Heimatbrief 2009 – 1 Afghanistan Als Erster Das Ausgesprochen, Sind
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Liebe Schiltacherinnen und Schiltacher in aller Welt, ich grüße Sie aus Ihrer Heimat und verbinde dies mit der Hoffnung, dass es Ihnen gut geht. Das Jahr 2009 war gezeichnet durch die tiefste Wirtschaftskrise nach dem 2. Weltkrieg. Schiltach hatte das Glück, dass die örtlichen Unterneh- men unterschiedlich stark betroffen waren. Insofern können wir als Stadt aus finanzieller Sicht beruhigt in die Zukunft blicken. Die eingebrochene Konjunktur hat natürlich auch auf dem Schiltacher Arbeitsmarkt ihren Tribut gefordert. Die Betroffenen haben unser Mitgefühl und wir hoffen, dass es in diesem Jahr wieder aufwärts geht. Die Stadt Schiltach hat sich im vergangenen Jahr wieder gut weiterentwickelt. Die Erschließung und der Straßenbau im Bereich Bickenmäuerle konnte abgeschlossen werden. Eine lange Bauzeit forderte den Anwohnern einiges ab, dafür wurde aber der Zustand der Straßen stark aufge- wertet. Weiter haben wir aufgrund des Konjunkturprogramms in zahlreichen Straßenzügen die Beleuchtung ausgetauscht. Die neuen Lampen verbrauchen Zweidrittel weniger Strom. Auch eine zweite ökologische Maßnahme, die Renaturierung des Kuhbachs, konnte mit kurzfristig frei werdenden LEADER-Mitteln vorgezogen werden. Der Bereich Vor Kuhbach wird im Frühjahr zu einem Naherholungsbereich ausgebaut. Von hier aus sollen auch Nordic-Walking-Strecken ausgehen. Es gibt auch weniger erfreuliche Themen, so geht sowohl der Kampf um unsere Hauptschule wie auch um das Schramberger Krankenhaus weiter. Der Ausgang ist bei beiden Projekten ungewiss. Mit dem Stadtfest 2010 unter dem Motto „Schiltach – 200 Jahre Baden“ hat unser Städtle auf jeden Fall etwas zu feiern. Ich lade Sie am 12. und 13. Juni herzlich ein – kommen Sie nach Schiltach und verbringen Sie zwei ausgelassene Tage am Schiltach- und Kinzigstrand. Auch übers Jahr hinweg hat Ihre Heimatstadt mit jeder Menge Veranstaltungen Anknüpfungspunkte für einen Besuch. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg im Jahr 2010. Beste Grüße aus Schiltach Ihr Thomas Haas Bürgermeister Heimatbrief 2009 – 1 Afghanistan als Erster das ausgesprochen, sind. Ausgaben für Bildung und Infrastruktur was eigentlich jeder weiß. Deutsche Soldaten nehmen einen immer geringeren Anteil ein. befinden sich in Afghanistan im Krieg. Ich Aber nur mit einer ausgezeichneten Bildung hoffe, dass ihm der sehr positive Start über und Forschung und einer guten Infrastruktur die künstlich hoch geputschte Kundus-Affäre bleiben wir konkurrenzfähig. Liebe Schiltacherinnen und Schiltacher, sehr hinweg hilft. geehrte Mitbürger aus Lehengericht, verehrte Der Ausbau des Sozialstaates hat eine gewis- Gäste, Klare Worte werden auch in den kommenden se Betreuungsmentalität herbei geführt. Man Jahren notwendig sein. Die Krise hat die Si- merkt es oft gar nicht, wie stark der Staat wieder ist ein Jahr vergangen und wir dürfen tuation der öffentlichen Haushalte verschärft. unser aller Handeln über Abgaben, Vermei- mit dem Silvesterzug Gott für das ablaufende Jahr danken und es Revue passieren lassen. Es gäbe viele Punkte, die es wert wären näher beleuchtet zu werden: Zum Beispiel wurden „Kreuzberger