Ausg. Nr. 55 • 14. Dezember 2007 Unparteiisches, unabhängiges und kostenloses Magazin speziell für Österreicherinnen und Österreicher in aller Welt in vier verschiedenen pdf- Formaten • http://www.oe-journal.at Frohe Weihnachten und ein gutes Neues Jahr!

Der Christkindlmarkt vor dem Wiener Rathaus Foto: Michael Mössmer ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 2 Die Seite 2

Aus dem Inhalt

Heftige Diskussion um Einsatz im Tschad 3 Justiz: Größte Reform seit 1893 7 Heftige Plenardebatte über Asylgerichtshof 8 Österreich und Ungarn vertiefen ihre Freundschaft 12 Diskussion um Tschad-Einsatz S 3 Schumper-Preis an Fürst Liechtenstein S 44 Für eine Welt ohne Streumunition 15 Ausbildungszentrum für Jugendliche in Südindien 17 Garten mit Meerblick ist 30 19 EU-Kommission begrüßt Unterzeich- nung des Vertrags von Lissabon 21 »Abfertigung neu« ab 2008 auch für alle Selbständigen 24 Wachstumsaussichten für Österreich gedämpfter 25 UrlaubsEuro Winter 2007 26 Freundschaft Österreich – Ungarn S 12 TU Wien: Selbstreinigende Oberflächen S 48 Österreichs Städte in Zahlen 29 Start für die automatische Vignettenkontrolle 30 Wo die Küchenchefs zuhause sind 32 Tirols letzter Turmwächter 34 Innsbruck feierte die neue Hungerburgbahn 36 15 neue U-Bahn-Züge für Wien 39 Evangelisch-lutherischer Bischof Sturm feierlich verabschiedet 41 Ausbildungszentrum für Indien S 17 Der Fall der Bastei – Teil 2 S 50 Kardinal Stickler ist gestorben 43 Schumpeter-Preis an Fürst Hans Adam II. von Liechtenstein 44 Grandseigneur der Kulturpolitik 45 AFFiRiS erhält europäisches Patent für Alzheimer-Impfung 46 Exzellentes Zeugnis für Tirols Krebsforschung 47 Selbstreinigende Oberflächen durch Sonnenlicht 48 Der Fall der Bastei, Teil 2 50 UrlaubsEuro Winter 2007 S 26 Chromjuwelen. Autos mit Geschichte S 60 Im Keller. Österreich im Zeichen des Luftschutzes 55 50 Jahre Wiener Stadthalle 57 Chromjuwelen. Autos mit Geschichte 60 HAUS-RUCKER-CO LIVE again 67 Zum 50. Todestag: Erich Wolfgang Korngold 68 Österreicher in Hollywood 73 Die Bedeutung der Gemeindearchive 77 Innsbrucker Hungerburgbahn eröffnet S 36 LH Pühringer neuer Präsident Zum 50 Todestag: E. W. Korngold S 68 des Österr. Volksliedwerks 82 Impressum: Eigentümer und Verleger: Österreich Für Sie gelesen: Journal Verlag; Postadresse: A-1130 Wien, Dr. Scho- Friedrich Orter: Verrückte Welt 83 ber-Str. 8/1. Für den Inhalt verantwortlicher Her- Berühmte Komponisten ausgeber und Chefredakteur: Michael Mössmer; Lek- torat: Maria Krapfenbauer. jede Art der Veröffentli- im Spiegel der Medizin 84 chung bei Quellenangabe ausdrücklich erlaubt. Fotos wien.at-Magazine 85 S. 1 und 2: Michael Mössmer; UNHCR; HOPI-Media; QParks! 86 Volkshilfe; BA-CA; Wolfgang Weger / rms Innsbruck; Pressefoto Votava; ARC Seibersdorf; Korngold Loipen-»Fuxi« 87 Family Estate; Wien Tourismus / Gerhard Weinkirn. Prosit Neujahr in Wien! 89 Prosit Neujahr in Wien! S 89

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 3 Innenpolitik Heftige Diskussion um Einsatz im Tschad Teilnahme an Mission von SPÖ und ÖVP beschlossen, Opposition dagegen

m Mittelpunkt des Hauptausschusses des INationalrats am 9. November 2007 stand die Teilnahme Österreichs an der EU-Über- brückungsoperation im Tschad und in der Zentralafrikanischen Republik, EUFOR TCHAD/RCA im Rahmen der multidimen- sionalen UN-Präsenz. Nach ausführlicher und sehr kontroversieller Debatte stimmten die Abgeordneten von SPÖ und ÖVP für den Einsatz, die Abgeordneten der Grünen, der FPÖ und des BZÖ waren geschlossen dage- gen. Seitens der Opposition wurden massive Zweifel darüber geäußert, ob das österreichi- sche Bundesheer für einen derartigen Ein- satz entsprechend vorbereitet und genügend ausgerüstet ist. Grüne, FPÖ und BZÖ schätz- ten das Risiko für die Soldatinnen und Sol- daten vor diesem Hintergrund als zu hoch ein. Darüber hinaus gaben sie zu bedenken, daß Frankreich enge Beziehungen zum dik- tatorischen Regime im Tschad pflege und damit die Überparteilichkeit der Mission ge- fährdet sei.

Die Grünen unterstrichen, daß es ihnen Alle Fotos: Bundesheer schwerfalle, gegen den Einsatz zu stimmen. Verteidigungsminister beim Informationstag »Herausforderung Sie seien immer für Friedenseinsätze einge- Tschad«: »Im Tschad herrscht eine Situation, die nicht tragbar ist.« treten und sie hielten das gegenständliche Mandat grundsätzlich für richtig und wich- um die Assistenzeinsätze bei Katastrophen Auch die ÖVP sprach sich für den Ein- tig, zumal es auch auf einer fundierten völ- sicherstellen zu können. Die afrikanische satz im Tschad aus, ohne zu verhehlen, daß kerrechtlichen Basis stehe. Dennoch sei das Union solle selbst die Verantwortung für sol- auch sie ursprünglich Bedenken hatte. Vor österreichische Bundesheer aus ihrer Sicht che Krisensituationen übernehmen. allem war es der ÖVP ein Anliegen, daß die nicht in der Lage, einen derart risikoreichen Ähnliche Argumente kamen vom BZÖ. österreichischen Einsätze auf dem Balkan Einsatz durchzuführen. Grund dafür seien Der geplante Einsatz im Tschad sei höchst ri- trotz der Teilnahme an der Tschad-Mission die nicht umgesetzte Reform des Bundes- sikoreich, die Versorgung vor Ort sei nicht im vollen Umfang fortgeführt werden kön- heeres und die mangelnden Ressourcen gewährleistet, die Budgetierung nicht ausrei- nen. Nachdem alle offenen Fragen mit dem wegen falscher Prioritätensetzungen bei den chend und aufgrund der historischen Ver- Verteidigungsminister hätten geklärt werden Ausgaben für das Heer. Darüber hinaus ist bundenheit Frankreichs mit dem Tschad sei können, sei die ÖVP davon überzeugt, daß nach ihrer Ansicht das Mandat im wesent- auch die Neutralitätsfrage Österreichs ange- das Bundesheer für diese schwierige Auf- lichen von französischen Interessen geprägt. sprochen. gabe gerüstet ist. Der Vorschlag eines ge- Auch die FPÖ sprach bei der Entwick- Demgegenüber unterstützten SPÖ und meinsamen Entschließungsantrags, der die lung des österreichischen Bundesheeres von ÖVP die geplante Teilnahme an der Mission. Kritikpunkte der Opposition aufgreift, blieb einer falschen Prioritätensetzung. Die Armee Sie führten das UN-Mandat und den EU- ohne Widerhall. könne sich mit ihren zur Verfügung stehen- Ratsbeschluß als solide rechtliche Grundlage Staatssekretär Hans Winkler machte dar- den Mitteln keinen solchen Einsatz leisten. ins Treffen. Die SPÖ wies insbesondere auf auf aufmerksam, daß es sich bei der Mission Die Entsendung entspreche auch nicht dem den humanitären Aspekt hin und betonte, im Tschad um eine Überbrückungsmission Neutralitätsverständnis der Freiheitlichen, daß das Mandat explizit die Überparteilich- handle, die mit maximal einem Jahr be- wenn man Schulter an Schulter mit der keit und den Schutz der Bevölkerung zum schränkt ist. Auch er bekräftigte den huma- Fremdenlegion eines ehemaligen Kolonial- Inhalt habe. Die Überparteilichkeit Frank- nitären Zweck und die Überparteilichkeit der herrn kämpfe. Vorrangig sei daher eine aus- reichs sei umso mehr gewährleistet, je mehr Mission, die im Mandat festgeschrieben ist. reichende Ausstattung des Bundesheeres, andere Länder an der Mission teilnehmen. Es gehe um den Schutz von ZivilistInnen,

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 4 Innenpolitik insbesondere von Flüchtlingen, weiters dar- päischen Union, der ein Beschluß des Welt- Risiko des um, daß Hilfslieferungen frei passieren kön- sicherheitsrates sowie ein einstimmiger Be- Einsatzes kalkulierbar nen und das eingesetzte UN-Personal ge- schluß im Rat der Europäischen Union zu- schützt wird. grunde liegen. Die Mission werde von der „Ja, es gibt ein Risiko im Tschad. Es gibt „Ich übernehme die volle Verantwortung gesamten Staatengemeinschaft mitgetragen, bei jedem Auslandseinsatz für die Soldatin- für diesen Einsatz, und zwar aus bestem betont der Ressortchef. nen und Soldaten ein Risiko“, betont Dara- Wissen und Gewissen“, so die Reaktion von bos. „Wenn wir nur dort hingehen, wo ein Verteidigungsminister Norbert Darabos auf Nicht die Risiko 100 Prozent auszuschließen ist, brau- die Diskussion. Das österreichische Bundes- Augen verschließen chen wir nirgendwo hingehen. Wir beobach- heer sei bestens für den Einsatz gerüstet, an- ten die Sicherheitslage ganz genau. Das sonsten hätte er diesen niemals befürwortet. „Wir dürfen unsere Augen nicht länger Risiko ist kalkulierbar – andernfalls hätte ich von Afrika abwenden, wir müssen sie viel- diesem Auslandseinsatz nicht zugestimmt“, Darabos: Österreich wird mehr auf Afrika richten“, so Darabos. Afrika stellt der Minister fest. Unsere Truppen seien humanitäre Hilfe leisten sei von großer Bedeutung für die Sicherheit nicht im Bürgerkriegsgebiet von Darfur im Europas und damit auch für Österreich. Einsatz. Das Bundesheer sei gemeinsam mit „Das Bundesheer ist für diesen herausfor- „Wenn wir nicht Hilfe zur Selbsthilfe leisten, seinen Partnern im Bereich der Flüchtlings- dernden Einsatz gerüstet und wird dies, allen wird das längerfristig auch Auswirkungen camps im Osten des Tschad präsent, sagt Kritikern zum Trotz, unter Beweis stellen“, auf die Flüchtlingsbewegungen nach Zen- Darabos. so Verteidigungsminister Norbert Darabos in traleuropa haben. Die militärische Sicherheit seiner Eröffnungsrede im Rahmen des Info- ist dabei nur ein Aspekt – es geht hier natür- Unparteilichkeit Tages „Herausforderung Tschad“ am 29. No- lich auch um Entwicklungshilfe, um Projek- der EUFOR-Truppe vember. Darabos wünsche sich einen offe- te im Aussöhnungsprozeß, um den Aufbau nen, aber sachlichen Meinungs- und Infor- im zivilen Bereich. Wir müssen umfassend Darabos zur Skepsis betreffend Unpartei- mationsaustausch, „nicht zuletzt wegen der verhindern, daß die Krisen aus Afrika nach lichkeit: „Die Gefahr der Parteilichkeit wer- in den vergangenen Tagen aufgeheizten Europa exportiert werden.“ den wir, die teilnehmenden Staaten, gar nicht medialen Debatte.“ Die Info-Veranstaltung Für Darabos heißt neutral sein nicht, die erst aufkommen lassen. Hier steht die wurde vom Institut für Friedenssicherung Augen zu verschließen und sich zurückzu- Glaubwürdigkeit der Europäischen Union und Konfliktmanagement der Landesvertei- lehnen, wenn Menschen in höchster Not Hil- im Bereich der Friedenssicherung auf dem digungsakademie veranstaltet. fe brauchen. Aktive Neutralitätspolitik be- Spiel. Das wissen alle Beteiligten. Die EU- „Im Tschad herrscht eine Situation, die deutet, aufzustehen und etwas zu tun, wenn Missionen waren bisher immer unparteilich. nicht tragbar ist“, so Darabos in seiner Rede. humanitäre Hilfe erforderlich ist. „Ich bin Und das wird bei der Tschad-Mission nicht Aus diesem Grund habe die Europäische der Meinung, daß neutrale Länder wie Ös- anders sein.“ Unparteilichkeit sei ein zentra- Union einstimmig beschlossen, eine huma- terreich oder Irland geradezu prädestiniert les Wesensmerkmal dieses Einsatzes. „Die nitäre Unterstützungsmission im Osten des dafür sind, Friedensmissionen auf Basis EU-Truppe wahrt auch im Tschad seine neu- Tschad und im Norden der Zentralafrikani- eines soliden UNO-Beschlusses zu unter- trale Haltung: Wir stehen nicht auf der Seite schen Republik zu starten. stützen“, so der Minister. einer Konfliktpartei. Wir stehen auf der Seite

Klare humanitäre Aufgabe Primäres Ziel der gesamten Operation sei der Schutz der Flüchtlinge und der Hilfs- organisationen, sagte Darabos. „Wir werden mithelfen, den Flüchtlingen ein Sicherheits- gefühl zu geben, damit sie wieder Hoffnung schöpfen und in ihre Dörfer zurückkehren können. Und wir werden den Menschen medizinische Hilfe anbieten. Das ist für mich ganz klar eine humanitäre Aufgabe. Was gibt es menschlicheres als Menschen- leben zu schützen?“ In der Europäischen Sicherheitsstrategie setze sich die EU ganz klar das Ziel, eine stärkere Rolle und Verantwortung für Frie- den und Sicherheit in der Welt zu überneh- men. „Für mich ist dieser nunmehr anlaufen- de Friedenseinsatz ein wichtiges Zeichen hierfür“, so Darabos. Bei dem bevorstehenden Einsatz handle es sich um eine autonome Mission der Euro- Luftaufnahme von Abéché, einer Stadt im Osten des Tschad.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 5 Innenpolitik der Zivilbevölkerung und der Flüchtlinge!“, Tschad wird bis vorerst 30. Juni 2008 gelten. Rebellengruppen und der unterstützenden so Darabos. Nach einem halben Jahr wird eine Überprü- Haltung Frankreichs gegenüber der tschadi- fung des Einsatzes vorgenommen. Die maxi- schen Regierung von Idriss Déby zur öster- Gute Vorbereitung der male Dauer wird ein Jahr sein, die gesamte reichischen Teilnahme an der EUFOR- österreichischen Soldaten EU-Mission ist auf ein Jahr begrenzt. Mission“ unterstütze. Mehr als einen Monat nach dem Beschluß Plassnik unterstrich, der Tschad-Einsatz Das österreichische Kontingent sei sehr im Hauptausschuß des Parlaments wird die stelle eine innen- und außenpolitisch an- gut auf die Situation vorbereitet. Der Ein- Debatte über Sinnhaftigkeit und Risken des spruchsvolle Mission dar, daher sei dieser satzvorbereitung wurde größtes Augenmerk Tschad-Einsatzes heftig weitergeführt. präzise und sorgfältig vorbereitet worden. geschenkt. „Das Bundesheer ist für diesen Sie selbst habe auf EU-Ebene darauf bestan- herausfordernden Einsatz gerüstet und wird Wieder im Parlament den, die offenen Fragen im Vorfeld detail- dies, allen Kritikern zum Trotz, unter Beweis liert zu klären. Sie sei auch dafür eingetre- stellen“, so der Ressortchef abschließend. In einer Fragestunde des Nationalrats ten, eine klare Verbindung zur Mission der An der Europäischen Mission im Tschad stand Außenministerin am UNO herzustellen, eine zeitliche Begrenzung nehmen mit derzeitigem Stand insgesamt 6. Dezember 2007 auch zu diesem Thema bis zum 30. Juni 2008 festzulegen und die 15 verschiedene Nationen teil, darunter auch Rede und Antwort. Überparteilichkeit der Mission klar zu stel- neutrale oder allianzfreie Länder wie Irland, Ulrike Lunacek von den Grünen wollte len. Die Auffassung Lunaceks, die österrei- Schweden und Finnland – und eben auch von der Ressortchefin wissen, ob sie „trotz chischen Soldaten würden bei diesem Ein- Österreich. Irland stellt den Kommandanten. der jüngsten Kämpfe in der tschadisch-suda- satz Frankreich unterstützen und damit den Das Einsatzmandat der Österreicher im nesischen Grenzregion, der Drohungen der tschadischen Diktator schützen, teilte die

Der Tschad Der Tschad ist ein Binnenstaat im nördlichen Zentralafrika. Die frühere französische Kolonie ist seit 11. August 1960 unabhängig. Hauptstadt und zugleich größte Stadt ist N'Djamena (ca. 1,4 Mio. Einwohner) im Südwesten des Landes. Die Republik Tschad grenzt an Libyen im Norden, Sudan im Osten, an die Zentralafrikanische Republik im Süden und an Kame- run, Niger und Nigeria im Westen. Die Landesfläche des Tschad beträgt 1,284.000 Quadratkilo- meter und erstreckt sich dabei über verschiedenste Klima- und Vegetationszonen – von der Sahara im Norden bis zu den Trocken- wäldern im Süden. Das Land schließt den östlichen Teil des Tschadbeckens und den größten Teil des Tschadsees ein. Über das Tschadbecken erheben sich im Osten das Hochland von Ennedi und Wadai und im Norden das Tibestigebirge. Hauptflüsse sind Schari und Logone. Der Tschad hat eine Bevölkerungsanzahl von 9,800.000 Men- schen (Stand 2005). Die ethnischen Gruppen sind sehr unter- schiedlich: Im Norden und Osten leben vermehrt arabische Völker (z.B. Tubu oder Tama), im Süden die dunkelhäutigeren Sara und Massa. Die Sara stellen mit einem Anteil von ca. 30 Prozent die größte Bevölkerungsgruppe dar. Die Amtssprachen im Tschad sind Französisch und Arabisch, jedoch existieren landesweit noch über 100 andere Sprachen und Dialekte. Neben traditionellen afrikani- schen Religionen gehört ungefähr ein Drittel der Bevölkerung dem Christentum an. Etwa die Hälfte bekennt sich zum Islam. Der Tschad zählt zu den ärmsten Ländern der Welt. Etwa 80 Pro- Die wichtigsten Flüchtlingscamps im Osten des Tschad an zent der Bevölkerung leben unter der Armutsgrenze. Die meisten der Grenze zum Sudan. Einwohner können nur durch Selbstversorgung überleben. Die wenigen wirtschaftlich entwickelten Elemente werden ausschließ- ist der Präsident. Dieser wird alle fünf Jahre direkt gewählt. Zudem lich vom Staat organisiert. Privatwirtschaftliche Unternehmen wer- gibt es ein Mehrparteiensystem. Zu den wichtigsten Parteien zäh- den unter anderem durch weitverbreitete Korruption behindert. Die len die „Patriotische Wohlfahrtsbewegung“ (MPS), die „Union für wichtigsten Exportprodukte sind Baumwolle, Fleisch und Erdnüsse. Erneuerung und Demokratie“ (URD) sowie die „Nationale Union Die seit 1996 existierende Verfassung bildet die Grundlage der für Demokratie und Erneuerung“ (UNDR). Politik. Staatsoberhaupt und oberster Befehlshaber der Exekutive Quellen: de.wikipedia.org, Microsoft Encarta

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 6 Innenpolitik

Außenministerin daher in keiner Weise. Grundlage für den Einsatz seien Mandate der UNO und der EU, wo die Überpartei- lichkeit der Mission verankert sei. Das mili- tärische Kommando habe Irland, ein neutra- les Land, übernommen, und auch die Neu- tralen Schweden und Finnland beteiligten sich an der Mission. Österreich helfe nicht Frankreich, sondern den Menschen, die be- droht sind, sagte Plassnik, und unterstütze die Organisationen der UNO. Hauptaufgabe sei es, Bedingungen für die Rückkehr der Flüchtlinge zu schaffen, die lokalen Behör- den dabei zu unterstützen und mitzuhelfen, die Polizei im Tschad auszubilden, um in und um die Flüchtlingslager Sicherheit zu gewährleisten. Beim Einsatz handle es sich um eine autorisierte EU-Überbrückungsmis- sion, die der UNO bei der Erfüllung ihrer Aufgaben unter die Arme greife. Die EU lei- ste jedoch nicht nur auf sicherheitspoliti- Auch im Auslandseinsatz haben sich die Soldatinnen des Bundesheeres längst scher Ebene eine Unterstützung, sie trage bewährt – im Bild die Fahrerin eines Lebensmitteltransports beispielsweise allein im Jahr 2007 mit 40 Mill. Euro zum Wiederaufbau der Dörfer sieht FPÖ-Bundesparteiobmann Heinz-Chri- Flüchtling aus dem Tschad und 31 Flücht- bei. stian Strache „tagtäglich aufs Neue bestä- linge aus dem Sudan beherberge. Da könne Die Verschiebung des Einsatzes begrün- tigt“. Der Kommandant der tschadischen man noch nicht von einem „Flüchtlings- dete Plassnik mit einer noch mangelnden Rebellen habe, so Strache, gegenüber der strom“ reden. Infrastruktur in Bezug auf Lufttransport und Nachrichtenagentur Reuters eindeutig klar- Peter Westenthaler, Klubobmann des BZÖ, Ausstattung des Militärspitals. Die Mission gestellt, daß die EU-Truppe als ausländische meinte, Österreich müsse diesen „Kampf- müsse entweder ordentlich durchgeführt Interventionsarmee betrachtet und bekämpft einsatz abblasen und sich gegen das EU- werden oder gar nicht, stellt sie fest. werde, wenn sie für die Regierung Debys Diktat wehren, das uns verpflichten will an Partei ergreife. diesem unverantwortlichen Wahnsinn teilzu- Gar nicht Strache erklärt, daß viele Experten aller- nehmen“. Westenthaler forderte Darabos auf, dings in Frage stellten, ob die EU-Truppe in den Menschen endlich die ganze Wahrheit „Gar nicht“ entspricht dem Standpunkt der Lage sein werde, nicht Partei zu ergrei- zu sagen und „sich nicht länger hinter Land- des Bundessprechers der Grünen, Alexander fen, da das französische Militär nach wie vor karten zu verstecken“. Van der Bellen. Er bekräftigte in einem ORF- Präsident Deby unterstütze. Des weiteren sei „Herr Minister Ahnungslos, es muß Gespräch die Ablehnung des Tschad-Einsat- festzuhalten, daß französische Kampfhub- Schluß sein mit dem Buckeln und Jasagen in zes. Die Grünen seien bisher immer für die schrauber angeblich einen tschadischen Re- Brüssel! Das BZÖ verlangt, den Tschad-Ein- Auslandseinsätze gewesen, in diesem Fall bellenkonvoi angegriffen hätten. satz des Bundesheeres ersatzlos zu streichen, sei man aber skeptisch. Als Grund nannte er Man könne, so Strache, jetzt nur mehr denn Österreich schickt hier keine Sanitäter zum einen die Rolle Frankreichs als ehema- von einer verzweifelten, fadenscheinigen oder Verwaltungssoldaten, sondern schlicht lige Kolonialmacht und Unterstützer der Begründung des Verteidigungsministers spre- und einfach Kampftruppen.“ Darabos solle Regierung im Tschad und zum anderen die chen, wenn dieser behaupte, der Einsatz sei einen „Zweizeiler nach Brüssel schicken und möglicherweise unzureichende Ausrüstung eigennützig, weil dadurch ein Flüchtlings- den Einsatz der Österreicher noch vor seinem des österreichischen Bundesheers. Auf die strom von Europa ferngehalten werde. Viel- Beginn beenden“. Österreich solle von Bord Frage, wieso die Grünen für einen Einsatz in mehr sei richtig, daß Österreich derzeit einen gehen, „solange wir es noch können“. „ der sudanesischen Krisenregion Darfur an- getreten sind, gab Van der Bellen keine Ant- wort. Wesentlich härter kritisiert der Grün- Abgeordnete Peter Pilz den Bundeskanzler: „Gusenbauer läßt zu, daß Österreich im Tschad Partei wird. Es ist zynisch und ver- antwortungslos, Frankreich und seinem Verbündeten Idris Deby Hilfstruppen des neutralen Österreichs zur Verfügung zu stel- len.“ Das Engagement der FPÖ gegen einen Einsatz österreichischer Truppen im Tschad Szenen aus den Flüchtlingslagern im Tschad. Fotos: UNHCR

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 7 Innenpolitik Justiz: Größte Reform seit 1893 Justizministerin : »Ein neuer Geist zieht in das österreichische Strafverfahren ein« – Reform der Strafprozeßordnung (StPO) bringt Aufwertung und Stärkung der Staatsanwaltschaft

urch eine Vielzahl von Änderungen schaft für Korruption und Wirtschaftskrimi- rung. „Durch das neue Richter- und Staats- Dwird das Bild von Staatsanwältinnen nalität ihre Arbeit aufnehmen, die wird anwaltdienstrecht rückt der Staatsanwalt und Staatsanwälten gestärkt und aufgewer- durch weitere Experten aus dem Bereich näher an den Richter heran. Wichtig war mir tet“, erklärte Justizministerin Maria Berger Geldwäsche, Buchprüfung, EDV und Wert- auch die gesetzliche Verpflichtung zur Fort- am 11. Dezember in einer gemeinsam Pres- papierhandel aufgewertet.“ bildung“, zeigte sich die Justizministerin er- sekonferenz mit Wolfgang Swoboda, Prä- freut. sident der Vereinigung der Österreichischen Am selben Tag eröffnete die Justizmini- StaatsanwältInnen. Mit 1. Jänner 2008 tritt sterin die Enquete „Das neue Bild der Staats- die Reform der Strafprozeßordnung (StPO) anwältinnen und Staatsanwälte“, bei der es in Kraft. „Damit wird das Vorverfahren im darum ging, die Reform des Vorverfahrens, Strafprozeß komplett neu geordnet, es gibt vor allem aber das neue Rollenbild der keine Untersuchungsrichter mehr, die Opfer- Staatsanwaltschaften, das sich aus dieser Re- rechte werden sehr gestärkt und die Tätigkeit form ergibt, von allen Seiten noch einmal der Kriminalpolizei wird erstmals klar gere- intensiv zu beleuchten. „Mit der Strafpro- gelt, alle Aufklärungs- und Verfolgungshand- zeßreform soll ein neuer Geist in das öster- lungen werden von der Staatsanwaltschaft reichische Strafverfahren einziehen. Jetzt begleitet“, erklärte die Justizministerin. müssen die Leitideen der Strafprozeßord- Präsident Wolfgang Swoboda zeigte sich nung, mehr Effizienz der Strafverfolgung über diese Aufwertung der Staatsanwalt- durch verbesserte Zusammenarbeit, neue Er- schaft sehr erfreut und mit den erfolgreichen mittlungsinstrumente, ein zeitgemäßer Budgetverhandlungen der Justizministerin Rechtsschutz und verbesserter Opferschutz sehr zufrieden. „Ein neues Zeitalter ist ange- mit Leben erfüllt werden“, so Berger. brochen. Ich bin über diese Anerkennung sehr Berger wies darauf hin, daß die organisa- dankbar, dem neuen Konzept wird Erfolg torischen Fragen, von der Technik über die beschieden sein“, betonte Swoboda. Aktenführung bis hin zur Planstellenvertei- Die Strafprozeßreform bringe auch eine lung, geklärt werden konnten. So seien etwa deutliche Verbesserung der personellen und Justizministerin Maria Berger: „Das die technischen Vorarbeiten so weit gedie- sonstigen Ressourcen. Mit 1. Jänner werden Projekt ist von uns als echte hen, dass eine elektronische Übernahme der bundesweit um 65 Prozent mehr Staatsan- Hilfestellung für die Praxis gedacht“ Anzeigedaten von der Polizei ins Verfah- Foto: SPÖ / Johannes Zinner wältInnen im Einsatz sein. Durch die Bud- rensregister Justiz ab Jänner 2008 funktio- getverhandlungen der Justizministerin kam nieren sollte. Auch wurde ein begleitendes es zu einer Aufstockung um 127 auf 324 Der Staatsanwalt werde auch eine neue wissenschaftliches Implementierungsprojekt StaatsanwältInnen. Das ergebe 296 Stellen Rolle im Verfahren erhalten, indem er die beauftragt, um die Situation vor und nach In- bei den Staatsanwaltschaften erster Instanz, des Leiters der Ermittlungen im Vorverfah- krafttreten der Reform bei Polizei, Staats- 28 bei den Oberstaatsanwaltschaften, dabei ren übernimmt. Damit werde die dominante anwaltschaften und Gerichten zu dokumen- konnten 70 Planstellen neu zugewiesen wer- Stellung der Polizei bei kriminalpolizei- tieren und allfällige Probleme bei der Um- den und 57 Planstellen wanderten durch die lichen Ermittlungen einer effektiven rechts- stellung möglichst rasch zu lösen. „Das Pro- Aufgabenänderungen von den Gerichten zu staatlichen Kontrolle unterworfen. „Mit der jekt ist von uns als echte Hilfestellung für den Staatsanwaltschaften. „Dies ist die größ- BVG-Novelle ist zustande gekommen, daß die Praxis gedacht“, betonte Berger. te Reform seit 1893“, stellte Berger fest. der Staatsanwalt neu in der Verfassung gere- Mit der Strafprozeßreform werden die Berger erläuterte die Neudefinition des gelt wird. Im Artikel 90a BV-G heißt es BezirksanwältInnen und StaatsanwältInnen Staatsanwaltes: „Es gibt hinkünftig mehr künftig: ,Staatsanwälte sind Organe der die beherrschenden Figuren im strafrechtli- Transparenz bei den staatsanwaltschaftli- Gerichtsbarkeit. In Verfahren wegen mit ge- chen Vorverfahren. Die Justizministerin hielt chen Entscheidungsprozessen, alle Weisun- richtlicher Strafe bedrohter Handlungen neh- fest: „Es war mir seit meinem Amtsantritt gen werden offengelegt, das heißt, es wird men sie Ermittlungs- und Anklagefunktio- ein besonderes Anliegen, dieser neuen Rolle künftig eine Ausfertigung der Weisung dem nen wahr. Inwieweit sie bei der Besorgung auch in dienst- und verfassungsrechtlicher Gerichtsakt beigelegt, wenn ein Verfahren ihrer Aufgaben an die Weisungen der ihnen Hinsicht Rechnung zu tragen. Die gute Ko- nicht gerichtsanhängig geworden ist, so wird vorgesetzten Organe gebunden sind, wird operation mit der Standesvertretung hat es über diese Weisung in einem jährlichen Be- durch Bundesgesetz geregelt“‘, so Berger. möglich gemacht, daß ein für mich sehr er- richt dem Nationalrat zu berichten sein. Mit Auf dieser Verankerung im BV-G basiere freuliches Ergebnis erzielt werden konnte.“ 1. Jänner 2009 wird die Sonderstaatsanwalt- auch die kommende dienstrechtliche Ände- http://www.bmj.gv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 8 Innenpolitik Heftige Plenardebatte über Asylgerichtshof Österreich verzeichnet einen Rückstau von ca. 34.000 offenen Asylverfahren, davon allein 4000 beim Verwaltungsgerichtshof. Der Rückstau soll bis zum Jahr 2010 abgebaut werden und die Asylverfahren sollen insgesamt nicht länger als 18 Monate dauern.

m 5. Dezember passierte das Asylge- letzten Jahrzehnte, die die Zahl der Flücht- ben, sowie dafür zu sorgen, daß tatsächlich Arichtshof-Einrichtungsgesetz das linge, die auf Dauer in Österreich bleiben nur jene Asyl bekommen, die Asylgründe Plenum des Österreichischen Nationalrats wollen, stark vermehrt habe. Österreich ver- haben. Scheibner legte einen Abänderungs- mit SPÖP-ÖVP-Mehrheit. zeichne relativ mehr Flüchtlinge als Länder antrag seiner Fraktion vor, der u. a. ein schär- SPÖ-Klubobmann Abg. Josef Cap erin- wie Deutschland und Kanada. Daher sei es feres Anforderungsprofil für Asylrichter vor- nerte an die jahrelangen Debatten über die notwendig, die Verfahren zu beschleunigen sah. Einrichtung eines Asylgerichtshofes. Beim und den Innenminister beim Thema „zirku- Bundeskanzler sprach Thema Asyl wandte er sich einmal mehr läre Migration“ auf europäischer Ebene zu von einem umfassenden Verfassungspaket, gegen illegale Einwanderung und hielt fest: unterstützen. das im wesentlichen das Ergebnis der Dis- „Recht muß Recht bleiben“. Wer seine Die stv. Bundessprecherin der Grünen, kussionen des Konvents sei. Da sich heraus- Heimat verlassen müsse, weil er aus politi- Eva Glawischnig-Piescek, zeigte sich tief be- gestellt habe, daß eine grundsätzliche schen, ethnischen oder religiösen Gründen sorgt über den Zustand des Parlamentaris- Reform der Bundesverwaltungsgerichts- verfolgt werde, habe Recht auf Asyl und ein mus in Österreich und warf den Regierungs- barkeit zumindest noch über zwei Jahre dau- Recht darauf, daß sein Antrag ernst genom- parteien vor, mit ihrer rot-schwarzen Packe- ern würde, habe sich die Regierung ent- men und in einem menschlich zumutbaren lei die Bundesverfassung mit Füßen zu tre- schlossen, den Asylgerichtshof vorzuziehen. Zeitraum behandelt werde. Man dürfe laut ten. SPÖ und ÖVP hätten den Oppositions- Dies sei deshalb dringend notwendig, da es Cap aber auch nicht übersehen, daß es Men- abgeordneten jeden Dialog über die vorlie- einen Rückstau von ca. 34.000 offenen schen gebe, die ihre Heimat freiwillig ver- genden Verfassungsänderungen verweigert Asylverfahren, davon allein 4000 beim lassen, um in die Wohlstandszonen Europas und peitschten die Vorlagen nun gegen den Verwaltungsgerichtshof, gebe. Der Rückstau auszuwandern. Viele dieser Menschen ver- Protest der betroffenen Gruppen und gegen soll bis zum Jahr 2010 abgebaut werden und suchten, die Asylgesetzgebung auszunützen. massive Bedenken von Präsidenten der die Asylverfahren sollen insgesamt nicht Wer dies für verständlich halte, weil Men- Höchstgerichte durch das Hohe Haus. Eine länger als 18 Monate dauern. Gusenbauer schen dem Hunger in Afrika nach Europa Expertengruppe, bestehend aus wenigen SP- wies darauf hin, daß es bei den Asyl- entkommen wollten, sollte bedenken, dies Verfassungsjuristen und Nationalratspräsi- verfahren sehr hohe Berufungsquoten gibt, sei eine Frage der Weltwirtschaftsordnung, dent a.D. Khol hätte die Entwürfe geliefert, sie liegen derzeit bei 90 Prozent. Außerdem eine Aufgabe für die Weltbank – man könne die ohne Begutachtung in den Verfassungs- erheben 50 Prozent der Aslywerber, die einen von einem kleinen Land wie Österreich nicht ausschuss gelangten und von dort ohne jede negativen Bescheid des Unabhängigen Bun- verlangen, allein globale Probleme zu lösen. Änderung in das Plenum weitergeleitet wur- desasylsenats (UBAS) haben, Beschwerde Der Asylgerichtshof werde mehr Rechts- den. Nicht einmal die Justizministerin habe beim Verwaltungsgerichtshof. Die häufig- schutz bieten als bisher, werde eine Be- Zeit und Gelegenheit gehabt, die geplanten sten Gründe für die Aufhebung der UBAS- schleunigung der Verfahren bringen und ins- Änderungen zu lesen. Bescheide sind dabei vor allem in Formal- gesamt durch die Einführung von Zweirich- FPÖ-Abgeordneter Lutz Weinzinger er- fehlern beim Verfahren zu suchen. In den ter-Senaten eine neue Qualität der Rechts- klärte, er habe kein Verständnis für die Argu- Jahren 2004 bis 2007 gab es übrigens 41 Fäl- sprechung ermöglichen. Der Instanzenzug mente der Grünen angesichts des „unglaub- le (von insgesamt 4740), in denen aufgrund bleibe, wie im Wahlkampf von der SPÖ ver- lichen“ Asylmißbrauchs. Im Hinblick dar- der Erkenntnisse des Verwaltungsgerichts- sprochen, zweigliedrig. Auch das Personal auf, daß Österreich von sicheren Staaten hofes Asyl gewährt wurde, wobei dies nur in der ersten Instanz werde massiv ausgebaut, umgeben sei, dürften keine AsylwerberInnen 14 Fällen auf eine andere Beurteilung der um die Qualität der Entscheidungen zu ver- mehr kommen, folgerte er, sodaß diejenigen, Situation im Heimatland durch den VwGH bessern. Schließlich werden die Erfahrungen die tatsächlich kommen, im Bewußtsein die zurückzuführen ist. Es sei daher seiner Mei- mit den Entscheidungen des Asylgerichts- Grenze überschreiten, daß sie keine echten nung nach nicht korrekt, daß mit der neuen hofs evaluiert werden, um zu überprüfen, ob Asylwerberinnen und Asylwerber sind. Die Konstruktion bewußt eine Absenkung der die Erwartungen, mit denen dieser Ge- rechtlichen Möglichkeiten, die Verfahren zu Anerkennungsquote betrieben wird. richtshof eingerichtet wird, tatsächlich verkürzen, wurden von Weinzinger begrüßt. Das Asylgerichtshof-Einrichtungsgesetz erfüllt werden. BZÖ-Abgeordneter Herbert Scheibner passierte das Plenum schließlich mit der ÖVP-Klubobmann Wolfgang Schüssel stellte fest, der Asylgerichtshof sei notwen- Mehrheit der Koalitionsparteien SPÖ und begründete die Einrichtung eines Asylge- dig, um zu verhindern, daß – wie in der ÖVP. „ richtshofs mit einer neuen Entwicklung der Vergangenheit – Tausende Fälle liegen blei- http://www.parlament.gv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 9 Innenpolitik Empfehlung des Staatsschuldenausschusses

ie Weltwirtschaft wächst im Jahr 2007 terhin von den internationalen Wachstums- Auf dem Arbeitsmarkt führt das hohe Dmit über 5% (IWF, Europäische Kom- märkten profitiert, avanciert zunehmend Wirtschaftswachstum 2007 zu einem kräfti- mission) abermals kräftig, obwohl in den auch der private Konsum zur Stütze der gen Beschäftigungsimpuls, der sich auch im USA die Zuwachsrate des realen BIP vor europäischen Wirtschaft. Jedoch ist zu Bereich der Vollzeitarbeitsplätze (Industrie allem als Folge der Immobilienkrise (Ein- beachten, daß nennenswerte Risken (weitere und Bauwirtschaft) zeigt. Die Arbeitslosen- bruch der Wohnbauinvestitionen durch Rück- Aufwertung des Euro, Ausweitung der Im- quote ging merklich zurück. In Anbetracht gang der Immobilienpreise und des Hypo- mobilienkrise auf Europa, Konjunkturein- gedämpfter Konjunkturaussichten für 2008 thekarfinanzierungsvolumens) unter das Po- bruch in den USA) hinsichtlich einer stärke- wird ein weiterer Rückgang der Arbeitslo- tentialwachstum fällt. Die Dynamik Asiens ren Konjunkturabkühlung in Europa beste- senquote nur moderat ausfallen. (insbesondere Chinas und Indiens) sowie hen. Der Finanzierungssaldo des Staates ver- Rußlands trägt zu diesem regen Weltwirt- In Österreich haben sich 2007 die Wachs- bessert sich 2007 gegenüber dem Vorjahr schaftswachstum bei. Für das Jahr 2008 ist tumskräfte der Außenwirtschaft auf die hei- (2006: -1,4% des BIP) erheblich und sollte mit einer insgesamt hohen, aber abge- mische Investitionsnachfrage übertragen, bei -0,7% des BIP (budgetäre Notifikation, schwächten Wirtschaftsdynamik zu rechnen. sodaß ein BIP-Wachstum von deutlich mehr September 2007) liegen. Im Jahr 2008 ist Der merkliche Kursverlust des US-Dollar als 3% im Jahresabstand zu erwarten ist. nochmals von einer regen Einnahmenent- gegenüber dem Euro, die Subprime-Krise in Allerdings bleibt der private Konsum in Ös- wicklung des Staates auszugehen, dennoch den USA, der hohe Rohölpreis sowie geo- terreich merklich hinter der allgemeinen dürfte sich der Finanzierungssaldo des Staa- politische Instabilitäten belasten das Wirt- Konjunkturdynamik zurück. Im Jahr 2008 ist tes nur wenig verringern. Die budgetären schaftsklima. mit einer deutlichen Verlangsamung des Wirt- Ausweitungen in den Bereichen Soziales, Die EU-Kommission geht in ihrer aktuel- schaftswachstums in Österreich (etwa auf Bildung, Familie, Pensionen, Umwelt und len Prognose für 2007 für den Euroraum von das Potenzialwachstum) zu rechnen. Der pri- Forschung (u. a. 24-Stunden-Betreuung, Min- einem soliden, über dem Potenzialwachstum vate Konsum wird – u. a. wegen der schwa- destsicherung, zusätzliche Kinderbetreuungs- liegenden Wirtschaftswachstum von 2,6% chen Entwicklung der verfügbaren Einkom- plätze, zusätzliche Landeslehrer durch Re- aus, das sich 2008 auf 2,2% abschwächen men – den zu erwartenden internationalen duktion der Klassenschülerhöchstzahl auf 25, sollte. Neben der Außenwirtschaft, die wei- Nachfrageausfall kaum kompensieren. neue Mittelschule, geringere Pensionsab-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 10 Innenpolitik schläge sowie höhere Pensionsanpassung, der öffentlichen Dienstleistungen in Öster- ven des Bundes und fordert harmonisierte F&E-Mittel, KMU-Offensive) sowie die an- reich gesichert werden kann. leistungs- und wirkungsorientierte Budget- haltende dynamische Entwicklung der Aus-  Die Arbeitsgruppe zum Finanzausgleich steuerungsstandards für alle Gebietskörper- gaben insbesondere im Gesundheitswesen zu installieren und das entstandene Zeitfen- schaften (insbesondere eine miteinander ab- werden die Umsetzung der mittelfristigen ster für eine grundlegende Reformierung des gestimmte Budgetvorschau). Analoge bzw. Budgetzielsetzung eines strukturell ausgegli- Finanzausgleichssystems in Abstimmung mit weiterführende Initiativen seitens der Länder chenen gesamtstaatlichen Haushaltes er- der Finanz- und Staatsreform (Zusammen- und Gemeinden wären notwendig. schweren. Zusätzlich belastet die Anschaf- führung von Aufgaben-, Ausgaben- und Ein-  Eine Neuausrichtung des öffentlichen fung der Eurofighter das Budget 2008 tem- nahmenverantwortung, Abbau der intergo- Rechnungswesens in Richtung der internatio- porär erheblich (in etwa 600 Mio Euro bzw. vernmentalen Finanzierungsverflechtungen, nalen, kaufmännischen Rechnungslegungs- 0,2% des BIP). Der vorgezogene Finanzaus- Erhöhung der Transparenz, ziel- und aufga- vorschriften (z. B. IPSAS) für alle staatli- gleich 2008 bis 2013 trägt bei Ländern und benorientierte Mittelausstattung, Stärkung chen Ebenen mit harmonisierten, rechtlich Gemeinden zu einer besseren Planbarkeit des Finanzausgleichs als Steuerungs- und verbindlichen Kontierungsrichtlinien (ein- ihrer Einnahmenentwicklung bei und erhöht Controllinginstrument) zu nützen. Dabei soll- schließlich Erläuterungen). Einheitliche deren Dispositionsspielraum. te das breite Spektrum bereits erarbeiteter Standards sind erforderlich, um budgetäre Der Staatsschuldenausschuß empfiehlt Reformvorschläge sondiert und durch lau- Maßnahmen der einzelnen öffentlichen unter den zuvor skizzierten konjunkturellen fende Einbindung der politischen Entschei- Haushalte auf gesamtstaatlicher Ebene im und institutionellen Rahmenbedingungen für dungsträger rechtzeitig zu einem konsensfä- Hinblick auf Effizienz und Effektivität eva- 2008 folgendes: higen Reformpaket weiterentwickelt wer- luieren zu können, eine verbesserte Ab-  Die Zielsetzung eines mittelfristig ausge- den. stimmung von wirtschaftspolitischen Zielen glichenen gesamtstaatlichen Budgets beizu-  Die im Zuge des neuen Finanzausgleichs zu erreichen und um eine Evaluation der behalten und den Konsolidierungspfad ver- 2008 vereinbarten Zielsetzungen im Bereich praktischen Budgetpolitik der öffentlichen stärkt entsprechend den EU-Vereinbarungen Verwaltungsreform (Harmonisierung der Haushalte nach einheitlichen Maßstäben zu auszurichten. Ein Konsolidierungspfad im Pensionssysteme, Reduktion der Zahl der gewährleisten. Ferner sollte zusätzlich auch Einklang mit den EU-Verpflichtungen sieht öffentlich Bediensteten) materiell und zeit- ein harmonisiertes Berichtswesen seitens der in wirtschaftlich guten Zeiten intensivierte lich zu konkretisieren. In diesem Zusam- Gebietskörperschaften (Ausgliederungsbe- Konsolidierungsanstrengungen des Staates menhang muß abermals darauf hingewiesen richte, Förderungsberichte auch der Bundes- (d. h. aller gebietskörperschaftlichen Ebe- werden, daß aussagekräftige Daten über den länder etc.) angestrebt werden. Bei ein- nen) vor, die eine Reduktion des strukturel- Stand an öffentlich Bediensteten des Staates schneidenden, gebietskörperschaftsübergrei- len Budgetsaldos um insgesamt mehr als und seiner Subsektoren gemäß ESVG 95 fenden Reformen – wie dem Rechnungs- 0,5 Prozentpunkte pro Jahr bewirken. Bud- fehlen. wesen – sollten alle Beteiligten von Beginn getäre Zusatzausgaben ohne ausgabenredu-  Auf die strikte Umsetzung des neuen an einbezogen werden, um den unterschied- zierende Strukturreformen gefährden den Österreichischen Stabilitätspaktes zu achten. lichen Anforderungen Rechnung tragen zu Konsolidierungskurs. Die im aktuellen Sta- Prozeßorientierte Reformansätze bieten sich können. bilitätsprogramm vorgesehenen Konsolidie- in der Aufwertung der politischen Koordi-  Im Debt-Management das Controlling zur rungsmaßnahmen müssen umgesetzt werden, nationsgremien (Bundes- und Länderkomi- Messung und Steuerung der Risikostruktur um zumindest bis 2010 ein ausgeglichenes tees) des Österreichischen Stabilitätspaktes von Schuldenportefeuilles auf allen gebiets- Budget zu erzielen. als zentrale Koordinierungsgremien in Öster- körperschaftlichen Ebenen laufend im Hin-  Die Reformtriangel einer „Bundesstaats-, reich (standardisierte Termine und Berichts- blick auf neue Anforderungen weiter zu ent- Finanzverfassungs- und gebietskörperschafts- pflichten) sowie in einer verstärkten Ab- wickeln und dabei die internationalen und übergreifenden Verwaltungsreform“ synchro- stimmung der Budgetpolitik innerhalb der nationalen Erkenntnisse zu beachten. Die nisiert und auf höchster politischer Ebene einzelnen Subsektoren an. Die bisherigen Er- Länder, Gemeinden und öffentlichen Unter- voranzutreiben, um eine kompetenzrechtli- fahrungen zeigen Potenzial zur Verbesserung nehmungen sollten dabei auch die Erfahrun- che, finanzielle und prozeßorientierte Ab- von Anreizmechanismen zur Zielerreichung gen der Österreichischen Bundesfinanzie- stimmung der gebietskörperschaftsübergrei- sowie Handlungsbedarf bei der Umsetzung rungsagentur nutzen. fenden Agenden (u. a. Gesundheitswesen, der Rechtsverbindlichkeit. Soziales, Schulwesen, Förderungen, Dienst-  Im Rahmen der Haushaltsrechtsreform, Aufgabe des Staatsschuldenausschusses und Pensionsrechte, kostentreibende Norm- die einen mehrjährigen Finanzrahmen mit ist es, die Finanzschuldengebarung und die setzungen, Steuerrecht) in dieser Legislatur- Ausgabenobergrenzen sowie eine leistungs- Fiskalpolitik Österreichs, sowohl des Bundes periode zu erreichen. Die bisherige Praxis und wirkungsorientierte Budgetsteuerung als auch aller anderen öffentlichen Haus- der isolierten Ausarbeitung von Lösungsvor- vorsieht, die gegenwärtig noch ausstehenden halte in ihrer Wirkung auf die Verschuldung, schlägen in unterschiedlichen Reformgrup- Konkretisierungen von Maßnahmen für den auf ihre Auswirkungen auf die österreichi- pen führte zu Reformblockaden und/oder in- Endausbau (neues öffentliches Rechnungs- sche Volkswirtschaft, im besonderen auf das effizienten Lösungen (Mehrfachzuständig- wesen, Performance-Management) in Anbe- Wirtschaftswachstum, den Geld- und Kapi- keiten, Ausbau der Mischfinanzierungen). tracht der beträchtlichen Vorlaufzeit recht- talmarkt und ihre Nachhaltigkeit zu beurtei- Nur Maßnahmen zur Steigerung der Ef- zeitig in Angriff zu nehmen, um die vorgese- len. Dies wird in einem jährlich dem Fi- fizienz und Effektivität der öffentlichen hene Implementierung 2013 tatsächlich voll- nanzminister vorzulegenden „Bericht über Verwaltung können dazu beitragen, daß bei ziehen zu können. Der Staatsschuldenaus- die Öffentlichen Finanzen“ veröffentlicht. knappen Budgetressourcen die hohe Qualität schuß begrüßt die diesbezüglichen Initiati- http://www.staatsschuldenausschuss.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 11 Innenpolitik Mehr MigrantInnen in die Polizei Frauenberger, Tschirf, Vassilakou, Oxonitsch, Mahrer geben Startschuß für »Recruiting Projekt« in der Bundeshauptstadt Wien

