Geologische Streifzüge Im Unstruttal Zwischen Roßleben Und Naumburg/Saale Von
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Geologische Streifzüge im Unstruttal zwischen Roßleben und Naumburg/Saale von Arnold Müller D Die Unstrut-Route Geologische Streifzüge zwischen Roßleben und Naumburg von Arnold Müller, Leipzig Die großartigen Tallandschaften von Saale und um Laucha). Feste Gesteine, wie im Mittleren Bunt- Unstrut bilden sicherlich das Kernstück des Ge- sandstein oder im Unteren Muschelkalk verbreitet, oparks Saale-Unstrut-Triasland. Das Unstruttal haben die Entstehung enger Durchbruchstäler erschließt im Geoparkbereich eine größere geolo- begünstigt. Oft ist auch eine charakteristische Zwi- gische Vielfalt als das Saaletal. Insbesondere Ober- schenform entstanden: Über einem breiten und perm (Zechstein) und tiefere Trias (Buntsandstein) sanft abfallenden Rötsockel erhebt sich die Steil- sind nirgendwo so gut zugänglich wie zwischen stufe des Unteren Muschelkalkes. Roßleben und Laucha. Zahlreiche Typus- und Re- Die Talbildung war ein komplexer Prozess. Im kli- ferenzprofile, vor allem für den Oberen Buntsand- matischen Auf und Ab der Kalt- und Warmzeiten im stein, sind in dieser Region vorhanden. Quartär wechselten Phasen der Erosion mit Phasen Die Unstrut tritt bei Roßleben-Wendelstein, von der Akkumulation fluviatiler Sedimente. Zeugnis Thüringen her kommend, in den nordwestlichen davon geben die in verschiedener Höhe liegenden Randbereich des Geoparks ein. Über Nebra, Kars- Schotter alter Flussterrassen. An manchen Stellen dorf, Laucha und Freyburg bis zur Mündung in die sind darin Reste von Mammut, Wollnashorn und Saale am Blütengrund bei Naumburg durchquert anderen eiszeitlichen Tieren gefunden worden. das Unstruttal eine im jüngeren Tertiär nahezu völ- Heute bieten die südexponierten Talhänge an vie- lig eingeebnete Triaslandschaft. Reste dieser Fast- len Stellen eine hervorragende natürliche Grundla- ebene sind die Hochflächen zwischen dem Flußtal ge für den Weinanbau, wozu auch das milde Lo- und seinen Nebentälern. Die Querfurter Platte, ge- kalklima beiträgt. Aufgrund seiner Vorzüge ist das ologisch eine flache Muldenstruktur, ist die größte Unstruttal schon seit langer vorgeschichtlicher Zeit dieser Verebnungsstrukturen. Die Hochfläche des besiedelt und spielte eine wichtige Rolle in der frü- Rödels bei Freyburg gehört ebenfalls zu den grö- hen Geschichte Deutschlands. Burgen, Schlösser, ßeren Verebnungsflächen. Klöster, Kirchen sowie frühe Profanbauten (oder In der jüngsten Epoche der Erdgeschichte, im deren Ruinen) sind Beleg für diese geschichtliche Quartär, haben sich Unstrut und zufließende Bäche Rolle der Region. Die alte Kulturlandschaft ist immer tiefer in die vordem monotone Triasplatte heute noch erstaunlich gut erhalten, und manche eingeschnitten. Dabei präperierten die Gewässer botanische Rarität verdankt ihr überhaupt eine Exi- die heute so abwechslungsreiche Tallandschaft stenzmöglichkeit. heraus. Ihr Formenschatz hängt im hohen Maße Die Vielfältigkeit des Vorhandenen ergibt gute von der Beschaffenheit der Triasgesteine ab: Wei- Möglichkeiten, Geologie, Geschichte, Landschaft che Gesteine wie etwa die Tonsteine des Oberen und Kultur als Ganzes zu erfahren. Das vorliegende Buntsandsteins ließen die Ausräumung großer Heft ist als eine kleine Einführung und Anregung zu Talkessel mit sanften Hängen zu (z.B. Talabschnitt einer Tour durch das Unstruttal zu verstehen. 