VOLKSSCHULE PÖRTSCHACH AM BERG Schuljahr 1917-1921 Am 10
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VOLKSSCHULE PÖRTSCHACH AM BERG Schuljahr 1917-1921 Am 10. Februar 1918 starb Herr Schulleiter Franz Rader in Folge eines Schlaganfalles auf dem Wege von Maria Saal nach Pörtschach. Der Verstorbene wurde unter großer Beteiligung aus Nah u. Fern am stetigen Ortsfriedhofe zur letzten Ruhe gebettet nachdem Genannter volle 24 Jahre zum Wohle der Jugend u. Bevölkerung gewirkt hatte. An seine Stelle kamen als Aushilfslehrerinnen Edith Rader, Tochter des Verstorbenen u. in letzterer Zeit vertrat diese Mathilde Nußer, da E. Rader Studienurlaub hatte. Am 26. April 1919 übersiedelte aus Glantschach H. Lehrer Edwin Kainig im Kompetenzwege hierher. Am 28.4.1919 begann das Schuljahr 1919/20 mit 47 Schülern ohne Sommerbefreiten. Von Mai herrschte allgemeine Trockenheit. Das Getreide verspricht eine günstige Ernte. Sonntag, den 1. Juni 1919 ging es wie Lauffeuer von Mund zu Mund: "Die Serben sind im Anmarsche gegen Maria Saal!" Flüchtlinge, meist junge Burschen, die von den Abwehrkämpfen gegen die Jugoslawen sich beteiligten, zogen in endlosen Zügen mit Pferden, Vieh, Kisten u.s.w. durch unseren Ort über die Preilitz ins obere Glantal u. weiter über Feldkirchen ins ebene Gurktal. h Am gleichen Tage, abends ½ 11 wurde der Nachbarort Maria Saal besetzt. Die große Glocke wurde geläutet u. am Montag wurden Gottesdienste u. Predigten gehalten. Auch der Herzogstuhl wurde besucht. Die Truppen bestanden größten Teils aus Untersteirern und Krainzern, die früher ein Ift.Rgt. 17 dienten. Auch aus Dragonen Nr. 5. Einige Besitzer u. Burschen sahen bekannte Kriegskameraden als Feinde wieder. Unser Ort sah am 3.6. die ersten Gendarmeriepatroullen. Von Seite der Gemeinde kam der Auftrag bis 4.6. alle Klassen abzuliefern. Wenige kamen dem Auftrage nach. Es wurde so gut es eben ging versteckt od. weiter verschickt, denn man wußte, daß die Waffen niemals wieder zurück erstattet werden. Am 5.6. wurden Hausdurchsuchungen nach Waffen u. militärischen Gegenständen vorgenommen. Nirgends wurde etwas gefunden, alles verlief gut. Die Besitzer bewirteten die Patroullen reichlich. Sie beauftragten alles ja recht gut zu verwahren u. einzugraben, denn die nachkommenden Serben fänden jeden Schlupfwinkel. Über diese Hausdurchsuchungen wurde kein Weg laut. Nach 4 Tagen kamen an Stelle der Slawen die gefürchteten Serben. Freitag den 6. d.M. vormittags wurde unser Ort von zwei Kompagnien Serben besetzt. Meist lagern, lange braune Balkangestalten. Eine Kompagnie besetzte den Ulrichsberg mit dem Kommando in Wainz, die zweite in der Kuhweide. Die Pferde werden in die Wiesen getrieben, ja selbst die Äcker wurden nicht geplant. Besonders hart wurden die Besitzer des Ulrichsberges und Baintraten betroffen. Verbaue und Schützengräben von Wernberg über den Ulrichsberg, Weinz, Unterwehr, Kuhweide Tanzenberg u. Höffern zeigte die Demarkationslinie an, die niemand überschreiten durfte. Man bekam auf gar keinen Fall eine Überschreitungsbewilligung. Und doch gelang es einigen Burschen in finsterer Nacht das Überschreiten der streng bewachten Linie. Es fielen Fehlschüsse auf die Flüchtlinge. Am darauffolgenden Tage wurden strenge