Quaternary Science Journal GEOZON SCIENCE MEDIA Volume 60 / Number 4 / 2011 / 400–413 / DOI 10.3285/eg.60.4.01 ISSN 0424-7116 E&G www.quaternary-science.net Jungquartäre Flussterrassen am mittleren Lech zwischen Kinsau und Klosterlechfeld – Erste Ergebnisse

Benjamin Geßlein, Gerhard Schellmann

Abstract: GPS based field mappings of the fluvial terraces of the river Lech between Kinsau and Klosterlechfeld demonstrate a stratigra- phic differentiation of the younger Quaternary valley bottom by a terrace flight of at least 17 Lech terraces. The oldest terrace of probably Early to Middle Würmian age is the Übergangsterrasse (transitional terrace), which is in contrast to the younger Würmian and Holocene terraces covered by a thin layer of sandy loess sediments. The valley is dominated by six Würmian Pleni- and Lateglacial terraces which engage about 65% of the valley plain. While the oldest Lower Terrace, the Hauptnieder- terrasse including its subfields, is directly connected to the terminal moraines of the Würmian Last Glacial Maximum (LGM) both younger Late Pleniglacial lower terraces (Stufe von Altenstadt, Stufe von Schongau-Peiting) have no direct connection to a terminal moraine. The Würmian Lateglacial terraces, the Stufe von Unterigling, the Zwischenstufe and the Stufe von Friedheim, are the youngest lower terraces and in a morphological sense they mark the transition from the Pleniglacial to the Holocene terraces. The Holocene terraces incorporate up to ten differently elevated channel deposits. While the oldest Holocene terrace was formed during the early Preboreal the three youngest ones were built from Roman to Modern age.

[Late Quaternary river terraces at the middle reaches of the river Lech – first results]

Kurzfassung: Im Rahmen einer geomorphologisch/quartärgeologischen Neuaufnahme der Lechterrassen zwischen Kinsau und Klosterlech- feld konnte die bisher bekannte jungpleistozäne Terrassentreppe neu aufgenommen und teilweise revidiert werden. Nach ak- tuellem Stand umfasst diese insgesamt 17 morphologisch voneinander abgesetzte Terrassenkörper. Die chronostratigraphische Einordnung der Lechterrassen stützt sich vor allem auf morphostratigraphische Befunde sowie einzelne absolute Altersdatie- rungen (14C) an Schneckenschalen und Holzfragmenten aus deren Flussbettsedimenten bzw. an Flusssanden (OSL). Die älteste bisher bekannte früh- bis mittelwürmzeitliche Lechterrasse wird als „Übergangsterrasse“ bezeichnet. Sie besitzt, im Gegensatz zu den jüngeren Lechterrassen, eine etwa einen Meter mächtige Deckschicht aus sandstreifigem Löss. Sie ist älter als die hochglaziale, über Schmelzwasserbahnen mit den würmhochglazialen Jungendmoränenständen im Raum Hohenfurch verknüpfte Hauptniederterrasse (HNT). Die Hauptniederterrasse und ihre Teilfelder nehmen flächenmäßig bis zu 65% des Talgrundes südlich von ein und sind mit der würmhochglazialen äußeren Jungendmoräne verbunden. Dagegen ist eine direkte morphologische Verbindung der späthochglazialen Niederterrassen (Stufe von Altenstadt, Stufe von Schongau-Peiting) mit würmzeitlichen Abschmelzständen nicht mehr erhalten. Neben der Hauptniederterrasse und ihren Teilfeldern sowie den beiden späthochglazialen Niederterras- sen (Stufen von Altenstadt, Stufe von Schongau-Peiting) existieren drei weitere spätglaziale Niederterrassen, die Stufe von Unterigling, die Zwischenstufe und die sogenannte Stufe von Friedheim. Nach der 14C-Datierung einer Schneckenschale dürfte die jüngste der drei Stufen, die Stufe von Friedheim, eine jüngerdryaszeitliche Bildung sein, die noch vor etwa 10 120 a BP in Ausbildung begriffen war. Die holozänen Terrassen bilden ebenfalls eine Terrassentreppe mit bis zu zehn einzelnen Stufen, die im Zeitraum vom frühen Präboreal bis in die jüngere Neuzeit entstanden sind.

Keywords: Lechtal, erraces,T Late Pleistocene, Holocene, Anabranching River, Braided River

Addresses of authors: B. Gesslein, Universität Bamberg, Institut für Geographie, Lehrstuhl II für Physische Geographie, Am Kranen 1, 96045 Bamberg. E-Mail: [email protected]; G. Schellmann, Universität Bamberg, Institut für Geographie, Lehrstuhl II für Physische Geographie, Am Kranen 1, 96045 Bamberg. E-Mail: [email protected]

1 Einführung in das Untersuchungsgebiet begrenzt. Den westlichen Talrahmen bilden Deckenschot- ter unterschiedlicher zeitlicher Stellung. An beiden Tal- Das Untersuchungsgebiet umfasst das mittlere Lechtal flanken streichen lokal rutschungsanfällige Feinklastika nördlich des Engtaldurchbruchs durch die würmhochglazi- der Oberen Süßwassermolasse aus. Unterhalb von Pitzling alen Jungendmoränen nahe Kinsau und reicht etwa 35 km wird das Lechtal von der rißzeitlichen Hochterrasse beglei- talabwärts bis nach Klosterlechfeld südlich von Augsburg tet, die mit den Altmoränen des Wertachgebiets verbun- (Abb. 1). In diesem Talabschnitt besitzt das Lechtal eine den ist. Als „Augsburger Hochterrasse“ erstreckt sie sich Breite von ca. 3,3 km unmittelbar nördlich der Jungendmo- bis in das Stadtgebiet von Augsburg, wo sie von Lech und räne, die auf etwa 5,3 km talabwärts zunimmt. Wertach erodiert wurde. Den geologischen Rahmen des Untersuchungsgebietes Das Gefälle des Talgrundes nimmt von ca. 7,5 ‰ im Be- bildet das Vorland des hochwürmzeitlichen Maximalvor- reich des Übergangskegels zwischen Kinsau und Unter- stoßes von Lech- und Ammerseegletscher im westlichen bergen auf bis zu 3 ‰ im Lechfeld bei Augsburg ab. Das Alpenvorland. Im Südosten wird der untersuchte Lechtal- relativ hohe Talgefälle und das alpine Abflussregime sind abschnitt von der Jungmoränenlandschaft, im Nordosten die wesentlichen Gründe für das natürliche flussmorpho- vom lößbedeckten Altmoränengebiet des Loisachgletschers logische Erscheinungsbild eines stark verzweigten Flusses.

400 E&G / Vol. 60 / No. 4 / 2011 / 400–413 / DOI 10.3285/eg.60.4.01 / © Authors / Creative Commons Attribution License Abb. 1: Lage des Untersuchungsgebietes. Fig. 1: Study area.

