«AB AUF DIE INSEL» ZWÖLF IMPRESSIONEN ZUR INSEL UFNAU EDITORIAL

Was willst du in die Ferne schweifen, Ein bisschen in die Ferne schweifen sieh das Gute… tut so gut

Meine Freude war gross, als ich von P. Lorenz Moser OSB Es war im Januar 2013 als Reto Oeschger und ich das erste erfuhr, dass die Tages-Anzeiger-Redaktorin Helene Arnet Mal mit Josef Häcki und seinen Rindern auf die Ufenau beim Kloster Einsiedeln in der Absicht vorstellig wurde, gondelten. Dieser Ort liess uns seither nicht mehr los. eine Artikelserie über die Insel Ufnau zu schreiben. Was Und schliesslich kehrten wir zurück: Wir waren reif für ursprünglich lediglich als Sommerserie 2015 angedacht die Insel. war, erstreckte sich schliesslich bis in den September Unser Vorhaben wurde von P. Lorenz Moser OSB so un- 2016. kompliziert und von Fredy Kümin so engagiert und herz- Eine erste Begegnung auf der Ufnau im Mai 2015 hat sehr lich unterstützt, dass die Arbeit zum Vergnügen wurde. schnell Konkretes ergeben. Ideen kamen auf den Tisch – Wenn wir uns für eine neue Folge der Serie aufmachten, Natur, Landschaft, Sakralbauten, Totenschädel, Rinder- standen wir morgens beschwingt auf, und wenn wir zu- transporte, Poesie, Gastfreundschaft, Rösli Lötscher. Es rück in die Stadt kamen, hatten wir fast schon das Ge- sprudelte nur so daher! Der Federweisse war zwar gut, fühl, aus den Ferien zurückzukommen. Ein bisschen in die wäre jedoch nicht nötig gewesen! Die Ufnau hat einen Ferne schweifen kann so gut tun. stattlichen Fundus an Themen, der es verdient, bestaunt, Diskussionen gab es nur in einem Punkt – genau genom- beschrieben und gelesen zu werden. men um ein «e»: Ufenau oder Ufnau? Klarer Fall, fan- Helene Arnet und der Fotograf Reto Oeschger haben der den Fredy Kümin und die Patres des Klosters Einsiedeln: Ufnau ein wunderbares, journalistisches Andenken ver- ­«Ufnau». Keine Frage, fanden Landestopografie, - macht. Dieses liegt jetzt in konzentrierter und anspre- seeschifffahrt und das Korrektorat des Tages-Anzeigers: chend gestalteter Form auf dem Tisch. Der Verein «Freun- «Ufenau». Die ältere Bezeichnung lautet Ufnau, doch de der Insel Ufnau» ist Herausgeber. Er schenkt diese setzte sich die offizielle Schreibweise in unserer Serie Schrift allen Ufnau-Freunden, die umbaubedingt im 2017 durch: Ufenau. die Ufnau nicht besuchen können. Die Lektüre mag da­ Es kommt nicht oft vor, dass uns Journalisten und unse­- rüber hinwegtrösten und die Vorfreude wachsen lassen, rer Arbeit so viel Wertschätzung entgegengebracht wird, dass die Klosterinsel im Zürichsee ab Frühling 2018 den wie dies bei dieser Serie geschehen ist. Der sorgfältig ge- Besuchern wieder offen steht. staltete Sonderdruck zeugt davon. Ich danke dem Verein FREDY KÜMIN, PRÄSIDENT «VEREIN FREUNDE DER INSEL UFNAU» «Freunde der Insel Ufnau» von Herzen und bleibe der In- sel und den Menschen, denen wir im Laufe der Reportage begegnet sind, verbunden. HELENE ARNET, REDAKTORIN TAGES-ANZEIGER «AB AUF DIE INSEL» SAMMLUNG SERIE ÜBER DIE INSEL UFNAU ERSCHIENEN IM TAGES-ANZEIGER

ARTIKEL Das Paradies der Kühe Der Inselbauer Josef Häcki 1 ARTIKEL Eine Insel taucht auf Mister Ufnau Fredy Kümin 2 ARTIKEL Zu Gast auf der Insel Die Inselwirtin Rösli Lötscher 3 ARTIKEL Wallfahrer und Wunderheiler Der Inselheilige Adalrich 4 ARTIKEL Zwischen Ruhe und Rummel Hochzeit auf der Insel 5 ARTIKEL Wein zu Wasser Der Inselwein 6 ARTIKEL Gesprengt und besungen Der Inseldichter Ulrich von Hutten 7 ARTIKEL Im Winterschlaf Die Klosterraben 8 ARTIKEL Frühlingsputzete auf der Insel Der Inselpfleger Thomas Morger 9 ARTIKEL Himmelreich und Höllenschlund Die Inselkonservatorin Sylvia Fontana 10 ARTIKEL Die Ufer der Ufenau Der Inseltaucher Pascal Stucki 11 ARTIKEL Willkommen in Ufnau, Texas Die Besitzer von Ufnau, Texas, 12 Margaret und Wallace Brumley

IMPRESSUM HERAUSGEBER SERIE «AB AUF DIE INSEL» Tages-Anzeiger, Tamedia AG; TEXTE Helene Arnet; BILDER Reto Oeschger HERAUSGEBER SAMMLUNG SERIE Verein «Freunde der Insel Ufnau»; GESTALTUNG Quersicht, visuelle Gestaltung, Bäch; DRUCK Theiler Druck AG, Wollerau 22.04.2015 ARTIKEL 1

PerBootauf die Weide: Sieben Rinder unterwegs in derPfaffendschunkevon Pfäffikonauf dieUfenau. Das Paradiesder Kühe Wenn Josef HäckisRinder aufder Ufenaulanden, erwacht die Insel zum Leben. Auch der TA istreif fürdie Insel und wirdinden nächsten Monatenregelmässig über die Ufenauberichten.

Helene Arnet (Text) und treuer Helfer Häckisbeim Kuh-Shuttle. Gegendwirddas Schiff Pfaffendschunke Reto Oeschger (Bilder) Häcki zieht vorn ein bisschen, hinten genannt,weil früher zuweilen die Ein- Serie: Ab auf die Insel (1) schiebtder Lehrling Urban. Schliesslich siedler Mönche damit aufdie Insel über- DerInselbauer –Kühesind, wenn man mit wagt Veronika den Schritt ins Aben- setzten, die ihrem Kloster gehört. «Man- sechs vonihnen in einem kleinen Kahn teuer.Sie stolpertdie Rampe hinunter che vonihnen stellten sich sicher nicht über den Zürichsee schippert, erstaun- und rennt los ins Schiff,sodass es Feusi geschickter an als meine Tiere», sagt lichgross. Zum Glück sind diese Exem- fast überböckelt.«Mach sie nichtganz Häcki, währenderdas Schiff in Richtung plare auch erstaunlichruhig.Obwohl sie vorne an, damit sie zwischen zwei an- Insel steuert. erstmalsinihrem Leben ein Halfter und derezustehen kommt», ruft ihm Häcki eine Trychle tragen und aufhoher See zu. «Die braucht etwasGeborgenheit.» Freudensprüngeauf der Insel sind. Denn der Nauen istlabil im Gleich- LandwirtJosefHäcki istauch in hek- Mit einem kleinen Ruck legt die gewicht,wie Steuermann Josef Häcki tischen Situationen die Ruhe selbst.«Ich Dschunkeander Ufenauan. Mit hochge- sagt.«Er hatkeinenKiel, deshalb liegt er habe ihn noch nie fluchen gehört»,sagt stellten Schwänzen galoppieren die Rin- wie eine Nussschaleauf dem Wasser.» eine Nachbarin, die beim Verlad zu- der den Weghinauf,vollführen akroba- Wirnehmenaneinem der ausser- schaut.Erselbst sagt: «Nervöse Bauern tische Luftsprüngeund rennen über die gewöhnlichstenWeidegänge desLandes haben nervöse Tiere.» EtwasRespekt Weide. «So ungefähr stelle ich mir das teil. Die sechs Rinder sind unterwegs habe er allerdings schon gehabt,als er Paradiesder Kühe vor», sagtBauer vomSchlossgut zu Pfäffikon aufdie im SchlossgutPfäffikon aufFreilaufställe Häcki. «Eine solche Matte mit sattgrü- Ufenau, wo sie jeweils im Frühlingund umgestellt habe. Es heisst nämlich,dass nem Gras und diesem Panorama.» Herbst einigeWochenweiden.Und weil dieKühe dann die Menschen nichtmehr Ab heutewirdertäglich aufdie Insel kein Steg aufdie Ufenau führt, unter- so nahe an sich heranlassen. Das hätte fahren, um nachzuschauen, wie es sei- Seit 28 Jahren ist JosefHäcki mit seiner nimmt Häcki viermal proJahr mitseinen wohl das Ende der Weideschifffahrtbe- nen Tieren geht.ImSpätherbst setzt er Frau Emma auf dem Schlossgut Pfäffikon Rindern eine10-minütige Seereise. Nach deutet.Seine Tiere seien aber eher noch gar zweimal täglich über,denn dann be- tätig. Seit 21 Jahrenist er Pächterdes der Winterruhe kehrtmit der Ankunft zahmer geworden. Kollege Feusi frot- kommen die Tieredas im Sommer ein- landwirtschaftlichen Besitzes desKlosters der Rinder im Aprildas Leben aufder In- zelt: «Wie oft proTag gehst du aufdie gebrachteHeu zu futtern. In den bald EinsiedelninFreienbach SZ,zudem auch die selzurück.Die Ufenauist eineder gröss- Weide, um deine Kühe zu streicheln?» – dreissig Jahren, die Häcki die Ufenaube- Ufenau gehört. Häcki istdort für den Unter- tenInseln der Schweiz.Der TA wirdsich «Streicheln tue ich sie nicht gerade, be- wirtschaftet,hat er seine Kühe erst ein- halt zuständig: Mähenund Beweiden der ihr in den nächsten Monatenaus ver- suchen und mit ihnen reden aber mal nichtauf der Insel besucht,weil ein Wiesen; Holzen und die Pflegedes Rieds. schiedenen Blickwinkeln annähern. schon.» Orkan tobte. «Einmal bin ich nichtge- ZumGut gehören 80 Milchkühe,einige Sieben Rinder sind an Bord,und fahren, einmal hätteich nicht fahren sol- Mutterschafe, Hühner und ein Hofladen. In Die pubertierende Veronika Häcki wirftden Motoran. DerSee istaal- len», sagter. Der See könne unvorstell- diesenTagen schliesst Sohn Reto Häcki die Zwei Dutzend RinderbringtLandwirt glatt,Mückenschwärme tanzen, die bar hochgehen, wenn es richtig stürme. Ausbildung zum diplomierten Landwirt ab. Josef Häcki in vier Fuhren aufdie Sonne schimmertmilchig durch den Doch seinochnie etwaswirklichSchlim- Er möchteden Hofeinmal übernehmen. Ufenau. Erst sind die «Teenager» an der Wolkenschleier,die Bergeinder Ferne mespassiert. DasBauern seiheutzutageein harter Beruf, Reihe. «Die brauchen etwasmehr Be- sind noch schneebedeckt.Durch dieses Natürlichsei es einfacher,mit einem sagt JosefHäcki.«Doch möchteich mit gar treuung,weil sie, wie das in dem Alter Bild tuckern sieben Rinder aufeinem Traktor als mit einem Schiff aufdie niemandemtauschen.» Er istfastwunschlos eben ist, entweder drauflosrennen oder Kahn; wie vonFellini gefilmt.Nur der Weide zu fahren. Doch wenn er am frü- glücklich, ausser: Er möchte, dassder Stall bocken», sagtHäcki. Veronika bockt ge- Kuhfladen, in dem man steht,verhin- hen Morgen alleinmit seinen Tieren auf auf der Ufenau in einen Laufstall umgebaut rade: Sie soll ausdem Transporterauf dert, dass man vorlauterIdylle die Bo- der Insel sei, Nebelschwaden über die wird. «Esgeht um das Tierwohl.» (net) eine hölzerne Rampe treten, macht aber denhaftung verliert. Weide ziehen und in der Fernedie keinen Wank und schaut mit grossen Au- Der Kahn mit Baujahr 1920 istsicht- Schneebergeaufleuchten, dann –dann Video Die grosse Überfahrt genden Kahn vorsich an. «Da rein?Ich lich in die Jahregekommen. Ihn zu steu- stellt er sich etwa so das Paradies für der Rinder bin doch keine Seekuh!» –«Chum Schät- ern, istSchwerarbeit,denn er verfügt Bauernvor?«Immerhin buche ich das zeli, chum!», lockt Hanspeter Feusi, ein noch über keine Servolenkung.Inder für mich in der KategorieFreizeitab.»

