47 — 55 Eiszeitalter u. Gegenwart 41 Hannover 1991 3 Abb.

Die frühpleistozäne Augsburger Altwasserscheide am Ostrand der Iller--Platte (süddeutsches Alpenvorland, Bayern)

LORENZ SCHEUENPFLUG *)

Pleistocene, Bibet-period, Donau-period, morphology, hydrography, Iller-Lech-plate , Füssen, Schongau,

Kurzfassung: Den Ostrand der Iller-Lech-Platte (einschließ­ Über den Ur-Lech bestehen die größten Unsicherhei­ lich der Aindlinget Tetrassentreppe) bildete im Ältestplei- ten. Deshalb soll hier zu den bisher unbewiesenen stozän (Biberkaltzeiten-Gruppe) die durchgehende Augs­ Annahmen auf paläogeographische Gegebenheiten burger Altwasserscheide. Zu dieser Zeit muß der Ur-Lech aus aufmerksam gemacht werden, die dabei nicht oder dem Füssener Raum kommend nach NNE über den Schon- nicht gebührend beachtet worden sind. gauer Raum in Richtung Ammetsee — Amper — Isar abge­ flossen sein und erst später vom Schongauer Raum aus sein Eingehende quantitative petrographische Analysen heutiges Tal in nördlicher Richtung geschaffen haben. vergleichbarer Schotter der Iiier und des Lechs, die vorgenommen wurden, um Unterschei­ [The Early Pleistocene "Augsburg Old Watershed" dungsmerkmale zu erkennen, blieben ergebnislos. at the Eastern Border of the Iller-Lech-Platte Dabei auftretende feine Unterschiede lagen sämtlich (South German Alpine Foreland, Bavaria)] im Bereich statistischer Schwankungen. Auch kann der Gehalt an Kristallingeröllen oder Wettersteinkal- Abstract: During the oldest pleistocene (group of Biber - ken nicht zur Unterscheidung herangezogen werden, kaltzeiten) the undivided "Augsbutg old watershed" weil unbekannt ist, welcher Anteil aus glazialen Trans- formed the eastern border of the Illet-Lech-Platte. At the fluenzen stammt und wieviel aus tertiären Geröll­ same time the oldest river Lech must be flown off from fächern der subalpinen Molasse aufgenommen wor­ Füssen to NNE via Schongau — Ammetsee — Amper to the Isat. Its recent valley from Schongau in direction to den ist. Zusätzlich werden beim Wettersteinkalk Ein­ the north via Landsberg — Augsburg is younger. zugsgebiete und jetzt ausgeräumte Vorkommen mit zunehmendem Alter und dementsprechend veränder­ ter Paläogeographie immer unsicherer, ja unbekannt. 1 Einführung Bei dem sehr häufigen Fehlen unverwitterter Schot­ Die ältest- und altpleistozänen Schotter in der Aind- ter — besonders in den hier behandelten älteren Vor­ linger Terrassentreppe NNE Augsburg (Abb. 1) wer­ kommen — greifen manche Autoren auf möglichst den von den verschiedenen Autoren den verschieden­ wenig angewitterte oder gar verwitterte Geröllpartien sten Flüssen zugeordnet: zurück. Das verschiebt durch unterschiedliche Verwit­ terungsresistenz der Gesteine die Zahlen im Geröll­ Autor: ablagernder Fluß: spektrum, führt zu falschen Schlüssen und macht Wertach — Lech GRAUL 1943, 1949 den Vergleich mit anderen Proben unmöglich. SCHAEFER 1953 Wertach SCHAEFER 1966 nur Lech Schwermineralanalysen aus dem Feinmaterial zum LÖSCHER ab 1976 (passim) Iiier und Lech Unterscheiden versagen, wie auch TILLMANNS, BRUNN- ROGNER ab 1979 (passim) gemeinsam ACKER & LÖSCHER (1983: 25) feststellen müssen. TILLMANNS, BRUNN ACKER zuerst Iiier, & LÖSCHER 1983 dann nur Lech. 2 Landschaften und Flüsse

*) Anschrift des Verfassers: L. SCHEUENPFLUG, Keims«. 7c, Zum besseren Verständnis des Folgenden sind in D - 8902 Neusäß-Lohwald. Abb. 1 die wichtigsten Landschaftsbezeichnungen und 48 LORENZ SCHEUENPFLUG

Flüsse dargestellt. Im Augsburger Raum prägt die (1957) stellt sie in die Günzeiszeit, LÖSCHER (1976) Ur-Iller das Ältest- und Altpleistozän. Als älteste plei- ordnet sie dem Unteren Deckschotter und der Donau­ stozäne Ablagerung gilt die Staufenberg­ kaltzeiten-Gruppe zu. serie. A. PENCK selbst kartierte sie (Original­ positionsblätter im Bayerischen Geologischen Landes­ Die Dinkelscherbener Altwasser­ amt, München), EBERL (1930: 310—312) geht auf sie scheide (PENCK 1909: 46; GRAUL 1943, 1949) ein, SCHAEFER (1957) ordnet sie der Biberkaltzeit zu. ist durch Erosion bis auf wenige noch erhaltene Reste Ihr entsprechen östlich des Lechs im Schottergebiet beseitigt und großenteils in Tiefengebiete umgewan­ der Aindlinger Terrassentreppe delt worden (Reliefumkehr!). In Abschnitt 6 wird die Hochschotter (GRAUL 1943, 1949; SCHAEFER 1953, sie kurz behandelt. 1966; TILLMANNS, BRUNNACKER & LÖSCHER 1983). Die Aindlinger Terrassentreppe (oben schon zitierte Autoren) im Dreieck zwischen den Städten Augsburg — Donauwörth — Neuburg/ Donau baut sich aus unterschiedlich alten Schottern auf. Die ältesten liegen am Südostrand, die jüngsten im NW. Östlich stößt sie im Nordteil ans Donau­ moos (GRAUL 1943), im Südteil an das Tertiär­ hügelland. Dazu ist zu bemerken: Nur das Material ist tertiären Alters (miozäne Obere Süßwas­ sermolasse). Geformt wurde es rein periglaziär wäh­ rend des Quartärs. Entwässert wird dieser Bereich von der (unteren) Paar und ihren Nebenbächen. Südlich der Aindlinger Terrassentreppe reicht das Tertiärhügelland bis an den Lech heran. Südlich / Merching (15 km SSE Augsburg) haben sich Reste rißzeitlicher Moränen der Ammersee-Zunge des Isar-Loisach-Gletschers erhalten.