E&G / Vol. 60 / No. 4 / 2011 / 400–413 / DOI 10.3285/eg.60.4.01 / © Authors / Creative Commons Attribution License 401 Erst die neuzeitlichen flussbaulichen Korrektionsmaßnah- auflösende LIDAR-Daten (1 m Bodenauflösung), auf deren men (Bauer 1979) haben den Lech zunehmend auf ein Basis 3D-Geländemodelle und Hangschattierungsmodelle durch Hochwasserdämme und verschiedene Uferverbau- errechnet wurden, ermöglichten eine feingliedrige Reli- ungen eingefasstes Flussbett eingeengt. Mit dem Bau von efdifferenzierung auch in schwer zugänglichem Gelände Staustufen an der Wende zum 20. Jahrhundert wurde der der großflächig bewaldeten Lechauen. Sämtliche Alters- Lech letztendlich kanalartig verbaut. Heute regeln 24 Stau- angaben erfolgen in konventionellen (nicht kalibrierten) dämme und Stauseen den Lechabfluss. Zeugnisse eines im 14C-Jahren vor 1950 (a BP). Dabei ist zu berücksichtigen, Würmhoch- und -spätglazial verwilderten (braided river) dass alle 14C-Alter von Schneckenschalen und Holzhäckseln und im Holozän stark verzweigten Flussbetts sind die in- aus Mergelschollen stammen. Da es sich dabei um umgela- nerhalb der Terrassenoberflächen heute noch erhaltenen gertes Material handelt, geben die Datierungen das maxi- zahlreichen Haupt- und Nebenarme des Lechs. Insofern male Alter der entsprechenden Terrassen an. bietet der Lech die Möglichkeit zur Untersuchung der jung- quartären Talgeschichte an einem natürlicherweise auch 4 Die jungpleistozänen Lechterrassen im Einzelnen unter warmzeitlichen Klimabedingungen stark verzweig- ten Flusslauf. 4.1 Die Übergangsterrasse südlich Landsberg Der Fokus dieses Beitrages liegt auf der Darstellung neuer Befunde zur stratigraphischen Differenzierung, La- Die Übergangsterrasse ist die älteste jungpleistozäne gerung und Altersstellung der im Untersuchungsgebiet er- Lechterrasse (Abb. 2a). Sie ist flächenhaft von bis zu ei- haltenen jungquartären Lechterrassen. nem Meter mächtigen sandstreifigen Lössablagerungen bedeckt und lediglich als schmale Terrassenleiste am 2 Forschungsstand östlichen Talrand südlich von Landsberg erhalten. Auf- grund ihrer Höhenlage im Tal, ca. 5 m über dem Niveau Mit der jungquartären Terrassengliederung des Lechtals der Hauptniederterrasse (HNT), und ihrer Sandlössbe- befassten sich erstmalig Troll (1925, ders. 1926) und deckung ist sie älter als die hochglaziale, über Schmelz- Knauer (1929), letzterer im Rahmen der Aufnahmen zur wasserbahnen mit den Jungendmoränenständen im Raum Geognostischen Karte Bayerns (Blatt München West; Maß- Hohenfurch verknüpfte HNT und jünger als die risszeit- stab 1:100 000) (Tab. 1). Dabei wurden, abgesehen von ei- liche Hochterrasse des Lechs. Vermutlich entstand sie im ner Alluvialzone entlang des Lechs, vier bis sieben weitere Früh- oder Mittelwürm, könnte allerdings auch eine eem- Terrassenstufen ausgegliedert und als würmzeitliche Bil- zeitliche Bildung sein. dungen beschrieben (Tab. 1). Es war Brunnacker (1959, ders. 1964), der im Raum Epfach erstmalig die Möglich- 4.2 Die würmzeitlichen Niederterrassen keit einer weitergehenden Differenzierung der holozänen Lechterrassen aufgezeigt hat. Er konnte dort neben der Die würmzeitlichen Niederterrassen bestehen im Ein- holozänen Talaue drei holozäne Lechterrassen, die beiden zelnen aus folgenden stratigraphischen Untereinheiten Lorenzbergstufen und eine römerzeitliche Talstufe, nach- (Tab. 2): Die lößfreie hochglaziale HNT und ihre proglazi- weisen. Diese erste Untergliederung des holozänen Talbo- alen Teilfelder nehmen etwa 65 % des südlichen Talgrunds dens des Lechs wurde dann von Diez (1968, ders. 1973) im ein. Diez (1968), Schreiber (1985) sowie Troll (1925, ders. Rahmen einer großmaßstäbigen Kartierung des Lechtals 1926) weisen darauf hin, dass die HNT morphologisch mit im Raum Landsberg weiter verfeinert. Schreiber (1985) dem Übergangskegel der äußersten Jungendmoränen des und Grottenthaler (1993, ders. 2009) folgen anschlie- würmhochglazialen Lechgletschers bei Hohenfurch und ßend weitgehend der stratigraphischen Untergliederung die tiefer gelegene späthochglaziale „Stufe von Altenstadt“ der Lechterrassen von Diez (1968), wobei Schreiber (1985) mit dem Rückzugsstand des Lech- (Schongauer Zunge) zudem innerhalb der würmzeitlichen Lechablagerungen bzw. Isar-Loisach-Gletschers (Ammersee-Zunge) bei Tan- schotterpetrographisch eine Isar-Loisach-Fazies von einer nenberg bzw. St. Ottilien verknüpft ist. Zudem wird eine Iller-Lech-Schüttung abgrenzen konnte. Verknüpfung der späthochglazialen „Stufe von Schongau- Peiting“ mit dem Rückzugsstand bei Bernbeuern (Troll 3 Methodik 1925) angenommen. Für die nächstjüngere „Stufe von Un- terigling“ versuchte bereits Troll (1925) eine Anbindung Die stratigraphische Differenzierung der jungquartären an den Rückzugsstand bei Weilheim im Füssener Becken zu Lechterrassen stützt sich vor allem auf ausgedehnte geo- beschreiben. Neue Altersbelege (s. u.) weisen jedoch eine morphologische Kartierungen sowie zahlreiche Aufschluss- spätglaziale Alterstellung nach. aufnahmen der fluvialen Terrassenkörper, ihrer Deck- Talabwärts gehen die im Übergangskegel morphologisch schichten und Bodenbildungen. Böden und Deckschichten klar abgesetzten Oberflächen der HNT und ihrer Teilfelder wurden zudem über eigene Handbohrungen erfasst. Aus- sukzessive in ein morphologisch nicht weiter differenzier- wertungen von Schichtenverzeichnissen von Bohrungen bares Niederterrassenniveau über (Abb. 3). Südlich von lieferten vor allem Informationen über die Mächtigkeiten Dornstetten (Abb. 3) unterschneidet die späthochglaziale der quartären Lechablagerungen. Historische Kartenwerke „Stufe von Altenstadt“ das hochglaziale HNT-Niveau und (Flurkarten der Bayerischen Uraufnahme 1808–1811, Reno- ist talabwärts bis in den Raum Kaufering die älteste Nieder- vationsaufnahmen von 1846) dienten der Rekonstruktion terrassenfläche im Lechtal. Die späthochglaziale Stufe von alter Flussläufe vor den Flusskorrektionen und waren sehr Schongau-Peiting ist im Untersuchungsgebiet durch eine hilfreich bei der Abgrenzung der jüngsten Auen. Hoch- deutliche Terrassenkante von den älteren Lechterrassen

