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EIN ITALIENER IN DEN STAATEN 100. Geburtstag von Gian Carlo Menotti Ein Leben voller Musik 100 Jahre Norbert Schultze Mit der Unmittelbarkeit eines Naturereignisses Sofia Gubaidulina wird achtzig

GEBURTS- und GEDENKTAGE 2011 k4_091128_Siko_01_10.qxd_k_dtsch_#4c 02.12.0910:16Seite2 2|SIKORSKI magazin editorial Dr. AxelSikorski Dagmar Sikorski unsere Komponistenzuerfahren, Lassen Siesichanregen,mehrüber wichtigsten Jubiläen2012. sowie eineVorschauzuden Gedenktage desnächstenJahres bevorstehenden Geburts-und ausführlichen Kalenderüberalle Wie immerfindenSieeinen hundert Jahrealtgeworden. Norbert Schultze.Beidewären2011 Jahrhundertschlagers „LiliMarleen“ Menotti undderSchöpferdes „Italiener indenStaaten“GianCarlo Kosmopoliten warenaberauchder historischer Persönlichkeit. berühmter waralsdasmancher Konterfei im19.Jahrhundert Pianist undKomponist,dessen Ein Kosmopolitwardiesergroße Geburtstag FranzLisztsbevor. Musikwelt 2011mitdem200. Ein wichtigesJubiläumstehtder einzigartigen Schaffengeäußert. zu Gubaidulinaundihrem Freunde habensichindiesemHeft zurückblicken. VieleKollegenund gigantischen Werkkatalog achtzig undkannaufeinenwahrhaft wird dierussischeKomponistin gedeihen lässt.ImnächstenJahr entstehen, wennmanesruhig kann ihrerAnsichtnachnur Arbeitsweise. EtwasVollendetes Persönlichkeit unddieArtihrer eine Pflanze,verrätvielüberihre dass sieeinWerkwachsenlassewie Sofia GubaidulinasBemerkung, Liebe Leser , 12 11 10 08 06 05 03 17 17 14 13 zajaczek.com ARTWORK Helmut Peters REDAKTION berechtigten Forderungenumgehendnachkommenkönnen. Fehlern gekommensein,bittenwirdieUrheber,sichbeiunszumelden,damit ausfindig gemacht.SolltediesimEinzelfallnichtausreichendgelungenodereszu Hinweis: Schönberg: analogartsensemble.net Strawinsky: GeorgeGranthamBainCollection/Ulanowski:ArchivSikorski / Lindenberg: AxelZajaczek / Denissow: ArchivJ.Morgener/Korndorf:Sikorski Archiv /Mahler:FurukamaAli-Sade:SikorskiShoot:J.Morgener / Mahnkopf: Gabriel/Prokofjew:CourtesyoftheSergeProkofievFoundationSikorski / Leyendecker: Rheinländer/Liszt:EdgarHanfstaenglPotemkin:Dt.Filminstitut Smutny: AmèlieLosier/Ruzicka:ArchivSikorskiArnecke:BerndThissen Auerbach: ChristianSteiner/Jourist:ArchivSikorskiJerkanjan: Schostakowitsch: ArchivSikorski/Menotti:Sikorski,Schwartz/i-stock Johannes Fleck,H.+M.Stiebel,ArchivSikorski/Yusupov:KenHoward Fotonachweis: www.sikorski.de, [email protected] Telefax: 040/449468, Tel: 040/4100-0, Paketanschrift: Johnsallee23,20148Hamburg, Briefanschrift: 20139Hamburg, CONTENTSInternationale MusikverlageHansSikorski VERLAG erscheint mind.4ximJahr-kostenfrei Quartalsmagazin derSIKORSKIMUSIKVERLAGE IMPRESSUM Wo möglichhabenwirdieInhaberallerUrheberrechtederIllustrationen Gubaidulina: Archiv Sikorski / Pettersson: Archiv Sikorski/Schultze: Gubaidulina: ArchivSikorski/Pettersson: Neu beiSikorski: 100. GeburtstagvonGianCarloMenotti Jerwand Jerkanjan 200. GeburtstagvonFranzLiszt Ulrich Leyendecker 65. Geburtstag: Im SchattendesgroßenChatschaturjan: Der SeeleaufderSpur... Heinrich vonKleistnahmsich1811dasLeben Mit derUnmittelbarkeiteines Naturereignisses Geburts- undGedenktage2012 Ein ItalienerindenStaaten Ein LebenvollerMusik Gedenktag einesLiteraten: Geburts- undGedenktage2011 Musik isteineSprache – Daniel Smutny NorbertSchultze 100 Jahre Allan Petterssons100.Geburtstagsjubiläum

Sofia Gubaidulinawirdachtzig k4_091128_Siko_01_10.qxd_k_dtsch_#4c 02.12.09 10:16 Seite 3

TITEL „Mit der Unmittelbarkeit eines Naturereignisses“

- Sofia Gubaidulina wird achtzig

SIE IST DIE GRANDE DAME DER NEUEN MUSIK, DIE BEDEUTENDSTE RUSSISCHE KOMPONISTIN DER GEGENWART UND EIN NACHDENKLICHER MENSCH, DESSEN GEISTIGER HORIZONT NICHT JENSEITS DER MUSIK ENDET: SOFIA GUBAIDULINA

ielleicht ist dieses Interesse an der Gubaidulina schreibt eine Musik, die des Geigers Gidon Kremer – rasch in die V Welt, den Menschen, dem direkt zur Seele spricht. Ihre Stücke westlichen Konzertprogramme. Bald Spirituellen das Geheimnis für die leben vom Klang, der ohne den Umweg folgten Aufträge namhafter Institutionen unmittelbare Wirkung ihrer Musik. Ihre über kunstvolle Formen mit der (darunter BBC, Berliner Festwochen, Werke strahlen etwas ganz Besonderes Unmittelbarkeit eines Naturereignisses Library of Congress, NHK, The New York aus, sind hochemotional, berühren beim auf die Hörer eindringt. Immer weiter Philharmonic) sowie CD-Einspielungen, ersten Hören und sind dabei komplex hat Gubaidulina diese Sprache entwik- die sie weltweit bekannt werden ließen. strukturiert. Stets ist Gubaidulina auf kelt und dabei in jüngster Zeit zum Gubaidulina, die seit 1992 in der Nähe der Suche nach dem Spirituellen und Beispiel mit ihrem „Johannes-Zyklus“ von lebt, ist Mitglied der benutzt die Musik als eine Art Medium, und dem von Anne-Sophie Mutter urauf- Akademie der Künste in Berlin, der sich dem Unerklärlichen zu nähern. geführten Violinkonzert „In tempus Freien Akademie der Künste in Hamburg Dabei geht es ihr immer um das praesens“ viele Menschen erreicht, dar- sowie der Königlichen Musikakademie „Ganze“, um die elementare, das unter auch solche, die durchaus Stockholm. Im Jahre 1999 wurde sie in menschliche Dasein verändernde Kraft Berührungsängste mit Neuer Musik den Orden „Pour le mérite“ aufgenom- der Musik. haben. men. „Das wichtigste Ziel eines Sofia Gubaidulina wurde 1931 in Gubaidulina erhielt zahlreiche Preise für Kunstwerks ist meiner Ansicht nach Tschistopol geboren. 1959 beendete sie ihr Schaffen, so zum Beispiel den Prix de die Verwandlung der Zeit“, sagte ihr Kompositionsstudium bei Nikolai Monaco (1987), den Koussevitzky Gubaidulina. „Der Mensch hat diese Pejko, einem Assistenten von Dmitri International Record Award (1989 und andere Zeit – die Zeit des Verweilens Schostakowitsch, am Moskauer 1994) und den japanischen Kaiserpreis der Seele im Geistigen – in sich. Doch Konservatorium. Seit Beginn der achtzi- Praemium Imperiale (1998). kann sie verdrängt werden durch ger Jahre gelangten ihre Werke – insbe- Bezeichnend für Gubaidulinas Denken ist unser alltägliches Zeiterleben.“ sondere dank des engagierten Einsatzes sicher auch folgendes Zitat: „Als Ideal

