Kreisentwicklungskonzept Landkreis 2 Kreisentwicklungskonzept Landkreis Harz

Im Auftrag des Landkreises Harz

Gefördert und unterstützt durch das Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr Sachsen-Anhalt

Stand: Juni 2015

Bearbeitung durch

Amtshof Eicklingen Planungsgesellschaft mbH & Co KG

Dipl.-Geogr. Michael Schmidt Dipl.-Ing. Gudrun Viehweg Dipl.-Ing. Thordies Hanisch

Mühlenweg 60 29358 Eicklingen

Tel.: (05149) 18608-0 Fax: (05149) 18608-9

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Titelbild: Landkreis Harz

3 4 Inhaltsverzeichnis

1. Motivation 7

1.1 Anlass 9

1.2 Kreisentwicklungskonzept als politisches Gestaltungsinstrument 10

1.3 Fachplanungen 11

2. Partizipationsprozess 15

2.1 Kreispolitik und Kreisverwaltung – gemeinsam zum Ziel 16

2.2 Städte und Gemeinden 17

2.4 Regionalforen 17

2.5 Zukunftsdialoge 17

2.6 Leitbilddiskussion 18

2.8 Beteiligung der Kommunen und der Träger öffentlicher Belange 18

3. Programmatische Grundlagen 19

3.1 Gleichwertige Entwicklung der Teilräume des Landkreises Harz 20

3.2 Nachhaltige Entwicklung der Raum- und Siedlungsstruktur 21

3.3 Förderung der regionalen Wirtschaft und der Land- und Forstwirtschaft 23

3.4 Gewährleistung und Optimierung der Grundversorgung 24

3.5 Förderung von Identifikation und regionaler Identität 25

3.6 Gewährleistung des Klimaschutzes und einer sicheren Energieversorgung 25

5 4. Handlungsorientierte Bestandsanalyse 27

4.1 Aktive Gestaltung der demografischen Entwicklung als Chance 29

4.2 Stärkung der Daseinsvorsorge der Gemeinden 32

4.3 Potenziale der wirtschaftlichen Entwicklung im Landkreis Harz 36

4.4 Intensivierung des Dialoges auf internationaler Ebene 42

4.5 Entwicklung der Kulturlandschaft, nachhaltige Landnutzung, Klimaanpassung und land- schaftsverträgliche Energieversorgung 45

5. Leitbild und strategische Ziele 49

6. Handlungsvorschläge zur Verbesserung des Status quo 55

6.1 Handlungsfeld Wirtschaftsregion 57

6.2 Handlungsfeld Tourismus- und Kulturregion 63

6.3 Handlungsfeld digitale Infrastruktur 70

6.4 Handlungsfeld soziale Infrastruktur 73

7. Fazit 81

8. Anhang 85

8.1 Quellenverzeichnis 86

8.2 Abkürzungsverzeichnis 91

6 1. Motivation

7 Gesellschaftliche Entwicklungen, sich wan- delnde Trends und veränderte Lebensbe- dingungen, kennzeichnen seit jeher das Zu- sammenleben von Menschen. Viele dieser Rahmenbedingungen sind den Menschen im Landkreis Harz und der Politik bekannt. Die lokale Politik muss in der Lage sein, sich die- sen wandelnden Trends zu öffnen und den ge- sellschaftlichen Entwicklungen anzupassen.

Der Kreistag hat deshalb am 17. April 2013 einstimmig beschlossen, gemeinsam mit der Kreispolitik, der Kreisverwaltung sowie den Bürgerinnen und Bürgern im Landkreis Harz einen Zukunftsdialog „Kreisentwicklungskon- zept für den Landkreis Harz“ zu starten. Aus diesem Anlass wurde ein Förderantrag beim Ministerium für Landesentwicklung und Ver- kehr zum Förderprogramm „Sachsen-Anhalt REGIO“ gestellt. Dieser wurde am 20. Juni 2013 positiv beschieden. Mit der Erarbeitung des Kreisentwicklungskonzeptes wurde Ende 2013 begonnen.

Der Landkreis Harz möchte mit dem vorlie- genden Kreisentwicklungskonzept zu einem integrierten Ansatz gelangen, der einen Ent- wicklungspfad für die nächsten Jahre und Jahrzehnte beschreibt. Wichtig ist dabei, die zahlreichen, schon behandelten, unterschied- lichen Einzelthemen in einen überschaubaren, nachvollziehbaren Gesamtzusammenhang zu stellen und sie konzeptionell zusammenzufüh- ren. Der Landkreis erhofft sich, dass sich auf diese Weise neue, bislang unbekannte Syner- gien ergeben, und alle im Landkreis tätigen Akteure die Zukunft des Landkreises gemein- sam positiv gestalten können. Das Kreisent- wicklungskonzept des Landkreises Harz steht für eine soziale, nachhaltige, wirtschaftliche, geschlechtergerechte und strategische Ent- wicklung. Es soll das Wirken im Landkreis Harz für die nächsten Jahre prägen. Damit ist ein Grundstein gelegt, an dem sich die exeku- tiven wie legislativen Organe des Kreises bei ihrer Arbeit orientieren können.

8 1.1 Anlass Der Druck der globalen Märkte, die zuneh- mende Geschwindigkeit im Ausbau der Ener- Die ländlichen Räume, und damit auch die giewende vor allem beim vermehrten Einsatz kleinen und mittleren Städte und Gemeinden von regenerativen Energien und die Wachs- samt ihren ländlichen Ortsteilen im Landkreis tums- und Schrumpfungsprozesse aufgrund Harz, stehen vor neuen Herausforderungen. der aktuellen Bevölkerungsentwicklungen ha- Diese bestehen vor allem in ben einen großen Einfluss auf das Gebiet des Landkreises Harz. Der Landkreis Harz kann ›› der Neustrukturierung und Neuausrichtung sich im Rahmen dieser Spannungsfelder nur der Wirtschaftsförderung mittels einer kri- dann behaupten, wenn tischen Diskussion der wahrgenommenen Aufgaben durch die bestehenden Wirt- ›› er der hohen Dynamik des Wandlungspro- schaftsförderstrukturen, zesses durch innovative Konzepte Rech- nung trägt, ›› der aktiven Begleitung und Gestaltung der Auswirkungen des demografischen Wandels, ›› die Chancen, die sich durch die Verände- rungsprozesse ergeben, erkennt und nutzt, ›› der damit einhergehenden Überprüfung des Ziels, in allen Teilräumen gleichwertige Le- ›› sich die Bewohner und Bewohnerinnen im bensverhältnisse zu schaffen, Landkreis auf diesen Veränderungsprozess vorbereiten können und sie dadurch be- ›› der dazu notwendigen Unterstützung durch fähigt werden bzw. ihnen die Möglichkeit den Erhalt und der Schaffung von neuen Ar- gegeben wird, sich aktiv an dem Verände- beitsplätzen und Einkommensquellen, rungsprozess zu beteiligen,

›› dem Klimaschutz durch die Verminderung ›› der Landkreis sowie die Städte und Gemein- des Ausstoßes von Treibhausgasen und den finanziell ausreichend ausgestattet wer- durch Steigerung der Energieeffizienz, den, die Gefahren kommunaler Alleingänge erkennen und miteinander kooperieren (z.B. ›› der Umsetzung der vom Bund beschlosse- Flächenmanagement, Tourismus, Nutzung nen Energiewende und der Sicherung ihrer regenerativer Energie, ...) auch wirtschaftlich wirkenden Nachhaltig- keit, ›› der Landkreis Visionen entwickelt und diese zielstrebig verfolgt und ›› dem Ressourcenschutz und dem Erhalt der Biodiversität sowie ›› sich der Landkreis auf einen andauernden Lern- und Entwicklungsprozess einlässt, der ›› der Betonung der regionalen Identität, dem sowohl an die Veränderungsdynamik als Erhalt und der Entwicklung der Kulturland- auch an die lokalen Bedürfnisse angepasst schaft. ist und innovative Entwicklungen und Strö- mungen aufgreift. Der Begriff „gleichwertige Lebensverhältnisse“ gehört zur zentralen Leitvorstellung des Bun- Dabei erfordert das Konzept sowohl vertikal des und der Länder und zielt auf eine gleich- (Bürgerinnen und Bürger, Kommune, Land mäßige Entwicklung der Teilräume vor allem Sachsen-Anhalt) als auch horizontal (die ver- bezüglich der öffentlichen Daseinsvorsorge, schiedenen Handlungsfelder der Region) ein des Einkommens und der Erwerbsmöglichkei- integriertes Vorgehen. ten ab. Gemäß Raumordnungsgesetz ist die Ver- und Entsorgungsinfrastruktur flächende- ckend sicherzustellen. Die Einrichtungen der sozialen Infrastruktur sind so in den zentra- len Orten zu bündeln, dass in deren Verflech- tungsbereichen die ländlichen Räume mitver- sorgt werden, in die sie eingebettet sind.

9 1.2 Kreisentwicklungskonzept als politi- wicklung auch um einen programmatischen, sches Gestaltungsinstrument politischen Handlungsrahmen handelt, der keine weitere Planungsebene einrichtet oder In Anbetracht der vielfältigen Herausforde- eine bestehende ersetzt.1 rungen und Handlungsnotwendigkeiten, die nahezu alle Bereiche kommunaler Verant- wortlichkeiten betreffen, besteht auf Seiten der Landkreise ein Bedürfnis nach einer ziel- gerichteten und konzeptionellen Grundlage für den Umgang mit diesen Prozessen. Hier kann das Instrument der Kreisentwicklung entscheidend dazu beitragen, ein integriertes Entwicklungskonzept für das Kreisgebiet zu erstellen. Die Grundlage einer derartigen Kon- zeption ist eine Analyse aktueller demogra- fiespezifischer Daten und Fakten. Von ihnen ausgehend können mögliche Entwicklungs- tendenzen aufgespürt und nachvollzogen werden. Hierzu müssen die eigenen Stärken und Schwächen herausgearbeitet sowie die sich daraus ergebenden Chancen und Risiken dargestellt werden.

Ziel eines solchen Leitbildprozesses ist die Herausarbeitung eines künftigen Entwick- lungspfades als Richtschnur für die kreisliche Entwicklung. Aus den Aussagen des Kreisent- wicklungskonzepts heraus können daher wie- derum Einzelplanungen und Einzelkonzepte begründet werden, z.B. aus dem Bereich der Wirtschaftsförderung oder der Sozialplanung. Dieser wechselseitig wirkende Prozess stellt dadurch eine integrierte Vernetzung von fach- lichen Einzelkomponenten auf konzeptioneller Ebene dar, die sich gegenseitig befruchten und im Sinne der künftigen Kreisentwicklung intelligent ergänzen.

Kreisentwicklungskonzepte stellen auf diese Weise informelle, in sich kohärente räumli- che Strategien dar, die auf vorhandene Pla- nungsgrundlagen zurückgreifen und auf ihnen aufbauen. Sie haben einen Leitbildcharakter, ohne die Tiefe der Fachplanungen erreichen zu können, denn sie informieren über die allge- meinen, räumlichen Entwicklungspotenziale und Ziele und formulieren Handlungsmöglich- keiten, etwa zum Ausbau der Infrastrukturen, zur Wirtschaftsentwicklung oder zu Verkehrs- wegen. Dazu gehört auch, eine Vorstellung davon zu entwickeln, womit sich die Bürgerin- nen und Bürger in Zukunft in ihrem Landkreis identifizieren könnten und womit sie diesen in Verbindung bringen wollen. Deutlich hervor- zuheben ist, dass es sich bei einer Kreisent- 1 vgl. Deutscher Landkreistag (2011)

10 1.3 Fachplanungen ›› Stadtentwicklungskonzept (StadtBüro Hunger; 2001, 2004, Fortschrei- Das Kreisentwicklungskonzept für den Land- bung 2015) kreis Harz baut auf den bestehenden Fach- planungen auf. In Zusammenarbeit mit dem ›› Tourismuskonzept UNESCO - Welterbestadt Landkreis Harz erfolgte eine Bestandsaufnah- (PROJECT M GmbH; 2012) me aller vorliegenden Fachplanungen. Darü- ber hinaus wurden landesweit gültige Fach- ›› Welterbemanagementplan - UNESCO-Welt- planungen wie z.B. der Masterplan Tourismus erbe Quedlinburg - Stiftskirche, Schloss und Sachsen-Anhalt 2020 für die Erarbeitung des Altstadt (Herwarth + Holz; 2013) Kreisentwicklungskonzeptes herangezogen. Die aufgeführten Fachplanungen sind nach ih- CLLD/LEADER Lokale Entwicklungsstra- rem geografischen Bezugsraum geordnet und tegien in alphabetischer Reihenfolge dargestellt. ›› Lokale Entwicklungsstrategien der Subregi- Kommunale Fachplanungen onen Harz, Nordharz und Rund um den Huy 2015 ›› Einheitsgemeinde Stadt (Harz) - Integriertes Entwicklungs- und Handlungs- Fachplanungen zum Landkreis Harz konzept (infraplan Gesellschaft für Infra- strukturplanung mbH; 2014) ›› Altenhilfeplan des Landkreises Harz 2011 Teil: Ambulante, teilstationäre und stationä- ›› Integriertes Entwicklung- und Handlungs- re Einrichtungen und Leistungen (Mikulas, konzept Stadt (infraplan Gesell- J., LK Harz Dezernat III / Sozialamt; 2012) schaft für Infrastrukturplanung mbH; 2013) ›› Altenhilfeplan des Landkreises Harz 2013 ›› Integriertes gemeindliches Entwicklungs- Teil: Ambulante, teilstationäre und stationä- konzept der Einheitsgemeinden Stadt Oster- re Einrichtungen und Leistungen (Mikulas, wieck & Huy (Grontmij GmbH; 2014) J., LK Harz Dezernat III / Sozialamt; 2013)

›› Integriertes städtebauliches Entwicklungs- ›› Bedarfs- und Entwicklungsplanung Kinder- konzept (ISEK) (complan Kom- tagesbetreuung - 2. Änderung (Landkreis munalberatung; 2013) Harz; 2014)

›› Integriertes städtebauliches Entwicklungs- ›› Gesamtbericht ÖPNV (Landkreis Harz; jähr- konzept (ISEK) Quedlinburg (ARGE Wester- lich) mann & Wallraf; 2012) ›› Integration im Landkreis Harz – Leitlinien ›› Integriertes Stadtentwicklungs- / Regional- und Handlungsempfehlungen ein Integrati- konzept der Stadt (Harz) (lau- onsskript des Netzwerkes Integration und fender Prozess, Wenzel & Drehmann; 2015) Migration (Koordinierungsstelle Integration Landkreis Harz; 2011) ›› Integriertes Stadtentwicklungskonzept - UNESCO-Welterbe Quedlinburg - Stiftskir- ›› Internationalisierungsworkshop Landkreis che, Schloss und Altstadt (ARGE Wester- Harz 09.10.2014 mann & Wallraf; 2012) ›› Kleinräumliche Betrachtung der sozialen Si- ›› Nachhaltigkeitskonzept für den Landkreis tuation 2009-2010 (Landkreis Harz; 2011) Harz - am Beispiel der Modellregion Ein- heitsgemeinde Stadt (Hillmer, F. ›› Kleinräumliche Betrachtung der sozialen Si- et al.; 2013) tuation 2011-2013 (Landkreis Harz; 2014)

›› Stadt - Integriertes städtebau- ›› Landkreis Harz: Bildungsbroschüre 2013/14 liches Entwicklungskonzept (BauBeCon Sa- (ehs-Verlags GmbH; 2013) nierungsträger GmbH; 2013)

11 ›› Landkreis Harz: Gesundheitsführer 2013/14. ›› Strategiepapier für „Sanfte touristische Mo- (Blue Concept GmbH; 2013) bilität“ in der Planungsregion Harz (Harz AG et al.; 2011) ›› Nahverkehrsplan Landkreis Harz ab 2009 (Planungsgruppe Nord; 2008) ›› Überprüfung der Landschafts- und Ortsbil- dempfindlichkeit im Umfeld ausgewählter / ›› Schulentwicklungsplanung (Landkreis Harz; beantragter Vorrang- und Eignungsgebiete 2013) für die Nutzung der Windenergie im REP Harz mittels EDV-gestützter Landschaftsbildana- ›› Verwaltungsbericht - 5 Jahre Landkreis Harz lyse. Gutachten (büro Lederer; 2006) (Landkreis Harz; 2012) ›› Zentrale-Orte-Konzeption der REPHarz (Re- ›› ZukunftsWerkStadt im Landkreis Harz. Vi- gionale Planungsgemeinschaft Harz; 2014) sion 20Plus – Gemeinsam mehr bewegen (Landkreis Harz, Hochschule Harz; 2013) Fachplanungen - Land Sachsen-Anhalt

Fachplanungen in der Planungsregion ›› 5. Regionalisierte Bevölkerungsprognose Harz Sachsen-Anhalt (Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt; Stand: 20.04.2010) ›› Entwicklung eines strategischen Handlungs- konzeptes für die Gesundheitsregion Harz ›› Agrarbericht Sachsen-Anhalt (Ministerium (Harz AG; o.A.) für Landwirtschaft und Umwelt Sachsen- Anhalt; 2010) ›› Industrie und Gewerbeansiedlungskonzept für die Planungsregion Harz (Harz AG; 2011) ›› Bildungsprogramm Sachsen-Anhalt (Minis- terium für Arbeit und Soziales Sachsen-An- ›› Integriertes ländliches Entwicklungskonzept halt; 2012) für die Region Harz (Abraxas; 2006) ›› Biodiversitätsstrategie des Landes-Sachsen- ›› Integriertes ländliches Entwicklungskonzept Anhalt (Sachsen-Anhalt; o.A.) für die Region Harz – Ergänzung (Abraxas; 2007) ›› Den demografischen Wandel gestalten – De- mografie Bericht (Stabsstelle für demografi- ›› Konzept zur Kulturlandschaftsentwicklung sche Entwicklung und Prognosen des Minis- in der Planungsregion Harz (Biancon GmbH; teriums für Landesentwicklung und Verkehr Landesheimatbund Sachsen-Anhalt e.V.; des Landes Sachsen-Anhalt; 2013) 2014) ›› Handlungskonzept nachhaltige Bevölke- ›› Regionaler Entwicklungsplan für die Pla- rungspolitik Sachsen-Anhalt (Interministeri- nungsregion Harz (Regionale Planungsge- eller Arbeitskreis Raumordnung, Landesent- meinschaft Harz; 2009) wicklung und Finanzen; 2011)

›› Regionales Brachflächenkataster für die Pla- ›› Hochwasserschutzkonzeption des Landes nungsregion Harz (Büro für Umweltplanung Sachsen-Anhalt bis 2020 (Ministerium für et al.; 2014) Landwirtschaft und Umwelt Sachsen-An- halt; 2010) ›› Regionales Einzelhandelskonzept „Nahver- sorgung in den grundzentralen Verflech- ›› Internationalisierungs- und Europastrategie tungsräumen der Planungsregion Harz“ für Sachsen-Anhalt (Sachsen-Anhalt; o.A.) (Stadt + Handel; 2014) ›› Landesentwicklungsplan 2010 Sachsen-An- ›› Regionales Logistik- und Güterverkehrskon- halt (Sachsen-Anhalt; 2010) zept für die (Planungs-)Region Harz (LUB Consulting GmbH; 2012)

12 ›› Landeskulturkonzept Sachsen-Anhalt 2025 Fachplanungen - Bundesebene (Aus- – Ein Überblick (Kultusministerium Sach- wahl) sen-Anhalt, 2014) ›› Attraktive Ländliche Räume: Breitbandför- ›› Landeskulturkonzept Sachsen-Anhalt 2025 derung (Bundesministerium für Ernährung (Kultusministerium Sachsen-Anhalt; 2014) und Landwirtschaft; 2014)

›› Masterplan Tourismus Sachsen-Anhalt 2020 ›› Lebensqualität in ländlichen Räumen sichern (Ministerium für Wissenschaft und Wirt- (Deutsche Vernetzungsstelle Ländliche Räu- schaft Sachsen-Anhalt; o.A.) me; 2009)

›› Radverkehrsplan des Landes Sachsen-An- ›› Mobilität, Erreichbarkeit und soziale Exklusi- halt (Sachsen-Anhalt; 2010) on (Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung; 2012) ›› Regionale Innovationsstrategie Sachsen- Anhalt 2014-2020 (Ministerium für Wissen- ›› Nationaler Radverkehrsplan 2020 (Bundes- schaft und Wirtschaft des Landes Sachsen- ministerium für Verkehr und digitale Infra- Anhalt; 2014) struktur; 2013)

›› Richtlinie über die Gewährung von Zuwen- ›› Regionale Schrumpfung gestalten. Hand- dungen zur Förderung der Regionalentwick- lungsspielräume zur langfristigen Sicherung lung in Sachsen-Anhalt. Runderlass vom gesellschaftlicher Teilhabe schaffen und nut- 18.04.2012 (Ministerium für Landesent- zen (Küpper et al.; 2013) wicklung und Verkehr des Landes Sachsen- Anhalt; zul. geändert 13.02.2014) ›› Tourismusperspektiven in ländlichen Räu- men - Handlungsempfehlungen zur Förde- ›› Sozioökonomische Analyse inkl. SWOT für rung des Tourismus in ländlichen Räumen den EFRE, den ESF und den ELER Sachsen- (Bundesministerium für Wirtschaft und Anhalt 2014-2020 (Institut für Strukturpoli- Energie; 2013) tik und Wirtschaftsförderung gGmbH et al.; o.A.)

›› Strategie Sachsen-Anhalt digital 2020 - Um- setzungsplanung (Sachsen-Anhalt; 1. Aktu- alisierung 2014)

›› Waldzustandsbericht Sachsen-Anhalt (Mi- nisterium für Landwirtschaft und Umwelt Sachsen-Anhalt; 2013)

13 14 2. Partizipationsprozess

15 2.1 Kreispolitik und Kreisverwaltung – Nach Beschluss des Kreisentwicklungskon- gemeinsam zum Ziel zeptes durch den Kreistag wird der Ausschuss für Wirtschaft, Umwelt und Kreisentwicklung, Politische Gestaltung und administrative Um- unter seinem derzeitigen Vorsitzenden André setzung sind erforderlich, um Konzepte mit Lüderitz, die Umsetzung sowie die Fortset- Leben zu füllen. Im Vorfeld der Erarbeitung zung des Kreisentwicklungskonzeptes bzw. des Kreisentwicklungskonzeptes wurde eine der Kreisentwicklung begleiten. entsprechende Organisationsstruktur verab- redet. Eine „interne Steuerungsgruppe“ un- ter Leitung von Landrat Martin Skiebe hat die Erarbeitung des Kreisentwicklungskonzeptes inhaltlich und organisatorisch strukturiert und gesteuert. Ausgehend von den Ergebnissen der Planungsphasen wurden Vorschläge für das weitere Vorgehen abgeleitet. Die „erwei- terte Steuerungsgruppe“ umfasste neben den Mitgliedern der Steuerungsgruppe, die Ver- treter der ausgewählten Fachämter. Die Tref- fen fanden nach Bedarf statt.

Auftraggeber Landkreis Harz

interne Steuerungsgruppe Landrat Skiebe, Herr Michelmann, Herr Skudelny, Verwaltungsebene Herr Strauch, Frau Jörger, Frau Heinrich

erweiterte Steuerungsgruppe fachliche Ebene Mitglieder der Steuerungsgruppe und Vertreter der Fachämter

Netzwerkpartner politische Ebene erweiterte Steuerungsgruppe sowie externe Träger öffentlicher Belange

Abb.1 Organisationsstruktur zur Erarbeitung des Kreisentwicklungskonzepts für den Landkreis Harz, eigene Darstellung

16 2.2 Städte und Gemeinden Die Teilnehmer aus dem 1. Regionalforum hatten die Möglichkeit, sich für die Teilnahme Es war besonderer Wille des Kreises, im Par- an diesen Zukunftsdialogen einzutragen. tizipationsprozess eine Mitwirkung der kreis- angehörigen Kommunen zu ermöglichen, um Das 2. Regionalforum fand am 23. Februar den Prozess der Erarbeitung eines Kreisent- 2015 vor einem großen, interessierten Fach- wicklungskonzeptes zu nutzen, die partner- publikum im Festsaal der Hochschule Harz schaftliche Zusammenarbeit mit den kreis- am Standort Halberstadt statt. Herr Landrat angehörigen Kommunen zu stärken und Skiebe würdigte den Beteiligungsprozess und auszubauen. Der Landkreis Harz unterstützt die intensive, gemeinsame Arbeit der zurück- die ihm angehörenden Gemeinden und Ver- liegenden Monate. Herr Schmidt stellte die bandsgemeinden bei der Erfüllung ihrer Auf- Inhalte des Kreisentwicklungskonzeptes dar. gaben und sorgt für einen angemessenen Als Festredner skizzierte Herr Staatssekretär Ausgleich der gemeindlichen Lasten.2 Richter aus dem Ministerium der Finanzen des Landes Sachsen-Anhalt die EU-Förderpolitik 2.3 Fachwissen von außen in den Prozess des Landes. integrieren 2.5 Zukunftsdialoge Bevor die Erarbeitung des Kreisentwicklungs- konzeptes begonnen wurde, wurde anlässlich In den Monaten Mai und Juni 2014 fanden der Veröffentlichung des „PROGNOS Zukunfts- insgesamt fünf Zukunftsdialoge und ein Ko- atlas Regionen 2013“ eine Detailauswertung operationsworkshop an verschiedenen Orten für den Landkreis Harz durch die PROGNOS im Landkreis Harz statt. Die Zukunftsdialo- AG in Auftrag gegeben. Diese Ergebnisse ge wurden nach einer einheitlichen Methode wurden auf dem 1. Regionalforum einer in- durchgeführt: Zunächst gab es eine kurze teressierten Öffentlichkeit vorgestellt und mit Einführung in das Thema und Hinweise zum den Teilnehmern diskutiert. Die Ergebnisse Ablauf der Veranstaltung. Danach erfolgte bzw. Auswertungen flossen unmittelbar in die eine Stärken-Schwächen-Analyse sowie ein handlungsbezogene Bestandsanalyse ein. fachlicher Austausch zu dem jeweiligen The- ma. Die Ergebnisse wurden schriftlich zur 2.4 Regionalforen weiteren Auswertung und Vertiefung erfasst. Zum Abschluss jeder Veranstaltung wurde ein Das 1. Regionalforum am 10. April 2014 in Ausblick auf das weitere Verfahren gegeben. der Hochschule Harz am Standort Wernigero- de war der erste Schritt im Partizipationspro- ›› 13. Mai 2014 Zukunftsdialog „Wirtschaft“ im zess. Eingeladen waren Vertreter/innen von IGZ Wernigerode Politik und Verwaltung, Vereinen, Verbänden, Unternehmen, Institutionen und Wissenschaft ›› 19. Mai 2014 Zukunftsdialog „Tourismus“ im sowie die Vorsitzenden der Lokalen Aktions- Verwaltungsgebäude des Landkreises Harz gruppen im Landkreis Harz. Zu Beginn der in Halberstadt Veranstaltung wurden die Idee und die Mo- tivation sowie die Ziele der Erarbeitung eines ›› 18. Juni 2014 Zukunftsdialog „Kommunale Kreisentwicklungskonzeptes für den Land- Daseinsvorsorge“ im Blauen Saal Schloss kreis Harz vorgestellt. Vertieft wurde das Blankenburg Thema Kreisentwicklungskonzept Harz durch einen Vortrag eines Vertreters der PROGNOS ›› 20. Juni 2014 Zukunftsdialog „Tourismus“ AG, der über die Ergebnisse „Zukunftsat- im IGZ Wernigerode las 2013 für den Landkreis Harz“ referierte. Das weitere Vorgehen sowie der entworfene ›› 1. Oktober 2014 Zukunftsdialog „Fachkräf- Zeitplan wurden zum Ende der Veranstaltung tesicherung und Ausbildung“ mit IHK-Ver- vorgestellt. Aus den im Vorfeld identifizierten tretern Themen wurden sogenannte Zukunftsdialoge entwickelt.

2 vgl. KVG LSA §3 Satz 2

17 2.6 Leitbilddiskussion 2.8 Beteiligung der Kommunen und der Träger öffentlicher Belange Die Erarbeitung des Kreisentwicklungskonzep- tes wurde genutzt um eine Leitbilddiskussion Am 25. November 2014 hat der Landkreis durchzuführen. Zu diesem Anlass wurde am Harz den von mit den Anregungen der Steu­ 13. und 14. März 2014 ein Strategie-Work- erungsgruppe versehenen Entwurf des Kreis- shop auf der Huysburg durchgeführt. Das Ziel entwicklungskonzeptes an alle Städte und war die Überarbeitung des bestehenden Leit- Gemeinden im Landkreis verschickt. Aus Hal- bildes sowie der bestehenden Leitziele. Ziel- berstadt, Quedlinburg und Wernigerode sind gruppe bzw. Teilnehmer waren die Dezernen- ebenso Anregungen eingegangen wie aus ten und Amtsleiter des Landkreises Harz. weiteren Städten des Landkreises, wie Harz- gerode, , Osterwieck Im Ergebnis wurden die dort erarbeiteten For- und der Gemeinde Nordharz. Beteiligt wurden mulierungen von Seiten der Amtsleiter weiter ebenfalls die Landtagsabgeordneten und die bearbeitet und am 1. Juli 2014 dem neuen relevanten Interessenvertreter des Kreises, Fachbereichsleiter überreicht. In der Folge sowie die Vorsitzenden der CLLD/LEADER- wurde eine landkreisinterne Arbeitsgruppe Interessengruppen, die Hochschule Harz, die „Leitbild und Leitziele Landkreis Harz“ mit Industrie- und Handelskammer, die Kreis- Vertretern aus allen Dezernaten und Fachbe- handwerkerschaft, der Harzer Tourismusver- reichen eingerichtet. band, die Harz AG, die Gesellschaft für Wirt- schaftsförderung und Innovation mbH und die Die Arbeitsgruppe „Leitbild und Leitziele Land- Regionale Planungsgemeinschaft Harz. Die- kreis Harz“ hat im Rahmen von zwei weiteren se wurden um Stellungnahme zu den Inhal- Sitzungen am 24. September 2014 und 24. ten des Kreisentwicklungskonzeptes für den Oktober 2014 einen Vorschlag für das zukünf- Landkreis Harz gebeten. Im weiteren Prozess tige Leitbild für den Landkreis Harz erarbei- wurden weitere Akteure beteiligt, wie das In- tet. Dieser Vorschlag wurde am 4. Dezember novations- und Gründerzentrum im Landkreis 2014 auf der zentralen Amtsleiterberatung Harz GmbH und der Bauernverband, so dass vorgestellt und verabschiedet. ein Vielzahl an Anregungen und Ergänzungen in das Kreisentwicklungskonzept eingebracht 2.7 Internationalisierungsprozess werden konnten. Der größte Anteil der An- regungen wurde als Handlungsvorschläge in Am 8. Mai 2014 wurde im Rahmen der Europa- das Kapitel 6 übergenommen. Woche zusammen mit der EU-Serviceagentur Sachsen-Anhalt eine Informationsveranstal- tung für die neue Förderperiode 2014-2020 organisiert. Ziel und Inhalte waren die För- dermöglichkeiten innerhalb und außerhalb der Europäischen Strukturfonds. Teilnehmer waren die Amtsleiter des Landkreises Harz sowie die Leiter der Eigenbetriebe.

Am 9. Oktober 2014 wurde im Rahmen eines internationalen Kooperationsworkshops der Grundstein für eine Internationalisierungs- strategie für den Landkreis Harz gelegt. Der Kooperationsworkshop baute unmittelbar auf den Ergebnissen des EU-Sprechtags auf. Ziel des Kooperationsworkshops war es, Themen zu identifizieren, die Anknüpfungspunkte auf internationaler, insbesondere europäischer Ebene bieten. Dabei wurden thematische Schwerpunkte herausgearbeitet, die durch internationalen Austausch bzw. europäische Kooperationen gestärkt werden können.

