Juli 2013

PRINTDas Magazin zum Westdeutschen Rundfunk

Wir bringen Leben in die Wirtschaft Neben den erfolgreichen »Markenchecks« platziert das WDR Fernsehen zwei neue innovative Formate: »Darf ich ... oder darf ich nicht?« und »(R)echt clever« Fotos: MedienDesign/Images Fotos:

/ Fernsehen / Radio / Fernsehen /Radio WDR produziert „Pinocchio“ WDR 5 begleitet den „Die Wand“: Eine Dokumen- Sophie Rois gibt die mit Mario Adorf Abi-Jahrgang XXL tation über die Fans des BVB „Kameliendame“ WDRRubrik Welten

VATER ROLLE Foto:SWR/Kost

Im Dokudrama „George“ verkörpert Götz George seinen Vater, den Jahrhundertschauspieler Heinrich George. Der Sohn über seine „Vaterrolle“: „Ich bin alt genug. Hab mein Leben gelebt. Aber du hast mich halt immer überholt. Du warst halt immer besser, besessener. Die Bestandsaufnahme wird schwer fallen vor dem Alten.“ Götz George wird am 23. Juli 75 (siehe Seite 20).

2 WDRRubrik Welten GLEICH KNALLT´S Foto:WDR/Kierok

Paul Plamper macht Räume hörbar. Seine WDR 3-Koproduktion „Der Kauf“ ist in einer speziellen Version auf Stadt-Brachen in Köln, München und zu hören. Dort können Besucher in seine akustischen Kunstwelten eintauchen. Die Deutsche Akademie der Darstellenden Künste hat Plampers Werk, das der Wechselwirkung von Glück und Besitz nachgeht, zum Hörspiel des Monats Mai gewählt.

3 WDRRubrik Welten

FREIHEIT Foto:WDR/Anneck

Fotos wie dieses besitzt er etliche: Am Ende jeder Produktion lässt WDR-Kameramann Jürgen Dahlhoff ein Sprungfoto von sich machen. „Es ist dieses Gefühl von Unabhängigkeit, man hat die Situation und das Ergebnis nicht unter Kontrolle, ein Stück Freiheit, meine Freiheit!“ Dieses Bild entstand am Ende eines Termins für dieses Magazin. Neugierig? Dann lesen Sie weiter auf Seite 38.

4 WDR Welten

»KING« SIZE Foto:WDR/Böhme

Vom Kult-Rentner zum Rock-Opa, pardon, King of Rock: Auch in seinem Jubiläumsprogramm „25 Jahre Herbert Knebels Affentheater“ fasziniert Uwe Lyko mit seiner Verwandlungskunst. WDR 5 lie- fert die Höhepunkte (siehe Seite 27), während ihn die Zuschauer der »Mitternachtsspitzen« am 6. Juli in der Reihe „Überschätzte Paare der Weltgeschichte“ wieder im WDR TV erleben können.

5 WDR Welten RUHM SERVICE Foto:WDR/Sachs The same procedure as every year? Nicht ganz! Der WDR hat den Bühnen-Klassiker „Dinner for one“ für sein Silvesterprogramm neu produziert – mit Annette Frier und Ralf Schmitz. In „Dinner for one op Kölsch“ stolpert „James“, pardon, „Rallef“ über das Maskottchen des 1. FC Köln bis Frier den legendären Satz sagt: „Dieselbe Prozedur wie jedes Jahr, Rallef!“

6 Inhalt

Fernsehen 8 »Darf ich ... oder darf ich nicht?«, die neue Wirtschafts-Sendung Editorial Wirtschaftschefin Ellen Ehni im Gespräch über innovative TV-Formate 12 Der WDR produziert „Pinocchio“ mit Mario Adorf als Meister Geppetto 16 Bettina Böttinger öffnet mit ihrer neuen Sendung »B.sucht« ungewöhnliche Lebenswelten Foto:WDR/Sachs 18 Die Dokumentation „Die Wand“ erzählt die Geschichte von BVB-Fans in 90 Minuten Foto:WDR/Grande Fernseh-News 20 Götz George dreht neuen »Schimanski« und wird im Juli 75 Ludger Stratmann geht für den WDR auf Liebe Leserinnen, liebe Leser, „Extraschicht“ Doch! Sie haben WDR PRINT in der Hand! Wenn 21 Neue Kulturshow mit Anke Engelke auch in frischer Magazinform. Wir haben uns 21 Die 25. Ausgabe von »Ladies Night« bewusst dafür entschieden, bei einer gedruckten Radio Publikation zu bleiben. Das soll die Wertigkeit Bettina Böttingers 22 Reisetipps von den 1LIVE-Scouts Jochen des Blattes sowie unsere Wertschätzung für Sie Schliemann und Michael Dietz zum Ausdruck bringen – durch „Verpackung“ und Inhalt: noch mehr „Geschichten“, noch mehr der neue Sendung 24 WDR 5 begleitet den Abi-Jahrgang XXL Blick hinter die Kulissen unserer Programme, Radio-News noch mehr Hintergründe! WDR PRINT ist 1978 »B.sucht« 26 WDR 2-Redakteur Fabian Raphael über als Zeitung gestartet, nun das Magazin – mit sinn- die Aktion „50 Dinge, die ein Nordrhein- vollem Brückenschlag in die digitale Welt: Einige 16 Sie begleitet einen Autis- Westfale in seinem Leben getan haben muss“ PRINT-Themen vertiefen wir u. a. mit Videos auf ten, spricht mit einem Mörder: 27 Kult-Rentner Knebel feiert in WDR 5 25 Jahre unserer Unternehmensseite (www.wdr.de/unter- „Affentheater“ nehmen). Wir sind sehr gespannt wie Sie, liebe Bettina Böttinger trifft in ihrer Leserinnen und Leser, die neue PRINT finden. 31 Sophie Rois gibt die Kameliendame – Geben Sie uns gerne Feedback. Auf jeden Fall neuen Sendung »B.sucht« außer- am 6. Juli im WDR 3-Hörspiel gehen wir die nächsten Ausgaben unter dem halb des WDR-Studios Menschen Sendeplätze Motto an, das nach seiner Wahl zum 28 Neue WDR PRINT-Serie: Meine Stadt – WDR-Intendanten ausgegeben hat: „Macht ruhig mit außergewöhnlichen Biogra- Ludger Kazmierczak stellt Den Haag vor Fehler, aber riskiert etwas! Und habt Spaß!“ In fien und Schicksalen. Perspektiven diesem Sinne: Viel Vergnügen beim Lesen! 32 Der WDR eröffnet im Juli für Jugendliche sein Ihr Stefan Wirtz, »WDR Studio Zwei – Die Medienwerkstatt« WDR-Unternehmenssprecher 34 WDR-Nachwuchs produzierte mit »Tatort«- Stars einen Kurzkrimi WDR Panorama 36 Tom Buhrow, ein „Intendant zum Anfassen“ , der neue Anchorman Wayne Marshall und Stefan Parkman, die Neuverpflichtungen für die WDR-Klangkörper Berufsbilder 38 Jobporträt: Kameramann Jürgen Dahlhoff Medienmenschen NEUE SERIE 40 Markus Preiß geht ins Studio Paris Programmplaner Klaus Kunde-Neimöth Ludger Kazmierczak wird zweiter Mann im Studio Münster Ranga Yogeshwar sieht sich als

Meine Stadt Foto:WDR/Maurer „Quotenausländer“ 41 Kamerapreis: Frank Griebe heißt der Den Haag Ehrenkameramann 2013 28 NRW und viele Metropolen der Welt gehören Die WDR-Maus ist in Japan sehr populär zum Berichtsgebiet des WDR. In der neuen WDR Im Gespräch 42 Auf einen Latte macchiato mit Gerburg Jahnke, PRINT-Serie stellen Korrespondenten, Reporter und Frontfrau von »Ladies Night« Moderatoren ihre Arbeit in ihrer Stadt vor. 43 Service / Impressum

7 Titel Fotos:WDR/Görgen

8 Titel Wir bringen LEBEN in die Wirtschaft

Wirtschaft ist der Stoff, aus dem der Alltag ist. Nicht nur Dax oder Dow, Wirtschaft passiert auch an den Küchen- tischen der Nation. Und dort nehmen wir vom WDR Fern- sehen gewissermaßen Platz: Mit neuen Formaten wie »Darf ich ... oder darf ich nicht?« und »(R)echt clever«. Sie zeigen Wirtschaft aus der Sicht von Millionen Norma- los. Mit Spiel- und Spaßfaktor. Und – wie beim erfolgreichen »Markencheck« – alles zur besten Sendezeit.

Spargel? Salat? Welten prallen aufeinander, wenn Veganerin Martina und Frikadellen-Fan Dieter gemeinsam einkaufen. Fotos: WDR/Görgen

9 Titel

„Mach’ mal die Einkaufsliste. Ich steck’ mir eine Zigarette an.“ Dieter Warnecke (45) lässt die Gleich in die Vollen geht das neue Wirt- verdutzte Martina Schultze (56) in der Küche ste- hen und schlurft in den wilden Garten des Einfa- schaftsformat des WDR Fernsehens, das milienhauses in Leverkusen-Hitdorf. Martina, die überzeugte blonde Veganerin mit der „100 Prozent uns alle vor die Gewissensfragen stellt: vegetarisch“-Schürze um den Bauch, und Dieter, der vollbärtige Fleischliebhaber, sind Protagonis- »Darf ich ... oder darf ich nicht?« Zum ten des neuen WDR-Formats »Darf ich ... oder darf ich nicht?«. Beispiel Tiere essen? Kleine Kinder zu In Leverkusen wird während der kommen- Hause betreuen? den vier Tage gedreht. Passend zum Titel der ersten Folge „Darf mir Müll egal sein?“ kochen Martina Oder wie die Frage der Startsendung lautet: „Darf mir Müll egal sein?“ Um Antwort wird gebeten. Kamera ab!

Auch der Einkauf bestimmt die Müllmenge.

Giersch und Walderdbeeren. Aber Dieter will hen Walter Schultze (57) und Sven Webb (31) zur „lieber bei Edeka einkaufen“. gleichen Zeit vor ähnlichen Aufgaben. Auch WDR- Also begleitet das WDR-Team mit Kamera- Redakteurin Nicole Kohnert ist dabei. Sie hat Hat Dieter Lust auf Brennnesselsalat? mann Roland Körffer, Tonmann Agostino Iaia und gemeinsam mit Friederike Hofmann die Idee für und Dieter in Leverkusen ein Drei-Gänge-Menü Friederike Hofmann beide zum Einkaufen. Mar- das Format entwickelt und nennt den 45-Minüter für acht Personen. Sie trennen 100 Teile Müll und tina und Dieter fahren vorweg. „Pelz ist peinlich“ augenzwinkernd „Frauentausch mit Niveau“. entsorgen sie richtig. Außerdem sollen sie Über- steht auf dem Aufkleber am Heck von Martinas Und tatsächlich erinnern manche Zutaten flüssiges im Haushalt zu Geld machen. „Martina silbernem koreanischen Kleinwagen. an das RTL 2-Format. Wie bei dem Privatsender hat eine klare Mission, sie will auch ihr Umfeld zu haben Martina Schultze und Dieter Warnecke ihre umweltbewusstem Verhalten bewegen“, sagt Frie- „Frauentausch mit Niveau“ Partner getauscht. Unterschiedliche Charaktere derike Hofmann, Redakteurin der PG Wirtschaft Ortswechsel nach Engelskirchen. Dort ste- prallen aufeinander: Hier die Ökos Martina und und Recht, die als Autorin vor Ort ist. Walter Schultze, dort die Zum Beispiel beim Kochen. Allerdings ist Öko-Muffel Dieter Warne- Martinas ökologisch vorbildlicher Menü-Vor- cke und Sven Webb. Aller- schlag so gar nicht nach Dieters Geschmack. Vor- dings kommen die Duos speise: Giersch-Brennnessel-Salat. Hauptgericht: ohne künstlich geschürte Backkartoffel mit Möhrengemüse und Zucchini. Konflikte, ohne Gebrüll Nachtisch: frische Erdbeeren. „Das meiste davon und Gezeter, ohne vorab wächst hier im Garten, so fällt kaum Müll an“, geschriebene Dialoge aus. freut sich die Veganerin. Dieters trockener Kom- Gegenseitiger Res- mentar: „Du willst doch nur dein Unkraut loswer- pekt und etwas Offenheit den.“ Darauf beharrt er nach seinem Rundgang für Neues seien die Voraus- durch Martinas auf 400 Quadratmetern wild setzungen, sagt Ellen Ehni, wucherndes grünes Biotop. Leiterin der Programm- Dort stehen zwischen zwei kleinen Natur- gruppe Wirtschaft und teichen mehr als 80 Jahre alte Pflaumen-, Kirsch- Recht. „Natürlich gibt es und Apfelbäume neben Wiesenschaumkraut, Zu Martinas vorbildlichem Öko-Garten gehört der Kompost. Rollentausch-Geschichten