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TITEL

Der Geiger Gidon Kremer hatte mit sei- ner Erstvorstellung des Violinkonzerts „Offertorium“ von Gubaidulina im Westen einst die große Welle der Begeisterung für diese Komponistin aus- gelöst. Gubaidulinas Musik und GUBAIDULINAS Persönlichkeit stecke in seinen Augen bis BEDEUTENDSTE WERKE zum heutigen Tag voller Geheimnisse. Für ihn ist diese Komponistin eine Art - „De profundis“ für Bajan solo betrachte ich ein solches Verhältnis zur Vermittlerin zwischen dem „Geheim- - „In croce“ für Violoncello Tradition und zu neuen Kompositionsmit- Mystischen“ und dem „Menschlich- (oder Bajan) und Orgel teln, bei dem der Künstler alle Mittel – Beflügelndem“, sagt er nicht ohne Pathos - „Garten von Freuden und sowohl neue als auch traditionelle – und ergänzt: „Die meisten kompositori- Traurigkeiten“ für Flöte, Viola, beherrscht, aber so, als schenke er weder schen ‚Techniken’ sind heutzutage alle Harfe und Sprecher (ad lib.) den einen noch den anderen Beachtung. abgenutzt, aber wenn ein kreativer - Streichquartette Nr. 1-4 Es gibt Komponisten, die ihre Werke sehr Mensch - wie es nun Sofia ist - sich derer - „Hommage à T.S. Eliot“ bewusst bauen, ich zähle mich dagegen annimmt, so entsteht etwas ‚Neues’. Bei für Sopran und Oktett zu denen, die ihre Werke eher ‘züchten’. Gubaidulina geht es aber nicht um die - „Am Rande des Abgrunds“ Und darum bildet die gesamte von mir ‚Technik’ - es geht um eine persönliche für sieben Violoncelli und zwei aufgenommene Welt gleichsam die Stimme, die einzigartig und gerade des- Aquaphone Wurzeln eines Baumes und das daraus wegen ‚neu’ ist.“ - „Concordanza“ für gewachsene Werk seine Zweige und Das „Geheimnis“ scheint ein Begriff zu Kammerorchester Blätter. Man kann sie zwar als neu sein, den viele Menschen zur besseren - „Sieben Worte“ für Violoncello, bezeichnen, aber es sind eben dennoch Beschreibung von Gubaidulinas Musik Bajan und Orchester Blätter, und unter diesem Gesichtspunkt heranziehen. Ivan Monighetti meint sogar, - „Offertorium”. Konzert für sind sie immer traditionell, alt. Den größten dass Gubaidulina Klänge aus anderen Violine und Orchester Nr. 1 Einfluss auf meine Arbeit hatten Dmitri Welten zu hören imstande sei und diese in - „In tempus praesens“. Konzert Schostakowitsch und Anton Webern. eine Sprache übersetze, die unserem für Violine und Orchester Nr. 2 Obwohl dieser Einfluss in meiner Musik Verständnis zugänglich sei. Daraus entste- - Konzert für Viola und Orchester scheinbar keine Spuren hinterlassen hat, he ein Schaffen, das als große unteilbare - „Fachwerk” für Bajan, ist es doch so, dass mich diese beiden Einheit zu verstehen sei. Schlagzeug und Streichorchester Komponisten das Wichtigste gelehrt „Gubaidulinas Musik ist ein wahres Abbild - „Stunde der Seele“. Musik für haben: ich selbst zu sein.“ ihrer Persönlichkeit“, findet der russische Schlagzeug, Mezzosopran Am 24. Oktober 2011 begeht Sofia Komponist und langjährige Freund und Orchester Gubaidulina ihren 80. Geburtstag. Für Gubaidulinas Viktor Suslin. „Ihre musikali- - „Glorious Percussion“. Konzert viele Freunde, Wegbegleiter, komponie- sche Sprache hat viele Wurzeln. Wichtig für Schlagzeugensemble rende Kollegen und Interpreten von ist, dass es dabei eine ‚sichtbare’ und eine und Orchester Gubaidulinas weltweit gespielter Musik ist ‚unsichtbare’ Seite gibt. ‚Neu’ sind weniger - „Und: Das Fest ist in die Begegnung mit dieser Komponistin die äußerlich wahrnehmbaren Klangkom- vollem Gang“ prägend gewesen. Die 42 Jahre jüngere ponenten als vor allem ihr Umgang mit für Violoncello und Orchester russisch-amerikanische Komponistin Lera der Zeit. Es geht dabei nicht nur um - „Stimmen ... verstummen ...”. Auerbach bezeichnet Gubaidulina bei- Rhythmus im traditionellen Sinn, sondern Sinfonie in zwölf Sätzen spielsweise als eine Klangzauberin, deren auch um den äußerlich wenig sichtbaren, für Orchester Kunst in einer tiefen religiösen jedoch real existierenden und auf das - Meditation über den Choral Überzeugung und großer Wahrhaftigkeit Bewusstsein einwirkenden Rhythmus der „Vor deinen Thron tret ich wurzelt. musikalischen Formverhältnisse insge- hiermit“ (BWV 668) für Gubaidulina sei eine Komponistin und samt. Aber auch um den Rhythmus, der Kammerensemble Philosophin zugleich, die über ewig gültige von dem Verhältnis zwischen Tonhöhe - „Nacht in Memphis“. Kantate Probleme nachdenke, über den Sinn des und Tondauer diktiert wird.“ für Mezzosopran, Männerchor Lebens, über das Schicksal unserer heuti- Wer Gubaidulina persönlich begegnen und Orchester auf altägyptische gen Zivilisation und über die Bestimmung darf, bemerkt ganz unmittelbar die Texte des Künstlers in dieser Welt, meint auch Sanftmut, Ruhe und den Ernst ihrer außer- - „Sonnengesang“ für der Cellist und engagierte Interpret von gewöhnlichen Persönlichkeit. Wenn sie Violoncello, Kammerchor Gubaidulinas Werken Ivan Monighetti. sich freut, geht oft ein Leuchten über ihr und Schlagzeug Nichts überlässt Gubaidulina dem Zufall. Gesicht. Viktor Suslin hatte das schon bei - „Jetzt immer Schnee“ für Ihre Werke sollen, wie sie so schön bild- der ersten Begegnung mit ihr im Jahre Kammerensemble und haft formulierte, „wachsen“ wie die 1963 empfunden. „Sie fand im Hause Kammerchor Zweige und Blätter eines Baumes. Gerade unseres gemeinsamen Kompositionspro- - „Alleluja“ für gemischten Chor, das, unterstreicht auch die russische fessors Nikolai Pejko in Moskau statt“, Knabensopran, Orgel und Komponistin Jelena Firssowa, die in der erinnert er sich. „An Einzelheiten dieses großes Orchester poststalinistischen Ära der Sowjetunion Treffens kann ich mich nicht mehr erin- - Johannes-Passion und ähnlichen Repressionen ausgesetzt war nern, doch die Gestalt einer zurückhalten- Johannes-Ostern für Sopran, wie Gubaidulina, erzeuge die große Tiefe den und eleganten jungen Frau in dunkler Tenor, Bariton, Bass, zwei der musikalischen Botschaft und unend- Kleidung ist mir noch gut im Gedächtnis Chöre, Orgel und Orchester liche Schönheit von Gubaidulinas geblieben. Unvergesslich auch ihre durch- Klanglandschaften. dringenden ‚orientalischen’ Augen.“

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Allan Pettersson

Der Seele auf der Spur ... Allan Petterssons 100. Geburtstagsjubiläum

ALLAN PETTERSSON (1911-1980) TRAT ERST SPÄT ALS KOMPONIST AN DIE ÖFFENTLICHKEIT. NICHTSDESTOTROTZ GILT ER HEUTE ALS EINER DER BEDEUTENDSTEN SINFONIKER DES AUSGEHENDEN 20. JAHRHUNDERTS

uf eine ganz eigenwillige Weise dem ich arbeite, ist mein ganzes Leben, A knüpft Pettersson an das Ver- das gesegnete, das verfluchte: um den mächtnis Gustav Mahlers an, verdichtet Gesang wiederzufinden, den die Seele und fokussiert die Elemente dieser einst gesungen hat. (...) Der Gesang Musik aber noch um ein Vielfaches. wurde von dem verwachsenen Snob Zerklüftet wirkt seine musikalische gestohlen, schwoll ins Banale, entlud Sprache, beschwörend, fast beklem- sich in krächzenden Salti mortali, ein mend der Ausdruck, und die weit aus- Schrei, eine Speerspitze im Ohr, und schwingenden melodischen Bögen bzw. das Pokerface der Gegenwart starrt dich das motivisch dicht gedrängte Feld man- an in Hass. Wann kommt der Engel, der cher Passage erzeugen eine hohe der Seele den Gesang zurückgibt, so Expressivität. Am 19. September 2011 einfach und klar, dass ein Kind aufhört zu wäre der schwedische Komponist hun- weinen?“ WERKE VON dert Jahre alt geworden. Ruzickas vier Orchesterskizzen „...das ALLAN PETTERSSON Auf viele Komponisten, unter anderem Gesegnete, das Verfluchte“ verstehen sich UND Peter Ruzicka, hat Allan Pettersson einen als eine Art Requiem für Allan Pettersson, PETER RUZICKA nicht zu unterschätzenden Einfluss ausge- dessen Werk Ruzickas musikalisches übt. Ruzicka selbst widmete dem Bewusstein – wie dieser es formuliert – Allan Pettersson: Sinfoniker ein Orchesterwerk mit dem Titel wesentlich geprägt habe. Ruzickas - Sinfonien Nr. 1 bis 17 (unvollständig) „... das Gesegnete, das Verfluchte“. Komposition nimmt Bezug auf Bruchstücke - Barfußlieder (Zyklus von 24 Liedern) Der Titel bezieht sich auf ein Zitat aus dem Nachlass, darunter Skizzen einer Petterssons. Als Pettersson 1966/67 an im Todesjahr begonnenen 17. Symphonie. Peter Ruzicka: seiner Sinfonie Nr. 7 arbeitete, schien „Musikalische Spuren wurden ausgehört“, - „ ... das Gesegnete, das Verfluchte“. ein Wendepunkt in seinem Leben so Ruzicka,, „fortgedeutet, gespiegelt, Vier Orchesterskizzen erreicht zu sein, und Pettersson dachte wobei die kompositorische Reflexion sogar an ein imaginäres Programm zu immer mehr zu einer musikalischen diesem Werk. Er schrieb: „Das Werk, an Selbstbeobachtung geriet.“

