EU-LIFE-Projekt „Schutz des Seggenrohrsängers in Polen und Deutschland“ (LIFE05NAT/PL/000101)

Managementplan Projektgebiet Peenetal

Abschlussbericht November 2011

Bearbeiter: Auftraggeber:

Institut für Angewandte Ökologie GmbH (bis 30.6.2009) Alte Dorfstr. 11 18184 Neu Broderstorf

Dr. Jochen Bellebaum (ab 1.7.2009) Förderverein „Naturschutz im Peenetal“ e.V. Wiesenstr. 9 Erich-Böhmke-Str. 25 16278 Angermünde 17489 Email: [email protected] www.naturschutz-peenetal.de Projekt „Schutz des Seggenrohrsängers in Polen und Deutschland“ Managementplan Peenetal

Inhaltsverzeichnis

Seite

1 Anlass und Ziel 4

2 Grundlagen 5

2.1 Allgemeine Gebietsbeschreibung 5

2.1.1 Grundlagen 5 2.1.2 Schutzgebiete 6 2.1.3 Eigentumsverhältnisse und Landnutzung 7 2.1.4 Nutzungsgeschichte 7 2.1.5 Tourismus, Besucher 9 2.2 Natürliche Grundlagen und Bedeutung für Natura2000 10

2.2.1 Klima 10 2.2.2 Geologie und Böden 10 2.2.3 Hydrologie 10 2.2.4 Vegetation 11 2.2.5 NATURA 2000-Lebensraumtypen 11 2.2.6 Wertgebende Arten 12 2.2.7 Schutzziele 15 2.2.8 Projektbezogene Erhaltungsziele 16

2.3 Management 2005-2011 17

2.3.1 Maßnahmen 17 2.3.2 Auswirkungen der Pflegemahd auf Vegetation und Habitatqualität für Seggenrohrsänger 19 2.3.3 Auswirkungen der Pflegemahd auf den Boden 20 2.3.4 Auswirkungen der Pflegemahd auf andere Vogelarten 23 2.3.5 Auswirkungen der Pflegemahd auf Arthropoden 23 2.3.6 Kosten der Pflegemahd 25

3 Maßnahmenteil 26

3.1 Bewertung der vorhandenen Nutzungen 26

3.1.1 Bestehende Nutzungen 26

3.2 Empfohlene Maßnahmen 26

3.2.1 Erhaltungs- und Wiederherstellungsmaßnahme: Pflegenutzung in den Fernen Wiesen/Murchiner Wiesen 27

1 Projekt „Schutz des Seggenrohrsängers in Polen und Deutschland“ Managementplan Peenetal

3.2.2 Entwicklungsmaßnahme: Wiederherstellung der Insel Schadefähre als Brutgebiet für Wiesen- und Küstenvögel 29 3.2.3 Monitoring 31

3.3 Instrumente zur Umsetzung 31

3.4 Kosten und Finanzierung 32

3.4.1 Kosten 32 3.4.2 Finanzierung 35

4 Literatur- und Quellenverzeichnis 36

5 Anhang 38

Abbildungsverzeichnis

Seite Abb. 1: Lage des Untersuchungsgebietes 5 Abb. 2: Entwicklung der Landnutzung im Peenetal bei . Rot: Projektgebiet Murchiner Wiesen. (nach van Diggelen & Wierda 1994) 8 Abb. 3: Pflegemahd in den Murchiner Wiesen 2009 (Foto: J. Bellebaum). 18 Abb. 4: Pflegemahd und Beräumung auf Schadefähre 2011 (Foto: N. Krauss). 19 Abb. 5: Beräumung in den Murchiner Wiesen 2011 (Foto: F. Tanneberger). 19 Abb. 6: Kleintraktor Typ Landini in den Fernen Wiesen (Foto: L. Lachmann). 21 Abb. 7: Fahrspuren nach Beräumen in den Murchiner Wiesen (28.7.2008, Foto: J. Bellebaum). 22 Abb. 8: Beschädigte Zuwegung nach Beräumen in den Murchiner Wiesen im September/Oktober 2011 (Foto: C. Schröder). 22 Abb. 9: Zustand einer Fläche direkt nach der Mahd durch die Pistenraupe (27.07.2011) und im Abstand mehrerer Wochen (Fotos: C. Schröder). 23 Abb. 10: Lage und Bezeichnung der Projektflächen des LIFE-Projekts 40 Abb. 11: Bestehende Schutzgebiete im Untersuchungsgebiet. 41 Abb. 12: Lage der Flächen im Eigentum bzw. mit Extensivierungsverträgen des Zweckverbandes (Juni 2008) 42 Abb. 13: Substrattypen (Quelle: I.L.N. Greifswald 1998) 43 Abb. 14: Hauptbodentypen (Quelle: I.L.N. Greifswald 1998) 44 Abb. 15: Vegetationskomplexe (Quelle: I.L.N. Greifswald 1998) 45 Abb. 16: Lebensraumtypen nach FFH-Richtlinie (Quelle: Binnendifferenzierung, StAUN Ueckermünde) 46 Abb. 17: Pflegemahd 2006 47 Abb. 18: Pflegemahd 2007 47 Abb. 19: Pflegemahd 2008 48

2 Projekt „Schutz des Seggenrohrsängers in Polen und Deutschland“ Managementplan Peenetal

Abb. 20: Pflegemahd 2009 48 Abb. 21: Pflegemahd 2010 49 Abb. 22: Pflegemahd 2011 49 Abb. 23: Brutvogelvorkommen auf den Mahdflächen 2009 50 Abb. 24: Brutvogelvorkommen auf den Mahdflächen 2010 50 Abb. 25: Feldblock DEMVLI076BC30060 (Murchiner Wiesen, Ostteil, 45 ha). 51 Abb. 26: Feldblock DEMVLI076BC30059 (Murchiner Wiesen, Westteil, 16 ha). 51 Abb. 27: Feldblock DEMVLI076BC30061 (Ferne Wiesen, 29 ha). 52 Abb. 28: Feldblock DEMVLI076BC30019 (Schadefähre, 75 ha). 52 Abb. 29: Ganglinie der Grundwassermessstelle Ferne Wiesen. 53 Abb. 30: Ganglinie der Grundwassermessstelle Murchiner Wiesen. 53 Abb. 31: Ganglinie der Grundwassermessstelle Johannishofer Wiesen. 53 Abb. 32: Ganglinie der Grundwassermessstelle Schadefähre. 53

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1 Anlass und Ziel

Im deutsch-polnischen Grenzgebiet werden durch das EU-LIFE-Projekt “Conserving Acrocephalus paludicola in Poland and ” (Schutz des Seggenrohrsängers in Polen und Deutschland, LIFE05NAT/PL/000101) in den Jahren 2005-2011 Schutzmaßnahmen für die Brutvorkommen der „Pommerschen Population“ des Seggenrohrsängers (Acrocephalus paludicola) durchgeführt. Diese Vorkommen liegen nach einem erheblichen Arealverlust in Deutschland und Polen aktuell an der Westgrenze des Verbreitungsgebietes der Art und sind weitgehend auf genutzte Grünlandflächen beschränkt (Dyrcz & Czeraszkiewicz 1993, Helmecke et al. 2003, Tanneberger 2008). Diese Brut- vorkommen beiderseits der Grenze stellen eine zusammenhängende Population dar, die von den weit größeren Beständen in Ostpolen, Belarus und der Ukraine (vgl. AWCT 1999) geographisch deutlich isoliert ist. In den 1990er Jahren ging diese Population stetig zurück und umfasst aktuell nur noch ca. 80 singende Männchen (Tanneberger 2008). Einziges deutsches Projektgebiet ist das Untere Peenetal.

Im LIFE-Projektgebiet Peenetal ist der Seggenrohrsänger als regelmäßiger Brutvogel seit 1976 verschwunden. Als Ursache gilt die Einstellung der Grünlandnutzung am Brutplatz auf der Insel Schadefähre (Helmecke et al. 2003). Besonders seit ca. 1990 ist die Nutzung der Grünlandflächen im Peenetal ebenso wie auf polnischer Seite stark rückläufig, was auch als eine Rückgangsursa- che der hier ebenfalls vorkommenden Wiesenlimikolen angesehen wird (Krogulec 1998). Der an- haltende Bestandsrückgang der „Pommerschen Population“ und die Tatsache, dass die Mehrzahl der aktuellen Brutplätze auf genutztem Grünland liegt und dessen Bestand langfristig nicht gesi- chert ist, erfordern umgehende Pflege und Neuentwicklung von Brutgebieten. Ein Ziel des LIFE- Projektes ist die Pflege und Entwicklung von Brutgebieten der „Pommerschen Population“ durch eine streng an den Bedürfnissen des Artenschutzes ausgerichtete Nutzung. Die Erstellung eines Managementplans für jedes Projektgebiet soll die langfristige Erhaltung der Brutgebiete insbeson- dere durch Fortführung der nötigen Pflegemaßnahmen und Berücksichtigung der artspezifischen Empfehlungen in anderen Planungen ermöglichen.

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2 Grundlagen

2.1 Allgemeine Gebietsbeschreibung

2.1.1 Grundlagen

Das im vorliegenden Managementplan betrachtete Untersuchungsgebiet liegt im Kreis Vorpom- mern-Greifswald zwischen den Ortschaften Anklam, und . Die Lage des Gebietes ist in Abb. 1 dargestellt. Das Gebiet umfasst das Peenetal mit den Projektflächen des LIFE- Projekts sowie angrenzende gepolderte Grünlandflächen und reicht im Süden bis an das NSG „Anklamer Stadtbruch“.

Abb. 1: Lage des Untersuchungsgebietes

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Folgende Behörden und Verbände sind im Gebiet zuständig:

Gebiet Peenetal Flächengröße Untersuchungsgebiet 3.855 ha LIFE-Projektgebiet 674 ha Regionale Fachbehörde Staatliches für Landwirtschaft und Umwelt Vorpommern für Naturschutz Badenstraße 18, 18439 Untere Naturschutzbehör- Landkreis Vorpommern-Greifswald, Umweltamt de Naturschutz / Landschaftspflege, Dietmar Weier Demminer Str. 71-74 / Postfach 1151/1152, 17389 Anklam Landkreis Landkreis Vorpommern-Greifswald Gemeinden Stadt Anklam, Markt 3, 17389 Anklam Amt Züssow (Gemeinde Murchin) Dorfstraße 6, 17495 Züssow Amt Anklam Land (Gemeinden Bargischow, Bugewitz), Rebe- lower Damm 2, 17392 Regionale Wasserwirt- Staatliches Amt für Landwirtschaft und Umwelt Vorpommern schaftsbehörde Wasser- und Wasser- und Bodenverband “Untere ” Bodenverband Demminer Landstraße 9, 17389 Anklam Regionale Land- Staatliches Amt für Landwirtschaft und Umwelt Vorpommern wirtschaftsbehörde Forstämter Forstamt Jägerhof, Hainstrasse 5, 17493 Greifswald–Eldena Forstamt Neu , 17459 Seebad Ückeritz

Das LIFE-Projektgebiet wird durch Gewässer bzw. Deiche in vier Teilflächen unterteilt (Abb. 10):

Name Beschreibung Fläche (ha, gerun- Gemeinde det) Ferne Wiesen nicht gepoldert 287 Anklam Murchiner Wiesen nicht gepoldert 155 Anklam Polder Johannishof Grünlandpolder 139 Murchin Schadefähre nicht gepoldert, Insel 94 Bargischow

2.1.2 Schutzgebiete

Das Gebiet ist vollständig nach nationalem und europäischem Recht geschützt (Abb. 11). Den Status „Naturschutzgebiet“ (NSG) haben aktuell nur die nicht gepolderten Flächen östlich von An- klam. In Zukunft soll das gesamte Gebiet ungefähr in den Grenzen des FFH-Gebietes auch als NSG ausgewiesen werden, eine NSG-Verordnung ist in Erarbeitung.

Status Anteil Bezeichnung NSG Teilflächen 103 Unteres Peenetal (Peenetalmoor), seit 1979 LSG 100% 67a Unteres Peenetal und Peene-Haff (Ost- vorpommern) Vogelschutzgebiet (SPA) 100% DE 2147-401 Peenetallandschaft Natura 2000 (pSCI) 100% DE 2049-302 Peeneunterlauf, , Achterwasser und Kleines Haff Important Bird Area (IBA) 100% MV017 Peenetal Naturpark ohne Schadefähre Flusslandschaft Peenetal

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2.1.3 Eigentumsverhältnisse und Landnutzung

Im Untersuchungsgebiet befanden sich im Juni 2008 1.039,5 ha im Eigentum des Zweckverbands „Peenetal-Landschaft“ (Abb. 12). Die übrigen Flächen befanden sich überwiegend im Eigentum der Kommunen oder in Privatbesitz. Die aktuelle wirtschaftliche Landnutzung beschränkt sich auf

1. Grünlandwirtschaft auf Saatgrasland in den noch bestehenden Poldern: Bargischow, Kamp, Rosenhagen (teilweise), Schanzenberg (teilweise), Johannishof (Nordteil)

2. Wintermahd von Schilf (Rohrwerbung) auf ca. 40 ha in den Fernen Wiesen und ca. 30 ha auf der Insel Schadefähre

Im Westen des Polders Schanzenberg befinden sich außerdem Absetzbecken der Zuckerfabrik Anklam.

In Zukunft sind weitere Polderauflösungen geplant. Dies betrifft auch diejenigen Polder, durch die bzw. an denen entlang sich die Zuwegungen zu den Projektflächen befinden (Johannishof, Schan- zenberg). Die Auflösung der Polder Johannishof (Johannishofer Wiesen) und Pinnow ist als Aus- gleich für die NordStream Gaspipeline vorgesehen, die Auflösung der Polder Bargischow und Kamp (371 ha) im Rahmen des Moorschutzprogramms des Landes Mecklenburg-Vorpommern.

