Zentrums-Rundbrief
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Zentrums-Rundbrief Feierlichkeiten im Sommer 2018 im Kloster Tserkarmo, Ladakh Zentrum für tibetischen Buddhismus e.V. Aachen Winter/Frühling 2019 - 20. Jahrgang 3 € Winter/Frühling Kunstvolle Tormas in Nepal Große Tormas mit Figuren in Indien Tormas in verschiedenen Ausführungen Einweihungs- und Langlebens-Torma Einfache Tormas zur Befriedung von Hindernissen Liebe Mitglieder und Freunde, dem Buddha war es äußerst wichtig, dass man seine Lehre nicht nur als eine Philosophie betrachtet, sondern über die Meditation eigene Erfahrungen macht, die sowohl das eigene Verhalten positiv verändern als auch eine Sicht- weise eröffnen, die der Wirklichkeit näherkommt oder ihr sogar entspricht. So ist es erfreulich, dass neben grundlegenden Meditationsangeboten nun auch mehr umfangreichere Retreats durchgeführt werden. Von zwei dieser Retreats berichten wir in diesem Rundbrief ab Seite 6. Insbesondere für die „tibetischen Meditationen“, in denen viele Elemente und Übungen geschickt zusammengefasst sind, ist eine Kenntnis einzelner Teile hilfreich. Wir haben daher Drubpön Chödrön, die als Retreat-Meisterin im Milarepa Retreat Zentrum lebt, eingeladen, um uns die Darbringung von Ga- ben und insbesondere Tormas näherzubringen sowie das Spielen von Ritua- linstrumenten zu zeigen. Dabei werden wir auch selber Tormas herstellen und das Spielen der Instrumente üben (siehe Artikel S. 3 und Seminar S. 45). Für ein besseres Verständnis tibetischer Begriffe und das Visualisieren von Mantras und Keimsilben in der Meditation ist das Erlernen der tibetischen Schrift von Nutzen. Katrin Querl hat als Tibetisch-Übersetzerin die besten Voraussetzungen, uns das Lesen des Tibetischen beizubringen (siehe S. 44). Anwenden können wir das Gelernte dann z.B. während der Fastenmeditation des Avalokiteshvara (tib. Nyung Ne), die Drubpön Kunsang mit uns gemein- sam ausführen wird. Wir freuen uns sehr, dass er vor Ostern dafür wieder zu uns kommt (siehe S. 48). Tändsin T. Karuna gibt Ende März als Vorberei- tung eine Einführung in die Praxis des Nyung Ne (siehe S. 47). Zudem sind drei Texte mit Erklärungen zum Nyung Ne neu im DKV erschienen (S. 22). Die Reinigungspraxis des Vajrasattva steht im Mittelpunkt des 2. Jahres des Praxis- und Studienprogramms zum Ngöndro. Zum ersten Tagesseminar am 13.1. können auch interessierte Personen hinzukommen, die mit Grundlagen tibetischer Meditationen vertraut sind oder ihre Kenntnisse der Vajrasattva- Praxis auffrischen möchten. Ein Praxistag findet am 27.1. statt (siehe S. 43). Eine Reihe interessanter Abendveranstaltungen haben wir auch wieder im Programm (ab S. 31): So wird z.B. Dr. Siepen einen Bildervortrag über Zanskar halten, ein Film über das Leben von Akong Rinpoche gezeigt, der Frage nach- gegangen, ob alle Buddhisten Vegetarier sind, und Andrew Warr auf die Pra- xis der liebenden Güte eingehen und entsprechende Methoden vorstellen. Für Neu-Interessierte sind der regelmäßige Kurs am Mittwochabend um 19 Uhr (S. 37) und das Einführungsseminar am 10.2. (S. 44) ein guter Beginn. Wir wünschen einen harmonischen Jahresausklang und einen mutigen Start ins neue Jahr ZENTRUMS-RUNDBRIEF AUSGABE 1/2019 Inhalt Editorial ................................................................................................... 1 Rituale des Vajrayana – Das Darbringen von Tormas ........................ 3 Berichte von Meditations-Retreats Erstes Hevajra-Drubchen in Europa .................................................... 6 Chakrasamvara-Drubchöd mit Drubpön Sonam Jorphel Rinpoche ..... 8 Berichte und Ankündigungen aus Indien und Nepal Samtenling – das Kloster und die Nonnen benötigen unsere Hilfe .... 10 Einsatz im Kloster Shang – Ladakh ................................................... 12 Erlebnisbericht einer Reise nach Ladakh ........................................... 15 Gedenkveranstaltung im Kloster Tserkarmo ..................................... 17 Sommerreise nach Ladakh in 2019 .................................................... 18 14. Weltfriedensgebete in Lumbini, Nepal ........................................ 20 Neues im DKV Erklärungen zur Fastenmeditation des Avalokiteshvara (Nyung Ne) 22 Nun auch zum Download – neue Möglichkeiten auf den Webseiten 25 Veranstaltungsprogramm ..................................................................... 