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100 Jahre Norbert Schultze

Norbert Schultze „Mein Hamburg“ „Käpt’n Bay-Bay“ „Schwarzer Peter“ Ein Leben voller Musik – 100 Jahre Norbert Schultze ER IST NICHT NUR DER SCHÖPFER DER UNVERGESSENEN „“, NORBERT SCHULTZE SCHUF MELODIEN, DIE DAS MUSICAL IN EUROPA, GERADE ALS ES NOCH IN DEN KINDERSCHUHEN STECKTE, REVOLUTIONIERTEN

imm uns mit, Kapitän, auf die Madame Goulou ist tätowiert gen zu werden, gab er zu. „Wissen Sie“, „N Reise“ aus dem Musical „Käpt’n vom Ausschnitt bis zum Spann. sagte er in einem Interview für eine Bay-Bay“ oder „Ach, ich hab in meinem Und jeder, der sie engagiert, Braunschweiger Monographie über Herzen“ aus „Schwarzer Peter“ sind sieht sich die Bilder an! bekannte Söhne und Töchter der Stadt solche Titel, die binnen Rechts unten ist der Jahrzehnte später, „ich war damals im kürzester Zeit in aller Munde und aller Meeresschlund mit Anker besten Soldatenalter. So um die 30. Für Ohren waren und die bis heute nichts und Delphin. mich war die Alternative: komponieren von ihrer Beliebtheit eingebüßt haben. Darüber schwimmt oder krepieren. Da habe ich mich für das Nach dem Abitur hatte der 1911 in auf weißem Grund – Erstere entschieden.“ geborene Norbert der Schwan aus „Lohengrin” 1951/52 treffen wir Norbert Schultze für Schultze in Köln und München Musik- eine längere Zeit in Brasiliens Metropole und Theaterwissenschaft studiert und (aus „Käpt’n Bay-Bay”) Rio de Janeiro an. „Die Farben stim- trat Mitte der 30er Jahre erstmals als men“, erinnert er sich an diese Jahre, Komponist von Schlagern, Bühnenmusiken Bald orientierte sich der Komponist nach „Niteroi hat den schönsten Strand der und Tanzspielen wie „Der Berlin, wo er in den Babelsberger UFA- Welt, ‚Icarai’ (ich habe sofort eine Struwwelpeter“ und „Max und Moritz“ Studios zu einem der gefragtesten Orchestersuite skizziert – leider nie voll- hervor. Seinen ersten großen Filmmusikkomponisten wurde. 1943 ent- endet) mit sauberem schneeweißen Bühnenerfolg landete Schultze 1936 mit stand auch Schultzes Märchenoper „Das Sand, schattigen Palmen und vis-à-vis der Oper „Schwarzer Peter“ an der kalte Herz“. Vor wenigen Jahren hatte die großartige Silhouette der Zuckerhut- Hamburgischen Staatsoper. Dieses Werk der WDR diese Oper neu produziert, Metropole mit Wolkenkratzern wie ebnete Stars wie Elisabeth Schwarzkopf 1950 entstanden das Musical „Käpt’n Manhattan – abends und nachts eine und Rudolf Schock den Weg zu einer Bay-Bay“ und die Fernseh-Oper „Peter funkelnde Lichterkette mit angestrahl- großen Sängerkarriere. der Dritte“. tem Christus hoch darüber.“ Schultze erinnert sich an die Kurz nach der Machtübernahme durch Die Familie Schultze – Iwa Wanja, Uraufführung am Nikolaustag 1936: die Nationalsozialisten war Schultze als Norbert und die Kinder – versuchen hier „Eine Inszenierung ‚zum Anfassen’, wie Aufnahmeleiter der Telefunken GmbH Fuß zu fassen. Die Kinder werden auf der Generalintendant es gern hatte, tätig, entschloss sich aber bald, als freier eine Schule geschickt, können sich aber aber auch das Publikum in Hamburg: Da Komponist für Bühne und Film sein nicht wirklich einleben. Norbert Schultze war ein prachtvolles niedersächsisches Glück zu versuchen. Dass er sich in die- erhält einen Vertrag als Koprogramm- Bauernhaus aufgebaut, mit offenem ser Zeit auch dazu hinreißen ließ, neben direktor eines Verlages mit einer recht Kaminfeuer und Schinken und Würsten dem „Lili-Marleen“-Hit auch Soldaten- übersichtlichen Arbeitszeit wochentags im Rauchfang unterm Strohdach.“ Sehr und Propagandalieder zu komponieren, jeweils von 14.00 bis 19.00 Uhr. einfach, naiv und direkt, kindlich und hat Schultze später wiederholt als gro- „Herrlich!“, schreibt er, „Ich kann also ohne doppelten Boden seien die mei- ßen Fehler bezeichnet. Er habe dies vormittags schwimmen gehen, danach sten Verse in dieser Oper. auch deshalb getan, um nicht eingezo- auf einem Mietpiano Klavier üben oder

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NEWS

komponieren, Mittag essen und komme uraufgeführten Oper „Das kalte mit der Fähre dann immer noch rechtzei- Herz“ nach Wilhelm Hauffs berühmtem „Engel-Preis 2010“ für tig ins Büro.“ Die Anstellung währte Märchen. Besonders zu diesem Werk mit Benjamin Yusupov nicht lange und es zog die Familie zurück seiner eingängigen, am Stil der romanti- nach Deutschland. Hamburg war das schen Spieloper orientierten Musik hatte Ziel, denn hier entstand gerade der Film Schultze bis ins hohe Alter eine ganz „Käpt’n Bay-Bay“ nach Schultzes 1950 enge Beziehung. komponierter Musicalvorlage mit Hans Neben seiner kompositorischen Albers in der Hauptrolle (Regie: Helmut Tätigkeit hatte Norbert Schultze zahlrei- Käutner). Schultze bezog eine Wohnung che Ämter unter anderem bei der in Hamburg-Harvestehude unweit der „Dramatiker-Union“ und der GEMA Sikorski Musikverlage, die einen großen inne. Am 1. September 1973 verlieh ihm Teil seiner Werke bis heute betreuen. die Stadt Goslar den renommierten Dass der Titel „Käpt’n Bay-Bay” für eng- Paul-Lincke-Ring für sein Lebenswerk, Benjamin Yusupov erhielt den Engel-Preis lischsprechende Zeitgenossen ein wenig 1991 folgte die Bürgermedaille der 2010 der Stadt Tel Aviv für sein Konzert verwirrend sein konnte, war Schultze Stadt Berlin. 1991 aber musste Norbert für Violoncello und Orchester. immer bewusst. „Wir können leider den Schultze auch Abschied von seiner lang- Die Auszeichnung ist mit 5.000,- Euro dummen Titel Bay-Bay nicht mehr jährigen Lebenspartnerin und großen dotiert und wurde am 10. Dezember im ändern. Käpt’n Byebye – so hiess er Liebe Iwa Wanja nehmen. „Nun bleibe Einav-Saal von Tel Aviv verliehen. ursprünglich, weil er’s bei keiner lange ich plötzlich allein zurück, ratlos, unvor- Kristina Cooper Reiko (Violoncello) und ausgehalten hat – und weg war er! Weil bereitet und verwirrt – und ziehe, wie Benjamin Yusupov (Klavier) umrahmten aber 1950 unser deutsches Publikum mit die Kinder es für richtig halten, als einsa- die Zeremonie musikalisch mit Yusupovs der Aussprache amerikanischer mer Witwer ins Hamburger Cellosonate. Der Preis ist nach Joel Engel Vokabeln noch nicht so vertraut war wie Seniorenheim – in dem Gefühl: es sollte benannt, einem emigrierten russischen heute, so dass sie evtl. Büe-Büe gelesen wohl so sein. Nur meinen Flügel habe ich Komponisten, und wird seit 1944 alle drei hätten, wurde das Bay-Bay erfunden und mitgenommen und im Gemeinschafts- Jahre an herausragende israelische ist inzwischen so mit den Liedern ver- raum aufgestellt. Dort spiele ich zur Komponisten verliehen. In der Jury saßen bunden, dass man’s nicht mehr ändern Freude der Insassen Musik zur Prof. Josef Bardanashvili (Komposition), kann.“ Dämmerstunde.“ In hohem Alter heira- Prof. Jonathan Zak (Pianist) und Robert Mit großem Erfolg produzierte das tete Schultze dann ein weiteres Mal und Moses (Violinist). Hamburger Ohnsorg-Theater Schultzes lebte zeitweise auf Mallorca. „Käpt’n Bay-Bay“ 1994 neu und „über- Am 14. Oktober 2002 starb Norbert setzte“ dabei Iwa Wanjas, Norbert Schultze im Alter von 91 Jahren in Bad Schostakowitsch, Prokofjew Schultzes und Fritz Grasshoffs Texte in Tölz und wurde in München beigesetzt. und Abrahamsen in ein unterhaltsames Plattdütsch. Auch ein Bestenliste der Deutschen Schweizer Volkstheater hatte sich dieses Schallplattenkritik 4/09 skurrilen Stücks rund um den WERKAUSWAHL: Möchtegern-Kapitän in Schweizer - „Käpt’n Bay-Bay“. Dialekt einmal angenommen. Musikalisches Seemannsgarn Damals zur Zeit des „Käpt’n Bay-Bay“- daraus: Kleine weiße Möwe, Erfolges ging es dem Komponisten wirt- Nimm uns mit, Kapitän schaftlich nicht gar so gut. „Allmählich - „Maria im Walde“. Krippenspiel geriet ich immer mehr in die roten - „Käpt’n Bay-Bay. Musikalisches Zahlen und in schwere Bedrängnis“, Seemannsgarn berichtet er. „Ich muss mein GEMA- - „Maria im Walde“. Krippenspiel Konto mit Bankkrediten überziehen und - „Max und Moritz“. Ein Tanzspiel komme lange Zeit aus echten - „Peter der Dritte“. Drei Produktionen mit Musik der Sikorski Geldsorgen nicht mehr heraus. Ganz Oper in drei Teilen Musikverlage wurden mit Preisen in der unnötig, ganz töricht und verantwor- - „Schwarzer Peter“. Bestenliste der Deutschen tungslos. Bin mir auch dessen bewusst – Oper in sechs Bildern Schallplattenkritik (4/09) ausgezeichnet: und trotzdem!“ daraus: Orchestermusik: In den folgenden Jahrzehnten stand “Ach, ich hab’ in meinem Herzen” · Sergej Prokofjew: Cellokonzert e-moll op. Norbert Schultze immer wieder mit - „Der Struwwelpeter“. 58; Sinfonisches Konzert e-moll op. 125. unterschiedlichsten Aufgaben im Ein Tanzspiel Alban Gerhardt (Violoncello), Rampenlicht. Junge Interpreten wie - „Wander-Suite“. Zehn Orchestersätze Philharmonisches Orchester Bergen, Ltg.: René Kollo, Sylvia Anders und Angelika Andrew Litton. Hyperion CDA 67705 Milster arbeiteten mit ihm. Schultze SIK 949 „Für Sie von Norbert (Codaex) selbst dirigiert unter anderem an den Schultze“ Oper: Bühnen Lübeck und auch beim WDR in SIK 1282 „Wenn ich in Nächten · Dmitri Schostakowitsch: Die Nase. Köln. Immer wieder erinnert er sich wandre ...“ Vladislav Sulimsky, Alexei Tanovitski, dabei auch an ältere Werke wie den SIK 999 Hans Priegnitz/Norbert Tatiana Kraftsova u. a., Mariinsky Solisten, „Schwarzen Peter“, der ungekürzt und in Schultze: „Wie einst Lili Marleen“. Chor und Orchester, Ltg.: Valery Gergiev. exklusiver Besetzung unter anderem mit Varianten für Klavier und poetische Mariinsky 2 SACD MAR0501 (Note 1) Sängern wie Barry Mc Daniel und Theo Parodien im Stile großer Geister über Zeitgenössische Musik: Altmaier für den WDR neu produziert das weltbekannte von · Hans Abrahamsen: Schnee – Zehn Kanons wird. Später dirigiert Schultze eine frisch und Norbert Schultze für neun Instrumente. Ensemble Recherche. überarbeitete Fassung seiner 1943 in Winter & Winter 910 159-2 (Edel)