18 3. Programmatische Grundlagen

19 Kreisentwicklung ist ein umfangreicher Pro- 3.1 Gleichwertige Entwicklung der zess, der keineswegs als eindeutig fassbar Teilräume des Landkreises Harz und beschreibbar angesehen werden kann. Vielmehr bedarf jede Kreisentwicklungspla- Die Schaffung und Gewährleistung gleich- nung einer dezidierten Bestandsaufnahme wertiger Lebensverhältnisse in allen Teilräu- der Fragen, die unter dem Ziel „Kreisentwick- men ist das grundlegende Leitziel der deut- lung“ abgehandelt werden sollen. Damit die schen Raumordnungspolitik. Dieses leitet sich mit diesem Ziel verbundenen Themen nicht aus den Bestimmungen des Artikels 72 Abs. ins Uferlose abgleiten, werden die grundle- 2 Grundgesetz ab. Diese oberste gesetzliche genden programmatischen Fragestellungen in Festlegung zur gleichwertigen Entwicklung al- den nachfolgenden Unterkapiteln in der Wei- ler Teilräume ist damit eine nicht verrückbare se erfasst, dass sie der Kreisentwicklungspla- programmatische Grundlage für jede regiona- nung im Landkreis Harz als Basis und Rich- le Entwicklungsplanung, da in ihr prinzipiell tung dienen können. alle nachfolgend aufgeführten Fragenkomple- xe inkludiert sind. Die dabei erfassten Fragestellungen ent- sprechen den Themen, die gegenwärtig eine Auf den Landkreis Harz bezogen, erfasst die- gesamtgesellschaftlich und fachpolitisch be- se grundlegende Aussage alle unterschied- deutsame Stellung einnehmen. Ihre Aussa- lichen Teilräume im Landkreis, die folglich gen betreffen nicht ausschließlich den Gel- gleichwertig zu entwickeln sind. Gleichwertig tungs- und Wirkungsbereich des Landkreises entwickeln meint dabei, dass die eher zurück- Harz. Dies ist nicht verwunderlich, denn der gebliebenen Teilräume des Landkreises durch Landkreis ist bei aller durchaus vorhandenen geeignete Vorhaben und Maßnahmen zu den Individualität seiner Alleinstellungsmerkma- fortgeschrittenen Teilräumen aufschließen le in eine größere Region eingebunden und sollen, um allen Einwohnerinnen und Einwoh- auch mit anderen Landkreisen und Regionen nern die gleichen Chancen und Möglichkeiten in Deutschland vergleichbar. guter Lebensverhältnisse zukommen zu las- sen. Gleichzeitig ist dabei der Stand der fort- Der Landkreis Harz liegt mitten in Deutsch- geschritten Räume zumindest zu halten. land. Durch seine Lage am westlichen Rand von Sachsen-Anhalt ist auch die länderüber- Inhaltlich wird das Ziel, gleichwertige Lebens- greifende Zusammenarbeit mit dem Bundes- verhältnisse in allen Teilräumen zu schaffen, land Niedersachsen sowie mit dem südlich im § 1 Abs. 2 des Raumordnungsgesetzes liegenden Bundesland Thüringen von Bedeu- (ROG) beschrieben. Hier heißt es „Leitvorstel- tung. Aus dieser Lagebeziehung lassen sich lung (…) ist eine nachhaltige Raumentwick- konstruktiv wirkende, überregionale Koopera- lung, die die sozialen und wirtschaftlichen tionen ableiten, die für die Kreisentwicklung Ansprüche an den Raum mit seinen ökologi- programmatisch zu nutzen sind. schen Funktionen in Einklang bringt und zu einer dauerhaften, großräumig ausgewoge- nen Ordnung mit gleichwertigen Lebensver- hältnissen in den Teilräumen führt“. Gemeint sind mit den gleichwertigen Lebensverhält- nissen zusammenfassend alle Aspekte, „die die Lebensqualität des menschlichen Daseins bestimmen.“3

Allerdings soll die Gleichwertigkeit der Le- bensverhältnisse „nicht mit einer pauschalen Gleichartigkeit der Lebensverhältnisse ver- wechselt werden“.4

3 vgl. Brandt (2006): S.7 4 Einig et al. (2009): S.59

20 Gefordert ist auch nicht, identische Lebens- Die Städteachse im Landkreis Harz, die direkt verhältnisse an jedem Ort vorzuhalten. „Erst an den Harz angrenzt, wird im LEP 2010 den durch die Thematisierung regionaler Betrof- „Ländlichen Räumen außerhalb der Verdich- fenheit wird erfahrbar, ob in einem Teilraum tungsräume mit günstigen wirtschaftlichen ungleichwertige Verhältnisse vorliegen.“5 Der Entwicklungspotenzialen – Wachstumsräume“ Maßstab hierfür ist auch bei den Teilräumen zugeordnet. Dieser „Wachstumsraum Nord- eines großen Landkreises wie dem Landkreis harz“ erfasst in der Übernahme im Regiona- Harz nicht etwa der Bezug auf den Landkreis- len Entwicklungsplan 2009 (REP) alle Städte durchschnitt, sondern auf den Bundesdurch- von Ilsenburg über Wernigerode, Halberstadt, schnitt.6 , Gernrode und Harzgerode bis Quedlin- burg. Der „Wachstumsraum Nordharz“ ist als Der Schwellenwert ab dem gehandelt werden dynamischer Wirtschaftsstandort im Land- muss, um gleichwertige Lebensverhältnisse kreis Harz gemäß LEP 2010 weiter zu stärken, herzustellen, ist als das „Gewährleistungsni- um eine Ausstrahlungsfunktion für den länd- veau der politisch angestrebten Mindestver- lichen Raum wahrnehmen zu können. Hierbei sorgung“ definiert7, verbunden „mit dem Ver- sollen die zentralen Orte im ländlichen Raum sorgungsziel einer Sockelgleichwertigkeit.“8 als Träger der Entwicklung dienen.10

Was diese Mindestversorgung allerdings aus- Die gleichwertige Entwicklung der Teilräume macht und wie die Sockelgleichwertigkeit de- im Landkreis Harz soll daher durch unter- finiert wird, ist dem Landesentwicklungsplan schiedliche, an die jeweiligen Gegebenheiten 2010 Sachsen-Anhalt (LEP) zu entnehmen, in und Bedingungen angepasste Lösungsstra- dem es unter 1.4 im Punkt Z 13 LEP heißt: tegien erfolgen. Deren programmatischen „Der ländliche Raum ist als eigenständiger und Grundlagen werden in den folgenden Fragen- gleichwertiger Lebens-, Arbeits-, Wirtschafts- komplexen behandelt. und Kulturraum zu bewahren. Er ist im Sinne einer nachhaltigen Raumentwicklung weiter 3.2 Nachhaltige Entwicklung der Raum- zu entwickeln. Zusammen mit den Verdich- und Siedlungsstruktur tungsräumen soll er zu einer ausgewogenen Entwicklung des Landes beitragen.“ Das Leitziel einer nachhaltigen Entwicklung der Raum- und Siedlungsstruktur in allen Teil- Der Landkreis Harz gehört ungeachtet der räumen des Landkreises Harz, stellt die erste verstädterten Zone am nördlichen Harzrand zielorientierte programmatische Grundlage mit der Kreisstadt Halberstadt, den großen dar, gleichwertige Lebensverhältnisse zu ga- Städten Quedlinburg und Wernigerode, Blan- rantieren. Dieses Ziel ist allerdings ohne eine kenburg und Thale sowie einigen kleineren weitergehende Betrachtung zu unbestimmt. Städten, vollumfassend zu den ländlichen Tatsächlich unterliegt die Entwicklung der Räumen in Sachsen-Anhalt. Der LEP geht da- Raum- und Siedlungsstruktur den Auswirkun- von aus, dass die ländlichen Räume des Lan- gen aller sich auf den Raum auswirkenden des Sachsen-Anhalt sehr unterschiedlich auf- oft zeitbedingten, gesellschaftlichen Trends. gestellt sind. Dazu sind auch alle Einflüsse und Auswirkun- gen der demografischen Entwicklung in den Er ergänzt die oben genannte Festsetzung Städten und Dörfern des Landkreises zu rech- daher mit der Aussagen: „…insofern sind zur nen und ebenso die fortschreitende Indivi- Entwicklung des ländlichen Raumes auch un- dualisierung der Lebensformen und -weisen. terschiedliche Strategien und Maßnahmen zur Genau wie der sich daraus ergebende Wan- Sicherung gleichwertiger Lebensverhältnisse del der Familienformen sowie der Haushalts- in allen Landesteilen erforderlich.“ und: „Zur größen und der damit verbundene Zuwachs Sicherung der Entwicklungspotenziale können an Wohnraum und Einfamilienhäusern, bei im Einzelfall differenzierte Lösungsstrategien gleichzeitiger Entleerung der Kernbereiche erforderlich sein.“9 der Dörfer und Städte.

5 Einig et al. (2009): S.59 6 vgl. ROG §2 Abs. 2 Nr. 4 7 vgl. Brandt (2006): S. 33 8 vgl. Blotevogel et al. (2006): S.61 9 vgl. Land Sachsen-Anhalt (2011): S.160 10 vgl. Regionale Planungsgemeinschaft Harz (2010)

21 Im Rahmen der nachhaltigen Entwicklung der In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass Raum- und Siedlungsstruktur des Landkrei- sich auch an anderen, nicht als Grundzentrum ses Harz kommt dem Erhalt und der Entwick- ausgewiesenen Orten ein vielfältiges gesell- lung der Dörfer und Städte im Landkreis als schaftliches, sportliches und soziales Leben Wohn-, Kultur- und Arbeitsraum eine grund- entwickeln konnte. Die Leaderregion „Rund sätzliche Bedeutung zu. Die Tragfähigkeit der um den Huy“ hat solche Orte in ihrem Wir- Siedlungsstruktur wird wesentlich von den kungsbereich im Landkreis Harz als „funkti- raumordnerischen Festsetzungen bestimmt, onale Schwerpunktorte“ gekennzeichnet und welche Orte im Rahmen der Zentrale-Orte- ihnen besondere thematische Entwicklungs- Festsetzung grundzentrale Aufgaben zuge- möglichkeiten eröffnet. Derartige Schwer- wiesen bekommen und welche nicht, bzw. wie punktsetzungen stellen sich aufgrund fehlen- in den nichtzentralen Orten die städtebauliche der professioneller und politischer Strukturen Entwicklung gemäß Z 26 LEP 2010 ausgestal- oft als zeitlich befristet dar und müssen des- tet wird.11 halb nach einigen Jahren in ihrer Bedeutung hinterfragt werden. Sie tragen aber in einem Den grundzentralen Orten kommt dabei die nicht unerheblichen Maße dazu bei, die ländli- Aufgabe zu, für sich und das nähere Umland, chen Räume im Landkreis Harz über das blo- die grundsätzlichen öffentlichen wie privaten ße Wohnen hinaus als Kultur-, Freizeit- und Versorgungseinheiten und andere Einrichtun- Erlebnisraum interessant zu halten sowie die gen der Grundversorgung vorzuhalten: gewünschte Lebensqualität zu erhöhen und sollten daher durch geeignete Instrumente ›› Schulstandort, unterstützt werden.

›› Sicherung der Kinderbetreuungseinrichtun- Die Mittelzentren Quedlinburg und Wernige- gen, rode und das Mittelzentrum Halberstadt mit Teilfunktionen eines Oberzentrums ergänzen ›› Sicherung der Nahversorgung, die grundzentrale Ausgangsbasis in den länd- lichen Räumen des Landkreises in vielerlei ›› Sitz der Verwaltung sowie die Hinsicht. Sie stellen Angebote des gehobenen oder sogar des spezialisierten Bedarfs be- ›› Sicherstellung der medizinischen Grundver- reit. Hierzu gehören auch Facharbeitsplätze, sorgung mit Ärzten und ggf. Apotheken. Qualifizierungs- und Weiterbildungsangebote, kulturelle und sportliche Angebote. Der Erhalt Die grundzentralen Orte sollen aber auch und die Stärkung der zentralörtlichen Funkti- gleichzeitig attraktive Wohnstandorte darstel- onen dieser Orte ist daher ein wichtiges Ziel len, die angemessen weiterentwickelt werden. der Kreisentwicklung. Sie sollten daneben Flächen für Gewerbe und Wirtschaft vorhalten, müssen gut an den ÖPNV Der Schutz der natürlichen Lebensgrundla- angeschlossen sein und damit gut erreichbar gen und der Erhalt sowie die Entwicklung für die zugeordneten nicht zentralen Orte sein der wirtschaftlich genutzten Kulturlandschaft und weitere Aufgaben übernehmen. Diese sind zwei weitere, sich gegenseitig bedingen- nicht abschließende Aufgabenstellung gelingt de Aspekte der programmatischen Grundlage nicht immer in allen beschriebenen Funktio- des Leitziels, eine nachhaltige Entwicklung nen, dennoch sollten alle als Grundzentrum der Raum- und Siedlungsstruktur zu gewähr- ausgewiesenen Orte die Voraussetzungen für leisten. Im LEP 2010 werden im Punkt 1.1. eine gute Lebensqualität im Landkreis bieten. die spezifischen Ziele und Grundsätze zum Gleichwohl kann die Raumordnung wegen der Schutz, zur Nutzung und zur Gestaltung der methodischen Hintergründe des Zentrale-Or- Kulturlandschaft Sachsen-Anhalts festgelegt. te-Modells nur an wenigen Standorten grund- zentrale Orte ausweisen.

11 vgl. Regionale Planungsgemeinschaft Harz (2014)

22 Während die bebauten Ortslagen durch ein Auf der anderen Seite stellen die Unterneh- rechtlich verbindliches und verpflichtendes men auch Ansprüche an die öffentliche Hand. Flächenmanagement erfasst werden, gestal- Die Bildungs- und Qualifizierungsangebote, tet sich dies bei der Kulturlandschaft anders.12 die Schaffung der Voraussetzungen für ein Die Kulturlandschaften des nördlichen Harz- attraktives Lebensumfeld in den Städten und vorlandes gehören zu den landwirtschaftlichen Gemeinden, die Freizeitangebote und vieles Gunsträumen in Deutschland und werden in- mehr sorgen für jene Lebensqualität, die den tensiv genutzt. Der Mittelgebirgsraum Harz Betrieben bei ihrer Suche nach qualifizierten selber ist wiederum als Lieferant von Rohstof- Mitarbeitern als Grundlage und Ausgangsba- fen genauso wichtig wie als Ausgangsraum für sis dient. Sieben programmatische Grundsät- einen naturnahen Aktiv- und Gesundheitstou- ze müssen beachtet und entwickelt werden, rismus und in seiner Funktion für den Natur- soll das Leitbild gelingen, die Attraktivität des schutz. Die in der Fläche wirkenden Nutzun- Standortes Harz für die unternehmerischen gen oder Nutzungsansprüche stehen dabei oft Aktivitäten zu verbessern: in einem Konflikt zueinander. Die nachhaltige Entwicklung der Raumstruktur kann aber nur 1. Wohnen: Die Bereitstellung von attrak- gelingen, wenn diese Konflikte zu- und - mit tivem und bezahlbarem Wohnraum. Hier- einander in einen konstruktiven Einklang ge- zu zählt vor allem, die vorhandene Bausub- bracht werden können. Im Auftrag der Regi- stanz an die sich verändernden Bedürfnisse onalen Planungsgemeinschaft Harz wurde im anzupassen. Zu ihnen gehören neben den Dezember 2014 ein Konzept zur Entwicklung Raumgrößen und Wohnraumzuschnitten die der Kulturlandschaft erstellt. In diesem wer- Verbesserung der energetischen Vorausset- den die Kulturlandschaftseinheiten in der Pla- zungen und die Barrierearmut. nungsregion Harz identifiziert, charakterisiert und es werden Handlungsempfehlungen für 2. Bildung und Qualifizierung: Nur mit ge- den Erhalt und die Entwicklung der Einheiten eigneten und attraktiven Bildungs- und Quali- formuliert. Damit wird den Anforderungen aus fizierungsangeboten, die den Bedarf der vor- dem LEP Genüge getan.13 handenen Wirtschaftsstruktur entsprechen, wird es künftig möglich sein, für die ländli- 3.3 Förderung der regionalen Wirtschaft chen Räume abseits der Metropol- und Ver- und der Land- und Forstwirtschaft dichtungsräume jene Mitarbeiter und Mitar- beiterinnen samt ihrer Familien zu gewinnen Wirtschaft und Beschäftigung stellen die es- (oder zu behalten), die für die Unternehmen senziellen Grundlagen für die künftigen Ge- als Fachkräfte wichtig sind. staltungsmöglichkeiten jedes Landkreises dar. Für die Entwicklung des Landkreises sind die 3. Verkehr und Mobilität: Die Zuliefer-, die im Gebiet wirtschaftenden Unternehmen und Handelsverkehre und vor allem die touristisch ihre Prosperität von großer Bedeutung. Für begründeten Verkehre benötigen leistungs- Betriebe im land- und forstwirtschaftlichen fähige und leicht zu befahrende Straßen. Die Bereich ist die Verfügbarkeit an Grund und Mobilität mit öffentlichen Verkehrsmitteln Boden die wichtigste Voraussetzung für eine muss eine attraktive Alternative zu der indi- wirtschaftliche Existenz. Der Erfolg anderer viduellen, motorisierten Mobilität werden. Der Betriebe im Landkreis ist aber wesentlich vom Radverkehr als System des Alltagsradver- Angebot wettbewerbsfähiger Produkte, Waren kehrs muss weiterentwickelt werden. und Dienstleistungen abhängig, auf diese As- pekte hat eine Kreisentwicklung keinen Ein- 4. Gesundheit: Der im Rahmen der älter fluss. Das wirtschaftliche Gelingen der Unter- werdenden Gesamtbevölkerung immer wich- nehmen ist dagegen direkt verantwortlich für tiger werdende Standortfaktor Gesundheit den Zuzug oder die Abwanderung der Einwoh- spielt in vielerlei Hinsicht eine bedeutende nerinnen und Einwohner in den Städten und Rolle. Zum einen für die Gesundheit der im Dörfern und damit für die möglichen Steuer- Landkreis lebenden Mitarbeiterinnen und Mit- einnahmen und die finanzielle Leistungskraft arbeiter der Unternehmen. Zum anderen in der Kommunen. Angeboten der Gesundheitswirtschaft selbst, für die es im Harz, aber auch am Harzrand 12 vgl. Küster (2012) interessante Entwicklungsansätze für unter- 13 vgl. Biancon GmbH et al. (2014): S.6/7

23 nehmerisches Tun gibt. Darüber hinaus ist 3.4 Gewährleistung und Optimierung das Vorhalten von Sportinfrastruktur (Sport- der Grundversorgung hallen, Sportplätze, schwimmbäder etc.) ein wichtiger weicher Standortfaktor. Die Gewährleistung und Optimierung der Grundversorgung ist sowohl eine öffentliche 5. Kultur: Wie der Standortfaktor Gesund- als auch eine private Aufgabe. Das in diesem heit, stellt sich auch der Standortfaktor Kultur Kapitel behandelte Leitziel erfasst damit ein in zweifacher Weise dar. Für die Bevölkerung Kernelement des öffentlichen Tuns. Die Ver- sind die Angebote der „kleinen“ wie der „gro- sorgung wird schwerpunktmäßig durch „zent- ßen“ Kultur Aspekte für eine hohe Lebensqua- rale Orte“ gewährleistet.15 lität und somit die Grundlage für die Entschei- dung, im Landkreis Harz dauerhaft bleiben Mit der Teilfortschreibung des REP 2009 und wohnen zu wollen. Auf der anderen Seite „Zentrale-Orte-Konzeption der RPGHarz un- kann der Landkreis zahlreiche kulturelle Ein- ter besonderer Berücksichtigung der Grund- richtungen aufweisen, die überregional bis in- zentren“ hat die regionale Planungsgemein- ternational nachgefragt werden. Ihr Vorhan- schaft, vorbehaltlich des Beschlusses der densein und ihre Möglichkeiten zur Erzeugung Regionalversammlung, neue Festsetzungen einer touristischen Wertschöpfung, ergeben zur zentralörtlichen Gliederung erarbeitet.16 vielfältige Ansätze für eine Verbesserung so- Die Gewährleistung der Grundversorgung er- wohl der wirtschaftlichen Grundlage als auch folgt vor allem in den als Grundzentrum aus- der Kreisentwicklung insgesamt. gewiesenen Orten. Kriterien für diese Auswei- sung sind, dass es genügend Einwohnerinnen 6. Energie: Die Kosten für Energie sind ein und Einwohner sowohl in dem grundzentralen wesentlicher Standortfaktor für Unterneh- Ort selbst, als auch in seinem zugeordneten men. Besonders energieintensive Betriebe Umland gibt. Im LEP 2010 sind die Elemen- sind darauf angewiesen, günstig an die benö- te der Grundversorgung systematisch erfasst, tigte Energie zu kommen. indem typische grundzentrale, überörtliche Versorgungseinrichtungen und -funktionen 7. Böden und Wälder: Die naturräumlichen aufgelistet werden.17 Aber nicht nur in den Voraussetzungen im Landkreis Harz stellen grundzentralen Orten und Ortsteilen ist das einen wirtschaftlichen Standortfaktor dar. Die Leitbild wirksam. Auch in den nicht zentralen Verfügbarkeit der landwirtschaftlich sehr gut Orten muss ein gewisser Grad an Grundver- nutzbaren Böden ist dabei genauso wichtig sorgung sichergestellt sein, um den täglichen wie die der forstwirtschaftlich genutzten Wäl- Bedarf zu decken und für einen Wohlfühlfak- der auf den Höhenzügen im nördlichen Harz- tor zu sorgen. Die Grundversorgung wird auch vorland und im Harzgebirge. durch private Anbieter sichergestellt. Das können sowohl Unternehmen als auch einzeln 8. Kulturlandschaft: Das Landschaftsbild im wirtschaftende Personen sein, oder Vereine Zusammenspiel Harz und Harzvorland und die und Verbände, wenn es um die Angebote der einzigartigen überörtlichen Sichtbeziehungen sozialen und kulturellen Versorgung geht. haben einen sehr hohen Stellenwert für die regionale Identität sowie für die Erholungs- Während sich Einrichtungen für kleinere Kin- funktion von Einheimischen und Touristen und der und Grundschulen in nicht zentralen Orten sind ein wesentliches Merkmal für eine hohe befinden können, sind die anderen öffentli- Lebensqualität.14 chen Einrichtungen immer in den Grund- oder Mittelzentren zu finden. Auch großflächige Einkaufseinrichtungen siedeln sich dort an wo schon andere zentrale Einrichtungen existie- ren.

15 vgl. ROG §2 16 vgl. Regionale Planungsgemeinschaft Harz (06/2014) 14 vgl. Stiftung Schloss Ettersburg (2014): S.10 17 vgl. Land Sachsen-Anhalt (2011): S.160

24 In der „Zentrale-Orte-Konzeption“ der REP­ Andererseits wirkt das Leitbild nach außen. Harz werden die Gründe, weshalb bestimm- Wenn man nicht „irgendwo“ wohnt, sondern ten Orten grundzentrale Aufgaben zustehen, an einem Ort, der einem etwas sagt und be- zum Teil auch in Teilung mit anderen in der deutet, fällt die Identifikation mit der eigenen Nähe liegenden Orten, ausführlich darge- Lebensumgebung und Lebenswirklichkeit ein- stellt.18 Aufgrund dieser zentralörtlichen Glie- facher. Die mit ihrer Region auf diese Weise derung ist der größte Teil der Bewohnerinnen verbundenen Einwohnerinnen und Einwohner und Bewohner der ländlichen Orte darauf an- ziehen auch andere an, seien es Unterneh- gewiesen ist, mobil zu bleiben. Insbesondere men, Gäste oder solche Menschen, die überle- Schulen, die hausärztliche Versorgung und die gen, in den Landkreis umzusiedeln. Die Wirt- Versorgung mit Lebensmitteln, sollten aber schaftsförderung des Landkreises kann umso für jeden Einwohner und Einwohnerinnen erfolgreicher wirksam werden, je intensiver ohne großen Mobilitätsaufwand zugänglich das Regionalmarketing auf derart gefestigte sein. Dennoch erscheint es mehr als richtig, Identifikationsstrukturen aufbauen kann. die grundzentralen Orte so attraktiv werden zu lassen, dass sie als Ankerorte in den ländli- Eine wichtige Rolle nehmen neben den öffent- chen Räumen wirksam werden können. Wirk- lichen Angeboten vermehrt die meist ehren- sam können sie jedoch nur werden, wenn sie amtlich organisierten Angebote in den Orten in angemessener Zeit erreicht werden. Hierfür und Ortsteilen ein. Vereine und Verbände sor- sind neben dem vorhandenen und leistungs- gen für den gesellschaftlichen und soziokul- fähigen ÖPNV neue Formen von Mobilitätsan- turellen Zusammenhalt und werben mehr als geboten notwendig. alle anderen für ein Leben in ihrer jeweiligen Ortschaft.19 3.5 Förderung von Identifikation und regionaler Identität 3.6 Gewährleistung des Klimaschutzes und einer sicheren Energieversorgung Eng verbunden mit dem vorangegangenen Leitziel ist die Förderung von Identifikation Der Schutz des Klimas und eine sichere und und Identität in den ländlichen Räumen. Die saubere Energieversorgung sind wie der Identifikation und Identität mit dem Landkreis Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen As- wirkt dabei als programmatisches Grundziel pekte, die als programmatische Grundlagen in zweierlei Richtungen. querschnittsorientiert bei jeder Kreisentwick- lungsplanung verfolgt werden müssen. Vor Einerseits wirkt sie nach innen, denn die im dem Hintergrund der endlichen natürlichen Landkreis wohnenden Menschen bleiben Ressourcen und den steigenden Kosten der umso lieber im Landkreis und seinen Orten Energieversorgung für die öffentlichen, ge- wohnen, je mehr und je intensiver sie sich mit werblichen und privaten Haushalte, ist der ihm (im übertragenen Sinn) verbunden füh- Klimaschutz in Verbindung mit einer sozial- len. Die Grundlage für eine regionale Identi- verträglichen Sicherung der Energieversor- tät kann dabei durch vertraute und besondere gung zu sehen. Landschafts- und Ortsbilder sowie Landmar- ken gebildet werden. Eine Verbindung zu ih- Ländliche Räume sind prädestiniert für die ren Wohnorten und dem Landkreis fühlen die Anlage von regenerativen Energieanlagen, Einwohnerinnen und Einwohner vor allem, wie Windkraft-, Solar- und Biomasseanlagen. wenn sie die örtlichen Rahmenbedingen als Hierbei spielt die Abwägung hinsichtlich der gut em­pfinden. Zu den Rahmenbedingungen Nachhaltigkeit flächenintensiver regenerati- gehört die oben beschriebene Ausstattung mit ver Energiegewinnung beispielsweise durch grundzentralen Versorgungseinrichtungen. Photovoltaikanlagen in Konkurrenz zu der Er- Aber auch die Lagebeziehung zu den für das zeugung qualitativ hochwertiger Nahrungs- eigene Leben notwendigen Arbeits- und Aus- mittel eine wichtige Rolle. bildungsstätten.

19 vgl. Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung 18 vgl. Regionale Planungsgemeinschaft Harz (06/2014) (2013)

25 Im nördlichen Bereich des Landkreises Harz Damit kann gewährleistet werden, dass die sind weite Teile schon jetzt kulturlandschaft- oft sehr gut ausgebildeten Frauen auch wäh- lich als „Windenergieanlagendominierte Land- rend der Familienphase ihre Potenziale beruf- schaft“ typisiert, in der es eine im bundes- lich nutzen und einsetzen können. Fokus ist weiten Vergleich überdurchschnittlich hohe hier die Schaffung von Arbeitsbedingungen, Dichte an Windenergieanlagen gibt.20 Daher die es Frauen ermöglichen, Beruf und Familie sollten aufgrund der potenziellen Gefährung gut vereinbaren zu können. der regionalen Eigenart der Kulturlandschaft Harz keine weiteren Windenergieanlagen er- richtet werden. Als Potenzial zur nachhaltigen Energiegewinnung kann die Nutzung von Gül- le in Betracht gezogen werden.21

Ein weiterer wichtiger Aspekt zum Schutz des Klimas ist der Aufbau einer Kreislaufwirt- schaft, die nicht nur bei der regionalen Ener- gieerzeugung wirksam wird, sondern auch bei der Produktion und vor allem dem Einsatz von Baustoffen. Hier könnte die traditionelle Ar- chitektur der meisten Altgebäude in den Or- ten des Landkreises, die als Fachwerk-Holz- gebäude aus meist wiederverwertbaren und recycelbaren Baustoffen bestehen, als Bei- spiel herangezogen werden.

Neben der Erzeugung von Energie kommt der Vermeidung von Energie eine große Bedeu- tung zu. Zum einen in Form des verminder- ten Verbrauchs durch neue Bauweisen sowie durch die Initiierung von sinnvollen Dämmun- gen bei Altgebäuden. Zum anderen durch eine intensive Rücknahme der Neuversiege- lung von Flächen durch Gebäude, Straßen und Anlagen.

3.7 Beachtung der Chancengleichheit von Frauen und Männern sowie Famili- enfreundlichkeit

Ein weiteres Querschnittsziel ist die Beach- tung der Chancengleichheit von Frauen und Männern (Gender Mainstreaming) sowie der Familienfreundlichkeit. Die Beachtung der programmatischen Grundlagen beider Aspek- te ist ein Leitziel, das sich in verschiedenen entwicklungsplanerischen Zusammenhängen wiederfinden lässt. In den Unternehmen ist es wichtig, qualifizierte Arbeitsplätze anzubie- ten.

20 vgl. Bundesamt für Naturschutz (2014) 21 Anregung Bauernverband Nordharz e.V. zum KEK vom 03.03.2015

26 4. Handlungsorientierte Bestandsanalyse

27 Die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen Im Rahmen der handlungsorientierten Be- und Männern im Beruf, die faire Verteilung standsanalyse wurden Daten erhoben und er- von Funktionen, des Einkommens und der mittelt, die zum einen die Frage beantworten, Fami­­lienpflichten, sind der Garant einer- ge inwieweit die im vorherigen Kapitel darge- sellschaftlichen Entwicklung mit mehr Ge- stellten Leitziele aus den programmatischen rechtigkeit in den einzelnen Kommunen und Grundlagen bereits erreicht oder aktuell ver- im Landkreis. Dieses Vorhaben wird inner- fehlt werden. Zum anderen sollen die Daten halb der Verwaltungen durch die vorliegenden Hinweise geben, welche Maßnahmen im Rah- Frauenförderpläne, auf der Grundlage des men der Kreisentwicklung ergriffen werden Frauenfördergesetzes des Landes Sachsen- können, um die Leitziele effektiv zu verfolgen. Anhalt, untermauert. Der Aspekt muss sich Die wesentlichen Trends und Herausforderun- ebenso wie die Sicherung der natürlichen Le- gen haben sich aus der Bestandsaufnahme bensgrundlagen, wie ein roter Faden durch sowie aus dem Partizipationsprozess erge- alle Handlungen ziehen. Die demografische ben. Die handlungsorientierte Bestandsanaly- Entwicklung im Landkreis Harz verlangt ge- se untersucht die folgenden Leitziele für den radezu, Familien zu fördern und zu unterstüt- Landkreis Harz: zen, wo immer es geht. ›› aktive Gestaltung der demografischen Ent- Familienfreundlichkeit ist zudem ein wichtiger wicklung als Chance, Faktor für die Zukunftsfähigkeit der Wirtschaft im Landkreis Harz. Ein familienfreundliches ›› Stärkung der Daseinsvorsorge der Gemein- Umfeld kann sich zu einem Betriebsplus ent- den, wickeln, das für Arbeitnehmerinnen und Ar- beitnehmer interessant und motivierend ist. ›› Stärkung der wirtschaftlichen Entwicklung Für die Unternehmen wiederum ist der Mangel im Landkreis Harz, an qualifizierten Fachkräften eine wirtschaft- lich messbare Motivation, seinen Angestellten ›› Intensivierung des Dialoges auf internatio- die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu er- naler Ebene sowie leichtern.22 ›› Entwicklung der Kulturlandschaft, nachhalti- ge Landnutzung, Klimaanpassung und land- schaftsverträgliche Energieversorgung.