Nächte“ früher vor allem mit ei- nem Fasnetslied in Verbindung gebracht; heu- te heißt dies realiter: Ausnahmezustand wie in Griechenland u. 479 verletzte Polizisten und 289 Festnahmen in einer Nacht, Benno Ohnesorg wurde im Juni 1967 von Karl-Heinz Kurras erschossen, Rudi Dutschke forderte darauf eine Entfaschistisierung der Polizei, der Tod war ein auslösendes Moment für die Studentenproteste; die 68-er-Bewegung beeinflusst unsere Gesellschaft bis heute; 40 Jahre später stellt sich heraus, dass Karl- Heinz Kurras Mitarbeiter der Stasi war. Dies und vieles mehr könnten wir heute disku- Wir wissen es alle, wir sind hochverschuldet dung von Steuern, Abschreibemöglichkeiten, tieren; das Jahr 2009 wird aber trotzdem als und leben trotzdem weiter über unsere Ver- aber auch direkten und indirekten Zuschüs- das Jahr der Finanz- und Wirtschaftskrise in hältnisse. Dazu kommt eine alternde Gesell- sen beeinflusst. In seinem Gedicht „Levithan“ die Geschichte eingehen. Die Schärfe der Re- schaft, ein sich veränderndes Klima. Nein – nennt Hans Magnus Enzensberger deshalb die zession war in diesem Maß nicht zu erwarten. ich halte die Lage für nicht hoffnungslos – wir Bürger auch die „hörigen Angehörigen“ des Die Regierungen in Europa haben Antworten haben Voraussetzungen und Möglichkeiten Staates. Dies gilt für Bürger wie auch für Kom- auf die Krise gefunden. Die Maßnahmen wur- zur Reaktion wie keine Generation vor uns. munen. Der bestens ausgebaute Sozialstaat den viel diskutiert – auf jeden Fall wurde eine Fast 65 Jahre Frieden ließen uns Werte und hat eine in dieser Ausprägung und Breite nicht Weltwirtschaftskrise wie 1929 verhindert. Vermögen schaffen wie nie eine Generation gekannte Individualisierung möglich gemacht. Eine Maßnahme war die Verlängerung der zuvor, und so konnte auch in diesen sechs- Individualisierung, Selbstverwirklichung wa- Kurzarbeit. Ich denke, dass so viele Arbeit- einhalb Dekaden der Sozialstaat ausgebaut ren deshalb auch einer der Megatrends des nehmer ihren Arbeitsplatz behalten konnten. werden wie nie zuvor. ausgehenden zweiten Jahrtausends. Alle Kündigungen konnten jedoch nicht ver- mieden werden und auch Kurzarbeit kann Die soziale Marktwirtschaft, die Sozialversi- Individualität ist wichtig, nur als Individuum über längere Zeit eine existentielle Bedrohung cherungen sind ein unglaubliches hohes Gut, können wir uns erfolgreich am Wirtschafts- werden. Die Betroffenen haben unser Mitge- das es zu erhalten gilt. Die Sozialversicherun- prozess beteiligen. Wenn jedoch viele Einzel- fühl, und wir hoffen alle, dass die Wirtschaft gen – der Beginn des Sozialstaates wurden ne aus dem Gesellschaftsverband heraustre- im Jahr 2010 wieder Tritt fasst. vor dem Hintergrund der Verhältnisse des ten und erwarten, dass die Gemeinschaft sie 19. Jahrhunderts angelegt. Im 19. Jahrhun- bei gravierenden Problemen wieder auffängt, Krisen bieten immer auch Chancen. Verzer- dert wurden eine breite Masse der Arbeiter wird es schwierig. Ein engerer Gesellschafts- rungen und Überkapazitäten im Wirtschafts- und ihrer Familien ausgebeutet. Ein Großteil verband beschränkt einerseits, er kann jedoch system können in Krisenzeiten leichter be- der Arbeitnehmerschaft war verelendet. Der auffangen und