Überleben in Einer Verrückten Welt Schwyzer Freiheits-Trychler, J
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Spezialausgabe zum 1. August Nummer 30/31 — 29. Juli 2021 – 89. Jahrgang Fr. 9.– (inkl. MwSt.) – Euro 6.90 Überleben in einer verrückten Welt Schwyzer Freiheits-Trychler, J. K. Rowling, Herbert Kickl, Loco Escrito, Michel Comte, Esther Vilar, Viktor Giacobbo, Fricktal, mon amour u. v. a. m. Cover: Gerry Hofstetter, Lichtkünstler v gold von degussa – die positive antwort auf negativzinsen. eit mehr als 6’000 Jahren überdauert S Gold alle Weltreiche und alle Währungen. Das wird auch in Zukunft so bleiben – weil physisches Gold anders als Papierwährungen nicht beliebig vermehrbar ist. Als grösster bankenunabhängiger Edelmetallhändler in Europa stellen wir mit Ihnen Ihr persönliches Portfolio aus Barren und Münzen zusammen, beraten Sie aber auch beim Verkauf von Edelmetallen. Alle unsere Degussa Barren sind LBMA-zertifiziert und verfügen über eine Banken-Valorennummer. 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Viel schlimmer als in ihrer speziellen, einzigartigen Staatsform werden. Vielleicht rührt es daher, dass wir als heute war damals, im letzten Jahrhundert vor zu erblicken. Schweizer zu sein, heisst von al- geborene Dienstleister und sensible, einfühl- Christi, die Politik. Leute wie Cicero lebten in ters her, sich mit der Verfassung, mit der Frei- same, mehrsprachige Zuhörer, die mit allen ständiger Gefahr. Die Verhältnisse waren un- heit und Unabhängigkeit unseres Landes zu ein Geschäft machen wollen, jede Art von Streit sicher. Mord galt als fast schon legitimes Mittel identifizieren. Die Schweiz ist ein permanen- und Reibung in unseren Aussenverhältnissen des Machterwerbs. Man wagt sich kaum vorzu- ter Willensakt. Sie besteht nur so lange, als sie tunlichst, geradezu panisch vermeiden möch- stellen, wie dreckig die weniger Mächtigen und von ihren Bürgern gewollt wird. Gefährlich ten. Möglicherweise ist ein Land, das sich im Begüterten dran waren. werden können der Schweiz deshalb nur die Innern so viel Freiheit, Vielfalt und Anarchie Rechtsstaat und Demokratie sind titanische Schweizer. gönnt, nach aussen hin besonders vorsichtig Errungenschaften. Nichts ist weniger selbst- Seit der Bundesrat mit Brüssel die Ver- bis ängstlich. Was ja auch nicht das Allerun- verständlich. Die Menschen neigen zur Hab- handlungen über ein institutionelles EU- vernünftigste ist. und Machtgier. Die Starken würden die Schwa- Rahmenabkommen abgebrochen hat, macht Möglicherweise ist es Gott. Vielleicht sind es chen umbringen oder ausbeuten, wenn man die EU auf kleinlichste Weise Druck. Es gibt auch nur unsere Institutionen. Allenfalls liegt es sie denn liesse. Ich staune jeden Tag, dass es Seitenhiebe. Die EU schikaniert unsere Ex- an beidem. Glückliche Fügungen walten über so etwas wie die Schweiz überhaupt gibt. Ein porteure. Sie droht den Universitäten. Nach der Schweiz. Wie der Bundesrat in diesem Jahr Land, in dem sich die Leute selber regieren. dem schwankenden Juncker wird die EU- im Grunde gegen seine Neigungen und Über- Eigentlich passiert hier nichts. Das ist als Lob Kommission nun von einer wegen Unfähig- zeugungen das Rahmenabkommen beerdigte, zu verstehen. Wir haben keine Terroranschläge, keit abgeschobenen ehemaligen deutschen Ver- die Rechte von Volk und Ständen damit fürs Erste keine Massaker und Amokläufe mit Dutzenden teidigungsministerin angeführt. Es ist traurig, sicherte, war eine Sternstunde der Eidgenossen- von Toten. Irgendwie ist die Schweiz normaler wie tief das europäische Friedensprojekt ge- schaft. Gleich darauf lehnten die Stimmbürger als andere Länder. sunken ist. Die Schweiz kann, darf und wird und Kantone überraschend das CO2-Gesetz ab, Warum? Ich habe keine Ahnung. Vermutlich bei dieser Diskriminierungsunion, die freie obwohl oder vielleicht gerade weil ihnen seit hat auch dies mit unserer Staatsform zu tun. Demokratien würgt und piesackt, niemals Monaten, ja seit Jahren von oben die Ohren voll- Mit der Art, wie wir uns regieren. Möglicher- mitmachen. gedröhnt wurden, wie wichtig und alternativ- weise spinnen wir hier ein bisschen weniger. los dieses so glorreiche, angebliche Gesetz zur Bleiben wir noch eine Sekunde beim Wunder Rettung des Planeten gewesen wäre. Schweiz. Es ist keine Kunst, mit guten Zutaten Die Schweiz ist für viele eine Hoffnung. Sie ein hervorragendes