tadt Wien und Polizei starteten im SNovember die gemeinsame Recruiting- initiative „Wien braucht Dich“. Im Rahmen einer kick-off-Veranstaltung wurden Jobpro- fil und Karriereperspektiven bei der Wiener Polizei präsentiert. Ziel ist es, junge Wie- nerinnen und Wiener mit Migrationshinter- grund zwischen 18 und 30 Jahren für den Polizeiberuf zu motivieren. Die Magistrats- abteilung 17 unterstützt die Wiener Polizei bei dieser „Recruitinginitiative“. Rund 200 Interessentinnen und Interessenten waren bereits in die VHS-Ottakring gekommen. Er- öffnet wurde die Veranstaltung von Inte- grationsstadträtin Sandra Frauenberger und Generalmajor Karl Mahrer. „Wien braucht Foto: Schaub-Walzer Dich“ ist eine gemeinsame Initiative mit der Chefinspektorin Yüksel Grohs, Generalmajor Karl Mahrer, Integrationsstadträtin Wiener ÖVP und den Wiener Grünen. Am Sandra Frauenberger, ÖVP-Klubobmann GR Matthias Tschirf, SPÖ-Klubobmann anschließenden round table Gespräch haben Christian Oxonitsch und die Klubobfrau der Grünen Wien, GR Maria Vassilakou daher auch die Klubobfrau der Grünen Wien GRin Maria Vassilakou, ÖVP - Klubobmann WienerInnen die Polizei auch als „ihre“ Mahrer: „Nach dem historischen Um- GR Matthias Tschirf gemeinsam mit dem Polizei begreifen und die Hemmschwelle, bruch der Exekutive durch den erstmaligen Klubobmann der SPÖ Wien, Christian Oxo- sich an die Polizei zu wenden, damit gesenkt Zugang von Frauen in die Polizei Anfang der nitsch teilgenommen. wird. Frauenberger: „Polizistinnen und Poli- 90er, gab es auch ständige Bestrebungen, die Integrationsstadträtin Sandra Frauenber- zisten mit Migrationshintergrund haben gesellschaftliche Vielfalts-Realität in den ger betonte in ihrem einleitenden Statement, außerdem aufgrund der Tatsache, daß sie den eigenen Reihen abzubilden. Bislang gab es dass Wien eine Einwanderungsstadt sei und Staat repräsentieren, eine ganz wesentliche aber wenig Interessenten aus der Zielgrup- diese Vielfalt als Chance wahrgenommen role model Funktion. Sie beeinflussen daher pe – das soll nun geändert werden! Deshalb und als Potential genutzt werden müsse. Die auch die öffentliche Wahrnehmung von ist es der Wiener Polizei ein großes Anlie- Polizei sei schon aufgrund ihrer Tätigkeit Migrantinnen und Migranten insgesamt po- gen, dass diese Bewerbungsoffensive, nach kontinuierlich mit interkulturellen Themen sitiv.“ Die Stadträtin verlieh ihrer Überzeu- einem breiten „Schulterschluß“ der politi- konfrontiert. Im Sinne einer zeitgemäßen gung Ausdruck, daß mit dieser Initiative ein schen Verantwortlichen mit Unterstützung und effizienten Polizeiarbeit sei es daher, so wesentlicher Beitrag geleistet werde, die der Stadt Wien, durchgeführt werden kann, Frauenberger weiter, unumgänglich, Mitar- Sicherheit und auch das Sicherheitsgefühl um die Zahl der künftigen MitarbeiterInnen beiterinnen und Mitarbeiterinnen mit einem jedes/jeder einzelnen, unabhängig von der mit Migrationshintergrund zu erhöhen.“ spezifischen sprachlichen und kulturellen Herkunft weiter zu verbessern. Im Sinne des Gleichheitsgrundsatzes sei Hintergrundwissen aufzunehmen. Die Stadt Erfreut zeigte sich Frauenberger über die es der Polizei wichtig, dass die bestehenden Wien selbst habe auf dem Sektor Diversi- Tatsache, daß die Initiative „Wien braucht Ernennungserfordernisse nicht abgeändert tätsmanagement, also der Nutzung von Viel- Dich“ sowohl von den Wiener Grünen als werden, damit für alle BewerberInnen die falt als Chance, zweifelsohne Vorbildwir- auch von der Wiener ÖVP mitgetragen wird. gleichen Aufnahmekriterien und Zugangs- kung und bringe in Zusammenarbeit mit der Bei einem gesellschafts- und integrationspo- chancen bestehen, erklärte der General- Wiener Polizei, dieses Know how ein, unter- litisch so wichtigen Thema sei es ganz be- major. strich sie. sonders wichtig, ein breites politisches Mit dieser Informationskampagne „Wien Die Integrationsstadträtin wies auch dar- Bündnis zustande zu bringen. braucht Dich!“ wolle die Polizei dem bishe- auf hin, daß Informationen über Rechte und Der stv. Landespolizeikommandant, Ge- rigen Grundproblem, dem marginalen Mi- Pflichten nicht zuletzt durch PolizistInnen neralmajor Karl Mahrer, betonte in seinem grantinnen- und Migrantenanteil, durch Ab- mit Migrationshintergrund und den entspre- Statement, daß die Wiener Polizei durch bau von Schwellenängsten und Barrieren, chenden Sprachkenntnissen besser und ge- weltoffenes und zielorientiertes Arbeiten um verstärkter Professionalisierung der Polizei- zielter vermittelt werden können. Sie beton- stetige Weiterentwicklung als lernende Or- arbeit, Erweiterung des Blickfeldes mit spe- te, dass mehr MigrantInnen in der Polizei ganisation bemüht sei. Das Verstehen und zifischer, sprachlicher Kompetenz und inter- letztlich auch einen großen Beitrag dazu lei- Leben von Vielfalt sei dazu ein wichtiger kulturellem Hintergrundwissen erfolgreich sten können, dass die zugewanderten Beitrag, so Mahrer. begegnen, unterstich Mahrer.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 12 Österreich, Europa und die Welt Österreich und Ungarn vertiefen ihre Freundschaft Bundeskanzler Gusenbauer: »Unser Verhältnis ist vorbildlich und es gibt nicht wenige in Europa, die uns darum beneiden« – Außenministerin Plassnik: »Ungarn – geschätzter und respektierter Partner auf allen Ebenen«

Am 29. November fand im Parlament in Budapest die zweite gemeinsame Sitzung der Regierungen Österreichs und Ungarns statt. Im Bild: die Regierungsmitglieder beim Gruppenbild Alle Fotos: Bernhard J. Holzner / HOPI-Media

ls „ausgesprochen gut und harmonisch“ Länder wachsen immer mehr zusammen. „Wir haben aber auch Fragen diskutiert, Abezeichnete Bundeskanzler Alfred Gu- Dieser Prozeß wird sich durch den Abbau über die wir nicht ganz einer Meinung sind. senbauer am 29. November die Beziehungen der Grenzkontrollen im Rahmen der Schen- Alle strittigen Fragen sind aber bereits gelöst zwischen Österreich und Ungarn am Rande gen-Erweiterung noch mehr vertiefen. Eu- oder sie sind auf dem Weg, gelöst zu wer- einer gemeinsamen Sitzung der österreichi- ropa hat unserer bilateralen Kooperation den“, etwa in der Frage der Errichtung einer schen und der ungarischen Regierung in noch zusätzliche Dynamik verliehen, Öster- Müllverbrennungsanlage in Heiligenkreuz. Budapest. Die beiden Regierungen vertief- reich und Ungarn haben von der Europäi- „Die Standortfrage wird von den Behörden ten in gemeinsamen Gesprächen ihre grenz- sierung Mitteleuropas gleichermaßen profi- und nicht von der Politik getroffen. Die überschreitende und europäische Zusam- tiert“, sagte Bundeskanzler Alfred Gusen- Politik hat für die Lösung einer solchen Fra- menarbeit, vor allem in Hinblick auf die bauer. ge aber einen Mechanismus geschaffen, um bevorstehende Schengen-Erweiterung. Auf Österreich und Ungarns Partnerschaft in zu einer breit akzeptierten Lösung zu gelan- der Tagesordnung standen weiters Themen Mitteleuropa wäre lange erprobt, so Gusen- gen. In dem äußerst aufwendigen Verfahren, wie die Entwicklung der Infrastruktur, die bauer. Als Beispiel für die guten Beziehun- dem Umweltverträglichkeitsverfahren, kön- ungarische EU-Ratspräsidentschaft 2011, gen nannte der Bundeskanzler etwa die nen alle Parteien in gleichberechtigter Weise Energiepolitik und Klimasicherheit. heute ebenfalls unterzeichneten bilateralen ihre Bedenken einbringen und ihre Einwände „Die gemeinsame Sitzung unterstreicht Verträge, die zu einer engeren Kooperation geltend machen. Die ungarische Seite kann die ausgezeichneten bilateralen Beziehun- in den Bereichen Außenpolitik, Gesundheit sich in diesem Prozeß ebenso gleichberech- gen unserer beiden Staaten. Unsere beiden und Wirtschaft führen werden. tigt einbringen, wie die österreichische“, so

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 13 Österreich, Europa und die Welt der Bundeskanzler. Im Hinblick auf die offe- nen Fragen zwischen OMV und MOL mein- te der Kanzler, daß die Regierungen nur Rahmenbedingungen vorgeben und die Un- ternehmen zu nichts zwingen könnten (An- merkung der Redaktion: Der international tätgige österreichische Erdöl- und Erdgas- konzern OMV will den ungarischen Mitbe- werber MOL übernehmen, was die ungari- sche Regierung per Gesetz unterband. OMV hat die Entstehung und die Verabschiedung der sogenannten „Lex MOL“ durch den un- garischen Gesetzgeber genau beobachtet und das offizielle Mahnschreiben der Euro- päischen Kommission an die ungarische Regierung hinsichtlich Lex MOL zur Kenn- tnis genommen, insbesondere die Ansicht der Kommission, daß Lex MOL die Kapitalver- kehrs- und Niederlassungsfreiheit beschrän- Bundeskanzler Alfred Gusenbauer, Ungarns Premierminister Ferenc Gyurcsány, ken könnte, hauptsächlich aufgrund des Aussenministerin Ursula Plassnik und Vizekanzler Wilhelm Molterer (v.l.) Bestehens bestimmter Sonderrechte in eini- gen privatisierten Unternehmen. Bekannt ist endgültig verschwinden (Anmerkung: das Rande der Sitzung wurde von den Außen- ferner, daß die Europäische Kommission die war am 29. November; die Öffnung der Gren- ministerinnen Plassnik und ihrem ungari- „Goldenen Aktien“-Vereinbarungen des zen erfolgt am 21. Dezember). Was noch vor schen Kollegen, Kinga Göncz, ein Koope- ungarischen Staates überprüft, einschließlich 20 Jahren undenkbar war, wird damit zur rationsabkommen im konsularischen und der „Goldenen Aktie“, die dieser in der MOL Realität“, so Außenministerin Ursula Plass- Sicherheitsbereich unterzeichnet. hält. OMV ist auch der Meinung, daß die nik bei der zweiten gemeinsamen österrei- „Unsere konsularische Kooperation ist staatlich eingeführte 10%-Stimmrechtsbe- chisch-ungarischen Regierungssitzung. „Un- ein Bereich der österreichisch-ungarischen schränkung, die in der MOL Satzung vorge- garn ist Klassenbester bei der Vorarbeit und Zusammenarbeit mit besonders hoher Dy- sehen ist, eine ungerechtfertigte Einschrän- hat sich gewissenhaft und umsichtig auf die namik“, betonte Plassnik. So wurden die kung des freien Kapitalverkehrs innerhalb verantwortungsvolle Aufgabe der Überwa- ersten gemeinsamen Visastellen der EU von der EU darstellt.). „Ich bin zuversichtlich, chung der EU-Außengrenze vorbereitet. Die Österreich und Ungarn in Chisinau und Pod- daß die offenen Fragen nach intensiven Erweiterung des gemeinsamen Schengen- gorica eröffnet. Mit dem am 29. November Gesprächen von den Unternehmungen allei- raumes wird nicht ein Weniger, sondern ein unterzeichnetem Kooperationsabkommen ne gelöst werden können. Die Entscheidung Mehr an Sicherheit für uns alle bringen.“ wird die Basis geschaffen, daß sich Öster- liegt nun beim Management und den „Für die Bevölkerung sind beide, Öster- reich und Ungarn in Visafragen künftig Eigentümern“, so Gusenbauer. reich und Ungarn, jeweils gegenseitig die wechselseitig an ausgesuchten Orten außer- Der ungarische Ministerpräsident Ferenc Nummer eins auf der Beliebtheitsskala. Die- halb der EU vertreten können. „Durch dieses Gyurcsány lobte die mentale und freund- se gemeinsame Regierungssitzung ist daher Abkommen wird unsere traditionell gute Zu- schaftliche Verwandtschaft zwischen Öster- nicht nur Ausdruck der Fülle und Bandbreite sammenarbeit im Visabereich auf eine neue reich und Ungarn. „Es ist ein Zeichen für die der engen Nachbarschaftsbeziehungen unse- Stufe gehoben. Das schafft einen konkreten gute Qualität unserer Beziehungen, wie man rer beiden Länder. Wir wollen damit auch Mehrwert für unsere Bürger. Es beweist aber mit offenen Fragen umgeht. Beide Seiten be- zum Ausdruck bringen, wie wichtig Vernetzt- auch die Stärke unseres gegenseitigen Ver- weisen ein hohes Maß an gutem Willen und heit und enge Kooperation in unserem zusam- trauens – das Abkommen ermöglicht es uns Wohlwollen zur Lösungsfindung“, so der menwachsenden Europa sind“, so Plassnik. beiden, jetzt auch an Orten vertreten zu sein, ungarische Ministerpräsident. „Ungarn ist ein geschätzter und respek- wo uns dies bis jetzt nicht möglich war.“ „Wir haben vereinbart, das nächste Tref- tierter Partner auf allen Ebenen – regional, in Plassnik: „Mit der gezielten gegenseiti- fen dieser Art in einem Jahr in Wien abzu- Europa und global. Die Themenpalette unse- gen Unterstützung und der engen Koopera- halten. Unser Verhältnis ist vorbildlich und rer Zusammenarbeit ist sehr breit. Sie reicht tion in Konsularfragen nehmen Österreich es gibt nicht wenige in Europa, die uns dar- vom gemeinsamen Einsatz für das interna- und Ungarn eine Vorreiterrolle in der EU um beneiden“, so Bundeskanzler Gusenbauer tionale Verbot der Streumunition über die ein. Dies sollte auch Modellcharakter für abschließend. Zusammenarbeit in der Regionalen Partner- den künftigen europäischen auswärtigen „Der Countdown läuft. In 22 Tagen wird schaft bis zur immer engeren konsularischen Dienst haben“, erläuterte Plassnik. „Öster- unsere Nachbarschaft mit Ungarn mit der Kooperation“, unterstrich die Ministerin. Bei reicher können sich also in Notfällen an Schengenerweiterung einen europäischen der gemeinsamen Regierungssitzung wur- ungarische Botschaften und Konsulate wen- Quantensprung erleben. Mit den Grenzzäu- den bilaterale Fragen der kulturellen, wirt- den. Umgekehrt gilt dies auch für die Un- nen und -balken werden endlich die letzten schaftlichen und technischen Zusammenar- garinnen und Ungarn in den betreffenden Reste des Eisernen Vorhangs, der unsere bei- beit ebenso erörtert wie die jüngsten Ent- Ländern.“ „ den Staaten so lange voneinander trennte, wicklungen in der Europäischen Union. Am http://www.bmeia.gv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 14 Österreich, Europa und die Welt EURO 2008-Visum Österreich-Schweiz – gemeinsames Visum für die Europameisterschaft 2008 – Veranstalterländer informieren über »EURO 2008-Visum« und Einreiseverfahren Foto: http://www.bilderbox.biz ährend der Europameisterschaft 2008 Das »Euro 2008-Visum« chischen Behörden verwiesen. Aufgrund der Wkann ein eigenes „EURO 2008- zu erwartenden Antragslage wird empfohlen Visum“ beantragt werden, das für Österreich „Euro 2008-Visa“ werden ausschließlich die Anträge rechtzeitig – daher spätestens und die Schweiz gemeinsam gilt. Als Ser- durch Österreichische Botschaften und Ge- vier Wochen vor Reiseantritt – zu stellen. vice für die Besucherinnen und Besucher der neralkonsulate erteilt. Eine Liste der Öster- Alleine die Vorlage einer Eintrittskarte für Europameisterschaft informieren die öster- reichischen Vertretungsbehörden und Infor- ein „EURO 2008“-Spiel begründet noch kei- reichischen Außen- und Innenministerien mationen über Einreisevoraussetzungen für nen Anspruch auf die Erteilung eines und die schweizerische Migrationsbehörde das „EURO 2008-Visum“ sind auf der Web- Visums. auf ihren Webseiten über die Einreise- seite des Österreichischen Bundesministe- möglichkeiten zur Fußball-Europameister- riums für europäische und internationale Wer benötigt ein Visum? schaft „EURO 2008“. Angelegenheiten http://www.bmeia.gv.at Die „EURO 2008“ findet vom 7. bis 29. abrufbar. Die Visumspflicht richtet sich grundsätz- Juni 2008 in Österreich und der Schweiz In vielen Staaten, in denen Österreich kei- lich nach den Schengenvorschriften. Inhaber statt. Es werden bis zu fünf Millionen Fuß- ne eigene Vertretungsbehörde besitzt, wird von Aufenthaltstiteln eines Schengener Ver- ballfans erwartet, die dieses Großereignis Österreich in Visaangelegenheiten durch tragsstaates benötigen kein Visum für den entweder als Zuschauer direkt in den Fuß- einen Schengener Partnerstaat vertreten. Die Besuch der „EURO 2008“. ballstadien oder auf Großleinwänden in den Botschaften der Partnerstaaten können je- Falls nur Veranstaltungen der „EURO Fanzonen mitverfolgen möchten. doch nur Visa für den Schengenraum und 2008“ in der Schweiz besucht werden, wird Die Behörden beider Länder haben alle keine „Euro 2008-Visa“ erteilen. In diesem lediglich ein Schweizer Visum benötigt. notwendigen Maßnahmen getroffen, um den Fall wird für die Einreise in die Schweiz Kein Visum benötigen Inhaber eines Gästen aus aller Welt die Einreise und den zusätzlich auch ein Schweizer Visum benö- schweizerischen Aufenthaltstitels, wenn sie Aufenthalt durch ein effizientes und service- tigt. Informationen über Visa für die Schweiz während der Dauer ihres Transits durch orientiertes Verfahren zu erleichtern. und Einreisevoraussetzungen sind auf den Österreich in die Schweiz (längstens fünf Für die Dauer der Europameisterschaft ist Webseiten des Schweizerischen Bundesamts Tage) ein EM-Spiel besuchen. ein vereinfachtes Einreiseverfahren vorgese- für Migration http://www.bfm.admin.ch zu Allerdings benötigen in der Schweiz le- hen. Österreichische Vertretungsbehörden finden. bende Drittausländer – auch bei vorhande- im Ausland werden speziell gekennzeichne- Werden auf einer schweizerischen Ver- nem schweizerischem Aufenthaltstitel – ein te „EURO 2008-Visa“ ausstellen, die neben tretung Anträge für Visa eingereicht, die für Visum, wenn sie für den Besuch eines EM- der Gültigkeit für den Schengen Raum auch den Besuch von Spielen der „EURO 2008“ Spiels aus der Schweiz nach Österreich ein- zur Einreise in die Schweiz und in das in der Schweiz und Österreich gelten sollen, und danach wieder in die Schweiz rückrei- Fürstentum Liechtenstein berechtigen. so werden die Antragsteller an die österrei- sen wollen. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 15 Österreich, Europa und die Welt Für eine Welt ohne Streumunition Außenministerin Ursula Plassnik eröffnete Wiener Streumunitionskonferenz

anze 133 Regierungen der Welt in Wien Gversammelt, geeint in einem Ziel: ein internationales, rechtsverbindliches Verbot von Streumunition. „Die heutige Anwesen- heit von mehr als zwei Drittel der internatio- nalen Staatengemeinschaft ist schon für sich ein starkes und ermutigendes Zeichen. Das ist ein signifikanter Bewußtseinsschub. Wir schaffen damit international einen neuen Mainstream“, so Außenministerin Ursula Plassnik am 5. Dezember in ihrer Eröffnungs- rede zur Wiener Streumunitionskonferenz unter Teilnahme von Mohammad Haider Reza, Direktor des UNO Minen-Programms in Afghanistan, Kathleen Cravero, Direk- torin des UNDP-Büros für Konfliktpräven- tion, Bianca Jagger, die sich seit Jahren in diesem Bereich engagiert und zwei Streu- bomben-Opfern. Vor der Konferenzeröffnung übergaben Bernhard J. Holzner © HOPI-MEDIA Schüler und Vertreter der Nichtregierungs- Außenministerin Ursula Plassnik, Parlamentspräsidentin Barbara Prammer und Verteidigungsminister Norbert Darabos am Rande der Konferenz organisation „Cluster Munitions Coalition“ der Außenministerin die von ihnen weltweit die Zerstörung bestehender Bestände dieser „Der österreichische Nationalrat hat ge- gesammelten 1,505.815 Unterschriften zu Waffe und die nachhaltige Räumung der stern das weltweit erste Totalverbot von einem Totalverbot von Streumunition: Blindgänger in den betroffenen Gebieten Streumunition – ohne wenn und aber – be- „Diese über 1.5 Millionen Unterschriften sind zentrale Aspekte: „Die weltweite Allianz schlossen. Das ist das Ergebnis von zielge- eine klare und unmißverständliche Bot- gegen Streumunition muß nun den in sie richteter Kooperation zwischen Außenmi- schaft: Ächtet Streumunition!“, so Plassnik. gesetzten Erwartungen gerecht werden und nisterium, Verteidigungsministerium, dem In den letzten Jahren habe es wenige Er- Verantwortung übernehmen. Ich bin zuver- Parlament und den Nichtregierungskoali- folgsgeschichten im Bereich der internatio- sichtlich, daß uns das gemeinsam gelingt.“ tionen im Rahmen der ,Cluster Munition nalen Abrüstung gegeben: „Abrüstung und Nach zwei Tagen, am 7. Dezember, resü- Coalition‘. Ich bin überzeugt, daß dieses Ge- Rüstungskontrolle sind nicht mehr an der mierte Plassnik: „Schlussendlich 137 Regie- setz auch international Schule machen Spitze der globalen Tagesordnung. Das ist rungen, mehr als 600 Teilnehmer: das ist ein wird“, so die Außenministerin. inakzeptabel, das müssen wir ändern!“, so weithin spürbarer Impuls für den internatio- „Wir werden uns nicht auf Lorbeeren die Außenministerin. Der Streumunitions- nalen Prozeß, ein umfassendes und völker- ausruhen: Die Wiener Konferenz hat dem prozeß zeige eine neue Form der Diplo- rechtlich verbindliches Verbot von Streu- internationalen Prozeß gegen Streumunition matie: „Diese neue Art der Partnerschaft munition zu erzielen.“ Antriebsmotor für viele neue Unterstützer gebracht. Es beste- umfaßt Regierungen, die Zivilgesellschaft, diesen Prozeß ist eine neue Form der multi- hen noch Meinungsunterschiede über den Parlamentarier, Überlebende und Experten. lateralen Diplomatie: die enge Vernetzung besten Weg vorwärts. Hier wird noch viel Wie auch schon bei der Anti-Personen-Kon- zwischen Regierungen, Nichtregierungs- gezielte Überzeugungsarbeit notwendig vention geht es um effiziente Netzwerke für organisationen, Parlamentariern, Überleben- sein“, so Plassnik, die fortfuhr: „Unser Ziel konkrete Fortschritte – international, aber den, Diplomaten, Wissenschaftlern und en- bleibt weiterhin ein Vertrag, der sowohl auch innerhalb der einzelnen Staaten“, so die gagierten Bürgern. „Diese Abrüstungspart- beim Inhalt als auch bei der Zahl der Außenministerin. nerschaft“, so Plassnik, „wird ein bleibendes Vertragsparteien einen greifbaren Beitrag Für die Wiener Konferenz nannte Plass- Merkmal der Wiener Konferenz bleiben. Sie zur internationalen Sicherheit leistet. Eine nik zwei Ziele: ein unüberhörbares Signal wird den internationalen Prozeß gegen neue weltweite Allianz zur Ächtung von der Mehrheit der internationalen Staatenge- Streumunition weiter vorantreiben“. Dank Streumunition nimmt Gestalt an. Dank der meinschaft und ein klares gemeinsames dieser Netzwerke konnte in Wien auch ein neuen Netzwerke bin ich zuversichtlich, daß Verständnis über die wesentlichen Elemente grundlegender Konsens über die Opferhil- wir dieses Ziel schon im nächsten Jahr errei- des künftigen Vertrages. Für Österreich seien fe – eines der Hauptanliegen Österreichs – chen.“ „ dabei insbesondere die Hilfe für die Opfer, erzielt werden. http://www.bmeia.gv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 16 Österreich, Europa und die Welt Steirisches Grenzland feiert Schengen-Erweiterung

ine Woche vor dem Wegfall der Grenz- Ekontrollen liefen die Vorbereitungen nicht nur bei den Behörden auf Hochtouren: In Spielfeld, Bad Radkersburg und am Radl- paß bereiteten die Nachbargemeinden an der künftigen Schengen-Binnengrenze zwischen Österreich und Slowenien Feste vor, mit de- nen das Zusammenwachsen Europas gefeiert wird. Im Grenzland steht übrigens die Jugend der Grenzöffnung mit einer überwiegenden Mehrheit positiv gegenüber. Bei einer Infor- mationsserie des EuropeDirect-Informations- netzwerks des Landes Steiermark in Rad- kersburg, Leibnitz und Deutschlandsberg gaben zwischen 63 und 92 Prozent der mehr als 600 Teilnehmer an, daß sie persönlich „Vorteile erwarten“. Auffallend die „geteilte Stadt“ Bad Radkersburg: Dort befürchteten nur acht Prozent persönliche Nachteile. Schätzungen zufolge werden an den Grenzübergängen zwischen der Steiermark Foto: Land Steiermark/EuropeDirect und Slowenien jährlich rund 20 Millionen ORF-Landesdirektor Gerhard Draxler, Silvia Millner, EuropeDirect Informationsnetz- Reisende von dem Wegfall der Grenzen pro- werk des Landes Steiermark und »Steiermärkische«-Vorstandsdir. Franz Kerbler fitieren. Allein in Spielfeld passierten zuletzt jährlich 6,5 Millionen Fahrzeuge – davon Schengen in Kürze so zusammen, daß alle Fahndungsdaten mehr als 500.000 Lkw – die Staatsgrenze. im Schengen-Informations-System SIS Am Autobahn-Grenzübergang Spielfeld  Ab Freitag, 21. Dezember 2007 können abrufbar sind. Einer der Zentral-Compu- bereitet die slowenische Gemeinde Šentilj 24 Staaten Europas am Landweg ohne ter ist in in einem Bunker im gemeinsam mit den Gemeinden Spielfeld Passkontrollen besucht werden. Ein Heukareck in St. Johann im Pongau unter- und Strass bereits für den 20. Dezember vor- Reisepaß oder Personalausweis muß den- gebracht und wird im Endausbau 44 Mil- mittags ein Freundschaftsfest mit den noch mitgeführt werden. lionen Datensätze abspeichern. Schülerinnen und Schülern beider Länder  Die Polizei verstärkt die Kontroll-Maß-  Im Warenverkehr ändert sich nichts, die vor. Zu Mitternacht ist ein „Kultur-Pro- nahmen im Grenzraum, Polizisten kön- Beschränkungen bei Alkohol und Ziga- gramm“ geplant, zu dem sich der sloweni- nen im Anlaßfall als „Nacheile“ auch retten bei der Einfuhr aus EU-Staaten gel- sche Innenminister Dragutin Mate und Wirt- eine Verfolgung über die Staatsgrenze ten unverändert. schaftsminister angesagt durchführen.  Im Flugverkehr werden die Paßkontrol- haben, der am nächsten Morgen am Radlpaß  Die Mitgliedsstaaten haben ein einheitli- len zu Slowenien, Ungarn, Slowakei, in seinem Heimatbezirk Deutschlandsberg an ches Vorgehen bei der Visa-Erteilung und Tschechien, Polen, Litauen, Lettland, einem Festakt teilnehmen wird. Den Höhe- in der Behandlung von Immigranten; die Estland und Malta erst am 30. März 2008 punkt soll ein Freundschaftsfest auf der Außengrenzen werden verstärkt gesi- entfallen. Murbrücke zwischen Bad Radkersburg und chert: Allein Slowenien setzt hunderte  Österreich gehört seit 1. Dezember 1997 Gorna Radgona bilden, zu Landeshauptmann zusätzliche Polizisten an der Außengren- dem Schengen-Raum an, damals wurden Franz Voves und der slowenische Regional- ze zu Kroatien ein. die Grenzkontrollen zu Deutschland und minister Ivan Žagar erwartet werden.  Sicherheitsexperten betrachten diese in- Italien abgeschafft. Die Schweiz wird Der Wegfall der Grenzkontrollen diente ternationale Zusammenarbeit als Voraus- (wie bereits Island und Norwegen) als übrigens bereits einem guten Zweck: Ein in setzung dafür, um die internationale orga- Nicht-EU-Mitgliedsstaat ab Ende 2008 Spielfeld abmontierter Grenzbalken wurde - nisierte Kriminalität wirkungsvoll zu be- die Paßkontrollen abschaffen, wobei stich- mit tatkräftiger Unterstützung von Grenz- kämpfen. probenhafte Zollkontrollen dort weiter polizei und ASFINAG – kürzlich zu Gunsten  Entsprechend dem „Schengen-Abkom- bestehen bleiben werden. von „Licht ins Dunkel“ versteigert. Der Er- men“, das 1985 auf einem Schiff auf der  Während der EURO 2008 werden befri- lös von 3000 Euro fließt dem Behinderten- Mosel abgeschlossen wurde, arbeiten die stete Kontrollen an Österreichs Grenzen projekt „vabene“ in Liezen zu. Sicherheitsbehörden aller Mitgliedsstaaten durchgeführt. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 17 Österreich, Europa und die Welt Ausbildungszentrum für Jugendliche in Südindien Die Belegschaft der voestalpine hat mit Überstunden 360.000 Euro zusammen- getragen und nun – gemeinsam mit der Volkshilfe – ein Ausbildungszentrum für Jugendliche im Tsunami-geschädigten Südindien eröffnet.

Betriebsratsdelegation der voestalpine (vl): Manfred Baumberger (voestalpine Linz), Franz Jantscher (voestalpine Donawitz), Hans Schaller (desiginierter Zentralbetriebsrat voestalpine), Franz Trausner (voestalpine Linz), Klaus Goetz (voestalpine Linz), Gerhard Lutz (voestalpine Linz), Karl Preis (voestalpine Krems), Franz Friedrich (voestalpine Krems) Alle Fotos: Volkshilfe

ie Flutwelle im Dezember 2004 hat die Zukunft der jungen Männer und Frauen und men. Es ist beeindruckend, zu sehen, was DKüste von Nagapattinam besonders wird ihnen den Einstieg in das Berufsleben hier aus den Spenden entstanden ist.“ schwer getroffen: Mehr als 6000 Menschen erleichtern und zugleich einen Beitrag zur Das Ausbildungszentrum wurde von starben, über 200.000 Menschen waren vom wirtschaftlichen Entwicklung in der Region Volkshilfe Präsident Josef Weidenholzer, Tsunami betroffen, ihre Lebensgrundlage war leisten. Betriebsratsvorsitzenden Hans Schaller und zerstört. Durch den Tsunami hat sich der Eine Delegation des Betriebsrates der dem Distriktverantwortlichen von Nagapat- Fischbestand dezimiert, die landwirtschaft- voestalpine war zu der offiziellen Eröffnung tinam eröffnet. Weidenholzer dankte der lichen Nutzflächen waren durch das Salz un- des Ausbildungszentrums in Nagapattinam / voestalpine Belegschaft für ihr „unglaubli- brauchbar. Tamil Nadu angereist. Hans Schaller, Be- ches Engagement. Aus der spontanen Idee Die Beschäftigten des voestalpine Kon- triebsratsvorsitzender der voestalpine, be- des ,Helfenwollens‘ angesichts des Elends zerns haben durch ihre Spenden den Bau tonte in seiner Rede, daß „wir heute sehen, ist ein sinnvolles und nachhaltiges Projekt eines Ausbildungszentrums für Jugendliche daß es internationale Solidarität gibt, daß geworden. Mein Dank gilt auch der Part- ermöglicht, dessen Ziel es ist, eine Alterna- Menschlichkeit keine Grenzen kennt. Ich bin nerorganisation PDA, die vor Ort wertvolle tive zu den traditionellen Erwerbsberufen in stolz auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbei- Arbeit leistet.“ Fischerei und Landwirtschaft zu bieten. Die- ter der voestalpine und kann ihnen sagen: Der Lehrbetrieb hat im August 2007 mit se Unterstützung ist eine Investition in die Die Hilfe ist in die richtigen Hände gekom- drei Kursen und insgesamt 64 Schülerinnen

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 18 Österreich, Europa und die Welt

maßnahmen in Schulen geplant, damit auch Mädchen vermehrt in technische Berufe ein- steigen, als auch spezielle Kurse für Mäd- chen. Wenn Sie sich an diesem Projekt helfend beteiligen wollen, steht das Spendenkonto Nummer 740 400 bei der PSK, BLZ 600001, unter dem Kennwort „Indien“ zur Verfü- gung.

Die Volkshilfe … in Österreich ist ein modernes soziales Dienstleistungsunternehmen und eine Hilfs- organisation, die auf eine lange traditionsrei- che Geschichte seit der Gründung im Jahr 1947 zurückblicken kann. Sie hat sich in den letzten 50 Jahren zu einer der fünf größten Organisationen der Freien Wohlfahrt in Ös- Der designierte Betriebsratsvorsitzende Hans Schaller testet die Werkzeuge terreich entwickelt. Rechtlich gesehen ist die Volkshilfe Österreich ein gemeinnütziger und Schülern begonnen. Das Ausbildungs- Die Bibliothek muß noch ausgestattet Verein, der als Mitglieder seine neun Lan- zentrum ist von der Indischen Regierung an- werden, Fachliteratur sowohl für Schülerin- desverbände hat. erkannt, der Abschluß entspricht den Anfor- nen und Schüler, wie auch für das Lehr- Das „4-Säulen-Prinzip“ der Volkshilfe derungen des „State Council for Vocational personal ist ebenfalls noch zu ergänzen. Österreich besteht aus der Sozialen Dienst- Training“. Voraussetzung für die Aufnahme Die Zufahrtswege wurden instandgesetzt leistungsorganisation, der nationalen und in- in das Zentrum ist in erster Linie eine und die Zugänge zum Ausbildungsgebäude ternationalen humanitären Hilfsorganisation, Grundschulausbildung; diese dauert in In- und zur Werkstatt aufgeschüttet und fixiert; der Spendenorganisation und der Sozialen dien zehn Jahre. Berücksichtigt wird auch denn besonders in der Regenzeit hat sich auf Bewegung. Schirmherrin der Volkshilfe ist die familiäre, soziale und wirtschaftliche Si- den Zufahrtswegen das Wasser gesammelt Margit Fischer, Gattin des österreichischen tuation der Bewerberinnen und Bewerber und der Zugang zu den Gebäuden war schwie- Bundespräsidenten. und auch, ob die Familie vom Tsunami be- rig. http://www.volkshilfe.at troffen war. Derzeit werden drei Kurse ange- Um die Wasserversorgung im Zentrum boten: Schweißerei, Elektrik und Autome- sicherzustellen wird derzeit ein Tank errich- Die voestalpine chanik. Das Zentrum ist für die Ausbildung tet. Das Zentrum hat keinen eigenen Brun- von 180 Schülerinnen und Schülern und meh- nen und es gibt noch keine Wasserleitung. … ist ein führender europäischer Verarbei- reren Kursen ausgelegt. Die Klassenschüler- Die Stromversorgung ist sichergestellt – tungskonzern mit eigener Stahlbasis und Sitz Höchstzahl liegt bei 40 pro Kurs, die Kurse sie wird über das öffentliche Netz gewährlei- in Österreich. Die fünf Divisionen Stahl, werden schrittweise ausgeweitet. stet. Edelstahl, Bahnsysteme, Profilform und Das Zentrum wird von einem „Principal“ Vorhaben, die im Detail erst auszuarbei- Automotive besetzen in ihren jeweiligen geleitet, es gibt zehn Lehrer, die den theore- ten und zu diskutieren sind, umfassen, z.B., Märkten Top-Positionen. Man denkt und tischen und praktischen Unterricht machen. die Nutzung des noch verfügbaren Areals, die handelt international. Man sucht und geht Es gibt natürlich auch ein Sekretariat, Si- Errichtung einer Kantine, eventuell ein Au- mutig und leidenschaftlich neue Wege der cherheitspersonal und Reinigungskräfte. Ein ditorium im ersten Stock des Ausbildungs- Innovation und orientiert sich dabei immer Komitee („advisory comity“) berät und un- zentrums und Möglichkeiten zur sportlichen am nachhaltigen Nutzen für Kunden, Aktio- terstützt das Zentrum fachlich und im Hin- Betätigung der Jugendlichen. näre und Mitarbeiter. blick auf Nachhaltigkeit. Zur Nachhaltigkeit des Ausbildungszen- Die voestalpine-Gruppe ist in 50 Ländern trums werden Strategien ausgearbeitet und auf allen Kontinenten mit mehr als 350 Pro- Geplante Aktivitäten schrittweise umgesetzt; die Bezahlung von duktions- und Vertriebsstandorten vertreten. Studiengebühren für Schülerinnen und Schü- Der Konzern beschäftigt über 40.000 Mit- Das Ausbildungszentrum und die Werk- ler, die bessergestellt sind, stellen bereits arbeiter (davon etwa die Hälfte außerhalb stätten sind soweit eingerichtet, daß der Un- einen kleinen Beitrag dar; die Übernahme Österreichs) und erzielt einen Umsatz von terricht gewährleistet ist und gut ablaufen von Auftragsarbeiten bzw. Unterstützung mehr als 10 Mrd. Euro. 43 Prozent des zur kann. Jedoch fehlen noch einige Geräte und vom Distrikt oder aus den Dorfverwaltungen Gänze privatisierten Unternehmens werden Ausrüstungen, vor allem für die Werkstätten, werden diskutiert und auf Möglichkeiten von österreichischen Anlegern gehalten. die auf den Märkten von Chennai oder Coim- geprüft. 10,7 Prozenzt der voestalpine AG befinden batore nicht oder in nicht genügender Anzahl Eine Zielsetzung des Zentrums ist auch sich darüberhinaus im Eigentum der Mitar- verfügbar waren und die noch besorgt wer- die Förderung und Ausbildung von jungen beiter. „ den müssen. Frauen. Dabei sind sowohl Sensibilisierungs- http://www.voestalpine.com

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 19 Österreich, Europa und die Welt Garten mit Meerblick ist 30 Österreichs Vertreter in Barcelona feierten am 24. November 2007 das 30jährige Bestehen des »Jardin d´« im Park Güell in Barcelona. Alle Fotos: Club Austria International Barcelona

ORF-Korrespondent Josef Manola begrüßt die mehr als 100 Besucher dieser seltenen Geburtstagsfeier im »Jardin d‘Austria«

as Fest fand im „Park Güell“ unter der DPatronanz des österreichischen Hono- rarkonsuls in Barcelona, José Maria Bové, statt. Als Gastgeberin fungiert die österrei- chische Botschafterin in Spanien, Ulrike Tilly. Barcelonas Vizebürgermeisterin und Präsidentin des Park-und Gartenamtes Bar- celonas, Imma Mayol, war ebenso gekom- men, wie zahlreiche Persönlichkeiten der katalanischen Gesellschaft, der „Amics d‘Àustria“, diplomatische Vertreter und die in Katalonien lebende österreichische Ge- meinde. Mehr als 100 Festgäste feierten an einem schönen und etws später auch sonni- gen Wintertag das 30jährige Bestehen des „Österreichischen Gartens“. Den zentralen Festakt bildete die Enthül- lung der erneuerten Gedenktafeln von Wien und Eisenstadt durch die Vertreter Rainer Weisgram (Direktor des Wiener Stadtgarten- amts) und Andrea Fraunschiel (Bürgermei- sterin von Eisenstadt). Die weiteren erneuer- ten Gedenktafeln von Vorarlberg und Ober- österreich wurden von der Botschafterin und dem Vorstand des „Club Austria von Bar- celona“ präsentiert. Auch der Bürgermeister von Mariazell, Andrea Fraunschiel, Bürgermeisterin von Eisenstadt (re.) und Botschafterin Ulrike Helmut Pertl, reiste zu dieser Feierlichkeit Tilly präsentieren die neue Steintafel vor dem Baum des Burgenlandes

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 20 Österreich, Europa und die Welt an. Die beiden österreichschen Musiker Bertl Mütter (Posaune) und Peter Havlicek (Kon- tragitarre) bildeten einen schwungvollen und kurzweiligen musikalischen Rahmen. Josef Manola, ORF-Korrespondent in Madrid, führte gekonnt durch das Programm. Im Anschluß feierten die Festgäste mit österreichsichem Sekt und katalanisch-öster- reich Leckerbissen.

