DIE BACHMUSCHEL (UNIO CRASSUS PHIL.)

IN DER LABER UND DER

(LKR. )

Bericht November 2017

Auftraggeber: Landschaftspflegeverband Regensburg e.V. Altmühlstr. 3 93059 REGENSBURG www.lpv-regensburg.de

Auftragnehmer:

Diplom Biologin Christine Schmidt Schmidt & Partner GbR Diplom Geoökologe Dr. Robert Vandré Leisau 69 95497 Goldkronach www.muschelschutz.de

Ein Projekt der Glücksspirale, gefördert mit Mitteln der Stiftung Bayerischer Naturschutzfonds. Die Bachmuschel in der Laber und Pfatter (Lkr. Regensburg) Inhalt

Inhalt

1 EINLEITUNG...... 1 2 DURCHFÜHRUNG...... 1 2.1 Randbedingungen und Einschränkungen...... 1 2.2 Untersuchungsgebiet...... 2 2.3 Vorbereitende Arbeiten...... 2 2.4 Bachmuschelkartierung...... 2 2.5 Auswertung sonstiger Daten...... 5 3 ERGEBNISSE...... 5 3.1 Muschelvorkommen...... 5 3.1.1 Große Laber und Hartlaber...... 5 3.1.2 Pfatter...... 8 3.2 Altersaufbau...... 9 3.3 Habitatausstattung...... 11 3.3.1 Große Laber und Hartlaber...... 11 3.3.2 Pfatter...... 14 3.4 Gewässerchemie...... 16 4 BEEINTRÄCHTIGUNGEN UND ABGELEITETE MASSNAHMEN...... 18 5 LITERATUR...... 20

ANHANG Karten

2017 Die Bachmuschel in der Laber und der Pfatter (Lkr. Regenburg) Dank

Dank

Dieses Gutachten wäre ohne die Mithilfe einer Reihe von Personen in der vorliegenden Form nicht möglich gewesen. Wir bedanken uns bei:

● Hartmut Schmid, Gebietsbetreuer Donautal, Landschaftspflegeverband Regensburg e.V.

● Christine Rapp, Höhere Naturschutzbehörde an der Regierung der Oberpfalz

● Wolfgang Dorfer, Bernhard Köllner und Dr. Jörg Brandner, Wasserwirtschaftsamt Regensburg

● Dr. Katharina Stöckl, Koordinationsstelle Muschelschutz, Freising

● Josef Sedlmeier, Landschaftspflegeverband Regensburg e.V.

● Dr. Thomas Ring, Fischereifachberatung für den Bezirk Oberpfalz

● Martin Rinner, Landratsamt Regensburg

● Dr. Kathrin Lengfellner, Ökon, Kallmünz

2017 Die Bachmuschel in der Laber und der Pfatter (Lkr. Regensburg) 1 Einleitung

1 Einleitung

Über das Vorkommen der Bachmuschel Unio crassus im südöstlichen Teil des Landkreises Regensburg ist bisher nur wenig bekannt.

Bei einem Teil der Gewässer beruhen die Angaben auf Zufallsfunden und lassen keine Rück- schlüsse auf Bestandsgröße und Altersaufbau zu. Systematisch erhobene Daten liegen aus der

Pfatter oberhalb im Rahmen der Erstellung des FFH-Managementplans (ANSTEEG

2008) und aus der Großen Laber bei Ankofen (KOORDINATIONSSTELLE FÜR MUSCHELSCHUTZ 2015, schriftl. Mitt.) vor. Die Einzugsgebiete dieser beiden Gewässer werden intensiv landwirtschaft- lich genutzt und wurden in der Vergangenheit durch Begradigungen und Versteinungen z.T. er- heblich verändert. Durch Maßnahmen der Gewässerunterhaltung oder zur Verbesserung der Gewässerstruktur kommt es in neuerer Zeit häufiger zu Eingriffen in die Gewässersohle und damit auch in den Lebensraum von Bachmuscheln. So wurden durch das zuständige Wasser- wirtschaftsamt Regensburg an Laber und Hartlaber ökologische Umgestaltungen zur Stärkung der eigendynamischen Gewässerentwicklung vorgenommen. Von der Flussmeisterstelle und dem Gewässerpflegeverband werden regelmäßig Bachabschnitte in Haupt- bzw. Seitengewäs- sern geräumt und entkrautet, um den Abfluss zu verbessern. Dabei werden auch immer wieder Leerschalen oder lebende Exemplare von Unio crassus gefunden.

Durch die vorliegende Kartierung soll die Datenlage hinsichtlich der Verbreitung, der Besiede- lungsschwerpunkte und des Altersaufbaues vorkommender Bachmuschelpopulationen in der Großen Laber und Pfatter verbessert werden. Neben den aktuellen Habitatbedingungen sollen bestehende Gefährdungen erfasst und Vorschläge zur Sicherung der Bestände bzw. für die künftige Unterhaltung erarbeitet werden.

2 Durchführung

2.1 Randbedingungen und Einschränkungen

Die Fließstrecken der Untersuchungsgewässer im Landkreis Regensburg sind mit etwa 30 km (Große Laber) und 8 km (Hartlaber) sowie 24 km (Pfatter) beträchtlich. Die hier vorgenommene Kartierung konnte daher nur als orientierende Übersichtskartierung angelegt werden.

An beiden Gewässern existieren eine Reihe von Triebwerken. Durch den Rückstau an den Wehren sind deshalb längere Gewässerstrecken nicht begehbar. Hier musste auf eine Untersu- chung verzichtet werden. Bedingt durch die Ackernutzungen in den Einzugsgebieten ist der Feinsedimentgehalt in den Gewässern hoch und das Wasser häufig trüb. Eine optische Nach- suche war daher auch bei Niedrigwassser nur in Gewässerabschnitten mit geringer Wassertiefe möglich.

