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Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nr. 10 Verkehrsprojekte Deutsche Einheit

Bundesautobahn A 20 Lübeck–

Dokumentation 2005

Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nr. 10

Neubau der Bundesautobahn A 20 Lübeck (A 1)–Stettin (A 11)

Dokumentation 2005 im Auftrag

der Bundesrepublik Deutschland

des Landes Schleswig-Holstein

des Landes -Vorpommern

des Landes DEGES Inhalt

Zum Geleit Bundesminister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen ...... Seite 4

Historie Zur Baugeschichte der A 20 ...... Seite 6

Neubeginn Verkehrsprojekte Deutsche Einheit ...... Seite 12 DEGES – ein Dienstleister moderner Prägung ...... Seite 13 Die schleswig-holsteinische Straßenbauverwaltung ...... Seite 14

Planung VDE Nr.10: A 20 Lübeck–Stettin ...... Seite 16 Vielschichtiges Planungsgeschehen ...... Seite 18 Variantenvergleiche ...... Seite 20 Hoher Stellenwert für die Belange der Umwelt ...... Seite 22 Notwendigkeit des Neubaus aus verkehrlicher Sicht ...... Seite 26 Grunderwerb ...... Seite 28 Gestaltungskonzepte für die Brückenbauwerke ...... Seite 30

Die A 20 in Schleswig-Holstein (SH) Zum Geleit Minister für Wissenschaft, Wirtschaft und Verkehr des Landes Schleswig-Holstein ...... Seite 32

Maßnahme 1. Abschnitt: AK Lübeck–Lgr. SH/MV ...... Seite 34 3. Die Wakenitzquerung – eine ökologisch-sensible Baumaßnahme . . . Seite 40

Die A 20 in Mecklenburg-Vorpommern (MV) Zum Geleit Wirtschaftsminister des Landes Mecklenburg-Vorpommern ...... Seite 62

2 Inhalt

Maßnahme 2. Abschnitt: Lgr. SH/MV–AK Wismar ...... Seite 44 3. Abschnitt: AK Wismar–AK ...... Seite 50 3. Vielfältige Maßnahmen zum Schutz von Natur und Umwelt ...... Seite 53 3. Die Warnowbrücke – ein Bauwerk der Besonderheiten ...... Seite 56 4. Abschnitt: AK Rostock–AS -West ...... Seite 58 Maßnahmen zum Natur- und Landschaftsschutz ...... Seite 60 5. Abschnitt: AS Grimmen-West–AS Gützkow ...... Seite 62 B 96n Zubringer /Rügen ...... Seite 64 6. Abschnitt: AS Gützkow–AS -Süd ...... Seite 66 Kompaktasphalt – innovative Technologie des Straßenbaus ...... Seite 69 Peenequerung: Eine besondere Herausforderung ...... Seite 70 Übergreifendes Konzept zur großräumigen Biotopvernetzung . . . . . Seite 74 Ueckertalbrücke – ein Bauwerk der Superlative ...... Seite 82

Die A 20 in Brandenburg (BB) Zum Geleit Minister für Infrastruktur und Raumordnung des Landes Brandenburg ...... Seite 84

Maßnahme 7. Abschnitt: AS Pasewalk-Süd–AD Kreuz ...... Seite 86 LBP-Maßnahmen in weiträumiger Agrarlandschaft ...... Seite 89

Geologie Innovative Gründungsverfahren bei schwierigen Bodenverhältnissen . . Seite 90

Service Unterhaltung und Betriebsdienst ...... Seite 91 Tanken, rasten und erholen ...... Seite 92

Region Mecklenburg-Vorpommern ...... Seite 93 Landkreis Uckermark ...... Seite 98

Archäologie Erfolgreiche Spurensuche nach vergangenen Kulturen ...... Seite 100

3 Zum Geleit

ie Schaffung einer leistungsfähigen und Mobilität von Personen und Gütern ermögli- Dmodernen Verkehrsinfrastruktur in den chende Verkehrswege angewiesen. Verkehrs- neuen Bundesländern und zwischen den infrastrukturinvestitionen sind daher eine we- neuen und den alten Bundesländern ist und sentliche Voraussetzung für Unternehmens- bleibt eine der vorrangigen Aufgaben der investitionen und damit für die Schaffung von Bundesregierung. Arbeitsplätzen.

Eine gute Verkehrsanbindung und -erschlie- Der Straßeninfrastruktur kommt hierbei eine ßung ist unverzichtbar für die wirtschaftliche besondere Rolle zu. Straßen bilden das Rück- Entwicklung eines Landes. Wirtschaft und grat eines leistungsfähigen Verkehrssystems Handel sind zur Sicherung und Stärkung ihrer und sind für die Mobilität der Bürgerinnen und Wettbewerbsfähigkeit auf leistungsfähige, die Bürger unverzichtbar. 4 Zum Geleit

Die Ostseeautobahn A 20 Lübeck – Stettin, die dem Verkehr nun durchgehend auf 324 km Länge zur Verfügung steht, zählt zu den wich- tigsten Straßenbauvorhaben, die seit der deut- schen Wiedervereinigung realisiert wurden. Als längstes und bedeutendstes Verkehrsprojekt Deutsche Einheit – Straße wird sie künftig eine wichtige Verbindung zwischen den alten und den neuen Ländern, aber auch zwischen West- und Osteuropa herstellen und besitzt damit europaweite Bedeutung.

Vorrangig wird die A 20 aber als Hauptentwick- lungsachse für den gesamten Ostseeraum dienen und Ostseehäfen und Ostseebäder optimal an die Wirtschaftszentren und Haupt- absatzmärkte in Ost und West anbinden.

Damit bringt die A 20 vor allem für den Frem- All denen, die mit viel Engagement an Planung denverkehr, der für die norddeutschen Küsten- und Bau der A 20 beteiligt waren, danke ich für länder von großer wirtschaftlicher Bedeutung ihre gute Arbeit. Den Verkehrsteilnehmern ist, eine deutlich verbesserte Erreichbarkeit wünsche ich auf der neuen eine und damit eine höhere Attraktivität. allzeit gute und unfallfreie Fahrt.

Die A 20 ist aber nicht nur wirtschaftlich von überragender Bedeutung. Sie bringt gleichzei- tig eine Entlastung des nachgeordneten Stra- ßennetzes vom weiträumigen Verkehr und damit eine Entspannung der Verkehrssituation in den Ortsdurchfahrten. Dies wird zu mehr Verkehrssicherheit, einer Entschärfung der Lärm- und Abgassituation und damit zu mehr Dr. Manfred Stolpe Lebensqualität für die betroffenen Menschen Bundesminister für Verkehr, führen. Bau- und Wohnungswesen

5 Historie Zur Geschichte des Autobahnbaus in Deutschland Es begann Anfang des 20. Jahrhunderts

chon in den 20er Jahren des vorigen Jahr- Reichsautobahnen – Shunderts waren erste konkrete Überlegun- Straßenbau in großem Stil gen für ein deutsches Autobahnnetz angestellt worden. So wurde 1926 der „Verein zur Vorbe- Kurz nach der Machtergreifung Hitlers im Jahr reitung einer Autostraße Hansestädte–Frank- 1933 stellte der spätere „Generalinspektor für furt am Main– (HaFraBa) e. V.“ gegrün- das deutsche Straßenwesen“ Dr.-Ing. Fritz det, der 1927 bereits ein vollständiges Netz Todt dem Diktator ein nahezu minutiös durch- von Nur-Autostraßen für Deutschland plante dachtes Konzept für einen programmatischen und 1929 erstmals das Wort „Autobahn“ Autobahnbau vor. Dieses Konzept führte bei prägte. Hitler und in der bis zu diesem Zeitpunkt ge- Bestrebungen der Provinzialverwaltung des gen den Autobahnbau eingestellten NSDAP zu Rheinlandes führten dann 1929 bis 1932 zum einem Meinungsumschwung. Am 23. 09. 1933 Bau einer kreuzungsfreien Verbindung zwi- erfolgte der „erste Spatenstich“ an der bereits schen Köln und , die aufgrund des fehlen- weitgehend vom HaFraBa-Verein geplanten den Mittelstreifens als „Kraftwagenstraße“ Autobahn am Main–. Das bezeichnet wurde. im Mai 1934 erstmals der Öffentlichkeit vorge- Die in Anwesenheit des damaligen Kölner stellte Grundnetz der Reichsautobahnen um- Oberbürgermeisters Dr. fasste zunächst 6.900 Kilometer und wurde eröffnete Strecke erhielt 1959 die Eigenschaft zeitgleich an dreizehn Stellen im Deutschen einer Autobahn. Reich begonnen. Die Propaganda tat ein Übri-

Erstes 6.900-Kilo- meter-Grundnetz der Reichsautobah- nen vom Mai 1934.

6 Historie

ges, so dass der Bau von Reichsautobahnen bis zum Zweiten Weltkrieg im Wortsinn „allge- genwärtig“ war. Fast 3.900 Streckenkilometer wurden bis 1943 dem Verkehr übergeben. Ungeachtet der Tatsache, dass die Autobah- nen durchaus ideologisch genutzt wurden und z. T. der Kriegsvorbereitung dienten, wurde bei den ab 1935 in Deutschland gebauten Auto- bahnen besonderer Wert auf die optimale Einbindung der Strecken in die Landschaft gelegt. Mit einem jeweils regional unterschied- lichen architektonischen Gestaltungskonzept für Brücken, Rastanlagen und Einrichtungen des Betriebsdienstes erhielten die jeweiligen Autobahnstrecken eine Art „Identität“, anhand der die Benutzer erkennen konnten, welchen Abschnitt sie gerade befuhren. – Grundnetzstrecke –Stettin (Strecke 54) Trassierung der Der erste Ausbauplan für ein deutsches Auto- – Grundnetzstrecke Berlin– (Strecke damaligen Reichs- bahnnetz vom Mai 1934 sah die Wirtschaftsbe- 19/20) autobahn Stettin– Berlin: Kilometer- ziehungen im Ostseeraum primär und rein – Ergänzungslinie Berlin–Rostock (Strecke 53) lange Geraden zentralistisch auf die Hauptstadt ausgerichtet. – Ergänzungslinie Berlin–Stralsund (Strecke 52) unterstreichen die Die festgesetzten Dringlichkeiten sahen schier endlos wir- kenden Wälder zunächst den Bau der wichtigeren Grundnetz- (1935). strecken bis etwa Ende 1939 vor. Ab 1940 Revolutionäres Tempo: In einer sollten dann auch die so genannten Ergän- Stunde von Berlin nach Stettin zungslinien verwirklicht werden. Nördlich von Berlin waren vier Radialen vorgesehen, die die Im Sommer 1933 war das Unternehmen Hauptstadt mit den wichtigsten Hansestädten „Reichsautobahnen“ mit Sitz in Berlin aus der des Ostseeraumes verbinden sollten: Taufe gehoben. Als vordringlichste Aufgabe wurde unter anderem die Verbindung der Hauptstadt Berlin mit der Hafenstadt Stettin angesehen. Noch im Oktober 1933 ist daher in Stettin eine Oberste Bauleitung der Reichsau- tobahnen (OBR) eingerichtet worden, die diese Linie zu planen und bauen hatte. Bereits am 21. 03. 1934 erfolgte der symbolische „erste Spatenstich“ und nur 2 1/2 Jahre später, am 27. 09. 1936, war die fast 115 Kilometer lange Strecke in Betrieb. Diese erste Autobahn des Ostseeraumes war allerdings noch von Planern der Reichsbahn entworfen worden. Sie gleicht daher in wesentlichen Aspekten einer Eisen- bahnlinie: Die Strecke verläuft in kilometerlan- gen Geraden mit nur kurzen dazwischenge- schalteten Kreisbögen durch die fast endlos wirkenden Nadelwälder der Schorfheide und der Uckermark. Die Brücken sollten bewusst funktional wirken und waren demzufolge hin- Die fertige Strecke sichtlich der architektonischen Gestaltung eher Berlin–Stettin in der den 1920er Jahren entlehnt. Schorfheide (1937).

7 Historie

Neue Überlegungen zur Generalinspektor für das deutsche Straßenwe- Erschließung des Ostseeraums sen Anfang 1937 eine Planungsgruppe mit Sitz in Schwerin ein. Ihre Aufgabe war eine um- Bereits im August 1935 – nur knapp ein Jahr fangreiche Untersuchung der Verkehrsverhält- nach der Veröffentlichung des Grundnetzes nisse und -erfordernisse in Mecklenburg und von 6.900 Kilometern – kam es im Raum nörd- im westlichen Pommern. Analysiert wurden lich von Berlin zu einer entscheidenden Modifi- sowohl die optimale Erschließung der Sied- zierung des Netzes. Man erkannte früh, dass lungsschwerpunkte, eine hinreichende Anbin- eine alleinige Ausrichtung des Netzes auf dung an den Westen und Südwesten des Berlin nicht den historisch gewachsenen Wirt- Reiches, an die Hauptstadt Berlin und die schaftsbeziehungen des Ostseeraumes ge- gesamte Ostseeküste. Ebenso wurden die recht werden würde. Im Ergebnis wurde das „Ausstrahlungslinien“ in Richtung der nordi- Grundnetz um eine weitere Strecke ergänzt, schen Staaten berücksichtigt. Im Ergebnis die in Höhe von Wittstock in östlicher Richtung entstand eine völlig neue Autobahnplanung, abzweigen und bei Gramzow (etwa am heuti- die bereits Ähnlichkeiten mit der heutigen gen Kreuz Uckermark) in die Strecke Stettin– „Ostseeautobahn“ hatte und demzufolge als Berlin einmünden sollte. Die Ergänzung um wesentlicher Vorläufer von ihr gilt: Im April diese so genannte „Mecklenburger Südlinie“ 1937 wurde die so genannte „Mecklenburger hätte neben der Nord-Süd-Erschließung der Nordlinie“ (Strecke 90) in das Grundnetz der Hauptstadt erstmals auch eine erheblich bes- Reichsautobahnen aufgenommen. Diese Linie sere Abwicklung des West-Ost-Verkehrs von sollte bei Schwerin von der Hamburger Auto- Hamburg über Stettin in Richtung Ostpom- bahn abzweigen und in einem etwa 200 Kilo- mern ermöglicht. meter langen Bogen quer durch Mecklenburg

Verändertes Auto- bahn-Grundnetz im Ostseeraum (Stand: Mai 1936).

„Mecklenburger Nordlinie“ als zum heutigen Kreuz Uckermark führen. Zu Vorläufer der „Ostseeautobahn“ baulichen Vorleistungen für diese Autobahn ist es allerdings vor 1945 nicht mehr gekommen. Knapp ein Jahr später wurden erneut Untersu- Statt dessen sind ab Februar 1938 die Erd-, chungen durchgeführt, die noch immer eine Brücken- und teilweise auch die Deckenbauar- weitgehend unzureichende Erschließung des beiten auf der 240 Kilometer langen Strecke Ostseeraumes durch das geplante Netz be- Berlin–Hamburg in Angriff genommen worden. stätigten. Aus diesem Grunde richtete der Etwa 1940 sollte diese Linie dem Verkehr 8 Historie

Ausstrahlungslinien der sogenannten „Mecklenburger Nordlinie“ (Stand: April 1937), dem Vorläufer der heutigen „Ostsee- autobahn“ A 20.

übergeben werden. Spätestens ab April 1938 verlangten die geplanten Autobahnen in Öster- reich und militärische Vorbereitungen am West- wall zusätzliche Ressourcen an Arbeitskräften und Material, so dass an der Verbindung Ber- lin–Hamburg von Anfang an nur mit „mäßigem Tempo“ gearbeitet werden konnte. Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges im Septem- ber 1939 wurden die Bauarbeiten an den Auto- bahnen in Mecklenburg nahezu vollständig Überführungsbau- stillgelegt. Etwa 130 km begonnene Erdarbei- werk in „industrieller ten und eine über 16 km fragmentarisch vor- Fertigteilbauweise“ handene Fahrbahndecke blieben als Erinne- an der DDR-Auto- bahn Rostock– rung fast 40 Jahre ungenutzt in der Landschaft Berlin (aufgenom- liegen. men 1988).

Beschlüsse des VII. Parteitages der SED aus Die DDR suchte eine schnelle dem Jahre 1967 konnten erstmals wieder Anbindung nach Rostock Planungsressourcen auf den Bau einer Auto- bahn Rostock–Berlin konzentriert werden. Aufgrund dringenderer Aufgaben war in der Ziel war es, zum einen auch die nördlichen unmittelbaren Nachkriegszeit an einen Weiter- Bezirke der DDR an das Autobahnnetz anzu- bau der Autobahnen in Mecklenburg vorerst schließen, zum anderen war der noch jungen nicht zu denken. Erst auf der Grundlage der DDR sehr an einer zusätzlichen Verkehrsanbin-

9 Historie

dung an den Überseehafen Rostock gelegen. Nach der Stilllegung des Auto- Ab Januar 1970 baute der Volkseigene Betrieb bahnneubaus der DDR … (VEB) Autobahnbaukombinat Magdeburg an der 225 Kilometer langen Strecke und wendete erstmals die Methode des „industriellen Auto- Im April 1983 begann der VEB Autobahnbau- bahnbaus“ an, bei dem weitgehend Bauten in kombinat Magdeburg zur Auslastung der Fertigteilbauweise zur Ausführung kamen. vorhandenen Kapazitäten noch ein weiteres Rechtzeitig zum „XXIX. Jahrestag der Grün- ehrgeiziges Projekt – den Bau der fast 40 km dung der DDR“ konnte am 05. 10. 1978 die langen Autobahn Wismar–Schwerin, die bis Autobahn Rostock–Berlin als „ein Werk sozia- 1990 fertiggestellt werden sollte. Zwar wurde listischer Gemeinschaftsarbeit“ durchgehend das erste Teilstück zwischen dem Dreieck dem Verkehr übergeben werden. Schwerin und der Anschlussstelle Schwerin- Süd am 19. 12. 1984 eröffnet, jedoch konnte In den Verkehrsvereinbarungen der Bundesre- bereits hier ein 7,7 km langes Teilstück infolge publik Deutschland mit der DDR konnte der Einstellung des Fahrbahndeckenbaus nur schließlich am 16. 11. 1978 erstmals eine Eini- einbahnig in Betrieb genommen werden. Auch gung über den Weiterbau der Autobahn Ham- wurde noch ein letztes 2,2 km langes Stück burg–Wittstock erzielt werden. Die Vereinba- einbahnige Fahrbahndecke, das nördlich von rung war vor allem deshalb möglich geworden, Schwerin ins Nichts führte, am 29. 05. 1986 da die Transitstrecke von Hamburg nach Berlin dem Verkehr übergeben. Danach galt der noch über die völlig unzureichende Bundes- Autobahnneubau in der DDR infolge fehlender bzw. Fernverkehrsstraße Nr. 5 führte und ande- Baukapazitäten und wegen gravierender Fi- rerseits die finanziell ins Hintertreffen gelangte nanzierungsschwierigkeiten als vollständig DDR dringend nach neuen Aufgaben zur Aus- stillgelegt. Somit blieb die Vollendung der Im Jahre 1986 lastung des VEB Autobahnbaukombinat heutigen A 241 Wismar–Schwerin, die auch behelfsmäßig unter Verkehr genom- suchte. Für die Transitautobahn Berlin–Witt- als Zubringer zur A 20 gilt, der Zukunft vorbe- men: die letzte in stock, die am 20. 11. 1982 feierlich in Betrieb halten. der DDR eröffnete genommen werden konnte, stellte die Bundes- „Autobahn“ bei Schwerin (aufge- republik der DDR insgesamt rund 1,2 Mrd. DM nommen 1993). zur Verfügung. … folgt die politische Wende

Nach der politischen Wende in der DDR im Jahre 1989 und der Wiedervereinigung im Jahre 1990 zwang insbesondere die stark stei- gende Motorisierung und die damit verbunde- nen katastrophalen Verkehrsverhältnisse auf nahezu allen Bundesstraßen in Mecklenburg- Vorpommern zur Umsetzung eines völlig neuen, den wirtschaftlichen und infrastrukturel- len Erfordernissen des Landes angepassten Verkehrskonzeptes. So kam es im Zuge der „Verkehrsprojekte Deutsche Einheit – Straße“ zu neuerlichen Überlegungen für eine „Ostsee- autobahn“, die unter aktuellen Aspekten be- trachtet wurde, ganz anderen Anforderungen zu genügen hatte und demzufolge in neuer Netzkonzeption entstehen sollte.

Wolfgang Jäger

10 Historie

Die zu DDR-Zeiten errichtete Autobahn Rostock–Berlin mit der Tank- und Rastanlage Walsle- ben (aufgenommen 1988).

Via Regia Im Laufe des Mittelalters haben sich in Mit- ihr Verlauf „im Großen und Ganzen“ bestim- teleuropa mehrere großräumige Straßenver- men. Dem zufolge verlief die mittelalterliche bindungen herausgebildet, die aufgrund ihrer Via Regia über weite Strecken mehr we- herausragenden Bedeutung für den überre- niger parallel südlich der heutigen „Ostseeau- gionalen Austausch von Waren, Personen tobahn“ A 20 quer durch Mecklenburg-Vor- und Informationen unter dem Schutz des pommern. Entsprechend den topografischen jeweiligen Königs standen. Dieser Bedeutung Gegebenheiten führte sie nicht geradlinig entsprechend, wird eine solche Magistrale in durch die Region, sondern musste sich den den alten Chroniken als „Via Regia“ geführt. günstigsten Weg suchen. Moor- und Wiesen- Wörtlich übersetzt bedeutet diese Bezeich- gebiete waren zu umgehen, Bäche und Flüs- nung „Straße des Königs“ oder „königliche se zu überwinden und natürlich auch „Rast- Straße“, auch einfach „Königsstraße“. stätten“ und Handelsplätze zu tangieren. Nach heutigem Erkenntnisstand wird eine Auch im Ostseeraum gab es eine Via Regia. Überbrückung der bei Laage und Urkundlich als solche erstmals 1216 er- ein Übergang über die Warnow bei Schwaan wähnt, bezeichnet sie einen „Landweg von vermutet. Als sicherer Berührungspunkt der der Elbmündung nach Wollin oder Stettin“, historischen Magistrale gelten und von dem in einer Hamburgischen Kirchen- der frühgeschichtliche Handelsplatz Menzlin chronik schon im 11. Jh. die Rede ist: eine an der . Ob die Straße bei Demmin Strecke von rund 350 km, die zu bewältigen über die Peene geführt wurde, oder ob die man damals sieben Tage benötigte. Reisenden von hier aus ihren Weg nach In der Forschung, die sich seit rund 150 Jah- Osten auf dem Fluss fortgesetzt haben, ist ren mit dieser Handelsstraße beschäftigt, wird noch unklar. Ebenso ungesichert ist auch die Via Regia als die „bedeutendste Ost- noch der genaue Verlauf der Via Regia von West-Straße im Norden“ des mittelalterlichen Laage aus nach Westen. Ziemlich sicher wird westslawischen Siedlungsgebietes bezeich- sie nach einer urkundlichen Erwähnung von net. Aufgrund der bei archäologischen Gra- 1173 Lüchow im heutigen Schleswig-Holstein bungen zu Tage gebrachten Funde lässt sich berührt haben.

11 Neubeginn Zukunftsweisend für ein vereintes Europa Verkehrsprojekte Deutsche Einheit

ie Bedürfnisse einer mobilen Gesellschaft, System dar, das nur bei einer möglichst zeitna- Ddie Anforderungen eines modernen Indus- hen Realisierung den angestrebten Nutzen triestaates und die Tatsache einer geografi- erbringen kann, nämlich: schen Mittellage des vereinten Deutschlands ● Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur in in einem größer gewordenen Europa bilden die den neuen Bundesländern, strategischen Vorgaben für eine in die Zukunft ● deren Anbindung an die Wirtschaftszentren weisende Verkehrswegeplanung in der Bun- der alten Bundesländer und damit desrepublik Deutschland nach 1990. ● Schaffung der Voraussetzungen für eine Nach dem Fall der Mauer, der Öffnung der Angleichung der Lebensverhältnisse im Grenzen und mit der Herstellung der deut- vereinten Deutschland. schen Einheit am 3. Oktober 1990 war sehr schnell deutlich geworden, dass der Aufbau Zusätzliche Ressourcen einer modernen Verkehrsinfrastruktur eine der wichtigsten Aufgaben im vereinten Deutsch- Aus der Erkenntnis heraus, dass auf der admi- land sein würde, um das sprunghaft anstei- nistrativen Seite zusätzliche Kapazitäten ge- gende Verkehrsaufkommen mit und in den schaffen werden mussten, um die neuen Bun- neuen Bundesländern zu bewältigen. desländer bei der Realisierung der sieben Diese Notwendigkeit erkennend hat das Bun- Fernstraßenprojekte (Auftragsvolumen ca. deskabinett schon am 9. April 1991 die 17 Ver- 15,7 Milliarden e) zu unterstützen, wurde am kehrsprojekte Deutsche Einheit (VDE) – davon 7. Oktober 1991 die DEGES, Deutsche Einheit 7 Straßenprojekte – beschlossen. Die 7 Pro- Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH ge- jekte VDE Straße – darunter die A 20 als läng- gründet. Alle Fernstraßenneubau- und mehr als stes Neubauprojekt, das nach dem Krieg die Hälfte aller Ausbauprojekte in den neuen gebaut wurde – mit ihren für den Ausbau und Ländern (insgesamt ca. 1.200 km mit einem Neubau vorgesehenen ca. 2.000 km Autobahn Volumen von ca. 8,7 Milliarden e) wurden der stellen ein in sich logisches und vernetztes DEGES übertragen.

Übersicht der VDE – Straße

VDE Nr. 10: A 20 Lübeck–Stettin 323,2 km vierstreifiger Neubau in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg VDE Nr. 11: A 2 Hannover–Berlin/A 10 Berliner Ring 328,6 km sechsstreifiger Ausbau in Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg VDE Nr. 12: A 9 Berlin–Nürnberg 370,7 km sechsstreifiger Ausbau in Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sach- sen, Thüringen und Bayern VDE Nr. 13: A 38 Göttingen–Halle/A 143 Westumfahrung Halle 204,1 km vierstreifiger Neubau in Hessen, Thüringen und Sachsen-Anhalt VDE Nr. 14: A 14 Magdeburg–Halle 101,7 km vierstreifiger Neubau in Sachsen-Anhalt VDE Nr. 15: A 44 –Eisenach/A 4 Eisenach–Görlitz 448,4 km vier- bzw. sechsstreifiger Ausbau und vierstreifiger Neubau in Hessen, Thüringen und Sachsen VDE Nr. 16: A 71 –Schweinfurt/A 73 Suhl–Lichtenfels 222,6 km vierstreifiger Neubau in Thüringen und Bayern

12 Neubeginn

Ankündigung des Baubeginns an der A 20 im Jahre 1994.

Mit dem Erlass des Gesetzes zur Beschleuni- chendes gilt für vergleichbare Verkehrsinfra- gung der Planungen für Verkehrswege in den strukturprojekte in der Baulast der Gesellschaf- neuen Bundesländern sowie im Land Berlin ter einschließlich zugehöriger Aufgaben. (VerkPBG) vom 16. Dezember 1991 wurden Zusätzlich zu den VDE-Projekten wurde die darüber hinaus die notwendigen rechtlichen DEGES Ende der 90er Jahre mit der Realisie- Voraussetzungen für eine möglichst zügige rung von VDE-Zubringerprojekten beauftragt. Realisierung der Verkehrsprojekte Deutsche Insgesamt zeichnet die DEGES jetzt für den Einheit geschaffen. Aus- bzw. Neubau von ca. 1.350 km Bundes- fernstraßen mit einem Gesamtinvestitionsvolu- DEGES – ein Dienstleister men von ca. 9,6 Mrd. e verantwortlich. Hinzu kommen sonstige Länderprojekte in moderner Prägung Thüringen und Sachsen mit ca. 170 km Länge und einem Investitionsvolumen von ca. Als Projektmanagementgesellschaft nimmt die 618 Mio. e sowie die Projektdurchführung des DEGES die Funktion als Bauherr und Hausherr Bauteils Tunnelrohbau inkl. Roh- und Ausbau (ohne hoheitliche Aufgaben) wahr. In einem der Stationen des City-Tunnels mit komplexen und in sich vernetzten Projekt- und einem Investitionsvolumen von ca. 403 Mio. e. Qualitätsmanagement koordiniert, optimiert und kontrolliert die DEGES die Leistungen In mehr als vierzehnjähriger Tätigkeit hat die externer Planer, Grunderwerber, Bauüberwa- DEGES eine außerordentliche Lösungskompe- cher, Bauunternehmen und sonstiger ausge- tenz für komplexe Aufgabenstellungen und alle wählter Dienstleister. damit zusammenhängenden planerischen, Gegenstand des Unternehmens sind somit technischen, rechtlichen und kaufmännischen Planung und Baudurchführung (Bauvorberei- Fragen entwickelt. Dies gilt in gleichem Maße tung und Bauüberwachung) von Bundesfern- für Spezialaufgaben sowie für ein qualifiziertes straßen oder wesentlichen Teilen davon für die Kosten-, Termin- und Qualitätsmanagement für neuen Länder im Rahmen der Auftragsverwal- anspruchsvolle Infrastrukturprojekte – von der tung gemäß Artikel 90 Grundgesetz. Entspre- Planung bis zur schlüsselfertigen Übergabe.

13 Neubeginn Die schleswig-holsteinische Straßenbauverwaltung Landesbetrieb mit vielfältigen Aufgaben

ie Straßenbauverwaltung des Landes Umorganisation aufgelösten Straßenneubau- DSchleswig-Holstein – seit dem 1. 1. 2005 amtes Ost in Eutin. Hierdurch konnte auf ein organisiert als „Landesbetrieb Straßenbau und großes Erfahrungspotenzial in Sachen Auto- Verkehr Schleswig-Holstein“ mit dem Be- bahnbau zurückgegriffen werden. triebssitz in Kiel und den vier Niederlassungen Flensburg, Rendsburg, Itzehoe und Lübeck – Mit der Fertigstellung dieses VDE-Projektes hat betreut derzeit ein Straßennetz von rd. 490 km sich die Arbeit dieser Projektgruppe noch nicht Bundesautobahnen, 1.560 km Bundesstraßen, erledigt. Sie ist jetzt mit der Fortführung der 3.440 km Landesstraßen und 2.690 km Kreis- A 20 als Teil der Nord-West-Umfahrung Ham- straßen mit insgesamt 2.167 Brücken- und burg bis zur Verknüpfung mit der A 21 (etwa Tunnelbauwerken. Der Landesbetrieb plant, 33 km Gesamtlänge) bei Bad Segeberg beauf- baut und betreibt mit 1.598 Beschäftigten, tragt. Mit dem Bau des ersten rd. 16 km langen davon 758 Beschäftigte im Betriebsdienst, ein Teilabschnittes dieser Verlängerung ist bereits leistungsfähiges Straßennetz. begonnen worden. Die Planfeststellung für die beiden weiteren Teilabschnitte bis zur A21 wird Darüber hinaus ist der Landesbetrieb obere zum Jahresbeginn und zur Jahresmitte 2006 Straßenverkehrsbehörde und ist zudem zu- anlaufen. Die Verknüpfung der A 20 mit der ständig für das Eisenbahnwesen und den A 21 wird voraussichtlich im Jahr 2010 erfol- Luftverkehr in Schleswig-Holstein. Weiterhin gen. obliegen ihm die Aufgaben der Planfeststel- lungsbehörde für alle verkehrlichen Vorhaben Eine weitere Projektgruppe ist bereits im Jahr außer für Häfen. Für Hafenbauvorhaben ist er 2001 in der Niederlassung Itzehoe eingerichtet Anhörungsbehörde. worden, die für die Planung und Baudurchfüh- rung der Weiterführung der A 20 auf rd. 70 km Der Landesbetrieb setzt jährlich ein Volumen Länge von Bad Segeberg bis zum von rd. 300 Mio. e um. an die A 26/A 22 in Niedersachsen zuständig ist. Sie hat die Arbeiten so weit vorangetrieben, NIEDERLASSUNG LÜBECK dass die Linienbestimmung bereits zur Jahres- mitte 2005 erfolgen konnte. Für Bau und Be- Die Niederlassung Lübeck betreut die Bundes- trieb des ca. 5 km langen Trog-/Tunnelbau- fernstraßen und die Landesstraßen in den werks zur Unterfahrung der Elbe ist die Ver- Kreisen Ostholstein, , gabe einer Konzession vorgesehen. Für die Bad Segeberg und Stormarn sowie zusätzlich gesamte Strecke sollen spätestens im Jahre die Kreisstraßen der Kreise Ostholstein und 2010 die Planfeststellungsbeschlüsse für alle Stormarn. 421 Beschäftigte sind verantwortlich Teilabschnitte vorliegen. für Planung, Bau, Erhaltung und Verwaltung eines Straßennetzes von rd. 210 km Bundes- Weitere wichtige Straßenprojekte der Nieder- autobahnen, 490 km Bundesstraßen, 920 km lassung Lübeck: Landesstraßen sowie 520 km Kreisstraßen. • Ausbau der B 207 zur A 1 zwischen Olden- Der rd. 17 km lange Abschnitt 1 des VDE- burg und Heiligenhafen Projektes 10 liegt vollständig im Gebiet der • Neubau und Verlegung der B 207 zwischen Niederlassung Lübeck. Ihr wurde daher die Lübeck und Pogeez Realisierung dieser anspruchsvollen Aufgabe • Dreistreifiger Ausbau der B 404 zwischen der übertragen. Für die Durchführung der Planung A 1 und der A 24 und des anschließenden Baus dieses Vorha- bens wurde eine Projektgruppe in der Nieder- lassung gebildet, die bis zu 42 Mitarbeiter umfasste. Diese hochmotivierten Mitarbeiter rekrutierten sich im Wesentlichen aus Mitarbei- tern des im Rahmen einer in der Straßenbau- verwaltung Schleswig-Holstein durchgeführten 14 Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nr. 10

15 Planung Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nr. 10 A 20 Lübeck–Stettin

er Neubau der „Ostseeautobahn“ A 20 Lü- einer leistungsfähigen Verbindungsstraße Dbeck–Stettin von der A 1 bei Lübeck bis entlang der Küste und in den entlegenen Re- zur A 11 in der Uckermark ist eines von sieben gionen Vorpommerns, der Insel Rügen und der Projekten im Rahmen der Verkehrsprojekte Uckermark als erheblicher Nachteil für die wei- Deutsche Einheit – Straße (VDE Nr. 10) und im tere Entwicklung. Bundesverkehrswegeplan (BVWP) ’92 sowie Gleichzeitig führte das nach Öffnung der inner- im Bedarfsplan für die Bundesfernstraßen ’93 deutschen Grenzen sprunghaft angestiegene als „Vordringlicher Bedarf“ ausgewiesen. Mit Verkehrsaufkommen zu unzumutbaren Ver- einer Gesamtlänge von rund 324 km ist die kehrsbelastungen auf den Bundesstraßen und A 20 das größte Neubauprojekt der VDE – besonders in den Ortslagen. Straße, wobei ca. 17 km durch Schleswig- Im Hinblick auf die Erschließungs- und Anbin- Holstein, ca. 280 km durch Mecklenburg- dungsfunktion, aber auch zur Entlastung des Vorpommern und ca. 27 km durch Branden- nachgeordneten Straßennetzes und der hoch burg führen. belasteten Ortsdurchfahrten leistet die A 20 Der Abschnitt in Schleswig-Holstein wurde in einen bedeutenden Beitrag zur Verbesserung Verantwortung der Straßenbauverwaltung des der Verkehrsinfrastruktur im Nordosten Landes realisiert. Für die Streckenanteile in Deutschlands und ist damit unverzichtbar für Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg die wirtschaftliche Entwicklung dieser Region. ist die DEGES, Deutsche Einheit Fernstraßen- Darüber hinaus bildet die A 20 nicht zuletzt vor planungs- und -bau GmbH, zuständig, die im dem Hintergrund der EU-Osterweiterung eine Auftrag des Bundes und der neuen Bundeslän- wichtige Ergänzung im deutschen/europäi- der den Grunderwerb, die Planung und den schen Fernstraßennetz. Bau durchgeführt hat. Wichtige landesplanerische Ziele von Mecklen- burg-Vorpommern, die mit der Realisierung der Ostseeautobahn einhergehen, sind u. a.: Bedeutender Beitrag zur • Anbindung des Landes an die Ballungs- Erschließung des Landes räume Lübeck/Hamburg im Westen, Berlin im Süden und Stettin im Osten. Die regionale Straßenerschließung im Nordos- • Anbindung der entlegenen Landesteile im ten Deutschlands war – bedingt durch die Norden und Osten an die Landeshauptstadt deutsche Teilung – über Jahrzehnte in Nord- Schwerin. Süd-Richtung ausgerichtet. Mit der Verände- • Verbindung der Ober- und Mittelzentren und rung der verkehrlichen, wirtschaftlichen und Erschließung der Tourismusgebiete. Fertiggestellter Streckenabschnitt sozialen Situation seit Vollendung der Deut- • Anschluss zum Bundesfernstraßennetz und unter Verkehr. schen Einheit 1990 erwies sich das Fehlen damit bessere internationale Verbindungen. • Hinterlandanbindung der Seehäfen und der hier anfallenden Fährverkehre. Diese Argumente haben bei der Bewertung zum BVWP ’92 zu einem sehr hohen Nutzen- Kosten-Verhältnis geführt.

