierte sich auf den historischen Vergleich derjenigen Mig- rationsphasen, die man als Integration bezeichnet. Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede Zwei Tage vor dem Welttag des Buches fand in der Gedenkstätte Berliner Mauer der 7. Vorlesewett- gibt es zwischen Nachkriegsflüchtlingen, Vertriebenen und Asylsuchenden? Welche zu den „Gast- bewerb der Berliner UNESCO-Projektschulen statt. Dieser stand unter dem Motto "Andere Lebens- arbeitern“ und den Spätaussiedlern? Welche kulturellen Differenzen stießen hier aufeinander? welten". 15 SchülerInnen der sechsten und siebten Jahrgangsstufen vertraten ihre Schulen und Welche Institutionen stellten welche Art von Hilfen bereit? Diese und weitere Fragen diskutier- präsentierten in beeindruckenden Lesebeiträgen ihr Können. Gedenkstätte Berliner Mauer ten die WissenschaftlerInnen auf vier verschiedenen Panels zu den Themen Migrationsregime, Handlungsspielräume von Migrantinnen und Migranten im 20. Jahrhundert, der Integration als Herausforderung sowie von Migration und Erinnerung. Verständigung und Versöhnung nach dem „Zivilisa­ 28. April 2016 tionsbruch“? Deutschland und Europa nach 1945 Die wissenschaftliche Tagung wurde durch das Forschungsprojekt „Im Westen angekommen? Die Integration von DDR-Zuwanderern Buchvorstellung und Diskussion als historischer Prozess“ initiiert. Seit 2013 widmeten sich darin Dr. Andrea Genest, Bettina Effner sowie Florentin Mück Fragen zur Integration von DDR-Zuwanderern im Westen. Das Forschungsprojekt entstand in Kooperation der Stiftung Berliner Mauer sowie der 1945 stand Deutschland geächtet vor den Trümmern sei- Gedenkstätte Berliner Mauer Justus-Liebig-Universität Gießen und wurde durch die VolkswagenStiftung gefördert. ner Politik. Rassischer Weltanschauungskrieg und sys- tematische Vernichtung der europäischen Juden waren ein zivilisatorischer Bruch und belegten die Deutschen 7. April 2016 Ankommen – und dann? Integration in der Erfahrung von Migranten und Migrantinnen mit einer moralischen Schuld. Der neue Band mit 43 und Migrantinnen Beiträgen beleuchtet in einer breiten Gesamtschau, wie Vortrag und Diskussion über symbolische Gesten, an Erinnerungs- und Gedenk- orten, durch Organisationen und Institutionen, über Ak- Jede Flüchtlingsdebatte fragt nach den Möglichkeiten der Integration. Diese werden zum einen tionsfelder und Handlungsformen Prozesse eingeleitet auf einer abstrakten Ebene diskutiert – oder auf einer praktischen, die vor allem die Bereiche wurden, die zumeist zur Verständigung zwischen den © Stiftung Berliner Mauer Wohnen, Arbeit und Sozialabsicherung umfasst. Da Flüchtlinge aber immer erst dann zum The- Deutschen und ihren europäischen Nachbarn beitrugen. ma werden, wenn es viele sind, dreht sich die Debatte häufig um die Frage der Machbarkeit. Was aber heißt Integration? Wie kann sie aussehen? Wie soll sie aussehen? Was erhoffen sich Buchvorstellung Prof. Dr. Corine Defrance (SIRICE, Paris) und die Gekommenen von ihrer neuen Umgebung? Prof. Dr. Ulrich Pfeil (Université de Lorraine Metz) DISKUSSION Dr. Nils Köhler, Dr. Jacqueline Boysen,

Diskussion Anas Sharaf Aldeen (syrischer Bauingenieur), Lorraine Bluche und Frauke Miera (Ausstellungskuratorinnen), Dr. Jörg Echternkamp Maja Lasic (SPD-Kandidatin für das Berliner Abgeordnetenhaus), Andreas Germershausen (Beauftragter des Berliner Senats für Integration und Migration) In Kooperation mit dem Deutsch-Russischen Museum Berlin-Karlshorst Moderation Jacqueline Boysen (Journalistin) und dem Volksbund deutscher Kriegsgräberfürsorge e.V. © Stiftung Berliner Mauer Gedenkstätte Berliner Mauer

Eine öffentliche Abendveranstaltung der Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde im Rahmen der Tagung „Zwischen Abschied und Ankommen. Integration in der Erfahrung von Migranten und Migrantinnen“. Am 6.4. wurde für die TeilnehmerInnen der Tagung eine Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde Sonderführung durch die Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde angeboten.

66 ∙ Jahresbericht 2016 Veranstaltungen, Ausstellungen und Führungen ∙ 67 Mai Benefiz-Familienkonzert zur Unterstützung eines 29. Mai 2016 Integrationsprojekts 3. Mai 2016 Fotoausstellung: Benefizkonzert „Berlin Voids“ – Fotografien von Paul Raftery Vernissage und Diskussion Die Stiftung Berliner Mauer und die Bürgerstiftung Ber- lin e. V. unterstützen geflüchtete Menschen in Berlin. Die Fotos des britischen Architekturfotografen Paul Raf- Mit dem Erlös aus dem Konzert des Klavierduos Tanja tery (*1960) waren erstmals in Berlin zu sehen. Sie sind Schölpen und Schirin Azzaui (Camille Saint-Saens‘ „Kar- das Ergebnis seiner Streifzüge im ehemaligen Mauer- neval der Tiere“) wurde das Projekt „Zweisprachiges streifen in und um Berlin. Anlässlich des 25. Jahrestags Bilderbuchkino“ mit finanziert. Ziel der Benefizaktion des Mauerfalls 2014 entstanden, zeigen die Bilder die war, ein Bilderbuchkino wöchentlich im Übergangs- Veränderungen des ehemaligen Grenzgebiets. Rafterys wohnheim Marienfelde nah der Erinnerungsstätte und Bilder eröffnen dabei auch den Blick auf den Wandel der im Flüchtlingsheim in der Storkower Straße anbieten zu © Stiftung Berliner Mauer Gesellschaft nach 1990. können. Dort lernten Kinder die Bedeutung von Gegen- ständen in deutscher Sprache. Bis Ende 2016 konnten © Andreas Schoelzel Diskussion Michael Cramer (MdEP B`90/Grüne und Initiator des Berliner Mauerwegs), Manfred Kühne (Abteilungslei- Spenden in Höhe von 7000 Euro gesammelt werden. Elias-Kuppelsaal der ter Städtebau und Projekte, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, Berlin), Manfred Zache Ev. Kirchengemeinde (Stadtplaner und Architekt), Lutz Henke (Künstler und Kurator). In Kooperation mit der Bürgerstiftung Berlin unter der Schirmherrschaft von Marianne Birthler Prenzlauer Berg Gedenkstätte Berliner Mauer Moderation Günter Schlusche (Stiftung Berliner Mauer)