Jardín d´Austria 1977 präsentierte sich Wien mit einer großen Ausstellung in Barcelona. Zur Er- innerung wurde im „Parc Güell“ ein Baum gepflanzt. Dieser Ort steht symbolisch für den Jugendstil/Modernisme, der den Charak- ter Wiens und Barcelonas prägt. In den folgen- den Jahren schenkten auch andere Bun- desländer Bäume an die Stadt Barcelona und so entstand ein echter „Jardin d´Austria“, der einzige österreichische Garten mit Blick aufs Direktor des Wiener Stadtgartenamts, Rainer Weisgram, und Barcelonas Vizebür- Meer. Im Gegenzug schenkte die Stadt Bar- germeisterin und Präsidentin des Park-und Gartenamtes Barcelonas, Imma Mayol celona den Wienern einen Baum, der im Stadtpark gepflanzt wurde. Das Fest im „Park Güell“ vertiefte einmal mehr die bestehende freundschaftliche, kul- turelle und ökonomische Verbindung zwi- schen Österreich und Katalonien. Der „Club Austria Internacional Barce- lona“, CAIB, versteht sich als unabhängige, weltoffene und moderne Einrichtung für alle in Barcelona und weiterer Umgebung leben- den Österreicher mit ihren Familien, spani- sche und internationale Freunde und Ge- schäftspartner. Der Club pflegt gerne die österreichische Kultur und ganz besonders die österreichi- sche Gemütlichkeit. Es ist aber kein Verein im traditionellen Sinne von Brauchtumsgrup- pe, Kaffeekränzchen mit Häkeln, Leder- hosenparade oder Politstammtisch. Der CAIB bietet seinen Mitgliedern eine wichti- ge Plattform zum professionellen und per- sönlichen Austausch unter Österreichern und Die beiden Wiener Musiker Bertl Mütter und Peter Havlicek beeindruckten durch anderen Nationalitäten in Katalonien; be- traditionelle und moderne Impressionen heimischer Musik sonders beim Stammtisch; zahlreiche gesel- lige Ereignisse während des gesamten Jah- reiche Neuankömmlinge. Durch eben diese österreichischen Honorarkonsulat in Barce- res: Calçotada, Wanderung, Adventfeier; or- Vielfalt an Erfahrungen der Mitglieder, bie- lona verstärkt das soziale und professionelle ganisierte kulturelle Aktivitäten: geführte tet der CAIB einen kostbaren Erfahrungs- Netzwerk des Clubs. Ausstellungen, gemeinsame Konzertbesu- pool, eine Vermittlungs- und Informations- che; Information zu Angeboten von Österrei- stelle für eine gelungene Integration in Ka- Eckdaten des Clubs chern und Firmen für Österreicher in Kata- talonien. lonien: Reisen, Einkaufen; Unterstützung von Der CAIB bildet eine aktive Schnittstelle Der eingetragener Verein mit gewähltem in Not geratenen Österreichern mit Wohnsitz zwischen Hilfe zur Integration und Verbin- Vorstand wurde bereits 1928 gegründet und in Katalonien. dung zur Heimat. zählt zur Zeit (Stand 2006) mehr als 60 akti- Mitglieder im Club sind sowohl „alt ein- Eine enge Zusammenarbeit des CAIB mit ve und „zaaaahlreiche“ assoziierte Mitglie- gesessene“ Auslandsösterreicher-Familien der Außenhandelsstelle der Wirtschaftskam- der. „ (Paare und Einzelpersonen), als auch zahl- mer Österreich, Austria Turismo sowie dem http://www.freewebs.com/clubaustria

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 21 Europa EU-Kommission begrüßt Unter- zeichnung des Vertrags von Lissabon

it ihrer Unterschrift unter den Vertrag Mvon Lissabon haben die 27 Mitglied- staaten am 13. Dezember einen wichtigen Schritt in Richtung europäischer Integration gemacht. Damit beginnt eine neue Ära; die- ser Vertrag wird die EU in die Lage verset- zen, die Herausforderungen des 21. Jahrhun- derts zu bewältigen. Die Kommission ist überzeugt, daß der neue Vertrag wesentliche Vorteile für die Bürger mit sich bringt und die Debatte über institutionelle Fragen auf absehbare Zeit beendet sein wird. Dadurch wird sich die EU, in Übereinstimmung mit der zweigleisigen Vorgehensweise der Kom- mission Barroso, stärker auf die für die Bür- ger wichtigen Themen konzentrieren kön- nen, wie etwa Wachstum und Beschäftigung, Energie, Klimawandel und Migration. Die Mit ihrer Unterschrift unter den Vertrag von Lissabon haben die 27 Mitgliedstaaten Kommission fordert die Mitgliedstaaten auf, einen wichtigen Schritt in Richtung europäischer Integration gemacht. Foto: EU den Vertrag zügig zu ratifizieren, damit die- ser am 1. Januar 2009 in Kraft treten kann. wählten Vertreter im Europäischen Parla- EU. Sowohl die Bürger als auch die einzel- Die Kommission hat eine Website über den ment und die einzelstaatlichen Parlamente staatlichen Parlamente werden die Beschluß- neuen Vertrag freigeschaltet, auf der dessen umfangreichere Befugnisse erhalten. Im fassung aus nächster Nähe mitverfolgen kön- politische Neuerungen und institutionelle Rahmen der neuen „Bürgerinitiative“ kön- nen, da die Rechtsetzungsdebatten öffentlich Reformen in leicht verständlicher Form nen eine Million Bürger die Kommission sein sollen. Die Bürger Europas werden die erklärt werden. künftig auffordern, Vorschläge zu unterbrei- Möglichkeit erhalten, auf vorgeschlagene http://europa.eu/lisbon_treaty/index_de.htm ten. Ein Mehr an Demokratie ist die Grund- EU-Rechtsakte Einfluß zu nehmen. José Manuel Barroso, Präsident der Eu- lage für eine EU, die auf der Zustimmung Mehr Effizienz der EU durch handlungs- ropäischen Kommission, sagte: „Der Vertrag der Bürger beruht, und wird dazu beitragen, fähige und gestraffte Institutionen. Beispiels- von Lissabon ist ein Meilenstein in der Ge- deren Vertrauen in den europäischen Inte- weise soll die Fähigkeit der EU, gegen Kri- schichte der Integration Europas. Er rückt grationsprozeß wiederherzustellen.“ minalität, Terrorismus und Menschenhandel die Bürger in den Mittelpunkt des europäi- Der Vertrag von Lissabon ändert die gel- vorzugehen, durch eine raschere und kohä- schen Projekts. Nach sechs langen Jahren tenden EU- und EG-Verträge, ohne diese zu rentere Entscheidungsfindung in Sachen Ju- der Verhandlung können wir institutionelle ersetzen. Er verleiht der EU den rechtlichen stiz, Freiheit und Sicherheit verbessert wer- Fragen nun hintanstellen und uns mit unserer Rahmen und die Instrumente, die erforder- den. Die Werte und Ziele der EU sollen deut- ganzen Energie darauf konzentrieren, für lich sind, um den künftigen Herausforderun- licher als je zuvor festgeschrieben werden. unsere Bürgerinnen und Bürger politische gen sowie den Erwartungen der Bürger Ferner werden die Grundrechtecharta und Ergebnisse zu erzielen. Ich möchte die Mit- gerecht zu werden. die EU-Verträge rechtlich gleichrangig sein. gliedstaaten dazu auffordern, ihren Verpflich- Der Vertrag von Lissabon wird viele Vor- Eine stärkere Stellung in der internationa- tungen nachzukommen und zu versuchen, teile mit sich bringen: Er wird sicherstellen, len Politik. Die EU wird nach mehr Kohä- den Vertrag rechtzeitig zu ratifizieren, damit dass die Bürger bei Europa-Themen mitbe- renz in den verschiedenen Bereichen ihrer dieser am 1. Januar 2009 in Kraft treten stimmen können. Ferner werden ihre Grund- Außenpolitik, wie der Diplomatie, der Si- kann.“ rechte in einer Charta festgeschrieben. Die cherheit, dem Handel und der humanitären „Dieser neue Vertrag ist gut für die Bür- EU wird über bessere Instrumente verfügen, Hilfe, streben. Außerdem wird eine einzige ger Europas“, erklärte Margot Wallström, um die Erwartungen in den Bereichen Ener- Rechtspersönlichkeit geschaffen, die der EU die für institutionelle Beziehungen und gie, Klimawandel, grenzüberschreitende Kri- in Verhandlungen ein größeres Gewicht ver- Kommunikationsstrategie zuständige Vize- minalität und Einwanderung zu erfüllen. leihen soll. präsidentin der Kommission. „Er wird die Auch wird sie in der Lage sein, auf dem in- Diese Verbesserungen versetzen die EU Effizienz der EU verbessern, und die EU ternationalen Parkett mit einer Stimme zu in die Lage, einen Wandel herbeizuführen, wird in außenpolitischen Fragen mit einer sprechen. den Europäern zu mehr Sicherheit und Stimme sprechen können. Die Bürger wer- Zu den wichtigsten geplanten Verbesse- Wohlstand zu verhelfen und ihnen Möglich- den die politischen Maßnahmen der EU bes- rungen zählen: Mehr Demokratie, Offenheit keiten zu bieten, die Globalisierung mitzu- ser mitgestalten können, da ihre direkt ge- und konkretere Rechenschaftspflicht der gestalten. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 22 Speziell für Auslandsösterreicher Wahlrechtsänderung 2007 Hauptpunkte für AuslandsösterreicherInnen

Von Gesandtem Thomas Buchsbaum *)

it 1. Juli 2007 sind erhebliche Ver- Mbesserungen und Erleichterungen im österreichischen Auslands(österreicherIn- nen)-Wahlrecht in Kraft getreten, deren wichtigste Punkte hier zusammengefaßt sind:  Wählen ist nun schon ab dem 16. Ge- burtstag möglich, zum/r Abgeordneten für den Nationalrat und das Europäische Parlament gewählt werden kann man bereits ab dem 18. Geburtstag. Die Legis- laturperiode des Nationalrats wird auf fünf Jahre verlängert. Die Briefwahl wird all jenen im In- und Ausland eröffnet, die am Wahltag verhindert sind, ihre Stimme in einem Wahllokal abzugeben. Für die Stimmabgabe per Briefwahl sind keine „Zeugen“ mehr erforderlich, sondern nur eine eidesstattliche Erklärung per Unter- schrift. Foto: http://www.bilderbox.biz  AuslandsösterreicherInnen können Wahl-  AuslandsösterreicherInnen erhalten erst- allel dazu wird im Parlament gemeinsam mit karten für einen Zeitraum von 10 Jahren mals das Recht, sich auch an Volksbe- ExpertInnen eine Arbeitsgruppe eingerich- im voraus bestellen. In Wählerevidenzen fragungen zu beteiligen. tet, die E-Voting einer verfassungsrechtli- eingetragene AuslandsösterreicherInnen  Weiters wird es AuslandsösterreicherIn- chen und technischen Machbarkeitsanalyse werden, sofern ihre Adressen der Wäh- nen künftig möglich sein, auch bei Land- unterziehen soll. lerevidenzgemeinde bekannt sind, über tagswahlen ihre Stimme abzugeben, Mit dieser Wahlrechtsnovelle wurden die kommende Wahlen sowie über ihre in wenn die jeweiligen Landtage dies be- vom Außenministerium unterstützten und Aussicht stehende Streichung aus der schließen und wenn seit der Verlegung vertretenen langjährigen Forderungen der Wählerevidenz – nach der maximal 10jäh- des Hauptwohnsitzes aus diesem Bundes- AuslandsösterreicherInnen und des Aus- rigen Eintragungsperiode – amtswegig land in das Ausland maximal 10 Jahre landsösterreicher- Weltbunds (AÖWB) nun verständigt. Auch über negative Entschei- vergangen sind. umgesetzt. Dies betrifft insbesondere das ver- dungen zu Anträgen auf Eintragung in die Damit wird der Kreis der österreichischen einfachte Wahlverfahren – „echte Briefwahl“ Wählerevidenz sowie zu Anträgen auf Wahlgänge, an denen sich Auslandsöster- statt notwendige „Zeugen“ –, die automati- Ausstellung von Wahlkarten müssen die reicherInnen beteiligen können, erheblich sche Zusendung der Wahlkarten – nicht mehr AuslandsösterreicherInnen von den Wäh- ausgeweitet. Er umfaßt nun Bundespräsi- Beantragung vor jeder Wahl –, die amtswe- lerevidenzbehörden verständigt werden. dentschaftswahlen, Nationalratswahlen, Wah- gigen Informationen über Wahlen, zu AÖ-  Als notwendiges Gegenstück zu diesen len der österreichischen Abgeordneten zum Anträgen und vor Streichungen aus der amtswegigen Informationen sind die in Europäischen Parlament („Europawahlen“), Wählerevidenz – Wegfall der informations- Wählerevidenzen eingetragenen Auslands- bestimmte Landtagswahlen, Volksabstim- losen „automatischen“ Streichung nach österreicherInnen in Zukunft verpflichtet, mungen und Volksbefragungen. Damit kön- 10 Jahren – sowie klare Schritte in Richtung ihrer Wählerevidenzgemeinde jede Adreß- nen sich AuslandsösterreicherInnen nun ver- Internet-E-Voting. änderung im Ausland – samt, wenn stärkt an politischen Entscheidungsprozes- Auslands(österreicherInnen)-relevante zutreffend, auch der E-Mail-Adresse – sen und somit an der Demokratie ihres Wahlinformationen des Bundesministeriums mitzuteilen. Landes beteiligen. für europäische und internationale Angele- Die Nationalratsabgeordneten mahnten genheiten finden Sie auf der Auslands- im Rahmen der Beschlußfassung der Wahl- österreicherInnen-Website des BMeiA – *) Gesandter Dr. Thomas Buchsbaum ist Leiter rechtsnovelle eine rechtzeitige Versendung http://www.auslandsoesterreicherInnen.at / der AuslandsösterreicherInnen-Abteilung im von Wahlkarten ins Ausland ein und ersuch- „Wahlen“, wo auch weitere Details und For- Bundesministerium für europiäsche und inter- ten die Regierung, die Vorbereitungsarbeiten mulare angeboten werden, sobald sie ver- nationale Angelegenheiten für E-Voting in Österreich fortzusetzen. Par- fügbar sind. „

»Öster- ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 23 Wirtschaft Österreich und Südosteuropa Bundeskanzler Alfred Gusenbauer: »Österreich ist gutes Beispiel für Vereinbarkeit von Wirtschaftsdynamik und sozialer Kohäsion.«

Teilnehmer an der Economist Conferences »Austria and South-eastern Europe Leaders' Roundtabel« in den Redoutensälen der Wiener Hofburg: (v.l.) Erich Hampel, Alfred Gusenbauer, Dieter Spranz und Christian Kern. Foto: BKA / Andreas Wenzel

sterreich sei ein gutes Beispiel „für die ge Arbeitslosigkeit erfreut. Österreich werde durch den „Störfaktor des höheren Verkehrs- ÖVereinbarkeit von sozialer Kohäsion aber nicht den Fehler begehen, sich auf dem aufkommens“ teils konterkariert würden. So und wirtschaftlicher Dynamik“, so Bundes- Polster des Erfolgs auszuruhen, so Gusen- sei mit der Ostöffnung auch der Ost-West- kanzler Alfred Gusenbauer am Abend des bauer, der klarmachte, daß die Bundesregie- Transit stark angestiegen, der LKW-Touris- 3. Dezember bei der „Economist Conferen- rung auch zukünftig wichtige Innovations- mus in Richtung Österreich trage darüber ce“" zum Thema „Österreich und Südost- maßnahmen setze. Dafür spreche auch der hinaus das seine dazu bei, daß Österreichs europa – Pläne und Chancen österreichischer kürzlich veranstaltete große Innovationsdia- Energiebilanz verbesserungsfähig ist. Unternehmer“. Österreich stehe wirtschaft- log, bei dem zentrale Programme und Maß- lich gut da, dürfe sich aber „nicht zufrieden nahmen diskutiert und eingeleitet wurden. Der Bundeskanzler sprach sich in der Dis- zurücklehnen, sondern braucht weiterhin Klar sei auch, daß das System der österreichi- kussion weiters dafür aus, den Westbalkan- permanent die Bereitschaft zu Innovation“, schen Sozialpartnerschaft großen Anteil ländern eine Perspektive in Richtung EU zu bekräftigte Gusenbauer. Klar sei, daß eine daran habe, daß es gelingt, eine „Win-Win- geben. Kroatien als neu aufzunehmendes Gesellschaft nur dann zu großen Innova- Situation sowohl für die Wirtschaft als auch Land müsse jedoch verstärkte Anstrengun- tionsleistungen fähig sei, wenn jedes Talent für die Beschäftigten herzustellen“. Wichtige gen unternehmen, um die Aufnahmekriterien gefördert werde. Daher sehe die Regierung Basis des Erfolgs von Österreich sei auch rechtzeitig zu erfüllen. Nach Vorbild der die Verbesserung des Bildungssystems als der „soziale Friede“, so der Bundeskanzler. skandinavischen Länder plädierte Gusen- wichtigste Aufgabe an. Ebenso wie im Be- Befragt zum Thema „Fachkräfte“ ver- bauer weiters für eine enge Zusammenarbeit reich der Vereinbarkeit von Familie und Be- deutlichte er, daß Österreich hier eine „diffe- der einzelnen Regionen im Raum Mittel- ruf habe man hier schon wichtige Maßnah- renzierte Strategie“ verfolge. Oberste Priori- europa. Er wünsche sich hier eine „Skandi- men gesetzt. Auch beim Klimaschutz unter- tät habe die Qualifikation heimischer Ar- navisierung von Mittel- und Südosteuropa“. nehme Österreich „größte Bemühungen, um beitskräfte, erst dann hole man dort, wo es Das Engagement Österreichs in Südosteu- das Kyoto-Ziel 2012 zu erreichen“, so Gu- nötig sei, Fachkräfte aus dem Ausland, er- ropa wertete Gusenbauer als äußerst positiv. senbauer, der unterstrich, daß es auch gelte, läuterte Gusenbauer das Modell der „selekti- Vor allem die heimischen Banken hätten die „Wien als Finanzzentrum auszubauen“. ven Öffnung“. Auch im Infrastrukturbereich Chance frühzeitig genutzt, so Gusenbauer Alle makrowirtschaftlichen Indikatoren, setze die Regierung „massive Investitionen bei der von Daniel Thorniley („Economist“) aber auch zahlreiche Studien und Rankings im Ausmaß von elf Milliarden Euro“, unter- geleiteten Diskussion, an der weiters teilnah- belegten die „gute und solide Entwicklung strich der Bundeskanzler. Zum Thema Kli- men: Erich Hampel (Bank Austria Credit- der österreichischen Wirtschaft“, zeigte sich maschutz hielt Gusenbauer fest, daß Öster- anstalt), Christian Kern (Verbund) sowie Gusenbauer etwa mit Verweis auf die niedri- reich wesentliche Maßnahmen setze, die aber Dieter Spranz (Wolf Theiss). „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 24 Wirtschaft »Abfertigung neu« ab 2008 auch für alle Selbständigen WKO-Präsident Leitl: »Bessere soziale Absicherung für Unternehmer erreicht«

m Parlament wurde am 4. Dezember vom „Unternehmer brauchen ein Sicherheits- Molterer bezeichnete bereits im September INationalrat das Selbständigenvorsorge- netz im Fall von Erwerbslosigkeit oder lan- bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit modell für Gewerbetreibende beschlossen. ger Krankheit“, begrüßt der WKÖ-Präsident Wirtschafts- und Arbeitsminister Martin Damit wird ein Vorschlag der Wirtschafts- die Neuregelung der Arbeitslosenversiche- Bartenstein das neue Modell zur betrieb- kammer Österreich (WKÖ) zur Verbesse- rung für Selbständige. Ansprüche auf Ar- lichen Vorsorge für Selbständige und Freie rung der sozialen Absicherung für alle Selb- beitslosengeld werden unbefristet und ohne Dienstnehmer als eine wichtige sozialpoliti- ständigen umgesetzt. WKÖ-Präsident Chri- Zusatzkosten für Unternehmer, die vor dem sche Weichenstellung. „Das ist ein entschei- stoph Leitl begrüßt den Gesetzesbeschluß: 1. Jänner 2009 unselbständig und selbstän- dender Beitrag zur langfristigen Sicherung „Damit wird sichergestellt, daß Unterneh- dig erwerbstätig waren, mitgenommen. Per- der Altervorsorge. Diese ist eine der Haupt- mer gegenüber den unselbständig Beschäf- sonen, die erst nach dem 1. Jänner 2009 eine anliegen der Bürgerinnen und Bürger. Nach tigten bei der betrieblichen Vorsorge gleich der Abfertigung NEU ist das heute vorge- gestellt werden. Das Gesetzespaket Selb- stellte Modell eine weitere wichtige Ant- ständigenvorsorge ist eine bedeutende Ver- wort“, so der Vizekanzler. Mehr soziale Ab- besserung der sozialen Absicherung für alle sicherung werde durch das neue Modell nun- Unternehmer und bringt eine steuerfreie Zu- mehr auch für Unternehmer, Selbständige satzpension ohne Zusatzkosten.“ und Bauern erreicht. Die betriebliche Vorsorge für alle Selb- „Mit unseren 3 Säulen der Altersvorsorge ständigen wird bereits mit 1. Jänner 2008 nehmen wir in Europa eine Vorreiter- und umgesetzt. Der Beitragssatz in der gewerb- Vorbildfunktion ein. Bereits 2,3 Millionen lichen Krankenversicherung wird mit Jah- Erwerbstätige sind grundsätzlich berechtigt, resbeginn 2008 von 9,1 auf 7,65 Prozent ge- die Abfertigung NEU in Anspruch zu neh- senkt. Gleichzeitig werden analog zur „Ab- men. Wir bieten mit dem neuen Modell fertigung neu“ für Arbeitnehmer 1,53 Pro- 500.000 zusätzlichen Erwerbstätigen dieses zent als 2. Säule für die Altersvorsorge der Zukunftsvorsorgemodell an. Mit der Abferti- Unternehmer, also eine zusätzliche Rente, gung NEU nun auch für Unternehmer, Selb- verwendet. Mit dem gleichen Beitrag zur ständige und Bauern haben wir eine weitere SVA wie bisher ist ein Unternehmer nicht breite Basis zur Sicherung der Altersvorsor- nur krankenversichert, sondern erhält künf- ge geschaffen“, schloß Molterer. tig auch eine Zusatzpension. Volker Plass, Bundessprecher der Grünen Die Sozialversicherungsanstalt der Ge- Foto: http://www.bilderbox.biz Wirtschaft, stellte fest: „Für diejenigen, die werblichen Wirtschaft (SVA) hebt die Bei- selbständige Tätigkeit beginnen, wahren mehr soziale Absicherung brauchen, wird träge ein und führt diese an die jeweilige ebenfalls die Ansprüche auf Arbeitslosen- diese Betriebsvorsorge nur Peanuts abwer- Vorsorgekasse (VK), welche der Unterneh- geld ohne Zusatzkosten, wenn sie vor ihrer fen. Für alle anderen UnternehmerInnen ist mer auswählt, ab. Beim Wechsel zwischen Selbständigkeit zumindest fünf Jahre unselb- das staatlich verordnetes Zwangssparen“, einer unselbständigen und einer selbständi- ständig erwerbstätig waren. Selbständige bewertet das Selbständigenvorsorgemodell gen Erwerbstätigkeit gilt das „Rucksack- ohne Leistungsansprüche aus der Arbeits- nach dem Vorbild „Abfertigung neu“. prinzip“. Weiters gelten sämtliche steuer- losenversicherung können sich ab 1. Jänner Natürlich sei es zu begrüßen, daß die lichen Begünstigungen für Arbeitnehmer 2009 auf freiwilliger Basis selbst versichern steuerliche Diskriminierung für Selbständi- nun auch für die Selbständigen: Damit kann (Opting-in-Modell). Dabei haben Selbstän- ge beseitigt werde, meint Plass. „Es ist mir der Beitrag zur Selbständigenvorsorge als dige die Wahl zwischen drei Modellen. jedoch vollkommen unklar, warum Bauern steuerliche Betriebsausgabe abgesetzt wer- „Übergänge zwischen unselbständiger und und Freiberufler mit einer Opting-In-Rege- den, die Veranlagung in der MVK ist steuer- selbständiger Tätigkeit werden immer häufi- lung über den Beitritt in dieses System selbst frei und die Auszahlung als Einmalbetrag ist ger. Der Schritt in die Selbständigkeit wird entscheiden dürfen, wir Unternehmer hinge- steuerbegünstigt (6 Prozent) und als Rente wesentlich leichter, wenn es eine soziale Ab- gen zwangsbeglückt werden.“ steuerfrei. „Da die Grenzen zwischen einer sicherung für die Zeit danach gibt. Damit Für Kleingewerbetreibende sei die Be- selbständigen und unselbständigen Erwerbs- wird die Arbeitslosenversicherung für Selb- triebsvorsorge nicht mehr als ein Placebo, tätigkeit immer mehr verschwinden, muss ständige einen wichtigen Beitrag zu mehr mit dem darüber hinweggetäuscht werden die steuerliche und sozialrechtliche Gleich- Mobilität und gleichzeitig mehr Sicherheit soll, daß trotz Pensionsreform eine ausrei- behandlung konsequent fortgesetzt werden“, leisten, so Leitl abschließend. chende soziale Sicherheit im Alter nicht ge- betont Leitl. Vizekanzler Finanzminister Wilhelm währleistet sei. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 25 Wirtschaft Wachstumsaussichten für Österreich gedämpfter Gesamtwirtschaftliche Prognose der Oesterreichischen Nationalbank für Österreich 2007 bis 2009 vom Dezember 2007

bgleich die durch die US-Subprime- Investitionsnachfrage wird sich daher 2008 Oktober 2,9% (im Jahresabstand). Die Infla- OKrise hervorgerufenen Turbulenzen auf und 2009 weniger dynamisch entwickeln. tionsrate wird im Gesamtjahr 2007 auf 2,1% den internationalen Finanzmärkten, der hohe steigen, sich im Jahr 2008 auf 2,4% be- Ölpreis und die starke Abwertung des US- Weiterer Rückgang der schleunigen und erst 2009 wieder auf 1,8% Dollars deutliche Risken für die weltwirt- Arbeitslosenquote 2008 zurückgehen. Dieser Prognose liegt ein kon- schaftliche Entwicklung bergen, ist ein nur tinuierlicher Rückgang der Erdölpreise ab geringfügig schwächeres Wachstum der Die Arbeitslosenquote sinkt infolge des dem zweiten Quartal 2008 sowie eine wieder Weltwirtschaft (ohne Euroraum) von 5,6% kräftigen Beschäftigungswachstums im Jahr moderate Preisentwicklung der Nahrungs- im laufenden Jahr (2006: 5,9%) zu erwarten. 2007 auf 4,3%. Da das Beschäftigungs- mittel ab Mitte 2008 zugrunde. Auch für 2008 und 2009 wird ein nach wie wachstum der Jahre 2006 und 2007 von vor robustes Wachstum von knapp über 5% Nachholeffekten geprägt war, wird für 2008 Staatsschuldenquote erwartet. Der Wachstumsschwerpunkt verla- und 2009 ein Nachlassen der Beschäfti- unterschreitet erstmals gert sich allerdings von den USA nach gungsdynamik erwartet. 2008 wird sich da- Asien. Das Wachstum des Welthandels wird her die Arbeitslosenquote noch leicht redu- die 60%-Grenze sich nach dem außerordentlich starken Jahr zieren, bevor sie 2009 auf das Niveau von Der Budgetsaldo laut Maastricht-Defini- 2006 im Jahr 2007 zwar deutlich verringern, 2007 zurückkehrt. tion wird sich im Jahr 2007 auf -0,7% des aber immer noch 6,1% erreichen und danach BIP verbessern, 2008 auf diesem Niveau wieder zunehmen. Inflation wird auf verharren und erst im Jahr 2009 weiter auf - Aufgrund des sich leicht abschwächen- über 2% klettern 0,4% reduzieren. Die Staatschuldenquote den Welthandelswachstums und eines leich- unterschreitet 2007 erstmals die 60%-Gren- ten Verlusts an preislicher Wettbewerbsfä- Die HVPI-Inflationsrate ist in den letzten ze. „ higkeit erwartet die OeNB in der vorliegen- Monaten deutlich gestiegen und erreichte im http://www.oenb.at den Prognose eine geringere Exportdynamik für die kommenden Jahre. Die realen Ex- porte werden heuer um 6,4% und in den bei- Kredite deutlich teurer den kommenden Jahren um 6,1% bezie- Die Entwicklung der Kundenzinssätze in Österreich und im hungsweise 6,7% zunehmen. Die Nettoex- Euroraum im 3. Quartal 2007 porte tragen über den gesamten Prognose- nfolge der Leitzinserhöhung der EZB im Zinssatz im dritten Quartal um 0,29 %- zeitraum positiv zum BIP-Wachstum bei. Juni 2007 gab es auch im dritten Quartal Punkte auf 4,33%, bei Einlagen von Unter- Über den Prognosezeitraum wird eine weite- I re Verbesserungder Leistungsbilanz von 2007 insbesondere bei neu vereinbarten nehmen sogar um 0,31 %-Punkte auf 2,8% (2006) auf 4,6% des BIP im Jahr 2009 Krediten deutliche Anstiege. So stiegen 4,34%. In allen Einlagenkategorien lagen erwartet. Unternehmenskredite mit einem Volumen die Zinssätze in Österreich über dem bis zu 1 Million Euro zwischen Juni und Durchschnitt des Euroraums. Inlandsnachfrage September in Österreich um 0,38 %-Punk- Hinsichtlich des aushaftenden Gesamt- te auf 5,46% und Konsumkredite an private bestandes schmolz der Zinsvorteil für schwächt sich ab Haushalte um 0,34 %-Punkte auf 6,53%. Österreichs Kreditnehmer gegenüber dem Der private Konsum stellt den Wermuts- Dennoch lagen die Zinssätze von neuen Durchschnittswert des Euroraums auf- tropfen der Konjunkturentwicklung dar. Er Krediten in Österreich weiterhin unter den grund des hohen Anteils variabel verzin- wird über den gesamten Prognosehorizont Vergleichswerten des Euroraums. ster Kredite weiter. Im dritten Quartal stie- jeweils um knapp einen halben Prozentpunkt Bei neuen Einlagen allerdings fielen gen die Zinssätze für langfristige Kredite schwächer als im Durchschnitt der letzten die Anhebungen der Zinssätze im dritten (über 5 Jahre Laufzeit) in Österreich um drei Jahre wachsen, obwohl für 2008 im Ver- Quartal 2007 etwas geringer als bei Kre- 0,20 bis 0,25 %-Punkte, im Euroraum hin- gleich zu den vorhergehenden Jahren mit diten aus. Private Haushalte erhielten für gegen nur um 0,08 bis 0,17 %-Punkte. Bei höheren Lohnsteigerungen zu rechnen ist. neu vereinbarte Einlagen im September je Wohnbaukrediten lag der Zinssatz in Die OeNB erwartet für das Jahr 2007 ein nach Laufzeit um 0,16 bis 0,29 %-Punkte Österreich im September 2007 mit 5,33% kräftiges Wachstum der Investitionen um höhere Zinssätze als noch im Juni. Bei sogar deutlich höher als im Euroraum 4,5%. Allerdings überschreitet der Investi- Laufzeit von über 2 Jahren stieg der (4,94%). tionszyklus damit seinen Höhepunkt. Die

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 26 Wirtschaft UrlaubsEuro Winter 2007 Trotz starkem Euro und hoher Inflation in Österreich: UrlaubsEuro im Ausland auf tiefsten Wert

er UrlaubsEuro der Österreicher wird für Kroatien, dem weiterhin zweitwichtig- Aufwertung gegenüber dem Euro jedoch zu Dheuer, verglichen mit dem Dezember sten Urlaubsland, aber vor allem auch für die keiner Verbesserung geführt. „Insgesamt 2006, weniger wert sein. „Wichtige europäi- Türkei und Ungarn. Besonders für die dürfte der Wert des UrlaubsEuros in Über- sche Urlaubsländer haben 2007 gegenüber Türkei war der Rückgang des UrlaubsEuros see, ohne USA, im Durchschnitt nicht ge- dem Euro aufgewertet und gleichzeitig noch aufgrund der Aufwertung von 9 Prozent und stiegen sein“, meint Bruckbauer. höhere Inflationsraten als Österreich“, be- einer Inflationsrate von fast 8 Prozent sehr Abwertung und etwas niedrigere Inflation gründet Stefan Bruckbauer von der Bank stark und heute liegt der UrlaubsEuro in der haben den UrlaubsEuro in Großbritannien Austria Creditanstalt (BA-CA) Konzern- Türkei mit 141 Euro rund 16 Prozent niedri- und in der Schweiz im Jahresvergleich er- volkswirtschaft den Wertverlust beim Ur- ger als noch vor einem Jahr mit 163. Trotz höht, er liegt nunmehr für Großbritannien et- laubsEuro gegenüber dem Dezember 2006 dieses Rückgangs ist der UrlaubsEuro in der wa gleich hoch wie in Österreich, die Schweiz um 2 Prozent. Lediglich für die USA und Türkei auch Ende 2007 im Vergleich zu bleibt jedoch weiterhin die teuerste Destina- Großbritannien hat sich der Wert des Ur- anderen wichtigen Urlaubsregionen am mei- tion unter den beliebten Urlaubsländern der laubsEuros im Jahresvergleich spürbar er- sten wert. Österreicher. höht. Allerdings bekommt man derzeit auch in Abschließend weisen die Ökonomen der Trotz des Wertrückgangs des Urlaubs- Kroatien, in Ungarn und inzwischen auch in BA-CA darauf hin, daß es sich um Durch- Euros auf das niedrigste Niveau seit der Be- den USA für seinen UrlaubsEuro fast soviel schnittswerte handelt. Einzelne Regionen rechnung (1990) bleibt er mit 118 noch wie in der Türkei. „Die erneute Aufwertung wie etwa London oder Paris können deutlich immer über dem Wert in Österreich (100). des Euro gegenüber dem US-Dollar macht abweichen. Auch bezieht sich das Preisni- Der Rückgang des Werts im Ausland ist nach den Urlaub in den USA so billig wie noch veau nur auf den Durchschnitt der Güter und Meinung der Ökonomen der BA-CA Aus- nie und mit 130 Euro ist er damit 30 Prozent Dienstleistungen in den einzelnen Ländern. druck der verbesserten Wettbewerbsfähig- mehr wert als zuhause“, sagt Stefan Bruck- Zudem ist die Tatsache, daß das Preisniveau keit Österreichs. bauer. Allerdings wirkt sich der starke Euro in einigen Urlaubsländern so viel günstiger Auslöser für den erneuten Rückgang des in vielen anderen Überseedestinationen ist, vor allem auf das hohe Einkommens- UrlaubsEuros seit dem Dezember 2006 war deutlich weniger positiv aus. Zwar ist der niveau in Österreich zurückzuführen. Läge vor allem die höhere Inflation verbunden mit UrlaubsEuro in Asien etwas gestiegen. In Österreichs Preisniveau niedriger, wäre auch einer teilweisen Aufwertung in wichtigen vielen Ländern Süd- und Mittelamerikas, das Einkommensniveau geringer – wir könn- Urlaubsregionen der Österreicher. Dies gilt aber auch Afrikas hat die Inflation oder eine ten uns Urlaube oft gar nicht leisten. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 27 Wirtschaft Euro-Visionen: Konjunktur- und Kapitalmarkt Ausblick Leichte konjunkturelle Abkühlung des Aufschwungs – Beruhigung der Kreditkrise im 1. HJ 2008

er Euroland-Konjunkturausblick für sicherheit in welchem Ausmaß US-Finanz- sche Ursachen haben sollte. In einem Um- D2008 ist zwar durch mehrere negative institute weitere Abschreibungen vornehmen feld hoher Energie- und Nahrungsmittelpreise Einflüsse überschattet, die Chancen auf eine werden müssen. Hier dürfte die Situation im und noch immer relativ starken Wirtschafts- nur leichte Abkühlung des Aufschwungs in ersten Quartal des nächsten Jahres ange- wachstums wird die Hauptsorge der No- Richtung 2 Prozent stehen aber gut. Unter- spannt bleiben, da Zinsanpassungen bei tenbanken aber den Inflationsrisken gelten. stützend wirken die hohe Beschäf- Eine restriktivere Geldpolitik ist tigung, die gute Gewinnlage der daher für die meisten Länder zu Unternehmen, die erzielten Produk- erwarten, auch wenn sich die Aus- tivitätsfortschritte und der anhal- gangsniveaus und das sonstige tende Aufschwung in den Emerg- Umfeld der Länder massiv unter- ing Markets. Die Inflationsrate scheiden. Die Ausnahme zur Regel wird durch die hohen Energie- und bilden Ungarn und die Slowakei. Nahrungsmittelpreise im ersten Ungarns Entwicklung wird weiter Halbjahr 2008 im Bereich von maßgeblich von den Maßnahmen 3 Prozent bleiben und sich erst im zum Abbau des Leistungsbilanz- zweiten Halbjahr wieder in Rich- und Budgetdefizits bestimmt sein, tung 2 Prozent bewegen. Zweitrun- wobei die Zinsen gemeinsam mit deneffekte treten vorerst nur ver- der Inflation nur langsam zurück einzelt auf, allerdings besteht das gehen werden. Für die slowakische Risiko einer stärkeren Überwäl- Geldpolitik wird die Entscheidung zung der Kostensteigerungen als in über den EWU-Betritt 2009 die den letzten Jahren. Richtung vorgeben. Auf der Wäh- Die Geldpolitik befindet sich in rungsseite sehen wir für die Re- der Klemme zwischen konjunktu- gion überwiegend weiteres Befe- reller Unsicherheit und Turbulen- stigungspotential, zumindest auf zen an den Kapitalmärkten einer- die ein Jahres-Perspektive. Ände- seits und steigender Inflationsge- rungen des Wechselkursregimes fahr andererseits. Die Analysten erwarten die Analysten der Erste der Erste Bank gehen davon aus, daß der Hypothekardarlehen zu weiteren Zahlungs- Bank in der Slowakei und in der Ukraine. In EZB Rat bis ins zweite Halbjahr die Leit- ausfällen führen werden. Dem Finanzsektor beiden Ländern sollte dies einen festeren zinsen unverändert belassen und erst im gilt derzeit das Hauptaugenmerk der Noten- Wechselkurs zu Folge haben. vierten Quartal mit zunehmender Klarheit bank, und Zinssenkungen ausschließlich zur Als größten Risikofaktor für die weitere über den Ausgang der Kreditkrise die Leit- Stabilisierung der Situation scheinen mög- Entwicklung der Spreads am EUR Corporate zinsen weiter anheben wird. Staatsanleihen lich. Die Renditeniveaus am Rentenmarkt Bond Markt im nächsten Jahr sehen wir die weisen aktuell nicht nur eine Sicherheits- sind durch die Vertrauenskrise innerhalb des Bankenkrise. Generell gehen wir davon aus, prämie, sondern auch eine Liquiditätsprämie Finanzsektors bestimmt. Diese Risikoprämie dass die Krise an den Finanzmärkten bis in auf und handeln dadurch auf deutlich über- sollte sich im Verlauf des ersten Halbjahres das erste Quartal 2008 andauern wird, so höhtem Niveau. Mit Beruhigung der Krise auflösen, wenn auch vorerst in geringem dass die Spreads weiterhin volatil auf hohem sollten sich die Bewertungen wieder norma- Ausmaß. Für den US-Dollar erwarten wir im Niveau bleiben sollten. Durch die verschärf- lisieren, d.h. die Renditen sollten im Jahres- kommenden Jahr eine Erholung. Die Erwar- te Bilanzierungsregelung der US-amerikani- verlauf wieder ansteigen und im Herbst 2008 tungen des Marktes für US-Zinssenkungen schen FASB (FAS 157) wird befürchtet, daß ihr Ausgangsniveau vor der Krise wieder er- sehen wir als übertrieben und der Kursrutsch die US-Banken weitere Abschreibungen in reichen. der US-Währung während der letzten Monate Milliardenhöhe in Verbindung mit riskanten Ausgehend von einer Fortsetzung der könnte verstärkt Kurs-Absicherungen – also Schuldtiteln hinnehmen müssen. Erst ab Qu. 2 Korrektur am US-Immobilienmarkt, die vorgezogene Dollar-Verkäufe – ausgelöst ist eine Beruhigung am Markt und somit schlußendlich zu fallenden Hauspreisen füh- haben, die im nächsten Jahr fehlen würden. eine Einengung der Risikoaufschläge zu er- ren wird, erwarten wir für die kommenden Für die meisten CEE-Länder erwarten die warten. Tiefstände sind aber unwahrschein- Quartale ein nur schwaches Wachstum der Analysten der Erste Bank eine konjunkturel- lich, das Niveau der Renditeaufschläge wird

Foto: http://www.bilderbox.biz US-Wirtschaft. Dazu kommt noch die Un- le Abkühlung, die aber überwiegend zykli- weiterhin hoch bleiben. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 28 Wirtschaft Dank an GründerInnen und JungunternehmerInnen Die bisher größte Gründerveranstaltung des Landes Niederösterreich ging am 29. November mit rund 1500 Gästen in der Arena Nova über die Bühne

v.l.: Martin Huber (ÖBB Holding AG), LH Erwin Pröll, Alfred Ötsch (Austrian Airlines AG), Rudolf Fischer (Telekom Austria AG), Petra Patzelt (RIZ), LH-Stv. Ernest Gabmann und Thomas Müller Foto: Baldauf

ines war an diesem Abend ganz deutlich Einsatz und ihre Visionen haben sie ein star- Gängen des Abends, durch den Richard Ezu spüren: Die enorme Dynamik und kes, zukunftsorientiertes und lebenswertes Grasl (ORF NÖ) führte, immer wieder auf. Stärke, die hinter den Wirtschaftstreibenden Niederösterreich geschaffen“, faßte Gab- Ermöglicht wurde dieser Gala-Abend im Land Niederösterreich steckt. An die mann zusammen. unter anderem durch die Hauptsponsoren 1500 Gäste kamen der Einladung des RIZ, Welche Bedeutung die vielen Einzel-, Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien und UNIQA. Niederösterreichs Gründeragentur, nach. Klein-, und Mittelunternehmer auch für Mit beiden Partnern hat das RIZ spezielle Dies und vor allem die tollen Leistungen der Großbetriebe haben, kam beim Unterneh- Pakete geschnürt, von denen RIZ-Kunden niederösterreichischen Unternehmer wurde mertalk mit Martin Huber (ÖBB-Holding künftig profitieren können: Eine kostenlose auch von Landeshauptmann Erwin Pröll und AG), Alfred Ötsch (Austrian Airlines AG) Betriebsunterbrechungsversicherung und ein Wirtschaftslandesrat LH-Stv. Ernest Gab- und Rudolf Fischer (Telekom Austria TA kostenloses Jungunternehmerkonto bieten mann gebührend gewürdigt. Sie hoben die AG) zur Sprache. Ein Highlight war die für jeweils ein Jahr optimalen Versiche- Bedeutung der Gründer und Gründerinnen „Unternehmer-Millionenshow“, bei der die rungsschutz und sorgenfreie Kontoführung. für das Land Niederösterreich hervor. Gäste mittels einer Voting-Box Fragen rund Die Gründergala ist auch ein Höhepunkt „Gründer und Jungunternehmer tragen um das Thema „Gründung in NÖ“ beant- für das RIZ, das sich erfolgreich als Platt- entscheidend zur wirtschaftlichen Entwick- worteten. Als Gewinn wurden Gutscheine der form des Landes Niederösterreich für Grün- lung des Landes bei. So liegt Niederösterreich NÖ Wirtshauskultur verlost, die regional bei derinnen und Gründer bzw. und Jungunter- mit dem Wirtschaftswachstum von 3,8 Pro- über 300 Restaurants und Gasthöfen in ganz nehmerinnen und Jungunternehmer in ganz zent deutlich über dem bundesweiten Schnitt Niederösterreich eingelöst werden können. Niederösterreich positioniert hat. Daß die und besser als die anderen Bundesländer der Das Rätsel um den Erfolg der Unternehmer- kostenlosen Beratungen rund um alle The- Ostregion. Vor allem aber legen die Gründe- persönlichkeit wurde dann von Ehrengast men einer Unternehmensgründung wie Ge- rinnen und Gründer schon heute die Basis Thomas Müller, Kriminalpsychologe und schäftskonzept, Standortsuche, Finanzierung für die wirtschaftliche Dynamik der Zu- bekannt als Österreichs „Profiler“, gelöst. und Förderungen wie Beratung bei den kunft“, so Pröll. „Vorhang auf“ hieß es schließlich für die Gründerinnen und Gründer hoch im Kurs „Die JungunternehmerInnen Niederöster- Shaolin Mönche, die für Begeisterung und stehen, hat der Erfolg der Gründergala deut- reichs gehen uns allen vorbildhaft voran. Staunen im Publikum sorgten. „Rondo lich gezeigt. „ Durch ihren Mut, ihren bedingungslosen “ geigte zwischen den Gala-Diner- http://www.riz.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 29 Chronik Österreichs Städte in Zahlen Aktuelle Ergebnisse und Analysen

ehr als 50 % der Bevölkerung Öster- der mit nicht deutscher Muttersprache mit rung mit 75%, Gesundheit mit 71% sowie Mreichs leben im städtischen Bereich, 27% sehr hoch. An die 700.000 Schüler be- bei Kunst und Kultur mit 62% der jeweiligen allein 44,5% in den 74 Städten mit 10.000 suchten die mehr als 2.600 öffentlichen und Voranschlagsgruppen. Aber auch in den und mehr Einwohnern. Städte setzen als privaten Schulen, wobei der Anteil von Kin- Gruppen Unterricht, Erziehung, Sport und Standorte von Arbeitsplätzen oder Ziele des dern mit nichtdeutscher Muttersprache im Wissenschaft oder Straßen-/Wasserbau und Tourismus nicht nur Impulse für die Wirt- Durchschnitt über alle Schultypen bei etwa Verkehr tätigen die großen Städte mit 56% schaft, sondern sind darüber hinaus mit ihrer 14% lag. Zwischen den Landeshauptstädten bzw. 52% den Hauptanteil der Ausgaben Infrastruktur, z.B. mit Bildungs- und Ge- gab es bei Kinderbetreuungseinrichtungen aller Kommunen. sundheitseinrichtungen, von zentraler Bedeu- deutliche Unterschiede: Während Wien in tung für große Einzugsgebiete. seinen Einrichtungen zwischen 30 und 40% Arbeitsplatz Großstadt Kinder mit nichtdeutscher Muttersprache Bevölkerungswachstum betreute, bewegte sich dieser Anteil in Kla- Große Städte bieten auch viele Arbeits- in den Städten genfurt nur zwischen 7 und 16%. Die übri- plätze, was aus der Höhe der einbehaltenen gen Landeshauptstädte lagen ziemlich gleich Lohnsteuer abgelesen werden kann: Der An- Die großen Städte wachsen zwar unter- auf und betreuten rund 30% nicht deutsch- teil der 74 großen Städte an der insgesamt schiedlich, insgesamt aber leben mit Stichtag sprachige Kinder. einbehaltenen Lohnsteuer liegt bei stattli- 1. 1. 2007 3,7 Mio. Menschen in den 74 größ- chen 52%. ten Städten Österreichs, das sind um 15% Wichtige Aufgabe mehr als 1951, 0,6% mehr als am 1. 1. 2006. Infrastruktur 11,8% Nächtigungsanteil Die Zuwanderung prägt Eine wichtige Aufgabe der Städte, vor Einen nicht zu unterschätzenden Wirt- allem auch im Hinblick auf das bereits ange- schaftsfaktor bildet der Städtetourismus, der Mit Stichtag 1. 1. 2007 hatten 23% der sprochene Bevölkerungswachstum, sind In- in den letzten 10 Jahren einen durchschnitt- Bevölkerung in den großen Städten ihren frastrukturmaßnahmen. So hat sich beispiels- lichen jährlichen Nächtigungszuwachs von Geburtsort außerhalb Österreichs. Die mei- weise die Länge des Straßennetzes jener 2,1% verzeichnete. Der Nächtigungsanteil sten kamen aus Nachfolgestaaten des ehe- 36 Städte, die schon 1950 10.000 und mehr des Städtetourismus lag im Jahr 2006 bei maligen Jugoslawien, nämlich 7,7% (d.s. ca. Einwohner hatten, seit damals verdoppelt. 11,8% des gesamten Tourismus in Öster- 285.000 Personen), 3,1% (ca. 114.000 Per- Auch die Abwasserbeseitigung trägt der stei- reich. Die Bundeshauptstadt Wien steht mit sonen) aus der Türkei und je 2,2% aus genden Einwohnerzahl Rechnung. In den 8,8 Mio. Nächtigungen und einem Anteil Deutschland und Asien. Diese Prozentsätze Städten, die schon 1950 mehr als 10.000 Ein- von mehr als 62% im österreichischen variieren von Bundesland zu Bundesland: So wohner zählten, hat sich die Länge der Städtetourismus an der Spitze, mit Abstand sind beispielsweise 4,1% der Innsbrucker in Straßen- und Hauskanäle vervierfacht; gleich- gefolgt von den Städten Salzburg (15% An- Deutschland geboren, aber nur 2,1% der zeitig ging die Anzahl der Senkgruben um teil) und Innsbruck (8% Anteil). „ Wiener, während der Anteil der Zuwanderer 93 % zurück. Zu den Infrastruktureinrich- „Österreichs Städte in Zahlen“ ist ein aus Ex-Jugoslawien in Wien mit 9,2% deut- tungen zählen auch Veranstaltungsorte für Kooperationsprojekt zwischen der Bundes lich höher liegt als in Innsbruck mit 4,8%. kulturelle Ereignisse und für Freizeitange- anstalt Statistik Österreich und dem Öster- Der Anteil der türkischstämmigen Bevölke- bote. So stehen der Bevölkerung eine Viel- reichischen Städtebund. Die Publikation rung ist in beiden Städten mit 3,8% in Wien zahl an Theatern, Konzertsälen, Kinos, Mu- ersetzt ab 2007 das „Statistische Jahrbuch und 3,6% in Innsbruck nahezu gleich. seen und Bibliotheken, aber auch Hallen- Österreichischer Städte“, das seit dem Be- und Freibäder zur Verfügung. Darüber hin- richtsjahr 1950 über demographische, öko- 14% Kinder mit nicht- aus gab es 2006 40 Fachhochschulen und nomische, ökologische und soziale Aspekte deutscher Muttersprache 14 Universitäten mit fast 140.000 Studieren- der Städte über 10.000 Einwohner berichtet den. hat. Das Buch liefert ein umfassendes Bild Die Struktur der Bevölkerung schlägt über die sozialen und wirtschaftlichen Ver- sich auch in den Kindertagesheimen und Große Städte tätigen 60% hältnisse der Städte: Mit Daten zur Bevölke- Schulen nieder. Im Schuljahr 2006/07 wur- ordentlicher Ausgaben rungsentwicklung, aktuellen Zahlen zu Un- den in rund 3.500 Kindertagesheimen mehr terricht und Kultur, Verkehr und Tourismus, als 142.000 Kinder betreut, davon knapp Ein Anteil von fast 60% an den ordent- der Finanzgebarung sowie zu Sozial- und 33% mit nicht deutscher Muttersprache. Den lichen Ausgaben aller Städte und Gemeinden Freizeiteinrichtungen bietet es wichtige In- höchsten Anteil an fremdsprachigen Kindern unterstreicht die finanziellen Leistungen der formationen für Kommunalpolitik und hatten die Kindergärten mit 34%, dicht großen Städte. Den größten Anteil haben die Wirtschaftstreibende sowie für die interes- gefolgt von den Horten mit 33%. Aber schon Großstädte unter anderem bei den Ausgaben sierte Öffentlichkeit. in den Kinderkrippen ist der Anteil der Kin- für Soziale Wohlfahrt und Wohnbauförde- Informationen: http://www.statistik.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 30 Chronik Start für die automatische Vignettenkontrolle Mehr Mautgerechtigkeit und bessere Ahndung von ausländischen Mautprellern sind das Ziel