Mit vereinten Kräften Schritt für Schritt zum Ziel

Bei der Realisierung der A 20 wurde grundsätz- lich großer Wert darauf gelegt, dass möglichst frühzeitig erste verkehrswirksame Teilstrecken in den Regionen zur Verfügung stehen, in denen erhebliche Erreichbarkeitsprobleme bzw. Ver- kehrsbelastungen bestanden. Planung und 16 Planung

Bau erfolgten deshalb in so genannten Ver- kehrseinheiten (VKE) – das sind kürzere Auto- bahnabschnitte i. d. R. zwischen Anschluss- Die Peenebrücke bei kurz vor stellen –, die für sich bereits verkehrswirksam ihrer Fertigstellung. sind, auch wenn die Autobahn insgesamt noch nicht fertiggestellt ist. • In 2002 war die A 20 bereits vom AD Kreuz Uckermark bis zur AS - Mit Nachdruck haben der Bund, die beteiligten Nord durchgängig befahrbar; die Umfahrung Länder und die DEGES in den zurückliegenden des Oberzentrums Neubrandenburg war 14 Jahren Planung und Bau der A 20 vorange- fertiggestellt. Im gleichen Jahr war auch der trieben, um insbesondere im Küstenbereich Bau der Peenequerung bei Jarmen abge- möglichst frühzeitig verkehrswirksame Ab- schlossen. schnitte fertigzustellen. • Drei Jahre später wurde die Lücke zwischen • Ein wichtiges Etappenziel war erreicht, als AS Genin und AS Schönberg geschlossen, zum Ende des Jahres 2000 der insgesamt so dass Ende 2004 rund 160 km der A 20 92 km lange Abschnitt zwischen der An- zwischen dem AK Lübeck bis weit hinter schlussstelle (AS) Schönberg und dem Rostock durchgängig befahrbar waren. Autobahnkreuz (AK) Rostock durchgängig • Die planmäßige Fertigstellung der Abschnitte befahren werden konnte. Für dieses Teil- zwischen AS und AS Neubranden- stück ist die höchste Verkehrsbelegung der burg-Nord am 18. November 2005 sowie gesamten A 20 zu erwarten. zwischen der AS Langsdorf/ und • Ein Jahr später war auch in Schleswig- Grimmen-West bzw. AS und Holstein der erste Abschnitt zwischen dem Gützkow Anfang Dezember bedeutete AK Lübeck und der AS Genin (4,8 km) fertig- gleichzeitig die vollständige Realisierung des gestellt, ebenso wie am südöstlichen Ende VDE Nr.10. Mit der feierlichen Verkehrsfrei- der Autobahn in Vorpommern und Branden- gabe auf der Trebelbrücke bei Tribsees An- burg ca. 31 km zwischen AS Pasewalk-Nord fang Dezember 2005 steht die A 20 den und dem AD Kreuz Uckermark. Autofahrern auf ganzer Länge zur Verfügung.

17 Planung Vielschichtiges Planungsgeschehen Bürger und Träger öffentlicher Belange machten ihre Interessen geltend

eim ersten Eisenbahnbau vor rund 150 Straßenabschnitten für das Land zu gelangen. BJahren genügte noch ein Plan, der vom Gegenstand eines Planfeststellungsverfahrens König „festgestellt“ und dann auch so umge- sind Unterlagen, bestehend aus Plänen und setzt wurde. Heute wird die Öffentlichkeit in Erläuterungen, die detailliert darstellen, wo, in hohem Maße in die von den zuständigen Be- welchem Umfang und in welcher Weise die hörden des jeweiligen Bundeslandes durchge- Autobahn im jeweils vorliegenden Abschnitt führten Genehmigungsverfahren einbezogen. angelegt werden soll. Zu diesen der Öffentlich- keit zugänglichen Unterlagen können die Trä- In der Regel wird für jeden Planungsabschnitt ger öffentlicher Belange, Naturschutzvereine ein gesondertes Planfeststellungsverfahren und jeder Bürger, dessen Interessen bei der durchgeführt. Die A 20 wurde in zahlreiche Durchführung eines Vorhabens berührt wer- Planungsabschnitte unterteilt (2 in Schleswig- den, Einwendungen geltend machen. Diese Holstein, 22 in Mecklenburg-Vorpommern Einwendungen sind keine Rechtsbehelfe, sowie 2 in Brandenburg), um die Planung für sondern Äußerungen, mit denen die Beteiligten alle Beteiligten überschaubar zu halten und um ihre Vorstellungen zu dem Plan, ihre rechtli- möglichst schnell zu verkehrswirksamen chen und tatsächlichen Bedenken und Anre-

Planungsablauf

Voruntersuchung Es werden verschiedene Trassenvarianten (Erarbeitung von Trassen) hinsichtlich Verkehrswirksamkeit und ökologi- scher Auswirkungen untersucht.

Raumordnungsverfahren Im Raumordnungsverfahren wird die Verträg- (landesplanerische Beurteilung) lichkeit der Verkehrsmaßnahme mit dem dorti- Ergebnis: raumgeordnete Trasse gen Raum und der Umwelt geprüft. Grundlage für das Verfahren sind die Linienplanungen, die Umweltverträglichkeitsstudie und die Verkehrs- untersuchung. Beteiligt werden alle betroffenen Träger öffentlicher Belange, Verbände usw.

Linienbestimmungsverfahren Der Bundesminister für Verkehr, Bau und Woh- (vorbereitende Verwaltungsentscheidung) nungswesen stellt nach § 2 Verkehrswegepla- nungsbeschleunigungsgesetz die Linie fest, die für die planenden Behörden verbindlich ist.

Entwurfsbearbeitung Der Entwurf beinhaltet die technische Planung einschließlich eines landschaftspflegerischen Begleitplanes. Hierbei erfolgt eine laufende Abstimmung mit den Trägern öffentlicher Be- lange und dem Bund als Bauherr.

Planfeststellungsverfahren Die unterschiedlichen Belange werden gegen- Ergebnis: Planfeststellungsbeschluss/ einander abgewogen; die Zulässigkeit des Baurecht Vorhabens wird verbindlich festgestellt.

Ausführungsplanung Nach Vorliegen des Baurechts wird nunmehr die Planung für den Strecken- und Brückenbau ausführungsreif erarbeitet.

18 Planungsübersicht A 20 Planung Planungsauftrag des BMVBW an die Länder Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg März 1991 Beginn der Planungen für die A 20 von der A 1 bis Rostock mit Unterstützung der Straßenbauverwaltung Schleswig-Holstein Sommer 1991 Übernahme der Projektverantwortung für 306 km in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg durch die DEGES Mai 1992 Investitionsmaßnahmegesetz (IMG) für den Abschnitt AS Wismar-Mitte bis AK Wismar April 1994 Abschluss der Raumordnungsverfahren – Mecklenburg-Vorpommern Juli 1994 – Brandenburg Mai 1995 Linienbestimmung durch den BMVBW – für den Abschnitt Neukloster–Lgr. MV/BB Januar 1995 – für den Abschnitt A 1 (SH)–Schönberg (MV) Juli 1995 – für den Abschnitt Lgr. MV/BB–AD Kreuz Uckermark September 1995 Erarbeitung und Genehmigung der Vorentwürfe für 24 Abschnitte 1995 bis 2001 Planfeststellungsverfahren für 24 Abschnitte 1996 bis 2003 Planfeststellungsbeschlüsse in Schleswig-Holstein – 1. Bauabschnitt April 1997 – 2. Bauabschnitt Ende 2000 Wichtige Baubeginne – Kreuzungsbauwerk A 20/B 208 bei Wismar 1. Spatenstich 19. Dezember 1992 – Wismar-West–Wismar-Ost (Bau der Triwalkbrücke) 1. Rammschlag 25. Mai 1994 – Kreuzungsbauwerk A 20/B 110n bei Jarmen 1. Spatenstich und Baubeginn der A 20 18. Dezember 1995 – Warnowbrücke bei Rostock 1. Rammschlag 22. August 1997 – Gützkow–Jarmen mit Peenebrücke Baubeginn 13. März 1998 – 1. BA in Schleswig-Holstein (A 1–AS Genin) Baubeginn 6. Juni 1998 – Autobahndreieck Kreuz Uckermark Baubeginn 19. Juni 1998 – 2. BA in Schleswig-Holstein (AS Genin–Lgr. SH/MV) Baubeginn 12. März 2002 – Lgr. SH/MV–AS Schöneberg (B 104) einschl. Talbrücke Wakenitz Baubeginn 29. August 2002

gungen sowie Änderungswünsche vortragen Die Planfeststellungsbeschlüsse wurden durch können. Diese werden in einem Erörterungster- das Landesamt für Straßenbau und Verkehr min von der Anhörungsbehörde mit den Betei- Schleswig-Holstein, das Wirtschaftsministe- ligten erörtert. Über die Einwendungen wird rium Mecklenburg-Vorpommern sowie durch durch die Planfeststellungsbehörde in der das Ministerium für Stadtentwicklung, Wohnen Regel durch Beschluss entschieden. und Verkehr des Landes Brandenburg gefasst. Im Zuge des Planfeststellungsverfahrens wer- Mit dem Planfeststellungsbeschluss, durch den die öffentlichen und privaten Belange den Baurecht geschaffen wird, werden die einschließlich der Umweltverträglichkeit unter- öffentlich-rechtlichen Beziehungen im Zusam- und gegeneinander abgewogen. In diesem menhang mit dem geplanten Bauvorhaben Zusammenhang wird auch geprüft, inwieweit in abschließend geregelt. Ausgenommen sind die Rechte anderer eingegriffen werden muss. Entschädigungsfragen, die einer gesonderten Dies geschieht nach dem Grundsatz: Jeder Einigung vorbehalten bleiben. Für die VDE- Plan, der zu seiner Durchführung einen Eingriff Projekte gilt: Der Planfeststellungsbeschluss in privates Eigentum erfordert, muss dem Wohl kann nur beim Bundesverwaltungsgericht der Allgemeinheit dienen. Leipzig durch Klage angefochten werden.

19 Planung Variantenvergleiche: planen – prüfen – optimieren Aufwändiger Prozess zur Linienfindung

ie bei allen Neubauprojekten ging es auch 6.300 km2 einbezogen. Das entspricht etwa Wbei der A 20 in den ersten Planungsschrit- einem Viertel der Fläche von ganz Mecklen- ten darum, die beste, d. h. verkehrlich sinn- burg-Vorpommern. In seiner größten Nord- vollste, raumordnerisch effektivste, ökologisch Süd-Ausdehnung hatte der Untersuchungs- verträglichste und dabei ökonomisch vertret- raum eine Breite von 50 km. bare Linie herauszuarbeiten. Dieser Prozess In Schleswig-Holstein wurde eine Fläche von der Linienfindung war für kein anderes Projekt 353 km2 untersucht, in Brandenburg waren es im Zuge der VDE – Straße so aufwändig und rund 600 km2. anspruchsvoll wie für die A 20. Die notwendi- gen Vorplanungen als Grundlage für die späte- ren Detailplanungen erfolgten in mehreren Schritten. Aus der Vielzahl der untersuchten Linien- varianten hat sich schließlich eine „Vorzugslinie“ (rot) herausgebildet.

1. Umweltverträglicher Suchraum Aufgrund der außergewöhnlichen Länge des Projektes und der besonderen Empfindlichkeit des Naturraumes wurde beispielsweise im östlichen Planungsabschnitt in Mecklenburg- Vorpommern (ab Neukloster) in einer vorgezo- genen Untersuchung zunächst der umweltver- trägliche Suchraum ermittelt. Bei einer Führung der A 20 im nördlichen Korridor wären die Ent- lastungs- und Erschließungseffekte nur den küstennahen Bereichen zugute gekommen. Umgekehrt hätte eine Führung im Südkorridor keine ökologischen Vorteile und sie hätte den Straßen und Ortsdurchfahrten im Norden kaum In der 1. Stufe der UVS ging es darum, im Entlastung gebracht. Da die Autobahn hier Suchraum möglichst konfliktarme Korridore für insgesamt den geringsten Verkehrswert erzielt den späteren Trassenverlauf herauszuarbeiten. hätte, wurde der Südkorridor frühzeitig ausge- schlossen, der nördliche und mittlere Korridor In der 2. Stufe wurden in diesen relativ konflikt- den weiteren Untersuchungen zugrunde ge- armen Korridoren in einer vertiefenden Be- legt. trachtung zur Linienfindung alternative Linien untersucht (ca. 1.200 km zur Ermittlung einer 2. Umweltverträglichkeitsstudie (UVS) Vorzugslinie von 250 km). Insgesamt wurde auf der Basis des in der Vor- Aus der Vielzahl der untersuchten Linienvarian- studie ermittelten umweltverträglichen Such- ten wurde eine Vorzugslinie im Führungskorri- raums in die zweistufige UVS eine Fläche von dor Mitte herausgearbeitet. 20 Planung

Nach Abschluss der Raumordnungsverfahren Für die A 20 bedeutete das eine lückenlose (ROV) in Mecklenburg-Vorpommern und Bran- Trassierung von der A1 bei Lübeck bis zur A 11 denburg erfolgte schließlich die Linienbestim- südöstlich von Prenzlau. mung durch den Bundesminister für Verkehr. Die Erarbeitung eines Linienvorschlages für die Nun konnte die eigentliche Planung für Trasse, Führung der A 20 musste also in diesem Ge- Anlagen und Bauwerke sowie für die Aus- samtzusammenhang erfolgen. Entsprechend gleichs- und Ersatzmaßnahmen in Angriff ge- wurde die in den jeweiligen Raumordnungsver- nommen werden. fahren vorgelegte Vorzugslinie nicht isoliert Der bei Weitem größte Streckenanteil der A 20 betrachtet, sondern im Zusammenhang mit führt durch Mecklenburg-Vorpommern und den Gegebenheiten der jeweils benachbarten bedeutet gerade für dieses Bundesland eine Untersuchungsräume in Einklang gebracht. wesentliche Verbesserung der Verkehrsinfra- Die Trennung der ROV zur Bestimmung der struktur. Die optimale Verkehrswirksamkeit Linienführung an den jeweiligen Landesgren- einer Autobahn ergibt sich jedoch erst dann, zen hatte somit keinerlei Auswirkung auf die wenn sie auch an ihren Endpunkten mit dem länderübergreifend durchgeführten Untersu- vorhandenen Fernstraßennetz verknüpft wird. chungen, Abwägungen und Bewertungen.

Kartenausschnitt zum Variantenver- gleich am südlichen Ende der A 20.

21 Planung Die Belange der Ökologie prägen das planerische Konzept der A 20

obilität ist in unserer Zeit Bedürfnis und • kleinräumige Linienoptimierungen, um die MNotwendigkeit zugleich. Dem gegenüber Trasse möglichst weit aus siedlungsnahen steht die Verpflichtung, unsere natürliche Um- Bereichen abzurücken, gebung mit ihrer Vielfalt an Pflanzen- und Tier- • Minimierung der Zerschneidungswirkung arten als ein kostbares Gut zu schützen und zu durch den Bau von Autobahnbrücken, Grün- pflegen. Deshalb nehmen die Aspekte eines brücken und Wilddurchlässen, möglichst schonenden Umgangs mit Natur • großräumige Biotopvernetzungen, und Umwelt, aber auch mit dem „Schutzgut • gesteuerte Renaturierungsmaßnahmen, Mensch“ im modernen Straßenbau einen aus- • transparente Gestaltung und eingriffsmin- gesprochen hohen Stellenwert ein. dernde Bauweise von Brücken, Gleichzeitig ergeben sich daraus aber auch • besondere Auflagen bei bestimmten Bau- ganz besondere Anforderungen für Planer und werken (z. B. Querung von Wakenitz, War- Ingenieure. Die Europäische Vogelschutz- und now, und Peene). die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (kurz: FFH- Richtlinie) und deren Umsetzung im Bundesna- turschutzgesetz bedeutet eine weitere Heraus- Umfassende Kompensation forderung im Zusammenwirken von Technik, für unvermeidliche Eingriffe Umweltschutz und Recht. Dies gilt in ganz besonderem Maße für die Trotz dieser auf größtmögliche Umweltverträg- A 20, deren gesamtes planerisches Konzept lichkeit ausgerichteten Konzeption ist der Bau darauf abgestellt ist, die sensible Ökologie der der A 20 – wie der Bau jeder Autobahn – auch betroffenen weiträumig unzerschnittenen mit Eingriffen in Natur und Landschaft verbun- Naturräume so wenig wie möglich zu beein- den. Deshalb muss dem Vermeidungs- und trächtigen, die landschaftliche Schönheit und Verursacherprinzip folgend für Eingriffe in die insbesondere die wertvollen Tier- und Pflan- Natur und Landschaft, die durch Bau, Anlage zenbestände zu bewahren und darüber hinaus und Betrieb einer Autobahn entstehen und zusätzliche Lebensräume für Flora und Fauna nicht vermieden bzw. vermindert werden kön- zu schaffen. Zu den wichtigsten konzeptionel- nen, Ausgleich bzw. Ersatz geschaffen werden. len Besonderheiten dieser Autobahn gehören: Art und Lage solcher Maßnahmen richten sich • Aufwändiger Linienfindungsprozess mit grundsätzlich nach den Naturschutzgesetzen zahlreiche Variantenvergleichen (siehe auch und es wird darauf geachtet, dass sie weitge- S. 20/21), hend in räumlichem und funktionalem Zusam- menhang zu vorhandenen bzw. beeinträchtigten Be- standteilen von Natur und Landschaft stehen. Die Maßnahmen im Einzel- nen werden in enger Abstim- mung mit den zuständigen Naturschutzbehörden sowie mit den von der Planung betroffenen Nutzern wie Land- und Forstwirtschaft abgestimmt und für die einzelnen Abschnitte im Landschaftspflegerischen Der Bau von Grün- Begleitplan (LBP) festge- brücken (hier bei schrieben. Der LBP wie- Bobitz) mindert die derum ist Bestandteil der Zerschneidungswir- kung der Autobahn jeweiligen Planfeststellungs- für die Tierwelt. verfahren und -beschlüsse. 22 Planung

Erhalt und Wieder- herstellung der landschaftstypi- schen Feldsölle als bedeutende Tritt- steine der Biotop- vernetzung und Bestandteil der Maßnahmenpla- nung.

Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen • Großer Landgraben (500 ha), Ziel aller Maßnahmen ist der funktionale Aus- • Großer Koblentzer See (500 ha). gleich der unvermeidbaren Eingriffe. Die jewei- ligen Entwicklungsziele werden u. a. erreicht (Eine detaillierte Beschreibung dieser großräu- durch: migen Maßnahmen erfolgt jeweils im Zusam- • Wiedervernässung von drainiertem Grünland menhang mit der Darstellung des entsprechen- zur Schaffung von Feucht- und Nasswiesen den Streckenabschnitts). und besonders zur Moorrenaturierung, • Anpflanzung von Feucht- und Laubwäldern, All diese Maßnahmen leiten sich ab aus den • Pflege und Anlage von Trockenrasen, übergeordneten naturschutzfachlichen Zielen, • ökologische Fließgewässergestaltung, die für die betroffenen Naturräume erreicht • Schaffung von Stillgewässern und temporär werden sollen. Hauptsächlich geht es darum, wasserführenden Blänken, die durch die Autobahn zusätzlich hervorgeru- • Ufergehölzpflanzungen, fenen Eingriffe zu kompensieren, indem vor- • Extensivierung der Grünlandnutzung, handene Belastungen des Naturhaushaltes • Neupflanzung von Alleen und Hecken. reduziert und der Biotopverbund gestärkt werden. Zudem tragen die Maßnahmen insge- Großräumige Bündelung samt auch zu einer Aufwertung des Land- von Kompensationsmaßnahmen schaftsbildes bei. Mit standortgerechter Be- Neben kleineren, zu Beginn der Planung in pflanzung des Trassenkörpers wird das techni- Trassennähe ausgeführten A+E-Maßnahmen sche Bauwerk Autobahn in die Landschaft wurden im Zuge der weiteren Realisierung der eingegliedert und das Landschaftsbild neu A 20 rd. 50 % der Ausgleichsverpflichtungen in gestaltet. großräumigen Kompensationsflächen von je- weils ca. 100 bis 500 ha gebündelt. Zu diesen Kompensationsmaßnahmen gehören: • Groß Tessiner See und Beeke (150 ha), • Waidbachtal (216 ha), • Wolfsberger Seewiesen (220 ha), Neuanlage eines • Trebelpolder: Rodde, Tannenwiese, Volks- strukturreichen dorf, Nossendorf und Wiesen bei Volksdorf Biotopkomplexes (450 ha), mit Kleingewäs- sern, Extensivgrün- • Richtenberger See (175 ha), land und Feld- • Polder Rustow- (310 ha), gehölzpflanzungen.

23 Planung

Intensive Zusammenarbeit große Barrieren bzgl. der Genehmigungsfähig- mit den Landesbehörden keit der Projekte dargestellt haben. Beispiel: Im durch DEGES renaturierten Polder Zwischen den zuständigen Behörden der Län- Rustow-Randow (310 ha) konnten bereits nach der und der DEGES wurde bereits in der Früh- 5 Jahren für fast alle von der Querung des EU- phase der A 20-Planung abgestimmt, dass der Vogelschutz- und FFH-Gebietes Peenetal größere Teil der Ausgleichsverpflichtungen in betroffenen Arten neue Lebensräume geschaf- großflächigen Komplexmaßnahmen gebündelt fen werden (siehe S. 76 f.). wird. Diese Vorgehensweise bietet erhebliche Vorteile: • Entlastung der durch Flächenentzug stark Bauliche Maßnahmen belasteten trassennahen Landwirtschaftsbe- zur Unterstützung des triebe. Biotopvernetzungskonzeptes • Erhöhung der Effizienz und Wirtschaftlichkeit bei Planung, Grunderwerb, Bau, Unterhal- Dort, wo die A 20 bedeutende Wanderungs- tung und Kontrolle, da auf die bisher übliche und linienhafte Biotopkorridore wie z. B. Tal- Zersplitterung in hunderte schwer erreichba- züge, Bachläufe oder Seenketten kreuzt, wur- rer Einzelflächen entlang der Autobahn den spezielle Durchlässe für Wildtiere, Amphi- weitgehend verzichtet werden kann. bien und Kleintiere sowie naturnah gestaltete • Großflächiger Grunderwerb schafft die Vor- Grün- bzw. Wildbrücken gebaut, um den Tie- aussetzung für ökologisch tief greifende ren ein gefahrloses Queren der Autobahn zu Renaturierung von Mooren, da Beeinträchti- ermöglichen. gungen benachbarter Nutzer und Anlieger durch Wasserspiegelanhebungen ausge- Amphibienschutz schlossen werden können. Aufgrund der besonderen Dichte von Nieder- • Konzentration der Ausgleichsverpflichtungen mooren und Kleingewässern in Norddeutsch- auf landwirtschaftlichen Ungunststandorten, land verläuft die A 20 durch eine Vielzahl be- die ein geringes Ertragspotenzial besitzen. deutender Amphibienlebensräume. Diese sind in Bezug auf Besiedlungsdichten und auf das Nachweislich sind die Straßenbauverwaltun- Vorkommen seltener Amphibienarten im bun- gen mit diesen Komplexmaßnahmen in der desweiten Vergleich als bedeutsam zu bewer- Lage, selbst gravierende Eingriffe auszuglei- ten. Um ein Überfahren der Amphibien zu ver- chen, die ansonsten naturschutzrechtlich hindern bzw. die überlebenswichtigen Aus- tauschbeziehungen zu erhalten, wurde über größere Streckenabschnitte eine Vielzahl von Amphibienleiteinrichtungen und Kleintier- bzw. Amphibiendurchlässen geplant und gebaut.

Grünbrücken Eine wichtige Rolle in dem generellen Durch- lässigkeitskonzept spielen neben Kleintier- und Amphibiendurchlässen die Grün- bzw. Wild- brücken. Solche begrünten und naturnah ge- stalteten Überführungsbauwerke stehen aus- schließlich dem Wild und sonstigen bodenge- bunden lebenden Tierarten zur Verfügung, um die durch die Autobahn verursachte Trennung angestammter Lebensräume zu überwinden. Im Zuge der A 20 wurden zusätzlich zu den Kleintier- und Am- Talbrücken acht Grünbrücken gebaut, zwei phibiendurchlass. weitere im Zuge des Rügenzubringers B 96n. 24 Planung

Umfangreiche Maßnahmen zum der Regel über Bordrinnen und Straßenabläufe Schutz der Wasserwirtschaft gefasst und über Rohrleitungen bis zur jeweili- gen Vorflut abgeleitet. Da die Vorfluter allesamt In weiten Teilen Mecklenburg-Vorpommerns nur geringe Wassermengen aufnehmen konn- quert die A 20 Bereiche, die abflusslose Flä- ten, war vor der Einleitung eine sehr starke chen aufweisen. Diese abflusslosen Senken Drosselung des Abflusses erforderlich. Nur in entwässern zumeist über Drainagesysteme mit wenigen Sonderfällen konnte eine Versicke- nachgeschalteten Rohrleitungen zur nächstge- rung des Straßenoberflächenwassers über legenen natürlichen Vorflut. In manchen Berei- Sickerbecken oder -mulden erfolgen. chen lagen – historisch bedingt – bis zu drei Meliorationssysteme aus jeweils verschiede- Gewässerschutz nen Epochen der vergangenen 150 Jahre Das auf der A 20 anfallende Regenwasser wird übereinander. Hier galt es, diese Drainagesys- in der Regel über Einläufe und Längsleitungen teme beim Bau der Autobahn so anzupassen, den Wasserbehandlungsanlagen zugeführt. dass sie weiterhin flächendeckend funktionie- Dieses sind Regenrückhaltebecken, denen ein ren. Hierzu war es erforderlich, die Drainage- Absetzbecken mit Tauchwand vorgeschaltet systeme, für die es meist keine exakten Be- ist. In den Absetzbecken findet eine Sedimen- standspläne gab, durch Suchschachtungen tation von Sinkstoffen und Abscheidung von aufzufinden und die Drainagen durch neue Leichtstoffen statt. In den naturnah gestalteten Fangsammler an eine Vorflut anzuschließen. Regenrückhaltebecken findet zusätzlich eine Eine besondere Brisanz enthielten auch die biologische Reinigung des Straßenoberflä- Drainvorfluter, die meist als kreuzende Rohrlei- chenwassers statt. Die biologische Reinigung tungen im Bereich von Dammstrecken neu wird durch den im Regenrückhaltebeckenbe- verlegt werden mussten, da sie den auftreten- reich vorhandenen Bewuchs gefördert. In der den Kräften des darüber liegenden Dammes Regel sind die Regenrückhaltebecken als meist nicht gewachsen waren. Bei den teil- Nassbecken errichtet worden. weise recht tief liegenden Rohrleitungen (land- Zwischen Neukloster und Sanitz wurde zum wirtschaftlichen Vorflutern) waren vielfach sehr Trinkwasserschutz der Stadt Rostock im Ein- umfangreiche Schachtungen erforderlich. zugsgebiet der Warnow jeweils noch ein Sand- Abgesehen von der besonderen Tiefenlage der filterbecken nachgeschaltet. Rohrleitungen war das Auffinden und Neuverle- gen von Drain-, Sammel- und Vorflutleitungen auch in allen drainierten Berei- chen in Brandenburg erforderlich.

Entwässerung Wegen der boden- und landschaftsbedingten Ab- flussprobleme musste auf eine breitflächige Entwäs- serung der A 20 über die Böschungsschulter mit nachfolgender Versicke- rung über die belebte Bodenzone weitgehend Absetzbecken mit verzichtet werden. Das Tauchwand und dahinter naturnahes Straßenoberflächenwasser Regenrückhalte- der A 20 wird deshalb in becken.

25 Planung Verkehrswirksamkeit Entlastung vom Durchgangsverkehr und Verbesserung der Erreichbarkeit

ine wesentliche Begründung für den Bau Eeiner neuen Autobahn ist deren Verkehrs- wirksamkeit im Sinne von Bündelung des überregionalen Verkehrs bei gleichzeitiger Ent- lastung des nachgeordneten Straßennetzes, insbesondere der Innenstädte und Ortsdurch- fahrten vom Durchgangsverkehr, sowie die nachhaltige Verbesserung der Erreichbarkeit der jeweiligen Region. Um die Notwendigkeit des Baus einer neuen Ostseeautobahn aus verkehrlicher Sicht zu Auto an Auto untermauern, wurden Anfang der 90er Jahre auf der B 105 zwischen Wismar umfangreiche Verkehrszählungen entlang der und Rostock. stark belasteten Bundesstraßen (z. B. B 96, B 104, B 105, B 110, B 198, B 208) in Schles- wig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und es nicht möglich gewesen, solche Verkehrs- Brandenburg durchgeführt. mengen auf einem zweistreifigen Querschnitt Anhand der erkennbaren Verkehrsentwicklung sicher und störungsfrei zu bewältigen. (Seit mit einer ständig zunehmen Motorisierungs- Jahren nehmen gerade die Länder Branden- dichte wurden dann Prognosen (Zeithorizont burg und Mecklenburg-Vorpommern in der Un- bis 2010) für die beiden grundsätzlich denkba- fallstatistik eine Spitzenposition ein.) Die Bun- ren Alternativen aufgestellt: desstraßen wären also auch auf weiten Stre- cken vierstreifig auszubauen gewesen, wobei 1. Prognose „Null-Fall“ aufgrund der Siedlungsnähe die Lärm- und Bei einem Verzicht auf den Neubau der A 20 Schadstoffbelastungen für die Menschen er- hätten die Verkehrsströme im Küstenraum, heblich höher gewesen wären als auf der von Vorpommern und Nordostbrandenburg weiter- Wohnbebauungen durchgängig weiter entfern- hin überwiegend auf den Bundesstraßen ab- ten Autobahn. gewickelt werden müssen. Für die B 105 bei- spielsweise hätte das – je nach Abschnitt – ein 2. Neubau der A 20 Verkehrsaufkommen zwischen 11.000 und Die Autobahn bündelt den Verkehr und ge- 25.000 Kfz/24 h bedeutet, auf der B 96 bei währleistet eine sichere Abwicklung auch grö- Neubrandenburg mehr als 20.000 Kfz/24 h. ßerer Verkehrsströme. Das prognostizierte Ver- Selbst beim Bau einer Vielzahl von Ortsumfah- kehrsaufkommen auf der A 20 wird – bezogen rungen, die zur Entlastung der Anwohner in je- auf das Prognosejahr 2010 – im Mittel bei rund dem Falle hätten gebaut werden müssen, wäre 30.000 Kfz/24 h liegen. In manchen Abschnit-

Störungsfrei rollt der Verkehr auf der neuen Autobahn. 26 Die Maßnahme im Überblick Planung A 20 Lübeck–Stettin Aufgaben- stellung: Neubau einer Bundesauto- bahn Länge: 323,2 km Querschnitt: vierstreifig + Standstreifen – RQ 29,5 (Lübeck–Rostock) – SQ 27 (Rostock–A 11)

SCHLESWIG-HOLSTEIN

Länge: 16,8 km Knotenpunkte: 1 Autobahnkreuz 3 Anschlussstellen Bauwerke: 11 Überführungsbauwerke 12 Autobahnbrücken

Anlagen: 1 PWC-Anlage Verkehrschaos rund um das Lübecker Besonder- Wahrzeichen, das heiten: Neubau Zubringer B 207 Holstentor. Lübeck–Pogeez ten wird dieser Wert jedoch deutlich über- Investition: 269 Mio. e schritten: (Bau und Grunderwerb) • ca. 50.000 Kfz/24 h an Werktagen zwischen Neukloster und der A 19, MECKLENBURG-VORPOMMERN • im Großraum Rostock bis zu 65.000 Kfz/24 h in Spitzenzeiten, Länge: 279,6 km • mehr als 40.000 Kfz/24 h zwischen dem AK Rostock und dem Rügenzubringer B 96 n. Knoten- punkte: 2 Autobahnkreuze Beispiel Lübeck 28 Anschlussstellen Der Verkehr im Raum Lübeck/Landesgrenze Bauwerke: 131 Überführungsbauwerke von und nach Mecklenburg-Vorpommern 80 Autobahnbrücken führte vor dem Bau der A 20 durch das Stadt- Anlagen: 5 Tank- und Rastanlagen gebiet von Lübeck, insbesondere über die 10 PWC-Anlagen B 104, B 105, B 207 und L 182. Die Verkehrsbe- 3 Autobahnmeistereien lastung ist seit 1990 um ca. 20 % gestiegen mit der Folge, dass der ÖPNV nicht mehr fahrplan- Besonder- mäßig möglich war. Täglicher Verkehrsstress heiten: Neubau B 96n Zubringer beeinträchtigte die Lebensqualität der Anwoh- Stralsund/Rügen ner. Die neue Autobahn als Südumfahrung Investition: 1.502,4 Mio. e von Lübeck in Richtung Schönberg entlastet (Bau und Grunderwerb) das nachgeordnete Straßennetz um ca. 50.000 KFZ/24 h und bewirkt eine nachhaltige BRANDENBURG Verkehrsberuhigung in den Wohngebieten. Länge: 26,8 km Allein dieser Blick in die Verkehrsstatistik Knotenpunkte: 1 Autobahnkreuz macht deutlich, dass es zum Neubau der A20 4 Anschlussstellen keine realistische Alternative gab. Auf den vom Durchgangsverkehr entlasteten Bundesstraßen Bauwerke: 18 Überführungsbauwerke ist nun wieder Platz für die kleinräumigen Ver- 8 Autobahnbrücken kehre (Ziel- und Quellverkehr, Anlieger- und Anlagen: 1 PWC-Anlage Zubringerverkehr, landwirtschaftliche Fahr- 1 Autobahnmeisterei zeuge). Die Anwohner werden nachhaltig von Lärm- und Schadstoffimmissionen entlastet, es Investition: 117,4 Mio. e gibt weniger Staus und das Unfallrisiko wird (Bau und Grunderwerb) deutlich gemindert.