22. Mai 2016 Internationaler Museumstag in der Juni Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde Fußballradtour Radtour zu historischen Fußballstätten des geteilten Berlins anlässlich der Europameisterschaft 19. Juni 2016 Am 22. Mai 2016 präsentierte die Erinnerungsstätte mit dem Musikduo Steamroller, Gabriele Worgitzki und Ah- Die Radtour kreuzte mehrfach die einstige Grenze zwischen Mitte/ und Wedding/ med Barakizadeh vier KünstlerInnen mit einem persön- Prenzlauer Berg und führte zu den Fußballstadien der Ost-West-Spiele (u.a. dem ehemaligen lichen Bezug zu Marienfelde. ersten Herthastadion, dem ehemaligen Stadion der Weltjugend und heutigem Friedrich-Ludwig- Jahn-Sportpark). Diese charakteristischen Fußballräume führten den Teilnehmenden die Dimen- Themen der Ausstellung, wie „Flucht damals und heu- sion der Teilung und Entfremdung, aber auch die Kraft des Sportes als einigendes und identi- te“ oder „Woanders- und das Hiersein“ rückten in den tätsstiftendes Band vor Augen. Mitte/Tiergarten und Blick. Kinder und Jugendliche konnten bei einer Ent- Wedding/Prenzlauer Berg deckungstour durch die Ausstellung Quizfragen lösen. Merle Hilbk las aus ihrem neuen, noch unveröffentlich- Roggenernte an der Kapelle der Versöhnung ten Roman „Das schönste Dorf am schönsten Fluss Roggenernte im ehemaligen Todesstreifen auf dem Gelän- 28. Juni 2016 Erinnerungsstätte © Stiftung Berliner Mauer, Foto: Gesa Simon Notaufnahmelager Marienfelde der Erde.“ der der Gedenkstätte Berliner Mauer

Das rund einen halben Hektar große Getreidefeld im ehe-

28. Mai 2016 Grenz- und Geister bahn höfe Erste Sonderführung maligen Todesstreifen ist ein symbolträchtiges und nach- im geteilten Berlin Border Stations and Ghost Stations in Divided Berlin „Geisterbahnhöfe im geteilten Berlin“ haltiges Zeichen für Leben und ein wichtiges Element im

Ausstellung im S-Bahnhof Nordbahnhof Öffnungszeiten wie S-Bahnhof Gedenkstättenareal Berliner Mauer: Es lässt im ehemali- Exhibition in the Nordbahnhof S-Bahn station Open during S - B ahn hours of operat ion Erstmals fand die Sonderführung zu den „Geisterbahn- gen Todesstreifen wieder Leben erblühen. Als Kunstaktion höfen im geteilten Berlin“ statt. 26 Besucherinnen und 2005 vom Bildhauer und Steinmetz Michael Sprengler ins Besucher erkundeten auf ihrer geführten Tour an ober- Leben gerufen, ist das Feld Metapher für den Bedeutungs- Mit dem B au der Berliner M auer am 13 . Augus t 19 61 Zwischengeschoss des S-Bahn hofs Potsdamer Platz wurde die St adt geteilt und damit auch das U - und H e n k J . H i p f e l , 19 9 0 , L a n d e s a r c h i v B e r l i n S-Bahn net z get rennt . Zwei U - B ahn - und eine Mezzanine level of the Potsdamer S-Bahn linie unterquerten allerdings den Ostsektor, Platz S-Bahn station und unterirdische Orte im ehemaligen Grenzgebiet um wandel des Mauerstreifens: Im ehemaligen Todesstreifen ihre St ar t- und Zielbahnhöfe lagen in Wes t- Berlin . D ie Züge hielten nicht an den St at ionen in Os t- Berlin. Die unterirdischen Bahn höfe waren gesperrt und wurden zu „G eis ter bahn höfen“: Die Züge fuh- denren langsam durchNordbahnhof. menschenleere Statio nen , die Das neue, neunzigminütige Format thematisiert anhand des Nordbahnhofs sollte wieder etwas wachsen. von bewaf fneten Pos ten der D D R bewacht wurden . Ausnahme war der Bahnhof Friedrich s t raße mit © Stiftung Berliner Mauer seiner Kontrollstelle. In Ost-Berlin ver schwanden die Bahnhöfe der West-Linien weit gehend aus diedem Stadt bild.Geschichte U-und S-Bahn-Schilder wurden dieser insgesamt 15 „Geisterbahnhöfe“, die zwischen 1961 und 1989 für Passa- S-Bahnhof Nordbahnhof/ abge baut, Zugänge ver mauer t . Im L aufe der J ahre entstand ein unterirdisches Sperr system. Trotzdem versuchten immer wieder Menschen durch die Gedenkstätte Berliner Mauer giereBahntunnel zu fliehen, unter doch nur wenigen Ost-Berlin gelang gesperrt worden waren. Das Roggenfeld wird von der lebenswissenschaftlichen Fakultät der Berliner die Flucht . Nach dem M auer fall wurden die unter- irdi schen Sperren abgebaut und das Ver kehrs - Roggenfeld neben system wieder zusammengeführt. Die Ausstellung im Zwischengeschoss des ehemali gen „Geisterbahnhofs“ Nordbahnhof erläu- Humboldt-Universität betreut. der Kapelle der Versöhnung tert diesen Aspekt der Teilungsgeschichte multi- medial anhand zahl reicher Fallbeispiele. Teil der Ausstellung, die wäh rend der Betriebszeiten der S - B ahn zu sehen is t , sind auch die M arkierun gen der ehemaligen Sperrmauern des Bahn hofs. Die Aus stellung „Grenz- und Geisterbahnhöfe im geteilten Berlin“ ist der erste Teil der Dauer aus stel- lung im Außenbereich der Gedenk stätte Berliner M auer. Mit der E r wei terung wird die G edenk stätte zum zent ralen G edenkor t zur E rinne rung an die Teilung D eut schlands und die Berliner M auer ausgebaut. When t he Berlin Wall was built on Augus t 13 , 19 61, it divided t he cit y as well as t he t ranspor t at ion sys tem . But t wo subway (U - B ahn) lines and one commuter rail (S - B ahn) line wit h depar ture and des t inat ion s t at ions in Wes t Berlin cont inued to run t hrough t he e as tern se c tor. The t rains would slow down , but t hey did not s top at t hese deser ted s t at ions in E as t Berlin . Blocked of f and pat rolled by G D R armed guards , t hey be c ame k nown as “ghos t sta t ions .” The Friedrich s t rasse s t at ion wit h it s border check point was t he one except ion . In E as t Berlin t he s t a t ions along t he wes tern lines dis- appeared almost com pletely from view. Subway