2.1.4 Nutzungsgeschichte

Die Nutzungsgeschichte im Peenetalmoor konnte vorrangig anhand topographischer Karten doku- mentiert werden (Holz et al. 1983, van Diggelen & Wierda 1994, Abb. 2). Aus der Schwedischen Matrikelkarte geht hervor, dass es bereits im 17 Jh. eine flächendeckende Nutzung als Weide, teilweise auch Wiese gab, so dass es bis auf einen kleinen Talrandbereich gehölzfrei blieb. Schon im 18. Jahrhundert ist eine Grabenentwässerung belegt. Auch in der ersten Hälfte des 19. Jahr- hunderts wurde ein großer Teil extensiv als Grünland genutzt, viele Wiesen wurden wegen der hohen Wasserstände wahrscheinlich nur spät und einschürig genutzt. Daneben weitete sich der Torfabbau (bis zu seiner Einstellung ab 1925) stark aus und die Entwässerung wurde verstärkt. An aufgelassenen Torfstichen entwickelten sich auch Gehölze.

Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts lässt die (eutrophierungsbedingte) Ausbreitung von Schilfröh- richten einen schrittweisen Rückgang der Nutzung als Grünland in den feuchteren Bereichen er- kennen. Das Fehlen von Gehölzen, eine größere Zahl von Torfstichen und Wiesensignaturen nahe der Peene zeigen, dass es weiterhin eine extensive Nutzung von Teilflächen gab, wobei die Röh- richte wahrscheinlich zur Streumahd und/oder zur winterlichen Rohrwerbung genutzt wurden. Im nicht gepolderten Teil des Peenetalmoors erfolgte in den 50er und 60er Jahren eine fortschreiten- de Nutzungseinstellung und Röhrichte und Gehölze breiteten sich aus. Die Nutzung beschränkte sich meist auf lokale winterliche Schilfmahd, z. B. in Teilen der Murchiner Wiesen in den 1980er Jahren (van Diggelen & Wierda 1994) und in den Fernen Wiesen auf kleinen Flächen noch heute.

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Abb. 2: Entwicklung der Landnutzung im Peenetal bei Anklam. Rot: Projektgebiet Murchiner Wie- sen. (nach van Diggelen & Wierda 1994)

Auf der Insel Schadefähre wurde die Grünlandnutzung am längsten aufrechterhalten. Bereist schwedische Matrikelkarten zeigen hier „Heuwiesen“ und das Preußische Urmesstischblatt 1835 ein engmaschiges Grabennetz sowie einzelne Torfstiche. In der ersten Hälfte des 20. Jh. war die Insel bewohnt. In den 20er Jahren brannte ein rohrgedecktes Fachwerkhaus ab, ein um 1930 er- richtetes Haus ohne Strom- und Wasseranschluss wurde nach dem Auszug der Nutzer 1961 abge- rissen (Subklew 2004). Bis dahin bewirtschafteten die Bewohner mit anderen Landbesitzern die Insel als Mähwiese und Weide für Pferde, Kühe und Schafe, außerdem wurde im Winter Rohr ge- worben. In den Jahren 1963 und 1964 erfolgte eine Beweidung durch etwa 100 Jungrinder (Stär- ken) der LPG Bargischow (0,5-1 GV/ha, I.L.N. Greifwald 1998) 1. Die Bedingungen waren ungüns- tig (kein trockener Stand bei Hochwasser, aufwendige Versorgung). Trotzdem erfolgte wohl zehn weitere Jahre ein Besatz im Auftrag des Naturschutzes (K.-H. Spiegl mdl. Mitt. in Subklew 2004).

1 Darauf bezieht sich anscheinend die Angabe, dass „erst ab 1966 der geregelte Weidebetrieb eingestellt wurde“ (Holz et al. 1983).

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Seit Einstellung der Beweidung Mitte der 1970er Jahre wurde ein Teil der Insel zur Rohrwerbung genutzt (Subklew 2004). Als Teil des Naturschutzgroßprojektes „Peenetal-Landschaft“ wurden im Zeitraum 1999 bis 2004 ca. 27 ha ungenutzte Grünlandflächen durch Sommermahd gepflegt, wo- bei das Mähgut auf der Fläche belassen wird.

Der Polder Johannishof wurde erstmals 1920 mit einem Sommerdeich und 1924 mit einem Schwimmschöpfwerk versehen. Der heutige Deich und neue Schöpfwerke wurden ab 1972 ange- legt und die polderfläche in Saatgrasland mit intensiver Nutzung umgewandelt. Der Schöpfwerks- betrieb wurde 1998 eingestellt und die Projektfläche „Johannishofer Wiesen“vom nördlichen Teiul des Polders durch einen Behelfsdeich abgetrennt.

2.1.5 Tourismus, Besucher

Der Flusslauf der Peene wird v. a. im Sommerhalbjahr von Sportbooten zur Durchfahrt genutzt. An bestimmten Stellen ist regelmäßig illegales Anlanden durch Wassersportler und z. T. „wildes Cam- pen“ in den Sommermonaten.

Die LIFE-Projektflächen sind kaum durch Wege erschlossen, ausgewiesene Wander- oder Rad- wege berühren die Flächen nicht. Die Insel Schadefähre ist nur mit dem Boot erreichbar, die Fer- nen Wiesen und die Murchiner Wiesen sind nur auf wenig benutzten Wirtschaftswegen erreichbar und nicht durch Wege erschlossen. Diese Projektflächen sind wegen der schlechten Erreichbarkeit, der hohen Bodenfeuchte und der im Sommerhalbjahr hohen Vegetation touristisch kaum genutzt. Der Polder Johannishof ist als einzige Projektfläche für Fußgänger und Radfahrer gut erreichbar und wird saisonal von Vogelbeobachtern aufgesucht.

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2.2 Natürliche Grundlagen und Bedeutung für Natura2000

2.2.1 Klima

Das Untersuchungsgebiet liegt im Bereich des Östlichen Küstenklimas (Klimabereich Kappa, Um- weltministerium MV 2003). Die Tabelle gibt die Durchschnittswerte für Niederschlag (Station An- klam, 53°51´ 13°41´) und Temperatur (Station Ueckermünde, 53°45´ 14°04´) für den Zeitraum 1961-1990 an (www.dwd.de).

Monat

Jan Feb Mar Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Niederschlag, 42.5 29.8 40.8 40.9 54.4 54.6 62.1 58.4 50.6 41.4 49.2 53.0 Monatssumme (mm) Jahrsssumme 577.5 Temperatur -0.9 -0.2 2.8 6.7 12.1 15.7 17.1 16.9 13.4 9.2 4.4 0.9 Monatsmittel (° C)

2.2.2 Geologie und Böden

Das Untersuchungsgebiet liegt im Bereich der tiefgründig vermoorten Peenemündung. Es wird überwiegend von Durchströmungs- und Überflutungsmooren geprägt (I.L.N. Greifswald 1998). Der Niedermoortorf erreicht im größten Teil des Gebietes Mächtigkeiten von > 1,20 m, geringere Mäch- tigkeiten treten in den Randbereichen auf (Abb. 13). Andere, glaziale Sedimente kommen klein- räumig an den Rändern vor. Durch Entwässerung und landwirtschaftliche Nutzung als Grünland sind die Moorböden in unterschiedlichem Maß degradiert. In den langjährig entwässerten Poldern sind überwiegend die Bodentypen Fen und Erdfen erreicht, während die nicht gepolderten Flächen an der Peene zu Beginn der 1990er Jahre noch als Ried bzw. Fenried angesprochen wurden (Abb. 14). Bei Bodenuntersuchungen aus den Jahren 1993/1994 wurden nur Böden im Bereich Johan- nishof als Fen angesprochen (I.L.N. Greifswald 1998). Gleye und Pseudogleye treten randlich auf.

Im Jahr 2011 wurden in den Murchiner Wiesen und Fernen Wiesen Untersuchungen zur Tragfä- higkeit des Bodens durchgeführt (Universität Rostock, AUF/Institut für Nutztierwissenschaften und Technologie). Dabei wurden auf nassen Flächen mittlere Scherfähigkeiten von 19,1-21,6 kPa er- mittelt. Das entspricht einer geringen bis sehr geringen Tragfähigkeit, die ein Befahren nur mit Ma- schinen der Belastungsklassen 1/2 (sehr gering/ gering) zulässt (Kraschinski et al. 1999).

2.2.3 Hydrologie

Die heutigen hydrologischen Bedingungen sind durch die seit Ende des 17. Jahrhunderts schritt- weise ausgebauten Entwässerungssysteme aus Gräben, Kanälen und Poldern bestimmt. Die Wasserstände der nicht gepolderten Moorflächen an der Peene sind vom Wasserstand in der Pee- ne abhängig. Bei Hochwasserereignissen wird insbesondere die Insel Schadefähre teilweise über- flutet. Sämtliche Flächen sind in der Vergangenheit mit Gräben überwiegend zur Peene hin ent- wässert worden. Trotzdem waren die Grundwasserstände hoch, in den Murchiner Wiesen gewöhnlich 20 cm oder weniger unter Flur mit einer Amplitude von > 30 cm (van Diggelen & Wier- da 1994). Im Zuge des Naturschutzgroßprojektes und des LIFE-Projektes sind seit 1993 schrittwei- se die Gräben in den Kirchenwiesen, Murchiner Wiesen (April 2003) und Fernen Wiesen zur Pee- ne hin verschlossen worden. Im Frühjahr 2005 wurde der südliche Fanggraben der Fernen Wiesen von der Peene abgetrennt (siehe Kapitel 2.3.1). Diese Grabenverschlüsse haben zu einem ganz- jährigen Anstieg des Grundwassers in den Flächen geführt.

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Die Schadefähre wurde erst um 1867 durch den Bau des Richtgrabens vom Moorkörper am südli- chen Peeneufer abgeschnitten und dadurch zur Insel. Damit veränderte sich wahrscheinlich die Wasserversorgung des Moorkörpers erheblich.

Alle Polderflächen weisen künstlich niedrige Wasserstände durch tiefe Gräben mit Bodensackun- gen als Folge auf. Die Böden in den Poldern Johannishof und Bargischow liegen wenigstens 60 cm unter dem Meeresspiegel (Vegelin & Harder 1995), im Polder Rosenhagen ca. 25 cm (I.L.N. Greifswald 1998).

Der Wasserhaushalt der nicht gepolderten Flächen wird teilweise von angrenzenden Poldern be- einflusst. So wirkt sich der Betrieb des Polders Schanzenberg negativ auf die Grundwasserzufuhr der Fernen Wiesen aus (Zweckverband „Peenetal-Landschaft“, mündliche Information).

Ab Juni 2007 wurden die Grundwasserflurabstände in jeder Teilfläche an einer zentral gelegenen Messstelle kontinuierlich durch das LIFE-Projekt erfasst (Abb. 29-Abb. 32, Datenbearbeitung: F. Hacker, C. Völlm). In vier der fünf untersuchten Jahre wurden in den Teilflächen mit Mahd im Sommer mehrere Wochen Wasserstände von 20 cm und tiefer gemessen. In 2011 sanken die Werte auf nicht tiefer als etwa 5 cm unter Flur.

Teilfläche Mittel Höchster Wert Niedrigster Wert Ferne Wiesen ca. 5 ca. -60-70 (über Flur) 45 Murchiner Wiesen ca. 5 ca. -60-70 (über Flur) 36 Polder Johannishof ca. 5 -101 (über Flur) 56 Schadefähre -1 (über Flur) ca. -60-70 (über Flur) 45

2.2.4 Vegetation

Die Vegetationssukzession im Kernbereich des Peenetalmoors einschließlich der Murchiner Wie- sen seit den 1950er Jahren beschreiben van Diggelen & Wierda (1994) aufgrund von Luftbildern. Nach 1970 ist eine zunehmende Nutzungsauflassung für das gesamte Peenetal und als Folge eine Sukzession von ehemaligem Grünland zu Schilfröhrichten, das Aufkommen von Gehölzen und eine allgemein festzustellende Eutrophierung zu verzeichnen.

Nach Vegetationsuntersuchungen in den Jahren 1992-1993 (Voigtländer in I.L.N. Greifswald 1998) wurden die Polderflächen zu Beginn der 1990er Jahre von Saatgrasländern dominiert (Abb. 15). Innerhalb der Polder traten größere, zusammenhängend ungenutzte Bereiche mit Staudenfluren nur unmittelbar südlich der Fernen Wiesen auf. Dagegen wurden die nicht gepolderten Teile des Peenetalmoores von Schilfröhricht dominiert, in den Fernen Wiesen wurden auch Gebüsche kar- tiert. In zwei Bereichen, in den Relzower Wiesen und auf der Insel Schadefähre, traten größere Seggenriede auf.

Als Folge der Entwidmung von Poldern, Nutzungsextensivierungen und Pflegemaßnahmen hat sich die Vegetation seit 1991 in weiten Teilen des Untersuchungsgebietes verändert.

2.2.5 NATURA 2000-Lebensraumtypen

Das Gebiet umfasst nach der Binnendifferenzierung (StAUN Ueckermünde briefl.; Abb. 16) die nachfolgend aufgeführten sechs Lebensraumtypen (LRT; fett: prioritäre LRT). Sämtliche Polderflä- chen im Untersuchungsgebiet sind überwiegend keinem LRT zugeordnet, die nicht gepolderten Teile des Peenetalmoores sind überwiegend als Ästuar (LRT 1130) gewertet. Die für Seggenrohr- sänger relevanten Flächen sind entweder den LRT 1130 bzw. 7210 oder keinem LRT zugeordnet.

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LRT Code Details Fläche (ha) Ästuare 1130 1004 Natürliche eutrophe Seen 3150 2,6 Pfeifengraswiesen auf kalkreichem Boden 6410 1,8 Kalkreiche Sümpfe mit Cladium mariscus 7210 im Zentrum der Fernen Wiesen 28,9 Kalkreiche Niedermoore 7230 Schadefähre 30,3 Moorwälder 91D0 Nordrand Murchiner Wiesen 26,3 nicht zugeordnet - Johannishofer Wiesen 2760

2.2.6 Wertgebende Arten

Nachfolgend werden die Vorkommen wertgebender Arten im Untersuchungsgebiet basierend auf den Standarddatenbögen, der Landesverordnung über die Europäischen Vogelschutzgebiete in Mecklenburg-Vorpommern und den Ergebnissen des LIFE-Projekts sowie D. Sellin dargestellt.

