Ausg. Nr. 62 • 28. Juli 2008 Unparteiisches, unabhängiges und kostenloses Magazin speziell für Österreicherinnen und Österreicher in aller Welt in vier verschiedenen pdf- Formaten • http://www.oe-journal.at Nationalratswahl am 28. September

Das unerwartete Ergebnis der Landtagswahl in Tirol – ÖVP, SPÖ und Grüne hatten massive Stimmenverluste hinzunehmen – hat zu einer innenpolitischen Krise und schließlich Anfang Juli zur Auflösung der Großen Koalition geführt.

Von Michael Mössmer. Foto: BKA-HBF / AndyWenzel

Letztes gemeinsames Pressefoyer nach dem Ministerrat: Bundeskanzler und Vizekanzler Wilhelm Molterer

s war am 1. Oktober 2006, als wir zur und der ÖVP, nach sechs Jahren, wieder den schafts- Schenkungssteuer beibehalten wer- Eletzten Nationalratswahl aufgerufen wa- ersten Rang abzujagen. den, um nur einiges zu nennen. ren. Bis dahin hatte das Kabinett Schüssel II Die SPÖ hatte im Wahlkampf Verspre- Die SPÖ ging als Sieger aus der Wahl als Koalition zwischen ÖVP und BZÖ die chungen abgegeben, die sie dann nicht ein- 2006, konnte die ÖVP aber nur mit einem Regierung gestellt. Ein harter Wahlkampf halten konnte. Unter der Voraussetzung, die Vorsprung von 1,01 Prozent der Wählerstim- war diesem Votum vorhergegangen, in dem Wahl zu gewinnen und damit über die nötige men auf Rang zwei verweisen und sollte in Alfred Gusenbauer als Spitzenkandidat der Mehrheit im Parlament zu verfügen, sollten den folgenden Monaten erfahren, daß sie SPÖ ins Rennen ging, um den damals amtie- die heiß umstrittenen Abfangjäger abbestellt, einen Pyrrhussieg errungen hatte. renden Bundeskanzler Wolfgang Schüssel die Studiengebühren abgeschafft, Erb- Lesen Sie weiter auf der Seite 3 ¾ ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 2 Die Seite 2

Aus dem Inhalt

Nationalratswahl: wichtige Informa- tionen für AuslandsösterreicherInnen Ihnen gewidmet vom BMeiA 8 Stellungnehmen der Parteien zur Nationalratswahl 9 Neue Tiroler Landesregierung 17 ARGE Donauländer 19 Neue Tiroler Landesregierung S 17 Innovation in der Magnesiumgewinnung S 49 In Österreich leben 1,4 Mio.Men- schen mit Migrationshintergrund 22 Österreich Japan Jahr 2009 24 Pühringer & Platter bei Durnwalder 25 Mittelmeer-Union gegründet 27 Integrationsfähigkeit der EU »umfassend berücksichtigen« 28 Österreichs Wirtschaft am Rande der Stagnation 29 Leitbetriebe sind Kernsubstanz des Standortes Österreich 30 ARGE Donauländer S 19 Wien 1900. Sammlung Leopold S 53 Neues Schenkungsmeldegesetz 32 Agrarmarketing in Österreich 33 30 Jahre Lechner Musikinstrumente 35 Mystische Märchenwanderung 39 Schrottenturm beendet Dornröschenschlaf 40 Steiermark hat die »Sicherste Volksschule« 41 Ronacher mit neuem Innenleben 42 Eiserne, Diamantene und Leitbetriebe sind Kernsubstanz S 30 Goldene Hochzeitsjubiläen 43 »Alma« ist wieder in Wien S 63 Relais de Champagne 44 Bibliothekarin mit 100 noch aktiv 45 Neue Generaldirektorin des KHM, neue Präsidentin des BDA 46 Ein Stern für Plácido Domingo auf der Kärntner Straße 47 Innovation in der Augenheilkunde 48 Neue Methode zur Magnesiumgewinnung 49 Ungewöhnliche Gebirgsformation Stern für Plácido Domingo S 47 »Worl Choir Games« in Graz S 66 auf Nanoskala 50 Das Riesenatom 51 Etappenziel in klinischer Studie zu Alzheimer-Impfung erreicht 52 Wien 1900. Sammlung Leopold 53 Van Gogh in der Albertina 59 Wandmalereien der Gozzoburg 60 Naziverbrechen – Ausstellung am Steinhof erweitert 61 »Alma« ist wieder in Wien 63 World Choir Games in Graz 66 Klosterurlaub im Trend S 74 Innovation in der Augenheilkunde S 48 Herr Puntila und sein Knecht Matti 68 Sommerfest, »Påtschenkino« Impressum: Eigentümer und Verleger: Österreich und Radio 4/4 im Brandlhof 69 Journal Verlag; Postadresse: A-1130 Wien, Dr. Scho- Serie »Österreicher in Hollywood« ber-Str. 8/1. Für den Inhalt verantwortlicher Her- diesmal: der Franz Planer 70 ausgeber und Chefredakteur: Michael Mössmer; Lek- torat: Maria Krapfenbauer. jede Art der Veröffentli- Für Sie gelesen 73 chung bei Quellenangabe ausdrücklich erlaubt. Fotos Klosterurlaub im Trend 74 S. 1: BKA/HBF-Andy Wenzel; IV; VBW/Chr. Wulz; Urlaubsregion Pyhrn-Priel 77 http:/www.bilderbox.biz; DIOPTEX; LKR; Leopold Mseim Wien; Alma Mahler.at; Stadt Graz/Fischer; Dellach: Offizieller Start des Klösterreich; Gemeinde Dellach im Drautal. Barbara Heilklimastollens 79 Dellach: Barbara Heilklimastollen S 79

In Zsuammenarbeit mit dem Auslandsösterreicher-Weltbund und »Rot-Weiss-Rot« – http://www.weltbund.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 3 Innenpolitik

¾ Mit großer Euphorie feierte die SPÖ ihren ein „gutes Gemeinschaftswerk von Bundes- che Leistungsfähigkeit. Österreich solle in Wahlsieg und die Wiedererlangung des Kanz- präsident Fischer, ÖVP-Obmann Schüssel den kommenden vier Jahren noch moderner, leramtes, das, nach der Alleinregierung der und mir“ sei, auch eingehalten werde. noch sozialer und noch leistungsfähiger wer- ÖVP unter , von 21. April 1970 Die Zusammenarbeit von SPÖ und ÖVP den. bis 4. Februar 2000 von sozialdemokrati- sei eine logische Folge des Wahlergebnisses, ÖVP-Bundesparteiobmann Schüssel er- schen Bundeskanzlern geführt war (Bruno das besage, daß die Menschen in Österreich klärte, das Regierungsprogramm entspräche Kreisky, , Änderungen wollten, aber keine allzu radi- der Kunst des Zusammenführens von Ver- und ). kalen. Er sei überzeugt, daß es auch in der ändern und Bewahren, sowohl ÖVP als auch Das Parlament setzt sich nach der Wahl SPÖ eine ganz große Mehrheit für die große SPÖ würden ihre Handschrift im Regie- 2006 wie folgt zusammen: SPÖ 35,34 %, Koalition gebe um die großen Aufgaben in rungsübereinkommen finden. Und er berich- ÖVP 34,33 %, Grüne 11,05 %, FPÖ 11,04% Angriff nehmen zu können. tete von „drei wichtigen Motti“ der künfti- und BZÖ 4,11%. Alfred Gusenbauer, als Man sei gut unterwegs, meinte Schüssel gen Regierungszusammenarbeit: Erstens Wahlsieger von Bundespräsident Heinz Fi- damals in einer gemeinsamen Pressekon- werde Europa als Chance und nicht als scher mit der Regierungsbildung beauftragt, ferenz mit Gusenbauer vor dessen Interview, Risiko verstanden. Zweitens werde der sah sich mit dem massiven Problem kon- er sprach von einem „realistischen Zeitplan“ Zusammenhalt in der Gesellschaft betont frontiert, daß sich schon auf den ersten Blick für die Regierungsverhandlungen. Schüssel und erfüllt. Die österreichische Gesellschaft keine Zwei-Parteien-Regierung ausgehen zeigte sich auch zuversichtlich, in den noch sei ein sehr gutes Beispiel für ein „gelunge- würde, außer der Großen Koalition mit der offenen Fragen Konsens zu finden. „Wichtig nes Miteinander“. Drittens werde Österreich ÖVP. Eine sogenannte „Ampelregierung“, ist – und dazu haben wir die Finanzgruppe als „Super-Standort“ für Leistung, Wirtschaft also eine aus drei Parteien zusammengesetz- ermutigt – Wunsch und Wirklichkeit zur und Arbeit erhalten und weiter ausgebaut. te, wäre rein rechnerisch möglich, doch real Deckung zu bringen. Am Ende muß es ein Der Grüne Bundessprecher Alexander nicht umsetzbar gewesen: die Grünen konn- Programm aus einem Guß sein.“ Van der Bellen hatte angesichts der ersten ten (können) mit der FPÖ oder dem BZÖ bekannt gewordenen Maßnahmen einer nicht, auch letztere sind seit der Spaltung im Die Große Koalition neuen rot-schwarzen Koalition „Anlaß zu Herbst 2002 im steirischen Knittelfeld (da- größter Skepsis“ geäußert. SPÖ und ÖVP mals hatte sich ein Teil der FPÖ als „Bünd- Das Unwahrscheinliche schien einzutref- würden die zentralen Zukunftsfragen wie nis Zukunft Österreich“ verselbständigt) zu fen, denn beinahne alle Signale standen auf Klimaschutz, Bildung und Gleichstellung keiner Zusammenarbeit zu bewegen (auch Grün, die Verhandlungen zwischen der SPÖ der Frauen nicht erkennen. Außerdem habe wenn dann und wann Aufrufe zur Wieder- und der ÖVP wurden von beiden Seiten als die SPÖ „vor den Wahlen den Mund so voll vereinigung laut werden). „ernsthaft“ und „zielführend“ bezeichnet. genommen und alles versprochen, wovon sie Natürlich gab es auf beiden Seiten massive naturgemäß sehr wenig einhalten kann“. Dauerwahlkampf Widerstände, die aber in der Dynamik der FPÖ-Bundesparteiobmann Heinz-Chri- Verhandlungsergebnisse nicht sehr laut wer- stian Strache kritisierte, die SPÖ sei bei allen Zweieinhalb Monate nach der Wahl stan- den. Das sollte erst mit einiger Verzögerung Wahlversprechen mit Anlauf umgefallen. den alle innenpolitschen Zeichen auf Sturm, eintreten. Die ganze Koalition scheine unter dem das Verhalten der beiden großen Parteien Auch an dieser Stelle haben wir massive Motto „Rot spielt Regierung, Schwarz hat SPÖ und ÖVP untereinander war dergestalt, Zweifel gehegt, ob es jemals zu einer Eini- die Macht“ abzulaufen. All jene, die gehofft daß es eher nach aufkeimendem Wahlkampf, gung zwischen den Parteichefs der beiden hätten, daß die ÖVP endlich von ihrem denn nach einer kurz bevorstehenden Eini- großen Parteien kommen könnte. Zu sehr hohen Roß heruntergeholt werde, seien bitter gung in den Koalitionsgesprächen aussah. waren Alfred Gusenbauer als Vorsitzender enttäuscht worden. Wo Gusenbauer draufste- Es hatte immer wieder geheißen, man wolle der Oppositionspartei und Bundeskanzler he, sei ÖVP drin, sagte Strache. noch vor Weihnachten eine neue Regierung Wolfgang Schüssel über viele Jahre durch BZÖ-Chef Peter Westenthaler zitierte schaffen. Selbst Bundespräsident Heinz Fi- harte Auseinandersetzungen weit voneinan- Gusenbauer, der zwei Tage vor der Wahl scher hatte die beiden Parteichefs Alfred der entfernt, zu viele Stimmen wurden aus gesagt hatte, Österreich brauche eine Re- Gusenbauer von den Sozialdemokraten und den beiden Parteien laut, es würde unmög- gierung, für die am Tag vor der Wahl auch Wolfgang Schüssel von der Volkspartei ge- lich sein, mit den anderen zusammenarbei- das gelte, was am Tag nach der Wahl gelte. drängt, die Regierungsbildung möglichst ten zu können. Und Österreich brauche nicht einen Bundes- zügig voranzutreiben. Und am 8. Jänner 2007 war es, trotz aller kanzler der gebrochenen Versprechen, son- Gusenbauer stellte am 13. Dezember in gegenteiligen Vermutungen, so weit: um dern Österreich brauche einen Bundeskanz- einem „Zeit im Bild“-Interview fest, er gehe 13:30 traten Gusenbauer und Schüssel in ler, der sein Wort halte. davon aus, daß am 11. Jänner 2007 eine einer gemeinsamen Pressekonferenz vor die SPÖ-ÖVP-Regierung angelobt werde. Er Medienvertreter und gaben – scheinbar Der Start bezeichnete es als gut, daß es nun einen Zeit- zufrieden – bekannt, daß man sich auf ein plan gebe, mit dem Fakten geschaffen wür- Regierungsprogramm und auf eine Große Viele sahen das Kabinett Gusenbauer den, da sich die „österreichische Bevölke- Koalition geeinigt habe. schon vor dessen Angelobung durch Bundes- rung zu Recht“ erwarte und nun auch damit Gusenbauer sprach von einem umfang- präsident am 11. Jänner 2007 rechnen könne, daß das neue Jahr eine neue reichen Arbeitsprogramm, mit besonderen zum Scheitern verurteilt. Regierung bringe. Er wolle zügig verhan- Schwerpunkten auf soziale Solidarität, mehr Mit großer Mühe und unter ebensolchem deln und alles tun damit dieser Zeitplan, der Chancen für die Menschen und wirtschaftli- Druck vom Bundespräsidenten und von den

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 4 Innenpolitik meisten Medien, war es doch endlich zu Wien“, sondern auch das Antreten des lang- NÖ 2008: -7,9 %, Gemeinderatswahl Graz einer Einigung zu kommen, gelang es nach jährigen ÖVP-Funktionärs und AK-Chefs 2008: -6,15 %) – führten zu parteiinterner langwierigen Verhandlungen – und eben Fritz Dinkhauser mit einer eigenen Liste Kritik. Es sei, so konstatierte man, nicht ge- mangels anderer gangbarer Möglichkeiten – („Bürgerforum Tirol“) sahen viele Meinungs- lungen, in der Wahlauseinandersetzung die den beiden großen Volksparteien, eine Große umfragen im Vorfeld recht dramatische eigenen Erfolge zu transportieren. Koalition zu installieren. Die ÖVP fand sich Verluste auf die Tiroler ÖVP und die SPÖ als kleiner Koalitionspartner unter dem da- zukommen. Zwar sind diese für die ÖVP un- SPÖ kündigt Schärfung maligen Klubobmann Wilhelm Molterer ter LH Herwig van Staa nicht ganz so heftig ihres Profils an wieder. Und beide Parteien sahen sich in der ausgefallen, wie prognostiziert, dennoch durchaus mißlichen Lage, ihre – vor der verlor sie die absolute Mehrheit, muß mit Das war, sozusagen, der Moment, wo in Wahl – gemachten Versprechen nicht einhal- -9,39 % die größten Stimmenverluste seit der Führungsebene der SPÖ die Notbremse ten zu können, fehlte doch jeweils die für Jahrzehnten hinnehmen und steht nun bei gezogen wurde – denn viel zu viele Stamm- Gesetzesbeschlüsse notwendige Mehrheit. einem Stimmanteil von 40,50 % (2003: wähler hatten zu Verstehen gegeben, diese Die im Koalitionsausschuß vereinbarte 49,89%). SPÖ, die sich der ÖVP unterwerfe, nicht Kompetenzverteilung führte zunehmend zu Für die SPÖ unter LH-Stv. Hannes gewählt zu haben, ja, schlimmer noch, nicht heftiger Kritik vor allem innerhalb der SPÖ: Gschwentner kam es noch schlimmer: ein mehr wählen zu wollen, solange diese nicht Gusenbauer wird vorgeworfen, der ÖVP mit Minus von 10,39% warf sie auf einen zu ihren Inhalten zurückfinde. Die ÖVP Finanz-, Wirtschafts-, Innen- und Außen- Stimmanteil von 15,46% (2003: 25,85%) stand nach außen hin geschlossener da, weil minsterium Schlüsselministerien überlassen zurück. Auch die Grünen blieben nicht ver- Debatten über Entscheidungen und Mängel und damit Mitbestimmungskraft innerhalb schont, verloren 4,86% und stehen nun bei im Ablauf nicht über die Medien, sondern der Koalition aus der Hand gegeben zu 10,73% der Stimmen (2003: 15,45%). Die meist intern geführt wurden. Es kann aber haben. Was nicht zuletzt dazu beitrug, daß FPÖ legt als einzige der „alten“ Parteien zu kaum Zweifel daran bestehen, daß die vielen Wahlsieger Gusenbauer die einem Regie- und erreichte mit +4,44% der Stimmen nun Strömungen in der Volkspartei weiter und rungs- und Parteichef sonst entgegenge- 12,41% (2003: 7,99%). Die KPÖ erreichte lauter auseinanderdriften, als dies früher er- brachte Souveränität innerhalb der eigenen 1,16% (2003: 0,70%) und wurde von den kennbar war. Es ist bisher noch nicht vorge- Reihen versagt wurde. Dazu kam noch mas- erstmals in Tirol angetreten „Christen“ mit kommen, daß zwei Minister (ÖVP-Gesund- sive Kritik aus der Basis, die lautstark und 1,40% Stimmanteil „überholt“. heitsministerin und SPÖ- konsequent die Einhaltung der Wahlver- Der Gewinner dieses Wahlganges war Sozialminister Erwin Buchinger) eine Eini- sprechen einforderte. eindeutig das „Bürgerforum Tirol“ von Fritz gung zu einer anstehenden Gesundheits- Die ÖVP verwies ihrerseits auf Erfolge Dinkhauser, das beim ersten Antreten gleich reform finden, die im Ministerrrat gutgehei- ihrer Regierungsarbeit von 2000 bis Ende 18,35% der Stimmen auf sich vereinen ßen und – umgehend sowohl vom SP- 2006, die es durch konsequente Beibehal- konnte (52% der Dinkhauser-WählerInnen Parteivorstand, als auch von Teilen der ÖVP tung ihrer Linie fortzusetzen bzw. zu erhal- haben 2003 nicht gewählt, 16% haben SPÖ (vor allem vom ÖAAB, der im VP-Parla- ten gelte. Mit dem Erfolg, daß die SPÖ der gewählt, je 14% Grüne und 13% die ÖVP. mentsklub über viele Mandate verfügt) ÖVP vorwarf, den Verlust des Kanzlers nicht Die restlichen 6% kommen von der FPÖ). schlichtweg abgelehnt wird. Die Suche nach verkraftet zu haben, die ÖVP konterte mit Die von Landeshauptmann Herwig van einer neuen Lösung scheiterte jedenfalls – dem Argument, die SPÖ komme aus ihrer Staa geführten Koalitionsverhandlungen mit nebst lautstarken Protesten von Ärzteschaft Oppositionsrolle nicht heraus. dem bisherigen Partner SPÖ unter Hannes und Pharmaindustrie – an der verfahrenen Unter diesen Vorzeichen gestaltete sich Gschwentner dauerten nicht allzulange an; Situation der Koalition. Nicht überraschend, die Regierungsarbeit von Anfang an überaus am 23. Juni gab van Staa auf einer überra- dennoch bemerkenswert, war jedenfalls, daß schwierig. Viele große Projekte, die man ge- schend einberufenen Sitzung der ÖVP- die Schuldzuweisungen am Nichtzustande- meinsam angehen wollte (z.B. Bundesstaats-, Parteispitze seinen Rücktritt bekannt – sein kommen – ausgedrückt durch recht heftige Pensions-, Steuerreform) wurden durch teils Nachfolger ist der vormalige Innenminister Wortwahl – dem jeweils anderen zugeschrie- auch innerparteiliche Widerstände im Keim Günther Platter, der vom Parteivorstand mit ben wurde. Noch etwas fiel auf: Aussagen erstickt. Es hatte sich vielfach abgezeichnet, der Regierungsbildung beauftragt wurde und wie „Wir fürchten uns vor keiner Neuwahl“, daß das gestörte Vertrauensverhältnis zwi- rund ein Monat nach der Landtagswahl sein „Wenn die ... unbedingt will, können wir ja schen SPÖ und ÖVP nicht mehr zu reparie- Regierungsteam vorgestellt hat. Im feier- wählen“, tauchten aus verschiedenen Partei- ren war. lichen Rahmen der Wiener Hofburg wurde Ebenen praktisch täglich auf, Medien „trans- LH Günther Platter am 4. Juli von Bun- portierten“ die ersten Aufstellungen über die Tiroler Landtagswahl despräsident Heinz Fischer angelobt. Der Kosten der bevorstehenden Wahl. als Auslöser Bundespräsident wünschte dem neuen Tiroler Landeshauptmann viel Erfolg bei der SPÖ-Präsidium beschließt Am Sonntag, dem 8. Juni, waren Tirole- Ausübung seines Amtes (lesen Sie mehr Ämter-Trennung rinnen und Tiroler zur Landtagswahl aufge- über die neue Tiroler Landesregierung auf rufen. Schon im Vorfeld zeichnete sich ab, der Seite 17). Wie kann die Sozialdemokratie mehr daß – wie es in manchen Medien hieß – dort Doch kehren wir wieder zur Bundes- Kraft in Österreich entfalten? Das sei die „kein Stein auf dem anderen bleiben“ würde. politik zurück. Die herben Verluste der SPÖ Kernfrage gewesen, über die Bundeskanzler Nicht nur die offenkundige Unzufriedenheit in Tirol – sie waren nicht die ersten seit Alfred Gusenbauer in den letzten Tagen und mit der Koalitionsregierung „draußen in Beginn deren Kanzlerschaft (Landtagswahl Wochen mit vielen Menschen gesprochen

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 5 Innenpolitik habe. „In Folge bin ich zur Auffassung ge- verkürzt ausgedrückt, von der bisherigen von Lissabon in verantwortungsvoller Weise langt, daß es mit als gf. konsequenten Pro-EU-Linie der SPÖ verab- begrüßt habe. Bundesvorsitzenden und als Ge- schiedet haben. Es geht in erster Linie da- schäftsführerin eine Verstärkung und Neu- rum, daß bei einer Änderung des bestehen- Wenig Gemeinsames aufstellung geben soll“, sagte Gusenbauer den EU-Vertrages oder bei einer Entschei- am 16. Juni in einer gemeinsamen Pres- dung über einen neuen Vertrag jedenfalls die Die Standpunkte blieben unverändert: sekonferenz mit den beiden Funktionären. Bevölkerung einbezogen werden soll. Gu- Gusenbauer und Faymann rückten von ihrer Ergebnis der Präsidiumssitzung sei auch senbauer argumentierte, 1994 hätten zwei Forderung nach Volksabstimmung zu EU- gewesen, daß er, Gusenbauer, Kanzler blei- Drittel der Bevölkerung der EU ihre Zustim- Verträgen nicht ab, die ÖVP ihrerseits sah ben werde und als nächster Spitzenkandidat mung gegeben, aktuell seien es nur mehr darin eine eindeutige Änderung der Koali- der SPÖ feststehe. 28 Prozent – daher könne man nicht zur tionsgrundlage. Ganz zu schweigen davon, Die Sozialdemokratie befinde sich in Tagesordnung übergehen. Faymann betonte, daß einige brisante Entscheidungen anstan- einer „sehr anspruchsvollen Situation“, so daß sich die Politik der Diskussion um die den, für die eine konstruktive Regierungs- Gusenbauer. Auf der einen Seite gebe es eine EU stellen müsse. Nicht nur diese Aussagen arbeit vonnöten war: Es herrschte also auch gute und konstruktive Arbeit der Regierung, sorgten unmittelbar darauf für parteienüber- noch Zeitdruck. auf der anderen Seite konnte diese schwer greifende Verwunderung, sodern auch der Die ÖVP wiederholte, daß die EU-Fragen kommuniziert werden. eingeschlagene Weg, dies der Bevölkerung als unverrückbares Kernstück ihrer Politik Vizekanzler und ÖVP-Chef Wilhelm über eine Tageszeitung „auszurichten“. wären und forderte von der SPÖ eine klare Molterer erklärte in einer ersten Reaktion, Außenministerin kom- Aussage zu deren EU-Verständnis, besser die SP-Entscheidungen würden das Problem mertierte dies als „aberwitzig in der Vor- gesagt: eine Zusage, von diesem Meinungs- der SPÖ nicht lösen, wie es Verkehrsminister gangsweise und falsch in der Sache“, die umschwung wieder zurückzukehren. Was Werner Faymann (er war übrigens vor seiner SPÖ habe ihre Haltung auf den Kopf ge- die SPÖ ihrerseits mit einem knappen Berufung zum Verkehrsminister als Wohn- stellt. Das Thema sei wenige Tage zuvor im „kommt gar nicht in Frage“ quittierte. baustadtrat in der Wiener Landesregierung) Ministerrat diskutiert worden und man sei Wenige Tage darauf, am 6. Juli, tagte das SP- in einem Zeitungsinterview geschildert ha- aktiv auf der Suche nach Wegen, das Ver- Präsidium, um – neben anderen, wichtigen be. Er, Molterer, werde zusammen mit sei- trauen der Österreicher in das europäische Fragen – auch über die damals noch nicht nen Freunden diese Situation neu bewerten Integrationsprojekt wieder zu stärken, wie „abgesegnete“ Änderung an der Führungs- und danach zu dieser Bewertung Stellung das auch im gemeinsamen Regierungspro- spitze und über EU-Fragen zu diskutieren. nehmen. ÖVP-Generalsekretär Hannes Mis- gramm stehe. Während die SPÖ tagte, berief Vizekanzler sethon sah in den Entscheidungen des SPÖ- Am Vormittag des 29. Juni gab es dann und ÖVP-Bundesparteiobmann Wilhelm Präsidiums eine „Prolongierung der SPÖ- im Bundeskanzleramt eine – ergebnislose – Krise“. „Krisensitzung“ der Parteichefs Alfred Gu- Mit dem daraufhin gefaßten Vorhaben, senbauer und Wilhelm Molterer, an der die das „Profil der SPÖ zu schärfen“, war zu Regierungskoordinatoren Werner Faymann erwarten, daß das gespannte Verhältnis zur und Josef Pröll sowie die Klubobmänner Jo- ÖVP sich wohl nicht verbessern werde. Die sef Cap und Wolfgang Schüssel teilnahmen. Auseinandersetzungen wurden schärfer ge- Es entscheide die Politik mit der Bevölke- führt als zuvor, nicht nur die Wortwahl zwi- rung, so Gusenbauer nach dem Koalitions- schen den Koalitionspartnern ließ schon dar- gipfel. Er sei tief besorgt über die Skepsis auf schließen, daß diese „Ehe“ wohl nicht gegenüber der EU und wolle mit der Bevöl- allzulange dauern werde. Das Wort „Neu- kerung in einen ernsthaften Dialog treten. wahl“ war aber damals noch nicht im täg- Österreich werde mit der SPÖ an der Spitze lichen Sprachgebrauch. für eine soziale EU kämpfen. Die Position Faymanns Aufgabe besteht in erster Linie der SPÖ sei richtig für Österreich und auch darin, verstärkt auf (SP-)Regierungslei- für Europa, so Gusenbauer. Molterer erklär- stungen hinzuweisen und der mit der Per- te, die ÖVP sei enttäuscht, daß die SPÖ-Füh- Foto: ÖVP / Benedikt Löbel formance unzufrieden gewordenen Basis zu rung auf ihrem unverständlichen Schwenk in Wilhelm Molterer bei der Pressekonfe- renz am 6. Juli: »Es reicht…« beweisen, daß die Sozialdemokratie imstan- der EU-Politik bestehe. Das sei ein schwerer de ist, ihre Ziele auch umzusetzen. Fehler der SPÖ-Doppelspitze. Molterer wer- Molterer eine Pressekonferenz ein, zu deren de den ÖVP-Bundesparteivorstand über die Beginn er bündig erklärte: „Es reicht…“ und Der »Leserbrief« Ergebnisse des ersten Gesprächs informie- plädierte für eine möglichst rasche Neuwahl, ren, dem weitere folgen sollen. Molterer be- da „eine gute Arbeit“ in dieser Bundesregie- Das Faß zum Überlaufen brachte dann dauerte, daß die SPÖ die gemeinsame Linie rung nicht mehr möglich sei. der überraschende Schwenk der SPÖ in EU- verlassen habe, daß der Grundkonsens in Am frühen Nachmittag lud dann Bundes- Fragen: In der „Kronen Zeitung“ erschien Europa-Fragen nicht mehr gegeben sei und kanzler Gusenbauer zu einer Pressekon- am 27. Juni ein Leserbrief von Bundes- die Regierung keine gemeinsame Position ferenz. Er habe dem SPÖ-Parteipräsidium kanzler Alfred Gusenbauer und dem desig- mehr vertreten könne. Man hoffe nun auf vorgeschlagen, daß der designierte SPÖ- nierte Bundesparteiobmann, Verkehrsmini- klare Worte von Bundespräsident Heinz Vorsitzende Werner Faymann bei der vorge- ster Werner Faymann, in dem sich beide, Fischer, der die Ratifizierung des Vertrags zogenen Nationalratswahl die Liste der SPÖ

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 6 Innenpolitik anführen solle. Der Beschluß der ÖVP kam Bund und Ländern gescheitert. Auch hätte Neuwahl. Die sei jetzt richtig und notwen- für Gusenbauer „nicht überraschend, diese die SPÖ die bedarfsorientierte Mindestsiche- dig. Die Menschen erwarteten auch eine hat sich von Beginn an darum bemüht, die rung gerne realisiert, weil man der Ansicht handlungsfähige Bundesregierung, die Ant- Arbeit zu blockieren“. sei, dass es besser sei, statt Armut zu bezah- worten auf wichtige Fragen geben könne. Die Opposition begrüßte nahezu geschlos- len aus der Armut zu helfen und die Men- Und das wolle er, Molterer: Klarheit, Verläß- sen den Schritt der ÖVP, dem Wähler das schen zurück in den Arbeitsmarkt zu führen. lichkeit, Ehrlichkeit und Handlungsfähig- Wort zu erteilen und Kräfte neu zu verteilen. Österreich, so Gusenbauer, stehe vor drei keit. So müsse um jeden Arbeitsplatz in Ös- Alexander Van der Bellen, Bundessprecher zentralen Herausforderungen: Es sei dies vor terreich gekämpft werden. Wirtschaft sei der Grünen, erklärte, die Ankündigung einer allem die Teuerungswelle in ganz Europa, kein Selbstzweck. Das Konzept der ökosozi- Neuwahl sei das Eingeständnis des totalen besonders bei den Energiepreisen und bei alen Marktwirtschaft sei dafür richtig, denn Scheiterns; FPÖ-Bundesparteiobmann HC den Nahrungsmittelpreisen, eine dringende dabei seien Wachstum, Nachhaltigkeit und Strache meinte, die ÖVP führe Österreich in Bildungsoffensive und, vor allem, die Frage soziale Perspektive gemeinsam gegeben. ein dauerhaftes Neuwahlszenario. Solche des sozialen Zusammenhaltes. Nicht nur die Dazu gehöre aber auch, daß die Menschen – habe die ÖVP schon 1995 und 2002 provo- Menschen mit kleinen Einkommen, sondern vor allem den Mittelstand und Familien mit ziert; BZÖ-Klubobmann Peter Westenthaler auch die Mittelschicht fürchte, daß es wirt- mehr Kindern - entlastet würden. meinte, je schneller dieser Regierungsspuk schaftlichen Fortschritt gebe, aber man wer- In der Frage der sozialen Sicherheit müß- vorbei sei und SPÖ und ÖVP abgestraft wür- de nicht mitgenommen. ten bei wichtigen Themen neue Wege gegan- den, desto besser. Die österreichische Sozialdemokratie, so gen werden, so etwa beim Thema Pflege. Gusenbauer, setze sich für soziale Fairness Auch der Kampf gegen die Teuerung gehöre Abrechnung ein, man werde sich dafür einsetzen, daß der zur sozialen Sicherheit. Auch Integration vor Mittelstand in Zukunft entlastet werde, daß Zuwanderung und das Beherrschen der deut- Für den 8. Juli sollte eigentlich die Vor- alle Menschen gleiche Chancen hätten. schen Sprache, bevor jemand nach Öster- stellung der neuen Regierungsmitglieder im SPÖ-Klubobmann Josef Cap ergänzte, reich komme, sei eine wichtige Maßnahme. Hohen Haus im Vordergrund stehen. Mi- die ÖVP sei, statt das Wohl des Landes in Das sei für uns alle die große neue Her- nister Günther Platter „übersiedelte“ vom den Vordergrund zu stellen, nur vom Ge- ausforderung im wirtschaftlichen und sozia- Innenministerium als Landeshauptmann in danken getragen gewesen, was gut für die len Sinn. Dazu brauche es eine klare Ver- die Tiroler Landesregierung – sein Amt ÖVP sei. antwortlichkeit. wurde von der Volksanwältin und früheren Eine Bundesregierung könne nicht funk- Man brauche auch eine verläßliche und Sicherheitssprecherin der ÖVP, Maria Fek- tionieren, wenn die ÖVP nach der Wahl im klare Politik für Österreich in Europa. ter, übernommen. Der Frauenministerin Oktober 2006 meinte, die Bevölkerung habe Europa sei nicht der Spielball für populisti- Doris Bures, sie wurde als SPÖ-Bundesge- sich geirrt, nur weil die ÖVP nicht Erster sche Taktiererei. Diese Zukunftsfrage sollte schäftsführerin berufen, folgte die bisherige wurde. Daher habe vom ersten Tag an ein für alle außer Streit stehen. Bei der ÖVP Staatssekretärin im Bundeskanzleramt, Heid- wesentliches Element zur Partnerschaft ge- wüßten die Menschen, wie sie dran wären: run Silhavy, der SPÖ-Nationalratsabge- fehlt, so Cap. Es habe in fast allen sozialen die ÖVP sei für Europa, das sie dort verbes- ordnete Andreas Schieder übernahm als Fragen permanenten Widerstand der ÖVP sern wolle, wo es notwendig sei. Staatssekretär die Beamten- und die Verwal- gegeben. Schließlich habe Vizekanzler Mol- tungsreformagenden. Doch die personellen terer keine schlüssige Begründung für die Das definitive Ende Änderungen in der Regierungsmannschaft Aufkündigung der Zusammenarbeit nennen gerieten in den Hintergrund, im Plenum des können. Damit war definitiv die Zusammenarbeit Nationalrats wurde Bilanz über die kurze der Koalition beendet. Doch nicht ganz, denn Regierungszeit des Kabinetts Gusenbauer ÖVP-Bundesparteiobmann die Opposition wollte die beiden großen gezogen und der inoffizielle Startschuß für Vizekanzler Wilhelm Molterer Parteien dazu „einladen“ noch schnell – ohne den Wahlkampf gegeben. erklärte, warum eine neue politische Situa- Rücksicht auf die im Regierungspakt enthal- tion bestehe und warum er die Entscheidung tene gegenseitige Zusicherung, den jeweils Bundeskanzler Alfred Gusenbauer für Neuwahlen getroffen habe: Er sei über- anderen nicht zu überstimmen. So sollte et- konstatierte, nach schweren Koalitionsver- zeugt, daß im Land neue politische Ver- wa die SPÖ dazu gewonnen werden, noch handlungen sei man 2007 mit dem wesent- hältnisse geschaffen werden müßten. Die schnell die Studiengebühren abzuschaffen lichsten Ziel angetreten, die Arbeitslosigkeit Bundesregierung habe zwar viel geschafft, (eine Forderung, die sie im Wahlkampf 2006 zu senken und mehr Menschen in Beschäf- in den letzten Wochen und Monaten sei gestellt und ihr jede Menge Ärger aus den tigung zu bringen. Dies sei gelungen, man allerdings nicht mehr viel weitergegangen, eigenen Reihen eingebracht hatte. Doch nein, habe die Arbeitslosigkeit von 5 auf 4,1 Pro- weil wichtige Entscheidungen – etwa im es kam nicht dazu: auch wenn die Koalition zent senken können, die Jugendarbeitslosig- Sicherheits- oder im Sozialbereich – mit der am Ende sei, würde dieser Teil der Verein- keit sei reduziert und beim Beschäftigungs- SPÖ nicht mehr möglich gewesen wären. barung bis zur Auflösung der Regierung hal- stand ein neuer Höhepunkt erreicht worden. Der Weg der Gemeinsamkeit sei nicht mehr ten. Gusenbauer erinnerte an weitere Erfolge ge- sichtbar gewesen – vor allem in der Auffas- So brachten die Grünen eine ganze Flut stand aber auch ein, daß wesentliche Punkte, sung der rot-weiß-roten Politik nach außen. an Fristsetzungsanträgen ein, mit denen wie etwa die Gesundheits- und die Staats- Wenn gemeinsam nichts mehr gehe, müsse doch noch der Beschluß von ihnen geneh- und Verwaltungsreform unerledigt geblieben in einer Demokratie eine Entscheidung ge- men Gesetzesinitiativen in der laufenden seien – sie wären am Verhältnis zwischen troffen werden. Diese Entscheidung heiße Plenarwoche ermöglicht werden sollte: An

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 7 Innenpolitik erster Stelle eben die Abschaffung der dieser Partei bei der Nationalratswahl die Wer antritt Studiengebühren, die finanzielle Sanierung Stimme gebe. SPÖ-Klubobmann Cap habe der Krankenkassen, Änderung des umstritte- nochmals versucht die Koalition zu retten Eindeutig werden die bisher im Hohen nen Sicherheitspolizeigesetzes, der Zivil- und gemeint, eine Volksabstimmung sei so- Haus vertretenen fünf Parteien zur Wahl an- pakt, eine Beschränkung der Wahlkampf- wieso nur mit Zustimmung der ÖVP mög- treten. Ziemlich sicher war zu Redaktions- kosten, der „Papa-Monat“ sowie eine Ent- lich. Auch jetzt nach dem Scheitern dieser schluß dieser Ausgabe daß der sogenannte privilegisierung bei der Stiftungsbesteu- Regierung krieche die SPÖ unter die Decke „Rebell von Tirol“ Fritz Dinkhauser aus ver- erung. Doch der neue SPÖ-Chef Werner der ÖVP und wolle nicht mit der Opposition suchen wird, mit einem Grundmandat den Faymann, so ließ die drittstärkste Partei im Entlastungen beschließen. Die SPÖ sei nicht Einzug ins Parlament zu schaffen – von Hohen Haus verlauten, sei vor einem Be- bereit die Studiengebühren abzuschaffen. anderen politischen Gruppierungen gab es schluß im Parlament zurückgeschreckt und Das BZÖ hätte auch gerne das Pflegegeld er- noch keine konkreten Aussagen. Einer wird habe weiter an der Umklammerung durch höht, die Steuern gesenkt, einen Teuerungs- im neugewählten Parlament jedenfalls nicht die ÖVP bei wichtigen Themen fest – und ausgleich beschlossen. Die SPÖ habe aber mehr vertreten sein: Bundeskanzler Alfred die Abgeordneten der SPÖ davon abgehal- Nein gesagt und wolle sich bis zum Unter- Gusenbauer erklärte am 10. Juli, er würde ten, all das zu beschließen, was in der gang der ÖVP unterwerfen. für kein Amt mehr kandidieren. Großen Koalition nicht möglich gewesen Eine definitive Entscheidung gibt seit es sei. 28. September 2008 19. Juli von AktivistInnen aus ganz Öster- FPÖ-Bundesparteiobmann HC Strache er- reich, unter dem Namen „LINKE“ gemein- klärte, die Bundesregierung habe seit ihrem In der vorletzten Plenarsitzung des Parla- sam bei den Nationalratswahlen zu kandidie- Amtsantritt vieles vorgegaukelt und der an- ments am 9. Juli wurde von allen Parteien ren. Es wird wohl von den Inhalten, nicht zu- gebliche EU-Schwenk der SPÖ sei nichts als dem Neuwahlantrag stattgegeben und Sonn- letzt aber auch vom Spitzenkandidaten und eine weitere Gaukelei, eine Seifenblase und tag, der 28. September 2008, als Termin für dessen Team abhängen, ob sie ähnlichen Zu- viel Lärm um Nichts. Der offene Brief von die vorgezogene Nationalratswahl beschlos- spruch erreichen können, wie dies der Gusenbauer und Faymann an die „Kronen sen. Ganze neun Wochen vorher: Die partei- Linken in Deutschland gelungen ist. Zeitung“ habe die ÖVP zwar künstlich er- politischen Auseinandersetzungen schienen Das Liberale Forum, 1996 mit 5,5 % regt, man müsse sich aber fragen, warum sie bis vor kurzem noch um einiges heftiger ge- noch im Parlament mit Heide Schmidt ver- sich eigentlich errege. Denn die SPÖ habe wesen zu sein, denn es ist verhältnismäßig treten, schaffte 1999 (3,65 %) und 2002 gemeinsam mit der ÖVP und unter tatkräfti- ruhig. Zumindest nach außen hin, denn die (0,98 %) den Einzug nicht, ist allerdings in ger Beihilfe von Grün und Orange gegen die „Sonntagsfrage“, d.h., „welche Partei wür- der aktuellen Legislaturperiode mit Alexan- eigene Bevölkerung das EU-Verfassungs- den Sie wählen, wenn am kommenden der Zach auf einem SPÖ-Mandat im Hohen diktat durchgepeitscht und sieben Anträge Sonntag Wahl wäre?“ dürfte vor allem in der Haus vertreten. Die Kandidatur für 2008 ist der FPÖ auf eine Volksabstimmung abge- SPÖ, wohl aber auch in der ÖVP einiges an bereits entschieden: Als Spitzenkandidatin ist lehnt. Unruhe ausgelöst haben. Das Meinungsfor- Heide Schmidt, Gründerin des LIF, angetre- Die SPÖ hingegen habe wahrscheinlich schungsinstitut IMAS hat im Auftrag der ten. Unterstützung kommt vom Industriellen gleichzeitig einen Brief nach Brüssel ge- „Kronen Zeitung“ erhoben, daß sich für die Hans-Peter Haselsteiner, der in seiner Rolle schickt, daß man sich dort keine Sorgen zu SPÖ nur noch 24 % der Befragten ausspre- als Wirtschaftssprecher und Vorsitzender des machen brauche. Der FPÖ-Chef forderte die chen (2006: 35,34 %), nicht ganz so drama- Unterstützungskomitees eine aktive Rolle SPÖ auf, sich für ihr Verhalten gegenüber tisch zeigt sich die Situation für die ÖVP mit einnehmen wird. den Österreichern zu entschuldigen. Sie sei 29 % (2006: 34,33 %). Die FPÖ kann stark Auch die KPÖ wird als selbstständige Li- immer Beitragstäter bei der Politik der ÖVP zulegen und würde mit 20 Prozent rechnen ste den beiden Bundessprecher Mirko Mess- gewesen. Die Wahl im Herbst werde auch zu können (2006: 11,04 %), die Grünen könn- ner und Melina Klaus als Spitzenkandidaten einer Volksabstimmung über ein freies, sou- ten auf 15 % zulegen (2006: 11,05 %), das ins Rennen gehen. Optimistisch ist man in veränes und neutrales Österreich. Wer Öster- BZÖ würde mit 4 % (2006: 4,11 %) den der KPÖ, daß man die Hürde der für die reich stärken wolle, könne das mit einer Einzug ins Hohe Haus knapp schaffen. Der Kandidatur notwendigen 2.600 Unterstüt- Stimme für die FPÖ tun, so Strache. Tiroler „ÖVP-Rebell“ Fritz Dinkhauser, der zungserklärungen schaffen wird. BZÖ-Klubobmann Peter Westenthaler seine Kandidatur aktuell noch von der Burgschauspieler Karlheinz Hackl denkt stellte fest, die ÖVP werde erklären müssen, Finanzierung abhängig macht, könnte laut noch über die Gründung der „Soziale Kultur wieso sie sich andauernd gegen eine Mit- IMAS mit sicheren 5 % rechnen. Österreichs“ (SKÖ) nach; Karl Nowak von bestimmung des Volkes ausspreche und Weiters hat IMAS für die „Kronen Zei- der Anti-EU-Initiative „Rettet Österreich“ dann plötzlich, wo eine Mehrheit des Parla- tung“ erhoben, wen sich wir Österreicher am kündigte deren Kandidatur an. ments und der Bevölkerung eine Volksab- ehesten als tüchtigeren Bundeskanzler vor- Hans Peter Martin hat seine Pläne, wieder stimmung wolle, Neuwahlen vom Zaun bre- stellen könnten. Faymann kam bei diesem mit einer Liste anzutreten, aufgegeben. Ge- che. Diese Nationalratwahl werde daher Test auf 22 %, Molterer auf 17 %. Und nur spräche mit Fritz Dinkhauser über eine ge- auch eine Abstimmung darüber sein, ob die noch 13 % der Befragten wollen wieder eine meisame Liste blieben ergebnislos, nun will Menschen künftig mitbestimmen dürften SPÖ-ÖVP-Koalition. Etwas ganz Neues sich Martin wieder ausschließlich seinem oder nicht. Wer den Bürgern in wesentlichen wollen 75 %. Inwieweit sich dieser Wunsch EU-Abgeordneten-Mandat widmen. Bereichen – und die Europäische Union sei wird erfüllen lassen, hängt wohl auch davon Links zu den Parteien und wahlwerben- so ein Bereich – ihre Stimme verweigere, ab, ob sich noch andere Gruppierungen ent- den Gruppierungen finden Sie auf könne nicht erwarten, daß der Bürger dann schließen, sich dem Wähler zu stellen http://www.oe-journal.at/index_NRwahl_2008.htm „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 8 Speziell für Auslandsösterreicher Nationalratswahl am 28. September 2008 Wichtige Informationen für AuslandsösterreicherInnen – Ihnen gewidmet vom Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten

m 28. September 2008 findet die vor- im Ausland – Botschaft, Berufsgeneralkon- Wählerevidenz Ihrer Wählerevidenzge- Azeitige Wahl zum österreichischen Na- sulat – gerne zu Verfügung. meinde in Österreich eingetragen sind - tionalrat statt. Dabei kommt zum ersten Mal Da aufgrund des novellierten Wahlrechts bei Zweifeln direkt bei dieser Gemeinde das novellierte Auslands(österreicherInnen)- keine Bestätigungen von Wahlakten/-karten rückfragen; Wahlrecht zur Anwendung. Jene Auslands- an Vertretungsbehörden mehr nötig sind, wer- wenn eine Eintragung nicht (mehr) vor- österreicherInnen, die an dieser Wahl teil- den diese am Wohlsonntag keine Sonderöff- liegt, rasch eine (Wieder-)Eintragung zu nehmen wollen, sollten rechtzeitig, d.h. sehr nungszeiten halten. beantragen; rasch, die dafür nötigen Schritte unterneh- sowie men. Damit sind auch andere – für Auslands- Wahlrechtsänderungen B zu überprüfen, ob Sie bereits mit Ihrem österreicherInnen – wichtige Termine fixiert: Die Wahlrechtsänderungen betreffen in Antrag auf Eintragung in die Wähler- Bezug auf die kommende Wahl insbesonde- evidenz (oder später) eine automatische 29. Juli 2008 re Folgendes: Zusendung der Wahlkarte an Ihre mitge- „Stichtag“ für die Wahl und letzter Tag für  aktives Wahlrecht ab dem 16. Geburtstag; teilte Wohnadresse beantragt haben; die Eintragung in die Wählerevidenz im sog.  „echte“ Briefwahl im In- und Ausland falls ja, weiters zu überprüfen, ob DIESE „Normal-Verfahren“ *) mittels eidesstattlicher Erklärung per Adresse Ihre jetzt gültige ist (im gegen- Unterschrift, den amtlichen Stimmzettel teiligen Fall Ihre jetzt gültige Ihrer Wäh- 28. August 2008 persönlich, unbeobachtet und unbeein- lerevidenzgemeinde dringend mitteilen!); Letzter Tag für die Eintragung in die flußt ausgefüllt zu haben – d.h., es sind falls nein – d.h. falls Sie keinen Antrag Wählerevidenz im sog. „Reklamations- keine „Zeugen“ mehr nötig; auf automatische Zusendung der Wahl- Verfahren“ *)  Möglichkeit der Beantragung der auto- karte gestellt haben, eine Wahlkarte zu matischen Zusendung von Wahlkarten für beantragen. 5. September 2008 einen Zeitraum von maximal 10 Jahren; Achtung: Unmittelbar nach dem Wahlakt, (BMI-)angepeilter Beginn des Versands der  Verpflichtung der Auslandsösterrei- der sofort nach Erhalt der Wahlkarte Auslands-Wahlkarten durch die Wählerevi- cherInnen, ihrer Wählerevidenzgemeinde durchgeführt werden kann, sollte die denzgemeinden jede Adressänderung im Ausland – samt, Wahlkarte direkt an die darauf angegebe- wenn zutreffend, auch der E-Mail-Adres- ne Adresse der zuständigen Bezirks- 24. September 2008 se – mitzuteilen; wahlbehörde in Österreich abgeschickt Letzter offizieller Tag für die schriftliche  Information seitens der Wählerevidenz- werden – bei längeren Postwegen am Beantragung der Wahlkarten gemeinden, wenn Anträgen auf Eintra- besten mit Schnellpostdiensten (z.B. gung in die Wählerevidenz bzw. auf Aus- DHL, UPS, EMS o.ä.). Die Wahlkarte 26. September 2008, 12.00 Uhr stellung von Wahlkarten nicht stattgege- muß spätestens am achten Tag nach dem Letzter offizieller Termin für die mündliche ben wird. Wahltag (am Montag, 6. Oktober 2008) [persönliche] Beantragung der Wahlkarten, um 14.00 Uhr dort einlangen – sonst wird sowie für die schriftliche Beantragung, wenn Um als AuslandsösterreicherIn an der Ihre Stimme nicht berücksichtigt! eine persönliche Übergabe der Wahlkarte an kommenden Nationalratswahl gültig teilneh- eine vom Antragsteller bevollmächtigte men zu können, sind folgende Tatsachen Umfassende Informationen samt aller Person möglich ist bzw. Schritte nötig: Formulare finden Sie auf der Wahlinforma-  (aufrechte) Eintragung in die Wählerevi- tionswebsite des Außenministeriums: 28. September 2008 denz einer österreichischen Gemeinde; http://www.wahlinfo.aussenministerium.at Wahltag in Österreich  Beantragung einer Wahlkarte;  Stimmabgabe vor Schließung des letzten Um Ihnen Ihre Wahlentscheidung ein 6. Oktober 2008, 14.00 Uhr Wahllokals in Österreich – ist aber bereits wenig zu erleichtern, haben wir jenen Letzter Termin für das Einlangen der Wahl- ab Erhalt der Wahlkarte möglich; wahlwerbenden Parteien, deren Antritt karten bei der zuständigen Bezirkswahlbe-  vollständiges Ausfüllen der Wahlkarte; zu Redaktionsschluß feststand, kosten- hörde in Österreich  Rücksendung der Wahlkarte an die darauf los Seiten zur Verfügung gestellt, um aufgedruckte Adresse in Österreich (Ko- deren Wahlziele vermitteln zu können. Für weitere Fragen steht Ihnen die zu- sten trägt AbsenderIn); Informationen über die anderen finden ständige österreichische Vertretungsbehörde Sie dann sukzessive online auf Es wird Ihnen als AuslandsösterreicherIn http://www.oe-journal.at Die Texte stammen von den Parteien *) daher empfohlen, falls Sie an der kommen- für AuslandsösterreicherInnen gilt als letzter selbst und spiegeln nicht die Meinung den Nationalratswahl teilnehmen wollen, Termin für die Eintragung in die Wähl- der Redaktion wider. erevidenz ausschließlich jener des „Reklama- raschestmöglich: Die Redaktion. tionsverfahrens“ (gem. § 25 NRWO idgF)! A zu überprüfen, ob Sie (weiterhin) in der

