Ausgestiegen Am 25
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Stadtpfarrblatt · September 2020 · Nr. 9 Ausgestiegen Am 25. September jährt sich wieder der ausgewandert und hat sich dort ganz der dargelegt Gedenktag des heiligen Bruder Klaus. Für Permakultur verschrieben. In einem alter- Aussenstehende ist es schwer zu verstehen, nativen Lebensstil versucht er, ganz im Ein- Was ist normal? dass ein solcher «Aussteiger», der im Alter klang mit der Natur, Ödland nachhaltig in von 50 Jahren seine Frau und zehn (!) Kin- neues Grün zu verwandeln. Nomen est omen der verliess, zu einem Heiligen der Oder Fabienne Bucher, eine Seel- Altäre und zum Nationalheiligen Ist das nicht sorgerin unseres Bistums, mit der diesmal: von Felix Büchi der Schweiz werden konnte. «Ist das egoistisch? ich in St. Gallen zusammengear- nicht egoistisch und unverantwort- beitet hatte, liess sich 2017 von Kehrseite lich, was er tat?», fragen sie zurecht, Bischof Markus als Diözesan-Ere- wenn sie nur dieses äussere Faktum betrach- mitin weihen. Biblische Leckerbissen ten. Ich merke, wie bei mir selber beim Wort ...zum Nachkochen Aussteigerinnen und Aussteiger gibt es viele, Aussteigerin oder Aussteiger manchmal so auch heute: Ein Mitschüler aus meiner Pri- etwas mitschwingt wie: Das ist doch nicht marschulzeit zum Beispiel ist nach La Palma ganz «normal». Es lohnt sich aber, genauer hinzuschauen. Niklaus Popp Der Aussteiger | Niklaus von Flüe DARGELEGT Ausstieg wird zum Einstieg Was ist schon normal? Wann wird Niklaus‘ Aussteigen aus dem gewohn- Niklaus von Flüe man zur Aussteigerin oder zum ten Alltag, sein Abstieg in den Ranft, Niklaus von Flüe lebte von 1417 bis 1487. Diese 70 Aussteiger? In einem gewissen Sinn war ein noch grösseres «Einsteigen», Jahre seiner Lebenszeit könnte man grob ein- ist ja auch ein Fussballprofi oder ein noch grösseres «Sich-Einlassen» teilen in 15 Jahre Jugend, 15 Jahre als Jungbauer, ein Tennisstar ein Aussteiger. Ihr auf Gottes Liebe und Ruf. Dass es Got- geprägt von viel Militärdienst, 20 Ehejahren Lebensstil und ihr Berufsalltag un- tes Ruf war und nicht irgendein ego- und 20 Jahre Leben als Eremit im Ranft. terscheiden sich sehr stark von dem istischer Spleen, das merkte auch sei- Er war der Sohn einer Bauernfamilie, welche anderer Menschen. ne Frau Dorothea. Nach sehr langem ein Landwirtschaftsgut auf dem Flüeli ober- Ja, wir könnten noch weiter gehen gemeinsamem Ringen, gab sie in frei. halb von Sachseln Richtung Melchtal bewirt- und sagen: Mit jeder Berufswahl, Damit war ihre Ehe nicht getrennt. Sie schaftete. Sie lebten vor allem von Viehzucht. letztlich mit jedem bekam ein unerwartet Wie viele Innerschweizer exportierten sie ihre Entscheid ändern wir Mit jedem Entscheid neues Gesicht in neuer Tiere nach Süden. Bruder Klaus kannte die Ge- unser Leben. Wir las- ändern wir unser Tiefe, Freude und Kraft. fahren, die diese Reisen über die Alpenpässe sen etwas zurück und Leben. mit sich brachten. Äusserst gefährlich waren entscheiden uns für In diesem Sinne sind wir aber auch die kriegerischen Einsätze an der etwas Neues. Da wird alle berufen, Aussteige- Front, zu denen er etliche Male als Jungbauer es sehr schwierig, ja unmöglich, zu rinnen und Aussteiger