Nach einer 10-minütigen Schifffahrt ruftder Bauer:«Ab aufdie Insel!» Die Rinder lassen sich nicht zweimal bitten. 15.05.2015 ARTIKEL 2

Mit einer Drohne aus300 MeterHöhe aufgenommen: Die mit 17 Metern höchste Erhebung der Ufenau, der Arnstein,liegt rechts vomSchiffssteg. Foto:Emanuel Ammon/Aura Eine Insel taucht auf Die Ufenauist mit ihren gut elf Hektaren Fläche die grössteInsel der Schweiz,die nurmit dem Schiff zu erreichen ist. VorTausenden vonJahren blieb sie im See zurück –und wirdheutekleiner und kleiner.

Helene Arnet scher in dieser Region bis1200Meter gut sichtbar.Hierhaben in früheren Zei- hoch und schliff und raspelteandem tenMenschen an verschiedenen Orten Serie: Ab auf die Insel (2) Freienbach –Sostellte ich mir als Kind vonihm überfahrenenGestein. Die här- Stein gebrochen. So istes wahrschein- Mister«Ufnau» JimKnopfs Lummerland vor. Nurdass terenSchichten hielten länger stand – lich, dassKirche und Kapelle ausvor Ort dieGleise für Lukas’Lokomotive fehlen. und als vorrund 15 000 Jahren die Glet- gewonnenem Sandsteingebautwurden. Undeseine Insel mit einem stattmit scher geschmolzen waren, blieben diese zwei Bergen ist: dem Arnstein. Aufdem alsFelsrippen zurück.Das Schmelzwas- DerSee nagtander Insel Festland würdeman ihn mit seinen ser fülltedie Mulden, der Zürichsee ent- FredyKüminund Markus Ruoss, Vor- 17 MeterHöhe bestenfalls als Hügelbe- stand, und eine Inseltauchteaus ihm standsmitgliedder «Ufnau-Freunde», zeichnen. Doch brachteereinst die auf: die Ufenau. schleppen einengrossen Astaus dem Mönche gehörig ins Schwitzen, als sie Rundweg. Der Kampf gegendie Verbu- noch regelmässig in ihren Kutten zum DerverschwundeneRöhrliweg schung desUfers beschäftigtdie «Insel- Pfauenhäuschen aufden Arnstein stie- Genauer eine Halbinsel: Denn bevorum mannschaft» jahrein, jahraus. Einst glitt gen, um abgeschieden vomgewöhn- 1950 das Lettenwerk in der Limmatden das südliche Gestadesanft und vonna- lichen Volk ihren Zvierieinzunehmen. Seespiegelauf dem heutigen Niveau von hezu geschlossenen Schilfgürteln be- Allzu viele Inseln hatteich zur Veror- 406 Meterüber Meer einpendelte, wachsen ab,heuteendetesanverschie- tung vonMichael Endes berühmtem schwankteder Seespiegelbeträchtlich. denen Ortenanschroffen Felswänden. Kinderbuch nicht zur Verfügung.Denn Manweiss heute, dass zur Römerzeitdie Weil der regulierte SeespiegelimJahres- die Schweiz istzwareine Insel in Eu- Ufenau, die Lützelauund das Rosshorn verlaufnur noch um einen knappen hal- ropa, aber kein Land der Inseln. Etwa bei mit dem Festland verbunden ben Meterschwankt,treffen dieWellen 70 sollen es laut Wikipedia im ganzen waren. Sie warenBestandteil einer gros- vielfachanderselben Stelle aufs Ufer, Wermit Fredy Kümin über die Ufenauspa- Land sein, davonist etwa ein Drittel mit senHalbinsel, welche weit in den Zü- wasdurch Erosion einen senkrechten ziert, wähnt sich im «Fliegenden Klassenzim- einer Brückeoder einem Steg mit dem richsee hinausragte.Danach und bisins Abbruch –ein Kliff –entstehen lässt.So mer».Kümin unterrichtetebis letztesJahran Festland verbunden, nurwenigesind 19.Jahrhundertbestanden bei tieferem nagtder Seevor allem im südöstlichen der Kanti Ausserschwyz Biologie,Chemie und bewohnt.Die Ufenauist mit ihren 11,26 Wasserstand immer wieder für kürzere Bereich kontinuierlich an der Insel. Ökologie und istGründungspräsidentdes Hektar die grössteInselder Schweiz,die Zeit Landverbindungen zu den Inseln. AlteAufnahmen zeigen, dass die Vereins «Freundeder Insel Ufnau»,der sich nurmit dem Schiff erreichbar ist. Doch Noch heuteerzählen laut Kümin ältere Ufenauvor 100Jahren tatsächlich noch 2004 bildete, um das KlosterEinsiedeln, wie kam die Ufenauinden Zürichsee? Einheimische davon, wie sie bei winter- grösser war. In jüngster Zeit wurden auf dem die Insel gehört, ideell und finanziell lich tiefem Seespiegelvon Hurden «auf Anregen desVereins deshalb am Süd- zu unterstützen. Kümin forscht und schreibt VomEis zurechtgeraspelt dem Röhrliweg» aufdie Lützelauspazie- ufer umfangreiche Regenerationsarbei- über die Ufenau, packtaber auch mit an, FredyKüminweist erst in die Ferne, um renkonnten –Röhrliweghiess er,weil er tenunternommen:Mit Ästenausgefüllte wenn es gilt, die Verbuschung der Ufervege- das Nahe zu erklären. Der vorkurzem vonSchilfrohren gesäumt war. Pfahlreihen dienen als Wellenbrecher. tationzurückzudämmen. Über Geschichte, pensionierte Kantonsschullehrer und Nunstehen wir voreiner abrupt ab- Sie sind aufFlugaufnahmen gut zu er- Geologie und Ökologie erzählt er mit stets Präsident desVereins «Freundeder In- fallenden Felswand, die eine deutliche, kennen. Zudem wurde das Kliff abgetra- gleichemFeuer, und eine tote Blindschleiche sel Ufnau» zeigt hinüber aufs Festland, schrägverlaufende Schichtung aufweist. gen, Kiesbänkewurden vorgelagertund am Wegrand fesselt ihn geradezu: «Das ist zum Waldisberg,einerErhebung zwi- «Faszinierend, wie man hier noch die als Starthilfenmit Schilf undGrosseggen die erste Blindschleiche,die ich hier sehe.» Er schen Freienbach undWollerau.«Dieser Folgen der Alpenfaltung ablesen kann», bestückt.«Die erstenResultate sind viel- istder geborene Lehrer,nur dassdie Lektion Hügelzug zieht sich in West-Ost-Rich- sagt der ehemaligeNaturkundelehrer versprechend», sagtKümin. Um gleich nicht mit einer Prüfung, sondern bei einem tung über die Ufenauund die Lützelau begeistert. Die Ufenaubesteht auszwei vonweiteren Vorhaben zu berichten, Glas Ufnauer «Federweisser» endet. (net) zum Schlossberg in .»Erge- unterschiedlichenGesteinsschichten. denn die«Ufnau», wie die ursprüng- hörtgeologisch zur oberen Meeresmo- Aufder Südseitemit dem Arnstein ver- liche, klösterlicheSchreibweiselautet, Video Kurzer Besuch lasse und istvon Luzern biszum Boden- läuft eine massive Nagelfluhschicht,ent- istinständiger Bewegung.Auch wenn auf derInsel Ufenau see zu beobachten. Während der letzten lang der Nordseiteein Sandsteinrücken. sie nicht wie JimKnopfs Lummerland Eiszeit reichteder -Rhein-Glet- Beide sind zuweilen als kahle Steilwände eine schwimmende Insel ist.

Am Nordufer verläuft ein Sandsteinrücken, der auch eine Flachwasserzone bildet.Teilweise steile Sandsteinwände prägen die Nordseite der Insel. Fotos: Reto Oeschger 27.06.2015 ARTIKEL 3

Das Einfallstorins Inselparadies: DerSchiffssteg aufder InselUfenau, die dem Kloster Einsiedelngehört. Zu Gast aufder Insel Zwischen Aprilund Oktober legt das Kursschiff an der Ufenauan. Ein Inselrundgangdauerteine halbe Stunde. Danach kehren fast alle bei RösliLötscher zu gebackenen Zürichseefelchenund einem Glas Inselwein ein.