68 ∙ Jahresbericht 2016 Veranstaltungen, Ausstellungen und Führungen ∙ 69 30. Juni 2016 Zeitenwende – Lebenswende Sonderprogramm zum 55. Jahrestag des Mauerbaus 13. August 2016 Lesung und Gespräch Gedenkveranstaltung mit Andacht und Sonderprogramm Unter dem Titel „Zeitenwende! – Lebenswende“ re- flektieren Claudia Wenzel und Rüdiger Joswig, beide Über 100 Gäste aus Politik und Gesellschaft sowie 50 ZeitzeugInnen gedachten am 13. August Schauspieler und in der DDR geboren, ihre Erfahrun- den Opfern von Mauer und Teilung. Im Anschluss bot die Stiftung Berliner Mauer ein vielfältiges gen aus der DDR, der Umbruchzeit 1989/90 und das Sonderprogramm an. Zudem fand im Garten des Hotel Grenzfall ein Zeitzeugencafé statt. In Ankommen in der Bundesrepublik. Joswig erhielt 1982 vier Gesprächsrunden teilten die ZeitzeugInnen ihre Erinnerungen an den 13. August 1961 mit nach einem Ausreiseantrag Berufsverbot und konnte den BesucherInnen. Parallel fanden Führungen über das Außengelände statt. Am Abend setzten erst 1987 nach West-Berlin ausreisen, Claudia Wenzel sich Poetinnen und Poeten bei einem Poetry-Slam in ihren Texten mit Themen wie „Deutschland Gedenkstätte Berliner Mauer hingegen blieb in der DDR und beteiligte sich im Herbst Ost/West“, „Mauer im Kopf“, „Grenze, Flucht und Integration“ auseinander. und Kapelle der Versöhnung Erinnerungsstätte © Stiftung Berliner Mauer Notaufnahmelager Marienfelde 1989 an den Montagsdemonstrationen in Leipzig.

September Juli „…weil das mein Befehl war.“ 8. September 2016 16. Juli 2016 „Gärtner führen keine Kriege“. Preußens Arkadien hinter Stacheldraht Film und Diskussion zum Beginn der Mauerschützenprozesse vor 25 Jahren Sonderausstellung auf Schloss Sacrow, 16. Juli bis 13. November 2016 Der Prozess gegen die DDR-Grenzer, die auf Chris Gueffroy geschossen hatten, war vor 25 Jah- Die Preußischen Schlösser und Gärten entlang der Havel – heute UNESCO-Weltkulturerbe ren der erste der Mauerschützenprozesse, die zwischen 1991 und 2004 geführt wurden. Das – wurden nach dem 13. August 1961 zu einem der Schauplätze des Kalten Krieges. Mauer, Urteil in diesem Verfahren setzte den Maßstab für die juristische Aufarbeitung der Todesschüs- Grenzzäune und Todesstreifen zerstörten über 30 Hektar einer einzigartigen Kulturlandschaft. se an Mauer und Grenze. Der Film „Ein gerechtes Urteil“ (WDR 1992, 45 min) von Klaus Salge Aus Lennés Sichtachsen wurden “freies Sicht- und Schussfeld“ für die Grenzsoldaten, einst dokumentierte die damalige Stimmung und die Ansichten der Beteiligten. kunstvoll geschwungene Wege planiert und zu Patroullienwegen umgebaut. Der fast 30 Jahre andauernden Zerstörung dieses einst weiträumigen Gesamtkunstwerkes folgte die Heilung, Diskussion Karin Gueffroy (Mutter des an der Mauer erschossenen Chris Gueffroy), Dr. Bernhardt Jahntz (Oberstaats­ die aufwendige Restaurierung der Gärten nach dem Fall der Mauer. In Schloss Sacrow standen anwalt, Ankläger im Prozess gegen Mauerschützen), Dr. Theodor Seidel (Vorsitzender Richter im 1. Mauer- in einer multimedialen Ausstellung auf 400 Quadratmetern die spannenden und berührenden schützenprozess), Klaus Salge (Regisseur) Erlebnisse der Gärtner während der Zeit der Zerstörung durch die Grenze im Kalten Krieg und Moderation Dr. Maria Nooke (Stiftung Berliner Mauer) der Heilung nach dem Mauerfall im Mittelpunkt. In Kooperation mit RAG Berlin „Gegen Vergessen – Für Demokratie e V.“ Gedenkstätte Berliner Mauer Eine Sonderausstellung von Ars Sacrow e.V. in Kooperation mit der Stiftung Preußischer Schlösser und Gärten und der

Schloss Sacrow Stiftung Berliner Mauer Wegen Biermann ins Gefängnis – vor 40 Jahren in der DDR: Proteste gegen eine Ausbürgerung 23. September 2016 Podiumsdiskussion und Open-Air-Konzert August Die Ausbürgerung Wolf Biermanns löste in beiden deutschen Staaten eine Protestwelle aus. 12.– 14. August 2016 „Lichtachsen reloaded“ in Sacrow Prominente Schriftsteller baten die SED-Führung, die Maßnahme zu überdenken. Viele Künstler Podiumsdiskussion und Open-Air-Konzert schlossen sich dem Brief an. Zur Einschüchterung verhaftete der DDR-Staatssicherheitsdienst den Schriftsteller Jürgen Fuchs sowie die Musiker Gerulf Pannach und Christian Kunert von der Der Lichtkünstler Rainer Gottemeier installierte an der Heilandskirche in Sacrow eine Lichtachse Kultband „Renft“. Von der Krise im November 1976 hat sich die DDR nie wieder erholt. entlang der ehemaligen Mauerlinie. Der langsam pulsierende Licht-„Vorhang“ diente als Meta- pher der Reflexion von Grenzlinie, Sichtachse und wechselvoller Geschichte dieses Ortes. Zu Vortrag Roland Jahn (Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen) der Lichtinstallation von Rainer Gottemeier an der Heilandskirche führten am dritten Abend die Diskussion Lilo Fuchs (Witwe des Schriftstellers Jürgen Fuchs), Christian „Kuno“ Kunert (Liedermacher, „Renft“), Berliner Musiker von „The 42 music“ ihre Symphonie „Garten-Grenze-Garten“ auf. Siegfried Reiprich (Geschäftsführer der Stiftung Sächsische Gedenkstätten), Dr. Hannes Schwenger (1976 Mitbegründer des Schutzkomitees „Freiheit und Sozialismus“) Eine Veranstaltungsreihe des Ars Sacrow e. V. in Kooperation mit der Stiftung Berliner Mauer und der Bundesstiftung zur Moderartion Helmut Frauendorfer

Heilandkirche Sacrow Aufarbeitung der SED-Diktatur Konzert „Renft“

Eine gemeinsame Veranstaltung der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen in Kooperation mit der Stiftung Berliner Mauer, der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und dem Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheits- Gedenkstätte dienstes der ehemaligen DDR Berlin-Hohenschönhausen

70 ∙ Jahresbericht 2016 Veranstaltungen, Ausstellungen und Führungen ∙ 71 28. September 2016 Kommunistische Geschichtswissenschaft Einweihung von drei Stelen am Mauerweg in 8. Oktober 2016 Podiumsdiskussion Marienfelde