10 Titel

schon länger. Aber wir nutzen dieses amüsante Gefäß und füllen es mit etwas Ernsthaftem und Neuem. Und zwar nach unseren journalistischen Die Wirtschaft „von unten“ Grundsätzen.“ So kabbeln sich Martina und Dieter in den engen Gängen des Leverkusener Supermarktes betrachten zwar um grünen Salat: „Hätte Gott gewollt, dass ich Grünzeug esse, wäre ich ein Karnickel gewor- Ellen Ehni über Foto:WDR/Heisch den.“ Oder Fleisch: „Du würdest lieber Freunde verlieren, als Fleisch zu braten?“ Aber das WDR- kreative Team hält sich bei den Aufnahmen zurück. Weder Redakteurin Hofmann noch Kameramann Körf- TV-Formate fer provozieren oder werfen Stichworte ein, um Viele kleine alltägliche Entscheidungen können große einen Konflikt eskalieren zu lassen. Frau Ehni, Sie sind Leiterin der Programm- Auswirkungen haben. Wann ist zum Beispiel der hei- Sprecherkommentar und moderne ani- mische Apfel besser fürs Klima, wann der Importapfel? gruppe Wirtschaft und Recht. Was unter- mierte Grafiken liefern zusätzlich Hintergründe Foto: WDR/Heisch scheidet eine Sendung wie »Darf ich ... oder und Zahlen zum Thema Müll. „Zugegeben: Das darf ich nicht?« von anderen Wirtschafts- Format mehr. Die Reihe läuft seit mehr Thema Müll ist nicht sexy. Aber ich glaube, wir formaten? als zwei Jahren, trotzdem zählt sie zu den haben eine unterhaltsame Form gefunden, einen ELLEN EHNI: Es gibt viele Situationen, in Innovationen. Warum haben »Marken- wirtschaftlichen Inhalt seriös rüber zu bringen“, denen wir uns in einem Gewissenskonflikt checks« diesen Erfolg? sagt Ellen Ehni. befinden – mal fällt uns die Entscheidung EHNI: Die Zuschauer brauchen Orientie- leicht, mal tun wir uns schwer damit. Wir zei- rung im komplexen Konsum-Alltag, und „Etwas ganz Neues ausprobieren“ gen anhand von eigentlich banalen Tätigkeiten die bekommen sie bei den »Markenchecks« Vor allem die 30- bis 49-Jährigen will die wie Kochen, Einkaufen oder Müll wegwerfen, auf eine besonders unterhaltsame und span- Wirtschafts-Chefin stärker ansprechen. „Wichtig welche Konsequenzen diese ganz alltäglichen nende Weise: Rechercheergebnisse werden ist, etwas ganz Neues auszuprobieren, auch wenn Dinge haben können. Wir greifen dabei Fragen nicht beschrieben, sondern nachvollziehbar man damit nicht gleich Bestquoten einfährt“, so auf, zu denen jeder Zuschauer eine vorgefer- erarbeitet. Oft wird im Fernsehen der Ent- Ehni. tigte Meinung haben dürfte: Darf ich ... Tiere stehungsprozess einer Handlung „weginsze- Öko Martina hat sich durchgesetzt; sie und essen? Billigkleidung kaufen? Meine Kinder zu niert“; die »Markenchecks« jedoch stehen für Dieter kehren am Ende nur mit grünem Salat, Kar- Hause betreuen? Ziel des Formats ist es, Men- „echte“ Situationen, spontane Interviews und toffeln, Spargel, Zucchini, Erdbeeren und Rhabar- schen mit klaren Meinungen mit den Folgen unerwartete Momente, auch um den Preis ber in ihre Küche zurück. Das macht möglichst ihres Handelns zu konfrontieren. von Unschärfen und Wacklern im Bild. wenig Müll. Dass beim Abendessen nur fünf statt Wird es in Zukunft mehr Formate dieser (R)echt clever ist ebenfalls ein neues Format der erwarteten acht Personen am Tisch sitzen, Art im WDR Fernsehen geben? zu juristischen Themen. Wie bringt man die stört Martina Schultze nicht: „Ich hatte schon mit EHNI: Die Programmgruppe Wirtschaft vermeintlich verstaubte Paragraphenwelt ins so einem Trick der Redaktion gerechnet.“ Nach und Recht ist eine kreative Keimzelle und Fernsehen? ausgiebigem Mahl bleiben Martina und Dieter wird weiter innovative Formate entwickeln EHNI: Wir versuchen, Elemente einer trotzdem auf weniger als einem Kilo Müll sitzen. – genauso wie wir übrigens auch in unseren Unterhaltungssendung mit Tipps aus dem „Eine tolle Leistung“, lobt Friederike Hofmann. Regelsendungen »markt«, »plusminus« und Rechtsalltag zu verbinden – das ist in der Und auch Dieter Warnecke hat Grund zum Strah- »Ratgeber Internet« immer wieder Neues aus- Form eine Premiere im deutschen Fernsehen: len. Er hatte sich nämlich im Supermarkt noch probieren. Das Wichtigste ist dabei, die Wirt- Das „Nepp-Team“ um Rechtsanwalt Samy eine Flasche Cola und eine Frikadelle gekauft. So schaft „von unten“ aus dem Blickwinkel des Hammad und zwei Schauspielern provoziert kann er es selbst im strengsten Veganer-Haushalt Zuschauers zu erzählen. Damit erklären wir Situationen und beobachtet sie mit versteck- gut aushalten. Heiko Schlierenkamp die großen Themen wie Arbeit, Gesundheit ter Kamera. Durch diese Fallen werden juris- oder Rente auf möglichst einfache Art und zei- tische Wissenslücken der Verbraucher auf gen, was sie mit jedem Einzelnen zu tun haben. unterhaltsame Art aufgedeckt. Gleichzeitig tun wir das auf unterhaltsame Art Mit Ellen Ehni sprach Sascha Woltersdorf und Weise, mit einer ungewöhnlichen und »Markencheck«. Der Nivea-Check. Redak- modernen Bildsprache, so dass sich auch jün- tion Detlef Flintz, Simon Pützstück 8.7., 20:15, gere Zuschauer dafür interessieren. Wir wollen , (R)echt clever. Redaktion Ellen Ehni, »Darf ich ... oder darf ich nicht« zeigen: Wirtschaft kann auch Spaß machen. Philipp Bitterling Sechs Folgen ab 29.7., 20:15, Der »Markencheck« ist ja kein ganz neues WDR Fernsehen WDR Fernsehen MO / 22. Juli / 20:15

11 Fernsehen

12 Fernsehen MARIO ADORF in „Pinocchio“

Großes opulentes Fern- sehen mit einem Star- Ensemble, in dessen Zentrum einer der Größten steht: Mario Adorf ist der Meister Geppetto in Carlo Collodis wunderbarer Welt des „Pinocchio“. Der WDR dreht die Geschichte der frechen Marionette, die gern ein echter Junge wäre, als einen Mix aus Real- und Animationsfilm. Weihnachten im Ersten.

Geppetto (Mario Adorf) wurde mitsamt seinem Schiff von einem Walfisch ver- schluckt. Wird er Pinocchio wiedersehen? Fotos: WDR/Spauke

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Die Filmbilder der welt- berühmten Holzpuppe entstehen am Computer.

Meister Geppetto hat Fieber. Schweiß läuft ihm übers Gesicht, Albträume quälen ihn. In einem früheren Pinocchio-Film Unruhig wirft er sich – in eine schmutzige Decke gehüllt – hin und her. Kein Arzt kann ihm hel- spielte Mario Adorf Computeranimation“, sagt die Regisseurin. Real fen, denn Geppetto ist im Bauch eines riesigen sind natürlich die Schauspieler – neben Mario Fischs, der ihn auf dem offenen Meer zusammen an der Seite von Adorf gehören noch Ulrich Tukur, Inka Friedrich, mit seinem Schiff verschluckt hat. Hier unten ist Benjamin Sadler, Florian Lukas und Sandra Hüller es düster, feucht und riecht nach verwestem See- Gina Lollobrigida zur Besetzung. Gedreht wurde an vielen Sets in tang. Die Chancen, in dieser Umgebung gesund Nordrhein-Westfalen und der Türkei. zu werden, stehen schlecht. Pinocchio dagegen wird erst nach den „Mario, sehr schön! Vielleicht kannst du im Mario Adorf am Rande der Dreharbeiten in Köln. Drehs vollständig am Computer zum Leben Fiebertraum noch etwas mehr zittern. Das deutest Die Pinocchio-Geschichte ist weltbekannt. erweckt. Seine Mimik und sogenannte Layout- du momentan noch zu zaghaft an“, ruft Regisseu- Meister Geppetto schnitzt eine Holzpuppe, die Stimme – wer Pinocchio im Film sprechen wird, rin Anna Justice in den dunklen Magenschlund ihm allerhand Ärger bereitet. Pinocchio lernt stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest – hinein. Mario Adorf verkörpert den Meister sprechen – und leider auch das Lügen. Auch sonst bekommt Pinocchio von Schauspielerin Claudia Geppetto in der Neuverfilmung der Abenteuer hat er allerhand Unsinn und Flausen im Kopf. Funke. Sie trägt einen verkabelten Anzug, der alle Pinocchios. Ein weiterer imposanter Auftritt des Dabei führt Pinocchio nie wirklich etwas Böses Bewegungen aufzeichnet. Jeden Luftsprung, jedes 82-jährigen großen Schauspielers. im Schilde. Sein größter Wunsch ist es, einfach Kopfnicken und jedes Schulterzucken überträgt Adorf stand schon einmal in einer Ver- ein ganz normaler Junge aus Fleisch und Blut zu eine Software auf die animierte Figur. filmung der weltberühmten Geschichte von werden. Und was passiert mit dem fiebernden Carlo Collodi vor der Kamera: In der italieni- Der Zweiteiler ist eine Gemeinschaftspro- Geppetto? Er ist nicht alleine im Bauch des gro- schen Serie „Pinocchio“ spielte er an der Seite duktion von ARD und WDR (Redaktion: Brigitta ßen Fisches. Auch Pinocchio wurde verschluckt. von Gina Lollobrigida 1972 den Zirkusdirektor. Mühlenbeck, Wolfgang Wegmann, Dörte Hanke) Er legt dem alten Mann einen kühlen Wickel auf „Damals hatte ich das Alter für Geppetto noch und der FFP New Media (Produzent: Michael die Stirn. Beim Dreh ist es noch Claudia Funke nicht erreicht. Umso mehr freue ich mich, diese Smeaton, Producerin: Anemone Müller), geför- mit der Holzpuppe. Im Fernsehen wird es dann Rolle jetzt spielen zu können. Die Geschichte dert von der Film- und Medienstiftung NRW. für den Zuschauer der computeranimierte Pinoc- Pinocchios hat mich von jeher fasziniert“, sagt „Wir drehen eine Mischung aus Realfilm und chio sein. Tobias Zihn

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Mario Adorf in einer weiteren großen Rolle. Der Event- Zweiteiler „Pinocchio“ wird im Weihnachts- programm ausgestrahlt.

Neue Welten durch Computeranimation

Viele Szenen des neuen Die beiden Kreuze aus „Pinocchio“-Films ent- Klebeband auf dem linken Oberschenkel von Claudia stehen am Computer. Funke helfen den anderen Zum Beispiel der Bauch Schauspielern bei der Arbeit. des Walfisches: Den Die Klebestreifen markieren die Position, an der später baute Bertram Strauß aus im Film Pinocchios Augen zu Badezimmerkacheln, sehen sein werden. Manch- die er mit einer Latex- mal brauchen die Schauspie- ler noch mehr Authentizität. masse bestrich. Für Dann schnappt sich Claudia manche Einstellungen Funke, die im Film auch die – beispielsweise wenn Fee spielt, ein 3D-Modell Pinocchios und die Szene der Fisch frisst und das wird wiederholt. Auch für Maul öffnet – konnte der Kameramann Mathias Neu- „Bauch“ sogar mit Was- mann ist der Dreh eine He- rausforderung: „Ich muss bei ser geflutet werden. Am jeder Szene das digitale Computer wurde diese Element, das ja erst nach- Kulisse aus Kacheln und träglich ins Bild hinzugefügt wird, mitdenken.“ Latex dann mit virtuel- Foto: WDR/Lebrun len Elementen ergänzt. Im fertigen Film ist nur der düstere Schlund des Wals zu sehen. TZ

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Bettina Böttinger pflegt seit 20 Jahren erfolgreich die etwas andere Talkshow. Mit ihrer neuen Sendung »B.sucht« erschließt sie nun außerhalb des Studios erstaun- liche Lebenswelten.

DAS LEBEN der Anderen

Autisten, Menschen im falschen Körper, Sexarbeiter, Knackis: Ab Juli begegnet Bettina Böttin- ger in der Presenter-Reportage

»B.sucht« (Redaktion: Dagmar Foto:WDR/Encanto Kieselbach) Menschen mit unge- wöhnlichen Lebensgeschichten. »B.trifft«, »Böttinger«, seit 2006 »Kölner Treff«. Sie gelten als eine der besten Fragestelle- rinnen im deutschen Fernse- hen.Trotzdem frage ich mich: Wie konnte es Ihnen gelingen, einen Autisten zu öffnen und Bettina Böttinger besucht Julius, der an frühkindlichem Autismus leidet. zum Gespräch zu bewegen? BETTINA BÖTTINGER: Einen Autisten kann heit. Bei stärkerer Ausprägung ist auch kein man selbst bei höchster Empathie kaum oder Gespräch möglich. Aber das Gegenüber spürt, gar nicht öffnen. Das ist ein Aspekt der Krank- ob man sich interessiert und ihm zugewandt

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Wie kommt man in nur zwei Drehtagen so nah Sturm. Abgesehen von den Bildern war es auch für ran an die Protagonisten? mich eine Herausforderung, weil ich mich irgend- BÖTTINGER: Das Gütesiegel WDR und der Name wann fragen musste: Darf ich für einen Mörder Bettina Böttinger sind Türöffner. Die Menschen Sympathien entwickeln? verlassen sich darauf, dass sie nicht veräppelt, ver- Geht es in Ihren Gesprächen letztlich um Ihre heizt und dramatisch falsch dargestellt werden. persönlichen Interessen – und Fernsehen ist Das haben wir bei allen Protagonisten gemerkt. nur ein Nebenprodukt davon? Haben Sie den Ruf: Die tut nix, die will nur BÖTTINGER: Das deckt sich glücklicherweise spielen? und ist der Grund, weshalb ich meinen Beruf so BÖTTINGER: Nur spielen würde ich nicht sagen, sehr mag. Ich begegne Menschen, die ich norma- da würde ich sogar heftig widersprechen. Wir lerweise nie kennen lernen würde. Und das ist ein versuchen, ein gutes Unterhaltungsformat zu Schatz, der wie gerade wieder bei »B.sucht« mein machen, in dem es aber immer auch um etwas Leben unendlich bereichert. geht. Nur im seichten Gewässer fischen – das mag Mit Bettina Böttinger sprach Ute Riechert ich nicht. Welche Voraussetzungen brauchen Sie, um ein gutes Interview führen zu können? BÖTTINGER: Zuhören ist entscheidend, wobei es ein Unterschied ist, ob Sie ein Interview führen oder ein Gespräch. Ein Gespräch ist breiter ange- legt. Das heißt nicht, dass ich irgendwo reinpiekse und dann schaue, was kommt. Ich habe meinen roten Faden und die drei wichtigsten Fragen, denen ich unbedingt nachgehen möchte – aber ansonsten versuche ich, mich einzulassen auf mein Gegenüber. Das ist bei dem neuen Format »B.sucht« auch der Fall, nur dass es da natürlich viel persönlicher zugeht als im »Kölner Treff«, weil

ich die Leute in ihrer Lebenswirklichkeit treffe. Foto:WDR/Encanto Für ihre neue Sendung »B.sucht« verließ Was ist fernsehtechnisch so ungewöhnlich an Bettina Böttinger mit Ralf, der als Escort-Begleiter von

Bettina Böttinger nun das Studio. Foto:WDR/Grande »B.sucht«? Frauen für gewisse Stunden gebucht wird. BÖTTINGER: Wenn Sie, wie im Gefängnis, Inti- ist. Julius kann keinen Satz klar sprechen, leidet mität erzeugen wollen, sollten Kamera und Kame- unter einer schweren Form von frühkindlichem ramann möglichst unsichtbar sein. Das erfordert Autismus. Er hat es zugelassen, dass ich ihn zwei einen tollen Kameramann, in diesem Fall Klaus Tage seines Lebens begleitete. Am Ende dieser Zeit sagte er „Danke, Bettina!“. Das hat mich sehr berührt, denn damit hat er gezeigt, dass er mein wirkliches Interesse am Menschen Julius gespürt hat.