Die folgende Zusammenfassung soll einen handlungsorientierten Überblick über die Aus- gangslage geben. Anschließend werden die daraus entstehenden Chancen und Risiken für die Entwicklung des Landkreises Harz abge- leitet.

22 vgl. Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesell- schaft Steinfurt mbH (2014)

28 4.1 Aktive Gestaltung der demografi- Fortzug überwiegt aber deutlich. Der negative schen Entwicklung als Chance Saldo ist in der Altersgruppe zwischen 18 und 26 Jahren besonders hoch.23 Ausgangssituation Zusammengefasst lässt sich die demografi- Der demografische Wandel stellt einen der sche Situation des Landkreises Harz wie folgt tiefgreifenden gesellschaftlichen Verän­ beschreiben: Die Geburtenrate ist insgesamt derungsprozesse dar. In unterschiedlichstem zu niedrig, um den Bevölkerungsrückgang Maß wird die Gesellschaft in Deutschland, wie auffangen zu können. Die Zahl der Menschen auch im Landkreis Harz, älter, weniger und im Erwerbsalter sinkt entsprechend und es bunter. Für den Landkreis Harz bedeutet der ist ein deutlicher Anstieg der Bevölkerung im demografische Wandel konkret, dass mit sin- Nacherwerbsalter zu erwarten. Zudem wächst kenden Bevölkerungszahlen weniger Kinder, die Gruppe der 16- bis 30-jährigen, die den abnehmende Schülerzahlen und in der Folge Landkreis verlassen, stetig an. Gleichzeitig weniger ausgebildete Fachkräfte einhergehen. steigt der Anteil der über 80-jährigen deut- Perspektivisch wird es schwieriger, die benö- lich, bezogen auf das Basisjahr 2009 erhöht tigten Fachkräfte zu akquirieren und langfris- sich dieser um 45 % bis zum Jahr 2020.24 tig im Landkreis Harz zu halten. Gleichzeitig ist das Arbeitsplatzangebot, vor allem der An- Die Alters- und die damit verbundene Gesell- teil an Stellen für hochqualifizierte Personen schaftsstruktur im Landkreis Harz wird sich im Bereich Forschung und Entwicklung, im somit weiterhin stark verändern. Das Durch- Landkreis relativ gering, was den Trend Ab- schnittsalter wird von 46,7 im Jahr 2009 auf wanderung junger Menschen aus dem Land- 50,2 im Jahr 2020 steigen. Im Vergleich er- kreis Harz noch verstärkt. reicht der angrenzende Landkreis Wolfenbüt- tel erst im Jahr 2030 dieses Durchschnittsal- Von 2006 bis 2013 ist die Bevölkerung im ter. Dieser Trend ist nicht mehr aufzuhalten Landkreis Harz von 244.248 auf 221.043 ge- und stellt so einen Ausgangspunkt für die zu- sunken (Stand 31.12.2013). Damit ist der künftige Entwicklung im Landkreis Harz dar. prognostizierte Trend der 5. Regionalisierten Bevölkerungsprognose eingetreten. So wurde Eine Rahmenbedingung, die künftig die Bevöl- in dieser für das Jahr 2013 eine Bevölkerungs- kerungsentwicklung beeinflussen kann, ist die zahl von 223.902 Personen im Landkreis Harz Familienfreundlichkeit bzw. die Vereinbarkeit prognostiziert. Wie bereits im Jahr 2006 weist von Beruf und Familie. Der Landkreis Harz ge- der Landkreis Harz einen negativen Bevöl- hört laut Familienatlas 2012 zu den engagier- kerungssaldo bezogen auf die Geburten und ten Regionen für Familien in Deutschland.25 Sterbefälle auf. In den Städten Harzgerode, Im Bereich der Betreuungsquote für unter Oberharz und Thale sowie in der Gemeinde dreijährige Kinder (Platz 6), Bildung (Platz 5) Huy ist das Geburtendefizit seit 2006 mit über sowie besondere Angebote und Leistungen 6,9 % besonders hoch. Die Wanderungsver- des Kreises für Familien (Platz 1) befindet luste verstärken das Geburtendefizit. sich der Landkreis unter den ersten zehn von 402 Landkreisen in Deutschland. Darüber hi- Seit 2006 haben 9.344 Menschen den Land- naus ist Wohneigentum günstig zu erwerben kreis Harz verlassen. Von Wanderungsver- (Kaufkraft in Relation zu Kaufwert). Auch der lusten sind vor allem die Städte Falkenstein, Freiflächenanteil je Einwohner ist im bundes- Oberharz und Harzgerode sowie die Ver- weiten Vergleich sehr positiv. Die Hochschule bandsgemeinde Vorharz betroffen. Für die Harz ist als Bildungseinrichtung ein wichti- Bewertung der Relevanz des demografischen ger Multiplikator für junge Menschen, um im Wandels ist besonders interessant, in welchen Landkreis Harz zu studieren und hier wohnen Altersgruppen die Bevölkerungswanderungen zu bleiben. stattfinden. In der Zeitspanne 2005-2009 ha- ben überwiegend Männer und Frauen im Al- ter zwischen 16 und 30 den Landkreis Harz verlassen. Im Rahmen dieser Bildungswan- 23 vgl. Bertelsmann Stiftung - Wegweiser Kommune derung ist auch ein Zuzug dieser Altersklas- (2014) se in den Landkreis Harz zu verzeichnen, der 24 ebd. 25 vgl. Prognos AG (2012)

29 Im Bildungssektor belegt der Landkreis Harz Trotz der guten schulischen Voraussetzungen insgesamt Platz 5. Besonders positiv sind hier liegt die Arbeitslosenquote bei 9,4 %.26 Im die durchschnittliche Klassengröße in der Pri- Landesvergleich ist die Jugendarbeitslosen- marstufe, die Schüler-Lehrer-Relation sowie quote mit 4,1 % aber vergleichsweise nied- die erteilten Unterrichtstunden je Schüler. rig.27

26 vgl. ebd. 27 vgl. Bundesagentur für Arbeit, Arbeitsmarktstatistik (2014)

Stärken Schwächen

++ hohe Familienfreundlichkeit -- allg. Bevölkerungsrückgang mit regionalen ++ hohe Betreuungsquote bei unter 3-jähri- Disparitäten gen -- negativer Saldo Geburten – Sterbefälle ++ viele Angebote / Leistungen für Familien -- Wanderungsverluste v.a. in der Altersgrup- ++ günstiges Wohneigentum im ländlichen pe 16-30-Jährigen (Bildungswanderung) Raum -- durch Bevölkerungsrückgang bedingte ++ gute Bildungsvoraussetzungen Leerstände an Wohngebäuden ++ relativ, niedrige Jugendarbeitslosigkeit -- Überalterung - Anstieg der über 80-Jähri- gen

Bewertung

Der Landkreis Harz ist von den Auswirkungen lichen Gründen über keinen Schulabschluss des demografischen Wandels stark betroffen. verfügen, der als Voraussetzung für eine Die eingetretene Tendenz zu einem hohen Ausbildungsanstellung dient. Diese Bevölke- Durchschnittsalter der Bevölkerung lässt sich rungsgruppe ist schwer zu erreichen und zu insgesamt nicht mehr aufhalten. Gleichzeitig motivieren, stellt aber eine nicht zu unter- besitzt der Landkreis Harz ein hohes Maß an schätzende Chance für die künftige Entwick- Familienfreundlichkeit, vor allem im Vergleich lung des Landkreises dar, zumal junge Men- zu den angrenzenden „alten“ Bundesländern schen, die am Erwerbsleben teilhaben, nicht wie Niedersachsen. Die ausgezeichneten nur insgesamt zufriedener mit ihrem Leben Betreuungs- und Bildungsvoraussetzungen sind, sondern auch über die finanziellen Mittel ermöglichen schon heute eine gute Verein- verfügen, ihrerseits eine Familie zu gründen. barkeit von Beruf und Familie. Im Landesver- gleich ist die Jugendarbeitslosigkeit ebenfalls Mit einer sinkenden Bevölkerungszahl und relativ niedrig. einer weiteren Abnahme an Kindern und Ju- gendlichen durch die insgesamt immer weiter Durch den allgemeinen Bevölkerungsrück- sinkende Geburtenrate, wird zudem die Aus- gang kommt es im Landkreis Harz künftig zu lastung der Einrichtungen der sozialen Da- einem verstärkten Fachkräftemangel. Dieser seinsvorsorge (Krippe, Kindergärten, Schule) Trend verstärkt sich durch die bereits heute in Frage gestellt. Damit einher geht die Fra- hohe Anzahl von älteren Erwerbstätigen im ge der Finanzierbarkeit dieser Einrichtungen Landkreis Harz (siehe auch „Potenziale der bei weiterhin schlechten kommunalen Haus- wirtschaftlichen Entwicklung im Landkreis haltslagen. Hinzu kommen Landesvorgaben, Harz“). Als Chance für das Aufrechterhalten welche das Bemühen zur Unterhaltung bzw. der fachlichen Kompetenz innerhalb der Un- Aufrechterhaltung dieser Einrichtungen ein- ternehmen kann einerseits die Aktivierung des schränken. So wurde z.B. mit der Novelle der Potenzials der Menschen im Nacherwerbsalter Verordnung zur Schulentwicklungsplanung28 angesehen werden. Dies betrifft nicht nur das im Jahr 2013 eine geändert Mindestschüler- wirtschaftliche Segment, sondern auch den zahl festgelegt. Bereich des Ehrenamts. Andererseits gibt es viele junge Menschen, die aus unterschied- 28 vgl. Novelle der Verordnung zur Schulentwicklungs- planung 2014 (SEPl-VO 2014): §4

30 Diese Novelle machte zukünftig die Schlie- Vor allem in den ländlich geprägten Teilbe- ßung von kleineren Schulen vor allem in den reichen des Landkreises führt der Bevölke- ländlichen Räumen erforderlich, genau dort, rungsrückgang zu leerstehenden Gebäuden, wo das Vorhandensein von Schulen einen der zum Brachfallen von Grundstücken und zur wichtigsten Standortfaktoren darstellt. Das Entleerung der historischen Dorfmitten. In wurde erkannt und man hat landesseitig ge- den Dörfern macht die alternde Gesellschaft gengesteuert. So wurden die Vorgaben für die besonders deutlich, wie wichtig es ist, über Mindestschülerzahlen wieder gelockert. neue Wohnformen nachzudenken. Neben ge- nerationsübergreifenden Wohnformen sind Trotz der demografischen Entwicklungen im neue Wohnformen bezüglich barrierearmen/­ Landkreis Harz gibt es auch Wachstumsker- ‑freien Wohnraums für ältere Menschen zu ne, wie die Städte Wernigerode, Thale, Ilsen- entwickeln. Dies bietet die Chance leerste- burg und Quedlinburg. Unterstützt durch pro- hende Gebäude für diese Wohnformen um-, sperierende Unternehmen, den touristischen neu- oder weiterzunutzen. Bekanntheitsgrad und weitere positive Fak- toren, stehen diese Städte für eine positive Entwicklung im Landkreis Harz. Die Standorte der Hochschule Harz in Wernigerode und Hal- berstadt begünstigen daneben die Zuwande- rung von jungen Menschen. Die Kehrseite ist dabei, dass dies zu steigenden Wohnpreisen führen kann. Durch mangelnde Angebote an Arbeitsplätzen besteht das Risiko, diese jun- gen Menschen langfristig und dauerhaft nicht im Landkreis Harz halten zu können.

Chancen Risiken

++ gute Voraussetzungen zur Vereinbarkeit -- demografische Entwicklung lässt sich nicht von Beruf und Familie mehr aufhalten ++ Entwicklung alternativer Lebensformen im -- wachsender Fachkräftemangel durch allg. ländlichen Raum wie z.B. generationsüber- Bevölkerungsrückgang greifendes Wohnen -- sinkende Auslastung der Einrichtungen der ++ Nutzung des Potenzials der Menschen im sozialen Daseinsvorsorge wie z.B. Kinder- Nacherwerbsalter zur Minderung des Fach- gärten, Krippen kräftemangels und im Bereich des Ehren- -- Finanzierbarkeit der sozialen Einrichtun- amts gen bei sinkender Bevölkerungszahl immer ++ Hochschulstandort als Chance für Zuwan- schwieriger derung junger Menschen -- einschränkende Landesvorgaben wie z.B. ++ Stärkung der regionalen Identität und des bei der Schulentwicklungsplanung Heimatgefühls zur Minderung der Abwan- -- steigende Wohnpreise in den Wachs- derung tumskernen wie z.B. Wernigerode ++ Vitalisierung der Ortskerne durch die Um-, -- fehlende, attraktive Angebote (Arbeitsplät- Neu- und Weiternutzung leer stehender ze, Lebensumfeld) verhindern, dass junge Gebäude, z.B. durch gezielte Programme Menschen, die zur Ausbildung in den Land- wie „Jung kauft Alt“ kreis kommen, im LK Harz bleiben ++ Stärkung der frühkindlichen Bildung -- schlechtes Image/Dorfbild durch leerste- hende Häuser bzw. nicht bedarfsgerechter sozialer Daseinsvorsorge

31 4.2 Stärkung der Daseinsvorsorge der Der Landkreis Harz verfügt bezogen auf das Gemeinden Straßennetz über eine sehr gute verkehrs- technische Erschließung. Über die vierspurig Ausgangssituation ausgebaute Bundesstraße B6 sind die überre- gionalen Bundesautobahnen BAB2, BAB7 und Entsprechend der aktuellen Klassifizierung BAB9 schnell zu erreichen. Die Städte Qued- des Bundesamtes für Bauwesen, Städtebau linburg und Halberstadt sowie die Städteachse und Raumordnung 2013 lassen sich Landkrei- entlang des Harzrands Ilsenburg-Wernigero- se in Raumtypen einordnen. Hierzu werden de-Blankenburg-Thale-Gernrode-Ballenstedt- zwei Basisstrukturmerkmale herangezogen: Ermsleben bieten im Landkreis Harz positive Rahmenbedingungen für den Personennah- ›› Das räumliche Basisstrukturmerkmal „Be- verkehr (ÖPNV).31 siedlung“ unterscheidet zwischen überwie- gend städtisch und ländlich geprägten Ge- Der Schienenpersonennahverkehr (SPNV) bieten, klassifiziert nach Bevölkerungsdichte bindet über die großen Städte Halberstadt, und Siedlungsflächenanteil. Wernigerode, Blankenburg, Quedlinburg, Thale und Ilsenburg den Landkreis Harz an ›› Das zweite räumliche Basisstrukturmerkmal die überregionalen Zentren an. Das Strecken- „Lage“ unterscheidet zwischen zentral und netz ist mittelfristig gesichert. Im Harz selbst peripher gelegenen Räumen, klassifiziert spielen die Harzer Schmalspurbahnen (HSB nach potenziell erreichbarer Tagesbevölke- = Harzquerbahn, Selketalbahn und Brocken- rung. bahn) eine wichtige Rolle. Daneben verfügen unter anderem die Bahnhöfe in Wernigerode, Der Landkreis Harz weist sehr unterschiedli- Blankenburg, Thale, Quedlinburg und Halber- che, raumstrukturelle Bedingungen auf. Der stadt über einen Anschluss an das Netz der direkte Harzrand ist mit seiner Städteachse Deutschen Bahn. Die Finanzierung der HSB durch eine hohe Siedlungskonzentration ge- erfolgt durch Regionalisierungsmittel des kennzeichnet, während das Harzgebirge und Bundes. Die Bedeutung der HSB für den SPNV das nördliche Harzvorland dünnbesiedelt sind. ist aufgrund der Beförderungszahlen relativ Entsprechend der Raumbeobachtung des hoch, wenn auch hauptsächlich im Bereich BBSR ist das Städteband entlang des nörd- des Freizeitverkehrs. Die überregionale An- lichen Harzrandes teilweise städtisch geprägt bindung ist sowohl für den Personen- wie für und die Städte Halberstadt, Quedlinburg und den Güterverkehr als eher schlecht einzustu- Wernigerode sind eindeutig städtische Ge- fen. biete, während der (Vor-) Gebirgsraum eine durchweg ländlich-siedlungsstrukturelle Prä- Das Regionalbusangebot ist im Landkreis gung aufweist.29 Harz sehr unterschiedlich ausgeprägt. Hier spiegelt sich die Struktur der drei Altkrei- Die ausgewiesenen Grundzentren unterschei- se wider. Die Potenziale für die intermoda- den sich in Hinblick auf ihre Bevölkerungs- le Verknüpfung sind im Landkreis Harz noch zahlen, die vor allem durch die Zentralität nicht ausgeschöpft. Dies betrifft vor allem die bzw. die Größe der Kernorte bedingt sind, Schnittstellengestaltung. Der Zustand der Zu- aber auch in der Flächengröße sowie in der gangsstellen ist recht unterschiedlich und im Anzahl der den Kernorten zugeordneten Orts- Straßenpersonennahverkehr durch differie- teilen.30 Insgesamt ist der Ausstattungsgrad rende Standards in den Altkreisen geprägt.32 der Grundzentren sehr unterschiedlich ausge- Die Auswirkungen des demografischen Wan- prägt, was historische Gründe hat und auf die dels werden sich in Zukunft deutlich auf die Leistungsfähigkeit der Teilräume selbst schlie- Verkehrsnachfrage im ÖPNV und damit u.a. ßen lässt. auch auf die wirtschaftliche Situation der Ver- kehrsunternehmen auswirken. Durch sinken- de Schülerzahlen wurden im Landkreis Harz Schulstandorte geschlossen.

29 vgl. 33. Ministerkonferenz für Raumordnung (2006) 30 vgl. Regionale Planungsgemeinschaft Harz (2014): 31 vgl. ISUP et al. (2008) S.12ff 32 vgl. ebd.

32 Dies hat wiederum zu einem höheren Fahr- Im Landkreis Harz verdoppelt sich der An- schüleranteil pro Fahrt geführt. Konkret sind teil der übergewichtigen Kinder im Laufe der sogar, bedingt durch den gestiegenen Schü- Schulzeit.37 Laut Einschätzung durch den lerverkehr, keine Fahrzeugreserven mehr Landkreis Harz gehört eine Verbesserung der vorhanden. Der Landkreis Harz hat beim Be- Gesundheitsversorgung und -vorsorge für rechnungsparameter Fahrten/Einwohner im Kinder sowie Angebote der Frühen Hilfen für Alltagsverkehr insgesamt seinen Anteil positiv Familien zu den Prioritäten der Familienpolitik. entwickeln können (2011 = 9,14 %, 2013 = 9,39 %).33 Insgesamt nimmt der Anteil an Menschen im nichterwerbsfähigen Alter durch sinkende Ge- Die Sicherstellung der ärztlichen Versorgung burtenraten und steigende Lebenserwartung im Landkreis Harz liegt im Zuständigkeitsbe- zu. Auch der Anteil an Pflegebedürftigen steigt reich der Kassenärztlichen Vereinigung (KV). von 2009 bis 2030 um 39 %. Dies erfordert Die Versorgung mit Haus- und Fachärzten ist ein dichtes Netz und Angebote im Bereich der im Landkreis Harz deutlich geringer als der stationären und häuslichen Pflege. Tatsäch- relative Bedarf. Sinkende Bevölkerungszah- lich ist das Angebot an Altenpflegeheimen im len relativieren allerdings den Bedarf, wobei Landkreis Harz ungleichmäßig verteilt. die Versorgung mit Kinder- und Frauenärzten auch künftig (nach den vorliegenden Planun- Die finanzielle Handlungsfähigkeit der Städte gen) niedriger bis deutlich niedriger ausfallen und Gemeinden im Landkreis Harz ist 25 Jah- wird.34 Der Versorgungsgrad mit Zahnärzten re nach der Grenzöffnung mittlerweile sehr beträgt für das Jahr 2011 im Landkreis Harz eingeschränkt. Um langfristig handlungsfä- 119,1 %.35 Bei der medizinischen Grundver- hig zu bleiben, ist zum einen eine wirksame sorgung ist eine klare Orientierung auf die Entschuldung erforderlich, zum anderen eine zentralen Orte erkennbar. Dies gilt auch für Konzentration und Bündelung von kommuna- die Versorgung mit Apotheken. In Hinblick len Aufgaben mit dem Ziel der Erhaltung und auf einen familienfreundlichen Landkreis ist Schaffung gleichwertiger Lebensbedingungen die Entwicklung der medizinischen Grundver- im städtischen wie auch im ländlichen Raum. sorgung als kritisch anzusehen. Vor allem die Deutlich wird die kommunale Haushaltslage Erreichbarkeit der Ärzte spielt zukünftig eine in Bezug auf die Gewerbesteuereinnahmen zentrale Rolle. sowie die Schlüsselzuweisungen. Die Gewer- besteuereinnahmen liegen bei 203 Euro/Ein- Neben der Ärzteversorgung ist die allgemeine wohner im Vergleich zu 356 Euro/Einwohner Gesundheitsvorsorge ein wesentlicher Faktor. im Bundesdurchschnitt. Ein weiterer Indikator Ein negativer Lebensstil und die zeitbedingten ist die Schlüsselzuweisung. Eine Schlüssel- Lebensumstände in der Gesellschaft können zuweisung ist eine zweckfreie Zuweisung zur ein „gesundes Aufwachsen“ negativ beeinflus- allgemeinen Finanzierung der Ausgaben des sen. So kann sich für Kinder und Jugendliche Verwaltungshaushaltes. Sie liegt im Landkreis der sozioökonomische Status ihrer Herkunfts- Harz bei 474 Euro/Einwohner. Im Bundes- familie in vielfältiger Weise auch auf ihre ge- durchschnitt beträgt sie 326 Euro/Einwohner. sundheitliche Entwicklung auswirken. Neben Die Verschuldung im Haushalt liegt bei durch- schlechten Startchancen in Schule und Beruf schnittlich 1.854 Euro/Einwohner.38 kommen oftmals ein schlechterer Gesund- heitszustand und ungünstige Gesundheits- Die unterschiedlichen siedlungsstrukturellen verhaltensmuster zum Tragen. Laut Familie- Gegebenheiten im Landkreis Harz beeinflus- natlas 2012 sind nur 29,9 % der Kinder und sen maßgeblich die versorgungsrelevanten Jugendliche im Landkreis Harz Mitglied in ei- Einzelhandelsstrukturen. Die Versorgungsein- nem Sportverein. Im Landesdurchschnitt sind richtungen konzentrieren sich fast vollständig dies mit 53,8 % deutlich mehr.36 auf die städtischen Gebiete im Landkreis Harz.

33 nach Angaben Landkreis Harz, Bereich ÖPNV (2014) 34 vgl. Bertelsmann Stiftung – Faktencheck Gesundheit 37 vgl. Landkreis Harz (2014) (2014) 38 vgl. Bertelsmann Stiftung – Wegweiser Kommune 35 vgl. Regionale Planungsgemeinschaft Harz (2014): (2014) S.32 36 vgl. Prognos AG (2012)

33 Dabei befindet sich über ein Viertel der Ge- aber unter dem Aspekt des demografischen samtverkaufsfläche in städtebaulich nicht in- Wandels die Versorgungsmöglichkeiten einer tegrierter Lage und weist somit keine direkte mobilitätseingeschränkten Bevölkerungsgrup­ fußläufige Anbindung an die Wohnsiedlungs- pe zu betrachten. bereiche auf.39 Ein Großteil des ländlichen Raums außerhalb Nahezu alle Grundzentren im Landkreis Harz der Grundzentren verfügt über eine ange- gewährleisten einen ausreichenden Grad messene bis gute Anbindung (ÖPNV) an die der Nahversorgung. Darüber hinaus finden strukturprägenden Versorgungseinrichtungen sich auch in einzelnen Ortsteilen ohne zent- der Nachbarkommunen. D.h., die Versor- ralörtliche Funktion klein- bis mittelflächige gungseinrichtungen sind in einem mindes- Lebensmittelläden mit eingeschränktem bis tens stündlichen bis zweistündlichen Takt zu teilweisem Vollsortiment bei Discountern. Ein erreichen. In einigen nördlichen Teilbereichen Großteil der Ortsteile weist keine oder nur we- kann die Nahversorgungssituation aber hin- nige versorgungsrelevante Einzelhandelsan- sichtlich der räumlichen Erreichbarkeit bereits gebote auf. Gerade im ländlichen Raum sind als nicht optimal bewertet werden.40

39 vgl. Stadt + Handel (2014): S.38 40 vgl. ebd.

Stärken Schwächen

++ gute verkehrliche Anbindung der Städ- -- finanzielle Handlungsfähigkeit der Städte teachse über B6 sowie SPNV und Gemeinden eingeschränkt durch hohe ++ gute Rahmenbedingungen für den ÖPNV Verschuldung ++ vergleichsweise gute ÖPNV Anbindung -- Anbindung / Erreichbarkeit von Versor- bzw. Ausstattung der ländlichen Gebiete gungseinheiten im ländlichen Raum (Harzvorland und Harz) -- ungleichmäßige Verteilung der Altenpflege- ++ ausreichender Grad der Nahversorgung in heime den Grundzentren -- Ärzteversorgung (Haus- und Fachärzte) in ++ Sanierung oder Neubau der Einrichtun- den ländlichen Gebieten gen der sozialen Daseinsvorsorge in den -- hohe Zahl übergewichtiger Kinder letzten 25 Jahren – Sanierung auf hohem -- Defizite und Lücken im Radverkehrsnetz Niveau -- wenig ausgewogenes Sport-Vereinsange- ++ Sanierung der verkehrlichen und techni- bote (viele Fußballvereine nur wenig ande- schen re Angebote) Infrastruktur in den letzten 25 Jahren ++ strategische Planung (IGEK, ISEK, Leader) ++ kostenlose Fahrradmitnahme im SPNV

Bewertung Die demografische Entwicklung im Landkreis Harz macht zur Aufrechterhaltung der kom- Die unterschiedlichen raumstrukturellen Aus- munalen Daseinsvorsorge erforderlich, dass stattungen des Harzes führen dazu, dass die grundzentralen Orte konsequent gestärkt die Teilräume zur Aufrechterhaltung der Da- werden. Dies kann bei fehlender Steuerung seinsvorsorge unterschiedlich belastet wer- bzw. Reaktion dazu führen, dass die nichtzen- den. Während die Städte am Harzrand auf tralen Orte in ihrer Funktion geschwächt wer- eine größere Bevölkerungsmasse zurückgrei- den. Gleichzeitig zeigen aber Initiativen der fen können, sind der Harz und das nördliche örtlichen Bevölkerung, dass hier eine „alter- Harzvorland deutlich dünner besiedelt und native Daseinsvorsorge“ aufgebaut werden damit bevölkerungsschwächer, was sich in der kann z.B. durch ehrenamtlich oder genossen- Nachfrage der Leistungen und in der Effektivi- schaftlich betriebene Dorfläden und/oder Or- tät der Einrichtungen widerspiegelt. ten der Begegnung.

34 Zukünftig wird eine interkommunale Koope- Der Barrierefreiheit kommt hier eine große ration die Grundvoraussetzung zur Aufrecht- Rolle zu. In Bezug auf die Gewährleistung der erhaltung der Daseinsvorsorge sein. Auch der Mobilität der Bevölkerung im Landkreis Harz interregionale Austausch zu speziellen The- wird in weiten Teilen der Region werktags ein men eröffnet die Chance der Entwicklung von 1- in Ausnahmefällen ein 2-Std-Takt ange- innovativen Formen der Daseinsvorsorge. Hier boten, was weit über vergleichbaren Durch- sind die Lokalen Aktionsgruppen im Landkreis schnittsstandards liegt. An den Wochenenden Harz die geeignete Plattform, um über den ist das Angebot im Harz tourismusbedingt Entwicklungsansatz CLLD/LEADER-Ansatz un- zudem weit weniger ausgedünnt, als in den terstützend zu wirken. Weitere Beispiele für allermeisten vergleichbaren Flächenregionen. eine interkommunale Zusammenarbeit sind das Integrierte Gemeindliche Entwicklungs- Darüber hinaus bestehen Risiken, die nicht konzept (IGEK) für die Stadt Osterwieck und unmittelbar beeinflussbar sind. Die Vorgaben die Gemeinde Huy sowie die Kooperationsver- z.B. hinsichtlich der Ärzteversorgung in ei- einbarung zwischen den Städten Falkenstein/ nem speziellen Gebiet können zukünftig dazu Harz, Seeland und Aschersleben. führen, dass sich die Versorgung mit Ärzten weiter verschlechtern wird. Keine Änderung Neben der Stärkung der grundzentralen Orte in Bezug auf den Finanzausgleich führt dazu, sind neue Formen der Daseinsvorsorge zu dass sich die kommunalen Haushaltslagen entwickeln. Erste Beispiele sind z.B. die mobi- kaum verbessern werden. Ein weiteres großes le Zahnarztpraxis in Osterwieck. Aufgrund der Risiko besteht in der Überalterung der Vereine immer älter werdenden Gesellschaft sind die und ihrer Mitglieder. Angebote der sozialen Daseinsvorsorge und die Erreichbarkeit dieser Einrichtungen auf diese Altersgruppe auszurichten.

