Allgemeinverfügung des Landratsamtes zum Schutz vor der Aviären Influenza (Geflügelpest)

Auf Grund von §§ 13, 18, 21 und 27 der Geflügelpest-Verordnung vom 18.10.2007 in der Fassung der Bekanntmachung 15.10.2018 (BGBl. I S. 1665, 2664 in Verbindung mit § 38 Abs. 11 des Tiergesundheitsgesetzes (TierGesG) in der Fassung vom 21. November 2018 (BGBl. I S. 1938), das zuletzt durch Art. 100 des Gesetzes vom 20. November 2019 (BGBl. I S. 1626) geändert worden ist, des § 4 der Viehverkehrsverordnung (ViehVerkVO) in der Fassung vom 26. Mai 2020 (BGBl. I S. 1170) und § 2 Absatz 2 des Tiergesundheitsausführungsgesetzes (TierGesAG) vom 19. Juni 2018 (GBl. S. 223) erlässt das Landratsamt Waldshut unter Aufhebung der am 20.04.2021 erlassenen Allgemeinverfügung des Landratsamtes Waldshut zum Schutz vor der Aviären Influenza (Geflügelpest) die folgende Allgemeinverfügung:

A. Festlegung des Restriktionsgebiets

Um die Geflügelhaltungen mit amtlich festgestelltem Seuchenausbruch (Seuchenbestand) im Landkreis Waldshut werden als Restriktionsgebiet Beobachtungsgebiete festgelegt, die durch den farbig hinterlegten Bereich konkretisiert werden.

Um die Seuchenbestände wird mit einem Radius von mindestens zehn Kilometern ein Beobachtungsgebiet (farbig hinterlegt) festgelegt. Das Beobachtungsgebiet umfasst die von der blauen Umrandung erfassten Gemarkungen der Gemeinden , Bad Säckingen, Bernau, Bonndorf, , , Görwihl, , Häusern, , Höchenschwand, Ibach, Laufenburg, Murg, Rickenbach, St. Blasien, Stühlingen, , Wehr, Weilheim, , vollumfänglich, zudem Teilbereiche der Gemeinden Waldshut-Tiengen, Ühlingen Birkendorf, Küssaberg

Die Karte des Beobachtungsgebietes ist als Anlage Bestandteil dieser Allgemeinverfügung.

B. Verpflichtungen in den Restriktionsgebieten

In dem Beobachtungsgebiet sind von Gesetzes wegen folgende Maßregeln verbindlich zu beachten.

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- Alle Geflügelhalter, unabhängig von der Stückzahl, im Sperrbezirk, die ihrer Pflicht zur Meldung des gehaltenen Geflügels bisher noch nicht nachgekommen sind, haben die Haltung von Geflügel unter Angabe der Art, der Anzahl und ihres Standorts unverzüglich beim Veterinäramt Waldshut anzuzeigen.

- Gehaltene Vögel, frisches Fleisch von Geflügel und Federwild, Eier sowie von Geflügel und Federwild stammende sonstige Erzeugnisse sowie tierische Nebenprodukte von Geflügel dürfen weder in einen noch aus einem Bestand verbracht werden.

- Alle Tierhalten haben dem Veterinäramt Waldshut unverzüglich die Anzahl der verendeten gehaltenen Vögel anzuzeigen.

- Alle Geflügelhalter im Beobachtungsgebiet haben zudem sicherzustellen, dass: a. die Ställe oder die sonstigen Standorte des Geflügels von betriebsfremden Personen nur mit betriebseigener Schutzkleidung oder Einwegschutzkleidung betreten werden und dass diese Personen die Schutz- und Einwegschutzkleidung nach Verlassen des Stalles oder sonstigen Standortes des Geflügels unverzüglich ablegen, b. Schutzkleidung nach Gebrauch unverzüglich gereinigt und desinfiziert und Einwegkleidung nach Gebrauch unverzüglich unschädlich beseitigt wird,

- Gehaltene Vögel zur Aufstockung des Wildvogelbestands dürfen nicht frei gelassen werden.

- Die Durchführung von Geflügelausstellungen, Geflügelmärkten oder Veranstaltungen ähnlicher Art ist verboten.

- Transportfahrzeuge und Behälter, mit denen gehaltene Vögel, frisches Fleisch von Geflügel, tierische Nebenprodukte von Geflügel, Futtermittel oder sonstige Materialien, die Träger des hochpathogenen aviären Influenzavirus sein können, befördert worden sind, sowie Fahrzeuge, mit denen ein Bestand mit gehaltenen Vögeln befahren worden ist, sind unverzüglich nach jeder Beförderung nach näherer Anweisung der zuständigen Behörde zu reinigen und zu desinfizieren.

