© Objektbeschreibung mit freundlicher Genehmigung der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK

Aus: GSK: Kunstführer durch die Schweiz. . Band 1, 2005 / Band 2, 2006 / Band 3: 2006 / Band 4, voraussichtlich 2010 www.gsk.ch/

Schweizerischer Kunstführer: erhältlich Bestellung: http://gsk.ch/de/kirche-amsoldingen.html

Ehem. Stiftskirche St. Mauritius jetzt reformierte Kirche. Frühromanische, lombardisch geprägte Pfeilerbasilika mit Dreiapsidenschluss und Hallenkrypta, neben die architektonisch bedeutendste der so genannten «zwölf Thunerseekirchen».

Chorherrenstift vermutlich gleichzeitig mit Kirchenbau, erwähnt jedoch erst spätes 12. Jh., 1484 aufgehoben und dem St. Vinzenzenstift in Bern angeschlossen. Gemäss im 15. Jh. festgehaltener Legende soll König Rudolf II. v. Hochburgund, 922–26 auch König der Lombardei, im Thunerseegebiet zwölf Kirchen als Filialen der Wallfahrtskirche von Einigen gestiftet haben (, , Aeschi, Wimmis, , , Scherzligen, , , , und Spiez). Wenn auch nicht wörtlich zu nehmen, verweist die Legende doch auf die vermutlich intensiven Beziehungen des Oberlandes zu Burgund und Oberitalien. Baugeschichte. Vom ergrabenen vorroman. Apsidensaal mit Annexen sind bemerkenswerte Bauplastikfragmente vermutlich 6. Jh. erhalten (in Auswahl in der sog. Propstloge im W-Joch des südl. Seitenschiffs ausgestellt). Erste Erwähnung 1228. Bau der heutigen Basilika vermutlich bereits 10. Jh., wohl bereits mit Chorherrenstift. Spätere Umbauten: wohl um 1210 neues Kryptagewölbe mit röm. Spolien als Stützen. Erweiterung der erhöhten O-Partie um ein Joch, wohl gleichzeitig Einbauten im W des südl. Seitenschiffs, unterer Raum mit Kreuzgrat- (Kapelle?), oberer mit Tonnengewölbe. Turmbau zwischen 1345 und 1486 anstelle der südl. Seitenapsis. Nach Brand 1576 Überhöhung der Hauptapsis in Zusammenhang mit neuem Dachstuhl. 1577–78 Kanzel, 1661 Holzdecke. 1978–1980 Gesamtrest. (dabei wurden diverse Veränderungen rückgängig gemacht). Äusseres. Hauptapsis und Obergaden des Vorjochs gegliedert durch Lisenen und Zwillingsblendbogen, die einen Kranz paarweise angeordneter Nischen rahmen; urspr. Dachansatz unmittelbar darüber. Blendbogen und Lisenen auch an den Nebenapsiden und fragmentarisch am erhöhten W-Giebel. Befensterung weitgehend wiederhergestellt. Die drei Rundbogentüren urspr., davon einzig die N-Pforte z. T. rekonstr. Als Oberflächenschutz des Bruch- und Feldsteinmauerwerks überstrichener, grösstenteils neuer Pietra-rasa-Verputz. Erhaltene orig. Partien v. a. an der S-Mauer seitlich der S-Pforte. Inneres. Durch Wiederherstellung der urspr. Niveauverhältnisse und der urspr. Oberflächenstruktur der Mauern Zurückgewinnung eines Raums von grosser Harmonie. Dreischiffige, sechsjochige, flach gedeckte Pfeilerbasilika ohne Querhaus, O-Partie mit tonnengewölbtem Altarjoch und Hauptapsis über Hallenkrypta sowie Seitenapsiden mit Vorjochen (S-Apside durch Turmbau verändert). Arkaden über Rechteckpfeilern ohne Basen und mit einfachem geschrägtem Kämpfer; Bogen z. T. wechselweise aus Tuff- und Kalkstein. Steintreppe zum erhöhten O-Teil des Mittelschiffs über der Krypta. Das Altarjoch vor der Hauptapsis und die kreuzgratgewölbten Vorjoche der Seitenapsiden untereinander durch niedrige Arkaden verbunden. Roman. Altarmensa, obere Teile ergänzt. Zahlreiche intakte Pietra-rasa-Putzpartien namentlich an den Pfeilern; Ausfugung der Hochwände weniger präzis. An den Untersichten der Arkaden sowie an den Gewölben des nördl. Seitenschiffs grosse Partien orig. Oberflächen, grauer Fugenmörtel

