Ausg. Nr. 156 • 1. August 2016 Unparteiisches, unabhängiges Monats - magazin speziell für Österreicherinnen und Österreicher in aller Welt in vier verschiedenen pdf-Formaten http://www.oesterreichjournal.at Der dritte Anlauf

Wegen Mängeln bei der Auszählung der Stimmzettel zur Bundespräsidenten-Stichwahl hat der Oberste Gerichtshof die kompette Wahl für ungültig erklärt. Der nächste Termin ist am Sonntag, dem 2. Oktober 2016. Foto: ORF Am MIttag des 1. Juli verkündete Verfassungsgerichtspräsident Gerhart Holzinger das Urteil über die von der FPÖ eingebrachten Anfechtung der Bundespräsidentenstichwahl vom 22. Mai. Auch der ORF übertrug die gesamte Pressekonferenz des Präsidiums des VfGH.

ie Bundeswahlbehörde hat das amtliche werber frei, das Ergebis anzufechten. Am 8. glaubigt worden, das Ausmaß sei „er - DEndergebnis der Bundespräsidentenwahl Juni, einen Tag vor Ablauf dieser Frist, er - schreckend“, wie Strache feststellte. Er fühle 2016 am 1. Juni festgestellt und anschlies- klärte FPÖ-Obmann Heinz Christian Strache sich schon aus diesem Grunde heraus ver- send veröffentlich. Zur Erinnerung: Der von in einer gemeinsamen Pressekonfe renz mit pflichtet, die Wahl anzufechten, was ihm von den Grünen unterstützte Prof. Alexander Van dem Rechtsanwalt der FPÖ und Justizmini - juristischen Exp erten eindringlich empfohlen der Beller hatte 50,35 Prozent der Stimmen ster a.D. Dieter Böhmdorfer, die Anfechtung wor den sei. „Ob der Verfassungsgerichtshof erhalten, der FPÖ-Kandidat Norbert Hofer sei bereits beim Verfassungs ge richtshof letztendlich zur Ansicht gelangen wird, daß 49,65 Prozent. 31.026 Stimmen aus der Aus - eingelangt und umfasse insgesamt 150 die se Unregelmäßigkeiten zu einer Wiederho - zählung der Briefwahl brachten denkbar Seiten. Darin sei eine „Unzahl an Un - lung oder teilweisen Wiederholung der Wahl knap pen Aus schlag für Van der Bellen. Bis regelmäßig keiten“ dokumentiert worden und führen müs sen, bleibt natürlich offen.“ zum 9. Juni stand es den Vertretern der Wahl - sämtliche Hinweise seien eidesstattlich be - Lesen Sie weiter auf der Seite 42 Ø

Sie sehen hier die Variante A4 mit 72 dpi und geringer Qualität von Bildern und Grafiken ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 2 Die Seite 2

Liebe Leserinnen und Leser, wenn Sie in unserer letzten Ausgabe die Serie „Österreicher in Hollywood“ ver- mißt haben, haben wir keine gute Nachricht für Sie: Etwas mehr als acht Jahre hindurch hat uns Rudolf Ulrich, Autor des gleichnamigen 622 Seiten umfassen - den Buches, die überaus interessanten Arbeiten zur Verfügung gestellt. Nun haben wir die mit ihm vereinbarten 100 Folgen erreicht. Wir danken Rudolf Ulrich auch an dieser Stelle herzlich dafür, daß er unser Magazin damit so bereichert hat und dafür, daß er jedes der 100 bereits 2004 im Buch (ISBN 978-3-901932-29-8) erschienenen Porträts akribisch für uns 60 Jahre Bgld. Gemeinschaft S 22 aktualisiert hat. Wir wünschen ihm alles Gute!

Michael Mössmer

Der Inhalt der Ausgabe 156

Kampf gegen Radikalisierung 3 Eisenstadt: Direkte und transparente Außenminister Sebastian Kurz der Bürgerkommunikation 58 bei Konferenz der Anti-IS-Allianz 6 Spektakuläre Premiere Österreich soll EU-Mitglied bleiben 7 auf der Seebühne Mörbisch 59 Bundespräsident verabschiedet S 47 AusländerInnen in Österreich 8 ------Europäische Integration muß für Südtirol: Halbzeit LH Kompatscher 60 Jugendliche greifbarer werden 10 Mittelfristige Prognose der Anerkennung im Ausland österreichischen Wirtschaft 62 erworbener Qualifikationen 11 Binnennachfrage stützt Hoher sozialer Fortschritt Wirtschaftswachstum im bringt Österreich Platz 13 12 II. Quartal 65 Burgenlands Politspitze bei den OeNB rechnet mit deutlichem Bayreuther Festspielen 13 Inflationsanstieg ab August 65 Kärnten und Slowenien als Achse des Positiven 15 Mehr als 17 Mio. Nächtigungen 66 Tropfen: Kontrolle über Haftreibung… S 73 NÖ/Tschechien: grenzüber- Chronik 67 schreitende Verkehrsprojekte 16 Region Moststraße setzt 20 Jahre Partnerschaft auf genußvolle Kulinarik 69 Oberösterreich – Westkap 17 Hohe Ehren für Landeshaupt- Europ. Dorferneuerungspreis 18 mann a. D. Franz Voves 70 Kulturhauptstadt 2024 20 »Ossy« Kolmann ist am 60 Jahre Burgenländische 18. Juli in Wien gestorben. 71 Gemeinschaft 22 Hohes Ehrenzeichen des Hohe Auszeichnung für ehemaligen Landes NÖ für »Jazz Gitti« 72 EKD-Ratsvorsitzenden 26 Univ.-Prof. Ferdinand Reisinger 90. Salzburger Festspiele S 84 Österreich, Europa und die Welt vom Stift St. Florian geehrt 72 Kurzmeldungen 27 Tropfen: Kontrolle über Wie die europäischen Völker des Haftreibung und Benetzbarkeit 73 Mittelalters entstanden 32 Warum schwimmt Eis auf Wasser? 75 Kurzmeldungen der Auslandskultur 34 Der Blick ins Atom 76 Bahia: Wirt und Autor und… 37 Tiroler Forscher liefern neuen Serie »Von Wien nach Tauranga« Therapieansatz für Anämie 77 von Birgit Anna Krickl – Resümee 38 Weltbund-Tagung Auslandsöster- Das Haus des Meeres in Wien 78 reichertreffen 2016 40 96. Salzburger Festspiele 84 Der dritte Anlauf Über mehr bedarf’s nicht – Fest- Neuwahl am 2. Oktober 2016 42 rede von Konrad Paul Liessmann 89 Synchron Stage S 96 Bundespräsident verabschiedet 47 Eines der größten Kultur-Public------Viewings Europas 92 Impressum: Eigentümer und Verleger: Österreich »Burgenland Journal« Belvedere: Sünde und Secession. Journal Verlag; Postadresse: A-1130 Wien, Dr. Scho - Franz von Stuck in Wien. 93 ber-Str. 8/1. Für den Inhalt verantwortlicher Her - Ein Jahr Regierungsarbeit 50 ausgeber und Chefredakteur: Michael Mössmer; Lek - Welterbe Kulturlandschaft 53 Jubiläums-Bachmann-Preis torat: Maria Krapfenbauer. jede Art der Ver öffentli - für Sharon Dodua Otoo 95 90. Jahre Stadterhebung chung bei Quellenangabe ausdrücklich erlaubt. Fotos Seite 1: ORF; Seite 2: Bgld. Landesmedienservice; von Mattersburg 54 Synchron Stage Vienna 96 Parla mentsdirektion / Thomas Jantzen; Gábor Més - Das Mittelburgenland brieft Kärnten: Lustvoll leben und záros & Ruth Lanza; www.neumayr.cc; Synchron mit Blaufränkisch 57 gelassen genießen 99 Stage Vienna / Heinz Zeggl

In Zusammenarbeit mit dem Auslandsösterreicher-Weltbund und »Rot-Weiss-Rot« – http://www.weltbund.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 3 Österreich, Europa und die Welt Kampf gegen Radikalisierung

Bundesminister Sebastian Kurz stellte die Pläne des österreichischen OSZE-Vorsitzes 2017 vor. Foto: BMEIA / Dragan Tatic Foto: BMEIA v.l.: Botschafter Florian Raunig (Leiter der OSZE-Präsenz in Albanien), Botschafter Christian Strohal (Ständiger Vertreter Österreichs bei der OSZE), Botschafter Clemens Koja (Leiter der Ständigen Vertretung Österreichs bei der OSZE), Bundesminister Sebastian Kurz, OSZE- Generalsekretär Lamberto Zannier, Botschafter Eberhard Pohl (OSZE-Vorsitzender des Ständigen Rates, D), und Botschafter Marcel Peṧko, Direktor des Conflict Prevention Centre (CPC) und Direktor des Büros des OSZE-Generalsekretärs ch gehöre einer Generation an, die den 2. Die zunehmende Bedrohung der inneren gruppe leiste die OSZE einen wichtigen Bei - IKalten Krieg selbst nicht erlebt hat. Si - Sicherheit durch die stärkere Radikalisie - trag zum Krisenmanagement. Insbesondere cherheit und Stabilität waren für mich und rung vor allem junger Menschen und Ter - Sondergesandtem Martin Sajdik gelte hier meine Generation immer etwas Selbstver - rorismus als Folge dessen. Wir müssen besonderer Dank. Die Lösung des Konflikts ständliches – auch dank der OSZE. Das daher gemeinsam gegen Radikalisierung in der Ostukraine auf Basis des Minsker Ab - Blockdenken hat aber wieder Hochkonjunk - und Extremismus ankämp fen. kommens werde weiterhin eine der Priori - tur. Man hört wechselseitige Vorwürfe, die 3. Und der zunehmende Vertrauensverlust täten des österreichischen Vorsitzes sein. junge Menschen wie ich in ihrer Sprache zwischen Staaten, aber auch der Bür - „Wir setzen dabei auf Dialog. Die Ko - und Tonalität nur aus den Geschichtsbüchern gerInnen gegenüber staatlichen Institutio - operation mit dem Normandie-Format ist da - kennen. Gerade vor diesem Hintergrund ha - nen und Organisationen, die den Frieden her essentiell, und ich danke dem deutschen ben wir vor zwei Jahren beschlossen, uns für und unsere Werte sichern sollten. Vorsitz für sein großes Engagement“, so den OSZE Vorsitz 2017 zu bewerben“, er - Wir müssen daher wieder gemeinsam Kurz. Dies gelte umso mehr auch für die klärte Außenminister Sebastian Kurz am Vertrauen schaffen“, so Außenminister Se - anderen bestehenden Konflikte im OSZE- 14. Juli anläßlich der Vorstellung der Pläne bastian Kurz. Raum. des österreichischen OSZE-Vorsitzes 2017 „In Zeiten großer Veränderungen und „Die erneute massive Eskalation im April vor dem Ständigen Rat der OSZE in Wien. erhöhter Unsicherheit müssen die inter- in Bergkarabach konnte zwar durch die Ver - „Wir wollen uns in der OSZE engagieren, nationalen und regionalen Organisationen mittlung der Minsk-Gruppe und mit tat- um einen Beitrag zu mehr Sicherheit zu lei- politische Verantwortung übernehmen“, so kräftiger Unterstützung des deutschen Vor - sten. Wir erleben gerade drei zentrale Be dro - Kurz. Die Ukraine-Krise habe Vertrauen sitzes sowie Rußlands wieder eingedämmt hungen, die die Sicherheit und Stabilität, aber zwi schen den Staaten zerbrochen und zeige werden – es bedarf allerdings auch hier der auch unsere gemeinsamen Werte im OSZE- gleichzeitig die Bedeutung der OSZE und Fortsetzung des Dialogs, um der Lösung Raum gefährden: ihres Krisenmanagements. „Während des einen Schritt näher zu kommen. Dasselbe 1. Eine weitere Verschärfung von militäri - Vorsitzes wird Österreich auf seiner Rolle als gilt für die Lösung der Konflikte in Trans - schen Auseinandersetzungen, die schon ehrlicher Vermittler aufbauen und Dialog nistrien und in Georgien.“ jetzt tausende Opfer, Vertreibung und Zer - und Zusammenarbeit in der OSZE-Region Österreich werde als Vorsitz offen für die störung ausgelöst haben. fördern“, so Kurz. Zusammenarbeit mit allen Seiten sein und Wir wollen einen Beitrag leisten, be - Mit ihrer Special Monitoring Mission in Kurz hofft, wie er sagte, „auf Ihre Unter - stehende Konflikte zu entschärfen. der Ostukraine und der Trilateralen Kontakt - stützung.“

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 4 Österreich, Europa und die Welt

allem präventiv tätig werden und Radikali - sierung bereits frühzeitig bekämpfen“, so Kurz Insbesondere die jungen Menschen müß - ten im Fokus sein, weshalb Österreich eine Serie von regionalen Workshops mit der Teil - nahme junger Menschen veranstalten werde. „Wir werden auch unsere Mediterranen Partner aktiv einbinden. Der Kampf gegen Radikalisierung wird daher im Vordergrund der Konferenz mit den Mediterranen Part - nern am 5. und 6. Oktober in Wien stehen. Entscheidend ist, daß wir auch in dieser Aus - einandersetzung zu jedem Zeitpunkt die Grund- und Menschenrechte achten“, sagte der Außenminister. In diesem Zusammenhang sei es auch wichtig, die Lebensbedingungen weltweit zu verbessern, illegale Migration zu verhindern und die Integration der zugewanderten Men - schen bestmöglich zu gewährleisten. Eines sei klar: Ein Mehr an Sicherheit könne es nur mit einem Mehr an Vertrauen geben. Nachhaltige Sicherheit könne es nur in einem Miteinander und nicht in einem Ge - geneinander geben. Die OSZE verfüge dafür mit ihren Organen und Institutionen, und ins - besondere mit den Feldmissionen, über ein einzigartiges Instrumentarium. „ODIHR, die Hochkommissarin für nationale Minderheiten, die Vertreterin für Foto: BMEIA / Dragan Tatic Foto: BMEIA Bundesminister Sebastian Kurz (l.) und OSZE-Generalsekretär Lamberto Zannier. Das Bild rechts zeigt eine Sitzung des Ständigen Rats der OSZE in der Wiener Hofburg.

Enorme Herausforderungen durch Zunahme von Radikalisierung und Terrorismus „Auch wenn unsere Blicke vor allem auf Syrien und Irak gerichtet sind, ist der OSZE Raum alles andere als eine Insel der Seligen (safe haven). Zehntausende Menschen aus dem OSZE Raum haben sich dem IS an - geschlossen, um in anderen Teilen der Welt zu vergewaltigen, zu morden und zu versu - chen, religiöse Minderheiten auszulöschen. Nicht nur, daß wir nicht zusehen können, wenn unsere Bürger in anderen Teilen der Welt unfaßbares Leid anrichten, ist es auch so, daß sie, wenn sie zurückkehren, eine mas - sive Bedrohung für unsere Gesellschaft dar- stellen“, führte der Außenminister weiter aus. Auch im OSZE-Raum seien wir heute vor dem Terror nicht sicher. „Die Kette der Terroranschläge reicht von Aktobe (Kasach - stan) über Istanbul, Paris und Brüssel bis nach Orlando. Wir brauchen einen Schulter -

schluß gegen den Terror. Wir müssen vor / Cc-by-sa-3.0-at Mikhail Evstafiev © Wikipedia

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 5 Österreich, Europa und die Welt

Medienfreiheit und die Parlamentarische Versammlung leisten hier einen wichtigen Beitrag zum Schutz und zur Bewahrung der Grundwerte der OSZE. Diese Instrumente müssen wir gut nützen und gezielt einsetzen, um durch ein Mehr an Kooperation wieder ein Mehr an Vertrauen zu haben“, so Kurz. Österreich, das im Herzen Europas liege, habe stets einen guten Kontakt nach West und Ost gehabt. Diese geografische Brücken - funktion sei Ansporn, auch ein politischer Brückenbauer zu sein. „Zum Abschluß möchte ich dem deut - schen Vorsitz für die hervorragende Arbeit in den zahlreichen Dimensionen und Tätig - keits feldern der Organisation danken. Und ich freue mich mit meinem Team, angeführt von unserem Ständigen Vertreter Clemens Koja und dem Leiter der OSZE-Task Force, Florian Raunig, sowie unserem Sonderbe - rater Christian Strohal, auf die Zusammen - arbeit mit Ihnen allen und dem OSZE Se - kretariat“, schloß Kurz seine Rede.

Chistine Muttonen ist neue Präsidentin der

Parlamentarischen Präsidentin der OSZE-PV Christine Muttonen am Rednerpult Versammlung der OSZE Christine Muttonen wurde am 5. Juli bei der 25. Jahrestagung der Parlamentarischen Versammlung der OSZE (OSZE-PV) in Tif - lis zur Präsidentin dieses Gremiums gewählt und bekleidet damit eine internationale Spit - zenposition. Sie repräsentiert in Zukunft 323 ParlamentarierInnen aus 56 OSZE-Staaten. Nationalratspräsidentin Doris Bures schickte Glückwünsche: „Ich gratuliere Christine Muttonen zu dieser Spitzenfunktion. Ihre Wahl ist auch Anerkennung für das Enga - gement des österreichischen Parlaments auf internationaler Ebene.“ Christine Muttonen, SPÖ-Nationalrats ab - geordnete und stellvertretende Leiterin der österreichischen Delegation bei der OSZE- PV war seit 2014 Vize-Präsidentin der Ver -

sammlung und zuletzt außerdem als Son - Fotos:Parlamentsdirektion / Petra Rund derbeauftragte für Zentral- und Ostasien Nahmen an der Parlamentarischen Vollversammlung der OSZE in Tiflis teil (v.l.): die Natio - tätig. Die außenpolitische Sprecherin der nalratsabgeordneten Johannes Rauch (ÖVP), Anton Heinzl (SPÖ), Christine Muttonen (SPÖ), SPÖ, die in der OSZE als leitendes Mitglied Nikolaus Berlakovich (ÖVP), Roman Haider (FPÖ) und Tanja Windbüchler-Souschill (Grüne) zahlreicher Wahlbeobachtungsmissionen ak - tiv war, setzt bei ihrem Engagement vor al - Die Tagung stand unter dem Motto „25 Muttonen ist erst die zweite Präsidentin lem darauf, den Beitrag von Parlamenta - Jahre parlamentarische Zusammenarbeit, der Versammlung seit ihrer Gründung 1991. rierInnen zu Konfliktlösung und -prävention Vertrauensbildung durch Dialog“. In einer Die Amtsdauer beträgt in der Regel zwei deutlich zu stärken. Die Zusammenarbeit mit Deklaration steckt die Versammlung über- Jahre. n dem österreichischen Vorsitz im OSZE-Mi - dies die Ziele und Schwerpunkte der OSZE http://www.osce.org nisterrat im kommenden Jahr bietet dafür be - für die Zukunft in den Bereichen Politik, http://www.bmeia.gv.at sondere Gelegenheit. Wirtschaft, Umwelt und Menschenrechte ab. http://www.parlament.gv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 6 Österreich, Europa und die Welt Keine Neutralität gegenüber dem Terror und der Barbarei

Außenminister Sebastian Kurz der bei Konferenz der Anti-IS-Allianz in Washington

ußenminister Sebastian Kurz reiste auf AEinladung von US-Außenminister John Kerry und US Verteidigungsminister Ashton Carter von 20. bis 22. Juli nach Washington, um zusammen mit Außen- und Verteidi gungs - ministern von rund 40 ausgewählten Staaten, sowie der Hohen Vertreterin der EU für Aus - wärtige Angelegenheiten, Federica Moghe - rini und VerteterInnen der Vereinten Natio - nen und der NATO, an der Konferenz der Anti-IS-Allianz in Washington teilzuneh men. Bei dem Treffen geht es um die Koordina - tion der internationalen und nationalen Maß - nahmen gegen Islamismus und Terror. Ös - terreich beteiligt sich dabei an den Arbeits - gruppen zu „Foreign Terrorist Fighters“ (FTFs – ausländischen Terrorkämpfern) so - wie zur Stabilierung der Region. Während sich die Arbeitsgruppe der FTFs mit dem Vor - gehen gegen Radikalisierung, der Unter bin -

dung von Reisen von FTFs und der Erar bei - BMEIA / Dragan Tatic Foto: tung von Strategien zur Reintegration von Außenminister Sebastian Kurz (r.) im Gespräch mit dem deutschen Außenminister Frank Rückkehrern befaßt, konzentriert sich die Ar - Walter Steinmeier und der EU Außenvertreterin Federica Mogherini beitsgruppe zur Stabilisierung der Region auf Die Lage im Irak ist weiter angespannt. kus liegt dabei auf der Stabilisierung der die Unterstützung des Aufbaus staatlicher Laut Vereinten Nationen sind 10 Millionen Krisenregion Nordirak und die Wieder ansie - In frastruktur in den von IS/Da’esh befreiten Men schen, also ein Drittel der Bevölkerung, delung von zurückkehrenden Flüchtlingen Gebieten des Irak. auf humanitäre Hilfe angewiesen. Im Irak und Binnenvertriebenen. „Die Terror-Anschläge der letzten Wo - befinden sich 3,4 Millionen Binnenvertrie - Außenminister Sebastian Kurz traf am chen haben einmal mehr gezeigt, daß es ge - bene, wovon 950.000 aus der Region Kurdi - Rande der Konferenz den Irakischen Außen - genüber dem Terror und der Barbarei keine stan-Irak stammen. Dazu kommen noch minister Ibrahim Al-Jaafari und informierte Neutralität geben kann. Österreich leistet da - 250.000 registrierte syrische Flüchtlinge und ihn über den Verlauf seiner Reise in den Nord - her als neutrales Land einen humanitären und 744.000 Rückkehrer in den Irak. Die irak von 15. bis 16. Juli, wo er bei Terminen politischen Beitrag. Rund 5000 sogenannte dramatische humanitäre Situation im Irak mit Falah Mustafa, dem Leiter des Außen - ,Foreign Terrorist Fighters‘ aus Europa sind hat Auswirkungen auf die Flüchtlingskrise. amtes der Kurdischen Region im Irak mit in Syrien und im Irak als IS-Kämpfer aktiv, In Österreich wurden allein seit Jänner 2016 anschließender Pressekonferenz, sowie beim davon kommen rund 300 aus Österreich. Eu - 1.809 Asylanträge von IrakerInnen gestellt. Treffen mit VertreterInnen des Entwick - ropa muß gegen den Terror vorgehen: militä - IrakerInnen sind, nach Herkunftsländern ge - lungsprogramms der Vereinten Nationen risch im Irak, in Syrien und in Libyen; po - reiht, die viertgrößte Gruppe an Asylantrags - (UNDP) die humanitäre Lage in der Region lizeilich gegen Verbrecher und Hassprediger tellern 2016. besprach. und präventiv gegen die Verbreitung der Ideo - Österreich unterstützte in der Region Sy - Am Ende des ersten Tages traf Kurz Ver - logie, damit sich nicht noch mehr junge Men - rien, Libanon, Jordanien, Irak, Türkei, Grie - treter der kurdischen Regionalregierung, schen vom Terrorismus verführen las sen. Im chenland und Armenien seit Ausbruch des dar unter den Premierminister der Kurdi - Fokus unseres OSZE-Vorsitzes 2017 steht da - Syrienkonfliktes 2012-2016 mit 42 Millio - schen Region im Irak, Nechirvan Barzani, her der Kampf gegen Terrorismus und Radi - nen Euro. Im Rahmen seiner Irak Reise Planungsminister Ali Sindi, Innenminister kalisierung, besonders von jungen Leu ten.“ Mitte Juli 2016 hat Außenminister Sebastian Karim Sinjari und Außenminister Falah Mu - Parallel fand in Washington eine Irak-Ge - Kurz die Unterstützung der internationalen stafa. berkonferenz statt. Österreich stellte eine Staatengemeinschaft mit zusätzlich 2 Millio - Am zweiten Tag seiner Reise konnte sich wei tere Aufstockung der humanitären Hilfe nen Euro aus den Mitteln des Auslandskata - Außenminister Kurz vor Ort persönlich von für die notleidende Bevölkerung im Irak in strophenfonds insbesondere für Wiederan - der Verwendung der Mittel überzeugen. n Aussicht. siedelungsprojekte 2016 mitgeteilt. Der Fo - http://www.bmeia.gv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 7 Österreich, Europa und die Welt Österreich soll EU-Mitglied bleiben

Nach Brexit-Votum: Der Wunsch nach einem EU-Austritt geht in Österreich zurück. ie politischen und wirtschaftlichen Tur - 8 Prozentpunkte zurückgegangen. Um 7 % es bei Personen mit Matura 71 % (EU-Aus - Dbulenzen in Großbritannien machen sich angestiegen ist auch die Zahl jener, die sich tritt: 14 %). Bei Befragten mit Berufs- und auch im Meinungsbild der Österreicher be - in ihrer Entscheidung unsicher sind und Handelsschulabschluß lautet das Verhältnis merkbar. Der Wunsch nach einem EU-Aus - „weiß nicht“ antworteten. 53 % („bleiben“) zu 28 % („austreten“), bei tritt ist hierzulande – unmittelbar nach dem Insgesamt 51 österreichweite ÖGfE-Be - Befragten mit Pflichtschulab schluß 60 % Brexit-Votum – um 8 Prozentpunkte gesun - fra gungen seit Juni 1995 zeigen, daß – trotz („bleiben“) zu 23 % („austreten“). ken. Eine deutliche Mehrheit der Österrei- Schwankungen – die BefürworterInnen der „Die Folgen des britischen Nein zur EU- cherInnen ist weiterhin dafür, daß unser Land EU-Mitgliedschaft stets in der Mehrheit Mitgliedschaft lassen sich aus heutiger Sicht Mitglied der Europäischen Union bleibt“, waren. Im Durchschnitt lag die Zahl der Mit - kaum abschätzen. Jedenfalls geht Großbri - kommentiert Paul Schmidt, Generalsekretär gliedschaftsbefürworterInnen bei rund 70 %, tannien unsicheren Zeiten entgegen. Ein ab - der Österreichischen Gesellschaft für Euro - die Zahl der GegnerInnen bei 23 %. Die schreckendes Beispiel für viele andere EU- papolitik (ÖGfE), das Ergebnis einer ak - höchste Zustimmung zur EU-Mitgliedschaft Länder, insbesondere für eine kleine, export- tuellen ÖGfE-Umfrage. fand sich im Juni/Juli 2002 (80 %), der orientierte Volkswirtschaft wie Österreich. 61 % der befragten ÖsterreicherInnen spre - stärkste Wunsch nach einem Austritt im Die Europäische Union ist jetzt gefordert, chen sich derzeit dafür aus, daß unser Land Juni/Juli 2008 (33 %). die anstehenden Herausforderungen – von EU-Mitglied bleibt. 23 % plädieren für einen Männer befürworten in der aktuellen Um - der Flüchtlingsfrage bis hin zu stagnierender Austritt. 16 % beziehen keine Stellung. Ge - frage zu 60 % die EU-Mitgliedschaft Öster - Wirtschaft, Arbeitslosigkeit und sozialen genüber der letzten ÖGfE-Umfrage, die Ende reichs, Frauen zu 62 %. Der Wunsch nach ei - Verwerfungen – entschlossener als bisher April/Anfang Mai 2016 durchgeführt wurde, nem EU-Austritt liegt bei den männlichen an zugehen. Nur so kann der Sackgasse einer ist die Zahl der BefürworterInnen einer EU- Befragten bei 28 %, bei den weiblichen bei allgemeinen Renationalisierung und kurzfri - Mitgliedschaft in etwa gleich geblieben (plus 18 %. Während Befragte mit Universitätsab - sti gen Heilsversprechungen entgegenge - 1 Prozentpunkt), die Zahl jener, die für einen schluß zu 82 % für den Verbleib Österreichs wirkt werden“, schließt Schmidt. n Austritt aus der EU plädieren, ist jedoch um bei der EU plädieren (EU-Austritt: 9 %), sind http://www.oegfe.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 8 Österreich, Europa und die Welt AusländerInnen in Österreich

GastarbeiterInnen und Jugoslawien-Kriege prägten AusländerInnen-Anteil – 2016: Etwa gleich viel EU-AusländerInnen wie Drittstaatsangehörige – Knapp 14 Prozent aller AusländerInnen aus Deutschland – Zuwachs aus Syrien, Afghanistan und Irak

m 11. Juni wird seit 1999 jährlich der AWeltbevölkerungstag begangen. Zu diesem Anlaß wirft die Medien-Servicestelle Neue Österreicher/innen (MSNÖ) einen Blick auf Entwicklungen im Bereich Zuwan - derung und der aktuellen Zusammensetzung der Bevölkerung Österreichs – eine Bevöl - kerung, die in den vergangenen Jahrzehnten zunehmend vielfältiger wurde. Lebten im Jahr 1961 rund 102.000 Men - schen mit ausländischer Staatsangehörigkeit in Österreich, waren es 2015 knapp 1,2 Mil - lionen. Der AusländerInnen-Anteil an der Gesamtbevölkerung stieg damit von 1,44 Prozent im Jahr 1961 auf 13,85 Prozent im Jahr 2015. Heute kommen die meisten Aus - Entwicklung des AusländerInnen-Anteils in Österreich (in Prozent), Jahresdurchschnitte länderInnen mit einem Anteil von 14 Prozent Quelle: Statistik , Darstellung medienservicestelle.at aus Deutschland. Im vergangenen Jahr stieg insbesondere die Zahl der syrischen, afgha - nischen und irakischen StaatsbürgerInnen.

AusländerInnen-Anteil seit 1961 Zurückkommend darauf, daß 1961 rund 102.000 Menschen mit ausländischer Staats - angehörigkeit in Österreich, lebten entsprach das bei einer Gesamtbevölkerung von 7.086.299 EinwohnerInnen einem Auslän - derInnen-Anteil von 1,4 Prozent. Durch die Anwerbung von „GastarbeiterInnen“ stieg die Anzahl der AusländerInnen in den 1960er- und 1970er-Jahren kontinuierlich an. 1974 wurde ein vorläufiger Höhepunkt des Aus - länderInnen-Anteils in Österreich erreicht: So lebten damals 311.689 Personen mit nicht- Entwicklung des Wanderungssaldos in Österreich österreichische Staatsangehörigkeit hier- Quelle: Statistik Austria, Darstellung medienservicestelle.at zulande (4,10 Prozent). Erst durch den Jugoslawien-Krieg Anfang Ausland. Damit ist das Wanderungssaldo mit Höhepunkt. Ausnahmen bildeten die Jahre der 1990er-Jahre kam es wieder zu einem 113.067 so hoch wie nie zuvor. Bereits seit 1968 (-6.970) und 1969 (5.512). Ab Mitte stärkeren Anstieg des AusländerInnen-An - 2009 (Wanderungssaldo: 17.053) ist die der 1970er ging das Saldo erneut zurück, um teils auf mehr als acht Prozent. Nach einer Netto-Zuwanderung in Österreich stark stei - ab 1989 wieder zu steigen. Insbesondere kurzen Stagnation in der zweiten Hälfte der gend. Allein von 2014 auf 2015 kam es zu 1991 (76.816) und 1992 (71.480) ver- 1990er ist seit der Jahrtausendwende wieder einem Anstieg des Saldos um 72.324 Per - zeichnete Österreich ein hohes eine Zunahme des AusländerInnen-Anteils sonen oder 56 Prozent (Zuzüge: 170.115, Wanderungssaldo mit dem Ausland. erkennbar. 2008 wurde erstmals die 10-Pro - Wegzüge: 97.791). zent-Marke erreicht. Wirft man einen Blick weiter zurück, sieht Entwicklung der Einbürgerungen man beim Wanderungssaldo die Auswirkun - seit 1961 Entwicklung der Netto- gen der GastarbeiterInnen-Anwerbungen und Der Anstieg der ausländischen Bevölke - Zuwanderung seit 1961 der Jugoslawien-Kriege: So stieg die Netto- rung in Österreich führte auch zu einer Zu - 2015 wanderten 214.410 Personen aus Zuwanderung ab den frühen 1960er-Jahren nahme der Einbürgerungszahlen hierzulan - dem Ausland nach Österreich und 101.343 kontinuierlich an und erreichte 1972 mit de, insbesondere ab den 1990er Jahren. Lag Personen migrierten von Österreich in das einem Saldo von 35.826 ihren vorläufigen die Zahl der Einbürgerungen zwischen 1961

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 9 Österreich, Europa und die Welt und 1990 bei rund 4.000 bis 11.000 Einbür - gerungen, stieg diese bis 1999 auf den vor- läufigen Höhepunkt von 25.032. Nach einem kurzen Rückgang der Einbürgerungen wurden 2003 die bis jetzt meisten Einbürgerungen vorgenommen (45.112). Seit 2004 sind die Zahlen stark rückläufig, erst seit 2011 (6.754) ist wieder ein leichter Aufwärtstrend bemerkbar. 2015 ließen sich 8.265 Personen hierzulande einbürgern.

Etwa gleich viele EU-AusländerInnen und Drittstaatsangehörige Mit 1. Jänner 2016 lebten laut Statistik Austria insgesamt 1,267 Millionen Personen mit einem ausländischen Paß in Österreich. oben: Entwicklung der Einbürgerungen, unten: Ausländische Staatsangehörige jeweils am 1. 1. Der AusländerInnen-Anteil beträgt damit Quelle: Statistik Austria, Darstellung medienservicestelle.at 14,6 Prozent. In den vergangenen Jahren stammte die Mehrheit der ausländischen Bevölkerung hierzulande aus einem Drittstaat. Da der An- teil der Drittstaatsangehörigen nur einen leich - ten Anstieg verzeichnete und die Migration aus EU/EWR-Staaten und der Schweiz immer mehr zunahm, waren zu Jahresbeginn 2015 erstmals mehr EU/EWR- sowie Schwei - zer BürgerInnen (579.163) hierzulande an - sässig als Drittstaatsangehörige (566.915). Zu Beginn des Jahres 2016 kehrte sich das Verhältnis wieder um: So lebten 642.186 Dritt staatsangehörige in Österreich, während die Zahl der EU/EWR- und Schweizer Staatsangehörige bei 625.488 lag.

Knapp 14 Prozent aus Deutschland Mehr als 176.000 deutsche Staatsange hö - Bevölkerungsstand rige leben in Österreich. Damit führt Bevölkerungs- veränderung Deutsch land die Liste der Top 10 Her kunfts - 1. 1. 2015 1. 1. 2016 länder mit einem Anteil von 14 Prozent aller hier ansässigen AusländerInnen an. Auf Platz Syrien 11.255 33.313 + 22.058 zwei folgt Serbien mit 116.626 in Österreich lebenden StaatsbürgerInnen (9,2 Prozent), Afghanistan 16.779 35.618 + 18.839 gefolgt von der Türkei mit 116.026 Staats - angehörigen (9,15 Prozent). Irak 3.873 13.884 + 10.011

Stärkster Zuwachs aus Rumänien 73.374 82.949 + 9.575 Syrien, Afghanistan und Irak Mit ein Grund, wieso erneut mehr Dritt - Ungarn 54.939 63.550 + 8.611 staatsangehörige in Österreich leben als EU- AusländerInnen, ist die Flüchtlingsbewegung Deutschland 170.475 176.463 + 5.988 des letzten Jahres. So zeigen die Daten der Statistik Austria, daß von 2015 auf 2016 ins - Kroatien 66.475 70.248 + 3.773 besondere die Zahl der syrischen (+ 22.058), afghanischen (+ 18.839) und irakischen Polen 54.262 57.589 + 3.327 (10.011) StaatsbürgerInnen hierzulande stieg. Erst ab Platz vier folgen BürgerInnen aus dem Slowakei 32.052 35.326 + 3.274 EU-Ausland – beginnend mit Rumänien (+ 9.575) und gefolgt von Ungarn (+ 8.611) Iran 8.459 11.637 + 3.178 und Deutschland (+ 5.988). n

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 10 Österreich, Europa und die Welt Europäische Integration muß für Jugendliche greifbarer werden

Jugend-Umfrage 2016: 60 Prozent: EU-Mitgliedschaft »gute Sache« as britische EU-Referendum hat ge - (52 %) als EU-BürgerInnen. Auf ein Fünftel „Freiheit“ (63 %) zugeschrieben. 18 % sa - Dzeigt, daß gerade die Jugend am selten- trifft dies hingegen „eher nicht“ (16 %) bzw. hen die EU als „unnötig“, 20 % als „unso - sten von ihrem Stimmrecht Gebrauch macht. „überhaupt nicht“ (5 %) zu. zial“, 22 % assoziierten die EU mit dem Jene jungen WählerInnen, die an dem Re fe - Das Interesse an der heimischen Politik Begriff „Zwang“. rendum teilnahmen, stimmten jedoch mehr- ist deutlich höher als an jenem auf europäi - 77 % halten die EU hingegen für „kom- heitlich für den EU-Verbleib. Auch in Öster - scher Ebene. Insgesamt 79 % sagen, daß sie pliziert“ (12 % „einfach“), 55 % sehen sie reich sieht eine Mehrzahl der Jugendlichen am politischen Geschehen in Österreich als „schwach“ (34 % „stark“), als „fremd“ die EU-Mitgliedschaft positiv. Allerdings „sehr“ (33 %) bzw. „eher schon“ (46 %) in - wird sie von 46 % betrachtet (37 % „ver- wird die EU als fremd und kompliziert emp- teressiert sind. Ein Fünftel zeigt sich „eher traut“). Ein geteiltes Meinungsbild herrscht funden. Ziel muß es sein, die EU – insbeson - nicht“ (16 %) bzw. „gar nicht“ interessiert in der Frage, ob die EU sicher, jung, offen dere für junge Menschen – wesentlich an - (5 %). Das politische Geschehen in der EU oder nahe ist. greifbarer zu machen“, sagt Paul Schmidt, weckt das Interesse von insgesamt 57 % der „Beschlüsse, die auf europäischer Ebene Generalsekretär der Österreichischen Gesell - Befragten (16 % „sehr interessiert“, 41 % gefällt werden, werden nach wie vor selten schaft für Europapolitik (ÖGfE), in bezug „eher interessiert“). 43 % zeigen dagegen mit der eigenen Lebenssituation in Verbin - auf eine österreichweite ÖGfE-Umfrage, die eher kein (32 %) bzw. überhaupt kein In - dung gebracht. Als Konsequenz – wie das hauptsächlich an Allgemein Bildenden (AHS) teresse (11 %). Beispiel Großbritannien, aber auch vergang - und Berufsbildenden Höheren Schulen und Fast zwei Drittel der Befragten (63 %) ene EU-Wahlen gezeigt haben – machen (BHS) unter 1712 Jugendlichen im Schul - geben an, daß Entscheidungen, die für ihr besonders die Jungen zu wenig von ihrem jahr 2015/16 durchgeführt wurde. persönliches Leben wichtig sind, haupt- Wahlrecht Gebrauch. Politische Abläufe und 60 % der befragten Jugendlichen betrach - sächlich auf nationaler Ebene getroffen Entscheidungsmuster müssen vereinfacht ten die EU-Mitgliedschaft Österreichs als werden. Für 19 % ist es die regionale Ebene, und klarer kommuniziert werden. Auch ein „gute Sache“, 10 % sehen sie als „schlechte für nur 18 % die EU-Ebene. verstärkter Einsatz der Social Media und die Sache“, 29 % halten sie für „weder gut noch Mit vorgegebenen Gegensatzpaaren kon- Möglichkeit, elektronisch an Wahlen teilzu - schlecht“. Je jünger die Befragten sind, desto frontiert, gaben 72 % der befragten Jugend - nehmen, könnten hier Abhilfe schaffen. Ein positiver beurteilen sie die Mitgliedschaft. lichen an, die Europäische Union für „wich - Schulfach „Europa“ und ein verstärkter Aus - Jugendliche an AHS sehen die EU-Mitglied - tig“ zu halten. 13 % entschieden sich für die tausch mit Jugendlichen aus anderen euro - schaft etwas häufiger als „gute Sache“ als Option „unwichtig“ (Rest auf 100 % = keine päischen Ländern wären weitere wichtige Befragte an BHS. Antwort). In einem ebenfalls großen Maß Schritte in die richtige Richtung“, betont Insgesamt 80 % der Jugendlichen fühlen wurden der EU die Eigenschaften „nötig“ Schmidt. n sich „auf jeden Fall“ (28 %) bzw. „eher schon“ (67 %), „sozial“ (65 %) bzw. der Begriff http://www.oegfe.at

Welcher Ausdruck erscheint dir passender? »Die EU ist für mich zurzeit eher...« (Gegensatzpaare) September2015 bis Juni 2016, N=1712 – Angaben in Prozent – Differenz auf 100 Prozent aufgrund gerundeter Werte Grafik: Österreichische Gesellschaft für Europapolitik

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 11 Österreich, Europa und die Welt Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen

Neues Gesetz ermöglicht schnellere Integration in den Arbeitsmarkt durch verbessertes Service, die Einführung von Bewertungsverfahren und besonderer Verfahren für Qualifikationen von anerkannten Flüchtlingen.

m 12. Juli ist das neue Anerkennungs- ken nung von Qualifikationen. Fakten, Er - Aund Bewertungsgesetz für im Ausland fahrungen, Perspektiven“ sind in das neue erworbene Qualifikationen in Kraft getreten. Anerkennungsgesetz eingeflossen. Franz Seit 2014 arbeitete das Integrationsministe - Wolf, Geschäftsführer des Österreichischen rium unter Sebastian Kurz intensiv an einem Integrationsfonds (ÖIF), begrüßt die Umset - Anerkennungsgesetz. Zentrale Inhalte des zung: „Die Integration von Asylberechtigten Gesetzes liegen in der schnelleren Anerken - sowie Zuwanderinnen und Zuwanderern in nung mitgebrachter Qualifikationen, dem den Arbeitsmarkt stellt eine der größten Her - Ausbau von Informationsstellen, der Einfüh - ausforderungen für unsere Zukunft dar. Im rung von Bewertungsverfahren sowie spe - Forschungsbericht konnten wir Handlungs- ziel ler Verfahren, die für jene anerkannten felder für eine bessere und raschere Aner ken - Flüchtlinge möglich sind, die aufgrund ihrer nung ausländischer Qualifikationen definie - Flucht über keinen Nachweis ihrer formalen ren. Es freut mich, daß diese Ergebnisse aus Qualifikation verfügen. Integrationsminister der Praxis im neuen Anerkennungsgesetz Sebastian Kurz betont: „Der Einstieg in den Niederschlag gefunden haben.“ Arbeitsmarkt ist der zentrale Schritt für eine erfolgreiche Integration in Österreich. Mit Auf einen Blick: Zentrale dem neuen Anerkennungs- und Bewertungs - Eckpunkte des Gesetzes http://www.bilderbox.biz gesetz schaffen wir eine bessere Grundlage m Anspruch auf ein Anerkennungs- oder für einen schnellen Jobeinstieg. Mit neuen Foto: Bewertungsverfahren. und kürzeren Verfahren sowie verbesserten Anerkennungsverfahren ermöglichen m Einführung von Bewertungsverfahren für den Zugang zum Arbeitsmarkt Ser viceleistungen unterstützen wir Zuwan - Lehr-, Schul- und Hochschulabschlüsse. derinnen und Zuwanderer sowie Asylbe - zum Arbeitsmarkt führen sie viel schneller m Angleichung verfahrensrechtlicher Be - rechtigte dabei, ihre Fähigkeiten möglichst ein selbständiges Leben und können zur stim mungen für im Drittstaat erworbene rasch am Arbeitsmarkt einzubringen.“ Gesellschaft beitragen“, sagt Susanne Knas - Qualifikationen an EU-Standards: Es müller, Leiterin der Abteilung Integrations - wird eine einheitliche Frist von 4 Mona - Einstieg in den Arbeitsmarkt: koordination im Integrationsministerium. Ihr ten und eine verpflichtende Festlegung Spezielle Verfahren für Asyl- Team hat den Gesetzesentwurf ausgearbei - von notwendigen Nachqualifizierungs - und subsidiär Schutzberechtigte tet. Unterstützt wurden sie dabei von Ex - maß nahmen festgelegt. Insbesondere für Asyl- und subsidiär pertInnen aus den Bereichen Wirtschaft und m Transparenz und Service: Ein Online-An - Schutzberechtigte stellt der bildungsadäqua- Bildung sowie dem Bundesministerium für erkennungsportal wird konkrete Informa - te Einstieg in den österreichischen Arbeits - Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz tionen zur zuständigen Behörde mit ei - markt eine zentrale Herausforderung für ihre (BMASK), dem Bundesministerium für nem direkten Link zu Antragsformularen, Integration dar. Häufig fehlen ihnen auf- Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft zu notwendigen Dokumenten und Über - grund ihrer Flucht Zeugnisse, die abge- (BMWFW) und dem Bundesministerium für setzungen bzw. Beglaubigungen und schlossene Ausbildungen belegen. Das neue Bildung (BMB) sowie dem Bundesministe - Verfahrenskosten geben. Zusätzlich wer - Anerkennungs- und Bewertungsgesetz sieht rium für Gesundheit (BMG) und den Län - den Beratungsstellen eingerichtet. hier besondere Verfahren vor, damit auch bei dern. m Einführung neuer Verfahren für Asylbe - Verlust erforderlicher Unterlagen die Quali- rechtigte und subsidiär Schutzberechtig - fikation festgestellt werden kann. Dabei wird Im Vorfeld: Studie bekräftigte te: Diese sollen den Zugang zu Verfahren die Qualität der Ausbildungen und somit das Bedarf an Vereinfachung erhalten, auch wenn sie aufgrund ihrer Niveau am österreichischen Arbeitsmarkt Zuvor hatte der Österreichische Integra - Flucht unverschuldet ihre Zeugnisse oder aber nicht gesenkt. Außerdem werden Be wer - tionsfonds (ÖIF) in Kooperation mit der andere Ausbildungsnachweise nicht vor- tungsverfahren eingeführt und Fristen für Donau-Universität Krems sowie dem For - weisen können. alle Anerkennungsverfahren vereinheitlicht. schungsinstitut abif einen Forschungsbericht m Eine einheitliche statistische Erfassung „Wir müssen jene Menschen, die langfristig zur Anerkennung von Qualifikationen von aller Verfahren. n in Österreich bleiben, so rasch wie möglich ZuwanderInnen und Flüchtlingen erstellt. Die http://www.bmeia.gv.at integrieren. Durch den verbesserten Zugang Ergebnisse des Forschungsberichts „Aner - http://www.integrationsfonds.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 12 Österreich, Europa und die Welt Hoher sozialer Fortschritt bringt Österreich Platz 13

Social Progress Index 2016: Österreich hat Aufholbedarf bei Bildung, Toleranz und Chancengleichheit, punktet dafür bei Erneuerbaren Energien.

in hohes Bruttoinlandsprodukt pro Kopf Nordisches Modell ist Sehr hoher sozialer Fortschritt Eist nicht allein für die hohe Lebensqua - weltweit weiter führend lität eines Landes verantwortlich. Soziale Im globalen Vergleich dominieren wieder und ökologische Aspekte haben einen eben - die nordischen Länder das Ranking des so - so wichtigen Einfluß. Das zeigt der Social zialen Fortschritts: 5 der 12 besten Länder Progress Index 2016, der jährlich von der stammen aus der nordischen Region, dar- NGO Social Progress Imperative zusammen unter Finnland auf Platz 1 und Dänemark auf mit Deloitte herausgegeben wird. Finnland Platz 3. Aber auch andere Länder zeigen eine führt den Index als sozial fortschrittlichstes gute Performance: Kanada (Platz 2), Austra - Land der Welt an, gefolgt von Kanada und lien (Platz 4) und die Schweiz (Platz 5) kom- Dänemark. Österreich schafft es wie im Vor - plettieren die Top 5. jahr auf Rang 13. Mehr als 133 Länder wurden im Social Weltweiter Gesamtscore Progress Index anhand von über 50 sozialen verbessert sich leicht und ökologischen Faktoren analysiert. Die Weltweit wird ein Gesamtergebnis von drei untersuchten Hauptkategorien sind da bei rund 63 von 100 Punkten erreicht, was eine „menschliche Grundbedürfnisse“, „Grund la - leichte Verbesserung zum Vorjahr (61 Punk - gen des Wohlbefindens“ und „Chancen und te) bedeutet. Global befindet man sich damit Möglichkeiten“. auf dem Niveau von Kirgisistan und der Österreich zählt global gesehen zu den Mongolei. Faßt man die Ergebnisse aller Na - Ländern mit hohem sozialem Fortschritt. Top tionen zusammen, sind Ernährung und me - ist die Alpenrepublik bei der Befriedigung Hoher sozialer Fortschritt dizinische Grundversorgung sowie der Zu - der „menschlichen Grundbedürfnisse“. Hier gang zu Basisbildung positiv hervorzuhe - schafft es Österreich auf Platz 6. In dieser ben. Schlechte Werte bei Toleranz und Inklu - Kategorie wird beispielsweise der Zugang sion sowie unzureichende Persönlichkeits - zu Trinkwasser und sanitären Anlagen oder rech te drücken wiederum das Ergebnis. die Verfügbarkeit von leistbarem Wohnraum Auch die Umweltverschmutzung wird glo - be rücksichtigt. In den beiden anderen Haupt - bal zunehmend zu einem Problem. Kritisch kategorien „Grundlagen des Wohlbefindens“ sieht außerdem die Situation der jungen Men - (Platz 12) und „Chancen und Möglichkei - schen aus. Fast die Hälfte der unter 25jäh- ten“ (Platz 17) kommt Österreich weltweit rigen lebt in Ländern mit geringem oder sehr unter die Top 20. geringem sozialen Fortschritt – ohne medizi- nische Grundversorgung, sauberem Wasser, Aufholbedarf für Österreich bei Bildung, Sicherheit, persönlicher Freiheit und Tole - Toleranz und Chancengleichheit © Social Progress Imperative 2016 / Deloitte Österreich ranz. Setzt man den Grad des sozialen Fort - Negative Auswirkungen auf das Ab - schritts mit dem BIP in Bezug, hat Öster - schneiden Österreichs haben vor allem De - Über den Social Progress Index reich trotz eines respektablen Gesamtergeb - fizite im Bildungsbereich, teils mangelnde Der Social Progress Index (SPI) ist eine nisses Aufholbedarf. Bernhard Gröhs, Mana - Toleranz gegenüber MigrantInnen und noch Ergänzung des BIPs und anderer ökonomi - ging Partner von Deloitte Österreich, betont: immer unzureichende Chancengleichheit für scher Indikatoren. Der SPI bietet weltweit „Bereits der Deloit te.Radar hat gezeigt: Ös - Frauen. Auch im Gesundheitssektor gibt es den umfassendsten Rahmen zur Messung von ter reich muß mehr Mut beweisen, um wieder im Vergleich zu anderen Ländern Verbes - sozialem Fortschritt. Er ist der erste Index, in der Topliga der Standorte mitzuspielen. serungspotential. Im Bereich der Erneuer - der sozialen Fortschritt unabhängig vom BIP Der Social Progress Index untermauert die - baren Energien wiederum nimmt Österreich misst. Der Index zielt darauf ab, Stärken und sen Befund“. „In den letzten Monaten hat es eine Vorreiterrolle ein. Schwächen der gesellschaftlichen Entwick - in Österreich viel Initiative und Engagement „Die Hebel für eine Steigerung der Le - lung aufzudecken sowie Verbesserungspo - von privater, unternehmerischer und öffent- bensqualität sind Bildung, Integration und tentiale zu identifizieren. n licher Seite gegeben. Jetzt müssen konkrete Innovation. Österreich muß in diesen Berei- http://www.deloitte.com Schritte zur Umsetzung der Ideen folgen.“ chen eine Musterrolle einnehmen“, so Gröhs. http://bit.ly/2a5eLPp (Studie)

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 13 Österreich, Europa und die Welt Burgenlands Politspitze bei den Bayreuther Festspielen

Landeshauptmann Niessl und Tourismuslandesrat Alexander Petschnig als Ehrengäste in der bayrischen Kulturmetropole Foto: Bgld. Landesmedienservice Feierliche Eröffnung der Bayreuther Festspiele (v.l.): Univ.Prof. Peter Kuhn, 3. Bürgermeisterin Beate Kuhn, LH Hans Niessl, Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe, Christine Niessl, Klubdirektorin Stefanie Karlovits und Tourismuslandesrat Alexander Petschnig

ichard Wagners „Parsifal“ in der Regie verbindet über die Zusammenarbeit hinaus durch gegenseitige Besuche wie hier bei den Rvon Uwe Eric Laufenberg und unter der eine langjährige Freundschaft, die auch Wagner-Festspielen oder beim Liszt-Festival musikalischen Leitung von Hartmut Haen - chen stand am Programm des Eröffnungs - tags der Bayreuther Festspiele 2016 am 25. Juli. Im Rahmen der Kulturpartnerschaft des Landes Burgenland mit der bayrischen Metropole waren Landeshauptmann Hans Niessl und Tourismuslandesrat Alexander Petschnig als Ehrengäste von Bayreuths Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe zur Festveranstaltung geladen. Die seit 1990 bestehende Kulturpartner - schaft gründet in der Verbindung von Bay - reuth zu Raiding, dem Geburtsort von Ri - chard Wagners Schwiegervater Franz Liszt, und wird durch Kooperationen in den Be - reichen Kultur, Wissenschaft, Forschung und Tourismus geprägt. Liszt fand am Stadtfried - hof von Bayreuth seine letzte Ruhe; sein

Sterbehaus wurde 1993 als Franz-Liszt-Mu - Foto: Bgld. Landesmedienservice seum eröffnet. „Bayreuth und das Burgenland OBin Brigitte Merk-Erbe und LH Hans Niessl mit Cosina, Franz und Richard

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 14 Österreich, Europa und die Welt in Raiding gepflegt wird. Die großartige Mu - sik von Liszt und Wagner ist damit Weg be - reiter und Bindeglied der Partnerschaft und Freundschaft“, so Landeshauptmann Hans Niessl.

Stadt Bayreuth ehrt Landeshauptmann Hans Niessl Im Rahmen des freundschaftlichen Besu - ches in der Partnerstadt Bayreuth wurde Landeshauptmann Hans Niessl am fol gen - den Tag für seine Verdienste um die Part - nerschaft mit dem Goldenen Ehrenring der Stadt Bayreuth ausgezeichnet, der höchsten Auszeichnung, die Bayreuth zu vergeben hat. Geehrt wurden auch der Protokollchef des Amtes der Burgenländischen Landesre- gie rung, Hofrat Johannes Pinczolits, und Me - Bayreuths Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe mit den Ausgezeichneten Landeshaupt - litta Wagner, Mitarbeiterin der Stabsstelle mann Hans Niessl, Melitta Wagner und Hofrat Johannes Pinczolits Protokoll. Die Auszeichnungen erfolgten im Rahmen eines feierlichen Festaktes im Rat - haus der Festspielstadt. Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe stellte fest, die Verbindung zwischen dem Bur - genland und Bayreuth sei in den vergan genen 25 Jahren spürbar gewachsen. Sie sprach von einer „einzigartigen Partnerschaft und Freund - schaft, die sich dynamisch entwickelt hat“. Das sei auch ein Verdienst von Landeshaupt - mann Hans Niessl. Die Partnerschaft gehe indes weit über kulturelle Beziehungen hin- aus und reiche bis in die Bereiche Bildung, Wissenschaft, Tourismus und Wirtschaft. „Tage in Bayreuth sind immer besondere Tage“, betonte Niessl in seiner Dankesrede. Er treffe hier viele Menschen, die zur Part - nerschaft stehen; man spüre, daß das Bur - v.l.: Alt-Oberbürgermeister Dieter Mronz, der mit der Bayreuth-Medaille in Gold ausezeichnete genland hier willkommen sei. Die Eröffnung Kulturlandesrat Helmut Bieler, Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe und Landtagspräsident Christian Illedits des Burgenland-Platzes im letzten Jahr sei ein großes Zeichen der Wertschätzung. Bay - reuth gehöre zu den Kulturhauptstädten Eu - ropas, Besuche in hier seien stets ein beein- druckendes Erlebnis.

