Der Ornithologische Beobachter / Band 106 / Heft 1 / März 2009 3

Ornithologische Forschung im 20. Jahrhundert in der Schweiz – ein erfolgreiches Miteinander von Fachleuten und Laienornithologen

Urs N. Glutz von Blotzheim

GLUTZ VON BLOTZHEIM, U. N. (2009): Ornithological research in in the course of the 20th century – a fruitful collaboration of professionals and amateurs. Ornithol. Beob. 106: 3–48. This contribution is not to be seen as the still missing history of Swiss Orni- thology. (1) Basically there is no space for it here. (2) The Ala was founded as a countrywide society. However, after the foundation of «Nos Oiseaux» in 1913, it became more and more restricted to the German-speaking part of Switzer- land. Therefore this contribution focuses on this part of Switzerland, although the French- or Italian-speaking ornithologists have greatly contributed to the advancement of ornithology in Switzerland. The characteristic fields of Swiss ornithologists are faunistics, migration, conservation biology, morphology and moult. Switzerland belongs to the lead- ing countries with regard to knowledge on the status of birds, their occurrence, their numbers, their breeding biology and migration. The tradition of counting waterbirds is nearly 60 years old. The results have been the basis for a number of important papers on the ecology of waterbirds. The passage of migrants has been studied intensively on several mountain passes. The Col de Cou and Col de Bretolet belong to the most important sites for studying bird migration in Europe. Another long lasting and impressive tradition is the radar ornithol- ogy which began about 1955. It evolved as one of the most successful fields of Swiss ornithology with astonishing contributions not only in or near the Alps but also on the Mediterranean coasts, in the Middle East and in the Mauritanian Sahara. Moult and ageing of birds belong to the topics where a number of Swiss or- nithologists are esteemed specialists. Studies on breeding biology and territory mapping have lost some of their importance in favour of monitoring. Other fields, such as evolutionary biology, ethology, physiology, genetics, parasito- logy are covered by some individuals or some university research groups only. In the last two decades the number of applied research projects to minimise the negative effects on biodiversity by new trends in land use has increased. There is, however, a huge disparity between recommendations by scientists and their application. Some scientists and amateurs – dealt with in detail – had either a strong influ- ence on the evolution of Swiss ornithology or are good examples for outstand- ing achievements, not only by well equipped laboratories, but also by non-pro- fessionals captivated by a fascinating research idea or with a long lasting en- durance contrasting with the claim for innovation in science.

Urs N. Glutz von Blotzheim, «Kappelmatt», Herrengasse 56, CH–6430 Schwyz, E-Mail [email protected] 4 U. N. GLUTZ VON BLOTZHEIM, Ornithologische Forschung in der Schweiz Ornithol. Beob.

Die Schweizerische Gesellschaft für Vogelkun- in Basel; Ornithol. Beob. 11: 213–215, 1914), de und Vogelschutz (später Ala) feiert am 20. sondern durch eine sehr erfolgreiche fachliche Juni 2009 ihr hundertjähriges Bestehen, ein Zusammenarbeit von Profis und Liebhaberor- Grund auch auf die wissenschaftlichen Leis- nithologen ausgezeichnet. Beweis dafür ist die tungen der Gesellschaft und ihrer Mitglieder mittlerweile auch schon 85-jährige Schweizeri- zurückzublicken. Eigentlich müssten wir dabei sche Vogelwarte in Sempach, die ihr heutiges auf das Erscheinungsjahr (1555) von Conrad Ansehen ohne die ehrenamtliche Zuarbeit von Gesners «Historiae Animalium liber tertius …» Hunderten von Beringern und Beobachtern zurückgehen, womit die ernsthafte Vogelkunde nie hätte erlangen können. Unsere Vogelwarte in unserem Land begonnen hat. Unter Hinweis ist am 6. April 1924 als Kind der Ala gegrün- auf Cortis (1954) Übersicht über vierhundert det worden und ist seither bei fast allem, was Jahre Vogelkunde und die Referate anlässlich mit ornithologischer Forschung in unserem des 50. Jubiläums der Ala (Zimmermann 1960, Land zu tun hat, mehr oder weniger stark und Noll 1960) dürfen wir uns aber auf die Zeit des einflussreich mit beteiligt gewesen. Dies muss Bestehens der Ala und die Autoren in deren zum Verständnis vor allem aus der Sicht unse- offiziellem Organ, dem Ornithologischen Be- rer weniger direkt beteiligten Gesellschaft vor- obachter, beschränken. Damit kommen unsere ausgeschickt werden. Freunde und Kollegen beiderlei Geschlechts aus der Suisse romande und aus dem Tessin et- was zu kurz. Zudem darf diese Übersicht im- 1. Die Rolle der Ala bei der Förderung der mer noch nicht als die längst fällige Geschichte wissenschaftlichen Ornithologie der Vogelkunde in der Schweiz gelten, möge aber als kleine Vorarbeit dazu verstanden wer- Neben dem in einem anderen Beitrag gewür- den. digten Vogelschutz, insbesondere der Betreu- Im Gegensatz zu Corti (1954) versuche ich ung von Reservaten (Weggler et al. 2009), ist auf Kosten der Vollständigkeit einige mir per- das grösste Verdienst der Ala ihre von Carl sönlich besonders wichtige oder charakteris- Daut initiierte Fachzeitschrift, die stets von tische Schweizer Ornithologen herauszugrei- Ala-Mitgliedern redigiert, weitestgehend durch fen und deren wissenschaftliche Leistung zu die Mitgliederbeiträge getragen und trotz wie- würdigen. Wo das Mindestmass für eine wis- derholten Schwierigkeiten auf einem nahezu senschaftliche Leistung anzusetzen ist, ist oft optimalen wissenschaftlichen Niveau gehalten schwer zu entscheiden. Die blosse Mitteilung worden ist. Die Zeitschrift wurde zum Binde- von Einzelbeobachtungen, wie sie in den ersten glied unter den Mitgliedern, von ihr gingen Jahrgängen des Ornithologischen Beobachters vielerlei Anregungen aus, sei es durch publi- fast die Regel war, ist – wie ich an konkreten zierte Forschungsergebnisse