POSTVERLAGSORT BONN BONN • 14. NOV. 1957 NR. 46 • 11. JAHRGANG UNIONUxD&utscfolaripL INFORMATIONSDIENST der Christlich-Demokratischen und Christlich-Sozialen Union

Der Weg Chruschtschows Sputnik und die Politik — Vom Kollektiv zur Alleinherrschaft

I Die sowjetischen Wissenschaftler, die die „Sputnik"-Satelliten fertigstell- Rivalen um die Macht und Chef der ten, haben eine hervorragende, von der ganzen Welt anerkannte Leistung Geheimpolizei, Berija. vollbracht. Die Ereignisse seit dem Start des ersten Erdsatelliten haben aber % 1955 stürzte Chruschtschow mit Molo- der Welt gezeigt, daß die Sowjetführung unter allen Umständen aus dem tow, Bulganin und Schukow als Ge- hilfen den Rivalen Malenkow, der bis „Sputnik"-Fortschritt politisches Kapital schlagen will. Der Erdsatellit muß dahin Ministerpräsident gewesen war. herhalten, um außen- und innenpolitische Schwächen zu vertuschen, er soll 0 Im Juni/Juli 1957 stürzte Chru- helfen, Erfolge zu erzwingen. Mit „Sputnik" versucht Chruschtschow, seine schtschow mit Schukow als Haupt- Alleinherrschaft zu festigen und der „Politik der Stärke" Auftrieb zu geben. gehilfen die Rivalen Molotow und — endgültig — Malenkow. Die „Politik der Stärke" ist von den nach verließen die Sowjets die Ab- # Im Oktober 1957 stürzte Chru- Sowjets seit Kriegsende praktiziert rüstungsverhandlungen der UNO. schtschow mit einigen Generälen der worden. Churchill, der das Wort „Politik der Roten Armee als Hauptgehilfen den bis- 1945 rüstete Stalin nicht ab, sondern Stärke" prägte, sagte 1949, als Antwort herigen Helfer Schukow. hielt Millionen Soldaten der Roten auf die Kette von kommunistischen Jetzt genießt Chruschtschow beim Armee unter Waffen. Staatsstreichen in Ost- und Südost- Sturz Schukows die Hilfe der Marschälle europa: „Wir müssen uns bewaffnen, um Koniew, -Malinowski, Wassilewski, Ro- 1946 lehnte Stalin eine internationale verhandeln zu können." Daß man Stärke Kontrolle aller Atomeinrichtungen ab, nicht nur zum Verhandeln, sondern auch weil die Sowjetunion selbst die Atom- zur politischen und militärischen Ge- bombe entwickelte. walttätigkeit verwenden kann, haben die 1949, als die Sowjets Berlin blockier- Sowjets seit 1945 mit immer neuen Bei- Moskaus Chance ten, explodierte die erste russische spielen bewiesen. Moskau hätte wirklich Gelegenheit, Atombombe. 1950 erfolgte der Angriff in Hier zeigt sich der Gegensatz zwischen der Welt jetzt seinen so oft beteuerten .Korea. 1953 explodierte die erste sowje- Ost und West: Als die USA 1945/46 als Friedenswillen zu beweisen. Seit Jahren ;che Wasserstoffbombe. behauptet die Sowjetunion, sie sei z. B. einziger Staat der Erde die Atombombe von den Stützpunkten der NATO und Im Juli 1957 ließen die Sowjets die besaßen, boten sie an, alle ihre Atom- SEATO eingekreist, von der strategi- Abrüstungsverhandlungen in London laboratorien und -fabriken einer totalen schen Luftflotte der USA bedroht. Die „platzen". Fast gleichzeitig gaben sie den internationalen Kontrolle zu unterstellen. bekannte Pariser Zeitung „Le Monde" ersten erfolgreichen Start einer inter- Als die Sowjets die interkontinentale stellt jetzt nüchtern fest, mit den Sput- kontinentalen Rakete bekannt. Anschlie- nik-Satelliten habe die Sowjetunion ßend bedrohten sie die Türkei mit ihrer Rakete und die Erdsatelliten besaßen, brachen sie sofort alle Abrüstungs- einen beachtlichen Vorsprung vor den Waffenmacht. Und im Oktober/November USA errungen. 1957 starteten die „Sputniks". Sofort da- verhandlungen ab. Das Blatt schreibt: Ein iür allemal müßte dieser technische Vorsprung die Sowjetunion nicht nur vor jeder Aggres- sion, sondern auch vor jeder Aggres- Berija machte den Anfang sionsfurcht bewahren. Sie kann es sich jetzt unbesorgt leisten, die Stimme ihres bolschewistischen Revolution, an dem er eigenen Volkes und die Stimme der von Diktatoren pflegen, wenn sie Schwie- ihr unterdrückten Völker zu hören und rigkeiten im Inneren haben, das eigene als triumphaler Siegesbeweis sozialisti- Volk durch außenpolitische Aktivität ab- scher Wissenschaft" hätte dienen können. ihnen ein wenig von der Freiheit und dem "Wohlbefinden zu geben, um die zulenken und notfalls auch nicht vor der So ist der Erdsatellit ein Mittel ge- Gefahr kriegerischer Verwicklungen zu- diese Menschen die westliche Welt para- worden, um Chruschtschows Aufstieg zur doxerweise beneiden." rückzuschrecken. Auch die letzte innen- Alleinhen schaft zu sichern. Dieser Auf- politische Krise der Sowjetunion — der stieg ist mit beharrlicher Konsequenz Mit anderen Worten: Moskau kann Sturz des populären Marschalls Schukow erfolgt: uns angesichts dieses technischen Vor- — machte es für Chruschtschow unbe- sprungs nicht mehr erzählen, es sei in dingt notwendig, die Öffentlichkeit sei- # 1953 beseitigte der damalige Minister- Gefahr und bedroht. Der Westen ist jetzt nes Landes abzulenken. Deshalb startete präsident Malenkow gemeinsam mit bedroht, Moskau aber könnte jetzt mit „Sputnik II" schon einige Tage vor dem Molotow, Chruschtschow, Bulganin und einer echten Friedenspolitik die Furcht 7. November, dem 40. Jahrestag der Schukow als wichtigsten Gehilfen den von der Menschheit nehmen. kossowski. Malinowski wurde an Stelle Verhältnis zum Volk sei eine sich ver- von Schukow Verteidigungsminister. Ko- schärfende Krise zu verspüren. Die Lage Die Gipfelkonferenz niew kommandiert die gesamten Streit- sei nicht stabil. kräfte des Warschauer Pakts, also der militärischen Organisation des euro- Die Sowjets haben bisher bei allen in- päischen Ostblocks. Beide haben prak- neren Schwierigkeiten gezeigt, daß sie Der sowjetische Parteiche! tisch die gesamte militärische Macht des ihr außenpolitisches Ziel, die Erringung Chruschtschow hat ein direktes roten Blocks in ihren Händen. der Weltherrschaft für den Kommunis- mus, nicht aus dem Auge verloren haben. Gespräch mit den Vereinigten Die Welt steht heute vor zwei großen Dazu hat sich der neue Verteidigungs- Staaten vorgeschlagen. Dieser Fragen: Wie wird Chruschtschow die minister Malinowski bei der Feier der Versuch, über die Kopie anderer Macht gebrauchen, die er sich Schritt für Oktoberrevolution ebenso bekannt wie Nationen hinweg eine Verständi- Schritt erobert hat? Und: Kann Chru- Chruschtschow. Für den Westen ergibt gung zwischen den beiden großen schtschow diese Alleinherrschaft unange- sich daraus die Folgerung — wie George Mächten herbeizuführen, wird fochten behaupten oder wird doch eines Kennan es ausdrückte — darauf zu ach- nach der kühlen Aufnahme des Tages vielleicht ein anderes „Sputnik"- ten, daß die Sowjets angesichts der tech- sowjetischen Vorschlags in den Spektakel eine weitere Krise verdecken? nischen Entwicklung in ihrem Land nicht USA in den Rundfunkstellung- den Willen oder den Anreiz bekommen, George Kennan, ehemals amerikani- nahmen skeptisch beurteilt. scher Botschafter in Moskau und führen- ihr Machtpotential