Burgenland auf der Landesgartenschau vertreten Teil des Programmes war auch ein Be - such der Landesgartenschau in Bayreuth. Eine der Hauptattraktionen hat ihren Ur - sprung im Burgenland: drei seltene weiße Esel, die das Burgenland anläßlich des 25jäh - rigen Partnerschaftsjubiläums Bayreuth im Vorjahr zum Geschenk gemacht hat. Cosima Fotos: Bgld. Landesmedienservice und Franzi heißen die beiden Eselstuten in Haydn Brass mit Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe und LH Hans Niessl Anlehnung an Cosima Wagner und Franz Liszt. Eine der beiden Stuten war bei der Wagner. Seit ihrer Übersiedelung entzückt auf der Seebühne der Landesgartenschau am Übersiedlung trächtig. Der mittlerweile ein- der Burgenland-Export Jung und Alt in der Programm. n jährige Nachwuchs, ein Hengst, hört auf den Festspielstadt. Kultur aus dem Burgenland http://www.burgenland.at Namen Richard in Erinnerung an Richard stand mit einem Konzert der Haydn-Brass http://www.bayreuth.de

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 15 Österreich, Europa und die Welt Kärnten und Slowenien als Achse des Positiven

Bilaterales Treffen zwischen LH Kaiser und Sloweniens Stv. Ministerpräsidenten und Außenminister Erjavec – LHStv.in Prettner und LR Holub leiteten Arbeitskreise Foto: LPD / fritz-press

Bilaterales Treffen des Gemeinsamen Komitees Kärnten – Slowenien mit u.a. Außenminister Karl Erjavec und LH Peter Kaiser in Brdo m slowenischen Brdo fand am 13. Juli die satz darin, neben finanziellen Mitteln für die ciert werden und Native Speakers zum Ein - Idritte Sitzung des Gemeinsamen Komitees Sicherung der europäischen Grenzen auch in satz kommen. Im Sportbereich sollen zwi - Slowenien-Kärnten/Skupni odbor Slovenija- den Krisengebieten Geld zu investieren, wo schen dem Olympiazentrum Klagenfurt und Koroška unter dem Vorsitz von Karl Erjavec, Entwicklung ermöglicht und dadurch unkon- den fünf slowenischen Olympia-Fachzen tren Stv. Ministerpräsident und Minister für aus- trollierte Migrationsströme vermieden wür - die Synergien durch konkrete Kooperations- wärtige Angelegenheiten der Republik Slo - den. „Ich denke wir können unsere Zusam - projekte genutzt werden. Zudem soll die wenien, und Kärntens Landeshauptmann Pe - menarbeit auf die nächste Ebene heben und Zusammenarbeit zwischen dem Olympia - ter Kaiser statt. Zwischen den beiden gab es bei unserem nächsten Treffen 2017 in Kärn - zentrum Klagenfurt bzw. dem Institut für davor ein bilaterales Treffen. In den Arbeits - ten bereits über gemeinsame europäische Sportmedizin in Klagenfurt und der Fakultät kreissitzungen mit unter anderem Gesund - Projekte sprechen, die gemeinsam umgesetzt für Sport der Universität Laibach ausgebaut heits referentin LHStv.in Beate Prettner und werden. Etwa in den Bereichen Energie und werden. Im Kulturbereich ist der Aufbau Umweltreferent LR Rolf Holub wurden Er - Gesundheit“, erklärte Kaiser. eines überregionalen kulturtouristischen gebnisse, künftige gemeinsame Projekte und Die Arbeitskreissitzungen des Gemein sa - Netz werkes angedacht. Zudem wurden die die weitere grenzüberschreitende Zusammen - men Komitees finden einmal pro Jahr, ab - slowenischen ArbeitskreisvertreterInnen über arbeit thematisiert. wechselnd in Slowenien und Kärnten statt. geplante Veranstaltungen und Ausstellungen Erjavec unterstrich dabei die Wichtigkeit Die drei Arbeitskreise „Räumliche Vernet - der Landesausstellung 2020 informiert. der regionalen Zusammenarbeit zwischen zung, Umweltschutz und Förderung einer Weitere Arbeitskreissitzungsthemen wa - Slo wenien und Kärnten in international un - effizienten Nutzung natürlicher Ressourcen“, ren im Umweltbereich der Geopark Kara - ruhigen Zeiten der Migrationsströme, des „Vernetzung von Menschen“ sowie „Wirt - wanken, im Verkehrsbereich der Bau der „Brexit „und vielem mehr. Kaiser be - schaft und Tourismus, Kultur, Land wirt - zweiten Röhre des Karawankentunnels und zeichnete die gute Kooperation als Achse des schaft und ländliche Entwicklung arbeiten Ausbaupläne der Eisenbahnstrecke Bleiburg - Positiven, aus der viele Projekte erwachsen das ganze Jahr über. Am Ende der Sitzung Prevalje. Um den Kohlenstoffausstoß zu ver- könnten. wurde eine gemeinsame schriftliche Erklä - mindern und die Erderwärmung einzudäm - „In einer digitalisierten Welt stehen wir rung beschlossen, die die einzelnen bearbei - men, müsse verstärkt auf erneuerbare Ener - vor der Herausforderung der Gesellschaft 4.0, teten Themenbereiche beinhaltet. gie gesetzt werden, so Holub. Er erklärte die Herausforderungen in sich birgt, aber Bei den Arbeitskreissitzungen wurden fol - auch, ausführlich über die Zukunft des noch viel mehr Chancen bietet. Gute regio - gende 13 Themenkomplexe behandelt: Raum - Atomkraftwerkes Krsko informiert worden nale Kontakte werden immer wichtiger, um planung, Umwelt, Katastrophenschutz, Ener - zu sein. Zudem wies Holub auf die Encore- die Herausforderungen der Zukunft zu mei - gie, Verkehr, Öffentliche Verwaltung, Arbeit Konferenz im September in Kärnten hin. stern“, so der Landeshauptmann. Während und Soziales, Gesundheit, Bildung und Wis - Im Sozialbereich kam u.a. die Zu sam - Kaiser Erjavec noch einmal zum 25jährigen senschaft, Sport, Wirtschaft und Tourismus, menarbeit im Bereich der Arbeits markt inte - Bestehen der Republik Slowenien gratulier - Kultur und Landwirtschaft und Ländliche gration von MigrantInnen zur Spra che. te, bedankte sich dieser noch einmal für die Entwicklung. Tourismusthemen waren die Projektfort - Unterstützung Österreichs und Kärntens Im Rahmen der Arbeitskreissitzungen setzung des Alpe-Adria-Trail und eine enge während und nach den geschichtsträchtigen gab es seitens Kärntens auch neue Themen - Zusammenarbeit bei der Nutzung und beim Ereignissen im Jahr 1991. Ein wichtiges Ge - vorschläge für eine engere Zusammenarbeit. Ausbau des Drauradweges. Im Bereich der sprächsthema waren die Migrationsströme, Im elementaren Bildungsbereich der Kin der - Landwirtschaft gab es ein Erfahrungs- und die wichtige strategische Entscheidungen sei - gärten soll der Austausch von Kindergarten - Meinungsaustausch über die gemeinsame tens der Europäischen Union verlangen wür - pädagogInnen zwischen Kärntner zweispra - EU-Agrarpolitik. n de. Kaiser sieht einen möglichen Lösungsan - chigen und slowenischen Kindergärten for - http://www.ktn.gv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 16 Österreich, Europa und die Welt Verkehrsinfrastruktur auf höchstes Niveau bringen

Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll traf in Prag mit dem Verkehrsminister der Tschechischen Republik, Dan Tok, zusammen. Im Mittelpunkt des Gesprächs standen vor allem grenzüberschreitende Verkehrsprojekte.

andeshauptmann Erwin Pröll hob in sei - Lner Stellungnahme nach dem Gespräch vom 18. Juli dessen Bedeutung hervor: Dieses Treffen sei wichtig gewesen, „weil wir wissen, daß die wirtschaftliche Verflech - tung dieser beiden Staaten und Regio nen immer intensiver wird“. Mit dem „Brexit“ tue sich auch „eine Chance für unsere beiden Regionen auf“, denn Unternehmen, die der- zeit noch ihren Standort in Großbritannien hätten, hätten nunmehr verstärkt die Chance und die Möglichkeit, „hier in dieser Region ihre Zentrale zu eröffnen“, so Pröll: „Daher ist es notwendig, daß wir die Verkehrsinfra - struktur in dieser Region auf höchstes Ni - veau bringen.“ Im Blick auf die Nordautobahn betonte Pröll, daß man in Niederösterreich „voll im

Zeitplan“ sei. Das Teilstück von Schrick bis NÖ Landespressedienst / Reinberger Foto: Poysbrunn sei im Bau und die Verkehrsfrei - Landeshauptmann Erwin Pröll (r.) traf in Prag mit dem tschechischen Verkehrsminister Dan gabe für Ende 2017 vorgesehen. Mit dem Tok zu einem Arbeitsgespräch zusammen. Teilstück von Poysbrunn bis Drasenhofen zwischen Wien, Gmünd und Budweis be - werden“, so Tok. Der tschechische Verkehrs - wer de man „unmittelbar fortsetzen“, derzeit sprochen worden. Dabei überlege man eine minister betonte die Bedeutung einer guten sei man „mitten in der UVP“. Zunächst er - Weiterführung von Zügen auf österreichi - Verkehrsanbindung zwischen Österreich und folge ein zweispuriger Ausbau, so der Lan - scher Seite nach Budweis, so Pröll: „Wir Tschechien und erinnerte an die Zeit des des hauptmann: „Je nach Fortsetzung auf haben vereinbart, daß unsere Experten noch Eisernen Vorhanges. Gerade deshalb habe tschechischer Seite wird es notwendig sein, im August zusammentreffen, um Details zu man hier „eine gemeinsame Verpflichtung“. auf österreichischer Seite die Breite zu besprechen.“ Der „Brexit“ bringe „viele Herausforderun - adaptieren.“ Verkehrsminister Dan Tok bedankte sich gen, aber auch viele Chancen mit sich“, be - Bei der Verbindung Hollabrunn-Gunters - in seiner Stellungnahme zunächst für den tonte er abschließend. dorf-Znaim befinde man sich beim Teilstück „gemeinsamen Austausch“, das „konstruk - Der Abschnitt von Schrick bis Poysbrunn Hollabrunn-Guntersdorf „in der Endphase tive Gespräch“ und die „freundschaftliche ist seit April 2015 in Bau. Diese rund 25 km der UVP“, es sei nur noch ein Einspruch zu Atmosphäre“. Im Zusammenhang mit der lange Strecke wird mit je zwei Fahrstreifen bewältigen, informierte Pröll weiters: „Wir Nordautobahn betonte er, daß die R 52 „eine pro Richtungsfahrbahn errichtet. Für den letz - planen, im Frühjahr 2017 mit dem Ausbau wichtige Straßenverbindung“ sei. Man ar - ten Abschnitt der A 5 von Poysbrunn bis zur zu beginnen.“ Davon verspreche man sich beite „intensiv daran, daß die Umgehungs - Staatsgrenze bei Drasenhofen wurde die UVP „einen wesentlichen Fortschritt im Bereich straße Mikulov ausgebaut wird“. Mit dem mit Bescheid vom 16. November 2015 abge- Guntersdorf, aber auch für die Mobilität Baubeginn für die Umgehungsstraße Miku - schlossen. Aufgrund des geringeren Verkehrs - zwischen Österreich und der Tschechischen lov sei „Ende 2017, Anfang 2018 zu rech - aufkommens wird dieser Abschnitt in zwei Republik“, betonte er. nen“, informierte er. Was die weiteren Ab - Realisierungsstufen errichtet. Im Rahmen Schon im Zuge des ersten Gespräches schnitte betreffe, liege es nun daran, „daß es der ersten wird eine zweistreifige Umfah - zwi schen dem Landeshauptmann und dem die Grundsätze der Regionalentwicklung noch rungsstraße für Drasenhofen errichtet. Die tschechischen Verkehrsminister im Jänner nicht gibt“, verwies er auf regionalpolitische Gemeinde wird damit wesentlich vom Durch - dieses Jahres in St. Pölten war die steigende Entscheidungen. zugsverkehr entlastet. Bedeutung von Budweis thematisiert wor - Eine „gute Nachricht“ gebe es von den Der Vollausbau (vier Fahrstreifen bis zur den, sprach Pröll ein weiteres Vorhaben an. Arbeiten in Znaim, dort werde nächste Wo - Staatsgrenze) soll später in Abstimmung mit Darum sei nun im Bereich des öffentlichen che „der nächste Bauschritt gesetzt“, damit dem Ausbau des angren zen den tschechi - Verkehrs das Ziel einer Direktverbindung könne das Vorhaben „weiter gut entwickelt schen Autobahnpro jektes R 52 erfolgen. n

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 17 Österreich, Europa und die Welt 20 Jahre Partnerschaft Oberösterreich – Westkap

Heuer jährt sich zum 20. Mal die Unterzeichnung des Partnerschaftsvertrages zwischen dem Land Oberösterreich und der südafrikanischen Provinz Westkap. Foto: Land OÖ / Stinglmayr

v.l.: Österreichisch-Südafrikanischer Club Linz (ÖSAC) Präsident Wieland Wolfsgruber, Ständiger Vertreter der Republik Südafrika in Öster - reich Tebogo Seokolo, Landeshauptmann Josef Pühringer, Premierministerin der Provinz Westkap Helen Zille, Finanzminister der Provinz Westkap Ivan Meyer und der Südafrikanische Honorarkonsul in Linz Gerhard Mayr amals wurde die Intensivierung der Be - Québec (Kanada), Georgia (USA) und mische Wirtschaft zu sein. So hat zum Bei - Dziehungen zwischen beiden Regionen Shandong (China) vertreten. Diese Power- spiel der Backwarenhersteller Backaldrin und damit eine enge Zusammenarbeit in Regionen sind Heimat für insgesamt 180 erst heuer im Frühjahr im Westkap 51 Pro - wirtschaftlichen, industriellen, technischen, Millionen Menschen und re präsentieren ein zent der Anteile am südafrikanischen Unter - technologischen, wissenschaftlichen und Bruttoinlandsprodukt von rund 3000 Mil - nehmen Austrian Premix erworben. Backal - touristischen Bereichen vereinbart. „Das liar den US-Dollar. Im Rah men der Konfe - drin produziert somit in Südafrika Backmi - 20jährige Jubiläum unserer Zusammenarbeit renz der Regierungschefs, die alle zwei Jah - schungen für Brot, Gebäck sowie Feinback - zeigt, daß Oberösterreich bereits früh den re abgehalten wird, fanden zwischen den waren, unter anderem auch für den Welt - Weg der Internationalisierung eingeschlagen Partnerregionen bereits unzählige Projekte erfolg Kornspitz. hat. Uns ist bewußt, daß Weltoffenheit die auf bi- und multiregionaler Ebene statt. Oberösterreich hat mit rund 60 Prozent einzig mögliche Antwort auf die Herausfor - Oberösterreich war Gastgeber der Konferenz die höchste Exportquote Österreichs. Das derungen in einer globalisierten Welt ist“, im Jahre 2006, die Provinz Westkap vier bedeutet, daß jeder zweite Arbeitsplatz erklärte Landeshauptmann Josef Pühringer Jahre später 2010. direkt oder indirekt vom Export abhängig am 12. Juli. „Wir werden diesen Weg in Bereits am 13. Juli trafen LH Pühringer ist. Mehr als 80 Prozent des Außenhandels Zukunft entschlossen fortsetzen. Nicht zu - und Premierministerin Zille in Bayern ein- Ober ös ter reichs wird aktuell mit Europa ab - letzt deshalb, weil wir von diesen Koopera - ander anläßlich der Konferenz der Regie - gewickelt. Die großen Wachstumschancen tio nen auf vielen Gebieten profitieren.“ rungschefs in Bayern wieder, um sich ge - der Zukunft liegen aber vor allem in den Seit 2002 sind beide Regionen auch wich - meinsam mit den fünf weiteren Regionen Schwellen län dern Asien, Südamerika und tige Mitglieder in der Konferenz der Regie - aus zutauschen. Afrika. Darin liegt auch die große Bedetung rungschefs. der Zusam menarbeit der sieben starken Partnerschaft mit Zukunftsmärkten Regionen. Die Konferenz der Regierungschefs Oberösterreich, dessen Wirtschaft am Westkap ist für Oberösterreich und seine Die Konferenz der Regierungschefs ist ein Weltmarkt präsent ist, dessen Universitäten hei mische Wirtschaft daher ein besonders Forum, das sieben Regionen umfaßt, die vier und Forschungseinrichtungen weltweit ver- wichtiger Gateway nach Afrika. Kontinente umspannen und in dem über Per - netzt sind und dessen Kultur auf Weltoffen - spektiven und Strategien für eine nachhal - heit setzt, hat ein großes Interesse an Aus- Handelsbeziehungen tige Welt unter dem Leitthema „Politik für senbeziehungen. Dafür ist ein gut funktio - m Exporte von Österreich nach Südafrika Generationen“ beraten wird. Neben Oberös - nierendes Netzwerk von Partnerregionen not - (2015): 448 Mio. Euro ter reich und Westkap sind auch noch São wendig. Denn diese Beziehungen ermög - m Importe aus Südafrika nach Österreich Paulo (Brasilien), Bayern (Deutschland), lichen es dem Land, Türöffner für die hei- (2015): 343 Mio. Euro n

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 18 Österreich, Europa und die Welt Europäischer Dorferneuerungs- preis 2016 geht nach Tirol

Fließ, Tirol, von fachlich hochrangiger, internationaler, interdisziplinärer Jury zum Sieger im Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis 2016 gekürt. Foto: Europäische ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung Foto: Europäische Fließ in Tirol: Auf engem Raum beherbergt das attraktive Dorfzentrum nun viele Funktionen im Sinne der Nahversorgung mit Gütern und Diens tleistungen aller Art. Auch ein Jugendclub, preisgünstige Starterwohnungen und betreubare Wohnungen haben hier Platz gefunden und sind ein Zeichen dafür, daß die Bedürfnisse aller Generationen wahrgenommen werden. er Wettbewerb um den Europäischen wicklungsgeschehens stehen eine ressour - nen und Bevölkerungsgrup pen ausgerichtet DDorferneuerungspreis 2016 ist entschie - cen schonende Siedlungspo li tik, eine zeit ge - sind, die Unterstützung von Landwirtschaft, den: Eine hochrangige, interdisziplinär zu - mäße Baukultur zur Belebung der Ortskerne, Wirtschaft und Beschäftigung, die Förderung sammengestellte, internationale Jury hat die Schaffung bzw. Erhaltung von hoch- von Kunst und Kultur sowie die Pflege und Anfang Juli nach einer umfassenden Begut - wertigen Einrichtungen und Dienstlei stun - Inwertsetzung von Na tur- und Kulturland - achtung vor Ort bei der abschließenden Be - gen, die auf die Bedürfnisse aller Gene ra tio - schaft. Seien es die gemeindeübergreifende wertungssitzung in München die Zusammenarbeit im Naturpark Gemeinde Fließ, Tirol, zum Sieger Kaunergrat, die Hinwendung zu gekürt. „Fließ beeindruckt mit einer mutigen Architektur, die einem beispielhaften, von den Ge - kreativen Wege in der Schule oder meindeverantwortlichen initiier - die intelligente und integrations- ten, den BürgerInnen ge tragenen fördernde Einbindung von Asyl - und von ExpertInnen begleiteten werberInnen – das Wett bewerbs - Entwicklungsprozeß, der auf den motto ,offen sein‘ wird in Fließ vorhandenen Stärken und Chan cen gelebt und hat die Gemeinde bei- aufbaut und von einem umfassen - spielgebend in Fluß gebracht“, den Problembe wuß tsein zeugt. Im zeigte sich der Vorsitzende der Eu - Zentrum des vorbildlichen Ent - ropäischen ARGE Landentwick -

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 19 Österreich, Europa und die Welt

lung und Dorferneu e rung, der niederöster - rei chi sche Landes haupt mann Erwin Pröll, in einer ersten Re aktion begeistert.

24 Einreichungen aus ganz Europa auf hohem und höchstem Niveau Neben der Siegergemeinde Fließ haben es noch weitere sieben Teilnehmer, darunter auch Kirchberg an der Pielach, Nieder ös ter - reich, in die höchste Kategorie geschafft, die jene Orte umfaßt, die sich durch eine ganz- heitliche, nachhaltige und mottogerechte Dorfentwicklung von herausragender Quali - tät auszeichnen. An zehn Teilnehmer wird ein Europäischer Dorferneuerungspreis für be sondere Leistungen in mehreren Berei chen der Dorfentwicklung verliehen. Sechs Ge - meinwesen dürfen sich über einen Dorfer - Foto: Europäische ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung Foto: Europäische neuerungspreis für besondere Leistungen in Die Jury (v.l.): Peter Schawerda (Niederösterreich), Mariá Zaúková (Slowakei), Juryvorsitzen- einzelnen Bereichen der Dorfentwicklung der Charles Konnen, Theres Friewald-Hofbauer (Geschäftsführerin der Europäischen ARGE freuen. Aufgrund der hohen Qualität der Ein - Landentwicklung und Dorferneuerung), Beatrix Drago (Bayern), Veronika Beranová (Tsche- chien), Nadja Häupl (TU München, Klaus Juen (Tirol) und Arno Frising (Luxemburg) reichungen wurde diesmal keine „lobende Anerkennung besonderer Leistungen“ ver- Die Preisverleihung, die den Höhepunkt genen Wettbewerbes, nämlich in der un gari - geben. Aufgrund der außergewöhnlichen einer mehrtägigen Veranstaltung mit Exkur - schen Plat tensee-Gemeinde Tihany statt. n Mot togerechtigkeit hat sich die Jury dazu sionen, Ausstellungen und kulturellen Be ge - http://www.landentwicklung.org entschieden, Spišský Hrhov, Slowakei, einen gnungen bildet, und ein großes europäisches http://www.fliess.at Sonderpreis für das wertschätzende Zusam– Fest sein wird, findet vom 8. bis 10. Sep tem - http://www.kirchberg-pielach.at menleben der Volksgruppen zuzuerkennen. ber 2016 in der Siegergemeinde des vergan - http://www.spisskyhrhov.info Foto: Europäische ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung Foto: Europäische Kirchberg an der Pielach, Niederösterreich, hat es auf außergewöhnliche Weise geschafft, einen Entwicklungsprozeß umzusetzen, der von Beginn an dem sogenannten Kirchturm-Denken eine Absage erteilt hat und den eigenen Weg als Teil eines größeren Ganzen zu begreifen. Kirchberg erfüllt eine Zentralfunktion im Pielachtal und ist Sitz und Motor eines Verbundes von acht Gemeinden.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 20 Österreich, Europa und die Welt Kulturhauptstadt 2024

Grundsatzbeschluß der Stadtvertretungen von Bregenz, Dornbirn, Feldkirch und Hohenems

it einem eindrucksvollen Signal, ei nem MGrundsatzbeschluß und einer gemein - samen Sitzung der Stadtvertretungen von Bre genz, Dornbirn, Feldkirch und Hohen - ems am 4. Juli in Schwarzenberg bekennen sich die Städte sowie die Regio Bregenzer - wald zur Fortsetzung der Vorbereitung für die gemeinsame Bewerbung der Region zur Kul - turhauptstadt 2024. Noch nie in der Ge - schichte des Landes haben die Stadtparla - men te gemeinsam getagt. Die gemeinsame Sitzung hat historische Bedeutung. Mit dem Beschluß wurde der Auftrag erteilt, in den kommenden zwei Jahren den Vorbereitungs - prozeß für die gemeinsame Bewerbung wei- terzuführen und die Entscheidung für die Bewerbung entsprechend vorzubereiten. Die - se soll 2018 erfolgen. Die Städte erwarten sich auch mit dem Land Vorarlberg eine kon- Foto: Landeshauptstadt Bregenz / Udo Mittelberger Foto: struktive Zusammenarbeit. Schließlich gilt Die BürgermeisterInnen der vier Städte (v.l.): Bürgermeister Markus Linhart (Bregenz), es, den viertgrößten Ballungsraum Öster - Dieter Egger (Hohenems), Andrea Kaufmann (Dornbirn), Guido Flatz (Obmann REGIO reichs mit rund 250.000 EinwohnerInnen Bregenzerwald und Bürgermeister von Doren) und Wilfried Berchtold (Feldkirch) gezielt zu stärken. Bisher war es üblich, daß Was mit dem vom Land Vorarlberg und der Regio Bregenzerwald zur Europäi schen sowohl Bund, Land und die „Kulturhaupt - den Rheintalgemeinden initiierten Projekt Kulturhauptstadt 2024 konkret umgesetzt. In stadt“ mit der Region gemeinsam die Fi nan - „Vision Rheintal“ begonnen hat, wird mit den vergangenen Monaten wurde, von zahl - zierung tragen. der gemeinsamen Bewerbung der Städte und reichen Gesprächen und Impulsen von Ex - Foto: Landeshauptstadt Bregenz / Udo Mittelberger Foto:

Ein Blick auf die gemeinsame Sitzung der Städte Bregenz, Dornbirn, Feldkirch und Hohenems im Angelika Kauffmann Saal in Schwarzenberg

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 21 Österreich, Europa und die Welt pertInnen begleitet und unterstützt, durch die denken keinen Platz in einer modernen, zu - Kulturabteilungen der Städte (Bregenz – kunftsgewandten Gesellschaft hat. Christoph Thoma; Dornbirn – Roland Jörg; Feldkirch – Harald Petermichl; Hohenems – Die weiteren Schritte Martin Hölblinger) ein 23 Seiten starkes Kon - Mit dem gemeinsamen Beschluß der zeptpapier erarbeitet, in dem die Grundlagen Stadtvertretungen wurde die Grundlage für und die Prozeßschritte für die gemeinsame die weitere Vorbereitung der Bewerbung ge - Bewerbung definiert wurden. Auch wenn zu schaffen. Bis zum Herbst dieses Jahres sol - diesem Zeitpunkt noch nicht alle Fragen im len Fragen zu den kulturellen, kulturpoliti - Zusammenhang mit der Bewerbung geklärt schen und politischen Zielen geklärt werden. werden können, sind die Rahmenbedin gun - So rasch als möglich soll zudem die Finan - gen und die Strukturen definiert. Damit ist zierung des Bewerbungsprozesses sicherge - sichergestellt, daß die weiteren Vorbereitun - stellt werden. Es ist auch zu klären, welche gen professionell und vor allem unter Betei - weiteren strategischen Partner im Rheintal li gung der Kultureinrichtungen, der Kultur - als Modellregion der europäischen Integra - und in den angrenzenden Regionen mit ein - schaf fenden und der Gesellschaft abgewik- tion. „Die gemeinsame Bewerbung ist eine gebunden werden sollten. In weiteren Ge - kelt werden können. einmalige Chance für die weitere Vertiefung sprächen mit dem Land soll zudem die Be - dieser Beziehungen, die vor allem für unsere reit schaft für eine gemeinsame Entwicklung Kein singulärer Event – nachhaltige Kinder und nachfolgenden Generationen der Bewerbung geklärt werden. Entwicklung und breite Beteiligung Bedeutung haben werden.“ Standen bei früheren Kulturhauptstädten Kulturhauptstadt.at vor allem der Ausbau der kulturellen Infra - Thematische Ausrichtung ist eine Diskussionsplattform zur Österrei - struk tur und die Schaffung von großen soll entwickelt werden chi schen Kulturhauptstadt Europas 2024. Events im Vordergrund, geht es heute vor al - Als Region mit Geschichte und kulturel - Sie wurde im Herbst 2014 an der Tech ni - lem um die Förderung nachhaltiger Struktu - len Wurzeln, die weit hinter das Mittelalter schen Universität Wien gestartet und agiert ren und Netzwerke von Kultureinrichtungen zurückreichen, ist das Land reich an kul - mittlerweile österreichweit. und Kulturschaffenden. Die Einbindung der turellen Schätzen. Eine lebendige Kultursze - Das erste Projekt der Plattform war aus- Partner ins Kulturleben ist ein wesentlicher ne mit Angeboten aus allen Bereichen – von ser dem die erste gemeinsame Lehrveranstal - Aspekt der Bewerbung. „Auch wenn wir eini - der alternativen Szene bis zu den kulturellen tung (fast) aller Architektur-, Landschaftsar - ge Leuchtturmprojekte benötigen und beste - Highlights in unserem Land – ist eine gute chi tektur- und Planungsuniversitäten Öster - hende Highlights wie die Bregenzer Fest - Basis für eine erfolgreiche Bewerbung. Die reichs. Die Studierenden haben in transuni- spiele, das Kunsthaus, die inatura oder das thematische Ausrichtung der Bewerbung soll versitären Teams mögliche Konzepte und Jüdische Museum sowie das Konservato - in den kommenden zwei Jahren entwickelt Szenarien für die Österreichische Kultur - rium als Musikhochschule weiter stärken werden. Feldkirchs Bürgermeister Wilfried hauptstadt Europas 2024 entwickelt. werden, geht es doch vor allem um die Ver - Berchtold: „Wir sind in der glücklichen La - Ab Herbst 2015 wanderten diese Projekte netzung der Kulturschaffenden. Die Bewer - ge, daß wir einen Fundus an kulturellen in einer Ausstellung durch Österreich. Be - bung kann dabei ein wichtiger Motor für die Höchstleistungen haben, aber auch auf viele gleitend dazu erschien die erste Ausgabe der kulturelle und gesellschaftliche Entwicklung innovative Kulturinitiativen verweisen kön - Zeitung kulturhauptstadt2024.at. Sie besteht in unserem Land sein,“ beschreibt der nen. Kultur findet im Rheintal an vielen Or - aus drei Teilen: Im ersten Teil befinden sich Bürger meister von Bregenz, Markus Linhart, ten und insbesondere bei den Menschen Texte, Kommentare, Interviews und Zitate einen der Kernpunkte des Bewerbungspro - statt – das macht unsere Region einzigartig zum Thema. Im zweiten Teil sind jene Pro - zes ses. „Letztlich wird die Kulturlandschaft und spannend.“ jekte dokumentiert, die im Rahmen einer der gesamten Region und des ganzen Landes städtebaulichen Lehrveranstaltung entstan - von dieser Bewerbung profitieren.“ Zusammenarbeit der Städte den sind, und im dritten Teil werden die Er - Bereits in der Vorbereitung des gemein- gebnisse von Lehrveranstaltungen mit künst - Stärkung der Bodenseeregion samen Beschlusses durch die höchsten Gre - lerischem Fokus gezeigt. Da die Studie– In den vergangenen Monaten haben es die mien der Städte war ersichtlich, daß die Zu - rendenprojekte in der Zeitung nur in kom- Städte im Rheintal geschafft, nicht nur über sammenarbeit auf Augenhöhe bestens funk- primierter Form und schwarz/weiß abge- die eigenen Stadtmauern zu blicken, sondern tioniert. Der Bürgermeister von Hohenems, bildet sind, wird zum Besuch der Website auch Kontakte zu weiteren möglichen Part - Dieter Egger: „Wenn vier Städte und die eingeladen. nern in der „Vierländerregion“ zu knüpfen. Regio Bregenzerwald eine Idee gemeinsam Die Wanderausstellung mit Diskussions - Dornbirns Bürgermeisterin Andrea Kauf - entwickeln, entsteht viel positive Energie, die veranstaltungen ist somit das zwei te Projekt mann: „In den Gesprächen mit Bürgermei- in der gemeinsamen Sitzung deutlich spürbar der Plattform. Neben diesem transuniversitä - sterkollegen in Deutschland und der Schweiz war. Von der Bevölkerung wird das Rheintal ren Gemeinschaftsprojekt ent stehen auch haben wir gesehen, daß die Zusammenarbeit schon lange als gemeinsamer Lebensraum Diplomarbeiten zum Thema. Die Vernetzung in der Bodenseeregion äußerst lebendig ist wahrgenommen. Mit dieser Initiative setzen mit anderen Universitäten, In sti tutionen oder und bisherige Initiativen und Kooperationen wir das konkret um.“ Die Kooperation ist interessierten Städten und Regionen ist uns die Region zusammenwachsen haben las - nicht zuletzt auch ein Ausdruck, daß ein noch ebenfalls ein großes Anliegen. n sen.“ Die Bodenseeregion gilt europaweit vor Jahrzehnten vorherrschendes Kirchturm - http://www.kulturhauptstadt2024.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 22 Österreich, Europa und die Welt 60 Jahre Burgenländische Gemeinschaft

Seit 60 Jahren bemüht sich die Burgenländische Gemeinschaft, die Heimat- verbundenheit der Burgenländer in aller Welt zu pflegen und zu fördern – Empfang bei Landeshauptmann Niessl und Geburtstagsfeier mit Bischof Zsifkovics Foto: Bgld. Landesmedienservice Landeshauptmann Hans Niessl, LH-Stellvertreter Johann Tschürtz, Landesrätin Verena Dunst und Landesrat Alexander Petschnig nahmen im Landhaus in Eisenstadt eine Reisegruppe von AuslandsburgenländerInnen in Empfang. Unter den Gästen waren auch Prof. HR Walter Dujmovits, Präsident der Burgenländischen Gemeinschaft, Eduard Nicka, Vizepräsident der Burgenländischen Gemeinschaft, und die amtierende Miss Burgenland New York, Caitlyn Martyn

inen herzlichen Empfang bereiteten bundenheit der BurgenländerInnen in aller Die Burgenländische Gemeinschaft macht ELandeshauptmann Hans Niessl, LH- Welt: „Heimat ist dort, wo man sich zu Hau - es sich seit 1956 zur Aufgabe, die Heimat - Stellvertreter Johann Tschürtz, Landesrätin se fühlt. Heimatverbundenheit ist von der verbundenheit der BurgenländerInnen in al - Verena Dunst und Landesrat Alexander Pflege von Kontakten, der Pflege der Spra - ler Welt zu pflegen bzw. zu fördern und fun - Petschnig am 12. Juli einer Reisegruppe von che und der Pflege von Dialekten geprägt. giert als deren Interessensvertretung im AuslandsburgenländerInnen aus den USA, Die Burgenländerinnen und Burgenländer Ausland. Der Verein hat Sitze in mehr als Kanada, Südafrika, Australien und der Bun- zeichnen Fleiß, Einsatzbereitschaft und En - zehn Staaten, die meisten davon in den USA. desrepublik Deutschland im Landhaus in gagement aus. Dank dieser Tugenden, die Immerhin sind im vorigen Jahrhundert Eisen stadt. Unter den Gästen waren auch auch den Aufstieg des Burgenlandes mög lich 66.000 Burgenländer – davon ein Großteil Prof. HR Walter Dujmovits, Präsident der machten, haben sich die Auslandsbur gen län - nach Amerika – ausgewandert. Dazu kom - Burgenländischen Gemeinschaft, Vizepräsi - derInnen überall auf der Welt durchgesetzt. men noch weitere 20.000, die vor 1880 aus- dent Eduard Nicka und die amtierende Miss Das Burgenland ist ein modernes Land, ein gewandert sind und statistisch nie erfaßt wer - Burgenland New York, Caitlyn Martyn. Land des Miteinanders, ein Land der Vielfalt den konnten. „Es ist bewundernswert und Landeshauptmann Hans Niessl, der in den und ein Land intakter Dorfgemeinschaften, schön zu sehen, daß sich auch die junge Ge - vergangenen Jahren bereits zwei Mal mit wo die Tradition hoch gehalten wird. Ich bin neration der AuslandsburgenländerInnen für AuslandsburgenländerInnen in den USA und davon überzeugt, daß dieses Miteinander die alte Heimat, für ihre Wurzeln, interes - in Kanada zusammengetroffen ist und für und diese Tradition der Grund dafür sind, sieren. Sie haben sich ein Heimatbewußtsein 2017 einen weiteren Besuch an der Spitze daß sich die BurgenländerInnen – auch wenn erhalten. Ich danke allen, die ihr Heimatland einer Regierungs- und Wirtschaftsdelegation sie nicht mehr in ihrer Heimat leben - immer Burgenland nicht vergessen haben, daß sie plant, zeigte sich erfreut über die Heimatver - mit ihrer Heimat verbunden fühlen.“ im Herzen BurgenländerInnen geblieben

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 23 Österreich, Europa und die Welt sind“, so LH-Stellvertreter Johann Tschürtz. In der Zeitung „Burgenländische Gemein - schaft“, Ausgabe 437 (2016), war eine Gruß - bot schaft von Landeshaupt mann Hans Niessl zu lesen:

Liebe Auslandsburgenländerinnen, liebe Auslandsburgenländer, liebe Landsleute!

„Heimat ist kein Ort, Heimat ist ein Ge - fühl“, heißt es im sehr schönen Lied „Hei - mat“ von Herbert Grönemeyer. Und genau dieses Gefühl steht für die starke und dauer- hafte Verbundenheit unserer Auslandsbur - gen länderinnen und Auslandsburgenländer

mit unserem Heimatland Burgenland. Sie Foto: Bgld. Landesmedienservice haben sich die Heimat stets in ihren Herzen v.l.: Bobby Strauch (Präsident der BG in Lehigh Valley, Pennsylvanien, BG-Präsident bewahrt, sie pflegen in vielfacher Weise Kon - Prof. HR Walter Dujmovits, Landesrat Alexander Petschnig, Landeshauptmann Hans takte mit ihrem Land, mit Verwandten und Niessl, die amtierende Miss Burgenland New York, Caitlyn Martyn, Tom Glatz (Vizepräsident der BG in Chicago) und Landeshauptmann-Stellvertreter Johann Tschürtz Freunden. Bei meinen persönlichen Treffen und Gesprächen mit Auslandburgenlände - In der selben Ausgabe wandte sich Prof. zeichnet. Auch die MitarbeiterInnen im Aus - rinnen und Auslandsburgenländern – ob im HR Walter Dujmovits an seine LeserInnen: land. Es kann aber schon einmal verkom - Ausland oder im Burgenland – bin ich immer men, daß auf eine Null vergessen wird, so wieder beeindruckt, wie groß das Interesse an Liebe Landsleute! wie bei dem Bericht über das Picnic in To - den Geschehnissen und Entwicklungen im ronto, an dem 550 Landsleute teilgenommen Burgenland ist und wie sehr diese Verbunden - Das Jahr 1956 war ein besonderes Jahr haben, und nicht 55, wie es in der Zeitung heit gelebt wird. Dies wäre nicht ohne das in der Geschichte unseres Landes. Ein Jahr steht. Allen MitarbeiterInnen der Zeitung Wirken der „Burgenländischen Gemein - vorher sind die Russen abgezogen. Damit soll hier einmal ein herzliches Dankeschön schaft“ zu schaffen, die seit nunmehr 60 Jah - waren wir eine Sorge los. Der Wiederaufbau ausgesprochen werden. ren diese Heimatverbundenheit pflegt und war abgeschlossen, die Wirtschaft begann Bis zu einem Wiedersehen … verbleibe fördert und damit das Nahverhältnis zum sich zu erholen. Die Landwirtschaft erhielt ich mit heimatlichen Grüßen Bur genland erhält. Durch die ausgezeich - durch Traktore und andere Geräte eine we - nete Arbeit der „Burgenländischen Gemein - sentliche Arbeitserleichterung und setzte da - Euer Walter Dujmovits schaft“ ist es möglich, daß es unter den mit auch Arbeitskräfte frei, die in den Städ - Burgenländerinnen und Burgenländern, die ten, vor allem in Wien, gebraucht wurden. Über das jährliche Treffen in Moschendorf verstreut über den ganzen Globus leben, einen Viele von ihnen waren Bauhilfsarbeiter. Ei - und die Feiern zum 60jährigen Bestehen der sehr regen, aktiven und lebendigen Kontakt nige hatten bereits ein Motorrad und da und BG lesen Sie in der Ausgabe 458 der „Bur - gibt. Dadurch können sich alle auch fernab dort sah man in den Dörfern schon ein Auto. genländischen Gemeinschaft ihrer ursprünglichen Herkunft einen großen In dieser Zeit des Aufbruches hat Toni Lan - http://www.burgenlaender.com/BG/ Teil ihrer Identität bewahren. In den sechs tos die BG gegründet und damit den Blick Jahrzehnten ihres Bestehens hat sich die verstärkt nach Amerika ausgerichtet. Auch „Burgenländische Gemeinschaft“ heraus- für mich persönlich war es ein entscheiden - Geburtstagsfeier mit Bischof Zsifkovics ragende Verdienste um die Interessen aus- des Jahr. Am 8. März habe ich mein Studium Einen sehr herzlichen Empfang bereitete gewanderter Burgenländer erworben. Ich beendet und bin dann nach Amerika gefah - die Diözese Eisenstadt der Burgenländi - möchte das 60 Jahr-Jubiläum der „Burgen - ren, um meine Verwandten kennenzulernen. schen Gemeinschaft, die am 10. Juli ihren ländischen Gemeinschaft“ zum Anlaß neh - Dort hatte ich auch meine ersten Kontakte 60. Geburtstag mit einer von Diözesanbi - men, um sehr herzlich zu gratulieren und mit den burgenländischen Vereinen. Recht - schof Ägidius J. Zsifkovics zelebrierten mich für das Engagement und die ausge - zeitig vor Beginn meines ersten Dienstjahres Festmesse in Güssing beging. Als „Brücke zeichnete Arbeit zu bedanken – ganz be son - im Herbst bin ich zurückgekehrt und habe zu zwischen der alten und der neuen Heimat, ders beim Vorstand mit Präsident Dr. Walter unterrichten begonnen. Damals war gerade zwischen dem Burgenland und Amerika“ Dujmovits an der Spitze. Ich wünsche der die Revolution in Ungarn. 180.000 sind über seien drei Grundpfeiler entscheidend für „Burgenländischen Gemeinschaft“ und die burgenländische Grenze in den Westen Identität, Erfolg und Zusammengehörigkeit allen unseren Landsleuten im Ausland alles geflüchtet. Viele von ihnen sind nach Ameri - der in die USA ausgewanderten Burgenlän - Gute für die Zukunft! ka gegangen. derInnen und der 1956 gegründeten Burgen - … ländischen Gemeinschaft, deren Hauptauf - Hans Niessl Es ist erfreulich, daß ich bei der Gestal - gabe in der Pflege, Förderung und Vertie - tung unserer Zeitung viel Hilfe erfahre. Im fung der Heimatverbundenheit der Lands - Landeshauptmann von Burgenland Büro macht Ingrid Adam ihre Sache ausge - leute liegt: „Was die Auswanderer von der

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 24 Österreich, Europa und die Welt

alten in die neue Heimat mitgenommen ha - ben und sie auszeichnete, war erstens ein tie - fer Glaube, zweitens ihre Kultur und Sprache und zudem fleißige Hände“, so Bi schof Zsifkovics zu den Vertreteren der Burgen - ländischen Gemeinschaft mit Präsident Prof. HR Walter Dujmovits an der Spitze.

»Was wäre Chicago ohne die Gläubigen aus dem Burgenland?« Ein tiefer Glaube sei die wichtigste Grund lage, um „neue Herausforderungen bewältigen und ein neues Leben aufbauen zu können“, sagte der Bischof. „Äußeres Zei - chen ihres tiefen Glaubens sind die Kirchen, die sie in der neuen Heimat errichteten – oft nach dem Vorbild der Kirche in der alten Heimat – und das religiöse Leben, das sie in ihren Familien und Pfarrgemeinden pfleg - Foto: Diözese Eisenstadt/Gollubits ten.“ Der Bischof zitierte den 1996 verstor - Bischof Ägidius Zsifkovics las in der Basilika Güssing eine feierliche Messe. benen Kardinal Joseph Bernardin von Cin - cinnati und Chicago, der im Audienzzimmer »Auch unsere Auswanderer trale Botschaft für unseren Umgang mit von Papst Johannes Paul II. gegenüber dem waren auf Hilfe angewiesen« Flüchtlingen und Verfolgten“. damaligen Eisenstädter Diözesanbischof Ste - „Auch unsere Auswanderer waren auf die fan László sagte: „Was wäre meine Erzdiö - Hilfe von guten Menschen in Amerika ange - »Das Eigene lieben, das andere schätzen« zese Chicago ohne die Gläubigen aus dem wiesen, haben die Hilfe vieler barmherziger als Botschaft gegen Nationalismen Burgenland?“ Ägidius Zsifkovics war als Samariter gebraucht und sind wohl auch vie - Als zweiten wichtigen Pfeiler für die aus- junger Sekretär des damaligen Bischofs stol - len Menschen zum barmherzigen Samariter gewanderten BurgenländerInnen nannte der zer Augen- und Ohrenzeuge dieser Unter - geworden“, hob Bischof Zsifkovics hervor. Bischof Kultur und Pflege der eigenen Spra - redung. Gerade diese Hilfsbereitschaft sei eine „zen- che: Dies habe eine zusam menhaltende, iden - Foto: Diözese Eisenstadt/Thomas Beranek Bischof Zsifkovics lud eine Delegation der Burgenländischen Gemeinschaft zu einem herzlichen Mittagessen und Beisammensein ein.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 25 Österreich, Europa und die Welt ti tätstiftende und bewah rende Funktion. „Ge - Prof. HR Walter Dujmovits rade auf diesem Gebiet leistet die Burgen - wurde 1932 in Eisenhüttl geboren und ent- ländische Gemeinschaft durch 60 Jahre hin- stammt einer Auswandererfamilie. Alle sei - durch ihren so wertvollen Beitrag, wofür ich ne Verwandten mütterlicherseits leben in allen Verantwortlichen und Mitgliedern von Amerika. Dujmovits, der heute in Stegers - Herzen danke“, so der Bischof. Ein einfa - bach lebt, unterrich tete nach seinem Studium cher, aber umso wertvollerer Grundsatz sei an der Universität Wien – Lehramt in Ge - eine zentrale Richtschnur für das Bemühen schichte, Geographie und Kurzschrift – an um ein friedliches Zusam menleben verschie - den Gymnasien in Eisen stadt, Jennersdorf dener Sprachen, Religionen und Kulturen: und Güssing. „Das Eigene lieben, das andere schätzen! Ist Die letzte Auswanderungswelle führte das nicht eine wichtige Botschaft auch für ihn 1956 für einige Monate in die USA, wo unsere zerrissene Welt und für unser gespal - er in Coplay, einem von Burgenländern be - tenes Europa, das sich wieder in Nationa - wohnten Dorf in Pennsylvania, seine Fami - lismen abgrenzen will und im Mitmenschen lie kennenlernte. In New York fand er seine oft nur den Konkurrenten und Feind sieht?“, bereits geraume Zeit vor ihm ausgewander - gab der Bischof zu be denken. ten Freunde wieder. Durch diese Begegnun - gen erhielt Dujmovits jenen Impuls, die Bur - »Unsere Landsleute trugen genländische Amerikawanderung zu er for - zum Aufbau Amerikas bei« Foto: Diözese Eisenstadt/Thomas Beranek Foto: schen. „Das war ein Schlüsselerlebnis für Der dritte Erfolgsgarant jener Landsleute, Bischof Ägidius Zsifkovics mit »Miss mich. Ich bin mit einem Auswandererboot in die sich in den USA eine neue Heimat auf- Burgenland New York«, Caitlyn Marty die USA gereist und habe das alte Burgen - bauten, sei der Gebrauch fleißiger Hände, die Die Ame rikawanderung land in der neuen Heimat gut erhalten vorge - hohe Arbeitsbereitschaft gewesen: „Diese der Burgenländer funden. Man darf nicht vergessen, wie viele ihre fleißigen Hände haben sie immer wieder 1975 erschien nach 19jähriger Forschungs - Burgenländerinnen und Burgenländer ihre zum Gebet gefaltet, aber auch zum Aufbau tätigkeit das Buch „Die Amerikawanderung Hei mat verlassen haben, nicht weil sie woll - ihrer neuen Existenz eingesetzt. Unsere aus- der Burgenländer“ von Prof. HR Walter Duj - ten, sondern weil sie keine andere Möglich - gewanderten Landsleute waren gesuchte movits in der ersten, 1992 in der zweiten keit sahen. Man darf nicht vergessen, wie Handwerker und Facharbeiter, die zum Auf - Auflage. In der dritten aktualisierten Ausga - viel Potential durch diese Auswanderungen bau und Wohlstand Amerikas ihren Beitrag be ist das Wesent liche seiner mehr als 50jäh- verloren gegangen ist“, so Dujmovits. geleistet haben“, erinnerte der Bischof. rigen For schungs tä tig keit zu sammengefaßt. Während seines Aufenthaltes in Amerika war Dujmovits 1956 in New York Mitbe - Herzlicher Empfang der grün der der Burgenländischen Gemein schaft. »Miss Burgenland New York« 1958 wurde er erstmals Vizepräsident und Bischof Zsifkovics lud eine Delegation der seit 1985 ist er Präsident dieser Organisa - Burgenländischen Gemeinschaft, darunter tion. die amtierende „Miss Burgenland New Von 2002 bis 2006 war Dujmovits Vize - York“, Caitlyn Martyn, zu einem herzlichen präsident des Auslandsösterreicher-Welt - Mittagessen und Beisammensein ein, nach - bundes und ist bis heute im Vorstand tätig. dem die Gruppe zunächst von Landeshaupt - http://www.burgenlaender.com/BG mann Hans Niessl und LH-Stv. Johann Tschürtz sowie den Landesräten Verena Dunst Elektronische Schnittstelle und Alexander Petschnig empfangen worden Burgenland – USA war. Die „Miss Burgenland New York“ wird Der Burgenland Bunch (BB) ist eine in- alljährlich im November vom „1. Kranken - ternationale im Internet agierende und ehren - unter stützungsverein“ in New York gewählt amtliche Organisation, die sich – ohne und nimmt als Repräsentantin des Vereins finanzielles Interesse – der Ahnenforschung unter anderem am Picknick in Moschendorf und Geschichte des Bur gen landes widmet. im Sommer teil. Zu ihren Ehren organisiert Sie wurde 1996 von Ge rald Berghold (Win - die Burgenländische Gemeinschaft jedes chester, Virginia, USA; 1930-2008), einem

Jahr zwei Tage nach dem Picknick eine Fahrt Cover: Verlagsgruppe Holzbrinck Enkel von vier burgenländischen Auswande - nach Eisenstadt, an der auch andere Aus - Das Buch ist auf Wunsch der neuen Ge - rern, gegründet. Eines der Ziele bei der landsburgenländerInnen auf Heimaturlaub neration der AuslandsburgenländerInnen Gründung des BB war, ein Archiv von eng- teilnehmen. Nach dem Mittagessen mit dem auch in englischer Sprache erschienen und lischsprachigen Artikeln über die Geschichte Bischof standen unter anderem noch eine wurde 2012 im Rahmen der Reise der bur - und Kultur des Burgenlandes sowie englisch - Stadtführung in Rust sowie eine Führung genländischen Regie rungs delegation nach sprachliche Hilfe zur Ahnen forschung im hinter den Kulissen der Seefestspiele Mör - Kanada und in die USA anläßlich einer Fest - Burgenland (und in den Nachbarorten an - bisch auf dem Programm. veranstaltung von „Bur genland Bunch“ in grenzender Re gionen) einzurichten. n http://www.martinus.at Toronto-Allentown vorgestellt. http://www.the-burgenland-bunch.org

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 26 Österreich, Europa und die Welt Hohe Auszeichnung für ehe- maligen EKD-Ratsvorsitzenden

Interreligiöser Dialog: Treffen hochrangiger Religionsvertreter an der Österreichischen Botschaft Berlin

m 30. Juni trafen mehrere hochrangige AReligionsvertreter in der Österreichi - schen Botschaft in Berlin zusammen und tauschten sich über aktuelle religiöse, gesell- schaftliche und politische Angelegenheiten aus. Anwesend waren hohe Vertreter der EKD (Evangelischen Kirche in Deutsch land), sowie der extra aus Kärnten angereiste Bi - schof Prof. Michael Bünker, Bischof der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich. Die Schweiz vertrat Ratspräsident Gottfried Lo - cher, Präsident des Schweizerischen Evan - ge lischen Kirchenbunds. Weitere Vertreter aus Deutschland war der Berliner Erzbischof Heiner Koch, seine Eminenz Metropolit Au - goustinos von Deutschland (griechisch or - tho dox) sowie Aiman A. Mazyek, Vorsit zen - der des Zentralrats der Muslime in Deutsch - land. Erfreulicher Anlaß für dieses religiöse Foto: Österreichische Botschaft Belin / Gerald Schmidt Botschafter Nikolaus Marschik (r.) bei der Überreichung des Großen Goldenen Ehrenzei chens Treffen: Botschafter Nikolaus Marschik mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich an den Ehrengast des Tages, den überreichte das Große Goldene Ehrenzei - ehemaligen EKD-Ratsvorsitzenden Nikolaus Schneider

Foto: Österreichische Botschaft Belin / Gerald Schmidt Im Garten der Österreichischen Botschaft in Berlin (vorne v.l.): Metropolit Augoustinos von Deutschland, Nikolaus Schneider mit Ehefrau Anne, Botschafter Nikolaus Marschik, Bischof Prof. Michael Bünker und Erzbischof Heiner Koch mit weiteren Würdenträgern und Familienmitgliedern

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 27 Österreich, Europa und die Welt

hältnisse annehmen könnte. „Viele Pfarrer lich einzuladen, wieder nach Wien zu kom - und Pfarrerinnen arbeiten in Österreich, weil men. Der Anlaß ist der Ball in der Hofburg, sie da erfahren können, wie eine Kirche in mit dem wir am 10. Februar das Jahr 2017 der Diaspora ihren Auftrag wahrzunehmen unter dem Motto ,Die Reformation tanzt0‘ versucht“, erläuterte Bünker. Er erinnerte eröffnen werden. Das ist dann auch die rich - daran, daß immer wieder auch Delegationen tige Gelegenheit, das Ehrenzeichen zu tra gen deutscher Kirchenleitungen nach Wien kä - und recht zur Geltung kommen zu lassen.“ men, um die Atmosphäre der Stadt zu ge - Nikolaus Schneider war ab 9. November nießen und die Brückenfunktion wahrzuneh - 2010 Ratsvorsitzender der EKD und damit men, die Wien und damit auch die Evangeli - höchster Repräsentant der Evangelischen schen Kirchen in Österreich in den gesamten Kirche in Deutschland. Am 10. November Donauraum hinein hätten. 2014 trat er wegen einer Erkrankung seiner „Dein Interesse für die Stadt, für Öster - Ehefrau von seiner Funktion zurück und reich und für unsere Kirche ist getragen von schied auch aus dem Rat aus. Schneider war freundschaftlichem Wohlwollen und tiefer außerdem von 2003 bis 2013 Präses der Verbundenheit“, betonte Bünker. Und ver- Evangelischen Kirche im Rheinland. n bindet seine Laudatio mit einer Einladung an http://www.bmeia.gv.at/berlin das Ehepaar Schneider: „Es freut mich, dich http://www.evang.at Foto: Uschmann und deine Frau Anne heute schon sehr herz- https://www.ekd.de Hon.-Prof. Michael Bünker, Bischof der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich

chen mit dem Stern für Verdienste um die Bayerische Staatskanzlei Republik Österreich an den Ehrengast des Tages, Nikolaus Schneider, Vorsitzender zu Besuch in Salzburg a.D. des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland. Für seine Verdienste um die Zusammenarbeit der evangelischen Kirchen in Österreich und Deutschland war diese ho- he Auszeichnung von Bundespräsident Heinz Fischer verliehen worden. Die Aus zeich nung, die der Botschaf ter überreichte, stehe auch für die europäische Dimension von Schnei ders Wirken, sagte der Bischof der evangelisch-lutherischen Kirche in Österreich, Michael Bünker, in seiner Laudatio für den Geehrten. Anwesend waren bei der Feier in der Botschaft auch mehrere Vertreter der christlichen Kirchen und der Religions ge meinschaften. „Es ist ein erstaunliches Zeichen der Re - publik Österreich für die Würdigung des gu - ten Zusammenwirkens von Evangelischen Foto: LMZ / Neumayr Kirchen. Daß die Republik Österreich diese v.l.: Protokollchef Manfred Holthoff, Landeshauptmann Wilfried Haslauer, Staats minister enge Verbindung der Kirchen durch die Eh - Marcel Huber und Erzabt Korbinian Birnbacher rung deiner Person würdigt und dir damit attestiert, daß du dir so auch Verdienste um arcel Huber, Leiter der Bayerischen Salzburg gibt es viele Gemeinsamkeiten und die Republik erworben hast, möchte ich MStaatskanzlei sowie Staatsminister für so manche Bezeichnungen diesseits und jen- auch als Zeichen dafür deuten, welche Bundesangelegenheiten und Sonderaufgaben seits unserer Grenze lassen geschichtliche Bedeutung dem Wirken der Kirchen für das war am 21. Juli mit knapp 150 Mitarbei - Ver bindungen erkennen“, so Haslauer. Gemeinwesen insgesamt auch durch die terInnen der Bayerischen Staatskanzlei an - Salzburg war gut 600 Jahre Teil Bayerns, Politik zu geschrieben wird“, erklärte Bün - läßlich eines Betriebsausfluges zu Besuch in dann etwa 500 Jahre selbständiges Fürsten - ker, der auch Generalsekretär der Gemein - Salzburg. Ein Fixpunkt dabei war der Be - tum (Fürsterzbistum) im Staatsverband des schaft Evangelischer Kirchen in Europa such der Salzburg 20.16-Landesausstellung Heiligen Römischen Reiches Deutscher Na - (GEKE) ist. „Bischof. Kaiser. Jedermann.“ im Salzburg tion – dann folgten einige Fremdherrschaf - In der Laudatio lobte Bischof Bünker die Museum. „Wir alle wissen, Salzburg und ten – und mit dem Frieden von München am Beziehungen zwischen der EKD und den Bayern sind mehr als nur gute Nachbarn“, 14.April 1816 wurde Salzburg dem damals Evangelischen Kirchen in Österreich. Die Be - be tonte Landeshauptmann Wilfried Haslauer kaiserlichen Österreich zugesprochen. Seit ziehung sei keineswegs asymmetrisch, wie beim Empfang des Staatsministers in der 200 Jahren ist Salzburg nun bei Österreich. n man vielleicht aufgrund der Zahlenver - Salzburger Residenz. „Zwischen Bayern und http://www.salzburg2016.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 28 Österreich, Europa und die Welt Hoher Besuch von der arabischen Halbinsel er Emir von Kuwait, Sabah al-Ahmad Dal-Dsachabir as-Sabah, wurde von Lan- deshauptmann-Stellvertreter Christian Stöckl am 6. Juli auf dem Salzburger Flughafen empfangen. Sabah al-Ahmad al-Dsachabir as-Sabah ist Premierminister und damit der höchste Repräsentant Kuwaits. Stöckl sprach von einem besonderen Er - eignis und einem außergewöhnlichen Be - such. „Für Salzburg und für den Salzburger Flughafen sind solche Besuche immer wie - der ein außerordentliches Ereignis und eine Herausforderung. Es ist mir eine Ehre und Freude, den höchsten Repräsentanten Ku - waits in Salzburg zu begrüßen“, so Stöckl, der dem Emir von Kuwait und seiner Ge - folgschaft einen angenehmen Aufenthalt in der Region wünschte und zuversichtlich war, daß der Premierminister Salzburg in guter

Er innerung behalten würde. Im Namen des Foto: Salzburg Airport / Alexander Klaus Landes überreichte Stöckl ein Salzburg- Landeshauptmann-Stellvertreter Christian Stöckl empfängt den Emir von Kuwait auf dem Buch als Gastgeschenk. Salzburger Flughafen. Sabah al-Ahmad al-Dsachabir as-Sabah des Amtes für Presse- und Öffentlich keits - ab 1982 erneut jenen des Informations mini - ist der vierte Sohn des 1950 verstorbenen arbeit. 1962 wurde er Informationsminister, sters und 1992 jenen des Außenministers. Emirs Ahmad al-Dschabir as-Sabah und seit 1963 bis 1991 amtierte er als Außenminister. Am 13. Juli 2003 wurde Sabah al-Ahmad al- 2006 Emir von Kuwait. Seine erste Funktion Zudem hatte er ab 1978 den Posten des stell- Dsachabir as-Sabah schließlich zum Pre - im Staatsdienst übernahm er 1955 als Leiter vertretenden Premierministers inne, sowie mierminister ernannt. n Linz unterstützt Trinkwasserprojekt in San Carlos auberes Trinkwasser aus der Leitung ist Sseit heuer für die BewohnerInnen von Mata de Cana Realität geworden. Das arme Dorf im südlichen Nicaragua liegt im Ge - meindegebiet von San Carlos, einer Part ner - stadt von Linz. 14.000 Euro spendete die oberösterreichische Landeshauptstadt für die Errichtung der Trinkwasserversorgung in dem 1000-EinwohnerInnen-Dorf. Vizebür - germeister Detlef Wimmer, zuständig für Städtekontakte in Linz, lobt die ehrenamt - lichen Helfer: „Das Projekt ist äußerst ef - fektiv und nachhaltig umgesetzt worden. Ein Solarpaneel liefert den Strom für die lei- stungsstarke Wasserpumpe, sodaß unabhän - gig von den häufigen Stromausfällen immer Wasser zur Verfügung steht. Für jeden Haus - anschluß wurde ein Wasserzähler installiert.