Chancen Risiken

++ konsequente Stärkung der Grundzentren -- Schwächung der nicht zentralen Orte, da hinsichtlich der Einrichtungen der Daseins- sie keinen Beitrag zur Daseinsvorsorge vorsorge leisten können ++ neue Formen der Daseinsvorsorge entwi- -- unterschiedliche raumstrukturelle Räume ckeln (mobile Arztpraxis wie z.B. Zahnarzt- führen zu unterschiedlichen Belastungen mobil in Osterwieck oder Große Emma) bei der Aufrechterhaltung der Daseinsvor- ++ neue Mobilitätsformen entwickeln und an- sorge bieten -- ohne Änderung der Rahmenbedingungen ++ innere Neudefinition­ der Vereine und mehr Verschärfung der Angebote für die Jugend Ärzteversorgung ++ Gewährleistung der Daseinsvorsorge in -- Aussterben der Vereine mangels Nach- nicht zentralen Orten durch Eigeninitiative­ wuchs und fehlender Attraktivität der Menschen vor Ort -- Anstieg der Pflegebedürftigen ++ verstärkte interkommunale -- ohne Änderung des Finanzausgleichs bzw. Kooperationen zur Erhaltung der kommu- erhöhte Steuereinnahmen keine Verände- nalen Daseinsvorsorge z.B. Huy-Oster- rung der kommunalen Haushaltslage wieck sowie Aschersleben mit Falkenstein ++ interregionale Zusammenarbeit über die Lokalen Aktionsgruppe im Landkreis Harz ++ senioren- und pflegegerechte Einrichtun- gen schaffen - Barrierefreiheit

35 4.3 Potenziale der wirtschaftlichen ›› Metalltechnik Entwicklung im Landkreis Harz ›› Elektrotechnik Ausgangssituation ›› Bautechnik Der Landkreis Harz ist geprägt durch kleine und mittelständische Unternehmen sowie ei- ›› Holztechnik nem breiten Branchenmix. Im Landkreis Harz haben sich sieben wirtschaftliche Cluster41 he- ›› Farbtechnik und Raumgestaltung rausgebildet: ›› Textiltechnik und Bekleidung ›› Cluster „Maschinenbau“ - Wernigerode ›› Sozialwesen ›› Cluster „Kunststoffverarbeitung“ - Quedlin- burg ›› Mechatronik

›› Cluster „Kolben- und Walzenproduktion“ - ›› Ernährung und Hauswirtschaft Quedlinburg ›› Gesundheit, Pflege und Körperpflege ›› Cluster „Pulvermetallurgie“ - Thale Über die Hälfte der Kreisfläche wird landwirt- ›› Cluster „Medizintechnik“ - Halberstadt schaftlich genutzt. Vor allem im nördlichen Harzvorland finden Pflanzen- und Tierpro- ›› Cluster „Ernährungswirtschaft“ - LK Harz duktion hervorragende Standortbedingungen. Die traditionelle Saatzucht und Züchtungsfor- ›› Cluster „Automobilzulieferung“ - Wernigero- schung werden hier weitergeführt. de, Ilsenburg und Harzgerode Ein weiterer wesentlicher Wirtschaftsfaktor im ›› Cluster "Grundstoffindustrie" - Rübeland/El- Landkreis Harz ist der Tourismus. Der Harz ist bingerode die einzige im Masterplan Tourismus regional definierte Tourismusdestination in Sachsen- ›› Cluster "Stahlindustrie" - Ilsenburg Anhalt42. Der Harz bietet mit dem Brocken, seiner urwüchsigen Natur, den Bergen und Der größte Einzelstandort für die Wirtschaft Klippen, Talsperren und Flusstälern sowie ei- ist Wernigerode. nem ausgedehnten Wander- und Radwege- netz attraktive Erholungsmöglichkeiten. Neben diesen Wirtschaftsclustern gibt es im Landkreis Harz in den Städten Wernigerode, Der Reichtum an Kunstschätzen, allen vor- Halberstadt und Quedlinburg Berufsbildende an die UNESCO-Welterbestätte Quedlinburg Schulen. Diese Berufsfachschulen bzw. Fach- und der Domschatz in Halberstadt sowie das gymnasien bieten ein umfassendes Bildungs- Schloss Wernigerode®, die zahlreichen aus angebot auch im dualen Bereich an. Schwer- der Romanik stammenden Kirchen, Klös- punkte dieser Berufsschulen liegen in den ter und profanen Gebäude, die erhaltenen Bildungsgängen: Altstädte und Ortsbilder und die vielfältige Museumslandschaft komplettieren das hier ›› Wirtschaft und Verwaltung nicht abschließend aufgelistete Angebot. Das Alleinstellungsmerkmal für die Harzre- ›› Agrarwirtschaft gion (länderübergreifend) ist die Dichte an UNESCO-Welterbestätten in Verbindung mit 41 Cluster: „Räumliche Konzentration miteinander ver- dem Natur- und Kulturerlebnis. Seit 2004 ge- bundener Unternehmen und Institutionen innerhalb eines hört der Naturpark Harz als Teil des Geoparks bestimmten Wirtschaftszweiges. Der Cluster kann neben „Harz.Braunschweiger Land.Ostfalen“ zum Unternehmen vernetzter Branchen auch weitere für den Wettbewerb relevante Organisationseinheiten (z.B. For- Global UNESCO Network of Geoparks. schungsinstitutionen, Hochschulen, Kammern, Behörden, Finanzintermediäre, Normen setzende Instanzen etc.) 42 vgl. Ministerium für Wissenschaft und Wirtschaft beinhalten.“(Gabler Wirtschaftslexikon) Sachsen-Anhalt (o.A.)

36 Darüber hinaus existiert mit der Harzer Im Landkreis Harz pendeln trotz dieser güns- Schmalspurbahn das längste zusammenhän- tigen Voraussetzungen jeden Tag über 22.000 gende, noch existierende, dampfbetriebene erwerbstätige Personen aus. Die hohe Anzahl Streckennetz in Europa, das nach Aussage von Auspendlern im Landkreis ist ein wesent- des japanischen Botschafters, sogar in Japan licher Parameter, der sich durch eine gerin- bekannt ist. Typisch für den Harz sind auch ge vorhandene Arbeitsplatzdichte sowie einer die Talsperren. Sie prägen das Landschafts- seit 2010 abnehmenden Gründungsintensität bild und sind zu touristischen Anziehungs- ergibt. Besonders schwer wiegt die Tatsa- und Erholungspunkten geworden. Rund um che, dass nicht alle potenziellen Auszubilden- die meisten Stauseen haben Dritte einen ren- den eine Ausbildung beginnen konnten. Im tablen Freizeittourismus aufgebaut.43 Attrakti- Bewerbungsjahr 2013/2014 standen 1.273 ve touristische und kulturelle Angebote ziehen gemeldete Bewerber 1.163 gemeldeten Be- Menschen aus Deutschland aber vornehmlich rufsausbildungsstellen gegenüber. Dabei ist auch aus Dänemark und den Niederlanden an. jedoch auffällig, dass es neben unversorgten Bewerbern auch einen hohen Bestand an un- Es hat sich gezeigt, dass sich Städte, in denen besetzten Berufsausbildungsplatzstellen gibt, es gelungen ist ein Konzept der Vereinbarkeit für die die passenden bzw. geeigneten Bewer- von Tourismus und Industrie umzusetzen (vgl. ber fehlten. Der Mangel an geeigneten Aus- Wernigerode, Ilsenburg), am dynamischsten bildungsplatzstellen verstärkt den Trend der entwickelt haben und die günstigsten Arbeits- Abwanderung. markt- und Wirtschaftsdaten aufweisen. Eine Anwendung dieser Strategie auf den gesam- Ein wichtiges Kriterium für einen stabilen Ar- ten Landkreis Harz ist zu empfehlen, da mit beitsmarkt ist der Anteil an hochqualifizierten dem Tourismus allein keine ausreichenden Beschäftigen sowie der Personalbesatz im Be- Entwicklungsmöglichkeiten gegeben sind. reich Forschung und Entwicklung (FuE). Das Qualifikationsniveau im Landkreis Harz- be Die Gesundheitswirtschaft ist ein weiterer wegt sich im Vergleich zu anderen Regionen wichtiger Wirtschaftszweig. 15,7 % der Be- im Mittelfeld. Der Anteil an Hochqualifizierten schäftigten im Landkreis Harz arbeiten im ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen, Bereich der Gesundheitswirtschaft, der so- während der Anteil der FuE-Beschäftigten mit nach dem verarbeitendem Gewerbe den in der Wirtschaft nur leicht gestiegen ist.44 zweitwichtigsten Wirtschaftszweig darstellt. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in der Neben der klassischen Gesundheitswirtschaft Erwerbsquote im Landkreis Harz wider. Die- könnte der Gesundheitstourismus eine wichti- se liegt im Landkreis Harz bei 60,2 %. Die ge Rolle einnehmen. Arbeitsplätze im Gesund- Frauenerwerbsquote ist mit 59 % (2012) sehr heitstourismus gelten als relativ krisensicher, hoch. Das Verhältnis der Erwerbsquote von vor allem im Hinblick auf eine älter werden- Frauen und Männern liegt sogar bei 96,2 %. de Gesellschaft. Das Kurwesen im Landkreis Dazu kommt eine immer weiter abnehmende Harz ist jedoch relativ gering ausgeprägt, ins- Arbeitslosenquote. Trotz dieser ist das Risiko besondere nach der Schließung des Kurzent- der Kinder- und Jugendarmut im Landkreis rums Bad Suderode. Harz sehr hoch.45

Daneben ist der Landkreis Harz auch Hoch- Durch den Rückgang der Zahl junger Men- schulstandort. Die Hochschule Harz, das Ju- schen angesichts des demografischen Wan- lius-Kühn Institut (Bundesforschungsinstitut dels wird es schwierig bleiben, qualifiziertes für Kulturpflanzen) und die Außenstelle des Personal in der Region zu halten und dem be- Robert-Koch-Institutes (Bundesforschungs- vorstehenden Fachkräftemangel entgegenzu- einrichtung auf dem Gebiet der Biomedizin) wirken. Insbesondere die Abwanderung jun- gelten als Forschungs- und Bildungseinrich- ger Menschen nach Schulabschluss ist eine tungen von nationaler und internationaler Be- Problemlage. deutung.

44 vgl. Bertelsmann Stiftung – Wegweiser Kommune (2014) 43 vgl. Talsperrenbetrieb Sachsen-Anhalt (2014) 45 vgl. ebd.

37 Die Schulabbrecherquote stellt sich positiver dar als im Landesdurchschnitt (7,6 % im Jahr 2013). Diese liegt seit Jahren bei rund 6,1 % (Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss).46

Für die Wirtschaftskraft in einem Landkreis ist die Kaufkraft eine entscheidende Größe. Die- se ist im Landkreis Harz in den letzten Jahren angestiegen und liegt über dem Landesdurch- schnitt, ist im Bundesvergleich aber deutlich niedriger.

Der Zugang zu leistungsfähigen Informa- tions- und Kommunikationssystemen (Breit- band-Internetversorgung) ist ein wichtiger Standortfaktor für die wirtschaftliche und ge- sellschaftliche Entwicklung von Städten und Gemeinden. Das Land Sachsen-Anhalt hat für die neue Förderperiode 2014-2020 sechs stra- tegische Eckpunkte definiert. Ein Eckpunkt ist die Innovation des Landes. Ziel des Landes ist es „… das Innovationssystem bezüglich seiner Ergebnisse effektiver zu gestalten, die Unter- nehmen darin zu unterstützen, ihre Wettbe- werbsfähigkeit zu verbessern und die Export- chancen auszubauen. Ein zentrales Projekt dafür ist der Aufbau einer hochleistungsfähi- gen Breitbandinfrastruktur als entscheidende Voraussetzung für eine erfolgreiche Positio- nierung von Unternehmen im internationalen und regionalen Standortwettbewerb.“47 Nach der nahezu flächendeckenden Herstellung einer Breitbandgrundversorgung in Sachsen- Anhalt mit Anschlüssen mit einer Bandbreite von mindestens 2 Mbit/s sollen nun vorrangig Hochleistungsdatennetze (Next-Generation- Access-Netze = NGA-Netze) gefördert wer- den, welche Bandbreiten von 50 Mbit/s und mehr im Download ermöglichen. Im Landkreis Harz gibt es jedoch noch immer etliche Orte, die über keinen Breitbandzugang verfügen und sich mit geringen Zugangsgeschwindig- keiten begnügen müssen.48

46 vgl. Bertelsmann Stiftung (2014) 47 vgl. Sachsen-Anhalt (2013): S.2 48 vgl. HarzOptics GmbH (2014)

38 Stärken Schwächen

++ kleinteilige Unternehmensstruktur und -- ungleichmäßige Standortverteilung der Branchenmix Wirtschaftszentren ++ Bildungs- und Forschungseinrichtungen -- geringe Zahl an größeren Unternehmen von nationaler und internationaler Bedeu- mit Betriebszentralen und eigenen FuE- tung Abteilungen ++ Hochschulstandort; Anstieg der Hochquali- -- geringe Arbeitsplatzdichte fizierten -- hohe Auspendleranzahl ++ hohe Frauenerwerbsquote -- abnehmende Gründungsintensität ++ abnehmende Arbeitslosenquote -- zu wenige Ausbildungsplätze bzw. fehlende ++ klassische und profilierte Tourismusdesti- qualifizierte Bewerber/innen nation; UNESCO Welterbestätte in Verbin- -- geringe Kaufkraft dung mit Natur- und Kulturerlebnis -- Lücken und teilweise mangelnde Qualität ++ weitere UNESCO-Welterbestätten in den der Rad- und Wanderwege einschließlich angrenzenden Landkreisen Möblierung ++ Kultur und Tourismus als Wirtschaftsfaktor -- Unterhaltung der Erholungsinfrastruktur ++ hoher Anteil von Landschaften mit güns- einschl. Rad- und Wanderwege nicht si- tigen Voraussetzungen für die land- chergestellt schaftsbezogene Erholung, hochwertige -- schlechte Breitbandversorgung v.a. im Landschafts- und Ortsbilder sowie Sichtbe- Harz und Harzvorland ziehungen -- Wettbewerbsnachteile bei der Anwerbung ++ starke Gesundheitswirtschaft von Fachkräften (Gehälter/Freizeitangebo- ++ gute naturräumliche Voraussetzungen für te) Gesundheitsangebote und damit für den -- keine wirkliche Vernetzung der Angebote Gesundheitstourismus und ihre aufeinander bezogene Abstim- ++ Harz zieht ausländische Gäste überwie- mung gend aus Dänemark und den Niederlanden -- nicht flächendeckendes mehrsprachiges an Angebot im ländlichen Raum (räumlich, ++ gute landwirtschaftliche und forstwirt- digital, analog, zielgruppengerichtet) schaftliche Grundvoraussetzungen sowie gute Betriebsstrukturen im Harz und Harz- vorland ++ Tourismusangebote stärken die allgemeine Lebensqualität ++ vorhandene Wirtschaftsnetzwerke

39 Bewertung Ausbildungsstätten nicht aus dem Landkreis ausgelagert werden. Gelingt dies nicht, wird Die vorhandene Unternehmensstruktur im sich der Trend der Bildungswanderung wei- Landkreis Harz sowie der Branchenmix stellen ter verstärken, mit der Folge, dass nicht nur eine gute Grundlage für eine hohe Flexibili- junge Einwohnerinnen und Einwohner abwan- tät und Krisenresistenz dar. Im Unterschied dern, sondern auch jene, die über eine höhere zu den nördlich gelegenen ländlichen Räumen Bildung verfügen. um das durch die Volkswagen AG dominierte Arbeitsmarktzentrum Wolfsburg, ist der Land- Da die Bildungswanderung nicht kurzfris- kreis Harz nicht von einem omnipräsenten tig angehalten werden kann, müssen ande- Arbeitgeber abhängig, der zahlreiche Begüns- re Wege gefunden werden, Fachkräfte für die tigungen für die ländlichen Räume bewirkt, Unternehmen zu gewinnen. Als eine Chance aber auch, neben erheblichen sozialen und können die Bemühungen seitens des Land- soziokulturellen Verschiebungen innerhalb kreises zur Internationalisierung seiner Ak- der Bevölkerung, eine hohe Krisenanfälligkeit tivitäten und Bemühungen gesehen werden. aufweist. Die Internationalisierung kann dazu genutzt werden, ausländische Fachkräfte zu akquirie- Andererseits profitiert der Landkreis Harz von ren, die das Fehlen einheimischer Fachkräfte der relativen Nähe zu den Standorten der ausgleichen. Weiterhin ist es wichtig, ältere Volkswagen AG in Salzgitter, Braunschweig Fachkräfte länger als bisher für die Arbeits- und Wolfsburg, die über die B6, die BAB395 prozesse zu halten. Neue Arbeitszeitmodel- und BAB39 gut zu erreichen sind. Dies zeigt le, aber auch neue Arbeitsbedingungen und sich durch die hohe Auspendlerzahl. Das hohe -voraussetzungen für ältere Arbeitskräfte, Pendleraufkommen bewirkt zum einen ein ho- sind hierzu die Grundlagen. hes allgemeines Verkehrsaufkommen, zum anderen besteht das Risiko des Kaufkraftab- Ein weiterer wichtiger Standortfaktor für die flusses und der Verlagerung des Wohnortes in ländlichen Räume ist eine gute Breitbandver- die Regionen, in denen sich die Arbeitsplätze sorgung in allen Teilräumen. Sie reicht heute befinden. Denn die Anfahrtswege sind - letzt vor allem in den ländlich geprägten Gebieten lich recht lang und aufgrund der steigenden im Landkreis Harz nicht aus und muss ausge- Treibstoffpreise kostenintensiv. baut werden. Gelingt dies mittelfristig nicht, besteht das Risiko, dass die Ansiedlungsvor- Für die Unternehmen im Landkreis Harz stellt aussetzungen für Unternehmen im ländlichen das Finden gut ausgebildeter Fachkräfte eine Raum weiterhin ungünstig bleiben, vor allem immer größer werdende Herausforderung für die kleineren und hochspezialisierten Un- dar. Daneben ist der Altersdurchschnitt der ternehmen, die ihre Standorte gern in den Beschäftigten recht hoch, was an sich nicht ländlichen Raum verlagern, wenn sie über das besorgniserregend ist, aber langfristig ohne Internet mit ihren Kunden vernetzt sein kön- entsprechende Neuanstellungen zu einem nen. Nachwuchs-Problem führen kann. Um für jun- ge Menschen attraktiver zu werden, ist der Bedingt durch die noch nicht lang zurücklie- Übergang von der Schule zum Arbeitsleben gende Kreisgebietsreform, sind künftig mehr ein wichtiger Ansatzpunkt. Zurzeit gibt es im noch als bisher, die vorhandenen wirtschaftli- Landkreis Harz die Fragestellung, dass zu we- chen Netzwerke zu bündeln, um die künftigen nige Ausbildungsplatzstellen vorhanden sind Herausforderungen gemeinsam bewältigen und es gleichzeitig an qualifizierten Bewer- zu können. Dies trifft auch für die Verwaltung bern fehlt. Unter dem Aspekt des Fachkräf- des Landkreises Harz zu. Die bestehende Ver- temangels ist das Potenzial an jungen Men- teilung der Verwaltungssitze auf drei Stand- schen, die keinen oder keinen hinreichenden orte im Landkreis Harz birgt das Risiko von Schulabschluss besitzen, besonders wichtig. mehrfachen Streuverlusten. Gleichzeitig ist darauf zu achten und hinzu- wirken, dass die Wege zu den betrieblichen Bereits heute besteht mit dem Harzer Tou- Ausbildungsstätten und den berufsbildenden rismusverband e.V. zur touristischen Ver- Schulen nicht zu lang und damit unattrak- marktung des Harzes eine länderübergrei- tiv für die jungen Menschen werden, und die fende Zusammenarbeit. Zukünftig besteht

40 die Chance, diese Zusammenarbeit auch auf Für die weitere Entwicklung des Landkreises andere Bereiche wie den ÖPNV auszuwei- Harz sind die Vorteile des europäischen Inte- ten. Durch qualitative Weiterentwicklung und grationsprozesses zu nutzen. Hierbei sind die Vernetzung der Angebote im Bereich Natur-, Strukturfonds ESF, EFRE und ELER die we- Erlebnis- und Kulturtourismus können so sentlichen Ansatzpunkte. Europa gelingt nur, Wirtschaftsimpulse erwirkt werden. Die tou- wenn es von seinen Bürgerinnen und Bürger ristischen und kulturellen Angebote sind auch gemeinsam getragen wird. Ein Beispiel für ei- ein Standortfaktor für ein attraktives Lebens- nen solchen Beteiligungsprozess sind die drei umfeld, denn sie erhöhen die allgemeine Le- LEADER-Regionen im Landkreis Harz. Hier bensqualität im Landkreis Harz. Insbesondere tragen Kommunen, Institutionen, Unterneh- bei dem Wettbewerb um Fachkräfte spielt ein men, Vereine und engagierte Bürgerinnen attraktives Lebensumfeld eine entscheidende und Bürger aus dem Landkreis Harz in ehren- Rolle. Der Landkreis Harz ist sich dieser He- amtlicher Tätigkeit zur positiven Gestaltung rausforderung bewusst und hat das Projekt und Entwicklung ihres Lebensumfeldes und „Implementierung einer Willkommenskultur damit des Landkreises bei. Die Europastra- zur Stärkung der Zu- und Rückwanderung im tegie „EUROPA 2020“ als neue Strategie für Landkreis Harz“ initiiert. Beschäftigung und Wachstum gilt es in den Jahren bis 2020 auch mithilfe der künftigen drei LEADER-Regionen umzusetzen.

Chancen Risiken

++ kleinteilige Unternehmensstruktur / Bran- -- fehlende oder unzureichende Breitband- chenmix Grundlage für Flexibilität und versorgung führt zu ungünstige Ansied- Krisenresistenz lungsvoraussetzungen für Unternehmen im ++ große Arbeitsmarktzentren in relativer ländlichen Raum Nähe (Niedersachsen) -- weiter zunehmende Bildungswanderung ++ traditionelle Wirtschaftsstandorte vorhan- -- Kaufkraftabfluss durch hohes Pendlerauf- den kommen ++ Wirtschaftsnetzwerke arbeiten zukünftig -- ungenutztes Potenzial junger Menschen, zusammen die dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung ++ Eingliederung und Ausbildung junger Men- stehen schen ohne Ausbildung -- unbesetzte Ausbildungsplätze durch feh- ++ Wirtschaft und Verwaltung verstehen sich lende bzw. unqualifizierte Bewerber/innen als Partner -- hohes Risiko der Kinder- und Jugendarmut ++ Wirtschaftsimpulse durch qualitative -- wachsender Fachkräftemangel durch ho- Weiterentwicklung und Vernetzung der hen Anteil älterer Erwerbstätiger Angebote im Bereich Natur-, Erlebnis- und -- Verlust von Zeit- und Arbeitskapazitäten Kulturtourismus durch fehlende Konzentration auf einen ++ landkreisübergreifende Zusammenarbeit Verwaltungsstandort zur gewerblichen Entwicklung und touristi- -- hohes Verkehrsaufkommen durch hohe schen Vermarktung des Harzes Auspendlerzahl ++ weiterer Ausbau und Verknüpfung der The- -- Verfall der Erholungsinfrastruktur, Nicht- men Gesundheit und Tourismus nutzbarkeit von Wander- und Radwegen ++ differenzierte Tourismusstrategien für für die Erholung aufgrund ausbleibender Harzvorland, Städte und Harz Pflege ++ Vielfalt an Ausbildungsmöglichkeiten -- Entfernung zu Ausbildungsstätten zu groß ++ landkreisübergreifende Zusammenarbeit in bzw. Auslagerung von Ausbildungsstätten der Wirtschaft -- Landesrechtliche Regelungen dreier an- ++ Priorisierung und Qualifizierung von Rad- grenzender Bundesländer stehen einer ge- und Wanderwegen und deren Erhalt und meinsamen positiven Entwicklung im Harz Weiterentwicklung oftmals entgegen -- Erhalt und Weiterentwicklung der vorhan- denen Rad- und Wanderwege ist fraglich

41 4.4 Intensivierung des Dialoges auf in- Er trägt zu einer Erhöhung der Akzeptanz der ternationaler Ebene Bedeutung europäischer Kooperationen bei und stellt auf diese Weise gleichzeitig eine Ausgangssituation Grundvoraussetzung für deren Erfolg dar. Nur wenn die Wichtigkeit eines Internationalisie- Die europäischen Binnengrenzen verlieren mit rungsprozesses deutlich wird, und die Aufge- der wachsenden wirtschaftlichen und sozialen schlossenheit an diesem Prozess mitzuwirken Integration mehr und mehr an Bedeutung.49 gegeben ist, kann ein solcher Prozess gelin- gen. Aus diesem Zusammenwachsen ergeben sich auch für die Regionen in Sachsen-Anhalt neue Auf europäischer Ebene bietet die Vernetzung Möglichkeiten, um in den immer globalisier- mit strukturell ähnlichen Gebieten neue An- teren Strukturen zu bestehen. Das Potenzial, sätze für den Umgang mit Planungsaufgaben. dass viele Produkte und Dienstleistungen nun Es besteht zum einen die Möglichkeit effektive dank moderner Kommunikationstechnologien Lösungen, beispielsweise für die Vereinbarkeit weniger distanzempfindlich geworden sind, von Umweltschutz und Tourismus, effizient kann durch den unterschiedlichsten Aus- mit dem europäischen Partner zu entwickeln. tausch auf internationaler Ebene erschlossen Zum anderen werden durch die Betrachtung und für die eigene, nachhaltige Raumentwick- von bestehenden Handlungsansätzen in der lung genutzt werden.50 Partnerregion, Impulse für die eigene Ent- wicklung gesetzt. Diese Impulse wohnt auf- Der Prozess der Internationalisierung spielt grund der Unterschiede in Kultur und Denk- auch für die Zukunftsfähigkeit des Landkrei- weise ein erhöhtes Innovationspotenzial inne, ses Harz eine wichtige Rolle. Im Mittelpunkt das sich so auf nationaler Ebene nicht erge- steht der weitere Ausbau der Stärken des ben kann. Daneben bietet die Vernetzung auf Landkreises. Die intereuropäische Zusam- europäischer Ebene auch für die Vertretung menarbeit wird in den unterschiedlichsten Be- eigener Interessen im Kreise Gleichgesinnter reichen, von Tourismus und Kultur über Wirt- Vorteile.52 schaft und Soziales, bis hin zu Umwelt- und Klimaschutz auch von der Europäischen Uni- Auf der kreisinternen Ebene spielt die Inter- on durch die Bereitstellung von Fördermitteln nationalisierung der Bevölkerung ebenfalls unterstützt.51 Die Europäische Union leistet so eine besondere Rolle. So bietet die Zuwande- einen großen Beitrag für die Entwicklung der rung von Menschen mit einem internationa- verschiedenen europäischen Länder und Re- len Hintergrund einerseits das Potenzial einer gionen. Stabilisierung der demografischen Entwick- lung, andererseits einen Wissens-Transfer Bereits heute wirbt der Landkreis Harz durch innerhalb verschiedenster Bereiche. Auch im seine europapolitische Öffentlichkeitsarbeit betrieblichen Bereich können sich auf kreisin- wie, z.B. der Europawoche, und leistet damit terner Ebene ganz unterschiedliche Synergi- einen Beitrag zur Erhöhung der Transparenz en aus einer Internationalisierung ergeben. und Bürgernähe der Europäischen Union. Die Sei es durch den Austausch von Know-How europäische territoriale Zusammenarbeit wird oder von Fachkräften. Ein weiterer Effekt, der in den kommenden Jahrzehnten immer mehr sich bei allen vorstellbaren Kooperations- und an Bedeutung zunehmen. Austauschprojekten einstellt, ist die Erhöhung der Bekanntheit des Landkreises Harz. Diese Bei allen Formen der Zusammenarbeit über Bekanntheit ist wiederrum Voraussetzung für nationale Grenzen hinweg, findet ein sozio- potenzielle positive privatwirtschaftliche Ef- kultureller Austausch zwischen den beteilig- fekte. So hat eine internationale Vermarktung ten Menschen statt. des Kultur- und Tourismussegmentes eine Er- höhung der Besucherzahlen zur Folge.

49 vgl. Umweltbundesamt (2015) 50 vgl. ebd.; 33. Ministerkonferenz für Raumordnung (2006): S.15/16. 51 vgl. Sachsen-Anhalt (o.A.), 2: S.32ff 52 vgl. Sachsen-Anhalt (o.A.), 2

42 Viele dieser Ansätze werden im Landkreis mehrere Universitäten. Innerhalb der Bezie- Harz bereits umgesetzt, indem der Landkreis hungen zum Kreis Iasi werden die Bereiche Harz eine Internationalisierungsstrategie auf- Wirtschaft, Tourismus, Kultur und Sport, So- baut, um die bestehenden Aktivitäten syste- ziales und Bildung sowie die Kooperation mit matisch weiterzuentwickeln und zu bündeln. öffentlicher Verwaltung partnerschaftlich be- Die Pflege der bestehenden Partnerschaften trachtet. mit kulturell und geografisch unterschiedli- chen europäischen Regionen in Frankreich, Eine weitere Verbindung in Rumänien be- Polen und Rumänien hat dabei einen beson- steht zum Kreis Bistrița-Năsăud in Siebenbür- deren Stellenwert, da es hier vor allem um gen (Transsilvanien) mit der Kreishauptstadt den Austausch zwischen den Menschen vor Bistrița in der etwa 75.000 Menschen leben. Ort geht. Der Kreis Bistrița-Năsăud hat 286.225 Ein- wohner, die in 250 Ortschaften leben. Vier der In Frankreich besteht eine Partnerschaft mit Ortschaften haben den Status einer Stadt, dem Territoire de Belfort. Das Territoire de 58 den einer Gemeinde. Bistrița ist Standort Belfort liegt im Osten des Landes in der Re- zweier Werke der Leoni AG, einem Entwick- gion Franche-Comté, und zählt fast 150.000 lungs- und Systemlieferanten der Automo- Einwohner. Die Wirtschaftsstruktur wird durch bilindustrie. In den 2002 und 2003 einge- Kraftwerksanlagenbau, Elektronikindustrie, weihten Fabriken werden Bordnetz-Systeme Automotive-Industrie, Maschinenbau und produziert. Die Hauptthemen innerhalb dieser Tourismus bestimmt. Hier sind die soziale Kin- Partnerschaft sind Soziales und Bildung, Wirt- der- und Jugendarbeit, die Kultur- und Denk- schaft, Sport und Landwirtschaft. malpflege, die Geschichtsaufarbeitung, der Tourismus und die Wirtschaft sowie die Erfah- rungen in der Regionalvermarktung jene Be- reiche, die in der Partnerschaft intensiv belebt werden. Dieser Austausch wird insbesondere durch Jugendbegegnungen umgesetzt.

Zum Kreis Końskie in Polen pflegt der ehema- lige Landkreis Wernigerode eine langjährige Freundschaft. Der Kreis hat eine Fläche von 1139,90 km² und umfasst acht Gemeinden in denen etwa 84.000 Einwohner leben. Wirt- schaftlich von Bedeutung sind die Baustoffin- dustrie, Metallverarbeitung und die Landwirt- schaft. Die Kreisstadt Końskie gilt als Zentrum der Stahlindustrie. Ein Austausch findet vor allem zu Wirtschaft, Umwelt, Gesundheits- schutz, Sozialhilfe, Kultur und Bildung, Tou- rismus und Sport statt. In den vergangenen Jahren haben sich vielfältige Kontakte zwi- schen Bad Suderode und Końskie heraus ge- bildet.

Iași ist ein rumänischer Kreis in der Region Moldau in dem rund 800.0000 Menschen le- ben. Der Kreis Iași besteht offiziell aus 429 Ortschaften, von denen fünf den Status einer Stadt und 93 den einer Gemeinde innehaben. Die Kreishauptstadt Iași zählt mit 279.404 Einwohnern zu den größten Städten Rumä­ niens und gilt als dessen kulturelle Haupt- stadt. Heute ist Iași ein Zentrum der rumä- nischen Computerindustrie und verfügt über

43 Stärken Schwächen

++ bestehende Partnerschaften zu unter- -- noch zu geringer internationaler Bekannt- schiedlichen Regionen in Europa heitsgrad des Landkreises Harz ++ Partnerschaften in den Bereichen: Soziales -- mangelnder Servicegedanke im Hinblick (u.a. Kinder- und Jugendarbeit, Gesund- auf ausländische Gäste heitsschutz, Sozialhilfe), Bildung, Sport, Kultur- und Denkmalpflege, Geschichts- aufarbeitung, Tourismus, Wirtschaft, Landwirtschaft, Umwelt, Kooperation mit öffentlicher Verwaltung ++ weitere Partnerschaften von einzelnen Städten des Landkreises zu Städten und Kreisen in Polen, Tschechien, der Slowakei, Frankreich, Dänemark, der Schweiz, Nige- ria, Italien und Vietnam ++ Willkommenskultur zur Stärkung der Zu- und Rückwanderung ++ auf Europa ausgerichtetes Denken

Bewertung Dabei ist zu prüfen, ob sich gemeinsame Ansätze und Lösungsstrategien zur Umset- Ein Grundstein der Internationalisierung des zung von gelebten Willkommens- und Aner- Landkreises Harz ist durch verschiedene Ak- kennungsstrukturen mit den ausländischen tivitäten und Vorhaben bereits gelegt. Durch Partnerregionen finden lassen. In diesem Zu- die aktuelle Erarbeitung einer Internationa- sammenhang können auch die Möglichkeiten lisierungsstrategie werden die bestehenden einer Drittmittelfinanzierung über EU-Akti- Projekte einem organisatorischen Rahmen onsprogramme wie zum Beispiel „Erasmus+“ zugeführt, gleichzeitig werden weitere Projek- oder „Europa für Bürgerinnen und Bürger“ ak- te und Maßnahmen entwickelt, um den Pro- tiv genutzt werden. zess der Internationalisierung fokussiert zu verfolgen. Dabei liegt in den internationalen Die Einwohner des Landkreises Harz, insbe- Städtepartnerschaften der Städte des Land- sondere die Mitarbeiter der Verwaltung und kreises, aber auch in dessen Partnerschaften Jugendliche, können im direkten Austausch zum Territoire de Belfort in Frankreich, Kreis die Lebens- und Arbeitsweisen in anderen Końskie in Polen und den Kreisen Iași sowie Ländern kennenlernen und so voneinander Bistrița-Năsăud in Rumänien, ein bedeuten- profitieren. Der Landkreis kann dabei die Rol- des Potenzial. Im Bereich der Wirtschaft und le eines Initiators übernehmen, der die ersten Verwaltung legt der Landkreis Harz ein be- Schritte eines dauerhaft angelegten Austau- sonderes Augenmerk auf den internationalen sches organisiert. Hierzu können auch die drei Austausch von Fachwissen. Daneben kann auf LEADER-Regionen des Landkreises beitragen, diese Weise die Gewinnung von Fachkräften die im Rahmen ihres CLLD/LEADER-Ansatzes aus dem internationalen Raum unterstützt nationale und internationale Kooperationen werden. aufbauen und Projekte umsetzen.