durch Krisenzeiten tragen. Ein reinigt werden. Das Verhalten des Großteils Bereich „Soziales“ nahm trotzdem lange Zeit enger Gesellschaftsverband unterstützt gera- unserer Regierung im Fall Opel war aus die- nur einen Bruchteil der Staatsausgaben in de die Schwächeren in unserer Gesellschaft. ser Sicht nicht verständlich und zu guter Letzt Anspruch. Ein Blick in den heutigen Bundes- Nicht umsonst nimmt die Zahl der Mitmen- düpierte GM auch noch unsere Regierungs- haushalt zeigt, wie viel Geld wir für Soziales, schen zu, die mit psychischen Problemen zu chefin. Minister zu Gutenberg hat hier eine Renten, Arbeitslosenversicherung u. inzwi- kämpfen hat, nimmt die Zahl der Familien zu, klare Meinung vertreten: Im Fall Opel ist ein schen auch für Schuldentilgung ausgeben. die mit der Organisation eines ganz normalen klarer Schnitt notwendig. Keine Staatsgelder Wir geben 75 % unserer Ausgaben für Auf- Familienlebens, mit der Erziehung ihrer Kin- für Opel. Herr zu Gutenberg hat auch im Fall gaben aus, die nicht in die Zukunft orientiert der überfordert ist. Nimmt die Bereitschaft, für Heimatbrief 2009 – 2 einander einzustehen, weiter ab: Fälle wie in einem Missverhältnis. Auch im Namen des 1-2 Jahrzehnte saniert. Auch im Rohrbach und der Münchner U-Bahn, bei der Jugendliche ei- Gemeinde- und Ortschaftsrats bedanke ich auf der Steige haben wir gute 5 Kilometer Au- nen Mann zu Tode prügeln, sind ein Fanal, die mich deshalb bei allen Ehrenamtlichen, die ßenbereichsstraße komplett neu überzogen. keine gute Entwicklung unserer Gesellschaft sich in Vereinen für ihren Nächsten einsetzen. Wir wollen dieses Sanierungsprogramm für ankündigen. Aber es gibt auch eine Gegen- Straßen im Außenbereich, solange es geht, bewegung. Immer mehr Menschen genügt Oder nehmen wir das Internet. Es bringt viele aufrecht erhalten. Gute Straßen sind auch ei- die Wohlstandswelt alleine nicht; es genügt Probleme mit sich. Aber selbst hier wird viel ne Unterstützung der Bewohner der Höfe im ihnen nicht, sich selbst zu verwirklichen, son- soziales Kapital gebildet: Wie viele schreiben Außenbereich. Aufgrund kurzfristig aufgeleg- dern sie orientieren ihr Leben an Werten und unentgeltlich Artikel für Wikipedia – ein Lexi- ter Konjunkturprogramme der Regierungen sozialen Ideen. kon im Internet, das allen das Wissen unserer wurden verschiedene Straßenzüge mit neuen Zeit unentgeltlich verfügbar macht. Wie viele Leuchten ausgestattet. Die neuen Straßen- Ich bin der festen Überzeugung, dass der Fachleute arbeiten an allgemein zugänglichen leuchten benötigen nur noch ein Drittel des Mensch kleine Gemeinschaften braucht, um Programmen, der sogenannten Open-Source- Stroms der alten Kofferleuchten. Dies ist Bei- sich wohlzufühlen, um sich entfalten zu kön- Software mit. trag zur geforderten CO2-Einsparung. nen, um sich engagieren zu können. Kleine, weit gehend homogene Gemeinden und Städ- Der soziale Aspekt setzt sich auch in der Welt Nicht nur Straßenbaumaßnahmen prägten den te sind hier ideal, und so bringen sich auch der Unternehmer fort. Ein erfolgreiches Unter- Haushalt des Jahres 2009. Auch das Stadtbild in Schiltach sehr viele Menschen in Vereinen nehmen muss heute Profit und Profil verbin- konnte wieder an verschiedenen Stellen aufge-