1 2017 Die Bachmuschel in der Laber und der Pfatter (Lkr. Regensburg) 2 Durchführung

2.2 Untersuchungsgebiet Die Untersuchung der Gewässer beschränkte sich auf die Große Laber inkl. Hartlaber und die Pfatter (vgl. Tabelle 2.1 und Karte 1, Anhang). Ergänzend wurden die Seitengewässer Hochwiesenbach (rechtsseitig zur Großen Laber) und Wolkeringer Mühlbach (linksseitig zur Pfatter) beprobt.

In der Großen Laber erstreckte sich die Kartierung von der Landkreisgrenze bei Puchhof bis zur Landkreisgrenze oberhalb des Marktes (s. Karten 2 und 3, Anhang). Die Hartlaber wurde zwischen Unterhaimbuch und Hardt beprobt (Karte 4, Anhang). In der Pfatter erfolgte die Bachmuschelerfassung im Gewässerabschnitt zwischen der B8 bei Pfatter und der Landkreisgrenze (Karten 5 und 6, Anhang). Zusätzlich wurde der Hauptbach im Ortsbereich Thalmassing, der in Kürze renaturiert werden soll, von der Brücke an der Luckenpainter Straße bis zur Ausleitung abgesucht.

An der Großen Laber liegt das FFH-Gebiet 7138-372 „Tal der Großen Laber zwischen Sandsbach und Unterdeggenbach“. Als wertgebende Art ist neben der Grünen Keiljungfer Ophiogomphus cecilia und dem Biber Castor fiber die Bachmuschel Unio crassus im Standarddatenbogen genannt. Angaben zur Bestandsgröße fehlen. Die Gesamtbeurteilung des Gebietes für die Art ist mit C angegeben. An der Pfatter reicht das FFH-Gebiet 7138-371 „Bachmuschelbäche südlich Thalmassing“ von der Landkreisgrenze im Westen bis zum Ortsrand von Thalmassing. Als Art des Anhangs II der FFH-Richtlinie ist u.a. die Bachmuschel Unio crassus mit maximal 450 Individuen und mit der Gesamtbeurteilung C gelistet.

2.3 Vorbereitende Arbeiten Zunächst wurde vom Gebietsbetreuer bei der Regierung der Oberpfalz ein Antrag auf artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung zur Hebung der Bachmuscheln gestellt. Auch die zuständigen Fischereiberechtigten wurden im Vorfeld der Kartierung vom Gebietsbetreuer informiert.

Gleichzeitig erfolgte eine Abfrage früherer Funde in der PC-ASK Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Umwelt. Von der Koordinationsstelle für Muschelschutz und der Regierung der Oberpfalz übermittelte Berichte vorhandener Kartierungen wurden ausgewertet.

2.4 Bachmuschelkartierung Die Erfassung der Bachmuschelbestände erfolgte in Form einer Rasterkartierung nach der

„Kartieranleitung Bachmuschel“ (BAYLWF & BAYLFU 2013). Ausgehend von vorhandenen Meldungen lebender Tiere oder neuerer Leerschalen wurden zu kartierende Bachabschnitte ausgewählt.

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Soweit diese Bereiche vor Ort für eine Besiedlung mit Bachmuscheln geeignet schienen und watend kartiert werden konnten, wurden jeweils vier Probestellen im Abstand von 100 m bachaufwärts untersucht. Alle Probestellen wurden mit GPS (Garrmin GPSmap 60 CSx) eingemessen. Die vier Probestellen ergaben damit Probestrecken von jeweils 300 m. In der Großen Laber wurden insgesamt neun Probestrecken, in der Hartlaber drei Strecken beprobt (Tabelle 2.1).

Tabelle 2.1: Untersuchte Probestrecken. Nähere Erläuterungen s. Text. Zur Lage der Strecken s. Anhang, Karten 1 bis 6.

Beginn der Probestrecke insges. untersuchte (Koordinaten der jeweils Gewässerlänge an der Gewässer, Probestrecke untersten Probestelle) Probestrecke Gauß-Krüger Zone 4 (m) Große Laber L1 obh. Landkreisgrenze Puchhof 4 533012 5420659 40 L2 auf Höhe Schönach 4 531050 5419639 30 L3 uth. Oberhaimbuch 4 528307 5417814 35 L4 auf Höhe Sünching 4 525841 5415133 40 L5 obh. Irnkofen 4 522786 5414238 40 L6 uth. 4 517741 5413119 40 L7 uth. Schnitzlmühl 4 513574 5411522 35 L8 uth. Schierling 4 511051 5411072 40 L9 uth. Lkr.Grenze 4 508471 5410348 30 Hartlaber L10 auf Höhe Unterhaimbuch 4 529733 5418453 35 L11 auf Höhe Mötzing 4 528089 5416877 40 L12 auf Höhe Hardt 4 526264 5415082 35 Seitengewässer L13 Hochwiesenbach obh. Mdg. 4 518658 5412988 25 Pfatter PF1 obh. Brücke B8 4 527234 5424502 45 PF2 uth. Leuterhofer Graben 4 526561 5422284 70 PF3 auf Höhe Taimering 4 523091 5420739 71 PF4 uth. 4 518213 5423035 45 PF5 obh. Aumühle 4 513127 5420387 80 PF6 Hauptb. in Thalmassing 4 511414 5419295 ca. 300 PF7 uth. Lkr.Grenze 4 509528 5418306 105 Seitengewässer PF8 Wolkeringer Mühlbach bei 4 512986 5421983 38 Kumpfmühl

Da die Koordinationsstelle für Muschelschutz 2015 im Bereich unterhalb der Einmündung des Hochwiesenbaches eine relativ dichte Besiedelung der Laber mit Unio crassus festgestellt hatte, lag die Vermutung nahe, dass dieser Seitenbach ebenfalls Bachmuscheln aufweist. Er wurde deshalb im Mündungsbereich untersucht.