Eine Kamera mit niedriger Auflösung ermittelt das Übersichtsbild der Fahrbahn und dient der Berechnung der Geschwindig- keit des aufgenommenen Fahrzeugs. Fotos: ASFINAG

it 12. Dezember 2007 nahm die Auto- Schnitt sind es in etwa 98 % aller Pkw-Len- setzt. Derzeit hängt die AVK an der A 23 Süd- Mbahnen- und Schnellstraßen- Finan- ker, die eine gültige Vignette geklebt haben. ost-Tangente. Jährlich wird die Anlage für zierungs- Aktiengesellschaft (ASFINAG) Durch die effiziente Kontrolle werden die rund 80 Einsätze in Betrieb gehen, eine flä- ein Gerät zur Automatischen Vignetten- Mautaufsichtsorgane entlastet. Insbesondere chendeckende Überwachung ist nicht ge- kontrolle, kurz AVK genannt, offiziell in an Stellen, wo die Kontrolle bisher nur mit plant. Die Kosten pro Anlage belaufen sich Betrieb. In weiterer Folge ist der Ankauf von begleitenden Sicherheitsmaßnahmen durch- auf rund 230.000 Euro netto. zehn Geräten geplant. Mit der AVK realisiert geführt werden konnte, bringt die AVK zu- die ASFINAG eine mobile, automatisierte sätzliche Sicherheit bei den Kontrollen.“ Bessere Ahndungen auch Kontrolle der zeitabhängigen Pkw-Maut im Die derzeitige Ausführung der Anlage ist bei ausländischen Pkw Fließverkehr. Mautpflichtige Fahrzeuge mit so ausgelegt, daß das Aufzeichnen von Bil- einem hzG < 3,5 t ohne gültige Vignette dern auf einer Fahrspur bei guten Sicht- Walter Riepler, Geschäftsführer der (ausgenommen einspurige Kfz) werden er- verhältnissen (Tageslicht) möglich ist. Die ASFINAG Maut Service GmbH: „Die kannt, aufgezeichnet und die Bild- und Kenn- Auflösung der Bilddaten erlaubt die Auf- Automatische Vignettenkontrolle ermöglicht zeichendaten im Verdachtsfall einer manuel- nahme eines Übersichtsbildes des Fahrzeu- die Ahndung von in- und ausländischen len Nachbearbeitung zugeführt. ASFINAG ges und die notwendige Detaildarstellung Mautprellern. Grundsätzlich wird den Maut- Vorstandsdirektor Klaus Schierhackl: „Durch der Windschutzscheibe sowie ein Bild des prellern eine Aufforderung zur Zahlung der den Einsatz der AVK wollen wir erreichen, Kennzeichens. Das hierfür erforderliche Ersatzmaut gestellt. Sollte die Ersatzmaut dass die Vignettenmoral bei den Verkehrs- Bildaufzeichnungssystem wird für minde- nicht bezahlt werden, wird für inländische teilnehmern angehoben wird, um eine mög- stens 24 Stunden auf einem bestehenden Kfz eine Anzeige bei der zuständigen loka- lichst faire Verrechnung der zeitabhängigen Mautportal auf Autobahnen- und Schnell- len Bezirkshauptmannschaft durchgeführt. Pkw-Maut zu erreichen. Dies im Sinne jener straßenabschnitten angebracht, wo eine An- In deren Verantwortungsbereich liegt die Straßenbenützer, die die zeitabhängige Pkw- haltung der Fahrzeuge nicht oder nur sehr weitere Strafverfolgung.“ Maut ordnungsgemäß entrichten.“ Die Vig- schwer möglich ist. Die Anlage wird gemäß Die Verfolgung ausländischer Kraftfahr- nettenmoral ist prinzipiell eine sehr hohe, im einem Stichprobenplan immer wieder ver- zeuge bzw. deren Halter wird derzeit durch

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 31 Chronik unterschiedliche Vorgangsweisen ermög- Nachbearbeitung nicht zweifelsfrei ein Ver- mittels eines Schrittmotors angesteuert und licht: stoß gegen die Mautordnung festgestellt somit dem Fahrzeug abhängig von dessen  Es gibt eine EU-Richtlinie, die eine werden, wird das Verfahren im Zweifel für Geschwindigkeit nachgeführt. Strafverfolgung bei Delikten über 70 Euro den Kunden entschieden und der Datensatz Das Analysesystem besteht aus einem im Ausland ermöglicht. Es bestehen be- sofort gelöscht. PC, der in einem stoßfesten und wasserdich- reits zwischenstaatliche Abkommen, um ten Gehäuse untergebracht ist. Die Anschlüs- die erkannten Fahrzeuge einer Strafver- Das Aufnahmesystem se für Kamerasystem und Stromversorgung folgung zuzuführen. Deutsche Kraftfahr- sind leicht zugänglich angebracht. zeughalter werden per Abfrage des Kraft- Projektleiter Christian Schotzko erklärt: fahrzeugregisters in Flensburg ermittelt, „Das Aufnahmesystem nimmt ein Über- Vignette 2008 die Anzeige erfolgt dann ebenfalls bei der blicksbild mit Kennzeichen sowie ein De- zuständigen Bezirkshauptmannschaft. tailbild der Windschutzscheibe auf. In einem Mit dem Start des allgemeinen Verkaufs  Eine andere Möglichkeit ist durch die un- zweiten Schritt sucht das Aufnahmesystem der neuen korallenroten Vignette wurde am mittelbare Anhaltung der Fahrzeuge durch die Vignetten und prüft, falls vorhanden, die 1. Dezember 2007 in 7000 Verkaufsstellen den ASFINAG Service- und Kontroll- Gültigkeit. Nur im Verdachtsfall werden die im In- und Ausland begonnen. dienst (Mautaufsichtorgane) gegeben. In Beweisbilder abgespeichert.“ Die Preise für die Benützung der Auto- diesem Einsatzfall werden in- wie auslän- bahnen und Schnellstraßen für alle Fahr- dische Fahrzeuglenker gleichermaßen zeuge hzG < 3,5 t werden im kommenden kontrolliert. Jahr leicht angehoben und an den Verbrau-  Vom AVK-System werden auch alle aus- cherpreisindex angepaßt. Die Vignettenpre- ländischen Fahrzeuge erfaßt und in die ise waren seit dem Jahr 2000 nicht mehr Vorfallsliste der Mautaufsichtsorgane erhöht worden. „Wir rechnen mit Mehrein- eingetragen. Hier werden die bearbeite- nahmen von ca. 5 Mio. Euro aus dieser leich- ten Daten den Mitarbeitern zur Ahndung ten Anpassung,“ sagt Klaus Schierhackl, zur Verfügung gestellt. Diese können Vorstandsdirektor der ASFINAG. Die Einnah- dann gezielt das Fahrzeug anhalten. men werden von der ASFINAG ausschließ- Sollte die unmittelbare Anhaltung nicht lich in den Bau, den Betrieb und die Er- möglich sein, werden die Daten zur Nach- haltung des österreichischen Autobahnen verfolgung in Evidenz gehalten. und Schnellstraßennetzes investiert. Die ASFINAG erhält kein Geld aus dem Staats- Datenschutz budget. Ende 2007 wird das Streckennetz So sieht die neue Vignette für 2008 aus auf 2114 Kilometer erweitert sein, das be- Aus Datenschutzgründen werden nur deutet, daß in diesem Jahr ca. 30 Kilometer jene Daten gespeichert, für die – aufgrund Das Aufnahmesystem besteht aus zwei mehr Autobahnen und Schnellstraßen den des Ergebnisses der automatischen Aus- Komponenten: dem Kameragehäuse mit den Kunden der ASFINAG zur Verfügung stehen wertung – der begründete Verdacht besteht, beiden Kameras und den Servomotoren so- werden (Eröffnung 2007: S 5 Kollersdorf – gegen die Mautpflicht verstoßen zu haben. wie dem PC, welcher die Steuerung der Ka- Jettsdorf und A 6 Nord-Ost Autobahn vulgo Die Halterdaten werden aus dem Kfz-Re- meras, die Prüfung der Vignetten und die Er- „Spange Kittsee“). gister des Innenministeriums bzw. auf Basis kennung der Kennzeichen übernimmt. Das Die ASFINAG erwartet eine leichte Stei- von zwischenstaatlichen Abkommen mit Kameragehäuse ist auf einem speziell dafür gerung der Absatzmenge 2008 um 500.000 anderen Staaten ermittelt. Die ausgewerteten konstruierten Halter angebracht. Das Kame- mehr verkaufte Vignetten (2007: ca. 21 Mio., und fälschungssicheren Bilddaten werden ragehäuse wird über einer festgelegten Fahr- 2008: ca. 21,4 Mio.)und damit ebenfalls eine nach einer manuellen Endkontrolle für die spur montiert und kann von dort die Fahr- leichte Steigerung der Einnahmen aus der Erstellung der Aufforderungen zur Zahlung spur überblicken. Über Daten- und Versor- PKW-Zeitmaut von ca. 334 Mio. Euro (Er- der Ersatzmaut und bei Nichtbezahlen der gungskabel sind die Kameras mit dem wartung 2007: 322 Mio., 2006: 310 Mio. Ersatzmaut als Beweis für die Anzeige bei Analysesystem verbunden. Dieses versorgt Euro). der Bezirkshauptmannschaft herangezogen. das Kamerasystem mit Strom, steuert die Die Ersatzmaut (Bußgeld bei Vignetten- Servomotoren und liest die Daten aus. verstoß) beträgt auch im nächsten Jahr 120 Im Zweifel für Euro (inkl. USt.) für PKW. Wer mit einer ma- den Kunden Funktionsprinzip: nipulierten Vignette unterwegs ist, muß mit Bewegte Kamera 240 Euro (inkl. USt.) an Ersatzmaut rechnen. Die manuelle Nachbearbeitung (Auswer- Fahrzeuglenker, die ohne oder mit einer ma- tung der gespeicherten Daten) findet an PC- Das Funktionsprinzip des Systems mit- nipulierten Vignette die Autobahnen und Arbeitsplätzen statt, die mit einer für diesen tels bewegter Kamera arbeitet wie folgt: Schnellstraßen benutzen, dabei erwischt wer- Zweck entwickelten Software ausgerüstet Eine Kamera mit niedriger Auflösung er- den und nicht sofort die Ersatzmaut bezah- sind. Die Bilder sowie die zugehörigen Meta- mittelt das Übersichtsbild der Fahrbahn und len, werden von der Bezirksverwaltungsbe- daten (Kennzeichen, Datum/Uhrzeit, vermu- dient der Berechnung der Geschwindigkeit hörde mit einer Geldstrafe von mindestens tete Anbringung der Vignette) werden hier des aufgenommenen Fahrzeugs. Mit diesen 300 Euro bestraft. „ manuell überprüft. Kann bei der manuellen Informationen wird die zweite Kamera http://www.asfinag.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 32 Chronik Wo die Küchenchefs zuhause sind … Mehrländerstudie: Marketagent.com auf den Spuren von Kochtrends

arketagent.com, Österreichs führendes MOnline Markt- und Meinungsfor- schungsinstitut, hat im Rahmen einer aktuel- len Mehrländerstudie die Kochgewohnhei- ten der Österreicher, Deutschen, Schweizer und Tschechen unter die Lupe genommen. Knapp 6000 Personen wurden rund um ihr Verhalten am Herd befragt. Ergebnis: Die fleißigsten Köche sind Deutsche und Schwei- zer, jeder dritte Österreicher steht zumindest einmal täglich am Herd. Deftige Haus- mannskost und italienische Gerichte spielen in der Küche die größte Rolle und kommen bevorzugt auf den Teller. Während Frau für die tägliche Nahrungszubereitung sorgt, betätigt sich Mann lieber als Hobbykoch.

Deutsche und Schweizer sind die fleißigsten Köche Des Österreichers liebstes Essen ist und bleibt das Schnitzerl http://www.bilderbox.biz Laut einer aktuellen Studie von Market- agent.com stehen 36,8 Prozent der Österrei- „notwendiges Übel“. Ein Drittel kann beim Trotzdem kocht das „starke“ Geschlecht cher mindestens einmal täglich am Herd, Kochen die eigene Kreativität ausleben genauso gerne wie Frau, der die Gabe ja 7,1 Prozent sogar mehrmals täglich. Ein (34,7%), für etwa genauso viele ist Kochen quasi – zumindest wenn man dem Volks- Ländervergleich macht allerdings deutlich: ein interessantes Hobby (30,9%). mund Glauben schenkt – in die Wiege gelegt Die fleißigsten Köche sind die Deutschen wurde. Wenn es aber darum geht, die eige- und die Schweizer. 44,2 Prozent der Deut- Mann betätigt sich nen Kochkünste zu bewerten, hält sich Mann schen und 43,9 Prozent der Schweizer sor- als »Hobbykoch« dann doch lieber bedeckt. Während Frau die gen tagtäglich für eine warme Mahlzeit. In eigenen Kochkünste im Schnitt (auf einer 5- Tschechien sind es 38,0 Prozent, die regel- Während früher der Herd noch zum allei- stufigen Skala) mit 2,0 beurteilt, greift Mann mäßig den Kochlöffel schwingen. Wirkliche nigen Aufgabenbereich des „schwachen“ zu einer bescheidenen 2,3. „Kochmuffel“ gibt es keine, aber wo sind die Geschlechts gezählt wurde, hat heute auch wahren Meister Ihres Fachs zuhause? Echte schon das „starke“ Geschlecht die Vorzüge Kochtyp: »Schnell-« vs. Küchenchefs sind die Schweizer, zumindest des Feuers erkannt. Der moderne Mann »Gourmet-Kocher« wenn man nach der Bewertung der eigenen weiß, daß das Fleischklopfen den evolutions- Kochkünste geht, denn hier treten die bedingten Jagdtrieb befriedigen kann. Trotz- Und zu welchem Kochtyp dürfen sich die Schweizer Eidgenossen von allen Nationen dem lassen sich noch immer höchst interes- Österreicher, Deutschen, Schweizer und am selbstbewußtesten auf. Vier von fünf sante Unterschiede im männlichen und weib- Tschechen zählen? Die Spezies „Schnell- Schweizern rühmen die eigene Qualität in lichen Koch-Verhalten beobachten: Während Kocher“, bei der die Anzahl der Aktivitäten der Küche als „sehr gut“ oder „eher gut“. Frau nach wie vor für die tägliche Nahrungs- während der Essenszubereitung an einer Küchen-ABC hin oder her, Spaß am Ko- zubereitung sorgt (jede zweite weibliche Hand abzuzählen ist und das Öffnen des Do- chen hat man überall. 80,0 Prozent der Ös- Umfrage-Teilnehmerin steht täglich am sengulasches bereits zum Kochen gezählt terreicher, Deutschen, Schweizer und Tsche- Herd), betätigt sich Mann lieber als „Hobby- wird, ist in Österreich genauso weit verbreitet chen stehen gerne selbst in der Küche . Daß koch“. Nur einer von vier männlichen be- wie in Deutschland. Rund ein Drittel der be- Selbstgekochtes nämlich besser schmeckt, ist fragten Österreichern, Deutschen, Schwei- fragten Österreicher und Deutschen (32,0%) sich jeder Zweite sicher, daß es gesünder ist, zern und Tschechen verwöhnt tagtäglich bezeichnet sich selbst zumindest eher als glauben 44,0 Prozent. Für jeden Dritten ge- seine Liebsten mit Selbstgekochtem (26,3%). „Schnell-Kocher“. Egal ob die Gulaschsup- hört die Essenszubereitung einfach zum All- Rund ein Fünftel der Männer läßt sich sogar pe aus der Dose oder die Fertignudeln aus tag dazu (30,8%). Nur 6,8 Prozent betrach- nur maximal einmal pro Monat in der Küche der Packung, bei jedem dritten Österreicher ten das regelmäßige Stehen am Herd als blicken (18,2%). und Deutschen spielen Fertig- oder Tiefkühl-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 33 Chronik gerichte eine zumindest „eher große Rolle“ im Haushalt. Die Schweizer und Tschechen beweisen hier schon einen feineren Gaumen. Nur 21,9 Prozent der Schweizer und 24,9 Pro- zent der Tschechen würden sich persönlich dem Kochtyp des „Schnell-Kochers“ zuord- nen. Die Schweizer tendieren vergleichs- weise am stärksten in Richtung „Gourmet- Koch“, der das Kochen nicht nur als notwen- dige Überlebensstrategie betrachtet, sondern das Kräuter-Wiegemesser ohne Rücksicht auf Verluste schwingt und allein beim „Ab- schmecken“ regelrecht in einen ekstatischen Zustand fällt.

Hausmannskost und Italienisches bevorzugt Auch die Pasta kommt regelmäßig auf die heimischen Tische http://www.bilderbox.biz Fragt sich nur noch, was auf den Teller kommt, wenn in den Küchen fleißig gebrut- Deftiges zaubern“, so Thomas Schwabl, Ge- Studiensteckbrief: zelt wird. „Vier von fünf Österreichern ver- schäftsführer von Marketagent.com. Methode: Computer Assisted Web Interviews lassen sich in der Küche am liebsten auf die Die mediterrane Küche (44,2%) liegt, ge- (CAWI); Instrument: Online-Interviews über gute alte Hausmannskost und setzen Ihren nauso wie die asiatische Küche (40,9%), in die Marketagent.com reSEARCH Plattform; Liebsten bevorzugt Schnitzel, Schweinsbra- der Gunst der heimischen Köche im Mittel- Erhebungszeitraum: 16.05. – 30.08.2007; ten & Co. vor. Die italienische Küche ge- feld. Mexikanisches/Lateinamerikanisches Respondenten: Besucher der Website von nießt in der Alpenrepublik aber nicht minde- (17,4%) und Griechisches (14,0%) spielen Marketagent.com; Sample-Größe: n = 5.946 re Popularität. Pizza und Pasta stehen bei eine vergleichsweise untergeordnete Rolle Netto-Interviews; Grundgesamtheit: Besucher den Österreichern genauso gerne auf dem am Speiseplan der Alpenrepublik. Ähnlich der Website von Marketagent.com; Umfang: Speiseplan wie die kalorienreiche traditionel- verhält es sich auch in den Nachbarländern. 19 offene/geschlossene Fragen; Studien- le Küche. Insbesondere die Jüngeren favori- Die Deutschen (75,6%), Schweizer (74,4%) leitung: Thomas Schwabl, Geschäftsführer sieren das Kochen italienischer Spezialitäten, und Tschechen (74,0%) kochen mit Abstand der Marketagent.com während die Älteren tendenziell lieber etwas am liebsten die heimischen Gerichte. „ http://www.marketagent.com

Feines zum Fest vom Weingut Wien Cobenzl Spitzenweine und ausgesuchte Geschenkideen vom Weingut der Stadt Wien

b pfeffrig-frischer Grüner Veltliner, Weißburgunder 2006 Senator an, der beim gen 100. Geburtstag des Weinguts Cobenzl. Oduftiger Riesling oder ein vollmundiger heurigen Wiener Weinpreis mit dem Landes- Dieser Bildband liefert fundierte Informatio- Rotwein aus dem Barrique – das Weingut sieg ausgezeichnet wurde. nen zum Wiener Weinbau und porträtiert die Cobenzl zählt zu den Top-Adressen für Als im wahrsten Sinn des Wortes „erlese- vielfältige Wiener Weinlandschaft, von Star- Wiener Qualitätswein. nes Präsent“ empfiehlt sich der Prachtbild- fotograf Lois Lammerhuber eindrucksvoll Rechtzeitig zu den kommenden Festtagen band „Wiener Wein“, erschienen zum heuri- auf 260 Panorama-Seiten abgebildet. präsentiert das Weingut Cobenzl in limitier- 2007 ist für das Weingut Cobenzl nicht ter Ausgabe die 1,5 Liter Magnumflasche nur Jahr der neuen Spitzenweine, sondern Pinot Noir 2005 Bellevue Reserve. „Dieser auch Jubiläumsjahr. Vor genau 100 Jahren Pinot Noir ist ein ausgesprochen eleganter erwarb die Stadt Wien das Areal am Cobenzl Wein. Die schöne Holznote entsteht durch und legte damit den Grundstein zum heuti- den Ausbau in Eichenfässern, wobei das Aro- gen Weinbaubetrieb. ma von Rum, Kokos und Vanille besonders Der heurige Jungwein – leicht, spritzig mit feinen Festgerichten harmoniert“, zeigt und fruchtig – macht besonders Lust auf den sich Thomas Podsednik, Betriebsleiter am neuen Jahrgang. Die alljährliche Weintaufe ist Weingut Cobenzl mit diesem Spitzentröpferl gleichzeitig Auftakt für den Verkauf der sehr zufrieden. ersten „2007er“: Junger Wiener, Gemischter

Als ausgezeichnete Begleitung zu einem Foto: Pressefoto Votava Satz 2007 und Grüner Veltliner 2007 clas- Festessen und als erlesenes Geschenk für Betriebsleiter Thomas Podsednik (li.) sic – ab sofort im Ab-Hof-Verkauf oder auf jeden Weingenießer bietet sich auch der und Kellermeister Georg Königsbauer http://www.weingutcobenzl.at erhältlich.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 34 Chronik Tirols letzter Turmwächter Unterwegs mit Heinrich Unterrader, einem Mann, der zur Adventszeit die vergessene Arbeit des mittelalterlichen Nachtwächters wieder aufleben läßt.

ingehüllt in ein derbes Lodengewand Mannes, der mit konstanten, zügigen Schrit- rich und betrachtet stolz eine seiner Later- Eentzündet er die Fackel, die an diesem ten von einer Laterne zur nächsten geht. nen, die hoch über den Köpfen der Besucher Tag sein Begleiter durch die Straßen Rat- Vor den Nagelschmiedhäusern macht hängt. Er blickt sich um und meint „es ist tenbergs sein wird. Das kurze helle Auf- Heinrich halt. Sein Blick schweift über die immer wieder schön, wenn sich die Leute an flackern der Flamme hüllt sein kantiges Ge- Mauern der mit Efeu bewachsenen Häuser. dieser einmaligen Atmosphäre erfreuen. Die sicht einen Moment lang in ein warmes „Das sind die ältesten Häuser der Stadt, sie Bläser, die Kinder, die alten Weisen und die Licht. Der Türmer von Rattenberg hat es an wurden im 12. Jahrhundert von Bergknappen vielen Lichter – der Rattenberger Advent ist manchen Tagen schwer wenn er über die schmalen und steilen Stufen aufwärts steigt. „Ja, es ist eben ein Turm und kein gewöhnli- ches Einfamilienhaus“, meint der 82jährige Heinrich Unterrader wenn er an den Advent- samstagen nach getaner Arbeit in seinen Turm zurückkehrt. Der „Türmer“, wie Heinrich von vielen genannt wird, wohnt seit über 30 Jahren in einem alten Wachturm, der auf der kleinsten bebauten Grundfläche Rattenbergs steht. Bis ins 19. Jahrhundert stellte der Turm das nörd- liche Stadttor zum benachbarten Ort Kram- sach dar. Das Leben in dem Wachturm inspi- rierte den alten Herrn, der längst vergesse- nen Arbeit des mittelalterlichen Nachtwäch- ters wieder nachzugehen.

Mit der Fackel durch die Stadt Die Dunkelheit hat sich über der Stadt breit gemacht. Das Kinderprogramm des Rattenberger Advents hat bereits begonnen. Der Türmer macht sich auf den Weg, um den schmalen Gassen – ganz im Stillen – das Der »Türmer«, wie Heinrich von vielen genannt wird, wohnt seit über 30 Jahren wärmespendende Licht zu geben. in einem alten Wachturm, der bis ins 19. Jahrhundert das nördliche Stadttor zum Entlang der Bienerstraße stehen Kinder, benachbarten Ort Kramsach darstellte. Foto: Gabriele Grießenböck die ihre Fäuste dicht ans Gesicht gepreßt hal- ten um ihren kalten Fingern einen Hauch in den Felsen geschlagen“ erzählt er, der Rat- doch eine einzigartige Einstimmung auf das von Wärme zu geben. Sie lauschen gebannt tenberg wie kein anderer kennt. Vor dem ge- nahe Weihnachtsfest.“ der Sterntalergeschichte, die in das Kinder- schichtsträchtigen Hintergrund geht gerade Bevor das Adventsprogramm seinem programm eingebettet ist. Fast unbemerkt die Herbergssuche vonstatten, die von enga- Höhepunkt, dem Ave Maria entgegengeht, und lautlos entzündet Heinrich die Laterne. gierten Darstellerinnen liebevoll inszeniert sind alle Lichter entzündet und die mittelal- Vorbei an der Hauptbühne, auf der bereits wird. Der Rattenberger Advent ist die stille terliche Stadt erstrahlt ohne jedes Kunstlicht die Kinder der Musikhauptschule etwas ner- Antwort auf die oftmals hektische Vorweih- im warmen Glanz des Feuers. vös vor ihren Auftritt von einem Bein aufs nachtszeit. Erst wenn die Straßen wieder leer sind, andere treten und ihre Texte vor die roten „Die Laternen habe ich selbst geschmie- die Besucher heimgegangen, und die ge- Wangen halten, erhellt Heinrichs Feuer auch det, das war gar nicht so einfach. Sie müssen wohnte Ruhe und Stille in dem Städtchen ihre Gesichter. Wind und Wetter aushalten, einfach und eingezogen ist, löscht Heinrich, der letzte Weihnachtliche Düfte machen sich in den schnell befestigt und abgebaut werden und Turmwächter, die Fackeln und steigt wieder engen Gassen breit. Der Schein der Fackel sollen dabei auch noch nach was ausschau- die steilen und schmalen Treppen in seinen wirft einen langen Schatten und zeichnet auf en. Gut, dafür habe ich auch fast zwei Jahre Turm hinauf. „ die Häuserfassaden die Konturen des alten an 40 Laternen herumgetüftelt“ verrät Hein- http://www.rattenberg.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 35 Chronik Glanzvolle Neueröffnung Das Grand Casino Baden im neuen Kleid Fotos: Casinos Austria

m 27. November feierten 3000 Gäste Unter den Gästen wurden gesehen: Gen.- einem umfassenden Relaunch. Die architek- Abis in die frühen Morgenstunden die Dir. Karl Stoss, Leo Wallner, LR Petra Bo- tonische Aufgabe war, den traditionellen Neueröffnung des umgestalteten „Grand huslav, Badens Bürgermeisterin LAbg. Erika neoklassizistischen Stil des Hauses mit der Casino Baden“. Gemeinsam mit Edelgastro- Adensamer, Italo-Sänger Franco Andolfo, Moderne zu kombinieren. Die Farbe Rot nom DO&CO wurde zu einer Gala geladen. Szene-Schneider Peppino Teuschler, Sandra zieht sich als Leitfaden durch und multipli- Durch den Abend führte gekonnt die char- Pires, Marie Christine Giuliani, Tennis-Ass ziert sich in vielen verschiedenen Materia- mante Moderatorin Doris Golpashin. Der Alex Antonisch uvm. lien, Oberflächen und Mustern. Zusätzlich Tradition bei Casinos Austria folgend wird Das bekannte Wiener Architekturbüro erzeugen gewagte Kompositionen aus bun- bei besonderen Anlässen die sogenannte BEHF Architekten Ebner Hasenauer Feren- ten, floralen Stoffen eine frische und gleich- „Goldene Kugel“ bei Roulette gegeben – czy unterzog in den letzten 16 Wochen zeitig extravagante Atmosphäre. „ diesmal versuchte sich LR Petra Bohuslav Spielsäle, Entrée, Restaurants und Bars http://www.casinos.at erfolgreich. Musikalisch heizten TomX am Saxophon und das Geigentrio ::g_strinx::: ein. Den absoluten Höhepunkt bildete der Auftritt von Soul-Queen Dorretta Carter. Sie unterbrach eigens für den Casinoauftritt ihre Studio- aufnahmen in London – das Publikum war begeistert. Ein weiterer Glanzpunkt des Abends war die Verlosung des Grand Casino Baden Diamanten im Wert von 10.000 Euro. Der strahlende Gewinner konnte sein Glück kaum in Worte fassen und schenkte den wertvollen Stein noch auf der Bühne seiner Frau zum Hochzeitstag. Für das leibliche Wohl standen mehr als 50 Köche und 190 Serviceleute von DO& LAbg.Bgm. Erika Adensamer, Gen.-Dir. Karl Stoss, LR Petra Bohuslav, Dir. Stefan CO im Dauereinsatz. Hartl, LR Karin Kadenbach (v.l.) Foto: Casinos Austria/Christian Husar

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 36 Chronik Innsbruck feierte die neue Hungerburgbahn Ein Hit für Einheimische und Touristen – Die schnelle Verbindung vom Zentrum in die Welt der Berge A & O Lightning Technology Foto: http://www.nordpark.at / Mit einem pompösen Fest bei der Station Löwenhaus wurde die neue Hungerburgbahn offiziell in Betrieb genommen. Es waren rund 7000 Fans der neuen Bahn gekommen, darunter viel Prominenz aus Politik und Wirtschaft aus ganz Tirol.

m 1. Dezember, Punkt 9 Uhr, begann wollen. „Sie ist ein Hit für die Einheimischen (Pfarrvikariat Hungerburg). Anschließend Aoffiziell die Ära der Hungerburgbahn- und die Bewohnerinnen und Bewohner der ging‘s „bergauf“. Hermann Nolf (Betriebslei- Neu. Nach der Eröffnungsfeier in der Tal- Hungerburg“, betonte Zach. Dementspre- ter Nordpark) „steuerte“ die offizielle Pre- station mit Ansprache und Segnung, musika- chend gut angelegt ist das Geld der Inns- mierengarnitur auf der 1838 Meter Strecke lisch begleitet von der Stadtmusikkapelle bruckerinnen und Innsbrucker: „Dem Steuer- durch Tunnels und über die Brücke zur Innsbruck Mariahilf-St.Nikolaus, startete die zahler gebührt für diese Investition großer Bergstation. Von der rund 7-Minuten Fahrt Kabinenbahn zur Jungfernfahrt. Dank, ebenso wie dem privaten Investor und mit 285 Meter Höhendifferenz waren die „Die Hungerburgbahn und die Nordketten- Partner dieser Private Public Partnership.“ Premierengäste alle begeistert – unter ihnen bahnen bringen die Bergwelt näher an die In den Dank miteinbezogen hat Hilde IKB Vortandsdirektor Elmar Schmid, Hubert Stadt – in knapp 25 Minuten ist man vom Zach auch die kritischen Bürgerinnen und Klingan (Obmann des Tourismusverbandes Stadtzentrum mitten in der faszinierenden Bürger: „Viele Bedenken wurden in das Pro- „Innsbruck und seine Feriendörfer“, mit Welt der Berge“, so Bürgermeisterin Hilde jekt eingearbeitet.“ Unter anderem wurde rund 7,5 Mio. Euro am Projekt beteiligt) und Zach in ihren Grußworten „in dem kühnen die Bewässerungssituation des Hofgartens Martin Baltes (IVB-Geschäftsführer). Gebäude der Talstation, entworfen von Zaha verbessert. Bei Hochwasser werden Unter- Hadid, Stararchitektin und Innsbruck- Lieb- grundwässer von einem einem aufwendigen Ganz Innsbruck feierte haberin“. (Hadid: „I like Innsbruck“). Kanal aufgenommen und abgeleitet. Eingebunden in das Netz des ÖPNV ist Den Segen für die Hungerburgbahn spen- Mit einem pompösen Fest bei der Station die Hungerburgbahn nicht nur ein touristi- deten Pfarrer Monsignore Franz Mayr aus Löwenhaus am Rennweg wurde die neue sches Angebot für die Gäste, die in die Berge St. Nikolaus und Pater Johannes Lehner Hungerburgbahn offiziell in Betrieb genom-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 37 Chronik Foto: Stadt Innsbruck / rms / Wolfgang Weger

Die Bergstation – von der rund 7-Minuten Fahrt mit 285 Meter Höhendifferenz waren die Premierengäste alle begeistert

men. Schätzungsweise rund 7000 Fans der Öffentlichen Hand (Public-Privat-Partner- und das Hafelekar (2274 Meter) zu gelan- neuen Bahn, darunter viel Prominenz aus ship), ein Gewinn für Innsbruck sowohl für gen. „Als Südtiroler bei der Errichtung der Politik und Wirtschaft aus ganz Tirol, ließen Einheimische wie für Touristen.“ Bahn entscheidend mitgewirkt zu haben, sich die Eröffnungsfeier mit großartigen Zaha Hadid: „Mein Dank gilt allen Betei- erfüllt mich mit großer Freude.“ Licht- und Stuntshows und einer Videoprä- ligten, die dieses Werk ermöglicht haben. Ich Haselsteiner: „Zwei Frauen stehen im bei sentation, die die „Alpine Fusion“, den Ein- bin dankbar für den Arbeitseinsatz aller, der diesem Eröffnungsfest im Mittelpunkt: Bür- klang von Stadt, Architektur, Natur und Berg Techniker und Ingenieure, und für alle guten germeisterin Hilde Zach, die mit Stand- eindrucksvoll verdeutlichte, nicht entgehen. Vorschläge und Diskussionen.“ Ihr Haupt- festigkeit und Durchsetzungsvermögen für Bevor Landeshauptmann Herwig van anliegen sei es gewesen, der Trasse der Bahn die Errichtung der neuen Hungerburgbahn Staa und Bürgermeisterin Hilde Zach ge- und allen Bauwerken eine flüssige Linie zu ,kämpfte‘ und auch in schwierigen Situatio- meinsam mit Architektin Zaha Hadid, geben und sie der Stadt und dem Berg anzu- nen immer gerade stand, und Zaha Hadid, STRABAG-Chef Hanspeter Haselsteiner passen. Es sei kein leichtes Projekt gewesen, die eine Garantin ist für architektonische und Michael Seeber, (GF der Leiter GmbH), aber in Kombination mit der richtigen Tech- Highlights. Der Gedanke als Innsbrucker für TVB-Obmann Hubert Klingan, Nordpark- nik, könne das Werk nun als gelungen be- meine Heimatstadt etwas Bedeutungsvolles GF Thomas Schroll, IVB-Diektor Martin zeichnet werden. Sie freue sich, daß es ihr zu schaffen, lag bei diesem Projekt über dem Baltes im Interview mit Isabella Krassnitzer ermöglicht wurde, mit der Bergisel-Sprung- zweifellos nicht zu vernachlässigenden As- zur neuen Bahn Stellung nahmen und ihre schanze und nun mit der neuen Hungerburg- pekt der Wirtschaftlichkeit.“ Freude über das gelungene Werk zum Aus- bahn zwei architektonische Highlights für Vizebgm. Christoph Platzgummer be- druck brachten, sprach Schauspieler Tobias Innsbruck zu schaffen. zeichnete die Errichtung der Bahn als eine Moretti einen eindrucksvollen Prolog auf die Michael Seeber lobte die Vorreiterrolle richtige und wichtige Entscheidung, die Vi- neue Hungerburgbahn. Innsbrucks in der Verwirklichung des „Public sionen, Mut und Umsetzungsstärke von Eindeutiger Tenor: „Dieser Tag ist eine Privat Partnership“. Seeber zeigte sich be- Seiten der Stadt Innsbruck aber auch starke Sternstunde, die Bahn ist eine architektoni- eindruckt von der Möglichkeit, in Innsbruck private Partner brauchte. „Eine planerische sche Sensation, Innsbruck setzt auf Qualität, direkt von der Stadt (500 Meter Seehöhe) und technische Meisterleistung, die in die ein Alleinstellungsmerkmal und neues auf die Hungerburg (871 Meter) und dann Zukunft weist“. Die Steigerung der Bekannt- Wahrzeichen, ein kühnes Projekt in Zusam- weiter mit den im Vorjahr neu eröffneten heit der Stadt weltweit und ein Mehrwert für menarbeit von privaten Betreibern und der Seilbahnen auf die Seegrube (1911 Meter) die Tiroler Bevölkerung wie für die Gäste

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 38 Chronik seien damit verbunden. Durch die allgemein günstigen Tarife und die Eingliederung in das Stadtnetz der IVB, das Combi-Ticket für den Alpenzoo, das Freizeitticket und nicht zuletzt durch die zusätzlichen Fahrzeiten in den Morgen- und Abendstunden sei die Bahn auch ein echtes Nahverkehrsmittel. Hubert Klingan: „Ein Freudentag für den gesamten Tourismus in Tirol, die Bahn ist ein alpines Markenzeichen und bedeutet ein Alleinstellungsmerkmal für die Tiroler Landeshauptstadt.“ IVB-Chef Martin Baltes hob ebenfalls die Bedeutung der Bahn als Nahverkehrs- mittel hervor, während der Geschäftsführer der Nordpark GmbH betonte, daß sich die oftmals geäußerte Befürchtung, die Fahrt mit der Bahn werde zu teuer sein werde, nicht

bewahrheitet habe. Foto: Stadt Innsbruck / rms / Gerd Andreaus Am Sonntag, dem 2. Dezember hat die Den Segen für die Hungerburgbahn spendeten Pfarrer Monsignore Franz Mayr aus Bahn pünktlich um 8 Uhr Früh ab der Station St. Nikolaus und Pater Johannes Lehner (Pfarrvikariat Hungerburg). Rechts im Congress ihren täglichen Betrieb aufgenom- Bild Innsbrucks Bürgermeisterin Hilde Zach. men und verkehrt (entsprechend dem Dienst- leistungs-Konzessionsvertrag) viertelstünd- lich bis 18 Uhr. Zwischenstationen gibt es beim Löwenhaus und beim Alpenzoo. Wäh- rend die Kassen bei der Station Congress manuell besetzt sind, haben die Gäste beim Löwenhaus und am Alpenzoo die Möglich- keit, ihre Tickets am Fahrkartenautomaten zu lösen. Die neue Hungerburgbahn bietet Platz für 130 Fahrgäste und kann bis zu 1200 Per- sonen pro Stunde befördern. Für die 1,7 km lange Strecke von der Station Congress bis zur 300 Meter höher gelegenen Station Hun- gerburg benötigt sie ca. acht Minuten. Damit die neue Hungerburgbahn auch als Nahverkehrsmittel für Berufstätige und Schüler benützt werden kann, hat der Ge- meinderat am 22. November beschlossen, Fahrzeiten von Montag bis Freitag von 6.30 bis 8 Uhr und von 18 bis 19 Uhr sowie samstags, sonntags und feiertags von 18 bis 19 Uhr zuzukaufen. Auch Monats-, Halb- jahres- und Jahrestickets der IVB sowie die Schüler- und Lehrlings-Freifahrten werden ohne Aufzahlung auf der Hungerburgbahn

Gültigkeit haben. Eine wichtige Vorausset- Foto: Stadt Innsbruck / rms / Wolfgang Weger zung, damit die neue Hungerburgbahn nicht Die neue Hungerburgbahn bietet Platz für 130 Fahrgäste und kann bis zu 1200 nur eine Freizeiteinrichtung darstellt, son- Personen pro Stunde befördern. dern zusätzlich zur Buslinie „J“ der ständig zunehmenden Wohnbevölkerung auf der gratis). Die Einzelfahrt kostet für Erwach- (von 8 bis 18 Uhr) in der Congress- bzw. Hungerburg auch als Nahverkehrsmittel sene 2,70, für Jugendliche und Senioren 2,20 City-Garage. Kostenlos parken können auch dient. und für Kinder 1,40 Euro. Für den Alpenzoo alle Käufer eines Tagsskipasses und alle, die Die Fahrt mit der Hungerburgbahn hin gibt es ein attraktives Kombiticket zum Preis ein Einzelticket vom Congress auf die Hun- und retour kostet für Innsbrucker 4,50 Euro von 9 Euro. Das Kombiticket beinhaltet die gerburg und weiter mit der Seilbahn auf die (Jugendliche und Senioren bezahlen 3,60, Fahrt mit der Hungerburgbahn, den Eintritt Seegrube bzw. das Hafelekar erwerben. „ Kinder 2,30 Euro, Kinder bis 6 Jahre fahren in den Alpenzoo und kostenloses Parken http://www.nordpark.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 39 Chronik 15 neue U-Bahn-Züge für Wien Wiener Linien beauftragen Siemens-Konsortium für weitere 15 Züge für Wiener U-Bahn im Wert von 135 Millionen Euro

ie Wiener Linien haben ein Konsortium Dunter Führung von Siemens Transpor- tation Systems mit der Lieferung von weite- ren 15 U-Bahn-Zügen beauftragt. Die Be- stellung hat ein Gesamtvolumen von mehr als 135 Mio. Euro. Der Anteil von Siemens beträgt rund 80 Prozent des Auftragswerts, wobei auf Transportation Systems (TS) ca. 94 Mio. Euro und auf Elin EBG Traction (ETR) ca. 15 Mio. entfallen, Das Volumen von Bombardier umfaßt rund 26 Mio. Euro. Die neuen Wiener U-Bahnzüge gehören zu den umweltfreundlichsten und energieef- fizientesten Metrofahrzeugen, die auf Basis des weltweit eingeführten modularen Platt- formkonzepts für Metros von Siemens Trans- portation Systems entstanden sind. „25 der sechsteiligen Bahnen wurden von den Wie- Foto: Schaub-Walzer Geschäftsführer Günter Steinbauer (Wiener Linien), Franz Geiger (Mitglied des ner Linien bereits 2002 beauftragt. Seit Vorstandes Siemens AG Österreich), Generaldirektorin Brigitte Ederer (Siemens Sommer 2006 sind die ersten Exemplare des AG Österreich) und Finanz- und Wirtschaftsstadträtin Vizebgm. Renate Brauner „Silberpfeil“-Nachfolgemodells erfolgreich im regulären Linienbetrieb. Heute stehen den neue Wiener U-Bahn-Generation wird auf hat gegenüber den bisherigen aneinander Fahrgästen 17 Züge dieser neuen U-Bahn- allen Linien außer der U6 verkehren. gekuppelten Doppeltriebwagen den Vorteil, Generation zur Verfügung. Bereits Ende 2008 Grundeinheit des neuen technischen Kon- daß sich in Stoßzeiten die Passagiere im werden alle 25 Garnituren aus der ersten zeptes ist ein durchgehend benutzbares sechs- Wageninneren besser und schneller verteilen Lieferserie an die Wiener Linien übergeben teiliges Gelenkfahrzeug von rund 112 Me- können. Die Durchgängigkeit ist aber auch sein“, freute sich Finanz- und Wirtschafts- tern Länge. Es besteht aus zwei Stirnwagen ein Sicherheitsfaktor. In Schwachlastzeiten stadträtin Vizebürgermeisterin Renate Brau- und vier Zwischenwagen. Die Zwischenwa- und vor allem in den Abendstunden erhöht ner anläßlich der Vertragsunterzeichnung für gen fungieren als Triebwagen, die Stirnwa- sich durch diese Bauweise das Sicherheits- die jüngste Tranche der neuen U-Bahn- gen haben keinen Antrieb und dienen als gefühl bei den Fahrgästen erheblich. Dar- Garnituren am 13. Dezember. Steuereinheiten. Durch diese Bauform steigt überhinaus sind die Züge mit einer Video- Gefertigt werden die U-Bahnen bei Sie- das Platzangebot im Fahrzeug bei etwa überwachung des Fahrgastraums ausgestat- mens in Wien. Der Lieferanteil von Siemens gleich bleibender Baulänge. Die Züge bieten tet. Durch Rauchmelder am Dach und Tem- umfasst das komplette Engineering der Zü- jeweils rund 900 Fahrgästen Platz. peraturfühler am Untergestell sowie Rohrlei- ge, den Bau der Wagenkästen, die Innenaus- Verglichen mit den klassischen Silber- tungen mit Spritzdüsen zur besseren stattung sowie einen Teil der elektrischen pfeilen haben die neuen U-Bahn-Fahrzeuge Brandbekämpfung gehört die neue Genera- Ausrüstung. Die ETR liefert wassergekühlte in der Breite ein wenig zugelegt. Das ver- tion punkto Brandschutz zu den sichersten Fahrmotore und führt die Elektro-Montage größert den Fahrgastraum und verkleinert U-Bahn-Fahrzeugen europaweit. durch. „Siemens Österreich bringt mit den gleichzeitig den Spalt zwischen Fahrzeug Der neue U-Bahn-Wagen verfügt über neuen U-Bahn-Fahrzeugen allerhöchste und Bahnsteigkante auf wenige Zentimeter. eine Klimaanlage, die für Vollklimatisierung Standards in Sachen Umweltschutz, Energie- Überhaupt keinen Spalt gibt es bei den Ein- der Fahrgasträume und Fahrerstände sorgt. effizienz und Fahrkomfort auf die Schiene“, stiegen hinter den Fahrerständen. Hier steigt Das bedeutet angenehme Wärme im Winter erklärte Siemens Österreich- Generaldirek- man nämlich in eines der beiden Mehr- und wohltuende Kühle im Sommer. torin Brigitte Ederer. „Mit überwiegend öster- zweckabteile ein. Diese besitzen ausfahrbare Im Wageninneren wird – ähnlich wie im reichischer Wertschöpfung können so in den Rampen, die den Spalt vollständig über- Niederflurbus und im ULF – auf Displays nächsten drei Jahren durchschnittlich 80 Ar- brücken. Ein spezielles Service für behinder- angezeigt, wie die nächste Station heißt. Da beitsplätze gesichert werden.“ te Menschen und Fahrgäste mit Kinderwa- die Bahnsteige in den einzelnen U-Bahn- Mit der nun erfolgten Beauftragung für gen. Das Mehrzweckabteil bietet übrigens Stationen unterschiedlich angeordnet sind, weitere 15 U-Bahnen handelt es sich um den ausreichend Platz für Rollstühle, Kinder- informiert die Anzeige auch darüber, auf zweiten Serienabruf der Stadt Wien aus wägen und Fahrräder, aber auch für Koffer, welcher Seite die Türen in der nächsten Sta- einem 1998 geschlossenen Rahmenvertrag und schwere Einkaufs- oder Reisetaschen. tion aufgehen werden. „ mit der Option auf insgesamt 60 Züge. Die Das durchgängig konstruierte Fahrzeug http://www.wienerlinien.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 40 Gastronomie & Kulinarisches Erste Bank Falstaff-Rotweingala Weingut Hans Igler ist Falstaff-Sieger 2007 – Falstaff- Rotweinguide 2007/2008 der Öffentlichkeit vorgestellt

s war wieder spannend, aber am Ende Edoch ganz eindeutig, wer Falstaff-Sieger 2007 mit dem besten österreichischen Rot- wein werden würde. Am Abend des 5. De- zember wurde dann das Geheimnis gelüftet: Das Weingut Hans Igler wurde mit der Cuvée „Ab Ericio 2005“ zum Falstaff-Sieger 2007 geehrt. Außerdem stellten 51 der be- sten Rotweinwinzer Österreichs ihre Spit- zenweine vor. Sie präsentierten je drei Top- Rotweine aus dem Falstaff-Rotweinguide 2007/2008 in den Bankettsälen des Grand Hotel in Wien.

