Publikation 60 x kunst am bau aus 60 Jahren Inhalt 2 ______Grußwort 4 ______Hans-Dieter Hegner / Ute Chibidziura, Einleitung 60 x Kunst am Bau aus 60 Jahren 9 ______Claudia Büttner, Kunst am Bau des Bundes seit 1950 19 ______Martin Seidel, Fast ohne Grenzen – Kunst an deutschen Botschaftsbauten 28 ______Thomas Topfstedt, Baubezogene Kunst in der DDR 40 ______60 x Kunst am Bau aus 60 Jahren 160 ______Bildnachweis 161 ______Impressum PETER RAMSAUER Grußwort

Kunst darf nicht nur in Museen und Ausstellun- solche Werke vorzustellen, die sich an entlege- tion verliehen oder eine eigenständige Interpre- gen stattfinden, sondern sie muss gerade auch nen Orten befinden oder die vielleicht zu Unrecht tationsebene hinzugefügt. Diese Publikation lädt dort sein, wo Menschen zusammenkommen. aus dem Blick geraten sind, ist der Beweggrund Sie ein, sich auf Spurensuche zu begeben und Dieser Gedanke und der Wille, Kunst zu för- für die vorliegende Jubiläumspublikation. der Kunst in Ihrem Umfeld Aufmerksamkeit zu dern, waren die Grundlage für den Beschluss des Die Postkartenedition „60 x Kunst am Bau aus 60 schenken. Denn Kunst am Bau ist nicht nur eine 1. Deutschen Bundestages im Jahr 1950, bei allen Jahren“ präsentiert eine Auswahl von Werken, intellektuelle Anregung, sondern auch eine bau- Bauten des Bundes einen bestimmten Prozent- die in den letzten sechs Jahrzehnten für Bauten kulturelle Visitenkarte unseres Landes. Auf die satz der Baukosten für die Beteiligung Bildender der Regierung, der Verfassungsorgane und Aus- Schöpfungsgabe und das baukulturelle Bewusst- Künstler einzusetzen. landsvertretungen sowie für Bauten der Bundes- sein ihrer Künstler und Architekten kann eine Zahlreiche herausragende Kunst-am-Bau-Werke wehr entstanden sind. Kulturnation wie Deutschland stolz sein. Dr. Peter Ramsauer im In- und Ausland wurden seitdem geschaffen. Viele der Gebäude und der damit verbundenen Manche davon sind ins allgemeine Bewusstsein Kunstwerke sind prägend für das Werden der gedrungen, andere wiederum sind etwas in Ver- jungen Bundesrepublik und für das zusammen- gessenheit geraten oder wurden nie einer grö- wachsende Deutschland. Kunst am Bau hat den Dr. Peter Ramsauer ßeren Öffentlichkeit vorgestellt. Insbesondere Bundesbauten dabei eine besondere Identifika- Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung

2 3 HANS-DIETER HEGNER / UTE CHIBIDZIURA sie zum Erlebnis besonders der heranwachsenden in der gesamten Welt verteilt – zusammengenom- Einleitung 60 x Kunst am Bau aus 60 Jahren Generation gemacht werden“, wie der Berichter- men einen überaus qualitätvollen und umfangrei- statter des Ausschusses für Kulturpolitik formulierte, chen Sammlungsbestand zeitgenössischer Kunst _ Ein Rückblick auf 60 Jahre Kunst am Bau bedeu- ges vom 25. Januar 1950, „… bei allen Bauaufträgen um die Notwendigkeit einer solchen Regelung zu bilden. Ziel dieser Edition ist es, zum 60. Jubiläum tet auch eine Auseinandersetzung mit den Anfän- (Neu- und Umbauten) des Bundes, soweit Charakter unterstreichen. Der Beschluss des Deutschen Bun- von Kunst am Bau aus der kaum zu überschauen- gen und dem Werden der jungen Bundesrepublik, und Rahmen des Einzelbauvorhabens dies rechtfer- destages zur Kunst am Bau wurde noch im April den Zahl an hervorragenden Kunstwerken zumin- die sich nach dem Zweiten Weltkrieg neu konstitu- tigen, grundsätzlich einen Betrag von mindestens 1950 vom Bundesminister der Finanzen durch dest einige neu ins Blickfeld zu rücken, manch ver- ieren musste. Institutionen wurden neu aufgebaut, 1 % der Bauauftragssumme für Werke bildender eine Verfügung an die neu geschaffene Bundes- gessenes Werk in Erinnerung zu rufen, auf Entlege- Funktionen zugeordnet und Regularien neu ent- Künstler vorzusehen …“, bildete in Zeiten tiefer Not baudirektion umgesetzt und 1953 in die zunächst nes hinzuweisen und Glanzpunkte zu markieren. wickelt. Erst allmählich bildete sich eine nach Auf- ein beeindruckendes Bekenntnis zur Kulturpflege noch „Vorläufigen Richtlinien für die Durchfüh- _ Die Auswahl der 60 Kunstwerke der Jubilä- gaben und Zuständigkeiten organisierte, differen- als öffentliche Aufgabe. Das Ziel, die bildende Kunst rung von Bundesbauten“ übernommen, die in der umsedition folgte dem Prinzip, für jedes Jahrzehnt zierte Verwaltungsstruktur heraus. Dennoch haben zu fördern, wurde damit begründet, dass Kunst für endgültigen Fassung von 1957 bis heute die Grund- zehn Beispiele auszuwählen, die gewissermaßen sich die Abgeordneten des Deutschen Bundestages die gesamte Gesellschaft eine sensibilisierende, lage für Kunst am Bau bei Bundesbauten bilden. repräsentativ sind für die zeitgenössischen Aufga- in einer Zeit des Mangels, in der die größeren deut- den Erfahrungshorizont erweiternde Kraft besitze. _ Ausgelöst durch diesen kulturpolitisch weg- ben im künstlerischen, baulichen und politischen schen Städte meist noch Trümmerwüsten waren, „Kunst gehört ins Volk, Kunst gehört dorthin, wo weisenden Bundestagsbeschluss von 1950 sind in Kontext. Die Auswahl möchte einen Überblick über aus einem tief sitzenden kulturellen Selbstverständ- Menschen zusammenkommen. Es ist außerordent- den vergangenen sechs Jahrzehnten im Auftrag des die Vielfalt an künstlerischen Techniken, Herange- nis heraus darauf verständigt, bei öffentlichen Bau- lich wichtig, wenn an Straßenecken und Brücken, Bundes zahlreiche herausragende Kunstwerke von hensweisen und Haltungen bieten und herausra- maßnahmen Kunst ganz selbstverständlich mit ein- wo tagtäglich Tausende Menschen vorübergehen, renommierten Künstlern entstanden, die – wenn gende Künstlerpersönlichkeiten sowie Nachwuchs- zubeziehen. Der Beschluss des Deutschen Bundesta- Kunstwerke hohen Ranges aufgestellt sind und auch auf unzählige Standorte in Deutschland und kräfte der jeweiligen Epoche würdigen. Gleichwohl

4 5 wurde jede Künstlerin und jeder Künstler nur der Ausbau der Bundeswehr. Gänzlich andere Ver- 20 Jahren für das vereinigte Deutschland entstan- werden aus dem Bautitel bestritten. Bei großen einmal in die Edition aufgenommen, auch wenn hältnisse lagen bis 1990 in der DDR vor, in der Kunst den sind. Manche dieser Werke wurden bereits Baumaßnahmen sind 0,5 %, bei kleineren bis 1,5 % die Betreffenden mehrfach für den Bund Kunst am am Bau unter besonderen politischen Vorgaben gewürdigt, andere werden hier erstmals publiziert. der Bauwerkskosten (KGr. 300 + 400) für Kunst am Bau tätig waren. Wichtig war der Bezug zum bau- gefördert wurde. Ein eigener Abschnitt in der Bei- _ Kunst am Bau ist in Deutschland seit 60 Jahren Bau einzuplanen. lichen Kontext, insbesondere bei Bauten, die für lage zur Edition ist daher der baubezogenen Kunst integraler Bestandteil der Bauaufgaben des Bun- _ Der Bund lobt zur Kunst am Bau jährlich die Entwicklung der Bundesrepublik von beson- in der DDR gewidmet. Das Bundesministerium für des, denen die Bundesrepublik engagiert nach- mehrere Wettbewerbe aus, die zumeist als of- derer Bedeutung waren – vor allem die allerersten Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) hat kommt. Zur Optimierung und Stärkung der Kunst fene oder beschränkt offene Verfahren durchge- Bundesbauten, die zunächst in Bonn, im Zuge der ein entsprechendes Werkstattgespräch zu diesem am Bau hat das BMVBS 2005 den „Leitfaden Kunst führt werden. Letztere wenden sich an eingeladene Festigung der jungen Demokratie bald aber auch Thema in einer gesonderten Broschüre veröffent- am Bau“ herausgegeben. Er dient als Orientie- Teilnehmer oder beruhen auf Bewerbungen. Ent- andernorts in Deutschland entstanden sind. Ergän- licht. Nach der Wiedervereinigung wurden im rungshilfe für alle Baumaßnahmen des Bundes scheidungen werden von einer unabhängigen Jury zend soll die Kunst der ersten Botschaftsbauten Zuge der Hauptstadtverlegung für die Verfassungs- mit dem Ziel, den baukulturellen Anspruch des getroffen, in der Vertreter der Bauseite – Nutzer, im Ausland und der Weltausstellungen gezeigt organe und andere wichtige Institutionen in Bundes mit angemessenen und praktikablen Ver- Bauverwaltung und Architekten – sowie Kunstsach- werden, mit der sich die Bundesrepublik der Welt wie im östlichen Teil der Republik zahlreiche fahren in Einklang zu bringen. verständige paritätisch vertreten sind. Die bundes- präsentierte und um Anerkennung durch die politisch wichtige, oftmals auch architektonisch _ Kunst am Bau muss bestimmten Kriterien ge- weit tätigen Künstlerverbände werden einbezogen. internationale Staatengemeinschaft warb. Für die bedeutende Bauten neu errichtet oder tief greifend nügen: Erwartet wird ein eigenständiger künstleri- _ Neben der praktischen Umsetzung von Kunst Folgezeit kann anhand der Kunst am Bau für die umgebaut, wobei die Kunst am Bau oftmals einen scher Beitrag zur Bauaufgabe, der einen Bezug zur am Bau trägt das BMVBS mit Werkstattgesprächen Ministeriumsneubauten die Festigung Bonns als herausragenden Stellenwert erhielt. Ebenso vertre- Architektur oder zur Funktion des Bauwerks her- und Publikationen dazu bei, den Diskurs über Kunst Bundeshauptstadt ebenso nachvollzogen werden ten ist in dieser Edition die Kunst im Kontext wich- stellt und durch künstlerische Qualität und Aussa- am Bau zu fördern und Kunst am Bau als baukul- wie die Ausdifferenzierung der Verwaltung und tiger Auslandsniederlassungen, die in den letzten gekraft beeindruckt. Die Kosten für Kunst am Bau turelle Aufgabe in den Blickpunkt des öffentlichen

6 7 Interesses zu rücken. In diesen Zusammenhang nicht angemessen gewürdigt und der Öffent- CLAUDIA BÜTTNER lässt sich auch die vorliegende Edition „60 x Kunst lichkeit im Zusammenhang vorgestellt worden, Kunst am Bau des Bundes seit 1950 am Bau aus 60 Jahren“ stellen, die einen ersten obwohl Kunst am Bau als Spiegel der Schöpfungs- Schritt zu einer umfassenden Dokumentation der gabe unseres Landes auf nationaler wie internati- _ Am 25. Januar 1950 begründete der Deut- zu hören.“ Damit griff der Bundestag Regelungen Kunst an Bundesbauten machen will: Abgesehen onaler Ebene seit Jahrzehnten eine der zentralen sche Bundestag die systematische Förderung auf, deren Anfänge bis in die Weimarer Republik von punktuellen Veröffentlichungen zu einzelnen baukulturellen Visitenkarten Deutschlands als der bildenden Kunst im Zuge staatlicher Bau- zurückreichen. Ausgehend von der Weimarer Ver- Werken und Bauten sind die seit 1950 im Auftrag Kulturnation ist. maßnahmen, indem folgender Beschluss gefasst fassung, die es als staatliche Aufgabe beschrieb, die des Bundes entstandenen Werke bislang noch wurde: „Um die bildende Kunst zu fördern, wird Künste zu pflegen, wurde bereits 1928 eine erste die Bundesregierung ersucht, bei allen Bauauf- Kunst-am-Bau-Verordnung vom preußischen Staat Dipl.-Ing. Hans-Dieter Hegner (Jg. 1960) studierte an der Hochschule für Architektur und Bauwesen in Sofia. Seit 1990 trägen (Neu- und Umbauten) des Bundes, soweit erlassen, die allerdings neben der Kunstförderung im Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (BMBau) bzw. für Verkehr, Bau- und Wohnungs- Charakter und Rahmen des Einzelbauvorhabens auch die Aufgabe hatte, Not und Arbeitslosigkeit wesen (BMVBW) im Bereich energiesparendes Bauen, Bauforschung und Modernisierung der Bausubstanz tätig. Seit dies rechtfertigen, grundsätzlich einen Betrag von der bildenden Künstler zu lindern. Die erste für 2007 Leiter des Referates B 13 „Bauingenieurwesen, Bauforschung, nachhaltiges Bauen“ im Bundesministerium für mindestens 1 % der Bauauftragssummefür Werke das gesamte Deutsche Reich gültige Regelung Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS), das für Kunst am Bau verantwortlich ist. bildender Künstler vorzusehen. Bei Verteilung der wurde 1934 vom damaligen Reichsminister für Aufträge sollen Künstler aller deutschen Länder Volksaufklärung und Propaganda, Joseph Goeb- Dr. Ute Chibidziura (Jg. 1970) studierte Kunstgeschichte in Graz und Köln. Mehrjährige Tätigkeit als Autorin, Ausstel- berücksichtigt werden. Die Auswahl der Kunst- bels, in Kraft gesetzt, mit dem ideologisches Ziel, lungskuratorin und wissenschaftliche Mitarbeiterin des Stadtkonservators Köln. Als Geschäftsführerin des Bundes Deutscher Architekten BDA Köln ab 2004 Aufbau des Haus der Architektur Köln. Seit 2006 Referentin im Bundesamt werke im Einzelnen obliegt einem Fach-Gremium. nicht nur einen einheitlichen ästhetischen Aus- für Bauwesen und Raumordnung und seit 2008 Beauftragte des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtent- Es wird empfohlen, die Berufsvertretung der bil- druck zu prägen, sondern über diese Maßnahmen wicklung für Grundsatzfragen zu Kunst am Bau. denden Künstler bei der Vergebung der Aufträge auch eine pragmatische Finanzierung von neuem

8 9 Bauschmuck und Hoheitszeichen zu erreichen. künstlerischen Ausgestaltung des achtgeschossi- lerische Ergänzung des Pavillons in Brüssel erfolgte ten in Berlin nach wie vor den Anspruch auf die alte _ In der Bundesrepublik wie in der DDR waren gen Erweiterungsbaus des Bundeshauses ausge- durch Plastiken von Fritz Koenig und Bernhard Hei- Hauptstadt demonstrierte. Die zweiteilige, mobile- es nach 1945 zunächst die Länder und Kommunen, schrieben, zu dem 333 Einreichungen eingingen. liger, die später im Garten des Bonner Kanzlerbun- artige Hängeplastik von Bernhard Heiliger für das die Regelungen zur Beteiligung von Künstlern bei Zur Ausführung kam ein Wandrelief von Hannes galows von Sep Ruf wiederaufgestellt wurden. Foyer spielt allein durch den Titel, „Kosmos 70“, auf öffentlichen Bauaufgaben schufen, die später auch Schulz-Tattenpach, das einen aus der Asche wie- _ In den 1960er-Jahren wurde auch die Kunst diesen Anspruch an. Für das neue, nach dem Bun- auf Bundesebene Anwendung fanden. Auch wenn derauferstehenden Phönix zeigt, der bis heute am Bau im Auftrag des Bundes wie die allgemeine destagspräsidenten Eugen Gerstenmaier auch als in der Idee der Künstlerförderung eine historische eine beredte Metapher für die Wahrnehmung der Entwicklung der Kunst in ihrer Formsprache abs- „Langer Eugen“ bezeichnete Bonner Abgeordne- Kontinuität lag, waren der künstlerische Ausdruck eigenen Situation nach dem Zweiten Weltkrieg trakter. Die Künstler wandten sich neuen, „moder- tenhaus wurden 1969 an wichtige Künstler der Zeit und die politische und gesellschaftliche Disposi- ist. Künstlerische Arbeiten von Hans Wimmer für nen“ Stoffen wie Stahl und Beton zu, traditionelle mit zum Teil sehr unterschiedlichen stilistischen tion in den beiden deutschen Staaten ganz und gar das 1953 – 54 errichtete Bundespostministerium Kunstmaterialien wie Bronze, Tapisserien oder Ansätzen Kunst-am-Bau-Aufträge vergeben: Neben unterschiedlich. oder von Robert Lippl für das aus derselben Zeit Leinwandmalereien traten in den Hintergrund. deutschen „Klassikern“ der Nachkriegsmoderne _ Nachdem in der Bundesrepublik der drin- stammende Deutsche Patent- und Markenamt in In diesem Jahrzehnt begann die Bundesrepublik, wie Georg Meistermann und Woty Werner waren gendste Wohn- und Verwaltungsbedarf gedeckt München gingen nicht nur auf die Architektur und sich in Bonn mehr als nur provisorisch einzurich- dies vor allem wichtige Maler des Informel wie war, begann auch der Bund damit, erste Neubau- die jeweilige Funktion der Gebäude ein, sondern ten, wenn auch offiziell die Bezeichnung der „pro- Emil Schumacher, der vor allem mit Holzschnitten vorhaben zu realisieren, zu denen das Bundeshaus prägten auch das Bild der jungen Bundesrepublik. visorischen Hauptstadt“ noch bis 1973 galt. Ein bekannt gewordene Grafiker HAP Grieshaber oder in Bonn, der Bundesrechnungshof in am Eine besondere Rolle kam der Weltausstellung in erster Schritt dazu war der 1966 begonnene Bau die Bildhauer Norbert Kricke und Günther Uecker. Main und das Deutsche Patent- und Markenamt in Brüssel 1958 zu, wo sich Deutschland mit einem glä- des Abgeordnetenhauses von Egon Eiermann als Die Künstler wurden eingeladen, für acht der München gehörte. Der erste bundesweite Kunst- sernen, fast schwebend-ephemeren Pavillon von weithin sichtbares Hochhaus am Rhein, während 19 zweigeschossigen Sitzungssäle Supraporten für wettbewerb der Nachkriegszeit wurde 1952 zur Egon Eiermann und Sep Ruf präsentierte. Die künst- der Umbau des Reichstages durch Paul Baumgar- die zweiflügeligen Saaltüren zu gestalten. Auch die

10 11 Neue Nationalgalerie in Berlin von Ludwig Mies van nungen für ein umfassendes städtebauliches Kon- Schmidt am 28. August 1979 auf dem Vorplatz des umfangreiche Neubauten für Ausbildungsstätten der Rohe und der Pavillon auf der Weltausstellung in zept wurden 1969 – 73 zwei der sieben avisierten Bundeskanzleramts aufgestellt. Ein abstraktes und Krankenhäuser wichtige Auftraggeber für Montreal 1967 von Frei Otto präsentierten Deutsch- Hochhausbauten, die sogenannten Kreuzbauten Kunstwerk eines weltweit gefeierten englischen Kunst am Bau. International bekannte Künstler wie land als ästhetisch der Moderne verpflichteten und der Planungsgruppe Stieldorf, umgesetzt, für deren Künstlers ins beschauliche Bonn zu holen war von Panamarenko konnten 1977 für die Offiziersschule damit in die westliche demokratische Gemeinschaft Innen- und Außenbereich knapp 50 Künstler nach Schmidt als ein Zeichen gedacht, das nach innen der Luftwaffe in Fürstenfeldbruck gewonnen oder eingebetteten Staat. Zu den dezidiert modernen einem zweistufigen Kunstwettbewerb beauftragt wie nach außen Modernität und Weltoffenheit Alfonso Hüppi für das Bundeswehrkrankenhaus in Bauten führender Architekten traten die repräsen- wurden, darunter Erich Hauser, Hansjürgen Grüm- ausstrahlen sollte – ein Anspruch, den die Moore- Ulm 1981 beauftragt werden. Aber auch kleinere tativsten zeitgenössischen Künstler Deutschlands mer, Victor Bonato, Ansgar Nierhoff, Matschinsky- Plastik mehr als eingelöst hat, nicht zuletzt, weil sie Bauten, Kasernen oder Truppenunterkünfte, wur- mit eigenständigen Großplastiken, allen voran Denninghoff und Haus-Rucker & Co. Parallel dazu zu einem medialen Erkennungszeichen der alten den in dieser Zeit mit Kunst am Bau ausgestattet, Bernhard Heiliger, Karl Hartung, Fritz Koenig und trieb die Bundesbauverwaltung ein anderes pres- Bundesrepublik wurde. die sowohl auf humorvolle Weise, wie Karl Manfred Norbert Kricke, die vielfach für den Bund tätig tigeträchtiges Neubauvorhaben voran: das eben- _ Die 1970er- und 1980er-Jahre waren bestimmt Rennertz 1979 mit „Drei Skiläufer“ für die Truppen- waren. In den 1960er-Jahren sprach auch die Bun- falls von der Planungsgruppe Stieldorf gebaute von zahlreichen großen Ministeriumsneubauten unterkunft Todtnau-Fahl, oder eher bedachte Art, desrepublik von der „Abstraktion als Weltsprache“. Bundeskanzleramt in Bonn, für das 1974 der zweite des Bundes in Bonn sowie Bundesbehörden, Bun- wie Eberhard Linke mit seinem „Gespräch zwischen _ Nach der Zeit der Unentschiedenheit im Hin- offene Kunst-am-Bau-Wettbewerb der Bundesre- desanstalten und -ämter wie z. B. die Bundespost, den Blöcken“ 1981/82 für die Heinrich-der-Löwe- blick auf die Hauptstadtsituation verfestigte sich publik ausgelobt wurde; u. a. Hans Dieter Bohnet, die neue Gebäudekomplexe erhielten und mit Kaserne in , die schwierige Aufgabe der Status von Bonn als Hauptstadt der Bundes- Hans Luz, Adolf Luther, Günter Ferdinand Ris und Kunst am Bau ausgestattet wurden. Außerdem der Soldaten kommentierten. republik in den 1970er-Jahren in dem Maße, wie Erich Hauser konnten daraufhin Werke realisieren. wurden zahlreiche Botschaften und Auslandsschu- _ Wiewohl Kunst am Bau immer wieder auch Bundesregierung und Ministerien eigene Gebäu- Die Skulptur „Large Two Forms“ wurde hingegen len errichtet. Auch das Bundesministerium der in größeren, teilweise öffentlich rezipierten Wett- dekomplexe erhielten: Nach jahrelangen Vorpla- auf direkte Initiative von Bundeskanzler Helmut Verteidigung und die Bundeswehr wurden durch bewerben ermittelt wurde, ist für die 1970er-Jahre