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 9 Nationalratswahl 28. September 2008 / SPÖ Werner Faymann, Spitzenkandidat der SPÖ

ie Ausgangslage zu Beginn dieser Diesen Kurs, gegen den die Österreiche- tig. Die SPÖ aber will strengere Kontrollen, DWahlauseinandersetzung ist für die SPÖ rinnen und Österreicher 2006 votiert haben, ob es etwa zu Preisabsprachen kommt. nicht einfach, weil sich ein Großteil der Be- wollte die ÖVP – entgegen dem klaren Wäh- Als wesentliche Maßnahme im Zusam- völkerung aufgrund der ständigen Blocka- lerwillen – in ihrer Regierungsarbeit beibe- menhang mit der massiven Teuerung sieht depolitik der ÖVP von der Politik abgewen- halten. In fast allen sozialen Fragen hat es die SPÖ das Vorziehen einer Steuerreform, det hat und es eine große Unzufriedenheit dementsprechend permanenten Widerstand bei der vor allem die BezieherInnen kleiner mit dem politischen System gibt. der ÖVP gegeben – sei es bei der Pflegegeld- Einkommen und der Mittelstand entlastet Trotzdem bin ich überzeugt davon, daß erhöhung, bei der Mindestsicherung, bei der werden. Den Menschen muss wieder etwas die Sozialdemokratie als erster aus dieser Steuerentlastung oder bei den Pensionen. Bis im Geldbörsel bleiben. Und die Pflegegeld- Wahl hervorgeht. Denn wir haben die besse- zu jenem Tag, an dem Vizekanzler Molterer beziehreInnen haben gerade in Zeiten hoher ren Themen und mit BM Werner Faymann der SPÖ die Regierungszusammenarbeit auf- Inflation ein Recht, mehr Unterstützung zu den besten Spitzenkandidaten. Wir bieten Lö- gekündigt und Neuwahlen vom Zaun gebro- erhalten. Das Pflegegeld soll daher, wie im sungen für die Probleme der Menschen durch chen hat. Und das zu einem Zeitpunkt, an Koalitionsübereinkommen festegelegt, aber die Teuerungen an, wir kümmern uns glaub- dem eine tatkräftige Regierung besonders am Widerstand der ÖVP gescheitert, um fünf würdig um die Bereiche Gesundheit, Pflege, Prozent erhöht werden. Und die Förderun- Arbeitsmarkt und die Gleichberechtigung gen zur 24-Stunden-Betreuung werden von der Frauen und wir nehmen die Bevölkerung Sozialminister Buchinger angehoben. Auch mit ihren Sorgen gegenüber der EU ernst. muß das hervorragende Gesundheitssystem, Eines möchte ich vorab klar stellen: Die das wir in Österreich haben, finanziell abge- SPÖ-geführte Regierung hat in eineinhalb sichert werden, damit es nicht zu einer Zwei- Jahren viele soziale Fortschritte und Ver- Klassen-Medizin kommt. Wenn alles teurer besserungen erreicht – auch wenn die ÖVP wird, dann darf nicht auch noch die Mo- die Regierungsarbeit immer wieder blockiert bilität der Menschen eingeschränkt werden. und gebremst hat. Die SPÖ-ÖVP-Regierung Preise für die Autobahnvignette sollen daher war eine der aktivsten der Zweiten Republik. auf dem Stand von 2008 eingefroren werden, In Folge der 61 Ministerratssitzungen, die um einen weiteren Schub der Inflation ent- stattgefunden hatten, konnten 202 Gesetze gegenzutreten. Und schließlich muß als ein verabschiedet werden. Im Vergleich dazu hat ganz wichtiger Aspekt im Kampf gegen die

die erste Regierung Schüssel bis zur 61. Mi- Foto: SPÖ/Johannes Zinner Inflations-Belastungen die offensive Arbeits- nisterratssitzung lediglich 174 Gesetze ver- Werner Faymann marktpolitik fortgesetzt werden. abschiedet und die zweite Regierung Schüs- gf. Bundesparteiobmann Die SPÖ ist sich dessen bewußt, daß Ös- sel 186. Und die inhaltliche Bilanz der Re- terreich gerade im wirtschaftlichen Bereich gierungstätigkeit trägt deutlich die Hand- gefordert wäre. Denn kaum ein Tag vergeht, Teil eines europäischen Ganzen ist. Gerade schrift der Sozialdemokratie. Von der Re- an dem es nicht neue Meldungen über stei- vor dem Hintergrund einer galoppierenden kordbeschäftigung bis zu Maßnahmen zur gende Erdölkurse und höhere Rohstoffpreise Inflation und einer labilen weltwirtschaft- Bekämpfung der Armut, von einer Entla- gibt. Die Menschen spüren die teilweise lichen Situation wächst die Verunsicherung stung kleiner Einkommen bis zu Mindest- massiven und schmerzhaften Teuerungen bei der Menschen. Die Bevölkerung hat den Ein- lohn und Rezeptgebühren-Deckelung, von den Nahrungsmitteln, beim Wohnen, bei den druck, daß abgehoben und weit weg von Milliarden-Investitionen in Infrastruktur und Spritpreisen. ihnen in Brüssel die Entscheidungen getrof- Forschung bis zum Kurswechsel in der Bil- Die hohe Inflation von annähernd vier fen werden. Ein Drittel der ÖsterreicherInnen dungspolitik, von sichtbaren Erfolgen für die Prozent belastet die ArbeitnehmerInnen und ist zu den harten Gegnern des europäischen Gleichberechtigung der Frauen bis zu einer die PensionistInnen und frißt die Erhöhun- Einigungsprozesses zu zählen. Und nur 28 modernen Justizpolitik: Österreich ist in den gen bei Löhnen und Pensionen wieder auf. Prozent sind starke Befürworter der EU. Da- letzten eineinhalb Jahren sozialer, gerechter Das betrifft inzwischen nicht mehr nur die zwischen gibt es sehr viele Menschen, die und moderner geworden. untersten Einkommensschichten, sondern äußerst skeptisch sind. Was wir nicht zulas- Klar ist, daß eine Bundesregierung nicht auch die Bezieher mittlerer Einkommen bei sen dürfen ist, dass aus diesen Skeptikern in funktionieren kann, wenn einer der Koalitions- den eklatanten Preissteigerungen. Auch stei- Österreich harte Gegner des europäischen partner, so wie eben die ÖVP, davon über- gen in Österreich die Lebensmittelpreise Einigungswerkes werden. Daher wollen wir zeugt ist, die Bevölkerung habe sich bei der stärker an als in den anderen Ländern der einen Dialog mit der Bevölkerung führen. letzten Wahl geirrt, nur weil die ÖVP nicht Euro-Zone, vor allem als in Deutschland, wo Daher soll die Bevölkerung über künftige Erster wurde. Tatsächlich wurde 2006 ein die Lebensmittelpreise um etwa 19 Prozent Vertragsänderungen abstimmen können. Kurs abgewählt, der den Menschen zu unso- billiger sind. Dem ÖVP-Wirtschaftsminister All das wollen wir im anstehenden Wahl- zial war. Eine Regierung hat das Vertrauen Bartenstein hat diese Entwicklung kalt kampf kommunizieren – fair, sachlich und der Wählerinnen und Wähler verloren, die gelassen, obwohl das Wirtschaftsministe- mit Argumenten. „Schmutzkübelkampagnen“ bei ihrer Arbeit an den Bedürfnissen und rium eindeutig zuständig ist für Preisregu- wollen die Wählerinnen und Wähler nicht – Sorgen der Bevölkerung vorbei agiert hat. lierung und Preisbeobachtung. Er blieb untä- und wir wollen das auch nicht.

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Sicherheit geben Stopp hat Wirtschaftsminister Bartenstein arbeitet haben, fast ihr gesamtes Hab und Integration fördern und fordern eine weitere wichtige Initiative gesetzt. Gut abgeben müssen, bevor sie eine För- Sprache ist der Schlüssel zur Integration. Diesen Entlastungskurs wird die ÖVP fort- derung für ihre Betreuung erhalten. Im Zuge einer „vorbereitenden Integration“ setzen. Molterer wird in den kommenden will die ÖVP, daß alle, die als Zuwanderer Tagen ein umfangreiches Entlastungspaket Pflegegeld bedarfsgerecht erhöhen nach Österreich kommen wollen (auch im präsentieren. Der nächste Schritt zur Ent- Die ÖVP will eine bedarfsgerechte Er- Rahmen des Familiennachzugs) bereits vor lastung der Österreicherinnen und Österrei- höhung des Pflegegelds mit einem Schwer- ihrer Einreise Deutschkenntnisse erwerben. cher wird eine gut vorbereitete Steuerreform punkt auf den höheren Pflegestufen. Je hö- Zuwanderer haben Rechte, aber auch Pflich- 2010, von der vor allem Familien und der her die Pflegestufe, desto kostenintensiver ten. Wer in Österreich leben will, muß die Mittelstand profitieren werden. ist auch die Betreuung. Dem muß Rechnung Sprache beherrschen, arbeiten wollen und getragen werden. sich in unsere Gesellschaft einordnen. Pflege sichern Förderungen erhöhen Finanzierung durch Pflege-Fonds Konsequent gegen Asylmißbrauch Das Fördermodell von Sozialminister Pflege und Betreuung muß aus der So- Asyl ist ein Recht, das Verfolgten zu Teil Buchinger ist gescheitert. Knapp 10.000 Be- zialhilfe herausgenommen werden. Für die werden muß. Umso härter ist gegen den Miß- treuerInnen wurden bis jetzt legalisiert. Das ÖVP ist es keine Sozialleistung sondern ein brauch dieses Rechts vorzugehen. Die ÖVP Recht für ältere Menschen, daß sie ihren will die Asylverfahren beschleunigen, aber Lebensabend in der vertrauten Umgebung vor allem auch straffällig gewordene Asylwer- verbringen können. Mit dem Ertrag eines ber schneller wieder aus dem Land bringen. „Pflege-Fonds“, der mit den Erlösen künfti- Ein strenges Fremdenrecht ist uns wichtig. ger Privatisierungen gespeist wird, wollen wir diese Verbesserungen, wie die Abschaf- Null Toleranz für Kinderschänder fung des Regresses und der Vermögensgren- Kinder sind die schwächsten Mitglieder ze, langfristig finanzieren. unserer Gesellschaft, sie brauchen unseren besonderen Schutz. Für Kinderschänder darf Kampf um jeden Arbeitsplatz es keine Toleranz geben. Daher will die ÖVP Vollbeschäftigung als Ziel härtere Strafen für Sextäter, eine Sexualstraf- Unsere konsequente Wachstumspolitik täterdatenbank, Berufsverbote und die Ver- hat die Voraussetzungen dafür geschaffen, längerung bzw. Streichung der Tilgungs- daß Österreich heute so gut dasteht wie fristen bei Sexualverbrechen. Foto: ÖVP noch nie. Seit mehr als zwei Jahren sinken Wilhelm Molterer die Arbeitslosenzahlen kontinuierlich, wir Null Toleranz für jugendliche Gewalttäter gf. Bundesparteiobmann sind auf dem besten Weg zur Vollbe- Gewalt von und unter Jugendlichen schäftigung. In den ÖVP-geführten Bundes- nimmt auch in Österreich dramatisch zu. Fördermodell für unselbständige BetreuerIn- ländern ist die Vollbeschäftigung bereits Hier dürfen wir nicht wegschauen, sondern nen, das von Buchinger favorisiert wird, ist erreicht! Um dieses ehrgeizige Ziel zu schaf- müssen hinschauen. Die ÖVP fordert ein ein Flop, da für die meisten Betroffenen viel fen, braucht es noch viele Anstrengungen. umfangreiches Paket mit Präventionsmaß- zu teuer. Das von der ÖVP eingebrachte Mo- Gerade in den uns bevorstehenden wirt- nahmen, aber auch Null Toleranz und wirk- dell für selbständige BetreuerInnen hingegen schaftlich turbulenten Zeiten braucht es die same Sanktionen. wird ausgesprochen gut angenommen – stabile und konsequente Fortführung der 8500 der knapp 10.000 legalisierten Be- erfolgreichen Wirtschafts- und Arbeits- Entlastung: treuungsverhältnisse entfallen auf dieses politik der ÖVP. Kampf gegen die Teuerung Modell. Die ÖVP will eine Verdoppelung Während die SPÖ mit Almosen um sich der Förderungen für dieses Modell. Ein starkes Österreich in einem werfen will (z. B.: Gusi-Hunderter), hat die starken Europa ÖVP die Vorreiterrolle im Kampf gegen die Angehörigen-Regreß abschaffen Das Beste für Österreich herausholen Teuerung eingenommen. Finanzminister Wir wollen, daß Angehörige von zu be- Österreich hat durch den EU-Beitritt Wilhelm Molterer hat einen 3-Stufen-Plan treuenden Menschen nicht auch noch zusätz- stark profitiert. Die ÖVP bekennt sich zu zur Entlastung. Bereits jetzt haben wir durch lich durch Regreßforderungen belastet wer- einem gemeinsamen Europa, in dem Öster- effektive Maßnahmen (Erhöhung der Pend- den. Der Angehörigen-Regreß soll daher ab- reich eine starke Rolle spielt. Die ÖVP lerpauschale, Gebührenstopp des Bundes, geschafft werden. grenzt sich dabei klar vom Anti-EU- Streichung bzw. Senkung der Arbeitslosen- Populismus ab, die derzeit in manchen versicherungsbeiträge bei niedrigen Ein- Vermögensgrenze abschaffen Parteien um sich greift und will konstruktiv kommen, Abschaffung der Erbschaftssteuer Auch die Vermögensgrenze muß weg. Es an der Weiterentwicklung Europas, vor etc.) die Menschen um etwa 700 Millionen darf nicht sein, daß ältere Menschen, die sich allem aber an das beste für Österreich her- Euro jährlich entlastet. Mit dem Strompreis- ihr Eigentum ihr ganzes Leben lang hart er- ausholen.

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PÖ und ÖVP haben in zwei Jahren nicht passiert, sollte schon der Kindergarten lig unverständlich, warum Familien, die seit SGroße Koalition eine katastrophale Bi- für alle Kinder gratis zugänglich sein. Der- vielen Jahren in Österreich leben, deren Kin- lanz hinterlassen: Durch die wechselseitige zeit müssen Familien mit kleinen Kindern der hier in die Schule gehen und etwa breite- Totalblockade waren die beiden vergange- oft bis zu 800 Euro für Kindergärtenplätze stes Oberösterreichisch reden, wie etwa Arigona nen Jahre verlorene Jahre für Österreich. Es bezahlen, je nach Einkommen und Wohnort. Zogaj, abgeschoben werden. Das ist mensch- herrschte totaler Stillstand. Beide Regierungs- Rund 150 Millionen jährlich geben Eltern lich und wirtschaftspolitisch ein grober Un- parteien haben nur ein Ziel verfolgt: Statt für Nachhilfestunden aus. Individuelle För- fug. Die Grünen plädieren daher für die Ein- ihre Verantwortung in der Regierung wahr- derungen jedes einzelnen Kindes muß die führung eines rechtsstaatlichen Verfahrens zunehmen haben sie ausschließlich versucht, oberste Priorität sein, damit die Nachhilfe- für ein Bleiberecht, das diesen Menschen sich gegenseitig möglichst viel Schaden zu- stunden überflüssig werden. einen gesicherten Aufenthalt geben soll. zufügen. Die derzeit grassierende Teuerung macht Frauen sind immer noch schlechter ge- Österreich muß nun aus der Krise geführt die Verteilungsgerechtigkeit zum dritten gro- stellt als Männer. Die Einkommensschere zwi- werden, in die die große Koalition dieses ßen Zukunftsthema. Für manche wird das schen Männern und Frauen schließt sich Land geführt hat. Dazu ist es notwendig, daß Heizen zum Luxus. SPÖ und ÖVP haben nicht, im Gegenteil, sie öffnet sich in den letz- endlich die großen Fragen der Zukunft, die ten Jahren wieder. Frauen verdienen durch- Fragen des 21. Jahrhunderts angegangen wer- schnittlich immer noch um 20 Prozent weni- den. Das sind der Klimawandel, die Ver- ger als Männer. Das ist unerträglich. Frauen knappung von Öl und Gas, die Migration, sind auch in gesellschaftlichen Top-Positio- die Bildung, die gerechte Verteilung von nen (z.B. Politik, Wirtschaft, Wissenschaft Einkommen und Ressourcen, die Zukunft etc.) unterrepräsentiert. Dafür gibt es vielfäl- der Europäischen Union und leider immer tige Gründe – etwa die traditionellen Rol- noch die Gleichstellung von Mann und Frau. lenbilder, wonach Frauen ihren Platz in der Niemand bestreitet mehr die Tatsache des Familie haben, abschreckende Rahmenbedin- Klimawandels und der möglichen katastro- gungen wie etwa lange Arbeitszeiten oder phalen Folgen. Die Antwort darauf und die bestehende Männernetzwerke. Mit Frauen- Antwort auf die zunehmende Verknappung quoten soll eine Erhöhung dieser Frauenan- der Energie, genauer gesagt der fossilen teile erreicht werden. Damit kann eine Energieträger Öl und Gas kann nur ein radi- gleichberechtigte Mitsprache von Frauen in

kaler Umstieg auf Erneuerbare Energien Foto: Die Grünen diesen Bereichen sichergestellt werden. sein. Die Grünen haben für Österreich ein Univ.-Prof. Alexander Van der Bellen Last but not least: Die Europäische Union. Modell entwickelt, das den Ausstieg aus Öl, Bundessprecher der Grünen Die politische Rechte meint, Ausländer und Gas, Kohle und AKWs für die Stromerzeu- EU sind an allem schuld. Ja, die EU ist ver- gung bis 2020 ermöglichen würde, wenn den 3000 reichsten ÖsterreicherInnen, die besserungsbedürftig. Die verfehlte Förderung einerseits auf Erneuerbare Energien (Wind, ihr Geld in Stiftungen geparkt haben, Steuer- von Atomenergie über den Euratom-Vertrag Sonne und Wasser) umgestiegen wird und geschenke gemacht. Diese Menschen sind gehört gestoppt, der LKW-Transit einge- der Stromverbrauch gedrosselt wird. Bis von der Teuerung kaum betroffen, sie zahlen schränkt, das Demokratiedefizit behoben, 2030 wäre dasselbe Ziel für die Wärme- die Heizung aus der Portokasse. Der Mittel- die zunehmende Überwachung der BürgerIn- erzeugung, das Heizen durch eine großflä- stand und die unteren Einkommen dagegen nen gestoppt. Aber: Die EU ist der wichtig- chige Wärmedämmung bei Altbauten und trifft die Teuerung voll. Notwendig ist daher ste Garant für den Frieden in Europa. Nur die Umstellung auf Passivhaus bzw. Nied- ein Vorziehen der Steuerreform, mit der vor die EU ist fähig, Krisen wie am Balkan zu rigstenergiestandard für Neubauten möglich. allem die unteren und mittleren Einkommen überwinden. Ohne europäische Zusammen-

Mit dem massiven Ausbau des Öffentlichen entlastet werden, damit es einen Ausgleich arbeit sind die CO2-Reduktionen zur Be- Verkehrs könnte auch der Verbrauch von für die ständig steigenden Preise gibt. kämpfung des Klimawandels unwirksam. Sprit eingedämmt werden. Eine derartige Österreich ist ein Zuwanderungsland. Die- Und: Europa muß die Herausforderungen der radikale Umstellung wäre nicht nur für das ser Realität muß endlich ins Auge geblickt Globalisierung annehmen. Gegen den ruinö- Klima gut, sondern auch für das Geldbörsel. werden. Österreich braucht aus wirtschaft- sen Steuer- und Standortwettbewerb kann Der Umstieg von immer teurer werdenden lichen Gründen Zuwanderung, es verdankt nur eine Europäische Sozialunion die So- Öl- und Gasheizungen auf Pelletsheizungen seinen Wohlstand zu einem Teil den Mi- zialstandards schützen und ausbauen. Die oder Sonnenenergie sollte gefördert werden grantInnen. Diese Realität wird durch die Krise der Union soll in einem „European Act und rechnet sich binnen kurzer Zeit. Sündenbockpolitik der rechten Parteien, die for Democracy“, der die Rechte der BürgerIn- Die zweite große Frage in einer Wissens- nur eine Botschaft haben, nämlich „Die Aus- nen, den Ausbau der Demokratie und die gesellschaft ist die der Bildung. Nur die länder sind an allem schuld“, geleugnet. SPÖ Ziele und Werte der Union betrifft, überwun- beste Bildung darf für die Kinder gut genug und ÖVP nähern sich in ihren Positionen im- den werden. Darüber sollen die BürgerInnen sein und alle Kinder sollten mit gleichen mer mehr dem rechten Lager an, statt end- in einer europaweiten Volksbefragung am Chancen ins Leben starten können. Bildungs- lich eine Integrationspolitik zu betreiben, die Tag der Wahlen zum Europäischen Parla- armut darf sich nicht vererben. Damit das diesen Namen auch verdient. So ist es völ- ment am 7. Juni 2009 entscheiden.

Alle Links auf http://www.oe-journal.at/index_NRwahl_2008.htm ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 12 Nationalratswahl 28. September 2008 / FPÖ Heinz-Christian Strache, Spitzenkandidat der FPÖ

Die FPÖ ist die „soziale Heimatpartei“. Kinder sinken bis hin zur völligen Steuer- mit der Erhalt der vollen Kaufkraft sicher zu Wir stehen für ein sozialeres, gerechteres und freiheit. Nur eine aktive Familienpolitik kann stellen. Im Pflegebereich steht die FPÖ ge- sichereres Österreich, das seine Rolle in sicher stellen, daß unser Land in Zukunft auch nauso für einen Ausgleich des knapp 25pro- Europa und der Welt als selbstbewußt und unseren Kindern gehören wird. Das Kin- zentigen Wertverlusts, den das Pflegegeld selbstbestimmt interpretiert. dergeld für Staatsbürger wollen wir schritt- seit seiner Einführung erfahren mußte, wie Wenn – wie in Österreich aufgrund des weise bis zum 6. Lebensjahr ausbauen. für eine bundesweit einheitliche Abschaf- Regierungsversagens – die Zahl der Armen fung des Zugriffs auf Vermögen der Pfle- und Armutsgefährdeten immer größer wird, Steuerreform gebedürftigen und ihrer Angehörigen. Über- die Kluft zwischen Arm und Reich wächst, Hier muß gelten, daß Einkommen so hoch zu dies sind Pflegezeiten als pensionsbegrün- statt geringer zu werden, und der Mittelstand sein haben, daß man damit auch auskommen dende Zeiten anzurechnen. zerbröselt, die Entscheidung für Kinder oft kann. Die FPÖ fordert daher seit Beginn der gleichbedeutend mit der Entscheidung für letzten Legislaturperiode eine massive Arbeitsmarkt ein Leben am oder unter dem Existenzmini- Steuersenkung, die aufgrund der enormen Arbeitsmarktpolitisch verfolgt die FPÖ ein mum ist und Einkommen durch Teuerungs- Steuermehreinnahmen des Finanzministers völlig anderes Modell als insbesondere SPÖ, wellen real an Wert verlieren, muß es aus ÖVP und Grüne: Angesichts noch immer FPÖ-Sicht eine grundsätzliche Neuausrich- hoher Zahlen an Arbeitslosen und Schu- tung statt eines planlosen Drehens an einzel- lungsteilnehmern forciert die FPÖ die Aus- nen Schrauben geben. und Weiterbildung statt eines weiteren Im- ports von Billigarbeitskräften aus dem Aus- Sozialstaat statt Zuwanderung land. Es muß unser Ziel sein, den Bedarf an Zur Sicherstellung eines tragfähigen sozia- Facharbeitern im eigenen Land decken zu len Sicherheitsnetzes, das nicht als Hän- können. Im Ausbildungsbereich setzen wir gematte benutzt werden darf, will die FPÖ auf das duale System, auf die Übernahme eine Differenzierung der Sozialleistungen von Berufschulkosten durch die öffentliche zwischen Staatsbürgern und Nichtstaats- Hand und den freien Uni-Zugang. bürgern. Es kann nicht so sein, daß Per- sonen, die erst kurze Zeit im Land aufhältig Zuwanderung sind, die gleichen Leistungsansprüche im Österreich ist kein Einwanderungsland. Da-

Sozial- oder Gesundheitsbereich haben, wie Foto: Freiheitlicher Parlamentsklub her treten wir Freiheitliche für einen Zuwan- jene, die als Staatsbürger über Jahre Bei- Heinz-Christian Strache derungsstopp ein. In Österreich aufhältige tragsleistungen erbracht oder dieses Land Bundesparteiobmann der FPÖ Ausländer, die über längere Zeiträume ar- aus den Trümmern des Krieges wieder auf- beitslos sind, keinerlei Integrationsbereit- gebaut haben. Zahlen aus Österreich und durchaus leistbar wäre. Insbesondere geht es schaft zeigen oder straffällig geworden sind, vergleichbaren Ländern machen deutlich, dabei um eine Entlastung der kleinen und sollen ihren Aufenthaltstitel verlieren. Zuge- daß Zuwanderung das Sozialsystem bedroht mittleren Einkommensbezieher, der Familien wanderte müssen die Werte des Gastlandes und es nicht absichert wie SPÖ, ÖVP und und der kleinen und mittleren Unternehmen. akzeptieren. Integration ist eine Bringschuld. Grüne das behaupten. Deshalb sollen Es muß ein System des Anreizes und der Die FPÖ fordert einen grundlegenden Sozialleistungen wie etwa das Kindergeld Belohung geben, statt Impulse in die völlig Wechsel im Asylwesen. Asyl bedeutet Schutz auf Staatsbürger eingeschränkt werden. Es falsche Richtung zu setzen, wie SPÖ und auf Zeit und darf nicht mit Zuwanderung soll in Zukunft nur mehr zwei Sozialver- Grüne das in Gestalt der so genannten verwechselt werden. Ein Bleiberecht lehnen sicherungen geben, eine für Staatsbürger und Mindestsicherung für alle anstreben. wir ab. Straffällige Asylwerber sind umge- eine für Nichtstaatsbürger. Letztere haben hend abzuschieben. Anspruch auf eine Grundversorgung. Der Teuerungsausgleich volle Zugriff auf die sozialen Errungen- Neben der Steuerentlastung braucht es ein Europa schaften, zu denen Gemeindewohnungen Paket von Sofortmaßnahmen. Die FPÖ sieht Wir Freiheitliche sagen Ja zu einem föde- genauso zählen wie das volle medizinische in einer massiven Senkung der Mehrwert- ralen Europa, aber Nein zu der derzeitigen Leistungsangebot muß aber am Ende eines steuer auf Grundnahrungsmittel, Medika- EU-Fehlentwicklung, die auf einen Bundes- Integrationsprozesses stehen und darf nicht mente und Energiekosten eine wirksame staat hinausläuft. Ein EU-Beitritt der Türkei den Beginn bilden. Soforthilfe. Sämtliche von SPÖ-ÖVP-Re- kommt für uns nicht in Frage. Darüber, so gierung in der letzten Periode gesetzten wie über die Frage einer EU-Verfassung muß Familiensteuersplitting Steuererhöhungen im Energiebereich sind es verbindliche Volksabstimmungen in Ös- Als Ausgleich für die finanziellen Mehrbe- rückgängig zu machen. Überdies ist eine terreich geben. Insgesamt wollen wir die di- lastungen, unter denen Mehrkindfamilien zu amtliche Preisregulierung für Treibstoff, wie rekte Demokratie stärken. Wenn Volksbe- leiden haben, wollen wir eine steuerliche Ent- es sie in anderen EU-Ländern gibt, sinnvoll. gehren eine bestimmte Zahl an Unterstüt- lastung der Familien. Nach französischem Die Pensionen sind nach dem jährlichen zungsunterschriften erhalten, soll es darüber Vorbild soll die Steuer mit der Zahl der Pensionistenpreisindex anzuheben und da- verbindliche Volksabstimmungen geben.

Alle Links auf http://www.oe-journal.at/index_NRwahl_2008.htm ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 13 Nationalratswahl 28. September 2008 / BZÖ Peter Westenthaler, Spitzenkandidat des BZÖ

Die Regierungspolitik der SPÖ/ÖVP- folgender (aus Platzgründen unvollständi- Bildung und Beschäftigung: Mehr Netto Koalition ist in allen Bereichen gescheitert. ger) Aufstellung unseres BZÖ-Wahlpro- vom Brutto durch Steuerreform für „Fair Statt die Bürgerinnen und Bürger durch eine grammes ersichtlich ist. Tax“ – „Business Tax“ und KMU-Paket für kluge Steuer- und Wirtschaftspolitik zu ent- Unternehmen – Echter Mindestlohn von lasten, wurden Steuern, Gebühren und Abga- Damit das Leben wieder leistbar wird 1300 Euro statt fauler Mindestsicherung – ben massiv erhöht. Statt aktiv gegen die BZÖ-Maßnahmen für den Kampf gegen Für steuerfreie Überstunden – Pendler för- explodierende Teuerung etwa bei Treibstof- die Teuerung: Amtlicher Preisstopp und Preis- dern, Beschäftigung sichern – Bildung för- fen und Lebensmitteln sowie gegen die regulierung für Diesel und Benzin – Senkung dern – Lehre stärken – Begrenzung der Klas- Rekordinflation vorzugehen, haben Untätig- der Mineralölsteuer – Rücknahme der Steuer- senschülerhöchstzahl – Für Steuer- und Ge- keit und Belastungen der Regierung die erhöhung auf Heizöl – Halbierung der bührenstopp – Mitarbeiter am Unternehmens- Situation noch weiter verschärft. Steuern auf Lebensmittel, Mieten und Me- gewinn beteiligen – Für AMS-Reform! Einzig und allein auf Machterhalt, dikamente – Teuerungsausgleich nach Kärnt- Postenschacher, Proporz und Parteibuch- ner Vorbild – Billigdiesel-Tankstellen nach Damit das Leben wieder lebenswert wirtschaft bedacht, haben SPÖ und ÖVP Kärntner Vorbild – Steuerentlastung für den wird über die Köpfe der Menschen hinweg regiert BZÖ-Maßnahmen für Familien, Jugend und ihnen – Beispiel EU-Reformvertrag – und Senioren: Familien stärken und för- zentrale demokratische Mitbestimmungs- dern – Für Geburtenbeihilfe und Gratis-Kin- und Mitentscheidungsrechte verweigert. dergartenjahr – Müttergehalt und Generatio- Auch der ungenierte Bruch von Wahl- nengeld einführen – Zukunft unserer Jugend versprechen hat dazu beigetragen, daß das sichern – Volljährigkeit senken – Gleichstel- Vertrauen der Österreicherinnen und Öster- lung von Frauen und Männern – Gemein- reicher in die Politik noch nie so gering war same Gesellschaft von Jung und Alt för- wie heute. Das BZÖ, das Bündnis Zukunft dern! Österreich, steht als die einzig glaubwürdige politische Alternative für einen besseren Damit die soziale Wärme der Weg: Hin zum Bürgerstaat, weg vom Heimat wieder spürbar wird Parteienstaat! Weg von den Belastungen, hin BZÖ-Maßnahmen für Sozialpolitik, Ge- zu Entlasten! Wir sagen: Genug ist genug! sundheits- und Pensionssicherheit: BZÖ-

Jetzt muß der Fortsetzung der schlechten, Foto: BZÖ Pflegemodell umsetzen – Soziale Wärme der selbstherrlichen und bürgerfernen Politik, Peter Westenthaler Heimat statt Armut und soziale Kälte – die das Vertrauen der Wählerinnen und Bündnisobmann Gesundheit sichern – Neues Pensions- Wähler schamlos mißbraucht hat, eine deut- modell ohne gesetzliches Antrittsalter – liche Absage erteilt werden. Mittelstand – Endlich gerechte Pensionserhö- Jetzt für unbegrenzte Verlängerung der Die Nationalratswahl am 28. September hungen – „Robin Hood“-Steuer für Mineral- Hacklerregelung – KESt-Entlastung für klei- 2008 ist die Chance dafür! Unser Ziel ist die ölkonzerne – Keine Erhöhung von Gas- und ne Sparer – Für Spendenabsetzbarkeit – längst überfällige Wende hin zu einer Ent- Strompreis! Sozialleistungen für Integrationsunwillige lastungspolitik für die Bürgerinnen und Bür- kürzen! ger. Unser Herz schlägt rot-weiß-rot, nicht in Damit das Leben wieder sicher wird einer Parteifarbe! Unsere politische Arbeit BZÖ-Maßnahmen für den Kampf um Damit wir unsere Heimat erhalten gilt allein den Sorgen, Nöten und Probleme mehr Schutz und Sicherheit: Kampf der BZÖ-Maßnahmen für Landwirtschaft, unserer Heimat Österreich, den Sorgen, Kriminalität – BZÖ gegen den Abbau der Natur- und Umweltschutz: Landwirtschaft Nöten und Problemen der Österreicherinnen Schengen-Grenzen, fordert mehr Polizei- schützen und fördern! – Für ein gentechnik- und Österreicher! Wo die Politik versagt, da präsenz, für Ausbau und Unterstützung der freies Österreich – Kampf gegen Atomkraft - ist das Volk am Wort! Daher hat das BZÖ Exekutive und härtere Strafen für Kriminel- Klimaschutz ist Heimatschutz! diesen Wahlkampf mit dem Einleitungs- le – Sicherheit fördern – Klares Nein zu verfahren für ein Preisstopp-Volksbegehren Haftentlassungen – Ausländische Straftäter Damit wir wieder Herr eröffnet. Weil sich immer mehr Österreiche- abschieben – Für ein umfassendes Kinder- im eigenen Haus werden rinnen und Österreicher ihr Leben nicht schutzpaket – Fingerprints für mehr Sicher- BZÖ-Maßnahmen für EU, Demokratie- mehr leisten können. Weil immer mehr Mit- heit – Österreich ist kein Einwanderungs- und Staatsreform: Nein zum EU-Diktat – bürgerinnen und Mitbürgern immer weniger land – Mißstände im Justiz- und Innenmini- Den Bürgern eine Stimme geben – Nein zum in der Brieftasche bleibt. Daher Preisstopp sterium beseitigen – Bauverbot für Moscheen EU-Beitritt der Türkei – Für Einklagbarkeit und Entlastung: Weil das die Kernfragen und Minarette – Für Heer und Heimatschutz! von Wahlversprechen – Der Staat muß bei sind, die wir lösen müssen. Aber auch Pen- sich sparen, nicht bei den Bürgern – Mehr sionen, Familie, Umwelt und selbstverständ- Damit die Wirtschaft demokratische Macht für die Bürger, weni- lich auch die Asyl- und Zuwanderungspro- wieder neue Kraft bekommt ger Macht für Parteien – Nein zu Verboten blematik sind Kernthemen des BZÖ, wie aus BZÖ-Maßnahmen für Wirtschaft, Steuern, und Bevormundungen!

Alle Links auf http://www.oe-journal.at/index_NRwahl_2008.htm ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 14 Nationalratswahl 28. September 2008 / Das Liberale Forum Heide Schmidt, Spitzenkandidatin des Liberalen Forums

Das Liberale Forum wird bei der kom- zwischen den einzelnen Gruppen herstellen. schauung oder ethnischer Zugehörigkeit. menden Nationalratswahl am 28. September In Bezug auf AuslandsösterreicherInnen for- Freiheit kann sich nur im Rahmen einer mit Heide Schmidt als Spitzenkandidatin an- dern die Liberalen die Möglichkeit einer Ordnung entfalten. Das liberale Ordnungs- treten. Der Bauindustrielle Hans-Peter Doppelstaatsbürgerschaft. prinzip begründet sich aus der Frei- Haselsteiner wird als liberaler Wirtschafts- Alexander Zach (er war diese Legislatur- heitssicherung. sprecher und Vorsitzender des Unterstüt- periode im Parlament vertreten, Anm. d. zungskomitees die Liberalen aktiv im Wahl- Red.) wird auch weiterhin die Funktion des Gewaltenteilung und Vertragsfreiheit kampf unterstützen. Bundessprechers wahrnehmen. In den näch- Der demokratische Rechts- und Ver- sten Wochen wird das LIF weitere kompe- fassungsstaat mit den Grundsätzen der Beweggründe tente Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Wis- Gewaltenteilung und der individuellen Ver- Ausschlaggebend für die Rückkehr in die senschaft und Kultur auf seiner Kandidaten- tragsfreiheit ist jene Form des Gemeinwe- Politik war für Schmidt die derzeitige politi- liste präsentieren. sens, welche der Freiheitssicherung am schen Situation sowie die Tatsache, daß die besten entspricht. kommende Wahl eine Richtungsentschei- dung für Österreich darstellt. Ziel der Privateigentum und Wirtschaft Liberalen ist es, dem Niedergang der politi- Im wirtschaftlichen Bereich kann sich die schen Kultur unter schwarz-blau-orange und Freiheit am besten im Rahmen einer auf dem Stillstand der Großen Koalition aktiv Privateigentum, Wettbewerb und Marktwirt- entgegenzutreten. Diese Wahl ist daher eine schaft basierenden Wirtschaftsordnung ent- der wichtigsten, wenn nicht sogar die wich- falten. Die Marktwirtschaft sichert eine tigste. Es ist daher kurzsichtig und fahrlässig Höchstmaß an Leistungs- und Entwick- in Kauf zu nehmen, dass sich die Menschen lungsfähigkeit. Der Gefährdung der Markt- aus dem politischen Leben zurückziehen. wirtschaft und wirtschaftlichen Chancen- Die Liberalen verstehen sich daher als An- gleichheit durch Monopole und Kartelle ist sage gegen den Rückzug. durch entsprechende Rahmengesetzgebung vorzubeugen. Bereit, Verantwortung zu übernehmen

Die Hoffnung nach der letzten Wahl, daß Foto: Die Grünen Die soziale Dimension eine Große Koalition auch die großen Pro- LIF-Gründerin Heide Schmidt Die Sicherheit der materiellen Existenz bleme lösen könne, hat sich bekanntlich ist eine Voraussetzung persönlicher Freiheit. nicht erfüllt. Nach dem Scheitern von Rot- Charta des Liberalen Forums Daraus leitet sich die soziale Dimension Schwarz wird daher aus heutiger Sicht eine Das Liberale Forum sieht im Menschen liberaler Politik ab. Freiheit von Armut und Dreier-Koalition zu einer ernsthaften Option. den zu freiem und verantwortungsbewußtem Not zu gewährleisten stellt eine unteilbare Das Wahlziel der Liberalen ist daher der Ein- Handeln befähigten Gestalter seiner eigenen Aufgabe des Einzelnen und der Gesellschaft zug ins Parlament, um damit neue Optionen Lebensverhältnisse. Es leitet daraus für sich dar. Niemand soll der Eigenverantwortung für eine Koalition der Vernünftigen möglich und die Politik die Aufgabe ab, Urteilsfähig- enthoben, aber niemand soll der Hilf- zu machen und eine Regierungsbeteiligung keit sowie persönliches und gesellschaftli- losigkeit preisgegeben werden. von blau/orange zu verhindern. Die Bereit- ches Verantwortungsbewußtsein vorzuleben, schaft, Verantwortung zu übernehmen, ist da- zu wecken und dauerhaft zu fördern. Ökologische Verpflichtung her Schmidts Credo in diesem Wahlkampf. Politischer Liberalismus will die Chan- Eine gesunde Umwelt ist Voraussetzung Die Liberalen stehen als einzige politi- cen zu Autonomie und Selbstentfaltung für für die freie Entfaltung des Menschen. Die sche Kraft in Österreich für wirtschaftspoli- den einzelnen wie für gesellschaftliche Zerstörung der natürlichen Lebensgrund- tische Vernunft mit einer sozialen Verant- Gruppen sicherstellen und fördern; er wen- lagen ist eine Bedrohung für das Le- wortung und einem ausgeprägten Grund- det sich gegen jede Form von autoritären bensrecht künftiger Generationen. Daher ist rechtsbewußtsein basierend auf dem Funda- und dogmatischen Wahrheitsansprüchen in ökologische Verantwortung eine Verpflich- ment einer neuen politischen Kultur. Politik, Kultur und Wissenschaft. tung für die Liberalen.

Neue Konzepte sind gefragt Möglichst viel Freiheit Weltweite Friedensordnung Die Liberalen wollen sich bei dieser Wahl Liberale Politik sucht zwischen den Ex- Unterdrückung, Gewalt und Krieg stellen vor allem dem Thema Einkommensge- tremen des schrankenlosen Egoismus und die gröbsten Eingriffe in die Freiheitsrechte rechtigkeit widmen. Ansetzen will das LIF der bevormundenden Gleichmacherei einen anderer Menschen, Gruppen oder Nationen bei einer Steuerreform mit einer Grundsiche- Weg, der zu möglichst viel Freiheit für mög- dar. Liberale Politik ist daher elementar der rung. Aber auch bei Bildung, Migration und lichst viele Menschen führt. Sie wendet sich Entwicklung einer weltweiten Friedensord- im Sozialbereich sind neue Konzepte ge- gegen jede Einschränkung der Freiheit und nung verpflichtet. fragt, die nicht auf einer Klientelpolitik Menschenwürde sowie gegen Benachteili- Freiheit ist nicht nur Recht, sondern auch basieren, sondern einen neuen Ausgleich gung auf Grund von Geschlecht, Weltan- Verantwortung.

