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Wasserrahmenrichtlinie Band 3

Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz

Alfsee

Leitfaden Maßnahmenplanung Oberflächengewässer

Teil B Stillgewässer Anhang II – Seeberichte

Leitfaden Maßnahmenplanung Stillgewässer – Seebericht

Inhalt Seite

1 Lage und Entstehung...... 1

2 Einzugsgebiet...... 3

3 Morphometrie ...... 7

4 Uferbereiche ...... 8

5 Wasserkörper ...... 10

5.1 Chemische und physikalisch-chemische Parameter...... 10 5.2 Plankton...... 11 5.3 Submerse Makrophyten...... 13 5.4 Makrozoobenthos ...... 14 5.5 Fische ...... 15

6 Sediment ...... 16

7 Bewertung...... 16

7.1 LAWA-Trophiebewertung...... 16 7.2 WRRL-Qualitätskomponenten ...... 17

8 Nutzungen und Nutzungskonflikte ...... 19

9 Übersichtsdaten zum Naturschutz ...... 21

9.1 Natura 2000 ...... 21 9.2 Sonstige Schutzgebiete ...... 22

10 Bewertung der Datenlage ...... 22

11 Entwicklungsziel, Belastungen und Maßnahmenvorschläge...... 23

12 Literatur...... 25

12.1 Literatur zum Alfsee...... 25 12.2 Allgemeine Literatur...... 26

Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) Göttinger Chaussee 76 A, 30453 Hannover; www.nlwkn.niedersachsen.de Leitfaden Maßnahmenplanung Stillgewässer – Seebericht Alfsee

1 Lage und Entstehung Der Alfsee befindet sich im Südwesten von Niedersachsen im Landkreis Osnabrück etwa 20 km nördlich von Osnabrück und 5 km nördlich von . Der Großteil der Seefläche gehört zur westlich gelegenen Gemeinde , nach welcher der Stausee benannt ist. Ein kleiner Teil der Ostbucht gehört zur östlich gelegenen Gemeinde . Der Alfsee wurde als Hochwasserrückhaltebecken der ab 1970 künstlich angelegt und 1982 in Betrieb genommen. Der Stausee ist komplett eingedeicht und wird im Nebenschluss kontinuierliche durch Hasewasser gespeist. In Hochwasserphasen erfolgt hierbei eine entsprechende Erhöhung des Zufluss. Zur Entlastung des Seespiegels wird das überschüssige Wasser in Abhängigkeit von der Einfüllhöhe des Sees und der Zuflussmengen gedrosselt über einen Ableiter in die Hase zurück geleitet. Das gesamte Hochwasserrückhaltebecken Alfhausen-Riese besteht aus dem Gewässersystem Zuleiter (südlich des Sees), Absetzbecken, Hauptbecken, Ableiter (nördlich des Sees) und einem Reservebecken (Trockenbecken), in dem sich ein Baggersee befindet. In der östlich angrenzenden Ferienanlage befindet sich außerdem ein weiterer kleiner Baggersee, der Dubbelausee.

Abbildung 1: Topographische Karte des Alfsees [NLWKN, 2008A]

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Tabelle 1: Kenndaten zu Lage und Entstehung des Alfsees

Landkreis Osnabrück Gemeinde Alfhausen und Rieste Zuständige NLWKN-Betriebsstelle NLWKN-Cloppenburg, Drüdingstraße 2, 49661 Cloppenburg Topographische Karte (1:25.000) Blatt 3513 Rechtswert 3430500 Hochwert 5817800 Wasserkörpernummer 02001 Wasserkörpergruppennummer 02001

Naturräumliche Haupteinheit [NACH BFN, 2004] D30: Dümmer Geestniederung und Ems-Hunte Geest Ökoregion nach EG-WRRL 14 (Zentrales Flachland) Flussgebietseinheit nach EG-WRRL Ems Bearbeitungsgebiet nach EG-WRRL 2 (Hase) Entstehung künstlich (1970 - 1993 als Hochwasserrückhaltebecken 99 – Sondertyp (künstlich) Typ [NACH MATHES ET AL. 2002] 11 – kalkreich, relativ großes Einzugsgebiet, ungeschichtet Eigentümer Land Niedersachsen (vertreten durch NLWKN-Cloppenburg) NLWKN Cloppenburg (Rückhaltebecken) und Alfsee GmbH (Nutzung als Betreiber Freizeitsee gemäß Generalnutzungsvertrag von 1979)

Abbildung 2: Luftbild des Alfsees mit Blickrichtung Nordosten [ESYS, 2008]

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2 Einzugsgebiet Das Einzugsgebiet der Hase beträgt bis zur Abzweigung des Zuleiters etwa 664,5 km² und an der der Einmündung des Alfseeableiters 921,2 km² (Staatl. Amt für Wasser und Abfall CLP März 1993). Im Normalfall wird nur ein Bruchteil des Hasewassers in den Alfsee ein- und durchgeleitet, wogegen im Hochwasserfall große Wassermengen zugeleitet werden und der Wasserstand kurzfristig um mehrere Meter ansteigen und der Wasserkörper somit rechnerisch innerhalb weniger Tage mehrfach vollständig ausgetauscht werden kann. Aufgrund dieser hydrologischen Bedingungen können keine genauen Angaben zur Größe des Einzugsgebietes gemacht werden, sie kann lediglich als "relativ groß" eingeschätzt werden [POLTZ, 2005]. Zum Grundwassereinzugsgebiet liegen derzeit keine Informationen vor.

Tabelle 2: Kenndaten zum Einzugsgebiet des Alfsees

Größe 660 km² bis Zuleiter (ohne Seefläche) [LAWA, 1990] Zuleiter von der Hase Oberirdische Zu-/Abläufe Ableiter zur Hase Jährliche Wasserfracht der Zuläufe keine Daten Jährliche N-Fracht der Zuläufe 960 t/a N [NLWKN-Cloppenburg] Jährliche P-Fracht der Zuläufe 2,8 t/a P [NLWKN-Cloppenburg] Zufluss aus dem Grundwasserstrom keine Daten

Verdunstung 470 – 490 mm/a [ELSHOLZ UND BERGER, 1998]

Niederschlag 750 – 800 mm/a [ELSHOLZ UND BERGER, 1998] Böden im Einzugsgebiet keine Daten Landnutzung im Einzugsgebiet keine Daten Kläranlagen im Einzugsgebiet ja (12 Kläranlagen, 3 Industrieeinleiter) [NLWKN, 2005]

Exakte Angaben zur Landnutzung im Einzugsgebiet des Alfsees liegen nicht vor. Nach dem aktuellen Stand des Wissens gliedert sich das Gesamteinzugsgebiet der Hase (3.000 km²) jedoch in ca. 76% Ackerflächen und 5% Grünlandflächen ca. 14% Wald und ca. 5% Siedlung [NLWKN, 2005]. Mit einem Viehbesatz von 1,5-2,0 GV/ha (Großvieheinheiten/ha) hat der Landkreis Osnabrück hierbei zusätzlich eine hohe Dichte von Tierhaltungsbetrieben (insbesondere Schweine und Geflügel), sodass durch den hohen Anfall von tierischem Dung (Mist, Gülle, Jauche) mit hohe Gewässerbelastungen durch Phosphor- und Nitrateinträge (Erosion und Auswaschung von gedüngten Ackerflächen) auftreten und im Alfsee gemessen werden können [ML, 2002]. Nach den Angaben im C-Bericht für das Bearbeitungsgebiet Hase [NLWKN, 2005] befinden sich im Einzugsgebiet der Hase bis zum Zuleiter des Alfsees 12 kommunale Kläranlagen und 3 industrielle Direkteinleiter (Tabelle 3 und Abbildung 3). Auch in "Limnologie und Bedeutung ausgewählter Talsperren in der BRD" [LAWA, 1990] wird