oder durch Rezen- Beispielen noch erläutern werde – wohl keine sionen in- und ausländischer Literatur oder die wissenschaftliche Leistung, erlaubt bei späterer Berichterstattung über Vorträge und Diskussi- Betrachtung und intelligenter Auswertung aber onen an den Jahres-, Frühjahrs- oder Herbst- durchaus als Beitrag dazu gewertet zu werden. versammlungen. Ein weiteres Kennzeichen der Jedenfalls wäre es völlig verfehlt, aus dem Feh- Ala waren von jeher und bis heute die für ihre len des einen oder anderen Namens in meiner Mitglieder ausgeschriebenen Kurse, zu denen Auswahl zu schliessen, dass der betreffende überdies die alljährlich durchgeführten Berin- Ornithologe bzw. die Ornithologin nicht zum ger- bzw. Mitarbeitertagungen der Schweize- heutigen Ansehen der Schweizer Ornitholo- rischen Vogelwarte hinzuzufügen sind. Diese gie beigetragen hätte. Letztere hat sich seit der Veranstaltungen haben viele junge Menschen Gründung der Ala von Ausnahmen abgesehen beim Entscheid, ornithologisch aktiv zu wer- nicht nur durch «das gute Einvernehmen zwi- den, massgeblich beeinflusst und zur Fortbil- schen den Fachgelehrten und den Liebhabern» dung der Betroffenen beigetragen. (Prof. Dr. Emil A. Goeldi, Bern, anlässlich der Neben der Avifaunistik war die Vogelzug- Frühlingsversammlung vom 23./24.5.1914 forschung stets ein Schwergewicht der Ala und 106, 2009 U. N. GLUTZ VON BLOTZHEIM, Ornithologische Forschung in der Schweiz 5 ihrer Mitglieder. Die Ala führte die von Carl (Einzelheiten heute nicht mehr bekannt), von Daut 1911 begonnene Vogelberingung zielbe- der Basler Stiftung für biologische Forschung wusst weiter und sicherte deren Zukunft mit (Präsident Dr. Dr. h.c. Lukas Hoffmann, Sekre- der Gründung der Schweizerischen Vogelwarte tär Dr. Ernst Sutter, später Dr. Raffael Wink- in Sempach am 6. April 1924 (A. Schifferli sen. ler), vom Schweizerischen Nationalfonds zur hatte schon 1906 begonnen, Vögel durch Fär- Förderung der wissenschaftlichen Forschung ben oder Beschneiden von Federn individuell und in Einzelfällen von anderen Quellen (z.B. zu markieren) mit dem ihr von den eidgenös- die Stiftung zur Förderung der wissenschaft- sischen Behörden zugesprochenen Monopol lichen Forschung an der Universität Bern (Dr. der Ringausgabe. Die Vogelzugbeobachtung Wander), die Stiftung Amrein-Troller, Glet- wurde meist von privater Seite initiiert, be- schergarten Luzern, die Biedermann-Mantel- sonders lohnende Projekte wurden dann aber Stiftung, die Graf Fabrice-, von Gundlach- und in der Regel von der Vogelwarte übernommen Payne-Smith-Stiftung). und mit grossem Aufwand fortgeführt. So gin- gen die Initiative zur Alpenzugbeobachtung bei Realp im Urserental, im Maloja- und Splü- 2. Entwicklung der Ornithologie als Wissen- genpassgebiet, später auf den Pässen Cou und schaft inkl. Übersicht über die Forschungs- Bretolet, auf dem Hahnenmoos, La Berra, dem disziplinen Chasseral, dem Gleiterspitz, der Ulmethöchi, Subigerberg usw. von Beringergruppen oder In der Gründungs- und Aufbauzeit der Schwei- Einzelbeobachtern aus. Auch der Beginn der zerischen Gesellschaft für Vogelkunde und Vo- Schweizer Radarornithologie in den Jahren gelschutz, anschaulich beschrieben von Noll 1954–1956 ist privater Initiative zu verdan- (1960), war der «Katalog der schweizerischen ken (s. Weitnauer 1956, Hofmann 1956 und Vögel» von Theophil Studer und Victor Fa- Sutter 1957a, b), dann aber wie Beobachtung tio die aktuellste und wichtigste Literatur der und Beringung auf den Pässen Cou und Bre- Feldornithologen, die sich fast ausnahmslos tolet durch die Vogelwarte zu sehr ergiebigen neben ihrem Beruf der Vogelkunde widmeten. Langzeitprojekten ausgebaut worden. Die Ala Anfänglich (Lieferungen I–III, 1889–1901) hat einzelne Projekte finanziell direkt unter- war dieser «Katalog» als für die damalige Zeit stützt, und aus ihren Reihen rekrutierte sich gründlicher Statusbeschrieb zwar anregend, der Grossteil der beteiligten Feldornithologen. aber doch in vielen Fällen keine echte Hilfe, da Bis zur Zusammenführung von Walter-Locher- die Aussagen auf zu wenigen Daten beruhten. Gedenkfonds, Knopfli-Fonds und Legat Anni Die Unzulänglichkeiten (mit Fehlern belastete Schinz zum Publikationsfonds 1989 (Ornithol. Artbestimmung und Fehldeutung brutzeitli- Beob. 100: 163, 2003) und der Revision des cher Beobachtungen) haben sich unter der Be- Fonds zur Förderung der Feldornithologie (Or- arbeitung von Gustav von Burg (Lieferungen nithol. Beob. 100: 164, 2003) hat die Ala Fi- IV–XV, 1907–1925) noch verschärft (s. auch nanzmittel vor allem zugunsten ihrer Reservate Denkinger 2009). eingesetzt. Schon 1976 wurden allerdings von Carl Daut hat es als Herausgeber und erster der Ala Vegetationskartierungen in all ihren Redaktor des Ornithologischen Beobachters Reservaten (Wildi 1976) in Auftrag gegeben. verstanden, durch Entgegennahme, Weiter- Diese waren später Vorbild für entsprechende verbreitung und eigene Vertiefung der Beob- Kartierungen in anderen unter Schutz gestell- achtungen der Leser der Zeitschrift, deren ten Feuchtgebieten, Hoch- und Niedermooren Interesse zu wecken und die Artbestimmung und dienten der Aufstellung von Pflegeplänen. unter schwierigen Voraussetzungen (kaum Be- Für Forschung und Publikation der Ergebnis- stimmungsliteratur, qualitativ noch unbefriedi- se kamen bis dahin weit mehr Mittel in vielen gende und kostspielige Optik) zu fördern, was Fällen von der «Stiftung Dr. Fritz Hoffmann- Noll (1960) sehr anschaulich dargestellt hat La Roche zur Förderung der wissenschaftli- (s. dazu auch Winkler & Ritter 2004). Nüch- chen Arbeitsgemeinschaften in der Schweiz» terne Tagebuchnotizen oder gemütvolle Auf- 6 U. N. GLUTZ VON BLOTZHEIM, Ornithologische Forschung in der Schweiz Ornithol. Beob. sätze über Vogelschutz (in Stuttgart wurde auf Meylan neben dem Ornithologischen Beob- Initiative von Lina Hähnle am 15. Dezember achter das Schweizerische Archiv für Ornitho- 1898 der Bund für Vogelschutz gegründet) und logie/Archives suisses