Hausdurchsuchungen bestehend aus 12 Mann und einem Offizier in den Häusern, Ställen durchgeführt. Viel Militär. Monturendecken u.s.w. auch gut versteckte Jagdgewehre Ferngläser verschleppten sie auf Nimmerwiedersehen. Es nützte keine Bestechung, daß außer den militärischen Sachen auch Fleisch, Fett, Geld, Uhren, u.s.f. mitgestohlen wurde war eine tägliche Nebenerscheinung. An einem Tage durchsuchten die Räuber höchstens zwei Gehöfte. Nebst diesem Hausdurchsuchungen wären auch solche zu erwähnen, die nur auf Diebstahl ausgingen. Beim Jure, im Schulhause, beim Kropf beim Sattler u.s.w. wurde gestohlen. Wollte man sich beim Kommando über dieses Vorgehen beschweren, wurde man von den Posten mit Stock oder Gewehrkolbenhieben bedacht. Die Mutter des Sattlers in Unterwehr, der serbische Soldaten die ganze Wäsche u. Schuhe stahlen, wurde als sie darüber Beschwerde erheben wollte, von den Posten derart geprügelt, daß sie bewußtlos zusammenbrach und über 8 Tage das Bett hüten mußte. So erging es vielen. Georg Schleschitz vlg. Bäuerle, dem die Geschichte schon zu arg war, drohte einem unbewaffneten Serben im Stalle mit der Mistgabel. Nach kurzer Zeit wurde er abgeführt und in Weinz beim Kommandanten zuerst derart mit einem Knüppel gehauen, bis er zusammenbrach, dann nach Klgft in Haft gesteckt. Nach 2 Tagen ließ man ihn wieder laufen. Verhaftet wurden noch mehrere Personen wegen Verheimlichung von Munition u. Gewehren. In Blintendorf wurden 3 Besitzer u.zw. Franz Sucher, Hans Kaschitz, David Röhsler wegen renitenten Benehmens den Serben gegenüber zu 4 Monaten Kerker verurteilt. Sie befanden sich in Laibach. Am 19. Juni 1/2 3h nachmittags zog die Horde ab. Alles atmete vor Erleichterung auf. Sie besetzten hierauf den Maria Saalerberg, Galgenkogel u.s.w. und nur in dringendsten Fällen bekam man eine Reisebewilligung nach Klagenfurt. Gehalt bezogen die Lehrer in St. Veit. Montag, den 23. Juni 1919 begann wieder der regelmäßige Unterricht. Im Laufe der Ferien wurde in der Küche des Lehrers der Herd neu aufgebaut und der Zimmerofen übersetzt. Mit 1. Dezember 1919 wurde über Beschluß des O.Sch.R. der ungeteilte Vormittagsunterricht eingeführt. Im November fiel derart feuchter Schnee, daß vielen Bäumen die Krone brach. Auch im Schulgarten richtete der Schnee solchen Schaden an, daß die Bäume ausgegraben werden mußten. Kartoffeln blieben bis zur Hälfte am Acker. Der Winter 1920 kann als äußerst mild bezeichnet werden, da das Thermometer am kältesten Tage nur 13° unter Null zeigte. Am 19. März wurde beim Rausch ein Josefigelage gegeben, daß einen schweren Unglück zur Folge hatte. Der große Kirchenpöller, der ein Gewicht von über 90 kg hatte und von der Ulrichsberger Kirche stammte, ging beim letzten Schuß in Trümmer und verletzte den Sohn des Ambros Urabl derart in der Gesäßgegend, daß an einem Aufkommen des Unglücklichen gezweifelt wird. Sie luden den Pöller mit ital. Sprengpulver. Ende April blühten alle Obstbäume. Man hofft auf eine außerordentlich gute Ernte. Das Wetter ist wie geschaffen. Kühle, regnerische Tage wechseln mit Sonnenschein. 