Kirchenblatt Nr. 34 Vom 22. August 2013
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Nr. 34 I Donnerstag, 22. August 2013 Einzelpreis: € 1,- I www.kirchenblatt.at 3 Sinnfindung. Walter Fink über den Gewinn der Mitarbeit in einem rumäni- schen Projekt. 6 Verkündigung. Zum 100. Ge- burtstag des Brückenbauers Kardinal Julius Döpfner. 10 Zerstörung. Die Gewaltan- griffe in Ägyp- ten machen auch vor Kirchen nicht Halt. PIATRICIA BEGLE Der Bodensee lässt wundern: da fließt der Rhein hinein und wieder heraus. Da grenzt Weiten. Mit dem er Länder voneinander ab und ist doch auch deren Verbindung. Da nimmt er von über- all her Wasser auf und bewahrt doch seine Trinkwasserqualität. Da wird er rege umfah- Blick das Herz ren und vermag es dennoch, seine Wellen in großer Gelassenheit ans Ufer zu legen. Eine nach der anderen. Endlos. Wer die Kraft des Sees für sich entdeckt hat, kann nicht an- Allein der Blick vom Gebhardsberg ist eine Wallfahrt wert. ders, als immer wieder zurückzukommen und einzutauchen - und schließlich verän- dert weiterzugehen. Der Bodensee lässt tat- sächlich Wunder geschehen. PB 2 Im Gespräch 22. August 2013 Vorarlberger KirchenBlatt AUF EIN WORT Die Wallfahrt zum heiligen Gebhard, dem Diözesanpatron, wird jedes Jahr zur Kraftquelle Gott als Anker Ein Fest, das verbindet er Sommer kam dieses Jahr Dmit plötzlicher Vehemenz: nach langem winterlichen Frühling auf einmal dann ein Das Gebhardsfest steht vor der Tür. Für Ansichten. Hier wird die Geschichte der Ge- heißer Sommer mit rekordver- Pfarrer Anton Bereuter wird es heuer ein gend mit den Augen fassbar: der Blick in die dächtigem Temperaturanstieg. besonderes werden. Zum letzten Mal ist benachbarten Länder, die lange Zeit im Bis- Jetzt zeigt sich unversehens er als Pfarrer von Bregenz-St. Gallus der tum Konstanz vereinigt waren. Der Blick auf wieder herbstliche Stimmung. Einladende und Organisierende. die Klöster, die auf kultureller und spirituel- Gut, dass es bei solchen Tempe- ler Ebene die letzten Jahrhunderte prägten. raturschwankungen geistesge- PATRICIA BEGLE Der Blick auf die Kirchtürme, die in den ver- schichtliche und religiöse Kon- gangenen Jahrzehnten immer mehr wurden stanten gibt. 1949 war Anton Bereuter als 10-jähriger das und die Entwicklung der Pfarren widerspie- erste Mal beim Gebhardsfest. Der Minist- geln. Pfarrer Bereuter weiß zu deuten, was ie geistesgeschichtliche rant aus Alberschwende durfte beim großen das Auge sieht, er kennt die historischen Zu- DKonstante, die ich meine, Fest seinen Dienst tun. Gefeiert wurde da- sammenhänge, die Familien- und Gebäude- heißt Blaise Pascal. Am 19. Au- mals das 1000-Jahr-Jubiläum des 949 in Bre- geschichten, die Fragen und Antworten der gust 2013 jährte sich sein To- genz geborenen Gebhards, der später Bischof Menschen. Er hat die Wurzeln erforscht. destag zum 351. Mal. Blaise Pas- von Konstanz wurde. Heute erinnert sich der cal wurde am 19. Juni 1623 in Pfarrer von St. Gallus noch an den großen Öffnung. „Wenn ich am Altar der Kapelle Clermont-Ferrand geboren und Aufmarsch - es waren an die 5000 Menschen stehe und die Türen geöffnet sind, dann sehe verstarb am 19. August 1662 in gekommen - an das „Würstle“ und die Limo- ich fast bis nach