44 Chancen Risiken

++ Nutzung von Drittmittelfinanzierungen -- Informationsdefizite führen zu Verminde- über EU-Aktionsprogramme rung der Akzeptanz des Internationalisie- ++ Synergien bei der gemeinsamen Lösung rungsprozesses ähnlicher struktureller Probleme mit inter- nationalen Partner ++ Intensivierung der Willkommenskultur durch Austauschprogramme ++ Stärkung der regionalen Wirtschaft durch internationale Kooperationen ++ Minderung der Auswirkungen der demo- grafischen Entwicklung durch Fachkräfte- bindung / Fachkräfteakquirierung ++ Stärkung der örtlichen touristischen/ kulturellen Angebote durch internationale Vermarktung ++ Intensivierung der Städtepartnerschaften durch den Landkreis um Potenziale aus weiteren Ländern zu weiteren Themen zu nutzen und die Bekanntheit des Landkrei- ses international zu erhöhen ++ Erhöhung der Akzeptanz der Bedeutung europäischer Kooperation

4.5 Entwicklung der Kulturlandschaft, Im Winter stellen vermehrte Niederschlags- nachhaltige Landnutzung, ereignisse eine Herausforderung dar. Insge- Klimaanpassung und landschaftsver- samt wird eine Zunahme von Wetterextremen trägliche Energieversorgung wie Starkregen, Hagel, Hitze und Trockenheit prognostiziert. Ausgangssituation Welche Folgen der Klimawandel für den Land- Klimaschutz ist nach heutigem Kenntnisstand kreis Harz mit sich bringen wird, zeigen aktu- nicht nur aus ökologischen Gründen unum- elle Studien, die im Auftrag des Umweltbun- gänglich, sondern auch unter ökonomischen desamtes (UBA) entstanden sind. Momentan und volkswirtschaftlichen Gründen erforder- besitzen demnach Südwestdeutschland, die lich. Nach Schätzungen des Deutschen Insti- zentralen Teile Ostdeutschlands und die Alpen tuts für Wirtschaftsforschung (DIW) können die höchste Anfälligkeit gegenüber dem Kli- allein in Deutschland bei einer Temperatur­ mawandel. Neben erhöhter Hochwassergefahr erhöhung um ein Grad Celsius Schäden durch bei vielen Flüssen, ist u.a. die Forstwirtschaft Naturkatastrophen in einer jährlichen Höhe von Trockenperioden und der zunehmenden von bis zu 137 Mrd. US-Dollar auftreten.53 Gefahr von Krankheiten und Schädlingsbe- Grundsätzlich sind auch im Landkreis Harz zu fall betroffen. Hinzu kommen eine erhöh- klimatische Veränderungen zu erwarten. In te Waldbrandgefahr sowie die Gefahr durch Mitteldeutschland wird es im Frühjahr häufi- Sturmschäden. Die Anpassungsmöglichkei- ger zu starken Niederschlägen kommen. Die ten sind in der Forstwirtschaft aufgrund der Sommer werden hingegen immer trocke- langen Umtriebszeiten und hoher Kosten be- ner, so ist mit einer deutlichen Zunahme von schränkt.54 Hitze­perioden zu rechnen.

53 vgl. Sachsen-Anhalt (o.A.), 3: S.5 54 vgl. GFN (2014)

45 Schon seit jeher entsteh­en im die stärksten Gruppen. Es handelt sich in der Harz nach großen Regenereignis- Regel um kleine Flächen, die gewerblich meist sen gewaltige Hochwasser. In früheren schwer zu nutzen und daher auch nicht ein- Zeiten hat dies im Harzvorland häufig zu ka- fach zu vermarkten sind.56 tastrophalen Überschwemmungen geführt. Durch die von der Talsperren-Wasserkraft Hinzu kommen, aufgrund des demografischen Sachsen-Anhalt GmbH betriebenen Talsperren Wandels und geänderten Landesvorgaben, werden die Hochwasser wirksam aufgehalten. leerstehende Schulen und andere Einrichtun- Die Abflussspitzen werden so weit entschärft, gen für Kinder. dass Überschwemmungen im Unterland deut- lich vermindert werden. Trotzdem gehen von Die Stromerzeugung im Landkreis Harz er- der Selke und der Ilse noch deutliche Hoch- folgt ausschließlich aus Windkraftanlagen, wassergefahren aus. Photovoltaik, Wasserkraft-, Biogas- und Bio- masseanlagen sowie mit Erdgas betriebenen In der Landwirtschaft bereiten anhaltend Blockkraftwerken. Die Windenergieanlagen trockene Frühjahre sowie Sommer, verbun- hatten im Jahr 2008 einen Anteil von mehr ¾ den mit starker Hitze, insbesondere im Re- der gesamten installierten Anlagenleistungen genschattengebiet des Harzes, immer mehr (150/191 MW). Im Jahr 2008 wurden insge- Probleme. Das Wachstum der Pflanzen ver- samt 467 GWh Strom erzeugt. Dies entspricht langsamt sich und der Ertrag sinkt. Es kann rund 36 % des jährlichen Stromverbrauchs auch zum Vertrocknen ganzer Bestände wie von 1.300 GWh. Aus Wind- und Solarener- Mais und Zuckerrüben kommen. Aus diesem gie stammten 69 % (321 GWh) dieser Erzeu- Umstand ergeben sich neue Herausforderun- gung.57 gen an die Züchtungsforschung und Pflan- zenzüchtung. Dazu kommen insbesondere Die Potenzialermittlung im Landkreis Harz in der Erntezeit auftretende Starkregen- und zeigt, dass sich ländliche Räume zu großen Unwetterereignisse. Das daraus resultierende Teilen mit erneuerbaren Energien versorgen Hochwasser stellt ebenfalls eine Bedrohung können. der landwirtschaftlichen Kulturen dar. Vor allem die Windenergie stellt ein großes Für den Harz hat der Tourismus eine besonde- Potenzial dar, da sie in Relation zu einem ho- re wirtschaftliche Bedeutung. In dieser Bran- hen Energieertrag mit Abstand die geringste che ist insbesondere der Wintersporttouris- Fläche benötigt. Bei einem Ausbau in diesem mus vom Klimawandel betroffen – es muss Bereich sind jedoch die Belange von Regio- mit einer zurückgehenden Schneesicherheit nalplanung, Naturschutz und anderen Akteu- gerechnet werden, für die langfristig kaum ren zu berücksichtigen. Konflikte entstehen geeignete Anpassungsmaßnahmen beste- oftmals durch konkurrierende Flächennut- hen.55 zungen und durch die Veränderungen des Landschaftsbildes. Neben Spannungen in- Die wirtschaftliche Entwicklung der letzten nerhalb der ansässigen Bevölkerung, können 25 Jahre im Landkreis Harz hat dazu geführt, auch Einbußen bei touristischen Nutzungen dass zahlreiche neue Industrie- und Gewer- auftreten.Beispielgebend ist nichtsdestotrotz begebiete entstanden sind. Dieser Flächen- die Stadt Dardesheim. Mit ihren rund 1.000 bedarf ging in der Regel zu Lasten landwirt- Einwohnern produziert sie bereits heute um schaftlicher Nutzfläche. Die Minimierung des ein Vielfaches mehr Strom aus erneuerbaren Flächenverbrauchs sowie der Freiraum- und Energien, als sie selbst beansprucht.58 Bodenschutz sind zentrale Grundsätze für die weitere Siedlungs- und Gewerbeentwicklung. Das „Regionale Brachflächenkataster“ weist etwa 500 Brachflächen mit einer Fläche von ca. 600 ha auf. Diese Brachen finden sich sowohl innerörtlich als auch außerhalb der Ortslagen. Gewerbebrachen, Landwirtschafts- brachen und Wohnbrachen sind zahlenmäßig 56 vgl. Büro für Umweltplanung et al. (2014) 57 vgl. IWES (2012) 55 vgl. GFN (2014) 58 vgl. ebd.

46 Die Energiewende ist nicht nur durch den Mit Innovations- und Investitionsprogrammen Einsatz und Ausbau Erneuerbarer Energien wie z.B. STARK III setzt Sachsen-Anhalt be- gekennzeichnet, sie gelingt nur, wenn auch reits heute Maßstäbe im Bereich der energeti- Energie eingespart wird. Energieeffizienz ist schen Gebäudesanierung. für die Wirtschaft aber auch für Private ein besonders zukunftsweisendes Anliegen.

Stärken Schwächen

++ hoher Anteil an regenerativen Energien -- Anfälligkeit der Land- und Forstwirtschaft ++ vorh. Landesprogramme zur energetischen gegenüber Klimawandel Sanierung von Gebäuden -- zurückgehende Schneesicherheit ++ dichtbebaute Ortslagen -- durch Umstrukturierungsprozesse und ++ Naturpotenzial vor allem im Nationalpark infrastrukturellen Entwicklungen zahlrei- und Naturpark Harz, aber auch außerhalb che Brachen sowohl innerörtlich aus auch dieser außerhalb der Ortslagen ++ vielfältige Möglichkeiten zur Erzeugung -- Bau von Verkehrsanlagen zu Lasten guter erneuerbarer Energien - kleinteilige Lösun- landwirtschaftlicher Nutzflächen gen - breitere Aufstellung -- hohes Verkehrsaufkommen durch hohe ++ die kulturlandschaftliche Eigenart im Harz Auspendleranzahl und im Harzvorland konnte großflächig gut -- schlechte Vermarktungsmöglichkeiten erhalten werden kleinflächiger (Gewerbe-) Brachflächen -- Verfremdung des Landschaftsbildes und der kulturlandschaftlichen Eigenart durch Windkraftanlagen an den Rändern des Landkreises

Bewertung In dem Vorhandensein dieser vielfältigen wie zahlreichen Anlagen zur Energiegewinnung Im Landkreis Harz sind die Energien, die aus steckt ein weiterer Standortfaktor, der noch regenerativen Quellen stammen, in vielfälti- mehr und vor allem regional direkter für die ger Weise vertreten: im Landkreis tätigen Unternehmen genutzt werden kann. Neben dem direkten Vermark- ›› die Wasserkraft aus Rückhaltebecken und ten von Energie kann langfristig eine eigene, Stauseen im Harz, nachhaltige und preisgünstige Energieversor- gung gewährleistet werden. ›› die großen Holzvorräte im Harz zur Gewin- nung von Holzhackschnitzeln für Biomasse- Die Energiewende hin zu regenerativen Ener- kraftwerke, gieträgern birgt aber auch das Risiko, dass sich die Landschaftsbilder der Kulturlandschaf- ›› der Anbau von Energiepflanzen im Harzvor- ten im Harz und im Harzvorland noch weiter land für Biomassekraftwerke, verändern werden. Der Flächenverbrauch für nichtlandwirtschaftliche Funktionen und Nut- ›› die Windernte im Harzvorland für den Be- zungen wird ebenfalls steigen. Insbesondere trieb von Windkraftanlagen sowie im Bereich der Verkehrswege, aber auch für die sichtbaren Anlagen der Wasser- und der ›› die Nutzung von privaten und öffentlichen regenerativen Energieversorgung, wie Bio- Dächern für den Betrieb von Photovoltaik- masse- und Windkraftanlagen, sowie für An- und Solarthermie-Anlagen. lagen der Abwasser- und Abfallentsorgung.

47 Oft stehen die Belange des Umwelt- und Kli- Der Nationalpark Harz leistet bereits heute ei- maschutzes denen des Tourismus und der nen aktiven Beitrag zum Erhalt der Pflanzen- Landwirtschaft gegenüber. Ein Potenzial, das und Tiervielfalt. Diese herausragende Stand- auch in anderen Regionen genutzt wird, liegt ortqualität des Harzes für den Klimaschutz in der Entwicklung und Anwendung kleinerer gilt als besondere Chance, naturliebende Ziel- Anlagen und Energiespeicher. gruppen anzusprechen. Demgegenüber steht die Kulturlandschaft des Harzvorlandes. Gro- Die vorhandene, historische Bausubstanz ße Landwirtschaftsflächen weisen hier einer- bietet die Chance, durch eine energetische seits eine geringe Biodiversität auf, erzeugen Sanierung um-, neu- und weitergenutzt zu aber gemeinsam mit dem Mittelgebirge ein- werden, sei es durch junge Familien, für neue zigartige und hochwertige Landschaftsbilder. Wohnformen oder für Unternehmen, die nicht in Gewerbegebieten angesiedelt werden müs- sen und die städtebauliche Umgebung alter Dorflagen besonders schätzen. Diese Um-, Neu- und Weiternutzung leistet einen aktiven Beitrag zum Klima- und Umweltschutz. Glei- ches gilt für Industrie- und Gewerbebrachen. Auch die gemeindeübergreifende Vermark- tung der bereits erschlossenen Industrie- und Gewerbegebiete ist als eine Chance für ein ressourcenschonendes Flächenmanagement anzusehen.

Chancen Risiken

++ weiterer Ausbau der regenerativen Energi- -- weiterer Landschaftsverbrauch zugunsten en und damit nachhaltige und preiswerte von Neubaugebieten, Straßenbauvorhaben Energieversorgung oder Energieversorgungseinrichtungen ++ Um-, Neu- und Weiternutzung energetisch (Photovoltaik) etc. sanierter Gebäude -- Klimaschutzmaßnahmen stehen Belangen ++ Nachnutzung von Brachen v.a. zur Innen- des Tourismus oder der Landwirtschaft ge- entwicklung, aber auch bei der Kompen- genüber (z.B. Bau RRB im Selketal) sation von Bau- und Infrastrukturmaßnah- -- Verfremdung des Orts- und Landschaftsbil- men und für Photovoltaikanlagen des durch Ausbau der regenerativen Ener- ++ Erhalt der Pflanzen- und Tiervielfalt durch gien einschließlich negativer Auswirkungen Schutzgebietsausweisung „Nationalpark auf die regionale Identität, Lebensqualität Harz“ – Beitrag zur Biodiversifizierung und den Tourismus ++ Standortqualität im Harz für naturliebende -- keine Vielfältigkeit in der Landnutzung Zielgruppen durch Monokulturen insbesondere durch ++ gemeindeübergreifende Vermarktung er- Energiepflanzenanbau (Harzvorland) schlossener Industrie- und Gewerbeflächen vor Neuausweisung ++ Bau- und Infrastrukturmaßnahmen durch nutzungsintegrierte Maßnahmen, Aufwer- tung vorhandener Biotope

48 5. Leitbild und strategische Ziele

49 Das im Rahmen eines Kreisentwicklungskon- Die Leitidee dieses Leitbildes beschreibt einen zeptes erstellte Leitbild formuliert kurz und Zustand, der in der Zukunft erreicht sein wird prägnant den Auftrag, die strategischen Ziele und dem Landkreis die herausragende Rol- und die wesentlichen Orientierungen für Art le unter den Landkreisen in Sachsen-Anhalt und Weise seiner Umsetzung. Diese wird in einräumt. Um diese herausragende Stellung Form von „Handlungsvorschlägen für die Ver- zu erreichen, werden vier strategische (Leit-) besserung des Status Quo“ im nachfolgenden Ziele formuliert. Kapitel 6 ausgeführt.59 1. Der Landkreis Harz gestaltet gemein- Das Leitbild des Kreisentwicklungskonzep- sam mit seinen Städten und Gemeinden tes Harz wirkt für die Verantwortlichen in der und seinen in- und ausländischen Ko- Kreisentwicklung als ein Leitsystem an dem operationspartnern eine leistungsstarke sich alles Handeln orientieren soll. Das Leitbild Wirtschaftsregion innerhalb Sachsen- gehört damit zum normativen Management Anhalts. Gemeinsamkeit schafft Synergi- und enthält deshalb die grundsätzlichsten und en. damit allgemeingültigsten, gleichzeitig aber auch abstraktesten Vorstellungen über an- Besonderes Augenmerk legt der Landkreis gestrebte Ziele und Verhaltensweisen für die Harz dafür auf: Kreisentwicklung.60 ›› das Schaffen effizienter Handlungsgremien Nach außen macht das Leitbild deutlich, wo- und Arbeitsstrukturen mit allen Partnern, für der Landkreis Harz in Zukunft stehen will. Nach innen gibt es die notwendige Orientie- ›› das intensivere Wahrnehmen der Ausgleichs- rung und Richtung vor. Zu den Grundsätzen funktion, um die wirtschaftlich schwächeren eines Leitbildes gehört auch, dass es sich Regionen zu stärken, nicht statisch verhält, sondern laufend an sich veränderte Rahmenbedingungen angepasst ›› das offensive Vermarkten der besonderen werden muss. Standortvorteile sowie

Unter dem Titel „Perspektive 2025 - Gemein- ›› das Verbessern der Berufsorientierung und sam für unseren Landkreis“ wurde unter Lei- Stärken dualer Ausbildungskonzepte, um tung des Landrates Martin Skiebe im Rahmen dem Fachkräftebedarf der Wirtschaft zu ent- mehrstufiger Beratungen durch leitende- Mit sprechen. arbeiterinnen und Mitarbeitern der Kreisver- waltung eine „Vision“ für den Landkreis Harz Zur Überprüfung der Annäherung an das Ziel im Jahr 2025 erarbeitet. Die Vision wird an im Jahr 2025 die „Nummer 1“ in Sachsen-­ dieser Stelle als Leitbild für die bevorstehende Anhalt zu sein, werden hierzu folgende Indi- Kreisentwicklung verstanden: katoren angegeben:

Im Jahr 2025 ist der Landkreis Harz die ›› Entwicklung der Erwerbstätigenquote stei- „Nummer 1“ unter den Landkreisen in gern, Sachsen-Anhalt. Es ist gelungen, kluge und überzeugende Antworten auf die ›› Ausbildungsquote erhöhen, Herausforderungen der demografischen Entwicklung zu finden und zukunftsfähi- ›› Investitionsquote verbessern sowie ge und umsetzbare Wege zu beschreiten. Die Menschen identifizieren sich mit der ›› BIP erhöhen. Region Harz und erfahren sie als lebens- werte, familienfreundliche, lebendige und naturnahe Heimat.

59 vgl. Online-Verwaltungslexikon (2012) 60 vgl. Bleicher (2004): S.274

50 Die Grundvoraussetzung für erfolgreiches Die Fortführung des Ausbaus der Verkehrswe- Wirtschaften sind neben der unternehmeri- ge ist ein weiteres Unterziel in diesem Hand- schen Geschäftsidee, qualifizierte und moti- lungsfeld. Mit den in weniger als 1 bzw. 1,5 vierte Mitarbeiter. Der Landkreis Harz weist Stunden erreichbaren Standorten der Volkwa- ein hohes Engagement bei der Vereinbarkeit gen AG in Wolfsburg bzw. Porsche und VW in von Familie und Beruf auf, das es auch Frauen Leipzig, kann der Landkreis Harz mit seiner ermöglicht, einer qualifizierten Erwerbsarbeit Familienfreundlichkeit, mit der attraktiven nachzugehen. Die Angebote und Organisation Landschaft und der Auswahl an eher städti- der regionalen Familienpolitik gilt es auf jeden schen oder eher ländlichen Wohnstandorten Fall zu erhalten. für die weitere Ansiedlung von Zulieferbe- trieben für die Automobilindustrie interessant Der Problematik des zunehmenden Fach- sein. kräftemangels soll durch eine strategische Fachkräftesicherung abgemildert werden, Sehr wichtig ist in diesem Zusammenhang die indem z.B. der Anteil der jungen Menschen Zusammenarbeit mit der EU-Service-Agentur ohne Schulabschluss durch Qualifizierung und in Magdeburg. Durch Landkreis- und Projekt- Weiterbildungsangebote verringert wird. Das partnerschaften mit Institutionen und Kom- gilt auch für den Bereich der vorhandenen munen im europäischen Ausland soll ein Mehr- Jugendarbeitslosigkeit, die unter anderem wert im Landkreis Harz geschaffen werden. durch Jobstarter-Projekte, durch wohnortna- Daraus ergeben sich ebenso Möglichkeiten he Ausbildungs- und Weiterbildungsangebote das Potenzial des E-Government auszuloten aktiv verringert werden soll. als auch den internationalen Arbeitsmarkt- austausch zur gegenseitigen Fachkräftesiche- Die vorhandene hohe Anzahl älterer Erwerbs- rung bzw. deren Beschäftigungsmöglichkeiten tätiger wird nicht als Nachteil gesehen, denn zu nutzen. die älteren Erwerbstätigen versammeln ein großes Wissen, das zugunsten der unterneh- 2. Der Landkreis Harz baut seine Spitzen- merischen Tätigkeiten genutzt werden kann. position im Tourismus Sachsen-Anhalts Hierzu gehört auch die Aktivierung des Po- aus und sorgt für eine angemessene tenzials der Menschen im Nacherwerbsalter. Wahrnehmung der einzigartigen Kul- Das Beispiel Japan zeigt, dass eine alternde tur- und Naturlandschaft über die Lan- Gesellschaft, die sich des Wissens und der Be- desgrenzen hinaus. Einwohner und Gäs- reitschaft der älteren Menschen bedient, sehr te erleben den Landkreis Harz als eine gute und effiziente wirtschaftliche Ergebnisse geschichtsträchtige, kulturhistorisch erzielen kann. Um ältere Menschen am Er- reich­haltige und gleichzeitig zukunftsge- werbsleben teilhaben zu lassen, muss der Ge- wandte Region. Die einzigartige Verbin- sundheitsbereich gestärkt werden, denn nur dung von Tradition und Moderne ist ge- gesunde, sich wohlfühlende Menschen haben nerationsübergreifend wahrnehmbar. ein aktives Interesse an einem längeren Er- werbsleben. Besonderes Augenmerk legt der Landkreis Harz dafür auf: Die Hochschule Harz wiederum kann junge Menschen zu hochqualifizierten Fachkräften ›› das Intensivieren des Standortmarketings ausbilden, die für die Region eine wichtige nach innen und außen, Bedeutung haben. Daneben kann der Hoch- schulstandort junge Menschen dazu anregen, ›› das Fördern und Verbessern der Zusam- dauerhaft im Harz zu bleiben. Die weitere menarbeit aller Akteure, und verstärkte Vermarktung des Wirtschafts- standortes Landkreis Harz ist eine wichtige ›› das stärkere Einbinden der Hochschule Harz, Grundlage zur langfristigen Funktionssiche- rung. Insbesondere das Vermarkten der be- ›› das Erstellen zielgruppenorientierter Touris- sonderen Standortvorteile trägt zur Sicherung mus- und Kulturangebote sowie der Zukunftsfähigkeit der einzelnen Cluster, aber auch des gesamten Wirtschaftsgefüges bei.

51 ›› das Erhalten, Aufwerten und Wiederherstel- Wolfsburg - Braunschweig - Salzgitter sowie len von Vielfalt, Eigenart und Schönheit der Magdeburg und Halle - Leipzig. gewachsenen Kultur- und Naturlandschaften als Bestandteil besonderer Erlebnisqualität. 3. Der Landkreis Harz schafft die Rah- menbedingungen für eine deutlich stär- Zur Überprüfung der Annäherung an das Ziel kere Nutzung moderner Kommunikati- im Jahr 2025 die „Nummer 1“ in Sachsen-­ onswege. Digitale Angebote erleichtern Anhalt zu sein, werden hierzu folgende Indi- den Zugang zu vielfältigen Dienstleistun- katoren angegeben: gen der Region. Damit gibt der Landkreis eine Antwort auf die demografische Ent- ›› Übernachtungszahlen erhöhen sowie wicklung und die wirtschaftlichen Erfor- dernisse. Der Landkreis Harz wirkt damit ›› Besucherzahlen steigern. deutschlandweit beispielgebend.

Der Harz ist gemäß dem Masterplan Touris- Besonderes Augenmerk legt der Landkreis mus 2020 des Landes Sachsen-Anhalt die ein- Harz auf: zige bereits etablierte touristische Destination und damit ein wichtiges touristische Aushän- ›› das Nutzen der Fördermöglichkeiten für den geschild des Landes. Wesentliche Höhe- und Breitbandausbau, Schwerpunkte des Harztourismus befinden sich im Landkreis Harz. Der Harzer Tourismus- ›› das Ausbauen von Schlüsseltechnologien, verband e.V. ist für die Vermarktung des ge- samten Harzes zuständig. Aus diesem Grund ›› das Unterstützen von Ansiedlungen IT-ba- muss der Tourismusverband weiterhin moti- sierter Unternehmen, viert werden, sich so intensiv wie bisher um den räumlichen Anteil des Harzes, der im Ge- ›› das Schaffen akzeptierter, verständlicher biet des Landkreises liegt, zu kümmern und und transparenter Angebote für eine digita- im Rahmen des Gesamt-Harzes auszubauen le Bürgerbeteiligung (Internetplattformen) und zu vermarkten. Mit dem Brocken, der sowie Harzer Schmalspurbahn, dem sagenumwobe- nen Bodetal, dem geschichtsträchtigen Sel- ›› das Einrichten von Online-Angeboten für ketal, der Weltkulturerbestadt Quedlinburg, den Großteil der Verwaltungsleistungen. dem Schloß Wernigerode®, dem Domschatz in Quedlinburg, dem Dom und Domschatz Zur Überprüfung der Annäherung an das Ziel von Halberstadt, dem Erbe der Romanik an im Jahr 2025 die „Nummer 1“ in Sachsen-­ vielen Orten im Harzvorland, der historischen Anhalt zu sein, werden hierzu folgende Indi- Bergbaulandschaft und den Schauhöhlen, ist katoren angegeben: das Potenzial für den Tourismus im Landkreis Harz so enorm, dass hierfür ein eigenes Kul- ›› Ausbauquote verbessern, tur- und Tourismuskonzept notwendig ist. Der Landkreis Harz muss seine Freizeit- und Er- ›› Ansiedlungsquote erhöhen, holungsqualitäten als herausragende Stand- ortmerkmale noch mehr als bisher durch eine ›› User-/Onlinezugriffe steigern sowie vernetzte Strategie nutzen, um zum einen die Lebensqualität und zum anderen den Beitrag ›› verfügbaren Anteil der Online-Verwaltungs- zur Wertschöpfung zu erhöhen. leistung anheben.

Hierzu gehört die Entwicklung des regionalen Der Landkreis Harz möchte in den kommen- Angebotsprofils im Bereich der Gesunderhal- den Jahren verstärkt als eine den modernen tung durch gezielte, miteinander vernetzte Kommunikationsmedien aufgeschlossene Re- Maßnahmen sowie die Erweiterung des Ange- gion gelten. botes durch den Bereich Wellness-Hotellerie als zusätzliches Segment und der Ausbau der Naherholungsangebote für die Bewohner und Bewohnerinnen der Verdichtungsräume

52 Dies geschieht nicht nur zu dem Zweck Un- ›› die aktive Einflussnahme auf den bedarfs- ternehmen aus der IT-Branche anzusiedeln, gerechten Ausbau infrastruktureller und so­ vielmehr verfolgt der Landkreis das strategi- zialer Angebote, sche Ziel, die Partizipation der Bürgerinnen und Bürger des Landkreises anzuregen und ›› das aktive Fördern ehrenamtlicher Initiati- als wichtigen Bestandteil der künftigen Ent- ven durch finanzielle Rahmenbedingungen scheidungskultur zu etablieren. und/oder organisatorische bzw. rechtliche Unterstützung sowie Der Landkreis orientiert sich hierbei an der „Estonian National Strategy on Sustainable ›› das Entwickeln eines Mobilitätsmanage- Development“: „Laut der estnischen Strate- mentsystems. gie muss der Staat sein Entscheidungsmono- pol aufgeben und die Stakeholder in die Ent- Zur Überprüfung der Annäherung an das Ziel scheidungsfindungsprozesse einbinden. Die im Jahr 2025 die „Nummer 1“ in Sachsen-­ Prozesse müssen öffentlich sein und trans- Anhalt zu sein, werden hierzu folgende Indi- parent gestaltet werden. (…) Entscheidungen katoren angegeben: müssten von einer breiten Mehrheit der Be- völkerung gefunden und akzeptiert werden.“ ›› Wanderungssaldo positiv halten. Estlands Strategie basiert auf der Legitimati- on durch die Beteiligung der Einwohnerinnen Partnerschaftlich stellen die Städte und Ge- und Einwohner und verweist dabei auch auf meinden gemeinsam mit dem Landkreis mit die soziale Dimension, indem sie „auf die hei- ihren Angeboten für die öffentliche Daseins- lende Wirkung“ der Partizipation auf die Men- vorsorge, ihren weiteren Angeboten und Pla- schen verweist.61 nungen die Grundlagen für eine gute Lebens- qualität im Landkreis Harz dar. Dies muss Der Landkreis entwickelt sich weiter zu einem auch weiterhin gewährleistet werden. Beson- öffentlichen Dienstleistungsunternehmen, in ders die ausgezeichneten Betreuungs- und dem alle im Landkreis agierenden Akteure so- Bildungsvoraussetzungen, die eine gute Ver- wie die Einwohnerinnen und Einwohner mit- einbarkeit von Familie und Beruf ermöglichen, tels der IT-Medien informiert werden und sich sind in Zukunft als wichtiger Standortfaktor beteiligen können. zu sichern.

Die Umsetzung einer solchen Strategie be- Die Auslastung der Einrichtungen innerhalb wirkt auch, dass zum einen die dafür erfor- der sozialen Daseinsvorsorge und die Beibe- derliche technische Infrastruktur vorhanden haltung der Schulen sind aufgrund des fest- sein muss, so wird der Ausbau des Breitband- gestellten und kaum umkehrbaren Bevöl- netzes forciert. Zum anderen regt eine sol- kerungsrückgangs und den ausgesprochen che Strategie auch innovative Unternehmen schlechten Haushaltslagen der meisten Städ- und Freiberufler an, sich im Landkreis Harz te und Gemeinden nur dann zu gewährleisten, niederzulassen und unternehmerisch tätig zu wenn sich alle Anstrengungen hierauf richten. werden. Dazu sind auch neue Formen der Daseins- vorsorge auszuprobieren und auf eine Stär- 4. Der Landkreis Harz verstärkt seine kung des Ehrenamts zu setzen. Außerhalb der Aktivitäten, um eine ausgewogene Be- grundzentralen Orte muss das ehrenamtliche völkerungsstruktur in seinem Gebiet zu Engagement soweit angeregt und unterstützt erreichen. werden, dass hierdurch gewisse soziokultu- relle Aufgaben und Ansprüche sichergestellt Besonderes Augenmerk legt der Landkreis werden können. Harz dafür auf:

›› das Sichern und Ausbauen vielfältiger und generationsübergreifender Bildungs,- Kul- tur- und Sportangebote,

61 vgl. Leitner (2008): S.34f

53 Grundsätzlich müssen alle Anstrengungen darauf gerichtet sein, die Grundzentren zu stärken. Sie stellen Rückgrat und Kern des- sen dar, was eine gute Lebensqualität in den ländlichen Räumen ausmacht. Hierbei kann eine verstärkte interkommunale Kooperation untereinander helfen.