d’Ornithologie, dessen Faunistik waren in den ersten etwa 20 Jahren erstes Heft im Juli 1932 erschienen ist. Die die Schwerpunktthemen des Fachorgans der Zeit davor und die wegen ihrer Gründlichkeit Schweizerischen Gesellschaft für Vogelkunde und ihrer wissenschaftlichen Interessen schon und Vogelschutz, die damals fast ausschliess- damals herausragenden Ornithologen werden lich aus Amateuren bestand. Der wissenschaft- von Noll (1960) treffend charakterisiert. Ich liche Wert des Gebotenen ist heute fast grösser beschränke mich hier aus Platzgründen auf ei- als damals, illustriert es doch eindrücklich die nige Ergänzungen. Veränderungen der Landschaft und deren Nut- zung im Laufe der letzten hundert Jahre, wobei 2.1. Avifaunistik solche Auswertungen wegen der damaligen Unsicherheiten bei der Artbestimmung zwar Noch während des 2. Weltkrieges bestand ein mit grosser Umsicht erfolgen müssen, aber kei- empfindlicher Mangel an Vogelbestimmungs- neswegs rundweg abgelehnt werden dürfen. literatur. 1943 und 1945 erschienen die beiden Um neben Vogelschutz und Avifaunistik Bestimmungsbücher von C. A. W. Guggisberg, auch wissenschaftlich gehaltvollere Arbei- aber mit Peterson, Mountfort & Holloms «A ten zu fördern, gründeten U. A. Corti und O. Field Guide to the Birds of Britain and Europe»

Abb. 1. Eine Doppelseite aus dem «Hallwag-Bändchen» Vögel der Schweiz von C.A.W. Guggisberg (1943), mit Tafeln von Robert Hainard. Zum 2. Band (1945) malte C.A.W. Guggisberg die Tafeln selbst. – Double page from the small field guide by C.A.W. Guggisberg, published in 1943. 106, 2009 U. N. GLUTZ VON BLOTZHEIM, Ornithologische Forschung in der Schweiz 7

ten Daten über die Vögel des Tessin (1945), Graubündens (1948), des Wallis (1950), der Nordalpenzone (1952) und des Jura (1962), eine unverzichtbare Basis für alle weiteren fau- nistischen Untersuchungen insbesondere im Jura und in den Alpen. Mit der regelmässigen Publikation von Beobachtungsdaten haben der Ornithologische Beobachter und Nos Oiseaux seit ihren Anfängen eine wichtige Rolle ge- spielt. Paul Géroudet und Dieter Burckhardt haben 1946/47 damit begonnen, die Daten in Sammelberichten (bzw. im Calendrier ornitho- logique) systematisch zu gliedern. Im Ornitho- logischen Beobachter sind die Sammelberichte nach einer Unterbrechung von E. Sutter (Or- nithol. Beob. 48: 135–145, 1951, 49: 18–25 und 88–97, 1952), P. Willi (Ornithol. Beob. 55: Abb. 2. Robert Poncy (1875–1955) hat ab 1888 128–133, 1958 bis 58: 98–102, 1961), P. Willi während eines halben Jahrhunderts am Genfer See beobachtet und wäre in der Lage gewesen, eine Mo- & W. Leuthold (Ornithol. Beob. 55: 200–210, nographie über die Avifauna dieses Sees zu schrei- 1958 und 56: 43–55, 1959) und U. N. Glutz ben, hat sich in seiner Bescheidenheit aber auf Ein- von Blotzheim (Ornithol. Beob. 57: 90–107, zeldarstellungen beschränkt. Alle Abbildungen ohne 1960 und 59: 182–198, 1962) fortgesetzt wor- Quellenangabe stammen aus der Literatur; der Foto- graf ist meist nicht bekannt. – Robert Poncy (1875 den, bis sie ab Januar 1959 unter dem Titel – 1955, Geneva), a non-professional ornithologist Ornithologischer Informationsdienst als Ver- with long lasting endurance. Photos without a sour- vielfältigung kostenlos an die Mitarbeiter der ce are extracted from literature. Vogelwarte Sempach abgegeben worden sind. Der Ornithologische Informationsdienst wurde zunächst eingesetzt, um Lücken in den Manu- und (im selben Jahr) in deutscher Übersetzung skripten zu den «Brutvögeln der Schweiz» zu von Günther Niethammer erst 1954 ein Bestim- schliessen und die Feldbeobachter frühzeitig mungsbuch, in dem die meisten der zu erwar- auf besondere Ereignisse (z.B. Bergfink- und tenden Vogelarten abgebildet und beschrieben Seidenschwanzinvasionen, Auswirkungen des waren. Dies sowie die wertvolle Anleitung von Polarwinters 1962/63 usw.) hinzuweisen. Die Hickey (1943) führten zu einem Aufschwung Ergebnisse dieser gezielten Datensammlung der Avifaunistik. Aber schon vorher sind be- waren die von der Schweizerischen Vogelwarte achtliche Leistungen erbracht worden. Erwähnt herausgegebenen «Die Brutvögel der Schweiz» seien die Langzeitbeobachtungen des Genfer (Glutz von Blotzheim 1962), «Verbreitungs- Architekten Robert Poncy (1875–1955), die atlas der Brutvögel der Schweiz» (Schiffer- von 1885 bis 1942 im Ornithologischen Be- li, Géroudet, Winkler u.a. 1980), «Avifauna obachter und bis kurz vor seinem Tod in Nos der Schweiz» (Winkler 1984, Winkler, Luder Oiseaux veröffentlicht und ausgewertet (Pon- & Mosimann 1987), «Schweizer Brutvogel- cy 1934) worden sind. Gebietsmonographien atlas» (Schmid, Luder, Naef-Daenzer, Graf sind schon frühzeitig entstanden, so z.B. die & Zbinden 1998), «Avifauna der Schweiz» Berichte über Reisen von A. Mathey-Dupraz (Winkler 1999) und schliesslich die nicht nur (Colombier) nach Spitzbergen (Mathey-Dupraz wegen des stattlichen Gewichts (fast 5 kg) und 1911–1917), später zum Bosporus, nach Alge- unzähliger Fotos, sondern auch wegen des in- rien, Ägypten und in den Sudan. Einen ersten formativen Inhalts imponierenden «Die Vögel Höhepunkt für die avifaunistische Erforschung der Schweiz» (Maumary, Vallotton & Knaus lieferte Corti mit seinen mit unendlichem Bie- 2007). Ab 1969 (Thönen 1971) sind die wich- nenfleiss gesammelten und kritisch gesichte- tigsten ornithologischen Ereignisse jahrweise 8 U. N. GLUTZ VON BLOTZHEIM, Ornithologische Forschung in der Schweiz Ornithol. Beob. auch wieder übersichtlich im Ornithologischen Lukas Hoffmann von seiner Station biologique Beobachter zusammengefasst worden und ha- de la Tour du Valat (Le Sambuc/Arles) aus seit ben so einen Teil der bisherigen Kurzen Mittei- vielen Jahren Zählungen im ganzen Mittel- lungen ersetzt. Ohne jede Überheblichkeit darf meerraum bis nach Westafrika organisiert und behauptet werden, dass die Schweizer Ornitho- finanziert. logen, begünstigt durch ein überschaubar klei- Leider ist immer wieder zu erleben, dass nes, dank seiner Vielfalt aber