28.5. Gartentürl und der dazugehörige Teil des Zaunes neu hergestellt. Seit 1.6. täglich starker Regen mit Gewitter und einigen Hagelkörnern. Die Gegend v. St. Veit u. St. Donat wurde durch Hagelschlag schwer geschädigt. Das Wintergetreide mußte größtenteils abgemäht werden. Durch den anhaltenden Regen wurde der Pfeiler des Pfarrhofgartens so sehr gelockert, daß er am 10. abends zusammenstürzte und einige Steine den Zaun des Schulgartens eindrückten. Bis 22.6. fortwährend Regen u. kalt wie im April. Von 1. bis 12. Juli entfiel der Unterricht, da Lehrer Kainig an einer Blutvergiftung an der rechten Hand erkrankte. Im Juni war der Schulbesuch 60%, da die Hälfte der Schüler Keuchhusten erkrankten. Die Kärntner Volkskundgebung am Zollfelde. Eine solche Massenvolkskundgebung, wie am 12. September 1920 vormittags auf dem Zollfelde, hat Kärnten noch niemals gesehen, auf eine solche Menschenmenge haben die Türme der altehrwürdigen Maria Saaler Kirche auch in der sagenumsponnenen Zeit der Herzoghuldigung nicht wieder geschaut! Von frühen Morgen an herrschte bewegtes Leben auf allen Zufahrtsstraßen; zu Pferd, zu Wagen u. zu Fuß kam das Volk aus allen in Massen herbeigeströmt, alle Sonderzüge waren geradezu beängstigend überfüllt und lange schon vor Beginn der überaus feierlichen, überwältigend schönen u. unvergeßlichen Heimatkundgebung hatte sich eine unübersehbare, festlich gestimmte Massenmenge um den sonst so stillen u. einsamen Herzogstuhl angesammelt, welche bis zu Beginn der Feier sicherlich die fünzigtausend und darüber anwuchs. Nicht nur Klagenfurt, jede Gemeinde jede noch so kleine Ortschaft der Zone B war sozusagen bis auf den letzten Mann und die letzte Frau ausgerückt, aber auch aus der vergewaltigten Zone A waren Tausende u. Tausende von lieben Landesleuten herübergekommen, und alle, alle, welche nur eine heiße Sehnsucht, die Sehnsucht nach Erlösung von fremder Gewalt, erfüllte, schlang die Heimatliebe ihr festes, unzerreißbares Ban. Und diese bewunderungswürdige, unausrottbare Kärntner Heimatliebe fand auch äußerlich ihren beredten Ausdruck in den Hunderten u. Hunderten blumen- und reisig geschmückten weißrot bebänderten und bewimpelten Ortschafts- und Privatwagen, welche schließlich seitwärts zu förmlichen Wagenburgen sich zusammenstauten, in den mit Herbstgrün geschmückten Tafeln u. Schildern mit weithin lesbaren Aufschriften (wie "Kärnten den Kärntnern", "Kärnten frei u. ungeteilt"! u.a.), welche allüberall als Orts- od. Vereinssammel? zu sehen waren, u. in den rot weißen Kärntner Abzeichen, welche von jung u. alt, rasch u. ausnahmslos mit Freude u. Holz getragen wurde. Reich waren auch, besonders unter der Frauenwelt, die Landestrachten vertreten und setzten dem überaus farbenbunten Massenbilde ganz besondere, heimattreue Lichter auf. Wohin man in dem dichten, wogenden Gedränge sah u. hörte, überall herrschte helle Heimatbegeisterung durch die Kärntner auf althistorischen Boden. Auch der Sängerbund hatte tausende von Sängern aufgeboten, um den feierlichen Tag durch das Lied zu verschönern, auch an städtischen u. ländlichen Musikkapellen fehlte es nicht. In der Riesenvolksmenge, welche Zopf an Zopf dicht gedrängt auf dem weiten, grünen Zollfelde stand, schlug nur ein Herz, das goldene Kärntnerherz, lebte nur ein Gedanke, der Kärntner Heimatgedanke! Und trotz der noch nie geschauten Massenkundgebung, trotz aller gerechten Empörung