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In der Pfatter erfolgte die Bachmuschelerfassung in insgesamt sechs Probestrecken. Zusätzlich wurde das nördliche Gerinne im Ortsbereich Thalmassing, das renaturiert werden soll, von der Brücke an der Luckenpainter Straße bis zur Ausleitung auf einer Strecke von ca. 300 m kartiert.

Als Suchdauer wurden entsprechend der Kartieranleitung 10 Minuten für jede Probestelle festgelegt (BAYLWF & BAYLFU 2013). Je nach Übersichtlichkeit des Sedimentes, Sichttiefe, Wasserpflanzenvorkommen und Verschlammungsgrad des Bachbetts konnte in dieser Zeit eine unterschiedlich lange Strecke nach Muscheln abgesucht werden. Die Suche erfolgte optisch unter Zuhilfenahme eines Aquascopes (Abbildung 2.1). Da auch adulte Muscheln in weichen Substraten oft völlig eingegraben leben und dann nur anhand ihrer Atemöffnungen an der Sedimentoberfläche zu entdecken sind (Abbildung 2.2), wurde auch tastend am Bachgrund gesucht (vgl. PFEIFER & NAGEL 2012).

Abbildung 2.1: Muschelsuche mit Aquascope.

Abbildung 2.2: Eingegrabene Bachmuscheln am Bachgrund wie hier in der Großen Laber bei Schönach sind oft nur an ihrer Ein- und Ausströmöffnung zu erkennen.

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Zur Erfassung der Altersstruktur wurde bei allen gefundenen Bachmuscheln durch Auszählen der Jahresringe das Alter bestimmt (HAUKIOJA & HAKALA 1978, HASKIN 1954; BJÖRK 1962). Neben Lebendfunden wurden auch Schalenfunde sowie Funde anderer Großmuschelarten dokumentiert. Hierzu wurde die Artzugehörigkeit und der Erhaltungszustand der Schalen notiert. Bei neueren Schalen wurde auch eine Altersbestimmung vorgenommen. Zusätzlich wurden an jeder Untersuchungsstrecke verschiedene Parameter zur Charakteri- sierung der Habitatqualität erhoben sowie im Gewässer und dem unmittelbaren Umgriff mögliche Beeinträchtigungen aufgenommen.

2.5 Auswertung sonstiger Daten Von der Fachberatung für Fischerei des Bezirkes Oberpfalz zur Verfügung gestellte Informationen zum Fischbestand in Großer Laber und Pfatter (nachrichtl. Übernahme sowie

BÄUMLER 2004 und 2005) wurden im Hinblick auf das Vorkommen geeigneter Wirtsfische für Unio crassus gesichtet.

Anhaltspunkte für den gewässerchemischen Zustand der Untersuchungsgewässer wurden dem

Umweltatlas Bayern Gewässerbewirtschaftung (BAYERISCHES LANDESAMT FÜR UMWELT 2017) entnommen.

3 Ergebnisse

3.1 Muschelvorkommen 3.1.1 Große Laber und Hartlaber In der Großen Laber gelangen Lebendnachweise der Bachmuschel in allen untersuchten Gewässerstrecken zwischen der Landkreisgrenze Kehlheim/Regensburg und der Landkreisgrenze Regensburg/Straubing (Abbildung 3.1 und 3.2). In der Regel sitzen die Tiere in ufernahen, kiesig-sandigen Bereichen, die teilweise auch mit einer Schlammschicht überdeckt sind. An der untersten Probestelle auf Höhe Puchhof ist auch die Gewässermitte von Bachmuscheln besiedelt.

Die höchsten Dichten mit mehr als einer Bachmuschel pro laufendem Meter Bachstrecke liegen in den Gewässerabschnitten bei Schönach und in Eggmühl vor. Oberhalb Eggmühl ist die

Laber aktuell auch bei Schnitzlmühl dicht besiedelt (LENGFELLNER, mdl. Mitt.). Eine sehr geringe Muscheldichte wurde im Bereich Irnkofen festgestellt.

Der Hochwiesenbach ist im untersuchten Mündungsbereich muschelfrei. Der schmale Graben, dessen Umgriff durch landwirtschaftliche Nutzung geprägt ist, war frisch geräumt.

5 2017 Die Bachmuschel in der Laber und der Pfatter (Lkr. Regensburg) 3 Ergebnisse

Abbildung 3.1: Bachmuscheln unterschiedlichen Alters (oben ca. 10 Jahre, unten ca. 5 Jahre) aus der Großen Laber oberhalb der Landkreisgrenze Regensburg/ Straubing.

1,4 Große Laber Hartlaber 1,2

1,0 h h c c a a B 0,8 b m

n . e d f l s

/ 0,6 l e i h a w z h n

0,4 c A o H 0,2

0,0 L1 L2 L3 L4 L5 L6 L7 L8 L9 L10 L11 L12 L13

Probestrecke

Abbildung 3.2: Bachmuschelfunde pro laufenden Bachmeter in den untersuchten Gewässerstrecken von Laber, Hartlaber und Hochwiesenbach. Die Pfeile geben die Fließrichtung an.Zur Lage der Strecken s. Karten 1 -4, Anhang.

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An weiteren Großmuschelarten wurde die Gemeine Teichmuschel Anodonta anatina lebend (Abbildung 3.3) und auch als Leerschale im gesamten Untersuchungsabschnitt der Großen Laber gefunden.

Mehrere verwitterte Leerschalen unterhalb Mötzing gaben einen Hinweis auf eine frühere Besiedelung durch die Malermuschel Unio pictorum.

Abbildung 3.3: Gemeine Teichmuschel (Anodonta anatina) aus der Großen Laber bei Eggmühl.