402 E&G / Vol. 60 / No. 4 / 2011 / 400–413 / DOI 10.3285/eg.60.4.01 / © Authors / Creative Commons Attribution License Troll Stufe Alluvialzone (Spätglazial) (Hochglazial) Römeraustufe, Kinsauer Stufe Apfeldorfer Stufe Altenstädter Stufe (1925, ders. 19 26) Hohenfurcher Stufe Peiting-Schongauer Stufe von Unterigling (1929) Knauer Alluvialzone (Spätglazial) (Spätglazial) (Hochglazial) Römeraustufe Epfacher Stufe Kinsau-Spöttinger Stufe (Holozän) (Holozän) (Spätglazial) (Spätglazial) Brunnacker (Hochglazial) Römeraustufe Obere Epfachstufe (1959, ders. 1964) Untere Epfachstufe Talboden (Neuzeitlich) Obere Lorenzbergstufe Untere Lorenzbergstufe Diez (qhj2) (qhm2) (qhm1) (W,G2) (Holozän) (Postglazial) (Spätglazial) Peiting (W,G1) Kaufering (qha) Stufe von Pitzling Stufe von Spötting Obere Epfachstufe (1968, ders. 1973) Jüngere Auenstufe Untere Epfachstufe Stufe von Altenstadt Stufe von Friedheim/ Stufe von Unterigling Stufe von Schongau- Stufe von Hohenfurch Zwischenstufe (W,G3) Untere Lorenzbergstufe Obere Lorenzbergstufe/ Stufe von Zehnerhof/Bhf. (1985) Dryas) Schreiber (Atlantikum) (Atlantikum) (Älteste Dryas) (Älteste Dryas) (Älteste Dryas) (Jüngere Dryas) Obere Epfachstufe Jüngere Auenstufe Jüngere Auenstufe Jüngste Auenstufe (qhj3) Untere Epfachstufe Stufe von St. Ursula Stufe von St. Ursula Stufe von Altenstadt Stufe von Friedheim Hauptniederterrasse Hauptniederterrasse Hauptniederterrasse Hauptniederterrasse Hauptniederterrasse Stufe von Unterigling Stufe vom Zehnerhof Stufe von Schongau- Stufe von Hohenfurch Peiting (Älteste Dryas) Zwischenstufe (Älteste (Atlantikum-Subboreal) (Atlantikum-Subboreal) Obere Lorenzbergstufe Untere Lorenzbergstufe Stufe vom Bhf. Kaufering (qhj2) (qhj3) (qha1) (qha4) (qha3) (qha2) (2009) (W,G23) (W,G21) (W,G24) (W,G22) Grottenthaler Peiting (W,G3) Jüngste Auenstufe Obere Epfachstufe Jüngere Auenstufe Untere Epfachstufe Stufe von St. Ursula Stufe von Altenstadt Hauptniederterrasse Stufe von Schongau- Stufe von Hohenfurch Obere Lorenzbergstufe Untere Lorenzbergstufe ) ) 2 1 ) 2 ) ) 1 2 /3 1 (qhm1) (Ws3,G) (Ws1,G) (Ws2,G) (Wh2,G) (Wh3,G) (Wh1,G) (qhm2 (qhm2 (qhm3 Zwischenstufe Vorliegende Arbeit Stufe von Altenstadt Stufe von Friedheim Hauptniederterrasse Stufe von Unterigling Mundrachinger Stufe Obere Lorenzbergstufe Untere Lorenzbergstufe Obere Epfachstufe (qha1 Stufe von Schongau-Peiting Untere Epfachstufe (qha1 Obere und Untere Seestallstufe Alter Würm- Würm- Würm- Präboreal Subboreal Atlantikum Spätglazial Neuzeitlich Jüngste Auenstufe (qhj3) Hochglazial Mittelalterlich Jüngere Auenstufe (qhj2) Römerzeitlich Ältere Auenstufe (qhj1) Ältere Auenstufe (qhj1) Ältere Auenstufe Ältere Auenstufe (qhj1) Talstufe (Römerzeit) Späthochglazial Tab. 1: Terrassenstratigraphien Bearbeiter. bisheriger Terrassenstratigraphien 1: Tab. researchers. of previous of Lech terraces 1: Stratigraphy Tab.

E&G / Vol. 60 / No. 4 / 2011 / 400–413 / DOI 10.3285/eg.60.4.01 / © Authors / Creative Commons Attribution License 403 Abb. 2a: Jungquartärer Talboden zwischen Kinsau und Landsberg. Fig. 2a: Late Quaternary val- ley bottom between Kinsau and Landsberg.

404 E&G / Vol. 60 / No. 4 / 2011 / 400–413 / DOI 10.3285/eg.60.4.01 / © Authors / Creative Commons Attribution License Abb. 2b: Jungquartärer Talboden zwischen Landsberg und Kloster- lechfeld. Fig. 2b: Late Quaternary valley bottom between Landsberg and Klosterlechfeld.

E&G / Vol. 60 / No. 4 / 2011 / 400–413 / DOI 10.3285/eg.60.4.01 / © Authors / Creative Commons Attribution License 405 abgesetzt und am südlichen Stadtrand von Landsberg vom jüngeren Teilfeldern ab. An einzelnen Standorten sind, altholozänen Lech ausgeräumt worden. wie bereits von Diez (1968) und Wilke (1975) beschrieben, Die Kieskörper der HNT und ihre Teilfelder wurden als maximale Bodenentwicklungen statt ackerbaulich ge- während des Würm-Hochglazials von einem verwilderten prägter „Kulto-Rendzinen“, Parabraunerden und Brauner- (braided river) und relativ breiten Lechfluss aufgeschüttet. den erhalten. Entsprechende Rinnenstrukturen ehemaliger Flussarme prägen noch heute deren Oberflächen. Bereichsweise wur- 4.2.1 Die Hauptniederterrasse den die Terrassenoberflächen noch im ausgehenden Würm unter periglazialen Klimabedingungen von Trockentälern Der Übergangskegel des Maximalstandes des Lechglet- zerschnitten. Kiesgruben zeigen, als Indiz für einen hoch- schers setzt sich im weiteren Talverlauf nördlich von Ho- energetischen verwilderten (braided river) Fluss, ein ver- henfurch in der hochglazialen HNT fort (Abb. 2a, Abb. 3). tikal aufgehöhtes, horizontal- und troggeschichtetes Sedi- Diese liegt bei Kinsau in etwa 73 m und ca. 14 km weiter im mentationsbild grobklastischer Sedimente. Es gibt keine Norden bei Unterdießen noch in etwa 33 m Höhe über dem Hinweise, die auf eine längere interstadiale Unterbrechung aktuellen Lechlauf. Auf der 5 km langen Talstrecke nörd- der vertikalen Schotterakkumulationen hindeuten. Anhand lich Kinsau erreicht die HNT eine Breite von etwa 1,5 km von Schotteranalysen konnte Schreiber (1985) jedoch auf- und ein Talgefälle von 7,5 ‰. In diesem Talabschnitt sind zeigen, dass insbesondere die Kiese der Niederterrassen in der Oberflächenmorphologie der HNT kleinere, nicht bereichsweise in eine Lech- bzw. Loisachfazies unterteilt durchhaltende Geländestufen erhalten. Die Oberflächen werden können. dieser proglazialen Teilfelder dachen talabwärts auf ein Die relativ flachgründigen Bodenentwicklungen auf einheitliches HNT-Niveau ab. Dieses weist zwischen Asch den Würmterrassen sind durch ackerbauliche Nutzung und Unterdießen nur noch ein Oberflächengefälle von et- stark überprägt. Generell nimmt die Mächtigkeit der wa 5,4 ‰ auf. Gleichzeitig nimmt die Breite der HNT auf schluffig-sandigen Deckschichten von der HNT zu den etwa 2 km zu. Die Kiese der HNT erreichen im Bereich des

Tab. 2: Altersstellung der jungquartären Lechterrassen im Überblick. Tab. 2: Chronology of Late Quaternary Lech terraces.

