Ständerat Joachim Eder

Bundeshaus persönlich

Heute ging in Bern die Sommersession zu Ende. Morgen erscheint in der Neuen Zuger Zeitung die Kolumne «Meine Berner Woche», und zwar unter dem Titel «Einigungskonferenzen, enttäuschter Gesundheitsminister und EU-Aus». Als Emp- fängerinnen und Empfänger meines Newsletters erhalten Sie diese natürlich wie immer zuerst, quasi frisch ab Druck und als integrierender Bestandteil dieser No- tizen. In einigen Bereichen habe ich den Text hier leicht erweitert, da mir in der Zeitung nur ein begrenzter Platz zur Verfügung steht!

Wichtige Einigungskonferenzen

Die letzte Sessionswoche zeigte einmal mehr, wie gut unser Zweikammersystem funktioniert und wie wichtig die Differenzbereinigungen und Einigungskonferenzen sind. Es ist wohltuend zu sehen, wie sehr man zwischen dem National- und Stän- derat nach Lösungen ringt und diese auch findet. Die Unternehmenssteuerreform III, die Ausdehnung der Personenfreizügigkeit auf Kroatien und die Legislaturpla- nung 2015 – 2019 sind Musterbeispiele. Interessanterweise hat sich bei allen Vor- lagen die Haltung des Ständerates durchgesetzt.

Montag, 13. Juni Nach dem Mittag diskutierte ich mit Verantwortlichen einer Zuger Biotech-Firma über verschiedene Herausforderungen im Bereich seltene Krankheiten. Von den vielen Vorstössen, die wir nachher behandelten, sind zwei zu erwähnen: Der Stän- derat will die gesetzliche Grundlage für Alkoholtestkäufe schaffen. Dies ist vor al- lem zur wirksamen Durchsetzung des Jugendschutzes nötig.

Bei der Motion Bischof geht es um die Beseitigung der Heiratsstrafe, also um das Modell der gemeinschaftlichen Besteuerung. Obwohl meine Partei eine Individual- besteuerung bevorzugt, lehne ich das ab. Ich sehe nicht ein, warum jedes Paar künftig zwei Steuererklärungen ausfüllen soll. Das ist Bürokratie pur! Für einmal bin ich ein Abweichler von der Parteilinie, allerdings in bester Gesellschaft: Josef

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Dittli (UR), Thomas Hefti (GL), Karin Keller-Sutter (SG) und Martin Schmid (GR) unterstützten den Vorstoss ebenfalls mit ihrer Unterschrift.

Am Abend nahm ich am Anlass des Hauseigentümerverbandes Schweiz für die Parlamentarierinnen und Parlamentarier teil. Einmal mehr stand dabei das Thema Eigenmietwert im Mittel- punkt. Hier endlich eine Lösung zu finden, scheint mir dringend nötig. Ich werde mich dafür einsetzen.

Dienstag, 14. Juni Erfreulicher Start am Morgen: Als Präsident der Legislaturplanungskommission bin ich für die Beratungen mitverantwortlich. Sie konnten erfolgreich abgeschlossen werden, und zwar nach einer Einigungskonferenz mit dem Nationalrat. Die grosse Kammer schloss sich in 16 von 17 Differenzen dem Ständerat an. Grossartig!

Mein Postulat «Abschaltung der analogen Telefonanschlüsse, Auswirkungen auf Lifttelefone und andere Alarmsysteme» wird mit 18:15 Stimmen angenommen. Die parteiübergreifenden Gespräche im Vorfeld lohnten sich. Immerhin gewann ich gegen Bundesrätin Doris Leuthard! Hätten zwei Mitglieder des Ständerates anders gestimmt, wäre ich der Verlierer gewesen…

Später folgt ein wichtiger Mo- ment für unseren Kanton und unser Land: Die letzten Differen- zen zur Unternehmenssteuerre- form III werden beseitigt. Der Nationalrat lenkte ein und über- nahm unsere Beschlüsse. Um- stritten war noch die zinsberei- nigte Gewinnsteuer und der Kantonsanteil an der direkten Ein zufriedener Finanzminister Bundessteuer.

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Die fünf Zuger Bundesparlamentarier arbeiteten bei diesem Geschäft sehr gut zu- sammen und waren mit Finanzdirektor Heinz Tännler in ständigem Kontakt. Nach- dem die SP gegen die Vorlage das Referendum ergreifen wird, gibt es noch eine Volksabstimmung. Dort sind dann wieder alle befürwortenden Kräfte zu bündeln.