Mit diesen Einnahmen ist die Wartung der Foto: Stadt Linz Anlage garantiert. Durch den finanziellen Mit Unterstützung der Stadt Linz verfügen die Menschen in Mata de Cana über ausreichend Beitrag konnte die Stadt Linz mithelfen, den Trinkwasser. Menschen in Mata de Cana eine wesentlich und vor allem die Kinder sind wesentlich ge - ragua. Obmann Friedrich Schwarz und sein höhere Lebensqualität zu bieten.“ sünder. Zuvor holten die Menschen das Was - Team spendeten darüber hinaus Eigenmittel Die Bevölkerung arbeitete an der Errich - ser mit Gefäßen auf dem Kopf aus einem in Höhe von 9000 Euro für die Realisierung. tung der Trinkwasserversorgung tatkräftig weit entfernten Tümpel. Sie haben bereits mehrere Hilfsprojekte in mit. Seit der Inbetriebnahme ist die Zahl der Umgesetzt wurde das Projekt vom Verein San Carlos umgesetzt. n Durchfallerkrankungen deutlich gesunken Städtepartnerschaft Linz – San Carlos/Nica - http://www.nicaragua.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 29 Österreich, Europa und die Welt UNO-Summerschool-Treffen 2016 in Innsbruck Foto: IKM / Waibl Gemeinderätin Uschi Schwarzl und Robert Dupont (Program Director) begrüßten mit Sophia Reisecker, Renate Krammer-Stark sowie den Koordinatorinnen der UNO-Summer-School, Marianna Zanotti Martinez und Irene Ziegler die StudentInnen. und 20 StudentInnen aus New Orleans Nach einer Vorstellungsrunde sprachen die Die UNO-Summer School bietet die Rversammelten sich Mitte Juli im Bür - StudentInnen mit VertretInnen der Stadt und Mög lichkeit ein mehrwöchiges Sommerstu- gersaal der Landeshauptstadt Innsbruck. Ge - Irene Ziegler (Programm-Koordinatorin der dium in Innsbruck zu absolvieren. StudentIn - meinsam mit rund 200 weiteren Studieren - UNO-Summer-School) über aktuelle The - nen haben die Gelegenheit, Einblicke in ver- den aus den USA absolvierten sie gerade die men, wie die derzeitige Flüchtlingssituation, schiedene Bereiche zu gewinnen und die je - UNO (University of New Orleans) Summer die politische Lage Österreichs und das hei- weilige Landeskultur besser kennenzuler nen. School in Innsbruck. Die Gemeinderätinnen mische Bildungssystem. „,Gleiche Chancen Sie werden in diversen Fachgebieten un - Uschi Schwarzl, Sophia Reisecker und Re - für alle Kinder‘, darum dreht sich die Bil - terrichtet und schließen den Kurs mit einer nate Krammer-Stark sowie Kulturamtsleite - dungsdebatte in Österreich seit Jahren – bis - Klausur ab. Auch Innsbrucker Stu dentInnen rin Maria-Luise Mayr begrüßten die jungen her leider mit wenig Erfolg“, ging Schwarzl können daran teilnehmen. n BesucherInnen im historischen Rathaus. auf aktuelle politische Fragen ein. https://www.uibk.ac.at Kinder-Folkloregruppe aus Gorzia in Klagenfurt eit 1989 findet in Klagenfurt jedes Jahr Sim Juli das große Kinder-Tanz und Frie - densfestival statt, zu dem Kindervolks - tanzgruppen aus der ganzen Welt geladen sind. So standen schon junge TänzerInnen aus Südafrika, China, Kanada, Mexiko, Ta - dschikistan, Indien, Rußland und fast allen europäischen Ländern auf der Klagenfurter Bühne. Heuer fand es von 15. bis 17. Juli statt. Diesmal mit dabei auch eine Kin der - tanzgruppe aus Gorizia, Hauptstadt der Provinz Görz, die zur Region Friaul-Julisch Venetien gehört. Die jungen Tän zerInnen wur den im Rathaus empfangen. „Danzerini Di Lucinico“ nennt sich die Folkloregruppe aus der italienischen Partner - stadt Gorizia, die heuer beim Friedensfest der Kindervolkstanzgruppe Klagenfurt mit dabei ist. Am Vormittag des 15. Juli trafen die Görzer in Klagenfurt ein und wurden im Rathaus von Vizebürgermeister Jürgen Pfei -

ler willkommengeheißen. Foto: StadtPresse / Burgstaller „Ihr bringt mit euren Auftritten den Vizebürgermeister Jürgen Pfeiler und die Delegationsleiter mit den jungen TänzerInnen aus Friedensgedanken mit nach Klagenfurt“, Gorizia bei ihrem Besuch im Klagenfurter Rathaus. sagte Pfeiler, der im Rathaus auch den Ob - Polizeipräsident Marco Muzzati und Helmut Nach dem Rathausbesuch gab es einen mann der Gruppe, Giovanni Bressan, sowie Palko von der Kindervolkstanzgruppe Kla - Stadtrundgang. Von der Stadt Klagenfurt Franco Hassek von der Gemeinde Gorizia, gen furt begrüßen konnte. wur den die Kinder auf ein Eis eingeladen.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 30 Österreich, Europa und die Welt Fünf Jahre European Neighbours uropean Neighbours - FAIR FUTURE© Efeiert seinen 5. Geburtstag. Seit 2011 arbeitet der Verein unter der Schirmherr schaft der Grazer Bürgermeisters Siegfried Nagl und Landeshauptmann Hermann Schützen - höfer in 11 europäischen Staaten mit dem Ziel, Benachteiligten in Europa, insbeson - dere Roma, eine lebenswerte Zukunft zu er - möglichen und ihnen damit Menschenwürde zu geben. Mit dem steirischen Knoblauch als Leitprodukt und damit verbundenen anderen Produkten erhält eine große Anzahl von Men - schen die Chance auf ein eigenes Einkom - men. So wurden beispielsweise in den ver- gangenen Jahren 40 Trainer in der Landwirt - schaftlichen Fachschule Alt-Grottenhof als

Multiplikatoren ausgebildet und 120 Teil - Foto: Dolf Maurer / Studio Lannach zeitarbeitsplätze in mitteleuropäischen Nach - Gemeinderätin Elisabeth Potzinger und Stadtrat Michael Ehmann mit dem Team von Euro pean barländern geschaffen. Die Arbeit von Euro - Neighbours – (v.l.) Karl Deixelberger, Philipp Lienhart, Bernd Spiegl, Chri stiane Ausser winkler pean Neighbours wurde auch von der EU und Markus P. Mandl ausgezeichnet – mit Good Practice von der reichen Arbeitsmarkt, Agrarwirtschaft, So - geplant. Bei diesem Workshop wurden Lö - „Alliance of Cities and Regions for Roma ziales, Bildung und Wissenschaft teilnah - sungen erarbeitet, um diese Pläne zu realisie - Inclusion“ und Best Practice im Rahmen der men. Der Verein möchte seine Tätigkeiten ren und um arbeitsmarktferne Personen, Asyl - „Poverty Convention“ in Brüssel. zukünftig noch vertiefen und ausweiten – so werberInnen und Asylberechtigte in unter - Am 6. Juli fand ein Workshop von Eu ro - sind ein FAIR FUTURE©-Kompetenzzen - schiedlichen Qualifikationsstufen nachhaltig pean Neighbours im Media-Center statt, an trum sowie ein FAIR FUTURE© Aus- und in den Arbeitsmarkt zu integrieren. n dem hochrangige VertreterInnen aus den Be - WeiterBildungsKonzept mit einer Jobbör se http://www.fair-future.com OÖ Unternehmen erneut von Renault Nissan eingeladen m Rahmen eines Lieferanteninnovations - Itages, den der Automobil-Cluster in Ko - operation mit dem AußenwirtschaftsCenter, dem AC Styria und Bayern Innovativ für seine Partnerunternehmen organisierte, be - suchten Zulieferfirmen aus Österreich und Deutschland Anfang Juli den erfolgreichen Autohersteller Renault Nissan in Paris. Die Firmen hatten in diesem Rahmen die Gele - genheit, exklusiv ihre Technologien den In - genieuren und Einkäufern des Konzerns zu präsentieren. Einige Unternehmen waren auch schon beim ersten Lieferanteninnova tions - tag in Paris mit dabei und nutzten diesmal die Möglichkeit, ihre Kontakte zu vertiefen. Renault Nissan gab für dieses Treffen Themenbereiche vor, zu denen die Unterneh - men ihre Innovationen und neuen Ansät ze präsentieren konnten: Ideen und Techno logien zu Connected Mobility, autonomes Fah ren, Foto: Automobil-Cluster Smart Materials und emissionsfreie Elektro - Rundgang mit dem Renault Nissan Management durch die Firmenausstellung fahr zeuge waren diesmal gefragt. Nach einer ersten Sondierung angemeldeter Unterneh - pa. Eine positive Entwicklung basiert nicht Als fünftwichtigstes Land für österreichi - men bekamen 37 von ihnen die Einladung. zuletzt auf der technologischen Weiterent - sche Exporte bietet Frankreich vor allem im Renault Nissan gehörte in den letzten Jah - wick lung der Modelle. Hier die richtigen starken Industriesegment Automotive jede ren – trotz schwieriger Branchensituation – Kontakte zu erhalten, ist unter anderem die Menge Anknüpfungspunkte. n zu den absatzstärksten Herstellern in Euro - Intention des Lieferanteninnovationstages. http://www.biz-up.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 31 Österreich, Europa und die Welt Klick4Kenia: Jugendliche erk(l)ickten 3.000 Euro für Kenia! it großem Erfolg ist die Jugend so li - Mdaritätsaktion „K(l)ick4Kenia“ der 4youCard – der Jugendkarte des Landes Ober österreich – zu Ende gegangen. Auf der Website 4youCard.at hatten Jugendliche den ganzen Juni lang Zeit, Tore zu schießen, wo - bei für jedes Tor 10 Cent an das Ju gend pro - jekt „MUSA“ in Kenia gespendet wurden. „MUSA“ hat es sich zum Ziel gesetzt Ju - gendkriminalität, Gewalt und Drogenmiß - brauch entgegenzuwirken, indem die Ju - gendlichen sinnvolle Freizeitbeschäftigung und Schulunterstützung erhalten. Dies ge - schieht unter anderem durch ein Fußball - angebot. Landeshauptmann Josef Pühringer Landeshauptmann-Stellvertreter Thomas Stel - zer und übergaben nun den Erlös der 30.000 Foto: Land OÖ / Stinglmayr erk(l)ickten Tore an Ludwig Frauenberger v.l.: Landeshauptmann Stellvertreter Thomas Stelzer, Ludwig Frauenberger und Landeshaupt - von der Dreikönigsaktion der Katholischen mann Josef Pühringer Jungschar der Diözese Linz. „Als Landeshauptmann und gleichzeitig „Dieses Geld wird in Kenia einen wert- „Es freut mich, daß mehr als 30.000 Tore Referent für Entwicklungszusammenarbeit vollen Beitrag für die Jugendlichen von durch Jugendliche bei der Aktion geschossen ist es mir ein besonderes Anliegen, Jugend - MUSA leisten, die durch ihr Engagement im wurden. Junge Menschen lernen durch Ak - projekte in Entwicklungsländern zu unterstüt - Sportclub viel dazu beitragen werden, daß tionen, wie K(l)ick4Kenia, Verantwortung zen. Die Jugendlichen erhalten durch Pro - Kindern und Jugendlichen die Abhängigkeit zu übernehmen und setzen sich mit anderen jekte wie „K(l)ick4Kenia“ eine bessere Zu - von Drogen und die Vereinsamung erspart Kulturen und Lebensbedingungen auseinan - kunft“, unterstreicht Pühringer die Wichtig - bleiben,“ ergänzt Frauenberger. n der“, hebt Stelzer hervor. keit der Aktion. http://www.4youCard.at Velotal Rheintal – eine Region setzt aufs Fahrrad ie Fahrradnutzung ist auf beiden Seiten Ddes Rheines bereits sehr hoch. Mit dem Projekt „Velotal Rheintal“ wird sie besser verknüpft. Gemeinsam mit seinem St. Galler Kollegen Regierungsrat Marc Mächler in- formierte Mobilitätslandesrat Jo hannes Rauch am 14. Juli in einem Presse gespräch in Höchst über dieses Projekt: „Wir wollen im wahrsten Sinne des Wortes Grenzen über- schreiten.“ Auf Vorarlberger Seite ist die Nutzung des Fahrrades bereits sehr hoch. Vorarlberg - weit werden derzeit 15 Prozent der werktäg- lichen Wege mit dem Fahrrad zurückgelegt. Bis 2020 soll dieser Anteil auf 20 Prozent steigen. „Fazit: Radfahren in Vorarlberg boomt – das soll aber nicht an der Landes- grenze halt machen“, sagte Rauch. „Auch bei uns ist das Fahrradpotential noch nicht aus- geschöpft“, betonte Mächler, „dazu gehört Foto: Land Vorarlberg auch der grenzüberschreitende Fuß- und Fahr - Velotal Rheintal: Rheintalgemeinden, Land Vorarlberg und Kanton St. Gallen starten eine radverkehr.“ Mit verschiedenen Maßnahmen grenzüberschreitende Zusammenarbeit. soll die Bevölkerung aktiviert und motiviert Die Bearbeitung erfolgt durch eine Kern - Das Projekt ist auf vier Jahre angelegt. werden, ihre Alltags- und Freizeitmobilität – gruppe mit Vertretern des Kantons St. Gal - Daß heute bereits sehr viel mit dem Fahrrad speziell auch im grenzüberschreitenden len, des Landes Vorarlbergs und dem Verein bzw. Velo möglich ist, zeigt eine ge meinsam Verkehr – vermehrt mit dem Fahrrad zurück- St. Galler Rheintal, dem die Gesamtkoordi - entwickelte Radtourenkarte. n zulegen. na tion obliegt. http://velotal-rheintal.com

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 32 Österreich, Europa und die Welt Wie die europäischen Völker des Mittelalters entstanden

Es waren nicht die Gene, die Völker verbanden oder voneinander unterschieden, sondern kulturelle Faktoren. Das ist eines der Ergebnisse eines ERC-Projekts des Wittgenstein-Preisträgers Walter Pohl an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Es hat untersucht, wie sich im Mittelalter die ethnisch-politische Landkarte des heutigen Europa formte. ünf Jahre lang haben WissenschaftlerIin - Fnen im Rahmen des ERC-Projekts SCIRE (Social Cohesion, Identity and Religion in Europe, 400-1200) erforscht, wie nach dem Untergang Roms bis zum Ende der „Völker - wanderung“ neue ethnische und politische Gemeinschaften entstanden sind. Dazu wur - den Ergebnisse von Textanalysen, geneti sche Untersuchungen und historische Deutungen miteinander verglichen.

Ein »Langobarden-Gen« gibt es nicht Am Beispiel der Langobarden konnten die ForscherInnen nachweisen, daß die Völker Europas schon vor 1500 Jahren auf genetischer Ebene wenig trennte. Ein inter- nationales Pilotprojekt unter Beteiligung von SCIRE entnahm mehrere hundert Genpro - ben aus mitteleuropäischen und italienischen Gräberfeldern aus dem sechsten Jahrhun - dert, um herauszufinden, ob das Erbgut aus den langobardischen Gräbern stärker mitein- ander übereinstimmt als mit dem von an - deren Gruppen. Die Daten zeigen, daß die Volksgruppen genetisch kaum unterschied - lich, aber auch in sich nicht homogen waren. „Wir wollten wissen, wie sich die Wande - rung der Langobarden nach Italien im Jahr 568 genetisch und kulturell ausgewirkt hat. Nun sehen wir: Ein Volk war keine biolo gi - sche Einheit und kann auch nicht genetisch nachgewiesen werden“, sagt Walter Pohl. „Das bedeutet, ein sogenanntes „Langobar - den-Gen“ gibt es nicht“, so der Wittgenstein- Preisträger weiter. Ethnische und politische Identitäten des Frühmittelalters seien viel -

mehr historisch entstanden und beruhten vor © St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 64: Bibel (Ep. Pauli) allem auf kulturellen Gemeinsamkeiten. Abschrift der Paulus-Briefe mit einer Miniatur des predigenden Apostels Paulus

Was wurde aus den SCIRE erarbeitete dazu erstmals einen Über - wurde aus den privilegierten Trägern des Im - Römern nach dem Fall Roms? blick über die vielfältigen Formen und die periums eine unterworfene Bevölkerung mit Das läßt sich etwa am Beispiel Roms il - Veränderung römischer Identität im Früh - geringem Ansehen und schlechtem Rechts - lustrieren: Mit dem Untergang des West - mit telalter. status. Die römische Vergangenheit, die rö - römi schen Reiches um 500 zerfiel eine über So erhielt sich vielerorts auch nach dem mische Kultur, aber auch das christliche Rom Jahrhunderte andauernde europäische Ord - Wegfall des politischen Rahmens zumindest behielten hingegen höchstes Prestige. Auf nung. Was aber wurde aus den RömerInnen? kleinräumig der soziale Zusammenhalt. Zwar diese Weise konnte Rom Vorbild bleiben,

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 33 Österreich, Europa und die Welt wäh rend „Römer“ oder „Römerin“ als Iden - monie erringen. Damit unterscheidet sich Eu - tität allmählich verschwand. ropa von anderen Weltregionen, zum Bei - spiel Asien. Es ist noch kaum versucht wor - Das Christentum gab ethnischen den, Erklärungen für die beständige Multi - Identitäten eine neue Bedeutung polarität Europas zu finden.“ An ihre Stelle traten neue Identitäten, et - An dem vom Europäischen Forschungs - wa als Franken, Angeln (Engländer) oder rat ERC mit einem „Advanced Grant“ Bayern. Für diese Zugehörigkeiten spielte finanzierten Projekt SCIRE am Institut für die sich in Europa durchsetzende christliche Mittelalterforschung der Österreichischen Kultur eine entscheidende Rolle, wie Walter Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und Pohl sagt: „Das universale Christentum und dem Institut für Geschichte der Universität die ethnisch-nationale Partikularität sind oft Wien waren HistorikerInnen, Archäo - als grundlegende Gegensätze in der euro - logInnen, SprachwissenschafterInnen und päischen Geschichte betrachtet worden. Da - GenetikerInnen aus aller Welt beteiligt, u.a. bei wird vergessen, wie sehr das Christen - aus Italien, Irland, Israel und den USA. Bis - tum auch ethnische Identitäten legitimieren lang sind sieben Monografien, acht Sammel - konnte.“ Denn viele Völker betrachteten sich bände und 93 Aufsätze aus den Forschungen seit dem Frühmittelalter nach dem Vorbild hervorgegangen. Vier weitere Sammelbände der Juden im Alten Testament als „auser - © ÖAW sind derzeit in Arbeit. Die wichtigsten Er - wähltes Volk“. Nach dem Evangelium sahen Die wichtigsten Er geb nisse hat gebnisse sind in einer Broschüre zusammen - die ÖAW in einer Open Access sie sich zudem als Gegenstand der Heilsge - Broschüre zusammen gefaßt. gefaßt, die als Open Access zum freien schichte: „Gehet hin und lehret alle Völker“, Down load zur Verfügung steht. n heißt es in der Bibel. die sich nach dem Zerfall des Karolinger - http://www.oeaw.ac.at reiches im 9. Jahrhundert herausbildete, im Datenbank (engl.): Neue Identitäten spiegeln Laufe der Geschichte als sehr stabil erwiesen http://www.oeaw.ac.at/imafo/gens/ sich in der Sprache wider habe, sagt Pohl: „In Europa konnte nach Rom Broschüre (engl.) Ein Wandel, der sich auch in der mittel- kein Imperium mehr eine dauerhafte Hege - http://www.univie.ac.at/scire/index.php?seite=ressourcen&lang=de alterlichen Verwendung von ethnischen Be - griffen widerspiegelt, wie eine Analyse der Literatur des 4. bis 9. Jahrhunderts im Rah - ACM SIGGRAPH-Preis für IST men des Projekts bestätigte. Derselbe latei - nische Begriff, „gentes“, diente etwa sowohl Austria-Informatik Prof. Wojtan als abwertende Fremdbezeichnung für die „Heiden“ als auch als Selbstbezeichnung der IST Austria Professor Chris Wojtan den an - christlichen Völker. Der Grund für diese gesehenen „Significant New Researcher dop pelte Verwendung war die Annahme der Award 2016“. Die Jury begründete ihre Ent - christlichen Zeitgenossen, daß die Heiden - scheidung durch Wojtan’s durchgehende völker noch ihre Bekehrung erwarteten. Leistungen der letzten Jahre, numerische Auch ein anderes wichtiges Wort begann Me thoden zur Simulation von natürlichen im Mittelalter übrigens seine Karriere: Phä nomenen in einer realistischen und den - „natio“ bedeutete ursprünglich „Abstam - noch zeit- und kostensparenden Weise ein- mung“ und entwickelte sich zum Begriff für zusetzen. Seine Forschungsgruppe entwik- die moderne Nation. Zahlreiche weitere Be - kelte fundamental neue Algorithmen, die eine griffsanalysen sowie eine umfangreiche Visualisierung von Fluiddynamiken, wie Quellensammlung ist Öffentlichkeit und z.B. Wellen und Wassertropfen, oder Spröd - For schung nun in einer digitalen Online-Da - bruchverhalten bei gleichzeitiger Darstel - tenbank zugänglich. Die Datenbank kann lung von Feinheiten und Details in einem nach Inhalt, Ort und Jahrhundert durchsucht größeren Zusammenhang erlauben. werden. Darüberhinaus erlauben diese neuen Methoden eine Reduktion von Speicherkapa - Forschungsergebnisse zitäten und Rechenzeit. Zusätzlich zur Aus - als Open Access verfügbar zeichnung seiner Leistungen durch den Den Projektabschluß betrachtet Walter ACM Preis unterstreichen drei weitere Pub - Foto: IST Austria Pohl zugleich als Ausgangspunkt für neue IST Austria-Informatik Prof. Chris Wojtan likationen auf der 43. ACM SIGGRAPH Forschungsvorhaben. Ein großer internatio - Kon ferenz, die von 24. bis 28. Juli in Ana - naler Forschungsverbund, angeregt von ei der jährlichen Top-Konferenz der heim, USA stattfand, den anhaltenden Erfolg SCIRE, untersucht nun die „Transformation B„Special Interest Group for Computer von Wojtan‘s Forschungsgruppe. n der karolingischen Welt“. Denn es sei er - Graphics“ (SIGGRAPH) der „Association http://www.ist.ac.at staunlich, daß sich die Vielfalt an Staaten, for Computing Machinery“ (ACM) erhielt http://visualcomputing.ist.ac.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 34 Österreich, Europa und die Welt »Die Letzten Zeugen« Play Me I’m Yours

Bewegendes »Oral History«-Projekt wandert vom Wiener it Unterstützung des Österreichischen an die Österreichischen Kulturforen in New York, MKulturforums Paris nahm am 18. und Washington und Tel Aviv. 19. Juni die österreichische Illustratorin Elsie Herberstein an „Play Me I’m Yours“ as anläßlich des 75. Jahrestages der sem Projekt lesen Burgschauspie lerIn nen aus im Nordpariser Parc de la Villette teil. Gra - DShoah ab Herbst 2013 im Wiener Burg - den Erinnerungen von sieben auf der Bühne fikerInnen, ZeichnerInnen, DesigerInnen theater über 20 Mal vor restlos ausverkauf - anwesenden Holocaust-Überlebenden über und Graffiti-KünstlerInnen aus den 24 Teil - tem Haus gezeigte Projekt „Die Letzten Zeu - ihre persönlichen Erlebnisse ab dem Früh - nehmerländern der Fußball-Europameister - gen“ von Matthias Hartmann und Doron Ra - jahr 1938. schaft gestalteten live vor Publikum 24 Kla - binovici wurde – nach Buenos Aires im Jahr Am 23. Juni fand die Veranstaltung im viere auf jeweils individuelle Art und Weise. selben Format im Österreichischen Kultur - forum Washington statt. Der sowohl in New York als auch Washington als einziger Zeit - zeuge anwesende Ari Rath teilte in einer Q&A-Session auf bewegende Weise seine Erinnerungen. Unterstützt wurden die Prä - sentationen vom Österreichischen General - konsulat New York, der Israelitischen Kul - tusgemeinde Wien sowie dem Sponsor Austrian Airlines. Mit der Übersetzung von Teilen der Aufzeichnung ins Englische und © Elsie Herberstein den Bemühungen von ÖGK und ÖKF New Bei der „Fête de la musique“ am 21. Juni York um eine Vereinfachung der rechtlichen hatten dann Musik-Amateure wie auch Pro - Voraussetzungen für Vorführungen an Schu - fis die Möglichkeit, auf diesen künstlerisch len, bei Festivals und anderen Veranstaltern gestalteten Instrumenten zu spielen. Die Kla - wurden zudem wichtige Schritte zur weite - viere werden in weiterer Folge in der Region ren Verbreitung dieses wichtigen „Oral Hi - Île-de-France im öffentlichen Raum aufge - story“-Projekts gesetzt. In Israel hatte die stellt. Über dieses vom britischen Künstler erste von insgesamt drei vom Österrei chi - Luke Jer ram initiierte Kunstprojekt wur den Foto: ACFNY schen Kulturforum Tel Aviv unterstützten bisher über 1400 Kla viere in 49 Städten auf Ari Rath Vorführungen (jeweils ungekürzt und mit der ganzen Welt der Allgemeinheit zur Ver- 2015 – im Juni 2016 in den USA und Israel hebräischen Untertiteln) in der Cinemathek fügung gestellt. n präsentiert. In Anwesenheit des Initiators, in Jerusalem stattgefunden. Nach den Vor - http://www.austrocult.fr dem Schriftsteller Doron Rabinovici, sowie führungen nutzte das zahlreich erschienene des 91jährigen Publizisten und Holocaust- Publikum die Gelegenheit zum Gespräch mit Überlebenden Ari Rath wurde am 21. Juni den beiden Zeitzeuginnen Lucia Heilman im Österreichischen Kulturforum New York und Schoschana Rabinovici. Die nächste Vor - eine gekürzte und englische untertitelte ORF- führung in Israel ist für Mitte September Aufzeichnung der Burgtheateraufführung mit 2016 in Tel Aviv geplant. n anschließender Diskussion gezeigt. Bei die - http://www.acfny.org Erfolgreiche Brasilien-Tournee einer variantenreichen Band it Unterstützung der Österreichischen ner und Schweden zusammen, die alle an der MBotschaft Brasilia konnte die bunt ge - Kunstuniversität Graz studieren oder studiert mischte österreichische Formation „Mereneu- haben. Der Bandleader – und Komponist – Project” vom 29. Juni bis 11. Juli eine Tour - Emiliano Sampaio stammt ursprünglich aus nee in der Heimat des Bandleaders absolvie - São Paulo, wo er bereits mit einer Formation ren. Dabei traten die Musiker in Rio de Ja- namens „Mere-Trio“ erfolgreich gespielt hat - neiro, beim „Savassi Festivals“ in Belo Hori - te. 2012 wurde dann in Graz aus dem „Mere- zonte, im Teatro Comune in São Paolo, in Trio“ das „Mereneu-Project“, in Anspielung Riberão Preto, in Campinas und in São Paulo sowohl auf „neu“ als auch auf „neun“. Stili - auf, wo sie ihre dritte CD mit dem Titel „The stisch bietet das Ensemble die gesamte Band - forbidden dance“ prä sentierten. breite von der Bigband bis zu experimen - Die neunköpfige Jazzband „Mereneu- tellem Free-Jazz. n Project“ setzt sich aus drei Brasilianern, zwei http://www.bmeia.gv.at/brasilia

Österreichern und je einem Italiener, Ukrai - Foto: Mereneu-Project http://emilianosampaio.com

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 35 Österreich, Europa und die Welt »Dunapest« Fugitive Pieces om 16. bis 19. Juni verwandelte das erst - Vmals abgehaltene „Dunapest Festival“ die Ufer der Donau in eine Flaniermeile, auf der Einheimische wie auch Touristinnen und Touristen ganz unterschiedliche Spielarten von Kunst und Kultur aus mehreren euro - päischen Ländern bestaunen konnten. Motto, Leitfaden und Angelpunkt war die Donau. Dabei konnten die BesucherInnen aus einer Foto: Trio Alba Das »Trio Alba« (v.l.): Philipp Comploi, Chengcheng Zhao und Livia Sellin it Unterstützung des Österreichischen aufgenommen. Am 28. Juli spielte das Trio MKulturforums Ottawa und des Bundes - die kanadischen Erstaufführung von „Fugi - kanzleramtes. Sektion Kunst und Kultur ga - tive Pieces“, einer Komposition von Helmut stierte das „Trio Alba“ (Livia Sellin, Philipp Jasbar, die vom gleichnamigen Roman der Comploi, Chengcheng Zhao) Ende Juli beim aus Toronto stammenden Autorin Anne Mi - „Chamberfest“ in Ottawa, dem weltweit größ - chaels inspiriert ist. Das „Trio Alba“ ver fügt ten Kammermusikfestival. Das mehrfach über ein breites Repertoire, das von der Ro - ausgezeichnete Klaviertrio, das sich 2008 an mantik bis zu zeitgenössischen Werken reicht, der Musikuniversität Graz formiert hat, wur - und hat bereits auf den renommierte sten Kon - de von einer Fachjury für die Jahre 2016 und zert büh nen der Welt gespielt. n 2017 in das Musiknachwuchsprogramm des http://www.austro.org

Foto: Österreichisches Kulturinstitut Budapest BMEIA, „The New Austrian Sound of Music“, http://trioalba.com Vielzahl von Angeboten auswählen: So konn - ten sie sich etwa sportlich oder bastlerisch Das Leben der Romy Schneider betätigen oder konn ten sich einer Strand füh - rung anschließen und Budapests Geschichte Institute luden am 24. Juni zu Programmen, näher kennenlernen. Reichhaltig war auch die großen Persönlichkeiten aus Kunst und das vom Österreichischen Kulturforum Bu - Kultur gewidmet waren. Das ÖKF Bukarest da pest dargebotene Programm: auf dem Ver - stellte Leben und Wirken von Romy Schnei - anstaltungsschiff A38 auf der Donau trat der, einer der größten Schauspielerinnen des Dorian Concept auf, einer der aktuell be deu - vergangenen Jahrhunderts, in den Mittel - tendsten und interessantesten Musiker der punkt. Sie verbindet biographisch drei euro - elektronischen Club-Musik; im Burggarten päische Länder: Deutschland, Österreich sorgte die Weltmusik-Band „Vusa Mkhaya“ und Frankreich. Im Bukarester Institut Fran - für ein spektakuläres Mu sik erlebnis; beson - çais präsentierte das ÖKF die vom Ös ter - deres kulturelles Schmankerl war schließlich reichischen Theatermuseum und Filmarchiv das zum ersten Mal in Ungarn aufgetretene Austria konzipierte Ausstellung „Das Leben „Theater Irrwisch“, das mit seinen außerge - der Romy Schneider“, die sowohl deren fa - wöhnlichen und lustigen wie luftigen Krea - miliären Hintergrund beschreibt, als auch tionen die Fußgängerzone in der Budapester ihren künstlerischen Werdegang. Im Begleit - Innenstadt sowie die Insel Kopaszi-Gát ent- programm war „Sissi – Teil 1“ zu sehen, lang der Donau auf den Kopf stellte. n jener Film, der die Schneider weltbe rühmt http://www.okfbudapest.hu gemacht hatte, der aber auch symptomatisch

Foto: Filmarchiv Austria / forumul cultural austriac für die Filmproduktion einer Zeit war, die er rumänische Cluster des Netzwerks sehr stark von der Erinnerung an die beiden DEuro päischer Kulturinstitute, EUNIC Weltkriege und von der Sehnsucht nach einer Bucharest, dem auch das Österreichische Kul - Zeit, in der die Welt noch in Ordnung schien, turforum Bukarest angehört, organisierte geprägt war. n heuer zum bereits zehnten Mal die „Lange http://www.austriacult-bucuresti.ro Nacht der Europäischen Kulturinstitute“. 14 http://filmarchiv.at

https://www.bmeia.gv.at/europa-aussenpolitik/auslandskultur/ ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 36 Österreich, Europa und die Welt Junge Literatur aus Österreich »Print Screen Festival« Foto: Österreichisches Kulturforum Belgrad ei hochsommerlichen Temperaturen stert aufgenommen. Am 25. Juni startete in Bkamen Ende Juni serbische Literatur - Belgrad und Niš das Literaturfestival KRO - liebhaberInnen bei mehreren Lesungen ser - KO DIL, bei dem die Wiener Autorin Ste fa - bischer und internationaler AutorInnen voll nie Sargnagel und ihr Kärtner Kollege Ale - auf ihre Kosten. Aus Österreich waren drei xander Micheuz aus ihren Werken lasen. junge AutorInnen angereist, die bei zwei Li - Bei de waren mit Unterstützung des Öster - teraturfestivals auftraten. Auf Einladung des reichischen Kulturforums Belgrad – und im Österreichischen Kulturforums Belgrad und Rahmen der CROWD Omnibus Tour – nach Foto: telavivkf des Goethe Instituts Belgrad las am 24. Juni Serbien gekommen. Bei diesem grenzüber- »Palatschinken-Roboter« die in Wien lebende gebürtige Serbin Barbi schreitenden Projekt reisen über 100 euro - Marković beim Fünften Belgrader Festival päische AutorInnen in verschiedenen Etap pen rint Screen“, Israels internationales Fe - für europäische Literatur aus ihrem kürzlich quer durch Europa, lesen aus ihren Werken Pstival für digitale Kunst und Kultur, das beim Residenz Verlag erschienenen Stadtro - und tauschen sich mit KollegInnen aus ins- alljährlich eine Art „Screenshot“ des jeweils man „Superheldinnen“. Die Ode an den Pes - gesamt 14 Ländern (von Finnland bis Zy - aktuellen Stands der Technik im digi talen simismus und an drei absolut zeitgenössische pern) aus. n Zeitalter erstellt, feierte 2016 sein sechsjäh - Superheldinnen wurde vom Publikum be gei - http://www.facebook.com/AustrijskiKulturniForum/ riges Bestehen. Jahr für Jahr kommen Künst - lerInnen, TechnologInnen und ForscherIn nen »Holistic Villages« aus dem Bereich digitale Kultur aus der gan - zen Welt zusammen, um die neuesten Inno - as renommierte Wiener Architekturbü - vationen in ihren Ländern vorzustellen. Zum Dro BUSarchitektur, das u.a für die Ge - Doppelanlaß 60 Jahre diplomatische Bezie - neralplanung des Neubaus der WU Wien hun gen zwischen Österreich und Israel und verantwortlich zeichnete, organisierte in Ko - 15 Jahre Österreichisches Kulturforum Tel operation mit dem Dr. Bhanuben Nanavati Aviv war Österreich vom 22. bis 25. Juni in College of Architecture for Women (BNCA den Mittelpunkt gerückt. Eindeuti ger Höhe - in Pune – sowie mit Unterstützung des Öster - punkt waren die Roboter von „He donistika. reichischen Kulturforums New Delhi – eine The Smorgastic Festival for Culinatronics, Veranstaltungsreihe zu Architektur und Stadt - Advanced Snackhacks and Nutri tio nal Arti - planung mit Schwerpunkt auf „Smart Ci - strya“. Das vom österreichischen Künstler - ties.“ Unter dem Titel „Holistic Villages“ lei - kol lektiv „monochrom“ ins Leben gerufene teten Laura P. Spinadel, Bernd Pflüger und Festival möchte unterschiedliche Zugänge Jean Pierre Bolívar vom 14. bis 18. Juni am und Formen gastronomischer Roboter, Koch - BNCA Campus einen fünftägigen Intensiv- geräte sowie Beispiele molekularer Küche Workshop für StudentInnen. Eines der Haupt - und experimenteller Speisen präsentieren. n themen bzw. Kernanliegen dieses im Rah - http://www.bmeia.gv.at/telavivkf men der „United Nations Academic Impact http://www.monochrom.at

Initiative“ initiierten Projektes war die Än - Foto: de rung von Perspektiven der Gestaltung und men. Sie wurden dazu angeleitet, bei den zu Planung ganzheitlicher Dorfgemeinschaften. erstellenden Masterplänen das Konzept des In diesem Workshop sollten die jungen Stu - ganzheitlichen Dorfes anzuwenden – und dierenden und angehenden ArchitektInnen dann das Gelernte in der eigenen Arbeit um - dazu motiviert werden, in der eigenen Denk - zusetzen. n weise einen Paradigmenwechsel vorzuneh - http://www.austrianculture.in

https://www.bmeia.gv.at/europa-aussenpolitik/auslandskultur/ ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 37 Österreich, Europa und die Welt Wirt und Autor und… Den gebürtigen Steirer Reinhard Lackinger zog es 1969 ins brasilianische Bahia. einhard Lackinger, geboren 1947 im Rsteirischen Kapfenberg und dann ge- lernter Betriebsschlosser, ging 1969 nach dem Wehrdienst als Entwicklungshelfer nach Brasilien und kehrte nicht mehr zurück. Nach frühzeitigem Abbruch des Einsat - zes im Hinterland Bahias, wo er „Hinterwelt - ler“ in Metalurgie unterwies, folgte er der Einladung, als Berufschullehrer in einer technischen Mittelschule in Salvador zu ar - beiten. Da vorlautes Mundwerk nicht zur da - maligen Militärdiktatur paßte, wurde er auch bei diesem Job nicht alt. Er arbeitete als Projektant, Werkstätten - leiter und Vertragsmanager in der Industrie Bahias, bis er 1992 seine eigene Werkzeug -

macherei gründete. 2002 sattelte er um und © Reinhard Lackinger be treibt seit her zusammen mit seiner brasi - Wirt und Autor Reinhard Lackinger (Bildmitte) im Gespräch mit einem seiner Stammgäste vor lianischen Frau Maria Alice die thematische dem »Bistrô PortoSol«, das er seit Jahren gemeinsam mit seiner Frau Maria Alice betreibt Ta verne mit altösterreichischen Schman kerln Bier aus der Flasche „zapft“. Und es gibt Knödel und Sauerkraut, Tafelspitz mit Erd - namens „Bistrô PortoSol“. Liptauerbrot, Bratwürstel und G’selchtes mit äpfelschmarrn und Semmelkren, Rinds-, und Zwischendurch studierte er an der Uni - Erdäpfelgulasch – bis zu Powidltatschgerln. versidade Católica do Salvador Betriebs - Aber er hat auch Zeit zu schreiben und wirtschaft und absolvierte die Postgraduie - kann auf Textveröffentlichungen in verschie - rung in Hotelverwaltung an der Universida - denen Anthologien in Deutsch land und Ös - de Federal da Bahia. Außerdem studierte er terreich und auf eigene Bücher verweisen: Yorubá, die meist verbreitete Sprache der „Ade Favela“ Aus dem Alltag Brasiliens. Can domblé-Religionen Brasiliens, sowie Leykam, Graz, 1998, ISBN 3-7011-7375-3 Afrikanische Kultur. „Love-Food“ abrindo o apetite para o amor, Weiters ist Reinhard Lackinger Mit be - Booklink, Rio de Janeiro, 2012, gründer der Umweltschutzgruppe AAPSS, ISBN 978-85-7729-130-4 die seit 1994 gegen übermäßigen Lärm in Weiters sind eBooks in portugiesischer Sal vador kämpft. und in deutscher Sprache in der Kindle Edi -

Im „Bistrô PortoSol“ gibt es zwar kein © Reinhard Lackinger tion bei Amazon erschienen. Zuletzt die Ro - österreichisches Bier, aber von „Bier papst“ Reinhard Lackinger mit Schweinsbraten mit mane „Brasilien für Fortgeschrittene. Anato - Conrad Seidl hat Lackinger gelernt, wie man Knödel und Sauerkraut – in Brasilien! mie der Brasilianischen Seele“ (01/2015) und „500 Jahre Bürgerkrieg in Brasilien: Ein Auslandsösterreicher macht im Epizentrum brasilianischer Verrücktheiten den Rucksack auf.“ (01/2016). n https://www.blogger.com/profile/12179879347337957364

© Reinhard Lackinger Die Links zu den Bü chern finden Sie hier: Reinhard und Maria Alice Lackinger in ihrem beliebten Lokal mit österreichischen Schmankerln http://www.oesterreichjournal.at/Links/Links_156_010816.htm

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 38 Österreich, Europa und die Welt Von Wien nach Tauranga

Die Wienerin Birgit Anna Krickl ist nach reiflicher Überlegung vor 24 Monaten nach Neuseeland ausgewandert – und hat sich in monatlichen Kolumnen mit kleinen und feinen Kulturunterschieden zwischen Österreich und ihrem Gastland auseinandergesetzt. Diese Serie endet mit einem positiven Resümee. Foto: Brigit Anna Krickl Ein Blick über Tauranga und seinen kilometerlangen Strand vom 232m hohen Mount Maunganui aus

a ich nun schon zwei Jahre hier in erlebte. Rückblickend ist alles sehr rund ge - DNeuseeland lebe, möchte ich heute laufen und die Stolpersteine am Weg waren einen kleinen Rückblick machen. überwindbar. Manchmal ist mir einfach Ich fragte mich selbst unlängst: „Wie hat meine eigene Ungeduld im Weg gestanden, Neuseeland mich in diesen zwei Jahren ver- doch am Ende hat sich alles zum Guten ge - ändert?“ wendet. Generell kann ich sagen, daß mich Neu - Ich habe hier in Neuseeland eine meiner seeland verändert hat, und zwar zum Po - Leidenschaften wieder aufleben lassen, die sitiven. ich jahrelang vernachlässigt hatte: das Tan - Damals hatte ich die Entscheidung ge - zen. In meiner Jugend hatte ich Tanzstunden troffen, in ein Land auszuwandern, in dem genommen und schnell diese Leidenschaft ich vorher noch nie war. Es war jahrelang ein erkannt. Doch durch Ausbildung und Beruf Traum, nach Neuseeland zu gehen, doch die ließ ich diese Aktivität verkümmern. Hier Umstände erlaubten es mir erst 2014, den begann ich, neue Tänze zu lernen und lernte Schritt zu wagen. Ich kam alleine mit einem dadurch viele Leute kennen. Es überraschte Koffer in dieses Land, von dem ich mir jah - mich, daß ich dadurch schnell zu privaten relang Schönes ausgemalt hatte. Und ich Feiern eingeladen wurde und sich so mein woll te es, ich war mir sicher, daß dieser soziales Netzwerk schnell aufbaute. Ich hat -

Schritt der richtige war, auch wenn ich zwi - Foto: privat te die Gelegenheit, zwei Mal bei öffentlichen schendurch immer wieder Unsicherheiten Birgit Anna Krickl Tanzauftritten dabei zu sein und einmal bei

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 39 Österreich, Europa und die Welt einem Tanzwettbewerb. Neuseeland hat mir somit geholfen, eine alte Leidenschaft wie - der aufleben zu lassen. Ein anderer Bereich ist mein Beruf. In meinem ersten Job in Tauranga, der auf ein Jahr befristet war, hatte ich die Gelegenheit, mich langsam mit der neuseeländischen Ar - beitswelt vertraut zu machen. Danach zog ich nach Hamilton, weil ich hier eine unbe- fristete Stelle im Suchtbereich bekam, wo mir sofort das Vertrauen gegeben wurde, ein Therapie-Programm zusammen zu stellen und ins Laufen zu bringen. Nach einem Jahr bekam ich Lob vom Direktor, der sieht, daß es ein Erfolg ist. Zusätzlich bekam ich vor kur zem einen weiteren Angestellten und leite nun ein kleines Team. Nebenbei habe ich be - gonnen, ein paar Stunden für eine Psycho - therapeutin in deren Privatpraxis zu arbeiten. Auch sie hat große Pläne für mich und möc - hte mich in verschiedenen Bereichen ein- setzen. Diese Gelegenheiten sind mir sozu - Eine Riesen-Kiwi vor einer Kiwiplantage in Te Puke, rund 30 Kilometer von Tauranga entfernt. sa gen zugeflogen und ich habe die Chance Das parkähnliche Anwesen umfaßt etwa 13,5 ha und ist eine Touristenattraktion. genützt. Ich denke, in Österreich wäre ich in mir paßt und mich auf meinem Weg beglei - gerne bereit, Fragen zu beantworten oder so kurzer Zeit nicht so erfolgreich geworden, ten möch te. Rück meldungen entgegenzunehmen! n schon gar nicht als Ausländerin. Ich spüre, daß dieses Land noch viel Schreiben Sie mir doch einfach! Dies ist ein weiterer Punkt, den ich er - mehr zu bieten hat und sich hier noch viele mailto:[email protected] wähnen möchte, denn es hat mich verändert. Türen für mich öffnen können. Es mag nicht Neuseeland hat meinen Umgang mit Men - jedermanns Traum sein, auszuwandern – mei - Liebe Frau Krickl, schen verbessert. Durch das Vorbild der „Ki - ner war es und er hat sich verwirklicht. Ich wir danken Ihnen dafür, daß Sie uns in den wis“ bin ich selbst toleranter, hilfsbereiter möchte jeden ermutigen, den eigenen Träu - vergangen 16 Ausgaben Einblicke in ihr neues und freundlicher geworden. Ich habe ver- men zu folgen, auch wenn ihre Verwirkli - Leben in Neuseeland gewährt haben. Wir standen, daß wir alle nur Menschen sind mit chung Zeit braucht und es Schwierigkeiten wünschen Ihnen alles erdenklich Gute für ähnlichen Problemen und daß jeder eine zu überwinden gibt. Schritt für Schritt … Ihre Zukunft. Vielleicht hören wir wieder von Chan ce verdient hat, ohne von Vornherein mit dem Traum entgegen. Ihnen, damit unsere LeserInnen erfahren, wie Vorurteilen gebrandmarkt zu werden. Ich bin Dies ist mein letzter Artikel unter dem es Ihnen weiter ergangen ist! hier sehr liebevoll aufgenommen worden und Beitrag „Von Wien nach Tauranga“. Ich Liebe Grüße aus Wien nun möchte ich ein Stück davon zurückge - bedanke mich bei den LeserInnen und bin Michael Mössmer ben. Zusätzlich habe ich gelernt, gesünder zu leben. Ich achte mehr auf meine Ernährung, habe Alkohol und Zigaretten komplett auf - gegeben und seit kurzem gehe ich ins Fit - nesscenter. Für mich hat dieses Land etwas, das ich nicht benennen kann. Es bringt das Gute in mir hervor, ohne daß ich es plane oder es mich viel Kraft kostet. Ich bin auch spiritueller geworden und versuche, diese Einsichten in meinen Alltag eizubauen und bewußter zu leben. Nun – nach zwei Jahren – kann ich sagen, bin ich angekommen. Ich hab mir hier ein Le ben aufgebaut und versuche mich zu integrieren, habe die Aufenthaltsgenehmi - gung be kommen, einen unbefristeten Job und ein gemütliches Zuhause. Jetzt kann sich auch noch der letzte Bereich zum Glück

öffnen: eine Partnerschaft. Ich bin zuversicht- Fotos: Birgit Anna Krickl lich, daß bald jemand kommen wird, der zu Birgit Anna Krickl nimmt als Autorin nach 20 Beiträgen Abschied vom »Österreich Journal«.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 40 Österreich, Europa und die Welt Weltbund-Tagung Auslandsösterreichertreffen 2016 1. bis 4. September 2016 in Feldkirch in Vorarlberg Der Weltbund veranstaltet jedes Jahr für seine Mitglieder und deren Freunde ein großes, internationales Treffen in Österreich. Sie haben die Möglichkeit sich über Internet anzumelden. Kontakt: Dr. Irmgard Helperstorfer – http://www.weltbund.at/aktuelles_termine.asp An allen mit einem Ø gekennzeichneten Veranstaltungen können Sie nur mit einer gedruckten Einladung oder einer Zugangsberechtigung teilnehmen, die Sie bei der Registrierung erhalten!

Donnerstag, 1. September bis hin zum Bergfried mit der Aussichtsplatt- form; Treffpunkt: Montfortplatz 1 09.00 - 18.00 Uhr Registrierung: Atrium im Parterre des Teilnehmeranzahl ist auf 50 Personen pro Montforthauses, Montfortplatz 1, 6800 Führung beschränkt. Eintritt € 6,– pro Person Feldkirch; Rahmenprogramm: Verbindliche auf eigene Rechnung! Anmeldung wegen beschränkter Teilnehmer- 19.30 - 22.00 Uhr Ø Abendessen auf der Schattenburg zahl unbedingt erforderlich! Bitte nur eine (!) Ort: Burggasse 1, 6800 Feldkirch; Essen auf Veranstaltung des Rahmenprogramms für Rechnung des AÖWB, Getränke auf eigene Donnerstag, 1. September 2016, ankreuzen. Rechnung. Die Teilnehmer können aus folgenden Verbindliche Anmeldung unbedingt Programmpunkten wählen: erforderlich – ausschließlich für Personen mit 13.30 - 16.30 Uhr Ø Besichtigung der Rauch Fruchtsäfte Zugangsberechtigung! GmbH & Co OG in Rankweil. An- und Rückfahrt mit einem Autobus; 50 Min. Freitag, 2. September Firmenpräsentation, 50 Min. Rundgang durch 09.00 - 17.00 Uhr Registrierung: Atrium im Parterre des die Produktion; Treffpunkt: Montforthaus Montforthauses, Montfortplatz 1, 6800 Feld - Beschränkt auf 45 TeilnehmerInnen kirch; Rahmenprogramm: Verbindliche 14.00 - 16.00 Uhr Ø Führung durch das mittelalterliche Anmeldung wegen beschränkter Teilnehmer- Zentrum Feldkirchs mit Graf Hugo oder zahl unbedingt erforderlich! Gräfin Mechthild, Treffpunkt: Montforthaus Bitte nur eine (!) Veranstaltung des 14.00 - 16.00 Uhr Ø Führung durch das Schattenburg- Rahmenprogramms für Freitag, 2. September 16.00 - 18.00 Uhr museum – Besichtigung der Museumsräume 2016, ankreuzen. Foto: Stadtmarketing Feldkirch @ Nik Scorpic Foto:

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 41 Österreich, Europa und die Welt

Die Teilnehmer können aus folgenden Samstag, 3. September Programmpunkten wählen: 10.00 - 12.00 Uhr Festakt mit Auszeichnung des „Aus- Ø 09.00 - 11.00 Uhr, Führung durch das mittelalterliche landsösterreichers des Jahres 2016“ im Zentrum Feldkirchs mit Graf Hugo oder Großen Saal im Parterre des Montforthauses Gräfin Mechthild, Treffpunkt: Montfortplatz 1 12.15 Uhr Ø Festessen auf Einladung des Herrn Ø 09.00 - 13.00 Uhr Genußtour – Besichtigung der Brauerei Bundesministers für Europa, Integration Frastanzer sowie ein Besuch in der Sennerei und Äußeres (BMEIA) Sebastian Kurz im Schnifis; An- und Rückfahrt mit einem Montforthaus Autobus, Treffpunkt Montfortplatz 1; 14.30 - 17.30 Uhr Generalversammlung 2. Teil Teilnehmeranzahl ist auf 49 Personen Kleiner Saal im Montforthaus beschränkt. Eintritt: € 15,– pro Person (Inkl. 20.30 Uhr Ø Ball des Auslandsösterreicher- Verkostung) auf eigene Rechnung! Weltbundes im Großen Saal im Parterre Ø 09.00 - 11.30 Uhr Natur-Aktiv-Tour – Kultur und Natur- des Montforthauses führung über den Dächern von Feldkirch Achtung: gutes Schuhwerk (Knöchelhoch) Sonntag, 4. September und Trittsicherheit erforderlich! Findet nur bei gutem Wetter statt. Treffpunkt: Montfort- 09.30 Uhr Evangelischer Gottesdienst platz 1; die Teilnehmeranzahl ist auf 40 Per Pauluskirche, Bergmanngasse 1 sonen beschränkt. 09.30 Uhr Katholischer Gottesdienst 08.30 - 12.00 Uhr Ø Führung bei Doppelmayr Seilbahnen in Dom St. Nikolaus, Domplatz 6 Wolfurt; An- und Rückfahrt mit einem 12.00 Uhr Ø Abschlußmittagessen im Hotel Montfort, Autobus, Treffpunkt: Montfortplatz 1; Teil - Galuragasse 7, 6800 Feldkirch, Essen € 25,– nehmeranzahl ist auf 60 Personen beschränkt. auf eigene Rechnung; Getränke auf Rechnung 14.00 - 18.00 Uhr Generalversammlung 1.Teil des AÖWB. Verbindliche Anmeldung unbe- Ort: Kleiner Saal im Montforthaus dingt erforderlich!Ausschließlich für 19.30 - 22.30 Uhr Ø Empfang des Landeshauptmannes von Personen mit Zugangsberechtigung! Vorarlberg, Markus Wallner, und des An allen mit einem Ø gekennzeichneten Veranstaltungen können Bürgermeisters von Feldkirch, Wilfried Sie nur mit einer gedruckten Einladung oder einer Zugangs be - Berchtold im Großen Saal im Parterre des rechtigung teilnehmen, die Sie bei der Registrierung erhalten! Montforthauses. Änderungen vorbehalten! Foto: Stadtmarketing Feldkirch @ Nik Scorpic Foto:

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 42 Innenpolitik Die Bundespräsidentenwahl wird am 2. Oktober wiederholt

Fortsetzung von der Seite 1: Die daraus ent- stehenden Fristen sieht das Bundespräsi den - ten wahlgesetz vor, das dem Verfassungsge - richts hof (VfGH) vorgibt, innerhalb von vier Wo chen nach Einbringung einer Anfechtung eine Entscheidung zu veröffentlichen. Wohl angesichts der im Vorfeld von der FPÖ ge - nannten Verfeh lungen – in 94 von insgesamt 117 Bezirks wahlbehörden, hatte man damit gerechnet, daß der Verfah ren auch länger als vier Wo chen dauern könn te. Immerhin waren es 90 ZeugInnen, die vom VfGH geladen wa - ren und Rede und Antwort stehen mußten. Doch zur großen Überraschung aller verkün - dete VfGH-Präsident Gerhart Holzinger das bemerkenswerte Urteil be reits am Mittag des 1. Juli, das von großem nationalen und inter- nationalen Medieninteresse verfolgt wurde.