Brutvögel

Art VOa Status Vorkommen in LIFE- Bemerkungen Projektflächen Acrocephalus paludicola ehemaliger Brutvogel bis 1975 nicht im Standard- Brutvogel datenbogen Alcedo atthis X Bruten im Randbreich Aquila pomarina X ehemaliger Nahrungssuche im Randbreich Brutvogel Aquila clanga Nahrungssuche nicht im Standard- datenbogen Botaurus stellaris X Brutvogel JW: 2 rM 2007, 1 rM 2008/2010 ein Männchen kann an MW: max 4 rM 2008, 1-2 2010 mehreren Stellen rufen FW: 1 rM 2010 Calidris alpina schinzii ehemaliger Brutvogel bis ca. 1960 nicht im Standard- Brutvogel datenbogen Chlidonias hybridus X Brutvogel Bruten im Randbreich Chlidonias niger X Brutvogel JW: 40 BP 2010 mehrere Brutplätze im Untersuchungsgebiet Ciconia ciconia X Nahrungssuche Circus aeruginosus X Brutvogel MW auf ungemähten Flächen Circus pygargus X Nahrungssuche Crex crex X nicht jährliche Vorkommen möglich Grus grus X Brutvogel JW: 2 BP 2007, 20BP 2010 MW: 1 BP 2009/2010 Haliaeetus albicilla X Nahrungssuche Bruten im Randbreich Lanius collurio X JW: 1 BP 2007 Luscinia svecica X Brutvogel JW: 6 sM 2007, fütternd 2008, 1 sM 2010 MW: 2 sM 2008 FW: 6 sM 2008, 5 sM 2010 Milvus migrans X Nahrungssuche Milvus milvus X Nahrungssuche Bruten im Randbreich Philomachus pugnax X ehemaliger Brutvogel bis ca. 1960 Brutvogel Porzana parva X Brutvogel JW: 6 Männchen 2007 Brut Polder Klotzow 2007 Porzana porzana X Brutvogel JW: 12 Männchen 2007 MW: s. Tab. 4 Porzana pusilla X Brutvogel keine Brut Polder Klotzow 2007 Sterna hirundo X JW: 7 BP 2010 Sylvia nisoria X Brutvogel JW: 2-3 BP (Libnower Mühlen- bach) Anas clypeata X JW: 5-10 BP* * 2002-2005, Sellin & Schadefähre: 2-3 BP*, 1 P 2010 Schirmeister 2006 Anas crecca X rastend

12 Projekt „Schutz des Seggenrohrsängers in Polen und Deutschland“ Managementplan Peenetal

Art VOa Status Vorkommen in LIFE- Bemerkungen Projektflächen Anas querquedula X Brutvogel JW: 9 P 2007, 1 P 2010 Schadefähre: 1-2 P 2010 MW: 5 P 2009, 1 P 2010 Anas strepera X Brutvogel JW: 17-25 BP*, 10 P 2007 * 2002-2004, Sellin & Schadefähre: 2-5 BP* Schirmeister 2005 MW: 4 P 2009 Aythya ferina X JW: 1 P 2010 Aythya fuligula rastend, Brutversuche Bucephala clangula rastend Charadrius hiaticula rastend Chlidonias leucopterus Brutvogel JW: 150 BP 2010 nicht jährlich, nicht im Standarddatenbogen Coturnix coturnix rastend Gallinago gallinago X Brutvogel MW, FW: s. Tab. 4 JW: 7 BP 2007 Lanius excubitor rastend Larus ridibundus X Brutvogel JW: 490 BP 2010 Limosa limosa X Brutvogel MW, JW ab 2005 Brutversuche bzw. Bruten Miliaria calandra keine Numenius arquata X ehem. Brutvogel Brutvogel im Nordteil des Polders Johannishof Oenanthe oenanthe keine Podiceps cristatus Schadefähre: 1 P 2010 Podiceps grisegena Brutvogel JW: 1 BP 2010 nicht im Standard- datenbogen Podiceps nigricollis Brutvogel JW: 24 BP 2010 nicht im Standard- datenbogen Scolopax rusticola Bruten im Randbreich Tringa totanus X Brutvogel MW, FW: s. Tab. 4 Vanellus vanellus Brutvogel JW: 10 Reviere 2007 MW, FW: s. Tab. 4 a Maßgeblicher Gebietsbestandteil nach Landesverordnung über die Europäischen Vogelschutzgebiete in Mecklenburg-Vorpommern Rastvögel

Art VOa Status Bemerkungen Branta leucopsis Ciconia nigra Circus cyaneus X Cygnus columbianus bewickii Cygnus cygnus Egretta alba X Falco columbarius X Falco peregrinus Larus minutus X Mergus albellus Phalaropus lobatus X Philomachus pugnax DZ Brutvogel bis ca. 1960 Pluvialis apricaria MW Tringa glareola X JW: 106 2010; MW: 475 2009, 90 2010 Anas acuta Anas penelope Anser albifrons Anser anser X Brutvogel Anser fabalis X Charadrius hiaticula Cygnus olor Brutvogel Fulica atra Brutvogel a Maßgeblicher Gebietsbestandteil nach Landesverordnung über die Europäischen Vogelschutzgebiete in Mecklenburg-Vorpommern

13 Projekt „Schutz des Seggenrohrsängers in Polen und Deutschland“ Managementplan Peenetal

Seggenrohrsänger

Die bis Ende 2008 bekannten Beobachtungen von Seggenrohrsängern zur Brutzeit im Untersu- chungsgebiet sind im Anhang zusammengestellt (0). Ein Vorkommen des Seggenrohrsängers auf der Insel Schadefähre und in den benachbarten Bereichen des Peenetalmoores wurde zuerst 1961 festgestellt (Heise 1977). Mit Ausnahme der Jahre 1972 und 1973 liegen nur unsystematische Angaben zur Anzahl singender Männchen vor, für Anfang der 1970er Jahre ist von einer Be- standsgröße von 10-25 Männchen auszugehen. Der letzte Nachweis von Seggenrohrsängern auf der Insel Schadefähre erfolgte 1975. Nach dem Erlöschen zahlreicher anderer Brutvorkommen war das Peenetal bis 1975 der einzige bekannte Brutplatz auf dem Gebiet des Landes Mecklenburg- Vorpommern. Nach dem Erlöschen dieser Brutvorkommen erfolgte ein weiterer Nachweis mehre- rer Männchen und mutmaßlich auch Weibchen durch F. Erdmann Ende Mai bis Anfang Juni 1979 in den Relzower Wiesen. Angesichts der schlechten Zugänglichkeit des Peenetalmoors und einer Beobachtung der Art in den Kirchenwiesen 1972 ist es denkbar, dass im Westteil des Untersu- chungsgebiets noch ein (unregelmäßiges ?) Brutvorkommen bestanden hat. In den 1980er Jahren wurden in den Relzower Wiesen jedoch keine Seggenrohrsänger mehr beobachtet (F. Erdmann briefl.). Seit den 1980er Jahren treten im Untersuchungsgebiet nur noch unregelmäßig rastende und dabei auch vorübergehend singende Einzelvögel auf.

Die Richtigkeit der Angaben aus den Jahren 1987-2000 (jeweils im Mai bzw. Juni) ist unsicher. Da mindestens ab Mitte der 1990er Jahre auch andere Ornithologen diese Flächen besucht, aber kei- ne Seggenrohrsänger gemeldet haben, ist ein Brutvorkommen in dieser Zeit nicht anzunehmen. Wegen der Nähe des Peenetals zu anderen Brutgebieten (Karsiborska Kępa, Freesendorfer Wie- sen bis 1997) sind Beobachtungen vorübergehend singender Vögel möglich. Der Angabe von 2 „Brutpaaren“ auf Saatgrasland im Pflege- und Entwicklungsplan (I.L.N. Greifswald 1998) ohne Aussagen zum exakten Vorkommen (Zeitpunkt, Ort) liegen u. U. diese Beobachtungen zugrunde.

Arten der FFH-Richtlinie

Für das Natura2000-Gebiet DE 2049-302 nennt der Standarddatenbogen folgende Arten des An- hangs 2 (ausgenommen Fische):

Art Vorkommen im Untersuchungsgebiet Castor fiber Peene, Richtgraben und Uferbereiche Lutra lutra Peene, Richtgraben und Uferbereiche Carabus menetriesi ssp. pacholei Ferne Wiesen Lycaena dispar Ferne Wiesen Vertigo moulinsiana möglich, Nachweise nördlich angrenzend

Der Große Feuerfalter (Lycaena dispar) wurde im Peenetal bisher nur in Mittelseggenrieden mit unbeschatteten Futterpflanzen festgestellt. Vor Beginn des LIFE-Projektes war die Art nur auf ca. 15 ha der im Projekt gemähten Flächen im Südteil der Fernen Wiesen verbreitet. Der Nordteil der Fernen Wiesen und die Murchiner Wiesen waren nicht als Larvalhabitat geeignet (J. Kulbe und V. Wachlin, mündl. Mitt.).

Die Windelschnecke Vertigo moulinsiana kommt in Mecklenburg-Vorpommern vorwiegend in drei Typen von Seggenrieden vor: Caricetum acutiformis, Caricetum ripariae und Caricetum panicula- tae. Im Raum ist die Art weitgehend auf das Peenetal beschränkt, bekannte Fundorte im Raum Anklam liegen jedoch nördlich außerhalb des Untersuchungsgebietes bei Re- lzow und Murchin (Jueg 2004).

14 Projekt „Schutz des Seggenrohrsängers in Polen und Deutschland“ Managementplan Peenetal

Weitere gefährdete, lebensraumtypische Arten

Im Untersuchungsgebiet kommen weitere lebensraumtypische Pflanzen- und Tierarten vor, die aufgrund ihrer Seltenheit bzw. Gefährdung bei allen Maßnahmen zu berücksichtigen sind. Die Vor- kommen von Laufkäfern (Carabidae) in den Projektflächen wurden 2011 durch S. Görn erfasst (s. Tab. 12 im Anhang). Bekannte Vorkommen weiterer Arten betreffen:

Art Rote Vorkommen im Bemerkungen Liste Untersuchungsgebiet Myrica gale (Gagel) 3 Ferne Wiesen, Südteil mahdempfindlich Primula farinosa (Mehlprimel) 1 Ferne Wiesen, Südteil BArtSchVO Gastropacha populifolia (Pappelglucke) 1 Ferne Wiesen, Gehölzinsel BArtSchVO Anl. 1

2.2.7 Schutzziele

Erhaltungsziel für das Natura2000-Gebiet DE 2049-302 ist der günstige Erhaltungszustand der im Standarddatenbogen aufgeführten Arten und Lebensraumtypen. Zur Erreichung dieses Erhal- tungsziels wird im Standarddatenbogen als Maßnahme „Erhalt und teilweise Entwicklung eines komplexen Flusstalmoores und des Oder-Ästuars mit charakteristischen Küsten-, Moor- und Wald- lebensraumtypen sowie FFH-Arten“ genannt.

Die nicht gepolderten Moorflächen an der Peene einschließlich der Murchiner und Fernen Wiesen und Insel Schadefähre wurden 1979 als NSG „Unteres Peenetal (Peenetalmoor)“ ausgewiesen. Schutzzweck ist der Schutz „eines zusammenhängenden und weitgehend ungenutzten Talmoo- res“, mit der Wiederherstellung annähernd ursprünglicher hydrologischer Verhältnisse durch Ver- schluss von Entwässerungsgräben und Auflösung benachbarter Polder als wichtigste Entwick- lungsziel (Umweltministerium Mecklenburg-Vorpommern 2003a). Die Unterschutzstellung erfolgte ursprünglich allerdings auch wegen der Brutvorkommen bedrohter Vogelarten, deren Lebensraum von extensiver Nutzung bzw. Pflege abhängig ist (Holz et al. 1983). Die Behandlungsrichtlinie für das NSG „Unteres Peenetal“ vom 30.5.1988 (erlassen durch den Rat des Bezirkes Neubranden- burg) sieht die Entwicklung von 200-350 ha jährlich gemähter Feuchtwiesenflächen sowie von 100 ha Seggenrieden vor. Zielstellung des Gutachtlichen Landschaftsprogramms M-V (UM M-V 2003) für Küstenvogelschutzgebiete ist die Sicherung der Habitatfunktion für Küstenvögel durch Pflege- maßnahmen und durch Reduzierung des Prädationsdrucks (Raubsäuger und Wildschweine).

Das gesamte Untersuchungsgebiet liegt im Kerngebiet des Naturschutzgroßprojektes „Peenetal- Landschaft“ (Laufzeit 1992-2009), das als naturschutzfachliche Ziele - die Erhaltung bzw. Revitalisierung eines lebenden Niedermoorkörpers, namentlich seiner Quell- und Durchströmungsmoore, - die Sicherung eines großräumigen multifunktionalen natürlichen Verbundsystems (Zug- und Aus- breitungslinie), - die Erhaltung und mögliche Wiederherstellung der durch extensive Nutzungsformen entstande- nen Biotopvielfalt, - die Erhaltung und Mehrung des floristischen und faunistischen, insbesondere standorttypischen Arteninventars und - die Gewährleistung natürlicher Sukzessionen auf großer Fläche verfolgt (I.L.N. Greifswald 1998). Als typische Brutvogelart der seggendominierten Niedermoore (AWCT 1999, 2003) und regelmäßiger Brutvogel bis 1975 (s. oben) ist der Seggenrohrsänger zweifelsfrei zum „standorttypischen Arteninventar“ des Peenetals zu zählen (Görn & Fischer 2011). Der im Rahmen des Naturschutzgroßprojektes erstellte Pflege- und Entwicklungsplan (I.L.N.

15 Projekt „Schutz des Seggenrohrsängers in Polen und Deutschland“ Managementplan Peenetal

Greifswald 1998) nennt als Zielarten für Grasländer „Uferschnepfe (Limosa limosa), Großer Brach- vogel (Numenius arquata), Kiebitz (Vanellus vanellus) und in eingeschränkterem Umfang Bekassi- ne (Gallinago gallinago) und Rotschenkel (Tringa totanus)“ und erwartet, dass sich „in den Über- gangsbereichen zwischen nicht überfluteten und überfluteten Moorflächen (…) optimale Habitatangebote für die Wiesenralle (Crex crex) einstellen“ werden.