27 Planung Instrumente zur Landbeschaffung Freihändiger Grunderwerb und Unternehmensflurbereinigung

er Vorhabenträger muss die für den Bau ben. Die Bundesstraßenbauverwaltung hat Dder A 20 einschließlich der Nebenanla- deshalb die jeweiligen Landgesellschaften gen sowie für die für Ausgleichs- und Ersatz- der Länder mit dem Grunderwerb für die maßnahmen notwendigen Flächen erwer- A 20 beauftragt.

SCHLESWIG-HOLSTEIN wurden insgesamt ca. 9.600 ha Fläche benö- tigt. Davon entfallen ca. 3.800 ha (= 40%) auf Zum Erwerb der Flächen für den insgesamt den Bau von Trasse und Anlagen, ca. 5.800 ha rund 17 km langen Abschnitt wurden 56 nota- (= 60 %) für ökologische Ausgleichs- und rielle Kaufverträge und 34 Tauschverträge ab- Ersatzmaßnahmen. Dazu wurde mit mehr als geschlossen. Die Tauschvereinbarungen sind 5.100 Eigentümern und vielen Pächtern über im Rahmen des freiwilligen Landtauschverfah- die Abgabe von über 10.000 Grundstücken rens nach dem Flurbereinigungsrecht umge- bzw. Teilen davon verhandelt. setzt worden. Mit den Eigentümern und Pächtern wurde über Gleichzeitig läuft ein Flurbereinigungsverfahren die Höhe des Kaufpreises bzw. eine Entschädi- zur Neuordnung des Wege- und Gewässernet- gung ebenso verhandelt wie über die Einräu- zes und zur Verbesserung der agrarstrukturel- mung von Grunddienstbarkeiten, so dass be- len Verhältnisse, die durch den Autobahnbau reits für nahezu 80 % der Flächen Kaufverträge erheblich beeinträchtigt wurden. bzw. Dienstbarkeitsverträge beurkundet und der Kaufpreis bzw. die Entschädigung ausge- Insgesamt wurden für den Autobahnabschnitt zahlt sind. Die Durchführung des freihändigen ca. 934 ha Grund und Boden angekauft. Hierin Grunderwerbs vor Ort erfolgte im Auftrag der enthalten sind auch Agrarflächen als sog. „Dis- DEGES durch die Landgesellschaft Mecklen- positionsflächen“, um sie in den erwähnten burg-Vorpommern GmbH und ein privates Tauschverfahren einsetzen zu können, sowie Unternehmen. Restflächen ehemaliger Äcker, die von der Besonders kompliziert waren natürlich die Trasse durchschnitten wurden und jetzt keine Verhandlungen mit den Landwirtschaftsbetrie- landwirtschaftliche Nutzung mehr zulassen. ben, die in erheblichem Umfang Flächen für Auch dies war nur auf freiwilliger Basis möglich. die Trasse und die komplexen Ausgleichs- und Von der für die Realisierung der Baumaßnahme Ersatzmaßnahmen bereitstellen mussten und erforderlichen Fläche von 934 ha werden allein sich dadurch in ihrer Existenz bedroht fühlten. 610 ha für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen Einige landwirtschaftliche Betriebe haben den beansprucht. Von den 272 ha, die dem eigent- Entzug von Betriebs- und Eigentumsflächen lichen Bau der Autobahn dienten, sind lediglich sowie die Durchschneidung der Bewirtschaf- 51 ha versiegelte Fläche. Die weiteren 221 ha tungsschläge auch bei sachgerechter Entschä- werden für unbefestigte Straßenbestandteile digung als schwerwiegend und als unwieder- wie Böschungen, Wälle, Bankette, Mittelstrei- bringlichen Verlust empfunden. Vor allem die fen, Gräben und Mulden sowie Regenrückhal- Aufgabe von ertragreichem Acker- und Grün- tebecken benötigt. Weitere 52 ha sind Sand- land für die Umsetzung der planfestgestellten entnahmeflächen. Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen stieß nicht selten auf ablehnende Haltung. MECKLENBURG-VORPOMMERN Obwohl bereits in der Planungsphase den und BRANDENBURG Belangen der Landwirtschaft durch Verlegung von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen, ver- Eine Fläche von 8.500 ha wurde änderte Wegeführungen u. ä. Rechnung getra- im freihändigen Grunderwerb gesichert gen wurde, waren immer wieder Einzelprob- Für den Bau der „Ostseeautobahn“ A 20 in leme zu lösen. Mit Unterstützung des Landes Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg konnte durch gezielte Verpachtung von Lan- 28 Planung

desflächen oder die Bereitstellung von Landes- Alle am Autobahnbau Beteiligten stimmten flächen für Ersatzmaßnahmen in mehreren darin überein, dass in diesem Bereich die Si- Fällen existenzgefährdeten Landwirtschaftsbe- cherung der benötigten Grundstücke einerseits trieben geholfen werden. und die Behebung der damit verbundenen Dass im Ergebnis Existenzgefährdungen für Nachteile für die allgemeine Landeskultur und landwirtschaftliche Betriebe vermieden werden die Landwirtschaft am besten im Rahmen einer konnten, ist Beleg dafür, dass in vielen einzel- Unternehmensflurbereinigung gemäß § 87 nen Gesprächen und Verhandlungen oft durch Flurbereinigungsgesetz (FlurbG) erreicht wer- Anpassungen der Planung ein flexibler Aus- den kann. Aus diesen Gründen wurde bereits gleich der Interessen gelungen ist. im Jahr 1997 nach Anregung durch die DEGES und in Abstimmung mit dem Amt für ländliche Unternehmensflurbereinigung Damme – Entwicklung Prenzlau das Flurbereinigungsver- Falkenwalde an 7,7 km der Strecke fahren Damme – Falkenwalde angeordnet. Die Trasse der A20 durchschneidet im Wesent- In diesem Verfahren wurden insgesamt 120 ha lichen landwirtschaftlich hochwertige Nutz- (56 ha für die Trasse und 64 ha für Ausgleichs- flächen. Dort unterbricht sie Straßen- und und Ersatzmaßnahmen) bereitgestellt. An den Wegeverbindungen und hinterlässt unwirt- im Flurbereinigungsverfahren entstandenen schaftlich geformte Grundstücksteile. Kosten beteiligt sich DEGES mit 2,2 Mio. e, die Vor allem im Bereich nördlich des Autobahn- in vollem Umfang ländlichem Raum und somit dreiecks Kreuz Uckermark wurde frühzeitig den dort beheimateten Bürgern zugute kom- erkennbar, dass die dort unvermeidbaren men. Gleichwohl konnte im Rahmen der völli- Eingriffe zu erheblichen Beeinträchtigungen gen Neugestaltung des ländlichen Wegenetzes der Landwirtschaft und der allgemeinen Lan- auf den Neubau einer Brücke verzichtet wer- deskultur führen würden. den, was insgesamt zu einer sehr wirtschaftli- chen Gestaltung der Flurneuordnung beitrug.

Stallobjekt Zienken- dorf vor und nach dem Rückbau (Rückführung in Ackernutzung).

Ein Hauptwirt- schaftsweg vor und nach der Ausbau- maßnahme.

29 Planung Gestaltungskonzepte für Brückenbauwerke

rücken sind nicht nur ein kostenträchti- Ziel eines Gestaltungskonzeptes für Brü- Bger Teil beim Bau einer Straße, sondern ckenbauwerke ist es, unter Beibehaltung der diese Bauwerke können aufgrund ihrer bewährten Konstruktionsstandards mit ver- Größe und Lage das Bild einer Landschaft tretbarem Kostenaufwand diese architekto- oder einer Stadt nachhaltig prägen. Deshalb nisch aufzuwerten und in Bezug zum jewei- müssen Konstruktion und Gestaltung der ligen Landschafts- und Siedlungsraum zu Brückenbauwerke frühzeitig in die Straßen- setzen. planung einfließen. Auch für die Brückenbauwerke im Zuge der Mit der Realisierung der VDE – Straße bot A 20 wurden Gestaltungskonzepte mit ver- sich die Gelegenheit, im Zuge dieser Neu- bindlichen Festlegungen zur Formgebung, und Ausbaumaßnahmen die gestalterische zur Gliederung einzelner Bauwerksteile so- Integration technischer Bauwerke in die je- wie zur Materialwahl entwickelt. Unterteilt in weiligen Landschafts- und Siedlungsstruktu- drei Abschnitte weisen die Brücken im jewei- ren stärker in den Vordergrund zu stellen, als ligen Bereich der A 20 übereinstimmende dies in der Vergangenheit der Fall war. In Ab- Gestaltungsmerkmale auf und vermitteln so stimmung mit dem Bundesministerium für als „Brückenfamilie“ einen Wiedererken- Verkehr, Bau- und Wohnungswesen, den nungseffekt für den Verkehrsteilnehmer. Straßenbauverwaltungen der betroffenen Bereits Mitte 1992 wurde mit dem 1. Spaten- Bundesländer und der DEGES wurde des- stich für das erste A 20-Bauwerk ein Archi- halb der Beschluss gefasst, streckenbezo- tekt beauftragt, ein Gestaltungskonzept für gene Gestaltungskonzepte für die einzelnen die Brückenbauwerke im Raum Wismar zu Fernstraßenprojekte zu entwickeln. erarbeiten. Dieses Gestaltungskonzept bil- dete die Grundlage und zugleich Maßgabe Neben den großen Talbrücken, die aufgrund für die Aufstellung der weiteren Brückenent- von landschaftsbezogenen, umweltrelevan- würfe im westlichen Abschnitt. ten, ingenieurtechnischen und wirtschaftli- In der Folge wurde jeweils der erste Entwurf chen Bedingtheiten nicht selten auch eine eines Brückentyps vom Ingenieurbüro dem sehr eigenständige Architektur aufweisen zuständigen Architekten zur Bestätigung vor- können, sind es nicht zuletzt die zahlreichen gelegt. Damit wurde eine einheitliche Gestal- kleineren Autobahnbrücken und die vom tung trotz unterschiedlicher Entwurfsverfas- Autofahrer besonders wahrgenommenen ser gewährleistet. Diese wirtschaftliche und Überführungsbauwerke, die den Gesamtein- effektive Vorgehensweise war Vorbild für alle druck einer Autobahn prägen. weiteren VDE-Projekte.

Überführungsbau- werk mit den für den mittleren Gestaltungsab- schnitt typischen Stilelementen.

30 Planung

Im westlichen (Lgr. SH/MV–AK Rostock) und mittleren (AK Rostock–AS Greifswald) Ab- schnitt dominieren landschafts- und regional- bezogenen Gestaltungselemente. Hier wirken die Merkmale der norddeutschen Backsteintra- dition insbesondere aus den Hansestädten Lübeck, Wismar und Rostock, aber auch die der im ländlichen Bereich verwendeten Feld- steinarchitektur der Dorfkirchen, Mauern und Befestigungen.

Ein wesentlicher Aspekt ist die Farbgebung. Neben dem typischen Rotbraun des gebrann- ten Tons in Form von Backstein und Ziegel sind die vorherrschenden Farben ein abgetön- tes Graugrün bis Graublau – Farben also, die sich dem markanten Patinagrün norddeutscher Kupferdächer annähern. Daneben gibt es noch ein spezifisches dunkles Blau, wie es sich u.a. in den glasierten Ziegeln des Holstentores in Lübeck findet.

Überführungsbau- All diese Farben beeinflussen die Gestaltung werk mit den für den der Brücken bzw. Brückengeländer. Die Ziegel- westlichen Gestal- steine finden Verwendung bei der Verblendung tungsabschnitt typischen Stilele- von Pfeilern und Widerlager, die Feldsteine bei menten. der Befestigung von Böschungen.

Im östlichen Abschnitt (AS Greifswald–AD Kreuz Uckermark A 20/A 11) sind die Brücken- bauwerke geprägt durch moderne Stilele- mente, die ihren Ausdruck vor allem in der Widerlager- und Pfeilerform sowie in der Struk- tur und der Farbgebung des Betons finden.

Überführungsbau- werk mit den für den östlichen Gestal- tungsabschnitt typischen Stilele- menten.

31 Zum Geleit

ach der Wiedervereinigung Deutschlands Die hohe Bedeutung der A 20 spiegelt sich Nund der EU-Osterweiterung brummt der darin wider, dass sie in ihrer gesamten Länge Straßenverkehr in Ost-West-Richtung, und Bestandteil des Transeuropäischen Verkehrs- dies gilt insbesondere für die Ostseeregion. netzes ist. Zudem stellt sie eine exzellente Mit der Gesamtfertigstellung der A 20 durch Hafenanbindung für die Ostseehäfen dar: eine Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern bis gute Voraussetzung für mehr Wachstum und nach Schleswig-Holstein hat diese Region eine Arbeitsplätze in ganz Norddeutschland. neue, wichtige Lebensader bekommen. Dieser Die ökonomischen Effekte sind exemplarisch leistungsfähige Verkehrsweg lässt die nord- an der Entwicklung des Gewerbegebiets im deutschen Länder – und damit auch die Men- Bereich der Anschlussstelle Genin zu beob- schen – näher zusammenrücken. Die A 20 ist achten. Erste Beobachtungen zeigen, dass die als Teil der deutschen Geschichte ein Symbol A 20 im Süden Lübecks von den Verkehrsteil- für die Überwindung der Teilung. nehmern sehr gut angenommen wird. Zugleich 32 Zum Geleit

A 20 in Schleswig-Holstein die erforderlichen Planfeststellungsbeschlüsse unter Dach und Fach zu bringen. Als besonderen Erfolg sehe ich die Unterstüt- zung der Europäischen Kommission an, die das Projekt mit 1,6 Mio. Euro für die „Länder- übergreifende Vorbereitungsstudie zur umwelt- verträglichen Querung der Elbe im Zuge der A 20“ fördert. Auch dies wird uns Anreiz für eine schnelle Umsetzung des Projektes sein. Besonderes Augenmerk wird dann auf die zusätzliche Elbquerung bei Glückstadt zu le- gen sein. Deren Realisierung ist als so genann- ist die verkehrliche Entlastung in der Hanse- tes F-Modell nach dem Fernstraßenbaufinan- stadt bereits spürbar, denn dort haben wir zierungsgesetz vorgesehen. Erstmalig erfolgt in weniger Lärm und weniger Abgase – im Ergeb- Schleswig-Holstein für ein Autobahnprojekt nis profitieren die Menschen von der A 20 in eine vollständige Nutzerfinanzierung der Bau- vielfältiger Weise. maßnahme. Die Voraussetzungen für eine hohe Doch die Realisierung der bislang fehlenden Akzeptanz scheinen gegeben zu sein. Hierfür und elementar bedeutsamen Ost-West-Verbin- ist es jedoch von eminenter Bedeutung, die dung war kein Selbstgänger. Insbesondere auf A 22 in Niedersachsen zeitnah zu realisieren. die durch das Projekt bedingten Eingriffe in Ich bin sehr erfreut darüber, das Schleswig- Natur und Landschaft sowie auf die Betroffen- Holstein und Niedersachen dabei an einem heiten der dort wohnenden und arbeitenden Strang ziehen. Menschen wurde von allen Seiten ein beson- Ich danke allen an der Realisierung der A 20 deres Augenmerk gelegt. Beteiligten herzlich für die geleistete Arbeit und Ich erinnere in diesem Zusammenhang an die freue mich auf die kommenden Etappen. umstrittene Querung der Wakenitz. Die über ein Jahr dauernde gerichtliche Auseinander- setzung vor dem Bundesverwaltungsgericht kostete Zeit und Kraft, ebnete letztendlich aber den Weg für das länderübergreifende Projekt. Im Ergebnis steht zu erwarten, dass der Reich- tum an Flora und Fauna in der nun veränderten Landschaft durch die umfangreichsten land- schaftspflegerischen Maßnahmen, die bei Diedrich Austermann einem Autobahnbau in Schleswig-Holstein je Minister für Wissenschaft, Wirtschaft und durchgeführt wurden, trotz der menschlichen Verkehr des Landes Schleswig-Holstein Eingriffe erhalten bleiben wird. Doch nur eine komplette A 20 ist eine gute A 20: Zur Vollendung einer leistungsfähigen Ost-West-Verbindung müssen wir die A 20 in Schleswig-Holstein als „Nord-West-Umfahrung Hamburg“ von der A 1 zügig in westliche Rich- tung fortsetzen – einschließlich der Elbquerung bei Glückstadt und der Anbindung an die A 26 bzw. später an die A 22 in Niedersachsen. Die Planungen werden unter Hochdruck und unter Nutzung aller beschleunigenden Maß- nahmen vorangetrieben. Mein Ziel ist es, in fünf Jahren für alle Streckenabschnitte der

33 Maßnahme 1. Abschnitt (16,8 km) Vom Autobahnkreuz Lübeck (A 1/A 20) bis zur Landesgrenze SH/MV

m möglichst zügig erste verkehrswirksame gen nach Osten und führt dann in nordöstliche UAbschnitte der A 20 in Schleswig-Holstein Richtung bis zur Querung der Wakenitz, wo die in Betrieb nehmen zu können, wurden die rund Bundesländer Schleswig-Holstein und Meck- 17 km des VDE Nr.10, die von der Straßen- lenburg-Vorpommern aneinander grenzen. bauverwaltung des Landes realisiert wurden, Die herausragenden Großbauwerke in diesem in zwei Planungs- bzw. Bauabschnitte unter- Abschnitt sind neben dem Autobahnkreuz die teilt. So konnte das erste 4,8 km lange Teil- Travebrücke, der Tunnel Moisling, die Brücke stück inklusive des Autobahnkreuzes (AK) über den Elbe-Lübeck-Kanal und schließlich Lübeck südwestlich von Lübeck bis zur An- die Talbrücke über die Wakenitz. schlussstelle (AS) Genin nach dreieinhalbjäh- riger Bauzeit bereits am 18. Dezember 2001 dem Verkehr übergeben werden. Die Maßnahme im Überblick Die feierliche Verkehrsfreigabe des ca. 12 km langen 2. Bauabschnitts zwischen der AS Länge: 16,8 km Genin und der Landesgrenze (Lgr.) SH/MV Knoten- erfolgte am 14. Dezember 2004. Gleichzeitig punkte: AK Lübeck (A 1/A 20) wurde an diesem Tag auch der weiterführende AS Genin Streckenabschnitt in Mecklenburg-Vorpom- AS A 20/B 207 neu mern bis zur AS Schönberg (ca. 15 km) in AS Groß Sarau Betrieb genommen. Bauwerke: 11 Überführungsbauwerke 12 Autobahnbrücken, Die Verknüpfung mit der A 1 war ein herausra- darunter die gender Meilenstein bei der Realisierung der – Travebrücke (185 m) Ostseeautobahn A 20. Zum einen bedeutete – Brücke über den Elbe- dies einen wichtigen Lückenschluss im Fern- Lübeck-Kanal (172 m) straßennetz, gleichzeitig erhielt die Hansestadt – Talbrücke Wakenitz (295 m) Lübeck damit eine leistungsfähige Südumfah- rung, was zu einer erheblichen Entlastung der Tunnel Moisling (360 m) Innenstadt vom Durchgangsverkehr führte. Anlagen: PWC-Anlage Ausgehend vom Autobahnkreuz Lübeck, dem „Auf dem Karkfeld“ Verknüpfungspunkt mit der A 1, führt die Trasse der A20 in südöstliche Richtung über Besonder- die Trave, unterfährt die Bahnstrecke Ham- heiten: Neubau Zubringer B 207 n burg–Lübeck, überquert den Elbe-Lübeck- Lübeck–Pogeez Kanal, verläuft östlich der Anschlussstelle (AS) Entwässe- Genin zunächst in südliche Richtung, be- rung: – 64 km Rohrleitungen schreibt etwa auf Höhe Beidendorf einen Bo- – 15 Regenrückhaltebecken Boden- bewegung: ca. 6,15 Mio. m3 Flächen- bedarf: – ca. 272 ha Trasse und Anlagen – ca. 610 Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen – ca. 52 ha Seitenentnahme Bauzeit: Juni 1998–Dezember 2004 Fertiggestellter Abschnitt mit der Kosten: 269 Mio. e Bau und Grund- Brücke über den Elbe-Lübeck-Kanal erwerb (inkl. Zubringer) im Hintergrund.

34 Maßnahme

Als erste Maßnahme wurde das Autobahn- 130.000 m3 zur Vorbereitung des Brückenbau- kreuz in Form eines Kleeblattes gebaut, wobei werks über den Elbe-Lübeck-Kanal begonnen. die A 20 unter der A 1 geführt wird. Hier war vor Durch diese Maßnahme konnte später auch allem darauf zu achten, daß der Verkehr auf das Baufeld für die AS Genin erschlossen der A 1 während der gesamten Bauphase wei- werden. testgehend störungsfrei fließen konnte. Zur Herstellung des Autobahnkreuzes inklusive Anschlussrampen, Regenrückhaltebecken, Lärmschutzwälle und Verwallungen zur Einbin- dung in die Landschaft mussten 0,8 Mio. m3 Erdmassen bewegt werden. Im Zuge des Neubaus des Autobahnkreuzes erhielten beide Richtungsfahrbahnen der A 1 auf einer Länge von 2.400 m eine neue Beton- Fahrbahndecke. Parallel zu diesen Arbeiten wurde am östlichen Beliebtes Touristen- Bauende an der Landesstraße L 92 mit der ziel: Lübecks Alt- stadt mit ihren Herstellung der Baustraße und mit der Bau- zahlreichen Sehens- grundsanierung in einer Größenordnung von würdigkeiten.

35 Maßnahme

die Umweltverträglichkeitsstudie zu dem Er- gebnis kam, dass bei Berücksichtigung aus- schließlich landschafts-ökologischer Gesichts- punkte eine nördliche Trassenführung die günstigere Lösung darstellt, ergaben sich zu- gunsten einer Südvariante dagegen klare Vor- teile hinsichtlich • Verkehrswirksamkeit: Übernahme höherer Verkehrsanteile von den Bundes- und Lan- desstraßen und günstige Verteilung der Ziel- und Quellverkehrsströme auf eine Anzahl von Anschlussstellen. Bündelung des Ver- kehrs (ca. 50.000 Kfz/24 h) und deutliche Entlastung des Innenstadtbereichs. • Lärmbelastung: weniger Anwohner sind betroffen; die Verkehrslärmprobleme im Raum Lübeck sind am ehesten durch eine Südvariante der A 20 zu lösen. • Schadstoffbelastung: die erwünschte Luft- qualitätsverbesserung im Norden Lübecks Autobahnkreuz Linienführung im Bereich Lübeck mit Seeretz, Bad Schwartau, Dänischburg, Lübeck: Verknüp- Siems und Herrenwyk ist mit einer Südva- fungspunkt der A 20 mit der A 1. Die geografische Lage Lübecks lässt grund- riante eher zu erreichen. sätzlich nördliche und südliche Linienführun- • Raumordnung: stärkere Entwicklungsim- gen mit einer Verknüpfung an das vorhandene pulse für Gewerbeansiedlungen und die Fernstraßennetz zu. Die Straßenbauverwaltung Hochschulerweiterung in Lübeck. des Landes Schleswig-Holstein hat deshalb • Anbindung: stadtverträglichen Erreichbarkeit eine Reihe von Trassenvarianten entwickelt und damit Steigerung der Qualität Lübecks Brücke über und hinsichtlich Umweltverträglichkeit, Ver- als Wohnstandort. den Elbe-Lübeck- Kanal und die kehrswirksamkeit, Raumordnung und Wirt- AS Genin. schaftlichkeit miteinander verglichen. Während Hinreichende Gründe also für einen Trassen- verlauf im Süden der Hansestadt. Doch der Umstand, dass die Autobahn in diesem Be- reich auch einen sensiblen Naturraum tangiert, führte zu einem außerordentlich aufwändigen Planungs- und Abstimmungsprozess. Mit dem Planfeststellungsbeschluss vom April 1997 für das erste Teilstück der A20 von der A 1 bis zur AS Genin (L 92) wurde die Südum- gehung verbindlich. Klagen gegen diese Tras- senführung wurden durch zwei Urteile des Bundesverwaltungsgerichtes vom Mai und Dezember 1998 abgewiesen und ein unwider- rufliches, höchstrichterliches Baurecht für die Südvariante bestätigt.

36 Maßnahme

Tunnel Moisling Gleisanlagen hergestellt und im Anschluss daran mittels einer hydraulischen Pressenkons- Die Gleise der Bahnstrecke Lübeck–Hamburg truktion unter den Bahnkörper verschoben. Die sowie die Kreisstraße K 6 werden durch ein Gleise wurden während der Bauarbeiten mit 360 m langes Trog-/Tunnelbauwerk unterführt. einer Stahlkonstruktion so unterstützt, dass Die angefallenen Erdmassen fanden Verwen- der Zugbetrieb jederzeit aufrechterhalten wer- dung für Lärmschutzwälle und Verwallungen. den konnte. Aufgrund der Nähe zu Siedlungsgebieten wurde auf der Autobahn vor und hinter dem Tunnel Moisling ein offenporiger (lärmmindern- Verlegung und Neubau der der) Asphalt eingebaut. Das 360 m lange Bau- B 207 n Lübeck–Pogeez werk besteht aus einer 103 m langen westli- Als wichtigste Ergänzung des Bundesstraßen- netzes im Raum Lübeck gilt die Verlegung der Bundesstraße B 207 vom Berliner Platz in Lü- beck bis südlich Pogeez mit einer Anbindung an die A 20. Hierdurch ist eine zügige Verbin- dung von der A 20 nach Ratzeburg, Mölln und die A 24 im Süden sowie an den neuen Hoch- schulstadtteil, die Universität und die Fach- hochschule und an den Flughafen Blankensee im Norden sichergestellt. Gleichzeitig wird die vorhandene B 207 mit ihren Ortsdurchfahrten in Lübeck und in den Gemeinden Grönau, Groß Sarau und Pogeez erheblich entlastet. Die ursprünglich geplante gleichzeitige Freiga- be der beiden Bundesfernstraßen konnte we- chen Trogstrecke, einem 120 m langen Tunnel gen des aufwändigen Planungsprozesses nicht (im Vorschubverfahren hergestellt) und einer erreicht werden. Eine zeitnahe Realisierung ist 137 m langen östlichen Trogstrecke. In Längs- beabsichtigt. Die Bauarbeiten für den nördli- richtung ist das Bauwerk in 35 einzelne Ab- chen Teilabschnitt von Lübeck bis zum An- schnitte – Blöcke genannt – aufgeteilt. Der schluss an die A 20 wurden im August 2005 technisch sicherlich interessanteste Teil bei begonnen und sollen bis 2007/2008 beendet dieser Gesamtkonstruktion war die Herstellung sein. Im Anschluss an die Fertigstellung dieses der unmittelbaren Bahnunterführung. Dieses ersten Bauabschnittes soll die Realisierung Segment wurde als rd. 33 m langer, ca. 26 m des südlichen Teilabschnittes erfolgen. breiter und 6 m hoher Block außerhalb der Um das Bundesfernstraßennetz ohne Zeitver- zug zu verknüpfen, wurde die vorhandene B 207 mit einer Anschlussstelle an die A 20 angebunden. Die neue B 207 wird nach Prüfung mehrerer Varianten vom Hochschulstadtteil nach Süden parallel zur Bahnstrecke Lübeck–Büchen ge- führt, um nach der Anschlussstelle mit der A 20 zur Umfahrung eines hochwertigen Biotops nach Osten abzuschwenken. Sie wird dann auf die Westseite der Bahnstrecke geführt, wo sie Pogeez umfährt, um dann nach einer weiteren Bahnquerung südlich von Pogeez an die vor- Tunnel Moisling handene B 207 anzubinden. Die geplante Tras- im Bau (oben) und senverlegung hat eine Länge von 12,8 km. unter Verkehr.

37 Maßnahme

Beträchtlicher Aufwand für – 100.000 m3 Bodenabtragsmassen bei den Regenrückhaltebecken, einen tragfähigen Untergrund – 600.000 m3 Dammmassen der Autobahn und der kreuzenden Wege, Die Realisierung des 2. Bauabschnitts Genin– – 200.000 m3 Frostschutzmaterial, Landesgrenze SH/MV stellte Planer, Ingenieure – 1.100.000 m3 Erdmassen aus der Unter- und Bauleute in mehrfacher Hinsicht vor be- grundsanierung, sondere Herausforderungen. Zum einen führt – 1.100.000 m3 Ersatzboden für die Unter- die Trasse durch ökologisch hoch sensibles grundsanierung im Vollaustausch. Gebiet, zum andern waren sehr schwierige Baugrundverhältnisse zu bewältigen. Das gesamte Bodenmanagement erfolgte auf In diesem Bereich verläuft die Trasse durch ein der Baustelle, d. h., es wurden weder Boden- Gebiet aus Jungmoränen, in dem neben den massen von außen angeliefert noch mussten Urstromtälern auch Schmelzwasserseen ent- sie außerhalb der Baustelle entsorgt werden. standen. Heute finden sich hier tiefgründig ver- Die Belastungen für Anwohner und Autofahrer moorte Niederungen, die keine standsichere auf den Straßen im Nahbereich der Baustelle Grundlage für den Bau einer Autobahn bieten. konnten so auf ein Minimum reduziert werden. Für eine Trassenlänge von insgesamt rund 2,7 km mussten in sieben Niederungsberei- Seitenentnahme und Spülverfahren chen diese torfigen Bodenschichten mit einer Mächtigkeit von bis zu 19 m vollständig gegen Die benötigten Sandmassen in einer Dimen- grobkörnigen Boden ausgetauscht werden. sion von 1,9 Mio. m3 wurden aus der 52 ha Zur Erkundung des Baugrundes wurden vor großen (= 100 Fußballfelder) Seitenentnahme- Beginn der Erdarbeiten umfangreiche Bohrun- stelle bei Wulfsdorf gefördert. Der hier bis zu gen in Tiefen von bis zu 20 m vorgenommen. einer Mächtigkeit von 10 m anstehende nutz- All diese Erkundungsbohrungen aneinanderge- bare Sand wurde vollständig ausgebeutet. reiht ergeben eine Gesamtlänge von 8,5 km! Im Hinblick auf die gewaltigen Ausmaße der Erdmassen, die zur Sanierung der vertorften Bodenbewegungen Niederungsbereiche und zur Ausbeutung der von großem Ausmaß Seitenentnahme zu bewegen waren, erwies sich das sog. Spülverfahren in technischer und Für den Erdbau mussten beträchtliche Massen wirtschaftlicher Hinsicht als das einzig sinn- in einer Größenordnung von 4,3 Mio. m3 be- volle Verfahren, um diese Aufgabe auch ter- wegt werden. Diese Erdmassen setzen sich mingerecht zu bewältigen. Schließlich konnte zusammen aus: erst nach vollständiger Erschließung der Sei- 3 Moorsanierung – 1.200.000 m Bodenabtragsmassen in den tenentnahme (Dezember 2002) mit dem Spül- Klempau-West. Einschnitten, betrieb begonnen werden, der jedoch bereits im Oktober 2003 abgeschlossen sein musste, um den straffen Zeitplan für die Fertigstellung des Autobahnabschnitts bis Ende 2004 einhal- ten zu können.

Das Spülverfahren beinhaltet: – das Aufnehmen und Fördern des mit Wasser gemischten Sandes bzw. Moores, – das Absetzen des Sandes bzw. Moores im Einspülbereich und – das Ableiten des Förder- oder Spülwassers. Ziel dieses Verfahrens ist es, unter Verwendung von Rohrleitungen das Moor aus den Moorbe- reichen in die Seitenentnahme und den Sand 38 Maßnahme

aus der Seitenentnahme in die Niederungen zu transportieren. Um den Transport überhaupt zu ermöglichen, muss ständig ausreichend Was- ser vorhanden sein, das hier aber laut Plan- feststellungsbeschluss nicht aus dem Grund- wasserhorizont entnommen werden durfte. Deshalb musste das für den Spülbetrieb be- Schwimmbagger nötigte Wasser über eine 7,5 km lange Rohrlei- in der Seitenent- tung aus der Trave herangeführt werden. nahme.

