Zwischenbericht des Forschungsvorhabens für das Untersuchungsjahr 2011

Februar 2012 Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Teilprojekt Vegetationskunde: Ökohydrologie 3 3

Teilprojekt Zoologie II: Die Laufkäfer auf der Agrarfläche von Hof Ritzerau 9

Teilprojekt Zoologie II: Untersuchungen zur Auswirkung von unterschiedlich alten Grünstreifen auf Ackerflächen 1513

Teilprojekt Zoologie III: Die Entwicklung der Brutvogelwelt auf Hof Ritzerau 30 im Jahr 2011 - Brutvögel der Agrarlandschaft, Bruterfolg und Ressourcennutzung 19

Teilprojekt Zoologie IV: Erfassung der Amphibien unter Einbeziehung 45 der Laich- und Landhabitate – Untersuchungen 2011 36

Teilprojekt Zoologie V: Ergebnisse der Lichtfallenausbeute (nachtaktive 97 Schmetterlinge) und ergänzender Aufsammlungen in 2011 49

Teilprojekt Zoologie V: Einfluss der Waldbeweidung durch Rinder auf die Entwicklung der Schmetterlingszönose 97 109 73

Teilprojekt Pflanzenbau: Energieeffizienz der Fruchtfolgen von Hof Ritzerau im Vergleich zu repräsentativen konventionell bzw. ökologisch wirtschaftenden 123 Betrieben 82

130

Teilprojekt Ökohydrologie und Vegetationskunde

Ökohydrologie

Kirsten Rücker, Joachim Schrautzer, Hui Zhang

1 Einleitung...... 3 2 Ergebnisse der Untersuchungen auf Hof Ritzerau ...... 3 2.1 Langjährige Entwicklung der Phosphat-Konzentrationen im Duvenseebach...... 3 2.2 Sedimentationsuntersuchungen in der Niederung...... 4 2.3 Grundwasserstände in der Duvenseebachniederung...... 5 3 Kooperationen und Publikationen ...... 6 4 Nutzungsempfehlung und Untersuchungskonzepte für die Duvenseebachniederung...... 7 5 Literatur ...... 7

1 Einleitung Im Teilprojekt Ökohydrologie wurde das hydrologisch-chemische Monitoring wie in den vergangenen Jahren fortgesetzt (vgl. RÜCKER & SCHRAUTZER 2011a). Im Vordergrund standen damit weiterhin Untersuchungen zum Fließgewässer-Niedermoor-Komplex in der Duvenseebachniederung ein- schließlich des Hofsees und des Peperlandgrabens mit den einmündenden Drainagen. Zudem wurde die in der Duvenseebachniederung stattfindende Forschung um weitere Projekte von Masterstudenten und Kooperationen bereichert. Die Entwicklung der Duvenseebachniederung steht ebenso weiterhin im Fokus unserer Arbeit. Im Folgenden sollen neue Ergebnisse des zweiwöchentlichen Monitorings, Sedimentationsuntersu- chungen in der Niederung und die aktuelle Entwicklung der Grundwasserstände in der Duvensee- bachniederung vorgestellt werden (Kapitel 2). Einen Überblick über Publikationen, abgeschlossene Master-Arbeiten und erfolgte Präsentationen auf internationalen Tagungen stellt Kapitel 3 dar. Emp- fehlungen für die Nutzung und weitere Untersuchungen der Duvenseebachniederung werden in Kapi- tel 4 gegeben.

2 Ergebnisse der Untersuchungen auf Hof Ritzerau 2.1 Langjährige Entwicklung der Phosphat-Konzentrationen im Duvenseebach In Ergänzung zu den Sedimentationsuntersuchungen (Kapitel 2.2) soll hier die Datenreihe des Ge- samt-Phosphats (TP) im Wasser des Duvenseebaches von 2002 bis 2011 vorgestellt werden. Saisonal folgt der Konzentrationsverlauf weiterhin dem aus den Vorjahren bekannten Muster mit ho- hen Konzentrationen im Sommer sowie sinkenden Konzentrationen im Winter und Frühjahr (Abbil- dung 1). Im Gesamtverlauf der Phosphat-Konzentrationen seit 2004 zeichnen sich deutlich die klimati- schen Gegebenheiten der einzelnen Jahre ab. Ein eindeutiger Trend ist aber nicht erkennbar. Insgesamt fällt bei einem Vergleich der TP-Konzentrationen im Bach am Gebietseingang (IN) und am –ausgang (OUT) auf, dass die Konzentrationen vor dem Bereich der Niederung signifikant höher sind als bachabwärts an der Hofauffahrt (Median 0,36 mg TP/l (IN); 0,32 mg TP/l (OUT); p<0,001, Mann- Whitney U-Test) (vgl. Abbildung 2). Da dies auch für die SRP-Konzentrationen zutrifft (Daten hier nicht gezeigt), geben bereits diese Unterschiede unter den beschriebenen hydrologischen Bedingungen (RÜCKER 2008) Anlass zu der Vermutung, dass ein Teil des Phosphats im Bereich der Niederung zurückgehalten wird. Um diesen Prozess genauer zu untersuchen, wurden 2011 Sedimentationsmat- ten in der Niederung ausgebracht (vgl. Kapitel 2.2).

3 Teilprojekt Ökohydrologie und Vegetationskunde

2,50

2,00

1,50 IN OUT 1,00

0,50

0,00 01.11.02 01.05.03 01.11.03 01.05.04 01.11.04 01.05.05 01.11.05 01.05.06 01.11.06 01.05.07 01.11.07 01.05.08 01.11.08 01.05.09 01.11.09 01.05.10 01.11.10

Abb. 1: Verlauf der Gesamt-Phosphat-Konzentrationen 2002-2010 in mg/l

2 1,8 1,6 1,4 1,2 1 mg TP/l 0,8 0,6 0,4 0,2 0

IN

OUT

Abb. 2: Vergleich der TP-Konzentrationen an der IN- und OUT-Station (Median, Quartile 25%, 75%, Ausreißer sind als Punkte dargestellt)

2.2 Sedimentationsuntersuchungen in der Niederung Auswertungen der internationalen Literatur zur Phosphor-Retention in Flusstälern ergaben, dass Phosphor hauptsächlich in partikulärer Form durch Sedimentation auf Überflutungsflächen zurück- gehalten wird (vgl. RÜCKER 2008, ZHANG 2011). Dabei ist davon auszugehen, dass nur die uferfern sedimentierten Partikel auch dauerhaft zur P-Retention beitragen, während ufernah abgelagertes Ma- terial schneller wieder remobilisiert wird. Die Abnahme der Fließgeschwindigkeiten und die Rauhigkeit

4 Teilprojekt Ökohydrologie und Vegetationskunde

der Vegetation führen hypothetisch zu einer Sortierung des Materials und mit zunehmendem Abstand zum Ufer auch zu abnehmenden Mengen der Ablagerungen. Um den Prozess der P-Sedimentation in der Duvenseebachniederung nachzuweisen und der Frage der flächenhaften Verteilung der Ablage- rungen nachzugehen, führte Frau Hui Zhang im Rahmen ihrer Masterarbeit Versuche in der Niede- rung durch (ZHANG 2011). In drei senkrecht zum Ufer des Baches verlaufenden Transekten wurden vor einem Frühjahrshochwasser Sedimentationsmatten ausgebracht. Nach dem Rückgang des Hochwassers Ende März wurden die darauf festgehaltenen Sedimente beprobt und im Labor analy- siert.

Ups t r e am average sedi ment at i on

1 ) 2 0. 9 ) 2 0. 8 0. 7 0. 6 0. 5 0. 4 0. 3 0. 2 Se di ment at i on r at e ( kg/ m 0. 1 Sedimentationsrate (kg/m Sedimentationsrate 0 37.211.220304050 DistanceAbstand to vomthe stream Ufer ba(m) nk( m )

Abb. 3: Sedimentation in einem Ufertransekt in der Niederung

Insgesamt wurden im Bereich des Ufers etwa 900 g Sediment /m2 abgelagert. Diese Menge nahm mit Abstand vom Ufer deutlich ab und lag ab einer Entfernung von 30 m zum Ufer deutlich unter 100 g Sediment/ m2 (Abbildung 3). Es muss demnach davon ausgegangen werden, dass der größte Anteil wieder remobilisiert wird. Im Mittel wurden mit dem Sediment 0,2 g P/m2 abgelagert, wobei im Nordteil der Niederung höhere Maxima von bis zu 1,6 g TP/ m2 vorlagen. Eine Abhängigkeit der Sedimentation von der Überflutungsdauer war nicht festzustellen.

2.3 Grundwasserstände in der Duvenseebachniederung Die Erfassung der Grundwasserstände wurde wie zuvor fortgeführt. In Abbildung 4 sind die Wasser- stände der Brunnen GW2 im Südteil und GW7 im Nordteil der Niederung dargestellt. Auch im letzten Jahr zeigte sich die starke Abhängigkeit der Wasserstände von den Witterungsbedin- gungen. Das vorangegangene Jahr 2010 war ein sehr niederschlagsreiches Jahr mit hohen Wasser- ständen. Die Grenze der Beweidbarkeit von 30 cm unter Flur wurde bereits 2010 sowohl im Südteil als auch im Nordteil der Niederung nur in den Monaten Juni und Juli erreicht. Wasserstände über Flur stellten sich 2010 mit den hohen Augustniederschlägen und damit unerwartet früh ein. Im Nordteil standen dort phasenweise etwa 20 cm Wasser über Flur. Die hohen Wasserstände hielten bis in den Februar 2011 an. Mit dem trockenen Frühjahr fielen diese jedoch wieder stark ab, im Nordteil der Nie- derung auf bis zu 80 cm unter Flur im Juni. Erst im August 2011 stiegen die Wasserstände mit den zunehmenden Niederschlägen, um dann im September die Flurgrenze zu erreichen. Beweidbar war die Niederung jedoch trotz der starken Absenkung der Wasserstände lediglich von Mai bis in den Au-

5 Teilprojekt Ökohydrologie und Vegetationskunde

gust hinein. Langfristig zeichnet sich damit die prognostizierte geringe Beweidbarkeit der Fläche ab. Im trockenen Frühjahr ist generell eine Mahd und Heuernte nach Beendigung der Vogelbrutzeit emp- fehlenswert, um Nährstoffe zu entziehen.

40

20

0

-20

-40 cm ü. Flur ü. cm -60

-80

-100 1.1.02 1.1.03 1.1.04 1.1.05 1.1.06 1.1.07 1.1.08 1.1.09 1.1.10 1.1.11 1.1.12

Südteil Nordteil Flurhöhe Beweidungsgrenze

Abb. 4: Entwicklung der Grundwasserstände in der Duvenseebachniederung

3 Kooperationen und Publikationen Die Untersuchungen in der Duvenseebachniederung dienen auch weiterhin der Planung und Beglei- tung der Renaturierungsmaßnahmen in Zusammenarbeit mit der unteren Naturschutzbehörde in Rat- zeburg und mit dem Verein Natur Plus e.V. Panten. Im vergangenen Jahr wurde ein wasserbauliches Gutachten durch Dipl.-Ing. Sebastian Stoll, Ingenieurbüro Dr. Lehners & Wittorf, angefertigt, das zur Klärung der Ursachen überstauter Flächen im Oberlauf dienen soll. Wir stellten ihm dafür unsere Da- ten und Expertise zur Verfügung. Ergebnis des Gutachtens waren drei Szenarien, die jedoch auf den unmittelbaren Niederungsbereich beschränkt waren. Auf Vorschlag vieler Beteiligter soll das Gutach- ten räumlich auch auf den unmittelbaren Oberlauf nördlich der Duvenseebachniederung ausgeweitet werden, da sich dort die überflutungsempfindlichen Flächen befinden. Ali Mongol hat seine Masterarbeit zur Modellierung der Gewässergüte im Duvenseebach mit dem Modell NUSWALITE erfolgreich abgeschlossen (MONGOL 2011). Wie wir bereits berichteten (RÜ- CKER & SCHRAUTZER 2011) entstand diese Arbeit im Rahmen einer Kooperation mit Wissenschaft- lern des Instituts „ALTERRA“ aus Wageningen in den Niederlanden. Ebenfalls erfolgreich abgeschlos- sen wurde die Masterarbeit von Frau Hui Zhang zur Sedimentation auf den Überflutungsflächen der Niederung (ZHANG 2011, vgl. Kapitel 2.2). Im März 2011 präsentierten wir unsere Arbeit auf dem Tag der Hydrologie an der Technischen Uni- versität in Wien und im Juli bei der internationalen Tagung der Society of Wetland Scientists (SWS) in Prag (RÜCKER & SCHRAUTZER 2011 c). Ein Beitrag ist in der Schriftenreihe „Forum für Hydrologie und Wasserbewirtschaftung“ der Fachgemeinschaft der Hdyrologischen Wissenschaften an der TU Wien erschienen (RÜCKER & SCHRAUTZER 2011 b). Das Thema der Veröffentlichung ist der Ein- fluss des hydrologischen Austausches zwischen dem Duvenseebach und seiner Niederung auf die Nährstoff-Retention. Eine Publikation mit den Daten der Jahre 2004 bis 2007 steht kurz vor der Einrei- chung bei der internationalen Zeitschrift Ecosystems.

6 Teilprojekt Ökohydrologie und Vegetationskunde

4 Nutzungsempfehlung und Untersuchungskonzepte für die Duvenseebachniede- rung Die Entwicklung der Hydrologie und Vegetation in der Niederung zeigt, dass die Beweidung nur noch kurzzeitig möglich ist. Wir empfehlen daher, von einer Beweidung, die bei derart hohen Wasserstän- den auch mit erheblichen Trittschäden verbunden ist, abzusehen. Während der Niedrigwasserstände im Frühsommer ist aber die Durchführung einer Mahd durchaus denkbar. Um die Effizienz der in der Duvenseebachniederung durchgeführten Vernässungsmaßnahmen um- fassend ökologisch beurteilen zu können, sind weitere Untersuchungen zum Wasser- und Nährstoff- haushalt erforderlich. Eine besondere Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang der Messung klimarelevanter Spurengase zu. Hierzu erstellen wir in Zusammenarbeit mit Prof. Taube ein Konzept zur flächenhaften Ableitung der Spurengasemissionen sowie standorts- und damit nutzungsbezogener Nährstoffbilanzen. Ziele der angestrebten Untersuchung sind: - flächenhafte Bilanzierung des Global Warming Potentials - Erstellung einer kompletten Bilanz der Nährstoffausträge auf Standortsebene - Nutzungsoptimierung auch hinsichtlich der Klimawirksamkeit.

Tab. 1: Klimawirksame Spurengasemissionen aus unterschiedlich genutzten Niedermoorböden (nach DRÖSLER ET AL.2011)

Nutzung/ Vegetation Tonnen CO2-Äquivalent/ha/a Wasserstand cm Grünland extensive nass 10,3 -11 Naturnah/ renaturiert 3,3 -10 Überstau (permanent) 28,3 14

In Anlehnung an die Untersuchungen von DRÖSLER ET AL. (2011) (vgl. Tabelle 1) ergeben sich als Untersuchungsstandorte Teilflächen der Niederung, die phasenweise überstaute Flutrasen, Großseg- genrieder mit überwiegend hohen Wasserständen nahe der Geländeoberfläche und extensiv genutz- te, aber nicht überstaute Bereiche repräsentieren. Die Innovation des Forschungsansatzes liegt im Vergleich unterschiedlicher hydrologischer Bedin- gungen und unterschiedlicher Entwicklungsstadien der Vegetation. Darüberhinaus sollen die Ergeb- nisse mit den Nährstoffretentionsraten der hydrologischen Phasen gekoppelt werden. Deshalb sind ergänzende Untersuchungen zum Stickstoff- und Kohlenstoffhaushalt auf Standortsebene notwendig. Eine übergreifende Zusammenführung der Daten soll mit dem Ecosystem Services-Konzept in Zu- sammenarbeit mit Marion Kandziora, Dr. Benjamin Burkhard und Prof. Dr. Felix Müller vom Institut für Natur- und Ressourcenschutz erfolgen.

5 Literatur DRÖSLER, M., FREIBAUER, A., ADELMANN, W., AUGUSTIN, J., BERGMAN, L., BEYER, C., CHOJNICKI, B., FÖRSTER, C., GIEBELS, M., GÖRLITZ, S., HÖPER, H., KANTELHARDT, J., LIEBERSBACH, H., HAHN-SCHÖFL, M., MINKE, M., PETSCHOW, U., PFADENHAUER, J., SCHALLER, L., SCHÄGNER, P., SOMMER, M., THUILLE, A., WEHRHAN, M. (2011): Klima- schutz durch Moorschutz in der Praxis. Ergebnisse aus dem BMBF-Verbundprojekt „Klimaschutz - Moornutzungsstrategien“ 2006-2010. Braunschweig, Berlin, Freising, Jena, Müncheberg, Wien MONGOL, I. A. K. (2011): Modeling Instream Nutrient Retention to Help Assess Water Quality for Sustainable Management in a Wetland Stream Complex- Duvenseebach, North . Mas- terarbeit im Studiengang „Applied Ecology“ an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

7 Teilprojekt Ökohydrologie und Vegetationskunde

RÜCKER, K. (2008): Zeitlich hoch aufgelöste Untersuchung der Nährstoffretention in einem Fließge- wässer-Niedermoor-Komplex. Dissertation im Fach Ökologie an der Christian-Albrechts- Universität zu Kiel RÜCKER, K. & SCHRAUTZER, J. (2010): Nutrient retention function of a stream wetland complex - a high frequency monitoring approach. Ecological Engineering RÜCKER, K. & SCHRAUTZER, J. (2011a): Teilbericht Ökohydrologie und Vegetationskunde. Jahres- bericht 2010 - Projekt Hof Ritzerau RÜCKER, K. & SCHRAUTZER, J. (2011b): Die Bedeutung des Wasseraustausches für die Nährstoff- retention in einem Fließgewässer-Niedermoor-Komplex. In: Forum für Hydrologie und Wasserbe- wirtschaftung, Wien RÜCKER, K. & SCHRAUTZER, J. (2011c): Nutrient Retention in the Duvenseebach Stream Wetland Complex. Proceedings of the Joint Meeting of the Society of Wetland Scientist, WETPOL and Wetland Biogeochemistry Symposium. Prag ZHANG, H. (2011): Sedimentation and Phosphorus Deposition in a Wetland Stream Complex (Duven- seebachniederung, Ritzerau). Masterarbeit im Studiengang „Environmental Management“ an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

8 Teilprojekt Zoologie II - Laufkäfer

Die Laufkäfer auf der Agrarfläche von Hof Ritzerau

Lars Schröter

1 Tätigkeitsbericht ...... 9 2 Weitere Ergebnisse...... 9

1 Tätigkeitsbericht Seit dem 12. Oktober 2011 sind wieder Bodenfallen auf den Äckern und in den naturnahen Flächen ausgebracht. Mit der Probennahme wurde zu der aktuellen Untersuchungsphase einen Monat später begonnen als in den Jahren zuvor, da die Felder aufgrund der langanhaltenden Niederschläge im August und September 2011 so wassergesättigt waren, dass die Bodenbearbeitung nur verzögert durchgeführt werden konnte, was wiederum die zeitige Ausbringung der Bodenfallen verhinderte. Auf Teilen der Felder Dachsberg und Hellberg und einem Areal auf Peperland und Stutenkoppel konnte mit der Probennahme erst im November, bzw. Dezember begonnen werden, da dort noch spät im Jahr gegrubbert wurde. Auf dem Koppelbusch wurden die Bodenfallen erst im November ausgebracht, da die Fläche durch Schafe beweidet wurde. Anschließend verzögerte das Verlegen neuer Drainagen mittels Kettenbagger die Probennahme. Die Bestimmung der 2009/10 erfassten Laufkäfer ist noch nicht ganz beendet, so dass zum Zeitpunkt dieses Zwischenberichtes leider keine neuen Daten bekannt gegeben werden können. Die Ergebnisse und Auswertung werden im Frühjahr 2012 vorliegen.

2 Weitere Ergebnisse Mit der noch nicht abschließend ausgewerteten Probennahme 2009/10 sind in der Monitoring-Phase 124 Bodenfallen im Einsatz; 98 auf den Äckern und 26 in den naturnahen Flächen der Knicks und am Rand der Sölle. Im ersten Monitoring-Jahr 2005/06 (2 Jahre nach der Umstellung) wurden noch 167 Bodenfallen, wie während der Umstellungsphase, genutzt und ausgewertet. Im Jahr 2007/08 (vier Jahre nach der Umstellung) waren es 125 Bodenfallen. Von diesen wurde ein Ackerstandort im Winter 2007/08 aufgegeben, da der Bereich des Ackers zu Weideland umgewandelt worden ist. Um nun den Zeitraum der Umstellung exakt vom Monitoring abzugrenzen und um ein besseres Verständnis für eingereichte und zukünftige Publikationen zu erreichen, wurden rückwirkend für das Monitoring einheitlich nur noch die aktuell bestehenden 124 Bodenfallen-Standorte ausgewertet. Diese Änderung hätte sich am stärksten auf die bereits präsentierten Ergebnisse des Untersuchungsjahrs 2005/06 auswirken können, tatsächlich kam es nur zu geringfügigen Änderungen und alle bisher getroffenen Aussagen sind unverändert gültig. Bei der Ergebnis-Präsentation 2011 wurde berichtet, dass das Untersuchungsjahr 2007/08 vor allem durch die niedrige Aktivitätsdichte von Laufkäfern auf den Feldern gekennzeichnet war. Desweiteren waren die mittleren Artenzahlen 2007/08 auf dem Acker so niedrig wie im zweiten Jahr der Umstellung 2003/04, andererseits war die durchschnittliche Artenvielfalt unter ökologischer Bewirtschaftung in den Jahren 2007/08 und 2005/06 signifikant höher war als unter konventionellem Anbau und während der zwei Umstellungsjahre. An diesen Aussagen hat sich durch die vereinheitlichte Anzahl an Fallen- Standorten keine Änderung ergeben und auch hinsichtlich der mittleren Artenzahlen kann über keine Abweichungen von den bisher ermittelten Werten früherer Jahre berichtet werden (Tabelle 1). Die absolute Artenzahl hat sich zwar von 99 auf 98 Arten verringert, sie blieb damit aber auf dem Niveau der Vorjahre. Die korrigierten Fallenzahlen ließen einen erneuten Vergleich der Artenzahlen für die Umstellungsphase und dem sich anschließenden Zeitraum mit ökologischem Anbau auf der Basis 9 Teilprojekt Zoologie II - Laufkäfer

einer gleich hohen Anzahl an Bodenfallen der Agrarfläche sinnvoll erscheinen. Dazu wurde mit der Rarefaction-Methode auf der Basis von 98 Acker-Standorten, das ist die Anzahl an Standorten, die in allen fünf Jahren mindestens auf der Ackerfläche genutzt wurden, die Anzahl an Laufkäfer-Arten bei gleichem Probenumfang berechnet (Abbildung 1). Das Ergebnis der Berechnung zeigte, dass die unterschiedlichen absoluten Artenzahlen nicht auf die reduzierte Probennahme zurück zuführen waren. Die geringste Artenzahl mit 72,0 ± 2,8 Arten 98 Standorte-1 war für das Jahr 2005/06, zwei Jahre nach erfolgter Umstellung, festzustellen. Mit 80,8 ± 4,1 Arten 98 Standorte-1 kamen 2007/08, vier Jahre nach der Umstellung, die meisten Arten vor, während für den Zeitraum der Umstellung 78,1 ± 3,8 Arten, 79,8 ± 3,9 Arten und 73,7 ± 4,1 Arten pro 98 Standorte durch die Rarefaction-Methode kalkuliert wurden. Nach dem Ergebnis der Rarefaction-Analyse kann festgestellt werden, dass die geringere Fallenmenge des Monitorings bislang keine Auswirkung auf die Anzahl der nachgewiesenen Laufkäfer-Arten hatte. Tab. 1: Arten- und Individuenzahlen der Laufkäfer aus Bodenfallen auf der Hoffläche während der Hauptuntersuchung und des Monitorings. MW ± SA: Mittelwert ± Standardabweichung; konv. / ökol.: Anzahl der Ackerstandorte unter konventioneller bzw. ökologischer Bewirtschaftung.

Jahr 2001/02 2002/03 2003/04 2005/06 2007/08

Arten [n] 108 101 99 98 98

Individuen [n] 30052 48991 25640 22581 13777

Aktivitätsdichte 0.69 ± 0.35 1.02 ± 0.55 0.69 ± 0.39 1.02 ± 0.73 0.42 ± 0.27 [MW ± SA]

Standorte Feld: konv. / ökol. 133 / - 95 / 44 88 / 51 - / 98 - / 98 nnF 30 28 28 26 26

Abb. 1: Artenzahlen der Laufkäfer auf der Ackerfläche von Hof Ritzerau in den Jahren 2001/02 (konv. Anbau), 2002/03 und 2003/04 (konv. und ökol. Anbau) sowie 2005/06 und 2007/08 (ökol. Anbau), ermittelt durch die Rarefaction-Methode.

10 Teilprojekt Zoologie II - Laufkäfer

Im Unterschied zu den Arten- und Individuenzahlen, die im bisherigen Untersuchungsverlauf schwankten und keinen eindeutigen Trend erkennen ließen, zeigte die Artenvielfalt eine positive Entwicklung. Während die naturnahen Flächen über einen Zeitraum von sieben Jahren durch gleichbleibend hohe Diversitäts-Werte zwischen 2,17 und 2,46 gekennzeichnet waren, war die Ackerfläche zu Beginn der Untersuchung durch geringe Werte des Shannon-Weaver-Index charakterisiert (Abbildung 2). Im Vergleich über den bisher untersuchten Zeitraum war die Artenvielfalt auf den Feldern im ersten Untersuchungsjahr 2001/02 mit konventioneller Bewirtschaftung ohne weitere Unterscheidung entlang des Entfernungsgradienten mit HS-Werten von 1,79 bis 1,25 am geringsten. Die Feldgröße war ohne Auswirkung auf die Artendiversität, der konventionell bewirtschaftete Acker wirkte als Ganzes wie eine Barriere auf nahezu alle im Untersuchungsraum nachgewiesenen Carabiden. Die naturnahen Flächen unterschieden sich von allen Entfernungsklassen der Felder durch signifikant höhere Artenvielfalt. Diese Barrierewirkung verminderte sich im weiteren Verlauf der Untersuchung umso stärker, je mehr Feldfläche auf ökologischen Anbau umgestellt wurde und je länger die Bereiche ökologisch bewirtschaftet wurden. Direkt mit der Umstellung im Jahr 2002/03 war ein Anstieg der Biodiversität auf den Feldern zu verzeichnen. Die Steigerung der Artenvielfalt wirkte sich an den randnahen Standorten bis 30 m Feld-

Abb. 2: Entwicklung der Artendiversität der Laufkäfer (Shannon-Weaver-Diversitäts Index) in Abhängigkeit von der Entfernung zum Feldrand über einen Zeitraum von sechs Jahren nach der Umstellung zum ökologischen Anbau. Jahre: 0. Jahr mit konventionellem Anbau, 1, 2: Jahre der Umstellung, 4 bis 6: Jahre nach Beginn der Umstellung.

11 Teilprojekt Zoologie II - Laufkäfer

tiefe am stärksten aus, denn diese erreichten das Niveau der naturnahen Flächen, während der übrige Acker eine signifikant geringere Artendiversität aufwies. Vier Jahre nach dem Beginn der Umstellung, im Jahr 2005/06, war die Artenvielfalt an allen Standorten des Ackers (HS: 2,06 - 2,28) ohne weitere

Differenzierung so hoch wie in den naturnahen Habitaten (HS: 2,27). Im Jahr 2007/08, sechs Jahre nach dem Beginn der Umstellung, erreichte die Artendiversität sowohl in den naturnahen Flächen (HS:

2,43) wie in allen Entfernungsklassen der Ackerfläche (HS: 1,99 - 2,25) dasselbe Niveau wie 2005/06, auch wenn in den Klassen bis 30 m, 60 m und 120 m ein nicht signifikanter Rückgang der Werte im Vergleich zu 2005/06 zu beobachten war (Abbildung 2). Ursache für die Steigerung der Artenvielfalt im Feldbereich war eine Verschiebung innerhalb der Dominanzverhältnisse. Die Anzahl von Arten, die benötigt wurden, um 75 % aller Laufkäfer in einer der Entfernungsklassen zu erreichen, nahm mit der Anzahl der Jahre, die seit der Einführung der ökologischen Betriebsweise vergangen sind, linear zu (Abbildung 3). Im ersten Untersuchungsjahr, noch vor der Umstellung, gehörten 75 % aller Individuen in den Entfernungsklassen 30 m, 60 m, 120 m und 240 m zu 4, 3, 3 und 2 Laufkäfer-Arten. Diese einseitige Dominanzstruktur wandelte sich bis 2007/08, denn dann waren neun Arten erforderlich, um im Feldrandbereich bis 30 m Feldtiefe 75 % der Laufkäfer abzubilden. In den weiter vom Feldrand entfernten Distanzklassen bis 60 m, 120 m und 240 m verteilten sich 75 % Dominanz auf jeweils acht Arten. Innerhalb der naturnahen Flächen veränderte sich die Dominanzstruktur dagegen nicht und es wurde für den siebenjährigen keine lineare Korrelation nachgewiesen (y = 911 – 0.45*Jahre, r² = 0.15, p > 0.05). 17 Arten stellten 2001/02 75 % aller Individuen, in den folgenden Jahren waren es zwischen 10 und 14 Arten. Die linear korrelierte Zunahme der Artenzahlen für 75 % Dominanz in allen Entfernungsbereichen der Ackerfläche zeigt, dass sich der Prozess der Umstellung auch vier Jahre nach dem Ende der Umstellung immer noch auf die Artenverteilung innerhalb der Felder auswirkt.

Abb. 3: Lineare Korrelation der Anzahl von Laufkäfer-Arten, um 75 % aller Individuen zu erreichen, in naturnahen Flächen < 0 m und in verschiedenen Entfernungsklassen der Ackerfläche (< 0 m: r² = 0.15, p = n.s.; 30 m: r² = 0.89, p < 0.02; 60 m: r² = 0.95, 120 m: r² = 0.96, 240 m: r² = 0.97, jeweils p < 0.01).

12 Teilprojekt Zoologie II - Grünstreifen

Untersuchungen zur Auswirkung von unterschiedlich alten Grünstreifen auf Ackerflächen

Mazhar Ranjha und Ulrich Irmler

1 Einleitung...... 13 2 Standorte und Methoden...... 13 3 Ergebnisse ...... 14 3.1 Artenzusammensetzung und -gemeinschaften ...... 14 3.2 Vergleich Grünstreifen, Felder und Feldränder ...... 14 3.3 Effekt der Distanz zu den Feldrändern ...... 16 3.4 Auswirkung der Grünstreifen auf die Ernährungsgilden ...... 16 4 Diskussion ...... 16 5 Literatur ...... 18

1 Einleitung Die naturnahen Habitate in der Nachbarschaft zu Äckern sind wichtige Quellen für eine artenreiche Fauna der Agrarökosysteme (SMITH et al. 2008), da die Ackerfauna nach der Ernte und der Neuein- saat von einer jährlichen Kolonisierung aus der Nachbarschaft abhängt (TSCHARNTKE & KRUESS 1999). Grünstreifen sind wichtige Korridore für die Ausbreitung von Pflanzen und Tieren (THOMAS et al. 1991). Sie dienen als Nahrungsressourcen (BOMMARCO 1998), als Rückzugsraum (ASTERAKI et al. 1995) und Überwinterungshabitat für Nutzinsekten (FRANK & REICHHART 2004). Ihre Vegetation unterstützt die Insekten-Diversität (VARCHOLA & DUNN 2001). Bisherige Untersuchungen fanden im konventionellen Landbau statt. Aus dem ökologischen Landbau sinbd bisher in dieser Richtung keine Untersuchungen bekannt. Unter Berücksichtigung der bisher bekannten Ergebnisse, wurden in der folgenden Untersuchung das Alter von Grünstreifen und ihre Wirkung im ökologischen Landbau analysiert. Dabei standen folgende Fragen im Vordergrund: (1) Führen Grünstreifen auch im ökologischen Landbau zu einer höheren Biodiversität in den benachbar- ten Ackerbereichen? (2) Hat das Alter der Grünstreifen einen Effekt auf ie Artenvielfalt? (3) Wie ver- ändert sich die Artengemeinschaft vom Feldrand zum Ackerzentrum? (4) Welche Auswirkungen ha- ben die Grünstreifen auf seltene Arten und die verschiedenen Nahrungsgilden der Laufkäfer?

2 Standorte und Methoden Die Untersuchung wurden auf je zwei Äckern in Panten und Hof Ritzerau von September 2009 bis Oktober 2010 durchgeführt. Die Standorte wurden nach dem Alter ihrer Grünstreifen ausgewählt. Die 2 und 4 Jahre alten Streifen lagen in Panten, der 9 Jahre alte Streifen ebenso wie der Kontrollstreifen (0 Jahre, ohne Grasstreifen) auf Hof Ritzerau. Die Laufkäfer wurden mit Bodenfallen, die mit 90 % Glykol und einem Tensionsmittel gefüllt waren, erfasst. Insgesamt waren 150 Fallen im Einsatz. Je drei Fallen lagen in den Randstreifen, je 2 Fallen in den Grünstreifen und im Ackerbereich in 30 m Entfernung vom Grünstreifens. In beiden Transekten waren die Fallengruppen in je 30 m Distanzen angeordnet, z.B. 30 m, 60 m, 90 m usw. Das gesamte Transekt war von der Länge des Grünstreifens abhängig (Abbildung 1).

13 Teilprojekt Zoologie II - Grünstreifen

Abb. 1. Fallenanordnung in dem Grünstreifenexperiment

Die Distanzen von den Feldrändern varierten in den Feldern: 60, 150 und 180 m in den 4, 2 und 9 Jahre alten Grünstreifen. Für die Statistik wurde das Programm PAST (HAMMER et al. 2001) verwendet. One Way ANOVAs wurden für den Vergleich der verschieden alten Streifen verwendet und anschließend ein LSD (Fisher) post hoc-Test durchgeführt Die Effekte der Streifen, Alter der Streifen und Distanzen von den Feld- rändern wurden mit einem non-parametric ANOVAs Kruskal-Wallis-Test durchgeführt. Die Bestim- mung der Artenvielfalt wurde auch mit der Rarefaction-Methode bestimmt. Außerdem wurde die Detrended Correspondenz-Analyse angewandt, um die Veränderrung in der Artengemeinschaft zu analysieren.

3 Ergebnisse 3.1 Artenzusammensetzung und -gemeinschaften Im Untersuchungszeitraum wurden 23.146 Individuen (11.068 in Panten, 12.078 in Hof Ritzerau) er- fasst, die zu 89 Arten gehörten (67 in Panten und 74 in Hof Ritzerau). Die Standorte ließen sich mit der Detrended Correspondenz-Analyse in folgende Gruppen unterteilen (Abbildung 2): (1) Feldränder des 9 Jahre alten Grünstreifens; (2) 9 Jahre alter Grünstreifen mit Äckern und die Feldränder des Kontrollstreifens; (3) Grünstreifen und Feldränder des 4 Jahre alten Streifens; (4) Grünstreifen, Feldränder und Ackerflächen des 2-Jahre alten Streifens und die Ackerflächen des 4 Jahre alten Streifen sowie (5) der Kontrollstreifen (0 Jahre). Das Alter der Streifen hatte auf die Artengemeinschaft nur einen geringen Einfluß. Allerdings unter- schieden sich die Artengemeinschaften insgesamt kaum, wie aus dem geringen Eigenwert von 0.24 ersichtlich wird.

3.2 Vergleich Grünstreifen, Felder und Feldränder Der Vergleich der Grünstreifen unterschiedlichen Alters hatte folgendes Ergebnis. Die höchste Aktivi- tätsdichte wurde in der Kontrolle ohne Grünstreifen gefunden (Tabelle 1). Die Artendiversität war in

14 Teilprojekt Zoologie II - Grünstreifen

A2_E4 2-year-old field edges, 180 A2_E6 strips and 4-year-old field A2_E5 A2_F1 A4_E3 A2_F3 160 A2_E3 A4_S1 A2_F4 A2_F2 A4_S2 A4_E5 A2_S1 A2_E2 A4_F2 140 A2_S2 A4_F1 Ctrl_F2 A2_E1 A4_E2 4-year-old field edges 120 Ctrl_F1 Control field A4_E4 and strips A4_E1 A9_F1 Ctrl_E1 100 Ctrl_E2 A9_F2

80 A9_S2

2 (eigenvalueAxis 0.12) 9-year-old field A9_S1 and strips Ctrl_E3 60 A4_E6

Control field edges A9_E1 40 9-year-old field edge

20 A9_E2 A9_E3 0 0 30 60 90 120 150 180 210 240 270

Axis 1 (eigenvalue 0.24)

Abb. 2: Ergebnis der Detrended Correspondenz-Analyse: Ctrl (Kontrolstreifen); A2, A4 und A9: 2, 4 und 9 Jahre alter Streifen; S (Streifen) und F (Feld) Suffix 1 und 2 Parallelefallen, E ( Feldrand).

Tab. 1: Mittlere Aktivitätsdichten (Ind. Falle-1 100 Tage-1), Artenvielfalt (H), Evenness und Artenzahl pro Falle in den Grünstreifen, im Acker und in den Feldrändern; verschiedene Exponenten zeigen einen signifikanten Unterschied nach dem LSD Test at p < 0.05; DF = 3

Alter 0 2 4 9 Mittel S.A. Mittel S.A. Mittel S.A. Mittel S.A. F In Grünstreifen N 32 20 8 12 Aktivitätsdichte a 93,5 44,2 c 28,1 15,2 c 13,2 5,6 b 40,1 9,9 21,7 Shannon (H) b 2,03 0,22 a 2,31 0,14 b 2,09 0,42 a 2,31 0,16 9,2 Evenness b 0,45 0,10 a 0,65 0,06 a 0,67 0,19 b 0,51 0,07 21,9 Artenzahl b 17,6 2,3 c 15,8 2,6 d 13,0 3,3 a 20,1 1,3 16,5 Im Acker N 32 40 8 12 Aktivitätsdichte a 93,5 44,2 b 55,4 20,3 b 37,6 8,6 b 64,1 24,2 10,3 Shannon (H) c 2,03 0,22 b 2,21 0,15 b 2,30 0,18 a 2,46 0,17 18,7 Evenness b 0,45 0,10 a 0,57 0,09 a 0,60 0,07 a 0,58 0,08 13,2 Artenvielfalt b 17,6 2,3 b 16,6 2,8 b 17,0 2,8 a 20,4 2,7 6,7 Feldrand N 3 6 6 3 Aktivitätsdichte a 33,7 13,3 b 11,3 3,1 b 5,4 1,3 b 12,3 2,0 18,4 Shannon (H) b 2,15 0,12 b 2,23 0,28 b 2,05 0,20 a 2,67 0,13 5,6 Evenness b 0,49 0,05 a 0,68 0,10 a 0,78 0,09 a 0,70 0,10 6,6 Artenzahl a 17,7 0,6 b 14,0 2,4 c 10,2 1,6 a 20,7 1,5 26,1

15 Teilprojekt Zoologie II - Grünstreifen

Tab. 2: Mittlere Artenzahlen und –diversitäten (Shannon H) im benachbarten Ackerbereich der ver- schieden alten Grünstreifen; Standardabweichung (SA), unterschiedliche Exponenten zeigen Signifi- kanzen an mit p < 0.05.

Alter 2 4 9 Mittel S.A. Mittel S.A. Mittel S.A. F n 32 4 10 Artenzahl b 16.97 2.76 ab18.75 2.06 a 20.7 2.83 7.3 Shannon (H) b 2.20 0.16 a 2.41 0.18 a 2.47 0.17 11.4

den Ackerändern insgesamt am höchsten, am niedrigsten in den Äckern. Die Grünstreifen zeigten mittlere Werte. In den Grünstreifen waren keine signifikanten Unteschiede hinsichtlich des Alters zu erkennen. Die Grünstreifen hatten keinen signifikanten Effekt auf die Aktivitätsdichte der Laufkäfer im benachbar- ten Ackerbereich (Kruskal-Wallis-Test, H = 4.2; DF = 2; N = 46; p > 0.05). Im Gegensatz dazu war ihr Einfluß auf die Artenvielfalt und Artenzahl sehr deutlich (Tabelle 2). Der 9 Jahre alte Streifen hatte den stärksten Einfluß auf die Artenvielfalt des benachbarten Ackerbereichs. Die Unterschiede zu den 4 und 2 Jahre alten Streifen waren signifikant. Dies traf auch auf die Artendiversität (Shannon H) zu.

