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Zur Stratigraphie Des Saale-Glazials in Niedersachsen Und Zu Korrelationsversuchen Mit Nachbargebieten

Zur Stratigraphie Des Saale-Glazials in Niedersachsen Und Zu Korrelationsversuchen Mit Nachbargebieten

25-42 Eiszeitalter und Gegenwart 55 Hannover 2005 4 Abb., 1 Tab.

Zur Stratigraphie des Saale-Glazials in Niedersachsen und zu Korrelationsversuchen mit Nachbargebieten

K-D M*)

Keywords: Middle Pleistocene, Saalian, Drenthe- [On the Stratigraphy of the Saalian in Lower and Warthe-Stadial, tills, outwash, indicator boul- Saxony and its Correlation with Adjacent Areas] ders, . Abstract: Th e Saalian, which directly follows the Kurzfassung: Von verschiedener Seite unternom- Holsteinian, is a complex stratigraphic unit. Re- mene Korrelations-Versuche zum Saale-Komplex in cently the Holsteinian interglacial was correlated on Norddeutschland sind der Anlass, erneut die Strati- the basis of Th /U dates with MIS 9. Th erefore, the graphie dieses Zeitraums aus niedersächsischer Sicht Reinsdorf interglacial from the Schöningen opencast darzustellen. mine, where the famous spears were found, has to Da das Holstein-Interglazial der Typus-Bohrung be younger than 400 000 years, probably c. 270 000 Bossel kürzlich mit der Th /U- Methode in Tief- (correlated with MIS 9a) or c. 240 000 years (cor- see-Stufe 9 datiert wurde, kommen für die jünge- related with MIS 7). ren Th ermomere Schöningen und Reinsdorf die Th ese warm periods clearly took place before the fi rst Abschnitte 9a bis 7 in Frage. Die Speere aus dem Saalian advance, i.e. before the main Drenthian ad- Reinsdorf sind daher auf rund 270 000 - 240 000 vance. Th is advance, which reached the Netherlands, Jahre zu veranschlagen. left a till containing erratics mostly from southern Die durch drei Eisvorstöße gegliederte saaleeis- and central Sweden. In SW Lower Saxony, this till zeitliche Glaziärfolge wird kurz charakterisiert. is directly overlain by brown-red till of East Baltic Bisher unpublizierte Leitgeschiebezählungen aus character and is interpreted as a later deposit before SW-Niedersachsen werden vorgestellt; zusammen the ice retreated. mit Aufschlussuntersuchungen und Kartierungen Th e Younger Drenthian advance did not cross the lassen sich daraus keine weiteren Unterteilungen des and Aller rivers and left a till containing Haupt-Drenthe-Stadiums ableiten. more Upper Cretaceous material (fl int and chalk) Der zweite Saale-Vorstoß („Jüngere Drenthe“) sollte than the main Drenthian till. Th is advance, which aus stratigraphischen und petrographischen Grün- corresponds to the Lamstedt Phase, should not be den nicht zum Warthe-Stadium gestellt werden. assigned to the Warthian. Th e Warthian till, which Letzteres ist durch ein ostbaltisches Geschiebespek- can clearly be distinguished by its East Baltic charac- trum charakterisiert und mit den jeweils jüngsten ter, is correlated with the youngest Saalian till in the saalezeitlichen Vorstößen der Nachbarländer zu kor- adjacent areas. relieren. Warmzeitliche organogene Sedimente zwi- Th e ice-free periods between the individual ice ad- schen den Eisvorstößen fehlen und sind aufgrund vances of the Saalian glaciation were probably short. der geologischen Situation unwahrscheinlich. Numerous depressions in the land surface of all the diff erent tills, mostly dead-ice hollows or ice-tongue basins, are only infi lled with Eemian and Weichse- lian sediments. It can be concluded that no intergla- cials existed between the main Drenthian advance *) Anschrift des Verfassers: Prof. Dr. K.-D. M, and the Eemian. Engenser Weg 5, D-30938 Burgwedel-Oldhorst 26 K-D M

1 Einleitung liegenden kalt- und warmzeitlichen Abschnitte (Fuhne-Kaltzeit, Dömnitz bzw. Wacken-Warm- Das gesamte niedersächsische Flachland war zeit) etc. werden bereits zum „Saale-Komplex“ saalezeitlich vergletschert, selbst in das Bergland gerechnet (L  T 1993). Da bislang drang das Eis hinein, den Flusstälern folgend; eine verlässliche Korrelierung mit der Tiefsee- hierbei kam es zur Verzahnung glaziärer und Chronologie nicht möglich bzw. umstritten ist, fl uviatiler Sedimente. Im Nordsee-Küstenge- sind darauf basierende absolute Altersangaben biet liefern marine Interglazial-Sedimente obere mit Vorsicht zu betrachten. Nunmehr legen und untere Zeitmarken des „Saale-Komplexes“. G & M 2005 neue Th /U-Daten Als einziges Bundesland liegt somit in Nieder- hauptsächlich aus der Typus-Lokalität-Boh- sachsen eine Verknüpfung glaziärer sowohl mit rung Bossel bei Stade vor (M  H marin-interglazialen wie mit wichtigen Terras- 1994), die eine Korrelation des Holstein mit sen-Sedimenten vor. Über die benachbarten der Tiefsee-Stufe 9 belegen, wie es u.a. in den Niederlande und Nordrhein-Westfalen besteht Niederlanden schon bisher zumeist angenom- eine Brückenfunktion zum Rheingebiet und men wurde (u.a. Z 1996). damit indirekt zur alpinen Vereisung. Korrela- Damit erhebt sich erneut die Frage nach der Po- tionsversuche sind daher angebracht, auch in sition bzw. dem absoluten Alter der Warmzeiten jüngerer Zeit mangelte es daran nicht. Trotz innerhalb des Unteren Saale-Komplex, d.h. ob der ständig verbesserten Kenntnislage (viel- Dömnitz/Wacken und die damit zumindest leicht aber auch wegen der Datenfülle) ist es teilweise korrespondierenden Warmzeiten aus für den Einzelnen jedoch nicht einfach, einen dem Tagebau Schöningen (Reinsdorf- und angemessenen Überblick über die Verhältnisse Schöningen-Warmzeit, U 1995) zur Gän- im Nachbarland zu behalten, und so ist es kein ze oder teilweise zur Tiefseestufe 7 zu stellen Wunder, wenn sich Missdeutungen einschlei- sind bzw. teilweise noch in einen jüngeren Ab- chen. Im vorliegenden Beitrag soll auf einige schnitt der Tiefseestufe 9 (9c oder 9a). Welcher solcher Fehldeutungen eingegangen werden, der beiden man auch immer den Vorzug gibt wobei jeweils eine kurze Betrachtung der ein- - die kaltzeitlichen Sedimente zwischen den zelnen stratigraphischen Einheiten des „Saale Stufen 7 und 9 sind sowohl was Mächtigkeit - Komplexes“ in Niedersachsen vorausgeschickt und Verbreitung anbelangt so unbedeutend, wird. Dies ist auch deshalb angebracht, weil seit dass man sich schwer darunter die Präsenz einer der letzten derartigen Übersicht (B 1995) ganzen „Eiszeit“ vorstellen kann. einige neuere meist unpublizierte Erkenntnisse Die Altersfrage ist auch aus archäologischer vorliegen. Hinsicht höchst interessant. Die berühmten Holzspeere der Reinsdorf-Warmzeit des Tage- baus Schöningen sind nach T (zuletzt 1999) 400 000 Jahre alt. Kürzlich haben sich 2 Unterer Saale-Komplex J  B (2003) mit dieser Frage beschäf- tigt und kommen zu der Einstufung des Reins- In Niedersachsen wird die Abgrenzung der dorf in Stufe 9e mit „nur“ noch ca. 310.000 saalezeitlichen gegenüber den elsterzeitlichen Jahren. Ablagerungen durch limnische und marine Bei dieser Einstufung wird noch von der Vorkommen des Holstein-Interglazials ermög- Existenz einer Drenthe/Warthe-Warmzeit aus- licht; die Grenze liegt am Übergang der bore- gegangen. Da dies aus noch zu diskutierenden alen zur subarktischen Phase, d. h. die darüber Gründen verworfen werden muss, ist von einer Zur Stratigraphie des Saale-Glazials in Niedersachsen 27 theoretischen Position des Reinsdorf in Stufe zilimnischen und glazifl uviatilen Sedimenten 9a oder 7e auszugehen und damit ein absolutes eine mächtige Grundmoräne mit süd- bis Alter der Speere von ca. 270 000 oder 240 000 mittelschwedischer Geschiebevormacht bei Jahren. Weitere Untersuchungen, nicht zuletzt relativ einheitlicher Zusammensetzung (Dren- absolute Altersdatierungen der betreff enden the-Hauptmoräne). Ihr ist im westlichen Nie- Interglaziale bleiben abzuwarten, auch wäre dersachsen bis in die Niederlande lokal eine eine Vorlage der geologischen Detailprofi le von ostbaltisch geprägte braunrote Grundmoräne Schöningen wünschenswert. aufgesetzt, die in Niedersachsen als späterer Die Richtigkeit dieser Einstufungen voraus- Nachschub des gleichen Eisvorstoßes gedeutet gesetzt, bleibt für den gesamten glaziären Ab- wird, ohne dass das Gebiet vorher eisfrei wurde. schnitt des Saale-Komplexes, d. h. für Drenthe- Gerade dies wurde aber in jüngerer Zeit wie- und Warthe-Stadium, nur eine Korrelation mit der in Frage gestellt und in der roten Moräne Tiefsee-Stufe 6 und damit der Zeitraum von das Produkt eines eigenen Vorstoßes gesehen rund 200 000 bis 130 000 Jahren. (N 2003, S, S & Z-  2003). Die letzteren Autoren rechnen in Nordrhein-Westfalen sogar mit drei einzelnen, mehr oder weniger kurz aufeinander folgenden 3 Oberer Saale-Komplex Vorstößen innerhalb des Haupt-Drenthe-Stadi- ums, wobei es zwischen dem ersten und zweiten Dieser Abschnitt umfasst den Bereich vom Vorstoß wohl nur eine kurze Stagnationszeit ge- Ende der Dömnitz/Wacken-Warmzeit bis geben habe. zum Beginn des Eem (L  T 1993). Dem zweiten Vorstoß wird eine Geschiebe- Er wird in Niedersachsen in Drenthe- und gemeinschaft mit relativ hohem Anteil an Warthe-Stadium gegliedert, ungeachtet der Tat- Dalarna-Geschieben zugeschrieben. Geschiebe- sache, dass keine interstadialen Ablagerungen kollektionen mit relativ hohen Anteilen solcher dazwischen nachgewiesen wurden. Das Dren- Gesteine sind in Niedersachsen schon in den the-Stadium wird wiederum in einen älteren Vorschüttsedimenten durchaus nicht unge- und jüngeren Abschnitt (Haupt-Drenthe und wöhnlich. Teils stammen sie aus umgelagerten Jüngere Drenthe) geteilt. Bei der lithostratigra- elsterzeitlichen Sedimenten wie in Ostfriesland phischen Untergliederung erwiesen sich v.a. die (M 1970), wie aus der Beimengung norwe- Grundmoränen als brauchbare Leithorizonte, gischer Leitgeschiebe hervorgeht, teils kann dies charakterisiert durch Unterschiede im Leitge- Phänomen als innerhalb der normalen Schwan- schiebeinhalt, z.T. auch durch Feinkies- und kungsbreite gelegen aufgefasst werden. Schwermineralspektren, Farbe, Korngröße Von den auf Abbildung 1 und Tabelle 1 dar- und Kalkgehalt. Eingeschränkt wird die stra- gestellten Leitgeschiebezählungen aus SW-Nie- tigraphische Verwertbarkeit der lithologischen dersachsen liegt der Anteil der Dala-Gesteine Parameter durch fazielle Wiederholungen in der Proben 3 und 7, die in Abbildung 1 am wei- der Abfolge. testen im NW-Sektor liegen, bei 23 bzw. 27 %. Da die Proben 15 bzw. 10 % norwegische Leit- geschiebe enthalten, liegt eine Aufarbeitung von 3.1 Älteres Drenthe-Stadium elsterzeitlichem Material nahe. In Probe 8 aber, die mit 21 % ebenfalls hohe Dala-Werte hat, Der Saale-Hauptvorstoß (Hamelner Phase fehlt jedoch norwegisches Material. In Probe 9, des Drenthe-Stadiums) hinterließ außer gla- die wieder relativ weit im NW des Diagramms 28 K-D M