Weiterbau der A 20 als Nordwestumfahrung von Hamburg

Die Nordwestumfahrung der Metropolregion Freien und Hansestadt Hamburg und Schles- Hamburg einschließlich westlicher Querung wig-Holstein im März 2004 der Antrag auf der Elbe bei Glückstadt setzt die von Meck- Linienbestimmung der Nordwestumfahrung lenburg-Vorpommern kommende Ost- der Metropolregion Hamburg mit Elbquerung seeautobahn A 20 von der A 1 nach Westen bei Glückstadt beim Bundesministerium für fort. Das Projekt ist von herausragender Be- Verkehr, Bau und Wohnungswesen gestellt deutung für den gesamten Norddeutschen werden. Die formale Linienbestimmung durch Raum und stellt darüber hinaus einen wichti- den Bund erfolgte im 28. Juli 2005. gen Baustein für das Transeuropäische Ver- Im Rahmen der Linienfindung wurden umfang- kehrsnetz dar. Ihre Weiterführung in Nieder- reiche fachliche Untersuchungen in Auftrag sachsen ist im geltenden Bedarfsplan für gegeben, in denen neben den ökologischen, Bundesfernstraßen über die Küstenautobahn verkehrlichen, städtebaulichen, raumstruktu- A 22 und eine Anbindung an die A 26 vorgese- rellen und agrarstrukturellen Wirkungen einer hen. Der Deutsche hat die A 20, Autobahn auch die Umwelt- und FFH-Verträg- entsprechend ihrer hohen Bedeutung im lichkeit, die Wirtschaftlichkeit und die Mög- geltenden Bedarfsplan für Bundesfernstraßen lichkeiten der Privatfinanzierung der Elbque- in Schleswig-Holstein, in gesamter Länge und rung geprüft wurden. Die Bauvorbereitung in Niedersachsen bis zur A 26 bei Stade in den erfolgt abschnittsweise vom Elbtunnel bei vordringlichen Bedarf eingestuft. Glückstadt in Richtung Bad Segeberg. Die Die A 20 ist für die Landesregierung von parzellenscharfe Entwurfsbearbeitung ist Schleswig-Holstein ein Schlüsselprojekt und bereits in mehreren Bereichen begonnen besitzt deshalb höchste Priorität. Zur ihrer be- worden. Erste Planfeststellungsverfahren schleunigten Realisierung werden daher meh- beginnen in 2006. Ziel ist es, in 5 Jahren für rere Abschnitte parallel vorbereitet. Die Reali- alle Streckenabschnitte die erforderlichen sierung erfolgt aus zwei Richtungen von der Planfeststellungsbeschlüsse zu erhalten. Elbe und von der A 1 aus in Richtung Bad Se- Für den länderübergreifenden Abschnitt ist geberg. Dabei ist im östlichen Teil bereits am vorgesehen, dass Niedersachsen und Schles- 5. Oktober 2004 der Baubeginn für den Teilab- wig-Holstein den Bauwerksentwurf gemein- schnitt zwischen A 1 und Geschendorf (B 206) sam erarbeiten und die Planfeststellung in erfolgt. Für den sich anschließenden Teilab- ihrer jeweiligen Zuständigkeit ab 2008 durch- schnitt liegt der Bauentwurf bis Bad Segeberg führen. Parallel soll für die Privatfinanzierung vor. Ziel ist es, die Verknüpfung der A 20 mit der zusätzlichen Elbquerung bei Glückstadt der A 21 bis zum Jahr 2010 zu realisieren. eine Konzession für private Betreiber, die sich Für den westlichen Abschnitt der Nordwest- auf den Bau, Betrieb und Unterhaltung des umfahrung konnte nach länderübergreifender Tunnels erstrecken wird, ausgeschrieben Abstimmung zwischen Niedersachsen, der werden.

39 Maßnahme Die Wakenitzquerung – eine ökologisch sensible Baumaßnahme

ie Wakenitzniederung stellt im Streckenab- • ca. 14 Mio. e Brücke Dschnitt zwischen der Bundesstraße B 207 • ca. 77 Mio. e Tunnel/offene Bauweise (Schleswig-Holstein) und der Landesstraße L 2 • ca. 179 Mio. e Tunnel/Schildvortrieb (Mecklenburg-Vorpommern) aufgrund der öko- logischen Bedeutung den herausragenden Diese erheblichen Mehrkosten für eine Tun- Konfliktschwerpunkt dar. Das Bundesverwal- nellösung wären nur dann zu vertreten gewe- tungsgericht (BVG) konnte in seinem Urteil sen, wenn der Nachweis erbracht worden vom 19. Mai 1998 nicht abschließend klären, wäre, dass mit dem Bau einer Talbrücke un- ob eine EU-rechtliche Relevanz im Sinne der überwindliche Nachteile für den Naturraum Flora-Fauna-Habitat- (FFH-) Richtlinie oder entstehen und damit eine Unverträglichkeit des der Vogelschutz- (VS-) Richtlinie gegeben ist, Vorhabens objektiv gegeben ist. Das war je- kommt aber zu der Bewertung, daß die Wake- doch nicht der Fall. nitz „kein unüberwindliches Hindernis“ dar- stellt.

Zur Klärung der Frage, wie die Wakenitzniede- rung gequert werden kann, wurden umfangrei- che ergänzende ökologische Untersuchungen (Kartierungen und Gutachten) in Auftrag gege- ben mit dem Ergebnis: durch das Vorhaben sind prioritäre Lebensraumtypen und Arten nach der FFH-Richtlinie nicht, Arten gemäß VS-Richtlinie nicht erheblich betroffen. Diese Die Köpfe der ergänzenden und vertiefenden ökologischen Ortbetonramm- pfähle, auf denen Untersuchungen haben Eingang gefunden in Stützen und Wider- die Variantenuntersuchung zur Querung der lager gegründet Wakenitz. Die möglichen Alternativen (Tunnel sind. oder Brücke) wurden in Bezug auf die ökologi- schen, wirtschaftlichen, technischen und ver- kehrlichen Anforderungen gegeneinander ab- Begleitende Maßnahmen gewogen. Im Ergebnis erwies sich der Bau einer Tal- Der Umfang der vorgesehenen Minderungs-, brücke als die letztlich überlegene Lösung. Die Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen ist im Wirtschaftlichkeit des Brückenbauwerks ver- Vergleich zur sonst üblichen Planungspraxis deutlicht ein Blick auf die Kostenrelation: überdurchschnittlich hoch und wird so der Bedeutung des Gebiets gerecht. Der Bau der Tal- brücke wurde durch eine Reihe weiterer Ausgleichs-, Schutz- und Minimierungs- maßnahmen begleitet: • Das Bauwerk erhielt in Längsrichtung einen 3 m breiten Lichtschlitz zwi- schen den Richtungsfahr- bahnen, so dass die Entwicklung der Vegeta- Die Stahlträger der tion unterhalb der Brücke Überbauten kurz erhalten bleibt. vor dem großen Brückenschlag • Die Wakenitz und ihre über die Wakenitz. Uferzonen blieben un- 40 Maßnahme

• angetastet und wurden durch Baumaßnah- strengstens untersagt war, um den Schutz von Harmonisch fügt sich men nicht beeinträchtigt. Flora und Fauna während der Arbeiten zu die Wakenitzbrücke in die Landschaft. • Durch Verwendung undurchsichtiger, heller gewährleisten. Schutzwände wird die Gefährdung von Vö- geln und Insekten beim Überfliegen der Durch die Brückenlösung eines Stahlverbund- Brücke gemindert. Bauwerks konnte auf Lehrgerüst und Hilfs- • Derzeit noch unvorhersehbare Beeinträchti- konstruktionen für den Überbau im Niede- gungen der Vogelwelt durch den Betrieb der rungsbereich unter der Brücke verzichtet A 20 werden beobachtet und ggf. erfasst werden. Nachdem die Stützen fertiggestellt (Monitoring), damit, falls erforderlich, in Ab- waren, wurden spezielle Stahlträger mit einem stimmung mit den Umweltbehörden weitere Querschnitt von 2 m Breite und 1,50 m Höhe Schutzmaßnahmen ergriffen werden können. auf ihnen befestigt. Die einzelnen Stahlträger wurden zu vier Längsträgern von je 295 Länge luftdicht miteinander verschweißt. Anschlie- Das Bauwerk ßend wurde auf den Stahlträgern die Fahr- In einer Bauzeit von nur 20 Monaten wurde die bahnplatte betoniert. Brücke über die Wakenitz errichtet. Es handelt sich um ein Stahlverbund- Bauwerk mit einer Ge- samtlänge von 295 m und Stützweiten zwischen 32,5 und 55 m, wobei das größte Feld die Wakenitz über- spannt. Zuerst wurden die beiden Widerlager und die sechs Stützenreihen auf einer Gründung aus Ortbeton- rammpfählen hergestellt. Der Höhepunkt im Zwischen den Stützen wur- Baugeschehen: Die den vor Baubeginn Tabuzo- großen Überbau- segmente über der nen eingerichtet, deren Be- Wakenitz werden treten oder Befahren eingehoben.

41 Zum Geleit

ünfzehn Jahre nach der Grenzöffnung Klützer Winkel bis nach -Randow als Fhaben Autofahrer jetzt auch auf Deutsch- auch mit den Metropolen Hamburg, Stettin und lands nördlichster Ost-West-Autobahn freie Berlin. Fahrt. Die A 20 ist die in unserem dünn besiedelten Die Ostsee-Autobahn A 20 verbindet in einem Land von den Menschen und der Wirtschaft Bogen unsere alten Hansestädte und neuen dringend benötigte Lebensader. Wirtschaftszentren Wismar, Rostock, Stralsund Ergänzt durch die A 19, der noch fertigzustel- und Greifswald und die Stadt Neubrandenburg lenden A 241 und der geplanten A 14 nach sowohl mit den Regionen des Landes vom Magdeburg verbindet sie unser Land mit den 42 Zum Geleit

Für Mecklenburg-Vorpommern hat mit der Gesamtfreigabe der Ostseeautobahn ein wei- terer Abschnitt Zukunft begonnen. Allen am Bau Beteiligten sei an dieser Stelle herzlich für ihre Arbeit gedankt. Und den Nutzern dieser Autobahn wünsche ich allzeit gute und unfall- freie Fahrt!

Regionen in Deutschland und Europa. Unsere Häfen erhalten die notwendigen Hinterlandan- bindungen. Mecklenburg-Vorpommern wird zur Dreh- scheibe der Verkehre in alle Himmelsrichtun- Dr. Otto Ebnet gen. Die Märkte in Polen sowie in den balti- Wirtschaftsminister schen Staaten rückten näher an Mecklenburg- Mecklenburg-Vorpommern Vorpommern heran. Dies wird die wirtschaft- liche Entwicklung des Landes massiv fördern. Das Land ist darauf vorbereitet und hat im Rahmen der Standortoffensive Mecklenburg- Vorpommern acht Großstandorte für Gewerbe- und Industriegebiete im Bereich dieses Auto- bahnnetzes entwickelt.

43 Maßnahme 2. Abschnitt: (56,2 km) Von der Landesgrenze SH/MV bis zum Autobahnkreuz Wismar

it dem 1. Rammschlag an der Talbrücke MTriwalk am 25. Mai 1994 haben die Bau- arbeiten im Zuge der A 20 offiziell begonnen. Dem vorausgegangen war bereits im Dezem- ber 1992 – unmittelbar nach Übertragung der Projektverantwortung an die DEGES – der vorgezogene Baubeginn eines Überführungs- bauwerks im Zuge der B 208 im Bereich der AS Wismar-Mitte. Diese frühen Baubeginne waren möglich, nachdem die Bundesregierung und das Parlament per Investitionsmaßnahme- gesetz (IMG) die Zulässigkeit für den Bau des 10 km langen Abschnitts zwischen der AS Wismar-Mitte und dem AK Wismar festgestellt hatten.

Die umfangreichen planerischen Vorleistungen für die Vorbereitung des IMG ermöglichten – nach Abschluss der Optimierung der Linienfüh- rung – im westlich anschließenden Abschnitt bis Grevesmühlen (16,4 km) kurzfristig das Planfeststellungsverfahren vorzubereiten. Aufgrund der positiven Wirkung des zwischen- zeitlich wirksamen Verkehrswegeplanungsbe- schleunigungsgesetzes konnte auch für diesen Abschnitt bereits im Juli 1994 Baurecht erlangt werden. Ziel war es, den Abschnitt Greves- mühlen–Wismar-Mitte und den IMG-Abschnitt Wismar-Mitte–AK Wismar gleichzeitig fertigzu- stellen, um den Innenstadtbereich der Hanse- stadt nicht zusätzlich zu belasten. nungs- und Bauarbeiten zügig voran. Im Früh- jahr 2000 konnte dann auch der 15,6 km lange Abschnitt zwischen den Anschlussstellen Südumfahrung Wismar Schönberg und Grevesmühlen in Betrieb ge- bringt frühzeitig Entlastung nommen werden. Dieses ehrgeizige Ziel wurde erreicht. Mit der Verkehrsfreigabe für das insgesamt 26,4 km lange Teilstück im Dezember 1997 erhielt Wis- mar die dringend benötigte Südumfahrung. Damit wurden das nachgeordnete Straßennetz (insbesondere die Bundesstraße B 105), die Ortsdurchfahrten und die Innenstadt von Wis- mar spürbar vom Durchgangsverkehr entlas- tet. Mit der Freigabe des ersten Teilstücks zwi- Für die Seehäfen (hier Wismar) ist schen Grevesmühlen und dem AK Wismar war der unmittelbare ein wichtiger erster Schritt auf dem Weg zur Zugang zum vollständigen Realisierung der BAB A 20 er- Fernstraßennetz außerordentlich reicht. Unterdessen gingen westlich und öst- wichtig. lich des fertiggestellten Abschnitts die Pla- 44 Maßnahme

Verzögerungen gab es bei der Realisierung des Beschilderung, Schutzplanken, Wildschutz- westlichen Abschnitts der A 20 in Mecklen- zäune und Lärmschutzwände) termingerecht burg-Vorpommern zwischen der Landesgrenze bis zur Verkehrsfreigabe im Dezember 2004 und der AS Schönberg. ausgeführt werden konnten.

Nach Erlass des Planfeststellungsbeschlusses im Februar 2001 wurde zwei Monate später Klage beim Bundesverwaltungsgericht er- hoben mit der Folge eines vorübergehenden Baustopps ab August 2001. Nachdem die Klage im Januar 2002 abgewiesen wurde, konnten die Bauarbeiten beginnen. Um nun einen möglichst zügigen Bauablauf zu gewährleisten, wurde einige Bauwerke als „vorgezogene Maßnahmen“ ausgeführt: die Grünbrücke und eine Baustraße zur Wakenitz- brücke (Juli 2002) sowie die Talbrücke Maurine (Oktober 2002). Der Streckenbau in diesem Abschnitt begann im März 2003 und war im August 2004 weitgehend abgeschlossen, so dass die Ausstattungsarbeiten (Markierung, Lärmschutzwand.

45 Maßnahme

Knotenpunkte Die Maßnahme im Überblick AS Lüdersdorf Südlich von Lüdersdorf bindet hier die Landes- Länge: 56,2 km straße L 02 an die Autobahn an. Knoten- AS Schönberg punkte: AS Lüdersdorf (L 02) Hier erfolgt die Verknüpfung der Bundesstraße AS Schönberg (B 104) B 104 Schwerin–Schönberg–Lübeck mit der AS Grevesmühlen (L 03) A 20. Der Knotenpunkt ist als unsymmetrisches AS Bobitz (L 031) halbes Kleeblatt angelegt, wobei die Autobahn AS Wismar-Mitte (B 208) in Einschnittlage von der Bundesstraße über- AK Wismar (B 105 n/A 241) führt wird. Schönberg, Rehna und die umlie- genden Ortschaften erhalten so einen unmit- Bauwerke: 40 Überführungsbauwerke, telbaren Zugang zum Autobahnnetz; die Er- darunter reichbarkeit von lokalen Gewerbe- und 3 Grünbrücken Dienstleistungsunternehmen wird damit erheb- 34 Autobahnbrücken, lich verbessert. darunter die Talbrücken – Maurine (190 m) – Zehmen (140 m) AS Grevesmühlen – Radegast (450 m) – Stepenitz (85 m) – Poischower Mühlenbach (318 m) – Barnekow (105 m) – Wallensteingraben (264 m) – Rosenthal (220 m) – Triwalk (395 m) – Greese (170 m) Anlagen: – Tank- und Rastanlage „Schönberger Land“ – 2 PWC-Anlagen bei Plüschow und Barnekow Entwäs- serung: – 152 km Rohrleitungen Die Anbindung der Landesstraße L 03 Greves- – 34 Regenrückhaltebecken mühlen–Upahl erfolgt über ein westlich der Straße liegendes symmetrisches „halbes Klee- Boden- blatt“. Die Autobahn kreuzt die Landesstraße in 3 bewegung: ca. 4,73 Mio. m Tieflage, wobei die L 03 geringfügig angehoben Flächen- wurde. bedarf: – ca. 242 ha Trasse und Anlagen AS Bobitz – ca. 1.102 ha Ausgleichs- und Mit dem Ziel, das nachgeordnete Straßennetz Ersatzmaßnahmen weitestmöglich zu entlasten, wurde der An- schluss einer neuen Kreisstraße zwischen Bauzeit: 1994 bis 2004 Gressow und Groß Krankow an die Autobahn Kosten: 344 Mio. e gebaut. Da die vorhandene Landesstraße L 031 (Bau und Grunderwerb) infolge der zu schützenden Allee nicht ausbau- fähig war und eine durchgehende westliche Verlegung zwischen Petersdorf und Groß Kran- 46 Maßnahme

kow im Bereich nördlich der A 20 aus Gründen Brücken mindern Trennwirkung der Umweltverträglichkeit ausschied, war die Verlegung der L 031 um ca. 100 m nach Osten Mit Rücksicht auf Natur und Umwelt wurde erforderlich. selbst an flachen Talniederungen mit kleinen Bachläufen auf Dammschüttungen verzichtet AS Wismar-Mitte zugunsten von niedrigen Brückenbauwerken. Diese Vorgehensweise erklärt die hohe Zahl von zehn Talbrücken (>80 m) in einer ver- gleichsweise sehr ebenen Landschaft. Die Trennwirkung der Autobahn wird so auf ein Mindestmaß reduziert; die Brücken selbst fal- len in der Umgebung kaum auf.

Zehmen (140 m) In einer max. Höhe von nur 6 m quert das Sechs-Feld-Bauwerk eine Niederung zwischen Zehmen und Grieben. Die Brücke verfügt über zwei getrennte Überbauten, die je als zwei- stegige Plattenbalken mit Lehrgerüst herge- stellt wurden.

Die Anschlussstelle (ursprünglich: „Wismar- Maurine (190 m) West“) ist als symmetrisches „halbes Kleeblatt“ Der ökologisch hohen Wertigkeit der zu kreu- ausgebildet. Hier bindet die Bundesstraße zenden Maurine-Niederung wurde mit dem B 208 Bobitz–Wismar an die Autobahn an. Bau einer 190 m langen Talbrücke Rechnung getragen. Die in der Vorschlagsliste zur Umset- AK Wismar zung der FFH-Richtlinie in Mecklenburg-Vor- Der ursprünglich nur als Anschlussstelle („Wis- pommern vom 15. März 1999 am Oberlauf der mar-Ost“) vorgesehene Verknüpfungspunkt Maurine aufgeführten Gebiete werden auf- wird als Autobahnkreuz ausgebaut, an dem die grund des relativ großen Abstandes zur Auto- Die Talbrücke BAB A 241 von Schwerin bis Wismar mit der bahn nicht beeinträchtigt. Maurine. A 20 verknüpft wird. Vorerst schafft hier die verlegte und ausgebaute Bundesstraße B 105n/B 105 die Verbindung vom nachgeord- neten Straßennetz im Südosten Wismars zur neuen Autobahn.

Tanken und Rasten Östlich der AS Lüdersdorf entstand auf Höhe der Gemeinde Bechelsdorf die Tank- und Rast- anlage „Schönberger Land“. Westlich von Plüschow und südlich von Barne- kow wurden jeweils beidseitig der Autobahn PWC-Anlagen angelegt. Bei Plüschow gibt es Parkplätze für 35 Pkw, 16 Lkw sowie 2 Behin- dertenstellplätze, bei Barnekow für 32 Pkw, 18 Lkw sowie 3 Behindertenstellplätze. Alle Parkplätze sind mit WC-Gebäuden und behindertengerechtem WC ausgestattet.

47 Maßnahme

Radegast (450 m) Wallensteingraben (264 m)

Nördlich Vitense-Parber überspannt das Bau- Unmittelbar östlich der AS Wismar-Mitte führt werk mit Stützweiten von 15 bis 34 m das das Bauwerk die A 20 über einen Bachlauf und Radegasttal in einer maximalen Höhe von 7 m. einen Wirtschaftsweg. Maximale Höhe: 6 m. Die getrennten Überbauten wurden im Takt- schiebeverfahren hergestellt. Rosenthal (220 m) Stepenitz (85 m) Südlich Grevesmühlen führt das Bauwerk zwischen Büttlingen und Kastahn über das Kerbtal der Stepenitz. Maximale Höhe: 9 m.

Poischower Mühlenbach (318 m)

Westlich der Eisenbahnstrecke Grevesmühlen– Wismar, die über die A20 geführt wird, quert das Bauwerk den Wasserlauf des Rosenthaler Grabens. Maximale lichte Höhe: 5 m

Greese (170 m) Das Bauwerk mit einer maximalen lichten Höhe Die Brücke war aus landschaftspflegerischer von nur 6,50 m kreuzt den Greeser Bach. Sicht erforderlich, um das flache Tal des Bach- laufs zu queren. Mit einer lichten Höhe von Grünbrücke max. 10 m liegt das Bauwerk flach in der Im Bereich des ehemaligen Grenzkontrollstrei- Landschaft. fens unmittelbar westlich der Talbrücke Wake- nitz sorgt eine weitere Grünbrücke wieder für Barnekow (105 m) die Verbindung der von der A 20 zerschnitte- Auch hier wurde aus Gründen des Land- nen ökologisch hochwertigen Flächen. schaftsschutzes auf eine Dammschüttung ver- zichtet zugunsten eines sehr flachen Bauwerks (maximale lichte Höhe: 7,60 m).

48 Maßnahme

Triwalk (395 m) • Gliederung der Widerlagerwandansicht mit Mit knapp 400 m Länge ist dies das größte lotrechter Brettschalung und Strukturscha- Brückenbauwerk im vorliegenden Streckenab- lung, schnitt. Unter der Brücke kreuzen ein Wasser- • Ausbildung vorgezogener Auflagerbänke an lauf und die Landesstraße L 102 Lübow–Wis- den Widerlagern, mar. Maximale lichte Höhe: 8 m • Ausführung des Stahlholmgeländers mit Doppelpfosten und zwei Holmen, Besonderer Wert wurde auf eine Gestaltung • Farbgebung der Geländer, die die Farbspiele des Bauwerks gelegt, die landestypische der nahen Ostsee und der Landschaft auf- Merkmale aufgreift und so eine einfühlsame greifen. Einbindung der Bauwerke in das Landschafts- bild herstellt. Das dafür entwickelte Gestal- tungskonzept wurde bei der Talbrücke Triwalk mit folgenden Gestaltungselementen berück- sichtigt: • Steile Stellung der Stegseitenflächen mit geringem Anzug von 10 cm bis zur Fahr- bahnplatte, • Schalung der Untersicht des Plattenbalken- querschnitts mit gehobelter Brettschalung, • Sichtflächenschalung der Pfeiler aus geho- belten, lotrecht verlaufenden Brettern und Betonung der Pfeilerköpfe mit Strukturscha- lung, • Verblendung der Widerlagerflügel und der Pfeiler neben Verkehrswegen mit roten Klinkersteinen,

Daten und Fakten

Länge: 395 m Stützweiten: 20,7 + (14 ×) 25 + 19,7 m

Breite: 2 × 15,00 m

Fläche: 11.776 m2

Konstruktions- höhe: 1,25 m Lichte Höhe: 3 m–8 m Überbau- Bauweise: Spannbeton-Plattenbalken

Herstellungs- verfahren: Taktschiebeverfahren Bauzeit: 1994–1996 Kosten: ca. 9,5 Mio. e

49 Maßnahme 3. Abschnitt: (49,9 km) Vom Autobahnkreuz Wismar zum Autobahnkreuz Rostock

uch östlich des Autobahnkreuzes Wismar stimmte Maßnahme konnte die Entlastungswir- Agingen die Planungen zügig voran, so dass kung für die Ortsdurchfahrten und die Innen- in diesem Abschnitt bis zum AK Rostock im stadt von Rostock deutlich erhöht werden. Jahr 1998 an verschiedenen Stellen mit den Der rund 50 km lange Streckenabschnitt ver- Bauarbeiten begonnen werden konnte. So an fügt über drei weitere Anschlussstellen (Zurow, den Talbrücken Nevern (Abschnitt Wismar– Neukloster und Kröpelin), über die das nach- Neukloster), Warnkenhagen (Abschnitt Neu- geordnete Straßennetz mit der A 20 verknüpft kloster– Kröpelin), Mühlenbach und Waidbach wird. (beide Abschnitt Kröpelin–Bad Doberan). Mit dem AK Rostock – also der Verknüpfung Bereits 1997 war mit dem vorgezogenen Bau der neuen A 20 mit der vorhandenen A 19 der 930 m langen Warnowbrücke begonnen nördlich von Kavelstorf – entstand worden. eine leistungsfähige Anbindung nach Rostock-Ost und zum Seehafen. Das Autobahn- Optimale Anbindung für kreuz wurde in Form die Hansestadt Rostock eines „Kleeblattes“ ausgebildet. Eine hohe Priorität hinsichtlich der Realisierung hatte der Abschnitt Ziesendorf–Rostock (A 19). Mit prognostizierten 59.000 Kfz/24 h im Jah- resmittel wird dies einer der am stärksten be- lasteten Streckenabschnitte der A 20 sein. Über die drei Anschlussstellen: • Bad Doberan (Anbindung der Landesstra- ße 13) • Rostock-West (Anbindung der Bundesstraße B 103n bei Buchholz) • Rostock-Südstadt (Anbindung der Landes- straße 132)

Zügig und störungsfrei fließt der Verkehr auf der fertiggestellten A 20. sowie über das Autobahnkreuz Rostock (A 20/ A 19) werden die Hansestadt Rostock und ihr Umland mit 350.000 Einwohnern optimal an die neue West-Ost-Autobahn angebunden. Um größtmögliche Verkehrswirksamkeit zu er- reichen, war eine zeitgleiche Fertigstellung und Verkehrsfreigabe dieses Teilabschnitts der A20 und der Westanbindung Rostock (B 103n) bis Anschlussstelle Rostock-West kurz zur AS Kessin, deren Bau in der Zuständigkeit vor Fertigstellung. des Landes lag, angestrebt. Durch diese abge- 50 Maßnahme

Die Gemein- deverbin- dungen Damm–Niex und Kavelstorf– Hohen Schwarfs bleiben über die A 20 hinweg aufrecht- erhalten. Bei Niex entstand beiderseits der Trasse die PWC-Anlage „Warnowtal“. Bei Glasin wurde die Tank- und Rastanlage „Fuchsberg“ gebaut. Hier stehen den Reisenden seit Ende 2002 neben den Service-Einrichtungen 58 Stell- plätze für Pkw, 30 für Busse und Lkw sowie vier behindertengerechte Parkplätze zur Verfü- gung. Weitere Rastmöglichkeiten bieten die PWC-Anlagen „Quellental“ zwischen Kröpelin und Bad Doberan und „Selliner See“ bei Zurow.

Die gute Zusammenarbeit von Bund, Land und DEGES, perfekt aufeinander abgestimmte Zeitpläne und die konzentrierte Arbeit aller Beteiligten haben schließlich dazu geführt, dass bereits zum Ende des Jahres 2000 der rund 50 km lange Abschnitt zwischen dem AK Wis- mar und dem AK Rostock für den Verkehr freigegeben werden konnte.

51 Maßnahme

Knotenpunkte Die Maßnahme im Überblick AS Zurow Über die AS Zurow wird die B 192 an die A 20 Länge: 49,9 km angebunden. Das Seengebiet um Warin findet damit Anschluss an die Autobahn. Knoten- punkte: AS Zurow (B 192) AS Neukloster AS Neukloster (L 101) Hier werden regional die insbesondere durch AS Kröpelin (L 11) Sand- und Kiesgewinnung geprägten Gebiete AS Bad Doberan (L 13) um Neukloster über die L 101 angebunden. AS Rostock-West (B 103 n) AS Rostock-Südstadt (L 132) AS Kröpelin AK Rostock (A 20/A 19) Über diesen Knotenpunkt mit der L 11 werden Bauwerke: 26 Überführungsbauwerke, die Ferienorte um Rerik und Kühlungsborn im darunter Norden und die Stadt Bützow im Süden er- 2 Grünbrücken schlossen. 27 Autobahnbrücken, AS Bad Doberan darunter die Talbrücken Die hier kreuzende L 13 führt nach Norden zur – Nevern (190 m) Kreisstadt Bad Doberan und zur Ostsee bei – Warnkenhagen (190 m) Heiligendamm, nach Süden zur Stadt Schwaan – Mühlenbach (235 m) und der dortigen nächstgelegenen Querungs- – Waidbach (70 m) möglichkeit der Warnow. – Warnow (930 m) Anlagen: – Tank- und Rastanlage AS Rostock-West „Fuchsberg“ Von dieser Anschlussstelle führt die B 103n – 3 PWC-Anlagen „Selliner autobahnmäßig bis Warnemünde. Sie ist der See“, „Quellental“ und Hauptanschluss für Rostock westlich der „Warnowtal“ Warnow. Beson- AS Rostock-Südstadt derheiten: Dreistufige Wasserbehand- Über diese Anschlussstelle sind durch die lungsanlagen zum Trinkwasser- L 132 die Südstadt von Rostock mit ihrem schutz der Warnow Umland an die A 20 (noch westlich der War- Entwäs- now) angebunden. serung: – 218 km Rohrleitungen – 36 Regenrückhaltebecken AK Rostock In der Verknüpfung der neuen A 20 mit der vor- Boden- handenen A 19 nördlich von Kavelstorf entsteht 3 bewegung: ca. 5,36 Mio. m eine leistungsfähige Anbindung nach Rostock- Flächen- Ost und zum Seehafen. Das Autobahnkreuz bedarf: – ca. 335 ha Trasse wurde in Form eines „Kleeblattes“ ausgebildet. und Anlagen Die Gemeindeverbindungen Damm–Niex und – ca. 733 ha Ausgleichs- Kavelstorf–Hohen Schwarfs blieben über die und Ersatzmaßnahmen A 20 hinweg aufrechterhalten. Bei Niex ent- standen beiderseits der Trasse Parkplätze mit Bauzeit: 1997 bis 2000 Sanitäreinrichtungen. Kosten: 306 Mio. e (Bau und Grunderwerb)

52 Vielfältige Maßnahmen zum Schutz Maßnahme von Natur und Umwelt

ie umfangreichen Untersuchungen zur Um- räumiges Gutachten zur Ermittlung von Stand- Dweltverträglichkeit der A 20 hatten für den orten für Wildtierpassagen (Grünbrücken, Tal- Raum zwischen Wismar und Rostock Beein- brücken, Wilddurchlässe) beim Institut für trächtigungen ermittelt, die auch mit der Aus- Landschaftsplanung und -ökologie der Univer- wahl der umweltverträglichsten Variante nicht sität Rostock beauftragt. vollständig vermieden werden konnten. Groß- Das Ergebnis war ein Gesamtvernetzungskon- räumig betrachtet sind das die Zerschneidung zept, das neben der Ausweisung reiner Grün- und Überbauung von großflächig störungsar- brücken- und Wilddurchlass-Standorte auch men Landschaftsräumen, von besonderen andere Brückenbauwerke mit einbezieht und Tierlebensräumen und von überregionalem für diese hinsichtlich Lage und Dimensionie- Fernwildwechsel sowie die Querung des Fluss- rung ökologische Optimierungsvorschläge er- talmoores der Warnow mit seinen Funktionen stellt. In Konsequenz dieses Gutachtens wur- als Naturschutz- und FFH- (Flora-Fauna-Ha- den im Abschnitt Wismar–Rostock mit erheb- bitat-) Gebiet sowie als Wassergewinnungs- lichem Kostenaufwand Bauwerke errichtet, gebiet. denen u. a. eine wichtige Funktion zur Minde- rung der Zerschneidungswirkung zukommt. Die im Ergebnis des Raumordnungsverfahrens Hierzu gehören zwei Grünbrücken bei Glasin formulierten Maßnahmen zur Vermeidung, Min- (nordöstl. Neukloster) und im Fahrenholzer Holz derung und zum Ausgleich der Umweltbeein- (südwestl. Rostock) sowie die fünf Talbrücken trächtigungen wurden durch die DEGES und Nevern, Warnkenhagen, Mühlenbach, Waid- die beauftragten Ingenieurbüros und Gutachter bach und Warnow. in enger Abstimmung mit den zuständigen Fachbehörden auf Landes-, Kreis- und kom- munaler Ebene konsequent in den an die Um- weltverträglichkeitsstudie (UVS) anschließen- den Phasen der Projektrealisierung umgesetzt. Insbesondere in den Landschaftspflegerischen Begleitplänen zum Planfeststellungsverfahren und in den Landschaftspflegerischen Ausfüh- rungsplänen zur Bauausführung wurden detail- lierte Problemlösungen erarbeitet. Hierzu eini- ge Beispiele:

Kleinräumige Linienoptimierung Insbesondere im Hinblick auf das „Schutzgut Mensch“ wurde die Trasse durch kleinräumige Talbrücke Nevern. Linienoptimierung soweit wie möglich aus siedlungsnahen Bereichen abgerückt, z. B. in den Abschnitten südlich von Glasin und Warn- kenhagen sowie nördlich Hohen Luckow.

Minimierung der Zerschneidungswirkung Bereits durch die Auswahl der Vorzugstrasse konnte die Zerschneidung hochwertiger Berei- che minimiert werden. Zur konsequenten Um- setzung des naturschutzrechtlichen Vermei- dungsgebotes – das jedoch auch im Rahmen der Beachtung des Verhältnismäßigkeitsgrund- satzes die Kosten zu berücksichtigen hat – Talbrücke wurde erstmalig auf rd. 80 km Länge ein groß- Warnkenhagen.

