Missa Brevis Zum Weihnachtsfest Über „Ein Kindelein So Löbelich“ TVWV 9:5
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3909700_UT.qxp 20.12.2011 14:52 Seite 3 Georg Philipp TELEMANN Missa brevis zum Weihnachtsfest über „Ein Kindelein so löbelich“ TVWV 9:5 für vierstimmigen Chor (SATB) und Basso continuo (Orgel, Cembalo) Ad libitum: 2 Hörner, 2 Oboen 2 Violinen, Viola, Violoncello, Violone (Kontrabass) und Fagott for mixed choir (SATB) with basso continuo (organ, harpsichord) Ad libitum: 2 horns, 2 oboes 2 violins, viola, violoncello, violone (double bass) and bassoon herausgegeben von /edited by Klaus Hofmann (Herbipol.) Telemann-Archiv · Stuttgarter Ausgaben Urtext Partitur/Full score Carus 39.097 39097.qxp 12.12.2011 12:06 Seite 2 Inhalt Vorwort / Foreword / Avant-propos 3 I. Kyrie 6 1. Kyrie I 6 2. Christe eleison, Kyrie eleison II 8 II. Gloria 10 Anhang Choral „Ein Kindelein so löbelich“ / „Der Tag, 23 der ist so freudenreich“ in vierstimmigem Satz nach Georg Philipp Telemann Kritischer Bericht 24 Zu diesem Werk ist das folgende Aufführungsmaterial erhältlich: Partitur, zugleich Stimme für das Tasteninstrument (Carus 39.097), Violino I/Oboe I (Carus 39.097/11), Violino II/Oboe II (Carus 39.097/12), Viola (Carus 39.097/13), Basso continuo (Carus 39.097/14), Corno I (Carus 39.097/31) und Corno II (Carus 39.097/32). Drei weitere Missae breves über Kirchenlieder von Georg Philipp Telemann liegen mit Aufführungsmaterial vor: Missa brevis über „Allein Gott in der Höh sei Ehr“ (Carus 39.096) Missa brevis über „Christ lag in Todes Banden“ (Carus 39.098) Missa brevis über „Komm, Heiliger Geist, Herre Gott“ (Carus 39.099) 2 Carus 39.097 39097.qxp 12.12.2011 12:06 Seite 3 Vorwort Georg Philipp Telemanns Missa brevis über das Weihnachtslied sehen von diesem Bearbeitereingriff sind die beiden Handschrif- „Ein Kindelein so löbelich“ ist Teil eines bisher wenig beachteten ten im Singstimmensatz aber weitgehend vertrauenswürdig; den Werkbestandes von elf jeweils nur aus Kyrie und Gloria beste- Basso continuo allerdings überliefern sie unvollständig und feh- henden lateinischen Kurzmessen über deutsche Kirchenlieder lerhaft. Hier wiederum sind die Brüsseler Quelle und Harrers Ab- (TVWV 9:1–11). Musikgeschichtlich gesehen handelt es sich da- schriften zuverlässiger. – Unser Werktext beruht angesichts der bei um Ausläufer eines mitteldeutschen Sondertypus, bei dem Überlieferungsmängel auf einer Synthese: Wir folgen beim Vo- das thematische Material der Komposition aus der jeweils zu- kalpart dem Berliner Stimmensatz Georg Michael Telemanns und grunde liegenden Choralmelodie abgeleitet wird. Beiträge zu die- der zugehörigen Partitur, beim Basso continuo aber der Brüsseler sem Messtypus sind von Christoph Bernhard (1627–1692), Seba- Quelle und bei den Hörnerpartien den Handschriften Harrers. stian Knüpfer (1633–1676), Johann Theile (1646–1724) und Friedrich Wilhelm Zachow (1663–1712) überliefert. Die Hornpartien – für Hörner in G – sind ein freier Bearbeiter- zusatz Harrers. Da sie die heutigen Hörern meist nicht mehr ver- Von den elf Werken Telemanns ist nur eines, die Messe über traute Liedmelodie vorteilhaft hervorheben und sich zugleich or- „Allein Gott in der Höh sei Ehr“ (TVWV 9:2),* im Autograph er- ganisch mit der originalen Werksubstanz verbinden, schien es halten. Die Handschrift trägt die Jahreszahl 1720, stammt also uns gerechtfertigt und angebracht, sie in unsere Ausgabe einzu- aus Telemanns Zeit als Musikdirektor in Frankfurt am Main beziehen, zumal sie geeignet sind, Telemanns Weihnachtsmesse (1712–1721). Die übrigen zehn Messen dürften angesichts ihrer zusätzlich barocken Festglanz zu verleihen. engen typologischen Verwandtschaft um die gleiche Zeit ent- standen sein. Der Basso continuo ist – abgesehen von einigen Abschnitten mit selbständiger Führung – ein sogenannter „Basso seguente“, der Die Missa brevis über „Ein Kindelein so löbelich“ ist in einer zeit- der jeweils tiefsten Stimme des Singstimmensatzes folgt. Wo er genössischen Partiturabschrift der Bibliothek des Königlichen bei pausierendem Vokalbass den Bassschlüssel verlässt und sich Konservatoriums in Brüssel und in vier ebenfalls zeitgenössischen einer der höheren Stimmen anschließt, übernimmt er im Original Handschriften der Staatsbibliothek zu Berlin überliefert. Bei den in der Regel deren Schlüsselung, erscheint also im Tenor-, Alt-, Berliner Quellen handelt es sich um zwei jeweils aus Partitur und oder Sopranschlüssel. Für die im Basso continuo mitgehenden Stimmen bestehende Handschriftenpaare. Im einen Fall stammt Melodieinstrumente bedeutete der Schlüsselwechsel, dass sie bis der Stimmensatz aus dem Besitz von Georg Michael Telemann zur Wiederkehr des Bassschlüssels zu pausieren hatten. In unse- (1748–1831), dem Enkel und einstigen Assistenten des Hambur- rer Ausgabe vermerken wir an den betreffenden