Quartärmächtigkeiten Altersstellung Altersbelege Terrassenstufen

Jüngste Auenstufe bis zu 10 m Neuzeitlich Historische Karten

Jüngere Auenstufe bis zu 10 m Mittelalterlich Archäologische Daten

Ältere Auenstufe bis zu 10 m Römerzeitlich Archäologische Daten

Obere und Untere --- 2 bis 7 m Seestallstufe Subboreal Obere und Untere --- 2 bis 6 m Lorenzbergstufe

5720 ± 40 14C BP (Holzhäcksel in Humusscholle) 5900 ± 40 14C BP (Holzhäcksel in Humusscholle) Mundrachinger Stufe 6 bis 17 m Atlantikum 5855 ± 205 14C BP (Holzhäcksel in Humusscholle) (NIEDERSÄCHSISCHES LANDESAMT FÜR BODENFORSCHUNG)

Obere und Untere Präboreal 9950 ± 50 14C BP (Schneckenschale in Lehmscholle) 8 bis 23 m Epfachstufe

Zwischenstufe und 14 18 bis 24 m 10120 ± 60 C BP (Schneckenschale in Lehmscholle) Stufe von Friedheim Würm-Spätglazial 11760 ± 50 14C BP (Schneckenschale in Lehmscholle) Stufe von Unterigling 13 bis 26 m 12610 ± 50 14C BP (Schneckenschale in Lehmscholle)

Stufe von Schongau- 16 bis 31 m Anschluss an Jungendmoräne („Bernbeuernstadium“) Peiting Würm- Späthochglazial Stufe von Altenstadt 15 bis 27 m Anschluss an Jungendmoräne („Tannenberg“, „St. Ottilien“)

Anschluss an Jungendmoräne („Hohenfurch“) Hauptniederterrasse 15 bis 68 m Würm-Hochglazial OSL-Datierung fluvialer Sande 22030 ± 2030 BP

406 E&G / Vol. 60 / No. 4 / 2011 / 400–413 / DOI 10.3285/eg.60.4.01 / © Authors / Creative Commons Attribution License 4 Landsberg 21 22 20 3 19 Ältere Auenstufe Jüngere Auenstufe Jüngste Auenstufe 5 Jungholozäne Terrassen: 2 Pitzling 17 18 16 15 Stufe von Mundraching Obere Lorenzbergstufe Untere Lorenzbergstufe Obere Seestallstufe Untere Seestallstufe Mittelholozäne Terrassen: ÜT? Dornstetten 14 13 Seestall 12 Holozäne Terrassen: Obere Epfachstufe Untere Epfachstufe Altholozäne Terrassen: 11 Mundraching 10 1 2 4 8 9 3 = spätglaziale Terrassen } 6 7 Epfach = späthochglaziale Niederterrassen 5 } ] Übergangskegel 4 ] Stufe von Friedheim 3 1c 2 1a 3 Zwischenstufe und = 1 1b

Äußere Jungendmoräne ÜT = Übergangsterrasse 1a, b, c = = Teilfelder der hochglazialen Hauptniederterrasse Hauptniederterrasse 2 = Stufe3 von Altenstadt = Stufe von Schongau-Peiting 2

5 4 = Stufe von Unterigling M R Ü W [km] 0 750 730 710 690 670 650 630 610 590 [m ü. NN] Abb. 3 : Tallängsprofil der jungquartären Terrassen. der jungquartären Tallängsprofil 3 : Abb. the Late Quaternary terraces. illustrating longitudinal profile, Valley Fig. 3:

E&G / Vol. 60 / No. 4 / 2011 / 400–413 / DOI 10.3285/eg.60.4.01 / © Authors / Creative Commons Attribution License 407 Übergangskegels Mächtigkeiten von über 68 m, die talab- schicht aus vermutlich Flugsanden, die allerdings nur wärts auf 35 m im Raum Kinsau und auf 15 m im Raum Mächtigkeiten von bis zu 60 cm erreichen. Unterdießen abnehmen. Der Anteil des HNT-Kieskörpers Es liegen keine neuen chronostratigraphischen Befun- an der gesamten Mächtigkeit der Quartärsedimente ist nur de zur Altersstellung der Stufe von Altenstadt vor. Nach unzureichend bekannt. Im Bereich des Übergangskegels den bisherigen Bearbeitern (s. o.) ist sie mit dem 1. Rück- existieren nach einer Aufschlussbeobachtung südlich von zugsstand des Lechgletschers zu verknüpfen und damit Kinsau Mindestmächtigkeiten von mehr als 21 m. im späten Würmhochglazial entstanden. Sie ist allerdings Im Untersuchungsgebiet sind auf der HNT weitflächig nicht die älteste Terrassenstufe aus der frühen Abschmelz- schluffig-sandige Deckschichten von 50 bis 100 cm Mäch- zeit des Würmhochglazials. Nach Rathjens (1951) sowie tigkeit verbreitet, die vermutlich Flugsande darstellen. Auf Grottenthaler (2009) ist die Stufe von St. Ursula, die au- ihnen sind Parabraunerden mit Entwicklungstiefen von ßerhalb des Untersuchungsgebietes bei Schongau inner- bis zu 50 cm unter Flur verbreitet (siehe auch Diez 1968, halb der äußeren Jungendmoränenzüge erhalten ist, noch Wilke 1975). Aufgrund der morphologischen Verknüpfung etwas älter. der HNT und ihrer proglazialen Teilfelder (Abb. 3) mit den äußeren Jungendmoränen des Lech- und des Loisach- 4.2.3 Die Stufe von Schongau-Peiting gletschers bei Hohenfurch (Sachsenrieder bzw. Reichlin- ger Stand) ist eine Bildungszeit im Hochglazial bis vor ca. Die Stufe von Schongau-Peiting wurde erstmalig von Troll 18 000 a BP gesichert (Tab. 2). (1925) südlich des Arbeitsgebietes im „Peitinger Trocken- tal“ und auf dem Umlaufberg von Schongau beschrieben 4.2.2 Die Stufe von Altenstadt (Tab. 1). Nach Diez (1968) entstand diese Stufe im Hochgla- zial, zu einer Zeit, als der Lechgletscher etwa die Hälfte des Die Stufe von Altenstadt, die der „Römeraustufe“ bzw. ehemals eisbedeckten Vorlandes freigegeben hatte. der „Altenstädter Stufe“ von Troll (1925, ders. 1926) Im Untersuchungsgebiet setzt die Stufe von Schongau- (Tab. 1) entspricht, wird von verschiedenen Bearbeitern Peiting erst unterhalb von Epfach ein und erstreckt sich, (Grottenthaler 2009, Diez 1968, Knauer 1929, Troll mit kurzen Unterbrechungen, bis Landsberg (Abb. 2a). 1925, ders. 1926) mit dem ersten Rückzugsstadium des Morphologisch ist sie durch eine deutliche, im südlichen Lechgletschers verknüpft („Tannenberger Stand“ sensu Untersuchungsgebiet wenige Meter hohe Böschung von Troll 1926). Knauer (1929) sieht eine Verknüpfung dieses der Stufe von Altenstadt abgesetzt und besitzt ein Ober- ältesten Teilfeldes der Niederterrasse mit einem Endmorä- flächengefälle von lediglich 3,7 ‰. Da die zum westlichen nenkranz nördlich von Burggen, was dem „Tannenberger Talrand hin angrenzende Stufe von Altenstadt ein höhe- Stand“ von Troll (1925) entspricht. res Oberflächengefälle besitzt, nähern sich die Oberflächen Nach dem Durchbruch durch die Jungendmoränen ist beider Terrassen zwischen und Unterdießen die Stufe von Altenstadt ab Kinsau im gesamten Untersu- bis auf wenige Dezimeter an. Im Gegensatz zu den älteren chungsgebiet auf der westlichen Talseite des Lechs mor- Niederterrassenstufen treten auf der Stufe von Schongau- phologisch erhalten. Im Talraum oberhalb von Unterdie- Peiting sehr deutlich ausprägte Flussrinnensysteme (chan- ßen ist sie durch einen mehrere Meter hohen Stufenrand nels) auf, die meist parallel zum Außenrand der Terrasse morphologisch deutlich von der höheren HNT abgesetzt. verlaufen. Sie sind wenige Dezimeter tief und verfügen Allerdings gleichen sich die Oberflächenniveaus beider über keine feinklastischen Füllungen. Terrassenstufen infolge ihrer unterschiedlichen Oberflä- Die Gesamtmächtigkeit der Quartärschotter schwankt chengefälle (HNT ca. 5,4 ‰, Stufe von Altenstadt ca. 5,0 ‰) zwischen 16 bis 31 m (Tab. 2), wobei die Tiefenlage der Ter- im Raum Unterdießen zunehmend an. Informationen über rassenbasis nicht bekannt ist. Aufschlüsse, die Aussagen die Tiefenlage ihrer Terrassenbasis liegen nicht vor. Im über das Schichtungsbild des Terrassenkörpers ermögli- Lechtal unterhalb von Unterdießen ist die Stufe von Al- chen, existieren nicht. Allerdings ist aufgrund des verwil- tenstadt die dominante Niederterrassenfläche, ehe sie zwi- derten Gerinnebettmusters auf der Terrassenoberfläche schen Kaufering und von der spätglazialen Stufe von einem ähnlichen Sedimentationsbild wie bei den älte- von Unterigling ausgeräumt wird. ren Niederterrassen auszugehen. Auch der Grad der maxi- Unterhalb von ist erstmals auch auf der öst- malen Bodenentwicklung in Form von Parabraunerden mit lichen Seite des Lechs eine Niederterrasse erhalten, die durchschnittlichen Mächtigkeiten von 40 bis 50 cm (siehe von ihrer Höhenlage im Tal wahrscheinlich der Stufe auch Diez 1968) liefert kein weiteres Unterscheidungskrite- von Altenstadt entspricht oder etwas älter ist. Auf diese rium zu den älteren würmzeitlichen Terrassenstufen. Terrassenleiste mündet von Südosten das würmzeitliche Die Stufe von Schongau-Peiting ist jünger als die Stu- Schmelzwassertal des „Verlorenen Baches“ ein, das nach fe von Altenstadt (und die im Untersuchungsgebiet nicht Krause (mündl. Mitteilung) mit dem ersten Rückzugsstand mehr nachweisbare Stufe von Hohenfurch) und kann nach des Ammerseegletschers verbunden werden kann. Troll (1925, ders. 1926) mit den Jungendmoränen bei Bern- Der quartäre Kieskörper der Stufe von Altenstadt besitzt beuren verknüpft werden. Insofern sollte sie im späten im südlichen Untersuchungsgebiet Mächtigkeiten von ca. Würmhochglazial entstanden sein. 27 m, die talabwärts auf ca. 15 m bei Kaufering abnehmen (Tab. 2). Welchen Anteil daran eventuell ältere Lechablage- 4.2.4 Die Stufe von Unterigling rungen haben, ist nicht bekannt. Die Stufe von Altenstadt besitzt im südlichen Untersu- Die Stufe von Unterigling wurde erstmalig von Troll chungsgebiet ähnlich der HNT häufig eine sandige Deck- (1925) mit den Jungendmoränen des Lechgletschers am Nor-