Konstanz“, beschreibt er be- Paris. Er gilt als größter religi- nade sowie an die Fahrt zum Gebhardsberg - geistert. Da wird die Stärke des Ortes klar: öser Denker des neuzeitlichen es war seine erste in einem PKW. Wurzel und Weite. Dies ist es auch, was der Frankreichs. Pascal war Mathe- Seelsorger in seiner Arbeit verwirklichen will. matiker und Physiker und be- Lebenslang. Die Verbindung zum Gebhards- Die Verwurzelung im Glauben und die dar- schäftigte sich ab 1654 auch berg blieb. Als Schüler der Mehrerau, als Ka- aus entstehende Weite. Seine Einladung zur mit Fragen der Theologie. Sein plan in St. Gallus von 1965 bis 1978 - immer Offenheit gegenüber anderen Religionen und Hauptwerk nennt sich „Pen- wieder kam er mit dem Ort und seinem Hei- Kulturen ist heute notwendiger denn je. sées“, „Gedanken zur Religion“, ligen in Berührung. Als er schließlich 1985 und widmet sich der Verteidi- Pfarrer von St. Gallus wurde, übernahm er die Zukunft. Das Leben des Heiligen Gebhard gung des Christentums. Verantwortung für den Wallfahrtsort. kann heute in manchem Vorbild sein. Sein Herz für die Armen sowie sein Einsatz für die ie geistliche Offenbarung, Anziehungspunkt. Wer selbst schon am Glaubensbildung gehört noch immer zum Ddie ihm in der Nacht des Gebhardsberg gestanden hat, hat eine Ah- Programm der Kirche. Insofern steckt Kraft in 23. November 1654 zuteil wur- nung von der Wirkung dieses Ortes. „Ich einer solchen Wallfahrt, sowohl für die diöze- de ließ ihn sich ganz mit Gott spüre immer wieder, wie viele Leute gerne sane Gemeinschaft als auch für das Kirchen- verbunden fühlen. Frucht die- heraufkommen, wie der Ort anspricht als volk über die Diözesangrenzen hinaus. Pfar- ser mystischen Schau ist die Wallfahrtsort und Aussichtspunkt“, erzählt rer Bereuter wird in seiner Pension zwar die berühmte Unterscheidung in Anton Bereuter, der selbst zu jenen gehört, Verantwortung für diesen Kraftort abgeben, den Gott der Religion und den die regelmäßig den Weg auf den Berg antre- dessen Stärke aber weiterhin nützen - als ein- Gott der Philosophen: „Gott ten. facher Pilger im Volk Gottes. Abrahams, Gott Isaaks, Gott Ja- kobs - nicht der Philosophen und Gelehrten. Gewissheit, Gebhardswoche Empfinden. Freude. Friede. 27. August bis 4. September Gott Jesu Christi.“ Dieser Gott ist bei allen Wetterkapriolen n täglich um 9 Uhr Messfeier in der Kapelle ein fester Anker. n Festgottesdienst mit Abt Anselm van der Linde (Kloster Mehrerau). Musikalisch wird der Gottesdienst von der Bläsergruppe Fink gestaltet. Di, 27. August, 10 Uhr, Burghof n Festlicher Gottesdienst So, 1. September, 10 Uhr, Kapelle WOLFGANG ÖLZ n Abendmesse [email protected] Pfarrer Anton Bereuter lädt zum letzten Mal als Organisator Mi 4. September, 19 Uhr, Kapelle zur traditionellen Gebhardswoche ein. BEGLE Vorarlberger KirchenBlatt 22. August 2013 Im Gespräch 3 HINTERGRUND Der Verein „Elijah“ Der Verein „ELIJAH Initiativa So- ciala Ruth Zenkert“ wurde in Ru- mänien im Januar 2012 gegrün- det. Geleitet von Ruth Zenkert, und begleitet von P. Georg Spor- schill SJ hat er seinen Sitz in Si- biu. Derzeit gibt es 10 Angestell- te in Leitung, Sozialarbeit und Administration, 5 Musiker, 20 Volontäre. Ziel des gemeinnüt- zigen Vereines ist es, ein euro- päisches Modell für das Zusam- menleben in Gerechtigkeit zu Die neue Musikschule ist Begegnungsraum. Walter Fink (vierter von re.) als Projektmitarbeiter. VEREIN ELIJAH (3) schaffen. Die Ausbildung und Förderung der Roma-Kinder ist das Wichtigste. Der Bregenzer Walter Fink berichtet von seinem Engagement in Rumänien Tätig ist der Verein derzeit in den Dörfern Hosman, Nou und Tichindeal. Sie liegen 20 km öst- lich von Sibiu/Hermannstadt. „Tun, was ich kann.