Mit welchen Schicksalen beginnt »B.sucht«? Foto:WDR/Encanto BÖTTINGER: Wir haben nicht zufällig die Folge „Im falschen Körper geboren“ an den Anfang gesetzt. Diesen Menschen geht es nicht darum, ob sie einen Rock oder eine Hose tragen, für sie geht es schlicht und ergreifend darum, ob sie wei- terleben können oder nicht. Der Jüngste, Jan, den ich besonders in mein Herz geschlossen habe, ist gerade mal am Anfang sei- ner Pubertät. Trotzdem weiß er, dass er im falschen Körper geboren wurde. Mich hat aber auch die »B.sucht« Mutter sehr bewegt: Wie sie zu ihrem Kind steht, ihre Angst, wenn Jan sagt: „Wenn ich einen Busen Pamela (l.) mit ihrer Ehefrau Sabine. Als sie sich kennen WDR Fernsehen bekomme, schneid’ ich ihn ab oder bring’ mich um.“ lernten, hieß Pamela noch Guido. DO / 4. Juli /22:00

17 Fernsehen Fußball ist unser Leben: DIE WAND „Die Wand“ ist eine einzigartige Dokumentation. Sie zeigt BVB-Fans

während eines Hauptpersonen geführt. „Ich wollte Menschen ken- nen lernen und porträtieren, die sich alle 14 Tage zu Bundesligaspiels diesem Zusammenspiel treffen. Ich wollte ein faszi- auf der Dortmunder nierendes und sensibles soziales Gebilde dokumen-

Fotos:WDR/Langer tieren“, sagt Martens. Homogen sei die Masse von Südtribüne und Menschen in der „Wand“ nur auf den ersten Blick. Klaus Martens und sein Team haben den erzählt ihre Film rund um ein Fußballspiel produziert, um die Einheit von Zeit und Ort zu gewährleisten. „Wir Geschichten. sind die Ersten, die bei einem laufenden Bundes- ligaspiel eine solche Dokumentation drehen konn- ten. Es entsteht ein Kammerspiel.“ Für eindrucks- Samstag, 20. April 2013, der 30. Spieltag der Weitere Kameras nehmen von verschiedenen Stellen aus volle Bilder von der „Wand“, die bei normalen vergangenen Fußball-Bundesliga-Saison. Borussia die Südtribüne ins Bild und beobachten Initiativen, Rituale, Fußballübertragungen nicht zu sehen sind, sorgt Choreografien und spontane Reaktionen. Dortmund gegen Mainz 05. WDR-Journalist Klaus eine „Spidercam“ (Sony P1). Hinter dem Ballfang- Martens ist mit 49 Kollegen, darunter 15 Kamera- netz positioniert, kann sie in die Tribüne fliegen. leute, im Signal-Iduna-Park, der von vielen immer In der Dokumentation, die voraussichtlich Zu den sieben Hauptpersonen gehört der noch Westfalenstadion genannt wird. zuerst im Kino zu sehen sein wird, geht es um 29-jährige Fabian, genannt Borsti. Er besucht 100 Bei diesem Dreh geht es nicht um Sensati- das Leben von sieben BVB-Fans, verdichtet auf Spiele im Jahr und hat sein ganzes Leben dem Fuß- onspässe und Traumtore auf dem Platz. Der Fokus 90 Minuten. „Die Wand“ (Redaktion Sonia Seymour ball gewidmet. Und Thorsten, ein junger Familien- richtet sich auf die sogenannte „Wand“, die „Süd“, Mikich) zeigt sie mit ihren spontanen Reaktionen, vater, der selbst einmal Fußballprofi werden wollte. Europas größte Stehtribüne. Bei BVB-Heimspielen ihrem Leiden und ihrem Glück während des Spiels. Er war schon für ein U-Nationalteam vorgesehen, stehen hier rund 25 000 Schwarz-Gelbe hinter Ihre Gesichter spiegeln die Dramaturgie auf dem musste aber verletzungsbedingt aufhören. Und die ihrer Mannschaft. Platz wider. Was in ihnen vorgeht, erzählen sie 59-jährige Hausfrau Marianne. Sie schwärmt für spontan in die Kamera. Dazu gibt es immer wieder den Verein, seit der legendäre Lothar Emmerich ihre Erzählungen aus dem „Off“. Klaus Martens, der einmal „so ein Wahnsinnstor gemacht hat“. Mari- das Projekt initiierte und durchführte, hat schon anne besucht die Spiele oft mit ihrem 35-jährigen weit vor dem Spiel gegen Mainz Interviews mit den Sohn. Sein Name: Lothar. Ein anderer Protagonist ist der Bergmann Heinz, der das „Wand“-Gefühl laut Martens so beschreibt: „Den Zusammenhalt, den er auf der Südtribüne spürt, hat er eigentlich nur unter Tage erlebt.“ Nur der Vollständigkeit halber: Der BVB gewann das Spiel gegen Mainz mit 2:0. Sascha Woltersdorf

Eines der Reportageteams wandert mit einer vergleichs- Die Wand weise kleinen digitalen Spiegelreflex-Kamera, die HD- Videobilder liefert, während des Spiels durch die Reihen der Südtribüne und dokumentiert das Geschehen aus nächster WDR-Redakteur Klaus Martens bespricht eine Kamera- WDR Fernsehen Nähe. einstellung. DO / 03. Oktober /21:45

18 FernsehenFernsehen

19 Fernseh-News

George-Festwoche im Juli. Neuer Schimanski im Herbst

Zum 48. Mal steht Götz George als Horst Schi- Lagerhaft. Götz George ist nicht nur der Haupt- manski vor der Kamera. „Ich mag das Zwiespäl- darsteller des Doku-Dramas, sondern zusammen tige an der Rolle, das Zwitterhafte“, sagte der mit seinem Bruder Jan einer der wichtigsten Zeit- 74-Jährige bei den Dreharbeiten in Duisburg. zeugen. Und natürlich thematisiert der Film die „Schimanski hat sich zwar nicht viel verändert, Beziehung zwischen Vater und Sohn. „George“ ist aber seine Persönlichkeit hat viele Facetten: Er ist eine Produktion der teamWorx in Koproduktion Polizist, aber manchmal auch ein kleiner Gauner, mit dem SWR (federführend), WDR, RBB, NDR in er ist Liebhaber und noch vieles mehr.“ Die Aus- Kooperation mit ARTE. (Redaktion WDR: Chris- gabe „Loverboy“ der Krimi-Reihe »Schimanski« tiane Hinz, Götz Schmedes). kommt voraussichtlich im Herbst ins Erste. Das WDR Fernsehen ehrt Götz George mit einer Foto:WDR/Stratmann George kann sich weitere Auftritte des Raubeins Werkschau. Die George-Festwoche beginnt am Dreharbeiten in Duisburg: Götz George geht auch mit 74 aus dem Ruhrgebiet vorstellen: „Ob ich noch einen als Horst Schimanski auf Verbrecherjagd. 18. Juli um 20:15 mit der »Schimanski«-Folge weiteren Schimanski mache, hängt davon ab, in „Tod in der Siedlung“. Am 20. Juli stehen ab 20:15 welcher Stimmung ich bin. Man muss auf mich besonderen Rolle: In dem Dokudrama „George“ u. a. „Mein Vater“ und „Der Totmacher“ auf dem zukommen und mir ein Angebot machen.“ von Joachim A. Lang verkörpert er seinen Vater, Programm. Selbst zu Wort kommt George am Doch zuerst wird Geburtstag gefeiert. George wird den Jahrhundertschauspieler Heinrich George; er 19. Juli in den Dokumentationen „George!“ (23:15) am 23. Juli 75. Das Erste zeigt den Ausnahmeschau- wurde wegen seiner Haltung in Nazi-Deutschland von Frank Bürgin (Redaktion Christiane Hinz) spieler am 24. Juli um 21:45 (nach dem Duisbur- nach dem Krieg vom russischen Geheimdienst und „Nicht reden, machen“ (00:00) von Marika ger »Tatort« „Schuld und Sühne“) in einer ganz verhaftet und starb mit 52 Jahren in sowjetischer Ullrich (Redaktion Matthias Kremin). mal

„Ich verlasse mich auf meine Spontaneität“

Kabarettist Ludger Stratmann legt für den WDR vom 6. auf den 7. Juli Ich verlasse mich da auf meine Spon- eine „Extraschicht“ ein, wenn sich das Ruhrgebiet zwischen Duisburg taneität. Da habe ich die letzten 20 und Hamm an 50 verschiedenen Spielorten in 25 Städten und auf 450 Jahre gut mit gelebt. Immer wenn ich Veranstaltungen präsentiert. mich mal gut vorbereitet hatte und es Herr Stratmann, das wird aber eine lange Schicht: direkt von der passierte etwas Unvorhergesehenes, Foto:WDR/Eckenroth Bühne zum Dreh? kam ich ins Schleudern. Ja, um 16 Uhr beginne ich in Essen in meinem Theater mit dem Bühnen- Sie treffen auch Fritz Pleitgen, um programm und das geht ungefähr bis viertel nach sechs. Dann werde ich darüber zu reden, wie man den Ruhr- vom WDR-Team noch im Saal empfangen und marschiere mit denen pott „nach vorne bringen“ kann. los zur historischen Straßenbahn an der Haltestelle „Essen Rathaus“. Wir haben früher viel Spaß miteinan- Das Tetraeeder in Bottrop Wie halten Sie sich fit an so einem langen Abend? der gehabt, als er noch WDR-Inten- Ich mach‘ ja viel mit Kaffee ... dant war. Als Vorsitzender der Kulturhauptstadt 2010 in Essen hat er mich Was ist Ihr Lieblingskulturdenkmal im Ruhrgebiet? dann ein bisschen enttäuscht mit diesem Spruch von der „Metropole Ruhr“. Ich hab‘ selbst mit Stratmanns Theater ein Kulturdenkmal in Essen auf Das Ruhrgebiet ist keine Metropole, die Ruhris sind viel bescheidener, die dem Kennedyplatz: das ehemalige Amerikahaus, mein „Europahaus“, wollen auch gar nicht Metropole sein. Darüber kann ich mit ihm gerne wie es jetzt heißt. Das ist natürlich mein mal diskutieren. Und darüber, ob man nun aus jedem Ort, liebster Platz. Und das Tetraeder: Ich wo mal ein Bergmann hingepinkelt hat, ein Kulturzentrum liebe den Blick auf die Kokerei, ich liebe machen muss. In Bottrop hat man ein altes Zechengebäude den Landschaftspark, den Bernepark, wieder zu einem Industriegebäude gemacht. Da sitzen Leute, das sind alles tolle Orte. So was gibt es die Computer produzieren, Bilderrahmen und Vasen herstellen sonst nirgendwo in Deutschland oder und alle ganz gut davon leben. Wir brauchen Kultur, aber auch auf der Welt. Arbeitsplätze. Die Fragen stellte Christian Gottschalk Sie werden im Laufe des Abends mit den verschiedensten Leuten spre- Stratmann auf Extraschicht. chen, mit Sportlern, Musikern, ehe-

maligen Nachbarn. Wie bereiten Sie Foto:WDR/Sachs WDR Fernsehen sich vor? Ludger Stratmann auf „Extraschicht“ SO / 7. Juli /16:30

20 Fernseh-News

„Heißer Scheiß und coole Kunst“

»Anke hat Zeit« heißt die neue Kultur- show im WDR Fernsehen, die Anke Engelke am 27. Juli zum ersten Mal moderiert. Sie übernimmt damit den Staffelstab von Helge Schneider, der sich nach zwei Folgen »Helge hat Zeit« im Januar verabschiedet hatte. Anke Engelke: „Wenn Helge keine Zeit Foto:WDR/Grande hat, übernehme ich gern. Das ist eine Neue Kulturshow mit Anke Engelke Sendung mit Bock auf Entdeckungen. Und wenn ich pro Sendung wie damals bei Helge dreimal rufe: ,Kauf ich, geh ich hin, muss ich mir merken!’, ist das doch astrein. Dann ist das eine Sendung, die mir auf der Suche nach guter Musik und heißem Scheiß und cooler Kunst behilflich ist.“ Im Kölner Stadtgarten begrüßt Anke Engelke Künstler, Quer- denker, Freunde und Talente, die man nie oder zu selten im Fernsehen sieht. Alles ist möglich in dieser Show, die begeistern Anke hat Zeit will für Kultur und Kulturschaffende. Im Herbst wird die Show (Red. Vasco Boenisch) in lockerer WDR Fernsehen Folge fortgesetzt, dann samstags um 22:45. EB SA / 27. Juli /21:45