Alle Links auf http://www.oe-journal.at/index_NRwahl_2008.htm ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 15 Speziell für Auslandsösterreicher 14. Auslandsniederöster- reicherInnen-VIP-Treffen 2. bis 4. September 2008 Regierungsviertel St. Pölten und Stift Altenburg Hauptthema: »Klösterreich Niederösterreich«

Dienstag, 2. September 2008 Dr. Christian Mann, GF der NÖ Bildungsgesellschaft bis 16.00 Uhr Einchecken im Hotel Metropol St. Pölten m.b.H.; Moderation: Landesjugendreferent Wolfgang 17.00 Uhr Eröffnung der Ausstellung „Heimat als Transformation Juterschnig; Protokoll: Michael Wallner und Identität“ durch Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll 11.50 Uhr Ende der Arbeitskreisarbeit – 1. Teil im NÖ Landhaus, Haus 1A und Ausstellungsbrücke 12.00 Uhr Möglichkeit zur Teilnahme an der Mittagshore in der anschl. Empfang gegeben von Landeshauptmann Dr. Erwin Stiftskirche (Dauer ca. 15 Minuten) Pröll anschl. Mittagsbuffet im Sommerrefektorium 13.30 Uhr Führung durch das Stift Altenburg und Kurzbesichti- Mittwoch, 3. September 2008 gung der Ausstellung „Chiasma – mixed media/foto- 08.45 Uhr Transfer vom Hotel Metropol zum Stift Altenburg, grafie“ in der Orangerie Abt Placidus Much Straße 1, 3591 Altenburg 14.30 Uhr Forts. der Arbeitskreise/Workshops – 2. Teil 10.00 Uhr Begrüßung durch den Abt des Stiftes Altenburg, 17.20 Uhr Ende der Arbeitskreissitzungen – 2. Teil Mag. Christian Haidinger, Präsident v. „Klösterreich“; 17.30 Uhr Möglichkeit zur Teilnahme an der Vesper (liturgi- Begrüßung durch den Leiter der Geschäftsstelle für sches Abendgebet) in der Stiftskirche AuslandsniederösterreicherInnen Peter de Martin; anschl. Führung durch den Klostergarten der Religionen, Kurzreferat: Gesandter Dr. Thomas Buchsbaum, Besichtigung des Stiftsweinkellers (größter Wein- Leiter der AuslandsösterreicherInnen-Abteilung des keller des Waldviertels) mit anschließender Weinver- Bundesministeriums für europäische und internatio- kostung - „So schmeckt NÖ“ gemütliches Beisam- nale Angelegenheiten (BMeiA); Thematische Einfüh- mensein mit Heurigenbuffet in der Klosterkuchl rung und Vorstellung des „Klösterreich“: Pater Prior ca. 21.30 Uhr Rückfahrt nach St. Pölten Dr. Albert Groiß, Stift Altenburg; Vorstellung des „Klösterreich – Ein Erlebnis für Leib und Seele“: Donnerstag, 4. September 2008 Markus Hahn, Geschäftsführer der Destination Wald- 09.00 Uhr Fortsetzung und Abschluß der Arbeitskreise – viertel; Moderation: Tom Bläumauer 3. Teil – im NÖ Landhaus in St. Pölten, 11.15 Uhr Beginn der Arbeitskreise – 1. Teil Landtagssitzungssaal, Landtagsschiff Wirtschaft & Technologie (Umwelttechnik) – 10.20 Uhr Ende der Arbeitskreise – 3. Teil: Kaffeepause im THEATERSAAL Foyer des Landtagsschiffes Thema: „Sind Klöster Vorreiter der modernen ver- 10.45 Uhr Abschlußveranstaltung mit Landesrätin netzten Wirtschaft?“ Im Zeitalter der Globalisierung Mag.a Johanna Mikl-Leitner in Vertretung von sind Klöster Beispiele der geistlichen, kulturellen, Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll im Landtags- wirtschaft- und wissenschaftlichen Zusammenarbeit. sitzungssaal, Landtagsschiff; Moderation: Tom Impulsreferat: „Masterplan Umwelttechnologie – Bläumauer Österreichische Umwelttechnologie auf dem Weg in Musik die Zukunft“: Techn.Rat Ing. Friedrich Bauer, Bauer GmbH Kemmelbach; Moderation: Mag. Herbert Begrüßung und Kurzbericht: Peter de Martin Halbwidl; Protokoll: Natascha Engel Präsentation der Ergebnisse der drei Workshops Kunst & Kultur – SEMINARRAUM Musik Thema: „Klöster – Netzwerke europäischen Festansprache: Landesrätin Mag.a Johanna Mikl- Geistes“; Europas Klöster: Kristallisationspunkte von Leitner Geist, Bildung und Know-How in Land- Überreichung der ANÖ-Nadel an die erstmaligen wirtschaft, Heilkunde, Sozial- und Gesund- ANÖ-Teilnehmer heitswesen – demokratisch für alle Bevölkerungs- Schlussworte: Peter de Martin schichten; Die Mönche: Lehrer, Buchautoren, Musik: Landeshymne Wissenschaftler und Kunstförderer anschl. Mittagsempfang gegeben von Landeshauptmann Impulsreferat: Pater Mag. Michael Hüttl OSB, Stift Dr. Erwin Pröll im Foyer des Landtagsschiffes Altenburg; Moderation: Dr. Eugen Scherer 14.00 Uhr Ende des 14. ANÖ-VIP-Treffens 2008 Protokoll: Regina Schweiger Transfer für die TeilnehmerInnen zum Hotel bzw. Bildung & Jugend – GARTENZIMMER DER Bahnhof St. Pölten. Möglichkeit zur Weiterreise zum PRÄLATUR Weltbundtreffen in der Stadt Salzburg – Züge ver- Thema: „Neue Perspektiven im Universitäts- und kehren stündlich - jeweils 29 Minuten nach der vol- Fachhochschulbereich in NÖ“; Impulsreferat: len Stunde, Fahrtdauer: 2:21 Stunden.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 16 Speziell für Auslandsösterreicher Weltbund-Tagung Auslandsösterreichertreffen 2008 4. bis 7. September 2008 in Salzburg

Der Weltbund veranstaltet jedes Jahr für seine Mitglieder und deren Freunde ein großes, internationales Treffen in Österreich, anlässlich dessen auch die Generalversammlung abgehalten wird. Es ist Tradition, daß diese Weltbund-Tagung im Wechsel immer in einem anderen Bundesland abgehalten wird. Neben den Arbeitssitzungen umfaßt das Programm ein reiches kulturelles Angebot und wird durch repräsentative Empfänge der offiziellen Stellen abgerundet. Sie haben die Möglichkeit sich über Internet für die Weltbund- Tagung/Auslandsösterreichertreffen 2008 in Salzburg anzumelden

http://www.weltbund.at/aktuelles_termine.asp

Das Programm

Donnerstag, 4. September 2008 19.00 Uhr Abfahrt mit Autobussen zu den Wasserspielen 09.00 - 18.00 Uhr Registrierung: SALZBURG CONGRESS, in Hellbrunn, Fürstenweg 37, Salzburg Auerspergstraße 6, Eingangsfoyer, Treffpunkt: SALZBURG CONGRESS, Haupteingang Kurpark Haupteingang Kurpark 10.00 - 18.00 Uhr Ausstellung: „Das 10. Bundesland - Die Auslandsösterreicher in aller Welt“ in der Sala Samstag, 6. September 2008 Terrena der Universität Salzburg im 10.00 - 12.00 Uhr Festakt mit Auszeichnung des Toskanatrakt d. Rechtswissenschaftlichen „Auslandsösterreichers des Jahres 2008“ in der Fakultät, Churfürststraße 1/Siegmund-Haffner- Aula der Universität Salzburg, Eingang Gasse Wilhelm Furtwängler-Garten, gegenüber dem 14.00 - 17.00 Uhr Altstadtspaziergang „Barockes Salzburg“ Treffpunkt: SALZBURG CONGRESS, Festspielhaus Haupteingang Kurpark – Verbindliche 15.00 - 18.00 Uhr Ausstellung: „Das 10. Bundesland – Die Anmeldung unbedingt erforderlich! Auslandsösterreicher in aller Welt“ in der Sala 20.00 - 23.00 Uhr Abendveranstaltung der Salzburger Terrena der Universität Salzburg Landesregierung und der Landeshauptstadt 12.15 - 14.15 Uhr Festessen auf Einladung der Frau Salzburg in der Residenz der Stadt Salzburg, Bundesministerin für europäische und interna- Residenzplatz 1, mit einem Konzert und tionale Angelegenheiten Dr. Ursula Plassnik in anschließendem Buffet der Residenz der Stadt Salzburg, Residenzplatz 15.00 - 17.30 Uhr Generalversammlung 2. Teil, im SALZBURG Freitag, 5. September 2008 CONGRESS (Mozart Saal) 09.00 - 17.00 Uhr Registrierung: SALZBURG CONGRESS 20.30 Uhr Abschlußball des AUSLANDSÖSTER- Eingangsfoyer, Haupteingang Kurpark REICHER-WELTBUNDES im Salzburg Stadtrundgänge: Congess (Europa Saal) 09.00 - 12.00 Uhr „Auf den Spuren des Mittelalters:– Die Festung Hohensalzburg“ Treffpunkt: SALZ- Sonntag, 7. September 2008 BURG CONGRESS, Haupteingang Kurpark 09.30 Uhr Evangelischer Gottesdienst in der oder Christuskirche, Schwarzstraße 25 09.00 - 12.00 Uhr Busabfahrt zur Besichtigung und Führung 10.00 Uhr Katholischer Gottesdienst im Salzburger Dom, durch das Gwandhaus Gössl, Adresse: Domplatz Morzger Strasse 31, Salzburg, Treffpunkt: 12.00 Uhr Abschlußessen im Restaurant Stieglkeller, SALZBURG CONGRESS, Haupteingang Kurpark – Verbindliche Anmeldung unbedingt Festungsgasse 10 (Essen auf eigene Rechnung; erforderlich! Getränke auf Rechnung des AÖWB 10.00 - 18.00 Uhr Ausstellung: „Das 10. Bundesland – Die Verbindliche Anmeldung unbedingt erforder- Auslandsösterreicher in aller Welt“ in der Sala lich! Terrena der Universität Salzburg 14.00 - 18.00 Uhr Ausstellung: „Das 10. Bundesland – Die 14.00 - 18.00 Uhr Generalversammlung 1. Teil, im SALZBURG Auslandsösterreicher in aller Welt“ in der Sala CONGRESS (Mozart-Saal) Terrena der Universität Salzburg

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 17 Innenpolitik Neue Tiroler Landesregierung ÖVP beschließt neuerliche Koalitionsregierung mit der SPÖ – Landeshauptmann Günther Platter: »Möchte die Zuversicht und den Optimismus im Land Tirol stärken!« – Alt-Landeshauptmann Herwig van Staa ist neuer Landtagspräsident Fotos: Land Tirol/Robert Parigger Die Tiroler Landesregierung am Tag ihrer Angelobung am 1. Juli: (v.l.) LR Beate Palfrader, LR Christian Switak, LHStv Anton Steixner, LR Patrizia Zoller-Frischauf, LH Günther Platter, LR Bernhard Tilg, LHStv Hannes Gschwentner, LR Gerhard Reheis

inen runden Monat nach der Landtags- welt und Wohnbauförderung übernahm, und rung in der konstituierenden Sitzung des Ti- Ewahl in Tirol am 8. Juni hat der desig- dem bisherigen Bürgermeister von Imst, roler Landtags im Alten Landhaus in Inns- nierte Landeshauptmann Günther Platter Gerhard Reheis, der nun neuer Soziallan- bruck. „Ich wünsche mir einen respektvollen sein Regierungsteam vorgestellt und es sind desrat ist. Der bisherige Landeshauptmann, Umgang miteinander“, merkte der neue fast nur neue Gesichter: Christian Switak, Herwig van Staa, wird neuer Präsident des Tiroler Regierungschef weiters an. „Und ich Platters engster Vertrauter und bisher sein Tiroler Landtages. LH Günther Platter, sein will einen Wettbewerb der besten Ideen in Kabinettschef im Innenministerium, wurde 1. Stellvertreter Anton Steixner, 2. Stellver- unserem Land. Dafür werde ich auch ein Finanzlandesrat; der bisherige Rektor der treter Hannes Gschwentner, die Landesrätin- Büro für Zukunftsfragen bei mir einrichten.“ Umit (Privat-Universität für Gesundheits- nen Beate Palfrader und Patrizia Zoller- Klar bekannte sich Günther Platter auch zur Wissenschaften, Mediz-Informatik und Tech- Frischauf sowie die Landesräte Christian Sozialpartnerschaft, mehr setzen will er auf nik) in Hall, Bernhard Tilg, übernahm das Switak, Bernhard Tilg und Gerhard Reheis die Stärken Tirols. Gesundheits- und das Wissenschaftsressort; wurden schließlich vom neuen Tiroler Land- Familien und Kinder sind dem neuen Patrizia Zoller-Frischauf, Vizepräsidentin tag mit 21 Ja- zu 15 Nein-Stimmen ge- Landeshauptmann, wie er betont, ebenso ein der Wirtschaftskammer Tirol, wurde neue wählt – nach der ersten Landtags-Sitzung besonderes Anliegen wie auch die Schaffung Wirtschaftslandesrätin, Beate Palfrader, trat zugleich die Landesregierung zu ihrer eines Modells gemeinsam mit dem Touris- Direktorin der Tourismusschule St. Johann, ersten Sitzung zusammen und beschloß ihre mus und der Seilbahnwirtschaft, um Kindern ist für Bildung und Kultur zuständig; Anton neue Geschäftsordnung. unter zehn Jahren kostenloses Skifahren zu Steixner ist der einzige, der schon bisher in ermöglichen. der Landesregierung vertreten war. Der Platters Ziele Die Errichtung eines Solidaritätsfonds zur „politische Profi“, wie Platter sagte, hat eine Milderung der unmittelbaren Auswirkungen Schlüsselrolle bei der Frage der Neuregelun- „Ich habe mir als Landeshauptmann ein der Teuerung im täglichen Leben mit einer gen bei Agrargemeinschaften und des Lan- wichtiges Ziel gesetzt: Ich will die Zuver- Dotierung von 20 Millionen Euro steht ge- deskulturfonds inne. sicht und den Optimismus im Land Tirol nauso auf Platters Arbeitsliste wie weitere Das SPÖ-Team besteht aus Parteichef stärken“, betonte Landeshauptmann Günther Verbesserungen für leistbares Wohnen in Hannes Gschwentner, der die Ressorts Um- Platter zu Beginn seiner Regierungserklä- Tirol.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 18 Innenpolitk

Eigene Kraftwerke für Versorgungs-Sicherheit bauen „Unser Land erzielt mehr Nächtigungen als ganz Griechenland, das ist ein absolut beeindruckender Vergleich“, bemerkte der Landeshauptmann stolz und will mit seinem Team weiterhin dafür sorgen, daß Tirol Tou- rismusland Nr. 1 bleibt, ebenso wie Sport- land Nr. 1: „Wir bekennen uns als Landesre- gierung zu einer weiteren breiten Förderung des Breiten- und Spitzen-Sports und zur Unterstützung jener, die Veranstaltungen auf die Beine stellen.“ „Ja, wir werden auch weitere Kraftwerke in Tirol bauen und unsere Eigenständigkeit und Unabhängigkeit im Energiesektor stär- ken“, erklärte LH Günther Platter. Als unver- zichtbar sieht er den Bau des Brennerbasis- tunnels ebenso wie die Fertigstellung der Unterinntaltrasse. Und beim Öffentlichen Personennahverkehr soll es in Zukunft bei der Jahreskarte im Verkehrsverbund Tirol Der neue Landeshauptmann und sein Vorgänger nach der Wahl der Tiroler heißen: „12 Monate fahren, nur acht bezah- Landesregierung: Günther Platter (li.) und Landtagspräsident Herwig van Staa len!“ Elisabeth Greiderer und Anneliese Junker, wußtsein und in tiefer Verbundenheit mit Katastrophen-Vorsorge-Rücklage für die Liste Fritz Dinkhauser Stefan Zangerl dem Land Tirol ausüben. Für die Menschen mit 20 Millionen Euro bilden und für die SPÖ Tirol Hans Peter Bock. in unserem Land zu arbeiten ist eine große „Bei der Sicherheit denke ich nicht im Herausforderung, die Dialogbereitschaft, ersten Moment an die Polizei, sondern an die LH Platter von Bundespräsident Ehrlichkeit und konstruktives Arbeiten vor- soziale Sicherheit. Weiter ausbauen wollen Heinz Fischer angelobt aussetzt. Dafür möchte ich als Landes- wir auch die Katastrophen-Vorsorge und hier Im feierlichen Rahmen der Wiener Hof- hauptmann stehen. Mein oberstes Ziel ist es, eine Budget-Rücklage von 20 Millionen burg wurde LH Günther Platter am 4. Juli Tirol als wertvollen Lebensraum prägend Euro bilden“, so der Landeshauptmann. von Bundespräsident Heinz Fischer ange- mitzugestalten und den Menschen Sicher- lobt, der dem neuen Tiroler Landeshaupt- heit, Unterstützung und Perspektiven zu Die fünf Bitten des scheidenden mann viel Erfolg bei der Ausübung seines geben“, betonte LH Platter im Zuge der Landtags-Präsidenten … Amtes wünschte. Platter: „Ich werde die mir Angelobung. „ „Ich habe noch fünf Bitten an Sie: anvertraute Aufgabe mit Verantwortungsbe- http://www.tirol.gv.at/regierung Erstens sehen Sie dieses Land als Ganzes in seiner historischen Dimension; zweitens sehen Sie die Identität Tirols; drittens beach- ten Sie Ihre Nebenfrau/Mann nicht als Geg- ner, sondern als Kollege/in; viertens es ist nicht alles, was Ihnen nicht gefällt, schlecht; und fünftens versuchen Sie es miteinander“, verabschiedete sich der mit 38 Jahren am längsten dienende Politiker Tirols, Land- tagspräsident Prof. Helmut Mader, und über- gab nach der Wahl seines Nachfolgers Her- wig van Staa (23 Ja-, 6 Nein- und 7 ungülti- ge Stimmen) und der Vize-Präsidenten Hannes Bodner (22 Ja-, 11 Nein- und 3 un- gültige Stimmen) sowie Gabi Schiessling (27 Ja-, 8 Nein- und 1 ungültige Stimme) die weitere Führung der konstituierenden Land- tags-Sitzung gleich an den neuen Landtags- Präsidenten. Vom Landtag gewählt wurden auch noch die fünf neuen Bundesräte: Für die Tiroler Volkspartei sind dies Georg Keuschnigg,

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 19 Österreich und Europa Europa und die Regionen Die ARGE Donauländer und ihre Aktivitäten

nläßlich eines dreitägigen ORF-Sympo- region‘ nennen könnte, wird durch den Titel  eine Koordinierung der Bemühungen um Asions unter dem Titel „Die Donau – dieses Symposions indirekt angedeutet. Die einen Landschaftsschutz entlang des Lebensader Europas“ hat der frühere Lan- Donau ist nämlich nicht nur eine der Stromlaufes, deshauptmann von Niederösterreich, Sieg- Lebensadern unseres Kontinents, sondern  gemeinsame Bemühungen um die Verbes- fried Ludwig, am 1. Juni 1982 in seiner Er- auch ein einigendes Band für viele Völker serung der Wasserqualität und deren stän- öffnungsansprache die Gründung einer Europas. Daher wäre es nur logisch, wenn dige Kontrolle, „Donauregion“ angeregt. Er sagte damals, sich alle diese Völker dazu aufrafften, quer  verstärkte kulturelle Kontakte zwischen ihm schwebe die Bildung einer Arbeitsge- durch den Kontinent eine echte Friedens- allen Teilnehmern sowie meinschaft aller am Strom liegenden Länder zone zu schaffen. Schon seit langem wird  die Förderung des Fremdenverkehrs über mit klar formulierten Zielsetzungen vor. viel über den Frieden und Möglichkeiten et- die Staatsgrenzen hinweg. „Lassen Sie mich zuerst sagen, was diese was dafür zu tun, geredet. Ich bin überzeugt, Arbeitsgemeinschaft nicht sein bzw. nicht daß durch die Schaffung einer ,Donau- In Anlehnung an bereits bestehende über- tun soll: Sie soll bereits bestehenden Insti- region‘, wie sie mir vorschwebt, mehr für regionale Zusammenschlüsse von Ländern tutionen, vor allem der internationalen Donau- den Frieden getan werden könnte, als durch und Regionen wurde angeregt, möglichst kommission, keine Konkurrenz machen. Sie noch so machtvolle Demonstrationen“, so wenig Institutionalisierung und Bürokratisie- soll sich nicht die Fertigstellung des Rhein- Ludwig, der schon damals vorgeschlagen rung der Donauregion anzustreben. Einmal Main-Donaukanales zum Ziel setzen, so sehr hat, ein Gesprächsforum zu gründen, an dem im Jahr sollten Treffen der Regierungschefs wir auch die Verwirklichung dieses Projek- sich neben Niederösterreich, Bayern, Ober- stattfinden. tes wünschen und fordern. Sie soll sich nicht österreich und Wien die an der Donau lie- Noch im Sommer 1982 wurden erste Kon- primär mit wirtschaftlichen Problemen, wie genden Regionen der Tschechoslowakei, takte zu den Regierungschefs von Bayern, etwa mit der Errichtung neuer Kraftwerke Ungarns, Jugoslawiens, Rumäniens, Bulga- Oberösterreich und Wien hergestellt. Gleich- oder dem Bau neuer Hafenanlagen beschäf- riens und der Sowjetunion beteiligen sollten. zeitig wurde mit Sondierungsgesprächen tigen. Eine der Aufgaben und Zielsetzungen Folgende Aktivitäten wurden in der begonnen, um die Vertreter der an der Donau dieser Arbeitsgemeinschaft, die sich in An- Gründungsphase der „Donauregion“ ur- gelegenen Länder und Regionen östlich von lehnung an ein bekanntes Vorbild ,Donau- sprünglich zur Behandlung vorgeschlagen: Österreich in geeigneter Weise ansprechen

Die Kulturstraße Donau verwirklicht die Idee des Europarates, europäische Kultur als mit historisch-kulturellen Stationen versehenen Reiseweg darzustellen – http://www.argedonau.at/neu/karte/start_f.html

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 20 Österreich und Europa zu können. Weiters wurden die Botschafter dieser Länder über diese niederösterreichi- sche Initiative informiert. In weiteren Sitzungen wurde bereits an einem Text für eine „Gemeinsame Erklä- rung“ der in der „Arbeitsgemeinschaft Mitt- lere Donau“ vertretenen Länder und Regio- nen gearbeitet, für 12. Oktober 1984 wurde erstmalig zu einem Treffen auf politischer Ebene nach Dürnstein eingeladen. Daran nahmen die Landeshauptleute von Nieder- österreich, Oberösterreich und Wien, ein Vertreter des Bayerischen Ministerpräsiden- ten, ein Vertreter der jugoslawischen Bot- schaft in Wien sowie die Mitglieder der Arbeitsgruppe der Leitenden Beamten teil. Das zunehmende Interesse der Donau- anrainerstaaten konnte bei der Sitzung der Arbeitsgruppe der Leitenden Beamten des

„Gesprächsforum Donauländer“ im März Foto: http://www.bilderbox.biz 1987 in St. Pölten festgestellt werden. An »Die Donau ist nicht nur eine der Lebensadern unseres Kontinents, sondern auch dieser Tagung nahmen neben Vertretern der ein einigendes Band für viele Völker Europas«, so LH Siegfried Ludwig im Juni 1982. ungarischen und jugoslawischen Botschaft In unserem Bild sehen Sie von der Ruine Aggstein auf die Wachau. in Wien erstmals auch Beobachter der Bot- gen unter der Patronanz der Arbeitsgemein- soll ein friedliches Europa geschaffen wer- schaften der UdSSR und CSSR in Wien teil. schaft statt. Das Symposium „Die Zukunft den. Erstmals konnten hier umfangreiche Berich- der Donau“ war für alle Mitglieder von gros- Die Zusammenarbeit der ARGE-Mitglie- te der vier Arbeitskreise vorgelegt werden. sem Interesse, da dieses Thema sowohl die der hat sich in den folgenden Jahren – vor Die Beobachter der anwesenden Botschaften naturräumlichen Gegebenheiten, die Fragen allem durch die erfolgreiche Erweiterung der in Wien wurden eingeladen, ihre Heimat- des Umweltschutzes, aber auch die der Europäischen Union – um einiges erleich- länder ausführlich über das Ergebnis dieser Schiffahrt verbindet. Ein zweites Sympo- tert, die gemeinsam beschlossenen Vorhaben Sitzung zu informieren. sium befaßte sich mit den Flüchtlingsfragen können sich Erfreulicherem widmen: Hatten im Donauraum. die Regierungschefs im Oktober 1993 ange- 1989: Der Durchbruch gelingt Das Jahr 1998 stand unter dem Vorsitz sichts der Situation im ehemaligen Jugo- Zur Überarbeitung der „Gemeinsame des österreichischen Mitgliedes Burgenland. slawien noch alle Parteien aufgefordert, Erklärung“ fand am 29. März 1989 eine Der damalige Vorsitzende, LH Karl Stix, ver- ihrer Verpflichtung nachzukommen, die interne Arbeitssitzung von Bayern, Oberös- wies auf den Start der Verhandlungen über Kampfhandlungen und Feindseligkeiten terreich, Wien, Burgenland und Niederöster- die Erweiterung der Europäischen Union, sofort einzustellen, sämtliche Blockaden zu reich im NÖ Landhaus statt, bei der auf von der auch die Mitglieder der ARGE beenden und die unverzügliche Einrichtung Grund des nunmehr gezeigten Interesses der unmittelbar betroffen waren: zum einen die von entmilitarisierten Sicherheitszonen zu- betroffenen Länder festgelegt wurde, wieder Regionen an der jetzigen Außengrenze der zulassen, konnte sich die ARGE erfreuliche- zur ursprünglichen Bezeichnung „Arbeitsge- Europäischen Union, aber auch jene Regio- ren Projekten widmen. So fanden 2007 in meinschaft“ zurückzukehren, und sie von nen, deren Staaten in konkrete Verhandlun- Vukovar neben den Sitzungen der Arbeits- nun an „ARGE Donauländer“ zu nennen, die gen mit der Europäischen Union eingetreten kreise Kultur und Wissenschaft und Verkehr am 6. November 1989 formell gegründet waren. Der Donau-europäische Raum werde und Schifffahrt Seminare zur „Renovierung wurde. damit in das Zentrum der Europäischen und Belebung von kulturellem Erbe“, „Do- Es folgten mehrere Konferenzen, an man- Union rücken. Die Bemühungen um die nau-Save Kanal“ und zur „Ländlichen Ent- chen nahmen auch die Regierungschefs teil, Integration und die Erweiterung gehörten wicklung“ statt. Die Regierungschefs verab- die neben den notwendigen organisatori- auch zu den Zielen der Arbeitsgemeinschaft schiedeten Resolutionen zum Thema Klima- schen Belangen auch eine Vielzahl zukunfts- Donauländer. Besonders das gegenseitige schutz, darin wird zur verstärkten Nutzung weisender Beschlüsse gefaßt hatten; so etwa Verständnis und der Respekt voreinander, der Wasserstraße Donau aufgerufen, sowie nach einer Resolution „Hilfe für Kroatien eine wirtschaftliche, soziale und humane zu weiteren Erweiterungsschritten der EU, beim Wiederaufbau“ wurde gemeinschaft- Entwicklung gehören dazu. Am Ende dieses insbesondere zur Aufnahme Kroatiens und lich an der Wiederherstellung zerstörten Prozesses soll ein Europa des Friedens und der Länder des Balkans, und zum Donau- Kulturgutes gearbeitet; im Arbeitskreis Kul- des gegenseitigen Verständnisses stehen. Kooperationsprozeß (DCP). tur und Wissenschaft (Niederösterreich war Das ist wahrscheinlich das allergrößte Der Vorsitz Vukovar-Srijem hat das Ar- hier federführend tätig), der Ende 2002 sein politische Projekt, das es jemals in der Ge- beitsjahr genützt, um Anregungen und kon- bis dahin größtes Projekt abschloß: „Die schichte Europas gegeben hat. Nach Jahr- krete Projekte mit Hilfe der Arbeitsgemein- Kulturstraße Donau“; unter dem Vorsitz von hunderten, die immer wieder von kriegeri- schaft zu entwickeln, die der durch den Zer- Wien fanden mehrere Symposien und Tagun- schen Auseinandersetzungen geprägt waren, fall Jugoslawiens schwer gezeichneten Re-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 21 Österreich und Europa gion neue Impulse geben können. Einen ARGE DONAULÄNDER Im wirtschaftlichen Bereich, z. B. wesentlichen Beitrag zum europäischen Kontakte zwischen den Handelskammern Friedensprojekt konnten auch das „Danube Gem. Artikel 1 der Gemeinsamen Erklä- der Donauregion, Erarbeitung eines Teens Camp“ vom 17. bis 22. Mai 2007 im rung ist es Ziel dieser Arbeitsgemein- Katasters der Betriebsansiedlungsflächen. Nationalparkcamp in Wien leisten, an dem schaft, zur Förderung der Zusammenarbeit Im Verkehrsbereich z.B. Weiterentwick- Jugendliche aus nahezu allen Donauländern ihrer Mitglieder zwecks allseitiger Ent- lung umweltfreundlicher Verkehrsträger teilnahmen und sich vor allem mit ökologi- wicklung des Donauraums im Interesse (Schiff, Bahn etc.), „Leitlinien zur Ver- schen Fragen beschäftigten, ebenso wie die ihrer Einwohner und einer friedlichen kehrsentwicklung“; „Portino“-Studie über 3. Konferenz der Jugendbotschafter im Juli Zusammenarbeit in Europa beizutragen. die Entwicklung der kleineren Häfen. 2007 in Vukovar, die wieder aus Mitteln des Interreg II C Projekte: „Kulturstraße Do- EU-Programms Jugend mitfinanziert wurde Verfahren und Finanzierung nau“, „Studien zur Verkehrsentwicklung“, und Jugendliche aus acht Donauregionen Die Arbeitsweise ist in der „Gemeinsamen Interreg III B Projekt „Donauhanse“ – zusammenbrachte, leisten. Erklärung“ sowie in den „Verfahrensregeln Zusammenarbeit der Städte und Häfen Gemeinsam mit der Internationalen Tou- für die Organisation der Arbeitsgemein- Jugendkontaktseminare: „Konferenzen der ristischen Werbegemeinschaft „Die Donau“ schaft Donauländer" vom 14. 10. 1993 Jugendbotschafter“, „Danube Teens geregelt. Die aus den Aktivitäten entste- wurde in Neuberg an der Donau, Deutsch- Camp“ henden Kosten trägt grundsätzlich jedes land, eine Radwegetagung abgehalten. Ziel Mitglied selbst, die des Dolmetschdienstes dieser Veranstaltung war es, einen intensiven Mitglieder (38) übernimmt die veranstaltende Region. Für Informationsaustausch über den Radtouris- D: Land Baden-Württemberg, Freistaat gemeinsame Projekte sind von den in Bayern (Austritt 2006); mus entlang der Donau zu pflegen. Beson- Betracht kommenden Arbeitskreisen deres Augenmerk wurde auf die Planung, A: Oberösterreich, Niederösterreich, Wien Finanzierungsvorschläge zu erarbeiten und Burgenland; Slowakische Republik; Ausstattung und Infrastruktur von Radwe- und zur Beschlußfassung vorzulegen. H: die Komitate Györ-Moson-Sopron, gen gelegt und auch ein Informationsaus- Komárom-Esztergom, Pest, Fejér, Bács- tausch über rechtliche und Haftungsfragen Strukturen, Arbeitsweise und Kiskún, Tolna, Baranya und die gepflegt. Zwischen der Donauquelle und fast Arbeitsprache: Hauptstadt Budapest; bis Budapest können Radtouristen bereits Kennzeichnend ist, daß die ARGE mit HR: Gespanschaften (Zupanija) Osjecko- größtenteils auf eigenen für die Radfahrer einem Mindestmaß von Institutionali- Baranjska und Vukovarsko-Srijemska; angelegten Wegen ihren Sport pflegen. Die sierung auskommt. Auf der Grundlage Republik Serbien; BG: Regionen Vidin, Statistiken zeigen eine jährliche Zunahme an dieses Verständnisses erfüllen folgende Montana, Vratsa, Pleven, Veliko Tarnovo, Radtouristen auf dieser Strecke. Ein noch vi- Einrichtungen ihre Aufgaben: Rousse, Silistra; sionäres Ziel ist ein durchgehender Radweg RO: Bund der Donaukreise aus Rumänien bis ins Donaudelta.  Konferenz der Regierungschefs unter dem Vorsitz von Giurgiu für die Sowohl in Niederösterreich, in Krems  Arbeitsgruppe der leitenden Beamten 12 Kreise Caras Severin, Mehedinti, Dolj, und der Wachau, als auch in Russe, Bul-  Geschäftsstelle Olt, Teleorman, Giurgiu, Calarasi, garien, beteiligte sich die Geschäftsstelle am  Arbeitskreise Ialomita, Braila, Galati, Tulcea und Internationalen Donautag, der von der Inter- Kultur und Wissenschaft mit den Constanta; Republik Moldau; nationalen Donauschutzkommission jedes Projektgruppen „Kulturstraße Donau“ UKR: Region Odessa Beobachter (1): Jahr am 29. Juni begangen wird und bei der und „Kulturelles Erbe“; Südmährischer Kreis (CZ) Verkehr und Schifffahrt mit der Bevölkerung das Donaubewußtsein vor Arbeitsgruppe „die wirtschaftlichen Die Arbeitsgemeinschaft ist Beobachter allem in Ökologischer Hinsicht heben soll. Potenziale der Häfen sekundärer bei der Versammlung der Regionen Schließlich brachte eine große Donau- Ordnung“ und „Donauradweg“; Europas und bei der Zentraleuropäischen konferenz „Donau – Lebensader Europas“ in Raumordnung und Umweltschutz; Initiative, Projektpartner im „Danube Co- Ulm, die von den Donaubüros, einer Ko- operation Process“ - DCP und kooperiert operationsschiene auf kommunaler Ebene, Die bedeutendsten Erfolge und wichtig- mit der „Internationalen Touristischen ausgerichtet wurde, neue Kontakte und Pro- sten Projekte für die kommenden Jahre: Werbegemeinschaft die Donau“ und den jektideen. Im Raumordnungs- und Umweltbereich „Donaubüros“ Insgesamt kann man sagen, daß sich die z.B. Untersuchung der Ozonbelastung Zusammenarbeit im Donauraum ständig ver- zwischen Bayern und Budapest, „Leitbild Gesamteinwohnerzahl: rd. 80 Millionen bessert. Das Ziel aller ist es, dem Donauraum für eine nachhaltige Entwicklung im Gesamtfläche: rd. 650.000 km² endlich jene Bedeutung zukommen zu las- Donauraum“, „Bodenschutzdeklaration“. sen, den andere geografische Gebiete schon Im Bereich Tourismus und Kultur z. B. Kontakt seit Jahren haben. Denken sie an das atlanti- Konzept eines Radwanderweges entlang Geschäftsführer: Peter de Martin sche Europa, Skandinavien, den Mittelmeer- der Donau, Verzeichnis von geschichtlich- Amt der NÖ Landesregierung, raum und seit letzter Zeit auch der Schwarz- technischen Sehenswürdigkeiten, Einrich- Abteilung Landesamtsdirektion, meerraum. Das bedeutet, daß weitere Schrit- tung eines Restaurationsateliers für zer- A-3109 St. Pölten, Landhauspl. 1, Haus 3 Telefon: ++43 / (0)2742 / 9005 / 13488 te in Richtung einer umfassenden Zusammen- störtes Kulturgut in Osijek (Kroatien), Erstellung einer Grundkarte für den ge- Telefax: ++43 / (0)2742 / 9005 / 13610 arbeit gesetzt werden müssen. Ein spannen- samten Lauf der Donau, Digitale E-Mail: [email protected] der und intensiver Prozeß! „ Kulturkarte. http://www.argedonau.at http://www.argedonau.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 22 Österreich, Europa und die Welt In Österreich leben 1,4 Mio. Menschen mit Migrationshintergrund Neueste Zahlen aus der Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung der Statistik im 1. Quartal 2008

,427 Mio. Menschen in Österreich haben Zuwanderer der 1. gruppe stammen mehrheitlich aus dem ehe- 1einen Migrationshintergrund, d. h. der und der 2. Generation maligen Jugoslawien (0,134 Mio.) oder der Geburtsort ihrer Eltern lag im Ausland. In Die Zuwanderer der 1. Generation (Defi- Türkei (0,089 Mio.). drei von vier Fällen (1,075 Mio.) sind die nition: eigener und Geburtsort beider Eltern- Nahezu die Hälfte der Personen mit Mi- Personen selbst irgendwann nach Österreich teile im Ausland) kommen mehrheitlich aus grationshintergrund (46% bzw. 0,653 Mio. zugezogen (Zuwanderer der 1. Generation). Ländern außerhalb der EU (0,702 Mio.; Personen) besitzt die österreichische Staats- Bei 0,352 Mio. Personen sind beide Eltern- 65%). Personen aus dem ehemaligen Jugo- bürgerschaft, 18% haben jene eines EU-Lan- teile aus dem Ausland zugewandert, sie slawien bilden dabei die größte Gruppe des, und 36% haben den Pass eines Landes selbst sind aber in Österreich zur Welt ge- (0,349 Mio.), gefolgt von Personen aus der außerhalb der Europäischen Union. 20% der kommen (Migrantinnen und Migranten der Türkei (0,162 Mio.). Aus dem EU-Raum zu- Menschen mit Migrationshintergrund sind 2. Generation). Nahezu die Hälfte der Per- gewanderte Personen (0,373 Mio.) kommen Bürgerinnen und Bürger eines Staates des sonen mit Migrationshintergrund (46% bzw. vorwiegend aus Deutschland (0,126 Mio.) ehemaligen Jugoslawien (ohne Slowenien), 0,653 Mio. Personen) besitzt die österreichi- und aus Polen (0,056 Mio.). Bei den Zuwan- und 7% sind türkische Staatbürgerinnen und sche Staatsbürgerschaft. Diese Zahlen bezie- derern der 2. Generation (Definition: eigener Staatsbürger. hen sich auf das 1. Quartal 2008 und stam- Geburtsort in Österreich und Geburtsort bei- Das zahlenmäßige Verhältnis zwischen men aus der Mikrozensus-Arbeitskräfte- der Elternteile im Ausland) zeigt sich ein Männern und Frauen unterscheidet sich bei erhebung der Statistik Austria. ähnliches Bild: Die Eltern dieser Personen- Personen mit bzw. ohne Migrationshinter-

Quelle: Statistik Austria – Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung, Wohnbevölkerung in Privathaushalten – 1. Quartal 2008

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 23 Österreich, Europa und die Welt grund kaum. Was das Alter betrifft, sind die in Österreich lebenden Personen mit Migra- tionshintergrund im Durchschnitt um nahezu fünf Jahre jünger als Menschen ohne Migra- tionshintergrund (36,8 bzw. 41,5 Jahre). Zuwanderer der ersten Generation sind zu einem Drittel (33%) im mittleren Er- werbsalter zwischen 30 und 44 Jahren. Je- weils knapp ein Viertel ist zwischen 15 und 29 Jahren (22%) und zwischen 45 und 59 Jahren (24%). Die Mehrzahl der zweiten Generation, also von in Österreich gebore- nen Nachkommen zugewanderter Personen, sind Kinder unter 15 Jahren (54%). Weitere 22% sind derzeit zwischen 15 und 29 Jahre alt.

Jahr der Zuwanderung der im Ausland geborenen Personen (1. Generation) Die Grafik auf der vorhergehenden Seite zeigt die Zuwanderer der 1. Generation nach dem Jahr des Zuzugs und damit die Aufenthaltsdauer dieser Personen in Öster- reich. In den Zahlen spiegelt sich die Ent- wicklung der Zuwanderung nach Österreich Quelle: Statistik Austria – Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung, Wohnbevölkerung in Privathaushalten – 1. Quartal 2008 seit dem Ende des 2. Weltkriegs (Flucht und Vertreibungen nach dem Ende des Welt- der späten 1980er und frühen 1990er Jahre weiteres Drittel in den 1990er Jahren kriegs; Ungarnkrise des Jahres 1956; Zuzug und anschließender Rückgang; erneut stei- (33,2%), und etwas mehr als ein Drittel wan- ausländischer Arbeitskräfte („Gastarbeiter“), gendes Ausmaß der Zuwanderung nach 2001 derte bereits vor 1990 zu (35,4%). insbesondere in den frühen 1970er Jahren und Rückgang ab 2006). Insgesamt kam und dessen (temporäres) Ende als Folge des damit knapp ein Drittel der Zuwanderer seit Alter der Personen mit im Ausland Ölpreisschocks 1974; Zuwanderungsboom dem Jahr 2000 nach Österreich (31,4%), ein geborenen Eltern (2. Generation) Von den insgesamt 0,352 Mio. Personen der 2. Zuwandergeneration sind 0,191 Mio. (54,2%) Kinder unter 15 Jahren. Weitere 27% (0,095 Mio.) sind Jugendliche und junge Erwachsene im Alter zwischen 15 und 34 Jahre. 35 Jahre oder älter und damit Kinder von Personen, die schon vor sehr lan- ger Zeit nach Österreich zugewandert sein müssen, sind insgesamt 0,066 Mio. Ange- hörige der 2. Generation.

Bundesländer Die absolut und relativ meisten Men- schen mit Migrationshintergrund leben in Wien. Etwas mehr als ein Drittel der Wie- nerinnen und Wiener zählen zu dieser Grup- pe (36%). An zweiter Stelle liegt Vorarlberg mit etwa einem Fünftel an Bewohnerinnen und Bewohnern mit Migrationshintergrund (21%). Jeweils zwischen 18% und 12% lie- gen die Anteile in Salzburg (18%), Tirol (16%), Oberösterreich (14%) und Nieder- österreich (12%). Am niedrigsten ist der Anteil der Personen mit Migrationshinter- grund im Burgenland (8%), und ebenfalls

Foto: http://www.bilderbox.biz sehr niedrig ist der Wert in der Steiermark Österreich war immer schon ein »Schmelztiegel« der Nationen und in Kärnten mit jeweils 9%. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 24 Österreich, Europa und die Welt Österreich Japan Jahr 2009 Im Jahr 2009 feiern Österreich und Japan 140 Jahre diplomatische Beziehungen. Im Sommer 2006 beschlossen Bundeskanzler Wolfgang Schüssel und der japanische Premierminister Junichiro Koizumi, das Jubiläum feierlich zu begehen.

ieses Festjahr, das sowohl in Japan als Japan und Österreich stellt sicherlich die Hin- rufen Österreich Japanern ins Gedächtnis. Dauch in Österreich begangen wird er- gabe in der Bewahrung und Pflege des kultu- Darüberhinaus ist es die besondere Liebe zu laubt uns, die enge und traditionell gute rellen Erbes dar. Beide Länder sind überreich den schönen Künsten, welches beide Länder Freundschaft zwischen unseren beiden Län- an Traditionen und gleichzeitig Proponenten verbindet, wobei in dieser Hinsicht Österreich dern erneut in das Licht einer größeren von Hightech, Forschung und Innovation. als Kulturnation sowie als Land der klassi- Aufmerksamkeit zu rücken. Ein reiches Ver- schen Musik wohl den prägnantesten Wieder- anstaltungsprogramm, das den Bogen über Charakteristische erkennungswert im japanischen Bewußtsein das gesamte Jahr 2009 spannt, wird den Landschaft hat. Doch auch mit seinen historischen Bau- Rahmen für das Jubiläum darstellen. Japan werken sowie einem breit gefächerten Pro- und Österreich wünschen sich, das Festjahr Ein bedeutender Aspekt, der sowohl Japan gramm an Kunst und Kultur, wie den weltbe- 2009 zum Anlaß zu nehmen, um einen breiten als auch Österreich prägt, ist deren charakte- rühmten Dressurvorführungen der beliebten Fächer und ein buntes Bild der Vielfältigkeit ristische Landschaft, die im Laufe der Jah- Lippizaner in der Wiener Hofreitschule ist der Beziehungen zwischen den beiden Län- Österreich in Japan bekannt. dern zu dokumentieren. Österreichs Bild von Japan ist wiederum vorwiegend gekennzeichnet durch das tiefe Gemeinsames Ziel, bisher Bekenntnis zur schlichten Schönheit und Erreichtes zu festigen einer klaren Linienführung. Besonders Kunst- formen wie Ikebana, Kalligraphie oder die Die Vielfältigkeit und der Austausch in Teezeremonie erreichen in Österreich einen den Beziehungen zwischen Japan und Öster- zunehmenden Bekanntheitsgrad. Aber auch reich umfassen nicht nur das weite Feld der Unterhaltungsformen wie das Nô-Theater Kultur sowie der Pflege unseres kulturellen und Kabuki können als integraler Bestandteil Erbes, sondern schließt auch eine enge Ver- von Japans Image bezeichnet werden. Die flechtung der Wirtschaft sowie der Koope- jüngere Generation Japans ist fasziniert von ration in den Bereichen Jugendaustausch, Hightech, Anime und Manga, Computer- Tourismus, Technologie und Forschung ein. spielen sowie aktuellen Modetrends. Hier ist Ein besonderes Interesse gilt der verstärkten es vor allem die Pop-Kultur, welche zuneh- Zusammenarbeit im Umwelt- und Klima- reszeiten ein Kaleidoskop an Impressionen mend an Popularität gewinnt. Sowohl Japan schutz. Generell gilt unser gemeinsames Ziel, wiedergibt. Japans markanter Jahreszeiten- als auch Österreich sind für ihre Küche das bislang Erreichte zu festigen und in Zu- kreislauf, angefangen mit der berühmten bekannt. Süßspeisen und Sachertorten aber kunft weiter auszubauen. Um das Jubiläums- Kirschblütenszenerie im Frühling über die auch der Wein sind Ikonen Österreichs in jahr 2009 zu einem Erfolg zu führen, gehen leuchtenden und farbenprächtigen Laubwäl- Japan. Umgekehrt erfreuen sich Sushi und Japan und Österreich „viribus unitis“ – also der des Herbsts bis hin zum Schneefest in Bento einer immer größeren Popularität bei mit vereinten Kräften – vor. Die Hauptver- Hokkaido bietet einen Reigen an Farbenspiel den Österreichern. antwortung für das „Österreich Japan Jahr für das Auge. Die schöne Landschaft genießt 2009“ liegt bei den jeweiligen Außenministe- bei Österreichern und Japanern nicht nur Wissenschaft und rien in Wien und Tokio. Mit der Organisation einen hohen Stellenwert sondern sie ist auch Forschung und Durchführung der Projekte in den jewei- der Rahmen für unterschiedliche Aktivitäten ligen Ländern sind die österreichische Bot- wie Wandern oder Skilaufen. Ein besonderes Bestreben beider Länder schaft in Tokio und die japanische Botschaft Gerade der Wintersport hat wesentlich geht in die Vertiefung von Wissenschaft und in Wien befaßt. dazu beigetragen, die Beziehungen unserer Forschung; Wissenstransfer und Kooperation Trotz der geographischen Distanz zwi- beider Länder zu vertiefen. In Japan sieht man sind Teil des alltäglichen Zusammenarbeitens schen Österreich und Japan von etwa 10.000 Österreich als die Nation, die den Skilauf auf zwischen unseren beiden Ländern. Österreich Kilometern Luftlinie teilen der Inselstaat im dem Inselstaat im fernen Osten begründet hat genießt in Japan den Ruf eines dynamischen fernen Osten und das zentraleuropäische und das Bild des Skilaufens in Österreichs Industrielandes und so behaupten sich viele Alpenland eine Reihe von Gemeinsamkeiten reizvoller Alpenlandschaft prägt das japani- österreichische Unternehmen aufgrund der und Werten. Worin liegen nun die besonderen sche Österreichbild ebenfalls nachhaltig. Ös- hohen Qualität, welche ihren Produkten zuge- Stärken und wie weitreichend ist die gegen- terreich ist aber nicht nur für die Winterland- schrieben wird, in vielen Bereichen von seitige Präsenz und Wahrnehmung unserer schaft berühmt. Ein imposantes Alpenpanora- Hightech und Industrie. beider Länder? ma, das Wandern durch sommerliche Wie- http://www.japan-austria2009.org Das wesentlichste Bindeglied zwischen senlandschaften sowie eine saubere Umwelt http://www.austria-japan2009.org

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 25 Aus Südtirol Pühringer und Platter bei Durnwalder An zwei aufeinanderfolgenden Tagen besuchten die Landeshauptmänner von Oberösterreich und Tirol ihren Südtiroler Amtskollegen Luis Durnwalder

inen ganzen Katalog an Fragen haben Edie Landeshauptleute Luis Durnwalder (Südtirol) und Günther Platter (Bundesland Tirol) am 21. Juli in Bozen aufgeworfen. Die Palette reichte vom Brennerbasistunnel (BBT) über gemeinsame Forschungsprojekte und Europapolitik bis hin zum Zivilschutz und eine Abstimmung der Bahnverbindungen. Der Besuch war Platters Antrittsbesuch als Landeshauptmann bei seinem Amtskol- legen Durnwalder. „Ich wollte ein Zeichen setzen und habe deshalb Südtirols Lan- deshauptmann als erstem Landeshauptmann einen Besuch abgestattet“, so Platter im An- schluß an das Treffen „zweier Freunde“ (O- Ton Durnwalder), die eine ganze Menge an Themen zu besprechen hatten. Allen voran ging es um die Verkehrs- politik. „Es ist uns beiden ein Anliegen, den BBT voranzubringen und dessen Finanzie- rung zu sichern“, so Durnwalder. Bis dieser allerdings gebaut sei, gelte es, konkrete Maß- Südtirols Landeshauptmann Luis Durnwalder war mit den Kollegen Günter Platter… nahmen zu einer Verbesserung der Transit- Situation zu setzen. Konkrete Maßnahmen, sollen Verbindungen und Tarife passen, da- derzeit 14 davon, die für unsere Länder von die im Vorfeld zwischen Südtirol und dem mit man schnell und unkompliziert per Bahn zentraler Bedeutung sind“, so Platter. Durch Bundesland Tirol besprochen werden soll- in das jeweilige Nachbarland kommt“, so eine bessere Abstimmung könne nicht nur ten. „Wir vertreten in manch einem Bereich Durnwalder. effizienter geforscht, sondern auch Geld ge- unterschiedliche Positionen, das wichtigste Vorangetrieben werden sollen auch ge- spart werden. Verbessert werden soll zudem ist allerdings, daß die Informationen über meinsame Forschungsprojekte. „Wir haben die Zusammenarbeit auf dem Gebiet des geplante Maßnahmen zwischen den beiden Ländern fließen und man über diese Maß- nahmen nicht aus der Zeitung erfährt“, so Platter. Konkret angesprochen wurde dabei das sektorale Fahrverbot für Lkw, das Durnwalder für nicht zielführend hält: „Mir ist es weniger wichtig zu kontrollieren, was transportiert wird, sondern worauf es trans- portiert wird“, so der Landeshauptmann mit Blick auf abgasabhängige Fahrverbote. Damit die Zusammenarbeit und die ge- genseitige Information funktioniert, soll es halbjährliche Treffen zwischen den beiden Landesregierungen geben, wobei man im Anschluß gemeinsam eine Kulturveranstal- tung besuchen möchte. Diese Abstimmung soll auch einer gemeinsamen Politik in Brüs- sel, etwa zum Schutz der Alpen oder der Berglandwirtschaft dienen. Zudem will man die Bahnverbindungen zwischen den beiden Fotos: LPA/Pertl Ländern besser aufeinander abstimmen. „Es … und Josef Pühringer zu freundschaftlichen Gesprächen zusammengetroffen.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 26 Aus Südtirol