Abb.1: Th eoretische Geschiebezentren (TGZ) von Leitgeschiebezählungen drenthezeitlicher Glaziärsedimente (Grundmoränen, Schmelzwasserkies) aus Südwest-Niedersachsen. Fundpunkte s. Tab.1.

Fig. 1: Th eoretical home center of erratics from tills and outwash in SW Lower Saxony. liegt, treten mit 29 % sogar die höchsten Dala- eines Tales, erinnernd an die von K. R Werte auf, obwohl nur ein fragliches Oslo-Ge- (1950) beschriebenen Oser der Syker Geest. stein gefunden wurde. Die Proben 10 und 11, Aus Os-verdächtiger Position stammen auch die unweit voneinander im Diagramm liegen, die Proben 20 und 21 aus der Sandgrube in wurden nur in 2 m Vertikalabstand entnom- den Harberger Fichtenkämpen auf Blatt 3320 men. Der Dala-Anteil der oberen Probe liegt Liebenau (L  M 1980: 102 ), dort bei 12 %, in der unteren aber bei 22 %. allerdings kalkfrei. Diese beiden Proben (Nr. 10 und 11) stammen Die Anteile an Dalagesteinen sind also schon im aus der SW-Wand der kleinen Sandgrube am Vorschüttkörper der Haupt-Drenthe beträcht- Flintenberg bei Rathlosen. Bemerkenswert ist lichen Schwankungen unterworfen; unter- der Anteil von paläozoischem Kalkstein (10 %) schiedliche Eisvorstöße lassen sich damit nicht in der unteren Probe, während die Schmelzwas- begründen. Natürlich soll damit eine mögliche serablagerungen westlich der Weser ansonsten Aufspaltung des Drenthe-Eises im Randbereich meist vollständig entkalkt sind. Kalkhaltige Kie- nicht grundsätzlich in Abrede gestellt werden, se (11 %) fanden sich sonst noch in gestauchter nur sollten geschiebekundliche Diff erenzierun- Lagerung in der Sandgrube 2 km südwestlich gen auch durch Überlagerungsfälle belegt sein. Estringen, (Probe 28). Auff ällig ist ferner noch Zwischen dem zweiten und dritten Vorstoß soll die Position des Flintenberges an der Westseite es nach S, S  Z (1993, Zur Stratigraphie des Saale-Glazials in Niedersachsen 29

Tab. 1: Leitgeschiebezählungen drenthezeitlicher Glaziärsedimente aus SW-Niedersachsen, Fraktion 2–6 cm

Sgr. Sgr. = Sandgrube = Sandgrube Lgr. Lgr.= Lehmgrube = Lehmgrube Bgr. Bgr. = Baugrube = Baugrube Teufe Teufe : Entnahmetiefe : Entnahmetiefe in min unter m unter Gelände Gelände TGZ : Theoretisches Geschiebezent- TGZrum : Theoretisches Geschiebezentrum Material Material : qD: qD == Drenthe-Stadium der Saale-Vereisung der Saale-Vereisung Lg =Lg Geschiebelehm = Geschiebe- lehm Mg Mg= Geschiebemergel = Geschiebemergel Lgr Lgrbez. bez. Mgr Mgr == rote, ostbaltische ostbaltische Fazies Fazies der Drenthe-Moräne der Drenthe-Moräne G/gfG/gf = Schmelzwasser-Kies = Schmelzwasser- F : KKies = Flint zu Kristallin F : K = Flint zu Kristallin Pk + Pk D + :D K : K= = Paläozoischer Paläozoischer Kalk Kalk+ Dolomit + Dolomit zu Kristallin zu Kristallin