Für die Hartlaber ist ebenfalls eine Besiedelung mit Unio crassus auf der gesamten Gewässerstrecke anzunehmen. An allen Probestellen wurden lebende Bachmuscheln nachgewiesen. Die Dichte ist durchgehend relativ hoch. Die meisten Tiere pro laufenden Bachmeter wurden auf Höhe Mötzing gefunden (vgl. Abbildung 3.2).

In der Hartlaber gelangen keine Nachweise anderer Großmuschelarten. Hier wurde lediglich eine einzelne, gut erhaltene Leerschale der Grobgerippten Körbchenmuschel Corbicula fluminea entdeckt (Abbildung 3.4). Diese invasive südostasiatische Art wurde erst Mitte der

1990er in der Donau festgestellt (TITTITZER & TAXACHER 1997). Negative Auswirkungen auf die Funktion des Ökosystems oder die Lebensgemeinschaft in Bachmuschelgewässern sind bislang kaum bekannt (HOCHWALD et al. 2012).

7 2017 Die Bachmuschel in der Laber und der Pfatter (Lkr. Regensburg) 3 Ergebnisse

Abbildung 3.4: Leerschale einer Grobgerippten Körbchenmuschel (Corbicula fluminea) aus der Hartlaber auf Höhe Mötzing.

3.1.2 Pfatter In der Pfatter konnten keine lebenden Bachmuscheln nachgewiesen werden.

Innerhalb der Ortschaft Thalmassing wurden im abgesuchten Gerinne lediglich zwei alte Leerschalen gefunden. Die Pfatter ist hier besonders im unteren Teil sehr stark verschlammt und als Lebensraum für Unio crassus nicht geeignet.

Der frühere Fund eines Einzeltieres ca. 300 m unterhalb der Landkreisgrenze (ANSTEEG 2008) konnte nicht bestätigt werden. Auch im Seitengewässer Wolkeringer Mühlbach bei Kumpfmühle konnte der aktuelle Hinweis aus einer Beprobung des Wasserwirtschaftsamtes Regensburg im März 2017 nicht verifiziert werden. Das Gewässer weist in diesem Abschnitt eine Längsverbauung und teilweise auch einen Sohlverbau auf. Geeignete Substrate für die Bachmuschel sind daher rar. Ein Bruchstück einer älteren Leerschale wurde in der Probestelle unterhalb der Flurwegbrücke gefunden.

Von einer früheren Besiedelung der Pfatter zeugen Leerschalenfunde, die v.a. im oberen Bereich gegen die Landkreisgrenze hin häufiger waren. Allerdings deutet der Erhaltungszustand der Schalen darauf hin, dass hier schon länger kein vitaler Bestand der Bachmuschel lebt.

Mit lebenden Individuen präsent ist hingegen die Malermuschel Unio pictorum (Abbildung 3.5). Oberhalb der Ortschaft Pfatter wurden drei Individuen im Alter von 8, 10 und 12 Jahren gefunden. Ältere, teilweise verwitterte Leerschalen wurden unterhalb Mintraching nach- gewiesen. Auch die Gemeine Teichmuschel Anodonta anatina kommt oberhalb Pfatter lebend vor. Hier wurden mehrere Exemplare im Alter zwischen etwa vier und sieben Jahren kartiert. Unterhalb Mintraching sowie zwischen Aumühle und Thalmassing fanden sich ältere Leerschalen.

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Abbildung 3.5: Lebende Exemplare der Malermuschel Unio pictorum oberhalb der Ortschaft Pfatter.

3.2 Altersaufbau Die beiden Altersstrukturen aus der Großen Laber und der Hartlaber sind sehr ähnlich (Abbildung 3.6). Das Durchschnittsalter in der Hartlaber ist mit rund 4.5 Jahren nur geringfügig niedriger als dasjenige in der Laber.

Das Maximalalter der Bachmuschel kann von Vorkommen zu Vorkommen stark variiieren. In Bayern existieren neben kurzlebigen Beständen mit einer Lebenserwartung von unter 10

Jahren langlebige, in denen die Muscheln um die 25 Jahre alt werden können (HOCHWALD 1997). Über das Maximalalter in den Untersuchungsgewässern liegen keine Daten vor. Beide Altersverteilungen zeigen allerdings einen ungewöhnlichen Altersaufbau und eine Dominanz junger Tiere. Ältere Jahrgänge sind jeweils unterrepräsentiert. Neun- und zehnjährige Muscheln wurden nur im unteren Bereich der Großen Laber bis auf Höhe Sünching sowie in der Hartlaber gefunden.

9 2017 Die Bachmuschel in der Laber und der Pfatter (Lkr. Regensburg) 3 Ergebnisse

30 Große Laber 25 N = 138 x = 4.8 ± 1.8 20

15 %

10

5

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Alter (Jahre)

30 Hartlaber 25 N = 89 x = 4.5 ± 1.5 20

15 %

10

5

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Alter (Jahre)

Abbildung 3.6: Altersstrukturen der Bachmuschel in der Großen Laber (oben) und Hartlaber (unten). In der Pfatter und dem Seitengewässer Wolkeringer Mühlbach gelang kein Lebendnachweis. N = Anzahl untersuchter Bachmuscheln, x = Altersmittelwert ± Standardabweichung

Als Ursachen derartiger Altersverteilungen kommen generell Gewässerunterhaltungsmaß- nahmen sowie Fraßdruck durch den Bisam Ondatra zibethicus in Frage.

Durch Grundräumungen und Entkrautungsmaßnahmen können Muschelvorkommen fatale Einbußen erleiden, da Tiere aus dem Gewässer entnommen werden. Gezielte Grabenräumungen können sich dann günstig auf die Bestandsverjüngung auswirken, wenn durch die Entnahme des Schlammes wieder sandig-kiesige Substrate für das Aufkommen von

Jungmuscheln zur Verfügung stehen. Auch Prädation durch den Bisam (AKKERMANN 1972) wirkt sich häufig in einer überdurchschnittlichen Dezimierung älterer und damit großer Muscheln aus, da Jungmuscheln weit weniger effektiv aufgefunden werden (ZAHNER-MEIKE & HANSON 2001,

HANSON et al. 1989).