Zivilschutzes, vor allem in Sachen grenz- überschreitende Helikopterflüge. „Dieses Widmann: »Zufriedenheit der Problem ist rechtlich nicht gelöst, weshalb wir auf ein Abkommen drängen“, so Durn- Südtiroler Wintergäste ist groß« walder, der bei Platter für dieses Anliegen Studien der Eurac und des Astat zur Preiszufrieden- ebenso Zustimmung fand wie für den Vor- schlag der Wiedereinführung eines Südtirol- heit von Urlaubsgästen und zu deren Ausgaben referats der Tiroler Landesregierung. „Ich bin sicher, daß wir eine konstruktive, ast 80 Prozent der Wintergäste sind mit In keinem anderen Land im Alpenraum offene, ehrliche und unkomplizierte Form Fihrem Südtirolurlaub im allgemeinen gäbe es insgesamt eine so hohe Zufrieden- der Zusammenarbeit pflegen werden“, sehr zufrieden. Auch mit den Preisen sind sie heit der Wintergäste wie in Südtirol, freute schloß Durnwalder, der seinem Amtskolle- durchwegs zufrieden, wie eine vom Land in sich Tourismuslandesrat Widmann, der unter- gen auch die besten Wünsche für seine neue Auftrag gegebene Studie der Europäischen strich, daß Südtirol immer nur über die Qua- Aufgabe ausgesprochen hat. Akademie (Eurac) zeigt. „Die Preiszufrie- lität, nie allein über den Preis mit anderen Tags darauf hat Durnwalder seinen ober- denheit hat einen signifikanten Anteil an der Urlaubsdestinationen konkurrieren könne. österreichischen Amtskollegen Josef Pührin- Gesamtzufriedenheit am Urlaub“, unter- Bei den Nächtigungen habe es zwar im ger getroffen. Im Gespräch ging es um poli- strich Professor Harald Pechlaner von der Winter 2007/2008 einen Zuwachs gegeben, tische Fragen ebenso wie um eine Zusam- Eurac. Die Gäste würden weiterhin auf nie- dennoch gelte es nun vor allem neue Märkte menarbeit in der Verkehrs- und Energie- drige Preise achten. Deutlich verbessert hat und neue Zielgruppen zu erschließen, beton- politik. sich im Vergleich zu 2004/2005 die Zufrie- te der Tourismuslandesrat. „Bedeutend ist in Die beiden Landeshauptleute haben sich erster Linie die Wertschöpfung, die der Tou- zunächst über die innenpolitische Lage in rismus für unser Land bringt, nicht die bloße Italien und Österreich unterhalten. Dabei Zahl der Nächtigungen“, sagte Widmann. standen vor allem die bevorstehenden Natio- Die Aufenthaltsdauer geht weiterhin zurück nalratswahlen in Österreich im Mittelpunkt. und liegt derzeit bei 5,3 Tagen. Die Gäste „Wie auch immer diese ausgehen, so können sollen also laut Widmann dazu gebracht wer- wir doch immer auf die Unterstützung und den, mehr auszugeben. Schließlich profitie- den Schutz unseres Vaterlandes zählen“, so ren nicht nur der Tourismussektor von den Durnwalder nach dem Treffen mit seinem Urlaubern, sondern auch alle anderen Wirt- oberösterreichischen Amtskollegen. schaftssektoren. „Von den 145,38 Euro, die Was die Entwicklung der beiden Länder die Wintertouristen im Schnitt täglich ausge- Südtirol und Oberösterreich betrifft, so geben haben, wurden 28,59 für den Kauf wurde heute vereinbart, in Brüssel verstärkt von Gütern, 9,61 für Dienstleistungen und Themen gemeinsam zu verfolgen. „Unsere 16,12 für die Beförderung ausgegeben“, beiden Länder sind kleine Realitäten auf erklärte Alfred Aberer vom Landesstatistik- europäischer Ebene, weshalb es notwendig institut ASTAT, das in seiner Studie zu den ist, daß wir für unsere Anliegen möglichst Ausgaben der Urlaubsgäste 2007/2008 die viele Partner und Unterstützer suchen“, so Ausgaben von 660 Urlaubern unter die Lupe Durnwalder, der die Agrarpolitik und hier genommen hat. Nicht nur die Ausgaben für vor allem die Berglandwirtschaft und die die Unterkunft haben zugenommen, auch je- Gentechnikfreiheit als Beispiele nannte. ne in anderen Bereichen, wie etwa dem Kauf Foto: Tourismusverband Gröden Ausgebaut werden soll zudem die Zu- von Gütern. Insgesamt haben die Pro-Kopf- Aussicht auf den Grödener Langkofel – sammenarbeit der Länder bei der Suche nach hier kann man nur zufrieden sein! Ausgaben der Touristen im Vergleich zu 2004/ Antworten auf drängende verkehrspolitische 2005 um 22 Prozent zugenommen. Ohne die Fragen. Durnwalder informierte Pühringer denheit mit der Preistransparenz und dem Inflation von acht Prozent würde der Zu- über die Entwicklungen rund um die Pla- Preis-Leistungsverhältnis bei den Beherber- wachs 14 Prozent ausmachen. „Die Deut- nung bzw. den Bau des Brennerbasistunnels gungsbetrieben. Die Privatzimmervermieter schen geben weniger aus als die Italiener und seiner Zulaufstrecken. „Hier gilt es in schließen bei der Preiszufriedenheit insge- und die Gäste aus anderen Ländern“, sagte erster Linie, Einfluß auf die beiden beteilig- samt am besten ab. Daß der Preis dem Image Aberer. ten Staaten Österreich und Italien zu neh- des Beherbergungsbetriebs entspräche, habe Die ASTAT-Daten würden auch zeigen, men, damit diese die Finanzierung auf siche- den größten Einfluß auf die Preiszufri- dass die Entscheidung, Südtirol verstärkt in re Beine stellen“, so der Landeshauptmann. edenheit, unterstrich Pechlaner. Im Bereich Polen als Tourismusdestination zu bewer- Schließlich haben die beiden Landeshaupt- Gastronomie ist die Preiszufriedenheit der ben, richtig gewesen sei, unterstrich Wid- leute auch im Bereich der Energie einen ver- Gäste nicht ganz so hoch wie am Beherber- mann. Im Winter habe es 234.834 Übernach- stärkten Austausch auf Länderebene verein- gungssektor, obwohl sich auch hier Verbes- tungen von polnischen Urlaubsgästen gege- bart. „Unser Vorbild ist dabei die Kultur, ein serungen im Vergleich zum Winter 2004/ ben und somit ein Plus von 37, 1 Prozent. Zu- Bereich also, in dem unsere beiden Länder 2005 zeigen. Am geringsten sei die Preiszu- dem würden die Polen mehr Geld ausgeben bereits seit Jahren erfolgreich zusammenar- friedenheit bei den Alm- und Schutzhütten, als andere Urlaubsgäste, so Widmann. „ beiten“, so Durnwalder. „ so Pechlander. http://www.provinz.bz.it

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 27 Europa Mittelmeer-Union gegründet Außenministerin Ursula Plassnik: Konkrete Projektarbeit, nicht politische Lippenbekenntnisse

ie Konferenz zeige den Willen zur Er- Dneuerung der Barcelona Partnerschaft zwischen der EU und den Mittelmeerlän- dern. Paris sei also keine Neuschöpfung, son- dern eine gezielte Weiterentwicklung von Bewährtem, erklärte Außenministerin Ursula Plassnik am Rande des Gipfeltreffens der EU und der Anrainerstaaten des Mittelmeeres am 13. Juli, bei dem der Startschuß für die „Union für das Mittelmeer“ gegeben wurde. Diese Mittelmeerunion, die auf den Barce- lona-Prozeß aufbaut, bietet 43 Staaten mit über 700 Millionen Bürgern einen Rahmen der Zusammenarbeit. Plassnik begrüßt die Verstärkung der Zu- sammenarbeit zwischen EU und Mittel- meerländern: „Österreich hat sich immer für eine möglichst intensive Partnerschaft im Mittelmeerraum eingesetzt. Für uns sind bei- de Dimensionen der Nachbarschaft Mittel- meer und Osteuropa wichtig. Hier gilt kein ,entweder – oder‘, sondern ein ,sowohl – als Außenministerin Ursula Plassnik mit dem Hohen Vertreter der EU, Javier Solana, auch“‘. und Frankreichs Außenminister und amtierender EU-Ratsvorsitzender Bernard Kouchner (links, sitzend) Fotos: Bernhard J. Holzner © HOPI-MEDIA Nachbarschaftspolitik sei gezielte Stabili- sierungs- und Sicherheitspolitik. „Wir wol- samen Handlungsbedarf gibt. Aber auch bei ter und Mitträger der politischen, wirtschaft- len und können keine weißen Flecken in der den Zukunftsthemen Umwelt und Energie ist lichen und sozialen Dimension dieser Part- europäischen Nachbarschaft zulassen weder konkrete und ergebnisorientierte Zusammen- nerschaft einzubeziehen. „Die neue Mittel- im Süden noch im Osten. Die EU-Mittel- arbeit gefragt.“ meer-Union kann nicht die Hälfte der Be- meer-Partnerschaft und die heute beschlos- Es gelte in der Projektarbeit konkrete und völkerung ignorieren“, so Plassnik. Öster- sene Projektliste in den Bereichen Umwelt, zeitgemäße Schwerpunkte zu setzen, so reich werde sich hier insbesondere im Energie und Infrastruktur eröffnen auch der Plassnik. Besonderes Anliegen sei ihr dabei Bereich der wirtschaftlichen Zusammenar- österreichischen Wirtschaft neue Zukunfts- die Einbeziehung der Frauen und der Jugend beit (Mediterranean Business Development märkte und Entwicklungschancen. Gerade in sowie der Dialog der Kulturen.Wir müssen Initiative) durch Frauen-orientierte Projek- den Bereichen Umwelt und Technologie die Erneuerung der Partnerschaft dazu nüt- ten einbringen. können österreichische Unternehmen ihr zen, um Frauen stärker als aktive Mitgestal- Auch im Bereich des Dialogs der Kultu- Fachwissen einbringen. Sie sollten die Mög- ren seien bereits konkrete Schritte in Planung: lichkeit nützen“, so Plassnik, die darauf hin- So werde Österreich im Herbst gemeinsam wies, daß allein 2007 die österreichischen mit der Arabischen Liga eine Dialogkon- Exporte in die Region um 30 Prozent gestie- ferenz und Anfang Oktober mit der UNO ein gen sind. Derzeit wird an einem Fahrplan internationales Seminar mit Vertretern der gearbeitet, um bis 2010 eine Euromed- Medien und der Zivilgesellschaft im Nahen Freihandelszone zu schaffen. Osten organisieren. In diesem Zusammenhang formulierte Plassnik abschließend: „Die Mittelmeer- Plassnik auch eine klare Erwartungshaltung Union hat das Potential, als gemeinsamer an das neue Kooperationsforum: „Wichtig Lernprozeß die bestehenden Verbindungs- ist, daß sich diese Erneuerung nicht in politi- linien enger zu knüpfen und somit belastba- schen Lippenbekenntnissen erschöpft, son- rer zu machen. Wir stehen bei aller Unter- dern rasch in konkrete und für die Menschen schiedlichkeit vor gemeinsamen Herausfor- unmittelbar erfahrbare Projekte mündet. Die derungen. Die Botschaft von Paris muß da- jüngsten tragischen Todesfälle vor der spani- her ein klares und glaubwürdiges Bekenntnis schen Küste machen deutlich, daß es – etwa Außenministerin Ursula Plassnik mit dem zum gemeinsamen politischen Gestalten der in der Migrationspolitik – einen gemein- Hohen Vertreter der EU, Javier Solana EU und Mittelmeerländer sein.“ „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 28 Europa Integrationsfähigkeit der EU bei Beitritten »umfassend berücksichtigen« Die letzten Erweiterungen waren ein großer Erfolg und von Vorteil für die alten wie auch die neuen Mitgliedstaaten, so das Urteil des Europäischen Parlaments.

as allerdings künftige Erweiterungen EU, den Folgen der politischen Entwicklun- Erweiterung müsse eine entsprechende Kon- Wbetreffe, müsse die „Integrationsfähig- gen außerhalb ihrer Grenzen und der Inte- solidierung und politische Konzentration keit“ der EU „umfassend berücksichtigt“ grationsfähigkeit der Union. Die Integra- folgen, also eine „ernsthafte Neubewertung werden. So müsse die EU etwa institutionell tionsfähigkeit hänge von der Fähigkeit der der Politiken und der Mittel der Union“, um und finanziell neue Mitglieder aufnehmen EU ab, ihre politischen Ziele festzulegen den Erwartungen der Bürger der EU zu ent- können. Auch macht das Parlament deutlich, und auch zu erreichen. sprechen und die Durchführbarkeit der Union dass jedes Land vor einem Beitritt seine als politisches Vorhaben zu gewährleisten. internen Probleme lösen sollte. Eine Erweiterung ohne entsprechende In dem von Elmar Brok (CDU) ausgear- Konsolidierung und Vorbereitung könnte beiteten Bericht zur EU-Erweiterungsstra- den inneren Zusammenhalt der Union nega- tegie bekräftigt das Europäische Parlament tiv beeinflussen und „ernsthafte Auswirkun- (EP) sein „entschlossenes Engagement“ für gen“ auf die Handlungsfähigkeit der Union alle Bewerberländer und für jene Länder, haben, da sie ihre Institutionen schwächen, denen eine Mitgliedschaft klar in Aussicht die Mitgliedstaaten anfälliger für Druck von gestellt wurde. Die letzten Erweiterungsrun- außen machen und die Glaubwürdigkeit der den bedeuteten einen großen Erfolg und EU als globaler Akteur untergraben würde. waren sowohl für die alten als auch die neuen Mitgliedstaaten von Vorteil, indem sie Auswirkungen der das wirtschaftliche Wachstum und den sozi- Erweiterung näher bringen

alen Fortschritt gefördert und dem europäi- Foto: Europäische Kommission Zukünftige Erweiterungen sollten, so das schen Kontinent Frieden, Stabilität, Freiheit Elmar Brok, Mitglied des EP, von einer ausgewogenen und von allen und Wohlstand gebracht haben. Europäischen Parlaments EU-Institutionen sowie den Regierungen der Voraussetzung für künftige Beitritte sei Mitgliedstaaten ebenso wie den Vertretern jedoch, daß alle sogenannten „Kopenhage- Der Begriff Integrationsfähigkeit umfas- der Zivilgesellschaft mitgetragenen Kom- ner Kriterien“ „vollständig und rigoros“ er- se daher vier Faktoren: munikationspolitik begleitet werden. Diese füllt werden, daß die Union ihre Integra-  die Beitrittsländer sollten die Fähigkeit müsse darauf zielen, „unseren Bürgern die tionsfähigkeit verbessert und daß diese der Union, die zur Erfüllung ihrer politi- politischen, wirtschaftlichen, sozialen und Fähigkeit „umfassend berücksichtigt“ wird. schen Ziele nötige Dynamik zu bewah- kulturellen Auswirkungen der Erweiterung Um EU-Mitglied werden zu können, muß ren, „unterstützen und nicht behindern“; näher zu bringen“. Es liege letztlich in der also ein Staat drei Bedingungen erfüllen:  der institutionelle Rahmen der Union Verantwortung der Mitgliedstaaten, die Öf-  Politisches Kriterium: institutionelle Sta- sollte dazu angetan sein, eine „effiziente fentlichkeit angemessen über die Erfolge bilität als Garantie für demokratische und und effektive Verwaltung“ zu ermögli- früherer Erweiterungen, den Status quo der rechtsstaatliche Ordnung, für die Wah- chen; laufenden Verhandlungen sowie Fragen im rung der Menschenrechte sowie die Ach-  die finanziellen Mittel der Union sollten Zusammenhang mit dem Beitritt neuer tung und den Schutz von Minderheiten „ausreichend“ sein, um den Herausforde- Mitgliedstaaten zu informieren.  Wirtschaftliches Kriterium: funktionsfä- rungen des wirtschaftlichen und sozialen hige Marktwirtschaft und Fähigkeit, dem Zusammenhalts und der gemeinsamen Interne Probleme im Vorfeld lösen Wettbewerbsdruck und den Marktkräften Politikbereiche der Union gerecht zu Schließlich sind die Abgeordneten der innerhalb der Union standzuhalten werden; Überzeugung, daß jeder beitretende Staat  Acquis-Kriterium: Fähigkeit, die aus der  es sollte eine „umfassende Kommunika- versuchen sollte, seine wichtigsten internen Mitgliedschaft erwachsenden Verpflich- tionsstrategie“ entwickelt und angewen- Probleme zu lösen, insbesondere jene, die tungen zu übernehmen und sich die Ziele det werden, um die Öffentlichkeit über die sein territoriales und sein verfassungsmäßi- der politischen Union sowie der Wirt- Folgen der Erweiterung zu informieren. ges Gefüge betreffen, bevor er der Union schafts- und Währungsunion zu eigen zu beitreten kann. Die EU sollte im Vorfeld und machen. »Konsolidierung, Konditionalität und während der Verhandlungen mit einem sol- Kommunikation« chen Staat diesen bei der Klärung dieser Integrationsfähigkeit der EU Die Abgeordneten betonen, daß „Kon- Fragen unterstützen. Der Bericht wurde mit Für die Abgeordneten sollte die Erweite- solidierung, Konditionalität und Kommuni- 534 Ja-Stimmen, 44 Nein-Stimmen und 45 rungsstrategie einen Mittelweg darstellen zwi- kation“ die leitenden Grundsätze der Er- Enthaltungen angenommen. „ schen den geostrategischen Interessen der weiterungsstrategie der EU sind. Auf jede http://www.europarl.europa.eu/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 29 Wirtschaft Österreichs Wirtschaft am Rande der Stagnation Deutlicher Rückgang des Bank Austria Konjunkturindikators im Juni – Wirtschaftswachstum fällt 2009 auf 1,2 Prozent

ach einer Stabilisierungsphase zu Jah- dungen aus den USA und ihre Folgen für die um die 3-Prozent-Marke halten und damit Nresbeginn und einem danach folgenden globalen Finanzmärkte doch zur Belastung. wird der Konsum auch 2009 keine stärkeren moderaten Abwärtstrend ist der Konjunktur- Gemeinsam mit der verschärften Geldpolitik Wachstumsimpulse für die heimische Wirt- indikator der Bank Austria im Juni nun deut- werden damit die Finanzierungsbedingun- schaft setzen können. Die Ökonomen der lich nach unten abgerutscht. Der Rückgang gen für Unternehmen in Europa erschwert. Bank Austria erwarten auch für 2009 mit von 2,4 im Vormonat auf einen Wert von nur Im Zusammenspiel mit der konjunkturellen 2,7 Prozent eine Inflationsrate deutlich über noch 1,7 stellt den stärksten monatlichen Abkühlung in einer Reihe großer europäi- der Zielmarke der Europäischen Zentral- Rückgang des Indikators seit mehr als fünf scher Volkswirtschaften und insbesondere bank. Jahren dar. Für das Abrutschen auf den tief- der nun auch negativen Vorzeichen in der sten Wert seit dem Frühjahr 2003 sind alle Industrie Deutschlands, dem größten Han- Härtere Zeiten Einzelkomponenten verantwortlich. Insbeson- delspartner Österreichs, zeigt der Wachs- am Arbeitsmarkt dere das Vertrauen der Konsumenten in eine tumstrend der heimischen Wirtschaft daher positive wirtschaftliche Zukunft hat sich klar nach unten. Die derzeit noch glänzenden Daten am stark eingetrübt. Doch auch die Stimmung Das Wirtschaftswachstum, das im ersten Arbeitsmarkt werden schon bald der Ver- der heimischen Industrie hat sich ver- Quartal 2008 mit einem Plus von 0,7 Prozent gangenheit angehören. Aufgrund der kon- schlechtert und die europäische Industrie, noch positiv überraschte, hat sich im zweiten junkturellen Abkühlung wird in den näch- angeführt von den bislang kräftig expandie- Quartal bereits halbiert. „In der zweiten sten Monaten die Trendwende einsetzen und renden deutschen Unternehmen, hat nun an Jahreshälfte 2008 werden die ungünstigen der Anstieg der Beschäftigten sowie der Zuversicht verloren. „Der starke Rückgang globalen Rahmenbedingungen Österreichs Rückgang der Arbeitslosigkeit gebremst. des Bank Austria Konjunkturindikators im Konjunktur noch stärker zusetzen, sodass „Als konjunktureller Nachläufer reagiert der Juni als Folge der deutlichen Eintrübung des nur mit knapp positiven Wachstumsraten zu Arbeitsmarkt verspätet auf Wirtschafts- Wirtschaftsklimas zeigt, daß sich die Kon- rechnen sein wird. Eine regelrechte Rezes- trends, doch schon 2009 wird die Ar- junktur nicht allzu rasch erholen wird“, sion ist allerdings wenig wahrscheinlich“, beitslosenquote wieder die 6 Prozent-Marke meint Stefan Bruckbauer, der stellvertreten- meint Bruckbauer trotz der Vielzahl sich er- erreichen“, so Pudschedl. de Chefvolkswirt der Bank Austria und höhender Risiken. ergänzt, „die heimische Wirtschaft gerät Deutliche Wachstums- noch mehr unter Druck und steht in der Inflation bremst abschwächung 2009 zweiten Jahreshälfte 2008 sogar am Rande Konsum auch 2009 einer Stagnation.“ Die Vielzahl an bestehenden Risiken Die ungünstigen internationalen Vorga- macht ein allzu rasches Durchtauchen der Das verschlechterte ben kann die heimische Wirtschaft derzeit Konjunkturdelle mittlerweile unwahrschein- Umfeld belastet die nicht kompensieren. Neben den Investi- lich. „Die Kombination aus hohen Rohstoff- tionen wird sich auch der Konsum in den kosten, starkem Euro und zurückhaltender Unternehmen nächsten Monaten sehr zurückhaltend ent- Nachfrage läßt auch über den Jahreswechsel Mehrere Faktoren sind für die wachsen- wickeln. Die hohe Inflation frißt die nomi- 2008/2009 hinaus weder Wachstumsimpulse den Konjunktursorgen der Ökonomen der nellen Einkommenssteigerungen gänzlich aus dem Ausland noch aus dem Inland Bank Austria verantwortlich. Vor allem weg und läßt weiterhin keine Konsumfreude erwarten“, meint Bruckbauer. Nach einem haben sich die globalen Rahmenbedingun- aufkommen. „Nachdem der Ölpreis seine Anstieg des BIP um 2,3 Prozent im laufen- gen für die österreichische Wirtschaft in den Bergfahrt nicht beendet und die Entlastung den Jahr gehen die Ökonomen der Bank letzten Wochen abermals eingetrübt. Un- bei den Nahrungsmittelpreisen nur schlep- Austria für 2009 nur noch von einem Wirt- verändert drücken der starke Euro und die pend vor sich geht, wird der Inflationsdruck schaftswachstum von 1,2 Prozent aus. hohen Rohstoffpreise, insbesondere von erst gegen Jahresende 2008 etwas nachlas- Zudem sind angesichts der ungünstigen glo- Erdöl, das Geschäftsumfeld. Zudem sind die sen. Im Jahresdurchschnitt 2008 rechnen wir balen Rahmenbedingungen die Risiken nach US-Immobilienkrise und ihre Folgen noch daher mittlerweile mit einer Teuerung um unten beträchtlich. Wenn der Rohölpreisan- nicht ausgestanden. Auch wenn es in Öster- 3,4 Prozent“, meint Bank Austria-Ökonom stieg ungebremst weitergeht und sich die Fi- reich vom Dezember letzten Jahres bis Mai Walter Pudschedl. Preisanhebungen bei von nanzmarktkrise zu einer Kreditklemme aus- zu keiner Verteuerung von Firmenkrediten diesen beiden Faktoren abhängigen Produk- wächst, könnte das Wirtschaftswachstum in kam und das Kreditwachstum sich sogar ten werden die Inflation auch über den Jah- Österreich sogar zum Erliegen kommen. „ noch beschleunigte, werden die Negativmel- reswechsel hinaus auf einem Niveau knapp http://www.ba-ca.com/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 30 Wirtschaft Leitbetriebe sind Kernsubstanz des Standortes Österreich IV-Präsident Sorger: Wichtige Knotenpunkte der Innovations- und Wachstums- dynamik – Studie: 103 Leitbetriebe kooperieren mit 95.000 Zulieferbetrieben

nternationale Leitbetriebe sind die Kern- Isubstanz des Standortes Österreich. Es sind jene Unternehmen, deren Bedeutung und Beitrag zu Wachstum und Wohlstand in Österreich gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann“, erklärte der Präsident der Industriellenvereinigung, Veit Sorger, am 6. Juli bei einer gemeinsamen Pressekon- ferenz mit Andrea Berghofer, Geschäfts- führerin der Adler-Werk Lackfabrik J. Berg- hofer GmbH&Co und dem Vorstandsvorsit- zenden der voestalpine AG, Wolfgang Eder, sowie Herwig Schneider, Geschäftsführer des Industriewissenschaftlichen Institutes (IWI). Angesichts der Überschreitung des Kon- junkturgipfels müsse man sich heute mehr denn je fragen, wo die Unternehmen sind, die aufgrund ihrer starken Vernetzung mit Andrea Berghofer (Geschäftsführerin Adler-Werk), IV-Präsident Veit Sorger und anderen Unternehmen und ihrer hohen Vor- Wolfgang Eder (Vorstandsvorsitzender voestalpine AG) Foto: IV leistungsnachfrage die höchsten Multiplika- toreffekte in der Volkswirtschaft auslösen. Arbeitsplätze, Produktion und Wertschöp- und Arbeitszeitflexibilisierung die größte Österreich müsse gerade heute den Fokus fung. Bedeutung zu, wenn es um die Attraktivität auch auf jene Unternehmen richten, die für Wie befruchtend die Symbiose innerhalb des Wirtschaftsstandortes geht“, betonte IV- das Gedeihen und Überleben ganzer Re- von Unternehmensnetzwerken nicht nur für Präsident Sorger. Neben der Qualität und gionen hauptverantwortlich sind, betonte der die regionale Volkswirtschaft, sondern auch Sicherheit der Energieversorgung werden IV-Präsident. Als wichtige Knotenpunkte der für die Betriebe selbst sein kann, machte Weiterbildung im Beruf, Verkehrsinfrastruk- Innovations- und Wachstumsdynamik kri- Andrea Berghofer am Beispiel des mittel- tur, Flexibilisierung der Entgeltsysteme, stallisieren sich dabei mehr und mehr inter- großen Traditions-Leitbetriebs Adler-Werk- Energiekosten, Effizienz der Bürokratie, nationale Leitbetriebe heraus. „Wir meinen Lackfabrik deutlich. „Aufgrund der Vielzahl Spitzensteuersätze und Forschungsförder- damit jene Unternehmen, die als Head- von Kunden sind wir eng verbunden mit ung als weitere entscheidende Faktoren der quarter oder als standortmobile Entschei- ganz kleinen Unternehmen, die für uns eine Standortattraktivität eingestuft. dungszentralen größerer, multinationaler wesentliche Basis darstellen. Aber auch mit „Internationalen Leitbetrieben wird in Unternehmen in Österreich entscheidende den großen Industrien, deren Anforderungen Zukunft eine immer stärker werdende Be- Rollen als Arbeitgeber, Kooperationspartner wir annehmen, sodaß letztlich ebenfalls die deutung für Österreich zukommen. Wir alle und Auftraggeber für KMU, aber auch als kleinen von diesen Entwicklungstätigkeiten sind gefordert uns dafür zu engagieren, die Forschungs- und Entwicklungszentralen und profitieren. Ein speziell für einen Großbe- bereits angesiedelten Leitbetriebe an den Stützen des Exports inne haben“, so Sorger. trieb nach dessen Anforderungen entwickel- heimischen Standort zu binden und sie zu Klein- und Mittelbetriebe „leben“ und tes Anstrichsystem kann auch für einen klei- weiteren Investitionen zu ermutigen. Daher agieren in einer Schicksalsgemeinschaft mit nen Tischlerbetrieb von Vorteil sein!“ sagte dürfen die Warnsignale nicht ignoriert wer- diesen Leitbetrieben, wie eine aktuelle Stu- Berghofer. den, die auf die Gefährdung der Drehschei- die des IWI im Auftrag der IV eindrucksvoll benfunktion Österreichs bei internationalen bestätigt. Durch ihre große Vorleistungs- Optimale Rahmen- Unternehmen hinweisen“, warnte Sorger. Je nachfrage nach hochwertigen Produkten und bedingungen für mehr Leitbetriebe man für Österreich zusätz- Dienstleistungen lösen die 103 untersuchten lich gewinnen oder entwickeln könne, desto Leitbetriebe enorme indirekte Effekte in der Leitbetriebe schaffen besser sei es für Wachstum, Beschäftigung Volkswirtschaft aus. Diese reichen weit über „Wie die neue IWI-Studie zeigt, messen und Wohlstand. Den grundsätzlich erfreu- die eigenen Unternehmensgrenzen hinaus die befragten Leitbetriebe vor allem den lichen politischen Ankündigungen zur Stär- und sichern, vor allem bei KMU, zusätzliche Bereichen hochqualifizierte Arbeitskräfte kung des Standortes Österreich für interna-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 31 Wirtschaft tionale Leitbetriebe müßten nun umgehend mensinterne und -externe F&E, das sind Land Niederösterreich konkrete Maßnahmen folgen. Der Standort 35 Prozent der F&E-Aufwendungen in Ös- startet Logistik Cluster Österreich benötige beides: Klein- und Mittel- terreich insgesamt“, gibt sich Herwig W. betriebe als Rückgrat der heimischen Wirt- Schneider, Studienautor und Leiter des Weil das Geschäftsfeld Logistik national schaft und international agierende Leitbetrie- Industriewissenschaftlichen Instituts (IWI), wie international immer mehr an Bedeutung be. Klein braucht Groß, und Groß braucht von der Bedeutung Internationaler Leitbe- gewinnt, startet das Land Niederösterreich Klein – ein Prinzip, das im besonderen für triebe überzeugt. „Die Unternehmen gene- zu seinen fünf bestehenden Clusterini- den Wirtschaftsstandort Österreich gelte. rieren aufgrund ihrer zahlreichen Koopera- tiativen nun eine sechste: den „Logistik Veit Sorger veranschaulichte die enorme tionen und sonstigen Verflechtungen in der Cluster Niederösterreich“. Er ist eine Ko- Bedeutung der Leitbetriebe für Beschäfti- österreichischen Volkswirtschaft zusätzlich operation von Wirtschaftsreferat und Ab- gung: „Wird durch kluge Standortpolitik ein indirekte F&E-Aktivitäten: Für 100 F&E- teilung Gesamtverkehrsangelegenheiten des Arbeitsplatz in einem Leitbetrieb geschaf- Euro werden national und international wei- Landes. Der Logistik Cluster soll seinen fen, entstehen zwei weitere außerhalb des tere 25 F&E-Euro in vorgelagerten Wirt- Mitgliedsbetrieben helfen, Transportwege zu Leitbetriebs – vor allem in KMU. Wird ein schaftsbereichen nachgefragt“, so Schneider. optimieren sowie Zeit und Kosten zu sparen. Arbeitsplatz in einem Leitbetrieb gefährdet, Für die Zukunft sieht der Innovationsöko- Greifen die Maßnahmen, dann kommt dies riskiert man zwei weitere – vor allem in nom gute Vorzeichen: „Mehr als 82 Prozent auch der Umwelt zugute. KMU!“ der Unternehmen haben ihre F&E-Ausgaben „In der Wirtschaft schlummert gerade im „Die enorme Bedeutung der internationa- in den letzten Jahren österreichweit ausge- Bereich Logistik noch großes Optimierungs- len Leitbetriebe für die österreichische baut; über 72 Prozent der Unternehmen pla- und Einsparungspotential. Der neue Logistik Volkswirtschaft ist unbestritten. Daher müs- nen, diese auch in Zukunft zu steigern.“ Cluster soll zu einer Anlaufstelle für alle sen wir uns auch zukünftig permanent um innovativen Unternehmen werden, die für die Erhöhung der Standortattraktivität küm- Weitere Ergebnisse die logistischen Herausforderungen der mern, denn nur so kann es uns gelingen, im Detail Zukunft gerüstet sein wollen“, erklärt NÖ „neue“ Leitbetriebe ins Land zu bringen und Wirtschaftslandesrat Landeshauptmannstell- bestehende zu halten! Als Unterstützung für Die 103 untersuchten österreichischen vertreter Ernest Gabmann. Die Initiative die Politik schlagen wir die Einrichtung Leitbetriebe wolle auch über die Grenzen des Bundes- einer hochrangigen Expertenrunde mit inter-  kooperieren mit rund 95.000 Zuliefer- landes hinaus aktiv werden, denn „in Nie- nationaler Erfahrung vor. Diese „High Level betrieben, 87 Prozent davon sind KMU – derösterreich und Wien leben zusammenge- Task Force–Leitbetriebe“ sollen mithelfen, im Durchschnitt kooperiert jeder Leitbe- rechnet 3,4 Millionen Menschen. Die brau- die von der Bundesregierung im Regierungs- trieb somit mit ca. 1.000 Zulieferbetrie- chen eine zuverlässige Versorgung, die auf programm und dem Außenwirtschafts- ben, alle Fälle gewährleistet sein muß.“ leitbild formulierten Maßnahmen für inter-  stehen für eine generierte Wertschöpfung Der „Logistik Cluster“ zielt auf alle jene nationale Leitbetriebe zu konkretisieren und von 35,27 Mrd. Euro oder 15 Prozent der Betriebe ab, die besondere logistische Her- deren Umsetzung begleiten“, betonte im An- österreichischen Bruttowertschöpfung ausforderungen bewältigen müssen. „Damit schluß Wolfgang Eder, Vorstandsvorsitzen- Österreichs, unterscheidet er sich von den anderen Clu- der der voestalpine AG.  sind für 459.000 Arbeitsplätze oder 11 Pro- sterinitiativen des Landes, weil er nicht auf Zur Standortabsicherung und -attraktivie- zent der Gesamtbeschäftigung verant- eine bestimmte Branche fokussiert ist. An- rung bedürfe es dabei einer Vielzahl von wortlich, wobei 164.000 MitarbeiterIn- sprechen möchten wir die verladende Wirt- Maßnahmen. Ein Bildungssystem, das die nen direkt in den Unternehmen beschäf- schaft genauso wie die Logistikdienst- Verfügbarkeit des qualifizierten Nachwuch- tigt sind, 295.000 „außerhalb“, leister“, teilt Helmut Miernicki, Chef der mit ses sicherstellt. Eine klare, wettbewerbsfaire  bewirken Arbeitnehmerentgelte von ins- der Umsetzung betrauten Wirtschaftsagentur und langfristig verläßliche Umweltgesetzge- gesamt 14 Mrd. Euro oder 11 Prozent, ecoplus mit. Cluster-Manager ist Christian bung, um notwendige Wachstums- und  bewirken jährlich Arbeitnehmer-indu- Ecker, der auch die Geschäfte im Ennshafen Investitionsentscheidungen rechtzeitig tref- zierte Abgaben von insgesamt 7,38 Mrd. auf niederösterreichischer Seite führt. „ fen zu können und eine Anhebung der For- Euro, http://www.wirtschaftszentrum.at schungsprämien und -freibeträge zur Förde-  stehen für einen Export im Wert von rung der Innovationskraft in Österreich, so 36,41 Mrd. Euro oder 35 Prozent der ge- Basiszinssatz erhöht Eder abschließend. samten österreichischen Warenexporte,  bewirken ein generiertes Investitions- Gemäß Art. I § 1 des 1. Euro-Justiz-Be- Schrittmacher volumen von rund 8,2 Mrd. Euro oder gleitgesetzes (BGBl. I Nr. 125/1998) in für Innovation 15 Prozent der gesamten Bruttoinvesti- Verbindung mit der Verordnung BGBl. II Nr. tionen Österreichs, 27/1999 idgF ändert sich der Basiszinssatz „Internationale Leitbetriebe verantworten  stehen für eine generierte Produktion in dem Ausmaß, in dem sich der Zinssatz für nicht nur einen großen Teil des Wohlstandes (gesamte Produktion der 103 Unter- die Hauptrefinanzierungsoperation der Euro- von heute, sie bestimmen auch die Produk- nehmen plus Produktion der Lieferanten) päischen Zentralbank ändert. Mit Wirksam- tion, Wertschöpfung und Beschäftigung von von mehr als 88 Mrd. Euro, keit vom 9. Juli 2008 erhöht sich der Basis- morgen. 103 dieser Unternehmen investie-  investieren pro Jahr rund 295 Mio. Euro zinssatz um 0,51 Prozentpunkte von 3,19 % ren im Jahr 2006 mit mehr als 11.000 F&E- in die Aus- und Weiterbildung ihrer auf 3,70 %. Der Referenzzinssatz beträgt ab Beschäftigten 2,24 Mrd. Euro in unterneh- Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. „ dem 13. Juni 2007 5,25 %. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 32 Wirtschaft Verstärkte Impulse für Neues Schenkungsmeldegesetz österr. Außenwirtschaft Bei Schenkungen Verwandtschaftsverhältnis und geplante Liegenschaftsübertragungen genau prüfen „Die jüngsten Exporterfolge der österrei- chischen Unternehmen in den südlichen Mit- telmeeranrainerstaaten sind markant. Die ie Erbschafts- und Schenkungssteuer ist begriff ist weit gefaßt. Sämtliche Verwandte Ausfuhrsteigerung in diese Region erreichte Dmit 1. August 2008 Historie, dafür tritt in gerader Linie wie Eltern, Kinder oder im Vorjahr das Doppelte des österreichi- das neue Schenkungsmeldegesetz in Kraft. Großeltern sowie die Verwandtschaftsgrade schen Durchschnittes und das Dreifache des Die Änderungen: Die Steuerpflicht fällt, die in der Seitenlinie bspw. Geschwister, Onkel, EU-Ergebnisses“, sagte Wirtschafts- und Anzeigepflicht bleibt unter bestimmten Um- Tante, Nichte oder Cousin, zählen zu den Arbeitsstaatssekretärin Christine Marek am ständen weiter bestehen, bei Nichtbeachtung Angehörigen. Das Kind der Cousine wird 2. Juli im Rahmen der 7. Euromed Handels- drohen sogar besondere strafrechtliche Sank- aber beispielsweise zu den Nichtangehörigen ministerkonferenz in der französischen tionen. Experten der Er- eingeordnet. Die Tük- Hafenstadt Marseille. Österreich könne in ste Bank raten zu einer ken stecken hier im diesen Ländern insbesondere im Maschinen- sorgfältigen Abklärung Detail. „Wir raten des- und Infrastrukturbereich und auch bei des Verwandtschaftsver- halb, vor einer beabsich- Hightech-Produkten punkten. „Ich verspre- hältnisses und -grades. tigen Schenkung eine che mir von einer weiteren Integration und Bei Liegenschaftsschen- sorgfältige Abklärung Liberalisierung des Euromedraums verstärk- kungen ist eine genaue des Verwandtschaftsver- te Impulse auch für die österreichische Prüfung noch vor Aus- hältnisses und -grades Außenwirtschaft.“ laufen der Erbschafts- durchzuführen, um un- und Schenkungssteuer erwünschte und unvor- Der Euromedraum angebracht, um Steuer- hergesehene steuerliche nachteile zu vermeiden. Rechtsfolgen zu ver- Der Euromedraum umfaßt die 27 EU- Die Erbschafts- und meiden“, empfiehlt Rat- Mitgliedstaaten sowie die zehn südlichen Schenkungssteuer ent- schiller. Mittelmeeranrainerstaaten: Ägypten, Alge- fällt ersatzlos mit rien, Israel, Jordanien, Libanon, Marokko, 31. Juli 2008. Allerdings besteht ab dem Liegenschaftsschenkungen prüfen Palästina, Syrien, Tunesien und die Türkei. 1. August 2008 eine Meldepflicht für Schen- „Während wir grundsätzlich von einer Die Handelsminister dieser Länder treffen kungen zwischen Vorteilhaftigkeit der Verschiebung von sich jährlich um die bi-regionalen Wirt- Schenkungsvorgängen auf den Zeitpunkt schaftsbeziehungen zu stärken und bis 2010  Angehörigen ab einer Wertgrenze von nach Auslaufen der Erbschafts- und Schen- eine Euromediterane Freihandelszone zu 50.000 Euro im Jahr kungssteuer ausgehen, könnte sich dies bei schaffen. Bei der diesjährigen Konferenz  Nichtangehörigen ab 15.000 Euro inner- Schenkungen von Miethäusern oder vermie- standen Dienstleistungen und Investitionen, halb von fünf Jahren. teten Wohnungen zu einem ,Bumerang‘ ent- Landwirtschaft, Zollfragen und strategische Sowohl Geschenkgeber als auch Ge- wickeln“, warnt Ratschiller. Ab dem 1. Au- Zukunftsaspekte im Mittelpunkt der Ge- schenknehmer müssen Vermögensverschie- gust 2008 entfällt zwar für diese Vorgänge spräche. bungen beim Finanzamt anmelden. Von die Schenkungssteuer, die Möglichkeit der Im Jahr 2007 stiegen die österreichischen wem die Anzeige erfolgt, spielt dabei keine Aufwertung auf die fiktiven Anschaffungs- Ausfuhren in die Region der südlichen Rolle. „Wenn die Bekanntgabe nicht inner- kosten für Zwecke der Bemessung der Ab- Mittelmeerstaaten um fast 20 Prozent auf halb von drei Monaten bzw. bei Vorschen- schreibung ist damit aber ebenfalls hinfällig. mehr als 1,8 Milliarden Euro. Besonders kungen ab Überschreiten der Wertgrenze „Mit dem Schenkungsmeldegesetz fällt die- hohe Zuwachsraten konnten bei den Ex- vorgenommen wird, können Geldstrafen von ser Vorteil weg. Die Abschreibung vom Vor- porten nach Tunesien (+52 Prozent), bis zu 10 Prozent des übertragenen Vermö- gänger ist für die Restnutzungsdauer fortzu- Algerien (+49 Prozent) und Israel (+37 gens verhängt werden“, informiert Martin setzen, was zu einem beträchtlichen Steuer- Prozent) erzielt werden. Zu den größten Ratschiller, Steuerexperte der Erste Bank. nachteil führen kann. In derartigen Fällen ist österreichischen Abnehmern in der Region Die Meldepflicht gilt für Wertpapiere, Bar- daher zu überlegen, eine Übertragung noch zählen die Türkei mit einem österreichischen geld, Unternehmensanteile und Sachvermö- vor dem 1. August 2008 durchzuführen. Exportvolumen von 860 Millionen Euro, ge- gen – ausgenommen sind Grundstücke, diese Geht sich eine Schenkung vor dem 1. Au- folgt von Israel mit 210 Millionen Euro unterliegen der Grunderwerbsteuer, sowie gust 2008 nicht mehr aus, wäre statt einer sowie Ägypten und Algerien mit jeweils Vermögensübertragungen an Privatstiftun- Schenkung ein Verkauf zu überlegen“, rät rund 190 Millionen Euro. gen, da diese der Stiftungseingangssteuer der Experte. „Dieses beachtliche österreichische Er- unterliegen. In jedem Fall ist die Berücksichtigung gebnis ist auch im EU-Vergleich bemerkens- der näheren Umstände des Einzelfalles uner- wert, denn nach ersten überschlagsmäßigen Verwandtschaftsverhältnis überprüfen läßlich. Vor der Durchführung einer derarti- Berechnungen stiegen die Exporte der Experten der Erste Bank orten im Hin- gen Übertragung empfiehlt die Erste Bank 27 EU-Mitgliedstaaten in die südlichen Mit- blick auf die Definition des Angehörigen- einen Steuerberater aufzusuchen. „ telmeerstaaten im Vorjahr um lediglich

Foto: http://www.bilderbox.biz begriffs Schwierigkeiten. Der Angehörigen- http://www.erstebank.at 7,7 Prozent“, so Marek abschließend. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 33 Wirtschaft Agrarmarketing in Österreich Die Agrarmarkt Austria Marketing GesmbH. (kurz AMA Marketing) wurde im Zuge des österreichischen EU-Beitrittes mit der Förderung des Agrarmarketings in unserem Land betraut. Alle Fotos: AMA Aufgaben und Ziele Zahlreiche Spezialprojekte, wie zum Bei- spiel die „Genuss-Offensive“, runden die Hauptaufgabe der Agrarmarkt Austria Maßnahmen ab. Neben dem österreichischen Marketing GesmbH ist es, den Absatz land- stehen auch andere Märkte innerhalb der wirtschaftlicher Erzeugnisse vorzugsweise EU, vorzugsweise im Mittelpunkt der für die Bereiche Fleisch und Fleischwaren, Aktivitäten. Dies sind Deutschland und Eier und Geflügel, Milch und Milchpro- Italien und nunmehr auch sehr erfolgreich dukte, Obst, Gemüse und Erdäpfel sowie die neuen EU-Staaten. Bio zu fördern. Durch den Einsatz von klassischer Wer- Qualitätsmanagement bung, Verkaufsförderung und PR wird dabei das Ziel verfolgt, die KonsumentInnen für Die AMA Marketing ist auch für die Er- die Bedeutung von Qualität, Frische und Her- arbeitung und Durchführung verschiedener kunft von Lebensmitteln zu sensibilisieren. Qualitätssicherungsprogramme zuständig.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 34 Wirtschaft

Agrarmarketingbeiträge Beispiele für AMA-Qualitätssicherungsprogramme Die AMA hebt nach einem festgelegten Das AMA-Gütesiegel steht für ausgezeichnete Qualität, Schlüssel pro Produkt- oder Flächeneinheit nachvollziehbare Herkunft und unabhängige Kontrolle. über zentrale Stellen (z.B. Schlachthöfe, Mol- Es hat einen Bekanntheitsgrad von 95 Prozent. Rund kereien) von den Produzenten Agrarmarke- 70 Prozent der Milchprodukte und gut 30 Prozent der tingbeiträge ein. Diese Beiträge werden dann Fleischwaren erreichen in Österreich die hohen Standards. für die Durchführung der gesetzlich vorge- Das AMA-Biozeichen dürfen nur biologisch erzeugte Lebensmittel tragen.

„Bos“ ist ein Erkennungszeichen für Rindfleisch, das eine lückenlose Nachvollziehbarkeit von Geburt bis zum Teller sicherstellt.

schriebenen Agrarmarketingaktivitäten an Agrarmarkt Austria die AMA Marketing weitergeleitet. Dabei Marketing GesmbH. werden die Gelder für jene Bereiche verwen- Dresdner Straße 68a det, aus denen sie stammen, z.B. Beiträge aus A-1200 Wien dem Produktbereich Milch werden für das Unternehmenskommunikation Marketing von Milch und Milchprodukten Telefon: ++43 / (0)1 / 331 51 DW 404 verwendet. Große Kommunikationsprojekte Telefax: ++43 / (0)1 / 331 51 DW 499 werden über die gesetzlichen Beiträge hinaus E-Mail: [email protected] auch immer wieder von der EU kofinanziert. http://www.ama-marketing.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 35 Wirtschaft 30 Jahre Lechner Musikinstrumente Unzählige Musikerinnen und Musiker auf der ganzen Welt vertrauen auf die Blechblasinstrumente des Bischofshofener Familienunternehmens.

as haben das Aalborg Symphonie- Worchester und die Zwickau Philhar- monie, das Mozarteumorchester Salzburg und das Florida Philharmonic Orchestra, das André Rieu-Orchester Holland und die Wie- ner Philharmoniker gemeinsam? Außer der Tatsache, daß sie alle hervorragende Klang- körper und bei Musiksachverständigen und - liebhabern geschätzt und beliebt sind, setzen sie Blechblasinstrumente der Familie Lech- ner aus Bischofshofen in Salzburg ein. Und rund 100 weitere Orchester auf der ganzen Welt vertrauen auf die hochwertigen Instru- mente, die natürlich auch in der Unterhal- tungsmusik zu den großen Stars zählen.