3.3 Effekt der Distanz zu den Feldrändern Im nächsten Schritt wurde der Effekt der Entfernung von den Feldrändern untersucht (Abbildung 3). Die Beziehung zwischen der log-transformierten Aktivitätsdichte und der Entfernung vom Feldrand war sowohl in den Ackerbereichen (r = 0.51; p < 0.05; n = 56) als auch in den Grünstreifen (r = 0.66; p < 0.05; n = 76) signifikant. In der One-Way ANOVA wurden die Distanzklassen unabhägig vom Alter analysiert. Die Feldränder waren von allen übrigen Distanzklassen einschließlich der 30 m Klasse signifikant unterschieden. Die Artenzahl zeigte in den Grünstreifen keine Unterschiede mit ansteigen- der Distanz vom Feldrand (F (5, 50) = 1.31, p > 0.05)), wies aber in den Ackerbereichen im Zentrum höhere Werte auf als am Rand. Im Gegensatz zu der Artenzahl/Falle und der Artenvielfalt, wurde mit der Rarefaktion-Methode eine höhere Artenvielfalt am Rand als im Feldzentrum gefunden.

3.4 Auswirkung der Grünstreifen auf die Ernährungsgilden Die Klassifikation nach den Ernährungsgilden ergab 7 Arten, die sich omnivor enähren, 20 Arten mit phytophager und 45 Arten mit karnivorer Ernährung. Da die karnivoren Arten vor allem als Nützlinge im Ackerbereich wichtig sind, sollen die Ergebnisse diese Gilde hier kurz dargestellt werden. Ihre Aktivitätsdichte war in den Äckern höher als in den Feldrändern und den Grünstreifen. Die Fallen Rarefaction-Kurven zeigten aber, dass in den Feldrändern eine höhere Artenvielfalt vorhanden war als in den Grünstreifen und den Ackerbereichen.

4 Diskussion Die geringen Eigenwerte der Detrended Correspondenz-Analyse zeigen, dass sich die Artenzusam- mensetzung der Laufkäfer in den verschiedenen Agrarbereichen kaum unterscheidet. Nach TER BRAAK (1987) geben erst Eigenwerte von mehr als 0.5 eine zuverlässige Separierung von Artenge- meinschaften. Die geringen Unterschiede in der Artenzusammensetzung wurden bereits von IRMLER (2003) herausgestellt. Eine mögliche Ursache für die hohe Ähnlichkeit kann im ökologischen Anbau liegen, der die Unterschiede zwischen Ackerbereichen und Randbereichen ausgleicht.

16 Teilprojekt Zoologie II - Grünstreifen

Abb. 3: Aktivitätsdichten in den unterschiedlichen Distanzklassen der Grünstreifen ( ), F (5, 50) = 4.51; p < 0.01) und Ackerbereichen ( ), F (5, 70) = 14.3, p < 0.0001) (A); Artenzahl pro Falle (▼), F (5, 70) = 3.24, p < 0.05) (B); Fallen-Rarefaktion der Artenzahlen in den unterschiedlichen Distanzklas- sen in den Grünstreifen (C) und den Ackerbereichen (D); Legende in (C) gilt auch frür (D); unteschied- liche Buchstaben in (A) und (B) zeigen Signifikanzen nach LSD mit p < 0.05.

Abb. 4: Aktivitätsdichten der karnivoren Arten (Kruskal-Wallis-Test: H = 87.2, DF = 2, N= 150, P < 0.001 (A) und Fallen Rarefaction für die Artenzahl (B); unterschiedliche Buchstaben zeigen Signifikan- zen nach dem LSD post hoc Test mit p < 0.05.

17 Teilprojekt Zoologie II - Grünstreifen

Naturnahe Habitate fördern die Nahrungsbedingungen für Laufkäfer (FRANK et al. 2007) und erhöhen damit ihre Reproduktion (VAN DIJK 1994; BOMMARCO 1998). Die höhere Aktivitätsdichte in Acker- flächen gegenüber Grünstreifen wurde bereits in in zahlreichen Untersuchungen nachgewiesen (z.B. KROMP & STEINBERGER 1992). Nach unseren Untersuchungen fördern alte Grünstreifen die Artenvielfalt in den benachbarten Acker- bereichen. Auch LYS et al. (1994) fanden eine höhere Artenvielfalt in Ackerflächen mit Grünstreifen als ohne Grünstreifen. Im Gegensatz dazu konnten SMITH et al. (2008) keinen Einfluß der Grünstrei- fen auf die Makrofauna des nahen Feldbereichs finden.

5 Literatur ASTERAKI, E.J., HANKS, C.B., CLEMENTS, R.O. (1995): The influence of different types of grassland field margin on carabid beetle (Coleoptera, Carabidae) communities. Agriculture, Ecosystems & Environment 54, 195-202. BOMMARCO, R. (1998): Reproduction and Energy Reserves of a Predatory Carabid Beetle Relative to Agroecosystem Complexity. Ecological Applications 8, 846-853. FRANK, T., KEHRLI, P., GERMANN, C. (2007): Density and nutritional condition of carabid beetles in wildflower areas of different age. Agriculture, Ecosystems & Environment 120, 377-383. FRANK, T., REICHHART, B., 2004. Staphylinidae and Carabidae overwintering in wheat and sown wildflower areas of different age. Bulletin of Entomological Research 94, 209-217. HAMMER, Ø., HARPER, D.A.T., RYAN, P.D. (2001): PAST: Paleontological statistics software package for education and data analysis. Palaeont. Electronica 4 1-9. IRMLER, U. (2003): The spatial and temporal pattern of carabid beetles on arable fields in northern Germany (Schleswig-Holstein) and their value as ecological indicators. Agriculture, Ecosystems & Environment 98, 141-151. KROMP, B., STEINBERGER, K.-H. (1992): Grassy field margins and diversity: a case study on ground beetles and spiders in eastern (Coleoptera: Carabidae; Arachnida: Aranei, Opiliones). Agriculture, Ecosystems & Environment 40, 71-93. SMITH, J., POTTS, S.G., WOODCOCK, B.A., EGGLETON, P. (2008): Can arable field margins be managed to enhance their biodiversity, conservation and functional value for soil macrofauna? J Appl Ecol 45, 269-278. TER BRAAK, C.J.J. (1987): Ordination. In: JONGMANN, R.H.G., TER BRAAK, C.J.F., VAN TONGEREN, O.F.R. (eds.) Data analysis in community and landscape ecology. Pudoc, Wagenin- gen. THOMAS, M.B., WRATTEN, S.D., SOTHERTON, N.W. (1991): Creation of 'Island' Habitats in Farmland to Manipulate Populations of Beneficial : Predator Densities and Emigration. Journal of Applied Ecology 28, 906-917. TSCHARNTKE, T., KRUESS, A. (1999): Habitat fragmentation and biological control. In: Hawkins, B.A., Cornell, H.V. (Eds.), Theoretical Approaches to Biological Control. Cambridge University Press, Cambridge, pp. 190-205. VAN DIJK, T.S. (1994): On the relationship between food, reproduction and survival of two carabid beetles: Calathus melanocephalus and Pterostichus versicolor. Ecol Entomol 19, 263-270. VARCHOLA, J.M., DUNN, J.P. (2001): Influence of hedgerow and grassy field borders on ground beetle (Coleoptera: Carabidae) activity in fields of corn. Agriculture, Ecosystems and Environment 83, 153-163.

18 Teilprojekt Zoologie III - Brutvögel

Die Entwicklung der Brutvogelwelt auf Hof Ritzerau im Jahr 2011 Brutvögel der Agrarlandschaft Bruterfolg und Ressourcennutzung

Bernd Koop

1 Einleitung...... 19 2 Methoden ...... 19 2.1 Erfassungsmethoden und Erfassungstermine...... 19 2.2 Witterung...... 20 2.3 Anbau 2011...... 20 2.4 Phänologische Daten...... 20 3 Ergebnisse ...... 22 3.1 Allgemeine Ergebnisse ...... 22 3.2 Brutbestände der einzelnen Arten ...... 22 4 Diskussion ...... 29 4.1 Welchen Beitrag kann Biolandbau im Artenschutz leisten? ...... 29 4.2 Perspektiven für Feldvögel in der Agrarlandschaft...... 32 4.3 Welche Rahmenbedingungen sind für den Vogelartenschutz im Biolandbau notwendig? .... 33 4.4 Ausblick: Offene Fragen ...... 34 5 Zusammenfassung...... 34 6 Literatur ...... 34

1 Einleitung In einem biologischen Monitoring steigt mit der Zahl der Untersuchungsjahre die Sicherheit, tatsächli- che Veränderungen von von Jahr zu Jahr auftretenden Schwankungen zu trennen, die bei Tierpopula- tionen weit verbreitet sind. Mit der Dauer des Monitorings wird es zunehmend möglich, auch Langzeit- veränderungen zu erkennen. Das elfte Untersuchungsjahr zu den Auswirkungen der Betriebsumstel- lung auf die Vogelwelt der Ackerfluren schließt an die Untersuchungen von 2001 bis 2010 an.

2 Methoden 2.1 Erfassungsmethoden und Erfassungstermine Um die langjährige Vergleichbarkeit der Ergebnisse zu gewährleisten, erfolgt die Erfassung der Brut- vögel standardisiert nach der Methode der Original-Siedlungsdichte (BIBBY et al. 1995). Auf elf Bege- hungen des gesamten Geländes zur Brutzeit (16. März bis 13. Juli) wurden alle Vogelvorkommen mit Revier- oder Brutverhalten in Karten eingetragen, aus denen anschließend über die „Papierreviere“ Bestände und Verteilung abgeleitet wurden. Die hier dargestellte Artenauswahl beschränkt sich wiederum auf die Brutvögel der Ackerflächen, um- fasst also folgende Vogelarten: Wachtel, Rebhuhn, Kiebitz, Feldlerche, Wiesen-Schafstelze, Wiesen- pieper, Braunkehlchen, Sumpfrohrsänger, Dorngrasmücke und Rohrammer, ergänzt um Registrierung seltenerer Arten wie Neuntöter oder Grauammer. Der Bruterfolg von Feldlerche und Schafstelze wurde zumeist über Futter tragende Altvögel ermittelt. Damit kann im günstigsten Fall der Anteil erfolgreicher Bruten insgesamt ermittelt werden. Bei beiden

19 Teilprojekt Zoologie III - Brutvögel

Arten erfolgte die Ermittlung des Bruterfolgs anhand von Teilpopulationen (Feldlerche) oder anhand des gesamten Bestandes (Wiesen-Schafstelze). Alle Daten wurden in das Fundpunktprogramm WinArt des LANU Schleswig-Holstein eingegeben, wodurch alle Reviere exakt georeferenziert sind. Definitionen: Als „wahrscheinlich brütend“ (schwarze Punkte der Artkarten) wird ein Vorkommen ge- wertet, wenn es so lange bestand, dass eine Brut rechnerisch stattfinden konnte, also etwa vier Wo- chen. Als „länger besetzt“ (rot) werden Vorkommen bezeichnet, in denen zumindest ein Brutversuch stattfinden konnte, also über mindestens zwei Wochen/ auf zwei nacheinander erfolgten Kartierdurch- gängen. Hier sind theoretisch Brutversuche möglich. „Kurzfristig besetzt“ (weiß) sind einmalige Regist- rierungen, wahrscheinlich ohne Brutversuch. Erfassungstermine: 16.3., 29.3., 16.4., 26.4., 12.5., 19.5., 19.6., 16.6., 27.6., 5.7., 13.7.2011.

2.2 Witterung Auch 2010/2011 ist als strenger Winter im Grenzbereich zwischen Normalwinter und Kältewinter ein- zustufen. Somit entwickelte sich das Frühjahr 2011 zwar früher als 2010, aber deutlich später als 2009. Während im März durch die Schneeschmelze und Regen Überschwemmungen entstanden, waren die Monate April und Mai trockener als das langjährige Mittel. Ab Juni gab es vielfach Nieder- schläge, z.T. mit Starkregen. Sommerliche Phasen blieben kurz, so dass der Vegetationsdichte in den Schlägen für die Besiedelbarkeit durch Arten der offenen Landschaft eine besondere Bedeutung zu- kommen muss.

2.3 Anbau 2011 2011 wuchs auf den Schlägen Koppelbusch, Seekamp 1 und Fuchsberg Kleegras, welches von März bis Mai beweidet und Ende Juni gemäht wurde. Auf diesen Teilflächen siedelten sich erst spät Brutvö- gel an (Abbildung 1). Brachen gab es keine, Auf dem Dachsberg und auf dem Grenzstreifen zwischen Peperland (südlicher Schlag) und Stutenkoppel wurde ein Blühstreifen von mehreren m Breite angelegt und bis in den Herbst hinein stehen gelassen.

2.4 Phänologische Daten 29.3.: Wintergetreide wurde gestriegelt, somit recht früh. Das Sommergetreide wurde Mitte Mai ge- striegelt. Das Kleegras auf dem Fuchsberg wurde bis Anfang Mai beweidet. Nach Ende der Beweidung blieb die Fläche bis Mitte Juli ungemäht. Das Kleegras auf den Flächen Seekamp 1 und Koppelbusch wur- de Ende Juni gemäht. Aufwuchs des Winterroggens (Dachsberg): 19.5. 0,80 - 1 m, 27.6. 1,5 bis > 1,8 m.

20 Teilprojekt Zoologie III - Brutvögel

Abb. 1: Anbaukulturen auf Hof Ritzerau Frühjahr 2011

21 Teilprojekt Zoologie III - Brutvögel

3 Ergebnisse 3.1 Allgemeine Ergebnisse 2011 wurden insgesamt 134 Brutpaare von Vogelarten der Ackerhabitate ermittelt (Tabelle 1). Der höchste Bestand der Feldlerche mit maximal 46 gleichzeitig besetzten Revieren wurde am 19.5. er- reicht, der Gesamtbestand erreichte wiederum 52 Revierpaare. Der Bestand der Schafstelze hat sich mit 44 Revieren auf hohem Niveau des Vorjahres gehalten und erreichte wiederum den höchsten Bestand im gesamten Untersuchungszeitraum. Mit maximal 12 gleichzeitig rufenden Wachtel- Männchen wurde bei dieser Art in einem überregionalen Einflugjahr ein überdurchschnittlicher Be- stand ermittelt. Der Bestand des Neuntöters blieb mit einem Vorkommen gering, allerdings gab es 2011 eine sehr verzögerte Rückkehr und lokal geringere Bestände als Folge einer anhaltenden Dürre in den Überwinterungsgebieten (Tabelle 1).

Tab. 1: Maximale Revierzahlen der Brutvögel auf den Ackerflächen von Hof Ritzerau 2001-2011.

2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 Rebhuhn 2 1 1 1 1 1 0 0 1 2 1 Wachtel 1 5 3 4 2 6 3 3 4 2 12 Kiebitz 0 2 3 2 2 3 3 4 2 0 0 Feldlerche 9 13 17 35 33 36 52 64 51 52 52 Wiesen-Schafstelze 21 26 38 26 19 9 17 23 30 44 44 Wiesenpieper 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 Braunkehlchen 10 0 0 2 2 1 1 0 0 0 0 Sumpfrohrsänger 0 1 1 1 1 2 2 2 3 5 5 Dorngrasmücke 1 2 2 1 3 2 2 2 8 9 9 Neuntöter 2 2 3 1 1 Grauammer 0 0 0 0 0 1 0 0 1 0 0 Goldammer 5 4 6 4 5 Rohrammer 4 4 2 4 4 3 4 1 2 2 5 49 54 67 76 67 64 91 105 111 121 134

3.2 Brutbestände der einzelnen Arten

Wachtel Coturnix coturnix 2011 war landesweit ein auffallendes Einflugjahr mit den bisher höchsten registrierten Anzahlen (OAG-SH). Am 16.6.2011 wurden morgens zwischen 3:00 und 5:00 Uhr 11 gleichzeitig rufende Männchen ermittelt, insgesamt bestanden 12 Reviere auf der Untersuchungsfläche sowie 1 angren- zendes Revier. Wachteln konnten bisher in jedem Jahr nachgewiesen werden, was sich auch 2011 fortsetzte. Wachteln nutzten die Kleegrasfläche samt Randstreifen zur Nahrungssuche, doch auch in den neu angelegten Blühstreifen wurden regelmäßig Wachteln festgestellt.

Rebhuhn Perdix perdix Auch nach dem zweiten strengen Winter ist das Vorkommen nicht erloschen, ein Revier bestand die gesamte Brutzeit im Süden des Untersuchungsgebietes, doch Bruterfolg wurde bis September nicht beobachtet. Das Gebiet weist aber für das Rebhuhn gut geeignete Lebensbedingungen auf. Daher wurden seitens der Jägerschaft im Herbst 8 junge Rebhühner mit Herkunft aus der Umgebung von Berlin ausgesetzt.

22 Teilprojekt Zoologie III - Brutvögel

Abb. 2: Reviere der Wachtel auf den Flächen von Hof Ritzerau am 16.6.2011

23 Teilprojekt Zoologie III - Brutvögel

Kiebitz Vanellus vanellus Auch 2011 siedelten sich keine Kiebitze mehr auf den Ackerschlägen an. Ein Revier bestand wieder- um kurzzeitig in der Duvenseebachniederung, wurde aber bereits am 26.4. vorzeitig aufgegeben, so dass keine Bruten stattfanden.

Feldlerche Alauda arvensis Bestand und Habitatwahl Der Feldlerchenbestand erreichte 2011 mit 52 Revieren einen dem Vorjahr entsprechenden Bestand. Am 19.5. wurden 41 Reviere bestätigt und 5 neue gefunden, also gleichzeitig 46 besetzte Reviere kartiert, und noch am 13.7. waren 33 Reviere besetzt. (Abbildung 3). Die Verteilung der Reviere kon- zentrierte sich anfangs auf die bereits bestockten Ackerflächen, die beweideten Kleegrasflächen blie- ben unbesiedelt bis nach dem Schafabtrieb. Feldlerchen besiedeln die Fläche, und weniger die Randstrukturen und erreichen ihre Nester über die Pflegespuren. Zum Wald wurde ein Streifen von ca. 200 m gemieden, unbesiedelt blieben auch die stark geneigten Hänge zur Duvenseebachniederung. Die Besiedlung begann wieder wie in den vorangegangenen Jahren auf den mit kurzer Vegetation bestockten Flächen, vor allem im Wintergetreide und im Kleegras mit insgesamt 18 Revieren am 16.3.. Sommergetreideschläge sowie Erbsenschläge wurden erst im Mai und Juni mit Erreichen einer Deckung spendenden Vegetation besiedelt, die beweideten Kleegrasflächen erst spät im Mai. Bedingt durch die anfängliche Meidung und später nur spärliche Besiedlung der beweideten Kleegras- flächen blieb die Lebensraumkapazität auch in diesem Jahr unter dem Angebot 2009. Vermutlich hat sich die Lebensraumkapazität bei diesem Flächenangebot bei ca. 50 Brutpaaren eingependelt.

Abb. 3: Entwicklung des Bestandes der Feldlerche von 2001 bis 2011 auf Hof Ritzerau. Bereits mit Beginn der Umstellung (2002) steigt der Anteil länger besetzter Reviere

24 Teilprojekt Zoologie III - Brutvögel

Abb. 4: Reviere der Feldlerche auf Hof Ritzerau 2011. Schwarz: mutmaßliche oder nachgewiesene Brutreviere, grau: zeitweise besetzt. Auf der Fläche Seekamp 2 erfolgte eine kleinräumige Umsiedlung von drei Paaren.

25 Teilprojekt Zoologie III - Brutvögel

Bruterfolg In mindestens 27 Revieren wurden Fütterungen von Jungen registriert, in mindestens 11 Revieren wurden ausgeflogene Junge nachgewiesen, In einem Revier erfolgte definitiv eine zweite Brut mit Fütterung in der ersten Juli-Hälfte, nachdem hier bereits am 19.5. fütternde Lerchen, am 9.6. 1 Familie registriert worden sind.

Wiesen-Schafstelze Motacilla flava Bestand und Habitatwahl Der Bestand der Schafstelze ist nach dem Tiefpunkt 2006 bis 2010 deutlich auf maximal 44 Reviere angestiegen und hat 2011 mit 44 Brutpaaren erneut den höchsten Bestand seit 2001 erreicht. Maxi- mal konnten am 27.6. 42 Reviere gleichzeitig erfasst werden, am 15.7. bestanden noch 28 Reviere. Sowohl Feldlerchen als auch Schafstelzen landeten wiederholt in den Pflegespuren, liefen zu Fuß in die Vegetation und flogen nach der Fütterung aus der Vegetation heraus. Auch die Schafstelze meidet als Offenlandbrüter eine zu große Waldnähe und eine Besiedlung starker Hanglagen.

Tab. 3: Anzahl der Reviere und erfolgreichen Bruten der Schafstelze bis 2011

2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 maximale Revierzahl 21 26 38 26 19 9 17 23 30 44 44 erfolgreiche Brut 11 13 18 14 12 3 9 12 15 15 12 zumindest länger besetzt 7 4 15 11 6 4 7 10 13 40 39 3 9 5 2 1-2 (4- 2 5 aufgegebene Reviere (14%) (34%) (13%) 1 (4%) 1 (5%) (22%) 1 (6%) 8%) (6,6%) 4 (9%) (12,5%)

Abb. 5: Die Bestandsentwicklung der Schafstelze auf den Flächen von Hof Ritzerau 2001 bis 2011. Nach dem starken Bestandsrückgang ist die Wiederzunahme auffällig, die Ursachen dafür aber un- klar.

26 Teilprojekt Zoologie III - Brutvögel

Abb. 6: Verteilung der Reviere der Schafstelze auf Hof Ritzerau 2011. Schwarz: mutmaßliche oder nachgewiesene Brutreviere, grau: zeitweise besetzt.

27 Teilprojekt Zoologie III - Brutvögel

Brutphänologie und Bruterfolg Die erste fütternde Schafstelze wurde am 16.6. beobachtet, die erste ausgeflogene Brut am 27.6. registriert. Am 5.7. wurden 5 Familien mit ausgeflogenen Jungen erfasst, am 13.7. 4 weitere, so dass bis zum Erntebeginn die meisten Bruten abgeschlossen waren.

Neuntöter Lanius collurio Es bestand nur 1 Revier (Tabelle 1). Diese Brut war mit mindestens 3 Jungen erfolgreich. Zwei weite- re Paare siedelten am Rand zur angrenzenden Duvenseebachniederung, eben außerhalb des Unter- suchungsgebietes.

Sumpfrohrsänger Acrocephalus palustris Trotz überregional stark verzögerter Rückkehr und lokal niedrigen Beständen hat sich im Untersu- chungsgebiet ein Bestand von 5 Revieren entwickelt (Tab. 1), während die Art in der konventionell genutzten Landschaft stark zurückgeht.

Dorngrasmücke Sylvia communis Seit Beginn der Untersuchungen im Jahr 2001 hat der Bestand im Untersuchungsgebiet von 1 auf 9 Revierpaare zugenommen (Tabelle 1). 2011 wurden zwei wahrscheinlich erfolgreiche Bruten (Fütte- rungen von Jungvögeln) in Erbsen gefunden. Brutvorkommen in Raps sind wiederholt aufgetreten, doch Bruten in den vergleichsweise niedrigen Erbsen sind bisher aus Schleswig-Holstein nicht be- kannt gewesen.

Goldammer Emberiza citrinella 2011 konnten 5 Vorkommen in Knicks ermittelt werden (Tabelle 1).

Rohrammer Emberiza schoeniclus 2011 wurden 5 Brutpaare vor allem im Winterroggen gefunden (Tabelle 1). Diese Vogelart, die sich in den 1980er und 1990er Jahren landesweit in Getreide- und Rapsfeldern erheblich ausgebreitet hatte (Berndt et al. 2002), hat sich inzwischen aus diesen Habitaten erheblich zurückgezogen. Die nächsten Jahre werden zeigen, in wie weit sich die Rohrammer in den Biolandbauflächen etablieren kann.

Grauammer Emberiza calandra Auch 2011 bestand kein Gesangsvorkommen. In den Jahren 2010 und 2011 waren die Bestände nach jahrelangem Aufwärtstrend gering, möglicherweise aufgrund von Winterverlusten im vorange- gangenen Kältewinter (OAG-Archiv).

Brutvorkommen in angrenzenden Flächen In der Duvenseebachniederung wurden am 20.5.2011 3 rufende Wachtelkönige Crex crex registriert, in den Tagen zuvor und danach mindestens 2 (P. ALDENHOFF, Schutzgebietsbetreuungsbericht).

28 Teilprojekt Zoologie III - Brutvögel

4 Diskussion Die auch 2011 anhaltende Wiederzunahme der Wiesen-Schafstelze weist darauf hin, dass die Be- standsentwicklungen nicht von der Umstellung des Betriebes und die dadurch bedingte Änderung in Anbaufrüchten und Strukturen abhängen, sondern wahrscheinlich von externen Faktoren. Möglicher- weise waren die Jahre 2004-2006 großräumig Jahre mit geringeren Beständen, wie dies zumindest lokal in Ostholstein ebenfalls bemerkbar war. Einjährige Untersuchungen in diesem Zeitraum können daher zu Fehlschlüssen führen. So weisen NEUMANN et al. (2007) darauf hin, dass Schafstelzen in konventionell bewirtschafteten Flächen häufiger sind als in Ökolandbauflächen. Im zugrunde gelegten Untersuchungsjahr 2006 hatte die Schafstelze ein Bestandstief, welches sich auch auf Ritzerau zeig- te. Dies belegt einmal mehr die Notwendigkeit langfristiger Bestandsaufnahmen, wie sie nur selten erfol- gen. Inzwischen ist der Bestand der Schafstelze im zweiten Jahr höher als in der Zeit vor und wäh- rend der Umstellung. Sollte sich dieses hohe Niveau längerfristig einstellen, wäre dies ein Hinweis auf ökologische Bedingungen, die sich längerfristig für die Art günstig entwickelt haben, z.B. das Nah- rungsangebot. Aufgrund des hohen Blütenangebotes und des Verzichtes auf Insektizide ist mit einer höheren Insektendichte zu rechnen.

4.1 Welchen Beitrag kann Biolandbau im Artenschutz leisten? Seit 1980 sind in der EU Vogelarten der Wälder um 9% zurückgegangen, Arten der Agrarlandschaft hingegen um 48% (SUDFELDT et al. 2009, FLADE & SCHWARZ 2011). Ende 2011 hat die Landes- regierung Schleswig-Holstein die Beibehaltungsprämie im Ökolandbau gestrichen. Während im konventionellen Landbau zahlreiche Förderungsprogramme stattfinden, die den Erhalt von Ackerwildkräutern oder bestimmten Tierarten sichern sollen, finden etliche dieser Arten in ökolo- gisch bewirtschafteten Flächen tatsächlich hinreichende Lebensbedingungen trotz intensiver Nutzung. Ein typisches Beispiel hierfür ist das Programm „Lerchenfenster“, um dieser typischen Vogelart der offenen Landschaft auch im Wintergetreide Brutmöglichkeiten zu bieten. In diesem freiwilligen Pro- gramm lassen Landwirte bei der Einsaat ca. 20 qm große, rechteckige Flächen unbestellt, die dann Feldlerchen als Brutplatz dienen sollen. Auf den Britischen Inseln haben Bestand und Bruterfolg um bis zu 40% gegenüber Vergleichsflächen mit Wintergetreide ohne Lerchenfenster zugenommen (CI- MIOTTI & JOEST 2009). In zahlreichen Studien zu Ökolandbau und Vogelwelt ist gerade die Feldler- che diejenige Art, die am stärksten profitiert, insbesondere durch die lückigere Vegetation, eine höhe- re Fruchtartenvielfalt und längere Grenzlinien (HÖTKER et al. 2004). In den „Lerchenfenstern“ besteht darüber hinaus das Risiko, dass Beutegreifer lernen, solche Strukturen gezielt abzusuchen, da hier kleinräumig günstige Lebensbedingungen herrschen, die das potentielle Beuteangebot erhöhen. Großräumig scheint der Bestand der Feldlerche in der „Normallandschaft“ weiter zurückzugehen. Im TK 1728 (Selent) erfolgte 2011 als Stichprobe eine erneute Erfassung des Feldlerchenbestandes. Die Fläche ist vergleichsweise waldarm und wird vor allem durch ausgedehnte Gutslandschaften der Gü- ter Lammershagen, Wittenberg, Rixdorf und Lepahn geprägt. 1987 erfolgte die erste Erfassung durch R.K. Berndt und B. Koop für die Feldarbeiten zum Brutvogel- atlas (BERNDT et al 2003), 2005 die Feldarbeit für das Atlasprojekt ADEBAR und 2011 wurde die Feldlerche erneut auf der Gesamtfläche von ca. 120 qkm erfasst (B. Koop). Die Entwicklung offenbarte, was sich kleinräumig bereits zeigte: Während vom ersten zum zweiten Durchgang der Bestand vielfach gestiegen ist, erfolgte seitdem eine deutliche Abnahme um im Mittel 50%, auf Teilflächen um > 80%. Ursache dürfte der Wegfall der ehemals dicht besiedelten Marktord- nungsbrachen sein. Die Zunahme des Maisanbaus auf großen Flächen verringert die für die Feldler- che nutzbaren Flächen noch weiter (Tabelle 4).

29 Teilprojekt Zoologie III - Brutvögel

Tab. 4: Bestandsentwicklung der Feldlerche auf 120 qkm „Normallandschaft“, TK 25 Blatt Selent (1728)

1987 2005 2011

1728-1 25 35 20

1728-2 10 18 3

1728-3 38 47 17

1728-4 50 32 24

123 132 64

Damit bestätigt sich die bisherige Einschätzung, dass die Feldlerche durch die Marktordnungsbrachen vorübergehend profitiert hat. Diese Flächen sind aber seit 2006 wieder weitgehend verschwunden. Tab. 4 offenbart zusätzlich die vergleichsweise sehr geringe Revierdichte der Feldlerche in der Nor- mallandschaft. Sie lag 1987 bei 1 Reviere/100 ha, 2005 bei 1,1 Reviere/100 ha und sank bis 2011 auf 0,53 Reviere/100 ha. Auf Hof Ritzerau liegt sie mit 33 Revieren/100 ha (2011) um ein Mehrfaches höher! Selbst unter Berücksichtigung der Tatsache, dass nicht die gesamte Fläche des TK 1728 für die Feldlerche besiedelbar ist, ist dieser Unterschied in der Siedlungsdichte eindrucksvoll: Die Ackerfläche im TK 1728 beträgt 58%, der Grünlandanteil 21%. Da das Grünland stark durch Knicks gegliedert ist, ist vor allem die Ackerfläche für die Feldlerche nutzbar. Bei 58% Flächenanteil liegt die Siedlungsdichte bei 0,93 Revieren/100 ha Ackerland, somit ist die Dichte auf Ritzerau immer- hin mehr als 30 mal so hoch wie in der zu Vergleichszwecken kontrollierten „Normallandschaft“. Das Brutvogelatlasprojekt ADEBAR bietet für Schleswig-Holstein die Möglichkeit, Bestandsverände- rungen der vergangenen 20-25 Jahre darzustellen. Nach der erneuten Erfassung 2011 wird deutlich, dass die Bestandszunahme im TK 1728 darauf zurückzuführen ist, dass hier die Bestandserfassun- gen noch bei Bestand der Marktordnungsbrachen durchgeführt worden sind. Die deutlichen Zunahmen im TK 2329 (Abbildung 8) sind hingegen auf die Biolandbaubedingungen insbesondere auf Hof Ritzerau zurückzuführen.

Wie Tabelle 5 zeigt, ist die Siedlungsdichte der Feldlerche im Ökolandbau deutlich höher als im kon- ventionellen Anbau. Im derzeit im konventionellen Anbau sehr eingeschränkten Fruchtwechsel liegt die Siedlungsdichte bei zumeist unter 0,5 Brutpaaren/10 ha, während es im Biolandbau bis zu 9 Re- viere/10 ha sein können, auf Ritzerau großflächig > 3 Reviere/10 ha. Bei einer landwirtschaftlich genutzten Ackerfläche in Schleswig-Holstein von ca. 668.000 ha (Stand 2009, MLUR 2010) wäre unter ökologischen Anbaubedingungen, wie sie auf Gut Ritzerau bestehen, ein Feldlerchenbestand in der Ackerlandschaft von 240.000 Paaren möglich, der aktuelle Landesbe- stand beträgt einschließlich der dichten Vorkommen in naturnahen Habitaten tatsächlich nur 30.000 Brutpaare (KNIEF et al. 2010). Diese Größenordnungen machen deutlich, dass auch eine in Schles- wig-Holstein denkbare und auf den britischen Inseln belegte Zunahme der Feldlerche durch das An- gebot sog. Feldlerchenfenster um bis zu 40% nicht annähernd so effizient ist wie der ökologische Landbau.

Neuere Studien zum flächenhaften Maisanbau belegen ferner, dass nicht eine einzelne spezifische Feldfrucht, sondern die Großflächigkeit bei schlagübergreifendem Anbau derselben Kulturart die stärkste Meidung hervorruft (TILLMANN & KRUG 2010).

30 Teilprojekt Zoologie III - Brutvögel

Abb. 8: Veränderungen von Bestand und Verbreitung der Feldlerche in Schleswig-Holstein seit 1985. Während landesweit Abnahmen (rot) überwiegen, gibt es im Kreis Lauenburg Zunahmen (blau) u.a. auf Ökolandbauflächen (Gut Trenthorst, Hof Ritzerau, grün hinterlegt). Die Zunahme im unmittelbaren Grenzbereich zu Mecklenburg bzw. Hamburg ist z.T. auf vermehrte Naturschutzbrachen, z.T. auf me- thodische Gründe zurückzuführen: Im ersten Durchgang wurden Rasterflächen nur bis zur Landes- grenze bearbeitet, im ADEBAR-Projekt hingegen die vollständigen Rasterflächen.

31 Teilprojekt Zoologie III - Brutvögel

Tab. 5: Siedlungsdichten der Feldlerche in Schleswig-Holstein unter verschiedenen Anbaubedingun- gen (NEUMANN & KOOP 2004, ULLRICH 2001, ZIESEMER 1996, KOOP, diverse und diese Unter- suchungen). Max. Ort Jahr Kultur Fläche (ha) Revierzahl Rev/10 ha Ritzerau konv 2001 Wintergetreide, Winterraps 179 18 1 Ritzerau ökol 2003 So-, Wi-Getreide, Erbsen, Kleegras 177,9 23 1,3 Ritzerau ökol 2008 So-, Wi-Getreide, Erbsen, Kleegras 177 64 3,6 Trenthorst konv 2001-2003 Winterweizen, 3 Schläge 62,5 9-24 1,3-3,4 Trenthorst ökol 2002-2003 11 Schläge/10 Kulturen 10,9 8-10 7,3-9,2 Lindhof ökol 2001-2003 13 Kulturarten 105,8-109,1 23-27 2,1-2,5 Rixdorf konv 2006 Wintergetreide, Winterraps 1000 5 0,05 Helmsdorf konv 2007 Wintergetreide, Winterraps 1000 1 0,01 Winterraps, -weizen, -gerste, 18% Grün- Krems II konv 2001 land 80 10 1,3 Bauersdorf konv 1991, 1992 Winterweizen, Winterraps 100 0-1 0,0-0,1

4.2 Perspektiven für Feldvögel in der Agrarlandschaft Die Landwirtschaft erlebt eine weitere Intensivierungsstufe: Durch die sich verschärfende Flächenkon- kurrenz durch den stark zunehmenden, hoch subventionierten Anbau von Energiepflanzen droht der ökologische Landbau zu einer Nischenwirtschaft zu werden, der im Subventionswettlauf zu unterlie- gen droht. 2010 beschloss u.a. die schleswig-holsteinische Landesregierung, Zuschüsse für den öko- logischen Landbau zu kürzen. Dies zieht zusätzlich eine Kürzung der EU-Zahlungen nach sich, so dass ökologischer Landbau im Vergleich zu anderen Anbauformen zunehmend benachteiligt wird. Im Dezember 2011 wurde nachfolgend die Beibehaltungsprämie im Ökolandbau gestrichen. In Deutsch- land sind 2011 bereits 6000 „Biogas“anlagen in Betrieb oder genehmigt, die etwa 2.000.000 ha Acker- flächen benötigen (bei 250 ha je Anlage). Diese Flächen rekrutieren z.T. aus den inzwischen gestri- chenen Flächen der Marktordnungsbrachen, aber auch aus dem zunehmenden Umbruch von Grün- land, deutschlandweit alleine 2005 und 2006 insgesamt 47.000 ha (VÖSSING 2007), in mehreren Bundesländern in einer Größenordnung von > 5% (DRV et al. 2011, DZIEWIATY & BERNADY 2011) und zunehmend auf Kosten des Futterbaus. Auf diesen Flächen wird vorrangig Mais angebaut. Diese Entwicklung wird bereits in wenigen Jahren unübersehbar negative Folgen für Brutvögel der Acker- landschaften haben, denn Mais ist für Brutvögel durch die späte Bestellung der Flächen Anfang Mai und durch den extrem schnellen Aufwuchs für die meisten Vogelarten nicht besiedelbar. Allenfalls in Licht beeinflussten Randbereichen oder bei stärker ausgeprägter, nicht chemisch bekämpfter Sege- talflora können Arten wie das Rebhuhn zeitweise leben (TILLMANN & KRUG 2010). Für den Erhalt lebensfähiger Brutvogelpopulationen in der Kulturlandschaft ist es daher wesentlich, dass ein ausreichend großes, von den typischen Arten erfolgreich besiedelbares Flächenangebot vorhanden ist. Aus Vogelschutzsicht ist daher ein möglichst großes Mosaik von Anbaufrüchten ne- beneinander günstiger als die Entwicklung, möglichst viel Wintergetreide oder Mais schlagübergrei- fend anzubauen. Zur Absicherung der bisherigen Erfolge bzw. positiven Ergebnisse müssen Instru- mente bzw. Vorgaben formuliert werden, bei deren Einhaltung der Ökolandbau auch zukünftig positive Auswirkungen auf die Brutvogelwelt behalten kann (DRV et al. 2011). Etwaige Wirtschaftsnachteile müssen jedoch agrarpolitisch ausgeglichen werden, um ein für den Naturschutz nachteiliges „Wett- rennen“ um maximale Gewinne aus der Landbewirtschaftung zu vermeiden. Positive Auswirkungen des Ökolandbaus auf die Populationen von Tier- und Pflanzenarten der Kulturlandschaft müssen da- her als Kennzeichen in der Definition einer „Guten fachlichen Praxis“ festgeschrieben werden. In den Statusberichten „Vögel in Deutschland“ (SUDFELDT et al. 2007, 2008, 2009, 2010) werden genau definierte Vogelartengemeinschaften als Indikatoren für die Nachhaltigkeit dargestellt.

32 Teilprojekt Zoologie III - Brutvögel

Die Artengemeinschaft der Arten der Agrarlandschaft umfassen dabei: Braunkehlchen, Feldlerche, Goldammer, Grauammer, Heidelerche, Kiebitz, Neuntöter, Rotmilan, Steinkauz und Uferschnepfe (SUDFELDT et al. 2008). Die Situation für die Vögel der Agrarlandschaft ist derzeit deutlich ungünstiger als der Gesamtartenindikator, die Landwirtschaft entspricht insgesamt derzeit nicht den Vorgaben für eine nachhaltige Nutzung und es ist kein Trend hin zum Zielwert für 2015 erkennbar. Die Feldlerche hat beispielsweise als gut untersuchte Vogelart europaweit seit 1980 um über 1/3 abgenommen, deutschlandweit ebenfalls um 1/3 – seit 1990 - und damit ist die Abnahme in Deutschland stärker als im europäischen Schnitt (CIMIOTTI & JOEST 2009).

4.3 Welche Rahmenbedingungen sind für den Vogelartenschutz im Biolandbau notwendig? In den Richtlinien zum Ökolandbau sind keine Vorgaben zum Vogelschutz enthalten. Die bisher posi- tiven Auswirkungen auf die meisten Brutvögel sind vermutlich die Folge einer höheren Fruchtvielfalt, damit verbunden langen Grenzlinien und den Verzicht auf synthetischen Dünger und Pestizide. Es ist aber zu befürchten, dass auch im Ökolandbau der Anpassungsdruck zu weiteren Ertragssteigerun- gen zunehmen wird. Eine intensivere Beikrautbekämpfung oder kürzere Mähintervalle im Kleegras könnten den bisher hohen Bruterfolg verringern, so dass für Vögel zunächst optisch attraktive Flächen bei zu geringem Bruterfolg zur ökologischen Falle werden können.

Fruchtfolge, Grenzlinien Auf Ritzerau bestehen 10-12 Schläge mit 5-6 unterschiedlichen Kulturen, die sich strukturell und phänologisch deutlich voneinander unterscheiden. Neben Kleegras als geschlossene Pflanzendecke im Winterhalbjahr bestehen Winterungen und Sommerungen nebeneinander. Diese Fruchtfolgevielfalt ist per se bereits positiv, könnte durch konsequente Anlage von Saum- und Blühstreifen zwischen den Kulturen noch optimiert werden.

Ackerbegleitvegetation Positiv ist ferner die ausgeprägte Segetalflora. Das Striegeln zur Beikrautbekämpfung sollte in der Vegetationszeit so früh wie möglich erfolgen. Das Striegeln als mechanische Boden- /Vegetationsbearbeitung verursacht vermutlich weitgehende Nestverluste. Eine Rückrechnung des Legebeginns geschlüpfter Bruten von Feldlerchen weist darauf hin, dass die Bruten allesamt nach dem Striegeln begonnen wurden. Tatsächlich wäre für Mitteleuropa aber ein früherer Brutbeginn ty- pisch, so dass die Bruten vermutlich im wesentlichen Nachgelege sind.