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Der Bisam ist im gesamten Untersuchungsgebiet präsent. An vielen Stellen wurden Leerschalen mit Fraßspuren oder auch kleinere Bisamfressplätze mit einer Häufung von Leerschalen der Bach- und der Teichmuschel entdeckt (z.B. in der Probestelle der Laber L9 zwischen Landkreisgrenze und Schierling).

3.3 Habitatausstattung 3.3.1 Große Laber und Hartlaber Große Laber und Hartlaber haben im untersuchten Abschnitt den Charakter von Tieflandbächen mit einem meist geringen Gefälle und mäßigen Strömungsgeschwindigkeiten. In vielen Abschnitten mäandriert der Bachlauf und nur stellenweise wurde durch frühere Wasserbaumaßnahmen ein gestreckter Verlauf hergestellt. Letzteres ist insbesondere an der Hartlaber der Fall. Ein Vergleich mit historischen Karten zeigt, dass gestreckte Abschnitte zum Teil schon im 19. Jahrhundert bestanden (Abbildung 3.7). Die morphologischen Veränderungen und die Zerschneidung des Fließgewässerkontinuums durch zahlreiche Querbauwerke führte zu einer Einstufung der Großen Laber als erheblich veränderter Wasserkörper.

Abbildung 3.7: Verlauf von Großen Laber und Hartlaber bei Sünching früher und heute. links: Positionsblätter 1:25.000 (1817-1841). rechts: Topografische Karte 1:25.000. Bayernatlas, BAYERISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR FINANZEN, FÜR LANDESENTWICKLUNG UND HEIMAT (2017).

In Gewässerstrecken mit trägerer Strömung sind am Bachgrund Feinsedimente und Sand, oft in dicken Auflagen, häufig. Sie konzentrieren sich vor allem entlang der Uferlinien. In Bereichen geringer Beschattung sind Unterwasserpflanzen und teilweise auch Schwimmblattpflanzen verbreitet (Abbildung 3.7).

11 2017 Die Bachmuschel in der Laber und der Pfatter (Lkr. Regensburg) 3 Ergebnisse

Beobachtet wurden u.a. das Rauhe Hornblatt Ceratophyllum demersum, die Gelbe Teichrose Nuphar lutea und das Kamm-Laichkraut Potamogeton pectinatus.

Abbildung 3.: In besonnten Bachabschnitten mit mäßiger Strömung wie hier unterhalb der Ortschaft Schierling sind oft dichte Wasserpflanzenbestände vorhanden (links). Bei Bedarf führt das Wasserwirtschaftsamt streckenweise Entkrautungsmaßnahmen durch, um den Abfluss zu verbessern (rechts, oberhalb Schierling). Das am Ufer angelandete Räumgut wird auf Muscheln und Fische hin kontrolliert.

Gröbere Substrate sind in der Hauptströmungslinie anzutreffen und bestehen zumeist aus Mittelkies, vermischt mit Sand. Insbesondere unterhalb von Triebwerken herrschen oft gute Strömungsbedingungen. Das Substrat ist überwiegend kiesig, relativ unverschlammt und damit für Bachmuscheln geeignet (z.B. bei Puchhof L1, unterhalb Schnitzlmühle L7). Auch die Hartlaber, die keine Querbauwerke und keine Staubereiche aufweist, ist gut besiedelt. In Strecken mit durchgehend sehr starker Strömung wie z.B. bei Irnkofen (L5) hingegen können sich die Tiere am Bachgrund vermutlich nicht halten.

Die Ufer sind meist steil und bestehen aus lehmigen, anstehenden Auesedimenten. Zum Teil sind sie durch Versteinungen gesichert (Abbildung 3.9). Die Uferböschungen und der angrenzende Saum sind in der Regel mit Hochstaudenfluren oder Gehölzen bestanden. Fast überall wurde zumindest ein Saum aus Schwarzerlen, Weiden oder Eschen angetroffen. Nur ausnahmsweise sind die Ufer bis an die Wasserlinie ausgemäht. Das Umland ist meist intensiv landwirtschaftlich genutzt.

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Abbildung 3.9: Die Ufer der Hartlaber bei Oberhaimbuch sind mit Blockschutt gegen Seitenerosion gesichert. Bachmuscheln sitzen hier z.T. auch in den Fugen der Versteinung.

Die Bachmuscheln sitzen überwiegend in ufernahen, sandigen Buchten, die durch Wurzeln der Ufergehölze oder sonstiger Pflanzen wie z.B. Schilf stabilisiert sind. In Bereichen, deren Ufer mit Wasserbausteinen längs gesichert sind, werden die Tiere häufig in den Ritzen zwischen den Steinen gefunden.

Auch in ufernahen Feinsedimentablagerungen sind sie anzutreffen, sofern diese gut durchströmt sind und nicht die schwarzgraue Färbung und den H2S-Geruch anoxischer Sedimente aufweisen (Abbildung 3.10).

Abbildung 3.10: Als Habitat für die Bachmuschel ungeeignete, mit landwirtschaftlichen Ernterückständen angereicherte anoxische Schlammablagerung aus dem Mündungsbereich des Hochwiesenbaches. Sauerstoff dringt hier nur wenige mm tief ein, angezeigt durch die braune Färbung an der Oberfläche.