Helene Arnet (Text) und partner Beat Lötscher vorneunJahren mit angemeldeteGruppen bei jedem Reto Oeschger (Bilder) aufdie Insel. Aufder Ufenauwar ein Um- Wetter bewirtetwerden können. Neun Serie: Ab auf die Insel (3) Freienbach baugeplant –während der Bauarbeiten Jahrelang dauerte das Hin und Her. Den Die Inselwirtin sei nurein Kioskzubetreiben, hiess es. Bettel hatProjektleiter Späniaber nicht «Nächster Halt Ufenau, Next Stop Das kam ihnen entgegen. Sie wollten hingeschmissen. Vorkurzem wurde ein Ufenau», scheppertesaus dem Mikrofon. eine Weile etwaskürzertreten. Richtkonzept erstellt,das denEntscheid Dannwerdendie Motorengedrosselt, Szenenwechsel. Es istangenehm kühl desBundesgerichts berücksichtigtund das Wasserschäumt auf. Ein Haubentau- in demmoderneingerichtetenBüro. Auf nurdie bereits bestehenden Gebäude cherpärchenergreiftdie Flucht. Der Steg dem Tisch stapeln sich –akkurat ausge- umfasst. Vorgesehen ist, dass das 1681 wirdausgefahren. Kurz nach 10 Uhr richtetund nach Themen sortiert– als Pächterhaus erstelltebarockeGast- verlässtnur eineHandvoll Personen das Mäppchen, Broschüren, Zeitungsaus- haus renoviertund teilweiseneu organi- Kursschiff.Eher ältereSemester.Am schnitte.Durch die Fenster sieht man siert wird. Im Haupthaus soll eine All- Nachmittag kommen Familien dazu, Müt- aufden See. Unddie Ufenau. Rudolf wetter-Gaststube entstehen. Wenn alles termit Kinderwagen. Fast alle kehren bei Späni warBaumeister und Gemeinderat gut geht,wirdimnächsten Jahr gebaut. Rösliein. RösliLötscher zitiertgleich zu vonFreienbachund könntestundenlang Beginn desGesprächsdie Benediktiner- über die Gastwirtschaftauf der Ufenau Am Abend kommen die Böötler regel, wonach der Abt und die Brüder An- erzählen.Das sind Geschichten über un- Am Abend kommen die Böötler.Selten kömmlinge stets freundlich aufnehmen zähligeGespräche mit Vertretern von einmal kommt jemandschwimmend sollen. Das passt: Die Ufenaugehört Umweltverbänden und der Denkmal- hinüber – für solche Fälle hält Rösliein dem Kloster Einsiedeln.Esnimmt seine pflege,des Kantons und desBundes. frischesT-Shirtbereit,das sie dem Gast Regeln ernst: Gastfreundschaftkommt Über zwei Gemeindeabstimmungen, an reicht.Die Ufenauist keine Badeinsel. Es RösliLötscher istbegeisterteBergsteigerin. schon bald nach dem «Oraetlabora». denen Beiträge an das Ufenau-Projekt gibtauch keine Feuerstellen–aber Bänk- Doch richtig zBerggegangen istsie schon Das Kloster habe sich wohl für sie als knapp abgelehnt wurden. Über eine chen zum Verweilen und Picknicken. An langenicht mehr.DennseitneunJahren hat Pächterinentschieden,weil sie dieMen- spannende Begegnung: mit dem Archi- den meisten Tischen werden die Fel- sie vomKlosterEinsiedeln die Gastwirtschaft schen gern habe, sagtRösli. Alle nennen tekten PeterZumthor. chen-Chnuschperli bestellt,Beats Krea- auf der Ufenau gepachtet. Gutes Bergwetter sie Rösli. Störtsie das nicht? «Ich finde tion. Sie sind luftig-leichtund schmack- istauch gutes Ausflüglerwetter. Dann gehört das einen schönen Wirtinnen-Namen – Zumthor darf nicht bauen haft.«Die besten in der ganzen Region», Rösliauf die Insel. Sie istin den 60er-Jahren ich fühlemich wohl damit.»Das Wirten Undschliesslich über eine grosse Ent- behaupten viele Gästeeinhellig.Dazu in einer Bauernfamilie in BenkenSGaufge- istder diplomiertenHandelsfrauin täuschung: den Bundesgerichtsent- wirdmeist Inselwein getrunken. Ein er- wachsen und hat die Handelsschule abge- Fleisch und Blut übergegangen. Unddie scheid, der dasZumthor-Projektab- frischender Federweisser,ein beeriger schlossen. ZumWirtenkam sie,weil Insel istihr zur Heimatgeworden. In schmetterte. Es liege in einer Moorland- Klevner.Gute, einfach Küche, aber das Klosterihr und ihrem damaligen Partner der Saison zwischen Aprilund Oktober schaft, hiess es,darin sei kein Restau- keine einfache Gastwirtschaft.Alles 1983 die Pacht desRestaurantsSt. Meinrad betritt sie das Festland nurselten. Sie rant zulässig.Späni schüttelt den Kopf: muss per Schiff transportiertwerden. am Etzelanbot. Sie blieben zwanzig Jahre, übernachtet mit einigenAngestellten im «Eine Moorlandschaft,die durch einen Lebensmittel hin, Leergutzurück. und Röslihatte ihren Traumberuf entdeckt. oberen Stock desGasthauses. Gewirtet vonunzähligenSchiffenbefahrenen Rösligrüsst mit Händedruck,schenkt Im Winter,wenndas Restaurant auf der wirdheutenur noch draussen unter den Kanal vondem geschützten Moor ge- Wein nach, setzt sich zwischendurchzu Ufenau zu ist, kehrt sie zurück nach Benken. Platanen oder in einem Zelt. trennt ist.»Die vomKloster Einsiedeln einem älteren Mann, der allein vorei- Dann legesie die Beine hoch –sagt sie.Oder Am Morgen sitze sie miteinem Kaffee eingesetzteProjektgruppe arbeiteteh- nem Einerli Weissen am Tisch sitzt.Er sie besucht das vonihrer Schwesteraufge- im Garten und schaue aufden See hin- renamtlich–für Gottes Lohn –seit 12 Jah- erzählt,sie hörtzu, sie plaudern eine bauteFrauenprojektin Uganda. (net) aus. «Es istein Privileg, hier wohnen zu ren. Sie wolltekeinen grossen Gastro- Weile. Benedikt sagtinseiner Regel: dürfen.» Ergreift sie nie der Inselkoller? betrieb hinklotzen –vorgesehen war «AlleFremden, die kommen, sollen auf- Video So entstehen die Sie sinnt nach: «Solltest mal sehen,wie eine offene, fast schwebende Holzkon- genommen werden wie Christus: Denn beliebten Felchen-Chnuschperli schön es hier auch bei Regenist.»Rösli struktion, die das Gartenrestaurant mit er wirdsagen: ‹Ich warfremd und ihr kam zusammen mit ihrem Geschäfts- einemPlatz «am Schäärme» ergänzt,da- habt michaufgenommen.›»

Beiden Gästen äusserstbeliebt: Die berühmtenFelchen-Chnuschperli. Einkehr nach der Ankunft:Neuankömmlingeströmen in RichtungRestaurant. 16.07.2015 ARTIKEL 4

Die Harmonie Freienbach hatsich fürden Festgottesdienst gerüstet.Bis sie zumEinsatz kommt, hatsie sichinden Schatten zurückgezogen. Wallfahrer und Wunderheiler Die Ufenauwurde schon vonden Römern als Kultortgenutzt.Noch heutepilgern Gläubigeauf die Insel, auch wenn der heiligeAdalrich schon langekein Wunder mehr vollbracht hat.

Helene Arnet (Text) aufder kleinen Insel zum «weiten Her- Die St.-Peter-und-Paul-Kirche wur- undRetoOeschger(Bilder) zen» auf. Undwirdkonkret: «Wir kön- den im 10.Jahrhundertvon einerFrau Serie: Ab auf die Insel (4) Ufenau in Freienbach nen nicht Politikerinnen und Politiker gestiftet: vonReginlinde, der verwitwe- DerInselheilige wählen, deren Horizontanden Grenzen tenGattin zweier Schwabenherzöge.Sie Die Glocken vonSt. Peterund Paul läu- unseres Landes aufhört.»Ein Mann leiteteals Laienäbtissin das Kloster tenschon zur Messe, da legt das letzte brummt zu seiner Frau:«Der will uns Säckingen und die Zürcher Fraumüns- der drei Wallfahrtsschiffeaus Pfäffi- nurein schlechtes Gewissen machen.» terabtei und zogsich aufdie Ufenauzu- konSZan. Das Geläut istzaghaft und un- Eine Amsel singt, und die Glöcklein der rück,als sie an Aussatz erkrankte. So regelmässig –Glöckner istwohl einer der Geissen bimmeln, als sich die Kirchen- erzählt die Legende. An Stelle deszerfal- Ministranten, der sich noch etwasunge- chörevon Pfäffikon undFreienbach lenen Tempels stiftetesie eine Kirche, lenk anstellt.An die 500 Personen sind zum Evangeliumsgesang ausSchuberts die sie ausAnhänglichkeit zu Zürichs an diesem Sonntagmorgen zum Jahres- Deutscher Messe aufstellen. St.Peter weihen liess. Auch bautesie auf tagder Kirchenpatrone mit Ledischiffen dem Hügeldie Martinskapelle neu, als vomFestland aufdie Ufenaugepilgert, HeidnischeGötter gebannt Ersatz für eine zerfallene frühmittelal- um am Wallfahrtsgottesdienst teilzuneh- Die Insel Ufenauist seit 965mit wenigen terliche Kirche. men. Undwürde nicht hin und wieder Unterbrüchen im Besitzdes Klosters. Reginlinde waresauch, die Einsie- ein Flugzeug das Himmelblauzerteilen, Der Historiker PeterZiegler,ein profun- deln die Ufenaubescherte –und der man fühltesich in einer andern Zeit. der Kenner der Ufenau-Geschichte, sagt: Ufenaueinen Heiligen. So soll sie ihren «Die Insel wurde stets als ‹insula sacra› Sohn Adalrich mit aufdie Insel gebracht Zum Wallfahren verknurrt empfunden, als heiligeInsel.» Als Kraft- haben, der seitdem 14.Jahrhundertals Die Ufenau-Wallfahrthat ihreWurzeln ort, würden manche sagen. So wurden Heiligerverehrt wird. UndihreEnkelin Langeist esher,gesichert istwenig: Der im Mittelalter.Die Insel wardie Mutter- 1958 dort, wo die Kirche St.Peterund Adelheid wardie Frau desKaisers Otto 15-jährigeAdalrich soll um 920n.Chr.als kirche der umliegendenGemeinden, Paul steht, Mauern einesrömischen desGrossen, der am 23.Januar965 dem Sohn der vomAussatz befallenen Schwaben- wassich zuweilen als unpraktisch er- Tempels freigelegt.Die Umrissedes noch jungen Kloster Einsiedeln ver- herzogin Reginlinde auf die Ufenau gekom- wies. So sind einmal fünfzig Pfarreian- Cella-Gebäudessind im Kirchenboden schiedene Güter am Zürichsee schenkte; men und etwasspäter in das neu gegründete gehörigeauf dem Kirchgang ertrunken, mit rotenSteinplatten markiert. Daswar darunterdie Ufenauund den Frauen- KlosterEinsiedeln eingetreten sein. Als weil der See hochging.Und manch Ver- eine Sensation, wardoch bisher nicht winkel. Klausnerkehrteerauf die Ufenau zurück. storbener wurde vonLaieninFreien- bekannt,dass bereits die Römer die Wenn er vomNachschub abgeschnittenwar, bach begraben, weil es wegenstürmi- Ufenaubesiedelten.Und römische Insel- Zurück in der Welt weil es stürmte, sollen ihm Vögel Brot schen Wetters zu lange dauerte,bis er tempel sind eher selten. Ein Schiffshorn kündigtdas Kursschiff gebracht haben. Und als es nach einem Land- aufdem Friedhof aufder Ufenauhätte Ziegler geht aufgrund der Lage davon ausRapperswil an. Schönwetterwolken gang den Schiffsleuten zu gefährlich schien beigesetzt werden können.Daher er- aus, dass eine römische Gottheit zum türmen sich hinter dem auf. Ein überzusetzen, seierzuFussüberdas Wasser hielt Freienbach 1308 einePfarrkirche – Schutzder Schiffsreisenden verehrt Mädchen im Sonntagsröckchen lässt auf heimgekehrt.Zwanzig Jahrelebteerauf der den Pfarrkindern wurde aber geboten, wurde –so wie heuteder heiligeChristo- seinem Handyein Eichhörnchenhinter Insel. 973starb er im Alter von72Jahren. jeweils zu Peterund Paul aufdie Ufenau phorusander Südwand der Kirche den einer Nuss herjagen. Der Chor hebt zum Vonseiner Leiche sei, so wirdberichtet, ein zu wallfahren. Siehaltensich heute Pilgern Schutzverspricht.Er hatlaut Schlussgesang an: «köstlicherGeruch» ausgegangen. Und bald noch daran, wenn das Wetter es zulässt. Legende das Jesuskind über einenFluss schon habe sich an seinem Grab Wunder- Der Einsiedler PaterMartin Werlen getragen.«Viele christliche Kirchenwur- «Herr,duhast mein Flehn vernom- baresereignet. Er könne krankeKinder eröffnet den Festgottesdienst mit den denanstelle vonrömischen Tempeln ge- men, selig pochts in meiner Brust, heilen, hiess es. (net) Worten: «An einem herrlichen Ortdür- baut», sagtZiegler.Sei es,umdie heid- in die Welt hinaus ins Leben, fenwir heutemiteinander feiern.» Dem nischen Götter zu bannen oder weil die folgtmir nundes HimmelsLust.» Video Wallfahrt stimmenalle zu –doch wasder ehema- christianisierte Bevölkerung den Gottes- auf die Insel ligeAbt danach predigt, lässt manchen dienst weiterhin dortabhalten wollte, Da steigtuns der Duft vongrillierten die FaustimSack machen. DerPaterruft wo sie diesseit jeher tat. Bratwürsten in die Nase.

