Literatur Trends 2016 B5.130
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
ELiT Literaturhaus Europa Literatur Trends 2016 B5.130 Hg. von Walter Grond und Beat Mazenauer Literatur Trends 2016 Die «internationale Ausgabe» versammelt die Texte in der autorisierten Originalversion. Hg. von Walter Grond und Beat Mazenauer Die Herausgeber haben sich vorbehalten, die Blogbeiträge für diese Ausgabe zu kürzen; alle Beiträge sind integral nachlesbar unter www.literaturhauseuropa.eu/. Alle Rechte bei den Autoren/ELiT Literaturhaus Europa wird gefördert im EU Programm Creative Europe. Das Impressum mit den Förderern und Sponsoren finden Sie im Anhang dieses Buches Edition Rokfor Zürich/Berlin B3.130/01-12-2016 Konzeption: Rokfor Produktion: Gina Bucher Grafische Gestaltung: Rafael Koch Programmierung: Urs Hofer Gesamtherstellung: epubli, Berlin VORWORT EIN FORUM DER EUROPÄISCHEN LITERATUR ELiT Literaturhaus Europa hat zum zweiten Mal ein Jahresprogramm erfolgreich abgeschlossen. Wö- chentlich wies das «Observatorium der europäischen Gegenwartsliteratur» online auf Trends und Diskus- sionen in der europäischen Literatur hin. Beglei- tet wurde es von zahlreichen Veranstaltungen in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Österreich, Slowenien und Ungarn – mit dem Jahreshöhepunkt: den Europäischen Literaturtagen vom 3. bis 6. No- vember 2016 in Spitz an der Donau. Erweitert wurde dieses Jahresprogramm mit einer Reihe von Filmen, Gesprächen, Diskussionen und Lesungen von internationalen AutorInnen, die das EliT-Programm für ein breites Publikum zugänglich machten. Diese Veranstaltungen sind neuerdings auf okto.tv auf Englisch und Deutsch als Literatur- Fernsehsendungen aufbereitet und über die Webseite von www.literaturhauseuropa.eu abrufbar. Der vorliegende zweite Band von «Trends in der europäischen Gegenwartsliteratur» enthält Texte des Observatoriums von Januar bis Dezember 2016 zu einer Fülle von Themen: – Die Kolonisten – Im Wettstreit der Kolonialmäch- te um die Weltherrschaft seit dem 19. Jahrhundert prägen bis heute auch reisende SchriftstellerInnen das Bild der außereuropäischen Kulturen mit. Welche Bilder vermitteln sie von und in unserer globalisierten Welt? – Europa – Europa durchläuft momentan eine schwie- rige Phase seiner einst glorreichen Geschichte. Der Kontinent droht wieder in nationalistische Populis- men zu zerfallen. Wie äußern sich SchriftstellerInnen VORWORT zu dieser aktuellen gesellschaftlichen Situation? Ist es Zeit, Europa neu zu denken? Welche Bedeutung kommt heutzutage die Femmes und Hommes des Lettres zu? – Tendenzen der Gegenwartsliteratur – Der Litera- turbetrieb ist mehr denn je über die Grenzen hin- weg global organisiert. Welche Trends und welche Diskussionen sind aktuell in den verschiedenen euro- päischen Ländern virulent? Wie werden AutorInnen über die Sprachgrenzen hinweg übersetzt, rezipiert und diskutiert? – Publizieren auf dem digitalen Feld – Unter dem Druck neuer Medien verlagern sich auch Geschäftsfel- der, online-Firmen beanspruchen zunehmende Anteil am Literaturmarkt. Welche Entwicklungen gibt es im Feld des digitalen Publizierens, Verbreitens und Rezipierens von Literatur? Welche Macht kommt den großen Buch- und Medienkonzernen zu, und welche den SpezialistInnen in den kulturellen Nischen? – Die Copyright Kontroverse – Wie können Autoren in einer digitalen Welt von ihren Werken leben? Wie kommen Verlage ihrem Redaktionsauftrag, wie Bibliotheken ihrem Bildungsauftrag nach? Vor allem aber wie verteidigen sie ihre Rechte gegenüber der Marktmacht von Google oder Amazon? Eine interessierte Lektüre wünscht Ihnen Walter Grond Künstlerischer Leiter ELiT Literaturhaus Europa INHALT 1. DIE KOLONISTEN . 