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EDITORIAL 2019 – Jahr der Frauen Wer sich in einigen Jahren zurückerinnern wird, wann das Zeitalter der Frauen wirklich begann, kommt um die Erkenntnis nicht herum: 2019 warʼs so weit. Christine Lagarde wurde als Präsidentin der Europäischen Zentralbank eine der mächtigsten Wirtschaftsführerinnen. Ihren Job beim Internatio- nalen Währungsfonds übernahm die Bulgarin Kris- talina Georgiewa. Zugleich wurde die EU-Kommissi- on von der Deutschen Ursula von der Leyen erobert. Und in den USA startete die Demokratin Nancy Pelo- si als Sprecherin des Repräsentantenhauses und da- mit wichtigste Gegenspielerin jenes Präsidenten, wegen dem man dieses wunderbare Land nur noch bemitleiden kann. Apropos Trump: Die Machtverschiebung hatte nicht nur mit den klugen Frauen zu tun, die 2019 Schlüsselposi- tionen errangen. Es lag auch an den Männern selbst, die noch mal richtig zeigen wollten, wie dumpf sie sein konnten, von Trump und Boris Johnson bis Erdogan oder Kim Jong Un. Und jetzt? Schafft es eine 16-jährige Schwedin, die Weltgemein- schaft aufzurütteln in der wichtigsten Frage: Wie lässt sich der Klimawandel noch stoppen? Zugege- ben: Greta Thunberg polarisiert. Aber selbst das zeigt, welche Fortschritte wir machen. Gelebte Gleichberechtigung heißt nun auch: Die Frauen können genauso klug oder dumm, erfolgreich oder glücklos sein wie die Männer. Von Andrea Nahles über Annegret Kramp-Karrenbauer bis Theresa May – auch ihr Scheitern gehört zur neuen Normalität. Sorgten ein Jahr lang Von vier besonders tollen Frauen für spannende „Blick- verabschiede ich mich indes nur ungern: Wechsel“: unsere Unsere Kolumne „Blick-Wechsel“ mit Tif- Magazin- Kolumnistinnen Barbara Vinken, Tiffany fany Hsu, Delia Lachance, Julia Stoschek Hsu, Delia Lachance und Barbara Vinken geht nach einem Jahr und Julia Stoschek planmäßig zu Ende. Ein großes Dankeschön (von oben). Seite 18 an die Autorinnen, die wir hoffentlich auf die eine oder andere Weise auch künftig hier wiedersehen. Nun viel Spaß mit unserem Jahresquiz! Ich wünsche Ihnen frohe Weihnachten! Und kommen Sie gut ins neue Jahr! Ihr Thomas Tuma, Chefredakteur Fotos: Andreas Chudowski für Handelsblatt Magazin, Laif für Handelsblatt Magazin, Andreas Chudowski Fotos: Unsere nächste Ausgabe erscheint am 6. März. 7 INHALT Nº 8 ― Dezember 2019 40 Champagner – ein Statussymbol in Zahlen. 07 Editorial 10 Weltmarkt In der Türkei kann man bald über antiken Schätzen schlafen / Thonet-Ausstellung in Wien / Neues Restaurant mit Kreml-Blick 14 Sechs Richtige Termine im Dezember 16 Kantinenkritik Handelsblatt Media Group in Düsseldorf 18 Blick-Wechsel Was war, was ist, was kommt, was bleibt? Vier Kolumnistinnen führen Buch. 20 Titel Das große Jahresquiz 2019 22 Unsere sieben Gewinne, die man für Geld nicht kaufen kann 40 Das Prinzip Champagner 42 Warenkorb Innere Wärme 54 Na Logo Lindt & Sprüngli Zahl-Tag Das Star-Wars-Imperium Impressum 57 Ruhe bitte! Christine Beeck 20 58 Das letzte Wort von Richard David Precht Das große Jahresquiz – 2019 in 120 Fragen, nicht nur zu Donald Trump, Theresa May und Pekings neuem Flughafen. Fotos: Getty Images, Laif Images, Getty Fotos: Illustration: für Handelsblatt Magazin Martin Haake für Handelsblatt Magazin Titelillustration: Martin Haake 9 WELTMARKT WIEN Ode an Kurvenwunder Vor genau 200 Jahren machte sich Micha- el Thonet in Boppard am Rhein als Bau- einen wahren und Möbeltischler selbstständig. 