Die 14 VerfassungsrichterInnen haben vom ORF / ZiB Foto: 8. Juni an, dem Tag, an dem die Wahlanfech - VfGH-Präsident Gerhart Holzinger bei der Verkündung des Urteils »Im Namen der Republik«, tung der FPÖ eingelangt war, nahezu per- links von ihm VfGH-Vizepräsidentin Brigitte Bierlein. manent an diesem Verfahren gearbeitet. Ein Hilfsorgane, die nicht der Wahlbehörde In den Bezirken Innsbruck-Land, Südost - Bestandteil war die Einvernahme von Zeu - angehören, können sie bei ihren Aufgaben steiermark, Stadt Villach, Villach-Land, gIn nen in öf fentlicher Verhandlung. Dies unterstützen, dürfen aber nur unter den Augen Schwaz, Wien-Umgebung, Hermagor, Wolfs - diente alleine dem Zweck, festzustellen, ob des Kollegiums tätig werden. Sie dürfen berg, Freistadt, Bregenz, Kufstein, Graz- die in der An fechtung behaupteten Sach ver - keinesfalls mit der unkontrollierten Überprü - Umgebung, Leibnitz, Reutte wurden Regeln halte tatsächlich zutreffen, denn die Wahl - fung der Stimmen befaßt werden. für die Durchführung der Briefwahl nicht akten zeigten ein anderes Bild. Die Öffnung der Wahlkarten muß jeden - eingehalten. Die Rechtswidrigkeiten betref - falls der Bezirkswahlbehörde als Kollegium fen insgesamt 77.926 Briefwahlstimmen. Grundsätzliche Aussagen des VfGH vorbehalten sein. Dazu gehört auch das Der Stimmenunterschied zwischen Prof. Die grundsätzlichen Aussagen des Ver - „Schlit zen“ von Wahlkarten. Eine verbind - Alexander Van der Bellen und Norbert Hofer fas sungsgerichtshofes lauten wie folgt: liche Überprüfung der Wahlkarte ist nämlich beträgt 30.863 Stimmen. Da die von der nicht mehr möglich ist, wenn sie zuvor von Rechts widrigkeit betroffenen Stimmen die m Die Möglichkeit der Briefwahl ist nicht unbefugten Personen geöffnet wurde. Hälfte des Vorsprunges (15.432 Stimmen) ver fas sungswidrig und kann weiter be ste - Ohne Beisitzer und mit Hilfsorganen dür - bei weitem übersteigen, konnte das von Ein - hen. fen vorgelagerte Tätigkeiten erledigt wer - fluß auf das Wahlergebnis sein. m In vielen Bezirken ist es aber bei der den. Dazu zählt das Vorsortieren der Wahl - In den Bezirken Kitzbühel, Landeck, Hol - Durch führung der Briefwahl zu Rechts - karten in miteinzubeziehende und nichtige labrunn, Liezen, Gänserndorf und Völker- widrigkei ten gekommen. Wahl karten anhand evidenter Nichtigkeits - markt verlief die Durchführung der Brief - gründe (zum Beispiel: das Fehlen der Un - wahl regelkonform. Tätigkeiten, die mit der Auszählung der terschrift). m Die Rechtswidrigkeiten bei der Durch füh - Stimmen in unmittelbarem Zusammenhang rung der Briefwahl machen eine gesamte stehen, müssen von der Wahlbehörde als Kol - m Es ist für den Verfassungsgerichtshof völ- Wiederholung der Bundespräsidenten- legium (also von Wahlleiter und Beisitzer lig eindeutig, daß Gesetze, die eine Wahl Stich wahl notwendig. ge meinsam) durchgeführt werden. Dies des- regeln, rigoros angewendet werden müs - halb, um die Transparenz bei der Ermittlung sen. Dies soll Mißbrauch und Manipula - Dies aus folgenden Gründen: des Wahlergebnisses sicherzustellen. tio nen ausschließen. Wer mit seiner beantragten Wahlkarte Der bloße Hinweis auf die Möglichkeit, m Wenn Verfehlungen ein Ausmaß er rei - wählt, kann dies auf verschiedene Weise tun. daß Beisitzer dabei sein können, ist nicht chen, daß sie auf das Wahlergebnis von Per Post, aber auch persönlich im eigenen ausreichend. Es ist auch nicht gestattet, diese Einfluß sein konnten, ist dabei unerheb- Wahllokal, in einem anderen Wahllokal des Aufgaben im Vorhinein an den Wahlleiter zu lich, ob Manipulationen tatsächlich statt- eigenen Bezirks oder in einem anderen delegieren. gefunden haben. Wahl lokal außerhalb seines Bezirks.

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Dies führt dazu, daß es in den einzelnen Bezirken zu einer Vermischung der aus- gezählten Stimmen kommt. Ein Beispiel: Wenn jemand in Linz eine Wahlkarte beantragt, damit dann in Salzburg persönlich wählt, hat er in Salzburg eine gül - tige Stimme abgegeben. Wenn nun der VfGH nur in Linz eine Wiederholung der Wahl an - ordnet, kann dieser Wahlberechtigte erneut eine Wahlkarte beantragen, diesmal verwen - det er sie aber für eine persönliche Wahl in seinem Wahllokal in Linz. Dieser Wahlbe - rechtigte hätte dann zwei gültige Stimmen: seine erste in Salzburg gezählte (weil in die - sem Bezirk die Wahl nicht wiederholt wurde und gilt) und seine zweite gültige gezählte Stimme bei der Wiederholungswahl in Linz. Ein und derselbe Wahlberechtigte kann

aber nicht zwei Stimmen haben. Parlamentsdirektion / Johannes Zinner Foto: Die Wiederholung der Wahl nur für Pressekonferenz des Nationalratspräsidiums (v.l.): Dritter Präsident Norbert Hofer (FPÖ), Briefwähler oder nur in einzelnen Bezirken Präsidentin Doris Bures (SPÖ) und Zweiter Präsident Karlheinz Kopf (ÖVP) kommt daher nicht in Betracht. rigkeit abzustellen. Die Weitergabe von Aus - denten übernimmt, erwartet sich Fischer zählungsergebnissen vor Wahlschluß ist also „Überparteilichkeit und Korrektheit“. m Es verletzt den Grundsatz der Freiheit zu unterlassen, so die grundsätzlichen Aus - „Ich hoffe, daß der nun folgende Wahl - der Wahl, wenn staatliche Stellen (das In - sagen des VfGH zur Entscheidung. kampf kurz sein wird und die zwei Kandi - nenministerium) Informationen über ein - daten nicht grob, einseitig oder besonders gelangte Auszählungsergebnisse vor Wahl - Fischer: »Souverän! Wir werden hart formulierend auftreten. Sie haben nur schluß an ORF, APA, andere Medien oder unsere Lehren daraus ziehen« eine Chance, wenn sie sich fair und aus- Forschungsstellen weitergeben, gleich, „Die österreichische Demokratie hat eine gewogen verhalten und ich bin mir sicher, unter welchen Auflagen („Sperrfrist“). Bewährungsprobe bestanden“, zeigte sich daß beide das erkennen“, so Fischer, der Daß dies eine jahrzehntelange Praxis war, Bundespräsident Heinz Fischer unmittelbar auch eine Anpassung der Wahlgesetze vor- ändert daran nichts. Dem VfGH war es bis - nach der Veröffentlichung des Urteils zufrie - schlug, die modernisiert und überarbeitet her verwehrt, zu dieser Frage Stellung zu den über die Be reinigung der nicht gesetzes- werden müßten, „damit das Vertrauen in die nehmen, da sie erstmals konkret Gegenstand konformen Bundespräsidentenstichwahl Wahl wieder steigt“. einer Wahlanfechtung war. „Es war eine unglaublich schwierige Auf - Auch in Wahl-Verfahren darf der Verfas - gabe und sie wurde so gelöst, daß ich als Das Nationalratspräsidium übernimmt sungsgerichtshof nicht von sich aus tätig Bundespräsident darauf stolz sein kann“, so die Funktionen als Kollegium werden, sondern nur aufgrund eines An las - Fischer. „Wir haben nun eine eindeutige Nachdem der VfGH die Stichwahl der ses. Klar stellung und ich bin erleichtert, daß das Bundespräsidentenwahl aufgehoben hat, Diese Rechtswidrigkeit kann dazu füh - unangenehme und in größerer Zahl passierte konnte die Angelobung des neuen Bundes - ren, daß Auszählungsergebnisse sowie die Nichteinhalten von Vorschriften letzten Endes präsidenten nicht – wie geplant – am 8. Juli Berichterstattung darüber „durchsickern“ in so souveräner Weise bereinigt wurde.“ stattfinden. Stattdessen übt das Nationalrats - und sich – besonders via Social Media – ra - „Der heutige Tag ist ein wichtiger Tag, präsidium ab diesem Tag die Funktionen des sant verbreiten. Im vorliegenden Fall verbrei - weil die österreichische Demokratie eine Be - Staatsoberhaupts interimistisch als Kollegium tete die APA Stunden vor Wahlschluß eine währungsprobe bestanden hat. Das Instru - aus. Meldung, in der sinngemäß dargestellt wur - ment der Bewährungsprobe war und ist in Nationalratspräsidentin Doris Bures sagte de, der Wahlsieg Norbert Hofers sei an zu - diesem Fall der Verfassungsgerichtshof, der in einer Presseerklärung in Anwesenheit des nehmen und ein „Drehen“ des Ergebnisses penibel analysiert und eine Entscheidung ge - Zweiten Nationalratspräsidenten Karlheinz nicht mehr wahrscheinlich. fällt hat. Das Urteil des Verfassungsgerichts - Kopf und des Dritten Nationalratsprä si den - Angesichts des knappen Wahlausganges hof ist gut begründet und unumstritten“, so ten Norbert Hofer: „Das Parlament hatte alle konnten Meldungen über den angeblichen Fischer weiter. Vorbereitungen getroffen, um die Angelo - Wahlausgang, basierend auf durch staatliche Für den nun folgenden Wahlgang erhofft bung des neuen Bundespräsidenten am 8. Stellen weitergegebene Auszählungsergeb - Heinz Fischer eine „genaueste und peni bel - Juli vorzunehmen. Durch die Entscheidung nis se, von Einfluß auf das Wahlergebnis sein. ste Durchführung. Alle werden sich geset - des VfGH ist nun eine außergewöhnliche Si - Die Bundespräsidenten-Stichwahl muß zeskonform verhalten. Es sind Fehler pas - tuation eingetreten, für die in der Verfassung auch aus diesem Grund in ganz Österreich siert und wir werden unsere Lehren daraus aber klar Vorsorge getroffen ist.“ und komplett wiederholt werden. ziehen.“ Das Interregnum des Nationalratspräsi - Das Innenministerium hat bei der Wie - Vom Nationalratspräsidium, das nun zwi - diums als Kollegium gilt nun so lange, bis derholung der Stichwahl diese Rechtswid - schenzeitlich die Funktion des Bundespräsi - ein neuer Bundespräsident angelobt wird.

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Die drei PräsidentInnen sagten unisono, sie werden dabei wie auch bisher in sehr kol - legialer Art und Weise zusammenarbeiten und die Geschäfte objektiv und überpartei- lich füh ren. Als Nationalratspräsidentin übt Doris Bures den Vorsitz im Kollegium aus und wird auch dessen Sprachrohr nach außen sein. Keinen Zweifel ließen die drei National - ratspräsidentInnen daran, daß das Urteil des Verfassungsgerichtshofs zu respektieren sei. „Die Entscheidung des VfGH birgt auch die Chance, das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die Rechtsstaatlichkeit zu stärken. Die kommende Wahlauseinandersetzung darf nicht dazu führen, daß neue Gräben in der Gesellschaft aufgerissen werden“, so Bures. Die Nationalratspräsidentin appellierte in die - sem Sinn an alle AkteurInnen, in den kom- menden Wochen und Monaten besonnen zu BKA / Christopher Dunker Foto: agieren und respektvoll miteinander umzu - Am 1. Juli gab Bundeskanzler Christian Kern ein Pressestatement zum Spruch des VfGH zur gehen. Überdies bedankte sich Bures für die Bundespräsidentenwahl ab. rasche Entscheidung des VfGH und betonte, Rück tritt als Dritter Nationalratspräsident unser Rechtsstaat robust ist und hervor- daß das Nationalratspräsidium als Kolle gium schloß Hofer dezidiert aus. Er sieht keine ragend funktioniert“, sagte der Bundeskanz - nur die zwingend erforderlichen Rechts- und Un vereinbarkeit zwischen seiner neuen in - ler. Er wünsche sich nun einen kurzen Wahl - Amtsgeschäfte des Staatsoberhaupts aus- terimistischen Funktion und seinem Kandi - kampf, der nicht von Emotionen getragen führen werde. da tenstatus. sei. „Ich möchte vor allem jetzt die Bürge - Der Zweite Nationalratspräsident Karl- rinnern und Bürger Österreichs dazu auf- heinz Kopf sprach von einer „bemerkenswer - Kern: »Das Urteil der Verfassungs - rufen, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu ten Entscheidung“ des Gerichtshofs, die mit richter zeigt, daß unser Rechtsstaat machen, denn es ist ein Grundelement der Respekt zur Kenntnis zu nehmen sei. Der funktioniert« Demokratie“, unterstrich Kern. VfGH habe der Demokratie und der Glaub - „Das Urteil des Verfassungsgerichtshofs Zur künftigen Abwicklung von Wahlen würdigkeit des Rechtsstaates damit einen ist zur Kenntnis zu nehmen. Ich möchte sagte der Kanzler: „Die gesetzliche Grund - großen Dienst erwiesen. Gleichzeitig wies mich bei den Verfassungsrichtern bedanken, lage ist in Ordnung, das heißt, wir müssen Kopf darauf hin, daß die RichterInnen die daß das Urteil so rasch und auf so objektive diejenigen, die bei der Abwicklung und Um - Verfassungskonformität der Wahlgesetze be - und transparente Weise gesprochen wurde. setzung beteiligt sind, noch einmal minutiös stätigt hätten und keine wissentlichen und Sie haben damit dem Rechtsstaat einen gros- instruieren. Mittelfristig werden wir nach absichtlichen Manipulationen bei der Wahl sen Dienst erwiesen. Denn in einer Demo - ge nauer Analyse des Urteils im Parlament zu feststellbar gewesen wären. kratie darf es keinen Zweifel an der Recht - klären haben, ob das Wahlrecht weiterent- Lob für den VfGH äußerte auch der mäßigkeit von Wahlen geben“, sagte Bun - wickelt werden muß.“ Dritte Nationalratspräsident Norbert Hofer. deskanzler und SPÖ-Bundesparteivorsitzen - Auf Nachfrage, ob das Urteil zu einem Der VfGH habe „eine sehr schwierige Ent - der Christian Kern unmittelbar nach Be - Imageschaden für Österreich im Ausland füh - scheidung objektiv getroffen“, sagte Hofer. kanntgabe der Entscheidung des VfGH. ren könne, sagte Kern: „Ich denke, die Arbeit Es habe im Rahmen der Stichwahl offenbar „Die Aufhebung der Wahl hat nicht we - der Verfassungsrichter bringt die Glaubwür - erhebliche Verfehlungen gegeben, die Raum gen Manipulationen stattgefunden, sondern dig keit in Demokratie und Rechtsstaat zu - für Manipulationen gelassen hätten. Ob es wegen Formfehlern und nicht korrekter Ab - rück. Ich würde daher den Imageschaden tatsächlich solche gegeben habe, könne er wicklung des Wahlvorgangs“, betonte Kern. nicht überbewerten.“ nicht sagen, antwortete Hofer auf eine Jour - „Ich möchte auch deutlich darauf hinweisen, nalistenfrage. Es habe jedenfalls Situationen daß die Verfassungsrichter betonen, daß die Mitterlehner: »Das VfGH-Erkenntnis gegeben, „in denen Menschen alleine aus- Briefwahl rechtmäßig ist und das Wahlge - zeigt, daß Rechtsstaat in Österreich gezählt haben“. Hofer bekräftigte, daß das setz hier die entsprechende Grundlage bietet, funktioniert.« Nationalratspräsidium keine Repräsenta - um die Wahlen ordnungsgemäß durchführen Die Entscheidung des VfGH zeige auf, tions auf gaben des Bundespräsidenten wahr- zu können.“ Erfreulich sei auch, daß den daß es im Zuge der Bundespräsident schafts - nehmen und auch keine Staatsbesuche ma - Wahlbeisitzern dabei keine Schuld zugespro - wahl zu Unregelmäßigkeiten gekommen sei. chen werde. chen wurde. „Das ist klug, weil wir Men - Obwohl es keinen einzigen Fall von Wahl - Ausdrücklich stellte sich Hofer hinter die schen brauchen, die sich in der Demokratie betrug gegeben habe, müsse die Stichwahl Wahlbeisitzer. Diese würden ehrenamtlich engagieren.“ wiederholt werden. „Diese Erkenntnis des eine wichtige Aufgabe leisten und müßten „Das Urteil soll kein Anlaß für Emotionen Verfassungsgerichtshofes beweist aber auch: künf tig besser unterstützt werden. Einen und Vorhalte sein. Es zeigt uns vielmehr, daß Der Rechtsstaat in Österreich funktioniert.

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Demokratie und die Bürger“, sagte FPÖ- Obmann Heinz Christian Strache nach der Urteilsverkündung in einer Pressekonferenz mit dem Hinweis, daß er seiner staatspo - litischen Verantwortung aufgrund der zahl - reichen Ungereimtheiten, die an ihn heran - getragen wurden, nachgekommen sei. Er dankte den Wahlbeisitzern, die aus seiner Sicht auch keine Schuld tragen, für die Cou - rage, womit die Rechtswidrigkeiten auch aufgedeckt werden konnten. Fakt sei, daß Wahlbehörden gesetzeswid- rig gehandelt hätten. „Die Wahlbehörden - leiter haben zum Teil gesetzeswidrig mit un- befugten Personen ohne Einladung der Wahl - beobachter Briefwahlkarten aussortiert und für nichtig erklärt. Und das sieht das Gesetz nicht vor, es kann alles Mögliche pas siert sein, auch eine Manipulation“, so Stra che. Foto: BMI Innenminister Wolfgang Sobotka (r.) erläuterte bei seiner Pressekonferenz mit dem Leiter der Eine solche habe der Verfassungsge richts hof Wahl abteilung, Robert Stein, am 30. Mai die weitere Vorgehensweise nach den Unregelmäßig- nicht überprüft, sie könne auch nicht ausge - keiten bei der Briefwahl. schlossen werden. Aufgrund der Wi drig kei - Für die Bürgerinnen und Bürger ist das ein m Die Auszählung der Briefwahl-Stimmen ten bei der Auszählung in zahlreichen Bezir - Zeichen, daß demokratische Spielregeln ein- soll bereits am Wahltag erfolgen. ken hätte eine Möglichkeit der Manipulation zuhalten sind. Dem VfGH ist für die rasche „Wir werden in Zukunft verpflichtende bestanden. Für die FPÖ sei vor allem bei der und akribische Aufarbeitung Dank zu sa - Schulungen für Wahlbeisitzer anbieten und Briefwahlordnung Handlungsbedarf gege - gen“, so Vizekanzler und ÖVP-Bundespar - entsprechende Leitfäden für die Gemeinden ben, bei der das Wahlgeheimnis nicht sicher- teiobmann Reinhold Mitterlehner. zur Verfügung stellen. Des Weiteren wird gestellt sei. Ihre Reformvorschläge werde „Klar ist aber auch: Demokratische Wah - das Ergebnis einer Wahl erst veröffentlicht, die FPÖ präsentieren. len brauchen die zehntausenden ehrenamt - wenn alle Stimmen ausgezählt sind“, er - „Die VfGH-Richter waren erstaunt und lichen Wahlbeisitzer und Mitglieder der Wahl - klärte Innenminister Wolfgang Sobotka. erbost, was alles passiert ist, und sie haben kommissionen, die in ganz Österreich enga - heute klare Worte gefunden“, zog FPÖ-An- giert und gewissenhaft arbeiten. Die heutige An der Briefwahl wird walt Dieter Böhmdorfer Bilanz. Auch er sieht Entscheidung des VfGH kritisiert explizit nicht gerüttelt werden die Hauptverantwortung bei den Vorsitzen - nicht jene Ehrenamtliche, die zu einer or - Die Briefwahl ist ein wesentliches Ange - den der Bezirkswahlbehörden, die Wahlbei - dentlichen Durchführung der Wahlgänge bot für alle, die am Wahltag nicht zu Hause sitzer treffe keine Schuld. Böhmdorfer kri - beigetragen haben.“ sind oder aus anderen Gründen ihre Stimme tisierte, daß hunderttausende Stimmen nicht nicht abgeben können. Demokratie lebt da - korrekt behandelt worden seien. „Das war Innenministerium trifft notwendige von, daß die BürgerInnen mitbestimmen und nur die Spitze des Eisbergs“, meinte er dazu. Vorkehrungen für die neue Wahl dieses Recht intensiv wahrnehmen können. Außerdem kritisierte er, wie die Unregel - Das Innenministerium wird unverzüglich Auch bei der Bundespräsidentschaftswahl mäßigkeiten bei der Stimmenauszählung die notwendigen Vorkehrungen treffen, um 2016 hat die Briefwahl wesentlich dazu bei- durch die Medien verharmlost worden seien. einen reibungslosen Ablauf des zweiten Wahl - getragen, daß die Wahlbeteiligung in der Es werde den ÖsterreicherInnen Sand in die gangs im Herbst zu gewährleisten. Bei der Stichwahl auf 72 Prozent angestiegen ist. Augen gestreut und vertuscht, wenn berich - Wiederholungswahl müssen noch die beste - „Das Urteil hat drei Komponenten: Er - tet werde, daß es keine Manipulation gege - henden Gesetzesbestimmungen angewendet stens: Die Bestätigung des Briewahlrechtes. ben habe. werden. Unabhängig davon startet ein Re - Zweitens: Mit Informationen am Wahltag „Wir haben den Beweis erbracht, daß die formprozeß, um in Zukunft besser aufgestellt muß sorgfältiger umgegangen werden und FPÖ die österreichische Verfassung und zu sein. Folgende Maßnahmen sind zentral: drittens: Es braucht in der Kultur, wie mit Rechtsordnung schützt. Die Mißstände wer - m Ein Zentrales Wählerregister ermöglicht Rechtsvorschriften umgegangen wird, eine den der Vergangenheit angehören“, betonte die auto mationsunterstützte Erstellung Änderung. Der VfGH und die Bürgerinnen FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl. Die von Wählerverzeichnissen und die rasche und Bürger dulden diesbezüglich kein feh - FPÖ sei für den bevorstehenden Wahlkampf Ab gleichung der Wahlkarten. Ein Ent - lerhaftes Vorgehen“, schloß Vizekanzler personell, organisatorisch und finanziell vor- wurf dafür ist bereits vorhanden (Teil des Reinhold Mitterlehner. bereitet. Es werde aber keine Material - Demokratiepakets 2013). Für die Um set - schlacht oder einen Dauerwahlkampf geben. zung ist eine Verfassungsmehrheit im Strache: »VfGH-Entscheid ist ein In Richtung Van der Bellen, der gemeint ha - Nationalrat notwendig. Gewinn für die Demokratie!« be, er werde gewinnen, betonte Kickl: „Wir m Verpflichtende Schulungen für Wahlleiter „Der Entscheid des Verfassungsge richts - sind auch überzeugt, daß Hofer gewinnen und -behörden müssen verstärkt werden. hofs ist ein Gewinn für den Rechtsstaat, die wird!“

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Glawischnig: Entscheidung des keinen der beiden Kandidaten Stellung be - zukommen und am Wahltag vor 17.00 Uhr VfGH ist zu akzeptieren zogen, sondern einzig für die freie, geheime kei ne Ergebnisse veröffentlichen zu lassen. „Der Verfassungsgerichtshof hat entschie - und demokratische Wahl. Dies müssen auch Er selbst werde auch am Wahlsonntag noch den, und das Erkenntnis ist zu akzeptieren. alle Bürger zur Kenntnis nehmen!“ kein Wahlergebnis verkünden, das werde er Das Vertrauen in den Rechtsstaat ist das Fun - erst dann tun, wenn es endgültig feststeht. dament unserer Demokratie. Das Wahlergeb - Strolz: VfGH-Urteil mit Respekt Dabei werde es keinerlei zeitlichen Druck nis hat dem WählerInnenwillen entspro - zur Kenntnis zu nehmen auf die Wahlbehörden geben. chen – eine Mehrheit hat Alexander Van der „Wir nehmen die Entscheidung des Ver - Bellen zum Bundespräsidenten gewählt“, fassungsgerichtshof mit Respekt zur Kennt - Wahlrecht betonte Eva Glawischnig, Klubobfrau und nis. Nach intensiven Anhörungen und Bera - Da es sich um eine Wahlwiederholung Bundessprecherin der Grünen. „Einige Wahl - tungen haben die Höchstrichter entschieden, handelt, haben jene Wählerverzeichnisse Gel - leiter in wenigen Bezirken tragen durch ihren daß das wesentlichste Fundament unserer tung, die schon bei den Wahlgängen am 24. schlampigen Vollzug die volle Verantwor - Demokratie, einwandfreie Wahlen, nicht zu April und am 22. Mai 2016 in den örtlichen tung für die Wiederholung der Stichwahl“, 100 Prozent gewährleistet ist. Die Aufhe - Wahllokalen herangezogen worden sind. kommentiert Glawischnig. bung ist die einzige richtige Konsequenz Das bedeutet, daß nur jene ÖsterreicherIn - „Viele Bürgerinnen und Bürger sind jetzt darauf, um das Vertrauen der Bürger in un - nen, die bei diesen beiden Urnengängen wahl - verärgert, ein drittes Mal wählen gehen zu sere Demokratie wieder herzustellen“, sagte berechtigt waren, jetzt auch wahlberechtigt müssen. Ich bin fest überzeugt, daß wieder NEOS-Klubobmann Matthias Strolz. Es sei sind. Wer nach dem 24. April 2016 das 16. eine breite Bewegung gemeinsam dafür eine „absolut außergewöhnliche Situation, Lebensjahr vollendet hat, ist bei dieser Wahl kämpfen wird, damit Alexander Van der Bel - vor der das Land jetzt steht und zeigt die Ver - weiterhin nicht stimmberechtigt. len ein zweites Mal die Stichwahl gewinnt. säumnisse der alten Parteien in den letzten Personen, die seit dem Stichtag 23. Fe - Ein Präsident, der Österreich gut nach außen Jahrzehnten“. Strolz teilt aber die Mei nung bruar 2016 ihren Hauptwohnsitz geändert vertreten kann und nach innen verbindet, ist des scheidenden Bundespräsidenten Heinz haben, sind nach wie vor in jener Gemeinde wichtiger denn je“, so Glawischnig. Fischer, „daß die Situation keine Staatskrise wahlberechtigt, in der sie am Stichtag ge - „Die FPÖ und Norbert Hofer haben in auslöst. Die Wahrung der Demokratie durch wohnt haben. den letzten Wochen wieder gezeigt, wo sie eine Wahlwiederholung ist vielmehr ein stehen. Sie haben ihre Verbündeten Le Pen, konsequenter Schritt zum Schutz des Stimmabgabe Petry und die anderen Spitzen der rechts- Staates“. Die Wahlberechtigten können ihre Stim - nationalen und rechtsextremen Parteien nach Für NEOS ist jetzt jedenfalls für alle me in dem für sie zuständigen Wahllokal ab - der verlorenen Stichwahl nach Wien einge- sichtbar der Zeitpunkt gekommen, über den geben, sie haben aber auch die Möglichkeit, laden, um alte nationale Konflikte zu be - dringenden Handlungsbedarf im Bereich des mit einer Wahlkarte in einem anderen Wahl - feuern. Sie wollen damit das Friedenswerk Wahlrechts zu sprechen. „Es braucht etwa lokal oder per Briefwahl zu wählen. Im Aus - Eu ro pa zerstören und sehenden Auges Ar - endlich eine zentrale, digitale Wählerevi - land werden Wahlkarten jedenfalls recht- beitsplätze vernichten. Marine Le Pen hat denz, die SPÖ und ÖVP seit Jahren verant- zeitig nach Österreich weitergeleitet, wenn deutlich gesagt: ,Unser Ziel ist die Zerstö - wortungslos verschleppen.“ Auch über die sie bei einer österreichischen Vertre tungs - rung der EU.‘ Die wirtschaftlichen und Anforderungen an die Wahlbehörden und die behörde bis zum sechsten Tag vor dem Wahl - politischen Folgen der Brexit-Abstimmung, Wahlbeisitzer müßten neu und klar definiert tag, bei Vertretungsbehörden außerhalb des bei der von Rechtpopulisten mit falschen werden, fordert die BürgerInnenbewegung. Europäischen Wirtschaftsraums oder aus- Argumenten und zum Teil mit Lügen gear - Strolz verlangt dazu „die rasche Einset - serhalb der Schweiz bis zum neunten Tag beitet wurde, zeigen, daß wir jetzt in einer zung einer All-Parteien-Reformgruppe im vor dem Wahltag abgegeben werden. Die breiten Allianz für eine gemeinsame Zukunft Par lament, um die Demokratie zu stärken Wahlkarte muß jedenfalls am Wahltag um in Ös terreich und Europa kämpfen und und transparenter zu machen.“ NEOS wer - 17.00 Uhr bei einer Bezirkswahlbehörde werben müssen“, betonte Glawischnig. den dazu eine Liste mit aus Sicht der Bür - einlangen oder bis zu diesem Zeit punkt in gerInnenbewegung zentralen Reformpunk - einem beliebigen Wahllokal während der Lugar: VfGH-Entscheid ist Bekenntnis ten vorlegen. Öffnungszeiten des Wahllokals abgegeben zu funktionierender Demokratie! worden sein. Bettlägerigen Per sonen stehen „Mit seiner Entscheidung hat der Verfas - Am 2. Oktober wird wieder gewählt sogenannte „fliegende Wahlbehörden“ zur sungsgerichtshof sichergestellt, daß das Die ÖsterreicherInnen werden am 2. Okto - Verfügung. Wahlpflicht besteht nicht. Wahl ergebnis klar und ohne jeglichen Zwei - ber 2016 wieder zu den Wahlurnen gebeten, Wahlkarten für die Wiederholungswahl fel ermittelt werden muß. Das ist somit ein um ein neues Staatsoberhaupt zu bestim men. können bei der Hauptwohnsitz-Gemeinde be - Bekenntnis zur funktionierenden Demokra - Die beiden Kandidaten müssen nochmals antragt werden, spätestens jedoch schriftlich tie!“, kommentiert Team Stronach-Klubob - um die Gunst der BürgerInnen werben. Der bis zum 28. September und mündlich bis zum mann Robert Lugar die VfGH-Entscheidung Hauptausschuß des Nationalrats genehmigte 30. September 2016, 12.00 Uhr. Etwa vier „Pannen und Schlampereien, wie sie bei der am 8. Juli den mittels einer entsprechenden Wochen vor dem Wahltag werden wieder Stichwahl passiert sind, dürfen in unserem Verordnung der Bundesre gie rung vorge - Wahlkarten zur Verfügung stehen. n Land nie wieder vorkommen – dafür hat auch schla genen Wahltermin einstimmig. http://www.bmi.gv.at die Politik zu sorgen und die Briefwahl neu Innenminister Wolfgang Sobotka bekräf - http://www.bmeia.gv.at zu überdenken“, erklärt Lugar und mahnt: tigte nochmals gegenüber den Abgeordne - http://www.parlament.gv.at „Mit seiner Entscheidung hat der VfGH für ten, dem klaren Auftrag des VfGH nach- http://www.vfgh.gv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 47 Innenpolitik Bundespräsident verabschiedet

NR-Präsidentin Bures: »Heinz Fischer hat die Nähe der Menschen gesucht und ihre Herzen erreicht« – Festsitzung im Parlament anläßlich der Beendigung der zwölfjährigen Amtszeit von Bundespräsident Heinz Fischer Foto: Parlamentsdirektion / Thomas Jantzen Blick in den historischen Sitzungssal im Parlament auf die gemeinsame Festsitzung des Nationaltrates und des Bundesrates aus Anlaß der Beendigung der Amtszeit von Bundespräsident Heinz Fischer ls „moralische Autorität“ und „Anker gezeichnet hat“, charakterisierte Bures die Ader Stabilität und Verläßlichkeit“ wür - Persönlichkeit Fischers. digte Nationalratspräsidentin Doris Bures In Richtung von Margit Fischer ergänzte den Politiker und Menschen Heinz Fischer die Nationalratspräsidentin: „Durch ihre lie - am 8. Juli im Rahmen der Festsitzung anläß - benswürdige Persönlichkeit und ihre vor- lich der Beendigung seiner zwölfjährigen nehme Bescheidenheit hat Margit Fischer das Amts zeit. Der Bundespräsident habe das in harmonische Bild der Hofburg ganz wesent - ihn gesetzte Vertrauen „nicht nur voll ge - lich mitgeprägt.“ rechtfertigt, sondern in beeindruckender Wei - Die Nationalratspräsidentin hob insbe - se vermehrt“. Heinz Fischer habe es verstan - sondere die moralische Autorität Fischers, den, „den Menschen Orientierung und Zu - gepaart mit profunder Kenntnis der Verfas - versicht, ein Gefühl der Sicherheit zu ge - sung, hervor. Fischer habe diese moralische ben“. Er habe die Nähe der Menschen ge - Autorität durch eigenes Tun und Handeln er - sucht und mit seiner Offenheit und Wärme worben, er habe Erfahrung und Weitsicht, auch deren Herzen erreicht. Als Staatsober - In te grität und Glaubwürdigkeit in beispiel - haupt sei es ihm gelungen, „immer die rich - loser Weise in sich vereint, sagte Bures: „Des - tige Balance zu finden zwischen der Würde, halb hatten und haben seine Worte großes die ein Bundespräsident auszustrahlen hat, Ge wicht.“ Als Bundespräsident habe er die -

und der Ungezwungenheit, die den Menschen Foto: Parlamentsdirektion / Thomas Topf se maßvoll eingesetzt und mit Bedacht ge - und Menschenfreund Heinz Fischer aus- Nationalratspräsidentin Doris Bures wählt. Nicht unerwähnt lassen wollte Bu res

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 48 Innenpolitik die Grundsatz- und Prinzipientreue sowie schaftswahl 2004 schilderte – Lindner hat im das so ziale Engagement Fischers, dessen Ein - damaligen Jugendwahlkampf als Bundesju - treten für die Schwachen und Schwächsten gendsekretär der Fraktion Sozialdemokrati - in der Gesellschaft und für den sozialen Zu - scher GewerkschafterInnen mitgearbeitet. sam menhalt. Dabei sei er niemals in Wider - „Mit dieser Zeit verbinde ich bis heute viele spruch zur gebotenen Überparteilichkeit ge - persönliche Begegnungen und Gespräche mit raten, so Bures. „Objektiv und unparteiisch Menschen im ganzen Land – sehr viele von zu sein, hieß für ihn nicht, auf Grundsätze ihnen teilten meine Begeisterung und mei - und Prinzipien zu verzichten.“ nen Glauben an Dich“, dankte Lindner für Außenpolitisch sei Fischer stets „ein die bleibenden prägenden Eindrücke von da - Brückenbauer im Dienste des Dialogs und mals. Und er erinnerte auch daran, daß das des Friedens“ und ein „unermüdlicher Tür - scheidende Staatsoberhaupt viel mit den Bun - öffner im Dienste der österreichischen Ex - desländern verbindet. Während seiner Amts - portwirtschaft“ gewesen. Mit seinen inter- zeit sei Fischer in jedem Bezirk Österreichs nationalen Freundschaften habe er immer zu Gast gewesen und bei all seinen Besu - wieder die menschliche und persönliche Di - chen sei es ihm mit seiner herzlichen Art ge - mension von Außenpolitik vor Augen ge - Foto: Parlamentsdirektion / Thomas Jantzen lungen, die Menschen zu begeistern. führt – „im Wissen: nur wo Vertrauen zwi - Bundesratspräsident Mario Lindner Nach dem Streichquartett in B Dur KV schen Menschen wächst, dort kann auch Ver - ment und ihre Überzeugungen anregen und 458, 1. Satz von Wolfgang Amadeus Mozart trauen zwischen Staaten entstehen“. die Demokratie erfahr- und erlebbar machen. gehörte das Rednerpult dem scheidenden Lindner erinnerte in seiner Rede auch Staats oberhaupt Heinz Fischer selbst: Bundesratspräsident Mario Lindner daran, daß Fischer einer der ersten war, die Eingeleitet wurde die festliche Versamm- Schritte gesetzt haben, um die Zeit des Na - Der Bundespräsident zog Bilanz lung mit der Festfanfare von Karl Pilss. Nach tionalsozialismus aktiv aufzuarbeiten. Viel Bundespräsident Heinz Fischer sieht in der Nationalratspräsidentin ergriff Bun des - später habe er dann als erster Vorsitzender bezug auf die Kompetenzen des Staatsober - rats präsident Mario Lindner das Wort, der im des „Nationalfonds der Republik Österreich haupts kaum Änderungsbedarf. Das war besonderen auf die politische und mensch- für die Opfer des Nationalsozialismus“ seine seinen Worten deutlich zu entnehmen, die an liche Vorbildwirkung Fischers einging. Fischer sei, so Lindner, in vieler Hinsicht ein Vorbild – sowohl als Politiker als auch als Mensch. Er habe stets das Gemeinsame vor das Trennende gestellt. Dadurch sei es ihm auch gelungen, Brücken zwischen scheinbar unversöhnlichen Positionen zu bauen. „Das ist das Wesen der Demokratie – und genau das ist es, das vielen von uns heute in der Po - litik fehlt“, unterstrich Lindner. Neben die - sem Aufeinanderzugehen zeichnen Fischer vor allem auch Eigenschaften aus, die in der heutigen hektischen Welt oft zu kurz kom - men. Dazu gehören dessen Wille zum aus- führlichen Nachdenkprozeß; seine Beson- nen heit, Worte nicht als Waffe zu verwenden; seine Bereitschaft, den eigenen Standpunkt sachlich darzulegen, manchmal auch in Er - wartung eines Widerspruchs bzw. im Be - wußtsein, daß die geäußerten Gedanken mög - Parlamentsdirektion / Thomas Jantzen Foto: licherweise falsch oder unvollständig sein Der scheidende Bundespräsident dankt der Bundesversammlung für die Standing Ovations. könnten; und nicht zuletzt das Bekenntnis Arbeit fortsetzen können. Damit habe Fischer die anwesenden ParlamentarierInnen, Regie - zur Diskussion. An dieser demokratischen nicht nur entscheidend zur kritischen Auf - rungsmitglieder und Gäste richtete: „Der Bun - Standhaftigkeit, an diesem Respekt für das arbeitung unserer Geschichte beigetragen, er despräsident ist von der Bundesverfassung Gegenüber und an dieser Ablehnung absolu - habe den Opfern von Gewalt, Terror und mit einer Reihe von Machtbefugnissen ausge - ter Wahrheiten müssen sich die Nachfolger Faschismus die Hand gereicht – als Geste stattet, um auch in sehr schwierigen und und Nachfolgerinnen messen lassen, sagte der Versöhnung und Zeichen der Verantwor - kritischen Situationen ordnend und stabi li - Lindner. tung. sie rend in das politische Geschehen zum Woh - Für den Bundesratspräsidenten zählt Fi - Der Bundesratspräsident verlieh seinen le der Allgemeinheit eingreifen zu können“, scher zu jenen Persönlichkeiten, die „Anker - Ausführungen aber auch eine ganz persön - stellte er dazu fest. „Wenn von manchen die - punkt der Demokratie“ sind, die durch ihr liche Note, indem er seine erste Begegnung ser Befugnisse seit Beginn der Zweiten Re - Handeln beeindrucken, durch ihr Engage - mit Fischer im Zuge der Bundespräsident - publik kein Gebrauch gemacht werden

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 49 Innenpolitik mußte, spricht das nicht gegen die Verfas - In Erinnerung an die Geschichte seiner sung, sondern für die Reife und Stabilität un - Familie fand Bundespräsident Fischer klare seres politischen Systems und auch für das Worte zum Thema Flüchtlinge. Er wende sich Augenmaß der vom Volk gewählten Bundes - keineswegs gegen Auffassungen und Sätze präsidenten.“ Er habe bei der Wahr nehmung wie zum Beispiel „Österreich kann nicht seiner Aufgaben immer das gute Gefühl ge - Flüchtlinge in unbegrenzter Zahl aufneh - habt, daß die Verfassung eine soli de Grund - men“ oder „das Flüchtlingsproblem kann lage für die Tätigkeit des Bundespräsidenten nicht primär an unseren Staatsgrenzen gelöst bietet. werden, sondern muß vor allem in den Her - In diesem Zusammenhang verteidigte Fi - kunftsländern der Flüchtlinge und auf euro - scher abermals die Entscheidung des Ver- päischer Ebene gelöst werden“. Allerdings, fassungsgerichtshofs, die Bundespräsidenten- so Fischer, fehlt hier noch ein weiterer Satz, Stichwahl vom 22. Mai dieses Jahres wie - welcher etwa lauten müßte: „Wir sind aber derholen zu lassen. Dies nicht nur deshalb, bereit, im Rahmen unserer Möglichkeiten und weil es zu den Grundregeln des demokrati - nach besten Kräften zu helfen und die Men - schen Systems gehöre, Entscheidungen des schenwürde von Flüchtlingen hoch zu hal - Verfassungsgerichtshofs zu respektieren, ten.“ Flüchtlingspolitik sollte sowohl durch sondern weil es ein wesentlicher Beitrag da - Rationalität als auch durch Humanität ge - zu sei, jedweden Zweifel an der Korrektheit prägt sein. Nur eines der beiden wäre zu we - der Wahl seines Nachfolgers auszuräumen, nig, stellte der Bundespräsident klar. sagte Fischer. Mit Nachdruck wies er aber Foto: Parlamentsdirektion / Thomas Topf Fischer rief alle dazu auf, bereit zu sein, auch darauf hin, der Verfassungsgerichtshof Heinz Fischer, nun Bundespräsident a.D. aus der Geschichte zu lernen und die Sinne habe ausdrücklich festgehalten, daß keine für ein vereintes und friedliches Europa. Da - für Chancen, Fehlentwicklungen oder Ge - tatsächlichen Manipulationen bei der Wahl bei machte der Bundespräsident auch un - fahren zu schärfen. In diesem Sinn verur - aufgetaucht sind. mißverständlich klar, daß er ein starkes Be - teilte er jede Form von Haß und Gewalt. Aus Und an die beiden wahlwerbenden Kan - kenntnis zur österreichischen Heimat einer- vielen Gründen sei man in ganz Europa zu didaten und ihre Teams gerichtet, meint Fi - seits und eine europäische Gesinnung ande - einer breiten Koalition gegen Haß und Ge - scher: Vor diesem Hintergrund dürfe man rerseits nicht als Gegensätze betrachtet. walt verpflichtet, denn „aus dem Haß in den erwarten, „daß Stil und Inhalt der bevorste - In diesem Sinne bedauerte er die mehr - Köpfen entsteht der Haß in Wort und Tat“, henden Wahl werbung hohen Ansprüchen in heitliche Entscheidung der Briten, aus der zitierte er den Schriftsteller Gerhard Roth. puncto Redlichkeit und Fairness gerecht EU austreten zu wollen, als kurzsichtig und In seiner Funktion als Oberbefehlshaber werden“. kritisierte die Brexit-Befürworter, keine des Bundesheeres war es dem Bundespräsi - Den Rückblick auf die letzten zwölf klare Strategie und Verantwortung erkennen denten auch ein Anliegen, die Leistungen Jahre nahm das scheidende Staatsoberhaupt zu lassen. des Österreichischen Bundesheeres im In- auch dazu wahr, jene Grundsätze zu unter- Fischer warnte auch eindringlich vor Po - und Ausland zu würdigen. Er verband damit streichen, die er immer bestrebt gewesen sei pulismus und davor, daß dadurch der Hand - auch die dringende Bitte, das Österreichi - zu beachten: So habe er bei seinem Amts - lungsspielraum immer mehr auf das momen - sche Bundesheer in ideeller und materieller antritt Verfassungstreue und gewissenhafte tan Populäre eingeschränkt werden könnte Hinsicht in ausreichendem und notwen di - Erfüllung seiner Pflichten versprochen so - und damit das längerfristig Notwendige im - gem Maße zu unterstützen. wie sein Amt objektiv und unparteiisch aus - mer mehr in die Defensive gerät und in den Fischer wurde schließlich mit minutenlan - zuüben; ferner ein fairer Partner für alle Be - Hintergrund gedrängt wird. Leben heiße Ver - gen Standing Ovations vom Parlament ver- mühungen um eine friedliche und gedeih - änderung, sie sei oft unbequem, schmerz haft abschiedet. liche Entwicklung Österreichs zu sein. und anstrengend und könne zunächst Angst Mit der Intonierung der Bundeshymne Er habe auch einen verantwortungsbe - und Unbehagen hervorrufen. „Aber auf fand die Festsitzung ihren feierlichen Ab - wußten und ehrlichen Umgang mit der Ge - Veränderung zu verzichten, kann noch viel schluß. Das musikalische Programm wurde schichte Österreichs zugesagt; wichtig sei es schmerzhafter werden“, stellte er fest. Wenn von Mitgliedern der Wiener Philharmoniker ihm immer auch gewesen, seinen großen Re - das Land in der Spitzengruppe europäischer unter der Leitung von Karl Jeitler inter- spekt für die Leistungen von Wissenschaft - Staaten bleiben will, müsse es in Bezug auf pretiert. lerInnen und KünstlerInnen sichtbar zu ma - Leistung und Bereitschaft zur Veränderung Neben Nationalrat und Bundesrat hatten chen und einen respektvollen Umgang mit weit vorne stehen. auch fünf junge Menschen, die bei der ersten den Religionsgemeinschaften zu pflegen. Leistung müsse auch honoriert werden, Wahl von Heinz Fischer zum Bundespräsi - Fischer ließ keinen Zweifel daran, wie bekräftigte Fischer, mahnte aber gleichzeitig den ten im April 2004 ErstwählerInnen wa - wichtig ihm die weitere aktive Mitarbeit an ein, für Leistungsschwächere menschenwür - ren, Gelegenheit, an diesem Festakt teil zu - den Zielen und Werten einer europäischen dige Lebensbedingungen anzubieten. „Die nehmen. Nationalratspräsidentin Doris Bures Frie denspolitik und am Projekt der euro päi - Lei stungsgesellschaft darf nicht inhuman hat sie als Ehrengäste eingeladen. Die drei schen Zusammenarbeit als zentraler Punkt oder unsozial sein oder werden“, so sein Po - Frauen und zwei Männer sind heute et wa 30 österreichischer Politik ist. „Die Europäische stu lat. „Leistungsgesellschaft und So zialstaat Jahre alt. n Union ist verbesserungsbedürftig, aber für müssen nicht nur vereinbar sein, sondern http://www.parlament.gv.at Eu ropa unersetzlich“, sagte Fischer, er sei durch aktives Handeln vereint werden.“ Quelle: Parlamentskorrespondenz

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 50 »Burgenland Journal« Positive Bilanz

Landeshauptmann Hans Niessl und sein Stellvertreter Johann Tschürtz ziehen positive Bilanz über ein Jahr Regierungsarbeit

eit einem Jahr wird das Burgenland von Seiner SPÖ-FPÖ Regierung geführt. Die Rot-Blaue Zusammenarbeit trage bereits Früchte, zogen Landeshauptmann Hans Niessl und Landeshauptmannstellvertreter Johann Tschürtz am 5. Juli positive Bilanz. Die Zu - sammenarbeit sei geprägt von Sacharbeit und gegenseitigem Vertrauen abseits einer partei - politischen Farbenlehre. „Wir sind das klein - ste Bundesland und daher wäre es völlig ver- rückt gegeneinander zu arbeiten. Wir müs - sen schneller und effizienter arbeiten – und wir müssen vor allem gemeinsam arbeiten. Das ist die einzig realistische Formel, um im Burgenland etwas zu bewegen. Wir arbeiten für die Burgenländerinnen und Burgenlän - der, für die burgenländischen Beschäftigten und die burgenländischen Unternehmen“, so der Landeshauptmann, denn es zähle nur Foto: Bgld. Landesmedienservice eines: das bestmögliche Ergebnis für das Landeshauptmann Hans Niessl (l.) und Landeshauptmannstellvertreter Johann Tschürtz ziehen Burgenland herauszuholen. Aktuelle Zahlen positive Bilanz über ein Jahr SPÖ-FPÖ Landesregierung unabhängiger Institute bestätigen die Arbeit Mehr Effizienz bringen auch die größte der Initiative „Wir bauen burgenländisch“. von Rot-Blau. Verwaltungsreform seit Jahrzehnten und die 90 % der Aufträge der burgenländischen ge - 2015 erreichte das Burgenland mit 2,2 % Neuordnung der 150 Landesbeteiligungen meinnützigen Siedlungsgenossenschaf ten das höchste Wachstum aller Bundes länder unter dem Dach in der Burgenländischen Lan - werden an burgenländische Betriebe ver - (Österreichschnitt 0,9 %). Im Juni 2016 gab desholding. „Das Burgenland hat die schlank - geben. „Wir kämpfen hart für eine Trendum - es 104.000 unselbständig Beschäftigte im ste Verwaltung aller österreichischen Bun - kehr am Arbeitsmarkt“. Um diese Trend - Burgenland – ein Plus von 1 % im Vergleich des länder“, so Tschürtz. wende zu schaffen, müsse die EU-Entsen de - zum Vorjahr. Auch im Tourismus ist das Bur - Positiv ist auch die Entwicklung im Tou - richtlinie geändert werden. „Die Ent sen de - genland mit einem Plus bei den Übernach - rismus und in der Bildung. Mit einem Plus richtlinie ist absolut schädlich für den bur - tungen von 9,2 % von Jänner bis Mai die bei den Übernachtungen von 9,2 % von Jän - genländischen Arbeitsmarkt“, betont Niessl, Num mer 1 in Ös terreich. ner bis Mai. „Das neue Tourismusgesetz, der der auf Bundesebene Signale eines Um den - Die Regierungsspitze bekräftigt ihre Expertenbeirat und die Fokussierung auf kens ortet. „Je öfter wir eine Ände rung an - Forderung nach einer Änderung der EU-Ent - mehr Geld für das Marketing, für die Be - sprechen und Daten und Fakten auf den senderichtlinie, um auch am Arbeitsmarkt werbung des Burgenlandes als sehr beliebte Tisch legen, desto stärker wird auch die eine Trendumkehr zu ermöglichen. Urlaubsdestination, gehen auf“, so Niessl. Bun desregierung über Änderungen nach- „Um moderner, effizienter, schneller und Bei den BIFIE-Tests der 4. Klasse Volks - denken“, ist Tschürtz überzeugt. So habe das bürgernäher zu sein, mußten wir auch in der schule überzeugten die burgenländischen Burgenland frühzeitig Grenzkontrollen und Landesverwaltung und im landesnahen Be - Schü lerInnen mit der höchsten Lesekompe - die Wiedereinführung des Assistenzein - reich gewisse Rahmenbedingungen erneuern tenz. Die FH-Standorte Eisenstadt und Pin - satzes gefordert und sei damit richtig ge - und optimieren“, so Niessl. kafeld haben so viele StudentInnen wie nie legen. Vieles wurde be reits umgesetzt. Der Pro - zuvor. Auch im Forschungsbereich sind wir Daß vieles im letzten Jahr umgesetzt porz wurde abge schafft und die Strukturen sehr engagiert und ambitioniert. werden konnte, sei ein großer Erfolg, der nur an die Verhältnis se im 21. Jahrhundert an - Ein großes Anliegen bleibt leistbares mit der FPÖ möglich gewesen sei, sagt gepaßt. Woh nen. Das Burgenland habe die niedrig- Tschürtz. Und man habe noch viel vor. Der Die Kompe tenzen innerhalb der Regie - sten Mietkosten in Österreich, so Niessl. Man Digitalfunk komme ins Laufen, ein neues rung sind klar strukturiert. So ist zum Bei - werde alles dafür tun, daß das so bleibe. Feuerwehr gesetz unter Einbeziehung aller spiel für die Bildung statt fünf nur mehr ein Auch habe das Land seine Hausaufgaben FF-Mitglieder und eine neue Gemeindeord - Regierungs mit glied verantwortlich. Daß das gemacht und den heimischen Arbeitsmarkt nung seien geplant. „Es bewegt sich viel, so effizienteres Arbeiten möglich mache, liege nach Kräften unterstützt, betonen Niessl und viel wie noch nie“, so der Landeshauptmann- auf der Hand, so Niessl: „Es geht mehr wei - Tschürtz unisono. Zum Beispiel mit dem Stellvertreter. Auch die Zusammenarbeit mit ter, das Tempo ist höher.“ burgenländischen Handwerker-Bonus und der Opposition habe eine neue Qualität. So

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 51 »Burgenland Journal«

bauen burgenländisch‘, wird der größtmög li - che Anteil des erforderlichen Arbeitsauf wan - des von heimischen Firmen getätigt. Wert - schöpfung, Arbeit und Geld bleiben somit im eigenen Land.“

Kinderbetreuungseinrichtungen Das Burgenland liegt auch im Bereich der Kinderbetreuung im Spitzenfeld! Dieses gute Betreuungsangebot trägt zu einer bes - seren Vereinbarkeit von Familie und Beruf bei. Für dieses Betreuungsangebot braucht es aber auch eine moderne Infrastruktur. Das Land Burgenland fördert deshalb die Errich - tung und Sanierung von Kinderbetreuungs - einrichtungen mit bis zu 20 % der Baukosten, die gemeindeübergreifenden Krippen sogar mit 30 %. Im Landesvoranschlag 2016 ste - hen für infrastrukturelle Maßnahmen 1,4 Mil - Foto: Bgld. Landesmedienservice lionen Euro an Landesmitteln bereit. Landeshauptmann Hans Niessl (Mitte), Landesrätin Astrid Eisenkopf und Heinz Zitz, Amtsfüh - render Präsident des Landesschulrates für Burgenland, gaben einen Überblick über laufende und Pflichtschulen und Berufsschulen geplante Investitionen in Kinderbetreuungseinrichtungen sowie in Pflicht- und Bundesschulen. Aber nicht nur in die Kindergärten, son - habe man einen Abänderungsantrag der Grü - Modernisierungsschub im dern auch an Pflichtschulen soll fleißig inve - nen zum Thema TTIP im Landtag einstim - Bildungsbereich bis 2020 stiert werden. Seitens des Landes werden da - mig angenommen. Das Burgenland ist heute im Bundes län - her Bauvorhaben an den Pflichtschulen mit Eine aktuelle Umfrage zeigt, daß mehr dervergleich das Bildungsland Nr. 1. Enga - 20 % der anerkannten Baukosten gefördert. als zwei Drittel von 1500 befragten Süd- und gierte PädagogInnen, aber auch die Eltern 2016 stehen für infrastrukturelle Maßnahmen MittelburgenländerInnen mit der Arbeit der haben dazu maßgeblich beigetragen. „Die - 1,2 Millionen Euro an Landesmitteln bereit. burgenländischen Landesregierung sehr zu - sen Vorsprung wollen wir im heurigen ‚Jahr Auch das Land selbst investiert fleißig: In der frieden oder zufrieden sind. „Dieser sehr der Bildung‘ weiter ausbauen, damit unsere LBS Pinkafeld findet derzeit die Sanierung gute Wert zeigt uns, daß wir auf einem guten Schülerinnen und Schüler, aber auch unsere und Modernisierung der Klassen und Lehr - Weg sind. Alle Regierungsmitglieder wurden Lehrlinge, mit dieser Bildung die besten werkstätten für Metallbauberufe mit einem positiv bewertet“, zitiert Niessl die Studie. Chan cen und Perspektiven im Berufsleben Kostenaufwand von rund 8,4 Millionen Euro ha ben, denn eine zukunftsorientierte Bil - statt. In der LBS Eisenstadt werden ab Juli Flachstes Bundesland dungspolitik ist die Grundlage für eine er - kleinere Umbauarbeiten, wie etwa sicherheits - mit steilster Aufwärtskurve folgreiche Wirtschaftspolitik und eine finan - technische und barrierefreie Maßnahmen, eine Mit einem Nächtigungsplus von 12,4 % zierbare Sozialpolitik. Die Basis für diesen thermische Sanierung, usw. durchgeführt. (328.809 Nächtigungen) schloß der Mai zukunftsorientierten Bildungsweg bilden mo- Die Baukosten betragen rund 1,6 Millionen 2016 im Burgenland ab. Die Zahl der Gäste - derne Rahmenbedingungen und eine entspre - Euro. ankünfte stieg im gleichen Monat um 16,1 % chende bauliche Infrastruktur“, so Landes - auf einen neuen Rekordwert von 113.481 – hauptmann Hans Niessl am 4. Juli in einer Ausbau der schulischen Tagesbetreuung das sind 15.743 Touristen mehr als im Jahr gemeinsamen Pressekonferenz mit Landes - Vom Bund gibt es Geld für den Ausbau davor. Zuwächse konnten sowohl bei den rätin Astrid Eisenkopf und Heinz Zitz, dem der schulischen Tagesbetreuung. Im Schul - Übernachtungen aus dem Inland (plus Amtsführenden Präsidenten des Landes schul - jahr 2015/16 stehen – aus 15a Bundesmit - 16,2% auf 256.380) als auch aus dem Aus - rates für Burgenland, der einen Überblick teln – 1,4 Millionen Euro an Förderungen land (plus 0,7% auf 72.429) verzeichnet über laufende und geplante Investitionen in für infrastrukturelle Maßnahmen in der schu - werden. burgenländischen Kinderbetreuungseinrich - lischen Tagesbetreuung zur Verfügung. Rund Sehr erfreulich ist außerdem die bisherige tungen und in burgenländischen Pflicht- und 1,9 Millionen Euro an Förderungen gibt es – Entwicklung im Jahr 2016. „Von Jänner bis Bun desschulen gab. aus 15a Mitteln für infrastrukturelle Maßna - Mai wurde ein Plus bei den Nächtigungen Im Burgenland werden deshalb bis 2020, hmen in Krippen und Kindergärten. von 9% auf 994.525 sowie ein Zuwachs bei bis zum Ende dieser Legislaturperiode, mehr den Ankünften von 11,8% auf 348.109 re - als 140 Millionen Euro an Investitionen ge - Landesfinanzen weiter gistriert. Das Burgenland erfreut sich damit tätigt, wobei 98,7 Millionen Euro in Umset - auf stabilem Kurs der stärksten relativen Zunahmen sowohl bei zung und 44,2 Millionen Euro in Planung Der Rechnungsabschluß (RA) 2015 des den Übernachtungen als auch bei den An - sind. Niessl dazu: „Davon profitieren die am Landes Burgenland, der am 11. Juli von Fi - künften im Bundesländervergleich“, freut Bau Beschäftigten, der Wirtschaftsstand ort nanzlandesrat Helmut Bieler und Landes - sich Tourismuslandesrat Alexander Petschnig Burgenland und die regional ansässigen rätin Astrid Eisenkopf als für die Buchhal - über die äußerst positive Entwicklung. Unternehmen, denn nach dem Motto ‚Wir tung des Landes zuständiges Regierungsmit -

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 52 »Burgenland Journal«

län dische Weg erfolgreich: Nicht weiter in die Krise hineinsparen, sondern aus der Krise hinausinvestieren! Das hat den Schulden - stand seit 2009 mit rund 72 Millionen Euro zusätzlich belastet. „Wir haben erfolgreich konsolidiert und 125 Millionen an Ausgaben eingespart. Dieses Geld wurde gezielt in das Wachstum des Burgenlandes investiert. Die Investitionsquote konnte weiter gesteigert werden und liegt nun bei 20 % – im Öster - reichvergleich im Spitzenfeld. Jeder fünfte Euro des Budgets wird für nachhaltige Maß - nahmen investiert“, so Bieler.