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beschrieben, dass die Wasserqualität der Hase und damit der Zustand des Alfsees, entscheidend durch die Einleitungen aus kommunalen und gewerblichen Kläranlagen geprägt werden. Oberhalb des Alfsees nimmt die Hase die mechanisch-biologisch geklärten Abwässer von mehr als 500.000 Einwohnern bzw. Einwohnergleichwerten auf, im Mittel etwa 1,1-1,4 m³/s. D.h. bei sommerlicher Mittelwasserführung der Hase besteht der Zulauf zum Alfsee rechnerisch zu etwa 25-30% aus geklärtem Abwasser [LAWA, 1990]. Diese hohe Abwasserbelastung dokumentiert sich in starken, abflussabhängigen Schwankungen der Salzkonzentration (Leitfähigkeit von 300 - 1.100 µS/cm, Minima bei Hochwasserereignissen). Eine entsprechende Abflussabhängigkeit zeigen auch die Phosphorkonzentrationen. Bereits bei Abflüssen unterhalb von etwa 5 m³/s (am Verteilerbauwerk) steigen die Konzentrationen einer Verdünnungsfunktion folgend an bis auf 2 mg/L Gesamt-P. Die hohe Abwasserbelastung zeigt sich schließlich auch im Jahresgang der Sauerstoffkonzentrationen der Hase. Im Sommer kommt es regelmäßig zum Zusammenbruch des Sauerstoffhaushaltes. Neben der organischen Restbelastung spielt dabei die starke Zehrung durch Nitrifikation (bakterielle Oxidation von Ammonium) bei sommerlichen Wassertemperaturen eine wesentliche Rolle. Während die Schwankungen des Salzgehaltes und die Belastung durch niedrige Sauerstoffkonzentrationen aus der Hase für den Alfsee ohne wesentliche Bedeutung sind, wird dessen Zustand entscheidend durch den hohen Eintrag von Pflanzennährstoffen (Phosphat, Ammonium, Nitrat) bestimmt [LAWA, 1990].

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Tabelle 3: Kläranlagen im Einzugsgebiet des Alfsees [NLWKN, 2005]

Kommunale Kläranlagen

Kapazität Wassermenge CSB Nges Pges Name der Kläranlage Vorfluter [EW] [m³/a] [kg/a] [kg/a] [kg/a] OS Eversburg Hase 250.000 17.456.900 535.926,8 143.146,6 6.982,8 Georgsmarienhütte Düte 75.000 2.986.036 91.074,1 1.0451,1 1.194,4 Bramsche Hase 60.000 1.850.373 79.751,1 7.586,5 555,1 OS Hellern Düte 40.000 1.912.672 51.068,3 8.989,6 1.147,6 Hollage Hase 27.000 1.168.528 35.055,8 3.271,9 1.635,9 Hagen a.T.W. Goldbach 20.000 924.880 20.347,4 2.589,7 1.109,9 Belmer Bach 16.000 839.361 25.179,5 7.805,6 419,7 Melle-Gesmold/Westerhausen Hase 8.000 494.111 14.823,3 889,4 642,3 Natbergen Menkegraben 6.500 306.322 7.045,4 1.470,3 582,0 Rosenmühlenbach 6.500 241.700 4.834 604,3 338,4 Rulle Nette 6.000 194.008 4.268,2 1.532,7 931,2 Schledehausen Wierau 5.000 172.338 3.274,4 689,4 206,8 Industrielle Direkteinleiter Betreiber Vorfluter Kategorie Parameter (RL 200/476/EG) Georgsmarienhütte GmbH Düte 29 1.023 kg/a Zn; 86 kg/a Pb Ahlstrom Osnabrück GmbH Hase 28 78.794 kg/a gesamt C oder CSB/3 Felix Schoeller Jr. Belmer Bach 28 <44 kg/a Ni; 1.486 kg/a AOX GmbH&CoKG

Vom NLWKN-Cloppenburg wird die jährliche Phosphorfracht für den Alfsee mit 2.800 kg/a und die jährliche Stickstofffracht mit 960.000 kg/a angegeben.

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Abbildung 3: Zuflüsse und Lage der Kläranlagen im Einzugsgebiet des Alfsees [nach NLWKN, 2005]

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3 Morphometrie Das Hochwasserrückhaltebecken Alfhausen-Riese besteht aus dem Gewässersystem Zuleiter – Absetzbecken – Hauptbecken – Reservebecken und Ableiter. Alle in diesem Kapitel genannten Daten beziehen sich nur auf das Hauptbecken, das als Alfsee bezeichnet wird. Da sich die morphometrischen Daten im Dauerstau deutlich von denen im Einstaufall unterscheiden, werden die Daten in Tabelle 4 getrennt aufgeführt. Der Alfsee entspricht trotz relativ geringer Wasseraufenthaltszeit dem Typ eines polymiktischen Flachsees.

Tabelle 4: Morphometrische Kenndaten des Alfsees

Parameter Dauerstau Höchststau Quelle 2,10 km² [NLWKN-Cloppenburg] Seefläche (A) 2,04 km² [GIS-Layer WRRL-Seen] Seevolumen (V) 3,1 Mio m³ 12,7 Mio m³ [NLWK, 2000]

Maximale Wassertiefe (Zmax) 1,75 m 7 m [NLWKN-Cloppenburg]

Mittlere Wassertiefe (Zmean) 1,5 m berechnet Berechnung: V [m³] / A [m²]

Effektive Länge (Leff) 2500 m [Google Earth]

Effektive Breite (Beff) 1300 m [Google Earth] Tiefengradient (F) 0,28 Berechnung: Zmax [m] / 4,785 (Leff[m]+Beff[m]) 0,25 berechnet (F ≤ 1,5 ungeschichtet und F > 1,5 geschichtet) Zirkulationstyp polymiktisch Höchster Wasserstand - 44,25 m ü.NN [NLWKN-Cloppenburg] Mittlerer Wasserstand - - Niedrigster Wasserstand 36,75 m ü.NN - [NLWKN-Cloppenburg] Sommer: Winter: Theoretische Wasseraufenthaltszeit [NLWKN-Cloppenburg] 12 Tage 5,1 Tage Uferlänge 7,1 km - [GIS-Layer WRRL-Seen] Einzugsgebiet 660 km² [LAWA, 1990] Volumenquotient (VQ) Berechnung: Einzugsgebiet incl. Seefläche [m²] / V [m³] 213 berechnet (VQ ≤ 1,5 relativ kleines EZG und VQ > 1,5 relativ großes EZG) Uferentwicklung 1,41 berechnet Berechnung: Uferlänge [km] / Umfang flächengleicher Kreis [km] Sedimentvolumen keine Daten keine Daten Maximale Sedimentdicke keine Daten keine Daten Mittlere Sedimentdicke keine Daten keine Daten

Eine Tiefenlinienkarte und Jahresganglinien für den Wasserstand des Alfsee liegen nicht vor.

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4 Uferbereiche Es liegt keine Uferstrukturkartierung für den Alfsee vor. In "Limnologie und Bedeutung ausgewählter Talsperren in der BRD" [LAWA, 1990] wird beschrieben, dass der Dammfuß mit Steinschüttungen und Rasenlochsteinen gegen Wellenschlag, Eisgang und Wühltätigkeit des Bisam geschützt ist. Eine emerse Ufervegetation existiert nur stellenweise am Westufer, wo versucht wurde, Schilf und Binsen durch Bepflanzung anzusiedeln. Die wasserseitigen Dammböschungen werden durch Mahd und Beweidung gehölzfrei gehalten (Abbildung 4 und Abbildung 5), und die landseitigen Böschungen sowie einige Dammverbreiterungen wurden teilweise mit Bäumen und Buschgruppen bepflanzt, um den Eindruck des Gesamtbauwerkes als Fremdkörper in der flachen Landschaft zu mildern [LAWA, 1990]. Nach einer aktuellen Beschreibung des Alfsee von der Niedersächsisch- Westfälischen Anglervereinigung existieren am Westufer Schilfzonen, die von mehreren Schafstränken durchbrochen sind. Ansonsten ist das Uferbild von Steinschüttungen geprägt, die von Gras durchwachsen sind [MACKE, 2005]. Eine Übersicht über die Ufer des Alfsees gibt Tabelle 5.