In der DDR bestimmte die SED auch die Geschichtswissenschaft. Nicht Fakten und deren In- Zu den vorhandenen Informationsstelen am Mauer- terpretation prägten historische Betrachtungen, sondern das Partei-Dogma der Gesetzmäßig- weg und den Stelen für die Maueropfer haben der För- keiten historischer Prozesse. Die angebliche Wissenschaftlichkeit des Marxismus-Leninismus derverein Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Mari- führte gerade in der Historiographie zu Absurditäten. Gab es überhaupt eine kommunistische enfelde und die Stiftung Berliner Mauer einen weiteren Geschichtswissenschaft? Wie wurde in der DDR historisch gearbeitet? Und was blieb davon Stelen-Standort an der Marienfelder Allee realisiert, nach 1989? der an die deutsch-deutsche Fluchtbewegung und an das im Jahr 1953 eröffnete Notaufnahmelager Marien- Vortrag Prof. Dr. Christoph Kleßmann (Berlin) felde erinnern soll. Diskussion Prof. Dr. Eckhard Jesse (Chemnitz), Prof. Dr. Christopf Kleßmann (Berlin), Prof. Dr. Wolfgang Küttler (Berlin), Prof. Dr. Bernd Stöver (Potdam) Einweihung Harald Fiss (Ehrenvorsitzender des Fördervereins), Moderation Prof. Dr. Axel Klausmeier (Stiftung Berliner Mauer) Prof. Dr. Axel Klausmeier (Direktor der Stiftung Berliner Mauer), Michael Cramer (Mitglied des Europäischen © Stiftung Berliner Mauer Erinnerungsstätte Eine Veranstaltung im Rahmen der Reihe "Mythen und Legenden des Kommunismus" der Stiftung Berliner Mauer in Koopera- Parlaments) Notaufnahmelager Marienfelde Gedenkstätte Berliner Mauer tion mit dem Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR

FORUM FriedensBrot 18. Oktober 2016 Oktober Das FORUM FriedensBrot ist eine vom Verein FriedensBrot e. V. in Berlin initiierte Dialogplatt- 5. Oktober 2016 Mauerblicke – Jugendliche setzen ihre Perspektive form für Gespräche über Frieden, Europa, Landwirtschaft und ländliche Räume. Interessante Jugendliche setzen ihre Perspektive MAUER auf die Berliner Mauer ins Bild auf die Berliner Mauer ins Bild Gesprächspartner schildern als Zeitzeugen und Experten ihre persönlichen Erlebnisse, Erfahrun-

Ausstellungseröffnung und Lesung mit Klaus Kordon BLICKE 5. OKTOBER 2016 | 19 UHR Ausstellungseröffnung und Lesung mit Klaus Kordon gen und Einschätzungen in Bezug auf ein Jahresthema. Die jährliche Veranstaltung fand 2016 im Besucherzentrum der Gedenkstätte Berliner Mauer unter dem Motto „Frieden und Zusammen- Eine Ausstellung von Schülerinnen und Schülern des halt auf dem Land schaffen“ statt. Heinrich-Schliemann-Gymnasium Berlin präsentiert von RZ_Einladung_Mauerblicke_160916.indd 1 16.09.2016 14:10:19 der Stiftung Berliner Mauer in Kooperation mit dem Berliner Landesbeauftragten für die Unterla- BegrüSSung Adalbert Kienle (Vorsitzender FriedensBrot e. V.) Gedenkstätte Berliner Mauer gen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR. Gespräch Dr. Jens Schöne (Stellv. Landesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehem. DDR) und Prof. Dr. Fritz Schumann (MdB a.D., Geschäftsführer der Landesweingut Kloster Pforta GmbH) Moderation Catarina Zanner (rbb) 6.– 7. Oktober 2016 „Die Spaltung Berlins 1948 –1950“ Wissenschaftliche Tagung Eine Veranstaltung des FORUM FriedensBrot e.V. in Kooperation mit der Stiftung Berliner Mauer und weiteren Partnern Gedenkstätte Berliner Mauer

Fünf Vortragsrunden mit anschließender Diskussion eröffneten auf der wissenschaftliche Tagung verschie- „Entzweite Freunde. Rumänien, die Securitate und 25. Oktober 2016 dene Perspektiven auf die Spaltung Berlins zwischen die DDR-Staatssicherheit 1950 bis 1989“ 1948 und 1950 und deren Ausgangslagen, Herausfor- Buchvorstellung und Diskussion derungen und Folgen. Die Tagung legte damit einen Schwerpunkt auf die bislang vernachlässigte Politik- Dr. Georg Herbstritt präsentierte in seiner Studie die Ko- und Rechtsgeschichte der Teilung und berücksichtigte operation und Konflikte zwischen der Staatssicherheit © Stiftung Berliner Mauer zudem sozialgeschichtliche Fragen. der DDR und der rumänischen Securitate im Rahmen der vielschichtigen (ost-)deutsch-rumänischen Bezie- Die Tagung in der Landesvertretung des Freistaates Thüringen richtete sich an Mitarbeiterin- hungen. Zunächst hatten beide Geheimdienste eng ko- nen und Mitarbeiter der Berliner Verwaltung, der Lehrerschaft und in der politischen Bildung operiert, entzweiten sich dann aber in den 1960er Jah- © Stiftung Berliner Mauer Tätige. ren dauerhaft.

In Kooperation mit dem Deutsch-Russischen Museum Berlin-Karlshorst und dem Berliner Landesbeauftragten für die Stasi- Eine Veranstaltung vom Förderverein der Erinnerungsstätte in Kooperation mit dem Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Landesvertretung des Erinnerungsstätte Freistaates Thüringen Unterlagen Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR (BStU) Notaufnahmelager Marienfelde

72 ∙ Jahresbericht 2016 Veranstaltungen, Ausstellungen und Führungen ∙ 73 November „Die vergessenen Toten – Die Todesopfer des DDR-Grenzregimes in Berlin vor 1961“ 15. November 2016 Buchvorstellung und Diskussion 3. November 2016 Wechselseitig. Rück- und Zuwanderung in die DDR 1949 bis 1989 Ausstellungseröffnung und Zeitzeugengespräch Die neue Publikation der Stiftung Berliner Mauer ist das Ergebnis eines Forschungsprojekts unter Leitung des Historikers Dr. Gerhard Sälter. Anhand von biografischen Texten über die Todesopfer BegrüSSung Dr. Maria Nooke (Stiftung Berliner Mauer) des DDR-Grenzregimes in Berlin vor dem Bau der Berliner Mauer wird dargelegt, in welchem Aus- GruSSworte Dr. Sabine Kuder (Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur), Florian Graf (Mitglied maß Menschenleben für die Durchsetzung der neuen gesellschaftlichen Ordnung in Ostdeutsch- des Berliner Abgeordnetenhauses und Mitglied im Stiftungsrat der Lotto-Stiftung Berlin) land und die Festigung der Macht der SED zwischen 1948 und 1961 geopfert wurden. Eröffnung Eva Fuchslocher und Dr. Michael Schäbitz (exhibeo e.V.) Zeitzeugengespräch Ingrid und Manfred Kern, Frauke Naumann und Ellen Schernikau GruSSwort Tim Renner (Staatssekretär für kulturelle Angelegenheiten) Diskussion Dr. Gerhard Sälter (Stiftung Berliner Mauer), Dr. Jens Schöne (stellv. Landesbeauftragter für die Stasi-Unter- „Wechselseitig. Rück- und Zuwanderung in die DDR 1949 bis 1989“ ist eine Ausstellung von exhibeo e.V. – Gesellschaft für politi- lagen in Berlin), Prof. Dr. Michael Lemke (Historiker) sche, kulturelle und historische Forschung und Bildung, realisiert in Kooperation mit der Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Ma- Moderation Prof. Dr. Axel Klausmeier (Stiftung Berliner Mauer) rienfelde – Stiftung Berliner Mauer, gefördert mit Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin und der Bundesstiftung zur Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde Aufarbeitung der SED-Diktatur. Medienpartner: Rundfunk Berlin-Brandenburg; Kooperationspartner: Deutsches Rundfunkarchiv In Kooperation mit dem Ch.Links Verlag, gefördert von der Lotto-Stiftung Berlin und der Bundestiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur Gedenkstätte Berliner Mauer

