My Week With – Eine Filmanalyse

Filmanalyse Irene Ma, HSLU D&K, 3D Animation

Inhaltsverzeichnis

Kapitel Seite

Die Ikone ...... 2 – 3

“ – Der Film ...... 3

Die Sequenz ...... 4

Die Kamera ...... 4 – 6

Das Licht und die Farben ...... 7 -8

Der Dialog und die Musik ...... 9

Das Fazit ...... 10

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My Week with Marilyn, Simon Curtis (2011) Eine Filmanalyse

Diese Arbeit behandelt eine Sequenz aus dem britischen Film „My Week with Marilyn“, der 2011 erschien und bei dem Simon Curtis Regie führte. Die Sequenz besteht aus 64 Szenen und dauert 3:57 Minuten. Die Szenennummerierung im Text orientiert sich dem Sequenzprotokoll dieser Filmanalyse, das unten aufgeführt ist.

Die Ikone Marilyn Monroe

Marilyn Monroe (geb. Norma Jean Mortenson; 1. Juni, 1926 – 5. August, 1962) war in 1950er und 1960er eine Amerikanische Schauspielerin, Sängerin und Model. Sie wurde damals und ist bis heute noch ein weltbekanntes Sexsymbol und feierte einige Erfolge in der Filmindustrie, wie zum Beispiel mit Gentlemen Prefer Blonde (mit Nominierung für den Preis Best Motion Picture Actress in Comedy or Musical) oder mit dem erfolgreichsten Film Some Like It Hot.

Hinter diesem unglaublich beliebten blonden Berühmtheit steckte jedoch mehr als die naive Schöne, die in praktisch jedem Film, Foto und Lied dargestellt wird. Nach ihrer Geburt in , am 1.Juni 1926, wurde sie schon früh von ihrer Mutter Gladys Pearl Baker an Pflegeeltern abgegeben, weil Gladys mental unstabil war und finanziell kein weiteres Kind (Monroe war Gladys’ Drittes) tragen konnte. Als Norma Jean sieben war, wurde sie durch wildes Hin und Her wieder zurück zu ihrer Mutter gebracht, welche kurz nachher einen mentalen Zusammenbruch erlebte, welcher sie für den Rest ihres Leben unfähig machte, Norma Jean aufzuziehen. Gladys’ beste Freundin Grace McKee nahm die junge Norma Jean danach auf und war die erste Person, die die steile Karriere von Marilyn Monroe beeinflusst hat: Sie nahm Norma Jean mit zu Kinofilmen, dessen Filmstars sie unglaublich faszinierten, schminkte und frisierte sie und sagte ihr, sie werde irgendwann ein Filmstar. Grace heiratete jedoch im 1935 und gab Norma Jean, zu dieser Zeit neun Jahre alt, an ein Waisenhaus ab. Durch den Widerstand ihrer leiblichen Mutter Glady, wurde Norma Jean trotz Interesse mehrerer Familien nicht adoptiert, da sie die Adoptionspapiere nicht unterschrieb. 1937 versuchten Grace’ Familie und Norma Jean erneut ein gemeinsames Leben zu führen, welches aufgrund sexueller Belästigung seitens Ehemann von Grace scheiterte. Norma Jean wohnte danach bei Grace’ Grosstante Olive Brunings, wo sie wiederum sexuell belästigt wurde von Olive’s Sohn. Sie lebte danach bis 1942 bei einer weiteren Grosstante von Grace, Ana Lower. Marilyn Monroe

