FDP – 04. WP Fraktionssitzung: 17. 01. 1963 (1. Sitzung)

17. Januar 1963: Fraktionssitzung (1. Sitzung)

ADL, Bestand Wolfgang Mischnick, A40-756. Überschrift: »Kurzprotokoll der Sitzung der Fraktion vom 17. Januar 1963«. Zeit: 12.50–13.05 Uhr. Vorsitz: Mende. Anwesende Fraktionsmitglieder: keine Angabe.

Sitzungsverlauf: A. Gedenken an den überraschend verstorbenen stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Wolfgang Döring.

[A.] Die Fraktion erhebt sich im Gedenken an Wolfgang Döring, der in der vergangenen Nacht einem Herzschlag erlegen ist. Dr. Mende berichtet, daß noch am gestrigen Abend bis 23.45 Uhr ein Gespräch in der Wohnung von Brentanos1 in guter Atmosphäre stattgefunden hat, an dem außer Döring, Schultz und Dr. Mende sowie Brentano, Dr. Kliesing2 und Majonica3 teilnah- men. Es ging um die Vorbereitung der Adenauer-Reise zu de Gaulle4 und die außenpo- litische Aussprache im . Döring ist nach Beendigung dieser Besprechung im Wagen nach Düsseldorf gefahren. Er bekam unterwegs starke Herzschmerzen und ließ sich von seinem Fahrer ins Städtische Krankenhaus fahren. Dort erhielt er eine Spritze. Es war aber bereits zu spät und Wolfgang Döring erlitt einem Herzschlag. Als Weyer5 und Dr. Rieger, die herbeigerufen wurden, erschienen, war er bereits tot. Wolfgang Döring war im Krieg Hauptmann im Afrikakorps. Er kam nach einer Jung- demokratenveranstaltung, die von Dr. Mende geleitet wurde, zu ihm und bot seinen Eintritt in die FDP an. Dort wurde er zunächst Hauptgeschäftsführer bei Middelhau- ve6 in Düsseldorf, später Landtagsabgeordneter und Vorsitzender der Landtagsfraktion in Düsseldorf. 1957 trat er in den Bundestag ein. Wolfgang Döring war allen ein loyaler Mitarbeiter, auch wenn sachliche Differenzen bestanden, und ein guter Freund. Seine Frau erwartet in wenigen Wochen ihr zweites Kind. Am kommenden Montag wird er in Düsseldorf unseren letzten Gruß empfangen. Zahlreiche hochgestellte Persönlichkei- ten haben bereits kondoliert, so von Brentano, der Bundestagspräsident, der Bundes- ratspräsident. Wolfgang Döring war ein Idealist liberaler Haltung, der nun bereits im Alter von 43 Jahren von uns gegangen ist. Er hinterläßt eine Lücke, die niemand schließen kann. Es zeigt sich auch wieder, daß das Menschliche über uns allen steht.

1 , MdB (CDU), Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. 2 Georg Kliesing, MdB (CDU). 3 , MdB (CDU). 4 Charles de Gaulle, Präsident der Französischen Republik. 5 Willi Weyer, Minister für Inneres sowie Stellvertreter des Ministerpräsidenten des Landes Nord- rhein-Westfalen (FDP), Landesvorsitzender der FDP in Nordrhein-Westfalen, Mitglied des Bundes- vorstandes der FDP. 6 Friedrich Middelhauve, 1949–17. Oktober 1950 und 1953–10. September 1954 MdB (FDP), 1946– 1956 Landesvorsitzender der FDP in der Nordrhein-Provinz bzw. Nordrhein-Westfalen, 1954–1956 Minister für Wirtschaft und Verkehr sowie stellvertretender Ministerpräsident des Landes Nord- rhein-Westfalen (FDP).

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Dr. Dehler: Er hat in Döring so etwas wie seinen Sohn gesehen und eine Aufgabe, die er dieser Generation stellt, so daß ihn dieser Verlust schwerer trifft als andere. Dr. Dehler hat das Reifen von W. Döring vom Soldaten zum Politiker verfolgt mit allen Tugenden eines Soldaten. W. Döring hatte die gute Gabe, Menschen zu führen. Über die Partei ist sein Tod ein Schlag für die deutsche Demokratie. Wolfgang Döring war ein ritterlicher Mann. Er soll uns ein Beispiel sein, denn er hat gelitten unter der Tragik unseres Vater- landes. Dr. Mende: Dörings Haltung soll uns Verpflichtung und Beispiel für unsere Arbeit sein. Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren. Dr. Mende dankt der Fraktion, daß sie sich zu Ehren von Wolfgang Döring von den Plätzen erhoben hat. Die Einzelheiten der Beerdigung werden erst heute nachmittag bekanntgegeben. Gerstenmaier7 wird den Bundestag vertreten und Dr. Mende für Par- tei und Fraktion sprechen.

7 , MdB (CDU), Bundestagspräsident.

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