12 13 zu konstatieren, dass sich die Kunst-am-Bau-Ent- sion um die „Expansion der Kunst“, um die Bedeu- als Wettbewerbsgewinner ihre ungewöhnlichen staltungen. Daneben wurden, wie auf der Bonner wicklung etwas von der allgemeinen künstle- tung von Kunst als Mittel der Umweltgestaltung in Ideen nicht realisieren (Haus-Rucker & Co). Hardthöhe, ganze Architekturkomplexe künstle- rischen Entwicklung absetzte. Während in den den späteren 1970er-Jahren zunehmend Eingang in _ Eine besondere Rolle für die Kunst am Bau die- risch durchdrungen und bis hin zu den Grünflä- 1950er- und 1960er-Jahren oftmals bedeutende die Kunst am Bau des Bundes. Einerseits realisierten ser Zeit spielte der sogenannte Ergänzungsfonds, chen alle Bereiche in das Kunstkonzept einbezogen. zeitgenössische Künstler mit jeweils aktuellen Wer- die Künstler jetzt häufiger raumgreifende Boden- der 1977 mit insgesamt 8,6 Mio. Mark eingerichtet _ Nicht erst mit den neuen, repräsentativen ken Eingang in die Neubauten des Bundes fanden, skulpturen, andererseits befassten sie sich mit wurde, um bestehende Bauten nachträglich mit Aufgaben des Bundes infolge der deutschen Wie- wurden in den beiden nachfolgenden Jahrzehnten städtebaulichen und landschaftsplanerischen Auf- Kunst auszustatten. Bis 1984 wurden mithilfe dieses dervereinigung und des Hauptstadtumzugs, son- die großen Bürokomplexe baulich wie künstlerisch gaben. Künstler wie Otto Herbert Hajek, Johannes Fonds zahlreiche namhafte Künstler mit Kunst-am- dern bereits mit der Kunstauswahl für den Bonner immer einheitlicher. Kunst am Bau von internatio- Peter Hölzinger oder auch Günter Fruhtrunk gestal- Bau-Aufträgen bedacht, darunter Adolph Luther, Plenarsaal 1992 zeigte sich indes eine neue, an der nal renommierten Künstlern wie Wolf Vostell oder teten Wahrnehmungsräume, Plätze und definier- Mary Bauermeister, Hans Wimmer, Rolf Szymanski, internationalen Entwicklung zeitgenössischer Günter Fruhtrunk blieb – wiewohl beide mehrfach ten Orte formal und sehr farbig. Größere Ensembles Erich Reusch und Gabriele Grosse. Kunst orientierte Kunst am Bau. Die Arbeit von für Kunst am Bau herangezogen wurden – eher die aus Bodenskulpturen und vor allem Wasserspiele _ In den 1980er- und 1990er-Jahren änderte sich Olaf Metzel vor dem neuen Plenarsaal in Bonn Ausnahme. Daneben formierte sich eine Gruppe und Brunnen waren beliebte Aufträge für Vor- das Spektrum der beauftragten Kunststile, indem ist mit der Verwendung und Umformung von bewährter Künstler, die wiederholt mit skulptura- plätze und Grünanlagen. erneut figurativ-realistische Skulpturen in traditio- Fahrradständern zu einer Großplastik zentrales len Arbeiten betraut wurden, darunter Otto Her- _ Avanciertere Positionen wie die von Hans neller Bronze, aber auch designorientierte Objekte Beispiel dafür. Neben eigenen Kunstfachbeirä- bert Hajek, Ansgar Nierhoff, Günter Ferdinand Ris, Haacke, Klaus Rinke oder Timm Ulrichs, die für die aus Chrom und Neon zu den beliebten konstruktiv- ten für den Bundestag, den Bundesrat, den Bun- Erich Hauser, Heinz Mack, Alf Lechner, Hermann Kunstentwicklung dieser Zeit einen hohen Stellen- geometrischen Stahl- und Steinplastiken hinzu- deskanzler und den Bundespräsidenten wurden Goepfert/Johannes Peter Hölzinger, Mary Bauer- wert hatten, konnten sich allerdings in den Wettbe- kamen. Licht, Glas, polierte Stein- und Metallober- nun einzelne Expertenteams aus renommierten meister und Ursula Sax. Gleichwohl fand die Diskus- werben des Bundes kaum durchsetzen, oder andere flächen und Farbfelder bestimmten die Wandge- Kunsthistorikern und Kuratoren herangezogen,

14 15 um Kunstkonzepte für die Neubauten in Berlin zu Jenny Holzer und Christian Boltanski als Repräsen- liche Geschichte wie sein Bonner „Vorgänger“ hat: und Umbauten erforderlich machten, wie das entwickeln und umzusetzen. tanten der ehemaligen Besatzernationen eingela- Auch für die Berliner Plastik setzte sich der amtie- Bundesumweltamt in Dessau oder das Bundesar- _ Große finanzielle Mittel, höchste Aufmerk- den, den Reichstag mit auszugestalten. Aber auch rende Bundeskanzler Schröder ein, um für sein Amt beitsgericht in Erfurt. Auch die dort entstandene samkeit und ein besonderer Anspruch auf Reprä- jüngere Künstler aus West und Ost wie Neo Rauch, ein Zeichen zu setzen – in der medialen Bedeutung Kunst am Bau von Künstlern wie Elisabeth Heindl sentativität und Ausdruck des wiedervereinten Via Lewandowsky, Marcel Odenbach, Franka Hörn- steht die Plastik vor dem Berliner Bundeskanzler- oder Ian Hamilton Finlay ist weit mehr als Dekora- Deutschlands kennzeichnen die Kunst-am-Bau- schemeyer oder Ulrich Schröder wurden über amt der Moore-Plastik vor dem ehemaligen Bonner tion; sie hat eine hohe konzeptuelle und ästheti- Projekte der neuen deutschen Regierungsbauten Wettbewerbsverfahren ausgewählt. Ihre Werke Amt inzwischen um nichts mehr nach. sche Qualität, die über das Bauwerk hinausgreift in Berlin. Mit Direktaufträgen sowie beschränkten nehmen mehr als ältere Kunst am Bau Bezug auf _ Mit der Kunst am Bau der 1990er-Jahre ist ein und den Menschen direkt einbezieht. Ähnlich und offenen Wettbewerben wurde die Umsetzung die Institution oder reflektierten die wechselvolle Generationenwechsel verbunden, der sich auch in wie in den 1950er-Jahren war die Zeit von 1989 bis von Kunst am Bau enorm professionalisiert, und Geschichte der für die neue Nutzung adaptier- neuen Kunstformen wie Installationen mit Medien, in die 2000er-Jahre geprägt von der Suche nach bedeutende nationale und internationale Künstler ten Altbauten, die zum Teil im Dritten Reich oder Fotografie oder partizipatorischen Ansätzen im einem adäquaten Ausdruck für den neuen deut- konnten für die Kunst am Bau gewonnen werden. zu DDR-Zeiten wichtige staatliche Institutionen Rahmen der Kunst am Bau des Bundes nieder- schen Staat. Neben der Architektur kam dabei Beispielsweise wurde für den Reichstag als Herz beherbergt hatten. Mitunter kommt Kunst am Bau schlägt. Bekanntestes Beispiel dafür ist die Videoin- der Kunst eine zentrale Rolle zu, diesen Anspruch der Demokratie ein Kunstkonzept erarbeitet und auch die Rolle zu, Verluste zu ersetzen, wie es bei- stallation von Jochen Gerz für das Bundesfinanz- mit hoher künstlerischer Qualität zu verbinden. umgesetzt, das neben den Werken der wichtigsten spielsweise die Skulpturen des dänischen Künstlers ministerium, die durch vorbeigehende Passanten Die Veränderung der allgemeinen Situation auf deutschen Gegenwartskünstler wie Gerhard Rich- Per Kirkeby auf dem Dach des Bundesrates tun. In angeschaltet werden kann. dem Kunstmarkt, der Wandel der Kunstformen, ter, Sigmar Polke, Rebecca Horn oder Hans Haacke anderen Fällen kann Kunst zur Marke werden, wie _ Dem Hauptstadtumzug folgten im neuen der ortsspezifische Auftragswerke auch zum Nor- auch drei von internationalen Künstlern umfasst; beim neuen Bundeskanzleramt, dessen Stahlplastik Jahrtausend Umstrukturierungen vieler Bundes- malfall im Ausstellungswesen macht, und nicht neben Lord Norman Foster wurden Grisha Bruskin, im Einfahrtsbereich von Eduardo Chillida eine ähn- einrichtungen, die auch außerhalb Neu- zuletzt der 2005 eingeführte Leitfaden zu Kunst am

16 17 Bau mit dezidierten Ausführungsbestimmungen zunehmend an Wettbewerbsverfahren und tragen MARTIN SEIDEL für Bundesbauten führten zu Beginn des neuen mit guten Arbeiten und ihrem Renommee dazu bei, Fast ohne Grenzen – Kunst an deutschen Botschaftsbauten Jahrtausends zu einer Aufwertung der Kunst am dass baubezogene Kunst wieder zu einer geachte- Bau. Auch prominente Künstler beteiligen sich nun ten Kunstgattung geworden ist. _ Als „Augen, Ohren und Stimme“ Deutschlands gesellschaftsferne Wandbilder, idyllische Tier- und im Ausland – so das Auswärtige Amt – gehören die Menschendarstellungen, oberflächliche Volkspä- Claudia Büttner lebt in München und ist promovierte Kunsthistorikerin und freie Kuratorin. Sie ist spezialisiert auf 230 Auslandsvertretungen der Bundesrepublik dagogik, Förderung mittelmäßiger Künstler und öffentliche Kunst, konzipiert und betreut Ausstellungen und Projekte im öffentlichen Raum, u. a. SkulpturProjekte in zu den bedeutendsten staatlichen Bauaufgaben Protektionismus – entspricht. Entgegen dem Rau- Münster 1997 und DreamCity in München 1999. 1999 – 2003 leitete sie kunstprojekte_riem. Daneben lehrte sie Kunst- überhaupt. Aber selbst die wichtigsten deutschen nen der Skeptiker gibt es für Themen und Gestal- geschichte 1990 – 1995 in Berlin (TU), 1999 in München (TU) und 2002 als Gastprofessorin in Linz. Sie ist regelmäßig als Botschaftsbauten in Washington, Moskau, London, tung der Kunst am Bau keine einengenden Vorga- Gutachterin für das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtplanung tätig (Studien zur Kunst am Bau bei Bund, Paris und Rom sind hierzulande kaum bekannt. ben. Der aktuell gültige „Leitfaden Kunst am Bau“ Privatunternehmen und Ländern). Noch weniger weiß man von der Kunst, die die (2005) und die vorhergehenden Bestimmungen Innen- und Außenräume, Einfahrten und Gärten gewähren alle Freiheit. Selbst das Gebot, die Kunst der Botschaften und auch der Auslandsschulen, solle mit dem Bau dauerhaft und fest verbunden Zweigstellen des Goethe -Instituts sowie anderer sein, hat keine Verbindlichkeit mehr. wissenschaftlicher deutscher Auslandseinrichtun- _ Bei der Suche nach dem jeweils geeigne- gen schmückt und akzentuiert. ten Kunstkonzept verfährt das für Kunst am Bau _ Gleichwohl bewegt sich diese wenig beachtete zuständige Bundesamt für Bauwesen und Raum- Repräsentationskunst auf einem Niveau, das so gar ordnung (1998 hervorgegangen aus der Bundes- nicht den gängigen Klischees der Kunst am Bau – baudirektion) vielmehr frei und unbelastet nach

18 19 dem Common-Sense-Prinzip. Dieses entspricht desrepublik und der Befreiung vom Kunstdiktat gegenständlich, verständlich und pädagogisch auf insgesamt höherem Niveau. Die Botschaft Neu dem kunstgeschichtlichen Decorum-Gebot, das der Nationalsozialisten über Zweck und Ausrich- nützlich ist. Delhi (1956 – 62), der erste deutsche Botschafts- ein angemessenes Verhältnis zwischen der künst- tung der Kunst geführt wurden. Die alles beherr- _ Die für Kunst am Bau zuständige Bundesbaudi- bau nach dem Krieg, zeigt ein Bronzerelief mit lerischen Gestaltung, dem Thema und Motiv sowie schende, heiß diskutierte Frage „Abstraktion oder rektion hatte zwar ihre – auf der progressiven Seite fliegenden Kranichen, eine Batik mit einer Land- dem Ort der Aufstellung der Kunst anstrebt. Inso- Figuration?“ wurde zum Glaubensbekenntnis. Der der Abstraktion anzusiedelnde – Vorlieben, machte schaft, einen Knüpfteppich mit einer Allegorie der fern gibt es besonders für die Kunst an staatlichen Verzicht auf Gegenständlichkeit und literarische daraus aber kein Dogma. Die Auswahl der Künstler Musik sowie Mosaiktische. Ähnlich wie in Canberra Auslandsbauten keine festgeschriebenen Regeln, Aussagen galt den Apologeten als Ausdruck einer für die Kunst der Kanzlei der Botschaft Washing- (1956 – 58), Tokyo (1956 – 57, 1959 – 60) oder beim aber „natürliche“ Grenzen und ungeschriebene freien, aus politischer Bevormundung und Knecht- ton (1962 –66) ist bezeichnend. Sie ließ Erich F.Reu - Generalkonsulat Rio de Janeiro (1956–61) entschied Gesetze: Prunk und Protz sind zu vermeiden, wie schaft entlassenen internationalen Kunst. Der 1950 ter als Verfechter der immer seltener werdenden man sich also für traditionelle Motive, etablierte umgekehrt eine als Geringschätzung des Gast- in Westdeutschland wiedergegründete Deutsche Gegenständlichkeit zur Geltung kommen wie auch Formen, Gattungen und Techniken, die allesamt landes interpretierbare übergroße Bescheiden- Künstlerbund erklärte, diese „Freiheit der Künste die abstrakt arbeitenden Künstler Fritz Koenig und ein gutes Beispiel für eine Kunst liefern, die weder heit; eine klagend zu Markte getragene deutsche wo und gegen wen auch immer zu verteidigen“.(1) Karl Hartung. Dennoch schwappte die Keine-Expe- recht begeistern noch irgendwem wehtun konnte. Geschichtsbewältigung, wie sie in Berlin vielleicht _ Angesichts der überall noch sichtbaren Kriegs- rimente-Mentalität, mit der die CDU 1957 erfolg- Die damalige Vorliebe für zwar nicht idyllische, sinnvoll sein mag, oder eine tagespolitisch poin- schäden erschien Vielen Kunst an sich, insbeson- reich den Bundestagswahlkampf bestritt, in den aber unverfängliche Tier- und Naturmotive war tierte „engagierte Kunst“ wären in der Kunst der dere aber abstrakte Kunst, als verschwenderi- Kulturbereich über und spiegelte sich – im Inland natürlich eine Reaktion auf die heroisch verklär- Auslandsbauten ebenso deplatziert wie sperrige scher Luxus. Wenn überhaupt in diesen Zeiten und vor allem auf Länderebene – in zahlreichen ten Menschenbilder des Nationalsozialismus und Installationen oder ein kryptischer Ästhetizismus. eine staatlich geförderte Kunst, dann bitte – so harmlosen Fenster- und Wandbildern, Mosaiken, des Sozialistischen Realismus. Erstaunlich, dass _ Die Kunst am Bau partizipierte an den Grund- die von politischen Parteien mitgetragene kon- Textilien, Brunnen und Wappen. Auch die Kunst an sie in der vergleichsweise traditionellen Kunst- satzdebatten, die gleich nach Gründung der Bun- servative Auffassung – eine Jedermannskunst, die Auslandsbauten folgte diesen Trends, wenn auch am-Bau-Ikonografie der 2000er-Jahre wieder eine

20 21 Rolle spielen – so in der Botschaften Kiew (Stefa- dem sie sich befinden, nobilitieren. Das Material schen Phänomen für Wenige zu einem öffentlichen Einfriedungen für die Botschaft Bangkok (1972–73) nie Busch) und Tokyo (Anna Werkmeister) oder in vermittelt eine hohe wohnliche Qualität und eine Ereignis für Viele werden. Die Reformvorstellun- entsprechen diesen Vorstellungen, ebenso die der Raummalerei fürs Foyer der Botschaft Mexiko Sinnlichkeit, die sich–wie an den Wandteppichen gen der 1960er- und 1970er-Jahre verdichteten sich zahlreichen raumfordernden Brunnenanlagen. Mit (Renate Wolff). der Botschaft Brasilia mit ihrem kontrapunktischen zu einem von kommunalen Initiativen, vom Deut- Granitreliefs, Steinskulpturen, Landschaftsgestal- _ Die Kunst am Bau machte große Entwick- Architekturbezug schön zu sehen – als Gegenset- schen Künstlerbund und vom Bundesverband Bil- tung und ornamentalen Belägen hat 1981 Günter lungen durch. In den Zeiten des Baubooms der zung zur Strenge der architektonischen Formen dender Künstler unterstützten Programm, das die E. Herrmann den Architektur- und Landschafts- 1950er- und 1960er-Jahre beliebt waren vor allem und Materialien exzellent eignete. Ablösung der Kunst am Bau durch „Kunst im öffent- raum der Botschaft Buenos Aires integral zu einem Wandbilder – als Malereien, Mosaiken, Reliefs, Ta- _ In der Ära Brandt-Scheel (1969 – 74) kam es lichen Raum“ anstrebte und damit einen Beitrag zu Dialog zwischen Architektur, Kunst und Natur ver- pisserien oder Holzintarsien. Auch für die Kunst- zu großen Veränderungen. Abstraktion und der einer sozial angemesseneren Stadtgestaltung und bunden. Als Gesamtkunstwerk realisierten 1979 am-Bau-Projekte der letzten Jahre sind Wände für Verzicht auf sprachlich übersetzbare Inhalte der Stadterneuerung leisten wollte, dabei auch Land- der Architekt und Designer Paolo Nestler und der architekturbezogene Gestaltungen wieder attrak- Kunst wurden selbst zur politischen Aussage und schafts- und Gartengestaltungen einbezog. Es galt bildende Künstler Günter Fruhtrunk den von raum- tiv geworden. Selbst die – zwischenzeitlich nur noch auf internationaler Ebene zu einem bewusst ein- die Kluft zu überbücken zwischen einer elitären flüchtenden Diagonalen und expressiver abstrakter von Agit-Prop-Tendenzen instrumentalisierten – gesetzten Imagefaktor. Parallel dazu konsolidierte Kunst und Menschen, die gewollt und ungewollt Dynamik geprägten „Quiet Room“ des Sicherheits- gegenständlichen Wandbilder leben in anderer sich aus der Geringschätzung von Buntglasfens- damit konfrontiert werden. rates im UN-Hauptquartier in New York. Form in der Fassadenmalerei der Visastelle der Bot- tern, Fassadenreliefs und sonstigen Beigaben, die _ Selbst diese der autonomen Museumskunst _ Eindrucksvoll und nachhaltig ist die wuchtig schaft Duschanbe (2008, Antje Schiffers) auf. Bis in die Kunst am Bau zum Anhängsel der Architektur entgegengesetzten Ansätze fanden in der Kunst an ausgreifende Kunst von Otto Herbert Hajek. Hajeks die 1970er-Jahre hinein wichtig für die Ausstattung machten, das Ideal der Zweckbindung und thema- Auslandsbauten einen Widerhall – in Brunnenan- abbildlose Rückführung der Kunst auf Grundfor- von Botschaftsresidenzen waren Tapisserien, die tischen Instrumentalisierung der Kunst. Kunst am lagen, Leitsystemen für Schulen, Eingangsgittern men, Grundfarben und Beton, die die Gebäude und sowohl den Bildgegenstand als auch den Ort, an Bau sollte von einem musealen oder baukünstleri- und Trennwänden. Erich Wiesners Toranlagen und deren Umgebung völlig in Beschlag nehmen, war