27 Impressum Herausgeber: Drikung Sherab Migched Ling Adresse siehe Rückseite Redaktion: Tändsin T. Karuna (Elke Tobias), Christian Licht, Rolf Blume, Dorothee Söndgen, Vanessa Ketterer Gestaltung: Christian Licht, Rolf Blume Titelfoto: Feierlichkeiten im Kloster Tserkarmo 2018, Lama Samten Preis Einzelheft: 3,00 € (bei Versand: plus 2,00 €) Jahresabo: 10,00 € (inkl. Porto) für 3 Ausgaben Förderabo: 20,00 € (inkl. Porto) für 3 Ausgaben Rituale des Vajrayana 3 RITUALE DES VAJRAYANA Das Darbringen von Tormas Um Dharma praktizieren zu können, brauchen wir entsprechende Ursachen und Bedingungen, die dafür zusammenkommen müssen. Dazu gehören sehr einfache Dinge, die z.B. der Buddha für die Ordinierten festgelegt hat. Außer- dem gibt es zahlreiche Gebete und Rituale, die Übungen enthalten, um die notwendigen Verdienste anzusammeln. Neben den verschiedenen Gaben und glückverheißenden Zeichen und Sym- bolen werden in den tibetischen Übungen häufig sogenannte Tormas (skr. Balingta) verwendet. Dies sind Figuren, die häufig aus Teig hergestellt und mit Ornamenten verziert sind. Im Zusammenhang mit Einweihungen und auch anderen Übungen wird z.B. ein Vorbereitungs-Torma (tib. Ngöndro- Torma) verwendet, um Hindernisse zu befrieden. Andere Tormas werden der jeweiligen Meditationsgottheit als Gabe dargebracht. Durch Tormas können außerdem die verschiedenen Buddhas und Bodhisattvas, Meister der Linien, Devas, Dakinis oder Dharma-Schützer symbolisch dargestellt werden. Bevor man ein Retreat oder eine Praxis beginnt, soll zunächst ein Torma dar- gebracht werden. Dieser wird als Vorbereitungs-Torma (tib. Ngöndro- Torma) bezeichnet. Man kann Tormas an die Lokapalas – die Halter des Ortes – und an Hindernisse bereitende Wesen darbringen. Die Gaben haben viele unterschiedliche Formen, weil die Wesen verschiedene Dinge mögen. Man- che mögen z.B. Blumen, manche Räucherwerk und manche mögen Alkohol 4 Rituale des Vajrayana oder Fleisch. Der Buddha hatte durch seine Weisheit erkannt, welche Vorlie- ben die Wesen haben und hat dementsprechend diese Gaben dargebracht. Die verschiedenen Tormas, wie sie in den tibetischen Traditionen verwendet werden, symbolisieren verschiedene Substanzen. Anstelle von Tormas kön- nen aber auch andere Gaben wie z.B. Kekse verwendet werden. Sie werden mit entsprechenden Mantras gesegnet und mit der entsprechenden Visualisie- rung dargebracht, sodass sie von den verschiedenen Wesen angenommen wer- den können und diese zufriedengestellt sind. In den Texten werden die ver- schiedenen Wesen, denen die Tormas dargebracht werden, aufgezählt. Sie werden gebeten, die Gaben anzunehmen, ihre negativen Gedanken aufzuge- ben und eine altruistische Geisteshaltung zu entwickeln. Die Hindernisse bereitenden Wesen werden auch als Geister oder Dämonen bezeichnet. Sie entsprechen den geistigen Verblendungen und falschen Vor- stellungen, die uns daran hindern, den Dharma zu praktizieren und die Bud- dhaschaft zu verwirklichen. In einem Kommentar zur Praxis des Chöd1 heißt es dazu: „Was ist mit ‚Mara‘ oder ‚Dämonen‘ gemeint? Das sind Zerstreuungen, die sich im Geist festsetzen und ihn zu kontrollieren versuchen. Man merkt nicht, was abläuft und handelt einfach, ohne dass man sich darüber bewusst ist.“ 1 Chöd (tib., Abschneiden, Durchtrennen) ist eine äußerst kraftvolle Praxis, um die fundamentalen Gewohnheiten des Greifens nach und Festhaltens an einem Ich und einer fixen Identität abzuschneiden und damit auch die fundamentale Täuschung über die wahre Bestehensweise der Phänomene zu beseitigen. Rituale des Vajrayana 5 Im Buddhismus gibt es entsprechend den zwei großen Kategorien von Sutrayana und Mantrayana (Vajrayana) jeweils zwei Kategorien von je vier Maras. Im Sutrayana sind dies: 1. Mara der Aggregate (skr. Skandhas), 2. Mara der störenden Gefühle (skr. Kleshas), 3. Mara des Herrn des Todes und 4. Mara des Sohnes der Götter (skr. Devaputra). Im Mantrayana spricht man von: 1. Mara des Greifbaren (greifbare Dämonen): äußere Dinge und Wesen, die Körper und Geist schaden, 2. Mara des Nicht-Greifbaren (ungreifbare Dämonen): Gier, Hass und Unwissenheit sowie die 84.000 Arten negativer Emotionen, aus denen die Leiden in Samsara hervorgehen, 3. Mara der Erhöhung (Dämon der Euphorie): Gefühl der Überlegenheit gegenüber anderen in Bezug auf den Lehrer, die Lehren und die Übun- gen, 4. Mara der Aufblähung (Dämon der Arroganz): der Glaube an ein ‚Ich‘ und ‚Mein‘ in Bezug auf die fünf Aggregate, aus dem die anderen (äu- ßeren) Dämonen hervorgehen2. Indem wir den hindernisbereitenden Dämonen einen Torma darbringen, stel- len wir uns vor, dass diese zufriedengestellt werden und uns nicht mehr ab- lenken können. Durch das Darbringen an die Lokapalas (Schützer der Him- melsrichtungen und des Ortes, Nagas usw.) werden die positiven Kräfte, die unsere Praxis unterstützen, gestärkt. Die Praxis der Torma-Darbringung wird daher bei längeren Übungen oder Übertragungen und insbesondere zur Durch- führung von Retreats ausgeführt. Hinweis: Sa. 09.03. und So. 10.03.2019 findet ein Wochenendseminar (Workshop) statt, in dem wir uns mit den verschiedenen Ritualen und Instru- menten vertraut machen und auch selbst das Herstellen von Tormas üben kön- nen. Neben dem Darbringen von Gaben und der Herstellung von Tormas wird