Schmerzliche Niederlage für Bundesrat Alain Ber- set: Das Tabakproduktegesetz wird mit klaren Auf- trägen im Bereich Jugendschutz zurückgewiesen. Die Differenz zwischen dem Bundesrat und Stände- rat ist gross! Scheint es der Gesundheitsminister zu ahnen, als er referierte?

Ich ergreife das Wort und halte u.a. folgendes fest: «Letztlich geht es bei dieser Vorlage um eine einzige, allerdings entscheidende Frage: Wo soll die Einfluss- nahme des Staates auf die Bevölkerung aufhören? Für die Mehrheit unserer Kom- mission ist dies klar: Wir wollen einen uneingeschränkten Jugendschutz und un- terstützen alle diesbezüglichen Bestrebungen vorbehaltlos. Wir wehren uns aber dagegen, dass der Staat zum Hüter für das Tun und Lassen der Erwachsenen wird. Für Mündige hat nach wie vor das Prinzip der Eigenverantwortung zu gelten. Ju- gendliche hingegen haben wir unter allen Umständen zu schützen - und zwar ge- zielt und mit entsprechend griffigen Massnahmen.»

Am Mittag diskutiere ich als Co-Präsident der parlamentarischen Gruppe für Al- tersfragen mit Experten über das Thema: Was kostet das lange Leben? Abends referiert Bundesrätin Doris Leuthard zum Titel: Wie sieht die Schweiz von morgen aus? Ihre Gedanken sind wertvoll und wichtig.

Mittwoch, 15. Juni Beim Geschäftsbericht des Bundesrates spreche ich über die Anlagepolitik der Na- tionalbank, die Personalpolitik des Bundes und unsere Eidgenössischen Techni- schen Hochschulen Zürich und Lausanne. Ich mache dies in meiner Eigenschaft als Präsident der Subkommission der Geschäftsprüfungskommission, welche die bei- den Departemente der Bundesräte Ueli Maurer und Johann Schneider-Ammann beaufsichtigt.

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Zum medialen Höhepunkt des heutigen Tages wird die Motion von Nationalrat Lukas Reimann betreffend EU-Beitrittsgesuch aus dem Jahre 1992. Der Ständerat lehnte bisher sämtliche Vorstösse ab, welche den Bundesrat beauf- tragen wollten, das gegenstands- los gewordene Gesuch zurückzu- ziehen. Heute war die Stimmung in der Kleinen Kammer anders: Mit 27:13 nahmen wir die Motion an. Auch ich äusserte mich klar dafür, das 24 Jahre alte EU-Bei- trittsgesuch nun endlich definitiv zurückzuziehen. Glaubt jemand im Ernst daran, dass wir uns ein- mal der EU als Vollmitglied an- schliessen wollen?

Als Mitglied des Parlamentarischen Komitees Schweizer Gesundheitstage gehe ich natürlich im vatter Business Center am Bärenplatz vorbei und lasse mich testen, ganz nach dem Motto: Vorbeugen ist besser als Heilen! Erstaunt war ich dann allerdings schon, als der Lungenfunktionstest ein erstaunliches Resultat ans Ta- geslicht brachte: Meine Lunge ist um einiges älter als ich selbst! Wie das möglich ist? Ich war früher Pfeifenraucher und hatte in der Jugend zudem Asthma.

Abends freuen wir uns beim EM-Match über die gute Leistung unserer Nati gegen Rumänien. Interessant ist, dass sich plötzlich ganz viele Ratskollegen als absolute Fussballexperten entpuppen.

Anschliessend besuche ich in Alchensdorf den Hof von Nationalrat Andreas Aebi, übrigens OK-Präsident des Eidgenössischen Schwing- und Älplerfestes 2013 in Burgdorf (Emmental). Es geht aber nicht ums Schwingen, sondern um Biodiversi- tät und Produktion in der Landwirtschaft. Als Politiker setzt sich Andreas Aebi für

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eine gesunde, zukunftsorientierte und produzierende Landwirtschaft ein. Seine Ausführungen waren hochinteressant. Während des feinen Nachtessens schwirrten die aus Afrika zurückgekehrten Mehl- und Rauchschwalben im Stall herum. Das garantiert, dass wir nun auch weiterhin Glück haben werden. Etwas war offensicht- lich: Alle Anwesenden genossen diese Abwechslung auf dem Lande – für einmal nicht Bundeshaus, Bellevue oder Schweizerhof!