4. November 2016 Voraufführung des Films „DDR geheim: Der Grenzbahnhof Probstzella“. Pressevorführung und Diskussion Fluchtroute Ostsee. Die Geschichte der Familie Sender 24. November 2016 Filmvorführung und Zeitzeugengespräch 1983 wurde Roland Jahn, damals aktiv in der Jenaer oppositionellen Bürgerbewegung in einer generalstabsmäßig geplanten Aktion von der Stasi entführt, misshandelt und am Grenzbahnhof Im Januar 1961 siedelte Heinz-Georg Sender mit seiner Frau Ulla aus der Bundesrepublik in die Probstzella in den Interzonenzug D 1301 von Berlin kommend in die Bundesrepublik abgeschoben. DDR über. Von der DDR-Propaganda zunächst gefeiert, gestaltete sich ihr Leben in der sozialisti- Exklusiv für „Der Osten – Entdecke wo du lebst“ kehrt Roland Jahn noch einmal nach Probstzella schen DDR für sie anders als gedacht. Eine Rückkehr in den Westen ließen SED und Stasi nicht zurück – und rekonstruiert eine der spektakulärsten Aktionen der Staatssicherheit. zu – es blieb nur die Flucht. Auf der Flucht über die Ostsee mit zwei Faltkajaks ertrank Georg Sender mit seinen beiden Töchtern im März 1977 – seine Frau und ein Sohn konnten von einer Diskussion Roland Jahn (Journalist, Jenaer Bürgerrechtler, Bundesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicher- dänischen Schiffsbesatzung gerettet werden. heitsdienstes der ehemaligen DDR), Dirk Schneider (Autor der Dokumentation „DDR geheim: Der Grenz- bahnhof Probstzella“), Dr. Arthur Petzold (Zeitzeuge) BegrüSSung Dr. Maria Nooke (Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde) Moderation Christina Herßebroick (Redaktionsleiterin Natur und Entdeckungen, mdr Fernsehen) Filmvorführung „Die Flucht“ (2014, Regie: Jesper Clemmensen) Diskussion Jesper Clemmensen, Christoph Sender (Zeitzeuge) Der Film wurde am 8. November 2016, 20:45 Uhr im MDR ausgestrahlt in der Reihe „Der Osten - Entdecke wo du lebst“. Eine Moderation Monika van Bebber (rbb) Gedenkstätte Berliner Mauer Veranstaltung der Stiftung Berliner Mauer in Kooperation mit dem Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) Erinnerungsstätte Eine Veranstaltung im Rahmen der Sonderausstellung „Rück- und Zuwanderung in die DDR 1949 bis 1989“ Notaufnahmelager Marienfelde

9. November 2016 27. Jahrestag des Mauerfalls Dezember An der Gedenkveranstaltung mit anschließender Andacht in der Kapelle der Versöhnung nah- men rund 300 Gäste aus Politik, Gesellschaft und Kultur sowie rund 150 Schülerinnen und Schü- Wolfgang Schnur – Der verratene Verräter ler aus Norwegen, Frankreich, Berlin und Brandenburg teil. Gemeinsam mit dem Regierenden Lesung und Podiumsdiskussion mit Fernsehausschnitten 8. Dezember 2016 Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, steckten die Gäste als Symbol für den Widerstand und das friedliche Durchbrechen der Mauer bunte Rosen in die Hinterlandmauer. Wolfgang Schnur, Anwalt der DDR-Opposition und Stasi-Spitzel. Über 25 Jahre lang arbeitete er mit der Staatssicherheit der DDR zusammen. Einerseits kümmerte er sich um Menschen, die sich World-Café: „Ankommen – gestern und heute“ in der Opposition zur DDR befanden, andererseits verriet er seine Klienten an die Stasi.

Anlässlich des 27. Jahrestags des Mauerfalls bekamen rund 70 Schülerinnen und Schülern aus Diskussion Alexander Kobylinski (Journalist und Autor), Martin-Michael Passauer (Generalsuperintendent i.R.), Marian Berlin und Brandenburg beim World-Café in der Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde Kirstein (Mandant von Wolfgang Schnur) die Gelegenheit, mit ZeitzeugInnen und ExpertInnen ins Gespräch zu kommen. Im Zentrum der Moderation Prof. Dr. Jürgen Haase Gesprächsrunden stand Erfahrungen von Flucht und des Ankommen im geteilten Deutschland sowie in der Gegenwart, die die Gäste in mehreren Gesprächskreisen diskutierten. Joachim Neu- In Kooperation mit dem Wilhelm Fraenger-Institut, der Robert-Havemann-Gesellschaft ausgerichtet, unterstützt durch den Gedenkstätte Berliner Mauer/ mann (1961 nach West-Berlin geflüchtet) und Jihad Tello (2012 mit seiner Familie aus dem syri- Berliner Landesbeauftragten für die Stasiunterlagen und den Mitteldeutschen Verlag Gedenkstätte Berliner Mauer Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde schen Damaskus geflohen) stellten sich abschließend den Fragen der Jugendlichen.

74 ∙ Jahresbericht 2016 Veranstaltungen, Ausstellungen und Führungen ∙ 75 Publikationen

© Stiftung Berliner Mauer Publikationen

Neuauflage „Tunnel 57“ – Eine Flucht- geschichte als Comic

Thomas Henseler / Susanne Buddenberg | Berlin 2016, Ch. Links Verlag

Anhand von Zeitzeugen­ interviews, Originalfotos und Dokumenten haben die Comic-Autoren die Ereignisse um den legen­ dären Fluchttunnel unter der Bernauer Straße detail- getreu rekonstruiert und grafisch umgesetzt.