Nicht zuletzt wird entscheidend sein, wie künftig Mobilität definiert und durchgeführt werden kann. Neben die klassische individu- elle Mobilität werden Systeme treten, die sehr gut miteinander vernetzt, neue Mobilitätsan- gebote möglich machen. Dies geschieht an- ders als bei der individuellen Mobilität nicht von allein, sondern bedarf eines intelligenten Managementsystems. Dieser Herausforde- rung will sich der Landkreis stellen.

54 6. Handlungsvorschläge zur Verbesserung des Status quo

55 Im Landkreis Harz sind in den vergangenen Die ergänzenden Handlungsvorschläge stam- Jahren zahlreiche Analysen, Konzepte und men nicht aus Publikationen zum Landkreis Studien zu verschiedensten Themen erarbei- Harz, sondern sind zum einen von den be- tet worden. Die meisten dieser Arbeiten folg- teiligten Akteuren aus Politik und Verwaltung ten einer bestimmten fachlichen Aufgaben- eingebracht worden und zum anderen zusätz- stellung und weisen nur geringe Grade eines lich zu diesen in das Kreisentwicklungskon- integrativen Ansatzes auf. zept eingeflossen, da sie geeignet erscheinen die betreffenden Teilziele zu erreichen. Letz- Es lag deshalb nah, für das Kreisentwick- tere Ergänzungen sind im Einzelnen nicht auf lungskonzept in erster Linie darauf zu achten, die spezielle Ausgangssituation im Landkreis welche Handlungsansätze in den vorliegenden Harz überprüft worden, daher wird vor ihrer Analysen, Konzepten und Studien verfolgt und Anwendung eine Einschätzung durch die lo- aufgeführt worden sind. Nachfolgend werden kalen Experten in der Verwaltung empfohlen. die Handlungsvorschläge dargestellt, die sich aus den vorliegenden Analysen, Konzepten Aufgrund der Vielzahl und des Detailreich- und Studien ableiten und konkret auf die im tums der vorliegenden Werke ist nicht aus- vorhergehenden Kapitel benannten strategi- zuschließen, dass an der einen oder anderen schen Ziele anwenden lassen. Wenn Ergän- Stelle Handlungsvorschläge aufgeführt sind, zungen sinnvoll und geboten erschienen, wer- die bereits zur Umsetzung vorgesehen sind, den die bestehenden Handlungsvorschläge sich in der Umsetzung befinden oder bereits durch eigene ergänzt. umgesetzt worden sind.

Die gewählte Gliederung folgt inhaltlich den im Kapitel 5 vorgestellten vier Leitzielen. Da- neben werden die in Kapitel 4 identifizierten Thematiken, insbesondere die Chancen für eine zukunftsfähige Kreisentwicklung an ver- schiedensten Stellen innerhalb der Leitziele aufgegriffen. Die Verfolgung und letztliche Er- reichung der Leitziele soll mittel- bis langfris- tig der Verbesserung der gesamträumlichen Situation im Landkreis Harz dienen.

Jedem der vier Leitziele sind mehrere Hand- lungsfeldziele zugeordnet. Diesen Handlungs- feldzielen zugeordnet sind Teilziele, die der Veränderung im Handeln, innerhalb der rele- vanten Themen bzw. der betroffenen Akteure, dienen.

Den Teilzielen wiederum sind Handlungsvor- schläge aus den oben erwähnten Veröffentli- chungen zugeordnet, deren Umsetzung durch konkrete Vorhaben und Maßnahmen z.B. zur Entwicklung einer zukunftsfähigen Bevölke- rungs- und Wirtschaftsstruktur des Land- kreises beitragen sollen. Ausführliche Infor- mationen sowie Ansatzpunkte zur konkreten Umsetzung der zitierten Handlungsvorschläge sind demnach den ausführlichen Darstellun- gen in den einzelnen Konzepten und Studien zu entnehmen.

56 6.1 Handlungsfeld Wirtschaftsregion

„Der Landkreis Harz gestaltet gemeinsam mit seinen Städten und Gemeinden sowie in- und ausländischen Kooperationspartnern eine leistungsstarke Wirtschaftsregion innerhalb Sachsen-Anhalts. Gemeinsamkeit schafft Synergien.“

Schaffen effizienter Intensiveres offensives Vermarkten Verbessern der Handlungsgremien und Wahrnehmen der der besonderen Berufsorientierung Arbeitsstrukturen mit Ausgleichsfunktion, Standortvorteile und Stärken dualer allen Partnern um wirtschaftlich Ausbildungskonzepte, schwächere Regionen um den Fachkräfte- zu stärken bedarf der Wirtschaft zu entsprechen

Optimierung durch Unterstützung der Entwicklung und Vernetzung und Vernetzung und örtlichen Wirtschaft Darstellung von Kooperation mit Koordinierung Branchenschwer- Institutionen und punkten Akteuren

Ergänzung des Unterstützung Verbesserung des Berufsorientierung bisherigen Handelns der örtlichen Regionalmarketings anbieten und durch spezifische Daseinsvorsorge verbessern Arbeitsstrukturen

Verbesserung der Stärkung der dualen Vermarktung der Ausbildungswege Industrie- und Gewerbeflächen

Qualifizierung von Jugendlichen

Abb.2 Leitziel - Handlungsfeldziele - Teilziele im Handlungsfeld „Wirtschaftsregion“, eigene Darstellung

LEITZIEL Teilziel 1: Optimierung durch Vernetzung "Der Landkreis Harz gestaltet gemeinsam und Koordinierung mit seinen Städten und Gemeinden sowie in- 1. Verstärkung der interkommunalen und und ausländischen Kooperationspartnern eine regionalen Zusammenarbeit innerhalb der leistungsstarke Wirtschaftsregion innerhalb gesamten Harzregion, auch über Landes- Sachsen-Anhalts. Gemeinsamkeit schafft Sy- grenzen hinweg;62 nergien.“ 2. Initiierung und Fortführung von Abstim- HANDLUNGSFELDZIEL 1 mungsprozessen durch Koordinierungs- Schaffen effizienter Handlungsgremien und runden und Zukunftsdialoge. Vernetzung Arbeitsstrukturen mit allen Partnern der Akteure von Konzepten oder Program- men (LEADER, IGEK, ISEK, Städtebau, Wirtschaftsförderung…; Bereiche: Wirt- schaft, Verkehr, Siedlungsentwicklung,

62 Anregung Regionale Planungsgemeinschaft Harz zum KEK vom 12.12.2014

57 Versorgungsinfrastruktur, Bildung, Sozia- 11. Unterstützung der Unternehmen durch les und Kultur);63 den Landkreis u.a. durch Fördermittelbe- ratung und Unterstützung bei Antragstel- 3. attraktive Karrierewege in kleinen und mitt- lungen, durch Vernetzung der öffentlichen leren Unternehmen für strategisch wich- Belange und deren Koordination71 sowie tige Positionen in Unternehmen formu- lieren, kommunizieren (beispielsweise in 12. Kooperation der Arbeits- und Sozialverwal- Unternehmenszirkeln und in Kooperation tung des Landkreises auf internationaler mit den Hochschulen) und realisieren;64 Ebene, zur Erhöhung der Bekanntheit, um (Nachwuchs-) Fachkräfte zu gewinnen.72 4. Unterstützung der Weiterführung der Pla- nungsregion Harz auch nach dem Jahr 2020 durch den Landkreis;65 Teilziel 2: Ergänzung des bisherigen Handelns durch spezifische Arbeitsstruk- 5. intensive Verknüpfung der bestehenden turen Agenda 21-Stelle und des regelmäßig 1. Bildung von Branchenzirkeln zur Ver- tagenden Agenda-Beirats mit Akteuren netzung innerhalb Cluster- und 66 der örtlichen Wirtschaft; Leitmarktinitiativen73;74

6. Unterstützung bei der Kontaktanbah- 2. weitere Durchführung von Unternehmer- nung zwischen lokalen Förderberatern tagen zu verschiedenen zukunftsfähigen (kommunale Wirtschaftsförderer (IGZ Wirtschaftsthemen;75 Wernigerode, GfWI Harzgerode, CCC Harzgerode, die Investitionsbank Sach- 3. Initiierung / Unterstützung bei der Etablie- sen-Anhalt) sowie Innovationsstätten rung von Innovationswerkstätten in Wirt- (PMC Thale) und Unternehmern im Land- schaftsclustern / Leitmärkten;76 kreis Harz (Vermittlung von Kontakten bei 67 Unternehmerrunden); 4. Unterstützung der Kooperation zwischen KMU (kleine und mittlere Unternehmen) 7. Vernetzung der Kreisentwicklung mit der und universitärer Forschung und Lehre der 68 „Regionalen Innovationsstrategie“; Hochschule Harz;77

8. Aufstellung einer Bestandsanalyse der 5. Unterstützung bei der Durchführung bran- strukturbestimmenden Betriebe und chenspezifischer Expertenrunden (Vernet- 69 Branchen; zen der Akteure, Ausrichten und Begleiten der Veranstaltung…);78 9. Intensivierung der Vernetzung und Anwen- dungsorientierung des Forschungs- und 6. internationale Vernetzung identifizierter Wissenschaftssystems in Bezug auf Leit- Wirtschaftscluster unterstützen;79 markt- und Clusteraktivitäten sowie inter- nationale Kooperation;70 71 Anregung Harz AG zum KEK vom 12.12.2014 10. Monitoring der verwaltungsinternen 72 vgl. Landkreis Harz: Internationalisierungsworkshop Abläufe zu Antragsstellung und Bewilli- am 09.10.2014 gung / Genehmigungen, Ökonomisierung 73 Eine Leitmarktinitiative ist ein Paket von komplemen- der Arbeitsstrukturen; tären, thematisch fokussierten und zeitlich abgestimmten Maßnahmen (Gesetzgebung, Fördermittel, etc.) der öf- fentlichen Hand, um geeignete Bedingungen für das Ent- 63 vgl. Küpper et al. (2013): S.28 stehen und die Weiterentwicklung innovationsorientier- 64 vgl. Ministerium für Wissenschaft und Wirtschaft des ter Märkte zu schaffen.“(Schefold, B. und Lenz, T (Hrg.) Landes Sachsen-Anhalt (2014): S.16 (2008): Europäische Wissensgesellschaft - Leitbild euro- 65 Anregung Innovations- und Gründerzentrum im Land- päischer Forschungs- und Innovationspolitik?, S.171) kreis Harz GmbH zum KEK vom 10.12.2014 74 vgl. Ministerium für Wissenschaft und Wirtschaft des 66 vgl. ebd. Landes Sachsen-Anhalt (2014): S.16 67 Anregung Gesellschaft für Wirtschaftsförderung und 75 vgl. Hillmer et al. (2013): S.76 ff. Innovation mbH zum KEK vom 29.12.2014 76 vgl. ebd. 68 vgl. ebd. 77 vgl. ebd. 69 Anregung Industrie- und Handelskammer Magdeburg, 78 vgl. Harz AG – Initiative Wachstumsregion (2011): Geschäftsstelle Wernigerode zum KEK vom 15.01.2015 S.152 70 vgl. ebd. 79 vgl. Sachsen-Anhalt (o.A.), 2: S.17

58 7. Aufbau von Geschäftsmodellwerkstätten HANDLUNGSFELDZIEL 2 (in Kooperation mit Hochschulen und dem Intensiveres Wahrnehmen der Ausgleichs- KAT-Netzwerk und unter Einbindung von funktion, um wirtschaftlich schwächere Regi- Markt- und Branchenexperten);80 onen zu stärken

8. Unterstützung und Beschleunigung der Teilziel 1: Unterstützung der örtlichen Bearbeitung von genehmigungspflichtigen Wirtschaft Vorhaben durch die zuständigen Behörden 1. Initiierung und Begleitung einer gemeinsa- des Landkreises;81 men wirtschaftlichen Arbeitsplattform aller 84 9. Initiierung der Zusammenarbeit mit der Kommunen; Hochschule Anhalt und der Martin-Luther- 2. ressourcenschonendes Management zur Universität Halle-Wittenberg zur Fach- Bereitstellung von geeigneten Flächen kräftesicherung und Nutzung wissen- für die Ansiedlung und Erweiterung von schaftlicher Erkenntnisse im Agrar- und Unternehmen im Einklang mit gemeindli- Umweltbereich;82 chen Interessen;85 10. konzeptionelle Arbeiten zur Weiterentwick- 3. Stärkung der gewerblichen Wirtschaft lung der transfer- und gründungsbezoge- vor allem in den Mittelzentren, um deren nen hochschulinternen Governance- und finanzielle Autonomie zu unterstützen;86 Managementstrukturen (beispielsweise Schaffung von geeigneten Anreizsystemen 4. Landkreis als Mediator bei der Verstän- und Unterstützungsstrukturen)83 sowie digung auf gemeinsame Projekte (z.B. Bewerbung um Landesgartenschau);87 11. Begleitung / Austausch mit dem Hand- lungsgremium KAT (Kompetenznetzwerk 5. Unterstützung der Existenzgründungen zur für Angewandte und Transferorientierte Stärkung der regionalen Wertschöpfung;88 Forschung) (Mitglied ist u. A. Hochschule Harz) zur Feststellung von strukturellen 6. Förderung des regionalen Einsatzes regio- Schwächen in den kommunalen Struktu- naler Rohstoffe und Technologien über die ren. Branchen hinweg89 sowie

7. Zusammenarbeit mit den im Landkreis tätigen Unternehmer- und Wirtschafts- netzwerken intensivieren.

Teilziel 2: Unterstützung der örtlichen Daseinsvorsorge 1. Finanzielle / personelle Unterstützung der verschiedenen Verkehrsunternehmen bei der Umsetzung neuer Planungen.90

84 vgl. Landkreis Harz: Internationalisierungsworkshop am 09.10.2014 85 Anregung Landrat Martin Skiebe zum KEK vom 12.01.2015 86 Anregung Stadt Quedlinburg zum KEK vom 08.12.2014 80 vgl. Ministerium für Wissenschaft und Wirtschaft des 87 vgl. Landkreis Harz: Internationalisierungsworkshop Landes Sachsen-Anhalt (2014): S.16 am 09.10.2014 81 Anregung Stadt Osterwieck zum KEK vom 26.11.2014 88 vgl. Hillmer et al. (2013): S.76 82 Anregung Bauernverband Nordharz e.V. zum KEK vom 89 vgl. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie 03.03.2015 (2013): S.26 83 vgl. ebd. 90 vgl. ISUP et al. (2008): S.65

59 HANDLUNGSFELDZIEL 3 Teilziel 3: Verbesserung der Vermark- Offensives Vermarkten der besonderen Stand- tung der Industrie- und Gewerbeflächen ortvorteile 1. Vorrangiges Vermarkten erschlossener Gewerbeflächen ggü. Neuerschließun- Teilziel 1: Entwicklung und Darstellung gen (in Abwägung der bedarfsgerechten von Branchenschwerpunkten Interessenlage);101 1. Identifizierung der Branchenschwerpunkte und ihre bessere Vermarktung;91 2. Entwicklung des Landkreises Harz durch die Zusammenarbeit in länderübergreifen- 2. Expertenrunden in den Branchenschwer- den Projekten102 punkten anbieten, koordinieren und in der Öffentlichkeit darstellen;92 3. Identität schaffen, Logo, Zielgruppen bestimmen, Standortanalyse, Produktent- 3. Erarbeitung eines Leitbildes Gesundheits- wicklung103 sowie wirtschaft Harz, Etablierung kompetenz- feldbezogener Arbeitskreise;93 4. Teilnahme an Gewerbe-Messen (Real Estate North, EXPO Real).104 4. Teilnahme an branchenspezifischen Mes- sen94 sowie

5. Förderung von Cluster-Projekten auch durch Mittel des GRW (Gemeinschafts- aufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“).95

Teilziel 2: Verbesserung des Regional- marketings 1. Entwicklung / Stärkung der Dachmarke;96

2. Regionalgedanke auf Internetpräsenzen;97

3. Erweiterung des Marketingportfolios zur Vermarktung der Wirtschaftsstandorte (der Planungsregion Harz);98

4. Regionseinheitliche Gestaltung von Mus- terangeboten und –präsentationen der örtlichen Wirtschaft99 sowie

5. Print-Marketing der Wirtschaftsstand- orte beibehalten / verstärken (Exposées, Handouts in regional einheitlichem Design, „100 % Wirtschaft“).100

91 vgl. Harz AG (2011): S.105ff. 92 vgl. ebd. 93 vgl. Harz AG (o.A.): S.123 94 vgl. Harz AG – Initiative Wachstumsregion (2011): S.105ff. 95 vgl. Stabsstelle für demografische Entwicklung und Prognosen des Ministeriums für Landesentwicklung und 101 Anregung Industrie- und Handelskammer Mag- Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt (2013): S.84 deburg, Geschäftsstelle Wernigerode zum KEK vom 96 vgl. Harz AG (2011): S.152 15.01.2015 97 vgl. ebd. 102 Anregung Stadt Wernigerode zum KEK vom 98 vgl. ebd. 12.12.2014 99 vgl. ebd. 103 vgl. Harz AG (2011): S.152 100 vgl. ebd. 104 vgl. ebd.

60 HANDLUNGSFELDZIEL 4 2. kreisweite Koordinierung bestehender Verbessern der Berufsorientierung und Stär- Angebote zur Berufsorientierung (regio- ken dualer Ausbildungskonzepte, um den nales Übergangsmanagement, Betreuung Fachkräftebedarf der Wirtschaft zu entspre- von Jugendlichen in Freiwilligendiensten, chen Freiwilliges Soziales Jahr in der Kultur);106

Teilziel 1: Vernetzung und Kooperation 3. Nutzung von Initiativen zur Darstellung mit Institutionen und Akteuren der beruflichen Perspektiven für Jugend- liche in Sachsen-Anhalt (PFIFF, EU-Projekt 1. Vernetzung mit Akteuren zur Fachkräfte- YURA)107 sowie sicherung und Nutzung der angebotenen Projekte (Allgemeiner Arbeitgeberver- 4. Initiierung von Kooperation zwischen band der Wirtschaft für Sachsen-Anhalt, Schule und anderen Akteuren (Unterneh- Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbände men, Hochschulen, Beispiele auf Landesbil- Sachsen-Anhalt e.V., Bundesagentur für dungsserver, Landesarbeitsgemeinschaft Arbeit, Deutscher Gewerkschaftsbund, SchuleWirtschaft Sachsen-Anhalt).108 IHK Magdeburg, Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt, Ministerium für Teilziel 2: Berufsorientierung anbieten Arbeit und Soziales, Staatskanzlei des und verbessern Landes Sachsen-Anhalt, Ministerium für Wissenschaft und Wirtschaft, Hochschule 1. Integration von berufsnahen Angeboten in Harz);105 schulischen Umfeld (praxis- und berufso- rientierenden Bildungsangeboten in Schu- len, Werben für Kooperationen zwischen Wirtschaft und Schulen);109

2. Förderung von unternehmerischem Han- deln in Schulen (beispielsweise im Rah- men von Schülerfirmen);110

3. Initiierung/Schaffung außerschulischer Lernorte (Firmen, Vereine, Verwaltung, Landwirtschaft);111

4. Fortführung und Weiterentwicklung der Projekte BOB und Brafo in Kooperation mit der Kreishandwerkerschaft;112

5. Ermöglichen von Praxistagen zusätzlich zu Schülerbetriebspraktika (Projekt BRAFO – Berufswahl Richtig Angehen Frühzeitig Orientieren);113

106 vgl. Ministerium für Wissenschaft und Wirtschaft des Landes Sachsen-Anhalt (2014): S.19 107 vgl. ebd. 108 vgl. Interministerieller Arbeitskreis Raumordnung, Landesentwicklung und Finanzen (2011): S.49ff 109 vgl. ebd. 110 vgl. Ministerium für Wissenschaft und Wirtschaft des Landes Sachsen-Anhalt (2014): S.16ff 111 vgl. ebd. 112 Anregung Kreishandwerkerschaft zum KEK vom 105 vgl. Stabsstelle für demografische Entwicklung und 15.12.2014 Prognosen des Ministeriums für Landesentwicklung und 113 vgl. Interministerieller Arbeitskreis Raumordnung, Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt (2013): S.49ff Landesentwicklung und Finanzen (2011): S.49ff

61 6. Berufsorientierung in zukunftsträchtigen Teilziel 4: Qualifizierung von Jugendli- Berufen (Fördermöglichkeit durch Land chen Sachsen-Anhalt);114 1. Förderinstrumente der Berufsausbildung mit Blick auf Jugendliche mit Migrations- 7. Berufseinstiegklassen als neue Form der hintergrund nutzen (erweiterter Sprach- Bildungswege, Erhöhung der Durchlässig- unterricht, Einsatz von Mentoren, Tuto- keit von Ausbildungen, Nachqualifizierung rien, gezielte Entwicklung / Unterstützung junger Menschen, Anpassungsqualifizie- der Ausbildungsmotivation)119 sowie rung für Menschen mit Migrationshinter- grund115 sowie 2. Austausch mit Partnerstädten und -kreisen zu internationalen Programmen zur Quali- 8. Aufbrechen von stereotypen Berufs- und fizierung von Jugendlichen120. Studienwahlverhalten von Mädchen und jungen Frauen durch frühzeitige Angebote, dabei Fördermöglichkeiten des Ministe- EFFEKTE rium für Justiz und Gleichstellung nutzen Durch die Fokussierung auf die branchenin- (Girls-Technik-Clubs, Praktika…).116 terne Zusammenarbeit sowie die gezielte einheitliche Vermarktung entstehen Syn- Teilziel 3: Stärkung der dualen Ausbil- ergieeffekte, die zum einen dazu beitragen dungswege die Effizienz von Maßnahmen in diesem- Be reich zu erhöhen und zum anderen die Kos- 1. Weiterauflage der Bildungsbroschüre Land- ten zu mindern. Die entstehende verstärkte kreis Harz117 (Darstellen / Werben für Außenwirkung unterstützt die örtlichen Un- duale Ausbildungskonzepte und Praxistage ternehmen und zieht weitere Unternehmen o.ä.); insbesondere aus den definierten Wirtschafts- Clustern an. Aus der frühzeitigen praxisna- 2. Initiierung von internationalen Austausch- hen Berufsorientierung leiten sich effizientere programmen in der Berufsausbildung118 Berufswege ab, die durch die Darstellung der sowie beruflichen Möglichkeiten im Landkreis Harz 3. parallele schulische (Sekundarschule) und ebenfalls der örtlichen Wirtschaft zugutekom- berufliche Ausbildung ermöglichen, -dar men. Somit ist die Annäherung an das Leitziel stellen, unterstützen (bspw. Handwerk- im Bereich Wirtschaft insbesondere durch po- sausbildung neben gymnasialer Ober- sitive Veränderungen im Bereich der Indikato- stufe). ren Erwerbstätigenquote, Ausbildungsquote, Investitionsquote und Bruttoinlandsprodukt abzuleiten.

114 vgl. ebd. 115 vgl. ebd. 116 vgl. Stabsstelle für demografische Entwicklung und Prognosen des Ministeriums für Landesentwicklung und Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt (2013): S.90 119 vgl. Koordinierungsstelle Integration LK Harz (2011): 117 vgl. ehs-Verlags GmbH (2013) S. 10 118 vgl. Landkreis Harz: Internationalisierungsworkshop 120 vgl. Landkreis Harz: Internationalisierungsworkshop am 09.10.2014 am 09.10.2014

62 6.2 Handlungsfeld Tourismus- und Kulturregion

„Der Landkreis Harz baut seine Spitzenposition im Tourismus Sachsen-Anhalts aus und sorgt für eine angemessene Wahrnehmung der einzigartigen Kultur- und Naturlandschaft über die Landesgrenzen hinaus. Einwohner und Gäste erleben den Landkreis Harz als eine geschichtsträchtige, kulturhistorisch reichhaltige und gleichzeitig zukunftsgewandte Region. Die einzigartige Verbindung von Tradition und Moderne ist generationsübergreifend wahrnehmbar.“

Intensivieren Fördern und Stärkeres Erstellen ziel- Erhalten, Auf- Sicherstellung des Verbessern der Einbinden der gruppenorien- werten und der Standortmarke- Zusammen- Hochschule tierter Wiederherstel- Unterhaltung tings nach arbeit aller Harz Tourismus- und len von Vielfalt, von Wander- innen und Akteure Kulturangebote Eigenart und und Radwegen außen Schönheit der gewachs. Kultur- und Naturlandschaf- ten als Be- standteil bes. Erlebnisqualität

Verbesserung Einbeziehung Besondere Herausstellung Weiterführung, Erarbeitung des allgemeinen der wichtigsten Schwerpunkt- der Pflege und eines Konzeptes Standortmarke- Akteure zur setzung in der Alleinstellungs- Stärkung der zur Entwicklung tings touristischen Zusammen merkmale im Angebote im und Unter- Entwicklung arbeit mit der Landkreis Harz Umfeld des haltung von Hochschule Naturschutzes Wanderwegen Harz (durch externe Spezialisten (Unterstützung Förderung und Digitalisierung Werben Erhaltung der und unter bei der) Verbesserung der Tourismus- innerhalb großräumigen Einbeziehung Nutzung von der Service- angebote bestehender Eigenart der des Ehrenamts Marketing- Qualität in Koopera- Dachmarken Kulturland- sowie weiterer instrumenten tion mit der schaftstypen Akteure) Hochschule Integration in der Offen-, Stärkung Harz IGEK Halboffen- und Weiterent- regionaler Waldlandschaf- wicklung des Identität als „Aktiv und ten als über- touristischen Marketingfaktor Natur“ als regionales Radverkehrs Schwer- Alleinstellungs- punktziel merkmal des Prüfung der Landkreises Finanzierungs- „Kultur und Harz möglichkeiten Städte“ als für die Schwerpunkt- Unterhaltung ziel der Rad- und Wanderwege Unterstützung einschließlich des barriere- sonstiger freien Infrastruktur Tourismus

Verbesserung der touris- tischen Erschließung durch den ÖPNV und SPNV

Abb.3 Leitziel - Handlungsfeldziele - Teilziele im Handlungsfeld „Tourismus- und Kulturregion“, eigene Darstellung

63 LEITZIEL 6. Verstärkte Vermarktung des gut aufge- „Der Landkreis Harz baut seine Spitzenposi- stellten Tagungssegmentes;125 tion im Tourismus Sachsen-Anhalts aus und sorgt für eine angemessene Wahrnehmung 7. Intensivierung der Angebotsstruktur im der einzigartigen Kultur- und Naturlandschaft Bereich „Gesund leben und Arbeiten“126 über die Landesgrenzen hinaus. Einwohner sowie und Gäste erleben den Landkreis Harz als eine geschichtsträchtige, kulturhistorisch reichhal- 8. stärkere Vermarktung der Rad- und Wan- tige und gleichzeitig zukunftsgewandte Regi- derwege am Grünen Band. on. Die einzigartige Verbindung von Traditi- on und Moderne ist generationsübergreifend Teilziel 2: (Unterstützung bei der) Nut- wahrnehmbar.“ zung von Marketinginstrumenten 1. Unterstützung der Kommunen bei der Prä- HANDLUNGSFELDZIEL 1 sentation ihrer Angebote auf Messen und Intensivieren des Standortmarketings nach bei Präsentationen;127 innen und außen 2. Weiterentwicklung und stärkere Verzah- Teilziel 1: Verbesserung des allgemeinen nung von Angeboten in Kombination mit Standortmarketings Wandern und Kultur, Prüfung der Einrich- 1. Intensivierung der Aktivitäten zur Ver- tung und Vermarktung einer Romanik- marktung der gesamten Harzregion;121 Radroute im Landkreis Harz;128

2. Unterstützung bei der Vernetzung und 3. Inszenierung der vorhandenen touristi- Bündelung bestehender Angebote;122 schen Angebote an gut frequentierten Orten wie Gastronomie und Kombination 3. Aufbau / Intensivierung und öffentliche mit allgemeinen Services wie Informa- Darstellung (auch in digitaler Form) eines tion129 sowie Tourismus-Angebotes für internationale Gäste (bspw. aus den Niederlanden, Groß 4. Weitere Teilnahme an Sachsen-Anhalt- Britannien oder Dänemark) als Kombina- Tagen unter Einbeziehung der Vereine und tion zwischen Natur- und Kulturtourismus, Verbände des Landkreises in Folge des dazu auch Austauschprogramme mit inter- erfolgreichen Sachsen-Anhalt-Tages 2014 nationalen Partnern;123 in Wernigerode.

4. enge Zusammenarbeit zwischen den Touris- musverbänden und der IMG (Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt mbH) bei Marktforschung initiieren;124

5. Verstärkung der einheitlichen Vermarktung unterschiedlicher Angebote (verschiedene Zielgruppen und Themen übergeordnet vermarkten, beispielsweise Themenbro- schüren zu Wellness, Aktiv, Familie, Kul- tur… einheitlich gestalten);

121 Anregung Gesellschaft für Wirtschaftsförderung und Innovation mbH zum KEK vom 29.12.2014 122 Anregung Stadt Wernigerode zum KEK vom 125 vgl. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie 12.12.2014 (2013): S.22 123 vgl. Landkreis Harz: Internationalisierungsworkshop 126 Anregung Harz AG zum KEK vom 12.12.2014 am 09.10.2014; Ministerium für Wissenschaft und Wirt- 127 vgl. ebd. schaft Sachsen-Anhalt (o.A.): S.25ff 128 vgl. ebd. 124 vgl. Ministerium für Wissenschaft und Wirtschaft 129 vgl. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie Sachsen-Anhalt (o.A.): S.28 (2013): S.30

64 Teilziel 3: Stärkung regionaler Identität 5. tangierende Verwaltungsbereiche wie als Marketingfaktor Denkmalschutz aktiv in Prozesse einbin- den; 1. Imagetransfers durch den Faktor Mensch: Einbezug „echter“, authentischer Personen 6. Verkehrsunternehmen - Abstimmung hin- in das Urlaubserlebnis sowie als Testimonial sichtlich Nahverkehrsplan (mindestens (Auftreten von bekannten Persönlichkeiten vierteljährlich) zu konkreten Aktivitä- in den Medien zum Zweck der Werbung) ten (Werbung, Imagebildung, spezielle im regionalen Tourismusmarketing;130 Vertriebsmaßnahmen)135 sowie 2. Pflege einer regionalen Identität, Beglei- 7. örtliche private Tourismuswirtschaft. tung von Akteuren, die Harzer Kultur und Geschichte bewahren und aufarbeiten131 Teilziel 2: Förderung und Verbesserung sowie der Service-Qualität 3. Stärkung regionaler Identität als Grund- 1. Unterstützung bei der Verbesserung der lage für Standortqualität und touristische Service-Qualität durch Anbieten von Schu- Attraktivität.132 lungen, Bereitstellung von Materialien und Evaluationsmöglichkeiten, Vermarktung besonderer Service-Qualitäten. HANDLUNGSFELDZIEL 2 Fördern und Verbessern der Zusammenarbeit 2. Unterstützung bei der Schaffung von buch- aller Akteure baren Komplett-Produkten sowie Ver- triebsvorbereitung.136 Teilziel 1: Einbeziehung der wichtigsten Akteure zur touristischen Entwicklung HANDLUNGSFELDZIEL 3 1. Initiierung und Koordinierung von gemein- Stärkeres Einbinden der Hochschule Harz samen Projekten;133 Teilziel 1: Besondere Schwerpunktset- 2. Harzer Tourismusverband e.V., Regional- zung in der Zusammenarbeit mit der verband Harz als Träger des Naturparks, Hochschule Harz Regionale Planungsgemeinschaft Harz, IMG (Investitions- und Marketinggesell- 1. Erarbeitung von Konzepten zu klimafreund- schaft Sachsen-Anhalt mbH), Kommunale lichen/klimaneutralen Reiseangeboten Tourist-Informationen, Nationalpark Harz, sowie Maßnahmen, die die Klimafreund- UNESCO-Welterbestätten Deutschland lichkeit der Unternehmen steigern und e.V., Deutsche Zentrale für Tourismus, die gesamte Reisekette von der Anreise, Hochschule Harz (siehe Handlungsfeld 3); über den Aufenthalt vor Ort bis zur Abreise umfassen;137 3. Austausch zu den Themen Landschafts- pflegemaßnahmen, Schutzgebietsaus- 2. Einbindung der Erasmus-Studenten der weisung, Ausschöpfung der Potenziale, Hochschule Harz bei der Erstellung von Schutz der Kulturgüter auc mit nationale fremdsprachigen Tourismus-Informatio- nund internationalen Partnerkommunen / nen (Organisation zwischen Hochschule -regionen; und Harzer Tourismusverband e.V.)138 sowie 4. Stiftungen/Vereine/Verbände der Kultur- und Naturattraktionen;134

130 vgl. ebd. 131 vgl. Landrat Martin Skiebe, Anregung zum KEK vom 12.01.15 135 vgl. ISUP et al. (2008): S. 65 132 vgl. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie 136 vgl. Ministerium für Wissenschaft und Wirtschaft (2013): S. 22 Sachsen-Anhalt (o.A.): S. 24 133 vgl. Stadt Wernigerode, Anregung zum KEK vom 137 vgl. Ministerium für Wissenschaft und Wirtschaft 12.12.2014 Sachsen-Anhalt (o.A.): S. 40 134 vgl. Landkreis Harz, Anregung zum KEK vom 138 vgl. Landkreis Harz: Internationalisierungsworkshop. 18.02.2015 09.10.2014 – vorläufiges Arbeitsergebnis.