Das Geschäft mit Lebensmitteln

Drei Aufsehen erregende und preisgekrönte Dokumentarfilme strahlt das WDR Fernsehen in seinem Sommer-Special „Ernährung als Business“ aus. Die WDR/NDR-Koproduktion „Taste The Waste“ hat entscheidenden Ein- fluss auf die politische Debatte über die Lebensmittelproduktion genommen Gerburg Jahnke mit ihrem „Geschenk“: Stripper OMEGA aus Bochum. und die Diskussion um das Mindesthaltbarkeitsdatum befeuert. Das Essen, Foto: WDR/Grande das die Europäer im Müll entsorgen, würde zwei Mal reichen, um alle Hun- gernden der Welt zu ernähren. Autor Valentin Thurn recherchierte den Umgang mit Lebensmitteln international und deckte haarsträubende Zusam- Scharfer Strip zum Jubiläum menhänge auf. (4.7., 23:25, Redaktion WDR: Angelika Wagner, Andrea Ernst) Normalerweise kommen Männer in Gerburg Jahnkes Comedy-Show »Ladies In „Food, Inc.“ untersucht der Filmemacher Robert Kenner die Lebensmit- Night« (Redaktion Elke Thommessen) nur als schmückendes Beiwerk vor telindustrie der USA. Seine erschreckende Bilanz: Eine Handvoll von Groß- und dürfen höchstens mal einen der weiblichen Stars am Klavier begleiten. konzernen kontrolliert die gesamte Produktion und stellt dabei den Profit vor Nach sechs Jahren zur 25. Sendung war manches anders. Frontfrau Jahnke die Gesundheit der Konsumenten. (11.7.23:25, Redaktion WDR: Jutta Krug). machte sich selbst ein Jubiläumsgeschenk: Sie brachte den „schönsten Mann „Monsanto – mit Gift und Genen“, der Dokumentarfilm von Marie- Bochums“ mit – Stripper OMEGA, der seinen wohlgeformten Körper Zenti- Monique Robin – eine WDR-Koproduktion – erkundet den US-ame- meter für Zentimeter in Szene setzte – bis auf die Zone unter seinem roten rikanischen Konzern „Monsanto Chemical Works“, den weltweiten Slip. Jahnke kennt den schwarzen Beau aus gemeinsamer Arbeit. 2011 spielte Marktführer für Biotechnologie. Heute sind 90 Prozent der angebauten er in dem Stück „Ganz, oder gar nicht” mit, das sie am Oberhausener Theater gentechnisch veränder- Ebertbad inszenierte. ten Pflanzen Monsanto- Die letzten Minuten auf der Bühne gehörten ebenfalls einem Mann. Gerburg Patente. Diesen Umstand Jahnke verabschiedete ihren persönlichen Feuerwehrmann. Hermann- halten viele Experten und Joseph Gruhl war 25 »Ladies Night«-Ausgaben für ihre Sicherheit zuständig Verbraucher für bedenk- und hatte ihr, wie sie erzählte, bei jeder Zigarette den Aschenbecher hinterher lich. Im Mai gab der Saat- getragen (siehe auch Seite 42). mal gutkonzern den Kampf für Gentechnik in Europa erst einmal auf. (18.7., 23:25, Foto:WDR/Fortissimo Films Die Redaktion WDR: Jutta Jubiläums- Kühe sind Grasfresser, aber wir bringen sie dazu, Mais sendung im Krug) mal zu fressen, denn der ist billiger. Internet

21 Radio

Noch nicht gebucht? Dann lesen

Sie weiter! 1LIVE beschäftigt Fotos:privat zwei erfahrene Reiseführer.

Jochen Schliemann Schliemann im Joshua- Tree-Natio- nalpark und Dietz Kaliforniens DIE SCOUTS Den Titel „Weltenbummler“ haben sie sich Aber es gibt eine Voraussetzung für Span- Zusatztipp erhielt die Hörerin von beiden den Rat, längst verdient: Von den 200 Ländern auf der Erde nung und Abenteuer: Schliemann und Dietz urlau- das Essen in China zu genießen, und zwar so oft besuchten die Reisejournalisten Jochen Schlie- ben nicht. Sie reisen. Das ist ihrer Meinung nach und so reichlich wie möglich! mann (37) und Michael Dietz (36) schon über ein großer Unterschied. (Pauschal-)Urlauber fragen Das Ziel der beiden Globetrotter ist es, die 100; darunter die Traumziele Hawaii, China und sich irgendwann, warum alle Länder ähnlich aus- Hörer zum Reisen zu animieren, frei nach dem die Galapagosinseln. Ihre Souvenirs: jede Menge sehen, weil sie immer am Pool in derselben Hotel- Motto „Einfach mal raus und die Welt kennen Erlebnisse. 1LIVE-Redakteur Schliemann bei- kette entspannen. Reisende dagegen „lernen Land lernen“. Und dazu bedarf es nur weniger Vorbe- spielsweise blieb weniger der atemberaubende und Leute kennen und entdecken die einheimi- reitungen, behaupten sie. „Man sollte nicht alles Sternenhimmel über der Sahara in Erinnerung sche Kultur, statt nur im Hotel abzuhängen“, sagt als eine Überraschung bei Sonnenaufgang: Als Michael Dietz. Und: die neuen Eindrücke beflügeln er aufwachte, stellte er fest, dass er nicht alleine zu Hause die Kreativität und befruchten die Arbeit. war. Skorpione lagen unter seiner Matratze. In Apropos Arbeit. Der ganze 1LIVE-Sektor Kambodscha fand sich 1LIVE-Moderator Dietz profitiert von den Erfahrungen der beiden 1LIVE- unversehens am Essenstisch einer einheimischen Mitarbeiter. Seit 2010 gibt es einmal im Jahr einen Großfamilie wieder. Und das obwohl er die Lan- Thementag rund ums Reisen. Diesmal hatten dessprache nicht beherrscht. Dietz und Schliemann im Juni jede Menge Anek- doten und Tipps auf Lager, ganz gleich ob die Hörer nach Chile wollten oder nach Berlin. Im vergan- genen Jahr konnten sie sogar jemand helfen, der

kein Geld hatte, aber in der Karibik surfen lernen Michael wollte. Im Juni 2013 fehlte einem Hörer weniger das Dietz mit Geld als eine zündende Idee: Er hatte zwei Monate dem Rad durch Laos Zeit, wusste aber einfach nicht, wo er sie verbrin- gen sollte. Schliemann schlug ihm einen Road- planen und einfach mal rausgehen. Es lohnt sich“, Trip durch Kalifornien vor. Einmal dort, kann er verspricht Dietz, denn gerade das Unvorhergese- auch gleich die Metropolen Los Angeles und Las hene mache die Spannung aus. Vegas abklappern. Hat er sich für den Reiseplan Folgender Tipp dürfte in die Kategorie Rei- von Dietz entschieden, fährt er die Adria entlang – sen für Fortgeschrittene fallen: Dietz und Schlie- auf der Balkanseite: durch Slowenien und Kroatien mann touren am liebsten alleine durch die Welt. bis hinunter nach Montenegro. „Man sollte fast alles, was geht, alleine machen“, Die einstimmige Antwort „Asien“ passte sagt Schliemann, das erhöhe die Chancen auf diesmal zur Frage: Wo bin ich relativ sicher auf- spannende Begegnungen. – Es müssen ja nicht gehoben, wenn ich als Frau alleine reise? Und wo immer Skorpione unter der Luftmatratze sein. mache ich am besten Badeurlaub in China? Auch Isabella Cesar Dietz genießt die atemberaubende Natur Neuseelands diese Frage stellte keine Herausforderung dar. Als

22 Radio

„Einfach mal raus und die Welt kennen lernen!“ Jochen Schliemann (l.) und Michael Dietz Foto: WDR/Dahmen

23 RADIO

Abi-Jahrgang XXL ANSTURM AUF DIE UNIS

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sich nur an NRW-Unis, weil er fürs Erste pendeln Zum Semesterbeginn im Herbst werden will. „Das geht halt nur in NRW. Ich will erst mal ins Studium reinkommen und mir dann erst eine 123 000 Studienanfänger an NRW-Hoch- Wohnung suchen.“ Schwierig genug wird das bei Abi-Jahrgang XXL der XXL-Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt wer- schulen erwartet. Das sind 40 000 mehr den. Das sieht auch Himmelrath als eine der Her- ausforderungen für die Großstadt-Hochschulen: als in den Jahren zuvor. Schuld ist der „Da kann man nicht jetzt noch sagen, wir bauen mal eben eine Kaserne um.“ „Doppeljahrgang“, in dem die Stufen 12 Der doppelte Abi-Jahrgang stellt die Hoch- schulstandorte aber auch vor ganz andere Prob- und 13 gleichzeitig Abitur machen. Den leme. An der Uni Bochum hat Himmelrath zum Ansturm der Abitu- Beispiel beobachten können, dass ein ganz neues Verkehrskonzept erforderlich ist. „Dort rechnet rienten auf die Unis man mit bis zu 2 000 zusätzlichen Fahrzeugen, die irgendwie untergebracht werden müssen.“ begleitet das WDR 5- Hinzu kommt, dass die Jungstudenten auch essen müssen, Bibliotheksplätze brauchen Wissenschaftsmaga- und Ruhe- und Pausenräume benötigen. „Es gibt keinen Bereich der Uni, der nicht betroffen ist“, zin »Leonardo« mit sagt Himmelrath. „Die NRW-Landesregierung hat zugesagt, sie werde den Prozess steuernd der Serie „Abi-Jahr- begleiten.“

gang XXL“. Eigeninitiative gefragt WDR-Journalist Armin Himmelrath interviewt den Abituri- Allen Schwierigkeiten zum Trotz ist Him- enten Alexander vom Stein. Fotos: WDR/Brill melrath zuversichtlich, dass es Studienplätze für alle Abiturienten gibt – diese sollten aber ein biss- „Die Unis sind wirklich knapp auf Kante Dennoch, so Himmelrath, werde es in ein- chen mobiler sein. Wer aus Köln komme, müsse genäht“, weiß Serienautor und WDR-Journalist zelnen Fachbereichen eng werden. „Die größten sich eventuell darauf einstellen, nach Bonn, Armin Himmelrath. Seit Ende der Abiturprü- Schwierigkeiten werden die bekommen, die viele Aachen oder Siegen zu fahren. fungen verfolgt Himmelrath die Entwicklung feste Laborplätze brauchen. Medizin zum Beispiel Eigeninitiative und Interesse an dem, was des zukünftigen akademischen Nachwuchses. ist ein Bereich, wo das Land momentan noch ein auf ihn zukommt, sind für Alexander vom Stein Aber was bedeutet diese Herausforderung für bisschen ausbaut.“ selbstverständliche Studienvoraussetzungen. Er hat Schüler wie den 19-jährigen Alexander vom bereits ein Praktikum an der Uni Düsseldorf absol- Stein? Er und andere AbiturientInnen stehen viert. Schließlich wollte er wissen, wie sich das so im Mittelpunkt der Serie »Abijahrgang XXL – anfühlt als angehender Arzt. Weitere Orientierung Sturm auf die Unis«. Sie läuft wöchentlich in findet der Abiturient im Netz. WDR 5 liefert auf den der Sendung »Leonardo«, beispielsweise am Internet-Seiten der Sendung »Leonardo« ebenfalls 16. Juli, wenn die Bewerbungsfrist für das Informationen für alle Studierenden dieses außer- Medizinstudium endet. Am 15. Oktober, gewöhnlichen Abi -Jahrgangs, die noch nicht so dem Beginn des Wintersemesters, folgt ein richtig wissen, wo es denn hingehen soll. kompletter Thementag auf WDR 5. Alexander lässt sich durch die massiven Probleme die Vorfreude auf das Studium nicht Zu wenig Laborplätze nehmen. Denn: „Man hört ja auch von Bekannten Um dem Ansturm gerecht werden zu kön- oder von den Eltern, dass die Studienzeit eigent- Noch ist die Kölner Uni leer. Alexander sieht sich das nen, mieteten die Hochschulen zusätzliche Vorlesungsangebot an. lich die schönste Zeit im Leben ist – von daher hab Räume an und sorgten für ein entsprechendes Mehr ich da eigentlich relativ große Erwartungen.“ an Dozenten, berichtet der Wissenschaftsjourna- Ute Riechert list. Was auch gar nicht so schlecht funktioniert. Der Wettbewerb um die Laborplätze könnte Man müsse den Unis zugestehen, dass sie schon auch für Alexander vom Stein zum Thema werden. »Leonardo. Wissenschaft und mehr.« sehr gut vorbereitet seien. „Die haben auch nicht Der 19-Jährige hat ein Einser-Abitur hingelegt und erst letztes Jahr damit angefangen, sich zu küm- will Medizin studieren. Noch wartet er auf die WDR 5 mern, sondern das hatte drei, vier Jahre Vorlauf.“ Zusage für einen Studienplatz. Beworben hat er Mo – Fr / 16:05

25 Radio-News

zin, begeht er einen Suizidversuch. Verhoeven – WDR 5-Redakteur Mark vom Hofe findet den Lebensbericht des Schau- ein Leben, das spielers, Mediziners und politischen Filmemachers sehr passend für die vom Film nicht »Erlebten Geschichten«, weil sich „in seiner Person die Brüche seiner Vita loskommt sehr gut widerspiegeln“, so vom Hofe. Erst als Verhoeven 1963 aus Geldnot „Ich habe eine schöne Kindheit „Jack und Jenny“ dreht und dabei auf erlebt“, sagt der 1938 geborene Regis- seine zukünftige Frau Senta Berger seur Michael Verhoeven. Den Krieg, trifft, überwindet er diese Brüche. erzählt er in der Sendereihe »Erlebte „Das Witzige ist, dass wir seit dem Tag Geschichten«, hat der kleine Michael zusammen leben“, sagt Verhoeven, kaum wahrgenommen. Auch als sein der danach noch eine Weile als Arzt Vater Paul Verhoeven nach Kriegs- arbeitet, vor allem aber erfolgreich ende als Intendant des Staatstheaters Filme dreht: viele als Schauspieler nach München geht, ist das Leben und noch mehr als Regisseur („Das immer noch „ein großes Erlebnis“. schreckliche Mädchen“, D 1990). Denn er darf bei den Proben zusehen Heute gilt Verhoeven als einer der und bald spielt auch er seine ersten bedeutendsten deutschen Regisseure. Rollen. Doch dann folgt der Bruch Christian Meyer mit der Schauspielerdynastie und »Erlebte Geschichten« – er entscheidet sich für ein Medi- zinstudium. Hin und her gerissen WDR 5 zwischen Schauspielerei und Medi- Michael Verhoeven Foto: WDR/dpa SO / 7. Juli /07:05

