Bundeshaus Persönlich

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Bundeshaus Persönlich Ständerat Joachim Eder Bundeshaus persönlich Heute ging in Bern die Sommersession zu Ende. Morgen erscheint in der Neuen Zuger Zeitung die Kolumne «Meine Berner Woche», und zwar unter dem Titel «Einigungskonferenzen, enttäuschter Gesundheitsminister und EU-Aus». Als Emp- fängerinnen und Empfänger meines Newsletters erhalten Sie diese natürlich wie immer zuerst, quasi frisch ab Druck und als integrierender Bestandteil dieser No- tizen. In einigen Bereichen habe ich den Text hier leicht erweitert, da mir in der Zeitung nur ein begrenzter Platz zur Verfügung steht! Wichtige Einigungskonferenzen Die letzte Sessionswoche zeigte einmal mehr, wie gut unser Zweikammersystem funktioniert und wie wichtig die Differenzbereinigungen und Einigungskonferenzen sind. Es ist wohltuend zu sehen, wie sehr man zwischen dem National- und Stän- derat nach Lösungen ringt und diese auch findet. Die Unternehmenssteuerreform III, die Ausdehnung der Personenfreizügigkeit auf Kroatien und die Legislaturpla- nung 2015 – 2019 sind Musterbeispiele. Interessanterweise hat sich bei allen Vor- lagen die Haltung des Ständerates durchgesetzt. Montag, 13. Juni Nach dem Mittag diskutierte ich mit Verantwortlichen einer Zuger Biotech-Firma über verschiedene Herausforderungen im Bereich seltene Krankheiten. Von den vielen Vorstössen, die wir nachher behandelten, sind zwei zu erwähnen: Der Stän- derat will die gesetzliche Grundlage für Alkoholtestkäufe schaffen. Dies ist vor al- lem zur wirksamen Durchsetzung des Jugendschutzes nötig. Bei der Motion Bischof geht es um die Beseitigung der Heiratsstrafe, also um das Modell der gemeinschaftlichen Besteuerung. Obwohl meine Partei eine Individual- besteuerung bevorzugt, lehne ich das ab. Ich sehe nicht ein, warum jedes Paar künftig zwei Steuererklärungen ausfüllen soll. Das ist Bürokratie pur! Für einmal bin ich ein Abweichler von der Parteilinie, allerdings in bester Gesellschaft: Josef Seite | 1 Ständerat Joachim Eder Dittli (UR), Thomas Hefti (GL), Karin Keller-Sutter (SG) und Martin Schmid (GR) unterstützten den Vorstoss ebenfalls mit ihrer Unterschrift. Am Abend nahm ich am Anlass des Hauseigentümerverbandes Schweiz für die Parlamentarierinnen und Parlamentarier teil. Einmal mehr stand dabei das Thema Eigenmietwert im Mittel- punkt. Hier endlich eine Lösung zu finden, scheint mir dringend nötig. Ich werde mich dafür einsetzen. Dienstag, 14. Juni Erfreulicher Start am Morgen: Als Präsident der Legislaturplanungskommission bin ich für die Beratungen mitverantwortlich. Sie konnten erfolgreich abgeschlossen werden, und zwar nach einer Einigungskonferenz mit dem Nationalrat. Die grosse Kammer schloss sich in 16 von 17 Differenzen dem Ständerat an. Grossartig! Mein Postulat «Abschaltung der analogen Telefonanschlüsse, Auswirkungen auf Lifttelefone und andere Alarmsysteme» wird mit 18:15 Stimmen angenommen. Die parteiübergreifenden Gespräche im Vorfeld lohnten sich. Immerhin gewann ich gegen Bundesrätin Doris Leuthard! Hätten zwei Mitglieder des Ständerates anders gestimmt, wäre ich der Verlierer gewesen… Später folgt ein wichtiger Mo- ment für unseren Kanton und unser Land: Die letzten Differen- zen