Falstaff-Rotwein-Sieger Um diese zu ermitteln und den aktuellen Rotweinguide zu erarbeiten, verkostete Fal-

staff-Chefredakteur Peter Moser in den letz- Foto: pressefotos.at/Thomas Preiss ten Wochen rund 1500 Rotweine des Jahr- v.l.: Philipp Grassl (Weingut Grassl), Waltraud Reisner-Igler (Weingut Igler), gangs 2005. Die besten dieser Weine wurden Helmut Romé (Herausgeber Falstaff Magazin) und Helmut Weber (Weingut Weber) von einer hochkarätigen Fachjury nochmals bewertet, und daraus wurden die Falstaff- nur Weine eingereicht werden dürfen, die der Blaufränkisch, hatten das bessere Ende Sieger und Falstaff-Sortensieger ermittelt, frühestens zwei Jahre nach dem Erntezeit- für sich.“ Die Rotweingala, die erneut in die von den Herausgebern des Falstaff-Ma- punkt auf den Markt kommen – übernahm Kooperation mit der Erste Bank der oester- gazins, Prof. Hans Dibold und Helmut Peter Bosek, Vorstandsdirektor der Erste reichischen Sparkassen AG veranstaltet wur- Romé, ausgezeichnet wurden. Bank, die Auszeichnung der Gewinner. Ger- de, ist die umfassendste Verkostung und Lei- Das Weingut Hans Igler aus Deutsch- hard Markowitsch aus Göttlesbrunn gewann stungsschau österreichischer Top-Rotweine. kreuz gewann mit der Cuvée „Ab Ericio mit der Cuvée „M1 2004“ den ersten Platz 2005“ mit 94 Punkten den ersten Platz und dieser Kategorie. Falstaff-Rotweinguide holte damit bei der 28. Falstaff-Rotweinprä- Der „Zweigelt Grand Prix 2007“ – dieser 2006/2007 miierung den achten Falstaff-Sieg nach Preis wurde dem besten jungen Zweigelt des Hause. „In diesem legendären Weingut ent- vielversprechenden Jahrgangs 2006 zuge- Anläßlich der Erste Bank Falstaff-Rot- standen mit die ersten qualitativ hochwerti- sprochen – geht an den Winzerhof Landauer- weingala 2007 wurde der Falstaff-Rotwein- gen Rotweine Österreichs! Wir gratulieren Gisperg aus Tattendorf für den „Zweigelt guide 2007/2008 der Öffentlichkeit vorge- der Familie Reisner-Igler zu ihrem Sieg mit Selektion 2006“. Der Winzerhof Landauer- stellt. In diesem Führer sind rund 1300 der ‚Ab Ericio‘, dem Top-Wein des Hauses“, Gisperg konnte in einem echten Hattrick auch besten Rotweine Österreichs des Jahrgangs freute sich Peter Moser für die Winzerfamilie die Kategorie Zweigelt 2005 und St. Laurent 2005 verkostet, beschrieben und bewertet. aus dem Mittelburgenland. Platz zwei ging 2005 für sich entscheiden. Der 346 Seiten umfassende Guide gibt einen an Hans und Philipp Grassl aus Göttles- breiten Überblick über Österreichs Rotwein- brunn – es sei nur eine Frage der Zeit gewe- Ein Fest für Weinfreunde landschaft, ist Einkaufshilfe, Nachschlage- sen, bis „Ausnahmetalent“ Philipp Grassl werk und Buch zum Schmökern und Ver- mit der „Cuvée Bärnreiser“ einen Falstaff- Außer den Sieger-Winzern der 28. Fal- schenken in einem. Bei jedem Wein sind Ab- Sieg erobern würde. Das Sieger-Podest für staff-Rotweinprämierung stellten weitere Hof-Preis und Adresse sowie die Internet- den dritten Platz nimmt ein Wein aus dem prominente Rotwein-Protagonisten je drei Adresse des Weinguts angegeben. Für alle Mittelburgenland ein: Das Weingut Weber ihrer Spitzenkreszenzen vor, insgesamt ste- Schnäppchen-Jäger: die übersichtliche Kenn- gewann mit dem „Mittelburgenland DAC hen daher über 150 Top-Rotweine zur zeichnung „Best-Buy“ für Weine mit hervor- Reserve Blaufränkisch 2005“, der heuer Verkostung. Falstaff-Chefredakteur Peter ragendem Preis-Leistungs-Verhältnis und erstmals auf dem Markt ist und die Verkoster Mosers Resümée zum Jahrgang 2005: „Im eine komplette Liste aller „Best Buy“-Wei- sofort begeisterte. Jahrgang 2005 hatten aufgrund der Witte- ne. Auch Bio-Weine sind im Falstaff-Rot- Als Pate der Reserve-Trophy – einer Spe- rungsbedingungen die früher reifenden Sor- weinguide als solche gekennzeichnet. „ zialkategorie der Rotweinprämierung, zu der ten Probleme. Die späteren Sorten, darunter http://www.falstaff.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 41 Religion und Kirche Evangelisch-lutherischer Bischof Sturm feierlich verabschiedet Schmied: Sturm hat Bild dieser Kirche maßgeblich mitbestimmt - Krätzl: Ökumene des Vertrauens gewachsen

Abschied von Herwig Sturm als Bischof der Evangelisch-lutherischen Kirche. Der katholische Weihbischof Helmut Krätzl dankt dem scheidenden Bischof für sein Engagement in der Ökumene. Fotos: epd/M.Uschmann

it einem feierlichen Gottesdienst in der Die zuständige Kultusministerin Claudia lichen Einsatz für die Ökumene“, durch ihn Mlutherischen Stadtkirche und einem Schmied dankte namens der Republik Öster- sei eine „Ökumene des Vertrauens gewach- Empfang in der Nationalbibliothek ist am reich der Evangelischen Kirche für ihre „be- sen“. Sturm sei immer für eine „umfassende 9. Dezember der evangelisch-lutherische Bi- sondere Sensibilität für Minderheiten“. Bi- Ökumene“ eingetreten. Im Verhältnis zur Rö- schof Herwig Sturm verabschiedet worden. schof Sturm habe das Bild seiner Kirche misch-katholischen Kirche habe Sturm „das Sturm tritt mit Ende des Jahres nach Errei- „maßgeblich geprägt“. Konkret erwähnte sie Trennende nie verschwiegen, aber das Ge- chen der Altersgrenze in den Ruhestand. Sturms Engagement in der Asylpolitik und meinsame deutlich hervorgehoben“. Am Sein Nachfolger im Bischofsamt ist Michael im Prozeß „Wirtschaft im Dienst des meisten nahegegangen sei ihm, Sturm, die Bünker. An dem Empfang haben zahlreiche Lebens“. Weihbischof Helmut Krätzl verlas „schmerzliche Trennung der Kirchen beim Repräsentantinnen und Repräsentanten aus einen Brief des Wiener Kardinals Christoph Abendmahl“. den Arbeitsbereichen der Evangelischen Kir- Schönborn, der Sturm für die „gute Zeit der chen, der Ökumene und des politischen Le- Gemeinsamkeit“ dankte. Sturm sei es gelun- Krömer: Geistliche bens teilgenommen, darunter etwa Vizekanz- gen, die Wahrnehmung seiner Kirche im In- Persönlichkeit ler Wilhelm Molterer, Bundesministerin und Ausland „eindrucksvoll zu vergrößern“, , Weihbischof Helmut Krätzl, meinte Krätzl weiter. Beispiel dafür sei nicht „Ein Bischof kann die Kirche mit ande- Metropolit Michael Staikos, Oberin Chri- zuletzt der neue Wiener Sitz der Gemein- ren nur dann gemeinsam leiten, wenn er eine stine Gleixner und der Präsident der Islami- schaft Evangelischer Kirchen in Europa. Der geistliche Persönlichkeit ist. Du, lieber Her- schen Glaubensgemeinschaft, Anas Schakfeh. Weihbischof würdigte Sturms „unermüd- wig, bist eine solche Persönlichkeit“, sagte

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 42 Religion und Kirche

Mit einem feierlichen Gottesdienst in der lutherischen Stadtkirche und einem Empfang in der Nationalbibliothek 9. Dezember ist am der evangelisch-lutherische Bischof Herwig Sturm verabschiedet worden der Präsident der Generalsynode und Synode licht. Der Diakoniepräsident, selbst Mitglied Erschienen ist das Buch im Evangelischen A.B., Peter Krömer in seiner Laudatio. Der der Evangelisch-methodistischen Kirche, Presseverband. Die Superintendentin und Synodenpräsident dankte dem scheidenden hob hervor, Sturm sei sich darüber im Klaren die Superintendenten dankten dem Bischof, Bischof, daß er vor 12 Jahren das schwierige gewesen, daß eine Kirche, die um ihre der, so Superintendentin Luise Müller, mit Amt übernommen habe. Gleichzeitig ver- Identität weiß, auch leichter im Dialog mit seiner „starken natürlichen Autorität“ auch wies Krömer auf Martin Luther, der gesagt ihren Schwesterkirchen stehe. Siegrist dank- in schwierigen Situationen ausgleichend habe: „Nur der Herr allein ist Bischof“ und te auch Bischof Sturms Ehefrau Gertrude, gewirkt habe. Im Namen seiner Amtskolle- betonte: „Nur der Herr allein kann die dass sie das diakonische Engagement ihres gin und seiner Amtskollegen überreichte Kirche leiten.“ Als wichtigste Ereignisse in Gatten mitgetragen habe. Insbesondere sei Manfred Sauer dem Bischof ein Bild des der Evangelischen Kirche A.B. während der sie selbst am Aufbau des Laura-Gatner- Kärntner Künstlers Valentin Oman. Amtszeit Sturms nannte Krömer unter ande- Flüchtlingshauses in Hirtenberg maßgeblich Sturm rief in seinen Dankesworten dazu rem die Einbeziehung der geistlichen beteiligt gewesen. auf, die „geschichtsträchtige Stunde eines Amtsträgerinnen und Amtsträger in das wachsenden und zusammenwachsenden ASVG, die Umstrukturierung der Kirchen- Protestantismus Europas“ wahrzunehmen. Daß es kein Ab- leitung, die Einleitung des Organisationsent- und Literatur schied von der Person Herwig Sturm ist – so wicklungsprogramms „Offen Evangelisch“ wurde Sturm etwa im November für weitere sowie die Einführung des kinderoffenen Gezeigt wurde bei dem Empfang auch zwei Jahre als Vorsitzender des Ökumeni- Abendmahls. Zum Zeichen des Dankes über- eine Powerpoint-Präsentation, die auf Sturms schen Rates der Kirchen in Österreich bestä- reichte Krömer dem Bischof ein Keramik- Amtszeit zurückblickte und ihn als Vertreter tigt –, betonte Landeskurator Horst Lattin- kreuz eines St. Pöltener Künstlers. der Kirche nach innen und außen, aber auch ger, der gemeinsam mit seiner Stellvertrete- Von einem „diakonischen Profil“ Herwig als Seelsorger und „Mann der Ökumene“ rin Gerhild Herrgesell durch das Programm Sturms sprach der Präsident der Diakonie zeigte. Dem scheidenden Bischof ist auch führte. Den musikalischen Rahmen gestalte- Österreich, Roland Siegrist, der die Grüße das Buch „Protestantismus & Literatur“ ge- ten der Chor des Club Carinthia und die der Werke der Kirche überbrachte. Siegrist widmet, das die Herausgeber – Oberkirchen- „Vienna Police Brass“. Die Bläser, so erinnerte an das Sozialwort der Kirchen in rat Michael Bünker und Ministerialrat Karl Lattinger, bringen zum Klingen, daß Herwig Österreich, das Sturm stark gefördert habe. Schwarz – der Öffentlichkeit präsentierten. Sturm in seiner Amtszeit die Sonderseel- Ebenso habe Sturm die Zusammenarbeit der 34 Autorinnen und Autoren untersuchen sorge, wie etwa auch die Polizeiseelsorge, lutherischen, der reformierten und der evan- darin auf 750 Seiten den österreichischen besonders entwickelt habe. „ gelisch-methodistischen Kirchen ermög- Protestantismus im Kontext der Literatur. http://www.evang.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 43 Religion und Kirche Kardinal Stickler ist gestorben Der einstige »Bibliothekar und Archivar der Heiligen Römischen Kirche« stand im 98. Lebensjahr

ardinal Alfons Maria Stickler ist am KAbend des 12. Dezember im 98. Le- bensjahr im Vatikan gestorben. Der einstige „Bibliothekar und Archivar der Heiligen Römischen Kirche“ stammte aus Neunkir- chen, wo er am 23. August 1910 geboren wurde. Er trat jung in den Orden der Sale- sianer Don Boscos ein, 1937 wurde er zum Priester geweiht. Im September 1983 – un- mittelbar vor dem ersten Österreich-Besuch Johannes Pauls II. – wurde er zum Titular- erzbischof ernannt und im Mai 1985 in das Kardinalskollegium berufen. Stickler war der älteste lebende Kardinal der katholischen Kirche. In den letzten Jahre lebte er sehr zurückgezogen in seiner Woh- nung im Palazzo del Sant‘Uffizio. Wie der Linzer Diözesanbischof Ludwig Schwarz im Gespräch mit „Kathpress“ sagte, ist Kardinal Stickler am Abend des 12. Dezember um 19.30 Uhr „friedlich entschlafen“. Bischof Schwarz kannte Stickler aus seiner Zeit als Provinzial der römischen Provinz der Sale- sianer Don Boscos sehr gut. Der verstorbene Kardinal stammte aus einer großen Familie. Er war das zweite von insgesamt zwölf Kindern. Nach der Matura in Wien trat er in das Noviziat der Salesianer Don Boscos ein und legte am 15. August 1928 die Ordensprofess ab. Seine theologi- schen Studien machte er in Benediktbeuern und setzte sie in Turin und Rom fort. An der

römischen Lateranuniversität promovierte er Foto: kathbild zum Doktor beider Rechte. Am 27. März Kardinal Stickler war der älteste lebende Kardinal der katholischen Kirche. In den 1937 wurde in der römischen Basilika San letzten Jahre lebte er sehr zurückgezogen im Palazzo del Sant‘Uffizio. Giovanni in Laterano zum Priester geweiht. Stickler lehrte Kirchenrechtsgeschichte des vatikanischen Geheimarchivs. Im Kon- Modernisierung der Vatikan-Bibliothek ein, an der kanonistischen Fakultät der römi- sistorium vom 25. Mai 1985 erhob ihn Jo- die nicht nur als Aufbewahrungsort der „welt- schen Salesianer-Universität, wurde Dekan hannes Paul II. zum Kardinal und übergab weit reichsten Sammlung an Handschriften“ der Fakultät und schließlich Rektor der ihm als Titelkirche San Giorgio in Velabro (rund 70.000) gilt, sondern auch eine Million Hochschule. Am 25. März 1971 (Aschermitt- (die Kirche wurde in der Nacht vom 27. auf gedruckter Bücher, rund 150.000 Kupfersti- woch) ernannte ihn Paul VI. zum Präfekten den 28. Juli 1993 bei einem Bombenan- che und eine überaus wertvolle Münzsamm- der Vatikanischen Bibliothek; für Stickler schlag vermutlich der Mafia schwer beschä- lung umfaßt. Unter anderem wurde unter der war es nach eigener Aussage der bedeutend- digt). Ab diesem Zeitpunkt war Stickler offi- Leitung des österreichischen Kardinals ein ste „Wechsel seines Lebensgleises“. Am ziell „Bibliothekar und Archivar der Heili- großer Bunker errichtet, in dem die wichtig- 8. September 1983 wurde Stickler zum „Pro- gen Römischen Kirche“. sten Schätze der Bibliothek (unter anderem bibliothekar der Heiligen Römischen Kir- der „Codex Vaticanus“) atombombensicher che“ und gleichzeitig zum Titularerzbischof Große Verdienste untergebracht sind. Im Sommer 1988 trat von Bolsena ernannt. Johannes Paul II. per- um die Bibliothek Stickler aus Altersgründen von seinem Amt sönlich weihte ihn am Fest Allerheiligen als Leiter der Vatikanbibliothek und des Ge- 1983 zum Bischof. Am 7. Juli 1984 übertrug Während seiner Amtszeit setzte sich heimarchivs zurück. Auch im Ruhestand ihm Johannes Paul II. außerdem die Leitung Stickler unermüdlich für die Erhaltung und lebte er in Rom. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 44 Personalia Schumpeter-Preis an Fürst Hans Adam II. von Liechtenstein Bürgermeister Michael Häupl überreichte am 07. Dezember den Schumpeter-Preis 2007 an Fürst Hans Adam II. von und zu Liechtenstein

er Fürst erhielt den Preis, der in Erinne- dessen Werk gleichermaßen von wirtschaft- net. An der Feier nahmen auch Kulturstad- Drung an den aus Österreich stammenden licher Theorie, Praxis und Politik gekenn- trat Andreas Mailath-Pokorny und Altbun- Harvard-Ökonomen Joseph A. Schumpeter zeichnet ist. Zahlreiche prominente Politi- deskanzler , der Präsident alljährlich für innovative Leistungen auf den ker, Wissenschaftler und Wirtschaftstreiben- der Schumpeter- Gesellschaft ist, teil. „ Gebieten der Wirtschaft, der Politik und der de wurden bereits mit dem Preis ausgezeich- http://www.liechtensteinmuseum.at Wirtschaftswissenschaften vergeben wird, für seine Leistungen in eben diesen Berei- chen sowie für die Einrichtung des Liechten- stein Museums in Wien. Altbürgermeister Helmut Zilk würdigte in seinen Begrüßungs- worten die Persönlichkeit des Geehrten und auch die Nahbeziehung zwischen dem Für- stentum und Österreich. Die Laudatio hielt Univ. Prof. Herbert Matis. In seinen Dankes- worten vermerkte der Preisträger, daß ihn gerade das Denken Schumpeters seit seinem Studium der Wirtschaftswissenschaften in St. Gallen wesentlich beeinflusst habe. Hans Adam von Liechtenstein hat das Fürstentum Liechtenstein in die moderne Zeit hinübergeführt. Er hat die politischen und fi- nanziellen Belange des Fürstenhauses neu geregelt und die Verwaltung des Landes re- organisiert. Unter seiner Regentschaft trat das Fürstentum 1990 der UNO und 1995 dem EWR bei. 2003 wurde eine von ihm ini- tiierte Verfassungsreform durch eine Volks- abstimmung bestätigt. Die fürstliche Finanz- Wiens Bürgermeister Michael Häupl (li.) überreicht den Schumpeter-Preis an Fürst verwaltung LTG entwickelte sich unter der Hans Adam II. von und zu Liechtenstein Foto: Pressefoto Votava Leitung von Hans-Adam zu einer der füh- renden Privatbanken weltweit mit 1300 MitarbeiterInnen an 26 Standorten. Der besonderen öffentlichen und gesell- schaftlichen Stellung des Fürstenhauses hat Hans-Adam von Liechtenstein in besonderem Maße auch mit der Einrichtung des 2004 eröffneten Museums Liechtenstein in Wien Rechnung getragen. Die fürstliche Kunst- sammlung kam damit wieder nach Wien, das Palais Liechtenstein wurde aufwendig reno- viert und der Öffentlichkeit zugänglich ge- macht. Die Sammlung wird auch mit großem finanziellen Aufwand weiter ausgebaut. Das Museum zählt zu den wichtigen Attraktionen der Stadt und ist wesentlicher Bestandteil des Kulturstandortes Wien und ein wichtiger Faktor für den Wiener Fremdenverkehr. Mit der Eröffnung des Liechtenstein Museum am 29. März 2004 ist ein Teil der Kunstschätze der Fürstlichen Sammlungen wieder in das Wiener Gartenpalais Mit dem Schumpeter-Preis wird an zurückgekehrt. Dort war sie schon bis 1938 der Öffentlichkeit als die »schönste Joseph A. Schumpeter (1883-1950) erinnert, Privatsammlung« der Welt zugänglich. Foto: Liechtenstein Museum

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 45 Personalia Grandseigneur der Kulturpolitik Großes Ehrenzeichen des Landes und Ring der Stadt Salzburg für Heinrich Wiesmüller

iemand in den Führungsgremien der NSalzburger Festspiele blicke auf eine so lange Erfahrung zurück, wie Heinrich Wies- müller. Die „Salzburger Nachrichten“ haben ihn als „Grandseigneur der Kulturpolitik“ bezeichnet. Wiesmüller war Festspielpräsi- dent, Mitglied des Direktoriums und des Kuratoriums und hat die Festspiele in ent- scheidenden Abschnitten begleitet. Als Ka- rajan 1989 starb, war er ein Mitglied der Fin- dungskommission. Insgesamt war er drei Jahrzehnte im Einsatz für die Salzburger Festspiele tätig. „Er zog die Fäden beschei- den, kompetent und unauffällig im Hinter- grund. Wiesmüller hinterläßt die Festspiele mit geordneten Finanzen und einer künstleri- schen Leitung, die sich auf einem guten Weg befindet.“ Dies betonte Salzburgs Landes- hauptfrau Gabi Burgstaller am 11. Dezem- ber, als sie Komm.-Rat Heinrich Wiesmüller für dessen große Verdienste um die Salzbur- ger Festspiele das Große Ehrenzeichen des

Landes Salzburg verlieh. Foto: Franz Neumayr Die Landeshauptstadt verlieh Heinrich Ehrung KR Heinrich Wiesmüller bei Landeshauptfrau Gabi Burgstaller Wiesmüller in Würdigung seiner Verdienste um die Stadt Salzburg den „Ring der Stadt Ende. Ich wünsche ihm für seine Zukunft ein und arbeitete in den Abteilungen Verkehr Salzburg“. Bürgermeister Dr. Heinz Schaden alles Gute“, schloß Bürgermeister Schaden. und Außenhandel, Wirtschaft und Woh- überreichte die Ehrung anlässlich der Verab- „Die Festspiele treten alljährlich den Be- nungsbau sowie im Präsidialbüro, wo er als schiedung Wiesmüllers aus dem Festspiel- weis dafür an, daß sie Traditionshüter und Sekretär von Landeshauptmann Hans Lech- kuratorium und überbrachte den Dank der Trendsetter zugleich sind. Heinz Wiesmüller ner u.a. auch für die Kulturagenden des Lan- Stadt Salzburg: „Wirtschaft und Kultur wa- ist seit mehr als 30 Jahren in den verschie- deshauptmannes zuständig war. ren und sind Bereiche, die mitunter als Ge- densten Funktionen die Personifizierung die- Mit Beginn des Jahres 1965 wurde Wies- gensatz erscheinen, von Heinrich Wiesmül- ses Erfolgsgeheimnisses“, so Festspielpräsi- müller geschäftsführender Gesellschafter im ler aber als gelungene Symbiose vereint wer- dentin Helga Rabl-Stadler: „Überdies hat er Bankhaus Carl Spängler & Co. Mit dieser den. Seine Kompetenz und Erfahrung, mehrfach geholfen, die mit den Intendanten- beruflichen Tätigkeit ging von Anfang an ein gepaart mit seinem Kunstsinn und seiner Be- wechseln einhergehenden Veränderungen Engagement in den gesetzlichen und freiwil- geisterung für die Kultur haben in Salzburg kreativ und positiv für die Festspiele zu nüt- ligen Interessensvertretungen einher. Schon Spuren hinterlassen!“ zen. Und es war Heinz Wiesmüller, der sich früh war er neben seiner beruflichen Tätig- Im Festspielkuratorium habe Wiesmüller stets darum sorgte, daß die Salzburger Fest- keit im kulturellen Leben engagiert. Seit die Wege in Richtung Erneuerung gelenkt, spiele auch Festspiele für die Salzburger 1975 ist er Vizepräsident des Vereins der als manche glaubten, die großen Zeiten des wurden und bleiben.“ Freunde und Förderer der Salzburger Fest- Festivals seien vorbei. „Wiesmüller hat vier Heinrich Wiesmüller ist am 1. Juli 1936 spiele. 1976 wurde er Mitglied des Direkto- künstlerische Leiter der Festspiele begleitet: in Salzburg geboren und verbrachte seine riums der Salzburger Festspiele, im August Karajan, Mortier, Ruzicka und Flimm. Er hat Kindheit und Volksschulzeit in Tweng im 1989 wurde er zum Präsidenten der Fest- die Festspiele künstlerisch, personell und Lungau, wo sein Vater Förster der Österrei- spiele designiert, ein Amt das er von 1991 wirtschaftlich geprägt. Die Salzburger Fest- chischen Bundesforste war. Nach dem Hu- bis 1995 innehatte. 2001 wurde er ins Ku- spiele stehen heute hervorragend da, sind manistischen Gymnasium in Salzburg folgte ratorium der Salzburger Festspiele berufen. klassisch und modern zugleich. Das ist nicht das Studium der Rechtswissenschaften in Diese Funktion legte er mit 30. November zuletzt ein Verdienst Wiesmüllers! So man- Innsbruck und Wien, das er 1959 mit der Pro- 2007 nieder. che Ära hat Wiesmüller als Kuratoriums- motion abschloß. Nach einer Gerichtspraxis Heinrich Wiesmüller wurde für seine oder Direktoriumsmitglied begleitet, durch beim Landesgericht in Salzburg trat Wies- zahlreichen Verdienste vielen hohen Ehrun- seinen Abschied geht nun selbst eine Ära zu müller in den Dienst des Landes Salzburg gen ausgezeichnet. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 46 Wissenschaft & Technik AFFiRiS erhält europäisches Patent für Alzheimer-Impfung

ie AFFiRiS GmbH hat ein europaweites Das beta-Amyloid, das Teil des APP ist, wird wicklung des Unternehmens sehr zufrieden. DPatent auf zentrale Elemente ihrer Alz- hingegen für die gesunde Funktion von Dazu Michael Motschmann, leitender Fond- heimer-Impfung erteilt bekommen. Damit Gehirnzellen benötigt. Wird zwischen diesen manager der MIG-Fonds: „Die AFFiRiS hält das Unternehmen die exklusiven Nut- Formen nicht unterschieden, dann kann eine GmbH hat bereits vor kurzem mit dem Start zungsrechte an Peptidsequenzen eines inno- Immunantwort gegen das beta-Amyloid der Klinischen Phase einen bedeutenden vativen Ansatzes zur Impfstoffentwicklung. auch die Gehirnzellen angreifen. Nach er- Meilenstein fristgerecht erreicht. Die jetzt Die Verträglichkeit des ersten Affiris-Impf- folgreicher und sicherer Impfung gegen erfolgte Erweiterung ihres umfassenden stoffes, AFFITOPE AD01, wird derzeit be- Alzheimer muß also das Immunsystem in Patent-Portfolios schafft nun die rechtliche reits in der Klinischen Phase I untersucht. der Lage sein, zwischen dem abgespaltenen Grundlage für die zukünftige exklusive Der Lead-Investor des Unternehmens, die beta-Amyloid und dem beta-Amyloid als Nutzung der Alzheimer-Impfung. Wir sind MIG-Fonds, zeigt sich hoch zufrieden mit Bestandteil des APP zu unterscheiden. Ge- hoch zufrieden!“ dem wachsenden Patent-Portfolio der Affiris nau das leistet die AFFITOME-Technologie AFFiRiS wurde im November 2003 GmbH. der AFFiRiS GmbH, für die jetzt das Euro- gegründet und hat bereits im April 2004 Die AFFiRiS GmbH mit Sitz in Wien, gab päische Patent erteilt worden ist. Sie erlaubt ihren Betrieb in modernen Räumlichkeiten am 19. November bekannt, daß dem Unter- es, einen Impfstoff herzustellen, der das Im- in Wien aufgenommen. In weniger als zwei nehmen ein europaweites Patent auf einen munsystem ausschließlich gegen Strukturen Jahren hat AFFiRiS schon maßgebliche Pool von Peptidsequenzen erteilt wurde, die zentrale Bedeutung für eine innovative Alz- heimer-Impfung haben. Die jetzt patentier- ten Bestandteile ermöglichen dem Unterneh- men die Herstellung eines optimierten Impf- stoffes gegen das beta-Amyloid, das für die Entstehung von Alzheimer verantwortliche Peptid. Walter Schmidt, Geschäftsführer der AFFiRiS GmbH, über die Bedeutung des Patents: „Das jetzt erteilte Patent ergänzt das Patent-Portfolio der AFFiRiS optimal. Unsere geschützte AFFITOME-Technologie erlaubt es, die relevanten Zielstrukturen von krank- machenden, körpereigenen Proteinen zu adressieren. Unsere Wirksubstanzen werden als AFFITOPE bezeichnet, ihre Gesamtheit bildet das AFFITOME. Das neue, jetzt er teilte Patent sichert uns die kommerziellen Nutzungsrechte im Zusammenhang mit Alzheimer. Foto: http://www.bilderbox.biz Der erste, als AD01 bezeichnete Alzheimer-Impfstoff der Affiris GmbH befindet Die Patenterteilung ermöglicht der AFFi- sich derzeit in der Klinischen Phase I, deren Abschluß für Mitte 2008 geplant ist. RiS GmbH die exklusive Entwicklung einer optimierten Alzheimer-Impfung, die das Pro- der schädlichen Form des beta-Amyloids Fortschritte in der Entwicklung von Peptid- blem einer möglichen Auto-Immunreaktion ausrichtet. Tatsächlich ist es der AFFiRiS Impfstoffen gegen Alzheimer und Arterio- vermeiden wird.“ Dieses Problem einer GmbH mit diesem Patent gelungen, prinzi- sklerose gemacht. Diese Erfolge beruhen möglichen Auto-Immunreaktion hat in der piell alle Peptidsequenzen schützen zu las- nicht nur auf den firmeneigenen Techno- Vergangenheit bei anderen Unternehmen sen, die zur Bekämpfung der abgelösten logien, sondern auch auf unserem über- zum Abbruch erster Impfstoffentwicklungen beta-Amyloide geeignet sind. Der erste, als durchschnittlich qualifizierten und motivier- gegen Alzheimer geführt. Ursächlich für AD01 bezeichnete Alzheimer-Impfstoff der ten Personal. diese Schwierigkeit ist, daß das verantwort- Affiris GmbH befindet sich derzeit in der Der Erfolg von AFFiRiS beruht auf ihrem liche Peptid, beta-Amyloid, sowohl gelöst in Klinischen Phase I, deren Abschluß für Mit- exzellenten wissenschaftlichen und techni- der Gehirnflüssigkeit als auch als Bestand- te 2008 geplant ist. Spätestens dann wird schen Personal, das entscheidende Kompe- teil eines Proteins (APP) auf Gehirnzellen auch bereits der zweite Impfstoff, AD02, in tenzen auf den Gebieten der Biochemie, Mo- vorkommt. Schädlich ist aber nur das abge- der klinischen Prüfung stehen. Die MIG- lekular Biologie, Zellbiologie, Immunologie spaltene beta-Amyloid, da seine Ablagerun- Fonds, derzeitiger Hauptinvestor des Unter- und Veterinärmedizin kombiniert. „ gen (Plaques) typisch sind für Alzheimer. nehmens, zeigen sich mit der aktuellen Ent- http://www.affiris.com

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 47 Wissenschaft & Technik Exzellentes Zeugnis für Tirols Krebsforschung »Die Qualität der Forschungsprojekte ist höchst beeindruckend«

nternationale Experten haben vor kurzem Iden Spezialforschungsbereich „Zellproli- feration und Zelltod in Tumoren“ begutach- tet. Sie stellen den beteiligten Forschern ein hervorragendes Zeugnis aus und erhöhten die Förderung für die kommenden drei Jah- re. Ziel des vom österreichischen Wissen- schaftsfonds (FWF) geförderten Forschungs- verbundes ist es, die molekulare Organisa- tion von Krebszellen besser zu verstehen und damit die Grundlagen für neue Thera- pien zu entwickeln. „Die Qualität der Forschungsprojekte in diesem Spezialforschungsbereich ist höchst beeindruckend“, heißt es im abschließenden Urteil der sechs Gutachter aus den USA und der Schweiz. Den einzelnen Projekten wird eine herausragende wissenschaftliche Quali- tät bescheinigt. Damit ist die weitere finan- zielle Förderung im Rahmen des Exzellenz- programms des FWF gesichert. „Es ist uns in den letzten vier Jahren gelungen, die onkolo- gische Grundlagenforschung in Innsbruck zusammenzuführen und zu stärken“, freut Univ.Prof. Lukas Huber, Sprecher des Spezialforschungsbereichs »Zellproliferation sich Univ.-Prof. Lukas Huber, Sprecher des und Zelltod in Tumoren« Foto: Medizinische Universität Innsbruck Spezialforschungsbereichs „Zellproliferation und Zelltod in Tumoren“. „Wir sind interna- Molekulare Grundlagen Arbeitsplätze tional sichtbar geworden.“ Dieser große Er- und mögliche Therapien für die Zukunft folg sei harter Arbeit und der Förderung durch den FWF und die Tiroler Zukunftsstif- Der Spezialforschungsbereich „Zellproli- Spezialforschungsbereiche werden vom tung zu verdanken, so Huber weiter. feration und Zelltod in Tumoren“ wurde im FWF zum Aufbau außerordentlich leistungs- Jahr 2003 gegründet und beschäftigt sich als fähiger, eng vernetzter Forschungseinrich- Gemeinsame Forschung bisher einziger in Österreich mit Krebsfor- tungen für die interdisziplinäre, langfristig schung. Zehn Arbeitsgruppen aus Innsbruck, angelegte Bearbeitung aufwendiger For- Der Forschungsstandort Innsbruck wurde Wien, München und Salzburg erforschen ge- schungsthemen eingerichtet. Sie sind auf durch diesen Spezialforschungsbereich we- meinsam die molekulare Organisation von zehn Jahre anberaumt und werden nach vier sentlich gestärkt, er verbindet Arbeitsgrup- Krebszellen und versuchen damit die Grund- und nach sieben Jahren eingehend evaluiert. pen der Medizinischen Universität Inns- lagen für neue Therapien von Tumoren zu In den ersten vier Jahren hat der FWF rund bruck mit Forschern des Institutes für entwickeln. Die Gründung des Spezialfor- 3,7 Millionen Euro für den Tiroler Spezial- Analytische Chemie und Radiochemie der schungsbereiches vor vier Jahren war eine forschungsbereich zur Verfügung gestellt. Universität Innsbruck. In Zusammenarbeit Initialzündung für die Grundlagenforschung Aufgrund der hervorragenden Evalierung mit Univ.-Prof. Günther Bonn wurde eine in Innsbruck, die den Weg für die Gründung erhöhte der FWF die Förderung für die kom- österreichweit einzigartige Proteomics-Platt- des Biozentrums, die Einrichtung eines in- menden drei Jahre nun auf 4,3 Mio Euro. form geschaffen, die den Innsbrucker For- ternationalen Doktoratsprogramms und zahl- „Wir konnten bereits in der Vergangenheit scherinnen und Forschern modernste Tech- reiche von der Europäischen Union geför- zahlreiche hoch qualifizierte Arbeitsplätze, nologien für ihre Arbeit zur Verfügung stellt. derte Projekte war. „Die positive Begutach- vor allem für jüngere Wissenschaftlerinnen „Das Urteil der internationalen Experten tung dieser wichtigen Säule der Grundlagen- und Wissenschaftler einrichten. Dank der unterstreicht einmal mehr die Spitzenfor- forschung durch internationalen Experten ist positiven Begutachtung und der erhöhten schung der Innsbrucker Universitäten im Be- auch ein gutes Zeichen für den geplanten For- Fördersumme können wir jetzt unseren er- reich der Life Sciences“, so Univ.-Prof. Gün- schungsverbund ONCOTYROL“, so Prof. folgreichen Weg weitergehen“, betont Huber ther Bonn. Huber. abschließend. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 48 Wissenschaft & Technik Selbstreinigende Oberflächen durch Sonnenlicht MaterialchemikerInnen der Technischen Universität (TU) Wien arbeiten an der Entwicklung von selbstreinigenden Oberflächen im Innen- und Außenbereich

an spricht vom „Lotuseffekt“, wenn Eine andere Möglichkeit, die als aktive erweisen. Kickelbick: „Diese Systeme wer- MSchmutz, der sich auf der Oberfläche Reinigung bezeichnet wird, hat nichts mit den bereits verkauft. Man bezeichnet es als der Pflanze befindet, durch Regenwasser dem Lotuseffekt zu tun. Hierbei bringt man ,aktives Glas‘ und erspart sich damit sehr wieder abgewaschen wird. Ein Phänomen, Nanopartikel, die aus Titandioxid bestehen, viele Reinigungskosten. Bisher funktioniert das man in der Wissenschaft zu imitieren auf eine Oberfläche auf. Organische versucht. Die Frage, warum das Wasser von Schmutzstoffe werden durch die Aktivität der Oberfläche abperlt und den Schmutz mit- der Titandioxidoberfläche unter Bestrahlung reißt, hängt mit der Strukturierung auf Mi- mit Licht abgebaut. Diesen Vorgang be- kro- und Nanometerebene zusammen. „Der zeichnet man als Photokatalyse. Beide Me- Wassertropfen muß in eine Kugelform ge- chanismen, sowohl der passive Lotuseffekt bracht werden. Dies geschieht indem man als auch die aktive Beschichtung mit Nano- den Kontakt zwischen der Tropfenoberflä- partikel, haben ihre Nachteile. Der Lotus- che und der Oberfläche minimiert und letz- effekt geht aufgrund zahlreicher mechani- tere auch noch hydrophob, also wasserab- scher Belastungen mit der Zeit verloren. Bei weisend macht“, erklärt Univ. Prof. Guido der Titandioxidbeschichtung von Glas hat Kickelbick vom Institut für Materialchemie sich herausgestellt, daß sich solche Oberflä- der TU Wien. chen als sehr stabil gegen Umwelteinflüsse Univ.Prof. Guido Kickelbick

es aber nur auf rein anorganischen Oberflä- chen. Würde man versuchen die Titandioxid- partikel auf organischen Polymeren aufzu- bringen, so hätte das zur Folge, daß sich die Polymere während der Photokatalyse selbst abbauen und irgendwann würden die aktiven Partikel von der Oberfläche abfallen.“ Im neuen Forschungsprojekt „PHONAS“, das seit Januar 2007 in Zusammenarbeit mit dem ARC Seibersdorf läuft, versuchen die TU-ForscherInnen die Nanopartikel so zu formen, daß sie auf einer Seite aktiv sind und auf der anderen Seite nicht. „Die Partikel sollen so beschichtet werden, daß sich die inaktive Seite mit dem Kunststoff der Be- schichtung verbindet. Nur eine Seite der Be- schichtung ist somit aktiv, nämlich die, die nach oben schaut. Die andere Seite ist für die Zersetzungsmechanismen inaktiv“, so Univ. Prof. Kickelbick. Dies möchten die Wissen- schafterInnen mit neuen Verfahren bewerk- stelligen. Das System bietet den Vorteil, daß es auf jede beliebige Lackoberfläche aufge- bracht werden kann und somit auch für In- nenbereichsnutzungen anwendbar wäre. Funktioniert der Mechanismus, könnte so eine Beschichtung auch Zellen, Viren und Man sieht man eine mit TiO2 beschichtete Glasscheibe (kommerziell erhältliches vieles mehr angreifen. Sie bildet eine ideale Pilkington Activ), deren rechte Hälfte einige Minuten mit UVA-Licht bestrahlt wor- Grundlage um damit Wände in Kranken- den war (die linke Hälfte war abgedunkelt). Dadurch kommt es auf der rechten Seite zu einem glatt ablaufenden Wasserfilm, wohingegen links eindeutige Trop- häusern zu beschichten und das Risiko von fenbildung zu erkennen ist. Foto: ARC Seibersdorf Infektionen herabzusetzen. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 49 Wissenschaft & Technik MedAustron und CERN kooperieren Pröll: Internationales Know-how nach Niederösterreich geholt

n Wien unterzeichneten am 26. November ILandeshauptmann Erwin Pröll und Robert Aymar, Generaldirektor des Europäischen Kernforschungszentrums CERN, einen Ver- trag zum Krebstherapie- und -forschungs- zentrum MedAustron. Dieses Zentrum soll bis 2012 in Wiener Neustadt errichtet und in Betrieb genommen werden. „Durch diese Zusammenarbeit werden eine weltweit führende Wissenschaftsinsti- tution sowie internationales Know-how nach Niederösterreich geholt und das ‚neue Nie- derösterreich‘ weiter ausgebaut. MedAustron ist am besten Wege, das zu werden, was wir uns erwarten, und Niederösterreich wird da- mit so weiterentwickelt, daß die in vielen Bereichen bereits erreichte Spitzenposition gefestigt werden kann“, betonte Pröll im Rah- men der Vertragsunterzeichnung. Dazu ge- hören laut Pröll die Schaffung von 1100 hoch- qualifizierten Arbeitsplätzen, die Behand- lung von rund 1200 Patientinnen und Pa- tienten pro Jahr und ein Imagegewinn für Niederösterreich. Damit könnten auch zahl- reiche internationale Forscherinnen und For- scher gewonnen, entsprechende Betriebe rund um MedAustron angesiedelt und wis- senschaftliche Forschung und wirtschaftli- che Entwicklung im Land forciert werden“, so der Landeshauptmann. Robert Aymar betonte, daß die Zusam- menarbeit von CERN und Niederösterreich im Hinblick auf MedAustron für das CERN LH Erwin Pröll und CERN-Generaldirektor Robert Aymar heute bei der Vertrags- wichtig sei und die von diesem Forschungs- unterzeichnung im Palais NÖ in Wien. Foto: NÖ Landespressedienst/Boltz zentrum entwickelten Instrumente zahlrei- chen PatientInnen zugute kommen würden. Wissenschaftern sowie AHS- und HTL-Ab- errichtet werden. Die ersten Vorbereitungen Das Europäische Kernforschungszentrum solventinnen und Absolventen – im CERN für bauliche Maßnahmen werden 2008 ge- CERN ist das weltgrößte Physik- und Be- Erfahrungen sammeln und an der Entwick- setzt, die Fertigstellung wird für 2012 erwar- schleunigerzentrum. Es wurde 1954 gegrün- lung des Teilchenbeschleunigers mitarbei- tet. Mit modernster und präzisester Bestrah- det und liegt nahe der Stadt Genf. Rund ten, der künftig am MedAustron-Zentrum lungstechnik sollen hier mittels Protonen 12.000 WissenschafterInnen sind hier in den zum Einsatz kommen wird. Später werden und Kohlenstoff-Ionen Tumore behandelt Bereichen Forschung und Entdeckung, diese niederösterreichischen Fachleute das werden, wobei das umliegende Gewebe wei- Technologie, Ausbildung und Kollabora- MedAustron-Projekt vor Ort betreuen. „Das testgehend geschont wird. tionen tätig, wobei mit 85 Ländern der Erde MedAustron-Team wird also wieder nach Was genau ist MedAustron? Was wird es zusammengearbeitet wird. Unter anderem Niederösterreich zurückkehren“, hielt Pröll künftig können und wer wird darin behan- wurde am CERN das World Wide Web ent- fest. delt werden bzw. für wen ist diese Art der wickelt. Das Krebstherapie- und -forschungszen- Therapie geeignet? Damit Sie auch immer In den kommenden zwei bis drei Jahren trum MedAustron wird in der Nähe des Flug- up-to-date sind, wird auch ein Newsletter an- wird ein rund 20köpfiges Team – bestehend platzes Wiener Neustadt bzw. zwei Kilo- geboten. „ aus heimischen Wissenschafterinnen und meter vom örtlichen Krankenhaus entfernt http://www.ebgmedaustron.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 50 Kultur Der Fall der Bastei Von der Stadtbefestigung zur Ringstraße – Teil 2

Von Karl Vocelka. *)

Als 1857 die Schleifung der Basteien angeordnet wurde, bestanden folgende Stadttore: Franzenstor, Schottentor, Neutor, Fischertor, Schanzeltor, Rotenturmtor (im Bild), Franz-Josefs-Tor, Stubentor, Karolinentor, das alte und das neue Kärntner- tor sowie das Außere (als einziges erhaltene) Burgtor. Alle Fotos: WStLA, Fotosammlung, media wien

a man die Ringstraße als Prachtstraße Die meisten der Gebäude der Ringstraße park und der Stadtpark. Die Stadt Wien Dnicht für Lastentransporte verwenden entstanden in den Jahrzehnten danach. Diese erhielt 32,5 Prozent der Glacisfläche für den wollte, wurde für diesen Zweck parallel da- Monumentalbauten stammen von Sicard von Stadtpark, den Rathauspark und Votivkirche. zu am Außenrand des seinerzeitigen Glacis Sicardsburg und van der Nüll (Staatsoper), Einige dieser Gärten gingen schon auf die ein Straßenzug angelegt, der in Wien „La- Gottfried Semper und Carl Hasenauer (Natur- Zeit vor der Anlage der Ringstraße zurück. stenstraße“ (oder auch Zweierlinie) heißt, historisches und Kunsthistorisches Museum, Kaiser Franz II./ I. hob ja 1817 Wien als doch weder die eine, noch die andere Stras- und die Neue Burg), Ludwig Festung auf und es kam dadurch zu einer senbezeichnung findet sich auf irgendeiner Christian Friedrich Förster, (, das Blütezeit der Basteien. Dazu kam, daß man Straßen-Tafel. Die Straße, die offiziell den 1881 bei einem Brand vernichtet wurde), 1809 das Festungswerk vor der kaiserlichen Namen Lastenstraße trägt, ist im 23. Bezirk Heinrich Ferstel (Votivkirche, Neue Univer- Burg gesprengt hatte und Ferdinand Het- und mit der in Volksmund so genannten La- sität, Museum und Akademie für angewand- zendorf von Hohenberg einen Paradeplatz stenstraße weder verwandt noch verschwä- te Kunst), Theophil Hansen (Börse, Parla- anlegte, auch der Volksgarten wurde schon gert. ment, Akademie der bildenden Künste, ehe- 1823 feierlich eröffnet. Ein Garten, der erst maliger Heinrichhof). Zwischen diesen Mo- nach 1919 der Anlage der Ringstraße einge- *) ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Karl Vocelka ist Professor numentalbauten lagen bedeutende Garten- gliedert werden konnte, war der Burggarten, für österr. Geschichte an der Universität Wien anlagen wie der Volksgarten, der Rathaus- der 1818 als Kaisergarten angelegt wurde,

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 51 Kultur

Der Franz Josefs Kai vor der Schleifung der Basteien, mit der eine planmäßige, großzügige Erweiterung eingeleitet wurde. aber erst nach dem Ende der Monarchie der Gartenanlagen dem Gartendirektor unter- schätzungen dieser Kultur – wie man sie Öffentlichkeit zugänglich war. stellt. auch heute noch in den Schulbüchern findet. Die wichtigsten, heute noch bestehenden Der Stil dieser Bauten – von manchen Die griechische „Demokratie“, die sich in neuen Gartenanlagen waren der Stadtpark auch als Stillosigkeit bezeichnet – wurde Athen entwickelte, wurde und wird oft naiv und der Rathauspark. Der Stadtpark wurde von dieser Straße abgeleitet, man spricht mit der heutigen Demokratie gleichgesetzt. aus den Gründen des ehemaligen Wasser- vom Ringstraßenstil und meint damit den Diese antike Demokratie ist keineswegs mit glacis 1862 als englischer Landschaftsgarten Historismus, der ein eklektizistischer Baustil der modernen Demokratie vergleichbar, angelegt, geplant wurde er vom Land- ist. Das heißt nicht, daß er keine Kunst- auch wenn der Begriff „Demokratie“ aus schaftsmaler Joseph Selleny, durchgeführt theorie im Hintergrund hat, sondern daß er dem antiken Griechenland stammt. Demo- vom Stadtgärtner Rudolf Siebeck. Der Rat- aus den Bauformen der Vergangenheit Ele- kratie ist bekanntlich eine Staatsordnung, in hauspark wurde wie das Rathaus auf dem mente auswählt und neu kombiniert. Seine der das Volk über die Politik entscheidet. Die eben erwähnten Paradeplatz, der ab 1870 Bauformen sind historisierend mit der Frage ist nur, wie dieses „Volk“ definiert verbaut wurde, angelegt. Dabei wurden 1871 Grundidee, daß der jeweilige Stil der wird. Im antiken Athen waren zwar einhei- vom Gemeinderat 5000 m² Garten geneh- Funktion des Gebäudes entsprechen sollte. mische männliche und freie Bürger – und da- migt, der Plan zur Anlage stammte vom Dabei kam es zu einigen entlarvenden künst- mit nur ein geringer Teil der Bevölkerung – Stadtgärtner Rudolf Siebeck. Einige kleinere lerischen Entscheidungen, die vieles über die an den Entscheidungen beteiligt, nicht aber Anlagen wurden dann in den 70er Jahren Auffassungen der Zeit aussagen. Das beste die Frauen und Sklaven. Dieses Gedanken- dazugefügt, am Deutschmeisterplatz, am Beispiel ist sicherlich das Parlament, das gut kam auch der Oberschicht des 19. Jahr- Börseplatz, am Schillerplatz, am Beethov- bekanntlich im Stil der griechischen Antike hunderts gelegen, sie wollten zwar selbst enplatz und bei der Votivkirche. gebaut wurde. Man hatte das Gebäude, das Macht und Einfluß im Staat, aber diese Die Alleen der Ringstraße wurden zu- zunächst Reichsratsgebäude hieß, 1873 – Beteiligung an der Politik sollte den Ideen nächst mit sehr schönen, exotischen Bäu- also in der Spätphase der liberalen Herr- der Liberalen, die das Großbürgertum reprä- men, dem Ailanthus oder Götterbaum be- schaft – zu bauen begonnen. Da viele gebil- sentierten, nach auf „Besitz und Bildung“ pflanzt, nach dem Absterben dieser Bäume dete Menschen der Vergangenheit, aber auch eingeschränkt sein. Bauern oder Arbeiter pflanzte man vor allem Spitzahorn und der Gegenwart, ein verklärtes Bild der Anti- hatten keinen Platz in diesen politischen Vor- Silberahorn. Schon 1874 wurden sämtliche ke hatten und haben, kam es zu Fehlein- stellungen, nur 5,8 Prozent der Bevölkerung