Standard & Poor´s bestätigt wieder Finanzkraft

Foto: Bgld. Landesmedienservice Im Mai 2016 wurde von der Rating agen - v.l.: WHR Engelbert Rauchbauer (Vorstand Finanzen), OARin Ursula Fercsak, Leiterin Hauptrefe - tur das Top-Rating AA/A1+/stabil bestätigt. rat Finanzverwaltung und Haushaltswesen, Finanzlandesrat Helmut Bieler, Landesrätin Astrid Die Analysten von Standard & Poor´s Eisenkopf und WHR Sabine Kalbacher, Leiterin Hauptreferat Buchhaltung und Kostenrechnung zeichneten das Burgenland wieder kurzfri - glied der Öffentlichkeit präsentiert wurde, Burgenland erwirtschaftet stig mit der bestmöglichen Bewertung A1+ konnte – wie im Landesvoranschlag 2015 Maastricht-Überschuß aus – langfristig mit AA. Der Rating ausblick vorgesehen – ohne Neuverschuldung einge- „Unser eingeschlagener Weg“, so Bieler ist stabil. Im internationalen Ver gleich pro- halten werden. Gesamteinnahmen von 1,205 weiter, „stimmt. Wir brauchen den Länder - fitiert das Burgenland durch sein sehr gutes Milliarden Euro stehen Gesamtausgaben in vergleich nicht zu scheuen! Andere Länder individuelles Kreditprofil, gekennzeichnet gleicher Höhe gegenüber. Der Gesamtschul - kämpfen mit der Erfüllung der Maastricht- durch eine solide Haushaltsentwicklung, eine denstand beträgt unverändert 278 Millionen Kriterien, suchen nach Lösungen, den Maas - sehr niedrige haushaltsabhängige Verschul - Euro. Die Rücklagenzuführungen betragen tricht-Saldo zu reduzieren. Das Burgenland dung und einen sehr guten Zugang zu Liqui - 90,2 Millionen Euro, die Rücklagen ent nah - hingegen erwirtschaftet einen Maastricht- dität. men 39,3 Millionen Euro. Der Stand der Überschuß. Ein Ländervergleich zeigt, daß Für Astrid Eisenkopf, zuständige Landes - Haftungen konnte von rund 500,1 Millionen das Burgenland 2015 den dritthöchsten rätin für die Buchhaltung des Landes, wur - Euro im Rechnungsabschluß 2014 auf rund Maastricht-Überschuß erwirtschaftet hat. Im den die Zielvorgaben aus dem vorangegan - 494,6 Millionen Euro im Rechnungsab - Jahr 2015 wurde ein Überschuß im Kern - genen Budget erfüllt: „Die Buchhaltung ist schluß 2015 – und somit um 5,5 Millionen haushalt in Höhe von rund 99,0 Millionen aus gutem Grund von der Budgeterstellung Euro – reduziert werden. Der Stand der Aus - Euro erreicht. Inklusive der ausgegliederten getrennt, denn es geht um Kontrolle, um ge - fallsbürgschaft gegenüber der Bank Burgen - Einheiten nach ESVG 2010 ergibt sich somit gebenenfalls rechtzeitig lenkend eingreifen land hat sich im gleichen Zeitraum von rund ein Gesamtüberschuß nach Maastricht im zu können. 2015 keine Neuverschuldung 1,7 auf rund 1,1 Milliarden Euro reduziert. Jahr 2015 von rund 71,0 Millionen Euro. mehr, war eine richtige Entscheidung und „Nach einer konsequenten Reduktion der hat gehalten! Dieser burgenländische Weg – Neuverschuldung in den letzten Jahren ist Rechnungsabschluss 2015 ist Zeugnis der verantwortungsvolle Umgang mit den der burgenländische Landeshaushalt 2015 für verantwortungsvolle Budgetpolitik vorhandenen Mitteln – ist zukunftsorientiert wieder ausgeglichen. Die Gründe für diese Dieser Rechnungsabschluß 2015 ist das und kann mit gutem Gewissen als ‚nachhal - erfreuliche Entwicklung sind, unter vielen Abbild der stabilen Finanzpolitik im Burgen - tige Basis für die nächste Generation‘ be - anderen, auf eine restriktive Handhabung der land. Eine Bestätigung für eine verant- zeichnet werden. Es sind aber nicht nur die Aufhebung von Kreditsperren und ein effi - wortungsvolle Verwendung der Steuergel - Zahlen selbst, die unsere Mitarbeiterinnen zientes Personalmanagement zurückzufüh - der. Das Burgenland ist Vorbild unter den und Mitarbeiter aus der Finanzabteilung mit ren. Der Rechnungsabschluß 2015 ist eine Bundesländern und senkt seine Schulden strengem Auge verfolgen, sondern auch un - Punktlandung ohne Neuverschuldung! Das laufend. Trotz einer halben Milliarde Folge - sere ambitionierten Ziele im Bereich der mo - Burgenland verfügt über einen gesunden Fi– kosten aus dem Bank Burgenland-Erbe und dernen Haushaltsführung im Zusammen hang nanzhaushalt, der den notwendigen Spiel - 530 Millionen Euro Kosten für die Co-Fi - mit der Einführung der sogenannten Dop - raum für Investitionen in die Sicherung bzw. nanzierung von EU-Förderungen hat das pik.“ Schaffung von Arbeitsplätzen läßt. Infra- Bur genland seine Schulden von 2001 bis Die Umstellung auf die Doppik ist ein strukturpakete und investitionswirksame För - 2015 von mehr als 355 auf 278 Millionen Prozeß, der sehr viel Zeit und Ressourcen in derungen sind gezielt umgesetzt worden und Euro reduziert. Ab 2015 gibt es im Burgen - Anspruch nimmt. Zahlreiche Arbeitsgruppen haben dem Burgenland zum Wirtschafts - land keine Neuverschuldung mehr. Ab 2016 beschäftigen sich im Moment intensiv mit wachstumssieger verholfen. Der Rechnungs - werden die Schulden abgebaut. Die Schul - diesem Thema, erarbeiten Richtlinien und abschluß 2015 ist das Abbild dieser erfolg- den quote des Burgenlands sinkt von 23,16 % sammeln umfassende Daten für die geplante reichen burgenländischen Finanzpolitik“, im Jahr 2014 auf 23,06 % im Jahr 2015. Einführung 2019. n betonte Finanzlandesrat Helmut Bieler. Nach der Wirtschaftskrise war der burgen - http://www.burgenland.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 53 »Burgenland Journal« Welterbe Kulturlandschaft

2001 hat das Welterbe-Komitee der UNESCO die Kulturlandschaft Fertö- Neusiedler See zum Weltkulturerbe ernannt. Nun wurde das Jubiläum gefeiert. Foto: Land Burgenland / Emmerich Mädl Foto: Gruppenbild der Bürgermeister und Gemeindevertreter von Welterbegemeinden mit den Dankesurkunden und mit Landeshauptmann Hans Niessl, Obmann Erwin Preiner, LRin Astrid Eisenkopf, Obmann Ferencs Ivanics und Obmann-Stv. Rudolf Strommer in Pamhagen ie gemeinsame Feier der burgenlän- turlandschaft Fertö-Neusiedler See in den tende Region entwickeln? Wo will sich die Ddischen und ungarischen Partnerver - Rang eines UNESCO Weltkulturerbes er - Welterberegion in 15 Jahren sehen?“ eine fand am 10. Juli in der Vila Vita in Pam - hoben. Heute gibt es weltweit 1031 Welter - Landeshauptmann Hans Niessl, der auch hagen statt. Alle BewohnerInnen und Gäste be stätten, 31 davon sind grenzüberschrei - Gründungsobmann des Verein Welterbe Neu - der Region waren dazu eingeladen worden. tend – das Weltkulturerbe Fertö-Neusiedler siedler See war, hat in seiner Festrede die Landeshauptmann Hans Niessl und LRin See ist eine davon. Worte von Prof. von Droste aufgegriffen und Astrid Eisenkopf, sie ist auch die zuständige Kulturerbestätte, das heißt daß man nicht davon berichtet, daß das Land Burgenland politische Referentin für das Thema Welt - nur Welterbe geworden ist, weil die Natur diese Verantwortung wahrnimmt, nicht zu - erbe im Burgenland, haben dem Festakt ge - schön und einzigartig ist und nicht nur, weil letzt mit den intensiven koordinativen Arbei - meinsam mit den Obmännern der mit dem es den Nationalpark Seewinkel-Neusiedler ten zu den Standorten der Windenergie an - Welterbe-Management betrauten Vereine, See gibt, sondern auch wegen der jahrtau - lagen im Nordburgenland: „Durch die Ein - NR Bgm. Erwin Preiner und Ferencs Iva - sendealten Kulturlandschaft mit Weinbau, bindung der NGOs, nicht zuletzt Bird Life, nics, vorgestanden. Der langjährige Leiter Schilfwirtschaft, Fischerei etc., die schon im - WWF und andere, steht heute kein Windrad des UNESCO-Welterbezentrums in Paris, mer ein Grenzraum und schon immer ein an einem Platz, wo die Vertreter des Natur - Prof. Bernd von Droste zu Hülshoff, hat in europäisches Beispiel der grenzüberschrei - schutz nicht ihre Zustimmung gegeben hät - Grußworten seine Gedanken zum Welterbe tenden Zusammenarbeit war . ten. Die Weltkulturerbestätte Fertö-Neusied - dargelegt. Er war es auch, der die offizielle „Schützen durch Nützen“ und „Ich bin. ler See zeigt, auch neben der Tatsache, daß Urkunde zur Ernennung der Welterbestätte Du bist. Wir sind Welterbe.“ – das sind die ein Drittel der Fläche des Burgenlandes aus- in der Vila Vita überreicht hat. beiden Slogans des Welterbe Neusiedler See, gewiesene geschützte Gebiete sind, daß der die beschreiben, was Welterbe heißt: „Das Schutz der Landschaften und der Natur im Verein Welterbe Neusiedler See Prädikat UNESCO-Welterbe ist eine große Burgenland ernst genommen wird.“ Auf österreichischer Seite ist der Verein Verantwortung und mag mitunter auch als Auch Vereinsobmann Erwin Preiner hat Welterbe Neusiedler See mit der Koordi na - Einschränkung der Handlungsoptionen ge - diese Thematik bekräftigt: „Welterbe soll tion und Wahrnehmung der Interessen zur sehen werden. Sie alle sind aber gefordert, kein Selbstzweck sein und nicht ein Leben in Bewahrung, zum Schutz und zur Entwick - auch den Wert und den Nutzen zu suchen und einem Museum, sondern eine bewußte und lung des Welterbes und mit der Öffentlich - zu sehen, den diese Auszeichnung mit sich verantwortungsvolle Entwicklung eines keitsarbeit betraut. Mitglieder des Vereins bringt. Welterbe in einer lebendigen Kultur - wertvollen aber auch dynamischen Lebens - sind die 20 burgenländischen Welterbege - land schaft darf nicht heißen, eine Glas - raumes soll möglich sein. Alle, Bewohner, meinden, das Land Burgenland und darüber glocke über die Region zu stülpen und eine Gäste und Entscheidungsträger sollen sich in hinaus die Esterhazy Privatstiftung, der Bur - Musealisierung zu erwirken. Entwicklung ihren Handlungen dieser Verantwortung genland Tourismus und die Raaberbahn. Ob - muß und darf möglich sein“, so der Ehren - bewußt sein, können aber auch stolz sein, mann ist Nationalrat und Bürgermeister Er - gast Prof. Bernd von Droste zu Hülshoff in dieses Erbe der ganzen Mensch heit für sich win Preiner, Obmann-Stellvertreter ist der seiner Ansprache. Er ist emeritierter Leiter in Anspruch nehmen zu kön nen.“ Zweite Land tagspräsident Rudolf Strommer. des UNESCO-Welterbezentrums und ausge - Den Welterbegemeinden wurden als Ab - Hannes Klein ist seit 2014 Geschäftsführer wiesener Kenner der Region und hat in sei - schluß des Festaktes Dankes- und Anerken - des Verein und somit Site-Manager. ner Rede auch angesprochen, daß es gilt, nungsurkun den für ihren Einsatz zur Bewah - Vor 15 Jahren, im Dezember 2001 hat das „Visionen zu entwickeln und gemeinsam zu rung dieses einzigartigen Erbes überreicht. n Welterbe Komittee der UNESCO in Helsinki überlegen, wo die Region in der Zukunft ste - http://www.welterbe.org die grenzüberschreitende Welterbestätte Kul - hen will. Wie soll sich diese grenzüberschrei - http://en.unesco.org

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 54 »Burgenland Journal« Mattersdorf wird Mattersburg

Am 2. Juli 1926 wurde Mattersburg offiziell zur Stadt erhoben. Genau 90 Jahre später, am 2. Juli 2016, feierte die Stadtgemeinde das Jubiläum mit einem Festakt.

m 2. Juli 1926, also ziemlich genau von A90 Jahren, wurde Mattersburg zur Stadt erhoben. Mattersburg war damals schon das wirtschaftliche Zentrum der Region. Aus historischen Quellen geht hervor, daß es 1931 schon 250 Gewerbetreibende, 58 Kauf - leute und 70 Händler in der damals 4100 Einwohner zählenden Stadt gab“, so Bürger - meisterin Ingrid Salamon. „Die Zeitzeugen von damals werden leider immer weniger. Ich denke, es ist wichtig, die Vergangenheit zu kennen, nicht zuletzt deshalb, um die Ge - genwart besser zu verstehen. Es war jeden - falls eine Zeit des Umbruchs, die Habsbur - germonarchie zerfallen, die Demokratie noch schwach.“ Mattersburg habe sich seit damals – wie das gesamte Burgenland – sehr positiv ent- wickelt. „Der Lebensstandard von heute ist mit dem vor 90 Jahren nicht zu vergleichen. Unsere Vorfahren haben die Grundlage für den heutigen Wohlstand gesetzt. Wir dürfen zufrieden und stolz auf die Entwicklung unserer Stadt sein, müssen aber trotzdem für die künftigen Generationen eine gesunde Basis für die Zukunft setzen. Ich bin froh, Bild rechts (v.l.): Segnung der neu sanierten Pestsäule am Hauptplatz: Pfarr ge meinderat Wolfgang Jarmer, Pfarrer Erwin Schügerl, STRin Rafaela Strauß, Bürger mei sterin Ingrid Salamon, Vize-Bgm. Otmar Ille dits, GR Sophia Wilfing und STR Manfred Klug

Bild unten: Johann Koloszar (3. von links) und Josef Doktor (4. von links) er hielten die Ehrenspange in Gold. Es gratulierten Vize- Bgm. Michael Ulrich, LR Astrid Eisenkopf, Bürgermeisterin Ingrid Salamon und Vize-

Bgm. Otmar Illedits (v.l.) Foto: Stadtgemeinde Mattersburg Foto: Stadtgemeinde Mattersburg

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 55 »Burgenland Journal« ein Stück des Weges der Stadt Mattersburg mitgehen und mitgestalten zu dürfen“, so Salamon. 2016 präsentiert sich Mattersburg als pul - sierendes, dynamisches Zentrum im Herzen des Burgenlandes. Mattersburg gilt als die Sportstadt Nr. 1 im Burgenland und hat sich sowohl als Kultur- als auch als Wirtschafts- und Schulstadt etabliert. Mattersburg ist eine wachsende Stadt mit derzeit 7250 EinwohnerInnen. „Sowohl In - frastruktur als auch ein entsprechendes Frei- zeitangebot sind bei uns vorhanden, die Men - schen wissen das zu schätzen und leben gerne hier“, erklärte die Bürgermeisterin. Bei einem großen Festakt in der „Bauer - mühle“ – dem von der Stadtgemeinde Mat - ters burg zu einem attraktiven Kultur- und Veran stal tungshaus um- und ausgebauten Foto: Stadtgemeinde Mattersburg ehe maligen Traditionsbetrieb „Bauermühle Der Mattersburger Bahnhof um 1920 Mattersburg“ – wurden insgesamt 67 ver - diente Vereinsfunktio nä rInnen und andere Schaffung von Nationalstaaten, deren Basis allmählich entstehenden Sowjet-Union, die in Mat tersburger Persön lich keiten ausgezeich - die gemeinsame Muttersprache sein sollte, fast allen neuen Staaten Europas die Mas sen net. 32 Mal wurde die Ehrennadel in Silber Territorien – sozusagen – zusammengelegt bewegte und zu bewaffneten Unruhen führte. vergeben, 27 Mal die Ehrenspange in Silber werden sollten, auf denen eine Sprache ge - Unsichere Jahre und 8 Mal die in Gold. sprochen wurde, dachten einige Mattersbur - Auf das Ende des Krieges folgten drei gerInnen daran, das ganze wörtlich zu neh - unsichere Jahre, Jahre, in denen manche Hoff - 90 Jahre Stadt Mattersburg men und schufen – etwas voreilig – eine „Re - nung zerstört wurde ... Hunger, Krankheit Lesen Sie nun einen Rückblick auf die Ge - publik Heanzenland“. Aber die Idee dieser und Kälte ihre Opfer forderten. In diesen schichte Mattersburgs von dessen ehema li - „Republik Heanzenland“, die am 6. Dezem - Jahren wurden – in nicht geringem Maße gem Bürgermeister und langjährigem Direk - ber 1918 in Mattersdorf ausgerufen wurde, von Männern aus Mattersdorf – wesentliche tor der HAK-Mattersburg, Eduard Sieber: dieser Idee fehlte die Basis ... sowohl in der Zeichen für die Bewältigung der Zukunft des Bevölkerung als auch in den schwer er - neuen Bundeslandes gesetzt, wenn auch die Einige Gedanken zur Erinnerung schütterten politischen Zentren des nun klei - Abstimmung über die Stadt Öden burg/Sopron an eine unruhige Zeit nen Deutsch-Österreich oder gar Ungarns. In und die Dörfer des Umlandes nicht – wie von 90 Jahre Stadt Mattersburg ist zwar – ver- Ungarn war das Unterfangen Hochverrat und den Deutsch-Westungarn gewünscht – aus - glichen mit der 800- Jahrfeier der Ersterwäh - Hans Suchard wurde verhaftet und sollte nach fiel. Das Abstimmungsergebnis wurde von nung des Ortes vor 4 Jahren – ein Gedenken Sopron gebracht werden, wo ihm der Pro zeß der österreichischen Regierung am 20. Feber an einen sehr knappen Zeitraum, doch diese gemacht werden sollte. Die unruhigen Zeiten 1922 anerkannt. Die geografisch und poli - 90 Jahre sind überschaubar – zwei bis drei Ge - bewahrten ihn davor. Aber was sollte man tisch und wirtschaftlich zentrale Stadt Öden - nerationen! Zwar leben kaum mehr Zeit zeu - mit diesem kleinen Land machen, das zu burg/Sopron verblieb also bei Ungarn ... und gen, Menschen die damals, nach dem Ersten Österreich kommen sollte, das noch keinen damit ist ein neues Kapitel aufgeschlagen. Weltkrieg, politisch und sozial wach waren, Namen hatte, in dem ein Teil der deutsch Der vorläufige Sitz der Landesverwal tung um aktiv teil zu haben an den Er eig nissen sprechenden Bevölkerung Ungarns lebte? des Burgenlandes war Sauerbrunn ... und da dieses „Umbruchs“. Im Blick zurück erkennt Ödenburg/Sopron bei Ungarn blieb, mußte man vieles als prägend, was damals kaum als Zeit der Diskussionen man an die Wahl einer anderen endgültigen wichtig erachtet wurde: Der Zusammen - Es muß eine Zeit wilder politischer Dis - Landeshaupt-Stadt denken. Und da gab es bruch der flächenmäßig rie sigen Habsbur - kussionen gewesen sein ... in diesen ersten eigentlich nur die Freistadt Eisenstadt (seit germonarchie – des Zentrums Europas – Jahren nach dem Krieg, neue politische Mög - dem 17. Jahrhundert) und Rust, ebenfalls machte unsicher, die Nationalstaats-Idee führ- lichkeiten zeichneten sich ab, z.B. wurde die Freistadt – sonst nur Dörfer mit entspre - te zu neuen Grenzen, zu neuen Problemen, Idee der Demokratie als Möglichkeit ge se - chend dörflicher Struktur ... aber in einigen die bis in unsere Gegenwart nachwirken ... hen ... allgemeines Wahlrecht, gewählte dieser Dörfer gab es so eine Art Drang zu und für uns ganz wichtig: es entstand ein Volksvertreter, eine zeitlich begrenzte Re - Höherem. Eines davon war Mattersdorf. Die neues österreichisches Bundesland, das Bur - gierung ... und das alles in mehreren Ebenen, jungen Männer, die die Republik Heanzen - genland. Der Weg dorthin war äußerst dazu neue Parteien ... wenn man so will: zum land ausgerufen hatten – sie verdankten es beschwerlich, den wollen wir hier nicht ersten Mal wirkliche Parteien, die in Kon - nur einem Zufall, daß sie nicht hingerichtet nachzeichnen, uns nur anschau en, was uns kur renz um die Staatsführung traten ... und wurden – waren ja noch sehr aktiv: Hans und betrifft, was unsere Vorfahren betraf. dazu die Utopie (oder Bedrohung – je nach Josef Suchard z.B., die sich zur Sozialde mo - Kaum war bekannt, daß aus Gründen der Sichtweise!) der großen Revolution in der kratischen Partei bekannten. Dazu kam

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 56 »Burgenland Journal«

Michael Koch, ein wichtiger Vertreter der burgenländischen Christlichsozialen. Als Bürgermeister wirkte im Ort der Gastwirt An - ton Steiger, ebenfalls christlichsozial. Aber auch der christlichsoziale Landeshauptmann Rauhofer stammte aus Mattersdorf. Aus geografischen und verkehrstechni - schen Gründen lag Mattersdorf günstig. Es liegt irgendwie im Zentrum des Burgenlan - des und hat einen Bahnanschluß nach Wr. Neustadt und damit Wien. Um – sozusagen – die Chancen Matters,,dorfs“ – im Rennen um den Sitz der Landesregierung zu verbes- sern – ein Matters,,dorf“ kann doch nicht Landeshaupt,,stadt“ werden! – wurde zu - nächst der Ortsname geändert. In Erinnerung an die Grafen von Mattersdorf (deren Burg noch immer nicht genau lokalisiert werden konnte) wurde aus Matters,,dorf“ Mat - Foto: Stadtgemeinde Mattersburg ters,,burg“. Bild oben: Blick vom Viadukt Richtung Rosalia (ca. 1950). Bild unten: Luftbild aus 1960

Antrag auf Namensänderung Im Jahre 1922 wurde der Antrag zur Na - mensänderung an die Landesregierung ge - stellt ... und am 14. Juni 1924 teilte Bürger - meister Anton Steiger im Gemeinderat mit, daß die Namensänderung rechtskräftig sei. Damit war ein wesentlicher Schritt auf dem Weg zur Landeshauptstadt getan – glaubte man in Mattersburg. Vielleicht haben die Be - wohner der umliegenden Gemeinden aber doch recht, wenn sie uns MattersburgerInnen „Schuaschln“ nennen, denn all die Vorteile: Lage, Landeshauptmann Rauhofer, Landes rat Koch nützten nichts im Rennen um die Lan - deshauptstadt. Vielleicht trifft der Spruch der BewohnerInnen der Umgebung: „Eis, eis seid’s kani Mattaschburga, Mattaschdorfa seid’s eis!“ eher den Kern der Gesinnung der Mattersburger: Große Ziele setzen ... aber in der Realisierung zaghaft, taktierend! Foto: Stadtgemeinde Mattersburg berührt auch heute noch eigenartig – hatte schlagen geben. Übrigens übersiedelte die Nicht viel spricht für Mattersburg keine Unterstützer, selbst die Mattersburger Landesregierung erst 1929 nach Eisenstadt, Aber – objektiv gesehen – fehlte es in Vertreter in der Landesregierung, bzw. im beinahe 10 Jahre war Sauerbrunn das Ver - Mattersburg doch an den wesentlichsten Vor - Landtag – Landesrat Michael Koch und waltungszentrum des Burgenlandes. aussetzungen für die Unterbringung der Lan - Land tagsabgeordneter Hans Suchard – unter - All diese großen Ereignisse brachten für desregierung: es gab keine größeren Gebäu - stützten Sauerbrunn. Es dürfte in einer Ab - Mattersburg also wenig. Viel Getöse ... aber de für Ämter, kaum sonstige Infrastruktur, sprache mit dem damaligen Landeshaupt - kein Ertrag! die Straßen waren entweder staubig oder mann Josef Rauhofer, dem wichtigsten Ver - schlammig, die Unterbringung von Besuche - treter der Christlichsozialen Partei, zu dieser Antrag auf Stadterhebung rInnen, Gästen war sehr schwer möglich ... Ent scheidung gekommen sein. Rauhofer war Um wenigstens ein wenig Glanz im Das einzige, was für Mattersburg sprach, wohl ein Mattersburger, meinte aber aus Spar - neuen Burgenland zu bekommen, faßte der war – wie gesagt – die zentrale Lage und der samkeitsgründen (ein Ausdruck der Matters - Ge meinderat der Großgemeinde Matters - Bahnanschluß. Trotzdem: Seit 1922 bemühte burger Bescheidenheit) sich für Sauerbrunn burg am 11. Juni 1925 den Beschluß, daß man sich, Landeshauptstadt zu werden. Aber einsetzen zu müssen. Auch dem Fürsten Ester - Mat tersburg an die Landesregierung den An - letztlich, bei der entscheidenden Abstim mung hazy wäre eine Landeshauptstadt Sauer - trag stellt, daß die Großgemeinde in den im Landtag am 30. April 1925, wurden An - brunn recht gewesen. Wieder einmal mußte Rang einer Stadtgemeinde erhoben werden träge für Pinkafeld, Sauerbrunn und Eisen - sich Nagymarton – der große Martin – dem möge. Nach Rückfrage bei der Bezirks - stadt eingebracht. Mattersburg – und das kleinen Martin, Kismarton, Eisenstadt, ge - hauptmann schaft wird der Antrag von Lan -

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 57 »Burgenland Journal« desrat Mi chael Koch an die Landesregierung Landesrat Koch: „Mattersburg war nach Abschließend sei noch ein Zitat aus Ernst weiter geleitet, die am 22. Dezember 1925 dem Verlust von Ödenburg nicht nur Sitz des Lögers „Heimatkunde des Bezirkes Matters - den An trag genehmigt und ihn an den 1. Landesverwalters, sondern ist auch der burg“ aus dem Jahr 1931 angeführt: Landtag weiterleitet. Dieser faßt am 15. Erbe des geschäftlichen Verkehrs von Öden - „Wie seit altersher bildet auch heute noch Jänner 1926 den Beschluß, Mattersburg zur burg geworden, weil eben Mattersburg dort die Stadt den wirtschaftlichen Mittelpunkt Stadt zu erheben. liegt, wo das Burgenland von allen Seiten des Bezirkes und weist regen Handel und Ge - Hofrat Hans Paul berichtete in seiner Fest - am leichtesten zu erreichen ist. Mattersburg werbefleiß auf. 250 Gewerbetreibende, 58 schrift, die anläßlich des 50. Jahrestags der ist eine der ältesten Gemeinden des Burgen - Kaufleute und 70 Händler sind in der ver- Stadterhebung erschienen ist, vom Verlauf landes, und es ist jederzeit bereit, alles zu op - hältnismäßig kleinen Stadt ansässig (Matters - der Debatte: „Alle Redner gedachten der fern, um das Burgenland erstehen zu lassen.“ burg zählte damals 4100 Einwohner). Etwa bedeutsamen Vergangenheit und der blühen - Als der Landtagspräsident die einstimmi - zwanzig Gemeinden der Umgebung decken den wirtschaftlichen Zukunft des Ortes, aber ge Annahme des Gesetzes verkündete, wur - ihren Bedarf in den zahlreichen Läden der auch der Opfer, die seine österreichfreund - de lebhafter, andauernder Beifall laut.“ Judengasse und in den christlichen Geschäf - liche Bevölkerung in der Anschlußfrage ge - ten und bringen ihre Erzeugnisse auf den bracht hatte.“ Verlautbarung des Gesetzes Markt. Ein ansehnlicher Teil der Bevölke - Berichterstatter Hans Suchard: „Matters - Die Verlautbarung des Gesetzes erfolgte rung betreibt aber auch Ackerbau, Viehzucht burg verdient es, Stadt zu werden. Abge - erst am 2. Juli 1926 ... und seit diesem Tag und Weinbau, der andere Teil erwirbt seinen sehen von der vielhundertjährigen Vergan - ist Mattersburg Stadt. Vielleicht ist es be - Lebensunterhalt als Hilfsarbeiter und ge- genheit Mattersburgs ist es in der Zeit der zeichnend für Mattersburg – und die Mat - lernte Arbeiter, darunter 800 Maurer und Zim- Anschlußbewegung ein historischer Ort ge - tersburgerInnen –, daß von großen Feiern merleute, in der Fremde, hauptsächlich in Nie- worden. Im Jahre 1918 war für Mattersburg nichts berichtet wird, vielleicht hinderten in- derösterreich. An größeren Industrieun ter - der historische Tag, da von Österreich An - terne Konflikte in der Gemeinde um die Er - nehmungen weist die Stadt nur das Mörzsche schlußfreunde hereingekommen sind, die am richtung des E-Werkes in der Kitaibelgasse Sägewerk, die Mühle Bauer und die Be triebe 6. Dezember 1918 die Heanzenrepublik pro- die Gemeindevertreter, eine große Feier mit der Maurermeister Koch und Postl auf.“ n klamierten.“ der Bevölkerung durchzu führen. http://www.mattersburg.gv.at Das Mittelburgenland brieft mit Blaufränkisch ie Sonderbriefmarkenserie der Österrei - Dchischen Post AG hat inzwischen be - reits Tradition: Jährlich rückt sie ein anderes österreichisches Weinbaugebiet in den Fo - kus. Diesmal präsentiert sie das Mittelbur - genland, die Region im Herzen des Burgen - lands, die auch als „Blaufränkischland“ be - zeichnet wird. Das Weinbaugebiet Mittelburgenland mit seinen sanften Hügeln liegt eingebettet zwi - schen der Buckligen Welt im Westen, dem Ödenburger Gebirge im Norden und dem Günser Gebirge im Süden. Vom Osten her strömt die warme, trockene Luft der panno- nischen Tiefebene und sorgt für ein ausge - Österreichische Post AG Foto: zeichnetes Rotweinklima. Auf den rund senbegleiter macht Blaufränkisch eine gute serve. Hochwertige Blaufränkisch-Weine 2117 Hektar Anbaufläche mit den Weinbau - Figur: Gerne wird er zu Wildgerichten, Lamm, weisen sehr gutes Reifepotential auf und zentren Deutschkreutz, Horitschon, Lutz - Steaks oder Hartkäsesorten serviert. Leicht können problemlos bis zu 15 Jahre gelagert mannsburg und Neckenmarkt ist dabei ein- gekühlt bereitet er auch zu sommerlichen werden. deutig Blaufränkisch der König. Grillgerichten Freude. Die Sonderbrief marke zeigt das Schloß Der spätreifende Blaufränkisch ist eine Im Mittelburgenland findet der Blaufrän - Ko bersdorf in der mittelburgenländi schen autochthone österreichische Rebsorte und kisch ideale Bodenverhältnisse vor: Sand- und Marktgemeinde. Die ursprüngliche Burg wurde bereits im 18. Jahrhundert als wert- Schotterböden und vor allem schwere, tief- wurde im 13. Jahrhundert erstmals erwähnt volle Keltersorte beschrieben. Aus Blaufrän - gründige Lehmböden können viel Wasser und um 1529 zu einem Schloß um- und kisch entstehen dunkle und gerbstoffreiche, speichern und ermöglichen körperreiche, gleichzeitig als Festungs an lage ausgebaut. kraftvolle und erdige Rotweine mit einem vollmundige Rotweine. Die hochwertigen Sonderbriefmarke ist seit 16. Juli in den sortentypischen Bukett. Charakteristisch sind gebietstypischen Blaufränkisch-Weine im Postfilialen sowie über den Online-Shop der Aromen von Brombeeren, dunklen Kirschen Mittelburgenland gliedern sich in ein drei - Post AG zu einem Nennwert von 80 Euro- und Schwarzbeeren mit würzigen Anklängen stufiges DAC-Modell: Mittelburgenland Cent erhältlich. n von Kräutern und Minze, im Abgang mit DAC, Mittelburgenland DAC mit Rieden be - http://www.philatelie.at einem markanten Tanninkern. Auch als Spei - zeichnung und Mittelburgenland DAC Re - http://www.oesterreichwein.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 58 »Burgenland Journal« Onlinedienst Bürgermeldungen

Neu in Eisenstadt: Direkte und transparente Bürgerkommunikation

tädten, Kommunen und vor allem Bür - SgerInnen steht nun ein innovativer On - line-Dienst zur Verfügung: Ob Schlaglöcher, behindertenfeindliche Gehsteigkanten, Schä - den an öffentlichen Einrichtungen oder son- stige Anliegen, Wünsche, Kritik oder Lob – alles was ärgert, kaputt, mangelhaft ist, über- haupt fehlt oder auch toll empfunden wird, kann über die gemeindeeigene Homepage oder via Apps an die zuständigen Stellen der Stadtverwaltung übermittelt werden. Die Einmeldungen können über PC oder auch über das Handy erfolgen (iPhone, iPad, Android und Windows). „Im Zeitalter mo - biler Internetnutzung ist dies ein neues, fri - sches Bindeglied zwischen Verwaltung und Bevölkerung, das von echtem Dialog und

Interesse geprägt ist“, hebt Eisenstadts Magistrat der Landeshauptstadt Freistadt Eisenstadt Foto: Bürgermeister Thomas Steiner die Bedeu - Bürgermeister Thomas Steiner: Auch Eisenstadterinnen und Eisenstädtern steht mit buerger- tung der Anwendung „Bürgermeldungen“ meldungen.com ein innovativer Online-Dienst zur Verfügung. für die direkte Kommunikation zwischen gorie zugeordnet, damit sie automatisch an in der Gemeinde eingegeben werden kön - BürgerInnen und Verwaltung hervor. die Zuständigen in der Gemeinde (Bauhof, nen, ist der Fortschritt in der Schadens be - „buergermeldungen.com“ ergänzt bzw. Polizei, Gemeindeamt, etc.) weitergeleitet hebung jederzeit für alle nachvollziehbar. unterstützt die MitarbeiterInnen in der Bür - wird. gerInnenservicestelle. BürgerInnenanliegen Beim Staatspreis 2013 ausgezeichnet werden automatisch dokumentiert und gleich - Transparente und Aktuell wird in über 90 Gemeinden in zeitig wird der Erledigungsstatus im Internet offene Dialogfunktion Österreich und Deutschland zur Kommuni - publiziert. Die EmpfängerInnen sowie alle registrier - kation zwischen Stadtverwaltung und Bür- Bereits in der Vergangenheit hat Eisen - ten BenutzerInnen haben nun die Möglich - gerInnen genutzt. 2013 wurde buergermeldun - stadt bewiesen, daß BürgerInnenbeteiligung keit, die Meldung zu kommentieren. So ent- gen.com als Kategorie-Sieger beim Staats - nicht bloß ein Schlagwort ist, sondern regel- steht ein echter Dialog zwischen BürgerInnen preis Multimedia für eGovernment und Bür - mäßig zum Einsatz kommt. „Ich denke hier und Verwaltung, der transparent und für alle gerInnenservice ausgezeichnet. n beispielsweise an die Erstellung des Stadt - einsehbar ist. Über Statusmeldungen bzw. In - http://www.buergermeldungen.com entwicklungsplans ‚Eisenstadt 2030‘, an formationen, die von den Verantwortlichen http://www.eisenstadt.at dem sich über 1000 Bürgerinnen und Bürger beteiligt und über Ideenpostkarten rund 250 Vorschläge eingebracht haben. Auch klei ne - re Projekte werden immer wieder mit der Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern und Anrainerinnen und Anrainern durchge - führt“, unterstreicht der Bürgermeister.

Mit ein paar Klicks zur Bürgermeldung Praktisch kann man sich die Nutzung der Dienstleistung so vorstellen: BürgerInnen von registrierten Gemeinden stellen Schäden oder Auffälligkeiten in ihrem Wohnort fest. Sie möchten die Verantwortlichen in der Ge - meinde davon in Kenntnis setzen und ver- fassen mit dem Handy oder über den PC eine neue Bürgermeldung. Auf Wunsch wird der Ort über GPS lokalisiert. Eine kurze Be -

schreibung wird eingegeben und einer Kate - © buergermeldungen.com

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 59 »Burgenland Journal« Spektakuläre Premiere

Am 7. Juli haben »Viktoria und ihr Husar« einander nach über 40 Jahren erstmals wieder auf der Seebühne Mörbisch geliebt, verloren und wiedergefunden. Foto: Seefestspiele Mörbisch / Jerzy Bin Die größte Ballettkompanie aller Zeiten zaubert eine prächtige Revuelandschaft auf die Seebühne Mörbisch.

enn Gräfin Viktoria und Husarenritt - Wmeister Stefan Koltay in Gedanken ihre Jugendliebe aufleben lassen und einan - der doch nicht in die Augen sehen dürfen, erstrahlt die Seebühne in düsterem Glanz, nur um sich im nächsten Augenblick zum Tummelplatz für ein kicherndes Mäusebal - lett zu verwandeln. Die gekonnte Abwechs - lung zwischen kurzweiligen Unterhaltungs - momenten und melodramatischen Szenen ist nur einer der Reize, mit denen „Viktoria und ihr Husar“ in der Inszenierung von Andreas Gergen am 7. Juli das Premierenpublikum ver zauberte. Neben Dagmar Schellenberger und Mi - chael Heim eröffneten Andreas Steppan, An -

dreas Sauerzapf, Katrin Fuchs, Peter Lesiak, Seefestspiele Mörbisch / Jerzy Bin Foto: Verena Barth-Jurca u.a. am Premierenabend Szenenfoto mit Verena Barth-Jurca (O Lia San), Rui Dos Santos (ein japanische Bonze), Peter die Spielsaison der Seefestspiele Mör bisch. Lesiak (Ferry) und Peter Vargyas (japanischer Attaché) Gezählte 832 Kostüme kombinierte Chri - die Choreograf Simon Eichenberger der mit die Bundesminister Thomas Drozda und Son - stian Floeren zu einem Ausstattungsreigen. rund 50 TänzerInnen größten Ballettkom pa - ja Hammerschmid, Landeshauptmann Hans Das Bühnenbild, ebenfalls von Christian nie, die es in Mörbisch je gegeben hat, auf Niessl, Landesrat und Festspielpräsident Hel - Floeren, wird vom 46 Meter breiten Lichtbo - den Leib geschneidert hat. mut Bieler, Ex-Bundeskanzler Franz Vra - gen einerseits und der gigantischen Revue - nitzky, Landesrat Norbert Darabos, Lotte To - treppe andererseits beherrscht. Letztere Prominente Gratulanten bisch, Heinz Zednik, Verena Scheitz, Ulrike wiegt 15 Tonnen und kann durch 3000 LEDs Auch zahlreiche prominente BesucherIn - Beimpold, Josef Hickersberger, Barbara Wus - beinahe wie ein Lichtvorhang verschiedene nen freuten sich mit Intendantin Dagmar sow und Albert Fortell, Guggi Löwin ger, Motive darstellen. Sie bildete den würdigen Schellenberger über die gelungene Premiere. Richard Lugner und viele andere mehr. n Rahmen für die opulenten Tanznummern, Dabei waren Harald Serafin mitsamt Gattin, http://www.seefestspiele.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 60 Aus Südtirol #halbzeit LH Kompatscher

Seit 9. Januar 2014 ist Arno Kompatscher Landeshauptmann. Am 7. Juli hat er auf der Franzensfeste #halbzeit-Bilanz gezogen.

igenverantwortung stärken, Menschen Emitnehmen, BürgerInnen und Unterneh - men entlasten – mit diesen übergeordneten Zielen war die neue Landesregierung iim Jän ner 2014 angetreten. Zweieinhalb Jahre Arbeit hat sie mittlerweile hinter sich, zwei- einhalb Jahre vor sich: Zur Halbzeit der Le - gislaturperiode hat auch Landeshauptmann Arno Kompatscher Zwischenbilanz gezo gen. „In den vergangenen Tagen haben die Mit - glieder der Landesregierung aus ihren Res - sorts berichtet“, so der Landeshauptmann, „ihre Bilanz ist das Ergebnis einer offenen und fairen Zusammenarbeit in der Landes re - gierung.“ Dieser Arbeitsstil kennzeichne auch seine Arbeit: „Sie ist das Ergebnis eines erfolgreichen Zusammenspiels mit den Re - gierungsmitgliedern, den Parlamentariern, den Abgeordneten im Südtiroler Landtag so - wie mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbei - tern der Landesverwaltung.“

Er sei angetreten, um eine neue Art der Foto: LPA / ohn Politik zu etablieren, gekennzeichnet durch Unabhängig, vernetzt, weltoffen und mit starkem Gemeinschaftssinn: Eine solche Entwicklung mehr Partizipation, mehr Freiraum und mehr Südtirols will Landeshauptmann Arno Kompatscher voranbringen. Glaubwürdigkeit: „Das haben wir verspro - darüber befragt. Dem klaren Ergebnis wird Reformen haben wir die davon betroffenen chen, genau das haben wir eingehalten und nun Rechung getragen.“ Dasselbe, so der Menschen und Institutionen mitgenommen. daran lassen wir uns messen.“ So seien die Landeshauptmann, gelte für die Reform des „Es galt, die Erwartungen aber auch die Verwaltungsvorgänge offengelegt und Bür - Gesundheitswesens. Auch hier gehe die Lan - Ängste der Menschen in die Entscheidungen gerIn nen an politischen Entscheidungspro - desregierung nach dem Koalitionsprogramm einfließen zu lassen“, sagte Kompatscher. zessen beteiligt worden. Und dazu zählte der vor, das vorschreibt, daß das aus sieben Kran - Das schaffe letztlich Vertrauen und erleich - Landeshauptmann auch eine lange Reihe an kenhäusern in Südtirol bestehende Netz op- tere die Umsetzung des Reformprozesses. Beispielen auf, vom Vergabegesetz über den timiert und rationalisiert werden muß. Vor „Dies bedeutet aber nicht, daß alle Wünsche Technologiepark und die Verwaltungsreform diesem Hintergrund seien nun die Leistungs - erfüllt werden – auch mal die eigenen Wün - bis hin zur Konzessionsvergabe für die profile und der Entwurf zu Landesgesund - sche nicht erfüllt zu wissen gehört zum par- Südtiroler Schutzhütten und die Neuordnung heits plan erstellt worden, und zwar unter tizipativen Kultur“, präzisierte er. der Energie. breiter Einbindung. „Wobei Einbindung Einen größeren Freiraum haben gerade „Anstatt an maßgeschneiderten Einzellö - heißt, alle Meinungen und Vorschläge an zu - die Steuererleichterungen ergeben, die sich sungen haben wir an Systemlösungen ge - hören“, stellte Kompatscher klar, „meint zwischen 2013 und 2015 nahezu verdrei - arbeitet“, sagte Kompatscher vor versam - aber nicht die Erfüllung aller Wünsche“. facht haben und im heurigen Jahr 294,5 melter Presse in einem Raum der unteren Fe - Millionen Euro betragen werden. „Dieses stung zur Vorgehensweise der Landesregie - Neue Art der Politik zusätzliche Geld hatten die Südtiroler für rung, „wir haben Rahmenbedingungen ge - Die neue Art der Politik von Landes - mehr Konsum in der Tasche, die Unterneh - schaffen, innerhalb derer sich Bürger, Un - hauptmann und seiner Regierung, nämlich men für ihre Kosten oder Investitionen zur ternehmen und unser Land freier bewegen jene der Partizipation, des Freiraums und der Verfügung“, unterstrich Kompatscher. können.“ Glaubwürdigkeit haben auch wesentlich die Selbst die Wirtschaftsförderung konnte Dabei sei der Landesregierung um Glaub - Reformen geprägt, die die Landesregierung wieder ausgebaut werden – von einem Tief - würdigkeit bemüht: „Wir setzen das Ko - in den ersten zweieinhalb Jahren umgesetzt stand im Jahr 2013 (35,6 Millionen Euro) alitionsprogramm Schritt für Schritt um. Der hat. Die Reform der Wirtschaftsförderung und auf 46,2 Millionen Euro im Jahr 2015, rund Flughafen ist eines der Beispiele dafür: Wir der Gemeindeimmobiliensteuer, das Konzept 50 Millionen werden es 2016 sein. Nicht haben – wie versprochen – alle Zahlen und für den Technologiepark, das Vergabegesetz, nach dem früheren Gießkannenprinzip, Daten auf den Tisch gelegt, ein Konzept aus- die Zusammenführung von den vier Wirt - sondern über gezielte Maßnahmen, die zum gearbeitet und bekannt gemacht, das Volk schaftsdienstleistern geht – bei sämtlichen Ausgleich der strukturellen Schwächen der

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 61 Aus Südtirol

Südtiroler KMU beitragen. Auch die Wirt - Tarifpolitik zu überdenken oder mehr Lärm- netzung und Öffnung des Landes: „Mit Ver - schaftsförderung baut auf mehr Freiraum schutzwände aufzustellen. Außerdem können netzung meine ich zum einen die Erreich - und damit auf mehr Eigenverantwortung der die Erträge in transversale Finanzierungen barkeit, aber noch viel mehr die Vernetzung Unternehmen. fließen, die die Verlagerung des Verkehrs be - auf politischer Ebene, allen voran auf Die Daten des Arbeitmarktes zeigen, daß günstigen. europäischer Ebene sowie mit Rom und Südtirol schneller aus der Krise entwachsen „Letztlich dient all dies aber nur einem Wien.“ Gerade die Flüchtlingskrise und die ist als andere Regionen. Die Einschätzungen Ziel, nämlich, daß die Südtiroler Bevölke - damit zusammenhängende Diskussion um der Unternehmer im verarbeitenden Gewer be rung zufrieden mit ihrem Leben ist, auch neue Grenzzäune hätten gezeigt, daß der über ihre Ertragslage ist laut einer Umfrage jenseits des Unmutes, der oftmals im Tages - Schlüssel, um Krisen zu meistern, in der Zu - der Handelskammer Bozen von einem Tief - geschehen laut wird“, sagte Kompatscher. sammenarbeit und in der Vernetzung liege, punkt im Jahr 2013 auf einen neuen Spit - Eine Astat-Umfrage von 2015 zeigt, daß die so der Landeshauptmann, der an die Aussage zenwert im heurigen Jahr geklettert. Südtiroler zufrieden sind – und zwar über- von Bundespräsident Fischer anläßlich sei - Das Prokopf-Bruttoinlandsprodukt von durchschnittlich stark – in puncto wirtschaft - nes Besuchs in Südtirol erinnerte, daß es der 2014 betrug in Südtirol soviel wie in den licher Situation, Arbeit und Privatleben. Vermittlung Südtirols zu verdanken sei, wenn Top-10 Regionen Europas, nämlich mehr als kein Zaun errichtet wurde. 140 Prozent des EU28-Durchschnitts. „Im Blick in die Zukunft Kompatscher erklärte, er wolle Südtirol Jahr 2015 haben wir diesbezüglich sogar Drei Punkte hat der Landeshauptmann für noch mehr zu einem Bindeglied in und für weiter zugelegt“, unterstrich Ressortdirektor Südtirols Zukunft besonders im Blick: Zum Europa entwickeln. In diesem Zusammen - Andrea Zeppa bei der Pressekonferenz. einen geht es um die Entwicklung eines un - hang kündigte er zwei Tagungen an, die das Südtirol genießt dem entsprechend eine abhängigen Landes durch eine starke Auto - Land als Brücke zwischen Nord und Süd Erwerbstätigkeitsquote von 76,7 Prozent – nomie. Mit Diplomatie und Hartnäckigkeit noch stärker etablieren sollen: Am 17. Au - die Arbeitslosenquote ist von 4,6 Prozent im habe man in den vergangenen zweieinhalb gust findet auf Schloß Prösels eine inter- ersten Quartal 2014 wieder auf 3,8 Prozent Jahren das Ziel verfolgt, die Lücken, die nationale Tagung mit dem Präsidenten der gesunken, was einer de facto Vollbeschäfti - durch die Verfassungsreform von 2001 ent- Europäischen Kommission Jean-Claude gung entspricht. Damit steht Südtirol be - standen sind, zu schließen und die auto- Juncker statt. Am 5. September soll auf Schloß deutend besser da als das Trentino oder das nomen Zuständigkeiten auszubauen, sagte Sigmundskron anläßlich „70 Jahre seit Un - übrigen Italien. Es scheut aber auch nicht den Landeshauptmann Kompatscher und legte terzeichnung des Gruber-Degasperi-Abkom - Vergleich mit starken Nachbarn wie Tirol, eine Erfolgsbilanz vor: Die ausschließliche mens“ eine internationale Tagung abgehal - Vorarlberg und Bayern. Zuständigkeit im Bereich der Lokalsteuern ten werden. Erwartet werden der österrei chi - Mehr Freiraum auch in Zukunft hat und Lokalfinanzen konnte gesichert werden. sche Außenminister Sebastian Kurz und der schließlich Südtirol mit dem Sicherungspakt Die neue Finanzregelung mit internationaler italienische Außenminister Paolo Gentiloni. erreicht. Anstatt mit neuen Abgaben an den Absicherung durch den Briefwechsel zwi - Als wichtige Bausteine in der Vernetzung Staat rechnen zu müssen, ist Südtirols Bei - schen Italien und Österreich bringe Südtirol zählte der Landeshauptmann die Europare - trag an den Staat festgeschrieben und inter- Planungssicherheit. Neun Durchführungsbe - gion und die EUSALP auf. Er verwies auf national verankert. Versuche des Staates, den stimmungen zum Autonomiestatut, darunter die sehr gute Zusammenarbeit mit den Lan - Sicherungspakt zu umgehen und neue Ab - jene für die öffentliche Auftragsvergabe, den deshauptleuten Ugo Rossi und Günther Plat - gaben einzuführen, haben beim Verfassungs - Übergang des Stilfserjoch Nationalparks und ter und erinnerte daran, daß in der zweiten gericht eine Abfuhr erhalten. Damit könne den Handel, stärken die Autonomie. Mit elf Hälfte der Legislaturperiode Südtirol die das Land Südtirol sicher sein, daß es auch in Staatsgesetzen wurden dem Land Zuständig - Prä sidentschaft in der Europaregion überneh - Zukunft keine Eingriffe des Staates in seine keiten übertragen oder Kompetenzen zuer - men werde. Auch in der 48 Regionen zäh - Finanzautonomie befürchten muß. kannt, beispielsweise im Rahmen der ge - lenden Makroregion Alpen habe das Land Ähnlich ist die Lage bei der Strompolitik. samtstaatlichen Schulreform. Verantwortung in wichtigen Arbeitsgruppen „Die Wasserkraft ist endlich wieder in un - „Im Jahr 2016 wurden nur fünf Prozent übernommen. serer Hand, ohne staatliche Konzerne, die der Regional- und Landesgesetzte von der Re - „Die Politik muß die Sehnsüchte, Ängste unseren Gestaltungsspielraum einengen“, gierung angefochten, unter der Regierung und Hoffnungen der Menschen erkennen. sagt Kompatscher. Mit der Übertragung von Monti waren es 18 Prozent“, so Kompat scher. Die Richtschur politischer Entscheidungen Quoten der neuen Stromgesellschaft Alperia Innerhalb 2017 rechnet er mit dem Erlaß wei - dürfen aber niemals Einzelinteressen sein, an die Gemeinden, sorgen wir zudem für terer sieben Durchführungsbestimmungen, sondern das Allgemeinwohl.“ Mit diesen mehr finanzielle Autonomie auch auf Ge - darunter jene zur Jagd, zur Ortsnamenge bung Worten leitete der Landeshauptmann den drit - mein deebene. und zur Raumordnung. Als größte autonomie - ten Punkt ein: auf Gemeinschaftssinn bau en. „Selbst bei der Konzessionsvergabe für politische Herausforde rung bezeichnete er die Dies bedeute, auch unangenehme Ent schei - die A22 ist uns etwas geglückt, was wir uns staatliche Verfassungs reform und die an - dungen zu treffen: „Und solche haben wir ge - ursprünglich fast nicht trauten, ins Koali - schließende Überar beitung des Autonomie - troffen und werden auch weitere treffen müs - tionsprogramm aufzunehmen. Denn es sah sta tuts. Dabei erin ner te er an die Schutz - sen.“ Aber es gelte immer, das große Ganze anfänglich sehr unwahrscheinlich aus, daß klausel, die bei einer Verfassungsreform Süd - im Auge zu behalten und „enkel- oder we - dies je gelingen könnte“, sagte Kompatscher. tirols Status quo bis zur Anpassung des nigsten kindertaugliche“ Entscheidungen zu Die Kontrolle über die Brennerautobahn be - Auto nomiestatuts garantierten. treffen. Ein zukunftsfähiges Südtirol kön ne deute auch, Maßnahmen im Sinne der Bür - Der zweite Punkt, an dem der Landes - nur auf eine Solidargemeinschaft bauen. n gerInnen zu ergreifen – beispielweise die hauptmann weiter arbeiten will, ist die Ver - http://www.provinz.bz.it