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C. Anordnung der sofortigen Vollziehung

Die sofortige Vollziehung der in den Buchstaben A, B und C der Allgemeinverfügung getroffenen Festsetzungen und Anordnungen wird, soweit die Anordnungen nicht gemäß § 37 Satz 1 TierGesG sofort vollziehbar sind, gemäß § 80 Abs. 2 Satz 1 Nr. 4 Verwaltungsgerichtsordnung (VwGO) angeordnet.

D. Inkrafttreten und Befristung

Die Allgemeinverfügung gilt am Tag nach ihrer Veröffentlichung als bekannt gegeben. Sie tritt am 01.05.2021 in Kraft. Gleichzeitig tritt die Allgemeinverfügung des Landratsamtes Waldshut zum Schutz vor der Aviären Influenza (Geflügelpest) vom 20.04.2021 außer Kraft. Sie bleibt bis zum Ablauf des 14.05.2021 in Kraft.

Begründung

Zu A:

Am 20.03.2021 hat die zuständige Kreisverwaltung Paderborn den Verdacht auf Geflügelpest für einen Geflügelbestand im Kreis Paderborn festgestellt. Der Ausbruch der Geflügelpest im Landkreis Waldshut wurde inzwischen amtlich festgestellt. Aus dem oben genannten Bestand wurden am 19.03.2021 Vögel in die Bestände mehrerer Geflügelhalter im Landkreis Waldshut eingestellt. Die Seucheneinschleppung in mehreren Beständen in verschiedenen Gemeinden ist inzwischen durch Untersuchungen bestätigt und damit amtlich festgestellt. Am 22.03.2021 hat das Amt für Veterinärwesen und Lebensmittelüberwachung Waldshut den Ansteckungsverdacht auf Geflügelpest in mehreren Geflügelbeständen in Görwihl, Stühlingen, Dachsberg, Häusern, Murg, Herrischried amtlich festgestellt, der am 25.03.2021 durch virologische Untersuchung bestätigt wurde. Restriktionszonen für Teile der Gemarkung des Landkreises Waldshut können auch von Ausbrüchen in Nachbarkreisen ausgehen.

Die Klassische Geflügelpest (Hochpathogene Aviäre Influenza, HPAI) ist eine hoch ansteckende Viruserkrankung bei Hühnern und anderen Geflügelarten (z.B. Enten, Gänsen, Puten, Wachteln, Tauben, auch bei Wildvögeln). Die hochpathogenen Formen der Tierseuche sind für Hausgeflügel hochansteckend und mit schweren allgemeinen Krankheitsverläufen und hohen Sterblichkeitsraten bei Geflügel verbunden. Neben Tierverlusten sind die betroffenen Betriebe von weiteren zum Teil hohen wirtschaftlichen - 4 -

Einbußen betroffen. Aufgrund der starken Ausbreitungstendenz der Geflügelpest ist zu befürchten, dass Geflügelbestände oder sonstige Vogelhaltungen im Umkreis des Ausbruchsbestandes ebenfalls infiziert werden können. Die Übertragung von Influenzaviren bei Geflügel erfolgt vor allem durch direkten Kontakt mit infizierten Tieren oder durch Kontakt mit Kot und anderweitig viruskontaminierten Materialien wie etwa Einstreu, Gerätschaften, Schuhwerk oder Schutzkleidung. Eine Übertragung über die Stallabluft oder Schadnager ist jedoch ebenfalls möglich. Geringe Mengen an Viruspartikeln genügen, um einen Geflügelbestand zu infizieren und die Krankheit auszulösen. Der Erreger der Geflügelpest wird bereits ausgeschieden, bevor klinische Erkrankungen erkennbar sind. Dies ist besonders in den Fällen bedenklich, bei denen der Ansteckungszeitpunkt nicht bekannt ist. Die Symptome der Geflügelpest können auch bei anderen Krankheiten auftreten. Daher besteht die Gefahr, dass sich die Seuche unerkannt ausbreitet.