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 52 Kultur waren wahlberechtigt. Vielleicht entsprach wobei die große Zahl der kaiserlichen Ge- mus, den sogar Hitler in Mein Kampf als daher der griechische Stil perfekt den bäude zeigt, wie hoch der Einfluß des Hofes Vorbild anführte, sehr bedenklichen Poli- Vorstellungen von der Demokratie, die man noch anzusetzen ist. Doch die Ringstraße tiker zu huldigen. in dieser Zeit hatte. war und ist auch ein Ort der Politik und der Aber auch im Alltag der Wiener Gesell- Ein zweites charakteristisches Beispiel ist Macht. Nicht nur von den Gebäuden her. schaft des Fin-de-Siècle spielte die Ring- die Universität. Sie wurde seit 1867 von Immerhin liegen die Hofburg, das Parla- straße eine große Rolle. Für die bürgerliche einem Universitäts-Baukomités geplant, ment, der Justizpalast und einige Ministerien Gesellschaft Wiens war die „Flaniermeile“ dem auch Heinrich Ferstel angehörte. Dieser direkt an der Ringstraße oder zumindest in zwischen der Kärntner Straße und dem reiste nach Italien, um dort traditionelle Uni- ihrem Dunstkreis, sondern die Straße selbst Schwarzenbergplatz bis zum ersten Welt- versitäten von Bologna oder Padua zu stu- war Schauplatz unzähliger großer Mani- krieg ein sehr öffentlicher Platz. Zwischen dieren. Damit schloß man an die Vormo- festationen und Demonstrationen, die in 11 und 12 Uhr gab es hier den „Korso“, der derne an. Die Idee, daß in der Renaissance ihrer Summe die Geschichte des Landes eine wichtige gesellschaftliche Funktion die höchste Entwicklung der Wissenschaft spiegeln. hatte. Der Ringstraßenkorso bot eine gute Ge- erreicht war und daher dieser Stil bzw. der Eines der Großereignisse der späten legenheit, Geschäfte anzubahnen, Bekannt- des Frühbarock – als die meisten Universi- Monarchie fand auf der 1865 eröffneten schaften zu schließen und die heiratsfähigen täten schon unter der Leitung der Jesuiten Ringstraße statt, der Festzug anläßlich der Kinder herzuzeigen. Mit dem Ende der standen – als Vorbild für die Universität am Silberhochzeit des Kaiserpaares, den Hans Monarchie verlor dieser Korso seine Funk- Ring dienen sollten, mutet heute etwas Makart im Jahre 1879 arrangierte. Dabei tion. eigenartig an. Man muß dabei an die große nahmen 29 Festwägen und 14.000 Men- Aber auch unzählige Demonstrationen Entwicklung der Wissenschaften, speziell der schen in Kostümen teil. gab es gegen diese von Kaiser, Kirche, Adel Naturwissenschaften, vor allem seit dem 18. Auch zum Kaiserjubiläum im Jahre 1908 und bürgerlicher Gesellschaft getragene Jhdt. denken, die in diesem Konzept von fand die große Parade zum Regierungs- politische Kultur der späten Monarchie. Am Wissenschaft der nicht berücksichtigt wurden. jubiläum Kaiser Franz Josephs am 12. Juni 28. November 1905 und 1. Dezember 1906 Die Ringstrasse ist also eine Prachtstraße auf der Ringstraße statt, die zum letzten Mal fanden große Demonstrationen für das allge- von europäischer Geltung, mit bedeutenden den Glanz der Monarchie repräsentierte. meine Wahlrecht statt, am 19. März 1911 Bauwerken des Historismus und sie ist Aus- Auch der Leichenzug des Wiener Bürger- gab es eine große Frauendemonstration zum druck einer Zeit, in der das Bürgertum der meisters Karl Lueger am 14. März 1910 ersten internationalen Frauentag und auch Habsburgermonarchie im liberalen Staat brachte die Wiener Gesellschaft auf den verschiedene Demonstrationen gegen Teue- eine zunehmende Rolle zu spielen begann, Ring, wo sie einem sicherlich für die Ent- rungen und für das Frauenwahlrecht kenn- wicklung Wiens verdienstvollen, aber poli- zeichneten die Situation vor dem Ersten Die Stubenbastei 1857 tisch mit seinem vehementen Antisemitis- Weltkrieg.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 53 Kultur

Heinrich von Ferstel erhielt 1856 den Auftrag, die Votivkirche zu errichten – das Hauptwerk der Neugotik in Wien

Doch auch danach war der Ring eine zen- Studenten vor der Universität und 1931/32 Schottentor bis zur Bellaria in Dr. Karl trale Straße und ein politischer Ort. Die zu Krawallen von NS-Studenten. Lueger-Ring und Dr. Ignaz Seipel-Ring – Ausrufung der Republik Deutsch-Österreich Aber auch einige wirkliche Wendepunkte während man die Erinnerung an Seipel nach am 12. November 1918 erfolgte dort vor dem in der Geschichte der Ersten Republik fan- 1945 beseitigt hatte, heißt peinlicherweise Parlament und auch das Begräbnis Viktor den im Bereich der Ringstraße statt, etwa der ein Teil des Ringes noch immer nach Lueger, Adlers am 14. November 1918, er war ja Brand des Justizpalastes am 15. Juli 1927. was in Anbetracht dessen, was in dieser einer der geistigen Väter der Republik gewe- Von Seiten der Sozialdemokraten war der Stadt nach 1938 mit der jüdischen Bevölke- sen, allerdings wenige Tage vor ihrer Aus- Ring nicht nur Schauplatz der Maiauf- rung geschah, von vielen – und ich schließe rufung gestorben. Auch die erste Parade des märsche, sondern auch anderer Manifesta- mich da ein – als Provokation gesehen wird. Heeres der Ersten Republik am 15. Juli 1920 tionen, wie etwa der Arbeiterolympiade. Als Auch eine der nicht geplanten Großmani- fand am Ring statt. im Jahre 1933 der Maiaufmarsch verboten festationen des austrofaschistischen Regi- Eine Liste der Demonstrationen der wurde, veranstalteten die Sozialdemokraten, mes fand am Ring, nämlich genauer gesagt Ersten Republik auf der Ringstraße gibt uns da die Innenstadt vom Militär abgeriegelt am Heldenplatz statt, die Trauerkundgebung eine Art Überblick über die Probleme dieser war, einen Massenspaziergang, der die letzte für Engelbert Dollfuß, der beim Putsch im Zeit. Es gab antisemitische Demonstrationen große Manifestation für lange Zeit sein soll- Juli 1934 von den Nationalsozialisten ermor- gegen die Ostjuden in Wien, besonders te. det wurde, am 9. August 1934. Das Bild schwer waren die Ausschreitungen am Nach der Ausschaltung des Parlamentes widerlegt meiner Meinung nach auch schla- 11. April 1921, als im Zuge einer antisemiti- diente die Ringstraße dem sich formierenden gend das gerne gebrauchte Argument, daß es schen Demonstration das Gartenbaukino Austrofaschismus einige Male als Bühne, sich bei diesem Regime in Österreich um zerstört wurde. Auch einige Aufmärsche ge- am 12. September 1933 fand der Festzug des keinen Faschismus handelte, weil ihm dafür gen kulturelle Ereignisse hatten einen antise- allgemeinen deutschen Katholikentages hier die Massenbasis fehlte. mitischen Hintergrund, wie etwa die De- statt und am Tag darauf gab es eine Tür- Auch das Ende der Ersten Republik war monstration im April 1922 gegen die Auf- kenbefreiungsfeier durch den Heimwehr- mit der Ringstraße verbunden, die große führung von Schnitzlers „Reigen“ am Volks- führer Rüdiger von Starhemberg am Rat- Kundgebung am Heldenplatz am 15. März theater. Allerdings spielte dabei auch der hausplatz. Noch während des Bürgerkrieges 1938 verkündete diesen Anschluß bekannter konservative Geist der Menschen, die dieses im Februar 1934 wurde das Republikdenk- Weise vor der Geschichte. Spiel um die Sexualität als anstößig und un- mal, das 1928 enthüllt wurde, mit Krucken- Auch für die Zweite Republik liegen moralisch empfanden, eine Rolle. Ignaz kreuzfahnen, dem Symbol des Austrofaschis- Ausgangspunkte und Ziele von Demonstra- Seipel hatte es öffentlich als Schmutzstück mus, verhüllt. Knapp nach dem Bürgerkrieg tionen und Umzügen im Bereich der Ring- eines jüdischen Autors, der das sittliche marschierte im März die Vaterländische straße. Solche Demonstrationen von Macht Empfinden des bodenständigen christlichen Front in einer Frühlingsparade über den wie etwa der alljährliche Maiaufmarsch der Volkes verletzte, bezeichnet. 1929 kam es zu Ring und machte damit den politischen Wan- Wiener Sozialdemokraten vor dem Rat- heftigen Auseinandersetzungen deutschna- del augenfällig. Im April desselben Jahres haus – oder der der Kommunisten vor dem tionaler, jüdischer und sozialdemokratischer kam es zur Umbenennung des Ringes vom Parlament – finden auf der Ringstraße statt,

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und auch den Vietnamkrieg statt, die ebenso wie der Ball selbst zu einer Tradition des Protestes wurde. 1972 waren die Ringstraße und der Heldenplatz Schauplatz einer für die öster- reichische Identität ganz wichtigen Demon- stration – seit dem Jahre 1938 waren nicht mehr so viele Menschen am Heldenplatz gewesen. Der Anlaß war ein sportlicher: Der österreichische Schifahrer Karl Schranz durfte an der Winterolympiade in Japan nicht teilnehmen, weil er das damals gültige Amateurstatut verletzt hatte. Er wurde bei seiner Heimkehr im Triumphzug von Wien Schwechat bis auf den Heldenplatz geführt – hätte er alle Medaillen gewonnen, hätte sein Empfang nicht enthusiastischer sein können. Für das Identitätskonstrukt der Zweiten Re- publik war das ein bedeutender Anlaß, man hatte mit Karl Schranz einen Helden, aber mit dem damaligen Präsidenten des Olym- pischen Komitees Avery Brundage auch einen Buhmann gefunden, an denen sich die patriotischen Gefühle aufbauen konnten. Nur noch einmal danach war der Helden- platz so voll oder noch voller: beim Lichter- Viele der Monumentalbauten am Ring als Lehrer und Baukünstler unbestrit- stammen von Eduard van der Nüll (li.) meer am 23. Jänner 1993, als 350.000 Öster- ten führende Stellung unter den öster- und August Sicard von Sicardsburg. reicherinnen und Österreicher gegen das reichischen Architekten. Die Kunstge- Sie hatten gemeinsam an der Wiener Anti-Ausländer-Volksbegehren demonstrier- schichte rubriziert sie als Vertreter des Akademie studiert und errangen … »romantischen Historismus«. ten. aber auch die politischen Demonstrationen Auch in der Zeit der langen Regierung Manifestationen auf der Ringstraße und in gegen die Regierung, oft von der Universität Kreisky war der Ring wieder im Einsatz, ihrem Dunstkreis Revue passieren, so sieht weg zum Wissenschaftsministerium am wenn es um umstrittene Themen ging, 1972 man deutlich, daß fast alle wesentlichen Minoritenplatz oder zum Ballhausplatz. fanden Demonstrationen gegen und für den Themen der neueren Geschichte Österreichs Zwar ist das Belvedere, der Erinnerungs- § 144 – den Abtreibungsparagraphen – statt , in einem Bezug zu dieser Straße stehen. Mit ort für den Österreichischen Staatsvertrag auch 1979 noch eine Kundgebung gegen die der Ringstraße war also im Laufe der Zeit 1955, nicht am Ring, aber die erste Parade Fristenlösung. Proteste gegen das Bundes- ein politischer Ort, auch ein Erinnerungsort, des österreichischen Bundesheeres im Sep- heer und 1977 eine Demonstration gegen die ein lieux de mémoire, entstanden, der aus tember und die Wiedereröffnung der Oper Inbetriebnahme des Atomkraftwerks Zwen- der Geschichte Wiens und darüber hinaus und des Burgtheaters sind damit eng verbun- tendorf zeigen weitere damals aktuelle The- des gesamten Landes nicht mehr wegzuden- dene Ereignisse, die ebenfalls am Ring statt- men im Spiegel der Ringstraße auf. Sicher- ken ist. „ fanden. lich war es auch kein Zufall, daß 1983 der Auch eines der tragischen politischen Er- Papst bei seinem Besuch in Wien – wieder Der Abbruch der Wiener Stadtbefestigungen eignisse der Zweiten Republik hatte seinen war die Türkenbelagerung der Anlaß – am vor 150 Jahren ist das Thema der aktuellen Schauplatz am Ring. Als kritische Studen- Heldenplatz die Hauptkundgebung abhielt. Kleinausstellung des Wiener Stadt- und Lan- tinnen und Studenten am 31. März 1965 An einem der weiteren Wendepunkte der desarchivs. Sie zeigt anhand ausgewählter gegen den Professor der damaligen Hoch- Geschichte Österreichs kam es ebenfalls zu Objekte aus den Beständen des Archivs die schule für Welthandel Taras Borodajkewycz, Demonstrationen am Ring, wenigstens was Bedeutung der Wiener Bastei sowie die Neu- der antisemitische Äußerungen gemacht hat- das eine der beiden Ereignisse betraf – zur gestaltung der Stadt nach deren Abriß. Die te, demonstrierten, fand auch eine Gegen- Veränderung in der FPÖ durch den Aufstieg Ausstellung ist noch bis 23. Mai 2008 im demonstration von rechten Studenten statt. Haiders gab es 1986 keine Reaktion – aber Foyer des Wiener Stadt- und Landesarchivs In den Auseinandersetzungen kam der kom- es kam zu Demonstrationen pro und contra zu den Öffnungszeiten des Archivs zu besu- munistische KZ-Überlebende Ernst Kirch- Waldheim im Zusammenhang mit der Wald- chen. Der Eintritt ist kostenlos, ein Katalog weger ums Leben, er war der erste politische heim-Affäre im Präsidentschaftswahlkampf zur Ausstellung liegt zur freien Entnahme Tote der Zweiten Republik. Sein Begräbnis dieses Jahres. Auch im Jahr 2000 bei der auf. http://www.archiv.wien.at am 8. April 1965 nahm ebenfalls vom Ring Angelobung der umstrittenen schwarz-blau- seinen Ausgangspunkt. en Regierung war der Ring neben dem Ball- Teil 1 ist im „Österreich Journal“, Ausg. 54, Im übrigen fand am 23. Februar 1966 die hausplatz Schauplatz von Demonstrationen. unter http://www.oesterreichjournal.at ver- erste Demonstration gegen den Opernball Läßt man dieses Panorama öffentlicher fügbar.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 55 Kultur Im Keller. Österreich im Zeichen des Luftschutzes Das Heeresgeschichtliche Museum in Wien beleuchtet – bis bis 25. Mai 2008 – im Rahmen einer neuen Sonderschau die Geschichte des Luftschutzes in Österreich

ie Ausstellung im Heeresgeschichtlichen DMuseum präsentiert mit über 100 Ob- jekten neben einem historischen Rückgriff auf die Zeit des Ersten Weltkriegs und die Zwischenkriegszeit vor allem die Phase ab dem Beginn der intensiven Bombardierung der „Ostmark“ im August 1943 bis zum Kriegsende im Mai 1945. Ein weiterer Ausstellungsschwerpunkt ist den Schutzeinrichtungen für die Zivilbevöl- kerung gewidmet. Um den Besucherinnen und Besuchern ein Gefühl für die Situation der Menschen von damals zu vermitteln, er- innert der Ausstellungsraum an das Innere eines Luftschutzbunkers bzw. -kellers.

Der Hintergrund Die rasanten Entwicklungen im Flug- zeugbau nach dem Ersten Weltkrieg veran- laßten die Befürworter des Luftschutzes, Vorkehrungen gegen eine mögliche Bedro- hung aus der Luft zu treffen. Während der 1. Republik wurde sowohl der Ausbau des aktiven (militärischen) als auch des passiven Luftschutzes (Errichtung von Schutzräumen, Organisation zur Vermeidung und Bekämp- fung von Luftkriegsschäden aller Art) voran- getrieben. In Österreich wurden bereits Mit- te der 30er Jahre überall kriegsmäßig Luft- schutzübungen durchgeführt. 1935 wurde der Österreichische Luftschutzbund (ÖLB) ge- gründet. Nach dem Anschluß 1938 wurden die Erfahrungen und die Organisation der öster- Luftangriff eines B-17 Bombers 1945 Alle Fotos: Heeresgeschichtliches Museum Wien reichischen Luftschutzvorkehrungen vom Reichsluftschutzbund (RLB) übernommen. Die amerikanischen Luftstreitkräfte der terte aber auch gleichzeitig die gesamte zivi- Seit 1940 wurde in Wien aufgrund des 15. US-Luftflotte flogen mit ihren Lang- le Gesellschaft ein. Rigorose Strafmaßnah- „Führer-Sofort-Programms“ mit dem Bau streckenbombern vom Typ „B 17“ und men verschärften zusätzlich den Druck, der von bombensicheren Luftschutzbunkern be- „B 24“ ihre Einsätze gegen die Gauhaupt- auf der „Heimatfront“ lastete. gonnen. Nach den damaligen Gesichtspunk- stadt Wien. Sie waren bemüht, mit ihren Prä- Seit 1943 wurden in Wien monumentale ten waren diese Bauwerke modern einge- zisionsangriffen die Rüstungs- und Industrie- Flakfestungen, die paarweise errichteten richtet und gegen chemische Kampfstoffe anlagen zu zerschlagen. Dabei wurden aber Flaktürme, gebaut. In die Luftraumverteidi- (Giftgase) gesichert. Im Verlauf des Krieges auch Zivilpersonen getötet und Kulturbau- gung des „Luftgaukommandos XVII“ wur- wurden auch die Keller der Wohnhäuser luft- werke zerstört. den bald auch Schüler als Luftwaffenhelfer schutzmäßig ausgebaut. Die Bevölkerung Die NS-Propaganda versuchte, die sich in zu den Flakgeschützen und Schülerinnen als wurde trainiert, unterirdisch zu überleben, die Keller und Bunker zurückziehende Be- Nachrichtenhelferinnen einbezogen. ehe der Bombenkrieg 1943 tatsächlich Öster- völkerung zu einer Einsatz- und Durchhalte- Die Feuerschutzpolizei, das Sanitätswe- reich erreichte. bereitschaft zu motivieren. Der Staat schüch- sen, die Technische Nothilfe sowie sämtliche

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 56 Kultur staatliche Institutionen waren dem Luft- schutz verpflichtet. Eine wichtige Einrichtung im Kampf gegen die alliierten Luftangriffe war die Organisation des „Selbstschutzes“. Die „Hausgemeinschaft“, an deren Spitze der Luftschutzwart stand, war für die Si- cherheit der eigenen Wohnhausanlage ver- antwortlich. In der Praxis versuchte die Bevölkerung, den Bombenkrieg mit baulichen Maßnahmen und Disziplin zu überleben. Geübte Hand- griffe, rasches Handeln und automatische Hilfsmaßnahmen haben bei der Schadens- begrenzung geholfen. Bereitgestellte Luft- schutzutensilien und Vorräte waren unersetz- lich. Angst und Verzweiflung, aber auch Miß- trauen waren allgegenwärtig in den meist überfüllten Kellern, Bunkern und Stollen. Die Bilanz des Bombenkrieges auf Wien: Bei 53 Luftangriffen in den Jahren 1944/45 wurden rund 9000 Personen getötet und 30 Prozent der Häuser zerstört. Neben dem menschlichen Leid und den Sachzerstörun- gen haben die Luftschläge der amerikani- schen Bomberverbände aber auch wesent- lich dazu beigetragen, den NS-Staat zu zer- schlagen. „ http://www.hgm.or.at

Vom Original zum Modell Go Modelling 2008 16. & 17. Februar 9 bis 17 Uhr im Heeres- geschichtlichen Museum

ie große Modellbauausstellung der DIPMS Austria findet erstmals im Hee- resgeschichtlichen Museum in Wien statt. Bei der „Go Modelling 2008“ werden vor allem historische Militärfahrzeuge, Flug- zeuge und Schiffe als Modell präsentiert. Zusätzlich werden auch Dioramen, Figuren und weitere maßstabsgetreue Objekte ge- zeigt, die mit der gesamten österreichischen Militär- und Marinegeschichte im Zusam- menhang stehen. Das Ende des Ersten Welt- kriegs und der Prager Frühling 1968 bilden die Themenschwerpunkte. Die Eintrittskarte des Museums berechtigt gleichzeitig auch zum Besuch der Modellbauausstellung, die innerhalb der vielen Ausstellungs- und Repräsentationsräume gezeigt wird. Weitere Informationen: http://www.ipms.at „

Im Bild eines der ausgestellten Modelle

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 57 Kultur 50 Jahre Wiener Stadthalle Eine neue Ära beginnt – 2008 bringt Feuerwerk an Stars, Shows, mehr Service mit neuer Stadthallen Card und neuen VIP-Areas Foto: Holiday On Ice / Deen van Meer Eines der Veranstaltungs-Highlights ist »Holiday on Ice Mystery« vom 9. bis 27. Jänner 2008 in der Wiener Stadthalle

m kommenden Jahr feiert die Wiener Wiener Stadthalle, Prof. Peter Gruber und neuen Kunden Magazin Backstage in einer IStadthalle ihren 50 Geburtstag. Wiens Prof. Gerhard Feltl teilnahmen, standen die Auflage von 750.000 Stück pro Ausgabe. Finanz- und Wirtschaftstadträtin Vizebürger- zahlreichen Neuheiten, die die Wiener Stadt- Das Magazin wird erstmals im Jänner an alle meisterin Renate Brauner erklärte in einem halle für das Jubiläumsjahr geplant hat und Wiener Haushalte verteilt und in der Stadt- Pressegespräch, „dieses Jubiläumsjahr ist für die Highlights aus dem Jubiläumsprogramm halle bei allen Veranstaltungen aufliegen. uns nicht nur eine ganz besondere Gelegen- 2008. Und die neue Homepage der Wiener Stadt- heit auf eine großartige Erfolgsgeschichte Zum ersten Mal in ihrer Geschichte wird halle ist bereits seit Oktober Online. zurückzublicken, sondern es ist gleichzeitig die Wiener Stadthalle im Jubiläumsjahr auch der Start in eine neue Ära. Wir alle haben im Sommer durchspielen. In der „Wunder- Feuerwerk an Stars, den Ehrgeiz und die realistischen Ziele, die welt“ von Thomas Brezina können Kinder in Shows und Events internationale Position der Wiener Stadthalle der Zeit von 16. Juli bis 14. August 2008 die weiter zu stärken, die Frequenzen zu erhö- fantastische Welt der Töne, Farben und Ef- Das Programmangebot im Jubiläumsjahr hen, das Programmprofil zu schärfen, und fekte erleben, eine eigene Zauber-Show ent- reicht von Top-Konzerten und Shows über auch den kultur- und sportpolitischen Auf- wickeln und gemeinsam mit Künstlern und Kabarett bis hin zum Musical. Derzeit erhält trag zu erfüllen. Schließlich ist die Wiener Pädagogen spielerisch und staunend die das Jubiläumsprogramm den letzten Schliff. Stadthalle das Tor zur internationalen Welt Welt der Wunder kennen lernen. Eigenpro- Fast täglich werden neue Veranstaltungen des Entertainments und ein unverzichtbarere duktionen wie diese, wird die Wiener Stadt- hinzugebucht. Viele Highlights sind schon Faktor für das Kultur- und Eventgeschehen halle ab dem Jubiläumsjahr forcieren, ge- fixiert: Celine Dion kommt am 1. Juli, Kylie nicht nur in Wien, sondern weit darüber hin- nauso wie spezielle Programme für Kinder Minogue am 14. Mai, Mark Knopfler am 17. aus.“ und Jugendliche. Und es wird noch mehr Mai. Mit rund zehn weiteren Top-Stars aus Im Mittelpunkt des Mediengesprächs, an Service für die Besucher geben: mit der Rock und Pop wird derzeit verhandelt, wie dem auch Wien Holding Direktor Peter neuen Stadthallen Card, die ab sofort erhält- zum Beispiel mit Queen oder der RTL- Hanke sowie die beiden Geschäftsführer der lich ist, neuen VIP-Bereichen und dem Supershow „The Dome“. Fix im Tourpro-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 58 Kultur gramm 2008 aufgenommen ist die Wiener Stadthalle bereits von Toten Hosen (12. 12. 2008), Rosenstolz (7. 12. 2008), den Sma- shing Pumpkins (31. 1. 2008), Roger Cicero (1. 4. 2008) Anette Louisan (18. 2. 2008) oder vom legendären Buena Vista Social Club (23. 1. 2008). Im Rahmen des „4. Vienna Blues Spring“ wird die Wiener Stadthalle am 27. März zum Mekka für Blues Fans. Bei der „Blues Gala“ in der Halle F spielen heimische und inter- nationale Bluesinterpreten und Bands auf von der Mojo Blues Band über Shemekia Copeland mit ihrer Band bis hin zu den Fabulous Thunderbirds feat. Kim Wilson! Am 1. und 2. April steht „Bühnenwelt: China Swan Lake“ auf dem Programm, die Bearbeitung von Tschaikowskis Ballett- Klassiker „Schwanensee“. Eine Hymne an den menschlichen Körper. In dieser poeti- schen Show entzünden die besten Artisten

des Großen Chinesischen Staatszirkus, von Foto: Pressefoto Votava der Originalmusik untermalt, ein tänzerisches Die beiden Geschäftsführer der Wiener Stadthalle, Prof. Peter Gruber und Prof. Feuerwerk. 100 Akrobaten und Tänzer aus Gerhard Feltl, Vizebgm. Renate Brauner und Wien Holding Direktor Peter Hanke dem Reich der Mitte in traumhaften Ko- stümen, mit überwältigenden Bühnenbildern und farbenprächtigen Requisiten. Comedy Revue-Theater ist mit „Ladies Night“ dann vom 19. bis 21. September, vom 28. Oktober bis 2. November und vom 27. bis 31 Dezember 2008 in der Halle F an- gesagt. Was im Film „Ganz oder gar nicht“ heißt und für volle Kassen sorgte, wird in der österreichischen Version von Joesi Proko- petz (Adaption/Buch) und Frank Hoffmann (Regie) sowie einer Starbesetzung mit öster- reichischen Publikumslieblingen und Kaba- rettisten für Lacherfolge sorgen. Vom 26. September bis 19. Oktober 2008 wird das mit Abstand bunteste Musical und eine der längstdienenden Shows im Music- Biz „Joseph and the Amazing Technicolor Dreamcoat“ in der Wiener Stadthalle zu se- hen sein. Bei diesem 1968 uraufgeführte Musical bewies Andrew Lloyd Webber Genie und Gespür für das richtige Thema.

Neue Ära hat begonnen Fechter Management

Die Wiener Stadthalle ist bestens für das Foto: Jubiläumsjahr gerüstet. In den vergangenen Die Mönche des SHAOLIN Kung Fu – »Der heilige Berg« (4.-12. Jänner 2008). Die drei Jahren wurden mehr als 70 Mio. Euro in Kampfkunst der Shaolin ist legendär: Die Ordens- Meister zerbrechen Steinplatten die Erweiterung mit der neuen Halle F und und begeistern in der Wiener Stadthalle durch akrobatische Übungen. in die Modernisierung der bestehenden Hallen investiert. „Das hat sich bezahlt ge- in die Saison 2007/2008 gestartet ist. Mit suchte Turnier seit Bestehen dieser Veran- macht, sie ist mehr denn je Österreichs Top- Gwen Stefani, The Police oder Rod Stewart staltung. Und das Fest der Pferde war das Adresse für internationale Stars. Bester Be- gastierten absolute Weltstars auf ihren Euro- erfolgreichste, das jemals in der Stadthalle weis sind auch die Highlights der vergange- pa-Tourneen in der Wiener Stadthalle. Auch stattgefunden hat“, so Wien Holding Direk- nen Monate, mit denen die Wiener Stadthalle die BA/CA TennisTrophy war das bestbe- tor Peter Hanke.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 59 Kultur

Der im Jahre 1958 von Prof. Roland Rai- ner gebaute, mehrmals erweiterte Komplex zählt zu den Top-Hallen in Europa: architek- tonisch, akustisch, in der einzigartigen Kon- struktion der freitragenden Decke der Halle D ein Meisterwerk der Ingenieurkunst – und mit der Halle F eine der schönsten, modern- sten Showbühnen in Europa. Seit der Er- öffnung im Jahre 1958 besuchten mehr als 62 Millionen Menschen die Veranstaltungen der Wiener Stadthallen- Gruppe. Das ist bei- nahe das Achtfache der österreichischen Gesamtbevölkerung. Ab 2008 startet die Wiener Stadthalle mit dem Magazin „Backstage“, das an nahezu jeden Wiener Haushalt verteilt und auch in der Wiener Stadthalle bei den Veranstaltun- gen aufliegen wird. Das Magazin berichtet über alle Events, alle Stars und erlaubt einen Blick hinter die Kulissen der Entertainment- welt. Es erscheint vierteljährlich in einer Auflage von jeweils 750.000 Stück. Ab sofort ist auch die neue Stadthallen Card erhältlich. Sie bringt große Gefühle, Die weltbesten und tollkühnsten Fahrer im Freestyle Motor-X, auf dem BMX, Moun- jede Menge Stars, Begeisterung und Vorteile tain- und Minibike geben sich einmal mehr die Ehre. Foto: reiter-foto.com im Jubiläumsjahr, zum Beispiel den eigenen VIP Bereich für die Cardbesitzer, gratis Gar- Touren, die es je gab. 80 Städte in 20 Staaten Beweis, dass Tennis so attraktiv wie eh und derobebenutzung, einen Willkommensdrink werden Jahr für Jahr bespielt – mit ungebro- je ist, wenn der Mix aus Rahmenprogramm, sowie einen eigenen Eingang. Die Stadthal- chenem Erfolg. Die Faszination von Theater Staraufgebot und Atmosphäre stimmt. len Card kann beliebig hoch aufgeladen wer- Tanz, Musical und Akrobatik, die hier auf Jubiläumsfest der Volksmusik (25. Ok- den. Der Mindestaufladewert beträgt 20 Euro. einzigartige Weise verbunden werden, hält tober 2008) Das größte Volksmusikfest das Die Stadthallen Card ist somit auch das ide- weiter an. „Mystery“ entführt in die geheim- Wien je erlebt hat gibt es nächsten Herbst. ale Weihnachtsgeschenk. Die Stadthallen- nisvolle Welt der Mythen und Sagen und Harry Prünster moderiert ein Event der Card gibt es direkt in der Stadthalle, bei erzeugt eine magische Komposition aus Fan- Sonderklasse, mit allen namhaften Stars der wien-ticket oder auf stadthalle.com. tasie, Romantik und Zauberei. Szene. Masters of Dirt (23. und 24. Februar Fest der Pferde (6. -10. November 2008) Höhepunkte 2008 2008) Die weltbesten und tollkühnsten Fah- Eine Hommage an die Einheit von Mensch rer im Freestyle Motor-X, auf dem BMX, und Pferd: Auch beim 23. Fest der Pferde Die Mönche des SHAOLIN Kung Fu - Mountain- und Minibike geben sich einmal werden sich erneut die besten Reiterinnen „Der heilige Berg“ (4.-12. Jänner 2008). mehr die Ehre. Hier heulen die Motoren, und Reiter aus aller Welt in sportlichen Die Kampfkunst der Shaolin ist legendär: werden waghalsige Spünge voll- und vorge- Wettkämpfen messen. Die Ordens- Meister zerbrechen Steinplatten führt und der Duft von Speed und Abenteuer Für immer jung (22. November 2008) und begeistern durch akrobatische Übungen. liegt in der Luft – nach Benzin und ver- Die Top-Stars der österreichischen Musik- Das Programm „Der heilige Berg“ gibt einen branntem Gummi. Erstmals zu Gast in Ös- szene auf einer Bühne! Christian Kolono- Auszug aus einer Jahrhunderte langen Tra- terreich ist die weltbeste Dame im Freestyle vits, Wolfgang Ambros, Christina Stürmer, dition. Doch der Klostergründer Tamo war Motor-X, die 26jährige Kanadierin Jolene Marianne Mendt, She Says, Opus oder eigentlich ein buddhistischer Mönch und Van Vugt. Mondscheiner. Das Konzert findet zugun- Meister des Kalaripayattu, eine uralte indi- Besuchen Sie Europa (23. April / 9. Mai sten der „Initiative gegen Lungenhoch- sche Form des Körpertrainings, die medita- 2008) Im Vorfeld der UEFA EM 2008, bei druck“ statt. tions- und entspannende Atemtechnik und der die Fußballfans aus ganz Europa nach Die 80er Show (6. Dezember 2008) Die körperliches Training verbindet. Um diese Österreich pilgern werden, treten wir ge- historische Distanz ist jetzt groß genug. Verbindung aufzuzeigen und szenisch darzu- meinsam mit herausragenden Künstlern aus Karottenschnitt und Ballerinas, zerfetzte stellen, hat Showproduzent Herbert Fechter unseren Nachbarländern eine musikalische Jeans und Band-T-Shirts: Sie sind keine fünf der besten Kalaripayattu-Meister aus Reise auf der „europäischen Liederstraße“ Jugendsünden mehr, sondern finden hocher- Indien verpflichtet, die sich nun erstmals mit an. Die Stadthalle gibt dem vereinten Europa hobenen Hauptes ihren Weg zurück auf den den Shaolin Mönchen in der Wiener Stadt- eine Bühne. Mit dabei am 23. April Zuc- Catwalk. Bei der Musik der 80er und 90er halle messen werden. chero und am 9. Mai Seal. kann man ohnehin nicht von einem Revival Holiday on Ice „Mystery“ (9. - 27. Jän- BA-CA TennisTrophy (4. bis 12.Oktober sprechen. „ ner 2008) ist eine der weltweit größten Show- 2008) Die BA-CA Tennis-Trophy ist ein http://www.stadthalle.com

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 60 Kultur Chromjuwelen. Autos mit Geschichte Diese faszinierende Sonderausstellung ist noch bis zum 2. März 2008 im Technischen Museum Wien zu genießen. Alle Fotos: »Österreich Journal« Die Säle im Technischen Museum Wien sind – den »Chromjuwelen« entsprechend – mit rotem Spannteppich ausgestattet, die Exponate werden mit minutiös ausgerichteten Halogenstrahlern ins rechte Licht gerückt.

eit 25. Oktober präsentiert das Technische „Pars pro toto“ gilt für die Ausstellungs- österreichische Automobilindustrie Anfang SMuseum Wien seine außergewöhnliche macher auch bei dieser hochkarätigen Fahr- des 20. Jahrhunderts in der obersten Liga mit- Sonderausstellung „Chromjuwelen. Autos mit zeug-Schau. Mehr als drei Dutzend histori- spielte, belegen acht Fahrzeuge der Zwi- Geschichte“. Anhand ausgewählter spektaku- scher „Chromjuwelen“ geben einen imposan- schenkriegszeit heimischer Herstellung. lärer Fahrzeuge aus rund 100 Jahren Auto- ten Eindruck von fahrendem Luxus und auto- Drei Themenbereiche erlauben es den Be- mobilgeschichte wird erzählt, warum diese mobiler Technik vergangener Zeit. Die Aus- suchern, sich mit internationalem Rennsport, Raritäten als „Ikonen“ betrachtet werden. wahl der Fahrzeuge erfolgte dabei nach Kri- Fahrzeugdesign sowie Staatskarossen und Pro- Diese faszinierende Ausstellung verdankt terien der Repräsentativität im doppelten Sinn: minentenfahrzeugen auseinanderzusetzen. Ne- ihr Entstehen maßgeblich einer außergewöhn- Die meisten der ausgestellten Automobile ben besonderer Technik, raffiniertem Design lichen Konstellation: Durch die Unterstützung dienten zur Selbstinszenierung der Besitzer, und edler Herkunft besteht unter all diesen eines wissenschaftlichen Beirats, bestehend die mit Luxus und Exklusivität ihres jeweili- Fahrzeugen noch eine weitere Gemeinsamkeit, aus Franz Steinbacher, Herbert Völker und gen Gefährts Rang, Wohlstand oder Status die sie erst für diese Sonderschau prädestinie- Egon Zweimüller sowie der Teilnahme re- symbolhaft markierten. Die konkrete Zusam- ren: Über jedes dieser „Chromjuwelen“ gibt es nommierter Institutionen und Museen, ist es menstellung der Fahrzeuge ist Spiegel eines eine Geschichte zu erzählen, die keinen Zwei- dem Technischen Museum gelungen, absolute Querschnitts namhafter Marken durch ein fel darüber läßt, daß sie weit mehr sind, als Raritäten und Meilensteine der Automobilge- Jahrhundert Automobilgeschichte. bloß die Summe ihrer Einzelteile. Denn erst schichte für vier Monate in Wien ausstellen zu Interessant auch der Einblick in die öster- die Geschichte formt aus Blech den Mythos. können. reichische Automobilbaugeschichte: Daß die Wir haben für Sie ein paar davon ausgewählt.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 61 Kultur Austro-Daimler AD 6-17 Jagdwagen, 1922

Bei keinem Unternehmen war Ferdinand Porsche länger beschäftigt als bei Austro- Daimler. 17 Jahre, zwischen 1906 und 1923, leitete er die technische Entwicklung; 1917 stieg er sogar zum Generaldirektor auf. Er stand damit der „Österreichischen Daimler Motoren Aktiengesellschaft“ in einer ihrer schwierigsten Phasen vor. Porsche setzte auf die ursprüngliche Kernkompetenz des Unternehmens, den Automobilbau, und versuchte zunächst mit Vorkriegsmodellen an alte Erfolge anzu- schließen. Mit dem großvolumigen AD 617 als erster Neukonstruktion nach dem Krieg gelang auch der Sprung in die internationale Nobel- und Spitzenklasse. Bei der Konzipie- rung des 17/60-PS-Motors war Porsche auf die Leichtbauweise übergegangen – unge- teilte Blöcke mit eingepreßten Laufbuchsen, Leichtmetallkolben und Königswellenantrieb der Nockenwelle. Diesen AD 617 Jagdwa- gen besaß Ferdinand Porsche persönlich.

Technische Daten Motor: 6 Zylinder in Reihe, SOHC Hubraum: 4430 cm³ Porsche war bei der Konzipierung des 17/60-PS-Motors auf die Leichtbauweise Leistung: 60 PS bei 2500 U/min übergegangen – das ausgestellte Fahrzeug gehörte Ferdinand Porsche selbst.

Gräf & Stift 40/45 HP

Kurz vor dem „Untergang der Mensch- heit“ war der Wagen noch tannengrün. Für den Fronteinsatz erhielt der Doppelphaeton den vorschriftgemäßen militärisch-feldgrau- en Anstrich, nachdem der kaiserliche Ober- stallmeister Graf Kinsky den Gräf & Stift Typ 40/45 HP mit der Chassisnummer 193 just im Monat des Kriegsbeginns – im August 1914 – für „den allerhöchsten Ge- brauch“ übernommen hatte. Tatsächlich ge- nutzt wurde das Gefährt erst von Kaiser Franz Josephs Nachfolger: Der 1916 zum Kaiser gekrönte Karl I. verwendete das von S. Arm- bruster zu einem luxuriösen Doppelphaeton karossierte Gräf-Chassis in erster Linie zu Inspektionen der Truppe an der Südfront. Historisch gesichert ist, daß dieser Gräf den abgedankten Kaiser nebst Familie ins Schweizer Exil begleitete. 1974 kam der Wagen wieder nach Wien zurück.

Technische Daten Bauart: 4 Zylinder in Reihe (jew. 2-Zylinder-Blöcke) Der Gräf & Stift 40/45 HP wurde vom 1916 zum Kaiser gekrönten Karl I. verwen- Hubraum: 7360 cm³ det – auch für die Fahrt ins Schweizer Exil Leistung: 45 PS bei 3000 U/min

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 62 Kultur Mercedes-Benz 500K Spezial-Roadster, 1936

Als „Autobahn-Kurierwagen“ präsentierte Mercedes-Benz den neuen Fünf-Liter-Kom- pressor-Wagen auf der Internationalen Auto- mobil- und Motorradausstellung im März 1934 in Berlin. Das „Nutzfahrzeug“ geriet zum Clou der Ausstellung und stellte den in vier Karosserievarianten aufgefahrenen Typ 380 schlicht in den Schatten. Das zahlende Publi- kum fragte eben nach Jahren der Weltwirt- schaftskrise wieder stärkere Modelle nach. Das Unternehmen reagierte rasch: Bereits drei Monate später konnte der „Typ 500 mit Kompressor“ in sieben Varianten um jeweils 22.000 Reichsmark – immerhin fast das sechs- einhalbfache eines Mittelklassewagens – be- stellt werden. Im Herbst desselben Jahres de- bütierte auf dem Pariser Salon die erste Im Herbst 1934 debütierte auf dem Pariser Automobil-Salon die erste Variante Variante des Spezial-Roadsters, der um einen des Spezial-Roadsters 500K Aufpreis von 4000 Reichsmark zu haben war. Genau ein Jahr später, im Oktober 1935, prä- gelang es dem Stuttgarter Unternehmen nicht Roadster mit dem langen 3,3-Meter-Radstand sentierte Mercedes-Benz ebendort eine neue, nur eindrucksvoll, ein weltweit nachgefragtes überzeugt. hinreißend schöne Ausführung des Spezial- Fahrzeug der Spitzenklasse zu schaffen, son- Roadsters, die mit einem Preis von nunmehr dern auch seiner Reputation als Automobilher- Technische Daten 28.000 Reichsmark die teuerste Variante des steller von höchster Qualität, führender Tech- Bauart: 8 Zylinder in Reihe, SOHC, Roots- 500K blieb. Mit ihm und seinem Nachfolger, nik und dezenter Sportlichkeit gerecht zu wer- kompressor, Hubraum: 4982 cm³, Leistung: dem motorisch weiterentwickelten 540K, den – ein Image, von dem dieser Luxus- 160 PS bei 3400 U/min

Führende Technik, gepaart mit dezenter Sportlichkeit: Gediegene Verarbeitung und Ausstattung des Spezial-Roadsters 500K läßt mit Sicherheit auch die Herzen Luxus-gewohnter Autofans von heute höher schlagen.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 63 Kultur Cadillac Fleetwood Series 75 Town Sedan, 1937

Cadillac, Chevrolet, Pontiac – einige der prestigeträchtigen US- Automarken tragen französische Namen. Die heutige US-Auto- metropole Detroit war eben ursprünglich eine französische Siedlung. Sie wurde von Antoine Laumet de La Mothe, Sieur de Cadillac, gegründet, und 200 Jahre später, im August 1902, begann in Detroit eine Firma gleichen Namens Automobile herzustellen. Die französi- sche Bezeichnung schien sich mit ihrer exquisiten Anmutung gut zur Vermarktung eines Luxusprodukts zu eignen, zumal Cadillac mit innovativer Technik und bester Verarbeitung tatsächlich eine Klasse für sich war: Gerade in den Staaten, wo das Auto zur Mobilisierung der Massen diente, war es reizvoll, sich aus eben dieser Masse abzu- heben. Um Wohlstand und Lebensart öffentlich zur Schau zu stellen, eignete sich im Land des Automobils wiederum das Auto. Es mußte groß sein, um nicht übersehen zu werden, aber dezent und leise – und vor allem hoch. Die meist behuteten Passagiere wollten beim Be- steigen und Verlassen vor Publikum keinen Bückling machen. Genau diese Kriterien erfüllte der Cadillac Fleetwood Series 75. Mit verlängertem Radstand und erhöhtem Dachaufbau war diese Ver- sion zunächst als Repräsentationsfahrzeug und Diplomatenautomobil konzipiert. Der Cadillac Fleetwood Town Sedan war selbst in den USA eine sehr seltene Ausführungsform und erst Recht eine Rarität in Europa, wo die Marke stets nur eine Nischenposition einnahm.

Technische Daten Bauart: V8, OHV, 3-Gang, Hubraum: 5675 cm³ Der Cadillac Fleetwood Series Seventy-Five erschien erst- Leistung: 135 PS bei 2250 U/min mals 1936

Mit verlängertem Radstand und erhöhtem Dachaufbau war diese Fleetwood-Version zunächst als Repräsentationsfahrzeug und Diplomatenautomobil konzipiert.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 64 Kultur

Im Deutschland der 30er Jahre beherrschten die Luxuswagen von Horch das Spitzensegment der Automobilbranche Horch 951 A Sedan der 30er Jahre beherrschten sie das Spitzen- wicklung und Bau exquisiter Repräsenta- Pullmann-Cabriolet segment der Automobilbranche. Innerhalb tionsfahrzeuge spezialisiert und bedienten der 1932 mit Audi, DKW und Wanderer die elitärste Klientel. Ab der Machtergrei- Autos von Horch gehörten einmal zu den gebildeten Auto-Union waren die Horch- fung der Nationalsozialisten und dem voll- begehrtesten Luxuswagen. Im Deutschland Werke im sächsischen Zwickau auf Ent- ständigen Austausch der Führungsschicht fanden sich in den Kundenlisten daher auch immer wieder Namen hoher Parteifunktio- näre. Einer von ihnen war Baldur Benedikt von Schirach, Reichsjugendführer und zwi- schen 1940 und 1945 Gauleiter und Statt- halter von Wien, als solcher verantwortlich für die Deportation von 185.000 österreichi- schen Juden in Konzentrationslager. Schirach schätzte ganz offensichtlich ge- diegenes Reisen, denn dieses Cabriolet mit dem Aufbau des Berliner Edelkarosseurs Erdmann & Rossi ließ kaum Wünsche offen: blaues Fauteuilleder mit dazu passender Teppich- und Himmelstoffbespannung, Kor- delbehängung, Klapptisch, Leselampe, Dop- pellautsprecher-Radio und mattpolierte Edel- holzausstattung in tiefdunkelblau gehaltener Sedan-Karosserie mit umlaufenden Zier- leisten und ausgestellten schwarzen Kotflü- geln. Der Wagen muß auf seiner Fahrt vorbei an Trümmerhaufen durch ein teilweise zer- störtes Wien ein bizarres Bild abgegeben haben. Schirach starb 1974 nach 20jähriger Haft.

Technische Daten Bauart: 8 Zylinder in Reihe, SOHC Hubraum: 4944 cm³ Leistung: 120 PS bei 3600 U/min

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 65 Kultur

Der Wagen in der noblen Pullmannausführung konnte aufgrund der angespannten Wirtschaftslage nicht verkauft werden.

Jaguar Type E 3,8 Litre Coupé, 1963 Bugatti EB 16.4 Veyron, 2005 Schön, stark, trendig – der E-Type traf den Zeitgeist genau. Geschichten, die mit 1001 beginnen, kündigen Märchenhaftes an. Britisches Image und markantes Design zu einem erschwinglichen Und was der Prolog verspricht, halten auch die anderen Eintragungen Preis waren weitere Zutaten zum Verkaufserfolg. Fortan ging auch dieses Bugatti Veyron ins Buch der Automobilgeschichte: Ein Dreh- Jerry Cotton im E-Type auf Gangsterjagd. Tatsächlich war der E- moment von 1250 Nm bei 2500 U/min treibt die 1888 Kilogramm Type eigentlich für den amerikanischen Markt konzipiert. Der zuneh- Fahrmaschine, deren W16-Antriebsaggregat mit Siebengang-Dop- mende Wohlstand im Europa der 1960er-Jahre schuf aber auch dies- pelkupplungsgetriebe allein schon eine ¾ Tonne wiegt, in 2,5 Sekun- seits des Atlantiks in der Zielgruppe der jungen Sportfahrer wach- den von null auf 100 und in weiteren 12,2 Sekunden auf 300 und – sende Nachfrage. wenn gewünscht – weiter auf über 400 Stundenkilometer.

Technische Daten Technische Daten Bauart: 6 Zylinder in Reihe, Hubraum: 3781 cm³, Motor: W16-Zylinder, OHC, 4 Turbolader, 2 Ladeluftkühler, Leistung: 265 PS bei 5500 U/min Hubraum: 7993 cm³, Leistung: 1001 PS bei 6000 U/min

Tausendundeine Pferdestärke: Die Gesamtproduktion ist auf 300 Stück limitiert. Märchen werden eben nur für wenige wahr.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 66 Kultur Steyr Typ V 12/40 HP Sport Double Phaeton

Die außergewöhnliche Standfestigkeit des Steyr V und dessen aufwändige techni- sche Auslegung entsprachen der Firmenstra- tegie, ein Spitzenprodukt zu etablieren, mit dem man den einheimischen Konkurrenten Austro-Daimler und Gräf & Stift wie auf internationaler Ebene dem heimlichen Vor- bild Rolls-Royce auf Augenhöhe entgegen- treten konnte. Vom Steyr V wurden in den Jahren 1924 und 1925 1850 Stück erzeugt.