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 62 Wirtschaft Mittelfristige Prognose der österreichischen Wirtschaft

Schwieriges internationales Umfeld bremst Konjunkturaufschwung in Österreich – Institut für Höhere Studien (IHS) prognostiziert für 2016 bis 2020

or dem Hintergrund einer wenig dyna- kannt war. Das Institut geht davon aus, daß Privater Konsum Vmischen Weltwirtschaft erwartet das die Wirtschaftsleistung in Österreich im Jahr In den vergangenen fünf Jahren hat der IHS ein verhaltenes Wachstum der österrei - 2020 um 0,5 % niedriger sein wird, als es private Konsum in Österreich kaum expan - chischen Wirtschaft. Im Zeitraum 2016 bis ohne Brexit der Fall wäre. diert (0,3 %). Dies resultierte primär aus der 2020 dürfte das BIP in Österreich somit um schwachen Dynamik der verfügbaren Ein - durchschnittlich 1,4 % zulegen, nach 1,1 % Produktion kommen (niedriges Wachstum der Kapital - in den vergangenen fünf Jahren. Während Als Teil der mittelfristigen Prognose er - einkommen und kalte Progression). Dieser von der Außenwirtschaft nur geringe Wachs- mittelt das Institut das Produktionspotential Effekt wurde zum Teil durch eine reduzierte tumsimpulse ausgehen, zieht die Binnen- (Wirtschaftsleistung bei Normalauslastung) Sparquote der Haushalte abgefedert. Im Pro - nachfrage merklich an. Die Arbeitsmarktlage der österreichischen Wirtschaft. Im Zuge der gnosezeitraum stützen die Steuerreform und bleibt äußerst angespannt. Zwar dürfte das schwachen Wirtschaftsentwicklung in den die Entwicklung der Realeinkommen die Beschäftigungswachstum kräftig ausfallen, vergangenen Jahren hat sich das Wachstum Kaufkraft. Die private Konsumnachfrage der Zuwachs reicht jedoch nicht aus, um den des Produktionspotentials abgeschwächt und dürf te daher merklich anziehen (1,2 %). Die Anstieg des Arbeitskräfteangebots vollstän - im Jahr 2015 nach Einschätzung des In stituts Einkommensentwicklung erlaubt es den dig zu absorbieren. Mit 9 ¾ % am Ende des 1 % betragen. Der technische Fortschritt hat Haushalten, die Sparquote leicht anzuheben. Prognosezeitraums bleibt die Arbeitslosen - kaum mehr zum Wachstum der Wirtschaft Diese dürfte am Ende des Jahrzehnts knapp quote gemäß nationaler Definition auf einem beigetragen. Bis zum Ende des Pro - 9 % ausmachen. sehr hohen Niveau. Das Ziel eines annä - gnosezeitraums sollte sich das Potential - hernd ausgeglichenen öffentlichen Haushalts wachstum leicht auf 1 ¼ % beschleunigen. Investitionen wird voraussichtlich erst gegen Ende des Ausgehend von einer negativen Produk - Seit dem Jahr 2012 sind die Bruttoin - Pro gnosezeitraums erreicht. Notwendig sind tionslücke von 1 % im Jahr 2015 verringert vestitionen in Österreich kaum gewachsen. weitere Reformschritte im öffentlichen Sek - sich die Lücke bis zum Ende des Progno - Während die Bauinvestitionen in den letzten tor zur Stärkung des Wachstumspotentials sezeitraums auf 0,4 %. Dies impliziert, daß drei Jahren rückläufig waren, zeigte sich der österreichischen Wirtschaft. die Wirtschaftsleistung nur geringfügig ra - bereits im Vorjahr ein leichter Aufwärtstrend scher als das Produktionspotential zunimmt. bei den Ausrüstungsinvestitionen. Die gün- Gebremste Konjunktur Der Prognose liegt die Erwartung einer stigen Finanzierungskonditionen, der hohe Die hohe Unsicherheit bremst gegenwär - nur sehr moderaten Entwicklung der Welt - Bedarf an Ersatzinvestitionen sowie die auf- tig die Dynamik der Weltkonjunktur. Auch konjunktur zugrunde. Die US-Wirtschaft be - grund des starken Zuzugs steigende Wohn - in den kommenden Jahren dürfte die globale findet sich auf einem stabilen Wachstums - baunachfrage sollten belebend auf die In - Wirtschaftsleistung nur verhalten expandie - pfad und sollte im Prognosezeitraum ein vestitionen wirken. Allerdings sind auch die ren. Somit erwartet das Institut für den Zeit - durchschnittliches Wachstum von 2 ¼ % er - hohe Unsicherheit über die weitere Entwick - raum 2016 bis 2020 ein Wachstum des rea - zie len. Im Euroraum hat sich der Wirt - lung der Weltwirtschaft und das gegenwärtig len Bruttoinlandsprodukts in Österreich von schaftsaufschwung merklich verfestigt, al - noch geringe Unternehmervertrauen zu be - durchschnittlich 1,4 % pro Jahr. Die mittel- lerdings dämpft der Brexit die Wachstums - rücksichtigen. Vor diesem Hintergrund er - fristige Vorausschau übernimmt traditioneller - aussichten. Somit erwartet das Institut ein wartet das Institut ein durchschnittliches weise die Werte der kurzfristigen Prognose durchschnittliches Wachstum von 1,4 %. Wachstum der Anlageinvestitionen von knapp vom Juni für die ersten beiden Jahre und Profitieren sollte die europäische Wirtschaft 2 % pro Jahr. Die Ausrüstungsinvestitionen erweitert den Prognosehorizont um drei Jah - dabei von einem niedrigeren Ölpreis (58 US- dürften dabei um knapp 2 ½ % pro Jahr re. Nach jeweils 1,5 % in den Jahren 2016 Dollar je Barrel) und einem schwächeren zulegen. Mit einer durchschnittlichen Wachs - und 2017 sollte die Wachstumsrate im rest - Euro-Dollar-Wechselkurs (1,09). In den tumsrate von 1 ¼ % beleben sich auch die lichen Prognosezeitraum 1 ¼ % ausmachen. OECD-Ländern dürfte die Wirtschaft um Bauinvestitionen. Mit 1,4 % fällt das Wirtschaftswachstum um durch schnittlich 2 % zulegen. In den Schwel - ¼ Prozentpunkt höher aus als im Durch - lenländern wird sich die wirtschaftliche Welthandel und Export schnitt der vergangenen fünf Jahre und ent- Dynamik allerdings abschwächen. Mit 6 % In den letzten Jahren hat sich der Welt - spricht dem im Euroraum. Bei der Interpre - sollte das mittelfristige Wachstum in China handel nur äußerst schleppend entwickelt. tation der zeitlichen Wachstumsdynamik ist um 1 ¾ % geringer als in den vergangenen Die Handelsintensität, bezogen auf das glo - aber zu berücksichtigen, daß in der Juni-Pro - fünf Jahren ausfallen. Insgesamt ergibt sich bale Wachstum, hat sich deutlich verringert. gnose der Austritt des Vereinigten König - somit ein Wachstum der globalen Wirtschaft Vom Welthandel werden auch im Prognose - reichs aus der EU (Brexit) noch nicht be - von 3 ¼ %. zeitraum nur verhaltende Impulse auf die ös -

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 63 Wirtschaft terreichische Exportwirtschaft ausgehen. Veränderungen gegenüber dem Vorjahr in Prozent Der geringere Außenwert des Euro sowie die Stabilisierung im Euroraum sollten belebend wirken. Für den Prognosezeitraum erwartet das Institut ein durchschnittliches Wachstum der Gesamtexporte von gut 3 %, die Waren - exporte legen dabei mit dem gleichen Tempo zu. Angetrieben von der kräftigen Binnen - nachfrage dürften die Importe um durch- schnittlich 3 ½ % wachsen. Im Einklang mit der Tendenz zum Abbau der außenwirt- schaftlichen Ungleichgewichte im Euroraum geht von der Außenwirtschaft im Prognose - zeitraum somit ein neutraler Wachstums - beitrag aus.

Inflation Mit einer durchschnittlichen Inflations - rate von 1 ¾ % erwartet das Institut eine moderate Teuerung im Prognosezeitraum. Ausgehend von 1 % im laufenden Jahr be - schleunigt sich der heimische Preisauftrieb bis zum Ende des Jahrzehnts auf 2 %. Das Institut unterstellt dabei, daß von den inter- nationalen Rohstoff- und Energiepreisen keine ausgeprägten preistreibenden Impulse ausgehen. Dies gilt vor dem Hintergrund der hohen Arbeitslosigkeit wohl auch für die heimischen Lohnstückkosten. Für eine ver- haltene Inflationsentwicklung spricht auch die negative Produktionslücke. Die Progno - se impliziert, daß das Inflationsdifferential zum Durchschnitt des Euroraums über die Zeit merklich abnimmt.

Arbeitslose Die schwache Konjunktur der Vorjahre und das äußerst kräftig gestiegene Arbeits - Quelle: Statistik Austria, eigene Berechnungen *) absolute Werte kräfteangebot haben zu einem historischen Höchststand bei der Arbeitslosenquote in etwa stagnieren. Für den Jahresdurch - die gesamtstaatliche Defizitquote von 1,1 % geführt. Zusätzlich finden sich Hinweise auf schnitt 2020 wird eine Quote von 9.7 % im Jahr 2015 in diesem Jahr auf 1,8 %. Erst strukturelle Probleme am österreichischen erwartet. Laut Eurostat-Definition wird die gegen Ende des Prognosezeitraums wird die Arbeitsmarkt (Langzeitarbeitslosigkeit, Mis- Arbeitslosigkeit dann 6.2 % betragen und Defizitquote unter 1 % fallen und das Ziel Match). Im Prognosezeitraum sollte die damit den Wert von 2015 um ½ Prozent - eines strukturell ausgeglichen Haushalts er - Beschäftigungsnachfrage mit einem durch- punkt übersteigen. reicht. schnittlichen Wachstum von 1,2 % kräftig Aus Sicht des Instituts stellt die Steuer - bleiben. Dies reicht aber nicht aus, um das Öffentlicher Haushalt reform um einen ersten Schritt in einer Reihe weiterhin steigende Arbeitskräfteangebot, Die fiskalischen Wirkungen der Steuerre - notwendiger Reformen zur Verbesserung der insbesondere aus den ost- und mitteleuro - form und die Anstrengungen zur Erzielung Qualität des Wirtschaftsstandortes dar. Eine päischen EU-Mitgliedsstaaten, vollständig eines weitgehend ausgeglichenen Staatshaus - merkliche Absenkung der Lohnnebenkosten zu absorbieren. Zu beachten ist auch der halts prägen weiterhin die Entwicklung der würde die Beschäftigungsnachfrage kräfti - starke Zustrom von Asylwerbern. Internatio - öffentlichen Haushalte. Die Zusatzkosten gen. Steuerliche Anreize für eine verstärkte nale Erfahrungen legen nahe, daß die Inte - aufgrund der Flüchtlingskrise erhöhen zwar Investitionstätigkeit erscheinen hilfreich, gration von Flüchtlingen in den Arbeits - die Ausgaben, jedoch bringt das gegenwärtig allerdings ist auf allfällige Mitnahmeeffekte markt schwierig ist und länger dauert als bei extrem niedrige Zinsniveau eine kräftige zu achten. Aus ökonomischer Sicht ist die Zuwanderung aus anderen Motiven. Nach Entlastung für die öffentlichen Haushalte. Absenkung der Bankensteuer angebracht, 9,1 % im Vorjahr dürfte die Arbeitslo sen - Das Institut geht weiterhin davon aus, daß um die Doppelbelastung durch die Zahlun - quote (nationale Definition) bis zum Jahr die Maßnahmen zur Finanzierung der Steuer - gen an den EU-Fonds zu vermeiden. Vor 2018 auf 9.9 % ansteigen und anschließend reform erst verzögert wirken. Folglich steigt dem Hintergrund der weiterhin hohen Abga -

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 64 Wirtschaft benlast bei gleichzeitig hoher Staatsver - Durchschnittliche Veränderungen gegenüber dem Vorjahr in Prozent schuldung sollten die derzeitigen Neuver - handlungen des Finanzausgleichs dazu ge - nutzt werden, die Finanzbeziehungen zwi - schen den verschiedenen Gebietskörperschaf - ten zu entflechten. Durch eine anreizkom- patiblere Verteilung der Kompetenzen und eine Beseitigung von Mehrfachzuständig - keiten können die Transparenz erhöht und die Weichen für eine effizientere öffentliche Verwaltung gestellt werden. Generell ist es notwendig, daß durch Reformen alle Effi - zienzpotentiale im öffentlichen Bereich ge - hoben werden, sodaß die notwendigen zu - kunftsorientierten öffentlichen Investitionen (etwa in den Bereichen Bildung, Forschung und Entwicklung) finanziert werden können. Weiters ist eine nachhaltige Rückführung der Staatsschulden erforderlich. Dies sollte das Vertrauen internationaler Investoren erhalten und damit auch zukünftig im inter- nationalen Vergleich günstige Refinanzie - rungskonditionen sichern sowie Spielraum für das Wirken automatischer Stabilisatoren schaffen.

Gegenwärtig herrscht hohe Unsicherheit Die Prognoserisiken sind beträchtlich und überwiegend abwärts gerichtet. Gegenwärtig herrscht hohe Unsicherheit. Das größte Ri - siko für die europäische Konjunktur betrifft die wirtschaftlichen Folgen des Austritts des Vereinigten Königreichs aus der EU. Eine ausgeprägte und langandauernde Rezession im Vereinigten Königreich hätte merkliche negative Auswirkungen auf die Haupthan - delspartner. Starke und anhaltendende Tur - bulenzen an den Finanzmärkten sowie pro- Quelle: Eurostat, IWF, OECD, CPB, nationale statistische Ämter, eigene Berechnungen tektionistische Tendenzen im internationalen **) MOEL-5: Polen, Slowakei, Tschechien, Ungarn, Slowenien; NMS-6: Polen, Tschechien, Ungarn, Bulgarien, Rumänien, Kroatien Handel würden die Wirtschaftsentwicklung **) absolute Werte spürbar verlangsamen. Daneben bestehen wei tere Risiken für die Weltkonjunktur. Ge - zu Blasen auf den Aktien- und Immo bi - Wirt schaftsstandorts könnten die Stimmung genwärtig scheint sich die Entwicklung in lienmärkten führen. der Wirtschaftsakteure verbessern und damit den Schwellenländern zu stabilisieren. Ein die Nachfrage erhöhen. Aufgrund der schwa - kräftiger Einbruch in China könnte aber die Heimische Risiken chen Konjunktur in den Vorjahren besteht Dynamik der globalen Wirtschaft nachhaltig Hinsichtlich der heimischen Risiken gibt die Möglichkeit, daß das Produktionspo - verlangsamen. Eine Ausweitung der geo- es Hinweise, daß sich die Stimmung der tential der österreichischen Volkswirtschaft politischen Konflikte im Nahen Osten und in Unternehmer etwas aufhellt. Es besteht aber durch das verwendete Ermittlungsverfahren Nordafrika (IS-Terrorismus und Flüchtlings - das Risiko, daß das Vertrauen wieder nach- etwas unterschätzt wird. n krise) könnte die Wirtschaftsstimmung wei - läßt und die Investitionsneigung gering bleibt. Das IHS ist ein unabhängiges, nicht ge - ter trüben und wohl auch zu einer Erhöhung Hierbei ist auch zu beachten, daß sich die winnorientiertes Forschungsinstitut, das die der Energiepreise führen. Die polit-ökono - preisliche Wettbewerbsfähigkeit Österreichs Expertise von ÖkonomInnen, SoziologInnen mischen Probleme in der EU (Aufteilung der im Euroraum in den letzten Jahren verschlech - und PolitikwissenschafterInnen vereint, um Flüchtlinge, Vollendung der Bankenunion, tert hat. Die Sparquote könnte deutlich stär - grundlegende Problemstellungen in Wirt - Schuldenkrise, Ausgestaltung der europäi - ker steigen als erwartet und damit die heimi - schaft, Politik und Gesellschaft zu untersu - schen Institutionen) halten die Unsicherheit sche Konsumnachfrage dämpfen. Dem ge - chen. Es wird aus Mitteln der Bundesregie - der Wirtschaftsakteure hoch. Eine zu expan - genüber stehen aber auch Aufwärtsrisiken. rung sowie anderen öffentlichen Einrichtun - sive Geldpolitik der EZB könnte mittelfristig Reformen zur Stärkung der Qualität des gen finanziert. http://www.ihs.ac.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 65 Wirtschaft Binnennachfrage stützt Wirtschaftswachstum im II. Quartal

emäß der aktuellen Schnellschätzung Laut der im europäischen Vergleich maß- Die exportgetragene Industriekonjunktur Gdes Österreichische Instituts für Wirt - geblichen volatileren Veränderungsrate schwächte sich Ende 2015 und Anfang 2016 schaftsforschung (WIFO) wuchs die öster - (bereinigt laut Eurostat-Vorgabe)2) zeigte ab, wenngleich der Außenhandel zuletzt rei chische Wirtschaft im II. Quartal 2016 sich für das II. Quartal, nach einem kräftigen wieder etwas an Dynamik gewann. Sowohl gegenüber dem Vorquartal um 0,3 % (nach Anstieg zu Jahresbeginn von 0,6%, keine die Importe (+0,6 %) als auch die Exporte +0,4 % im I. Quartal). weitere Beschleunigung mehr. (+0,5 %) wurden ausgeweitet; der Wachs - Die größten Wachs tums impulse gingen Das Wachstum wurde in Österreich in tumsbeitrag des Außenhandels zum BIP war erneut von der Bin nennachfrage aus, sowohl den letzten Monaten erneut vor allem durch aufgrund des stärkeren Wachstums der der Konsum als auch die Anlage in ve - die Ausweitung der Konsum- und Investi - Importe erneut negativ. stitionen wurden ausgeweitet. Die Indu - tionsnachfrage gestützt. Der Konsum der pri- Spiegelbildlich zur schwächeren Entwick - striekonjunktur schwächte sich zuletzt leicht vaten Haushalte entwickelte sich im 1. lung der Exporte ließ auch die Belebung der ab. Halbjahr positiv, die Nachfrage stieg sowohl Industriekonjunktur zu Jahresbeginn leicht Das österreichische BIP wuchs im II. im I. als auch im II. Quartal um 0,3 %. nach. Das Wachstum der Sachgüterer zeu gung Quartal 2016 gegenüber der Vorperiode um Sondereffekte wie die mit Jahresbeginn um - verlangsamte sich auf +0,5 % im II. Quartal 0,3 %1). Die Schnellschätzung des WIFO gesetzte Steuerreform sowie Einsparungen (I. Quartal +0,7 %). Nach der schwachen zum Wirtschaftswachstum im II. Quartal aufgrund weiterhin niedriger Energiepreise Entwicklung der vergangenen zwei Jahre 2016 berücksichtigt bereits den jüngst von dürften die Ausgabenbereitschaft erhöht verzeichnete hingegen die Bauwirtschaft Statistik Austria publizierten Jahreswert für haben. Auch die öffentlichen Konsumausga - positive Impulse, die Wertschöp fung stieg 2015 (+1,0 %) sowie die Revisionen für ben wurden ausgeweitet (+0,2 %). im II. Quartal um 0,5 %. Ebenfalls positive 2014, 2013 und 2012. Für das I. Quartal Seit 2015 investieren die heimischen Un - Beiträge zum Wirtschaftswachstum lieferten 2016 ergab sich nach Aktualisierung nun - ternehmen wieder vermehrt. Die Nachfrage die Marktdienstleistungen. Im Handel stieg mehr eine leichte Abwärtsrevision auf real nach Bruttoanlageinvestitionen, welche auch die Wertschöpfung um 0,5 %, in der Be her - +0,4 % (bisher +0,5 %). Mit dem Wachstum Ausrüstungs- und Bauinvestitionen umfas - bergung und Gastronomie um 0,4%. n von 0,3 % setzte sich die aufwärtsgerichtete sen, stieg zuletzt um 0,8 %. Damit hielt die http://www.wifo.ac.at Grunddynamik der Konjunktur im II. Quar - Erholung nach dem Einbruch im Jahr 2014 1) Trend-Konjunktur-Komponente. tal leicht verlangsamt fort. an. 2) Saison- und arbeitstagsbereinigt

OeNB rechnet mit deutlichem Inflationsanstieg ab August ie Inflationsrate Österreichs ist in den 2015 deutlich gesunkenen Energiepreise Laut Eurostat-Daten liegt das österrei chi - Dletzten Monaten erwartungsgemäß wirken sich in der zweiten Hälfte 2016 in - sche Preisniveau über dem Euroraum- deutlich gesunken. Mit 0,6 % im Mai lag sie flationssteigernd aus. Zudem erhöht die im Durchschnitt. Vor allem bei Erziehung und jedoch über dem Euroraum-Durchschnitt Rahmen der Steuerreform angehobene Mehr - Unterricht, Nahrungsmitteln, Gesundheits - und ließ damit keine deflationären Tenden - wertsteuer für Beherbergungs- und Kultur - pflege sowie Freizeit und Kultur zählt Öster - zen erkennen. Ab August wird die Inflations - dienstleistungen die Inflationsrate 2016 und reich zu den teuersten Euroraum-Ländern. rate wieder ansteigen, weil vor allem preis- 2017 um insgesamt 0,2 Prozentpunkte. Das Schwerpunktthema dieser Ausgabe von dämpfende Effekte wegfallen werden. Zu - „Inflation aktuell“ untersucht den Einfluß dem wird in der aktuellen Ausgabe von der Betriebsgröße im Einzelhandel auf das „Inflation aktuell“ untersucht, wie im Ver - Konsumentenpreisniveau. gleich der Euroraum-Länder Preisniveau Im Querschnitt der Euroraum-Länder und Betriebsgröße im Einzelhandel kor relie - zeigt sich eine positive Korrelation zwischen ren. der Größe der Betriebe und dem Konsumen - Die Oesterreichische Nationalbank tenpreisniveau. Der österreichische Einzel - (OeNB) erwartet in ihrer aktuellen Prognose handel verfügt nach allen analysierten Mas- für das Jahr 2016 eine HVPI-Inflationsrate sen für die Betriebsgröße im internationalen von durchschnittlich 1,0 %, gefolgt von Vergleich über relativ große Einzelhandel - einem Anstieg auf 1,7 % im Jahr 2017 und sbetriebe. 1,9 % im Jahr 2018. Bis August 2016 wird Das in Österreich relativ hohe Preis - die Inflationsrate allerdings weitgehend niveau könnte also auf die hohe Kon zen - stabil bei rund 0,6 % bleiben. Anschließend tration im österreichischen Einzelhandel wird sich die Teuerung in erster Linie auf- zurückzuführen sein, da Marktkonzentration grund des erwarteten Anstiegs der Import - Preiserhöhungen tendentiell erleichtert. preise deutlich beschleunigen. Dafür ist ne - „Inflation aktuell“ ist ein vierteljährlich ben ansteigenden Rohstoffpreisen bei Ener - erscheinender Bericht der Oesterreichischen gie und Nahrungsmitteln auch ein starker Nationalbank zur Inflation in Österreich. n

Basiseffekt verantwortlich: Die seit Mitte © OeNB http://www.oenb.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 66 Wirtschaft Mehr als 17 Mio. Nächtigungen in der Sommervorsaison 2016

Vorläufige Ergebnisse von Statistik Austria

m ersten Halbjahr 2016 verzeichnete der Die Statistik stand bedeutendste Markt Deutschland Iheimische Tourismus neue Höchstwerte Für die Sommervorsaison 2016 (Mai und konnte um 2,0 % auf 6,02 Mio. zulegen, bei Ankünften und Nächtigungen. Auch der Juni) wurden – wie bereits erwähnt – laut ebenso der zweitwichtigste Markt Schweiz Start in die Sommersaison ist geglückt. „Das vorläufigen Ergebnissen von Statistik Au - bzw. Liechtenstein (+1,2 %). Die höchsten Tourismusland Österreich ist attraktiv und in - stria 17,31 Mio. Gästenächtigungen gemel - relativen Nächtigungsrückgänge verzeich - ternational wettbewerbsfähig“, sagte Wirt - det, um 0,9 % mehr als im selben Zeitraum neten Gäste aus Rußland (-21,7 %) und aus schafts- und Tourismusminister Reinhold des Vorjahres. Damit wurden in der Som - Italien (-12,0 %). Mitterlehner zu den am 27. Juli veröffent- mervorsaison zum zweiten Mal in Folge lichten Zahlen der Statistik Austria. Im er - mehr als 17 Mio. Nächtigungen registriert Mai und Juni sten Halbjahr gab es ein Plus von 4,2 Prozent (Mai bis Juni 2015: 17,17 Mio.). Im Ver - Für Juni 2016 wurden 9,29 Mio. Über - auf insgesamt 70,8 Millionen Nächtigungen. gleich zur Vorjahresperiode nahmen inlän - nachtungen registriert, was einem Rückgang Bezogen auf Mai und Juni gab es einen An - dische Gästenächtigungen zu (+2,7 % auf von 5,8 % im Vergleich zum Juni 2015 ent- stieg von knapp einem Prozent auf 17,31 6,17 Mio.), während die Zahl ausländischer spricht. Der frühe Ostertermin und die dar- Mil lionen Nächtigungen. Gästenächtigungen weitgehend unverändert aus resultierenden Feiertagsverschiebungen Aufgrund der guten Buchungslage ist blieb (-0,1 %). Auch die Zahl der Gäste vom letztjährigen Juni in den diesjährigen Mit terlehner derzeit auch für den weiteren erreichte in der Periode Mai und Juni 2016 Mai führten zu Zuwächsen der Nächtigun - Sommer-Verlauf optimistisch. „Urlaub im mit 6,17 Mio. (+0,7 %) einen neuen Höchst - gen im Mai 2016 (+9,8%) und zu ent- eigenen Land boomt. Damit bleibt viel wert. sprechenden Rückgängen im aktuellen Kaufkraft in Österreich“, hebt Mitterlehner Berichtsmonat Juni. angesichts der steigenden Nächtigungs- und Unterkunftsarten Gästezahlen aus dem Inland hervor. Einer - Eine Analyse nach Unterkunftsarten zeigt, Erstes Halbjahr 2016 seits biete Österreich ein vielfältiges An ge - daß vor allem in den gewerblichen und pri- Für das bisherige Kalenderjahr 2016 bot, das durch die Investitionen der Betriebe vaten Ferienwohnungen mit +6,1 % bzw. (Jänner bis Juni 2016) lagen rund 70,75 Mio. laufend erweitert werde. Andererseits zeige +4,8 % die höchsten Zuwächse verzeichnet Übernachtungen vor, was einem Zuwachs sich auch die Tendenz, daß in Krisenzeiten wurden, während 3-Stern-Betriebe und Pri - von 4,2 % entspricht. Die positive Zwi - der Reiseradius enger werde. vatquartiere mit -0,3 % bzw. -1,2 % leicht schenbilanz war vorwiegend auf den wich - rückläufig waren. Die nächtigungsmäßig tigsten Herkunftsmarkt Deutschland zurück- Nachbarn und UK legen zu wichtigste Betriebskategorie der 5-/4-Stern- zuführen, der im bisherigen Kalenderjahr Besonders stark punktet Österreich auch Betriebe entwickelte sich positiv (+0,4 %). um +4,9 % (+1,26 Mio. Nächtigungen) bei deutschen Gästen, die wieder öfter nach zulegen konnte. Auch für die Zahl der in län - Österreich kommen. Ihre sechs Millionen Herkunftsmärkte dischen Gästenächtigungen wurde eine Zu - Nächtigungen in der Sommer-Vorsaison ent- Die einzelnen ausländischen Herkunfts - nahme auf 17,56 Mio. gemeldet (+3,3%). sprechen einem Plus von zwei Prozent. Eben - märkte entwickelten sich in der Sommer - Die Zahl der Ankünfte nahm um 4,4% auf falls Zuwächse verzeichneten zuletzt die vorsaison recht unterschiedlich: Der mit Ab - 19,59 Mio. zu. n Nächtigungen aus wichtigen Herkunftslän - dern wie der Schweiz (plus 1,2 Prozent) und dem Vereinigten Königreich (plus 1 Pro - Weinexporte 2015 stagnierten erntebedingt zent). Damit können in der Gesamtbilanz auch die Rückgänge aus anderen Ländern ach acht Jahren des ungebrochenen Be trachtung bedürfen. So gab es bei den Qua - wie den Niederlanden, Italien oder Rußland NWachstums sind Österreichs Weinex - litätsweinen in Flaschen auch 2015 wieder wettgemacht werden. porterlöse 2015 erstmals leicht zurückge gan - deutliche Zuwächse, wobei vor allem die „Einmal mehr zeigt sich, daß unsere Tou - gen. Die finalen Zahlen 2015 belau fen sich lt. Rotweine mit einem Plus von fast 4 Mio € rismuswirtschaft selbst in einem schwierigen Statistik Austria auf 143 Mio € und 48 Mio (+13,5%) positiv überraschten. internationalen Umfeld Höchstleistungen Liter. Für Experten ist dies keine Überra - Faßwein, Weine ohne nähere Herkunfts - bringt. Ihr Angebot und ihre Servicequalität schung, denn der schwierige, auch mengen- be zeichnungen und auch Prädikatsweine machen den entscheidenden Unterschied mäßig kleine Jahrgang 2014 hinterläßt nun gingen hingegen zurück. Richtiggehende aus. Daher unterstützen wir die Betriebe mit auch in der Exportbilanz seine Spuren, wenn - Einbrüche gab es beim Schaumweinexport einem breiten Angebot an zinsgünstigen gleich das Umsatzminus mit 1,1% gegen- und vor allem beim Perl wein, was von Bran - Finanzierungen und verstärktem Marketing über 2014 geringer als befürchtet ausfiel. cheninsidern nur mit Ver mutungen über die durch die Österreich Werbung“, betont Die Exportstatistik 2015 weist jedoch Entwicklung gewisser in dustrieller Frizzan - Reinhold Mitterlehner. einige Auffälligkeiten aus, die einer näheren teprodukte erklärt wird. n

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 67 Chronik 100.000 bei der OÖ. Landesausstellung »Mensch & Pferd« ie Begeisterung für die diesjährige OÖ. DLandesausstellung „Mensch & Pferd“ in Stadl Paura und Lambach ist ungebro - chen. So erreichten die BesucherInnenzah - len zu Ferienbeginn bereits die 100.000er Marke. „Das ist eine besonders erfreuliche Ent - wicklung, die uns zeigt, daß auch ein natur - wissenschaftliches Thema, wenn es in be - währter Weise, mittels außergewöhnlicher Inszenierung und mit hochkarätigen Expo - na ten präsentiert wird, sofort Anklang bei den Menschen findet“, so Landeshauptmann Josef Pühringer am 11. Juli anläßlich der Ehrung im Stift Lambach. Die Jubiläums be sucherInnen waren An - drea und Wolfgang Eisterlehner mit ihren Foto: Land OÖ / Kraml Kindern Anna und Lara, eine Familie aus v.l.: Gemeinderätin Renate Fuchs (Lambach), Vizebürgermeisterin Ulrike Schmeitzl (Stadl- Stadl-Paura, die sich die Landesausstellung Paura), Landeshauptmann Josef Pühringer, Bruder Severin (Benedikti ner stift Lambach), „vor der eigenen Haustür“ nicht entgehen Wolfgang und Andrea Eisterlehner mit Lara (am Arm) und Anna (davor) und Bürgermeister Klaus Hubmayer (Lambach) lassen wollte. Eingebettet in die geschichtsträchtige Eine Fülle an qualitativ hochwertigen Ex - naten garantiert die Kombination aus Kultur Architektur des Benediktinerklosters wird in ponaten, atmosphärische Rauminstallationen und Freizeit kurzweilige Familienausflüge. Lambach die Jahrtausende alte mythische, und viele interaktive Vermittlungsstationen So läßt sich zum Beispiel der Ausstellungs - kultische und künstlerische Beziehungswelt für Kinder ermöglichen es der ganzen Fami - besuch hervorragend mit einem Radausflug von Mensch & Pferd auf abwechslungs- lie, in diese „phantastische“ Geschichte ein - auf dem Römerradweg verbinden. n reiche Weise lebendig. zutauchen. Gerade jetzt in den Sommermo - http://www.landesausstellung.at Der Flug der Geierwally Hütte ines der beliebtesten Fotomotive am Ha - Efelekar ist die Geierwally Hütte. Diese wurde im Dezember 2015 aufgrund ihres de - solaten Zustandes abgetragen. „Die alte Geierwally Hütte war leider nicht mehr sanierbar. Mit der am Original orientierten Neuerrichtung wollen wir die - sem alpinen Kleinod rund um die Namens - geberin Anna Stainer-Knittel und der Alpi - nismus- sowie Filmtradition Innsbrucks neues Leben geben. Wir hoffen, daß die neue Geierwally Hütte so auch in Zukunft ihre Geschichten erzählt und Anziehungspunkt für Einheimische und Gäste bleibt“, erläuterte Innsbrucks Naturraum- und Tourismusstadt - rat Franz X. Gruber.

Originalgetreuer Nachbau Foto: Forstamt Innsbruck Über die Wintermonate haben die Mitar - Die Mitarbeiter des städtischen Forstamtes beim Wiederaufbau und der stufenweisen beiter des städtischen Forstamtes in mühe - Rekonstruktion der Geierwally Hütte. voller Detailarbeit die Hütte so original- Holz verwendet, um den Charakter der scheinungsbild gegeben sein wird. Einzig getreu wie möglich vorgefertigt. Der Trans - Geierwally Hütte zu bewahren. für das Dach kommen frische Lär chen holz - port erfolgte am Nachmittag des 5. Juli mit - Das Fundament, mit der typischen Stein - schindeln zum Einsatz, die aber schon in tels Hubschrauber an den ursprünglichen mauer, wird ori ginalgetreu um den Hütten - wenigen Monaten durch den Verwitterungs - Standort der Hütte. block aufge baut. prozeß ergrauen. Die Schindeln werden wie Für den Hüttenblock wurde eigens aus al - Tür und Fenster werden mit alten Bret - bei der ursprünglichen Hütte mit Schwerstei - ten Stadeln gut erhaltenes und geschlägertes tern gestaltet, so daß das ursprüngliche Er - nen befestigt. n

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 68 Chronik Begehbares Luftbild im Schloß Mirabell zeigt Stadt Salzburg eit 4. Juli ist das Schloß Mirabell um eine SAttraktion reicher: In der Wolf-Dietrich- Halle im Durchgang vom Schloßhof in den Mirabellgarten wird die Schau „Salzburg aus der Vogelperspektive“ gezeigt. Mittelpunkt der Ausstellung ist ein ca. 65 m² großes Luft - bild (genauer: „Orthofoto“) der Stadt Salz - burg, als begehbares Schaubild am Boden des Saals verlegt. Die Aufnahme ist im Maß - stab 1:1000 ausgeführt. Ergänzt wird die Aus - stellung durch 16 Detailansichten aus den Stadtteilen, zum Teil auch mit historischen Luftaufnahmen aus der Zeit seit dem Ende des 2. Weltkriegs. Realisiert wurde die Ausstellung in Ko - operation zwischen dem Amt für Vermes - sung und Geoinformation des Magistrats und dem Informationszentrum. Die Luftbilder bie - Foto: ten selbst für erfahrene Salzburg-KennerIn - v.r.: Baustadträtin Barbara Unterkofler, Vermessungschef Hannes Wenger sowie Werner nen überraschende Details aus der Stadt-Geo- Tuttinger und Herbert Wieser von der Lieferfirma der Bodenbeklebung bei einem ersten Lokalaugenschein in der Luftbild-Ausstellung im Schloß Mirabell. grafie, stellte Baustadträtin Barbara Unter kof - ler – für die Vermessung ressortzuständig – ges im Stadtgebiet vom März 2015. Auftrag - tenpflege und Aktualisierung der digitalen bei einem ersten Lokalaugenschein fest. Die geber war das städtische Amt für „Vermes - Stadtkarte. Sie enthält Daten zu rund 32.500 Ausstellung wird jedenfalls den heurigen sung und Geoinformation“. Die bei der Grundstücken, 26.000 Gebäu den, 23.000 Sommer über zu sehen sein. Befliegung gewonnenen Luftbilder wurden geo-codierten Adressen. Der Datenwert liegt Die Bilder dieser Ausstellung basieren zu Orthofotos mit einheitlichem Maßstab ent - bei rund 7,5 Mio Euro. n auf den Aufnahmen eines digitalen Bildflu - zerrt und dienen auch als Grundlage zur Da - https://maps.stadt-salzburg.at Neuer Elefantenbulle Shaka hat bereits Außenanlage erkundet Jahre alt, 4 Tonnen schwer und fast 25drei Meter groß: Das sind die Eck - daten des neuesten Bewohners im Tiergarten Schönbrunn. Elefantenbulle Shaka am 27. Juli aus dem Zoo Duisburg nach Wien über- siedelt und ist die neue männliche Verstär - kung für die Schönbrunner Elefantenherde. „Seit der Abreise von Tuluba Ende April leb - ten bei uns nur fünf Weibchen. Angeführt wird die Herde von unserer erfahrenen Leit - kuh Tonga. Unsere Jüngste ist die fast drei Jahre alte Iqhwa. Nun haben wir wieder einen stattlichen Bullen“, so Tiergartendirektorin Dagmar Schratter. Im Tiergarten Schön brunn wird das Europäische Zuchtbuch für Afri - kanische Elefanten koordiniert. Hier werden die Entscheidungen getroffen, wie die Ele - fantengruppen in den europäischen Zoos zusammengestellt werden. Shaka ist für die Zucht besonders inter- Foto: Tiergarten Schönbrunn/Norbert Potensky Shaka, der neue Elefantenbulle im Tiergarten Schönbrunn, erkundet das Terrain. essant. Warum das so ist, erklärt Zuchtbuch - koordinator Harald Schwammer, zoologi scher ihm zu züchten. Da wir Weibchen in un - die Weibchen kennenlernen wird, wird es al - Leiter im Tiergarten Schönbrunn. „Shaka terschiedlichen Altersstufen haben, hoffen lerdings noch dauern. Zuerst soll er sich in wurde 1991 im Kruger Nationalpark in Süd - wir, daß er bei uns für Nachwuchs sorgen Ruhe an sein neues Zuhause gewöhnen. Zeit - afrika geboren, kam 1993 in den Zoo Lis - wird. Shaka ist als im Freiland geborener weise wird er im hinteren Bereich des Ele - sabon und 1996 in den Zoo Duisburg. In Elefant genetisch für die Elefantenpopu la tion fantenparks zu sehen sein. n Duisburg ist es leider nicht gelungen, mit im Zoo sehr wichtig.“ Bis der Elefantenbulle http://www.zoovienna.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 69 Gastronomie & Kulinarisches Region Moststraße setzt auf genußvolle Kulinarik © Mostviertel Tourismus / weinfranz.at © Mostviertel Tourismus

Sanftes Mostviertel: Ausblick vom Muckenkogel auf die Hügellandschaft bei Lilienfeld

n den kommenden beiden Jahren positio - Iniert sich die Leader-Region Moststraße stärker als kulinarischer Erlebnisraum. Vor allem landwirtschaftliche Produkte sollen das Image der Region stärken und die Tou - rismuswirtschaft ankurbeln. „Die Kombina - tion von Genuß und Tourismus wirkt sich po sitiv auf Nächtigungen und die Wertschöp - fung aus“, stellt Wirtschafts- und Tourismus- Landesrätin Petra Bohuslav dazu fest. Nie - derösterreich fördert diese Maßnahmen mit - tels ecoplus-Regionalförderung unter Ein - bindung von EU-Kofinanzierungsmitteln (Leader). Mit dem Ziel, die Region Moststraße als kulinarischen Erlebnisraum für Genießer zu positionieren, setzt die Mostviertel Tourismus GmbH auf Genuß im Tourismus. Mit zahl - / weinfranz.at © Mostviertel Tourismus Feine Jausen – wie diese – bieten die Mostviertler Mostbauern ihren Gästen. reichen Maßnahmen soll so die Frequenz der Gäste im Ausflugstourismus erhöht und die sen, an Tage der offenen Tür, damit die Be - musstrategie konkret umgesetzt. Dabei läßt Nächtigungszahlen nachhaltig gesteigert sucherInnen beispielsweise bei einer Ernte sich mit regionalen Produkten der Bekannt - werden. In einem ersten Schritt werden noch dabei sein können, aber auch an Kopp - heitsgrad auch überregional steigern. Dies in diesem Jahr qualitativ hochwertige tou - lungsaktivitäten wie Kulinarik und einen Be - wiederum wirkt sich positiv bei den Nächti - ristische Produkte entwickelt. Neben der such von Ausflugszielen per Fahrrad. Im - gungen und auf die touristische Wertschöp - Bildung von Arbeitsgruppen mit Mitgliedern merhin hat die Region Moststraße mit ähn- fung aus“, bewertet Landesrätin Bohuslav aus der Gastronomie sowie den Beherber - lichen Angeboten die Nächtigungszahlen in die Kombination von Genuß und Kulinarik gungsbetrieben sollen vor allem entspre - den letzten zehn Jahren mehr als verdop - zu stimmend. chende Marketingmaßnahmen dazu beitra - pelt“, berichtet Andreas Purt in seiner Funk– Bereits in der Vergangenheit brachten zahl - gen, die geplanten Zielsetzungen zu errei - tion als Geschäftsführer der Mostviertel Tou - reiche Events wie der „Tag des Mostes“ oder chen. rismus GmbH. „Die Moststraße brennt“ bis zu 100.000 Gä - „Wir möchten vermehrt die Gäste invol- „Mit einer neuen Angebotsgestaltung, die ste in die Region. n vieren und ihnen Erlebnisse bieten. Dabei bewußt auf das Wohlbefinden der Gäste ab - http://www.mostviertel.at denken wir an zwei bis dreitägige Genußrei - zielt, wird die Niederösterreichische Touris - http://www.ecoplus.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 70 Personalia Hohe Ehren für Landeshaupt- mann a. D. Franz Voves

Franz Voves mit Großem Goldenem Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik am Band geehrt Foto: HBF / Carina Karlovits Foto: HBF

LH-Stv. Michael Schickhofer, Bundeskanzler Christian Kern, Bundespräsident Heinz Fischer und Landes- hauptmann Hermann Schützenhöfer gratulierten LH a.D. Franz Voves in den Amtsräumen in der Wiener Hofburg ine besondere Ehre wurde dem steiri - des Bundeslandes Steiermark. Er hat neue Landeshauptmann Schützenhöfer gratu - Eschen Landeshauptmann a. D. Franz Wege beschritten und dabei gemeinsam mit lierte Franz Voves zum Großen Goldenen Voves am Vormittag des 7. Juli in der Wiener LHStv. Schützenhöfer den Grundstein für die Ehrenzeichen der Republik: „In den zehn Hofburg im Maria-Theresien-Zimmer zuteil: inzwischen österreichweit anerkannte steiri - Jahren, die Franz Voves an der Spitze des Durch den damals noch amtierenden Bun - sche Reformpartnerschaft gelegt. Für diese Landes gestanden ist, wurde vieles für die desprä sidenten Heinz Fischer wurde Voves Tätigkeit gebühren ihm Respekt und Aner - Steiermark erreicht und weitergebracht. In im Beisein von Landeshauptmann Hermann kennung. Ich gratuliere ihm herzlich zu die - dieser Zeit ist es gelungen, unser Land zu - Schützenhöfer und Landeshauptmann-Stell - ser hohen Auszeichnung und wünsche ihm kunftsfit zu machen. Die Reformpartner schaft vertreter Michael Schickhofer das Große alles Gute für die Zukunft.“ war, ist und bleibt ein großer Verdienst von Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Franz Voves, der damit vor allem auch dazu Republik Österreich am Band überreicht. beigetragen hat, unser Land enkerltauglich Franz Voves stand von 2005 bis 2015 als zu machen. Ich erinnere mich gerne an die Landeshauptmann an der Spitze der Steier - gemeinsame Zeit an der Spitze des Landes märkischen Landesregierung und hatte in und danke Franz Voves für sein jahrzehnte- dieser Zeit die Entwicklung des Bundeslan - langes, stetes Engagement für die Steirerin - des maßgeblich mitgeprägt. Gemeinsam mit nen und Steirer.“ dem damaligen Landeshauptmann-Stellver - „Franz Voves hat als Landeshauptmann treter Hermann Schützenhöfer gründete Vo - dieses Land geprägt und mit der Reform - ves im Jahr 2010 die Reformpartnerschaft partnerschaft wieder nach vorne gebracht“, und sorgte damit für einen neuartigen Stil in erklärte LH-Stv. Michael Schickhofer und der steirischen Landespolitik. Die umfassen - betonte: „Unter seiner Führung wurde die de Verwaltungsreform, die Verkleinerung Ba sis für die hervorragende Regionalent - des Landtag Steiermark, die Gemeinde struk - wick lung gelegt, wodurch wir heute in den turreform sowie das Erreichen des Nullde - steirischen Regionen Kräfte bündeln und fizits waren große Erfolge der Reform part - Regionen stärken. Ich bin froh und stolz dar- nerschaft unter Voves und Schützenhöfer. auf, mit ihm am Erfolgsweg der Steiermark Bundespräsident Heinz Fischer betonte gearbeitet zu haben und werde dies im Rah -

im Rahmen der Überreichung: „Franz Voves / Carina Karlovits Foto: HBF men der Zukunftspartnerschaft auch weiter - war zehn Jahre lang ein geschätzter, erfolg - Bundespräsident Heinz Fischer hin tun. Ich danke Franz Voves für seinen reicher und innovativer Landeshauptmann und LH a.D. Franz Voves großen Einsatz.“ n

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 71 Personalia Ossy Kolmann †

Der österreichische Schauspieler, Kabarettist und Sänger Oswald »Ossy« Kolmann ist am 18. Juli in Wien gestorben.

ssy Kolmann wurde am 10. Jänner O1928 in Wien geboren und besuchte neben seinem Brotberuf als Fernmelde tech - niker ab 1948 für drei Jahre die Schauspiel - schule der Gewerkschaft. Sein Bühnendebüt gab er beim Kabarett „Wiener Werkel“, mit dem er in Deutschland und der Schweiz gastierte. 1958 gelangte er in das legendäre „Simpl“-Ensemble von Karl Farkas und über die TV-Sendung „Bilanz des Monats“ auch erstmals ins Fernsehen. Nach Gastspielen am Operettenhaus Hamburg, am Theater an der Wien, am Wiener Volkstheater und Rai - mundtheater wurde er 1973 Mitglied des Volksopern-Ensembles, wo er nahezu das ge samte Operettenrepertoire seines Faches abdeckte. 1993 wechselte der Schauspieler in das Ensemble des Theaters in der Josef - stadt, das ihn 1998 zum Ehrenmitglied er - nannte.

Kolmann wirkte in über 100 Fernsehsen - Foto: mediawien dungen mit, u. a. in „Ringstraßenpalais“, Im Wappensaal des Wiener Rathaus wurden Ossy Kolmann (r.) und Schauspielerin Edith Leyrer 2004 durch Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny von Stadt und Land Wien geehrt. „Cabarett Cabarett“, „Alles ist möglich“, „Tatort“, „Der Unverbesserliche“, in der ber 1919; † 4. Mai 2009), in der er seinen er mit Ossy Kolmann auf der Bühne stehe, ORF-Serie „Das Lottostudio“ und als Portier Freund als „hinreißenden Kollegen und so Muliar damals. in „Hallo, Hotel Sacher ... Portier!“ Radio - schlicht und einfach anständigen Menschen“ Nun ist Ossy Kolmann verstorben. Wiens hörern war er auch als „Herr Montag“ aus würdigte: „Ossy Kolmann braucht das Pub li - Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny der Sendung „Autofahrer unterwegs“ ein Be - kum, so wie das Publikum ihn braucht. Wenn reagierte in einer ersten Reaktion betroffen: griff. Außerdem veröffentlichte der Kaba ret - der Vorhang hochgeht, dann kommt seine „Ossy Kol mann stand mehr als 50 Jahre für tist, Theaterschauspieler, Sänger und Komi - ganze Kraft zum Einsatz. Das Publikum liebt Komödiantentum in höchster Vollendung. ker mehrere Schallplatten. ihn, weil er den Nerv’ trifft“. In Ossy Kol - Mit Humor, Witz und Ironie schenkte er In den letzten Jahren spielte er in seinem mann sei ein großer Menschendarsteller ver- seinem Publikum unvergessliche Abende ab - jetzigen Haupthaus, im Theater in der Josef - borgen. Er freue sich über jeden Abend, den seits des Alltags. Als Ensemblemitglied der stadt, vornehmlich aber in den Kammerspie - Volksoper und des Theaters an der Josefstadt len in Stücken wie „Das lebenslängliche hat er mit seiner Kunst das Profil dieser Wie - Kind“, „Der müde Theodor“, „Die schlim - ner Bühnen maßgeblich geprägt. Als Mit - men Buben in der Schule“, „Weekend im glied des legendären Simpl war er auch Teil Paradies“ oder „Der keusche Ehemann“. Mit einer großen und ruhmvollen Kabarett-Ge - seinem alle Facetten umfassenden Wiener schichte, wie sie nur im Simpl entstehen und Humor galt der Publikumsliebling Kolmann gepflegt werden konnte“, schloß Mailath. als ideale Verkörperung des „Strizzis“ und „Schmähbruders“. Trauerfeier fand im im engsten An Auszeichnungen erhielt Ossy Kol - Familien- und Freundeskreis statt mann u.a. 1975 den Publikumspreis „Golde - Wie die mit der Durchführung beauf- ne Kamera“, 1984 die „Ehrenmedaille der tragte Bestattung Wien im Namen der Toch - Bundeshauptstadt Wien in Gold“ sowie 1999 ter des Verstorbenen bekanntgab, fand die das „Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst Trauer feier für den Kammer schau spieler im 1. Klasse“. 2003 wurde er mit dem Berufs - engsten Familien- und Freundeskreis statt. titel Kammerschauspieler geehrt, 2004 er - Die Urne wurde auf dem Friedhof Neu - hielt er das „Goldene Ehrenzeichen für Ver - Zum Beispiel: DVD-Doppelpack: Kolmann stift in einem ehrenhalber gewidmeten Grab und Ott, erschienen in der Edition Hoanzl dienste um das Land Wien“. Die Laudatio http://www.hoanzl.at/doppelpack-kolmann-ott.html der Stadt Wien beigesetzt. n hielt damals Prof. Fritz Muliar (* 12. Dezem - Vertriebsges.m.b.H. Foto: HOANZL https://de.wikipedia.org/wiki/Ossy_Kolmann

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 72 Personalia Hohes Ehrenzeichen des Landes NÖ für »Jazz Gitti« andeshauptmann Erwin Pröll überreich - Lte Entertainerin Martha Butbul alias „Jazz Gitti“ am 4. Juli das „Große Ehren - zeichen für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich“. Im Rahmen der Feier stun - de bekam die Künstlerin als Überra schung eine „Goldene Schallplatte“ überreicht. Jazz Gitti sei „eine einzigartige Künstle - rin“, so Pröll. „Du bist ein österreichisches Original“, betonte Pröll, daß Jazz Gitti „eine Lawine aus Witz, Charme und Schmäh“ sei und eine „unglaubliche Authentizität“ aus- strahle, bei allem was sie tue. „Du machst nicht nur Show, du bist Show. Du singst nicht nur mit Gefühl, du bist Gefühl“, das zu leben sei keine Selbstverständlichkeit, so Pröll. „Du bist in vielen Welten zu Hause“, be tonte der Landeshauptmann, daß die Ent schei dung von Jazz Gitti, in Niederöster reich eine Hei - Foto: NÖ Landespressedienst / Pfeiffer mat zu finden, etwas Be son deres sei. Daß LH Erwin Pröll (l.) und ORF-Landesdirektor Prof. Norbert Gollinger mit »Jazz Gitti«, die auch die »Goldene Schallplatte« für ihr neues Albums »Gib net auf« erhielt. sich Jazz Gitti – „ein öster rei chisches Origi - nal mit einem entsprechen den Wiener einige Anekdoten aus ihrem Leben. Am mei - rael, 1971 kehrte sie mit ihrer Tochter nach Schmäh“ – zu Niederösterreich bekenne, sei sten Spaß mache es ihr, auf der Bühne zu ste - Österreich zurück und arbeitete als Kellnerin. keine Selbstverständlichkeit, so Pröll. hen. Martha Butbul alias Jazz Gitti, gebo re - 1974 eröffnete sie den „1. Wiener Jazz Heu - „Ich fühl mich wirklich geehrt“, bedankte ne Bohdal, wurde am 13. Mai 1946 in Wien rigen“, zu dieser Zeit bekam sie auch ihren sich Jazz Gitti bei allen Menschen, die sie in eine jüdische Familie geboren. Nach dem Spitznamen „Jazz Gitti“. n auf ihrem Weg begleitet haben und erzählte frühen Tod ihrer Mutter zog sie 1962 nach Is - https://de.wikipedia.org/wiki/Jazz_Gitti Univ.-Prof. Ferdinand Reisinger vom Stift St. Florian geehrt as „Ehrenkreuz für Wissenschaft und DKunst“ der Republik Österreich über- reichte Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer am 22. Juli im Rahmen der Feier zu dessen 70. Geburtstag an Konsisto - rialrat em. Universitätsprofessor Ferdinand Reisinger vom Stift St. Florian. Der Landeshauptmann dankte dem Ge - ehrten für seine bisherigen Leistungen im Dienste der Gemeinschaft: „Als Seelsorger, als Wissenschafter und als Künstler – was Du tust, das tust Du mit Begeisterung, mit hundertprozentigem Einsatz und mit Konse - quenz.“ Ferdinand Reisinger maturierte 1964 am Gymnasium der Jesuiten am Freinberg, trat im selben Jahr in das Stift St.Florian ein und

wurde 1970 zum Priester geweiht. Er stu - Foto: Land OÖ / Kraml dierte an der Universität Salzburg Philoso - v.l.: Generalvikar Univ.Prof. Severin Lederhilger, em. Univ.Prof. Ferdinand Reisin ger, Landes - phie, Theologie, Geschichte und Politikwis - hauptmann Josef Pühringer, Propst des Stiftes St.Florian Prälat Kons. Rat Johannes Holzinger und Bürgermeister Robert Zeitlinger nach der Ehrung senschaft. 1976 promovierte er „sub auspi - ciis praesidentis“ und erhielt 1977 die Ta - schen Privatuniversität Linz und unterrich - sche Privatuniversität Linz berufen und 1994 lentförderungsprämie für Wissenschaft des tete zusätzlich an der Päda gogischen Aka - zum ordentlichen Professor er nannt. Landes Oberösterreich und es folgten viele demie und der Religions pädagogischen Aka - Er ist seit Jahrzehnten ein anerkann ter weitere Auszeichnungen. Ab 1978 lehrte er demie der Diözese Linz. 1983 wurde er als Wissen schafter und kann auf eine umfas sen - Gesellschaftslehre und philosophische Ge - ao. Professor für Gesell schaftslehre und Pa - de Publikationstätigkeit verweisen. n genwartsfragen an der Katholisch-Theologi - storalsoziologie an die Katholisch-Theolo gi - http://www.stift-st-florian.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 73 Wissenschaft & Technik Tropfen: Kontrolle über Haftreibung und Benetzbarkeit

Manche Oberflächen werden von Wasser benetzt, an anderen perlt es ab. TU Wien, KU Leuven und Uni Zürich finden eine robuste Oberfläche, deren Adhäsion und Benetzbarkeit man mit elektrischer Spannung gezielt umschalten kann.

enn Regen auf ein Lotosblatt fällt, Wdann wird das Blatt nicht naß. Seiner speziellen Oberflächenstruktur ist es zu ver- danken, daß Wasser abperlt, ohne die Ober - fläche zu benetzen. Auch künstlich herge stell - te Materialien kann man mit einer solchen wasserabweisenden Struktur versehen. Schwie rig ist es allerdings, eine Oberfläche zu produzieren, deren Benetzbarkeit sich ge - zielt und schnell ändern läßt. Einem Forschungsteam der TU Wien, der KU Leuven und der Universität Zürich ist es nun ge lungen, eine Oberfläche aus einer einzelnen Atom lage Bornitrid so zu mani pu - lieren, daß man ihre Adhäsionskraft steuern und sie zwi schen einem Zustand hoher und niedriger Benetzbarkeit hin und herschalten kann.