Ist die Geflügelpest bei einem gehaltenen Vogel amtlich festgestellt, legt die zuständige Behörde nach § 21 Abs. 1 Geflügelpestverordnung (GeflPestV) zunächst das Gebiet um den Seuchenbestand mit einem Mindestradius von 3 Kilometern als Sperrbezirk fest. Um den Sperrbezirk legt die Behörde gemäß § 27 Abs. 1 GeflPestV ein Beobachtungsgebiet fest. Der Radius von Sperrbezirk und Beobachtungsgebiet beträgt zusammen mindestens 10 Kilometer. Frühestens 21 Tage nach Abschluss der Grobreinigung und Vordesinfektion (§ 44 Abs.2 Nr. 6 GeflPestV) kann der Sperrbezirk aufgehoben werden. Er ist dann in das Beobachtungsgebiet zu überführen. Im Landkreis Waldshut wurde die Grobreinigung und Vordesinfektion am 09.04.2021 abgeschlossen. Ein weiterer Ausbruch wurde nicht festgestellt und es liegen keine Gründe vor, das Sperrgebiet nicht aufzuheben und nicht in das Beobachtungsgebiet zu überführen. Aus diesem Grund erfolgt die Aufhebung des Sperrgebiets zum 01.05.2021. Das bisherige Sperrgebiet wird integrierter Teil des Beobachtungsgebiets. Die Ausweisung der Restriktionsgebiete in der in dieser Allgemeinverfügung festgelegten Ausdehnung sowie die Anordnung der Ge- und Verbote ist geeignet und erforderlich, um die Verschleppung der Tierseuche wirksam zu verhindern. Das Landratsamt Waldshut ist für den Erlass der Allgemeinverfügung nach § 2 Abs. 1 Nr. 3 in Verbindung mit § 4 des Gesetzes zur Ausführung des Tiergesundheitsgesetzes (TierGesAG) in der Fassung vom 19.06.2018 (GBl. S. 223), §§ 15 Abs. 1 Nr. 1, 19 Abs. 1 Nr. 3 b) Landesverwaltungsgesetz für das Kreisgebiet des Landkreises Waldshut zuständig.

Zu B: Die tiergesundheitlichen Maßnahmen für die Beobachtungsgebiete ergeben sich aus § 27 GeflPestV. - 5 -

Mit der amtlichen Festlegung des Beobachtungsgebietes werden die in § 27 Abs. 3 und 4 GeflPestV genannten Ge- und Verbote gegenüber den von der Allgemeinverfügung betroffenen Personen und Geflügelhaltern angeordnet. Diese Maßnahmen sind geeignet und erforderlich, um die Weiterverschleppung der hochansteckenden Tierseuche zu verhindern. Dabei wurde berücksichtigt, dass der Eintrag der Geflügelpest hier nicht diffus durch Wildvögel, sondern konkret durch in wesentlichen Teilen nachvollziehbaren Tierhandel stattgefunden hat.

Zu C: Die sofortige Vollziehung der in den Buchstaben A, B und C der Allgemeinverfügung getroffenen Festsetzungen und Anordnungen wird, soweit die Anordnungen nicht gemäß § 37 Satz 1 TierGesG sofort vollziehbar sind, gemäß § 80 Abs. 2 Satz 1 Nr. 4 Verwaltungsgerichtsordnung (VwGO) angeordnet. Die Anordnung der sofortigen Vollziehung dieser Allgemeinverfügung ist im besonderen öffentlichen Interesse. Zur Verhinderung der Weiterverschleppung der Tierseuche ist ein sofortiges Wirksamwerden der Maßnahmen dringend geboten. Von der Schnelligkeit der Umsetzung der Ge- und Verbote ist es abhängig, ob die Eindämmung der Geflügelpest wirksam gelingt. Jede zeitliche Verzögerung, die durch das Einlegen eines Rechtsmittels, dem aufschiebende Wirkung zukommt, entsteht, bringt die Gefahr mit sich, dass bis zur Entscheidung über das Rechtsmittel nicht mehr rückgängig zu machende Verschlechterungen in Bezug auf das Tierseuchengeschehen zu besorgen sind. Die Gefahr einer dann unkontrollierten Ausbreitung des Virus in der Geflügelpopulation lässt sich aller Voraussicht nach nicht mehr beherrschen, wenn es nicht gelingt, das Virus möglichst schnell wirksam lokal einzudämmen. Daher entfällt für bestimmte tierseuchenrechtliche Vorgaben bereits kraft Gesetzes die aufschiebende Wirkung bei Rechtsmitteln. Den angeordneten Ge- und Verboten dieser Allgemeinverfügung kommt aufgrund des vorliegenden Sachverhaltes in punkto Dringlichkeit eine erhebliche Bedeutung zu. Es kann nicht abgewartet werden, bis die Rechtmäßigkeit der amtlichen Verfügung gerichtlich festgestellt ist. Das Interesse der von den Ge- und Verboten Betroffenen muss daher hinter dem erheblichen öffentlichen Interesse an einer schnellen und wirksamen Eindämmung und Bekämpfung der Tierseuche zurückstehen.