Der Teufelsberg in Berlin Die vergessenen Toten Eine archäolo­gische Bestands- Todesopfer des DDR-Grenzregimes aufnahme des westlichen Horch- in Berlin von der Teilung bis zum postens im Kalten Krieg Mauerbau (1948 –1961)

Wayne D. Cocroft /John Schofield | Gerhard Sälter, Johanna Dietrich, Berlin 2016, Ch. Links Verlag Fabian Kuhn | Berlin 2016, Ch. Links Verlag

Während des Kalten Krieges befand sich die 28 Jahre, in denen die Mauer stand, haben britisch-amerikanische »Field Station Berlin« die Zeit der Teilung Berlins seit 1948 nahezu auf dem Teufelsberg, einem künstlichen Hügel in Vergessenheit geraten lassen. Doch auch aus Trümmerschutt. Die Einrichtung war eine vor 1961 gab es ein Grenzregime der DDR, der wichtigsten elektronischen Abhör- und das zahlreiche Opfer gefordert hat. Zwischen Nachrichtenbeschaffungsanlagen des Wes- 1948 und 1961 kamen an den Berliner Gren- tens. West-Berlin lag über 160 Kilometer hinter zen 39 Menschen ums Leben, darunter ein dem eigentlichen Eisernen Vorhang, umgeben West-Berliner Polizeibeamter, zwei amerika- von der DDR mit ihren Truppen der Nationalen nische Soldaten und zwei DDR-Polizisten. Volksarmee sowie den sowjetischen Streitkräf- Die meisten der zivilen Todesopfer wurden ten in Ostdeutschland. Von dem Horchposten im Zusammenhang mit Grenzkontrollen von auf dem Teufelsberg überwachte die westliche Polizisten der DDR erschossen. Belegschaft die elektronischen Signale der um- liegenden Streitkräfte des Warschauer Paktes. Im Buch werden erstmals die Biographien Heute ist der Teufelsberg eine spektakuläre der Toten und die Umstände ihres Todes ge- Ruine, ein Relikt aus der Zeit des Kalten Krie- schildert, wobei die Ermittlungen in Ost und ges. Er bietet die seltene Gelegenheit, die West einbezogen sowie der öffentliche Um- Überreste einer modernen Abhöranlage um- gang mit den Opfern behandelt werden. fassend zu untersuchen.

In Kooperation mit dem Zentrum für Militärgeschichte­ und Sozialwissenschaften der Bundeswehr

© Stiftung Berliner Mauer Publikationen ∙ 79 Anhang

Benefiz-Familienkonzert der Stiftung Berliner Mauer © Andreas Schoelzel Mitglieder der Gremien der Stiftung Berliner Mauer

Stiftungsrat | VorsitzendeR Stiftungsrat | Mitglieder

Tim Renner (bis 8.12.2016) Dr. Klaus Lederer (ab 8.12.2016) Thomas Jeutner Rudolf prast Staatssekretär Senator für Kultur und Europa Pfarrer der Ev. Versöhnungs- Vorsitzender des Fördervereins gemeinde, Berlin Gedenkstätte Berliner Mauer Senatskanzlei Vertreten durch: Kulturelle Angelegenheiten Dr. Christine Regus, Senatsverwaltung Vertreter der Ev. Kirche Vertreten durch: für Kultur und Europa Berlin-Brandenburg – Reiner Felsberg, Mitglied im Föderverein Vertreten durch: schlesische Oberlausitz (EKBO) Dr. Christine Regus, Senatsverwaltung für Kultur und Europa Vertreten durch: Dr. Petra Bahr, Leiterin der Haupt­ abteilung Politik und Beratung der Konrad-Adenauer-Stiftung

Dr. Helge Heidemeyer Prof. Dr. Stiftungsrat | Stellvertretender Vorsitzender Vorsitzender des Fördervereins Klaus-Dietmar Henke Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Vorsitzender des Beirats der Marienfelde Stiftung Berliner Mauer

Dr. Günter Winands Vertreten durch: Technische Universität Ministerialdirektor Harald Fiss, Ehrenvorsitzender Dresden des Fördervereins Vertreten durch: Abteilungsleiter bei der be­ Prof. Dr. Manfred Wilke, Berlin auftragten der bundesregierung und Prof. Dr. Waltraud Schreiber, für kultur und medien (BKM) Katholische Universität Eichstätt- Ingolstadt Vertreten durch: RD Dr. Thomas Wagner, BKM

Wissenschaftlicher Beirat | Vorsitzender & Stellvertreterin

Prof. Dr. Prof. Dr. Klaus-Dietmar Henke Waltraud Schreiber Vorsitzender Stellvertreterin

Technische Universität Katholische Universität Dresden Eichstätt-Ingolstadt

82 ∙ Jahresbericht 2016 Anhang ∙ 83 Wissenschaftlicher Beirat | Mitglieder

Dr. gundula Bavendamm Marianne Birthler Burkhard Kieker Holger Kulick (ab 10.10.2016) (ab 10.10.2016) Berlin Evangelische Kirchengemeinde Stiftung Flucht, Berlin Tourismus & zu Sophien vertreibung, versöhnung Kongress GmbH

Dieter dombrowski Prof. Dr. Monika Flacke Petra Morawe Dr. Erhart Neubert (ab 10.10.2016) (bis 10.10.2016) (bis 10.10.2016) (bis 10.10.2016)

Union der Opferverbände Deutsches Historisches Arbeitsstelle des Beauftragten Bürgerbüro e.V. Berlin kommunistischer Gewalt­ Museum des Landes Brandenburg zur herrschaft (UOKG), Aufarbeitung der Folgen der Landtagsabgeordneter in kommunistischen Diktatur Brandenburg

Dr. Hans-Hermann Hertle Prof. Dr. Walter Hütter Prof. Dr. Leo Schmidt Prof. Dr. Karl F. Schumann

Zentrum für zeithistorische Stiftung Haus der Geschichte der Brandenburgische Technische Berlin Forschung Potsdam Bundesrepublik Deutschland Universität Cottbus, Lehrstuhl denkmalpflege

Dr. Anna Kaminsky Prof. Basil Kerski Prof. Dr. Prof. Dr. Manfred Wilke (ab 10.10.2016) Hermann Wentker GEschäftsführerin der Berlin Bundesstiftung zur Aufarbeitung Europäisches Institut für Zeitgeschichte der SED-Diktatur Solidarnosc-Zentrum

84 ∙ Jahresbericht 2016 Anhang ∙ 85 MitarbeiterInnen der Stiftung Berliner Mauer Knabe, Karl-Christian* Verwaltungsmitarbeiter Korsak, Karina Besucherservice (Gedenkstätte Berliner Mauer)

Kürten, Helena Studentische Mitarbeiterin Marketing, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Lammert, Magda * Studentische Mitarbeiterin Forschung und Dokumentation

Merkel, Barbara Verwaltungsmitarbeiterin

Wissenschaftliche Mitarbeiterin Historisch-politische Bildung / Dr. Muhle, Susanne** Projekt Checkpoint Charlie (ab 1.10.2016)