PaterMartin Werlen ausEinsiedelnist mit den Pilgernauf derUfenaueingetroffen. EinLedischifflegtinPfäffikon an, um dieWallfahreraufzunehmen. 22.08.2015 ARTIKEL 5

Wenn die Sonnehinterder Insel untergeht und die Booteimruhigen See trägeamAnker dümpeln, herrscht Ferienstimmung aufder Ufenau. Zwischen Ruhe und Rummel Hochsommer istHochsaison aufder Ufenau–und Hochzeitssaison. Wieverträgtsich das mit dem Konzept der «Insel der Stille», welchesdas Kloster Einsiedeln als Grundeigentümer verfolgt?

Helene Arnet (Text) springen, ein Landeplatz für einen Heli- Wenn das letzteKursschiff abgelegt hat, undReto Oeschger(Bilder) kopter.«Das kommt allesnicht infrage», istesviel ruhiger hier.» Serie: Ab auf die Insel (5) FreienbachSZ sagtder Pater. Doch heisst Stille für das «Manchmal braucht es fast einen Spa- Hochzeit auf der Insel Kloster nicht Grabesruhe. Denn Stille ist gat, um dem Motto‹Insel der Stille› An schönen Sommertagenscheint es nicht in ersterLinie akustisch gemeint, nachzuleben», sagtFredy Kümin,Präsi- manchmal fast,als ob man zu Fuss von sondernals Gegensatz zu Aufgeregtheit. dent desVereins Freunde der Insel Pfäffikon aufdie Insel Ufenaugelangen Sie meint Schlichtheit im Gegensatz zu Ufenau. Er interpretiert denBegriff könnte. Hüpfend vonSchiffzuSchiff. Überfülle, Zeitlosigkeit im Gegensatz zur Stille im Sinne vonBeschaulichkeit.«Im «Es böötlet wieder», sagen dann die Ein- Kurzlebigkeit.Diese Grundwertesind Sommer muss die Balance zwischen Be- heimischen. Undwennnacheinem für dasKloster die Leitlinien, welche es trieb und Ruhe gefunden werden.» lauen Sommerabend die untergehende sich für die Aktivitätenauf der Insel ge- Jüngst hatdas Kloster das Baugesuch für Sonne den See golden einfärbt,präsen- setzt hat. die Restaurierung desbarocken «Hauses tiertsich die Ufenauwie eine Südseein- zu den zwei Raben» eingereicht.Dieses sel aufder FototapeteeinesTeenagers. Manchmal istesein Spagat sieht im Erdgeschoss eine Gaststube mit Hochsaison aufder Ufenau. Und Ein Stammgast kehrtbei RösliLötscher 80 Plätzen vor. Wieverträgtsich das mit Hochzeitssaison aufder Ufenau. Sandra im Insel-Restaurant ein und brummt: dem Anspruch«Insel der Stille»? und Steffen Reuss kommen mit dem «Viel zu viel Rummel hier.» Er mag gar «Gastfreundschaft isteiner der Pfei- Kursschiff zu ihrer Trauung in der Kir- nicht mit der Journalistin sprechen, die ler der Benediktsregel», sagtPaterLo- che St.Peterund Paul. SakristanRoman über die Ufenauschreiben will.«Sie lo- renz Moser.Und damit verweist er auf Braschlerläutetdie Glocken, Alexander cken uns noch die ganzen Stadtzürcher einen weiteren Grundwert desNut- Seidel spielt aufeiner kleinen Elektro- an.» Tatsächlicherscheint geradeein zungskonzepts: Gastfreundschaftstatt Sandraund SteffenReussaus Wollerau orgel den Hochzeitmarsch, und Pfarrer Stromvon Ausflüglern im Blickfeld.Ein Abschottung.Zudem wirddie Gaststube habenvor kurzeminder St.-Peter-und-Paul- Rolf Jost spricht vonStetigkeit und Ver- Kursschiff hatsie unten am Steg ausge- dasnotdürftige Zeltersetzen, das bei Re- Kirche auf der Ufenau geheiratet. Immer trauen, die gepaartmit Liebe ein solides spuckt.Sie schauen neugierig der Hoch- genden angemeldeten Gruppen «Schär- einer Meinungsind sie nicht –sowar dem Fundament für ein Zusammenleben bil- zeitsgesellschaftzu, die sich nachder men» bietet. Künftig werden im reno- Bräutigam sehr viel schneller klar,dasssie den. Dann werden die Ringegetauscht. Trauung vorder Kirche versammelt hat. viertenGasthaus weniger gedeckte ein Herzund eine Seele sein wollen, als der SandraReuss istLeutnant desSanitäts- Plätzezur Verfügung stehen als heute. Braut.Dassdie Hochzeitsfeier auf der Ufenau Stille heisst nicht Grabesruhe ersteinsatzelements Höfe,die «Fraue stattfinden muss, waraber für beidegesetzt. Die Nutzungsordnung für die sakralen und Manne» sind zum Spalierstehen an- Fangis, Lachen und Plaudern Sandraist als «Seemäitli»von klein auf Bauten aufder Ufenaugestattet höchs- getreten. SandraReuss fällt ihnen tem- Zwei BubenspielenFangisumdie Kir- immerwieder auf der Insel gewesen–ihr tens eine Hochzeit proTag.Für Taufen peramentvoll um den Hals. Dann macht che herum. «Du häsch ja glätschet,wo Vaterhatte ein Schiff auf dem See. Auch steht die Kirche nichtzur Verfügung, sie sich zum Brautstrausswerfen bereit. sMami ghüratethät», hänseltder Ältere habensie ihren erstenFamilienausflug auf und proSaison werden maximal zehn Das istder Moment,bei dem sich die den Jüngeren. Natürlich streitet der das der Ufenau verbracht.Mit dabei waren kulturelleAnlässe in St.Peterund Paul Neuankömmlingewieder in Bewegung ab.Essind SandraReuss’ Söhne ausei- Saymon und Andreas, Sandras Söhneaus bewilligt. Die Kapelle SanktMartindient setzen und durch den Weinberg den ner vorherigen Beziehung.Steffen Reuss einer vorherigenPartnerschaft. Und natürlich Gottesdiensten und der stillenEinkehr. sanften Abhang hinuntersteigen. Man- ruft: «ChömedBuebe, wir machen ein Frederik, ihr gemeinsamer Sohn, der letztes Die Ufenausoll eine «Insel der Stille» che nehmen nunden Inselrundgang un- Familienfoto.»Ein Teil der Hochzeits- Jahr geboren wurde.«Du bistmein Sonnen- sein, hatdas Kloster Einsiedelnals terdie Füsse,anderekehrengleich bei gästehat sich schon fröhlich plaudernd schein», sagtedie Braut zum Bräutigam, als Grundeigentümer vorgut zehn Jahren Rösliein. «Sehen Sie, viel zu viel Rum- aufden Wegzum ApéroimFestzelt ge- sie ihm den Ring ansteckte. (net) festgelegt.«Keine leichteAufgabe», sagt mel»,sagtder Mann wieder,doch schaut macht.Der Wind fährtindas Laub der PaterLorenz Moser. er bereits etwasfreundlicher in die Welt, Bäume, Möwenkreischen, und vonder Video Hochzeit auf der Ufenau: Die Anfragenandas Kloster sind als sich die Wirtin kurz zu ihm setzt, Gartenwirtschaft her hallt Lachen zu Reussens geben sich das Jawort mannigfaltig: ein Pfadilager für einen sauren Most einschenkt und sagt: uns hinauf. Diefernen Lautemachen die 1700 Leute, das Ziel für ein Fallschirm- «Komm doch gegenAbend noch mal. Stille hörbar.Spagatgelungen!

Schwanen- und andereFamilienauf Sonntagsausflug.Sandraund SteffenReuss frisch getraut. Nunwirdgefeiert. 02.10.2015 ARTIKEL 6

Werauf der UfenauReben bewirtschaftet, muss auch einSchiff steuern können. WinzerRobertHasenfratz bringt seine Ernteein –und seine Wümmet-Helfer an Land. Wein zu Wasser Der Wümmet aufder Ufenauging diesesJahr inWindeseile vonstatten. Auch wenn Bruder Antons selbst gebauter Kran am Schluss den Geistaufgab.Das Kloster sagt«ErnteDank» –trotz fehlender Rendite.

Helene Arnet (Text) sommers. «Dafür guten.» Die Beeren- Grossartiges»zuerrichten–ein Hotelmit Reto Oeschger (Bilder) probe gab schon Ende Augusteinen re- englischen oder gar türkischen Anlagen. Serie: Ab auf die Insel (6) Freienbach lativgeringen Säuregehalt an –«wir Wellnessen aufder Ufenau? Der Gedanke DerInselwein mussten richtigpressieren, damit der habe aber nicht recht Wurzeln fassen Schon vomSchiffaus istzuerkennen: Zuckergehalt nicht zu hoch wird». 92 wollen, ausdem «stillen, geheimnisvol- Aufder Ufenaugehtetwas vorsich. Hun- oder 93 Öchsle seien für einen «guten len Eilande einen Ortdes Vergnügens derte vonMehlschwalben flitzen über Federweissen» genug, sagtMathies. und der Lust zu machen». eine Stelle in der Inselmitte, schiessen Noch vornicht allzulangerZeit muss- Das Kloster hatsich stets für eineIn- hoch, lassen sich fallen. Als wir vom tendie Trauben in kleinen Harassen auf sel der Stille entschieden –freiwillig, Schiffssteg hochsteigen, hören wir ihren den Nauen geladen werden, weil es an auch bevordie Ufenau1980 zum Natur- schrillen«Tritritri»-Ruf wie das Sirren dennötigen Maschinen fehlt.Rollen- schutzreservat wurde. Umso mehr är- der Gleise, wenn ein Zug sich nähert. kräne für Schiffshütten werden nicht in gert sich PaterLorenz darüber,dass DominicMathies, Kellermeister der Ein- Serie hergestellt.Doch dann hatBruder man ihnen beim Planen rund um die siedlerKlostertrotte, isteben mit dem Anton selbst etwas«gechlütert»,wie er Gasthaussanierungsoviele Steine in den Kursschiff angekommen und schaut ver- sagt. Seither könnendie Trauben im Weggelegthat.«Mantraut dem Kloster blüfft drein. Es isthalb zehn Uhr,und Rebberg in 400 Liter fassendePalloxen offenbar nicht mehr zu, dass wir der In- die 15-köpfigeWümmet-Mannschaft von gefüllt, mit einem Traktörchen zum Steg sel Sorgetragen, obwohl wir das seit Winzer Robert Hasenfratzhat schon fast gebracht und mit einem Kran in die Jahrhundertentun.» die Hälftedes eine Hektareumfassen- Dschunkeverladen werden. «Solche den Weinbergs gelesen. Vorrichtungen senken die Produktions- Erntedankfest aufSee Es istkalt,aber ein Prachttag.«So kosten spürbar», sagtDominic Mathies. RobertHasenfratzund seine Helfer ha- DerFederweisse Ufenau-Wein St. Martin wird einen schönen Wümmet habe ich noch Macht er ein gutes Geschäft mit dem ben mittlerweile die letzten Reihengele- aus der rotenTraubensorteBlauburgunder kaum je erlebt», sagteine Einsiedlerin, Ufenauer Wein?Schon wegender gerin- sen. Drei Palloxenbrechendvoll mittief- (Pinot noir)gewonnen. «Wenn wir die Trau- dieschon seit Jahren beim Wümmet genMengesei es schwer, rentabel zu blauen Trauben sind bereits aufden ben geerntet haben, hat die Natur ihren Teil hilft.«Es gibt zwar nichtallzu viele, aber produzieren. «Das istauchnicht vor- Kahn verladen,und BruderAnton befes- getan», sagt KellermeisterDominic Mathies. auch keine faulen Beeren.» UndBruder dringlichesZiel.» Aufder Ufenau gehe es tigteben die letzteanseinem «Kränli». «Nun sind wir dran.» Die Traubenwerden im Anton Abegg sagt in seinemunverfälsch- stets um mehr als nurums Geld. Der Motorsetzt ratternd ein, die Ketten KlosterkellerLeutschen gequetscht und von tenInnerschweizer Dialekt: «Wegen des spannen sich.Dann geht plötzlich gar den Stüdeln abgebeert. Die Maische aus Saft, ‹hüürigen› Sommers sind wir sicher drei Wellnessen aufder Ufenau nichts mehr.Nicht vorwärts, nicht rück- Beerenfleisch, Beerenhäuten und Kernen Wochen früher dran.» Er hatseine Das sieht sein Arbeitgeber,das Kloster, wärts, nichtrauf, nicht runter.Somuss werden sofort abgepresst.Deshalbnimmt Mönchskuttemit einem blauen «Über- genauso.Pater Lorenz Moser sagt: «Die die letzteLadung unter Gelächter der der Saft keine rote Farbe an –erist gelblich- gwändli» getauscht.Erzeigt aufdie über Finanzen spieleneine untergeordnete gut gelaunten Wümmet-Mannschaft mit rosa.Dann folgt die Gärung. Und an Kar- ihmschwirrendenSchwalben,die den Rolle.» Die Sorge für die Insel sei für sie Manneskraft aufs Schiff gehievt werden. freitag kann mit dem Heurigen angestossen imRebberg aufgescheuchten Mücken ein ideellesAnliegen. «Denn sie wider- «Alleseinsteigen!», ruft Winzer und werden –imGasthofauf der Ufenau.Denn nachjagen. «Die sind sonst zur Wümmet- spiegelt rund tausend JahreKlosterge- Kapitän Hasenfratz. Der Kahn legt ab – der Inselwein wirdfastausschliesslich auf zeit längst aufdem Zug.» schichte.» Hat das Kloster in finanziell das Bild, das sich nunergibt,müsste der Insel ausgeschenkt. DerUfenauer Feder- Bestimmt seit ZwinglisZeiten istder schwierigen Zeiten wie heutenie daran heissen: «Wein zu Wasser». In Pfäffikon weisse zeichnet sich durch frische Himbeer- Rebbauauf derUfenauverbürgt. Derzeit gedacht,die Insel zu verkaufen? «Das wartet schon der zuständigeWeinlese- und Erdbeer-Aromen aus und solltekühl werden ausschliesslich Blauburgunder- wirdnie zur Diskussion stehen», sagtPa- kontrolleurFelix Knuchel. Noch aufdem getrunkenwerden. (net) Trauben gezogen. Sie werden im kloster- terLorenz. Allerdings gab es einst Pläne, Schiff entnimmt er den TraubenProben. eigenen Betrieb zu einem Federweissen die Insel rentabel zu bewirtschaften. 1865 Mit einem Refraktometer bestimmt er Video Die Weinlese gekeltert. Rund 2000 Liter werdeerdie- berichteteder Statthalter und spätere den Zuckergehalt: zwischen92und auf der Ufenau sesJahr abfüllen, schätztMathies. Weni- Abt Basilius Oberholzer vonder Idee, das 93 Öchsle. Punktlandung für Keller- gerals andereJahrewegen desHitze- Gasthaus abzubrechen und dafür «etwas meister Mathies.