2 Filmanalyse Irene Ma, HSLU D&K, 3D Animation erzählte von dieser Zeit als einer der wenigen Jahren, in denen sie sich stabil fühlte. Danach zog sie wieder bei Grace ein, dessen Familie jedoch bald darauf ohne sie wegzog. Sie heiratete ihren damaligen Freund James „Jim“ Dougherty, um nicht zurück in ein Waisenhaus zu gehen. Zur Zeit des Zweiten Weltkriegs wurde Dougherty auf dem Pazifik stationiert und Norma Jean wohnte bei seiner Mutter. Norma Jean begann bei der Radioplane Munition Factory zu arbeiten und wurde dort zum ersten Mal von einem Fotografen entdeckt, der ihr empfiehl, sich bei der Modelagentur The Blue Book Modeling Agency zu bewerben. Die geborene Brünette bleichte sich die Haare zu einem goldigen blond, um den Ansprüchen der Agentur zu entsprechen. Sie wurde einer der erfolgreichsten Models dieser Agentur. Durch ihren Erfolg als Model wurde sie von Ben Lyon, ein 20th Century Fox Direktor, entdeckt, welcher mit ihr die Figur Marilyn Monroe erschuf.

„My Week With Marilyn“ – Der Film

My Week With Marilyn (2011), ein britischer Film mit Direktion von Simon Curtis und Drehbuch von Adrian Hodges, basiert auf den Büchern von Colin Clark, der bei den Dreharbeiten von The Prince and the Showgirl (1957, dt.: „Der Prinz und die Tänzerin“) vom Regisseur Laurence Olivier als Regieassistent mitwirkte. Der Plot: Colin Clark, ein junger ambitionierter Mann, möchte ins Filmbusiness einsteigen und gelangt mit viel Wille und Überzeugungskraft ans Set von The Prince and the Showgirl und agiert dort als dritter Regieassistent von Laurence Olivier, was für ihn so viel bedeutet wie der Laufbursche während den Dreharbeiten zu sein. Marilyn Monroe, der Star dieses Filmprojektes bereitet mit ihren vielfältigen emotionalen Zuständen Laurence viel Mühe. Colin wird dazu beauftragt, Monroe jeden Wunsch abzunehmen und zu betreuen, damit sie zufrieden am Drehort auftaucht und nicht allen Beteiligten den letzten Nerv raubt. Durch diese zu Beginn rein professionelle Beziehung zu Marilyn entsteht eine unausgeglichene Freundschaft zwischen ihr und Colin. Colin verliebt sich wie so viele Männer zu dieser Zeit in Marilyn und wünscht sich, dass sie ihren Ehemann verlässt und mit ihm verschwindet. Während den Dreharbeiten sieht Colin hinter Marilyns geübte, öffentliche Persönlichkeit und entdeckt ihre Verwundbarkeit. Wie ein schöner Traum endet die Zeit jedoch, die Colin mit Marilyn als Vertrauter verbringt. Sie entfernt sich von ihm und wird für ihn von einem Tag zum anderen wieder die unerreichbare Berühmtheit.

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Die Sequenz

Die hier behandelte Sequenz zeigt einen Handlungsablauf, der nicht am Drehort von The Prince and the Showgirl spielt, sondern weit entfernt von der ganzen Filmbesatzung und Marilyns Vorsitzenden und Betreuern. Colin wird ohne Verabredung vom Bodyguard von Marilyn am Set mit dem Auto abgeholt. Im Wagen hat sich Marilyn versteckt, welche mit Colin einen Ausflug machen möchte. Sie flüchten wortwörtlich vom Set, da Marilyn eigentlich schon den ganzen Tag dort erwartet wird, aber keine Lust und Energie dazu hat. Sie gehen zuerst in einem Park spazieren und kommen dann auf die Idee das Windsor Castle zu besichtigen, wo Colins Pate als königlicher Bibliothekar arbeitet (der Pate macht es überhaupt ermöglicht, dass die beiden eintreten dürfen). Sie besuchen zuerst Colins Pate in der Bibliothek und schauen sich ein Album an, in dem sich antike Bilder von berühmten Künstlern gesammelt sind. Er zeigt ihnen danach ein Zimmer, in dem ein riesiges Puppenhaus mitten im Raum steht. Marilyn ist sehr begeistert aufgrund dieses Spielhauses und betrachtet mit Sehnsucht die Spielfiguren, die sich darin befinden und eine Familie darstellen. Als sie aus einem Hintereingang hinaustreten warten Bedienstete des Schlosses applaudierend. Sie erfreuen sich alle am Anblick von Marilyn Monroe, welche sich für sie in Szene setzt. Am Schluss dieser Sequenz entfernen sich Colin und Marilyn wieder von der applaudierenden Menschenmenge.