faszinierendes Avifaunistik als Nicht-Wissenschaft belächelt Land, mit jedem einzelnen Werk dieser impo- wird. Es wird dabei vergessen, wie wichtig sie santen Serie europaweit neue Massstäbe setzen – seriös betrieben! – als Grundlage für ökologi- durften. Die Pflege faunistischer Publikationen sche Fragestellungen, als Mass für den Zustand im Ornithologischen Beobachter erwies sich der Biodiversität und als Indikator für umwelt- immer wieder als wichtig für den Fortbestand schädigende Formen menschlicher Land- und einer angesehenen Zeitschrift und das Gesell- Gewässernutzung geworden ist. schaftsleben. Legen wir einen strengen Massstab an, be- schränkt sich Ornithologie als Wissenschaft in 2.2. Wasservogelzählungen der Schweiz hauptsächlich auf Vogelzugfor- schung, Morphologie, Entwicklungsgeschich- Auch mit den Wasservogelzählungen, einer te, Brut-, Populations- und Nahrungsökolo- besonderen Form der quantitativen Avifaunis- gie (Conservation Biology)1. Natürlich sind tik, haben die Schweizer Ornithologen bril- Schweizer Ornithologen auch auf anderen Spe- liert. Die Initiative dazu hat Paul Géroudet zialgebieten (z.B. Evolutionsbiologie, Etholo- zusammen mit Mitarbeitern der Centrale orni- gie, Physiologie, Genetik, Parasitologie) aktiv, thologique romande mit den ersten Zählungen doch handelt es sich dabei mehr oder weniger im Winter 1950/51 und 1951/52 am Genfer-, um Einzelpersonen oder universitäre Arbeits- Neuenburger- und Murtensee ergriffen (Gé- gruppen, die nicht anders arbeiten als auslän- roudet 1951 und 1952). Die deutsche Schweiz dische Forscher und auf die ich im Rahmen hat 1951/52 nachgezogen und die Zählungen dieser Publikation aus Platzgründen nicht ein- schrittweise auf fast alle Seen und Fliessge- gehen kann. Die Möglichkeiten der DNA-Ana- wässer ausgedehnt (Burckhardt 1952, 1954b, lysen gehören zu den revolutionärsten Neue- 1958). Schliesslich hat vor allem Leuzinger rungen des 20. Jahrhunderts, die bei späterer (1960) das Beobachtungsnetz für die nationa- Gelegenheit zu würdigen sein werden. len und internationalen Zählungen geografisch und personell so organisiert, dass bis heute 2.3. Vogelzugforschung mit Hilfe der Beringung Winter für Winter vergleichbare Erhebungen möglich sind und deren Ergebnisse im Orni- Die wissenschaftliche Vogelberingung ist 1890 thologischen Beobachter und in Nos Oiseaux vom dänischen Lehrer H. Ch. C. Mortensen be- regelmässig publiziert werden. Die Zählungen gründet worden. 1903 begann J. Thienemann in der Schweiz sind wichtig und faszinierend – unter dem Widerstand vieler Zeitgenossen zugleich, konzentrieren sich doch auf den Ge- – mit der Vogelberingung in Deutschland. Carl wässern im nördlichen Vorraum der Alpen im Vergleich zum mitteleuropäischen Binnenland besonders grosse Scharen von Wintergästen. Zu erwähnen ist schliesslich, dass vom 6.–13. 1 Ich verzichte bewusst auf einen deutschen Fach- begriff, weil die bisweilen verwendete Bezeichnung Januar 1968 eine Gruppe junger Ornithologen «Naturschutz-Biologie» viel zu eng gefasst ist. Con- unter der Leitung von Dr. Peter Willi im Auf- servation Biology befasst sich auch mit Ökonomie, trag der Vogelwarte in der Po-Ebene von Chi- umweltverträglicher Land-, Wald- und Wassernut- oggia bis Marina di Ravenna und der Küste zung u.a.m., Alternativen zu herkömmlichen Prakti- ken, die noch nichts mit Naturschutz, wohl aber mit entlang bis Ancona Reiher, Enten und Bläss- der Erhaltung unseres volkswirtschaftlichen Vermö- hühner gezählt haben (s. Schifferli, Ornithol. gens im weitesten Sinne des Wortes (unserer Lebens- Beob. 66: 178, 1969) und dass der Schweizer grundlagen) zu tun haben. 106, 2009 U. N. GLUTZ VON BLOTZHEIM, Ornithologische Forschung in der Schweiz 9

Daut war der Initiant der Beringung in der quartier radio- und satellitentelemetrische Un- Schweiz (s. Hess, Mühlemann, Mathey-Dup- tersuchungen an Raufusshühnern, Steinadler, raz & von Burg, Ornithol. Beob. 8: 190–192, Weissstorch, Uhu, Schneeeule u.a.m. Dank der 1911, Daut & Hess 1914). Aber Alfred Schif- Konstruktion von Kleinstsendern durch Beat ferli sen. hatte schon 1906 begonnen, Vögel Naef-Daenzer ist seit einigen Jahren sogar die durch Färben oder Beschneiden von Federn Untersuchung der home range-Nutzung durch individuell zu markieren und Alphonse Ma- Kleinvögel möglich. they-Dupraz hatte bereits im Winter 1910/11 mit 45 von Thienemann erhaltenen Rossitte- 2.4. Alpenzugforschung ner Vogelringen die ersten Meisen, Kleiber und Rotkehlchen beringt. In diese Zeit fallen Ringversuche werden heute weltweit gemacht. die ersten Publikationen über die Ergebnisse Schweizer Spezialitäten sind die Alpenzugfor- gleichartiger Versuche von Ritter v. Tschusi schung und die Radarornithologie. Zu Beginn zu Schmidhoffen in Hallein und Thienemann des 20. Jahrhunderts standen sich Ansichten in Rossitten, wonach z.B. beim Mauersegler über «sehr starken und regelmässigen Zug über dieselben Paarpartner während Jahren mitein- die Alpen» (von Burg 1922) und «verhältnis- ander und trotz Vogelring erfolgreich brüten. mässig unbedeutenden Alpenzug» (Bretscher 1911 haben die Ala-Vorstandsmitglieder Albert 1920, 1931) fast unversöhnlich gegenüber. Hess und C. Daut Schifferli und Mathey-Dup- Auf Anregung von A. Schifferli sen. begannen raz die ersten Schweizerischen Ringe mit der 1933 einige Freunde bei Realp (Kanton Uri) Aufschrift «Bern-Helvetia» zur Verfügung ge- den herbstlichen Vogelzug zu beobachten und stellt, und am 6. April 1924 übertrug A. Hess rastende Zugvögel zur Beringung zu fangen. A. Schifferli sen. die Leitung der Schweizeri- Die Wiederfunde einer dort beringten Amsel schen Vogelwarte. Von 1911 bis 1916 sind nur in der italienischen Provinz Imperia und eines 1384 Vögel beringt worden, von 1924 bis 2007 Rotkehlchens in Südfrankreich brachten erste wurden es dann 3 800 048, was zu 57 496 Wie- Gewissheit über die Querung der Alpen durch derfunden aus Entfernungen von mindestens Zugvögel. Weitere Beringungs- und Beobach- 10 km geführt hat (Jenni 