Die Anfänge Begonnen hat die Erfolgsgeschichte vor exakt 30 Jahren, als Martin Lechner den Schritt in die Selbständigkeit machte. Doch der Reihe nach: 1967 nahm Martin Lechner, damals gera- de 15 Jahre alt, Trompetenunterricht beim Bischofshofener Josef Pomberger, der sei- nerseits gerade an der Hochschule Mozar- teum in Salzburg Trompete studierte. Nach dem Lehrabschluß als Schlosser zog es Mar- tin Lechner für einige Zeit ins benachbarte Deutschland, wo er neuerlich eine Lehre, diesmal als Blechblasinstrumentenbauer, be- gann. Nachdem er auch diesen Beruf erlernt hatte, faßte er sofort den Entschluß, sich selbständig zu machen. In seiner Heimat- stadt Bischofshofen eröffnete er seine Werk- stätte. Es erübrigt sich fast zu erwähnen, daß es dort bald auch sämtliche Musikinstrumen- te, Orchesterelektronik, Schallplatten usw. Foto: Lechner Musikinstrumentenbau / Rachensperger zu kaufen gab. Das Geschäft fiel 1985 einem Im Bild: die »Österreich Posuaune«, für die Christian Lechner die gesamte Ent- Brand zum Opfer, schon ein Jahr darauf wicklung geleistet und 2007 beim Wettbewerb »Kreatives Handwerk« den 1. Preis errang – und sie auch selbst baut. Übrigens: Am 9. August 2008 wird der Posau- konnte die Eröffnung des neu errichteten nist der Wiener Philharmonier, Prof. Dietmar Küblböck, mit einem Solo aufwarten. Geschäftes in der Raiffeisenstraße mit 36 Gruppen gefeiert werden. Zur großen Freude ner vom Einmann-Betrieb zu zwei eigen- Kongeniale Martin Lechners entschlossen sich seine ständigen Betrieben (Instrumentenerzeugung Zusammenarbeit Söhne Martin jun. und Christian, den Spuren und Fachbetrieb für Musikinstrumente, des Vaters zu folgen und Instrumentenbauer Schlagwerk und Musikelektronik) mit 18 Mit- International führend jedenfalls sind die zu werden. Nun stehen die Brüder kurz da- arbeitern entwickelt und gehört österreich- Trompeten, die Martin Lechner in 30jähriger vor, die Geschäftsführung zu übernehmen. weit zu den führenden Unternehmen der Entwicklungsarbeit insbesondere mit wesent- Von 1978 bis heute hat sich die Firma Lech- Musikbranche. licher Unterstützung durch seinen Lehrer aus

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 36 Wirtschaft der Jugendzeit entwickelt hat: Josef Pomber- ger. Nach seinem Studium in Salzburg war er vor allem Mitglied der Volksoper Wien, über 30 Jahre Orchestermitglied bei den Wie- ner Philharmonikern und beim Wiener Staatsopern-Orchester, davon deren langjäh- riger 1. Trompeter, und, seit 1983, ordent- licher Professor an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien. In einem Interview in der Regionalzeitung „Bezirks- blatt“ erinnert sich Pomberger zurück, wie sich sein einstiger Schüler Martin Lechner, mit einem Instrument unterm Arm, zu ihm kam und meinte: „Blas do moi eini!“. „Sofort hab ich ihm gesagt ,Dös und dös konnst weg tun‘ oder ,Dös is guat, do könn ma weiter arbeitn!‘, so Pomberger. Nach zweijähriger Entwicklungsarbeit sollte dann der große Erfolg von Martin Lechner auch international einsetzen: Josef Pomberger blies beim Neujahrskonzert der Foto: Lechner Musikinstrumentenbau / Andrea Das Ehepaar Lechner mit seinen Söhnen Martin jun. und Christian. Beide zeigen – Wiener Philharmoniker 1980 erstmals eine zurecht – mit Stolz ihre Meisterbriefe „Lechner Trompete“ und sorgte so für glo- bale Aufmerksamkeit. Das Konzert wurde Mit den Musikern hofen, so zum Beispiel Sepp Mattlschwei- traditionsgemäß vom ORF in die ganze Welt engst verbunden ger, Wolfgang Sorger, Willi Grafeneder, übertragen und von vielen Millionen Men- Klaus Gstinig, Siegi Posch, Franz Lien- schen genossen. Dabei war – glücklicher- „Diese erfolgreiche Arbeit wird mit der bacher, Christian Seidinger und viele andere. weise – das markante Lechner-Bischofs- heutigen Generation ebenso fortgesetzt und Ein Instrument für‘s Leben ist ein In- hofen-Logo gut lesbar. Darauf habe es, so die Zusammenarbeit und Weiterentwicklung strument nach Maß, denn die verschiedenar- Pomberger, große Resonanz gegeben und hört nie auf“, so Lechner. Einen großen tigen Anforderungen von Musikern lassen immer mehr Musikerkollegen wollten wis- Beitrag zur Entwicklung habe aber auch sich nicht so einfach über einen Kamm sche- sen, wie man wohl zu so einer wunderbaren parallel dazu Erfahrungsaustausch und Mit- ren. In der Blechblasinstrumentenerzeugung Trompete kommen könnte. Die hohe Qua- arbeit hervorragender Musiker der verschie- von Martin Lechner bestimmt der Kunde, lität, für die Martin Lechner und sein Team densten Musikgenres gebracht, „sodaß unse- wie sein Instrument ausgeführt werden soll. stehen, hat schließlich dazu beigetragen, daß re Instrumente heute praktisch weltweit Ganz egal, ob nun das bisherige Instrument – nach Pomberger – auch viele andere jedem Klanganspruch gerecht werden.“ Un- fachmännisch repariert, umgebaut oder ein Musiker gerne zur Weiterentwicklung der zählige Musiker der Unterhaltungsmusik neues Instrument angefertigt werden soll. Instrumente beitragen. schwören auf die Instrumente aus Bischofs- Dabei bringt der Musiker seine Wünsche, Martin Lechner und sein Team ihre Hand- werkskunst und Erfahrung in die Arbeit ein. Das Ergebnis ist ein auf die individuellen Anforderungen des Bläsers an Ansprache, Klang, Intonation etc. zugeschnittenes In- strument. Es versteht sich fast von selbst, daß die Lechners ihre Instrumente nur im Inland herstellen und damit Arbeitsplätze in der Region zu schaffen: „Wir legen größten Wert darauf, daß unsere Fachkenntnis im Inland bleibt“, bekräftigt Lechner, der sich auch „vor der Haustüre“ um die Pflege der Musik kümmert.

Lechner und die Musik So hat er, vor vielen Jahren, begonnen, Musikveranstaltungen in Bischofshofen aus-

Foto: Lechner Musikinstrumentenbau zurichten. Sie hießen „Bischofshofner Musik- Nichte Christine, sie ist die Tochter von Bruder Alois Lechner, hat sich auf die tage“, Lechner fand Unterstützung von der Reparatur von Akkordeons in der hauseigenen Werkstätte spezialisiert regionalen Wirtschaft sowie Stadtgemeinde

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 37 Wirtschaft Foto: Lechner Musikinstrumentenbau Zum Schluß des Festkonzertes am 10. Juli im Rahmen des »Ersten Bischofshofner Festspielsommers« kam noch Gastgeber Martin Lechner sen. zu Ehren: Beim Radetzkymarsch hörten die 60 Profimusiker auf sein »Kommando«. und Tourismusverband – und mit jeder Menge sitzenden Professor Josef Pomberger artig Oberkrainer & Böhmische Musikfestival mit Herzblut und Arbeit ist in diesem Jahr dar- Mann für Mann bedankten), der wunderbare 50 Gruppen aus mehreren Nationen – eine aus der „Erste Bischofshofner Festspielsom- „Blechhauf‘n“ aus dem Burgenland und das derart geballte Ladung hat es noch nie zuvor mer“ entstanden, der am 24. Mai eröffnet Salzburger Trombonica Posaunen-Quartett gegeben. wurde. sowie 15 Posaunisten, die sich spontan aus Die Gäste beim Festabernd in der Wie- den einzelnen Gruppen zu einem Ensemble Das Land gratulierte lander-Halle werden diesen Tag wohl lange zusammengefunden haben. nicht vergessen, denn das Festkonzert zum Und zum Schluß bebte die Halle, als die Als Synonym für handwerkliche Mei- 30-Jahr-Jubiläum der Musikinstrumenten- 60 Musiker aller Gruppen unter Leitung des sterleistungen stehe die Marke Lechner für erzeugung Lechner war ein Höhepunkt unter Dänen Christer Nilsson ein sensationelles die traditionelle Kunst des Instrumenten- den bisher sehr vielen Abenden, an denen die Finale inklusive Olympic Fanfare boten. baues ebenso wie für technischen Fortschritt Freunde der Blechblasinstrumente in der Und dann kam noch Gastgeber Martin Lech- und Innovationskraft. Das betonte Wirt- Pongauer Metropole versammelt waren. Die ner sen. zu Ehren: Beim Radetzkymarsch schaftsreferent Landeshauptmann-Stellver- Erwartungen der Besucher waren hoch, denn hörten die 60 auf sein „Kommando“. treter Wilfried Haslauer am Abend des das Programmheft verhieß Großartiges. Und Beim Festspielsommer in Bischofshofen 10. Juli beim Festkonzert. so kam es auch. ging es aber Schlag auf Schlag weiter: Nach „Die Veranstaltungsreihe hat seit Jahren Schon die „erste Halbzeit“ mit der unver- zwei Workshops folgte von 25. bis 27. Juli das für hohe Qualität, musikalische Vielfalt und gleichlichen „City Brass Stuttgart“ riß die Hörer und Seher zu Begeisterungsstürmen hin. Mit dem abwechslungsreichen Pro- gramm, angesiedelt zwischen Händels „An- kunft der Königin von Saba“ über „My fair Lady“ bis hin zu „Bilder einer Ausstellung“ von Mussorgsky, eroberten die Stuttgarter mit ihren Professoren an der Spitze die Her- zen im Nu. Besonders Wolfgang Bauer, seit 1984 Lechner-Fan, erhielt besonderen Ap- plaus, auch für seine Hommage an Martin Lechner und die gesamte Lechner-Familie. Es wäre nicht gerecht, an diesem Abend die eine Gruppe über eine andere zu stellen. Alle boten bei ihrer musikalischen Reise in die Welt der Blechblasinstrumente vollen- dete Klänge auf höchstem Niveau. Das be- wiesen auch der Bläserkreis der Musik- universität Graz/Institut Oberschützen, die Trompetenklasse der Musikuniversität Wien unter dem Pongauer Lokalmatador Bernhard Foto: Lechner Musikinstrumentenbau Pronebner (die sich bei dem im Publikum Die Lechners in ihrem Verkaufsgeschäft in der Bischofshofener Gaisbergsiedlung 7

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 38 Wirtschaft internationales Flair gebürgt“, sagte Has- Londoner Philharmonic Orchestra lauer. Es sei wichtig, daß allen, die als Kul- Orchesterreferenzliste Louisiana Philharmonic Orchestra turschaffende oder auch als „Ermöglicher“ Aalborg Symphonieorchester Los Angeles Philharmonic Orchestra von Kultur engagiert seien, ein Klima der Aarhus Symphonieorchester Malmö Opern- und Theaterhaus Entfaltung und der kulturellen Offenheit André Rieu-Orchester Holland geboten werde. Damit könne man der brei- Mannheim Stadttheater Australische Western Akademie ten Palette von Kunst und Kultur in ihren Miami Symphonieorchester Baden-Baden Radio Symphonie unterschiedlichsten Facetten eine Bühne zur Minneapolis Chamber Orch. St. Paul Baltimore Symphonie Orchestra Verfügung stellen. Mozarteumorchester Salzburg Bamberger Symphoniker „Die Firma Lechner hat es stets verstan- Münchner Rundfunkorchester den, internationale Kontakte mit Orchestern, Bach-Trompetenensemble München Münster Stadtsymphonieorchester die unter anderem auch bei den Salzburger Bayerisches Staatsorchester München Neuseeland Symphonieorchester Festspielen auftreten, zu knüpfen“, so Has- Berliner Oper Nizza Philharmonieorchester lauer weiter. Für Lechner-Instrumente gebe Berliner Philharmoniker NÖ Tonkünstlerorchester es auf der ganzen Welt eine sehr gute Nach- Berliner Radio Symphonieorchester North Carolina Symphony Orchestra frage. Die individuelle Beratung werde be- Birmingham Symphonieorchester sonders großgeschrieben. Die Musikinstru- Bologna Teatro Comunale Norrköping Symphonieorchester mentenbauer-Familie Lechner sei ein verläß- Bonn Beethovenhalle Nürnberg Phil. Orchester licher Berater und vor allem auch ein inter- Bremen Theater Odense Symphonieorchester national musikalisches Kompliment für Örebro Symphonieorchester Salzburg. Budapester Festivalorchester Orquesta.y Coro Nacionales de Espa?a „Der Musikinstrumentenbau hat in Salz- Budapester Kammerphilharmoniker burg eine lange Tradition und ist eng mit dem Budapester Oper Orquesta Filarmonica de Gran Canaria Musikleben in Salzburg verbunden“, so Chapel Hill NC Symph. Orchestra Oslo Philharmonisches Orchester Haslauer weiter. Salzburg sei ein Paradebei- Charlottesville & Univ. Symph. Virginia Osnabrück Städt. Bühnen spiel für die synergetische Verbindung zwi- Cottbus Stadttheater Pacific Symphony Orchestra schen Musikern und Musikliebhabern, zwi- Darmstadt Stadttheater Paris Opernhaus schen Komponisten und Instrumentenbauern Den Haag Residenzorchester Paris Orchestre de Paris und das bereits seit mehreren Jahrhunderten. Roanoke Symphony Orchester Virginia Schon zu Lebzeiten eines Leopold Mozart, Dresden Sächsische Staatskapelle Rotterdam Philharmonieorchester seines Sohnes Wolfgang Amadeus Mozart, Duisburg Theater San Francisco Symphonic Orchestra eines Heinrich Ignaz Franz Biber oder eines Florenz Orchestra de la Toscana Michael Haydn (er war als Hofkapellmeister Florida Philharmonic Orchestra São Paulo State Symphony Orchester in Salzburg tätig), gab es berühmte Salzbur- Frankfurt Hessischer Rundfunk Soenderjyllands Symfoniorkester ger Instrumenten-Macher. Göteborg Opernhausorchester Seoul Philharmonieorchester Neben den Lechner-Instrumenten haben Grazer Opernhaus Stavanger Symfoni Orkester sich auch überdurchschnittlich viele Musike- Halle/Saale Händelfestspielorchester Stockholm Opernhaus rinnen und Musiker in den vergangenen Hannover Stadttheater Stockholm Radio Symphonie 30 Jahren aus dem Land Salzburg in vielen Helsinki Rundfunkorcherster Stuttgart Radio Symphonie Symphonie-Orchestern in Österreich und Tel Aviv Israel Philharmonieorch. weit darüber hinaus etabliert. Sehr viele die- Hilversum Radio Orchester Tennessee Universität ser KünstlerInnen kommen aus der Schmie- Hilversum Kammer Orchester de von Prof. Josef Pomberger, einem gebür- Honkong Philharmonieorchester The Royal Swedish Navy Band tigen Bischofshofner. „ Jena Philharmonie Tiroler Symphonieorchester Innsbruck Kaiserslautern Radio Symphonie Tokio City Philharmonic Orchester Lechner Kapstadt Symphonie Tokio NHK Erzeugung von Musikinstrumenten Klagenfurt Konservatorium Trondheim Symphonisches Orchester Gaisbergsiedlung 7 Klagenfurt Landestheater Tulsa Philharmonic Orchestra A-5500 Bischofshofen Köln Gürzenich Orchester Turin Symphonieorchester Telefon: ++43 / (0)6462 / 2338 Kopenhagen Radio Symphonieorch. Wien Hochschule Telefax: ++43 / (0)6462 / 2338-74 Wien ORF Symphonieorchester Mail: [email protected] Kopenhagen Tivoli Orchester Musikhaus Korea Pusan Philharmonieorchester Wien Volksoper Raiffeisenstraße 16 Leipzig Symphonieorchester Wiener Bühnenorchester A-5500 Bischofshofen Linz Bruckner Orchester Wiener Philharmoniker Telefon: ++43 / (0)6462 / 3518 Lissabon OSP Fundacao de Sao Carlos Wiener Symphoniker Telefax: ++43 / (0)6462 / 4516 London BBC Symphonieorcherster Zürich Opernhaus Mail: [email protected] London Royal Opera House Zwickau Philharmonie http://www.musik-lechner.com/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 39 Chronik Mystische Märchenwanderung Die Burg Hohenwerfen überragt als strategisches Bollwerk auf einem 155 Meter hohen markanten Felskegel das Salzachtal ca. 40 km südlich der Stadt Salzburg.

ajestätisch wird die Burg von den Mmächtigen Gebirgszügen des Tennen- und Hagengebirges umgeben. Die Burgan- lage ist eine „Schwesterburg“ zur Festung Hohensalzburg und geht ebenfalls auf das 11. Jahrhundert zurück. 1938 ging die Burg in den Besitz des Gaues Salzburg über und wurde bis 1987 von der österreichischen Bundesgendarmerie als Ausbildungsstätte genützt, im Laufe der Jahrhunderte mehr- mals umgebaut und erweitert. Jahrhundertelang diente Hohenwerfen als Gefängnisstätte. Auch Herrscher wie Erzbi- schof Adalbert III. (1198), Graf Albert von Friesach (1253), der steirische Landeshaupt- mann Siegmund (1525) und Erzbischof Wolf Dietrich von Raitenau (1611) wurden in die- ser Anlage gefangengehalten. Heute präsentiert sich die Burg als echte „Erlebnisburg“ mit zahlreichen Veranstal- Jahrhundertelang diente Hohenwerfen als Gefängnisstätte, heute präsentiert sich tungen wie Konzerten, Theater- und Brauch- die Burg als echte »Erlebnisburg« mit zahlreichen Veranstaltungen tumsabenden und Burgfesten. Eine besondere Attraktion ist der histori- Der Zugang zur Burg führt über einen rund zweistündige „Spannend-mystische sche Landesfalkenhof mit täglich stattfin- schattigen Fußweg (ca. 15 Minuten). Gegen Märchenwanderung“ für die ganze Familie denden Flugvorführungen der verschiedenen Aufpreis kann der Personenaufzug direkt in auf die Erlebnisburg Hohenwerfen statt. Greifvögel. Neu ist, daß – bis einschließlich den oberen Burghof benutzt werden. Treffpunkt ist der Parkplatz unterhalb der 22. August – dreimal täglich die spektakulä- Burg. ren Flugvorführungen des historischen Lan- Mystische Während des Aufstiegs können die erleb- desfalkenhofes stattfinden, nämlich um Märchenwanderung nishungrigen Besucherinnen und Besucher 11.00, 14.00 und 16.30 Uhr. Berufsfalkner an verschiedenen Stationen – wie der Vogel- zeigen dabei Auszüge aus der klassischen Am 13. und 27. August und am 3. und 27. tenn, dem Pferdestall im Salzachturm, im Falknerei und vorwiegend heimische Greif- September findet um jeweils 15.00 Uhr eine Bereich der Falknerei und dem mystischen vögel in artgerechter Haltung und im Frei- Kasemattengewölbe – eine spannende und flug. Das „1. österreichische Landesfalken- oft auch lustige Reise in die Welt der Mär- museum“ zeigt Sonderausstellungen zu re- chen, Mythen und Legenden wagen. Beglei- gelmäßig wechselnden Themen. tet von mittelalterlicher Dudelsackmusik Erlebnishungrige und Kulturbegeisterte von Franz Bernegger werden von Elisabeth kommen in Hohenwerfen voll auf ihre Rech- Hafner Geschichten über Zauberer, Hexen, nung. Den Besucher erwartet eine Vielfalt an Drachen, Riesen und Ritter erzählt. Für all Unterhaltung und Angebot: von Burgführun- jene, die Freude an Erzählungen und an Mu- gen mit Waffenausstellung, einer stilvollen sik haben, die gerne lachen und der Phan- Burgschenke, einem Ritterladen über dem tasie freien Lauf lassen und für all jene, die historischen Landesfalkenhof. die Vergangenheit hautnah erleben möchten, wird dieser Nachmittag zu einem unvergeß- Rahmenprogramm lichen Erlebnis. Für Erwachsene kostet die Märchenwanderung acht Euro und für Kin- Während der Monate Juli und August fin- der fünf Euro, Familien bezahlen 20 Euro. den spezielle Abendprogramme mit umfang- Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Die reichen Rahmenprogramm statt. Zahlreiche Führung findet bei jedem Wetter statt. Fotos: Salzburgs Burgen u. Schlösser Brauchtumsnachmittage, Theateraufführun- Die Erlebnisburg Hohenwerfen ist Juli und Dreimal täglich finden die spektakulä- gen und Falknereisonderprogramme runden ren Flugvorführungen des historischen August von 9.00 bis 18.00 Uhr geöffnet. „ das umfangreiche Besucherangebot ab. Landesfalkenhofes statt http://www.salzburg-burgen.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 40 Chronik Schrottenturm beendet Dornröschenschlaf Architektenwettbewerb zur Revitalisierung ausgeschrieben – LH Haider will Kunst und Kultur im Klagenfurter Wahrzeichen Raum geben

m Schrottenturm in der Ostbucht des IWörthersees soll wieder Leben einkehren. Die Firma Riedergarten Immobilien hat für das Klagenfurter Wahrzeichen ein Konzept mit Gastronomie, Büroflächen und Kultur ausgearbeitet. Der Turm selbst soll der zen- trale Punkt und „Eyecatcher“ sein, seine Sanierung soll im Sinne des Denkmalschut- zes und der öffentlichen Zugänglichkeit er- folgen. Für das Projekt wurde jetzt ein inter- nationaler Architektenwettbewerb ausge- schrieben. Mit den Bauarbeiten könnte be- reits Mitte 2009 begonnen werden, als Ge- samtinvestitionssumme sind zehn bis zwölf Mio. Euro vorgesehen. Mit an Bord sind beim Projekt auch das Land Kärnten und die Stadt Klagenfurt. Lan- deshauptmann Jörg Haider, Bürgermeister Der Schrottenturm soll für Gastronomie, Kultur und Büroflächen nutzbar werden Harald Scheucher und Herbert Waldner von Riedergarten legten am 7. Juli vor der Ku- lisse des Schrottenturmes ihre Zielsetzungen dar. Stattgefunden hat die Pressekonferenz stilgerecht am Dampfschiff Thalia auf den Wellen des Wörthersees. Für den Landeshauptmann wird der Ost- bucht „eine kleine Krone aufgesetzt“, wenn das „Sorgenkind“ Schrottenturm einer neuen Nutzung zugeführt wird. Als Kulturreferent will Haider auch Künstlern Raum im Schrottenturm bieten. Neben Ausstellungen schwebt ihm besonders auch die Einrichtung eines Ateliers vor. „Wir könnten Künstler aus aller Welt einladen, an diesem wunder- baren Ort zu arbeiten“, meinte Haider. Der Bürgermeister erinnerte an die Zeit des Schrottenturmes als beliebtes Ausflugs- Fotos: LPD/Bodner ziel mit Café. Er freue sich sehr, daß Rieder- Herbert Waldner, LH Jörg Haider und Bürgermeister Harald Scheucher (v.l.) garten den Turm aus dem „Dornröschen- Parkplätze und Garage seien ebenso vorge- einen Nenner bringen wollen. In der Ver- schlaf“ holen wolle. Neben dem renovierten sehen wie die öffentliche Erreichbarkeit mit gangenheit seien nämlich viele Projekte zur Loretto, dem Restaurant Lido und der Sun- Bus, Schiff oder zu Fuß. Dazu soll laut Revitalisierung des Schrottenturmes geschei- setbar werde er für Klagenfurt der vierte Waldner auch ein Seezugang, etwa durch tert. Der Jury des Architektenwettbewerbes Stern am Wörthersee sein. Scheucher beton- eine Unterführung, geschaffen werden. Für sitzt der Wiener Architekt Boris Podrecca te, daß man beim Projekt mit großer Sensibi- das Bürokonzept nannte Waldner die Red vor. Kriterien für die Einreichungen sind lität vorgehen werde. Bull-Zentrale am Fuschlsee als Vorbild. Je- Denkmalschutz, Umweltschutz, Energieeffi- Laut Waldner sollen bereits Mitte Ok- der der hochwertigen Arbeitsplätze solle mit zienz, Anrainerschutz, öffentliche Wirksam- tober die Sieger des Architektenwettbewerbs Blick auf den See sein. Als geplanten Miet- keit, Wirtschaftlichkeit und Funktionalität, gekürt werden. Geplant sei die Schaffung preis nannte er 13 bis 15 Euro pro m². Landschafts- und Ortsbildschutz, Verkehrs- von 5000 m² Büroflächen und 500 m² Ga- Was Waldner noch hervorstrich, ist, daß planung und Erschließung sowie architekto- stronomieflächen im Bereich des Turmes. beim Projekt alle beteiligten Stellen zu- nische, landschaftsplanerische und stadtpla- Dieser solle umfassend erreichbar sein. sammenarbeiten und ihre Interessen auf nerische Qualität. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 41 Chronik Steiermark hat die »Sicherste Volksschule« LH Franz Voves ehrte die »Olympia-Sieger« aus St. Peter am Kammersberg Fotos: Sepp Reinprecht Die siegreichen Volksschüler aus St. Peter am Kammersberg, ihre Begleitpersonen und Vertreter des Steirischen Zivilschutz- verbandes mit dessen Präsidenten Walter Kröpfl wurden von LH Franz Voves (Bildmitte) in der Grazer Burg empfangen.

ereits zum neunten Mal wurde österreich- mannes an und sprach auch seinen Dank ge- Bweit die Kindersicherheitsolympiade genüber den Partnern (Allgemeine Unfall- des Zivilschutzverbandes abgehalten, wo sich versicherungsanstalt, Verband der steirischen Volksschüler von rund 900 Klassen der vier- Sparkassen, Wiener Städtische, Eskimo ten Schulstufe bei Geschicklichkeitsspielen sowie die zuständigen Stellen des Landes und Wissensfragen zum Thema „Sicherheit“ Steiermark) aus, welche die „Safety Tour“, untereinander maßen. Und auch heuer wurden wie die Kindersicherheitsolympiade noch ge- die steirischen „Olympioniken“ einmal mehr nannt wird, tatkräftig unterstützten. ihrer Favoritenrolle gerecht: Die Volksschule von St. Peter am Kammersberg (Bezirk Mur- Die Rangliste / Punkte au) konnte mit einem Riesenvorsprung das 1 VS St. Peter am Kammersberg/Stmk 407 Bundesfinale in Saalfelden für sich entschei- 2 VS Kematen an der Ybbs/NÖ 359 den. Insgesamt ist das schon der vierte Titel, 3 GS Thundorf/Bayern 341 der in die Steiermark geht. Im Vorjahr jubel- 4 Györ Kovac Margit/Györ 328 ten die Kinder von Großklein über ihren Sieg, 5 VS Neudörfl/Bgland 327 2005 stand die Volksschule Irdning ganz 6 VS Lustenau-Kirchdorf/Vlbg 324 oben auf dem Podest, und 2002 gewannen 7 GS Taching/See,Bayern 323 die Schüler aus Oberwölz diesen Bewerb. 8 VS Laakirchen Nord/OÖ 317 LH Voves mit einem der »Olympioniken« Diese erfolgreiche Titelverteidigung war 9 VS St. Georgen Launsdorf/Knt 315 für den zuständigen Katastrophenschutzre- Präsidenten des Steirischen Zivilschutzver- 10 VS Großarl/Salzburg 289 ferenten der Steiermärkischen Landesregie- bandes, Klubobmann Walter Kröpfl, über- 11 VS Zakladna skola/Bratislava 276 rung, Landeshauptmann Franz Voves, ein reichte er ihnen Sieges-Medaillen und be- 12 VS Evangelische Volksschule/Wien 270 würdiger Anlaß, die „Olympia-Sieger“ in dankte sich für deren großes Engagement im 13 VS Saalfelden II/Salzburg 249 den Weißen Saal der Grazer Burg zu einem Bereich des Zivilschutzes. Kröpfl schloß 14 VS Kramsach/Tirol 225 „ Empfang einzuladen. Gemeinsam mit dem sich den Gratulationen des Landeshaupt- http://www.zivilschutzverband.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 42 Chronik Ronacher mit neuem Innenleben Funktionssanierung bringt höchste Standards bei Bühnentechnik und Komfort für Besucher

it neuem Innenleben präsentiert sich Mdas Ronacher nach der Funktionssanie- rung, die vor allem im Bühnenbereich das traditionsreiche Haus mit großer Geschichte auf einen zeitgemäßen Standard gebracht hat, weiters neue Probebühnen, Garderoben, Büroräume etc. ermöglicht und nicht zuletzt auch für den Zuschauerraum wesentliche Verbesserungen ermöglicht hat. Für die Planungen zeichneten Prof. Günther Dome- nig und Gerhard Wallner verantwortlich, das vorgegebene Umbauvolumen von 34,1 Mil- lionen Euro konnte eingehalten werden. Das Haus ist damit für seine Aufgabe als „urba- nes Musiktheater“ gerüstet, das, so Inten- dantin Kathrin Zechner, einer Vielfalt an Werken und Gattungen innerhalb des Genres Raum geben und das Raimundtheater als Haus für das Familienmusical in idealer Weise ergänzen soll. Eröffnet wurde am 30. Juni mit der deutschsprachigen Erstauffüh- rung des Musicalhits „The Producers“ von Mel Brooks, ein Stück, das auch dem Wunsch der Intendantin nach „intelligentem Humor“ im Programm des Hauses absolut entgegen- kommt. War das Ronacher bühnentechnisch bis zur Renovierung eher als einfach ausgerüstet zu charakterisieren, so spielt es nun in der „ersten Liga“ moderner Theaterausstattung auf diesem Sektor mit, wie eine Begehung am Freitag zeigte. Umfangreiche Arbeiten sowohl in die Tiefe wie auch in die Höhe des Hauses waren dazu erforderlich, die Bühne auf zeitgemäßen Standard zu bringen. Unter- bühne, Orchestergraben, die Dimension der Bühne in die Raumtiefe und in die Höhe erfuhren eine großzügige Neugestaltung, die Bühnentechnik läuft Computer-gestützt nach modernsten Prinzipen, ein Blick vom Schnür- Blick vom Schnürboden geht 13 Meter in die Tiefe und gibt einen Eindruck des boden geht 13 Meter in die Tiefe und gibt technischen Wunderwerks einen Eindruck des technischen Wunder- werks. Diente früher die enge und schräge sche Konstruktionen haben es ermöglicht, Veranstaltungen, erreicht werden kann. Ver- „Elefantenstiege“ als Zugang zur Bühne, so viel zusätzlichen Raum sowohl in den Tief- besserungen bei der Akustik, Be- und Ent- läuft jetzt die Anlieferung komplikationslos geschoßen wie auch im Dachbereich des lüftung, die Erschließung der Fluchtweg- über ein großes Tor in der Schellinggasse. Hauses zu gewinnen. situation und die Verbesserung der Pausen- Eine Probebühne für die Musiker im unter- Auch die Besucher können mit wesent- räume sowie der Sanitäreinrichtungen sind sten Kellergeschoss und ein Probesaal mit lich mehr Komfort im Ronacher rechnen. So ebenfalls erwähnenswert. Der Saal präsen- Veranstaltungsmöglichkeit sowie ein Ballett- wurden die Sitz- und Sichtverhältnisse im tiert sich dabei in alter Schönheit, ebenso das raum in den oberen Bereichen des Hauses Parkett durch eine Schräge wesentlich verbes- Außenbild des Ronacher. Programm und Auf- komplettieren die Verbesserungen für die sert, wobei technisch auch eine Waagrecht- führungstermine finden Sie unter künstlerische Arbeit. Anspruchsvolle techni- stellung, etwa für Kaffeehausbestuhlung für http://www.vbw.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 43 Chronik Eiserne, Diamantene und Goldene Hochzeitsjubiläen Martha und Josef Klingler feierten zu Hause die »Eiserne Hochzeit« – die anderen wurden in den Innsbrucker Ursulinen-Sälen geehrt Fotos: Innsbruck RMS

ie Feier für Innsbrucks Hochzeitsjubi- Im Rahmen der Feier erhielten die dia- das Jubelpaar bereits von Kindesalter an. Dlare, deren Eheversprechen sich zum mantenen und goldenen Jubelpaare die Jubi- Eine frühe Beziehung entwickelte sich schon 50. bzw. 60. Mal jährten, fand am 18. Juli in läumsgaben des Landes Tirol. Abschließend im Alter von 14 und 16, doch hielt diese den Ursulinen-Sälen am Marktplatz statt. klang die Feier mit Harfenmusik und einem nicht sehr lange, wie Josef Klingler scherz- Sozialreferent Vizebürgermeister Eugen gemütlichen Beisammensein aus. haft erzählte. Während der Kriegszeit unter- Sprenger konnte zwei diamantene und elf hielten die beiden gebürtigen Innsbrucker re- goldene Jubelpaare begrüßen. 65 Jahre verheiratet gen Briefwechsel und so heirateten die bei- Mit einem Medienrückblick auf die Mo- Das Innsbrucker Ehepaar Martha und den im Jahre 1943. nate Juni 1948 und 1958 führte Sprenger die Josef Klingler feierte am 17. Juli ihr 65jähri- Josef Klingler war nach der Kriegszeit als Jubilare in die Zeit ihrer Eheschließungen ges Ehejubiläum. Vizebürgermeister Spren- Berufsberater im Arbeitsamt tätig. „Eine zurück. Während im Jahre 1948 noch Nach- ger überbrachte zur Eisernen Hochzeit einen sehr schöne Aufgabe!“, so Klingler. Heute kriegsthemen wie Hilfe aus Amerika und Blumenstrauß und die Gratulationen der stellt die Familie den ganzen Stolz der bei- Heimkehrer das Zeitgeschehen dominierten, Stadt Innsbruck. den dar: Dementsprechend präsentierte Frau ging es zehn Jahre später schon um Themen Da Marthas und Josefs Eltern für den Ty- Klingler die Fotogalerie der vier Töchter und wie Fernsehen und die Fußballweltmeister- rolia Verlag gearbeitet hatten, kannte sich Söhne, acht Enkel und der 10 Urenkel. „ schaft in Schweden. Anschließend dankte der Vizebürgermeister im Namen von Stadt und Land: „Sie haben den Grundstein für die Entwicklung unserer Gesellschaft und Wirt- schaft gelegt.“ Zur aktuellen Situation der Innsbrucker SeniorInnen stellte Innsbrucks Sozialrefe- rent fest: „Daseinsfürsorge ist ein großes Anliegen der Stadtführung.“ Um den älteren Menschen ein möglichst langes Verbleiben in der gewohnten Umgebung zu ermögli- chen, sind im Rahmen der Innsbrucker So- zialen Dienste die ambulanten Leistungen in den letzten Jahren stark ausgebaut worden. Auch in den Aus- und Neubau von Alten- und Pflegeheimen sowie Seniorenwohnun- gen investiere die Stadt stark: Insgesamt gibt die Stadt rund 100 Millionen Euro für die derzeitige Daseinsfürsorge-Offensive aus. Vizebürgermeister Eugen Sprenger mit dem Jubelpaar Martha und Josef Klingler

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 44 Gastronomie & Kulinarisches Relais de Champagne Warmbaderhof in Villach erhält als erstes Hotel in Österreich die Auszeichnung »Relais de Champagne«

m Rahmen des „Grand Chapitre d’Aut- Iriche 2008“ wurde dem Hotel Warmbader- hof in Villach vom „Ordre des Coteaux de Champagne“ als erstem Hotel in Österreich die Auszeichnung „Relais de Champagne“ verliehen. Der Titel eines „Relais de Champagne“ wird nur sehr selten vergeben und ist einzig und allein Betrieben der allerersten Klasse vorbehalten. Im Rahmen der traditionellen Zeremonie – eine Champagnerflasche zer- schellte an einer Säule am Eingang des Warmbaderhofs – wurde die Auszeichnung an Susanna Mayerhofer, Geschäftsführerin vom Hotel Warmbaderhof, überreicht. Eine außergewöhnliche Qualität des Restaurants ist Grundvoraussetzung für diese Auszeich- nung. Speziell die Ehre des Champagners ist in einem solchen Restaurant das Objekt der besonderen Sorgfalt: Der Sommelier im „Das Gottfried L. Leitner, Consul Honoraire, Monsieur Pierre Cheval (Commandeur des kleine Restaurant“ im Hotel Warmbaderhof Ordre des Coteaux de Champagne in Reims), Susanna Mayerhofer (Warmbaderhof), weiß daher zu jedem Gericht die entspre- Ambassadeur d'Autriche Gerhard Pischl, Consul de Vienne Alexander In't Veld (v.l.) chende Champagner-Begleitung zu empfeh- len. Im November 1798 erwarb ein gewisser erfolgten Erweiterungen in den Bereichen Ein „Relais de Champagne“ – in Öster- Lorenz Achatz das „warme Bad“ bei Villach. Gesundheit und Hotellerie verantwortlich. reich das Hotel Warmbaderhof – ist ein Seine dritte Frau, Maria Antonia Bossi, wur- Mutter Helga Lukeschitsch, mittlerweile Treffpunkt für Gäste, die das Besondere de zur Urmutter der Warmbader Familien. über 80 Jahre, steht ihren Kindern noch schätzen. Vor allem Connaisseurs und auch Die nunmehr 7. Generation setzt den Erfolg immer mit Rat und Tat zur Seite und so wie die Mitglieder des Ordens, die „Chevaliers des ThermenResorts fort. Die Geschwister auch allen anderen Generationen ist gemäß de Champagne“, treffen hier zusammen. Georg Lukeschitsch und Susanna Mayerho- dem Leitspruch am Grabmal in der Warm- Susanna Mayerhofer wurde im Rahmen der fer, geborene Lukeschitsch, stehen seit mehr bader Kapelle „ihr Leben Vorbild für die Veranstaltung in den Rang der „dame offi- als 15 Jahren an der Spitze des Unterneh- Nachfahren“. „ cier“ erhoben. Sie bestätigte: „Wir werden mens und sind entscheidend für die seither http://www.warmbad.com weiterhin mit großer Aufmerksamkeit die Pflichten des Ordens erfüllen und dabei stets für die Zufriedenheit der Gäste sorgen.“

Mehr als 200 Jahre in Privatbesitz Ein und dieselbe Familie lenkt seit mehr als 200 Jahren die Geschicke von Warmbad Villach. Dabei war eines der Geheimnisse des Erfolgs das Ineinandergreifen der Generationen, die frühe Integration der Heranwachsenden und der begleitende Rat der Älteren. So schufen die Warmbader Familien in eindrucksvoller Weise aus dem hoch verschuldeten bäuerlichen Bad ein glanzvolles Familienunternehmen, dessen dynamische Entwicklung noch lange nicht Fotos: ThermenResort Warmbad-Villach abgeschlossen ist. Champagner-Vielfalt und Genuß im Warmbaderhof

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 45 Personalia Bibliothekarin mit 100 noch aktiv Elisabeth Bauer ist in der Katholischen Sozialakademie Österreichs Herrin über 15.000 Bände

it 100 Jahren ist die Studienrätin Der Einstieg ins Berufsleben war müh- dierte verschiedene Systeme: „Der Direktor MElisabeth Bauer noch immer aktiv – sam. Zwei Jahre lang muß sie als unbezahlte der Nationalbibliothek war mir dabei sehr als ehrenamtliche Bibliothekarin in der Assistentin in der „Frauenberufsschule“ im behilflich.“ Noch heute ist die ksoe-Biblio- Katholischen Sozialakademie Österreichs 19. Bezirk arbeiten, wo sie Materialienkunde thek nach dem Vorbild der größten österrei- (ksoe) in Wien. Am 25. Juli hatte sie Ge- unterrichtete. Danach bekam sie ein Jahr chischen Bibliothek organisiert. Ohne je burtstag. Im Kreis der Mitarbeiterinnen und einen Schilling oder Euro bekommen zu ha- Mitarbeiter der ksoe wurde bereits einen Tag ben, engagiert sich Elli Bauer bis heute frei- zuvor bei einem Mittagessen im Wiener willig für die ksoe, eine Einrichtung der Innenstadtbeisl „Inigo“ gefeiert. Vor 50 Österreichischen Bischofskonferenz. In der Jahren hat Elisabeth Bauer die Bibliothek ksoe ist sie bekannt dafür, daß sie Freund- der Sozialakademie aufgebaut; Vorbild war lichkeit mit Strenge zu verbinden weiß. das System der Österreichischen National- Selbst Kardinal Franz König wurde ge- bibliothek. mahnt, als er einmal ein Buch nicht retour- Seit vier Jahrzehnten ist sie offiziell in nierte. Pension; „fad“ ist ihr dabei noch nie gewor- den. An vier Tagen der Woche ist sie in der Sie pilgert zu Fuß Bibliothek tätig, nur „dienstags nie“, wie sie selbst sagt. Als sie schon fast 90 war, begann In ihrer Pfarre in Wien-Weinhaus hat sie sie, alles auf EDV umzustellen: „Davor hatte eine Kindergruppe aufgebaut. Viele der mitt- ich einen PC noch nicht einmal angeschaut“. lerweile Erwachsenen erinnern sich immer Viele fragen nach ihrem Geheimrezept: „Ich noch gerne an „Tante Elli“, wie sie seither esse und trinke, was mir schmeckt – am lieb- auch in der ksoe gerufen werden wollte. In sten Kaffee mit Schlagobers und ein paar diesem Jahr ist es bereits das 41. Mal, daß Kekse.“ Elisabeth Bauer im August mit ihrer Pfarre Elisabeth Bauer ist überzeugte Katholi- Foto: ksoe / Karoline Bloderer die Wallfahrt von Wien nach Mariazell an- Elisabeth Bauer, kin. Sie nimmt sich dabei kein Blatt vor den Studienrätin und seit Jahrzenten tritt – selbstverständlich zu Fuß: „Wenn- Mund und lebt ihre Überzeugungen – be- ehrenamtliche ksoe-Bibliothekarin gleich wir heute ein Begleitauto haben, das sonders durch ihr freiwilliges Engagement. uns das Gepäck transportiert – und auf den Geboren wurde sie am 25. Juli 1908 in lang keine Stelle. Erst dann gelang es ihr, langweiligen Asphaltstrecken auch mich.“ Wien. Der Vater war Magistratsbeamter, die eine bezahlte Stelle als Fachlehrerin in der Die passionierte Wanderin führte es im- Mutter Kindergärtnerin und ab der Ehe- Peter-Jordan-Straße zu bekommen; später mer wieder nach Südtirol. Unterwegs dort- schließung Hausfrau. Elisabeth Bauer hatte wechselt sie an die „Frauenberufsschule“ in hin war sie bis weit über 90 mit dem eigenen einen Bruder, der schon verstorben ist. Noch die Mollardgasse. Auto. Auch internationale Reisen (Spanien, heute lebt sie in der Wohnung, in die ihre Im der NS-Zeit war sie aufgrund ihrer Israel etc.) standen bis vor wenigen Jahren Familie einzog, als sie drei Jahre alt war. unbeugsamen religiösen Haltung gezwun- noch im Jahresplan. Die weitest entfernte Aufgrund der großen Not nach dem gen, die Stelle aufzugeben: Sie hatte sich Destination war Ecuador. „Dorthin würde ich Ersten Weltkrieg kam sie zwei Jahre in die nicht bereit erklärt, anstelle des Kreuzes ein gerne noch einmal reisen“, sagte sie einen Tag Niederlande zur Erholung zu einer Familie, Hitler-Bild aufzuhängen. Noch während des vor ihrem „Hunderter“. die einen Groß- und Detailhandel mit Süß- Unterrichts mußte sie unverzüglich die Unlängst hat Christine Haiden, Chef- waren betrieb. Niederländisch spricht sie Schule verlassen. In der Folge war sie ein- redakteurin von „Welt der Frau“, ein Inter- noch heute. einhalb Jahre ohne Anstellung. Schließlich view mit Elisabeth Bauer geführt. Die Auto- Nach ihrer Rückkehr nach Wien besuchte ließ man sie in Vorarlberg unterrichten. Nach rin eines Buches über 100jährige war er- sie ab 1921 die „Bürgerschule“ (wie die 1945 konnte sie nach Wien zurückkehren, staunt: Keine ihrer bisherigen Interview- Hauptschulen damals hießen), anschließend wo sie wieder in den Schuldienst entreten PartnerInnen sei psychisch und physisch die zweijährige „Frauengewerbeschule für konnte. Die längste Zeit war sie an der dermaßen rüstig gewesen. Weißnähen und Kleidermachen“ im Wiener Modeschule „Michelbeuern“ tätig, wo sie Die Gratulationen läßt sie souverän über Bezirk Döbling. „Schon immer wollte ich bis zur Pensionierung im Jahr 1968 blieb. sich ergehen, genauso wie Interviews. Bis- Lehrerin werden“, freut sich die 100jährige Ihre Tätigkeit in der ksoe (Katholische her hat sie noch nicht durchblicken lassen, noch heute. Nach einem Jahr gewerblicher Sozialakademie Österreichs) nahm sie mit ob sie plant, ihre Bibliotheksarbeit in abseh- Praxis wurde sie in die „Bildungsanstalt für deren Gründung 1958 auf. Ohne vorher in barer Zeit zu beenden. Vorläufig bleibt die Frauengewerbeschullehrerinnen“ aufgenom- einer Bibliothek gearbeitet zu haben, machte Studienrätin also im „Un-Ruhestand“. „ men. sie sich mit diesem Metier vertraut und stu- Erzdiözese Wien: http://stephanscom.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 46 Personalia Neue Generaldirektorin des KHM, Höchstes Ehrenzeichen des Landes für neue Präsidentin des BDA Landtagspräsident Penz xakt drei Monate nach der konstituieren- Eden Sitzung des NÖ Landtages in Folge der Landtagswahl am 9. März dieses Jahres überreichte Landeshauptmann Erwin Pröll am 10. Juli in St. Pölten dem seit damals das Amt des Landtagspräsidenten bekleidenden Hans Penz das „Große Goldene Komtur- kreuz mit dem Stern des Ehrenzeichens für Verdienste um das Bundesland Niederöster- reich“. Es handelt sich dabei um das höchste Ehrenzeichen, das in Niederösterreich ver- geben werden kann. „Für Hans Penz sind gemeinsames Ar- beiten und hartes Anpacken sowie die Orien- tierung am Erfolg eine Selbstverständlich- keit. Er wurde in eine bäuerliche Familie hi- neingeboren, was ihm automatisch eine ge- BM und die künftige KHM-Generaldirektorin Sabine Haag Foto: KHM wisse Bodenhaftung, das Denken in Genera- ie Direktorin der Kunstkammer und der bara Neubauer übernimmt die bestgeeignete tionen und einen sorgsamen Umgang mit dem DWeltlichen und Geistlichen Schatzkam- Kandidatin die Leitung des Bundesdenkmal- anvertrauten Erbe verliehen hat. In seiner mer des Kunsthistorischen Museums, Sabine amtes. In den vergangenen Jahren hat sie im Amtsführung ist er ein ausgleichender, um- Haag, wird mit 1. Jänner 2009 neue Gene- Rahmen ihrer verantwortungsvollen Tätig- sichtiger und geachteter Präsident, dem das raldirektorin des Kunsthistorischen Mu- keit in Wien bewiesen, daß sie stets für eine gemeinsame Ganze – das Land Niederöster- seums. Das gab Kulturministerin Claudia Objektivierung der Arbeitsschritte und Trans- reich – stets ein Anliegen ist“, betonte Pröll. Schmied nach einer Sitzung des Kuratoriums parenz der Entscheidungen steht. Durch ihr Ein zentraler Kern sei Penz‘ Kompromiß- des Kunsthistorischen Museums bekannt. aktives Eintreten für eine positive Konnotie- losigkeit im Einstehen für das Land und für „Dr. Sabine Haag ist die ideale Besetzung den Bauernstand. Seit seiner Jugend habe für das Kunsthistorische Museum. Die beste Penz gewußt, daß es nicht seine Aufgabe sei, Besetzung für das Haus kommt in diesem nur für sich selbst Verantwortung zu tragen. Fall aus dem Haus. Sie ist eine konsequente, So sei er aus seiner privaten Familie zunächst erfahrene und innovative Arbeiterin für das in die „größere Familie des niederösterreichi- Kunsthistorische Museum. Sie kennt das schen Bauernbundes“, später in die Familie Haus in all seiner Vielfalt und hat in ihrer der VP NÖ und schließlich in die „Familie langjährigen Tätigkeit den Respekt und das Niederösterreich“ hineingewachsen. Ansehen der Belegschaft gewonnen. Ihre Penz hielt in seinen Dankesworten fest, wissenschaftliche Arbeit strahlt über die daß die Ehre nicht ihm, sondern seinem Amt Grenzen unseres Landes. Mit ihr steuert das gelte, daß er das ihm verliehene Ehrenzei- Flaggschiff unseres kulturellen Erbes in eine chen aber als „Ansporn“ für seine Rolle als gute Zukunft“, so Schmied. Präsident des NÖ Landtages sehe, den er – „In den vergangenen Wochen und Mona- wie alle Regionalparlamente – als „bedeu- ten habe ich sehr gute Gespräche mit natio- tend und wichtig“ bezeichnete. „Die Ver- nalen und internationalen Kandidatinnen Foto: Bundesdenkmalamt / Wilke pflichtung aus diesem Orden werde ich im und Kandidaten sowie Expertinnen und Ex- Die neue Präsidentin des Bundesdenk- Herzen tragen.“ malamtes, Barbara Neubauer perten geführt. Das große Interesse sowie Nach der Höheren Landwirtschaftlichen die nationale und internationale Bereitschaft, rung des Denkmalschutzes – etwa bei der Bundeslehranstalt Francisco-Josephinum be- diese Aufgabe zu übernehmen, zeugen von höchst erfolgreichen Initiative des Tages des gann er 1971 das Studium der Volkswirtschaft der Wichtigkeit dieses Hauses. Es freut Denkmals – entspricht sie voll meinen Er- an der Universität Wien. Ab 1973 war er Se- mich, mit Dr. Sabine Haag die bestgeeignete wartungen an die neue Leitung. Mit ihrem kretär des NÖ Bauernbundes, zu dessen Di- Persönlichkeit präsentieren zu können. Ich Konzept für die zukünftige Leitung und die rektor er 1983 gewählt wurde. Von 1987 bis danke Wilfried Seipel für seine Arbeit und Modernisierung des Bundesdenkmalamtes 1998 war er Mitglied des Bundesrates, von die Ermöglichung eines guten Überganges“, stimme ich voll überein“, so Kulturmini- 1996 bis 1998 zudem Mitglied der österrei- so die Kulturministerin. sterin Schmied. Die Bestellungskommission chischen Delegation zur Parlamentarischen ie bisherige Wiener Landeskonservato- hatte sich einstimmig für Neubauer ausge- Versammlung des Europarates. Von 1998 bis Drin, Barbara Neubauer, ist neue Präsi- sprochen. „ 2008 fungierte er als dritter Präsident des dentin des Bundesdenkmalamtes. „Mit Bar- http://www.khm.at / http://www.bda.at Landtages von Niederösterreich. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 47 Personalia Steirischer Ehrenring für Ein Stern für Plácido Domingo den Stardirigenten Prof. auf der Kärntner Straße Nikolaus Harnoncourt rundsätzlich steht er Ehrungen eher re- Gserviert gegenüber. Der Ehrenring des Landes Steiermark, den ihm Landeshaupt- mann Franz Voves zusammen mit Lan- deshauptmann-Stv. Hermann Schützenhöfer am 1. Juli in der Grazer Helmut-List-Halle verlieh, hat Nikolaus Harnoncourt dann aber doch sehr gefreut. Zuvor hatte der Stardiri- gent eine besonders eindrucksvolle Idome- neo-Premiere dirigiert. Nur selten gelingt es Dirigenten, der Intensität und Differenziert- heit von Mozarts Tonsprache in so hohem Ausmaß gerecht zu werden. „Ein Ring – seit jeher auch Ausdruck besonderer Verbunden- heit und Beziehung – ist es, der vermitteln Foto: VBW/Ch. Wulz