anzuwenden. Er muß der Rußland-Fachmann der USA, sieht sein eigenes Abschreckungspotential er- in den Ereignissen der letzten zwölf halten. Monate Zeichen einer innenpolitischen Wenn Churchill die „Politik der „Der Vorschlag, eine Gipfelkonferenz Krise in der Sowjetunion. Chruschtschow Stärke" 1949 mit der Forderung begrün- habe zwar, so führte er aus, die einzugehen, klingt sehr schön, aber die dete, der Westen müsse sich bewaffnen, gegebenen Garantien sind zu gering. gewünschte Spitze an der Macht erreicht, um verhandeln zu können, dann heißt 1. sind die Gespräche auf höchstem Ni- aber nur um den teuren Preis, daß er das heute: Der Westen muß die NATO nacheinander die Intelligenz seines Lan- fester zusammenschließen. Die Konferenz veau bisher ergebnislos verlaufen; 2. sind des, die führenden Wirtschaftler und der NATO-Regierungschefs am 16. De- die Vereinten Nationen zuständig; 3. be- einen Teil des Offizierkorps zurück- zember in Paris wird die Entschlossen- findet sich Rußland in einem Sputnik- gestoßen habe. Chruschtschow sei iso- heit aller freien Nationen verkünden, rausch, der kaum die Gewähr für ein liert, aber auch exponiert. sich so stark zu machen, daß kein Gespräch zwischen gleichberechtigte In den Beziehungen der wichtigsten bolschewistischer Führer es wagen kann, Partnern bietet. Eine Gipfelkonferenz politischen Persönlichkeiten, so führte den technischen Erfolg zu einer Gefahr würde durch das Gefühl der Überlegen- George Kennan weiter aus, und in ihrem für die Menschheit zu machen. heit, in dem sich die Russen jetzt be- finden, zu einer Propagandagipfelkonfe- renz ausarten." Was in Hannover geschah Sender Hilversum, Holland „Zu dem sowjetischen Vorschlag einer Die Hintergründe: Keine Gemeinschaft mit Rechtsradikalen Gipfelkonferenz bemerkt man in italie- nischen Kreisen, daß jeder Versuch, die In Niedersachsen hat sich die bisherige Regierungskoalition aus den vier internationale Spannung zu mindern, von Parteien CDU, DP, FDP und BHE unter Führung von auf- Italien nur günstig betrachtet werden kann. Leider ist im gegenwärtigen Au- gelöst. Den Anstoß gab der überraschende Entschluß von FDP und BHE, in genblick die sowjetische Haltung in den die von beiden Parteien gegründete Arbeitsgemeinschaft sechs Abgeordnete Fragen der Abrüstung, des Mittleren der „Deutschen Reichspartei" (DRP) aufzunehmen. Ostens und der deutschen Wiederver- einigung so, daß die Voraussetzungen Die niedersächsische FDP hat, wie auf DP waren mit diesem Zuwachs keines- für ein Übereinkommen fehlen." dem Parteivertretertag der DRP Ende wegs einverstanden. Auch die 63 Mit- Oktober in Kassel berichtet wurde, schon glieder der DP/CDU-Fraktion wollten Radio Rom vor der Bundestagswahl dieser Partei an- einmütig von solcher Bundesgenossen- geboten, in ihre niedersächsische Landes- schaft nichts wissen. Am schwersten liste die DRP-Vertreter Meinberg und wog, daß gleich vier prominente Mitglie- „Ernsthafte Kreise nehmen an, daß nach Adolf von Thadden aufzunehmen. Dazu der der Bundesparteiführung der DRP der NATO-Konferenz und nachdem auch die Amerikaner ihren Erdsatelliten urr-. ist es zwar nicht gekommen, aber schon auf diese Weise in die niedersächsische die Welt haben kreisen lassen, die ! ,-. wenige Tage nach der Wahl hörte man Koalition hineingeschmuggelt worden davon, daß sich Männer der FDP und der wären. tuation sich langsam bessern werde. DRP in Lüneburg zu ernsthaften Gesprä- Dann könne man in Moskau sondieren, chen getroffen hätten. Wiederum kam es An die Stelle des früheren Direk- ob die sowjetischen Staatschefs auch zu nicht zu greifbaren Ergebnissen, weil die toriums der DRP, aus dem General a. D. echten Verhandlungen über praktische Gruppe in der DRP um den Vorsitzenden Andrä vor einiger Zeit austrat, nicht Probleme bereit wären." Freiberger die Selbständigkeit der Partei ohne gleichzeitig die DRP zu bezichtigen, nicht aufgegeben sehen wollte. Nun tra- daß das Gebaren ihrer Führungskräfte in Norddeutscher Rundfunk ten Meinberg und Adolf von Thadden fataler Weise an die NSDAP erinnere, von ihren höchsten Parteiämtern zurück, sind drei Vorsitzende getreten. Alle drei, „Daß sich kein Oberst, kein Leutnant, wodurch sie einen Parteivertretertag in Wilhelm Meinberg, Otto Hess und Wal- überhaupt kein einziger Mensch in der Kassel erzwangen. Man mußte ja einen demar Magunia, haben früher hohe SS- Sowjetunion gefunden hat, der gegen neuen Bundesvorstand wählen. Jetzt und SA-Ränge bekleidet. In der Partei- die Verleumdung des bis gestern ver- unterlag Freiberger und wurde selbst leitung sitzen ferner zwei, im Partei- götterten Marschalls Schukow prote- aus allen Ämtern ausgebootet. vorstand drei ehemalige Funktionäre der stierte, ist das eigentliche Deprimie- Damit war der Weg frei, der als erste vom Bundesverfassungsgericht verbo- rende. Wenn Chruschtschow das mit den Etappe vorsah, die sechs DRP-Abgeord- tenen SRP. Einer der Hospitanten in Han- Russen machen kann, dann kann er auch neten des niedersächsischen Landtages in nover ist früherer SS-Brigadeführer und alles andere mit ihnen machen. die Gemeinschaftsfraktion FDP/BHE als oldenburgischer Ministerpräsident, ein Hospitanten aufzunehmen. Diese Gemein- anderer ist Verleger in Göttingen, der Es bleibt dem Westen gar nichts an- schaftsfraktion ist vor wenigen Wochen Schriften von Rosenberg, Naumann, Hans deres übrig, als daß er in der Raketen- gegründet worden, ohne daß sich FDP Grimm und Oberst a. D. Rudel heraus- technik mit den Russen möglichst rasch und BHE die an sich selbstverständliche bringt. Mit solchen Kräften wollten die gleichzieht, um das bisherige Gleichge- Mühe gemacht hätten, sich mit ihren Politiker der CDU und DP keine Gemein- wicht möglichst rasch wiederherzustel- Koalitionspartnern, der CDU und der DP, schaft haben. Sie haben vom Fall Schlü- len. Das Gleichgewicht des Schreckens ist vorher zu verständigen. ter, den ihnen die FDP gleich zu Beginn bis auf weiteres der Garant des Friedens Ministerpräsident Hellwege und seine der Koalition im Jahr 1955 eingebrockt in der Welt." vier Ministerkollegen von der CDU und hatte, noch genug. Süddeutscher Rundfunk Ein bekannter Berliner Professor hat kürzlich einmal gesagt: „Das Herz Euro- Das Rüstzeug für morgen pas schlägt noch nicht laut. Der Organis- mus ist dazu noch nicht stark genug." Bundesfinanzminister Etzel: Europa darf kein Schlagwort sein Das ist richtig. Noch fließt der euro- päische Gedanko aus den nationalen Der Gemeinsame Markt und der Wettbewerb unter den Ländern, die sieb Räumen. Es ist daher entscheidend, wie zu dieser europäischen Vereinigung zusammenschließen, stellt hohe Anfor- weit in den nationalen Räumen und in nationaler Zuständigkeit heute noch die derungen an die Ausbildung und an den Leistungsstand aller, die in diesem Voraussetzungen für eine gemeinsame Wirtschaftsgebiet leben. Dies erklärte Bundesfinanzminister bei europäische Arbeit entwickelt