1999, Wiprächtiger tungslager im Gotthardgebiet folgten 1934, et al. 2008). Kleinere Verfrachtungsversuche 1935 und 1937 auf Initiative und unter der wurden mit Brandenten (Schifferli 1933), Fut- wissenschaftlich und logistisch umsichtigen terplatzvögeln (Schifferli 1936), Alpendoh- Leitung von Arnold Masarey (Masarey 1934, len (Schifferli, Ornithol. Beob. 50: 171, 1953) 1935; Masarey & Sutter 1939) und bildeten und Alpenseglern (Schifferli 1942; Spaepen den Auftakt zur überaus erfolgreichen Alpen- & Fragnière, Gerfaut 42: 49–54, 1952; Arn, zugforschung in der Schweiz. Die Entdeckung Ornithol. Beob. 52: 129, 1955) angestellt. Für des regen Kleinvogel- und Greifvogelzuges die Orientierungsforschung wichtig war nur auf dem Col de Cou 1938 durch Max d’Arcis der vom Ausland initiierte Versuch mit Staren (1939), der selber schon am Realper Unter- von Perdeck (1958). Ab 1953 wurden Ringfun- nehmen teilgenommen hatte, blieb wegen des de auch immer öfter zu Untersuchungen über Zweiten Weltkrieges unbeachtet. 1951 wurde Todesursachen, Sterblichkeit und Lebenser- dieser Pass durch Michel Desfayes wieder ent- wartung ausgewertet (Lack & Schifferli 1948, deckt (Godel 1957). In den folgenden Jahren Lack & Arn 1953, Schifferli 1957, 1964 usw.). haben sich dann jeweils im Herbst einige Be- Dann wurden im Rahmen brutbiologischer obachtergruppen auf dem Col de Cou (Ribaut und populationsökologischer Fragestellungen 1953, 1954), im Engadin und auf dem Splü- zur individuellen Sichtmarkierung Farbring- genpass der quantitativen Erfassung des Vo- kombinationen verwendet (Schüz 1948) und gelzuges gewidmet (Sutter 1952, 1954). Auf schliesslich folgten zwecks Untersuchung der den Pässen Cou und Bretolet (Kanton Wallis) Nutzung des brutzeitlichen oder ganzjährigen wurden Beobachtung und Beringung bis 1957 Aufenthaltsraumes oder der Verfolgung ein- vor allem unter der Leitung von Michel Go- zelner Individuen vom Brutort bis ins Winter- del, Gérard de Crousaz und François Vuilleu- 10 U. N. GLUTZ VON BLOTZHEIM, Ornithologische Forschung in der Schweiz Ornithol. Beob. mier von Mitgliedern der Jugendgruppe von tive und quantitative Erfassung des Insektenzu- Nos Oiseaux durchgeführt. Ab 1957 wurden ges genutzt. die Westschweizer Ornithologen physisch und Andere Beobachtungs- und Fangstationen in finanziell von der Vogelwarte unterstützt; im den Alpen und im Jura haben die Erfahrungen Sommer 1957 wurde auf Bretolet eine kleine von Bretolet glücklich ergänzt: Hahnenmoos, Hütte gebaut, die nach Schäden durch einen Berner Oberland 1961–1966 (Rychner & Im- Schneesturm im Frühjahr 1958 durch eine ge- boden 1965, Fuchs 1968); Gleiterspitz, Schä- räumigere Unterkunft, mit Arbeits- und Schlaf- nis, Kanton St. Gallen 1961–1970 (Ruedi & plätzen sowie einem Ess- und Aufenthalts- Rosmarie Müller, Ringfundlisten); La Berra, raum, ersetzt werden musste. Damit übernahm Kanton Freiburg 1948–1951 (Henri Fragniè- die Vogelwarte die Organisation und Leitung re und Jean Strahm); Wasserscheide/Gurni- der Beobachtungs- und Fangstation (Schiffer- gel, Kanton Bern (z.B. Schmid 1984, 1985, li, Ornithol. Beob. 56: 145, 1959). Die Ergeb- Schmid, Steuri & Bruderer 1986, Oberhänsli- nisse wurden anfänglich in Jahresberichten Neweklowsky 1994); Jura im Raum Gempen– publiziert; später erschienen verschiedene zu- Seltisberg–Duggingen 1937 und 1938 (Sutter sammenfassende Auswertungen (z.B. Godel 1940); Saatkrähen (Sutter 1948); Blauen 1967 & de Crousaz 1958, de Crousaz 1961, Dorka und 1968 (Winkler & Richter 1971), Chasse ral 1966, Thiollay 1966, 1967, 1968, Bruderer ab 1967 (Biber & Benoit 1968), Subigerberg & Winkler 1976, Jenni 1984, Jenni & Naef- (von 1968 bis 2008 sind dort 49 700 Vögel Daenzer 1986). Fang und Beringung wurden von 92 Arten beringt worden, darunter 11 812 weitergeführt, die planmässige Vogelzugfor- Hausrotschwänze), Ulmethöchi über Lauwil ab schung trat nun aber gegenüber der Mauserfor- 1965 (Bruderer 1966, 1967, Korner-Nievergelt schung (Jenni & Winkler 1994) und anderen si- et al. 2007a, b, 2008a, b). tuativ angepassten Untersuchungen (z.B. 1981 Stereo fotografie zur Messung der individuel- 2.5. Radarornithologie len Abstände innerhalb von Vogelschwärmen; Zuur 1983) eher etwas in den Hintergrund. Die Die Schweizer Radarornithologie hat (zeit- Beobachtungsstation wurde auch für den Fle- gleich mit den ersten Radarbeobachtungen von dermausfang und sehr intensiv für die qualita- David Lack in England) in den Jahren 1954–

Abb. 3. Bruno Bruderer am Ziel- folgeradargerät. – Bruno Bruderer a the tracking radar. 106, 2009 U. N. GLUTZ VON BLOTZHEIM, Ornithologische Forschung in der Schweiz 11

1956 begonnen. Am 11. Juli 1955 glückte Emil Entgegen allen Erwartungen queren über Weitnauer (1956) der Beweis, dass der bereits 60 % der Singvögel die Sahara in nur maximal mehrmals zur Untersuchung der Nachtflüge der 1000 m über Boden, wo sie die günstigsten Rü- Mauersegler eingesetzte Überwachungsradar ckenwindverhältnisse nutzen, aber mit 30 °C tatsächlich Mauersegler erkennen liess. Am 31. bei einer höheren Lufttemperatur ziehen und Januar 1956 gelang es dem Radarkontrolleur trotzdem weniger Wasser verlieren, als bisher H. Hofmann (1956) einen Kiebitzschwarm auf erwartet worden ist (Schmaljohann, Bruderer dem Flug von Stein am Rhein bis Olten zu ver- & Liechti 2008). folgen, und von 1956 bis 1963 hat E. Sutter mit zahlreichen Mitarbeitern (Arbeitsgemeinschaft 2.6. Physiologie für Radar-Vogelzugstudien) planmässig den Herbstzug am Überwachungsradar des Flugha- Allein das eben genannte Beispiel zeigt, wie fens Zürich-Kloten beobachtet, fotografiert und wichtig das noch junge, aber bereits erfolgrei- im Zeitrafferfilm festgehalten. Versuche von che Spezialgebiet der Physiologie und Energe- Weitnauer 1958 und 1959 gaben Aufschluss tik des Vogelzuges der Arbeitsgruppe des Ehe- über die Empfindlichkeit der verwendeten Ra- paares Lukas und Susanne Jenni-Eiermann ist, dargeräte, auf deren Bildschirmen sich schon das viele offene Fragen zu klären