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Gian Carlo Menotti

Ein Italiener in den Staaten – 100. Geburtstag von Gian Carlo Menotti „GROSSE KÜNSTLER SIND FAST IMMER KRASSE EGOISTEN ... MIR HAT MAN GESAGT, ICH SEI NICHT SO ... ABER ICH BIN EBEN KEIN GROSSER KÜNSTLER.“ GIAN CARLO MENOTTI

er italienische Komponist und Menottis erste große Oper „Amelia nehmlich darum, szenisch zu arbeiten. D Gründer des Spoleto Festivals Gian goes to the Ball“ wurde 1937 in Seiner eigenen Aussage nach war es ihm Carlo Menotti verstarb am 1. Februar Philadelphia uraufgeführt. Nur ein Jahr sowieso stets gleich, nach welchen 2007 im Alter von 95 Jahren in Monte später wurde das Werk ins Programm „-ismen“ seine Musik benannt wurde. Er Carlo. Zu diesem Zeitpunkt arbeitete er der New Yorker Metropolitan Opera auf- fühlte sich wie viele seiner Kollegen selbst noch an einer Neuinszenierung genommen. Für das packende, gesell- besonders in den Vereinigten Staaten seiner Oper „Das Medium“ aus dem schaftskritische Drama „Der Konsul“ keiner bestimmten Strömung oder Jahre 1946 mit. Allein 23 Opern sowie erhielt der Italiener in den 50er Jahren Schule zugehörig und entwickelte Solokonzerte, Orchester- und Kammer- den Pulitzer Preis und den New York dadurch einen ganze eigenen und freien musik hatte Menotti komponiert, darunter Drama Critics Circle Award. Manche Personalstil. Die Ausdruckspalette seiner die bekannten vielgespielten Opern „Der Freunde seiner Musik bezeichnen Kammeropern reicht vom puccini-nahen Konsul“ (1950) und „Goya“ (1977), die für Menotti nach wie vor als den größten Verismus über ariose Partien bis hin zum den spanischen Opernstar Placido italienischen Komponisten seit Giacomo Sprechgesang, wobei die Musik immer Domingo entstanden ist. Puccini. auch ein psychologisches Moment bei- Seinen internationalen Ruhm verdankte steuert. er aber auch der Gründung des „Ich nehme in Kauf, Als Librettist seiner eigenen Opern, Autor „Festivals der zwei Welten“ im umbri- unmodern zu klingen, und gern gesehener Gesprächspartner schen Spoleto, das er 1958 ins Leben weil ich hoffe, dass meine Musik erwies sich Menotti auch als blendender gerufen hatte und später auch in die offene Gemüter und Herzen Sprachkünstler und Rhetoriker. Um provo- USA und nach Australien exportierte. erreicht.“ kative Aussagen war er nie verlegen. „Ich Bereits als Kind soll Menotti in Italien hasse die Opernfans“, warf er einmal ein, seitenweise Noten niedergeschrieben Seine außergewöhnliche Musik zeichnet um die Erwartungshaltung eines haben. Kein Geringerer als der große eine schillernde Farbigkeit aus und wird Publikums zu kritisieren, dass die Oper als Dirigent Arturo Toscanini schickte den von manchen Kommentatoren wegen sanfte Unterhaltung zu genießen gewohnt Jungen stracks über den Atlantik an das ihrer Bildhaftigkeit sogar als „fast film- war. Aber auch die Macher selbst waren renommierte Curtis-Institut. Amerika gerechte Musik“ bezeichnet. Trotz der zuweilen seine Zielscheibe. So sagte er sollte dann auch die Heimat des gar nicht knappen Zahl von reinen einmal, obwohl diese Institutionen sein Komponisten bleiben. Instrumentalwerken ging es Menotti vor- wichtigstes Betätigungsfeld waren:

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NEWS Requiem und Sinfoniesatz: Lera Auerbachs „Requiem für Ikarus“

„Opernhäuser sind schlecht geführte Help, help, the Globolinks! Fabriken.“ Eine Science-fiction-Oper der besonde- Obwohl Menotti den größten Teil seines ren Art für Kinder und jene, die Kinder Lebens in Amerika verbrachte, fühlte er lieben, hatte der Komponist und sich stets als Vollblut-Italiener. An eine Librettist Menotti einmal selbst formu- Rückkehr nach Italien dachte er nicht. liert. Ein Schulbus mit einer Gruppe von „Italien ist zu laut, ich kann den hohen Kindern ist auf dem Weg vom Bahnhof Lärmpegel nicht mehr ertragen.“ zur Schule aus unerfindlichen Gründen Am 18. Februar 2010 wird das Requiem Menotti hat viel in und für Amerika kom- liegengeblieben. Plötzlich erscheinen für Ikarus von Lera Auerbach in poniert – wie die Oper „Der Konsul“, außerirdische Wesen: die Globolinks. Washington mit dem National sein Erfolgswerk, das er zu einem engli- Laut einer Radiomeldung können diese Orchestra unter Leitung von James schen Text in Noten gesetzt hat und das Wesen nur mit Hilfe von Musik vertrie- Gaffigan uraufgeführt. Es handelt sich mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet ben werden ... dabei um den Finalsatz von Auerbachs wurde. Als Anfang der 90er Jahre Sinfonie Nr. 1 „Chimera“. beim Spoleto-Festival in Italien einmal Der Konsul seine späte Oper „Goya“, die ein Dieses musikalische Drama in drei Akten Verblüffend und unter- englisches Libretto hat und in sorgt bis heute für politischen Zündstoff. haltsam: Efim Jourist Washington zum ersten Mal zu sehen war, Kein bestimmtes Land dieser Erde hatte aufgeführt wurde, musste Menotti selbst der Librettist und Komponist Menotti als und seine Tango- ein italienisches Libretto machen. Schauplatz dieser Geschichte gewählt, Arrangements Überraschenderweise machte ihm das aber jedes Land konnte und kann sich In der Fachzeitschrift „akkordeon magazin überhaupt keine Freude. „Gesungen ist von diesem Sujet angesprochen fühlen, – Das Magazin für Akkordeonspieler“ ist Englisch und Deutsch viel dramatischer geht es doch um die Willkür von in der Ausgabe 05/Oktober-November und kontrastreicher“, sagte er, „weil die Grenzbehörden und ein persönliches 2009 ein Beitrag über den ukrainischen Worte oft mit einem Konsonanten Schicksal. Komponisten und Akkordeonisten Efim enden. Im Italienischen gibt es immerzu Der Widerstandskämpfer John Sore wird Jourist erschienen . Der 2007 verstorbene amore, clamore, cuore, lacrime. Um dra- auf der Flucht von der Polizei verwundet Jourist war ein Meister sowohl auf dem matische Spannung hineinzubringen, und kehrt nach Hause zurück. Hier bittet Akkordeon als auch dem Bajan. muss man dann auf ,amor’ kürzen.“ er seine Frau Magda, beim Konsulat für Hans-Jürgen Schaal schreibt im Die Oper „Goya“, die von dem gleichna- die ganze Familie inklusive dem minder- migen spanischen Dichter handelt und jährigen Sohn Visa zu besorgen. Magda mit dem Pulitzer Preis ausgezeichnet bemüht sich vergeblich um die wurde, hatte Menotti 1986 für das spani- Ausreisepapiere und scheitert letztend- sche Königspaar und den spanischen lich an der unmenschlichen Bürokratie Tenor Placido Domingo komponiert. des fiktiven Konsulats ... Danach zog sich Menotti langsam aus dem Operngeschäft zurück und schrieb nur noch Kammermusik auf Bestellung. WERKAUSWAHL:

Die großen Opern von Die Opern: „akkordeon-magazin“ unter anderem: Gian Carlo Menotti: - A Bride from Pluto „Die Tango-Elemente bilden nur eine - Amahl und die nächtlichen Das Telefon unter zahlreichen Facetten in der Musik Besucher Der Einakter „Das Telefon oder die von Efim Jourist. Für das slawische - Chip and his Dog Liebe zu dritt“ aus dem Jahr 1947 hat Temperament, pendelnd zwischen - Das Medium die partnerschaftliche Kommunikation Schwermut und unbändiger Lebenslust, - Das Telefon zum Thema. Die junge Lucy ist verstrickt fand er viele Stilistiken zum Andocken. - Der Junge, der zu schnell wuchs in der modernen Welt der Ein typisches Jourist-Arrangement - Der Konsul Kommunikation. Ben indessen hat sich besteht aus einer Folge von Variationen, - Goya dazu entschlossen, ihr einen Heirats- ständig wechselnd in Tempo, Ausdruck - Martin’s Lie antrag zu machen. Er sucht sie auf, und Dynamik. pathetisches Rubato, kommt aber nicht zum Zuge, denn das Klassik-Gesten, Gypsy-Jazz, Musette- andere Werke: unaufhörlich klingelnde Telefon stellt Walzer, Polka-Leidenschaft, Tango- - Apocalypse für Orchester sich, jede direkte Kommunikation unter- Rhythmen: Das alles konnte Jourist in ein - Goya. Suite für Orchester bindend, seinem Vorhaben mit aller einziges Stück packen, komplex - Jacob’s Prayer für Chor und Gewalt entgegen. Lucy telefoniert aus- arrangiert, mit originellen Gegenstimmen Kammerorchester dauernd und ohne Pausen, so dass sich und effektvollem Finale. Technisch - Konzert für Violine selbst der geplagte Liebhaber schließ- verblüffende, rhythmisch vertrackte, aber und Orchester lich unterwirft und mit Hilfe des Telefons immer unterhaltsame Musik-Collagen, am Ende zu seinem Ziel gelangt. die auch ein Klassik-Publikum von den Sitzen reißen konnten. (...)”

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Jerwand Jerkanjan

Im Schatten des großen Chatschaturjan: Jerwand Jerkanjan WER MODERNE ARMENISCHE MUSIK KENNEN LERNEN WOLLE, EMPFIEHLT DIE MUSIKOLOGIN TATJANA PORWOLL, SOLLTE SICH NACH DILIDSCHAN BEGEBEN, WO SICH DER ARMENISCHE KOMPONISTENVERBAND UND DAS SOGENANNTE „HAUS DES SCHAFFENS“ BEFINDEN

us den kleinen Häuschen, die sich Quellen der armenischen Musik zu lösen, Jerkanjan Vorsitzender der Abteilung „A an die Hänge der waldbedeckten kennzeichnet viele Werke zeitgenössi- Oper/Symphonie/Kammermusik des Hügel anlehnen“, erzählt Porwoll, scher armenischer Komponisten. Auch armenischen Komponistenverbands. „erklingen Töne, die sich mit der unbe- die des im Vergleich zu Terterjan und Jerkanjan gehört zu den sicher produk- rührten Natur zu vereinen scheinen. Der Manssurjan weit jüngeren Jerwand tivsten jüngeren Komponisten in Legende nach sollen Planken der Arche Jerkanjan, der am 5. November 2011 Armenien. In seinem Quintett in memo- Noah hier am Fuße des Ararat gefunden seinen 60. Geburtstag begeht. riam Anton Webern nimmt Jerkanjan worden sein.“ Jerkanjan wurde im armenischen Bezug auf die Zweite Wiener Schule. Als Noch immer wird die Musik Armeniens Leninakan geboren. Er ging erst auf die außerordentlich sensibler Komponist zunächst einmal mit dem großen, alles Leninakaner Musikschule Kara-Murày Neuer Musik für Bläser erweist er sich überragenden Aram Chatschaturjan in und studierte dann am Jerewaner auch in seiner Sonate für Bassklarinette Verbindung gebracht. Das Musikleben Konservatorium Komposition und und Klavier. des Landes ist aber überaus reich und Violine. Jerkanjan kombiniert in seiner vielseitig und lohnt sich aus vielen Musik moderne, klassische Elemente mit Perspektiven zu entdecken. Zwei mittler- stilistischen Merkmalen folkloristischer DIE WICHTIGSTEN weile weltweit bekannte Namen armeni- und mittelalterlicher Musik aus WERKE VON JERWAND scher Musik sind Awet Terterjan, dessen seiner Heimat, was seinen Stücken JERKANJAN Oper „Das Beben“ in München für einen eine archaische Atmosphäre vergleich- aufsehenerregenden Erfolg gesorgt hat, bar Arvo Pärts Stücken verleiht. Zudem - Quintett in memoriam Anton und Tigran Manssurjan, der 1939 in erarbeitete er 1978 in editorischer Webern für Flöte, Klarinette, Beirut geboren. Das Streben nach Funktion eine Gesamtausgabe der Violine, Violoncello und Klavier Ursprünglichkeit und der Wunsch, die Werke von Soghomon Komitas, einem - Sonate für Bassklarinette und Wurzeln der eigenen Kultur und Komponisten, der für ihn und die Klavier Identität freizulegen und sich von der moderne armenische Musik einen folkloristischen Interpretation der Meilenstein darstellt. Seit 1985 ist

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Daniel Smutny NEWS Peter Ruzicka erhält „Rienzi“-Preis Neu bei Sikorski: Daniel Smutny MAL KLINGT SEINE MUSIK SPHÄRISCH, DANN WIEDER GERÄUSCHHAFT, INNERLICH AUFGEWÜHLT ODER GEHEIMNISVOLL. VIEL GIBT ES ZU ENTDECKEN IN DANIEL SMUTNYS MUSIK Der Komponist, Dirigent und Intendant mutny hat schon beim berühmtesten Peter Ruzicka wurde am 24. Oktober 2009 Sund bedeutendsten Festival Neuer mit dem „Rienzi“-Preis der Kulturakademie Musik, den Donaueschinger Musiktagen, und der Nationaloper Lettlands Erfolge errungen. Seine jüngsten Werke ausgezeichnet. Die Verleihung der nach zeigen eine beispiellose Vielfalt. Richard Wagners Oper benannten Geboren 1976 in Mannheim, errang Auszeichnung fand in Lettlands Hauptstadt Smutny schon in jungen Jahren für seine Riga statt. Der Preis wird alle zwei Jahre ersten Kompositionen Preise und verliehen.„Mit dem Preis werden Ruzickas Auszeichnungen. Bereits während seines Verdienste als Kulturmanager gewürdigt“, Studiums bei Hans Zender und Bernhard so die Hamburger Honorarkonsulin Kontarsky in Frankfurt am Main erhielt er Lettlands, Sabine Sommerkamp-Homann. Einladungen renommierter Interpreten und Veranstalter wie etwa vom Escuela rusa de piano Ensemble Modern, dem SWR, der Die „Russische Klavierschule“ ist das Akademie der Künste Berlin und der erfolgreichste pädagogische Werk für Internationalen Biennale für Neue Musik. Pianisten. Mittlerweile gibt es zu den So gewann er gleich zweimal den beiden Bänden des Unterrichtswerkes Stuttgarter Kompositionspreis (1998, (SIK 2353 und 2354) und dem 2009), debütierte mit Auftragswerken Spielband (SIK 2379) auch begleitende bei den Donaueschinger Musiktagen CDs mit den eingespielten Stücken zu und der Staatsoper Stuttgart. Er erhielt Demonstrationszwecken und dem zudem den renommierten BMW- Selbststudium. Neuester Clou ist nun die Kompositionspreis der „musica viva“ Übersetzung des Standardwerkes in die und Aufträge für das Klangforum Wien, spanische Sprache: Escuela rusa de piano das SWR-Vokalensemble und für sein SIK 2353 a (ES). erstes abendfüllendes Musiktheater (Festpielhaus des Europäischen Zentrums der Künste Hellerau). Der Lichtbogen am Deutsche Musikrat wird die Musik Daniel Orchesterhorizont: Jörn Smutnys mit einer Editions-CD porträtie- Arneckes neues Stück ren. Smutny lebt als freischaffender Komponist in Leipzig.

AKTUELLE PROJEKTE:

- Auf den Flügeln des Gesangs für Klarinette solo Uraufführung: 22.02.2010 in München (musica viva, Museum Villa Stuck, Christopher Corbett) Am 19. Februar 2010 wird das Göttinger - So zaghaft diese Worte der Nacht für Streichquartett Symphonie Orchester unter Leitung von Nächste Aufführung: Chrsitoph-Mathias Mueller das neue 14.02.2010 in Stuttgart Orchesterwerk „Lichtbogen“ von Jörn (Eclat, Stadler-Quartett) Arnecke zur Uraufführung bringen. Arnecke sagt, er verbinde in diesem Stück - Velouria. Madrigalbuch für 24 Stimmen sozusagen „zwei Elektroden, die unter Uraufführung: 14.02.2010 in Stuttgart genügend großer Spannung stehen. Der (Eclat, Theaterhaus, SWR Vokalensemble Lichtbogen überbrückt einen Raum. Er Stuttgart) enthält ein ganzes Spektrum von Farben. Und das Wichtigste: Er leuchtet!“.