werden. der Eröffnung des Berufswettkampfes für die Jugend, den die Deutsche An- Initiative von unten gestellten-Gewerkschaft alljährlich im Bundesgebiet durchführt. Die Initiative muß hier von unten her- kommen, nicht von oben her, von Bundesfinanzminister Franz Etzel führte auch eine Pflicht des Staatsbürgers, von Europa, dessen Herz —• wie eben er- u. a. aus: sich aus das Erforderliche zu tun, um wähnt — noch nicht laut genug schlägt. „Wir stehen vor der Aufgabe — wahr- es zu schaffen. Um es anders auszudrük- Die Wirtschaft selbst hat zu einem Teil scheinlich ab 1. Januar 1958 — die deut- ken, es ist nicht so, daß allein der Staat bereits geschaltet, sie ist lebendiger, auf- sche Wirtschaft in den europäischen Ge- seiner Wirtschaft den Weg bereitet. merksamer als sie es noch vor sechs meinsamen Markt einzufügen. Ich glaube, Auch auf diesem Gebiet heißt es, selbst Jahren war, als wir mit unserer Arbeit daß man sich in der deutschen Öffentlich- Initiative und Tatkraft zu entwickeln. in Luxemburg anfingen. Die Bedeutung keit vielerorts über den vollen Umfang Der Mutige hat auch hier die erste des Gemeinsamen Marktes ist heute von dieses Schrittes noch gar nicht klar ge- Chance, die wichtig ist, und der Gemein- der Wirtschaft bereits erkannt. worden ist. same Markt wird einen Leistungswett- bewerb zwischen den Industrien der Alles, was heute geplant, gebaut, ge- Im Gemeinsamen Markt geht es ja Welt, der Wirtschaft der 6 Länder und lehrt und investiert wird, gilt der Ent- nicht nur darum, einen Markt von auch zwischen den Menschen ermög- wicklung von morgen. Wenn wir den 165 Millionen Verbrauchern zu schaffen, lichen. in den Vereinigten Staaten von Amerika |ie Zölle abzubauen innerhalb der näch- und in Sowjetrußland bestehenden Vor- sten 12 bis 15 Jahre, es geht nicht nur Freizügigkeit für alle sprung in der Pflege des beruflichen darum, die mengenmäßigen Beschränkun- Es ist mit eine Aufgabe des Gemein- Nachwuchses aufholen wollen, müssen gen des Handelsverkehrs und ähnliche samen Marktes, in einem Zeitraum von wir alles daransetzen, Ihnen, unserer Maßnahmen abzubauen; das wären an 12 bis 15 Jahren eine gewisse Freizügig- Jugend, das beste Rüstzeug für Ihre spä- sich schon bedeutsame Veränderungen in keit für Menschen und Dienstleistungen tere Arbeit in der Wirtschaft, nicht nur der wirtschaftlichen Struktur der beteilig- durchzuführen. Praktisch bedeutet das, in Deutschland, sondern auch im Ge- ten Länder. daß Sie innerhalb der Sechs-Länder-Ge- meinsamen Markt zu vermitteln. Es geht weit darüber hinaus auch meinschaft, der Bundesrepublik Deutsch- Die Höhe des beruflichen Leistungs- darum, die allgemeine Wirtschaftspolitik land, Frankreich, Italien, der Benelux- standes wird entscheiden, ob wir uns als der am Gemeinsamen Markt und teil- länder arbeiten können, wo Sie wollen. europäische Mitte wirtschaftlich behaup- weise auch um einen Teil der an der Sie werden keine Genehmigung brau- ten können. Nur in der Zusammenfas- Freihandelszone beteiligten Länder auf- chen; Sie können frei arbeiten, wo Sie sung der geistigen Kräfte und einer ein- einander abzustimmen. Das zentrale Pro- wollen — umgekehrt die anderen Natio- heitlichen Zielsetzung können die west- blem wird sein, eine Angleichung der nen auch. Für diese Chance, die für Sie lichen Völker Bestand haben. Leiden- Währungspolitik zu realisieren, um so in kurzer Zeit entsteht, sollten Sie sich schaftliches Wünschen und ehrliches Be- schließlich einen echten Gemeinsamen rechtzeitig vorbereiten. Bis zu' diesem kenntnis reichen allerdings allein nicht Markt zu schaffen, .so wie es in einem Zeitpunkt muß daher auch auf der sprach- aus. Nüchtern müssen die sachlichen Binnenmarkt ja auch geschieht. Ebenso lichen Seite für Sie die Voraussetzung Fundamente geprüft werden. Nichts ist geht es auch \\m das Problem der Ge- zu einem gleichmäßigen Start mit den erreicht, wenn Europa nur zum Schlag- setzesangleichung, der Rechtsangleichung anderen Nationen geschaffen werden. wort wird." besonders auf dem Gebiet des Handels-, Scheck- und Wechselrechts. Es geht um die Koordinierung der Steuerpolitik auf bestimmten Gebieten. Ich möchte mich auf diese wenigen „... dann gute Nacht" Andeutungen beschränken, aber sie machen deutlich, welche großen und um- SPD-Jugendfunktionär: Radikale in der Parteijugend fassenden Anstrengungen erforderlich sind, um das Ziel zu erreichen, nämlich In der Oktoberausgabe der Zeitung unterstellte der SPD völlige Konzep- die Schaffung eines Binnenmarktes für der Sozialistischen Jugend „Junge Ge- tionslosigkeit; e) ein Teil dieser Gruppe 165 Millionen Verbraucher, so viel Ver- meinschaft" warnt der abgesetzte ehe- behauptete, daß verantwortliche Funk- braucher, wie der Binnenmarkt der Ver- tionäre des Sozialistischen Jugendverban- einigten Staaten von Nordamerika aus- malige Vorsitzende Westphal vor ge- wissen radikalen Gruppen innerhalb der des vor dem Bundesinnenminister poli- macht. tisch Kotau gemacht hätten, um Jugend- SPD-Parteijugend. plangelder zu retten; f) ein Teil dieser Der Mutige hat die erste Chance Westphal schreibt: Gruppe wollte den Beschluß durchsetzen, daß Mitglieder, die sich freiwillig zur Hauptmerkmale dieses Binnenmarktes „Die Richtungen und auch die politi- Bundeswehr melden, aus dem Verband sollen sein: Steigerung der Produktion, schen Konsequenzen dieser Gruppe . . . ausgeschlossen werden müßten." die Erhöhung der Produktivität sowie lassen sich sehr konkret an folgenden die Sicherung des Lebensstandards. Nur Einzelheiten beurteilen: a) ein Teil die- Westphal kommt zu dem Ergebnis: auf diese Weise machen wir auf die ser Gruppe hatte Resolutionen verab- Dauer das freie Europa immun gegen die schiedet, die bis zu der politischen Un- „Die Erklärung nach Stuttgart, der neue Versuchung der Unterwanderung und sinnigkeit gingen, Waffen und Freiwil- Weg bestehe in der Integrierung dieser Aufweichung aus dem Osten. lige nach Algerien zu entsenden; b) ein Kräfte der Opposition, bringt die Ge- Teil dieser Gruppe hatte vertrauliche fahr mit sich, daß sich der Verband mit Diese Aufgaben aber nun sind nicht Kontakte zu dem kommunistisch gelenk- ihren bisherigen Handlungen und Zie- allein vom Staat zu lösen. Wir vertreten ten „Deutschen Jugendring" und mußte len solidarisiert. Dieser Weg führt weg ja alle den Grundsatz, daß der Staat nur (zu Westphals Zeiten d. Red.) ausge- vom demokratischen Sozialismus. . . . das Notwendigste tun möge, „so wenig schlossen werden; c) ein Teil dieser Wenn Diskussionen solcher . . . Gruppie- Staat wie möglich". Dieser Grundsatz Gruppe wollte liebend gern zum kom- rungen die zukünftige Verbandstätigkeit beinhaltet aber —• wenn wir ihn aner- munistischen Jugendfestival nach Mos- bestimmen sollten, dann . . . soziali- kennen -— nicht nur ein Recht, sondern kau fahren; d) ein Teil dieser Gruppe stische Jugend gute Nacht." Max Brauers Erfolg 'JC URZ - ABER WICHTIG Die Wahl von Hamburg - Zug zum Zweiparteiensystem In den ersten neun Monaten des Jah- res 1957 sind insgesamt 601 500 An- Erwartungsgemäß hat die Wahl der Hamburger Bürgerschaft mit einem teile abgesetzt worden, wie aus dem Ge- Erfolg der SPD Max Brauers geendet, mit einem Erfolg, der auch in seiner schäftsbericht der im Dezember 1956 ge- gründeten Deutschen Gesellschaft für Höhe keine Überraschung bedeutet. Neben dieser Feststellung ist auf zwei Wertpapiersparen hervorgeht. Unter den andere, die Hamburger Wahl kennzeichnende Momente hinzuweisen: eine Käufergruppen stehen die Angestellten Bestätigung der Entwicklung zum Zwei-Parteien-System und die Erhärtung mit einem Anteil von über 27 v. H. an der alten Erfahrung, daß eine niedrigere Wahlbeteiligung immer zu Lasten erster Stelle, es folgen mit 23 v. H. die Hausfrauen. Die Arbeiter sind am Ab- der nichtsozialistischen Parteien geht. satz bisher nur mit 2,5 v. H. beteiligt. 