1 Impressum 2 Von Rossleben bis Nebra ser-Nordrandstörung, die zugleich auch die Etwas außerhalb des Geoparkes Saale- nordwestliche Begrenzung der Hermundu- Unstrut-Triasland, im westlich benachbar- rischen Scholle bildet, ist der Untergrund ten Nordthüringen, durchbricht die Unstrut stark angehoben worden, so dass die äl- bei Heldrungen (Thüringer Pforte) den teren Schichten die Triasgesteine der Um- Höhenzug von Hoher Schrecke/Schmücke gebung durchragen.Durch diese Stuation und Hainleite. Danach tritt sie in eine weite, kann man im Rosslebener Raum einen südöstlich ausgerichtete Talwanne ein, de- sehr schönen Eindruck vom geologischen ren Entstehung weitgehend an Ablaugung Unterbau der Triaslandschaft gewinnen. (Subrosion) im Zechstein-Salinar gebunden Die Übersicht über das Unstruttal beginnt ist. Im Bereich dieser großen Wanne liegen • Touristische Tipps für Roßleben Seite 24 bis über 100 Meter känozoische Sedimente auf Unterem Buntsandstein. Fluß- abwärts bei Memleben endet die große Talwanne und die Unstrut durchschneidet bis Nebra den Buntsandstein in einem engen, steilwandigen Durchbruchstal. Um Rossleben beginnt der Streif- zug durch das untere Unstruttal. Gesteine aus dem jüngsten Perm (Zechstein) und aus der tieferen Trias (Buntsandstein) bauen die- sen Talabschnitt auf. Das Tal selbst ist ein Produkt jüngster Erd- geschichte. Erst im Quartär hat sich die Unstrut tief in die jungterti- äre Landoberfläche (Verebnungs- fläche) eingeschnitten. In der Umgebung von Roßle- ben treten die ältesten Gesteine (Rotliegendes und Zechstein) der Region an die Erdoberfläche. Ein Blick auf die Karte (Abb. 1) zeigt die Situation: entlang der Kyffhäu- Abb. 1 (rechts oben): Übersichtskarte der mitteldeutschen Region. Im Bereich der dunkleren Flächen tritt älteres Grundgebir- ge (Präzechstein) an die Oberfläche, in den helleren Bereichen das Tafeldeckgebirge (Zechstein und Mesozoikum). Känozoischen Deckschichten sind nicht berücksichtigt. Die Hermundurische Scholle ist eine schmale, leistenartige, an ihrem nordwestlichen Ende am stärksten herausgehobene Scholle. Dort liegen Kyffhäuser und Bottendorfer Höhe an der Kyffhäuser-Nordrandstörung (1). Die in diesem Heft berührte Region ist rötlich schat- tiert. Abb. 2 (rechts unten): Wichtige Aufschlüsse zwischen Roßleben und Nebra. 3 Abb. 3 (oben): Von der Karte zur realen Ansicht - Blick B: Bottendorfer Höhe, C: Südwestrand des Ziegelrodaer von Südosten Richtung Bottendorfer Höhe und südöst- Forstes. lichem Harzrand: A: südöstlicher Harzrand (Unterharz), Abb. 4 (links oben): Blick von Süden Richtung Wendelstein, dahinter die große Abraum- halde des aufgelassenen Kalischachtes Roßleben vor der Kulisse des Ziegelrodaer Forstes. Im Bereich der Halde tritt Unterer Buntsandstein an die Oberfläche. Dahinter steigt das Gelände rasch zum Mittle- rem Buntsandstein des Ziegel- rodaer Forstes an (Steilstufe). Im Salzbergwerk wurde das Ka- liflöz „Staßfurt“ im Staßfurt-Salz (Perm, Zechstein) abgebaut. Abb. 5 (links Mitte): Stark vereinfachtes Profil