Sechsecke, die Wellen schlagen „Eine der interessantesten physikalischen Größen bei der Untersuchung von Oberflä - chen ist die Haftreibung“, sagt Stijn Mertens (Institut für Angewandte Physik der TU Wien und assoziiert mit der KU Leuven in Bel - gien). „Diese Kraft muß man überwinden, um ein Objekt über eine Oberfläche gleiten zu lassen.“ Durch die Nanostruktur der Oberfläche kann die Haftreibung maßgeb- lich beeinflußt werden: Die Geometrie und die elektrostatischen Eigenschaften der Ober - fläche legen fest wie sie ein anderes Objekt oder auch einen Flüssigkeitstropfen berührt. Das entscheidet über Adhäsion, Reibung und Benetzbarkeit. Wie Haftreibung und Benetz - barkeit aber genau zusammenhängen, ist noch immer nicht vollständig bekannt. „So wie das Material Graphen nur aus einer Lage von Kohlenstoffatomen besteht, hat auch unser Bornitrid – mit gleich vielen © Gábor Mészáros & Ruth Lanza Bor- und Stickstoffatomen – eine Dicke von Die atomare Struktur entscheidet über die Benetzbarkeit nur einem einzigen Atomdurchmesser“, er - geordnet, allerdings sind die Abstände zwi - sie bilden eine Überstruktur, die einer einge- klärt Thomas Greber vom Physik-Institut der schen den Atomen in den beiden Materialien frorenen Welle gleicht, mit einer Wellen - Universität Zürich. Diese ultradünne Schicht nicht gleich. Auf 13 Atome im Bornitrid länge von 3,2 Nanometern und einer Wellen - kann man auf einen Rhodium-Einkristall kommen zwölf Rhodium-Atome, daher pas höhe von etwa 0,1 Nanometern. wachsen lassen. Sowohl auf der Rhodium - sen die Bornitrid- und die Rhodium-Kristall - „Genau diese zweidimensionale Nano - oberfläche als auch im Bornitrid sind die gitter nicht perfekt aufeinander. Die Borni - welle beeinflußt die Benetzbarkeit der Atome in einer sechseckigen Wabenform an - trid Sechsecke müssen sich daher verbiegen, Oberfläche durch Wasser“, sagt Stijn Mer -

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 74 Wissenschaft & Technik Foto: TU Wien tens. Die Bornitrid-Überstruktur läßt sich Bild oben: Stijn Mertens vom Institut für Angewandte Physik der TU Wien und assoziiert mit allerdings mit einem einfachen Trick flach der KU Leuven in Belgien (l.) und Thomas Greber vom Physik-Institut der Universität Zürich machen: Wenn man das Material in Säure Bild unten: Die Form eines Tropfens wird von der Wechselwirkung mit der Oberfläche eintaucht und eine elektrische Spannung an - bestimmt. legt, unterwandert Wasserstoff das Bornitrid und verändert die Bindung an das Rhodium. Dadurch wird das Bornitrid flach. Ein Was - sertropfen, der hunderttausend mal größer ist als die Wellen der verschwundenen Nano - struktur, haftet plötzlich ganz anders an der Oberfläche als vorher. Wenn man die Span - nung verringert kehrt sich dieser Effekt um: „Wir können die Oberfläche nach Belieben immer wieder zwischen diesen beiden Zu - ständen hin und herschalten“, sagt Stijn Mertens.

Die Tropfenmeßmaschine Untersucht wurde die Benetzbarkeit der Oberfläche mit einem eigens dafür gebauten Meßgerät: Durch ein dünnes Glasröhrchen bringt man einen Tropfen Flüssigkeit auf die Oberfläche auf. Der Tropfen wird auf genau definierte Weise grösser und kleiner ge - macht, gleichzeitig wird seine Form regi - striert. Ob sich der Tropfen dabei flächig ausbreitet oder eher kompakt bleibt, hängt von den Eigenschaften der Oberfläche ab. Es gab schon bisher Ideen um die Be - © Gábor Mészáros & Ruth Lanza netzbarkeit einer Oberfläche gezielt zu ver- instabiler als die Materialien, die nun einge- Thomas Greber einig. „Das bedeutet, daß ändern und hin und her zu schalten. Man kann setzt wurden. „Unsere Oberfläche besteht man das Material auch für Anwendungen zum Beispiel organische Moleküle auf der nur aus einer einzigen Atomschicht, sie ist nut zen kann, bei denen die organischen Va - Oberfläche aufbringen, die durch bestimm - völ lig anorganisch und behält ihre Eigen - rianten längst kaputtgehen würden, im All - tes Licht ihre Form verändern. Allerdings schaften sogar wenn man sie im Vakuum auf tag bis zur Weltraumtechnik.“ n sind solche Moleküle viel komplizierter und 1000 °C erhitzt“, sind sich Stijn Mertens und https://www.tuwien.ac.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 75 Wissenschaft & Technik Warum schwimmt Eis auf Wasser?

Computersimulation entschlüsselt anomales Verhalten von Wasser.

asser besitzt eine Vielzahl ungewöhn - Wlicher Eigenschaften, die es von an - deren Substanzen unterscheidet: So dehnt es sich beim Abkühlen unter 4 °C aus und ist in seiner festen Form weniger dicht als in sei - ner flüssigen. Diese Effekte sorgen dafür, daß Eis auf der Wasseroberfläche schwimmt und Gewässer im Winter nicht vollständig gefrieren. Physiker um Christoph Dellago von der Universität Wien und Forscher von der Ruhr-Universität Bochum konnten nun den molekularen Ursprung der Dichte-Ano - malie von Wasser identifizieren und zeigen, daß die relativ schwachen Van-der-Waals- Kräfte einen entscheidenden Beitrag liefern. Dafür entwickelten die Forscher eine neuar - tige Rechenmethode und führten aufwändige Simulationen durch, die der Vienna Scienti - © Tobias Morawietz und Andreas Singraber Darstellung der Grenzfläche zwischen Eis und Wasser, welche sich durch Computersimula tio - fic Cluster (VSC) ermöglichte. Die aktuelle nen in molekularer Auflösung untersuchen lässt. Die Wassermoleküle sind nach Stärke der Studie dazu erschien im renommierten Fach - Van-der-Waals-Kräfte (von blau = schwach nach rot = stark) eingefärbt. Diese Wechselwir- magazin „PNAS“. kungen sind für die Dichte-Anomalie von Wasser verantwortlich und sorgen somit dafür, daß Wasser ist die wohl wichtigste Substanz Eis auf der Wasseroberfläche schwimmt. auf unserer Erde: Es bestimmt unser Klima, durch Computersimulationen gewinnen, mit rand in der Gruppe von Christoph Dellago, formt Landschaften und ermöglicht Leben. deren Hilfen sich die Bewegungen einzelner im Rahmen seiner Doktorarbeit an der Ruhr- Eine der vielzähligen Wasser-Anomalien be - Moleküle wie durch eine virtuelle Lupe be - Universität Bochum auf Wasser angewendet steht darin, daß die Dichte von Wasser ein Ma - obachten lassen. Einer Gruppe von For - wurde. Diese Methode basiert auf künst- ximum aufweist. Bei den meisten Stoffen scherInnen unter der Leitung von Jörg Beh - lichen neuronalen Netzen: Flexible Algorith - nimmt die Dichte zu, wenn man die Tem pe - ler vom Lehrstuhl für Theoretische Chemie men – inspiriert vom Signaltransfer im Ge - ratur senkt. Kühlt man jedoch Wasser ab, der Ruhr-Universität Bochum und Christoph hirn –, die eine Vielzahl von Anwendungs - zieht es sich erst zusammen, um sich dann Dellago von der Fakultät für Physik der Uni - möglichkeiten haben. Die Wissenschafter bei Temperaturen unterhalb von 4 °C wieder versität Wien ist es nun gelungen, jenen „trainierten“ die neuronalen Netze mit Ergeb - auszudehnen. Prozeß im Detail nachzuvollziehen, der zur nissen von genauen quantenmechani schen Das bemerkenswerte Verhalten von Wasser Ausbildung des Dichtemaximums führt. „Es Rechnungen und konnten so die Wechsel - beruht auf seiner Fähigkeit, Wasserstoff brük- stellte sich heraus, daß Van-der-Waals-Kräfte wirkungen zwischen den Wassermolekülen kenbindungen auszubilden. Dies sind Wech - eine entscheidende Bedeutung haben: Diese mit erheblich reduziertem Rechenaufwand sel wirkungen zwischen einzelnen Mo le kü - schwachen Wechselwirkungen, die es bei- modellieren. len, die das dreidimensionale Wasser netz werk spielsweise Geckos ermöglichen, an glatten Trotz der effizienten Rechenmethode wa - zusammenhalten. Der im Vergleich mit an- Oberflächen zu haften, beeinflussen das Was - ren aufwändige Simulationen am Hochlei - deren Flüssigkeiten hohe Schmelz- und Siede - serstoffbrücken-Netzwerk und sind für den stungsrechner Vienna Scientific Cluster punkt von Wasser läßt sich beispielsweise Dichte unterschied zwischen Eis und flüssi - (VSC) nötig, um die erzielten Ergebnisse zu darauf zurückführen, daß bei Was ser mehr gem Wasser verantwortlich. Dieser Dichte - erhalten. Andreas Singraber, Doktorand an Energie benötigt wird, die Wasserstoffbrük- unterschied wiederum sorgt dafür, daß Eis der Universität Wien, konnte durch eine ef - ken aufzubrechen. Die molekularen Mecha - auf der Wasseroberfläche schwimmt“, erklärt fiziente Parallelisierung der neuronalen nismen, die den Wasser-Anomalien zugrun - Christoph Dellago. Netz-Methode die Simulationen nochmals de liegen, lassen sich je doch in Laborexpe ri - deutlich beschleunigen. „Das neue Verfahren menten nur indirekt be obachten. Beschleunigung durch neuronale ist ebenso präzise wie quantenmechanische Netze und Hochleistungsrechner Berechnungen, aber 100.000mal schneller“, Verständnis durch Simulationen Ermöglicht wurden diese Erkenntnisse schließt Christoph Dellago. n Genaue Einblicke in die Eigenschaften durch eine effiziente Simulationsmethode, die http://www.univie.ac.at von Wasser können WissenschafterInnen von Tobias Morawietz, zurzeit Postdokto - https://www.rub.de

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 76 Wissenschaft & Technik Der Blick ins Atom

Mit Elektronenmikroskopen kann man einzelne Atome abbilden – ein Rechenmodell der TU Wien erklärt, wie man sogar ins Atom hineinsehen und einzelne Elektronen- Orbitale abbilden könnte.

kann ganz gezielt bestimmte Atomsorten sichtbar machen und andere ausblenden, da - her wird es heute oft verwendet, um die che- mische Zusammensetzung von Proben zu ana lysieren. „Die Elektronen, die durch die Probe hin- durchgeschossen werden, können die Atome der Probe anregen“, erklärt Stefan Löffler. „Dabei geben sie eine für bestimmte Elektronen-Orbitale der Probe charakte ri - stische Energie ab.“ Nach dem Durchtritt durch die Probe wer - den die Elektronen mit Hilfe eines magne ti - schen Feldes nach Energie sortiert. „Mit einer Blende werden die uninteressanten Elek tronen ausgefiltert, nur jene Elektronen, welche die gewünschte Information tragen, verwendet man für die Bilderzeugung.“ Foto: TU Wien v.l.: Der Leiter des Forschungsteams, Prof. Peter Schattschneider, mit dem Leiter der Univer- Fehler sind nützlich sitären Serviceeinrichtung Materialwissenschaft und Physik, Johannes Bernardi, und Stefan In Simulationsrechnungen untersuchte das Löffler von der Universitären Service-Einrichtung für Transmissions-Elektronenmikroskopie Team, wie man diese Technik auf die Spitze der TU Wien treiben kann und fand dabei einen Fall, der it einem Elektronenmikroskop kann ne – doch dieses Bild hat mit der Wirk - sich tatsächlich zum Abbilden einzelner Or - Mman nicht eben mal schnell ein Foto lichkeit meist nichts zu tun. Nach den Ge - bi tale eignet: „Man muß die Symmetrie im machen, wie mit der Handykamera. Ob und setzen der Quantenphysik hat ein Elektron Graphen brechen“, sagt Stefan Löffler. wie gut sich eine Struktur elektronenmikro - zu einem bestimmten Zeitpunkt keinen fest „Wenn die Graphen-Struktur beispielsweise skopisch abbilden läßt, hängt davon ab, wie definierbaren Aufenthaltsort, es ist gewisser - ein Loch hat, dann haben die Atome direkt gut man diese Struktur versteht. Um die maßen über einen bestimmten Bereich in der neben diesem Loch eine etwas andere elek- Mög lichkeiten der Elektronenmikroskopie Nähe des Atomkerns verschmiert. Diesen Be - tronische Struktur – und die Orbitale genau voll auszuloten, sind oft komplizierte physi - reich, in dem sich das Elektron bevorzugt dieser Atome kann man abbilden. Dasselbe kalische Berechnungen nötig. Ein interna - aufhält, nennt man Orbital. Die Form dieser ist möglich, wenn irgendwo im Graphen statt tionales Forschungsteam, geleitet von Prof. Orbitale läßt sich schon lange gut berech - eines Kohlenstoffatoms ein Stickstoffatom Peter Schattschneider von der TU Wien ana - nen – direkt abbilden konnte man sie bisher sitzt. Wichtig ist dabei, nur Elektronen eines lysierte nun die Möglichkeiten der Mikro - allerdings noch nicht. ge nau passenden, engen Energiefensters zu skopie technik EFTEM (energiegefilterte „Wir haben berechnet, auf welche Weise berücksichtigen, bestimmte Aberrationen Transmissionienelektronenspektroskopie). eine Chance bestünde, die Orbitale mit einem der elektromagnetischen Linse zu mini mie - Dabei konnte man zeigen, daß unter be - Elektronenmikroskop sichtbar zu machen“, ren, und – nicht zuletzt – ein erstklassiges stimmten Bedingungen sogar einzelne Elek - sagt Stefan Löffler von der Univer si tären Ser - Elektronenmikroskop zu verwenden“. Aber tronenorbitale eines Atoms gut abgebildet vice-Einrichtung für Transmissions-Elektro - all diese Probleme sind in den Griff zu be - werden können – die Elektronenmikroskopie nenmikroskopie der TU Wien. „Ein aus- kommen, wie die Simulationsrechnungen der kann damit auf subatomare Größenordnung gezeichneter Kandidat dafür ist Graphen, Forschungsgruppe zeigen. vordringen. Experimente dazu sind bereits das nur aus einer Schicht von Kohlenstoff - Neben der TU Wien waren auch die Hum - ge plant. Die Studie wurde nun im Fach - ato men besteht. Der Elektronenstrahl ge langt boldt-Universität in Berlin und die Universi - journal „Physical Review Letters“ veröffent- problemlos durch das Graphen hindurch, bei - tät Ulm an der Studie beteiligt. In Ulm wird licht. nahe ohne elastische Streuung. Aus ihnen derzeit ein neues, leistungsfähiges Transmis - kann man dann ein Bild der Graphen-Struk - sionselektronenmikroskop entwickelt, an Auf der Suche nach dem Orbital tur erstellen.“ dem man die neuen Ideen demnächst umset - Oft stellt man sich Elektronen im Atom Das Prinzip ist als „energiegefliterte zen wird. Erste Ergebnisse übertreffen be - vor wie kleine Kügelchen, die den Atomkern Transmissionienelektronenspektroskopie“ reits die Erwartungen. n umkreisen wie Miniaturplaneten eine Son - (EFTEM) schon seit Längerem bekannt. Es https://www.tuwien.ac.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 77 Wissenschaft & Technik Tiroler Forscher liefern neuen Therapieansatz für Anämie

Freßzellen unter der Lupe: Die Lebensdauer macht den Unterschied – »Nature Medicine« berichtet über revolutionäres Tiroler Forschungserkenntnis

lutarmut (Anämie) stellt eines der Bhäufigsten Begleitprobleme von Pa - tientInnen mit Krebs und chronischen Ent - zündungen dar. In Form der Sichelzellanä - mie und der Thalassämie, die durch einen Untergang von roten Blutzellen charakte - risiert sind, tritt sie auch als eigenständige, angeborene Erkrankung auf. Für die Verhin - derung der im Rahmen der Blutarmut ent- stehenden Organschäden könnten Tiroler Forscher nun eine wirksame Therapieoption gefunden haben. Im Rahmen einer Anämie ist die Kon - zentration des Sauerstoff-tragenden Proteins Hämoglobin, das sich im Blut vor allem in den roten Blutzellen (Erythrozyten) befin - det, vermindert, sodaß es in der Folge zu einer Unterversorgung der Organe kommt.

In KrebspatientInnen hat die Anämie viele Medizinische Universität Innsbruck Foto: verschiedene Ursachen, wobei das akute v.l.: Igor Theurl mit seinen Innsbrucker Kollegen Piotr Tymoszuk, David Haschka, Malte „Verschwinden“ von roten Blutzellen am Aßhoff und Klinik-Direktor Günter Weiss Beginn der Anämie einer der bislang am diese beiden Zelltypen – sterbliche und un - krankungen charakteristischen toten und da - wenigsten erforschten Gründe ist. Diesem sterbliche – unter Streßbedingungen wie mit schädlichen Blutzellen abbauen. Krebs - Prozeß war Igor Theurl, Arzt und Immuno - Krebs, chronischer und akuter Entzündung patientInnen hingegen profitieren von einer loge an der Univ.-Klinik für Innere Medizin und genetisch bedingten Anämieformen mit- Blockade kurzlebiger Freßzellen, da mehr VI (Direktor: Günter Weiss) gemeinsam mit einander kommunizieren und interagieren. unbeschädigte Blutzellen überleben und da - Innsbrucker Kollegen sowie des Massachu - Besonders wichtig ist die Tatsache, daß kurz - mit die Anämie verbessert werden kann. setts General Hospital der Harvard Medical lebige Freßzellen in der Leber bei Bedarf aus „Außerdem war es uns möglich, jene Bo - School auf der Spur. Die weitreichenden Er - Blutmonozyten entstehen und dann wieder tenstoffe zu entschlüsseln, die für die Bil - kenntnisse des Forschungsteams wurden in verschwinden, also nicht die Fähigkeit be - dung kurzlebiger Freßzellen relevant sind. der aktuellen Ausgabe des renommierten sitzen, wie von der Geburt an vor Ort le - Die chemische Hemmung oder Stimulierung Fachjournals Nature Medicine veröffent- bende Makrophagen, unsterblich zu wer - dieser Botenstoffe führte sowohl zur Verbes - licht. den“, erläutert Theurl. serung der Anämie als auch zur Verhinde - rung eines Nierenschadens“, erklärt Theurls Kurzlebige Freßzellen »on demand« Neue Therapiewege und Potential Kollege und Mitautor Manfred Nairz die „In der Phase des Absterbens roter Blut - für gezielten EPO-Einsatz the rapeutische Angriffsfläche. zellen spielen Freßzellen eine wichtige Rol - Das Auftreten kurzlebiger Makrophagen Mit diesen Ergebnissen erschließen sich le“, erklärt Igor Theurl die Ausgangslage. kann je nach Krankheitsmodell Unterschied - also neue Wege in der Therapie von Blutar - Was passiert aber, wenn plötzlich viele rote liches bewirken: Wird die Bildung von kurz- mut im Rahmen von Krebserkrankungen wie Blutzellen ausgetauscht werden müssen, wie lebigen Freßzellen experimentell unterbun - auch für die Behandlung der Sichelzell- und das bei Krebs und Entzündung oft der Fall den, kommt es bei Mäusen mit genetischen Thalassämie. „Nachdem mit Präparaten des ist? In Untersuchungen mit Mäusen gelang Formen der Blutarmut zu einer raschen und blutbildenden Hormons Erythropoietin (EPO) es dem Team um Igor Theurl nun nachzu - massiven Schädigung von Niere und Leber. zwar bereits teils sehr wirksame, jedoch ne - weisen, daß in der Leber zwei unterschied - Bei Mäusen mit Entzündung bewirkt eine benwirkungsreiche Medikamente auf dem liche Freßzelltypen gebildet werden, die sich Hemmung von kurzlebigen Fresszellen eine Markt sind, ergibt sich mit den neuen Er - weniger in ihrer Funktionalität (dem Abbau deutliche Besserung der Anämie. Therapeu - kennt nissen auch für den EPO-Einsatz Po - alter und kaputter Erythrozyten), als viel - tisch gedacht: Das „Anlocken“ von Freß - tential für eine gezieltere und effektive An - mehr in ihrer Lebensdauer unterscheiden zellen begünstigt den Verlauf der Sichelzell- wendung“, schließt Erstautor Theurl. n lassen. „Wir konnten erstmals zeigen, wie und Thalassämie, indem sie die für diese Er - https://www.i-med.ac.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 78 Wissenschaft & Technik Das Haus des Meeres Im 6. Wiener Gemeindebezirk wurde mit der Gründung der »Gesellschaft für Meeresbiologie« Österreich – und ein paar privaten Aquarien – vor mittler- weile 59 Jahren der Grundstein für einen Zoo internationalen Rangs gelegt.

»Brandungsriff«: In diesem Aquarium im 3. Stock werden mit zwei jeweils 300 Liter fassenden Kippkübeln gewaltige Wellenschläge ausgelöst. as sogenannte „Tausendjährige Reich“ wollten. Während ein gewisser Viktor Otte Dist – Gott sei Dank – gescheitert. Es ist seine Aquarien und beachtliche finan zielle aber ziemlich wahr scheinlich, daß die sechs Mittel zur Verfügung stellte, übernahmen die 1942 errichteten „Flaktürme“ – wie sie später weit über die Grenzen Öster reichs sprachgebräuchlich genannt werden – in hinaus be kannten Professoren Ru pert Riedl Wien wohl noch als Mahnmal „überleben“ und Ferdi nand Starmühlner (damals Uni - wer den. Eigentlich sind es drei Grup pen zu je versitäts as si stent) die wisenschaft liche Be - einem „Gefechtsturm“ und einem „Richt - ratung. turm“. Zwei da von, nämlich der Ge fechtsturm in der Stifts kaserne und der zugehörige Richt - Große Hürden turm im Esterhazy park, werden genutzt. Er - Sechs Jahre später, 1963, wurden die fi - sterer wird vom Bundesheer verwendet, zwei - nan ziellen Mittel von Viktor Otte knapp und terer birgt nun seit 1957 Raum für inzwischen er wandte sich mit der Bitte um Subven - mehr als 10.000 Meeres- und Landtiere und tionierung an das Unterrichtsministerium – stellt so mit den dritten Zoo der Stadt dar. leider ohne Erfolg. Zwei Jahre konnten sich 1957 trafen einander eine Handvoll Visionä - die Initiatoren noch „darüberretten“, mit re, die im Erdgeschoß des leerstehenden – Jahresende 1965 berichte ten die Medien so - und damals praktisch unerkundeten – Richt - gar schon von der Schließung des Haus des turms das erste Seewasseraqua rium Öster - Meeres. Die ursprüngliche Neugier de der reichs einrichten und gleichzeitig „Zen trum Das Haus des Meeres im ehemaligen WienerInnen auf die damals weitgehend un -

Fotos: Österreich Journal / Michael Mössmer der europäischen Meeresforschung“ werden Richtturm im Esterhazy-Park bekannten Meeresbewohner war stark rück-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 79 Wissenschaft & Technik

läufig. Auch die Gestelle der teilweise schon denn Luftpumpen oder Kühlanlagen gab es gebraucht eingebrachten Aquarien waren damals kaum. größtenteils verrostet und deren Verkleidun - Es ging aber auch mit der Bahn, wie die gen waren brüchig geworden. Dazu kamen Geschichte der Meersau zeigt: Heribert private bzw. geschäftliche Probleme wichti - Rath, der auch der Landessprache mächtig ger ehrenamtlicher Mitarbeiter und die für war, fand am Strand von Savudria eine be - die damalige Zeit gar nicht unbeträchtlichen reits fast verendete Meersau. Fischer hatten Schulden in Höhe von 76.513,52 Schilling. sie dort deponiert. Er besorgte sich ein Faß Der abenteuerliche Lebenslauf des neuen und brachte die kostbare und seltene Fracht und engagierten Geschäftsführers Emmerich zur Bahn. Und das Unwahrscheinliche funk- Schlos ser wurde 1966 von der „Volks stim - tionierte, Oxynotus Centrina kam lebend me“ und der „Wiener Zeitung“ ausführlich nach Wien und wurde von Emmerich Schlos - dargestellt und es wurde auf die großartige ser in das neue 5000 Liter fassende Rund - Muschel- und Schneckensammlung so wie becken gebracht und liebevoll handgefüttert, dessen seltene ethnographische Schau stücke massiert und tatsächlich wieder in gute Ver - hingewiesen, die dieser aus Australien und fassung gebracht. Das „Wiener Wochen blatt“ Papua/Neu Guinea mitgebracht hatte. 30.000 meinte damals: „Eine merkwürdige Beschäf - Schnecken hatte er gesammelt und einige tigung für Menschen: Fische mit der Hand wurden nach ihm wissenschaftlich be nannt, füttern“. da sie vorher nicht beschrieben waren. Erlebnis für Kinder: Das Füttern der Kois 1972 startete man eine Expedition nach Von den insgesamt 100 Schaukästen Afrika, die unter der Leitung von Fritz Har - wurden 32 im „Haus des Meeres“ ausgestellt tel stand. Der Weg führte die Gruppe zu - und immer wieder ausgewechselt. nächst mit dem Zug nach Basel und danach mit einer viermotorigen Propellermaschine Einkaufsreisen nach Benghazi, Nairobi und schließlich nach In den 60er-Jahren gab es in Wien ein Mombasa. Für den Heimtransport hatte man oder zwei Tierhändler, bei denen man auch Plastikbeutel und Sauer stofftabletten mitge - Tiere aus dem Mittelmeer teuer kaufen konn - nommen und die Ko ral lenfische erreichten te. Natürlich hatte das Haus des Meeres da - wohlbehalten ihr Aquarium in Wien. für kein Geld und so war man – wieder – auf die Eigeninitiative der Mitglieder angewie - Die Stadt Wien beginnt zu helfen sen. So kam es zu Fangfahrten, wo Steine 1974 half das Kulturamt und es konnten umgedreht und mit kleinen Netzen etwa Ple - neue, größere Aquarien und Terrarien gebaut ni den gefangen wurden. Mit größeren Net - und mit teilweise neuen Tieren (Krokodi le, zen auf langen Stangen konnte man auch die Warane und Leguane) besetzt werden. Ein Kaimauern in den Fischerdörfern Istriens ab - wesentlicher Schritt gelang in diesem Jahr streifen und manchmal mußte man ins Was - mit der Erweiterung des Mietvertrags, als ser, um Röhrenwürmer oder Zylinderrosen erstmals neben den ersten beiden Stockwer - zu ergattern. ken auch im dritten Stock der Betrieb auf - Eine der effizientesten Möglichkeiten genommen werden konnte. Was hier so ein- war jedoch, mit den Fischern gute Kontakte Das Tropenhaus beheimatet neben über fach klingt, war Knochenarbeit, denn Raum herzustellen und in aller Morgenfrüh zum Ha - 500 Tieren auch eine ausgewachsene für Raum mußte sozusagen erforscht und fen zu kommen um den Beifang zu über - Brillenkaimandame. mühevoll geräumt werden: Der Turm wurde nehmen. Manchmal waren da auch inter- nister paßten. Und dann ging es – meistens unmittelbar nach dem Ende des Kriegs ver - essante Fische im Netz die in die kleinen Ka - in den Nachtstunden – zurück nach Wien, sperrt und das Innere blieb ungesichtet – es Fotos: Österreich Journal / Michael Mössmer

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 80 Wissenschaft & Technik enthielt alle Gerätschaften, Waffenteile, Ein - richtungsgegenstände, wie sie eben zurück- geblieben waren. Auch schwere, die müh- sam abtransportiert werden mußten. Nach weiteren Höhen und Tiefen kam 1978 Hilfe von der Stadt Wien, vor allem von Stadträtin Gertrude Fröhlich-Sandner und vom Leiter des Wiener Kulturamtes, Se - natsrat Karl Foltinek. Ohne diese Hilfe wäre das erste Meerwasseraquarium Österreichs vermutlich nicht über die verschiedenen Hür den gekommen.

Erstmals finanzieller Lichtblick Nach 17 Jahren, in denen viel an Arbeit und Geld in das „Innenleben“ des Turms investiert wurden, konnte der für die Finan - zen Verantwortliche erstmals freudig ver- melden, daß „es uns finanziell erstmals gut“ Die Lisztaffen gehören zu den am stärksten bedrohten Krallenaffen. geht. Die Abfertigungsrücklagen wurden gut verzinst angelegt und ein Sparbuch für die geplanten Investitionen konnte eröffnet werden. 1996 konnte die Entfernung der Aufzugs - reste aus dem Krieg und Errichtung eines neuen Aufzugs dank der Kostenübernahme von Bund und Stadt Wien zu je einem Drittel in Auftrag gegeben werden. Die Kosten da - für lagen bei insgesamt rund 2,5 Mio. Schil - ling. Der Aufzug sollte natürlich bis zur Ter - rasse führen, weshalb es notwendig war, die Mietrechte für das gesamte Gebäude und damit auch für die nicht-umbauten Flächen schriftlich zu fixieren, was schließlich auch gelang. Im Jahr 2000 konnten nach langer Umbau - phase Tropenhaus und „Krokipark“ – links und rechts, angehängt an die Außenfassade des Flakturms –, in Betrieb genommen Clownfische leben in Symbiose mit Anemonen. werden. Auf einer Fläche von 200 m² und einer Höhe von über 20 Metern beheimatet das Tropenhaus über 500 Tiere. Da turnen freche Weißbüscheläffchen und fliegen tropische Vö gel zwitschernd durch den kleinen Tro penwald.

Wachsende BesucherInnenzahlen Die gute Qualität und die daraus re - sultierenden Ergebnisse brachten dem Haus des Meeres 2004 erstmalig mehr als 250.000 BesucherInnen und man erlangte damit den 14. Platz in der Hitliste der Sehenswürdig - keiten Wiens. Den Anstieg um rund 70.000 Be su cherInnen innerhalb nur einen Jahres führen die Verantwortlichen unter anderem auf groß artige Nachzuchterfolge zurück. Voraussetzung dafür war der Ausbau der

Zucht- und Quarantänestation für Fische im Fotos: Österreich Journal / Michael Mössmer 6. Stock, die die WissenschaftlerInnen in die Korallen brauchen viel Pflege und verlangen den MitarbeiterInnen viel Geduld ab.

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Lage versetzen, tierisches und pflanzliches Plankton selbst zu züchten.

»Neue« Räume entdeckt Man sollte es nicht glauben, aber auch nach 54 Jahren, also 2011, gab es im Flak - turm Räume, die bisher nicht betreten wer - den konnten, weil es keine Zugänge gab. Nach dem Auffinden von Kellerräumen wur - de erstmals eine Gehverbindung zum ehe - maligen Radarschacht geschaffen. Histori - kern zur Folge, soll die Hydraulik für das ge - plante Versenken des „Würzburgriesen“ (Ra - dar zur genauen Erfassung von Ent fer nung und Höhe gegnerischer Flugzeuge) bei Flie - gerangriffen nie funktioniert haben und wenn es eine entsprechende Maschinerie ge - geben haben sollte, wurde sie wahrschein - lich nach Kriegs ende ausgebaut. Der ehema - Diese Diskusfische kommen aus dem tropischen Amazonasgebiet in Südamerika. lige Kom mandoraum des Turms wurde dem „Er innern im Innern“ gewidmet, wo im Rah - men von Führungen auch Originalauf nah - men aus der dunklen Zeit vorgeführt werden. Zum Jahresanfang 2014 konnte die „Ama - zonas Passage“ im 9. Stock eröffnen werden, ein großartiger Raum, der nicht nur Fische, sondern auch Reptilien im Urwaldbereich zeigt. Mitte des Jahres erfolgte die Erweiterung des Turmmuseums und der Dauerausstel lung „Erinnern im Innern“ durch den „Historien - pfad“, der unter anderem die Bauphasen der Flakturmerrichtung ausführlich dokumen - tiert.

Abgeschlossene Baulichkeiten Zuletzt wurde der 7. Stock umgebaut. Im Zuge der Erweiterung der Seewasseraufbe - rei tungsanlage entstand zusätzlicher Raum Chamäleons stehen unter dem Washingtoner Artenschutz-Übereinkommen. Fotos: Österreich Journal / Michael Mössmer Dieses 300.000 Liter fassende Becken wird demnächst von einem mit 500.000 Litern Fassungsvermögen »abgelöst« werden.

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Auch das 300.000 Liter fassende Haibecken, das sich über zwei … Hier leben neben vielen größeren und kleineren Fischarten auch Stockwerke erstreckt, muß regelmäßig gereinigt werden … Schwarz- und Weisspitzenhaie sowie ein Bambushai.

Fotos: Österreich Journal / Michael Mössmer Die Japanische Riesen-Seespinne ist die größte lebende Krebsart. Plexiglas-Halbkugel bietet vergrößernden Einblick in einen Kelpwald.

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becken – zweifellos das Brandungsriff. Erle - ben Sie eine beeindruckende Meeresbran - dung, in der sich unzählige farbenprächtige, tropische Fische zwischen Korallen tum - meln. „Mitten drinnen statt nur davor“ – Dank eines Halbtunnels, erzeugt durch eine ge - bogene Scheibe, stehen Sie mitten im Ge - sche hen! Der bereits erwähnte Krokipark ist der zweite Glaszubau, der von außen markant ins Auge sticht. Vom Eingangsbereich aus sehen Sie bereits durch eine große Scheibe von unten ins Krokibecken. Von der BesucherIn - nenebene aus kann man nicht nur die Bril - lenkaimandame und die Vogelwelt wunder- bar beobachten, auch die meist frechen und

Im ehemaligen Kommandoraum des Leitturms wurde unter dem Titel »Erinnern im Innern« neugierigen Lisztaffen sind es wert, einige eine Ausstellung mit Relikten eingerichtet. Zeit dort zu verbringen. Am Glasgeländer entlang rankt sich die vermutlich längste Ameisenstraße der Welt mit einer Gesamt - länge von ca. 70 Metern – sie reicht über zwei Stockwerke. Passend zum vorhandenen Terrarium mit den aus Nordamerika stammenden, giftigen Gila-Krustenechsen entstand ein Aquarium, das sowohl Einblicke in die nordamerikani - sche Pazifikfauna gewährt, als auch völlig neue Einsicht in das fast kreisförmige „Pacific Eye“ ermöglicht. Die zwei Meter durchmessende Plexi-glas-Halbkugel er - mög licht einen lupenhaft vergrößernden Ein - blick in den naturgetreuen Kelpwald. Bereits aus dem Aufzug kann man einen Blick in die neue Heimat von Hammerhaien, Kuhnasenrochen & Co werfen: ins das Ham - merhaibecken im 10. Stock. Bullaugen bie - ten von der Seite aus Einblicke und die Front - scheibe befindet sich im Präsentationssaal, in Fotos: Österreich Journal / Michael Mössmer dem man gemütlich sitzen und den Anblick Ein atemberaubender Rundumblick über Wien bietet sich vom Café ocean’sky. genießen kann. für ein weiteres, revolutionäres Haibecken, werden. Als nächste Investition ist die Er - Die Café- und Eventlocation ocean’sky – das „Pacific Eye“, sowie ein neues Paluda - richtung eines Außenlifts geplant, der auch mit einer rundumführenden Terrasse und rium, das der Region Papua/Neu Guinea ge - Nicht-BesucherInnen des Hauses die An - dadurch ungehindertem Rundblick über die widmet wurde. Zwei Baby-Terrarien, in de - nehmlichkeiten des Cafés am Dach ermög - ganze Stadt – so zu sagen am Dach des Haus nen jeweilige Reptilien Nachzuchten dem lichen soll. des Meeres, bietet sich natürlich tagsüber für Publikum gezeigt werden können, ergänzen eine Pause an, abends verwandelt sich der das neugestaltete Stockwerk. Das Haus im Überblick Raum bei Bedarf zu einer Eventlocation, die Schließlich wurde mit der Erweiterung Auf mittlerweile 11 Geschoßebenen und sich für Feiern jeglicher Art wunderbar des Eingangsbereichs dem gestiegenen An - einer Fläche von ca. 5000 m² tummeln sich eignet. drang der Be sucherInnen Rechnung getra - insgesamt über 10.000 Tiere. Haie, Rochen, Sie sollten einen Besuch im Haus des gen. Dafür war das Abtragen von insgesamt Schildkröten zu Wasser und zu Lande, Kro - Meeres bei einem Wienbesuch jedenfalls ein - rund 75 Tonnen (!) Stahlbeton notwendig. kodile, Echsen aller Art, Schlangen, Fische planen! n Am 15. Oktober konnte der Erfolg von aus Süß- und Salzwasser, Vögel, Flughunde, http://www.haus-des-meeres.at jahrzehntelanger ebenso aufopfernder wie verschiedene Äffchen, Insekten, und und konsequenter Arbeit und nach sieben Jahren und… im Haus des Meeres gibt es immer Dieser Beitrag entstand unter Verwendung der Chronik von Franz Six, der seit den 1960er-Jah - Verhandlungen mit dem Eigentümer Stadt etwas Neues! ren dort ehrenamtlich tä tig und ab 1984 ge schäfts - Wien der gesamte Turm um einen Euro ins Zu den Höhepunkten zählt – neben dem führender Präsi dent war. Heute ist er Vorstand der Eigentum des Haus des Meeres übernommen 300.000 Liter fassenden zweistöckigen Hai - gemeinnützigen Privat stiftung Haus des Meeres.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 84 Kultur 96. Salzburger Festspiele

Ehrensalut und Ehrenschnapserl vor der Festspieleröffnung – 60 Schützen erwiesen der Nationalratspräsidentin und den Mitgliedern der Bundes- und Landesregierung ihre Ehre Foto: www.neumayr.cc Foto: www.neumayr.cc Ein Blick auf die feierliche Eröffnung der Salzburger Festspiele in der Felsenreitschule ie Stadt als Bühne“ – diese Version besteht und was den besonderen Zauber be - Und drittens bieten die Salzburger Fest - DHugo von Hofmannsthals steht am Be - gründet. spiele ein ganz besonderes Flair. Die Salz - ginn der Salzburger Festspielgeschichte. Für Und es sind vor allem drei Faktoren, die burger Hofstallgasse und die gesamte ba - kurze Zeit verschwimmen im Sommer die den Erfolg des Festivals ausmachen: rocke Altstadt sind Kulisse für das Festival. Grenzen zwischen Alltag und Inszenierung: Zum Ersten bieten die Salzburger Fest - „Jedermann erwartet sich ein Fest“, heißt „Hier, wo das Auge überall, wohin es blickt, spiele ein vielfältigeres Angebot als jedes an - es bei Goethe. Ein Fest in dieser Stadt, von beglückt wird, wo jeder Blick erlesener Har - dere Festival. In Salzburg stehen Oper, der der große österreichische Dichter Hugo monie begegnet, wo eine ganze Stadt Schön - Schauspiel und Konzert auf dem Programm. von Hofmannsthal sagte: „Salzburg ist das heit als ihr innerstes Wesen offenbart, hier ist Auch bei der Werkauswahl und der Inter pre - Herz vom Herzen Europas. Es liegt in der der richtige Ort, Festspiele zu feiern. Jeder tation gibt es ein denkbar breites Spektrum Mit te zwischen Süd und Nord, zwischen Platz, jede Straße scheint ja von vornherein von Mozart, dem Genius Loci, bis zur Mo - Berg und Ebene, zwischen der Schweiz und zum Schauplatz eines Spieles geschaffen zu derne, von der klassischen Deutung bis zum den slawischen Ländern.“ sein. Die Atmosphäre von Salzburg ist avantgardistischen Experiment. Und nur die durchdrungen von Schönheit, Spiel und besten und renommiertesten Künstler aus Die offizielle Eröffnung Kunst“, schwärmte Max Reinhardt 1935 aller Welt werden nach Salzburg eingeladen. startete am Vormittag des 28. Juli erstmals über die Stadt an der Salzach. Zudem kann der Besucher der Salzburger mit einem Festeinmarsch der Historischen Die Salzburger Festspiele wurden 1920 Festspiele Kunstgenuß mit Urlaub verbin - Struberschützen Golling unter musikalischer von Hugo von Hofmannsthal, Max Rein hardt den. Tagsüber lädt das wunderbare Umland, Begleitung der Trachtenmusikkapelle Gol - und Richard Strauss gegründet und sind laden die Seen des Salzkammerguts zu Aus - ling vom Festspielhaus über die Hofstall gas - mehr denn je ein Magnet. Wir werden oft ge - flügen ein – am Abend die Festspiele zu se, Franziskanergasse, Sigmund-Haffner-Gas - fragt, worin das Geheimnis dieses Festivals unvergleichlichen Aufführungen. se, Churfürststraße über den Alten Markt

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 85 Kultur zum Residenzplatz. Dort empfingen die rund 60 Schützen aus dem Tennengau und etwa 50 Mitglieder der Trachtenmusikkapelle Gol ling gemeinsam mit Landeshauptmann Wilfried Haslauer sowie Mitgliedern der Salzburger Landes- und Stadtregierung unter anderem die Ehrengäste wie Nationalrats prä - sidentin Doris Bures, Bundeskanzler Chri - stian Kern, Vizekanzler Reinhold Mitterleh - ner und den zweiten Nationalratspräsidenten Karlheinz Kopf. Nach dem von den Mar - ketenderinnen dargebotenen „Ehrenschnap - serl“ marschierten die Ehrengäste unter der Leitung von Landeshauptmann Haslauer im An schluß zur Felsenreitschule, wo sie durch Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler be - grüßt wurden.

Festveranstaltung in Bundeskanzler Christian Kern, Vizekanzler Reinhold Mitterlehner und Nationalrats präsidentin Doris Bures bekommen das obligate »Begrüßungsschnapserl«. der Felsenreitschule Danach folgten Ansprachen von Landes - hauptmann Wilfried Haslauer, Bundesmini - ster Thomas Drozda, die Festrede des Kul - turphilosophen Konrad Paul Liessmann so - wie die Eröffnungsrede von Nationalratsprä - sidentin Doris Bures. Die aktuellen Terror - anschläge und Gewalttaten sowie politischen Veränderungen waren zentrales Thema in al - len Reden. Den musikalischen Teil der Er - öffnungsveranstaltung gestaltete heuer das Ensemble Musicbanda Franui und das Mo - zarteumorchester Salzburg. Bei den heurigen Salzburger Festspielen werden an 41 Tagen 192 Veranstaltungen an elf Spielstätten geboten.

Rabl-Stadler: Seelenfenster und Weltflucht v.l.: Reinhold Mitterlehner, Christina Rösslhuber, Wilfried Haslauer, Evelyn und Christian Kern Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler und Prinz ALois von und zu Lichtenstein ging in ihrer Begrüßungsrede auf Richard Strauss’ Oper „Die Liebe der Danae“, die heuer bei den Festspielen im Programm steht, ein. Strauss sei, „als er mitten im Welten - brand des zweiten Weltkriegs diese heitere Mythologie in drei Akten geschrieben hat, Weltflucht vorgeworfen worden“, so Rabl- Stadler, die angesichts der aktuellen Ge - schehnisse die Frage stellte: „Würden wir nicht auch gerne, wenn nicht unsere Seelen - fenster, zumindest unsere Ohren und Augen, verschließen vor dem Grauen in Fern und Nah?“ Rabl-Stadler verwies zu dieser Frage auf Strauss’ eigene Erklärung, die antike My - thologie böte ihm subtile Deutungsmög lich - keiten für moderne Probleme, persönlicher und politischer Art, sowie auf Festspiel grün -

der Hugo von Hofmannsthal, der die my - Fotos: www.neumayr.cc thologischen Opern als „wahrste aller For - Margit und Alt-Bundespräsident Heinz Fischer mit Bundeskanzler Christian und Evelyn Kern men“ bezeichnete. beim Betreten der Felsenreitschule

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 86 Kultur

Haslauer: Kunst ist Bewußtsein „Wir sind aus jenem Stoff gemacht, aus dem die Träume sind, und unser kleines Le - ben liegt im Schlaf“, zitierte Landeshaupt - mann Wilfried Haslauer zu Beginn seiner Rede William Shakespeare und nahm Bezug auf die derzeitigen Unruhen: „Wir, die Kin - der des Glücks, die genau hier und gerade jetzt leben dürfen, im vermeintlich sicheren Auge des Sturmes, der ringsum wütet, näher rückt und uns sein Grauen durch unwirkliche Bilder nur erahnen läßt.“ In diesem Zusammenhang ging Haslauer auf die 200jährige Zugehörigkeit Salzburgs zu Österreich ein: „Aber: War das nicht im - mer so, daß die Katastrophen, die einen nicht unmittelbar selber betreffen, irgendwie un - wirklich, ja geradezu als virtuell empfunden werden, so auch in diesen 200 Jahren, die

Salzburg zu Österreich gehört? Abseits aller Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler Kriege prägten Not und Elend den Beginn. 200 Jahre, nur 200 Jahre! Was ist das schon, das sind drei Lebenskreise von Menschen, die zirka 70 Jahre alt werden, ein Hauch, ein Wimpernschlag in der Geschichte der Men - schheit. Wie reizvoll wäre es doch – nach einer Zeitreise in die Vergangenheit – mit un serem heutigen Wissen damals ein Ge - spräch geführt haben zu können“, so Hasl - auer, der die Frage in den Raum warf: " Sind wir in diesen 200 Jahren bessere Menschen geworden? Da könnten bis 1945 Zweifel angebracht sein, aber danach? Wir fühlen uns doch in Wahrheit moralisch und ethisch hochstehender als die Generationen vor uns: Hand aufs Herz, wie schnell sind wir nicht mit der Verurteilung da, was früher gewesen ist, wir mit der Gnade der späten Geburt. Ich bezweifle, ob wir selber wirklich davor ge - feit sind, wieder in die Barbarei, die Grob - Fotos: www.neumayr.cc Fotos: www.neumayr.cc schlächtigkeit, die Kulturlosigkeit zurück zu Landeshauptmann Wilfried Haslauer verfallen, wenn wir aus der Ruhe im Auge des Sturmes in seine zerstörerische Verände - Ende des Lebens; also all jene Augenblicke, Drozda: Lust auf Veränderung rungsgewalt rücken, wenn auch wir das die man für die Ewigkeit glaubt, die man fest - wecken, statt Ängste schüren Schicksal anderer Zivilisationen erleiden, halten möchte und nicht kann“, so Hasl auer. Einen Bogen von der Notwendigkeit zur die im Laufe der Jahrtausende gekommen, Die Kunst mache wieder bewußt, „daß Veränderung zu aktuellen politischen Her - aber auch gegangen sind, hochstehend und wir nicht eine willenlose Herde sind, son - ausforderungen spannte der für Kulturagen - bewundernswert, letztendlich aber immer dern in jeden von uns ein Stück weit Un end - den zuständige Bundesminister Thomas kraftlos, dekadent, ohne Selbstwertgefühl lichkeit gesetzt ist. Sie rüttelt auf, sie regt an, Drozda: „So unterschiedlich die kommenden und eine leichte Beute für die brutale Stärke sie macht uns Lachen und Weinen, sie ver- Aufführungen und Inszenierungen auch sein des Urtümlichen.“ wandelt uns, wenn auch nur in Nuancen, und werden, eines wird ihnen gemeinsam sein: Gebe es etwas allgemein Gültiges, das oftmals merken wir es gar nicht. Die Salz - Kunst ist Veränderung, jedes Kunstwerk er - alles überdauert, so wäre dies „die Hinwen - burger Festspiele sind aus jenem Stoff ge - zählt von Veränderung, keine Aufführung ist dung zum Glauben etwa, ein neugeborenes macht, aus dem die Träume sind, sie machen nur Wiedererweckung, sondern immer auch Kind in den Armen zu halten, Liebe zwischen uns aber auch bewußt, unser kleines Leben Neuschöpfung eines Werkes.“ Insofern ist zwei Menschen, Momente, die die Kunst liegt im Schlaf. Wenn wir irgendwann er - Kunst für Drozda heute aktueller denn je: schenkt, die Faszination Natur, Erkenntnis wachen, werden wir uns fragen müssen, wie „Unsere Gesellschaft beruht mehr denn je – als Erleuchtung, der berührende Augenblick sehr uns die Veränderung verwandelt“, so ob wir das wollen oder nicht – auf Innova - einer Begegnung, das Halten einer Hand am Hasl auer abschließend. tion. Für die Arbeit der Künstler galt das

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 87 Kultur schon immer, das Neue oder die Neufindung ist die Grundlage aller künstlerischen Ar - beit.“ „Europa als Kontinent und die Europäi - sche Union als Institution befinden sich in den vergangenen Jahren in einem permanen - ten Krisenbewältigungsmodus und stehen vor dem aktuellen Hintergrund vor großen Her ausforderungen. Populisten versuchen daraus politischen Nutzen zu ziehen und nüt - zen nadelstichartig reale Schwächen demo - kratischer Institutionen und gewinnen An - hänger damit“, befand der Minister und forderte: „Dieser Stimmungslage muß eine verantwortliche Politik entgegentreten. Als zentrale Agenda einer gegenwärtigen Poli - tik, die sich mit Fug und Recht gegenwärtig nennt, erscheint mir, die Lust auf Verände - rung bei den Menschen zu wecken, anstatt

Angst vor der Neugier auf Veränderung zu Bundesminister Thomas Drozda schüren.“

Liessmann: Und mehr bedarf’s nicht Unter dem Titel „Und mehr bedarf’s nicht. Über Kunst in bewegten Zeiten“ ging der österreichische Philosoph, Essayist, Lite - raturkritiker, Kulturpublizist und Universi - tätsprofessor Konrad Paul Liessmann in sei - ner Festspielrede auf die aktuell „bewegten Zeiten“ ein. „Terroranschläge, Amokläufe, ein dubio - ser Militärputsch in der Türkei, Brexit und die tiefe Krise der Europäischen Union, soziale Spannungen und Ängste allerorten, Kriege und Bürgerkriege, unzählige Menschen auf der Flucht und eine Kommunikationstech - nik, die uns all dies hautnah, im Live-Stream erleben läßt – nahezu reflexartig stellt sich die Frage, ob es überhaupt noch möglich ist, sich in solchen Zeiten ruhigen Gewissens Fotos: www.neumayr.cc Fotos: www.neumayr.cc dem Schönen und der Kunst, der Feier des Festpielredner Konrad Paul Liessmann ästhetischen Augenblicks und dem Genuß eines rauschenden Festes hinzugeben“, sagte ein Ornament, sie kann Kritik sein und Af - derte hinweg, beanspruchen darf. Vielleicht Liessmann. firmation, politische Propaganda und apoli - leben wir in den kostbaren Augenblicken, da In diesem Zusammenhang ging Liess mann tische Ästhetik, Unterhaltung der Massen wir solch einem Gelingen beiwohnen dür - auf die Zeile „Und mehr bedarf’s nicht“, und elitäre Abschottung.“ Kunst könne all fen, vielleicht sogar dazu etwas beitragen Hölderlins Schluß seiner Ode „An die Par - diese widersprüchlichen, anregenden und können.“ zen“. Diese Zeile sei nicht nur Ausdruck aufregenden, langweiligen und spannenden, (Lesen Sie die gesamte Rede von Konrad eines subjektiven Bekenntnisses zur Macht dummen und dreisten, wunderbaren und fas- Paul Liessmann im Wortlaut im Anschluß an der Kunst, sondern auch Skizze eines ästhe - zinierenden Formen annehmen, weil es da - diesen Bei trag.) tischen Programms, das die Kunstanstren - hinter dieses „Und mehr bedarf’s nicht“ ge - gung und den Kunstbegriff über zwei Jahr - be, so Liessmann. „Alle diese Attitüden zeh - Bures: Die Zukunft ist gestaltbar hunderte bestimmte, so Liessmann. ren von der Idee, daß es letztlich darauf „Wir leben in bewegten Zeiten. Viele „Das Faszinierende und Verstörende an ankommt, daß dem Menschen, diesem feh - Men schen in Europa haben das Gefühl, daß der Kunst besteht bis heute darin, daß sie lerhaften, eitlen, grausamen und nicht be - sich die Welt derzeit ein wenig schneller alles sein kann, was man ihr zuschreibt und sonders intelligenten Wesen, etwas nahezu drehe, als wir es gewohnt sind. Kriegerische doch nie darin aufgeht. Die Kunst kann ein Vollkommenes gelingen kann, das keiner Auseinandersetzungen und Konflikte vor Wettbewerbsfaktor und ein Kompetenztrai - weiteren Rechtfertigung mehr bedarf und den Toren Europas finden kein Ende“, stellte ningsprogramm sein, eine soziale Aktion und das für sich Gültigkeit, über die Jahrhun - auch Nationalratspräsidentin Doris Bures

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fest. „In einem Klima, in dem unumstößlich Geglaubtes ins Wanken gerät, ist es leicht, Gräben aufzureißen – viel leichter als sie zu schließen, als Brücken zu bauen“, sagte Bu - res, die weiter betonte: „Wir alle sind ge - fordert. Wir müssen verhindern, daß das Ver - trauen ganzer Bevölkerungsgruppen in demo - kratische und rechtsstaatliche Institutionen schwindet, verhindern, daß europaweit Grup - pierungen am äußeren Rand des politischen Spektrums vermehrt Zulauf finden.“ „Wir brauchen Gemeinsamkeit, wir brau - chen Vertrauen und wir brauchen Träu me und Ziele“, so der Appell der Nationalratsprä si - dentin. „Ich meine, daß es uns gut tun würde, weniger in etablierten Gegensät zen zu den - ken. Das ,Entweder – Oder‘ bringt uns nicht weiter. Ich bin mir sicher: Im ,Sowohl als auch‘ finden wir die bessere Zukunft. Denn Fotos: www.neumayr.cc Fotos: www.neumayr.cc nur in diesem Bekenntnis kön nen wir alle Nationalratspräsidentin Doris Bures konstruktiven Kräfte für das Gemeinsame, das Miteinander, für unser demokratisches wichtige schöpferische Kraft von Träumen zu Zukunft gefun den, schloß Bures, denn: „Die Ös terreich bündeln.“ Es gelte, Ängste zu lenken. Seit jeher hät ten Menschen in ihnen Zukunft ist gestaltbar!“ n überwinden und die Aufmerk samkeit auf die Stärke für Veränderung und Hoffnung für die http://www.salzburgfestival.at Foto: Salzburger Festspiele / Forster Festpiele 2016: Ein Szenenbild aus »Die Liebe der Danae« von von Richard Strauss – Tomasz Konieczny als »Jupiter« auf dem Elefanten

