Diss NATTERER
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
DISSERTATION Titel der Dissertation: Der Liebe zur Naturgeschichte halber Johann Natterers Reisen in Brasilien 1817-1835 Verfasser: Mag. Kurt Schmutzer MAS angestrebter akademischer Grad: Doktor der Philosophie (Dr. phil.) Wien, 9. November 2007 Studienkennzahl: A 092 312 Matrikelnummer: 8602711 Dissertationsgebiet: Geschichte Betreuerin: Dr. Marianne Klemun INHALT INHALT 1 VORWORT 5 1. DER „PRINZ UNTER DEN SAMMLERN“ 7 1.1. Forschungsstand 9 1.2. Fragestellungen 15 1.3. Quellensituation 17 1.4. Textkritik und Methodik 20 2. WERDEGANG EINES SAMMLERS 24 2.1. Natterers Ausbildung 25 2.2. Im Dienst des Naturalienkabinetts 26 3. EINE GÜNSTIGE GELEGENHEIT 27 3.1. Die brasilianische Heirat 28 3.2. Vorbereitungen für die naturwissenschaftliche Expedition 30 3.3. Kostenvoranschlag und Ausrüstung 36 3.4. Das Feenland, worin ein ewiger Frühling herrscht 38 3.5. Kultur und Kommerz – Der Handelsversuch 41 4. MIT DER AUGUSTA ÜBER DEN ATLANTISCHEN OZEAN (1817) 43 4.1. Einschiffung in Triest 44 4.2. Sturm und Schiffbruch 46 4.3. Über den Atlantik 49 5. DIE DIENSTINSTRUKTION DER K.K: BOTSCHAFTSEXPEDITION 53 5.1. Forschung und Disziplin 55 5.2. Aufgaben und Erwartungen 60 5.3. Zeitpläne und Reisepläne 61 5.4. Wissenschaftliche Beratung durch Blumenbach 67 5.5. Vorbereitungen der Expeditionsteilnehmer 71 6. ERSTE UNTERNEHMUNGEN (1817-1818) 72 6.1. Erste Eindrücke in Brasilien 73 6.2. Reiseplanung: lokales Wissen als notwendige Unterstützung 76 6.3. Die Unternehmungen der k.k. Naturforscher 1818 79 6.4. Rückkehr der ersten Expeditionsteilnehmer 83 7. DIE REISEN VON POHL, SCHOTT UND NATTERER (1818-1822) 85 7.1. Gemeinsame Reisepläne von Pohl und Natterer 86 7.2. Die Reisen von Heinrich Schott 1818-1822 88 7.3. Die Reisen von Johann Emanuel Pohl 1818-1822 89 7.4. Natterers zweite Reise: Rio de Janeiro – São Paulo – Curitiba 90 1 7.5. Natterers dritte Reise: Ipanema – Curitiba - Rückkehr nach Rio 94 7.6. Auflösung der Expedition 100 7.7. Auf eine heimliche Art entwischt 102 7.8. Natterers vierte Reise: Rio - São Paulo - Ipanema 106 8. NACHRICHTEN AUS BRASILIEN 107 8.1. Wissenschaftliche Auswertung der Reisen 107 8.2. Zeitungsnachrichten über die Brasilien-Expedition 109 9. DAS BRASILIANISCHE MUSEUM 114 9.1. Die Gründung des Brasilianischen Museums 115 9.2. Das Brasilianum als Publikumsmagnet 119 10. DIE GROSSE REISE (1822-1823) 120 10.1. Reisevorbereitungen 121 10.2. Sklavenarbeit für den Kaiser 123 10.3. Die Reise von Ipanema nach Goiás: Ein trauriges Leben 127 10.4. Von Goiás nach Cuiabá 133 10.5. Aufenthalt in Cuiabá 136 11. TRANSPORTE, GELD UND SCHAUSTÜCKE – LOKALE UND 137 INTERNATIONALE NETZWERKE 11.1. Reiserhythmus 138 11.2. Natterers Transporte - Kommunikationswege im Inneren von Brasilien 141 11.3. Versorgung der Expedition mit Geldmitteln 144 11.4. Neue Schaustücke für das Wiener Naturalienkabinett 147 12. SI SEUL DANS SES VASTES DESERTS (1823-1826) 150 12.1. Krankheit und Einsamkeit 150 12.2. Strategien des Erzählens – Auswahl und „Authentizität“ 156 13. DIE INDIER – BEGEGNUNGEN EINES NATURFORSCHERS 159 13.1. Kontakte mit den Bororo 160 13.2. Zahme und Wilde 164 13.3. Distanzierte Beobachtung 172 13.4. Diese faulen Menschen – Zwischen Verständnis und Verurteilung 174 14. DERB MITGENOMMEN (1826-1828) 176 14.1. Pläne für die weitere Reise 177 14.2. Dominik Sochors Tod 179 14.3. Geänderte Reisepläne eines Narren 181 14.4. Natterer und die Expedition Langsdorff 186 15. DIESE KLEINE ABWEICHUNG (1829-1830) 190 15.1. Natterers siebente Reise: Von Vila Bela nach Borba 192 15.2. Reisen – Jagen – Beobachten 194 2 15.3. Aufenthalt in Borba 196 15.4. „Werkstatt“ eines reisenden Naturforschers 198 16. JENE BEGIERDE ZU REISEN UND ZU SAMMELN 202 16.1. Selbstporträt des Reisenden als forschender Sammler 204 16.2. Sammelleidenschaft und Naturgeschichte 209 16.3. Das „vollkommene Museum“ 214 17. REISEN IM AMAZONAS-GEBIET (1830-1834) 220 17.1. Am Rio Negro 222 17.2. Der beobachtende Sammler und das Geschäft des Schreibens 225 17.3. Fahrt auf dem Rio Branco 235 17.4. Aufenthalt in Manaus 239 18. DAS TRAURIGE ENDE DER EXPEDITION (1834-1836) 241 18.1. Aufstand in Belém 242 18.2. Von London nach Wien 245 19. EIN UNVOLLENDETES LEBENSWERK (1836-1843) 246 19.1. Enttäuschungen und Ehrungen 247 19.2. Netzwerke unter Naturwissenschaftern 248 19.3. Wissenschaftliche Aufarbeitung der Brasilienexpedition 254 19.4. Une morte primaturé 256 20. DIE SAMMLUNGEN JOHANN NATTERERS 258 21. REISEN EINES NATURFORSCHERS – ZUSAMMENFASSUNG 262 ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS 269 QUELLEN- UND LITERATURVERZEICHNIS 269 ARCHIVALIEN 269 ZEITUNGEN 271 GEDRUCKTE QUELLEN 271 LITERATUR 273 ANHANG ABB. 1 – Johann Natterer (1787-1843) 287 ABB. 2 – Johann Natterers Reiseroute in Brasilien (1817-1835) 288 ABSTRACT 289 LEBENSLAUF 293 3 4 VORWORT Im Rahmen eines Projektes des Fonds zur Förderung wissenschaftlicher Forschung hatte ich erstmals Gelegenheit, die Briefe, Berichte und Tagebuch-Fragmente zu sichten und zu bearbeiten, die Johann Natterer von seinen Reisen in Brasilien hinterlassen hat. Mein Dank für die gute Zusammenarbeit gilt Michaela Höldrich und Robert F. Steinle, die mit mir gemeinsam dieses Projekt entwickelten, initiierten und durchführten sowie dem Leiter des Projekts, dem früheren Direktor des Völkerkundemuseums in Wien Dr. Peter Kann. Michaela Höldrich war es auch, die mich auf diesen Naturforscher aufmerksam gemacht hat. Ihre Anregung hat wesentlich dazu beigetragen, mich mit Natterer und seiner Arbeit zu beschäftigen, noch nicht ahnend, dass seine Berichte eine so reichhaltige Fülle an Informationen über die Brasilien-Expedition enthalten würden. Was im Projekt als historische, das Quellenmaterial zur Verfügung stellende Unterstützung der wissenschaftlichen Bearbeitung einer ethnologischen Sammlung gedacht war, hat sich im Zuge dieses Projekt als historisch-kulturwissenschaftliche Arbeit über eine der bedeutendsten wissenschaftlichen Expeditionen, die in Österreich im 19. Jahrhundert ihren Ausgang nahmen, weiter entwickelt. Einen wesentlichen Anteil am Zustandekommen dieser wie jeder anderen historischen Arbeit gebührt den ArchivarInnen, die Dokumente vor dem Verfall und dem Verschwinden retten, aufbereiten und den suchenden Leser mit den Schätzen ihrer Sammlungen vertraut machen, wenn er als Unkundiger den Weg in ihr Archiv sucht. Mein Dank gilt daher besonders Ildiko Cazan am Museum für Völkerkunde und den