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Ulrich Leyendecker

65. Geburtstag: Ulrich Leyendecker

ULRICH LEYENDECKER WIRD AM 29. JANUAR 2011 FÜNFUNDSECHZIG. KAUM EIN ANDERER KOMPONIST SEINER GENERATION HAT SO STRINGENT UND AKKU- RAT SEINEN STIL AUS- GESTALTET WIE DER IN GEBORENE KOMPONIST

ieles davon hat Leyendecker, der Zwei seiner Hauptwerke, das einst Sinfonieorchester zur Aufführung gebracht V auf eine lange Tätigkeit als vom Konzertmeister des NDR werden kann, wurde vom Kurpfälzischen Hochschulprofessor in Hamburg und Sinfonieorchesters Roland Greutter Kammerorchester Mannheim in Auftrag Heidelberg-Mannheim zurückblicken uraufgeführte Violinkonzert und die 3. gegeben. Die Uraufführung fand am 7. kann, auch an seine Schüler und Symphonie, sind auf einer empfehlens- Januar 2007 im Rosengarten Mannheim Studenten weitergeben können. werten CD mit dem NDR statt. Der Besetzungswunsch „Doppel- Orchesterwerke, Kammer- und Klavier- Sinfonieorchester unter der Leitung von Kammerorchester“ entstand, weil zusätz- musik sowie Vokalmusikkompositionen Johannes Kalitzke bei Naxos erschienen lich zu den Mannheimern in diesem in zum Teil recht unterschiedlichen (Naxos 8.557427). Konzert das Münchener Kammerorchester Ensembleformationen beherrschen Ein anderes Stück, dem Leyendecker aufgetreten war. Leyendeckers Werkkatalog. Oft verwei- den geheimnisvollen Titel „Evocazione“ sen Werktitel auf eine außermusikalische gab, war im Mozart-Jahr 2006 entstan- Mit großer Spannung darf nun auf die Inspiration, die der Komponist in viel- den. „Für mich gehören Mozart, Haydn, Uraufführung von Leyendeckers Konzert facher Weise verarbeitet und reflektiert. Bach und Beethoven zum Besten, was für Viola und Orchester am 19. März Charakteristisch ist Leyendeckers unsere Kultur hervorgebracht hat“, 2010 gewartet werden. Festhalten an alten Gattungsbezeich- sagte Leyendecker einmal. Seine nungen der Musikgeschichte wie „Beschwörung“ (Evokation) aber will Symphonie (er schreibt den Begriff noch lediglich im übertragenen Sinne eine in der alten Form), Konzert oder Trio. Hommage an Mozart sein. „Evocazione Wer dahinter aber Traditionalismus und ist in Rhythmik, Klang und Harmonik Rückwärtsgewandtheit vermutet, ist auf sowie in Stil und Form mein ganz BEVORSTEHENDE dem falschen Weg. Arnd Richter eigenes Stück. Allerdings besteht ein URAUFFÜHRUNG: kommentiert: „Das Spannungsverhältnis Bezug zu Mozarts Don Giovanni: zwischen der jeweiligen Werkbezeichnung die aus einem charakteristischen Zitat 19.03.2010 und der emotionalen, formalen, satz- aus der Komturszene herausgelösten Kaiserslautern technischen Lösung des gestellten rhythmischen und melodischen Ulrich Leyendecker: Problems erzeugt eine Musik von emo- Elemente bilden die Grundlage der Konzert für Viola und Orchester tionaler Nachvollziehbarkeit. Die weiten thematischen Entwicklung, aber eben Wolfram Christ, Viola Bögen, die vielen seiner Werke eigen mit den Mitteln meiner Sprache und Deutsche Radio Philharmonie sind und das Wesen seines Formentwicklung.“ Saarbrücken Kaiserslautern Schaffensprozesses entscheidend mitbe- In Anlehnung an György Ligetis Ltg.: Christoph Poppen stimmen, sind keine Romantizismen, „Hamburger Konzert“ schrieb Ulrich sondern Ausdrucksmittel in einer Leyendecker ein Stück mit dem Kompositionsweise, die den großen Titel „Mannheimer Konzert“. Das Zusammenhang sucht und bevorzugt, ohne Konzert für „Doppel-Kammerorchester“, darüber die Sorgfalt im Detail zu vergessen.“ das auch von einem geteilten

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Franz Liszt NEWS Finnische Erstaufführung von Schostakowitschs „Panzerkreuzer Potemkin”

„Musik ist eine Sprache“ - 200. Geburtstag von ER GEHÖRT ZU DEN SCHILLERNDSTEN WIE Frank Strobels kongeniale Einrichtung der Filmmusik „Panzerkreuzer Potemkin“ SKANDALUMWITTERTSTEN PERSÖNLICHKEITEN DES von Dmitri Schostakowitsch 19. JAHRHUNDERTS. AM 22. OKTOBER 2011 wird am 22. Februar 2010 erstmals GEDENKT DIE MUSIKWELT DES 200. GEBURTSTAGS in Finnland präsentiert. Es spielt das VON FRANZ LISZT Finnische Radio-Sinfonieorchester unter Frank Strobels Leitung. Daniel Smutny und evolutionär waren nicht nur die chapelle de Guillaume Tell“ ersetzt Claus-Steffen Mahnkopf R spieltechnischen Anforderungen, und geriet in Vergessenheit. bei „Eclat“ 2010 die er an die Pianisten seiner Zeit in den Heckel ist es gelungen, „Lyon“ Klavierkompositionen stellte, revolutio- exakt im Stil einer Lisztschen sinfo- när waren auch sein Kompositionsstil, nischen Dichtung zu orchestrieren die Harmonik und die Erweiterung vieler und dabei ausschließlich die orche- romantischer Formen. Ausgehend von stralen Möglichkeiten der damali- der Überzeugung, dass Musik eine gen Zeit zu verwenden. So wird bei- Sprache ist, war für Liszt, der überdies spielsweise die 5. Saite der auch als Musikkritiker in Erscheinung Kontrabässe nicht benutzt. Um den trat, das musikalische Kunstwerk stets charakteristischen Liszt-Orchester- die Gestaltung einer poetischen Idee, klang zu erzeugen, hat Heckel also eine Dichtung in Tönen. einiges Material hinzukomponiert Für die Moderne galt Liszts unvergleich- und die sehr „pianistischen“ liches und zuweilen kompromissloses Passagen so modifiziert, wie man es Schaffen stil- und schulenübergreifend ähnlich in Werken findet, die Liszt stets als ein wesentlicher Impulsgeber. sowohl für Klavier als auch für Claus-Steffen Mahnkopf In den Sikorski-Katalogen gibt es ver- Orchester komponiert hat. schiedene Werke des Jubilars, unter Im Rahmen des Eclat Festivals 2010, anderem das Stück „Malédiction“ für LISZTS WERKE das vom 11. bis 14. Februar in Stuttgart Klavier und Streichorchester, das nach BEI stattfinden wird, findet die Uraufführung Liszts musikalischen Vorlagen von John SIKORSKI von Claus-Steffen Mahnkopfs Stück Lanchbery eingerichtete Ballett in drei „void - un delitto italiano“ Akten „Mayerling“ sowie die für Chor a cappella am 13. Februar statt. - „Malédiction“ für Klavier und Orchesterfassung des Klavierstücks Von Daniel Smutny wird am 14. Februar Streichorchester „Lyon“ von Frank Heckel. in einem Matieneekonzert das - „Mayerling“. Ballett in drei Franz Liszt komponierte „Lyon“ für Solo- Streichquartett „So zaghaft diese Worte Akten von John Lanchbery Klavier ca. 1834 unter dem Eindruck der der Nacht“ vom Stadtler Quartett nach Musik von Franz Liszt Aufstände der Lyoner Seidenweber als aufgeführt. Am gleichen Tag wird im - „Lyon“ für Orchester Bestandteil seines „Album d’un voya- Abendjkonzert Daniel Smutnys Stück (Bearb.:Frank Heckel) geur“. Bei der späteren Umarbeitung „Velouria“ für Chor a cappella SIK 1727 (Partitur) des Zyklus zum ersten Teil der „Années uraufgeführt. Es singt das SWR de pèlerinage“ wurde Lyon durch „La Vokalensemble Stuttgart.