Die ursprünglich zusammenhängenden Schotterge­ biete der Staufenbergserie und der Staudenplatte (links) mit denen der Aindlinger Terrassentreppe (rechts) werden jetzt vom rißzeitlich geprägten L e c h t a 1, in dem — von S herkommend — bis Augsburg auch die W e r t a c h fließt, getrennt.

Abb. 1: (Erläutett in Abschnitt 2). Die Schottergebiete der östlichen Iller-Lech-Platte: 1 = Staufenbergserie; 2 = Staudenplatte, 3 Die Hauptabflußrichtung der Gewässer 3 = Aindlingei Terrassentreppe, 4 = Zusamplatte; grob schlag schraffiert = Gebiet der ehemaligen Augsburger Heute trennt das Lechtal das süddeutsche Alpenvor­ Altwassetscheide; gesttichelt (zwischen 1 + 2 und 4) = land in zwei Teile: einen westlichen mit der Ent­ ehemalige Dinkelschetbener Altwassetscheide; wässerungsrichtung (im groben) S—N und einen öst­ St (W Landsberg) = Stoffersberg. lichen mit der Entwässerungsrichtung SSW—NNE oder SW—NE. Die Anlage des Ostteils, die sich bis Die nächst-jüngeren Ur-Iller-Schotter liegen süd­ nach Oberösterreich hinein fortsetzt, ist die ältere, westlich Augsburg und westlich des Lech-Wertach- die westliche die jüngere. Die Ur-Iller floß ursprüng­ lich SSW—NNE aus dem Kemptener über den Augs­ Tales in der Staudenplatte. EBERL (1930: burger Raum zur Donau auf die Wellheimer Talung 305—310) und SCHAEFER (1953, 1957) stellen sie in zu ab (Abb. 2) (SCHEUENPFLUG 1986). Das gesamte die Donaueiszeit; LÖSCHER (unveröffentlicht), HABBE & ROGNER (1989) weisen sie als jüngsten Teil der frühpleistozäne Gewässernetz war also nach NNE Biberkaltzeiten-Gruppe aus. östlich des Lechs setzen oder NE gerichtet. Lediglich für den Lech als einzi­ sich die Schotter in der Südspitze der Aindlinger gen nehmen Autoren — ohne Belege und Beweise Terrassentreppe fort. und ohne Rücksicht auf diese paläogeographischen Gegebenheiten — an, er sei von jeher S—N geflossen. Die alpinen Schotter der Zusamplatte stam­ Dabei müßte er dann in der Nähe Augsburgs in die men von einer wiederum jüngeren Ur-Iller. SCHAEFER Ur-Iller gemündet sein (siehe dazu Abschnitt 7!). Die frühpleistozäne Augsburger Altwassetscheide am Ostrand der Iller-Lech-Platte 49

4 Die Augsburger Altwasserscheide durchlaufendes Landschaftsgebilde gewesen sein muß, was schon aus der ursprünglichen Einheit der Obwohl die Iller-Lech-Platte (seit A. PENCK gilt dieser Schottergebiete westlich und östlich des unteren Lechs Ausdruck als Sammelbegriff für die dort vorkom­ als selbstverständlich hervorgeht, ist bisher weder menden Schotterlandschaften) wörtlich genommen beachtet noch beschrieben worden. eigentlich schon am Lech enden müßte, reichen die mit ihr zusammenhängenden alten und nur durch das Die einsr zusammenhängende Altwasserscheide ist später entstandene Lechtal getrennten Schotter der heute in so unterschiedliche Landschaften umgebildet Aindlinger Terrassentreppe über den unteren Lech und durch den Lech zerschnitten worden, daß auf sie nach E hinüber. In diesem Aufsatz gilt die Aindlin­ in Verbinching mit den einzelnen erhaltenen Schotter­ ger Terrassentreppe stets in den Begriff „Iller-Lech- platten eingegangen wird. Platte" mit einbezogen.