Weinlesekontrolleur Felix Knuchel misst bereits am Hafen den Öchslegrade. Heuer war ein ausnehmend schöner Wümmet, wie die Helferinnen und Helfer finden. 11.12.2015 ARTIKEL 7

Im Spätherbst entstehenauf der Ufenau beigewissen Lichtverhältnissen Bilder,als wärensie mitTuschegemalt. Erreichbarist sienur nochmit privatenBooten. Gesprengtund besungen Die Ufenauinspiriertseit JahrhundertenDichter zu Versen und Geschichten. Das habe mit ihrem doppelten Reiz zu tun, sagtConrad Ferdinand Meyer–«der lieblichen Stille und der grossen Erinnerung».

HeleneArnet (Text) und BeiSpäth wirddie Insel gesprengt, bei schen Heiland» heraufstilisiert. Conrad Reto Oeschger (Bilder) Meinrad Inglin wirdsie entzaubert. Die Ferdinand Meyer(1825–1898) sprach Serie: Ab auf die Insel (7) Ufenauist in seiner Novelle «Die entzau- denn auch vom«doppelten Reiz», den DerInseldichter Urplötzlich warder Sturm da. Der Etzel- berte Insel» Sinnbild für die unbe- diesesEiland besitze:«liebliche Stille sturm, ein Fallwind, der vonWollerau schwerteZeit der Jugend: und grosse Erinnerungen». In seiner herabbraust,den See schäumen lässt Dichtung «Huttens letzteTage», die er und das kleine Schiff vorder Ufenauin Sie warensechzehn Jahrealt,La- 1872 veröffentlichte, verwebt er das Le- Not bringt. Heinz Lüthi,Buchautor und teinschüler,die manchen freien ben und SterbenHuttens mit den Jahres- einstiges Mitglied desCabaret Rotstift, Nachmittag fischend und badend zeiten und der Natur aufder Insel. erzählt plastisch, wie er vorder Insel aufdieser einsamenInsel ver- dem Sturm nurmit Mühe trotzte. Er brachten, in einem heiteren Frie- (. ..)Durch meine Fensterluke kennt den See rund um die Ufenaubei den, der sie vorallen Schulsorgen, späh ich vor/Der Wurf der Welle Dauerregenund Wintersturm, bei tief- vorGewissensängsten, Weltan- sprüht zu mir empor. blauem Himmel und wenn die Bise die schauungsfragenund anderen Den schwarzen Riesenbaum am Taue seinesvor Anker liegenden Schiffs Gespenstern bewahrte. Inselhorn /Umlodertflammender ins Schwingen bringtund sein Kahn wie Gewitterzorn. ein Geigenkasten zusingenbeginnt. Dann brachteeiner der Jugendlichen AufrauschtsimSchilf,wild fährt «Hier erlebt man die Natur und das Wet- seine schöne Cousine mit aufdie Insel. der Sturm einher /Antiefsten terhautnah.» Vielleichtinspirieredieser Immer wieder wurde die Ufenauin Lebenswurzeln rüttelt er.(...) im Grunde wenig spektakuläreFleck Versen und Liedern besungen, zuletzt Erde deshalb so viele Dichter.Erselbst etwa in dermusikalischenDichtung DerStäfner Hans Hasler (1877–1954) hatdie Inselballade «Valeria und Ferdi» «Ufenau–musikalische Impressionen» weissinseiner Schrift «Alti Bilder vom Deraus fränkischem Rittergeschlecht geschrieben: vonFabian Römer.Die Qualität der Zürisee» viel vonsolchen Stürmenzuer- stammende Ulrich vonHutten(1488–1523) Texteist unterschiedlich,und unter den zählen. In schönstem Seebubendialekt. warein scharfzüngiger Kritiker vonPapst und Die Insel warzuallen Zeiten ein Autorenist der in seiner Zeit verhaftete Dortbegegnen wir auch Heinz Lüthis Kirche.InPamphletenund Gedichten nahm Zufluchtsort. Wersie einmal betre- Heimatdichter genauso vertretenwie «Etzelsturm»: er kein Blattvor den Mund. Vonden einen tenhat,kommt wieder.Wer von Gottfried Keller.1858nimmt sich Keller hochgejubelt, vonden andern verfolgt, ihr gepackt ist, den lässt sie nicht jener Person an, die seit der Mittedes En regelmässigeFallwind us der landeteerschliesslich, an Syphiliserkrankt, mehr los. Wersie besitzen möchte, 19.Jahrhunderts die Fantasie vieler be- Schindellegilucke (. ..)gägeBäch mit Zwinglis Vermittlung auf der Insel Ufenau, den besitzt sie längst. flügelt: desHumanisten, Dichters und istdeBächler.Wänn er ganz übere wo ihn der heilkundigePfarrer Hans Klarer, Spötters Ulrich vonHutten,der 1523 erst ziet und am Land esogspässig im genannt«Schnegg»,pflegte–allerdingsohne Wirklich besessen hatdiese Insel Un- 35-jährig aufder Ufenaustarb. Wasser flotschet, so cha mer uf grossenErfolg. Bereitseinen Monat nach schlecht, der Held in Gerold Späths 1979 Wätterumschlag und Rägezelle. seiner Ankunft starb er –und wurde auf der erschienenem Roman, in dem die Hier unter diesem Rasengrün Ufenau gleich mehrmals begraben.1959 Ufenau–genau besehen –erst entsteht. Wo wir in Jugend stehn, Als Heinz Lüthi erstmals vom«Bächler» wurde ein «falscher Hutten» beigesetzt, Denn der Inselherr Unschlecht rächt Da liegt ein Ritter frei und kühn, gepackt wurde, rief er die Seepolizei an: neun Jahrespäter aber fand man ein Skelett, sich, indem er seine Inselsprengt: Wiekeiner mehr zu sehn ... wolltewissen,weshalb sie keine Sturm- bei dem allesdarauf hinwies, dassessich warnung herausgegeben habe, denn es tatsächlich um die sterblichen Überreste «Der Donner rumsteflach übers Jahrhundertelang warHutten, der sich habe richtig«wüescht gehudelt». Der desbedeutenden Humanistenhandelte. (net) Wasser und knallteans Ufer und mit spitzer Feder gegenden Papst und Polizist erklärte,essei zu dieser Zeit raballerte die Rebhänge hinauf und für eineStärkungdes deutschen Reiches kein Sturm registriertworden. Doch Video Heinz Lüthi liest rumpelteaus den Bergen zurück. eingesetzt hatte, vergessen. Im 19.Jahr- rund um die Ufenauwürden sich zuwei- aus «Huttens letzte Tage» (. ..)–somassivist es gar nicht ge- hundertwurde er im Kampf für die Ein- len seltsameWetterphänomene abspie- meint gewesen, Heilandsack!» heit der Deutschen Nation zum «deut- len –höreman sagen.

Winterschlaf:Das fröhlicheGeplauder der Sommergäste wurde vomWind verweht. Unterdieser Grabplatte liegt Ulrich vonHutten –indoppelter Ausführung. 09.02.2016 ARTIKEL 8

Das 1560 gebauteHäuschen aufdem Arnstein, dem höchsten Punktder Insel, dienteeinst den Mönchen alsVerpflegungsort. Eine Zeit lang hauste dortein Pfau. Im Winterschlaf Kein Kursschiff legt mehr an, die «Böötler» sind verschwunden, das Gasthaus istzu. Unddoch rasten manche Gästezahlreicher aufder Ufenauals irgendwann sonst im Jahr.