Abendessen zu machen. sehen darin zu Recht das gegen alle Wahr- Aber es erfordert höchste Kunst, aus so mangel- scheinlichkeit verwirklichte Versprechen, haftem Material wie dem Menschen einen Staat Kein Zirkus dass es auf der Erde doch noch wenigstens ein zu zimmern, der seinen Bewohnern Schutz, Land gibt, in dem die Bürger im umfassenden Sicherheit und vor allem die Freiheit bietet, Sinn des Wortes Staatsbürger einer Demokratie etwas aus sich und ihrem Leben zu machen. mit sind. Wie verwöhnte Erben drohen die Schwei- Die Schweiz gibt es nur einmal auf diesem zer das Wunder, das sie in gewisser Weise sel- Planeten. Es klingt verrückt, aber es ist wahr: ber sind, zu vergessen. Oder sie bekommen ein Noch kein anderes Land ist auf die Idee ge- dem Knie. schlechtes Gewissen. Und haben dann das Ge- kommen, das Offensichtlichste zu tun: näm- fühl, sie müssten die Schweiz neu erfinden, auf lich die Schweiz und ihre Staatsform zu ko- Gelenk- und Sportchirurgie. Eines der dass sie auch von denen geliebt werden, die der pieren, die doch so augenfällig den Beweis Fachgebiete in Ihrer Privatklinik für Schweiz nichts Gutes wollen. erbracht hat, dass Freiheit und Selbstregierung, Chirurgie und individuellen Service. Überleben in einer verrückten Welt: Die Neutralität und Föderalismus nicht nur Frie- pyramide.ch Schweiz schafft es seit 730 Jahren. Warum? den und Sicherheit, sondern auch Wohlstand Weil sie die Schweiz geblieben ist. Nichts bringen. Trotz ihrem Erfolg bleibt die Schweiz braucht mehr Kraft und Weisheit, als zu be- ein weltexklusives Wagnis der Freiheit. Nur die wahren, was sich bewährt hat. Sorgen wir Schweizer trauen sich zu, ihr Schicksal wirklich dafür, dass wir unseren Kindern eine Schweiz selber in die Hand zu nehmen. hinterlassen, in der zu leben wir nach wie vor Was ist die Schweiz? Sie ist zum einen die Spitze für Sie und oft zu unserer eigenen Verwunderung das Summe aller historischen Erfahrungen ihrer Privileg haben. R. K. Weltwoche Nr. 30.21 3 Cover: Mike Kessler, Frank Schwarzbach, Céline Hofstetter, Henry Maurer INTERN Sommer-Doppelausgabe, Lichtkünstler Hofstetter, Schwyzer Trychler, Heinzmanns «Labyrinth», Albers’ Plateau Napoléon Wir freuen uns, Ihnen das diesjährige Spezial- heft zum 1. August vorzulegen. Es soll eine Tischbombe zum Fest sein, eine Wundertüte, farbig, unterhaltsam, inspirierend. Dafür haben wir die bewährte Heftstruktur umgestossen. Auf den ersten Seiten finden Sie ein paar kürze- re Texte zur Aktualität, der Rest dieser Ausgabe widmet sich in vielfältigster Weise dem Motto «Überleben in einer verrückten Welt». Wer eine liebgewonnene Kolumne oder Rubrik vermisst: Die nächste Weltwoche erscheint am 12. August im gewohnten Kleid. Und wer nicht bis dahin warten mag: «Weltwoche daily» sendet bereits wieder ab dem 9. August. Auch in diesem Jahr haben wir die Cover- gestaltung des Sommerhefts einem renom- mierten Künstler überlassen: dem Schweizer Lichtmagier Gerry Hofstetter. Seinen Durch- bruch schaffte Hofstetter am 1. August 2002, als er das Bundeshaus illuminierte. Seither hat er mit seinen Beleuchtungsaktionen weltweit für Urchige Freiheitskämpfer: Schwyzer Trychler, Reporter Zeller (2. v. l.). Aufsehen gesorgt. Das Kolosseum in Rom, das Brandenburger Tor in Berlin, die Nasa- Raketen in Cape Canaveral dienten ihm schon als hörden. Wer sind diese urchigen Frauen und Anton Beck. Ohnehin versucht sie mehr denn Projektionsflächen. Die spektakulärsten Bilder Männer? Reporter Roman Zeller besuchte sie je, die Balance zu finden, und meint, dass das entstehen, wenn Hofstetter mit seinen Projek- im Muotatal und sprach mit ihnen über die am besten klappt, wenn sie «nicht immer alles toren in der Natur unterwegs ist. Dann erstrahlt Schweiz. Seite 20 so persönlich» nimmt. Seite 78 plötzlich Wilhelm Tell am Matterhorn oder die «Titanic» auf einem Arktis-Eisberg: lichte Seitdem Stefanie Heinzmann als Teenager eine Vor 200 Jahren starb Napoleon Bonaparte. Momente von eigentümlicher Faszinations- deutsche Castingshow gewann, gilt sie als das Zu den verrücktesten Episoden seines ausser- kraft. Wir haben den umtriebigen Hofstetter Stimmwunder aus dem Wallis. Davon, dass seit- gewöhnlichen Lebens zählt der sogenannte getroffen – in seinem fünfzigplätzigen Privat- dem aber auch bei ihr nicht immer alles rosig Adlerflug, die kurzzeitige Rückeroberung kino in Zumikon. Seite 56 war, singt sie auf