Die Schotter vom ehemals am weitesten nach E rei­ 4.1 Die Augsburger Altwasserscheide chenden rechten Talrand der Ur-Iller, die während entlang der Staudenplatte des Ältestpleistozäns in der Staudenplatte und in der Aindlinger Terrassentreppe — dort allerdings in Die Ostgrenze der Staudenplatte, des Altschotter­ unterschiedlichen Zeitabschnitten — abgelagert wur­ gebietes südwestlich Augsburg, ist der markante Ab­ den, bilden jetzt den Ostrand der Iller-Lech-Platte. bruch zum westlichen Rand des heutigen Wertach­ Der durch Ausräumung und Reliefumkehr heraus­ tales („Wertachleite"), das der rißzeitliche Lech ge­ gebildete und noch erhaltene Abbruchrand dieser prägt hat. Die Wertach folgt ihr ab Türkheim über Altschottergebiete ist ein auffallendes Landschafts­ ihre ganze Länge auf etwa 37 km und mündet dann element und eine Leitlinie über nahezu 80 km in der im N Augsburgs in den Lech. Der Höhenunterschied alten Entwässerungsrichtung SSW—NNE. Lediglich zwischen dem Ostrand der Staudenplatte und dem durch den rißzeitlich geprägten breiten Einschnitt des Wertachtal beträgt durchschnittlich 60 m. Das Wert- Lechtales wird sie unterbrochen. ach-Lech-Tal ist in diesem Bereich durch Ausräu­ mung und Reliefumkehr aus dem Höhengebiet der Von den alten rechten Rinnenrändern der Ur-Iller Augsburger Altwasserscheide entstanden. Die Süd­ aus muß sich weiter nach E, vom Ufer ansteigend, ein spitze der Staudenplatte stellt gleichzeitig die Nord­ höheres Hinterland befunden haben: ein Wasser- grenze des am weitesten vorgestoßenen pleistozänen scheidengelände. Wenn auch die Hochschotter der Wertach-Lech-Eises dar. Weiter nach S ist das Ge­ Aindlinger Terrassen treppe älter sind als die Stauden- lände im Laufe des Pleistozäns so tief abgetragen und platte und die mit ihr zusammenhängenden Schotter ausgeräumt worden, daß sich von Altwasserscheiden in der Südspitze der Aindlinger Terrassentreppe, so nichts mehr erhalten hat und von ältestpleistozänen kann dennoch als sicher angenommen werden, daß Schottern nur kleine punktförmige Vorkommen übrig während der ganzen Zeit, in der diese Schotter abge­ geblieben sind. Mit den weiter im N liegenden, ver- lagert wurden, also der gesamten Biberkaltzeiten- breiteteren ältestpleistozänen Schottern können sie Gruppe (sensu HABBE & ROGNER 1989), diese Wasser­ der großen Entfernung wegen nur mutmaßlich ver­ scheide über ihre ganze Länge intakt gewesen bunden werden. sein muß und sie noch kein Lech durchschnitten und in zwei Teile zerlegt hatte. Das heißt: Sie war länger Reste der Augsburger Altwasserscheide, die sich als als die erste Hälfte des gesamten Pleistozäns in Funk­ Hügel oder Höhen neben den Schotterlagern noch tion ! Gegenüber der in Abschnitt 6 kurz behandelten über diese erheben, sind am Rande der Stauden - Dinkelscherbener Altwasserscheide kommt ihr damit platte nicht erhalten geblieben. Die von SCHAEFER eine weitaus größere Bedeutung zu. Nachdem sie (1953: 36, 47—49) als „Tertiäres Höhengebiet" aus­ etwa in der Mitte ihrer Längserstreckung über das gewiesenen Bereiche um den Schlegelsberg bei Sieb- heutige Stadtgebiet von Augsburg hinweg verläuft nach und Traunried beruhen auf reiner — hier täu­ (Abb. 1), soll sie zur Unterscheidung von anderen die schender — Karteninterpretation. Genaue Gelände­ „Augsburger Altwasserscheide" aufnahmen ergaben, daß der Schlegelsberg auch einst genannt werden. Nach heutiger hydrographischer Schotter getragen hat, somit ein Teil der Stauden­ Nomenklatur entspricht sie einer „Wasserscheide 1. platte und kein tertiäres Höhengelände ist. Unterteilung". Zeuge für das ehemalige Bestehen einer Altwasser­ Die Teile der Augsburger Altwasserscheide entlang scheide und das viel geringere Alter des Wertach- der Staudenplatte und entlang der Aindlinger Terras­ Lech-Tales ist das Gewässernetz der Staudenplatte sentreppe sind von verschiedenen Autoren erkannt mit seinen Bächen, die wohl nahe an der Wertach­ und erwähnt worden. Daß sie jedoch ein einziges, leite entspringen, jedoch vom Wertachtale weg nach 50 LORENZ SCHEUENPFLUG

N und NW zur Sammelrinne der Schmutter hin ent­ sie seien „ausschließlich Lechmaterial", sind dort kei­ wässern. Ihre Täler zeigen streckenweise eine aus­ nerlei Beweise oder Belege angeführt. Solche sind geprägte Talhangasymmetrie mit westexponierten schotterpetrographisch auch nicht möglich (siehe Ab­ Steilhängen. schnitt 1)!

Die Verbindung zur ehemaligen Wasserscheide kenn­ zeichnen jetzt wasserlose Talanfänge, die in die Wert­ 4.3 Die Augsburger Altwasserscheide entlang der achleite eingedellt sind. Lediglich am Nordostrand Aindlinger Terrassentreppe der Staudenplatte fließen zwei Bächlein (Diebelbach und Schlaugraben) der Wertach zu, die aus alten Die biberkaltzeitlichen (sensu HABBE & ROGNER 1989) Randrinnen im Ur-Iller-Tal entstanden sein könnten Schotter westlich des Lechs (Staufenbergserie und (SCHEUENPFLUG 1990). Staudenplatte) setzen sich östlich des Flusses in der Aindlinger Terrassentreppe fort. Das hier ebenfalls Die Herkunft mehrere Meter mächtiger Deckschich­ der ältesten Ostgrenze folgende Höhengelände der ten auf den Schottern entlang der Wasserscheide kann Augsburger Altwasserscheide vermutet schon WINTER unterschiedlich gedeutet werden: alte Auensedimen­ (1896: 537, 539). Östlich des in der alten Entwässe­ te, Lößlehme oder Staublehme äolischen Ursprungs rungsrichtung SSW—NNE verlaufenden etwa 41 km oder beim Abtrag des Höhengeländes hierher umge­ langen Abbruchrandes der Altschotterplatten schlie­ lagertes Material, wie es am Rande der Dinkelscherbe- ßen sich zwei heute unterschiedliche Landschaften an, ner Altwasserscheide nachgewiesen ist. Ohne Auf­ die beide auch durch Ausräumung bzw. Reliefum­ schlüsse und Untersuchungen ist nichts Genaueres kehr entstanden sind. Sie zeigen jedoch ein ganz darüber auszusagen. anderes Bild, als das dem ganzen Verlauf der Alt­ wasserscheide entlang der Staudenplatte folgende Wertachtal. 4.2 Der Übergang von der Staudenplatte zur Aindlinger Terrassentreppe Der Nordteil der ehemaligen Altwasserscheide ist durch tiefgreifende Erosion (Musterbeispiel für die Das ursprüngliche Zusammenhängen der Nordspitze Reliefumkehr!) beseitigt und in ein Ausräumungs­ der Staudenplatte (Bismarckturm bei Steppach) mit becken umgewandelt worden, das jetzt etwa dem der Südspitze der Aindlinger Terrassentreppe (Schot­ Westteil des Donaumooses entspricht. Hier beträgt ter bei Mühlhausen) ist durch Längsprofile der Schot­ der Höhenunterschied zwischen der Aindlinger Ter­ terkörper erwiesen. SCHAEFER (1933: 40—41; 1957 rassentreppe und dem Westrand des Donaumooses Karte) bringt in seinem Längsprofil die Verbindung durchschnittlich 100 m. Der Südteil der ehemaligen nicht zustande, zieht daraus Konsequenzen und weist Altwasserscheide mit durchschnittlich 45 m Relief­ an der Nordostspitze der Staudenplatte einen tiefer­ energie gehört dem Tertiärhügelland an, dessen West- liegenden Schotterkörper aus, weil er von einem irr­ grenze von der Südspitze der Aindlinger Terrassen­ tümlichen Wert der Schottersohle beim Bismarck­ treppe bis zu den Rißmoränen bei Mering/Merching turm, 520 statt (mehrfach erbohrter) 526 m NN, aus­ (etwa 15 km SSE Augsburg) am östlichen Rand des geht. Wenn die Schotter der Staudenplatte westlich heutigen Lechtales reicht („Lechrain"). Das Tertiär­ des Lechs ohne allen Zweifel von der Ur-Iller stammen hügelland wird hier durch die Paar entwässert, die, (SINN seit 1972), so müssen konsequent die im aus dem Ammerseegebiet und dem Lechtal kom­ NNE jenseits des Lechtales folgenden in ihrer Fortset­ mend („obere Paar"), seit dem Frühholozän ins zung, der Südspitze der Aindlinger Terrassentreppe, Hügelland eintritt und noch heute von dort ab in der auch von der Ur-Iller stammen. Für die Behauptung frühpleistozänen Richtung nach NNE weiterfließt von TILLMANNS, BRUNNACKER & LÖSCHER (1983: 13) (SCHEUENPFLUG 1978).