Abbildung 4: Beweidung des Damms mit Schafen [NLWK, 2002]

Abbildung 5: Mahd des Damms [NLWK, 2002]

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Tabelle 5: Uferstruktur des Alfsees

Foto Beschreibung

Nordufer Das Nordufer wird begrenzt von der Kreisstraße Alfhausen-Rieste. Die mit Gras durchwachsene Steinschüttung befestigt in weiten Teilen das Ufer. Am großen Parkplatz im Nordosten befindet sich eine Vorschüttinsel. In diesem Bereich darf ganzjährig nicht geangelt werden. Das Nordufer ist als naturfern einzustufen, da das Ufer künstlich angelegt ist (Steinschüttung) und eine natürliche Zonierung (Bruchwald-, Röhricht- und Schwimmblattzone) völlig fehlt. (Foto: MACKE, 2005)

Ostufer Hinter dem Deich am Ostufer befindet sich der Alfsee Ferien- und Erholungspark. Das Ufer besteht aus einer mit Gras durchwachsenen Steinschüttung. Mittig am Ostufer befindet sich ein Bootsanleger mit Schwimmpontons. Das Ostufer ist als naturfern einzustufen, da das Ufer künstlich angelegt ist (Steinschüttung) und eine natürliche Zonierung (Bruchwald-, Röhricht- und Schwimmblattzone) völlig fehlt. (Foto: NLWK, 2000)

Westufer Auf der Westseite befindet sich ein schmaler Schilfgürtel. Unterbrochen wird er durch sieben "Schafstränken". An den fünf nördlichen Schafs- tränken darf vom 15.7.-31.10. geangelt werden, ansonsten ist das Angeln am gesamten Westufer verboten. Hinter dem Deich verläuft die Bahnstrecke Osnabrück-Cloppenburg. Das Westufer ist als mäßig naturnah einzustufen, da der Schilfgürtel schmal ist und eine vor- bzw. nachgelagerte Bruchwald- und Schwimm- blattzone fehlen. (Foto: MACKE, 2005)

Südufer Das Südufer des Alfsees bildet die Überlaufschwelle des vorgelagerten Absetzbeckens. Das Südufer ist als naturfern einzustufen, da es sich bei der Überlauf- schwelle um ein künstliches Bauwerk handelt. (Foto: MACKE, 2005)

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5 Wasserkörper

5.1 Chemische und physikalisch-chemische Parameter Für den Alfsee liegen physikalisch-chemische Gewässerdaten aus den Jahren 1984/1985 [ELGER ET AL., 1987], 1991 [GROTH ET AL., 1992] und 2003 [CORING ET AL., 2003] sowie vom NLWKN für 2007 vor. In Tabelle 6 sind die Daten aus 2007 für den Süd- und Nordteil des Alfsee dargestellt (Probenahmestellen 2 "Südteil" und 4 "Hauptbecken-Nord").

Tabelle 6: Daten für den Alfsee 2007 (Entnahmetiefe 50 cm) [NLWKN, 2008 B]

13.06.2007 28.06.2007 24.07.2007 06.09.2007 02.10.2007 ∅∅∅ Mai-Sep. Datum Süd Nord Süd Nord Süd Nord Süd Nord Süd Nord Süd Nord Sichttiefe [m] 1,6 1,8 1,0 1,4 0,8 1,2 1,2 1,6 0,8 0,6 1,2 1,5 Temperatur [°C] 23,2 23,3 16,6 16,6 21,0 20,9 16,0 16,1 13,1 13,4 19,2 19,2 pH-Wert [ - ] 7,90 8,25 8,65 8,65 8,55 8,75 7,95 7,85 7,65 7,65 8,26 8,38 LF [µS/cm] 740 740 780 780 750 750 690 720 490 490 740 748 Säurekapazität [mmol/L] 3,3 3,3 3,8 3,8 3,3 3,2 3,1 3,0 2,6 2,6 3,4 3,3

Sauerstoff [mg/L O2] 4,8 6,8 9,8 8,1 8,0 9,2 7,7 7,3 9,5 9,0 7,6 7,9

Ammonium [mg/L NH4-N] 0,31 0,25 0,06 <0,05 0,09 0,08 0,25 0,27 0,15 0,14 0,18 0,16

Nitrit [mg/L NO2-N] 0,04 0,04 <0,02 <0,02 <0,02 <0,02 0,03 0,04 0,05 0,04 0,02 0,03

Nitrat [mg/L NO3-N] 1,3 1,4 1,0 1,0 0,5 0,5 0,9 1,6 4,4 3,1 0,9 1,1 Gesamtstickstoff [mg/L N] 2,4 2,5 2,7 2,6 1,9 1,7 2,6 3,6 6,2 4,5 2,4 2,6

Orthophosphat [mg/L PO4-P] 0,07 0,03 0,05 0,06 0,03 <0,02 0,11 0,1 0,08 0,08 0,07 0,05 Gesamtphosphor [mg/L P] 0,11 - 0,15 0,14 0,11 0,08 0,17 0,15 0,21 0,19 0,14 0,12 TOC [mg/L C] 8,3 8,6 9,9 11,0 9,9 8,8 8,0 6,7 13,0 9,7 9,0 9,0 DOC [mg/L C] 7,9 8,6 6,9 8,4 8,1 8,8 7,5 6,2 11,0 9,4 8,0 8,0 Chlorophyll [µg/L] - 2 72 32 17 22 11 11 5 9 33 17

Chlorid [mg/L Cl] 82 83 77 88 88 81 78 78 39 41 81 83

Sulfat [mg/L SO4] 87 89 84 96 94 93 80 84 53 52 86 91 Eisen [mg/L Fe] 0,04 0,03 <0,03 <0,03 0,03 <0,03 0,03 0,04 0,22 0,15 0,03 0,03 Mangan [mg/L Mn] 0,16 0,08 0,18 0,18 0,04 0,02 0,14 0,14 0,06 0,06 0,13 0,11 Calcium [mg/L Ca] 74 74 76 77 73 72 61 65 57 51 71 72 Magnesium [mg/L Mg] 14 14 14 15 15 15 12 13 9 8,5 14 14 Natrium [mg/L Na] 57 58 63 64 62 62 54 56 26 29 59 60 Kalium [mg/L K] 6,9 7,0 7,3 7,2 7,3 7,3 7,0 7,3 7,1 6,8 7,1 7,2 Silicium [mg/L Si] 4,0 3,6 5,0 4,8 4,5 4,4 4,2 4,1 4,1 3,6 4,4 4,2

Die Ergebnisse der beiden Seeteile unterscheiden sich nur minimal. Lediglich die Werte für Chlorophyll und Gesamtphosphat sind im Sommermittel (Mai - September) im Südteil etwas höher als im Nordteil und die Sichttiefe ist im Südteil etwas geringer als im Nordteil. Es sieht demnach so aus, dass der Südteil, in den das Wasser aus dem Absetzbecken über die Überlaufschwelle einströmt, produktiver ist als der weiter entfernte Nordteil.

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5.2 Plankton

Zum Phyto- und Zooplankton liegen Daten aus den Jahren 1984/1985 (ELGER ET AL., 1987) und 1991 (GROTH ET AL., 1992), und nur zum Phytoplankton von 2003 (CORING, 2003) und 2007 [Schuster, 2007] vor.