»50 Dinge«: 2. Staffel bei WDR 2 Was ist ihr Lieblings-„Ding“ gewor- den? Was sollte jeder Nordrhein-Westfale unbedingt RAPHAEL: Das Ding, das am Ende mit einmal erlebt haben? Dies möchte WDR 2 von wenigen Stimmen Vorsprung vor der seinen Hörern wissen und startet die Aktion Wuppertaler Schwebebahn auf dem /Fußwinkel »WDR 2. 50 Dinge, die ein Nordrhein-Westfale ersten Platz gelandet ist: einmal in ein WDR in seinem Leben getan haben muss«. Mitte Juli Bergwerk einfahren. Das ist so typisch Foto: geht es los. Dann können die Hörer per E-Mail an für unser Land und so stark mit der [email protected] Vorschläge für das perfekte NRW- Geschichte Nordrhein-Westfalens ver- Erlebnis machen, über die dann später unter bunden, dass man das einfach erlebt Bergwerksarbeit – das NRW-Erlebnis. wdr2.de abgestimmt werden kann. Zum ersten haben muss. Ich glaube auch, dass die Fabian Raphael Foto: WDR/dpa Mal fand die „50 Dinge“-Wahl vor drei Jahren statt. Auszeichnung, ganz oben auf der Liste zu WDR-Redakteur Fabian Raphael erinnert sich an ein großes Abenteuer stehen, eine ganz große Ehre für die Bergleute im Land ist. Seit Jahren wird mit seinem Lieblings-„Ding“. viel über die Abwicklung der letzten Bergwerke im Ruhrgebiet berichtet Herr Raphael, kennen Sie Hörer, die nach der WDR 2-Aktion wirklich und jetzt haben die Menschen das Bergwerk und damit auch die Kumpel alle 50 Dinge getan haben? auf den ersten Platz gewählt. Ich selbst hatte übrigens das Glück für eine FABIAN RAPHAEL: Wir wissen, dass es ganz viele Menschen in Nord- Reportage in das Bergwerk Auguste Victoria in Marl einzufahren. Das rhein-Westfalen gibt, die immer noch dabei sind, die 50-Dinge-Liste für war eins der größten Abenteuer, das ich je in Nordrhein-Westfalen erlebt sich „abzuarbeiten“. Das merken wir daran, dass hin und wieder jemand habe. Tausend Meter unter der Erde. Es ist unheimlich da unten. Und ich bei uns anfragt, „Wie komme ich eigentlich in ein echtes Bergwerk?“ bewundere jeden, der dort arbeitet. Alle Bergleute, die wir dort getroffen oder „Haben Sie einen Tipp für einen Hochofenabstich?“ Ich bin mir haben, waren ganz offene, ehrliche Menschen, die uns beeindruckt haben. sicher, dass es Menschen gibt, die schon alle Dinge getan haben, auch Welches „Ding“ sollte man auf keinen Fall tun? wenn sich bei mir persönlich noch niemand mit diesem Erfolgserlebnis RAPHAEL: Aus Nordrhein-Westfalen wegziehen. NRW ist definitiv mein gemeldet hat. Lieblingsbundesland. Mit Fabian Raphael sprach Sascha Woltersdorf

26 Radio-News

„Das wahre Moskau erlebt“

Anruf bei Christoph Guth (50), Lehrer- Ausbilder aus Köln-Worringen, der bei der WDR 5-Aktion „Zentren der Macht“ eine Fünf-Tages-Tour mit sei- ner Frau und einem weiteren Paar nach Moskau gewann und dort von ARD- Korrespondent Hermann Krause durch die Metropole geführt wurde. Herr Guth, das Klischee besagt, man müsse in Russland trinkfest sein. Konnten Sie den dortigen Ansprü- chen genügen? CHRISTOPH GUTH: (lacht) Wir haben auch mal einen oder zwei Wodka getrunken, aber wir mussten nicht trinkfest sein. Wir haben es auch viel Christoph Guth Foto: privat zu sehr genossen, das alles bei klarem Kopf zu erleben. Haben Sie Moskau als Touristenstadt erlebt? GUTH: Wir reisten im Umfeld des „Tag des Sieges“, der am 9. Mai an den Uwe Lyko als Herbert Knebel eilt von Erfolch zu Erfolch mit seiner Rentner-Gang. Sieg über Hitler-Deutschland erinnert. Von daher gab es sehr viele russi- Foto: WDR/Sony sche Touristen. Internationale Touristen sind kaum aufgefallen. Ich habe den Eindruck, wir haben Moskau sehr authentisch, sehr russisch erlebt. 25 Jahre Comedy-Rentner: Sie konnten auch Einblicke in den russischen Alltag gewinnen, bei- spielsweise bei einem Abendessen in einer Privatwohnung. Wie Herbert Knebels Affentheater haben Sie die Menschen dort erlebt? GUTH: Das Abendessen war bei einer älteren Dame, die in einem Plat- Dicke Hornbrille, Helmut-Schmidt-Mütze, Jacke aus der Altkleidersamm- tenbau eine wundervolle Wohnung eingerichtet hat. Sie hat uns sehr lung, Hochwasserhose und ein renitenter Charme – das ist Herbert Knebel. herzlich empfangen und aufgenommen. Und am 9. Mai waren wir im Und zwar seit 25 Jahren. So lang ist „dem Ruhrpott sein Parade-Opa“ schon Gorki-Park, wo die inzwischen über 90-jährigen Weltkriegsveteranen in unterwegs mit einer Mischung aus Comedy und Musik von seiner Band ihren Uniformen gefeiert werden. Durch Hermann Krause hatten wir um Ozzy Ostermann an der Gitarre, Ernst Pichl am Bass und dem Trainer ganz schnell Zugang und auch da war der Grundtenor uns Deutschen am Schlagzeug. Keine Frage: Der durchaus besserwisserische und genauso gegenüber immer sehr freundlich. raue wie herzliche Frührentner hat etwas, was sich viele andere und jüngere Mit Hermann Krause, der über zehn Jahre in Moskau verbracht hat, sehnlich wünschen: Ihn umweht eine gewisse Alterslosigkeit. hatten Sie einen ganz besonderen Reiseleiter. Wie haben Sie sein Sein Jubiläum hat Knebel, eigentlich die Figur des Kabarettisten Uwe Lyko, Leben als Fremder in Russland wahrgenommen? bereits am 29. Juni in der restlos aus­verkauften Essener Grugahalle gefeiert. GUTH: Unser Eindruck war, dass sich Herrmann Krause dort gar nicht Am 6. Juli würdigt WDR 5 Deutschlands beliebtesten Comedy-Rentner mit mehr als Fremder bewegt, sondern dass er schon ein Stückchen von sei- einer besonderen Ausgabe von »Unterhaltung am Wochenende«. Die Sen- nem Herzen an Moskau verloren hat. Das merkt man daran, mit welcher dung liefert Höhepunkte der Essener Show mit Werken aus dem 25-jäh­rigen Freundlichkeit und Liebe er auf die Menschen dort zugeht. Mit seiner Schaffen von Herbert Knebels Affentheater. Zu Wort kommen außerdem ruhigen Art gelingt es ihm ganz wunderbar, Kontakt zu den Menschen Gratulanten wie Gerburg Jahnke, Fritz Eckenga, Jochen Malmsheimer, Wil- herzustellen. Aber selber dort zu leben? Ich weiß nicht. Wir haben ja fried Schmickler und Atze Schröder. Mu­sikalische Verstärkung bekommt auch die politischen Vorbehalte mitbekommen. Bei der Heinrich-Böll - die Knebel-Truppe auch durch Henjek und Stenjek, die Bläser-Fraktion der Stiftung hat man uns erzählt, dass die Arbeit wegen der Repressionen Familie Popolski. EB immer schwieriger wird. Das Politische macht mir schon Sorgen und ich genieße die Freiheit, die wir hier in Deutschland haben. Aber bei »Unterhaltung am Wochende« – den Menschen zu wohnen, die wir kennen gelernt haben – da hätte ich 25 Jahre Herbert Knebels Affentheater überhaupt keine Vorbehalte, da wäre ich sofort dabei. Mit Christoph Guth sprach Christian Meyer WDR 5 SA / 6. Juli /15:05

27 Sendeplätze

Ludger Kazmierczak Meine Stadt DEN HAAG

28 Sendeplätze

Es gibt eine Stadt, in der Prinzen mit ihren Untertanen Butterbrote essen und Richter des UN-Tribunals an Fisch- buden über Matjes plaudern. WDR- Die Amsterdamer finden Den Haag „een beetje zaai“ – ein bisschen langweilig. Das ist so, Korrespondent Ludger Kazmierczak als würde ein Düsseldorfer sein Urteil über Köln stellt sie vor: Mit Den Haag eröffnet er abgeben, also alles andere als objektiv. Den Haag mag kleiner, leiser und beschaulicher sein als die die neue WDR PRINT-Serie »Meine Stadt«. stets nach Aufmerksamkeit heischende Haupt- stadt, aber genau darin liegt die Lebensqualität dieser Stadt. Sie braucht kein grelles Make-up, um gut auszusehen, sondern gefällt sich in der Rolle der „Unterschätzten“. In Den Haag sind die niederländische Politik, die Monarchie und die Weltjustiz zu Hause. Der Internationale Gerichtshof im imposanten Frie- denspalast, das Jugoslawien-Tribunal am Stadtrand zu Scheveningen und der noch recht junge Straf- gerichtshof an der A12 haben hier ihren Sitz. Jede andere europäische Metropole würde sich unter solchen Umständen abschotten und einigeln. Den Haag nicht. Die 500 000 Einwohner zählende Residenzstadt bleibt bodenständig und weltoffen

Ein „lekker kopje koffie“ am Anna-Paulowna-Platz – der ideale Ort für die Zeitungslektüre

– getreu der niederländischen Lebensphilosophie „Doe maar gewoon, dan doe je al gek genoeg“: „Gib’ dich normal, dann bist du schon verrückt genug!“ Selbst wenn die orangefarbene Flagge auf dem Dach des Palastes Noordeinde signalisiert, dass der König anwesend ist, tummeln sich im Schlossgarten picknickende Eltern mit ihren spie- lenden Kindern. Im Stadtteil Scheveningen zeigt sich Den Haag von seiner schönsten Seite: WDR- Daneben kramen Studenten aus ihren Ruck- Reisekorrespondent Ludger säcken nicht nur Lehrbücher, sondern auch kleine Kazmierczak vor dem beeindruckenden Fläschchen Wein oder Prosecco hervor. Lebens- Kurhaus-Hotel Fotos: WDR/Maurer freude „à la Hollandaise“. Fortsetzung auf der nächsten Seite

29 Sendeplätze

Kneipe eine Frau kennen, die den künftigen Mon- archen als „lieben Jungen“ bezeichnete. Das klang sehr vertraut. Ihr Sohn war ein Klassenkamerad von „Alex“. Die beiden kamen in den Freistunden immer bei ihr vorbei, um in der Pause ein „boterham“ zu essen – ein Butterbrot mit Käse oder Schinken. In Den Haag liegen die Geschichten tatsäch- lich auf der Straße – oder im Sand des benach- barten Nordseestrandes von Scheveningen. Für einen Korrespondenten wäre es geradezu fahr- lässig, im Sommer ohne Aufnahmegerät ans Meer zu radeln. Er könnte die Entstehungsgeschichte fantastischer Sandskulpturen verpassen oder das tragische Ende eines niederländischen Wahrzei- chens. Der Pier war jahrzehntelang das Scheve- ninger Postkartenmotiv schlechthin. Mittlerweile

Abkürzung durch den Binnenhof des Regierungsviertels: Ludger Kazmierczak auf seinem Dienstfahrzeug.

Fortsetzung von Seite 29 Und ab und zu passiert eine schwarze Limousine das große gusseiserne Tor zum Palast. Vielleicht der König oder die Königin? Weder die Monarchie noch die Politik kap- seln sich ab von den Menschen. Wenn ich mit Laan Copes van Cattenburch 44 im Herzen Den Haags, seit meinem WDR-Dienstfahrzeug – einem schwar- anderthalb Jahren sein Arbeitsplatz. zen Holland-Rad mit zwei Gepäckträgern – eine Abkürzung durch den Binnenhof nehme – das ist der marode Steg ein baufälliger Schandfleck, altehrwürdige Regierungsviertel mit seinem alles den niemand haben, aber auch niemand abreißen überragenden Rittersaal – kommt mir nicht selten möchte. Die Geschichte eines Verfalls – auch das Plaudereien vor der Fischbude: Kazmierczak mit Richter der Ministerpräsident auf seiner „Fiets“ entge- Christoph Flügge – „Dienst ist Dienst und Jenever ist ist Den Haager Korrespondenten-Alltag. gen und grüßt freundlich. Nicht weil der Premier Jenever“. Wenn aus all diesen Geschichten (hoffent- mich persönlich kennt, sondern weil er alle Leute lich) bunte, lebendige oder auch ernste Radiore- freundlich grüßt. Hat jemals ein Berliner Angela portagen entstanden sind, gönne ich mir gerne Merkel winkend auf dem Fahrrad gesehen? auf dem Großen Markt am Rande der Fußgänger- In der Stadt begegnen mir ständig Men- zone ein „borreltje“ – ein Feierabendgetränk mit schen, die ich sonst nur aus Gerichtssälen, poli- „bitterballen“. Das sind panierte Fleischbällchen, tischen Debatten oder aus dem Fernsehen kenne. von denen ich gar nicht wissen möchte, was in Kürzlich traf ich an der Fischbude vor dem Statt- ihnen steckt. Und wenn ich dort sitze unter den halter-Tor des Binnenhofs Christoph Flügge, den riesigen Schirmen des „Zwarte Ruiter“, umgeben einzigen deutschen Richter am UN-Tribunal für von einem Kauderwelsch verschiedener Sprachen, das frühere Jugoslawien. Und worüber plaudert dann weiß ich, wie klein und provinziell der Leid- man mit einem bekannten Juristen, wenn er die seplein in Amsterdam ist. Robe gegen sommerlichen Freizeitdress einge- Ludger Kazmierczak ist Leiter des WDR-Büros in Der Korrespondent als Stadtführer: vor dem Friedenspalast tauscht hat? Selbstverständlich nicht über die gibt Ludger Kazmierczak Kölner Touristen Tipps. Kleve und Reisekorrespondent für die Niederlande. Kriegsverbrecherprozesse gegen Ratko Mladic Der Hörfunkredakteur lebt nicht permanent in Den oder Radovan Karadzic, sondern über den ersten Den Haag ist ein Dorf – im besten Sinne des Haag, sondern pendelt zwischen beiden Orten hin Matjes der neuen Saison und die dreisten Annä- Wortes. Als ich kurz vor der Inthronisierung von und her. herungsversuche der hungrigen Nordsee-Möwen, Willem-Alexander durch die Stadt lief, um eine die um die Stehtische kreisen. Dienst ist Dienst Straßenumfrage zur Popularität des neuen Königs – und Jenever ist Jenever! zu machen, lernte ich auf der Terrasse einer kleinen

30 Radio KAPITALISMUS, Geld oder Liebe? In Clemens BABY! Schönborns Adaption des weltbekannten Stoffs wird die Kurtisane zur glamourösen Geschäftsfrau. In der Hauptrolle: Goldstück Sophie Rois.