Int. Roland Geyer, Dir. Thomas Drozda, Sophie Rigvava, Marta & Plácido Domingo

in Stern für Kammersänger Plácido Do- diesem Stern geehrt zu werden. Seit 40 Jah- Fotos: Amt der steirischen Landesregierung Emingo schmückt seit 17. Juli die Kärnt- ren verbinde ihn die Musik mit Wien, mit Prof. Nikolaus Harnoncourt, LH-Stv. ner Straße vor dem Hotel Europa. Die allen großen musikalischen Institutionen der Hermann Schützenhöfer und LH Franz Musikmeile Wien, die mit über 70 Sternen Stadt. Es sei vor allem auch die Liebe des Voves bei der Verleihung des Ehren- ringes des Landes Steiermark für berühmte Komponisten und Interpreten Publikums, die Wien für ihn so einzigartig vom Theater an der Wien bis zum Stephans- mache. soll, wie sehr Ihr Engagement und Ihre Liebe dom führt, ist damit um einen großen Namen Die 2002 anläßlich der 200 Jahr-Feier des zur Musik hier in unserem Land bewundert reicher. Zur feierlichen Freilegung des Ster- Theaters an der Wien eröffnete Musikmeile und anerkannt werden – zur Musik, die welt- nes kam Plácido Domingo selbst und zeigte Wien, der „Walk of Fame“ der klassischen weit als einzige Sprache von allen Menschen sich vor seinen jubelnden Anhängern erfreut Musik ist hervorragenden Komponisten, verstanden wird, unabhängig von der Her- und gerührt. Dirigenten, Musikern und Sängern gewid- kunft oder Ausbildung“, umriß Voves die Der Direktor der Vereinigten Bühnen met, die in Wien künstlerische Spuren hin- Wertschätzung der musikalischen Ausnah- Wien, Thomas Drozda, und der Intendant terlassen haben und umfaßt über 70 Persön- meerscheinung Harnoncourt durch die des Theaters an der Wien, Roland Geyer, lichkeiten der Musikgeschichte. Jedem Künst- Steiermark. Mit den steirischen Festspielen würdigten die Verdienste Domingos für die ler wird mit Porträt, Namen und Lebens- „STYRIARTE“, bei denen er mit Neuein- Musikstadt Wien und speziell für das Thea- daten auf einer 1 m x 1 m großen Platte aus studierungen immer wieder international ter an der Wien, mit dem der Künstler eine Marmor „Usak“ und Granit „Nero Zimbab- viel beachtete Akzente setzt, ist Harnoncourt enge Zusammenarbeit pflegt, aber auch sei- we“ mit Bronze-Umrahmung Tribut gezollt. im Sommer fest an seine Heimat gebunden. ne besonderen Qualitäten als Künstler und Dabei sind die Wienerinnen und Wiener ein- „Die Steiermark, besonders Graz, wo ich Mensch. In der zur Zeit laufenden Produk- geladen, bei der Auswahl ein entscheidendes viele Jahre meiner Jugend verbrachte, haben tion der Zarzuela „Luisa Fernanda“ im Wort mitzureden. mich natürlich auch musikalisch geprägt. Theater an der Wien feiert Domingo als Informationen zur Musikmeile gibt es im Darum komme ich auch immer wieder gerne Vidal Triumphe. Auch in Zukunft solle er Internet unter mit einem interaktiven Walk zu diesen Wurzeln zurück. Dieser Ehrenring dem Haus verbunden bleiben, so Geyer. mit biographischen Details und Musikbei- ist für mich ein besonderes Zeichen dieser Plácido Domingo meinte, es sei ihm eine spielen der einzelnen Künstler. „ Verbundenheit“, sagte Harnoncourt in seiner große Ehre, von der Musikstadt Wien mit http://www.musikmeile.at Dankesrede. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 48 Wissenschaft & Technik Innovation in der Augenheilkunde Es ist erstmals möglich, Patienten mit hoher Kurzsichtigkeit schonend und effektiv zu behandeln und auch stark Sehbehinderten ein Leben ohne Brille zu ermöglichen

leiner Eingriff – große Wirkung. Wel- Kcher Patient wünscht sich dies nicht, wenn er von starker Kurzsichtigkeit betrof- fen ist. Rund 1 Million Menschen leben der- zeit in Deutschland, Österreich und der Schweiz mit erheblichen Einschränkungen des Sehvermögens von über 8 Dioptrien. Für sie war ein Leben ohne Brille oder Kon- taktlinsen bisher kaum denkbar. Nach den Richtlinien der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG), die auch international gilt, wird eine Laser- behandlung nur bei Kurzsichtigkeiten bis 8 Dioptrien empfohlen. Aus diesem Grund stand für Patienten mit höherer Kurzsich- tigkeit bisher nur ein vergleichsweise invas- sives Operationsverfahren zur Verfügung – die Einpflanzung von Linsen ins Augen- innere. Dazu war allerdings eine Eröffnung des Augapfels notwendig. Jetzt ist es erst- mals mit CISIS (Corneal IntraStromal Im- plantation System) möglich, auch Kurz- sichtigkeiten von über 8 Dioptrien schonend Dieses Bild zeigt schematisch das Einbringen des »gefalteten« MyoRinges in die und ohne Eröffnung des Augapfels effektiv Hornhaut ca. 0.3 mm unter die Hornmhautoberfläche. Nach dem Einbringen in die Hornhaut entfaltet sich der MyoRing wieder in einen kreisförmigen Ring. Zur zu behandeln. Dort, wo Laserbehandlungen Verdeutlichung ist der MyoRing hier etwas überdimensional dargestellt. nicht mehr helfen können, setzt also das neue ambulante OP-Verfahren an. Schmerz- Entwickelt wurde dieses weltweit einzig- Augenarzt Univ. Doz. Albert Daxer. Er ist frei und ohne Gefahr für die Stabilität des artige Verfahren von dem österreichischen Professor für Augenheilkunde an der Uni- Auges wird in einem nur 15 minütigen Ein- versität Innsbruck und betreibt eine Ordina- griff ein kleiner, dünner und flexibler Kunst- tion mit Laserzentrum in Ybbs, Niederöster- stoffring (MyoRing) in der Hornhaut, knapp reich, wo er alle Behandlungen von Fehl- unterhalb der Hornhautoberfläche (0.3 mm) sichtigkeiten durchführt. Produziert wird das positioniert. Vergleichbar mit der Wirkung innovative und international patentierte Sy- einer Kontaktlinse bietet dieses Verfahren stem, das mittlerweile EU-weit als Medizin- diverse Vorteile für den Patienten. Das tägli- produkt für die Behandlung der Kurzsich- che Herausnehmen, Pflegen und Wiederein- tigkeit und des Keratokonus zugelassen ist, setzen von Linsen entfällt. Auch die laufen- von dem österreichischen Technologieunter- den Kosten für Reinigung und Neube- nehmen DIOPTEX GmbH, das von Daxer schaffung werden eingespart. Bei Bedarf 2003 in Linz gegründet wurde. kann der MyoRing vom Augenarzt aber je- Auf der Jahrestagung der American derzeit auf sehr einfache und schonende Society of Cataract and Refractive Surgery, Weise entfernt werden bzw. gegen einen an- der größten und bedeutendsten internationa- deren ausgetauscht werden. len Tagung für Augenchirurgie, die kürzlich Besonders erfolgreich ist CISIS bei der in Chicago stattfand, wurde der Vortrag von Behandlung des Keratokonus, eine weit ver- Daxer über CISIS als der beste Vortrag in der breiteten Hornhauterkrankung, wo Brille Kategorie „Keratorefractive, LASIK and

und Kontaktlinse oft nicht mehr helfen und Fotos: DIOPTEX Epi-LASIK“ ausgezeichnet. „ die meist in einer Hornhauttransplantation Univ. Doz. Albert Daxer, Professor für http://www.dioptex.com endet. Augenheilkunde an der Uni Innsbruck http://www.gutsehen.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 49 Wissenschaft & Technik Neue Methode zur Magnesiumgewinnung Ein Team des LKR Ranshofen entwickelte Methode zur Magnesiumgewinnung aus Abfallstoffen – Statt Einschmelzen: Verdampfung im Vakuum

inem Forscherteam im Leichtmetall- Ekompetenzzentrum Ranshofen (LKR), einem Unternehmen der Austrian Research Centers, ist es gelungen, aus Rest- und Ab- fallstoffen der Magnesiumverarbeitung mit- tels Verdampfung und Kondensation wieder reines Magnesium zu gewinnen. Dieses wird für Hightech-Anwendungen im Leichtbau und medizinische Implantate gebraucht. „Normalerweise werden metallische Rest- stoffe, die in verschiedenen Produktions- schritten anfallen, zur Weiterverwendung eingeschmolzen und dann wieder in den Pro- duktionskreislauf gebracht. Dabei geht aber eine hohe Menge Metall verloren“, erklärt Richard Kretz vom LKR in Ranshofen. „Wir haben nun eine Möglichkeit gefunden, rei- nes Magnesium zum Beispiel aus Abfallspä- nen oder anderen Stoffmischungen zu sepa- rieren – und zwar durch Destillation.“ In einem Vakuum-Gefäß werden metalli- sche Reststoffe bei einer Bodentemperatur von ca. 700 Grad Celsius unter Vakuum ge- setzt, dabei verdampft das Magnesium bereits bevor es schmilzt und kann dann über einen Kondensator wieder entnommen werden. Die Erkenntnisse der Verdampfungsver- suche am LKR Ranshofen müssen nun in ein Die oberösterreichischen Forscher haben errechnet, daß allein in Europa jährlich Konzept für eine industriell einsetzbare An- rund 8000 bis 9000 Tonnen Magnesium gewonnen werden könnten. lage überführt werden – dies in enger Zu- Mit ungefähr 40 Mitarbeitern konzen- sammenarbeit mit den Industriepartnern des triert sich das LKR auf seine Kernkompetenz LKR. Die oberösterreichischen Forscher im Bereich der Leichtmetalle Aluminium, haben errechnet, daß auf diese Weise allein Magnesium und Verbundwerkstoffe. For- in Europa jährlich rund 8000 bis 9000 Ton- schungsinhalte sind neue Materialien, innova- nen Magnesium gewonnen werden könnten. tive Verarbeitungsprozesse sowie neue An- Das LKR Ranshofen hat die Forschungs- wendungsfelder der Leichtmetalle im Trans- ergebnisse bereits für mehrere Innovations- portwesen. Ziel ist es, durch die Weiterent- preise eingereicht. wicklung von Leichtmetallen zum Klima- und Umweltschutz, insb. zur Reduzierung der Über das LKR CO2-Emission im Verkehr, beizutragen. Hohe wissenschaftliche Kompetenz, lang- Das Leichtmetallkompetenzzentrum Rans- jährige Erfahrung in der Leitung von Groß- hofen (LKR) wurde 1994 als Standort der projekten sowie ein erfahrenes Team an Österreichischen Forschungszentrum Sei- Wissenschaftlern tragen zum Erfolg der bersdorf GmbH (jetzt Austrian Research Arbeit bei. Die Referenzliste umfaßt Namen Centers GmbH – ARC) in Ranshofen ge- wie Amag, BMW, Biotronik, Daimler gründet und ist seit dem Jahr 2000 als Chrysler, FACC, Fronius, Georg Fischer, 100%ige Tochter der ARC in den Geschäfts- Linde, Magna Steyr, Neuman Aluminium, bereich Materials Technologies eingeglie- Fotos: LKR SAG, Synthes, Rübig, Teich u.a. „ dert. Richard Kretz vom LKR in Ranshofen http://www.lkr.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 50 Wissenschaft & Technik Ungewöhnliche Gebirgs- formation auf Nanoskala Nationales Forschungsnetzwerk leistet einen unmittelbaren Beitrag zur zukünftigen Herstellung einer neuen Generation halbleitender Bauelemente

ei der Herstellung dünner, organischer BSchichten aus elektrisch leitendem Ma- terial können sich terrassenartige Erhe- bungen von wenigen Nanometern Höhe bil- den. Dieses Phänomen war bisher nur von anorganischen Materialien bekannt und ist für die zukünftige Herstellung einer neuen Generation halbleitender Bauelemente auf Basis dünner organischer Schichten von ent- scheidender Bedeutung. Die in der ersten Juli-Ausgabe von „SCIENCE“ veröffentlich- ten Daten wurden im Rahmen eines vom Rasterkraftmikroskopieaufnahme eines terrassierten Hügels aus aufrecht stehen- Wissenschaftsfonds FWF geförderten Natio- den organischen Molekülen. DieTerrassenhöhe entspricht der Moleküllänge. nalen Forschungsnetzwerks (NFN) erhoben. Foto: G. Hlawacek, C. Teichert Anorganische Halbleiter sind einfach aufgebaut und ermöglichen leistungsstarke solche Diffusionsbarriere ist zwar in anorga- Energiesparmaßnahme Computer. Organische Halbleiter hingegen nischen, atomar aufgebauten Schichten be- auf Nanoebene sind komplex, erlauben aber die Herstellung kannt – sie wird nach ihren Entdeckern neuartiger Elektronikschaltkreise – wie die Ehrlich-Schwoebel-Barriere genannt – für Mit den Meßwerten wurden Computer- ersten Prototypen aufrollbarer Bildschirme organisches Material wurde sie aber noch simulationen am Lehrstuhl für Atomistic plastisch vor Augen führen. Doch diese Vor- nie beobachtet.“ Modelling and Design of Materials durchge- teile organischer Halbleiter können nur dann Zum besseren Verständnis dieses bisher führt. Diese konnten nicht nur die experi- voll genutzt werden, wenn das Verhalten unbekannten Verhaltens der organischen mentellen Werte für die Diffusionsbarrieren ihrer funktionell entscheidenden dünnen, Moleküle nutzte das Team in Leoben die bestätigen, sondern sie offenbarten, daß sich organischen Molekülschicht besser verstan- Rasterkraftmikroskopie. Diese erlaubte die die Parahexaphenyl-Moleküle beim Diffun- den wird. Genau zu diesem Verständnis trägt genaue Vermessung der Nano-Berge an den dieren verbiegen. Das war überraschend, da das NFN „Interface controlled and functio- Stufenkanten. Die Auswertung der so ge- das Verbiegen ein Aufweiten der Bindungen nalised organic thin films“ des österreichi- wonnenen Daten führte zu einer weiteren innerhalb des Moleküls erfordert, was auf schen Wissenschaftsfonds FWF bei. Überraschung. Die Form der Nano-Erhebun- Grund der dafür benötigten Energie eigent- gen erinnert stark an terrassierte Berge, wie lich vermieden wird. Allerdings kann das Mikroskopische sie aus dem Bergbau bekannt sind. Dabei fiel diffundierende Molekül so besser als ein Höhenvermessung dem Team auf, daß die Terrassenhöhe von starres Molekül Bindungen zu Nachbar- 2,6 nm ziemlich genau der Länge eines molekülen aufrechterhalten, sodaß das Ver- Mit der aktuellen Publikation in „SCIEN- Moleküls von Parahexaphenyl entspricht. biegen insgesamt der energiesparendere CE“ konnte nun ein Team des NFN zeigen, Die Schlußfolgerung daraus: Die Moleküle Mechanismus ist. Für das Team aus Leoben daß sich organische Moleküle auf einem ordnen sich an der Diffusionsbarriere hoch- und Graz sind diese Erkenntnisse äußerst Trägermaterial in bisher unbekannter Form kant an. spannend. Denn zur Herstellung organischer ausbreiten um dünne, elektrisch leitende Fil- Jedoch zeigte sich auch, daß die unteren Dünnschichttransistoren sind geschlossene me zu bilden. Dazu Prof. Christian Teichert Terrassen eine etwas geringere Höhe aufwei- Schichten solcher aufrecht stehender Mo- vom Institut für Physik der Montanuniver- sen als die jeweils darüber liegenden. Eine leküle notwendig. Das bessere Verständnis sität Leoben: „An den von Festkörperphysi- Erklärung für dieses Phänomen liefert der über die grundlegenden Kräfte, die eben das kern der TU Graz hergestellten Schichten Projektmitarbeiter Gregor Hlawacek: „Die bewirken, wird deren zukünftige Manipu- der organischen Substanz Parahexaphenyl Daten aus der Vermessung erlaubten uns für lation und somit kontrollierte Nutzung erlau- wurden ein durchaus überraschendes Diffu- diesen Fall die Ehrlich-Schwoebel-Barriere ben. sionsverhalten an Stufenkanten, welche sich zu berechnen. Weiter ergab sich, daß die Damit leistet dieses Nationale Forschungs- beim Schichtwachstum bilden, beobachtet. Moleküle der unteren Terrassen geneigt ab- netzwerk einen unmittelbaren Beitrag zur Tatsächlich treffen die Moleküle hier auf gelagert werden. Damit verringert sich hier zukünftigen Herstellung einer neuen Gene- eine Diffusionsbarriere, was zu einer Art die Terrassenhöhe in Relation zum Nei- ration halbleitender Bauelemente. „ Stapelung der weiteren Moleküle führt. Eine gungswinkel.“ http://www.fwf.ac.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 51 Wissenschaft & Technik Das Riesenatom Der Physiker und Nobelpreisträger Nils Bohr erklärte die Struktur von Atomen mit seinem berühmten Planetenmodell, bei dem die Elektronen um den Atomkern kreisen, wie die Erde um die Sonne.

nd 100 Jahre später ist das Bohr‘sche UModell wegen seiner Anschaulichkeit nach wie vor populär, obwohl es für die Be- schreibung der Grundzustände eines „ge- wöhnlichen“ Atoms nicht ausreicht. Phy- sikerInnen der Technischen Universität (TU) Wien gelang es in Zusammenarbeit mit der Rice University in Houston (USA) erstmals das Atommodell mit Hilfe von „Riesen- atomen“ in natura zu kreieren. Mögliche An- wendungen für Quanteninformationstech- nologien könnten daraus abgeleitet werden. Seit einigen Jahren ist es dank modern- ster Lasertechnologie möglich, sogenannte „Rydberg Atome“ zu erzeugen. Dabei han- delt es sich um riesige, angeschwollene Ato- me, die 100.000 Mal größer sind als Atome im Grundzustand und fast mit bloßem Auge erkennbar. Von Joachim Burgdörfer und Shuhei Yoshida vom Institut für Theore- tische Physik der TU Wien stammten die Bohrs Planetenmodell war Vorbild für das »Atomium« in Brüssel Foto: squonk Überlegungen zu einer trickreichen Me- thode, um das Planetenmodell von Bohr University in Houston (Texas) und dem Oak tes Teilchen ein kompaktes Wellenpaket, (Vorbild für Atomium in Brüssel, im Logo Ridge National Laboratory (USA) schafften werden, das dann wie ein Planet den Kern der IAEA) in der Natur doch noch realisie- es so nach fast 100 Jahren das Bohr-Modell umkreist. Wir haben dafür eine fein abge- stimmte Abfolge von extrem kurzen elektri- schen Pulsen vorgeschlagen“, so Burgdörfer. Diese Anordnung wurde von Professor Bar- ry Dunning nun im Labor in Houston reali- siert und das Elektron auf der Kreisbahn wurde auf etwa zehn Umläufe um einen Kalium-Atomkern direkt beobachtet. Das heißt, daß es gelungen ist, die Phaseninfor- mation für fast eine Mikrosekunde zu be- wahren, was enorme Anforderungen an das Experiment stellt. Drei Momentaufnahmen zu verschiedenen Zeiten des Wellenpakets, das den Kern Die Arbeit konnte am 20. Juni 2008 in der eines Kaliumatoms auf einer Umlaufbahn umkreist. Sie zeigen die Erzeugung Fachzeitschrift „Physical Review Letters“ eines Bohratoms. Foto: Technische Universität Wien publiziert werden. In einem weiteren Schritt ren zu können. Burgdörfer: „Vergleichbar dank der theoretischen Überlegungen der möchten die ForscherInnen nun „Rydberg- wäre der angeregte Zustand eines Rydberg- TU-WissenschafterInnen im Experiment zu Moleküle“ kreieren, die aus zwei oder meh- Atoms mit dem Planetenmodell unseres realisieren. Bei den großen „Rydberg-Ato- reren Rydberg-Atomen bestehen. Daraus Sonnensystems. Man nimmt gewissermaßen men“ rücken die klassische und die Quan- erhofft man sich Erkenntnisse über die den Planeten Merkur und schießt ihn in die tenwelten eng zusammen. „Die Idee war, aus Vielteilchendynamik solcher planetarischen Bahn von Pluto. Den hochangeregten Zu- Atomen im hochangeregten Zustand, der im- Systeme gewinnen zu können und das stand erreicht man mit kohärenten Laser- mer noch ein Quantenzustand ist, ein Objekt, Zusammenwachsen zwischen Quantenwelt Photonenquellen. Die Photonen übertragen ein Modell zu formen, daß sich beinahe klas- und klassischer Welt weiter voranzutreiben. die Energie gezielt auf die Elektronen und sisch verhält, bei dem die Teilchen in einer Nicht zu letzt erwarten sich die Wissenschaf- schießen diese in eine sehr hohe Bahn. So Bahn um den Atomkern herumfahren. Es terInnen auch mögliche Anwendungen für entstehen riesige ,aufgeblasene Atome‘.“ bedarf dazu einiger Schritte. Aus der deloka- den Quantencomputer daraus abzuleiten. „ ExperimentalphysikerInnen von der Rice lisierten Elektronenwelle muß ein lokalisier- http://www.tuwien.ac.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 52 Wissenschaft & Technik Etappenziel in klinischer Studie zu Alzheimer-Impfung erreicht Im Rahmen ihrer klinischen Phase I-Studie AFF001 hat AFFiRiS mit 24 Alzheimer- Patienten die für diese Studie vorgesehene Anzahl an Personen aufgenommen

iel der Studie ist es, die Verträglichkeit ge an klinischen Studien.“ Die von AFFiRiS Motschmann, leitender Fondsmanager der Zund Sicherheit eines innovativen Alz- entwickelten Alzheimer-Impfstoffe basieren MIG-Fonds: „Das Unternehmen ist auf die heimer-Impfstoffes (AFFITOPE AD01) zu auf der im Haus entwickelten AFFITOME- Entwicklung von Medikamenten für Krank- untersuchen. Im Rahmen der Studie sind nun Technologie, die auf dem so genannten Mi- heiten mit dringendem medizinischem Be- alle Patienten mindestens einmal geimpft motop-Prinzip beruht. darf bei gleichzeitig attraktivem Marktpo- worden und haben den Impfstoff bisher sehr tential spezialisiert. Dazu zählt, mit progno- gut vertragen. Die Behandlung sieht insge- Anspruchsvolle stizierten 22 Mio. Patienten im Jahr 2025 samt vier Impfungen im Monatsabstand vor Entwicklung und dem Fehlen einer effektiven Therapie, und soll bis Oktober dieses Jahres vollständig die Alzheimer Krankheit. Als zweite Erkran- abgeschlossen sein. Dann kann die Verträg- Die Technologie erlaubt die Entwicklung kung hat sich AFFiRiS die Gefäßverkalkung lichkeit des Impfstoffes endgültig beurteilt maßgeschneiderter Impfstoffe, die als AFFI- vorgenommen. Auch hier wird ein maßge- werden. Die bisherigen Ergebnisse deuten auf TOPE bezeichnet werden. Das Besondere an schneiderter Impfstoff entwickelt. Darüber eine gute Verträglichkeit dieses ersten Alz- der AFFiRiS-Impfstrategie im Fall von Alz- hinaus ist die Entwicklungs-Pipeline bereits heimer Impfstoffes der AFFiRiS GmbH hin. heimer erläutert Schmidt: „Verursacht wird prall gefüllt und das Geschäftsmodell, das Vor diesem Hintergrund wurde bereits mit Alzheimer durch das beta-Amyloid, einem wir voll inhaltlich unterstützen, sieht alle der Rekrutierung von weiteren Patienten für ungewollten Bruchstück des körpereigenen zwei Jahre ein neues Produkt in der klini- die klinische Prüfung eines zweiten Alzhei- Eiweißstoffes APP, der auf der Oberfläche schen Erprobung vor. mer-Impfstoffes von AFFiRiS begonnen. von Gehirnzellen vorkommt. Die Entwick- Nun gab AFFiRiS den erfolgreichen Ab- lung einer erfolgreichen Impfung ist sehr an- Über AFFiRiS schluß der Patientenrekrutierung für die kli- spruchsvoll, gilt es doch sicherzustellen, daß nische Phase I Prüfung ihres Alzheimer- Antikörper das beta-Amyloid nur dann at- Die AFFiRiS GmbH entwickelt Impf- Impfstoffes AD01 bekannt. Der Impfstoff tackieren, wenn es abgespalten in der Ge- stoffe auf Peptidbasis gegen Alzheimer, wird am Allgemeinen Krankenhaus (AKH) hirnflüssigkeit vorkommt, aber nicht so lan- Atherosklerose und andere Krankheiten mit Wien, 24 Alzheimer Patienten mit milder bis ge es noch Bestandteil des normalen APP- dringendem medizinischem Bedarf. Das moderater Erkrankung verabreicht. Über Eiweißes auf den Gehirnzellen ist. Anson- Unternehmen hat seine Plattform-Technolo- drei Monate werden die Patienten insgesamt sten würden die Gehirnzellen bekämpft. gien etabliert und die dazugehörigen Pa- viermal geimpft. Während dieser Zeit und Dank der AFFITOME-Technologie sind wir tentfamilien angemeldet. Erste Patente sind weiteren zwei Monaten werden die Sicher- in der einzigartigen Position, die Gehirnzel- bereits erteilt. 35 hoch qualifizierte Mitar- heit und Verträglichkeit des Impfstoffes un- len sicher verschonen zu können und nur das beiter und Mitarbeiterinnen sind auf 600 m² tersucht. Das Wohl und die Sicherheit der krankheitsverursachende beta-Amyloid zu angemieteter Laborfläche am Campus Patienten sind dabei durch ein professionel- bekämpfen.“ Vienna Biocenter tätig. les Betreuungsnetz mit höchsten medizini- Die vom Unternehmen patentierte AFFI- schen Standards garantiert. Walter Schmidt, TOME-Technologie erlaubt nicht nur Mo- Über die MIG-Fonds Geschäftsführer der AFFiRiS GmbH, über leküle mit sehr spezifischen Bindungseigen- den planmäßigen Verlauf der Studie: „Wir schaften herzustellen, sondern auch struktu- Die MIG Verwaltungs AG setzt mit ihrer haben nun die maximal vorgesehene Anzahl rell unterschiedliche Moleküle mit identi- Beteiligung an der Affiris GmbH ein be- an Patienten erstmals behandelt. Nach dem schen Bindungseigenschaften. Diese Stärken währtes Konzept fort: Erst nach eingehender Ende der Studie in wenigen Monaten werden werden nun bei der Entwicklung der Impf- Prüfung ihrer Zukunftsfähigkeit wird in aus- wir wissen, ob sich der bisherige Eindruck stoffe AD01 und AD02 genutzt, die beide gewählte Firmen in Deutschland und Öster- der guten Verträglichkeit unseres Impfstof- das Immunsystem gegen dieselbe Struktur reich investiert. Ihre innovativen, vielverspre- fes bestätigt. Da das Patienten-Interesse in des beta-Amyloids ausrichten. Jedoch kön- chenden Produkte zeichnen die Anlageobjek- den letzten Monaten stark gewachsen ist, nen auch andere körpereigene, aber schädli- te dabei ebenso aus, wie die unternehmeri- freuen wir uns, daß wir bereits die Teilnah- che Proteine – wie Enzyme des Fettstoff- sche Leistung ihres Managements. Unter- me an der klinischen Erprobung unseres wechsels – mit Hilfe der AFFITOME-Tech- stützt wird die MIG Verwaltungs AG von der zweiten Alzheimer-Impfstoffes, AFFITOPE nologie positiv beeinflußt werden. Eine ent- Alfred Wieder AG. Der Spezialist für Ven- AD02, anbieten können. Die Unterstützung sprechende Entwicklung der AFFiRiS kann ture Capital ist mit dem Vertrieb der Fonds- unseres Hauptinvestors, den MIG Fonds, ist sich zukünftig wirkungsvoll bei der Behand- anteile betraut und erster Ansprechpartner dabei ganz wesentlich, denn nur unsere soli- lung von Atherosklerose erweisen. Zur Ent- für interessierte Anleger. „ de Finanzierung erlaubt diese rasche Abfol- wicklung der AFFiRiS meint Michael http://www.affiris.com

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 53 Kultur Wien 1900. Sammlung Leopold Das präsentiert ab Juli 2008 die Kunst der Jahrhundertwende in Wien in völlig neuer Zusammenstellung Alle Fotos: Leopold Museum , Tre Croci – Dolomitenlandschaft, 1913; Öl auf Leinwand

ie Projektleiter Diethard Leopold und u.v.a) sowie interessante Beispiele des Kurator Diethard Leopold betont sein be- DPeter Weinhäupl kuratieren gemeinsam Designs der Wiener Werkstätte. Möbel, sonderes Naheverhältnis zu den Werken des mit Rudolf und Elisabeth Leopold die Neu- Silber, Glas und Schmuck werden gemein- Leopold Museums: „Ich bin mit dieser aufstellung des Kernbereiches der Samm- sam mit Bildern und Grafiken präsentiert Sammlung aufgewachsen, kenne sie im Kern lung Leopold unter dem Titel „Wien 1900. und zeigen die international wohl bekannte- besser als die meisten.“ Direktor Peter Sammlung Leopold“ in unkonventioneller ste Epoche der Wiener Kunst als ästhetisches Weinhäupl unterstreicht das Anliegen, dem und überraschender Weise. Erlebnis der besonderen Art. Besucher mehr Information zu bieten, die Der Wiener Jugendstil versuchte mit der Die Ausstellung erstreckt sich über ein Ausstellungsarchitektur attraktiver zu ge- Idee des „Gesamtkunstwerks“ alle Lebens- ganzes Stockwerk und bietet einen abwechs- stalten und nach Möglichkeit neue Medien bereiche gestalterisch zu erfassen. Gustav lungsreichen Rundgang, der für Kenner der einzubinden. „Sowohl der Kunstgenuß als Klimt, Koloman Moser und Josef Hoffmann, Materie auf Grund der neuen unorthodoxen auch der Museumsbesuch sollen ein einzig- als Hauptvertreter dieser Kunstrichtung, ste- Zusammenstellung ebenso spannende Per- artiges Erlebnis bieten.“ Die Kunstobjekte hen synonym für die Kunst der Wiener Se- spektiven bietet, wie er jenen, die sich noch wurden teils in Form von Installationen zu- cession um 1900. Die Neupräsentation der nicht mit „Wien um 1900“ beschäftigt haben sammengeführt, die großen Lichtschächte in hauseigenen Bestände des Leopold Mu- eine kompakte Einführung in Thema und „aktive Flächen“ umgewandelt und somit in seums – ergänzt um einige bedeutende Leih- Epoche ermöglicht. Dem Touristen soll sich die Ausstellungsarchitektur eingebunden. Un- gaben – zeigt Werke der Wiener Secession durch die Ausstellung das Wesen der Stadt terschiedliche Ebenen, Rampen, Zwischen- aber auch Gemälde und grafische Arbeiten Wien um 1900 erschließen, dem heimischen wände etc. ermöglichen neue Raumerleb- der Zeit des Expressionismus bis zum Ende Publikum ermöglicht die Präsentation, die nisse. des 1. Weltkriegs (, Oskar Werke der Jahrhundertwende aus der Samm- „Das Schaffen österreichischer Künstler Kokoschka, Anton Kolig, Herbert Boeckl lung Leopold neu zu entdecken. zu Beginn des 20. Jahrhunderts hat die Kunst

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 54 Kultur nachhaltig beeinflußt. In der Sammlung Leo- pold sind zahlreiche Werke dieser Epoche erhalten und werden nun in einer eigenen Schau präsentiert. Als Partner des Leopold Museums unterstützen wir diese sehr gerne“, erklärt Generaldirektor Günter Geyer von der Wiener Städtischen Versicherung AG Vien- na Insurance Group. Für „Ö1“-Kulturchefin Maria Rennhofer deckt der Schwerpunkt „Wien um 1900“ der Sammlung Leopold „ein wichtiges Kapitel österreichischer Kunstgeschichte ab, das in keinem anderen österreichischen Museum in vergleichbarer Form vertreten ist. Dies er- möglicht die Rückbesinnung auf die Wur- zeln der österreichischen Kunst des 20. Jahr- hunderts und den internationalen Vergleich.“ Rennhofer verweist auch darauf, „daß die Sammlung immer wieder Anregung zur Aus- einandersetzung mit der wechselvollen Ge- schichte des 20. Jahrhunderts und mit deren Auswirkungen auf die Schicksale der einsti- gen Eigentümer und Sammler“ biete. Der Ausstellungsort, die Ebene 4, ist das höchstgelegene Geschoß des Museums. Die Lage bietet einen wunderbaren visuellen An- , Tod und Leben, 1910/15; Öl auf Leinwand knüpfungspunkt zu „Wien 1900“. Der Blick aus den Panoramafenstern stellt einen Kon- späten 19. Jahrhunderts und die neue Archi- standteil des Ausstellungskonzepts. Jeder nex zur Wiener Ringstraße her, vom Kunst- tektur des MuseumsQuartiers bietet. In die- Raum weist deshalb ein Suchobjekt auf. Der historischen Museum bis zur Neuen Hof- sem Ausstellungsraum belegen Architektur- Bezug dieser Gegenstände zur Ausstellung burg. Durch die Stadterneuerung Wiens im zeichnungen, Stadtpläne, historische Fotos wird in einem Flyer erklärt. Diese Ausstel- letzten Drittel des 19. Jahrhunderts wurde und Filmaufnahmen die Leistungen der lungsstücke sind ein wunderbares Instrument auch der Grundstein für die Errichtung der bahnbrechenden Architektur in Wien um für den Aufbau eines zusätzlichen Span- berühmten Jugendstilbauten Wiens gelegt. 1900, von Otto Wagner bis Adolf Loos. nungselementes und ein wertvolles pädago- Dieser von Peter Weinhäupl konzipierte zen- Die Bezugspunkte zum Heute, Querver- gisches Element für die Kunstvermittlungs- trale Info-Raum der Ausstellung enthält eine bindungen zu verwandten Themen oder programme zur Ausstellung. neue loungeartige Plattform, die ab sofort Parallelen der Kunst in Wien um 1900 zu „Wien um die Jahrhundertwende“ stellt einen einzigartigen Blick über Bauten des anderen Stilrichtungen sind integrativer Be- sich gleichsam als ein „Programm für 100 Jahre“ dar. Die Errungenschaften der Kunst um 1900 haben das Kunstschaffen des 20. Jahrhunderts nachhaltig beeinflußt. So empfindsam und verspielt Secession und Jugendstil mit ihren floralen Elementen sind, so „cool“ und gediegen präsentieren sich die Möbel der Wiener Werkstätte. Die Ausstel- lung verdeutlicht die um 1900 einsetzende „Evolution des Geschmacks“. Die Tiefgrün- digkeit des Expressionismus (Egon Schiele, Oskar Kokoschka, Richard Gerstl) wird ebenso beleuchtet wie der Einfluß der Psy- choanalyse auf das „weite Land der Seele“ und die Ergründung von „Geschlecht und Charakter“ (das gleichnamige Werk des Phi- losophen Otto Weininger [1880-1903] er- schien 1903). Das edle Mobiliar des Groß- bürgertums gibt Anlaß zu Hinweisen auf den geschichtlichen Background, die sozialen Strömungen, die Zeit der letzten Jahre der Egon Schiele, Liegender Knabe (Erich Lederer), 1913; Bleistift, Gouache auf Papier Monarchie. Das Ende des 1. Weltkriegs bil-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 55 Kultur det das „Finale“ der Ausstellung. Der Rund- gang durch die neun Räume, der sich unge- zwungen an eine Chronologie der „Evolu- tion des Geschmacks“ anlehnt, folgt thema- tisch den wichtigsten künstlerischen Findun- gen jener Zeit, der bisher wohl fruchtbarsten Epoche der österreichischen Kunstge- schichte:

Saal »Secession« Ausgangspunkt der Schau ist die Künstler- generation vor den Secessionisten. Zu ihnen zählen etwa der Malerfürst des Historismus Hans Makart (1840-1884) oder der Haupt- vertreter des Stimmungsimpressionismus und Vater der Femme Fatale Alma Mahler, Emil Jakob Schindler (1842-1892), Theodor von Hörmann (1840-1895), Tina Blau (1845- 1916), Olga Wisinger-Florian (1844-1926) und der Secessionsgründer Carl Moll (1861- 1945). „Die Pappelallee bei Plankenberg“ aus dem Jahr 1890 von Schindler entstand in Verbindung mit den Sommeraufenthalten Jakob Schindler, Pappelallee bei Plankenberg um 1890; Öl auf Holz

Schindlers und seiner Schüler auf Schloß Plankenberg in Niederösterreich. Auch Carl Moll war Schüler Emil Jakob Schindlers. Das stimmungsvolle Bild „Winter auf der Hohen Warte“ (1912/14) geht einen Schritt über die Plein-Air Malerei hinaus. Das qua- dratische Format des Bildes, die Wahl des Bildausschnitts und der kursorische Pinsel- strich machen es zu einem typischen Bei- spiel der Wiener Malerei zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Dem vom Kunstkritiker Ludwig Hevesi stammenden Motto der Secession „Der Zeit ihre Kunst. Der Kunst ihre Freiheit“ folgend, dient – konträr etwa zu den altdeutschen Möbeln des ausgehenden 19. Jahrhunderts – ein schlanker, eleganter Tisch des Wiener Werkstätte-Gründers Josef Hoffmann (1870- 1956) als Mittelpunkt des Raumes. Auf ihm befindet sich eine Skulptur von Michael Po- wolny (1871-1954), dem Gründer der Wie- ner Keramik, einer seiner typischen Putti. Historisch-soziologische Informationen sowie Beispiele aus der Literatur der Jahr- hundertwende regen zur Auseinanderset- zung mit dem fruchtbaren geistigen Boden der Jahrhundertwende an. Das Entstehen einer Gefühlskultur aus politischer Schwä- che wird erörtert. Die groß präsentierte Werkzeichnung für das Engelsfenster der Kirche Am Steinhof von Kolo Moser (1868- 1918) ist ein Paradebeispiel für die auch im sakralen Bereich stattfindende Stilisierung der Kunst. Plakate der Secessionsausstellun- Kolo Moser, Venus in der Grotte, um 1914; Öl auf Leinwand (Ausschnitt) gen oder des Kaiser-Jubiläums-Huldigungs-

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Konnex zu Musik und Philosophie wird in einem eigenen Audiosetting konkret, wo man den 4. und 5. Satz aus Gustav Mahlers (1860- 1911) 3. Symphonie hören kann, in der unter anderem Zarathustras Nachtwandlerlied des Philosophen und Dichters Friedrich Nietz- sche (1844-1900) vertont wurde. Suchobjekt: Ukiyo-e, japanische Holzschnit- te des 18. und 19. Jahrhunderts, waren be- liebte Sammelobjekte der Künstler der Jahrhundertwende. In Klimts letztem Atelier war sogar eine halbe Wand damit dekoriert (siehe Info-Text „Japonismus“). Fast alle Holzschnitte zeigen gemeinsame ästhetische Momente: flächigen Aufbau und Betonung der Umrisslinie. Dadurch übten sie einen großen Einfluss auf die Entstehung der modernen europäischen Kunst aus.

Saal »Psychoanalyse« Exemplifiziert an Werken von Gustav Klimt, Alfred Kubin (1877-1959), Egon Schiele (1890-1918), Hans Böhler (1884- 1961), Ludwig Heinrich Jungnickel (1881- 1965) und Leopold Blauensteiner (1880- 1947) werden die Themen Sexualität, Traum, Unbewußtes und Introspektion angespro- chen. Die Psychoanalyse Sigmund Freuds (1861-1951) ist der ideengeschichtliche Hin- tergrund dieser Zusammenstellung. Schieles Ludwig Heinrich Jungnickel, Die Marabus, undat.; Spritztechnik (Schablone) auf Papier „Selbstseher“, ein Doppelselbstporträt, „Das Festzuges von 1908 von Ferdinand Ludwig Brückenkonstruktion, die der in Berlin le- Liebespaar“ von Kolo Moser und erotische Graf (1868-1932), sind großartige Leistun- benden Künstlerin – Tochter des Sammlers Zeichnungen anderer Künstler (Klimt, Blau- gen der Druckgrafik der Jahrhundertwende. Rudolf Leopold – als Vorlage diente, zeigen ensteiner) entführen in das weite Land der Suchobjekt: Zwei Rock‘n‘Roll Poster von eine dem Secessionsstil ähnliche Vorgangs- Seele und des Geschlechts. In der Mitte des Clifford C. Seeley und Wes Wilson aus den weise: das konkrete Objekt verschwindet Raumes wird eine Figur von George Minne 1960er Jahren – die Künstler, deren Werke hinter seiner rein formalen, fast gänzlich ab- (1866-1941), „Kniender Knabe“, als Aus- zum Bestand des Fine Arts Museum San strakten Qualität. druck psychologischer Ambivalenz re-insze- Francisco gehören, verwenden formale Struk- niert. Eine Gruppe dieser Knaben stand ur- turen des Jugendstils. Auch können die flora- Saal »Gustav Klimt« sprünglich in einer Secessionsausstellung len, verträumten Elemente des Secession- Die Kunst des Gustav Klimt (1862-1918) rund um ein Muttersymbol, einen Brunnen. Stils als eine Vorform der so genannten Flower gilt als Inbegriff des Wiener Jugendstils. Zwei verschiedene Gruppen von Vasen wei- Power der Hippie-Bewegung verstanden Zentrales Bild des ihm gewidmeten Raumes sen auf archetypische Formen des männ- werden. ist das Gemälde „Tod und Leben (Der Tod lichen und weiblichen Geschlechts hin. Die und die Liebe)“, entstanden 1910/1915. Zeichnungen von Alfred Kubin schildern Saal »Kolo Moser« Klimt war ein bereits allgemein anerkannter eindrücklich Alpträume und sind der 1899 Die Jugendstil-Kunstzeitschrift „Ver Künstler, als der Streit um die von ihm vollendeten „Traumdeutung“ Sigmund Freuds Sacrum“ der Vereinigung bildender Künstler geschaffenen „Fakultätsbilder“ (Philosophie, verwandt (Freud datierte das Buch auf 1900 Österreichs (erschienen 1898-1903), Plaka- Jurisprudenz, Medizin), die 1900 bis 1903 vor, damit es das erste Buch des neuen te, Gemälde und Möbel und vieles mehr zei- entstanden, aufflammte. Klimt kaufte die Bil- Jahrhunderts sei). Eine Vitrine zeigt Bücher gen den Allroundkünstler Koloman Moser der schließlich zurück und lehnte in der Fol- der Zeit, unter anderem eine Ausgabe von (1868-1918). Werke weiterer Künstler, u.a. ge weitere staatliche Aufträge ab. Zwei der Freuds „Traumdeutung“. eine Persiflage auf das „Ver Sacrum“ – „Quer 1945 in Schloß Immendorf verbrannten Bil- Die radikalen Plakate Kokoschkas, so Sacrum“ des Malers und Illustrators Bert- der sind neben Infotexten in großformatigen z.B. die „Pietà“ (Plakat für das Sommer- hold Löffler (1874-1960), er war Lehrer von Reproduktionen zu sehen. theater in der Kunstschau 1909), legen das Oskar Kokoschka, Texte und Fotos machen Gezeigt werden weiters Aufnahmen von Innerste der menschlichen Seele in beein- die Zeit des Secessionismus lebendig. Gustav Klimts letztem Atelier, die Beziehun- druckender Schonunglosigkeit dar. Suchobjekt: Gerda Leopold, „Struktur“, gen des Jugendstils zur japanischen Kunst Suchobjekt: Zwei Afrikanische Masken, Farblithografie – die formale Anordnung der (Zeit des Japonismus) werden erörtert. Der Kongo und Dogon – Die Art und Weise der

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Abstraktion des menschlichen Gesichts auf als Panorama nutzt, dient der entspannten Oberflächenstruktur – insgesamt ein reizvol- wenige markante Züge innerhalb einer stark Information über die Zeit sowie über die les Muster geometrischer Strenge – wirkte geometrisierten äußeren Umrisslinie (Oval, Stadt Wien, ihre Entwicklung, Architektur stilbildend auf den Secessionismus. Rechteck, Dreieck usw.) faszinierte nicht nur und das soziale Leben. Ein Kurzfilm zeigt Picasso, sondern taucht zum Beispiel auch in die Schleifung der Basteien, die neuen Bau- Saal »Wiener Werkstätte« vielen Schiele-Zeichnungen und Gemälden ten der Ringstraße und die prominentesten Die Vielfalt der Produktion der 1897 ge- als vermutlich unbewußte Parallele auf. Beispiele der Jugendstilarchitektur Wiens. gründeten Wiener Werkstätte wird in diesem Schiele selbst besaß keine afrikanischen Die rasante Bevölkerungsentwicklung wird Raum anschaulich vor Augen geführt. Das Masken. Als Formensprache lag jedenfalls ebenso thematisiert wie die sozialen Proble- Einfache und Praktische wurde dem Orna- die Ikonografie der afrikanischen Stammes- me und Besonderheiten, die mit der Auswei- mentalen der Gründerzeit vorgezogen. Die kunst mit ihrer Archetypik in der Luft. Die tung der Stadt entstanden. Erzeugnisse der Wiener Werkstätte waren Maske spielt auch eine große Rolle in der Neue Bevölkerungsgruppen, wie die zahl- reich verziert und ästhetisch durchgestaltet. Psychoanalyse und den auf ihr fußenden reichen in den Ziegeleien im Süden Wiens Adolf Loos und Karl Kraus kritisierten die modernen Therapieformen: sei es als schüt- arbeitenden sog. Ziegelböhmen („Ziegel- Wiener Werkstätte heftig. Mobiliar, dekora- zendes Versteck, sei es als starrer Ausdruck behm“), mit deren Hilfe die großen Bauten tive Bilder und verschiedenste Erzeugnisse des „Charakterpanzers“, sei es als Medium, der Ringstraße entstanden, sind ebenfalls der Wiener Werkstätte, so etwa Vasen, Silber- Überpersönliches und Spirituelles auszu- Teil des Diskurses. schmuck und Gläser sind ebenso zu sehen drücken und zu verkörpern. Suchobjekt: Foto der Glasgow School of Art wie verschiedene Möbelstücke, so z.B. die von Charles Rennie Mackintosh – dieses „Sitzmaschine“ von Josef Hoffmann aus dem Saal »Stadt und Architektur« 1897 realisierte Gebäude sollte die gesamte Jahr 1905 oder, ebenfalls von Hoffmann, ein Dieser Raum begreift „Wien 1900“ als europäische Architektur nachhaltig beeinflus- Fauteuil aus dem Salon der Emilie Flöge. urbanes Phänomen. Eine eigens geschaffene sen. Der Kontrast aus geschlossener, block- Suchobjekte: Zwei Objekte aus der Werk- Lounge, die das große Fenster des Raumes artiger Bauweise mit in sich gebrochener stätte Carl Auböck, Wien: eine Sakefläsch- chenartige Vase und ein stilisierter Sake- becher – die klare Abstraktion der Objekte und die ausgesuchte Materialwahl und -be- handlung verbindet die Werkstätte Carl Au- böck mit der Wiener Werkstätte. Anderer- seits zeigt sich zugleich auch eine differente Philosophie: Man wollte im Ganzen einfacher und auch kostengünstiger produzieren, um mehr in die Breite zu wirken und weniger elitär zu sein als die immer am Rande der Profitabilität wirkende berühmtere Produk- tionsgemeinschaft. Jedenfalls existiert die Werkstätte Carl Auböck im Gegensatz zu jener auch heute noch im 8. Bezirk in der Bernhardgasse.