408 E&G / Vol. 60 / No. 4 / 2011 / 400–413 / DOI 10.3285/eg.60.4.01 / © Authors / Creative Commons Attribution License drand des Füssener Beckens und des Ammerseegletschers mehr oder minder anthropogen gekappte Braunerden. bei Weilheim verknüpft (Tab. 1). Diez (1968) und Schreiber Die Quartärbasis liegt mit 18 bis 23 m u. GOK in einer (1985) folgten der Alterseinstufung von Troll (1925). ähnlichen Tiefenlage wie bei der Stufe von Unterigling. Die Im Untersuchungsgebiet sind bis Landsberg lediglich Basis ihrer Terrassenkörper ist nicht bekannt. Informatio- vier kleinere Terrassenreste der Stufe von Unterigling er- nen über das Schichtungsbild der Stufe von Friedheim lie- halten. Wegen ihres geringeren Gefälles konvergieren de- ferte ein Bauaufschluss an der neuen Trassenführung der ren Oberflächen talabwärts zunehmend mit der Stufe von B17 am südlichen Stadtrand von Landsberg. Ähnlich dem Altenstadt. Dadurch verringert sich der Höhenunterschied Kieskörper der Stufe von Unterigling sind in dem hangen- zwischen beiden Terrassenstufen von etwa 2 m im Raum den, 4 bis 5 m mächtigen, horizontal- und troggeschichte- Erpfting auf nur wenige Dezimeter am südwestlichen ten Schotterkörper (Schirmer 1983) Mergelschollen mit Stadtrand von Landsberg. Resten von Schneckenschalen eingelagert. Erstmalig großflächig erhalten ist die Stufe von Unter- Die 14C-AMS-Datierungen an Fragmenten von Schne- etwa 9,5 km nördlich von Landsberg. Auf Kosten der ckenschalen, die aus einer Mergelscholle aus 3 m Tiefe Stufe von Altenstadt gewinnt sie in etwa bei Kaufering zu- unter Geländeoberfläche stammen, ergab ein Alter von nehmend an Ausdehnung und dominiert ab Hurlach, wo die 10 120 ± 60 a BP. Da beide Stufen älter als die präborealen Stufe von Altenstadt vollständig erodiert ist, den jungpleis- Epfachstufen (Tab. 2) sind, ist ihre Bildungszeit in das aus- tozänen Talgrund. Auch die Oberfläche der Stufe von Unte- gehende Spätglazial zu stellen. rigling ist von zahlreichen ehemaligen Flussrinnen geprägt. Die Mächtigkeit des quartären Kieskörpers im Bereich 5 Die holozänen Lechterrassen dieser Terrasse schwankt zwischen 13 und 26 m. Die Tie- fenlage ihrer Terrassenbasis ist unbekannt. Aufschlüsse Auch im Holozän hatte der Lech das Bestreben sein im nördlich von Kaufering zeigen einen mehrere Meter mäch- Hochglazial stark überhöhtes Gefälle auszugleichen. Im tigen, von einer meist schluffig-sandigen Matrix gestütz- Zuge einer anhaltenden sukzessiven Eintiefung seiner ten, horizontal- und troggeschichteten V-Schotterkörper Flussbettsohle entstanden mindestens 10 treppenartig an- (sensu Schirmer 1983). Anders als bei den hochglazialen geordnete Terrassenniveaus (Tab. 2), die aber in keinem Flussschottern sind in den hangenden Flusskiesen der Stu- Talabschnitt in vollständiger Abfolge erhalten sind. Auf- fe von Unterigling Mergelschollen mit Resten von Schne- grund der unterschiedlichen Höhenlage ihrer Terrasseno- ckenschalen eingelagert. berflächen ist es möglich, auch kleinere Terrassenreste Die maximale Bodenentwicklung in Form von Para- morphostratigraphisch einzuordnen. Die absolute Alters- braunerden (siehe auch Diez 1968) entspricht weitgehend einstufung dieser holozänen Terrassensequenz stützt sich der auf den älteren Niederterrassen. bei den jüngsten Auenterrassen vor allem auf historische Entgegen der oben beschriebenen Moränenverknüpfun- Flurkarten und wenige Bodendenkmäler sowie bei den gen von Troll (1925), Diez (1968) und Schreiber (1985) beiden Epfachstufen und der Mundrachinger Stufe auf belegen 14C-AMS-Datierungen an Fragmenten von zwei in 14C-Daten. ihrem Kieskörper in 2 m Tiefe eingelagerten Schnecken- Die nur wenige Meter mächtigen holozänen Kieskörper schalen (11 760 ± 50 a BP; 12 610 ± 50 a BP) eine spätglaziale liegen auf würmzeitlichen Schmelzwasserschottern und Alterstellung der Stufe von Unterigling. sind häufig durch eine Blocklage mit eingelagerten Lehm-/ Humusschollen von diesen abgesetzt. Im Schichtungsbild 4.2.5 Die Zwischenstufe und die Stufe von Friedheim ihrer Kieskörper dominieren Horizontal- und Trogschich- tungen und belegen eine Ablagerung durch einen stark Die Zwischenstufe und die Stufe von Friedheim wurden verzweigten Lechlauf, wobei mit Ausbildung der Unteren erstmalig von Diez (1968) beschrieben. Beide Terrassen Epfachstufe erstmalig mäandergeformte Außenränder der sind im südlichen Kartengebiet erstmals nördlich der Lech- Terrassen auftreten. An Bodenentwicklungen dominieren schleife (Abb. 2a) erhalten. Sie bilden im weiteren Talver- auf den alt- und mittelholozänen Terrassen Braunerden lauf zwei ausgedehnte Terrassenflächen, die bei Landsberg und (Para)rendzinen. Die jungholozänen Terrassen sind vom jungholozänen Mäanderbogen des Lechs ausgeräumt durch ihre bis zu 2 m mächtigen Flussmergeldecken und wurden. Unterhalb von Landsberg (Abb. 2b) ist die Stufe die wenig entwickelten Auenrendzinen von den älteren von Friedheim nur noch als schmale Terrassenleiste öst- Terrassen des Lechs deutlich abgesetzt. lich von Hurlach erhalten. Dagegen erstreckt sich die Zwi- schenstufe bis Kaufering, wo sie auch östlich des Lechs als 5.1 Die Obere und Untere Epfachstufe schmaler Terrassenrest angelegt ist. Das durchschnittliche Oberflächengefälle beider Terras- Die von Troll (1925) noch als Kinsauer- und Apfeldor- sen liegt bei 3,4 ‰. Es ähnelt damit dem Gefälle der Stufe fer Stufe bezeichneten Lechterrassen wurden später von von Schongau-Peiting, ist aber deutlich niedriger als das Brunnacker (1964) und auch von Diez (1968) nach der auf der hochglazialen Niederterrassenfelder (Abb. 3). Von der ihnen liegenden Ortschaft Epfach benannt. Der westliche Höhenlage ihrer Terrassenoberflächen sind beide Stufen so- Teil des Ortes befindet sich auf der Oberen Epfachstufe, der wohl von den hochglazialen Niederterrassen als auch von östliche auf der etwa 1,5 m niedrigeren Unteren Epfachstufe. den holozänen Lechterrassen deutlich abgesetzt. Beide Stu- Beide Epfachstufen treten erstmalig südlich des würm- fen sind durch eine wenige Dezimeter bis maximal 1,5 m zeitlichen Jungendmoränengürtels, außerhalb des Un- hohe Terrassenkante voneinander getrennt. Ebenso wie die tersuchungsgebietes, als kleinere Terrassenreste auf Stufe von Unterigling besitzen auch diese beiden Stufen (Grottenthaler 2009). Am locus typicus bei Epfach