53 Maßnahme

Das Waidbachtal vor der Renaturierung.

Bündelung von Im Wesentlichen geht es in den drei Maßnah- Ausgleichsmaßnahmen menkomplexen um die Extensivierung und Ein Teil der Maßnahmen zur Kompensation der Vernässung von Wiesen, um die Entwicklung Eingriffe in Natur und Umwelt liegt im näheren von artenreichen Laubwäldern und Gehölz- Trassenbereich, um bestehende ökologisch strukturen sowie um die Schaffung naturnaher bedeutsame Flächen in ihrer Funktion zu Flachwasserzonen und Fließgewässer. schützen oder auch miteinander zu vernetzen. In Abstimmung und Kooperation mit den Na- Die Renaturierung von fluss- und bachbeglei- turschutzbehörden wird der überwiegende Teil tenden Niedermooren bietet u. a. folgende der Ausgleichsmaßnahmen an der A 20 jedoch Vorteile: großflächig in geeigneten trassenferneren Be- – als Ausgleich für die großräumige Zerschnei- reichen durchgeführt. Hierfür wurden relativ dungswirkung wird der Biotopverbund auf- störungsarme Landschaftsräume mit einem gebaut bzw. stabilisiert, hochwertigen Entwicklungspotenzial gewählt. – Eingriffe in Lebensräume großraumbean- Für die 50 km lange Strecke zwischen AK spruchender und störempfindlicher Tierarten Wismar und AK Rostock sind das die Maßnah- werden ausgeglichen, menkomplexe: – im Vergleich zu kleinflächigen, verstreuten • Neverner Bach, Graben bei Zurow, Hopfen- Ausgleichsmaßnahmen werden ökologische bach (ca. 280 ha) Wertigkeit und Störunempfindlichkeit deut- • Groß Tessiner See und Beeke (110 ha) lich erhöht, • Waidbachtal (220 ha) – der Landschaftswasserhaushalt z. B. in – entwässerten Nieder- mooren wird nachhal- tig saniert; die Torfzer- setzung und die damit verbundene Freiset- zung von Treibhaus- gasen kann so ge- stoppt bzw. erheblich reduziert werden, – die Landwirtschafts- betriebe im Trassen- umfeld werden von zusätzlichen Flä- cheninanspruch- So sieht es im nahmen durch Aus- Waidbachtal nach erfolgter Renaturie- gleichsmaßnahmen rung aus. entlastet. 54 Maßnahme

Umfassende Vorkehrungen falls planfestgestellten Eigenüberwachungs- werte wurden durch die dreistufige Reini- zum Trinkwasserschutz gungsanlage nicht nur eingehalten, sondern weit unterschritten. Die Trinkwasserversorgung der Hansestadt Zum Schutz des Trinkwasserschutzgebietes Rostock erfolgt aus der „fließenden Welle“ der wurde außerdem an beiden Seiten der Brücke Warnow. Bei der Querung des Tals mit der A20 eine 2,5 m hohe Spritzschutzwand errichtet, waren deshalb auf dem Brückenbauwerk be- um Schadstoffeintrag ins Warnowtal zu ver- sondere bauliche Vorkehrungen zur Vermei- meiden. Unter Berücksichtigung der Anforde- dung eines zusätzlichen Schadstoffeintrages rungen des Vogelschutzes wurde die Wand zu treffen. Das Niederschlagswasser wird in semitransparent mit vertikal verlaufenden einer geschlossenen Brückenentwässerung Streifen ausgeführt.

Wasserbehand- lungsbecken an der Warnowbrücke. geführt und hinter dem Widerlager Ost in das Aber schon während der Bauphase waren hier Streckenentwässerungssystem eingeleitet. In besondere Vorkehrungen erforderlich. So Regenrückhaltebecken wird das Oberflächen- musste aufgrund der schwierigen, ökologisch wasser der Autobahn gesammelt und mittels sensiblen Bodenverhältnisse zur Erschließung Absetz-, Rückhalte- und Sandfilterbecken des Baufeldes im Tal eine eigene Baustraße gereinigt. Das vorgereinigte Wasser kann nun angelegt werden. Auf einer Trennschicht aus zeitlich verzögert (zur Vermeidung der Überla- Geotextil wurde diese Straße unter der künfti- gerung von Abflussspitzen) schadlos den Vor- gen Brücke geführt. Zum Schutz des Grund- flutern zugeführt werden. wassers war die Oberfläche der Straße mit Nachfolgende Messungen der Wasserqualität ölresistenten und undurchlässigen Materialien haben gezeigt, dass die Anforderung an die versehen. Die Baustraße wurde um knapp die Reinigungsleistung hinsichtlich der Kohlenwas- Hälfte ihrer Breite rückgebaut und kann künftig serstoffe weit übertroffen wurde. Die behörd- als Unterhaltungsweg für das Bauwerk genutzt lich vorgegebenen Grenzwerte sowie die eben- werden.

55 Maßnahme Die Warnowbrücke – ein Bauwerk der Besonderheiten

as herausragende Ingenieurbauwerk in sein, um dem Bauwerk die nötige Stand- Ddiesem Abschnitt ist die 930 m lange sicherheit zu geben. Für die Gründung der Warnowbrücke. Zwischen der AS Rostock- Brückenpfeiler kamen Ortbetonrammpfähle mit Südstadt und dem AK Rostock quert das einem Durchmesser von 56 cm zum Einsatz. Bauwerk die Niederung der Warnow, einige • Im westlichen Bereich (Widerlager bis 4. Pfei- Wirtschaftswege und eine Eisenbahnlinie. ler) herrschen Geschiebelehm sowie Schich- Um die rechtzeitige Fertigstellung der Brücke ten aus eingelagertem Sand und aus schluf- sicherzustellen, haben die Bauarbeiten bereits figem, tonigem Material vor. Absetztiefe für im August 1997 auf der Grundlage einer Plan- die Pfahlgründung: ca. 10 m unter Gelände- genehmigung begonnen. Dabei bildete die oberfläche. Erreichbarkeit des Warnowtals eine besondere • Im mittleren Bereich (5. bis 21. Pfeiler) bildet Schwierigkeit. torfiges Material mit darunterliegender Weder die vorhandenen Gemeinde- und Wirt- Mudde bzw. Faulschlamm eine ca. 8 bis schaftswege noch die bestehenden Brücken- 10 m dicke Schicht. Darunter befindet sich bauwerke über die Eisenbahnlinien waren wiederum eine mehrere Meter dicke Sand- geeignet, die Lasten des Baustellenverkehrs schicht, so dass hier die Rammpfähle 12 bis aufzunehmen. Beiderseits des Warnowtals 19 m in die Tiefe reichen müssen, um auf mussten deshalb sowohl von Niendorf als eine tragende Schicht zu treffen. auch von der A 19 bei Kavelstorf aus mehrere • Im östlichen Bereich (22. Pfeiler bis 28. Pfei- km Baustraße überwiegend parallel zur Auto- ler) besteht die Bodenschicht ebenfalls aus bahntrasse sowie vorübergehend Behelfsbrü- Torf und Sand. Die Absetztiefen liegen hier cken über drei Bahnlinien gebaut werden. Trotz zwischen 12 und 17 m. dieser Schwierigkeiten konnte die Warnowbrü- cke nach nur 30-monatiger Bauzeit im Novem- Unterbauten ber 1999 fertiggestellt werden. Der Strecken- Die beiden Kastenwiderlager sind auf Ortbe- bau in diesem Bereich hatte im Oktober 1998 tonrammpfähle gegründet. Die Kammer des begonnen und war 21 Monate später abge- Widerlagers ist von vorn über eine Tür zugäng- schlossen. lich. Über eine Leiter ist so die Zwischendecke (z. B. für Wartungsarbeiten) erreichbar. Außer- dem können über eine (abgedeckte) Transport- Aufwändige Gründung öffnung Bauteile angeliefert werden. Die Vor- im weichen Boden landpfeiler (Regelpfeiler) haben einen acht- eckig doppeltsymmetrischen Querschnitt Die Beschaffenheit des Untergrundes im War- (1,50 × 1,50 m) und wirken mit den gerundeten nowtal ist gekennzeichnet von unterschiedli- Pfeilerköpfen sehr schlank und leicht. Die chen weichen Bodenschichten. Entsprechend Flusspfeiler dagegen, die die längsten Über- tief müssen die Pfahlgründungen für die Pfeiler bausegmente und damit die größten Lasten zu

Querschnitt des Untergrunds im Warnowtal

56 Maßnahme

tragen haben, zeigen eine massivere Ausfor- mung. Ihr Querschnitt ist achteckig einfach Daten und Fakten symmetrisch (2,50 × 1,70 m) bis zum Pfeiler- kopf. Länge: 930,10 m Stütz- Überbau weiten: 20 + (2×) 24,6 + (10×) 32,3 + Die auf ganzer Länge getrennten Überbauten 37,3 + 50,5 +74 + 50,5 + wurden als durchlaufende zweistegige Platten- (9×) 32,3 + 26,8 m balken in Spannbeton hergestellt. Die Gesamt- breite der Brücke zwischen den Geländern Breite: 11,82 m je Richtungsfahrbahn beträgt 28 m. Die Überbauten der Vorland- Brücken- brücken wurden mit feldweiser Vorschubrüs- fläche: ca. 26.000 m2 tung hergestellt, die Überbauten der Fluss- brücke im Freivorbau. Bauhöhe: 1,80 m–3,90 m Höhe max. über Tal: 13 m Über- bauten: Zweistegiger Plattenbalken in Spannbetonbauweise Herstellungs- Verfahren: Vorschubrüstung (Vorland- brücken) Freivorbau (Flussbrücke) Beton: ca. 40.000 m3 Die Hauptbrücke Bauzeit: 30 Monate mit dem 74,0 m langen Flussfeld Kosten: ca. 24,3 Mio. e wurde im Freivor- bau hergestellt.

57 Maßnahme 4. Abschnitt: (54,5 km) Vom Autobahnkreuz Rostock zur AS Grimmen-West

m mittleren Bereich zwischen Rostock und Die Maßnahme IStralsund/Greifswald leistet die neue Auto- im Überblick bahn einen wichtigen Beitrag zur verkehrlichen Erschließung der Küstenregion. In Verbindung Länge: 54,5 km mit dem im Bau befindlichen Rügenzubringer B 96n inkl. der 2. Strelasundquerung (siehe Knoten- hierzu S. 64 f.) schafft die A 20 nicht zuletzt punkte: AS Dummerstorf (B 103/L 191) auch eine deutliche Verbesserung der Anbin- AS Sanitz (B 110) dungssituation nach Westen und Süden für die AS Tessin (B 110) Ferieninsel Rügen und die strukturschwachen AS Bad Sülze (L 23) Regionen Vorpommerns. AS Tribsees (L 19/L 192) Über fünf Anschlussstellen werden Laage, Sa- Bauwerke: 29 Überführungsbauwerke, nitz, Tessin, Bad Sülze, Gnoien und Tribsees darunter sowie die umliegenden Gemeinden hervorra- 1 Grünbrücke gend an die A 20 angebunden. 16 Autobahnbrücken, darunter die Talbrücken Gleichzeitig werden die Innenstädte und die – Recknitz (700 m) Ortschaften vom Durchgangsverkehr entlastet. – Trebel (530 m) Die Bundesstraße B 110 beispielsweise müsste ohne die A 20 im Jahr 2010 – je nach Abschnitt Anlagen: – Tank- und Rastanlage bei – zwischen 6.000 und 20.000 Kfz/24 h verkraf- Grammow ten. Dabei beziehen sich diese Verkehrspro- – 2 PWC-Anlagen „Speck- gnosen nur auf freie Streckenabschnitte. Das moor“ und „Trebeltal“ bedeutet, in den Ortslagen wären die Verkehrs- Besonder- belastungen noch deutlich höher. Die neue heiten: – Umverlegung der L 19 bei Autobahn hingegen bündelt den überregiona- Wendisch-Baggendorf und bei Siemersdorf – Renaturierung „Wolfsberger Seewiesen“ – Wiederherstellung „Richtenberger See“ Entwäs- serung: – 166 km Rohrleitungen – 31 Regenrückhaltebecken Boden- bewegung: ca. 5,4 Mio. m3 Flächen- bedarf: – ca. 324 ha Trasse und Anla- gen – ca. 1.100 ha Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen Bauzeit: 1997 bis 2005 Kosten: 284 Mio. e (Bau und Grunderwerb)

58 Maßnahme

len Verkehr und entlastet die Ortsdurchfahrten vom Durchgangsverkehr. Sie wird in den vorlie- genden Streckenabschnitten zwischen 23.000 und 33.000 Kfz/24 h aufnehmen. Ab dem AK Rostock führt die Autobahn zu- nächst in östliche Richtung. Nach der AS Dum- merstorf beschreibt sie einen leichten Bogen nach Norden bzw. Nordosten bis zur AS Sa- nitz. Von hier aus verläuft die Trasse südlich von Tessin und quert das Recknitztal an seiner schmalsten Stelle mit einem 700 m langen Südosten, quert den Ibitzgrund und führt dann Die L 19 mit der Trebelbrücke im Bauwerk. Im weiteren Verlauf führt die A 20 weiter in östliche Richtung. Hintergrund. durch das „Drüsewitzer Holz“ und nördlich von Reddershof vorbei bis zur AS Tessin. Auf der Höhe von Grammow wurde auf der Südlich von Kowalz verläuft die Trasse in Nordseite der A 20 eine einseitige Tank- und Richtung Grammow, das nördlich umfahren Rastanlage gebaut. Über eine Brücke ist die wird, und erreicht südlich von Böhlendorf die Erreichbarkeit auch für Fahrzeuge, die in Rich- AS Bad Sülze mit der Anbindung der Landes- tung Osten fahren, gegeben. Der Parkraum straße L 23 Bad Sülze–Gnoien. bietet 60 Pkw-Stellplätze, 20 Pkw-Kurzzeit- Bei Langsdorf quert die Autobahn mit einem stellplätze (inkl. Schwerbehinderte- und Frau- 530 m langen Bauwerk die Trebelniederung enparkplätze), 25 Lkw- und 5 Bus-Stellplätze, und verläuft dann südlich von Tribsees parallel 5 Stellplätze für Pkw mit Anhänger sowie Ab- zur L 19 bis zur Anschlussstelle, über die außer stellflächen für Großraum- und Schwertrans- Tribsees auch der Raum /Franz- porter. Möglichkeit zur Rast bieten außerdem burg erschlossen wird. Nördlich des Waldge- die jeweils beidseitigen PWC-Anlagen bei bietes „Hohes Holt“ schwenkt die Trasse nach Niekrenz und östlich des Ibitzgrabens.

59 Maßnahme

Natur- und Landschaftsschutz uch in diesem Streckenabschnitt wurden sowie der Bau von zwei großen Talbrücken Avielfältige Maßnahmen ergriffen, um die dienen diesem Ziel. Zerschneidungswirkung durch die A 20 in Ein Großteil der landschaftspflegerischen ökologisch besonders sensiblen Bereichen Maßnahmen wurde in Abstimmung mit den (insbesondere Recknitztal, Trebeltal und Naturschutzbehörden in trassenfernen, groß- Ibitzgraben) zu minimieren und seltene Tier- flächigen Gebieten durchgeführt. Dies sind arten wie Biber, Fischotter und Schreiadler die Polderflächen im Trebeltal bei Rodde, besonders zu schützen. Der Bau der Grün- Annenhof, Volksdorf und Nossendorf, die brücke bei Vietow, mehrere Wilddurchlässe, u. a. durch Deichrückbau und Stilllegung der Amphibienleiteinrichtungen und -durchlässe Schöpfwerke wieder vernässt wurden.

Talbrücke Trebel (530 m) Mit dem Trebeltal wird ein Flusstalmoor von gequert, im westlichen Bereich entstand zu- sehr hohem naturschutzfachlichem Rang ge- sätzlich eine 9 m breite Brücke über den quert. Hierbei handelt es sich um ein europäi- Prahmgraben. Im Trebeltal stehen 8–10 m sches Vogelschutzgebiet und ein vom Land mächtige Torf- und Muddeschichten an. Für gemeldetes Gebiet nach der Flora-Fauna-Ha- die Gründung der Brücken und der dazwi- bitat-Richtlinie als Teil des Schutzgebietskon- schenliegenden Dammstrecken wurden um- zeptes „Natura 2000“ (FFH-Gebiet). Der Tal- weltschonende Bauverfahren gewählt, um die raum wird durch eine 530 m lange Brücke Eingriffe im Talraum möglichst gering zu halten.

Talbrücke Recknitz (700 m) Mit einer Länge von 700 m hat das Bauwerk Eine Dammschüttung hätte zur Zerschneidung eine multifunktionale Wirksamkeit und eine der hochwertigen Niederung geführt und das hohe ökologische Bedeutung. Mit Stützweiten Durchströmungsmoor negativ beeinflusst. zwischen 26 m und 32,5 m und einer lichten Aufgrund der Torfmächtigkeit von über 4 m auf Höhe zwischen 4,20 m und 9,40 m gewährlei- mindestens 700 m Länge wäre ein Bodenaus- stet es den weitestgehenden Erhalt wertvoller tausch außerdem sehr aufwändig und kost- Feuchtbiotope und ökologischer Durchlässig- spielig geworden. An beiden Widerlagern wird keit (Lebensräume für Amphibien, Fischotter, jeweils ein Wirtschaftsweg unter der Brücke Vögel und Wild). durchgeführt.

Die Recknitztal- brücke mit der Stadt Tessin im Hintergrund.

60 Maßnahme

Renaturierung Trebelpolder bedrohten Arten wie Biber und Fischotter, Die Maßnahme beinhaltet den Rückbau der Schreiadler, Rohrdommel, Rohrweihe, Brach- Eindeichung, die Beseitigung des Schöpfwer- vogel u. a. neue Lebensräume. kes sowie die Anhebung des Grundwassers in den Trebelpoldern Rodde, Tannenwiese, Volks- dorf, Nossendorf und Wiesen unterhalb Nos- sendorf. In den Poldern entsteht aufgrund der Öffnung der Deiche und der Nutzungsaufgabe groß- räumig (auf ca. 490 ha) eine naturnahe Land- schaft, die dem Charakter einer häufig über- fluteten Talaue entspricht. Die für diese Land- schaft typischen Lebensräume wie Erlenbruchwald, Röhrichtzonen, vernässtes Grünland, Flach- und Standgewässer werden aufgewertet. Mit der weitgehenden Überflutung der Polder- fläche wird eine langfristige Moorrenaturierung initiiert. Die weitere Moorzersetzung wird ge- bremst und die Wiederausbreitung einer moor- typischen Vegetation ermöglicht. Dies bietet

Wiederherstellung Richtenberger See Ein weiteres interessantes Projekt ist die Wie- derherstellung des Richtenberger Sees (inkl. Randgestaltung) an historischer Stelle in der Niederung zwischen den Städten Franz- burg und Richten- berg. Hier entsteht eine Wasserfläche von rd. 150 ha und damit neuer Lebensraum für Flora und Fauna. Die Städte befürworteten das Pro- jekt und unterstützten es nach Kräften bei der Genehmigung und der Ausführung. Renaturierung Wolfsberger Seewiesen Im Gebiet der Wolfsberger Seewiesen zwi- schen den AS Dummerstorf und Sanitz wird Pflanzen- und Tierarten wieder hergestellt der Grundwasserspiegel wieder angehoben, worden. Es entstand ein Rastplatz für Zugvö- wodurch eine Moorschonung bzw. -renaturie- gel und neuer Lebensraum für im Bestand rung erreicht wird. Mit dieser Ausgleichs- und gefährdete Arten wie Eisvogel und Weißstorch, Ersatzmaßnahme ist ein großräumiger Lebens- Meerforelle und Bachneunauge sowie für raum für moor- und feuchtwiesentypische bestimmte Orchideen.

61 Maßnahme 5. Abschnitt: (33,9 km) Von der AS Grimmen-West zur AS Gützkow

b der AS Grimmen-West führt die A 20 A nach Osten und umfährt in einem Bogen Die Maßnahme die Kreisstadt Grimmen. Nach der AS Grim- im Überblick men-Ost nahe Klevenow, wo die B 194 an die Autobahn anbindet, verläuft die Trasse weiter Länge: 33,9 km in östliche Richtung über die als Autobahndrei- Knoten- eck ausgebildete AS Stralsund. Hier bindet der punkte: AS Grimmen-West (L 19/L 27) neue Rügenzubringer B 96 n nach Norden an AS Grimmen-Ost (B 194) die A 20 an. Im Bereich der AS Greifswald AS Stralsund (B 96 n) schwenkt die Trasse in südöstliche Richtung AS Greifswald (L 26) ab und erreicht schließlich die AS Gützkow. AS Gützkow (B 96/B 111) Der Abschnitt von AS Grimmen-Ost bis AS Strasburg wird von der EU durch EFRE- Bauwerke: 14 Überführungsbauwerke, Mittel kofinanziert. darunter 1 Bahnbrücke 10 Autobahnbrücken Anlagen: – 2 PWC-Anlagen „Riedbruch“ Knotenpunkte und „Peenetal“ AS Grimmen-West Besonder- Über die Verknüpfung der A 20 mit der Landes- heit: Rügenzubringer B 96n straße L 19 erhielt die Stadt Grimmen hier eine Entwäs- von zwei Anbindungen an die Autobahn. Die serung: – 81,5 km Entwässerungs- u. Anschlussstelle wurde als halbes unsymmetri- Meliorationsleitungen sches Kleeblatt gebaut. Das Kreuzungsbau- – 20 Regenrückhaltebecken werk wurde vorgezogen 1998 begonnen. Die L 19 Tribsees–Grimmen blieb in ihrer Linien- Bodenbe- führung erhalten und wurde im Anschlussstel- wegung: ca. 2,2 Mio. m3 lenbereich über die Autobahn geführt. Entspre- Oberbau: ca. 900.000 m3 chend der Radwegekonzeption des Landes Mecklenburg-Vorpommern wurde auf der nörd- Flächen- lichen Seite der Brücke ein Radweg angelegt. bedarf: – ca. 123 ha Trasse und Anlagen – ca. 285 ha Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen Bauzeit: 1998 bis 2005 Kosten: 131 Mio. e (Bau und Grunderwerb)

AS Grimmen-Ost Die zweite Anbindungen für die Stadt Grim- men. Über die Nord-Süd verlaufende Bundes- straße B 194 erhält darüber hinaus der Raum Demmin im Süden direkten Zugang zur A 20. Die B 194 wird in ihrer vorhandenen Lage im spitzen Winkel über die Autobahn geführt und durch zwei diagonal gegenüberliegende Ram- pen an die A 20 angeschlossen. Mit dieser Mühlentor und St. Marienkirche Lage der Rampen konnte der Flächenbedarf in Grimmen. möglichst gering gehalten werden. 62 Maßnahme

AS Stralsund trisches Kleeblatt geplant, wobei das vorhan- Mit dem neuen Rügenzubringer B 96 n inkl. der dene Biotop (Wäldchen) erhalten wurde und 2. Strelasundquerung wird die Verbindung zur von der nördlichen Verbindungsrampe umfah- Insel Rügen sowie zu den Fährhäfen Sassnitz/ ren wird. Mukran wesentlich verbessert. Die zweibah- nige B 96 n wird aus Norden kommend über AS Gützkow die Autobahn geführt und als „linksliegende Über einen kurzen Zubringer erfolgt hier die Trompete“ an die A 20 angeschlossen. Anbindung der Bundesstraßen B 96 und B 111. Durch die Verknüpfung der B 111 erhält die AS Greifswald Ferieninsel über einen un- An diesem Schnittpunkt mit der Landesstraße mittelbaren Zugang zum Fernstraßennetz. Im L 26 erhält die Stadt Greifswald eine direkte Zuge der Baumaßnahme wurde der Knoten Verbindung zur A 20 und damit zum Fernstra- B 96/B 111 zu einer vierarmigen Kreuzung mit ßennetz. Die Anschlussstelle ist als unsymme- Lichtsignalanlage ausgebaut.

63 Maßnahme B 96n Zubringer Stralsund/Rügen Optimale Verkehrsanbindung für Stralsund und die Insel Rügen

m Zusammenhang mit dem Neubau der I„Ostseeautobahn“ A 20 wird das VDE-Zubrin- gerprojekt „B 96n Zubringer Stralsund/Rügen“ realisiert. Ziel dieser Maßnahme ist es, eine leistungsfähige Verkehrsanbindung für die Stadt Stralsund und die Insel Rügen an das deutsche/europäische Fernverkehrsnetz zu schaffen. Für den Fremdenverkehr und für die Hafenwirtschaft (Sassnitz) ist dieser Brücken- schlag vom Festland zu Deutschlands größter Insel außerordentlich wichtig. Insbesondere für Urlauber aus den Ballungsgebieten Hamburg/Lübeck und Berlin wird die Attrak- tivität der Ferieninsel Rügen durch die um ein Vielfaches verbesserte Erreichbarkeit deutlich erhöht. Mit der B 96n wird der Verkehr von der A 20 nach Stralsund bzw. Rügen gebündelt und so das vorhandene Straßennetz, insbesondere Ortsumgehung das „Nadelöhr“ Rügendamm sowie die Bun- Stralsund. desstraßen B 96, B 194 und B 105 mit ihren zahlreichen Ortsdurchfahrten vom Durch- Abgesehen von der Ortsumgehung Stralsund gangsverkehr entlastet. (16,3 km), die vom Straßenbauamt Stralsund realisiert wurde, liegen Planung und Bau der Südöstlich von Grimmen nahe der Gemeinde B 96n in der Zuständigkeit der DEGES. Das Neuendorf bindet der Zubringer B 96n über VDE-Zubringerprojekt wird – mit Ausnahme der die AS Stralsund an die A 20 an und führt dann 2. Strelasundquerung – von der EU mit Mitteln weiter in nördliche Richtung über Wilmshagen aus dem EFRE-Strukturfonds gefördert, um zur und Teschenhagen nach Stralsund. Parallel zur beschleunigten Realisierung dieser internatio- vorhandenen Strelasundquerung wird die nal und regionalpolitisch bedeutenden Bun- B 96n über eine neue Brücke (2. Strelasund- desstraße beizutragen. querung) geführt und verläuft schließlich auf Der landseitige Streckenabschnitt von der A 20 der Insel Rügen ab Altefähr in nordöstliche nach Stralsund ist bereits seit Ende 2004 unter Richtung bis Bergen. Verkehr. Eine in diesem Abschnitt erstmalig in Holzbauweise errichtete Grünbrücke wurde mit Design- und Ingenieurpreisen ausgezeichnet. Beeindruckende Fortschritte Die Arbeiten an der 2. Strelasundquerung wer- im Baugeschehen den planmäßig u. a. mit der Errichtung des Pylons fortgesetzt. Die Rohbauarbeiten an den Planerisch ist der insgesamt 55,1 km lange Brückenbauwerken werden Ende 2006 wei- Rügenzubringer dreigeteilt. testgehend abgeschlossen sein. Mit den Bau- 1. Der insgesamt 28,6 km lange Festlandsab- arbeiten an der B 96n auf Rügen wird voraus- schnitt ab der AS Stralsund (A 20) bis zur sichtlich im Jahr 2006 begonnen. AS Bahnhof Rügendamm einschließlich der Ortsumgehung Stralsund. 2. Die 2. Strelasundquerung inkl. einer Hoch- Die 2. Strelasundquerung – brücke über den Ziegelgraben mit einer das neue „Tor nach Rügen“ Gesamtlänge von 4,7 km (plus 1,6 km B 96 AS Altefähr). Das Kernstück der insgesamt 4.100 km langen 3. Der 20,5 km lange Inselabschnitt zwischen 2. Strelasundquerung zwischen der OU Stral- AS Altefähr und AS Bergen. sund und der AS Altefähr bildet ein rund 64 Maßnahme

2.830 m langer Brückenzug. Das parallel gust 2004. Seitdem werden die Arbeiten so- zum bestehenden Rügendamm verlaufende wohl von Stralsunder Seite als auch von Alte- Gesamtbauwerk setzt sich aufgrund unter- fähr aus zügig vorangetrieben. Gleichzeitig schiedlicher Überbaukonstruktionen aus sechs wurde mit den Gründungsarbeiten am Pylon Einzelbauwerken zusammen, nämlich den Vor- der Ziegelgrabenbrücke begonnen. landbrücken Stralsund, der Ziegelgrabenbrü- cke, der Vorlandbrücken Dänholm und Strela- sund sowie der Strelasundbrücke. Ingenieur- „Tropfenform“ als technisch herausragend ist die ca. 600 m Gestaltungsmerkmal lange Schrägseilbrücke, die den Ziegelgraben zur Freihaltung für die Schifffahrt mit 198 m Die Schrägseilbrücke überspannt die ca. bzw. 126 m bei 42 m Durchfahrtshöhe stützen- 330 m weite Wasserfläche mit einem trotz der frei überspannt. 198 m bzw. 126 m Spannweite noch sehr Mit seinem markanten, 128 m hohen Pylon schlanken Stahlüberbau, der von einem 128 m bildet dieses Bauwerk auch den architektoni- hohen Pylon aus von Seilabspannungen getra- schen Höhepunkt des Brückenzugs, der als gen wird. Gerade durch die Asymmetrie ergibt das „neue Tor nach Rügen“ zu einem weiteren dies ein elegantes und wohlproportioniertes Wahrzeichen der Hansestadt Stralsund werden Tragwerk. Die acht vom Pylon ausgehenden dürfte. Seilpaare sind harfenförmig angeordnet und bilden einen besonderen Blickfang. Für die 2. Strelasundquerung – AS Bahnhof Der Gestaltung des 128 m hohen Pylons wurde Rügendamm bis AS Altefähr – liegt das Bau- größte Sorgfalt gewidmet. Nach einem einge- recht mit Planfeststellungsbeschluss vom 30. henden Variantenvergleich erwies sich ein März 2004 vor. Es beinhaltet die ergänzende zweigeteilter Pylon mit einem Sockel aus Anlage eines dritten Fahrstreifens, der je nach Beton und einem schlanken Oberbauteil aus Verkehrsbedürfnis jeweils der vorherrschenden Stahl als die überzeugendste Lösung. Auf Verkehrsrichtung zugeordnet werden kann. diese Weise wird die Großstruktur aufgelöst Feierlicher Baubeginn für das mit einer Ge- und optisch verkleinert, der Eindruck von samtlänge von 2.831 m derzeit längste Brü- Massigkeit wird vermieden. Der Überbau wird ckenbauwerk in Deutschland war am 31. Au- dabei als „Überspannter Balken“ vom Unter- bau getrennt und auf Brückenla- gern abgesetzt. Das besondere Gestaltungs- merkmal ist die „Tropfenform“ als prägendes Strukturelement der Pfeiler und des Pylons. Die einem Wassertropfen nach- empfundene Form erwies sich wegen der günstigen Strö- mungswerte im Windkanal zudem als statisch vorteilhaft und damit wirtschaftlich. Mit der konsequenten Übertra- gung der am Pylon der Schräg- seilbrücke definierten Gestal- tungselemente auf sämtliche Vorlandbrücken wird die er- wünschte harmonische Bindung Die Brücke über der sechs Einzelbauwerke trotz den Ziegelgraben mit dem markanten unterschiedlicher Bauart er- Pylon (Computer- reicht. simulation).

65 Maßnahme 6. Abschnitt: (85 km) Von der AS Gützkow zur AS Pasewalk-Süd

Aus nördlicher Richtung von Gützkow kom- mend, quert die Trasse das europäische Schutzgebiet Peenetal und verläuft dann öst- lich der Bundesstraße B 96 in südliche Rich- tung. Unmittelbar hinter der AS Anklam quert sie den Großen Landgraben, wenige Kilometer weiter südlich hinter der AS Altentreptow den Kleinen Landgraben. Nach dem Knotenpunkt mit der Landesstraße L 28 an der AS Neubrandenburg-Nord umfährt die A 20 die Ortslage Rossow und quert die Kreisstraße K 48 Staven–Rossow. Von Neuen- kirchen aus verläuft die Trasse südlich der Ansiedlungen Magdalenenhöh und Luisenhof, fällt dann zur Datzeniederung ab und erreicht am östlichen Rand der Niederung die AS Neu- brandenburg-Ost. Die Autobahn führt nun in einem weiten Bogen in südöstliche bzw. östliche Richtung zu den Anschlussstellen Friedland bzw. Strasburg. Unmittelbar hinter der AS Pasewalk-Nord wird sie über ein 1.190 m langes Brückenbauwerk über das Ueckertal geführt. Der Abschnitt en- det vor der AS Pasewalk-Süd, dem Verknüp- fungspunkt mit der B 109. Dieser Streckenab- schnitt wird bis zur AS Strasburg mit EFRE- Mitteln von der EU kofinanziert.

Knotenpunkte AS Jarmen In Abstimmung mit dem Flächennutzungsplan der Gemeinde Jarmen, der hier ein Gewerbe- gebiet vorsah, wurden die Auf- und Abfahrram- pen südlich der B 110 n gelegt. Diese Lösung ist gleichermaßen günstig für den regen Lkw- Verkehr von und zum ALDI-Logistikzentrum.

AS Anklam Hier bindet die A 20 direkt an die Bundesstra- ßen B 96 und die B 199 an. Im Bereich der geplanten AS Anklam verlief die bestehende Bundesstraße B 199 ungünstig in einer engen S-Kurve mit Gefälle. Zur Verbesse- rung der Verkehrssicherheit und wegen der unbefriedigenden Anbindung an die B 96 im Ort Klempenow wurde die B 199 nördlich der vorhandenen Trasse verlegt und neu gebaut. Die Orte Klempenow oder Breest werden vom Zubringerverkehr nicht berührt. Die AS ist als unsymmetrisches halbes Kleeblatt ausgelegt. 66 Maßnahme

In Form eines vier- blättrigen Kleeblat- tes ausgebildet die AS Neubranden- burg-Ost während der Bauphase.

AS Altentreptow (L 273) Diese AS in Form eines sym- metrischen halben Kleeblatts ist der Verknüpfungspunkt mit der Landesstrasse L 273 und stellt damit die direkte Verbin- dung der Stadt Altentreptow sowie der Gemeinden Grap- zow und Werder an die A 20 dar.