Der Pflege- und Entwicklungsplan (I.L.N. Greifswald 1998) enthält flächenbezogene Schutzziele für eine langfristige Entwicklung des Projektgebiets. Für die Flächen im Untersuchungsgebiet werden folgende Ziele formuliert:

Für nicht eingedeichte Flächen (Ferne Wiesen, Murchiner Wiesen, Kirchenwiesen): „vorwiegend eigendynamische Entwicklung bereits bestehender Bestände, teilweise ist die Einbeziehung der eutrophen Formen der Phragmiteten in Nutzungs- oder Pflegeregime vorzusehen, Ausdehnung der Landröhrichte sollte vorgebeugt werden“. Für darin gelegene kleine Teilflächen gelten auch „natür- liche Waldentwicklung in Abhängigkeit von Standortfaktoren, als überwiegend prioritäre Lebens- räume Totalreservatsausweisung“ für isolierte Gehölze sowie „natürliche Entwicklungsprozesse und -dynamik auf längerfristig aus der Nutzung oder Pflege herausgefallenen Offenlandflächen in oft isolierter Lage“ für kleine Sukzessionsflächen.

Für die Insel Schadefähre: Langfristiges Ziel ist die Wiederherstellung und Entwicklung von Feuchtweiden mit extensiver Beweidung mit Robustrindern von Mai bis Oktober. Mittelfristig ist nahezu flächendeckend Pflegemahd vorgesehen, dabei wird kleinräumig differenziert zwischen

 Mahd Ende Juni/Juli (je nach Wüchsigkeit zeitweilig auch zweischürig) oder Mahd ab Spätsommer (August/September) mit Bergung des Mähgutes (überwiegender Teil der In- sel)

 Pflegemahd in 2 - 3 jährigem Abstand (Teilflächen)

 natürliche Sukzession langfristig zu Erlen- oder Birken-Bruchwaldstadien, der weiteren Ausbreitung der Grauweiden-Gebüsche ist vorzubeugen (Gebüschkomplex im Norden)

Für den Polder Schanzenberg: Vernässung durch Wintereinstau und „Umwandlung von Intensiv- in Extensivgrünland durch Anhebung des Grundwasserstandes, zweischürige Mahd oder Weide mit Nachmahd, Viehbesatz 1 bis max. 2 GV/ha“, alternativ „großflächige Sukzessionen mit Land- schaftsentwicklungscharakter“

Für die Polder Johannishof, Bargischow, Kamp, Rosenhagen: Rückbau der Deiche und nachfol- gend Sukzession. Eine Ausnahme bildet der nicht von einer regelmäßigen Überflutung nach Auflö- sung des Polders betroffene mineralische Schwemmkegel des Libnower Mühlbaches. Hier soll durch Grünlandrenaturierung mit zunächst zweischüriger Mahd intensiv genutztes Saatgrasland in Frisch- bzw. Feuchtgrünland überführt werden.

2.2.8 Projektbezogene Erhaltungsziele

Langfristiges Ziel des LIFE-Projekts ist die Stabilisierung der Brutpopulationen des Seggenrohr- sängers in Ost-Polen (Biebrza-NLP und Pufferzone) und im Gebiet der „Pommerschen Population“ und die Vergrößerung der Anzahl von Brutgebieten der „Pommerschen Population“. Für das LIFE- Projektgebiet Peenetal ist die Schaffung und Erhaltung von Lebensraum für Seggenrohrsänger das Hauptziel der Projektmaßnahmen. In allen LIFE-Projektgebieten werden die Seggenrohrsänger- Schutzmaßnahmen außerdem nach Möglichkeit für andere Zielarten der Gebiete optimiert, um einen maximal positiven Effekt zu erreichen. Im LIFE-Projektgebiet Peenetal können aufgrund der

16 Projekt „Schutz des Seggenrohrsängers in Polen und Deutschland“ Managementplan Peenetal

Abwesenheit von Seggenrohrsängern als Brutvögel zudem einige dieser Zielarten (wiesenbrütende Limikolen wie Rotschenkel und Kampfläufer) als Indikatoren für ein erfolgreiches Management angesehen werden.

Dass dafür nötige Management soll auf ausreichend großen zusammenhängenden Flächen erfol- gen, um die Bildung von Brutgemeinschaften zu ermöglichen. Für den Seggenrohrsänger ist dies die Voraussetzung einer Brutansiedlung (Heise 1970), für Limikolen sind Brutgemeinschaften aus mehreren Paaren und Arten eine wichtige Bedingung für erfolgreiche Abwehr von Prädatoren und damit Bruterfolg. Als Mindestgröße für ein stabiles Brutvorkommen des Seggenrohrsängers gilt eine Kernfläche von 200 ha (Tanneberger et al. 2010).

Entsprechend der Ziele des LIFE-Projektes in Kombination mit den Schutzzielen des Gebietes (siehe Kapitel 2.2.7) sollten der Erhalt und die Pflege von mind. 207 ha (LIFE-Kulisse für Mahd) Lebensraum für Wiesenbrüter einschließlich Seggenrohrsänger in den Murchiner/Fernen Wiesen angestrebt werden. Für die Insel Schadefähre wird eine Ausweitung des Managements zu Herstel- lung und Pflege von Lebensraum für Wiesenbrüter einschließlich Seggenrohrsänger auf die ge- samte Insel (insgesamt 94 ha) angestrebt. Bestandteil soll ein Monitoring sein, dass den Bedarf sowie die Auswirkungen der Maßnahmen dokumentiert.

Ziel der Pflegenutzung ist eine Änderung der Vegetation, nicht der Bodenverhältnisse. Um nach- haltige Schäden am Lebensraum (Moorboden, Vegetation) zu vermeiden, muss das Management in Umfang (Flächengröße) und Intensität (ein-/zweischürige Mahd, Beräumung) jährlich an die herrschenden Bedingungen, insbesondere Wasserstände, und den Bedarf an Management zur Erreichung der Ziele angepasst werden. Eine bodenphysikalische Änderung der Flächen, die ggf. zu einem zusätzlichen Pflegeerfordernis führen kann, muss unbedingt vermieden werden. Dazu sind Rahmenbedingungen zu schaffen, die eine Entstehung ökonomischen Drucks auf intensivere Nutzung verhindern.

2.3 Management 2005-2011

2.3.1 Maßnahmen

Im Rahmen des LIFE-Projektes und kofinanziert durch den Zweckverband "Peenetal-Landschaft" wurden im Frühjahr 2005 der südliche Fanggraben der Fernen Wiesen im Westen und Osten durch drei Verbaue von der Peene abgetrennt und im Zeitraum 2005-2011 auf insgesamt ca. 155 ha Pflegemahd durchgeführt (siehe Abb. 17 - Abb. 22). Die Flächen wurden in Abhängigkeit von der Wüchsigkeit zumeist ein erstes Mal Ende Juni/Juli und ein teilweise ein zweites Mal im Septem- ber/Oktober gemäht. Innerhalb eines Jahres wurden maximal 126,5 ha (2008) gemäht (Tab. 1). Die Mahd wurde durch vier lokale Auftragnehmer durchgeführt. In den Jahren 2005-2010 kam da- bei Kleintechnik der Firmen K.-H. Spiegl (Abb. 3, Tab. 3), R. Scheibner und N. Krauss zum Einsatz. Das Mähgut verblieb dabei auf der Fläche. Eine testweise Abfuhr des Mähgutes war nur 2008 auf einer Teilfläche von 2,5 ha in den Murchiner Wiesen möglich (Pressen und Abfuhr von 24 Großbal- len von ca. 250 kg Gewicht durch R. Scheibner). Im Jahr 2011 wurde erstmals die gesamte Mahd- fläche beräumt. Dabei kam auf der Insel Schadefähre auf 36,7 ha Kleintechnik der Firmen K.-H. Spiegl (Mahd, Abfuhr mit Schleppe, Abb. 4) und N. Krauss (Wenden, Schwaden, Ballenpressen) zum Einsatz. Auf den Murchiner Wiesen wurde die Biomasse auf 47,5 ha durch eine umgebaute Pistenraupe mit Gummiketten und Ladewagen (Abb. 5), die im Rahmen eines BMBF-finanzierten Projektes an der Universität Greifswald für Forschung angeschafft und in Kooperation mit einem lokalen Milchviehbetrieb und einer Biogasanlage (beide in Neu-Kosenow) eingesetzt wurde, be-

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räumt. Für den Transport der Biomasse zu Biogasanlage wurde ein ehem. Landungsboot, das bis zu 18 t gehäckselte Biomasse transportieren konnte, gechartert.

Tab. 1: Umfang der Pflegemahd im Projektgebiet (in Hektar) im Zeitraum 2005-2011. Jahr Teilfläche Juni/Juli Sep/Okt Fläche gesamt davon 2x gemäht

2005 Schadefähre 40 0 40 0 2005 Summe 40 0 40 0 2006 Schadefähre 40 0 40 0 2006 Murchiner Wiesen 60 12 60 12 2006 Ferne Wiesen 16 0 16 0 2006 Summe 116 12 116 12 2007 Schadefähre 40 0 40 0 2007 Murchiner Wiesen 43 35 60 18 2007 Ferne Wiesen 12 7 17 2 2007 Summe 95 42 117 20 2008 Schadefähre 40 0 40 0 2008 Murchiner Wiesen 61 33 61 33 2008 Ferne Wiesen 11.5 23 25.5 9 2008 Summe 112.5 56 126.5 42 2009 Schadefähre 0 0 0 0 2009 Murchiner Wiesen 25 22 47 0 2009 Ferne Wiesen 0 8 8 0 2009 Summe 25 30 55 0 2010 Schadefähre 40 0 50.5 0 2010 Murchiner Wiesen 28 0 28 0 2010 Ferne Wiesen 10 0 10 0 2010 Summe 78 0 78 0 2011 Schadefähre 0 36.7 36.7 0 2011 Murchiner Wiesen 0 47.5 47.5 0 2011 Ferne Wiesen 0 0 0 0 2011 Summe 0 84.2 84.2 0 Gesamt Schadefähre 55 Gesamt Murchiner Wiesen 62 Gesamt Ferne Wiesen 38 Gesamt Summe 155

Abb. 3: Pflegemahd in den Murchiner Wiesen 2009 (Foto: J. Bellebaum).

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Abb. 4: Pflegemahd und Beräumung auf Schadefähre 2011 (Foto: N. Krauss).

Abb. 5: Beräumung in den Murchiner Wiesen 2011 (Foto: F. Tanneberger).

Außerdem wurde im Rahmen des LIFE-Projekts im Jahr 2005 der südliche Fanggraben der Fernen Wiesen im Westen und Osten von der Peene durch Grabenverschlüsse abgetrennt.

2.3.2 Auswirkungen der Pflegemahd auf Vegetation und Habitatqualität für Seg- genrohrsänger

Die jährliche Pflegemahd ab Sommer 2006 bewirkte einen deutlichen Rückgang der Vegetations- höhe, der Dicke der Streuschicht und der Deckung von Schilf in den Murchiner Wiesen, in denen durch Sukzession ein sehr hohes und dichtes Schilfröhricht entstanden war (Tab. 2). In den Fernen Wiesen, wo die Monitoring-Plots in einem weniger dichten und hohen Schilfröhricht im Südteil lie- gen, zeigte nur die Dicke der Streuschicht einen leichten Rückgang. Die Entwicklung im Nordteil der Fernen Wiesen (ohne Monitoring-Plots) ist ähnlich wie in den Murchiner Wiesen. Die Streu- schicht ist auf den ungepolderten Flächen trotz der fehlenden Beräumung des Mähgutes sehr nied-

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rig, da ein großer Teil der vorjährigen Biomasse aufgrund der schwankenden Wasserstände zügig zersetzt bzw. in die Gräben geschwemmt wird.

Auf der Schadefähre hat die Pflegemahd ab 1999 bereits 2004 zu einer Stabilisierung der niedrig- wüchsigen Seggenvegetation im Zentrum der Insel geführt (Subklew 2004). Die Streuschicht ist im Vergleich zu den Murchiner und Fernen Wiesen allerdings sowohl in Höhe als auch in Deckung deutlich stärker ausgeprägt (Tab. 2). Eine eingehende Auswertung der Auswirkungen der Pflege- mahd ohne Beräumung auf die Vegetationsstruktur findet sich bei Völlm (in Vorb.).

Die Kennwerte der Vegetationsstruktur der gemähten Flächen liegen für die Fernen Wiesen durch- gehend und für die Murchiner Wiesen ab 2009 im Bereich aktuell vom Seggenrohrsänger besiedel- ter Flächen in von Schilf dominierten Brutgebieten an der Ostseeküste (Tanneberger 2008, briefl.).

Tab. 2: Kenngrößen der Vegetationsstruktur in den Mahdflächen. b Murchiner Wiesen Ferne Wiesen Schadefähre Jahr Mittel sd Mittel sd Mittel sd Mächtigkeit der Streuschicht (cm) 2006 a 16,27 7,66 6,87 3,87 2007 5,83 5,68 3,61 4,57 2008 5,35 4,20 4,66 4,14 2009 2,13 1,99 5,25 3,48 2010 1,16 1,48 3,01 2,84 2011 Vegetationshöhe (cm) a 2006 230,94 53,58 110,83 30,06 2007 140,50 23,62 103,50 17,02 2008 154,00 22,21 128,06 18,32 2009 116,00 15,60 94,75 22,39 2010 134,25 35,33 122,50 23,42 87,73 20,15 2011 105,00 42,32 Deckung Schilf (%) a 2006 81,9 25,6 9,1 05,4 2007 53,0 24,1 15,5 07,6 2008 50,0 23,1 50,6 28,6 2009 20,5 13,4 15,6 09,1 2010 27,9 11,6 14,1 07,9 12,9 11,2 2011 15,5 16,1 Angeben sind Mittelwert und Standardabweichung (sd) im Juli (außer 2008 Ferne Wiesen: August). a Messungen 2006 vor Beginn der Pflegemahd. b C. Völlm in Vorbereitung

2.3.3 Auswirkungen der Pflegemahd auf den Boden

Bei der Mahd wurden Geräte mit unterschiedlichem Gewicht und Bodendruck eingesetzt (Tab. 3). Der als Schätzwert angegebene statische Bodendruck erlaubt keinen direkten Schluss auf alle real auf den Boden wirkenden Kräfte, da dabei unterschiedlich starke Lasten auf einzelnen Rädern bzw. Bereichen der Kette auftreten.