E&G / Vol. 60 / No. 4 / 2011 / 400–413 / DOI 10.3285/eg.60.4.01 / © Authors / Creative Commons Attribution License 409 bilden die beiden Terrassen westlich des Lechs einen et- vom Bahnhof Kaufering bezeichnete Terrasse bildet im Un- wa 400 m schmalen und 3,7 km langen Terrassenstreifen. tersuchungsgebiet die flächenmäßig am weitesten verbrei- Zwischen Landsberg und der Staustufe 18 bei Kaufering tete holozäne Terrassenstufe. Der locus typicus ist der Ort nimmt die Untere Epfachstufe große Areale westlich der Mundraching, der zu großen Teilen auf dieser Terrasse liegt. Bundesstraße B17 ein (Abb. 2a, Abb. 2b), im Stadtgebiet von Von dort setzt sich die Mundrachinger Stufe über 7,8 km tal- Landsberg bildet sie das morphologisch vermittelnde Ele- abwärts bis zum hochmittelalterlichen Terrassenniveau im ment zwischen der späthochwürmzeitlichen Stufe von Al- Zentrum von Landsberg fort (Abb. 2a). Weiter talabwärts ist tenstadt und der mittelalterlichen Jüngeren Auenstufe. Tal- sie mit einer durchschnittlichen Breite von etwa 500 m bis abwärts setzt die Untere Epfachstufe erneut nördlich der zur Lechstaustufe 18 bei Kaufering erhalten (Abb. 2b), wo Staustufe 18 bei Kaufering ein und bildet einen ca. 4,2 km sie im Jungholozän ausgeräumt wurde. Unterhalb Kaufe- langen Terrassenstreifen. Das Oberflächengefälle der bei- ring flankiert die Terrasse die Lechaue zunächst nur auf der den Epfachstufen beträgt lediglich 2,7 ‰ bis 3,0 ‰ und ist westlichen Talseite. Etwa 750 m südwestlich von Scheuring damit geringer als bei den älteren Lechterrassen (Abb. 3). ist sie dann auch östlich des Lechs erhalten. Die Quartärmächtigkeiten schwanken im Bereich der Die Mundrachinger Stufe weist ein Oberflächengefälle auf, Epfachstufen zwischen 8 und 23 m, wobei nach Aufschluss- das im Raum südlich von Landsberg bei etwa 3,3 ‰ liegt beobachtungen deren Kieskörper lediglich Mächtigkeiten und talabwärts auf 3,1 ‰ abnimmt. Ihre Oberfläche prä- von 2 bis 4 m besitzen. Wie bereits von Diez (1968) be- gen häufig zahlreiche zum Teil mit feinklastischen Sedi- schrieben, unterscheiden sich beide Epfachstufen durch ih- menten verfüllte Flussrinnen eines verzweigten Lechlaufs, re wenig entwickelten 25 bis 30 cm mächtigen Braunerden die bis zu 1,5 m tief sein können. Auf dem Terrassenkörper von den älteren Lechterrassen und deren Parabraunerden. sind humusreiche Pararendzinen entwickelt, wodurch sich Die 14C-Datierung einer Schneckenschale aus einer Lehm- diese Terrasse pedologisch von den älteren Lechterrassen scholle in 1,75 m Tiefe im Kieskörper der Unteren Epfachstu- unterscheidet. Die Quartärmächtigkeiten im Bereich der fe nördlich von Kaufering ergab ein Alter von 9 950 ± 50 a BP. Mundrachinger Stufe schwanken zwischen 6 bis 17 m. Während die Untere Epfachstufe im Präboreal entstand, Nach Aufschlussbeobachtungen im Raum könnte die Obere Epfachstufe ebenfalls eine präboreale, besitzt ihr Kieskörper eine mittlere Mächtigkeit von etwa allerdings auch noch eine jüngerdryaszeitliche Terrasse 4 bis 5 m und wird von älteren Lechschottern unbekannter sein. Zeitstellung unterlagert. Der horizontal- und troggeschichtete Kieskörper der 5.2 Die Mundrachinger Stufe Mundrachinger Stufe enthält vor allem an der Basis zahlrei- che Lehmschollen (Abb. 4), die teilweise Schneckenschalen Die Mundrachinger Stufe wurde im Rahmen dieser Unter- und organische Makroreste führen. Die 14C-Datierung von suchungen erstmalig ausgegliedert. Die von Diez (1968) als Pflanzenhäcksel aus einer Mergelscholle in ca. 3 m Tiefe Stufe von Spötting, in einzelnen Bereichen auch als Stufe unter Geländeoberfläche, die von Gerhard Doppler (Bay-

Abb. 4: Mittelholozäne Lechablagerungen der Stufe von Mundraching im Hangenden und würmzeitliche Niederterrassenschotter im Liegenden (Foto: B. Gesslein 2009). Fig. 4: Middle Holocene Lech river deposits of the Stufe von Mundraching in the overlying strata and Würmian gravel in the underlying strata (Photo: B. Gesslein 2009).