AS Neubrandenburg- Nord Der Knoten südwestlich der Ortslage Brunn wurde als unsymmetrisches halbes Kleeblatt gebaut. Die Anbin- dung der A 20 an das nachge- ordnete Straßennetz erfolgt hier über einen ca. 5 km lan- gen Zubringer direkt an die B 96. Außerdem wurde der Zubringer gebraucht, um den Verkehr von der A 20 auf die B 96 bzw. von der B 96 auf die A 20 zu führen, solange die

67 Maßnahme

Autobahn in nördliche Richtung noch nicht fertiggestellt war. Die Maßnahme im Überblick Länge: 85 km AS Neubrandenburg-Ost Aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens Knoten- wurde die Bundesstraße B 197 zwischen punkte: AS Jarmen (B 110 n) Neubrandenburg und der Anschlussstelle neu AS Anklam (B 96/B 199) trassiert. Im Bereich der AS wurde sie bereits AS Altentreptow (L 273) im Zuge der Bauarbeiten an der A 20 als Kraft- AS Neubrandenburg-Nord (L 28) verkehrsstraße B 197 n ausgebaut. Der Knoten- AS Neubrandenburg-Ost (B 197) punkt wurde als vierblättriges Kleeblatt – also AS Friedland i. M. (L 281/L 341) in Form eines Autobahnkreuzes – ausgebildet. AS Strasburg (L 32/B 104) Die alte B 197 wurde zu einem Hauptwirt- AS Pasewalk-Nord (B 104) schaftsweg abgestuft, der die Verkehrsarten Bauwerke: 46 Überführungsbauwerke, aufnimmt, die auf der Kraftverkehrsstraße nicht darunter 2 Grünbrücken bei zugelassen sind (z. B. landwirtschaftliche Kublank und Wilsickow Fahrzeuge, Fahrräder). 26 Autobahnbrücken, darunter die Talbrücken AS Friedland i. M. – Peenetal (1.110 m) Hier verknüpft die Landesstraße L 281 zwi- – Großer Landgraben (530 m) schen Friedland (in Mecklenburg) und Woldegk – Kleiner Landgraben (306 m) mit der A 20. Im Anschlussstellenbereich wurde – Datzetal (60 m + 90 m) die L 281 verlegt und über ein ca. 45 m langes – Ueckertal (1.190 m) Bauwerk über die Autobahn geführt. Anlagen: – Tank- und Rastanlage „Demminer Land (einseitig) u. AS Strasburg (Uckermark) „Brohmer Berge“ (einseitig) Die Landesstraße L 282 Strasburg–Friedland, – 2 PWC-Anlagen „Vier Tore die hier an die A 20 anbindet, wurde im An- Stadt“ und „Ravensmühle“ schlussstellenbereich verlegt, ausgebaut und Besonder- über die Autobahn geführt. Über diesen Kno- heiten: Kompensationsmaßnahmen: tenpunkt wird die Erreichbarkeit der Stadt – Polder Rustow-Randow Strasburg deutlich verbessert. – Großer Landgraben AS Pasewalk-Nord – Koblentzer Seewiesen Autobahnmeisterei Glienke An dieser Anschlussstelle, etwa auf Höhe Pa- pendorf, wird die vielbefahrene Bundesstraße Entwäs- (B 104) Strasburg–Pasewalk mit der A 20 serung: – 232 km Rohrleitungen verknüpft. Aufgrund ihrer Verkehrsbedeutung – 45 Regenrückhaltebecken wurde die B 104 ausgebaut und über die Auto- Boden- bahn geführt. Im Zuge des Ausbaus erhielt die bewegung: ca. 6,7 Mio. m3 Bundesstraße auf der Südseite einen Geh- und Oberbau: ca. 2,5 Mio. m3 Radweg. Die Gemeindestraße Stolzenburg– Brietzig (jetzt Kreisstraße) wurde verlegt und Flächen- quert östlich der AS über ein zusätzliches bedarf: – ca. 550 ha Bauwerk die Autobahn. Trasse und Anlagen – ca. 1.600 ha Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen Bauzeit: 1997 bis 2005 Kosten: 438 Mio. e (Bau und Grunderwerb)

68 Maßnahme

Kompaktasphalt – innovative Im Ergebnis entsteht ein Straßenaufbau, der eine große Dauerhaftigkeit, hohe Standfestig- Technologie des Straßenbaus keit und geringe Empfindlichkeit gegen Spur- rinnen erwarten lässt. Die bereits durchgeführ- Neubauprojekte wie die A 20 bieten die Mög- ten Kontrollprüfungen bestätigen das. lichkeit, auch innovative Technologien einzu- Der Nutzen liegt auch in einem geringeren setzen und Erfahrungen bei deren Anwendung Unterhaltungsaufwand für die Straßenbauver- zu gewinnen. waltung. Beim Bau der drei Streckenabschnitte konnte aufgrund von Nebenangeboten der Neben den besonderen Herausforderungen, Baufirmen darüber hinaus Kosten in Höhe von die die ökologische Hochwertigkeit des Natur- mehr als 1 Mio. e eingespart werden. raumes und das Bauen auf wenig tragfähigem Binder- und Deck- Baugrund für die A 20-Planer und -erbauer schicht werden in einem Einbauvor- bereithielten, mussten sie sich auch den Auf- gang heiß auf heiß gaben stellen, die steigende Verkehrsbelastun- aufgebracht. gen (vor allem auch durch den Schwerlastver- kehr) und Reduzierungen der Fahrbahnbreiten generell mit sich bringen.

In drei Verkehrseinheiten der A 20 zwischen Tribsees und Grimmen sowie zwischen Jarmen und Neubrandenburg-Nord wurde deshalb der Oberbau der Autobahn auf einer Länge von ca. 45 km in Kompaktasphaltbauweise hergestellt. Das entspricht einer Fläche von ca. 1 Mio. m2.

Bei einem bituminösen Aufbau der Straße werden Trag-, Binder- und Deckschicht in ein- zelnen Lagen zeitlich nacheinander auf dem vorbereiteten Erdplanum hergestellt. Beim Kompaktasphalt hingegen werden Binder- und Deckschicht in einem Einbauvorgang unmittel- bar aufeinanderfolgend heiß auf heiß aufge- bracht. Das erspart einen Arbeitsgang und somit na- türlich auch Arbeitszeit. Die wesentlichen Vor- teile liegen jedoch in einem Gewinn an Qualität des Asphaltbelages. Beim Einbau als Kom- paktasphalt kann die bituminöse Deckschicht wesentlich dünner aufgebracht werden. Bei der A 20 wurde aus der Kombination von 8 cm Binder- und 4 cm Deckschicht ein Aufbau von nur 2 cm Deckschicht auf einer 10 cm starken Binderschicht. Das Auskühlen der nur 2 cm dünnen Deck- schicht wird beim Aufbringen auf die heiße Binderschicht verlangsamt, d. h., der Zeitraum, um eine optimale Verdichtung dieser Decke zu erreichen, wird größer, das Einbauverfahren witterungsunabhängiger und der Verbund der beiden Schichten wird optimiert.

69 Maßnahme Peenequerung Eine besondere Herausforderung für Planer, Ingenieure und Bauleute

as nur ca. 7 km lange Teilstück Gützkow– untersucht. Unter Berücksichtigung der maß- DJarmen mit der Peenequerung stellte eine geblichen Belange Umwelt, Verkehr und der größten Herausforderungen für Planer, Raumordnung hatte sich eine Querung östlich Ingenieure und Bauleute bei der Realisierung Jarmen als günstig erwiesen. Auf der Ebene der A 20 dar. Schließlich ist der gesamte Tal- der Linienplanung wurde eine FFH- (Flora- verlauf zwischen dem Kummerower See bis Fauna-Habitat-) Verträglichkeitsuntersuchung zur Mündung in das Oderhaff auf ca. 70 km als erarbeitet und die EU-Kommission informiert. Europäisches Vogelschutzgebiet ausgewiesen. Die Linienbestimmung der A 20 für die rd. Gleichzeitig ist das Peenetal Bestandteil des 200 km lange Teilstrecke von Neukloster bis ökologischen Netzes „Natura 2000“ und damit zur Landesgrenze Brandenburg erfolgte durch ein besonders schützenswerter Naturraum von das BMVBW, für den Querungsbereich der europäischer Bedeutung. Peene jedoch mit besonderen Auflagen: Um die Eingriffe zu minimieren, wurden in der • Optimierung der Trasse östlich Jarmen umfangreichen Umweltverträglichkeitsstudie • Querschnittsreduzierung des Brückenbau- und in den ergänzenden ökologischen Sonder- werkes untersuchungen nur Querungsmöglichkeiten • umweltschonende Bauverfahren des Peenetales im Bereich bestehender Zer- schneidungen durch Straßen und Ortslagen Im Zuge der Trassenoptimierung bei Jarmen wurde erneut geprüft, durch welche Querungs- variante die Beeinträchtigungen des Europäi- schen Vogelschutz- und FFH-Gebietes mini- miert werden können. Ergebnis war eine opti- mierte Variante in enger Bündelung mit der bestehenden Bundesstraße 96 und der Stadt Jarmen. Da auch prioritäre Lebensräume ent- sprechend der FFH-Richtlinie betroffen waren, stimmte die EU-Kommission der Peeneque- rung bei Jarmen erst nach intensiver Prüfung der eingereichten Unterlagen und nach einer Ortsbesichtigung unter Maßgabe zusätzlicher Umweltauflagen im Dezember 1995 zu.

Um die Einhaltung und Umsetzung der vielfälti- gen Umweltauflagen in den nachfolgenden Phasen der Entwurfs- und Ausführungspla- nung sowie in der Bauausführung zu gewähr- leisten, wurde frühzeitig eine Arbeitsgruppe aus den zuständigen Umweltbehörden, den planenden und bauenden Ingenieuren und Landschaftsplanern sowie den beratenden Umweltgutachtern gebildet, die das Projekt Peenequerung mit der dazugehörigen Aus- gleichsmaßnahme Polder Rustow-Randow bis zur Fertigstellung begleiteten. Nach einer Abschlussbegehung durch die optimierte Variante B „Arbeitsgruppe Peenequerung“ wurde von den Variante B zuständigen Naturschutzbehörden bestätigt, Varianten A, C, D, E dass die umfangreichen Umweltauflagen voll- ROV-Linie ständig umgesetzt wurden und die Integration Bundesstraße des Bauwerks in den sensiblen Naturraum Gewerbegebiet gelungen ist. 70 Maßnahme

Die Peeneniede- rung mit dem großen Brücken- bauwerk und der Stadt Jarmen im Vordergrund.

Vorgezogene Maßnahme Das Brückenbauwerk Um die durch den Bau der Autobahn unterbro- In den Planungsunterlagen der Ingenieure chene Verkehrsbeziehung zwischen B 110 und hatte diese imposante Brücke die schlichte B 96 aufrechtzuerhalten, wurde die Verlegung Bezeichnung BW (Bauwerk) 3. Doch hinsicht- der B 110 als B 110n östlich der B 96 ein- lich Baulogistik und Bauablauf, Herstellungs- schließlich einer Brücke über die A 20 im Be- verfahren und Konstruktion ist die Peenebrü- reich der AS Jarmen bereits 1995 von der cke ein Bauwerk der Superlative. Im März 1998 DEGES in Angriff genommen. Diese Maßnahme erfolgte der 1. Spatenstich. erfolgte auf der Grundlage einer Plangenehmi- gung. Im Juli 1997 waren dieses 1,7 km lange Gründung/Baustraße Teilstück der B110 n und das Überführungs- Aufgrund der schwierigen Bodenverhältnisse bauwerk für die spätere AS Jarmen fertigge- mit bis 10 m mächtigem Torf, stark wechseln- stellt. den Bodenschichten und Grundwasser bis Ge- Die Fortführung dieser Bundesstraße westlich ländeoberkante mussten alle Pfeiler und das der A 20 Richtung Demmin, die nunmehr als Widerlager Süd auf insgesamt 338 Großbohr- Ortsumfahrung von Jarmen dient und erheb- pfählen (∅ 1,30 m) tief gegründet werden. Die lich zur Entlastung der Innenstadt vom Durch- maximale Gründungstiefe erreichte dabei 18 m. gangsverkehr beiträgt, wurde in Zuständigkeit Gründung und Bau der Brückenpfeiler erfolgten des Straßenbauamtes Neustrelitz gebaut. überwiegend wasserseitig von Pontons aus. Um die dafür notwendige durchgehende Was- serfläche im Brückenbereich zu erhalten, wurde ein umfangreicher Torfstich (ca. 700.000 m3)

71 Maßnahme

angelegt. Damit konnten die Beeinträchtigun- gen des Talraums in der Bauzeit gering gehal- ten und die Anlage von Baustraßen vermieden werden. Die Bohrplattformen für die Gründungspfähle wurden vom Wasser aus auf Stelzenpontons errichtet; die Pfähle, auf denen die Brücken- pfeiler stehen, wurden mit Unterwasserbeton hergestellt.

Lediglich im Bereich der B 96-Querung erfolgte die Gründung der Pfeiler von einer Baustraße aus. Diese wurde nach streng ökologischen Gesichtspunkten angelegt und nach Fertigstel- lung der Unterbauten vollständig zurückgebaut. Pfahlherstellung vom Ponton aus. Unterbauten Widerlager und Pfeiler wurden in Sichtbeton mit unterschiedlichen Schalungsstrukturen hergestellt. Die Regelstützen für das Bauwerk bestehen aus aufgelösten runden Doppelpfei- lern (∅ 1,20 m) je Fahrtrichtung, die durch einen U-förmigen Quersteg als Besichtigungs- und Wartungseinrichtung für die Lager verbun- den sind. Nach oben hin sind die Pfeiler kegel- stumpfförmig vergrößert bis zu einem Durch- messer von 1,80 m.

Ausnahmen: • Beidseitig der B 96 wird jeder Überbau durch einen runden Einzelpfeiler getragen (∅ 1,60 m am Schaft; 2,30 m am Pfeiler- Einschwimmen kopf). des Stahltroges. • Beidseitig der Peene entstanden Doppelpfei- ler (wie bei den Regelstützen), allerdings mit den Abmessungen der Einzelpfeiler.

Überbauten Das Bauwerk hat zwei getrennte Überbauten, die sich in je zwei getrennte Vorlandbrücken in Spannbeton und je eine Stahlverbundbrücke im Bereich der Peene gliedern. Die Vorlandbrücken wurde im umweltschonen- den Taktschiebeverfahren vom nördlichen bzw. südlichen Widerlager aus hergestellt. Die ein- zelnen Taktabschnitte (mittlere Länge 20 m) wurden in einer Feldfabrik betoniert und mit Pressen über die Pfeiler in die Endlage ge- schoben. Die Herstellung der Stahlverbund- Brückenschlag zwischen Vorland- Überbauten für die Flussbrücke erfolgte im und Strombrücke. Freivorbau. Hierbei wurden die mittleren Seg- 72 Maßnahme

mente an Land zusammengeschweißt und dann mit Hilfe von Pontons vom Wasser her Daten & Fakten eingeschwommen. Länge: 1.110 m Um Flächenverbrauch und Beeinträchtigungen Stützweiten: 32,2 + (2×) 35 + (10×) 40 + (2×) auf das absolut notwendige Mindestmaß zu 38,6 + (2×) 40 + 52,5 + 95 + beschränken, wurde die Breite des Bauwerks 52,5 + (5×) 42 + 39,4 m durch den Verzicht auf Standstreifen und einen schmaleren Mittelstreifen auf 23 m (RQ 23,0) Breite: 23 m reduziert. Fläche: ca. 26.000 m2 Durch die Vorgabe größtmöglicher Stützweiten: ca. 40 m für die Vorlandbrücke und 50 m bis Höhe max. 13 m 95 m für die Flussbrückenfelder wurde die An- Bauweise: Spannbeton (792 m) zahl der Pfeilergründungen im Flusstalmoor auf Stahlverbund (318 m) ein Minimum reduziert. Gleichzeitig wurde so eine optimale Durchlässigkeit für wandernde Herstellung: Spannbeton im Taktschiebe- Tierarten erreicht. verfahren Stahlverbund im Freivorbau Schutzwände Beton: ca. 34.000 m3 Als Blendschutz und Überflughilfe für den Vogelzug wurden beidseitig auf dem Bauwerk Baustahl/ transparente Schutzwände angebracht. In den Spannstahl: ca. 5.250 t Randbereichen der Brücke bieten darüber Betonstahl: ca. 3.700 t hinaus Lärmschutzwände auf ca. 400 m akti- ven Schallschutz für die Anwohner in Jarmen Bauzeit: 36 Monate und Breechen. Kosten: ca. 32 Mio. e

Das fertiggestellte Bauwerk im Einklang mit seiner natürli- chen Umgebung.

73 Maßnahme Übergreifendes Konz

m den großräumigen Biotopverbund zu Usichern und die Wanderkorridore und Fernwildwechsel zu erhalten, wurde ein Ge- samtvernetzungskonzept (siehe Karte) erarbei- tet, das bereits vorgesehene Über- und Unter- führungsbauwerke, Talbrücken und Bach- durchlässe mit einbezieht. In der Konsequenz dieses Konzeptes wurden zusätzliche Wildtier- passagen gebaut. Dies sind die Grünbrücken bei Kublank (östl. Neubrandenburg) und Wil- sickow (westl. Pasewalk) sowie die Wilddurch- lässe bei Grünow (östlich Prenzlau) und Voigts- dorf (westl. Strasburg). Auch bei der Konzep- tion und der Gestaltung der Talbrücken Ueckertal und Datzetal spielte der Aspekt der Biotopvernetzung eine wesentliche Rolle.

Um die Ausgleichswirkung zu erhöhen, sind die Maßnahmen für den gesamten Raum /Nordbrandenburg in vier große Komplexe aufgeteilt. Außer der Maß- nahme 1 handelt es sich um großflächige Renaturierung von Niedermooren. 1. Vernetzung Ueckerseen–Randow Bruch– Ueckermünder Heide ca. 200 ha 2. Maßnahmenkomplex Koblentzer Seewie- sen ca. 500 ha 3. Maßnahmenkomplex Großer Landgraben ca. 500 ha 4. Maßnahmenkomplex Polder Rustow-Ran- dow ca. 300 ha

Das Bündeln von Ausgleichsverpflichtungen in großflächigen Maßnahmenkomplexen und ins- besondere die Renaturierung von Niedermoo- ren hat u. a. folgende Vorteile:

– Aufbau oder Stabilisierung des Biotopver- bundes; – Schaffung neuer Lebensräume für groß- raumbeanspruchende und störempfindliche Tierarten wie Seeadler, Schreiadler, Kranich, Fischotter, Biber; – deutliche Erhöhung der ökologischen Wer- tigkeit und Störunempfindlichkeit im Gegen- satz zu kleinflächigen, verstreuten Aus- gleichs- und Ersatzmaßnahmen; – nachhaltige Sanierung des Landschaftswas- serhaushaltes; – langfristige Erleichterung von Funktionskon- trollen und Flächenunterhaltung. 74 ept für eine großräumige Biotopvernetzung Maßnahme

Weitere Kompensationsmaßnahmen Neben den o. g. Komplexmaßnahmen, in de- nen die besonderen Ausgleichsverpflichtungen konzentriert wurden, erfolgt im Trassenbereich die Umsetzung von kleinflächigeren Aus- Neu angelegte gleichs- und Ersatzmaßnahmen. Hinzu kom- Laichgewässer men Gestaltungsmaßnahmen im Bereich der sichern das Über- Autobahnböschungen und deren Nahbereich, leben der Amphi- bienpopulationen die unmittelbar nach Abschluss der Strecken- auch nach dem bauarbeiten ausgeführt wurden. Bau der A 20.

75 Maßnahme

Gesteuerte Renaturierung • Schaffung eines großflächigen neuen Le- des Polders Rustow-Randow bensraumes für die betroffenen Arten und Lebensgemeinschaften, insbesondere für Im Zusammenhang mit der Peene-Querung geschützte Vogelarten, waren erstmalig neben nationalen Naturschut- • Wiederherstellung der Vernetzung im Peene- zanforderungen auch die FFH- (Flora-Fauna- tal (Biotopverbund), Habitat-) Richtlinien für ein europäisches • Beseitigung einer Barriere für großräumige Schutzgebiet zu berücksichtigen, da das Pee- Wander- und Ausbreitungsbewegungen. netal EU-Vogelschutzgebiet und darüber hin- aus ein Naturschutzgroßprojekt von gesamt- Der ca. 310 ha große Polder Rustow-Randow staatlicher Bedeutung ist. Als bedeutende liegt zwischen Loitz und Demmin. Die Polder- Maßnahme nach europäischem Naturschutz- fläche ist eingedeicht, die Entwässerung er- recht erfolgte zur Kompensation des Auto- folgte über Schöpfwerke. Dies hat zu starker bahnbaus eine gesteuerte Renaturierung des Zersetzung und Sackung des Moorkörpers Polders Rustow-Randow. Dies beinhaltet u. a.: geführt, so dass die Polderfläche bis zu 1 m unter dem Peene- Wasserspiegel liegt. Mit der Renaturierung wird die Moorabsa- ckung gestoppt, die Moorneubildung be- schleunigt und stabili- siert. Dies geschieht durch gesteuerte Wie- Gehölze auf dervernässung, d. h. Mineralstandorten durch stufenweise Anhebung des Was- serspiegels über einen Gehölze auf Moorstandorten Zeitraum von 10 bis 15 Jahren. Durch die Moorrenaturierung Offenes Wasser wird die Freisetzung (mit Wasserpflanzen) von CO2 im Polder gestoppt, wodurch eine ausgezeichnete Röhrichte Ausgleichsmöglichkeit für die CO2-Emissio- nen des Autoverkehrs Saatgrasland auf der A 20 geschaf- fen wird. Die für die Peene- Feuchtwiesen Querung erforderli- chen Kompensations- fläche umfasst insge- Seggenrieder samt ca. 230 ha. Auf den restlichen Polder- flächen werden Aus- Staudenfluren gleichsverpflichtungen aus anderen Ab- Trockenrasen/Äcker/ schnitten der A 20 Ruderalpflanzenges. realisiert. 76 Maßnahme

Intensive Grünland- nutzung kennzeich- nete den Polder vor der Renaturierung (oben). Durch die Renaturierungs- maßnahmen wurde der Polder zu einem neuen Lebensraum für Flora und Fauna.

Lebensräume geboten werden müssen, schon in der 1. Phase im Polder brütend nachgewiesen werden (z. B. Rohrweihe, Blaukehlchen, Eisvogel, Rohrdommel). Fischotter und Biber kommen inzwischen wieder flächendeckend vor. Bis zu 1.500 Kraniche nutzen das Gebiet als Rastplatz.

Untersuchungen, die in Zusammenarbeit mit der Universität Greifswald durchgeführt wur- den, zeigten bereits den Erfolg der Maßnah- men seit Renaturierungsbeginn im Jahr 2000. So konnten 6 der 7 Arten, denen im Rahmen der Kohärenzausgleichsverpflichtungen neue

77 Maßnahme

ie beiden Flussmoore des Großen und Umweltbehörden die detaillierte Entwurfspla- DKleinen Landgrabens sind wesentliche nung erarbeitet. Erste Planungslösungen Bestandteile eines großräumigen ökologi- wurden hinterfragt und weitreichend opti- schen Verbundnetzes, welches das Land miert, Ergebnis dieses Planungsprozesses ist durchzieht. eine Kombination aus Dämmen und Brücken- Vor dem Hintergrund der technischen, wirt- bauwerken, so dass die Funktion der Täler schaftlichen und ökologischen Anforderun- als großräumige Biotopverbundachsen erhal- gen wurde in enger Abstimmung mit den ten bleibt.

Damm ca. 150 m Brücke 530 m Damm ca. 150 m Großer Landgraben

Moor mit Torfschichten Ein ausgedehntes Niedermoor bildet den Tal- raum des Großen Landgraben. Es ist ein Zu- fluchtsort für zahlreiche geschützte Arten.

Großer Landgraben Zusätzlich begünstigt durch die geringe Sied- lungsdichte, hat sich in diesem Bereich sogar ein wichtiger Fernwechsel des Rotwildes etabliert. Damit die für den Erhalt der Populationen wichtigen Austauschbeziehungen durch den Autobahnbau nicht gestört werden, entstand zur Querung des rd. 800 m breiten Talraumes ein 530 m langes und bis zu 13 m hohes Brü- ckenbauwerk. An beiden Widerlagern wurden Dammschüttungen vorgenommen. Diese Lösung lässt genügend Platz für Wanderwege – z. B. von Rotwild, Bibern und Fischottern.

Damm ca. 150 m Damm ca. 170 m Damm ca. 750 m Damm ca. 250 m

Brücke 309 m Kleiner Landgraben Moor mit Torfschichten Das weite und ebene Tal des Kleinen Landgra- bens ist durchzogen von einem verzweigten Tuchmachergraben Kleiner Landgraben Gewässernetz, an dem zahlreiche gefährdete Vogelarten brüten oder ihre Nahrung finden. Zur Querung des ca. 1.500 m breiten Talrau- mes wurde schließlich eine Lösung gewählt, die ökologisch verträglich und gleichzeitig wirtschaftlich sinnvoll ist. So entstanden drei Bauwerke über den Tuchmachergraben, den Kleinen Landgraben und einen Wirtschaftsweg, dazwischen wurden Dämme geschüttet und begrünt, um sie der Landschaft anzupassen. Die Brücken haben eine Gesamtlänge von ca. 360 m, wobei das mittlere Bauwerk mit 309 m das größte ist. Damit sind auch für Tierarten mit größerem Aktionsradius die nötigen Wan- derwege und Austauschbeziehungen gewähr- leistet. 78 Maßnahme

Komplexmaßnahme tung Friedland und Friedländer Große Wiese. Großer Landgraben Oberlieger können daher nicht durch Aufstau und Rückstau des Wassers betroffen werden. In dieser 500 ha großen Komplexmaßnahme Abflussspitzen, von denen Unterlieger betrof- werden die Ausgleichsverpflichtungen für den fen sein könnten, werden durch die Renaturie- Streckenabschnitt zwischen den Anschluss- rungsmaßnahme deutlich reduziert. stellen Jarmen und Neubrandenburg-Ost ge- bündelt und die Eingriffe aus den Querungen Ziel der Maßnahmen ist die tiefgreifende Sa- der Flusstalmoore des Großen und Kleinen nierung des gesamten Moorkomplexes. Dazu Landgrabens sowie der Datze kompensiert. wird der Wasserspiegel bis zu 1 m angehoben und wieder auf das ursprüngliche Niveau ge- Der Maßnahmenraum liegt in einem besonders bracht. Die tiefgreifende Moorzersetzung kann abgelegenen, störungsarmen und steil einge- so gestoppt und großflächig Lebensräume für schnittenen Abschnitt des Tals des Großen die vom Autobahnbau betroffenen Arten ge- Landgrabens nordwestlich von Friedland (siehe schaffen werden. Nach Durchführung der Was- Übersichtsplan S. 75). Auf den Steilhängen, serspiegelanhebung wird – unterstützt durch die das Tal einrahmen, stocken Schluchtwälder Biotoppflege- und Entwicklungsmaßnahmen – mit alten Baumbeständen. Als besonders ein großräumiger Lebensraumkomplex mit günstig für die Vermeidung von wasserwirt- hoher ökologischer Vielfalt und Störungsarmut schaftlichen Auswirkungen erwiesen sich fer- entstehen. So bietet das Gebiet z. B. zusam- ner die außergewöhnlichen Höhenverhältnisse men mit den angrenzenden Schluchtwäldern im Tal. Von dem am höchsten Punkt des ge- ideale Lebensraumbedingungen für die An- samten Tals gelegenen Maßnahmenraum fließt siedlung des besonders seltenen Schreiadlers der Landgraben sowohl nach Westen Richtung (Pommern-Adler) und die anderen vom Bau A 20 und als auch nach Osten Rich- der A 20 betroffenen Tierarten.

Bestandskarte Flora/Fauna (Reliktvorkommen typischer Moorarten)

Die durchgehend hellgrüne Farbe des Talrau- mes steht für intensiv genutzte, entwässerte und artenarme Grünlandflächen. Typische Moorarten kommen nur noch in Relikten an Grä- ben und Kleingewäs- sern vor.

79 Maßnahme

Datze-Querung Bereits im Sommer 1998 wurde mit den Bauar- beiten zur Querung des Datzetals begonnen. Zu Beginn der Planung war man zunächst da- von ausgegangen, dass das an dieser Stelle ca. 1.000 m breite Tal mit einem durchgängi- gen Brückenbauwerk zu überführen sei. Umfassende Umwelt- und Baugrunduntersu- chungen haben dann allerdings ergeben, dass eine Kombination von Brücken- und Damm- bauwerken auch den ökologischen Anforde- rungen gerecht werden kann und dabei we- sentlich wirtschaftlicher ist. In Abstimmung mit den Naturschutzbehörden erfolgte die Querung des Talraumes schließlich durch zwei Bauwer- ke – der Wilddurchlass (BW 01) am nordwestli- chen Talrand, das andere (BW 02) im Bereich der Unterführung des Hauptwirtschaftsweges der Datze. Beide Bauwerke sind durch einen vor allem der Aufrechterhaltung der am Talrand Damm verbunden, der bis zur Anschlussstelle verlaufenden ökologischen Vernetzungsbezie- Neubrandenburg-Ost weiter geführt wird. hungen zwischen Neuenkirchner und Werliner Bauwerk (BW) 01 ist eine Vierfeldbrücke mit Wald. einer lichten Weite von 90 m. Es dient neben BW 02 führt über die Datze und den parallel verlaufenden Hauptwirtschaftsweg. Damit auch dieses Bauwerk Wechselfunktionen über- nehmen kann, erhielt es als Dreifeldbrücke eine lichte Weite von 60 m.

Grünbrücke/Wilddurchlässe Zur Aufrechterhaltung von überregional bedeu- tendem Wildwechsel und des Biotopverbun- des wurde zwischen Kublank und Liepen eine Grünbrücke gebaut. Diese ca. 50 m breite Die Datzequerung Überführung ist begrünt und naturnah be- aus der Vogelpers- pektive: Brücke– pflanzt und steht ausschließlich dem Wild und Damm–Brücke den Kleintieren zur gefahrlosen Überquerung (rechts). Die Vier- der A 20 zur Verfügung. Außerdem entstand im feldbrücke und der Damm im Vorder- Datzetal östlich Rühlow und am Milzower Bach grund (unten). südlich Golm je ein Wilddurchlass.

80 Maßnahme

Kompensationsmaßnahme Koblentzer See

In Abstimmung mit der Umweltverwaltung des Landes Mecklenburg-Vorpommern erfolgt eine Bündelung der nicht in unmittelbarem Ein- griffszusammenhang (Wirkraum der A 20) Das dichte Netz der Entwässerungsgrä- ausgleichbaren Eingriffe in der aus natur- ben in den Seewie- schutzfachlicher Sicht besonders geeigneten sen wird mit ca. rd. 500 ha großen Ersatzmaßnahme Koblentzer 200 Grabenver- schlüssen aufge- Seewiesen. Die Eignung ergibt sich aus dem staut, um das besonderen Aufwertungspotenzial, der trocken gefallene Störungsarmut und der Unzerschnittenheit des Moor zu vernässen. Maßnahmenraumes und der umgebenden Landschaft. derne, sehr transparente Zaunanlage zum Einsatz. Die tiefgreifende Entwässerung und die land- wirtschaftliche Nutzung des Niederungsmoo- 3. Grünlandpflege res, das das Naturschutzgebiet (NSG) Großer Durch eine extensive landwirtschaftliche Koblentzer See umgibt, haben seit den 70er Pflegenutzung wird eine artenreiche, reich Jahren zu großflächiger Moorzersetzung ge- strukturierte Wiesenlandschaft entwickelt führt, die beständig voranschreitet. Die Moor- und gepflegt. Diese ist Voraussetzung für die flächen im Renaturierungsgebiet waren inzwi- Schaffung neuer Lebensräume für die vom schen auf ca. 150 ha unter den Wasserspiegel Autobahnbau beeinträchtigte Fauna und Flora von 6,80 m gesackt, der für das NSG Großer und damit der planfestgestellten Ausgleichs- Koblentzer See vorgesehen ist. Da es sich bei verpflichtungen. dem Großen Koblentzer See um einen Flach- see mit z. T. sehr geringer Wassertiefe handelt, Mit der Durchführung der Ersatzmaßnahmen gefährdete diese Entwicklung in starkem Maße wird die ökologische Situation in einem Raum seinen Fortbestand. von ca. 5 km2 im Umfeld des NSG Koblentzer See wesentlich verbessert: Die positiven Um- Ein weiteres Ab- Die im Jahr 2005 umgesetzte Ersatzmaßnahme welteffekte werden räumlich und funktional sinken des Wasser- spiegels des „Koblentzer Seewiese“ besteht aus drei Maß- deutlich über die eigentlichen Maßnahmen- Koblentzer Sees nahmenteilen: grenzen hinaus wirksam. wurde verhindert. 1. Wasserbau Wiedervernässung der derzeit stark degradier- ten großflächigen Niedermoorbereiche Im zeitigen Frühjahr 2005 wurden die umfang- reichen Erd- und Wasserbaumaßnahmen zur Sicherung des Seewasserspiegels und zur Vernässung des Moores in den 500 ha großen angrenzenden Seewiesen durchgeführt.

