(Diptera: Syrphidae) Des Nationalparks Kellerwald-Edersee Im Nördlichen Hessen
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ZOBODAT - www.zobodat.at Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database Digitale Literatur/Digital Literature Zeitschrift/Journal: Philippia. Abhandlungen und Berichte aus dem Naturkundemuseum im Ottoneum zu Kassel Jahr/Year: 2011-2013 Band/Volume: 15 Autor(en)/Author(s): Malec Franz Artikel/Article: Die Schwebfliegen (Diptera: Syrphidae) des Nationalparks Kellerwald- Edersee im nördlichen Hessen 307-336 PHILIPPIA 15/4 S. 307-336 13 Abb./2 Tab. Kassel 2013 Franz Malec Die Schwebfliegen (Diptera: Syrphidae) des Nationalparks Kellerwald-Edersee im nördlichen Hessen Abstract Fallentypen wurden bislang 232 verschiedene In 2004 the first Hessian National Park Arten gefunden. Neben großen und sehr alten “Kellerwald-Edersee” was established, approxi- Buchen-Beständen sind viele verschiedene mately 50 km southwest from Kassel. As part of kleinflächige Lebensräume ausgebildet, in a first basic survey of the fauna also hoverflies denen eine reiche Insektenwelt zu finden ist. could be investigated. Based on sweep netting Unter den seltenen Schwebfliegen sind Arten and by-catches in different kinds of traps, cur- besonders erwähnenswert, deren Larven sich rently 232 different species could be detected. an und in alten Bäumen entwickeln: Brachyopa Beside many large and very old beech forests, grunewaldensis, B. silviae, Callicera fagesii, C. various small-scale habitat types are the basis rufa, Ferdinandea ruficornis, Myolepta obscura for a diverse insect fauna und M. potens. Daneben fanden sich Cheilosia Among the rarest species of hoverflies these clama auf einer Wiese und Rhingia rostrata an one are particularly noteworthy, whose larvae einem Wegrand. Sowohl die große Gesamtar- develop in old and rotten trees: Brachyopa tenzahl als auch die Besonderheiten beweisen grunewaldensis, B. silviae, Callicera fagesii, C. die außerordentliche Bedeutung des National- rufa, Ferdinandea ruficornis, Myolepta obscu- parks Kellerwald-Edersee für das Überleben ra and M. potens. Additionally, Cheilosia clama vieler in Deutschland sehr gefährdeter Arten. was found on a meadow and Rhingia rostrata at a wayside. Both the large total numbers of species as well as the set of rarities prove the 1. Einleitung extraordinary importance of the national park Seit 1978 erhebt der Autor Daten zur Faunis tik “Kellerwald-Edersee” for the survival of many der Schwebfliegen (Syrphidae) im Raum Kas- rare German species. sel. Das Gebiet des 2004 eingerichteten Natio- nalparks Kellerwald-Edersee (Verordnung vom 17.12.2003) ist dabei zunächst weitgehend Zusammenfassung unberücksichtigt geblieben. Eine erste Bege- Etwa 50 km südwestlich von Kassel wurde hung hat 1985 nördlich von Frebershausen mit dem Nationalpark Kellerwald-Edersee im (Große Grund) stattgefunden und zum Nach- Jahre 2004 der erste Nationalpark in Hessen weis von 36 Schwebfliegen-Arten geführt. eingerichtet. Im Rahmen einer Grunddaten- Nach weiteren kurzzeitigen Untersuchungen erfassung der dort lebenden Tierwelt konn- in den Jahren 1987 und 1991 ist es auf Be- ten auch Schwebfliegen erfasst werden. Im treiben von Herrn