1819 war also das Geburtsjahr des Unterneh- Fantasten mens Thonet, das zentrale Bedeutung für das moderne Möbeldesign bekommen Das Modehaus Loewe wandelt sollte. 1842 wanderte Thonet nach Wien auf den Spuren des britischen aus, wo er nach bescheidenen Anfängen Keramikers William De Morgan. unter anderem den Stuhl Nr. 14 entwarf - eine Revolution im Jahr 1859: Das Möbel Seine von der Natur inspirierten aus massivem, unter Wasserdampf ge - Fliesenmotive übersetzt die bogenem Buchenholz wurde nicht wie Firma in eine Kapselkollektion. damals üblich in einem Stück ausgeliefert, sondern in sechs Einzelteilen. Es legte den Grundstein für die erste industrielle Fertigung eines Stuhls. Den Bugholz - möbeln des Gründers widmet sich zum Auf Stelzen: Das Museum Jubiläum eine Ausstellung in Wien: Hotel Antakya thront über der antiken Stadt Antiochia. „Bugholz, vielschichtig – Thonet und das moderne Möbeldesign“ zeigt vom 18. Dezember bis 13. April im Museum Schlafen auf Artefakten für Angewandte Kunst charakteristische Entwürfe des visionären Tischlers aus Wer die Türkei kennt, weiß: Das gesamte Land gleicht einer Ausgrabungsstätte. Da wun- Deutschland. Wesentlicher Leihgeber der dert es kaum, dass Architekten beim Bau eines Luxushotels im südtürkischen Antakya Exponate ist die Thonet GmbH aus dem bei den Grabungen für ein Gebäudefundament auf 30 000 mehr als 1 000 Jahre alte hessischen Frankenberg. Michael Raschke Artefakte gestoßen sind, die Wissenschaftler verschiedenen Völkerkreisen zuordnen. Auf den ersten Blick mögen Mode und Außerdem stießen sie auf die weltweit größte Mosaikfläche, die aus dem vierten Jahr - Keramik nicht allzu viel gemeinsam haben. hundert stammt. Und was haben die Hoteliers getan? Weiter gebaut – aber nicht auf dem Und doch können die Übergänge fließend Mosaik, sondern darüber. Kultur- statt Meerblick: Herausgekommen ist das „Museum sein, wie eine neue Kollektion von Loewe Hotel An takya“, das wie auf Stelzen die Ausgrabungsstätten der antiken Stadt Antiochia beweist. Das spanische Modehaus – 1846 überdeckt – Ausblick auf die Felsenkirche St. Peter sowie 2 300 Jahre alte Stadtmauern in Madrid gegründet und seit 1996 unter inklusive. Das türkische Designbüro um den Architekten Emre Arolat benutzte einen etwas dem Dach der LVMH-Gruppe – greift im- bereits mit eigenen Kollektionen gewürdigt gewöhnungsbedürftigen Stahlrahmen und kleine Brücken, um die Räume miteinander zu mer mal wieder Interieurthemen auf. Auf wurden, fiel nun die Wahl auf William Ausstellungs- verbinden. Ein Spa mit römischen Bädern gibt es auch, um sich abends vom Staub der stück in Wien: Geschichte zu befreien. Eröffnet wird das Hotel Neujahr 2020. Ozan Demircan der Mailänder Möbelmesse wird alljährlich De Morgan (1839–1917). „Für mich war es Verner Pantons eine Serie von Home-Accessoires gezeigt. ein natürlicher Prozess, weil er ein wichtiger Sessel 217 aus Und in den „Casa Loewe“ getauften Flag- Mitstreiter der Arts-&-Crafts-Bewegung dem Jahr 