2. Weidezaunbau Als Voraussetzung für die extensive Pflege der großflächigen Wiesenlandschaft in den See- wiesen erfolgt eine Einfriedung des gesamten Maßnahmenraumes mit einer festen Zaunan- lage zur Gewährleistung der Hütesicherheit. Aus Rücksicht auf die Wildtiere und das sen- sible EU-Vogelschutzgebiet kam eine mo-

81 Maßnahme Ueckertalbrücke – ein Bauwerk der Superlative

ufgrund der Tatsache, dass zwischen Pa- nis dieser Prüfung wurde deutlich, dass mit Asewalk-Nord und Pasewalk-Süd die Que- einer Trassenverschiebung im Ueckertal aus rung des Ueckertals zu realisieren war, wurde naturschutzfachlicher Sicht keine Verringerung der 4,6 km lange Streckenabschnitt aus dem von Eingriffswirkungen zu erzielen ist, sondern Planungsgeschehen dieser Verkehrseinheit zum Teil sogar Konfliktverschärfungen zu er- herausgenommen und einem Plangenehmi- warten wären. Eine vollständige Umgehung der gungsverfahren unterzogen. Durch dieses be- Quellmoorbereiche war wegen deren langge- schleunigte Genehmigungsverfahren war es streckten Ausdehnung an beiden Talrändern möglich, bereits im Sommer 1998 mit dem nicht machbar. Bau der riesigen Brücke über das Ueckertal beginnen zu können und einen Zeitvorsprung Mit der Neukonzeption des Brückenbauwerks herauszuarbeiten, damit im Zeitplan für den wurde schließlich eine möglichst umweltver- Gesamtabschnitt keine Verzögerungen ent- trägliche und dabei auch noch kostengünstige standen. Lösung gefunden. In den Planungsunterlagen Ebenfalls als vorgezogene Maßnahme wurde in zum Linienbestimmungsverfahren war die diesem Teilabschnitte mit dem Bau von drei Ueckertalbrücke mit einer Länge von nur 760 m Überführungsbauwerken begonnen. vorgesehen. Umfangreiche Baugrundunter- suchungen wiederum haben gezeigt, dass eine Mit knapp 1.190 m Länge ist die Ueckertal- Dammschüttung mit Bodenaustausch im Be- brücke das längste Brückenbauwerk im Zuge reich der Quellmoore bautechnisch sehr auf- der A 20 (und zugleich aller VDE – Straße). Es wändig und kostenintensiv geworden wäre. waren vor allem ökologische Aspekte, die Di- Darüber hinaus hätte diese Lösung einen mension und Gestaltung des Bauwerks be- schwerwiegenden Eingriff in die Ökologie des stimmten. gesamten Talraumes bedeutet. Das 1.190 m Um den ökologisch sensiblen Talraum mit sei- lange Bauwerk überspannt den gesamten nen großflächigen Quellmooren möglichst zu Talraum der Uecker einschließlich der beidsei- schonen, wurde auf Anregung des Geologi- tigen Quellmoorbereiche. Unter der Brücke schen Landesamtes Mecklenburg-Vorpom- führen die Uecker, die Eisenbahnlinie Pase- mern auch eine Verschiebung der Trasse in walk–Prenzlau sowie zwei Wirtschaftswege diesem Bereich eingehend geprüft. Im Ergeb- hindurch. 82 Maßnahme

Transparente Gestaltung Daten und Fakten und schonende Bauweise Länge: 1.182,50 m Beim Entwurf des über einen Kilometer langen Breite: 28,50 m Brückenbauwerks haben die Ingenieure größ- ten Wert darauf gelegt, das Landschaftsbild Querschnitt durch eine schlanke, transparente und unauf- auf der Brücke: RQ 26 dringliche Konstruktion so gering wie möglich Stützweiten: 32,5 + 40,0 + (3×) 42,5 zu beeinträchtigen. + (21×) 45,0 + 37,5 m • Die vorhandenen Untergrundverhältnisse Konstruktions- erforderten eine Tiefgründung der Stützfun- höhe: 2,20 m damente. Die Betonbohrpfähle reichen in Tiefen bis zu 30 m unter dem anstehenden Bauweise: zweistegiger Spannbe- Gelände. ton-Plattenbalken • Große Stützweiten zwischen 32,5 m und Höhe 45 m bedeuten ein hohes Maß an Durchläs- über Gelände: 6,0 m–16,0 m sigkeit und minimale Trennwirkung für die Lebensräume der vorhandenen Arten. Bauzeit: 36 Monate • Die Überbauten ruhen auf schlanken Rund- Kosten: ca. 31,3 Mio. e pfeilern. Pro Pfeilerachse tragen jeweils zwei Pfeilerpaare die Last. Indem die Einzelpfeiler nicht miteinander verbunden sind, wirken sie Beim Baustellenbesuch im August 2001 zeigte leicht wie allein stehende Säulen und bieten sich der damalige Bundeskanzler Gerhard den größtmöglichen Freiraum unter dem Schröder besonders beeindruckt von der Bauwerk. Ueckertalbrücke. Die A 20 insgesamt bezeich- • Abweichend von der ursprünglich vorgese- nete er bei dieser Gelegenheit als ein Muster- henen Stahlverbund-Bauweise wurden die beispiel für den ökologischen Straßenbau. Überbauten aus wirt- schaftlichen Gründen als durchlaufende Querschnitt

zweistegige Plattenbal- 28,50

ken hergestellt. Um 0,25 0,25

auch bei der Herstel- 2,00 7,00 5,50 5,50 7,00 2,00 lung den sensiblen Naturraum so wenig wie möglich zu beein- trächtigen, wurden die 2,20

Überbauten feldweise Gradiente Gradiente auf einer Vorschubrü- stung betoniert. Der Materialtransport zur Einbaustelle erfolgte jeweils über den be- reits fertiggestellten Überbauabschnitt und ist dort unter Einsatz von Kränen und Beton- pumpen eingebaut worden.

83 Zum Geleit

er Neubau der A 20 ist eines der „Ver- raumerschließende Funktion hinaus hat die Dkehrsprojekte Deutsche Einheit“ im Land A 20 auch überregionale Bedeutung. Sie unter- Brandenburg. stützt die wirtschaftliche Entwicklung, sichert Standorte für die Wirtschaft und stärkt die Durch die Verknüpfung mit der A 1 bei Lübeck Verbindung nach Osteuropa. und der A 11 am Dreieck Uckermark schließt Eine leistungsfähige und moderne Verkehrsin- die A 20 eine große Lücke im deutschen und frastruktur ist ein wesentlicher Standortfaktor europäischen Fernstraßennetz. Über ihre und erhöht die Investitionsbereitschaft. Gute 84 Zum Geleit

Rahmenbedingungen zu schaffen für eine positive wirtschaftliche Entwicklung ist gerade im Osten Deutschlands zwingend notwendig, um den Wirtschaftsstandort Deutschland insgesamt zu stärken.

Die verkehrliche Erschließung der Uckermark gleicht vorhandene Standortnachteile für die regionale Wirtschaft aus und schafft Anreize für potenzielle Investoren. Über die A 20 wird die Allen Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrs- Uckermark unmittelbar an die Ballungszentren teilnehmern wünsche ich eine sichere und Lübeck, Hamburg, Berlin und Stettin sowie an unfallfreie Fahrt. das transeuropäische Fernstraßennetz ange- schlossen. Damit werden aus unserer Sicht die Entwicklungschancen der Region Uckermark und die Anbindung und in Richtung Ostsee erheblich verbessert.

Mein Dank gilt allen, die tatkräftig dazu beige- tragen haben, den heutigen Ausbaustand in Frank Szymanski Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Minister für Infrastruktur und Raumordnung Schleswig-Holstein zu erreichen. des Landes Brandenburg

85 Maßnahme 7. Abschnitt: (26,8 km) Von der AS Pasewalk-Süd zum AD Kreuz Uckermark

und 4 km dieses überwiegend im Land Seegrabens. Um die Beeinträchtigungen durch RBrandenburg verlaufenden Abschnitts füh- die Autobahn für die betroffenen Gemeinden so ren durch Mecklenburg-Vorpommern. Da die gering wie möglich zu halten, wurde eine mög- Durchführung von Planfeststellungsverfahren lichst weiträumige Umfahrung der geschlosse- in der Hoheit des jeweiligen Bundeslandes nen Ortslagen angestrebt. Auch die vorhande- liegt, waren in den Abschnitten zwischen nen Biotope wurden, soweit es aufgrund der Strasburg und Pasewalk-Süd sowie zwischen trassierungstechnischen Randbedingungen Prenzlau-Ost und Prenzlau-Süd jeweils zwei möglich war, unbeeinträchtigt gelassen. Planfeststellungsbeschlüsse notwendig, um durchgehend Baurecht zu erlangen. Die Be- Zur Aufrechterhaltung der Verkehrsbeziehun- schlüsse beider Länder lagen zeitgleich Ende gen im nachgeordneten Straßennetz war in April 1999 vor, so dass im November dessel- diesem Abschnitt der Bau von 24 Brücken und ben Jahres mit dem Bau von zwei Brücken zur Durchlässen erforderlich. Querung des Dauergrabens begonnen werden Am nördlichen Ende dieses Abschnitts wird konnte. die A 20 an der AS Pasewalk-Süd mit der Auch dieser Abschnitt ist mit EU-Mitteln (TEN) Bundesstraße B 109 verknüpft. Prenzlau und kofinanziert, um die Realisierung zu beschleu- die umliegenden Gemeinden sind durch die nigen. AS Prenzlau-Ost bei Ludwigsburg über die Landesstraße L 26 und durch die AS Prenzlau- Die Trassenführung der A20 in Lage und Höhe Süd südlich Drense über die Landesstraße L 25 wurde in diesem Abschnitt durch verschiedene bestens an die Autobahn angebunden. Im Zwangspunkte bestimmt. Zu beachten waren Zuge des Baus der AS Prenzlau-Süd wurde insbesondere verschiedene geschützte Bio- der niveaugleiche Bahnübergang der stillgeleg- tope, die nahe Wohnbebauung von Rollwitz, ten Eisenbahnlinie Prenzlau–Damme beseitigt Damerow, Schönfeld, Klockow und Dauerthal und die Linienführung der L 25 deutlich verbes- sowie die Querung des Dauergrabens und sert.

Das Autobahn- dreieck Kreuz Uckermark unter Verkehr.

86 Maßnahme

Bei Klockow entstand eine PWC-Anlage mit eck ist gleichzeitig der Endpunkt der A 20. In 18 Stellplätzen für Pkw, 12 für Lkw und 2 Be- der Zuständigkeit des Landes Brandenburg hindertenparkplätze. erfolgte die Weiterführung nach Süden als Bundesstraße B 166n bis Schwedt. Aufgrund dieser Verlängerung wurde das AD in Form Autobahndreieck eines „vierblättrigen Kleeblatts“ als Kreuz an- Kreuz Uckermark gelegt und trägt auch diese Bezeichnung. Wichtigste Einzelmaßnahme in diesem süd- Da die Aufrechterhaltung des Verkehrs auf der lichsten Abschnitt der A 20 war der Bau des A 11 während der gesamten Bauzeit zu ge- Autobahndreiecks Kreuz Uckermark. Hier ver- währleisten war, mussten die einzelnen Bau- knüpft sich die neue Autobahn mit der vorhan- phasen für das Autobahndreieck nach einem denen A 11 Berlin–Stettin. Das Autobahndrei- ausgeklügelten Ablaufplan sorgfältig aufeinan-

87 Maßnahme

Die fertiggestellte A 20 an ihrem südlichen Ende.

der abgestimmt werden. Die Baudurchführung erfolgte in enger Abstimmung mit der branden- Die Maßnahme burgischen Straßenbauverwaltung, insbeson- dere mit dem damaligen Autobahnamt und der im Überblick Autobahnmeisterei Gramzow. Außerdem Länge: 26,8 km wurde im Kreuzungsbereich die alte A 11 sa- Knoten- niert. Trotz dieser erschwerten Bedingungen punkte: AS Pasewalk-Süd (B 109) konnte das AD Kreuz Uckermark nach drei- AS Prenzlau-Ost (L 26) jähriger Bauzeit zusammen mit der B 166 n im AS Prenzlau-Süd (L 25) Juli 2001 für den Verkehr freigegeben werden. AD Kreuz Uckermark A 20/A 11 Bauwerke: 19 Überführungsbauwerke, Knotenpunkte 7 Autobahnbrücken, darunter 1 Wilddurchlass AS Pasewalk/Süd Anlagen: PWC-Anlage „Klockow“ Die Einbindung in das vorhandene Straßennetz erfolgt hier über die Bundesstraße B 109 Pase- Besonder- walk–Prenzlau. Im Anschlussstellenbereich heiten: Verknüpfung mit der B 166n wird die B 109 über die Autobahn geführt. Die Richtung Schwedt am Autobahn liegt zum Schutz der Ortslage Roll- AD Kreuz Uckermark witz im Einschnitt. Entwäs- serung: – 76 km Rohrleitungen AS Prenzlau-Ost – 9 Regenrückhaltebecken Bei Ludwigsburg wird die Landesstraße L 26 an die A 20 angebunden. Damit ist ein unmit- Boden- telbarer Zugang zur Autobahn für den Raum bewegung: ca. 2,3 Mio. m3 Prenzlau im Südwesten, für Brüssow im Nord- Oberbau: ca. 720.000 m3 osten und für die umliegenden Gemeinden gegeben. Flächen- bedarf: – ca. 173 ha Trasse AS Prenzlau-Süd und Anlagen Südlich Drense entstand an der L 25 diese – ca. 211 ha Ausgleichs- Anschlussstelle, über die ebenfalls Prenzlau und Ersatzmaßnahmen angebunden wird. Der niveaugleiche Bahn- Bauzeit: 1998 bis 2001 übergang der stillgelegten Eisenbahnlinie Prenzlau–Damme im Bereich der AS wurde Kosten: 117 Mio. e beseitigt, die Linienführung der L 25 damit (Bau und Grunderwerb) deutlich verbessert. 88 Maßnahme

LBP-Maßnahmen in der weiträumigen Agrarlandschaft

Zwischen Prenzlau und Strasburg verläuft die A 20 durch die weiträumige und besonders fruchtbare Ackerlandschaft der nördlichen Uckermark. Eine Vielzahl von Kleinseen und Söllen (Relikte aus der Eiszeit) bilden das wichtige „ökologische Netzwerk“ zwischen den großen Ackerflächen.

Ziel der landschaftspflegerischen Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen hier sind die Aufrecht- erhaltung und der Ausbau des Biotopverbun- des in dieser Agrarlandschaft. Zum Schutz vor Wildunfällen wird die A 20 beidseitig durchge- hend mit einem in Bodennähe engmaschigen Wildschutzzaun versehen, der verhindert, dass Wild und Kleintiere in den Straßenraum gelan- gen. Die Wildschutzzäune leisten so auch einen wichtigen Beitrag zur Verkehrssicherheit.

Grünbrücken, Wilddurchlässe und zahlreiche Sicherung von überregionalem Biotopverbund und Amphibiendurchlässe ermöglichen den Tieren Fernwildwechsel zwischen Ueckermünder Heide und eine gefahrlose Querung der Autobahn. Schorfheide (siehe auch S. 75).

Der Wildtierdurchlaß bei Grünow mit seinen z. T. bereits neu angelegten linienhaften Ge- wässer- und Extensivgrünlandstrukturen ver- bessert kleinräumig den Biotopverbund zwi- schen Mönchehof See und Ziemken See. Großräumiger betrachtet sind diese LBP- Maßnahmen wichtige Bausteine des rd. 200 ha großen Maßnahmenkomplexes zur Sicherung von Fernwildwechseln und zur Stärkung des Rastende Kibitze überregionalen Biotopverbundes zwischen den fühlen sich wohl im neu angelegten Uecker-Seen, dem Randowbruch und der Biotop Mönchehof Ueckermünder Heide. See.

Innerhalb des bereits angelegten Netzes linien- hafter Biotopstrukturen zählt der ca. 20 ha große Maßnahmenraum am Mönchehof See zu den größeren störungsarmen Rückzugsräumen für Tiere und Pflanzen. Im Sommer 2002 – wenige Monate nach Beendigung der umfang- reichen Erd- und Wasserbauarbeiten und den anschließenden Gehölzpflanzungen und Ein- saaten – rasteten bereits Hunderte Kiebitze und zahlreiche Wildgänse an den insgesamt Der Wildtierdurch- laß bei Grünow fünf neu angelegten Gewässern und auf den mit neugeschaffe- angrenzenden Sukzessionsflächen. nen Leitstrukturen.

89 Geologie Innovative Gründungsverfahren bei schwierigen Bodenverhältnissen

er Untergrund im überwiegenden Verlauf Dder A 20 wird von Grundmöränen der Weichselkaltzeit bzw. weiter südlich deren Zwischenstaffeln als Endmoränen gebildet. Nacheiszeitlich haben sich im Zuge der Fluss- talniederungen Durchströmungs- und Quell- moore mit bis über 20 m Mächtigkeit gebildet, die heute als besonders schützenswerte Bio- Freigelegte Köpfe tope betrachtet werden. Eine weitere Beson- der geokunst- stoffummantelten derheit ist das sehr häufige und teilweise Sandsäulen. räumlich eng begrenzte Vorkommen von sog. Söllen oder Todeislöchern – z. T. sehr steile Mulden von 10 bis 50 m bei Tiefen von 3 bis elemente. Falls erforderlich, werden durch ge- 10 m. eignete Bindemittelbehandlung stabile kohä- Die Torfe werden in allen Zersetzungsgraden sive Böden für die Dammschüttung hergestellt. angetroffen und zeichnen sich durch extrem An verschiedenen Baustellen kamen geokunst- hohe Wassergehalte, geringe Scherfestigkeit stoffummantelte Sandsäulen mit Längen bis zu und mäßige Wasserdurchlässigkeit aus. Die 15 m zur Anwendung. Dabei wird ein unten Mudden haben geringere Wassergehalte und zunächst verschlossenes Rohr ( 80 cm) in die etwas größere Wichten, dafür aber wesentlich erforderliche Tiefe vibriert und ein geschlosse- geringere Wasserdurchlässigkeiten. Fazit: Die ner Schlauch aus hochfestem Geokunststoff organischen Böden sind nicht tragfähig und eingehängt. Dann wird das Rohr mit Sand auf- bringen bei Belastung sehr große Verformun- gefüllt und aus dem Boden vibriert. Unter der gen mit sich. Last und den dazugehörigen Verformungen wird die Sandsäule steif und der umgebende Konventionelle Bauverfahren Moorboden konsolidiert durch Entwässerung Bei begrenztem Vorkommen der Moorböden in die Sandsäule relativ schnell, d. h. die Set- bzw. bei geringer Mächtigkeit in ökologisch un- zungszeit ist deutlich weniger als ein Jahr. sensiblen Bereichen werden diese ausgehoben und durch tragfähige mineralische Böden er- Bei einer anderen Baustelle wurden Trocken- setzt. Das ist in der Regel das wirtschaftlichste mörtelsäulen ausgeführt. Bei diesem Verfahren Verfahren. Wenn die Randbedingungen (z. B. wird mit einer lafettengeführten Endlosschne- Umweltbelange oder Verfügbarkeit von Sand- cke ein Gemisch aus Sand und Zement in den entnahmen und Deponieraum) das nicht zu- Untergrund eingebracht. Diese Säule aus ver- lassen, werden abschnittweise Dämme ge- presstem Trockenmörtel bindet durch Erd- schüttet und ggf. mit Geokunststoff bewehrt, feuchte oder Grundwassser ab und es entsteht um deren Anfangsstandsicherheit zu gewähr- eine verfestigte Säule. Diese schlanken Trag- leisten. Ein Nachteil sind hier die langen Liege- elemente (∅ 18–22 cm)* erfordern einen relativ zeiten von 1 bis 2 Jahren zum Abklingen der engen Achsabstand, da sie starr sind, bean- Primärsetzungen. spruchen sie jedoch keine Konsolidierungszei- ten. Neue Gründungsverfahren Beim Einsatz dieser innovativen Verfahren sind In Fällen, bei denen einerseits der Bau einer weder Bodenaustauschmassen noch Deponie- Brücke nicht erforderlich ist, und andererseits raum erforderlich; auf Grundwasserabsenkung Bodenersatzverfahren nicht wirtschaftlich oder kann verzichtet werden. Die Durchströmbarkeit genehmigungsfähig sind, kommen kunststoff- der Talauen bleibt erhalten und es ergeben sich bewehrte Dämme über verschiedenartigen keine negativen Auswirkungen auf das Grund- vertikalen Tragelementen zur Ausführung. wasserregime. Geotechnische Experten und Dabei nimmt die Geokunststoffbewehrung ständige messtechnische Überwachung sorg- Schubkräfte in der Dammaufstandsfläche auf ten für die Qualitätssicherung bei der Anwen- und verteilt die Lasten über die Köpfe der Trag- dung der neuen Gründungsverfahren.

90 *Anm. DEGES, 14.10.2017: Diese Angabe ist der tatsächliche Durchmesser der Säulen. Der geprüfte und genehmigte Mindest-Durchmesser beträgt 15 cm. Autobahn- bzw. Straßenmeistereien Service Unterhaltung und Betriebsdienst

achdem eine Autobahn für den Verkehr Nfreigegeben wurde, gilt es, die Funktions- tüchtigkeit der Straße und aller für einen rei- bungslosen Betrieb wichtigen Anlagen und Einrichtungen kontinuierlich aufrecht zu erhal- ten. Diese Aufgaben übernehmen zu einem großen Teil die Autobahn- bzw. Straßenmeiste- reien. An erster Stelle steht die Verkehrssicherungs- pflicht. Tägliche Kontrollfahrten und Sofort- einsätze nach Unfällen sind notwendig, um die Straße stets in einem verkehrssicheren Zu- stand zu erhalten. Dazu gehört u. a., dass beschädigte Schilder sofort wieder aufgerich- tet oder ersetzt werden. Von den Verkehrsteilnehmern am meisten wahrgenommen wird der Winterdienst. Weitere Aufgaben der Autobahn- bzw. Straßenmeistereien sind: • Beseitigung von akuten Straßenschäden • Mäharbeiten und Gehölzpflege • Überwachung der vielen Regenrückhalte- Die Autobahnmeis- becken und der Rohrleitungen in den Was- terei Glienke bei serschutzgebieten Neubrandenburg. • Wartung und Reinhaltung der PWC-Anlagen Die A 20 wird insgesamt von 4 Autobahn- bzw. In Mecklenburg-Vorpommern sind es die Auto- Straßenmeistereien betreut. Für die Strecken- bahnmeistereien Upahl, Kavelstorf/Süderholz abschnitte in Schleswig-Holstein ist die und Glienke, in Brandenburg die Autobahn- Straßenmeisterei Bad Oldesloe zuständig. meisterei Gramzow.

Zu jeder Jahreszeit im Einsatz: die Mitarbeiter der Autobahn- meistereien.

91 Service Beste Versorgung für die Autofahrer Tanken, rasten und erholen

m modernen Autobahnbau spielt der Aspekt Ivon Rasten und Erholen eine wichtige Rolle. Dem Verkehrsteilnehmer soll ausreichend Möglichkeit geboten werden, um eine Fahr- pause einzulegen, in angenehmer Umgebung zu entspannen und sich und sein Fahrzeug mit allem Notwendigen für die Reise zu versorgen. Um das zu gewährleisten, werden im Abstand von ca. 20 km PWC-Anlagen (unbewirtschaf- tete Rastanlagen mit WC) und im Abstand von ca. 50–60 km bewirtschaftete Tank- und Rast- PWC-Anlage Vier Tore Stadt nahe anlagen (T+R) eingerichtet. Neben diesen Neubrandenburg. zweckmäßigen Abständen sind bei der Stand- ortwahl die Wirtschaftlichkeit, die Möglichkeit der Ver- und Entsorgung sowie verkehrstechni- und die Abwasserentsorgung über Pflanzen- sche und bautechnische Aspekte entschei- kläranlagen. Damit sind diese Rastplätze unab- dend. hängig vom öffentlichen Ver- und Entsorgungs- netz. Die WC-Gebäude fallen auf durch ihre Diesen Vorgaben entsprechend verfügt die besondere architektonische Gestaltung mit A 20 über insgesamt 12 PWC-Anlagen (jeweils verklinkerten Wänden und markanten Dach- beidseitig der Autobahn) mit ausreichend konstruktionen. Stellplätzen für Pkw, Lkw, Busse und Behin- dertenstellplätze. Komplettiert wird das Service-Konzept entlang Für die A 20 wurde eine neue Generation von der A 20 durch fünf T+R-Anlagen bei Schön- PWC-Anlagen entwickelt. Als Pilotprojekt berg, Glasin, Grammow, Völsebow und Lin- wurden drei Anlagen gebaut, die vollständig dow. Auf dem Abschnitt östlich Rostock sind autark betrieben werden: die Energieversor- die jeweils einseitigen T+R-Anlagen mit Über- gung mittels Windkraft und Photovoltaik, die fahrmöglichkeiten aus der Gegenrichtung Wasserversorgung mit einer Brunnenanlage versehen.

T+R-Anlage Fuchsberg.

92 Mecklenburg-Vorpommern schreitet voran Region Land am Meer mit Flair und Perspektive

tut gut – dieser Werbeslogan für Zwischen den Metropolen Berlin und Ham- MVdas nordöstlichste deutsche Bun- burg, in Nachbarschaft zu Polen und inmitten desland trifft es genau: Immer ein bisschen des südlichen Ostseeraums ist das Land als rückständig belächelt, ist Mecklenburg- heute eine Wachstumsregion und ein hervor- Vorpommern mit der Osterweiterung aus der ragender Produktionsstandort mit guter Randlage in eine zentralere Lage der Euro- Verkehrsanbindung und mit optimalen Liefer- päischen Union gerückt. bedingungen.

Neue, große Gewerbeparks, preiswerte Gewer- Mehr als in anderen deutschen Bundesländern beimmobilien, kurze Verwaltungswege und tragen Dienstleister mit rund 78 Prozent zur günstige Förderkonditionen machen das Land Wirtschaftsleistung des Landes bei. Im Jahr sowohl für kleine Firmen als auch für Großkon- 2004 gehörten Industrie und Verkehr jedoch zu zerne interessant. Einige Beispiele: den Wirtschaftsbereichen mit den größten • Führende Unternehmen der Holzverarbei- Wachstumsbeiträgen für das Land. Von der tung haben sich in Wismar zu einem Indus- nun vollständigen Verkehrsfreigabe der A 20 triezentrum zusammengetan. werden beide Bereiche noch mehr profitieren. • Die aufstrebende Bio- und Medizintechnik erweitert ihre Netzwerke u. a. in Greifswald, Teterow und Rostock. • Der Schiffs- und Bootsbau sowie die See- und Hafenwirtschaft legen an Umsatz zu. • Logistikzentren boomen am Autobahnkreuz A 20/A 19 südlich von Rostock und entlang der A 24 bei Zarrentin sowie in den Seehäfen.

Offshore-Unternehmen und Zulieferer siedeln sich verstärkt im Kompetenzzentrum in Ros- tock an. Für die Offshore-Branche ist Mecklen- burg-Vorpommern ein Zukunftsmarkt: Mit dem Offshore-Windenergiepark Baltic I vor der Küste von Fischland-Darß-Zingst wird bundes- weit erstmals eine Offshore-Anlage inklusive Kabeltrasse entstehen – vor den Anlagen in der Nordsee und eine große Chance für die Beim Weltwirtschaftsgipfel der acht führenden Heiligendamm: die weiße Stadt am Unternehmen auf dem weltweiten Markt. Industrienationen – die so genannten G 8 – Meer – 1795 von wird sich Mecklenburg-Vorpommern im Jahr Mecklenburg-Vorpommern hat ein Herz für 2007 der Welt von seiner schönsten Seite Großherzog Fried- rich Franz I. ge- Gründer: rund 20 Technologie- und Innovati- präsentieren. Nach Bonn, München und Köln gründet – ist onszentren mit einer Nutzungsfläche von über reiht sich Heiligendamm – ältestes deutsches Deutschlands 55.000 Quadratmetern stehen für junge Erfin- Seebad und „Weiße Stadt am Meer“ – in die erstes Seebad. der und technologieorientierte Unternehmen Liste der deutschen Veranstaltungsorte des zur Verfügung. G 8-Gipfels ein. Die Wahl der Bundesregierung Gleichzeitig bewahrt das Land bodenständige fiel nicht ohne Grund auf Heiligendamm. Es Traditionen: Zwei Drittel der Wirtschaftsfläche lässt sich über die A 20 gut erreichen. des Landes werden landwirtschaftlich genutzt, die Ernährungswirtschaft vom Anbau bis zur Rückständig ist Mecklenburg-Vorpommern Lebensmittelveredelung ist einer der wichtig- längst nicht mehr. Der nordöstliche Zipfel sten Wirtschaftsfaktoren. Deutschlands hat gewaltig aufgeholt.

93 Region

Seehäfen – die Tore zur Welt wärts mit dem deutschen Fernstraßennetz verbunden. Diese Lebensader der Wirtschaft Im Zuge einer expandierenden EU ist Mecklen- wird mit dem Lückenschluss der A 241 zwi- burg-Vorpommern mit seinen See- und Fähr- schen Wismar und Schwerin sowie dem künfti- häfen eine bedeutende Verkehrsschnittstelle gen Bau der A 14 zwischen Schwerin und nationaler wie internationaler Transportketten. Magdeburg weiter optimiert. Die Häfen Mecklenburg-Vorpommerns verfü- gen mit einer großen Zahl an Liniendiensten Dabei spielt Rostock-Warnemünde mit seiner bei hoher Abfahrtfrequenz in fast alle Ostsee- zentralen Lage als Ausgangspunkt für Kreuz- anrainerstaaten und Shuttlezug-Verbindungen fahrten in die Ostsee eine entscheidende Rolle. im Kombinierten Ladungsverkehr über sehr Der Kreuzfahrthafen hat sich in den letzten gute Wettbewerbsmerkmale. Jahren zu einer international anerkannten 2004 wurden insgesamt rund 34 Mio. Tonnen Adresse in der Ostseekreuzschifffahrt ent- Güter und Transportmittel umgeschlagen wickelt. Mit 97 Anläufen von 29 Kreuzschiffen sowie über 4 Mio. Passagiere im Verkehr über und mehr als 100.000 Passagieren wird sich See abgefertigt. Im I. Halbjahr 2005 wurden mit der Rostocker Hafen in diesem Jahr zum 17,1 Mio. Tonnen ca. 1,2 Mio. Tonnen mehr als begehrtesten deutschen Anlaufhafen für inter- im gleichen Zeitraum des Vorjahres (+ 7,5%) nationale Urlauberschiffe entwickeln. Für die umgeschlagen. Gemäß einer im Auftrag des bessere Abfertigung der Kreuzfahrtgäste Bundesverkehrsministeriums erarbeiteten wurde im Mai 2005 das Warnemünde Cruise Prognose wird der Umschlag von Gütern und Center, das neue Kreuzfahrt-Terminal, eröffnet. Transportmitteln in den Häfen Rostock, Sass- nitz/Mukran, Wismar und Stralsund auf bis zu 48,7 Mio. Tonnen in 2015 steigen. Die A20 und Land der Seen und Wälder die Fertigstellung des Lückenschlusses der A 241 werden in entscheidendem Maße zur Mit 1.700 Kilometern Ostseeküste mit Rügen Erreichung dieser Prognose beitragen. als größter deutscher Insel und der mecklen- burgischen Seenplatte einschließlich der Müritz Leistungsfähige Verkehrs- und Hafeninfra- als größtem deutschen Binnensee ist Mecklen- strukturen sind wesentliche Kriterien der Wett- burg-Vorpommern eine Perle für Naturfreunde. bewerbsfähigkeit von Häfen. Wichtigstes Allein drei der 15 deutschen Nationalparke Eine gute land- Straßenprojekt zur Verbesserung der Hinter- liegen im Land. Hinzu kommen zwei Biosphä- seitige Verkehrs- landanbindungen der Häfen in Mecklenburg- renreservate, sieben Naturparks, ein Geopark anbindung ist für Vorpommern war daher der Bau der A 20. Mit und 286 Naturschutzgebiete. die Ostseehäfen von existenzieller der Ostseeautobahn sind nun alle mecklen- Zu den Nationalparks gehören der National- Bedeutung. burg-vorpommerschen Seehäfen auch west- park auf der Ostseeinsel Rügen mit seinem berühmten Kreidekliff, der Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft als Le- bensraum Zehntausender von Strand- und Küstenvögeln mit dem Fischland-Darß und der idyllischen Insel und der National- park Müritz mit seiner einmaligen Seenland- schaft.

Das Biosphärenreservat Südost-Rügen mit seinen Buchenwäldern der Granitz und das Biosphärenreservat Schaalsee mit seiner schö- nen Kulturlandschaft entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze sowie die Naturparks Nossentiner/Schwinzer Heide, Mecklenburgi- sches Elbetal, Mecklenburgische Schweiz und 94 Region

130.000 Personen erzielen in Mecklenburg- Vorpommern Einkommen aus einer Tätigkeit im Tourismus.

Mecklenburg-Vorpommern bietet als Urlaubs- und Erholungsland hervorragende natürliche und strukturelle Voraussetzungen. Feiner Ost- seestrand, maritimes Flair, faszinierende Land- Der Kreidefelsen schaft mit riesigen Flächen unberührter Natur, auf Rügen – eines eine einzigartige Seenlandschaft, der Arten- der bekanntesten reichtum von Tier- und Pflanzenwelt und nicht und beliebtesten Touristenziele in zuletzt eine touristische Infrastruktur, die zu Mecklenburg- den modernsten in Europa gehört. Das sind Vorpommern. nur einige Gründe, aus denen sich Mecklen- Kummerower See, Feldberger Seenlandschaft, burg-Vorpommern innerhalb der letzten Jahre Insel Usedom, Am Stettiner Haff, Sternberger auf einen Spitzenplatz unter den beliebtesten Seenlandschaft und der Geopark Mecklenbur- Ferienzielen der Deutschen entwickelt hat. gische Eiszeitlandschaft sind ein Stück faszi- Gute Verkehrsverbindungen zur besseren und nierender Urnatur in Mecklenburg-Vorpom- schnellen Erreichbarkeit der Urlaubsziele im mern. Land sind eine wichtige Voraussetzung für die Insgesamt beträgt der Flächenanteil dieser Zufriedenheit unserer Gäste. Mit der A 20 rü- Großschutzgebiete ca. 410.927 ha. Das ent- cken die Ausflugsziele an der Ostsee oder der spricht 13,4 Prozent der Gesamtfläche Meck- Seenplatte deutlich näher. lenburg-Vorpommerns.

Entlang der A 20 lassen sich diese unberührte Land der Kultur Natur, feinsandigen Strände, unzähligen Seen und dichten Wälder, romantischen Schlösser, Mecklenburg-Vorpommern ist altes Kulturland. Gutshäuser und Gärten erreichen und genie- Spuren der Hanse – ein im 13. Jahrhundert ßen. Blühende Rapsfelder im Mai, Alleen, Rad- gebildeter Städtebund mit handels-politischer wanderwege sowie Wassersporthäfen und Bedeutung – prägte Hansestädte des Landes Der Schlosspark Prebberede gilt – nicht zuletzt die wunderschön restaurierten, wie Wismar, Rostock, Stralsund, Greifswald, neben zahlreichen historischen Städte finden – verbunden mit Wolgast, Demmin und Anklam mit maritimen anderen stim- einem vielfältigen Angebot an Qualitätshotels, Traditionen und zum größten Teil unter Denk- mungsvollen Orten – als exklusive Ferienparks, Pensionen, Jugendherbergen und malschutz stehenden Altstädten, denen eine Kulisse für beson- Campingplätzen – bei unseren Gästen unge- besondere touristische Bedeutung zukommt. dere Konzerte. brochenen Anklang. Mecklenburg-Vorpommern bildet insgesamt eine unwiderstehliche Kombination, die von der steigenden Zahl der Urlauber geschätzt wird. Über 24 Millionen Übernachtungen zäh- len die Beherbergungsbetriebe im Jahr – Ten- denz steigend.