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Tab. 3: Eigenschaften der zu Mahd und Beräumung im Zeitraum 2006-2011 eingesetzten Technik Maschine Kleintraktoren Presse Pistenraupe Typ Kubota Landini Carraro Carraro Abbriata Kässbohrer PB 240, B2410 Discovery 65 Tigretrac HST Rechteckballen- Spezialketten aus Gummi Climber Hochdruckpresse Ausrüstung Balken-Mähwerk Scheiben- Scheiben- Häcksler Ladewagen mähwerk mähwerk leer/+ 5t Gewicht a kg 975 2200 1150 800 8000 8500 5000/10000 Auflagefläche a cm² 5490 6070 5000 3000 81408 81408 101760 statischer g/c 178 362 230 267 98 104 49/98 Bodendruck a m² Arbeitsbreite m 1,78 2,3 1,7 1,3 3,65 2 - Flächenleistunga,b ha/d 3 ? 4 5 7 (2011) 5 (2011) - 12 (max.) 8 (max.) a Schätzwerte b ohne Rüst-, Pausen- und Wegzeiten, bei 8 h täglicher Einsatzzeit; Maximalwerte auf Basis von Einsatzab- schnitten 2011 ohne technische Probleme, ähnliche Werte werden auch mit anderen Pistenraupen erreicht

Der Zustand der Flächen wurde jährlich im Frühjahr durch die Steuerungsgruppe des LIFE- Projektes beurteilt. Bei der Mahd mit Kleintechnik ohne Beräumung hinterließ der leichteste Klein- traktor (Abb. 3) minimale und ein etwas schwererer Kleintraktor mit Gitterrädern (Abb. 6) nur ge- ringfügige Beschädigungen des Bodens auf den Flächen. Ein leichter Kleintraktor mit Balkenmäh- werk wird daher als günstige Lösung angesehen. Die Zuwegungen zu dem Flächen und die häufig genutzten Fahrtrassen und Überfahrten auf den Flächen wurden an einigen Stellen leicht geschä- digt. Die häufige Befahrung von Zuwegungen konnte durch den wasserseitigen Transport des Traktors und durch den Einsatz von mobilen Fahrpatten (Ferne Wiesen) reduziert werden.

Abb. 6: Kleintraktor Typ Landini in den Fernen Wiesen (Foto: L. Lachmann).

Die versuchsweise Mahd mit Beräumung von 2,5 ha in den Murchiner Wiesen im Sommer 2008 mit konventioneller, einfach bereifter Technik führte besonders an den Überfahrten und in Berei- chen mit hohen Grundwasserständen zu deutlichen Fahrspuren (Abb. 7). Der Einsatz einer kleinen Quaderballenpresse und einer Schleppe für den Abtransport der Ballen auf Schadefähre 2011 führte aufgrund des geringen Gewichts wahrscheinlich zu keiner Beschädigung der Fläche.

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Der Einsatz der Pistenraupe mit Ladewagen in den Murchiner Wiesen 2011 führte zu einer starken Beschädigung der Zuwegung (Abb. 8). Eine mittlere Schädigung der Zuwegungen tritt nach Aus- kunft aus anderen Gebieten, in denen Pistenraupen eingesetzt werden (Recknitztal, Biebrza-NP Polen), zwangsläufig bei häufiger Befahrung nasser Böden mit Raupen ein. Diese wurde in den Murchiner Wiesen 2011 durch die häufigen zusätzlichen Befahrungen u. a. aufgrund von techni- schen Problemen und dadurch geringe Flächenleistung verstärkt. Der nur zwei Mal befahrene, überwiegende Teil der Fläche weist keine oder nur geringe Schädigung auf. Ähnlich unzersetzte und nasse Bereiche zeigten schon nach wenigen Wochen keine Spuren mehr (Abb. 9, aufgenom- men auf Moorfläche an der Redoute außerhalb des Untersuchungsgebietes). Mögliche langfristige Folgen eines mehrjährigen Befahrens mit der Raupe sind jedoch noch unzureichend geklärt, ins- besondere Schäden an der Vegetation durch die Scherkräfte der (im Vergleich zu Kleintraktoren) scharfkantigen Ketten.

Abb. 7: Fahrspuren nach Beräumen in den Murchiner Wiesen (28.7.2008, Foto: J. Bellebaum).

Abb. 8: Beschädigte Zuwegung nach Beräumen in den Murchiner Wiesen im September/Oktober 2011 (Foto: C. Schröder).

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Abb. 9: Zustand einer Fläche direkt nach der Mahd durch die Pistenraupe (27.07.2011) und im Ab- stand mehrerer Wochen (Fotos: C. Schröder).

2.3.4 Auswirkungen der Pflegemahd auf andere Vogelarten

In den Murchiner und Fernen Wiesen haben die Brutbestände von Kiebitz und Rotschenkel infolge der Pflegemahd erkennbar zugenommen (Tab. 4). Im Zeitraum 2001-2005 haben diese Arten höchstwahrscheinlich nicht in diesen beiden Gebieten gebrütet (D. Sellin, B. Schirmeister briefl.). Die Anzahl der Revierpaare von Kiebitz und Rotschenkel korreliert mit der Größe der im Vorjahr spät gemähten Fläche. Die größte Anzahl von Kiebitzen (28 Revierpaare) und Rotschenkeln (8 Revierpaare) konnte 2009 auf 54 ha, die im Vorjahr spät gemäht worden waren, nachgewiesen werden (Abb. 23, Abb. 24). Auf Schadefähre war ein solcher Effekt nicht zu beobachten. Eine ein- gehende Darstellung zur Situation der Wiesenbrüter auf Schadefähre findet sich bei Völlm (in Vorb.).

Tab. 4: Bestand gefährdeter Wiesenbrüter (Reviere) auf Mahdflächen in den Fernen Wie- sen/Murchiner Wiesen. Art Fläche 2007 2008 2009 2010 2011 Trend Spätmahd Murchiner Wiesen 12 ha 35 ha 31 ha 22 ha 0 ha im Vorjahr Ferne Wiesen 0 ha 7 ha 23 ha 7 ha 0 ha Tüpfelralle Murchiner Wiesen 3 14 5 3 ? Kiebitz Murchiner Wiesen 4 2 20 14 8 + Ferne Wiesen 0 0 8 2 0 + Rotschenkel Murchiner Wiesen 0 1 9 4 0 + Ferne Wiesen 0 0 0 1 0 + Bekassine Murchiner Wiesen 2 14 7 4 ? +? Ferne Wiesen 2 3 3 2-3 ? 0 Kampfläufer Murchiner Wiesen - rastend 18 rastend, 14 rastend 0 0 1 W im Sommer Daten 2007: D. Sellin, 2008-2010: LIFE-Projekt, 2011: F. Schulze.

2.3.5 Auswirkungen der Pflegemahd auf Arthropoden

Tagfalter: In den Jahren 2010 und 2011 wurden in den gemähten Teilen der Murchiner Wiesen Gelege und auch Larven des Großen Feuerfalters (Lycaena dispar, Anhang II FFH-RL) festgestellt.

23 Projekt „Schutz des Seggenrohrsängers in Polen und Deutschland“ Managementplan Peenetal

Die wichtigste Futterpflanze für Raupen dieser Art, der Fluss-Ampfers (Rumex hydrolapathum), hatte sich hier als Folge der Pflegemahd ab 2007 stark in der Fläche ausgebreitet. Die Art war höchstwahrscheinlich vor 2006 in den dichten und hohen Schilfröhrichten nicht vertreten (V. Wach- lin briefl.) und hat demnach seit Beginn der Mahd die Projektfläche großflächig besiedelt. In den Fernen Wiesen waren Vorkommen des Großen Feuerfalters schon vor Projektbeginn bekannt (V. Wachlin briefl.) und die Art konnte auch während des Projektes nachgewiesen werden. Das Vor- kommen der Art im Projektgebiet zeichnet sich durch flächiges Auftreten anstatt des in vielen ande- ren Gebieten üblichen Auftreten entlang von Gräben aus.

Insgesamt konnten 2011 auf den Sommermahdflächen im gesamten Projektgebiet 11 Tagfalter- Arten nachgewiesen werden (Tab. 5). Damit waren die Flächen artenreicher als die angrenzenden Wintermahdflächen (5 Arten) und ungenutzen Röhrichte (6 Arten; S. Görn briefl.).

Tab. 5: Nachgewiesene Tagfalterarten in den Fernen Wiesen/Murchiner Wiesen. Wissenschaftlicher Name Deutscher Name

Heteropterus morpheus Spiegelfleck-Dickkopffalter Lycaena dispar Großer Feuerfalter Nymphalis io Tagpfauenauge Nymphalis urticae Kleiner Fuchs Vanessa atalanta Admiral Papilio machaon Schwalbenschwanz Pieris brassicae Großer Kohlweißling Pieris napi Grünader-Weißling Pieris rapae Kleiner Kohl-Weißling Coenonympha glycerion Rotbraunes Wiesenvögelchen Coenonympha pamphilus Kleines Wiesenvögelchen

In den Projektflächen wurden 2011 zahlreiche Laufkäferarten erfasst, die als potenzielle Indikato- ren für Niedermoor-Lebensräume gelten können (GAC 2009). Die Vorkommen der meisten Arten erstreckten sich auch auf die zu dieser Zeit bereits mehrjährig gemähten Teilflächen (s. Tab. 12 im Anhang). Dies gilt auch für Carabus menetriesi. Nur sechs potenzielle Indikatorarten wurden aus- schließlich auf ungemähten Flächen nachgewiesen (Badister unipustulatus, Bembidion manner- heimii, Blemus discus, Oxypselaphus obscurus, Patrobus atrorufus, Philorhizus sigma).

24 Projekt „Schutz des Seggenrohrsängers in Polen und Deutschland“ Managementplan Peenetal

2.3.6 Kosten der Pflegemahd

Die in den Jahren 2005-2011 gezahlten Preise für Pflegemahd sind in Tab. 6 dargestellt. Für die Mahd mit Beräumung als gehäckselte Biomasse werden in einem optimierten Szenario variable Kosten (Arbeitslohn, Treibstoff) von 66 €/ha, ohne Beräumung 23 €/ha erwartet (S. Wichmann unveröff.). Investitionskosten für die Anschaffung der Maschine wurden nicht ermittelt.

Tab. 6: Kosten (Bruttopreise) für Pflegemahd im Projektgebiet 2005-2011. Variante Kosten (€/ha) Bemerkungen

Mahd ohne Beräumung mit Kleintechnik, Erst- 300 einrichtung oder schwer erreichbare Flächen Mahd ohne Beräumung mit Kleintechnik, ein- 268-275 gerichtete Fläche Mahd mit Beräumung in Großballen mit kon- 776 2,5 ha im Juli 2008, sehr trockener Som- ventioneller Technik mer Mahd mit Beräumung in Kleinballen mit Klein- 630 Schadefähre 2011, exkl. Transportkosten technik von der Insel zum Festland

Mahd mit Beräumung als gehäckselte Bio- variable Kos- hohe Kosten durch technische Probleme masse durch Pistenraupe ten: 132 Maschinen durch VIP-Projekt bereitge- stellt, Kosten nicht eingerechnet Transportkosten mit Landungsboot "Gustav" ca. 450 lange Charter aufgrund von Brückenbau- nach Anklam arbeiten in Anklam, hoher Dieselverbrauch (ab 2012 ca. 1/3 geringer), Abtransport von ca. 1,5-2 t Frischmasse/Hektar

Zum Vergleich: Die jährlichen Kosten für die Offenhaltung von Niedermoorflächen im Peenetal schätzen Rühs et al. (2003) auf 250 €/ha bei einmaliger Mahd, dabei ist allerdings der erhöhte Aufwand durch schwer zu erreichende und zu befahrende Flächen nicht berücksichtigt. Für Pfle- gemaßnahmen im Auftrag des Zweckverbandes „Peenetal-Landschaft“ auf schwierigen Flächen wurden im Regelfall 275 €/ha, in Sonderfällen bis zu 420 €/ha gezahlt. Die Kosten für Mulchmahd mit einer Pistenraupe liegen bei ca. 300-400 Euro/ha (z.B. Fa. Tacke), für Mahd mit Beräumung mit einer Pistenraupe inkl. Transport zum Flächenrand bei ca. 700-800 Euro/ha (z.B. Fa. Meyer- Luhdorf).

25 Projekt „Schutz des Seggenrohrsängers in Polen und Deutschland“ Managementplan Peenetal

3 Maßnahmenteil

3.1 Bewertung der vorhandenen Nutzungen

3.1.1 Bestehende Nutzungen

Die intensive Nutzung von Saatgrasland einschließlich der dafür erforderlichen Entwässerung der gepolderten Flächen auf allen Polderflächen bis ca. 1990 und teilweise darüber hinaus hat zu einer erheblichen Verschlechterung der Erhaltungszustände von Arten und Lebensräumen geführt.

Von 1991 bis heute fand entlang der Peene schrittweise Polderrenaturierungen mit vollständigem Nutzungsverzicht statt. Eine Ausdeichung/Entwidmung von Poldern mit Saatgrasland auf stark gesackten Torfböden hat auf dem überwiegenden Anteil der Polderflächen zur Entwicklung von Flachwasserzonen und nicht befahrbaren Röhrichten geführt (I.L.N. Greifswald 1998), die als Le- bensraum für Seggenrohrsänger nicht geeignet und auch nicht zu entwickeln sind.

Für den Schutz des Seggenrohrsängers und weiterer Wiesenbrüter einschließlich maßgeblicher Gebietsbestandteile des SPA (Bekassine, Großer Brachvogel, Kampfläufer, Rotschenkel, Ufer- schnepfe) und für die Wiederherstellung ihrer Lebensräume sind ein vollständiger Nutzungsver- zicht ebenso wie die intensive Nutzung von Saatgrasland einschließlich der dafür erforderlichen Entwässerung der gepolderten Flächen nachteilig. Eindeutig positive Auswirkungen auf diese Schutzziele haben die Pflegemaßnahmen durch Mahd auf den nicht gepolderten Flächen des LIFE-Projekts (siehe Kapitel 2.3.4 und 2.3.5). Diese Bewertungen gelten in gleicher Weise für den Erhalt des Großen Feuerfalters.