3724 kraftfahrende Arbeiter und 290 Die CDU konnte ihren Mandatsstand ist lediglich festzustellen, daß die SPD motorisierte Angestellte sind unter den von 36 auf 41 erhöhen, während die FDP bei einer der niedrigsten Wahlbeteili- Betriebsangehörigen eines Duisburger von 16 Mandaten auf elf absank. Die DP, gungen, die es in Hamburg seit 1945 ge- die vor vier Jahren zehn Sitze erreichte, Hüttenwerks gezählt worden. Das bedeu- geben hat, ihren größten Nachkriegser- tet, daß 45 v. H. der Arbeiter und 22 v. H. konnte die Hürde der Fünf-Prozent-Klau- folg auf dem Boden der Hansestadt er- der Angestellten motorisiert sind. sel nicht nehmen und ist daher in der reicht hat. Auch die Hamburger Wahl neuen Bürgerschaft nicht mehr vertre- bestätigt wiederum die alte Erfahrung, Die Bevölkerungsdichte der Bundes- ten. Auch die kleinen Splittergruppen daß bei regionalen Wahlen weitgehend republik beträgt etwas über 200 Ein- abwärts von der radikalen DRP kamen andere Gesichtspunkte zum Tragen kom- wohner je Quadratkilometer gegenüber 147 im früheren Deutschen Reich. Un- ter den 51,1 Millionen Menschen Wohn- Bürgerschaftswahl Bundestagswahl Bürgerschaftswahl bevölkerung, die für Ende September 1957 1957 1953 1957 geschätzt werden, befinden sich 8,9 Stimmen v. H. Stimmen v. H. Stimmen v. H. Millionen Vertriebene und rund 2,7 Mil- lionen Zugewanderte aus der Sowjet-, Wahlberechtigte 1 339 766 1 325 245 1 259 772 zone. Abgeg. Stimmen 1 037 800 (77,5) 1 185 178 (89,4) 1 020 220 (81) Gült. Stimmen 1 023 765 1 154 259 1 008 072 lermassen und eines der Demokratie ge- fährlichen Konformismus gedeutet hat- SPD 551 568 (53,9) 528 645 (45,8) 455 402 (45,2) ten, werden den Fall Hamburg nun gern CDU 330 363 von ihrer eigenen Interpretation ausneh- (32,3) 432 262 (37,4) Hamburg-Block men. FDP 87 981 (8,6) 108 451 (9,4) (CDU, FDP, DP) DP Ob auch die Besonnenheit Max 42 194 (4,1) 54 144 (4,7) 504 084 (50) Brauers, des eigentlichen Siegers in DRP 4 106 (0,4) 9 050 (0,8) 7 466 (0,7) Hamburg, im Bonner Führungsgremium mehr Anklang finden wird, ist eine an- BdD 3 490 (0,3) 4 950 (0,4) DG dere Frage; Brauer ist u. a. ein höchst 484 (0,0) — entschiedener Anhänger des Wehrge- UDM 3 579 (0,4) — dankens und der Wehrpflicht." KPD — — 32 433 (3,2) Neue Zürcher Zeitung, 12. November 1957 Die Namen der kleinen Parteien lauten: DRP = Deutsche Reichspartei; BdD „Die SPD repräsentiert sich in Ham- = Bund der Deutschen; DG = Deutsche Gemeinschaft; UdM = Union der burg anders als die Bundespartei: libe- Mitte; KPD = Kommunistische Partei (verboten). raler, moderner aufgeschlossener gegen- Der Gesamtdeutsche Block/BHE, der bei der Bundestagswahl 1,5 Prozent der über soziologischen Veränderungen des Stimmen erhielt, hatte zur Bürgerschaft nicht kandidiert. letzten Jahrzehnts. Die Ballonmützen lie- gen längst vom Staub der Zeit bedeckt im Parteimuseum. (Jedenfalls die mei- sten.) nicht zum Zuge. Die SPD erhöhte ihren men als bei ausgesprochen politischen Welche Partei glaubt heute noch eine -' Mandatsbesitz von 58 auf 68 und ver- Wahlen. Das äußert sich schon in dem prägenden Einfluß auf die Politik gewin- fügt damit über die absolute Mehrheit. stark verminderten Interesse breiter nen zu können, wenn hinter ihr nicht Gegenüber der Bundestagswahl vom Wählerkreise an der Wahl selbst. Im die Kraft einer Volkspartei steht? Ge- 15. September ist die Wahlbeteiligung Hamburger Fall muß der Erfolg der SPD führt von Persönlichkeiten, nicht von von 89,4 auf 77,5 v. H. abgesunken. Das mindestens zu einem beträchtlichen Teile Karrierefunktionären. Denn die Persön- macht einen unmittelbaren Vergleich der zweifellos der Persönlichkeit Max Brauers lichkeiten formen das politische Leben, beiden Wahlergebnisse unmöglich. Es zugeschrieben werden. nicht der ein verstaubtes Parteiprogramm verwaltende Funktionär. Der sozialdemo- kratische Parteivorstand in Bonn kann also nur mit einem lachenden und ei- nem weinenden Auge das Ergebnis von „Hamburg ist nicht Bonn" Hamburg betrachtet haben." „Die Bonner SPD hat ohne Zweifel Gerade ihre eigene Parteigeschichte Die Welt, 12. November 1957 recht, wenn sie erklärt, daß in Hamburg sollte die FDP darüber belehren, daß es „Die SPD hat allen Anlaß, mit diesem die Wandlung der SPD von einer Klas- leichter ist, Funktionäre an sich zu zie- Erfolg in Hamburg sehr zufrieden zu sen- zur Volkspartei gelungen sei. Aller- hen als deren Wähler. Noch größer ist sein. Aber sie sollte sich hüten, daraus dings kommt es dabei auf den Zusatz allerdings die Gefahr, daß dieser wahl- Schlußfolgerungen für einen politischen ,in Hamburg' an. Denn in manchen an- lose Einkauf von den Superföderalisten Meinungsumschwung in der Bundesre- deren Ländern des Bundesgebietes ist bis hin zur extremen Rechten der FDP publik zu ziehen. Auch bei der Bürger- diese Wandlung noch nicht so überzeu- endgültig das Gesicht nehmen wird." schaftswahl im Jahre 1953 hat die SPD gend gelungen ... Westdeutsche Allgemeine, wesentlich besser abgeschnitten als bei Die krampfhaften Bemühungen, die 12. November 1957 der kurz voraufgegangenen Bundestags- dritte Kraft in der Sammlung der ge- wahl. Das hat auf den Ausgang der Bun- scheiterten Splitter zu suchen, deuten „Die SPD-Propagandisten in Bonn, die destagswahl im Jahre 1957 jedoch nicht darauf hin, daß die FDP keineswegs so nach der Bundestagswahl die über 50 den geringsten Einfluß gehabt." selbstbewußt ist, wie sie sich gibt. Die Prozent Stimmen für die Gegenpartei als Düsseldorfer Nachrichten, Nachteile liegen zudem auf der Hand. Anzeichen einer ,Verdummung, derWäh- 11. November 1957 Wenn zwei dasselbe tun ... Auf ein 13Ö Ott SPD-Pressedienst und ungebetene Manövergäste Liebe Freunde! Bei den Herbstmanövern der 1. Gebirgsdivision, die anfangs Oktober im Allgäu stattfanden, waren unter der großen Zahl von Presse-, Film-, Fern- Zum 40. Jahrestag ihrer Revolu- seh- und Funkreportern auch zwei mit einer Filmkamera versehene Be- tion schickten die Sowjets für die leiernde