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 89 Kultur Über mehr bedarf’s nicht

Über Kunst in bewegten Zeiten – Festrede von Konrad Paul Liessmann Foto: www.neumayr.cc Foto: www.neumayr.cc

Konrad Paul Liessmann

ir leben in bewegten Zeiten: Terror an - des Protest ausgelöst hatte, der Kampf gegen den er als Angriff auf seine persönliche Inte - Wschläge, Amokläufe, ein dubioser eine als reaktionär verstandene Staatsmacht, grität und die damit verbundene Sache der Militärputsch in der Türkei, Brexit und die gegen das gesellschaftliche Establishment, Kunst sah. Mitnichten bedeutete dies, die tiefe Krise der Europäischen Union, soziale ge gen Kapitalismus, Krieg und Imperialis - Augen vor sozialen und politischen Konflik - Spannungen und Ängste allerorten, Kriege mus hatte begonnen, die berüchtigte Kom - ten zu verschließen. Adorno hatte sich ge - und Bürgerkriege, unzählige Menschen auf mune I um Rainer Langhans und Fritz Teufel weigert, den Goethe-Vortrag „umzufunk- der Flucht und eine Kommunikationstech - hatte – halb im Ernst und halb satirisch – in tionieren“, weil er in diesem genau über nik, die uns all dies hautnah, im Live-Stream einem Flugblatt zum Anzünden von Kauf - diese Konflikte gesprochen hatte: Über das erleben läßt. Nahezu reflexartig stellt sich häusern, diesen symbolischen Orten der ver- Verhältnis von Mythos und Rationalität, von die Frage, ob es überhaupt noch möglich ist, haßten Konsumgesellschaft, aufgerufen. Barbarei und Kultur, von der Gewalt und die sich in solchen Zeiten ruhigen Gewissens dem Adorno, immerhin das Haupt der neomar - ästhetische Kritik an ihr. Goethes Schönen und der Kunst, der Feier des ästhe - xistischen Frankfurter Schule, wurde aufge - „Iphigenie“ war Adorno nicht als unzeit - tischen Augenblicks und dem Genuß eines fordert, nicht über Goethe, sondern über die gemäß, verstaubt und inaktuell, sondern als rauschenden Festes hinzugeben. Müßte nicht politische Lage zu sprechen. In bewegten ein Kommentar zur Zeit erschienen, der im - die Kunst selbst angesichts dieses Weltzu - Zeiten müsse sich die Kunst und die Rede stande war, Dimensionen freizulegen, die stan des wenn nicht verstummen, so doch ihre über sie der politischen Aktualität beugen, der tagespolitische Aktionismus ausblenden Stimme in einem politischen Sinne erheben, habe man Stellung zu beziehen, Kritik zu mußte. Er hatte sich geweigert, nur eine Ge - müßte sie nicht eingreifen, zumindest auf- üben, sich für die richtige Seite zu enga gie - sinnung zu demonstrieren, er hatte sich ge - merksam machen, über sich hinausweisen ren. Adorno weigerte sich. Es kam zu Tu - weigert, politisch-moralisch im Sinne einer auf jene unerträglichen Zustände, müßte sie multen und erst nach dem Einschreiten von richtigen Seite zu agieren, die sich schneller nicht die aufrüttelnde Aktion anstelle der Ordnungskräften konnte der Philosoph sei - als man glaubte als eine falsche erweisen Verehrung des Schönen setzen? nen Vortrag „Zum Klassizismus von Goethes sollte. Bald brannten die ersten Kaufhäuser Wir leben in bewegten Zeiten. Doch das Iphigenie“ halten. und kündeten vom beginnenden und tod- ist nichts Neues. Vor knapp einem halben Wäre es besser gewesen, den Vortrag bringenden Terror der Roten Armee Frak - Jahrhundert, am 7. Juli des Jahres 1967, soll- nicht zu halten und den Forderungen einer tion. Seine ästhetische Sensibilität hatte den te der Philosoph und Soziologe Theodor empörten Jugend nachzukommen? Wann Philosophen davor bewahrt, zu einem gei - Adorno auf Einladung der FU Berlin über müssen sich die Kunst und der Diskurs über stigen Brandstifter zu werden. Goethe sprechen. Sommer 1967: Das war in sie den tagesaktuellen politischen Verwer - Wir leben in bewegten Zeiten. Doch das West-Berlin der heiße Sommer der Anarchie fun gen, Spannungen und Konflikten beugen, ist nichts Neues. Wenige Jahre nach der und Revolution, erst wenige Wochen zuvor diese thematisieren, auch wenn dabei das Französischen Revolution, die er als Knabe war während einer Demonstration der Stu - Ästhetische vernachlässigt werden muß? emphatisch begrüßt hatte, nach dem Terror dent Benno Ohnesorg von einem Polizeibe - Adorno hatte sich für die Kunst und gegen der Jakobiner und mitten in den Wirren der amten erschossen worden, was eine Welle den politischen Aktionismus entschieden, Napoleonischen Kriege, die Europas Ge -

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 90 Kultur schick bestimmen sollten, richtete der 28jäh- ist das eine, die politische Moral das andere. rige Friedrich Hölderlin ein verzweifeltes In der Kunst zählt der Wille nicht fürs Werk, Gebet an die Parzen, an seine Schicksals - die Gesinnung nicht für den ästhetischen An - göttinnen: spruch. Eine politisch korrekte Haltung ist Nur Einen Sommer gönnt, ihr Gewal ti - noch kein Garant für gelungene Kunst. gen! Und einen Herbst zu reifem Gesange Wenn es eine bis heute verstörende Einsicht mir, Daß williger mein Herz, vom süßen der Moderne gibt, dann diese: Das Schöne Spiele gesättiget, dann mir sterbe. und das Gute bilden keine Einheit. Niemand Die Seele, der im Leben ihr göttlich hat dies prägnanter formuliert als Friedrich Recht Nicht ward, sie ruht auch drunten im Nietzsche: „An einem Philosophen ist es Orkus nicht; Doch ist mir einst das Heil’ge, eine Nichtswürdigkeit zu sagen: das Gute das am Herzen mir liegt, das Gedicht, ge - und das Schöne sind Eins: fügt er gar noch lungen, Willkommen dann, o Stille der hinzu ‚auch das Wahre‘ so soll man ihn Schattenwelt! Zufrieden bin ich, wenn auch prügeln. Die Wahrheit ist häßlich: wir haben mein Saitenspiel Mich nicht hinab geleitet; die Kunst, damit wir nicht an der Wahrheit Einmal Lebt ich, wie Götter, und mehr be - zu Grunde gehn.“ Was aber heißt das? Zeigt darf’s nicht. uns die Kunst nur einen schönen Schein, der Und mehr bedarf’s nicht. Hölderlins wenigstens während Festspielzeiten die ungeheurer Schluß der Ode An die Parzen, Wirklichkeit überstrahlen kann? Oder liegt die Marcel Reich-Ranicki zu den „Wundern das Paradoxe der Kunst darin, daß sie uns in deutscher Sprache“ zählte, ist nicht nur erlaubt, einen Blick auch auf unangenehme Ausdruck eines subjektiven Bekenntnisses Wahrheiten zu werfen, ohne daß es uns wirk- zur Macht der Kunst. Er ist Skizze eines lich wehtut? Und dies deshalb, weil im Mo - ästhetischen Programms, das die Kunstan - ment des ästhetischen Ereignisses nichts strengung und den Kunstbegriff über zwei wichtiger und verbindlicher ist als dieses Jahrhunderte bestimmte. In diesem Gedicht selbst? Und liegt nicht darin die eigentliche fallen die radikalste Zurücknahme und ein Provokation der Kunst: Daß das gelungene

übersteigerter Anspruch zusammen: Das Foto: www.neumayr.cc Werk uns von der Wahrheit ebenso wie von Kunstwerk, wenn es denn gelingt, genügt, Konrad Paul Liessmann jedem moralischen Anspruch vorerst einmal um dem Leben nicht nur einen Sinn, sondern entbindet? eine nahezu religiöse Aura zu verleihen, die „bloße Existenz ist schon eine Manifestation Und mehr bedarf’s nicht. Wie bescheiden, es von allen anderen Bedingungen und An - von Rebellion“. Das Pathos, das die Kunst wie unzeitgemäß! Muß dieser Satz nicht gelegenheiten des Dasein radikal entfernt. In der Moderne kennzeichnet und dem sich alle seltsam klingen in einer Welt, in der genug dieser Absage an die Welt, in dieser Konzen - großen ästhetischen Errungenschaften des nie genug sein darf, in der alles immer mehr tration auf die Kunst liegt selbst eine Kritik, 19. und 20. Jahrhunderts verdanken, liegt werden muß, in der alles seine Nützlichkeit die nicht aktionistisch eingreift, nicht einmal in diesem Anspruch auf Autonomie, auf und Verwertbarkeit für das Wirtschaftswachs - Mißstände benennt, sondern sich zurück - Selbstgesetzgebung, auf Unabhängigkeit von tum beweisen muß? Nein, die Konzen tration zieht in eine ganz andere Sphäre, in der nur Märkten, Ideologien und Religionen. Und und Reduktion auf das Entschei dende, auf eines gilt: das gelungene Werk. Gelingen etwas davon spüren wir jedes Mal, wenn wir das in höchster Intensität Zurück genommene kann dieses aber nur, wenn es sich jenem in einer gelungenen Aufführung eines Kon - ist unsere Sache nicht. Es stimmt schon: Der Recht verdankt, das sich im Leben nicht oder zertes, eine Theaterstücks, einer Oper das kritische Impuls von Kunst, der die klassi - noch nicht durchsetzen konnte. Es ist dies, Gefühl haben, daß es genau das ist, um des- schen Avantgarden grundierte, hat sich ver- bei Hölderlin und weit über ihn hinaus, ein sentwillen es sich zu leben lohnt, daß es ge - braucht, die großen Anstöße, Parteinahmen Leben in Freiheit. nau diese Erfahrung ist, die einen Reichtum oder Ideen zu einer revolutionären Verände - Gelingen aus Freiheit: Wäre das nicht in sich trägt, der alles andere, wie bedeut- rung der Gesellschaft werden kaum noch eine wunderbare Formel für das, was Kunst sam, erschreckend oder gewichtig es auch von der Kunst erwartet. Im Gegenzug dazu im besten Sinne sein kann? Und war deshalb erscheinen mag, verblassen läßt. aber ist die Kunst nun mitunter affirmativ ge - die Kunst nicht immer auch in doppelter Und mehr bedarf’s nicht. Wirklich nicht? worden, schmiegt sich den Märkten an, ist – Hinsicht durch ihre schiere Vorhandenheit Ist diese Kunsterfahrung nicht auch eine un - so die These des Kunstwissenschaftler Wolf - eine Kritik und ein Einspruch gegen die geheure Flucht aus der Wirklichkeit, eine gang Ullrich – zur Kunst der Oligarchen und Wirklichkeit? Dadurch, daß sie auf diesem Betäubung, eine ästhetischer Rausch, ein erfolgreichen Spekulanten geworden, zur Prinzip, aus Freiheit zu schaffen, beharrt, imaginierter Fluß des Vergessens? Ginge es „Siegerkunst“, zu einer Trophäenkunst, die und dadurch, daß sie die Maßstäbe für das gerade in Zeiten der Krisen nicht darum, in sich aus dem öffentlichen Raum und seinen Gelingen nur ihren eigenen Ansprüchen ver- der Kunst eine Möglichkeit zu sehen, in die Museen zurückzieht und wie in feudalen danken will – keiner anderen irdischen, aber Wirklichkeit einzugreifen, einen Beitrag zu Zei ten die ummauerten Anwesen der neuen auch keiner göttlichen Macht. Was der süd- leisten zur Veränderung der Gesellschaft in Herrschenden schmückt. Für diese Kunst gilt amerikanische Nobelpreisträger Mario Var - Hinblick auf ein Mehr an Humanität, ein zweifellos ein immer Mehr, ein immer Grös- gas Llosa jüngst von der Literatur sagte, Mehr an Toleranz, ein Mehr an Gerechtig - ser, ein immer Extravaganter, ein immer Teu - kann wohl für Kunst überhaupt gelten: Ihre keit? So hart es auch klingen mag: Die Kunst rer. Keine Frage: Solche Kunst ist nicht ver-

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Mit Fug und Recht könnte man sich auch einmal die Frage stellen: Wieviel Bildung braucht die Kunst, wieviel Kunst braucht die Bildung? Das gelungene Werk, auch in seiner Einfachheit raffiniert und anspie - lungs reich, immer auf Vergangenes zurück und auf Zukünftiges vorausweisend, stellt hohe Ansprüche. Hören, Lesen, Sehen sind in diesem Zusammenhang nicht nur rezepti - ve, sondern produktive Tätigkeiten, das Ver - stehen und der Genuß steigern sich mit Kennt - nissen, Einsichten und Erfahrungen. Ästheti - sche Bildung als Modell für die Freiheit und Autonomie des Menschen kann sich nur in Auseinandersetzung mit der Kunst entfalten, ästhetische Urteilskraft, die Fähigkeit, das Gelungene vom Mißlungenen zu unter schei - den, die Schulung einer kritischen Haltung können sich nur in Konfrontation mit den Foto: www.neumayr.cc Foto: www.neumayr.cc Konrad Paul Liessmann Werken der Tradition und der Gegenwart ent - wickeln. Ja, Kunst braucht Bildung in einem werflich und auch aus den Aufträgen von gel- jenigen, die die Algorithmen der digitalen fundamentalen Sinn, sie braucht vielfältige tungssüchtigen Menschen kann Großes ent- Maschinen vorschreiben. Bei all den wohl- Kenntnisse, braucht historisches, religiöses, stehen; aber es ist für die Kunst, ihre Kraft, meinenden, aber unreflektierten Versuchen, philosophisches und literarisches Wissen, ihre Verbindlichkeit nicht ganz ohne Belang, die Kunst zu demokratisieren und nahezu braucht Erfahrungen. Welche Schule, wel - in welchem Umfeld sie entsteht, vor wel - alles zum Ausdruck einer Kultur zu erklären, cher Bildungsplan will solches heute noch chem Publikum sie aufgeführt wird, an wel - handelt es sich letztlich um einen ästhe ti - bieten? chen Erwartungen sie sich orientiert. Wer schen Populismus, der falsche Hoffnungen Aber wieviel Kunst braucht die Bildung? Kunst nur noch als Ornament, als Beiwerk, weckt. Die Kunst erfordert, heute mehr denn Genügt es nicht, daß junge Menschen jene als ästhetische Überhöhung des eigenen je, das Eintauchen in eine andere Welt, eine Kompetenzen erwerben, die sie fit für die Selbst, als Bühne seiner Eitelkeit sieht, hat Welt, in der es um Genauigkeit, Aufmerksam - Arbeitswelt der Zukunft machen? Und hat sie unter ihrem Wert geschlagen, wieviel Geld keit, Konzentration, Hingabe, Anstrengung sich die Beschäftigung mit Kunst nicht auch er dafür auch ausgegeben haben mag. und Selbstvergessenheit geht, um Haltungen dieser Maxime zu beugen. Sollte es sich her- Das immer Mehr gilt aber nicht nur für also, die quer stehen zu jener Mischung aus ausstellen, daß das Hören von Mozartopern den Präsentationsbedarf der Eliten. Es gilt Bequemlichkeit und Egomanie, zu der wir das innovative Denken befördert und bei der auch für einen demokratischen Impuls, der ansonsten angehalten sind. Gründung von Start-ups Vorteile verschafft, die Kunst öffnen wollte und sie dadurch den - Und mehr bedarf’s nicht. Wirklich nicht? nun, dann wird man das tun; sonst eben nicht. noch korrumpierte. Die saloppe sozialpäd- Ist Kunst nicht auch ein Wirtschaftsfaktor, Wer so denkt, denkt falsch. Bildung ohne agogische Geste, mit der alles zur Kunst und zu ständig für die Umwegrentabilität ganzer ästhetische Erziehung ist keine Bildung. jeder zum Künstler erklärt wurde und wird, Regionen, ist Kunst nicht ein Motor für den Denn die Kunst, und nur sie, kann – wenn um nur ja niemanden auszuschließen, die er - Tourismus, befriedigt Kunst nicht das Be - auch im Imaginären – zeigen, was es heißt, müdende Penetranz, mit der nicht nur Alltags - dürfnis nach Selbstnobilitierung durch Kul - mit den Widersprüchen und Abgründen des gegenstände in Museen neu kontextualisiert turkonsum, vermittelt Kunst nicht soziale und Menschen in einer menschlichen Weise um - werden, sondern der Alltag als Alltag in sei - kreative Kompetenzen, die sich als Wettbe - zugehen. Kunst gehört, neben der Wissen - ner Alltäglichkeit zur Kunst stilisiert wird, werbsvorteil erweisen könnten? Und wird schaft, zumindest für Friedrich Schiller zu sind kein heroischer Akt der Entgrenzung, die Kunst nicht aus diesen und ähnlichen den „edelsten Werkzeugen“ des Menschen, sondern ein Mißverständnis; ein Mißver - Gründen, die mit ihr im Grunde nichts zu tun die es ihm erlauben, sich im „Reiche der ständ nis, das verkennt, daß das Faszinosum haben, in den Sonntagsreden so gerne be - vollkommensten Freiheit“ zu bewegen. der Kunst in einem unerbittlichen Anspruch schworen? Welchem Politiker, gar welchem Bildung als Menschwerdung des Menschen auf ein Gelingen liegt, das dem Leben selbst Bildungspolitiker geht es denn wirklich noch kann sich deshalb nur an und mit diesen weder zugemutet noch abgerungen werden um die Sache der Kunst? Die zentrale Rolle, beiden großen Errungenschaften entfalten. kann. Ähnlich mag es auch mit jenen Hoff - die Kunst und die Auseinandersetzung mit Das Reich der Freiheit, auch und gerade nungen bestellt sein, die in der digitalen Welt ihr einst in der bürgerlich-humanistischen Bil - der ästhetischen Freiheit, ist aber nicht ohne die Grenzen zwischen Kunst, Geschäft, Spiel, dung gespielt hatte, ist längst obsolet ge - Fallstricke. Freiheit heißt auch, sich aus dem Kommunikation, Werbung und Erregung worden. Die klassische Literatur, ernste Mu - Bann des Kollektivs und des kollektiven fröhlich verschwimmen lassen und der See - sik, die Welt der Oper, die großen Werke der Denkens zu lösen und zu einer wirklichen le, der in diesem Netz ihr göttlich Recht nie Malerei, die epochalen Texte des Theaters Individualität zu gelangen. Hier liegt ein und nimmer werden wird, jede Chance neh - gehören seit langem nicht mehr zum Kern - irritierendes Problem, vor das uns die Kunst men, andere Erfahrungen zu machen als die - curriculum Höherer Schulen. stellt. Kunst ist mit unseren, im Bildungs we -

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 92 Kultur sen aus guten Gründen geforderten Gleich - Literatur, für die Musik begeistern können, dreisten, wunderbaren und faszinierenden heits- und Gerechtigkeitsvorstellungen nicht und die wissen und wissen dürfen: wenn sie Formen annehmen, weil es dahinter dieses vereinbar. Kunst ist letztlich eine Sache des damit auch nur eine einzige jugendliche ungeheure Und mehr bedarfs nicht gibt. Alle Einzelnen. Und dies nicht im Sinne eines Seele erreichen und enthusiasmieren – dann diese Attitüden zehren von der Idee, daß es falschen Elitenbewußtseins, auch nicht im haben sie das ihrige getan. Und mehr bedarfs letztlich darauf ankommt, daß dem Men - Sinne eines überzogenen Geniekults, son - nicht. schen, diesem fehlerhaften, eitlen, grausa - dern im Sinne einer existentiellen Erfahrungs - Das Faszinierende und Verstörende an der men und nicht besonders intelligenten We - möglichkeit. Für diese kann in einem Schul - Kunst besteht bis heute darin, daß sie alles sen, etwas nahezu Vollkommenes gelingen system wohl der Boden bereitet, sie kann aber sein kann, was man ihr zuschreibt und doch kann, das keiner weiteren Rechtfertigung weder verordnet, noch verlangt, noch als nie darin aufgeht. Ja, die Kunst kann ein mehr bedarf und das für sich Gültigkeit, über Kompetenz definiert, geprüft und zertifiziert Wettbewerbsfaktor und ein Kompetenztrai - die Jahrhunderte hinweg, beanspruchen darf. werden. Es kann auch niemand dazu gezwun - ningsprogramm sein, eine soziale Aktion Vielleicht leben wir in den kostbaren Augen - gen werden. Ein Bildungssystem, das die und ein Ornament, sie kann Kritik sein und blicken, da wir solch einem Gelingen bei- Chancen von Kunst ernst nähme, eine Bil - Affirmation, politische Propaganda und apo - wohnen dürfen, vielleicht sogar dazu etwas dungsministerin, der es darum ginge, jungen litische Ästhetik, Unterhaltung der Massen beitragen können, nicht wie Götter; aber wir Menschen die Welt der Kunst zu erschließen, und elitäre Abschottung. Sie kann dies alles leben – endlich – einmal so, wie Menschen setzte deshalb weniger auf Kompetenzorien - aber nur sein, sie kann all diese wider- leben sollten. Und mehr bedarf’s nicht. n tierung oder Output- Optimierung, sondern sprüchlichen, anregenden und aufregenden, Es gilt das gesprochene Wort. schlicht auf Lehrer, die für die Kunst, für die langweiligen und spannenden, dummen und https://de.wikipedia.org/wiki/Konrad_Paul_Liessmann Eines der größten Kultur-Public-Viewings Europas on 28. Juli bis 31. August verwandelt Vsich der Salzburger Kapitelplatz erneut zu einem der erfolgreichsten Public-View - ing-Schauplätze Europas: Die Siemens Fest>Spiel>Nächte locken jedes Jahr rund 70.000 Kulturbegeisterte in die Salzburger Innenstadt. Sie sind damit ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor und Tourismusmagnet für die Region. In Kooperation mit den Salz bur - ger Festspielen, dem ORF Salzburg und Uni - tel zeigt Siemens fünf Wochen lang Fest - spielproduktionen und Konzerte in modern- ster Audio- und Videotechnik auf einer ta - geslichttauglichen LED-Leinwand. Mit „Die Liebe der Danae“ und „Faust“ können zwei Highlights des diesjährigen Festspielpro - gramms sowohl kostenlos als auch live mit- erlebt werden. Im Rahmen des Jubiläums– wochenendes am 30. und 31. Juli wurde den Besuchern ein umfangreiches Programm mit Siemens AG Österreich Foto: zusätzlichen Übertragungen von Theater- Man kann 58 Festspielproduktionen und Konzerte kostenlos und unter freiem Himmel am Salzburger Kapitelplatz erleben und Opernproduktionen geboten. „In 15 Jahren haben wir die Siemens Wolfgang Hesoun, Generaldirektor von und die Welt an den Produktionen der Salz - Fest>Spiel>Nächte zu einem der erfolgreich - Siemens Österreich. burger Festspiele teilhaben lassen, die von sten und größten Public-Viewing-Events der Siemens und die Salzburger Festspiele uns aufgezeichnet und der Öffentlichkeit europäischen Kulturszene entwickelt. Mit verbindet eine lange Tradition: Seit 1996 un - zugänglich gemacht werden. Besonders die sem Format haben wir eine einzigartige terstützt das Unternehmen die Salzburger freut es uns, gemeinsam mit Siemens, Unitel Verknüpfung von Kultur und Technik ge - Festspiele als Projektsponsor und seit 1999 und den Salzburger Festspielen, die High - schaf fen und sind damit fixer Bestandteil des als Hauptsponsor. Zeitgleich mit den Salz - lights der aktuellen und vergangenen Fest - Salzburger Festspielgeschehens. Als führen - burger Festspielen finden seit 2002 die Sie - spielaufführungen bei den Siemens Fest> des Technologieunternehmen und einer der mens Fest>Spiel>Nächte und seit 2008 das Spiel>Nächten zu präsentieren. Somit ist es größten Arbeitgeber des Landes sehen wir Siemens Kinder>Festival statt. uns gelungen ‚Jedermann‘ kostenlos einen unsere gesellschaftliche Aufgabe auch darin, „Das ORF Landesstudio Salzburg infor - unvergeßlichen Festspielbesuch bei unserer Menschen Kunst und Kultur kostenlos zu - miert und unterhält täglich rund 600.000 Off-Air Bühne am Kapitelplatz zu ermögli - gänglich zu machen. Daß wir mit dieser Stra - Salz burgerinnen und Salzburger. Die Re gio - chen“, erklärte Roland Brunhofer, Landes di - tegie am Puls der Zeit sind, sehen wir an den na lität ist uns sehr wichtig. Gleichzeitig wol - rektor des ORF Salzburg. jährlichen Rekordbesucherzahlen“, erklärte len wir als Kulturhauptstadt ganz Österreich http://www.siemens.at/festspielnaechte

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 93 Kultur Sünde und Secession. Franz von Stuck in Wien. Ausstellung von 1. Juli bis 9. Oktober 2016 im Unteren Belvedere Wien

it der Ausstellung „Sünde und Se ces - liegt die Verbindung zur zeitgleich im Belve - nigen Farben, in akademisch-klassischer Msion. Franz von Stuck in Wien“ rückt dere laufenden Ausstellung Inspiration Foto - Weise: Seine Sünde ist von einem harten das Belvedere vom 1. Juli bis 9. Oktober grafie. Von Makart bis Klimt. Es kommt sel - Hell-Dunkel-Kontrast gekennzeichnet. Das 2016 das ungewöhnliche Werk des deut - ten vor, daß zwei gleichzeitige Ausstellungen verlockend erotische Weib und die Schlange schen Malerfürsten Franz von Stuck in den auf eine so wunderbare Weise miteinander als biblische Inkarnation der Sünde fixieren Mittelpunkt. Vor allem seine Verbindungen korrespondieren“, so der Kurator der respektlos den Betrachter und ertappen ihn nach Wien werden aufgezeigt, im Besonde– Ausstellung, Alexander Klee. bei der Beobachtung. Stucks Sünde wurde ren jene zum Verlag Gerlach & Schenk. auf Ausstellungen vom Publikum regel- Gleich zeitig werden sein Einfluß und seine Skandalmaler und Malerfürst mäßig umlagert und fand auch Niederschlag Bedeutung als Impulsgeber des Secessio - Franz von Stucks Sünde ist die perso ni - in der zeitgenössischen Literatur, so bei nismus in Wien beleuchtet. fizierte „Femme Fatale“ am Ende des 19. Theodor Fontane, Thomas Mann oder Hans Stucks skandalöse erotische Gemälde, Jahrhunderts. Der Künstler malte nicht in to - Carossa. allen voran „Die Sünde“, waren nicht allein aufgrund der Motivwahl umstritten und po - pulär, auch seine Bildauffassung und die stringente Gestaltung des Erscheinungsbil - des der 1892 gegründeten Münchner Seces - sion setzten Maßstäbe. Letztere sollte zum Vorbild für die 1897 gegründete Wiener Se - cession werden. Stucks vielschichtige Beziehungen zu Wien wurden bisher nur in wenigen Essays berücksichtigt. Dies überrascht, hatte Stuck doch schon 1892 seine erste umfassende mo - nografische Ausstellung im Wiener Künst - lerhaus. Stuck, ein Jahr jünger als Gustav Klimt, war ein „Shooting Star“ seiner Zeit und schon früh mit der bei Gerlach in Wien ab 1882 verlegten Mappe Allegorien und Em - bleme und den 1886 erschienenen Karten & Vignetten bekannt geworden. „Mit der Ausstellung ,Sünde und Seces - sion. Franz von Stuck in Wien‘ im Unteren Belvedere zeigen wir einerseits das vielfäl - tige malerische, plastische und grafische Œuvre dieses Künstlers, andererseits greifen wir jene historischen Bezüge auf, die in Mün - chen ihren Anfang genommen und die Ent - stehung sowie die Entwicklung der Wiener Secession maßgeblich vorbereitet und be - gleitet haben. Somit schließt die Ausstellung eine Lücke, indem sie das Fin de Siècle in Wien aus einem ganz neuen Blickwinkel prä sentiert“, so Agnes Husslein-Arco, Direk - torin des Belvedere und des 21er Haus. „Die Ausstellung beschäftigt sich in viel - fältiger Weise mit Stucks Entwicklung vom historistischen Kunstgewerbe bis zu einer symbolistisch/jugendstilhaften Malerei. Er

hat dabei das neue Medium Fotografie wie © Galerie Katharina Büttiker, Zürich selbstverständlich miteinbezogen – darin Franz von Stuck, »Die Sünde«, um 1893, Öl auf Leinwand, 88 x 53,5 cm

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werden. Stucks Einfluß auf Wiener Künstler wie Koloman Moser, Rudolf Bacher oder Wilhelm List läßt sich am Mappenwerk Allegorien – Neue Folge (1896, Gerlach & Schenk) ablesen. Die jungen Stür mer wie Stuck und Klimt waren jetzt die großen Vorbilder der neuen Generation.

Stuck und die Landschaft Die Wirkung von Stucks Werk ist in viel - facher Weise bei Wiener Künstlern noch bis ins erste Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts er - kennbar. Die künstlerische Ausstrahlung sei - ner vielbeachteten Landschaften, denen Fo - tografien zugrunde liegen, führte 1930 schließlich zum Ankauf seiner großfor ma - tigen Abendlandschaft für die Moderne Ga - lerie (die heutige Österreichische Galerie Belvedere) in Wien. Die Rezeption des Ge - mäldes spiegelt sich in Werken Carl Molls, Rudolf Jettmars oder Adolf Hölzels wider. Im Jahr 1917 wird das Werk weiterverkauft, es befindet sich heute im Museum Folkwang in Essen. Jedoch nicht nur die Wiener Maler inter- essierten sich für Stucks Landschaften:

Deutliche Reflexe auf diese finden sich in © J. P. Schneider jr., Frankfurt am Main am Frankfurt jr., Schneider P. J. © Franz von Stuck, »Neckerei«, 1889, Öl auf Leinwand, Originalrahmen 47 x 49,5 cm den Arbeiten von Wiener Fotografen, wie etwa Heinrich Kühn, Hugo Henneberg und Die Distanzlosigkeit seiner Bilderfindun - szene ist auch an den zeitgenössischen mei - Hans Watzek. gen verschaffte ihm den frühen Ruhm eines nungsbildenden Artikeln von Hugo von Hof - Die Ausstellung „Sünde und Secession. Skandalmalers. Seinen künstlerischen Durch - mannsthal und Hermann Bahr ablesbar. Franz von Stuck in Wien“ ermöglicht nicht bruch sollte er 1889 mit der Ausstellung eines nur einen umfassenden Überblick über das seiner provokanten Hauptwerke „Der Wäch - Der Verlag Gerlach & Schenk Schaffen des Münchner Malerfürsten Franz ter des Paradieses“ im Münchner Gaspalast Für den Erfolg und die Wahrnehmung von von Stuck mit dem Schwerpunkt auf der Zeit erleben. Stucks Werk außerhalb Deutschlands waren vor 1900 erstmals werden auch seine Wiener die im Wiener Verlag Gerlach & Schenk ver- Bezüge in den Fokus gerückt, speziell seine Wiener Bezüge und öffentlichten grafischen Entwürfe maßgeb- Verbindung zum Verlag Gerlach & Schenk, Vorbild der Secessionisten lich. Insbesondere können hier die Mappen - sowie sein Einfluß und seine Bedeutung als Die zunehmende Buntfarbigkeit seiner werke Allegorien und Embleme von 1882 Impulsgeber des Secessionismus in Wien. n Werke und die damit einhergehende Kulis - und Karten und Vignetten von 1886 ge nannt http://www.belvedere.at sen haftigkeit seiner Hintergründe wiesen jungen Künstlern den Weg, der zum Jugend - stil führen sollte. Stucks Vorbildfunktion für die späteren Wiener Secessionisten wurde bisher nur in einzelnen Publikationen er - wähnt. Dabei waren seine vielfältigen Be - ziehungen zu Wien zentral für seinen künst- lerischen Erfolg: So fand 1892 im Wiener Künstlerhaus seine bis dahin umfangreichste monografische Ausstellung statt. Jene Schau, bei der Stuck 35 Ölbilder und 170 Zeichnun - gen präsentierte, glich einem künstlerischen Paukenschlag. Schon zu jener Zeit hatte er Archetypen geschaffen, die als Bilderfin - dungen stellvertretend für den Symbolismus stehen konnten, wie Die Sünde, seine Pan-

oder Faungestalten. Der außergewöhnliche Bayerische Staatsgemäldesammlungen München – Neue Pinakothek, Foto: © Blauel/Gnamm ARTOTHEK Einfluß des Malers auf die Wiener Kunst - Franz von Stuck, »Kämpfende Faune«, 1889, Mischtechnik auf Leinwand 85,8 × 148,5 cm

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 95 Kultur Jubiläums-Bachmann-Preis für Sharon Dodua Otoo

Für ihre charmante, unangestrengte Satire über den deutschen Alltag wurde die in Berlin lebende Britin mit dem 40. Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet. Foto: StadtPresse / Fritz Foto: Klagenfurts Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz (Mitte) überreicht Bachmann-Preisträgerin Sharon Dodua Otoo (r.) die Urkunde für den mit 25.000 Euro dotierten Ingeborg-Bachmann-Preis. Links im Bild: Jurorin Sandra Kegel, die Sharon Dodua Otoo nominiert hat.

nternational wie nie zuvor war der diesjä - Mit ihrem Text „Herr Gröttrup setzt sich stürzt und – wäh rend er am Boden liegt – über Ihrige 40. Ingeborg-Bachmann-Literatur - hin“ hat die 1972 in London geborene Auto - sein Leben nachdenkt. wettbewerb. Die teilnehmenden AutorInnen rin Humor in die Lesearena gebracht. Die Die nächste Klagenfurter Stadtschreibe - kamen aus acht (!) Nationen – gewonnen hat Jury sah in der Geschichte über ein spießiges rin heißt Stefanie Sargnagel. Die 1986 in die Schwarze Britin Sharon Dodua Otoo. Die Ehepaar und ein Frühstücksei, das nach sie - Wien geborene Autorin erhielt nämlich den Autorin, Aktivistin und Herausgeberin der beneinhalb Minuten nicht und nicht hart ko - von der BKS gestifteten Publikumspreis englischsprachigen Burchreihe „Witnessed“ chen will. (7.000 Euro). Mit dem Publikumspreis ver- war überrascht und überwältigt, zur Siegerin Jurorin Hildegard Keller sah darin „eine bunden ist das Klagenfurter Stadtschreiber - gewählt worden zu sein. „Ich kannte den Be - wunderbare Persiflage auf Lo riots Ei-Num - sti pendium im Folgejahr – Stefanie Sarg na - werb gar nicht, habe mich einfach über die mer“, Juror Klaus Kastberter erinnerte der gel ist somit eingeladen, von Mai bis Sep - Einladung und Erfahrungen gefreut“ war sie Text an Thomas Bernhards „Der deut sche tember 2017 zu einem künstlerischen Arbeits - überrascht, als Siegerin aus Klagenfurt weg- Mittagstisch“. aufenthalt in der Landeshauptstadt Klagen - zufahren. Aus der Schweiz kommt der diesjährige furt zu verbringen. Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz Kelag-Preisträger. „Los Alamos ist winzig“ Ihr Text „Penne vom Kika“ kam zwar bei überreichte den von der Landeshauptstadt lautet der Titel des Texts von Dieter Zwicky. den meisten Juroren gut an, auf der Preis - Kla genfurt gestifteten, mit 25.000 Euro do - Der aus Zürich stammende Autor hat bereits träger-Shortlist war Stefanie Sargnagel den - tierten Ingeborg-Bachmann-Preis mit großer 2007 am Klagenfurter Literaturwettbewerb noch nicht vertreten. Freude an die sympathische Autorin. „Ich teilgenommen. Diesmal nahm er den mit Sie begeisterte mit ihrem Text, der „raus stimme Jurorin Hildegard Keller zu, die ge - 10.000 Euro dotierten sogenannten „Zweiten aus der Hochkultur, rein in die reale Hölle sagt hat, ,mit diesem Text erhält die litera- Preis“ mit nach Hause. der Vorstadtkneipen“ (Zitat Hubert Winkels) rische Welt eine erfreuliche, neue Stimme!‘“, Die deutsche Autorin Julia Wolf gewinnt führt, aber die Leserinnen und Leser, den so die Bürgermeisterin, die Sharon Dodua mit ihrer Geschichte „Walter Nowak bleibt mei sten von ihnen ist die Wienerin mit ihren Otoo die Urkunde mit einem großen Kom - liegen“ den 3sat-Preis (7.500 Euro). Die in Kurztexten und Zeichnungen von Facebook pliment überreichte und für die weitere lite - Berlin lebende Autorin erzählt darin von bestens bekannt! n rarische Laufbahn viel Erfolg wünschte. einem älteren Mann, der im Schwimm bad http://bachmannpreis.orf.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 96 Kultur Synchron Stage Vienna

Die Vienna Symphonic Library, weltweit führender Entwickler orchestraler Sample=Libraries und professioneller Musiksoftware, erweckt die historische Synchronhalle am Wiener Rosenhügel zu neuem Leben. Foto: Synchron Stage Vienna / Heinz Zeggl Foto: Synchron Stage Vienna Stage A – die große Aufnahmehalle – ist 540 m² groß und bietet Platz für große Besetzungen bis 130 MusikerInnen

m Sommer 2013 hat die Vienna Sympho - halle am Rosenhügel für Filmmusikaufnah - bäude von Grund auf zu renovieren und mit Inic Library die denkmalgeschützte Syn - men genutzt, zahlreiche Produktionen der modernster Technik auszustatten. Dabei ent- chron halle am Gelände der Wiener Rosen - Wien-Film wurden hier mit großem Orche - wickelt die Vienna Symphonic Library als hügel-Studios (ehemals „Filmstadt Wien“) ster vertont. Dank der einzigartigen Akustik welt weit führender Hersteller professioneller erworben und ein zukunftsweisendes Kon - fanden in den 1960er-Jahren auch vermehrt Sample-Libraries und Musiksoftware auch zept vorgelegt, um das imposante Bauwerk Schallplatten-Aufnahmen statt – Herbert von neue Technologien für Orchestermusikpro - gemäß seiner ursprünglichen Zweckwid mung Karajan, Karl Böhm, Wilhelm Backhaus, duktionen, die nun nationalen und interna - weiter zu nützen. So wurde das historische Yehudi Menuhin, Sviatoslav Richter oder tionalen AuftraggeberInnen exklusiv zur Juwel in den letzten drei Jahren in liebevol - Mstislav Rostropowitsch sind nur einige Ver fü gung stehen. ler Kleinarbeit renoviert und zählt heute klingende Namen, die hier legendäre Inter - durch die Ausstattung mit modernster Auf - pretationen klassischer Werke einspielten. Wien als Standort für internationale nahmetechnologie und innovativen Software- Medienmusikproduktionen Entwicklungen aus eigenem Haus zu den Zukunftsweisende Technologien In Verbindung mit den herausragenden besten Scoring Stages der Welt – das den in einzigartiger Akustik akustischen Eigenschaften der Halle bietet heute führenden Scoring Stages in Los An - Zu Beginn des 21. Jahrhunderts hatte die sich die einmalige Chance, Wien als zu - geles und London mindestens eben bürtig ist Halle ihre Bedeutung verloren und wurde kunftsweisenden Standort im Bereich der in - und Wien in den Fokus internationaler Film - hauptsächlich als Probebühne verwendet, bis ternationalen Medienmusik zu etablieren. musikproduktionen rückt. sie im Sommer 2013 von Herbert Tucmandl Denn Aufnahmen mit großem Orchester und seinem Team der Vienna Symphonic Li - kommen heute nicht nur in der Filmmusik Filmmusik seit den 1940er Jahren brary übernommen wurde. Seither wurden zum Einsatz. Von der Werbung über auf- Seit ihrer Errichtung zu Beginn der knapp 10 Millionen Euro investiert, um das wendig gestaltete Computerspiele bis hin 1940er-Jahre bis 1955 wurde die Synchron - seit 1988 unter Denkmalschutz stehende Ge - zum Klangdesign für Abenteuer- und The -

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 97 Kultur Foto: Synchron Stage Vienna / Heinz Zeggl Foto: Synchron Stage Vienna

menparks greifen Komponisten gerne auf große Klangkörper zurück, die oftmals zu - sätzlich mit elektronischen Klängen ange - reichert werden. Renommierte ProduzentIn - nen und TonmeisterInnen aus aller Welt zeigen sich von den Möglichkeiten in der neuen Synchron Stage Vienna beeindruckt, was auch Prominenz aus Hollywood nach Wien lockt: So fanden in der Synchron Stage Vienna bereits Aufnahmen für die Dan Brown-Verfilmung „Inferno“ (Regie: Ron Howard, Musik: Hans Zimmer) sowie zur Netflix-Serie „Crown“ von „The Queen“- Au tor Peter Morgan statt (Musik: Rupert Gregson-Williams und Hans Zimmer). Auch die Musik für mehrere Werbespots für Volvo und Mercedes wurde symphonisch angelegt und mit großem Orchester in der Synchron Stage Vienna eingespielt. Foto: Synchron Stage Vienna / Heinz Zeggl Foto: Synchron Stage Vienna Für Geschäftsführer Herbert Tucmandl war die Übernahme der Halle »ein Glücksfall«. Weltweit einzigartig: Historische Kinoorgel im Filmmusikstudio paweit existiert nur ein vergleichbares In - Pferdegalopp, Vogelgezwitscher, Meeresrau - Ein Juwel der Synchronhalle ist die denk - strument in einem Berliner Kinosaal. Die schen), wurde aber nur selten benutzt. malgeschützte Kinoorgel aus dem Jahr 1940, Kinoorgel der Rosenhügelstudios verfügt Dadurch befindet sie sich in einem relativ die als einzige Kinoorgel weltweit noch fix über verschiedene SchlagwerkH und Effekt - guten Zustand und kann nach der notwendi - in ein Filmmusikstudio integriert ist. Euro - register (z. B. Donnergrollen, Autohupen, gen Renovierung, für die derzeit noch Spon - soren gesucht werden, besonders in Verbin - dung mit neuen Technologien vielfältig eingesetzt werden. Geplant ist darüber hin- aus auch eine „Digitalisierung“, wodurch das Instrument den weltweiten Kunden der Vienna Symphonic Library am Computer zur Verfügung stehen wird.

Synchron Stage Orchestra Mit dem Synchron Stage Orchestra steht ein eigener, großer Klangkörper zur Verfü - gung. Die Mitglieder rekrutieren sich aus re - nommierten Berufsorchestern und sind spe -

Foto: Synchron Stage Vienna / Heinz Zeggl Foto: Synchron Stage Vienna ziell auf die Anforderungen bei der Ein spie - Auch die Bläsergruppe setzt sich aus renommierten Berufsorchestern zusammen. lung von Filmmusik geschult. Hierzu zählt

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insbesondere das Blattspiel („prima vista“) Black, American Beauty oder Back to the Suite“ ist als eindrucksvolles Hörerlebnis in sämtlichen Schwierigkeitsgraden, wel - Future. Das Synchron Stage Orchestra wur - seit Februar 2016 auf Tonträger im Handel ches absolute Bildsynchronität erfordert. de von Conrad Pope geleitet – durch seine erhältlich. Eine Sonderedition der CD wurde Dabei werden den MusikerInnen die vor- langjährige Zusammenarbeit mit Jerry Gold - auch als Damenspende beim Wiener Opern - gegebenen Tempi als „Clicktrack“ über smith oder John Williams zählt er heute zu ball 2016 präsentiert. einen Kopfhörer zugespielt, gleichzeitig gilt den wichtigsten und erfahrensten Dirigenten http://www.synchronstage.com es jedoch auch, innerhalb des strengen Zeit - für Filmmusik. korsetts auf individuelle Abweichungen des Mit diesem ersten Aufnahmeprojekt Eröffnung mit »Paukenschlag« Dirigenten zu achten. knüpfte Produzent Herbert Tucmandl an die Am Abend des 14. Juli wurde die neue Goldene Ära der Wien-Film am Rosenhü gel Synchron Stage Vienna feierlich eröffnet. Erste Aufnahmen mit eigenem an – ein historischer Brückenschlag mit zu - Hausherr Herbert Tucmandl begrüßte zahl - Orchester in der Synchron Stage kunftsweisendem Sound. So erstrahlt die reiche nationale und internationale Gäste aus Vienna Ori ginalmusik von Anton Profes, die sich Film, Musik, Politik und Wirtschaft. Aus Im Herbst 2015 wurde die Synchron Sta - ganz dem Ideal des spätromantischen Klang - Hollywood sind Grammy-Gewinnerin Nan ge Vienna erstmals für die Wiederaufnahme kolorits verschreibt, in einem bislang uner - Schwartz, Komponist und Dirigent Conrad einer legendären Filmmusik genützt: Die bis - hörten Glanz. „Sisi – The Movie Trilogy Pope (The Hobbitt), sowie Joe Kraemer (Mis - lang als verschollen geglaubte Partitur von Anton Profes zu den drei berühmten Sissi- Filmen (mit Romy Schneider und Karlheinz Böhm) wurde von Paul Hertel anhand des Original-Manuskripts zu einer neuen Or - chestersuite zusammengestellt. So lassen sich die schönsten und bekanntesten Melodien dieser Filmtrilogie nun erstmals in rausch- freiem, zeitgemäßem Klang genießen. Für die Aufnahmen wurden amerikani - sche Spitzenmusiker wie der Geiger Dimi - trie Leivici als Konzertmeister oder der Hor - nist Jim Thatcher verpflichtet, als Aufnah - me leiter zeichnete Dennis S. Sands verant- wortlich. Er gilt als Koryphäe auf seinem Gebiet und sorgte bereits für den „guten Ton“ bei unzähligen internationalen Kino-

Blockbustern wie Forrest Gump, Spider- / Heinz Zeggl Foto: Synchron Stage Vienna Man, Terminator, Finding Nemo, Men in Control A der 115 m² Regieraum – exquisite Tontechnik auf höchstem Stand der Entwicklung Foto: Synchron Stage Vienna / Heinz Zeggl Foto: Synchron Stage Vienna

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 156 / 01. 08. 2016 99 Kultur sion: Impossible – Rogue Nation) angereist. Weitere Ehrengäste waren ORF Generaldi - rektor Alexander Wrabetz, Justizminister Wolfgang Brandstetter und VfGH-Präsident Gerhart Holzinger. Die heimische Film- und Musikszene war u. a. durch Andreas Prochas - ka, Kurt Mrkwicka, Veit Heiduschka, Dieter Pochlatko, Christian Kolonovits, Thomas Rabitsch, Erwin Kiennast und Johannes Vo - gel vertreten. Durch den Abend führte Oscar-Preisträger und Regisseur Karl Mar - kovics. Höhepunkt war die Uraufführung des Auf - tragswerkes „Synchronicity“ für großes Schlagwerk-Ensemble, zwei Klaviere, Cele - sta und Harfe, das von Hollywood-Kom - ponist Conrad Pope eigens für die Eröffnung Foto: Synchron Stage Vienna / Heinz Zeggl Foto: Synchron Stage Vienna komponiert und auch selbst dirigiert wurde. Am Abend der Eröffnung am 14 Juli (v.l.): Herbert Tucmandl, ORF-GD Alexander Wrabetz, Für Geschäftsführer Herbert Tucmandl Oliver Schreiber (Bundesdenkmalamt), VfGH-Präsident Gerhart Holzinger, Filmkomponist Joe war die Übernahme der Halle „(...) ein Kraemer (Mission: Impossible – Rogue Nation), Filmkomponistin Nan Schwartz, Oscar-Preis- träger Karl Markovics und Pope 2 c Severin Wurnig Glücks fall. Das Gebäude ist ein historisches Juwel und verfügt über eine einzigartige Aku - bis zum Kontrabass-Ensemble, vom Heckel - ternehmens. Komponisten welt weit wird mit stik. Durch die Ausstattung mit modernster phon bis zur Wagnertuba, aufgenommen. dieser Library ermöglicht, Orchesterwerke Aufnahmetechnik können selbst ausgefal - Derzeit sind über zwei Millionen Samp - klanggetreu und authentisch am Computer lene Kundenwünsche erfüllt werden. Wir sind les erhältlich – die mit Abstand größte Samm - umzusetzen. n sehr stolz und glücklich, daß sich dies in der lung an Audio-Samples eines einzelnen Un- http://www.vsl.co.at Branche so rasch herumgesprochen hat und wir bereits Aufträge aus den USA, England, Synchron Stage Vienna – die Daten Frankreich, China und Japan umsetzen konnten.“ Als ehemaliger Eigentümer-Verteter freut Auf einer Gesamtfläche von über 3000 m² stehen 280 Schlaginstrumente und drei sich ORF-Generaldirektor Alexander Wra - Konzertflügel stehen vor Ort zur Verfügung. betz, daß das Konzept aufgegangen ist: „Die Entscheidung für die Synchron Stage Vienna Stage A (die große Aufnahmehalle) m war richtig. Der Film-Standort Rosenhügel 540 m2, Raumhöhe 10,5 bis 12 m m lebt weiter, und das auch noch in der inter- Für große Besetzung bis 130 Musiker m 21 m2 LED-Projektionswand in Full HD ohne Lüfter nationalen Top-Liga. Der ORF hat hier die m Keinerlei Störgeräusche beim Betrieb der Klimaanlage Möglichkeit, eine Schlüsselrolle in der Ver - m Video-Matrix zur Übertragung des Dirigenten in alle Räume netzung von Filmschaffenden, Filmproduk - m Audio-Verbindungen in alle Räume ti o nen, Förderstellen und des Österreichi - m Decca Tree sowie div. Stative für Surround-Mikrofone schen Fernsehens zu übernehmen. Und Ös - mit exakt reproduzierbarer Positionierung terreich profitiert, indem es die lange Tra di - m Stanton DJ Pro 300 und Sennheiser HD26/HD380 Kopfhörer tion im Genre Filmmusik fortsetzen kann.“ Control A (große Regie) Die Vienna Symphonic Library m 115 m² Regieraum mit Klimaanlage Die Vienna Symphonic Library ist Ent - m SSL Duality Pro-Station Delta 96 Kanäle wickler innovativer Musiksoftware und m SSL Alpha-Link MX, Delta-Link, Net I/0 Welt marktführer im Bereich der virtuellen m Millennia HV-3R mit AD-R96, DC, DANTE Orchestermusikproduktion. Internationale m ADAM S6X [5.1] mit Sub 15 Lautsprecher Filmkomponisten wie Danny Elfman, Alan m Neumann KH 310 Lautsprecher in 5.1 und 9.1 [Auro3D], KH 810 Silvestri, sowie Oscar-Gewinner Alexandre m Lexicon 960 LARC und TC Electronics System 6000 Reverb Desplat oder A.R. Rahman nützen die Pro - m Antelope Isochrone 10M und Isochrone Trinity 2Q Communicator dukte des Wiener Unternehmens ebenso wie m Preamp 500 Series: Neve 88RLB, BAE 312A, AEA RPQ500, Meris 440 Herbie Hancock, Lenny Kravitz, Beyoncé, m 3 Pro Tools HDX Rigs mit bis zu 768 Tracks [48kHz] bzw. 192 Tracks [192 kHz], Justin Timberlake und The Crystal Method. PT 10, PT 11, Waves Mercury Bundle, UAD.2 OCTO Ultimate, VSL Vienna Suite Pro Seit dem Jahr 2000 werden unter der Leitung m Source-Connect Pro und Source-Connect Now für Remote Aufnahmen von Gründer und Geschäftsführer Herbert m Riedel Intercom mit Verbindung zu 16 Stellen im Haus, z.B. Dirigent, Konzertmeister, Tuc mandl Einzeltöne und Tonfolgen aller Musiker, Music Prep, Iso Booths, Stage B, Control B usw. Orchesterinstrumente, von der Solo-Violine

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Kärnten: Ankommen, loslassen, entdecken und genießen, finden, was man schon so lange gesucht hat: sich selbst. © Kärnten Werbung / Foto: Franz Gerdl © Kärnten Werbung

Naturerlebnis Kärnten: Dieses atemberaubende Panorama können Sie im Biosphärenpark Nockberge selbst erleben.

in Meer von trinkwasserreinen, warmen Adria Kulinarik, zubereitet aus frischen, Familien-GastgeberInnen die besten Rahmen - EBadeseen inmitten der Alpen. Berge, die regionalen Produkten, genießen. bedingungen für kleine und große Som mer - von mächtigen Dreitausendern bis hin zu Das besondere Kärntner Licht, das bei- frischlinge. sanften Nocken reichen und auf deren Gip - nahe schon venezianisch anmutet, die viel - Kärnten – ein Fest für alle Sinne. Auch feln man die Blicke schweifen läßt – über fältige Landschaft und der Einfluß dreier im Winter. Wenn die breiten Pisten und die ein Land, das eine einzigartige Vielfalt in Kulturen haben seit jeher viele Künst - südliche Wintersonne zu herrlichen Abfahr - sich vereint. Ein Land, das geprägt ist durch lerInnen zu großartigen Werken inspiriert. ten laden, frischgefallener Schnee unter den die kulturelle Vielfalt des Alpen-Adria Rau - Etablierte Festivals und Kulturinitiativen Schneeschuhen knirscht und Schlittschuh - mes, vom milden Klima auf der Alpen-Süd - wie zum Beispiel der Carinthische Sommer läufer ihre Spuren in die spiegelglatte Fläche seite und von Menschen, die ihren Gästen oder die Tage der deutschsprachigen Litera - der zugefrorenen Badeseen ziehen. Insge - mit Fröhlichkeit, Offenheit und einer großen tur lassen die Herzen Kulturbegeisterter samt über 1000 Kilometer alpine Abfahrten Portion Lebensfreude begegnen. ebenso höher schlagen wie zeitgenössische und 32 Skigebiete bieten abwechslungsrei - Ob auf dem Weitwanderweg Alpe-Adria- Kunst in Kärntens Museen. Melodien von ches Vergnügen – von gemütlichen Hängen Trail, der vom höchsten Berg Österreichs, Brahms und Mahler, die Stimmen der unzäh- bis hin zu schwarzen Pisten, Weltcup- dem Großglockner, entlang von Flüssen, Bä - ligen Chöre oder jazzige Töne auf den Plät - Strecken, Funparks und Buckelpisten. Dane - chen und Wasserfällen immer südwärts ans zen der Städte, die von sommerlicher Hei - ben verfügt Kärnten über ein gut ausge - Meer, quer durch Kärnten und weiter nach terkeit erfüllt sind, geben in Kärnten den Ton bautes Loipennetz auf allen Tal- und Höhen - Slowenien und Italien führt oder an den un - an. Und „Vorhang auf“ heißt es nicht nur im lagen. Schneesicherheit und über 2000 Son - zähligen glitzernden türkisgrünen Bade - Stadttheater Klagenfurt, auf der neuen - nenstunden im Jahr garantieren Winterspaß seen – die „Leichtigkeit des Seins“ ist in bühnevillach sondern auch beispielweise bei von Oktober bis in den Frühling. Kärnten überall hautnah spürbar. Der puren den Friesacher Burghofspielen, im Albecker Kärnten bietet die traumhafte Kulisse, Lebensfreude begegnet man auf der Südseite Schloßtheater oder bei den Komödienspielen den eigenen Körper neu zu erfahren, Bewe - der Alpen ganz besonders auch beim Essen. Porcia in Spittal an der Drau. gungslust beim Wandern, Radfah ren, Golfen Einfach zusammen „huckn“, Land und Leute Familien haben in Kärnten, Europas be - oder Laufen zu spüren. Ankommen, loslas - kennenlernen und gemeinsam mit den Ein - ster Urlaubsdestination für Familienurlaub sen, entdecken, genießen, fin den, was man heimischen auf den wunderschönen Terras - mit Babys, Kids und Teens, leicht lachen. schon so lange gesucht hat: Sich selbst. n sen am See oder am Berg die köstliche Alpen Schließlich bieten die vielen spezialisierten http://www.kaernten.at

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