Die vorhandenen, vorwiegend wassergebunden touristischen Nutzungen einschließlich des An- gelns stehen nicht in direktem Konflikt mit den Schutzzielen. Konflikte können sich durch ungere- gelte Anlage von Landeplätzen und Aufenthalt von Wassersportlern auf den gemähten Flächen ergeben, besonders im Bereich der Insel Schadefähre. Daher sollten die Uferkanten auch zukünftig nicht gemäht werden, um Sichtschutz zu ermöglichen. Im Falle einer deutlichen Zunahme touristi- scher Nutzungen kann eine Überwachung dieser Nutzungen im Gebiet notwendig werden.

Eine gesetzmäßige Jagdausübung stellt derzeit keinen direkten Konflikt mit dem Schutzziel dar. Mögliche Konflikte können sich jedoch aus dem Bau jagdlicher Einrichtungen, möglichen illegalen Wasserstandsabsenkungen und der Nutzung von Fahrzeugen auf Moorboden ergeben.

Während der Projektlaufzeit wurden mehrfach Grabenverschlüsse in den Murchiner Wiesen be- schädigt, um die Wasserstände in den Flächen abzusenken. Solche illegalen Eingriffe sind auch in anderen wiedervernässten Poldern vorgekommen. Die illegalen Wasserstandsabsenkungen haben direkte negative Auswirkungen auf die Bestände von Wasservögeln (Sellin 2007). Zur Sicherung der angestrebten Wasserstände müssen die zuständigen Landesbehörden bzw. der Rechtsnach- folger des Zweckverbands kontinuierlich die Grabenverschlüsse kontrollieren und instand halten.

3.2 Empfohlene Maßnahmen

Ziel der empfohlenen Maßnahmen ist die Verbesserung der Erhaltungszustände brütender Vogel- arten des EU-Vogelschutzgebiets. Da diese Vogelarten teils auch als maßgebliche Bestandteile von Habitaten der FFH-Gebiete einzuordnen sind, sind auch hierfür positive Effekte zu erwarten. Die Maßnahmen sollen im Einzelnen folgende Ziel erreichen:

26 Projekt „Schutz des Seggenrohrsängers in Polen und Deutschland“ Managementplan Peenetal

 Schaffung bzw. Erhalt von Lebensräumen der ehemaligen Brutvögel Seggenrohrsänger, Uferschnepfe und Kampfläufer (tatsächliche Ansiedlung der Arten abhängig von Existenz und Zustand von Quellpopulationen)  langfristige Stabilisierung und Erweiterung der Brutvorkommen von Kiebitz, Rotschenkel und Bekassine  langfristige Stabilisierung der Populationen des Großen Feuerfalters in den Fernen Wiesen/Murchiner Wiesen  Erhalt von artenreichen Seggenrieden als Bestandteil des LRT 1130  Erhalt von LRT 7210 (Kalkreiche Sümpfe mit Cladium mariscus) in den Fernen Wiesen.

Zum Erreichen dieser Ziele werden zwei Maßnahmen empfohlen:  Erhaltungs- und Wiederherstellungsmaßnahme: Pflegenutzung in den Fernen Wie- sen/Murchiner Wiesen;  Entwicklungsmaßnahme: Wiederherstellung der Insel Schadefähre als Brutgebiet für Wie- senvögel (Limikolen und Seggenrohrsänger) und Küstenvögel.

3.2.1 Erhaltungs- und Wiederherstellungsmaßnahme: Pflegenutzung in den Fer- nen Wiesen/Murchiner Wiesen

In den nicht gepolderten LIFE-Projektflächen Ferne Wiesen und Murchiner Wiesen wird durch Pflegemahd in Abständen von 1-3 Jahren auf der Gesamtfläche (zusammen 441 ha) ein Mosaik aus zu unterschiedlichen Zeitpunkten gemähten und aus ungenutzten Flächen geschaffen und erhalten. Die Maßnahme schafft und erhält die Lebensraumbedingungen zur Ansiedlung gefährde- ter Wiesenlimikolen, besonders Rotschenkel, Bekassine und Kiebitz, sowie des Seggenrohrsän- gers. Die erhöhte Strukturvielfalt steigert auch die Eignung der nicht gemähten Teilflächen als Le- bensraum für Brutvögel des Feuchtgrünlandes (v. a. Bekassine), die hier ein Mosaik aus unterschiedlich hoher und dichter Vegetation vorfinden. Die Maßnahmen umfassen

1. die einmalige Beseitigung von Gehölzen (Erlen und Weiden) auf bis zu 10 ha zur Schaffung einer arrondierten Fläche im Nordteil der Fernen Wiesen; 2. die regelmäßige Pflegemahd von insgesamt mindestens 90 ha beiderseits der Peene mit spezieller, für den Moorboden geeigneter Mähtechnik, im Sommer/Herbst (in Abhängigkeit von der Wüchsigkeit), davon 50% der Fläche (45 ha) möglichst mit Beräumung . Die Pflegemahd wird jährlich variabel ausgeführt, so dass insgesamt auf einer Fläche von ca. 200 ha Pflegemaßnahmen stattfinden (Ferne Wiesen 66 ha, Murchiner Wiesen 141 ha). Die teilweise Beräumung des Mähgutes wird zur Vermeidung von Nährstoffanreicherung angestrebt. Alternativ könnte auch eine teilweise zweischürige Mahd durchgeführt werden. Zur Schaffung von Lebens- raum für Limikolen (ausgenommen Bekassine) ist kurz- bis mittelfristig eine jährliche Mahd im Sommer bzw. Herbst notwendig.

Größe und Lage der jährlich gemähten Fläche ist in beiden Gebieten von folgenden Kriterien be- stimmt:  Erreichbarkeit  Zusammenhängende, näherungsweise rechteckige Fläche mit geringen Randeffekten  Verbindung zum benachbarten Mahdgebiet

27 Projekt „Schutz des Seggenrohrsängers in Polen und Deutschland“ Managementplan Peenetal

 Keine Beeinträchtigung mahdempfindlicher Bestände des Gagelstrauchs Myrica gale (Fer- ne Wiesen)

Der Zeitpunkt der Mahd ist von der Wüchsigkeit und von der realen Ansiedlung von Zielarten be- stimmt. Auf Flächen mit hohem und dichten Schilfaufwuchs sollte die Mahd nach Ausschluss von Brutvorkommen der Zielarten möglichst frühzeitig (Juni/Juli) stattfinden (Wiederherstellungsma- nagement, Tanneberger 2008). Eine Mahd im Juni/Juli führt zu einem deutlichen Export von Nähr- stoffen, da sie vor der Verlagerung der Nährstoffe aus der Pflanze in den Boden stattfindet (Warn- ke-Grüttner 1990, Güsewell 2000). Im Falle einer Mahd im Juni/Juli ist allerdings aufgrund des Wiederaufwuchs während des Rests der Vegetationsperiode keine Habitateignung für Limikolen (außer Bekassinen) im Folgejahr zu erwarten, so dass eine zweite, späte Mahd zu erwägen ist. Auf Flächen mit niedrigem und lichtem Schilfaufwuchs, d. h. mit geeigneten Habitatbedingungen für die Zielarten, ist eine Mahd im Spätsommer/Herbst ausreichend (Erhaltungsmanagement).

Die Mahd sollte durch ortsansässige Auftragnehmer, die im Besitz geeigneter Technik sind, erfol- gen. Als geeignete Technik wird für die Mahd ein leichter Kompakttraktor mit Doppelbereifung an- gesehen. Über die Auswirkungen von Raupentechnik kann nach einem Jahr kein abschließendes Urteil gefällt werden. Es sollte ein Balkenmähwerk eingesetzt werden, da dies im Vergleich zu ro- tierenden Mähwerken zu einer geringeren Schädigung von Arthropoden, Amphibien und Kleinsäu- gern führt (Claßen et al. 1993, Claßen et al. 1996, Oppermann & Claßen 1998, Oppermann & Krismann 2002). Bei der Auswahl der Technik zur Beräumung ist zu prüfen, ob ein absetziges Ver- fahren (Vorteil: Biomasse wird erst in einem zweiten Schritt im angetrockneten Zustand aufge- nommen, Tiere auf der Fläche können ggf. das abgelegte Schwad verlassen; Nachteil: zweimalige Befahrung des Bodens) oder die gleichzeitige Mahd und Aufnahme der Biomasse angestrebt wer- den sollte. Eine theoretische, u. U. kostengünstige, Alternative zur Mahd kann das kontrollierte Abbrennen von oberirdischer Biomasse im Winter sein. Dafür müssen sehr spezielle Wasserstands- und Witte- rungsbedingungen vorherrschen (Tanneberger et al. 2009). Das im Rahmen des LIFE-Projektes geplante experimentelle Abbrennen von 40 ha im Polder Johannishof konnte nicht durchgeführt werden, da die Winter entweder zu nass (Überstau/Schnee) oder zu warm oder beides waren. Die Flächen befinden sich überwiegend im öffentlichen bzw. kommunalen Eigentum (Zweckver- band „Peenetal-Landschaft“ bzw. dessen Rechtsnachfolger und Stadt Anklam), zu einem geringe- ren Teil in Privateigentum. Bei Beschränkung der Pflegemahd auf öffentliche und kommunale Flä- chen stehen in den Murchiner Wiesen und Fernen Wiesen innerhalb der LIFE-Mahdkulisse (207 ha) ca. 152 ha für Pflege zur Verfügung. Alternativenprüfung

Wegen des erheblichen Aufwandes bei der Mahd und besonders der Abfuhr von Mähgut aus den Projektflächen könnte die Erhaltung von Lebensraum für Wiesenlimikolen und zusätzlich auch von gefährdeten Rallenarten in ehemaligen Polderflächen außerhalb des NSG mit höherer Kosteneffi- zienz durchgeführt werden. Zu prüfen wären dabei die Aussichten auf Ansiedlung des Seggenrohr- sängers (wahrscheinlich geringer) sowie auf Erhalt von Populationen des Großen Feuerfalters und von artenreichen Seggenrieden.

Geeignete Polder müssen rechtlich und technisch eine Pflege durch Mahd oder Beweidung ermög- lichen. Im Rahmen des Moorschutzprogramms renaturierte Polder unterliegen einem Nutzungsver- zicht, der eine dauerhafte Pflege verhindert. Eine Pflege wäre jedoch in Flächen zulässig, die im Zuge von Ausgleich- und Ersatzmaßnahmen aus der herkömmlichen intensiven Nutzung genom-

28 Projekt „Schutz des Seggenrohrsängers in Polen und Deutschland“ Managementplan Peenetal

men wurden. Technisch erfordert eine Pflege Wasserstände, die nur unwesentlich bzw. nicht dau- erhaft über Flur liegen oder gezielt abgesenkt werden können. In den bisher entwidmeten Poldern ist diese Voraussetzung i. d. R. nicht erfüllt. Damit stünden voraussichtlich folgende Alternativen zu den Projektflächen zur Verfügung:

 ca. 180 ha Extensivierungsflächen des Naturschutzgroßprojektes in den Relzower Wiesen

 ca. 200 ha extensiv nutzbare Fläche in den (ehemaligen) Poldern Immenstädt und Pinnow nach Umsetzung der Ersatzmaßnahme für die NordStream-Pipeline

 ehem. Saatgrasland im Süden des UG, Polder Kamp, Rosenhagen.

Tab. 7: Flächen für die Maßnahmen in den Murchiner/Fernen Wiesen Teilgebiet Maßnahmen Flächengröße Ferne Wiesen / Gesamtfläche 287 ha / 155 ha Murchiner Wiesen Maßnahmenfläche (gesamt) 66 ha / 141 ha darauf Gehölzbeseitigung (einmalig) 10 ha Pflegemahd ohne Beräumung jährlich 45 ha Pflegemahd mit Beräumung bzw. zweischürig jährlich 45 ha

3.2.2 Entwicklungsmaßnahme: Wiederherstellung der Insel Schadefähre als Brut- gebiet für Wiesen- und Küstenvögel

Die Maßnahme schafft und erhält die Lebensraumbedingungen zur Ansiedlung gefährdeter Bo- denbrüter, besonders der Wiesenlimikolen Rotschenkel, Bekassine und Kiebitz, sowie des Seg- genrohrsängers auf der die gesamten Insel (insgesamt 94 ha) sowohl hinsichtlich der Habitatstruk- tur als auch einer verringerten Prädation. Die Insel Schadefähre erhält damit wieder den historischen Charakter einer „Vogelschutzinsel“. Außerdem reduziert sie die Entwässerung des bestehenden Moorkörpers durch das Grabensystem. Sie umfasst einen dauerhaften Verschluss von Entwässerungsgräben, die Ausweitung der bisherigen Pflegemahd und Übergang zu intensiver Pflegebeweidung in einer Entwicklungsphase von ca. 5 Jahren und in der Unterhaltungsphase eine extensive Pflegebeweidung, ergänzt durch Pflegemahd in Abhängigkeit von den Wasserständen. Eine extensive Pflegebeweidung entspricht der historischen Nutzung. Infolge der geringen Gelän- dehöhe ist ein Teil der Fläche für eine Beweidung nur zeitweise geeignet und muss ggf. ersatzwei- se gemäht werden. Eine Pflegemahd erfolgt mit angepasster Mähtechnik (s. Kap. 3.2.1).