Dr. U. Schaffrath, Kassel, zu Sichtfang und als Beifang in verschiedenen einer gemeinsamen Exkursion im September 308 Franz Malec 1993 gekommen, die in den westlichen Teil des späteren Nationalparks geführt und den Fahrentriesch und den Hagenstein berührt hat. Jahreszeitlich bedingt sind dabei nur sehr wenige Schwebfliegen-Arten gesehen worden. Eine weitere gemeinsame Begehung hat Herr Dr. J. Tamm, Kassel, im Juli 2003 in die zen- tralen Abschnitte Bleiberg, Himbeerkopf und Banfe seite angeregt. Auch dieser Ausflug hat zu keinem befriedigenden Ergebnis geführt. Die Erklärungen der beiden erfahrenen Kol- legen haben aber das Interesse des Autors geweckt, der aufgrund seiner Studien in an- deren Waldgebieten im Raum Kassel (Rein- hardswald, Kaufunger Wald und Habichtswald) bereits eine umfangreiche Schwebfliegenfauna Abb. 1: Lage des Nationalparks Kellerwald-Edersee im nachweisen konnte. nördlichen Hessen. Bei einer Diskussion über faunistische Projekte im zukünftigen Nationalpark im Herbst 2003 erscheint für einen Nationalpark relativ klein, bei dem Jahrestreffen der Faunistischen Ar- die Bedeutung wird aber vom Alter vor allem beitsgemeinschaft Hessen (FLAGH) im Natur- der Buchenbestände bestimmt, die großflä- schutzzentrum Hessen in Wetzlar hat der Autor chig erhalten sind. Eine ausführliche Darstel- seine Vorstellungen zu einer Grunddatenerfas- lung gibt FREDE (2007). Geologisch gehört sung von ausgewählten Fliegenfamilien vorge- der Nationalpark zum östlichen Ausläufer des tragen, die der Sprecher der FLAGH, Herr G. Rheinischen Schiefergebirges und wird von Bauschmann, Wetzlar, am 27. Februar 2004 paläozoischen Tonschiefern und Grauwacken bei dem Symposium „Forschung im National- gebildet. Das stark gegliederte Relief in Höhen park Kellerwald-Edersee“ in Edertal-Bringhau- zwischen 197 m und 626 m NN umfasst sehr sen in die Projektplanung eingebracht hat. Die unterschiedliche Lebensräume in einem histo- daran anschließende Diskussion hat zunächst risch alten Waldgebiet (FREDE 2007). zu einer sehr unterschiedlichen Gewichtung geführt, da es in dem Gremium Zweifel an der Der Nationalpark liegt im Naturraum Kellerwald Eignung von Schwebfliegen für die Charak- (Nr. 344 nach KLAUSING 1988), der zentrale terisierung des Waldzustandes gab (DOROW, Bereich wird von der „Großen Hardt“ gebildet. FLECHTNER & KOPELKE 2004), dennoch er- Randlich fügen sich im Norden das „Herz- folgte 2005 die Beauftragung des Autors. hausen-Hemfurther Edertal“, im Osten und Einführungsexkursionen gemeinsam mit Herrn Süden das „Wildunger Bergland“ und im Wes- A. Frede (Leiter des Bereichs Forschung, ten der „Niederkellerwald“ an, die aber jeweils Natur schutz und Planung im Nationalparkamt den Nationalpark nur kleinflächig berühren. Im Kellerwald-Edersee) im April 2005 zum Fah- System der Topographischen Karten 1:25.000 rentriesch und in das untere Banfetal sowie (TK 25) liegt das Gebiet in Nr. 4819 (Fürsten- 2006 zur Umgebung der Hochspeicherbecken berg), 4820 (Bad Wildungen) und sehr klein- (Peterskopf) haben zu überwiegend in diesen räumig in 4919 (Frankenau). Gebieten durchgeführten Ersterfassungen von Fliegen geführt. Die Fliegen, vorrangig Schwebfliegen, sind im Sichtfang mit dem Insektennetz gefangen worden. Da