ArchivarInnen im Haus-, Hof- und Staatsarchivs in Wien, in der Handschriftensammlung der Wiener Stadt- und Landesbibliothek und im Archiv für Wissenschaftsgeschichte des Naturhistorischen Museums in Wien. Viele interessante Details dieser Arbeit verdanke ich der Mithilfe verschiedenster Institutionen: dem Universitätsarchiv Heidelberg (Frau Hunerlach), dem Archiv der Senckenbergischen Naturforschende Gesellschaft (Herr Dr. Konrad Klemmer), dem Museum für Naturkunde der Humboldt-Universität zu Berlin (Frau Dr. Hannelore Landsberg), der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz (Frau Iris Lorenz) und dem Narodní Archiv Prag. 5 Ich danke meinen Lehrern Dr. Karl Brunner, Dr. Gernot Heiß und Dr. Marianne Klemun, die mich auf den Weg gebracht und begleitet haben, die meine Arbeit mit Interesse verfolgt und mit Ideen und Anregungen bereichert haben und die mir trotz mitunter langer Arbeitspausen immer wieder ihre Aufmerksamkeit und ihre Zeit gewidmet haben. Die Arbeit an und mit den Texten eines längst fast vergessenen Reisenden war selbst eine lange Reise und hat sich über viele Jahre erstreckt. Vielleicht wäre auch eine unvollendete Arbeit irgendwo am Weg zurück geblieben, wäre nicht die Ermunterung meiner Freunde gewesen. Sie haben großen Anteil daran, dass ich dieses Langzeitprojekt nicht aus den Augen verloren habe und dass die Arbeit immer wieder einen neuen Anstoß bekommen hat. Ich danke allen für die Anregungen, für das kritische Lesen meiner Texte und die Möglichkeit, mich über „mein Thema“ zu verbreiten, vor allem aber bedanke ich mich bei Martin Scheutz, Esther Hahn, Michaela Höldrich und Sascha Stein. Ganz besonders danke ich Silvia Heimader, deren Geduld ich nie erschöpfen kann. 6 1. DER „PRINZ UNTER DEN SAMMLERN“ In den drei oder vier Jahrhunderten, seit sich die Bewohner Europas in die übrigen Teile der Welt ergießen und pausenlos neue Reiseerzählungen und Berichte veröffentlichen, haben wir nach meiner Überzeugung keine anderen Menschen kennengelernt als Europäer. Jean-Jacques Rousseau: Discours sur l'origine et les fondements de l'inégalité parmi les hommes. In: Oeuvres complètes, ed. Bernard Gagnebin-Marcel Raymond, Bd. 3 (fr. Original 1755, Paris 1959-1969) 212, zit. nach Londa Schiebinger: Am Busen der Natur. Erkenntnis und Geschlecht in den Anfängen der Wissenschaft (Stuttgart 1995) 117. Samstag, 13. August 1836. Am Donaukanal in Wien legt ein Schiff aus Regensburg kommend an. Ein ungewöhnlicher Passagier geht von Bord: Johann Natterer, Naturforscher S.M. des Kaisers, kehrt nach 18 Jahren Aufenthalt in Brasilien in seine Heimatstadt zurück, begleitet von seiner Frau Maria do Rego und seiner kleinen Tochter Gertrude. Die Entbehrungen jahrelanger Reisen durch unwegsame Steppen und Urwälder haben ihre Spuren hinterlassen. Gezeichnet von den Folgen schwerer Krankheiten, früh gealtert und geschwächt kommt ein Mann aus der Neuen Welt zurück, der bei seinen Bekannten einen tiefen Eindruck hinterlässt. Kein Wunder, dass die Mystik des Waldes tief auf ihn eingewirkt, und […] seinem Wesen einen eigenthümlichen Zug verliehen hat, der sich besonders in seinem Antlitz spiegelte. […] Es war das Versenktsein in das eigene Ich und die Vergangenheit, die um seine Mienen