1956. ship-Stores des Unternehmens wird der war und zudem ein wahrer Fantast“, sagt ANTAKYA Eindruck erweckt, man betrete das Zuhau- Anderson. De Morgan machte sich einen se eines kunstsinnigen Sammlers – und Namen mit reich dekorierten Fliesen, die keinen schnöden Verkaufsraum. sinnliche Tier- und Pflanzen - PEKING „Wir haben jedes Jahr einen anderen motive mit geometrischer meiner Helden des ‚Arts & Crafts‘ ins Visier Abstraktion verbanden. Die Technologie trifft Kunst genommen“, sagt Jonathan Anderson, der Keramiken sind von Ander- Die 1918 gegründete Central Academy of Ga. Der Leiter der ersten Triennale hat seit 2013 die Kreativabteilung von Loewe son auf Kleidungsstücke und Fine Arts (Cafa) in Peking gilt als Chinas zwei Ausstellungen konzipiert: „Topologies Loewe-Chefdesigner Jonathan Anderson erweckt die Muster steuert. Arts & Crafts war eine Bewegung Accessoires übertragen worden: nicht eins Vorzeige-Kunsthochschule. An der Nord- of the Real“ umfasst Arbeiten von 130 von William De Morgan zu in Großbritannien, die sich in der zweiten zu eins, sondern durch eine Vergrößerung ostecke des Campus wurde 2008 das Künstlern, darunter Hito Steyerl, Liu Xiao- neuem Leben. Hälfte des 19. Jahrhunderts gegen die In- oder Herauslösung einzelner Lebewesen Cafa Art Museum (Cafam) eröffnet. Der dong, John Cage und Marcel Duchamp. dustrialisierung richtete. Während die Her- aus De Morgans Kosmos. Und so bevölkern Bau soll vom 18. Januar bis 29. März 2020 „Art in Motion: Masterpieces with and stellungsprozesse und Formen der neuen Wiedehopfe Hosen oder Röcke. Ein Dodo- Spielstätte der neuen „Cafam Techne through Media“ entsteht in Kooperation Produkte zunehmend auf Effizienz ge- Vogel prangt auf einer Lederjacke. Hasen Triennial“ sein. „Wir leben in einer Epoche, mit dem ZKM | Center for Art and Media trimmt wurden, propagierte die Bewegung und Rebhühner lassen sich auf Lederta- in der sich Technologie, Kunst und Kultur in Karlsruhe. Auch dort soll die Technolo- eine Rückkehr zum Handwerk – das auch schen nieder: eine Ode an die Natur – und überschneiden, was zu unumstößlichen gieversiertheit der Gegenwart nicht iso- bei Loewe bis heute großgeschrieben wird. zugleich an eine Epoche, in der die Wirt- Veränderungen im Schaffen, in den Aus- liert betrachtet, sondern in den histori- Nachdem William Morris und der schot- schaft vor einem ähnlich großen Umbruch drücken und in den theoretischen Inter- schen Kontext der Medienkunst eingebet- „Easternsports“ von Alex Da Corte und Jayson Musson, 2014. MADRID tische Architekt Charles Rennie Mackintosh stand wie heute. Norman Kietzmann Da Corte Musson/Courtesy Alex & Jayson Images, Bridgeman Fotos: Majo Murell, Studio Mak/Nathan Sadie Coles HQ, Ddp Images, pretationen von Kunst führt“, sagt Zhang tet werden. Norman Kietzmann 10 11 Luftgitarre 137 Meter ragt es in den Himmel über Florida, was für ein Hotel allein noch nichts Besonderes ist. Dass die brand- neue Erweiterung des Seminole Hard Rock Hotel & Casino im zwischen Miami und Fort Lauderdale gelegenen Hollywood aber die Form einer Gitarre hat, macht die riesige Unterkunft zum weltweiten Unikum. Genau genommen sind es zwei der Instrumente, die dort an ihren Böden zusammengeklebt