Saal »Richard Gerstl, Mathilde und Arnold Schönberg« Hier wird erstmals in offener und nach- drücklicher Form die tragische Liebesge- schichte zwischen Richard Gerstl (1883- 1908) und Mathilde Schönberg geschildert, aber auch auf die Künstlerfreundschaft zwi- schen dem Komponisten Arnold Schönberg (1874- 1951) und Gerstl hingewiesen. Zum 100. Mal jährt sich heuer Gerstls Todestag. Aus unglücklicher Liebe und gesellschaft- licher Isolation beging er am 4. November 1908 im Alter von 25 Jahren Selbstmord. An einer Hörsäule kann man den 3. und 4. Satz von Arnold Schönbergs fis-Moll Quartett hören, in dem Schönberg neben anderen Kompositionen die dramatischen Ereignisse von 1908 verarbeitet hat. Durch eine Sopran- partie werden in demselben Quartett auch Richard Gerstl, Paar im Grünen, 1908; Öl auf Leinwand zwei Gedichte von Stefan George (1868-

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1933) vertont, die fast wie ein Text zur tragi- schen Dreiecksbeziehung gelesen werden können. Im Zentrum des Raumes befindet sich ein sechsfüßiger Tisch, entworfen von Adolf Loos (1870-1933). Suchobjekt: Foto aus einer „Körperaktion“ von Günther Brus – der Einsatz des eigenen Körpers des Künstlers zeigt eine gewisse Entwicklungslinie vom Beginn des 20. Jahr- hunderts bis über die Mitte hinaus: Ist der Körper des Künstlers zuerst frohe Botschaft der Kreativität und Weisheit („Selbstbildnis vor blauem Hintergrund“, 1904/05) wird er schon wenige Jahre später zum Träger von Leid und Isolation („Selbstakt in stehender Figur“, 1908). Bei den Wiener Aktionisten zeigt der Körper einerseits die Einengung durch die herrschenden Verhältnisse, andrer- seits deren mögliche Überwindung; er wird zum Spiegel der Gesellschaft.

Saal »Expressionismus – Kokoschka und Schiele« Dieser Raum zeigt im Unterschied zu den ästhetischen und symbolistischen Tendenzen der Wiener Werkstätte die nackte Wahrheit der menschlichen Kreatur – Aquarelle von Egon Schiele, Zeichnungen von Hans Böhler und Ludwig Heinrich Jungnickel – sowie dramatische Verstrickungen von Liebespaa- ren – Lithografien von Oskar Kokoschka. Die schönste Landschaft des Letzteren, die „Tre Croci“ in den Dolomiten sowie Schie- les unvollendet gebliebenes Gemälde „Lie- Leopold Kolig, Hauptmann Boleslavski, 1916; Öl auf Leinwand bespaar“ werden einander gegenüber ge- stellt. Zitate aus Kokoschkas Schriften und Herbert Boeckl (1894-1966) – das radikale Tage der Menschheit“ von Karl Kraus (1874- einer Erzählung von Robert Musil machen „Porträt Josef von Wertheimstein“ (1921) – 1936) sind als Hörbeispiel präsent in der den geistigen Hintergrund spürbar. die auf die Kunst der Zwischenkriegszeit vor- Auswahl durch Helmut Qualtinger. Das Be- Suchobjekt: Foto Lisa Bufano aus der Serie ausweisen, Kriegsfotografien sowie Infor- gräbnis Kaiser Franz Josephs I. (1830-1916) „Vom Charme des Makels“ von Gerhard mationen zu einzelnen Künstlerbiografien im Jahr 1916 sowie Szenen aus dem ersten Aba – diese Fotos stellen, so wie der Expres- und anderes beschließen die Ausstellung. Weltkrieg werden als Filmdokument ge- sionismus, das Leiden und die körperverhaf- 1918 ist das Todesjahr von Otto Wagner zeigt. Fotos aus dem 1. Weltkrieg aus der tete Existenz der menschlichen Kreatur dar, (1841-1918), Egon Schiele, Kolo Moser. Sammlung von Fritz Simak ergänzen das wenn sie auch bei Aba und Bufano tragiko- Das Jahr ist Ende und Neubeginn. Die er- Bild einer Zeit deren kulturelle Blüte durch misch ironisiert werden. Dennoch werden zwungene Neuorientierung öffnet den Weg den Untergang einer Ära endete und doch über der Wahl des Themas formale Kriterien für neue Kunstströmungen. Werke von den Weg für Neues freimachte. Die Ausru- beim Bildaufbau nicht vernachlässigt, im Kolig, Boeckl und Kubin bilden die Brücke fung der Republik versprach den Weg in die Gegenteil, auch sie spielen in der Kunst der zur Kunst der Zwischenkriegszeit. Die Ver- Demokratie. Ein Traum der schon zwei Jahr- österreichischen Spielart des Expressionis- bindung von Lyrik und Philosophie wird von zehnte später durch den Einmarsch Hitlers mus wie auch in der Produktion des Wiener einer Tagebucheintragung Ludwig Wittgen- enden sollte … Fotografen eine tragende Rolle. steins (1889-1951) aus dem Jahr 1914 kon- Suchobjekt: Heinrich Heuer, „Guillotine“ – kret. Wie aus dem Eintrag und Wittgensteins das surrealistische Bild vereint collagenhaft Saal »Erster Weltkrieg – Biografie (Ray Monk) hervorgeht, wollte sich verschiedene Elemente – fallende Körper, Ende einer Ära« der Philosoph mit dem Dichter Georg Trakl Zielscheiben etc. –, die zusammengenom- Im letzten Raum mündet der Rundgang (1887-1914) treffen. Jener verstarb just zu men die Bedrohung durch Kriegsereignisse sinnbildlich in den 1. Weltkrieg, der zugleich diesem Zeitpunkt unter ungeklärten Umstän- zeigen; das Schablonenartige macht überdies das Ende einer Epoche bedeutete. Antikriegs- den, vermutlich durch Selbstmord oder auf- die Reduktion des Menschlichen in einem gemälde von Albin Egger-Lienz (1868-1926), grund von Drogenkonsum. Das Treffen kam Raum der Gewalt erfahrbar. „ Werke von Anton Kolig (1886-1950) und nie zustande. Die apokalyptischen „Letzten http://www.leopoldmuseum.org

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 59 Kultur Van Gogh Gezeichnete Bilder von 5. 9. bis 8. 12. 2008 in der Albertina

ie große Herbstausstellung der Alberti- Dna präsentiert Vincent van Gogh aus einer völlig neuen Perspektive. Die Ausstel- lung bringt den Maler Van Gogh mit dem Zeichner zusammen und veranschaulicht mit 150 Werken, wie sehr die expressive Pinsel- führung in seinen Gemälden durch Van Goghs ausdrucksstarke Zeichenkunst vorbereitet wird. Obwohl Van Gogh ursprünglich Zeichner und Illustrator werden will und aus dem Geist des Mitleidens das harte Leben der Bauern und Arbeiter schildert, ist es am Ende der Kolorist Van Gogh, der die Kunst seines Jahr- hunderts revolutioniert und sie vom Prinzip der Nachahmung der Wirklichkeit ebenso wie vom idealistischen Diktat der Akademien befreit. Mit der Übersiedlung von Holland nach Paris 1886 und vollends in seinen bei- den letzten Schaffensjahren in Südfrankreich hellt sich Van Goghs Palette auf. An die Stel- le des braunen Tons der Salonmalerei tritt die Reinheit der gleißenden Farben. Die neue Die Ernte, 1888, Vincent van Gogh, Öl auf Leinwand farbliche Intensität resultiert aus einer gestei- gerten Wahrnehmung des Künstlers, der nun unter der sengenden Sonne der Provence di- rekt vor dem Motiv malt. Dennoch sollte der ursprüngliche Wunsch Van Goghs, Zeichner zu werden, die Form seines Farbauftrags prägen. Bis zu seinem Selbstmord 1890 in Auvers entsteht neben seiner Malerei ein umfangreiches und inten- sives zeichnerisches OEuvre; ja, die Zeich- nungen und Aquarelle bestimmen zutiefst Van Goghs Malstil, seine Eigenheit, mit dem in Farbe getauchten Pinsel zu zeichnen oder die expressiven Farblinien und Farbpunkte direkt aus der Tube auf die Leinwand aufzu- tragen. Die großformatigen und bildhaften Federzeichnungen und Aquarelle sind seinen Gemälden künstlerisch in jeder Hinsicht eben- bürtig. Die Van Gogh-Ausstellung in der Al- bertina trennt nicht den Maler vom Zeichner. Vielmehr führt sie 50 Gemälde und 100 der bedeutendsten Aquarelle und Zeichnungen © Amsterdam, Van Gogh Museum (Vincent van Foundation) von über 60 Leihgebern aus aller Welt zu- Der Sämann, 1888, Vincent van Gogh, Bleistift, Rohrfeder, Feder in Braun sammen, um das Verhältnis zwischen Van Goghs neuer Koloristik und seiner ausdrucks- der Amsterdamer Jubiläumsausstellung 1990 (New York), Musée d'Orsay (Paris), National starken Linienkunst in ihrer unauflösbaren und zugleich seit über einem halben Jahr- Gallery of Art (Washington), Guggenheim künstlerischen Einheit zu zeigen. hundert die erste Van Gogh-Ausstellung in Museum (New York), Puschkin Museum Die Ausstellung wurde in Kooperation Österreich. Leihgeber sind u.a.: Van Gogh (Moskau), Armand Hammer Museum (Los mit dem Van Gogh-Museum Amsterdam Museum (Amsterdam), Kröller-Müller Mu- Angeles) und private Sammlungen. „ erarbeitet. Sie ist die größte Präsentation seit seum (Otterlo), Metropolitan Museum of Art http://www.albertina.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 60 Kultur Wandmalereien der Gozzoburg Untersuchungen am ÖAW-Institut für Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit identifizieren den mittelalterlichen Wandmalereizyklus der Kremser Gozzoburg als kulturhistorisches Denkmal ersten Ranges.

ie Kremser Gozzoburg birgt eine kunst- Dhistorische Rarität: Die Wandmalereien, die im Zuge der Generalsanierung 2006/07 im Repräsentationsraum des Wohntraktes entdeckt wurden, zeigen Szenen der seit der Antike bekannten Legende „Barlaam und Josaphat“. Das weist Gertrud Blaschitz vom Institut für Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in einer Studie nach. Der Wandmalereizyklus stellt – neben den Iweinfreskenzyklen in Deutschland – die einzige geschlossene Mo- numentalmalerei des 13. Jahrhunderts nörd- lich der Alpen dar. Im Zuge der Generalsanierung der soge- nannten Gozzoburg in Krems/Donau (NÖ) kam im Wohntrakt des dreigeschoßigen Bau- körpers ein Wandmalereizyklus von hervor- ragender Qualität zum Vorschein. Die Male- Foto: Bundesdenkmalamt Wien Szenen der seit der Antike bekannten Legende »Barlaam und Josaphat« reien bedeckten alle vier Wände des seiner- zeit als Wohn- und Repräsentationsraum ge- Bekehrung des indischen Königssohnes Jo- die Wissenschafterin. Die Darstellungen fol- nützten Freskensaales. Das Bauforschungs- saphat (so die spätere griechische Namens- gen einem alten Schema. Bereits in Manu- team datierte die Entstehung des Baues zwi- form für Buddha) durch den Eremiten Bar- skripten des 11. Jahrhunderts wird die Le- schen 1249 und 1291. laam und war ein beliebter Stoff des europäi- gende als Zyklus von meist zwölf Parabeln Die während einer Umgestaltung des Ge- schen Mittelalters. Basierend auf der griechi- mit prägnanten Motiven aus der Vita Josa- bäudes um 1526 zum Teil zerstörten oder schen Fassung gab es eine lateinische Über- phats dargestellt. Die Illustration scheint übertünchten Fresken konnten bei der Re- setzung, die bereits im 12. Jahrhundert – ver- schon damals einem festgelegten Kanon zu staurierung 2006/07 freigelegt werden. mutlich durch Kreuzfahrer – nach Europa folgen. Dieser Kanon weist mit dem Aus- Kunsthistorisch sind die Malereien exzellen- gelangt war und zahlreiche Abschriften er- stattungsschema in der Gozzoburg eine hohe te Zeugnisse der Zeit an der Wende von der fahren hat. Sie war auch im österreichischen Übereinstimmung auf. Spätromanik zur Frühgotik Nun gelang Raum ziemlich bekannt, wie zahlreiche Ma- Bemerkenswert an den Kremser Wand- Gertrud Blaschitz vom ÖAW-Institut für Re- nuskripte in Klosterbibliotheken des 12. und malereien ist, wie Blaschitz betont, die frühe alienkunde des Mittelalters und der frühen 13. Jahrhunderts dokumentieren. Der Bar- bildkünstlerische Rezeption eines literari- Neuzeit die eindeutige Identifizierung der laam und Josaphat-Stoff war, wie die zahl- schen Werkes. Die bildliche Umsetzung von Bildinhalte: „Obwohl durch ein in der frühen reich überlieferten Manuskripte belegen, Literatur in bürgerlichen Wohnbauten tritt Neuzeit eingezogenes Gewölbe nur einzelne sowohl in griechisch-lateinischen als auch in nördlich der Alpen erst im 14. Jahrhundert Szenenteile sichtbar sind, lassen sich zwei- volkssprachlichen Versionen, weit verbreitet breiter auf. Das bildnerische Programm felsfrei Handlungseinheiten aus der seit der und man kann, wie Gertrud Blaschitz betont, wurde in relativ enger Anlehnung an die lite- Antike bekannten Legende ,Barlaam und eine gute Stoffkenntnis in der Bevölkerung rarischen Vorlagen realisiert. „Das Bildwerk Josaphat‘ erkennen“, so Blaschitz. annehmen. zeugt sowohl vom Bedürfnis nach repräsen- Grundlage der Geschichte ist die ver- Bemerkenswert ist der innovative Ansatz tativer Selbstdarstellung des Auftraggebers christlichte Version des Lebens und der in den Darstellungen in der Gozzoburg: „Die als auch von seinem deutlichen Wunsch Bekehrung Buddhas mit sehr verschlungener hier in Bildern realisierten literarischen In- nach Visualisierung eines bestimmten litera- Text- und Stoffgeschichte, die von Indien halte sind weit entfernt von der konventio- rischen Themas. Die damit verbundene In- nach Palästina gelangte und Adaptierungen nellen Visualisierung zeitgleicher religiöser tention ist wohl, dem Ziel der Dichtung ent- durch Judentum, Islam und Christentum er- Inhalte. Durch die hohe Qualität in der Aus- sprechend, die Darstellung der Verkündung fuhr. Es gibt aber auch georgische und grie- führung sind die Freskan als bedeutende des Sieges des Christentums und die ethi- chische Fassungen, die ihrerseits wieder in Innovation des überkommenen bekannten sche Formung der Menschen“, so die Inter- die lateinisch-patristische Literatur Aufnah- Bildrepertoires und des damals gängigen pretation der Wissenschafterin. „ me fanden. Die Erzählung handelt von der ikonographischen Könnens zu werten“, so http://www.gozzoburg.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 61 Kultur Naziverbrechen Ausstellung am Steinhof erweitert

as Dokumentationsarchiv des österrei- Dchischen Widerstandes hat im Auftrag und in enger Zusammenarbeit mit Stadt Wien und Nationalfonds der Republik Öster- reich für Opfer des Nationalsozialismus die Ausstellung „Der Krieg gegen die ,Minder- wertigen‘ – Zur Geschichte der NS-Medizin in Wien“ im Pavillon V des Otto-Wagner- Spitals neu gestaltet und erweitert. Die Aus- stellung erläutert, beginnend mit der Vor- geschichte die nationalsozialistischen Medi- zinverbrechen in Wien, auch den Umgang mit diesen Verbrechen nach 1945. Die Dauerausstellung ist für alle Interessierten von Mittwoch bis Freitag (werktags) von 10 bis 17 Uhr geöffnet, an anderen Tagen nach Vereinbarung. Der Eintritt ist frei, kostenlo- se Führungen können unter der Telefon- nummer ++43 / (0)1 / 22 89 469-319 bzw. per E-Mail unter [email protected] vereinbart werden. „Der Umstand, daß der ehemalige Arzt der Tötungsklinik ,Am Spiegelgrund‘, Dr. Gross, auch nach dem Ende des NS-Regimes seine Fotos: Schaub-Walzer Karriere fortsetzen konnte, ist mir unerträg- Univ.-Doz.in Brigitte Bailer, Hannah Lessing, StR. Andreas Mailath-Pokorny und lich. Die Opfer der Folterknechte leiden, so StR. Sonja Wehsely (v.l.) sie noch leben, seit damals unter anhalten- den gesundheitlichen Problemen, sie haben Hannah Lessing, Generalsekretärin des sich das DÖW immer dem Andenken der Traumata und schwere psychische Wunden Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer der nationalsozialistischen Gewaltver- erlitten, die sie wohl nie wieder los lassen. Opfer des Nationalsozialismus, betonte: brechen verpflichtet. Die neue Ausstellung Ihnen schulden wir, alles zu tun, damit hin- „Auf die ,Kinder vom Spiegelgrund‘ ist all im Otto Wagner-Spital soll möglichst viele gesehen werden kann. Die überarbeitete die Jahre ,vergessen‘ worden. Diese Opfer- Menschen über die Auswirkungen der rassi- Ausstellung hilft beim Hinsehen“, erklärte gruppe hat im Nationalfonds eine erstmalige stischen Unmenschlichkeit des NS-Regimes die Wiener Gesundheits- und Sozialstadt- Anerkennung und Würdigung ihrer Leiden informieren, aber auch den Opfern mit Re- rätin Sonja Wehsely im Rahmen der Aus- erfahren. Im Rahmen unserer Arbeit haben spekt begegnen und ihnen ihre Würde stellungseröffnung. wir viele Lebensgeschichten von ehemaligen zurückgeben“, unterstrich Univ.-Doz.in „Wir freuen uns, gerade auch im Gedenk- ,Spiegelgrund-Kindern‘ und auch viele Opfer Brigitte Bailer, wissenschaftliche Leiterin jahr 2008, in dem wir des Anschlusses 1938, persönlich kennen gelernt. Sie haben uns die des Dokumentationsarchivs des österreichi- der Novemberpogrome und der Republiks- Grausamkeit gezeigt, mit der diese Kinder schen Widerstandes. gründung 1918 gedenken, mit dieser Aus- und Jugendlichen behandelt wurden, die Ex- stellung eine würdige Form der Auseinan- perimente, denen sie ausgesetzt waren und Vorgeschichte der Neuer- dersetzung und des Erinnerns an die Opfer die Todesangst, die sie erlebt haben. Es ist öffnung und Erweiterung der NS-Medizin präsentieren zu können“, daher dem Nationalfonds ein besonderes An- betonte Kultur- und Wissenschaftsstadtrat liegen, diese neu gestaltete Ausstellung mit- Im April 2002 erfolgte die Bestattung von Andreas Mailath-Pokorny: „Was uns heute zutragen.“ sterblichen Überresten von rund 600 Opfern an die ermordeten Kinder erinnert, was „Die Erforschung der nationalsozialisti- der nationalsozialistischen „Kindereutha- Zeugnis über ihr Schicksal ablegt, muß für schen Medizinverbrechen zählt seit mehr als nasie-Anstalt Am Spiegelgrund“ in einem die nächsten Generationen aufbewahrt wer- zwanzig Jahren zu einem der Arbeits- Ehrengrab am Wiener Zentralfriedhof. Es den. Diese permanente Ausstellung im Otto- schwerpunkte des Dokumentationsarchivs handelte sich dabei zum größten Teil um Wagner-Spital, direkt am Ort des Gesche- des österreichischen Widerstandes. Es ist Gehirnpräparate, die über das Kriegsende hens, soll dazu beitragen, soll wachsam hal- und war uns stets ein Anliegen, die Er- hinaus aufbewahrt und bis in die 1980er ten, soll das Unfaßbare dieser Geschehnisse gebnisse dieser Forschungen der Öffentlich- Jahre zu Forschungszwecken benützt wur- als Mahnung weiterleben lassen.“ keit zugänglich zu machen. Gleichzeitig sah den. Aus diesem Anlaß eröffnete das

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 62 Kultur

Dokumentationsarchiv des österreichischen Die Heil- und Pflegeanstalt „Am Stein- Stopp der „Aktion T4“ im August 1941 Widerstandes im Auftrag der Stadt Wien im hof“ – das heutige Otto-Wagner-Spital – wurde die so genannte „Euthanasie“ anstalts- so genannten V-Gebäude des Otto-Wagner- wurde in den Jahren nach der Nazi-Macht- intern mit Hilfe gezielter Mangelernährung Spitals eine provisorische Gedenkstätte, in ergreifung 1938 zum Wiener Zentrum der und systematischer Vernachlässigung fortge- der die nationalsozialistischen Medizinver- nationalsozialistischen Tötungsmedizin, die setzt. Über 3500 PatientInnen fielen Hunger brechen und deren historische Hintergründe mindestens 7500 Steinhof-PatientInnen das und Infektionen zum Opfer. umfassend dokumentiert wurden. Leben kostete. Der sogenannte „Steinhof“ spielte auch Die zur Ausstellung gehörige Website Von 1940 bis 1945 existierte auf dem in anderen Bereichen der NS-Verbrechens- http://www.gedenkstaettesteinhof.at verzeich- Anstaltsgelände unter der Bezeichnung „Am maschinerie eine wesentliche Rolle, etwa bei nete in den vergangenen sechs Jahren rund Spiegelgrund“ eine so genannte „Kinder- der Durchführung von Zwangssterilisatio- 280.000 Besuche, etwa 100.000 davon ent- fachabteilung“, in der rund 800 kranke oder nen. Darüber hinaus befanden sich vor Ort fallen allein auf die letzten zwölf Monate. behinderte Kinder und Jugendliche von den ein Arbeitslager für so genannte „asoziale Angesichts des großen Interesses entschie- Nazischergen ermordet wurden. Frauen und Mädchen“, ein Erziehungsheim den sich die Stadt Wien und der National- 1940/41 wurden im Rahmen der „Aktion „Am Spiegelgrund“, das eng mit der soge- fonds der Republik Österreich für Opfer des T4“ mehr als 3200 PatientInnen aus der An- nannten „Kinderfachabteilung“ kooperierte, Nationalsozialismus in Zusammenarbeit mit stalt abtransportiert und im Schloß Hartheim sowie ein Reservelazarett der Wehrmacht. „ dem DÖW die Ausstellung zu überarbeiten. bei Linz ermordet. Nach dem offiziellen http://www.doew.at

Zum Inhalt Die Medizin übernahm im Nationalsozia- lismus eine neue und besonders menschen- verachtende Aufgabe: die von den Nazis so genannte „Ausmerzung“ von Menschen, die sie als „minderwertig“ qualifizierten. Für Per- sonen mit Behinderungen oder psychischen Erkrankungen, Desintegrierte und Unange- paßte war in der nationalsozialistischen Volks- und Leistungsgemeinschaft kein Platz. Sie wurden verfolgt, eingesperrt und der Vernichtung preisgegeben.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 63 Kultur »Alma« ist wieder in Wien »Alma« ist eine der erfolgreichsten und ungewöhnlichsten Theaterproduktionen, die jemals in Österreich entstanden sind – ein interaktives Theaterstück und eine exklusive Party in einem.

as Stück, uraufgeführt 1996 bei den DWiener Festwochen und 1999 verfilmt, ist längst Kult. Es gibt Fans, die die Auf- führung mehr als ein Dutzend Mal gesehen haben, der größte „Alma“-Maniac bringt es tatsächlich auf 73 Vorstellungen. Sechs Sommer lang diente das berühmte Sanato- rium Purkersdorf bei Wien als Spielort. 140 ausverkaufte Vorstellungen hat es dort gege- ben. „Alma“ ist ein Polydrama und eine thea- tralische Reise in den Fußstapfen einer Frau, Alma Mahler Gropius Kokoschka Werfel, die durch die erste Hälfte des 20. Jahr- hunderts reiste und leidenschaftliche Be- gegnungen und Trennungen mit Personen durchlebte, die das Erbe der Menschheit be- reichert haben. Polydrama deshalb, weil es aus mehreren miteinander verwobenen Handlungssträngen besteht, die parallel an verschiedenen Orten stattfinden und gespielt werden. Theatralische Reise, da die ausgetretenen Wege des auf Konflikt und Situation basie- renden Schauspiels verlassen werden und die Möglichkeiten eines Reise-Dramas ver- wendet werden, in denen die Protagonistin nicht in eine einzige Handlung oder einen einzigen Konflikt gefangen oder verwickelt ist, sondern auf einer nach allen Seiten offe- nen Straße dahinreist, sich in Menschen ver- liebt und ent-liebt, die auftauchen und wie- der verschwinden und für einige Momente die Route der Reisenden kreuzen. Der Beobachter wird eingeladen, die be- wegungslose Haltung des Zusehers eines konventionellen Schauspiels zu verlassen und sie durch die Aktivität und die Mobilität des Reisenden zu ersetzen. Daher wird der Zuseher ein Weggefährte, der durch dieses Regisseur und Schauspieler Paulus Manker mit drei seiner »Almas«: Donja Golpa- Reise-Drama reisenden Figuren, der die shin, Myriam Schröder und Annina Graczyk (v.l.) Alle Fotos: alma-mahler.at Ereignisse, den Weg und die Person, der er nach jedem Ereignis folgt, selbst auswählt, von Joshua Sobol, bei dem die verschiede- Der Erfolg war enorm, das Publikum und dadurch seine eigene Version des nen Handlungsstränge in Almas Leben stürmte das Ereignis, die neue Spielform Polydramas aufbaut, zerstört und erneut ent- simultan in allen Räumen des Gebäudes wurde von Kritik und Publikum mit Be- stehen läßt. stattfanden. Der Zuschauer wählt zwischen geisterung aufgenommen, der „Spiegel“ den Spielorten und Darstellern und stellt sich sprach sogar vom „neuen Kultstück“. Alma – A Show Biz ans Ende einen Abend lang sein ganz persönliches Das Sanatorium Purkersdorf, 1902 von Theaterstück zusammen. Und in der Pause Alma á Venezia Josef Hoffmann erbaut, bot den idealen bekommt er zusätzlich ein komplettes Din- Mit dem Umbau des Sanatoriums wurde Spielort für das Modell des „Polydramas“ ner serviert! die Produktion nach sechs Jahren heimatlos.

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Im Sommer 2002 übersiedelte sie daher nach Venedig, wo Alma einst einen kleinen Pa- lazzo besessen hatte. Als „Alma à Venezia“ war dem Stück fast noch mehr Erfolg beschieden als in Wien. Die Kritiken über- schlugen sich. In englischer, italienischer und deutscher Sprache konnte „Alma“ Be- geisterte aus aller Welt anlocken.

Alma in Lisbon Beflügelt von diesem sensationellen Er- folg wurde das Stück dann, einen Schritt weiter in Almas Leben sozusagen, 2003 in Lissabon gespielt, wo Alma mit ihrem Ehe- mann Franz Werfel 1940 in die USA emi- grierte. Alma wurde dort in den Räumen eines alten Klosters gespielt, mit Kirche, Palmengarten, Dachterrasse und Panorama- blick über die ganze Stadt.

Alma in Hollwood 2004 war der Spielort Hollywood, Los An- geles, wo Alma zwölf Jahre lang in der Emi- gration gelebt hat, wo Werfels Bücher verfilmt wurden, und wo Alma Zentrum der Emigran- tenzirkel war. In Los Angeles wurde eine Lo- cation gefunden, die weltweit ihresgleichen sucht: das glanzvolle Los Angeles Theatre am Broadway, einer der riesigen, alten Film- paläste, 1931 von Charly Chaplin erbaut.

Alma in Petronell Mittlerweile wurde mit der Produktion Theatergeschichte geschrieben. Nach sechs Erfolgsjahren in Wien und drei triumphalen Reisen kehrte das Polydrama zehn Jahre nach seiner Entstehung wieder an den Ausgangspunkt zurück. Im Schloß Petronell, einem unbekannten Barock-Juwel in der des MoMA in New York. Alle Maler des Nähe von Wien und einem der schönsten Expressionismus waren hier vertreten, dar- Schlösser Europas, feierte „Alma“ ihre unter auch die Werke Oskar Kokoschkas, der glanzvolle 250. Vorstellung und setzte damit Almas Geliebter war. Maßstäbe, die es im europäischen Theater bisher noch nicht gab. Alma am Semmering 2007 kehrte „Alma“ zurück nach Öster- Alma in Berlin reich, ins noble Jugendstil-Kurhaus am Sem- Im Frühjahr 2006 reiste „Alma“ nach mering, in unmittelbarer Nachbarschaft von Berlin, einer weiteren Kapitale in ihrem er- Almas legendärem Domizil in Breitenstein. eignisreichen Leben und der Ort, wo sie mit Das Kurhaus war zwanzig Jahre verlassen Walter Gropius gelebt hat, wo Alma Werfel und der Öffentlichkeit völlig unbekannt. Mit die Goldenen 20er-Jahre genoß und wo Franz „Alma“ rückte es schlagartig ins Licht der Werfels Dramen am deutschen Theater unter Öffentlichkeit und offenbarte ein kostbares Max Reinhardt aufgeführt wurden. Architektur-Juwel von besonderer Atmo- Mit dem Kronprinzenpalais an der sphäre, in dem vieles vom historischen Inte- Prachtstraße Unter den Linden wurde für rieur, von Thonetsesseln, Mosaiken und „Alma“ der ideale Spielort gefunden. Denn Glasfenstern bis hin zu den Lampen noch in der Zwischenkriegszeit war das Palais das original vorhanden war. weltweit erste Museum für zeitgenössische Alma Mahler, * 31. 8. 1879 in Wien, Das Kurhaus (erbaut 1909) war ein No- Kunst und beeinflußte sogar die Gründung † 11. 12. 1964 in New York belquartier von besonderer Diskretion und

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Ruhe, in dem Berühmtheiten wie Max Rein- auffuhr. Später kam Zsolnay nach Wien und Alma in Wien hardt, Arthur Schnitzler, Anton Wildgans, bat mich um Annas Hand. Der Vater Zsolnay 2008 kehrt nun „Alma“ nach Wien Leo Slezak, Josef Kainz und Franz Werfel wollte in diese Ehe um keinen Preis einwil- zurück. Den diesmaligen Schauplatz bietet verkehrten. Auch Alma war regelmäßig zu ligen. Es kam zu häßlichen Auftritten und das ehemalige k.k. Post- und Telegrafenamt, Besuch und quartierte 1929 ihre Tochter Ehekontrakten, aber nun sitzt Anna brav, ge- ein nach altösterreichischer Vergangenheit Anna dort ein. Dies stiftete deren Ehe mit füllt mit Protest bis an den Rand, in ihrem duftender Prachtbau, der 1870-1873 am Bör- dem Verleger Paul von Zsolnay, der mit schönen Schloß. Wenn sie nun endlich hier seplatz 1 als historistisches Palais für die Werfels Roman „Verdi“ Furore gemacht ein wirkliches Glück fände!“ 1849 gegründete „Telegraphen-Zentralsta- hatte und im Kurhaus einen mehrwöchigen Im Kurhaus feierte „Alma“ im August tion“ gebaut wurde und etwa 12 Jahre leer- Urlaub verbrachte. 2007 nicht nur ihre 300. Vorstellung sondern stand. Am 17. Juli fand diese zweite „Wien- In ihren Memoiren schreibt Alma: „Anna, auch eine „Nocturne“, die um ein Uhr nachts Premiere“ vor einem begeisterten Publikum die im vorigen Frühjahr krank aus Paris kam, begann und im Morgengrauen mit einem statt und endete um 00.30 Uhr mit freneti- wurde von mir auf den Semmering zur Er- Champagnerfrühstück auf der Terrasse mit schem Beifall. „Alma“ ist noch bis 31. August holung geschickt. Es traf sich, daß auch Paul unvergleichlichem Blick auf den Sonnwend- zu sehen. „ von Zsolnay ins Semmeringer Kurhaus hin- stein endete. http://www.alma-mahler.at

Paulus Manker über »Alma«, das Theater und Paulus Manker

Wie sehen Sie Alma Mahler? Karnickel vor der Boa vor unseren Texten. vierte Wand getrennt, was eine Theater- Paulus Manker: Sie war eine Ikone, aber Wie lange braucht man dazu? form ist, die aus royalistischen Zeiten und man hat sie zur Kulturnutte nieder stilisiert Paulus Manker: Monate. Um es wirklich später aus dem 19. Jahrhundert kommt, und daran hat sie leider selber schuld ge- so drin zu haben, daß Sies aus sich heraus- aber weder beim Shakespeare-Theater habt durch ihre Autobiographie, die sehr spülen oder herausschreien können. noch bei den großen antiken Theatern noch eitel, sehr hoffärtig und sehr unkontrolliert Wie sind Sie auf Italien als Spielort gekom- bei den mittelalterlichen Formen der Fall herausgegeben ist. Sie hat vieles entschärft, men? war. vieles weggelassen und hat versucht, im Paulus Manker: Es war eigentlich New „Alma“ ist Ihr bisher größter Erfolg? Alter ihr Leben zu schminken. Das wäre York angedacht. Mit dem 11. September Paulus Manker: Von „Alma“ sagen viele aber gar nicht notwendig gewesen, wie die war das erstmal gegessen. In Venedig hat Leute, das ist das schönste Theatererlebnis Jugendtagebücher zum Beispiel zeigen, die Alma ein Haus besessen, hat mit dem ihres Lebens. Das ist ein Superlativ, der ganz wild und weitsichtig und kühn sind. Werfel und mit der Gropius-Tochter dort macht uns höchst dankbar und ermutigt Man weiß mittlerweile durch umfassende gewohnt, und die Anna Mahler hat sie dort uns. Bei „Alma“ kann man ja ganz nah Biographien mehr über Mahler, Kokosch- besucht. Und da gibt es noch diese Spuren, sein, auf Tuchfühlung. Da war einmal ka, Werfel, als die wahrscheinlich über sich Leute, die sie gekannt haben, eine alte Da- wirklich einer zehn Zentimeter von mei- selbst wussten. Und kann daher Revision me, die ihr Taufkind ist. Und dann natürlich nem Gesicht entfernt. Zwei Zentimeter einlegen bei Almas Darstellung. Was auch der Zauber einer untergegangenen näher und er hätte mich berührt. Und kam manchmal vonnöten ist. Trotzdem ist sie Welt, dieses Phlegma und diese, wie soll nach der Vorstellung und sagte: „Ich habe eine tolle Frau. Und das haben zu ihrer ich sagen, Morbidität, die auch ein Quali- Sie gestört, gel?“ Ich habe gesagt: „Nein, Lebenszeit auch die Gegner – und es gab tätsmerkmal von Purkersdorf war. Sie haben mich nicht gestört, aber Sie wa- natürlich auch große Gegner, bezeichnen- Wie sehen Sie die Theatersitation in Wien? ren wirklich sehr nah dran“. Er sagte: „Ich derweise immer die, die gerade mit ihrer Paulus Manker: Die ist erschreckend und mußte den Schmerz in Ihren Augen sehen!“ Tochter Anna liiert oder verheiratet waren, entmutigend für jemand, der vom Theater Und so was nehmen wir schon als Kom- Ernst Krenek, Elias Canetti haben kein ein bißchen mehr will, als einfach Bildungs- pliment. gutes Haar an ihr gelassen, auch ihre bürgertum bedienen oder von ihm bedient Lieben Sie Theater eigentlich? Tochter war sehr kritisch – alle haben eine werden. Auch die ganze Wiener Kultur- Paulus Manker: Ja. Ich glaube, man kann ungeheure Ausstrahlung konzediert, eine politik ist in einem Stadium völlig infanti- Theater nicht machen, wenn man es nicht große Faszination. ler Unkenntnis. Extrem. Es ist wahnsinnig mit dem höchsten Grad an Leidenschaft Sie spielen Alma jetzt seit 1996. schwer, Dinge, die nicht in dieser Schiene betreibt, wenn man nicht jeden Abend Paulus Manker: Das Stück ist ein lebendi- des völlig Konventionellen laufen, hier auf denkt, man ist das Zentrum der Welt. ges Theaterstück, das wir nicht sechs Jahre die Beine zu stellen. Vieles wird wiederum Vernunftmäßig weiß ich, daß ich es nicht wiedergekäut haben, sondern jedes Jahr von den Mitgliedern der Zunft überhaupt bin und daß es das Theater nicht sein kann. neu erfunden haben. Teilweise mit neuen nicht bemerkt. Das ist ja ein eigenes Ka- Aber wenn Sie mit diesem Kleinmut auf Szenen, teilweise mit neuen Schauspielern, pitel, die Ignoranz der Wiener Theaterkri- die Bühne gehen, haben Sie meiner Mei- mit neuen Spielorten und neuen Sprachen: tik, die ja nie irgend etwas erkennt, ge- nung nach dort nichts verloren. Für die drei Wir spielen ja deutsch, italienisch und eng- schweige denn fördert. Ein Erfolg wie Stunden, die Sie sich dort ausbluten, müs- lisch, was für uns eine große Herausforde- „Alma“ zeigt, daß das Publikum bereit ist, sen Sie Erdmittelpunkt sein. Alles andere rung ist. Die meisten von uns kennen den Theater einmal anders zu genießen, näher, ist langweilig und medioker, und das wol- Text ja, aber es ist nicht unsere Mutter- authentischer, unmittelbarer als im dunklen len wir ja nicht sein. sprache. Wir saßen oft wochenlang wie das Loch des Zuschauerraumes und über die Danke für das Gespräch!

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 66 Kultur World Choir Games in Graz Die größte Klangwolke der Welt – 20.000 Chorsänger zu Gast in der Steiermark

ekorde über Rekorde bei den fünften R„World Choir Games“ in Graz: 20.000 Sänger in 441 Chören aus 93 Nationen hat- ten mehr als 600 Wettbewerbsauftritte und gaben rund 600 Galakonzerte. Auch die tou- ristische Bedeutung des Festivals ist enorm: Zirka 250.000 Besucher waren insgesamt bei den verschiedenen Veranstaltungen. Die Beherbergungsbetriebe verzeichnen mehr als 100.000 zusätzliche Nächtigungen, ins- gesamt brachten die Chor-Festspiele eine zusätzliche Wertschöpfung von 8 Millionen Euro für die Steiermark. Die Welt-Chor- Spiele haben dazu beigetragen, die tausen- den Teilnehmer für die Steiermark zu begei- stern und haben auf Grund der internationa- len Berichterstattung neue Gäste auf Graz und die Steiermark aufmerksam gemacht“, zog der zuständige Volkskulturreferent, Lan- deshauptmann-Stv. Hermann Schützenhöfer, Alle Fotos: Stadt Graz / Fischer Eröffnung der »World Choir Games« in der Stadthalle Graz eine positive Bilanz. Insgesamt wurden bei den Festspielen in Graz 36 Gold-, 38 Silber- Riedler und den OrganisatorInnen der „World Nationalitäten und Hautfarben bunt durch- und 11 Bronze-Diplome sowie 55 Gold-, Choir Games“ vom Verein „Interkultur“ – einander, holten Unterlagen und Ausweise 92 Silber- und 13 Bronzemedaillen vergeben. bot sich ein farbenprächtiges Bild: Dutzende ab, suchten BetreuerInnen und KollegInnen. Günter Titsch, der Präsident der „World Chöre, die meisten in Tracht oder in einheit- Das Erdgeschoß der noch im Bau befind- Choir Games“, hat ebenfalls allen Grund, licher Kleidung, hatten sich versammelt; lichen neuen Messehalle A wurde mit endlo- stolz zu sein: „Es hat sich auf eindrucksvol- Grazer SchülerInnen trugen Schilder mit den sen Reihen von Tischen und Bänken zum le Weise bestätigt, daß wir auf dem richtigen Namen, Soldaten die Fahnen der teilneh- Selbstbedienungsrestaurant umfunktioniert; Weg sind. Wir bewegen die Welt.“ menden Länder. hohe Stapel von Tellern und Suppenschalen „Die ,World Choir Games‘ als Festival des standen bereit, fast im Sekundentakt wan- Graz – Welthaupt- internationalen Verständnisses finden nicht derten Menüs über den Tisch. In der Vorhalle stadt des Gesangs zufällig in Graz statt“, führte Bürgermeister übte sich eine Truppe g‘standener Mannsbil- Nagl (natürlich in englischer Sprache) aus: der im Peitschenknallen, aus dem ersten Graz war über elf Tage hindurch die „Graz ist Tor zu einer großen europäischen Stock hörte man schwungvolle Lieder: Dann „Welthauptstadt des Gesangs“! Die rund Region, ist kulturelles Zentrum und Men- begann auch schon die (restlos ausverkaufte) 20.000 SängerInnen brachten die Murmetro- schenrechtsstadt“ und forderte die „Stimm- festliche Eröffnungszeremonie; wegen des pole zum Klingen. Die 441 Chöre traten in bandakrobatInnen“ auf: „Nutzen Sie die Be- großen Andrangs übrigens gleich zwei Mal: 28 Kategorien – von der Kirchenmusik bis gegnungen in den kommenden Tagen, um Um 17 und um 19.30 Uhr wurden die Chöre Pop – zum Wettsingen an, gaben aber auch Freundschaften zu schließen! Die Schallwel- präsentiert und die „olympische Glocke“ rund 600 Konzerte in der ganzen Stadt. len Ihrer Lieder gehen in die ganze Welt hin- angeschlagen. Bunter Auftakt war am 9. Juli, die „Chor- aus!“ Nagls besonderer Dank galt LH-Stv. Nach der mitreißenden ORF-Aufzeich- parade“ von wahrlich olympischen Ausmas- Hermann Schützenhöfer, der sich sehr für nung „We are the world“, charmant mode- sen: Am Nachmittag versammelten sich alle das Zustandekommen und die Finanzierung riert von Dorian Steidl, am Abend des Chöre auf dem Hauptplatz – und die Gra- der „World Choir Games“ in Graz eingesetzt 12. Juli standen tags darauf schon die näch- zerInnen zeigten ihre berühmte Gastfreund- hatte, Baldur Heckl, Vorstandsmitglied des sten Höhepunkte auf dem Programm: im schaft und wie sehr sie sich über die interna- österreichischen Vereins „Interkultur“ und Grazer Congress wurde die von der deut- tionalen Gäste freuen, standen für die Hauptorganisator vor Ort, und Günter Titsch, schen Chor-Legende Gotthilf Fischer kom- Sängerinnen und Sänger Spalier, bejubelten Präsident des deutschen Veranstalters ponierte „Friedensmesse“ aufgeführt – da und beklatschten sie. „Interkultur“. sangen 1000 Stimmen für den Frieden in der Bürgermeister Mag. Siegfried Nagl hatte Dann zogen die Sängerinnen und Sänger Welt. Danach lud Fischer die GrazerInnen die Gäste auf dem Hauptplatz begrüßt – ihm, durch die Herrengasse zur Stadthalle, in der und alle Gäste ein, auf dem Hauptplatz LH-Stv. Hermann Schützenhöfer, Bgm.- zahlreiche Bewerbe und Gala-Konzerte gemeinsam mit ihm Lieder aus aller Welt zu Stv.in Lisa Rücker, Kulturstadtrat Wolfgang stattfanden. Dort wuselten Menschen aller singen.

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Am Abend haben dann die ersten 14 bine Prinz (Mezzosopran), Alexander Murer Kostproben ihres beeindruckenden Kön- Champions der Weltchorspiele ihr Können (Tenor) und Thomas Tatzl (Baß). nens. Abschließend wurde die Fahne der beim „Preisträgerkonzert“ in der Stadthalle Einen farbenfrohen Einblick in die chine- „World Choir Games“ an die Gastgeberstadt demonstriert. Kinder- und Jugendchöre, sische Kultur gab die „Nacht der Drachen“ 2010, Shaoxing, übergeben. Jazz-, Gospel- und Popensembles sowie die am 18. Juli: Gesang, Tanz, Bühnenbild, Mas- Das Fest der Völkerverständigung und Chöre der sakralen Kategorien haben ihre ken – auf die BesucherInnen wartete ein Fest des Friedens ist fast vorbei: Veranstalter und Wettbewerbe beendet – die GewinnerInnen für alle Sinne. Dieser chinesische Abend war Gastgeber des größten Chorfestivals der der bronzenen, silbernen und goldenen Di- ein Vorgeschmack auf die „6. World Choir Welt zogen Bilanz: In zehn Tagen, vom 9. plome und Medaillen wurden bereits am Games“, die im Jahr 2010 in Shaoxing, in bis 19. Juli 2008, haben 20.000 SängerInnen Vormittag geehrt, am Abend traten die der Nähe Shanghais, ausgetragen werden. von 441 Chören aus 93 Nationen in Graz Allerbesten noch einmal auf, bevor es für sie „Time to say goodbye“ hieß dann es am insgesamt 12.000 Minuten lang ihre großar- hieß: „Goodbye, Graz!“ 19. Juli: Noch einmal zogen die 93 teilneh- tigen Stimmen erklingen lassen – rund 250.000 BesucherInnen haben sich bei zirka 1200 Konzerten in Graz und zahlreichen Re- gionen der Steiermark an der Musik erfreut. 71 JurorInnen aus 34 Ländern haben die Chöre beurteilt. In 135 Beherbergungsbe- trieben wurden 100.000 Nächtigungen ver- bucht, die Gäste brachten eine Wertschöp- fung von geschätzten acht Millionen Euro in die Steiermark. Doch nicht nur das, denn die SängerInnen der Gastgeberstadt Graz konn- ten beim Medaillenregen einiges für sich behalten: Sieben Grazer Chöre waren dabei und alle sieben waren einfach spitze, „Pop Vox“ hat gleich zwei Mal „Gold“ einge- heimst, die Buben und Mädchen der „Sing- akademie Graz“ der HIB-Liebenau vier Mal Silber. Und Österreich selbst liegt in der Bi- lanz der „World Choir Games“ ganz vorne: Mit acht Gold-, 22 Silber- und 5 Bronze-, insgesamt also 35 Medaillen, belegten wir Tausende GrazerInnen und Gäste drängten sich auf dem Grazer Hauptplatz den zweiten Platz nach China und vor Bei Konzerthöhepunkt der „World Choir menden Nationen ein, das offizielle Lied Rußland. Insgesamt hat die Jury 26 Mal den Games“ am 15. Juli wurden in der Stadthalle „City of my heart“, die neue Graz-Hymne, Titel „Champion“, 130 Gold-, 191 Silber- im ersten Teil Ausschnitte aus Werken vor- ertönte und die Champions aus den Katego- und 27 Bronzemedaillen vergeben. „ gestellt, die zu den bekanntesten auf ihrem rien Erwachsenenchöre, Zeitgenössische http://www.worldchoirgames.com jeweiligen Kontinent zählen. Nach einem or- Chormusik und Folklore gaben noch einmal Quelle: Magistrat der Stadt Graz chestralen Intermezzo war das Publikum aufgefordert, aktiv in den Gesang berühmter Volkslieder, bekannter Hymnen, Gospels und Popsongs einzustimmen. Noten dazu waren vom Magistrat der Stadt Graz im Internet zum Ausdrucken angeboten worden. Werke der Strauß-Dynastie und deren Zeitgenossen, aber auch vom berühmten Sohn der Stadt Graz, Robert Stolz, erklangen dann am 17. Juli im Minoritensaal – ein wei- terer Höhepunkt der „World Choir Games“. Mit Carl Michael Ziehrers Walzerkette „Herrreinspaziert“ wurde das Programm er- öffnet, es folgten musikalische Perlen der Brüder Joseph und Johann Strauß und deren Vater, ein „Sturmgalopp“ von Karl Komzak, Franz Lehars „Vilja-Lied“ und unvergeßli- che Melodien von Robert Stolz wie „Du sollst der Kaiser meiner Seele sein“ und „Auf der Freuten sich über die Schallwellen, die aus Graz in die Welt hinaus gehen: Heide blüh´n die letzten Rosen“. Es sangen Stadtrat Wolfgang Riedler, Bgm.-Stv.in Lisa Rücker, Bgm. Siegfried Nagl und die Ines Mitro und Anita Vozsech (Sopran), Sa- »Interkultur«-Organisatoren Baldur Heckel und Dir. Jürgen Lahmeyer (v.l.)