65 3. Analyse der vorhandenen Angebote durch Teilziel 2: Werben innerhalb bestehender die jeweiligen Zielgruppen (Zufrieden- Dachmarken heitsbefragungen, Erheben quantitativer 1. UNESCO Welterbe Sachsen-Anhalt; Daten zu verschiedenen Angeboten nach Zielgruppen….). 2. Destinationsmarke HARZ141

Teilziel 2: Digitalisierung der Tourismu- 3. „Straße der Romanik“ mit mehreren offi- sangebote in Kooperation mit der Hoch- ziellen Stationen, „Gartenträume - Histo- schule Harz rische Parks in Sachsen-Anhalt“ mit meh- 1. Initiierung von Projekten zur Nutzung reren Garten- und Parkanlagen, „Blaues von Geodaten als Grundlage der Ent- Band – Wassertourismus in Sachsen- wicklung neuer Anwendungen im Bereich Anhalt“, „Naturfreude – Durchatmen“;142 Tourismus;139 4. Musikland Sachsen-Anhalt (z.B. Werni- 2. Einbinden der Hochschule Harz bei kom- geröder Schlossfestspiele, internationales munalen Aufbau von digitalen Angeboten Brahms Chorfestival, Landesgymnasium sowie für Musik);143

3. (Weiter-) Entwicklung von touristischen 5. Herausstellung der Angebote innerhalb der mobilen Anwendungen (Apps) zusammen „Kernlands deutscher Geschichte“ Sach- mit der Hochschule Harz (bspw. Einbin- sen-Anhalt;144 dung georeferenzierter touristischer Stre- cken in Standardsoftware, siehe auch Hal- 6. Ausrichten der Harzer Schmalspurbahn berstadt und Wernigerode, HarzApp des vorrangig auf Bereiche, in denen die HSB Harzer Tourismusverbands e.V.).140 ein touristisches oder verkehrliches Allein- stellungsmerkmal aufweist145 sowie

HANDLUNGSFELDZIEL 4 Erstellen zielgruppenorientierter Tourismus- Teilziel 3: Integration in gemeindliche und Kulturangebote Entwicklungsprogramme 1. Integration des Themas Tourismus in die Teilziel 1: Herausstellung der Alleinstel- Integrierten gemeindlichen Entwicklungs- lungsmerkmale im Landkreis Harz programme (IGEK)146 sowie 1. Naturpark Harz, Brocken als höchster Berg Norddeutschlands, Harzer Schmalspur- 2. Schaffung von Angeboten, die auch von bahn, Quedlinburg als UNESCO-Weltkutur- den Einwohnern der Orte selbst genutzt erbe, Halberstädter Domschatz, Fachwerk- werden; dabei keine künstliche Über- städte Quedlinburg und Halberstadt sowie spitzung, sondern Bewahren „des echten Osterwieck, Wernigerode mit Schloss®, Charakters“.147 Schachdorf Ströbeck, Bodetal mit Hexen- tanzplatz und Roßtrappe, Selketal, Win- tersportorte (z.B. Schierke), John-Cage- Orgel-Kunst-Projekt, die Wohnhöhlen in Langenstein, das weltweit älteste Riesen- weinfass im Landschaftspark Spiegels- 141 Anregung Harzer Tourismusverband zum KEK vom berge sowie die ansässige Pflanzenzucht 06.03.2015 und Züchtungsforschung. 142 vgl. Stabsstelle für demografische Entwicklung und Prognosen des Ministeriums für Landesentwicklung und Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt (2013): S.84ff 143 vgl. ebd.; Anregung Stadt Wernigerode zum KEK vom 12.12.2014 144 Anregung Landkreis Harz zum KEK vom 18.02.2015 145 vgl. PSUP et al. (2008): S.51 139 vgl. Ministerium für Wissenschaft und Wirtschaft des 146 vgl. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie Landes Sachsen-Anhalt (2014): S. 38 (2013): S.26 140 Anregung Landkreis Harz zum KEK vom 18.02.2015 147 vgl. ebd.

66 Teilziel 4: „Aktiv und Natur“ als Schwer- 2. Kooperation/Informationsaustausch mit punktziel der Initiative Stadtsprung zur Erarbeitung von Stadttourismuskonzepten;156 1. Erhalt und Pflege der Wander-, Rad- und Reitwegeinfrastruktur auch durch Nutzung 3. Stärkung der Vermarktung einzel- von Fördermitteln (ELER, EFRE) (Beschil- 148 ner Objekte innerhalb der kulturellen derung, Brücken, Wege); Dachmarken;157

2. gleichzeitige Verbesserung der touris- 4. Prüfung der Möglichkeiten der Angebots- tischen und landwirtschaftlichen Wege ausweitung im Bereich „Spiritueller Tou- durch Nutzung von Programmen zum 149 rismus“ - Anknüpfungspunkte „Straße ländlichen Wegebau; der Romanik“, Klosterwanderweg, „Via Romea“, „Jakobsweg“;158 3. Weiterentwicklung und stärkere Verzah- nung von Angeboten in Kombination mit 150 5. verstärkte Vermarktung und erlebnisorien- Rad und Kultur (Projekt Radkultour); tierte Ausrichtung des Städtetourismus auf junge Altersgruppen (Klassenprogramme, 4. Georeferenzierung der vorhandenen Wan- Kinder- und Jugendgruppenreisen, Schul- der- und Radrouten;151 und Hochschulangebote);159 5. Flankierende Fitnessangebote durch pri- 6. Vermarktung von Komfortangebo- vate Anbieter in die Vermarktung einbin- ten für Senioren (Wellness-, Kulinarik-, den (Ernährung, Kondition, Kraft); Kulturpakete);160 6. Umweltbildungskonzepte entwickeln und 7. Ausbau der kulturellen Potenziale im Naturräume erlebbar machen152 sowie Bereich der Unterharzer Bergbauregion (Teich- und Grabensystem, Bergwerkmu- 7. Netz von Natur-Erlebnisführungen auf- seum, Grube Glasbach, Hammer-, Hütten- bauen (mit Qualitätsstandards, Familien- und Eisenwerke);161 geeignet, Erlebnis: z.B. Feuer, Wasser, Luft – Lagerfeuer, Geologie, Höhlenwanderung, 8. Vermarktung von Fachreisen und Exkur­ Bach/Quellenwanderung, Wassertouris- sionen im Bereich Pflanzenzucht und mus (Blaues Band).153 Züchtungsforschung für Landwirte, Biolo- gen, Ärzten und Pharmazeuten;162 Teilziel 5: „Kultur und Städte“ als Schwer- 9. Erhöhung der Wertigkeit der kulturellen punktziel Angebote im Landkreis Harz innerhalb des 1. Erhalt und Weiterentwicklung der vielfälti- Landeskulturkonzeptes163 sowie gen und breitgefächerten Kulturlandschaft (Museen, Orchester, Theater, Heimatstu- 10. Verstärkung der Kooperation mit interna- ben, Veranstaltungsreihen - Öffnungszei- tionalen Partnern zum Thema Kultur, bei- ten, Zugänglichkeit, baulicher Erhalt);154,155 spielsweise gemeinsame Theaterprojek- te.164 148 vgl. Ministerium für Wissenschaft und Wirtschaft 156 vgl. Ministerium für Wissenschaft und Wirtschaft Sachsen-Anhalt (o.A.): S.24 Sachsen-Anhalt (o.A.): S.22ff 149 Anregung Bauernverband Nordharz e.V. zum KEK 157 Anregung Stadt Wernigerode zum KEK vom vom 03.03.2015 12.12.2014 150 vgl. Ministerium für Wissenschaft und Wirtschaft 158 vgl. Ministerium für Wissenschaft und Wirtschaft Sachsen-Anhalt (o.A.): S.24 Sachsen-Anhalt (o.A.): S.22ff; Anregung Stadt Wernige- 151 vgl. Harz AG – Initiative Wachstumsregion; Kompe- rode zum KEK vom 12.12.2014 tenzzentrum für Informations- und Kommunikationstech- 159 vgl. Ministerium für Wissenschaft und Wirtschaft nologien, Tourismus und Dienstleistungen (2011): S.58 Sachsen-Anhalt (o.A.): S.22 ff 152 Anregung Landkreis Harz zum KEK vom 18.02.2015 160 vgl. ebd. 153 vgl. Ministerium für Wissenschaft und Wirtschaft 161 Anregung Stadt Harzgerode zum KEK vom 29.12.2014 Sachsen-Anhalt (o.A.): S.26 162 Anregung Bauernverband Nordharz e.V. zum KEK 154 vgl. Ministerium für Wissenschaft und Wirtschaft vom 03.03.2015 Sachsen-Anhalt (o.A.): S.22ff 163 Anregung Landkreis Harz zum KEK vom 155 Anregung Stadt Wernigerode zum KEK vom 18.02.2015 12.12.2014 164 vgl. Landkreis Harz: Internationalisierungsworkshop

67 Teilziel 6: Unterstützung des barriere- HANDLUNGSFELDZIEL 5 freien Tourismus Erhalten, Aufwerten und Wiederherstellen von Vielfalt, Eigenart und Schönheit der ge- 1. „Konzentration der barrierefreien Ent- wachsenen Kultur- und Naturlandschaften als wicklung von Infrastruktur und Angebot Bestandteil besonderer Erlebnisqualität auf Hauptsehenswürdigkeiten, an die die betreffenden Zielgruppen vergleichbare Teilziel 1: Weiterführung, Pflege und Ansprüche an Angebot und Service stellen Stärkung der Angebote im Umfeld des (z.B. Wander- und Radwege, museums- Naturschutzes und erlebnispädagogische Angebote)“;165 1. Stabilisierung des regionaltypisch ausge- 2. verschiedene barrierefreie Anreise- und prägten Tourismus in Zusammenhang mit Aufenthaltsmöglichkeiten konzipieren und Naturerlebnis – Nutzung der Fördermög- darstellen (dabei Harzer Schmalspurbahn lichkeiten zur Regionalentwicklung (inner- berücksichtigen);166 halb der „Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen zur Förderung der Regi- 3. umfassende Information und Ansprache onalentwicklung in Sachsen-Anhalt“);172 potenzieller Gäste mit möglichst gängi- gen Darstellungen (www.nullbarriere.de, 2. Erhaltung der Biodiversität, Bodenschutz ADAC Planungshilfe Barrierefreier Touris- und Förderung von Ökosystemdienst­ mus für Alle“)167 sowie leistungen einschließlich NATURA 2000 und grüne Infrastrukturen - Umsetzung im 4. Einsatz von Wanderbussen zu ausgewähl- Rahmen der IP ELER173 sowie ten touristischen Zielen.168 3. Entwicklung einer Vision, die den Erhalt und die Erschließung des betreffenden Teilziel 7: Verbesserung der touristi- Lebensraums mit natürlichen Grundlagen schen Erschließung durch den ÖPNV und und regionaler Identität einschließt.174 SPNV 1. Touristische Erschließung (jährliche Erstel- Teilziel 2: Erhaltung der großräumigen lung einer Liste wichtiger Ausgangspunkte Eigenart der Kulturlandschaftstypen der von Freizeittouren mit ÖPNV-Anreise inkl. Offen-, Halboffen- und Waldlandschaften Darstellung in Liniennetzplänen und sons- als überregionales Alleinstellungsmerk- tigen Fahrgastinformationssytemen);169 mal des Landkreises Harz 2. Initiierung der Realisierung eines gemein­ 1. Berücksichtigung der Eigenart der Kultur- samen koordinierten Abholservice durch landschaften mit ihren prägenden Land- die ansässigen Beherbergungsunterneh- marken und Elementen sowie ihrer spe- mer, wenn die Erreichbarkeit durch den zifischen Landschaftsbilder einschließlich ÖPNV nicht hinreichend gegeben ist170 weitreichender Sichtbeziehungen bei sowie großräumigen Planungen und bei der Siedlungsentwicklung; 3. Ausbau und Unterstützung der kreis- übergreifenden Projekte HarzCard und HATIX.171 am 09.10.2014 165 Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (2013): S.55 166 vgl. Ministerium für Wissenschaft und Wirtschaft Sachsen-Anhalt (o.A.): S.10 167 vgl. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (2013): S.53 168 vgl. Harz AG – Initiative Wachstumsregion; Kompe- 172 vgl. Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr tenzzentrum für Informations- und Kommunikationstech- des Landes Sachsen-Anhalt (zul. geändert 13.02.2014) nologien, Tourismus und Dienstleistungen (2011): S.59 173 vgl. ISW (o.A.): S.306 169 vgl. ISUP et al. (2008): S.64 174 vgl. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie 170 vgl. Hillmer et al. (2013): S.60 (2013): S.26; Anregung Landrat Martin Skiebe zum KEK 171 Anregung Harz AG zum KEK vom 12.12.2014 vom 12.01.15

68 2. Erhalt und Entwicklung der Kulturland- Teilziel 3: Prüfung der Finanzierungs- schaftseinheiten „Großes Bruch und Bode- möglichkeiten für die Unterhaltung der niederung“, „Nördliches Harzvorland“, Rad- und Wanderwege einschließlich „Nordöstliches Harzvorland“, „Hochharz“, sonstiger Infrastruktur „Oberharz“, „Westlicher Unterharz“, „Öst- 1. Integration der Ergebnisse des Regionalen licher Unterharz“, „Nördlicher Harzrand“ Radwegekonzeptes und der Ergebnisse (Beispielweise: Pflege der historischen des Wanderwegekonzeptes sowie Grabensysteme, Erhaltung des landschaft- stypisch hohen Grünlandanteils, Freihal- 2. Erarbeitung eines Finanzierungskonzeptes tung der Hanglagen von Siedlungstätig- zur Unterhaltung der Wege unter Prüfung keit, Freihaltung der Wiesentäler durch 175 alternativer Finanzierungsmöglichkeiten extensive Nutzung) und Zuständigkeiten. 3. Aufwertung und Strukturierung ausge- räumter Landschaften sowie EFFEKTE Die verstärkte Ausrichtung auf ein zielgrup- 4. Vermeidung technogener Landschaftsüber- penorientiertes Marketing sowie die über- prägungen. sichtlichere Vermarktung der Angebote führt zu einer erhöhten Wahrnehmung der Ange- HANDLUNGSFELDZIEL 6 bote. Bei gleichzeitiger Pflege der vorhande- Entwicklung und Unterhaltung von Rad- und nen touristischen Angebote und Ausbau auf Wanderwegen die entsprechenden Zielgruppen werden die Zahlen der Besucher und die Übernachtungs- Teilziel 1: Erarbeitung eines Konzeptes zahlen zunehmen. Demzufolge sind bei der zur Entwicklung und Unterhaltung von Annäherung an das Leitziel im Bereich Tou- Wanderwegen (durch externe Spezialis- rismus positive Effekte innerhalb der Indika- ten und unter Einbeziehung des Ehren- toren Übernachtungs- und Besucherzahlen zu amts sowie weiterer Akteure) erwarten. 1. Konzeption neuer Wanderwege, auch zur Vernetzung von bisher getrenntliegenden Wandergebieten der Höhenzüge des Harz- vorlandes;

2. Prioritätensetzung wichtiger Wegeverbin- dungen, Konzentration auf Schwerpunkte sowie

3. Erarbeitung von Pflegekonzeptionen der Wege und Wegeinfrastruktur.

Teilziel 2: Weiterentwicklung des touris- tischen Radverkehrs 1. Erstellung eines Radwegekonzeptes für den Alltags- und Ausflugsverkehr zusam- men mit dem Landkreis Mansfeld-Südharz sowie

2. Umsetzung des Radwegekonzeptes, dabei Verknüpfung mit den angrenzenden Regi- onen in Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und Thüringen berücksichtigen.

175 vgl. BIANCON GmbH et al. (2014): S.87ff

69 6.3 Handlungsfeld digitale Infrastruktur

„Der Landkreis Harz schafft die Rahmenbedingungen für eine deutlich stärkere Nutzung moderner Kommunikationswege. Digitale Angebote erleichtern den Zugang zu vielfältigen Dienstleistungen der Region. Damit gibt der Landkreis eine Antwort auf die demografi sche Entwicklung und wirtschaftliche Erfordernisse. Der Landkreis Harz wirkt damit deutschlandweit beispielgebend.“

Erreichen des Ausbauen von Unterstützen Schaffen Einrichten Breitband- Schlüssel- der Ansiedlung akzeptierter, von Online- ziels einer technologien IT-basierter verständlicher Angeboten für flächendecken- Unternehmen und transparen- den Großteil der den Verfügbar- ter Angebote Verwaltungs- keit von für eine leistungen Netzzugängen digitale Bürger- mit Datenraten beteiligung von mindestens Internet- 50 Mbit/s bis plattformen) zum Jahr 2020

Nutzung Erstellung eines Förderung von Organisation Zusammen- der Förder- Masterplans IT-Start-UPs eines internatio- stellung möglichkeiten zum Ausbau von nalen möglicher Schlüsseltech- Erfahrungs- E-Government- nologien austausches Angebote zum sinnvollen Nutzung von Ausbau des Synergien E-Government- angebotes (SADEGA)

Abb.4 Leitziel - Handlungsfeldziele - Teilziele im Handlungsfeld „Digitale Infrastruktur“, eigene Darstellung

70 LEITZIEL 3. Umsetzung des Leerrohrkonzeptes, das im „Der Landkreis Harz schafft die Rahmenbe- Rahmen des Regionalbudgets erarbeitet dingungen für eine deutlich stärkere Nutzung wurde, beispielsweise in einem bestehen- moderner Kommunikationswege. Digitale An- den interkommunalen Zweckverband, um gebote erleichtern den Zugang zu vielfältigen günstige Verhandlungsposition zu errei- Dienstleistungen der Region. Damit gibt der chen.182 Landkreis eine Antwort auf die demografische Entwicklung und wirtschaftliche Erfordernis- HANDLUNGSFELDZIEL 2 se. Der Landkreis Harz wirkt damit deutsch- Ausbauen von Schlüsseltechnologien landweit beispielgebend.“ Teilziel 1: Erstellung eines Masterplans zum HANDLUNGSFELDZIEL 1 Ausbau von Schlüsseltechnologien Erreichen des Breitbandziels einer flächende- ckenden Verfügbarkeit von Netzzugängen mit 1. Identifizierung, Nutzung und Vermittlung Datenraten von mindestens 50 Mbit/s bis zum von Fördermöglichkeiten durch BMBF. Jahr 2020 HANDLUNGSFELDZIEL 3 Teilziel 1: Nutzung der Fördermöglich- Unterstützen der Ansiedlung IT-basierter Un- keiten ternehmen 1. Nutzung der Fördermöglichkeiten durch Teilziel 1: Förderung von IT-Start-UPs das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft;176 1. Förderung von IT-Start-UPs in Zusammen- arbeit mit der Hochschule Harz (Studien- 2. Nutzung der Fördermöglichkeiten inner- gänge am Standort Wernigerode). halb der Breitbandinitiative für Sachsen- Anhalt;177 HANDLUNGSFELDZIEL 4 3. Förderung von Hochleistungsanschlüssen Schaffen akzeptierter, verständlicher und über Gelder aus dem Europäischen Struk- transparenter Angebote für eine digitale Bür- turfonds EFRE und dem ELER178 sowie gerbeteiligung (Internetplattformen)

4. Integration der Breitbandversorgung der Teilziel 1: Organisation eines internatio- Schulen in das Programm STARK III.179 nalen Erfahrungsaustausches zum sinn- vollen Ausbau des E-Governmentange- botes (SADEGA) Teilziel 2: Nutzung von Synergien 1. Beispielsweise mit Kommunen aus Est- 1. Verbesserte Planung von Ausbaumaß- land/Schweden, in Kooperation mit nahmen durch den neuen Breitbandatlas Hochschule Harz und privatwirtschaftli- Sachsen-Anhalt;180 chen Planungsbüros zu Zielgruppen- und Angebotsstrukturen;183 2. „Verzahnung“ des Projektes ITN-XT (Landesnetz/“Kommunalnetz“) und der 2. Bewertung von Aufwand und Nutzen der Breitbandnetze, um Synergien zu heben181 Einbindung sozialer Medien184 sowie sowie 3. Einbindung der Hochschule Harz bei der Marktanalyse für die Nutzung digitaler Medien, der Recherche von passenden Möglichkeiten und der Konzeption zur 176 vgl. Bundesministerium für Ernährung und Landwirt- Umsetzung dieser. schaft (2015) 177 vgl. Sachsen-Anhalt (1. Akt. 2014): S. 11 178 vgl. Stabsstelle für demografische Entwicklung und Prognosen des Ministeriums für Landesentwicklung und 182 vgl. ebd.; Deutsche Vernetzungsstelle Ländliche Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt (2013): S. 122 Räume (2009): S. 24 179 vgl. ebd. 183 vgl. Landkreis Harz: Internationalisierungsworkshop. 180 vgl. ebd. 09.10.2014 – vorläufiges Arbeitsergebnis. 181 vgl. ebd. 184 vgl. ebd.

71 HANDLUNGSFELDZIEL 5 Einrichten von Online-Angeboten für den Großteil der Verwaltungsleistungen

Teilziel 1: Zusammenstellung möglicher E-Government-Angebote 1. Sammlung von Ideen (auch durch Bürger und Bürgerinnen) und Erfahrungen (aus anderen Kommunen) auch auf internatio- naler Ebene;185

2. digitale Bearbeitung von Formularen ermöglichen;

3. Einrichten eines kommunalen Newsletters (bspw. mit Sitzungsthemen, Neuigkeiten aus Verwaltung und Rat…) sowie

4. enge Zusammenarbeit mit der Hochschule Harz (Studiengänge am Standort Halber- stadt).

EFFEKTE Durch Nutzung der verschiedenen Förder- möglichkeiten wird die Breitbandversorgung quantitativ und qualitativ erweitert. Die Ein- beziehung der Hochschule Harz steigert die Innovationskraft von Projekten in diesem Bereich, die wiederum eine Anziehungskraft auf die Gründung und die Ansiedlung von IT- affinen Unternehmen ausübt.

Der Ausbau und die Vermarktung der kom- munalen digitalen Service-Angebote erhöht die Nutzung dieser durch die aktuelle und po- tenzielle Bevölkerung sowie Wirtschaft und betont die Aufgeschlossenheit gegenüber mo- dernen Service-Angeboten des Landkreises Harz.

Die Indikatoren zur Prüfung der Zielerrei- chung im Bereich digitale Infrastruktur sind daher die Ausbauquote der Breitbandan- schlüsse, die Ansiedlungsquote IT-affiner Un- ternehmen, Online-Zugriffe bzw. Userzahlen bezüglich digitaler, kommunaler Angebote so- wie der Anteil der digital verfügbaren Ange- bote an den gesamten kommunalen Verwal- tungsleistungen.

185 vgl. ebd.

72 6.4 Handlungsfeld soziale Infrastruktur

„Der Landkreis Harz verstärkt seine Aktivitäten, um eine ausgewogene Bevölkerungsstruktur in seinem Gebiet zu erreichen.“

Sichern und Ausbauen Aktive Einflussnahme Aktives Fördern Entwickeln eines vielfältiger und auf den ehrenamtlicher Initiativen Mobilitäts- generationsüber- bedarfsgerechten durch finanzielle Rahmen- managementsystems greifender Bildungs-, Ausbau bedingungen und/oder Kultur- und infrastruktureller und organisatorische bzw. Sportangebote sozialer Angebote rechtliche Unterstützung

Flexibler Umbau Entwicklung einer Belebung des ehren- Intermodale der Angebote bedarfsgerechten amtlichen Engagements Verknüpfung der öffentlichen Einzelhandelsstruktur durch intensivere ermöglichen Daseinsvorsorge öffentliche Wahrnehmung

Sicherung der Alternative Versorgung Wertschätzung des Zusammenarbeit der Infrastruktur durch medizinische ehrenamtlichen Akteure verbessern Erhöhung der Nutzung Infrastruktur Engagements

Sicherung und Ausbau Verbesserung Unterstützung des Moderne eines generationsüber- der Altenpflege/ ehrenamtlichen Serviceleistungen greifenden, breiten -betreuung Engagements anbieten Bildungsangebots

Sicherung und Ausbau bessere Erreichbarkeit Bessere Vermarktung, generationsüber- durch Transparenz der einheitliches Corporate greifender Informationen und deren Design Sportangebote stärkere Vernetzung

Sicherung und Ausbau Stärkung des ÖPNV (generationsüber- und des SPNV greifender) Kulturangebote

Zusammenarbeit mit Entwicklung des regionalen Akteuren Radverkehrs als verbessern integriertes System für Alltags-, Freizeit- und touristischen Radverkehr

Abb.5 Leitziel - Handlungsfeldziele - Teilziele im Handlungsfeld „Soziale Infrastruktur“, eigene Darstellung

73 LEITZIEL Teilziel 2: Sicherung der Infrastruktur „Der Landkreis Harz verstärkt seine Aktivi- durch Erhöhung der Nutzung täten, um eine ausgewogene Bevölkerungs- 1. Einführung Dorfmanager für mehrere Orte struktur in seinem Gebiet zu erreichen.“ – im Wechsel – um Initiativen anzuschie- ben, voranzubringen - zum Aufzeigen der HANDLUNGSFELDZIEL 1 bestehenden Angebote;190 Sichern und Ausbauen vielfältiger und gene- rationsübergreifender Bildungs-, Kultur- und 2. Organisation eines fachlichen Austausches Sportangebote im Bereich der Musikschulen mit interna­ tionalen Partnern;191 Teilziel 1: Flexibler Umbau der Angebote der öffentlichen Daseinsvorsorge 3. Vermarktung / öffentliche Darstellung des 1. „Umbau von Rahmenbedingungen vor vorhandenen Angebotes sowie Abbau von Daseinsvorsorge“ – Flexibilisie- rung von Standards der Daseinsvorsorge 4. Weiterführung des Sozial-/ Familienpasses. unter Nutzung von Experimentierklauseln in Gesetzen und Verordnungen, wenn Teilziel 3: Sicherung und Ausbau eines soziale Infrastruktur aufgrund der Auslas- generationsübergreifenden, breiten Bil- tung anders gestaltet werden soll/muss186; dungsangebots 2. Schaffung einer kontinuierlich arbeitenden 1. Sicherung eines breiten Bildungsangebotes Gruppe, die neue, nachnutzbare Lösungen durch Nutzung von Fördermöglichkeiten für Bildungs-, Kultur- und Sportangebote (im Entwicklungsprogramm für den ländli- und für neue Mobilitätsangebote unter chen Raum verankerte Förderung von klei- Beachtung und Einbeziehung der bereits nen Schulen);192 bestehenden Gremien und Akteure entwi- ckelt187; 2. bei der Erstellung des Schulentwicklungs- planes auf Erfahrungen aus dem inter- 3. Entwicklung modellhafter nachnutzba- nationalen Raum zurückgreifen (auch bei rer Lösungen für Mehrfachnutzungen/ Berufsschulplanung);193 Nachnutzungen kultureller Infrastruktur durch Kommunen188 sowie 3. Unterstützung bei der Entwicklung eines generationsübergreifenden musikalischen 4. internationaler Austausch mit strukturähn- Bildungsangebotes;194 lichen Städten und Kreisen zur gemein- samen Entwicklung alternativer Angebote 4. Erweiterung des Einsatzes des Bildungs- der öffentlichen Daseinsvorsorge.189 busses zur Bereitstellung von erweiterten Bildungsangeboten auch für Senioren195 sowie

5. Initialisierung eines internationalen Aus- tausches mit Partnerkreisen/ -städten zu generationsübergreifenden Projekten.196

190 vgl. Küpper et al. (2013): S.25ff 191 vgl. Landkreis Harz: Internationalisierungsworkshop am 09.10.2014 192 vgl. Interministerieller Arbeitskreis Raumordnung, Landesentwicklung und Finanzen (2011): S.46 186 vgl. Küpper et al. (2013): S.40 193 vgl. Landkreis Harz: Internationalisierungsworkshop 187 Anregung Stadt Harzgerode zum KEK vom 29.12.2014 am 09.10.2014 188 vgl. Ministerium für Wissenschaft und Wirtschaft des 194 vgl. ebd. Landes Sachsen-Anhalt (2014): S.19 195 vgl. Hillmer et al. (2013): S.63 189 vgl. Landkreis Harz: Internationalisierungsworkshop 196 vgl. Landkreis Harz: Internationalisierungsworkshop am 09.10.2014 am 09.10.2014

74 Teilziel 4: Sicherung und Ausbau genera- 5. Prüfung der Ausweitung des Konzeptes tionsübergreifender Sportangebote eines Sozialen Bücherladens auf andere Standorte (bisher in Osterwieck).202 1. Berücksichtigung der Sportstättenent- wicklung in Entwicklungskonzepten (ILEK, Teilziel 6: Zusammenarbeit mit regiona- Regionale Entwicklungskonzepte…)197 len Akteuren verbessern sowie 1. Stärkung der Zusammenarbeit ehrenamt- 2. Einrichtung von Outdoor-Fitness / Bewe- licher Akteure, um leistungsfähige Kon- gungsparcours. zepte über Generationen hinweg zu erhal- ten203 sowie Teilziel 5: Sicherung und Ausbau (gene- 2. Expertenplattform „Demografischer Wan- rationsübergreifender) Kulturangebote del“ zur Gestaltung des demografischen 1. Kooperationen zwischen Bildungseinrich- Wandels, Allianz ländlicher Raum nut- tungen und Kulturangeboten durch För- zen.204 dermittel der Landeskulturförderung unterstützen („Schule und Bibliotheken“, HANDLUNGSFELDZIEL 2 Kulturelles Lernen an (Off)Theater und Aktive Einflussnahme auf den bedarfsgerech- Schule (KLaTSCH)“, „Theater als Schule ten Ausbau infrastruktureller und sozialer An- des Sehens“, „Musisch-Ästhetische Bil- gebote dung“, „Kultur in Schule und Verein“, Bildende Künstlerinnen und Künstler an Teilziel 1: Entwicklung einer bedarfsge- Schulen“);198 rechten Einzelhandelsstruktur 2. Entwicklung effektiver Strukturen der 1. Bedarfsorientierte Ausrichtung der Einzel- Versorgung durch Bibliotheken / Ausbau handelsstruktur an der zentralörtlichen eines aktuellen Medienbestandes durch Gliederung und auch außerhalb der zen- Landesmittel im Rahmen des Bibliothek- tralen Orte;205 gesetztes (digitales Angebot, Vernetzung der Bibliotheken, Zusammenarbeit mit 2. wohnortnahe Deckung des kurzfristigen Kindertageseinrichtungen);199 Grundbedarfs (ohne Nutzung des motori- sierten Individualverkehrs206 sowie 3. Sicherung und Entwicklung des Nordharzer Städtebundtheater und des Wernigeröder 3. Nutzung alternativer Ansätze zur Siche- Kammerorchester, sowie einer möglichen rung der Nahversorgung (verbesserte gemeinsamen Zukunft dieser;200 ÖPNV Anbindung „Service-Bus“ an Orte mit strukturprägenden Angebot, Förde- 4. Entwicklung von erweiterten Dienstleis- rung mobiler Anbieter, Unterstützung der tungsangeboten von Bibliotheken - För- Ansiedlung von Nahversorgungsläden).207 dermöglichkeiten durch Land Sachsen- Anhalt (Zusammenarbeit mit Schulen zur Verbesserung der Lese- und Medienkom- petenz bei SchülerInnen, Dienstleistungs- angebote für Senioren)201 sowie

202 vgl. Landkreis Harz; Hochschule Harz (2013) 197 vgl. Interministerieller Arbeitskreis Raumordnung, 203 Anregung Landrat Martin Skiebe zum KEK vom Landesentwicklung und Finanzen (2011): S.98 08.12.2014 198 vgl. Kultusministerium Sachsen-Anhalt (2014): S.29 204 vgl. Stabsstelle für demografische Entwicklung und 199 vgl. ebd. Prognosen des Ministeriums für Landesentwicklung und 200 Anregung Stadt Quedlinburg zum KEK vom Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt (2013): S.47ff 08.12.2014 205 vgl. Stadt + Handel (2014): S. 78 201 vgl. Interministerieller Arbeitskreis Raumordnung, 206 vgl. ebd. Landesentwicklung und Finanzen (2011): S.100 207 vgl. Stadt + Handel (2014): S. 91

75 Teilziel 2: Alternative Versorgung medi- HANDLUNGSFELDZIEL 3 zinische Infrastruktur Aktives Fördern ehrenamtlicher Initiativen durch finanzielle Rahmenbedingungen und/ 1. Aufbau von Filialpraxen;208 oder organisatorische bzw. rechtliche Unter- stützung und ihre stärkere Vernetzung mit- 2. Qualifikation nichtärztlicher Praxis­ einander assistenten/-innen zur Sicherstellung der Primärversorgung / Initiierung eines Teilziel 1: Belebung des ehrenamtlichen „Gemeindeschwesterndienstes“;209 Engagements durch intensivere öffentli- 3. Unterstützung der Einrichtung mobiler che Wahrnehmung Arztpraxen – zusätzlichen Zahnarztservice 1. Einsatz von „Engagement-Lotsen“, Enga- integrieren;210 gement-Werkstätten, Unterstützung / Ver- marktung der Ehrenamtsbörse (der AWO 4. Einsatz mobiler Fachkräfte für Diagnostik Kreisverband Harz e.V.);215 und Therapie (bspw. regelmäßige Frei- tags-Visiten in Pflegeheimen)211 sowie 2. Darstellung der Möglichkeit von Jugend- freiwilligendiensten, die als Einstieg in 5. Einsatz von Telemedizin (bspw. Video-Visi- ehrenamtliches Engagement gelten (För- ten (an Wochenenden) in Pflegeheimen).212 dermöglichkeiten durch Europäischen Sozialfonds bei „Freiwilligem Sozialen Jahr in der Kultur“, „Freiwilligem Sozialem Jahr Teilziel 3: Verbesserung der Altenpflege/ in der Denkmalpflege);216 -betreuung 1. Unterstützung des Ausbaus der Zusam- 3. Nutzung des und Werbung für das Enga- menarbeit von Wohnungsunternehmen gementportal www.engagiert-in-sachsen- mit ambulanten Pflegediensten zur Kom- anhalt.de;217 pensierung sinkenden häuslichen Pflege- potenzials.213 4. Koppelung kommunaler Vereinsaktions- tage zu einem kreisweiten Aktionstag218 sowie Teilziel 4: Bessere Erreichbarkeit durch Transparenz der Informationen und de- 5. öffentliche Darstellung von verschiedenen ren stärkere Vernetzung Engagement-Clustern219 (nach Themen – 1. Regelmäßige Wiederauflage des Gesund- Sport, Tiere, Soziales… oder Zielgruppen heitsführers Landkreis Harz.214 – Familien, Jugendliche, Senioren…).