Donnerstag, 16. Juni Der Ständerat setzt sich in der Kroatien-Frage durch: Der Bundesrat darf die Personen- freizügigkeit auf Kroatien erst ausdehnen, wenn er mit der EU eine Regelung zur Steue- rung der Zuwanderung ge- funden hat. Diese muss mit der Schweizer Rechtsordnung vereinbar sein.

Es ist Zufall, dass am gleichen Tag die kroatische Regierung nach nur fünf Monaten im Amt über ein Misstrauensvotum stürzte. Das Parlament in Zagreb entzog dem parteilosen Ministerpräsidenten Tihomir Oreskovic nämlich das Vertrauen.

Ein weiteres Gesundheitsdossier von Bundesrat kommt auf die Inten- sivstation. Von neuen nationalen Qualitätsmassnahmen in der Medizin will der Ständerat nichts wissen. Er tritt auf die Vorlage für neue nationale Qualitätsmass- nahmen in der Medizin nicht ein. Hauptgrund: Qualität ist und bleibt geschuldet. Zudem war die vorgesehene Finanzierung via zusätzliche Prämien der Patienten ein Killerelement. Der Entscheid und vor allem der Umstand, dass dies innert einer Woche die zweite grosse Niederlage für Bundesrat Alain Berset im Stöckli war, gibt zu reden. Verschwörungstheorien machen die Runde…

Meine letzten Sessionsvoten betreffen das Laserverbot und die hohe Abhängigkeit vom Ausland im Bereich der Psychiater und Psychiaterinnen.

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Am Abend sind wir von unseren beiden Bundesräten Didier Burkhalter und Johann Schneider-Ammann zum traditionellen Nachtessen ins Béatrice-von-Wattenwyl- Haus eingeladen. Der Stadtpalais an der Junkerngasse 59 in der Altstadt von Bern entstand von 1705 bis 1706 als südlich vorgelagerte Erweiterung des Stadtsitzes von Samuel Frisching (II.) nach Plänen von Joseph Abeille. Aufgrund eines Schen- kungsvertrages von 1929 ging das Haus nach dem Tod Jakob Emanuels von Wat- tenwyl 1934 an die Schweizerische über und trägt seither den Namen der Gattin des Verstorbenen. Heute wird das Haus für Empfänge des Bun- desrates gebraucht; regelmässig finden hier die sogenannten Von-Wattenwyl-Ge- spräche zwischen dem Bundesrat und den Regierungsparteien SVP, SP, FDP und CVP statt.

Freitag, 17. Juni Die Schlussabstimmungen beenden die anstrengende Sommersession. Sie bringen keine Überraschungen. Bereits am Abend stehe ich in Cham als OK-Mitglied des Innerschweizer Gesangsfestes bei der Eröffnungsfeier im Einsatz. Der Kinderchor Hünenberg und der Edmonton Swiss Men’s Choir aus Kanada unterhalten uns wäh- rend des Nachtessens. Eine wirklich willkommene Abwechslung!

Ganz ohne Politik geht’s dann allerdings doch nicht: Eine Politiker-Gattin fragte mich, ob ich den Unterschied zwischen den beiden Kammern in Bern kenne. Ihre Antwort: «Der Nationalrat ist die Medienkammer, der Ständerat die Entschei- dungskammer». No comment…

Am Montag und Dienstag geht’s bereits wieder mit der Kommissionsarbeit weiter. Eine Sitzung der Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur steht auf dem Programm. Es geht um das wichtige Thema der Förderung von Bildung, Forschung und Innovation, der sogenannten BFI-Botschaft 2017 – 2020. Der Bundesrat be- antragt insgesamt 25,992 Milliarden Franken.

Der Büro-Briefkasten und die Mailbox sind voll von gutgemeinten Zuschriften. Selbstverständlich wollen alle für ihr Anliegen mehr Geld.

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Als Gast beim historischen Grossereignis

Der absolute Höhepunkt der Session war aber am 1. Juni 2016: Nach 17 Jahren Bauzeit, harter Arbeit und grossem Einsatz aller Beteiligter konnte mit dem Gott- hard-Basistunnel der mit 57 Kilometern längste Eisenbahntunnel der Welt offiziell eröffnet werden. Es war ein historisches Ereignis, bei dem sich hohe Politiker in ihren Ansprachen mit Superlativen übertrafen.