hat. Für den 3–5 Mauersegler oder grössere Einzelvögel im Naturschutz immer wichtiger wird die Stress- Umkreis von 18,5 km als gut sichtbare Echos physiologie. Bisher wurde aus dem Verhalten erkennen und über eine Strecke von 9,25 km der Vögel auf Stress geschlossen; jetzt kann der verfolgen liessen. Emil Weitnauer zeigte seinen Stress anhand von Corticosteron-Metaboliten Film mit Radaraufnahmen von Nachtflügen im Kot gemessen werden, was z.B. erlaubt, den des Mauerseglers erstmals an der Versamm- Umkreis um einen Auerhuhn-Balzplatz oder lung zum 50-jährigen Bestehen der Ala am 21. Tageseinstand, in dem Störungen ausgeschlos- November 1959 in Basel. Ernst Sutter übergab sen werden müssen, objektiver festzulegen als den Teilnehmern derselben Versammlung eine bisher. hübsch illustrierte Schrift über den nächtlichen Vogelzug und seine Radar-Beobachtungen; 2.7. Morphologie und Mauser seinen Film zeigte er schon 1958 erstmals am Internationalen Ornithologen-Kongress in Hel- Pterylose und Zustandekommen von Gefie- sinki. Die Auswertung der Foto- und Filmauf- dermustern gehörten zu den Schwergewichten nahmen vollzogen vor allem Gehring (1963) der Schule von Adolf Portmann, der sich selber und Steidinger (1968, 1972) im Rahmen ihrer und vor allem mit Dissertationen seiner Schü- Diplomarbeiten. Auf Initiative von Gerhart ler (Gerber 1939, Göhringer 1951, Hoffmann Wagner und Walter Gehring und dank dem Ver- 1953, Burckhardt 1954a usw.) von den Dreis- ständnis von Korpskommandant Eugen Studer sigerjahren an mit beidem beschäftigt hat. Eine ist 1966 im Val d’Illiez erstmals eine mobile erste viel beachtete Mauserarbeit verdanken Zielfolgeradarstation der Armee für Vogelzug- wir zwar schon O. Meylan (1932), dann folgen beobachtungen eingesetzt worden. Es war auch Arbeiten von Ernst Sutter über die Kleider der Gehring, der bereits 1967 damit begonnen hat, Eisente und die Mauser des Rotmilans (1947, Radarechos von Vögeln und Insekten zu un- 1951) und ab 1955 in kurzer Folge weitere terscheiden, und der auf unterschiedliche Flü- Publikationen über Gefiederentwicklung und gelschlagmuster verschiedener Vogelarten hin- -wechsel. Mit dem Ausbau der Vogelsammlung gewiesen hat (Gehring 1967). Seit 1968 haben des Naturhistorischen Museums Basel durch Bruno Bruderer, Felix Liechti und Mitarbeiter Ernst Sutter, mit der Herstellung von Flügel- die Radarornithologie mit einer wohl einzig- präparaten und der dank Beizug der Pneumati- artigen Serie von bis heute weitergeführten sation immer subtileren Altersbestimmung der Untersuchungen in weiten Teilen der Schweiz Fänglinge auf dem Col de Bretolet ist eine ein- (s. Bruderer 1996), im Mittelmeerraum, Nahen zigartige Basis für Mauseruntersuchungen ge- Osten und in Mauretanien zur Blüte gebracht. schaffen worden. Die Schweizer Beringer sind 12 U. N. GLUTZ VON BLOTZHEIM, Ornithologische Forschung in der Schweiz Ornithol. Beob. von der Vogelwarte ab 1962 mit immer gründ- «richtige» Methodik. Dichteuntersuchungen licheren Bestimmungshilfen für Alter und Ge- wurden mit Bestandserfassungen vermengt, schlecht ihrer Fänglinge ausgerüstet worden. und mit Beginn der Feldarbeit für die ersten Die Beschreibungen von Gefieder und nackten Verbreitungsatlanten 1972 fehlte leider auch in Hautteilen sowie die Mauserkapitel im «Hand- der Schweiz die Zeit für brutbiologische Unter- buch der Vögel Mitteleuropas» sind zu einem suchungen und Revierkartierungen endgültig. Grossteil Originalarbeiten, die sich auf Sam- Das Bedürfnis nach Bestandsschätzungen oder melgut der verschiedensten Museen Europas, zumindest nach der Erfassung von Bestands- insbesondere aber des Naturhistorischen Muse- trends ist aber nicht erloschen, weshalb man es ums Basel, auf hunderte von Flügelpräparaten jetzt mit reduziertem Feldaufwand und statisti- des Herausgebers und vor allem bei Limikolen scher Nachbearbeitung der Felddaten versucht. auf viele von Hans Leuzinger hergestellte Farb- Die eigentliche Probeflächenmethode wird nur fotos von Fänglingen mit unterlegten Farbska- noch ausnahmsweise (z.B. Amann 1994 und len stützen. Einige Darstellungen (insbeson- Glutz von Blotzheim 2001) oder für die Kartie- dere die Nestdunentafeln der Schwimm- und rung ausgewählter Arten angewendet. Seit eini- Tauchenten von Jörg Kühn; s. Bauer & Glutz gen Jahren dienen Gemeinschaftsprojekte fast von Blotzheim 1968, 1969, Glutz von Blotz- ausschliesslich dem «Monitoring». heim 2007) sind immer noch einzigartig. Das- selbe gilt auch für den Mauserband der Sing- 2.9. Neuere Entwicklungen vögel von Jenni & Winkler (1994) als eines der vorläufigen Endprodukte der bisherigen Aus- Seit etwa 1985, vor allem aber in den letzten wertungen. 15 Jahren, hat sich auch anderes verändert. Enorme Fortschritte von Molekularbiologie 2.8. Brutbiologie, Siedlungsdichte und Physiologie sowie technologische Ent- wicklungen (Telemetrie) erlauben neue For- Brutbiologische Untersuchungen haben welt- schungsansätze (Genetik, Öko-Ethologie, Evo- weit viele Ornithologen fasziniert, aber aus- lutionsbiologie usw.). Während bis dahin meist genommen von Grossbritannien hat wohl kein ein einzelner Autor für eine Publikation ver- Land auf so breiter Basis brutbiologische Daten antwortlich gezeichnet hat, sind es wegen der gesammelt und ausgewertet wie die Schweiz zunehmenden Spezialisierung heute Autoren- (s. Glutz von Blotzheim 1962 und J. Ornithol. teams. Neben faszinierenden neuen Erkennt- 107: 394–396, 1966). Dasselbe gilt für Sied- nissen werden aber trotz stärkerem Gewicht lungsdichte-Untersuchungen, wie sie A. Schif- auf innovativen Methoden erstaunlich oft frü- ferli jun. 1947 im direkten Kontakt mit Pontus here Ergebnisse nur bestätigt, was nicht selten Palmgren und U. N. Glutz von Blotzheim aus durch die Auswahl der Literaturzitate und un- der Literatur und 1958 auf Exkursionen mit verholen als neu verkaufte Arbeitshypothesen Einari Merikallio in Finnland kennengelernt verschleiert wird (also «alter Wein in neuen haben. In den Jahren 1948 bis 1962 