Nahrungsangebot Der Verzicht auf Insektizide im Biolandbau ermöglicht ein höheres Nahrungsangebot, insbesondere auch für Nestlinge/Jungvögel. Dies ist ein weiterer Beitrag, den Biolandbau grundsätzlich leistet. Wich- tig wäre darüber hinaus eine lange Beibehaltung der Herbststoppel nach der Ernte des Getreides, da diese das entscheidende Nahrungsangebot für Feldvögel darstellen. Ein frühzeitiger Umbruch verur- sacht lokalen Nahrungsmangel, der sich in der konventionellen Landwirtschaft mit wenigen Winterun- gen als großräumiger Nahrungsmangel negativ auf die Vogelbestände insbesondere der Jahresvögel auswirkt.

Mahdtermine Kleegras als Gründüngung bietet bereits im zeitigen Frühjahr Deckung und Möglichkeiten zur Nestan- lage. Wird Kleegras beweidet, wie 2010 und 2011, fällt es weitgehend als Brutlebensraum aus, da die Schafe die Fläche sehr kurz beweiden. Sofern Kleegras zur Gründüngung angebaut wird, sollten Mahdintervalle von zumindest 7 Wochen eingehalten werden (NEUMANN et al. 2007). Die späte Mahd 2011 insbesondere auf dem Fuchsberg ermöglichte erfolgreiche Bruten, die Mahd auf den Schlägen Koppelbusch und Seekamp 1 lagen sehr früh, ermöglichten lediglich für frühe Bruten der Feldlerche geeignete Bedingungen.

33 Teilprojekt Zoologie III - Brutvögel

Positiv ist weiterhin eine längere Phase mit vorhandenen Stoppeln nach der Ernte. Solche Flächen ohne Bodenwendung sind erheblich nahrungsreicher und damit attraktiver als bereits neu eingesäte Winterungen. Im September 2011 rasteten noch Trupps Kiebitze, über 60 Feldlerchen und größere Trupps Goldammern auf Ritzerau, während in der konventionell genutzten Umgebung mit bereits ge- keimten Wintersaaten keine Rastbestände von Arten der Agrarlandschaft bestanden.

4.4 Ausblick: Offene Fragen Um die Vergleichbarkeit der Daten über die Jahre zu gewährleisten, soll die Methode bei der Fortset- zung des Brutbestandsmonitorings beibehalten werden. Zunehmend lassen sich kurzfristige Schwan- kungen von tatsächlichen Veränderungen unterscheiden, was den Wert eines langfristigen Monito- rings unterstreicht. Die hier aufgeführten Rahmenbedingungen für Vogelartenschutz im Biolandbau sollen in den nächs- ten Jahren präzisiert werden. Sie könnten dann als artenschutzrelevante Vorgabe Eingang in die Be- triebsplanung und -führung finden. 2011 ist es nicht gelungen, die angrenzenden Flächen des Öko-Betriebs Lämmerhof Panten zu unter- suchen. Dies soll 2012 nachgeholt werden, um weitere aktuelle Siedlungsdichteangabe aus Bioland- bauflächen zu erhalten.

5 Zusammenfassung Im 11. Untersuchungsjahr auf Hof Ritzerau haben sich insbesondere die Bestände der Schafstelze weiter erholt und erreichten den höchsten Bestand seit der Betriebsumstellung. Der Bestand der Feld- lerche lag weiterhin auf einem hohen Niveau. Herausragend war das Vorkommen von 11-12 Männchen der Wachtel. Die Kleegrasflächen konnten erst nach Beendung der Beweidung besiedelt werden, so dass hier er- heblich weniger Bruten stattfanden als in den Vorjahren. Eine parallel zur Erfassung auf Hof Ritzerau durchgeführte Bestandserfassung der Feldlerche auf 120 qkm „Normallandschaft“ (TK 1728, Selent) erbrachte gegenüber 2005 einen deutlichen Bestandsrück- gang um ca. 50%, während auf der Wirtschaftsfläche des Hofes Ritzerau der Bestand seit 2006 eher noch gestiegen ist. Die Bestandsentwicklung und der Bruterfolg von Brutvogelarten der Ackerflächen sollen als Monitoring langfristig weiter erfasst werden. Unter den aktuellen Bewirtschaftungsbedingungen leistet der ökolo- gische Landbau einen erheblichen Beitrag zum Artenschutz bei der Feldlerche, wie ihn auch Pro- gramme wie „Lerchenfenster“ und andere Agrarumweltprogramme nicht annähernd erbringen können. Biolandbau ist daher geeignet, in der Agrarlandschaft zum Erhalt der Biodiversität entsprechend der EU-Biodiverstitätsstrategie beizutragen. Ziel ist die Formulierung von Rahmenbedingungen, unter denen Ökolandbau einen Beitrag zum Na- turschutz leistet und die Standard für die Definition einer „guten fachlichen Praxis“ sein sollten.

6 Literatur

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34 Teilprojekt Zoologie III - Brutvögel

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35 Teilprojekt Zoologie IV - Amphibien

Erfassung der Amphibien unter Einbeziehung der Laich- und Landhabitate – Untersuchungen 2011

Christian Winkler

1 Einleitung...... 36 2 Untersuchungsgebiet und Methoden ...... 36 3 Ergebnisse ...... 38 3.1 Amphibienbestände ...... 38 3.2 Reproduktionsbedingungen ...... 41 4 Diskussion ...... 42 4.1 Amphibienbestände ...... 42 4.2 Reproduktionsbedingungen ...... 43 5 Literatur ...... 46

1 Einleitung Seit dem Jahr 2007 werden die Kleingewässer auf Hof Ritzerau im zweijährigen Turnus auf ihre Am- phibienbestände hin untersucht. Im Jahr 2011 erfolgte erneut eine entsprechende Kartierung. Die Ergebnisse werden im Folgenden dargestellt. Darüber hinaus wurde im Jahr 2011 an einer Auswahl von Gewässern die Gewässergüte bestimmt, um die Bedeutung der sanierten und neu angelegten Gewässer als Reproduktionshabitat für Amphibien einschätzen zu können.

2 Untersuchungsgebiet und Methoden Das Untersuchungsgebiet (UG) umfasste die ca. 240 Hektar großen Ackerflächen des Hofes Ritzerau unter besonderer Berücksichtigung der dortigen Kleingewässer. Zu Vergleichszwecken wurde darüber hinaus das Kleingewässer G09 in der Duvenseebach-Niederung in die Untersuchungen einbezogen. Im Vergleich zum Untersuchungsjahr 2009 wurden zwei Gewässer nicht erneut kartiert. Zum einen handelte es sich um den Grünland-Graben G17, der bereits stark verlandet war und abseits der Ackerflächen in der Duvenseebach-Niederung gelegen ist. Zum anderen handelte es sich um die ehe- malige Nassstelle G24 auf dem Ackerschlag Seekamp.

Die Amphibienbestände wurden im Jahr 2011 an 12 Kleingewässern erfasst (s. Tabelle 1). Die Kon- trollen fanden an folgenden Terminen statt: 05.04.2011, 14:45 - 18:45 h; ca. 14-15°C; Schwerpunkt frühlaichende Arten (Adulte, Laich) 11.04.2011, 09:30 - 11:30 h; ca. 10-12°C; Schwerpunkt frühlaichende Arten (Adulte, Laich) 21.04.2011, 21:00 - 00:00 h; ca. 14-11°C; Schwerpunkt spätlaichende Arten („Rufer“, Adulte) 13.05.2011, 21:45 - 00:15 h; ca. 8-11°C; Schwerpunkt spätlaichende Arten („Rufer“, Adulte) 14.06.2011, 10:30 - 17:15 h; ca. 18-20°C; Schwerpunkt Larven und juvenile Amphibien Die Kartierung der Arten erfolgte nach gängigen Methoden, wobei die Gewässer jeweils ganz umrun- det wurden (s. GLANDT 2011, SCHLÜPMANN & KUPFER 2009). Die Froschlurche wurden durch visuelles Absuchen und durch nächtliches Ableuchten der Gewässer sowie durch Verhören rufaktiver Männchen (unter Einsatz von Klangattrappen) erfasst. Zusätzlich wurde nach Laichballen von Braun- und Grünfröschen gesucht und nach Larven gekeschert. Die Schwanzlurche und ihre Larven wurden durch Keschern und soweit möglich durch nächtliches Ableuchten der Gewässer kartiert. Bei der letz- ten Begehung wurde nahe der Uferlinie nach juvenilen Frosch- und Schwanzlurchen gesucht. Die

36 Teilprojekt Zoologie IV - Amphibien

Anzahl von Individuen sowie Laichballen und -schnüren wurde soweit möglich gezählt, bei größeren Ansammlungen auch geschätzt. Bei den Schwanzlurchen erlauben die angewandten Methoden nur eingeschränkt Aussagen über die realen Bestandsgrößen (s. SCHLÜPMANN & KUPFER 2009). Als Reproduktionshabitat werden die Gewässer angesehen, in denen Laich, Larven oder frisch meta- morphosierte Jungtiere erfasst wurden. Als potenzielles Reproduktionshabitat werden die Gewässer angesehen, die im Jahr 2011 für eine Fortpflanzung strukturell in Frage kamen und in denen zur Laichzeit paarungsbereite Alttiere beobachtet wurden.

Tab. 1: Übersicht der im Jahr 2011 auf Hof Ritzerau untersuchten Kleingewässer; Erklärung: Biotop- typ: FKr: nährstoffreiches Kleingewässer, FTa: Tümpel in landwirtschaftlich genutzter Fläche

Nr. Biotop- Vegetations- Pflegemaßnahme Jahr der Gewässer- typ stadium Durchführung umgebung (LANU (MIERWALD 2003) 1988) G06 FKr Röhricht Gehölzrückschnitt, 2007 Acker Uferabflachung G07 Fkr Röhricht - - Acker G08 FKr Röhricht Gehölzrückschnitt 2008/2009 Brache, Wald (Ostufer) G09 FKr Laichkraut Neuanlage ca. 2000 Brache G10 FKr Röhricht Gehölzrückschnitt 2008/2009 Acker (Südhälfte) G11 FTa Röhricht, Ver- - - Acker landung G12 FKr Laichkraut Gehölzauflichtung, 2005/2006 Acker, Brache- Absenkung Wasser- bzw. Gehölz- spiegel saum G13 FKr Röhricht Gehölzrückschnitt; 2008/2009 Acker, Brache Uferabflachung (Ost- teil) G14 FKr Laichkraut Vollständige 2008/2009 Acker, Brache- Entschlammung, bzw. Gehölz- Gehölzauflichtung saum G15 FTa Gehölz Gehölzrückschnitt 2005/2006 Acker

G19 FKr nicht typisierbar Neuanlage (Tümpel 2007 Brache (geschlossene ausgebaggert und Lemna-Decke) stark vergrößert) G25 FKr Röhricht Gehölzrückschnitt 2008/2009 Acker

Im Jahr 2011 wurden an fünf Kleingewässern des UG strukturelle und hydrochemische Parameter aufgenommen, um Hinweise auf die dortigen Reproduktionsbedingungen für Amphibien zu erhalten. Einbezogen wurde dabei eine Auswahl an strukturell möglichst unterschiedlichen Gewässern: Gewässer G13 als tiefes, nährstoffreiches Kleingewässer, an dem die dichten Grauweidenge- büsche am Ufer vollständig entfernt wurden (Typ 1b, s. WINKLER 2009) Gewässer G15 als flaches, nährstoffreiches Kleingewässer, an dem die Grauweiden im Zent- rum und am Ufer zwischenzeitlich vollständig entfernt worden waren, die Gehölze jedoch in- zwischen wieder ihre frühere Ausdehnung erreicht haben (Typ 2, s. WINKLER 2009) Gewässer G14 als flaches, nährstoffreiches Kleingewässer, das vollständig entschlammt wur- de und an dem die Ufergehölze aufgelichtet wurden (Typ 3a, s. WINKLER 2009)

37 Teilprojekt Zoologie IV - Amphibien

Gewässer G19 als tiefe, nährstoffreiche Gewässer-Neuanlage ohne Röhrichte oder Gehölze am Ufer (Typ 3b, s. WINKLER 2009) Gewässer G07 als flaches bzw. verlandetes, nährstoffreiches Kleingewässer, an dem bislang keine Pflegemaßnahmen durchgeführt wurden (Vergleichsgewässer) An den fünf genannten Gewässern wurden am 05.04.2011 (Tag), 13.05.2011 (Nacht) und 14.06.2011 (Tag) die Parameter Wassertiefe (cm), Wassertemperatur (°C), pH-Wert, Leitfähigkeit (µS/cm) und Sauerstoffgehalt (mg/l) gemessen. Dafür wurden jeweils eine feste Messstelle am Gewässerrand (vor- rangig an Braunfrosch-Laichplätzen) und eine im zentralen Bereich eingerichtet und mit einem Bam- busstab markiert. Am Rand wurden die oben genannten Parameter in ca. 5-10 cm Tiefe und im Zent- rum in ca. 10 cm sowie in ca. 50 cm Tiefe gemessen. Mit sinkendem Wasserstand lagen bei den letz- ten beiden Messungen die randlichen Messstellen vielfach im Trockenen. Bei einem Wasserstand ≤ 50 cm erfolgte auch im Zentrum nur noch eine Messung in ca. 10 cm Tiefe. Der pH-Wert und die Leit- fähigkeit wurden mit dem tragbaren pH-/Leitfähigkeits-/Temperaturmessgerät HI 991300 von Hanna Instruments (Genauigkeit ± 0,01 pH, Leitfähigkeit ± 2% der Messung, Temperatur ± 0,5°C) und der Sauerstoffgehalt mit dem tragbaren Sauerstoffmessgerät HI 9147 von Hanna Instruments (Genauig- keit ± 1% der Messung, Temperatur ± 0,2°C) gemessen.

3 Ergebnisse 3.1 Amphibienbestände Im UG wurden im Jahr 2011 acht Amphibienarten erfasst. Die Knoblauchkröte, der Laubfrosch und der Moorfrosch gelten landes- bzw. bundesweit als bestandsgefährdet. Der Kammmolch und der Grasfrosch werden auf der Vorwarnliste geführt (s. Tabelle 2). Im Folgenden werden die aktuellen Kartierungsergebnisse unter Einbeziehung der Daten aus den früheren Untersuchungsjahren darge- stellt.

Teichmolch Lissotriton [Triturus] vulgaris

Der Teichmolch wurde in elf der zwölf untersuchten Kleingewässer erfasst (Präsenz 91,7%, Tabelle 2). Dabei wurden je Gewässer maximal ein bis fünf adulte Exemplare gefangen. In sechs der Gewäs- ser wurden zudem maximal ein bis zehn Larven gekeschert. Drei weitere Gewässer kamen als poten- zielle Fortpflanzungshabitate in Frage. Mit sieben bis neun Laichhabitaten wurden die bislang höchs- ten Werte in den Jahren 2004, 2006 und 2007 erreicht (s. Tabelle 3).

Kammmolch Triturus cristatus Der Kammmolch konnte in drei Untersuchungsgewässern nachgewiesen werden (Präsenz 25,0%). In zwei von ihnen wurden ein (G10) bzw. zwei (G08) Alttiere und in einem weiteren (G19) drei Larven gefangen. Das Gewässer G08 könnte 2011 ebenfalls als Laichhabitat gedient haben (s. Tabelle 2). Seit 2003 ist die Anzahl an Laichplätzen durchgehend gering (s. Tabelle 3). Mit zwei bis drei Fort- pflanzungsgewässern wurden die höchsten Werte bislang in den Jahren 2005, 2007 und 2009 er- reicht.

Erdkröte Bufo bufo Die Erdkröte wurde ausschließlich in dem langjährigen Laichhabitat G09 festgestellt (Präsenz 8,3%, Tabelle 2). Dort wurden am 05.04.11 rund 100 paarungsbereite Alttiere sowie die ersten 20 Laich- schnüre erfasst. Im Gewässer G13, in dem 2009 ebenfalls Laichschnüre vorhanden waren, wurden 2011 weder adulte Erdkröten noch deren Laich oder Larven festgestellt. Im UG lag die Anzahl der Laichhabitate von 2003 bis 2011 fast durchgängig bei ein bis zwei (s. Tabelle 3).

38 Teilprojekt Zoologie IV - Amphibien

Tab. 2: Amphibienbestände der Kleingewässer auf Hof Ritzerau im Jahr 2011; Erklärung: Rote Liste: 3: gefährdet; V: Vorwarnliste, D: Daten defizitär; * nicht gefährdet; Quellen: KLINGE 2003, KÜHNEL et al. 2009; FFH (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie): II: in Anhang II, IV: in Anhang IV; V: in Anhang V geführt (KLINGE 2003); Untersuchungsgewässer: Bestandsgrößen (maximale Anzahl erfasster Individuen, bei alleinigem Larvenfund immer Klasse II): I: Einzelexemplar; II: 2-5 Ex.; III: 6-10 Ex.; IV: 11-20 Ex.; V: 21-50 Ex.; VI 51-99 Ex.; VII: ≥ 100 Ex.; - : Art nicht nachgewiesen, Zahl unterstrichen: Nachweis von Laich oder Larven; grau unterlegt: (potenzielles) Reproduktionsgewässer im Jahr 2011 (s. Text)

Art Rote Liste FFH Untersuchungsgewässer

S-H BRD G06 G07 G08 G10 G11 G12 G13 G14 G15 G19 G25 G09

Teichmolch * * - II II I II - II II II II II II II Kammmolch V V II/ IV - - II I - - - - - II - - Erdkröte * * ------VII Knoblauchkröte 3 3 IV ------II - - - - Laubfrosch 3 3 IV I III - II - II IV III - II - - Moorfrosch V 3 IV - V - - - I II - - - II IV Grasfrosch V * V - VII - I - IV II I III - - IV Teichfrosch D * V V V V IV III II VI II - V IV VII Gesamtartenzahl 3 5 3 5 1 5 5 5 2 4 3 5 Laich- oder Larvenfund 1 3 0 1 0 1 4 1 1 3 3 3 (potenzielle) Reproduktion 1 4 2 1 0 2 5 2 1 3 3 4

Tab. 3: Anzahl der untersuchten Kleingewässer (= KGW) mit Amphibiennachweisen bzw. Laich- oder Larvenfunden (in Klammern) auf Hof Ritzerau im Zeitraum von 2003 bis 2011; Erklärung: grau unter- legt: Zeitraum der Gewässersanierungen

Anzahl Gewässer mit Artnachweisen Jahr Teichmolch Kammmolch Erdkröte Knoblauch- kröte Laubfrosch Moorfrosch Grasfrosch Teichfrosch Artenzahl

2003 (nKGW=12) 4 (2) 0 (0) 1 (1) 0 (0) 6 (1) 4 (4) 6 (6) 2 (1) 6(6)

2004 (nKGW=12) 8 (7) 3 (1) 1 (1) 0 (0) 3 (0) 3 (2) 5 (4) 7 (1) 7(6)

2005 (nKGW=12) 8 (5) 2 (2) 4 (1) 1 (0) 6 (0) 7 (7) 8 (7) 6 (1) 8(6)

2006 (nKGW=16) 7 (7) 1 (1) 4 (1) 2 (0) 6 (1) 5 (5) 6 (4) 8 (1) 8(7)

2007 (nKGW=12) 11(9) 3 (3) 3 (0) 0 (0) 8 (4) 2 (1) 6 (4) 11(2) 7(6)

2009 (nKGW=14) 9 (6) 3 (2) 4 (2) 0 (0) 6 (2) 2 (2) 6 (4) 11(2) 7(7)

2011 (nKGW=12) 11(6) 3 (1) 1 (1) 1 (0) 7 (2) 5 (3) 7 (5) 11(2) 8(7)

Knoblauchkröte Pelobates fuscus Am 21.04.11 wurden zwei rufende Männchen der Knoblauchkröte an dem 2008/2009 vollständig entschlammten Gewässer G14 verhört (Präsenz 8,3%, Tabelle 2). Dieses kam strukturell als Repro- duktionshabitat in Frage, doch gelangen dort trotz intensiver Nachsuche keine Laich- oder Larvenfun- de (s. Tabelle 2). An den früheren Rufgewässern G07 und G12 konnte die Art aktuell nicht bestätigt werden. Nach dem letzten Fund 2007 wurde die Art erstmals wieder im UG festgestellt (s. Tabelle 3).

39 Teilprojekt Zoologie IV - Amphibien

Laubfrosch Hyla arborea Der Laubfrosch konnte in sieben der zwölf Gewässer erfasst werden (Präsenz 58,3%, Tabelle 2). Die drei größten Chöre umfassten am 21.04.11 20 ♂♂ (G13), 8 ♂♂ (G07) und 5 ♂♂ (G14). Insgesamt waren bei dieser Kontrolle ca. 46 Rufer zu hören, während es am 13.05.11 nur ca. 24 Rufer waren. In den Gewässern G07 und G13, in denen die größten Chöre auftraten, wurden am 14.06.11 jeweils zwei Larven gefangen. Die Anzahl der Rufgewässer unterlag von 2003 bis 2011 deutlichen Schwan- kungen. Die größte Anzahl an Laichhabitaten wurde bislang in den Jahren 2007 (4 Gewässer), 2009 (2 Gewässer) und 2011 (2 Gewässer) erreicht (s. Tabelle 3). Die Anzahl an Rufern variierte im o.g. Zeitraum sehr deutlich. Das bisherige Maximum wurde im UG mit ca. 124 ♂♂ im Jahr 2006 erreicht, während mit 19 ♂♂ der geringste Wert 2004 zu verzeichnen war.

Moorfrosch Rana arvalis Der Moorfrosch trat 2011 an fünf Untersuchungsgewässern auf (Präsenz 41,7%, Tabelle 2). An drei von ihnen wurden Laichballen erfasst (G07: 13 LB, G09: 10 LB und G25: 1 LB). In G07 und G09 wur- den am 14.06.11 bis zu 10 Kaulquappen gekeschert, während in G25 an diesem Termin keine Larvenfunde gelangen. Demgegenüber wurden in G13 am 14.06.11 rund 20 Larven gekeschert. Bei den Kontrollen Anfang April waren dort noch keine Laichballen festgestellt worden. Im ehemaligen Laichhabitat G12 wurde lediglich ein subadultes Exemplar beobachtet. Die Zahl der Laichplätze unterlag von 2003 bis 2011 deutlichen Schwankungen (s. Tabelle 3). Nach einem Maximum von sieben Fortpflanzungsgewässern 2005 lag deren Zahl aktuell bei drei (s.o.). Die Summe an Laichballen variierte ebenfalls. Das bisherige Maximum wurde 2003 mit insgesamt ca. 90 Laichballen, das bisherige Minimum 2009 mit 15 Laichballen erreicht. Im Jahr 2011 wurden insgesamt 24 Laichballen gezählt (s.o.). Die Laichballen in Gewässer G13 konnten allerdings zahlenmäßig nicht erfasst werden (s.o.). Grasfrosch Rana temporaria Der Grasfrosch wurde in sieben der zwölf untersuchten Kleingewässer erfasst (Präsenz 58,3%, Tabel- le 2). Fünf von ihnen dienten als Laichhabitat. Mit ca. 80 Laichballen fand sich der größte Bestand in G07. In G09, G12 und G15 wurden zwischen drei und acht Laichballen erfasst. Bei der Kontrolle am 14.06.11 wurden an diesen Gewässern keine Larven gefangen. Im Gewässer G13, in dem Anfang April keine Laichballen festgestellt worden waren, wurden am 14.06.11 neben frisch metamorphosier- ten Jungtieren auch ca. 20 Larven gefangen. Die Anzahl der Laichplätze unterlag in den letzten Jah- ren geringeren Schwankungen als beim Moorfrosch (s. Tabelle 3). Mit sieben Fortpflanzungsgewäs- sern wurde das Maximum ebenfalls im Jahr 2005 erreicht. Im Jahr 2011 lag deren Anzahl bei fünf (s.o.). Die Summe an Laichballen variierte im UG demgegenüber von Jahr zu Jahr sehr deutlich. Das bisherige Maximum wurde im Jahr 2004 mit insgesamt ca. 300 Laichballen, das bisherige Minimum im Jahr 2006 mit ca. 71 Laichballen erreicht. Aktuell wurden im UG insgesamt 99 Laichballen gezählt. Darin nicht enthalten sind die nicht quantifizierbaren Laichballen aus Gewässer G13 (s.o.).

Teichfrosch Pelophylax [Rana] kl. esculentus

Der Teichfrosch trat in elf der 12 Gewässer auf (Präsenz 91,7%, Tabelle 2). In zehn dieser Gewässer hielten sich im Mai und Juni große bis sehr große Ansammlungen von adulten und subadulten Teich- fröschen auf. Mehr als 50 Individuen wurden in G08, G09, G13, G19 und G25 erfasst. Das Maximum lag bei ca. 110 Exemplaren. In G19 und G25 wurden am 14.06.11 ein bis drei Larven gefangen. Zu- dem könnten G13 und G25 als Reproduktionshabitate gedient haben. Trotz intensiver Suche wurden dort allerdings weder Laich noch Kaulquappen erfasst (s. Tabelle 2). Von 2003 bis 2011 nahm die Anzahl der Fundorte deutlich zu, wobei in den Jahren 2007 bis 2011 nur zwei Laichhabitate existierten (s. Tabelle 3). Im genannten Zeitraum stieg an den Untersuchungsgewässern die Anzahl an adulten

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und subadulten Teichfröschen mit jahrweisen Schwankungen stark an. Während im UG 2003 lediglich elf Individuen gezählt wurden, waren es 2005 ca. 260 Individuen und 2011 ca. 410 Individuen.

3.2 Reproduktionsbedingungen Die Tabelle 4 gibt einen Überblick über die strukturellen und hydrochemischen Eigenschaften von fünf ausgewählten Kleingewässern auf Hof Ritzerau im Jahr 2011. Die für die Entwicklung von Amphibien- larven relevanten Ergebnisse werden im Folgenden kurz dargestellt.

Tab. 4: Strukturelle und hydrochemische Eigenschaften sowie Amphibienlarvendichte von fünf Klein- gewässern auf Hof Ritzerau im Jahr 2011; Erklärung: Biotoptyp und Pflegemaßnahme (s. Tabelle 1); Messtermine (05.04., 13.05.,14.06.11): 1: Messung nur am ersten Termin, 2: am ersten und zweiten Termin, 3: an allen drei Terminen; Tiefe (= Wassertiefe), Temp. (= Wassertemperatur), pH-Wert, LF (=

Leitfähigkeit), O2 (=Sauerstoffgehalt); Amphibienlarven: maximale Individuenzahl je fünf Kescherzüge am 14.06.11: + 1-2 Ex., ++ 3-10 Ex., +++ > 10 Ex., ? kein Larvennachweis, jedoch Laichfund, - kein Larvennachweis, / Gewässer ausgetrocknet.

Gewässer Nr. G07 G13 G14 G15 G19 Biotoptyp FKr/FTa FKr FKr FTa FKr Pflegemaßnahme keine Gehölze, Ufer entschlammt Gehölze Neuanlage

Probestelle Rand (10 cm) Zentrum (10cm) Zentrum (50 cm) Rand (10 cm) Zentrum (10cm) Zentrum (50 cm) Rand (10 cm) Zentrum (10cm) Zentrum (50 cm) Rand (10 cm) Zentrum (10cm) Rand (10 cm) Zentrum (10cm) Zentrum (50 cm) Messtermine 2 3 2 2 3 3 1 3 1 1 2 1 3 1 Tiefe (cm) - max. 34 80 27 83 22 70 18 37 20 80 - min. 0 40 0 59 0 15 0 0 0 45 Temp. (°C) - max. 12,4 19,7 11,6 13,3 18,6 15,1 10,2 17,7 10,1 11,1 12,9 11,4 16,3 10,2 - min. 10,1 10,0 9,8 11,2 10,8 10,8 - 10,1 - - 10,8 - 10,9 - pH-Wert - max. 7,0 7,1 6,9 7,7 7,7 7,6 8,5 8,6 8,6 6,9 7,6 8,4 8,6 8,0 - min. 7,0 6,5 6,3 7,6 7,6 6,7 - 7,4 - - 7,4 - 7,1 - LF (μS/cm) - max. 346 310 370 655 611 676 767 903 773 820 680 365 355 384 - min. 328 260 310 431 444 641 - 768 - - 560 - 280 - O2 (mg/l) - max. 3,0 6,5 1,8 6,9 9,6 5,4 8,6 10,1 9,3 9,4 12,8 12,0 23,2 16,0 - min. 1,2 0,9 0,5 4,4 6,7 0,4 - 4,9 - - 1,6 - 1,3 - Amphibienlarven Teichmolch - ++ ++ / + Grasfrosch ? ++ - / - Kammmolch - - - / + Laubfrosch + + - / - Moorfrosch ++ ++ - / -

Wassertiefe Der Untersuchungszeitraum war durch hohe Verdunstungsraten geprägt, wodurch die Wasserstände in den fünf Kleingewässern bis Mitte Juni deutlich zurückgingen und die Flachwasserzonen weitge- hend trocken fielen. Das flache Kleingewässer G15 führte Mitte Juni kein Wasser mehr (s. Tabelle 4). In den besonnten Gewässern G07 und G13 setzte im Frühjahr ein starkes Wachstum der Röhrichtve- getation und der Grünalgen ein. In G19 entwickelte sich eine geschlossene Wasserlinsendecke.

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Wassertemperatur Die höchsten Wassertemperaturen wurden jeweils bei der letzten Kontrolle im Juni sowie bei den o- berflächennahen Messungen ermittelt (s. Tabelle 4). Am 14.06.11 (Lufttemperatur ca. 18-20°C) er- reichten die oberflächennahen Temperaturen in den noch vorhandenen Gewässern Werte von 16,3°C (G19) bis 19,7°C (G07). pH-Wert Die pH-Werte der Untersuchungsgewässer umfassten eine Spanne von pH 6,3 bis 8,6 (s. Tabelle 4). Die niedrigsten Werte wurden an dem Gewässer ohne Pflegemaßnahmen (G07), die höchsten Werte in dem völlig entschlammten (G14) bzw. in dem neu angelegten Gewässer (G19) festgestellt. Zum Sommer hin war an einigen Messstellen ein Rückgang des pH-Wertes feststellbar.

Leitfähigkeit Die elektrische Leitfähigkeit lag an den untersuchten Gewässer zwischen 260 und 903 µs/cm (s. Ta- belle 4). Die höchsten Werte von 611 bis 903 µs/cm entfielen auf G13, G14 und G15 im Süden des UG. Der genannte Maximalwert wurde an dem vollständig geräumten Kleingewässer G14 bei der Messung im Mai festgestellt. Im Juni war der Wert auf 790 µs/cm abgesunken. Mit Werten bis zu 370 µs/cm (G07) bzw. 384 µs/cm (G19) fielen die Maxima im Norden des UG deutlich geringer aus. An den Kleingewässern wurden die höchsten Werte generell in ca. 50 cm Wassertiefe gemessen. An den meisten Messstellen nahm die Leitfähigkeit zum Juni hin ab.

Sauerstoffgehalt Der Sauerstoffgehalt der Gewässer umfasste eine Spanne von 0,4 mg/l (bei 15,1°C) bis 23,2 mg/l (bei 10,9°C, Tabelle 4). Besonders niedrige Werte wurden im Vergleichsgewässer G07 ermittelt, in dem der Sauerstoffgehalt bereits bei der Messung im April sehr gering ausfiel. Demgegenüber waren die Werte im vollständig entschlammten Gewässer G14 von April bis Juni relativ hoch. Bei der Gewässer- Neuanlage G19 wurde bei der ersten Kontrolle sogar eine Sauerstoffübersättigung des Wassers fest- gestellt, wobei die Werte bereits im Mai stark zurückgingen. An allen untersuchten Gewässern wurde der höchste Sauerstoffgehalt jeweils an der oberflächennahen, zentral gelegenen Messstelle gemes- sen. Sehr niedrig waren demgegenüber die Werte in ca. 50 cm Tiefe. An den meisten Messstellen war im Mai und Juni ein starker Rückgang des Sauerstoffgehalts zu verzeichnen.

Amphibienlarvendichte Bei der Kontrolle am 14.06.11 wurden in den vier noch Wasser führenden Kleingewässern mit Aus- nahme von Erd- und Knoblauchkröte Larven aller lokal vorkommenden Amphibienarten erfasst (s. Tabellen 2 und 4). Die größte Anzahl an Larven fand sich in G13. Darunter waren auch zwei Kaul- quappen des Laubfrosches. Eine größere Anzahl an Moorfrosch-Kaulquappen sowie zwei Laubfrosch- Larven wurden im Vergleichsgewässer G07 gefangen. In dem vollständig entschlammten Gewässer G14 trat eine größere Zahl an Teichmolch-Larven auf. Dieses Gewässer war nach der Entschlam- mung im Jahr 2009 zunächst nicht als Laichplatz genutzt worden (WINKLER 2009). Auch in der Ge- wässer-Neuanlage G19 konnten einzelne Teich- und Kammmolch-Larven gekeschert werden.

4 Diskussion 4.1 Amphibienbestände Die aktuellen Kartierungsergebnisse zeigen, dass bei den meisten Amphibienarten sowohl die Anzahl der Fundorte als auch die Bestandsgrößen weiterhin einer deutlichen Dynamik unterliegen (s. WINK- LER 2008). Entsprechende Beobachtungen liegen auch aus anderen agrarisch geprägten Gebieten Deutschlands vor (z.B. HACHTEL et al. 2006, HELMECKE 2010a). Im UG fallen jedoch bei den meis-

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ten Amphibienarten die Schwankungen in Bezug auf die Anzahl an Laich- und Larvalgewässern deut- lich geringer aus. Mittelfristig betrachtet weisen dabei die eurytopen Arten Teichmolch und der Gras- frosch die größte Anzahl an Laichgewässern im UG auf (s. Tabelle 3).

Es ist zu vermuten, dass ein größerer Anteil der Kleingewässer in den meisten Jahren nicht oder nur bedingt als Reproduktionshabitat in Frage kommt. Dies gilt insbesondere für anspruchsvollere Arten wie Kammmolch und Laubfrosch (s. GLANDT 2004, THIESMEIER 2009). Die Dynamik in Bezug auf die Anzahl der Fundorte dürfte dabei von dem jahrweise unterschiedlichen Reproduktionserfolg im UG (s. Kapitel 4.2) sowie dem Umfang der Zuwanderung aus der Umgebung abhängen (s. HACHTEL et al. 2006, HELMECKE 2010a, WINKLER 2008). Einzubeziehen ist dabei, dass einige Funde darauf beruhen, dass Individuen einzelne Gewässer als Nahrungs- bzw. Sommerhabitat nutzen. Dies betrifft vor allem den Teichfrosch, der mittlerweile in fast allen Kleingewässern auftritt (s. WINKLER 2008).

4.2 Reproduktionsbedingungen Im Folgenden werden anhand der gemessenen strukturellen und hydrochemischen Parameter (s. Kapitel 2 und 3.2) die Reproduktionbedingungen für Amphibien in den fünf untersuchten Kleingewäs- sern diskutiert. Einzubeziehen ist dabei, dass nur drei Messdurchgänge erfolgten und wichtige Para- meter wie die Konzentration an Nitrat, Phosphor und Schwermetallen nicht untersucht wurden.

Wassertiefe Von den untersuchten Parametern kommt der Wasserführung eine entscheidende Bedeutung zu, da bei frühzeitigem Trockenfallen eines Laichgewässers die Amphibienlarven nicht das Metamorphose- stadium erreichen können (z.B. HACHTEL et al. 2006). Im Jahr 2011 betraf dies nachweislich den Grasfrosch im Gewässer G15. Nach der vollständigen Rodung der dortigen Grauweidengebüsche im Winter 2005/2006 hatten diese 2011 wieder ihre frühere Ausdehnung erreicht. Die Gehölze können dabei durch vermehrten Laubeintrag sowie eine erhöhte Verdunstung zu einer Verschlechterung der Wasserführung beitragen (KALETTKA et al. 2011b, MIERWALD 1993). Eine langfristige Verbesse- rung ist am ehesten durch eine völlige Entschlammung zu erreichen (s. KALETTKA et al. 2011a). Im Fall von G15 erscheint dies aufgrund der fraglichen Erfolgsaussichten und der geringen aktuellen Bedeutung als Amphibienlaichplatz wenig sinnvoll (s. GLANDT 2006, KALETTKA et al. 2011b).

Wassertemperatur Die Wassertemperatur hat bei ausreichender Sauerstoffversorgung einen maßgeblichen Einfluss auf die Geschwindigkeit der Embryonal- und Larvalentwicklung (KALETTKA et al. 2011a). Beim Kamm- molch benötigen beispielsweise die Embryonen bei 10°C ca. 30 Tage und bei 25°C nur rund fünf Ta- gen für ihre Entwicklung (THIESMEIER et al. 2009). Beim Laubfrosch ist bekannt, dass bei Wasser- temperaturen von 18°C ein höherer Anteil der Eier verpilzen kann, wodurch die Schlupfraten geringer ausfallen (GROSSE 2009). Die Larven des Laubfrosches können zudem bei Temperaturen von dau- erhaft unter 15°C nicht das Metamorphosestadium erreichen (GLANDT 2004, GROSSE 2009). KA- LETTKA et al. (2011a) gehen zusammenfassend davon aus, dass bei einheimischen Amphibienarten das Entwicklungsoptimum von Embryonen und Larven bei über 20°C liegt. Im UG liefern die am 14.06.11 bei Lufttemperaturen von 18 bis 20°C an vier Kleingewässern gemes- senen Wassertemperaturen erste Hinweise auf die dortigen Entwicklungsbedingungen für Amphibien- larven. Demnach wurden lediglich an den oberflächennahen Messstellen im Zentrum der Gewässer G07 und G13 Temperaturen erreicht, die sich innerhalb der Spanne der Lufttemperaturen bewegten (s. Tabelle 4). Es ist anzunehmen, dass sich in den oberflächennahen Bereichen dieser beiden Kleingewässer derzeit am häufigsten die für Amphibienlarven optimalen Entwicklungstemperaturen von mehr als 20°C einstellen (s.o.). Als Indiz für diese These kann auch angesehen werden, dass im UG nur in G07 und G13 Larven des Laubfrosches gefangen werden konnten (s. Tabelle 4). Demgegenüber dürfte die Larvalentwicklung der meisten Amphibienarten in beschatteten (G14) oder von geschlossenen Lemna-Decken (G19) eingenommenen Gewässern deutlich mehr Zeit in Anspruch 43 Teilprojekt Zoologie IV - Amphibien

schlossenen Lemna-Decken (G19) eingenommenen Gewässern deutlich mehr Zeit in Anspruch neh- men. Bei durchschnittlich sehr geringen Wassertemperaturen – wie vermutlich in G19 – dürften die Mortalitätsrate von Amphibienlarven (z.B. beim Laubfrosch) deutlich zunehmen (s.o.). An Kleingewässern der Agrarlandschaft können durch die Rodung von ufernahen Gehölzen die Ent- wicklungsbedingungen für thermophile Amphibienlarven deutlich verbessert werden (GLANDT 2006, HELMECKE 2010b, KALETTKA et al. 2011b). Im UG zeigte sich dies exemplarisch am Gewässer G13. Dort würde es insofern auch zukünftig Sinn machen, in einem mehrjährigen Turnus zumindest die am Südufer aufwachsenden Gehölze zu entfernen (s. GLANDT 2006, KALETTKA et al. 2011b). pH-Wert In kalkreichen, eutrophen Kleingewässern, wie sie im UG auftreten, liegt der natürliche pH-Wert bei ca. 6,5 bis 8,0 (KALETTKA et al. 2011a, MIERWALD 1988). Ein vergleichbares Spektrum an pH- Werten wird für die meisten von Amphibien besiedelten Gewässer angegeben (s. GLANDT 2006b, THIESMEIER et al. 2009, VENCES & NIERHOFF 1989). Sofern es in Laichhabitaten zu starken Ab- weichungen in den sauren oder basischen Bereich kommt, kann dies zum Absterben von Amphibien- embryonen und -larven führen. Beim Grasfrosch können subletale Effekte bereits bei pH-Werten > 7,8 und letale Effekte bei pH-Werten > 8,8 auftreten. Im sauren Bereich können je nach Amphibienart pH- Werte < 4-6 zu körperlichen Schäden oder sogar zum Tod von Embryonen und Larven führen (KA- LETTKA et al. 2011a). Eine Reihe von Arten toleriert jedoch offenbar eine größere Spanne des pH- Wertes, wobei aus den Quellen vielfach nicht ersichtlich wird, ob es sich durchweg um Reprodukti- onshabitate handelt. Eine größere Toleranz gegenüber hohen bzw. niedrigen pH-Werten ist für den Teichmolch (pH 4,0-9,6), den Kammmolch (pH 4,7-8,5), die Knoblauchkröte (pH 3,9-6,0), die Erdkröte (pH 5,2-10,0), den Moorfrosch (pH 3,7-9,0) und den Teichfrosch (pH 3,8-7,8) bekannt (GLANDT 2006b, GROSSE 2011, NÖLLERT 1990, THIESMEIER et al. 2009, VENCES & NIERHOFF 1989). Im UG unterlag der pH-Wert der untersuchten Kleingewässer sowohl zeitlichen als auch räumlichen Unterschieden. Derartige Schwankungen sind auch von agrarisch geprägten Kleingewässern in ande- ren Regionen Deutschlands bekannt (KALETTKA et al. 2011a, MIERWALD 1988). Ursache hierfür ist, dass durch Atmungsvorgänge der pH-Wert gesenkt und durch die Photosynthese der pH-Wert erhöht wird. Eine starke pflanzliche Produktion infolge von Eutrophierung führt dabei zu einer deutlichen Er- höhung des pH-Wertes (KALETTKA et al. 2011a). Im UG wurden an den Gewässern pH-Werte zwi- schen 6,3 und 8,6 gemessen (s. Tab. 4). Die pH-Werte im schwach sauren Bereich dürften keine Ef- fekte auf die Embryonal- oder Larvalentwicklung der festgestellten Amphibienarten haben (s.o.). Demgegenüber könnten pH-Werte von > 8,0, wie sie in dem entschlammten Gewässer G14 und in der Gewässer-Neuanlage G19 festgestellt wurden, bei Embryonen oder Larven empfindlicher Arten zu vermehrten Missbildungen führen. Mit letalen Effekten ist jedoch erst zu rechnen, wenn in den Som- mermonaten über längere Zeit pH-Werte > 9 erreicht werden (KALETTKA et al. 2011a). Am Gewässer G14 und bei der Gewässer-Neuanlage G19 dürften die hohen pH-Werte aus der maß- nahmenbedingten Freilegung kalkhaltiger, anorganischer Sedimente resultieren. Entsprechende Beo- bachtungen liegen auch von Gewässersanierungen in Brandenburg vor (KALETTKA et al. 2011a). Trotz der möglichen Beeinträchtigung empfindlicher Amphibienarten stellen die Entschlammung und Neuanlage von Gewässern wichtige Maßnahmen dar, um das lokale Angebot an perennierenden, relativ sauerstoffreichen Kleingewässern zu verbessern (s. KALETTKA et al. 2011a).