„Die Liebe, was war das einmal? Die Liebe auf Seide, in Kaschmir umge- ben von allen Wundern des Luxus, die sie so köstlich schmücken. Ja, das war die Liebe. Und was ist davon geblieben? Mann und Frau und eine Matratze.“ So großartig wie Sophie Rois könne dies wohl niemand anderes in aller Nüchternheit feststellen, meint Clemens Schönborn. „Ich konnte mir nie jemand anderes als Sophie Regisseur Clemens Schönborn Foto: WDR Rois in der Rolle vorstellen.” Für den Filme- und Hörspielmacher ist sie die Idealbesetzung der „Kamelien- Schönborn, der 2011 die „Kamelien- dame” in seiner Adaption des melo- dame” auch auf die Berliner Volks- dramatischen Stoffs. In der Vorlage, bühne gebracht hat, inszeniert das dem großen Kolportageroman von gut 50-minütige WDR-Hörspiel mit Alexandre Dumas, findet die Gautier Anklängen an Giuseppe Verdis Oper eine wunderbar reine Liebe und ver- „La Traviata”, in die er unter anderem zichtet auf sie – ebenfalls aus Liebe. Interviews und Erinnerungsfetzen Schönborns „Material Girl“ fährt ehemaliger Weggefährten der gro- eher auf dem „Highway to Hell”, der ßen Kurtisane mixt. (Redaktion: gepflastert sei „mit ruinierten Lieb- Michael Becker, Christina Hänsel). habern, verschwendeten Vermögen Letztendlich bleibt wohl nur eine und dem Anspruch, ein wirkliches Frage offen: Sind Geld und Liebe Leben zu führen.” Ohnehin seien sie wirklich jene absoluten Gegenspie- so etwas wie die IT-Girls ihrer Zeit ler, für die wir sie halten? Oder wie gewesen, jene historischen Kurtisa- es Sophie Rois sagt: „Wenn Liebe für nen wie La Païva oder eben Alphon- uns das wichtigste ist, wieso zahlen sine Plessis alias Marie Duplessis, wir nicht dafür?” die als Vorbild der Romanfigur der SaW Kameliendame gilt. „Diese Frauen haben ihre Chance genutzt, obwohl sie eigentlich keine hatten. Sie haben Die Kameliendame Vermögen angehäuft und waren als internationale Geschäftsfrauen WDR 3 tätig.” Macht Geld sexy? Sophie Rois Foto: WDR/Jesefsohn SA / 6. Juli /15:05

31 Perspektiven

Deine eigene SENDUNG

32 Perspektiven

Erleben, wie Fernsehen gemacht wird. Oder Radio. Einmal vor oder hinter dem Mikro, vor oder hinter der Kamera arbeiten. Diese Mög- lichkeit haben 12- bis 19-Jährige im neuen WDR Studio Zwei.

Tim (13) war Moderator. Ihn hat überrascht, dass vieles Lynell (13) war Toningenieurin und hat ein Mikrofon in im Radio nicht so spontan ist, wie es sich anhört. Trotz- der Sprecherkabine geschaltet. Der WDR-Toningenieur dem hat es Spaß gemacht, vor dem Mikrofon zu stehen Christian Kujath stand ihr dabei zur Seite. Die 13-Jäh- und er könnte sich diesen Beruf vorstellen. „Modera- rige kommt aus dem Kreis Kleve und fand es spannend, tor sein wäre bestimmt lustig. Und das wollte ich auch „einmal zu erleben, wie es beim Radio aussieht“. Bei unbedingt machen im Studio Zwei.“ Fotos: WDR/Langer ihrer Familie zu Hause läuft meistens 1LIVE.

Im deutschlandweit einzigartigen »WDR Studio Zwei – Die Medienwerkstatt« können Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 6 bis 13 (aller Schulformen) ihre eigene Radio- oder Fernsehsendung produzieren. Dabei werden sie von WDR- Profis unterstützt. Im Radiobereich erstellen die Schülerinnen und Schüler in Team- arbeit eigene Moderationen, Interviews und Nach- richten. Dafür nutzen sie unter anderem Musik, Jingles und Klangbetten, mit denen 1LIVE „on air“ geht. Auch die Radiotechnik im WDR Studio Zwei ist stark an 1LIVE angelehnt. Im Fernsehbereich bekommen die jungen Medienmacher viele Ein- blicke in die Arbeit vor und hinter der Kamera. Ebenfalls in Teams entwickeln sie eine Magazin- Magnus (12, Köln, 2. v. l.) war Kameramann und hat Bei Karo (16) aus Much hat „alles gut geklappt und Spaß zum Beispiel die Wetter- und Sportmoderation ins Bild gemacht“. Sie hat als Moderatorin gelernt, dass Radioma- sendung mit eigenen Moderationen, Interviews, gesetzt. Ihn haben die Möglichkeiten einer TV-Kamera chen „doch um einiges komplizierter ist, als man denkt“. Show-Acts und einer „Schalte“ zum Beispiel zu vom Zoomen bis zur Bildschärfe beeindruckt. Mit sei- Mit dem Redaktionsteam hat sie ihre Texte vorbereitet. einem „Korrespondenten“. nem iPod Touch macht er selbst Fotos. Im Fernsehen „Jedes Wort muss sitzen bei einer Live-Sendung. Man guckt er als Fan des 1. FC Köln gern die »Sportschau«. darf sich nicht verhaspeln.“

Los geht’s im Oktober Das Studio, das am 7. Oktober 2013 den Regelbetrieb aufnimmt, ist je nach Alter und Ausbildung in Medienberufen Besuchs steht Unterrichtsmaterial ab Herbst 2013 Vorkenntnissen der Schüler modular aufgebaut: Mit diesem pädagogischen Angebot für online zur Verfügung. schwächere und jüngere Klassen wählen vor Jugendliche bietet der WDR nicht nur Medien Mit der WDR Abenteuerreise und dem WDR allem aus vorgegebenen Beiträgen aus. Ältere zum Anfassen, Erleben und Mitmachen. Darüber Kinderstudio für 3., 4. und 5. Klassen macht der recherchieren und texten selbst und bedienen hinaus soll das »WDR Studio Zwei« Interesse an WDR weiterhin zahlreiche medienpädagogische auch die Sendetechnik eigenständiger. Bereits den Ausbildungsmöglichkeiten im WDR wecken. Angebote für jüngere Schüler. vom 4. Juli an können Lehrerinnen und Lehrer Das Radio- bzw. das Fernsehmodul steht montags Sascha Woltersdorf ihre Schulklasse anmelden. Informationen gibt bis freitags jeweils vormittags und nachmittags es unter studiozwei.wdr.de zur Verfügung. Zur Vor- und Nachbereitung des

33 Perspektiven

Dietmar Bär und Klaus J. Behrendt können auch anders: Als Hauptgewinn für einen Nachwuchsdreh spielen sie mal nicht die »Tatort«-Kommissare, sondern den Chef eines türkischen Braut- modengeschäfts und einen rechtha- berischen Polizisten – im Dauerstreit mit seiner Kollegin.

Zwei Stars für den Orhan Müstak als Mafioso und Dietmar Bär als Brautkleid- Spezialist. KARRIERESTART Fotos: WDR/Dicks

Welcher Traum in Weiß soll’s sein? Klaus J. Behrendt, Dietmar Bär, Nina Vorbrodt.

34 Perspektiven

Eine WDR-Produktion hat Nachwuchsregisseur WDR.“ Etwa ein Drittel des Teams ist noch in der Sebastian Binder bei einem Wettbewerb gewon- Ausbildung. So wird Hanke von ihrer Volontärin nen und seine prominenten Hauptdarsteller gleich Henrike Vieregge unterstützt: „Ich war vom ersten dazu: Im Juni drehte er mit Dietmar Bär und Klaus J. Gespräch an dabei. Wir haben das Projekt zusam- Behrendt an vier Tagen seinen Kurzkrimi „Tausend men geplant, dieses Team zusammengestellt und und ein Streit“ in der Kölner Lindenstraßen-Kulisse. wir haben mit Sebastian Binder das Drehbuch wei- Außer Kontrolle ter entwickelt.“ Der Friseursalon in der »Lindenstraße« ist nicht Auch die Abteilungen Requisite und Szenenbild wiederzuerkennen. Wo sonst Tanja Schildknecht sind mit Volontärinnen besetzt. Requisiteurin und Peter Lottmann Mutter Beimer ihre Frisur ver- passen, ist ein originalgetreues türkisches Braut- modengeschäft entstanden. Zwischen opulenten Mädchenträumen in Weiß, Elfenbein und Rot bewegt sich behände ein korpulenter Mann mit feinem Schnäuzer namens Mohammed (Dietmar Bär). Das Paar, das er gerade berät, giftet sich an. Leo Steiner (Klaus J. Behrendt) und Judith Haas (Nina Vorbrodt) haben keinesfalls vor zu heiraten. Sie sind zwei Polizisten im Dauerstreit, die den Laden obser- vieren. Außerdem spielt Orhan Müstak als Mafioso Regisseur Sebastian Binder Orhan Müstak und Set-Aufnahmeleiter Daniel Knell mit. Resolut zieht Vorbrodt den Vorhang der Umklei- dekabine zu. „Danke!“ ruft Regisseur Binder, „die Probe ist beendet.“ Seit 1997 richten der WDR und die Kunsthochschule für Medien den Wettbe- werb „kurzundschön“ für Studierende und Auszubil- dende aus dem Medienbe- reich aus. Normalerweise werden hier fertige Kurz- Bär (l.) und Behrendt (r.) mit den Volontärinnen (v. l.): Frauke filme prämiert, 2012 lobte Sophie Thiemig und Esther Wagner (Kostümbild), Anna Spaß beim Dreh: Requisiteur Markus Enkel (l.), Oberbeleuchter Sebastian Maaßen, Huber (Requisite), Friederike Schult (Aufnahmeleitung), der WDR jedoch einen rechts im Bild Regisseur Sebastian Binder. Caroline Hüning (Szenenbild) Sonderpreis für das beste „Drehbuch für einen Kurzkrimi“ aus. Sebastian KollegInnen etwas aufgeregt: „Vor den Anproben Binder überzeugte die Jury mit seiner Geschichte hatten wir große Bedenken, dass das nicht so über die Observation des Brautmodengeschäfts, klappt, wie wir uns das vorgestellt haben“, erzählt die außer Kontrolle gerät. Wagner. Aber alles ging gut. Thiemig: „Die sind „Wir sind der Preis“ alle supernett und total unkompliziert.“ Bär und Behrendt saßen mit in der Jury und stan- Die alten Hasen geben das Lob zurück. Bär: „Von den von vornherein als Darsteller fest. Behrendt: der Regie bis zur Garderobiere, alles super hier." Der „Die Aufgabe war es, einen Kurzkrimi zu schrei- Regisseur wirkt bei allem Trubel entspannt: „Das ist ben, weg von den Rollen Ballauf und Schenk. ganz toll mit so einem gigantischen Team zu dre- Und Dietmar und ich sind die Preise.“ Bär fühlt hen, und dann habe ich da diese Starschauspieler, sich selber auch als Gewinner: „Mir hat natürlich mit denen ich ganz angenehm Szenen erarbeiten Nadine Friedmann, Mediengestalterin in spe gefallen, dass ich hier die Chance habe, mal wieder kann.“ Über den Inhalt soll hier nicht viel verraten daran zu erinnern, dass ich Schauspieler bin und Anna Huber: „Das war ziemlich spannend, die werden, aber Binder, ein Fan von Spezialeffekten, kein Kommissar.“ Verwandlung des Friseursalons innerhalb von freut sich schon auf den nächsten Drehtag: „Da dre- Der 30-jährige Regisseur dreht mit einem jun- drei, vier Tagen hinzukriegen.“ Esther Wagner hen wir die Schießerei!“ Christian Gottschalk gen Team. Kein Zufall, so Redakteurin Andrea (Kostümbild) und ihre Assistentin Frauke Sophie Tausend und ein Streit. Kinopremiere: 6. Novem- Hanke: „Das ist ein Nachwuchsprojekt und da Thiemig, ebenfalls noch in der Ausbildung, waren ber bei der „kurzundschön“-Preisverleihung. TV- machen wir dann auch Nachwuchsförderung im vor der ersten Begegnung mit den prominenten Erstausstrahlung: voraussichtlich Ende 2013