1984/85 dominierten im Frühjahr die zentrischen Diatomeen; besonders die Gattung Cyclotella repräsentierte die jährliche Frühjahrsblüte mit hohen Chlorophyll-a- Gehalten. Als Begleitarten konnten Vertreter der Gattungen Trachelomonas und Glenodinium nachgewiesen werden. Das späte Frühjahr wurde von Chlorococcales beherrscht sowie subdominant weiterhin von Cyclotella. Der Sommer zeichnete sich durch regelmäßige Klarwasserstadien aus. Nach ELGER ET AL. (1987) indizieren die geringen Chlorophyll-a-Gehalte im Sommer eine unregelmäßige Biomasseverteilung im Wasserkörper. Als dominierende Art trat bereits 1984/85 Aphanizomenon flos- aquae auf, die häufig in auffällig großen Flocken bildete. Begleitend wurde Cryptomonas nachgewiesen, mit einer auffälligen Dominanz bis in den Herbst. Sowohl Cryptomonas aus auch Aphanizomenon wurden als typisches Sommer- plankton angesehen, da sie nach ELGER ET AL. vermutlich nicht dem Zooplanktonfraß ausgesetzt waren. Die Chlorococcales dagegen stellten offensichtlich die Nahrungsgrundlage für das Zooplankton dar, denn selbst im Spätsommer und Herbst erreichten sie nicht mehr die Zelldichten des Frühjahrs. Beim Zooplankton wurden 13 Cladoceren-, 9 Copepoden- und 8 Rotatorienarten gefunden, wobei die Cladoceren die Hauptmasse des Zooplanktons stellten [ELGER ET AL., 1987].

1991 dominierten im Frühjahr ebenfalls kokkale Chlorophyceen (Grünalgen), hohe Photosyntheseraten führten zu Sauerstoffsättigungen über 200% und pH-Werten von knapp 10. Nach dem Klarwasserstadium und dem Rückgang der Planktondichte durch Daphnien-Fraß kam es dann im Sommer zu einer Dominanz von Cyanophyceen (Blaualgen). Ab Mitte Juli bis in den Oktober war das Bild des Alfsees geprägt von den grünen Flocken der zusammengelagerten Aphanizomenon- Trichome. Beim Zooplankton dominierten bei den Phyllopoden Daphnia hyalina und Daphnia pulex. Beide Arten traten ganzjährig im Alfsee auf mit Massenentwicklung im Frühjahr und im Herbst. Diese im Vergleich zu früheren Jahren auftretenden Massenentwicklungen wurden von GROTH ET AL. auf einen vermutlich abnehmenden Fraßdruck seitens der Fische zurückgeführt Die Rotatorien setzten sich vornehmlich aus planktischen Filtrierern zusammen (Keratella sp., Brachionus sp. und Polyarthra sp.). Carnivore Rotatorien wie Asplanchna sp. traten im Spätsommer in Verbindung mit Massenentwicklung von Polyarthra auf. An Copepoden wurden in Stichproben Cyclops strenuus, Cyclops vicinus und Diaptomus gracilis bestimmt [GROTH ET AL., 1992].

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2003 wurde nur das Phytoplankton untersucht. Insgesamt wurden von Juni bis Oktober 62 Taxa nachgewiesen, von denen jedoch nur wenige biomassenrelevant waren (Abbildung 6). In den verschiedenen Einzelproben stellten jeweils nur ein bis drei Taxa mehr als 5% der Individuenzahlen, so dass die Einzelproben als wenig divers zu bezeichnen waren. Von Juni bis September ist Aphanizomenon flos-aquae der mit Abstand bedeutsamste Phytoplankter im Alfsee [CORING ET AL., 2003].

Abbildung 6: Gesellschaftsanteile abundanter Phytoplankter in den Einzelproben [CORING, 2003]

2007 wurde das Phytoplankton von SCHUSTER [2008] untersucht. Dabei wurde von Juni bis in den Oktober erneut eine starke Dominanz der fädigen Cyanobakterie Aphanizomenon flos-aquae festgestellt, die Fadendichten von bis über 13.500 Fäden pro ml und Biovolumina von über 109 mm³/l gegen Ende Juni bildete. Die übrigen Algentaxa trugen demgegenüber nur geringfügig zur Phytoplanktonbiomasse des Alfsees bei (Abbildung 7).

- 12 - Leitfaden Maßnahmenplanung Stillgewässer – Seebericht Alfsee

Phytoplanktonbiovolumina im Alfsee 2007

Dinophyceae Cryptophyceae Chlorophyceae Bacillariophyceae Biovolumen [mm³/l] Cyanophyceae 110

100

90 Aphanizomenon flos-aquae 80

70

60

50

40

30

20

10

0

7 7 7 0 i 07 r r 07 ni 0 ni 0 l e Ju Ju .Ju 3. 8. 24 ktob 1 2 O eptembe 2. S 0 6. 0 Abbildung 7: Jahreszeitliche Entwicklung der Phytoplanktonbiovolumina im Alfsee 2007

Die Bewertung der WRRL-Qualitätskomponente Phytoplankton nach Phyto-Seen- Index [MISCHKE UND NIXDORF, 2008] ergibt für den Alfsee sowohl im Jahr 2003 als auch im Jahr 2007 einen mäßigen ökologischen Zustand.

5.3 Submerse Makrophyten Angesichts der geringen Wassertiefe wäre für den Alfsee eine großflächig verbreitete Unterwasservegetation typisch. Untersuchungen aus den Jahren 1985 [ELGER ET AL., 1985], 1991 [GROTH ET AL., 1992] und 2003 [CORING ET AL., 2003] zeigen aber, dass sich nach einer anfänglich guten Besiedelung ein Bestand an submersen Makrophyten nur schwer etablieren konnte.

1985, drei Jahre nach Inbetriebnahme des Rückhaltebeckens, hatte sich im Alfsee ein fast flächendeckender Unterwasserrasen aus den Algentaxa Spirogyra, Enteromorpha, Hydrodictyon sowie unbestimmten Ulotrichales ausgebildet. Lediglich direkt hinter der Überlaufschwelle befand sich ein vegetationsfreier Bereich. Mit zunehmender Entfernung von der Überlaufschwelle kamen verstärkt auch höhere Wasserpflanzen (Ceratophyllum demersum und Elodea canadensis) hinzu, in der Nordostbucht fanden sich auch Zannichellia palustris und Callitriche hamulata [ELGER ET AL., 1985].

- 13 - Leitfaden Maßnahmenplanung Stillgewässer – Seebericht Alfsee

1986 erfolgte dann ein totaler Rückgang der höheren Unterwasservegetation. Versuche mit in Eimern gepflanzten Sagittaria (Pfeilkraut) und Ceratophyllum (Hornblatt) zeigten, dass hoher Fraßdruck durch Vögel, Bisam und Fische, sowie starker Diatomeenaufwuchs eine Wiederansiedelung von Unterwasserpflanzen erschwerten [GROTH ET AL., 1992].

2003 wurde wieder eine spärliche Makrophytenbesiedlung mit eutraphenten bis belastungstoleranten Arten festgestellt. Auf einem Stichprobentransekt etwa in der Mitte des Ostufers fand sich Potamogeton pusillus mit einer Deckung von 45-55% sowie Einzelexemplare von Elodea nuttallii und Myriophyllum spicatum. Auf einem zweiten Stichprobentransekt am nördlichen Westufer fand sich Zannichellia palustris mit einer Deckung von 15-45% sowie Einzelexemplare von Potamogeton pusillus [CORING ET AL., 2003].

Die an der Seefläche gemessen insgesamt spärliche Makrophytenbesiedlung kennzeichnet den Alfsee als stark eutrophiertes Gewässer [CORING ET AL., 2003]. Die Bewertung des Alfsees nach dem „PHYLIB“-Verfahren ergibt mit einer mäßigen Bewertung ein unplausibles Ergebnis, nach dem NRW-Verfahren [LUA NRW, 2006] wird dem Alfsee hingegen ein „schlechter ökologischen Zustand (V)“ zugeordnet [CORING ET AL., 2010].