haben ei- Schläuchen»). Leider kommt zudem auch bei nige Spezialisten in den verschiedensten Wald- uns (nicht im Ornithologischen Beobachter) die gesellschaften und teilweise offenen Land- Unsitte auf, Arbeiten mit nahezu identischem schaften aller Höhenstufen die Dichte der dort Inhalt zwei- bis dreimal – z.B. einmal deutsch, vorkommenden Revierinhaber je nach Gelände einmal englisch – zu publizieren. und Fragestellung mit der Probeflächenmetho- Ferner gewinnt unter den vor allem im land- de oder Linientaxierung zu erfassen versucht wirtschaftlich genutzten Raum sich gravierend (Glutz von Blotzheim 1962). Die mindestens verschlechternden Habitatbedingungen die an- zehnmalige Kartierung bei der Probeflächen- gewandte Forschung europaweit auf Kosten methode schien vielen zu aufwendig. Statt die der Grundlagenforschung immer mehr Raum. Methodik von der Zielsetzung der Untersu- Bei der Umsetzung der Resultate in die Pra- chung abhängig zu machen, begann (vor allem xis einer umweltschonenderen Landnutzung in Deutschland) ein Glaubenskrieg über die besteht aber, von lokalen Erfolgen abgesehen, 106, 2009 U. N. GLUTZ VON BLOTZHEIM, Ornithologische Forschung in der Schweiz 13 ein fast unerträgliches Defizit. Wir dürfen uns von drei Ausnahmen abgesehen nur vor 1940 nicht damit zufrieden geben, dass durch die an- geborene Ornithologen, die in der Reihenfolge gewandte Forschung wegen ihrer Häufigkeit der Geburtsjahre aufgeführt werden. bisher vernachlässigte Arten plötzlich auch beachtet werden. So findet sich bis 1983 im Deutschschweizer Schrifttum keine einzige der Leopold Greppin Feldlerche gewidmete Publikation. Erst unter Leopold Greppin (1854–1925), Direktor der dem Eindruck eines dramatischen Bestands- psychiatrischen Klinik in Solothurn, war nicht rückgangs hat sich dies seit den 80er-Jahren ge- nur ein ausgezeichneter Kenner der Vogelwelt wandelt (Christen 1984, Schläpfer 1988, Jenny des Solothurner Jura, sondern mit seinem «Ver- 1990a, b, c). Dasselbe gilt für Braunkehlchen, such eines Beitrages zur Kenntnis der geistigen Baumpieper, Auerhuhn und andere Arten. Es Fähigkeiten unserer einheimischen Vögel» ist zwar gut, dass solche Themen auch der Bil- (Greppin 1908) einer der ersten Ethologen un- dung und Sensibilisierung von immer mehr ter den Schweizer Ornithologen. Sein Interesse Akademikerinnen und Akademikern dienen galt dem Verhalten der Sperlinge während de- und für viele Hochschulabgänger Arbeitsplät- ren Bejagung und der Fluchtdistanz verschie- ze schaffen. Das Hauptziel müsste aber sein, dener Vogelarten in Abhängigkeit von der je- unsere im Rahmen der Biodiversitätskonven- weiligen Situation (Nachrufe von A. Hess, Or- tion 1992 eingegangenen Verpflichtungen zur nithol. Beob. 22: 84, 1925 und J. Bloch, Mitt. Sicherung unseres biologischen Rückhalts, der Nat.forsch. Ges. Solothurn 8: 124ff., 1928, mit Biosecurity, endlich einzulösen und die immer Bild). noch fortschreitende Nivellierung der Ökosys- tem- bzw. Standortvielfalt u.a. durch Förde- rung der Heterogenität auf weniger fruchtbaren Ernst Heinrich Zollikofer Standorten und bei extensiver Landnutzung Ernst Heinrich Zollikofer (1859–1930) hat aufzuhalten (s. Haber 2006). nach einer Präparatorenlehre in Stuttgart 1881 Die Favorisierung innovativer Methoden an in St. Gallen ein eigenes Geschäft eröffnet. Er den Hochschulen eröffnet Laienornithologen war ein aussergewöhnlich begabter Präparator (Arbeitsgemeinschaften und Einzelforschern) und Ornithologe. Die meisten seiner Stopf- die Möglichkeit, sich mit gründlich geplanten präparate stehen im Museum Alexander Koe- und methodisch einwandfreien Langzeitunter- nig in Bonn. Er begann schon als 12-jähriger suchungen konkurrenzlos wissenschaftlich ein- Knabe über seine Beobachtungen mit grösster zubringen. Wichtig ist allerdings, dass ob der Gewissenhaftigkeit Buch zu führen. Dem ein- notwendigen Standardisierung der Methodik fühlsamen Vogelhalter gelang es, Zwergohr- nicht übersehen wird, dass sich die Umweltbe- eule, Sperlingskauz, Tannenhäher, Alpenkrähe, dingungen (z.B. Lärmpegel) ständig verändern Alpendohle, Schneesperling, Felsenschwalbe und unter Umständen Anpassungen notwendig und Alpenbraunelle zu züchten, den Mauerläu- machen. fer zum Nisten und Eierlegen zu bringen und nachzuweisen, dass Parus pleskei eine Kreu- zung zwischen Lasur- und Blaumeise ist. Be- 3. Markante Persönlichkeiten (Laienorni- sondere Aufmerksamkeit schenkte er stets den thologen und Wissenschaftler) Greifvögeln. Mit seinen Tagebuchaufzeichnun- gen füllte er Kenntnislücken, die durch Frei- Die Gründungs- und Aufbauzeit der Ala hat landbeobachtungen kaum jemals zu schliessen Noll (1960) aus eigener Erfahrung anschau- gewesen wären. Er veröffentlichte einige sei- lich geschildert. Für die Folgezeit muss ich aus ner Erfahrungen von 1888 bis 1928 in 15 Bei- Platzgründen an das Erinnerungsvermögen der trägen in verschiedenen Zeitschriften. Aber erst Leser appellieren und mich mehr oder weniger die Bearbeitung der umfangreichen Notizen auf Persönlichkeiten beschränken, die im we- und Tagebücher durch Noll (1956) rückt die sentlichen vor 1970 publiziert haben. Es sind ausserordentlichen Leistungen dieser starken 14 U. N. GLUTZ VON BLOTZHEIM, Ornithologische Forschung in der Schweiz Ornithol. Beob. und kenntnisreichen Persönlichkeit ins richtige Reisen nach Ägypten, Tunesien, Südfrankreich Licht (E. Sutter, Ornithol. Beob. 54: 139–140, und in andere europäische Länder, von denen 1957). Dass ihm in den letzten Lebensjahren er mit vielen Sammlungsgegenständen und aus der Vogelschutzgesetzgebung Schwierig- Eindrücken heimkehrte. Dann lebte er jahre- keiten erwuchsen, war für ihn eine bittere Ent- lang in München und im Tessin, bevor er sich täuschung und bestätigt die alte Weisheit, dass wieder in Basel niederliess. Als Ornithologe im Kältebereich der Bürokratie das behördliche trat er erstmals während seines vieljährigen Organ zur richtigen Einstufung ungewöhnli- Aufenthaltes im Tessin hervor und galt bald cher