Leitfähigkeit Die elektrische Leitfähigkeit liegt bei Kleingewässern der Agrarlandschaft meist zwischen 400 und 850 µS/cm (KALETTKA et al. 2011a). MIERWALD (1988) stellte bei entsprechenden Gewässern in Schleswig-Holstein Werte von 137 bis 1758 µS/cm fest. Die Wirkung gelöster Salze, deren Gesamt- gehalt im Wasser durch die Leitfähigkeit angegeben wird, ist je nach Amphibienart verschieden und stark von der Konzentration abhängig. Für aquatische Organismen geben KALETTKA (2011a) Werte von 150 bis 500 µS/cm als Optimalbereich an. In Bezug auf die Laichgewässer des Laubfrosches wird

44 Teilprojekt Zoologie IV - Amphibien

ein Optimum zwischen 150 und 350 µS/cm angenommen (GLANDT 2004). In natürlicherweise kalk- reichen Gebieten wie den Jungmoränengebieten ist eine Reproduktion der Art allerdings noch bei Werten bis ca. 800 µS/cm möglich (GLANDT 2004, KALETTKA et al. 2011a). VENCES & NIERHOFF (1989) ermittelten an Amphibienlaichgewässern im Raum Köln die Leitfähigkeit. Sie geben folgende Spannen an: Teichmolch ca. 100-1000 µS/cm, Kammmolch ca. 200-900 µS/cm und Erdkröte ca. 50- 1000 µS/cm. An mitteleuropäischen Moorfrosch-Laichgewässern wurden nach GLANDT (2006b) Wer- te von 47 bis 508 µS/cm gemessen. KALETTKA et al. (2011a) gehen davon aus, dass bei Amphibien die Reproduktion bei einer Leitfähigkeit von > 850 µS/cm beeinträchtigt werden kann. Im UG wurde an den untersuchten Kleingewässern eine Leitfähigkeit von 280 bis 903 µS/cm ermittelt. Lediglich an dem entschlammten Gewässer G14 wurde im Mai der von KALETTKA et al. (2011a) für Amphibien postulierte Grenzwert von 850 µS/cm überschritten. Bei der Messung Mitte Juni war der Wert allerdings wieder auf 790 µS/cm abgesunken (s. Kapitel 3.2). Die Ursache für den zwischenzeit- lichen Peak ist unklar. Nach Erfahrungen aus Brandenburg sinkt bei der Vollentschlammung eines Kleingewässers dessen Leitfähigkeit normalerweise ab (KALETTKA et al. 2011a). Larven der als emp- findlich geltenden Arten Laubfrosch und Moorfrosch wurden in den Gewässern G07 und G13 gefan- gen. Die Leitfähigkeit dieser Larvalhabitate erreichte Werte von bis zu 370 µS/cm bzw. 676 µS/cm. Die vorliegenden Messergebnisse deuten darauf hin, dass die durchgeführten Pflegemaßnahmen zu keinen kritischen Salzgehalten in den entsprechenden Kleingewässern geführt haben.

Sauerstoffgehalt In Gewässern ist ein ausreichend hoher Sauerstoffgehalt die Grundvoraussetzung für die Atmung der Amphibien und ihrer Larven. Für die Emyronal- und Larvalentwicklung sind dabei gleichzeitig ausrei- chend hohe Wassertemperaturen erforderlich (KALETTKA et al. 2011a). Einige Arten scheinen bevor- zugt in Gewässern mit einer hohen Sauerstoffsättigung vorzukommen. Dies gilt insbesondere für den Grasfrosch, den Laubfrosch sowie verschiedene Molcharten (COSTA 1967, GLANDT 2004, GROSSE 2009, KALETTKA et al. 2011a). COSTA (1967) konnte im Experiment nachweisen, dass ältere Larven des Grasfrosches bereits eine Sauerstoffkonzentration von 6,9 mg/l meiden, in dem sie nach einiger Zeit in sauerstoffreichere Zonen auszuweichen. KALETTKA et al. (2011a) gehen davon aus, dass für Amphibienlarven eine langfristige Sauerstoffkonzentration von < 4 mg/l zu physiologischem Stress führt. Eine Konzentration von < 1 mg/l kann vermutlich ähnlich wie bei Fischen letal wirken, wobei Amphibienlarven anaerobe Bedingungen durch Vollpumpen mit Sauerstoff an der Wasseroberfläche zumindest zeitweise überleben können (s. KALETTKA et al. 2011a). An drei der fünf Untersuchungsgewässer wurden in den zentralen, oberflächennahen Bereichen Sau- erstoffkonzentrationen < 4 mg/l gemessen. Lediglich in dem tiefen Gewässer G13 sowie dem voll- ständig entschlammten Gewässer G14 lagen die Werte auch im Juni noch über diesem Grenzwert. Ein mit 0,9 mg/l besonders niedriger Wert wurde im Juni im Zentrum des Vergleichsgewässers G07 festgestellt. Es ist davon auszugehen, dass die Laub- und Moorfroschlarven dort zu diesem Zeitpunkt einem extremen physiologischen Stress sowie einer erhöhten Mortalität unterlagen. Etwas höhere Werte wurden im Mai bzw. Juni im Zentrum der Gewässer-Neuanlage G19 (1,3 mg/l) sowie in dem frühzeitig ausgetrockneten Grauweiden-Tümpel G15 (1,6 mg/l) ermittelt. In den randlichen Flachwas- serzonen der Gewässer wurde durchweg eine geringere Sauerstoffkonzentration festgestellt als im Zentrum. Am Rand des Vergleichsgewässers G07 wurde bereits bei der ersten Messung im April ein Sauerstoffgehalt von nur 3,0 mg/l ermittelt, so dass dort die frühe Entwicklung der Braunfroschlarven beeinträchtigt worden sein könnte. In den Flachwasserzonen der übrigen Gewässer waren zu diesem Zeitpunkt Sauerstoffkonzentrationen noch hoch bis sehr hoch (s. Tabelle 4). Im Vergleich zu den An- gaben von KALETTKA et al. (2011a) aus Brandenburg traten die Sauerstoffdefizite in den Kleinge- wässern des UG bereits relativ früh im Jahr auf. Dies war sicherlich auf die besonderen Witterungs- verhältnisse – insbesondere die extreme Trockenheit – bis Ende Mai zurückzuführen. Der Vergleich mit dem Gewässer G07, an dem keine Maßnahmen erfolgten, deutet an, dass bei G14 durch die vollständige Entschlammung die Sauerstoffversorgung deutlich verbessert werden konnte.

45 Teilprojekt Zoologie IV - Amphibien

Auch bei dem tiefen Gewässer G13 war trotz der relativ hohen oberflächennahen Wassertemperatu- ren (Gehölzrodung) bis Mitte Juni eine ausreichende Sauerstoffversorgung gegeben. Demgegenüber stellten sich in der Gewässer-Neuanlage G19 keine günstigen Sauerstoffverhältnisse ein, was mit einer möglichen Nährstoffbelastung der Substrate zusammenhängen könnte. Auch in dem Grauwei- dentümpel G15 konnte durch die zwischenzeitliche Rodung der Gehölze die Sauerstoffversorgung nicht nachhaltig verbessert werden.

Fazit Die aufgenommenen strukturellen und hydrochemischen Parameter zeigen, dass im Jahr 2011 die Reproduktionsbedingungen für Amphibien in drei der fünf Kleingewässer ungünstig bis schlecht wa- ren. Dies spiegelt sich auch in der überwiegend geringen Anzahl an gefangenen Amphibienlarven wider (s. Tabelle 4). Im UG dürften sich dabei vor allem die Wasserführung, die Wassertemperatur und der Sauerstoffgehalt limitierend auf die Embryonal- und Larvalentwicklung ausgewirkt haben. So konnten die Grasfroschkaulquappen im Grauweidentümpel G14 aufgrund des frühzeitigen Austrock- nens nicht das Metamorphosestadium erreichen. In der Gewässer-Neuanlage G19 waren die Wasser- temperaturen aufgrund der geschlossenen Wasserlinsen-Decke vermutlich zu gering, um thermophi- len Amphibienlarven, wie jenen des Laubfrosches, geeignete Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten. In Bezug auf den Sauerstoffgehalt wurden in diesem Gewässer sowie in G07 und G15 im Mai und Juni Werte von < 4 mg/l gemessen, was bei Amphibienlarven zu physiologischem Stress führt. Im Ver- gleichsgewässer G09 wurden dabei so geringe Werte gemessen, dass fraglich ist, ob die dort festge- stellten Larven überhaupt das Metamorphosestadium erreichen konnten. So wurden dort im Juni kei- ne Grasfroschlarven gefangen, obwohl es sich um den größten Laichplatz des UG handelte. Die Messergebnisse weisen darauf hin, dass sich die gemessenen Parameter von Standort zu Stand- ort deutlich unterscheiden können. In Bezug auf die durchgeführten Pflegemaßnahmen sind Generali- sierungen daher nur bedingt möglich (s. KALETTKA 2011a, b). Die an dem Vergleichsgewässer G07 ermittelten Daten zeigen allerdings, dass entsprechende Maßnahmen dringend erforderlich sind, um die Entwicklungsbedingungen für Amphibienlarven und andere limnische Organismen zu verbessern. Es ist anzunehmen, dass sich eine Entfernung von Ufergehölzen in erster Linie an möglichst tiefen Kleingewässern (Typ 1b) anbietet (s. HELMECKE 2010b), die nicht austrocknen und im Sommer zu- mindest oberflächennah einen ausreichenden Sauerstoffgehalt aufweisen. Um die Sauerstoffversor- gung und die Wasserführung von Gewässern zu verbessern, kommt ansonsten eine Vollentschlam- mung von Kleingewässern (Typ 3a) in Frage (s. KALETTKA 2011a, b). Dabei handelt es sich um ei- nen massiven Eingriff in das Gewässerökosystem, der mit einer Grundräumung im Rahmen der Fließgewässerunterhaltung zu vergleichen ist (GLANDT 2006). Als Alternative ist daher auch die Neuanlage von Kleingewässern zu prüfen (GLANDT 2006, KALETTKA 2011b, MIERWALD 1988). Wie die Messergebnisse von G19 zeigen, müssen sich dabei - in Abhängigkeit vom Standort - nicht zwangsläufig günstige Entwicklungsbedingungen für Amphibienlarven einstellen.

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47 Teilprojekt Zoologie IV - Amphibien

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48 Teilprojekt Zoologie V - Schmetterlinge

Ergebnisse der Lichtfallenausbeute (nachtaktive Schmetterlinge) und ergänzender Aufsammlungen in 2011

Hartmut Roweck, Nikolay Savenkov, Corinna Rickert

1 Einleitung...... 49 2 Ergebnisse ...... 50 2.1 Neufunde...... 50 2.1.1 Microlepidoptera (nach Gattungen alphabetisch geordnet) ...... 50 2.1.2 Macrolepidoptera (nach Gattungen alphabetisch geordnet) ...... 59 2.2 Auflistung aller am Standort Hofsee notierten nachaktiven Arten ...... 62 2.3 Auflistung aller am Waldstandort notierten nachtaktiven Arten ...... 66 2.4 Auflistung der am Waldstandort Ritzerau mit Pheromonfallen notierten Arten ...... 72 2.5 Auflistung aller bislang am Waldstandort Ritzerau notierten Tag- und Dickkopffalter...... 72

1 Einleitung Die fortlaufende Erfassung nachaktiver Insekten an zwei Lichtfallenstandorten auf Hof Ritzerau (Hof- see) und im unmittelbar angrenzenden Wald seit dem Frühjahr 2005 hat bislang zum Nachweis von 1309 Schmetterlingsarten geführt. Davon entfallen 769 Arten auf die Gruppe der Kleinschmetterlinge und der Rest (513 Arten) auf die Großschmetterlinge. Hinzu kommen die durch Käscherfänge erfass- ten Tag- und Dickkopffalter (30), sodass sich die Gesamtartenzahl Ende 2011 auf 1339 Arten beläuft.

Auch im Berichtsjahr 2011 konnten wieder zahlreiche Neufunde für die Fauna des Hofes Ritzerau und seines unmittelbaren Umfeldes gemacht werden. Konkret wurden am Standort Hofsee erstmalig 23 neue Arten nachgewiesen, am Standort Ritzerauer Wald waren es sogar 62 Erstnachweise. Dahinter stehen zum einen Änderungen der Artengarnituren auf einer überregionalen Ebene: Die klimatischen Veränderungen der vergangen Jahren führten zu mehreren Arealrandverschiebungen bislang weiter südlich / südöstlich verbreiteter Arten, von denen sich ein beachtlicher Anteil in den Lichtfallenausbeu- ten wieder findet (s. die Einzelbeschreibungen der Erstnachweise in den zurückliegenden Jahren). Insofern hat sich mittlerweile bestätigt, dass beide Lichtfallen auch das überregionale Geschehen der Faunenveränderungen zu einem erheblichen Teil registrieren.

Zu den überregional bedeutsamen Nachweisen hier einige wenige Beispiele: Der Nachkerzenschwärmer Proserpinus proserpina, dessen Larven übrigens nur selten an Nachtker- zen, statt dessen aber regelmäßig an Weidenröschen gefunden werden, gehört zu den nach der Ber- ner Konvention (Anhang II) sowie nach BNatSchG streng geschützten Arten und konnte in 2011 er- neut für das Untersuchungsgebiet nachgewiesen werden, was auf eine im Gebiet ansässige Populati- on deutet. Als europaweit sehr selten können die drei nachfolgend genannten Arten gelten, die jeweils in mehreren Jahren notiert wurden. Auch hier sind stabile lokale Vorkommen anzunehmen: Monoch- roa divisella, Dystebenna stephensi und Retinia perangustana. (Für letzere Art lag bislang nur ein Nachweis aus Deutschland vor.) Die ebenfalls als sehr selten geltende und nur in größeren Zeitab- ständen nachgewiesene Gespinstmotte Yponomeuta irrorella konnte in 2009 in Ritzerau erstmalig für Schleswig-Holstein nachgewiesen werden. 2010 wurden zahlreiche Individuen gefangen; in 2011 nur noch vereinzelte Tiere. Dieses episodische Auftreten fügt sich in das Bild der Beobachtungen aus Nachbarländern. Als neu für die Fauna von Schleswig-Holstein wurde in 2011 außerdem erstmals die Sackträgermotte adjectella notiert.

49 Teilprojekt Zoologie V - Schmetterlinge

Auch Bestandesschwankungen normalerweise sehr individuenreich auftretender Arten werden vom Monitoring erfasst: Ein auffallendes Beispiel in 2011 war der starke Rückgang von Noctua pronuba, dem „Hausmütterchen“, in „normalen Jahren“ einer der auffallensten Nachtfalter in praktisch allen Biotopen der Kulturlandschaft, einschließlich der Siedlungsgebiete.

Der andere Gesichtspunkt im Zusammenhang mit den zahlreichen Erstnachweisen sind die zum Teil sehr langfristigen Populationsschwankungen vieler Arten, die eine komplette Erfassung lokaler Arten- bestände nur in Zeiträumen von Jahrzehnten ermöglicht. Ein verlässlicher Indikator für noch unvoll- ständige Erfassungen von Artenbeständen ist die Zahl der Arten, die jeweils nur in einem Exemplar nachgewiesen werden konnte.

Einzelfunde können theoretisch von extrem seltenen, passiv verfrachteten oder migrierenden Arten stammen; werden jedoch größere Anteile der Neufunde in nur wenigen oder gar nur jeweils einem Exemplar notiert, spricht dies sehr deutlich für eine noch unvollständige Erfassung des Gesamtarten- bestandes. Von den 23 Neufunden in 2011 am Hofsee wurden 19 Arten in nur je einem Exemplar notiert, in der Lichtfalle am Waldstandort wurden sogar 40 von 62 Arten in nur je einem Exemplar ge- fangen. Hieraus kann also abgeleitet werden, dass wir bei der Erfassung der Schmetterlinge im Ge- biet noch weit von einer auch nur annähernd vollständigen Übersicht entfernt sind.

2 Ergebnisse Im Folgenden werden die Neufunde in 2011 abgebildet und kurz beschrieben, sowie Listen aller ge- fundenen Arten beigefügt. Im Anhang befindet sich ebenfalls eine Liste von 26 Arten, die in den 2011 erstmalig verwendeten Pheromonfallen registriert wurden. Zu den notierten Arten gehört Triaxomasia caprimulgella, eine Tineide aus der Verwandtschaft der sog. Kleidermotten, die bislang für die Fauna von Schleswig-Holstein nicht bekannt war.

2.1 Neufunde 2.1.1 Microlepidoptera (nach Gattungen alphabetisch geordnet)

Adela cuprella (Dennis & Schiffermüller, 1775) Spannweite: ca. 15 mm. 1 Nachweis (12.04.11 Hofsee). Die Eier werden auf Kätzchen von Weiden gelegt, die Larven ernähren sich jedoch von gefallenem Laub.

Abb. 1: Adela cuprella (© H. Damman).

Agonopterix liturosa (Haworth, 1811) Spannweite: 17-20 mm. 1 Nachweis (13.07.11 Waldstandort). Die Larven entwickeln sich an Johanniskraut (Hypericum spp.) und fressen in einem Gespinst in den jungen Trieben. Imagines von VII-VIII.

Abb. 2: Agonopterix liturosa (© Heidrun Melzer).

50 Teilprojekt Zoologie V - Schmetterlinge

Apotomis sororculana (Zetterstedt, 1839) Spannweite: 17-20 mm. 1 Nachweis (01.06.11 Waldstandort). Die Art frequentiert Moore und Heiden. Die Larven spinnen Birkenblätter (Betula spp.) zusammen und fressen darin. Imagines von V-VIII.

Abb. 3: Apotomis sororculana (© Heidrun Melzer).

Argyresthia curvella (Linnaeus, 1761) Spannweite: 10-12 mm. 1 Nachweis (16.06.11 Waldstandort). In Gärten und Obstplantagen. Die Larven fressen an den Blüten von Apfelbäumen (Malus spp.). Imagines von VI-VII.

Abb. 4: Argyresthia curvella (© Ingrid Altmann).

Bucculatrix nigricomella (Zeller, 1839) Spannweite: 7-8 mm. 1 Nachweis (20.07.11 Waldstandort). Die Larven minieren die Blätter der Wucherblume (Leucanthemum vulgare), in späteren Stadien fressen sie auch außen an den Blättern. Imagines von IV-V und VIII.

Abb. 5: Bucculatrix nigricomella (© Steve Woolnough).

Catoptria permutatella (Herrich-Schäffer, 1848) Spannweite: 22-29 mm. 1 Nachweis (02.07.11 Hofsee). Die Larven fressen vermutlich an Moosen und sind häufig in Kiefernanpflanzungen zu finden. Imagines von VII-VIII.

Abb. 6: Catoptria permutatella (© Neil Sherman).

Cydia janthinana (Duponchel, 1843) Spannweite: 9-13 mm. 2 Nachweise (19.06.11 Waldstandort, 05.08.11 Hofsee). Diese Art entwickelt sich an Weißdorn ( monogyna) oder Apfel (Ma- lus spp.) und kann in Apfelplantagen schädlich sein.

Abb. 7: Cydia janthinana (© Peter Buchner).

51 Teilprojekt Zoologie V - Schmetterlinge

Dichrorampha obscuratana (Wolff, 1955) Spannweite: 13-16 mm. 4 Nachweise (04. & 07.06.11 Waldstandort, 07. & 16.06.11 Hofsee). Die Larven leben im Wurzelstock von Rainfarn ( vulgare) und Schafgarbe ( spp.). Imagines von V-VII.

Abb. 8: Dichrorampha obscuratana (© Janis van Heyking).

Dichrorampha petiverella (Linnaeus, 1758) Spannweite: 10-13 mm. 1 Nachweis (13.07.11 Waldstandort). Die Larven leben ebenfalls im Wurzelstock von Rainfarn (Tanacetum vulgare) und Schafgarbe (Achillea spp.). Imagines von VII-VIII.

Abb. 9: Dichrorampha petiverella (© Neil Sherman).

Ditula angustiorana (Haworth, 1811) Spannweite: 12-18 mm. 7 Nachweise (29.06., 02. & 21.07.11 Waldstandort). Die Larven ent- wickeln sich an verschieden Bäumen und Büschen. Imagines VI-VII.

Abb.10: Ditula angustiorana (© Maarten Jacobs).

Eana osseana (Scopoli, 1763) Spannweite: 16-23 mm. 1 Nachweis (01.06.11 Waldstandort). Die Larven entwickeln sich an niedrig wachsenden Kräutern. Relativ häufig in feuchtem Grasland. Imagines von VI-VII.

Abb. 11: Eana osseana (© .no).

Ectoedemia argyropeza Zeller, 1839 Spannweite: ca. 7 mm 4 Nachweise (10. & 12.05.11 Waldstandort; 10.05.11 Hofsee). Die Larven minieren die Blätter der Zitterpappel (Populus tremula). Imagines von V-VI.

Abb. 12: Ectoedemia argyropeza (© Rudolf Byrner).

52 Teilprojekt Zoologie V - Schmetterlinge

Ectoedemia occultella (Linnaeus, 1767) Spannweite: 5-7 mm 3 Nachweise (14., 20. & 23.05.11 Waldstandort). Die Larven minie- ren die Blätter von Birken (Betula spp.) und machen eine auffällige Mine. Imagines von V-VII.

Abb.13: Ectoedemia occultella (© Charlie Streets).

Elachista humilis (Zeller, 1850) Spannweite: ca. 10 mm 1 Nachweis (04.06.11 Waldstandort). Die Larven legen weiße Gangminen in verschiedenen Gräsern (Poaceae) an. Imagines von V-VII.

Abb.14: Elachista humilis (© Oliver Wadsworth).

Elegia similella (Zincken, 1818) Spannweite: 19-22 mm 1 Nachweis (02.07.11 Waldstandort). Eine typische Art reifer Wälder und alter Parkanlagen. Die Larven entwickeln sich an Eiche (Quer- cus spp.). Imagines von VI-VII.

Abb. 15: Elegia similella (© Maarten Jacobs).

Episcythrastis tetricella (Denis & Schiffermüller, 1775) Spannweite: 18-23 mm 1 Nachweis (01.06.11 Hofsee). Die Larven entwickeln sich an der Ohr-Weide (Salix aurita). Imagines von V-VII.

Abb. 16: Episcythrastis tetricella (© Alain Cosson).

Eriocrania semipurpurella (Stephens, 1835) Spannweite: 10-16 mm 1 Nachweis (12.04.11 Hofsee). Die Larven minieren die Blätter von Birken (Betula spp.) und machen eine auffällige Platzmine. Imagines von III-IV.

Abb. 17: Eriocrania semipurpurella (© Ben Smart).

53 Teilprojekt Zoologie V - Schmetterlinge

Eudemis profundana (Denis & Schiffermüller, 1775) Spannweite: 14-20 mm 2 Nachweise (21.07. & 01.08.11 Waldstandort). Die Larven fressen in einem aufgerollten Eichenblatt (Quercus spp.). Imagines von VII- VIII.

Abb. 18: Eudemis profundana (© Heidrun Melzer).

Gibberifera simplana (Fischer von Röslerstamm, 1836) Spannweite: 12-16 mm 1 Nachweis (16.06.11 Waldstandort). Die Larven fressen in einem versponnen Blatt der Zitterpappel (Populus tremula) an einem End- trieb. Imagines von V-VII.

Abb. 19: Gibberifera simplana (© Peter Buchner).

Lyonetia ledi (Wocke, 1859) Spannweite: 8-9mm 1 Nachweis (13.07.11 Hofsee). Die Larven machen zunächst eine lange Gangmine in den Blättern von Gagel () oder Sumpfporst (). Später befressen sie ganze Blätter.

Abb. 20: ledi (© Uwe Büchner).

Neofriseria peliella (Treitschke, 1835) Spannweite: 13-17 mm 1 Nachweis (17.07.11 Waldstandort). Die Larven minieren zunächst die Blätter des Kleinen Sauerampfer (Rumex acetosella) und leben später frei in einem Gespinst an der Blattbasis. Imagines von VI-IX.

Abb. 21: Neofriseria peliella (© Dietmar Laux).

Niditinea fuscella (Linnaeus, 1758) Spannweite: ca. 14 mm. 1 Nachweis (01.08.11 Waldstandort). Die Larven fressen in Vogel- nestern an getrockneten Federn und Detritus. Imagines von Ende V- IX.

Abb. 22: Niditinea fuscella (© Lee Gregory).

54 Teilprojekt Zoologie V - Schmetterlinge

Oegoconia deauratella (Herrich-Schäffer, 1854) Spannweite: 11-15 mm. 1 Nachweis (29.07.11 Hofsee). Die Larven fressen vermutlich an getrockneten Blättern und Streu. Imagines im VII.

Abb. 23: Oegoconia deauratella (© Dietmar Laux).

Pammene aurita (Razowski, 1991) Spannweite: 14-15 mm. 1 Nachweis (13.07.11 Waldstandort). Die Larven fressen in den Sa- men des Bergahorn (Acer pseudoplatanus). Imagines von VII-VIII.

Abb. 24: Pammene aurita (© Keith Talby).

Pammene herrichiana (Heinemann, 1854) Spannweite: 16-22 mm. 2 Nachweise (20.05. & 07.06.11 Waldstandort). Die Larven entwik- keln sich in den Früchten von Birken (Betula spp.). Imagines von V-VI.

Abb. 25: Pammene herrichiana (© Rudolf Byrner).

Pammene regiana (Zeller, 1849) Spannweite: 13-16 mm. 1 Nachweis (02.07.11 Waldstandort). Die Larven fressen in den Sa- men des Bergahorn (Acer pseudoplatanus) und verpuppen sich un- ter loser Rinde. Imagines von V-VII.

Abb. 26: Pammene regiana (© Tristan Bantock).

Pempelia formosa (Haworth, 1811) Spannweite: 20-23 mm. 1 Nachweis (01.06.11 Waldstandort). Die Larven fressen unter ei- nem Gespinst an den Blättern von Ulmen (Ulmus spp.), insbesonde- re solcher in Hecken. Imagines von VI-VIII.

Abb. 27: Pempelia formosa (© Keith Naylor).

55 Teilprojekt Zoologie V - Schmetterlinge

Phaulernis dentella (Linnaeus, 1758) Spannweite: 9-10 mm. 6 Nachweise (07., 16., 17. & 29.06.11 Waldstandort). Die Larven fressen in versponnen Früchten vom Schwarzen Holunder (Sambu- cus nigra) oder der Kleinen Bibernelle (). Imagines von V-VI.

Abb. 28: dentella

Phyllonorycter corylifoliella (Hübner, 1796) Spannweite: 8-9 mm. 1 Nachweis (25.08.11 Hofsee). Die Larven minieren in den Blättern verschiedener Bäume und Sträucher wie z.B. Weißdorn (Crataegus spp.), Apfel (Malus spp.) oder Mehlbeere (Sorbus spp.). Imagines in V und VIII.

Abb. 29: Phyllonorycter corylifoliella (© Trevor Pendleton).

Phyllonorycter mespilella (Hübner, 1805) Spannweite: 6-8 mm 2 Nachweise (08.05.11 Waldstandort, 28.04.11 Hofsee). Die Larven minieren in den Blättern diverser Rosengewächse (Rosaceae). Imagines in V und VIII.

Abb. 30: Phyllonorycter mespilella (© Pathpiva).

Phyllonorycter platani (Staudinger, 1870) Spannweite: 8-10 mm 1 Nachweis (08.05.11 Waldstandort). Die Larven minieren die Blätter von Platanen (Platanus acerifolia, P. orientalis). Imagines von IV-V und im VIII.

Abb. 31: Phyllonorycter platani (© Ian Kimber).

Pleurota bicostella (Linnaeus, 1758) Spannweite: ca. 24 mm. 2 Nachweise (23. & 26.05.11 Waldstandort). Die Larven bilden ein seidenes Gespinst und fressen an den Trieben von Erika-Arten (Eri- ca spp.). Hauptsächlich in Heiden und Mooren. Imagines von VI-VII.

Abb.32: Pleurota bicostella (© Graham Featherstone).

56 Teilprojekt Zoologie V - Schmetterlinge

Pyralis farinalis (Linnaeus, 1758) Spannweite: 18-30 mm. 1 Nachweis (23.06.11 Hofsee). Die Larven ernähren sich von Kör- nern und Körnerprodukten, aber auch getrockneten Pflanzenteilen wie Klee (Trifolium spp.) oder Luzerne (Medicago spp.). Imagines von VI-VIII, in 2 oder mehr Generationen.

Abb. 33: Pyralis farinalis (© Dietmar Laux).

Retinia perangustana (Snellen, 1883) Spannweite: 10-14 mm. Neu für die Fauna von Schleswig-Holstein! 11 Nachweise (21. & 23.04., 08., 10., 23. & 26.05.11 Waldstandort). Die Larven leben in den Knospen von Lärchen (Larix decidua). Imagines von IV-VI.

Abb. 34: Retinia perangustana (© Helmut Deutsch).

Rhyacionia buoliana (Denis & Schiffermüller, 1775) Spannweite: 16-24 mm. 1 Nachweis (17.06.11 Waldstandort). Die Larven minieren zunächst die Nadeln der Kiefer () und bohren sich dann in den Trieb, wo sie überwintern. Imagines von VI-VII.

Abb.35: Rhyacionia buoliana (© Gianpiero Ferrari).

Sciota rhenella (Zincken, 1818) Spannweite: 22-24 mm. 1 Nachweis (01.06.11 Hofsee). Die Larven entwickeln sich zwischen versponnen Blättern der Pappel (Populus spp.). Imagines von V-VIII.

Abb.36: Sciota rhenella (© Heidrun Melzer).

Semioscopis avellanella (Hübner, 1793) Spannweite: 20-26 mm. 3 Nachweise (31.3., 3. & 9.04.11 Waldstandort). Die Larven entwi- ckeln sich in eingerollten Blättern von Winterlinde (Tilia cordata), Birke (Betula spp.) oder Hainbuche (Carpinus betulus). Imagines von III-IV.

Abb.37: Semioscopis avellanella (© Peter Buchner).

57 Teilprojekt Zoologie V - Schmetterlinge

Sorhagenia rhamniella (Zeller, 1839) Spannweite: 9-10 mm. 1 Nachweis (13.07.11 Waldstandort). Die Larven fressen an Faul- baum (Frangula alnus) und Kreuzdorn (Rhamnus cathartica), wobei sie ein Gespinst in den Blüten oder Endsprossen anlegen. Imagines von VII-VIII.

Abb.38: Sorhagenia rhamniella (© Peter Buchner).

Stigmella alnetella (Stainton, 1856) Spannweite: 4-6 mm. 1 Nachweis (29.06.11 Hofsee). Die minieren die Blätter von Erlen (Alnus spp.), seltener auch von Birken (Betula spp.). Imagines in VI und VIII-IX in zwei Generationen.

Abb.39: Stigmella alnetella (© Uwe Büchner).

Stigmella floslactella (Haworth, 1828) Spannweite: ca. 6 mm. 1 Nachweis (07.06.11 Waldstandort). Die Larven minieren in den Blättern von Hasel (Corylus avellana) oder Hainbuche (Carpinus betulus). Imagines im V und VIII in zwei Generationen.

Abb.40: Stigmella floslactella (© Janis von Heyking).

Stigmella lapponica (Wocke, 1862) Spannweite: 5-7 mm. 1 Nachweis (12.05.11 Waldstandort). Die Larven minieren die Blätter von Birken (Betula spp.) und produzieren eine charakteristische Mine. Imagines im V.

Abb.41: Stigmella lapponica (© Janis von Heyking).

Thisanotia chrysonuchella (Scopoli, 1763) Spannweite: ca. 25 mm. 1 Nachweis (14.07.10 Waldstandort). Die Larven minieren ab August die Triebe und Stängel von Gamander-Ehrenpreis (Veronica cha- maedrys). Ab April fressen die Larven in den jungen Blüten. Imagi- nes von Ende VI- Anfang VIII.

Abb.42: Thisanotia chrysonuchella (© Keith Talby).

58 Teilprojekt Zoologie V - Schmetterlinge

Triaxomasia caprimulgella (Stainton, 1851) Spannweite: 10-13 mm. Neu für die Fauna von Schleswig-Holstein! 2 Nachweise mit Phe- romonfallen (14.07. & 16.08.11 Waldstandort). Die Art bevorzugt dunkle, schattige Plätze in hohlen Bäumen oder Gebäuden. Die Larven ernähren sich von verrottendem Holz und toten Insekten. Imagines von VII-VIII. Abb.43: Triaxomasia caprimulgella (© Heidrun Melzer).

Coleophora adjectella (Herrich-Schäffer, 1861) Spannweite: 9-10mm. 2 Nachweise (13. & 20.07.11 Waldstandort). Die Larven minieren die Blätter von Weißdorn (Crataegus spp.), Schlehe () und Pflaume ().

Abb. 7: Coleophora adjectella (© Uffe Seneca).

2.1.2 Macrolepidoptera (nach Gattungen alphabetisch geordnet)

Callopistria juventina (Stoll, 1782) Spannweite: 34-38 mm. 4 Nachweise (26.06., 09. & 17.07., 10.09.11 Waldstandort). Die Lar- ven entwickeln sich an Adlerfarn (Pteridium aquilinum). Imagines von VI-VII.

Abb.44: Callopistria juventina (© Paul Harris).

Catocala sponsa (Linnaeus, 1767) Spannweite: 60-70 mm. 2 Nachweise (05.08.11 Waldstandort). Die Futterpflanze der Larven sind Eichen (Quercus spp.). Imagines von Mitte VII- Mitte IX.

Abb.45: Catocala sponsa (© Walter Schön).

Cerura vinula (Linnaeus, 1758) Spannweite: 58-75 mm. 1 Nachweis (12.05.11 Waldstandort). Die Raupen ernähren sich von den Blättern junger Zitterpappeln (Populus tremula) sowie anderen Pappeln (Populus spp.) und Weiden (Salix spp.). Imagines von Ende IV- Anfang VII.

Abb.46: Cerura vinula (© Zdenek Chalupa). 59 Teilprojekt Zoologie V - Schmetterlinge

Conistra erythrocephala (Denis & Schiffermüller, 1775) Spannweite: 32-42 mm. 2 Nachweise (03.04. & 15.10.11 Waldstandort). Hauptnahrung der Larven sind die Knospen und Blätter von Eichen (Quercus spp.). Imagines von Ende IX-IV.

Abb.47: Conistra erythrocephala (© Tony Morris).

Cucullia scrophulariae (Denis & Schiffermüller, 1775) Spannweite: 40-45 mm. 1 Nachweis (01.06.11 Waldstandort). Die Futterpflanzen der Larven sind Braunwurz (Scrophularia spp.) und Königskerze (Verbascum spp.). Imagines von Mitte V- Mitte VIII.

Abb.48: Cucullia scrophulariae (© Daniel Morel).

Cyclophora pendularia (Clerck, 1759) Spannweite: 20-29 mm. 1 Nachweis (20.05.11 Hofsee). Die Larven entwickeln sich an Wei- den (Salix spp.), insbesondere Sal-Weide (Salix caprea). Imagines von Ende IV- Anfang VI und VII-VIII in zwei Generationen.

Abb.49: Cyclophora pendularia (© David Green).

Diacrisia sannio (Linnaeus, 1758) Spannweite: ca. 25 mm. 3 Nachweise (13. & 19.06., 06.07.11 Waldstandort). Nahrungspflan- ze der Larven sind verschiedene krautige Pflanzen wie Löwenzahn (Taraxacum spp.), Weidenröschen (Epilobium spp.), Wegerich (Plan- tago spp.) und Brennnessel (Urtica spp.). Imagines von VI-VII.

Abb.50: Diacrisia sannio (© Didier Bier).

Lygephila pastinum (Treitschke, 1826) Spannweite: 37-42 mm. 1 Nachweis (09.07.11 Waldstandort). Die Larven fressen hauptsäch- lich an der Vogel-Wicke (Vicia cracca) und überwintern. Imagines von VI-VII.

Abb.51: Lygephila pastinum (© Heidrun Melzer).

60 Teilprojekt Zoologie V - Schmetterlinge

Nola aerugula (Hübner, 1793) Spannweite: 15-20 mm. 1 Nachweis (29.06.11 Waldstandort). Die Larven entwickeln sich an Klee (Trifolium spp.) und Hornklee (Lotus spp.). Imagines von VI-VIII.

Abb.52: Nola aerugula (© Dietmar Laux).

Plagodis pulveraria (Linnaeus, 1758) Spannweite: 28-33 mm. 1 Nachweis (12.05. Waldstandort). Eine typische Art der Wälder, deren Larven sich an verschieden Laubbäumen wie Eiche (Quercus spp.), Birke (Betula spp.) und Weide (Salix spp.) entwickeln. Imagines von V-VI.

Abb.53: Plagodis pulveraria (© Pia Rindlisbacher).

Polymixis gemmea (Treitschke, 1825) Spannweite: 42-44 mm. 2 Nachweise (21.08.11 Waldstandort). Die Larven entwickeln sich an verschiedenen Gräsern (Poaceae). Imagines von VII-IX.

Abb.54: Polymixis gemmea (© Heiner Ziegler).

Xanthia ocellaris (Borkhausen, 1792) Spannweite: 32-36 mm. 1 Nachweis (07.10.11 Waldstandort). Die Larven fressen zunächst in den Kätzchen von Pappeln (Populus spp.), später an Blättern nied- rigwüchsiger Pflanzen. Imagines von IX-X.

Abb.55: Xanthia ocellaris (© Eric Sylvestre).