Einmalige Maßnahmen Die Wiederherstellungsmaßnahme erfordert zu Beginn  die Schaffung und Erhaltung von Grabenübergängen für Vieh und Sohlschwellen bzw. Verbauungen zum Verschluss von Grabenausgängen  die vollständige Beseitigung von Schilfröhricht und anderer hochwüchsiger Vegetation auf Land (einschließlich Gehölzbeseitigung auf 3 ha), die Rückzugsgebiete für Bodenprädatoren darstellen (Langgemach & Bellebaum 2005). Eine Übersichtskartierung der Grabenstrukturen (Völlm in Vorb.) ergab, dass nur ein kleiner Teil der Gräben vollständig verlandet ist. Einzelne Gräben weisen Tiefen von mehr als 30 cm auf und sorgen u. U. für eine Vorflut aus dem zentralen Teil der Insel in Richtung Peene. Durch Sohl- schwellen oder Verbauungen auf Geländeniveau wird die Vorflut in den Gräben unterbunden und der Wasserstand gezielt auf einen festgelegten Mindestwasserstand angehoben. Diese Anhebung

29 Projekt „Schutz des Seggenrohrsängers in Polen und Deutschland“ Managementplan Peenetal

stellt sowohl eine Aufwertung im Sinne des Moor- und Bodenschutzes als auch eine Verbesserung der Lebensraumbedingungen für Wiesenlimikolen dar. Zugleich führt die Anhebung dazu, dass ein jährlich wechselnder Teil der Fläche für eine Beweidung zu nass sein kann und dann ggf. gemäht werden muss. Durch Entfernung von Schilfröhricht und anderer hochwüchsiger Vegetation sollen Rückzugsgebie- te für Bodenprädatoren beseitigt werden (Langgemach & Bellebaum 2005). Dies kann ggf. über mehrere Jahre abschnittsweise durchgeführt werden um zu prüfen, ob eine vollständige Beseiti- gung erforderlich ist. Eine weitgehende Beseitigung hoher Vegetation entspricht der historischen Nutzung (Subklew 2004) und der davon abhängigen Vogelwelt und ist deshalb als langfristiges Ziel auch im Pflege- und Entwicklungsplan enthalten (s. o.). Abweichend von diesem Plan ist sollen aber auf einer „Vogelschutzinsel“ keinerlei Sukzessionsflächen verbleiben, d. h. auch die Ge- büschbereiche sind in die Weidefläche einzubeziehen. Die Entfernung von Schilfröhricht erfordert u. U. die Bereitstellung von Ersatzflächen für die derzeit betriebene Schilfwerbung.

Fortdauernde Pflege: Beweidung und Mahd Eine extensive Beweidung der Insel zur Erhaltung der Eignung als Brutgebiet entspricht der histori- schen Nutzung (Subklew 2004) und der davon abhängigen Vogelwelt und ist deshalb als langfristi- ges Ziel auch im Pflege- und Entwicklungsplan für das Gebiet enthalten (I.L.N. Greifswald 1998). Abweichend von diesem Plan sollen aber keinerlei hochwüchsigen Sukzessionsflächen verbleiben, d. h. auch die derzeitigen Gebüschbereiche werden in die zu pflegende Fläche einbezogen. Die Beweidung sollte nach bestehenden Empfehlungen (Holz et al. 1983, I.L.N. Greifswald 1998) als extensive Sommerweide (0,5-1 GV/ha bzw. 60 GV) mit Rindern (leichte Robustrassen) erfol- gen. Die Weideperiode beginnt am 15.6. und erstreckt sich je nach Aufwuchs bis Oktober, nur bei unzureichender Wirkung ist ein früherer Auftrieb zu erwägen, sofern der Schutz von Vogelbruten durch wirksame Auskopplung gewährleistet ist. Eine Zufütterung ist auszuschließen. Um die positi- ven Auswirkungen auf Bodenbrüter sicherzustellen ist eine Gebietsbetreuung durch einen fach- kundigen Ornithologen erforderlich, der in Abstimmung mit dem Ausführenden die Lenkung der Pflegemaßnahmen (v. a. des Weidebetriebs) bzw. gezielte Nestschutzmaßnahmen übernimmt. Mit diesen Arbeiten werden zugleich die notwendigen Informationen für eine Erfolgskontrolle erhoben. Die Kalkbinsen-Riede im Inselzentrum müssen ggf. durch Auskopplung aus der Beweidung her- ausgenommen und durch Pflegemahd erhalten werden (I.L.N. Greifswald 1998). Bei Bedarf ist das Mähgut zu beräumen, um die Entwicklung einer massiven Streuschicht zu verhindern.

Fortdauernde Pflege: Jagd/Prädationsmanagement Zur Erhaltung der Eignung als Brutgebiet ist die Insel frei von Bodenprädatoren zu halten. Dazu soll eine Jagdausübung durch den Projektträger bzw. in seinem Auftrag ausschließlich zum Zweck des Schutzes von Bodenbrütern erfolgen. Dies umfasst im Wesentlichen den Abschuss aller Füch- se und Wildschweine durch Treibjagd vor Beginn der Brutsaison, nach Bedarf auch durch Einzel- abschuss in der Brutsaison, sowie möglicherweise die Fangjagd auf Marderartige. Der erforderli- che Umfang richtet sich nach dem Auftreten von Prädatoren bzw. Brutverlusten und ist im Rahmen der Gebietsbetreuung zu ermitteln.

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Tab. 8: Flächen für die Maßnahmen zur Entwicklung und Management auf Schadefähre Teilgebiet Maßnahmen Flächengröße Schadefähre Gesamtfläche 94 ha darauf in Entwicklungsphase Wasserstandsanhebung 94 ha Pädatorenmanagement 94 ha darauf in Entwicklungsphase Beseitigung hoher Vegetation 54 ha darauf in Unterhaltungsphase extensive Beweidung * ca. 70 ha Pflegemahd ca. 24 ha Prädatorenmanagement 94 ha * wird in Abhängigkeit von naturräumlichen Gegebenheiten u. U. teilweise durch Pflegemahd ersetzt

3.2.3 Monitoring

Die Durchführung des Managements erfordert eine Gebietsbetreuung durch ornithologisch fach- kundiges Personal, das in Abstimmung mit dem Ausführenden die Lenkung der Pflegemaßnahmen (v. a. des Weidebetriebs) bzw. gezielte Nestschutzmaßnahmen übernimmt. Dazu wird jährlich vor Beginn der Mahd/Beweidung eine Bestandserfassung gefährdeter Wiesenbrüter und des Seggen- rohrsängers mit ganuer Feststellung der Lage der Reviere bzw. Brutplätze durchgeführt und das Management jährlich mittels GPS und Fotos dokumentiert. Außerdem sollte der Zustand von Über- fahrten, Fahrtrassen und Mahdflächen und die Grundwasserstände in den Flächen (permanent mit Datenloggern) erfasst werden. Für eine weitergehende Erfolgskontrolle sollen in regelmäßigen Abständen folgende Daten ermit- telt werden:  Bruterfolge gefährdeter Wiesenbrüter  Bodenstruktur einschließlich Indikatoren der Bodenverdichtung (Scherfestigkeit, Set- zungstiefe usw.)  Vegetationsstruktur (anschließend an das im LIFE-Projekt durchgeführte Monitoring) mit relevanten Parametern für die Habitateignung und dem Vorkommen ausgwählter Arten.

3.3 Instrumente zur Umsetzung

Die aufgeführten Maßnahmen zur Erhaltung bzw. Entwicklung sind weitgehend als landwirtschaftli- che Nutzung zu gestalten (Mahd, Beweidung). Die Durchführung solcher Maßnahmen im Peenetal sollte jedoch dauerhaft durch einen Träger des Naturschutzes erfolgen. Diese Empfehlung beruht auf den Erfahrungen in anderen Brutgebieten der „Pommerschen Population“ des Seggenrohrsän- gers (besonders Freesendorfer Wiesen), in denen eine Nutzung durch Landwirtschaftsbetriebe die Lebensräume der Art erheblich beeinträchtigt bis weitestgehend zerstört hat. Ein Träger des Natur- schutzes soll sicherstellen, dass die Nutzungen nicht primär nach ökonomischen Kriterien erfolgen. Derzeit existieren als potentielle örtliche Träger für Pflegemaßnahmen der Zweckverband „Peene- tal-Landschaft“, der Förderverein „Naturschutz im Peenetal“ e.V. (zugleich Mitglied des Zweckver- bandes) sowie seit 2011 die Naturparkverwaltung „Flusslandschaft Peenetal“ im Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie (LUNG) Mecklenburg-Vorpommern. Der Förderverein „Natur- schutz im Peenetal“ e.V. hat 2010/2011 Nutzungsvereinbarungen mit den beiden größten Flächen-

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eigentümern im Projektgebiet, dem Zweckverband "Peenetal-Landschaft" und der Stadt Anklam, für die Fortführung der Pflegemahd auf den LIFE-Projektflächen abgeschlossen. Auf sonstigen Flächen in Privateigentum kann im NSG „Unteres Peenetal“ durch Anordnung der zuständigen Naturschutzbehörde die Durchführung der einzelnen Maßnahmen im Rahmen der gesetzlichen Duldungspflicht nach § 65 BNatSchG gewährleistet werden. Eine Beeinträchtigung bestehender Nutzungen, die ggf. eine Entschädigung der Eigentümer für entgangene Pachteinnahmen erfor- dert, entsteht nur für ca. 30 ha Schilfmahdflächen auf der Insel Schadefähre, die übrigen Flächen unterliegen keiner wirtschaftlichen Nutzung.

Sollte eine Umsetzung im Rahmen der Duldungspflicht nicht möglich sein, wären die Unterhal- tungsmaßnahmen in den Murchiner und Fernen Wiesen vorrangig auf Flurstücke im Eigentum des Landes bzw. des Zweckverbands „Peenetal-Landschaft“ sowie der Stadt Anklam beschränkt. Auf der Insel Schadefähre wäre die dingliche Sicherung gegen Entschädigung der privaten Eigentümer möglich. Für das Prädationsmanagement muss das Jagdrecht der Eigentümer gegen Entschädigung auf den Träger der Maßnahmen bzw. die Naturschutzbehörden übergehen. Die Insel ist derzeit Teil eines gemeinschaftlichen Jagdbezirks in der Gemarkung Bargischow. Das Jagdrecht in einem gemeinschaftlichen Jagdbezirk wird nach § 8 Abs. 5 BJagdG nicht durch den Eigentümer, sondern durch die Jagdgenossenschaft ausgeübt, der auch weitere Eigentümer angehören. Deshalb kann zwar eine vertragliche Regelung zwischen Jagdgenossenschaft, Jagdpächter und dem Träger getroffen werden, die jedoch nur eine geringe Rechtssicherheit bietet. Wegen der Größe von 94 ha kann die Insel nicht zu einem eigenständigen gemeinschaftlichen Jagdbezirk erklärt oder getrennt verpachtet werden (Mindestgröße 250 ha, § 8 Abs. 3 BJagdG). Folgende Möglichkeiten stehen zur Verfügung: 1) Erwerb der gesamten Insel (94 ha) und Schaffung eines Eigenjagdbezirks (Mindestgröße 75 ha, § 7 BJagdG) 2) Beschränkung der Jagdausübung (z. B. ausschließlich zum Abschuss/Fang von Raubsäugern und Wildschwein im Einvernehmen mit der Naturschutzbehörde) im Rahmen der in Vorbereitung befindlichen NSG-Verordnung 3) Erklärung der Insel zum befriedeten Bezirk durch die Jagdbehörde: Hierzu müssten die Voraussetzungen nach § 5 Abs. 2 LJagdG M-V („Grundflächen, die durch Einzäunung oder auf andere Weise gegen den Zutritt von Menschen abgeschlossen, deren Eingänge absperrbar sind und die keine Einsprünge haben“) erfüllt sein. In diesem Fall könnte die Fangjagd generell und die Jagd auf Prädatoren mit Genehmigung der Jagdbehörde ausgeübt werden (§ 5 Abs. 3 und 4 LJagdG M-V) Die Lösungen 2 und 3 erfordern eine Entschädigung privater Eigentümer für ihren Verzicht auf das Jagdrecht bzw. verringerte Pachteinkünfte.

3.4 Kosten und Finanzierung

3.4.1 Kosten

Die Kostenschätzung für die Pflegemahd durch Auftragnehmer in den Fernen Wiesen / Murchiner Wiesen in Tab. 9 basiert auf den 2006-2011 gezahlten Preisen. Die Anschaffungs- und Unterhalts- kosten für das verwendete Gerät werden durch die Auftragnehmer aus ihren Einnahmen getragen. Zusätzlich fallen einmalige Kosten für die Gehölzbeseitigung von 6.000 € (600 €/ha auf 10 ha) an.

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Tab. 9: Kostenschätzung für Pflegenutzung in den Fernen Wiesen/Murchiner Wiesen Leistung Fläche Kosten Kosten Quelle (ha) (€/ha) (€/Jahr) Jährliche Pflegemaßnahmen Mahd mit Kleintraktor 90 275 24.750 Tab. 6 ohne Mahdgutberäumung Mahd mit Kleintraktor 45 630 28.350 Tab. 6 Mahdgutberäumung bis Flächenrand (Ballen) Mahd mit Pistenraupe, 45 743 33.439 Angebot Meyer- Mahdgutberäumung (lose) Luhdorf 2011 * Abtransport Mahdgut bis Anklam 45 400 18.000 Tab. 6 Jährliche Gesamtkosten 24.750-63.814 € Preise inkl. MwSt * zugrundeliegendes Angebot: Beräumung bis 400 m Entfernung bei 150 ha Mahdfläche

Auf der Insel Schadefähre sind für die Beseitigung von Schilf und die Regelung der Jagd die Ablö- sung bestehender Nutzungsrechte (notfalls Flächenerwerb) und dingliche Sicherung (Duldung der Nutzung durch Mahd bzw. Beweidung, zur Duldung von Maßnahmen an den Entwässerungsgrä- ben und zum Verzicht auf Jagdrecht und Duldung der Jagdausübung durch einen Beauftragten des Trägers der Naturschutzmaßnahmen) erforderlich. Als Investitionen in Sachmittel sind erforderlich  eine hydrologische Studie zur Prognose von Grund- und Oberflächenwasserständen (einschließlich Höhenvermessung)  Instandsetzung eines Anlegers zur Anlandung von Weidevieh auf der Insel Schadefähre (Kosten entsprechen weitgehend einem Neubau)  Schaffung und Erhaltung von Übergängen und Sohlschwellen an bis zu 19 Grabenausgängen  Anfertigung eines Prahms zum Transport von Mähgerät bzw. Weidevieh Zur Erhaltung der Grabenübergänge und –verschlüsse werden die Kosten für einen Neubau nach Ablauf von 10 Jahren angesetzt. Das entspricht den Erfahrungen mit Grabenverschlüssen in ande- ren Teilen des Peenetalmoors. Die Pflegebeweidung mit Rindern erfolgt durch einen Landwirtschaftsbetrieb. Dabei werden die Rinder durch den Betrieb gekauft, gehalten und vermarktet und dem Betrieb die laufenden Mehr- kosten erstattet, die durch eine extensive Haltung auf der Insel Schadefähre nach den Vorgaben des Naturschutzes gegenüber der Haltung auf den Betriebsflächen entstehen. Infolge der Insella- ge, die den Aufwand für die Betreuung der Herde deutlich erhöht, werden die Kosten im vorliegen- den Fall auf 300-400 €/ha geschätzt (nach Rühs et al. 2003, H. Kruckenberg briefl., A. Schäfer mündl.). Kosten von bis zu 300,- €/ha können auch für die Pflegemahd auf der Insel Schadefähre angenommen werden, so dass die fortlaufenden Pflegemaßnahmen pauschal mit mindestens 300,- €/ha bzw. 28.200 € für die Gesamtfläche angesetzt werden.