Technische Daten Bauart: 6 Zylinder in Reihe Hubraum: 3325 cm³ Leistung: 40 PS bei 2400 U/min

Gräf & Stift Typ SP 8 Pullman-Limousine, 1930 Höhepunkte kommen meistens am Ende: Gerade einige Wochen vor dem Einsetzen der Weltwirtschaftskrise brachte im August 1929 Gräf & Stift seinen SP8 heraus. Von die- ser 6-Liter-Achtzylinder-Karosse mit über Vom Steyr V wurden in den Jahren 1924 und 1925 1850 Stück erzeugt. drei Tonnen Eigengewicht produzierte die Döblinger Firma bis 1933 ganze 30 Exem- Krisenjahre schwer überstehen. Kostspielige Technische Daten plare. Mit dem Zusammenbruch der Finanz- Eigenentwicklungen wurden zugunsten von Bauart: 8 Zylinder in Reihe, OHC märkte wollte eben kaum noch jemand in Lizenzprodukten einge-stellt, und mit dem Hubraum: 5923 cm³ allzu exklusive Fahrzeuge investieren. Als Anschluß 1938 war der Pkw-Bau bei Gräf & Leistung: 125 PS bei 3000 U/min „ kleine Firma konnte Gräf & Stift jedoch die Stift endgültig Vergangenheit. http:///www.tmw.at

Der Wagen in der noblen Pullmannausführung konnte aufgrund der angespannten Wirtschaftslage nicht verkauft werden.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 67 Kultur HAUS-RUCKER-CO LIVE again Von 16. 11. 2007 bis 16. 3. 2008 im Lentos Museum Linz

as Lentos Kunstmuseum zeigt mit sei- Unterhaltung auf hohem Niveau Standard len und öffentlichen Raum aktiv: Bewußt- Dner Ausstellung „HAUS-RUCKER-CO geworden. seinserweiterung und Stadtgestaltung waren LIVE again“ das Hauptstück aus der Aus- In den 1960er Jahren verließen die jun- angesagt. Unter dem Einfluß neuer Baustof- stellungsinszenierung LIVE aus dem Jahr gen Architekten und Künstler ihre Ateliers fe entstanden Prototypen für neue Wohn- 1970 (Museum des 20. Jahrhunderts, Wien). mit dem Anspruch, die Gesellschaft zu ver- ideen, sowie Vorschläge, wie der Lebens- Es wäre naiv, „LIVE again“ im Museum ändern. Der technische Fortschritt schien mit raum des Menschen neu zu gestalten wäre. des beginnenden 21. Jahrhunderts als Schau- der ersten Mondlandung grenzenlos. Diese Ergänzt wird die Schau der Architekten- platz oder gar als Modell neuer und alterna- Entwicklung brachte eine Aufbruchstim- Künstlergruppe mit Objekten und Grafiken tiver Handlungsformen zu präsentieren. mung, die lautstark Aufsehen erregte, Spaß aus der Sammlung des Lentos, Leihgaben „Kunst“ und „Leben“ haben sich schrecklich am Experiment und Interesse an neuen u.a. aus dem Museum moderner Kunst Stif- weit von einander entfernt – Kunst ist Kunst, Materialien zeigte sowie breites und überre- tung Ludwig Wien, den Archiven der Künst- und alles Andere ist alles Andere, wie der gionales Medienecho erregte. ler sowie aus Privatarchiven. Original-Filme amerikanische Maler Ad Reinhardt vor Die Gruppe „HAUS-RUCKER-CO“ (Au- sowie Literatur aus der Lentos Bibliothek Jahrzehnten noch als Forderung postuliert toren 1970: Lauris, Zamp, Pinter, 1971 Ein- über die Künstler und deren Umfeld ergän- hat, der glaubte, daß man die Kunst vor der tritt von Manfred Ortner) wurde im musea- zen die Schau. http://www.lentos.at „ Vereinnahmung durch die Konsumindustrie schützen müßte oder könnte. Die Verein- nahmung hat sich als unvermeidlich erwie- sen. Doch es ist komplizierter: Die Kunst und ihre Institutionen existieren heute in dem verwirrenden, unauflösbaren Paradox, den Regeln auf einem Markt der Unter- haltung, des Luxus und der Moden entspre- chen zu müssen und sich gleichzeitig dessen Verwertungslogik beständig zu entziehen. „LIVE again“ im Lentos zeigt eine histori- sche Arbeit, erinnert mit zahlreichen Doku- menten, Filmen und ergänzenden Artefakten an die Zeit ihrer Entstehung – und wirft aktuelle Fragen auf. Diese Fragen betreffen dringlicher den Status des Museums, als aufs weite Feld einer Zeit- und Gesellschafts- diagnose zu führen. Der Abstand zum Le- bensgefühl von 1970 wird angesichts der Ori- ginaldokumente überdeutlich. Doch „LIVE again“ war auch eine Auseinandersetzung mit dem Museum, und diese Reflexion, im Hier und Jetzt, wird in „LIVE again“ mit dem Publikum geteilt. Im Zentrum der Ausstellung steht das Riesenbillard, eine 15 x 15 m große und 1 m hohe weiße pneumatische Matte mit drei Luftkugeln aus PVC. Die Matratze kann als Bühne fungieren, auf der die Menschen gleichsam zu Akteurinnen und Akteuren der Szenerie werden. Im Rahmen dieser Inter- vention galt es damals die museumsimma- nente Sicht aufzubrechen, den Status des Rezipienten spielerisch zu hinterfragen. Das Museum als Spielwiese? Heute, fast 40 Jah- re später, hat sich die Erwartungshaltung der Besucherinnen und Besucher geändert: ne- ben den Grundaufgaben eines Museums ist Riesenbillard, 2007; PVC, Nylon, Metall 1,50 x 15 x 15 m Foto: Lentos / Norbert Artner

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 68 Kultur Zum 50. Todestag: Erich Wolfgang Korngold Vom Bestreben erfüllt, dem dominanten Vater auszuweichen, trieb es ihn in die Welt der leichten Musik und der Operettenarrangements – Weltruhm erlangte der 1897 in Brünn geborene Komponist durch seine Arbeiten in Hollywood. Foto: »Österreicher in Hollywood« / Rudolf Ulrich Filmarchiv Austria

Erich Wolfgang Korngold 1940 (sitzend vor dem Orchester) bei der Musik-Einspielung zum Warner Brothers-Abenteuer »The Sea Hawk«. Links vorne Julius Korngold, rechts außen sein Sohn Ernst im Gespräch mit dessen Miutter.

ine Wiener Musikerfamilie steht im Zen- außerhalb der damaligen Österreichischen im Gegensatz dazu schon – schon ziemlich Etrum einer Ausstellung aus der Serie Tradition stand. Er machte das musikalische grotesk. „Musik des Aufbruchs“: Julius und Erich Leben für Schönberg, Schreker und deren Im Dezember 1909 gab Julius Korngold Wolfgang Korngold. Unter dem Titel „Die Schüler so unerträglich, daß viele von ihnen eine private Ausgabe einer Anzahl von Kom- Korngolds. Klischee, Kritik und Kompo- nach Berlin gingen. Seine Ergebenheit positionen seines Sohnes Erich Wolfgang in sition“, wird von 28. November 2007 bis 18. gegenüber Gustav Mahler veranlaßte Julius Druck. Gustav Mahler, Alexander Zemlins- Mai 2008 ein bedeutendes Kapitel der Wie- Korngold ständig gegen Richard Strauss und ky und Eduard Hanslick hatten ihm zwar ner Musikgeschichte in einer umfassenden Felix Weingartner aufzutreten. Beide mach- längst versichert, daß das Talent seines Soh- Dokumentation aufgearbeitet. ten Korngold und seine Pressekampagnen nes außergewöhnlich sei, doch Julius wollte verantwortlich für ihren Rückzug von der auch eine objektive Beurteilung von promi- Der dominante Vater Wiener Oper. Seine Betroffenheit über den nenten Musikern, die nicht in Wien, und da- Erfolg von Ernst Kreneks Jazzoper „Jonny her außerhalb seines direkten Einflußgebiets Julius Korngold, einflußreichster deutsch- spielt auf“ im Jahre 1927 bewog ihn zu einer lebten. sprachiger Musikkritiker (Tageszeitung „Neue unwissentlichen Zusammenarbeit mit Öster- Die Empfänger dieser Privateditionen er- Freie Presse“) kontrollierte das musikalische reichs erstarkender Nazipartei. Die darauf hielten die Noten mit der Auflage, Herkunft Leben in Wien. Sein furchtloser, analytischer folgende, antisemitische Kampagne gegen und Alter des Komponisten – Erich Wolf- Verstand und seine musikalische Brillanz Krenek war – angesichts der Tatsache, daß gang war gerade 12 Jahre alt – nicht preiszu- machten ihn zum Erzfeind von allem, was Krenek nicht jüdisch war, Julius Korngold geben. Doch August Beer aus Budapest lüf-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 69 Kultur tete das Geheimnis in einem großen Artikel im „Pester Lloyd“. Aber auch ohne Ent- tarnung hätte Julius Korngold die von ihm gewünschte, vorurteilsfreie Beurteilung er- halten. Schließlich antworteten Richard Strauss, Engelbert Humperdinck, Max von Schillings, Arthur Nikisch, Erich Hornbor- stel und viele andere, daß es ziemlich unvor- stellbar wäre, daß ein Kind die ihnen unter- breiteten Werke verfaßt hätte. Wunderkinder waren zwar nicht unbekannt, doch selbst solch außergewöhnlich begabte Kompo- nisten wie Mozart hatten traditionellerweise nie die tonalen und harmonischen Grenzen überschritten.

Fortgeschrittene musikalische Sprache Das Außergewöhnliche an den von Julius Korngold publizierten Noten war die fortge- schrittene musikalische Sprache seines Foto: Korngold Family Estate Sohnes. Strauss‘ „Elektra“, 1909 in Dresden Der etwa 14jährige Erich Wolfgang mit seinen Eltern Josefine und Julius Korngold uraufgeführt, war zu dieser Zeit der Gipfel musikalischen Wagnisses, doch die Kompo- sitionen Korngolds zeigten bereits ein star- kes Bewußtsein dafür, wie weit man bei der Tonalität gehen konnte. Daher war es für die Musikwelt schwer zu glauben, daß diese Werke von einem Jüngling verfaßt worden waren. Daß dieser auch noch der Sohn Julius Korngolds sein sollte, war als gösse man Öl ins Feuer. Diese Tatsachen und Ereignisse hatten nicht nur tiefgreifende Auswirkungen auf das musikalische Leben in Wien, son- dern auch auf den Rest Europas und Ame- rikas. Erich Wolfgang Korngold hatte bereits im Alter von 25 Jahren eine umfangreiche künstlerische Biografie aufzuweisen: Mitte der 1920er Jahre war jeder Schritt, den Erich Wolfgang Korngold machte, vom Bestreben erfüllt, dem dominanten Vater auszuweichen. Seine Aversion gegen Aus- einandersetzungen trieb ihn in die Welt der leichten Musik und der Operettenarrange- ments, durch die er nicht nur von seinem Vater finanziell unabhängig wurde, sondern wo er auch breite Zustimmung des Publi- kums genoß. Diese Zustimmung hat ihm zweifellos die Arbeit in Hollywood leichter gemacht.

Erste Erfolge im Ausland Seine frühesten Werke kamen in Wien, Leipzig und München zur Aufführung. Mit

der in Hamburg uraufgeführten Oper „Die Foto: ONB-BA tote Stadt“ (Brügge, Versandung des Nord- Als Erich Wolfgang Korngold etwa 23 Jahre alt war, wurde in Hamburg die Urauf- seehafens am Ende des Mittelaters) nach sei- führung seiner Oper »Die tote Stadt« gefeiert

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nes Vaters und eigenem Libretto (unter dem Pseudonym Paul Schott) gelang ihm 1920 ein Welterfolg, eine weitere Oper „Das Wunder der Heliane“ hatte 1927 gleichfalls in der Hansestadt Premiere. Im selben Jahr übernahm der Komponist einer inzwischen beträchtlichen Anzahl von symphonischen und Werken der Kammermusik eine Pro- fessur für Musiktheorie und die Leitung der Kapellmeisterklassen an der Wiener Akade- mie für Musik und darstellende Kunst, 1929 begann die Zusammenarbeit mit Max Rein- hardt bei der Erstellung einer revidierten Fas- sung der „Fledermaus“ von Johann Strauß.

Der erste Schritt nach Hollywood Die Mitwirkung 1934/35 in den USA als Supervisor, Arrangeur und Dirigent der

Musik Felix Mendelssohn-Bartholdys für Foto: Courtesy of the Academy Motion Pictures Arts and Science Reinhardts und Wilhelm Dieterles Shakes- Erich Wolfgang Korngold mit Paul Henreid und Bette Davis in einer Drehpause zu peare-Verfilmung „A Midsummer Night‘s »Deception« 1946

Dream“ verschaffte ihm einen ersten Eindruck von der Film-Community am Pazifik. Korngold reiste nach Beendigung dieses Auftrags nach Wien zurück um an sei- ner neuen Oper „Die Kathrin“ zu arbeiten, bereits vier Monate später offerierte ihm Paramount weitere Tätigkeiten in Holly- wood. Der jüdische Komponist, den Hitler ver- sucht hatte, zum Schweigen zu bringen, wurde plötzlich durch das neue Medium des Films von Millionen gehört. Die Filmarbeit war für Korngold ein neuer Weg, ihnen an- spruchsvolle Musik nahezubringen. Nach dem Kurzengagement bei Paramount 1935 (Score für „Give Us This Night“, der einzige US-Film Jan Kiepuras, daneben ein Song für Gladys Swarthout in „Rose of the Rancho“, Uraufführung erst 1936), bot ihm Warner Brothers im Rahmen eines in damaligen Komponistenzirkeln einzigartigen Kontrak- tes neben dem generösen Salär größtmögli- che Freiheiten bei der Themen-Auswahl. Da das Studio vertraglich an einen nahen Premierentermin für den Abenteuerfilm „Captain Blood“ (1935) gebunden war, blie- ben ihm nur drei Wochen Zeit dafür die Ton- dichtung zu entwickeln. Nach dem weit- schweifigen, detaillierten Score und einer Reihe weiterer Filmbearbeitungen ging Korngold 1937 abermals nach Wien, um sein Werk „Die Kathrin“ zu vollenden (1939 im neutralen Schweden uraufgeführt), wurde

Foto: Korngold Family Estate jedoch dringend von Warner Bros. zurückbe- Erich Wolfgang Korngold am Klavier in den Warner Studios, 1934 ordert. Der außergewöhnliche Erfolg von

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„Captain Blood“ veranlaßte das Studio zu einer Reihe von Kostümfilmen mit dem Star Errol Flynn unter der Regie des Ungarn Michael Curtiz (Mihaly Kertész). Mit den bald richtungsweisenden Vertonungen zu „The Adventures of Robin Hood“ (1938), „The Private Lives of Elizabeth and Essex“ (1939) und „The Sea Hawk“ (1940) setzte Korngold höhere Maßstäbe. Der Österreicher, eine Jahrhundertbega- bung und nach „King‘s Row“ (1942) auf dem Höhepunkt seines Schaffens, verfeiner- te die musikalischen Inserts und erfand die „symphonische Filmpartitur“ sowie den typischen Hollywood-Soundtrack der 30er- und 40er-Jahre. Seine kompositorische Tätigkeit begann nach dem finalen Cut des jeweiligen Streifens und stets im Projek- tionsraum bei laufendem Film, wobei ihm führende Themen und das generelle Stim-

mungsmotiv bereits beim Lesen des Manu- Foto: Korngold Family Estate skripts vorschwebten. „The Constant Vater Julius Korngold besucht 1942 seinen Sohn Erich Wolfgang in Los Angeles Nymph“ (1943), die Verfilmung des Mar- garet-Kennedy-Romans, enthielt das sym- einer perfekten Synchronisation von Musik inszenierung und „Helen Goes to Troy“ (Die phonisch gefärbte Poem „Tomorrow“, das und den Aktionen auf der Leinwand. Sein schöne Helena), 1942 und 1944 in New Remake (von Jealousy, 1929) „Deception“ Stil beeinflußte fast alle damaligen Film- York, führten ihn erneut mit dem großen sein Cellokonzert in C-Dur, op. 37, „De- komponisten, sein Beitrag zur Weiterent- Theatervisionär zusammen. Nach dem Krieg votion“ (beide 1946) eine bizarre Fantasie, wicklung und Adelung der Musiksprache und 12jähriger Vertragszeit bei Warner „Escape Me Never“ (1947) eine eigenständi- Hollywoods war enorm. Für Erich Wolfgang Brothers lebte und arbeitete Korngold ab- ge Ballettmusik und seinen einzigen populä- Korngold, der 20 Soundtracks komponierte, wechselnd in den USA und Europa, versuch- ren Song „Love for Love“. galt letztlich nur das signifikante Anliegen, te aber mit neuen konzertanten Werken aus „zu den Bildern Musik zu schreiben, die dem Filmgeschäft auszubrechen, das ihn Der Oscar auch ohne die Bilder Musik blieb“. mehr und mehr desillusionierte. Er vollende- te 1946 das 1937 begonnene Violinkonzert Die Musik zur historischen Romanze Glückloser D-Dur, op. 35 unter Verwendung von Moti- „Anthony Adverse“ wurde 1937 von der »Ausbruchsversuch« ven aus den Filmen „Another Dawn“, „The Academy mit einem Oscar ausgezeichnet, Prince and the Pauper“ (beide 1937) und den (wie schon die Nominierung zu „Cap- Die Arbeiten an Max Reinhardts auf „Juarez“ (1939) kam in Wien seine Sympho- tain Blood“) nach damaligen Gepflogenhei- „Rosalinda“ umgetitelter Fledermaus-Neu- nische Serenade für Streichorchester in B- ten der Leiter des Warner-Musikdepartments erhielt. Leo F. Forbstein, der selbst nicht kom- ponierte, jedoch bei dem Film als Musical Director fungierte, gab diesen umgehend an Korngold weiter, der seinerseits höflich ab- lehnte. Die Statuette stand einige Jahre im Büro des Produzenten Jack L. Warner, ehe sie das Heim des Komponisten zierte. Be- reits ein Jahr später wurden die Academy Awards an die Musikschöpfer direkt verlie- hen, Korngold bekam die Auszeichnung für Warners damals teuerste Produktion „The Adventures of Robin Hood“, zwei weitere seiner Scores erzielten Nominierungen. Das Studio hatte dem fulminanten Magier in den Ateliers die Möglichkeit eingeräumt, auf die filmische Gestaltung, Umstellung, Verkür- zung oder Verlängerung von Szenen Einfluß zu nehmen, und er dirigierte bei allen orche- Foto: Korngold Family Estate stralen Einspielungen selbst, mit dem Ziel Korngold bei der Oscar-Verleihung für »Robin Hood«

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und der „Library of Congress“. Des weiteren werden persönliche Dokumente und Fotos präsentiert, von denen viele noch nie öffent- lich gezeigt wurden. Korngolds erste Er- fahrungen in Hollywood werden mit einem Stück von Olivia de Havillands Schmuck aus Max Reinhardts Film „Sommernachts- traum“ („A Midsummer Night‘s Dream“) und dem Oscar für „Anthony Adverse“ illu- striert. Eine Büste von Anna Mahler ist eben- so zu sehen, wie zahlreiche Noten und Ma- nuskripte zu seiner Filmmusik. Die umfas- sende Betrachtung von Korngolds Zeit in Hollywood erfolgt anhand von Film-Trailern und begleitendem Material, wodurch Korn- golds einzigartiger Beitrag zur Filmkultur deutlich wird. Seine Hollywood-Komposi- tionen werden dabei in Zusammenhang mit seiner von Wien beeinflußten Musik ge- bracht. Ton- und Filmaufnahmen aus seinem privaten Archiv erlauben es, ihn in der Aus- stellung bei der Arbeit und in seiner Freizeit zu hören und zu sehen. Dieses einzigartige, intime Material er- zählt die Geschichte einer außergewöhnlich geistreichen, klugen und kreativen Wiener Familie. Korngold unterstützte viele seiner Mitemigranten, darunter Max Reinhardts Witwe. Die Ausstellung illustriert nicht nur diese engen Beziehungen, sondern dokumen-

Foto: Photofest tiert auch den Umgang durch sein Heimat- Erich Wolfgang Korngold mit seiner Frau Luzi und den Söhnen Ernst und Georg im land während und nach der NS-Zeit. Daß Hotel St. Moritz, New York 1935 Erich Wolfgang Korngold eines der dyna- mischsten Talente seines Jahrhunderts war, Dur, op. 39 zur Uraufführung, 1955 die Sym- einem kurzen Aufenthalt in Wien für immer steht nun außer Frage. phonie Fis-Dur, op. 40, ohne daß er damit an nach Amerika zurück zu kehren. Die Ausstellung stellt die Klischees und frühere Erfolge hätte anknüpfen können. Korngold, mit Luise von Sonnenthal Vorurteile, die einst der Wertschätzung sei- Das Ende des Krieges, der Tod seines Va- (eine Enkelin Adolf von Sonnenthals, Burg- ner Musik entgegenstanden, bloß. Sie bringt ters und Max Reinhardts holten Erich zurück schauspieler und 1887/1888 künstlerischer das Werk eines angesehenen Komponisten in in die Realität. Die Rückkehr nach Europa Leiter des Burgtheaters ) verheiratet, starb einen kulturellen Kontext, in dem der Film war sinnlos, die Mißgunst, die sein Vater am 29. November 1957 in seinem Haus an nicht länger nur ein blasses Abbild der verbreitet hatte, ließ sie auch nicht ratsam der Toluka Lake Avenue in North Holly- „hohen Kunst“ ist – Korngold verfaßte sein erscheinen. Niemand bemitleidete Korn- wood in unmittelbarer Nähe der Warner Bro- Leben lang „hohe Kunst“, ob er nun in gold. Seine großen Häuser, einst der Lohn thers Studios. Die Beisetzung erfolgte im Hollywood oder Wien komponierte. 50 Jah- für seine Erfolge, waren nun unbewohnbar. Hollywood Memorial Park (heute Holly- re nach seinem Tod soll diese Ausstellung Viele Freunde und Verwandte waren ermor- wood Forever Cemetery) am Santa Monica die große Bedeutung dieses einzigartigen det worden und die wenigen Opernhäuser Boulevard. Am Tag seines Todes wehte über Wiener Komponisten zeigen und der Öffent- und Orchester, die es wagten, seine Werke der Wiener Staatsoper die Trauerfahne. lichkeit den vorurteilsfreien Genuß seiner aufzuführen, lösten Tiraden des Hasses und Musik ermöglichen. der Feindschaft seitens der Presse aus – so- Die Ausstellung „Die Korngolds. Klischee, Kritik und wohl direkt gegen ihn als auch indirekt ge- Komposition“ ist von 28. November 2007 gen seinen Vater. Korngold plante nie die Doch zurück zur Ausstellung im Jüdi- bis 18. Mai 2008 im Jüdischen Museum Rückkehr nach Österreich als der siegreiche schen Museum Wien: Sie zeigt unter ande- Wien zu sehen. „ verlorene Sohn – er hoffte nur auf einen rem Sammlungen des Korngold-Materials http://www.jmw.at freundlichen Empfang durch sein Heimat- aus dem Besitz des Warner Brothers Archivs Quellen: Jüdisches Museum Wien, „Öster- land. Doch nicht das Musik- und Opern- und Museums in Los Angeles, der Familie reicher in Hollywood“ von Rudolf Ulrich, publikum, sondern die Verlogenheit der Mu- Korngold, der Pierpont Morgan Library, erschienen beim Filmarchiv Austria (siehe sikpresse und die engstirnige, versperrende einiger österreichischer Archive, Brendan unsere Buchbesprechung und das Portrait Bürokratie veranlaßten ihn schließlich, nach Carrolls sowie anderer privater Sammlungen des Autors – bitte weiterblättern).

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 73 Kultur Österreicher in Hollywood Der Wiener Autor Rudolf Ulrich dokumentiert in seinem Buch 400 Einzelbiografien mit beigeschlossenen Filmografien und über 12.000 Film- und Fernsehproduktionen aus Hollywood mit österreichischer Beteiligung.

it dem Buch „Österreicher in Holly- Mwood“ legte der Zeithistoriker Rudolf Ulrich die lang erwartete Neufassung seines 1993 erstmals veröffentlichten Standardwer- kes vor. In jahrelanger, akribischer Recher- che wurde ein ebenso eindrucksvoller wie umfangreicher Datenbestand gesammelt. Aufbauend auf den ersten Ergebnissen, konnte so ein vollständigeres Bild der Tä- tigkeit österreichischer Filmschaffender in Hollywood von den Pionierjahren bis heute gezeichnet werden. In über 400 Einzelbio- grafien werden mit den beigeschlossenen Filmografien auch über 12.000 Film- und Fernsehproduktionen aus Hollywood mit ös- terreichischer Beteiligung umfassend do- kumentiert. Autor Rudolf Ulrich wurde am 1929 in Wien geboren. Nach dem Schulbesuch in Foto: HBF / Lefchner Niederösterreich und Wien absolvierte er Min.-Rat Norbert Riedl (re.) überreichte am 12. Juni 2006 Rudolf Ulrich das eine kaufmännische Lehre bei der Waagner- »Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich« Biró in Wien. Nach seiner Übersiedlung nach Bayern war Ulrich von 1954 bis 1988 im Aus der fortwährenden Beschäftigung mit Nach über 12jährigen Recherchen konn- Hause Siemens an Standorten in Erlangen, Austriaca wuchs ein Archiv heran, dessen ten also 2004 die Ergebnisse in Form einer Nürnberg und München tätig. Großteil schon stets filmbezogen war. Be- revidierten, wesentlich erweiterten Buchaus- 1990, nach seinem Eintritt in den Ruhe- sonders faszinierend empfand er die Mit- gabe vorgelegt werden. „Diese Hommage ist stand, begann er mit seinen filmhistorischen wirkung von Österreicherinnen und Öster- nicht nur ein Tribut an die Stars, sondern Forschungen in Österreich, Deutschland und reichern am amerikanischen Film – vor al- auch an die in der Heimat vielfach Unbe- den USA. 1993 erfolgte die Erstausgabe des lem in Hollywood. kannten oder Vergessenen und den darüber- Werkes „Österreicher in Hollywood“, er- Ulrich begann, deren besonderen Anteil hinaus immensen Kulturleistungen österrei- schienen in der Österreichischen Staats- an der Entwicklung der Kinoweltmetropole chischer Filmkünstler im Zentrum der Welt- druckerei, Edition S, Wien. 2005 präsentier- systematisch zu verfolgen. Im Vorwort zur kinematographie gewidmet: „Alles, was an te er daneben die Chronik „Freundschaft in ersten Ausgabe (1993) verdeutlichte er, daß etwas erinnert, ist Denkmal“, schließt der der Nachbarschaft“ zum 50-Jahrjubiläum der wohl noch einige „Lücken“ bestehen und Autor. „ Österreichisch-Bayerischen Gesellschaft Anlaß zu weiteren Forschungen geben wür- Rudolf Ulrich und der Verlag Filmarchiv München. den – was nochmals einige Jahre des intensi- Austria bieten Ihnen, sehr geehrte Leserinnen Rudolf Ulrich ist Ehrenmitglied der Ös- ven Sammelns von Fakten erforderte. For- und Leser, die Mög- terreichisch- Bayerischen Gesellschaft und schungsreisen führten ihn in Bibliotheken, lichkeit, in den kom- Mitglied der Theodor-Kramer- Gesellschaft. Archive, Kinematheken und einschlägige menden Monaten im 1996 erhielt er das Goldene Verdienstzei- Forschungsinstitutionen in München, Berlin, „Österreich Journal“ chen der Republik Österreich. Frankfurt am Main, Los Angeles, New York einige Persönlichkei- Zeit seines Lebens war Ulrich, wie er im und, nicht zuletzt, in Wien. ten aus dem Buch Vorwort zum Buch erzählt, dem Thema Was die Archivüberlieferungen ausließen, „Österreicher in Hol- „Film“ verfallen, Kino war seine Leiden- versuchte er durch persönliche Kontakte zu lywood“ kennenzuler- schaft, vor allem bewunderte er die Akteure den Filmschaffenden und deren Nachkom- nen. vor der Kamera. Der Wunsch, eines Tages men zu ergänzen. Das Aufsuchen von Spuren, selbst dazuzuzählen, ließ sich nicht verwirk- die Österreicherinnen und Österreicher in Rudolf Ulrich lichen, was aber „meiner Verbundenheit mit Hollywood hinterließen, sei ein faszinieren- „Österreicher in Hollywood“; 622 Seiten, dem Kino keinen Abbruch tat“, so Ulrich. des Hineintauchen in die Vergangenheit, eine zahlreiche Abb., 2. überarbeitete und erwei- Der berufliche Weg führte ihn in die Zeit der Reisen und Begegnungen gewesen, terte Auflage, 2004; ISBN 3-901932-29-1; Fremde, doch Österreich blieb seine Heimat. aus denen manche Freundschaft erwuchs. http://www.filmarchiv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 74 Kultur Schenkt man sich Rosen in Tirol… Am 11. November hatte Carl Zellers »Der Vogelhändler« Premiere im Salzburger Landestheater und steht bis Juni 2008 auf dem Spielplan. Alle Fotos: Salzburger Landestheater / © Christian Schneider Marko Kathol (Graf Stanislaus) und Susanna Szameit (Baronin Adelaide, die Hofdame der Kurfürstin)

er gebürtige Niederösterreicher Carl Bauern haben in den fürstlichen Jagdgrün- begüterte Hofdame Adelaide (Susanna Sza- DAdam Johann Nepomuk Zeller (1842- den ausgiebig gewildert. Der Baron hat über- meit) zu heiraten. Indessen taucht wieder 1898), studierter Jurist, war im hohen Staats- dies noch Ärger mir seinem Neffen Stanis- einmal der Tiroler Vogelhändler Adam (Franz dienst tätig, zuletzt als Ministerialrat im laus (Marko Kathol), der sich weigert, die Supper) auf, um seine Braut, die Brief- „k.k. Ministerium für Cultus und Unter- christel (Elisabeth Schwarz / Theresa Grab- richt“. Obwohl die Musik einen so hohen ner), zu besuchen. Als die Jagd plötzlich Stellenwert in seinem leider allzu kurzen Le- abgesagt wird, schmiedet Weps einen Plan: ben einnahm (er verstarb 56jährig), ent- Neffe Stanislaus soll den Kurfürsten mimen schloß er sich nie, sie zu seinem Hauptberuf und statt des Landesvaters die Jagd abhalten. zu machen. Also quasi „nebenbei“ entspran- Der überraschende Auftritt der inkognito rei- gen seiner Feder innerhalb von rund 20 Jah- senden Kurfürstin (Christa Ratzenböck / ren sechs abendfüllende Bühnenwerke, wo- Hege Gustava Tjønn) stürzt die ganze Ge- bei der 1891 im urauf- sellschaft in heillose Liebesverwirrungen. geführte „Vogelhändler“ wohl sein erfolg- Doch Carl Zeller und seine Librettisten tun reichstes Werk und auch eine der bekannte- uns den Gefallen, der witzig-vielschichtigen sten Operetten der goldenen Ära überhaupt Geschichte ein Happy End zu bescheren – darstellt. Als Beweis dafür könnte man an- „flix, flux, flax, Florian“. führen, daß zig-Millionen Menschen die Ohr- „Der Vogelhändler“ im Landestheater würmer „Grüß euch Gott, alle miteinander“, Salzburg steht unter der musikalischen Lei- „Ich bin die Christel von der Post“, „Schenkt tung von Peter Ewaldt. Das Mozarteum Or- man sich Rosen in Tirol“ kennen. chester Salzburg, Chor und Extra-Chor des Der Kurfürst hat sich zur Wildschwein- Salzburger Landestheaters komplettieren die jagd angesagt, und Baron Weps (Ernst-Die- Inszenierung von Johannes Zametzer. „ ter Suttheimer) hat seine Nöte, denn die Die Briefchristel (Elisabeth Schwarz) http://www.salzburger-landestheater.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 75 Kultur The George Gershwin Story Musicalfieber in der Wiener Urania im Februar 2008

ie Wiener Urania präsentiert 2008 eine DReihe musikalischer Themenveranstal- tungen zu den Lebensbiografien großer Per- sönlichkeiten aus dem Bereich Musik und Entertainment. Im Februar wird ein Werk des vielseiti- gen Künstlers René Rumpold (Sänger in den Sparten Oper, Operette, Musical und Lied, Regisseur, Autor und Schauspieler) auf die Bühne gebracht, das den musikalisch-bio- grafischen Weg des großen Komponisten George Gershwin nachverfolgt. Nach dem großen Erfolg der Uraufführung von „The George Gershwin Story“ in Baden bei Wien und vor der englischen Uraufführung in New York und Boston/USA sieht man René Rum- pold und Ingrid Habermann wieder – dies- mal an der Wiener Urania. Die George-Gershwin-Story handelt von den letzten Minuten des Lebens dieses groß- artigen Genies. George verstarb an den Fol- gen eines Gehirntumors und einer erfolglo- sen Operation mit gerade erst 37 Jahren. In diesen letzten Minuten überschlagen sich seine Gedanken und Erinnerungen – verwirrt durch seine Krankheit – und es erscheint ihm eine Person, welche sich seine Muse nennt. Doch plötzlich ist diese wiederum Kay Swift, dann Mabel Shirmer, dann Frankie und dann wieder seine Mutter und dann… Foto: http://www.ket.org/ George Gershwin (26. September 1898 – 11. Juli 1937) am Klavier

Der österreichische Tenor René Rumpold und zeitgenössische Opernfach, die Operette erhielt seine Ausbildung in New York und und das Musical, sowie das Schauspiel und Wien, das Schauspielen erlernte er bei Kam- Konzerte aus den Sparten Klassik bis Jazz. merschauspieler Prof. Fritz Muliar. Neben Fernseh- und Radio-Moderationen, Arbeiten seiner künstlerischen Laufbahn blickt der als Regisseur, Autorenarbeit z.B. in den Sänger auf Studien der Musik- und Theater- Bereichen Libretti für Opern und Musicals, wissenschaft und Germanistik zurück, wel- diverse CD-Aufnahmen, internationale Tour- che er mit zwei Doktoraten und einem Ma- neen in den Bereichen Lied, Oper, Operette gistertitel abschloß. Seine unzähligen Auf- und Musical runden die vielseitige Karriere tritte führten den Sänger an berühmte Häuser des Künstlers ab. in Rom, London, New York, Santa Fe, die Nach George Gershwin wird im Herbst Opera Minneapolis, wo er auch als Regis- 2008 ein Werk über Edith Piaf bzw. im Früh- seur Erfolge feierte. Im deutschsprachigen ling 2009 ein Werk über Marlene Dietrich Raum war er u.a. in Wien (Staats-, Volks- aufgeführt. Die George Gershwin Story und Kammeroper), Graz, St. Gallen, Zürich, feiert am 14. Feber ihre Wien-Premiere, wei- Foto: Urania Baden, Berlin, Münster, München, Trier, tere Vorstellungen sind für 19., 26. und 28. Der österreichische Tenor René Rumpold zeichnet den musikalisch-biografischen Salzburg und Klagenfurt zu hören bzw. zu Feber und den 4. März 2008 angesetzt (Be- Weg des großen Komponisten nach sehen. Sein Repertoire umfaßt das klassische ginn jeweils 20.00 Uhr).

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 76 Kultur Urania: 110 Jahre Bildung im Zentrum

Die Kombination aus Volksbildungshaus, Urania-Kino, Puppentheater, Sternwarte und einem Café-Restaurant macht aus der Wie- ner Urania mehr als ein durch seine Archi- tektur auffälliges Gebäude an der Mündung des Wien Flusses in den Donaukanal. Längst wurde das Haus zu einem Wahr- zeichen Wiens und beim Blick vom Dach- saal auf die „Wiener Skyline“ erblickt man ein weiteres österreichisches Wahrzeichen, mit dem man dieses Jahr das 110-Jahres Jubiläum feiert: das Wiener Riesenrad. Nicht nur in dieser Wiener Institution wird „rund- herum“ viel geboten, auch das Volksbil- dungshaus Urania „treibt es rund“ und prä- sentiert für Bildungsinteressierte ein breitge- fächertes, umfassendes kulturelles Angebot.

Leckerbissen für Cineasten Foto: Urania Hervorzuheben ist besonders der Bereich Längst wurde das durch seine Architektur auffällige Haus zu einem Wahrzeichen Film, da hier die Wiener Urania auf eine ge- Wiens. Über der Mündung des Wienflusses in den Donaukanal kann man … schichtsträchtige Vergangenheit zurück- blickt. Die Wiener Urania entwickelte sich in den 30er-Jahren des vorigen Jahrhunderts zum einzigen täglich spielenden Kulturfilm- theater im deutschen Sprachraum. Es ent- stand der Begriff „Uraniafilm“, der zum Syno- nym für den Kulturfilm schlechthin wurde. Um als Kulturfilm zu gelten, wurde der so genannte Uraniafilm speziell „volksbildne- risch“ eingerichtet. Das Bildmaterial wurde in geschlossene Teile zerlegt und jeder Teil mit erläuternden Worten eingeleitet, Musik wurde als dramatisches Element genützt und der Film mußte ein hervorstechendes Ele- ment haben, das ethisch erziehend wirkte. Mit der Einführung des Kulturfilms als Alternative zum „Kitsch- und Schundfilm“ wurde das Volksbildungshaus Wiener Urania zur zentralen Musterlichtspielbühne Öster- Foto: Österreich Journal reichs. Mit zielstrebigem Einsatz wurde ver- … im Café in der Urania den herrlichen Ausblick genießen sucht, den „Spielfilm“ immer mehr durch den Kulturfilm zu ersetzen. werden unterschiedlichste Projekte reali- Hauptquartier im Dachsaal der Wiener Doch den Verantwortlichen war zu Be- siert. Zu erwähnen wäre dabei vor allem die Urania auf (das „Österreich Journal“ berich- ginn des 19. Jahrhunderts schon klar, daß der Nordische Filmwoche, die seit 2005 jährlich tet jährlich ausführlich darüber). Kulturfilm nie das Filmdrama verdrängen im Frühjahr Fans des Nordens begeistert. Die Wiener Urania ist somit eine gelun- könnte, es ist eher so, daß der lehrhafte Film Einem offenen Publikum präsentierten gene Verbindung aus Tradition und Moder- nur einen Teil des öffentlichen Vorführungs- sich darüber hinaus iberoamerikanische, nität. Sie versteht sich als Treffpunkt von programms bilden kann. griechische, sowie koreanische und rumäni- Kultur, Wissenschaft und Bildung um Ge- Heutzutage spielt Film noch immer eine sche Filmvorführungen. Präsentiert werden schichte zu erleben, Neues zu erfahren und große Rolle in der Wiener Urania, vor allem die Lichtspiele in den Originalfassungen mit weiterzudenken. In diesem Sinne ist das im Bereich von internationalen Filmtagen. deutschen bzw. englischen Untertiteln. Haus bestens für die nächsten 110 Jahre ge- Durch Zusammenarbeit mit Vertretern aus Auch das „Vienna International Film rüstet. „ Botschaften bzw. Kulturinstituten Wiens Festival – Viennale“ schlägt jedes Jahr sein http://www.urania.vhs.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 77 Kultur Die Bedeutung der Gemeindearchive Retz hat erkannt, welch hohe Bedeutung funktionierende Gemeindearchive haben – Gemeindearchive, besonders aber jene der Städte und Märkte, stellen ein ganz wesentliches Glied der österreichischen Archivlandschaft dar.

Von Willibald Rosner *) Alle Fotos: Stadtgemeinde Retz

Gemeinderat und Kustos Helmut Wieser, Bürgermeister Karl Heilinger, LR Wolfgang Sobotka, HR Gertrude Langer-Ostrawsky vom NÖ Landesarchiv, Stadtarchivar Thomas Dammelhart und HR Willibald Rosner, Direktor des NÖ Landesarchivs (v.l.)

ie Frage der Gemeindearchive ist nicht lich als Teile der Hoheitsverwaltung, fehlt sammlung unnötiger alter „Papierln“, im Dnur in Niederösterreich in weiten Berei- dem kommunalen Archiv die legistische positivsten Falle noch als verschrobenes chen ein nur unbefriedigend gelöstes Prob- Verankerung. Und damit beginnt auch schon Steckenpferd irgendeines pensionierten Leh- lem. Betrachtet man die österreichische das Problem, denn das Wort „Archiv“ kommt rers. Erst wenn der betreffende Gemeinde- Archivlandschaft, so stellt man fest, daß es in der NÖ Gemeindeordnung überhaupt vorstand die Absicht hat, ein Jubiläum zu ver- in bezug auf die Archive der öffentlichen nicht vor und es gibt keinerlei verbindliche anstalten, ein Wappen zu beantragen oder Hand drei Ebenen gibt, die im wesentlichen Regelungen über die Einrichtung und den eine Änderung des Gemeindestatus‘ herbei- auch der Struktur der öffentlichen Verwal- Betrieb historischer Gemeindearchive. Die zuführen, erinnert man sich an die „alten tung entsprechen. gesicherte Existenz eines Gemeindearchivs Papierln“ und stellt meist fest, daß sie nicht hängt also in hohem Ausmaß davon ab, ob mehr vollständig und in Unordnung geraten Drei Ebenen eine Kommune sich entschließt, in diesem sind und daß sich eigentlich niemand in den Bereiche ernsthaft aktiv zu werden. Das aber Bananenkisten da auf dem Dachboden oder Es gibt also ein Staatsarchiv, auf der ist in der Regel nur sehr selten der Fall. So im Keller auskennt, seit der Herr Oberlehrer nächsten Ebene dann die Landesarchive und gibt es nur einige wenige Städte, die einen in Pension das Zeitliche gesegnet hat. Fall- schließlich als Basis die Gemeindearchive. hauptamtlichen Archivar angestellt haben, in weise ist das Archiv auch überhaupt ver- Während die ersten beiden Ebenen institu- vielen Fällen arbeiten verdienstvolle ehren- schwunden; dann werden eben die Russen tionell installiert und abgesichert sind, näm- amtliche Archivare, aber ebenso oft gähnt angestrengt: Die haben es vernichtet, ver- die große Leere. Und das im wahrsten Sinn schleppt, einfach angezündet. Die Folge von *) Hofrat Mag. Willibald Rosner ist Direktor des Nie- des Wortes, denn sehr oft betrachtet man das all dem sind unangenehme Lücken im Quel- derösterreichischen Landesarchivs und Generalse- Archiv als unwillkommenes, platzvergeu- lenbefund. Wen man so will, Lücken im öf- kretär des Vereines für Landeskunde von Nieder- österreich und Redakteur der Zeitschrift „Unsere dendes, oft auch geldvernichtendes An- fentlichen Gedächtnis. Und das kann durch- Heimat“ hängsel der Gemeindeverwaltung, als An- aus fatal sein.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 78 Kultur

1850 meist nicht den Gesamtbestand, son- dern nur jene Bücher und Akten betraf, die das jeweilige Bezirksgericht für die Führung der Amtsgeschäfte unbedingt brauchte. Bei den meisten Gemeinden sind sie jedoch, neben den Quellen des Ständischen Archivs, die einzig vorhandenen. In der Regel besit- zen nämlich nur Stadt- und Marktgemein- den, die ratsmäßig verfaßt waren und daher ein gewisses Maß an Selbstverwaltung be- saßen, ein vor 1850 zurückgehendes eigenes Archiv. Diese Archive haben meist auch eine über ihre engeren Mauern hinausgehende regionale Bedeutung. Retz ist dafür ein aus- gezeichnetes Beispiel. Wir sehen also, daß die Gemeindearchi- ve, besonders aber jene der Städte und Märk- te, ein ganz wesentliches Glied der österrei- chischen Archivlandschaft darstellen. Daß sie nicht nur für die Geschichtsforschung und wissenschaftliche Landeskunde, sondern auch und vor allem für die heimatkundliche Forschung von hoher Bedeutung sind. Und man kann durchaus auch eine Umwegrentabi- lität feststellen, die weit über die rein histori- schen Aspekte hinausgeht. Hier zeigen sich nämlich ganz deutlich auch Möglichkeiten einer wirtschaftlichen, sprich fremdenver- Landesrat Wolfgang Sobotka beim Betrachten alter Noten mit Bgm. Karl Heilinger, GR Susanne Metzger und GR und Kustos Helmut Wieser (v.l.) kehrsmäßigen Sekundärverwertung der Er- kenntnisse, die man aus einem Gemeinde- Geschichtsforschung läßt teresse an der eigenen Geschichte in den archiv gewinnen kann. sich nicht beschränken letzten Jahren erfreulicherweise stark ange- wachsen, wie die große Zahl neuerschiene- Qualitätsoffensive Die Geschichtsforschung ist jedenfalls ner Regional- und Kommunalkunden, eine für Gemeindearchive eine Disziplin, die sich nicht auf eine Ebene Reihe von Ausstellungen und die stetig an- beschränken kann. Bei der Fülle und Viel- wachsende Zahl von lokalen und regionalen Wie nun können wir verhindern, daß bei schichtigkeit moderner Forschungsansätze Arbeitskreisen zeigt. Solche Aktivitäten ver- diesen so wichtigen Archivbeständen unwie- ist eine Erfassung der engeren bis engsten folgen primär die Absicht, einer lokalen derbringliche Verluste eintreten? Das NÖ politischen, gesellschaftlichen und wirtschaft- Gruppe von Menschen die Geschichte ihrer Landesarchiv hat das Problem schon vor Jahr- lichen Umwelt des Menschen von eminenter engeren Heimat vor Augen zu führen. Einer zehnten erkannt und auch versucht, in seinem Wichtigkeit. Gerade hier aber liegt die Be- Gemeinde soll so mit Hilfe der historischen ihm möglichen Rahmen Hilfe zu leisten. So deutung von Gemeindearchiven, denn sie sind Dimension die Möglichkeit zur Selbstidenti- wurden seit 1945 eine große Zahl von Ge- ein unverzichtbares Reservoir von Quellen, fikation gegeben werden – um es mit einem meindearchiven geordnet und sachgerecht die Nachrichten aus einer Fülle historischer Schlagwort zu charakterisieren: Wer nicht aufgestellt. So etwa auch jenes der Stadt Retz. Bereiche enthalten: Da sind zunächst einmal weiß, woher er kommt, weiß meist auch Vor allem in der Phase der Gemeindezusam- jene Schriftdenkmale, die den engeren Be- nicht, wohin er geht. menlegungen bis in die frühen 70er-Jahre reich der lokalen Ereignisgeschichte betref- war dies ein vordringliches Problem. Leider fen; dazu kommen aber auch Quellen, die uns Wesentliches Glied gibt es aber eine Reihe von Fällen, in denen sozial-, wirtschafts- und ideengeschichtliche der Archivlandschaft diese Arbeiten durch unsachgemäßes Umla- Ansätze ermöglichen. Entscheidend ist, wel- gern und nachlässige Aufsicht wieder zu- che Fragestellung der Forscher wählt, welchen Das Erstellen einer solchen Ortskunde nichte gemacht wurde. Diese vorher genann- Zweck er seiner Tätigkeit gibt, und welcher oder das Gestalten einer Ausstellung, ist aber te Hilfe kann das Landesarchiv derzeit nur Nutzen aus seiner Arbeit erwachsen kann. ohne ein wohlgeordnetes Gemeindearchiv noch in Ausnahmefällen zur Verfügung stel- Die Quellen der Gemeindearchive dienen nur sehr schwer möglich. Natürlich gibt es len, weil die personellen und materiellen Res- aber nicht ausschließlich der „Hohen Wissen- im Landesarchiv Quellen, die bis auf die sourcen dies derzeit angesichts einer Fülle schaft“, vielmehr sind sie für die konkrete Ebene der Grundherrschaften gehen. Sie neuer Aufgaben nicht mehr zulassen. Es ist Gemeinde oder Region nicht zu unterschät- sind aber, abgesehen von den Steuerfassio- auch wenig sinnvoll, ein Archiv sachgerecht zende Traditionsreservoire. In vielen nie- nen, selten vollständig, weil die Archivalien- zu ordnen, wenn sich im Anschluß daran nie- derösterreichischen Gemeinden ist das In- abgabe nach Aufhebung der Grundherrschaft mand mehr um dasselbe kümmert.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 79 Kultur

