Folge 23 Vom 10.06.2000

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Folge 23 Vom 10.06.2000 Herzlich willkommen beim Deutschlandtreffen in Leipzig £>as öfjpnudtnblatt UNABHÄNGIGE WOCHENZEITUNG FÜR DEUTSCHLAND Erscheint wöchentlich Jahrgang 51 - Folge 23 Landsmannschaft Ostpreußen e.V. Postvertriebsstück. Gebühr bezahlt 10. Juni 2000 Parkallee 84/86, 20144 Hamburg C 5524 Deutschlandtreffen 2000: Geschichtliches Recht mit Nachdruck verteidigen Ostpreußen werden in der sächsischen Messestadt ihre Treue zu Heimat und Nation bekunden rei Jahre sind, gemessen an nach dem ausgestreckten Staffel• unserer schnellebigen Zeit stab der Erlebnisgeneration, der die Dmit ihrer Fülle von bedeu• Botschaft von der Liebe zur Heimat tungsschweren Ereignissen, wenig, und vom Unrecht und den Hinter• legt man freilich die Elle an einen gründen der Vertreibung in die menschlichen Lebensgang an, viel. deutsche Zukunft trägt. Wenn sich nun, nach mehr als einem halben Jahrhundert abermals die Die Erlebnisgeneration, die nicht Ostpreußen zu einem Treffen einfin• nur das demütigende und schmerz• den, diesmal in der traditionsreichen volle Ereignis aushielt, sondern zu• sächsischen Messestadt, so darf gleich in West- und Mitteldeutsch• land oder gar im Ausland die Mü• schon vorab - auch wenn Preußen hen beim Aufbau einer neuen Exi• dies wenig schätzen - mit Lob nicht stenz trug, schuf parallel dazu das gespart werden. Panier der Überlieferung. Es wurde Zum einen, weil die Tatsache des in den immer schwierigeren Zeit• Treffens getreulich wahrgenom• läufen gegen alle Widersacher un• men und Landsleute aus allen Tei• beirrbar hochgehalten, weil Preu- len der Welt, aus fernen Kontinen• ßentum auch Disziplin und Gerad• ten, aus der Bundesrepublik und heit ausmachen. aus der Heimat zusammenkom• ewiß, wer in der Erklärung men, um jener furchtbaren Austrei• des Bundestages vom 13. bung Deutscher aus Deutschland Juni 1950 anläßlich des Gör• zu gedenken. Zum anderen, weil es G litzer Abkommens nachliest, daß sich als weitsichtig und lebensklug die Mitwirkung an der Markierung erweisen dürfte, den Ort des Tref• der Oder-Neiße-Linie, „zu der sich fens neu gewählt zu haben. die Regierung der DDR bereitge• funden hat", „ein Beweis für die be• Traditionen haben ihren Wert. schämende Hörigkeit an dieser Wer wüßte dies nicht besser als ge• Stelle gegenüber einer fremden rade Preußen in ihrer Treue zu den Macht" ist, der wird sagen, daß Überlieferungen der Väter und 1990 faktisch wenig gewonnen Mütter. Sie können aber auch in wurde. Er verkennt gewiß auch sich jenen „Geist der Schwere" tra• den langen Atem der Geschichte, gen, der lähmt, der nicht den fri• der in den fünfziger Jahres eisig schen Geist der Erneuerung ge• hauchte, der Veränderungen nur währen läßt, wie dies, Preußen wie• über den langen Umweg der Verei• derum als Maß genommen, sich nigung von West- und Mittel• nach dem Einfall Napoleons und deutschland erbrachte und der der Niederlage in der Schlacht von 1990 nicht wärmer, herzlicher aus• Jena und Auerstedt 1806 offenbar• gestoßen wurde. te. Es bedurfte nach diesem Nieder• gang nur wenig, um sich beherzt zu Mit den Mitteln der erlangten, regenerieren. Die Namen vom aber noch keineswegs vollständig