PK + D : Nr Fundort TK 25 R-Wert H-Wert Teufe TGZ Material F : K K 1 NE Börger, Sgr. 3011 34 03 800 58 69 000 10 14,45 – 56,91 qD/G/gf 1,5 2 E Raken, Sgr. 3109 25 85 860 58 52 740 3 14,91 – 57,44 qD/ /Lg 1,04 3 N Werpeloh, Sgr. 3111 34 00 100 58 62 600 4 13,86 – 58,12 qD/G/gf 0,85 4 SW Cloppenburg, Lgr. 3114 34 32 760 58 55 000 5 – 7 15,13 – 57,17 qD/ /Mg 0,82 0,46 W Schneiderkrug, 5 Bgr. 3115 34 48 200 58 53 480 1,5 – 2,5 17,03 – 57,91 qD/ /Mgr 0,02 4 6 NNW Barlage, Lgr. 3213 34 28 160 58 47 440 0 18,76 – 59,18 qD/ /Mgr 0,01 2,73 7 SW Krüllenberg, Sgr. 3218 34 87 640 58 43 480 6 14,84 – 58,62 qD/G/gf 0,65 8 E Wesenstedt, Sgr. 3218 34 82 640 58 46 200 1,2 – 1,4 15,51 – 57,19 qD/G/gf 1,53 9 Vohrde, Sgr. 3218 34 82 640 58 43 800 2 14,77 – 58,18 qD/G/gf 1,49 10 E Rathlosen, Sgr. 3218 34 83 000 58 41 180 1 – 1,5 15,35 – 57,50 qD/G/gf 0,65 11 E Rathlosen, Sgr. 3218 34 83 000 58 41 180 4 14,83 – 57,65 qD/G/gf 1,11 0,31 12 S Herzlake, Lgr. 3311 34 05 600 58 37 160 1,5 – 3 18,46 – 59,36 qD/ /Lgr 0,04 13 E Dickel, Bgr. 3316 34 65 650 58 34 425 1 14,22 – 57,69 qD/ /Lg 1 14 S Jacobidrebber, Sgr. 3316 34 60 950 58 34 900 2 15,35 – 57,15 qD/ /Lg 0,98 15 W Sulingen, Sgr. 3318 34 84 540 58 38 700 1 – 1,5 15,43 – 57,87 qD/G/gf 1,57 16 SSE Barenburg, Sgr. 3318 34 87 100 58 30 000 1 – 2 14,81 – 58,26 qD/G/gf 0,64 17 SE Kl. Lessen, Lgr. 3318 34 84 820 58 34 520 2 – 3 14,94 – 57,22 qD/ /Lg 0,41 18 W , Sgr. 3320 35 08 000 58 35 410 2 – 4 14,44 – 57,49 qD/ /Lg 1,19 19 Harbergen, Sgr. 3320 35 00 480 58 39 580 7 – 9 15,19 – 57,40 qD/ /Mg 1,21 0,31 20 Harbergen, Sgr. 3320 35 00 480 58 39 580 4,5 14,73 – 57,49 qD/G/gf 0,98 21 Harbergen, Sgr. 3320 35 00 480 58 39 580 1,5 14,60 – 56,94 qD/G/gf 0,69 22 SW Neuenwalde, Sgr. 3314 34 42 040 58 19 440 2 – 5 14,81 – 56,86 qD/ /Lg 0,87 23 E Oldorf, Sgr. 3415 34 50 400 58 22 600 0,5 – 5 14,89 – 57,11 qD/ /Lg 0.82 24 NW Kellenberg, Bgr. 3417 34 66 200 58 29 350 2 15,16 – 56,97 qD/ /Lg 1,44 25 W Kirchdorf, Bgr. 3418 34 87 650 58 29 270 2 – 3 14,80 – 57,89 qD/ /Lg 0,87 26 S Lingen, Bgr. 3509 25 89 700 58 16 200 5 – 6 17,82 – 58,70 qD/ /Mgr 0,12 3,9 27 S Lingen, Bgr. 3509 25 89 700 58 16 200 7 – 8 15,32 – 57,36 qD/ /Mg 1,05 0,51 28 NW Estringen, Sgr. 3510 25 90 980 58 17 950 6 15,03 – 57,35 qD/G/gf 0,66 0,26 29 S , Lgr. 3518 34 80 500 58 08 455 3 15,22 – 57,50 qD/G/gf 1,17 30 Steide, Sgr. 3609 25 90 230 57 97 810 1,5 – 2,5 15,21 – 58,30 qD/G/gf 0,84 31 Staelberg, Lgr. 3609 2585 120 58 05 360 1 – 4 15,18 – 57,12 qD/ /Lg 0,76 30 K-D M

2003) zu einem regionalen Abschmelzen ge- Tongehalt, der bis auf 70 % ansteigen kann und kommen sein. Auf diese Aussage beruft sich dann eher an Beckensedimente erinnert. Hoher auch N (2003), der eine Korrelation der Ton- und Karbonatgehalt sind die Ursache, roten Drenthe-Moräne mit der S II-Moräne in weshalb die Moräne manchmal schon in gut Brandenburg („Fläming-Glazial“, C 1967) 1 m unter Gelände noch als Geschiebemergel vorschlägt. Mit den Befunden in Niedersachsen auftritt - ungewöhnlich für das Altmoränen- ist dies unvereinbar, weshalb hier etwas näher gebiet, wo normalerweise die gesamte Haupt- darauf eingegangen werden soll. Drenthemoräne völlig entkalkt ist, auch bei Die rote Grundmoräne unterscheidet sich sehr Mächtigkeiten um 10 m. deutlich von der liegenden Drenthe-Haupt- Es gibt aber auch tonärmere, sandige und dann moräne. Sie ist, wie seit langem bekannt, entkalkte Varianten der ostbaltischen Moräne. durch eine ostbaltische Geschiebegemeinschaft Eine solche wird in den Niederlanden als „Em- gekennzeichnet, v. a. viel Åland-Kristallin, men-Typ“ bezeichnet (Z 1976) und Roten Ostsee-Quarzporphyr etc., die über 50 dem tonreicheren „Voorst-Typ“ gegenüberge- % des Leitgeschiebeanteils erreichen können. stellt. Es zeigt sich jedoch, dass bei größerer Entsprechend liegen die TGZ weit im NE des Mächtigkeit (2,5 m ) wie in der Baugrube des Diagramms (Abb. 1, Pr. 5, 6, 12 und 26). Im KKW Lingen (Pr. 26, Tab.1 und Abb.1) diese Bereich der Proben 6 und 12 liegen auch die sandige Moräne (nur 11,5 % Ton) mit 58 % TGZ vom „Roten Geschiebelehm der Nieder- paläozoischem Kalkstein und 15 % Dolomit lande“ (L  M 1961). bei nur 2% Flint die gleiche Geschiebezusam- Die ostbaltische Herkunft wird ferner durch mensetzung hat wie die tonreiche Fazies und den hohen Gehalt an Dolomit-Geschieben deshalb nicht einem gesonderten Typ zugeord- (bis 15 %) und den sehr hohen Anteil an net werden kann. grauen paläozoischen Kalksteinen (bis 60 %) Dieser etwa 6 km südlich der Stadt Lingen gele- unterstrichen, darunter viel ordovizischer sog. gene Aufschluss (Abb. 2) war noch insofern be- Ostseekalk (bis 8 %). Zusammen können die merkenswert, als hier die rote ostbaltische Mo- Karbonatgesteine rund 75 % des Gesamtbe- räne direkt, d.h. ohne irgendeine Trennschicht, standes erreichen. Auff ällig ist, dass die roten einen über 4 m mächtigen grauen, sandigen ordovizischen Orthocerenkalke von Öland Geschiebemergel überlagert, der ein typisch äußerst selten sind, d.h. der Ostseegletscher hat süd- bis mittelschwedisches Leitgeschiebespekt- aus diesem Bereich kaum Material aufgenom- rum aufweist (Pr. 27, Tab.1 und Abb.1). Die men. Old Red-Sandsteine aus dem baltischen Orientierung der Geschiebe-Längsachsen dieser Devon, darunter nicht selten Kugelsandstein, grauen Grundmoräne weist ein NW-SE gerich- können einige Prozent erreichen und sogar tetes Maximum auf, d.h. etwas spitzwinklig anteilsmäßig den Feuerstein übertreff en, der in zu dem unweit westlich gelegenen Embürener manchen Proben auch fast fehlt. Stauchrücken bzw. dessen nördlicher Fortset- Die für eine Geschiebezählung nötige Anzahl zung. Derartig NW-SE orientierte Gebiete sind von Leitgeschieben zu sammeln ist wegen des im westlichen Niedersachsen noch an anderen hohen Karbonat-Anteils sehr aufwändig. Die Stellen, z.B. in der Syker Geest, anzutreff en. vorhergehend geschilderte charakteristische Sie sind eher auf Diff erenzialbewegungen im Zusammensetzung spiegelt sich aber auch im Inlandeis als auf eigenständige Gletschervorstö- Feinkiesspektrum wider; sogar im Handbohrer ße zurückzuführen. Die hangende rote Moräne ist die rote Moräne zumindest im nicht-ent- wies keine bevorzugte Orientierung auf. kalkten Zustand zu erkennen, zumal bei hohem Ebenfalls relativ geringe Tongehalte (18,7 und Zur Stratigraphie des Saale-Glazials in Niedersachsen 31