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Geburts– und Gedenktage 2011 E-MUSIK KOMPONISTEN

Franz Liszt Sergej Prokofjew Gustav Mahler Igor Strawinsky

22. Januar 90. Geburtstag 16. März 275. Todestag Arno Babadschanjan Giovanni Battista Pergolesi (*22.01.1921) (04.01.1710 – 16.03.1736) - Klaviertrio - Konzert für Flöte, Streicher und B.c. (Brinckmann) - Konzert für Violine und Orchester - „Der Ehemann als Liebhaber“. Komische Oper (Neufassung: Wilhelms/Grebe/Buck) 22. Januar 25. Todestag Ilse Fromm-Michaels 20. März 20. Todestag (30.12.1888 – 22.01.1986) Stanley Weiner - Drei Rilke-Gesänge für Bariton und Orchester (27.01.1925 – 20.03.1991) - Musica larga für Streichorchester mit einer Klarinette - „Arche Noah“ 26. Januar 100. Geburtstag 25. März 80. Geburtstag Norbert Schultze Vytautas Barkauskas (26.01.1911 – 14.10.2002) (*25.03.1931) - Musical „Käpt’n Bay-Bay“ - Konzert für Viola und Kammerorchester - „Nimm uns mit, Kapitän, auf die Reise“ - Sinfonien Nr. 2, 4 und 5 - „Kleine weiße Möwe“ - Opern „Schwarzer Peter”, „Das kalte Herz” 26. März 85. Geburtstag Joseph Horovitz 29. Januar 65. Geburtstag (*26.03.1926) Ulrich Leyendecker - „Samson” für Baritonchor und Bläserensemble (*29.01.1946) - „Jazz Harpsichord Concerto” für Cembalo, - Bagatellen für Klavier Streichorchester und Drums - Hebräische Balladen für Mezzosopran - „Jubilee Toy Symphony” für 17 Schlaginstrumente, und Kammerensemble (Klavier) Klavier, Streichquartett und Kontrabass - „Nachgelassene Papiere des Bruders Medardus eines Kapuziners” für neun Instrumentalisten und Tonband 29. März 75. Geburtstag - Konzert für Violine und Orchester Richard Rodney Bennett (*29.03.1936) 04. Februar 10. Todestag - Kandinsky Variations für zwei Klaviere Raimo Kangro - Arabesque für Oboe solo (21.09.1949 – 04.02.2001) - „Diversions für Orchester” - Musik für zwei Klaviere - Serenade für Bläserquintett 06. April 40. Todestag - „Tuuru“. Kammersinfonie Igor Strawinsky (17.06.1882 – 06.04.1971) 19. Februar 65. Geburtstag - „Die Geschichte vom Soldaten“. Musikalisches Alexander Tschaikowski Bühnenstück für Sprecher und Kammerensemble (*19.02.1946) - „Les Noces“ für Soli, Chor und Orchester - Bashmet-Suite für Streichorchester - Eight Instrumental Miniatures für Kammerorchester - „Der Revisor“. Ballett in zwei Akten 07. April 50. Geburtstag 20. Februar 60 Geburtstag Karen Tanaka Anthony Davis (*07.04.1961) (*20.02.1951) - „Metal Strings“ für Streichquartett - „Maps“. Konzert für Violine und Kammeorchester - „Water and Stone“ für Kammerensemble - „Still Waters“ für Orchester 23. April 120. Geburtstag 20. Februar 50. Todestag Sergej Prokofjew Percy Grainger (23.04.1891 – 05.03.1953) (08.07.1882 – 20.02.1961) - „Peter und der Wolf“. Musikalische Erzählung - „Lisbon“ für Bläserquintett für Sprecher und Orchester - „Country Gardens“ für zwei Klaviere - Sinfonien Nr. 5-7 - Instrumentalwerke und Vokalmusik 20. Februar 65. Geburtstag Vladimir Martynov 12. Mai 90. Geburtstag (*20.02.1946) Edward Mirsojan - „Come in!“ für Violine und Kammerorchester (*12.05.1921) - „Herbstlied“ für Knabenstimme, 2 Violinen, - Sinfonie für Streichorchester und Pauken Streicher und Schlagzeug - Sonate für Violoncello und Klavier 03. März 70. Geburtstag 18. Mai 100. Todestag Vladislav Shoot Gustav Mahler (*03.03.1941) (07.07.1860 – 18.05.1911) - „Ex animo” für Orchester - Klavierquartett (Ruzicka) - „Romantische Botschaften” für Fagott, - Sinfonie Nr. 10 (Cook) Flöte, Klavier und Streichorchester - Sinfonisches Präludium (Gürsching)

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GEBURTS- UND GEDENKTAGE 2011

Edison Denissow Vladislav Shoot Nikolai Korndor f Arnold Schönberg

19. Mai 85. Geburtstag 02. August 75. Geburtstag Paul Cooper Anthony Payne (*19.05.1926) (*02.08.1936) - „Descants” für Vila und Orchester - „A Hidden Music” für Kammerensemble - Four Impromptus für Altsaxophon und Klavier - „Orchestral Variations – The Seeds Long Hidden” - „Kroumata Music” für vier Schlagzeuger und Klavier - „The Enchantress Place” für Fagott und Klavier 29. Mai 75. Geburtstag 06. August 80. Geburtstag Vyacheslav Ovchinnikov Wladimir Zytowitsch (*29.05.1936) (*06.08.1931) - Sinfonie Nr. 1 - „Die Abenteuer des braven Soldaten Schweyk“. 30. Mai 10. Todestag Sinfonische Skizzen für Orchester und Sprecher Nikolai Korndorf - Konzert für Gitarre und Kammerorchester (23.01.1947 – 30.05.2001) - Hymnus I für Orchester 07. August 90. Geburtstag - „Ja!“ Ritual für Sopran, zwei Tenöre und Karel Husa Instrumentalensemble (*07.08.1921) - „Con sordino“ für Kammerorchester - „Postcard from Home” für Altsaxophon und Klavier - Variationen für Klavierquartett 20. Juni 80. Geburtstag - „Reflections”. Sinfonie Nr. 2 Arne Nordheim - Konzert für Violoncello und Orchester (*20.06.1931) - „Response I-IV” für Schlagzeuger 02. September 70. Geburtstag - „Tenebrae” für Violoncello und Orchester David Blake - „The Tempest“. Ballett (*02.09.1936) - Konzert für Violine und Orchester 28. Juni 65. Geburtstag - „The Plumber´s Gift”. Oper in zwei Akten Robert Rodriguez - „Three Ritsos Choruses” (*28.06.1946) für Chor und 2-4 Gitarren (oder Orchester) - „Chronnies“. Vier Stücke für Bassklarinette und Schlagzeug - Five Poems of Garcia Lorca für Mezzosopran, 04. September 100. Geburtstag Tenor und Klavier Alexander Moyzes - „Frida“. Oper in zwei Akten (04.09.1906 – 20.11.1984) - Konzert für Flöte und Orchester 30. Juni 65. Geburtstag - Sinfonie Nr. 4 und Nr. 7 Giles Swayne - Sonatina giocosa. Konzert für Violine und Streichorchester (*30.06.1946) - „Circle of Silence” für sechs Solostimmen 07. September 75. Geburtstag - Harmonies of Hell. Melodram für 13 Musiker Romualds Kalsons - „Le Nozze di Cherubino“. (*07.09.1936) Oper in zwei Akten für 12 Sänger und Continuo - Konzert für Violine und Orchester - Konzert für Klarinette und Kammerorchester 07. Juli 100. Geburtstag Gian Carlo Menotti 19. September 100. Geburtstag (07.07.1911 – 01.02.2007) Allan Pettersson - Opern: Der Konsul, Das Telefon, (19.09.1911 – 20.06.1980) Das Medium u.a. - Sinfonien Nr. 1 bis 17 (unvollständig) - 24 Barfußlieder für mittlere Stimme und Klavier 13. Juli 60. Todestag Arnold Schönberg 21. September 70. Geburtstag (13.09.1874 – 13.07.1951) Haflidi Hallgrimsson - Kammersinfonie Nr. 2 für Orchester (*21.09.1941) - Orchestrierung des Klavierquartetts - Verse I für Flöte und Violoncello g-Moll op. 25 von Johannes Brahms - „Rima” für Sopran und Streicher - Klavierkonzert - „Crucifixion” für Orchester - Violinkonzert - „Mini-Stories” für Erzähler, Sopram - Ode to Napoleon Bonaparte und Kammerorchesterensemble 31. Juli 125. Todestag 24. September 65. Geburtstag Franz Liszt Marc Neikrug (22.10.1811 – 31.07.1886) (*24.09.1946) - „Malédiction“ für Klavier und Streichorchester - „Through Roses“. Ein Stück mit Musik für neun Spieler - „Lyon“ für Orchester (Bearb.: Frank Heckel - „Mobile” für Kammerensemble - „Mayerling“. Balett in drei Akten (Bearb.: John Lanchberg) - Oper „Los Alamos”

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Geburts– und Gedenktage 2011 E-MUSIK KOMPONISTEN