35 WDR Panorama

TOM BUHROW „Ein Intendant zum Anfassen“

„Ich will ein Intendant zum Anfas- sen sein!“ Seine Ankündigung auf der Pressekonferenz direkt nach der Wahl zum neuen WDR-Intendanten setzte Tom Buhrow nur wenige Tage später in die Tat um. Anfang Juni, einen Monat vor seinem offiziellen Amtsantritt, suchte der Journalist in Köln das Gespräch mit den Redakteu- rinnen und Redakteuren. Rund 200 KollegInnen begrüßten Buhrow mit großem Beifall zu ihrem monatlichen Dialog mit der Geschäftsleitung, den seine Vorgängerin Monika Piel initi- iert hatte. Buhrow erwies sich gleich als großer Kommunikator und Motivator. Er machte den JournalistInnen Mut; sie sollten stolz darauf sein, was sie für das Programm leisteten. Gleichzeitig Tom Buhrow (r.) mit seiner Stellvertreterin Eva-Maria Michel, TV-Chefredakteur Jörg Schönenborn und (im Hintergrund) warb er um Verständnis: Sie dürften Fernsehdirektorin Verena Kulenkampff Foto: WDR/Anneck nicht sofort zu viel erwarten, er müsse sich erst einmal einarbeiten. hatten außerdem Medienübergreifend an wichti- der Intendant bei der Vorstellung der Ergebnisse. Mitte Juni machte Tom Buhrow den Programm- gen zukunftsweisenden Themen gearbeitet. „Das „Wir werden alle Überlegungen in unsere stra- macherInnen ein großes Kompliment. Die Redak- Konzept zeigt, welch kreatives Potential im Haus tegischen Diskussionen über Programm und teure waren zum ersten Mal intensiv an der Erar- vorhanden ist. Damit können wir arbeiten und Strukturen einbeziehen, die wir in den nächsten beitung der Programmrichtlinien beteiligt und selbstbewusst in die Zukunft schauen“, betonte Monaten führen werden." mal

für ein originelles und inspirierendes DIE NEUEN MUSIKCHEFS Repertoire offen ist“. Parkman – über- zeugt von der Qualität des WDR-Cho- Profilsucher res – steht „für eine Kombination aus Tradition und Moderne“. Er möchte auf neuen „neue Kunstformen ausprobieren, Wegen nah am Publikum, und ganz verschie- dene Genres miteinander verbinden“. Auf Profilsuche in Sachen Kultur, die Wolfgang Schmitz, Musikfan und programmatisch gestärkt werden soll, Rundfunkdirektor, sieht in der Neu- ist der WDR erneut fündig geworden. verpflichtung der beiden Koryphäen Für die Spielzeit 2014/15 konnten zwei Wolfgang Schmitz (Mitte), Wayne Marshall (l.) und Stefan Parkman Foto: WDR/Kost ein wichtiges Signal: „Unsere Orches- markante Profile ins Musikboot des ter sind lebendige Organismen; die Senders geholt werden: Wayne Mar- Beide sind international anerkannte, Beispiel zu gleichen Texten neben­ Neuen sollen Neues machen, zum shall, Jhg. 1961, gebürtiger Brite, wird höchst erfahrene und facettenreiche einander den Klassiker Mendelssohn Beispiel musikalische DNA-Projekte Chef-Dirigent des WDR Rundfunkor- Künstler – nicht nur Anbeter der Klas- und den finnischen Neu-Töner Män- für Heranwachsende.“ Für die ebenso chesters (WRO) und leitet bereits in sik, sondern offen für Avantgarde, E- tyjärvi chorisch aufblühen. überraschende wie sensible Neubeset- diesem Jahr mehrere Konzerte. Die und U-Musik, vor allem aber Grenzen In Köln sind die Newcomer längst ange- zung stehen nicht zuletzt die Manager Leitung des WDR Rundfunkchors überschreitende Experimente. So kommen. Marshall findet sein „neues der WDR-Klangkörper Carola Anhalt (WRC) übernimmt der Schwede Ste- changiert Marshall immer wieder in Ensemble fantastisch, vor allem, weil es (WRC) und Michael Breugst (WRO). fan Parkman, Jhg. 1952. die Jazz-Szene. Parkman lässt zum nicht im Mainstream verharrt, sondern Reiner Brückner

36 WDR Panorama

THOMAS ROTH Der neue Anchorman der »«

Thomas Roth (61), seit 2008 ARD- auf die gemeinsame Zeit Hauptstadtkorrespondent und Chefredakteur des Korrespondent in New York, ist im ›Tagesthemen‹-Team. ARD-Hauptstadtstudios. Dazwischen zog es ihn der neue Anchorman der »Tages­ Und natürlich auch auf immer wieder ins Ausland; 2001 beispielsweise themen«. Der WDR-Journalist folgt die Arbeit für die Zuschau- war der Journalist in Afghanistan während der Tom Buhrow, der am 1. Juli sein erinnen und Zuschauer.“ Luftangriffe der USA. Amt als WDR-Intendant antrat. Der gebürtige Heilbron- „Mit Thomas Roth bekommen die ›Tagesthemen‹ (39) wird die bei- ner hat für die ARD als wieder einen Moderator mit langjähriger Auslands­ den Hauptmoderatoren Roth und Korrespondent u. a. aus erfahrung – eine gute Tradition, die mit Hanns (44) vertreten, die Südafrika und Moskau Joachim Friedrichs begann“, sagte Tom Buhrow. Sendung aber häufiger als bisher berichtet. Zu seinen bewe- Roth sei in allen Themenbereichen kompetent, moderieren. genden Erlebnissen zählt journalistisch ein Profi, glaubwürdig und souve- „Ich denke, dass ich nach 33 Berufs- er das Gespräch mit Nel- rän. Der WDR-Intendant: „Er ist bekannt für seine jahren, zum Teil in sehr schwieri- son Mandela, dem ersten exzellenten Interviews. Und bei den Zuschauerin- gen Gebieten und Situationen, eine schwarzen Präsidenten nen und Zuschauern sehr beliebt.“ Dienstbeginn Menge Erfahrung in das Team Südafrikas. Roth arbeitete des neuen Mr. Tagesthemen ist voraussichtlich der und in die Moderation der ›Tages- Thomas Roth Foto: WDR in Johannisburg, als der 1. August. EB/mal themen‹ einbringen werde“, sagte Anti-Apartheid-Kämpfer

Roth nach der Entscheidung der ARD-Intendanten nach 27 Jahren aus der Haft entlassen wurde. Radio- Ende Juni. „Ich weiß, wie hochprofessionell die Von 1995 bis 1998 war Thomas Roth WDR- Interview mit Thomas Redaktion ist. Ich bin sehr froh und sehr gespannt Hörfunkdirektor, 2007 arbeitete er in Berlin als Roth

KÖLNER LICHTER „Bläck Fööss“ mit neuer „Hymne“

Zum ersten Mal kann der WDR bei den Kölner Lich- DLRG-Begleitboot und tern die Kultband „Bläck Fööss“ auf seiner Haupt- ein Ruderboot, zehn bühne am Tanzbrunnen präsentieren. „Die Fööss AufnahmeleiterInnen, haben eigens für die Kölner Lichter eine neue herz- vier Aufnahmeleiter- ergreifende Hymne komponiert“, berichtet Jürgen Volontäre, 30 Kamera- Michael Klein, verantwortlicher WDR-Redakteur leute, vier Regisseur­ für die Live-Übertragung. Innen und diverse „Die Berichterstattung über Deutschlands faszi- Techniker und Ingeni- nierendstes Feuerwerkspektakel ist alljährlich die eure werden diesmal größte Fernseh-Produktion des WDR“, sagt Pro- disponiert, um die 13. duktionsleiter Guido Retzerau. Drei Ü-Wagen, zwei Kölner Lichter in Szene SNGs, ein Helikopter, zwei Schiffe, zwei Boote, ein zu setzen. Anna Plan- ken und Martin von Mauschwitz Der WDR setzt am 13. Juli das größte musiksynchrone Feuerwerk Deutschlands und den moderieren das Konvoi aus mehr als 50 festlich beleuchteten Schiffen telegen in Szene – die größte alljährli- Spektakel am 13. che Fernsehproduktion. Foto: WDR/Maurer Juli von 20:15 bis Foto: WDR/Maurer Foto: Foto: WDR/Maurer Foto: 0:00 fürs WDR Fernsehen. Die Reporterin- nen und Reporter berichten live von der MS RheinEnergie, dem größten Partyschiff auf dem Rhein, der MS Ruhr, dem Aufsichtsschiff Kölner Lichter des Wasser- und Schifffahrtsamtes, aus dem Rheinpark , vom Tanzbrunnen und vom Köl- WDR Fernsehen Anna Planken Martin von Mauschwitz ner Ruderverein in Rodenkirchen. mal SA / 13. Juli /20:15

37 BerufsbilderRubrik

„Irgendwas mit Medien“, antworten viele Jugend- liche auf die Frage nach ihrem Berufswunsch. Hier stellen wir sie vor, die Jobs im WDR. Jürgen Dahlhoff ist Kameramann.

Einer von uns: JÜRGEN DAHLHOFF

Jürgen Dahlhoff: „Mich interessieren Menschen und ihre Geschichten.“ Foto: WDR/Anneck

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38 Berufsbilder

In seinen Seminaren gibt der weniger als die riesige, einschüchternde WDR-Kameramann alles, wenn Jürgen Dahlhoff steht im EB-Kamera, die sich Dahlhoff sonst auf es sein muss sogar sein Leben. Er die Schulter hievt. ruckelt an Autos, damit es so aussieht Badezimmer und wäscht sich als ob sie fahren würden, obwohl sie „Tanzender Taucher im Tarnmantel“ in der Tiefgarage stehen. Er wedelt das Gesicht. Ein Mann mit Die Kamera ist immer nur Mittel mit Folien vor einem Scheinwerfer zum Zweck: „Für mich ist es kein tech- herum, um Lichteffekte zu erzeugen. Pistole schleicht sich an, immer nischer Beruf.“ Vielmehr geht es ihm Oder er springt als Darsteller ein. Seit um Wahrnehmung und Kommunika- fünf Jahren unterrichtet Jürgen Dahl- näher kommt der Schatten an tion. Vor jedem Dreh versucht Dahlhoff, hoff WDR-intern Bildgestaltung. Das der weißen Wand. Ein Schritt, ausführliche Gespräche zu führen, auch Sehenlernen ist es, was er den Teil- wenn knapp ist. „Man muss Ver- nehmern zuerst beibringt, denn oft ein Schuss, ein Schrei. Dahlhoff trauen zu den Menschen aufbauen und kommt es auf das kleinste Detail an auch etwas von sich selbst preisgeben, – mitunter sind es ein kleiner Licht- bricht vor dem Waschbecken damit Emotionalität entstehen kann.“ reflex oder der Schatten einer Pistole, Wissen und Erfahrungen wie diese die eine Szene erst richtig authentisch zusammen. gibt der Kameramann seit 2008 in seinen machen und Atmosphäre schaffen. Seminaren weiter. „Es geht auch darum, „Ich will eine Geschichte immer sich selbst wahrzunehmen“, sagt er. Wer so schön wie möglich erzählen“, sagt Dahlhoff. kommunikativ ist wie Dahlhoff, kann besonders gut Geschichten über Men- Als Kameramann arbeitet er für den WDR nicht im Studio hinter den schen erzählen. Dazu gehört aber auch, selber in den Hintergrund zu treten, großen E-Kameras, sondern fährt mit Autor und Tontechniker zu den Dreh- sich quasi unsichtbar zu machen. Das inspirierte den Regisseur Volker Anding, orten, wenn zum Beispiel eine Reportage für »hier und heute« oder »frau TV« Laudator bei der Verleihung des Kamerapreises 2001 für Dahlhoffs Reportage produziert wird. „Mich interessieren Menschen und ihre Geschichten“, erklärt „Angst von 0-10”, zu einem skurrilen Bild: „Er ist ein tanzender Taucher im der 53-Jährige. Ein lebensnahes Porträt, ein Film, der den Zuschauer emotional Tarnmantel.“ Für Dahlhoff selbst war es das schönste erreichen soll, braucht Nähe, atmosphärisches Licht, starke Bilder und Poesie, Kompliment, als eine ehemalige Koma-Patientin nach Jürgen aber vor allem Vorstellungskraft und ein gutes Auge für das Bild, das bei der einem Dreh sagte: „Jürgen, du hast mich wirklich gese- Dahlhoff im Video- Aufnahme entsteht. „Wie ein Maler überlege ich vorher immer, wie es aussehen hen. Danke!“ Ina Sperl Porträt könnte, wie ich mein inneres Bild visualisieren kann.“

Kamera im Wäschetrockner Schon mit 14 hat Dahlhoff kleine Super-8-Filme gedreht und die Begeis- Wie werde ich Kameramann? terung, die ihn damals antrieb, ist bis heute geblieben. 1980 begann er seine „Grundvoraussetzung, um im WDR Kamera- Karriere beim WDR. Zunächst war er Kameragehilfe, später Assistent, dann mann oder Kamerafrau werden zu können, ist Kameramann. Für seine Dokumentationen und Reportagen hat er bereits drei eine einschlägige fundierte Fachausbildung“, Mal den Deutschen Kamerapreis gewonnen, außerdem den Kölner Medien- sagt Walter Demonte, Leiter der Abteilung preis und eine Gold World Medal des New Yorker Film Festivals. Kamera und Ton. „Ideal ist ein Hochschul- Foto:WDR/Dahmen Was ihn auszeichnet ist seine sensible, leichte, oft ungewöhnliche studium, möglichst begleitet von prakti- Kameraführung. Herausragend war sein Film „Liebe auf Eis“ über eine Eski- scher Berufserfahrung.“ Die Ausbildung zum mofrau in Köln: Dahlhoff hatte Unschärfe gezielt als Stilmittel eingesetzt, Mediengestalter Bild und Ton ist ebenfalls eine um die Wirklichkeit zu verfremden. „Damit konnten wir spiegeln, wie fremd sehr gute Zugangsvoraussetzung, allerdings ist sich die Frau in unserer Welt hier fühlte“, erklärt der Kameramann. Walter Demonte dann eine Qualifizierung in der Bildgestaltung Von seiner Kreativität profitieren zahlreiche WDR-Produktionen; sein notwendig. Kameraleute zeichnet der Wille zum Gestalten aus. Sie Stil prägt beispielsweise auch das regionale Reportagemagazin »hier und sollten Interesse an Menschen und ihren Geschichten haben sowie ein heute«. Bei einer Geschichte über einen Waschsalon durfte sogar die Kamera künstlerisches und kulturelles Interesse, das über das Feld der Film- mit in den Trockner – für einige sanfte Umdrehungen. produktion hinaus geht. Kameraleute sind weltweit tätig und sollten Dahlhoff arbeitet mit verschiedenen Kameras, von der großen EB-Kamera daher mindestens eine Fremdsprache beherrschen, belastbar und den bis hin zum Smartphone. Besonders gerne dreht er mit einer handlichen Spie- Strapazen von Produktion und Reisen gewachsen sein. Die Arbeit im gelreflexkamera. „Als die 2009 auf den Markt kam, löste das eine kleine Revolu- Team setzt eine hohe soziale Kompetenz voraus. Flexibilität hilft, sich tion aus.“ Denn sie bietet eine besonders geringe Tiefenschärfe. Das eignet sich immer wieder auf neue Situationen einzustellen. Vor dem Hintergrund nicht für jeden Beitrag, aber sehr gut für persönliche Geschichten, bei denen des rasanten technologischen Wandels müssen sich Kameraleute auch etwa auf ein Gesicht fokussiert wird. „Dadurch sind viel intimere Drehs mög- in diesem Bereich immer auf dem Laufenden halten. isp lich. Die Filmsprache verändert sich, ich komme näher an die Menschen heran.“ Und das auch ganz physisch, denn eine kleines Gerät stört bei der Aufnahme

