40 SACHOR - Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz Heft Nr. 14 - 2tg7

und ihre Realität: Landeswohlfahrtsver- - wie in nicht wenigen vergleichbaren H. Loewy (Hg.): Holocaust. Die Gren- band Hessen (Hrsg.), ,,Verlegt nach Fällen - aufgehoben wurde. zen des Verstehens, Hamburg 1992. Hadamar". Die Geschichte einer NS- 9) ,,Die Steine am Gleis". Ein Gespräch Neue Gesellschaft für Bildende Kunsl "Euthanasie" - Anstalt Kassel 1991, 17. von Johannes Kirschenmann mit dem (Hg.): Der Wettbewerb für das ,,Denk- 4) Dokumentation des Bundes der,,Eu- Kasseler Künstler Horst Hoheisel über malfür die ermordeten Juden Europas". thanasie"-Geschädigten und Zwangs- sein,,Mahnmal von unten": Kunst Unter- Eine Streitschrift, Berlin 1995. sterilisierten e.V. (Detmold) (Faksimile richt Heft 194/August 1994, 13; die in E m pfo h I e n e Ad re sse f ü r (koste n g ü n sti- des Gesetzesbrtes o.S.). diesem Heft abgebildeten Schülerar- ges) lnformationsmaterial zur,,Eutha- 5)O. Linde, a.a.O.,2. beiten scheinen überweite Strecken hin nasie" bzw. die Ausleihe einer Ausstel- 6)G. Baader, a.a.O., 19. Hoheisels Skepsr.s zu bestätigen. lung zu dieser Problematik: Bund der 7) ebd. ,,Euthanasie"-Geschädigten und 8) Wobei zu ergänzen bleibt, dass letz- Weitere Literatur: Zwangssterilisierten e.V., Schorenstr. te re m I p ange s Bewei se n f re iges roc h e n, J.E. Young: Mahnmale des Holocaust. 1 2, 32756 Detmold, Tel. (05231 ) 58202. erstere zu je fünf Jahren Zuchthaus Motive, Rituale und Stätten des Geden- veru rte i lt wu rden, d ieses U fte i I abe r 1 950 kens, München 1994. Juden im ehemaligen Amt Wildenburg von Hans-Werner Ziemer

D i" Nachricht überJuden in der Gulden zu leisten. gereien" jüdischen "r.t" der Handelsleute Wildgrafschaft rührt aus dem Jahre lm Jahre 1777 wurden die Juden richteten. ln einem Kirner Oberamts- '1301: in diesem Jahr erlaubte König Weiß und Lazarus als ,,ehrbare Han- protokoll klagte Amtmann Ruppenthal, Albrecht l. (König von 1298 bis 1308) delsjuden" in aufgenom- daß in seinem Amt Wildenburg die Ju- dem Wildgrafen Conrad, drei Schutzju- men. ln der Amtsrechnung des Amtes den ,,durch ihre Betrugshändel die ar- den in Dhaun aufzunehmen. Am 29. Wildenburg für dieses Jahr sind 25 men Untefthanen überdie Maßen über- Juli 1330 gestattete dann König Lud- Gulden Judenschutzgeld verzeichnet. listen". wig lV. (der Bayer, König von 1314 bis Der Ort nahm 1786 zwei Es kam auch zu Prozessen gegen 1347)dem Wildgrafen Johann, 15 Ju- Handelsjuden auf, die jährlich acht Juden wegen ,,Übervorteilung beim den auf seinem Gebiet Wohnung zu Gulden Schutzgeld nach Wildenburg Viehhandel". Eine Amtsverordnung von gewähren. Ob und wo sich diese nie- und drei Gulden an die Gemeinde ent- 1783 bestimmte, daB kein einziger derließen, ist nicht bekannt. richten mußten, wofür ihnen erlaubt Handel zwischen einem Juden und ei- lm wildgräflichen Amt Wildenburg, war, an amtlich bestimmten Tagen in nem Christen mehr gültig sein solle, das aus den Dörfern Asbach, Breiten- ausgewiesenen Walddistrikten Stöcke wenn derselbe nicht in Gegenwart ei- thal, , Kempfeld, Kirschwei- und Strünke auszumachen. Der Lum- nes Ortsgerichtsschöffen zu Papier ler, Oberhosenbach, , Sens- penhandel für den Bezirk des Amtes gebracht und von allen Kontrahenden weiler, , und dem Wildenburg wurde 1786 an zweiJuden unterschrieben wurde. Um den ,,jüdi- wild- und rheingräflichen Anteilan Hot- aus Trarbach für acht Gulden verge- schen Listen vorzubeugen", sei mit der tenbach und bestand, ben. Nachbarschaft die Übereinkunft zu tref- kommen Juden zum erstenmal gegen Während des Siebenjährigen Krie- fen, daß in,,deraftigen Händel" nie das Ende des 16. Jahrhunderts vor. Vor ges (3. Schlesischer Krieg, 1756 bis ,,forum contractus", sondern lediglich 1700 wohnten sie ausschließlich in 1763) hatte die Hunsrückgegend unter das ,,forum Domicilus debitoris" statt- Hottenbach, wo ihre Zahlspäterauf 20 steten Unsicherheiten zu leiden; das finden solle, heißt es in dieser Verord- und mehr Familien anwuchs. Vagabundenwesen nahm überhand, nung. Außer dem jährlichen,,Judenschutz- die Überfälle auf den Straßen mehrten Kurz vor der lnbesitznahme des geld" hatte die Hottenbacher Juden- sich. Fast endlos ist die Zahl der vom linken Rheinufers durch die Franzosen schaft ihren verschiedenen Handels- Amt Wildenburg herausgegebenen soll im AmtWildenburg noch ein wegen zehnten nach Wildenburg zu zahlen. Verordnungen, die sich gegen die Va- ,,betrügerischen Handelskontrakten" Das Schutzgeld betrug jährlich 25 bis gabundiererei richteten. Nach dem verurteilterJude durch den Galgen hin- 29 Gulden, für,,Stichgeld" und Krieg war es nicht viel besser. 1774 gerichtet worden sein. ,,Fleischaccise" entrichteten sie drei waren die Verhältnisse soweit gedie- Gulden pro Jahr. Als Marktgeleitgeld, hen, daß jeder Fremde, der ohne Paß d.h. für den herrschaftlichen Schutz, in einen Oft kam, soforl gefangenge- Nach: August Heidrich, Geschichte der der ihnen beim Besuch der Wildenbur- setzt wurde. Wildenburg und ihrer Umgebung, gedruckt ger Märkte von Amtswegen zuteil wur- Zahlreich sind auch die Amtsver- 1906von R. Voigtländer Nachfolger, Buch- de, hatten die Juden sechs bis acht ordnungen, die sich gegen die ,,Betrü- u nd Steind rucke rei, Kre uznach.