oder eben bes- eingezogen wurde. Wegen seines besonnen definieren, was nun «normal» sein ser Einsteigerinnen und Einsteiger zu und verantwortungsbewussten Charakters soll und was als «Ausstieg» aus der werden, wo auch immer. Das Kriteri- wurde er sogar – widerwillig ― zum Haupt- Norm zu gelten hat. um ist das Reifen und Wachsen in der mann gemacht. Er war froh, dass er nach der Gerade wenn ich auf Bruder Klaus Liebe. Bei Bruder Klaus ist offensicht- Heirat mit Dorothea Wyss mit knapp 30 Jah- schaue, merke ich, dass es positiver lich, dass sein Leben noch mehr zum ren das Schwert endlich nieder legen konnte und klüger wäre, statt von «Ausstei- Segen für andere wurde. und kaum mehr Aktivdienste leisten musste. ger» von «Einsteiger» zu reden. In Mögen auch unsere Ausstiege resp. Die Ehe mit Dorothea war reich gesegnet. seiner sogenannten Brunnenvision Einstiege dazu führen. Fünf Knaben und fünf Mädchen wurden ihnen (siehe Seite 9) sieht Klaus, wie ganz geschenkt. Zudem wurde Niklaus in dieser viele Menschen vor lauter Beschäf- Zeit Ratsherr im Kanton und Richter in der tigung und aus Sorge um das tägli- Gemeinde. Sein Charakter und seine Mei- che Wohl/Geld, jenen Ort (er spricht nung waren sehr geschätzt. Er stand fest im Niklaus Popp vom Tabernakel) nicht sehen und Seelsorger Glauben und hatte einen ausgesprochenen nicht betreten, wo ein Brunnen im Gerechtigkeitssinn. Am Gallustag (16. Oktober) Überfluss köstliche Gaben spendet: 1467 verliess er Frau, Familie und Hof, um als Wein, Öl und Honig. Die Türe steht «Bruder Klaus» in der Ranftschlucht zu leben. zwar für alle offen. Doch niemand tritt ein – nur er und ganz wenige andere in weissen Gewändern. Die Unsere Serien bis März 2021: vielen Menschen bleiben lieber draussen und rackern sich ab. Wie Seiten 1/2: Bekennungsgeschichten von Men- sie sich auch mühen, sie bleiben schen, deren Leben sich radikal änderte arm. Seite 4: Exercise your life ― ändere dich 2 Seite 5: Was bedeutet mir mein Name GOTTESDIENSTE Vorabend Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag 10.30 07.00 Rapperswil * 1. So im Monat 17.30 St. Johann portugiesisch Liebfrauenkapelle 1. Sa im Monat 1. Do im Monat 17.00 18.30 spanisch tamil *18.30 10.30 09.30 Kempraten 12.00 St. Franziskus kroatisch Jona 1 7.0 0 10.30 09.30 19.30 Maria Himmelfahrt Busskirch 09.00 19.30 St. Martin Wagen 1. So im Monat 19.00 St. Wendelin 19.00 Bollingen 08.30 St. Pankraz 09.45 09.00 09.00 19.30 Kapuzinerkloster 11.00 italienisch Kloster Wurmsbach 10.00 06.30 06.30 06.30 06.30 06.30 07.00 * Coronabedingt finden die anderssprachigen Gottesdienste (Ausnahme im September: Spanier-Gottesdienst) aus Platzgründen in der Kirche St. Johann anstatt in der Liebfrauenkapelle und der Vorabendgottesdienst von St. Ursula in St. Franziskus statt. Registrieren Sie sich für unseren Newsletter unter www.krj.ch Gebetszeiten Taufen Gespräche und Beichte Taufsonntage Gespräche Montag in St. Johann Rapperswil Für Seelsorgegespräche können indi- 15.30 Maria Himmelfahrt Rosenkranz 2. Sonntag im Monat viduelle Termine vereinbart werden. 