61 Teilprojekt Zoologie V - Schmetterlinge

2.2 Auflistung aller am Standort Hofsee notierten nachaktiven Arten

Microlepidoptera Acentria ephemerella Argyresthia brockeella Celypha rufana Acleris bergmanniana Argyresthia glabratella Celypha striana Acleris emargana Argyresthia goedartella Chilo phragmitella Acleris forsskaleana Argyresthia pruniella Chrysoteuchia culmella Acleris hastiana Argyresthia spinosella Clepsis spectrana Acleris holmiana Aroga velocella Cnaemidophorus rhododactylus Acleris laterana Aspilapteryx tringipennella Cnephasia asseclana Acleris lorquiniana Aroga velocella Cnephasia communana Acleris rhombana Aspilapteryx tringipennella Cnephasia genitalana Acleris sparsana Bactra furfurana Cnephasia incertana Acleris variegana Bactra lacteana Cnephasia longana Acompsia cinerella Bactra lancealana Cnephasia stephensiana Acrocercops brongniardella Batia lunaris Cochylidia implicitana Acrolepia autumnitella Batrachedra praeangusta Cochylis nana Adaina microdactyla Bisignia procerella Cochylidia implicitana Adela cuprella Blastodacna hellerella Cochylis nana Adoxophyes orana Borkhausenia fuscescens Coleophora albidella Aethes cnicana Borkhausenia luridicomella Coleophora albitarsella Aethes rubigana Brachmia blandella Coleophora alcyonipennella Aethes smeathmanniana Brachmia inornatella Coleophora alticolella Agapeta hamana Bryotropha senectella Coleophora anatipenella Agonopterix conterminella Bryotropha similis Coleophora argentula Agonopterix heracliana Bryotropha terrella Coleophora binderella Agriphila geniculea Bucculatrix bechsteinella Coleophora caespititiella Agriphila inquinatella Bucculatrix cidarella Coleophora currucipennella Agriphila straminella Bucculatrix thoracella Coleophora deauratella Agriphila tristella Calamatropha paludella Coleophora flavipennella Aleimma loeflingiana Caloptilia alchimiella Coleophora glaucicolella Alucita hexadactyla Caloptilia elongella Coleophora gryphipennella Amblyptilia acanthadactyla Caloptilia falconipennella Coleophora hemerobiella Anacampsis populella Caloptilia fidella Coleophora ibipennella Ancylis achatana Caloptilia robustella Coleophora jaernaensis Ancylis apicella Caloptilia rufipennella Coleophora laricella Ancylis badiana Caloptilia stigmatella Coleophora lineolea Ancylis diminutana Calybites phasianipennella Coleophora lusciniaepennella Ancylis laetana Cameraria ohridella Coleophora lutipennella Anthophila fabriciana Capua vulgana Coleophora mayrella Aphomia sociella Carcina quercana Coleophora milvipennis Apotomis betuletana Caryocolum blandella Coleophora peribenanderi Apotomis capreana Caryocolum sp. Coleophora serratella Apotomis infida Caryocolum tricolorella Coleophora sternipennella Apotomis lineana Cataclystis lemnata Coleophora striatipennella Aproaerema anthyllidella Catoptria falsella Coleophora taeniipennella Archips crataegana Catoptria margaritella Coleophora tamesis Archips podana Catoptria osthelderi Coleophora trochilella Archips rosana Catoptria permutatella Conobathra tumidana Archips xylosteana Catoptria pinella Cosmopterix lienigiella Argolamprotes micella Catoptria verellus Cosmopterix orichalcea Argyresthia albistria Cedestis gysseleniella Cosmopterix scribaiella Argyresthia bonnetella Celypha lacunana Cosmopterix zieglerella Crambus lathoniellus Eulamprotes unicolorella Nematopogon adansoniella Crambus pascuella Eurrhypara hortulata Nematopogon metaxella

62 Teilprojekt Zoologie V - Schmetterlinge

Crambus perlella Euzophera pinguis Nemophora degeerella Crambus pratella Evergestis extimalis Notocelia cynosbatella Crassa tinctella Evergestis forficalis Notocelia roborana Crassa unitella Evergestis limbata Notocelia rosaecolana Cydia janthinana Evergestis pallidata Notocelia trimaculana Cydia splendana Exoteleia dodecella Notocelia uddmanniana Denisia stipella Geina didactyla Nymphula stagnata Dichrorampha obscuratana Gelechia cuneatella Oecophora bractella Dipleurina lacustrata Gelechia muscosella Oegoconia deauratella Diurnea fagella Gelechia nigra Oncocera semirubella Donacaula forficella Gelechia sororculella Opostega salaciella Eana incanana Glyphipterix simpliciella Ornixola caudulatella Eccopisa effractella Glyphipterix thrasonella Orthotaenia undulana Ectoedemia albifasciella Gynnidomorpha alismana Orthotelia sparganella Ectoedemia argyropeza Gypsonoma dealbana Ostrinia nubilalis Eidophasia messingiella Gypsonoma oppressana Ostrinia palustralis Elachista albidella Gypsonoma sociana Pammene germmana Elachista albifrontella Gypsonoma aceriana Pandemis cerasana Elachista alpinella Haplotinea insectella Pandemis cinnamomeana Elachista canapennella Harpella forficella Pandemis corylana Elachista exactella Hedya nubiferana Pandemis dumetana Elachista monosemiella Hedya ochroleucana Pandemis heparana Elachista pomerana Hedya pruniana Parachronistis albiceps Elachista utonella Hedya salicella Parapoynx stratiotata Elophila nymphaeata Helcystogramma rufescens Paraswammerdamia albicapitella Emmelia monodactyla Hoffmannophila pseudospretella Paraswammerdamia lutarea Enarmonia formosana Hypatima rhomboidella Parornix anglicella pullana Hypospygia costalis Parornix devoniella Endothenia quadrimaculana Incurvaria oehlmaniella Parornix fagivora Endotricha flammealis Isophrictis striatella Parornix finitimella Endrosis sarcitrella Lathronympha strigana Parornix scoticella Epagoge grotiana Limnaecia phragmitella Parornix torquillella Epermenia illigerella Lobesia abscisana Pediasia contaminella Epiblema foenella Luquetia lobella Perinephela lancealis Epinotia immundana Lyonetia prunifoliella Phalonidia manniana Epinotia nisella Lyonetia ledi Phlyctaenia coronata Epinotia ramella Metzneria lappella Phlyctaenia perlucidalis Epinotia signatana Mompha epilobiella Phlyctaenia stachydalis Epinotia subocellana Mompha ochraceella Phtheochroa inopiana Epinotia tenerana Mompha propinquella Phycita roborella Episcythrastis tetricella Monochroa conspersella Phycitodes maritima Eriocrania semipurpurella Monochroa divisella Phyllocnistis saligna Ethmia quadrillella Monochroa lutulentella Phyllocnistis unipunctella Eucalybites auroguttella Monochroa niphognatha Phyllonorycter blancardella Eucosma campoliliana Monopis weaverella Phyllonorycter connexella Eucosma cana Monopis obviella Phyllonorycter coryli Eucosma metzneriana Morophaga choragella Phyllonorycter corylifoliella Eucosmomorpha albersana Narycia duplicella Phyllonorycter esperella Eudemis porphyrana Nascia cilialis Phyllonorycter geniculella Eudonia mercurella Nemapogon clematella Phyllonorycter issikii Eudonia truncicolella Nemapogon cloacella Phyllonorycter maestingella Eulamprotes atrella Nemapogon wolffiella Phyllonorycter mespilella Phyllonorycter muelleriella Trachycera marmorea Apamea scolopacina Phyllonorycter nicellii Triaxomera fulvimitrella Apamea sordens Phyllonorycter oxyacanthae Triaxomera parasitella Apamea unanimis 63 Teilprojekt Zoologie V - Schmetterlinge

Phyllonorycter quercifoliella Udea olivalis Apoda limacodes Phyllonorycter rajella Udea prunalis Archanara algae Phyllonorycter salicicolella Witlesia pallida Archanara dissoluta Phyllonorycter salictella Yponomeuta evonymella Archanara geminipuncta Phyllonorycter sorbi Yponomeuta irrorella Archanara neurica Phyllonorycter spinicolella Yponomeuta padella Archanara sparganii Phyllonorycter strigulatella Yponomeuta plumbella Arctia caja Phyllonorycter tenerella Yponomeuta rorrella Arenostola phragmitidis Platytes alpinella Ypsolopha dentella Atethmia centrago Platytes cerussellus Ypsolopha mucronella Atolmis rubricollis Pleuroptya ruralis Ypsolopha parenthesella Autographa gamma Plutella xylostella Ypsolopha sequella Autographa jota Prays fraxinella Ypsolopha ustella Autographa pulchrina Prays ruficeps Zeiraphera isertana Axylia putris Prochoreutis sehestediana Biston betularia Pseudargyrotoza conwagana Macrolepidoptera Biston strataria Pseudopostega auritella Abraxas grossulariata Blepharita satura Pseudoswammerdamia combinella Abrostola tripartita Cabera exanthemata Pseudotelphusa scalella Abrostola triplasia Cabera pusaria Pterophorus pentadactyla Acronicta alni Calliteara pudibunda Pyralis farinalis Acronicta leporina Calospilos sylvata Pyrausta despicata Acronicta megacephala Campaea margaritata Recurvaria leucatella Acronicta rumicis Caradrina morpheus Rhopobota naevana Acronicta strigosa Catocala nupta Sciota adelphella Actinotia polyodon Celaena leucostigma Sciota rhenella Agriopis aurantiaria Cepphis advenaria ambigualis Agriopis marginaria Cerapteryx graminis Scoparia basistrigalis Agrochola circellaris Cerastis leucographa Scoparia pyralella Agrochola helvola Charanyca trigrammica Scrobipalpa acuminatella Agrochola litura Chiasmia clathrata Spatalistis bifasciana Agrochola lota Chilodes maritima Spilonota laricana Agrochola macilenta Chloroclysta siterata Spilonota ocellana Agrotis clavis Chloroclysta truncata Stathmopoda pedella Agrotis exclamationis Chloroclystis v-ata Stigmella alnetella Agrotis puta Chortodes fluxa Stigmella obliquella Agrotis segetum Chortodes pygmina Stigmella roborella Alcis repandata Cidaria fulvata Stigmella salicis Aleucis distinctata Cilix glaucata Strophedra weirana Allophyes oxyacanthae Clostera anachoreta Swammerdamia caesiella Alsophila aescularia Clostera curtula Synaphe punctalis Amphipoea fucosa Coenobia rufa Syncopacma larseniella Amphipoea lucens Colocasia coryli fugitivella Amphipyra berbera Colostygia pectinataria Teleiodes notatella Amphipyra pyramidea Colotois pennaria Teleiodes vulgella Amphipyra tragopoginis Comibaena bajularia Thisanotia chrysonuchella Angerona prunaria Conistra rubiginosa Tinea semifulvella Anticlea badiata Conistra vaccinii Tischeria ekebladella Anticollix sparsata Cosmia pyralina Tortricodes alternella Apamea crenata Cosmia trapezina Tortrix viridana Apamea monoglypha Cosmorhoe ocellata Trachycera advenella Apamea ophiogramma Costaconvexa polygrammata Craniophora ligustri Euplexia lucipara Melanchra persicariae Crocallis elinguaria Euproctis similis Melanchra pisi Cryphia algae Eupsilia transversa Mesapamea secalella 64 Teilprojekt Zoologie V - Schmetterlinge

Cybosia mesomella Euthrix potatoria Mesapamea secalis Cyclophora pendularia Falcaria lacertinaria Mesoligia furuncula Cymatophorina diluta Furcula bicuspis Mimas tiliae Deilephila elpenor Furcula furcula Mythimna albipuncta Deilephila porcellus Geometra papilionaria Mythimna ferrago Deltote bankiana Gortyna flavago Mythimna impura Deltote deceptoria Habrosyne pyritoides Mythimna obsoleta Deltote uncula Hada plebeja Mythimna pallens Diachrysia chrysitis Hemithea aestivaria Mythimna pudorina Diachrysia tutti Herminia grisealis Mythimna straminea Diaphora mendica Herminia tarsicrinalis Noctua comes Diarsia brunnea Hoplodrina ambigua Noctua fimbriata Diarsia mendica Hoplodrina blanda Noctua interjecta Diarsia rubi Hoplodrina octogenaria Noctua janthe Discestra trifolii Hydraecia micacea Noctua janthina Drepana curvatula Hydriomena furcata Noctua pronuba Drepana falcataria Hydriomena impluviata Nola cucullatella Drymonia ruficornis Hypena proboscidalis Nonagria typhae Dypterygia scabriuscula Hypenodes humidalis Notodonta ziczac Earias clorana Hypomecis punctinalis Ochropacha duplaris Ecliptopera silaceata Hypomecis roboraria Ochropleura plecta Ectropis crepuscularia Idaea aversata Odontopera bidentata Eilema depressa Idaea biselata Oligia fasciuncula Eilema griseola Idaea dimidiata Oligia latruncula Eilema lurideola Idaea emarginata Oligia strigilis Eilema sororcula Idaea fuscovenosa Operophthera brumata Ennomos alniaria Idaea ochrata Opisthograptis luteolata Epione repandaria Ipimorpha retusa Orthonama vittata Epirrhoe alternata Ipimorpha subtusa Orthosia cerasi Epirrita autumnata Itame brunneata Orthosia cruda Epirrita christyi Korscheltellus lupulina Orthosia gothica Erannis defoliaria Lacanobia oleracea Orthosia gracilis Eublemma minutata Lacanobia suasa Orthosia incerta Eucarta virgo Lacanobia thalassina Orthosia munda Euchoeca nebulata Lampropteryx suffumata Orthosia populeti Eulithis mellinata Laothoe populi Panolis flammea Eulithis pyraliata Laspeyria flexula Parascotia fuliginaria Euphyia unangulata Ligdia adustata Parastichtis ypsillon Eupithecia intricata Lomaspilis marginata Pelosia muscerda Eupithecia subfuscata Lomographa bimaculata Pelosia obtusa Eupithecia vulgata Lomographa temerata Peribatodes rhomboidaria Eupithecia abbreviata Luperina testacea Peridea anceps Eupithecia assimilata Lycia hirtaria Perizoma alchemillata Eupithecia centaureata Lymantria monacha Perizoma didymata Eupithecia dodoneata Macaria alternata Phalera bucephala Eupithecia exiguata Macaria wauaria Pheosia gnoma Eupithecia selinata Macrochilo cribrumalis Pheosia tremula Eupithecia tantillaria Macrothylacia rubi Philereme vetulata Eupithecia tenuiata Malacosoma neustria Phlogophora meticulosa Eupithecia tripunctaria Mamestra brassicae Photedes minima Eupithecia valerianata Meganola albula Phragmatiphila nexa Phragmatobia fuliginosa Selenia dentaria Triodia sylvina Plagodis dolabraria Selenia tetralunaria Tyria jacobaeae Plemyria rubiginata Simyra albovenosa Watsonalla binaria Poecilocampa populi Smerinthus ocellata Xanthia aurago 65 Teilprojekt Zoologie V - Schmetterlinge

Proserpinus proserpina Sphinx ligustri Xanthia icteritia Protodeltote pygarga Spilosoma lubricipeda Xanthia togata Pseudoips prasinana Spilosoma lutea Xanthorhoe designata Pterostoma palpina Tethea or Xanthorhoe ferrugata Ptilodon capucina Thalpophila matura Xanthorhoe fluctuata Ptilodon cucullina Thaumetopoea processionea Xanthorhoe montanata Rhinoprora rectangulata Thera britannica Xanthorhoe quadrifasciata Rhizedra lutosa Thera obeliscata Xanthorhoe spadicearia Rivula sericealis Thera variata Xestia c-nigrum Rusina ferruginea Tholera decimalis Xestia sexstrigata Schrankia costaestrigalis Thumatha senex Xestia triangulum Scoliopteryx libatrix Thyatira batis Xestia xanthographa Scopula immutata Timandra comae Xylocampa areola Scopula nigropunctata Trachea atriplicis Zanclognatha tarsipennalis Sedina buettneri Trichopteryx carpinata

2.3 Auflistung aller am Waldstandort notierten nachtaktiven Arten

Microlepidoptera Acentria ephemerella Alucita hexadactyla Argyresthia pruniella Acleris emargana Amblyptilia acanthadactyla Argyresthia semifusca Acleris ferrugana Anacampsis populella Argyresthia semitestacella Acleris forsskaleana Anania verbascalis Argyresthia sorbiella Acleris hastiana Ancylis achatana Argyresthia spinosella Acleris holmiana Ancylis badiana Aroga velocella Acleris laterana Ancylis diminutana Athrips mouffetella Acleris rhombana Ancylis laetana Bactra lancealana Acleris sparsana Ancylis mitterbacheriana Bactra robustana Acleris variegana Ancylis obtusana Batia internella Acompsia cinerella Anerastia lotella Batia lunaris Acrobasis consociella Anthophila fabriciana Batrachedra praeangusta Acrocercops brongniardella Aphelia unitana Bisignia procerella Adaina microdactyla Aphomia sociella Blastodacna hellerella Adela reaumurella Aphomia zelleri Borkhausenia fuscescens Adoxophyes orana Apotomis betuletana Brachmia blandella Aethes cnicana Apotomis capreana Bryotropha galbanella Aethes rubigana Apotomis sororculana Bryotropha senectella Aethes smeathmanniana Apotomis turbidana Bryotropha terrella Agapeta hamana Archips crataegana Bucculatrix bechsteinella Agnathosia mendicella Archips oporana Bucculatrix demaryella Agonopterix arenella Archips podana Bucculatrix frangutella Agonopterix conterminella Archips rosana Bucculatrix nigricomella Agonopterix heracliana Archips xylosteana Calamatropha paludella Agonopterix liturosa Argolamprotes micella Caloptilia alchimiella Agriphila geniculea Argyresthia albistria Caloptilia betulicola Agriphila inquinatella Argyresthia conjugella Caloptilia elongella Agriphila straminella Argyresthia curvella Caloptilia falconipennella Agriphila tristella Argyresthia fundella Caloptilia robustella Agrotera nemoralis Argyresthia glaucinella Caloptilia stigmatella Cameraria ohridella Argyresthia goedartella Calybites phasianipennella Capua vulgana Coleophora solitariella Enarmonia formosana Carcina quercana Coleophora sp. Endothenia quadrimaculana Caryocolum blandella Coleophora spinella Endotricha flammealis Caryocolum huebneri Coleophora striatipennella Epagoge grotiana

66 Teilprojekt Zoologie V - Schmetterlinge

Caryocolum kroesmanniella Coleophora taeniipennella Epermenia illigerella Caryocolum tricolorella Coleophora trochilella Epiblema foenella Cataclystis lemnata Coleophora versurella Epinotia demarniana Catoptria falsella Conobathra repandana Epinotia fraternana Catoptria margaritella Conobathra tumidana Epinotia granitana Catoptria osthelderi Cosmopterix scribaiella Epinotia nisella Catoptria pinella Crambus lathoniellus Epinotia ramella Catoptria verellus Crambus pascuella Epinotia signatana Celypha lacunana Crambus perlella Epinotia subocellana Celypha striana Crambus pratella Epinotia tedella Chilo phragmitella Crassa unitella Epinotia tenerana Chionodes tragicella Cryptoblabes bistriga Eratophyes amasiella Choristoneura hebenstreitella Cydia fagiglandana Eriocrania subpurpurella Chrysoteuchia culmella Cydia funebrana Ethmia quadrillella Clepsis spectrana Cydia illutana Eucalybites auroguttella Cnaemidophorus rhododactyla Cydia inquinatana Eucosma campoliliana Cnephasia asseclana Cydia janthinana Eucosma cana Cnephasia communana Cydia milleniana Eucosmomorpha albersana Cnephasia genitalana Cydia splendana Eudemis porphyrana Cnephasia incertana Denisia similella Eudemis profundana Cnephasia stephensiana Denisia stipella Eudonia mercurella Cochylidia implicitana Dichelia histrionana Eudonia truncicolella Cochylis posterana Dichrorampha obscuratana Eulamprotes atrella Coleophora adjectella Dichrorampha petiverella Eulamprotes unicolorella Coleophora albitarsella Dioryctria abietella Eurrhypara hortulata Coleophora alcyonipennella Dipleurina lacustrata Euzophera pinguis Coleophora alticolella Ditula angustiorana Evergestis aenealis Coleophora anatipenella Diurnea fagella Evergestis extimalis Coleophora betulella Diurnea lipsiella Evergestis forficalis Coleophora caespititiella Donacaula forficella Evergestis limbata Coleophora currucipennella Douglasia anchusella Evergestis pallidata Coleophora flavipennella Eana incanana Exateleia dodecella Eana osseana Gelechia muscosella Coleophora glaucicolella Eccopisa effractella Gelechia rhombella Coleophora gryphipennella Ectoedemia albifasciella Gelechia scotinella Coleophora hemerobiella Ectoedemia argyropeza Gibberifera simplana Coleophora ibipennella Ectoedemia occultella Glyphipterix forsterella Coleophora jaernaensis Eidophasia messingiella Glyphipterix simpliciella Coleophora kuehnella Elachista adscitella Glyphipterix thrasonella Coleophora laricella Elachista albifrontella Gracillaria syringella Coleophora lineolea Elachista alpinella Gypsonoma dealbana Coleophora lithargyrinella Elachista apicipunctella Gypsonoma sociana Coleophora lusciniaepennella Elachista canapennella Haplotinea insectella Coleophora lutipennella Elachista exactella Harpella forficella Coleophora mayrella Elachista humilis Hedya dimidiana Coleophora milvipennis Elachista monosemiella Hedya nubiferana Coleophora otidipennella Elachista utonella Hedya ochroleucana Coleophora peribenanderi Elachista albidella Hedya pruniana Coleophora prunifoliae Elegia similella Helcystogramma rufescens Coleophora serratella Elophila nymphaeata Herrichia excelsella Hoffmannophila pseudospretella Oecophora bractella Phyllonorycter kleemannella Hypatima rhomboidella Olindia schumacherana Phyllonorycter lautella Hypatopa binotella Oncocera semirubella Phyllonorycter maestingella Hypospygia costalis Ortholepis betulae Phyllonorycter mespilella Incurvaria masculella Orthopygia glaucinalis Phyllonorycter muelleriella 67 Teilprojekt Zoologie V - Schmetterlinge

Incurvaria oehlmaniella Orthotaenia undulana Phyllonorycter nicellii Incurvaria praelatella Ostrinia nubilalis Phyllonorycter oxyacanthae Isophrictis anthemidella Pammene aurita Phyllonorycter platani Isophrictis striatella Pammene fasciana Phyllonorycter platanoidella Isotrias rectifasciana Pammene herrichiana Phyllonorycter quercifoliella Lampronia corticella Pammene regiana Phyllonorycter rajella Lampronia flavimitrella Pandemis cerasana Phyllonorycter schreberella Lathronympha strigana Pandemis cinnamomeana Phyllonorycter sorbi Leucospilapteryx omissella Pandemis corylana Phyllonorycter spinicolella Limnaecia phragmitella Pandemis dumetana Phyllonorycter strigulatella Lobesia abscisana Pandemis heparana Phyllonorycter tenerella Lobesia reliquana Parachronistis albiceps Phyllonorycter tristrigella Luquetia lobella Parapoynx stratiotata Phyllonorycter ulmifoliella Lyonetia clerkella Paraswammerdamia albicapitella Piniphila bifasciana Merrifieldia sp. Paraswammerdamia lutarea Platyptilia gonodactyla Metzneria lappella Parornix anglicella Platytes cerussellus Micropterix tunbergella Parornix betulae Pleuroptya ruralis Mompha epilobiella Parornix carpinella Pleurota bicostella Mompha ochraceella Parornix devoniella Plutella porrectella Mompha propinquella Parornix fagivora Plutella xylostella Mompha raschkiella Parornix finitimella Prays fraxinella Mompha subbistrigella Parornix scoticella Prays ruficeps Mompha terminella Parornix torquillella Pristerognatha fuligana Monochroa conspersella Pediasia contaminella Pseudargyrotoza conwagana Monochroa lutulentella Pempelia formosa Pseudatemelia flavifrontella Monochroa niphognatha Perinephela lancealis Pseudatemelia josephinae Monopis obviella Phalonidia manniana Pseudatemelia subochreella Monopis weaverella Phaulernis dentella Pseudohermenias abietana Morophaga choragella Phiaris palustrana Pseudoswammerdamia combinella Myelois circumvoluta Phiaris schulziana Pseudotelphusa scalella Narycia duplicella Phlyctaenia coronata Psorycoptera gibbosella Nascia cilialis Phlyctaenia perlucidalis Psyche casta Nemapogon cloacella Phlyctaenia stachydalis Ptycholoma lecheana Nemapogon wolffiella Phtheochroa inopiana Ptycholomoides aeriferana Nematopogon adansoniella Phycita roborella Pyrausta aurata Nematopogon metaxella Phycitodes albatella Pyrausta despicata Nematopogon robertella Phycitodes binaevella Recurvaria leucatella Nematopogon schwarziellus Phycitodes maritima Retinia perangustana Nematopogon swammerdamella Phyllocnistis saligna Rhopobota naevana Nemaxera betulinella Phyllocnistis unipunctella Rhyacionia buoliana Nemophora degeerella Phyllonorycter blancardella Rhyacionia pinicolana Nemophora ochsenheimerella Phyllonorycter coryli Roeslerstammia erxlebella Phyllonorycter Neofriseria peliella emberizaepennella Salebriopsis albicilla Niditinea fuscella Phyllonorycter esperella Schiffermuelleria schaefferella Niditinea striolella Phyllonorycter geniculella Schreckensteinia festaliella Notocelia cynosbatella Phyllonorycter harrisella Scoparia ambigualis Notocelia rosaecolana Phyllonorycter heegeriella Scoparia basistrigalis Notocelia trimaculana Phyllonorycter hilarella Scoparia conicella Notocelia uddmanniana Phyllonorycter issikii Scoparia pyralella Scrobipalpa acuminatella Ypsolopha scabrella Apoda limacodes Semioscopis avellanella Ypsolopha sequella Archanara dissoluta Semioscopis steinkellneriana Ypsolopha ustella Archanara geminipuncta Sorhagenia rhamniella Ypsolopha vittella Archanara sparganii Spatalistis bifasciana Zeiraphera isertana Arctia caja 68 Teilprojekt Zoologie V - Schmetterlinge

Spilonota laricana Zelleria hepariella Arctornis l-nigrum Spilonota ocellana Arenostola phragmitidis Stathmopoda pedella Macrolepidoptera melanaria Stenolechia gemmella Abraxas grossulariata Asteroscopus sphinx Stenoptinea cyaneimarmorella Abrostola tripartita Asthena albulata Stigmella floslactella Abrostola triplasia Atethmia centrago Stigmella hemargyrella Acasis viretata Atolmis rubricollis Stigmella lapponica Acronicta aceris Autographa gamma Stigmella roborella Acronicta alni Autographa jota Stigmella salicis Acronicta megacephala Autographa pulchrina Stigmella tityrella Acronicta psi Axylia putris Strophedra nitidana Acronicta rumicis Bena bicolorana Strophedra weirana Acronicta strigosa Biston betularia Swammerdamia caesiella Actinotia polyodon Biston strataria Synaphe punctalis Aglia tau Blepharita satura Syndemis musculana Agriopis aurantiaria Bupalus piniaria Taleporia tubulosa Agriopis marginaria Cabera exanthemata Telechrysis tripuncta Agriopis leucophaearia Cabera pusaria Teleiodes fugacella Agrochola circellaris Callimorpha dominula Teleiodes luculella Agrochola helvola Calliteara pudibunda Teleiodes notatella Agrochola lota Callopistria juventina Teleiodes proximella Agrochola macilenta Calospilos sylvata Teleiodes saltuum Agrotis clavis Campaea margaritata Teleiodes vulgella Agrotis exclamationis Camptogramma bilineata Thiodia citrana Agrotis puta Caradrina morpheus Thisanotia chrysonuchella Agrotis segetum Catocala fraxini Tinea columbariella Alcis repandata Catocala nupta Tinea semifulvella Aleucis distinctata Catocala sponsa Tinea trinotella Allophyes oxyacanthae Celaena leucostigma Tischeria ekebladella Alsophila aescularia Cepphis advenaria Tortricodes alternella Amphipoea fucosa Cerapteryx graminis Tortrix viridana Amphipyra berbera Cerastis leucographa Trachycera advenella Amphipyra pyramidea Cerura vinula Trachycera marmorea Amphipyra tragopoginis Charanyca trigrammica Triaxomera fulvimitrella Anaplectoides prasina Chesias legatella Triaxomera parasitella Angerona prunaria Chiasmia clathrata Udea olivalis Anticlea derivata Chloroclysta siterata Udea prunalis Anticollix sparsata Chloroclysta truncata Yponomeuta evonymella Apamea crenata Chloroclystis v-ata Yponomeuta irrorella Apamea epomidion Chortodes fluxa Yponomeuta padella Apamea monoglypha Chortodes pygmina Yponomeuta plumbella Apamea ophiogramma Cidaria fulvata Yponomeuta rorrella Apamea remissa Cilix glaucata Yponomeuta sedella Apamea scolopacina Clostera curtula Ypsolopha alpella Apamea sordens Coenobia rufa Ypsolopha dentella Apamea unanimis Colobochyla salicalis Ypsolopha mucronella Apeira syringaria Colocasia coryli Ypsolopha nemorella Apocheima hispidaria Colostygia pectinataria Ypsolopha parenthesella Apocheima pilosaria Colotois pennaria Comibaena bajularia Epione repandaria Hemithea aestivaria Conistra erythrocephala Epirrhoe alternata Herminia grisealis Conistra rubiginosa Epirrhoe rivata Herminia tarsicrinalis Conistra vaccinii Epirrita autumnata Heterogenea asella Cosmia pyralina Epirrita christyi Hoplodrina ambigua Cosmia trapezina Epirrita dilutata Hoplodrina blanda 69 Teilprojekt Zoologie V - Schmetterlinge

Cosmorhoe ocellata Erannis defoliaria Hoplodrina octogenaria Costaconvexa polygrammata Eucarta virgo Hydraecia micacea Craniophora ligustri Euchoeca nebulata Hydrelia flammeolaria Crocallis elinguaria Eulithis prunata Hydrelia sylvata Cucullia scrophulariae Eulithis mellinata Hydriomena furcata Cybosia mesomella Eulithis pyraliata Hydriomena impluviata Cyclophora albipunctata Euphyia unangulata Hylaea fasciaria Cyclophora linearia Eupithecia intricata Hyloicus pinastri Cyclophora porata Eupithecia inturbata Hypena crassalis Cyclophora punctaria Eupithecia subfuscata Hypena proboscidalis Cymatophorina diluta Eupithecia vulgata Hypena rostralis Deilephila elpenor Eupithecia abbreviata Hypenodes humidalis Deilephila porcellus Eupithecia absinthiata Hypomecis punctinalis Deileptenia ribeata Eupithecia assimilata Hypomecis roboraria Deltote bankiana Eupithecia centaureata Idaea aversata Deltote deceptoria Eupithecia dodoneata Idaea biselata Deltote uncula Eupithecia egenaria Idaea dimidiata Diachrysia chrysitis Eupithecia exiguata Idaea emarginata Diachrysia tutti Eupithecia indigata Idaea fuscovenosa Diacrisia sannio Eupithecia lariciata Idaea ochrata Diaphora mendica Eupithecia ochridata Ipimorpha retusa Diarsia brunnea Eupithecia pusillata Ipimorpha subtusa Diarsia mendica Eupithecia satyrata Itame brunneata Diarsia rubi Eupithecia selinata Jodis lactearia Dichonia aprilina Eupithecia tantillaria Korscheltellus lupulina Discestra trifolii Eupithecia tenuiata Lacanobia oleracea Drepana curvatula Eupithecia tripunctaria Lacanobia suasa Drepana falcataria Eupithecia trisignaria Lacanobia thalassina Drymonia dodonaea Eupithecia valerianata Lampropteryx suffumata Drymonia obliterata Eupithecia virgaureata Laothoe populi Drymonia ruficornis Euplexia lucipara Larentia clavaria Dryobotodes eremita Euproctis similis Laspeyria flexula Dypterygia scabriuscula Eupsilia transversa Leucodonta bicoloria Earias clorana Eustroma reticulata Ligdia adustata Ecliptopera capitata Euthrix potatoria Lithophane furcifera Ecliptopera silaceata Euxoa nigrofusca Lithophane socia Ectropis crepuscularia Falcaria lacertinaria Lobophora halterata Eilema complana Furcula furcula Lomaspilis marginata Eilema depressa Geometra papilionaria Lomographa bimaculata Eilema griseola Gluphisia crenata Lomographa temerata Eilema lurideola Gortyna flavago Lycia hirtaria Eilema lutarella Graphiphora augur Lygephila pastinum Eilema sororcula Gymnoscelis rufifasciata Lymantria monacha Elaphira venustula Habrosyne pyritoides Macaria alternata Electrophaes corylata Hada plebeja Macaria liturata Ennomos alniaria Hadena bicruris Macaria notata Ennomos autumnaria Harpyia milhauseri Macaria signaria Ennomos quercinaria Hemistola chrysoprasaria Macaria wauaria Macrochilo cribrumalis Orthosia incerta Scopula ternata Malacosoma neustria Orthosia miniosa Scotopteryx chenopodiata Mamestra brassicae Orthosia munda Sedina buettneri Meganola albula Orthosia populeti Selenia dentaria Meganola strigula Ourapteryx sambucaria Selenia lunularia Melanchra persicariae Panolis flammea Selenia tetralunaria Melanthia procellata Panthea coenobita Simyra albovenosa 70 Teilprojekt Zoologie V - Schmetterlinge

Mesapamea secalella Paradarisa consonaria Smerinthus ocellata Mesapamea secalis Parascotia fuliginaria Spagania luctuata Mesoleuca albicillata Parectropis similaria Sphinx ligustri Mesoligia furuncula Pelosia muscerda Spilosoma lubricipeda Miltochrista miniata Peribatodes rhomboidaria Spilosoma lutea Mimas tiliae Peribatodes secundaria Spilosoma urticae Minucia lunaris Peridea anceps Stauropus fagi Moma alpium Perizoma alchemillata Syngrapha interrogationis Mythimna albipuncta Perizoma didymata Tethea or Mythimna comma Perizoma flavofasciata Tetheella fluctuosa Mythimna conigera Petrophora chlorosata Thalera fimbrialis Mythimna ferrago Phalera bucephala Thalpophila matura Mythimna impura Pharmacis fusconebulosa Thaumetopoea processionea Mythimna obsoleta Pheosia gnoma Thera britannica Mythimna pallens Pheosia tremula Thera juniperata Mythimna pudorina Philereme transversata Thera obeliscata Mythimna straminea Philereme vetulata Thera variata Mythimna turca Phlogophora meticulosa Tholera decimalis Noctua comes Photedes minima Thumatha senex Noctua fimbriata Phragmatiphila nexa Thyatira batis Noctua interjecta Phragmatobia fuliginosa Timandra comae Noctua janthe Phymatopus hecta Timandra griseata Noctua janthina Plagodis dolabraria Trachea atriplicis Noctua pronuba Plagodis pulveraria Trichopteryx carpinata Nola aerugula Plemyria rubiginata Triodia sylvina Nola confusalis Poecilocampa populi Trisateles emortualis Nola cucullatella Polia nebulosa Tyria jacobaeae Nonagria typhae Polymixis gemmea Watsonalla binaria Notodonta dromedarius Protodeltote pygarga Watsonalla cultraria Notodonta ziczac Pseudoips prasinana Xanthia aurago Nycteola revayana Pterapherapteryx sexalata Xanthia citrago Ochropacha duplaris Pterostoma palpina Xanthia icteritia Ochropleura plecta Ptilodon capucina Xanthia ocellaris Odontopera bidentata Ptilodon cucullina Xanthia togata Oligia fasciuncula Ptilophora plumigera Xanthorhoe biriviata Oligia latruncula Rheumaptera undulata Xanthorhoe designata Oligia strigilis Rhinoprora chloerata Xanthorhoe ferrugata Oligia versicolor Rhinoprora debiliata Xanthorhoe fluctuata Operophthera brumata Rhinoprora rectangulata Xanthorhoe montanata Operophthera fagata Rhizedra lutosa Xanthorhoe quadrifasciata Opisthograptis luteolata Rivula sericealis Xanthorhoe spadicearia Orgyia antiqua Rusina ferruginea Xestia baja Orthonama vittata Schrankia costaestrigalis Xestia c-nigrum Orthosia cerasi Scoliopteryx libatrix Xestia rhomboidea Orthosia cruda Scopula floslactata Xestia sexstrigata Orthosia gothica Scopula immutata Xestia triangulum Orthosia gracilis Scopula nigropunctata Xestia xanthographa

71 Teilprojekt Zoologie V - Schmetterlinge

2.4 Auflistung der am Waldstandort Ritzerau mit Pheromonfallen notierten Arten

Anthophila fabriciana Morophaga choragella Pseudatemelia subochreella Archips podana Nemapogon cloacellus Stathmopoda pedella Cameraria ohridella Nemapogon wolffiellus Stenoptinea cyaneimarmorella Capua vulgana Niditinea fuscella Tinea betulinella Cnephasia genitalana Niditinea striolella Tischeria ekebladella Coleophora flavipennella Oecophora bractella Triaxomasia caprimulgella Endotricha flammealis Pandemis cerasana Triaxomera fulvimitrella Epagoge grotiana Phyllonorycter maestingellus Ypsolopha parenthesella Epinotia tenerana Phyllonorycter strigulatellus

2.5 Auflistung aller bislang am Waldstandort Ritzerau notierten Tag- und Dickkopffalter

Thymelicus lineola (Ochsenheimer, 1808) Thymelicus sylvestris (Poda, 1761) Ochlodes sylvanus (Esper, 1777) Papilio machaon (Linnaeus, 1758) Anthocharis cardaminea (Linnaeus, 1758) Pieris brassicae (Linnaeus, 1758) Pieris rapae (Linnaeus, 1758) Pieris napi (Linnaeus, 1758) Pontia edusa (Fabricius, 1777) Colias hyale (Linnaeus, 1758) Gonepteryx rhamni (Linnaeus, 1758) Lycaena phlaeas (Linnaeus, 1761) Thecla betulae (Linnaeus, 1758) Neozephyrus quercus (Linnaeus, 1758) Celastrina argiolus (Linnaeus, 1758) Aricia agestis (Denis & Schiffermüller, 1775) Polyommatus icarus (Rottemburg, 1775) Argynnis paphia (Linnaeus, 1758) Issoria lathonia (Linnaeus, 1758) Vanessa atalanta (Linnaeus, 1758) Vanessa cardui (Linnaeus, 1758) Inachis io (Linnaeus, 1758) Aglais urticae (Linnaeus, 1758) Polygonia c-album (Linnaeus, 1758) Araschnia levana (Linnaeus, 1758) Apatura iris (Linnaeus, 1758) Pararge aegeria (Linnaeus, 1758) Coenonympha pamphilus (Linnaeus, 1758) Aphantopus hyperantus (Linnaeus, 1758) Maniola jurtina (Linnaeus, 1758)

72 Teilprojekt Zoologie V - Waldbeweidung

Einfluss der Waldbeweidung durch Rinder auf die Entwicklung der Schmetterlingszönose

Detlef Kolligs

1 Einleitung...... 73 2 Material und Methoden...... 73 3 Ergebnisse...... 73 3.1 Klopfproben...... 73 3.2 Transekte zur Erfassung tagaktiver Schmetterlinge...... 75 3.3 Verbisskartierung...... 77 3.4 Vegetationskartierung...... 79 4 Diskussion ...... 81

1 Einleitung Die Wald- und Waldrandbeweidung des abgezäunten Waldstückes im Peperland wurde 2011 in be- währter Weise fortgesetzt. Wieder wurden zwei Beweidungsperioden, im Frühling (10.5. – 30.6.) und Herbst (24.8.- 21.09.), durchgeführt. In beiden Beweidungsperioden wurden auf den 1,1 ha (0,7 ha Waldrand und 0,4 ha angesätes Grünland) wie in den Vorjahren jeweils drei Rinder eingesetzt. Die Herbstbeweidung wurde 2011 früher als in den Vorjahren begonnen, da aufgrund des sehr nassen Witterungsverlaufs viele Grünlandflächen in der Niederung überstauten und deshalb der Wunsch sei- tens Herrn Natmeßnig bestand, die Rinder schon Ende August aufzutreiben. Während der Beweidungsperioden wurde die Fläche wöchentlich aufgesucht, um den Zustand der Vegetation in Hinblick auf eine Fortführung der Beweidung zu bewerten.

2 Material und Methoden Die Probenmethodik blieb im Vergleich zu den Vorjahren unverändert. Die Kartierungen der Schmet- terlinge, der Schmetterlingsraupen sowie die Vegetationsaufnahmen sollen damit die Vergleichbarkeit der Ergebnisse gewährleisten:

• Verbisskartierung der Gehölze vor und nach Rinderbeweidung • Transektkartierung „Schmetterlingsraupen an Gehölzen“ • Transektkartierung „Schmetterlinge entlang der Waldränder“ • Transektkartierung „Schmetterlinge im Waldesinneren“ • Vegetationskartierung auf vier Dauerprobeflächen, vor und nach Rinderbeweidung

3 Ergebnisse 3.1 Klopfproben Wie in den zurückliegenden Jahren wurde monatlich von Mai bis August nach gehölzbewohnenden Schmetterlingsraupen entlang der eingerichteten Transekte geklopft. Zur besseren Vergleichbarkeit der Ergebnisse wurde die 2009 wieder aufgenommene Beprobung von Transekt 2 auch 2011 weiter fortgesetzt.

73 Teilprojekt Zoologie V - Waldbeweidung

Abb. 1: Die an verschiedenen Laubgehölzen lebende Raupe der Kätzcheneule Orthsia cruda war 2011 häufig zu finden

Im Untersuchungsjahr 2011 konnten wieder über den gesamten Untersuchungszeitraum Schmetter- lingsraupen nachgewiesen werden (s. Zwischenbericht 2010). Wie in den Vorjahren wurden allerdings die höchsten Arten- und Individuenanzahlen im Frühjahr nachgewiesen. Häufigste Art war erneut der Kleine Frostspanner (Operophtera brumata) (Tabelle 1). Zudem konnten insbesondere die Raupen des Kätzcheneulenfalters Orthosia cruda bemerkenswert häufig beobachtet werden. Vermutlich aufgrund der größeren Strukturvielfalt sowie der warmen, windgeschützten Lage konnten die meisten Raupen am Transekt der Duvenseebachniederung festgestellt werden.