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 68 Kultur Herr Puntila und sein Knecht Matti Witziges, rasantes und gesellschaftskritisches Schauspielertheater von Bertolt Brecht – aufgeführt von »Tiroler Volksschauspiele Telfs«

er reiche Gutsbesitzer Puntila ist ein Dgroßherziger Mann, der sogar Käfer von der Straße trägt, um sie nicht zu überfahren, und sich am liebsten mit allen Lebewesen vereinigen möchte – besonders mit den weib- lichen – wenn er besoffen ist. Allerdings lei- det er quartalsmäßig unter Anfällen „totaler, sinnloser Nüchternheit“. Und die machen ihn völlig hemmungslos und zurechnungsfä- hig – und „ein zurechnungsfähiger Mensch ist ein Mensch, dem man alles zutrauen kann“ und der „bereit ist, über seine eigene Leiche zu gehen“. Und das kommt daher, dass er nur noch die Hälfte sieht von der ganzen Welt, zum Beispiel statt zwei Gabeln nur noch eine! Dieser poetische, aber ein wenig mon- ströse Herr hat einen Chauffeur – Matti mit Namen. Der ist ihm zwar intellektuell über- legen, aber untergeben – und da kommt es mitunter zu delikaten Situationen, die nur noch eine Logik zu meistern vermag, die gewohnte Grenzen überschreitet. Mit dem Januskopf Puntila und seinem lebensklugen Chauffeur Matti hat Brecht zwei Prototypen geschaffen, deren geistige Großväter noch unverkennbar in ihren Ge- nen wesen – nämlich Chaplins „Lichter der Alle Fotos: vss / Andreas Fischer Großstadt“ und Haseks „Schwejk“. »Herr Puntila und sein Knecht Matti« gehört zu Brechts meistgespielten Stücken Bleiben die brennenden Fragen: Sind Wirtschaft und Menschlichkeit an sich losophie, Geschichte, Naturwissenschaften 13. Dezemer 1948 in einem Brief: „Das unvereinbar? Ist Kapitalismus nur im Suff zu und Umweltverschmutzung (auch die!). Stück, das ich 1940 zusammen mit Bert Brecht ertragen? Aber solange wir lachen können… Die meisten theoretischen Überlegungen geschrieben habe, ist mein letztes. Ich bin Brechts jedoch galten den praktischen Ar- keine besonders proletärische Dichterin ge- Der Universalist beiten und waren nicht zur Veröffentlichung worden. Der Brecht hat eine ziemlich zahme Bertolt Brecht bestimmt. bourgeoise Komödie ein wenig proletärisiert In allen Gattungen zeichnet sich Brecht und mit großem Erfolge.“ Als kritischer Realist geriet er zwischen dadurch aus, daß er es schaffte, Inhalte in Brecht wertete das fremde Material um fast alle politischen Fronten, wurde einmal passende Form zu bringen. und schuf aus einem harmlosen Schwank um die halbe Welt gejagt, schätzte die Kunst Die Komödie „Herr Puntila und sein eine Parabel von Herrschaft und Knecht- des Lebens wie kein anderer – und schrieb Knecht Matti“ entstand 1940 in Finnland auf schaft. Er beabsichtigte das Volksstück als doch in kurzer Zeit ein gewaltiges Werk. Gut Marlebäck, dessen Besitzerin die finni- moderne, nicht-romantische und nicht-sim- Brecht verfaßte 48 abendfüllende Dra- sche Schriftstellerin Hella Woulijoki war. plifizierte Gattung mit Hilfe der Revue neu men – im Vergleich dazu brachte Shakes- Brecht bearbeitete ihre Komödie „Die Säge- zu begründen. peare es auf 37 – dazu 50 Fragmente, von mehlprinzessin“ bis zur Unkenntlichkeit. „Herr Puntila und sein Knecht Matti“ ge- denen sich mindestens zehn als aufführbar Woulijoki jedenfalls war erst sehr erstaunt, hört heute zu Brechts meistgespielten Stük- erwiesen haben, drei Romane, 200 Erzäh- als sie den Brecht‘schen Text las, sollte der ken, es wurde in mehr als 30 Sprachen über- lungen, und 2300 bekannte Gedichte und doch bei einem Preisausschreiben unter bei- setzt und ist bis in die entferntesten Ge- Lieder. Seine theoretischen Schriften füllen der Namen eingereicht werden. Daraus wur- genden der Welt gedrungen. Brecht selber sechs umfangreiche Bände und zeichnen de dann aber nichts. hat es dreimal inszeniert und zwischen 1940 sich durch ein breites Spektrum an Themen An ihren Jugendfreund, den Bischof Jo- und 1950 vier Fassungen hergestellt. „ aus: Theater, Literatur, Zeitgeschehen, Phi- hannes Scheuning, schrieb die Dichterin am http://www.volksschauspiele.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 69 Kultur Sommerfest, »Påtschenkino« und Radio 4/4 im Brandlhof

as Sommerwetter kehrte rechtzeitig Dzum Sommerfest im Brandlhof zurück und zahlreiche Besucher genossen am 26. Juli auf Einladung der Volkskultur Niederöster- reich einen wunderschönen Nachmittag und Abend im traditionsreichen Weinviertler Brandlhof. Auch Landeshauptmann Erwin Pröll ließ sich – als gebürtiger Radlbrunner – das große Fest nicht entgehen. „Der Brandlhof in Radlbrunn ist Har- monie pur – besser kann man den Wert der Volkskultur für die Gesellschaft nicht zum Ausdruck bringen“, begeisterte sich Nieder- österreichs Landeshauptmann für das gelun- gene Sommerfest. Zu Gast war auch der ORF Niederöster- Johannes Coreth, Volkskultur Niederösterreich, Alfred Komarek, Marketenderin des reich, der die Sendung „Radio 4/4“ direkt Musikvereins Radlbrunn, LH Erwin und Sissy Pröll, Bürgermeister Johann Gartner, aus dem historischen Brandlhof übertrug. Dorli Draxler, Volkskultur Niederösterreich, und Ortsvorsteher Otto Obenaus (v.l.) Als Interviewpartner konnte Hannes Wolfs- bauer nicht nur den Landeshauptmann be- grüßen, sondern auch den Schriftsteller Al- fred Komarek, Dorli Draxler, Geschäftsfüh- rerin der Volkskultur Niederösterreich, Renate Blauensteiner, Obfrau des Vereins Qualitätsmarke Brandlhof Weinviertel, An- dreas Pröll, Obmann des Weinbauvereins Radlbrunn, und Anneliese Kaiser, Trachten- schneiderin aus dem Mostviertel. Aufge- spielt wurde bei der beliebten Radiosendung vom Musikverein Radlbrunn und der „Brenn- ofenmusi“. Als weitere Ehrengäste begrüß- ten Johannes Coreth, Präsident der Volkskul- tur Niederösterreich, und Dorli Traxler LAbg. Marianne Lembacher, Maria Forstner, Obfrau der Dorf- und Stadterneuerung, Hu- bert Schultes, Generaldirektor der NÖ Ver- sicherung, Pater Edmund Tanzer, Pfarrer von Radlbrunn und Johann Gartner, Bürgermei- ster von Ziersdorf. Das Motto des Sommerfests lautete „Wir tragen Niederösterreich“, eine landesweite Kampagne zur Stärkung des Landesbewußt- seins in Niederösterreich. Wörtlich umge- Tracht aus der Region Grafenegg – präsentiert von Maria Forstner, Obfrau der NÖ setzt wurde dieser Slogan mit einer Trach- Dorf- und Stadterneuerung (li.), und Trachtenschneiderin Roswitha Alt-Poland (re.) tenschau der Maßschneiderei Helga Schieß- ling und des Modeateliers Roswitha Alt- Den Abschluß des Abends, aber gleich- gezeigt. Das „Påtschenkino“ ist an folgenden Polland – musikalisch umrahmt von der zeitig Start einer neuen Reihe im Brandlhof, Terminen geöffnet: 16., 23. und 30. August „Brennofenmusi“. Zu deren Klängen und bildete die Premiere des „Påtschenkinos“. (Filme: „Das Fest des Huhnes“, „Dunkles jenen der Stallberg Musikanten tanzte auch Als erster von insgesamt vier Filmen, die im rätselhaftes Österreich“, „Die Geierwally“ die Volkstanzgruppe Stodltaunza Althöflein Rahmen dieser Veranstaltungsreihe präsen- und „Hofrat Geiger“). „ in ihren typisch Weinviertler Trachten. tiert werden, wurde „Polt muß weinen“ http://www.volkskulturnoe.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 70 Serie »Österreicher in Hollywood«

Der Wiener Autor Rudolf Ulrich dokumentiert in seinem Buch »Österreicher in Hollywood« 400 Einzel- biografien mit beigeschlossenen Filmografien und über 12.000 Film- und Fernsehproduktionen aus Hollywood mit österreichischer Beteiligung. In dieser Folge portraitiert er Franz Planer Kameramann Foto: Grady College, University of Georgia

Audrey Hepburn, neben George Peppard, in ihrer wohl populärsten Rolle als kindhaft-zerbrechliches Playgirl, in Truman Capotes bittersüßen Liebesgeschichte »Breakfast at Tiffany's« (1961) – die beste Werbung, die je ein Juwelier bekommen konnte.

ranz Planer, geboren am 29. März 1894 In Deutschland hauptsächlich bei Unter- und im anmutigen Komödienstil „Maskera- Fin Karlsbad, begann nach der Ausbil- haltungsfilmen eingesetzt, kam seine Sach- de“ (1934), wobei nicht zuletzt Planers dung zur Portraitfotografie als Aktualitäten- lichkeit und Virtuosität erst spät zur Geltung. Kamerakunst der Debütantin Paula Wessely Kameramann in Wien und als Aufnahme- Mit Arbeiten wie „Alraune“ (1928, Regie: internationale Geltung verschaffte. Nach operateur unter Erich Pommer bei der Henrik Galeen), dem geschäftlich erfolg- einer kurzen Station in England 1935/36 mit Filmfirma Eclair in Paris. Sein erster Schritt reichsten Ufa-Film „Die Drei von der Tank- einigen Filmarbeiten, darunter die Toeplitz- in das Neuland der Kinematografie war die stelle“ (1930, Regie: Wilhelm Thiele) und Produktionen „The Dictator“ und „The Be- Mitarbeit an dem Dreiakter „Der Todesritt Max Ophüls‘ „Liebelei“ (1933) zählte Planer loved Vagabond“, hegte der Karlsbader die auf dem Riesenrad“ in Wien 1914/15. Der zu den großen Kinofotografen der Weimarer Vorstellung, einmal einer der besten Kame- ambitionierte Techniker sammelte bei Peter Republik 1). Das Aufkommen der National- raleute Hollywoods zu werden. Ostermayr, in den Ateliers des Emelka-Kon- sozialisten beendete seine deutsche Karriere. Planer mit eminenter europäischer Erfah- zerns in München-Geiselgasteig und ab In Österreich entstanden in kongenialer rung bewies, daß man auch in der Traum- 1920 in Berlin Kameraerfahrung bei einer Partnerschaft mit Willi Forst die Schubert- fabrik mit Talent, Ehrgeiz und Ausdauer stattlichen Anzahl von Filmen. Elegie „Leise flehen meine Lieder“ (1933) hochgesteckte Ziele erreichen kann. Durch

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 71 Serie »Österreicher in Hollywood« Fotos: Archiv Rudolf Ulrich

Joan Fontaine, Mady Christians, Franz Planer und Max Ophüls bei den Dreharbeiten zu »Letter of an Unknown Woman« (1948) die Vermittlung des aus Teplitz stammenden (1949), ein Sportdrama, das Planer den er- schen Ring Lardner-Story „Champion“ 1950, Agenten Paul Kohner von Jack Cohen für sten Golden Globe und die erste Oscar- rechnete Planer fest damit, daß ihm auch die Columbia Pictures unter Vertrag genommen, Nominierung eintrug, „Cyrano de Bergerac“ (damaligen) 2000 Mitglieder der Academy arbeitete der Newcomer in allen Genres, (1951) sowie „The Caine Mutiny“ („Die die begehrte goldene Statuette zuerkennen strukturellen Formaten. und mit verschiede- Caine war ihr Schicksal“, 1954), die als würden. Als diese an Paul C. Vogel ging, lud nen Budgets. Bereits nach „Holiday“ (1938), „don‘t miss picture“ bezeichnete Verfilmung er seine Freunde zu einer großen „Verlierer- einer entzückenden Komödie George Cukors party“. mit Katharine Hepburn und Cary Grant, war Wie viele andere Europäer war Planer der „Planer style“ erkennbar. Planer führte entzückt von den Möglichkeiten und der für das Studio bis 1945 insgesamt 36 mal die technischen Kultiviertheit Hollywoods, Kamera. Ab 1946 stand er in Diensten bei wenngleich er manche europäische Gepflo- United Artists, seinem Debüt „The Chase“, genheiten im Ablauf der Filmherstellung ein hoch budgetierter Film noir mit Flash- vermisste. Die von ihm lancierte Exterieur- back Struktur und Hitchcock-Touch, folgten fotografie anstelle der üblichen Studiopro- ab 1949 fast drei Dutzend weiterer Streifen duktion wirkte bahnbrechend im amerikani- als „top-line freelancer“, häufig unter der schen Film. Seine herausragendsten Außen- Ägide deutschsprachiger Emigranten-Regis- aufnahmen entstanden für Sydney Lumets seure: Max Ophüls, Robert Siodmak, Curtis „Stage Struck“ (1958) und Blake Edwards Bernhardt, Edgar G. Ulmer und Fred Zinne- Klassiker nach Truman Capote „Breakfast at mann. Planers Werk an der „coast“ war zwei- Tiffany‘s“ („Frühstück bei Tiffany“, 1961) in fellos signifikant und kreativ, er liebte lange den Straßen Manhattans. Bei dem in Tech- Einstellungen, seine Trademark war die dy- nirama und Technicolor aufgenommenen namisch angelegte Aufnahme von Dialog- Edelwestern „The Big Country“ („Das weite szenen mit einer sich bewegenden Kamera. Land“, 1958) erwies sich der großartige Bild- Unter den Arbeiten, denen er visuelle Le- gestalter auch als Meister der Landschafts- bendigkeit verlieh, finden sich notable und Franz (Frank) Planer fotografie. Exterieursequenzen oder „location weltweit bekannte Produktionen: die Stefan- shootings“ in allen Formen waren für ihn die Zweig-Verfilmung „Letter from an Un- des Pulitzerpreis-Romans von Herman Wouk. ausdrucksvolle Erweiterung und dramaturgi- known Woman“ („Brief einer Unbekann- Nach der Globe-Auszeichnung durch die scher Kontrast zur meist düsteren Atmo- ten“, 1948), deren atmosphärische Bild- Hollywood Foreign Press Association für die sphäre im festgesetzten Interieur. Die Ver- dichte die Kritiker begeisterte, „Champion“ fesselnde, optische Umsetzung der klassi- wirklichung des in Europa bereits bekannten

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 72 Serie »Österreicher in Hollywood«

Konzepts, realistisches Kino auch an als Deutscher vereinnahmt. In einem Brief Originalschauplätzen zu drehen, gelang ihm vom 23. März 1946 aus Los Angeles an am konsequentesten bei Anatole Litvaks „Janne“ (Nichte Jane Tilden, Kitzbühel; Kopie im Besitz des Autors) schreibt er – Zitat: „Decision Before Dawn“ („Entscheidung vor „[...] daß ich K. u. K. Zugsführer war im Morgengrauen“, 1951), einem Film mit einer Ersten Weltkriege [...], daß Dein Vater Ost. moralischen Dimension in der Storyline, Offizier war [...], daß mein Vater als Oester. nach einem Drehbuch Peter Viertels (Sohn Zugsführer in der Schlacht bei Koeniggraetz von Berthold Viertel). Von 20th Century-Fox teilgenommen hat, daß über unsere Osterrei- im kriegsverheerten Nachkriegs-Deutsch- chische Abstammung kein Zweifel besteht.“ 2) 1962 begann 20th Century-Fox, unter der Re- land gedreht, gilt der superlative Spionage- gie von George Cukor unter dem Titel „Some- thriller mit dem eben neu verpflichteten Wie- thing‘s Got to Give“ ein Remake der RKO- ner Oskar Werner als einer der wenigen US- Komödie „My Favorite Wife“ von 1940, das Filme im neorealistischen Stil der 40er-Jahre. CinemaScope-Projekt blieb jedoch unvollen- Mit einer im Rahmen damaliger Hollywood- det. Das Studio hatte die Hauptdarstellerin Konventionen hervorstechenden expressio- Marilyn Monroe acht Wochen nach Produk- tionsbeginn suspendiert und die Dreharbeiten nistischen Ästhetik brachte Planer bei den eingestellt. Fox, danach in finanziellen Schwie- Streifen „The 5,000 Fingers of Dr. T.“ (1953) rigkeiten, schloß deswegen einen neuen Ver- und „20,000 Leagues Under the Sea“ trag mit der Diva, die man wenig später in („20 000 Meilen unter dem Meer“, 1954) ihrem Haus tot auffand. 2001 erstellten Pro- schließlich eine neue Imagination in das metheus/Centfox eine Dokumentation, in dem Fantasygenre ein. Nach „Roman Holiday“ die vorhandenen Passagen (500 Minuten un- geschnittenes Material) sowie die Geschichte („Ein Herz und eine Krone“, 1953) und Fred des Films unter dem Titel „Marilyn Monroe – Zinnemanns „The Nun‘s Story“ („Die The Final Days“ zusammengefaßt wurden. Die Geschichte einer Nonne“, 1959) blieb er der Arbeit Franz Planers am unfertigen Werk fand bevorzugte Fotograf Audrey Hepburns, im Abspann Erwähnung. „ Planers Kameraarbeit bei „Breakfast at fünf Oscar-Nominierungen unterstrichen Tiffany‘s“, die Geschichte einer mädchen- wird. Sein mehrmaliger Produzenten-Partner it dem Buch „Österreicher in Holly- haften Lebedame, trug zu einem der Mei- Stanley Kramer bezeichnete ihn als „the Mwood“ legte der Zeithistoriker Rudolf lensteine im Mythos um den Weltstar bei. most creative cameraman in the business“. Ulrich die lang erwartete Neufassung seines Seine Tätigkeit bestand zuletzt darin, ein Franz Planer, der insgesamt an die 160 Filme 1993 erstmals veröffentlichten Standardwer- 30- bis 40köpfiges Kamerateam zu leiten, in drehte, davon 75 für amerikanische Studios kes vor. Nach über 12jährigen Recherchen Zuständigkeit für die gesamten Sound Stage (meist in Farbe und für Breitwand, oder bei- konnten 2004 die Ergebnisse in Form einer Interieurs und Exterieurs. Planer, ein Künst- des) 2), starb am 10. Jänner 1963 in Holly- revidierten, wesentlich erweiterten Buchaus- ler des Lichts, verstand es, europäische und wood. gabe vorgelegt werden. „Diese Hommage ist amerikanische fotografische Traditionen in nicht nur ein Tribut an die Stars, sondern einem persönlichen Stil zu vereinen. Er zählt auch an die in der Heimat vielfach Unbe- 1) Wie viele andere in der Zwischenkriegszeit im zu den erfolgreichsten Österreichern in Deutschen Reich tätig gewesene österreichi- kannten oder Vergessenen und den darüber- Hollywood, ein Faktum, das durch die drei- sche Filmschaffende wird auch Franz Planer hinaus immensen Kulturleistungen österrei- malige Verleihung des Golden Globe und in deutschen Filmportraits fast ausschließlich chischer Filmkünstler im Zentrum der Welt- kinematographie gewidmet: „Alles, was an etwas erinnert, ist Denkmal“, schließt der Autor. Rudolf Ulrich und der Verlag Filmarchiv Austria bieten Ihnen, sehr geehrte Leserinnen und Leser, die Mög- lichkeit, in den kom- menden Monaten im „Österreich Journal“ einige Persönlichkei- ten aus dem Buch „Österreicher in Hol- lywood“ kennenzuler- nen.

Rudolf Ulrich „Österreicher in Hollywood“; 622 Seiten, zahlreiche Abb., 2. überarbeitete und erwei- terte Auflage, 2004; ISBN 3-901932-29-1; http://www.filmarchiv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 73 Für Sie gelesen

Erhard Busek Paul Lendvai Nicola Schwerz und Peter Meleghy Eine Seele für Europa Mein Österreich Weingüter in Aufgaben für einen Kontinent 50 Jahre hinter den Kulissen der Macht Österreich & Ungarn Buseks Essay handelt von den Fragen, die uns Ein zutiefst persönlicher und zugleich span- Der vorliegende Band stellt zwei Weinländer alle im beginnenden 21. Jahrhundert betreffen. nender Bericht: über die Komplexe und vor, deren Anbaugebiete geographisch gese- Wofür steht Europa? Ängste der Österrei- hen zusammen gehö- Was muß geschehen, cher, das Zerrbild ren. Auch die Sorten um die Vielfalt der und die Mythen der sind weitgehend die europäischen Kultu- Zweiten Republik, gleichen. Zudem ver- ren in einem gemein- den Aufstieg und Fall bindet Österreich und samen Ganzen fried- ihrer prägenden Per- Ungarn eine lange voll zu vernetzen, sönlichkeiten, das Er- Geschichte. In beiden ohne diese Vielfalt zu lebte im „guten Ös- Ländern durchlitt die verlieren? Dazu ge- terreich“ und die ein- Produktion nach dem hört es, zu lernen, wer zigartige Erfolgsbi- Zweiten Weltkrieg ei- unsere Nachbarn ei- lanz eines halben Jahrhunderts. ne Lähmung. Öster- gentlich wirklich sind. Dazu gehört auch, Im Spiegel der Begegnungen mit herausra- reich erlebte einen sich mit der europäischen Geschichte und genden Persönlichkeiten aus Politik, Wirt- heilsamen Schock durch den Glykolskandal der Rolle der Religionen auseinanderzu- schaft und Medien entsteht ein unverwech- 1985, Ungarn durch den Zusammenbruch setzen. Und es gehört der Wille dazu, vor- selbares Bild des neuen Österreich, geschil- des Ostblocks 1989. handene Probleme zu lösen. Europa war dert von einem einstigen Ungarn-Flüchtling, Heute produzieren mehrere Kellereien bei- immer ein Kontinent des geistigen Dis- dem kritisch und wachsam gebliebenen Pu- der Länder regelmäßig mit Silber- und Gold- kurses. Wie dringend notwendig dieser ist, blizisten, der den Kampf gegen österreich- medaillen ausgezeichnete Weine. Die 100 zeigt sich auch an den aktuellen globalen feindliche Klischees – gerade in Krisenzei- portraitierten Winzer sind auch im Welt- Auseinandersetzungen. Europa kann den Weg ten – stets als eine Art Verpflichtung angese- maßstab bemerkenswert, werden im eigenen zu einem friedlichen Miteinander weisen. hen hat. Land geschätzt, ja verehrt. http://www.kremayr-scheriau.at http://www.ecowin.at 15 x 21,5 cm; 328 S., http://www.hoffmann-verlag.de 13,5 x 21,5 cm,192 S., 19,90 Euro 28 s/w-Abbildungen; 23,60 Euro 21,6 x 12,2 cm; 358 S., zahlr. Abb.& Karten; ISBN: 978-3-218-00779-5 ISBN: 978-3-902404-46-6 22,00 Euro, ISBN: 978-3-8000-7317-7

Wolfgang Hingst Simon Akstinat Reinhold Knoll Total Meschugge Made in Austria »Attersee und Umgebung« Die Erfolgsgeschichten Soziologische Satiren Ein unterhaltsames, ein vergnügliches Buch! österreichischer Auswanderer Seit Jahrzehnten verbringt Reinhold Knoll Ein Buch zum Lachen und Schmunzeln mit Wußten Sie, daß die brasilianische Fußball- familienbedingt einen Großteil seines Ur- seinen Reflexionen und Assoziationen über Nationalmannschaft wegen einer Österreiche- laubs am Attersee. Unweigerlich fallen dem die Kunstform Witz. rin mit gelben Tri- Autor als kritischem Eine essayistisch-hu- kots spielt? Die erste Betrachter eine Viel- moristische Men- Apotheke Lateiname- zahl von Merkwür- schensuche in der rikas von einem Ös- digkeiten ins Auge, Nachfolge des Dioge- terreicher gegründet die mit spitzer Feder nes von Sinope, un- wurde? Eine der be- aufgegriffen werden. termischt mit Ge- liebtesten philippini- Ob Gastwirt, Bürger- schichten, Schnurren, schen TV-Moderato- meister, Tourismus- Anekdoten und star- rinnen eine gebürtige funktionär, Pfarrer ken Sprüchen aus Österreicherin ist? oder Organistin, ob Wissenschaft und Kunst, Geschichte und Ein Mann aus Bad Ischl im Jahre 2000 zum nestbeschmutzen- Philosophie. Da tauchen natürlich auch kon- Australier des Jahres gewählt wurde? Der er- der Dichter am Bauernhof oder Imperator, krete Gestalten auf: etwa Galileo Galilei, der folgreichste Tarzan-Darsteller Hollywoods ein ob männermordendes Weib oder Gärtner, ob Stradivarius, Beethoven, Mozart, Hölderlin, Österreicher war und sein berühmter Schrei Döblinger Villenbesitzer oder Welser Zweit- Atom-Fan Zippe, Orwell, Rabbis und Zen- ein abgewandeltes Jodeln? Wie viele Öster- wohnungsnutzer, sie alle kommen im Buch meister. Das zentrale Thema des Autors: In reicher zum Gedeihen anderer Länder beige- zu Ehren. Und wer meint, die dabei festge- welchen Niederungen und Höhen bewegt tragen haben und beitragen, läßt sich gut an stellten Phänomene seien eben nur dort vor- sich der Mensch, wo sieht man seine Gei- einem Zitat aus dem TIME-Magazine erken- zufinden, bringt sich um die Chance, pars stesblitze und wo ist er einfach nur ein pri- nen: Österreich kann ohne Hollywood leben, pro toto Österreicher in ihren mannigfaltigen mitiver Affe? Hollywood aber nicht ohne Österreicher. Erscheinungsformen wiederzuerkennen. http://www.ibera.at 22 x 14,8 cm, 320 http://www.ueberreuter.at 14,3 x 21,5 cm; http://www.verlagderapfel.at; 13 x 21 cm; Seiten, 22,00 Euro 192 S., 28 s/w-Abbildungen; 19,95 Euro 312 Seiten, 19,95 Euro ISBN 3-85052-231-8 ISBN: 978-3-8000-7317-7 ISBN: 978-3-85450-108-4

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 74 ÖJ-Reisetip Klosterurlaub im Trend Neben Kirchen sind Klöster Orte des Gottesdienstes, des Gebetes und der Besinnung. Und auf Grund ihrer Geschichte, ihres umfangreichen Angebots aus Kultur oder Gesundheit und vor allem mit ihrer Authentizität bieten sie sich als touristische Destinationen an. Alle Fotos: Klösterreich

Eingebettet in die leicht gewellte Kulturlandschaft des Traunviertels und unweit von Linz an der Donau lädt das Augustiner Chorherrenstift St. Florian herzlich zum Gebet und zum Innehalten ein.

löster sind beliebte Ziele innerhalb des Trend, der verspricht, was die neuen Erwar- sind heute außerdem Besichtigungsobjekt, KKultur- und Ausflugstourismus. Doch tungen der Reisenden verlangen. Nicht mehr Massenziel moderner Sightseeing-Touren inzwischen gewinnen auch längere Kloster- nur das oberflächliche Erlebnis einer Ge- und Refugium gestreßter Manager. Seitdem aufenthalte immer mehr an Bedeutung. Die genwelt zum Alltag wird im Urlaub erwartet, sich Klöster auf die verschiedenen Bedürf- Diplomarbeit von Christina Zongaro behan- der Reisende möchte abschalten von der nisse ihrer Gäste eingestellt haben, gewin- delt das Thema „Klosterurlaub – Die ,heili- Hektik, dem Stress und sucht immer stärker nen sie aus touristischer und gesellschaft- ge‘ Marktnische der Tourismusindustrie?“ nach Ruhe, nachhaltiger Entspannung, Ge- licher Sicht immer mehr an Bedeutung und und erfolgte innerhalb des Studienganges borgenheit, Gemeinschaft und möchte sich erfahren einen beachtlichen Zulauf aus allen Tourismus-Betriebswirtschaft an der Cologne während der Zeit seiner Flucht aus dem Gesellschafts- und Altersschichten. Business School in Köln. Alltäglichen selbst finden. Klöster reagieren Inzwischen ist Klosterurlaub ein Trend, auf diese Bedürfnisse der Gesellschaft und der viele Menschen vereint, die sich zeitwei- Gegenwelt zum Alltag werden zunehmend zu Zufluchtsorten. Sie se in die Stille eines Klosters zurückziehen, schließen daher mit ihrem touristischen An- um sich den Zwängen der Konsumgesell- „Urlaub ist ein Massenartikel; neue Trends gebot eine Marktlücke in der Tourismus- schaft zu entziehen. Menschen kommen sel- entstehen daher zunächst in kleinen Ni- industrie. ten aus purer Neugier ins Kloster oder um schen“. „Himmlische Ferien“ könnte der Klöster sind Startpunkt, Zwischenstation den Wissensdurst zu stillen, sondern weil sie Slogan für den neuen Urlaubstrend heißen, oder Endstation von Wallfahrten und Pilgern in einer hektischen Welt eine Insel der Ruhe dem immer mehr Menschen folgen. Ein und bieten Reisenden eine Herberge. Sie und Besinnung suchen, die innere Einkehr

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 75 ÖJ-Reisetip brauchen, um wieder zu sich selbst finden zu nur kontemplative Rückzugsmöglichkeiten Durch den Verein „Klösterreich“ wird die können. Einige können dem Streß des für Einzelgäste, sondern machen ihre kultu- Vielfalt an Möglichkeiten eines Klosterauf- Berufsalltags allein nicht mehr standhalten rellen Schätze für die Öffentlichkeit zugäng- enthaltes vernetzt und durch die gemeinsame oder suchen gar einen neuen Lebenssinn. An- lich und gewähren dem Besucher einen Vermarktung der Klöster können Synergien dere möchten bei einem „Urlaub im Kloster“ Einblick in die Welt der Klöster Österreichs. genutzt werden. So ist es auch kleineren einfach nur die Seele baumeln lassen. Die heutige klösterliche Gastfreundschaft knüpft an eine jahrhundertealte Tradition an. Klöster sind die ältesten Gaststätten und Herbergen in unserem Land. Seit jeher gibt es Regeln der Mönchsväter und Ordens- mütter zur Gastfreundschaft als einer christ- lichen Tugend. Schon in der Regel des Hl. Benedikt heißt es: „Alle Fremden, die kom- men, sollen aufgenommen werden wie Christus“. Klöster sind Orte religiöser Kraft. Ein Aufenthalt macht mit der anderen Di- mension des Lebens bekannt, weitab der heutigen Schnelllebigkeit: innehalten, blei- ben und zu sich finden. Das Angebot der Klöster ist so vielfältig wie die Gründe der Gäste für einen Besuch im Kloster. Ein wichtiger Aspekt für die Angebotsgestaltung ist die Intensität der Öffnung der Klöster gegenüber der Gesell- schaft. So ist ein Kloster weniger für Be- sucher zugänglich, wenn es sich um einen Orden handelt, der in strenger Klausur lebt und dementsprechend nur wenigen ausge- wählten Gästen die Möglichkeit eines Auf- enthalts gibt. Dem gegenüber stehen Klo- sterorden, deren Anliegen es ist, möglichst vielen Besuchern ihr Kloster zugänglich zu machen. Die Angebotspalette dieser Klöster reicht von Gesundheitsangeboten bis zu Kunstkursen, zudem werden aber auch Be- sinnungstage und Seminare für Manager zu unterschiedlichen Themen angeboten. Un- Das barocke Benediktinerstift Seitenstetten in Niederösterreich wird vielfach als abhängig von den Motiven des Gastes in ein »Vierkanter Gottes« bezeichnet Kloster zu reisen, findet jeder Gast ein indi- viduell für ihn passendes Angebot. Die Klö- ster antworten auf die sich wandelnden Be- dürfnisse der Menschen und ziehen durch ihre kulturellen und touristischen Aktivitäten immer mehr interessierte Besucher an.

Klösterreich vernetzt die Vielfalt Der steigende Trend zu Klosteraufent- halten, Kultur- und Besichtigungstourismus lädt geradezu zu kooperativer Angebotsent- wicklung ein. In Österreich hat man dies erkannt und einen Verein gegründet, der unter der Dachmarke „Klösterreich“ inzwi- schen 20 teilnehmende Klöster vermarktet. Der Verbund „Klösterreich“ knüpft mit sei- ner vielfältigen Angebotspalette an die alte Tradition der Klöster an. Diese bieten nicht Stift Marienkron im Burgenland: Abtei der Zisterzienserinnen mit Kurhotel

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 76 ÖJ-Reisetip

Ort der Begegnung. Unübersehbar thront das Benediktinerstift Göttweig in 449m Seehöhe am östlichen Rand des weltberühmten Donautales der Wachau »Urlaub im Kloster«- Klöstern möglich, sich durch gemeinschaft- rian in Oberösterreich. Ideale Informationen Anbieter bei Klösterreich liche Angebotsgestaltung und Marketing- für jene, die im Urlaub eine „Oase der Stille“ Zisterzienserinnen-Abtei Marienkron maßnahmen am Markt zu präsentieren. Dem suchen, denn die unendliche Ruhe eines Klostergasse 3, A-7123 Mönchhof Gast wiederum stehen die Angebote aller an Klosters ist Erholung für Leib und Seele. Telefon: ++43 / (0)2173 / 80205-44 „Klösterreich“ teilnehmenden Klöster auf Klöster werden vor allem von Tagesgästen Telefax: ++43 / (0)2173 / 80205-40 einen Blick zur Verfügung. und Gruppen besucht, doch der Trend zur [email protected] „Klösterreich“ hat einen Folder „Urlaub Übernachtung in Klöstern hält an. Motive http://www.marienkron.at im Kloster“ mit Angeboten der Gesund- für Klosterurlaube sind vor allem religiöse, heitsspezialisten Zisterzienserinnen-Abtei kulturelle sowie erholungs-, selbsterfah- Marienschwestern vom Karmel Marienkron (Burgenland) und der Marien- rungs-, seminar- oder gesundheitsorientierte. Friedensplatz 1, A-4020 Linz schwestern vom Karmel (Oberösterreich) Den Folder „Urlaub im Kloster“ erhält Telefon: ++43 / (0)732 / 775654 herausgebracht. Klosterurlaub im Kulturam- man kostenlos bei der Klösterreich-Ge- Telefax: ++43 / (0)732 / 775654-38 biente bieten die Stifte Göttweig und Sei- schäftsstelle. „ [email protected] tenstetten in Niederösterreich sowie St. Flo- http://www.kloesterreich.at http://www.gesund-kneippen.at http://www.marienschwestern.at

Benediktinerstift Göttweig A-3511 Furth bei Göttweig Telefon: ++43 / (0)2732 / 85581-232 Telefon: ++43 / (0)2732 / 85581-244 [email protected] http://www.stiftgoettweig.at

Stift St. Florian Stiftstraße 1, A-4490 St. Florian Telefon: ++43 / (0)7224 /8902-0 Telefon: ++43 / (0)7224 /8902-23 [email protected] http://www.stift-st-florian.at

Stift Seitenstetten Am Klosterberg 1, A-3353 Seitenstetten Telefon: ++43 / (0)7477 / 42300-0 Telefax: ++43 / (0)7477 / 42300-250, [email protected] In der Hektik unserer Zeit suchen Menschen nach Oasen für Ruhe, Entspannung, http://www.stift-seitenstetten.at religiöse Erneuerung. Die finden Sie, z.B., bei den Marienschwestern vom Karmel.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 77 ÖJ-Reisetip Schritt um Schritt durch Jahrmillionen In der Urlaubsregion Pyhrn-Priel auf der Suche nach dem Ursprung der Alpen

Von Hans Helmberger. Foto: TV Pyhrn-Priel

Gute Aussichten am Themenweg »WurzerNaturErlebnis Welt« auf der Wurzeralm in Spital am Pyhrn, Urlaubsregion Pyhrn-Priel

in interessantes geologisches Phänomen etwa ein See aufstauen würde. Dieser leicht zu begehen, weisen meist wenig Hö- Eläßt sich an einem „steinernen Schwamm“ „Teichlschwund“ ist der Beweis dafür, daß henunterschied auf und führen immer wieder auf der Wurzeralm in Spital am Pyhrn in der das Wasser im felsigen, durchlöcherten Un- an gemütlichen Jausenstationen und Gast- familienfreundlichen oberösterreichischen tergrund versickert; erst unten im „Pichlriß“ höfen vorbei, die zur Rast einladen. Schließ- Wanderregion Pyhrn-Priel nachspielen: Wir tritt der Bach wieder zutage, um dann als lich ist die Wanderregion Pyhrn-Priel ge- füllen mittels einer Handpumpe Wasser in veritabler Fluß in die Steyr zu münden. prägt von urigen, gemütlichen Berghütten einen Felsblock und beobachten, wie es lang- Damit sind wir bei zwei Stationen der und bodenständigen Gasthöfen, welche die sam verschwindet und nach gewisser Zeit an „WurzerNaturErlebnisWelt“ spielerisch dem Produkte jener herzhaften Küche auf Tisch einer anderen, für uns überraschenden Stelle Wesen der in den Kalkalpen häufigen Ver- und Teller bringen, welche im südlichen wieder hervortritt. karstung auf die Spur gekommen. Diese Oberösterreich auch von den Einheimischen Wenige Meter daneben erleben wir das Spurensuche läßt sich verbinden mit vielen seit jeher geschätzt wird. gleiche Schauspiel im „Original“, denn hier Aktivitäten im Wandergebiet an der Ostseite Nach diesem „Einkehrschwung“ wieder nimmt die Teichl, ein in vielen Windungen des Toten Gebirges, der Themenweg ist nur zurück zu unserer Themenwanderung auf durch das Hochmoor der Wurzeralm fließen- eine davon. Wie auf der Wurzeralm gibt es der Wurzeralm: Von der Bergstation der der Bach, ein abruptes Ende, ohne daß sich viele davon im Tal oder am Berg. Sie sind Standseilbahn führt die leichte Wanderung

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 78 ÖJ-Reisetip zum kleinen, in einem Kessel liegenden Brunnsteinersee, dann durch das Hochmoor zu den Filzmoosalmen und am „Teichls- chwund“ vorbei zum Ausgangspunkt zu- rück. Der auf Informationstafeln hervorra- gend beschriebene Themenweg konzentriert sich aber auf die letzten zwei Millionen Jahre, jenen Zeitraum, seitdem die Alpen aus dem Meer aufgetaucht sind. Symbolisch gesehen bedeutet also jede Minute dieser zweistündigen Wanderung 16.700 Jahre, jede Sekunde immerhin noch 280 Jahre! Die auf 1400 m gelegene Wurzeralm mit ihren Almen und Berggasthöfen wird um- kränzt von mächtigen Berggipfeln, davon dem 2388 m hohen Warscheneck. Wer auf diesen Gipfel und den Grat über dem Brunnsteiner Kar blickt, erkennt die Ge- steinsschichtungen, die bei der Auffaltung der Alpen entstanden sind und von der letz- ten Eiszeit zurecht geschliffen wurden. Damals nämlich war die Wurzeralm von einem mehrere hundert Meter dicken Gletscher bedeckt. Als das Eis abfloß, blie- Almidylle in der Urlaubsregion Pyhrn-Priel - die Wurzeralm in Spital am Pyhrn ben Seen zurück, von denen der Brunnstei- die Baumstämme ins Wasser gelassen wur- wohlfühlen kann. Der interessante Blick in nersee noch vorhanden ist. Der untere hat den, geht‘s nach Hinterstoder und weiter die Erd- und Besiedelungsgeschichte aber sich mit Ton und Kalkschlamm gefüllt; er zum Schiederweiher, der einen herrlichen hat uns die Augen geöffnet für überraschen- verlandete und bildet nun das Hochmoor Blick auf den Großen Priel bietet, ehe wir im de Zusammenhänge wie jene im „steinernen „Teichlgrund“. Talschluß den Gasthof Baumschlagerreith Schwamm“ – sei es nur ein tonnenschwerer Das Warscheneck bildet den östlichen erreichen. Das Wandertaxi bringt uns an- Felsbrocken oder gleich ein ganzes (Totes) Eckpfeiler des Toten Gebirges – eine gewal- schließend zum Ausgangspunkt zurück. Gebirge. „ tige Karstlandschaft, die sich selbst wie ein Was bleibt, ist die Erkenntnis, daß die riesiger „steinerner Schwamm“ verhält. Dort Wanderregion Pyhrn-Priel eine beeindruk- Urlaubsregion Pyhrn-Priel versickert das Wasser ebenfalls in unergründ- kende Natur- und Kulturlandschaft ist, ab- Hauptstraße 28, 4580 Windischgarsten lichen Tiefen und tritt, wie beim Pießling- wechslungsreiche Touren von der Familien- Telefon: ++43 / (0)7562 / 5266-0 ursprung in der Nähe von Roßleiten, als aus- wanderung bis zum anspruchsvollen „Gip- Telefax: ++43 / (0)7562 / 5266-10 gewachsener Fluß aus einer großen Höhle felsturm“ bietet und – sei es am Berg oder im E-Mail: [email protected] wieder an die Oberfläche. Über die Bestei- Tal – alles bereit hält, daß sich der Gast http://www.pyhrn-priel.net gungsgeschichte des höchsten Gipfels dieses Gebirges, des Großen Priel (2514 m), gibt das „Alpineum“ in Hinterstoder Auskunft. Klar, daß das Leben im Stodertal von den Bergen geprägt war. Das für die Sensen- und Hammerwerke an der Eisenstraße notwendi- ge Holz wurde in den Bergen geschlagen und auf der Steyr ins Tal hinaus „getriftet“. So nennt man den beschwerlichen und ge- fährlichen Transport der Baumstämme auf dem Fluß – bis zu 30.000 Kubikmeter pro Jahr! Die Flötzer mußten oft stundenlang im kalten Wasser stehen, um hängen gebliebene Stämme weiter zu ziehen. Wir haben es heute bequemer, wenn wir auf dem „Flötzersteig“ den Spuren der Holz- knechte und Flötzer folgen. Vom Gasthof Steyrbrücke führt dieser leichte Wanderweg taleinwärts zum Strumboding-Wasserfall und zur Höhle „Kreidelucke“; vorbei an einer Foto: HIWU/Haijes alten Mühle und einer „Holzriese“, auf der Mit der schnellsten Standseilbahn der Welt auf die Wurzeralm in Spital am Pyhrn

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 79 ÖJ-Reisetip Durchatmen Offizieller Start des Barbara Heilklimastollens im Luftkurort Dellach im Drautal Fotos: Dellach im Drautal

Der Luftkurort Dellach im Drautal liegt zwischen Lienz und Spittal eingebettet zwischen Gailtaler Alpen und Hohen Tauern mgeben von den Gebirgszügen Gail- spannen. Die Benützung der Anlage ist ko- wohnungen auch viele Privatzimmer zu Ver- Utaler Alpen mit dem „Jauken“ in Süden stenlos. Im Ort befinden sich zwei Tennis- fügung. und der Kreuzeckgruppe mit der „Mokar“ plätze und eine Stocksporthalle, die das Dellach im Drautal bietet Unterhaltung und dem „Knoten“ im Norden liegt Dellach ganze Jahr in Betrieb ist. wie Konzerte, Heimatabende, Sommerfeste, im Drautal, eine 1869 Seelen Gemeinde, auf Für die Bedürfnisse des täglichen Bedarfs aber auch Naturdenkmäler wie den Weittal 606 m Seehöhe im Oberen Drautal. ist ausreichend gesorgt – Supermärkte, eine Wasserfall im Draßnitztal… Dellach ist ein anerkannter Luftkurort Bank, das Postamt und viele Geschäfte sind mit heilklimatischem Klima. Für Ihr Wohl- nur wenige Gehminuten vom Campingplatz Barbara Heilstollen befinden und Ihre Vitalität bietet Dellach ein entfernt. Eine Tankstelle und mehrere Auto- weitgefächertes Wander-, Spazier- und Rad- reparaturwerkstätten bieten auch für den Dieser Tage startete die Heilklimatherapie wegenetz aller Schwierigkeitsstufen, sowie Autofahrer ein gutes Service. im „Barbara Heilstollen“ in Dellach im ein Freizeitzentrum mit der 2003 errichteten Last but not least: In Dellach versteht Drautal. Die enorm hohe Luftfeuchtigkeit Kneippanlage, die ein breites Angebot für man sich auf die traditionelle österreichische von 99 Prozent sowie eine konstante Tem- den Kneippfreund bietet: Wassertretbecken, Küche und Gastlichkeit, zahlreiche Gast- peratur von 9-10 °C im Stollen bewirken bei Schlammbecken, Handbecken, Kneippen im häuser und Cafés kümmern sich um Ihr leib- Menschen mit Atemwegserkrankungen eine angrenzenden Bach, Fußreflexstrecke, Kräu- liches Wohl. Für Übernachtungen stehen ne- spürbare Linderung und Besserung der tergarten, Pavillion zum Erholen und Ent- ben gutbürgerlichen Gasthöfen und Ferien- Symptome. Eine kurärztliche Eignungsunter-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 62 / 28. 07. 2008 80 ÖJ-Reisetip

Indikationen  Kindliches Asthmabronchiale (Frühbehandlung)  Asthmabronchiale des Erwachsenen- alters (in freiem Intervall, mit Em- physem und Cor pulmonale und mit Dispnoe)  Infektanfälligkeit der Atemwege  Chronische Erkrankungen des Nasen- Rachen-Raumes, insbesondere Rhino- patia allergica, Rhinitiden, Pharyngi- tiden und Sinusitiden  Berufliche Exposition gegenüber Atemwegsirritationen  Chronisch obstruktive und restriktive Lungenerkrankungen, wie Bronchiektasien,  Pneumokoniosen suchung vor Therapiebeginn ist dabei un- unter kurärztlicher Aufsicht übernimmt die  Chronische Bronchitis bedingt erforderlich! Seit 2004 untersuchte Betreuung während der gesamten Therapie.  Laryngitis chronica man den Barbara Stollen auf seine medizini- Ein Krankenkassen-Kostenersatz ist möglich. sche Nutzungsfähigkeit. Mit klaren Ergeb- Genutzt wurde der Stollen schon 1779, Kontraindikationen nissen: Das Klima im Stollen eignet sich her- wo am Kolm bei Dellach bereits Blei und  Dekompensierte kardiale und schwe- vorragend für die Speläotherapie, was 2007 Zink abgebaut wurde, den man 1957 endgül- re respiratorische Insuffizienz medizinisch-wissenschaftlich als natürliches tig einstellte. Amtlich bestätigt ist auch die  Akute fieberhafte Infekte und sanie- Heilvorkommen anerkannt wurde. Beson- Heilwirkung der im Stollen entspringenden rungsbedürftige Veränderungen im ders bei Asthma bronchiale, bei chronischen Margaretha Quelle, wo man schon vor dem Hals-Nasen-Ohren-Bereich Erkrankungen des Nasen-Rachenraumes, bei zweiten Weltkrieg für ca. 20 Jahre ein klei-  schwere Formen von Klaustrophobie chronischen Lungenerkrankungen, bei be- nes Badehaus unterhielt.  Ansteckende Krankheiten sonderer Infektanfälligkeit der Atemwege Mit der Eröffnung des Barbara Heil- sowie bei chronischer Bronchitis oder bei klimastollens im Luftkurort Dellach/Drautal Eine kurärztliche Eignungsuntersuchung Allergien im Zusammenhang mit Pollen ist wird der Ort sowie die gesamte Region um vor Therapiebeginn ist unbedingt erfor- die positive medizinische Wirkung des Bar- eine weitere „gesunde Attraktion“ reicher. „ derlich! bara Stollens bestätigt. Ein geschultes Team http://www.heilstollen-dellach-drau.at

Die enorm hohe Luftfeuchtigkeit von 99 Prozent sowie eine konstante Temperatur von 9-10 °C im Barbara Heilklimastollen bewirken bei Menschen mit Atemwegserkrankungen eine spürbare Linderung und Besserung der Symptome.

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