22 23 ein im Grunde sensibler Protest gegen die von Alex- tungsvolle Inhalte flankiert. In einer für den Zeit- Dakar) ebneten den Weg für Stephan Balkenhols Schad oder Franz Bernhard durch. ander Mitscherlich 1965 beschriebene „Unwirtlich- geist symptomatischen Kritik an der „Kapital- Menschen und Ameisen darstellenden Paravent _ Weniger mutig und entschlossen war man keit der Städte“ und Zeichen eines selbstbestimm- orientierte(n) Freizeitnutzung“ hieß es 1973: „Wäh- (1996 – 98) im German House New York oder Mar- bezüglich der Kunst am Bau in den USA. Bei den ten Individualismus, der sich über die Grundwerte rend Künstler in anderen Kunstgattungen (wie in kus Lüpertz’ „Parsifal“-Bilderfries (um 1994) in der Planungen für die als besonders prestigeträchtig der Demokratie definierte. Immer wieder sprach der Graphik oder im Film) anfangen, sich inhalt- Residenz der Botschaft Washington. erachtete Kunst am Bau des German House in New Hajek vom Künstler als „Sozialhelfer der Gesell- lich-kritisch zu äußern, ist die Groß- und Freiplastik _ Die Kunst-am-Bau-Verantwortlichen handelten York setzte die Bundesbaudirektion zwei Fachbera- schaft“ und von der „Humanisierung der Umwelt“(2) fast durchgehend geometrisch-abstrakt geblieben. stets in der verbrieften Absicht, den Besuchern der ter ein, auf deren Vorschlag hin man einen bereits durch Kunst. Seine den Innen- und Außenraum ver- Städtische Kommissionen, industrielle Auftragge- Auslandseinrichtungen eine originäre zeitgenössi- avisierten Wettbewerb aussetzte und Stephan Bal- bindenden und weit in die Umgebung ausstrahlen- ber, korrumpierte Architekten lancieren eine zum sche deutsche Gegenwartskunst zu bieten. Das war kenhol als eine „herausragende deutsche künst- den gesamtheitlichen Konzepte stehen als „demo- Dekor erstarrte Kunst, die jeden emanzipatorischen politisch klug und unabdingbare Voraussetzung lerische Persönlichkeit“ mit dem Paravent für das kratische Mahnmale“ weltweit für Toleranz und oder aufklärerischen Ansatz vermissen läßt.“(3) einer unverkitschten und ästhetisch anspruchsvol- Restaurant direkt beauftragte.(4) eine menschenfreundlichere Umweltgestaltung _ Kunst an Auslandsbauten hatte mit einem len Kunst am Bau. Man stellte sich damit nicht nur _ Eine spezifische Haltung und Ikonografie – so im großen Stil auch in den Botschaften Montevi- solchen „emanzipatorischen oder aufklärerischen den wechselnden Stilen und neuen künstlerischen der Kunst an Auslandsbauten hat es nie gege- deo (1974) und Lomé (1979). Ansatz“ nichts zu tun, glücklicherweise. Einzug Haltungen, zeitweilig förderte man sie sogar. So ben – sicherlich zum Vorteil der Kunst. Was eine _ Die wohlüberlegte figurative Abstinenz und aber hielt die Gegenständlichkeit der „Neuen Figu- hielt man an Hajek fest, nachdem dessen Kunst in botschaftsspezifische Ländermotivik oder Völker- integrale Präsenz der Kunst wurde in den 1970er- ration“. Wilhelm Loth als Grenzgänger zwischen Adelaide (1973–77) auf offene Ablehnung gestoßen verständigungsthematik anbelangt, sind es die Jahren von einem systemkritischen, in den 1980er- figurativer und abstrakter Plastik (1970 tätig für war, und setzte in Brüssel, Moskau oder Kathmandu 1950er- und 1960er-, dann erst wieder die 1990er- Jahren von einem postmodernen Faible für redu- die Botschaft Lissabon) oder Horst Antes (1980 mit gegen die Bedenken und Einwände seitens der und deutlicher noch die 2000er-Jahre, in deren Iko- ziertere autonome Formate und lesbare bedeu- einem seiner „Kopffüßler“ tätig für die Botschaft Botschaften die rostigen Stahlplastiken von Robert nografie sich einige zahlenmäßig sehr überschau-

24 25 bare Verweise auf deutsches Brauchtum, deutsche Dem entspricht der häufiger auch von Botschaftern als feste Installation eine Kartoffelskulptur vor, sition „an“ vermuten lässt. Die Vielfalt der Formen Landschaften und Nationaltypisches finden. Sujets artikulierte Wunsch, man möge über die Kunst in sondern die moralische Verankerung der Kunst in und Themen, die uns an deutschen Auslandsbau- aber wie der aus der Asche brennender Häuser und einen länderspezifischen Dialog treten und dabei einem jährlichen deutsch-polnischen Kartoffeles- ten begegnet, steht für die Freiheit der Kunst und Ruinen aufsteigende Phönix/Feuervogel (1958, Bot- Künstler beauftragen, die sich mit dem Gastland sen. Der nicht umgesetzte erste Rang deutete das die gesellschaftlichen Voraussetzungen, die sie schaft Canberra), der die deutsche Zeitgeschichte auseinandergesetzt haben oder sogar aus diesem supranationale Gemeinschaftliche im Bild zweier möglich machen. in bildlicher Direktheit anspielt, bilden die absolute stammen. Die Raummalerei von Renate Wolff in Skater (Birgid Helmy). Realisiert wurde – nach hef- (1) Carl Hofer, zitiert nach Martin Damus: Kunst in der BRD 1945 – 1990. Ausnahme, ebenso Memorialkunst und Hoheitszei- der Kanzlei der Botschaft Mexiko (2006) erfüllt die- tigen Auseinandersetzungen – der „Reflecting Pool“ Funktionen der Kunst in einer demokratisch verfaßten Gesellschaft, Reinbeck 1995, p. 116. chen. Üblich ist eine allgemein gehaltene, dezente ses neu erwachte – die Qualität der Kunst in ande- von Rainer Splitt, ein sich auf dem Rasen des Gar- (2) Vgl. Kunstreport 1/74, p. 12 – 13, sowie Kunstreport 1/82, p. 26. Symbolsprache. Selbst wo es ausnahmsweise pro- ren Fällen allerdings nicht automatisch steigernde, tens ausbreitender Farbguss, der sich thematisch (3) So die Arbeitsgruppe IGA 73 am Kunsthistorischen Institut der Universität , abgedruckt in: Kunstreport 4/73, p. 25 – 26. grammatisch wird, wie 1989 bei Karl Schlammin- manchmal sogar beeinträchtigende – Verlangen auf sich selbst bezieht. (4) In den Akten der Bundesbaudirektion (Archiv des BBR) ist zu lesen: „Die gers Plastik „Keim“ für die Botschaft Tel Aviv, bleibt nach lesbaren Inhalten und Sinnstiftung, insoweit _ Mehr als fünf Jahrzehnte Kunst an bundesre- repräsentative Selbstdarstellung Deutschlands nach außen unterliegt vor allem in New York – wegen der dort auf diesem Gebiet äußerst das auf das deutsch-israelische Verhältnis abzie- es die nationalen Identitäten in der Vegetation der publikanischen Auslandsbauten zeigen, dass Kunst, sensiblen und kritischen Öffentlichkeit – besonderen Risiken.“ (5) Der konkret arbeitende Bildhauer Erich Hauser schrieb zur Zeit der lende Thema des Gedeihens und der Entwicklung deutschlandtypischen Löwenzahn-, Eichen-, Apfel- die über die Kunst-am-Bau-Regelung finanziert politisierten Kunstdebatten den noch heute bedenkenswerten Satz: im Bild des Vegetativen ganz assoziativ. und Birnbaumblätter und dem Blattgold der Inka- wird, eine viel größere Freiheit und ästhetische „Aber vielleicht wollen die Leute gerade indoktriniert, bekehrt werden. Einmal still zu sein und die Augen aufzumachen, das scheint die _ Dennoch lässt das Bundesamt für Bauwesen Vergangenheit Mexikos konfrontiert.(5) Ein Entwurf Beweglichkeit genießt, als die verfängliche Präpo- schlimmste Zumutung.“ Siehe Kunstreport 2/79, p. 18. und Raumordnung bei Wettbewerben in den letz- für den Wettbewerb zur Kunst am Bau der 2008 fer- Dr. Martin Seidel (Jg. 1958), freier Kunst- und Architekturhistoriker, Inventarisator, lebt und arbeitet in Bonn. Zuletzt ten Jahren die Absicht erkennen, zwischen der tiggestellten Botschaft Warschau (Stefka Ammon/ tätig als Redakteur und Autor der Publikation „Architektur der Demokratie. Bauten des Bundes 1990 – 2010“ sowie als Kunst und der Funktion der Gebäude einen stär- Veronike Hinsberg), der immerhin den dritten Herausgeber und Autor der Kunstforumsbände „Schönheit“ (2009). Derzeit im Auftrag des Bundesamtes für Bauwe- keren inhaltlich-thematischen Bezug herzustellen. Rang besetzte, ging noch weiter. Er sah nicht nur sen und Raumordnung (BBR) tätig als Verfasser mehrerer Studien zur Kunst am Bau.

26 27 THOMAS TOPFSTEDT Baubezogene Kunst in der DDR tunismus des Geldverdienens ebenso gekennzeich- net wie vom ehrlichen sozialen Engagement. Ließe _ Statt einer systematischen Darstellung der sich diese Beschreibung noch auf die gesamte baubezogenen Kunst in der DDR, die anhand aus- DDR-Kunst ausweiten, so liegt eine Besonderheit gewählter Beispiele und unter Berücksichtigung darin, dass architekturbezogene Kunst in die des zeitgeschichtlichen Kontextes ein Gesamtbild Lebenslandschaft des Menschen eingriff, ohne einer vier Jahrzehnte umspannenden Entwick- diese zu fragen.“(2) lung zu zeichnen versucht, sollen im Folgenden _ Während der 1950er-Jahre fügte sich die bau- einige Gedanken zur damaligen Funktion baube- bezogene Kunst in der Regel noch problemlos in Fritz Cremer, Buchen- zogener Kunst sowie zum heutigen Umgang mit den gestalterischen Kontext einer am klassischen wald-Denkmal, Weimar, dieser gegenständlichen Hinterlassenschaft auf- 1958 und nationalen Erbe orientierten Architektur ein. gezeigt werden. (1) Max Lingner, Aufbau der Republik, Porzellanfries, Offenbar fiel das geforderte Bekenntnis zum sozia- _ Da diese Kunst ausschließlich für den gesell- Bundesministerium für Finanzen, Berlin, 1952 – 53 dieses Phänomen in seiner 1995 unter dem Titel listischen Realismus vielen Bildhauern und Malern schaftlichen Raum geschaffen wurde, war sie ihrer waren nicht wenige Werke – vor allem in den „Wände der Verheißung“ veröffentlichten Habilita- nicht allzu schwer, sofern sie ihr handwerkliches Bestimmung nach nie ein bloß schmückendes Ele- 1980er-Jahren – weitaus vielschichtiger codiert, tionsschrift treffend charakterisiert hat: „Architek- Rüstzeug in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg ment am Bau, sondern hatte gemäß den Vorstel- sodass es eine ziemlich grobe Vereinfachung wäre, turbezogene Kunst in der DDR war eine merkwür- erworben hatten und ihr Kunstverständnis ohne- lungen der gesellschaftlichen Auftraggeber in ers- sie allesamt unter dem Generalnenner „Propagan- dige Melange aus Apologetik und Trotzdem, aus hin eher konservativ als modern war. Sieht man ter Linie politische Inhalte abzubilden bzw. ideali- dakunst der SED“ zu subsumieren. Zitiert sei der Hoffnung und Enttäuschung, aus gebücktem und von den im öffentlichen Raum aufgestellten Plasti- sierte Gesellschaftsbilder zu propagieren. Jedoch Leipziger Kunstwissenschaftler Peter Guth, der aufrechtem Gang. Sie war von finsterstem Oppor- ken von Fritz Cremer und Waldemar Grzimek, den

28 29 1930er-Jahre. Dies gilt ebenso für die zumeist klas- dieser Zeit wurde die während der 1920er-Jahre sischen Gestaltungsregeln folgende Einordnung in Deutschland eingeführte Bezeichnung Kunst der Skulpturen, Reliefs und Wandgemälde in straff am Bau in der DDR nicht mehr verwendet, da der durchkomponierte Fassaden und Innenräume. Als nun wesentlich weiter gefasste programmatische Unterströmung nicht unwichtig, aber nicht pro- Anspruch dieser Kunst mehr und mehr auf die filbildend, findet sich ab 1954/55 aber auch eine Gestaltung des urbanen Raumes abzielte. Wie die Fülle von eher dekorativen Bedürfnissen entgegen- bildkünstlerischen Konzeptionen zeigen, ging kommenden Sgraffiti und Mosaikgestaltungen in es um eine neuartige „Synthese von Architektur Kulturhäusern, Gaststätten und anderen Freizeit- und bildender Kunst“. Diese wurde durch eine einrichtungen, wie sie in verblüffend ähnlicher aufwändige Gremienarbeit inhaltlich vorbereitet, Ausprägung vielerorts das Gesicht der bundes- wobei die Bezirks- und die Stadtleitungen der SED Ladentrakt mit Steinintarsie, Georgiring, Leipzig, 1961 deutschen „Nierentisch-Moderne“ geprägt haben. in Abstimmung mit den Räten der Bezirke und (Foto 2008) Erinnert sei auch an die Anfänge einer moderne- Städte sowie mit dem Verband Bildender Künstler Arbeiten des Metallgestalters Fritz Kühn und eini- ren freiräumlichen Präsentation von Bildwerken die grundlegenden Inhalte vorgaben und deren ger anderer herausragender Künstler ab, so atmet in einigen neu angelegten Parks und Ausstellungs- Umsetzung bis in die Details hinein kontrollierten. das Gros der in dieser Zeit entstandenen baubezo- geländen als integrierte Bestandteile großzügiger Die umfangreichsten Konzepte wurden zur bild- Fritz Kühn, Metallarbeit, Sitzungssaal des genen Kunstwerke, obwohl mit neuen sozialisti- gartenkünstlerischer Ensembles. künstlerischen Ausstattung der Stadtzentren wie Staatsratsgebäudes Berlin, 1964 schen Inhalten hintererlegt, noch unverkennbar _ In den 1960er-Jahren gab es einen merkli- auch herausragender Gesellschaftsbauten entwi- der Stadtperipherie gelegenen Neubauwohnge- den konventionellen Geist der Kunst am Bau der chen Aufschwung für die baubezogene Kunst. Seit ckelt. An vielen Standorten, insbesondere in den an bieten, gelang jedoch die beabsichtigte organische

30 31 versucht wurde, diffuse städtebauliche Räume behördlichen und gesellschaftlichen Einrichtun- zumindest optisch zu verzahnen.“(3) Was durch gen eng vernetztes Instrument der Auftrags- und diese heute etwas verloren im öffentlichen Raum Vergabepolitik. Der Verband Bildender Künstler stehenden Bildwerke vermittelt werden sollte, war der DDR (VBK/DDR) hat in intensiver Zusammen- das optimistische Lebensgefühl einer neuen sozi- arbeit mit diesen Büros stets darauf hingewirkt, alistischen Menschengemeinschaft, die sich nicht dass ein möglichst großer Bedarf an Kunstwerken mehr ausschließlich über den Klassenkampf und im öffentlichen Raum bestand, denn nicht wenige die Klassenzugehörigkeit, sondern zunehmend freischaffende bildende Künstler lebten haupt- auch über die kulturellen Bedürfnisse des Indivi- sächlich von solchen Aufträgen. Bemerkenswert ist, duums definierte. Seit den späten 1950er-Jahren dass die bildenden Künstler in den 1970er-Jahren, äußerte sich der Paradigmenwechsel unüberseh- als sich das Bauschaffen in der DDR immer mehr Walter Womacka, Mosaikwandfries „Unser Leben“ bar in der Architektur und in der bildenden Kunst auf den industriellen Wohnungsbau konzent- (Detail), Haus des Lehrers, Berlin, 1964 der DDR durch eine erneute allmähliche Öffnung rierte, den kritischen Dialog mit den Architekten Integration baubezogener Kunstwerke in den städ- gegenüber der Anfang der 1950er-Jahre als forma- und Stadtplanern zu suchen begannen. Getragen tebaulichen Kontext nicht, da es sich um Räume listisch und reaktionär verketzerten Moderne.(4) wurde dieses baukulturelle Engagement von einer handelte, „die technologisch nicht beherrscht und _ 1969 wurden die ersten Büros für architek- regelrechten Hassliebe, denn einerseits setzte man konzeptionell nicht vorgedacht waren. Darauf turbezogene Kunst gegründet, zunächst in Karl- auf die Chancen, die sich für die bildende Kunst weist beispielsweise die erstaunliche Zahl genre- Marx-Stadt (heute Chemnitz) und , 1970 im Rahmen der sogenannten komplexen Umwelt- Ingeborg Hunzinger,Tänzergruppe, hafter Plastiken und Plastikgruppen hin, mit denen dann auch in Leipzig. Sie waren ein mit anderen Bayrischer Platz, Leipzig, 1965 gestaltung ergaben, andererseits hat man immer

32 33 Stadtraumgestaltung verringerten. Diese rück- müssen in diesem Rahmen genügen. Was aber läufige Entwicklung wurde verstärkt durch eine unbedingt noch angesprochen werden sollte, ist drastische Kürzung der gesetzlich in neue Bauvor- der in den vergangenen zwei Jahrzehnten prakti- haben einzustellenden Mittel für die baubezogene zierte Umgang mit den Werken. Ausgangspunkt Kunst.(5) Gleichwohl entstand gerade in den letzten einer seriösen Bewertung des Bestandes sollte die zwei Jahrzehnten der DDR eine Reihe interessanter Anerkennung des Faktums sein, dass in den 40 Jah- Werke, die das damalige Suchen nach neuen Arti- ren des Bestehens der DDR sowohl Architektur und kulationsformen der Kunst im öffentlichen Raum Städtebau wie auch die baubezogene Kunst gravie- bezeugen. Insgesamt muss freilich festgestellt rende Wandlungen durchlaufen haben, weshalb werden, dass sich die Synthese von Architektur und sie mit einem differenzierten Instrumentarium baubezogener Kunst vielerorts nicht so harmo- dokumentiert und erforscht werden müssen. Weil Hans-Joachim Triebsch, Wandmalerei „Hallesche Szene“, nisch, wie es die Theorie vorspiegelte, gestaltet hat, es bislang keine wirklich zuverlässige und flä- , 1988 denn nicht selten führten die bildenden Künstler chendeckende Erfassung dieses Bestandes gibt, sichere Lösung ist die Erhaltung baubezogener einen vergeblichen Kampf, wenn sie nicht als bloße fällt der heutige Umgang mit den vielfach kaum Kunstwerke im Zuge denkmalpflegerischer Maß- Nikolai Tomski, Lenindenkmal, Berlin, 1970 Auftragnehmer agieren, sondern sich mit ihren mehr bekannten baubezogenen Kunstwerken sehr nahmen, wie dies bei der sorgsamen Sanierung eini- (1991 abgebrochen) Arbeiten konzeptuell bereits in das Vorfeld der unterschiedlich aus. Er ist, wie die momentane Pra- ger als Denkmale der DDR-Architektur gelisteter deutlicher gesehen, wie sich die Möglichkeiten für städtebaulichen Planungen einbringen wollten. xis erweist, primär abhängig von der jeweiligen Bauwerke und städtebaulicher Ensembles gesche- ein schöpferisches Zusammenwirken von Künst- _ Diese Andeutungen zur Geschichte und zum Interessenlage seiner heutigen Besitzer. hen ist. Hervorgehoben seien das als Gesamtkunst- lern, Architekten und Stadtplanern im Bereich der Charakter der baubezogenen Kunst in der DDR _ Die nachhaltigste, weil langfristig einzig werk der 1950er-Jahre sorgsam sanierte Leipziger