WNW ESE

Abb. 2: Querschnitt durch erhalrene Reste det ehemaligen Augsburger Altwassetscheide von der Südspitze der Aindlinger Terrassentreppe (Schotter bei Mühlhausen, 9 km NNE Augsburg) nach ESE, quer zur alten Ent- 6 KM wässerungsrichtung SSW—NNE. Die frühpleistozäne Augsburger Altwasserscheide am Ostrand der Iiier-Lech-Plarte 51

Hier liegt nun zwischen östlichem Schotterrand der 5 Die Ur-Paar Ur-Iller (Südspitze der Aindlinger Terrassentreppe) und der Paar ein Wasserscheidengelände, das eben­ Solange die Augsburger Altwasserscheide entlang der falls SSW—NNE verläuft und im W zum heutigen Staudenplatte in Funktion war und weder Lech noch Lech, im E zur Paar entwässert. In diesem Bereich Wertach über Augsburg abflössen, kann man eine haben sich Reste der Augsburger Altwasserscheide Ur-Paar annehmen, die das Gebiet unmittelbar öst­ bis heute erhalten. Sie überragen die Schottersohle lich dieses Hochgeländes entwässerte und den alten in der Südspitze der Aindlinger Terrassentreppe Oberlauf der heutigen unteren Paar bildete. Als der (505 m NN) um über 30 m (Abb. 2). Es sind einzelne Lech später von S nach N hier sein Tal anlegte und Kuppen, Härtlinge aus erosionsresistenten feinen ter­ ausformte, mußte dieser periglaziale, entlang der tiären Quarzgeröllen („Quarzriesel"), die zwischen Staudenplatte vermutete Ur-Paar-Lauf Nebenfluß des Frechholzhausen (10 km NE Augsburg) und Aismoos fluvioglazialen Schmelzwasserstromes werden und (19 km NNE Augsburg) mit Höhen von 536 m auf könnte somit als Vorläufer im heutigen Wertachtal 525 m NN abfallen (Abb. 1: Punkte NE Augsburg!). dieses Bereichs gelten. Ahnliche Gedanken, allerdings Unmittelbar neben den Schottervorkommen in der noch mit anderen Voraussetzungen, äußert schon Südspitze der Aindlinger Terrassentreppe liegen an WINTER (1896: 542). Die untere Paar war damit nach zwei Srellen erhaltene Reste eines höheren Ufergelän­ Erscheinen des Lechs ihres ursprünglichen Oberlaufs des, die A. PENCK als erster kartierte. beraubt, wofür sie im Holozän einen Ersatz durch die heutige obere Paar erhielt (SCHEUENPFLUG 1978). Das heutige Einzugsgebiet der Paar im Tertiärhügel­ land im S und das der Donaumoosbäche im N trennt eine jüngere Wasserscheide, die W—E von südlich 6 Die Dinkelscherbener Altwasserscheide Pöttmes etwa in Richtung verläuft und schon von WINTER (1896: 540) erwähnt wird. Am A. PENCK (1909: 46) erkannte sie als erster, was bei Westrand des Donaumooses selbst sind keine Reste allen späteren Autoren unerwähnt und unbeachtet der Augsburger Altwasserscheide erhalten. Alles wur­ blieb, gab ihr jedoch keinen eigenen Namen. Seit de durch die Ausräumung und gänzliche Reliefum­ kehr in eine Niederung verwandelr. A. PENCK, der GRAUL (1943: 27; 1949: 3—12; 1962: 12) beschrieben sie etliche Autoren als höchst bedeutsame Trennlinie die Aindlinger Terrassentreppe auf sieben Positions­ örtlich sehr unterschiedlicher Bereiche und Flüsse blättern kartierte (Originale im Bayerischen Geolo­ oder Flußsysteme während ganz verschiedener Ab­ gischen Landesamt, München), sieht den NNE ver­ schnitte des Pleistozäns, sogar zurück bis ins Terriär. laufenden Rand der Hochschotter (seiner Älteren Eine ähnliche Zusammenstellung der Aussagen ein­ Deckenschotter) noch als tektonisch gehoben, das zelner Autoren, wie in der Einleirung dieses Auf­ Donaumoos dagegen als abgesenkt an (PENCK 1909: satzes, würde die gleiche Verwirrung zeigen. Deshalb 59, 122). Diese Vermutung widerlegt schon EBERL soll hier nicht näher darauf eingegangen werden. Es (1930) im Zusammenhang mit anderen Gebieten. gilt hier nur, den sehr weit gehandhabten Begriff der Hinweise auf die ehemalige Wasserscheide geben Dinkelscherbener Altwasserscheide in der Lirerarur — wie in der Staudenplatte — die Bäche und ihre von dem der Augsburger Altwasserscheide sauber zu alten Talanlagen, die alle nach W und NW — trennen. Dazu möge folgende Definition dienen: Die vom ehemaligen Höhengelände weg — entwässern. Dinkelscherbener Altwasserscheide ist sensu stricto In diesen Tälern des Altschottergebietes herrscht der jetzt noch nachweisbare SSW—NNE verlaufende vielfach eine ausgeprägte Talhangasymmetrie mit ursprüngliche Geländestreifen, der die älteren Schot­ süd-und Südwest-exponierten Steilhängen. Die heuti­ ter der Ur-Iller der Staufenbergserie und in der Stau­ ge Wasserscheide im Westen des Donaumooses ver­ denplatte von den jüngeren in der Zusamplatte trennt läuft weitgehend über den hohen Ostrand der Aind­ (Abb. 1: gestrichelte Linie zwischen diesen Schotter­ linger Terrassentreppe. Die Wässer einiger Donau­ platten). Damit ist gleichzeitig, obwohl nicht eigens moosbäche hatten jedoch solche Erosionskraft infolge ausgesprochen, ihre zeitliche und örtliche Funktion einer näher- oder auch tieferliegenden Erosionsbasis, umrissen und festgelegt. daß sie sich sogar durch diese Wasserscheide hin­ durchfressen konnten bis in die Talanfänge der ent­ gegengesetzt entwässernden Bäche. Dadurch entstan­ 7 Wo floß der Ur-Lech? den in diesen engen Bereichen kleine Talwasserschei­ den, die von der sonst auf den (Schotter-)Höhen ver­ Es darf als sicher angenommen werden, daß der Ur­ laufenden Linie nach W ausbrechen. Verständlicher­ Lech noch nicht wie heute nach N floß. Aus dem bis­ weise benützen Ortsverbindungsstraßen diese tiefen her Beschriebenen geht hervor, daß in der Zeit, als Einschnitte. die Ur-Iller ihre Schotter in der Staudenplatte und 52 LORENZ SCHEUENPFLUG