Die Kamera

Sowie das Drehbuch auf Colin Clarks Büchern basiert, orientiert sich die Sicht des Zuschauers nach der Sicht der Figur Colin Clark im Film. Man sieht als Betrachter nur das, was Colin miterlebt. In dieser Sequenz erblickt Colin einen kleinen Teil von der Person, die hinter der öffentlichen Figur Marilyn Monroe steckt. Und doch bleibt sie unerreichbar für ihn. Als sie am spazieren sind, Szenen 3 bis 10, ist die naheste Kameraeinstellung die Grosse, welche erst gegen Ende vorkommt. Was auch auffällt, ist, dass zu Beginn fährt die

Abb. 1: Szene 3, Totale

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Kamera an Bäumen vorbei (siehe Abb. 1). Das bedeutet, dass der Zuschauer von den beiden Hauptfiguren distanziert ist und von weitem das Geschehen beobachtet. Als Parallele kann man hier die anfängliche Distanz von Colin zu Marilyn sehen. Man kommt immer näher ran bis sie entscheiden das Windsor Castle zu besuchen. In der Bibliothek, als Colin und Marilyn Colins Paten besuchen, Szenen 24 bis 45, zeigt der Pate ihnen Bilder von Holbein und Da Vinci. Holbeins Portrait einer Dame entzückt Marilyn und sie wünscht sich genau so schön zu sein wenn sie so alt ist wie das Gemälde, das 400 Jahre alt ist. Bei der Erwähnung von Da Vinci erinnert sie sich an das Gemälde der Mona Lisa. Der Pate erzählt ihr anschliessend an die Vorführung, dass die Königin des Schlosses sie gerne getroffen hätte, um zu wissen wie es wohl sein mag, die berühmteste Frau der Erde zu sein. Während der ganzen Konversation mit dem Paten wird das Gesicht von Abb. 2, Szene 44, Extreme Marilyn mit der Einstellung extrem Gross gezeigt. Der Fokus dieser Szenen liegt auf der Schönheit von Frauen und Marilyn ist u.a. eine Repräsentantin der Schönheit einer Frau. Die Kameraeinstellungen unterstreichen den Fokus des Gesprächs und ihre eigene Schönheit, da der Betrachter ständig das Gesicht von Marilyn beobachten kann (siehe Abb.2). Colin wird in den Szenen nie in den Fokus gesetzt, was leise betont, dass er nicht beteiligt ist an Marilyns Schönheit und Ruhm. Er wird im Gespräch abgeschirmt, so wie er in den Szenen nicht dominant vorkommt, indem keine einzige Einstellung ihm gewidmet ist. Colins Pate zeigt Marilyn und Colin anschliessend einen Raum, in dem sich ein grosses Puppenhaus befindet. Das Haus ist in der Mitte des Bildes und es wird deutlich vermittelt, wie wichtig dieses Puppenhaus für das Geschehen ist. Marilyn öffnet dann das Puppenhaus und schaut in ein Zimmer hinein, indem sich eine Spielfamilie befindet. Man sieht die Spielfiguren nie von vorne sondern nur wie Marilyns Gesicht in der Nah- und Extremeinstellung vom Zimmer und der kleinen Familie umrahmt wird. Sie sieht die Figuren als ihre eigene Familie, wo sie die Mutter ist, Colin der Mann und ihre Kinder. Marilyn sagt mehr zu Abb. 3, Szene 52, Extreme sich selber als zu Colin, wie schön ihre imaginäre Tochter ist,