19,4 %) zeigte die rote Moräne in der ehema- gehalt dienten bis in die 70er Jahre als Ziegel- ligen Ziegelei Felsen bei Herzlake (TK 25 Nr. Rohstoff . Nachteilig war dabei der oft bei 1 - 2 3311; Farbabbildung 17 bei M 2002); mit m unter Gelände einsetzende hohe Karbonat- 4 m max. Mächtigkeit erbohrt. Auch hier wird gehalt und andererseits das schnelle Auskeilen, grauer Geschiebemergel in mehr als 10 m Stär- weshalb dann, wie in der Ziegelei Moormann ke direkt überlagert. Der Tongehalt der roten bei Cloppenburg, auch die liegende sandige Moräne von Felsen liegt nur wenig niedriger Drenthe-Hauptmoräne mit abgebaut wurde (Pr. als im „Emmen-Typ“ von Emmerschans (ca. 4, Tab.1 und Abb.1), obwohl letztere mit nur 24 %, Z 1976). Aus niedersächsischer 16,1 bzw. 21 % erheblich weniger Ton enthielt Sicht scheint es nicht überzeugend, aus diesem als die dortige hangende rote Moräne mit 41,9 relativ tonarmen Vorkommen eine jüngere und 59,3 %. Untersuchungen der Tonfraktion ostbaltische Phase ableiten zu wollen, die mit von ostbaltischen Moränen in den Niederlanden NNW-SSE-Richtung über die Nordsee gekom- (H et al. 1989) ergaben geringen oder men sein soll (R et al. 1989, K et fehlenden Smektit-, aber hohen Illit-Gehalt, was al. 1991). ebenfalls auf ostbaltische Herkunft deutet. Besonders die Vorkommen mit hohem Ton- Außer in Ziegeleigruben und in vielen Boh-

Abb. 2: Braunroter, toniger Geschiebemergel (Pr. 26, Tab.1 und Abb.1) (= ostbaltische Fazies der Drenthe- Hauptmoräne) direkt auf grauem, sandigen Geschiebemergel (Probe 27, Tab.1 und Abb.1), überlagert von weichselzeitlichem fl uviatilen Sand der Emsniederung; zuoberst Düne. TK 25 Lingen-Süd Nr. 3509. Bau- grube KKW Lingen 1984.

Fig. 2: Brownish-red till (east baltic facies) above greyish, sandy till. Construction pit Lingen. 32 K-D M rungen konnte die rote Moräne auch in Bau- Auch sollten sich hin und wieder Vorschüttsan- gruben, besonders aber in km-langen Erdgas-, de fi nden lassen. Wasserleitungs- und Entwässerungsgräben Da alle diese Erscheinungen fehlen (auch in den (Abb. 3) beobachtet werden. Dabei zeigte sich, Niederlanden), ist ein Eisrückzug höchst un- dass sie keinesfalls als durchgehende Decke wahrscheinlich. Beide so grundverschiedenen über der „normalen“ Moräne auftritt, sondern Moränen sind als verschiedene Fazies ein und in der Regel nur auf wenige 100 oder 10er m, derselben Vergletscherung zu deuten. Der rote nicht selten auch nur auf wenige m Länge zu Geschiebemergel, der in völlig gleicher Ausbil- verfolgen ist. Meist geschieht diese Überla- dung auch in Polen und in baltischen Staaten gerung mit scharfer Grenze, gelegentlich mit auftritt (sowohl in weichselzeitlichen wie saale- gewisser Verzahnung. In keinem Fall waren zeitlichen Abfolgen), kann aufgrund seiner Zu- Sandschichten oder eine periglaziale Steinsohle sammensetzung nicht als „normale“ Grundmo- etc. zwischengelagert. Hätte es tatsächlich ein räne betrachtet werden. Wäre er über hunderte Eisrückschmelzen gegeben, so sollten in der von km als Basalmoräne transportiert, müsste nachfolgenden Periglazialzeit Steinpfl aster oder dabei mehr Fremdmaterial aufgenommen Kryoturbationen etc. entstanden sein, die nicht worden sein, v.a. Feuerstein. Vermutlich ist die überall beim Wiedervorstoß entfernt wären. rote Moräne inglazial transportiert, als eine Art

Abb. 3: Braunroter, stark toniger Geschiebelehm (= ostbaltische Fazies der Drenthe-Hauptmoräne) unter gebändertem weichselzeitlichen Flugdecksand; zuoberst Sandlöss. Entwässerungsgraben 1 km westlich Varenesch, TK 25 Goldenstedt Nr. 3216, Foto 1971.

Fig. 3: Brownish-red till (east baltic facies) below eolian coversand and sandy loess. Section Varenesch. Zur Stratigraphie des Saale-Glazials in Niedersachsen 33

„Nachschub“ gegen Ende des Drenthe-Haupt- normalen sandigen Drenthe-Moräne ist ihr fl e- vorstoßes, vielleicht auch teilweise über Toteis ckenhaftes, äußerst lückenhaftes Vorkommen hinweg. Dafür spricht auch die Verbreitung, gemeinsam; Abbildung 4 zeigt schematisch die in Niedersachsen (von wenigen Ausnahmen diese Verhältnisse. Von einem durchgehenden abgesehen) auf das Gebiet der -Mep- Horizont wie auf der Abbildung 6 bei N pener Geest beschränkt ist, genauer gesagt, auf (2003: 66) kann keine Rede sein, ebenso wenig das Gebiet westlich der Hunte. Weiter östlich, von einem vorherigen Rückschmelzen. Nicht z.B. im Raum Hannover, ist nicht ein einziger akzeptabel ist auch die Annahme Ns Fund bekannt, trotz bester Aufschlussverhält- (2003: 59), die Stauchendmoränen der Reh- nisse, tausender von Bohrungen und modernen burger Phase würden die Maximalausbildung geologischen Kartierungen. Es kann sich also eines „Saale 2-Vorstoßes“ markieren. Die Über- nicht um eine Kenntnislücke handeln, was fahrung dieser Stauchmoräne ist durch Spezi- nicht ausschließt, dass man irgendwann einmal alkartierungen, viele Bohrungen und zahlreiche etwas fi ndet. Aufschlüsse eindeutig belegt, und zwar für Auch im Unterelbe-Gebiet ist trotz vieler, sämtliche Teilabschnitte. Aus den Fürstenauer- bis quadratkilometer-großer Aufschlüsse und und Dammer Bergen, dem geradezu klassisch massenhafter Bohrungen, in denen nicht selten entwickelten Lobus der Rehburger Phase, die Drenthe-Hauptmoräne erschlossen wurde, liegen detaillierte strukturelle und sedimento- auf niedersächsischer Seite nur zweimal rote logische Studien vor, die ebenfalls die Überfah- Moräne am Top der grauen Moräne gefunden rung belegen (V  W 1987). In den worden und das nur in dm-Stärke. Der eine benachbarten Niederlanden ist dies gleichfalls Fund stammt aus der großen Sandgrube Ei- erwiesen (V  B  B 1987). lendorf bei Buxtehude, in der seit Jahrzehnten Die in Abbildung 1 bei N (2003: 48) dar- die Drenthe-Hauptmoräne, in Schmelzwasser- gestellte Verbreitung der roten Drenthe-Moräne sedimente eingeschaltet, aufgeschlossen ist. In im südwestlichen Niedersachsen erweckt den ihrem Hangenden wurde ein dm-mächtiger, Eindruck fl ächenhaften Vorkommens im proxi- fast fl intfreier roter Geschiebemergel gefunden malen Bereich der Stauchendmoränen westlich (M 1982: 43). Ähnlich war die Situation in von Quakenbrück; die rote Moräne tritt dort der großen Sandgrube von Breetze bei Bleckede aber auf den meisten TK 25 überhaupt nicht (M 2004: 76). auf. Bei der Spezialkartierung der GK 25 Nr. Nördlich der Elbe beschrieb E (1992) 3609 Schüttdorf wurde als einziges und gleich- aus Bohrungen in -Langenhorn rote zeitig südlichstes Vorkommen in Niedersachsen Moräne in einigen m Mächtigkeit mit Dolomit in der alten Tongrube südlich Emsbüren im und hohem Kalksteingehalt im Hangenden oberen Teil des dort aufgeschlossenen braunen, der grauen Haupt-Drenthe-Moräne. E sandigen Geschiebelehms auf 6 m Länge eine (1992) diskutiert ebenfalls inglazialen Trans- bis 2 dm dicke Lage braunroten, tonigen Ge- port und zieht zur Erklärung eine Verlagerung schiebelehms gefunden. Die Feinkiesprobe war der Eisscheide heran. Auch aus Schleswig-Hol- fl intfrei, enthielt aber 8% Old Red-Sandstein stein (Dithmarschen) sind rotbraune Geschie- (M 1988: Abb. 6, S. 36 und 51). K bemergel mit ostbaltischer Prägung in gleicher et al. (1991: 2004) vergleichen dieses Vorkom- stratigraphischer Position bekannt (S men mit dem sog. „Voorst-Typ“ der ostbalti- 1980, 1998). schen Moräne der Niederlande. Allen diesen nordwestdeutschen Vorkommen Die von S et al. (2003:78) zitierten der ostbaltischen Moräne im Hangenden der ostbaltischen Geschiebeinventare auf TK 25 34 K-D M

Abb. 4: Schematische Darstellung der Hauptvorstoßrichtungen und faziellen Ausbildung der Saale- Grundmoränen in Niedersachsen.