. Bundespräsident Johann Schneider-Ammann: «Einen solchen Tag gibt es nur einmal in hundert Jahren.» . Verkehrsministerin Doris Leuthard: «Wir verbinden mit dem Tunnel Menschen von der Nordsee bis zum Mittelmeer.» . Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel: «Der Gotthard ist das Herz, die Aorta fehlt noch.» . Frankreichs Präsident François Hollande: «Heute ist in der Schweiz der euro- päische Traum Realität geworden.» . Italiens Premierminister Matteo Renzi: «Während manche Mauern bauen, setzt die Schweiz ein fantastisches Zeichen.»

Wenn Europa unseren Gotthardtunnel derart rühmt und bestaunt, darf man als Schweizer stolz sein.

Drei Zentralschwei- zer Ständeräte freuen sich offen- sichtlich auf die erste Fahrt durch den neuen 57 km langen Gotthardtun- nel am historischen Tag des 1. Juni 2016. Von links nach rechts Damian Mül- ler, SR Luzern; Peter Föhn, SR Schwyz und Joachim Eder, SR Zug (Foto Christian Wasserfallen).

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Etwas muss noch erwähnt werden: Wenn sich die Schweiz zum Bau eines über 12 Milliarden Franken teuren Tunnels (inkl. Teuerung, MwSt. und Bauzinsen) ver- pflichtet, dann baut sie diesen sogar schneller als geplant. Ganz anders Deutsch- land und Italien. Dort ist die pünktliche Fertigstellung der Zubringerlinien, von de- nen der Bund notabene einen Teil mitfinanziert, ausgeschlossen. Damit zeigt die Eröffnung des Gotthard-Basistunnels einmal mehr, was in Brüssel gerne unter- schlagen wird: Das Nichtmitgliedland Schweiz ist der EU oft eine weitaus verläss- lichere Partnerin als viele Mitgliedstaaten.

Richtig in Betrieb geht der Basistunnel mit dem Fahrplanwechsel am 11. Dezem- ber. Dann fahren reguläre Güter- und Personenzüge nicht mehr über die alte Berg- strecke, sondern 30 Minuten schneller unten durch.

Ich genoss am 1. Juni 2016 diese erste Fahrt durch den Rekordtunnel der Welt wirklich. Verschiedene Utensilien erinnern an diesen histo- rischen Moment. Übrigens: Im Ver- kehrshaus Luzern gibt es eine Son- derausstellung «Neat – Tor zum Sü- den». Bestaunen Sie das 57 Meter lange animierte Modell des Ba- sistunnels im Massstab 1:1000 oder einen Tunnelabschnitt in Original- grösse. Sie werden begeistert sein.

Wer nicht auswärts übernachtet, soll kein Geld mehr erhalten

An Übernachtungsspesen zahlt der Bund den Parlamentariern jährlich rund 2,6 Millionen Franken – auch wenn sie zu Hause schlafen. Das will ich nun mit einem Vorstoss ändern. Ich erhielt Unterstützung in der FDP, CVP und SVP - interessan- terweise aber nicht in der SP.

Der bereits vielfach als brisant bezeichnete Vorstoss wurde von Josef Dittli (FDP UR), Jean-René Fournier (CVP VS), Hannes Germann (SVP SH), Thomas Hefti (FDP

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GL), Peter Hegglin (CVP ZG), Damian Müller (FDP LU), Philipp Müller (FDP, AG), Martin Schmid (FDP GR), Anne Seydoux (CVP JU) und Hans Wicki (FDP, NW) mit- unterzeichnet.

Ich beauftragte das Büro, dem Parlament die nötigen gesetzlichen Grundlagen vorzuschlagen, damit Übernachtungsentschädigungen gem. Art. 3 der Verordnung der Bundesversammlung zum Parlamentsressourcengesetz (VPRG) nur ausbezahlt werden, wenn tatsächlich zwischen zwei aufeinanderfolgenden Sitzungstagen ex- tern übernachtet wurde. Ich begründe meinen Vorstoss wie folgt: Heute werden Übernachtungsentschädigungen gem. Art. 3 VPRG auch ausgerichtet, wenn ein Ratsmitglied zwischen zwei aufeinander folgenden Sitzungstagen nicht extern übernachtet, sondern beispielsweise nach Hause fährt und am anderen Tag wieder am Sitzungsort erscheint. Die Übernachtungsentschädigung von CHF 180.00 ent- fällt heute nur für jene Ratsmitglieder, die in einer Distanz von nicht mehr als 30 Minuten Reisezeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder im Umkreis von zehn Ki- lometern Luftdistanz vom Sitzungsort wohnen.