Aindlinger Terrassentreppe ablagerte, noch kein Ur­ scheiden. Nördlich Schongau macht er auf seinem Lech die davorliegende Sperre der Augsburger Alt­ neuen Wege zwischen Apfeldorf und Seestall/Mund- wasserscheide durchschnitten hatte. Als einziger Al­ raching — wie so manche anderen schwäbischen penfluß und Gletscherschmelzwasserstrom kann er Flüsse — einen auffälligen Knick nach NW und fließt während des Ältest- möglicherweise auch noch zu dann wieder nach N in Richtung Landsberg weiter. Beginn des Altpleistozäns im süddeutschen Alpenvor­ Hinterlassene Belege zwischen dem heutigen Lech land kaum eine S—N-Richtung eingeschlagen haben, und dem Ammersee dürften wohl im Laufe der Eis­ während alle anderen Alpenflüsse vom Rhein bis zum zeiten durch das wiederholte Vordringen der Glet­ Inn und sogar weiter in Oberösterreich (S)SW— scher und das Ausräumen durch Schmelzwässer restlos (N)NE abgeflossen sind, einer Richtung, die östlich beseitigt worden sein. der jetzigen Lechlinie bis zum Inn noch heute ein­ gehalten wird. Einen Hinweis auf das sehr junge Alter des heutigen Lechtales geben die topographischen Karten oder noch eindringlicher die beiden Wasserscheidenkarten CC 7926 Augsburg und CC 8726 Kempten (Allgäu) des Gewässeratlasses von Bayern 1: 200000. Während 4- 4-«- das Einzugsgebiet des Lechs bis nördlich Schongau io* tr durch Nebenbäche und -flüsse verästelt ist, erscheint es vom erwähnten NW-Knick an bis zur Mündung in die Donau als ein langgezogenes, schlauchartiges Gebilde, das meist schon an den heutigen Talrändern mit einer Wasserscheide „1. Unterteilung" endet. Das bedeutet: Außer einigen kurzen Bächen, die in mittel- und jungglazialen Tälern zum Lech hin fol­ gen, fehlt hier ein älteres Gewässernetz und Einzugs­ gebiet; das Lechtal ab nördlich Schongau ist ein ver­ hältnismäßig junges Gebilde.

Weiterhin ist bezeichnend: Die ältesten nachweis­ baren Lechschotter zwischen Landsberg und Augsburg sind die Kiese der rißeiszeitlichen Hochterrasse. Ältere sind entweder nicht abgelagert oder gänzlich wieder ausgeräumt worden. Es steht fest, daß der Lech auf dieser Strecke nie östlich seines jetzigen Tales geflos­ sen sein kann.