durch den Untergrund bei Roßleben. Das große Störungssystem besteht aus mehreren staffelartig ange- ordneten Störungen. Abb. 6 (links unten): Blick von der Straße Roßleben-Memleben (an der Unstrutbrücke am Wen- delstein) nach Westen. Im Vor- dergrund breitet sich die früher völlig versumpfte Unstrutaue aus (große Talwanne auf Zech- stein), dahinter erhebt sich der Höhenzug der Finne (Unterer bis Mittlerer Buntsandstein) an der Bottendorfer Höhe (um 200 m ü.NN) im Gebiet (Rotliegend und unterster Zech- nordwestlich von Rossleben. Es ist auch stein) an die Erdoberfläche treten und un- der Punkt, an dem die ältesten Gesteine ter einer teilweise nur dünnen Bodendecke 4 ausstreichen. Sie sind deutlich über das scholle des Kyffhäusers folgen Gesteine heutige Talniveau der Unstrut angehoben des tieferen Zechsteins mit dem mächtigen und durch Erosion jüngerer Deckschicht frei Werra-Anhydrit. Darin entwickelte sich der gelegt worden. Das Profil zeigt einen klas- berühmte Gipskarst mit seinen Höhlen (z.B. sischen Rotliegend-Zechsteinkontakt: Auf Heimkehle). Sandsteine des Rotliegenden, oberfläch- Im Südwesten, auf der gegenüberlie- lich gebleicht („Weißliegendes“ der Berg- genden Talseite, erheben sich die Bunt- leute) folgen die basalen Ablagerungen des sandsteinhöhen der Hohen Schrecke Zechsteinmeeres mit Transgressionshori- (Schulzen-Berg 319 m) als nordwestliche zont, Kupferschiefer, Werrakarbonat und Fortsetzung der Finne. Dazwischen liegt Werraanhydrit. Vom 15. Jahrhundert bis die breite Wanne des Unstruttales über 1781 ist auf der Bottendorfer Höhe Kupfer- Zechstein. Salzbewegungen und Subro- schiefer gewonnen worden. Darüber kann sion haben zur Bildung dieser breiten Tal- man sich in einem kleinen Museum in der wanne mit sumpfiger Aue beigetragen. alte Kupferhütte in Botttendorf informieren. Ein Blick von der Bottendorfer Höhe hin- Die Bottendorfer Höhe ist auch aus bota- weg nach Südosten folgt der Nordrand- nischer Sicht sehr interessant. störung der Hermundurischen Scholle in Auf der Bottendorfer Höhe kann man sich Richtung Nebra. Der vertkale Versatz ge- einen guten Eindruck von der landschaft- genüber dem nordöstlichen Vorland nimmt lichen Wirksamkeit der Kyffhäuser-Nor- in südöstlicher Richtung rasch ab, so dass drandstörung verschaffen. Der Blick von die Zechstein-Schichten hinter dem schö- nach Nordwesten, in Streichrichtung der nen Aufschluss am Wendelstein bald un- Störung, trifft auf den Kyffhäuser in rund 50 ter das heutige Talniveau der Unstrut ab- km Entfernung. Er erhebt sich als höchster tauchen und der tiefere Buntsandstein als Bergstock der Hermundurischen Scholle bis landschaftsbestimmendes Element Raum auf 477 m ü.NN (Kulpenberg). Seine steile greift. Am Wendelstein (alter Adelssitz mit Nordflanke, tektonisch um über 1000 m wechselvoller Geschichte, manche halten gegen das Vorland angehoben, zeigt noch ihn auch für den Ort einer vermuteten Kö- ältere Gesteine als die auf der Bottendorfer nigsburg aus dem 10. Jahrhundert) ragt der Höhe zu Tage tretenden: einen Sockel aus Werra-Anhydrit des Zechsteins letztmalig Granitoiden und Metamorphiten des kristal- über die Talaue der Unstrut (Abb. 7). Die linen Unterbaues, darüber rote Sandsteine Abb. 7: Nahezu weiß leuchten die