5.4 Makrozoobenthos

Für das Zoobenthos liegen Untersuchungen aus den Jahren 1984/1985 (ELGER ET AL., 1987) und 1991 (GROTH ET AL., 1992) vor. 1984/85 dominierten Chironomidenlarven das Zoobenthos und besiedelten mit hohen Individuendichten den gesamten Seegrund. Oligochaeten waren vor allem in Bodenzonen mit feindetritischem, mineralischem Sediment im Südteil des Sees zu finden. In den krautreichen Zonen lebten drei Vertreter verschiedener Arthropoden- gruppen in zum Teil hohen Individuendichten. In geringen Häufigkeiten kamen auch Köcherfliegenlarven, Wassermilben und Egel vor. Der Ernährungstyp des Filtrierers war kaum vorhanden. Muscheln wurden mit einer Art und Schnecken nur mit zwei Arten nachgewiesen. Besonders deutlich war damals der Einfluss der submersen Vegetation auf die Artenvielfalt des Zoobenthos: Die Artenzahl stieg mit der zuneh- menden Gliederung der submersen Vegetation an, so dass im mittleren und im Nordostteil des Sees alle häufigen Arten anzutreffen waren, während im vegetations- losen Bereich des Überlaufbauwerkes mehrere Arten fehlten [ELGER ET AL., 1987]. Die Untersuchung 1991 zeigte eine deutliche Abnahme der Populationsdichte und eine geringe Artenvielfalt im Benthos. Obwohl Chironomidenlarven den größten Teil der Bewohner stellten, ergab der Vergleich der Fangdaten mit denen von 1984/85 eine deutlich geringere Individuendichte. Noch stärker als bei den

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Chironomidenlarven zeigte sich der Rückgang der Populationsdichte bei der Ephemeridenart Caenis hotaria. Milben, Turbellarien, Egel und Schnecken waren 1991 nur noch als Einzelfunde in den Benthosproben. Neu hinzugekommen sind 1991 Trichopteren der Familie Limnophilidae und Süßwassermuscheln der Gattung Pisidium sp.. Das Verschwinden von Arten und die Verschiebung im Artenspektrum hin zu sedimentfressenden Oligochaeten war direkt auf das Fehlen der Unterwasservegetation zurückzuführen. Arten wie Asellus aquaticus oder Caenis horaria, die zahlreich nur in Bereichen gut entwickelter Vegetation vorkommen, war im Alfsee der Lebensraum genommen [GROTH ET AL., 1992].

5.5 Fische Für den Alfsee liegt vom Niedersächsisch-Westfälischen Angelverein e.V. eine Fangstatistik von 1983-2004 vor [MACKE, 2005]. Hiernach werden Aal, Hecht, Zander, Barsch, Forelle, Karpfen, Schleie und Weißfisch gefangen.

Tabelle 7: Fangstatistik für den Alfsee 1983-2004 [MACKE, 2005]

Aal Hecht Zander Barsch Forelle Karpfen Schleie Weißfisch

Jahr ges. ges. ges. ges. ges. ges. ges. ges. Stk. Gew. Stk. Gew. Stk. Gew. Stk. Gew. Stk. Gew. Stk. Gew. Stk. Gew. Stk. Gew. [kg] [kg] [kg] [kg] [kg] [kg] [kg] [kg] 1983 509 916,2 204 72,0 30 6,0 1984 285 541,5 250 96,0 1 5,0 5 4 35 7,0 1985 33 36,3 219 525,6 626 266,1 17 51,0 8 3 71 17,0 1986 42 15,0 153 321,3 2708 636,4 2 1,3 40 96,0 9 8,5 20 3,6 1987 153 55,0 59 135,7 1 1,5 3336 1334,4 6 3,2 93 176,7 28 25 223 63,1 1988 298 124,0 45 94,5 11 14,3 2515 930,6 8 5 84 285,6 28 30 332 129,1 1989 213 70,3 45 108,0 19 19,0 4624 1498,2 5 3,8 128 499,2 55 46,8 978 340,3 1990 224 82,9 69 138,0 2099 524,8 4 3,1 154 631,4 36 45,9 1026 379,6 1991 240 117,6 73 131,4 14 10,3 1835 515,6 4 3,5 155 620,0 41 52,9 1102 331,7 1992 243 140,0 63 144,9 4 5,7 3257 1130,2 8 8,8 195 1053,0 42 70 1575 589,1 1993 128 71,7 34 95,2 4 4,4 956 306,9 1 0,5 145 667,0 29 47 1015 379,6 1994 165 68,1 40 104,0 3 4,3 871 283,9 2 1,2 121 665,5 54 84,2 1255 525,8 1995 250 93,3 40 116,0 2 2,5 788 252,2 1 4,5 103 442,9 51 82,9 915 334,0 1996 240 75,8 49 122,5 5 12,1 435 186,6 1 0,5 76 334,4 42 73,9 404 111,1 1997 180 81,2 58 133,4 130 46,0 42 197,4 16 34,6 69 27,6 1998 133 59,7 52 150,8 4 4,9 43 52,9 23 10,6 30 186,0 20 49,8 388 90,4 1999 129 64,6 36 75,8 32 24,2 13 4,7 24 125,1 16 40,6 145 42,2 2000 132 60,6 53 118,3 21 19,9 7 2,4 15 74,2 7 13,4 123 28,6 2001 64 29,4 36 105,3 4 6,0 2 7,0 7 21,9 74 12,1 2002 116 50,7 34 103,4 12 6,1 3 2,8 8 31,7 7 20,9 57 12,6 2003 194 84,0 29 97,9 1 1,7 26 7,7 3 12,4 7 19,6 71 22,6 2004 156 76,2 20 60,8 2 3,9 6 4,3 20 12,6 53 287,2 6 13,6 15 9,3

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Der Aalfang ist über die Jahre in etwa konstant geblieben und liegt im Durchschnitt bei 167 Stück pro Jahr, was einem Gesamtgewicht von 73 kg entspricht. Der Hechtfang dagegen war in den Anfangsjahren sehr hoch (1983-1986 durchschnittlich fast 300 Stück pro Jahr, mit einem Gesamtgewicht von fast 600 kg), und hat sich dann aber bei einem Fang von durchschnittlich 46 Stück pro Jahr und einem Gesamtgewicht von 113 kg eingependelt. Die Fänge von Barsch, Karpfen, Schleie und Weißfisch zeigen ein sehr ähnliches Muster. Während die Fänge in den ersten Jahren noch gering waren, wurden etwa von Mitte der 1980er bis Mitte der 1990er große Mengen gefangen, gefolgt von einem erneuten starken Rückgang der Fangmengen. 1996-2004 wurden durchschnittlich nur noch 79 Barsche (1985-1995 waren es noch 2147), 28 Karpfen (1985-1995 waren es noch 112), 14 Schleie (1985- 1995 waren es noch 35) und 150 Weißfische (1985-1995 waren es noch774) gefangen. Zander und Forelle kamen immer nur in Einzeljahren in geringen Stückzahlen vor. Da keine Besatzstatistik für den Alfsee vorliegt, sind die Fangstatistiken nur bedingt aussagekräftig. Von Seiten der Anglervereine wird allerdings bemängelt, dass es trotz steigenden Besatzes zu einer Abnahme des Fischbestandes im Alfsee gekommen ist, da die Regulierungsbauwerke des Stausees ein Aufsteigen von Jungfischen verhindert und die Bestände durch den Kormoran dezimiert werden (siehe auch Kapitel 3.1.8 Nutzungen und Nutzungskonflikte).

6 Sediment In "Limnologie und Bedeutung ausgewählter Talsperren in der BRD" [LAWA, 1990] wird beschrieben, dass im Südteil des Sees, im Bereich der Überlaufschwelle am Einlauf, allochthones, toniges Sediment lagert. Untersuchungen über autochthone Sedimente im sonstigen Seebecken liegen nicht vor. Sie dürften wegen des geringen Alters des Sees (Ersteinstau 1982) nach den Erfahrungen von anderen (natürlichen) Flachseen bisher allenfalls die Mächtigkeit von einigen Millimetern erreicht haben [LAWA, 1990]. Neuere Untersuchungen zum Sediment liegen nicht vor.