34 35 Opernhaus, die figürlichen Keramikreliefs und der ten ist jedoch eher durch Gleichgültigkeit und eine zum Teil sehr üppige Baudekor an den Fassaden daraus resultierende Vernachlässigung der Bauten der riesigen Häuserblocks der ehemaligen Stalinal- samt ihrer zeitgenössischen Ausstattung gekenn- lee in Berlin, die Terrakottareliefs am ehemaligen zeichnet. Es ist in der Regel ein schleichender Pro- Gebäude der Arbeiter-und-Bauern-Fakultät (ABF) zess, an dessen Ende sehr oft der Abriss des von der der Leipziger Universität, die als Gesamtbestand zu Öffentlichkeit nur noch als „Schandfleck“ wahrge- erhaltenden baubezogenen Kunstwerke im Zent- nommenen Gebäudes steht. Bezeichnend ist, dass rum und in den Wohnkomplexen der Kernstadt von diese Überformungs- und Zerstörungswelle selbst Eisenhüttenstadt oder der bauplastische Schmuck vor Bauten und ihrer Ausstattung nicht Halt macht, sowie bedeutende raumkünstlerische Details der über deren historischen und kunstgeschichtlichen aus den 1950er-Jahren stammenden Städtebau- Wert eigentlich schon lange ein in Fachkreisen ensembles des Dresdner Altmarktes und der Roß- unstrittiger Konsens besteht. platzbebauung in Leipzig. Alle vorgenannten Bei- _ Wie also soll man mit der trotz erheblicher spiele sind Bauten in öffentlicher Trägerschaft, was Verluste noch immer großen Fülle an baubezoge- Leonie Wirth, Brunnenanlage, Prager Straße,

einer konstruktiven Zusammenarbeit der Architek- nen Kunstwerken zukünftig umgehen? Grund- , 1970 (2004 verändert, Foto von 1975) Gisela Richter-Thiele, Terrakottarelief tur- und Baubüros mit den Denkmalpflegebehör- lage allen Handelns sollte eine schon lange ange- werke auch zu Zeiten der DDR nie gab. Es bedarf (Maurerin), Arbeiter- und den grundsätzlich förderlich war. mahnte Übersicht über den Gesamtbestand sein, dringend einer wirklich zuverlässigen Materialba- Bauernfakultät Leipzig, 1950 – 53 _ Die heute gebräuchlichste Art des Umgangs die es übrigens im Sinne einer flächendeckenden sis zur Beurteilung der Zeitzeugenschaft und der mit Werken der baubezogenen Kunst aus DDR-Zei- und lückenlosen Erfassung baubezogener Kunst- künstlerischen Qualität dieser Werke. Falls man

36 37 nicht endlich mit der systematischen wissenschaft- Anmerkungen lichen Aufarbeitung und Bewertung dieses Bestan- Der vorliegende Beitrag ist die gekürzte und überarbeitete Günter Feist, Eckart Gillen und Beatrice Vierneisel (Hrsg.), Fassung eines Vortrages, den der Autor 2008 im Zeitgeschicht- Kunstdokumentation SBZ/DDR 1945–1990. Aufsätze. des beginnt, wird er weiter durch pragmatische lichen Forum Leipzig auf einer Veranstaltung des Bundesminis- Berichte. Materialien, Köln 1996 Wurstelei, Unkenntnis oder Gleichgültigkeit suk- teriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung gehalten hat. (2) Peter Guth, Wände der Verheißung. Zur Geschichte der Thomas Topfstedt, Baubezogene Kunst in der DDR – Das Bei- architekturbezogenen Kunst in der DDR, Leipzig 1995, S. 11 zessive zerstört. Zu solchen Recherchen gehören spiel Leipzig, in: Kunst am Bau als Erbe des geteilten Deutsch- (3) Guth (1995), S. 196 Fachkräfte, die es gibt, aber leider fehlt momentan lands. 2. Werkstattgespräch: Zum Umgang mit architekturbe- (4) Thomas Topfstedt, Die nachgeholte Moderne. Städtebau zogener Kunst der DDR (Hrsg.: Bundesministerium für Verkehr, und Architektur während der 50er und 60er Jahre, in: Gabi das Geld, um ein interdisziplinär vernetztes Recher- Bau und Stadtentwicklung), o. O., o. J. (Berlin 2008), S. 7–19 Dolff-Bonekämper und Hiltrud Kier (Hrsg.), Städtebau und Staatsbau im 20. Jahrhundert, München 1996, S. 39–54 cheprojekt auf den Weg zu bringen. Gelänge dies (1) Literaturhinweise zum Thema: Gerhard Stelzer, Kunst am (5) Ab Juni 1982 beliefen sich die Mittel für baubezogene Kunst im Zusammenwirken des Bundes mit den Ländern Bau, Leipzig 1969; Ullrich Kuhirt (Hrsg.), Bildkunst und statt der bis dahin üblichen 2 % der Investitionssummen bei Baukunst, Berlin 1970; Deutsche Bauakademie Berlin und Gesellschaftsbauten auf nur noch 0,5 % und im komplexen und Kommunen, so würde innerhalb eines relativ Verband Bildender Künstler der DDR (Hrsg.), Bildende Kunst Wohnungsbau auf nur noch maximal 45 Mark der DDR pro kurzen Zeitraumes die Aufgabe der qualifizierten und Architektur. Baukatalog, 10 Teile, Berlin 1969–1984; Wohnungseinheit (Gesetzblatt I. Nr. 22 vom 22.06.1982: Erika Neumann und Ullrich Kuhirt, Kunst und Architektur. Anordnung über die Realisierung von Werken der Bestandserfassung in Form einer vielfältig nutzba- Lew Kerbel, Karl-Marx-Monument, Chemnitz, 1971 Baugebundene Kunst in der DDR, Leipzig 1974; Monika architekturbezogenen Kunst, Berlin 1982) Flacke (Hrsg.), Auftrag: Kunst 1949–1990, Berlin 1995; ren Datenbank zu lösen sein. Auch muss mehr als (Foto 2007) bisher für die sachgemäße Einlagerung jener bau- ten entstanden ist. Der Umkehrschluss aber, dass bezogenen Kunstwerke, die derzeit keine Heimstatt die Bewahrung oder die Beseitigung dieser Werke Prof. Dr. phil. habil. Thomas Topfstedt (Jg. 1947) studierte Kunstgeschichte und der Vor- und Frühgeschichte in Leipzig. mehr haben, aber vielleicht wieder einen angemes- letzten Endes vom bloßen Zufall, von individuellen Seit 1975 tätig am Institut für Kunstgeschichte der Universität Leipzig. Mitglied der Sächsischen Akademie der Künste senen Ort finden können, gesorgt werden. Sicher Stimmungslagen oder von aktuellen wirtschaftli- (Klasse Baukunst), der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung, der Historischen Kommission der Säch- wird nicht alles erhalten werden, was in der DDR chen Verwertungsinteressen abhinge, wäre fatal. sischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig. Schwerpunkte in Forschung und Lehre: Architekturgeschichte, ins- an baubezogener Kunst im Laufe von vier Jahrzehn- besondere des 19. und 20. Jahrhunderts

38 39 Gerhard Marcks „Soldanelle“, 1945 – 50

Der für das Bundesministerium für Post- und Fernmeldewesen errichtete Bau war der erste Ministeriumsneubau in Bonn nach Kriegsende. Das Gebäude umschließt einen großen Innenhof, in dem der Abguss einer Bronzeplastik von Gerhard Marcks (1889–1981) Aufstellung fand. Gerhard Marcks war einer der wichtigsten deutschen Bildhauer der Nachkriegszeit, dessen Werke vielfach als Abgüsse in Bun- desbauten integriert wurden. Die „Soldanelle“, eigentlich eine Alpenblume, gibt in realistischer Manier ein sitzendes Mädchen wieder, das gedankenverloren – oder vielleicht auf einen Brief wartend? – in die Ferne zu blicken scheint. Während die Arbeit von Marcks in keinem direkten Zusammenhang zur Funktion des Gebäudes Bronzeplastik auf Betonsockel, 57 cm hoch Standort: Innenhof steht, schuf der mit ihm in regem Briefwechsel stehende Hans Wimmer mit den Bau: ehem. Bundesministerium für Post- und Fernmeldewesen (heute „Fünf Erdteilen“ an der rheinseitigen Giebelwand Skulpturen, die klar auf die Ins- Bundesrechnungshof) titution Bezug nehmen: Die fünf Kontinente werden durch realistisch dargestellte Bauzeit: 1953 – 54 Architekten: Josef Trimborn, Bonn Tiere symbolisiert, die auf die weltumspannende Tätigkeit der Post verweisen.

40 41 Rupprecht Geiger „Plattenmosaik“, 1951

Die Architektur des bis 1960 ausgebauten Hauptbahnhofs in München ist schlicht und funktional, hervorstechendes Merkmal ist das ausladende Flug- dach vor dem Haupteingang mit der darüberliegenden Glasfassade. Integraler Bestandteil der durch Streben vertikal gegliederten Fassade ist das Hinterglas- mosaik von Rupprecht Geiger, das die Hälfte der Glasfläche einnimmt. Geiger (1908 – 2009) ist vor allem als bildender Künstler bekannt, war zugleich aber ausgebildeter Architekt und arbeitete auch als solcher. In seiner gegenstands- losen Malerei ging es ihm zentral um die Farbe als eigenständige Kraft. Seine Arbeit für München lässt deutlich die Nähe zur Architektur und die Entwick- lung der Kunst aus ihr heraus erkennen. Bei Tage geben die asymmetrisch Mosaik aus farbigen Aluminiumplatten geformten Aluminiumplatten in dezenter Farbigkeit der Strenge des Baus und Leuchtstoffröhren, 650 x 300 cm Standort: Hauptfassade eine wohltuende Bewegung. Aber vor allem nachts bringen die geschwunge- Bau: Hauptbahnhof München nen Leuchtstoffröhren die vertikale Gliederung der Fassade zum Verschwin- Bauzeit: 1950 – 51 Architekt: Baubüro der Bundesbahn den und nehmen die Form des darunterliegenden Flugdaches spielerisch auf.

42 43 Hannes Schulz-Tattenpach (Odo Tattenpach) Ohne Titel, 1953

1953 wurde das Bundeshaus in Bonn um ein achtgeschossiges Abgeordneten- haus nach Entwürfen von Hans Schwippert erweitert. Da Bonn offiziell nur „vorläufige Hauptstadt der BRD“ sein sollte – man wollte sich den Weg zurück nach Berlin offenhalten – waren die Neubauten von schlichter Funktionali- tät, ohne auffällige repräsentative Gesten. Die Eingangswand des Hochhauses sollte dennoch eine künstlerische Arbeit zieren, für die 1952 ein bundeswei- tes Preisausschreiben erfolgte. Aus 333 eingegangenen Entwürfen wurde die Arbeit von Hannes Schulz-Tattenpach (1905 – 53) zur Ausführung bestimmt. Der auch unter dem Namen Odo Tattenpach bekannte Künstler arbeitete schon in den 1930er-Jahren als Maler und Bildhauer und wurde u. a. für seine Glas- Keramikrelief fenster in der Leipziger Versöhnungskirche von den Nationalsozialisten als Standort: Eingangsbereich Bau: ehem. Bundeshaus, Bonn „entartet“ erklärt. Das Bonner Relief zeigt einen aus dem Feuer aufsteigenden (heute UN-Campus) Vogel, der als „Phönix aus der Asche“ gedeutet werden kann und damit bered- Bauzeit: 1953 Architekt: Hans Schwippert, Düsseldorf tes Symbol für den politischen und gesellschaftlichen Neuanfang nach 1945 ist.

44 45 Eberhard Schlotter „Potsdam“, 1953

Das Bundesparlament bestimmte 1949 Frankfurt am Main zum Sitz des Bundes- rechnungshofes. Das daraufhin errichtete Gebäude aus drei ineinandergefüg- ten Riegeln ist in seiner schlichten Funktionalität typisch für die frühen Bauten des Bundes. Eberhard Schlotter (*1921), in den 1950er-Jahren vielbeschäftig- ter „Kunst am Bau“-Künstler, wurde nach einem Wettbewerbsverfahren damit beauftragt, die Architektur künstlerisch zu ergänzen. Neben einem Sgraffito für die Portiersloge und einer Lackmalerei auf den Säulen des Speisesaals ist insbe- sondere das Sgraffito „Potsdam“ neben der elegant geschwungenen Treppe in der Eingangshalle zu nennen. In der Wandarbeit sind spielerisch angeordnet wichtige Bauwerke Potsdams zu erkennen, dem Ort, an dem der Rechnungs- Sgraffito, 266 x 500 cm Standort: Eingangshalle hof ursprünglich seinen Sitz hatte. Die Mitarbeiter damals empfanden die fröh- Bau: ehem. Bundesrechnungshof, Frankfurt am Main liche Farbigkeit der Arbeit als zu „modern“ und der Funktion des Gebäudes Bauzeit: 1952 – 53 nicht angemessen, während sie heute als geradezu typisch für die Sehnsucht Architekten: Friedel Steinmeyer, Frankfurt am Main, und Werner Dierschke, Hannover der frühen Nachkriegsgesellschaft nach einer besseren Zukunft erscheint.

47 Robert Lippl „Magdeburger Halbkugeln“, Ohne Jahr

Das 1877 gegründete Reichspatentamt hatte seinen Sitz zunächst in Berlin. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Behörde in Deutsches Patentamt umbenannt und 1949 nach München verlegt, wo sie 1954 – 59 einen schlichten, mit einem großen quadratischen Innenhof angelegten Neubau aus Backstein mit zahlrei- chen baugebundenen Kunstwerken erhielt. Im Besonderen sticht darunter die Kunst am Bau an der Zweibrückenstraße hervor, die den Eingang zum heutigen Deutschen Patent- und Markenamt kennzeichnet: Schon die Supraporte von Fritz Koenig aus Basaltlava mit Schlangenrelief bildet einen lebhaften Kontrast

zweiteilige Arbeit aus Stahl und Email, zum Raster der Backsteinfassade. Noch interessanter aber sind die „Magdeburger vergoldet, 330 x 430 cm Halbkugeln“ von Robert Lippl (1908 – 2009), die golden glänzend weithin sichtbar Standort: Außenfassade Zweibrückenstraße von der Aufgabe der Institution zeugen, indem sie auf ein wegweisendes Expe- Bau: Deutsches Patentamt, München (heute Deutsches Patent- und Markenamt) riment des Naturwissenschaftlers Otto von Guericke (daher auch Guerickesche Bauzeit: 1954 – 59 Halbkugeln) im Jahr 1654 anspielen, der durch die Erzeugung von Unterdruck in Architekten: Franz Hart, Georg Hellmuth Winkler, München zwei aneinandergefügten Halbkugeln die Existenz der Erdatmosphäre nachwies.

48 49 Waldemar Otto „Feuervogel“, „Begegnung“, „Wundervogel“, um 1958

Die Deutsche Botschaft Canberra ist eine der frühen Auslandsniederlassungen der Bundesrepublik. Mit schlichter und funktionaler Architektur sollten Modernität undBescheidenheitdesneuendeutschenStaatesausgedrücktwerden.DieKunstam Bau dieser Zeit ist ebenso getragen von folgendem Leitgedanken: Sie wollte durch vertrauteTechnikenundMaterialien,handwerklichundkünstlerischhoheQualität sowie durch klare Bildinhalte überzeugen. Waldemar Ottos (*1929) Triptychon aus getriebenem Kupferblech ist ein herausragendes Beispiel für diese Auffassung. Das mittlere Relief zeigt zwei schmale Figuren, die mit der versöhnenden Geste des Händereichens das Streben nach Wiederaufnahme der jungen Bundesrepublik Getriebene Kupferreliefs in die internationale Gemeinschaft nach dem Zweiten Weltkrieg symbolisieren. Standort: Empfangsraum der Residenz Bau: Deutsche Botschaft Canberra, Flankiert werden sie auf dem linken Relief von einem Phönix, der sich aus einer Australien brennenden Häuserkulisse emporzuschwingenscheint,undeinem„Wundervogel“ Bauzeit: 1956 – 58 Architekt: Bundesbaudirektion auf dem rechten Relief, der von der Hoffnung auf eine bessere Zukunft erzählt.

50 51 Fritz Koenig „Maternitas“, 1958

Der Deutsche Pavillon für die Weltausstellung in Brüssel 1958 war als rundum verglaster Pavillon ein vollkommener Gegenentwurf zum Speer’schen Pavil- lon von 1937. Mit seiner transparenten Erscheinung sollte er der Welt vermit- teln, dass das neue, demokratische Deutschland auch architektonisch in der Moderne angekommen war. Neben Bernhard Heiliger wurde Fritz Koenig (*1924) ausgewählt, den umliegenden Freiraum mit einer Plastik auszugestal-

Bronzeplastik ten. Er schuf hierfür die Figur „Maternitas“ (lat.: Mutterschaft), eine zeitgenös- Ehem. Standort: Vorplatz vor sische Umsetzung des christlichen Motivs der Schutzmantelmadonna. In abs- Weltausstellungspavillon (seit 1967 vor ehem. Kanzlerbungalow, Bonn, trahierter Form ist eine Frau dargestellt, die mehrere Kinder mit ihrem Mantel auf dem Gelände des Bundesministeriums bedeckt; Assoziationen zu Themen wie „Fürsorge“ und „Geborgenheit“ sind für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) nicht zufällig. 1967 wurde die Arbeit von Koenig gemeinsam mit dem in Brüssel Bau: Deutscher Pavillon, Weltausstellung Brüssel, Belgien gezeigten „Figurenbaum“ von Bernhard Heiliger in den Park des Kanzlerbun- Bauzeit: 1957 – 58 galows versetzt. Der 1963 – 64 von Sep Ruf gebaute Bungalow entstand im Auf- Architekten: Egon Eiermann, Karlsruhe, Sep Ruf, München trag von Ludwig Erhard als Wohn- und Empfangsgebäude des Bundeskanzlers.

52 53 Erich F. Reuter „Galionsfigur“, 1959/61

Das Gebäude der Deutsche Botschaft Rio de Janeiro liegt direkt an den die Stadt eingrenzenden Gebirgszügen. Das enge, zwischen Straße und Berg gelegene Grundstück wurde optimal ausgenutzt: Ein viergeschossiger Gebäuderiegel ruht durch Stützen erhöht auf einem flachen Querriegel und erinnert mit seinem Flug- dach und in seiner leicht geknickten Form an die Werke des bekannten brasiliani- schen Architekten Oskar Niemeyer. Auch die „Galionsfigur“ von Erich Fritz Reuter (1911–97) spielt mit ihren zu einer Willkommensgeste ausgebreiteten Armen auf ein lokales Werk an: die Cristo-Redentor-Statue (1931) auf dem drei Kilometer ent- fernten Corcovadoberg. Die Plastik von Reuter hat expressionistische Anklänge, ist Bronzeplastik, 420 cm hoch Standort: Stützmauer zur Hauptstraße allerdings deutlich abstrahiert und auf den Gestus reduziert. Reuter, der – anders Bau: Deutsche Botschaft Rio de Janeiro, Brasilien (heute Generalkonsulat) als die meisten deutschen Bildhauer der Nachkriegszeit – an der figürlichen Plas- Bauzeit: 1956 – 61 tik festhielt, wurde mehrfach vom Bund mit Kunst am Bau beauftragt, u.a. für die Architekten: Klaus Schmidt und Ernst van Dorp, Bonn, und Bundesbaudirektion Botschaften Lagos und Washington sowie für die Weltausstellung in Montreal 1967.

55 Edith Müller-Ortloff „Die völker verbindende Macht der Musik“ oder „Tänzerisches Allegro“, um 1960

Die Deutsche Botschaft Neu Delhi war einer der ersten Neubauten einer Auslands- vertretung der Bundesrepublik nach dem Zweiten Weltkrieg. Ziel des 1954 durch- geführten Wettbewerbs war, durch moderne Architektur Anschluss an internatio- nale Gestaltungsmaßstäbe zu finden. Auch die verwendeten Materialien und die qualitätvolle künstlerische Ausstattung unterstrichen die herausragende poli- tische Bedeutung: Bronzereliefs von Karl-Heinz Krause im Empfangsraum, eine große Batikarbeit im Speisezimmer und der Wandteppich „Die völkerverbindende Macht der Musik“ („Tänzerisches Allegro“) für das Damenzimmer, beide von Edith Wandteppich in Knüpftechnik Müller-Ortloff (1911–95). Der große Wandteppich bildet in seiner Materialität, der aus Schurwolle, 4,25 x 2,50 m Standort: Damenzimmer leuchtenden Farbigkeit und der abstrahierenden Formsprache einen reizvollen Bau: Deutsche Botschaft Neu Delhi, Indien Bauzeit: 1956 – 62 Kontrast zur sachlichen Architektur. Müller-Ortloff, Mitglied des Deutschen Werk- (Erweiterungsbau 1992 – 1997) bunds, erhielt in den 1950er-Jahren zahlreiche Aufträge von öffentlichen und Architekten: Johannes Krahn, Frankfurt am Main und Bundesbaudirektion kirchlichen Institutionen, u. a. für die Deutsche Botschaft Canberra, Australien.