Tab. 1: Mit Hilfe der Klopfproben nachgewiesene Arten- und Individuenanzahlen gehölzbewohnender Schmetterlinge

21.04.2011 22.04.2011 23.04.2011 25.05.2011 25.05.2011 25.05.2011 09.06.2011 09.06.2011 09.06.2011 06.07.2011 06.07.2011 06.07.2011 27.07.2011 27.07.2011 27.07.2011 24.08.2011 24.08.2011 24.08.2011

Art Peperland Abendrade Niederung Peperland Abendrade Niederung Peperland Abendrade Niederung Peperland Abendrade Niederung Peperland Abendrade Niederung Peperland Abendrade Niederung Acronicta rumicis (Linnaeus, 1758) 22 Alsophila aescularia (Denis & Schiff., 1775) 3 Apocheima pilosaria (Denis & Schiff., 1775) 1 2 2 Amphipyra pyramidea (Linnaeus, 1758) 113 Cabera pusaria (Linnaeus, 1758) 1 Calliteara pudibunda (Linnaeus, 1758) 1 1 Campaea margaritata (Linnaeus, 1767) 112 Colotois pennaria (Linnaeus, 1761) 1 Cosmia trapezina (Linnaeus, 1758) 2 1 Euproctis similis (Fuessly, 1775) 12 Eupsilia transversa (Hufnagel, 1766) 12 1 Nola cucullatella (Linnaeus, 1758) 121 Operophtera brumata (Linnaeus, 1758) 3 4 49108212 Orgyia antiqua (Linnaeus, 1758) 2311 Orthosia cerasi (Fabricius, 1775) 1 3352 1 Orthosia cruda (Denis & Schiff., 1775) 1 4 5 8 5 6 4 Rhinoprora chloerata (Mabille, 1870) 2

74 Teilprojekt Zoologie V - Waldbeweidung

Erstmalig wurden Raupen des Schlehen-Blütenspanners (Rhinoprora chloerata) gefunden, die sich ausschließlich in und an den Blüten der Schlehe (Prunus spinosa) entwickeln. Der Entwicklungszyklus ist somit jahreszeitlich sehr früh abgeschlossen, weshalb die Art bisher vermutlich der Beobachtung entging. Da aufgrund des lang anhaltenden Winters die Vegetationsentwicklung jahreszeitlich verzö- gert begann, fiel der Probenahmezeitraum nun erstmals mit der Raupenentwicklung zusammen.

Abb. 2: Die Raupen der sich an Schlehen entwickelnden Pflaumen-Gespinstmotte (Yponomeuta padella) traten 2011 besonders in der Duvenseebachniederung häufig auf, waren aber auch entlang der anderen Transekte vermehrt zu finden.

3.2 Transekte zur Erfassung tagaktiver Schmetterlinge Das Monitoring zur Erfassung der Tagfalter wurde unverändert fortgeführt. Der Kaisermantel (Argyn- nis paphia) konnte auch in diesem Jahr wieder häufig beobachtet werden. Im Bereich Peperland konnte das Landkärtchen (Araschnia levana) mehrfach festgestellt werden, über dessen Ausbleiben trotz geeigneter Habitatstrukturen 2010 berichtet wurde. Die höchsten Individuenzahlen konnten wie in den Vorjahren zur Kleeblüte gegen Ende Juli festge- stellt werden (Tabelle 2). Wie in den vorhergehenden Zwischenberichten bereits aufgezeigt, wird das Blütenangebot, welches die Vorkommen der Tagfalter maßgeblich beeinflusst, wesentlich von den Bewirtschaftungsmaßnahmen auf Hof Ritzerau bestimmt. Sehr positiv ist deshalb die 2011 erstmalig erfolgte Anlage blütenreicher Raine zu bewerten. Die dabei eingesetzte Pflanzenmischung könnte aber optimiert werden, da sie nur von wenigen Schmetterlingsarten, wie den Weißlingen, vermehrt aufgesucht wurden. Weitaus attraktiver stellen sich weiterhin die Kleefelder dar. Diese Aussage ba- siert allerdings nicht auf systematischen Untersuchungen, sondern stellt nur einen durch Beobachtung gewonnen Eindruck dar. Um eine in der gesamten Bewirtschaftungsfläche wirksame Verbesserung

75 Teilprojekt Zoologie V - Waldbeweidung

des Nahrungsangebotes für Blüten besuchende Insekten zu schaffen, wäre weiterhin die Anlage blü- tenreicher Randstreifen entlang der Äcker hilfreich.

Abb. 3: Das Landkärtchen (Araschnia levana) konnte 2011 wieder im Bereich Peperland nachgewiesen werden

Tab. 2: Arten- und Individuenanzahlen entlang der Transekte an den Waldrändern

29.04.2011 29.04.2011 25.05.2011 25.05.2011 09.06.2011 09.06.2011 06.07.2011 06.07.2011 27.07.2011 27.07.2011 24.08.2011 24.08.2011 Peperland Peperland Peperland Peperland Peperland Peperland Art Abendrade Abendrade Abendrade Abendrade Abendrade Abendrade A. cardaminea 3 4 3 A. hyperantus 1 2 2 2 10 4 A. levana 3 1 1 A. urticae 2 2 2 3 2 A. paphia 1 6 2 C. argiolus 1 C. hyale 1 G. rhamni 1 1 2 1 6 2 1 1 I. io 1 1 2 15 2 3 M. jurtina 2 1 12 2 I. lathonia 6 O. sylvanus 3 5 1 P. icarus 1 6 P. machaon 1 P. brassicae 1 25 2 2 P. napi 4 2 2 2 3 15 3 4 P. rapae 1 15 2 V. cardui 3 6 V. atalanta 1

76 Teilprojekt Zoologie V - Waldbeweidung

Das 2009 erstmalig beobachtete Waldbrettspiel (Parage aegeria) konnte 2011 wieder als Bewohner lichter Waldstrukturen über den gesamten Untersuchungszeitraum beobachtet werden (Tabelle 3). In diesem Jahr konnte zusätzlich vermehrt der Schornsteinfeger (Aphanthopus hyperanthus) im Wald des Peperlands registriert werden. Die Falter nutzten die dort in den lichten Bereichen vermehrt auf- kommenden, blühenden Brombeeren als Nektarquelle.

Tab. 3: Arten- und Individuenanzahlen der ins Waldesinnere führenden Transekte

29.04.2011 29.04.2011 25.05.2011 25.05.2011 09.06.2011 09.06.2011 06.07.2011 06.07.2011 27.07.2011 27.07.2011 24.08.2011 24.08.2011 Peperland Peperland Peperland Peperland Peperland Peperland Art Abendrade Abendrade Abendrade Abendrade Abendrade Abendrade A. cardaminea 1 1 A. hyperantus 2 5 4 A. tau 2 1 G. rhamni 1 1 1 P. aegeria 2 1 1 1 P. brassicae 1 P. napi 1 2 1 P. rapae 1 2

Insgesamt konnten in diesem Untersuchungsjahr 20 Arten tagaktiver Schmetterlinge festgestellt wer- den. Im Vergleich zum Vorjahr wurden der Schwalbenschwanz (Papilio machaon) und der C-Falter (Polygonia c-album) nicht gefunden. Beide Arten treten jedoch meist nur in geringen Populationsdich- ten auf und dürften weiterhin im Gebiet vorkommen. Mit dem Landkärtchen (Araschnia levana) und der Goldenen Acht (Colias hyale) konnten aber gleich- zeitig zwei im Vorjahr nicht beobachtete Arten registriert werden. Wie in den Vorjahren wiesen die Tagfalter sowohl bei den Arten- als auch Individuenanzahlen zwi- schen den jeweils vergleichbaren Transekten beider Standorte keine signifikanten Unterschiede, mit Ausnahme der Kleeblüte, auf. Demgegenüber bleiben die gravierenden Unterschiede zwischen den Transekten im Waldesinnern im Vergleich zu den Transekten entlang der Waldränder (Tabellen 2, 3) bestehen.

3.3 Verbisskartierung Vor Beginn und nach Beendigung der beiden Beweidungsperioden wurde jeweils eine Verbisskartie- rungen der Gehölze durchgeführt (29.4., 6.7., 24.8., 25.09.). In diesem Jahr wurde erstmalig das Ab- sterben von Jungbuchen beobachtet, die vermutlich die nun seit mehreren Jahren andauernde Ent- laubung nicht mehr kompensieren konnten. Somit ergaben sich gegenüber den Vorjahren erstmals leichte Veränderungen in der Artenzusammensetzung der Laubbäume aufgrund der Abnahme von Jungbuchen.

77 Teilprojekt Zoologie V - Waldbeweidung

Abb. 4: Abgestorbene Jungbuchen im August 2011

Auch in diesem Untersuchungsjahr bestätigte sich das unterschiedliche Fraßverhalten der Rinder, welches sich 2011 auffällig zwischen den beiden Beweidungsperioden unterschied. So konnte im Frühjahr eine starke Entlaubung der Jungbäume festgestellt werden, wohingegen der Wald im Herbst weniger aufgesucht wurde. So fanden sich nur an wenigen Jungbäumen im Wald Spuren für Rinder- fraß. Zahlreiche nicht abgefressene Grashorste deuteten ebenfalls auf eine geringe Nutzung der Waldbereiche hin. Es ist dabei zu vermuten, dass die Rinder die frisch austreibenden jungen Blätter im Frühjahr bevorzugen, wohingegen die alten Blätter im Herbst kaum beachtet werden.

Die Zunahme der Brombeere setzte sich 2011 weiter fort, welche sich aber noch nicht innerhalb der Dauerquadrate zur Vegetationsaufnahme widerspiegelt (Tabelle 4).

Das anschließende Grünland wurde wie in den Vorjahren bewirtschaftet. Die im letzten Zwischenbe- richt vorgeschlagene Einrichtung eines 2 m breiten ungenutzten Grünstreifens vor dem Waldrand wurde somit leider nicht umgesetzt (Abbildung 5).

Aus Tabelle 4 ist ersichtlich, dass die Rinder noch deutlicher als in den Vorjahren den Großteil der Jungbäume in der ersten Beweidungsperiode verbissen bzw. entlaubt haben. Wie bereits erwähnt, schwächte vermutlich die nun über mehrere Jahre bestehende Beweidung einige der Jungbuchen so sehr, dass einige von ihnen aufgrund von Austrocknung abstarben. Andere Baumarten wie Eiche und Traubenkirsche starben hingegen nicht vollständig ab, sondern trieben aus der Wurzel bzw. Stamm- basis erneut aus.

78 Teilprojekt Zoologie V - Waldbeweidung

Abb. 5: Grünland am Peperland nach der Mahd Anfang Juli.

Tab. 4: Anteil verbissener Bäume im Waldesinneren (nur Blätter und kleine Zweige) jeweilig nach Abschluss der Beweidungsperiode in %, aufgeschlüsselt nach Art und Größenklassen

06.07.2011 25.09.2011 ≤ 26 - 71 - ≤ 26 - 71 - Größenklasse in cm 25 70 160 Größenklasse in cm 25 70 160 Rotbuche 50 85 95 Rotbuche 35 65 45 Rotbuche (abgestorben) - 6 2 Rotbuche (abgestorben) - 8 3 Bergahorn 65 75 - Bergahorn 45 80 - Esche 65 90 100 Esche 30 85 100 Eiche 45 85 - Eiche 30 60 - Weißdorn - 0 - Weißdorn - 0 - Schlehe - 10 - Schlehe - - -

3.4 Vegetationskartierung Wie in den Vorjahren wurde die Entwicklung der Pflanzenbestände innerhalb der vier angelegten Dauerquadrate von je 4 m² nach Braun-Blanquet erfasst. Die Vegetationskartierung wurde jeweils vor Beginn und nach Abschluss der Beweidungsperioden durchgeführt. Der Einfluss der Rinder beschränkt sich weiterhin vorwiegend auf den Verbiss vor allem der Gräser und Kräuter und führt letztlich zu einer Veränderung der Vegetationsstruktur. Es ist allerdings zu ver- muten, dass es unter einer langfristig fortgeführten Beweidung auch in der Vegetationszusammenset- zung zu Veränderungen kommen wird, wie dies nun für die Jungbuchen erstmals beobachtet werden konnte. Hierauf deutet auch die weitere Zunahme der Brombeeren hin, die 2011 mit ihrem Blütenan- gebot nun auch Schmetterlinge aus dem Grünland zur Nektaraufnahme ins Waldesinnere lockten.

79 Teilprojekt Zoologie V - Waldbeweidung

Abb. 6: Die Ausbreitung der Brombeere als beweidungsresistente Pflanze nimmt zu.

Tab. 5: Vegetationsaufnahmen nach Braun-Blanquet jeweils vor und nach den Beweidungsperioden

vor Bew. 29.04 nach Bew. 06.07 vor Bew. 24.08 nach Bew.25.9. Art Fl. 1Fl. 2Fl. 3Fl. 4Fl. 1Fl. 2Fl. 3Fl. 4Fl. 1Fl. 2Fl. 3Fl. 4Fl. 1Fl. 2Fl. 3Fl. 4 Anemone nemorasa 4433+ Athyrium filix-femina +++ Circacea lutetiana +1 +1 Dactylis glomerata ++ ++ r ++ r ++ r Deschampsia cespitosa ++ ++ +++ +++ + Equisetum sylvaticum ++ 1+ 1+ 1+ Fagus sylvatica +++++1 + + + + Fraxinus excelsior r r r - +++ r ++ Galium aparine + + 1 r 12b 12b 12b Galium odoratum r1r1 Hedera helix ++++ Impatiens parviflora +1+ +1+ Lamium galeobdolon ++ M aianthemum bi folium +1 1++1 Oxalis acetosella 2a 2a 2a Polygonatum multiflorum + Pri mula elatior ++ Prunus spinosa ++++ Ranunculus ficaria ++++r Rubus fruticosus agg. 2a + + 2a + + 2a + + 2a + + R ubus idaeus ++ ++ ++ ++ Sambucus nigra +r+r+r+r Stachys sylvaticus r Stellaria holostea 11++ +2b ++ ++ Urtica dioica 2b 4 4 4

80 Teilprojekt Zoologie V - Waldbeweidung

Insgesamt konnten in den Probeflächen 25 Höhere Pflanzenarten nachgewiesen werden (Tabelle 5). Im Vergleich zu den Vorjahren traten mit der Hainbuche (Carpinus betulus), der Stieleiche (Quercus robur) und der Birke (Betula pendula) gleich drei Gehölzarten als Keimlinge nicht mehr in den Probe- quadraten auf. Die in der Gesamtfläche beobachtete weitere Zunahme der Brombeere könnte neben ihrer Bewei- dungsresistenz auch auf eine langsame Versauerung des Waldbodens hindeuten. Diese beruht we- sentlich auf den Eintrag von Stickstoffverbindungen mit dem Niederschlag, wodurch eine Veränderung der bodenchemischen Verhältnis bewirkt wird.

4 Diskussion Aufgrund der neu geschaffenen lichten Strukturen besonders im Bereich des Waldrandes hat sich das Waldbrettspiels (Parage aegeria) dauerhaft in der Untersuchungsfläche angesiedelt. Außerhalb der Dauerquadrate zur Vegetationskartierung wurden in diesem Jahr erstmals blühende Veilchen festge- stellt. Diese sind die Nahrung der Raupen des Kaisermantels (Argynnis paphia), so dass ebenfalls auf eine dauerhafte Ansiedlung dieser Art innerhalb der Untersuchungsfläche am Peperland zu hoffen ist. Diese positive Entwicklung wird durch die vermehrte Beobachtung des Landkärtchens in diesem Jahr unterstrichen und lässt erste Erfolge der Waldbeweidung durch die Etablierung mehr Licht liebender Waldschmetterlingsarten erkennen.

In der nun sechsten Beweidungsperiode wurden vermutlich aufgrund der fortgesetzten Entlaubung erstmalig auch abgestorbene Jungbuchen registriert. Möglicherweise wird der Einfluss der alljährli- chen Entlaubung durch die Rinder durch die Folgen der langen Trockenperiode im Frühjahr verstärkt. Jedenfalls nahm die Anzahl abgestorbener Jungbuchen im Jahresverlauf zu. Es ist damit zu rechnen, dass sich dieser Trend fortsetzen und es in den nächsten Jahren zu einer stärkeren Auflichtung der Junggehölze kommen wird. Vom Damwild scheint der eingezäunte Waldbe- reich inzwischen weitgehend gemieden zu werden, da in den letzten beiden Jahren keine neuen Schälschäden festzustellen waren. In der Gesamtfläche des Waldes ist weiterhin die Zunahme der Brombeere zu verzeichnen. Der aus naturschutzfachlicher Sicht wünschenswerte Vorschlag zur Anla- ge eines ungenutzten Grünlandstreifes vor dem Waldrand konnte leider noch nicht umgesetzt werden.

Ein Einfluss der Rinder auf Altbäume konnte wie bisher nicht festgestellt werden. Die geschilderten Effekte bei den Jungbäumen waren bisher aufgrund des speziellen Fraßverhaltens der Rinder als gering einzustufen, da diese vor allem die Blätter von den Ästen streifen. Das im letzten Zwischenbe- richt prognostizierte Absterben einzelner Jungbäume durch die andauernde Entlaubung ist 2011 nun erstmals eingetreten.

Die restliche Vegetation wird von den Rindern weiterhin im Wesentlichen in ihrer Strukturausbildung beeinflusst. Ein Rückgang oder Artenverlust bei den Pflanzen kann aus den bisherigen Ergebnissen nicht erkannt werden, auch wenn einzelne Arten nicht mehr in den Probequadraten gefunden werden konnten. Diese sind allesamt weiterhin in der gesamten Untersuchungsfläche vertreten. In der herbstlichen Beweidungsperiode suchten die Rinder den Wald nur in geringem Umfang auf, wie vor allem aus der Verbisskartierung hervorgeht.

81 Teilprojekt Pflanzenbau

Optimierung von Fruchtfolgesystemen im ökologischen Pflanzenbau

Energieeffizienz der Fruchtfolgen von Hof Ritzerau im Vergleich zu repräsentativen konventionell bzw. ökologisch wirtschaftenden Betrieben

Ralf Loges, Lars Biernat und Friedhelm Taube

1 Einleitung...... 82 2 Methoden ...... 83 3 Ergebnisse ...... 86 3.1 Hof Ritzerau N-extensive Fruchtfolge...... 86 3.2 Hof Ritzerau N-intensive Fruchtfolge...... 92 3.3 Ökovergleichsbetrieb ...... 97 3.4 Konventioneller Vergleichsbetrieb ...... 104 4 Diskussion ...... 110 5 Literatur ...... 112 6 Anhang ...... 113 6.1 Abkürzungsverzeichnis ...... 113

1 Einleitung Bis in die 1990er Jahre hinein wurde die Leistungsfähigkeit landwirtschaftlicher Produktionssysteme fast ausschließlich an den erzielten Naturalerträgen gemessen. Zunehmend wird die Landwirtschaft allerdings unter dem Gesichtspunkt der Multifunktionalität betrachtet. Neben den reinen produzierten Naturalerträgen spielen eine Reihe weiterer Kriterien für die Bewertung der Leistungen der Landwirt- schaft eine wichtige Rolle. Hierunter fallen unter anderem Kriterien wie Produktqualität, ein verantwor- tungsvoller Umgang mit Wirtschaftsdüngern sowie Pflanzenschutzmitteln, die Schonung natürlicher Ressourcen und auch die Landschaftspflege. Es geht aber vor allem auch um die Effizienz, mit der die eingesetzten begrenzten Ressourcen wie Ackerfläche, Nährstoffe aber auch fossile Energien in Erträ- ge umgewandelt werden können. Daher lautet eine wichtige Kernfrage zukünftiger landwirtschaftlicher Produktion, ob Input und Output in einem angemessenen Verhältnis zueinander stehen (TAUBE et al. 2007). Die gegenwärtige Entwicklung der europäischen Agrarpolitik lässt in den letzten Jahren eine vermehrte Hinwendung zu nachhaltigen Produktionssystemen erkennen (KLEEN 2007) und auch weltweit steht die nachhaltige Landwirtschaft auf der Tagesordnung landwirtschaftlicher Institutionen (PRASAD & POWER 1997). Aus ökologischer sowie ökonomischer Sichtweise ist daher ein optimaler Energieeinsatz unabdingbar. Vor dem Hintergrund der Verknappung fossiler Energieträger und dem damit verbundenen Anstieg des Rohölpreises in den zurückliegenden Jahrzehnten wird der optimale Einsatz von Maschinen, Betriebsmitteln bzw. Diesel aus wirtschaftlicher Sicht immer wichtiger. Neben der Schonung vorhandener Ressourcen steht vor allem im Zuge der drohenden Klimaerwärmung auch die Verminderung klimarelevanter Emissionen im Vordergrund. Die folgenden Berechnungen dieser Arbeit sollen dabei einen betriebsbezogenen Überblick der eingesetzten Energie ermöglichen. Durch eine Gegenüberstellung des erwirtschafteten Outputs lassen sich Aussagen bezüglich der Energieeffizienz der landwirtschaftlichen Produktion treffen. Selbstverständlich kommt der Produktion von Naturalerträgen für die Ernährung der wachsenden Bevölkerung auch zukünftig eine zentrale

82 Teilprojekt Pflanzenbau

Bedeutung zu. Somit wurde in der Auswertung neben Energieeffizienz auch der Nettoenergiegewinn [Energieertrag minus Energieaufwand] je ha ausgewertet. Aufgrund gesetzlicher Rahmenbedingungen, Standards bzw. Auflagen unterscheiden sich die ökolo- gische und konventionelle Wirtschaftsweise voneinander. Der ökologische Landbau beschreibt eine landwirtschaftliche Produktionsrichtung, die eine nachhaltige Nutzung der Ressourcen für die Erzeu- gung gesunder Lebensmittel als Zielsetzung betrachtet, während natürliche Kreisläufe sowie die Er- haltung und Förderung der Bodenfruchtbarkeit eine besondere Beachtung finden. Außerdem unter- scheidet er sich vom konventionellen Landbau hinsichtlich des Verbotes der Verwendung von chemi- schen Pflanzenschutzmitteln, gentechnisch verändertem Saatgut, diversen Auflagen, die eine artge- rechte Tierhaltung vorschreiben und dem Verzicht auf mineralische Düngemittel. Nach den Rahmen- richtlinien der VO (EWG) Nr. 2092/91 wird im ökologischen Landbau auf den Einsatz von syntheti- schen und leichtlöslichen N-Düngemitteln verzichtet, so dass die symbiontische N2- Fixierung auf öko- logisch wirtschaftenden Betrieben die wichtigste Stickstoffquelle darstellt (GRUBER et al. 2003). An- gestrebt wird im ökologischen Landbau ein möglichst geschlossener Betriebskreislauf, so dass der N- Bedarf der Feldfrüchte einerseits über Ernterückstände, wie Mulch, Stoppeln und Wurzeln, gedeckt wird, oder andererseits nach Verfütterung des geernteten Pflanzenmaterials in Form von Wirtschafts- düngern (LOGES 1998). Verbunden mit der Unabhängigkeit von einer externen Stickstoffversorgung bieten Leguminosen eine Möglichkeit, die Nachhaltigkeit von Landnutzungssystemen zu gewährleis- ten (KLEEN 2007). Im Allgemeinen besteht die Auffassung, dass der ökologische Landbau aufgrund des Verzichtes aufgeschlossener Mineraldünger sowie chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel das energieeffizientere Betriebssystem darstellt. Anhand der folgenden Berechnungen bzw. Ergeb- nissen erfolgt eine Überprüfung der aufgestellten These durch eine Gegenüberstellung mit einem konventionellen Vergleichsbetrieb ähnlicher Ausstattung. Um zu überprüfen, wie energieeffizient „Hof Ritzerau“ gegenüber anderen regionstypischen Ökobetrieben wirtschaftet, wird in dieser Arbeit ein vergleichbarer Biolandfamilienbetrieb ausgewertet. Von Interesse ist zudem der Vergleich der beiden auf dem Betrieb etablierten Fruchtfolgen (N-extensiv; N-intensiv) hinsichtlich der Energieeffizienz.

2 Methoden Gegenstand der hier präsentierten Arbeit bilden die zwei folgenden im Rahmen des interdisziplinären Forschungsprojektes Hof Ritzerau bezüglich ihres Leguminosenanteils seit 2003 unterschiedlich be- wirtschafteten Öko-Fruchtfolgen (Tabelle 1). Fruchtfolge 1 (N-intensiv) repräsentiert mit 40% Legumi- nosenanteil die Fruchtfolge eines intensiven Ackerbaubetriebes während Fruchtfolge 2 (N-extensiv) mit einem Leguminosenanteil von 25% eher die Fruchtfolge eines extensiven Ackerbaubetriebes dar- stellt. Die Grünlandflächen bzw. die Waldweidefläche des Betriebes sind nicht Teil der Auswertung. Bei der Versuchsplanung wurde in Bezug auf die jeweils gewählten Getreide- bzw. Körnerlegumino- senarten eine vergleichsweise flexible Handhabung mit Rücksicht auf betriebliche Gegebenheiten gewählt. Anstelle der Festlegung einer festen hierarchischen Abfolge verschiedener Getreidearten als Folgefrucht zu Leguminosen, wurde der Betriebsleitung die Option gestattet, Getreidearten je nach aktuellen Marktbedingungen bzw. abgeschlossenen Lieferverträgen zu wählen. Auch die Entschei- dung, ob es sich dabei um Sommerungen oder Winterungen handelt, wurde von der Betriebsleitung selbst bestimmt. Von daher erfolgt in der in Tabelle 1 aufgestellten Fruchtfolgeübersicht keine Festle- gung der Getreidearten. Die nachfolgenden Untersuchungen basieren jeweils auf den in den Einzel- jahren aktuell auf den Betriebsflächen angebauten Getreidearten. Ohne das Grundgerüst der Fruchtfolge zu stören, kann es in Einzeljahren zu einen zweimaligen An- bau der gleichen Kulturart innerhalb einer Fruchtfolge kommen; dieses ist meistens in der Aus- nutzung kurzfristig guter Preise, bzw. in dem Zwang der Erfüllung bestimmter Liefervertragsmin- destmengen begründet. Ein Beispiel stellt der Weizen der Fruchtfolge 1 dar, der bisher gleichzeit das erste Folgegetreide nach sowohl Kleegras als auch Körnerleguminosen darstellte.

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Generell ist der Begriff Fruchtfolge als geplante zeitliche Aufeinanderfolge von Fruchtarten auf einem Ackerschlag über mehrere Jahre definiert. Hierbei wird es im besonderen Hinblick auf Unkraut-, Krankheits- und Schädlingsdruck vermieden zwei oder mehrere Jahre nacheinander ein und die glei- che Kultur auf einem Schlag anzubauen. In Einzeljahren z.B. 2004 (Tabelle12), erweckt es den Ein- druck, dass zweimalig nacheinander die gleiche Kulturart (in diesem Fall Hafer) angebaut wurde. Aber der Eindruck täuscht, denn die Tabelle zeigt nicht das zeitliche Nacheinander auf einem Schlag, son- dern den parallelen Anbau der gleichen Kulturart auf zwei unterschiedlichen Schlägen die allerdings der gleichen Fruchtfolge zugeordnet sind. Dieses ist problemlos möglich, da jeder der beiden Hafer auf seinem Einzelschlag sowohl eine andere Vor- als auch Nachfrucht aufwies und es so im Einzeljahr 2004 möglich war, ohne phytopathologische Probleme gleichzeitige Hafer auf zwei Schlägen anzu- bauen, um die im Anbaujahr prognostizierten hohen Haferpreise ökonomisch auszunutzen.

Tab. 1: Tatsächlich etablierte Fruchtfolgen auf Hof Ritzerau Fruchtfolge 1 Fruchtfolge 2 N-intensiver Ackerbau N-extensiver Ackerbau 40% Leguminosenanteil 25% Leguminosenanteil 1) Kleegras 1) Kleegras 2) 1. Getreide nach Kleegras 2) 1. Getreide nach Kleegras (Winter- oder Sommerweizen/ über- (Winter- oder Sommerweizen/ über- wiegend Winterweizen) wiegend Winterweizen) 3) 2. Getreide nach Kleegras 3) 2. Getreide nach Kleegras (Winterroggen oder Hafer/ über- (Winterroggen oder Hafer/ über- wiegend Winterroggen) wiegend Winterroggen ) 4) Körnerleguminosen 4) 3. Getreide nach Kleegras (Erbsen oder Ackerbohnen/ (Hafer bzw. Winterroggen oder überwiegend Erbsen) Sommergerste/ überwiegend Hafer ) 5) 1. Getreide nach Körnerleguminosen (bisher Winterweizen, 2010: Hafer nach Zwischenfrucht)

Die im Folgenden präsentierte Analyse stützt sich auf Ertragsleistungen, den energetischen Gesamt- aufwand zur Durchführung der Feldarbeiten sowie Zusatzenergieaufwendungen z.B. für die Herstel- lung etwaig eingesetzter Düngemittel. Bei den im Rahmen dieses Berichtes beschriebenen Ertragsleistungen handelt es sich um Angaben des aktuellen Betriebsleiters Herrn Natmessnig sowie seines Vorgängers Herrn Krebs auf Basis von Verkaufsmengen nach in der Regel schlagspezifischer Lagerung. Etwaig geborgenes Stroh bzw. Kleegrasaufwüchse (letzteres z. T. auch durch Dritte) wurden men- genmäßig durch Handbeprobungen an den festeingemessenen Monitoringmeßpunkten unter Abzug von ca. 30 % Bergungsverlusten erfasst. Um alle Produkte (z.B. Getreide, Körnererbsen, Silagen, Stroh, etc.) aber auch das aufgewendete Saatgut einheitlich energetisch bewerten zu können wurde als Meßgröße der Gehalt an „Umsetzbarer Energie“ (Metabolizable energy) in (MJ / kg TM) laut DLG-Futterwerttabellen (DLG 2011) gewählt. Die Berechnungen des energetischen Gesamtaufwandes zur Durchführung der Feldarbeiten stützen sich auf verfügbare Daten der Ackerschlagdatei, Angaben der beiden Betriebsleiter, Herr Natmessnig sowie seines Vorgängers Herr Krebs, sowie auf Beobachtungen und Aufzeichnungen der Mitarbeiter des Teilprojektes Pflanzenbau. Der Kraftstoff- und Schmierölverbrauch wurde auf Basis der registrierten Feldarbeitsgänge mit Hilfe des KTBL-Feldarbeitsrechners (KTBL 2011) berechnet (KELM 2004). Indirekte Energieaufwendungen beinhalten unter anderem den Energieeinsatz für die Bereitstellung von Saatgut, Mineraldüngern,

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Pflanzenschutzmitteln und landwirtschaftlichen Maschinen. Zudem wird auch der Energieaufwand für die Nutzung und Ausbringung von Betriebsmitteln erfasst. Hinzu kommen Energieaufwendungen für innerbetriebliche Transportfahrten wo für Ab- und Antransport eine innerbetriebliche Transportdistanz von einem Kilometer zugrunde gelegt wurde. Die Gesamtenergiebewertung beeinhaltet auch den anteiligen Primärenergiebedarf für die Bereitstellung von landwirtschaftlichen Maschinen und Geräten bei Feldarbeiten und innerbetrieblichen Transporten in Megajoule pro Hektar. Die Berechnungen des Energiebedarfes für die Bereitstellung von Maschinen basiert auf den Arbeiten von GAILLARD et al. 1997. Ziel der noch laufenden Arbeiten ist 1. Ein langfristiger Vergleich der beiden, sich in Bezug auf den Leguminosenanteil unterschei- denden Fruchtfolgen in Bezug auf Ertragsleistung und Energieeffizienz 2. Ein Vergleich der Energieeffizienz der Fruchtfolgen von Hof Ritzerau zu repräsentativen kon- ventionell bzw. ökologisch wirtschaftenden Betrieben auf Basis von Einzeljahren

Da solch einer Auswertung sehr viele Daten und Berechnungen zugrundeliegen und zuvor in keinem der Zwischenberichte das Berechnungsverfahren vorgestellt wurde, haben sich die Teilprojektverant- wortlichen entschlossen, an dieser Stelle zunächst erst einmal den Vergleich der Energieeffizienz der Fruchtfolgen von Hof Ritzerau und den regional repräsentativ ausgewählten konventionell bzw. ökolo- gisch wirtschaftenden Betrieben aufzuzeigen und an diesem Beispiel auch den Berechnungsweg vor- zustellen. Die Datengrundlage für die folgenden Berechnungen der Energieeffizienz der beiden Vergleichsbe- triebe liefert ein umfangreiches Projekt der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Im Rahmen des COMPASS-Projektes (comparative assessment of land use systems) wurden bereits Untersuchungen zu Nährstoffflüssen und der Nährstoffverwertungseffizienz in der pflanzlichen Produktion Schleswig- Holsteins unter Berücksichtigung phytopathologischer Aspekte durchgeführt (TAUBE et al. 2007). Die folgenden Berechnungen und Auswertungen bezüglich der Energieeffizienz knüpfen an die bisherigen Untersuchungen an. Da sich die Datenerhebung des Projektes COMPASS auf die Wirtschaftsjahre 2003/2004 und 2004/2005 stützt (und keine neueren Vergleichsdaten vorliegen), aber die selben Wirt- schaftsjahre gleichzeitig den Start der Komplettbewirtschaftung von Hof Ritzerau nach Biolandrichtili- nien darstellen, haben wir uns für den Vergleich der Betriebe in den angegeben Wirtschaftsjahren entschlossen. Bei beiden Vergleichsbetrieben handelt es sich um auf Ackerbau spezialisierte Familenbetriebe aus einem Umkreis von maximal 50 km die unter vergleichbaren Boden- und Witterungsbedingungen wirt- schaften. Die Fruchtfolge des ökologischen Vergleichsbetriebs ist bezüglich der Stickstoffintensität vergleichbar mit der N-intensiven Fruchtfolge von „Hof Ritzerau“. Auch hier liefern Leguminosen in Form von Klee- gras und Erbsen Stickstoff ins System. Neben Winterweizen und Sommerhafer wird auf dem Ökover- gleichsbetrieb Wintertriticale angebaut. Der konventionelle Betrieb wirtschaftet mit einer Winterraps-, Winterweizen-, Winterweizenfruchtfolge und verzichtet damit zu gunsten eines „Stoppelweizens“ auf die für Schleswig-Holstein klassische frühräumende Kultur Wintergerste als abtragende Frucht. Die dargestellten Daten zu Hof Ritzerau stammen somit aus der Zeit der Intensivbeobachtungsphase des Projektes, bzw. repräsentieren den Start der langfristigen Monitoringphase. An anderer Stelle werden wir den langfristigen Trend der Energieeffizienz von 2003/2004 bis zur Zeit 2010/2011 präsen- tieren. Im Folgenden werden die Einzelfruchtfolgen Ritzeraus und die Vergleichsbetriebe der besseren Über- sicht halber einzeln vorgestellt. Da sich die betrieblichen Aufwendungen zwischen den Einzeljahren nur geringfügig unterscheiden, wird aus Platzgründen nur die Energiebilanz des Wirtschaftsjahres 2004/2005 für alle Betriebe komplett aufgeschlüsselt und dann anhand von aggregierten Daten mit der des vorangegangenen Untersuchsungsjahres verglichen.

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3 Ergebnisse 3.1 Hof Ritzerau N-extensive Fruchtfolge Im Folgenden wird zunächst die N-extensive Fruchtfolge von „Hof Ritzerau“ vorgestellt. 3.1.1 Fruchtfolgegestaltung 2004/2005 Die N-extensive Fruchtfolge liegt hinsichtlich des Leguminosenanteils von etwa 25% knapp unter den in den Richtlinien zum ökologischen Landbau empfohlenen Hauptfruchtanteil von 30% Leguminosen. Aufgrund ihrer Fähigkeit zur symbiontischen Bindung von Luftstickstoff stellen die Leguminosen die wichtigste Stickstoffquelle für die nachfolgenden Fruchtfolgeglieder dar.

Tab. 2: Hof Ritzerau N-extensive Fruchtfolge 2004/2005: Fruchtfolge mit angebauten Kulturen und Flächenverhältnissen Wirtschaftsjahr 2004/2005 Kultur KG WW SG WW Gesamtfläche [ha] Flächengröße [ha] 16,15 7,30 17,28 19,95 74,80

3.1.2 Dieselverbrauch bzw. Dieselenergieaufwand 2004/2005 Der Energieaufwand in Form von Dieselkraftstoff stellt in der landwirtschaftlichen Produktion einen wesentlichen Energieinputfaktor dar. Der Kraftstoffverbrauch wird in den folgenden Tabellen als Normdiesel (DN) in Liter pro Hektar aufgeführt.

Tab. 3: Hof Ritzerau N-extensive Fruchtfolge 2004/2005: Dieselverbrauch [l/ha] bzw. Dieselenergie- aufwand [GJ/ha] je Kultur

Wirtschaftsjahr 2004/2005 Normdiesel Arbeitsgerät Anzahl der Arbeitsgänge je Kultur (DN) [l/ha] KG WW SG WW

Stoppelgrubber/ flach 4.5 m 7,60 - 1 1 1 Stoppelgrubber/tief 4.5 m 15,7 - 1 1 1 Scheibenegge 7,60 1 - - - Pflügen [sL H] 32,30 1 1 1 1 Saat Väderstadt 6,00 1 1 2* 1 Walze 1,60 2 - 1 - Striegel 1,80 - 2 1 2 Mähdrusch Getreide, AB 6m 16,20 - 1 1 1 Mähwerk 4,40 1 - - - Zettwender 2,50 2 - - - Schwader 3,50 1 - - - Mulchen 10,70 2 - - - Rundballenpresse 8,00 1 - 1 - Ballen laden u. abfahren 12,18 1 - 1 - 13 7 10 7 Zahl Arbeitsgänge Diesel total [l/ha] 103,58 58,1 84,08 58,1 Primärenergieäquivalent Diesel 42,04 42,04 42,04 42,04 [MJ/l] Energieaufwand Diesel[MJ/ha] 4354 2442 3534 2442 Energieaufwand Diesel [GJ/ha] 4,35 2,44 3,53 2,44 * Zweifache Nutzung der Drillmaschine aufgrund einer Zwischenfruchteinsaat (Gelbsenf) nach Sommergerste

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Vor allem der Einsatz des Pfluges führt zu hohen Energieaufwendungen je Hektar. Gegenüber dem konventionellen Landbau ist im Ökolandbau aufgrund des Verzichtes auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel die mechanische Beikrautregulierung beispielsweise über den Striegel notwen- dig. Diese Arbeitsmaßnahme erfordert nur einen geringen Primärenergieeinsatz von 1,8 Litern Diesel je Hektar. Der höchste Energieeinsatz in der Fruchtfolge wird dem Kleegras zugerechnet. Vor allem die Summe der Arbeitsgänge auf dem Kleegras und energieaufwendige Maßnahmen wie das zwei- malige Mulchen der Kleegrasbestände und die Futterbergung verursachen einen hohen Energieein- satz. In den Getreidekulturen ist der Kraftstoffaufwand wesentlich geringer zu beschreiben. Lediglich im Fruchtfolgeglied 3 (Sommergerste) führt die Strohbergung zu vergleichsweise höherem Dieselein- satz. Die Dieselenergieaufwendungen sind wie auch im vorherigen Wirtschaftsjahr mit 2,44 GJ/ha aufgrund der geringeren Anzahl an Arbeitsgängen im Winterweizen am niedrigsten.

3.1.3 Übersicht Schmierölaufwand 2004/2005 Die Energieaufwendungen für das Schmieröl sind aufgrund der Berechnungen abhängig vom Diesel- aufwand je Hektar. Analog zur vorherigen Tabelle ist der höchste Primärenergieeinsatz im Fruchtfol- geglied Kleegras vorzufinden.

Tab. 4: Hof Ritzerau N-extensive Fruchtfolge 2004/2005: Energieaufwand für Schmieröl [GJ/ha] je Kultur Wirtschaftsjahr 2004/2005 KG WW SG WW Diesel total [l/ha] 103,58 58,10 84,08 58,10 Energieaufwand 0,05* 0,03* 0,04* 0,03* Schmieröl [GJ/ha] *(=2% der eingesetzten Gesamtmenge an Dieselkraftstoff * 24.66 Mj / je Liter

3.1.4 Energieaufwand für Saatgut 2004/2005 Die Energieaufwendungen für das Saatgut betragen beim Winterweizen 0,62 GJ/ha und liegen damit trotz Einberechnung der Zwischenfrucht Gelbsenf über dem Energieaufwand bei der Sommergerste.

Tab. 5: Hof Ritzerau N-extensive Fruchtfolge 2004/2005: Energieaufwand [GJ/ha] und Transportmen- ge [t/ha] für die Saatgut je Kultur Wirtschaftsjahr 2004/2005 KG WW SG WW Energieaufwand 0,29 0,62 0,59* 0,54 Saatgut [GJ/ha] Reine Transport- 0,02 0,18 0,15* 0,18 menge [t/ha] * inklusive Zwischenfrucht Gelbsenf

3.1.5 Übersicht der Erntemengen und des Transportaufwandes der Erntemengen 2004/2005 Tab. 6: Hof Ritzerau N-extensive Fruchtfolge 2004/2005: Transportaufwand [t/ha] der Erntemengen je Kultur Wirtschaftsjahr 2004/2005 KG WW SG WW TM-Ertrag [t/ha] 3,32 3,45 3,61 2,67 TM-Ertrag [kg/ha] 3320 3448,6 3610 2666 FM-Ertrag [t/ha] 10,06 4,01 6,46 3,10 % TS 33 86 86 86

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Die vorangegangene Tabelle gibt einen Überblick über die Erträge aus dem Anbaujahr 2004/2005. Die Ergebnisse spielen für die Berechnungen des Primärenergieeinsatzes für Transport des Erntegu- tes vom Feld zum Hof sowie für die Lagerung und Trocknung eine Rolle.