13 2017 Die Bachmuschel in der Laber und der Pfatter (Lkr. Regensburg) 3 Ergebnisse

An naturschutzfachlich bedeutsamen Beifunden wurde der Eisvogel Alcedo atthis bei Irnkofen (L5) fliegend beobachtet. Die Gebänderte Prachtlibelle Calopteryx splendens war in den besonnten Uferbereichen zwischen Mötzing (L3) und Schierling (L8) durchgehend in guten Beständen vorhanden. Durch Ein- und Ausstiege am Ufer konnte das Vorkommen des Bibers Castor fiber auf der gesamten Gewässerstrecke nachgewiesen werden. Auch der Bisam Ondatra zibethicus scheint im gesamten Gebiet präsent. Die Beobachtung von Wirtsfischen der Bachmuschel war auf Grund der Wassertrübe stark eingeschränkt. Jedoch wurden Döbel Squalius cephalus unterschiedlicher Altersklassen sowohl in der Hartlaber als auch in der Laber an einigen Stellen gesichtet. Vor der Landkreisgrenze (L1) waren auch Elritzen Phoxinus phoxinus und Bachschmerlen Barbatula barbatula häufig. Letztere sind keine Wirte für Unio crassus (HOCHWALD et al. 2012). Durch elektrische Befischungen sind als potentielle Wirtsfische Rotfeder Scardinius erythrophthalmus und Dreistachliger Stichling Gasterosteus aculeatus nachgewiesen. Unklar ist, inwieweit die mangelnde Durchgängigkeit der Großen Laber zur Isolation von Fischbeständen in Teilstrecken führt. Defizite im Wirtsfischbestand hinsichtlich Artenzusammensetzung und Altersaufbau könnten eine Ursache für geringe Muscheldichten sein.

3.3.2 Pfatter Die Pfatter hat im unteren Teil des untersuchten Abschnittes bis Mintraching (PF1 bis PF4, Karte 5 im Anhang) den Charakter eines Tieflandbaches mit einer Breite von 6 bis 12 m an den Probestellen (Abbildung 3.11) Das Gefälle ist gering und die Strömungsgeschwindigkeiten sind mäßig. Der Bachlauf ist gestreckt bis mäandrierend.

Abbildung 3.11: Pfatter im unteren Abschnitt oberhalb der Ortschaft Pfatter. Hier kommt die Malermuschel vor.

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Das Umland ist meist intensiv landwirtschaftlich genutzt. Teilweise grenzen Ackerflächen an das Gewässer. Feinsedimente und Sand treten hier teilweise in hohen Mächtigkeiten auf. Da stabilisierende Strukturen wie größere Steine oder Totholz im Gewässerbett über weite Strecken fehlen, sind diese Sedimente stellenweise in Bewegung. Wo kiesige Substrate in höheren Anteilen vorhanden sind (PF1 und PF2), sind sie zumeist kolmatiert. An der Uferlinie dominieren anstehender Lehm, Feinsedimente oder auch Versteinungen. An Wasserpflanzen wurden u.a. Wasserpest Elodea canadensis, Wasserstern Callitriche sp. und die Laichkräuter Potamogeton pectinatus und P. crispus beobachtet. Das Gewässer ist meistens tief eingeschnitten und hat beidseitig steile Ufer (Abbildung 3.12). Gehölzsäume sind zwar ab Tiefbrunn nahezu durchgängig vorhanden. Schwarzerlen sind jedoch nicht allzu häufig, Eschen und Weiden dominieren. Bei niedrigen Wasserständen reichen die Wurzeln der Ufergehölze meist nicht ins Wasser. Da auch andere Strukturelemente wie Totholz oder aufragende Uferpflanzen selten anzutreffen sind, fehlen günstige Fischunterstände und Muschelhabitate.

Abbildung 3.11: Beidseits steile Ufer und fehlende Strukturelemente im Gewässerbett prägen den Mittel- und Unterlauf der Pfatter über weite Strecken (hier: zwischen Taimering und Pfatter).

An den oberen Probestrecken PF5 bis PF7 unterhalb und oberhalb Thalmassing ist die Bachbreite (bis 3 m) und Wasserführung bereits deutlich geringer (Abbildung 3.13). Der Bach ist auch hier stark eingetieft. Dynamik und Gewässerstruktur sind naturnah, uferbegleitende Gehölz- und Hochstaudensäume ebenso vorhanden wie sortierte Substrate und Totholzanteile im Bachbett. Die Ufer und teilweise auch der Bachgrund zeigen anstehenden Auelehm. Sand und Feinsedimente (z.T. Schlamm) dominieren die Gewässersohle. Deren Eintrag findet v.a. über Seitengewässer und im landwirtschaftlich stark genutzten Oberlauf (Niederbayern) statt, denn die Aue der Pfatter ist in diesem Abschnitt überwiegend von Grünland geprägt.

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Abbildung 3.13: Die Pfatter unterhalb Landkreisgrenze.

Als naturschutzfachlich bedeutsame Art wurde auch an der Pfatter der Eisvogel Alcedo atthis nachgewiesen. Im Gewässerabschnitt zwischen Pfatter und Taimering (PF3) wurde er im Flug beobachtet. Der Biber Castor fiber ist im gesamten Untersuchungsgebiet vorhanden wie Ein- und Ausstiege am Ufer belegen. An geeigneten Wirtsfischen für die Bachmuschel wurde lediglich der Döbel Squalius cephalus beobachtet. Allerdings behinderte die hohe Trübe an fast allen Probestellen die Sicht. Im Zuge des WWRL-Monitorings nachgewiesene Wirtsfischarten sind Elritze Phoxinus phoxinus, Rotfeder Scardinius erythrophthalmus und Dreistachliger Stichling Gasterosteus aculeatus. Der Fischbestand der Pfatter ist im Zuge des WRRL- Monitorings insgesamt als mäßig eingestuft.