56 57 Andreu Alfaro „Espacio para una fuente“, 1960

Die Deutsche Schule Valencia strahlt trotz mehrerer An- und Umbauten bis heute die Aufbruchstimmung der 1950er-Jahre aus. Wesentlichen Anteil daran hat die Stahlplastik „Espacio para una fuente“ (Raum für einen Brunnen) des spanischen Bildhauers und Zeichners Andreu Alfaro (*1929). Er entwickelte hier seine erste Arbeit für den öffentlichen Raum, der vor allem in Spanien und Deutschland viele weitere folgen sollten. Die sich nach oben verjüngende Spiralform führt die Bewegung des Wassers im Brunnen spielerisch weiter und macht ihn weithin sichtbar zu einem Blickfang der ansonsten streng rechtwinkligen Anlage. Die horizontal und vertikal angelegten hellen Blen- den des Klassentrakts und das vorgehängte Betongitter der Turnhalle bilden Brunnenplastik aus Stahl den gerasterten Hintergrund, vor dem die Stahlplastik gleichsam in Schwung Standort: Schulhof vor dem Hauptgebäude Bau: Deutsche Schule Valencia, Spanien zu geraten scheint. Auch wenn der Brunnen inzwischen stillgelegt ist, ist das Bauzeit: 1959 – 61 Kunstwerk nicht nur zum Erkennungsmerkmal der Schule geworden, sondern Architekten: Bundesbaudirektion (Merz/Müller) es wird auch von den Schülern gerne als Sitz- und Liegegelegenheit genutzt.

58 59 Hedja Luckhardt-Freese Ohne Titel, um 1960

Der erste Bau der Deutschen Botschaft Tokyo wurde in den Jahren 1956 – 60 errichtet. Wegen mangelnder Erdbebensicherheit wurde er 2005 durch einen vergrößerten Neubau der Architekten Mahler, Günster, Fuchs aus ersetzt. Aus dem Altbau übernommen wurde das für den ehemaligen Mehr- zwecksaal geschaffene Wandmosaik von Hedja Luckhardt-Freese (1905 – 1988), das aufgrund seiner klaren abstrakten Formsprache und zeitlosen Qualität in den Neubau transloziert wurde. Gemeinsam mit der im Zusammenhang mit dem Neubau beauftragten Videoarbeit „o. T. (Schilfhalme)“ (2005) von Anna Werkmeister bildet es die künstlerische Ausgestaltung der Botschaft. Hedja Wandmosaik Standort: Kanzlei Luckhardt-Freese war mit dem Architekten Wassili Luckhardt verheiratet, für Bau: ehem. Deutsche Botschaft Tokyo, Japan den sie in den 1950er-Jahren mehrere Wandarbeiten entwickelte (z. B. für die Bauzeit: 1956 – 60 Freie Universität in Berlin). Sie wurde mehrmals vom Bund für Kunst-am-Bau-Pro- Architekten: Bundesbaudirektion (Wiese/Ottmanns) jekte beauftragt, u. a. für ein Glasmosaik für die Botschaft Montevideo, Uruguay.

60 61 Norbert Kricke „Große Mannesmann“, 1961

Der Deutsche Pavillon in Montreal, mit dem Frei Otto das 1972 realisierte Münch- ner Olympiastadion formal vorwegnahm, wirkte allein schon durch die aufsehen- erregende Zeltkonstruktion, sodass auf jede herkömmliche repräsentative Geste verzichtet werden konnte. Für die Kunst am Bau wurde Norbert Kricke (1922–84) beauftragt, der die Dynamik des Pavillons in seine Edelstahlplastik „Große Man- nesmann“ übertrug und zu einem Kraftbündel steigerte, das in reizvollem Kon- trast zu den sanft geschwungenen Linien der Architektur stand. Die „Große

Edelstahlplastik Mannesmann“ steht heute in Düsseldorf, eine weitere Version der Plastik bei der Ehem. Standort: Vorplatz vor physikalisch-technischen Bundesanstalt in Braunschweig. Mit seinen Stahlplasti- Weltausstellungspavillon (heute Vorplatz Mannesmann AG/Vodafone, Düsseldorf) ken, die oft die Wirkung dreidimensionaler, stark gestischer Zeichnungen haben, Bau: Deutscher Pavillon, Weltausstellung Montreal, Kanada setzte sich Kricke auch international durch. Mehrfach war er im Auftrag des Bauzeit: 1965 – 67 Bundes tätig, u. a. mit einer Supraporte für den Langen Eugen in Bonn oder mit Architekten: Rolf Gutbrod, Berlin, und Frei Otto, Stuttgart einem sogenannten Wasserwald für die Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg.

63 Bernhard Heiliger „Kosmos 70“, 1963 – 69

Der 1961 begonnene Umbau des stark zerstörten Reichstagsgebäudes in Berlin „für parlamentarische Zwecke“, wie es damals hieß, löste Konflikte zwischen Ost und West aus. Denn eine parlamentarische Nutzung des direkt an der im selben Jahr errichteten Mauer gelegenen Gebäudes war durch das Vier-Mächte-Abkommen nicht erlaubt. Der von Baumgarten geschaffene Plenarsaal blieb dementspre- chend zumeist leer. Gleichwohl wurde für die Kunst am Bau mit Bernhard Heiliger (1915–95) einer der neben Hans Uhlmann und Karl Hartung wichtigsten deutschen Bildhauer der Nachkriegszeit herangezogen, der u.a. schon für die Deutsche Bot- schaft Paris und die Weltausstellung 1958 in Brüssel im Auftrag des Bundes tätig war. Mit „Kosmos70“ schuf Heiliger eine Arbeit, die mit ihrer filigranen Struktur zweiteilige Hängeplastik aus Aluminium, 900 x 180 x 400 cm und scheinbar frei schwebenden Gestalt die Schwere des Wallot’schen Reichs- Ehem. Standort: Westfoyer (in Zukunft: Foyer Marie-Elisabeth-Lüders-Haus, Berlin) tags reizvoll kontrastierte und die schlichte Modernität der neuen Räume unter- Bau: Deutscher Bundestag, Berlin strich. Seit dem Umbau des Reichstags abgehängt, wird sie zukünftig im Erwei- Bauzeit: 1961 – 71 Architekten: Paul Baumgarten, Berlin terungsbau des Marie-Elisabeth-Lüders-Haus nahe dem Reichstag neu platziert.

64 65 Joachim Berthold „Liegende“, 1964

Die Deutsche Botschaft Monrovia gehört zu den frühesten Botschaftsneubau- ten der Bundesrepublik auf dem afrikanischen Kontinent. Nach 1992 wegen des Bürgerkrieges für längere Zeit nicht mehr in Nutzung, dient der Bau inzwi- schen wieder als Anlaufstelle für Notfälle. Die kleinteilige, bungalowartige, flächige Architektur des Ensembles entspricht der Idee eines bescheidenen Auftritts ebenso wie der Anpassung an die klimatischen Bedingungen, die durch die rund um die Fassaden geführten metallenen Sonnenschutzlamellen noch unterstützt wird. Der Künstler Joachim Berthold (1917 – 90) wurde direkt beauftragt, für den sich zum Ozean öffnenden Residenzgarten eine skulptu- Bronzeplastik, 200 cm rale Arbeit zu entwickeln. Seine „Liegende“ aus Bronze stellt eine auf das Meer Standort: Residenzgarten Bau: Deutsche Botschaft Monrovia, Liberia schauende weibliche Figur dar, deren Haltung die einer Ruhenden, vielleicht Bauzeit: 1962 – 64 auch Wartenden zu sein scheint. Sie drückt nicht nur eine Sehnsucht nach der Architekten: Bundesbaudirektion (Glatzer/Seidlitz) Ferne aus, sie schlägt symbolisch auch eine Brücke zwischen den Kontinenten.

66 67 Blasius Spreng Ohne Titel/„Blütenzweig“, 1965

Der Architekt Rolf Gutbrod schuf mit der Deutschen Botschaft eines der moderns- ten Gebäude des Wiener Diplomatenviertels. Nach außen in der Wirkung massiv und abschirmend, öffnet sich das Gebäude durch die hinter einem asymmetrisch angelegten Raster aus Stahlstreben gelegene Glasfassade zum Innenhof. Bla- sius Spreng (1913 – 87), der mit Gutbrod schon 1956 bei der Stuttgarter Liederhalle zusammengearbeitet hatte, entwickelte eine künstlerische Konzeption, die vom Bau nicht zu trennen ist. Die Innenhofgestaltung umfasst die durch schräg geführte Betonmauern gerahmten Brunnenbecken ebenso wie eine Sitzgruppe,

Wasserbecken, Quellstein und ein Bodenmosaik und einen 130 cm hohen Steinquader als Quellstein. Die Plastik Steinteppich, Plastik „Blütenzweig“ „Blütenzweig“ passt sich in ihrer Form derart der dahinterliegenden Palisadenwand und Reliefplatten Standort: Innenhof und an, dass sie zu einem integralen Bestandteil des Ensembles wird. Auch die Boden- Residenzhaupthalle Bau: Deutsche Botschaft Wien, gestaltung der Residenzhaupthalle nimmt Elemente der Architektur so auf, dass Österreich die Kunst gleichsam mit dem Bau zu verschmelzen scheint. Das Gebäude wird zur- Bauzeit: 1962 – 65 Architekt: Rolf Gutbrod, Stuttgart zeit saniert und erweitert, die Arbeiten von Spreng sollen dabei erhalten bleiben.

68 69 Alexander Calder „Têtes et Queue“, 1965

Die Neue Nationalgalerie ist eines der berühmtesten Museumsbauwerke weltweit. Mit seinem stark überkragenden Dach, das auf lediglich acht nach außen gezoge- nen Stützen lagert, präsentiert sich der transparente Glasbau weithin als stützen- freie Ausstellungshalle, die von einer großzügigen Terrasse umgeben ist. Auf dieser sind Großskulpturen von Künstlern wie Henry Moore oder Richard Serra platziert, die mit der Architektur in einen Dialog treten. Das gilt insbesondere für die Arbeit „Têtes et Queue“ (Köpfe und Schwanz) des amerikanischen Künstlers Alexander Calder (1898–1976): Material und Farbe stehen für eine Annäherung, während die spielerische Erscheinung des Kunstwerks die strukturelle Strenge des Baus durch- Stahlplastik, 550 x 470 x 330 cm bricht. Die Plastik ist eines der sogenannten Stabiles von Calder, die eine Weiter- Standort: Terrasse des Museums Bau: Neue Nationalgalerie, Berlin entwicklung seiner frei im Raum hängenden Mobiles sind. Menschliche oder auch Bauzeit: 1965 – 1968 tierische Figuren scheinen neugierig aneinander vorbei zur Nationalgalerie zu Architekten: Ludwig Mies van der Rohe, Chicago blicken, ähnlich den Touristen, die sich auf der Terrasse gegenseitig fotografieren.

70 71 Karl Hartung „Vegetative Form“, 1966

Die 1964 fertiggestellte Deutsche Botschaft Jakarta ist ein aufgeständerter, funktionaler Bau mit neun Stockwerken, der durch die rundum laufenden Bal- konbrüstungen horizontal gegliedert wird. Für die künstlerische Ausgestal- tung des Empfangssaalfoyers wurde Karl Hartung (1908 – 67) beauftragt, der zuvor schon für die Deutsche Botschaft Washington tätig war. Hartung, der mit Hans Uhlmann und Bernhard Heiliger den internationalen Ruf der deut- schen Bildhauerkunst nach dem Zweiten Weltkrieg neu begründete, nahm mit seinen plastischen Arbeiten künstlerische Positionen der klassischen Moderne, wie die von Hans Arp oder Aristide Maillol, auf und entwickelte sie zu einer abstrahierten Formensprache weiter. Charakteristisch für die Werkgruppe Bronzeplastik, 250 cm hoch der Metamorphosen in Hartungs Werk sind organische Abstraktionen wie Standort: Foyer vor Empfangssaal Bau: Deutsche Botschaft Jakarta, Indonesien die überlebensgroße Plastik „Vegetative Form“ in Jakarta, die sich Figürlich- Bauzeit: 1964 keit und Sinnlichkeit einer natürlich gewachsenen Form bewahrt haben und Architekten: Bundesbaudirektion (Glatzer/Sadewasser) durch das Bronzematerial daran erinnern, dass sie artifiziellen Ursprungs sind.

73 Günter Ferdinand Ris „Wasser-Licht-Stelen“, 1970

Die Deutsche Botschaft Brasilia ist der einzige Bau Hans Scharouns im Ausland. Die höhengestaffelten Gebäudeteile gruppieren sich im Halbkreis; Kanzlei und Residenz gehen organisch ineinander über und sind nicht als getrennte Einheiten erkennbar. Wie das Äußere bricht auch Scharouns fließendes Raum- gefüge im Inneren mit den frühen schlicht-modernen Botschaftsbauten der Bundesrepublik. In die von dem bekannten brasilianischen Landschaftsar- chitekten Roberto Burle Marx gestaltete angrenzende Parklandschaft ist ein Wasserbecken mit drei verschieden hohen Stahlstelen des Künstlers Günter Ferdinand Ris (1928 – 2005) eingefügt. Durch ihre klare und schlichte Erschei- nung bildet die Brunnenplastik einen Gegenpol zu der komplexen Form des Drei Stelen aus Edelstahl, innen beleuchtete Plexiglasringe, Gebäudes. An den von innen beleuchteten Plexiglasringen der Stelen fließt ca. 250 cm hoch Standort: Wasserbecken vor der Residenz das Wasser wellenförmig hinab, was vor allem in der Dunkelheit für eine Bau: Deutsche Botschaft Brasilia, Brasilien schimmernde, ästhetisch reizvolle Szenerie sorgt. Bei Tag rahmen die Stelen Bauzeit: 1968 – 71 Architekt: Hans Scharoun, Berlin elegant den Blick vom Gebäude in die savannenartige Landschaft Brasilias ein.

74 75 HAP Grieshaber „Weltgericht oder Inferno des Krieges“, 1970

Der Bau des Abgeordnetenhochhauses des Deutschen Bundestages markiert den Abschied der jungen Bundesrepublik von baulichen Provisorien in Bonn. Der dezidiert modernen Architektur entsprechend wurde 1969 – 71 ein ambiti- oniertes Kunst-am-Bau-Programm umgesetzt, für das namhafte Künstler wie Norbert Kricke, Emil Schumacher, Günter Ferdinand Ris oder Günther Uecker beauftragt wurden. Während Georg Meistermann für den Hearingsaal eine Ehrenchronik demokratischen Verhaltens entwickelte, schuf HAP Grieshaber (1909 – 81) ein hohes Triptychon als Supraporte für den Sitzungssaal des Vertei- digungsausschusses. In der Mitte zeigt es ein die Folgen des Krieges anmahnen- Triptychon, Öl und Acryl auf Holz, 250 x 230 cm des Inferno, auf den Flügeln sind Figuren anhand ihrer Ausstattung mit Apfel Standort: Supraporte über der Eingangstür, Sitzungssaal Verteidigungsausschuss und Schlange als Adam und Eva zu erkennen. Mit den christlichen Motiven und Bau: „Langer Eugen“, ehem. Abgeordnetenbüros des Deutschen Bundestages, Bonn (heute Nutzung der an einen mittelalterlichen Flügelaltar erinnernden Form appelliert Gries- durch verschiedene UN-Organisationen) haber an die Politiker, sich der Folgen ihres Handelns bewusst zu sein, und for- Bauzeit: 1966 – 69 Architekt: Egon Eiermann, Karlsruhe dert damit ethische und moralische Verantwortung im politischen Alltag ein.

77 Reinhard Omir „Kinetische Säule“, 1972 – 73

Das schlichte zweigeschossige Gebäude für die Deutsche Botschaft Kabul wurde kurz vor dem Sturz des Königshauses und der Gründung der Republik Afgha- nistan fertiggestellt. Zur Residenz gehörte ein großzügig angelegter Garten, in dem ein flaches quadratisches Wasserbecken eingelassen war. In einem Gut- achterverfahren für Kunst am Bau wurde der für seine kybernetischen und kinetischen Arbeiten bekannte Künstler Reinhard Omir (*1938) ausgewählt. Die in den Kriegswirren 1979 zerstörte Brunnenskulptur fertigte der Künstler in Deutschland an, vor Ort wurde sie von Botschaftsmitarbeitern installiert. Drei übereinanderliegende Kuben aus geschliffenem Edelstahl spiegelten die blau- Brunnenplastik aus drei geschliffenen Edelstahlwürfeln, 300 cm hoch grünen Fliesen des Wasserbeckens und bewegten sich, durch einen Motor ange- Standort: Wasserbecken vor der Residenzterrasse trieben, in exzentrischen Bewegungen gegeneinander. Mal wirkten sie elegant- Bau: Deutsche Botschaft Kabul, Afghanistan tänzerisch, mal unkontrolliert torkelnd – wie eine Metapher für die bewegte Bauzeit: 1970 – 72 Architekten: Bundesbaudirektion (Sadewasser) Geschichte des Landes, in dem sie standen. Auch das Botschaftsgebäude wurde mit Günter Lange & Wolfgang Ebinger, Frankfurt am Main während des Krieges beschädigt, ist aber inzwischen wieder instand gesetzt.

79 Otto Herbert Hajek „Zeichen für Montevideo“, 1974

Die Deutsche Botschaft Montevideo öffnet sich zur Uferstraße des Rio de la Plata in durchgestaffelter Form mit einem auskragenden Vordach. Für die künstleri- sche Ausgestaltung der Kanzlei wurde Otto Herbert Hajek (1927 – 2005) einge- laden. Sein Werk greift in vielen Bereichen direkt in den Bau ein. Die weithin sichtbare gezackte Betonstele begrüßt den Besucher aus der Ferne, das am fla- chen Gebäudeteil angebrachte Wandmosaik vertieft die intensive Farbigkeit. An der Einfahrt bringt das Wasser des Brunnens die Primärfarben Rot, Gelb und Blau zum Strahlen, und auch der tief unter dem Vordach gelegene Einfahrts-

Pflasterungen, Brunnenanlage, farbige bereich wird durch ein abstraktes farbiges Wandmosaik aufgehellt. Die in der Betonstele, plastische und grafische Ober- Pflasterung wiederzufindende Ornamentierung aus geometrischen Grundfor- flächengestaltung der Wände der Kanzlei Standort: Einfahrtsbereich, Saal, Eingang men setzt sich im Inneren des Gebäudes fort und bildet so einen wirkungsvollen und Foyer der Kanzlei Bau: Deutsche Botschaft, Kanzlei, künstlerischen Kontrast zum funktionalen Gebäude. Hajek konnte mehrfach Montevideo, Uruguay seine Farbkonzepte für den Bund umsetzten, u. a. für die Botschaft Lomé oder Bauzeit: 1971 – 74 Architekt: Bundesbaudirektion (Seidlitz) für das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Bonn.

80 81 Adolf Luther „Lichtdecke“, 1975 – 76

Das aus dem 19. Jahrhundert stammende Palais Schaumburg war ab 1949 Sitz des Bundeskanzleramts, 1974 – 76 wurde es um einen dreigeschossigen Gebäudekomplex erweitert. Im Zuge der Baumaßnahme wurde ein offener zweistufiger Wettbewerb ausgelobt mit dem Ziel, ein Gesamtkonzept für die Kunst zu entwickeln. Umgesetzt wurden schließlich sechs Arbeiten, darun- ter die von Adolf Luther (1912 – 90). Der Künstler, ausgebildeter Jurist, fand ab den 1950er-Jahren zur informellen Malerei und entwickelte ab den 1960er- Jahren Installationen aus Spiegel- und Linsenobjekten. Luther wurde vom

Raumgestaltung mit 948 Hohlspiegeln, Bund mehrfach beauftragt, unter anderem für Kunst am Bau in den Deutschen Beleuchtung Botschaften Zagreb und Brasilia. Die Arbeit für den Konferenzsaal des Bundes- Standort: Konferenzsaal Bau: ehem. Bundeskanzleramt, Bonn kanzleramts umfasst 948 Hohlspiegel, die an der Decke angebracht sind und (heute Bundesministerium für wirtschaftli- che Zusammenarbeit und Entwicklung) den Raum unendlich widerspiegeln. Die Installation ist integraler Bestandteil Bauzeit: 1974 – 76 der Architektur, die zugleich durch die vielfältigen Spiegelungen und Lichtre- Architekten: Planungsgruppe Stieldorf, Königswinter flexionen die schlicht-funktionale kubische Form des Saales nahezu aufhebt.

82 83 Panamarenko „Umbilly II“, 1977

Der 1977 fertiggestellte Gebäudekomplex für die Offiziersschule der Luftwaffe in Fürstenfeldbruck bei München wird wegen seiner blauen Fassadenelemente auch „Blaues Palais“ genannt. Zentrum der Anlage ist das Hörsaalgebäude, um das sich Stabs- und Unterkunftsbereiche sowie Wirtschaftsgebäude gruppie- ren. Alle Gebäude sind durch Brücken und überdachte Gänge miteinander verbunden. Der international renommierte belgische Künstler Panamarenko (*1940) wurde im Rahmen eines beschränkten Wettbewerbs beauftragt, eine Arbeit für den Flurbereich des Hörsaalgebäudes zu entwickeln. Panamarenko wurde als Happening-Künstler in den 1960er-Jahren bekannt, schuf aber auch Plastik aus verschiedenen Materialien, eine Reihe aufsehenerregender raumgreifender Installationen. Sie sind als ca. 250 cm hoch Standort: „Blaues Palais“, poetische Maschinen zu begreifen, die die Schwerkraft zu überwinden suchen. Hörsaalgebäude, Flurbereich Bau: Offiziersschule der Luftwaffe, Auch das Objekt für die Ausbildungsstätte der Luftwaffe scheint im nächsten Fürstenfeldbruck Moment abzuheben. Als „Fahrrad mit Flügeln“ erinnert es an die Anfänge der Bauzeit: 1975 – 77 Architekten: Kurt Ackermann, München Fliegerei und mahnt gleichzeitig die Verletzbarkeit des fliegenden Menschen an.