Slawa Ulanowski Udo Lindenberg

22. Oktober 200. Geburtstag 31. Mai 70. Geburtstag Franz Liszt Hans Neuenfels (22.10.1811 – 31.07.1886) (*31.05.1941) - „Malédiction“ für Klavier und Streichorchester - „Die Schnecke“. Libretto zu Moritz Eggerts Oper - „Lyon“ für Orchester (Bearb.: Frank Heckel) - „Mayerling”. Ballett in drei Akten (Bearb.: John Lanchbery) 12. September 90. Geburtstag Francisco Tanzer 24. Oktober 80. Geburtstag (12.09.1921 – 25.10.2003) Sofia Gubaidulina - Textdichter von Edison Denissows „Requiem“ (*24.10.1931) sowie der Werke von Sofia Gubaidulina - Sinfonie „Stimmen ...verstummen ...“ „Garten von Freuden und Traurigkeiten“ und „Perception“ - „Am Rande des Abgrunds“ für 7 Violoncelli und 2 Aquaphone 18. November 60. Geburtstag - Violinkonzerte „Offertorium”, „In tempus praesens” Gian-Luca Petrucci - Johannes-Passion und Johannes-Ostern (*18.11.1951) - Bearbeiter der Flötensonate D-Dur 05. November 60. Geburtstag von Sergej Prokofjew für Violine solo Jerwand Jerkanjan (*05.11.1951) 13. Dezember 90. Geburtstag - Drei Rezitative für Flöte und Klavier Timofei Dokschizer - Quintett in memoriam Anton Webern für Flöte, (*13.12.1921) Klarinette, Violine, Violoncello und Klavier - Bearbeiter des Trompetenkonzertes von Alexander Arutjunjan 18. November 60. Geburtstag Slawa Ulanowski (*18.11.1951) U-MUSIK KOMPONISTEN - „Erinnerungen“ für Violoncello solo - „Die Wut über den verlorenen Groschen“ (Orchestrierung des Beethoven-Werkes) 09. Januar 100. Geburtstag Heinz Sandauer 24. November 15. Todestag (09.01.1911 – 05.08.1979) Edison Denissow - „So ein Regenwurm hat’s gut“ (06.04.1929 – 24.11.1996) - „Der Schaum der Tage“. Lyrische Oper 26. Januar 100. Geburtstag - Gitarrenkonzert Norbert Schultze - „Tod ist ein langer Schlaf“ für Violoncello und Orchester (26.01.1911 – 14.10.2002) - Requiem - Musical „Käpt’n Bay-Bay“ - „Peinture“ für Orchester - „Nimm uns mit, Kapitän, auf die Reise“ - Violakonzert - „Kleine weiße Möwe“ - Klarinettenkonzert - Opern „Schwarzer Peter”, „Das kalte Herz” 24. November 100. Geburtstag 09. Mai 65. Geburtstag Erik Bergman Drafi Deutscher (24.11.1911 – 24.04.2006) (*09.05.1946 – 09.06.2006) - „Noa“ für Bariton, Chor und Orchester - „Gemeinsam” (United) - „Der singende Baum”. Oper in zwei Akten - „Ich liebe dich” 25. November 150. Geburtstag 17. Mai 65. Geburtstag Sergej Tanejew Udo Lindenberg (25.11.1856 – 19.06.1915) (*17.05.1946) - Sinfonien Nr. 2 und 3 - „Leider nur ein Vakuum” - Kantate „Johannes Damascenus“ für gem. Chor und Orchester 01. August 90. Geburtstag Günter Fuhlisch (*01.08.1921) - „Skat-Polka“ - „Tip-Top-Boogie“ E-MUSIK BEARBEITER – 24. Dezember 85. Geburtstag HERAUSGEBER – TEXTDICHTER Curt Cremer (*24.12.1926) 04. Februar 75. Geburtstag - „Bolero” für Orchester Claus Henneberg (04.02.1936 – 22.02. 1998) - deutsche Fassung der Oper „Macbeth” von Antonio Bibalo U-MUSIK BEARBEITER 04. Mai 80. Geburtstag Gennadi Roschdestwenski 23. März 65. Geburtstag (*04.05.1931) Richard Kula - Bearbeiter von Alfred Schnittkes „Gogol-Suite“ (*23.03.1946) - Suite „Puschkiniana“ nach Sergej Prokofjew - Bearbeitungen für Klavier/Keyboard/Orchester

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Vorschau – GEBURTS- UND Gedenktag eines Literaten: GEDENKTAGE 2012 24. Januar 300. Geburtstag Heinrich von Kleist Friedrich II. von Preußen (24.01.1712 – 17.08.1786) - Sonate A-Dur op. 117 für Flöte und nahm sich 1811 Basso continuo (Hans Dieter Sonntag) 17. Februar 25. Todestag das Leben Dmitri Kabalewski (30.12.1904 – 17.02.1987) AUF DIE FRAGE, WARUM HEINRICH VON KLEIST - Oper „Colas Breugnon” nach Romain Rolland VOM 19. JAHRHUNDERT AN BIS IN - Klavierkonzerte Nr. 1-4 DIE GEGENWART SO VIELE KOMPONISTEN ZU - Sinfonien Nr. 1-4 MUSIKALISCHEN WERKEN ANGEREGT HAT, 05. März 125. Geburtstag GIBT ES VIELE ANTWORTEN Heitor Villa-Lobos (05.03.1887 – 17.11.1959) ine davon ist, dass allen von ihm bearbeiteten Sujets eine tiefe Durchdringung - Bachianas Brasileiras Nr. 1, 5 und 6 E und ein hohes Maß an Poesie eigen ist. Nicht nur die Literaturklassiker „Der zer- - Konzert für Mundharmonika und Orchester brochene Krug“, „Penthesilea“ oder „Das Käthchen von Heilbronn“ bildeten - Streichquartette Nr. 4, 5, 6 und 12 Grundlagen für musikalische Umsetzungen. Auch Kleists bewegtes Leben ist in musi- kalischen Adaptionen immer wieder aufgegriffen worden. Der Spätromantiker 10. März 120. Geburtstag Richard Wetz etwa ließ sich vom Leben des Dichters zu einer Kleist-Ouvertüre anregen. Arthur Honegger Felix Draeseke komponierte ein Sinfonisches Vorspiel zu „Pentheselia“ und Hugo (10.03.1892 – 27.11.1955) - Petite Suite für zwei Wolf gleich eine Sinfonische Dichtung zum gleichen Stoff. Melodieinstrumente und Klavier Heinrich von Kleist wurde 1777 in Frankfurt (Oder) geboren und geriet in die Wirren des napoleonischen Zeitalters. Auf einer Reise nach Berlin etwa wurden er und seine 12. Mai 65. Geburtstag Begleiter im Winter 1807 von den französischen Behörden als Spione verhaftet und Rolf Zuckowski in ein Gefangenenlager nach Châlons-sur-Marne transportiert, wo Kleist seine (*12.05.1947) Novelle „Die Marquise von O...“ schrieb und an der „Penthesilea“ arbeitete. Sein - Kinderliedermacher, Sänger und Produzent häufiger Berufs- und Wohnortwechsel, der ihn von Paris über die Schweiz nach Königsberg, Dresden und Berlin führte, war auch Ausdruck seiner Persönlichkeit und 28. Mai 65. Geburtstag Frangis Ali-Sade seines ruhelosen Suchens nach idealem Glück, das er aber nie fand. Verzweifelt und (*28.05.1947) nahezu mittellos schrieb er am 21. November 1811 an seine Schwester: „Die - „Mugam-Sajahy“ für Streichquartett, Wahrheit ist, dass mir nicht mehr zu helfen war.“ Es war ein Abschiedsbrief von Schlaginstrumente und Synthesizer (Band) besonderer Nüchternheit und Enttäuschung über das eigene Versagen. Kurz darauf - Konzert für Violoncello und Orchester brachte sich Kleist ums Leben. - „Silk-Road”-Zyklus Am 21. November 2011 gedenken wir des 200. Todestags von Heinrich von Kleist. Der in München als Kompositionsprofessor tätige Jan Müller-Wieland schrieb im 13. Juni 80. Geburtstag Jahr 2008 das Stück „Ein Traum, was sonst“ für Orchester frei nach Kleist und Kafka. Per Nörgaard (*13.07.1932) „Der Titel dieses knapp zehnminütigen Orchesterstückes zitiert einen berühmten - „Scintillation“ für sieben Instrumente Satz des Prinzen ‚Friedrich von Homburg’ in einem preußischen Feldzugdrama von - „Luna“ für Orchester Kleist“, erklärt Jan Müller-Wieland. „Sowohl Traum als Hoffnung als auch Traum als - „Droemmespil“ für Orchester Angstzustand und Todesgewissheit sind gemeint. In Kafkas Erzählung ‚Die Verwandlung’ hingegen wacht Gregor Samsa auf und hat sich offenbar zu einem 14. Oktober 60. Geburtstag käferhaften Tier verwandelt. Wo beginnt Wahrheit, wo der Traumbereich? Ab wann Kaija Saariaho bildet jeder Mensch Projektionen, welche er schließlich mit Realität zu verwechseln (*14.10.1952) imstande ist? Ab wann ist Schein Sein und umgekehrt?“ Das Stück wurde am 11. und - „Noa Noa“ für Flöte und elektronische 12. Oktober in Berlin/Marzahn und im Französischen Dom am Gendarmenmarkt urauf- Instrumente - Oper „L’amour de loin“ geführt. - „Orion” für Orchester Ein bis heute anhaltender Erfolg war die Uraufführung der Oper „Das Beben“ des armenischen Komponisten Awet Terterjan am Münchner Gärtnerplatztheater im 20. November 100. Geburtstag Jahr 2003. Die Vorlage bildet Heinrich von Kleists berühmte Novelle „Das Erdbeben Johannes Wojciechowksi in Chili“ aus dem Jahr 1806, die die Zerstörung Santiago de Chiles im Jahr 1647 zum (20.11.1912 – 02.11.2005) Hintergrund hat. Kleist erzählt von der Tochter eines Adeligen, die ins Kloster - Herausgeber und Bearbeiter gesteckt wurde, um sie von ihrem Geliebten zu trennen. Als die Liebenden im von Bläserkammermusik Klostergarten ertappt werden, verurteilt man sie zum Tode. Kurz vor der Hinrichtung 22. November 50. Geburtstag befreit sie ein Erdbeben. Um an einem Gottesdienst teilzunehmen und Gott für ihre Benjamin Yusupov Rettung zu danken, begeben sich beide in die halbzerstörte Kathedrale der Stadt. Sie (*22.11.1962) werden erkannt und als schuldig an der Heimsuchung gebrandmarkt. Die aufge- - „Gabriel“ für Orchester brachte Menge tötet sie. - Konzert für Violoncello und Orchester 23. Dezember 60. Geburtstag JAN MÜLLER-WIELAND: Hans Abrahamsen „Ein Traum, was sonst“ für Orchester frei nach Kleist und Kafka (*23.12.1952) AWET TERTERJAN: - „Walden“. Bläsderquintett Nr. 2 „Das Beben“. Oper in zwei Teilen von Awet Terterjan und Gerta Stecher - „Schnee“ für Ensemble

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