Helene Arnet (Text) umwerfendesBild ab und landen nach Sie kommen ausNorddeutschland, und Reto Oeschger (Bilder) einigen Runden fünfzig Meterentfernt Skandinavien, eventuell ausOstdeutsch- Serie: Ab auf die Insel (8) Freienbach im Wasser,umabzuwarten, bisdie Stö- land und rasten hierbis zum Frühling. Die Klosterraben renfriede wieder verreist sind. Dut- Es gibt verschiedene Möwenarten, Rei- Es fühlt sich fast wie eine richtigeExpe- zende vonKormoranen sitzen aufden herenten und Zwergtaucher.Seit eini- dition an, als wir mit dem Bug desklei- Pfählen draussen im Flachwasser- genJahren sind gelegentlich auch die nen Motorboots das Eisbrechen müs- bereich. Sie mögenmanchen Fischern massigen, schwarz-weissen Eiderenten sen,umden HafeninPfäffikon zu verlas- ein Dorn im Auge sein, doch sehen sie zu beobachten. Diesen Januar verzeich- sen. Undesherrschtandiesem Freitag prächtig aus. Manche lassen sich mit neten die Ornithologen–als Special Ende Januar tatsächlich ein bisschen ausgebreiteten Flügeln die Federn Guests –Silberreiher und Eisvogel. Winter im oberen Zürichseebecken, ob- trocknen, andereblicken starr in die Dann sind da noch die Taucherli, die wohl die Temperaturen seiteinem Tag Ferne, als ob sie die fantastische Aus- Blesshühner.Sie sind wie die Kormo- schon wieder frühlingshaft sind: Der Et- sicht geniessen wollten. rane zwar Dauergäste, belagern aber die zel istgepudert, und in der Moorland- Insel im Winter regelrecht.Weit über schaft am Seeufer sind Special Guest: Silberreiher zweitausend sind es jeweils gemäss der noch einigefaule Schneeflecken übrig Die Ufenausteht seit 1927 unter Natur- Wasservogelzählung.Erst entdeckenwir geblieben. schutz. Sie istzusammen mit dem Frau- die Spuren ihrer groteskgross scheinen- Die Insel Ufenauliegt im Winter- enwinkel aufdem gegenüberliegenden denFüsse mit den langen, belappten Ze- schlaf: Das Kursschiff legt nichtmehr Festland und dem Seebereich dazwi- henals Spuren im Schnee. Dann hören an, die Fensterläden desGasthofs sind schen alsLandschaft, Naturdenkmal wir ein Klicken ausdem Schilf,das im- geschlossen, die Gartenmöbel unter ei- und Moorlandschaft vonnationaler Be- mer lauter wird. Als ob sich eine Horde ner blauen Blacheverpackt.Der Kuh- deutung eingestuft.ImSommer trifft vonwild fotografierendenPaparazzi auf Rabenvögel staksenüber die Wiese,Raben stall istleer,die Rebstöckescheinen nie manauf derInsel vorallem Kleinvögel einenPromi stürzt.Erst jetzt entdecken schmückenden Eingang desGasthauses auf mehr ausschlagen zu wollen, die kahlen an: Buchfinken, Meisen, Zaunkönige, wir sie, wie sie sich geschickt durch die der Ufenau(Bild)–und geben ihm den Bäume heben sich wie Tuschzeichnun- Rohr-und Laubsänger, Grasmücken. Die Schilfhalme schlängeln. Unzählige. Und Namen: «Zuden zwei Raben». Sie erinnern genvom milchig-blauen Himmel ab.Als Dohlen,deren langgezogene, hohe Rufe diese Klicklautehaben wir zuvornoch an die Gründungslegende desKlosters wir beimKirchlein die Türfalledrücken, ältereInselbesucher noch im Ohr ha- nie gehört. Laut Stefan Bachmann vom Einsiedeln, dem die Insel gehört. Derzufolge knackt es nurtrocken. Auch der heilige ben, sind bereits in den 70er-Jahren ver- Schweizer Vogelschutz(SVS)/Birdlife lebteder Eremit Meinrad im 9. Jahrhundert Christophorus, der sonst im Kirchen- schwunden. Im Winter aber istdie Ge- dienen sie dazu, die Gruppe zusammen- in einer Klause in Einsiedeln im Wald allein mit schiff in Übergrösse die Ausflügler be- gend rund um die Insel ein überaus zuhalten, und als Warnruf. Tieren.Seine treustenBegleiterwaren grüsst,hat dichtgemacht. Doch die Ruhe wichtiger Rastplatz für Wasservögel. zwei Raben. Als er dort vonzweiRäubern isttrügerisch. In gewisser Weiseherrscht Denn nunstörenkeineSchiffe, keine Die Blesshühner klicken heftig erschlagen wurde,folgten die beiden Vögel hier so viel Betrieb wie das ganze Jahr Schwimmer,keine Ausflügler. DieVögel Das Geklickewirdlauterund heftiger. den Flüchtenden bis nach Zürich. Dort hindurchnie:Denndie Wintergäste sind habendie Insel für sich. Ichglaube, sie mögenuns nicht.Einige wurden sie aufgrundder Raben als Mörder da. Die Zugvögel. Werner Suteraus Altendorf koordi- fliegenauf,wobei sie eine Weile Wasser desEinsiedlerserkannt und hingerichtet. Wo niertimAuftragder Vogelwarte Sem- treten, bissie an Höhe gewinnen. Das Meinrads Klause stand, wurde ein Kloster Graugänse in Formation pachdas internationale Monitoring der sieht zwar drollig aus, istaber unmiss- gebaut. Die beiden Totschläger sindander Als ichauf diekleineAnhöhe am oberen überwinternden Wasservögel. Alljähr- verständlich: Wirstören. Als wir unsmit Nordwand vonSt. Peterund Paul auf der Ende der Insel steige, scheucheich eine lich MitteNovember und MitteJanuar gedrosseltem Motorlangsam und leicht Ufenau zu sehen –samt den Raben. (net) ganzeSchar vonGraugänsen auf, dieauf zählen Freiwillige aufallen grösseren melancholisch gestimmt vonder Insel der Wiesegrasten und nach Schnecken Gewässern der Schweiz die Wasservö- entfernen, sehenwir die Formation der Video Impressionen von und Würmern suchten. Sie fliegenin gel. Die Ufenauist für Werner Suterund Graugänse, die aufdie Insel zuhält und einer Insel im Winterschlaf Formation hoch, geben mit dem ver- sein Team ergiebig: Mehr als dreissig am Ostufer landet.Jetzt haben sie wie- schneiten SäntisimHintergrund ein Graugänse haben sie im Januar gezählt. der ihreRuhe.

Graugänse vordem verschneitenSäntis. Sie weiden und schlafen aufder Ufenau. Überzweitausend Taucherli belagern in den Wintermonatendie Insel. 16.03.2016 ARTIKEL 9

Anstrengende Uferpflege: Asylbewerber schneiden Brombeerenund anderes Ufergestrüppzurück und kröpfendie Weiden, damit das Schilf nachwächst. Frühlingsputzeteauf der Insel Kurz bevordie Kursschiffewieder aufder Ufenauanlegen, werden ihr Ufer und das Flachmoor gepflegt. Dabei helfen Männer mit,denen dieser idyllische Fleck besonders fremd vorkommen muss.

Helene Arnet, Text, holt und erklärthat,dass er zweimal sen bisMitteMärzfertig sein, denn da- und Reto Oeschger, Bilder fahren werde, weil er ausSicherheits- nach darf dieseslautkantonaler Schutz- Serie: Ab auf die Insel (9) Freienbach SZ gründen nicht mehr als acht Personen verordnung nicht mehr betretenwer- DerInselpfleger mitnehmen dürfe, haben sie ihn ver- den. Für heutesteht vorallem die Ent- Schadlos hatdie Insel Ufenaudie Win- wundertangeschaut.Sie seien fast fünf- buschung desOstufers an. Ziel istes, terstürme nicht überstanden. Am Nor- zig Personen in einem solchen Boot ge- diesesauszulichten, damitdas Schilf- dufer liegt ein mächtiger,mit Efeu um- wesen, als sie vonLibyennach Lampe- röhricht nachwachsen kann. rankter Ahorn quer über die Böschung, dusa gekommen seien, sagtein Eritreer. Auch hatsichgezeigt, dass sich die und beim Gasthof hängtein Fensterla- Weiden als Uferbefestigung nicht so gut den schief in den Angeln. Er hattesich Arbeiten gegendie Langeweile eignen wie angenommen. Da sie nicht wohl bei einem Windstoss losgerissen, SolcheArbeitseinsätzesind bei Asyl- tief,sondernflach wurzeln, werden sie schlug sicher stundenlang aufund zu. bewerbern beliebt.«Wirmüssen immer unterspült,was die Erosion beschleu- Doch niemand hatesgehört. Die Plata- wieder Leuteabweisen», sagtHeinz nigtstatt hemmt.Kommt dazu, dass der nen haben noch nicht ausgeschlagen, Schönauer,Programmleiter und Ehren- Pegelstand seit der Seeregulierung aber alle Vögelsind schon da: Die Sing- präsident desVerbands Schwyzer durch das 1951 erstellteLettenwerknur vögelsind angekommen. UndabKar- Gemeinde-AngestellteimAsylwesen noch geringeSchwankungen zeigt. Der freitag fahren auch die Kursschiffedie (VSGA).Letztes Jahr leisteten Asylbe- Wellenschlag nagtdaherstets aufglei- Insel wieder an –höchsteZeit für eine werber im Kanton Schwyzüber 4200 cher Höhe an der Insel. Morger will des- «Frühlingsputzete». Tage Arbeit,davon ein Drittel im Wald halb möglichst bald mit Fachleutendas FredyKüminlegtdie Motorsägezur und in Naturschutzgebieten. Für einen Ostufer inspizieren, um abzuklären, wie Seite, mit der er im dichten Uferge- 8-Stunden-Einsatz erhalten sie 15 Fran- man dieserErosion am besten entgegen- strüppBrombeeren zurückgeschnitten ken. «Müssten dafür normaleLöhne wirkenkann. «Vielleicht braucht es hier Thomas Morgersagt vonsich: «Wenn eine und Weidenbüschegekröpft hat. Er bezahltwerden, wäre das kaum bezahl- auch Lahnungen als Wellenbrecher wie Arbeit richtig dreckigist,dann mache ich sie wischt sich den Schweissvon der Stirn bar», sagtSchönauer. am Südufer.» selbst.» DerForstwart istspezialisiert auf und widerspricht: «Wir machenhier ei- Seine Insel sei zwar sehr viel grösser, «Aufpassen!»,ruft Morger nunseinen ArbeitseinsätzeinMoorbiotopen und kommt gentlich nicht Frühlingsputzete, son- sagtTheeparanjan ausSri Lanka. Hier Mitarbeitern zu. Dann wirddie Seil- seit vielen Jahren auf die Ufenau für die dernWinterpflege.» Küminist Präsident sei es aber auch schön. Er istdaran, die winde in Betrieb genommen. Sie zieht Winterpflegeder Ufer und desFlachmoors. Er der «Freunde der Insel Ufnau» und pen- Seilwinde zu bedienen, und achtet dar- einen grossen Asthaufen aufeiner Bla- hat längereZeit als Forstwart und Lehrmeis- sionierter Biologielehrer.Ersagt: «Das auf, dass die Schnur regelmässig abrollt. che über die Ebene. Das Totholzwirdzu terbeim KlosterEinsiedelngearbeitet –und gehörtzuden körperlich anstrengends- Er sei froh, dass er heutehierher zum Haufen aufgeschichtetund kann dann diesemfühlt er sich noch immer verbunden. tenArbeiten, die ich je gemachthabe.» Arbeiten habe kommen können, sagter. verrotten,was unzähligen Insekten, Deshalb istfür ihn die Arbeitauf der Ufenau Nicht nurwegen des Geldes, auch gegen Kleinsäugern und Vögeln Unterschlupf etwasSpezielles. Auch weil die Logistik hier Einst zu fünfzigst im Boot die Langeweile. Forstwart Thomas Mor- bietet.Der 17-jährigeMohammed und anspruchsvoll ist: «Wenn ich etwasvergessen Anfang März wirddie Insel während ei- gerist seit vielen Jahren mit der Winter- sein Kollege schauen der Ladung Äste habe,kann ich nicht einfach ins Auto sitzen niger Tage «geputztund gestrählt». So pflege im Naturschutzgebiet aufder nach, die sie zuvorauf die Blache und es holen.» Morgerarbeitet oftmit kommt bald eine Klasse der Kantons- Ufenaubetraut.«Ohne die Asylbewer- geschichtet haben. Die beiden sindvor Asylbewerbern und mit Schulklassenzusam- schule Ausserschwyz aufdie Insel zu ei- ber gingen solch aufwendigeArbeiten einigen Wochen ausSyrien gekommen; men –Letztereseien anstrengender,doch nem Arbeitseinsatz, zu dem auch das nicht», sagter. Die sprachlichen Pro- ausdem HandyklingtMusikaus ihrer lohne sich der Aufwand. «Ich hoffe, dassich «Fötzele»gehört. Doch hauptsächlich bleme überwindet er,indem er die Ar- Heimat. Kurdische Musik.Der Gesang ihnen damitdie Natur näherbringe.» (net) geht es um die Pflege der Uferbiotope. beitenvormacht –«manchmal reden wir der Amseln scheint sichden fremd- Im Moment sind aber zehn Asylbewer- haltmit Händen und Füssen.» artigen Harmonien anzupassen. Diese Video Die Frühlingsputzete ber im RahmeneinesBeschäftigungs- Im Moment aber redet Thomas Mor- Arbeit sei schon streng,sagen die zwei. auf der Ufenau programms am Arbeiten. Als FredyKü- gerlieber möglichst wenig,denn dieZeit Aber die Musik mache sie leichter.Und min sie mit dem Boot in Pfäffikon abge- drängt.Die Arbeiten im Flachmoor müs- die Schönheit dieser Landschaftauch.