13 Erinnerungen an die Unterentwicklung. 14 Journeys into Familiar Foreignness – Zsófia Bán’s Short Stories. 25 Anton Kannemeyer. Bitterböse Comics vom Kap der guten Hoffnung . 29 Henning Mankell’s «The Antelopes». 32 Samantha Schweblin: «Birds in the Mouth» . 34 Gastarbeiter in der DDR: Eine ebenso kuriose wie bittere Geschichte . 36 Gabriela Babnik’s «Dry Season» . 38 Tim Parks: «Dreams of Rivers and Seas» . 40 Najem Wali: «Bagdad Marlboro» . 41 Petina Gappah: «Die Farben des Nachtfalters» . 43 Hans Christoph Buch: «Elf Arten, das Eis zu brechen». 45 Jonas Lüscher: «Frühling der Barbaren». 47 Rasha Khayat: «Weil wir längst woanders sind» . 49 Peeter Helme: «Am Ende der gestohlenen Zeit» . 50 Rafael Cardoso: «Das Vermächtnis der Seidenraupen». 51 Pankaj Mishra: «From the Ruins of Empire» . 53 2. EUROPA IN DER KRISE?. 57 Night Travellers . 58 Ein Ausweg, den es nicht gibt . 69 Das mediterrane Europa . 73 Create a new space. 78 Búcsú Közép-Európától . 80 Nuit-debout. 83 German Humour: Are You joking? . 85 In or Out of Europe? . 91 Was bedeutet Europa heute?. 93 Robert Menasse: Der Europäische Landbote . 95 Ulrike Guérot: «Warum Europa eine Republik werden muss!» . 97 3. TRENDS IN DER EUROPÄISCHEN GEGENWARTSLITERATUR Posts aus dem «Observatorium» . 101 Der Comic entdeckt seine Geschichte . 102 Sehnsucht nach Wortführern . 104 Libraries Matter . 106 A conference on translation and cultural transfer . 109 Dada siegt! . 111 Literaturszene Schweiz – Autoren helfen ihrem Verlag . 112 Buch-Design Buchdesign für die Zukunft . 113 Die Zukunft war gestern. 115 Europe and the Man Booker International Prize . 117 World Book Day in Catalonia’s Capital Barcelona – The Bookseller Event of the Year . 119 Ó Cadhain’s Gift – publishing two translations of «Cré na Cille» . 121 Mit Urnen unterwegs . 124 Das Ende der Welt . 126 Literaturpreis als Lesetipp für den Urlaub. 129 CROWD Literature’s Omnibus Project . 130 An interview with translator Don Bartlett . 132 Euro Stars: European Fiction in the UK: In or Out? . 136 Laurent Mauvignier . 139 AmazonCrossing: Where fiction in translation is thriving . 140 Auf der Suche nach der künftigen Zeit Ungarische Literatur im Umbruch . 142 Peter Handke. 152 Über die Peter-Handke-Rezeption im deutschen Sprachraum . 152 Peter Handke. Recepcija jedne književne kontroverze . 156 Peter Handke und seine Rezeption in Frankreich . 158 Peter Handke and His Reception in the English-speaking . 160 Aleksandar Hemon . 163 Former Yugoslavia’s worldwide literary great . 163 The Hemon Project – How the UK receives the work of a US-Bosnian writer. 166 Drago Janˇcar. 169 Celebrated in Slovenia and all across ex-Yugoslavia. 169 Drago Janˇcaren France . 171 Klischeeverweigerung Über die Rezeption der Bücher Drago Janˇcarsim deutschen Sprachraum . 