Ohne weiteres ist es denkbar, daß in früheren Eis­ zeiten die Hauptmasse des Lecheises nicht im heuti­ gen Lechtal, sondern im heutigen Wertachtal vor­ drang, wie es z. B. noch im Würm geschah, und die Entwässerung dann hauptsächlich durchs Floßachtal zur Mindel erfolgte. Erst durch die Abflüsse des weit vorgedrungenen Riß- (und Mindel-?)Eises mag es Abb. 3: Ältestpleistozäne Flußläufe dem Lech mit kräftiger Beihilfe randlicher Schmelz­ der Ur-Iller und des Ur-Lechs (gesrrichelt) wässer von der Ammersee-Zunge des Isar-Loisach- im bayerischen Alpenvorland. Gletschers her gelungen sein, das Tal in seiner heuti­ gen Form zwischen Landsberg und Augsburg zu ge­ stalten. Ebenso können zum Lechtal hin abfließende Der älteste Lech muß aus dem Raum Schongau oder Schmelzwässer der Ammersee-Zunge auch schon zu wenig nördlich davon in der vom Alpenrand bei früheren Eiszeiten mitgeholfen haben, den „Durch­ Füssen bis dorthin geprägten Richtung (SSW—NNE) bruch" in der Augsburger Altwasserscheide auszu­ etwa auf den heutigen Ammersee zugeflossen und räumen und zu erweitern. weiter dem Lauf der Amper und Isar gefolgt sein (Abb. 3), wie schon KNAUER (1952: 5, Abb. 11 und Der Stoffersberg (in den topographischen Karten: 18—19) vermurete. Wann der Ur-Lech aus dieser oberer Riedberg) 5 — 6 km westlich Landsberg (in alten Entwässerungsrichtung in seine heutige nach Abb. 1: St.) bildet den einzigen kritischen Punkt, der N abschwenkte, ist in diesem Bereich nicht zu ent­ sich bis jetzt jeder Zuordnung entzieht. Seine isoliert Die frühpleistozäne Augsburger Altwasserscheide am Ostrand der Iller-Lech-Platte 53 dastehende Kuppe trägt eine kleine alt- oder ältest- wasserscheide quert und in die nach ihr benannte pleistozäne Schotterkappe, die mit keinem der kilo­ Zusamplatte „eintritt". Bei näherem Zusehen lassen meterweit entfernten ähnlichen Schottervorkommen sich in ganz Bayerisch Schwaben ähnliche auffällige zweifelsfrei konnektiert werden kann, weil sie strati- Flußknicke feststellen. graphisch höher liegt. Bisher (zuletzt ROGNER in Wasser reagiert sehr empfindlich und macht Kräfte HABBE & ROGNER 1989) wurde das Entstehen dieser und Vorgänge sichtbar, die der Mensch sonst ohne Schotterkappe — ohne schlüssige Beweise — dem weiteres nicht wahrnehmen kann (z. B. Ebbe und Lech zugeschrieben, zuweilen auch mit der weiter Flut, Corioliskraft und v. Baer'sches Gesetz, Wetter­ westlich einsetzenden Staudenplatte in Verbindung glas der Seefahrer). Was in den Alpen und in anderen gebracht. Das alles ist jedoch rein spekulativ. Gebieten als selbstverständlich gilt, weshalb soll sich das nicht auch aus dem tieferen Untergrund des Vor­ So bleibt der Stoffersberg auch weiterhin ein — landes durch die Molasse „durchpausen" und Ein­ unbequemes — Fragezeichen allein auf weiter Flur. flüsse auf Talanlagen zeigen? Hier stehen sich die beiden unbeweisbaren Mutma­ ßungen gegenüber: Sein Schotter stammt / stammt Das Alpenvorland braucht nicht a priori frei von nicht von einem Ur-Lech, der in Richtung Augsburg tektonischen Einflüssen zu sein, nur weil vor allem floß. Dabei hat die Annahme mehr Wahrscheinlich­ neue Erkenntnisse darüber nicht an die Öffentlichkeit keit, daß zu dieser Zeit der Ur-Lech von Schongau aus gelangen (dürfen). Talverläufe und Talwechsel im nach NNE floß und kein Lech in Richrung Augsburg Voralpenland brauchen nichr allein von unterschied­ fließen konnte, weil durch die allgemeine Abfluß­ lichen Gletscherständen oder Gletscherabflüssen, der richtung im Voralpenland und durch die Augsburger Nähe oder Ferne von Vorflutern oder dem etwas stra­ Altwasserscheide ein Ablauf des Lechwassers nach pazierten Begriff der rückschreirenden oder nach N nicht möglich war. rückwärts einschneidenden Erosion bestimmt werden. Die Täler am Osrrand der Aindlinger Terrassentreppe und die beiden Lechknicke zeigen ebenso wie der Zu- 8 Ist Tektonik beteiligt ? samknick bei Dinkelscherben, daß hier vorher alte Rücken als Hindernisse vorhanden waren, die später An dem SSW—NNE verlaufenden Ostrand der Aind­ vom Fluß durchschnitten wurden. So deuten nicht linger Terrassentreppe und dem anschließenden Do­ nur diese Flußknicke auf Vorgänge hin, an denen naumoos, also im Bereich der ehemaligen Augsburger Tektonik mitgewirkt haben muß. Altwasserscheide, zeigt sich Eigenartiges: Hier treffen Bäche, die in genau entgegengesetzter Himmelsrich­ Selbst wenn bisher die Zuhilfenahme der Tektonik tung auseinanderlaufen, mit ihren Taleinschnitten zum Klären ungelöster Fragen im Alpenvorland ver­ und -anfangen im Bereich der heutigen Wasserscheide pönt war, muß in diesem Zusammenhang auf solche genau aufeinander. Liegt die Wasser­ nicht mehr nur zufälligen Erscheinungen hingewiesen scheide schon im Talboden, so erscheint eine gerade, werden. meist WNW—ESE oder NW—SE durchgehende Tiefenlinie. Weiter südlich, im Tertiärhügelland, wo 9 Zur Altersfrage die Ausräumung noch nicht so weit fongeschritten ist, läßt sich der Verlauf in entgegengesetzter Richtung Die Augsburger Altwasserscheide muß mindesrens entwässernder Täler durch eine Gerade verbinden. so lange als ein nicht durchbrochener Höhenrücken in Funktion gewesen sein, wie die Ur-Iller am Ost­ Dieses wiederholte geradlinige Aufeinandertreffen rand der Iller-Lech-Platte geflossen ist und dort ihre von entgegengesetzt entwässernden Tälern, sogar über Schotter abgelagert hat. Nach HABBE & ROGNER eine Wasserscheide hinweg, kann nur mit tektonisch (1989) liegt dieses Geschehen in der Biberkaltzeiten- vorgezeichneten Schwächezonen erklärt werden. Es ist Gruppe und nimmt nach den Ermittlungen gerade in genau dieselbe Richtung, in der auch der Lech mit diesem Raum (SCHEUENPFLUG 1987) mehr als die einem Knick in seiner Laufrichtung zwischen Stauden- Hälfte des gesamten Quartärs ein. Für die Donaueis­ platte und Aindlinger Terrassentreppe den Bereich zeit und die klassischen vier Eiszeiten bleibt dabei der ehemaligen Augsburger Altwasserscheide (im die knappe zweite Hälfte des Quartärs übrig! Erst heutigen Augsburger Stadtgebiet) quert. nach Abwandern der Ur-Iller von der Staudenplatte (jüngere Biberkaltzeit) in die Zusamplatte (Untere Auf den anderen Knick des Lechs nördlich Schongau Deckschotter, Donaueiszeit) hat die Augsburger Alt­ aus seiner alten Richtung nach NW und dann wieder wasserscheide in ihrer beschriebenen Ausdehnung nach N wurde bereits hingewiesen. Genau dasselbe keinen unmittelbaren Bezug mehr zur Iiier, dagegen Verhalten zeigt die aus der Staudenplatte kommende tritt erst jetzt die Dinkelscherbener Altwasserscheide Zusam, wo sie die ehemalige Dinkelscherbener Alt­ in Funktion. 54 LORENZ SCHEUENPFLUG