Stein, Scharnhorst, Gneisenau, wahrgenommenen nationalen Sou• Fichte und Arndt stehen dafür bei• veränität und dem Willen, Lösun• spielhaft. gen im Sinne von Recht immer wie• Gehörte 1989 zu den wichtigsten Begegnungsstätten derjenigen Bürger der weltberühmten der einzufordern, sind Politiker und eipzig als Treffpunkt für die Messe- und Verlagsstadt, die die Wende mit den Worten „Wir sind ein Volk" in eine nationale Öffentlichkeit umfassender, über• Ostpreußen zu wählen, das Dimension hoben: die Nikolaikirche zu Leipzig, die 1017 erstmals als Kapelle Enuähnung fand und auch zeugender und nachdrücklicher war zunächst auch eine tiefe schon vor der Wende als einer der markantesten Blickpunkte der Innenstadt galt noch als in früheren Zeiten zu infor• LReverenz an die Bevölkerung die• mieren und zu beeinflussen. Es gilt, ser an geistigen Traditionen so un• die von interessierten Kreisen den geheuerlich reichen Stadt. Dort war Vertriebenen zugedachte Rand• es auch, wo in jenem bewegenden verständlich blieben auch die Ver• Damit hat er zunächst noch kei• kürzt auf zwölf Jahre unserer Na• gruppenstellung zu durchbrechen. und so folgenschweren Herbst 1989 triebenen von diesen Vorgängen neswegs die Interessen der Vertrie• tionalgeschichte hin einordnet, Dies verlangt Mut, Umsicht und die Bürger dem Wort „Wir sind das nicht unberührt: Eine Vorläufige benen im Blick, sein Nachdenken greift zu kurz. Tapferkeit, denn nur „wem es unbe• Volk" durch das schlichte Austau• Entscheidung jenseits der Erwar• soll hier nur als ein unerläßlicher „Vergeltungstheorien", die frü• quem ist, sein geschichtliches Recht schen des Wortes das gegen das tungen und des Völkerrechts fiel, Baustein zum Gebäude eines mo• her schnell aufrechnend bei der zu verteidigen, der wird es bald ver• Wort ein dieser Bewegung eine na• die in sich neue Enttäuschungen, dernen Nationalstaates lobend ge• Hand waren, um das infame Ehren- lieren" (Bismarck). tionale Bedeutung gaben, die unser aber auch neue Hoffnungen trug. würdigt werden, das noch keines• burgsche „Es gibt nichts Lustigeres n diesem umfassenden Sinne Land, den Kontinent und damit wegs errichtet scheint. Doch wer als deutsche Leichen" abzuschwä• finden Ostpreußen immer noch letztlich die ganze Welt aus dem Nichts ist geregelt, es sei denn, es seiner Zukunft offen entgegense• wäre gerecht geregelt und die Poli• chen oder „Appetit auf Deutsches wieder Zustimmung und Zu• verhängnisvollen Status der Starre hen möchte, der muß nicht nur sei• Bauemland" (Sir Wiliam Strang, I spruch, schon deswegen, weil es und der Zweiteilung lösten. „Wir tik ebenso wie Kho, die Muse der ne Wurzeln kennen, sondern sich Geschichte, lieben allemal noch die britischer Gesandtschaftsrat in sei• abzüglich der Claqueure bestimm• sind ein Volk", jene kühne Beru• auch des Rüstzeuges vergewissern. nem Geheimbericht über Polens ter Medienkreise und ihrer poli• fung und jener spontane Rückgriff Veränderung, den unvermuteten Wandel. Solche oder ähnliche Ein• azu gehört auch das Be• Absichten 1939) in Vergessenheit tisch einschlägig stimulierten auf ein nationalstaatliches Motto zu bringen, geraten zusenends bei Randgruppen der ideellen Sinn• aus deutscher Revolutionszeit, sichten mochten seitdem die stillen, wußtsein über die Hinter• die