84 85 Erich Hauser „Werknummer 8/77“, 1977

Der Gebäudekomplex mit ursprünglich sieben avisierten Hochhausbauten sollte den Auftakt für ein neues Ministeriumsviertel zwischen Bonn und Bad Godes- berg an der Rheinaue bilden. Realisiert wurden davon lediglich zwei elf- bis 14-geschossige kreuzförmige Bauten, die sogenannten Kreuzbauten, die in eine weitläufige Parklandschaft eingebettet wurden. Mit der Planung verbunden war ein Gesamtkonzept für Kunst am Bau, das etwa 50 Kunstwerke für den Innen- Edelstahlplastik, poliert und Außenbereich vorsah. Erich Hauser (1930 – 2004) entwarf für den Vorplatz Standort: Vorplatz Kantine Bau: „Kreuzbauten“, ehem. der Kantine eine plastische Arbeit, die als Weiterentwicklung geometrischer Bundesministerium der Justiz und Grundformen eine leichte Formbarkeit und Beweglichkeit des starren Materials ehem. Bundesministerium für Forschung und Technologie (heute suggeriert. Sie wirkt auf den ersten Blick wie ein gefalteter Papierwürfel, dessen Bundesministerium für Bildung und Forschung bzw. Eisenbahnbundesamt) Kanten sich so verschoben haben, dass ein Auseinanderfallen zu drohen scheint. Bauzeit: 1969 – 75 In reizvollem Widerspruch dazu stehen die schwere Materialität des Stahls und Architekten: Planungsgruppe Stieldorf, Königswinter die schiere Größe des Objekts, die seine Statik und Unbeweglichkeit unterstreicht.

86 87 Wolf Vostell „Der Dialog“, 1978

Die Architektur des Ministeriums ist schlicht und funktional gehalten. Die Her- ausforderung für die Kunst am Bau war, einerseits auf die Nutzung des Gebäu- des einzugehen, und andererseits in der ästhetischen Erscheinung einen Kont- rapunkt zur Architektur zu schaffen. Wolf Vostell (1932 – 98) erarbeitete für den Sitzungssaal eine dreiteilige, lebensgroße Wandarbeit, die, in die Vertäfelung eingebettet, einen direkten Zusammenhang zu dem herstellt, was im Sitzungs- saal im besten Falle stattfinden sollte: ein Dialog. Zwei an der Rückwand ange- brachte Reliefs stellen vereinzelte Individuen dar, während das Relief an der Stirnwand zwei sich am Arm berührende, scheinbar in ein intensives Gespräch vertiefte Menschen zeigt. Die Reliefs leben von den starken Faltungen des Bleis, das sich wie geknittertes Papier über die Figuren legt. Sie nehmen mit einer Bleireliefs Standort: großer Sitzungssaal vergleichbaren Arbeit für den Deutschen Entwicklungsdienst in Berlin eine Bau: Bundesministerium des Innern, Bonn Sonderstellung im Werk von Vostell ein, der vor allem durch Happeningakti- Bauzeit: 1979 Architekten: Bundesbaudirektion onen sowie Skulpturen aus Autoschrott im öffentlichen Raum bekannt wurde.

89 Günter Fruhtrunk und Paolo Nestler „Quiet Room“, 1978

Die Hochhausscheibe in New York steht mit ihrer schlichten Modernität symbo- lisch wie kein anderes Gebäude für die Vereinten Nationen. Viele Mitgliedsstaa- ten übergaben Kunstwerke zur Ausstattung des Gebäudes. Diejenige Arbeit, die eine untrennbare Verbindung mit der Architektur einging, ist die des Künstlers Günter Fruhtrunk (1923 –82), der in Zusammenarbeit mit dem Architekten Paolo Nestler (1920–2010) den neben dem Sitzungssaal liegenden „Quiet Room“ gestal- tete. Der Raum zählt zu den Hauptwerken von Fruhtrunk, der in seiner Zeit mit formal strenger Farbmalerei international bekannt wurde und mehrfach an der Wand- und Deckenverkleidung mit Holztafeln, Wollteppich und Möbeln documenta teilnahm. Diagonale Holzpaneele unterschiedlicher Färbung und Standort: Aufenthaltsraum neben Breite verleihen dem „Quiet Room“ eine Dynamik, die in den Streifen des Tep- dem Sitzungssaal des Sicherheitsrats Bau: UN-Hauptquartier, Sekretariats- pichs fortgeführt wird. Die Sitzmöbel hingegen haben eine betont rechtwink- hochhaus, New York, USA Bauzeit: 1949 – 51 lige Form, die hierzu kontrastiert. Der für den informellen Austausch vor und Architekten: Internationales nach den Sitzungen gedachte Raum hat die Präsenz eines Gesamtkunstwerks, Architektenteam (Leitung: Wallace K. Harrison, New York) ohne aufdringlich zu wirken. Er wurde im Jahr 2000 umfänglich restauriert.

90 91 Ansgar Nierhoff „Sechs Assoziationsträger“, 1978

Der Gebäudekomplex an der Rochusstraße in Bonn besteht aus historischen Kasernengebäuden und Erweiterungsbauten aus den 1970er-Jahren. Heraus sticht das 13-geschossige Hochhaus, das vom Bundesministerium für Ernäh- rung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz und dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales genutzt wird. Als Kunst am Bau wurden neben einer Arbeit von Bernhard Heiliger die „Sechs Assoziationsträger“ von Ansgar Nier- hoff (1941 – 2010) beauftragt, die auf dem Gelände aufgestellt wurden. An sechs Holzgestellen befinden sich Objekte aus Edelstahl, die als unterschiedli-

Edelstahlblech, Holz, bis zu 200 x 80 cm che Taschen oder auch Rucksäcke gedeutet werden können. Alle scheinen sie Standort: zwischen Haus 2 und Haus 3 schwer gefüllt zu sein, wobei die Faltungen im Edelstahl eine Anpassungsfähig- Bau: Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und keit suggerieren, die das Material in Wirklichkeit nicht bietet. Nierhoffs Werke Verbraucherschutz, Bonn Bauzeit: Kasernengebäude 1936, eröffnen in ihrer Mischung aus Abbild und Abstraktion eine Vielfalt an Asso- Erweiterungsbauten 1968 ziationen. Mehrfach war er für den Bund tätig, u. a. für die Bonner „Kreuzbau- Architekt der Erweiterung: Sep Ruf, München ten“, das Robert Koch-Institut oder den Deutschen Entwicklungsdienst in Berlin.

92 93 Gabriele Grosse Ohne Titel, 1978 – 79

Auch nach dem partiellen Umzug nach Berlin nutzt das Bundesministerium des Innern noch seinen 1979 errichteten Bonner Sitz weiter. Die Büros liegen im zwölfgeschossigen Hochhaus, während die Gemeinschaftsräume in einem flachen, L-förmigen Gebäudeteil untergebracht sind, der unmittelbar an das Hochhaus anschließt. Dort befindet sich auch das Kasino, für dessen Wand die Künstlerin Gabriele Grosse (*1942) eine großformatige Arbeit entwickelt hat, die sich angenehm von der einförmigen Backsteinwand abhebt. Grosse arbeitet seit 1967 als freischaffende Künstlerin, vor allem Tapisserien, Aquarelle, Zeich- nungen und Radierungen gehören zu ihrem Werk. Vielfach erhielt sie Aufträge für öffentliche Gebäude, vor allem für Tapisserien, von denen auch in Bonn mehrere zu finden sind. Ihre Wandarbeit für das Innenministerium, die auf Tapisserie, 390 x 195 cm Standort: Wand des Kasinos den ersten Blick wie ein abstraktes Gemälde wirkt, entpuppt sich erst auf den Bau: Bundesministerium des Innern, Bonn zweiten Blick als wandhohe Knüpfarbeit. Farbfelder fließen ineinander und Bauzeit: 1979 Architekt: Bundesbaudirektion ergeben immer neue Assoziationen zu stark abstrahierten Naturimpressionen.

95 Karl Manfred Rennertz „Drei Skiläufer“, 1979

Die ehemalige Truppenunterkunft Fahl in der Nähe von Todtnau im Hoch- schwarzwald besteht aus drei Gebäuden, die 1955 als französisches Freizeit- heim an der Paßstraße am Fuße des Feldbergs errichtet wurden. Von hier aus rückten die Sporteinheiten der Bundeswehr zur 4,5 km entfernt liegen- den „Todtnauer Hütte“ aus, die als Trainingsbasis diente. Die Holzskulptu- rengruppe, die Karl Manfred Rennertz (*1952) für diesen Ort schuf, umfasst drei übermannshohe menschliche Figuren, die stark abstrahiert, aber Lang- läufern ähnlich, in nach vorne gebeugter Haltung – die ersten beiden im Gleichschritt, der dritte etwas aus dem Tritt gekommen – hintereinander den Berg hinaufzustapfen scheinen. Die Figuren aus Holz sind mit der Motor- säge grob bearbeitet und ohne farbige Fassung. Wie Gliederpuppen sind 3 Holzskulpturen auf gemeinsamem Holzsockel, bis 300 cm sie an den Gelenken sichtbar vernietet und wirken, als ob man sie bewegen Standort: Außenbereich könnte. Durch das Material und die Darstellungsweise stellt Rennertz einen Bau: Truppenunterkunft Todtnau-Fahl Bauzeit: 1955 direkten Zusammenhang zur Funktion des Ortes und der Berglandschaft her.

96 97 Henry Moore „Large Two Forms“, 1979

Bundeskanzler Helmut Schmidt ließ 1979 den Vorplatz des neuen Erweiterungsge- bäudes für das Bundeskanzleramt umgestalten und die Bronzeplastik „Large Two Forms“ des britischen Künstlers Henry Moore (1898 – 1986) aufstellen. Mit dem Kauf eines allgemein geschätzten Kunstwerkes des international renommierten Künst- lers setzte er sich über die Ergebnisse eines 1974 für diesen Bereich durchgeführten Wettbewerbs hinweg. Auch wenn Schmidt und Moore eine politische Deutung ablehnten, wurde die abstrakte Form zweier sich ineinanderschmiegender orga- Bronzeplastik (1966 – 69), 365 x 400 x 610 cm nischer Elemente vielfach als Metapher für den modernen Sozialstaat verstanden. Standort: Vorplatzbereich Gleichzeitig wurde die Plastik als glanzvoller Kontrapunkt zu dem bewusst auf jeg- Bau: ehem. Bundeskanzleramt, Bonn (heute Bundesministerium liche Zurschaustellung von Macht und Repräsentation verzichtenden Bau des Bun- für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) deskanzleramts gesehen, mit der ein Hauch von Glamour ins Bonner Regierungs- Bauzeit: 1974 – 76 viertel einzog. Durch ihren zentralen Standort bestimmte die Moore-Plastik jahr- Architekten: Planungsgruppe Stieldorf, Königswinter zehntelang das mediale Bild des Bundeskanzleramts – die Kunst wurde zur Marke.

98 99 Mary Bauermeister „Vier Glasstelen“, 1979

Die Deutsche Botschaft Khartoum ist ein schlichter viergeschossiger Bau, der durch breite horizontale Geschossbänder und nach oben zurückspringende Stock- werke gegliedert ist. Für das vom offen gehaltenen Eingangsbereich abgetrennte Damenzimmer entwickelte Mary Bauermeister (*1934) eine Glasarbeit aus ver- schiedenfarbigen Glaselementen und optischen Linsen. Die zwischen Boden und Decke mit Drahtseilen verspannten Glasobjekte bewegen sich wie Mobiles und reflektieren und brechen das einfallende Licht so, dass die Raumgrenzen - zuver schwimmen scheinen. Bauermeister initiierte in ihrem Kölner Atelier ab 1960 eine Reihe von Happenings und Aktionen, die zu den Vorläufern der Fluxus-Bewegung zählen. Ihre intensive Auseinandersetzung mit Raum, Bewegung und Musik, die auch aus der Partnerschaft mit dem Komponisten Karlheinz Stockhausen her- Hängeobjekte aus Glas, optischen Linsen und Holz rührt, schlägt sich auch in ihren künstlerischen Arbeiten nieder. Im Auftrag des Standort: Pfeilerbereich zwischen Eingangshalle und Damenzimmer Bundes schuf sie mehrere Glasinstallationen und kristalline Glasobjekte, u.a. für Bau: Deutsche Botschaft Khartoum, Sudan das Bundesministerium des Innern in Bonn oder das Goethe-Institut in London. Bauzeit: 1979 – 1981 Architekt: Bundesbaudirektion (Löhr)

100 101 Heinz Mack „Sandfontäne“, 1980

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat seinen Bonner Dienstsitz nach wie vor in einem der Hochhäuser im Bonner Ministeriumsviertel, die wegen ihres einprägsamen Grundrisses auch „Kreuzbauten“ genannt werden. Neben Künstlern wie Erich Hauser, Ansgar Nierhoff und Günter Ferdinand Ris wurde Heinz Mack (*1931) für die Kunst am Bau ausgewählt. Er entwickelte für den Kreuz- bau eine Arbeit, die als Relief eine dreidimensionale Qualität hat. Ausgehend von der Materialität des Sandes, suggeriert das bearbeitete Aluminium eine fontä- nenartige Bewegung, die durch die Spiegelung des Materials zu einem Vexier- Wandrelief aus Aluminium und Sand, 140 x 100 cm bild wird. Der Künstler wurde als Begründer der Düsseldorfer Künstlergruppe Standort: Leitungsbereich ZERO bekannt, die sich eine ästhetische Form zum Ziel gesetzt hatte, die den Bau: „Kreuzbauten“ – ehem. Bundesministerium für Bildung und gesellschaftlichen Neubeginn nach 1945, die „Stunde null“, abbilden sollte. Mack Wissenschaft (heute Bundesministerium für Bildung und Forschung) arbeitet hauptsächlich als Bildhauer; mehrfach hat er Glasobjekte oder Stelen Bauzeit: 1969 – 75 für den Bund geschaffen, u. a. für das Bundesministerium des Innern, das ehem. Architekten: Planungsgruppe Stieldorf, Königswinter Bundesministerium für Post und Telekommunikation oder die Bundeswehr.

103 Alfonso Hüppi Ohne Titel, 1981

Der Neubau des Bundeswehrkrankenhauses in Ulm besteht aus zwei winkel- förmigen Gebäuden, die, versetzt angeordnet, miteinander verbunden sind. Die Architektur setzt bewusst auf einen industriellen, die Materialität betonen- den Charakter. Das Herz der Anlage ist die zweigeschossige Eingangshalle, in der auf massiven Sichtbetonpfeilern die mehrteilige Installation von Alfonso Hüppi (*1935) angebracht ist. Die nüchterne Atmosphäre wird humorvoll durchbrochen, indem auf dem einen Betonpfeiler ein sich eng umschlingen- des Paar sitzt und auf dem benachbarten ein überdimensioniertes Ei thront, das der Schwerkraft komplett zu trotzen scheint. Zu Füßen des Eies befin- det sich – erkennbar durch die Schlange – eine Paradiesgruppe: Adam hängt kopfüber herab, Eva liegt entspannt zu seinen Füßen, den Putzeimer zur Seite plastische Arbeiten aus Papier, Putzeimer Standort: Eingangshalle gestellt. Die Figuren in ihrer kindlich-verspielten Erscheinung konterkarieren Bau: Bundeswehrkrankenhaus Ulm die Umgebung auf anrührende Art. Verstärkt wird der Eindruck noch durch die Bauzeit: 1974 – 79 Architekten: Heinle, Wischer und Partner, Stuttgart Leichtigkeit des Papiers, die im Gegensatz zur Festigkeit der Betonpfeiler steht.

105 Horst Antes „Kopf für Dakar“, 1980

Der Bildhauer und Maler Horst Antes (*1936) wurde vor allem durch seine überdimensionierten Kopffüßler-Skulpturen international bekannt, die er seit den 1960er-Jahren für den öffentlichen Raum schuf. Sein im Rahmen eines Wettbewerbsverfahrens ausgewählter „Kopf für Dakar“ begrüßt den Besucher der Deutschen Botschaft Dakar vor dem Haupteingang zur Kanzlei. Der über- dimensionierte Kopf aus Cortenstahl hat zwar eine Tiefe von einem halben Meter, ist aber trotzdem als Silhouette zu lesen. In den flächig gearbeiteten Kopf leicht vertieft eingelassen ist eine kniende Figur, die erst bei näherem Cortenstahl-Skulptur, 170 cm hoch Hinsehen erkennbar wird. Auf der rückwärtigen Seite der Kopfplastik sind Blu- Standort: im öffentlichen Raum an der Eingangspforte der Kanzlei menmotive und eine Leiter in die Oberfläche eingefügt. Der rostende Stahl Bau: Deutsche Botschaft, Kanzlei, Dakar, Senegal gibt dem Kopf eine dunkle Färbung, was vielfach als absichtsvoller Bezug zum Bauzeit: 1979 – 85 Gastland und als Brückenschlag zwischen europäischer und afrikanischer Architekten: Seidel, Hausmann & Partner, Darmstadt Kunst gewertet wird, sodass sich die Plastik vor Ort großer Akzeptanz erfreut.

106 107 Hann Ohne Titel, 1981

Die Botschaftsgebäude von Alexander Freiherr von Branca sind als zwei- und dreigeschossige Backsteinbauten mit großen Fenstern errichtet, die in post- moderner Weise Anklänge an antike Festungsarchitektur aufweisen. Für das Innere der Residenz, die mit Mobiliar aus mehreren Jahrhunderten eingerich- tet ist, wurden die Künstler Peter Schubert und Hann Trier (1915 – 99) mit male- rischen Arbeiten beauftragt. Während Schubert eine barock anmutende, aber abstrahierte Deckenmalerei für die Empfangshalle und das Herrenzimmer entwickelte, war Hann Trier für die künstlerische Gestaltung des Speisezim- mers und des Frühstückszimmers zuständig. Der ursprünglich aus dem Infor- mel kommende Trier schuf für das Speisezimmer eine als Fresko aufgetragene Deckenmalerei, Fresko (fresco secco) Standort: Speisezimmer abstrakte Komposition, die durch ihre malerische Qualität figurative Elemente Bau: Deutsche Botschaft beim Heiligen Stuhl, Rom, Italien suggeriert. Sie erinnert an seine Deckenmalerei für das wiederaufgebaute Bauzeit: 1980 – 84 Charlottenburger Schloss in Berlin (1972/73), die ähnlich faszinierend zwischen Architekten: Alexander Freiherr von Branca, München moderner Abstraktion und historischer Anmutung durch die Malweise oszilliert.

108 109 Ingeborg Schäffler-Wolf „Gobelin“, 1981

Das Gebäude für das Bundesministerium des Innern in Bonn ist ein zwölfge- schossiges Hochhaus mit angeschlossenem Flachbau. Für den Sitzungsraum im Leitungsbereich wurde unter der Leitung des Präsidenten der Bundesbau- direktion ein beschränkter „Kunst am Bau“-Wettbewerb mit drei Teilnehmern ausgelobt, aus dem Ingeborg Schäffler-Wolf (*1928) als Siegerin hervorging. Die Künstlerin, die in Stuttgart bei und in New York studierte, arbeitet seit Mitte der 1950er-Jahre vor allem mit den Materialien Stoff, Gips und Edelstahl. Ihre Stoffbilder lassen Anklänge an das Bauhaus und an die abs- trakte Farbfeldmalerei der 1950er-Jahre erkennen. Schäffler-Wolfs Arbeiten gewinnen durch die Materialität eine dreidimensionale Qualität. Auch das Seide über Edelstahl gespannt, Bonner Wandbild entwickelt eine bemerkenswerte Wirkung durch das Aufei- 340 x 250 cm Standort: Sitzungsraum Leitungsbereich nandertreffen von hartem Metall, plastischem Gips und der zarten Seide. Der Bau: Bundesministerium des Innern, Bonn Eindruck changiert zwischen dem bildhaften zweidimensionalen Charakter Bauzeit: 1979 Architekt: Bundesbaudirektion und der dreidimensionalen haptischen Wirkung der unterschiedlichen Stoffe.

110 111 Eberhard Linke „Gespräch zwischen den Blöcken“, 1981/82

Die Gebäude der Heinrich-der-Löwe-Kaserne in Braunschweig stammen aus den 1930er-Jahren. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden sie zunächst von der Briti- schen Armee genutzt, von 1958 – 2004 von der Bundeswehr. Über den Ergänzungs- fonds Kunst am Bau konnte ein Bodenrelief von Eberhard Linke (*1937) umgesetzt werden, das den Vorplatz einnimmt. Akkurat zu Kugeln geschnittene Bäume umrahmen eine künstliche Hügellandschaft, in die ein Wasserbecken eingebettet ist. Die Landschaft wird von Backsteinmauern unterschiedlicher Höhe durchzo- gen, die wie Schützengräben die Wasserbecken einfassen. Zwischen Mauern und Becken ducken sich vier Bronzefiguren, die so gruppiert sind, dass sie an hockende, Platzgestaltung aus Backstein und Bronze, sich versteckende Soldaten erinnern, die leise flüsternd ihre Situation besprechen. 999 x 911 cm (ges. Anlage: 400 x 400 m) Standort: Vorplatz Haus 8 – 10 Die Platzgestaltung wird zu einer Metapher für die beklemmende, gefährliche Bau: ehem. Heinrich-der-Löwe-Kaserne, Situation im Kriegseinsatz, die den Soldaten jederzeit drohen kann. Sie ist damit Braunschweig (bis 2004) Bauzeit: 1935 eindringlicher Kommentar zur monotonen Architektur der Kasernengebäude.