7 Bewertung

7.1 LAWA-Trophiebewertung Nach der "Vorläufigen Richtlinie für die Trophieklassifikation von Talsperren" [LAWA, 2001] ergibt sich für den Alfsee anhand der Beckenmorphometrie (im Dauerstau) der Referenzzustand "stark eutroph" (e2), allerdings ist dieses Bewertungsverfahren für polymiktische Flachseen nur eingeschränkt anwendbar, da die Sichttiefe als Kriterium durch häufige sedimentbedingte Eintrübung des Wasserkörpers nur bedingt geeignet ist [LAWA, 1999]. Zur Bestimmung des Ist-Zustands liegt derzeit kein Frühjahrswert für Gesamtphosphor vor, so dass hier für eine grobe Abschätzung der Wert aus dem Juni verwendet wurde. Hiernach ergibt sich für das Jahr 2007 ein Ist-

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Zustand von "schwach polytroph" (p1). Hieraus ergibt sich die Bewertungsstufe 3 "mäßige Nährstoffbelastung", bei der über die Dringlichkeit von Sanierungsmaßnahmen im Einzelfall zu entscheiden ist.

Tabelle 8: Vorläufige Trophiebewertung des Alfsees [NACH LAWA, 2001]

Zmean > 4,5 m = mesotroph Referenzzustand stark eutroph Zmean 2,5-4,5 m = eutroph e1 1,5 m (im Dauerstau) (nach Morphometrie) (e2) Zmean < 2,5 m = eutroph e2 Chlorophyll-a [µg/L] 45 (Mittel Mai-Sep. 2007) schwach Sichttiefe [m] 1,2 (Mittel Mai-Sep. 2007) Ist-Zustand polytroph TP-Frühjahr [µg/L] 110 (Juni 2007) (p1) TP-Sommer [µg/L] 130 (Mittel Mai-Sep. 2007) Bewertungsstufe 3: Mäßige Nährstoffbelastung, über die Dringlichkeit von Gesamtbewertung Sanierungsmaßnahmen ist im Einzelfall zu entscheiden

Von POLTZ [2005] wird der Referenzzustand als eutroph mit moderater Planktonentwicklung und einer großflächig verbreiteten Unterwasservegetation beschrieben und der Ist-Zustand als polytroph mit einer artenarmen Unterwasservegetation mit Deckungsgraden von örtlich bis zu 30-50% und sommerlichen Massenentwicklungen von Blaualgen.

7.2 WRRL-Qualitätskomponenten Die Bewertung der stehenden Gewässer nach WRRL setzt sich aus der Bewertung des ökologischen Zustands (bzw. bei künstlichen und erheblich veränderten Gewässern des ökologischen Potenzials) und des chemischen Zustands zusammen. Für die Beurteilung des ökologischen Zustands / Potenzials werden neben den biologischen Qualitätskomponenten (Phytoplankton, Makrophyten / Phytobenthos, Makrozoobenthos und Fische) auch die unterstützenden hydromorphologischen (Wasserhaushalt und Morphologie) und physikalisch-chemischen Qualitätskomponenten (Allgemeine Bedingungen und spezifische Schadstoffe) zur Bewertung herangezogen. Bewertungsverfahren liegen bisher nur für die biologischen Qualitätskomponenten vor, wobei für den Alfsee bisher nur das Phytoplankton bewertet wurde. Die in der Tabelle 9 aufgeführten Bewertungen dienen daher zunächst nur der Orientierung und sind als erste grobe Abschätzungen zu verstehen. Die Bewertung des ökologischen Potenzials des Alfsees ("mäßig") durch den NLWKN erfolgte anhand der Phytoplanktonbewertung unter Berücksichtigung der Abschätzung der anderen Qualitätskomponenten. Für die Beurteilung des chemischen Zustands wurde bisher nur das Steinhuder Meer untersucht und das Ergebnis ("gut") auf die anderen Niedersächsischen WRRL-Seen übertragen, so dass es sich hierbei ebenfalls nur um eine erste Abschätzung handelt.

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Tabelle 9: Vorläufige Bewertungen der WRRL-Qualitätskomponenten für den Alfsee

ÖKOLOGISCHES POTENZIAL (es werden die Klasen gut und besser, mäßig, unbefriedigend und schlecht unterschieden) Qualitätskomponente Bewertungsverfahren Bisherige Bewertung

Untersuchungsjahr: 2003 [CORING] "PSI" Gesamtbewertung: mäßig Phytoplankton [MISCHKE UND NIXDORF, 2008] Untersuchungsjahr: 2007 [Schuster] Gesamtbewertung: mäßig

Untersuchungsjahr 2003 [CORING] Makrophyten "PHYLIB" Bewertung Makrophyten: Phytobenthos [SCHAUMBURG ET AL., 2007] mäßig [PHYLIB] schlecht [LUA NRW]

Daten von 1991 [GROTH]

Biologische Biologische Bisher keine Bewertung Makrozoobenthos Bewertungsverfahren in Entwicklung (vermutlich unbefriedigend, da geringe

Qualitätskomponenten Qualitätskomponenten Artenvielfalt und Individuenzahlen) Bisher keine Bewertung Bewertungsverfahren in Entwicklung, (vermutlich unbefriedigend, da keine Fische vorläufige Bewertung nach BRÄMICK UND natürliche Artenzusammensetzung und RITTERBUSCH [2007] Altersstruktur)

Wasserhaushalt - Verbindung zu Bisher keine Bewertung Derzeit noch kein allgemeines Grundwasserkörpern (vermutlich unbefriedigend, da der Bewertungsverfahren - Wasserstandsdynamik Wasserhaushalt künstlich reguliert wird) - Wassererneuerungszeit Morphologie Bisher keine Bewertung - Tiefenvariation Derzeit noch kein allgemeines (vermutlich unbefriedigend, da kaum - Substrat des Bodens Bewertungsverfahren Hydromorphologische Hydromorphologische Qualitätskomponenten Qualitätskomponenten naturnahe Uferbereiche) - Struktur der Uferzone

Allgemein - Sichttiefe Bisher keine Bewertung - Temperatur Derzeit noch kein allgemeines (vermutlich mäßig, da LAWA- - Sauerstoff Bewertungsverfahren Trophiebewertung Stufe 3 "mäßige - Chlorid, Leitfähigkeit Nährstoffbelastung“) - pH-Wert - Phosphor, Stickstoff Stoffe und Umweltqualitätsnormen nach

Qualitätskomponenten Qualitätskomponenten Spezifische Schadstoffe WRRL-VO NI (Anlage 4) und Richtlinie Bisher keine Bewertung Physikalisch-chemische Physikalisch-chemische 2008/105/EG

GESAMTBEWERTUNG (Bewertung NLWKN Stand Mai 2009): mäßig

CHEMISCHER ZUSTAND (es werden die Klassen gut und nicht gut unterschieden) Qualitätskomponente Bewertungsverfahren Bisherige Bewertung

Vorläufige Bewertung: gut Stoffe und Umweltqualitätsnormen nach (Für die vorläufige Bewertung wurde das Prioritäre Stoffe WRRL-VO NI (Anlage 5) und Richtlinie Ergebnis vom Steinhuder Meer auf alle 2008/105/EG anderen Seen übertragen, weitere Untersuchungen sollen folgen)