208 vgl. Stabsstelle für demografische Entwicklung und 215 vgl. Stabsstelle für demografische Entwicklung und Prognosen des Ministeriums für Landesentwicklung und Prognosen des Ministeriums für Landesentwicklung und Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt (2013): S.14ff Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt (2013): S.108 209 vgl. ebd.; Deutsche Vernetzungsstelle Ländliche 216 vgl. ebd.; Kultusministerium Sachsen-Anhalt (2014): Räume (2009): S.10 S.35 210 vgl. Hillmer et al. (2013): S.57 217 vgl. Interministerieller Arbeitskreis Raumordnung, 211 vgl. Deutsche Vernetzungsstelle Ländliche Räume Landesentwicklung und Finanzen (2011): S.82 (2009): S.10 218 vgl. Hillmer et al. (2013): S.46 212 vgl. ebd.; Harz AG (o.A.): S.123 219 vgl. Stabsstelle für demografische Entwicklung und 213 vgl. Landkreis Harz (2011): S.28 Prognosen des Ministeriums für Landesentwicklung und 214 vgl. Blue Concept GmbH (2013) Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt (2013): S.108

76 Teilziel 2: Wertschätzung des ehrenamt- HANDLUNGSFELDZIEL 4 lichen Engagements Entwickeln eines Mobilitätsmanagementsys- tems 1. Berichterstattung in den Medien / Internet- seite220 sowie Teilziel 1: Intermodale Verknüpfung er- möglichen 2. kommunale Veranstaltungen (Tag des Ehrenamtes, Neujahrsempfang der Ehren- 1. Intermodale Verknüpfung (Fahrradmit- ämtler…).221 nahme in Regionalbussen, Schnittstellen- gestaltung, Einrichtung Bike+Ride-Anla- gen, Park+Ride-Anlagen, Erreichbarkeit der Teilziel 3: Unterstützung des ehrenamtli- Schnittstellen mit jew. Verkehrsmittel).229 chen Engagements 1. Unterstützung / Initiierung von Einrich- Teilziel 2: Zusammenarbeit der Akteure tungen wie Freiwilligenagenturen zur verbessern Beratung von Engagementgebern und – nehmern (insb. auch Rechtsberatung, För- 1. Zusammenarbeit zwischen Verkehrsunter- dermöglichkeit durch Land);222 nehmen, Bürgerbüros und Tourismusinfor- mationen zur persönlichen Mobilitätsbera- 2. Vermittlung der Haftpflichtversicherung tung fördern230 sowie sowie der Unfallversicherung des Landes Sachsen-Anhalt für ehrenamtlich Tätige;223 2. Einrichten eines Arbeitskreises Mobilität- management zur gezielten Koordinierung 3. Feststellung des Weiterbildungsbedarfes­ und Steuerung des Prozesses - dabei / Vermittlung von Fortbildungen an keine Parallelstrukturen schaffen, sondern Ehrenamtliche;224 bestehende Organisationsformen umwan- deln. 4. Verbreitung des Nachweisheftes der Lan- desregierung (insb. für junge Menschen);225 Teilziel 3: Moderne Serviceleistungen an- 5. Erstellung von Generationenverträgen: bieten Konzepte zur Weitergabe von Lebens- und 1. Vorhalten von Mobilitätszentralen (durch Berufserfahrung älterer Menschen und Verkehrsbetriebe am Bahnhof Halber- deren Nutzung als unverzichtbare Kapazi- stadt und in zentraler Lage von Halber- tät für Bildung, Betreuung und Sozialar- stadt, Bahnhof Quedlinburg, Bahnhof 226 beit Wernigerode);231

6. Organisation eines Erfahrungsaustausches 2. Sicherstellung einer differenzierten ÖPNV- zwischen lokalen und internationalen Bedienung, ggf. durch Einrichtung von Ruf- 227 Gruppen (bspw. der Partnerkommune) buslinien (Anbindung Ermsleben an ver- sowie taktete Buslinie Richtung Ballenstedt);232

7. Unterstützung bei der Vernetzung 3. fortlaufende Prüfung der Möglichkeiten mit potenziellen Ehrenamts-Partnern neuer Vertriebsformen für Fahrscheine 228 (Sponsoring). (Handyticket, Internet, Bündelung mit anderen Angeboten…);233 220 vgl. Interministerieller Arbeitskreis Raumordnung, Landesentwicklung und Finanzen (2011): S.83 221 vgl. ebd. 4. Integration einer Karte, die Auskunft über 222 vgl. ebd.; Hillmer et al. (2013): S.67 Parkmöglichkeiten und ihre eventuel- 223 vgl. ebd. len Kosten gibt auf der Internetseite des 224 vgl. Interministerieller Arbeitskreis Raumordnung, Landkreises;234 Landesentwicklung und Finanzen (2011): S.83 225 vgl. ebd. 229 vgl. ISUP et al. (2008): S. 29 und 57ff 226 Anregung Landrat Martin Skiebe zum KEK vom 230 vgl. ebd. 12.01.2015 231 vgl. ebd. 227 vgl. Landkreis Harz: Internationalisierungsworkshop 232 vgl. ebd. am 09.10.2014 233 vgl. ebd. 228 vgl. Hillmer et al. (2013): S.68 234 vgl. Hillmer et al. (2013): S.60

77 5. Installation eines einheitlichen Besucher- 3. Forcierung der einheitlichen Gestaltung und Parkleitsystems;235 des AnrufVerkehrs und / oder ande- rer besonderer Leistungen im gesamten 6. Förderung der dauerhaften Nutzung des Landkreis;242 ÖPNV (Möglichkeit bei Zeitkarten-Besitz zur Mitnahme zusätzlicher Personen an 4. einheitliche Gestaltung (Grundausstattung Wochenenden / Feiertagen, ermäßigte der Regionalbushaltestellen, Vereinheitli- Preise Taxi-Nutzung für ÖPNV-Stammkun- chung Informationsangebote);243 den in Schwachlastzeiten);236 5. Entwicklung einer einheitlichen Vermark- 7. Bereitstellung elektronischer Fahrplanda- tung des Angebotes nach Produkttypen ten durch die Verkehrsunternehmen für zur besseren Orientierung (RegioBus, Fahrplanauskunftssysteme (insbesondere FreizeitBus, AnrufVerkehr);244 INSA);237 6. Unterstützung der Verbesserung des 8. Initiierung eines Austausches mit Ver- jährliches Fahrplanheftes (Darstellung kehrsunternehmen aus dem internationa- aller nutzbarer Angebote, übersichtli- len Bereich zur Angebotsgestaltung des cher Aufbau, übersichtliche Darstellung Freizeitverkehrs;238 Liniennetzplan)245 sowie

9. Berücksichtigung / Fokussierung auf 7. Angabe der telefonischen Auskunftsnum- benachteiligte Bevölkerungsgrup- mer der Verkehrsunternehmen in ihren pen (Altersgruppe ab 65 Jahre, Allein- Publikationen.246 erziehende, Haushalte ohne Pkw- Verfügbarkeit)239 sowie Teilziel 5: Stärkung des ÖPNV und des SPNV 10. Beratung von Unternehmen zu Möglichkei- 1. Strukturierung der Verknüpfung Regi- ten betrieblicher Mobilitätsmanagement- onalbusverkehr (Regionalbusverkehr/ maßnahmen. Stadtverkehr im Raum Osterwieck – Dardesheim);247 Teilziel 4: Bessere Vermarktung, einheit- liches Corporate Design 2. Intensivierung der touristischen Erschlie- 1. Einrichtung / Pflege zentraler Webseite ßung (Prüfung durchgängiger Linien- für ÖPNV-Angebot (Fahrplantabellen, führung am Harzrand an Wochenenden Fahrplanauskunft, Tarif, Linienübersicht, und Feiertagen, saisonales Angebot von Umsteigepunkte, Umleitungen, Erläute- Anbindung an Ortsteile und touristische rungen, Beschwerdestelle);240 Ziele);248

2. Forcierung eines einheitlichen Angebotes 3. Rahmenplanung für intelligente Verkehrs- von allen Fahrscheinen in allen Fahrzeu- systeme (IVS), Etablierung intelligenter gen aller Verkehrsunternehmen;241 Verkehrssysteme – Forschung und Innova- tion in Verkehr und Mobilität in Um­setzung des IVS-Rahmenplanes Sachsen-Anhalt;249

235 vgl. ebd. 242 vgl. ebd. 236 vgl. ISUP et al. (2008): S.55 ff 243 vgl. ebd. 237 vgl. ebd. 244 vgl. ebd. 238 vgl. Landkreis Harz: Internationalisierungsworkshop 245 vgl. ebd. am 09.10.2014 246 vgl. ebd. 239 vgl. Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadt- 247 vgl. ebd. entwicklung (2012): S.34. 248 vgl. ebd. 240 vgl. ISUP et al. (2008): S.48ff 249 vgl. Ministerium für Wissenschaft und Wirtschaft des 241 vgl. ebd. Landes Sachsen-Anhalt (2014): S.30

78 4. Sicherung des Verkehrswachstums 7. Verbesserung der alltagstauglichen Fahr- und Verbesserung der Nachhaltigkeit rad-Erreichbarkeit wichtiger Ziele des von Gütertransporten insbesondere Alltags-, Freizeit- und touristischen Ver- durch energieeffiziente bzw. innovative kehrs (insbesondere der zentralen Orte Umschlagstechniken, Transporttechnolo- von den umliegende Ortsteilen aus, sowie gien und logistische Schnittstellen;250 sonstiger überörtlich wirkender Ziele des Radverkehrs wie z.B. SPNV- und ÖPNV- 5. Einbindung des „Strategiepapiers für Haltepunkte, größere Arbeitgeber und „Sanfte touristische Mobilität“ für einen Versorgungseinrichtungen) unter Berück- nachhaltigen, klimafreundlichen Touris- sichtigung der Pedelec-Tauglichkeit sowie mus in der Planungsregion Harz“251 sowie 8. Vernetzung der überregionalen Radwege 6. Berücksichtigung der Handlungsempfeh- mit kommunalen und regionalen Routen. lungen aus dem regionalen Logistik- und Güterverkehrskonzept.252 EFFEKTE Die bedarfsorientierte Sicherung der Infra- Teilziel 6: Entwicklung des Radverkehrs struktur ist die Voraussetzung, damit die po- als integriertes System für Alltags-, Frei- sitiven Effekte in den Bereichen Wirtschaft zeit- und touristischen Radverkehr und Tourismus einer stabilen Bevölkerungs- entwicklung zugutekommen. 1. Entwicklung der Komponenten des Sys- tems Radverkehr - Infrastruktur, Service, Die Sicherung einer lebenswerten Umgebung Öffentlichkeitsarbeit; und die spezifischen Angebote auch im Be- reich der Mobilität erhöhen die Zufriedenheit 2. Erhalt und Optimierung bestehender Rad- der Bevölkerung und bilden die Basis für die wege; Gewinnung und das Halten von Fachkräften. 3. Ableitung und Umsetzung wichtiger Maß- nahmenvorschläge aus dem Regionalen Als Indikator in diesem Bereich ist der Wande- Radwegekonzept; rungssaldo zu sehen, der sich bei der Annähe- rung an die Ziele weniger negativ entwickelt. 4. Klärung von Zuständigkeiten zur Unter- haltung der Radwege, zur Beschilderung usw.;

5. Entwicklung von interkommunalen Koope- rationsmodellen;

6. Schließen von Netzlücken im Radwege- netz, Anbindung der bisher nicht an das Radwegenetz angeschlossener Teilräume im Landkreis Harz;

250 vgl. ebd. 251 vgl. Harz AG – Initiative Wachstumsregion; Kompe- tenzzentrum für Informations- und Kommunikationstech- nologien, Tourismus und Dienstleistungen (2011) 252 vgl. LUB Consulting GmbH (2012): S.124ff

79 80 7. Fazit

81 Der Landkreis Harz weist viele Entwicklungs- Die Kreisentwicklung im Landkreis Harz re- möglichkeiten auf, die zum Erfolg des Leitbil- agiert auf die vier Faktoren des „heute“ für des, im Jahr 2025 die Nr. 1 unter den Land- das „morgen“ in angemessener Weise: kreisen in Sachsen-Anhalt zu sein, beitragen werden. Das Kreisentwicklungskonzept hatte 1. Der Landkreis Harz ist konzeptionell sehr die Aufgabe, die Entwicklungsmöglichkeiten gut aufgestellt. In den ausgewerteten wis- aufzuzeigen. Dabei hat geholfen, dass in den senschaftlichen Analysen, Studien und Kon- vergangen Jahren viele Analysen, wissen- zepten stehen wertvolle Hinweise, wie in den schaftliche Studien und Konzepte erarbeitet einzelnen Fachplanungen verfahren werden wurden, die Teilaspekte der Kreisentwicklung soll. Meist werden die einzelnen Arbeiten aus- aufgegriffen und zum Teil sehr tiefgründig be- schließlich in dem Kontext betrachtet, in dem arbeitet haben. Kreisentwicklung bezieht sich sie entstanden sind. Eine integrative Sicht- immer auf die Gegenwart, indem sie ausge- weise fehlt weithin. hend vom „heute“ versucht, Fragen und Auf- gaben für das „morgen“ zu beantworten oder 2. Hier kann die Kreisentwicklungsplanung zumindest Antworten vorzubereiten, die in beitragen. Kreisentwicklung ist eine inte­ der näheren oder ferneren Zukunft wirksam grative Planung, sie führt einzelne Entwick- werden. Kreisentwicklung ist dabei ein konti- lungsansätze zusammen und erzeugt dadurch nuierlicher Prozess. Im Rahmen eines Monito- einen verbindenden, sinnvollen Zusammen- rings ist der Zielerreichungsgrad kontinuier- hang. Diese übergreifende Zusammenschau lich zu überprüfen. Kreisentwicklung versteht ist besonders wichtig, um politische Weichen- sich auch als kommunikativer Prozess, der stellungen vorzubereiten und durchzuführen. den Austausch zwischen den verschiedenen Kreisentwicklung sollte zudem als ein fort- Akteuren fördern soll. dauernder Prozess verstanden werden, um in Zukunft eine weitere Zersplitterung der Der Philosoph Ottfried Höffe macht für die- sach- und fachbezogenen Einzelplanungen zu ses „heute“ vier bestimmende Faktoren aus: verhindern. Allein eine integrative Sichtweise „Als erstes leben wir in einem Zeitalter der kann zu dem Erfolg führen, zu dem sich der Ökonomisierung. Mitverantwortlich für die- Landkreis selbst verpflichtet hat. sen Faktor ist ein zweiter, die Globalisierung. Ihretwegen bildet sich ein global gemeinsa- 3. Besonders hilfreich ist dabei, dass die Spit- mer Zivilisationsrahmen heraus, der aber als zen der Kreisverwaltung selbst verhandelt bloßer Rahmen ein Recht auf Differenz lässt. und abgewogen haben, mit welchen strategi- Dieses Recht macht sich für unsere Breiten schen Zielen sie ihre Vision, oder fachlich: ihr der dritte Faktor zunutze, die Entwicklung ei- Leitbild erreichen wollen. Festlegungen einer nes gemeinsamen Europa. Zu den Ursachen Kreisentwicklungsplanung von außen können der ersten drei Faktoren gehört schließlich nur als Anregungen verstanden werden. Be- der vierte Faktor: Dass wir in einer Wissen- gründet und gelebt werden muss jede Kreis- schaftsgesellschaft leben.“253 entwicklung durch selbst definierte Überzeu- gungen. Der Landkreis Harz hat dazu einen wichtigen Schritt getan.

4. Ein weiterer Schritt ist die Internationalisie- rung der eigenen Bemühungen. Gemeinsam mit der EU-Service-Agentur haben Verant- wortliche aus der Kreisverwaltung überlegt, wie sich die eigenen Aufgaben durch eine bei- spielgebende und / oder helfend-beratende Zusammenarbeit mit dem europäischen Aus- land besser lösen lassen, als wenn nur inner- halb der eigenen Grenzen daran gearbeitet werden würde. Im gemeinsamen Europa lie- gen viele Antworten und Lösungen für Fragen, 253 vgl. Höffe (2014): S.8 die im Landkreis Harz gesucht werden. Das Lernen von anderen und das Übernehmen von

82 als gut erkannten regionalen Lösungen ste- hen in einer guten europäischen Tradition, die „heute“ von Partnern ausgeht, nicht mehr von Konkurrenten oder Gegnern.

5. Dabei hat der Landkreis selbst viel zu bie- ten für Europa. Die außergewöhnliche Na- tur- und Kulturlandschaft im Landkreis bietet hervorragende Ansatzmöglichkeiten für die touristische Entwicklung. Viele der im Mas- terplan Tourismus 2020 des Landes Sachsen- Anhalt aufgezählten Handlungsfelder liegen im Gebiet des Landkreises. Die Hochschule Harz stellt hierzu und zu anderen Politikfel- dern ihre wissenschaftliche Expertise zur Ver- fügung und ist selbst europäisch aufgestellt. Die Städte und Gemeinden wiederum sind seit Jahrzehnten erfahren in der regionalen Zusammenarbeit lokaler Gemeinschaften mit den großen EU-Strukturfonds. Die begonne- ne EU-Förderperiode 2014 bis 2020 wird dazu genutzt werden, Projekte, Vorhaben und Maß- nahmen umzusetzen, die allesamt dazu bei- tragen werden, den Landkreis seinen gesetz- ten Entwicklungszielen näher zu bringen.

6. Den Folgen der Ökonomisierung, der Glo- balisierung, des gemeinsamen Europa und der Verwissenschaftlichung vieler Lebensbereiche kann und wird sich der Landkreis ebenso we- nig verschließen, wie den unabwendbaren Folgen des demografischen Wandels, der alle Politikbereiche umfassen wird. Die aufgeführ- ten Handlungsansätze aus den zahlreichen Untersuchungen und Konzepten, bieten auch hierfür eine gute Grundlage für ein erfolgrei- ches Handeln.

83 84 8. Anhang

85 8.1 Quellenverzeichnis Bertelsmann Stiftung – Wegweiser Kom- mune (2014): Statistische Daten. Unter: 33. Ministerkonferenz für Raumordnung www.wegweiser-kommune.de/statistik/ (Zu- 30. Juni 2006: Leitbilder und Handlungsstra- griff: 16.07.2014) tegien für die Raumentwicklung in Deutsch- land. S.15/16. Unter: www.bbsr.bund.de/ Biancon GmbH; Landesheimatbund Sach- BBSR/DE/Veroeffentlichungen/BMVBS/ sen-Anhalt e. V. (LHB) (2014): Konzept Sonderveroeffentlichungen/2006/leitbilder. zur Kulturlandschaftsentwicklung in der Pla- html%20 (Zugriff: 05.03.2015) nungsregion Harz. Halle (Saale)

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88 Mikulas, J., LK Harz Dezernat III / Sozi- Ergebnisübersicht Landkreis Harz. Unter: alamt (2013): Altenhilfeplan des Landkrei- www.prognos.com/familienatlas (Zugriff: ses Harz 2013 Teil: Ambulante, teilstationäre 13.02.2015) und stationäre Einrichtungen und Leistungen PROJECT M GmbH (2012): Tourismuskon- Ministerium für Arbeit und Soziales Sach- zept UNESCO - Welterbestadt Quedlinburg sen-Anhalt (2012): Bildungsprogramm Sachsen-Anhalt Regionale Planungsgemeinschaft Harz (2009): Regionaler Entwicklungsplan für die Ministerium für Landesentwicklung und Planungsregion Harz Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt (zul. geändert 13.02.2014): Richtlinie über die Regionale Planungsgemeinschaft Harz Gewährung von Zuwendungen zur Förderung (2010): 1. Änderung des Regionalen Ent- der Regionalentwicklung in Sachsen-Anhalt. wicklungsplanes für die Planungsregion Runderlass vom 18.04.2012 Harz, Beschlussvorlage 02- RV01/2010 vom 26.02.2010. Ministerium für Landwirtschaft und Um- welt Sachsen-Anhalt (2010): Agrarbericht Regionale Planungsgemeinschaft Harz Sachsen-Anhalt (06/2014): Zentrale-Orte-Konzeption der RPGHarz unter besonderer Berücksichtigung Ministerium für Landwirtschaft und Um- der Grundzentren als Grundlage für die Teil- welt Sachsen-Anhalt (2010): Hochwasser- fortschreibung des REPHarz „Sachlicher Teil- schutzkonzeption des Landes Sachsen-Anhalt plan - Zentralörtliche Gliederung. Stand bis 2020 06/2014. Quedlinburg.

Ministerium für Landwirtschaft und Um- ROG (2009): Raumordnungsgesetz vom welt Sachsen-Anhalt (2013): Waldzu- 22. Dezember 2008 (BGBl. I S. 2986), das zu- standsbericht Sachsen-Anhalt letzt durch Artikel 9 des Gesetzes vom 31. Juli 2009 (BGBl. I S. 2585) geändert worden ist Ministerium für Wissenschaft und Wirt- schaft des Landes Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt (1. Akt. 2014): Strategie (2014): Regionale Innovationsstrategie Sachsen-Anhalt digital 2020 Sachsen-Anhalt 2014-2020 Sachsen-Anhalt (2010): Radverkehrsplan Ministerium für Wissenschaft und Wirt- des Landes Sachsen-Anhalt schaft Sachsen-Anhalt (o.A.): Masterplan Tourismus Sachsen-Anhalt 2020 Sachsen-Anhalt (2010): Landesentwick- lungsplan 2010 Sachsen-Anhalt Novelle der Verordnung zur Schulent- wicklungsplanung 2014 (SEPl-VO 2014) Sachsen-Anhalt (2013): Strategische Eck- vom 15. Mai 2013 Entwurfsfassung punkte der Fonds EFRE, ESF und ELER in Sachsen-Anhalt für die Förderperiode 2014- Online-Verwaltungslexikon – Wissen für 2020. Unter: www.europa.sachsen-anhalt.de/ gutes öffentliches Management (2012): fileadmin/Bibliothek/Politik_und_Verwaltung/ Leitbild. Unter: www.olev.de/l/leitbild.htm#_ StK/Europa/Dokumente/13_02_12_Strategi- ftnref5 (Zugriff: 02.09.2014) sche_Eckpunkte_Website_endg.pdf (Zugriff: 31.07.2014) Planungsgemeinschaft Kontext! (2007): Leaderkonzept der Lokalen Sachsen-Anhalt (o.A.), 1: Biodiversitäts- Aktionsgruppe“‚Rund um den Huy“ strategie des Landes-Sachsen-Anhalt

Planungsgruppe Nord (2008): Nahver- Sachsen-Anhalt (o.A.), 2: Internationali- kehrsplan Landkreis Harz ab 2009 sierungs- und Europastrategie für Sachsen- Anhalt PROGNOS AG (2012): Familienatlas 2012

89 Sachsen-Anhalt (o.A.), 3: Klimaschutzpro- gramm 2020 des Landes Sachsen- Anhalt.

Stabsstelle für demografische Entwick- lung und Prognosen des Ministeriums für Landesentwicklung und Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt (2013): Den de- mografischen Wandel gestalten – Demografie Bericht

Stadt + Handel (2014): Regionales Ein- zelhandelskonzept „Nahversorgung in den grundzentralen Verflechtungsräumen der Pla- nungsregion Harz“

StadtBüro Hunger (2001, 2004, Fort- schreibung 2015): Stadtentwicklungskon- zept Wernigerode

Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt (Stand: 20.04.2010): 5. Regionalisierte Be- völkerungsprognose Sachsen-Anhalt

Stiftung Schloss Ettersburg (2014): Be- stimmung der Zukunftsfähigkeit ländlicher Siedlungsstrukturen - Methodischer Leitfa- den. Ettersburg

Talsperrenbetrieb Sachsen-Anhalt (2014): Talsperren. Unter: www.talsperren- lsa.de/tsb/talsperren/index.php (Zugriff: 24.07.2014)

Umweltbundesamt (2015): Europäische und internationale Initiativen der Raument- wicklung. Unter: www.umweltbundesamt.de/ themen/nachhaltigkeit-strategien-internati- onales/planungsinstrumente/europaeische- internationale-initiativen-der#textpart-4 (Zu- griff: 05.03.2015)

Wenzel & Drehmann (2015): Integriertes Stadtentwicklungs- / Regionalkonzept der Stadt Blankenburg (Harz) (laufender Prozess)

Wirtschaftsförderungs- und Entwick- lungsgesellschaft Steinfurt mbH (2014): Betriebsplus Familie. Unter: www.betriebsp- lusfamilie.de (Zugriff:14.08.2014)

90 8.2 Abkürzungsverzeichnis

Abb. Abbildung

Abs. Absatz allg. allgemein(e/er/es/en)

Aufl. Auflage

BAB Bundesautobahn

BBSR Bundesinstitut für Bauwesen, Städtebau und Raumordnung

BIP Bruttoinlandsprodukt

BMBF Bundesministerium für Bildung und Forschung

BRAFO Berufswahl Richtig Angehen Frühzeitig Orientieren bzw. beziehungsweise ca. circa

CLLD Community led Local Development d.h. das heißt

DVS Deutsche Vernetzungsstelle - Netzwerk ländliche Räume

DIW Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung e.V. eingetragener Verein ebd. ebenda

EFRE Europäischer Fonds für regionale Entwicklung

E-Government Nutzung digitaler Informations- und Kommunikationstechnologien bei verwaltungs-/ politischen Prozessen, zwischen Institutionen sowie zwischen Institutionen und Bürger/innen einschl. einschließlich

ELER Europäische Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums

ESF Europäischer Sozialfonds et al. und andere etc. et cetera

EU Europäische Union f folgende

91 ff folgende (Plural)

FuE Forschung und Entwicklung ggf. gegebenenfalls ggü. gegenüber

GmbH Gesellschaft mit beschränkter Haftung

GWh Gigawattstunde(n) ha Hektar

Hrsg. Herausgeber

HSB Harzer Schmalspurbahn

IGEK Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept

IMG Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt

IHK Industrie- und Handelskammer

INSA Fahrplanauskunft des Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt GmbH

ISEK Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept

ITN-XT Bereitstellung eines modernen Sprach- und Datennetzes ( ITN-XT) für die Landesverwaltung unter Einbindung der Kommunen und ggf. der Schulver- waltungen

IVS Intelligente Verkehrssysteme

KEK Kreisentwicklungskonzept

KV Kassenärztliche Vereinigung

KVG LSA Kommunalverfassungsgesetz des Landes Sachsen-Anhalt

LAG Lokale Aktionsgruppe

LEADER Liaison entre actions de développement de l‘économie rurale

LES Lokale Entwicklungsstrategie

LEP Landesentwicklungsplan

LK Landkreis

Mbit/s Megabit pro Sekunde

Mrd. Milliarde(n)

MW Megawatt

92 NGA-Netze Next-Generation-Access-Netze o.A. ohne Angabe

ÖPNV Öffentlicher Personennahverkehr

REP Regionaler Entwicklungsplan

ROG Raumordnungsgesetz

RRB Regenrückhaltebecken

S. Seite

SPNV Schienenpersonennahverkehr

Std. Stunde(n)

SWOT Strengths, Weaknesses, Opportunities, Threats u.a. unter anderem

UBA Umweltbundesamt

UNESCO United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization v.a. vor allem vgl. vergleiche vorh. vorhanden(e/er/en) z.B. zum Beispiel zul. zuletzt

93