Menge in Moskau eiv. bril- sucher, die sich auf dem Divisionsgefechtssland als Reporter der Firma lantes Feuerwerk in den nächtlichen „Aktuelle Kamera" aus Augsburg in die Anwesenheitsliste eintrugen. Himmel. Ein Karikaturist hat diese Veranstaltung als Motiv genommen, um den Propagandaieldzug des Kreml, Während die meisten der Schlachten- territorialer Status ihre Freizügigkeit bummler sich kannten und sofort in an- der für die ganze Welt bestimmt ist, garantiert, mit den getarnten Bericht- zu glossieren. In diesem gezeichneten geregte Unterhaltungen untereinander erstattern aus der Sowjetzone: „Wie Feuerwerk sieht man als Prunkstücke eintraten, blieben die beiden Kamera- harmlos sind doch — streng in Abwehr- Sputnik Eins und Zwei in die Höhe männer etwas in der Distanz. Dies fiel Kategorien gedacht — die Pankower dem Presseoffizier der Division einmal steigen, und seihst der Fall Schukow Propagandaleute im Vergleich zu den ist zu einer Nummer des Programms auf; zum anderen fand er es sonderbar, sowjetischen Militärexperten!" daß er, der sich in Augsburg gut aus- geworden. kannte, kein Unternehmen „Aktuelle über die „Harmlosigkeit" kann man Kamera" kannte. Diese Verdachts- geteilter Meinung sein. Die Sowjets wer- Die Moskauer Spekulation auf ge- momente veranlaßten ihn, den Abwehr- den es — abermals „streng in Abwehr- wisse weiche Stellen in der west- dienst der Bundeswehr zu verständigen, Kategorien gedacht" — nicht nötig ha- lichen Welt ist, wie manche Beispiele der seinerseits Verbindung mit der Poli- ben, ausgerechnet die Manöver zu aus jüngster Zeit zeigen, leider nicht zei aufnahm. Eine Durchsuchung des Ge- Spionageakten zu benutzen. Zweifellos ganz erfolglos geblieben. Zweifellos päcks der beiden Kameraleute brachte ist auch nicht Spionageverdacht in erster ist die Entsendung der beiden Erd- außer einer Pistole eine nicht unbeträcht- Linie der Grund für die Verhaftung der satelliten eine hervorragende tech- liche Summe von D-Mark Ost und West ostzonalen DEFA-Männer gewesen. Spio- nische und wissenschaftliche Leistung. zum Vorschein. Ein Verhör ergab schließ- nieren wollten sie wahrscheinlich nicht. Zweifellos beweist sie, wessen die lich, daß die beiden „Augsburger" gar Die DEFA kann aber mehr. Sie versteht Sowjetunion fähig ist. Wir dürfen für nicht aus dieser Stadt kamen, sondern in es nämlich, aus harmlosestem Film- unsere Politik in Anspruch nehmen, Wirklichkeit Reporter der sowjetzonalen material durch Schnitt und eine ebenso daß wir uns nie Illusionen darüber DEFA-Wochenschau waren. geschickt gemachte Textuntermalung hingegeben haben. Es ist für uns Der SPD-Pressedienst vom 28. Oktober Hetzfilme zu machen, die die Vertei- keine Sputnikerkenntnis von heute, 1957 nimmt diese Verhaftung zum Anlaß, digungsbereitschaft diffamieren und für daß wir alle bedroht sind und daß tiefschürfende Betrachtungen über unsere den gesamtdeutschen Gedanken eine Ge- nur ein einheitliches Handeln die westdeutschen Schwächen im allgemei- fahr bedeuten. Wer drüben in der Freiheit in der Welt erhalten kann. nen, über die militärischen und poli- Sowjetzone sich auch nur den harm- Die Einheit des Westens aufzulö- tischen aber im besonderen anzustellen: losesten Film ansieht, muß sich zuvor sen oder zu verhindern, ist das eigent- „Wer sich den Platzpatronenkrieg an- raffiniert gemachte, haßerfüllte „Doku- liche Ziel der sowjetischen Politik. gucken will, macht sich guasi der Militär- mentarfilme" ansehen, und auch die ost- Solange es auch nur erreichbar spionage für eine auswärtige Macht ver- zonale Wochenschau bringt, was unsere scheint, ist auf einen wellweiten dächtig — jedenfalls dann, wenn er aus Bundesrepublik betrifft, Aufnahmen, die Ausgleich, der für uns die Wieder- Mitteldeutschland kommt. Und das ist mit einer unabhängigen und nur der vereinigung einschließt, nicht zu rech- eine böse Sache. Dafür sehen sich die Wahrheit dienenden Dokumentation nen. Die drohende und laute — vor Russen — Adenauers „Weltfeind Num- nichts mehr zu tun haben. Darum kön- nicht allzulanger Zeit hätte man noch mer eins" — die Militärmanöver unseres nen DEFA-Kameramänner in der Tat gesagt säbelrasselnde — Art, mit der durch und durch souveränen Staates an!" — ohne Illusionen und Phrasen betrach- die Erdsatelliten gestartet wurden, Der SPD-Pressedienst vergleicht die tet — manchmal gefährlicher sein als diente dazu, die nervenschwachen sowjetische Militärmission, deren ex- sowjetrussische Militärs . . , Kreise im Westen einzuschüchtern, die unmittelbar folgende Koexistenz- ansprache Chrustschows auf der Ju- biläumssitzung des Obersten Sowjets dagegen sollte erschweren, daß sich die freie Welt zu einer einheitlichen Wann wird gewählt? Reaktion gegen den drohenden Vor- sprung der Sowjetunion auf tech- Die Parlamentswahlen in den Bundesländern nischem Gebiet zusammenfindet. Neben dem taktischen Spiel das Grundsätzlich finden die Parlaments- Berlin: November/Dezember 1958.Letzte eigentlich Grundsätzliche der sowjeti- wahlen der Bundesrepublik alle vier Landtagswahl (Wahl des Abgeordneten- schen Politik zu. sagen, war dem Jahre statt. Ausgenommen die Wahl in hauses) am 5. Dezember 1954. neuen, „unDolitischen" Verteidigungs- Hamburg, sind die Wahlen für die Län- minister und Nachfolger Schukows, derparlamente — die Landtage, in Ham- Niedersachsen: April 1959. Letzte Land- dem Marschall Malinowski, zugewie- burg und Bremen Bürgerschaft, in Berlin tagswahl am 24. April 1955. sen worden. Er mußte auf dem Roten Abgeordnetenhaus genannt — in die Rheinland-Pfalz: Mai 1959. Letzte Land- Platz während des Schauspiels der Jahre zwischen die Bundestagswahlen tagswahl am 15. Mai 1955. großen Parade verkünden, daß es gelegt. Das gleiche gilt für die Wahlen heute keine Macht der Welt gebe, zu den Gemeinde- und Kreisparlamenten. Bremen: Oktober 1959. Letzte Land- die „den Vormarsch der Menschheit tagswahl (Wahl der Bürgerschaft) am zum Kommunismus aufhalten könne''. Die nächsten Landtagswahlen finden 9. Oktober 1955. statt: Wer von Ostpolitik spricht, darf an diesem Satz, der den nie aufgegebe- Nordrhein-Westfalen: im Juni 1958; Saarland: Dezember 1959. Letzte Land- tagswahl am 18. Dezember 1955. nen Anspruch des Kommunismus auf letzte Landtagswahl am 27. Juni 1954. Durchdringung und Beherrschung der Schleswig-Holslein: September 1958; Baden-Württemberg: März 1960. Letzte Welt enthält, nicht vorübergehen. letzte Landtagswah] am 12. September Landtagswahl am 4. März 1956. Dieser Anspruch ist die eigentliche 1954. Hamburg: November 1961. Letzte Bür- Realität, mit der wir alle in der frei- Hessen: November 1958; letzte Land- gerschaftswahl 10. November 1957. en Welt uns auseinanderzusetzen ha- tagswahl am 28. November 1954. ben. Jede Illusion darüber wäre le- Die genauen Wahltermine sind in den bensgefährlich. Bayern: November 1958; letzte Land- Ländern durchweg bisher noch nicht fest- tagswahl am 28. November 