Fig. 4: Schematic ice fl ow directions during the Saalian and till facies in Lower Saxony. Zur Stratigraphie des Saale-Glazials in Niedersachsen 35

Nr. 3320 Liebenau stammen nicht aus roter Elbe, Unterweser und Aller, werden die Ablage- Moräne, sondern aus Kieslagen bzw. Geschiebe- rungen des Drenthe-Hauptvorstoßes überlagert lehmfetzen der sog. Heisterbergphase (L von mächtigen und fl ächenhaft verbreiteten 1958: 384). Die TGZ liegen nicht im Bereich Vorschüttsedimenten eines jüngeren Vorstoßes. derjenigen aus der roten Moräne, sondern rand- Ebenso weitfl ächig folgt darüber eine bis ca. lich zu denen des Drenthe-Streufeldes. Auf dem 10 m mächtige Grundmoräne, die sich in der gesamten Blatt Liebenau ist ebenso wenig wie Regel durch hohen Anteil von Kreide-Kalkstein auf den Nachbarblättern rote Moräne gefunden und Flint auszeichnet. Aus diesem Grund ist worden, auch nicht bei der Revisionskartierung sie nicht selten weniger als 2 m tief verwittert; durch den Verfasser im Jahre 1977. Dabei stell- in diesem frischen Zustand sind graue bis te es sich heraus, dass die auf dem ganzen Blatt hellgraue Farbtöne vorherrschend. Der Leit- weitfl ächig verbreitete Drenthe-Hauptmoräne geschiebeinhalt ist im Wesentlichen identisch auch über die Heisterberge in der SW-Blattecke mit dem der Hautmoräne. Nicht zuletzt aus hinweg zieht. Die Heisterbergphase stellt dem- diesem Grund wurde dieser Vorstoß in Nieder- nach keine eigenständige Phase dar, sondern ist sachsen dem Drenthe-Stadium zugeordnet. In als Teilstück der Rehburger Phase zu betrachten Hamburg wird der äquivalente Vorstoß „Nien- (L  M 1980). Eine Korrelation mit dorfer“ (G 1967), in Schleswig-Holstein der roten Moräne kommt nicht in Frage. „Kuden“-Vorstoß genannt (S 1980) Abschließend soll noch kurz auf die angebliche und dem Warthe-Stadium zugerechnet. weitere Erstreckung der roten Drenthe-Moräne Diese Einbeziehung des zweiten saalezeitli- in die Altmark eingegangen werden. Weder chen Eisvorstoßes in das Warthestadium Bohrungen noch neuere bilaterale Kartierungen ist sowohl sachlich wie historisch unkorrekt. der geologischen Landesämter im Grenzgebiet W (1927, 1929) hatte als Außenrand haben Anhaltspunkte für dortige Vorkommen des Warthe-Stadiums in Niedersachsen den ergeben. Bemerkenswert ist, dass v. P Verlauf der Endmoränen von den Harburger (1995) aus einigen Gebieten der Altmark gleich Bergen über den Wilseder Berg zum Endmo- hohe Dolomitgehalte in der dortigen unteren ränenkranz am Südrand des Uelzener Beckens (= Drenthe) und oberen (= Warthe) Moräne erkannt, dann aber (W 1954) unter erwähnt, während anderenorts der Dolomit in dem Eindruck der Untersuchungen von I beiden Moränen komplett fehlt. (1952) die Lamstedter Endmoräne (d.h. die Als Fazit bleibt, dass im westlichen Niedersach- Haupt-Eisrandlage des zweiten Saale-Vorsto- sen nur eine Drenthe-Grundmoräne existiert, ßes) in das „Warthestadium im weiteren Sinne“ der lokal eine als Sonderfazies zu deutende einbezogen. Dazu ist zu sagen, dass I` ostbaltisch geprägte Moräne aufgesetzt ist. morphologische Studien durch keinerlei petro- Geschiebemäßig abweichende Ausprägungen graphische Untersuchungen gestützt waren und sind durch Aufnahme von Fremdmaterial oder im Widerspruch zu den geschiebekundlichen unvollständige Durchmischung zu erklären und Befunden stehen. W () hat sich nicht von stratigraphischer Bedeutung. neutral dahingehend geäußert, dass es zur Fra- ge des Grenzverlaufes verschiedene Ansichten gäbe. Es ist daher auch aus Prioritätsgründen angebracht, an der ursprünglichen Auff assung 3.2 Jüngeres Drenthe-Stadium Ws festzuhalten. Wichtiger ist folgender Umstand: es ist bisher In NE-Niedersachsen, im Gebiet zwischen nicht gelungen, die Jüngere Drenthe-Grund- 36 K-D M moräne wesentlich über die Landesgrenze hi- haben kann. Diese hätte zu einer intensiven naus nach Mecklenburg und Sachsen-Anhalt Entkalkung der für gewöhnlich stark sandigen zu verfolgen. Es hat den Anschein, als ob diese Haupt-Drenthe-Grundmoräne geführt. Wo Moräne bald mit der des älteren Vorstoßes zu- diese aber durch jüngere, kalkhaltige Sedimente sammenläuft, d.h. das Rückschmelzen des Eises bedeckt und dadurch geschützt ist, fehlen in nicht sehr weit ging, maximal bis ins westliche der Regel Entkalkungserscheinungen. Die au- Ostsee-Gebiet. Von dort kam es wieder, mit ßerhalb des Verbreitungsgebietes der Jüngeren dem ausgeschürften Oberkreide-Material bela- Drenthe vorhandene meist totale Entkalkung den und bevorzugt aus nord-östlicher Richtung der Hauptmoräne ist daher eine Folge späterer vorstoßend, wie besonders gut im Hamburger Entkalkung, d.h. vom Eem an. Gebiet belegt ist (E 1978). Das Jüngere Drenthe-Stadium dürfte letzten Endes nur eine, wenn auch größere Oszillation des Drenthe- Stadiums sein; es mit dem Warthe-Stadium zu 3.3 Warthe-Stadium vereinen, erscheint daher unlogisch. Unklar ist auch die Korrelation mit der saalezeit- Nur Nordost-Niedersachsen ist vom dritten lichen Abfolge in der mitteldeutschen Typusre- und damit jüngsten Vorstoß der Saale-Kalt- gion. Denkbar erscheint eine Gleichsetzung zeit erreicht worden, dem Warthe-Stadium. der Jüngeren Drenthe mit der Leipziger Phase Hier ist deshalb die reichhaltigste Glaziärfolge (E 1975). Es ist allerdings auch darauf entwickelt. Die guten Aufschlussverhältnisse hinzuweisen, dass es in Brandenburg (L ermöglichten seit jeher auch umfangreiche 1995) Übergänge zwischen „Kreidemoräne“ Leitgeschiebeuntersuchungen, deren Dichte und dolomitreicher Moräne gibt, was eher auf in NE-Niedersachsen mit einigen 100 Zäh- ein Zusammenlaufen der jüngeren Drenthe mit lungen die höchste ist, und die nur teilweise der Warthe-Moräne hinweisen würde. publiziert sind, oft nur in Tabellen oder Dia- Die intramoränalen Sedimente zwischen grammen (H 1939, G  M Haupt- und Jüngerer Drenthe ermöglichen 1970, G 1972, L 1958, 2004, keine Aussage zur Dauer und klimatischen Na- L  M 2002, M 1998, 2000). tur zwischen beiden Vorstößen. Aus Hamburg Nach diesen Zählungen sind die glaziären beschrieb G (1967: 177) Funde von Moos Sedimente, d.h. sowohl Schmelzwasserablage- und Wacholder, die auf eine Tundren-Flora rungen wie Grundmoräne, in Nordost-Nie- weisen. In Niedersachsen sind keinerlei organo- dersachsen wieder durch eine ostbaltische Ge- gene Sedimente dazwischen gefunden worden, schiebegemeinschaft gekennzeichnet. Es sind trotz bester Aufschlussverhältnisse, auch nicht die gleichen Komponenten wie in der roten im kontinuierlichen, gut 100 km langen Auf- Drenthe-Moräne in Südwest-Niedersachsen: schlussprofi l beim Bau des Elbe-Seitenkanals viele Åland-Gesteine, hoher Anteil an grauen zwischen Elbe und Aller. Dabei zeigen die paläozoischen Kalksteinen und Dolomit, Old zahlreichen eingeschalteten Beckensedimente, Red-Sandsteinen und sehr wenig Flint. In den dass es nicht an Sedimentfallen mangelte, in Schmelzwasserkiesen sinkt durch Aufarbeitung denen auch organogene Ablagerungen sich von Drenthe-Material die baltische Komponen- hätten bilden sollen und eine Chance zur Er- te und steigt der Flintgehalt. Die Farbe des Ge- haltung gehabt hätten. Vielmehr gibt es deut- schiebemergels ist braunrot bis rotbraun, auch liche Hinweise, dass es zumindest keine länger beim Geschiebelehm ändert sich der Farbton anhaltende Warmzeit dazwischen gegeben kaum. Der Einfachheit halber wird auch hier Zur Stratigraphie des Saale-Glazials in Niedersachsen 37 kurzerhand von „roter Moräne“ gesprochen. zwischen beiden Vorstößen nicht sehr lang zu Im Unterschied zu den beiden vorhergehenden bemessen, obgleich ein Eisrückschmelzen bis in Vorstößen sind kaum fl ächenhafte Vorschütt- den Bereich der östlichen Ostsee anzunehmen sande entwickelt, obwohl diese stellenweise sehr ist (W 1954: 41). mächtig werden können, am stärksten in der Während des erneuten Vorrückens des Eises rückwärtigen Barendorfer Endmoräne (östlich bis zum Außenrand Harburger Berge – Wil- Lüneburg), wo 10 bis 15 m Sand und Kies seder Berg etc. unterlag das Gebiet davor den mit typisch ostbaltischer Zusammensetzung periglazialen Wirkungen; u.a. wurden Hohlfor- die hangende rote Warthe-Moräne von der men eingeebnet, auch wenn sie teilweise von liegenden Jüngeren Drenthe-Moräne trennen. Toteis plombiert waren. Aus diesem Grund In einem tieferen Schnitt war zeitweise auch, ist die Zahl von Eem-Vorkommen innerhalb ebenfalls durch eine Sandschicht separiert, dar- des Warthe-Gebietes viel größer als außerhalb: unter noch die Drenthe-Hauptmoräne aufge- allein auf GK 25 Bleckede sind es 37 (M schlossen – einer der seltenen Fälle, wo alle drei 2004), auf dem südlichen Nachbarblatt Dah- Saale-Grundmoränen in einer Wand zu sehen lenburg 36. Viele davon machen sich auch heu- waren (H 1991). te noch morphologisch bemerkbar, gelegentlich Im äußeren Randgebiet, wo der Warthe- fi nden sich freie Wasserfl ächen, an Jungmorä- Gletscher ausdünnte, ist wohl schon primär nengebiete erinnernd. Auch gibt es, wie selbst nur geringmächtige Grundmoräne abgelagert auf der quartärgeologischen Übersichtskarte 1: worden, die bevorzugt späterer Abtragung zum 500 000 von Niedersachsen ersichtlich, viele Opfer fi el. Erst in 20 bis 30 km Entfernung kleinräumige Beckentonvorkommen und die vom Maximalrand ist Warthe-Grundmoräne ganze Landschaft ist lebhafter strukturiert. weniger lückenhaft verbreitet und können auch Wenn man also, was die Frische der Formen an- größere Mächtigkeiten auftreten. Maximal sind belangt, überhaupt einen Gegensatz zwischen es 17 m in der Kartierbohrung G 17 auf GK Drenthe und Warthe sehen will, dann liegt die 25 Bleckede (M 2004). Wegen der sehr Grenze an der oben benannten Linie. lückenhaften Vorschüttsedimente liegt die Die Korrelation mit den Nachbargebieten ist Warthe-Grundmoräne meist auf drenthezeit- relativ unproblematisch: in Hamburg zum lichen Sedimenten; ihre unteren Partien sind „Fuhlsbüttler Vorstoß“ (G 1967), in dann stärker durch aufgenommenes Material Schleswig-Holstein zum “Hennstedt-Vorstoß“ geprägt. Wenn auch die Jüngere Drenthe- (S 1980). Unmittelbar angrenzend und Grundmoräne fehlt, können auf großen Flä- in gleicher morphologischer Position ist der chen drenthezeitliche Schmelzwassersedimente besonders im Raum Stendal-Gardelegen weitfl ä- oberfl ächennah anstehen. chig verbreitete „Rote Altmärker Geschiebemer- Für das Intervall zwischen Jüngerer Drenthe gel“. Auch er zeichnet sich durch hohen Anteil und Warthe gilt das gleiche wie für den Ab- an Åland-Kristallin, paläozoischen Kalksteinen schnitt zwischen Haupt-Drenthe und Jüngerer und Dolomit aus (H  M 1997). Drenthe: in Niedersachsen sind keinerlei orga- Weiterreichende Korrelationsversuche gestalten nogene Bildungen oder Böden bekannt. Aus sich schwierig. Es bedarf noch beträchtlicher Hamburg beschreibt G (1967) immerhin Anstrengungen, um zu einer befriedigenden Relikte von Podsolen. Wenn Warthe-Geschie- Lösung zu kommen, wobei auf Leitgeschiebe- bemergel direkt auf Jüngerer Drenthe-Moräne Zählungen nicht verzichtet werden sollte. Es liegt, fehlt in letzterer jede Spur von Entkal- ist bedauerlich, dass in den mitteldeutschen kung. Demnach ist auch hier der Zeitraum Braunkohle-Gebieten die Chance zu Leitge- 38 K-D M schiebe-Studien bisher kaum genutzt wurde. Jegliche Anzeichen für eine Warmzeit zwischen Nicht zuletzt die Verschiebung der TGZ ent- Eem und Drenthe-Hauptmoräne fehlen, ob- lang des Eisrandes wäre hier in idealer Weise zu wohl die Hohlform die ideale Sedimentfalle untersuchen, worauf auch L (1999: 155) darstellt. Das gilt gleichfalls für die anderen hinweist. Höchst wünschenswert wären auch Abschnitte der Rehburger Phase bis in die entsprechende Untersuchungen in Polen, wo Niederlande, und speziell dort kann schon gar Einzelstudien die Brauchbarkeit der TGZ-Me- nicht von einer Kenntnislücke gesprochen wer- thode erneut bewiesen haben (B den. Wenn in tiefen Hohlformen, die seit ihrer & M 1991, G 2000, C 2001). Entstehung keinerlei Erosion unterlagen, zwar Was unter Warthe-Stadium wirklich zu verste- reichlich eemzeitliche und jüngere, aber keine hen ist, kann schließlich nur in der Typ-Region älteren organogenen Sedimente vorhanden defi niert werden und nicht in weit entfernten sind, muss bezweifelt werden, dass es letztere Randgebieten. überhaupt gab. Auch in Nordost-Niedersachsen ist die Situa- tion nicht anders: unabhängig von Alter und