GESAMTBEWERTUNG (Bewertung NLWKN Stand Mai 2009): gut

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8 Nutzungen und Nutzungskonflikte Als Hauptnutzung am Alfsee ist der Hochwasserschutz zu sehen. Die landeseigene Anlage "Hochwasserrückhaltebecken Alfhausen-Rieste" ist eine der größten dieser Art in Niedersachsen und nimmt einen Großteil des Hasewassers auf, das sonst große Talflächen bis in den Cloppenburger Raum überfluten würde. Die Anlage wird von der NLWKN-Betriebsstelle Cloppenburg über einen Betriebshof am Nordostufer betrieben. Der Alfsee wurde aber bereits so angelegt, dass er auch durch Tourismus und zur Naherholung genutzt werden kann. 1976 wurde am Ostufer eine Ferienanlage mit Ferienhäusern, Campingplätzen und Sportanlagen errichtet. Der Alfsee ist an die Landkreis-Osnabrück eigene Alfsee GmbH verpachtet. Es liegt ein Generalnutzungsvertrag zwischen dem NLWKN-Cloppenburg und der Alfsee-GmbH vom 12.09.2000 vor. Eine intensive Freizeitnutzung mit Badenutzung und Wasserskianlage findet allerdings nur am in der Ferienanlage gelegenen kleinen Dubbelausee statt. Auf dem Alfsee selber spielt hauptsächlich der Wassersport (Segeln und Surfen) eine Rolle. Neben der "Segel- und Surfschule Alfsee" wird der See auch vom "Riester Segelclub e.V." genutzt. Wegen seiner Bedeutung als EU- Vogelschutzgebiet besteht aber ein Winterbefahrungsverbot für Wassersportler von Anfang Oktober bis Ende März, sowie ganzjährig ein 100m breiter Schutzstreifen am Schilfufer an der Westseite des Sees, der nicht befahren werden darf. Neben dem Tourismus hat im Laufe der Jahre hat auch der Naturschutz, insbesondere der Vogelschutz, eine immer wichtigere Rolle eingenommen. Der Alfsee ist mit 323 ha EU-Vogelschutzgebiet (DE3513-401 "Alfsee" V17) und mit 351 ha Important Bird Area (DE092 "Alfsee") und somit als Schutzgebiet mit großer überregionaler Bedeutung für durchziehende und überwinternde Wasservögel anzusehen. Außerdem ist das Reservebecken am Auslass des Alfsees seit 1991 als Naturschutzgebiet ausgewiesen (NSG WE 210 "Reservebecken Alfhausen-Rieste" mit 123 ha). Für das Hochwasserrückhaltebecken Alfsee selber besteht bisher keine Schutzgebiets-Verordnung. Zwei Naturschutzvereine ("Biologische Station Haseniederung" und "Verein zur Revitalisierung der Haseauen") kümmern sich in verschiedenen Projekten um die Renaturierung der Hase und ihrer Auen. Als weitere Nutzung kommt die Fischerei hinzu. Fischereipächter am Alfsee ist die Arbeitsgemeinschaft Niedersächsischer Sportfischer (ANS), die den Alfsee im Rahmen einer Bewirtschaftungsgemeinschaft an die sieben örtlichen Anglervereine (Niedersächsisch-Westfälischer Anglerverein, SFV Alfhausen, Verein Hasestrand Rieste, SFV „Früh Auf“ Bramsche, ASV Bersenbrück, SFV Wissingen und Anglerverein Holdorf) unterverpachtet hat. Der ANS liegt vor allem eine biologische Durchgängigkeit des Alfsee-Systems am Herzen, die derzeit durch fünf Bauwerke

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verhindert wird. Von Seiten der Angler wird beschrieben, dass sich die Jungfische im Spätherbst über das Auslaufbauwerk abtreiben lassen, aber nie wieder eine Chance haben, aufzusteigen. Der Fischbestand im Alfsee nimmt dadurch immer weiter ab; es ist kein "gernerationengerechter" Aufbau mehr bei den Kontrollfischen (E-Fischen) festzustellen.

Tabelle 10: Interessengruppen am Alfsee

Wasserwirtschaft Drüdingstraße 25, 49661 Cloppenburg Leiter Geschäftsbereich Betrieb und Unterhaltung NLWKN Betriebstelle Cloppenburg landeseigener Anlagen Herr Ralf Jaspers ([email protected]) Betriebshof Rückhaltebecken Alfhausen-Rieste Westerfeldstraße 76, 49597 Rieste Naturschutz EU-Vogelschutzgebiet „Alfsee“ Zuständig als Untere Naturschutzbehörde: Landkreis Osnabrück www.lkos.de NSG „Reservebecken Alfhausen-Rieste“ Ansprechpartner Ornithologie am Alfsee: Bernd Olaf Flore ([email protected]) www.haseniederung.de Biologische Station Haseniederung Stationsleiter Herr Christiansen ([email protected]) www.haseauenverein.de Verein zur Revitalisierung der Haseauen e.V. Ute Schreiber ([email protected]) Tourismus Alfsee GmbH www.alfsee.de Tourismusverein “Erlebnis Alfsee” www.erlebnis-alfsee.de Alfsee Ferien- und Erholungspark www.alfsee.de Wassersport Surf- und Segelschule am Alfsee www.segelschule-alfsee.de Riester Segel-Club e.V. www.rsc77.de Badenutzung keine Nutzung Fischerei Arbeitsgemeinschaft Niedersächsischer Sportfischer (ANS) Ansprechpartner Hans Macke ([email protected]) Niedersächsisch-Westfälischer Anglerverein e.V. (NWA) www.nwaev.de SFV Alfhausen www.sfv-alfhausen.de Fischereiverein Hasestrand-Rieste e.V. www.angelverein-rieste.de SFV „Früh Auf“ Bramsche e.V. www.angelverein-bramsche.de ASV Bersenbrück www.asv-bersenbrueck.de SFV Wissingen Anglerverein Holdorf www.angelverein-holdorf.de Sonstige ILEK Nördliches Osnabrücker Land www.ilek-nol.de

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9 Übersichtsdaten zum Naturschutz

9.1 Natura 2000 Der Alfsee gehört zum EU-Vogelschutzgebiet "Alfsee" (Landesinterne Nr. V17, EU- Kennzahl DE 3513-401). Eine Übersichtskarte ist in Abbildung 8 dargestellt, eine Kurzcharakteristik, die Schutzwürdigkeit und die Gefährdung der Gebiete sind in Tabelle 11 dargestellt.

Abbildung 8: Übersichtskarte Natura 2000-Gebiete am Alfsee [NLWKN, 2009A]

Tabelle 11: Übersichtsinformationen Natura 2000-Gebiete am Alfsee [NLWKN, 2009B]

FFH-Gebiet EU-Vogelschutzgebiet

Hochwasserrückhaltebecken der Hase, dauerhaft eingestaut, mit intensiver Freizeitnutzung im Sommerhalbjahr Kurzcharakteristik Kein FFH-Gebiet am Alfsee naturnah gestaltetes nördlich angrenzendes Reservebecken ohne Nutzung

International und national bedeutendes Rast- und Überwinterungs- gebiet für mehrere Wasservogelarten (Taucher, Schwäne, Enten, Schutzwürdigkeit Kein FFH-Gebiet am Alfsee Säger, Rallen, Möwen) sowie bedeutendes Brutgebiet für den Kormoran.

Ausweitung der Freizeitnutzung auf das Winterhalbjahr, Änderung Gefährdung Kein FFH-Gebiet am Alfsee des Wasserstandes, Verschlechterung der Wasserqualität

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9.2 Sonstige Schutzgebiete Das Reservebecken am Auslass des Alfsees ist seit 1991 als Naturschutzgebiet ausgewiesen (NSG WE 210 "Reservebecken Alfhausen-Rieste" mit 123 ha).

Abbildung 9: Naturschutzgebiet NSG WE 210 "Reservebecken Alfhausen-Rieste" [NLWKN, 2008C]

10 Bewertung der Datenlage Die Datenlage zum Alfsee stellt sich in den Grundlagendaten als relativ gut dar, zu den WRRL-Qualitätskomponenten fehlen aktuelle Daten und deren Bewertung bis auf das Phytoplankton allerdings noch völlig. Im Folgenden sind die Datendefizite für den Alfsee im Einzelnen aufgeführt:

Grundlagendaten: - Tiefenlinienkarte - Pegeldaten/Jahresganglinien zum Wasserstand des Sees (Daten zur Häufigkeit von Einstauereignissen) - Wasser- und Nährstofffrachten des Zuleiters im Dauerstau und Hochwasserfall, Jahresmittelwerte

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Daten für WRRL-Qualitätskomponenten (für die Bewertungsverfahren bereits vorliegen): - Makrophyten / Phytobenthos

Für alle anderen WRRL-Qualitätskomponenten (Makrozoobenthos und Fische sowie für die hydromorphologischen- und chemisch-pysikalischen Qualitätskomponenten), liegen noch keine Bewertungsverfahren vor. Diese Daten sollten in enger Anlehnung an die Entwicklung von Bewertungsverfahren erhoben werden.