112 113 Ursula Sax Ohne Titel, 1982

Der Botschaftskomplex auf der Nilinsel Zamalek ist ein breit gelagerter Bau mit Kammstruktur, der durch Betonbänder und farbig abgesetzte Fensterele- mente gegliedert ist. Als Kunst am Bau wollte man eine der deutschen Kunst- szene entsprechende, authentische zeitgenössische Arbeit, sodass Ursula Sax (*1935) eingeladen wurde, für den Einfahrtsbereich des Kanzleigebäudes eine Edelstahlplastik zu realisieren. Die baumartige Struktur der Plastik steht im Gegensatz zur sachlich-funktionalen Architektursprache der Botschaft, sodass die Spannung zwischen organischer Form und kühlem Material dem Ort einen lebendigen Fixpunkt gibt. Die Arbeiten von Ursula Sax aus Holz, Stahl, Eisen oder auch Stoff setzen mit ihren verschlungenen und verästelten Formen den Edelstahlplastik, 340 cm hoch Standort: Einfahrtsbereich des sie umgebenden Raum in Bewegung. Gleichzeitig bilden sie ein eigenes Kraft- Kanzleigebäudes Bau: Deutsche Botschaft Kairo, Ägypten zentrum. Im Auftrag des Bundes hat Ursula Sax mehrere Arbeiten geschaf- Bauzeit: 1979 – 82 fen, u. a. für den Deutschen Entwicklungsdienst in Berlin, die Cafeteria des Architekten: Novotny Mähner Assoziierte, Offenbach Bundesministeriums des Innern in Bonn oder die Deutsche Schule in Brüssel.

114 115 Erich Reusch Ohne Titel, 1986

Die Architektur der Deutschen Botschaft Riad passt sich den klimatischen Bedin- gungen Saudi-Arabiens an. Massives Mauerwerk aus Wüstensandstein schirmt die Räumlichkeiten gegen die Hitze ab, während im Außenraum Pergolen und Arka- dengänge vor Sonne schützen. Auch die Kunst am Bau sollte zur Klimaregulie- rung beitragen. Erich Reusch (*1925) entwickelte daraufhin eine Brunnenanlage für das über drei Geschosse offene Treppenhaus der Kanzlei. An der Stirnwand jedes Geschosses befindet sich eine Bronzeplatte, aus der durch kleine Röhren Wasser in eine Bodenrinne und weiter zum darunterliegenden Geschoss fließt. Die Kunst verleiht dem schmalen Treppenhaus sowohl räumliche als auch klimatische Qualitäten. Sie ist nicht vom Bau getrennt denkbar, sondern sie geht mit diesem Dreistufige Brunnenanlage mit Bronzereliefs Standort: Treppenhaus der Kanzlei eine symbiotische Beziehung ein. Reusch entwickelte schon ab den 1960er-Jahren Bau: Deutsche Botschaft Riad, Saudi-Arabien raumgreifende Arbeiten; im Auftrag des Bundes entstanden mehrere Werke, u.a. Bauzeit: 1985 – 87 Architekt: Kurt Schentke, Berlin für die Deutsche Botschaft Dublin und das Bundesinnenministerium in Bonn.

117 Robert Schad „Im (Weiten) Sinn“, 1992

Der Wettbewerb für einen Botschaftsneubau der Bundesrepublik Deutschland in der Union der sozialistischen Sowjetrepubliken 1975 war Zeichen der Ent- spannung zwischen Ost und West. Baubeginn war 1984, fertiggestellt wurde das Ensemble aus Kanzlei, Mehrzweckgebäude, zwei Wohngruppen und einem Kindergarten aber erst 1992 – nach der Auflösung der UdSSR. Das Kunstwerk von Robert Schad (*1953) für einen der Wohnhöfe besteht aus mehreren Stahl- streben, teils gewinkelt am Boden liegend, meist zu Dreifüßlern zusammenge- fügt und mit einem Querstahl bekrönt in den Himmel strebend. Wie schon der Titel andeutet, geht es dem Künstler hier ähnlich wie bei anderen Werken – so z. B. der Arbeit für das Bundesfinanzministerium in Berlin (2001) – um eine kon- Gruppe von Plastiken aus beschichtetem Vierkant-Baustahl krete Auseinandersetzung mit Ort und Geschichte, die bewusst mehrdeutig Standort: Wohnhof B Bau: Deutsche Botschaft Moskau, Russland umgesetzt ist. Die teilweise spitz in den Himmel ragenden Plastiken erinnern an Bauzeit: 1984 – 92 Antennen oder Beobachtungstürme, ebenso an Bäume oder menschliche Figu- Architekten: Hans Mensinga und Dieter Rogalla & Partner, Hamburg ren; ihre spielerische Anordnung verleiht der Gruppe eine reizvolle Spannung.

118 119 Frank M. Zeidler „Doppelhorizontal-lichte Sechs, Helsinki-Berlin 1992“, 1992

Die Deutsche Botschaft Helsinki liegt landschaftlich herausragend an einer durch vorgelagerte Inseln geschützten Meeresbucht außerhalb der Stadt. Dem- entsprechend entwickelte der finnische Architekt Juha Leiviskä einen lichten Bau, der Natur und Innenraum eng miteinander verbindet. Für die Repräsentations- räume der Residenz mit wandhohen Fensteröffnungen schuf Frank M. Zeidler (*1952) sechs nur 40 cm über dem Boden angebrachte große Bildtafeln, die die Wandflächen zwischen den Fenstern fast vollständig ausfüllen. Eine ursprüng- lich angedachte Einlassung der Tafeln in die Wand war bautechnisch nicht mehr realisierbar. Nichtsdestotrotz gehen die Bilder eine untrennbare Verbindung mit dem Bau ein. Ihre abstrakte, durchgängig schwarz-weiß gehaltene Bild- 6 Bildtafeln, sprache schafft einen Bezug zu dem durch die Fenster in den Raum dringenden Mischtechnik auf Leinwand Standort: Residenz Spiel von Licht und Schatten der umgebenden Landschaft. Die ungewöhnlich Bau: Deutsche Botschaft Helsinki, Finnland niedrige, in der Breite wandflächenfüllende Hängung verbindet die Tafeln zu Bauzeit: 1990 – 93 Architekten: Juha Leiviskä, Helsinki einem Gesamteinbild, das dem Raum eine beeindruckende Atmosphäre gibt.

120 121 Olaf Metzel „Meistdeutigkeit“, 1993

Der erste Plenarsaal des Bundestages von Hans Schwippert aus dem Jahr 1950 galt als Inbegriff des demokratischen Bauens der frühen Bundesrepub- lik. Mit dem in den 1980er-Jahren beschlossenen Neubau wurde der Architekt Günter Behnisch beauftragt. Die Fertigstellung des Neubaus erfolgte kurz vor dem Beschluss des Bundestages, nach Berlin umzuziehen, sodass 1999 die letzte Sitzung in Bonn stattfand. Angesichts der Bedeutung des Baus wurde noch während der Bauzeit ein umfängliches Kunstkonzept für den Plenar- saal entwickelt, das u. a. Werke von Rebecca Horn, Mark di Suvero und Olaf Metzel (*1952) vorsah. Metzel, der häufig mit vorgefundenem Material arbei- tet, konnte für den transparenten Bau mit seinem markant überkragenden Dach 1993 die Plastik „Meistdeutigkeit“ realisieren, die aus kopfüber inei- Stahlplastik, 650 cm hoch nandergestapelten, verschweißten Fahrradständern gebildet ist, die eine Standort: Haupteingangsbereich außen Bau: ehem. Plenarsaal des Deutschen Bundestages, nach oben sich weitende Trichterform ergeben. Die aus alltäglichen Materi- Bonn (heute World Conference Center) alien bestehende filigrane Plastik steht in spannungsvollem Gegensatz zur Bauzeit: 1988 – 92 Architekten: Behnisch & Partner, Stuttgart reduzierten Ästhetik des Behnisch-Baus und unterstreicht dessen Eleganz.

123 Gerhard Merz Ohne Titel, um 1994

Der Kölner Architekt Oswald Mathias Ungers verfolgte mit dem Neubau für die Residenz der Deutschen Botschaft Washington die Idee eines Gesamtkunst- werks, das, ausgehend von einem Quadratmodul, auch die Innenausstattung des Gebäudes vorstrukturiert. Dem Wunsch des Architekten folgend, die künstlerische Ausgestaltung mit dem Gebäude zu einer Einheit zu verbinden, wurden Rosemarie Trockel, Gerhard Merz, Markus Lüpertz, Christa Näher und Simon Ungers eingeladen, Kunst am Bau für die Residenz zu schaffen. Für die Eingangshalle erarbeitete Gerhard Merz (*1947) zwei großformatige Wand- bilder, die den Raum zu beiden Seiten fassen. Sie setzen auf Bodenhöhe an und fügen sich in die von Ungers vorgegebenen, schwarz gerahmten Qua- 2 monochrome Wandbilder, 240 x 365 cm dratstrukturen. Merz teilt seine Bilder in je eine monochrom schwarze und Standort: Eingangshalle Bau: Residenz, Deutsche Botschaft kobaltgrüne Farbfläche. Er nimmt damit die Ausrichtung der Halle auf und Washington, USA spielt mit dem Quadrat, ohne es sklavisch zu wiederholen. Die Wandbilder Bauzeit: 1992 – 94 Architekten: Oswald Mathias Ungers, Köln werden Teil der Architektur und geben der Halle dennoch ein eigenes Gepräge.

124 125 Stephan Balkenhol Ohne Titel, 1996 – 98

Im German House New York sind das Generalkonsulat, die Ständige Vertretung bei den Vereinten Nationen und das Deutsche Informationszentrum als Außen- stelle der Deutschen Botschaft Washington untergebracht. Für die Kunst am Bau wurde das von den drei Institutionen gemeinsam genutzte Restaurant im 23. Stock ausgewählt. Der hierfür eingeladene Künstler Stephan Balkenhol (*1957) entwarf einen faltbaren siebenteiligen Paravent aus verleimten und farbig gefassten Pappelholzplatten. Als versenkte Reliefs sind in den Platten auf der Vorderseite schwarz gekleidete männliche und weibliche Figuren auf Paravent aus 230 x 125 x 14 Zentimeter großen Pappelholzplatten, farbig gefasst dunkelbraunem Grund eingearbeitet, während auf den naturbelassenen Rück- Ehem. Standort: Restaurant der seiten überdimensionierte Ameisen zu sehen sind. Die Darstellung der Amei- Deutschen Vertretung Bau: German House New York, USA sen ist nicht nur ornamentale Rahmung für die menschlichen Figuren, sie stellt Bauzeit: 1996 – 98 Architekten: Schumann Lichtenstein für den Betrachter auch eine Analogie zu den vom Hochhaus aus zu sehenden Claman Efron Architects, New York; Menschenschwärmen auf den Straßen New Yorks her. Im Zuge der Renovie- Innenausbau Peter Englert & Associates Inc., New York rung wurden die Paravents 2006 durch Rundplastiken von Balkenhol ersetzt.

126 127 Gerhard Richter „Schwarz Rot Gold“, 1998

Das Reichtagsgebäude ist seit 1999 Sitz des Deutschen Bundestages. In der Halle des Westeingangs hat Gerhard Richter (*1932) eine monumentale, über 20 m hohe Arbeit an der nördlichen Wand entwickelt, die aus drei großformatigen, emaillierten Glasfeldern in den Farben Schwarz, Rot und Gold besteht. Die hoch- rechteckige Form und das fragile, spiegelnde Material machen deutlich, dass es sich hier nicht um die Abbildung einer Fahne handelt, sondern um ein auto- nomes Kunstwerk in feiner Distanz zu naheliegenden staatstragenden Analo- gien. Richters Kunstwerk ist Teil eines umfassenden Kunstkonzepts, das für den Reichstag Werke von 20 deutschen Künstlern vorsah, die das Bild der deutschen Wandplastik aus farbemailliertem Glas Standort: westliche Eingangshalle Nachkriegskunst im Ausland wesentlich bestimmt haben, erweitert um je einen Bau: Deutscher Bundestag, Reichstagsgebäude, Berlin Repräsentanten der ehemaligen vier alliierten Mächte: Lord Norman Foster, der Bauzeit: 1884 – 94, Umbau 1995 – 99 Architekt des Umbaus, für Großbritannien, Jenny Holzer für die USA, Christian Architekten des Umbaus: Foster + Partners, London Boltanski für Frankreich und Grisha Bruskin für die ehemalige Sowjetunion.

129 Franka Hörnschemeyer „BFD – bündig fluchtend dicht“, 2001

Franka Hörnschemeyers (*1958) Raumarbeit für den Deutschen Bundestag befindet sich in einem der nördlichen Höfe des Paul-Löbe-Hauses in Berlin. Die Künstlerin schuf eine begehbare labyrinthartige Struktur mit Wegen und Sackgassen aus gelben und roten Eisengitterwänden. Die für den Betonguss verwendeten Schalelemente gewinnen ohne ihre hölzerne Schalhaut eine eigene ästhetische Qualität, die ihren Ursprung nicht sofort erkennen lässt. Die leuchtenden Farben erinnern fast an einen Kinderspielplatz. Schalschlös- ser mit der bautechnischen Bezeichnung „BFD“ verbinden die einzelnen Git- terelemente. Die Gitterwände bilden Strukturen der Grundrisse heutiger und ehemaliger Bebauung am Spreebogen ab, den Mauerverlauf und die Bauten Rauminstallation aus Stahl und Aluminium der DDR-Grenztruppen ebenso wie Elemente des seriell angelegten Paul-Löbe- Standort: nördlicher Hof Bau: Deutscher Bundestag, Hauses. Derart ineinandergeschoben und als Labyrinth miteinander verknüpft, Paul-Löbe-Haus, Berlin verschränken sich Vergangenheit und Gegenwart im Kunstwerk zu einer neue Bauzeit: 1997 – 2001 Architekten: Stephan Braunfels, München Einheit, sodass die komplexe politische Geschichte des Ortes greifbar wird.

130 131 Neo Rauch „Leiter“, 1998/2001

Das lang gestreckte Paul-Löbe-Haus beherbergt die Räumlichkeiten für die Bun- destagsausschüsse und die Büros der Parlamentarier. Es fügt sich linear in das sogenannte Band des Bundes ein. Mit dem Marie-Elisabeth-Lüders-Haus bildet es eine architektonische Spange über die Spree hinweg und damit auch ein Symbol der Wiedervereinigung zwischen Ost und West. An der direkt am Fluss gelegenen Ostfassade sind zwei 10 Meter hohe Neonlichtskulpturen des Leipzi- ger Künstlers Neo Rauch (*1960) angebracht. Sie zeigen je einen Mann auf einer Leiter mit erhobenem Arm in Rücken- und Seitenansicht. Zwischen ihnen liegt eine Glaswand, in der sich die beiden Figuren spiegeln, sodass ein dritter, virtu- eller Leitermann hinzuzukommen scheint. Die Gruppe ist realistisch dargestellt, Lichtinstallation Standort: Ostfassade aber ihr Tun bleibt ein Rätsel. Sie scheinen nach etwas zu greifen oder zu einer Bau: Deutscher Bundestag, Paul-Löbe-Haus, Berlin Rede anzuheben. Vielleicht aber winken beide auch nur den Spaziergängern Bauzeit: 1997 – 2001 Architekten: Stephan Braunfels, München entlang der Spree zu – an der Stelle, an der einst die Mauer Ost und West trennte.

133 Eduardo Chillida „Berlin“, 1999

Das Bundeskanzleramt steht wie das umgebaute Reichstagsgebäude symbo- lisch für die neue Hauptstadt Berlin des wiedervereinigten Deutschland. Der mittig gelegene hohe Kubus des Leitungsgebäudes überragt die beiden Ver- waltungsflügel, die die seitliche Begrenzung des Ehrenhofs bilden. Zentrum des Ehrenhofes bildet die Stahlplastik „Berlin“ des spanischen Künstlers Edu- ardo Chillida (1924 – 2002). Die Arbeit besteht aus zwei Eisenpfeilern, an deren Enden gewundene Stäbe wie Hände ineinanderzugreifen scheinen; Assoziati- onen an die deutsche Geschichte, an Teilung und Wiedervereinigung werden hervorgerufen. Als Symbol für das Kanzleramt hat die Chillida-Plastik inzwi- schen eine ähnlich bedeutende Stellung wie die „Large Two Forms“ von Henry Stahlplastik Moore vor dem alten Bundeskanzleramt in Bonn. Der Ankauf der Chillida- Standort: Ehrenhof Bau: Bundeskanzleramt, Berlin Plastik geht auf eine Initiative von Bundeskanzler Gerhard Schröder zurück, Bauzeit: 1997 – 2001 der ergänzend zur Kunst am Bau von Markus Lüpertz und Jeff Wall im Inneren Architekten: Axel Schultes und Charlotte Frank, Berlin eine Großplastik für den Ehrenhof des neuen Bundeskanzleramts wünschte.

134 135 Ian Hamilton Finlay Ohne Titel, 1999

Im Park des Bundesarbeitsgerichts, den die Landschaftsarchitekten Kienast Vogt und Partner (Zürich) gestalteten, befindet sich die Arbeit des schottischen Dich- ters, Gartenkünstlers und Bildhauers Ian Hamilton Finlay (1925 – 2006): Zwei Schieferbänke am Ufer des neu angelegten Teiches laden zur Kontemplation jenseits des Arbeitsalltags im Gebäude ein. In die eine Bank ist eine Verszeile des römischen Dichters Horaz eingemeißelt: „Sterilisque diu palus, aptaque remis, Vicinas urbes alit, et grave sentit aratrum“, in die andere die deutsche Übersetzung: „Da wo ehemals Ruder die hohen Wellen teilten, da lockert jetzt der Pflug das Land“. Finlay setzte sich in seinem gesamten Werk intensiv mit antiker Dichtkunst auseinander und vermittelte durch seine in die Landschaft gesetzten Arbeiten die Aktualität und Zeitlosigkeit der historischen Worte. Ide- 2 Schieferbänke Standort: Außenbereich östlich des Teiches altypisch ist dies in dem von ihm angelegten Park „Little Sparta“ in seiner schot- Bau: Bundesarbeitsgericht, Erfurt tischen Heimat nachzuvollziehen. Auch in Erfurt öffnet der Satz von Horaz Bauzeit: 1996 – 99 Architekten: Weinmiller Architekten, Berlin den Blick für die Natur und den Menschen, der sie im Laufe der Zeit gestaltet.

136 137 Per Kirkeby Ohne Titel, 1999/2000

Das Haus des Bundesrates wurde ursprünglich als Sitz der ersten Kammer des Preußischen Landtages bis 1904 errichtet. Im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, wurde das Gebäude nach einem teilweisen Wiederaufbau zu DDR-Zeiten von der Akademie der Wissenschaften und dem Haus der Minis- terien genutzt. Die im Krieg zerstörten Skulpturen der Attika waren nicht wieder hergestellt worden, sodass die bei einem beschränkten Wettbewerb mit zehn Teilnehmern vorgebrachte Idee des dänischen Künstlers Per Kir- keby (*1938) überzeugte, diese Leerstellen nun zu füllen. Kirkeby schuf acht abstrakte, schwarz patinierte Bronzeplastiken. Die sechs Vollplastiken über der Hauptfassade erinnern vage an überdimensionierte Gesichter, die beiden Bronzeplastiken Standort: Dach, Ehrenhoffassade Halbplastiken über dem historischen Giebel von Otto Lessing an stark redu- Bau: Bundesrat, Berlin Bauzeit: 1899 – 1904, Herrichtung als zierte menschliche Körperformen. Die Figuren beziehen sich in ihrem Volu- Sitz des Bundesrats 1997 – 2000 men auf die historischen Vorgänger, sie lösen sich aber von ihnen in Material Architekten der Herrichtung: Schweger + Partner, Hamburg und Formsprache, um die neue Nutzung des Gebäudes zu veranschaulichen.