“ Der Großteil der Einwohner/in- nen sind Roma. Ihre Siedlungen sind am Dorfrand, ohne Wasser, oft ohne Strom. Deshalb wird Es gibt Ereignisse, die ein Leben grundle- ter: „Bist du flexibel?“ Fünf Tage darauf fand bei Grundlegendem angesetzt: gend verändern. Ihr Ort ist irgendwo zwi- er sich im rumänischen Dorf Hosman in ei- Sauberkeit im Haus, Wäschewa- schen Suchbewegung und Findungsprozess. ner Gruppe, die P. Georg Sporschill zusam- schen, Gemüsegarten anlegen, Walter Fink erzählt von solchen Ereignissen, mengetrommelt hatte, um über das Projekt Wände und Dächer abdichten, von jungen Menschen in Rumänien und von zu „hirnen“. Öfen und Plumpsklos bau- neuem Sinn. en. Persönliche Beratung und Entscheidung. Die Situation der Roma an Freundschaft sind gefragt. Es war eine Zeitungsnotiz. Gesucht wurden diesem Ort beschreibt der Bregenzer als „er- Mitarbeiter für ein Sozialprojekt in Rumäni- schütternd, deprimierend und unvorstellbar“. Musik ist ein Weg zu den Kin- en. Das ist nichts Ungewöhnliches. Was die- Er traf auf Menschen, die ihre jahrhunderte- dern und ein Ausweg für die ses „Angebot“ jedoch von anderen unter- alte Lebensweise gegen Hoffnungslosigkeit Kinder. Sie lernen sich auszudrü- schied, waren Projektaufgabe und -sprache: eintauschen mussten und nun verelenden. cken, einen Rhythmus zu fin- „Organisation“ hieß es dort und „deutsch“. „Die Menschen dort haben jegliche Form den und aufeinander zu hören. von kulturellen Normen einfach verloren. Ihr Tag erhält Struktur, der Ort Chance. Damit war dem pensionierten Bre- Dabei ist das nicht irgendwo im Busch - wir ist zudem Begegnungsort. Un- genzer Kulturfachmann zugefallen, wonach sind in der EU!“ Für Fink gab es zwei Möglich- terricht erhalten die Kinder von er schon lange gesucht hatte. „Ich bin immer keiten, zu reagieren. Entweder sich wegzudre- Musikern aus dem Philharmoni- auf die Butterseite gefallen, habe ein wunder- hen, weil das Elend unerträglich ist, oder zu schen Orchester Sibiu. bares Leben geführt. Ich hätte deshalb gerne sagen: „Wenn ich etwas tun kann, tu ich et- etwas über die normale Arbeit hinaus getan, was.“ Das war es auch, was er P. Georg Spor- Der österreichische Verein etwas, das meine Dankbarkeit zeigt“, ver- schill zur Antwort gab. „ELIJAH. Pater Georg Sporschill sucht Fink sein Befinden zu beschreiben. Was SJ. Soziale Werke“ wurde im ihn aber an einem solchen Einsatz hinderte, Sinn. Dem ersten Besuch folgte kurze Zeit März 2013 gegründet, Vorsitz waren seine Fähigkeiten. Ihm fehlten sowohl später ein zweiter - zur Eröffnung der neuen hat Herbert Sausgruber. handwerkliche als auch Fremdsprachkennt- Musikschule im Juli. Die Feierlichkeiten wa- nisse. Als ehemaliger Kulturchef des ORF Vor- ren beeindruckend. Jugendliche