5 Filmanalyse Irene Ma, HSLU D&K, 3D Animation und dass alle Mädchen die Liebe ihrer Mutter verdienen. Dieser Teil der Sequenz zeigt Marilyns leisen Wunsch, eine bessere Kindheit gehabt zu haben. Es ist wunderschön, wie alles zusammengestellt wurde für diesen Teil: Das Puppenhaus repräsentiert genau diesen leisen Wunsch der Marilyn. Das Haus steht einsam im Raum, so wie der Wunsch in ihr verschlossen sein muss. Sie öffnet es und man sieht als Betrachter nie ganz rein, nur Marilyns Gesichtsausdruck. Der Betrachter weiss nun also ein wenig mehr von Marilyns innerem Vorgehen, aber er kriegt das Innere nie zu sehen. Obwohl Colin ins Puppenhaus hineinsieht, ist er in der gleichen Lage wie der Betrachter. Er erlebt Marilyn nur bis zu einem gewissen Grad auf der persönlichen Ebene, der Rest bleibt ihm verschlossen. Als Colin und Marilyn hinaustreten in den letzten Szenen der Sequenz, Szenen 53 bis 64, werden sie draussen mit Applaus empfangen, die deutlich Marilyn gelten. Um dem Publikum gerecht zu werden stellt sie sich wieder um und wird zu der Marilyn Monroe, die der Welt bekannt ist. Die Kameraeinstellungen verdeutlichen ihren Wandel sehr stark. Die Kamera ist so platziert, dass man sich als Betrachter wie einer aus dem Publikum fühlt. Als Marilyn eine kleine Performance gibt, sieht man im Bild Menschen aus dem Publikum unscharf im Vordergrund, die das Bild einrahmen und Marilyn noch mehr in den Mittelpunkt setzen. Auch wenn die Kamera auf Nahe Abb. 3, Szene 60, Amerikanisch eingestellt ist, wirkt es so, als müsste man sich Bemühen, um einen Anblick auf den Star zu ergattern. Dem Betrachter wird hier sehr deutlich gemacht, wie unerreichbar Monroe ist. Sie steht weit weg, und man ist nicht der einzige, der sie sehen möchte. Genau das erlebt auch Colin, der wieder in Distanz zu Marilyn gesetzt wird. Er steht ebenfalls im Publikum und kann Marilyn genauso wenig erreichen.

Ein Detail, das sich lohnt erwähnt zu werden, sind die minimen Kameraschwenkungen, die mit Marilyns Blick oder Körperbewegung mitgehen. Ein gutes Beispiel ist die Szene 51, in der Marilyn das Puppenhause aufmacht und hineinschaut. Die Kamera geht hier mit ihrem Blick mit und macht es dem Zuschauer noch leichter, sich ihr nahe zu fühlen, weil wir mehr mit ihr mitschauen als dass wir ihr zuschauen. Im Gegensatz zu den Szenen am Schluss der Sequenz, wo der Betrachter sich der Menge des Publikums anschliesst (so wie Colin) und den Blick des Publikums teilt, indem die Kamera Marilyn immer in die Mitte nimmt und folgt und nicht ihrem Blick.

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Das Licht und die Farben

Das Auffälligste am Licht und den Farben in dieser Sequenz ist, dass je näher man Marilyn kommt, also je mehr man ihre persönliche Seite sieht, desto dunkler ist der Farbklang im Bild und desto kühler wird das Licht. Sobald sie wieder an die Öffentlichkeit tritt, ist die Beleuchtung wärmer und die Farben heller. Das heisst also, dass sobald Marilyn eine öffentliche Figur ist, wird das Bild hell beleuchtet und die Farben im Bild strahlen. Genauso ist es in ihrem Leben: Sobald Monroe aus dem Haus tritt oder an einem Anlass auftritt, brennen die Scheinwerfer und das Blitzlichtgewitter fängt an und sie muss vor den Kameras strahlen. Und wenn sie sich dann zurückzieht, kommt kein Scheinwerfer mehr an sie ran und sie muss kein Glamour mehr ausstrahlen. In der Sequenz sieht man die Parallele zur Filmbelichtung und Farbklang im Bild am besten in den Szenen, in denen das Puppenhaus vorkommt – das Licht ist kühl und es gibt viel Schatten und die Farben sind fad und eher dunkel. Auf der nächsten Seite sind die Farbklänge mit kurzen Beschreibungen der Ereignisse und Marilyns Situation gegenüber der Öffentlichkeit zu den dazugehörigen Szenen.