Eine Richtungsänderung des Illerabflusses aus SSW— hügelland mit den wenigen erhaltenen Resten der NNE nach S—N zeigt sich mit dem endenden Absatz Altwasserscheide an. Im wesentlichen entwässert es der Unteren Deckschotter (LÖSCHER 1976). So gibt die Paar, die hier noch die alte SSW—NNE-Richtung nur die Laufveränderung der Hier Anlaß zu einem bis heute beibehalten hat. Sie muß als (obere) Ur-Paar vagen Analogieschluß, daß ein großräumiger Wandel auch das Gelände östlich der Augsburger Altwasser­ stattgefunden hat und daß auch der Lech zur selben scheide parallel zum Ostrand der Staudenplatte ent­ Zeit seine Nordrichtung eingeschlagen haben könnte, wässert haben. wobei er seinen Weg durch die Augsburger Altwasser­ Eine jüngere W—E-verlaufende Wasserscheide trennt scheide ausräumen mußte. Ob dabei auch über das das Tertiärhügelland mit der Paar von dem nördlich Lechtal abfließende Schmelzwässer vom Westrand der sich anschließenden Donaumoos, dessen Bäche nicht Ammersee-Zunge des Isar-Loisach-Gletschers mitge­ nur die Altwasserscheide ganz beseitigt, sondern sich holfen haben, bleibt eine offene Frage. auch noch in den Rand der Airschotterplatten hinein­ gefressen haben und dabei sehr wahrscheinlich tekto- nischen Schwächezonen folgen. 10 Ergebnis Manches Unbeweisbare macht die Arbeit mit dem Während der Biberkaltzeiten-Gruppe (sensu HABBE & Ältestpleistozän schwer. So mögen diese Überlegun­ ROGNER 1989) lagerte die Ur-Iller die Schotter der gen, sollten sie wirklich etwas Unrichtiges enthalten, Staufenbergserie, die der Staudenplatte und die mit wenigstens als Anstoß für wehere Gedanken, Diskus­ ihnen noch zusammenhängenden Äquivalente in der sionen und gezielte Untersuchungen dienen. Aindlinger Terrassentreppe ab. Dies dauerte bis über die erste Hälfte des gesamten Quartärs hinaus. Von ihrem am weitesten nach E reichenden Talrand aus, 11 Dank der zugleich die Ostgrenze der Iller-Lech-Platte dar­ stellt und in der alten Abflußrichtung SSW—NNE Dank schuldet der Verfasser für großes Entgegenkom­ etwa 80 km weit zu verfolgen ist, erhob sich weiter men, für viele Diskussionen und Hinweise Herrn gegen E ein Hochgelände oder Höhenrücken mit Professor Dr. R. HANTKE, Zürich, den Herren des Wasserscheidenfunktion: die Augsburger Altwasser­ Bayerischen Geologischen Landesamtes Dr. H. JERZ, scheide. Solange die Ur-Iller über das Staufenberg­ Dr. W. GROTTENTHALER, Berg-Ing. W. MÜLLER für gebiet, die Staudenplatte und die Aindlinger Terras­ Gespräche und nicht zuletzt Dr. R. STREIT mit dem sentreppe abfloß, muß der Ur-Lech, von Füssen kom­ Bibliothekspersonal für fürsorgliche Betreuung. mend, ebenfalls nach NNE über Schongau — Am­ mersee, der Amper folgend, Fürstenfeldbruck — Dachau etwa am Nordrand der heutigen Münchner 12 Schriftenverzeichnis Ebene zur Isar geflossen sein. Für sein Umschwenken in die generelle Nordrichtung mit einem NW-Knick EBERL, B. (1930): Die Eiszeitenfolge im nördlichen Alpen- nördlich Schongau und einem ähnlichen Abknicken vorlande. — VIII + 427 S., 10 Abb., 2 Taf., 1 Kt.; Augsburg (Filser). weiter nördlich durch das Gelände der Augsburger Altwasserscheide hindurch kann — wie bei ähnlichem GRAUL, H. (1943): Zur Morphologie der Ingolstädter Aus­ Verhalten anderer schwäbischer Flüsse durch alte Hin­ räumungslandschaft. — Fotsch. z. dt. Landeskunde, dernisse — wohl nur Tektonik mit wirksam gewesen 43: X + 114 S., 17 Abb., 8 Kt.; Leipzig (Hitzel). sein. Ähnliches läßt sich auch an Bachläufen in der — (1949): Zur Gliederung des Altdiluviums zwischen Aindlinger Terrassentreppe und an ihrem Ostrand Wertach—Lech und Flossach—Mindel. — Ber. natut- nachweisen. Wann der Lech seinen Weg durch die forsch. Ges. Augsburg, 2: 3—31, 2 Abb., 3 Tab.; Augsburger Altwasserscheide ausgeräumt hat, ist zeit­ Augsburg. lich noch nicht festzulegen, — gewiß nicht, solange — (1962): Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt die Iiier über Staufenberggebiet, Staudenplatte und 180 Augsbutg. — Geographische Landesaufnahme Aindlinger Terrassen treppe abfloß. Erst etwa ab der 1:200000, Naturräumliche Gliederung Deutsch­ Donaueiszeit(en-Gruppe) könnte dies möglich sein. lands: 24 S., 2 Abb., 1 Kt.; Bad Godesberg (Bundes- anstalt f. Landeskunde und Raumforschung).