3.4 Gewässerchemie

Die gewässerchemischen Werte an je einer Messstelle zur Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) an der Laber und der Pfatter aus den Jahren 2012 bzw. 2009 zeigen im Vergleich zu den Orientierungswerten des entsprechenden Gewässertyps erhöhte Phosphorwerte (Tabellen 3.1 und 3.2). Für Nitrat gibt es einen Orientierungswert für Bachmuschelgewässer (2 mg Nitrat-N/l;

HOCHWALD et al. 2012), der ebenfalls in beiden Messreihen deutlich überschritten wird. Beide Messreihen zeigen also eine Belastung der Gewässer durch Eutrophierung an. Nicht überschritten werden die Orientierungswerte für Ammonium und biologischen Sauerstoffbedarf, die typischerweise eine Abwasserbelastung anzeigen. Dies könnte darauf deuten, dass insbesondere diffuse Einträge aus der landwirtschaftlich genutzten Fläche und nur untergeordnet punktförmige Belastungen aus kommunalen Kläranlagen für die erhöhten Messwerte verantwortlich sind.

16 2017 Die Bachmuschel in der Laber und der Pfatter (Lkr. Regensburg) 3 Ergebnisse

Schon ANSTEEG (2008) vermutete, dass die ungenügende biologische Gewässergüte unterhalb der Ortslage Dünzling im Lkr. Kehlheim mit ein Grund für das Verschwinden der Bachmuschel in der Pfatter ist.

Tabelle 3.1: Gewässerchemische Daten der WRRL-Messstelle Schönach Pegel an der Großen Laber. Daten nach Umweltatlas Gewässerbewirtschaftung (Bayer. Landesamt für Umwelt 2017). Darstellung verändert und ergänzt.

Große Laber, Messstelle 10529 Schönach Pegel Zeitraum 2012 Anzahl Überschrei- Orientie- Parameter Messwerte Messwerte > Minimum Maximum Mittelwert tung Orientie- rungswert BG* rungswert

Ammoniak-N mg/l 21 21 0,002 0,0021 ja Ammonium-N mg/l 26 22 0,1 0,084 nein Biologischer Sauer- mg/l 26 24 3 2,1 nein stoffbedarf (BSB5) Chlorid mg/l 26 26 200 35 nein gelöster Sauerstoff mg/l 26 26 8 7 ja Nitrat-N mg/l 26 26 2** 5,6 Nitrit-N mg/l 26 26 0,03 0,046 ja ortho-Phosphat-P mg/l 26 26 0,05 0,13 ja Phosphor gesamt mg/l 26 26 0,1 0,26 ja pH-Wert (max) - 26 26 8,5 8,3 nein pH-Wert (min) - 26 26 7 7,5 nein

* BG = Bestimmungsgrenze ** Orientierungswert Bachmuschelgewässer nach Hochwald et al. 2012

Tabelle 3.2: Gewässerchemische Daten der WRRL-Messstelle oberhalb Sengkofen an der Pfatter. Daten nach Umweltatlas Gewässerbewirtschaftung (Bayer. Landesamt für Umwelt 2017). Darstellung verändert und ergänzt.

Pfatter, Messstelle 106666 500m östlich Sengkofen Zeitraum 2009 Anzahl Überschrei- Orientie- Messwerte Messwerte > Minimum Maximum Mittelwert tung Orientie- rungswert BG* rungswert

Ammoniak-N mg/l 8 8 0,002 0,0019 nein Ammonium-N mg/l 8 8 0,1 0,08 nein Biologischer Sauer- mg/l 8 6 3 1,5 nein stoffbedarf (BSB5) Chlorid mg/l 8 8 200 54 nein gelöster Sauerstoff mg/l 8 8 8 7,7 ja Nitrat-N mg/l 8 8 2** 5,6 Nitrit-N mg/l - - 0,03 - - - ortho-Phosphat-P mg/l 8 8 0,05 0,098 ja Phosphor gesamt mg/l - - 0,1 - - - pH-Wert (max) - 8 8 8,5 8,5 nein pH-Wert (min) - 8 8 7 7 nein

* BG = Bestimmungsgrenze ** Orientierungswert Bachmuschelgewässer nach Hochwald et al. 2012

17 2017 Schutz der Flussperlmuschel im Perlenbach/ Bach a.d. Donau 4 Beeinträchtigungen und abgeleitete Maßnahmen

4 Beeinträchtigungen und abgeleitete Maßnahmen

Die vorliegende Kartierung konnte nur eine erste grobe Übersicht über die Muschelbestände der Gewässer Große Laber und Pfatter und ihre Habitate verschaffen. Entsprechend können auch nur vorläufige und allgemeine Hinweise zu den bestehenden Beeinträchtigungen und möglichen Verbesserungsmaßnahmen abgeleitet werden.

In der Großen Laber zeigt die augenscheinlich durchgehende Besiedelung mit Bachmuscheln günstige Bedingungen für den Fortbestand an. Angesichts der zudem guten Altersstruktur mit einem hohen Anteil junger Tiere ist die Population sicher günstiger einzustufen als im Standarddatenbogen der FFH-Meldung. Der Anteil älterer Muscheln erscheint allerdings defizitär. Eine Bekämpfung des Bisam einerseits und weitestgehende Schonung der Ufer- bereiche bei notwendigen Gewässerunterhaltungsmaßnahmen wie Entkrautungen oder