Arikan, Tuba Studentische Mitarbeiterin Sammlungen und Archiv (seit September 2016) Leitung Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde / Dr. Nooke, Maria Zeitzeugenarbeit und Biographieforschung (Gedenkstätte Berliner Mauer) Becker, Petra Verwaltungsmitarbeiterin (Gedenkstätte Berliner Mauer) Ossendorf, Andreas Hausmeister (Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde) Bellmann, Anja Wissenschaftliche Volontärin Dr. Passens, Katrin Historisch-politische Bildung (Gedenkstätte Berliner Mauer) Berger, Hannah Leitung Marketing, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Plake, Heide-Rose Besucherdienst (Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde) Marketing, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Bilger, Judith (Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde) Studentische Projektmitarbeiterin Poethke, Joana (Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde, seit März 2016) Budak, Dilara Verwaltung, Facility Management (seit Oktober 2016) Richter, Steffen Verwaltungsmitarbeiter Buhler, Helen Wissenschaftliche Volontärin Ronis, Oksana Besucherservice (Gedenkstätte Berliner Mauer) Costa Sequeira, Cecilia Gimena Besucherdienst Dr. Sälter, Gerhard Forschung und Dokumentation Dollmann, Lydia Wissenschaftliche Mitarbeiterin Zeitzeugenarbeit und Biographieforschung Sanchez Duany, Maria del Carmen Reinigung (Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde) Effner, Bettina Projektmitarbeiterin (Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde) Dr. Schlusche, Günter Planungs- und Baukoordination Endres-Vesivalo, Helga Besucherdienst (Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde) Buchstand Besucherzentrum Gedenkstätte Berliner Mauer / Besucherservice Schwarzer, Gertrud Erdmann, David* Studentischer Mitarbeiter Marketing, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit (Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde)

Fleischer, Doris Studentische Mitarbeiterin Marketing, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Sekulla, Doris Besucherdienst (Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde)

Frederich, Norbert Besucherdienst (Gedenkstätte Berliner Mauer) Steinhausen, Kathrin Historisch-politische Bildungsarbeit

Freiheit-Porsche, Stephanie Sekretariat (Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde) Studentische Mitarbeiterin Historisch-politische Bildungsarbeit StoeSSel, Helen (Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde, seit September 2016) Gauss, Tim* Freiwilliges Soziales Jahr Täufert, Katharina Wissenschaftliche Volontärin Dr. Genest, Andrea* Projektmitarbeiterin (Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde) Thielecke, Kathrin Direktionsassistenz (Gedenkstätte Berliner Mauer, seit Juni 2016) Görke, Jutta Besucherdienst (Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde) Vogel, Tim Studentischer Mitarbeiter Marketing, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Studentische Mitarbeiterin Historisch-politische Bildungsarbeit Groh, Fabienne* (Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde) Voigt, Ralf Hausmeister (Gedenkstätte Berliner Mauer)

Halama, Jens Verwaltungsleiter Waldhelm, Eva Regina* Besucherdienst (Gedenkstätte Berliner Mauer)

Harris, Maria-Julia Besucherdienst (Gedenkstätte Berliner Mauer) Waldow-Buchmeier, Rainer Verwaltungsmitarbeiter

Hübner, Annabell Studentische Mitarbeiterin Marketing, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Studentische Mitarbeiterin Sammlungen und Archiv Werner, Ana Lena* (Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde) Hüttig, Maren* Verwaltungsleiterin Dr. Wichmann, Manfred Archivleiter Studentische Mitarbeiterin Historisch-politische Bildungsarbeit Kalcher, Laura (Gedenkstätte Berliner Mauer) Wolf, Annette* Studentische Mitarbeiterin Direktion/Marketing, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Studentischer Mitarbeiter Zeitzeugenarbeit und Biographieforschung Kendzia, Alexander* (Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde)

Klaas, Thomas Besucherdienst (Gedenkstätte Berliner Mauer)

Prof. Dr. Klausmeier, Axel Direktor * im Berichtszeitraum ausgeschieden ** im Berichtszeitraum für ein Forschungsprojekt freigestellt/beurlaubt

86 ∙ Jahresbericht 2016 Anhang ∙ 87 Kooperationspartner der Stiftung Berliner Mauer 2016 Publikationen und Vorträge der MitarbeiterInnen der Stiftung Berliner Mauer

Ars. Sacrow e.V. Lebenshilfe Sachsen e.V./Büro für Leichte Sprache Publikationen

Allgemeiner Blinden- und Sehbehindertenverein Berlin Lyrix e.V. gegr. 1874 e.V. Bettina Effner Mitteldeutscher Rundfunk Berliner Landesbeauftragter für die Unterlagen des Staats­ Das Spezifische deutsch-deutscher Migration, in: Deutschland Archiv, 8.12.2016, www.bpb.de/238536. sicherheitsdienstes der ehemaligen DDR Robert-Havemann-Gesellschaft e.V.

Rundfunk Berlin Brandenburg Bundesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicherheits- Axel Klausmeier dienstes der ehemaligen DDR Spokenwordberlin Arzt, Liedermacher und der Durst nach Freiheit. Eine Laudatio zum 60. Geburtstag von Karl-Heinz Bomberg, Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur in: Berliner Ärzte 1 (2016), S. 27–29. Stern- und Kreisschiffahrt Bürgerstiftung Berlin e.V. Ders./ Gerhard Sälter: À Berlin, après 1989. Un lieu de mémoire pour les victimes du Mur et Servicestelle Digitalisierung Berlin des autres frontières du régime est-allemand, in: Nicole Colin u.a. (Hg.), Le Mur de Berlin. Histoire, Ch. Links Verlag Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas mémoires, représentations, Brüssel u.a. 2016, S. 129 –144.

DDR-Museum Berlin GmbH Stiftung Gedenken und Frieden Maria Nooke Deutsches Rundfunkarchiv Verbund für Integrative Angebote Berlin gGmbH

Deutsch-Russisches Museum Berlin-Karlshorst „Mit den Autos kommt die Ideologie“. Der Grenzübergang Helmstedt-Marienborn im Kontext der Teilung Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. Deutschlands, Rezension in: Erinnern! Aufgabe, Chance, Herausforderung 1 (2016), S. 111–115. EinfallsReich Filmproduktion Wilhelm Fraenger-Institut Berlin gGmbH

Evangelische Versöhnungsgemeinde Berlin Gerhard Sälter Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwisschenschaften der Bundeswehr exhibeo e.V. Ders./ Johanna Dietrich/ Fabian Kuhn: Die vergessenen Toten. Todesopfer des DDR-Grenzregimes in Berlin von der Teilung bis zum Mauerbau (1948 –1961), Berlin 2016. FriedensBrot e.V. Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam e.V.

Förderverein Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde

Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen Vorträge

Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V., Regionale Arbeitsgruppe Berlin Hannah Berger

Golden Section Graphics (Info Graphic Group) The Berlin Wall Memorial – Communicating a history of division, Vortrag bei der Learning Safari im Rahmen Hotel Grenzfall der Konferenz Communicating the Musuem im Deutschen Historischen Museum, Berlin, 15. Juli 2016.