3.1.6 Übersicht Transport und Lagerung 2004/2005

Tab. 7: Hof Ritzerau N-extensive Fruchtfolge 2004/2005: Transport und Lagerung Wirtschaftsjahr 2004/2005 Einheit Dn KG WW SG WW Ausbringung ab Hof t / ha Kalk (+Knochenmehl) t/ha 0,00 2,00 0,00 2,00 Dieselverbrauch je Tonne l / t 0,20 0,20 0,50 0,20 0,20 Dieselverbrauch je Hektar l/ha 0,00 1,00 0,00 0,40 Dieselkraftstoff MJ / l 42,04 42,04 42,04 42,04 42,04 Gesamt MJ / ha 0,00 42,04 0,00 16,82 Transport t / ha Dünger t/ha 1,00 0,00 0,00 0,00 0,00 Kalk (+ Knochenmehl) t/ha 1,00 0,00 2,00 0,00 2,00 Saatgut t/ha 1,00 0,02 0,18 0,15 0,18 Transportmenge 0,02 2,18 0,15 2,18 0.3 je Arbeitsgang und+ Gesamtverbrauch l / ha 0,00 0,17 0,01 0,17 0,03 je Tonne Dieselkraftstoff MJ / l 42,04 42,04 42,04 42,04 42,04 Gesamt MJ / ha 0,08 7,33 0,52 7,33 Arbeitsgänge je Arbeitsgeräte je 10 ha 13,00 5,00 10,00 7,00 10 ha Arbeitsgänge je 1 Arbeitsgeräte je ha 1,30 0,50 1,00 0,70 ha Arbeitsgeräte l / Arbeitsgang 0,30 0,30 0,30 0,30 0,30 Dieselverbrauch je /ha l/ha 0,39 0,15 0,30 0,21 Dieselkraftstoff MJ / l 42,04 42,04 42,04 42,04 42,04 Gesamt MJ / ha 0,30 16,40 6,31 12,61 8,83 Transport ab Feld t / ha Erntegut (FM-Ertrag) t/ha 10,06 4,01 8,95* 3,10 0.3 je Arbeitsgang und+ Gesamtverbrauch l / ha 0,80 0,32 0,72 0,25 0,03 je Tonne Dieselkraftstoff MJ / l 42,04 42,04 42,04 42,04 42,04 Gesamt MJ / ha 33,84 13,49 30,10 10,43 Lagerung und Trocknung MJ / ha Kalk (+Knochenmehl) MJ / ha 1,70 0,00 23,20 0,00 3,40 Saatgut MJ / ha 1,70 0,04 0,31 0,26 0,31 Erntegut (FM-Ertrag) MJ / ha 1,70 0,00 6,82 15,22 5,27 Gesamt MJ / ha 0,04 30,32 15,48 8,98 Energieaufwand Gesamt- MJ / ha 50,36 99,49 59,22 52,38 tabelle *Erntegut (FM-Ertrag) + FM Stroh

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Die vorangegangene Tabelle stellt die Energieaufwendungen für Transport und Lagerung dar. Für das Kleegras sind keine Energieaufwendungen für Lagerung und Trocknung angenommen, da das Futter in der Regel in Form von (Silo-) Rundballen geborgen wurde und keine Trocknungs- und La- geraufwendungen anfallen. Diese Annahme gilt auch für die jeweiligen anschließenden Tabellen.

3.1.7 Einsatzabhängiger Energieaufwand für die Maschinenherstellung 2004/2005 Die Ergebnisse bezüglich der Maschinenherstellung liegen für Winterweizen und Sommergerste auf etwa ähnlichem Niveau. Die Gesamtenergieaufwendungen für Kleegras liegen geringfügig über den Aufwendungen der anderen Kulturen.

Tab. 8: Hof Ritzerau N-extensive Fruchtfolge 2004/2005: Energieaufwand [GJ(ha] für Maschinenher- stellung unter Berücksichtigung der Häufigkeit des Einsatzes je Kultur Wirtschaftsjahr 2004/2005 Energieaufwand einmali- Gesamtenergieaufwand Arbeitsgerät ger Einsatz [MJ/ha] [MJ/ha] KG WW SG WW Stoppelgrubber/ flach 4.5 m 79,39 0,00 79,39 79,39 79,39 Stoppelgrubber/tief 4.5 m 112,61 0,00 112,61 112,61 112,61 Scheibenegge 5m 162,05 162,05 0,00 0,00 0,00 Pflügen [sL H] 355,70 355,70 355,70 355,70 355,70 Kreiselegge/Drillmaschine 4m 32,69 32,69 32,69 65,38 32,69 Walze 76,66 153,32 0,00 76,66 0,00 Striegel 75,60 0,00 151,20 75,60 151,20 Hackgerät 135,72 0,00 0,00 0,00 0,00 Großbehälterschleuderstreuer (Festmist, 28,81 0,00 28,81 0,00 28,81 Kalk, Harn.) 10 t 12m Mähdrusch , AB 6m 383,65 0,00 383,65 383,65 383,65 Mähwerk 65,87 65,87 0,00 0,00 0,00 Zettwender 12,89 25,78 0,00 0,00 0,00 Schwader 12,61 12,61 0,00 0,00 0,00 Mulchen 75,40 150,80 0,00 0,00 0,00 Rundballenpresse 86,94 86,94 - - - Ballen laden u. abfahren 41,00 41,00 - - - Dreiseitenkippanhänger 12 t pauschal 79,03 79,03 79,03 79,03 79,03 Gesamtenergieaufwand [MJ/ha] 1166 1031 1036 1031 Gesamtenergieaufwand [GJ/ha] 1,17 1,03 1,04 1,03

3.1.8 Übersicht Gesamtenergieaufwand Transport und Lagerung 2004/2005 Aus den Ergebnissen der Tabellen 5-7 ergibt sich nach zusätzlicher Addition des Energieaufwandes für Schmieröl der Gesamtenergieaufwand [GJ/ha] für Transport und Lagerung je Kultur

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Tab. 9: Hof Ritzerau N-extensive Fruchtfolge 2004/2005: Gesamtenergieaufwand für Transport und Lagerung je Kultur [GJ/ha]. Errechnet aus Tabelle 17 und dem Energieaufwand [GJ/ha] für Schmieröl

Wirtschaftsjahr 2004/2005 Einheit KG WW SG WW Gesamtdieselverbrauch Transport l/ha 1,20 1,65 1,03 1,03 und Lagerung Energieaufwand Schmieröl MJ/ha 0,59* 0,81* 0,51* 0,51* + Energieaufwand Tabelle 18 MJ/ha 50,36 99,49 58,71 52,38 Gesamtenergieaufwand Transport MJ/ha 51,56 100,30 59,22 52,89 und Lagerung Gesamtenergieaufwand Transport GJ/ha 0,05 0,10 0,06 0,05 und Lagerung *(=2% der eingesetzten Gesamtmenge an Dieselkraftstoff * 24.66 Mj / je Liter))

3.1.9 Energieerträge der Haupt- und Nebenprodukte 2004/2005 Der Energieertrag je Hektar ergibt sich aus der Multiplikation der Trockenmasserträge mit dem Ener- giegehalt der jeweiligen Kultur. Der Energieertrag je Hektar des Winterweizens nach Kleegras übertraf den des als abtragende Kultur ebenfalls angebauten Winterweizens, welcher wiederum ebenfalls von der parallel angebauten Som- mergerste überflügelt wurde. Der abtragende Winterweizen weist einen etwa 4 GJ/ha höheren Ener- gieertrag auf, als das nur über einen extensiven Schnitt genutzte Kleegras. Die Gewinnung des Sommergerstenstrohs führt zu einem zusätzlichen Energieertrag von 19,95 GJ/ha.

Tab. 10: Hof Ritzerau N-extensive Fruchtfolge 2004/2005: Energieerträge [GJ/ha] der Haupterntepro- dukteund Nebenprodukte je Kultur Wirtschaftsjahr 2004/2005 Hauptprodukt KG WW SG WW TM-Ertrag [t/ha] 3,32 3,45 3,61 2,67 TM-Ertrag [kg/ha] 3320 3448,6 3610 2666 Energiegehalt [MJ/kg TM] 10,25 14,38 13,76 14,38 Energieertrag [GJ/ha] 34,03 49,60 49,67 38,35

Nebenprodukt KG WW SG WW TM-Ertrag [t/ha] 3,00 TM-Ertrag [kg/ha] 3000 Energiegehalt [MJ/kg TM] 6,65 Energieertrag [GJ/ha] 19,95 FM 0,8 Transportmenge 2,49

3.1.10 Output/Input Verhältnis und Nettoenergiegewinn der extensiven Fruchtfolge 2004/2005 Die Gesamtenergieaufwendungen [GJ/ha] sind aufgrund der Vielzahl an Arbeitsgängen auf dem Kleegras am höchsten. Im Zuge der Gewinnung des Nebenproduktes Stroh fielen die Energieaufwen- dungen in der Sommergerste im Vergleich zu den anderen Getreidekulturen höher aus. Allerdings liegt das Gesamtenergieoutput [GJ/ha] aufgrund der Strohbergung etwa über den Vergleichskulturen. Somit ist die Energieeffizienz bei Sommergerste mit Strohbergung am höchsten. Unter Einbezug aller Kulturen liegt das Output/Input Verhältnis bei 9,62 zu 1 und der Nettoenergiegewinn je Hektar bei 42,53 Gj/ha.

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Tab. 11: Hof Ritzerau N-extensive Fruchtfolge 2004/2005: Übersicht über das Output/Inputverhältnis je Kultur sowie für die Gesamtfruchtfolge KG WW SG WW Gesamtenergieaufwand [GJ/ha] 5,91 4,22 5,27 4,10 Gesamtenergieoutput [GJ/ha] 34,03 49,60 69,62 38,35 Output/Input 5,76 11,75 13,22 9,36 Flächengröße [ha] 16,15 7,30 17,28 19,95 Gesamtfruchtfolge: Gesamtenergieaufwand 4,93 [GJ/ha] 47,46 Gesamtfruchtfolge: Gesamtenergieoutput [GJ/ha] Gesamtfruchtfolge: Output/Input 9,62 Gesamtfruchtfolge: Nettoenergiegewinn [GJ/ha] 42,53

3.1.11 Zum Vergleich Fruchtfolgegestaltung und Output/Input Verhältnis und Nettoenergiege- winn der extensiven Fruchtfolge 2003/2004 Tabelle 12 zeigt für das Wirtschaftsjahr 2003/2004 die Anbauverhältnisse auf den der extensiven Fruchtfolge zugeordneten Schlägen. Wie in der Einleitung beschrieben, erweckt es den Eindruck, dass zweimalig nacheinander die gleiche Kulturart (in diesem Fall Hafer) angebaut wurde. Aber der Eindruck täuscht, denn die Tabelle zeigt nicht das zeitliche Nacheinander auf einem Schlag, sondern den parallelen Anbau der gleichen Kulturart auf zwei unterschiedlichen Schlägen. Wie im Folgejahr sind die Gesamtenergieaufwendungen [GJ/ha] aufgrund der Vielzahl an Arbeitsgängen auf dem Klee- gras am höchsten. Wie auch im Wirtschaftsjahr 2004/2005 zeigt die Kultur mit Strohbergung das ma- ximale Energieoutput und somit auch die vergleichsweise höchste Effizienz auf. Im Zuge der schlech- teren Ertragsleistung weist der Winterweizen nach Kleegras ein schlechteres Output/Input Verhältnis im Vergleich zum Folgejahr auf. Der etwas geringere Durchschnittsertrag in Kombination mit ähnlich hohen Energieaufwendungen führt im Wirtschaftsjahr 2003/2004 zu einem leicht geringeren Netto- energiegewinn sowie einer leicht geringeren Energieeffizienz. Unter Einbezug aller Kulturen liegt das Output/Input Verhältnis bei 9,20 zu 1 und der Nettoenergiegewinn je Hektar bei 40,18 Gj/ha.

Tab. 12: Hof Ritzerau N-extensive Fruchtfolge 2003/2004: Fruchtfolge mit angebauten Kulturen und Flächenverhältnissen Wirtschaftsjahr 2003/2004 Kultur KG WW H H Gesamtfläche [ha] Flächengröße 14,60 17,28 12,75 19,95 64,57 [ha]

Tab. 13: Hof Ritzerau N-extensive Fruchtfolge 2003/2004: Übersicht über das Output/Inputverhältnis je Kultur sowie für die Gesamtfruchtfolge Wirtschaftsjahr 2003/2004 KG WW H H Gesamtenergieaufwand [GJ/ha] 5,91 4,17 5,27 4,53 Gesamtenergieoutput [GJ/ha] 36,49 36,74 74,97 39,50 Output/Input 6,17 8,81 14,23 8,72 Flächengröße [ha] 14,60 17,28 12,75 19,95 Gesamtfruchtfolge: Gesamtenergieaufwand 4,90 [GJ/ha] 45,08 Gesamtfruchtfolge: Gesamtenergieoutput [GJ/ha] Gesamtbetrieb: Output/Input 9,20 Gesamtfruchtfolge: Nettoenergiegewinn [GJ/ha] 40,18

91 Teilprojekt Pflanzenbau

3.2 Hof Ritzerau N-intensive Fruchtfolge 3.2.1 Fruchtfolgegestaltung 2004/2005 Die N-intensive Fruchtfolge ist gegenüber der N-extensiven Fruchtfolge durch ein Körnerlegumino- senfruchtfolgeglied in Form von Erbsen erweitert und liegt damit über dem in den Richtlinien zum öko- logischen Landbau empfohlenen Mindesthauptfruchtanteil von 30% Leguminosen. Wie eingangs er- wähnt, stellt der Weizen in der N-intensiven Fruchtfolge bisher gleichzeitig das erste Folgegetreide nach sowohl Kleegras als auch Körnerleguminosen dar. Tab. 14: Hof Ritzerau N-intensive Fruchtfolge 2004/2005: Fruchtfolge mit angebauten Kulturen und Flächenverhältnissen Wirtschaftsjahr 2004/2005 Gesamtfläche Kultur KG WW H E WW [ha] Flächengröße 16,29 7,30 11,22 14,12 25,86 74,79 [ha]

3.2.2 Dieselverbrauch bzw. Dieselenergieaufwand 2004/2005 Im Vergleich zu den übrigen Kulturen sind im Kleegras die meisten Arbeitsgänge durchgeführt wor- den. Somit fällt der Dieselaufwand auch vergleichsweise hoch aus. Die Zwischenfruchtbestellung bei Hafer und Erbsen und zusätzlich die Strohbergung beim Hafer führen zu hohem Aufwand. Tab. 15: Hof Ritzerau N-intensive Fruchtfolge 2004/2005: Dieselverbrauch [l/ha] bzw. Dieselenergie- aufwand [GJ/ha] je Kultur

Wirtschaftsjahr 2004/2005 Normdiesel Arbeitsgerät Anzahl der Arbeitsgänge je Kultur (DN) [l/ha] KG WW H E WW Stoppelgrubber/ flach 4.5 m 7,60 - 1 1 1 1 Stoppelgrubber/tief 4.5 m 15,7 - 1 1 1 1 Scheibenegge 7,60 1 - - - - Pflügen [sL H] 32,30 1 1 1 1 1 Saat Väderstadt 6,00 1 1 2* 2* 1 Walze 1,60 2 - 1 2 - Striegel 1,80 - 2 1 1 2 Mähdrusch Getreide, AB 6 m 16,20 - 1 1 1 1 Mähwerk 4,40 1 - - - - Zettwender 2,50 2 - - - - Schwader 3,50 1 - - - - Mulchen 10,70 2 - - - - Rundballenpresse 8,00 1 - 1 - - Ballen laden u. abfahren 12,18 1 - 1 - - Zahl Arbeitsgänge 13 7 10 7 7

Diesel total [l/ha] 103,58 58,10 84,08 65,50 58,10 Primärenergieäquivalent 42,04 42,04 42,04 42,04 42,04 Diesel [MJ/l] Energieaufwand Die- 4354,6 2442,6 3534,8 2753,7 2442,6 sel[MJ/ha] Energieaufwand Diesel 4,35 2,44 3,53 2,75 2,44 [GJ/ha] * Zweifache Nutzung der Drillmaschine aufgrund einer Zwischenfruchteinsaat (Gelbsenf) nach Hafer bzw. Erbsen

92 Teilprojekt Pflanzenbau

3.2.3 Übersicht Schmierölaufwand 2004/2005 Die Energieaufwendungen für das Schmieröl sind aufgrund der Berechnungen abhängig vom Diesel- aufwand je Hektar.

Tab. 16: Hof Ritzerau N-intensive FF 2004/2005: Energieaufwand für Schmieröl [GJ/ha] je Kultur Wirtschaftsjahr 2004/2005 KG WW H E WW Diesel total [l/ha] 103,58 58,10 84,08 65,50 58,10 Energieaufwand 0,05* 0,03* 0,04* 0,03* 0,03* Schmieröl [GJ/ha] *(=2% der eingesetzten Gesamtmenge an Dieselkraftstoff * 24.66 Mj / je Liter

3.2.4 Energieaufwand für Saatgut 2004/2005 Der Energieaufwand für das Saatgut der Körnererbse ist aufgrund des hohen Saatguteinsatzes im Vergleich zu den übrigen Kulturen als recht hoch einzuordnen.

Tab. 17: Hof Ritzerau N-intensive Fruchtfolge 2004/2005: Energieaufwand [GJ/ha] und Transport- menge [t/ha] für die Saatgut je Kultur Wirtschaftsjahr 2004/2005 KG WW H E WW Energieaufwand 0,29 0,62 0,59* 0,90* 0,54 Saatgut[GJ/ha] Reine Transport- 0,02 0,18 0,15* 0,26* 0,18 menge [t/ha] * inklusive Zwischenfrucht Gelbsenf

3.2.5 Übersicht der Erntemengen und des Transportaufwandes der Erntemengen 2004/2005 Tab. 18: Hof Ritzerau N-intensive FF 2004/2005: Transportaufwand [t/ha] der Erntemengen je Kultur Wirtschaftsjahr 2004/2005 KG WW H E WW TM-Ertrag [t/ha] 3,40 3,45 3,35 2,40 3,92 TM-Ertrag [kg/ha] 3400 3448,6 3350 2399,4 3920,74 FM-Ertrag [t/ha] 10,30 4,01 6,46 2,79 4,56 % TS 33 86 86 86 86

Die vorangegangene Tabelle gibt einen Überblick über die Erträge aus dem Anbaujahr 2004/2005. Die Ergebnisse spielen für die Berechnungen des Primärenergieeinsatzes für Transport des Erntegu- tes vom Feld zum Hof sowie für die Lagerung und Trocknung eine Rolle.

3.2.6 Übersicht Transport und Lagerung 2004/2005 Die folgende Tabelle stellt die Energieaufwendungen für Transport und Lagerung dar. Für das Klee- gras sind keine Energieaufwendungen für Lagerung und Trocknung angenommen, da für das Futter in Form von Silorundballen keine Trocknungs- und Lageraufwendungen anfallen. Da auf eine Kalkausbringung auf der Erbsenanbaufläche verzichtet wurde und die Ertragsleistung und somit der Energieaufwand für Transport und Lagerung gering ist, fallen die Energieaufwendungen im Vergleich zu den übrigen Kulturen mit 23,58 MJ/ha um etwa 50% geringer aus.

93 Teilprojekt Pflanzenbau

Tab. 19: Hof Ritzerau N-intensive Fruchtfolge 2004/2005: Transport und Lagerung Wirtschaftsjahr 2004/2005 Einheit Dn KG WW H E WW Ausbringung ab Hof t / ha Kalk (+Knochenmehl) t/ha 0,00 2,50 0,00 0,00 2,50 Dieselverbrauch je Ton- l / t 0,20 0,20 0,50 0,20 0,20 0,20 ne Dieselverbrauch je Hek- l/ha 0,00 1,25 0,00 0,00 0,50 tar Dieselkraftstoff MJ / l 42,04 42,04 42,04 42,04 42,04 42,04 Gesamt MJ / ha 0,00 52,55 0,00 0,00 21,02 Transport t / ha Dünger t/ha 1,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 Kalk (+ Knochenmehl) t/ha 1,00 0,00 2,50 0,00 0,00 2,50 Saatgut t/ha 1,00 0,02 0,18 0,15 0,26 0,18 Transportmenge 0,02 2,68 0,15 0,26 2,68 0.3 je Arbeitsgang und + Gesamtverbrauch l / ha 0,00 0,21 0,01 0,02 0,21 0,03 je Tonne Dieselkraftstoff MJ / l 42,04 42,04 42,04 42,04 42,04 42,04 Gesamt MJ / ha 0,08 9,01 0,52 0,86 9,01 Arbeitsgänge je Arbeitsgeräte je 10 ha 13,00 7,00 10,00 9,00 7,00 10 ha Arbeitsgänge je Arbeitsgeräte je ha 1,30 0,70 1,00 0,90 0,70 1 ha Arbeitsgeräte l / Arbeitsgang 0,30 0,30 0,30 0,30 0,30 0,30 Dieselverbrauch je /ha l/ha 0,39 0,21 0,30 0,27 0,21 Dieselkraftstoff MJ / l 42,04 42,04 42,04 42,04 42,04 42,04 Gesamt MJ / ha 0,30 16,40 8,83 12,61 11,35 8,83 Transport ab Feld t / ha Erntegut (FM-Ertrag) t/ha 10,30 4,01 8,95* 2,79 4,56 0.3 je Arbeitsgang und + Gesamtverbrauch l / ha 0,82 0,32 0,72 0,22 0,36 0,03 je Tonne Dieselkraftstoff MJ / l 42,04 42,04 42,04 42,04 42,04 42,04 Gesamt MJ / ha 34,65 13,49 30,10 9,38 15,33 Lagerung und Trock- MJ / ha nung Kalk (+Knochenmehl) MJ / ha 1,70 0,00 29,00 0,00 0,00 4,25 Saatgut MJ / ha 1,70 0,04 0,31 0,26 0,44 0,31 Erntegut (FM-Ertrag) MJ / ha 1,70 0,00 6,82 15,22 4,74 7,75 Gesamt MJ / ha 0,04 36,12 15,48 5,18 12,31 Energieaufwand Ge- MJ / ha 51,12 120,0 58,71 26,77 66,50 samttabelle *Erntegut (FM-Ertrag) + FM Stroh

3.2.7 Übersicht Gesamtenergieaufwand Transport und Lagerung 2004/2005 Aus den Ergebnissen der Tabellen 5-7 ergibt sich nach zusätzlicher Addition des Energieaufwandes für Schmieröl der Gesamtenergieaufwand [GJ/ha] für Transport und Lagerung je Kultur

94 Teilprojekt Pflanzenbau

Tab. 20: Hof Ritzerau N-intensive Fruchtfolge 2004/2005: Gesamtenergieaufwand für Transport und Lagerung je Kultur [GJ/ha]. Errechnet aus Tabelle 17 und dem Energieaufwand [GJ/ha] für Schmieröl Wirtschaftsjahr 2004/2005 Einheit KG WW H E WW Gesamtdieselverbrauch l/ha 1,22 2,00 1,03 0,51 1,29 Transport und Lagerung Energieaufwand Schmieröl MJ/ha 0,60* 0,98* 0,51* 0,25* 0,64* + Energieaufwand Tabelle 40 MJ/ha 51,12 120,00 58,71 26,77 66,50 Gesamtenergieaufwand MJ/ha 51,72 120,99 59,22 27,03 67,14 Transport und Lagerung Gesamtenergieaufwand GJ/ha 0,05 0,12 0,05 0,03 0,07 Transport und Lagerung *(=2% der eingesetzten Gesamtmenge an Dieselkraftstoff * 24.66 Mj / je Liter))

3.2.8 Einsatzabhängiger Energieaufwand für die Maschinenherstellung 2004/2005

Tab.21: Hof Ritzerau N-intensive Fruchtfolge 2004/2005: Energieaufwand [GJ(ha] für Maschinenher- stellung unter Berücksichtigung der Häufigkeit des Einsatzes je Kultur

Wirtschaftsjahr 2004/2005 Energieauf- wand einmali- Gesamtenergieaufwand [MJ/ha] Arbeitsgerät ger Einsatz [MJ/ha] KG WW H E WW Stoppelgrubber/ flach 4.5 79,39 0,00 79,39 79,39 79,39 79,39 Stoppelgrubber/tief 4.5 112,61 0,00 112,61 112,61 112,61 112,61 Scheibenegge 5m 162,05 162,05 0,00 0,00 0,00 0,00 Pflügen [sL H] 6-scharig, 2,1 355,70 355,70 355,70 355,70 355,70 355,70 m 120 kw mittlerer Boden Kreiselegge/Drillmaschine 32,69 32,69 32,69 65,38 65,38 32,69 4m Walze 76,66 153,32 0,00 76,66 153,32 0,00 Striegel 75,60 0,00 151,20 75,60 75,60 151,20 Hackgerät 135,72 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 Großbehälterschleuder- streuer (Festmist, Kalk, 28,81 0,00 28,81 0,00 0,00 28,81 Harn.) 10 t 12m Düngerstreuer (P,K,Ca) 12m 16,06 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 Spritze 67 kw 24m 34,20 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 Mähdrusch , AB 4 t 6m 383,65 0,00 383,65 383,65 383,65 383,65 Mähwerk 65,87 65,87 0,00 0,00 0,00 0,00 Zettwender 12,89 25,78 0,00 0,00 0,00 0,00 Schwader 12,61 12,61 0,00 0,00 0,00 0,00 Mulchen 75,40 150,80 0,00 0,00 0,00 0,00 Rundballenpresse 86,94 86,94 - - - - Ballen laden u. abfahren 41,00 41,00 - - - - Dreiseitenkippanhänger 12 t 79,03 79,03 79,03 79,03 79,03 79,03 pauschal Gesamtenergieaufwand 1165 1112 1031 1036 1031 [MJ/ha] Gesamtenergieaufwand 1,17 1,11 1,03 1,04 1,03 [GJ/ha]

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In Bezug auf den einsatzabhängigen Energieaufwand für die Maschinenherstellung ist der anteilige Aufwand für den die Maschine ziehenden Schlepper mit eingerechnet.

3.2.9 Energieerträge der Haupt- und Nebenprodukte 2004/2005 Der Energieertrag je Hektar ergibt sich aus der Multiplikation der Trockenmasserträge mit dem Ener- giegehalt der jeweiligen Kultur. Im Gegensatz zu ökonomischen Auswertungen sind die Erträge hier nicht bei der handelsüblichen Kornfeuchte von 14% sondern als reine Trockensubstanz ausgewiesen und fallen somit entsprechend geringer aus.

Tab. 22: Hof Ritzerau N-intensive Fruchtfolge 2004/2005: Energieerträge [GJ/ha] der Haupterntepro- dukte und der Nebenprodukte je Kultur Wirtschaftsjahr 2004/2005 Hauptprodukt KG WW H E WW TM-Ertrag [t/ha] 3,40 3,45 3,35 2,40 3,92 TM-Ertrag [kg/ha] 3400 3448,6 3350 2399,4 3920,74 Energiegehalt [MJ/kg TM] 10,25 14,38 15,16 12,69 14,38 Energieertrag [GJ/ha] 34,85 49,60 50,78 30,45 56,38 Wirtschaftsjahr 2004/2005 Nebenprodukt KG WW H E WW TM-Ertrag [t/ha] - - 3,00 - - TM-Ertrag [kg/ha] - - 3000 - - Energiegehalt [MJ/kg TM] - - 6,65 - - Energieertrag [GJ/ha] - - 19,95 - - FM - - 0,8 - - Transportmenge - - 2,49 - -

3.2.10 Output/Input Verhältnis und Nettoenergiegewinn der extensiven Fruchtfolge 2004/2005 Die Gesamtenergieaufwendungen [GJ/ha] sind aufgrund der Vielzahl an Arbeitsgängen auf dem Kleegras am höchsten. Da allerdings nur ein extensiver Ernteschnitt realisiert wurde und große Teile des potentiell erntbaren Kleegrases auf dem Feld zurückblieben, ist die Energieeffizienz des Kleegra- ses relativ schlecht. Relativ hohe Weizenerträge führen im Wirtschaftsjahr 2004/2005 mit 9,38 zu 1 zu einer der N-extensiven Fruchtfolge vergleichbaren hohen Energieeffizienz. Der Nettoenergiegewinn je Hektar beträgt 40,47 Gj/ha.

Tab. 23: Hof Ritzerau N-intensive Fruchtfolge 2004/2005: Übersicht über das Output/Inputverhältnis je Kultur sowie für die Gesamtfruchtfolge Wirtschaftsjahr 2004/2005 KG WW H E WW Gesamtenergieaufwand [GJ/ha] 5,91 4,24 5,27 4,82 4,11 Gesamtenergieoutput [GJ/ha] 34,85 49,60 50,78 30,45 56,38 Output/Input 5,89 11,70 9,65 6,31 13,72 Flächengröße [ha] 16,29 7,30 11,22 14,12 25,86 Gesamtbetrieb: Gesamtenergieaufwand [GJ/ha] 4,83 Gesamtbetrieb: Gesamtenergieoutput 45,29 [GJ/ha] Gesamtbetrieb: Output/Input 9,38 Gesamtbetrieb: Nettoenergiegewinn [GJ/ha] 40,47

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3.2.11 Zum Vergleich Fruchtfolgegestaltung und Output/Input Verhältnis und Nettoenergiege- winn der N-intensiven Fruchtfolge 2003/2004

Tabelle 23 zeigt für das Wirtschaftsjahr 2003/2004 die Anbauverhältnisse auf den der N-intensiven Fruchtfolge zugeordneten Schlägen. Im Gegensatz zur N-extensiven Fruchtfolge besteht hier Kon- stanz der angebauten Kulturarten in beiden Beobachtungsjahren. Tabelle 24 bestätigt die auch im Wirtschaftsjahr 2004/05 gefundene vergleichsweise höchste Effizienz von Hafer, also der Kultur mit Strohbergung. Im Vergleich zu 2004/05 führten im Wirtschaftsjahr 2003/2004 deutlich geringere Wei- zen- und Erbsenerträge zu einem beträchtlich geringeren Nettoenergiegewinn sowie einer geringeren Energieeffizienz. Das relativ schlechte Abschneiden der N-intensiven Fruchtfolge im Wirtschaftsjahr 2003/2004 kann nicht durch die relativ guten Ergebnisse des Folgejahres ausgeglichen werden, so dass im Durchschnitt beider Beobachtungsjahre sich die extensive Fruchtfolge als energieeffizienter auszeichnet.

Tab. 23: Hof Ritzerau N-intensive Fruchtfolge 2003/2004: Fruchtfolge mit angebauten Kulturen und Flächenverhältnissen Wirtschaftsjahr 2003/2004 Gesamtfläche Kultur KG WW H E WW [ha] Flächengröße 16,15 14,12 12,75 25,86 16,29 85,16 [ha]

Tab. 24: Hof Ritzerau N-intensive Fruchtfolge 2003/2004: Übersicht über das Output/Inputverhältnis je Kultur sowie für die Gesamtfruchtfolge Wirtschaftsjahr 2003/2004 KG WW H E WW Gesamtenergieaufwand [GJ/ha] 5,91 4,18 5,27 4,82 4,10 Gesamtenergieoutput [GJ/ha] 36,49 36,74 74,97 23,57 31,66 Output/Input 6,17 8,79 14,23 4,89 7,72 Flächengröße [ha] 16,15 14,12 12,75 25,86 16,29 Gesamtfruchtfolge: Gesamtenergieaufwand [GJ/ha] 4,85 Gesamtfruchtfolge: Gesamtenergieoutput 37,44 [GJ/ha] Gesamtfruchtfolge: Output/Input 7,71 Gesamtfruchtfolge: Nettoenergiegewinn 32,59 [GJ/ha]

3.3 Ökovergleichsbetrieb 3.3.1 Fruchtfolgegestaltung 2003/2004 und 2004/2005 Die Fruchtfolge ist bezüglich der Stickstoffintensität vergleichbar mit der N-intensiven Fruchtfolge von „Hof Ritzerau“. Auch hier liefern Leguminosen in Form von Kleegras und Erbsen Stickstoff ins System. Neben Winterweizen und Sommerhafer wird auf dem Ökovergleichsbetrieb Wintertriticale angebaut. Tab. 25: Ökovergleichsbetrieb 2003/2004: Fruchtfolge mit angebauten Kulturen und Flächenverhält- nissen Wirtschaftsjahr 2003/2004 Gesamtfläche Kultur KG H WT E WW [ha] Flächengröße 30 22,8 30 7,2 23,1 113,10 [ha]

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Im Wirtschaftsjahr 2004/2005 wurde aufgrund wechselnden Erfolges mit dem Körnerleguminosenan- bau versucht, Körnerleguminosen durch Winterraps zu ersetzten. Aus der „N-intensiven“-Fruchtfolge mit einem Leguminosenanteil von 40% des Wirtschaftsjahres 2003/2004 wurde somit eine N- extensive Fruchtfolge mit einem zwanzigprozentigen Leguminosenanteil Tab. 26: Ökovergleichsbetrieb 2004/2005: Fruchtfolge mit angebauten Kulturen und Flächenverhält- nissen Wirtschaftsjahr 2004/2005 Kultur Gesamtfläche KG H WT WR WW [ha] Flächengröße 31 23,2 28,7 9 21,1 113,00 [ha]

3.3.2 Dieselverbrauch bzw. Dieselenergieaufwand 2004/2005 Im Gegensatz zu „Hof Ritzerau“ wird das Kleegras auf dem Vergleichsbetrieb als Untersaat mit Hilfe eines Düngerstreuers kurz vor dem letzten Striegeln in den Getreidebestand etabliert. Auf diese Wei- se kann auf das energieaufwendige Pflügen vor Kleegras verzichtet werden. Zudem entfällt die zu- sätzliche Bearbeitung mit der Scheibenegge und der ebenfalls energieaufwendige Einsatz der Drill- kombination. Auf die Nutzung der Walze wurde ebenfalls verzichtet, so dass sich ein wesentlich ge- ringerer Energieeinsatz für das Kleegras im Vergleich zu „Hof Ritzerau“ ergibt. Zu Sommerhafer und Wintertriticale erfolgte eine mineralische Düngergabe. So wird im Vergleich zu „Hof Ritzerau“ zusätzli- che Energie in Form von Diesel eingesetzt. Der Dieselaufwand für den Winterraps entspricht dem Aufwand der im Vorjahr angebauten Erbse. Tab. 27: Ökovergleichsbetrieb 2004/2005: Dieselverbrauch [l/ha] bzw. Dieselenergieaufwand [GJ/ha] je Kultur

Wirtschaftsjahr 2004/2005 Normdiesel Arbeitsgerät Anzahl der Arbeitsgänge je Kultur (DN) [l/ha] KG H WT WR WW

Scheibenegge 5m 7,60 - - - 1 - Pflügen [sL H] 32,30 - 1 1 1 1 Kreiselegge+ Sämaschine 4m 12,00 - 1 1 1 1 Striegel 1,80 - - 1 1 1 Hacke 3,60 - 3 2 2 2 Düngerstreuer (P,K,Ca) 12 m 1,90 1 1 1 1 - Mähdrusch Getreide, AB 5m 16,20 - 1 1 1 1 Mähwerk 4,40 1 - - - - Zettwender 2,50 2 - - - - Schwader 3,50 1 - - - - Mulchen 10,70 2 - - - - Rundballenpresse 8,00 1 1 - - - Ballen laden u. abfahren 12,18 1 1 - - - Zahl Arbeitsgänge 10 9 7 8 6

Diesel total [l/ha] 56,38 93,38 71,40 79,00 69,50 Primärenergieäquivalent Diesel 42,04 42,04 42,04 42,04 42,04 [MJ/l] Energieaufwand Diesel[MJ/ha] 2370 3925 3001 3321 2921 Energieaufwand Diesel [GJ/ha] 2,37 3,93 3,00 3,32 2,92

98 Teilprojekt Pflanzenbau

3.3.3 Übersicht Schmierölaufwand 2004/2005 Die Energieaufwendungen für das Schmieröl sind aufgrund der Berechnungen abhängig vom Diesel- aufwand je Hektar. Tab. 28: Ökovergleichsbetrieb 2004/2005: Energieaufwand für Schmieröl [GJ/ha] je Kultur Wirtschaftsjahr 2004/2005 KG H WT WR WW Diesel total [l/ha] 56,38 93,38 71,40 79,00 69,50 Energieaufwand 0,03* 0,05* 0,04* 0,04* 0,03* Schmieröl [GJ/ha] *(=2% der eingesetzten Gesamtmenge an Dieselkraftstoff * 24.66 Mj / je Liter

3.3.4 Energieaufwand für Saatgut 2004/2005 Der Energieaufwand für das Saatgut entspricht prinzipiell dem der N-intensiven Fruchtfolge des Hofes Ritzerau, allerdings enthält das hier dargestellte Wirtschaftsjahr 2004/2005 eine Besonderheit, statt des hohen Energieeinsatzes durch die gewöhnlich hohe Aussaatmenge der Körnerleguminosen, ent- hält die Winterrapssaat mit 0,08 GJ/ha aufgrund der spärlichen Saatmenge nur eine geringe Energie- menge. Tab. 29: Ökovergleichsbetrieb 2004/2005: Energieaufwand [GJ/ha] und Transportmenge [t/ha] für die Saatgut je Kultur Wirtschaftsjahr 2004/2005 KG H WT WR WW Energieaufwand 0,34 0,60 0,47 0,08 0,60 Saatgut[GJ/ha] Reine Transport- 0,03 0,16 0,16 0,00 0,18 menge [t/ha] * inklusive Zwischenfrucht Gelbsenf

3.3.5 Übersicht der Erntemengen und des Transportaufwandes der Erntemengen 2004/2005 Tab. 30: Ökovergleichsbetrieb 2004/2005: Transportaufwand [t/ha] der Erntemengen je Kultur Wirtschaftsjahr 2004/2005 KG H WT WR WW TM-Ertrag [t/ha] 3,90 3,61 2,84 1,64 4,70 TM-Ertrag [kg/ha] 3900 3612 2838 1638 4,042 FM-Ertrag [t/ha] 11,82 6,69 3,30 1,80 5,47 % TS 33 86 86 91 86

Die vorangegangene Tabelle gibt einen Überblick über die Erträge aus dem Anbaujahr 2004/2005. Die Erträge der Druschfrüchte Hafer und Tritikale sind als durchschnittlich zu bezeichnen, während die des Weizens, welcher ja nach Körnererbsen 2004 gestanden hat, als sehr gut zu bewerten sind. Der Ertrag des Körnerrapses ist aus ökonomischer Sicht aufgrund der hohen Preise, die dafür gezahlt werden, als Erfolg zu bezeichnen.

3.3.6 Übersicht Transport und Lagerung 2004/2005 Im Vergleich zu „Hof Ritzerau“ wurde auf dem Ökovergleichsbetrieb Mist zu Winterweizen ausge- bracht, so dass hier Dieselaufwendungen in die Berechnung mit einfließen. Neben der Ausbringung von Kalk erfolgte auf dem Vergleichsbetrieb außerdem eine Düngung mit Phosphor und Kali zu Som- merhafer und Wintertriticale.

99 Teilprojekt Pflanzenbau

Tab. 31: Ökovergleichsbetrieb 2004/2005: Transport und Lagerung

Wirtschaftsjahr 2004/2005 Einheit Dn KG H WT WR WW Ausbringung ab Hof t / ha Mist t/ha 0,00 0,00 0,00 0,00 2,36 Dieselverbrauch je l / t 0,20 0,20 0,20 0,20 0,20 0,50 Tonne Dieselverbrauch je l/ha 0,00 0,00 0,00 0,00 1,18 Hektar Dieselkraftstoff MJ / l 42,04 42,04 42,04 42,04 42,04 42,04 Gesamt MJ / ha 0,00 0,00 0,00 0,00 49,61 Transport t / ha Dünger t/ha 1,00 0,00 0,30 0,50 0,00 0,00 Kalk (+ Knochenmehl) t/ha 1,00 0,00 0,00 0,00 0,00 2,36 Saatgut t/ha 1,00 0,03 0,16 0,16 0,00 0,18 Transportmenge 0,03 0,46 0,66 0,00 2,54 0.3 je Arbeitsgang Gesamtverbrauch l / ha 0,00 0,04 0,05 0,00 0,20 und+ 0,03 je Tonne Dieselkraftstoff MJ / l 42,04 42,04 42,04 42,04 42,04 42,04 Gesamt MJ / ha 0,09 1,55 2,20 0,01 8,53 Arbeitsgänge Arbeitsgeräte je 10 ha 9,00 9,00 7,00 8,00 6,00 je 10 ha Arbeitsgänge Arbeitsgeräte je ha 0,90 0,90 0,70 0,80 0,60 je 1 ha Arbeitsgeräte l / Arbeitsgang 0,30 0,30 0,30 0,30 0,30 0,30 Dieselverbrauch je /ha l/ha 0,27 0,27 0,21 0,24 0,18 Dieselkraftstoff MJ / l 42,04 42,04 42,04 42,04 42,04 42,04 Gesamt MJ / ha 0,30 11,35 11,35 8,83 10,09 7,57 Transport ab Feld t / ha Erntegut (FM-Ertrag) t/ha 11,82 9,18* 3,30 1,80 5,47 0.3 je Arbeitsgang Gesamtverbrauch l / ha 0,95 0,73 0,26 0,14 0,44 und+ 0,03 je Tonne Dieselkraftstoff MJ / l 42,04 42,04 42,04 42,04 42,04 42,04 Gesamt MJ / ha 39,75 22,51 11,10 6,05 18,38 Lagerung und Trock- MJ / ha nung Kalk (+Knochenmehl) MJ / ha 1,70 0,00 0,00 0,00 0,00 27,38 Saatgut MJ / ha 1,70 0,05 0,27 0,26 0,01 0,30 Erntegut (FM-Ertrag) MJ / ha 1,70 0,00 15,61 5,61 3,06 9,29 Gesamt MJ / ha 0,05 15,88 5,87 3,07 36,96 Energieaufwand Ge- MJ / ha 51,19 59,65 28,00 19,22 121,05 samttabelle

3.3.7 Übersicht Gesamtenergieaufwand Transport und Lagerung 2004/2005 Aus den Ergebnissen der Tabellen 5-7 ergibt sich nach zusätzlicher Addition des Energieaufwandes für Schmieröl der Gesamtenergieaufwand [GJ/ha] für Transport und Lagerung je Kultur.