Entstehungsart der Hohlformen fi nden sich 4 Zur Frage einer Warmzeit zwischen unter dem Eem keine älteren organogenen Drenthe- und Warthe-Stadium Ablagerungen. Bemerkenswert ist auch, dass unter dem Eem meist nicht die Warthe-Mo- räne folgt, sondern ältere glazigene Sedimente. Vorherstehend wurde erörtert, dass in Nieder- Off enbar hat Drenthe-Toteis die Hohlformen sachsen innerhalb der saalezeitlichen Glaziär- plombiert und so vor der Verfüllung geschützt. abfolge keinerlei organogenen Ablagerungen Auf ähnliche Verhältnisse in Mitteldeutschland oder Bodenbildungen gefunden wurden, trotz hat besonders auch E (1975 :160) hin- guter Aufschlussverhältnisse und obwohl jeder gewiesen. In den nordwestdeutschen Ländern Vorstoß eine große Anzahl von Hohlformen (E et al. 1984) ist man sich daher einig, hinterließ, die als Sedimentfallen geeignet dass zwischen Holstein-Dömnitz/Wacken und waren. Das triff t besonders für den Haupt- Eem keine weiteren Th ermomere interglazialen Drenthevorstoß zu, der beim Vorrücken im oder interstadialen Charakters existieren. Diese proximalen Bereich der Rehburger Stauchend- zurückhaltende Bewertung beruht auch auf der moräne stattliche Zungenbecken hinterließ, Tatsache, dass die in den vergangenen Jahrzehn- wovon das Quakenbrücker Becken im südli- ten postulierten Th ermomere wie Ohe, Treene chen Oldenburg mit max. 30 x 15 km Ausdeh- oder Gerdau sich sämtlich als Fehldeutungen nung das größte und tiefste ist. Aus zahlreichen erwiesen haben. Bohrungen sind hier seit langem organogene In den Nachbarländern ist die Situation auch Ablagerungen bekannt, deren Altersstellung nicht anders. Die unlängst wieder von N aber umstritten war, bis eine erneute Kernboh- (2003) aufgeführten Vorkommen angeblich int- rung im Jahre 1985 Klarheit brachte (H ra-saalezeitlicher Warmzeiten wie Rügen oder et al. 1994). Nach dieser Bohrung liegt in 109 Uecker sind teils unvollständig, teils unsicherer m Tiefe die Drenthe-Hauptmoräne, gefolgt von Position, in keinem Fall unstrittig und schon 43 m glazilimnischen Sedimenten, darüber das gar nicht als Referenzprofi le geeignet (L 9 m mächtige Eem und eine 43 m mächtige 1994). Nicht besser ist die Situation in den öst- fl uviatil-limnische Folge mit eingeschaltetem lichen Nachbarländern. Das gilt auch für den Brörup-, Odderade- und Oerel-Interstadial. besonders interessanten, weil in der Warthe-Ty- Zur Stratigraphie des Saale-Glazials in Niedersachsen 39 pusregion gelegenen großartigen Aufschluss von Reichweite, wodurch die Korrelationen über Belchatow bei Lodz, wo weder der interglaziale Landes-, ja selbst Bezirksgrenzen hinaus er- Charakter noch die stratigraphische Position schwert wird. Unterschiedliche Untersuchungs- der organogenen Schichten der „Chojny-For- methoden sind dabei nicht gerade hilfreich, zu- mation“ einwandfrei nachgewiesen sind, wes- mal Zusammenarbeit über die Ressortgrenzen halb sich die Subkommission für Europäische eher die Ausnahme ist. Quartärstratigraphie bei ihrer Tagung 1994 in Nicht nachgewiesen sind bislang warmzeitliche Lodz zu recht sehr zurückhaltend äußerte. In Sedimente in einwandfreier Position innerhalb anderen Fällen wie bei Snaigupele (Litauen) ist der saalezeitlichen Glaziärabfolge, auch nicht der interglaziale Charakter zwar klar, nicht aber im benachbarten Ausland. Da ferner aus geo- sind es die Lagerungsverhältnisse, desgl. bei logisch-geomorphologischen Gründen deren Sklov, Roslavl etc., die wohl eher mit dem in Existenz eher unwahrscheinlich ist, sollte bei den Cromer-Komplex gehörenden polnischen der Aufstellung von neuen Interglazial- und Ferdinandow-Interglazial zu vergleichen sind Glazialzeiten Vorsicht walten. (Z 1996). Als Fazit bleibt, dass weder in Deutschland noch in den Nachbarländern Intra-Saale-Warmzeiten (jünger als Dömnitz) nachweisbar sind und alle 6 Schriftenverzeichnis Fakten gegen eine solche Existenz sprechen. B, L. (1998): Vergleich der Grund- moränen des Saale-Glazials der Niederlau- sitz mit denen Nordwestdeutschlands, der 5. Ausblick Niederlande und Polen. - Brandenburgische Geowiss. Beitr., 5 (2): 29-41, 7 Abb., 2 In den letzten Jahrzehnten hat es enorme Tab.; Kleinmachnow. Fortschritte bei der Erforschung der „Saale- B, L. (Hrsg.) (1995): Das Quartär Eiszeit“ gegeben. Früher als mehr oder weniger Deutschlands. - 408 S., 95 Abb., 30 Tab.; einheitlich aufgefasst, allenfalls durch mehrere Berlin, Stuttgart (Borntraeger). Rückzugsphasen gegliedert, hat sich nunmehr B, M. W.    B, D. J. (1987): ein diff erenzierteres Bild ergeben. Der ältere Saalian glacial deposits and morphology in Abschnitt nach dem Holstein-Interglazial, als Th e Netherlands. - In: J.J.M.   M „Untere Saale“ bezeichnet, umschließt ein bis (ed.): Tills and Glaciotectonics: 235-251, 9 zwei Warmzeiten mit Laubwaldentwicklung, Fig.; Rotterdam (Balkema). jedoch sind zugehörige Meereshochstände bis- B, J.M.  M, K.-D. (1991): lang unbekannt, was die Korrelation mit der Th e analysis of erratics from glacial deposits Tiefsee-Chronologie erschwert. Ferner sind in Trzebnica (Silesia). - Slask. spraw. Arche- aus den zwischengeschalteten kaltzeitlichen ol., 32: 29-42, 2Fig., 1Tab.; Wroclaw. Abschnitten keine glaziären Sedimente nach- C, A. G. (1967): Stand und Probleme der gewiesen. Quartärstratigraphie im Nordteil der DDR. Die früher zweigeteilte glaziäre Abfolge mit - Ber. dt. Ges. geol. Wiss., A. Geol. Paläont., Drenthe- und Warthestadium hat sich ebenfalls 12 (3/4): 375-404, 4 Abb., 1 Tab.; Berlin. als vielfältiger herausgestellt mit Grundmoränen C, P. (2001): Fennoscandian Erratics in wechselnder und sich zum Teil wiederholen- in quaternary deposits of middle Poland der Fazies und noch nicht hinreichend geklärter and their value for stratigraphic purposes. 40 K-D M