1954. gelegt. Ihr :>> — (Westerburg) — Dr. Leo Storm (Duisburg I) — Dr. Friedrich Die Ausschüsse im Werber (Karlsruhe-Stadt). CDU/CSU - Vertreter für Arbeitsgruppen im Parlament Ausschuß für Kulturpolitik und Die CDU/CSU-Fraktion des Bundestages hat ihre Vertreter für die einzel- Publizistik nen Ausschüsse gewählt. Für die Entsendung der Abgeordneten in die Aus- (Nordrhein-Westfalen) schüsse war u. a. die Absicht maßgebend, eine Überbelastung einzelner Ab- — Dr. (Berlin) geordneter zu vermeiden. Außerdem sollen nicht nur ausgesprochene Fach- — Dr. Mathilde Gantenberg (Rheinland- experten in den Ausschüssen wirken; entsprechend der soziologischen Pfalz) — Hugo Geiger (Tirschenreuth) — Ingeborg Geisendörfer (Bayern) — Dr. Struktur sollen alle Bevölkerungskreise vielmehr gleichmäßig vertreten sein. Hermann Mathias Görgen (Saarland), Wilhelm Gontrum (Hessen) —• Dr. Bruno Zwischen den Fraktionen des Bundes- stav-Adolf Gedat (Reutlingen) — Dr. Jo- Heck (Rottweil) — Dr. Lambert Huys tages wurde eine Vereinbarung getrof- hann Baptist Gradl (Berlin) — Karl Hahn (Lüneburg-Dannenberg) — Dr. Pascual fen, nach welcher die Zahl der Aus- (Nordrhein-Westfalen) — Emil Kemmer Jordan (Niedersachsen) — Ludwig schüsse von bisher 38 (ohne die Sonder- (Bamberg) — Hermann Koch (Braun- Kroll (Rastatt) — Dr. Agnes Maxsein ausschüsse) auf nunmehr 26 herabgesetzt schweig-Stadt) — Dr. Walter Leiske (Berlin) — Richard Muckermann (Neuß- werden soll, vorausgesetzt, daß das Ple- (Frankfurt/Main II) —• Dr. Agnes Max- Grevenbroich) — Elisabeth Pitz-Savels- num des Bundestages dieser Regelung sein (Berlin) — Dr. Josef Oesterle berg (Hessen) — Emmi Welter (Nord- zustimmt. Mit der Reduzierung der Zahl (Augsburg^Land) —• Friedrich-Karl Storm rhein-Westfalen) — Josef Worms (Hes- der Axisschüsse soll gleichzeitig auch de- (Oldenburg-Eutin/Süd) — Dr. Alois Zim- sen). ren Mitgliederzahl verringert werden. mer (Trier). Die CDU/CSU wird danach in 15, die SPD in neun und die FDP in zwei Aus- Ausschuß für Familien- und Ausschuß für Kommunalpolitik und schüssen die Vorsitzenden stellen.. Jugendfragen öffentliche Fürsorge Nachstehend geben wir die Namen der Dr. Josef Brönner (Bad Mergentheim) CDU/CSU-Mitglieder der einzelnen Aus- (Hamburg) — Margarete Engländer (Nordrhein-Westfalen) — Ja- — Arthur Enk (Peine-Gifhorn) — Her- schüsse an. In Klammern der Wahlkreis mann Glüsing (Norder- und Süderdith- des Abgeordneten bzw. die Landesliste. kob Franzen (Rheinland-Pfalz) — Gustav- Adolf Gedat (Reutlingen) — Dr. Lam- marschen) — Johann Harnischfeger (Gladbeck-Bottrop) —• August Kunst bert Huys (Lüneburg-Danneberg) — Emil (Rheinland-Pfalz) — Josef Mick (Nord- Kemmer (Bamberg) — Ludwig Kroll (Ra- Ausschuß für auswärtige rhein-Westfalen) —• Maria Niggemeyer Angelegenheiten statt) — Linus Memmel (Würzburg) — (Nordrhein-Westfalen) — Dr. Maria Maria Niggemeyer (Nordrhein-Westfa- Probst (Karlstadt) — Dr. Carl Reinhard Dr. h. c. (Geilenkirchen- len) — Elisabeth Pitz-Savelsberg (Hes- sen) — Karl Simpfendörfer (Heilbronn). (Hersfeld) — Dr. Hans-Carl Rudel (Kiel) Erkelenz-Jülich) — Fürst Otto von Bis- — Josef Spies (Kaufbeuren) — Dr. Jo- marck (Herzogtum Lauenburg) — Adolf sef Stecker (Emsland) — Franz Varel- Cillien (Hannover-Nord) — Johannes Rechtsausschuß mann (Niedersachsen) — Emmi Welter Even (Bergheim-Euskirchen) — Dr. Hans (Nordrhein-Westfalen) —• Dr. Friedrich- Furier (Offenburg) — Heinrich Höfler Dr. Wolfgang Bartels (Nordrhein- W.ilbelm Willeke (Recklinghausen-Land) (Emmendingen) — Karl Theodor Freiherr Westfalen) — (Berlin) — — Franz Wittmann (Bayern). zu Gutenberg (Forchheim) — Kurt-Ge- (Calw) —• Elfriede Ha- org Kiesinger (Ravensburg) — Dr. Her- melbeck (Nordrhein-Westfalen) — Ma- mann Kopf (Freiburg) — Waldemar thias Hoogen (Kempen-Krefeld) — Dr. Ausschuß für Verteidigung Kraft (Nordrhein-Westfalen) — Dr. Hein- Karl Kanka (Offenbach/M.) — Dr. Edel- Raban Graf Adelmann (Ludwigsburg) rich Krone (Berlin) — Dr. Paul Lever- traud Kuchtner (Bayern) — kuehn (Hamburg) — Ernst Majonika — (Lippstadt-Brilon) (Münster-Stadt und Land) —• Dr. Elisa- (Arnsberg-Soest) — Dr. Baron Manteuf- — (Böblingen) — Fritz Be- beth Schwarzhaupt (Wiesbaden) — Franz rendsen (Duisburg II) — Heinrich Gerns fel-Szoege (Schwabach) — Dr. Luise Reh- Seidl (München-Land) — Dr. Eduard ling (Hagen) — Gerhard Wacher (Hof). (Plön-Eutin/Nord) — Dr. Fritz von Ha- Wahl (Heidelberg) — Dr. Helene We- niel-Niethammer (Bayern) — Martin ber (Nordrhein-Westfalen) —• Dr. Hans Heix (Oberhausen) — Ausschuß für gesamtdeutsche und Wilhelmi (Hessen) — Dr. Karl Weber (Wilhelmshaven-Friesland) — Dr. Ri- (Koblenz) — Dr. Friedrich Winter (Nürn- Berliner Fragen chard Jaeger (Fürstenfeldbruck) — Jo-, berg-Fürth). hann Peter Josten (Ahrweiler) — D, Dr. Else Brökelschen (Niedersachsen) Georg Kliesing (Rheinland) — Franz — Karl Bühler (Baden-Württemberg) — Ausschuß für Wahlprüfung, Lenze (Meschede-Olpe) —• Dr. Franz Heinrich Draeger (Saarbrücken-Land) — Meyers (Aachen-Stadt) — Dr. Roland Ernst Eichelbaum (Nordrhein-Westfalen) Immunität und Geschäftsordnung Seffrin (Hamburg) — Dr. Friedrich Zim- — Dr. Ferdinand Friedensburg (Berlin) Dr. (Deggendorf) — Jo- mermann (Landshut). — Gustav Fuchs (Bad Kissingen) — Gu- sef Gockeln (Düsseldorf I) — Frau Dr. Wird fortgesetzt. Agnes Maxsein (Berlin) — Richard Muk- kermann (Neuß-Grevenbroich) — Franz Neuer Fraktionsvorstand Mühlenberg (Aachen-Land) —• Will Ras- 2 Millionen Bausparverträge ner (Flensburg) — Franz Seidl (München- Die CDU/CSU-Fraktion des Bundes- Land) —- Dr. ' (Heidelberg) Fast 2 Millionen Menschen in der tags hat den bisherigen Fraktionsvorsit- — Dr. Alois Zimmer (Trier). Bundesrepublik besitzen einen Bauspar- zenden Dr. mit großer vertrag. Wenn man die Familienangehö- Mehrheit wieder zum Vorsitzenden ge- rigen mit berücksichtigt, können minde- wählt. Ausschuß für Inneres stens 6 bis 8 Millionen Menschen als Zu Stellvertretern wurden gewählt: Ulrich Berger (Herne/Castrop-Rauxel) Fundament der Bausparbewegung gelten. Der langjährige Ministerpräsident von — Hans Demmelmeier (Ingolstadt) — Für den Bau von Eigenheimen wurden Nordrhein-Westfalen, Karl Arnold, Ober- Peter EtZenbach (Siegkreis) — Dr. Karl in der Bundesrepublik im Jahre 1950 kirchenrat Adolf Cilien aus Hannover, Gössel (Diepholz-Melle-Wittlage) — Leo rund 400 Millionen DM als Bauspargel- Amtsgerichtsrat Hermann Höcherl aus Gottesleben (Ottweiler-St. Wendel) — der ausgezahlt. 19.56 waren es bereits dem Wahlkreis Regensburg, Oberkirchen- Karl Hackethal (Northeim-Einbeck-Du- mehr als 1,5 Milliarden DM, einschließ- rätin Dr. aus derstadt) — Karl Hübner (Berlin) — Eu- lich der ausgezahlten Zwischendarlehen Frankfurt/Main, und Landwirt Detlef gen Huth (Wuppertal II) — Dr. Fritz sogar fast 2 Milliarden DM. 1936 hatten Struve aus Rendsburg. Außer Karl Ar- Kempfler (Pfarrkirchen) —• Angelo Kra- die Bausparkassen nur mit der Summe nold gehörten alle stellvertretenden Vor- mel (Bayern) —Walter Kühlthau (Essen I) von knapp 100 Millionen DM ihren An- sitzenden auch schon dem letzten Bun- — Wilhelm Nieberg (Oldenburg-Ammer- teil zur Wohnungsbaufinanzierung bei- destag an. land) — August Spies (Kaiserslautern) gesteuert. Die Arbeitslosigkeit sank Viele Vertriebene fanden neue Arbeitsplätze An dem allgemeinen Rückgang der Arbeitslosigkeit, der seit Jahren an- hält, sind die Heimatvertriebenen in besonderer Weise beteiligt. Das spie- gelt sich auch in der jüngsten Statistik über die Zahl der Arbeitslosen ab.