Was farblich auch noch zu erwähnen ist, ist, dass Marilyn in jeder Szene in der sie vorkommt farblich im Mittelpunkt steht, weil sie in weiss und gelb gekleidet ist, ihre Haar platinblond sind und ihre Haut weiss und glänzend wie Porzellan ist. Das menschliche Auge fokussiert und interessiert sich immer zuerst auf das hellste Objekt im Blickfeld, wer in diesem Fall Marilyn wäre. Zu ihren Lebzeiten war sie auch berühmt dafür, alle Augen immer auf sich zu ziehen und in der Öffentlichkeit im Mittelpunkt zu stehen. In Howard Hawks’ Adaption von Anita Loos’ Roman und Musicalstück Gentlemen Prefer Blondes vom Jahre 1953, spielt Marilyn Monroe die schöne blonde Lorelei Lee. Lorelei schafft es in jedem Raum die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und die Männer mit staunenden und lüsternen Blicken stehenzulassen. Es liegt Nahe, dass Marilyn Loreleis Anziehungskraft teilte.

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Szene 3 - 10 Szene 24 – 45

Zu Beginn, im Wald, ist es Als sie in die Bibliothek sehr hell, die Sonne scheint eintreten, ist der Farbklang und das Grün strahlt schon viel dunkler. Aber die mächtig. Beleuchtung ist immer noch Marilyn geniesst das warm. Draussen sein, ist aber Marilyn sagt ihre Meinung, immer noch in ihrer Rolle. wird aber auf ihre Schönheit und ihren Ruhm reduziert.

Szene 46 – 52 Szene 53 - 64

Im Zimmer, wo sich das Im letzten Teil der Sequenz,

Puppenhaus befindet, sind als Colin und Marilyn die Farben im Raum eher hinaustreten und die fad und dunkel und die Öffentlichkeit sie empfängt, Belichtung ist kühl. ist das Licht wieder warmer Marilyn redet zu sich selber und die Farben sind und es geht allein um ihre strahlender. Gedanken. Marilyn ist wieder in ihrer Rolle und spricht gar nicht.

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Der Dialog und die Musik

Auch im Dialog ist sehr klar ersichtlich, wie nahe der Betrachter und gleichzeitig auch Colin zu Marilyn steht. Erwähnenswert sind die Situationen in der Bibliothek (Szenen 24 – 45), im Zimmer des Puppenhauses (Szenen 46 – 52) und in der Öffentlichkeit (Szenen 53 – 64): In der Bibliothek sagt Marilyn zu Colins Pate, dass wie gerne sie alle Bücher in dieser Bibliothek lesen möchte. Der Pate antwortet darauf, dass man diese Bücher zum Glück nicht alle lesen muss, das viele davon nur Bilder enthalten. Weiter in diesem Teil der Sequenz reden sie über äusserliche Schönheit und Marilyns Ruhm. Im Gespräch nimmt sie hier ihre öffentliche Rolle eindeutig ein und wird auch dementsprechend entgegnet. In den Szenen mit dem Puppenhaus besteht der Dialog grösstenteils aus ihrem Monolog, in dem sie von Kindheit und Mutter-Tochter-Beziehungen spricht. Es ist eine sehr kräftige eigene Meinung, die sie von sich gibt. Ihre Stimme klingt in dieser Szene leicht leidend, was darauf hinweist, dass das, was sie sagt, sie persönlich betrifft. Im letzten Teil der Sequenz, als Colin und Marilyn aus der Türe treten und auf ein Publikum treffen, die sie erwartet, sagt Monroe nur: „Shall I be her?“ (dt.: „Soll ich sie sein?“). Mit her wird ihre öffentliche Figur gemeint, in welche sie für das applaudiere Publikum schlüpft. Sie bezirzt ihre Zuschauer mit einer kleinen Performance und redet kein Wort. Dies fasst ihr öffentliches Auftreten sehr zusammen.