- (poln.; mit engl. summary). - Acta Geogr. Frühe Menschheit u. Umwelt, II: 168 -195, Lodz., 80: 174 S., 53 Abb., 4 Tab.; Lodz. 1Tab., 8 Taf.; Köln/Graz. E, J. (): Die quartäre Morphogenese H, S., J, P., R, M.  der Harburger Berge und ihrer Umgebung. R, P. H. (1989): Composition and – Mitteilungen der Geographischen Gesell- source of the clay-sized fraction of Saalian schaft in Hamburg, 68: 181 S.; Hamburg. till in Th e Netherlands. - Boreas, 18: 89-97., E, J. (1992): Origin and distribution of 5 Fig., 2 Tab.; Oslo. red tills in North . - Sverig. geol. H, J., K, S., M, J.  M, Unders., Ca, 81: 97-105, 4Abb.; Uppsala. K.-D. (1994): Eem-, weichsel- und saale- E, J., M, K.-D.  S, H.-J. zeitliche Ablagerungen der Bohrung „Qua- (1984): Th e Pre-Weichselian Glaciations of kenbrück GE 2“. - Geol. Jb., A 134: 9-69, North-West Europe. - Quat. Sci. Rev., 3: 29 Abb., 1 Tab.; Hannover. 1-40, 11Abb., 1 Tab., 3 Taf.; Oxford. H, J. (1939): Diluvialstratigraphische E, L. (1975): Das Quartär der Leip- Geschiebeuntersuchungen zwischen Elbe ziger Tiefl andsbucht und angrenzender und Rhein. - Abh. Naturw. Verein Bremen, Gebiete um Saale und Elbe. - Schriftenr. f. 31: 274-285; Bremen. geol. Wiss., 2: 263 S., 58 Abb., 23 Tab., 17 H, K.  M, K.-D. (1997): Leitge- Taf.; Berlin. schiebezählungen von elster- und saalezeit- G, W.  M, K.-D. (1970): Ost- lichen Ablagerungen aus Sachsen, Sachsen- baltische Geschiebe (Dolomite, Old Red- Anhalt und dem östlichen Niedersachsen. Sandsteine) im Gebiet zwischen Lüneburg - Leipziger Geowissenschaften, 5: 115-128, und Uelzen. - Der Geschiebesammler, 5: 7 Abb., 3 Tab.; Leipzig. 1-12, 1 Abb., 2 Tab.; Hamburg. H, H.-C. (1991): Über die interne G, M.  M, H. (2005k): Numerical Struktur und die stratigraphische Stellung 230 Th /U dating and a palynological review mehrerer Endmoränenwälle im Bereich der of the Holsteinian/Hoxnian Interglacial.- Nordheide bis östlich Lüneburg. - Geol. Jb., Quat. Sci. Rev., 24: 1861-1872, 4 Fig., 3 A 126: 151-169, 7 Abb.; Hannover. Tab.; Oxford. I, H. (1952): Eisrandlagen und eiszeitli- G, M. (2000): Some petrographical che Entwässerung in der Umgebung von features of Vistulian lodgement till in the Bremen. - Abh. Naturw. Ver. Bremen, 33: Central and Southern Wielkopolska Low- 19-56, 14 Abb.; Bremen. land and there signifi cance towards estimat- J, H.  L, G. (1987): Arbeitsergeb- ing the dynamik of the last ice sheet., (pol.; nisse der Subkommission für Europäische mit engl. summary). - Poz. soc. art. and sci., Quartärstratigraphie: Typusregion des Hol- publ. comm. Geogr. Geol., 28: 146 S., Fig., stein-Interglazials (Berichte der SEQS 8). Tab; Poznan. - Eiszeitalter u. Gegenwart, 37: 145-148, G, J. P. (1972): Geschiebeführung 1Abb.; Hannover. und Stratigraphie saaleeiszeitlicher Abla- J, O.  B, M. (2003): Zur Altersstel- gerungen (Pleistozän) im Südwesten des lung der Schöninger Speere. - Veröff . L.-Amt Uelzener Beckens (Nordost-Niedersachsen). Archäologie, 57: 281-288, 4 Abb.; Halle., - Mit. Geol. Inst. TU Hannover, 11: 1-75, K, S., R, M.    W- 20 Abb., 2 Taf., 7 Tab.; Hannover. , D. (1991): Till stratgraphy and G, F. (1967): Die Gliederung der Saale- ice movements in eastern Overijssel, Th e (Riss-)Kaltzeit im Hamburger Raum. - In: Netherlands. - Boreas, 20: 193-205, 15 Fig.; Zur Stratigraphie des Saale-Glazials in Niedersachsen 41