17.30 Liebfrauenkapelle Rosenkranz Wenden Sie sich bitte zur Absprache an in St. Franziskus Kempraten die Seelsorgenden. Dienstag nach Vereinbarung 07.00 Maria Himmelfahrt Laudes Beichte 17.30 Liebfrauenkapelle Rosenkranz in Maria Himmelfahrt Jona in der Woche des Herz-Jesu-Freitag 1. Sonntag im Monat (1. Freitag im Monat) Mittwoch Dienstag ― 08.45 Uhr 17.30 Liebfrauenkapelle Rosenkranz in Maria Himmelfahrt Jona in St. Martin Busskirch 3. Sonntag im Monat ab 2. Freitag im Monat: freitags Donnerstag 19.00 Uhr ― in Maria Himmelfahrt Jona 17.30 St. Johann Stadtvesper in St. Pankraz Bollingen nach Vereinbarung jeden Samstag Samstag 14.00 - 15.00 Uhr ― im Kapuzinerkloster 16.00 Maria Himmelfahrt Rosenkranz Taufanmeldung beim Sekretariat: 18.30 St. Martin Rosenkranz 055 225 78 00 | [email protected] 3 ERKLÄRT Getrieben ― Unzucht Bild: shutterstock Gott hat uns erschaffen, damit wir als seine Abbilder in al- herrschten Lust geworden ist. Damit dürfte er ziemlich nahe ler Freiheit auf seine behütende Gegenwart vertrauen und an Diagnosen moderner Psychologen und Psychotherapeu- unser Leben ganz in seiner Liebe führen können. Die Para- ten liegen, die die Auswirkungen einer ungeordneten und dieses-Geschichte im 2. Kapitel des Buches Genesis macht manchmal in Suchtverhalten entgleisenden Sexualität un- uns aber klar, dass die Freiheit, ohne die es keine echte Liebe tersuchen. gibt, auch dazu führen kann, dass sich der Mensch aus die- Der heilige Johannes Cassian, der etwa hundert Jahre nach ser Einheit mit Gott und aus dem Vertrauen zu ihm heraus- Evagrios gelebt und sich mit den gleichen Herausforderun- löst, und sein Glück gewissermassen «in die eigene Hand» gen beschäftigt hat, empfiehlt eine «ganzheitliche» Therapie, nimmt. Letztlich hängen alle Dramen und alles Unglück der um die verlorene Freiheit wiederzuerlangen: Zunächst brau- Menschen seit jeher damit zusammen. che es die Erkenntnis, dass wir uns niemals auf unsere eige- In diesem Zustand, in dem wir die vollkommene Einheit mit ne Kraft verlassen dürfen, die immer zu gering ist. Nur wenn Gott verloren haben, sind wir auf unserer Reise zurück zu wir uns Gott anvertrauen, überwinden wir falsche Abhängig- dieser Einheit vielfältigen Gefahren ausgesetzt. Die geistli- keiten. Dazu braucht es das Gebet, die beständige Einübung chen Mütter und Väter unserer Kirche haben immer wieder der Demut, aber auch die Erkenntnis, dass es bei seelischen davon gesprochen, dass es «dämonische» Kräfte gibt, die uns Angelegenheiten immer auch eine körperliche Komponente von diesem Weg zu Gott abbringen und in die Irre schicken gibt. Aus diesem Grund empfiehlt Cassian schliesslich auch wollen. Deshalb braucht es Wachsamkeit und die Kenntnis das vernünftige (nicht übertriebene) Fasten. dieser Gefahren, um sie richtig einzuschätzen und mit ihnen angemessen kämpfen zu können. Evagrios Pontikos hat in seinem Büchlein «Über die acht Gedanken» (vgl. SPB 7&8/2020) nach der Fresslust die Gefahr der Unzucht (griechisch «porneia») beschrieben. Auch jene Robert Schätzle ist in der Lage, den Menschen vom richtigen Weg abzubrin- Pfarreibeauftragter gen, weil sie das ursprünglich gute Geschenk der Sexuali- tät und der erotischen Kraft pervertiert und den Menschen unfrei macht. Das ist überhaupt das Hauptmotiv, das jedem der «acht Gedanken» des Evagrios zugrunde liegt: Etwas ur- sprünglich Gutes wird