410 E&G / Vol. 60 / No. 4 / 2011 / 400–413 / DOI 10.3285/eg.60.4.01 / © Authors / Creative Commons Attribution License erisches Landesamt für Umwelt) in einer Kiesgrube bei Obermeitingen geborgen wurde, ergab ein 14C-Alter von 5 855 ± 205 a BP (Tab. 2). Etwa 600 m weiter talabwärts konn- ten aus einer in der gleichen Terrassenfläche gelegenen Kies- grube Holzkohlen aus einer Lehmscholle in ca. 3 m Tiefe un- ter Geländeoberfläche geborgen werden. Das14 C-AMS-Alter von 5 900 ± 40 a BP weist ebenfalls auf eine Ausbildung der Mundrachinger Stufe während des Atlantikums hin. Im Ein- klang damit steht das 14C-AMS-Alter einer Schneckenschale mit einem Alter von 5 720 ± 40 a BP aus einer in 3 m Tiefe unter Geländeoberfläche eingelagerten Lehmscholle in der Kiesgrube „Kolonie Obermeitingen“ etwa 1 km weiter tal- aufwärts der oben beschriebenen Lokalitäten.

5.3 Die Obere und Untere Lorenzbergstufe

Die Obere und die Untere Lorenzbergstufe wurden erstma- lig von Brunnacker (1964) beschrieben und von Diez (1968) übernommen. Am locus typicus, dem Lorenzberg, sind sie allerdings lediglich als zwei kleine Terrassenreste erhalten. So steht die Kapelle des Lorenzbergs auf der Oberen Lo- renzbergstufe, während der etwa 3 m niedrigere nordöstli- che Bereich des Lorenzberges zur Unteren Lorenzbergstufe gehört. Nach Brunnacker (1964) besitzen beide Terrassen eine unterschiedliche Tiefenlage ihrer Terrassenbasis über Molasseablagerungen. Im Untersuchungsgebiet sind beide Stufen aufgrund der Nähe zu den jungholozänen Lechauen nur in kleinen Terrassenresten erhalten (Abb. 2a, Abb. 2b). Die quartären Schottermächtigkeiten erreichen hier nur 2 bis 6 m, so dass davon auszugehen ist, dass die Quar- tärbasis der Terrassenbasis entspricht. Informationen über Abb. 5: Lechlauf um 1808, vor den Flusskorrekturen des 19. und 20. Jahrhun- derts auf Basis der Urkatasteraufnahmen Bayerns. das Schichtungsbild des Terrassenkörpers der Lorenzberg- Fig. 5: Lech at about 1808 before river regulations in the 19th and 20th stufen liegen nicht vor. Beide Lorenzbergstufen können century based on “Urkatasteraufnahmen Bayerns”. kleinräumig von bis zu 1 m mächtigen Flussmergeln be- deckt sein, auf denen unter Wald nach Diez (1968) Braun- erden mit geringer Entwicklungstiefe verbreitet sind. Ab- lediglich für den Talraum zwischen Seestall und Dornstet- solute Altersdaten liegen aus beiden Lorenzbergstufen bis- ten getroffen werden. Dort beträgt es etwa 3 ‰ und liegt her nicht vor. Aufgrund ihrer Lage im Tal sind sie älter als damit in einer Größenordnung, die den anderen holozä- die Seestallstufen und die römerzeitliche Ältere Auenstufe nen Terrassen entspricht. Die Quartärbasis wird im Mittel und jünger als die im Atlantikum entstandene Stufe von bereits bei 2 bis 7 m unter Geländeoberfläche erreicht, so Mundraching. dass davon auszugehen ist, dass diese auch der Terrassen- basis entspricht. Wegen fehlender Aufschlüsse gibt es kei- 5.4 Die Obere und Untere Seestallstufe ne Informationen über den lithologischen Aufbau des Ter- rassenkörpers. Die Obere Seestallstufe besitzt in der Regel Die Obere und die Untere Seestallstufe konnten erstmals keine sandige Auenmergeldecke, während auf der Unteren im Rahmen dieser Kartierung nachgewiesen werden. Bei Seestallstufe häufiger Hochflutauflagen aus bis zu 30 cm Diez (1973) erfuhren beide Terrassenniveaus meist eine mächtigen Mergeln, Sanden und Feinkiesen verbreitet sind. Einstufung als Stufe von Pitzling, bereichsweise auch als Absolute Altersdaten liegen aus beiden Seestallstufen bis- Stufe von Spötting. Der locus typicus ist der Ort Seestall, her nicht vor. Aufgrund ihrer Lage im Tal sind sie älter als der sich über beide Stufen hinweg erstreckt. Höhenmä- die römerzeitliche Auenstufe und jünger als die beiden Lo- ßig liegen beide Seestallstufe zwischen den Lorenzberg- renzbergstufen. stufen und den Auenstufen. Dabei ist die Oberfläche der Oberen Seestallstufe etwa 1,5 m höher als die der Unteren 5.5 Älter, Jüngere und Jüngste Auenstufe Seestallstufe. Beide Terrassen sind im Untersuchungsge- biet flächenmäßig am wenigsten vertreten (Abb. 2a). Ein Beiderseits des Lechs sind bis zu drei jungholozäne Au- ausgedehnteres und durch mehrere niedrige Geländestu- enstufen erhalten. Wegen der ähnlichen Höhenlage ihrer fen gegliedertes Terrassenareal der Unteren Seestallstufe Oberflächen ist eine Zuordnung isolierter Terrassenreste erstreckt sich zwischen Seestall und Dornstetten, südlich schwierig, so dass für deren Einstufung jeweils das mor- Landsberg. phostratigraphische Mindestalter gewählt wurde. Vor al- Aussagen über das Oberflächengefälle beider Terras- lem südlich von Landsberg sind die Auenstufen nur noch senstufen können wegen ihrer kleinräumigen Erhaltung fragmentarisch erhalten, da große Areale durch den Bau