unausgesprochenen Lebens• gründe der Vertreibung, inländischen Historikern aus der mitte und Hauptrichtung unseres paßte zunächst überhaupt nicht in D Mode. Die Not besteht „nur" noch ganzen Volkes entspricht. Dies ge• weisheiten sein, die das Denken die den Blick nicht nur für das uner• die Epoche und den Lohnschrei• darin, das Wissen um diese Dinge hört gewiß mit zu den wachsenden bern in den Kram. Vertriebener und am Nationalge• meßliche menschliche Leid schär• schehen Interessierter ausmachten fen soll, sondern ebenso als Mah• in die Medien, insonderheit in das Gewißheiten, die die Ostpreußen Fernsehen, zu bringen. aus aller Welt in die sächsische Mes• Doch es hat seither seine noch im• und die doch das Handeln der Poli• nung an eine Richtung gilt, die ge• se- und Verlagsstadt hineinnehmen mer nicht vollständig faßbare Wir• tiker scheinbar so unberührt lassen. genwärtig zu glauben scheint, man Vor Jahren schon polemisierte können, dennnier war der Ort jenes kung getan: Es stürzte ein unfähi• Aber in der Tat, man kann sich über könne unsere Wehr in eine „Aller- der Dramatiker Rolf Hochhuth ge• Bürgermutes, der mit seinem Ruf ges Regime, es einigte äußerlich unseren gegenwärtigen Außenmi• weltsinvasionstruppe" umwan• gen volkspädagogische Eiferer, die „Wir sind ein Volk" den Kontinent in West- und Mitteldeutschland, es nister nicht genug wundern, der deln. Deutschland bleibt das Kern• den Vertriebenen zumuten woll• eine lichtere Zeit führen dürfte. konsolidierte die verfallende Regi• nach dem raschen - manche sagen land Europas, wie auch immer die ten, sich doch mit Austreibung und on. Und es spaltete zugleich inner• mit ziemlichem Recht chaotischem politischen Gänge laufen, gefähr• Unrecht endlich abzufinden. Es In diesem Sinne wünscht die Re• lich in unerwarteten Verwerfungen - Durchlauf durch vielerlei staats• det in vielerlei Hinsicht, immer an• spricht alle Erfahrung gegen die daktion des Ostpreußenblattes den bis in einzelne Familien hinein. So theoretische Ansätze unversehens gefochten, selten geliebt von seinen These, daß dies bei Vertriebenen Teilnehmern des Treffens besinn• groß, so tief und gewaltig war das wieder beim Nationalstaat gelan• zahlreichen Nachbarn. Wer die eintreten wird. Längst greift eine liche, ermutigende und frohe Wort von dem einen Volk. Selbst- det ist. Vertreibungsgeschehnisse ver• neu heranwachsende Generation Tage. Peter Fischer Politik £>as £fipnu&mblati 10. Juni 2000 - Folge 23 - Seite 2 Brünn: Polen: Kommentare Benesch lebt Deutsche Sprache verbieten? Kurskorrektur? in Marienbad Ungewöhnlicher, deutlicher Kritik In der politischen Auseinanderset• Neues Sprachengesetz soll deutschen Einfluß eindämmen sieht sich die Bundesrepublik derzeit zung um die Gültigkeit der Rechte aus Skandinavien und dem Baltikum könne man sagen, was noch erlaubt der Weltkriegssieger wird oft erklärt, Nach dem schlecht nachgeahmten finden sich auf den Märkten in bezie• ausgesetzt. Mit Recht fordern sei. Doch das werde wohl noch meh• daß es zwar rechtliche Vorbehalte Vorbild Frankreichs gilt seit letztem hungsweise bei Swinemünde, Schweden, Finnland und Estland, Schwedt, Küstrin, Frankfurt (Oder), rere Wochen dauern. noch formal
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