Stellen, soweit ger Musikdirektors. Die um 1735 entstandene Handschrift ver- zur Klarstellung erforderlich, „senza Basso“ bzw. „con Basso“. weist in die Hamburger Zeit des Komponisten und sein dortiges Die Generalbassaussetzung ist als eine Empfehlung des Heraus- Umfeld. Die zugehörige Partitur ist vom Hauptschreiber der Stim- gebers gedacht, die nach Instrument, Spielsituation, Geschmack men geschrieben und dürfte Zeit und Ort der Entstehung mit die- und Vermögen beliebig modifiziert werden mag. sen teilen. Das andere Handschriftenpaar stammt aus dem Besitz von Gottlob Harrer (1703–1755), dem Nachfolger Johann Sebas- Die vorliegende Messe beschränkt sich – wie ihre Schwesterwerke tian Bachs im Leipziger Thomaskantorat. – auf die Ordinariumsteile Kyrie und Gloria und folgt darin einer protestantischen Tradition. Der liturgischen Praxis gemäß sind die Harrer hat die vorliegende und vier weitere Kirchenliedmessen Worte „Gloria in excelsis Deo“, die den Gloria-Teil einleiten, nicht Telemanns für seine Leipziger Aufführungen eingerichtet, indem mitvertont. Sie werden traditionell vom Geistlichen am Altar into- er die Singstimmen durch Streicher und Oboen verstärkte und im niert. Unsere Ausgabe bietet als Vorschlag eine altkirchliche Into- vorliegenden Fall Stimmen für zwei Hörner hinzukomponierte. nationsformel, die in der römisch-katholischen Kirche bis heute Das Telemann’sche Original hat man sich jedoch der Brüsseler gebräuchlich ist. Bei außerliturgischen Aufführungen sollte sie von Handschrift entsprechend und nach dem Muster des Partitur- einem Einzelsänger aus dem Chor übernommen werden. autographs der Messe über „Allein Gott in der Höh sei Ehr“ als Vokalkomposition für vierstimmigen Chor mit Basso continuo Das Kirchenlied „Ein Kindelein so löbelich“ ist ursprünglich ein Teil vorzustellen. Dabei rechnete Telemann jedoch offenbar mit einer des Liedes „Der Tag, der ist so freudenreich“, der sich, beginnend instrumentalen Verstärkung der Singstimmen. Der Berliner Stim- mit dessen zweiter Strophe, schon früh verselbständigt hat. Text mensatz aus dem Besitz Georg Michael Telemanns enthält zu die- und Melodie gehen auf den mittelalterlichen Hymnus „Dies est sem Zweck je eine Stimme für Violine I, II und Viola, die mit laetitiae“ zurück und finden sich 1529 im Gesangbuch des Witten- Sopran, Alt und Tenor gehen, sowie für die Basslage Continuo- berger Druckers Joseph Klug. Für den Gebrauch in Verbindung mit stimmen für Violoncello, Fagott und Cembalo. In Harrers Einrich- der Messe fügen wir als Anhang einen vierstimmigen Liedsatz bei, tung gehen außerdem zwei Oboen mit Sopran und Alt, zum Bas- der in den Außenstimmen und in der Harmonisierung auf Tele- so continuo sind vier Stimmen vorhanden, darunter eine für manns Fast allgemeines Evangelisch-Musicalisches Lieder-Buch Cembalo und eine für Orgel. Hinzu kommen die Stimmen der von 1730 zurückgeht. Er kann sowohl als Orgelbegleitsatz zu ein- beiden Hörner. stimmigem Gesang als auch als Chorsatz verwendet werden. Wie im Kritischen Bericht unserer Ausgabe näher dargelegt, über- Der Bibliothek des Koninklijk Conservatorium/Conservatoire liefert keine der Quellen das Werk in originaler Form. Die Brüsse- royal, Brüssel, und der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer ler Abschrift weist ebenso wie die Handschriften Harrers zahlrei- Kulturbesitz sei für die Übermittlung von Quellenkopien und für che Mängel in der Textunterlegung auf. Die Berliner Stimmen- die Erlaubnis zur Veröffentlichung der Messe verbindlich ge- abschrift aus dem Besitz Georg Michael Telemanns und die dankt. zugehörige Partitur bieten zwar eine insgesamt korrektere Textie- rung; doch finden sich hier im zweiten Satz absichtliche Textän- Göttingen, im Frühjahr 2011 Klaus Hofmann derungen, die darauf zielen, die ungewohnte Kombination des Christe eleison mit dem zweiten Kyrie eleison aufzulösen und den Satz auf die Worte „Christe eleison“ zu beschränken. Abge- * Erstausgabe vom Herausgeber, Stuttgart 2012 (Carus 39.096). Carus 39.097 3 39097.qxp 12.12.2011 12:06 Seite 4 Foreword Georg Philipp Telemann’s Missa brevis based on the Christmas the vocal parts of these two manuscripts are largely trustworthy. hymn “Ein Kindelein so löbelich” (A Child so praiseworthy) The basso continuo, however, is incomplete and contains errors. forms part of a set of works that had hitherto received hardly any Here, on the other hand, the Brussels source and Harrer’s copies attention, comprising eleven short masses in Latin, each consist- are more reliable. In view of the inadequacies of the available ing only of Kyrie and Gloria, based on German church hymns source material, the text of our edition is based on a synthesis: we (TVWV 9:1–11). From a musicological point of view, these can be have followed the vocal parts of the Berlin set of parts and the seen as offshoots of a Central German