138 139 Rebecca Horn „Verspiegeltes Planetensystem“, 2000

Das Gebäude an der Invalidenstraße wurde ursprünglich als geologische Landesanstalt und Bergakademie errichtet, zu DDR-Zeiten war es Sitz des Ministeriums für Geologie. Für das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung wurde der Altbau saniert und um einen versetzt angeleg- ten Neubau ergänzt. Der ehemals offene Innenhof wurde im Zuge der Her- richtung mit einem Glasdach zum Atrium und Veranstaltungssaal umge- staltet. Der heutige Erich-Klausener-Saal beeindruckt durch seine Arkaden- gänge auf zwei Geschossen, die den Hintergrund für die Arbeit der Künst- lerin Rebecca Horn (*1944) bilden. 21 Spiegelskulpturen sind im Raum auf Installation mit 21 motorisierten Spiegelskulpturen gedachten Ellipsenbahnen angebracht. Die Spiegel werden durch Motoren Standort: Lichthof Altbau (Erich-Klausener-Saal) Bau: Bundesministerium für Verkehr, Bau und angetrieben, sodass die sich stets verändernden Spiegelungen und wandernden Stadtentwicklung, Berlin Bauzeit: 1875 – 78, Herrichtung 1996 – 98, Lichtreflexe den Raum in musikalisch anmutende Bewegung setzen und der Neubau 1997 – 2005 Architektur eine poetische Qualität verleihen. Zugleich nimmt die Kunst Bezug Architekten der Herrichtung: Gerber Architekten, Dortmund, Neubau: Max Dudler, Berlin auf die Aufgaben des Ministeriums, die auch die Luft- und Raumfahrt umfassen.

141 Jochen Gerz „Das Geld, die Liebe, der Tod, die Freiheit – was zählt am Ende?“, 2000

Der Sitz des Finanzministeriums, das Detlev-Rohwedder-Haus, wurde 1935–36 von Ernst Sagebiel als Reichsluftfahrtministerium errichtet. Nach dem Krieg war es zunächst Sitz der sowjetischen Militäradministration, 1949 wurde hier die Verfassung der DDR beschlossen und Wilhelm Pieck zum Staatspräsiden- ten gewählt. Ab 1950 diente das Gebäude der DDR als „Haus der Ministerien“, nach 1989 war es Sitz der Treuhand. Für die Gestaltung des Ehrenhofes wurde der international renommierte Konzeptkünstler Jochen Gerz (*1940) aus Paris direkt beauftragt. Gerz stellte 50 Mitarbeitern des Ministeriums die Frage:

Videoinstallation mit Laserprojektion „Das Geld, die Liebe, der Tod, die Freiheit – was zählt am Ende?“ Ihre Antwor- Standort: Eingang Wilhelmstraße, Ehrenhof ten sind auf zwei in je einen Steinpfosten eingesetzten Monitoren am Eingang Bau: Bundesministerium der Finanzen, Berlin Wilhelmstraße zu sehen, die von Passanten aktiviert werde können. Die Frage Bauzeit: 1935 – 36, Herrichtung zum Finanzministerium 1996 – 99 wandert als Laserprojektion über Fassade und Hoffläche. Die Arbeit ermöglicht Architekten der Herrichtung: Hentrich- angesichts der komplexen, auch politisch belasteten Geschichte des Gebäu- Petschnigg & Partner, Gerhard Feldmeyer, Hermann Henkel, Düsseldorf des einen sehr persönlichen Zugang zu den essenziellen Fragen des Lebens.

142 143 Marcel Odenbach „Als sähe ich im Himmel die Erde“, 2000

Der älteste Teil des Gebäudekomplexes des heutigen Wirtschaftsministeriums ist das 1747 – 48 unter Friedrich dem Großen errichtete Invalidenhaus, das nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg zu DDR-Zeiten als Krankenhaus und Gesundheitsministerium genutzt wurde. Die eng mit der politischen Geschichte Deutschlands verwobene Nutzung der Bauten bildet die Folie für Marcel Oden- bachs (*1953) Deckenfries. Der Fries ist in geometrische Felder mit blau eingefärb- ten Fotocollagen unterteilt, die mit Textauszügen aus dem Grundgesetz, der Bibel und politischen Manifesten gerahmt sind. In den Zwickelfeldern wird auf die vier Deckenfries aus eingefärbten Fotokopien nicht europäischen Kontinente verwiesen, an den Schmalseiten auf Unterhal- Standort: Besprechungsraum Bau: Bundesministerium für Wirtschaft tung sowie Sport und an den langen Seiten des Raumes auf wichtige Abschnitte und Technologie, Berlin Bauzeit Umbau und Erweiterung: der deutschen Geschichte. Aus der Ferne betrachtet, wirkt der Fries wie eine deko- 1997 – 2000 rative, an gründerzeitliche Stuckdecken erinnernde Einfassung des Raumes, aus Architekt Umbau und Erweiterung: Baumann und Schnittger, Berlin der Nähe aber wird das Kunstwerk zum Kosmos und zum Spiegelbild der Welt.

144 145 Ulrich Schröder „Die Verkündung der Reisefreiheit“, 2000

Der Gebäudekomplex des Bundesministeriums der Justiz umfasst vier Gewer- bebauten aus der Zeit von 1897 bis 1914. In einem der Häuser, dem „Haus Stern“, befand sich ab 1977 das Internationale Pressezentrum der DDR, in dem am 9. November 1989 die Reisefreiheit für die Bürger der DDR verkündet wurde – der historische Moment, der den Mauerfall endgültig besiegelte. Aus einem offenen Wettbewerb mit 427 Einreichungen zu diesem Thema ging Ulrich Schröder (*1954) als Sieger hervor, der in der ehemaligen Tordurch- fahrt des Hauses Stern – nun ein Raum, der von außen gut einsehbar ist – auf einer gekippten Platte Stuhlreihen aufstellte und sie auf einen Bildschirm aus- richtete. Die „Blickrichtung“ der Stühle verweist auf den ehemaligen Konfe- Installation Standort: Tordurchfahrt im Haus Stern renzraum, in dem die Pressekonferenz am 9. November stattfand; die Stühle Bau: Bundesministerium der Justiz, Berlin Bauzeit: 4 Bauten aus der Zeit 1897 – 1914, stehen zwar noch in ordentlichen Reihen, scheinen jedoch jeden Moment zu 1997 – 2000 Zusammenfügung des Ensembles kippen, wie das politische System der DDR an jenem Tag. Der Blick in die Weite Architekten, Zusammenfügung und Herrichtung: Eller + Eller, Düsseldorf/Berlin des Meeres auf dem Bildschirm richtet sich symbolisch in die offene Zukunft.

147 Daniel Buren „La Grande Fenêtre“, 2001

Die Arbeiten des französischen Konzeptkünstlers Daniel Buren (*1938), die oft für einen konkreten Ort entwickelt werden, reflektieren die umgebenden räumli- chen Qualitäten und machen sie dadurch erst sichtbar. Für die Eingangshalle des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales entwickelte Buren eine Plastik, die fast die Hälfte der Hallenstirnwand ausfüllt. Ihre Gitterstruktur aus acht gelben und acht blauen beleuchteten Glasfeldern nimmt die Strenge der umgebenden Rasterfassade auf, zusätzlich betont durch schwarz-weiß gestreifte Rahmen- elemente. Gleichzeitig wird die nüchterne Atmosphäre durch die leuchtenden Farben aufgebrochen. Die von Kleihues + Kleihues im Zuge des Umbaus neu Stahl-Glas-Plastik, 7,6 x 7,6 m Standort: Eingangshalle errichtete Eingangshalle verbindet als zentraler „Verteilerknoten“ mehrere histo- Bau: Bundesministerium für Arbeit und Soziales, Berlin rische Gebäudeteile des Ministeriums, deren Bauzeit bis in die Barockzeit zurück- Bauzeit Umbau und Erweiterung: 1997 – 2001 reicht. Mit ihrer kraftvollen Präsenz unterstreicht Burens Arbeit die Dominanz der Architekten Umbau und Erweiterung: Kleihues + Kleihues, Berlin/Dülmen-Rorup neuen Nutzung, übt jedoch zugleich Zurückhaltung gegenüber den Altbauten.

149 Via Lewandowsky „Roter Teppich“, 2003

Die Installation „Roter Teppich“ von Via Lewandowsky (*1963) nimmt das Zent- rum der viergeschossigen Säulenhalle ein, die das Foyer des Bendlerblocks am Berliner Dienstsitz des Bundesministeriums der Verteidigung bildet. Auf den ersten Blick wirkt der Teppich wie ein monumentales, dekoratives Element mit abstraktem Muster auf rotem Grund. Aus größerer Höhe betrachtet entpuppt sich die Arbeit jedoch als Luftaufnahme des zerstörten Berliner Stadtteils Tier- garten aus dem Jahr 1945. Im Meer der vermeintlich noch glühenden „hohlen Zähne“ der ausgebrannten Häuser ist der Bendlerblock gut zu erkennen, der zunächst als Reichsmarineamt erbaut, später als Sitz des Oberkommandos der Wehrmacht diente und am 20. Juli 1944 Ort der Verhaftung und Erschie- Teppich aus Schurwolle, handgetuftet, 5 x 10 m Standort: Foyer Bendlerblock ßung von Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg nach dem gescheiterten Bau: Bundesministerium der Verteidigung, Berlin Bauzeit: 1914, Herrichtung für das Attentat auf Adolf Hitler war. Mit dem Verweis auf die verheerenden Folgen Bundesministerium der Verteidigung 2001 des Krieges verknüpft Lewandowsky intelligent die Idee des roten Teppichs Architekten der Herrichtung: Burckhardt, Emch und Berger, ARGE Haase, Bräunlin, Engel und Zillich zum Empfang hoher Gäste mit der Geschichte des Ortes und der Institution.

151 Georg Herold Ohne Titel, 2003

Im Wartebereich vor den Sitzungssälen des Neubaus für den Bundesgerichts- hof bringt die Arbeit von Georg Herold (*1947) die normalen Sehgewohnheiten schon auf den ersten Blick aus dem Lot. Die Böden der scheinbar herkömmlichen, schlichten Vitrine sind fast alle schräg angebracht. Die darauf ruhenden, mit Wasser gefüllten Glasbehälter scheinen jeden Augenblick ins Rutschen zu geraten. Erst auf den zweiten Blick offenbart sich, dass dies nicht Folge einer labilen Konst- ruktion ist, sondern Absicht: Die schrägen Bodenbretter sind zu lang, als dass man sie je wieder gerade richten könnte. Das irritierende Wechselspiel aus horizonta- len Wasserspiegeln und schrägen Brettern lässt den Besucher spüren, dass hier Vitrinenskulptur Standort: Wartebereich vor den etwas ins Wanken geraten ist. Gleichzeitig strahlt die Vitrine in ihrer minimalen Sitzungssälen im Westflügel des Neubaus Bau: Bundesgerichtshof, Karlsruhe Ästhetik eine Schönheit aus, die durch die vielfältigen Spiegelungen zwischen Bauzeit der Erweiterung: 2000 – 03 Vitrinenglas und Fensterfront unterstützt wird. Herold spielt mit Witz und Ironie Architekten der Erweiterung: Dohle + Lohse Architekten, Braunschweig auf die Arbeit der Justitia an, die für gerechten Ausgleich in der Welt sorgen soll.

152 153 Svetlana und Igor Kopystiansky „Verstecktes Radio“, 2004

Eine im südlichen Durchgangsbereich des Funkhauses der Deutschen Welle auf- gestellte Vitrine beherbergt einen Wanderrucksack, aus dem eine Radioantenne herausragt. Das „Versteckte Radio“ der ukrainischen Künstler Svetlana und Igor Kopystiansky (*1950/1954) hat einen autobiografischen Hintergrund. Der Rucksack mit dem Radio war für das Künstlerpaar ein wichtiges Utensil auf Landausflügen mit dem Ziel, ungestört ausländische Radiosender empfangen zu können. Nur so war es möglich, den sogenannten Glushilki zu entgehen, den Störsendern, die bis Ende der 1980er-Jahre in sowjetischen Städten den Empfang ausländischer Sender verhinderten. Das „Versteckte Radio“ ist eine von fünf Arbeiten, die als Kunst am Rucksack mit Radio, Vitrine Standort: südlicher Durchgangsbereich Bau für die Deutschen Welle realisiert wurden. Künstler aus den fünf Erdteilen, in Bau: Funkhaus der Deutschen Welle, Bonn Bauzeit: 1989 – 93, Herrichtung für die die die Deutsche Welle sendet, wurden eingeladen, Arbeiten zum Thema „Kom- Deutsche Welle 1997 – 2002 munikation“ mit Bezügen zu ihrer Heimat umzusetzen. So bilden sie den globa- Architekten: Joachim Schürmann und Partner, Köln len Kommentar zu der in über 30 Sprachen weltweit sendenden Deutschen Welle.

154 155 Elisabeth Heindl „Konsequenzen“, 2005

Die von Elisabeth Heindl (*1960) für den Neubau des Umweltbundesamtes in Dessau geschaffene Medienarbeit befindet sich in der viel frequentierten Passage vom Eingangsbereich zum Atrium. Die lang gezogene LED-Wand reflektiert diese Situation: Jeder Besucher oder Mitarbeiter, der die Passage durchschreitet, aktiviert einen der zweihundert roten und grünen LED-Streifen nach dem Zufallsprinzip. So ergibt sich interaktiv ein immer dichter werdendes, an genetische Codes erin- nerndes Bild, das symbolisch von den Spuren erzählt, die jeder Mensch auf der Erde hinterlässt. Die Assoziationen, die das Kunstwerk auslöst, binden es inhaltlich eng an die Funktion des Hauses, das als ökologischer Vorzeigebau die Schwerpunktset- zung der damaligen Bundesregierung auf Umweltbelange zum Ausdruck brachte. interaktive Wandarbeit (LED-Wand), 118 x 118 cm Auch ästhetisch reagiert es auf die außergewöhnliche Gestaltung der Architektur Standort: Durchgangsbereich vom Forum zum Atrium und nimmt die Farbstreifen der Fassade ebenso auf wie die horizontale Gliede- Bau: Umweltbundesamt, Dessau rung des Atriums mit durchlaufenden Holzbändern. Heindl zeigt mit den „Kon- Bauzeit: 2002 – 05 Architekten: Sauerbruch Hutton, Berlin sequenzen“ die Potenziale medialer Arbeiten für Kunst am Bau idealtypisch auf.

156 157 Veronika Kellndorfer „le regard extérieur“/„le regard intérieur“, 2010

Veronika Kellndorfer (*1962) hat für den Neubau des Familienministeriums eine Kunst am Bau entwickelt, die mit dem Gegensatz von innen und außen spielt. Die Hoffassade hat sie mit einer wabenartigen Struktur zweier gegenläufiger Trep- penanlagen sowie dem Abbild einer hochgewachsenen Platane mit grüner Blät- terpracht gestaltet. Die bedruckten Fenster erlauben den Blick nach innen; gleich- zeitig überlagern sich Bildwerk und Durchblick. In die fast abstrakt wirkende Struktur von Treppen und Blättern fügen sich Spiegelungen der gegenüberste- henden Häuserzeile und eines real im Hof befindlichen Baumes ein, sodass Abbild und Realität zu einer Collage verschmelzen. Eine zweite Arbeit im Foyer variiert Zweiteilige Arbeit aus Glas das Treppenthema: Die Glaswand visualisiert einen Treppenausschnitt und als Standort: Fassadengestaltung Südseite/ Glaswand im Foyer typische Büropflanze einen überdimensionierten Gummibaum; eine dahinterlie- Bau: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Berlin gende reale Treppe wirft ihren Schatten auf die Bildwand, sodass die reale Treppe Bauzeit: 2006 – 10 mit der siebgedruckten Treppe und dem Gummibaum ein reizvolles Wechsel- Architekten: SAA Schweger Associated Architects, Hamburg spiel zwischen Gewachsenem und Gebautem, zwischen innen und außen ergibt.

159 BILDNACHWEISE: Die Herausgeber haben sich bemüht, alle Inhaber von Abbildungsrechten ausfindig zu machen. Personen und Institutio- nen, die möglicherweise nicht erreicht wurden und Rechte an verwendeten Abbildungen beanspruchen, werden gebeten, sich mit dem Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung in Verbindung zu setzen.

2 Foto: BMVBS (Frank Ossenbrink) _ 28 Foto: BBR _ 29 Foto: Archiv Bernd Sikora, Leipzig _ 30 Foto: Thomas Topfstedt _ 31 BArch, Bild 183-C1001-0001-005, Hans-Günter Quaschinsky 32 Foto: Archiv Bernd Sikora, Leipzig _ 33 Foto: BArch, Bild 183-D0121-0092-001, Heinz Koch 34 Foto: Archiv Topfstedt _ 35 Foto: Archiv Bernd Sikora, Leipzig _ 36 Foto: Thomas Topfstedt _ 37 Foto BArch, Bild 183-PO521-010, Ulrich Häßler _ 38 Foto: Thomas Topfstedt _ 40 Foto: BBR (Anja Schlamann) / Werk: © Gerhard-Marcks-Stiftung, 2010 _ 42 Foto: Archiv Geiger (Andreas Pauly) _ 44 Foto: BBR (Hannes Schulz- Tattenpach) _ 46 Foto: Friedrich Emich / Werk: © Eberhard Schlotter _ 48 Foto: Claudia Büttner _ 50 Foto: BBR / Werk: © VG Bildkunst _ 52 Foto: Bundesregierung _ 54 Foto: BBR (Ferenc Aszmann Jr.) _ 56 Foto: BBR / Werk: © Baya Schultze- Ortloff _ 58 Foto: BBR _ 60 Foto: BBR (Walter Köster) / Werk: © Adelheid Freese _ 62 Foto: BBR _ 64 Foto: BBR / Werk: © VG Bildkunst _ 66 Foto: BBR _ 68 Foto: BBR (Lucca Chmel) _ 70 Foto: Urbanizers _ 72 Foto: BBR (Hilmar Pabel) / Werk: © Hanne Hartung _ 74 Foto: BBR / Werk: © Eva und Daniel Ris _ 76 Foto: BBR / Werk: © VG Bildkunst _ 78 Foto: BBR (F. Holzmann) / Werk: © Reinhard Omir _ 80 Foto: BBR / Werk: © VG Bildkunst _ 82 Foto: H.G. Esch / Werk: © VG Bildkunst _ 84 Foto: Bundeswehr / Werk: © Panamarenko _ 86 Foto: BBR (Wilfried Täubner) _ 88 Foto: BBR / Werk: © VG Bildkunst _ 90 Foto: BBR (P. Nestler) / Werk: © VG Bildkunst _ 92 Foto: BBR _ 94 Foto: BBR (Günter Claus) / Werk: © VG Bildkunst _ 96 Foto: Karl Manfred Rennertz _ 98 Foto: Bundesregierung (Julia Fassbender) _ 100 Foto: BBR / Werk: © Mary Bauermeister _ 102 Foto: BBR / Werk: © VG Bildkunst _ 104 Foto: Robert Häusser / Werk: © VG Bildkunst _ 106 Foto: BBR / Werk: © VG Bildkunst _ 108 Foto: BBR / Werk: © VG Bildkunst _ 110 Foto: BBR / Werk: © Ingeborg Schäffler-Wolf _ 112 Foto: Bundeswehr _ 114 Foto: BBR _ 116 Foto: BBR / Werk: © VG Bildkunst _ 118 Foto: BBR (Schindler) _ 120 Foto: BBR (Arno de la Chapelle) / Werk: © VG Bildkunst _ 122 Foto: Deutscher Bundestag (Thomas Deutsch) _ 124 Foto: BBR (Eduard Huebner, NY) / Werk: © VG Bildkunst _ 126 Foto: BBR (Eduard Huebner, NY) / Werk: © VG Bildkunst _ 128 Foto: BMVBS (Werner Huthmacher) / Werk: © Gerhard Richter 2010 _ 130 Foto: Deutscher Bundestag (Stephan Erfurt) / Werk: © VG Bildkunst _ 132 Foto: Uwe Walter _ 134 Foto: Bundesregierung (Andrea Bienert) _ 136 Foto: BBR (Hans-Christian Schink) _ 138 Foto: BMVBS (Bernhard Kroll) _ 140 Foto: BMVBS (Stefan Müller) / Werk: © VG Bildkunst _ 142 Foto: BMVBS (H.G. Esch) / Werk: © VG Bildkunst _ 144 Foto: BMWi (Oltmann Reuter) / Werk: © VG Bildkunst _ 146 Foto: Constantin Meyer, Köln / Werk: © Ulrich Schröder _ 148 Foto: BMVBS (André Kirchner) / Werk: © VG Bildkunst _ 150 Foto: Bundeswehr (Alexandra Bucurescu) / Werk: © VG Bildkunst _ 152 Foto: Oberfinanzdirektion Karlsruhe (Stephan Baumann) / Werk: © VG Bildkunst _ 154 Foto: BBR (Martin Seidel) / Werk: © VG Bildkunst _ 156 Foto: BBR (Martin Seidel) / Werk: © VG Bildkunst _ 158 Foto: Ulrich Schwarz / Werk: © VG Bildkunst imPressum Herausgeber: bundesministerium für Verkehr, bau und stadtentwicklung (bmVbs) referat b 13 invalidenstraße 44 10115 berlin Projektleitung: bundesamt für bauwesen und raumordnung (bbr), referat a 2 Dr. ute Chibidziura Fasanenstraße 87 10623 berlin Konzept und Bearbeitung: urbanizers büro für städtische konzepte, berlin Dr. Gregor langenbrinck, anne schmedding m.a. Gestaltung und Satz: re-do.de, Dessau Doreen ritzau Druck und Verarbeitung: Druckerei Conrad, berlin Nachdruck und Vervielfältigung: alle rechte vorbehalten Stand: Dezember 2010

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