Die Regelung, den Parla- mentsmitgliedern Über- nachtungsgelder auszu- zahlen, wenn gar keine externen Kosten anfal- len, ist stossend und darf nicht länger aufrecht er- halten werden. Der Be- ginn einer neuen Legis- laturperiode und das be- vorstehende Stabilisie- rungspaket des Bundes sind der geeignete Zeit- punkt für einen Systemwechsel in diesem Bereich. Die vorgeschlagene Massnahme macht im Sinne einer Ausgabenüberprüfung des Parlamentes in finanzpolitisch schwierigen Zeiten Sinn. Das Parlament wirkt nämlich glaubwürdiger, wenn es auch bei sich spart und damit einen Beitrag an das Stabilisierungspaket des Bun- des leistet, ohne seine Funktion als Milizparlament infrage zu stellen.

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Die beantragte Änderung darf keinesfalls zu mehr Bürokratie und grösserem Auf- wand führen. Zu denken ist beispielsweise an das vielerorts schon übliche und bewährte System der Selbstdeklaration.

Ogi, wie er leibt und lebt

«Von Kandersteg über Bern nach New York. Und zurück.» Alt-Bundesrat Adolf Ogi, ehemaliger Sonderberater von UNO-Generalsekretär Kofi Annan für Sport im Dienst von Entwicklung und Frieden, verkörpert wie kein Zweiter, wie weit man mit Entschlossenheit und Opti- mismus kommen kann.

Am Unterägerer Wirtschaftsapéro schaute der prominente Gast und be- gnadete Redner zurück auf seinen weiten Weg und zeigte auf, welche Grundsätze für ihn entscheidend wa- ren. Wer an diesem Abend dabei war, Gespräch unter vier Augen: Dölf Ogi zeigt mir, hatte die einmalige Chance, eine der wo der Weg von Kandersteg nach Bern und New York retour durchgeht. Foto Arnold Stocker eindrücklichsten und äusserst popu- lären Persönlichkeiten der Schweizer Politik der letzten Jahre kennenzulernen. Wer Ogis Auftritt verpasste, dem emp- fehle ich die exklusive Biographie «So wa(h)r es!». Das reich bebilderte Buch um- fasst 176 Seiten und beinhaltet eine DVD, auf welcher unter dem Titel «Ogi hie, Ogi da» ein 40-Minuten-Dokumentarfilm die Highlights aus seinem Leben schildert.

Wussten Sie, dass…

… wir sehr oft Zuschriften per Mail erhalten? So wünschte mir der parteilose Schriftsteller Peter F. Keller aus Adliswil eine verdiente Sommerpause, allenfalls mit seiner Schweizer Demokratie-Vision, dem Buch Adlergrind (Leben in einem Schweizer Alpental – fesselnd, bewegend, politisch brisant). In den Schweizer Al- pen ereignet sich schauerlich Sagenhaftes. Und seltsam Wegweisendes. Ein un-

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bändiger Freiheitsdrang führt die Leute der Talschaft auf den stei- nigen Weg zur Selbstverwirklichung. Für die eigenwilligen Bergler ist die Natur der einzig rechtmäßige Gesetzgeber. Mit Zivilcourage lösen sie die politischen Parteien auf. Der Alt-Nationalrat und Hotelier Julius Inderbin, der Historiker Fritz Guggen- dörfer und eine junge Chinesin rütteln an bürokratisch festgefahrenen Prinzipien. Todesfälle erschüttern die Einheimischen, doch am stärksten bleibt die Liebe.

… es im Ständerat kaum eine Session gibt, an der nicht eine Tiervorlage im Mittel- punkt steht? Diesmal war es der Höckerschwan. Der Schutz der Schwäne wird gelockert. Unser Rat hat mit 23 zu 14 Stimmen eine vom Nationalrat abgeänderte Motion an den Bundesrat überwiesen. Der Bundesrat wird damit beauftragt, den Höckerschwan in der Jagdverordnung auf die Liste jener Arten zu setzen, deren Bestände reguliert werden können, bevor sich Konflikte abzeichnen. Die Gegner warnten vergeblich vor einem Sturm der Entrüstung. Ursprünglich hatte der Stän- derat fordern wollen, dass der Höckerschwan als jagdbare Tierart eingestuft wird. Für gewisse Gebiete sollten Höchstzahlen festgelegt werden. Dem Nationalrat ging das aber zu weit. Er änderte den Vorstoss ab und setzte auf eine Regelung, die jener für den Steinbock entspricht. Gegen die Lockerung wehrte sich der parteilose Schaffhauser Ständerat Thomas Minder. Wildlebende Tiere hätten ihre Daseinsbe- rechtigung, sagte er. Es gebe kein landesweites Schwanenproblem.