Institut für künstlerische Forschung (!KF) DDR-Geschichte besser erzählen – nur wie?, Pub Talk mit Robert Ide (Tagesspiegel) und Stefan Liebich (MdB), Berlin, 14. Juli 2016. Internationaler Bund gGmbH

Justus-Liebig-Universität Gießen Lydia Dollmann

Landeszentrale für politische Bildung Berlin Die strafrechtliche Aufarbeitung der Gewalttaten an der Berliner Mauer, Vortrag auf der Gedenkveranstaltung anlässlich des 30. Todestages von Michael Bittner der Gemeinde Glienicke/Nordbahn, Glienicke/Nordbahn am 24. November 2016.

88 ∙ Jahresbericht 2016 Anhang ∙ 89 Axel Klausmeier Katrin Passens

Vortrag zur Geschichte der Gedenkstätte Berliner Mauer im Rahmen eines Seminars “Present and Past Palimpsests Die Gedenkstätte Berliner Mauer als Lernort: Erfahrungen in der historisch-politischen Bildungsarbeit, Vortrag of Wars and Repression” der EUROM, Gedenkstätte Berliner Mauer am 14. September 2016. auf dem Workshop „Die innerdeutsche Grenze – Vermittlung an einem außerschulischen Lernort“ der Friedrich- Ebert-Stiftung/Landesbüro MV in Kooperation mit Politische Memoriale e.V., Schlagsdorf am 24. November 2016. “Remembering Difficult Pasts”.Vortrag im Rahmen des Baltisch-Deutschen Hochschulkontors „European Architecture Dialogue about Difficult Built Heritage“ an der Tallinn University of Technology, Riga am 24. und 25. Dies./ Susanne Muhle: „Bild dir deine Meinung“ – Mauerfotos als kreatives Medium in einer Projektwoche“, November 2016. Vortrag auf dem 13. Forum für zeitgeschichtliche Bildung der AK I und II der Berlin-Brandenburgischen Gedenk- stätten in Berlin, Berlin am 15. September 2016. „Das Jahr 1962 in Berlin“. Vortrag zu einer Fotoserie der Berliner Mauer 1962 im Rahmen einer Benefiz-Veranstaltung­ der Bürgerstiftung Berlin, Berlin am 3. Dezember 2016. Gerhard Sälter

Susanne Muhle Der Mauerbau, das Grenzregime an der innerdeutschen Grenze und die Gesellschaft der DDR, Vortrag bei der Tagung im Grenzhuus Schlagsdorf, Schlagsdorf am 13. August. Auftrag: Menschenraub. Entführungen von Westberlinern und Bundesbürgern durch das MfS, Vortrag im Geschichts- ort Villa ten Hompel, Münster am 10. Februar 2016. Das Grenzregime in Berlin und seine Todesopfer, Öffentlicher Vortrag in der Gedenkstätte Berliner Mauer zur Buchvorstellung „Die vergessenen Toten“, Berlin am 15. November. Auftrag Menschenraub – Wie die Stasi Westberliner und Bundesbürger entführte, Vortrag im Rathaus, Visbek am 4. März 2016. Günter Schlusche Auftrag: Menschenraub. Entführungen von Westberlinern und Bundesbürgern durch das MfS, Vortrag in der Gedenk- und Begegnungsstätte im Torhaus der politischen Haftanstalt, Gera am 23. Juni 2016. Auswirkungen des Mauerbaus auf die Stadtentwicklung Berlins, Vortrag auf der Werkstatt-­Tagung zur DDR- Planungsgeschichte im Institut für raumbezogene Sozialforschung, Erkner am 21. Januar 2016. Auftrag: Menschenraub. Entführungen von Westberlinern und Bundesbürgern durch das MfS, Vortrag in der Gedenk- stätte Moritzplatz, Magdeburg am 27. Oktober 2016. Kathrin Steinhausen „Menschenraub“. Entführungen von Westberlinern und Bundesbürgern durch das MfS, Vortrag und Podiums­ Alles auf Anfang. Nachdenken über die Zukunft eines (historischen) Ortes, Impulsvortrag und Moderation auf der gespräch in der Gedenkstätte Lindenstraße, Potsdam am 3. November 2016. Fachveranstaltung „Museen als Schaufenster in eine neue Welt – Im Blick: Migration und Flucht“ des Friedrichhain- Kreuzberg Museums und des Leibnitz-Instituts für Raumbezogene Sozialforschung, Berlin am 14. Oktober 2016. „Heiße Maßnahmen“ – Entführungsaktionen der Stasi in West-Berlin und der Bundesrepublik, Vortrag in der Diakonie Himmelsthür, Wildeshausen am 4. November 2016. Manfred Wichmann Dies./ Katrin Passens: „Bild dir deine Meinung“ – Mauerfotos als kreatives Medium in einer Projektwoche“, Vortrag auf dem 13. Forum für zeitgeschichtliche Bildung der AK I und II der Berlin-Brandenburgischen Wirken und Bedeutung der Familie Sternberg im 19. und 20. Jahrhundert, Rede anlässlich der feierlichen Gedenkstätten in Berlin, Berlin am 15. September 2016. Enthüllung der Informationstafel zur Sternberg-Promenade in Berlin-Spandau, Berlin am 6. April 2016.

Erschließung, Digitalisierung und öffentliche Nutzung unbekannter professioneller und privater Fotoquellen Maria Nooke zur Berliner Mauer aus dem Zeitraum 1963 bis 1990, Vortrag auf der Sitzung des Interdiszipli­nären Fachver- bundes Digital Humanities in Berlin, Berlin am 24. Juni 2016. Schwerter zu Pflugscharen. Opposition und Widerstand in der DDR, Zeitzeugengespräch bei einer Veranstaltung von „Gegen Vergessen Für Demokratie e.V.“, Duisburg am 17. Juni 2016.

Festrede zur Einweihung des Bärbel-Bohley-Hauses in der Internatsschule Marienau, Marienau am 24. Juni 2016.

Teilung Deutschlands und die Wiedervereinigung, Vortrag auf der Tagung „Deutschland in Europa. Geschichte – Politik – Wirtschaft“, Grundlagenseminar für ausländische Studierende und Graduierte der Konrad- Adenauer-Stiftung, Gersfeld/Rhön am 16. August 2016.

Impressum Erinnerungskultur und Perspektive – Anspruch an das heutige Europa und seine Bürger, Keynote auf der Impulstagung zum EU-Programm Erasmus+ „Toleranz, Freiheit und bürgerschaftliches Engagement – Werte Herausgeber: Stiftung Berliner Mauer gegen neue Mauern“, Berlin am 19. September 2016. Redaktion: Hannah Berger (V.i.S.d.P.), Matthias Stange Mitarbeit: Judith Bilger, Catalina Davids, David Erdmann, Doris Fleischer, Sarah Flemming Texte: LeiterInnen der Arbeitsbereiche Grafik: Annabell Hübner

Bernauer Straße 119 | 13355 Berlin Tel.: +49 (0)30 / 467 9866 - 62 | E-Mail: [email protected]

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