E&G / Vol. 60 / No. 4 / 2011 / 400–413 / DOI 10.3285/eg.60.4.01 / © Authors / Creative Commons Attribution License 411 der Staustufen überflutet wurden. Größere Auengebie- gebiet aus mindestens drei hoch- und späthochglazialen te sind dort bei Epfach, Mundraching und Dornstetten Niederterrassen (HNT, Stufe von Altenstadt, Stufe von sowie flussabwärts bei Pitzling und Landsberg erhalten Schongau-Peiting) der Würm-Kaltzeit. Die nächstjünge- (Abb. 2a). Unterhalb der Staustufe Kaufering bilden diese ren Lechterrassen sind die Stufe von Unterigling, die Zwi- Auenterrassen dann einen bis an den Nordrand des Unter- schenstufe und die Stufe von Friedheim. Bei der Stufe von suchungsgebietes reichenden, 15 km langen und den Lech Unterigling konnte auf Basis zweier 14C-Datierungen eine in durchschnittlich 800 m Breite beiderseits begleitenden spätglaziale Alterstellung belegt werden. Das widerspricht Streifen (Abb. 2b). den Vermutungen bisheriger Bearbeiter (Troll 1925, Diez Im südlichen Untersuchungsgebiet bei Epfach bilden die 1968), die die Stufe von Unterigling ins späte Würmhoch- drei Auenstufen eine morphologische Terrassentreppe mit glazial einstuften. Sowohl die Zwischenstufe als auch die einem Höhenunterschied von insgesamt 3 m zwischen der Stufe von Friedheim wurden bereits von Diez (1968) als am höchsten gelegenen römerzeitlichen Terrasse und der spätglaziale Bildungen angesehen. Die 14C-Datierung ei- am niedrigsten gelegenen neuzeitlichen Terrasse. Weiter ner Schneckenschale aus einer eingelagerten Lehmscholle talabwärts nähern sich deren Oberflächenniveaus zuneh- deutet für die Stufe von Friedheim auf eine Bildungszeit mend aneinander an (Abb. 3). Unterhalb von Kaufering am Ausgang der Jüngeren Dryaszeit hin. Unklar ist, ob die sind sie fast höhengleich, tragen zudem in großen Arealen Obere Epfachstufe ebenfalls noch eine spätglaziale oder Auwald und können daher fast nur über den Verlauf ih- schon eine präboreale Lechterrasse ist. Die anschließend rer primären Aurinnenscharen morphologisch abgegrenzt gebildeten, treppenartig angeordneten neun holozänen werden. Dabei zeigt insbesondere die jüngste Auenstufe Lechterrassen entstanden im Zeitraum vom Präboreal bis eine starke Reliefierung von sich verzahnenden Aurinnen- zur weitgehenden Flusslaufregulierung im 19. Jahrhundert. systemen, Paläoflussbetten, Strudellöchern und ausgepräg- Erste 14C-Datierungen deuten auf ein präboreales Alter der ten Sand- und Kiesrücken. In ihrem Relief spiegelt sich das Unteren Epfachstufe und ein atlantisches Alter der Stufe junge Alter einer teilweise noch im 19. und 20. Jahrhundert von Mundraching hin. Archäologische Befunde bei Epfach aktiv gestalteten und von zahlreichen Einzelarmen durch- belegen für die Ältere Auenstufe ein römerzeitliches Alter, zogenen Flusslandschaft wieder (Abb. 5). Typisch für diese historische Flurkarten für die Jüngste Auenstufe eine Bil- im aktuellen Hochflutbereich liegenden Terrassenoberflä- dung seit dem frühen 19. Jahrhundert. chen sind Auenmergeldecken mit Mächtigkeiten von meh- reren Dezimetern. In ehemaligen Flussrinnen treten mäch- Danksagung tigere Aurinnenfüllungen in Größenordnungen von bis zu 2 m auf. Die Kieskörper der Auenstufen, die teilweise bis an Die dargestellten Kartierungen wurden im Rahmen des die Terrassenoberfläche reichen, erreichen Mächtigkeiten geologischen Projektes „Informationsoffensive Oberflä- von bis zu 10 m. Über deren Aufbau und Schichtungsbild chennahe Geothermie 2008–2011“ im Auftrag des Lan- liegen mangels Aufschlüssen keine Informationen vor. desamtes für Umwelt (LfU) in Bayern durchgeführt. Hier Archäologische Funde am Fuße des Lorenzbergs bei möchten sich die Autoren für die umfassende finanzielle Epfach weisen nach Diez (1968) der „Älteren Auenstufe“ und logistische Unterstützung durch das LfU Bayern be- eine Bildung in der römischen Kaiserzeit zu. Im Bereich der danken. Ein besonderer Dank geht dabei an Dr. G. Doppler Altstadt von Landsberg findet man auf der Älteren Auen- und Dr. E. Kroemer für deren großes Engagement und Dis- stufe bereits hochmittelalterliche Gebäudereste. Die jüngs- kussionsbereitschaft. Für die Bereitstellung von Schichten- te Auenstufe konnte mit Hilfe historischer Flurkarten aus verzeichnissen von Bohrungen sei den beteiligten Wasser- der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts altersmäßig in die wirtschafts- und Straßenbauämtern gedankt. Wir danken späte Neuzeit eingestuft werden. Für die jüngere Auenstufe Dr. W. Grottenthaler für seine engagierte Durchsicht der wird eine Entstehung im Mittelalter angenommen. vorliegenden Arbeit und seine hilfreichen Ergänzungen.

6 Schlussfolgerungen Literatur

Insgesamt konnte durch die Neuaufnahmen gezeigt wer- Bauer, F. (1979): Das flußmorphologische Verhalten des bayerischen den, dass die Terrassenlandschaft des Lechs aus mindes- Lechs. – Schriftenreihe des Bayerischen Landesamtes für Wasser- wirtschaft, 9; München. tens 17 jungquartären Terrassenstufen mit drei bisher nicht Brunnacker, K. (1959): Zur Kenntnis des Spät- und Postglazials in Bay- bekannten Terrassen, der Stufe von Mundraching und ern. – Geologica Bavarica, 43: 74–150; München. den Stufen von Seestall, besteht. Sämtliche Stufen bilden Brunnacker, K. (1964): Die geologisch-bodenkundlichen Verhältnisse in der Regel eine Terrassentreppe, deren einzelne Terras- bei Epfach. – Münchner Beiträge zur Vor- und Frühgeschichte, 7: 140–156; München. sen durch markante Geländestufen voneinander abgesetzt Diez, T. (1968): Die würm- und postwürmglazialen Terrassen des Lech sind. Infolge nachträglicher Erosion sind nirgendwo im und ihre Bodenbildungen. – Eiszeitalter und Gegenwart, 19: 102–128; Untersuchungsgebiet alle Terrassenstufen in unmittelba- Öhringen. rer kontinuierlicher Abfolge erhalten. Die älteste, vermut- Diez, T. (1973): Geologische Karte von Bayern 1:25.000, Erläuterungen zum Blatt Nr. 7931 . – 78 S.; München (Bayerisches lich würmzeitliche, Lechterrasse bildet dabei die schmale, Landesamt für Umwelt). lössbedeckte Terrassenleiste der Übergangsterrasse südlich Gesslein, B. & Schellmann, G. (2010): Zur Stratigraphie und Altersstel- von Landsberg. Aufgrund ihrer Höhenlage und Lössbede- lung der jungquartären Lechterrassen zwischen Kinsau und Prittrich- ckung kann von einem mindestens mittelwürmzeitlichen ing – erste Ergebnisse. – Bamberger Geographische Schriften, 24: 189–213; Bamberg. Alter ausgegangen werden. Die ältesten Lechterrassen, die Grottenthaler, W. (1993): Geologische Karte von Bayern 1:25 000, Blatt letztlich im Talgrund dominieren, bestehen im Arbeits- Nr. 8131 Schongau. – München (Bayerisches Geologisches Landesamt).

412 E&G / Vol. 60 / No. 4 / 2011 / 400–413 / DOI 10.3285/eg.60.4.01 / © Authors / Creative Commons Attribution License Grottenthaler, W. (2009): Geologische Karte von Bayern 1:25 000, Er- Schreiber, U. (1985): Das Lechtal zwischen Schongau und Rain im Hoch-, läuterungen zum Blatt Nr. 8131 Schongau. – München (Bayerisches Spät- und Postglazial. – Geologisches Institut der Universität Köln Landesamt für Umwelt). Sonderveröffentlichung, 58: 192 S.; Köln. Knauer, J. (1929): Erläuterungen zum Blatt München-West (Nr. XXVII) Troll, K. (1925): Die Rückzugsstadien der Würm-Eiszeit im nördlichen der Geognostischen Karte von Bayern 1:100 000, Teilblatt Landsberg. Vorland der Alpen. – Mitteilungen der Geographischen Gesellschaft – 47 S.; München. München, 18: 281–292; München. Rathjens, C. (1951): Über die Zweiteilung der Würmeiszeit im nördli- Troll, K. (1926): Die jungglazialen Schotterfluren im Umkreis der deut- chen Alpenvorlande. – Petermanns Geographische Mitteilungen, 95: schen Alpen. – Forschungen zur deutschen Landes- und Volkskunde, 89–97; Gotha. 24 (4): 158–256; Stuttgart. Schirmer, W. (1983): Die Talentwicklung an Main und Regnitz seit dem Wilke, B. M. (1975): Bodenchronosequenzen aus Lockersedimenten der Hochwürm. – In: Geologisches Jahrbuch. Holozäne Talentwicklung – Lechterrassen. – Zeitschrift für Pflanzenernährung und Bodenkunde, Methoden und Ergebnisse, 71: 11–43; Hannover. 2: 153–171; Weinheim.

E&G / Vol. 60 / No. 4 / 2011 / 400–413 / DOI 10.3285/eg.60.4.01 / © Authors / Creative Commons Attribution License 413