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petrographically-stratifi ed thick till in the younger Middle Pleistocene Interglacials northern Netherlands and a Saalian glacia- (Holsteinian, Reinsdorf and Schöningen) tion model for the North Sea Basin. – Med- in the Schöningen open cast lignite mine edelingen van de Werkgroep voor Tertiaire (eastern Lower Saxony, Germany). - Meded. en Kwatiaire Geologie, 26: 31-64.; Leiden. Rijks Geol. Dienst, 52: 175-186, 7 Fig.; R, K. (1950): Die Entwicklungsge- Haarlem. schichte der Täler zwischen Lathen und W, D.   (1987): Structural Verden/Aller. - Geol. Jb., 65: 641-656, 5 geology and sedimentology of the Dammer Abb.; Hannover. Berge push moraine. - In: Tills and gla- - - (1958): Geschiebegrenzen und Eisrandlagen citectonics: 157-182, 32 Fig.; Rotterdam in Niedersachsen. - Geol. Jb., 76: 223-234, (Balkema). 1 Taf.; Hannover. W, P. (1927): Über die Ausdehnung S, K., S, E.  Z, J. G. der letzten Vereisung in Norddeutschland. (1993): Die Eiszeit in Nordwestdeutschland. - Sitzungsber. preuß. geol. L.-Anst., 2: 115- Zur Vereisungsgeschichte der Westfälischen 119; Berlin. Bucht und angrenzender Gebiete. - 143 - - (1929): Das Eiszeitalter. Grundlinien einer S., 49 Abb., 24 Tab., 2 Taf., 2 Kt.; Krefeld Geologie des Diluviums. - 406 S., 162 Abb., (Geol. Landesamt). 15 Tab.; Stuttgart (Enke). -- (2003): Die Eiszeit in Nordost- Westfalen - - (1954): Saaleeiszeit, Warthestadium und und angrenzenden Gebieten Niedersach- Weichseleiszeit in Norddeutschland. - Eis- sens. - 95 S., 15 Abb., 10 Tab., Anh.; Krefeld zeitalter und Gegenwart, 4/5: 34-48, 4 (Geol. Landesamt). Abb.; Öhringen/Württ. S, H.-J. (1980): Glazialgeologische - - (1969): Quartär. Handbuch der stratigra- Untersuchungen im südlichen Geestge- phischen Geologie, II. - 263 S., 77 Abb., 16 biet Dithmarschens. - Schr. Naturw. Ver. Tab.; Stuttgart (Enke). Schlesw.- Holst., 50: 1-36, 17 Abb., 2 Tab., Z, W. H. (1996): Th e Cromerian Com- 1 Taf.; Kiel. plex Stage of the Netherlands and correla- - - (1998): Geschiebemergel als stratigraphische tion with other areas in Europe. - In: T- Leithorizonte in Schleswig-Holstein: Ein , C. (ed.): Th e Early Middle Pleistocene Überblick. - Meyniana, 50: 113-135, 5 in Europe: 145-172, 20 Fig.; Rotterdam/ Abb., 3 Tab., 1 Taf.; Kiel. Brookfi eld (Balkema). T, H. (1999): Altpaläolithische Holz- Z, J. G. (1976): Sedimentpetrographi- geräte aus Schöningen, Lkr. Helmstedt. sche Untersuchungen des Geschiebelehms Bedeutsame Funde zur Kulturentwicklung von Emmerschans (Drenthe, Niederlande) des frühen Menschen. - Germania, 77 (2): mit Bemerkungen über eine Typeneintei- 452-487, 18 Abb., Beil.; Mainz. lung der Saale-Grundmoräne. - Eiszeitalter U, B. (1995): Palynological evidence of u. Gegenwart, 27: 30-52, 7 Abb., 6 Tab.; Öhringen/Württ. 43-63 Eiszeitalter und Gegenwart 55 Hannover 2005 3 Abb., 1 Tab.

Das Pleistozän des nördlichen Harzvorlands – eine Zusammenfassung

H-J W, L F  H B*)

Keywords: quaternary, harz foreland, glaciofl uvial/ periglaziale Bedingungen, unter denen der Nieder- fl uvial deposits, terrace stratigraphy terrassen-Schotter in den bereits vorher existieren- den Tälern abgelagert wurde. Kurzfassung: Das nördliche Harzvorland liegt im Grenzbereich zwischen der ehemaligen nordischen Abstract: Th e northern Harz foreland is the border- Vereisung und dem Perigazialraum Mitteleuropas. land between the former northern glaciation and Die ältesten pleistozänen Sedimente bilden Terras- the periglacial area of Central Europe. Th e oldest senkiese, die vor der Elstereiszeit abgelagert wurden sediments of the Pleistocene period are fl uvial gravel und einem nicht näher datierbaren Oberterras- deposited before the Elster glacial period. Th ey can sensystem zugeordnet werden. Die Elstereiszeit ist not be exactly dated and were assigned to a system durch Terrassenkies und glazifl uviatile Sande über- called “Oberterrasse” (upper terrace). liefert. Die folgende Holstein-Warmzeit lässt sich Th e Elster glacial period is documented by fl uvial nur an wenigen Stellen pedologisch nachweisen. Für gravel and melt water sand. Th e following Holstein den Saale-Komplex wird erstmals eine litho- und pe- interglacial period is verifi ed only by a few pedologi- dostratigraphische Gliederung für das Harzvorland cal sites. Th e early Saale period can be divided for the vorgestellt. Die Fuhne-Kaltzeit und die Dömnitz- fi rst time in this area into periglacial sediments, ice Warmzeit lassen sich anhand von Fließerden, Kalt- wedges and soils. In the top of these layers follows zeitindikatoren sowie Böden belegen. Der darüber the gravel of the “Mittelterrasse” (middle terrace). liegende Mittelterrassen-Kies der Saale-Kaltzeit stellt It is the most important layer of the Pleistocene in den wichtigsten Leithorizont im Pleistozän dar. Er the Harz foreland. It can be divided into several ac- lässt sich in mehrere Aufschüttungsphasen unter- cumulation periods. Th e middle terrace is covered by gliedern. Darüber folgen stellenweise glazigene und isolated glacial and periglacial sediments. glazifl uviatile Sedimente. Die Entwässerung wäh- Th e drainage during the maximum expansion of rend der maximalen Ausdehnung des Eises erfolgte the northern ice mass is showing by a great valley unter und vor dem Eis. Dieses wird durch die An- and melt water sand. Th e melt water eroded parts lage einer bedeutenden Talung sowie glazifl uviatiler of the valleys under the ice parallel to the border of Ablagerungen belegt. Das Eis schmolz über mehrere the glacier. Toteisphasen ab. Th e retreat of the glaciers happened in form of dead In der letzten Kaltzeit herrschten im Harzvorland ice periods. In the last glacial period, the Weichsel period, the Harz foreland lay in the periglacial area. Th e valley, *Anschriften der Verfasser: Dr. H.-J. W, that was formed before this time under the ice mass, Wedekindstraße 12A, D-30161 Hannover, Email: was fi lled with gravel of the “Niederterrasse” (lower [email protected]; PD Dr. habil. L. F- terrace). , Merkurstraße 20, D-71726 Benningen, Email: [email protected]; Dr. H. B- , Dorfstraße 71, D-31637 Rodewald, Email: [email protected].