Die Gesamtzahl der Arbeitslosen ist im sinkt die Zahl der arbeitslosen Vertrie- Gebiet der Bundesrepublik am 30. Sep- benen ständig. Ausnahmen bilden Ham- tember 1957 gegenüber dem gleichen burg, Bremen und Nordrhein-Westfalen, Zeitpunkt des Vorjahres von 411 110 auf in denen ein geringer Anstieg (0,3 bis Das müssen Sie wissen 367 477, also um 10,6 v. H. zurückgegan- 0,4 v. H.) festzustellen war. gen, und hat damit ihren niedrigsten An der Arbeitslosigkeit der Vertrie- SIE WOLLEN KEINE ZONENPÄSSE Stand erreicht. In der gleichen Zeit sank die Zahl der Arbeitslosen unter den Ver- benen nach dem Stand vom 30. Septem- Von den 65 000 Deutschen, die gegen- triebenen von 94 866 auf 79 046, das ber dieses Jahres sind die drei Haupt- wärtig in den von Polen verwalteten heißt: um 16,7 v. H. Die Zahl der wieder flüchtlingsländer nach wie vor am stärk- deutschen Ostgebieten und in Polen auf zu Arbeit gekommenen Vertriebenen sten beteiligt. So meldete Schleswig- ihre Umsiedlung nach Deutschland war- war um 6,7 v. H. höher als die der nicht- Holstein bei insgesamt 33 660 Arbeits- ten, haben sich nach Meldung des Infor- vertriebenen Arbeitslosen. losen 11 482 vertriebene Arbeitslose, Niedersachsen bei 75 150 Arbeitslosen mationsbüros West die meisten gewei- Der Anteil der jetzt noch arbeitslosen gert, eine „Staatsbürgerschaft der DDR" 20 667 und Bayern bei 98 213 Arbeits- Vertriebenen an der Gesamtarbeitslosig- losen 22 843 vertriebene Arbeitslose. anzunehmen. Bisher hätten nur etwa 90C keit im Bundesgebiet verringerte sich im Deutsche aus den unter polnischer Ver- letzten Vierteljahr von 22,8 v. H. (am Im Verhältnis zur Gesamtarbeitslosig- waltung stehenden Ostgebieten Pässe der 30. Juni 1957) auf 21,5 v. H. (am 30. Sep- keit im Gebiet der Bundesrepublik hat Zone angenommen. tember 1957). In allen Bundesländern sich die Arbeitslosigkeit in den Berufs- gruppen verschieden entwickelt. Beson- ders hoch ist der Anteil der Arbeitslosen unter den Vertriebenen in den landwirt- 7/ schaftlichen Berufen mit 30,3 v. H., bed „Sabotage am Aufbau Glasmachern mit 29,3 v. H., den Leder- herstelilern, Leder- und Fellverarbeitern Deutsche dürfen nicht aus der Tschechoslowakei ausreisen mit 26,6 v. H., den gewerblichen Hilfs- berufen mit 24,6 v. H. und den Kunst- In der Tschechoslowakei leben von den früheren etwa 4 Millionen heute stoffverarbeitern mit 24,0 v. H. noch 165 000 Deutsche, wie das Statistische Staatsamt in Prag kürzlich be- kanntgab. Das Innenministerium lehnt alle Gesuche von Deutschen auf Familienzusammenführung mit ihren Angehörigen in der Bundesrepublik ab. „Ein zerfallenes Städtchen" Das Innenministerium sieht alle Aus- bisher ohne Erfolg. Der arbeitsfähige Mit dem Verfall einer großen Zahl ost- wanderungsabsichten als einen „Akt der Deutsche der Tschechoslowakei erhält preußischer Kleinstädte, die in Gefahr Sabotage am sozialistischen Aufbau" der keine Ausreisegenehmigung in den stünden, „von der Erdoberfläche zu ver- Tschechoslowakei an. So heißt es in den Westen. Auch die Eingaben an das Inter- letzten abschlägigen Antworten, solche nationale Rote Kreuz führen in der Regel schwinden", befaßt sich die in Alienstein Pläne dienten keineswegs der „Völker- zu keinem Erfolg. Die Prager Regierung erscheinende polnische Zeitschrift „War- verständigung und -Versöhnung der will die deutschen Arbeitskräfte beim mia i Mazury" (Ermland und Masuren). freien und friedliebenden sozialistischen „sozialistischen Aufbau" nicht freigeben. Nationen". Auch persönliche Besuche und Nach wie vor gehen ihr wirtschaftliche „In unserer Wojewodschaft", so Bittgänge beim Innenministerium blieben Überlegungen über die menschliche. schreibt das Blatt, „gibt es kleinere Städte, .die das Schicksal zum Untergang bestimmt hat. Man kann die Behauptung wagen, daß ihnen die Gleichgültigkeit der Menschen größeren Schaden zugefügt Der erste Schritt hat als der Krieg." Genannt werden als Beispiel die Stadt Gesamterhebung über die Vertreibung aus den Ostgebieten Gilgenburg im Kreis Osterode, die nur noch ein „schmutziges, vernachlässigtes Die erste Phase der von der Bundesregierung in die Wege geleiteten Er- und zerfallenes Städtchen" sei, obwohl hebung zur Feststellung der deutschen Bevölkerung aus den Vertreibungs- es seiner Lage und Tradition nach ein gebieten wird voraussichtlich bis zum 30. Juni nächsten Jahres beendet blühender Fremdenverkehrsort sein sein. Die Gesamterhebung wird sich wahrscheinlich über einen Zeitraum von könnte. Außerdem wird Schippenbeil im mehreren Jahren erstrecken. Kreise Bartenstein angeführt, das den Eindruck einer sterbenden Stadt mache. Der Erhebung kommt vor allem des- Die polnische Zeitung wirft den Behör- in einer Resolution an die rumänische den vor, daß sie keinerlei Interesse für wegen eine besondere Bedeutung zu, Regierung und die Weltöffentlichkeit, die weil alle bisherigen Versuche staatlicher diese Gemeinden zeigen, selbst nicht in der UNO-Charta zugesicherten Men- einmal die örtlichen Verwaltungen. Behörden und des Suchdienstes, lücken- schenrechte auch den Siebenbürger Sach- lose Unterlagen über das Schicksal der sen und den Donau-Schwaben einzuräu- Deutschen aus den Vertreibungsgebieten men. Als eines dieser Menschenrechte zu bekommen, nur Teilerfolge erbrachten. sah der Bundesverbandstag die Wieder- Man hofft, durch diese Aktion viele Herausgeber: Bundesgeschäftsstelle der CDTj vereinigung der durch den Krieg ausein- Deutschlands, verantwortlich für die Redak- Schicksale klären zu können und auch andergerissenen Familien an. Er erin- tion: Dr. Heinz Pettenberg, Bonn, Nassestr. 2, Gefangenen und Verschleppten Hilfe zu nerte an das Versprechen, die in der bringen. Tel. 5 1915/19 — Verlag: Presse- und Infor- alten Heimat zurückgebliebenen Kinder, mationsdienste der CDU Deutschlands, Bonn, Ehegatten und hilfsbedürftigen alten Argelanderstr. 