39 Jg 2002 N-LSA Heft 2.Pdf
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George Die „Teufelsmauer“ – eines der frühesten Schutzobjekte in Deutschland – älter als gedacht C. Funkel Übersicht über die im Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt vorliegenden Pflege- und Entwicklungspläne, Studien sowie Gutachten zu Schutzgebieten Recht K. Pulz Rechtmäßigkeit einer naturschutzrechtlichen Beseitigungsverfügung Veranstaltungen J. Müller Vogel-Beringer tagten in der Vogelschutzwarte Steckby P.Wenzel Ausstellung zum Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz K. George Museum der Naturschutzgeschichte Deutschlands Schrifttum Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt Geschützte und gefährdete Pflanzen, Tiere und Landschaften des Landes Sachsen-Anhalt Zu den Abbildungen 2. und 3. Umschlagseite (Texte: V. Schmidt; V. Neumann, Fotos: D. Frank; K.-J. Hofer) Mauer-Zimbelkraut 1966), die in Deutschland auf die Flach- und Hügellän- der beschränkt ist, die Gefährdungskategorie 3 erhalten Wenn man in unserer Heimat dem Mauer-Zimbelkraut musste. (Cymbalaria muralis) an alten Mauern und in Felsen- Als anspruchloser Bodendecker kann das Zimbelkraut spalten begegnet, so mag man kaum glauben, dass für naturnahe Gärten und Parkanlagen empfohlen wer- diese Pflanze erst mit dem Menschen in viele Teile des den, mit der Maßgabe, dass die Pflanze vor Austrock- heutigen Verbreitungsgebietes eingewandert ist, wo es nung bewahrt wird. heute überwiegend im Bereich seiner Siedlungen vor- kommt. Früher hatte es vor allem Bedeutung als Zier- pflanze, aber es soll auch als Heilpflanze gegen die V. S. Krätze angewendet worden sein. Diese Pflanze ist ursprünglich im Umkreis der Po-Adria- Feldhase Senke (Illyrische Gebirge, Zentralapennin, Südalpen) beheimatet. Heute hat das Zimbelkraut in der meridio- Der Feldhase (Lepus europaeus), Familie Hasentiere nalen bis temperaten Klimazone West-, Mittel- und Sü- oder Lagomorpha, gehört zu den volkstümlichsten Säu- deuropa erobert. Zum Weltareal gehören auch die getieren. Sein Gewicht beträgt bis zu sieben Kilo- ozeanisch getönten Bereiche Nordamerikas. gramm, die Körperlänge bis ca. 80 cm und die Länge Das Zimbelkraut, das als einjährige oder nur kurz aus- der sprichwörtlichen „Langohren“ („Löffel“) mit den dauernde Pflanze auf eine hohe Samenproduktion an- schwarzen Spitzen 15 cm. Mit Hilfe der langen Hinter- gewiesen ist, sichert seine Fortpflanzung durch einen beine kann er kurzfristig eine Geschwindigkeit von ca. seltenen Trick. Die Blütenstiele wenden sich aktiv dem 80 km/h erreichen, die ihn durch zusätzliches Haken- Licht zu, um eine eventuelle Insektenbestäubung zu er- schlagen so manchen Verfolger abschütteln lässt. möglichen. Nach erfolgter Samenreife kehren sich die Die Gattung Lepus ist fast weltweit verbreitet. Der Feld- Stiele vom Licht ab, krümmen sich ein und bringen die hase bewohnte ursprünglich die Steppen- und Wald- Samenkapseln auf diese Weise in die Felsenspalten steppenzone der Westpaläarktis bevor er sich, auch mit hinein. Das Zimbelkraut ist also Selbstpflanzer (boleo- Hilfe des Menschen, ausbreitete. Er bewies dabei seine autochor). Die Samen keimen nur im Dunklen – eine ökologische Anpassungsfähigkeit, indem er sich sowohl weitere Anpassung an den Standort. Da eine Insekten- in Gebüsch- und Waldzonen, als auch in der aus- bestäubung die Ausnahme ist, sorgt das Zimbelkraut geräumten Agrarsteppe der Ebene bis hin zu montanen außerdem durch Selbstbestäubung für eine hohe Sa- und subalpinen Bereichen ansiedelte. Als besonders menproduktion. So ist auch zu erklären, dass Charles geeignet für den Hasenbestand erwiesen sich Gebiete Darwin in seinem Werk „Die Wirkungen von Fremd- und mit landwirtschaftlich abwechslungsreicher, kleinstruk- Selbstbestäubungen im Pflanzenreich“ (1876) feststel- turierter Nutzung und einer Vielfalt von Wildkräutern auf len konnte: „Ich beobachtete zwei Wochen lang mehr- Feldrainen und Ödflächen. Ein sommerwarmes, winter- mals täglich eine Mauer, die mit Zimbelkraut bedeckt mildes Klima mit geringen Niederschlägen ist beson- war, das in voller Blüte stand, und erblickte niemals eine ders günstig. Hasen, die in trockenen Gebieten leben, Biene, die danach sah. Dann kam ein heißer Tag, und sind meist heller gefärbt als solche, die in feuchten Ha- plötzlich waren einige Bienen auf den Blüten an der Ar- bitaten wie Wäldern leben. Der dunklere „Waldhase“ ist beit. Es scheint eine gewisse Wärme für die Nektarpro- aber keine Rasse. duktion erforderlich zu sein.