Materialdepot: Viele Helfer sind nicht zumerstenMal hierund wissen, waszutun ist. Überfahrtauf die Insel: Fürdie Asylbewerber istdie Arbeit eineAbwechslung. 20.04.2016 ARTIKEL 10

Wo die mittelalterliche Kirche St.Peter und Paul heutesteht,befandsich früherein Römertempel vonbeachtlichem Ausmass. Im Innern begegnen wirEngeln und Teufeln. Himmelreich und Höllenschlund Aufder Insel Ufenauleben fast so viele Teufel wie Engel. Undauch ein paar törichteund klugeJungfrauen. Doch sind sie gar nicht so einfach aufzuspüren: Beiihnen geht es drunter und drüber.

HeleneArnet (Text) Die beiden Kirchen sind ein Bilderbuch, treffen wir auf fünf klugeund fünf tö- Reto Oeschger (Bilder) das allerdingsgar nicht so leichtzuent- richteJungfrauen: Die törichten eitlen Serie: Ab auf die Insel (10) schlüsseln ist. Denn es geht drunter und mit ihren offenenHaaren sindamVer- Die Insel-Konservatorin Die Wettegilt: Nirgendwo sonst findet drüber.«Die Malereien stammen im We- blassen; die gesitteten klugen sindviel man zwei hochmittelalterliche Kirchen sentlichen aus fünf Epochen und über- besser erhalten. Gott straft eben sofort. aufsoengem und intaktem Raum wie lappen sich so,dass es manchmal recht Doch istestöricht zu glauben, dass aufder Ufenau. Es istder Präsident der knifflig ist, herauszufinden, welche zu- das Klugesich durchsetzt.Sylvia Fon- «Freunde der InselUfenau», FredyKü- sammengehören», sagtFontana und tana liefertdie Erklärung für den unter- min, der diese Wettevorschlägt. Es geht verweist mit dem Skalpell aufkleinste schiedlichen Zustand der Fresken: Die um viel: um eine Flasche kühlen Insel- Farbreste und feinstePinselführungen, törichten Jungfrauen befinden sich an wein, einen Federweissen. Der Blick die Fachleutezudeuten wissen. Wenn derwärmerenSüdwand, wo der feuchte vomGartenrestaurant aufdie beiden das genaue Hinschauen nicht reicht, Kalkputz, aufdem dasFreskoange- Kirchen scheint tatsächlicheinzigartig: werden Pigmenteauch chemisch analy- bracht wurde, schneller trockneteals links aufder Anhöhe die kleine St.-Mar- siert, um sie zuzuordnen. aufder Nordseite. Dadurch konnten die tin-Kapelle, rechtsdie grössereKirche Das Teufelchenund die geschwätzi- Farbpigmente,die ohne Bindemittelauf- St. Peterund Paul mitdem robusten genWeiber stammen ausdem 14.Jahr- getragen wurden, weniger tief eindrin- Turm mitKäsbissendach. hundert. Der Keulen schwingende Gro- gen–die Malerei istfrüher gefestigtund Die beidenSakralbauten wurden 1140 bian und sein Kumpel daneben sind weniger haltbar. Das sei der Grund, wes- gebaut,doch wussten schon die Römer, etwasspäterentstanden –sie stellen die halb FreskenanSüdwänden oft schlech- wo es schön ist: St.Peterund Paul steht Mörder desheiligenMeinraddar und tererhaltensindals an Nordwänden, er- dort, wo sich einst ein gallorömischer werden geradevon dessen Haustieren, klärtdie diplomierte Restauratorin. Viereckstempel befand. Der Grundriss den zwei Raben, angegriffen. Darunter Sie hat jeden Quadratzentimeter vonSt.Mar- deszentralen Heiligtums, der Cella, ist ist, fast nurinVorzeichnungen erhalten, UralteReiseversicherung tin und St.Peterund Paul unter die Lupe im Innern der Kirche mit der Anordnung einFries auszumachen,das die Mar- Bevorwir das Bilderbuch schliessen, genommen. Sylvia Fontana, Malermeisterin der Tonplatten ersichtlich. tyrien der Apostel darstellt.Esstammt werfen wir einenBlick aufden monu- und diplomierteKonservatorin/Restaurato- ausspätromanischer Zeit um 1200. mentalen Christophorus in St.Peterund rin, hat sich bei der Restaurierung vorein Teufel mit dem Sündenregister Wersucht,der findet auch einen Paul. Der Riese trägtdas Jesuskind auf paar Jahren intensiv mit den Malereien in den Noch istVorsaison aufder Insel.Und die Drachen, der ein Kind verschlingt, und dem linken Arm und wirdindie zweite beiden Gotteshäusern beschäftigt. Manchmal Zeit,bevor das ersteKursschiff anlegt, Moses, der die vomHimmelgefallene Hälftedes 12. Jahrhunderts datiert. Er kamsie mitteninder Nacht auf die Insel, weil istSylvia Fontana die liebste. Dann kann Manna aufhebt.Wir entdecken Tote,die giltals Schutzherr der Reisenden undist sich im Dunkeln unter Ultraviolettlicht sieungestört arbeiten. Fontana hatin ausden Gräbernsteigen und vonEngeln hier bestimmt gefordert. Manweiss ja, manchesbesserergründen lässt.Die Arbei- den Jahren 2007 und 2008 mit ihrem gleich ins Himmelreich gehoben wer- wie der Fallwind vomEtzel her aushei- tenauf der Ufenauseien herausfordernd und Team die Malereien der Gotteshäuser den. Undarme Sünder mit schreckens- teremHimmel niederfahren und die zugleich höchstbefriedigend gewesen, sagt konserviertund –wo nötig –restauriert. geweiteten Augen, die voneinem Teufel Überfahrtzum Höllenritt machen kann. Fontana, die im Familienunternehmen AllezweiJahrebegutachtet sie deren Zu- in den Höllenschlund getrieben werden. Doch vordem Heimkehren gehörtes Fontana &Fontana AG den Bereich Restaurie- stand und sorgt für den nötigen Unter- Um die Bilder in Peterund Paul zu sich aufder Ufenau, einzukehren. Die rung und Vergoldungleitet. Zurzeit arbeitet halt.Bei ihrer Arbeit begegnet die Res- erfassen, braucht es Geduldund etwas einen gehen in sich, die andern zu Rösli. sie in der Kathedrale vonSt.Gallen, dann tauratorinHimmel und Hölle. Fantasie. In St.Martin fällt das leichter, Die Inselwirtin schaut geradeauf die geht es ins KlosterDisentis.Und immer Mit Lupenbrilleund Streiflicht unter- denn dortsind die freigelegten Male- Uhr,trinkt einen letzten Schluck Tee wieder kehrt sie auf der Ufenau ein. (net) sucht sie die Hörner einesTeufelchens, reien besser erhalten: MariaHimmel- und bindet sich die weisse Schürze um: das geradezweischwatzenden Frauen fahrtund Renaissance-Blattranken, aus «Jetzt legt gleich das ersteKursschiff Video Die mittelalterlichen das Sündenregistervorträgt. Oder sie denen Engel wachsen.Der heiligeMar- an»,sagtsie. Dann bringtsie einen Fresken bringtmit UV-Licht Schattierungen auf tin, der seinenMantel mit einem Bettler kühlen Federweissen. Apropos: Die den Flügeln eines Engels zum Vorschein. teilt.Inder Laibung desChorbogens Wettegilt immer noch.

EinTeufelchen liest zwei schwatzenden Jungfrauen dasSündenregister vor. Die beiden Mörder desheiligenMeinrad werden vonRaben attackiert. 06.09.2016 ARTIKEL 11

Abtauchenvor derUfenau: Pascal Stucki dokumentiert, welche Pflanzen undTiereimvon Wellenbrechern geschützten Uferbereichder Ufenauvorkommen. Die Ufer der Ufenau Vorder Zürichseeinsel sind ungebetene GästeinForm fremder Muscheln aufgetaucht.AndereNeuzuzüger sind aber hochwillkommen, so etwa eine Köcherfliege und seltene Heugümper.