Entlandungen können wirksame Maßnahmen gegen hohe Altmuschelmortalität sein (HOCHWALD et al. 2012). Der Gewässerunterhalt sollte wie bisher auf das notwendige Maß beschränkt, auf Grundräumungen verzichtet werden. Generell sind die Förderung der eigendynamischen Gewässerentwicklung, die Rücknahme von Ufer- und Sohlsicherungen, die Wiederherstellung der Durchgängigkeit sowie punktuelle Habitatverbesserungen (z.B. Profileinengung zur Erhöhung der Fließgeschwindigkeit, Anbindung von Altwässern etc.) in der Großen Laber und Hartlaber zu begrüßen. Schließlich ist dadurch eine Aufwertung und Vergrößerung des Muschellebensraumes zu erwarten. Sofern hierfür Eingriffe in dichter besiedelten Bach- abschnitten erforderlich sind, sollten die Bachmuscheln vorher von fachkundigen Personen abgesammelt und für die Bauzeit andernorts im Gewässer zwischengehältert werden. Zur Ver- besserung der Gewässergüte kann potentiell auch eine Überprüfung der zahlreichen kommunalen Kläranlagen und gewerblichen Direkteinleiter im Einzugsgebiet sowie im Bedarfsfall eine Optimierung der Reinigungsleistung beitragen. Längerfristig erscheint es zudem sinnvoll, die Entwicklung der Bachmuschelpopulation zu beobachten. Insbesondere in Strecken, in denen Maßnahmen zur Verbesserung der Gewässermorphologie umgesetzt werden, könnte der Bestand positiv reagieren. Lohnenswert könnte auch eine Nachsuche im Augraben bei Pfakofen sein. Ähnlich wie die Hartlaber verläuft er parallel zur Laberund ist nicht durch Querbauwerke unterbrochen.

In der Pfatter deutet der fehlende Nachweis einer Besiedlung mit Unio crassus auf grundlegende Mängel der Habitatqualität. Einerseits kann eine defizitäre Wasserqualität ursächlich sein. Andererseits können für Bachmuscheln geeignete Habitatstrukturen fehlen. Bei der vorliegenden Übersichtskartierung wurde an vielen Stellen im zumeist tief eingeschnittenen Gewässerbett mit seinen steilen Ufern ein Mangel an stabilen Sedimenten, Muschellebens- räumen und Fischunterständen wie Wurzeln, Totholz und Röhrichte festgestellt.

18 2017 Schutz der Flussperlmuschel im Perlenbach/ Bach a.d. Donau 4 Beeinträchtigungen und abgeleitete Maßnahmen

Habitatverbessernde Maßnahmen könnten also einerseits auf die Minimierung diffuser und punktueller Nährstoffeinträge abzielen. Andererseits könnte eine Erhöhung der Strukturvielfalt versucht werden. Die Rücknahme von Ufersicherungen und Sohlverbauungen, die Entwicklung fehlender Ufergehölzsäume, eine streckenweise Anhebung sowie punktuelle morphologische Verbesserungen des Gewässerbettes sind mögliche Bausteine.

In beiden Gewässern würde die Verringerung der Feinsediment- und Nährstoffeinträge wesentlich zur Verbesserung der Habitatqualität beitragen. Erosionsmindernde Maßnahmen auf den landwirtschaftlichen Flächen im Einzugsgebiet und Landschaftsstrukturen wie ausreichend breite, extensiv genutzte Randstreifen entlang von Gräben und Seitengewässern, können die Stoffeinträge effektiv verringern. Im Überschwemmungsbereich sind die Umwandlung von Ackerflächen in extensives Grünland, die Erhaltung bzw. Entwicklung extensive Grünlandnutzung und die Wiedervernässung von Teilbereichen anzustreben. Im gesamten Einzugsgebiet sollte der Anschluss von potentiellen Erosionsflächen über neue Dränagen und wegbegleitende Gräben vermieden werden. Mit dem Projekt „Große Laber von Pfakofen bis Schierling“ im Programm boden:ständig bestehen hierfür im Gebiet bereits umfangreiche Erfahrungen (siehe http://www.boden-staendig.eu/projekte/grosse-laber-von-pfakofen-bis- schierling).

19 2017 Die Bachmuschel in der Laber und der Pfatter (Lkr. Regensburg) 5 Literatur

5 Literatur

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ANSTEEG O. 2008: Fachbeitrag Bachmuschel (Unio crassus) zum Managementplan für das FFH- Gebiet „Bachmuschelbäche südlich Thalmassing“. – unveröff. Bericht im Auftrag der Regie- rung von Niederbayern.

BÄUMLER R. 2005: Fischartenfolgekartierung im Oberpfalz für das Jahr 2005. Große Laber in Schierling. - unveröff. Bericht im Auftrag des Bezirks Oberpfalz, Fachberatung für Fischerei.

BÄUMLER R. 2004: Fischartenfolgekartierung im Regierungsbezirk Oberpfalz für das Jahr 2004. Ge- zielte Kartierung von Kleinfischarten zur Gewinnung von Kenntnissen über deren Verbrei- tung und Schutzbedarf. Pfatter bei Klatenberg. - unveröff. Bericht im Auftrag des Bezirks Oberpfalz, Fachberatung für Fischerei.

BAYERISCHES LANDESAMT FÜR UMWELT 2017: Umweltatlas Bayern Gewässerbewirtschaftung. - http://www.umweltatlas.bayern.de/mapapps/resources/apps/lfu_gewaesserbewirtschaftu ng_ftz/index.html?lang=de, Aufruf: 27.10.2017

BAYERISCHE LANDESANSTALT FÜR WALD UND FORSTWIRTSCHAFT & BAYERISCHES LANDESAMT FÜR UMWELT 2013: Erfassung und Bewertung von Arten der FFH-RL in Bayern – Bachmuschel, Kleine Flussmuschel Unio crassus.

BAYERISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR FINANZEN, FÜR LANDESENTWICKLUNG UND HEIMAT (Hrsg.) 2017: Bayernatlas. Historische Karte, Uraufnahme (1808-1864) und Topographische Karte. geoportal.bayern.de/bayernatlas/; Aufruf Oktober 2017.

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20 2017 Die Bachmuschel in der Laber und der Pfatter (Lkr. Regensburg) Anhang

Anhang

Karten

Karte 1: Übersichtskarte Rasterkartierung

Karte 2: Laber Probestrecken L 1-L 5

Karte 3: Laber Probestrecken L 6-L 9

Karte 4: Laber Probestrecken L 10-L 13

Karte 5: Pfatter Probestrecken PF 1-PF 4

Karte 6: Pfatter Probestrecken PF 5-PF 8

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