Archive sind in mehrfacher Hinsicht umfaßt. Falls also nicht schon eine Basis, sei kunden und barocke Handschriften, aber kein lebende Institutionen. Und damit sind wir es durch eine vorhandene alte Ordnung, sei Material zur Zeit nach 1850; es ist daher auf bei dem, was die Betroffenen, also die Ge- es durch den seltenen Fall einer Erhaltung Gemeindeebene oft mühsamer, eine Ge- meinde selbst tun sollte. Schließlich ist es in der Registraturen vorliegt, so wird eine Neu- schichte der 20er- oder 30er- Jahre zu schrei- ihrem Interesse, ein wohlgeordnetes und lei- ordnung unerläßlich sein. Diese wiederum ben, als eine des Spätmittelalters oder der stungsfähiges Archiv zu besitzen. Die 2006 kann durch den Gemeindearchivar, aber Frühen Neuzeit. ins Leben gerufene Qualitätsoffensive für auch unter dessen Leitung oder Aufsicht Gemeindearchive, die von LR Sobotka an- durch Dritte, etwa Mitarbeiter des Netz- Eulen nach Athen getragen geregt wurde, und dem NÖ Landesarchiv werks Geschichte, erfolgen. Auch das kann eine ganze Reihe alter Wünsche erfüllt, ver- Geld kosten, ist aber eine wertvolle Investi- Wenn ich nun meine Ausführungen been- sucht interessierte Gemeinden mit Rat und tion für die Zukunft. de, dann ich stelle fest, daß ich damit anläß- Tat zu unterstützen. Wenn man so will, um Fünftens sollte man sich dessen bewußt lich der Eröffnung des Retzer Stadtarchivs durch Beratung, Knowhow-Transfer und werden, daß ein Gemeindearchiv kein abge- Eulen nach Athen getragen habe. Die Stadt finanzielle Unterstützung zur Selbsthilfe zu schlossener toter Archivkörper ist. Vielmehr Retz kann sich glücklich schätzen, durch zu- ermuntern. soll es auch jene Akten, die derzeit und kunftsweisende Maßnahmen eine gute Basis aktuell von der Gemeindeverwaltung produ- für ihr Archiv gesichert zu haben. Das be- Hilfe zur Selbsthilfe ziert werden aufnehmen. In 50 oder 100 Jah- trifft die räumliche Unterbringung ebenso ren sind sie das historische Material, auch wie die ständige Betreuung des Archivs. Aus Zunächst ist es wichtig, daß jede Ge- wenn sie jetzt noch nicht so spektakulär zu der Sicht des Landesarchivs wären wir froh, meinde eine für das Archiv verantwortliche sein scheinen wie eine Markterhebungsur- hätten wir mehr Gemeindearchive dieses Person bestellt. Wir sind nicht irreal veran- kunde aus dem 15. Jahrhundert. In den letz- Standards in unserem Bundesland. Am we- lagt und wissen daher, daß hier nicht von ten 150 Jahren hat man diesen Umstand lei- sentlichsten aber ist, daß man in Retz er- einer Anstellung die Rede sein kann. Aber der nur wenig berücksichtigt. Wir finden da- kannt hat, welch hohe Bedeutung ein funk- eines der Probleme vieler Gemeindearchive her sehr oft wunderbare mittelalterliche Ur- tionierendes Gemeindearchiv hat. „ ist die Tatsache, daß eigentlich niemand wirk- lich zuständig ist. Diese Person sollte engen Kontakt mit dem Landesarchiv halten. Hier bekommt sie fachliche Beratung, und im Das Archiv der Stadt Retz Rahmen der erfolgreich angelaufenen Quali- tätsoffensive für Gemeindearchive wurden m 11. November 1948 schrieb die Stadt- kunden“ sei. Diese jahrhundertelange Sam- Seminare für Gemeindearchivare eingeführt, Agemeinde Retz an die Generaldirektion meltätigkeit hat die Bestände zu einer be- die mittlerweile von nicht weniger als 90 In- des Österreichischen Staatsarchivs, daß die achtlichen Größe anwachsen lassen, die trotz teressenten absolviert wurden. Diese Person Aufgabe des Retzer Archivs die „Sammlung der Kleinheit der Stadt von durchaus großer muß auch jene sein, die im Falle der Benüt- aller auf die Stadtgeschichte und Stadtver- und auch überregionaler Bedeutung sind und zung der Archivalien die Aufsicht erledigt waltung bezughabenden Schriften und Ur- in Historiker- und Archivarskreisen aner- und dafür sorgt, daß alles wieder vollzählig rückgestellt wird. So grob das jetzt auch klin- gen mag: Unbeaufsichtigte Benützer sind eine Quelle oft herber Verluste an Archivalien. Das zweite ist, daß sich die Gemeinde im klaren sein muß, daß ein Archiv einen gewis- sen Platzbedarf hat. Und der klassische Auf- enthaltsort des Archivs, nämlich der Keller oder der Dachboden, ist der konservatorisch schlechteste, der sich denken läßt. Das best- geordnete Archiv wird dort verrotten. Der Raum sollte ausdrücklich für das Archiv ge- widmet und eingerichtet sein: Daher ist drittens eine gewisse materielle Ausstattung, die zweifelsohne Geld kosten wird, unerläßlich. Das beginnt mit einer zweckmäßigen Regalanlage, geht weiter mit geeigneten Archivkartons und eventuell auch einer Lüftungseinrichtung. Viertens ist Archivieren nicht einfach das Ablegen alter Akten, sondern eine anspruchs- volle Arbeit, die nicht nur das Ordnen und Skartieren, sondern auch die konservatori- Im April 1979 konnten Räumlichkeiten der ehemaligen Handelsschule im 1. Stock schen Vorsorgen für die Langzeitlagerung des rückwärtigen Teiles des Retzer Stadtamtes bezogen werden.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 80 Kultur kannt werden. Sie begann wohl schon mit nen Archivraum, eine sogenannte „Registra- leidenschaftlichen Laienhistorikers, der mit Gründung der Stadt am Ende des 13. Jahrhun- tur“, in der der schriftliche Niederschlag der Fug und Recht als der eigentliche Begründer derts, als Urkunden, Bücher und Schriften stadtämtlichen Verwaltung untergebracht des Stadtarchivs Retz bezeichnet werden aller Art, die für das städtische Gemeinwe- wurde. kann. In mehrjähriger Arbeit ordnete und sen von Bedeutung waren, aufbewahrt wur- Das neu einsetzende historische Interesse systematisierte er die Archivalien und legte den. Es ist nicht bekannt, ob es in dieser frü- in der Biedermeierzeit bewog den Retzer ein erstes Archivverzeichnis an. Er veranlaßte hen Zeit der Stadtgeschichte bereits eigene Stadtprotokollisten Johann Baptist Geißler im Jahre 1877 eine Neuaufstellung in neuen, Archive als Aufbewahrungsorte gegeben (1784-1844) zur Gründung einer Antiken- modernen Archivräumen im Gebäude Znai- hat. Man vermutet solche in den Privat- kammer im Rathaus, in die er das reiche merstraße 23, wobei das Archiv in seiner häusern der jeweiligen Stadtrichter. In den historische Erbe der Stadt einbrachte. Leider heutigen Form auf diese Aufstellung zurück- Jahren 1541-70 verwahrte man die Archiva- dürften die Archivalien bald in Unordnung geht. Leider erfolgte jedoch bald eine neuer- lien im alten Rathaus auf dem Vinzenziplatz, geraten sein. Auch schien mit der Zeit eine liche Übersiedlung in das durch die Stadt- von da an bis 1877 im neuen Rathaus auf drückende Raumnot zu herrschen, da ältere gemeinde neu erbaute Postgebäude am dem Hauptplatz. 1741 schuf der Rat der Bestände auf dem Dachboden des Rathauses Hauptplatz 131, wo 1894 die Archivalien in Stadt Retz in einem Turmzimmer, der soge- deponiert wurden. Dieser unbefriedigende einem mit verglasten Regalen versehenen nannten „Folterkammer“, die mit dem Rats- Zustand erhielt Abhilfe durch die Tätigkeit geräumigen Saal neu aufgestellt werden saal durch eine Tür verbunden war, einen eige- Josef Karl Puntscherts (1830-1907), eines konnten. Liegen die Verdienste Puntscherts in der Rettung, fachgerechten Ordnung und Inven- tarisierung der Archivalien, so nahm sein Nachfolger Rudolf Resch (1878-1942) eine erste gründliche und streng wissenschaftli- che Durcharbeitung der Archivbestände vor. Sein zweibändiges „Retzer Heimatbuch“, dessen zweiter Band von seinem Neffen An- ton Resch fertig gestellt worden ist, ist eine großangelegte Stadtchronik von der Urge- schichte bis in die 30er Jahre des vergange- nen Jahrhunderts. Resch nutzte ausführlich die reichhaltigen Quellen des Archivs, sodaß sein Werk bis heute als das Standardwerk zur Retzer Stadtgeschichte bezeichnet werden kann. Da das Puntschert‘sche Archivver- zeichnis mittlerweile unauffindbar war, regte Rudolf Resch an, eine Fachkraft mit einer Neuordnung des Archiv zu betrauen. Über Vermittlung des NÖ Landesarchivdirektors Karl Lechner führte Hermann Göhler diese Inventarisierung von August bis November 1938 durch und legte ein „Verzeichnis der Bestände des Archivs der Stadt Retz“ an. Im jeweiligen Anhang der beiden Heimatbücher werden die Bestände des Archivs gemäß die- ser Neuordnung aufgelistet sowie die Ur- kunden in Regestenform dargestellt. Da die Räume im Postgebäude für Zwecke der NSDAP gebraucht wurden, mußten die Archivalien 1940 in das Sparkassengebäude in der Znaimerstraße 29 gebracht werden, wo sie ziemlich ungeordnet deponiert wur- den. Nach Kriegsende übersiedelte das Ar- chiv neuerlich. Es entbehrt dabei nicht einer gewissen Ironie, daß man sich entschließen mußte – offensichtlich in Ermangelung an- derer Alternativen – als Archivraum wie- derum die bereits beschriebene „Folterkam- mer“ auf dem Rathaus zu bestimmen, also jenes sehr ungeeigneteTurmzimmer, aus dem Archivar Anton Resch bei seiner Arbeit im Turmzimmer des Stadtarchivs, 1978 Puntschert die Archivalien vor ihrer Zerstö-

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führt. Das von ihm erstellte Archivverzeich- nis steht derzeit in Verwendung. Die feierli- che Eröffnung des Stadtarchivs und die Prä- sentation des neu aufgelegten 1. Bandes des Retzer Heimatbuches fand am 15. Dezem- ber 1984 statt. Nach dem Tode Anton Reschs folgte Erich Landsteiner, der für seine wissenschaftlichen Arbeiten ausführlich Quellenmaterial des Archivs verwendete. Im Sommer 1998 übernahm Thomas Dammelhart die Betreuung des Retzer Stadt- archivs. Durch die Neuinventarisierung bis- her unarchivierten Materials wurde der Ar- chivkörper um etwa 160 Kartons vergrößert. Trotz der zeitgemäßen Ausstattung der Archivräume im Jahre 1984 blieben die star- ken jährlichen Temperaturschwankungen ein großes Problem. Im Zuge der völligen Neu- adaptierung des Retzer Stadtamtes entschloß sich die Stadtgemeinde, einen neuen Standort für das Stadtarchiv zu schaffen. Dieses be- findet sich nun im Erdgeschoß des rückwär- tigen Teiles des Stadtamtes sowie in dessen ehemaligem Innenhof. Die Übersiedlung der Archivalien fand im November 2006 statt. Das Archiv ist heute großzügig ausgestattet. Es umfaßt einen Büroraum für den Stadt- archivar, einen Leseraum mit Arbeitsplätzen für Besucher sowie einen neugebauten De- potraum, dessen technische Einrichtung ide- ale Voraussetzungen für die Unterbringung von Archivgut durch konstantes Raumklima und konstante Luftfeuchtigkeit gewährlei- Archivar Thomas Dammelhart (li.) und Gemeinderat und Kustos Helmut Wieser stet. Das Archiv verfügt über Internetan- schluß und moderne EDV Ausstattung. „ rung gerettet hatte. Die Übersiedelung er- folgte von November 1945 bis Jänner 1946, wobei die Bestände neu beschriftet, auf Holzregalen gelagert und vom damaligen Stadtsekretär Alois Dürr überprüft wurden. Leider war es nicht möglich die Aufstellung in der Ordnung Göhlers durchzuführen, so- daß dessen Archivverzeichnis nur noch ein- geschränkt zu verwenden war. Der Neffe Rudolf Reschs, Anton Resch (1911-1991), versuchte dieses „Provisorium“ der Unterbringung zu beenden, doch erst im April 1979 konnten Räumlichkeiten der ehe- maligen Handelsschule im 1. Stock des rück- wärtigen Teiles des Retzer Stadtamtes (Haupt- platz 11) bezogen werden. Diese wurden in enger Absprache mit dem NÖ Landesarchiv mit modernen Stahlverschubregalen ausge- stattet und mit feuersicheren Türen versehen. Eine komplette Neuordnung und Inventari- sierung aller Archivbestände wurde von Oberarchivrat Max Weltin vom NÖ Landes- Der neugebautee Depotraum ist durch konstantes Raumklima und konstante Luft- archiv in den Jahren 1979 bis 1982 durchge- feuchtigkeit ideal für die Unterbringung von Archivgut geeignet.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 82 Volksmusik LH Pühringer neuer Präsident des Österr. Volksliedwerks Von Prof. Walter Deutsch und Irene Riegler *)

m November 2007 wurde Oberösterreichs ILandeshauptmann Josef Pühringer zum neuen Präsidenten des Österreichischen Volksliedwerks gewählt. Als Kulturpolitiker seines Landes ist er seit Beginn seiner Amtszeit mit dem Ober- österreichischen Volksliedwerk engstens verbunden. Er kennt Inhalte und Aufgaben dieser Institution genau. In den 90er Jahren war er Eröffner und Teilnehmer der „Som- merakademie Volkskultur“ in Altmünster. Ebenso erschien unter seiner Obhut be- reits viermal ein oberösterreichischer Band in der Reihe „Corpus Musicae Popularis Austriacae“. Schon der erste Präsident des Österreichi- schen Volksliedwerks war geborener Ober- österreicher: Karl Lugmayer, Bundesrat,

Philosoph und Volksbildner wirkte von 1946 Foto: Amt der OÖ. Landesregierung bis 1972. In dieser Ära kam es zur Er- Der neuen Präsident LH Josef Pühringer und sein Vorgänger Prof. Sepp Gmasz mit richtung eines Zentralarchivs und zur 1. Ver- Ehrenpräsident Prof. Walter Deutsch und Vizepräsident Univ. Prof. Konrad Köstlin öffentlichung des Jahrbuchs. 1972 wurde der Wiener Landtagsabge- Mit Hochschulprofessor Eberhard Würzl 18 Bände erschienen sind. 1999 folgte der ordnete Prof. Ludwig Sackmauer als Prä- und der Generalsekretärin Gerlinde Haid ab ehemalige Wissenschaftsminister und Vize- sident in der Nachfolge von Karl Lugmayer dem Jahr 1974 wurde das Verhältnis von kanzler . Die schon Jahre vor- gewählt. Prof. Sackmauer ist es zu danken, Wissenschaft und Pflege zu einem besonde- her initiierte „Sommerakademie Volkskul- daß für die Stadt und das Bundesland Wien ren Thema. tur“ in Altmünster wurde nun zu einem Ge- ein eigenes Volksliedwerk und damit auch Die Nachfolge von Prof. Würzl über- meinschaftsprojekt und Ereignis des kultu- ein eigenes Archiv mit besonderen Aufga- nahm der Bundesstaatliche Volksbildungs- rellen Diskurses mit verschiedenen Nach- benbereichen errichtet wurden. Zugleich referent für Oberösterreich, Hofrat Aldemar barstaaten. Nach dem Abschied von Erhard bemühte sich Prof. Sackmauer mit Hilfe des Schiffkorn. Unter dessen Leitung konnte die Busek im Jahr 2003 übernahn der Prof. Sepp damaligen Unterrichtsministers Fred Sino- Gattungsdiskussion mit der inzwischen er- Gmasz die Führung. Gmasz ist seit Jahr- watz, die Struktur des Volksliedwerkes zu richteten „Wissenschaftlichen Kommission“ zehnten Mitarbeiter des ORF und Autor, ändern, um den Landesvolksliedwerken, die durchgeführt werden. ebenso lange dem Volkslied (unter anderem damals noch den Namen „Arbeitsausschüs- Nach Hofrat Schiffkorn übte das Amt des als Obmann des Burgenländischen Volks- se“ trugen, die größtmöglichste Selbständig- Präsidenten für zehn Jahre der burgenländi- liedwerkes) verbunden, das er in unzähligen keit zu geben. sche Musikpädagoge und Kirchenmusiker Varianten seiner Tätigkeit an die Öffentlich- Es gelang 1974, die Volksliedwerke der Harald Dreo aus, nämlich von 1983 bis 1992. keit trägt. Bundesländer in die Obhut der Kulturrefe In seine Zeit fällt die Verwirklichung des Der nun neue Präsident des Österreichi- rate der jeweiligen Landesregierungen zu hart erarbeiteten Planes, ein Informations- schen Volksliedwerkes, LH Josef Pühringer, überantworten, um sie ideenreich, kraftvoll, system für die Volksliedarchive in Öster- wird die lebendigen musikalischen Kultur- kompetent und offen ins Land hineinwirken reich zu schaffen, das mit dem Namen traditionen, eingebettet im kreativen Schaf- zu lassen. INFOLK die Grundlage für die elektroni- fen der Volksliedwerke der Bundesländer, Die nachfolgenden Präsidenten haben sche Datenerfassung der Archivmaterialien spannend und breitenwirksam aufbereiten diesen Aufschwung in den Bundesländern darstellt und diese heute weltweit über eine und weitertragen. Die dabei wichtigen wis- mit unterschiedlichem Einsatz mitgetragen. Archivdatenbank abrufbar sind. senschaftlichen Aufgaben übernimmt der 1992 übernahm Walter Deutsch das Amt neue Vizepräsident, Prof. Konrad Köstlin, des Präsidenten, unter ihm kam es zur Ver- Institutsvorstand Europäische Ethnologie an *) Prof. Walter Deutsch ist Ehrenpräsident, Mag. Irene Riegler ist Geschäftsführerin des Österreichischen wirklichung der „Reihe Corpus Musicae der Universität Wien. „ Volksliedwerkes in Wien Popularis Austriacae“, in der heute bereits http://www.volksliedwerk.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 83 Für Sie gelesen – Von Christa Mössmer Friedrich Orter Verrückte Welt erschienen im ecowin Verlag Salzburg

och bevor man über eine Welt zu lesen ben. Die Opfer bekommen Namen, Identität. Nbeginnt, in der Krieg der Alltag ist, wird Wir können sie uns vorstellen, wenn wir die- man durch eine Widmung eingestimmt: ses Buch lesen. Und mancher, der uns ge- „Walid Chaled zum Gedenken, meinem ira- nannt wurde, lebt heute nicht mehr, wie zum kischen Kameramann, erschossen von US- Beispiel Professor Ibrahim Fuad, ehemals Truppen am 28. August in Bagdad“. Dieses Leiter des Germanistikinstituts, der in den Buch ist eine Konfrontation mit unserer si- Nachkriegswirren erschossen wurde. cheren Lebensweise. Es führt uns in die Ab- Überleben, berichten und schreiben über gründe der kriegerischen Auseinandersetzun- eine Welt, eine „Verrückte Welt“, in der gen – denen die meisten Menschen zum Op- Friedich Orter immer wieder zurückkehrt. fer fallen, die selbst keinen Krieg woll(t)en. Über ein Vierteljahrhundert hat uns der Zu Friedrich Orter Friedensberichterstatter Nachrichten aus den schlimmsten Kriegs- und Krisengebieten der Friedrich Orter studierte Geschichte, Welt übermittelt. Friedrich Orter will den Slawistik, Germanistik und Philosophie in unbesonnenen Ausdruck „Kriegsberichter- Wien. Seit 1975 arbeitet er als Redakteur statter“, so schreibt er in seinem Vorwort, und Reporter beim ORF. Für seine Reporta- nicht gelten lassen, da „dies ein unseliger gen und Dokumentationen aus den Balkan- Terminus aus den schrecklichen Zeiten der kriegen, vom Afghanistan- und Irakkrieg, Ersten-Weltkriegspropaganda und Goebbels aus Zentralasien, dem Nahen und Mittleren infamer Progandakompanie-Prosa war“. ist. „Allein im Irakkrieg, um ein Beispiel zu Osten bekam er den Dr.-Karl-Renner-Preis Friedensberichterstatter deshalb, weil Orter nennen, mit bisher mehr als sechzig getöte- für Publizistik, den Preis des Österreichi- „denen eine Stimme verleiht, die meist keine ten Kolleginnen und Kollegen, meint Orter schen Roten Kreuzes, den ROMY-Fernseh- haben: den Opfern“. zu Recht, „viel zu viele.“ preis und den OSZE-Preis für Journalismus Heute ist die Welt kleiner geworden. Ein „Guten Morgen, Bagdad!“ So beginnt der und Demokratie. paar Flugstunden und der Krieg ist Realität Titel des ersten Kapitels. Bagdad im Jänner und keine virtuelle Welt mehr. Ob im Irak-, zwei Monate vor Kriegsbeginn. Saddam ist Friedrich Orter Afghanistan- oder in den Balkankriegen – noch an der Macht. Doch trotzdem fürchten Verrückte Welt von all diesen Ländern hören wir seit Jahren die Menschen einen Krieg. „Nach dem Krieg ecowin Verlag Salzburg, 2007 in unseren Nachrichten die wohl bekannteste werden wir uns gegenseitig umbringen“, 15 x 21,5, gebunden mit Schutzumschlag Stimme aus dem Ausland – Friedrich Orter. sagt prohpetisch Kameramann Abdul. Eine EUR 23,60 (A/D), CHF 41,40 „Der vorliegende Band“ schreibt Orter Stimme von vielen, die wir nie gekannt ha- 978-3-902404-15-2 im Vorwort, „ist eine kurze Sammlung ver- streuter Skizzen, Reisenotizen und Fotos aus den Jahren meiner bisherigen Arbeit als ORF-Radio- und Fernsehreporter in Krisen- und Kriegsgebieten.“ Wir tauchen ein in das Leben eines Jour- nalisten, der jene Welt betritt, von der wir hoffen, daß wir sie nie betreten müssen. Eine Welt im Spannungsfeld der wirtschaftlichen Interessen und Hegemonie der Großmächte, der Dikaturen von Größenwahnsinnigen, der innenpolitischen Instabilitäten und des Fun- dalismus, der einen Nährboden in all seinen Formen vorfindet wie Armut, Leid, getragen von Hoffnungslosigkeit.

Friedrich Orter hat den Opfern nicht nur Foto:ORF/Ali Schafler seine Stimme gegeben, sondern zum Glück In der ORF-Sendung »Lebens-Künstler« spricht Helmut Zilk (li.) mit Autor Friedrich auch überlebt, was nicht selbstverständlich Orter über Meinungen und Geschichten. 3sat, 13.01.2008, um 14:30 Uhr

ecowin Verlag Salzburg – http://www.ecowin.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 84 Neue Bücher Berühmte Komponisten im Spiegel der Medizin von Anton Neumayr – im Dezember erschienen im ibera Verlag Wien

Band 1: Band 2: Joseph Haydn Johann Nepomuk Hummel Niccolò Paganini Ludwig van Beethoven Richard Wagner Franz Schubert Anton Bruckner 344 Seiten, Geb., SU, Euro 33,- 320 Seiten, Geb., SU, Euro 33,- ISBN 978-3-85052-189-5 ISBN 978-3-85052-216-8 Die „Bühne Wien“ schrieb: „Der Im vorliegenden Band setzt sich renommierte Wiener Internist Prof. Anton Neumayr mit den Anton Neumayr, zugleich ein Krankengeschichten von Johann großer Musikfreund, ist nun aus- Nepomuk Hummel, Niccolò Pa- gezogen, Legende und Wirklich- ganini, Richard Wagner und An- keit zu scheiden. Er schrieb die ton Bruckner auseinander. Geschichte von Haydn, Mozart, Als Mediziner von Weltruf und Beethoven und Schubert (Bd. 1) nichtsdestoweniger anerkannter aus der Sicht heutiger medizini- Musiker ist Neumayr wie kein scher Erkenntnisse. Tragischer Aspekt: Dreien dieser großen Vier anderer für dieses Thema berufen. Auf der Basis eines genauen Stu- hätte heute durchaus geholfen werden können, nur Beethoven wäre diums der Lebenszeugnisse, seiner medizinischen Fachkompetenz, auch heute ein aussichtsloser Fall … die auch eine genaue Kenntnis der begrenzten Möglichkeiten der Neumayr sichtet akribisch die Quellen, die Aussagen der Zeitge- Medizin in der Vergangenheit mit einschließt, sowie seiner diagnosti- nossen, der Laien wie der Mediziner, er sammelt geradezu kriminali- schen Fähigkeiten zeichnet Neumayr ein genaues Bild vom Krank- stisch die vielfach verstreuten Daten und Fakten, setzt sich mit den heitsverlauf und gleichzeitigen Schaffensprozeß dieser vier bedeuten- Legenden und Todestheorien auseinander, scheidet phantastische den Komponisten. Zutat von nachweislicher Wirklichkeit. Und er setzt, mit aller gebo- tenen Vorsicht natürlich, die Lebens- und Leidensumstände immer wieder in Beziehung zum Werk …“

Band 3: Band 4: Carl Maria von Weber Frédéric Chopin Felix Mendelssohn Bedrich Smetana Bartholdy Peter Iljitsch Tschaikowsky Robert Schumann Gustav Mahler Johannes Brahms 320 Seiten, Geb., SU, Euro 33,- 328 Seiten, Geb., SU, Euro 33,- ISBN 978-3-85052-218-2 ISBN 978-3-85052-217-5 Anton Neumayr nimmt mit Fré- Der Arzt und Wissenschaftler déric Chopin, Bedrich Smetana, Neumayr gibt im vorliegenden Peter Iljitsch Tschaikowsky drei Buch die Biographien der gro- bedeutende Repräsentanten der ßen deutschen Romantiker Carl slawischen Musik des 19. Jahr- Maria von Weber, Felix Mendels- hunderts sowie den bereits ins sohn Bartholdy, Robert Schu- 20. Jahrhundert weisenden ös- mann und Johannes Brahms terreichischen Komponisten Gu- wieder, wobei er besonderes stav Mahler mit seiner vielge- Augenmerk auf ihre Erkrankun- staltigen geistigen Welt aus ärzt- gen und deren spätere oftmalige Fehlinterpretationen legt. Die Aus- licher Sicht unter die Lupe. Auch hier wurde wieder der Versuch wirkung von Krankheit auf die Kreativität ist wiederum das Anliegen unternommen, unter Zuhilfenahme aller erreichbaren biographischen des Musikers Neumayr. Akribisch sichtet er die Quellen, die Aussagen und medizinischen Quellen die Krankheiten und Todesursachen die- der Zeitgenossen, sammelt Erinnerungen, vielfach verstreute Fakten, ser großen Komponisten frei von Spekulationen und romantisch oder studiert Todestheorien – und widerspricht auch in vielen Fällen mit politisch begründeten Verbrämungen zu rekonstruieren und zu fachlicher Kompetenz seinen längst verstorbenen Musikerkollegen. Diagnosen zu gelangen, die aus der heutigen Sicht der medizinischen Seine Diagnose baut er auf dem Stand der heutigen medizinischen Wissenschaft als gesichert betrachtet werden können. Dabei mußten Kenntnis auf, zieht aber auch zeitgenössische Aussagen und Doku- einige bis in die neueste Literatur hineingetragene Vorstellungen revi- mente zu Rate. diert oder ganz über Bord geworfen werden.

ibera Verlag Wien – http://www.ibera.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 85 Medien wien.at-Magazine Abonnieren Sie die wien.at-Magazine kostenlos – sie erscheinen seit März 2006 mit vier Ausgaben pro Jahr

er Presse- und Informationsdienst der der Ausgabe zu finden. Der Veranstaltungs- tet sich an Zuwanderer und Zuwanderinnen. DStadt Wien (PID) gibt sechs Gratis-Ma- kalender enthält viele Tipps und Infos zur Es beinhaltet Informationen und Services zu gazine heraus, die sich an verschiedene individuellen Freizeitgestaltung. folgenden Themen: Politik, neue Gesetze, Zielgruppen der Wiener Bevölkerung rich- Sprache, Bildung & Gesellschaft, Gesund- ten. Sie kommunizieren das vielfältige Ser- City & Life heit & Frauen, Wohnen, Wellness, Sport & viceangebot der Stadt Wien und enthalten Ernährung. Die drei Hauptgeschichten in jene Informationen, die Seniorinnen in Se- Jede Ausgabe des Gratis-Magazins „City „Welt & Stadt“ gibt es in Zusammenfas- nioren, Eltern, Jugendliche, Zuwanderinnen & Life“ steht unter einem Schwerpunktthe- sungen auch in türkisch, englisch und SBK und Zuwanderer, Wissensdurstige, und Tier- ma, wie zum Beispiel „heiß & kalt“, „blitz & (= serbisch, bosnisch, kroatisch). freundinnen und Tierfreunde in bestimmten gscheit“ oder „Alt & Neu“. Es bietet für jun- Lebenssituationen benötigen. ge Wienerinnen und Wiener von 10 bis 16 Hund, Katz & Co Jahren spannende Reportagen aus der Stadt, Leben & Freude Tipps rund um Schule, Ausbildung und Be- Im Gratis-Magazin „Hund, Katz & Co“ ruf sowie Antworten auf brennende Fragen finden Tierbesitzerinnen und Tierbesitzer, Das Gratis-Magazin „Leben & Freude“ rund ums Erwachsenwerden. Tierfreundinnen und Tierfreunden alles rund will Lebensfreude pur für aktive Menschen um ihre liebsten Gefährten. Das Veterinär- ab 60 Jahren vermitteln. Das Spektrum Forschen & Entdecken amt (MA 60) informiert über Tierhaltung reicht von Kultur und Reisen bis Wellness, und Tierschutz und stellt ihren Arbeitsbe- Gesundheit und Lebenshilfe. Außerdem ent- Das Gratis-Magazin „Forschen & Ent- reich sowie ihre Partnerorganisationen und hält jedes Magazin eine Fülle an Service- decken“ richtet sich an die Zielgruppe der -vereine vor. Ein Veranstaltungskalender und Freizeitangeboten sowie einen um- wissenschaftlich Interessierten. Die Geheim- ergänzt den Inhalt. Alle sechs Magazine bie- fangreichen Veranstaltungskalender. nisse der Wissenschaft, Forschung, Inno- ten tolle Clubangebote und Mitmach-Aktio- vation, Technologie werden verständlich, nen. Einige verfügen auch über einen eige- Kinder & Co lustvoll und seriös aufbereitet und mit plaka- nen Internet-Auftritt: tiven Fotos illustriert. Forscherinnen, For- http://www.leben-freude.at Mit dem Gratis-Magazin „Kinder & Co“ scher und Kreative, die in Wien tätig sind, http://www.kinder-co.at bekommen Eltern von Kindern im Alter von werden vorgestellt und es wird aufgezeigt, http://www.cityandlife.at 0 bis 10 Jahren all jene Informationen, die was Forschung & Wissenschaft mit dem http://www.forschen-entdecken.at sie für ihr Leben mit dem Nachwuchs brau- „normalen“ Leben zu tun hat. Jedes Magazin erscheint viermal im Jahr. chen. Zahlreiche Tipps und Serviceangebote Ein kostenloses Abonnement kann im Inter- zu den Themen „Kindergarten“, „Schule“, Welt & Stadt net unter http://www.top.wien.at/abo oder „Erziehung“, „Partnerschaft“, „Job nach der unter ++ 43 (0)1 / 277 55, der LeserInnen- Karenz“, „Schwangerschaft“ etc. sind in je- Das Gratis-Magazin „Welt & Stadt“ rich- Hotline, bestellt werden.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 86 ÖJ-Reisetip QParks! Das legendäre Gasteinertal bekommt den schon lange ersehnten Snowpark

as Gasteinertal bekommt übrigens den Dersten Snowpark in Salzburg ... das bedeutet eine durchdachte und ausgeklügelte Konzeption, ein perfektes Setup und tägliche Betreuung von Saisonstart bis Saisonende. QParks ist der erfolgreichste Betreiber von Snowparks im deutschsprachigen Alpen- raum. Im kommenden Winter werden elf exzellente Snowparks – von Niederöster- reich bis Graubünden in der Ostschweiz – gebaut und betreut. Etablierte Projekte wie der Intersport NovaPark in der Silvretta Nova oder der Burton Superpark am Dachstein sprechen für sich und für das Label. Zusam- men mit den hochmotivierten Gasteiner Bergbahnen wird QParks in den kommenden Jahren einen der meistbeachteten Snowparks Österreichs aufbauen! Der Snowpark Gastein befindet sich in Das Snowpark-Setup für die kommende lungen mit verschiedenen Firmen aus der der Stubnermulde auf dem Stubnerkogel. Saison: Straight-T-Box (6 m), Rainbow-T- Snowboard- und Freeski-Industrie, um eine Die Stubnermulde selbst befindet sich direkt Box (6 m), Straight-T-Box (3 m), Straightrail passende Langzeitpartnerschaft für den oberhalb der tollen Stadt Bad Gastein. Als (4,5 m), Kinkedrail (2,5 & 3 m), Picnictable Snowpark auszuhandeln. Aufstiegshilfe dient die Stubnerkogelbahn, (5*1 m), Jibcan und mehrere Tree-Jibs die ohne Zwischenstopp direkt von der Stadt Das gesamte Park-Setup entspricht eher Freeriding aus auf den Berg fährt. Die Verbindung zur Anfängern und Fortgeschrittenen als Pro- bekannten Schloßalm und dem schönen Bad Fahrern. Die Dimensionen der Kicker stim- Das Gasteinertal ist bekannt für sein herr- Hofgastein ist hervorragend: Einfach mit der men mit diesem Konzept überein. liches Freeriding-Gebiet! Ein wahrer Traum Angertalbahn vom Angertal aus aufsteigen Der Snowpark Gastein wird sich in den für Freerider ist das legendäre Sportgastein, und man kommt direkt zur Stubnermulde. nächsten Jahren weiterentwickeln und grös- wo die Pisten bis auf knapp 2700 m reichen Die gesamte Stubnermulde ist nun als Snow- ser und größer werden. In diesem Zuge wer- und das Backcountry groß (!... wirklich park-Areal ausgeschildert und mit dem Burg- den natürlich auch mehrere Pro-obstacles in groß) & offen (!... wirklich offen) ist! Kurz stallift verfügt der Snowpark Gastein über die Liste der Elemente integriert werden. gesagt: Die Berge im Gasteinertal sind hoch, eine perfekte Lift-Anbindung. Direkt am un- Schritt für Schritt… aber immer getreu dem imposant und wirklich schön.Sind Sie einmal teren Ende des Snowpark Gastein befindet Motto eines echten FUNparks! im Gasteinertal gewesen, werden Sie immer sich die gemütliche und urige Stubneralm, Die Gasteiner Bergbahnen AG hat den und immer wieder kommen! Es wäre ein die die Park-Fahrer mit köstlichem Essen und Snowpark Gastein ermöglicht. Das Projekt großer Fehler, wenn Sie sich einen Trip zu Getränken versorgt. An sonnigen Tagen emp- wird zusätzlich von verschiedenen, im diesem ganz besonderen Platz in den öster- fiehlt sich die Sonnenterrasse mit Blick auf Gasteinertal ansässigen Szeneshops gespon- reichischen Bergen entgehen lassen. „ den Snowpark zum Chillen und Zusehen! sert und QParks ist mitten in den Verhand- http://www.youngmountain.com Fotos: QPark

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 87 ÖJ-Reisetip Loipen-»Fuxi« Caroline verpaßt, Glücksmomente und Natureindrücke gewonnen – auf den Spuren von TV-Stars, Prinzessinnen und Nobelpreisträgern.

Von Gunther Dressnandt.

Weite Ausflüge in die weiß verhüllte Naturlandschaft des Böhmerwaldes ermöglicht das weitläufige Loipennetz des Langlauf- zentrums Schöneben. Foto: OÖ Tourismus/Haafke

es Glück is a Vogerl! Man nennt mich dem vergletscherten Hohen Dachstein im landeten oft bei Schmankerln und kleinen DAlmara und ich bin der Glücksmomen- Salzkammergut seine Fährte zog: Zu den Abenteuern. Er ließ seine Seele einfach bau- tebringer im Almtal. Den Atem langsamer sechs Schneelöchern bei Schöneben im meln und dachte dabei an die Fitness-Formel fließen zu lassen, über die wunderschöne Norden über Windischgarsten, Spital am SLLLL: Ski-Lang-Läufer-Leben-Länger!! verschneite Winterlandschaft zu fliegen, die Pyhrn, Grünau, Bad Goisern und Gosau im Bis zur Chinesischen Mauer, den Pyra- Sternschnuppen über dem Almsee zu zäh- Süden. miden von Gizeh, den Galapagos Inseln und len – das sind die Momente die ich mit euch Tausende Loipenkilometer verteilt über Schloß Schönbrunn schweiften die Gedan- teilen möchte!“ Nachzulesen im Prospekt fast 150 Orte durchziehen das Land der Lei- ken in der Panorama Nova-Loipe bei Bad über Grünau. Eisvogel Almara gehört zu den denschaften. Die Spur von „Fuxi“ bietet da- Goisern und in der Gosauer-Spur. Diese Freunden der drei fliegenden Fernsehstars von auserlesene Kilometer, die in einer weltbekannten, atemberaubenden Sehens- im Cumberland Wildpark in Grünau im Alm- schneesicheren Lage zwischen 700 und 1400 würdigkeiten haben mit dem kulturhistorisch tal: Graugans Greanafin, Rabe Kraxi und Metern Seehöhe liegen, die alle durch natur- ältesten Teil des Salzkammergutes, der Re- Waldrapp Kasimir. Dort, wo Nobelpreisträ- geschützte Regionen verlaufen. Wo sich Welt- gion rund um Hallstatt, eines gemeinsam: ger Konrad Lorenz mit seinen Graugänsen meister und Normalverbraucher in derselben Alle scheinen in der Liste der Weltkultur- plauderte, via TV das Tal der Raben berühmt Loipe tummeln und nicht nur der Körper, oder Naturerbegebiete auf! Und darin ent- und die EU auf den Waldrapp aufmerksam sondern auch die Psyche trainiert wird. Uhr, deckte „Fuxi“ noch unzählige Almhütten, wurde – und dort, wo Oberösterreichs Loi- Pulsgerät und Hektik ließ „Fuxi“ daheim, Moore, Wiesen, zugefrorene Seen, Traum- penfuchs „Fuxi“ auf seinen Streifzügen zwi- dafür landeten Fotoapparat, Fernglas und blicke auf das Dachstein-Gebiet, den von schen dem Hochficht im Böhmerwald und Pfeife im Rucksack und seine Gedanken Wilderergeschichten umgarnten Gosaukamm

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 88 ÖJ-Reisetip und alte Kultur bis zurück in die Jungstein- merwald hinüber in den tschechischen Su- ohne Paß ist nicht ratsam. Nicht immer sind zeit. Oft tauchten G‘stanzlsinger, Pascher mava-Nationalpark. Das Loipennetz unseres augenzudrückende Zöllner anzutreffen … mit Gamsbarthüten, Musikanten in specki- Nachbarn ist beachtlich, doch ein „Verirren“ Aber sie wissen, wo es Powidltatschkerln gibt gen Lederhosen in urigen Gaststätten, in de- und ihre Kollegen im Mühlviertel, wo der nen Holzknechtnock‘n oder Muas auf den Apfelstrudel besonders gut schmeckt! Für Tisch kommt, überraschend auf. Es gibt eben den Loipenfuchs endete der Schmankerl- doch gravierende Unterschiede zwischen Wettkampf unentschieden und mit leichtem Galapagos, Gizeh und Oberösterreich – und Promille-Kopfweh an nächsten Tag. außerdem fehlen dort die Loipen! Locker zog „Fuxi“ seine Fährte durch Naturgeschützt durch den Nationalpark Nationalparks, Weltkulturerbe-Plätze, Natu- Kalkalpen zog der Loipenfuchs ins Tal der ra 2000-Gebiete und Naturschutzregionen Innerrosenau bei Windischgarsten über die und fand in Grünau im Almtal auf der Schneekristalle. Biathlon-Profis aus allen Jagasimmerl-Loipe nahe den Glücksmo- Teilen Europas schießen und laufen hier das mentebringern Almara, Kraxi und Co. sein gesamte Jahr über. Eine Beschneiungsanlage Endziel. Eine gesetzlich geschützte Natur- hilft Frau Holle im „Tal am Ende der Welt“ landschaft, die ein Dahinschweben auf dem und einige Kilometer weiter ist es auf der zumeist zugefrorenen Almsee, umgeben von Wurzeralm bei Spital am Pyhrn in 1400 Me- gefiederten Freunden aus dem Cumberland ter Seehöhe ohnehin immer naturweiß. Und Wildpark und steilen Felswänden ermög- wohin das Auge reicht geben sich Felsgipfel licht. Ein zufälliges Zusammentreffen mit ein Stelldichein. Eine geschützte Bergwelt Prinzessin Caroline von Monaco, die hier zum Träumen, die auch zum Alpinfahren ihren Wohnsitz hat, verpaßte der Loipen- (Weltcuport Hinterstoder, Wurzeralm) an- fuchs knapp. Er tröstete sich mit den Worten: regt. Schnellere gibt es immer – die sehen dann Beim Moldau-Aussichtsturm in Schön- zwar Caroline, übersehen jedoch die Natur,

eben überblickte „Fuxi“ eine unendlich Foto: Reitpark Gstöttner Kultur und Schmankerln aus Oberöster- lange, einsame und von der EU geschützte Im gestreckten Galopp durch den reich. „ Natura-2000-Spur durch den riesigen Böh- Schnee auf der Mühlviertler Alm http://www.oberoesterreich.at

Ein herrlicher Ausblick bietet sich von der Panorama Nova Loipe im Inneren Salzkammergut. Foto: TV Inneres Salzkammergut

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 89 ÖJ-Reisetip Prosit Neujahr in Wien! Zum Jahreswechsel erlebt Wien ein Feuerwerk an Attraktionen: In der ausgelassensten Nacht des Jahres feiert die ganze Stadt. Mit Festzelten und Showbühnen, Livemusik und Discohits von Walzer bis Rock’n’Roll.

Von Hanne Egghardt. Fotos: WienTourismus / Gerhard Weinkirn

er Silvesterpfad gibt die Richtung vor, alten Götter aber erwiesen sich als äußerst de Megaparty. Tausende Menschen ziehen in Dvon einem Highlight zum nächsten. Bis hartnäckig. Sie kehrten immer wieder zu- der Innenstadt auf dem Silvesterpfad mit sei- Schlag Mitternacht die Pummerin, die ehr- rück, als schlaue Teufel, böse Geister oder nen Ständen für Sekt, Punsch und Snacks würdige Glocke Österreichs, im Stephans- durchtriebene Dämonen, die sich in die von Attraktion zu Attraktion. Rathausplatz, dom das Neue Jahr einläutet. Dann wird erst Seele der Menschen verkrallten. Und da Teinfaltstraße, Freyung und Hoher Markt: recht gefeiert. Die Nacht durch bis in den nahm auch Papst Silvester wieder zu heidni- Überall gibt es Festzelte und Showbühnen, Morgen. schen Bräuchen Zuflucht und ließ verlautba- Livemusik, Gigs und Entertainment. Je lau- Je kälter die Nächte, desto heißer die ren, dass das einzige, was sie auf den Tod ter es zugeht, desto sicherer können die Stadt: Wenn das alte Jahr geht und das neue nicht ausstehen könnten, Lärm war. Seither Wiener sein, daß die bösen Geister vertrie- kommt, wird Wien zum absoluten Hot Spot. muss es zu Silvester krachen, knallen und ben werden. Musik ist dazu ein beliebtes Tausende Menschen ziehen zu Silvester blitzen. Nur so kann das Neue Jahr frei von Mittel, und zwar Musik jeder Art. Walzer- durch die Straßen. Von einem Open-Air- dunklen Geistern hell und strahlend Einzug Melodien ebenso wie Dance-floor-Hits, Ohr- Spektakel zum anderen. Oder auf dem Weg halten. würmer aus den 70ern und Volksmusik. Und zu Konzerten, Galas oder Rundfahrten. Feu- vor der Oper lockt eine Videowall mit popu- erwerkskörper knallen an allen Ecken und Silvester Open-Air: lären Operettenproduktionen. Enden, Sekt und Punsch fließen in Strömen, die Megaparty Wer im alten Jahr noch einmal roman- und die Laune schäumt über. Laut, lustig und tisch abheben will, sollte im Prater eine Run- ausgelassen, so wird in Wien Silvester ge- Die Wiener Innenstadt hält sich mit be- de mit dem Riesenrad drehen und bei einem feiert. Das ist kein Zufall, sondern gewach- sonderer Hingabe an die Weisungen des Hei- Glas Sekt in den alten Waggons das Lich- sene Tradition: Papst Silvester, der Namens- ligen Silvester. In der letzten Nacht des Jah- terpanorama und das Neue Jahr begrüßen. patron dieser Nacht, hatte im 4. Jahrhundert res verwandeln sich die verträumten roman- Oder in dieser sportlich aktiven Stadt Wien versucht, in der neuen christlichen Kirche tischen Gässchen, die eleganten Straßen und dem Neuen Jahr entgegenjoggen: im Rah- mit den heidnischen Sitten aufzuräumen, die Plätze zur Location für eine laute, pulsieren- men des 5400 Meter langen Silvesterlaufs

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007 90 ÖJ-Reisetip auf der Ringstraße, vorbei an den prachtvoll- sten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Für Romantiker ist es ein besonderes Er- lebnis, den Lichterglanz des Wiener Jahres- wechsels von der Donau aus zu beobachten. Auf den Rundfahrtschiffen der DDSG-Blue- Danube-Schiffahrtsgesellschaft ist man zwar weit weg vom Trubel der Innenstadt, be- kommt ihn in gedämpfter, angenehmer Form aber trotzdem mit. Und Gelegenheit zum Tanzen gibt es auch. Oder man läßt sich von einem Shuttle-Bus gratis auf den Cobenzl bringen, wo man den besten Blick über all‘ die vielen Feuerwerke hat, die das neue Jahr willkommen heißen, und sich dazu bei Kulinarik-Standeln laben kann. Aber das ist noch lange nicht alles, was die Wiener Silvesternacht zu bieten hat. Kleinkunst-Darbietungen und Karaoke die- nen der Unterhaltung. Und Meister magischer Künste eröffnen mit Kartenlegen, Handle- sen, Pendeln und Bleigießen tiefgründige Einblicke in die Zukunft. Schließlich will ja jeder wissen, was das Neue Jahr so alles bringen wird. Gegen Mitternacht sammeln sich tausen- de Menschen zu Füßen des Stephansdoms. In den letzten Minuten des alten Jahres ver- stummt überall die Musik. Ein Countdown setzt ein. Bis dann, Schlag Mitternacht, die sonoren Glockenschläge der guten alten Pummerin hoch oben im „Steffl“ ertönen: Das Neue Jahr ist da. Während die Schläge der Pummerin noch dunkel nachhallen, erklingt der Donauwalzer. Jetzt knallen die Sektkorken und auch wildfremde Menschen prosten einander fröhlich zu: das Neue Jahr sters, ein Jungdamen- und Jungherrenkomi- Das Ereignis schlechthin aber ist das soll allen Glück bringen. Und damit es dies tee, ein köstliches, internationales Buffett Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker. auch sicher tut, wird bis zum frühen Morgen und das Willkommen des Neuen Jahres vom Das Konzert der Superlative, das jedes Jahr gefeiert. Prachtbalkon zeigen einmal mehr: Wien ist von einer Milliarde Menschen auf der gan- das Zentrum des verfeinerten Lebensstils. zen Welt begeistert verfolgt wird, erklang Silvester elitär: Bälle, Daß es auch nach wie vor das Zentrum zum ersten Mal im Jahr 1941. Seither haben Galas und Konzerte der vollendeten Eleganz ist, beweisen die es die berühmtesten Dirigenten der Welt ge- Bälle und Galas in den großen Luxushotels. leitet. Zubin Mehta, Lorin Maazel, Seiji Knisternde Ballroben, kostbare Juwelen Viele von ihnen bieten zum Jahreswechsel Ozawa, Riccardo Muti und Nikolaus Har- und der imperiale Glanz der Donaumonar- den festlichen Rahmen zum Tafeln und Tan- noncourt dirigierten in den letzten Jahren im chie, das sind die Attribute des berühmten zen, Feiern und Flirten wie zu Kaisers blumengeschmückten Goldenen Saal des Kaiserballs in den Prunkräumen der Hof- Zeiten. Küss die Hand! Musikvereins die liebgewordene Tradition burg. Wo schon die Habsburger den Jahres- Die Stadt der Musik macht ihrem klin- des Reigens von Strauß-Melodien. Um Kar- wechsel feierlich zu begehen pflegten, bildet genden Namen selbstverständlich auch zum ten für diese weltberühmte musikalische ein festliches Diner den Auftakt zu einer Jahreswechsel alle Ehre. Silvester- und Neu- Visitenkarte Wiens bemühen sich nur Opti- Nacht mit Walzerklängen und livrierten La- jahrskonzerte begleiten den Datumssprung misten. Denn abgesehen davon, daß die Be- keien. Höhepunkt des Balles ist die Mit- in vollendeter Harmonie. Die Wiener Sym- stellungen für das nächste Konzert am ersten ternachtseinlage, die von den hervorragen- phoniker, das Wiener Hofburgorchester, das Arbeitstag des neuen Jahres in Wien einlan- den Tänzern und Sängern der Wiener Staats- Wiener Ring-Ensemble, das Tonkünstler-Or- gen müssen, entscheidet das Los über die und Volksoper gestaltet wird. chester Niederösterreich, das Strauss Festi- Kartenvergabe. Die Philharmoniker wüschen Auch die Silvestergala im Großen Fest- val Orchester oder das Wiener Residenz- aber auch dabei mit ihrem bekannten saal des Wiener Rathauses ist ein elegantes orchester, um nur einige zu nennen, sie alle Charme: Viel Glück! „ Ereignis. Die Walzerklängen eines Ballorche- bieten Musikerlebnisse vom Feinsten. http://www.wien.info

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