Land der Gastlichkeit

Der Tourismus ist als Wirtschaftsfaktor für Mecklenburg-Vorpommern mit einem Brutto- umsatz von über 3,5 Mrd. e so wichtig wie in keinem anderen Bundesland. Mindestens

95 Region

Besucher in ihre Ateliers und Werkstätten ein und zeigen, wie groß das Potenzial für weitere Initiativen in Sachen Kultur ist.

Mecklenburg-Vorpommern wirbt mit neuen Schildern an den Autobahnen des Landes für das Festspielland Mecklenburg-Vorpommern. Die kulturellen Großveranstaltungen im Land wie die Störtebeker-Festspiele auf Rügen, das Usedomer Musikfestival oder die Schlossfest- spiele in Schwerin ziehen jährlich hunderttau- sende Besucher an.

Land des Wassers

Der Marktplatz in Anmutige Küstenstädte mit prächtigen Markt- Mit der abwechslungsreichen Küstenland- Wismar: hanseati- plätzen präsentieren sich wie Freilichtmuseen schaft an seiner 1.712 km langen Ostseeküste, sches Flair – von Gotik über Barock der Hanse. Romantische Gassen führen zu davon 354 km Außenküste und 1.358 km bis Klassizismus. herrlichen Zeugen der Backsteingotik. In allen Bodden- und Haffküste, sowie den mehr als Städten und selbst in abgelegenen Dörfern 2.000 Binnenseen und 26.000 km Fließgewäs- lassen sich imposante Sakralbauten bewun- sern ist Mecklenburg-Vorpommern eine der dern. Märchenschlösser in Schwerin, Ludwigs- beliebtesten wassertouristischen Regionen lust oder Güstrow künden vom alten Glanz Deutschlands. 18 Seebrücken, die „Flaniermei- ehemaliger Residenzen. Museen offenbaren len auf dem Meer“, bieten zu jeder Jahreszeit große und kleine Kunst sowie die Schätze des faszinierende Aus- und Augenblicke. Meeres. Die Binnenseen des Landes sind zumeist Bädervillen und Seebrücken geben den Ost- durch Wasserstraßen miteinander verbunden seebädern einen unverwechselbaren Charme. und mit einem dichten Netzwerk von großen Das stille Land steckt voller architektonischer und kleinen Häfen, Bootsanlegern sowie Was- Kleinode. Hier malten Caspar David Friedrich serwanderrastplätzen ausgestattet. Alle Was- und Otto Niemeyer-Holstein. Hier dichteten serstraßen, die bis hin nach Berlin und Ham- Fritz Reuter und Ernst Moritz Arndt, Gerhart burg führen, bieten beste Voraussetzungen für Hauptmann und Hans Fallada. In Güstrow Wassersportmöglichkeiten. Auch maritime schuf der berühmte Expressionist Ernst Bar- Veranstaltungen wie die Hanse Sail in Rostock, lach seine größten Werke. Der Gartenarchitekt die Müritz Sail in Waren und die vielen kleinen Peter Joseph Lenné schuf im ganzen Land Hafenfeste beleben den Wassertourismus. Die unverwechselbare Parkanlagen. In Deutsch- dauerhafte Einführung des „Charterscheins“ land einzigartige Alleen zeigen auf 2.300 Kilo- für Hausboote ist ebenfalls ein Vorteil auf den metern den Weg zu schönen Schlössern und Gewässern des Landes. Herrenhäusern, die vielerorts als Hotels zu neuem Leben erwacht sind. Tagen und Golfen In Mecklenburg-Vorpommern gibt es über 1.000 Schlösser und Herrenhäuser, meist Tagungen unterschiedlicher Größe finden in umgeben von historischen Gärten oder Park- Mecklenburg-Vorpommern mit rund 650 mo- anlagen. Als Beispiele seien nur Burg Schlitz, dernen Tagungsstätten mit komfortabler Aus- Schloss Ulrichshusen, Schloss Teschow und stattung und gutem Preis-Leistungs-Verhältnis Gutshaus Stolpe genannt. 400 Künstler aus ein großes Angebot. Auch außergewöhnliche dem ganzen Land laden jedes Jahr zu Pfings- Tagungsstätten wie Schlösser, Schiffe und ten mit der Aktion „Kunst offen“ zahlreiche Scheunen befinden sich im Land. Die mit 96 Region

Mecklenburg-Vorpommern besonders stark ältesten deutschen Seebad, in dem man früh- identifizierten Stichworte Natur und Ruhe zeitig die heilende Wirkung des Meeres er- unterstreichen die Eignung für Seminare, kannt hat. Die ortstypischen Heilmittel gepaart Brainstorming und Board Meetings. mit den neuesten wissenschaftlich-medizini- Für die Gestaltung von Rahmenprogrammen schen Erkenntnissen, bilden die Säulen für und Incentives bieten die unzähligen Freizeit- Prävention, Rehabilitation und Wellnessange- möglichkeiten vom Radfahren über das Reiten, bote. Moderne Rehabilitationskliniken, Ge- Wandern und Segeln bis hin zum Golfen her- sundheitszentren und Wellnesshotels stehen vorragende Möglichkeiten. eingebettet in reizvoller Landschaft an den In Norddeutschland einzigartig ist die im Sep- schönsten Plätzen der Natur. tember 2005 eröffnete Yachthafenresidenz „Hohe Düne“ in Rostock-Warnemünde. Diese Erlebnisbäder des Landes bieten Fitness, Hotelanlage direkt am Wasser verfügt neben Wellness und Badespaß an 365 Tagen im Jahr. einem Tagungs- und Kongresszentrum auf Die Standorte sind über das ganze Land ver- 3.200 qm für 450 Personen über einen Yacht- teilt. So befindet sich das Erlebnis- und Frei- hafen mit 750 Liegeplätzen. zeitbad Wonnemar in Wismar, der Freizeit- und Erholungspark „Hansedom“ in Stralsund, ein Mecklenburg-Vorpommern ist auch eine Top- Freizeitbad in Greifswald, die „Jasmund- Adresse für Golfer, wie eine aktuelle Umfrage Therme“ in Neddesitz auf Rügen, das Freizeit- eines Golf-Fachmagazins ergeben hat. Gegen- bad „Nemo“ im Seepark Sellin auf Rügen, die wärtig sind im Land 12 Golfanlagen (sowohl 9- „Ostseetherme“ zwischen Heringsdorf und Loch als auch 18-Loch-Meisterschaftsplätze) Ahlbeck auf Usedom, die „Bernstein-Therme“ in reizvoller Lage vorhanden. Im Land befinden in Zinnowitz auf Usedom, das „Badeparadies sich zwei der weltweit besten Golfhotels – der Oase“ in Güstrow, die „Müritz-Therme“ in Golf- und Countryclub Fleesensee und der Röbel, das „Fleesensee Spa“ in Göhren-Leb- Golfpark auf der Insel Usedom. bin, das „Tropisches Erlebnisbad“ in Linstow, und das „Aquadrom“ in Graal-Müritz. Größere Ferienzentren insbesondere für den MV tut gut – Gesundheitsland Familienurlaub sind das „Land Fleesensee“ und der Ferienpark Linstow sowie der „IFA Jahr für Jahr Mecklenburg-Vorpommern blickt auf eine mehr Ferienpark“ in auf Rügen. genießen viele als 200-jährige Tradition im Bädertourismus tausend Besucher einen erholsamen zurück. Im Jahre 1793 wurde in Heiligendamm Wirtschaftsministerium Badeurlaub an der das erste deutsche Seebad und heutige See- Mecklenburg-Vorpommern Ostsee. heilbad gegründet. Nach erfolgreicher Rekons- truktion wurde das „Kempinski Grand Hotel Heiligendamm“ im März 2005 als schönstes Hotel der Welt ausgezeichnet. Auf dieser Tradition fußend entwickelten sich bis heute insgesamt 57 anerkannte Kur- und Erholungsorte, 25 staatlich anerkannte Seebä- der und 6 Seeheilbäder entlang der Ostsee- küste. Des Weiteren verfügt das Land über 20 Erholungsorte, 4 Luftkurorte, ein Moor-Heilbad und einen Ort mit Peloidkurbetrieb. Mecklenburg-Vorpommern ist ein Kurland, ein Land für Körper, Geist und Seele, ein Land zur Erholung und zum Gesundwerden. Neben der schönen Landschaft sind Heilmittel wie Kreide, Moor, Sole, Wasser und Luft die Erfolgsfakto- ren. Die Wiege der Thalassotherapie war im

97 Region Landkreis Uckermark Ein Land mit vielfältigen Möglichkeiten

er Landkreis Uckermark – im Nordosten dünnsten besiedelten Regionen Deutsch- Ddes Landes Brandenburg zwischen lands. Mecklenburg-Vorpommern, Berlin und Polen Umso wichtiger ist für die wirtschaftliche gelegen – ist mit über 3.000 m2 der größte Entwicklung die schnelle Erreichbarkeit und Landkreis Deutschlands. Da in der Ucker- der unmittelbare Zugang zum Fernstraßen- mark jedoch nur ca. 145.000 Menschen netz. Hierfür leistet die A 20 einen wichtigen leben, gehört dieser Landstrich zu den am Beitrag.

Die malerische Landschaft mit über 400 Seen, auf dem bereits 1605 erbauten Finowkanal ausgedehnten Wäldern, Feldern und Wiesen (Deutschlands älteste in Betrieb befindliche hat der Uckermark die Bezeichnung „Toskana künstliche Wasserstraße) mit dem Besuch des des Nordens“ eingetragen und bietet vielfältige Schiffshebewerks Niederfinow aus dem Jahre Möglichkeiten für einen entspannenden und 1934 wird dabei zu einem besonderen Erlebnis. erholsamen Urlaub. Ein gut ausgebautes Netz von Radwegen lädt dazu ein, weitgehend un- berührte Naturlandschaften wie das Biosphä- Kultur und Geschichte renreservat Schorfheide-Chorin, eines der bieten lohnende Ziele größten zusammenhängenden Waldgebiete Deutschlands, den Nationalpark „Unteres Eine Vielzahl historischer Denkmäler und Se- Odertal“ oder den Naturpark „Uckermärkische henswürdigkeiten sowie hochkarätige Kultur- Seen“ hautnah zu erleben. events bieten weitere gute Gründe für einen Gleichzeitig bietet das Naturreich auch ideale Besuch der Uckermark: Marienkirche und Möglichkeiten für spannendes Wasserwandern Dominikanerkloster in Prenzlau, der histori- zwischen Berlin und der Ostsee. Eine Kanutour schen Stadtkern von Templin mit der gut erhal- tenen mittelalterlichen Stadt- mauer, die Wagnerorgel in der Angermünder Marienkirche, die restaurierte Ruine des Nonnen- klosters in Boitzenburg, Bernau mit dem Hungerturm und dem Museum Henkerhaus, die Stadt mit ihren zahlrei- chen Attraktionen sind nur eini- ge Ziele, die einen Abstecher von der Autobahn lohnen. Und selbst die kleineren Ortschaften bieten manche kunsthistorische Überraschung wie die Feldstein- kirche in Lychen oder die Dorf- kirchen in Liepe, Prenden und Tuchen. Weit über die Grenzen Branden- burgs hinaus bekannt sind der Choriner Musiksommer im Kloster Chorin, die Inszenierun- Kilometerlange gen der Uckermärkischen Büh- Alleen sind eines nen Schwedt oder auch das der „Markenzei- chen“ der Ucker- Kammermusikfestival in Groß mark. Dölln. 98 Region

Attraktiver Standort für Industrie und Gewerbe

Aber nicht nur für Erholungssuchende und Kunstliebhaber ist die Uckermark eine Region, die Beachtung verdient, sondern auch als Standort für Industrie, Gewerbe und Dienst- leistung. Die durch die A 20 nunmehr opti- mierte Verkehrsanbindung ist eine wesentliche Voraussetzungen für Unternehmer, an schon vorhandenen bzw. neu hinzukommenden Standorten zu investieren und so nachhaltig zu einer positiven Wirtschaftsentwicklung beizu- tragen. In diesem Zusammenhang ist die Verlängerung Dorfkirche in der A 20 über das Autobahndreieck Kreuz Grapzow. Uckermark als Bundesstraße B 166n bis Schwedt von besonderer Bedeutung. Damit erhält Schwedt als größte Stadt und wichtig- ster Industriestandort des Landkreises (Petrol- und Papierindustrie, Binnenhafen) eine direkte Anbindung an das Autobahnnetz. Schließlich ist die Nähe zu Polen (nach Stettin sind es von Schwedt aus nur 50 km) im erweiterten Europa ein nicht zu unterschätzender Standortvorteil für die Region.

Großflächiger Ackerbau prägt das Landschaftsbild Das Schiffshebe- werk Niederfinow Ein bedeutender Wirtschaftszweig in der am bereits 1605 erbauten Finow- Uckermark ist die Landwirtschaft. Immerhin kanal. 60 % der Landkreisfläche werden intensiv landwirtschaftlich genutzt, wobei die wich- tigsten Kulturen Getreide, Ölsaaten und Zu- ckerrüben sind. Der Anbau nachwachsender Rohstoffe spielt eine zunehmende Rolle. Be- merkenswert ist weiterhin der Tabakanbau zwischen Schwedt und . Von den Huge- notten um 1700 eingeführt, hat sich der Ta- bakanbau hier stetig weiterentwickelt und nimmt heute eine Fläche von ca. 75 ha ein – das zweitgrößte Tabakanbaugebiet in Deutschland. In der Viehzucht spielen vor allem Schweine und Rinder eine wichtige Rolle. Ein nicht uner- Der Anbau von heblicher Teil der in der Landwirtschaft erzeug- Raps hat in den ten Produkte werden in der Region selbst vergangenen Jahren immer mehr weiterverarbeitet. an Bedeutung gewonnen.

99 Archäologie Autobahntrasse als Fundgrube für Archäologen Erfolgreiche Spurensuche nach vergangenen Kulturen

er Bau der A 20 stellte nicht nur Pla- PHASE I Dnungsbüros und Baubetriebe, sondern Ermittlung der im Trassenverlauf vorhande- auch die archäologische Denkmalpflege vor nen archäologischen Fundstellen – vor allem enorme Aufgaben, denn von der unvermeid- durch Begehungen und durch die Auswer- lichen tiefgreifenden Umgestaltung der Land- tung von Luftbildern. Schnell wurde dabei schaft durch den Straßenbau waren zwangs- deutlich, dass nur die wenigsten der tatsäch- läufig auch zahlreiche archäologische Fund- lich vorhandenen Denkmale bislang bekannt stellen betroffen. Da ein Erhalt dieser Denk- waren. Die Gesamtzahl der im Trassenverlauf male vor Ort nicht möglich war, musste eine der A 20 ermittelten Fundplätze beläuft sich pragmatische Vorgehensweise gefunden auf fast 600, bekannt waren davon zuvor werden, durch die einerseits den Belangen lediglich etwa 100. des Denkmalschutzes, andererseits aber PHASE II auch dem öffentlichen Interesse am Bau der Voruntersuchungen, bei denen mit Hilfe Autobahn Rechnung getragen wurde, d. h. eines Baggers 2 m breite und bis zu 100 m die betroffenen Fundplätze mussten vor ihrer lange Suchschnitte angelegt wurden, um den Zerstörung in angemessenem Umfang unter- Erhaltungszustand des jeweiligen Denkmals sucht werden, ohne dabei das Bauvorhaben zu klären. über Gebühr zu behindern. PHASE III Da in Mecklenburg-Vorpommern mit den Bei entsprechender wissenschaftlicher Be- Bauarbeiten für die A 20 auf dem Strecken- deutung der aufgedeckten Befunde wurde in abschnitt zwischen Grevesmühlen und Wis- einer Hauptuntersuchung der Fundplatz mar-Ost begonnen wurde, fanden dort im vollständig freigelegt. Spätsommer 1994 auch die ersten archäolo- Bei den Ausgrabungen konnten aus nahezu gischen Arbeiten statt. Die letzten Grabungs- allen Phasen der Besiedlungsgeschichte des arbeiten konnten dann im Mai 2004, also fast südlichen Ostseeraums Spuren und Über- zehn Jahre später, bei Gützkow (Lkr. Ostvor- reste von Siedlungen, Gräbern oder Werk- pommern) abgeschlossen werden. plätzen freigelegt werden, die unser Wissen Die archäologischen Untersuchungen folgten um das Leben in der Vergangenheit erheblich einem dreistufigen Verfahren: erweitern.

Steinzeit Zu den ältesten Nachweisen menschlicher Besiedlung im Gebiet an der südwestlichen Ostseeküste gehören die Reste einer steinzeit- lichen Jagdstation, die am Rande der Trebel- niederung bei Langsdorf (Lkr. Nordvorpom- mern) ausgegraben werden konnten. Vor allem die aus Feuerstein hergestellten Pfeilspitzen zeigen, dass der Fundplatz erstmals bereits unmittelbar nach dem Ende der letzten Eiszeit, also vor mehr als 12.000 Jahren, von Jägern Die ältesten und Sammlern aufgesucht wurde. Aber auch Fundstücke der als sich dann das Klima besserte kamen immer Grabungen auf der A 20 stammen aus wieder Menschen zum Jagen und Fischen auf Langsdorf, Lkr. die Halbinsel an der Trebelniederung. Die in , Langsdorf gefundenen Siedlungsspuren aus und sind teilweise mehr als 10.000 der Jungsteinzeit zeigen, dass hier auch noch Jahre alt. die ersten Ackerbauern und Viehzüchter (ca. 100 Archäologie

4000 bis 2000 v. Chr.) die Vorzüge dieses Platzes zu schätzen wussten. Etwa zur gleichen Zeit gab es eine Siedlung bei Brunn (Lkr. Mecklenburg-Strelitz). Bei den hier gefundenen Keramikgefäßen sind auch Formen vertreten, die aus dem Gebiet der mittel- und süddeutschen Michelsberger Kultur stammen und somit überregionale Kontakte belegen. Noch deutlicher sind die weit reichenden Ver- bindungen der steinzeitlichen Bevölkerung im Nordosten Deutschlands an einem Funden- semble aus Neuenkirchen (Lkr. Mecklenburg- Neue Erkenntnisse vermitteln die auf der A 20- So dürfte das Haus Strelitz) ablesbar. Hier wurden in einer kleinen Trasse entdeckten bronzezeitlichen Gräber. So von Wüsteney (Lkr. Nordvorpommern) Grube mehrere aus Kupfer hergestellte Waffen, wurde in Stolzenburg (Lkr. Uecker-Randow) ein einst ausgesehen Werkzeuge und Schmuckbestandteile ent- jungbronzezeitliches Flachgräberfeld der Zeit haben. deckt, die sehr wahrscheinlich in der Zeit zwi- zwischen 1100 und 900 v. Chr. untersucht. Hier schen 3800 und 3700 v. Chr. im Karpatengebiet gelang die Bergung mehrerer Brandgräber, die oder auf dem Balkan hergestellt worden sind. um zwei so genannte Totenhäuser angeordnet Im Norden waren Metalle zu diesem Zeitpunkt waren. Eines dieser Gebäude war noch hervor- noch gänzlich unbekannt. ragend erhalten.

Bronzezeit Waffen, Werkzeuge und Schmuck aus Metall werden erst in der Zeit um 2000 v. Chr. in Nord- deutschland und Südskandinavien verstärkt verwendet. Sie bestehen aus einer Legierung von Kupfer und Zinn, die als Bronze bezeichnet wird und dieser bis in die Mitte des 6. Jh. v. Chr. Im Zentrum der reichenden Zeitstufe den Namen gab. Steinkreise von Groß Siemz (Lkr. Nordwestmecklen- Bei den Untersuchungen auf der A 20 wurden burg) fanden sich zahlreiche Fundplätze angetroffen, die in diese gut erhaltene jungbronzezeitliche Epoche datieren. Dabei gelang es erstmals, Grabgefäße. weitgehend vollständige Gebäudegrundrisse freizulegen, so dass es nun möglich ist, Aussa- Ein weiteres Gräberfeld dieser Zeitphase gen zum Hausbau und zur Siedlungsstruktur wurde nahe Groß Siemz (Lkr. Nordwestmeck- dieser Epoche zu machen. Bei Gützkow (Lkr. lenburg) ausgegraben. Hier hatte man die Ver- Ostvorpommern) wurde beispielsweise eine storbenen sowohl in Flachgräbern als auch Siedlung aus der Zeit um 1000 v. Chr. aufge- unter Grabhügeln begraben, wobei die Hügel deckt. Hier wurden u. a. ein vollkommen aus nur noch anhand von Steinkreisen erkennbar Holz und Lehm gebautes Gebäude sowie die waren, die ehemals den Hügelfuß einfassten. Werkstatt eines Bronzeschmiedes nachgewie- Zu einer ganz besonderen Gruppe von Fund- sen und Abfälle eines Bernsteinschnitzers plätzen gehören Ansammlungen von Feuerstel- freigelegt. Die Keramikfunde zeigen große len, wie sie beispielsweise in Jarmen (Lkr. Ähnlichkeiten zu Funden aus der Lausitz und Demmin) oder in Triwalk (Lkr. Nordwestmeck- belegen, dass auch in dieser Zeit überregio- lenburg) entdeckt worden sind. Es ist davon nale Kontakte gepflegt wurden. Von besonde- auszugehen, dass diese Feuerstellen in den rer Bedeutung ist auch der Nachweis eines Jahrhunderten um das Jahr 800 v. Chr. im vollständigen Gehöftes der Zeit um 600 v. Chr. Rahmen kultisch-religiöser Zeremonien ent- bei Wüsteney (Lkr. Nordvorpommern). zündet wurden.

101 Archäologie

Vorrömische Eisenzeit Ferner fanden sich hier die Überreste von zwei Auf den auf der A 20-Trasse untersuchten großen Kalkbrennöfen. Der gewonnene Brannt- Fundplätzen der vorrömischen Eisenzeit kalk diente sowohl zum Weißen und Desinfizie- (550 v. Chr. – Christi Geburt) konnten vor allem ren von Wänden als auch als Fließmittel bei der neue Erkenntnisse zur Entwicklung von Pro- Eisengewinnung oder als Arznei. duktions- und Handwerkstraditionen gewonnen Einzigartig ist eine in Neu Pansow (Lkr. Ostvor- werden. So gelang beispielsweise bei Aus- pommern) entdeckte weitläufige Einhegung. Es grabungen in Vietow (Lkr. Bad Doberan), Brunn handelt sich dabei um eine mindestens 150 m (Lkr. Mecklenburg-Strelitz) und Groß Siemz (Lkr. lange Palisade, die während des 5. und 4. Jh. Nordwestmecklenburg) die Untersuchung v. Chr. angelegt worden ist, um eine kleine An- mehrerer Eisengewinnungsöfen aus dem 2. und siedlung gegen Angriffe zu schützen.

Nach der Zeitenwende Für den Zeitraum des 1. bis 7. Jh. n. Chr. waren bislang aus dem nordostdeutschen Raum na- hezu ausschließlich Grabfunde bekannt, so dass die Kenntnisse über Siedlungswesen und Wirtschaftsweise dieser Epoche sehr einge- Die Fehlbrände von Bartow, schränkt war. Die im Verlauf des A 20-Projektes Lkr. Demmin, durchgeführten Flächengrabungen haben jetzt belegen das eine völlig neue Grundlage für die Erforschung Missgeschick eine Töpfers von mehr der Besiedlungsgeschichte geschaffen. als 2000 Jahren.

1. Jh. v. Chr. – die bislang einzigen Nachweise für eine Eisenproduktion an der südlichen Ost- seeküste vor der Zeitenwende. Dass in jener Zeit jedoch auch Eisen in den Norden Deutsch- lands importiert wurde, zeigt der Fund einer Ein Kalkbrennofen eisernen Pflugschar in Neuenkirchen (Lkr. mit sorgfältiger Mecklenburg-Strelitz). Vergleichsfunde belegen, Steinauskleidung dass dieses Gerät in einer keltischen Werkstatt in Neuleben, Lkr. Nordwest- in England geschmiedet wurde. Damit ist es ein mecklenburg. wichtiger Indikator für Kulturkontakte zwischen germanischen Stämmen Norddeutschlands und Kelten auf den britischen Inseln. So wurden beispielsweise in Alt Stassow (Lkr. Bei mehreren Grabungen gelang auch der Bad Doberan) in Leyerhof (Lkr. Nordvorpom- Nachweis von Töpferwerkstätten. So wurden mern) sowie in Wahlsdorf und Groß Siemz (bei- beispielsweise in Bartow (Lkr. Demmin) meh- de Lkr. Nordwestmecklenburg) Grundrisse voll- rere Gruben freigelegt, in denen unzählige de- ständiger Gehöfte des 2. bis 5. Jh. freigelegt. formierte oder aufgeblähte Gefäßreste gefun- Diese Grabungen zeigen, dass das typische den wurden. Bei diesem insgesamt mehr als Gehöft dieser Zeit aus mindestens einem drei- 100 kg wiegenden Material handelt es sich schiffigen Langhaus, mehreren Neben- und offenbar um Fehlbrände. Werkstattgebäuden und Speichern sowie Feu- Auch für diese Zeit wurden mehrere Siedlun- erstellen und Ofenanlagen bestand. Wie bereits gen untersucht, in denen die Konstruktion der in der vorrömischen Eisenzeit waren diese Gebäude und die Struktur der Siedlungen Langhäuser meist als Wohn-Stall-Gebäude selbst studiert werden konnten. Bei Grabungen konstruiert. Bemerkenswert ist, dass die Ge- in Kessin (Lkr. Demmin) wurden mehrere drei- höfte im Laufe der Zeit wiederholt kleinräumig schiffige Gebäude freigelegt, in denen Mensch verlagert wurden, so dass diese Siedlungen als und Tier unter einem Dach lebten. „wandernde Dörfer“ bezeichnet werden können. 102 Archäologie

Fundgut beinhaltet reichen Trachtschmuck und Importgüter aus dem Fränkischen und Thürin- gischen Reich und dokumentiert damit die herausgehobene soziale Stellung der Bewoh- ner.

Slawische Besiedelung Während des 7. bis 12. Jahrhunderts war der Raum zwischen Elbe und Oder von slawischen Aus dem Thürin- Stämmen besiedelt. Zahlreiche Siedlungen aus gerreich kam um die Mitte des 6. Jh. dieser Zeit wurden bei den Ausgrabungen auf dieser Schlüssel der Trasse der A20 entdeckt. Da die Slawen nach Kölln, Lkr. aber ihre Häuser meist nur flach gründeten, Demmin. waren sie nur in Ausnahmefällen archäologisch Eine Reihe von außergewöhnlichen Fundobjek- nachweisbar. Erhalten hatten sich jedoch zahl- ten sind Belege des aufstrebenden Handwerks reiche Vorratsgruben und die häufig mit Holz dieses Zeitraums. In Neuleben (Lkr. Nordwest- ausgekleideten Brunnen. Verkohlte Kulturpflan- mecklenburg) wurde ein aus Nordjütland stam- zenfunde zeigen, dass der Ackerbau bereits mender Keramikstempel geborgen, der bei der vor tausend Jahren hoch entwickelt war. Be- Verzierung von Gefäßen verwendet wurde, in sondere Beachtung verdient der Nachweis von Neu Pansow (Lkr. Ostvorpommern) eine gut Grubenmeilern zur Herstellung von Holzteer, erhaltene hölzerne Flachsbreche zur Textilher- der auch als Handelsware diente. stellung. Herausragende Ergebnisse haben insbesonde- Von besonderer Bedeutung sind die Befunde re die Untersuchungen des Burgwalls Glienke aus Völschow (Lkr. Demmin). Hier wurden Teile (Lkr. Mecklenburg-Strelitz) erbracht. Großflä- eines Dorfes aus der Zeit des 3. bis 5. Jh. frei- chige Untersuchungen führten zur vollstän- gelegt. Mehrere Opfergruben deuten darauf digen Freilegung der im 17. Jh. eingeebneten hin, dass innerhalb der Siedlung auch kultische Handlungen vollzogen worden sind. Das in Völschow geborgene Fundgut zeigt außerdem, dass einige der hier lebenden Menschen aus- gesprochen wohlhabend waren und sich selbst Trinkgläser oder Keramikschalen aus den rö- mischen Rhein-Provinzen leisten konnten. Ein Meilenstein Hinweise auf einen germanischen Adelshof für die Slawenfor- konnten auch in Kölln (Lkr. Demmin) gewonnen schung: Die voll- werden, wo es gelang, eine Siedlung des 2.– ständig freigelegte Burganlage von 6. Jh. partiell auszugraben. Das hier geborgene Glienke, Lkr. Meck- lenburg-Strelitz.

Burg und ihres Umfeldes. Die Anlage war durch einen Wall mit vorgelagertem Graben optimal geschützt und hatte eine Vorburg, in der Handwerker und Händler ansässig waren, während die Herrschaft innerhalb des Burgwal- les residierte. Es fanden sich in großer Menge wertvolle Trachtbestandteile und qualitätvsolle Reit- und Waffenausrüstungsgegenstände, die Der hervorragend eine herausragende gesellschaftliche Bedeu- erhaltene Kasten- brunnen von Lin- tung der hier ansässigen Familien andeuten. dow, Lkr. Mecklen- Durch die dendrochronologische Datierung burg-Strelitz.

103 Archäologie

von Hölzern aus dem Befestigungsgraben ist terliche Hofstellen aufgedeckt, die einen Ein- gesichert, dass die Burg nur im 9. und 10. Jh. druck von der Struktur einer bäuerlichen Sied- bestanden hat. lung vermitteln. Bei Ausgrabungen in der Gemarkung Wodarg Die Übernahme des Christentums während (Lkr. Demmin) zeigte sich, dass an dieser Stelle des 12. Jh. durch die bis dahin heidnischen seit dem späten 9. Jh. eine slawische Siedlung Slawen zeigt sich deutlich in Gräbern, die existierte, die während des Landesausbaus ab beispielsweise bei Greese (Lkr. Nordwest- der Mitte des 13. Jh. durch deutsche Einwan- mecklenburg) untersucht wurden. Hierbei derer stark überprägt und zu einer Grenz- und handelt es sich um eine kleine Gruppe von Zollstation ausgebaut wurde. Aufgrund dieser Körpergräbern, die gemäß den christlichen besonderen strategischen Position hatte man Bestattungssitten ost-westlich ausgerichtet hier um das Jahr 1300 in einem künstlich an- worden sind. Einzelne Trachtbestandteile gelegten kleinen See einen aufwändig konstru- weisen die hier begrabenen Personen jedoch ierten Wehrspeicher zur Aufbewahrung von zweifelsfrei als Slawen aus. landwirtschaftlichen Produkten und Handels- waren errichtet. Die Entdeckung dieser Anlage und dessen hervorragende Erhaltung waren eine der größten Überraschungen auf der A 20-Trasse.Vergleichbare Anlagen sind aus dem gesamten nordostdeutschen Raum bis- lang völlig unbekannt.

Die slawischen Eine vollständige Auswertung aller Funde wird Körpergräber noch einige Jahre in Anspruch nehmen. Die am Trassenrand bedeutendsten Entdeckungen auf der Auto- bei Greese, Lkr. Nordwest- bahntrasse wurden jedoch bereits jetzt in dem mecklenburg. Band „Die Autobahn A 20 – Norddeutschlands längste Ausgrabung“ (Schwerin 2005) vom Spätmittelalter Landesamt für Bodendenkmalpflege Mecklen- Die nachfolgende Epoche vom 12. bis 15. Jh. burg-Vorpommern veröffentlicht. war nicht nur durch die endgültige Unterwer- fung aller slawischen Dr. Hauke Jöns/Dr. Jens-Peter Schmidt Stämme westlich der Oder, Archäologisches Landesmuseum und Landes- sondern auch durch die amt für Bodendenkmalpflege Mecklenburg- Einwanderung zahlreicher Vorpommern westeuropäischer und deut- scher Siedler in die Land- schaften an der südwestli- chen Ostseeküste geprägt. Gravierende Veränderungen in nahezu allen Lebensberei- chen der damals lebenden Menschen waren die Folge. Da es hierzu nur wenige Schriftquellen gibt, ist die Ausgrabung einer spätmittel- alterlichen Wüstung bei So dürfte Gützkow (Lkr. Ostvorpom- der Wehrspeicher mern) von großer wissen- von Wodarg, Lkr. Demmin, ehemals schaftlicher Bedeutung. ausgesehen haben. Dabei wurden zwei mittelal- 104 Herausgeber: Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen

Ministerium für Wissenschaft, Wirtschaft und Verkehr des Landes Schleswig-Holstein

Wirtschaftsministerium des Landes Mecklenburg-Vorpommern

Ministerium für Infrastruktur und Raumordnung des Landes Brandenburg

Konzept u. Redaktion: Hubert von Brunn/nobleCom

Fachberatung: Straßenbauverwaltung Schleswig-Holstein

DEGES

Fotos: Hist. Fotos u. Karten S. 6–9: Zeitschrift „Die Straße“ Farbfotos S. 9/10/11: Wolfgang Jäger, Frankfurt a. M. S. 13: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung S. 27, 34–41: Straßenbauamt Lübeck S. 91 (2 Fotos unten): Autobahnmeisterei Glienke S. 93/94: Werk3, Rostock S. 95 o.: Thorsten Krüger S. 95 u.: Musik Münkwitz S. 96: HWI Info, Wismar S. 99 u.: Tourismus Marketing Uckermark GmbH S. 100–104: Landesamt für Bodendenkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern alle weiteren Fotos und Skizzen: DEGES

Übersichtspläne: DEGES

Layout/Lithos/ Fotosatz: Type-Design Fotosatz- und Layoutservice GmbH, Gubener Straße 47, 10243 Berlin

Druck: Druckerei Stein, Hegelallee 53, 14467

Überarbeiteter Nachdruck: Juni 2007

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Bundesautobahn A 20 Lübeck–Stettin

Dokumentation 2005