… der Bauernverband mit Abstand als erfolgreichster Lobbyist im Bundeshaus wahrgenommen wird, wie eine Umfrage unter Parlamentariern ergab? Dahinter folgen die Umweltverbände und Interpharma.

Dass die Bauern ihre Interessen geschickt in die politische Arena bringen, ist keine Neuigkeit. Vom Jammern soll man sich nicht täuschen lassen. Er- staunlich ist es aber, dass die Bauern als die mit Abstand erfolgreichsten Lobbyisten wahrgenom- men werden. Dies ist das Ergebnis einer qualitati- ven Umfrage über die Rolle der Lobbyisten, welche die PR-Agentur Farner im Herbst bei 35 eidgenös-

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sischen Parlamentariern aus allen Kommissionen gemacht hat. Dabei wird der Bau- ernverband mit 21 Nennungen klar als erfolgreichster Lobbyist wahrgenommen.

Die Parlamentarier wurden ebenfalls zur In- tensität des Lobbyings befragt. Auch hier liegt der Bauernverband, dessen Präsident Markus Ritter selbst für die CVP im Natio- nalrat sitzt, an der Spitze (15 Nennungen). Dahinter folgen Economiesuisse (13), Um- weltverbände (10), Interpharma (9) und die Krankenkassen (8). Dabei sind laut Farner-Chef Roman Geiser die «Lautesten nicht immer die Erfolgreichsten». Beim Bauernverband steht die Intensität des Lob- byings in einem positiven Verhältnis zur Wirksamkeit. Trotz ähnlicher Intensität beurteilen nur vier Parlamentarier das Lobbying von Economiesuisse als erfolg- reich. Besser stehen die Umweltverbände da, die mit sieben Nennungen auf Platz 2 bei der Wirksamkeit liegen. Wer erfolgreich lobbyieren will, muss laut Geiser die Bedürfnisse der Parlamentarier berücksichtigen. Diese erwarten von einem guten Lobbyisten laut Umfrage Kompetenz, qualitativ hochstehende Informationen und Transparenz. Der letzte Punkt sei auch eine Nachwirkung der Affäre Markwalder, sagte Geiser.

… Bundespräsident Johann Schneider-Ammann direkt aus Kloten vom Flieger, der ihn aus China zurück in die Schweiz brachte, am 11. April 2016 unserem Kanton, und zwar dem GIBZ (Ge- werblich-industrielles Bil- dungszentrum des Kan- tons Zug) einen Besuch abstattete? Regierungs- rat und Volkswirtschafts- direktor Matthias Michel hatte ihn eingeladen. Da- mit bewies der hohe Ma- gistrat, dass ihm nicht nur

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der Kontakt mit ausländischen Staatspräsidenten wichtig ist, sondern dass er sich auch im eigenen Land austauschen will, diesmal mit Ausbildungsverantwortlichen und Jugendlichen.

Nationalratspräsidentin Christa Markwalder und Ständeratspräsident Raphaël Comte haben heute am letzten Sessionstag ihr Beileid zum Tod der britischen La- bour-Parlamentarierin Jo Cox ausgedrückt. Die brutale Tötung sei ein Angriff auf unsere Gesellschaft und deren Werte, sagte Markwalder. Laut Comte zeigt die Tat, dass man auch heute noch für seine Ideen oder wegen dieser sterben könne. Die Tragödie müsse die Bedeutung der Demokratie und des Respekts unterschiedlicher Meinungen ins Bewusstsein rufen, sagte er. Dem ist nichts mehr beizufügen. Aus- ser, dass mich dieser Mord wirklich sehr traurig und nachdenklich gestimmt hat.

Freundliche Grüsse, beste Wünsche für einen hoffentlich schönen Sommer und herzlichen Dank für Ihr Interesse an meiner Arbeit in Bern!

Ihr

PS: Sie finden auf meiner persönlichen Website www.jeder.ch noch weitere

Bern/Unterägeri, 17. Juni 2016 Informationen und Bilder. Unter www.parlament.ch erhalten Sie zu- dem einen Überblick über meine Vo- ten (neustens mit Video) und über meine Vorstösse (bei Suchfunktion Joachim Eder eingeben).

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