zur Unternehmenssteuerre- form III werden beseitigt. Der Nationalrat lenkte ein und über- nahm unsere Beschlüsse. Um- stritten war noch die zinsberei- nigte Gewinnsteuer und der Kantonsanteil an der direkten Ein zufriedener Finanzminister Ueli Maurer Bundessteuer. Seite | 2 Ständerat Joachim Eder Die fünf Zuger Bundesparlamentarier arbeiteten bei diesem Geschäft sehr gut zu- sammen und waren mit Finanzdirektor Heinz Tännler in ständigem Kontakt. Nach- dem die SP gegen die Vorlage das Referendum ergreifen wird, gibt es noch eine Volksabstimmung. Dort sind dann wieder alle befürwortenden Kräfte zu bündeln. Schmerzliche Niederlage für Bundesrat Alain Ber- set: Das Tabakproduktegesetz wird mit klaren Auf- trägen im Bereich Jugendschutz zurückgewiesen. Die Differenz zwischen dem Bundesrat und Stände- rat ist gross! Scheint es der Gesundheitsminister zu ahnen, als er referierte? Ich ergreife das Wort und halte u.a. folgendes fest: «Letztlich geht es bei dieser Vorlage um eine einzige, allerdings entscheidende Frage: Wo soll die Einfluss- nahme des Staates auf die Bevölkerung aufhören? Für die Mehrheit unserer Kom- mission ist dies klar: Wir wollen einen uneingeschränkten Jugendschutz und un- terstützen alle diesbezüglichen Bestrebungen vorbehaltlos. Wir wehren uns aber dagegen, dass der Staat zum Hüter für das Tun und Lassen der Erwachsenen wird. Für Mündige hat nach wie vor das Prinzip der Eigenverantwortung zu gelten. Ju- gendliche hingegen haben wir unter allen Umständen zu schützen - und zwar ge- zielt und mit entsprechend griffigen Massnahmen.» Am Mittag diskutiere ich als Co-Präsident der parlamentarischen Gruppe für Al- tersfragen mit Experten über das Thema: Was kostet das lange Leben? Abends referiert Bundesrätin Doris Leuthard zum Titel: Wie sieht die Schweiz von morgen aus? Ihre Gedanken sind wertvoll und wichtig. Mittwoch, 15. Juni Beim Geschäftsbericht des Bundesrates spreche ich über die Anlagepolitik der Na- tionalbank, die Personalpolitik des Bundes und unsere Eidgenössischen Techni- schen Hochschulen Zürich und Lausanne. Ich mache dies in meiner Eigenschaft als Präsident der Subkommission der Geschäftsprüfungskommission, welche die bei- den Departemente der Bundesräte Ueli Maurer und Johann Schneider-Ammann beaufsichtigt. Seite | 3 Ständerat Joachim Eder Zum medialen Höhepunkt des heutigen Tages wird die Motion von Nationalrat Lukas Reimann betreffend EU-Beitrittsgesuch aus dem Jahre 1992. Der Ständerat lehnte bisher sämtliche Vorstösse ab, welche den Bundesrat beauf- tragen wollten, das gegenstands- los gewordene Gesuch zurückzu- ziehen. Heute war die Stimmung in der Kleinen Kammer anders: Mit 27:13 nahmen wir die Motion an. Auch ich äusserte mich klar dafür, das 24 Jahre alte EU-Bei- trittsgesuch nun endlich definitiv zurückzuziehen. Glaubt jemand im Ernst daran, dass wir uns ein- mal der EU als Vollmitglied an- schliessen wollen? Als Mitglied des Parlamentarischen Komitees Schweizer Gesundheitstage gehe ich natürlich im vatter Business Center am Bärenplatz vorbei und lasse mich testen, ganz nach dem Motto: Vorbeugen ist besser als Heilen! Erstaunt war ich dann allerdings schon, als der Lungenfunktionstest ein erstaunliches Resultat ans Ta- geslicht brachte: Meine Lunge ist