Die Augsburger Altwasserscheide ist bis auf wenige HABBE, K. A. & ROGNER, K. (1989): The Pleistocene Iiier erhaltene Reste NE der Stadt durch Ausräumung und Glaciers and their Outwash Fields. — Catena Suppl., Reliefumkehr beseitigt worden. Entlang der Stauden­ 15: 311—328, 4 Abb.; Cremlingen. platte folgt ihrem ganzen Verlauf die heutige Wert­ KNAUER, J. (1952): Diluviale Talverschüttung und Epige- ach. Jenseits des Wertach-Lech-Tales, am Rande der nese im südlichen Bayern. — Geol. Bav., 11: 32 S., Aindlinger Terrassentreppe, schließt sich das Tertiär­ 11 Abb.; München. Die frühpleistozäne Augsburger Altwasserscheide am Ostrand der Iller-Lech-Platte 55

LÖSCHER, M. (1976): Die präwürmzeitlichen Schotterab­ SINN, P. (1972): Zur Stratigraphie und Paläogeographie lagerungen in der nördlichen Iller-Lech-Platte. — des Präwürm im mirtleren und südlichen Illergletscher- Heidelberger geogt. Arb., 45: XIV + 157 S., 26 Abb., Vorland. — Heidelberger geogr. Arb., 37: XVI + 159 4 Tab., 8 Taf., 11 Prof., 4 Kr.; Heidelberg. S., 21 Abb., 11 Tab., 13 Taf., 12 Prof., 5 Kt.; Heidel­ berg. PENCK, A. (1909): Die Eiszeiren in den nördlichen Ost­ alpen. — In: PENCK, A. & BRÜCKNER, E.: Die Alpen TILLMANNS, W., BRUNNACKER, K. & LÖSCHER, M. (1983): im Eiszeitaltet, 1: XVIII + 393 S., 56 Abb., 11 Taf., Erläuterungen zur Geologischen Übersichtskarte 8 Kt.; Leipzig (Tauchnitz). 1:50000. — Geol. Bav., 85: 31 S., 9 Abb., 1 Kt.; München (Bayet. Geol. Landesamt). ROGNER, K. (1979): Die glaziale und fluvioglaziale Dyna­ mik im östlichen Lechgletschervorland. — Heidelberger WINTER, K. (1896): Der Lech. — Ber. naturwiss. Ver. f. geogr. Arb., 49: 67—138, 12 Abb., 5 Taf., 5 Prof., Schwaben u. Neuburg, 32: 491—545, 2 Kr.; Augsburg. 12 Kt.; Heidelberg.

SCHAEFER, I. (1953): Die donaueiszeitlichen Ablagerungen Karten: an Lech und Wertach. — Geol. Bav., 19: 13—64, 15 Abb.; München. Gewässeratlas von Bayern 1: 200000, Blatt CC 7926 Augs­ — (1957): Erläurerungen zur Geologischen Karte von burg, CC 8726 Kempten (Allgäu). — München 1976 Augsburg und Umgebung 1: 50000. — 92 S., 4 Abb., (Bayet. Landesamt f. Wasserwirtschaft). 2 Beil., 1 Kt.; München (Bayer. Geol. Landesamt). — (1966): Der Talknoten von Donau und Lech. — Mitt. Positionsblätter 1:25 000 (kartiert von A. PENCK, Bibl. geogr. Ges. München, 51: 59—111, 11 Abb.; München. Bayet. Geol. Landesamt, München): Blatt 501 Burg­ heim, 502 Neuburg, 529 Holzheim, 530 Ehekirchen, SCHEUENPFLUG, L. (1978): Zur Flußgeschichte der Paar süd­ 558 Thierhaupten, 559 Pöttmes, 560 Aindling, 578 Ga­ östlich Augsbutg (Bayerisches Alpenvotland). — In: Bei- biingen, 616 Oberhausen, 617 Augsburg, 618 Dasing. ttäge zur Quartär- und Landschaftsforschung (Fink- Festschtift): 579—584, 2 Abb.; Wien (Hirt). Topographische Karren 1:50000, Blatt L 7330 Donau­ — (1986): Die altpleistozäne Hauptabflußtichtung der wörth, L 7332 Neuburg a. d. Donau, L 7528 Dillingen Gewässer in der Iller-Lech-Platte (Bayerisch Schwaben). a. d. Donau, L 7530 Wertingen, L 7532 Schroben- —Jber. Mitt. oberrhein. geol. Ver., N. F. 68: 189—195, hausen, L 7728 Krumbach (Schwaben), L 7730 Augs­ 1 Abb.; Stuttgart. burg, L 7732 Altomünster, L 7928 Mindelheim, L 7930 Landsberg a. Lech, L 7932 Fürstenfeldbruck, L 8130 — (1987): Die quartäre Eintiefung des Gewässernetzes Schongau, L 8132 Weilheim, L 8330 Peking, L 8530 und Austäumung im Augsburger Umland. — Ber. Füssen. naturw. Ver. f. Schwaben e. V, 91, H. 4: 82—86, 2 Abb.; Augsburg. — (1990): Zur Talgeschichte der Wertach in der Augs­ burger Umgebung. — Ber. naturwiss. Ver. f. Schwaben Manuskript eingegangen am 8. 2. 1990, e. V, 94, H. 1: 2—11, 4 Abb.; Augsburg. Nachträge August 1990.