173, Tel. 2 31 40 — Bezugspreis: Menschen mit ihren Familienangehörigen monatlich l,— DM — Banken: Bundes- Zwölf Jahre nach Kriegsende zusammenzuführen. Zwölf Jahre nach geschäftsstelle der CDU, Bonn, Postscheck- Kriegsende dürfe ein noch immer be- Konto Köln 36 531, Bankverein Westdeutsch- Der Bundesverband der Landsmann- stehendes Unrecht nicht über die Mensch- land, Bonn, Nr. 7487 — Druck: Bonner Unlver- schaft der Siebenbürger Sachsen forderte lichkeit triumphieren. sitäts-Buchdruckerei. Die Wahldebatte in Düsseldorf ,n zwei Sätzen Aus wirtschaftlichen Gründen wurde Enttäuschung der FDP - Dörings Besenstiel die „Märkische Union", eine Zeitung der Ost-CDU in Brandenburg, eingestellt. Zur Die Enttäuschung der FDP über die Ablehnung durch die Wähler am Zeit erscheinen nur noch fünf Ost-CDU- 15. September kam in einer der letzten Debatten im Landtag von Nord- Zeitungen in der Zone. rhein-Westfalen zum Ausdruck. Bei der Aussprache über einen Wahlgesetz- Bundestagsvizepräsident Dr. Richard antrag erklärte der Fraktionsführer der FDP, Döring, die Wähler seien be- Jaeger (CSU) wurde in Bonn zum Prä- sidenten der „Deutschen atlantischen Ge- reit, einem Besenstiel mit einer bestimmten Flagge ihre Stimme zu geben. sellschaft" gewählt. Dr. Jaeger ist der Die CDU-Fraktion verließ daraufhin geschlossen den Saal. Nachfolger des verstorbenen CDU-Bun- destagsabgeordneten Dr. . Anlaß zu der Debatte war der Antrag Und er müßte dann in Paderborn gegen der FDP, im Wahlgesetz von Nordrhein- einen Kandidaten der CDU kandidieren. Westfalen künftig alle Ausnahmebestim- mungen zur Fünf-Prozent-Klausel ent- (Glocke des Präsidenten) Aus Ulbrichts Reich fallen zu lassen. Mit diesem Antrag hofft Und nehmen wir einmal an, in Paderborn die FDP, alle kleineren Parteien außer BEISPIEL. Das SED-Zentralorgan „Neu- stellten Sie einen Besenstiel auf mit ei- es Deutschland" beschwert sich über die ihr selbst aus der politischen Willensbil- ner ganz bestimmten Flagge daran ge- dung im größten Industrieland des Bun- Leiter der Staatsjugendorganisation heftet, dann wird nicht der Mann ge- „Junge Pioniere": „Wie mag es auf die desgebietes ausschalten zu können. wählt, den ich genannt habe, sondern Jungen Pioniere wirken, wenn beispiels- Hier ein Auszug aus dem Protokoll der dann wird der Besenstiel gewählt. weise der Pionierleiter die Fahne unse- Landtagssitzung vom 4. November: (Große Unruhe — Glocke des Prä- rer Republik und die Fahne der Pionier- sidenten) organisation unter den Arm klemmt, au- Abg. Döring (FDP): Aber stellen Sie ßerdem noch das Tischtuch mit verwik- Weil das so ist, reden Sie in dieser kelt, um dann, mit der Zigarette im sich einmal vor: Wir stellen in Pader- Bundesrepublik besser nicht vom Per- born einen Mann für die FDP auf, der Mundwinkel, zwei Schülern den Auftr.. früher einmal in unserer Partei war. sönlichkeitswahlrecht. zu geben, die Fahne zum Appell zu his- Nehmen wir einmal an, den Theodor (Erregte weitere Zurufe — Glocke sen." Heuss, er wäre nicht Bundespräsident und des Präsidenten) WEIHNACHTSSCHMUCK. Mit einem noch Liberaler. Präsident Gockeln: Meine Damen und Appell, Sputnik-Behänge für den Weih- (Lebhafte Zurufe und Unruhe) Herren, die Motivierungen dieser poli- nachtsbaum herzustellen, wandte sich das tischen Diskussion sind doch so bekannt, SED-Zentralorgan „Neues Deutschland" daß allzuviel Aufregung dazu nicht er- an alle Holzschnitzer im Thüringischen forderlich ist. Ich empfehle, die sachlichen Wald und .im Erzgebirge. „Das müßte Dinge im sachlichen Raum zu lassen. doch se.hr nett aussehen", meinte das Wer ist Wolf gang Döring? Herr Kollege Döring: Der Bundespräsi- führende SED-Blatt, „wenn auf dem blan- dent ist nicht gut Modell für die Er- ken Silber ein roter Stern und in Gold Wolfgang Döring, vor der Bundestags- Hammer und Sichel glänzen." wahl Wahlkampfmanager der FDP und örterung. Fraktionsvorsitzender seiner Partei im Landtag von Nordrhein-Westfalen, pflegt nicht schüchtern in der Wahl seiner Worte aber auch nicht in der Wahl sei- Wenn sie die Mehrheit haben ner Mittel zu sein. Er verkörpert wohl am deutlichsten jenen Typ der Organi- SPD-Personalpolitik in Recklinghausen und Oberhausen satoren und Parteitechniker, denen der erfolgreiche Sprung in die Sessel der Dutzende von Beispielen zeigen, daß die SPD ohne Rücksichten auf die politischen Macht glückte. Spielregeln der Demokratie die Macht zu ihren Gunsten gebraucht, wenn sie 1919 in Leipzig geboren, Berufsoffizier, die Mehrheit hat. Ein neues Beispiel dafür ist die Wahl des Kulturdezer- trat er im Alter von 31 Jahren sein Amt nenten in Recklinghausen. Obwohl der Obersladldirektor und alle übrigen als Hauptgeschäftsführer der FDP in Fraktionen einen erfahrenen Bewerber für diese Stellung vorschlugen, wäK1' Nordrhein-Westfalen an. Er und seine Freunde bekamen bald den Apparat mit die SPD mit ihrer Mehrheit einen ihr genehmen Kandidaten. allen seinen Möglichkeiten und Verbin- Feuilletonredakteur einer der SPD nahe- dungen in die Hand. Es ist fraglich, ob Als es in Recklinghausen darum ging, der damalige FDP-Landesvorsitzende einen Kulturdezernenten zu bestellen, stehenden Zeitung war und somit nur Middelhauve diese Entwicklungen hat der die vielfältigen Aufgaben seines über geringe Erfahrungen in seinem Amtes lösen und wirkungsvoll koordi- neuen Aufgabenbereich verfügt, durch. kommen sehen; der mißtrauischere FDP- Die Leitung der Ruhrfestspiele ist dem Bundestagsabgeordnete Rechenberg war nieren muß, waren sich zunächst alle Parteien darüber einig, daß man hier nur vorher verstorben. neuen Dezernenten nicht übertragen „einen in allen Zweigen der Kultur er- worden. Döring und seine Freunde hatten die fahrenen Dezernenten" — so lautete die Stellenangebots-Anzeige — brauche. Der Die SPD hat im Stadtrat von Reckling- Fäden in der Hand, als sie im Bündnis hausen mit 22 Sitzen die absolute Mehr- mit der Linken, der SPD, die große neue Dezernent sollte zugleich auch Ge- heit, CDU 16, FDP und BHE je 2 Sitze. Chance sahen, die ihnen und ihresgleichen schäftsführer der Ruhrfestspiele sein; in Zusammenarbeit mit der CDU nicht dafür sollte er Organisationsfähigkeit gegeben schien. So verließ die FDP die und praktische Erfahrungen auf dem Ge- Regierung Arnold, um sie zu stürzen. biete des Theaterwesens mitbringen. Döring ist alles andere als ein über- Auf die Ausschreibung hatten sich 130 Flucht in die Freiheit zeugter Verfechter klassischer liberaler Bewerber gemeldet, darunter eine ganze Traditionen. Seine Politik läuft darauf Anzahl profilierter Persönlichkeiten. In In der Woche vom 2. bis hinaus, unter allen Umständen und ohne Übereinstimmung mit dem Oberstadt- 8. November flohen 5914 Be- allzu wählerisch in der Auswahl der direktor entschieden sich die nichtsozia- wohner der sowjetischen Be- Bundesgenossen zu sein, der FDP die listischen Fraktionen CDU, FDP und BHE satzungszone in die Bundes- Möglichkeit zu sichern, zwischen den bei- für einen unabhängigen Bewerber, der den großen Parteien als Zünglein an der über die besten Beurteilungen und reiche republik oder nach West-Berlin. Waage Macht und damit Geltung zu be- Erfahrungen verfügte. Trotzdem setzte 1134 davon waren Alleinste- haupten. Bei der Bundestagswahl hat sich die SPD-Fraktion, im Besitze der abso- hende unter 24 Jahren. gezeigt, daß die Wähler dieses Spiel nicht luten Mehrheit, mit ihren Stimmen die mitmachen. Wahl ihres Kandidaten, der bisher