HeleneArnet,Text ein», sagtPascal Stucki. Im Auftragdes gensich in ihren über Nacht gesetzten Reto Oeschger,Fotos Vereins «Freunde der Insel Ufnau» tau- Lichtfallen zwei äusserst seltene Insek- Serie: Ab auf die lnsel (11) chenStucki und Vicentini allepaar Jahre tenarten: Die Eintagsfliege Ephemera DerInseltaucher Pascal Stucki kämpft sich durch den vorder Insel, um festzuhalten, wie sich glaucops wurde in der Schweiz in den Dschungel und knüpft eine Leine an die Wellenbrecher im Süden der Insel letzten fünfzig Jahren erst viermal nach- einen im Wasser liegenden Baumstrunk. aufPflanzen und Tiereauswirken. Die- gewiesen, bei der Köcherfliege Ceraclea Schauplatz Amazonas?Oder Karibik- sesMonitoringwirdvon Fachleutenmit senilis waresder zweiteFund seit 1900. insel? Das Seil führtzueinemkleinen Spannung verfolgt. Denn vielerorts wer- Beidessind Neufunde für den Zürich- Schiff,das etwa 100 Meterentfernt im den Uferregenerationen durchgeführt, see. Eine vomBüroOeplan zwischen glasklaren Wasser schaukelt –vor der kaum je aber istGeld und Wille vorhan- 2009 und 2012 zu Lande durchgeführte Ufenau. Aufdem Schiff sitzt Heinrich den,die Veränderungen zu dokumentie- Erfolgskontrolle ergabausserdem eine Vicentini, der seinemKollegenhilft, ren. Wassich hier abspielt,hat daher erstaunliche Vielfalt bei den Heuschre- eine Leine am Seegrund auszulegen, Modellcharakter. cken. Vorder Seeuferregeneration 2005 entlangder sie an diesem Tagtauchen Beider Ende August durchgeführten warenlediglich fünfHeuschreckenarten wollen. Die beiden untersuchen, wie dritten Untersuchung zeichnetesich beobachtet worden, 2012 konnten zwölf sich die 2006 vorgenommeneRegenera- nundeutlich ab,dasssich nicht allesso nachgewiesen werden. Vier davonsind tion desSüdufersder Inselauswirkt. Die entwickelt wie erhofft.Hinter den Wel- gemässRoter Listegefährdet. Sicht istausgezeichnet,tiefer als einein- lenbrechern hatsichein sauerstoffar- halb Meterist es in dieser Zone nir- mesSchlammbecken gebildet,was sich Rechtliches Kuriosum gends, die Wassertemperatur istmit aufFloraund Fauna eher negativaus- «Da dürfenSie nicht rein»,ruftein 25 Grad angenehm.Nur wer–wie Stucki wirkt.Insbesondere dem Röhricht geht «Böötler», als die beidenTaucher mit –stundenlang im Wasser liegt,braucht es schlecht.Die beiden Biologenwerden ihrem Katamaran über die gelben Bojen PascalStuckiist Fachmann für Wasser- einen «Tröckeler», einen Taucheranzug, diesesPhänomen weiter beobachten ausfahren, die das Schutzgebiet vorder schnecken und betreibt in Neuenburgdas in dem man kaum nass wirdund weni- und Vorschlägemachen, wie der Zu- Insel abgrenzen. Sie dürfen –mit amt- BüroAquabug,das sich vorwiegend mit gerauskühlt. stand verbessertwerden kann. licher Bewilligung,die eigentlich nicht Wasserökologie beschäftigt.Zusammenmit Zuerst die schlechteKunde:Die Asia- vomStaat,sondern vomKloster Einsie- dem auf Grossmuscheln und Köcherfliegen tischeKörbchenmuschel wurde in den SelteneMuscheln und Insekten deln erteilt werden müsste. Denn beim spezialisierten Zoologen Heinrich Vicentini Zürichsee eingeschleppt.2007wurde Pascal Stucki streift die Flossen über Seegrundzwischen Pfäffikon und der beobachtet er,wie sich die Uferregion der sie im Hochrheinbei Waldshutfestge- und rückt die Taucherbrille zurecht. Ufenauhandeltessich um ein «recht- Ufenau entwickelt, seit sie 2006 regeneriert stellt,jetzt istsie also vorder Ufenauan- Dann taucht er ab.Entlang der zuvorge- lichesKuriosum», wie bereits 1935 ein wurde.Dreimal haben sie seither diese gekommen.«Hunderte proQuadrat- legten Leine arbeitet er sichvom Ufer Bundesgerichtsurteil feststellte. «Ob- Flachwasserzone vorder Insel untersucht, meter», sagtVicentini. Zwei im Abstand weg, schaut links undrechts undver- schon Teil desZürichsees, istder See- um die aquatische Flora und Fauna zu vonwenigen Millimetern sichtbare zeichnet aufeiner Unterwasser-Schreib- grund doch kein öffentlichesGewässer», dokumentieren. DasProjektwirdvoraus- kleine Löcher im Schlamm verratenihre tafelseine Beobachtungen.Kaumhat er heisst es dort. «SeinEigentümer istnicht sichtlich in etwa vierJahren abgeschlossen Anwesenheit.Inder Bodenprobe, die er die Pfostenreihe derals Wellenbrecher der Staat, wie bei den öffentlichen Ge- sein. Stucki und Vicentini haben unterdessen entnimmt,zeigtsie ihreGestalt: Dau- angelegten Lahnungen durchschwom- wässern,sondern das Stift Einsiedeln.» die meistenSchweizer Seen und viele mennagelgross, bräunliche gerippte men, taucht er aufund ruft Kollege Denn im Jahr 965schenkte Kaiser Otto Fliessgewässerbetaucht, um herauszufinden, Schale.Von einer «Explosion» desBe- Vicentini zu: «Eine Malermuschel!» Da- derGrosse dem Stift diesen Teil des wie es dort um die Artenvielfall steht. Allzu standesspricht der Muschelexperte.Bei mit sind wir bei der guten Kunde:Die Sees, der damals noch eine grosse Halb- oftlautet ihr Fazit:Schlecht. (net) der letzten Erhebung vorvier Jahren seltene und im Bestand gefährdete insel war. Diese liegt mittlerweile unter ging ihm keine einzigeins Netz. Ob die- Muschel scheint sich aufdem sandigen Wasser,weil der Seespiegelgestiegenist Video Der Muscheltaucher ser Neuzuzüger Schaden anrichten Seegrundweiter aussen wohlzufühlen. –nur die Ufenauund Lützelau blieben vom Zürichsee wird, istnicht klar.«Vielleicht finden Auch andereTrouvaillen können die als Inseln übrig.Und das Recht desKlos- sich mit der Zeit natürliche Fressfeinde beiden Biologenvermelden. 2011 verfin- ters aufdas untergetauchteLand.

DieBodenprobezeigt:Die Asiatische Körbchenmuschel wurde eingeschleppt.Erfreulicher Fund:Etwas weiter draussen kommt die seltene Malermuschel vor. 06.10.2016 ARTIKEL 12

Etwasabseitsdes Highways im Norden dertexanischen GrossstadtSan Antonio liegt der kleine OrtUfnau. Foto:M.&F.Kümin Willkommen in Ufnau, Texas Die Ufenauist nicht nureine Insel im Zürichsee, sondern auch ein Weiler in den USA. Die Geschichte desgemeinsamen Namens hateine schweizerisch-amerikanische Freundschaft begründet.

Helene Arnet den. Es istbereits der zweiteBesuch des Fredy, nachÜbersee zu kommen, um Ehepaarsaus Texasauf der Ufenau. den Besuchern vondem fernen Ufenau Serie: Ab auf die Insel (12) Freienbach /San Antonio –Wegen einer Nachdem sie 2005 das Anwesen erstan- in der Schweiz zu erzählen. Das Echo Die Besitzer vonUfnau,Texas kleinenAnzeige, die im Herbst 2004 in den und instand gesetzt hatten, began- warüberwältigend, achtmal nahm Mar- der «San Antonio Post»erschien,sitzen nen sie sich dafür zu interessieren, wo- tha die Besucher aufeine Tour durch Margaret und Wallace Brumleyaus Te- her der Name kommt.Und sie landeten Raum und Zeit mit.Eine Geschichte, die xasandiesem schönen Herbsttag auf aufder Websiteder «Freunde der Insel im 2. Jahrhundertmit einem römischen der Insel Ufenau an einemHolztisch und Ufnau». Das warder Anfang einer wun- Tempel begann – für US-Bürger kaum plaudern mit Martha und FredyKümin derbaren Freundschaft,sagtMargaret vorstellbar. Eine Insel, die bisheute ausFreienbach. In dieserAnzeigewurde und lächelt Martha zu. FredyKüminist einem Kloster gehört. Reallystrange. im Norden der 1,3-Millionen-StadtSan Präsident diesesVereins. Antonio ein Weiler –«ahamlet»–zum Obwohl die Burmleys kein Wort DerFund in den Büschen Verkaufangeboten. Das EhepaarBrum- Deutschsprechen und die Küminsnicht Eine Hoffnung aber zerschlug sich. Die leyverliebtesich aufAnhieb in die Lie- mühelosEnglisch, verstanden sie sich Brumleys und die Kümins versprachen genschaft,die abseits desHighways liegt aufAnhieb.Die Brumleys kamen in die sich insgeheim, vonden Gästen mehr und den Namen Ufnauträgt. Schweiz,umdie «Ur-Ufenau» anzu- über die GeschichtediesesOrtes zu er- Ufnau, Texas, scheint in den 1950er- schauen. Auffällig istdie Schreibweise: fahren. Fast schonbefürchteten die Ehe- Jahren stehen geblieben zu sein. Dort Der texanischeWeiler schreibt sich wie paare, nie ganz sicher sein zu können, steht ein Schulhaus, das 1873 vonzwölf ursprünglich auch bei uns üblich«Uf- dass zwischen den beiden Flecken tat- deutschsprachigen Siedlerfamilien ein- nau». Das legt den Schluss nahe, dass sächlich eine Verbindung besteht.Bis gerichtet wurde, damit ihreKinderin mindestens eine der zwölf Familien, die FredyKümin kurz vorder Abreise in den der Muttersprache unterwiesenwur- im 19.Jahrhundertaus Europa in die Ge- Büschen hinter dem Schulhauszufällig Margaretund WallaceBrumleysind Eltern den. Mit Schindeldach und auffällig di- gend vonSan Antonio auswanderten, aufeine verwitterte Holzstele stiess. Die dreierTöchter und Besitzer desWeilers cken Mauern, denn als das Haus gebaut ausdem Zürichsee-Raum stammte. Form kam ihm sofortbekannt vor. Und Ufnau in Texas. Sie stammen aus Dallas, wurde, warenIndianerinder Gegend, Diese Siedler warendamals nicht die als er genauhinschaute, bliebkeinZwei- zogendann aber nach SanAntonio –nach man wolltegewappnet sein. Da gibt es einzigen Schweizer,die ins Land der un- fel: Wasauf den ersten Blick wie ein Vo- Houstondie grösste Stadt diesesBundes- auch ein kleinesLehrerhaus und einen begrenztenMöglichkeiten zogen, weil gelhäuschen wirkte, istunverkennbar staates. Dort führten sie gemeinsam eine schönen Bestand uralteEichen. Und sie in ihrer Heimatkein Auskommen hat- ein Abbild der St.-Peter-und-Paul-Kir- Firma, die im Bereich Versicherungen Ge- einen Friedhof – für Haustiere. ten. Wirtschaftsflüchtlingeeben. Kon- che, UfenauCH. samtlösungen für KMU anbot. Mit dem Bau kreter aber liess sich bisheute weder in Auch in der Schweiz existiertnoch einesBürogebäudes nördlich vonSan Texasversus Zürichsee Texasnoch in der Schweiz herausfin- ein anderes Ufenau: ein Restaurant mit- Antonio wuchs der Wunsch, auch ihren Als Margaret BrumleyamSchiffsteg der den, wie UfnauTexas zu seinem Namen teninder Schaffhauser Altstadt. Weder privaten Wohnsitz in diese ländliche Umge- Ufenau, Schweiz,aus dem Boot klettert, kam. «UfnauOne Room School» exis- der Wirt noch eingefleischteSchaffhau- bung zu verlegen. DenWeiler Ufnau kauften ruft sie aus: «Unglaublich –auf so klei- tierte bis1945–zuder Zeit wollteinden ser oder einschlägig versierte Historiker sie 2005 für 250 000 Dollar mit der Absicht, nem Raum so viel anzuschauen.» Und USAkaumjemand mehr Deutsch spre- können den Namen erklären, der erst- damitein Stück Geschichtezubewahren. Wallace findet: «Ganz so idyllisch ist chen oder Deutsch hören. mals 1896auftauchte, wie im Stadtar- Inzwischen pensioniert, begannensie sich zu unsereUfnaunicht.»Dann fügterlä- Vier Jahredauerte es,bis die Brum- chivzuerfahren war. Magsein, dass der fragen, woher der seltsame Namenihres chelndan: «Einen See haben wir aber leys ihre Ufnauwieder wohnlich ge- damalige Wirt JakobSpeissegger,der Alterssitzes kommt. Und stiessen dannim auch, nicht ganz so gross wie eurer», macht hatten. Dann waresan ihnen, den Namen einführte –ein Schaffhauser Netz auf «Ufnau ». (net) Eher «a pond», ein Teich, in dem seine eine Anzeigeinder «San Antonio Post» Bürger zwar –, irgendeine Beziehung zu Enkelkinder fischen und paddeln. Und aufzugeben: Sie luden frühereSchüler der Insel im Zürichsee hegte. Denn ob Video Der Besuch der Brumleys welche Ufnauist grösser?UfenauCH: der «UfnauSchool» und deren Familien TexasoderSchaffhausen: Die Ufenauist auf der Ufenau 11,2Hektaren. UfnauTX: 27 Acres, um- an einemWochenende zu einerBesich- ein Ort, den man im Herzen mit sich gerechnet 10,9 Hektaren. Unentschie- tigung ein.Und sie batenMarthaund trägt, wenn man ihn verlässt.

Tagder offenen Tür im amerikanischenUfnau. Foto:M.&F.Kümin Erinnerungen austauschenmit Freundenauf der Schweizer Ufenau. Foto:RetoOeschger