Kontaktadresse zu Informationen zum KGS-Inventar: Bundesamt für Bevölkerungsschutz, Fachbereich Kulturgüterschutz Monbijoustrasse 51A, 3003 Bern, 031 322 51 56 www.kulturgueterschutz.ch

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Aus: GSK: Kunstführer durch die Schweiz. Bern. Band 1, 2005 / Band 2, 2006 / Band 3: 2006 / Band 4, voraussichtlich 2010 www.gsk.ch/ mit den Abdrücken der Schalungsbrettchen. Mörtelgussboden neu. Krypta. Zugang vom nördl. Vorjoch her. Gegen O halbrund geschlossene, dreischiffige dreijochige Halle. Kreuzgratgewölbe durch kräftige Gurtbogen getrennt und von röm. Grabsteinen und Säulen getragen (z. T. Abgüsse, Originale im Schlossmuseum Thun). Ein Gewölbejoch bei der Rest. nicht verputzt als Beleg für die Wölbetechnik mit Schalungsbrettchen. Ausstattung. Hl. Christophorus, Wandmalerei an der N-Wand, um 1300. Reste weiterer zeitgleicher Wandmalereien in der nördl. Seitenapsis. Bedeutender frühgot. Taufstein 1. Drittel 14. Jh.; Schaft und Becken oktogonal, Flachreliefschmuck, zwischen Blattwerk acht Medaillons mit Tiersymbolen. Turmtür, ehem. Sakristeitür, schöne spätgot. Zimmermannsarbeit 14./15. Jh. Orgel 1812 von Johann Weber, erstes nachreformatorisches Instrument; als eine der wenigen urspr. Berner Landkirchenorgeln in den wesentlichen Teilen erhalten. Schöner Empireprospekt mit der urspr. maserierten Fassung. Orgelwerk rest. 1981–82. Neue Empore 1980.

Sog. Turmhaus am Eingang zum Kirchhof. Ehem. Sakralbau, im späten Mittelalter Beinhaus. Oberstes Geschoss umgeb. 1. H. 18. Jh. Hölzerne Verbindungsbrücke zum Pfarrhaus.

Pfarrhaus. 1670; umgeb. 1709 und E. 18. Jh. Putzbau mit fünfachsiger Trauffront unter Teilwalmdach. Ostwärts angefügte Pfrundscheune, erweitert 1757, zum Kirchgemeindehaus umgeb. 1969.

Schloss, ehem. Propsteigebäude. Seit 1496 in Privatbesitz. Im Kern mittelalterl. L-förmiges Hauptgebäude, 1846 von Gottlieb Hebler mit zwei symmetrisch angeordneten, polygonalen Fronttürmen, gebrochenem Spitzgiebel und regelmässiger Befensterung zur reizvollen neugot. Campagne umgeb. Im Inneren völlig intakte Ausstattung um 1846 sowie u. a. eine hervorragende geometrisierende Stuckdecke 2. H. 16. Jh., versetzt angeordnete Kreuze mit geschwungen zugespitzten Balkenenden; ihre Negativformen aus flachen Karnies-Profilstäben. Sparsam verteilte Frauenköpfchen, am Wandgesims Löwenköpfe.

Offene Parkanlage. Um 1800 von Rudolf v. Luternau angelegt. Diverse Nebenbauten, u. a.: Scheune mit Angestelltenkammern. 1847; Wohnhaus. Um 1800; ehem. Mühle. 1. H. 19. Jh.

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