173 Fascinating and Awkward Merits. The UK’s reception of Drago Janˇcar. 176 Daniel Kehlmann . 179 Über die Daniel-Kehlmann-Rezeption im deutschen Sprachraum. 179 4. INNOVATIONEN IM DIGITALEN FELD Posts aus dem «Observatorium» . 183 E-book Subscription models . 184 How to prepare an e-book to be readable on all devices? . 185 Literatur in der Smartphone-Menschheit . 187 Print-Verlage und junge Leser: Stationen einer schwierigen Beziehung . 191 Booktube und Fan-Fiction . 193 5. DER STREIT UM DAS COPYRIGHT Posts aus dem «Observatorium» . 195 Urheberrechtsgesetze in Frankreich. 196 Urheberrechtsgesetze in Österreich . 198 Copyright in England and Wales. 200 Copyright in Serbia . 203 Copyright in Slovenia . 205 6. DER TÄGLICHE BLOG 4. - 6. November . 209 Autoren & Herausgeber . 219 Dank . 222 11 1. DIE KOLONISTEN Wie sieht ein afrikanisches Land im Roman eines Europäers aus, und wie in einem Roman eines Autors aus Afrika? Und wie Indien im Roman eines Europäers, und wie in einem Roman eines Autors aus Indien? In seinem bei den Europäischen Literaturtagen 2015 vorge- stellten Roman Pest & Cholera weist der französische Autor Patrick Deville auf eine Dynamik des europäischen Kolonialis- mus seit dem 19. Jahrhundert hin, die auch SchriftstellerIn- nen und die Literatur betrifft. Im Bestreben, die ganze Welt zu ‹europäisieren›, brechen im Namen des Fortschritts Ent- deckungsreisende, ForscherInnen und WissenschaftlerInnen, ReiseschriftstellerInnen und AbenteurerInnen in vermeintlich unbekanntes Territorium auf, schreiben über die für sie frem- den Kulturen, und setzen damit den Prozess der Kolonisierung in Gang. Ihnen folgen die Militärs und Handelsherren, die das Land erobern, ‹europäisieren› und am Ende sehr oft ins Chaos treiben. Im Wettstreit der Kolonialmächte um die Weltherrschaft von 1860 bis heute prägen auch die reisenden SchriftstellerInnen das Bild der außereuropäischen Kulturen mit. Von Joseph Conrad, Andre Malraux bis Hubert Fichte und Bruce Chatwin lässt sich sagen, dass sie jeweils die Literatur ihrer Herkunftsländer bereichert und erweitert, aber ebenso das Bild der Kulturen, über die sie geschrieben haben, beeinflusst haben. Wie ist das heutzutage mit Schriftstelle- rInnen in unserer globalisierten Welt? Wie kann man ihre verschiedenen Zugänge zum besseren Verständnis der Welt nutzen? Der Auftrag für den Hauptvortrag der Europäischen Litera- turtage 2016 erging an den deutschen Autor Hans Christoph Buch. 13 ERINNERUNGEN AN DIE UNTERENTWICKLUNG Von Hans Christoph Buch 1 An Ostern 1968 besuchte ich zum ersten Mal Haiti,das häufig mit Tahiti verwechselt wird, manchmal sogar mit Hawaii. «Wie viel müssen wir Ihnen bezahlen, damit Sie endlich aufhören, über Tahiti zu schreiben», sagte der Verleger Siegfried Unseld einmal zu mir: «Oder handelt es sich um Hawaii?» Die Antwort auf diese Fragen gibt mein Roman Die Hochzeit von Port -au -Prince, den Unseld 1984 herausbrachte. Der folgende Text stammt aus diesem Buch, aber er ist älteren Datums und stand Ende 1897 im Satireblatt Kladderadatsch, als Wilhelm II. Kriegsschiffe entsandte, um Haiti die Hosen stramm zu ziehen, wie es hieß: «Mensch, nutze die Gelegenheit Und präge dir in dieser