33 Projekt „Schutz des Seggenrohrsängers in Polen und Deutschland“ Managementplan Peenetal

Tab. 10: Kostenschätzung Leistung Einmalige Kosten Laufende Kosten (pro Jahr) Pflegenutzung in den Fernen Wiesen/Murchiner Wiesen Gehölzbeseitigung (10 ha, 600 €/ha) 6000 € Pflegenutzung (vgl. Tab. 9) 24.750-63.814 € Wiederherstellung der Insel Schadefähre als Brutgebiet für Wiesen- und Küstenvögel Höhenvermessung 8000 € Hydrologische Studie 10.000 € Investitionen Entschädigung für Nutzungsrechte (30 ha Schilfmahd, 94 ha Jagdrecht) unbekannt Infrastruktur Anleger 25.000 € Grabenübergänge, Sohlschwellen * 300.000 € Alternativ: Verschluss in Geländehöhe ** 115.000 € Koppelzäune, Stromversorgung und Fang- stand 25.000 € Sachmittel: Prahm 50.000 € Motorboot 5000 € Unterhalt / Betriebskosten / Liegeplatz für Boote 5000 € Entwicklungsphase Gehölzbeseitigung (3 ha, 600 €/ha) 1800 € schrittweise ausgeweitete Pflegemahd (40 - 12.000 – 28.200 € 94 ha) Unterhaltungsphase Pflegemahd (24 ha) ggf. mit Beräumung von 7200 - 10.000 € Teilflächen Pflegebeweidung (70 ha) *** 21.000 - 28.200 € Jagdliche Maßnahmen im Auftrag (nur im Bedarfsfall) 0 - 500 € Gebietsbetreuung, Erfolgskontrolle und Verwaltung Personalkosten Gebietsbetreuung und Ver- 25.200 € waltungsaufgaben Erfolgskontrolle 5000 € Gesamtkosten Investitionen 245.800-430.800 € Entwicklungsphase (5 Jahre) 71.950-127.714 € Unterhaltungsphase 88.150-137.714 € * Kosten pro Sohlschwelle ca. 13.000 € zzgl. MwSt. ** Kosten pro Graben bis ca. 5000 € *** wird in Abhängigkeit von naturräumlichen Gegebenheiten u. U. teilweise durch Pflegemahd ersetzt

34 Projekt „Schutz des Seggenrohrsängers in Polen und Deutschland“ Managementplan Peenetal

3.4.2 Finanzierung

Nach Abschluss des Naturschutzgroßprojekts (2009) wird von einer Verpflichtung zur Fortführung der Pflege von 40 ha auf der Insel Schadefähre ausgegangen. Eine Finanzierung dieser Maßnah- me ist bisher nicht gesichert.

Zur Finanzierung ist voraussichtlich mindestens zeitweise eine Kombination unterschiedlicher Fi- nanzierungsmöglichkeiten notwendig. Ein Instrument zur Teilfinanzierung können flächenbezogene Beihilfen aus der EU-Agrarförderung darstellen, wenn für die zu pflegenden Flächen Feldblöcke eingerichtet werden können. Dazu ist eine Anerkennung der Flächen als landwirtschaftlich genutz- tes Grünland durch das StALU als zuständige Behörde notwendig, die 2011 für bisher gemähten Bereiche innerhalb der LIFE-Projektflächen erfolgte. Der Förderverein "Naturschutz im Peenetal e.V." hat 2011 mit LIFE-Mitteln Zahlungsansprüche für flächenbezogene Beihilfen (ZA) für 80,85 ha erworben. Der Umfang der ZA für Grünland liegt in Mecklenburg-Vorpommern 2012 bei ca. 220 €/ha und steigt bis 2013 auf den Einheitswert von voraussichtlich 329 €/ha. Zusätzlich kommt grundsätzlich eine Förderung durch Agrarumweltprogramme (AUP) infrage. Im Falle einer Bewei- dung könnten eine Prämie entsprechend Extensivierungsrichtlinie (155 €/ha) sowie die Ausgleichs- zulage für benachteiligte Gebiete (bis zu 100 €/ha bei Insellage) in Anspruch genommen werden.

Die weitere Entwicklung der Höhe von ZA ab 2014 ist noch nicht absehbar. Auch die Ausgestal- tung der AUP ab 2014 ist unbekannt und damit nicht klar, ob die darin enthaltenen Verpflichtungen fachlich angemessen bzw. praktisch einzuhalten sind. Vor 2014 werden voraussichtlich keine neue Flächen in die AUP-Kulisse des Landes aufgenommen (C. Meistrowitz briefl.).

Durch die Beerntung 2011 ist auch die Nutzbarkeit von Mähgut als Biomasse praktisch erprobt. Die möglichen Einnahmen aus dem Verkauf der Biomasse sind abhängig von Ertrag und Preisniveau. Als Verkaufserlös sind unter aktuellen Bedingungen ca 30 €/t Frischmasse bei Anlieferung in der Biogasanlage Neu-Kosenow zu erwarten.

35 Projekt „Schutz des Seggenrohrsängers in Polen und Deutschland“ Managementplan Peenetal

4 Literatur- und Quellenverzeichnis

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36 Projekt „Schutz des Seggenrohrsängers in Polen und Deutschland“ Managementplan Peenetal

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37

5 Anhang

Tab. 11: Nachweise des Seggenrohrsängers Jahr Schadefähre Festland sonstige Flächen Bemerkungen Quelle

1961 ? ? erster Nachweis H. Prill in Heise 1977 1967 1 ? H. Prill in Müller 1970 1969 3 1 H. Prill in Müller 1971 1970 7 H. Prill, G. Heise in Müller 1972 1971 3 W. Haase, S. Kraatz, J. Stübs in Müller 1973

1972 20 1-2 sM Kirchenwiesen vollständige Erfas- Heise 1977; N. Warmbier sung (Schadefähre in Müller 1974 und benachbartes 1973 10 Festland) Heise 1977

1974 2 Heise 1977 1975 5 D. Sellin 1979 3 (+ 2 Weibchen) strukturreiche Vege- F. Erdmann, A. Teich- Relzower Wiesen tation (Kleinseggen, mann, N. Warmbier in Großseggen, Phala- Müller 1981 und briefl. ris) 1987 2 NSG ? nicht nachprüfbar E. Fründt in Müller 1989

1988 1 NSG ? nicht nachprüfbar E. Fründt in Müller 1990

1989 1 Murchiner Wiesen ? nicht nachprüfbar E. Fründt in Müller 1991

1991 1 Johannishofer Wie- nicht nachprüfbar E. Fründt, A. Glaser in sen, 2 Relzower Wie- Müller 1994a sen ?

1992 1 Johannishofer Wie- nicht nachprüfbar E. Fründt in Müller 1994b sen ? 1997 1 Johannishofer Wie- nicht nachprüfbar E. Fründt in Müller 1999 sen ? 1999 2 Johannishofer Wie- nicht nachprüfbar E. Fründt sen ?

2000 1 NSG ? nicht nachprüfbar E. Fründt 2001 1 Ostrand Bugewitzer Durchzügler D. Sellin Wiesen 2002 1 ad. Murchiner Wie- Durchzügler B. Schirmeister sen 2005 1 Johannishofer Wie- August, Durchzügler D. Sellin sen 2006 1 ad. Polder Kamp Durchzügler D. Sellin 2011 1 Feuchtgrünland 16.7., Durchzügler D. Sellin zwischen Bugewitz und Rosenhagen

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Tab. 12: Nachweise von Laufkäferarten 2011 (S. Görn unveröffentlicht).

Art Indikatorarten Rote Liste Brache Sommermahd Wintermahd Schade- Schade- s.u. D MV FW MW FW MW FW fähre fähre Acupalpus exiguus Nm, R, Hs, Gl 3 x x x x Agonum emarginatum Nm, R, Hs, Gl x x x x x x x Agonum fuliginosum Hs x x x x x x Agonum lugens R 3 3 x x x x x x Agonum micans Nm, R, Hs, Gl V x Agonum piceum R, Nm V 3 x x x x x Agonum thoreyi R, Gl x x x x x x x Agonum viduum Nm, R, Hs, Gl x x x x Amara communis x Amara convexior x Amara familiaris x Amara lunicollis x Badister bullatus x x Badister collaris R 3 x Badister dilatatus Nm, R, Hs, Gl 3 x x x x x x Badister lacertosus x Badister peltatus Nm, R, Hs, Gl 2 3 x x Badister sodalis x x x x Badister unipustulatus R, Gl 2 3 x Bembidion assimile R, Gl V x x x x x Bembidion biguttatum Nm, R, Hs, Gl x x Bembidion doris R V x x Bembidion fumigatum R 3 x x x x x Bembidion gilvipes Gl V x x Bembidion guttula R, Gl V x Bembidion mannerheimii R x x Bembidion neresheimeri Gl D x x x Bembidion obliquum Nm x Bembidion transparens R 3 x x Blemus discus Gl x Blethisa multipunctata Gl 2 3 x x x x x x Carabus clatratus R, Gl 2 3 x x x Carabus granulatus x x x x x x x Carabus menetriesi Nm 1 1 x x x Chlaenius nigricornis R, Hs, Gl V x x Chlaenius tristis R 2 V x x x Clivina collaris V V x Clivina fossor x x Demetrias imperialis R V x x x x Demetrias monostigmata R x x x x x x Dyschirius globosus x x x x x x Dyschirius tristis Elaphrus cupreus R x x x x x Elaphrus uliginosus R 2 3 x x x x Harpalus latus x x Leistus terminatus R, Gl x Loricera pilicornis x x x x x x x Odacantha melanura R V x x x x x x Oodes helopioides Nm, R, Hs, Gl x x x x x x x Oxypselaphus obscurus R, Gl x Patrobus atrorufus Nm, R, Hs, Gl x Philorhizus sigma Gl V x Poecilus versicolor Gl x x x x x Pterostichus diligens Nm, R, Hs, Gl V x x x x x x x Pterostichus gracilis R, Gl 3 3 x x x x x Pterostichus melanarius x Pterostichus minor Nm, R, Hs, Gl x x x x x x x Pterostichus nigrita Nm, R, Hs, Gl x x x x x x x Pterostichus oblongo- x punctatus Pterostichus rhaeticus Nm x x x x Pterostichus strenuus R, Gl x x Pterostichus vernalis Nm, R, Hs, Gl x x x x x x Stenolophus mixtus Nm, R, Hs, Gl x x x Indikatorarten: Arten mit Schwerpunkt- und Hauptvorkommen innerhalb des nordostdeutschen Tieflands in den Lebensräumen Nm = nährstoffarme Niedermoore, Kleinseggensümpfe, R = Großseggenriede, Röhrichte, Hs = feuchte und nasse Hochstau- denfluren, Gl = Feucht- und Nassgrünland (GAC 2009)

39

Abb. 10: Lage und Bezeichnung der Projektflächen des LIFE-Projekts

40

Abb. 11: Bestehende Schutzgebiete im Untersuchungsgebiet.

41

Abb. 12: Lage der Flächen im Eigentum bzw. mit Extensivierungsverträgen des Zweckverbandes (Juni 2008)

42

Abb. 13: Substrattypen (Quelle: I.L.N. Greifswald 1998)

43

Abb. 14: Hauptbodentypen (Quelle: I.L.N. Greifswald 1998)

44

Abb. 15: Vegetationskomplexe (Quelle: I.L.N. Greifswald 1998)

45

Abb. 16: Lebensraumtypen nach FFH-Richtlinie (Quelle: Binnendifferenzierung, StAUN Ueckermünde)

46

Abb. 17: Pflegemahd 2006 (genaue Lage der Mahdfläche Schadefähre nicht eingemessen)

Abb. 18: Pflegemahd 2007 (genaue Lage der Mahdfläche Schadefähre nicht eingemessen)

47

Abb. 19: Pflegemahd 2008 (genaue Lage der Mahdfläche Schadefähre nicht eingemessen)

Abb. 20: Pflegemahd 2009

48

Abb. 21: Pflegemahd 2010

Abb. 22: Pflegemahd 2011

49

Abb. 23: Brutvogelvorkommen auf den Mahdflächen 2009

Abb. 24: Brutvogelvorkommen auf den Mahdflächen 2010

50

Abb. 25: Feldblock DEMVLI076BC30060 (Murchiner Wiesen, Ostteil, 45 ha).

Abb. 26: Feldblock DEMVLI076BC30059 (Murchiner Wiesen, Westteil, 16 ha).

51

Abb. 27: Feldblock DEMVLI076BC30061 (Ferne Wiesen, 29 ha).

Abb. 28: Feldblock DEMVLI076BC30019 (Schadefähre, 75 ha).

52

Abb. 29: Ganglinie der Grundwassermessstelle Ferne Wiesen.

Abb. 30: Ganglinie der Grundwassermessstelle Murchiner Wiesen.

Abb. 31: Ganglinie der Grundwassermessstelle Johannishofer Wiesen.

Abb. 32: Ganglinie der Grundwassermessstelle Schadefähre.

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