eine Bestimmung der Arten an 2. Lage des Gebietes lebenden Tieren kaum möglich ist, wurden Der Nationalpark Kellerwald-Edersee befindet ausgewählte Tiere mit Essigethylether (Essig- sich im nördlichen Hessen südlich des Eder- ether) abgetötet und präpariert. Nach der Stausees (Abb. 1). Die Fläche von 5.738 Hektar Bestimmung der Art und der Erfassung der Die Schwebfliegen (Diptera: Syrphidae) des Nationalparks Kellerwald-Edersee 309 Daten werden die Fliegen im Naturhistorischen nur mit Fallen verschiedener Bauweise mög- Museum Mainz hinterlegt. lich. Um ungezielte Nebenfänge zu vermeiden, ist auf diese Methode verzichtet worden. Be- Ergänzende Nachweise sind durch die Aus- sammelt wurden die von den Fliegen zur Auf- wertung von Beifängen aus verschiedenen nahme von Pollen und Nektar aufgesuchten Fallen der Käfererfassung (Dr. U. Schaffrath) Blütenbestände meist an Wegrändern. Um und der der Wespen und Wildbienen (M. Fuhr- zunächst nicht erforderliche Fahrten mit dem mann) möglich geworden. Diese Belege befin- PKW in zentralen Bereiche zu vermeiden, den sich im Naturkundemuseum im Ottoneum wurden das untere Banfetal, besonders die Kassel (NMOK). Bei seiner Untersuchung der Umgebung des Banfehauses, das mittlere Wanzenfauna konnte Herr Dr. C. Morkel, Be- Keßbachtal, die Umgebung der Hochspeicher- verungen, 68 Arten Schwebfliegen von 23 becken am Peterskopf und die östlich von Fran- Waldorten bis zum Jahre 2012 als Beifänge kenau liegenden Waldorte „Himmelreich“ und nachweisen. Damit hat er eine umfangreiche „Kohlberg“ besucht. Ergänzung bezüglich untersuchter Waldorte und dort nachgewiesener Arten erbracht (alle Der Nationalpark Kellerwald ist in etwa 140 Tiere in seiner Sammlung). Tropidia scita ist „Waldorte“ gegliedert (Abb. 2), denen die wis- bislang nur von ihm im Nationalpark Keller- senschaftlichen Untersuchungen zugeordnet wald-Edersee gefunden worden. werden. Aus 67 Waldorten liegen Schwebflie- gen-Nachweise vor (Tab. 1). Von 20 Waldorten Die Erfassung von waldbewohnenden Schweb- sind 40 und mehr oder besonders bemerkens- fliegen im Lebensraum ihrer Larven ist meist werte Arten bekannt. Die Rasterangaben be- A. Banfeseite K. Keßbach B. Bettelkopf L. Kohlberg C. Brackenwiese M. Koppe D. Damentriesch N. Kumpeskopf E. Eichelsgraben O. Lenzebanfe F. Fahrentriesch P. Mehler Holz G. Frauenberg Q. Peterskopf H. Große Grund R. Rabenstein I. Große Küche S. Untere Banfe J. Himmelreich T. Weißer Stein Abb. 2: Lage der Waldorte im Nationalpark Kellerwald-Edersee mit 40 oder mehr nachgewiesenen Schwebfliegenarten. 310 Franz Malec ziehen sich auf das UTM-Netz (Zone 32 U), die Q. Peterskopf (NB 0167, 530 m NN), 150 Höhenwerte sind als Mittelwerte für die jeweils Arten, Wegrand mit vielen Büschen, kleine untersuchten Wegabschnitte zu sehen. Wiesenfläche R. Rabenstein (NB 0567, 390 m NN), A. Banfeseite (MB 9665, 400 m NN), 59 Arten, Hutungsreste mit Gebüsch und 61 Arten, Waldrand zum Banfetal (Falle kleinem Feuchtgebiet, alter Eichenwald Fuhrmann) S. Untere Banfe (MB 9868, 260 m NN), B. Bettelkopf (MB 9468, 430 m NN), 161 Arten, Wegrand und teils nasse Wiese, 21 Arten (Eristalis abusiva), seit mehreren Waldrand, vom Frühjahr bis zum Herbst mit Jahren ungemähte Wiese sehr reichhaltigem Blütenangebot