Zu D: Tiergesundheitliche Allgemeinverfügungen dürfen gemäß § 41 Absatz 3 Satz 1 des Landesverwaltungsverfahrensgesetzes (LVwVfG) vom 12. April 2005 (GBl. S. 350), das zuletzt durch Artikel 2 des Gesetzes vom 15. Oktober 2020 (GBl. S. 913) geändert worden ist, öffentlich bekannt gemacht werden, da dies durch § 7 Satz 2 TierGesAG zugelassen ist. - 6 -

Die Allgemeinverfügung tritt einen Tag nach ihrer Bekanntgabe in Kraft. Die Bekanntgabe erfolgt gemäß § 41 Abs. 1 und 4 des Landesverwaltungsverfahrensgesetzes (LVwVfG) in Verbindung mit § 1 Abs. 1 der Satzung des Landkreises Waldshut über die Form öffentlicher Bekanntmachungen vom 31. Mai 2017 auf der Interseite des Landkreises Waldshut (www.landkreis-waldshut.de) unter der Rubrik Bekanntmachungen.

Die Laufzeit der Allgemeinverfügung ist so gewählt, dass die Beendigung des Seuchenausbruchs sicher festgestellt werden kann und die Nachsorgemaßnahmen gemäß § 44 GeflPestSchV soweit abgeschlossen sein können, dass ein erneuter Ausbruch der Geflügelpest aus dieser Quelle unwahrscheinlich erscheint.

Rechtsbehelfsbelehrung

Gegen diese Allgemeinverfügung kann innerhalb eines Monats nach Bekanntgabe Widerspruch beim Landratsamt Waldshut, Kaiserstraße 110 in 79761 Waldshut-Tiengen erhoben werden.

Waldshut-Tiengen, den 30.04.2021

signiert | Martin Kistler | 30.04.2021

gez. Dr. Martin Kistler Landrat des Landkreises Waldshut

Hinweise

1. Auf die Vorgaben gem. § 3 und § 4 Absatz 1 Nummer 1 der Geflügelpestverordnung hinsichtlich der allgemein geltenden Vorgaben zur Fütterung und Tränkung sowie zur Früherkennung bei gehäuften Verlusten wird hingewiesen.

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2. Wer Hühner, Enten, Gänsen, Fasanen, Perlhühnern, Rebhühnern, Tauben, Truthühnern, Wachteln oder Laufvögeln halten will, hat dies der zuständigen Behörde nach § 26 Absatz 1 Satz 1 der Viehverkehrsverordnung vor Beginn der Tätigkeit unter Angabe seines Namens, seiner Anschrift und der Anzahl der im Jahresdurchschnitt voraussichtlich gehaltene Tiere, ihrer Nutzungsart und ihres Standortes, bezogen auf die jeweilige Tierart, anzuzeigen. Darüber hinaus hat der Geflügelhalter der zuständigen Behörde nach § 2 Absatz 1 der Geflügelpest-Verordnung mitzuteilen, ob das Geflügel (ausgenommen Tauben) im Stall oder im Freien gehalten wird. 3. Geflügelhalter haben ein Register nach § 2 Absatz 2 Satz 2 der Geflügelpest- Verordnung zu führen. 4. Das Amt für Veterinärwesen und Lebensmittelüberwachung Waldshut kann von den Bestimmungen der Allgemeinverfügung nach §§ 22 ff. GeflPestV im Einzelfall Ausnahmen zulassen, soweit Belange der Tierseuchenbekämpfung nicht entgegenstehen. 5. Der Besitzer hat Falltiere (verendete Tiere) u.a. so aufzubewahren, dass Menschen nicht unbefugt und Tiere nicht mit diesen in Berührung kommen können (§ 10 Absatz 1 Tierische Nebenproduktebeseitigungsgesetz (TierNebG). Die Tierkörper oder Tierkörperteile unterliegen der Verpflichtung zur unschädlichen Beseitigung (§ 3 TierNebG). 6. Ordnungswidrig i. S. d. § 64 Nummer 14b der Geflügelpest-Verordnung und des § 32 Absatz 2 Nummer 3 TierGesG handelt, wer vorsätzlich oder fahrlässig dieser Allgemeinverfügung zuwiderhandelt. Die Ordnungswidrigkeit kann mit einer Geldbuße bis zu 30.000 Euro geahndet werden.

signiert | Martin Kistler | 30.04.2021