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Tab. 32: Ökovergleichsbetrieb 2004/2005: Gesamtenergieaufwand für Transport und Lagerung je Kultur [GJ/ha]. Errechnet aus Tabelle 17 und dem Energieaufwand [GJ/ha] für Schmieröl

Wirtschaftsjahr 2004/2005 Einheit KG H WT WR WW Gesamtdieselverbrauch l/ha 1,22 1,04 0,53 0,38 2,00 Transport und Lagerung Energieaufwand Schmieröl MJ/ha 0,60* 0,51* 0,26* 0,19* 0,99* + Energieaufwand Tabelle 64 MJ/ha 51,19 59,65 28,00 19,22 121,05 Gesamtenergieaufwand MJ/ha 51,79 60,16 28,26 19,41 122,03 Transport und Lagerung Gesamtenergieaufwand GJ/ha 0,05 0,06 0,03 0,02 0,12 Transport und Lagerung *(=2% der eingesetzten Gesamtmenge an Dieselkraftstoff * 24.66 Mj / je Liter))

3.3.8 Einsatzabhängiger Energieaufwand für die Maschinenherstellung 2004/2005

Tab. 33: Ökovergleichsbetrieb 2004/2005: Energieaufwand [GJ(ha] für Maschinenherstellung unter Berücksichtigung der Häufigkeit des Einsatzes je Kultur

Wirtschaftsjahr 2004/2005 Energieauf- wand einmali- Gesamtenergieaufwand [GJ/ha] Arbeitsgerät ger Einsatz [GJ/ha] KG H WT WR WW Scheibenegge 5 m 162,05 0,00 0,00 0,00 162,05 0,00 Pflügen [sL H] 355,70 0,00 355,70 355,70 355,70 355,70 Kreiselegge/Drillmaschine 4m 180,94 0,00 180,94 180,94 180,94 180,94 Striegel 75,60 0,00 0,00 75,60 75,60 75,60 Hackgerät 135,72 0,00 407,16 271,44 271,44 271,44 Großbehälterschleuderstreuer 28,81 28,81 0,00 0,00 0,00 28,81 (Festmist, Kalk, Harn.) 10 t 12 m Düngerstreuer (P,K,Ca) 12 m 16,06 16,06 16,06 16,06 0,00 0,00 Mähdrusch , AB 4 t 6 m 383,65 0,00 383,65 383,65 383,65 383,65 Mähwerk 65,87 65,87 0,00 0,00 0,00 0,00 Zettwender 12,89 25,78 0,00 0,00 0,00 0,00 Schwader 12,61 12,61 0,00 0,00 0,00 0,00 Mulchen 75,40 150,80 0,00 0,00 0,00 0,00 Rundballenpresse 86,94 86,94 0,00 0,00 0,00 0,00 Ballen laden u. abfahren 41,00 41,00 0,00 0,00 0,00 0,00 Dreiseitenkippanhänger 12 t pau- 79,03 79,03 79,03 79,03 79,03 79,03 schal Gesamtenergieaufwand [MJ/ha] 506 1422 1362 1508 1375 Gesamtenergieaufwand [GJ/ha] 0,51 1,42 1,36 1,51 1,38

Mit Ausnahme des in Untersaat energiesparsam etablierten Kleegrases wurde auf dem Ökover- gleichsbetrieb im Vergleich zu „Hof Ritzerau“ ein deutlich höherer Maschineneinsatz verzeichnet. Die- ses begründet sich allerdings durch die Ausbringung von Mist zu Winterweizen aber auch von Phos- phor und Kali zu Sommerhafer und Wintertriticale.

101 Teilprojekt Pflanzenbau

3.3.9 Energieaufwand für Düngemittel Auf dem Ökovergleichsbetrieb erfolgte eine mineralische Düngergabe zu Sommerhafer in Form von Patentkali und zu Wintertriticale in Form von Rohphosphat. Dies bedeutet im Vergleich zu „Hof Ritze- rau“ einen zusätzlichen Energieaufwand. Gegenüber dem später folgenden konventionellen Betrieb sind die Energieaufwendungen von 0,52 GJ/ja in Hafer und 0,79 GJ/ha in Wintertriticale als gering einzuordnen. Zwar ist generell ein möglichst niedriger Energieaufwand ein Indikator für Nachhaltigkeit, doch darf die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit nicht außer Acht gelassen werden. Es ist anzumerken, dass hier der Ökovergleichsbetrieb im Vergleich zu Ritzerau Phosphor und Kali investiert, um dem infolge starker Nährstoffexporte offenen Betriebskreislauf von viehschwachen Öko-Ackerbaubetrieben entgegen zu wirken.

Tab. 34: : Ökovergleichsbetrieb 2004/2005: Energieaufwand [GJ/ha] für eingesetzte Düngemittel Wirtschaftsjahr 2004/2005 Energieäquivalent Düngerform Nährstoff Primärenergieaufwand je Kultur [MJ/ha] [MJ/kg] KG H WT WR WW

Rohphosphat P2O5 8,73 - 785,7 - - Patentkali K2O 8,23 - 222,21 - - - MgO 3,35 - 30,15 - - - S 17,4 - 266,22 - - - Energieaufwand - 518,58 785,70 - - [MJ/ha] Energieaufwand - 0,52 0,79 - - [GJ/ha]

3.3.10 Energieerträge der Haupt- und Nebenprodukte 2004/2005 Die Energieerträge des Kleegrases sowie der Getreideflächen liegen für das hier vorgestellte Wirt- schaftsjahr 2004/05 im Rahmen der auch auf „Hof Ritzerau“ erzielten Werte. Interessant ist, dass in dem betreffenden Jahr mit dem für den Ökolandbau eher untypischen Winterraps gegenüber beiden Körnerleguminosen, (a) den zeitgleich in Ritzerau angebauten und b) den im Vorjahr auf dem Ver- gleichsbetrieb angebauten, ein um ca. 12 GJ/ha höheren Energieertrag erzielt wurde. Ursache hierfür ist primär der hohe Gehalt an energiereichem Öl in den Rapssamen

Tab. 35 Ökovergleichsbetrieb 2004/2005: Energieerträge [GJ/ha] der Haupternteprodukte und Neben- produkte je Kultur Wirtschaftsjahr 2004/2005 Hauptprodukt KG H WT WR WW TM-Ertrag [t/ha] 3,90 3,61 2,84 1,64 4,70 TM-Ertrag [kg/ha] 3900 3612 2838 1638 4700 Energiegehalt [MJ/kg TM] 10,25 15,16 13,41 21,86 14,38 Energieertrag [GJ/ha] 39,98 54,75 38,05 35,81 67,61 Wirtschaftsjahr 2004/2005 Nebenprodukt KG H WT WR WW TM-Ertrag [t/ha] 3,00 TM-Ertrag [kg/ha] 3000 Energiegehalt [MJ/kg TM] 6,65 Energieertrag [GJ/ha] 19,95 FM 0,8 Transportmenge 2,49

102 Teilprojekt Pflanzenbau

3.3.11 Output/Input Verhältnis und Nettoenergiegewinn der extensiven Fruchtfolge 2004/2005 Trotz der höheren Energieaufwendungen für die den Bodenfruchtbarkeitsstatus erhaltenden Phos- phor- und Kalidüngung, zeigt der Ökovergleichsbetrieb bei leicht höherem Nettoenergiegewinn eine ähnliche Energieeffizienz wie die vergleichbare N-intensive Fruchtfolge des Hofes Ritzerau auf. Neben dem angesprochen höherem Energiegewinn durch Raps im Vergleich zu Körnerleguminosen, liegt die Stärke des Vergleichsbetriebes in einem sehr energieffizienten Kleegrasanbau. Hier schlägt die Ein- sparung der energieaufwändigen Pflugarbeit und Aussaat zur Kleegrasbestellung voll durch.

Tab. 36: : Ökovergleichsbetrieb 2004/2005: Übersicht über das Output/Inputverhältnis je Kultur sowie für die Gesamtfruchtfolge Wirtschaftsjahr 2004/2005 KG H WT WR WW Gesamtenergieaufwand [GJ/ha] 3,30 6,57 5,68 4,97 5,03 Gesamtenergieoutput [GJ/ha] 39,98 54,75 38,05 35,81 67,61 Output/Input 12,13 8,33 6,70 7,20 13,38 Flächengröße [ha] 31 23,2 28,7 9 21,1 Gesamtbetrieb: Gesamtenergieaufwand [GJ/ha] 5,04 Gesamtbetrieb: Gesamtenergieoutput 47,35 [GJ/ha] Gesamtbetrieb: Output/Input 9,39 Gesamtbetrieb: Nettoenergiegewinn [GJ/ha] 42,31

3.3.12 Zum Vergleich Output/Input Verhältnis und Nettoenergiegewinn des Ökovergleichsbe- triebes 2003/2004 Tabelle 37 zeigt für das Wirtschaftsjahr 2003/2004 die Effizienz des Energieeinsatzes des ökologisch wirtschaftenden Vergleichsbetriebes. Sehr hohe Hafererträge führten bei sonst gleichen Aufwendun- gen zu höherer Energieeffizienz und damit auch zu einem höheren Nettoenergiegewinn im Vergleich zum Folgejahr 2004/05. Fairerweise sollte hier auch angemerkt werden, dass der geringe Flächenan- teil auf dem die mit einer relativ niedrigen Energieeffizienz ausgestatteten Erbsen angebaut wurden sowohl die Energieeffizienz des Gesamtbetriebes als auch den Nettoenergiegewinn positiv beeinfluß- ten (geringer Erbsenanteil scheint die Energieeffizienz zu fördern).

Tab. 37: Ökovergleichsbetrieb 2003/2004: Übersicht über das Output/Inputverhältnis je Kultur sowie für die Gesamtfruchtfolge Wirtschaftsjahr 2003/2004 KG H WT E WW Gesamtenergieaufwand [GJ/ha] 3,42 6,45 6,15 5,51 5,03 Gesamtenergieoutput [GJ/ha] 37,93 92,37 40,35 19,64 51,96 Output/Input 11,10 14,33 6,56 3,56 10,33 Flächengröße [ha] 30 22,8 30 7,2 23,1 Gesamtbetrieb: Gesamtenergieaufwand [GJ/ha] 5,22 Gesamtbetrieb: Gesamtenergieoutput 51,25 [GJ/ha] Gesamtbetrieb: Output/Input 9,82 Gesamtbetrieb: Nettoenergiegewinn [GJ/ha] 46,03

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3.4 Konventioneller Vergleichsbetrieb 3.4.1 Fruchtfolgegestaltung 2003/2004 und 2004/2005 Der konventionelle Vergleichsbetrieb wirtschaftet mit der vergleichsweise einfach gehaltenen Frucht- folge Winterraps, Winterweizen, Winterweizen. Im Vergleich zu vielen klassischen konventionellen Druschfruchtbetrieben verzichtet der Vergleichsbetrieb auf die für Schleswig-Holstein klassische früh- räumende Kultur Wintergerste.

Tab. 38: Konventioneller Vergleichsbetrieb 2003/2004: Fruchtfolge mit angebauten Kulturen und Flächenverhältnissen Wirtschaftsjahr 2003/2004 Kultur Winterraps Winterweizen Winterweizen Gesamtfläche [ha] Flächengröße [ha] 26,38 30,23 31,47 88,07

Im Wirtschaftsjahr 2004/2005 konnte der Betrieb die Winterrapsbestellung aus verschiedenen Grün- den nicht geplant durchführen, was neben einer geringen Betriebsvergrößerung zu einer Erhöhung des Flächenanteiles des abtragenden Weizens nach Weizen führte (Tabelle 39).

Tab. 39: Konventioneller Vergleichsbetrieb 2004/2005: Fruchtfolge mit angebauten Kulturen und Flä- chenverhältnissen Wirtschaftsjahr 2004/2005 Kultur Winterraps Winterweizen Winterweizen Gesamtfläche [ha] Flächengröße [ha] 17,00 30,20 45,30 92,50

3.4.2 Dieselverbrauch bzw. Dieselenergieaufwand 2004/2005

Tab. 40: : Konventioneller Vergleichsbetrieb 2004/2005: Dieselverbrauch [l/ha] bzw. Dieselenergieaufwand [GJ/ha] je Kultur

Wirtschaftsjahr 2004/2005 Normdiesel Anzahl der Arbeitsgänge je Arbeitsgerät (DN) Kultur [l/ha] WR WW WW Scheibenegge 5 m 7,60 1 2 2 Stoppelgrubber/Schleppgrubber flach 4.5 m 7,60 1 2 1 Schwergrubber (als Grundbodenbearbei- 15,7 - 1 - tung) 4.5m Pflügen [sL H] 32,30 1 - 1 Sämaschine 4,4 1 1 1 Kreiselegge 9,70 1 1 1 Düngerstreuer (P,K,Ca) 1,90 4 3 3 Düngerstreuer (N, K) 1,90 2 3 3 Spritze 1,20 6 6 6 Mähdrusch Raps, AB 6 m - 19,10 1 - - Mähdrusch Getreide, AB 6m - 22,40 - 1 1 Diesel total [l/ha] 99,30 101,20 110,20 Primärenergieäquivalent für Diesel [MJ/l] 42,04 42,04 42,04 Energieaufwand [MJ/ha] 4174 4254 4632 Energieaufwand [GJ/ha] 4,17 4,25 4,63

104 Teilprojekt Pflanzenbau

Im Unterschied zu den beiden Ökobetrieben ergibt sich durch den Einsatz chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel sowie leichtlöslicher mineralischer Düngemittel eine relativ hohe Anzahl an Ar- beitsgängen je Kultur für den Einsatz dieser konventionellen Hilfsstoffe. Auf eine mechanische Un- krautregulierung mit dem Striegel wird verzichtet. Zudem fand keine Strohbergung statt.

3.4.3 Übersicht Schmierölaufwand 2004/2005 Die Energieaufwendungen für das Schmieröl sind aufgrund der Berechnungen abhängig vom Diesel- aufwand je Hektar.

Tab. 41: Konventioneller Vergleichsbetrieb 2004/2005: Energieaufwand für Schmieröl [GJ/ha] je Kultur Wirtschaftsjahr 2004/2005 WR WW WW Diesel total [l/ha] 98,10 92,40 102,60 Energieaufwand 0,05* 0,05* 0,05* Schmieröl [GJ/ha] *(=2% der eingesetzten Gesamtmenge an Dieselkraftstoff * 24.66 Mj / je Liter

3.4.4 Energieaufwand für Saatgut 2004/2005 Der Energieaufwand für das Saatgut auf dem konventionellem Vergleichsbetrieb ist im Durchschnitt geringer als der der beiden Ökobetriebe. Zu bergründen ist dieses damit, dass bei der frühen Saat auf konventionellen Betrieben ausreichend Zeit für Bestockung im Herbst besteht, so dass bei Weizen weniger Saatgut als auf den Ökobetrieben eingesetzt wurde. Wie beim Ökovergleichsbetrieb wird im Vergleich zur gewöhnlich hohen Ausaatmenge der Körnerleguminosen, bei Raps nur eine sehr gerin- ge Saatgutmenge benötigt.

Tab. 42: Konventioneller Vergleichsbetrieb: Energieaufwand [GJ/ha] und Transportmenge [t/ha] für die Saatgut je Kultur Wirtschaftsjahr 2004/2005 WR WW WW Energieaufwand Saatgut 0,03 0,42 0,38 [GJ/ha] Reine Transportmenge 0,00 0,14 0,13 [t/ha]

3.4.5 Übersicht der Erntemengen und des Transportaufwandes der Erntemengen 2004/2005

Tab. 43: Konventioneller Vergleichsbetrieb: Transportaufwand [t/ha] der Erntemengen je Kultur Wirtschaftsjahr 2004/2005 WR WW WW TM-Ertrag [t/ha] 5,04 9,56 8,75 TM-Ertrag [kg/ha] 5041,4 9563,2 8754,8 FM-Ertrag [t/ha] 5,54 11,12 10,18 % TS 91 86 86

Die vorangegangene Tabelle gibt einen Überblick über die Erträge aus dem Anbaujahr 2004/2005. Die Erträge liegen im konventionellen Landbau gegenüber „Hof Ritzerau“ und zum Ökovergleichsbe- trieb wesentlich höher.

105 Teilprojekt Pflanzenbau

3.4.6 Übersicht Transport und Lagerung 2004/2005 Als wesentliche Unterschiede zu „Hof Ritzerau“, sind in dieser Tabelle der erhöhte Energieeinsatz für den Düngertransport sowie der höhere Dieselverbrauch für Transport und Lagerung der ertragreiche- ren Kulturen zu nennen.

Tab. 44: Konventioneller Vergleichsbetrieb b 2004/2005: Transport und Lagerung Wirtschaftsjahr 2004/2005 Einheit Dn WR WW WW Ausbringung ab t / ha Hof Kalk t/ha 3,00 0,00 0,00 (+Knochenmehl) Dieselverbrauch je l / t 0,20 0,20 0,20 0,20 Tonne Dieselverbrauch je l/ha 0,60 0,00 0,00 Hektar Dieselkraftstoff MJ / l 42,04 42,04 42,04 42,04 Gesamt MJ / ha 25,22 0,00 0,00 Transport t / ha Dünger t/ha 1,00 1,46 1,02 1,07 Kalk (+ Knochen- t/ha 1,00 3,00 0,00 0,00 mehl) Saatgut t/ha 1,00 0,00 0,12 0,14 Transportmenge 4,46 1,14 1,21 0.3 je Arbeitsgang und+ 0,03 Gesamtverbrauch l / ha 0,36 0,09 0,10 je Tonne Dieselkraftstoff MJ / l 42,04 42,04 42,04 42,04 Gesamt MJ / ha 15,01 3,84 4,07 Arbeitsgeräte je 10 Arbeitsgänge 17,00 20,00 19,00 ha je 10 ha Arbeitsgänge Arbeitsgeräte je ha 1,70 2,00 1,90 je 1 ha Arbeitsgeräte l / Arbeitsgang 0,30 0,30 0,30 0,30 Dieselverbrauch je l/ha 0,51 0,60 0,57 /ha Dieselkraftstoff MJ / l 42,04 42,04 42,04 42,04 Gesamt MJ / ha 0,30 21,44 25,22 23,96 Transport ab Feld t / ha Erntegut (FM-Ertrag) t/ha 5,54 11,12 10,18 0.3 je Arbeitsgang und+ 0,03 Gesamtverbrauch l / ha 0,44 0,89 0,81 je Tonne Dieselkraftstoff MJ / l 42,04 42,04 42,04 42,04 Gesamt MJ / ha 18,63 37,40 34,24 Lagerung und MJ / ha Trocknung Kalk MJ / ha 1,70 5,10 0,00 0,00 (+Knochenmehl) Saatgut MJ / ha 1,70 0,00 0,21 0,24 Erntegut (FM-Ertrag) MJ / ha 1,70 9,42 18,90 17,31 Gesamt MJ / ha 14,52 19,11 17,54 Energieaufwand MJ/ha 94,83 85,58 79,82 Gesamttabelle

106 Teilprojekt Pflanzenbau

3.4.7 Übersicht Gesamtenergieaufwand Transport und Lagerung 2004/2005 Aus den Ergebnissen der Tabellen 5-7 ergibt sich nach zusätzlicher Addition des Energieaufwandes für Schmieröl der Gesamtenergieaufwand [GJ/ha] für Transport und Lagerung je Kultur. Der Gesamtenergieaufwand für Transport und Lagerung ist in etwa doppelt so hoch wie der, der für die ökologisch wirtschaftenden Betriebe berechnet wurde.

Tab. 45: Konventioneller Vergleichsbetrieb 2004/2005: Gesamtenergieaufwand für Transport und Lagerung je Kultur [GJ/ha]. Errechnet aus Tabelle 17 und dem Energieaufwand [GJ/ha] für Schmieröl Wirtschaftsjahr 2004/2005 Einheit WR WW WW Gesamtdieselverbrauch Transport und l/ha 1,91 1,58 1,48 Lagerung Energieaufwand Schmieröl MJ/ha 0,94* 0,78* 0,73* + Energieaufwand Tabelle MJ/ha 94,83 74,77 79,82 Gesamtenergieaufwand Transport und MJ/ja 95,77 86,36 80,55 Lagerung Gesamtenergieaufwand Transport und GJ/ha 0,10 0,09 0,08 Lagerung *(=2% der eingesetzten Gesamtmenge an Dieselkraftstoff * 24.66 Mj / je Liter))

3.4.8 Einsatzabhängiger Energieaufwand für die Maschinenherstellung 2004/2005

Tab. 46: Konventioneller Vergleichsbetrieb 2004/2005: Energieaufwand [GJ(ha] für Maschinenher- stellung unter Berücksichtigung der Häufigkeit des Einsatzes je Kultur Wirtschaftsjahr 2004/2005 Energieaufwand einmaliger Gesamtenergieaufwand Arbeitsgerät Einsatz [MJ/ha] [MJ/ha] WR WW WW Scheibenegge 5 m 162,05 162,05 324,10 324,10 Stoppelgrubber/Schleppgrubber flach 4.5 79,39 79,39 158,78 79,39 m Schwergrubber (als Grundbodenbearbei- 112,61 0,00 112,61 0,00 tung) 4.5 m Pflügen [sL H] 355,70 355,70 0,00 355,70 Kreiselegge/Drillmaschine 4 m 180,94 180,94 180,94 180,94 Großbehälterschleuderstreuer (Festmist, 28,81 28,81 - - Kalk, Harn.) 10 t 12 m Düngerstreuer (P,K,Ca) 12 m 16,06 96,36 96,36 96,36 Spritze 67 kw 24 m 34,20 205,19 205,19 205,19 Mähdrusch , AB 6 m 430,44 430,44 0,00 0,00 Mähdrusch Getreide, AB 6 m 430,44 0,00 430,44 430,44 Dreiseitenkippanhänger 12 t pauschal 79,03 79,03 79,03 79,03 Gesamtenergieaufwand [MJ/ha] 1617 1587 1751 Gesamtenergieaufwand [GJ/ha] 1,62 1,59 1,75

Infolge der zahlreichen Düngungs- und Pflanzenschutzmaßnahmen ist der Maschineneinsatz auf dem konventionell wirtschaftenden Betrieb um 50% höher als im Durchschnitt des Gesamtbetriebes Hof Ritzerau. Dieses ist bemerkenswert, da der konventionelle Weizen energiesparend pfluglos bestellt wurde und die Unkrautregulierung auf Hof Ritzerau mechanisch durchgeführt wird.

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3.4.9 Energieaufwand für Düngemittel Im Vergleich zum Ökolandbau stellt der Einsatz leichtlöslicher mineralischer Düngemittel im konventi- onellen Landbau die Hauptenergieaufwendung dar. Die N-haltigen Düngemittel wie DAP, ASS und Harnstoff verursachen den größten Energieinput. Vor allem die Synthese mineralischer Stickstoffdün- gemittel gilt als energieaufwendig. Die zusätzlich aufgewendeten Spurennährstoffe verursachen nur einen geringen Herstellungsaufwand, deren Ausbringung wurde ja mit der Ausbringung von Pflanzen- schutzmitteln gekoppelt.

Tab. 47: Konventioneller Vergleichsbetrieb 2004/2005: Energieaufwand [GJ/ha] für eingesetzte Dün- gemittel

Wirtschaftsjahr 2004/2005 Energieäquivalent Düngerform Nährstoff Primärenergieaufwand je Kultur [MJ/ha] [MJ/kg]

WR WW WW DAP N 42,38 1504,32 762,84 915,41

P2O5 11,82 1072,22 543,72 652,46 ASS N 42,38 3393,79 2644,51 2534,32 S 17,40 696,70 542,88 520,26 Harnstoff N 51,55 6473,65 10907,98 11145,11

40er Kali K2O 8,23 1218,04 395,04 427,96 Kalk CaO 4,68 6977,88 0,00 0,00 Bor B 3,35 10,39 0,00 0,00 Schwefel S 17,40 43,50 0,00 0,00 Mangan Mn 3,35 1,68 5,36 5,70 Energieaufwand [MJ/ha] 21392,15 15802,33 16201,22

Energieaufwand [GJ/ha] 21,39 15,80 16,20

3.4.10 Energieaufwand für Pflanzenschutzmittel In der folgenden Tabelle werden die eingesetzten Pflanzenschutzmittel aufgezeigt. Vor allem Herbizi- de und Fungizide sowie die Halmverkürzer im Winterweizen stellten einen messbaren Energieauf- wand dar. Die Energieaufwendungen für Insektizide fallen gering aus, während die Energieaufwen- dungen für die Saatgutbeize zu vernachlässigen sind. In Winterweizen nach Winterweizen waren hö- here Pflanzenschutzmittelaufwendungen in Form von Herbiziden und Fungiziden gegenüber Winter- weizen nach Winterraps nötig. Im Vergleich zu den Energieaufwendungen für konventionelle Dünge- mittel ist der Energieaufwand je Hektar für die Herstellung der Pflanzenschutzmittel um den Faktor 18 geringer. Dem gegenüber stehen allerdings keine Aufwendungen für Pflanzenschutzmittel auf den beiden Ökobetrieben.

108 Teilprojekt Pflanzenbau

Tab. 48: Konventioneller Vergleichsbetrieb 2004/2005: Energieaufwand [GJ/ha] für eingesetzte Pflan- zenschutzmittel Wirtschaftsjahr 2004/2005

Einheit WR WW WW Herbizide l/ha 2,09 3,646 3,025 0,4123 [kg/l] kg/ha 0,86 1,50 1,25 288 [MJ/kg] MJ/ha 248,17 432,93 359,20 1000,00 GJ/ha 0,248 0,433 0,359 Fungizide l/ha 2,23 4,03 2,17 0,3405 [kg/l] kg/ha 0,76 1,37 0,74 237 [MJ/kg] MJ/ha 179,63 325,54 175,12 1000,00 GJ/ha 0,18 0,33 0,18 Insektizide l/ha 0,45 1,14 0,65 0,12 [kg/l] kg/ha 0,05 0,14 0,08 196 [MJ/kg] MJ/ha 10,68 26,81 15,29 1000,00 GJ/ha 0,01 0,03 0,02 Halmverkürzung l/ha 0,00 3,60 4,04 0,543 [kg/l] kg/ha 0,00 1,95 2,19 268,4 [MJ/kg] MJ/ha 0,00 524,67 588,79 1000,00 GJ/ha 0,00 0,52 0,59 Beize/Inkrustierung l/ha 0,10 0,10 0,10 0,125 [kg/l] kg/ha 0,01 0,01 0,01 268,4 [MJ/kg] MJ/ha 3,36 3,36 3,36 1000,00 GJ/ha 0,00 0,00 0,00 Gesamtenergieaufwand GJ/ha 0,44 1,31 1,14

3.4.11 Energieerträge der Haupt- und Nebenprodukte 2004/2005 Wie bereits angesprochen, sind die Erträge im konventionellen Landbau wesentlich höher. So liegen die Energieerträge weit über 100 GJ/ha.

Tab. 49: Konventioneller Vergleichsbetrieb 2004/2005: Energieerträge [GJ/ha] der Haupternteproduk- te je Kultur, Stroh als Nebenprodukt wurde nicht geborgen Wirtschaftsjahr 2004/2005 Ackerfrucht WR WW WW TM-Ertrag [t/ha] 5,04 9,56 8,75 TM-Ertrag [kg/ha] 5041,40 9536,20 8754,80 Energiegehalt [MJ/kg TM] 21,86 14,38 14,38 Energieertrag [GJ/ha] 110,22 137,56 125,93 FM-Ertrag [t/ha] 5,54 11,12 10,18 % TS 91 86 86

3.4.12 Output/Input Verhältnis und Nettoenergiegewinn des konventionellen Vergleichsbetrie- bes 2004/2005 Der Energieaufwand je Hektar liegt vor allem aufgrund des Einsatzes leichtlöslicher Düngemittel weit über dem der beiden Ökobetriebe. Die Naturalerträge des Winterweizens und des Winterrapses sind zwar hoch, führen aber infolge der angesprochenen Energieinputs zu einem geringen Output/Input-

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verhältnis, also zu einer geringeren Energieeffizienz. Der Nettoenergiegewinn liegt mit 102,18 GJ/ha allerdings weit über den Ergebnissen der Ökobetriebe.

Tab. 50: Konventioneller Vergleichsbetrieb 2004/2005: Übersicht über das Output/Inputverhältnis je Kultur sowie für die Gesamtfruchtfolge Wirtschaftsjahr 2004/2005 WR WW WW Gesamtenergieaufwand [GJ/ha] 27,79 23,46 24,28 Gesamtenergieoutput [GJ/ha] 110,22 137,56 125,93 Output/Input 3,97 5,86 5,19 Flächengröße [ha] 17,00 30,20 45,30 Gesamtbetrieb: Gesamtenergieaufwand [GJ/ha] 24,66 Gesamtbetrieb: Gesamtenergieoutput [GJ/ha] 126,84 Gesamtbetrieb: Output/Input 5,14 Gesamtbetrieb: Nettoenergiegewinn [GJ/ha] 102,18

3.4.13 Zum Vergleich Output/Input Verhältnis und Nettoenergiegewinn des konventionellen Vergleichsbetriebes 2003/2004 Tabelle 51 zeigt für das Wirtschaftsjahr 2003/2004 die Effizienz des Energieeinsatzes des konventio- nell wirtschaftenden Vergleichsbetriebes. Deutlich geringere Erträge bei sonst gleichen Aufwendun- gen führten sowohl zu geringerer Energieeffizienz als auch zu einem geringeren Nettoenergiegewinn im Vergleich zum Folgejahr 2004/05.

Tab. 51: Konventioneller Vergleichsbetrieb 2003/2004: Übersicht über das Output/Inputverhältnis je Kultur sowie für die Gesamtfruchtfolge Wirtschaftsjahr 2003/2004 WR WW WW Gesamtenergieaufwand [GJ/ha] 28,89 22,48 24,33 Gesamtenergieoutput [GJ/ha] 106,04 119,50 114,05 Output/Input 3,67 5,32 4,69 Flächengröße [ha] 26,38 30,23 31,47 Gesamtbetrieb: Gesamtenergieaufwand [GJ/ha] 25,06 Gesamtbetrieb: Gesamtenergieoutput [GJ/ha] 113,52 Gesamtbetrieb: Output/Input 4,53 Gesamtbetrieb: Nettoenergiegewinn [GJ/ha] 88,47

4 Diskussion Zur besseren Übersicht sind in Tabelle 52 die Ergebnisse der hier präsentierten Arbeit noch einmal zusammenfassend dargestellt. Die Ergebnisse der Wirtschaftsjahre 2003/2004 und 2004/2005 wurden zu diesem Zwecke gemittelt. Die bereits in der Einleitung getroffene These, dass der Ökologische Landbau das energieeffizientere System darstellt, konnte im Rahmen dieser Arbeit belegt werden. Die N-extensivere Fruchtfolge auf „Hof Ritzerau“ wies dabei mit einem Energieoutput von 9,41 je Einheit eingesetzte Energie gegenüber der N-intensiven Fruchtfolge (8,55 zu 1) eine höhere Energieeffizienz im Mittel der Jahre auf.

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Tab. 52: Überblick über Output/Input Verhältnis und Nettoenergiegewinn [GJ/ha] im Jahresmittel der beiden Wirtschaftsjahre aller Betriebe bzw. Fruchtfolgen „Hof Ritzerau“ „Hof Ritzerau“ Ökovergleichs- Konventioneller

N-extensiv N-intensiv betrieb Vergleichsbetrieb Output/Input 9,41 8,55 9,61 4,84 Nettoenergiegewinn 41,36 36,53 44,17 95,33 [GJ/ha]

Vor allem der geringe Ertrag sowie Energiegehalt der Erbsen je Hektar führen in der Gesamtbetrach- tung zu einem schlechteren Abschneiden der N-intensiveren Fruchtfolge bezüglich Energieeffizienz sowie Nettoenergieertrag je Hektar. Parallel haben die Untersuchungen von Stargardt (2011) ergeben, dass die N-intensive Fruchtfolge in fünf von sechs beobachteten Versuchsjahren, die höheren Nitrat- auswaschungen im Vergleich zur N-extensiven Fruchtfolge aufweist. In der vorliegenden Arbeit wurden lediglich zwei Versuchsjahre ausgewertet. Auch hier ist der langfristige Trend, der vornehmlich von der Ertragsentwicklung beider Fruchtfolgen geprägt ist, ent- scheidend. Derzeit befinden sich die Energiebilanzen der Folgejahre bis zur Zeit 2010/2011 in Aus- wertung, in denen eine etwaige langfristige Vorzüglichkeit der N-extensiven Fruchtfolge geprüft wird. Wie eingangs erläutert, stellen Nitratauswaschung, Ertragsleistung und Energieeffizienz nur einen Teil der Nachhaltigkeitskriterien dar, die heutzutage an die moderne Landwirtschaft gestellt werden. Der Beitrag zum Artenschutz wird von den Parallelprojekten bewertet. Zu einer relativ vollständigen Ökoef- fizienzanalyse fehlt allerdings die Abschätzung der Emissionen klimarelevanter Gase. Der hier vorge- stellte Energieverbrauch lässt sich vergleichsweise schnell in klimarelevante Kohlendioxidemissionen umrechnen. Messungen, des im Vergleich zu Kohlendioxid um den Faktor 310 klimaschädlicheren Lachgases (N2O) in Verbindung mit den langfristigen Veränderungen des Bodenkohlenstoffgehaltes (als weitere Quelle bzw. Senke für Kohlendioxid) würden eine vollständigere Bewertung der beiden Fruchtfolgesysteme auf Hof Ritzerau ermöglichen. Die Fruchtfolge des Ökovergleichsbetriebes ist weitestgehend mit der N-intensiven Fruchtfolge von „Hof-Ritzerau“ vergleichbar. Unterschiede ergeben sich vor allem in der Etablierung der Kleegrasbe- stände. Gegenüber „Hof Ritzerau“ wird das Kleegras auf dem Vergleichsbetrieb als Untersaat mit Hilfe eines Düngerstreuers kurz vor dem letzten Striegeln in den Getreidebestand etabliert. Auf diese Wei- se kann auf das energieaufwendige Pflügen vor Kleegras verzichtet werden. Zudem entfallen die zu- sätzlichen Bearbeitungen mit der Scheibenegge und der ebenfalls energieaufwendige Einsatz der Drillkombination. Daraus ergibt sich ein wesentlich geringerer Energieeinsatz für das Kleegras im Ver- gleich zu „Hof Ritzerau“. Unterschiede zwischen den beiden Betrieben ergeben sich auch hinsichtlich der Ausbringung mineralischer Düngemittel. Über mineralische Düngemittel in Form von Patentkali und Rohphosphat werden auf dem Ökovergleichsbetrieb zusätzliche Nährstoffe ins System gebracht. Möglicherweise können so die höheren Erträge des Ökovergleichsbetriebes hergeleitet werden. Zwar bedeuten Düngemaßnahmen den Einsatz zusätzlicher Energien, sorgen aber auch für höhere Ener- gieerträge je Hektar. Somit liegt die Energieeffizienz sowie der Nettoenergiegewinn je Hektar leicht über den Werten von „Hof Ritzerau“. Gerade der Ökolandbau steht für eine nachhaltige Wirtschafts- weise. Die Abfuhr von Haupt- und Nebenprodukten führen jährlich zu Nährstoffentzügen des Acker- bodens. Werden die Nährstoffe nicht in Form von organischen oder langsam wirkenden mineralischen Düngemitteln in das System zurückgeführt, können diese Wirtschaftszweige keine zukünftige nachhal- tige landwirtschaftliche Produktion garantieren. Im Vergleich zu den beiden ökologisch wirtschaftenden Betrieben weist der konventionelle Betrieb eine wesentlich geringere Energieeffizienz auf. Dies wird vor allem auf die Nutzung leichtlöslicher Stickstoffdünger und einen bedarfsgerechten Einsatz von Grundnährstoffen zurückgeführt. Zusätzli- cher Energieeinsatz ist auf die Pflanzenschutzmaßnahmen zurückführbar. Allerdings ergibt sich durch den termingerechten Einsatz der Düngemittel ein wesentlich höherer Naturalertrag in den Ackerkultu- ren. Daraus resultiert ein erheblich höherer Nettoenergiegewinn je Hektar. Wobei dieser Größe im

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Zuge der langfristigen Verknappung von Ackerflächen, bei gleichzeitig weltweit steigender Nachfrage nach Agrarprodukten eine wichtige Bedeutung zukommt. Es sollte erwähnt werden, dass auf dem konventionellen Vergleichsbetrieb keine Strohbergung erfolg- te. Diese Maßnahme führt auf den Ökobetrieben zu einer zusätzlichen Ertragsgröße, welche einen nicht zu vernachlässigen Energieoutput darstellt. Die Bereitstellung, d.h. die Herstellung, der Transport, die Lagerung sowie die Ausbringung minerali- scher N-Düngemittel erfordert einen erheblichen Energieeinsatz. Aus der Sicht der Energieeffizienz könnte daher eine Integration organischer Düngemittel bzw. der Einsatz von Leguminosenbeständen die Energieeffizienz in konventionellen Fruchtfolgen erhöhen. In Hinblick auf die langfristige Verknap- pung fossiler Energieträger, als Rohstoffe zur Produktion mineralischer Düngemittel, sollte die symbi- ontische Luftstickstoff-Fixierung durch Leguminosen wieder vermehrt in den Fokus der Landwirtschaft rücken, um eine energieeffizientere Wirtschaftsweise zu ermöglichen.

5 Literatur DLG (2011): Futterwerttabellen Wiederkäuer. 8. , erweiterte und überarbeitete Ausgabe, DLG-Verlag GmbH, Frankfurt. GAILLARD G., CRETTAZ, P., HAUSHEER J. (1997): Umweltinventar der landwirtschaftlichen Inputs im Pflanzenbau. Band 46 von Schriftenreihe der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Agrar- wirtschaft und Landtechnik, Eidgenössische Forschungsanstalt für Agrarwirtschaft und Landtech- nik Tänikon. KELM, M. (2004): Strategies for sustainable agriculture with particular regard to productivity and fossil energy use in forage production and organic arable farming. Dissertation- Agrar- und Ernährungs- wissenschaftliche Fakultät Kiel. KLEEN, J. (2007): Etragsleistung und Futterqualität verschiedener Leguminosen in binären Gemen- gen mit Deutschem Weidelgras (Lolium perenne L.). Dissertation, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. KTBL (2011): Kuratorium für Technik und Bauwesen der Landwirtschaft. KTBL- Datenbank Kalkulati- onsdaten, Dieselbedarfsrechner; http://www.ktbl.de/index.php?id=808 (03.11.2011). PRASAD, R., POWER J.F. (1997): Soil Fertility Management for Sustainable Agriculture. CRC Press LLC. Boca Raton, Florida. STARGARDT, D. (2011): Nitratauswaschung, Ertrag und N-Bilanz zweier Fruchtfolgen mit unter- schiedlichem Leguminosenanteil im mehrjährigen Vergleich. Master-Arbeit. Christian-Albrechts- Universität zu Kiel, Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung, Grünland und Futterbau / Ökologischer Landbau. TAUBE, F., KELM., M., VEREET, J.-A. (2007): Landwirtschaftliche Produktionssysteme in Schleswig- Holstein: Leistungen und Ökologische Effekte. Ergebnisse des Projektes COMPASS.

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6 Anhang 6.1 Abkürzungsverzeichnis ASS Ammonsulfatsalpeter DAP Diammonium-Phosphat Dn Normdiesel E Erbsen FM Frischmasse GJ Gigajoule H Hafer ha Hektar KG Kleegras l Liter MJ Megajoule N Stickstoff SG Sommergerste t Tonne TM Trockenmasse WR Winterraps WT Wintertriticale WW Winterweizen

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