39 Medienmenschen

MARKUS PREISS Der neue Mann im Studio Paris

Am liebsten ist er „vor Ort“, erlebt er „politi- Noch in Stellvertreter-Rolle reiste der WDR- Foto:SWR/Kremper sche und gesellschaftliche Ereignisse aus erster Journalist im Juni nach Grenoble, um vor dem Hand“. Nun hat WDR-Senkrechtstarter Markus offiziellen Start erste Eindrücke von der 100. Tour Preiß, Jahrgang 1978, ein Traumziel erreicht: Er de France zu sammeln. Vor Ort sein bedeutete, ist soeben ARD-Korrespondent in Paris gewor- aufs Rennrad zu steigen und beispielsweise die den. legendäre Etappe nach Alpe d’Huez zu meistern. „Es hat geklappt“, sagt er bescheiden, „na ja – vor- her habe ich auch den Paris-Marathon geschafft.“ Frankreich empfindet Preiß „als das schönste Land Europas und – politisch – als eine riesige Herausforderung, weil die Grande Nation vor Foto:WDR/Sachs großen Problemen steht. Da will ich dabei sein, sozusagen mit Bauchgefühl berichten, aber auch mit Mut und Verstand die Dinge zu Ende denken“. RANGA YOGESHWAR Diese präzise „Hautnah-Fähigkeit“ hat Markus Preiß vor allem als Korrespondent in Brüssel „Quotenausländer“ gelernt, wo er von 2006 bis 2011 die EU-Szene beobachtete. Beim WDR begann der gebürtige Ranga Yogeshwar ergriff Anfang Juni im SPIE- Eichsfelder als Volontär – nach einem Journalis- GEL das Wort für die Medienfrauen. Sein Essay tik-Studium in Dortmund – um danach sogleich – „Schieflage – ProQuote oder: Warum der Jour- »Tagesschau«-Redakteur zu werden. Preiß: „Ich nalismus mehr Frauen braucht“ – schrieb er als bin von Anfang an gefördert worden, trotz Replik auf den Beitrag von Thomas Tuma. Der meiner Jugend, so dass mir alle Chancen offen Ressort-Leiter Wirtschaft des SPIEGEL hatte standen.“ ück unter dem Titel „ScheinriesInnen“ scharf gegen Journalistinnen geschossen, die sich für eine Quote in den Chefetagen der Medienunterneh- KLAUS KUNDE-NEIMÖTH men aussprechen; im Jahr 2013 sind unter den ChefredakteurInnen in Deutschland nur zwei Ein Westfale fürs Studio Münster Prozent Frauen. Dabei überrascht weniger, dass Wissenschaftsjournalist Yogeshwar (»Quarks & Ein Westfale kehrt in seine zweite Heimat zurück. Co«) die Initiative von ProQuote unterstützt. Viel- Klaus Kunde-Neimöth, seit zehn Jahren in der mehr verblüfft der Ansatz seiner Argumentation,

Kölner Zentrale Pogrammplaner für das WDR Foto:privat den nicht viele seiner männlichen Mitstreiter aus Fernsehen, wechselt in das Regionalstudio Müns- der Medienbranche verwenden können dürften: ter. Als stellvertretender Studioleiter wird er dort Der 54-Jährige, Sohn eines indischen Ingenieurs zusammen mit Studioleiterin Andrea Benstein für und einer luxemburgischen Künstlerin, skizziert die »Lokalzeit Münsterland« im WDR Fernsehen zu Beginn des Textes sein Schicksal als „Quoten- und für die Radioangebote aus dem Münsterland ausländer“ und „schmückendes Beiwerk“ in pro- verantwortlich sein. minent besetzten Talkrunden. Die ihm zugespro- Der 49-jährige Journalist hat von 1985 bis 1991 chene Rolle belaste ihn. Yogeshwar: „So musste in Münster studiert und nach dem Studium den ich in Talkshows Politiker mit Wahlslogans wie Kontakt nach Münster nie verloren. Seine mar- ,Kinder statt Inder’ ertragen oder Thilo Sarrazin kante Stimme kennen die Münsteraner vielleicht mit seinen verletzenden Thesen. Nie fühlte ich noch: Von 1989 bis 1991 war er in der 2. Liga Sta- mich frei, denn jede falsche Äußerung wäre fatal dionsprecher bei Preußen Münster, damals ein in der Sache.“ Den Zusammenhang zum Thema Studentenjob für 100 DM pro Spiel. ProQuote stellt er u. a. mit folgender Überlegung Im neuen Job bei den Landesprogrammen Fernse- aktuelles Programm fürs Münsterland zu machen her: „Vielleicht besitze ich ja aufgrund meiner Bio- hen freut sich Kunde-Neimöth „besonders darauf, und zu gestalten“ – und das sind immerhin mehr grafie eine besondere Sensibilität, wenn es um die mit neuem Team sechs Tage die Woche wieder als drei Stunden Programm in der Woche. EB Rechte der ,Anderen’ geht.“ mal

40 Medienmenschen

FRANK GRIEBE Ehrenkameramann 2013: Tom Tykwers Auge

Auf die Frage, was er noch realisieren möchte, hat Kameramann Frank Griebe eine ganz schnelle Ant- wort parat: „Eine groß angelegte Serie, einen Wes- tern, einen Horrorfilm, einen Science-Fiction-Film und einen Gangster-Film.“ Natürlich sagt er das nicht ohne Selbstironie, denn eigentlich hat er schon alles abgedreht. Zum Beispiel im viel diskutierten Expe- rimentalfilm „Cloud Atlas“ (Regie Tom Tykwer, 2012), der ein einziger Genre-Mix ist. Am 22. Juni wurde der 48-Jährige in Köln mit dem Ehrenpreis des Deutschen Kamerapreises ausgezeichnet. Frag- los ist diese renommierte Auszeichnung zu einem großen Teil der Zusammenarbeit mit Filmemacher Tom Tykwer geschuldet. In dieser „Ehe“ entstanden Ausnahmefilme wie „Die tödliche Maria“ (1993), „Winterschläfer“ (1997), „Lola rennt“ (1998) oder „Das Parfüm“ (2006) – insgesamt neun Produktio- nen. Die beiden Film-Enthusiasten, die sich in einem Kino kennen lernten, ergänzen sich nicht nur am Set ideal, sondern auch bei der Stoffsuche und der Dreh(buch)-Konzeption. Griebe bezeichnet sich sel- Frank Griebe wurde beim Deutschen Kamerapreis 2013 Ende Juni in Köln mit dem Titel Ehrenkameramann geehrt. ber als „permanenten Sucher“ – nach Bildern, Stoffen Foto: WDR/Kierok und technischen Möglichkeiten, sprich Alternativen. „Ich bin an allem interessiert“, sagt er, „beobachte gern, schau nicht nur des Deutschen Kamerapreises, für den Preisträger: „Er ist ein Augenmensch nach vorn, links, rechts, sondern auch nach hinten, was denn da gerade im tiefsten Sinne des Wortes. Stilistische Vielfalt, technische Virtuosität passiert. Ich bin nie zufrieden. Das ist mein innerer Motor – es immer wieder und ein ungewöhnliches Einfühlungvermögen gehen bei ihm Hand in anders und besser zu machen.“ Seine Stärken sind – neben handwerklichem Hand.“ So ein „Genie“ kritisiert natürlich auch. Auf die Frage, was denn Können – zweifellos Neugier, Spiel- und Experimentierfreude, Intuition dem deutschen Kino-Film zum großen Durchbruch fehle, stellt er lapidar sowie ein untrügliches Auge für die Volten der Wirklichkeit. Lobende fest: „Mehr Mut von Produzenten, Regisseuren und Autoren.“ Griebe steht Worte in Fülle findet Christoph Augenstein (WDR), der Geschäftsführer zweifelsfrei auf der Seite der Mutigen. R. Brückner

Die Maus dem traditionellen deutschen Redewettbewerb der Privat-Uni ein Gesicht. Japan ist Zudem ist die WDR-Maus als Botschafterin im Land des Lächelns unterwegs – im Namen der Maus-verrückt deutschen Diplomatie: Die deutsche Botschaft setzt in Japan auf die Maus als Imageträger. „Die Japaner schätzen die deutsche Kultur und die Die Maus, eine der beliebtesten Mitarbeiterinnen Maus als Repräsentantin eines hohen Bildungs- des WDR, hat in Japan besonders viele Fans – und niveaus“, erklärt Brigitta Mühlenbeck, Leiterin zwar nicht nur unter den Kindern, Eltern und der Redaktionsgruppe Kinder und Familie, die Großeltern. Beliebtheit der WDR-Figur in Japan. Die Dokkyo-Universität für Sprachwissenschaf- Dass sie dort auch weiterhin im japanischen

ten, Wirtschafts- und Rechtswissenschaften in Foto:WDR/Trickstudio Lutterbeck/creativ collection Fernsehen mit ihrer Sendung auftreten wird und Soka schmückt sich mit dem Star des deutschen mit ihren anderen Jobs für Deutschland werben Kinderfernsehens. Als Maskottchen ziert sie das kann, besiegelten Michael Loeb, Geschäftsführer Anmeldungsverzeichnis, den Dokkyo-Kalender, der WDR mediagroup, und Brigitta Mühlenbeck Broschüren, Plakate, und sie gibt auch alljährlich kürzlich mit ihren japanischen Partnern. mal

41 Im Gespräch

Auf einen Latte macchiato mit Gerburg Jahnke

Frau Jahnke, was trinken Sie? Vielleicht können Sie uns sagen, GERBURG JAHNKE: Latte mac- warum »Ladies Night« so erfolg- chiato. Ist eigentlich doof, der hat reich ist? drei Punkte. Ich müsste Cappuccino JAHNKE: Also natürlich in erster trinken, den mag ich aber nicht. Linie meinetwegen, weil ich so eine Rotwein hat auch drei Punkte, da nette Person bin. (lacht) Nein, ich bleibt zum Essen fast nichts mehr weiß es nicht. Es liegt sicher auch übrig. an mir, aber es liegt auch an den Sind auch Sie jetzt dem Diätwahn vielen Frauen, die eine großartige anheimgefallen? Arbeit machen. Im Laufe der Jahre JAHNKE: Nee, ich will etwas dün- hat sich beim Publikum eine Bereit- ner werden, weil die Kamera einen schaft entwickelt, mit Interesse um eine ganze Kleidergröße dicker zuzuschauen und nicht gleich zu macht. Gnadenlos! sagen: „Kenn ich nicht, guck ich Als Sie kürzlich im Kölner Glo- nicht.“ Und ich glaube, es ist auch ria die 25. Ausgabe von »Ladies wichtig, dass mir wirklich am Her- Night« feierten, war fast die ganze zen liegt, was ich tue. weibliche Comedy- und Kabarett- Haben Sie persönlich jemals Pro- Szene im Publikum oder auf der bleme gehabt, in der Szene ernst Bühne. Haben Sie noch irgendwen genommen zu werden? vermisst? Foto:WDR/Dahmen JAHNKE: Stephanie Überall und JAHNKE: Es hätten noch viel mehr ich haben ja 20 Jahre als Miss- sein können. Aber: Die einen müssen Gerburg Jahnke ist seit 2007 fits gearbeitet. Da wir uns von arbeiten, die anderen leben sonst- Anfang an nur mit Frauenthemen wo, und so weiter. Anka Zink hätte Frontfrau von »Ladies Night«. beschäftigt haben, war die Stoß- ich gern da gehabt. Allein schon, richtung sehr eindeutig. Uns sel- um mich die ganze Zeit nett anzulä- Wir trafen Sie im Oberhausener tenen Gewächsen in dieser Botanik cheln. Aber zur Party kam sie dann. standen immer alle Türen offen. Wenn Sie das bitte schreiben wür- Theater „Ebertbad“. Das hieß natürlich, dass wir oft den: Das wird ein Nachspiel haben! die Frauen-Alibi-Besetzung waren. (lacht) Mehr als 40 Prozent Ihrer Was schätzen Sie an Anka Zink? Comedy-Bereich zieht. Zum Teil haben sich die Zuschauer sind männlich. Sind die alle Maso- JAHNKE: Sie hat so eine gewisse Altersgelas- Künstlerinnen untereinander genauso wenig chisten? senheit. Und eine Milde, aus der sich eine Ironie wahrgenommen wie die Veranstalter oder die JAHNKE: Wenn ich mal einen Abend mache, und ein Sarkasmus entwickeln, die ich für eine Medien diese Frauen wahrnehmen. Und daran an dem ich sehr wenig gegen Männer sage, stellt Frau sehr schön finde. ändert »Ladies Night« offensichtlich etwas. Das sich bei den Jungs so eine unbefriedigte Unruhe Sind Ihre „GästInnen“ inzwischen auch pri- finde ich super. Ich kenne sie inzwischen fast ein. Ich erkundige mich dann immer, ob sie noch vat verbunden? alle. Das ist wie Gruppenkuscheln. einen drübergezogen haben wollen. Ich bin ja JAHNKE: In den vergangenen Jahren ist eine Gayle Tufts sprach es in Ihrer Sendung kurz Dienstleisterin, ich erfülle Erwartungshaltun- sehr große Lobby entstanden. Es gibt natürlich an: In der TV-Branche ist oft zu hören, Frauen gen. Also, ich hab den Eindruck, dass die Herren auch viele Frauen, die sich noch nie gesehen könnten nicht witzig sein. Warum? wissen: Ah, die ist so schön männerfeindlich. haben und diese Treffen nutzen, den Kollegin- JAHNKE: Das ist aber eine langweilige Frage. Das glaube ich Ihnen nicht. nen zuzuschauen, um dann vielleicht zu ent- Ich weiß nicht, was ich nach all diesen Sen- JAHNKE: Ok, es ist ein amüsantes Spiel, die decken, dass sie aus derselben Stadt kommen. dungen, diesen Touren und nach den Reak- Frage offen zu lassen: Hat sie jetzt was gegen Fehlende Wahrnehmung ist ein Thema, das sich tionen des Publikums darauf noch antworten Männer oder findet sie sie toll? durch diesen ganzen Frauen-Kabarett-, Frauen- soll. Mit Gerburg Jahnke sprach Ute Riechert

42 Service

Auf einen Latte macchiato mit Hotlines Gerburg Jahnke ARD / ZDF / Deutschlandradio 1 LIVE Hotline + 49 (0) 221 567 89 111 BEITRAGSSERVICE 1 LIVE DIGGI Faxline + 49 (0) 221 567 89 110 Service-Hotline 0185 99 95 01 00** [email protected] Faxline 0185 99 95 01 05** WDR 2 Hotline + 49 (0) 221 567 89 222 Faxline + 49 (0) 221 567 89 220 Verkehrsinfo (Sprachserver) + 49 (0) 221 168 030 50 [email protected]

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43 WIR LADEN EIN

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