Die Musik unterstützt die Stimmung im Bild sehr und trägt auch viel dazu bei dem Betrachter mitzuteilen, in welcher Stimmung man sich zurzeit befindet. Zu Beginn der Sequenz, wo Colin und Marilyn spazieren, ist die Hintergrundmusik unbekümmert und betont so Marilyns Gemüt. In dem Teil, bei dem Colins Pate seinen Besuchern das Puppenhaus zeigt, erklingt ein melancholisches Lied, das von einem Orchester gespielt wird. Die Melodie ist sehr ruhig und sanft und klingt eher traurig. Dies hat einen beruhigenden Effekt auf den Zuschauer und hilft dem Betrachter sich in Marilyn hinein zu versetzen. Am Schluss, als Monroe wieder in ihre Figur schlüpft erklingt das Lied „Eton Schoolyard“ von Conrad Pope. Dieses Lied ist sehr unterhaltsam und positiv. Es ist Showmusik, welches sehr zu Marilyns kleinem Auftritt passt. Es gibt dem Betrachter den Eindruck, an einer Vorstellung von Marilyn Monroe zu sein und lässt ihn mit dem Publikum mitfiebern.

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Das Fazit

Marilyn Monroe ist bekanntlich unsterblich und wird heute noch imitiert, zitiert, portraitiert und verkauft. Auch ich finde sie unwiderstehlich schön und bewundere ihre Weiblichkeit und Eleganz, ihr Auftreten in der Öffentlichkeit und dann vor allem ihr Charisma. Der Grund wieso ich sie jedoch gerne treffen würde, wenn es möglich wäre, ist, um die Frau kennenzulernen, die hinter all dem Ruhm und der Schönheit steckt. Es ist bekannt, dass die Wunden ihrer Jugend nie richtig geheilt sind. Und trotz ihrer inneren Zerrissenheit stand sie vor der Öffentlichkeit und brillierte als einer der schönsten Frauen, die unsere Gesellschaft je gesehen hat, erbrachte hervorragende schauspielerische Leistungen und war eine bezaubernde Sängerin. Diese doppelte Identität wird in diesen paar Minuten der ausgewählten Sequenz so subtil aber akkurat dargestellt. Spätestens nach dieser Sequenz, in der Marilyn unglaublich gut zusammengefasst wurde, war ich überzeugt von diesem Film. Mit dieser Arbeit habe ich mich nun der Frage „Wie hat es mich überzeugt?“ genähert. Es hat mir die Augen geöffnet wie viel die Machart den Zuschauer beeinflussen kann. Die Machart erzählt zwar nicht die Geschichte, aber sie teilt dem Betrachter leise oder auch sehr laut mit, wie er sich fühlen soll und wie die Situation im Film ist; ob sie z. B. eher spannungsgeladen, sentimental oder glücklich ist. Dadurch, dass ich einen Film den ich sehr mag so genau untersucht habe, verstehe ich auch mehr, wieso ich ihn als gut bezeichne. Bevor ich gelernt habe, wie ein Film grundsätzlich analysiert wird, dachte ich oft, dass Filme nur aufgrund ihrem Inhalt, und Schauspieler gut sind. Nun weiss ich jedoch, dass die Machart mich an den Inhalt glauben lässt und die Schauspieler unterstützt, ihre Rolle glaubhaft zu spielen. Durch diese Filmanalyse schätze ich gut gemachte Filme nun noch mehr, weil ich verstehe, mit wie viel Aufmerksamkeit und Überlegung ein guter Film gemacht wird und dass eine gute Geschichte schlichtweg nicht reicht, um das Publikum zu überzeugen. Diese Einsicht werde ich mir zu Herzen nehmen und ganz bestimmt nutzen.

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