um einiges älter als ich selbst! Wie das möglich ist? Ich war früher Pfeifenraucher und hatte in der Jugend zudem Asthma. Abends freuen wir uns beim EM-Match über die gute Leistung unserer Nati gegen Rumänien. Interessant ist, dass sich plötzlich ganz viele Ratskollegen als absolute Fussballexperten entpuppen. Anschliessend besuche ich in Alchensdorf den Hof von Nationalrat Andreas Aebi, übrigens OK-Präsident des Eidgenössischen Schwing- und Älplerfestes 2013 in Burgdorf (Emmental). Es geht aber nicht ums Schwingen, sondern um Biodiversi- tät und Produktion in der Landwirtschaft. Als Politiker setzt sich Andreas Aebi für Seite | 4 Ständerat Joachim Eder eine gesunde, zukunftsorientierte und produzierende Landwirtschaft ein. Seine Ausführungen waren hochinteressant. Während des feinen Nachtessens schwirrten die aus Afrika zurückgekehrten Mehl- und Rauchschwalben im Stall herum. Das garantiert, dass wir nun auch weiterhin Glück haben werden. Etwas war offensicht- lich: Alle Anwesenden genossen diese Abwechslung auf dem Lande – für einmal nicht Bundeshaus, Bellevue oder Schweizerhof! Donnerstag, 16. Juni Der Ständerat setzt sich in der Kroatien-Frage durch: Der Bundesrat darf die Personen- freizügigkeit auf Kroatien erst ausdehnen, wenn er mit der EU eine Regelung zur Steue- rung der Zuwanderung ge- funden hat. Diese muss mit der Schweizer Rechtsordnung vereinbar sein. Es ist Zufall, dass am gleichen Tag die kroatische Regierung nach nur fünf Monaten im Amt über ein Misstrauensvotum stürzte. Das Parlament in Zagreb entzog dem parteilosen Ministerpräsidenten Tihomir Oreskovic nämlich das Vertrauen. Ein weiteres Gesundheitsdossier von Bundesrat Alain Berset kommt auf die Inten- sivstation. Von neuen nationalen Qualitätsmassnahmen in der Medizin will der Ständerat nichts wissen. Er tritt auf die Vorlage für neue nationale Qualitätsmass- nahmen in der Medizin nicht ein. Hauptgrund: Qualität ist und bleibt geschuldet. Zudem war die vorgesehene Finanzierung via zusätzliche Prämien der Patienten ein Killerelement. Der Entscheid und vor allem der Umstand, dass dies innert einer Woche die zweite grosse Niederlage für Bundesrat Alain Berset im Stöckli war, gibt zu reden. Verschwörungstheorien machen die Runde… Meine letzten Sessionsvoten betreffen das Laserverbot und die hohe Abhängigkeit vom Ausland im Bereich der Psychiater und Psychiaterinnen. Seite | 5 Ständerat Joachim Eder Am Abend sind wir von unseren beiden Bundesräten Didier Burkhalter und Johann Schneider-Ammann zum traditionellen Nachtessen ins Béatrice-von-Wattenwyl- Haus eingeladen. Der Stadtpalais an der Junkerngasse 59 in der Altstadt von Bern entstand von 1705 bis 1706 als südlich vorgelagerte Erweiterung des Stadtsitzes von Samuel Frisching (II.) nach Plänen von Joseph Abeille. Aufgrund eines Schen- kungsvertrages von 1929 ging das Haus nach dem Tod Jakob Emanuels von Wat- tenwyl 1934 an die Schweizerische Eidgenossenschaft über und trägt seither den Namen der Gattin des Verstorbenen. Heute wird das Haus für Empfänge des Bun- desrates gebraucht; regelmässig finden hier die sogenannten Von-Wattenwyl-Ge- spräche zwischen dem Bundesrat und den Regierungsparteien SVP, SP, FDP und CVP statt.
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