11 Entwicklungsziel, Belastungen und Maßnahmenvorschläge Auch wenn es sich bei dem Alfsee um ein künstliches Gewässer (Talsperre im Nebenschluss) handelt, sollte sich das Entwicklungsziel dennoch am Referenzzustand des Seentyps 11 orientieren. Demnach wäre das Entwicklungsziel ein makrophytendominierter Flachsee ohne Blaualgendominanz mit natürlichen Uferbereichen und einer dem Referenzzustand entsprechenden Trophie. Für das gute ökologische Potenzial nach Wasserrahmenrichtlinie sind vor allem von Bedeutung: • Die potenziell natürliche Besiedlung eines Sees mit Makrophyten, Fischen, Makrozoobenthos und Phytoplankton (biologische Qualitätskomponenten). • Der potenziell natürliche Wasserhaushalt, vor allem hinsichtlich des Seewasserstandes, der Abflüsse, der Zu- und Abläufe sowie der Wasseraufenthaltszeit im See (hydromorphologische Qualitätskomponenten). • Der potenziell natürliche Stoffhaushalt, insbesondere hinsichtlich von Sauerstoff, Nährstoffen, Salz- und Kalkgehalt sowie die Abwesenheit von Schadstoffen (chemische und physikalisch-chemische Qualitätskomponenten). Als Hauptbelastungsquelle stellt sich beim Alfsee der hohe Nährstoffeintrag aus dem sehr großen Einzugsgebiet dar, der sowohl über Kläranlageneinleitungen als auch über intensive landwirtschaftliche Nutzung verursacht wird. Trotz des vorgeschalteten Absetzbeckens ergibt sich hieraus für den flachen Alfsee eine zu hohe Belastung mit Nährstoffen, was sich negativ auf die biologischen Qualitätskomponenten auswirkt und zu einer Verschiebung des makrophytendominierten Zustands hin zum planktondominierten Zustand mit sommerlichen Massenentwicklungen von Blaualgen führt. Hinzu kommen Belastungen bzw. Einschränkungen der hydromorphologischen Qualitätskomponenten (Uferstruktur, Durchgängigkeit, Wasserstand, Wasseraufenthaltszeit) auf Grund der Nutzung als Hochwasserrückhaltebecken.

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Bei der Auswahl von Maßnahmen sollten immer Sanierungsmaßnahmen (Maßnahmen im Einzugsgebiet, wie z.B. die Minderung von Stoffeinträgen durch verbesserten Stoffrückhalt in der Fläche, Anlage von Uferrandstreifen oder Steigerung der Reinigungsleistung von Kläranlagen) vor Restaurierungsmaßnahmen (Maßnahmen im See selber, wie z.B. Entschlammung, Biomanipulation oder Uferzonenmanagement) stehen. Für den Alfsee ergeben sich hieraus folgende Maßnahmen:

1) Reduzierung der Nährstoffeinträge aus dem Hase-Einzugsgebiet durch z.B.: • Verbesserung der Reinigungsleistung der Kläranlagen (nach Stand des C- Berichts [NLWKN, 2005] ist die Kläranlage Bissendorf noch ohne Phosphorelimination, die Kläranlagen Natbergen, Rulle und Schledehausen verfügen nur über eine biologische Phosphorelimination, verfügen aber über keine Simultanfällung). • Verbesserung des Stoffrückhalts auf landwirtschaftlich genutzten Flächen durch z.B. Untersaaten, Winterbedeckung, pfluglose Bodenbearbeitung (Direktsaatverfahren). • Nutzungsänderung auf gewässernahen Flächen. • Anlage von Uferrandstreifen an den Zuläufen (mindestens 10 Meter breit) und Revitalisierung der Auen an den Zuläufen für verbesserten Stoffrückhalt im Hochwasserfall.

2) Verbesserung der Uferstruktur durch z.B.: • Förderung und Schutz der Schilfzonen am Westufer. • Anlage von natürlichen Ufern (Röhricht- und Schwimmblattzone) am Ostufer z.B. durch Anlage von dem Ufer vorgelagerten Strukturen (Inseln etc.). • Lenkung der Freizeitnutzung (Aufklärung, Umweltpädagogik).

3) Verbesserung der Durchgängigkeit durch Anlage von Fischtreppen oder Sohlgleiten

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12 Literatur

12.1 Literatur zum Alfsee

CORING, E., BÄTHE, J., KASTEN, J. UND VAN DER WEYER, K. (2003): Limnologische Untersuchung an 11 ausgewählten Seen (>50ha) in Niedersachsen (chemisch-physikalische Messungen, Makrophytenkartierung, Phytoplanktonzusammensetzung. - Gutachten im Auftrag des NLÖ.

CORING, E., BÄTHE, J., VAN DE WEYER, K. (2010): Bewertung von Seen in Niedersachsen auf Basis von Makrophytendaten der Jahre 2003 und 2006. Gutachten im Auftrag der NLWKN-Betriebsstelle Sulingen.

ELGER, D., POLTZ, J. UND NOACK, U. (1987): Limnologische Untersuchungen am Hochwasserrückhaltebecken Alfhausen/Rieste. Die Situation des Alfsees in den Jahren 1984 und 1985. - Osnabrücker naturwiss. Mitt., 13: 159-183.

ESYS - EUROPÄISCHES SEGEL-INFORMATIONSSYTEM (2008): Luftbild Alfsee. Informationen zum Alfsee auf den Internetseiten des ESYS: - www.esys.org/rev_info/alfsee.html

FLORE, B.O. (2006): Brutvögel im EU-Vogelschutzgebiet V 17 „Alfsee“ im Jahr 2006. - Unveröff. Bericht im Auftrag des NLWKN-Hannover, Staatliche Vogelschutzwarte. 41 Seiten.

FLORE, B.O. (2006): Phänologie und Bestandsentwicklung der Schlafplatz-Bestände von Möwen (Laridae) 1989/90 – 2005/06 am Alfsee (südwestliches Niedersachsen). Vogelwarte 44: 209-227.

GROTH, M. (1992): Systemanalyse an einem Hochwasser-Rückhaltebecken am Beispiel des Alfsee. Diplomarbeit, Botanisches Institut der Tierärztlichen Hochschule Hannover.

GROTH, M., POLTZ, J., UND SCHMIDT, A. (1992): Artenzusammensetzung und Sukzession in einem anthropogenen Flachsee am Beispiel des Alfsees. Osnabrücker naturwiss. Mitt., 18: 195-207.

HENNING, E. (1986): Bewertung des Zustandes von Seen – Eine Literaturstudie. Landesamt für Wasserhaushalt und Küsten (Hrsg.), 143pp.

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- 25 - Leitfaden Maßnahmenplanung Stillgewässer – Seebericht Alfsee

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NLWKN – NIEDERSÄCHSISCHER LANDESBETRIEB FÜR WASSERWIRTSCHAFT, KÜSTEN- UND NATURSCHUTZ (2009A): Karten zu Natura2000-Gebieten in Niedersachsen. Online verfügbar auf: www.umweltkarten.niedersachsen.de.

NLWKN – NIEDERSÄCHSISCHER LANDESBETRIEB FÜR WASSERWIRTSCHAFT, KÜSTEN- UND NATURSCHUTZ (2009B): Vollständige Gebietsdaten der Natura2000-Gebiete in Niedersachsen. Online verfügbar auf: www.nlwkn.niedersachsen.de (Naturschutz → Natura2000/Biotopschutz → Downloads zu Natura2000).

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12.2 Allgemeine Literatur

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LAWA – LÄNDERARBEITSGEMEINSCHAFT WASSER (2001): Gewässerbewertung stehende Gewässer - Vorläufige Richtlinie für die Trophieklassifikation von Talsperren. Kulturbuch-Verlag Berlin, ISBN 3-88961-237-7 LUA NRW (2006): Klassifikation und Bewertung der Makrophytenvegetation der großen Seen in Nordrhein-Westfalen gemäß EU-Wasser-Rahmen-Richtlinie, LUA Merkblätter 52: 108 S., http://www.lua.nrw.de/veroeffentlichungen/merkbl./merk52/merk52.pdf

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Titelfoto: MARCO JANßEN

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