“ Der Feldhase gehörte zu dem meist bejagten Wild in Da das Zimbelkraut als kalkstete Pflanze bei uns auf Deutschland. So betrug z.B. im Abschussjahr 1936/37 mäßig frische bis feuchte Mauerfugen an alten Bauwer- die „Hasenstrecke“ 2 948 839 Tiere. Noch im Jahre ken und auf Felsen im Siedlungsbereich angewiesen 1966 wurden allein im ehemaligen StFB Ballenstedt 11 ist, musste diese ansonsten anspruchlose und sich 254 Hasen geschossen, doch bereits im Jahre 1984 leicht vermehrende Pflanze in der Roten Liste von waren es nur noch 47 Stück. Ein ähnlicher Rückgang Sachsen-Anhalt in die Gefährdungskategorie 3 aufge- zeigte sich für weite Teile seines Verbreitungsgebietes. nommen werden, da diese Standorte gegenwärtig stark Diese Abnahme der Feldhasen erfolgt trotz dessen bedroht sind. Das bedeutet ferner, dass auch die Zim- sprichwörtlicher Fruchtbarkeit. Die Häsin hat einen Ute- belkraut-Gesellschaft (Cymbalarietum muralis GÖRS rus bicornis, so dass eine zweiseitige Trächtigkeit mög- 2 Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt 39. Jahrgang • 2002 • Heft 2 Die Entwicklung der Kulturlandschaft auf der Querfurt-Merseburger Platte seit dem Mittelalter Oliver Arndt 1 Einleitung tersuchungen zur historischen Landnutzung mit umweltrelevanter Zielsetzung durchgeführt. Durch die Entwicklung der Produktivkräfte im Während bei den meisten naturschutzbezogenen 19.Jh. und besonders durch die Intensivierung planungsrelevanten historischen Studien Land- der Landwirtschaft in der zweiten Hälfte des 20. schaften bearbeitet wurden, die eine besondere Jh. erreichte die Dynamik der Landschaftsverän- Bedeutung für den Naturschutz besitzen, handelt derungen auch im Agrarraum ein sehr hohes es sich im Fall der Querfurt-Merseburger Platte Tempo. Um die Veränderungen der Kulturland- um ein strukturarmes Agrarintensivgebiet mit Bö- schaft als historischen Prozess zu begreifen und den höchster Bonität innerhalb des mitteldeut- Spezifika der regionalen Entwicklung bei räumli- schen Schwarzerdegebietes (Abb. 1). chen Planungen berücksichtigen zu können, Zur Rekonstruktion historischer Landschaftszu- werden in Deutschland seit etlichen Jahren Un- stände auf der Querfurt-Merseburger Platte wur- Abb. 1: Ackerzahlenklassen für die Gemeinden des Untersuchungsgebietes 3 de neben den kartographischen Quellen weite- 2 Rodung und Beweidung in der durch res Material herangezogen. Dem Ziel einer mög- Waldreichtum geprägten Landschaft des lichst flächendeckenden historischen Landnut- Mittelalters zungsanalyse stand jedoch die Tatsache ge- genüber, dass viele Quellen einschließlich der Aufgrund der geringen Bevölkerungsdichte und historischen Karten zu weiter zurückliegenden der noch nicht abgeschlossenen Siedlungsgrün- Zeitebenen keine oder nur lokale Aussagen er- dungen ist davon auszugehen, dass die Quer- möglichten. Um hier die vorhandenen Erkennt- furt-Merseburger Platte zum Beginn des Mittelal- nislücken zu schließen, kam den Landschafts,- ters von ausgedehnten Waldflächen bedeckt Orts- und Geländenamen, die nahezu flächen- war. Noch im 12.Jh. wurde die Gegend im Be- deckend verfügbar waren, unter Beachtung der reich von Albersroda und Schnellroda in alten besonderen Problematik namenkundlicher Ana- Urkunden als waldreich bezeichnet (Naumann lysen eine besondere Bedeutung zu. 1922). Die Ortsnamenendung „-roda“ und zahl- Im Ergebnis der systematischen Auswertung hi- reiche Flurnamen weisen auf historische Wald- storischer Karten und der Analyse der Flurna- flächen hin. Ausläufer großer Wälder erstreckten men erfolgt die Rekonstruktion historischer sich als „Lohholz“ bis in die Gemarkungen Obe- Landschaftszustände, wodurch die Kulturland- resperstedt und Döcklitz (GÖRCKE 1889). SACHT- schaftsentwicklung mit ihrer Spezifik für die LEBEN (1930) schließt aufgrund zahlreicher Wald- Querfurt-Merseburger Platte deutlich wird. Die flurnamen wie „Der Wald“, „Auf dem Raden“ „Die entstandene Kartenfolge mit generalisierter Dar- Stangeläcker“ und „Brommerode“ auf historische stellung wird der unterschiedlichen Quellenlage Waldflächen bei Schafstädt. Weiterhin vermutet gerecht und garantiert trotzdem eine Vergleich- er historische Waldareale entlang der Schwarz- barkeit der einzelnen Darstellungen. eiche sowie auf der Muschelkalkstufe parallel Abb. 2: Rekonstruktion