Leistungen untergeht (L. Pittet, Ornithol. als einer der tüchtigsten und anerkanntesten Beob. 27: 80, 1930; Gebhardt 1964). schweizerischen Vogelkenner seiner Genera- tion. Seine erste Publikation widmete er den Vögeln des Südtessin (Masarey 1918). Dank Alphonse Mathey-Dupraz temperamentvollem Wesen, aussergewöhnli- Alphonse Mathey-Dupraz (1862–1942) gehör- cher pädagogischer Begabung, breitem Wis- te zu den besten und rührigsten Feldornitholo- sen, unabhängigem Denken und unbarmher- gen des frühen 20. Jahrhunderts. Er war Lehrer ziger Kritik gegen sich selbst und Dritte hat der Naturwissenschaften, redigierte von 1908 er viele Beobachter zu tüchtigen Ornithologen bis 1941 den Rameau de Sapin, die der Volks- erzogen und entscheidend zum erfreulichen bildung dienende Zeitschrift des 1866 gegrün- Aufschwung beigetragen, den die Vogelkunde deten und immer noch bestehenden Club juras- seit den Dreissigerjahren in der Schweiz erfah- sien, und war von 1912 bis 1934 verantwort- ren hat. Das Beringungsunternehmen bei Realp lich für die französischen Texte im Ornitholo- gestaltete er in technischer wie in wissenschaft- gischen Beobachter. In dieser Zeit war er einer licher Hinsicht zu einem Musterbeispiel feldor- der eifrigsten und langjährigsten Verfasser von nithologischer Arbeit. Das Messen, Wägen so- Sammelberichten, insbesondere über Beobach- wie die Bestimmung von Alter und Geschlecht tungen im Kanton Neuenburg. Mathey-Dupraz der Fänglinge hatte er vorerst an deutschen hatte von Dr. Thienemann 45 Vogelringe erhal- Vogelwarten studiert. Seine Einzelfederproben ten, mit welchen er schon im Winter 1910/11 und Flügelpräparate begeisterten durch ihre 43 Meisen, einen Kleiber und ein Rotkehlchen Schönheit und Aussagekraft. An den Jahresver- beringt hatte. 1911 erhielt er dann die ersten sammlungen der Deutschen Ornithologen-Ge- Ringe mit der Aufschrift «Bern-Helvetia» (Or- sellschaft 1935 in München und 1937 in Dres- nithol. Beob. 8: 89–91 und 184, 1911). Seine den referierte Masarey gestützt auf Versuche an Publikationen trugen aber vor allem zur Kennt- mehr als 1700 Vögeln von etwa 60 Arten über nis der Avifauna von Spitzbergen, Bosporus, die Akinese. Gemessen an seiner vielseitigen Algerien und NE-Afrika bei (Würdigungen ornithologischen Tätigkeit ist Masarey als Au- von J. G. Baer, Bull. Soc. Neuchâteloise sci. tor wenig hervorgetreten. Einige grössere Ma- nat. 67: 117–120, 1942, mit Bild, Løvenskiold nuskripte blieben infolge seiner Gründlichkeit 1963, Gebhardt 1964, Marti 2003 mit Bild). und der Ungunst der Zeit unvollendet, so dass sein Wirken sich vorwiegend auf den Kreis be- schränkte, mit dem er persönlich in Berührung Arnold Masarey kam (Nachruf E. Sutter, Ornithol. Beob. 49: Arnold Masarey (1883–1951) wuchs in Ba- 33–37, 1952 mit Bild; Gebhardt 1964, 1970). sel auf und studierte auf Wunsch seines Va- ters Medizin, obschon er selbst Naturforscher und noch lieber Maler geworden wäre. Seine Hans Noll gründliche Ausbildung in Zoologie und Pa- Bemerkenswert war dann vor allem Hans Noll läontologie verdankte er dem geistvollen Zo- (1885–1969). Nach dem frühen Tod seines ologen Rudolf Burckhardt (1866–1908). Er Vaters, eines Gymnasiallehrers in Burgdorf, gelangte als Schiffsarzt in die Magellanstrasse, kam der zehnjährige Knabe nach Schaffhau- an die Westküste Südamerikas und auf späteren sen. Nach Studien in Basel, Zürich und Genf 106, 2009 U. N. GLUTZ VON BLOTZHEIM, Ornithologische Forschung in der Schweiz 15

fahrungen aus der Handaufzucht optimal zu kombinieren gewusst. Unter seiner Fürsorge vergrösserte sich die Lachmöwenkolonie im Kaltbrunner Ried in der St. Galler Linthebe- ne von 2 auf etwa 300 Paare. Das Verantwor- tungsbewusstsein, das uns bei der Feldarbeit leiten soll, hat uns Noll bei seiner zielstrebigen, Störungen auf das absolut Notwendige redu- zierenden Kontrolltätigkeit in dieser Kolonie vorgelebt. Das Erziehungsdepartement Basel hat Noll 1932 neben der Berufung an das Re- algymnasium auch die Leitung der Lehrfilm- stelle übertragen. Noll verdanken wir etwa 60 mehr oder weniger bedeutende Publikationen, darunter 1956 die viel beachtete «Bestimmungs- tabelle für Nester und Eier einheimischer Vö- gel». Mit seinen fünf auf reicher eigener Er- fahrung und grossem didaktischem Geschick aufbauenden Vogelkunde-Kursen von 1946 bis Abb. 4. Hans Noll. 1951 in La Sauge (am Neuenburger See) bzw. Ermatingen (am Untersee) hat er künftige Or- nithologen für eigene Projekte zu begeistern erwarb er das Reallehrerdiplom. Bei seinen verstanden (Nachruf von E. Weitnauer, Orni- Bewerbungen um Lehrstellen spielten stets thol. Beob. 66: 153–155, 1969, mit Bild). die ornithologischen Exkursionsmöglichkeiten eine Rolle. Er hat im Feld nie Vogelarten abge- hakt, sondern versucht, die beobachteten Arten Hans Steiner stets bis ins Intimste zu erforschen. Er hat vor Zeitgleich mit Hans Noll wirkte in Zürich ein allem Sumpf- und Wasservögel aus dem Ei Evolutionsbiologe mit klassisch darwinisti- aufgezogen, die Entwicklung der Jungvögel fo- schen Zügen, Hans Steiner (1889–1969), zu- tografisch festgehalten und minutiös protokol- nächst Direktor des neugegründeten Zürcher liert und schon 1924 sein Buch «Sumpfvogel- leben» herausgebracht (Noll-Tobler 1924), für das er erst 40-jährig von der Universität Basel mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet wor- den ist. Ich habe Noll stets mit dem Ehepaar Oskar und Magdalena Heinroth verglichen, die 1924–1933 ihr vierbändiges Werk «Die Vögel Mitteleuropas in allen Lebens- und Entwick- lungsstufen photographisch aufgenommen und in ihrem Seelenleben bei der Aufzucht vom Ei ab beobachtet» publiziert haben. Noll hat zeit- gleich mit den Heinroths wie diese gearbeitet. Er hat zwar nicht wie diese einen Grossteil der mitteleuropäischen Brutvogelarten aus dem Ei aufgezogen, deren Entwicklung mit 4040 eigenen Fotos festgehalten und alle erdenkli- chen Verhaltensweisen gedanklich zu ordnen Abb. 5. verstanden, hat dasselbe aber mit schwierigen Hans Arten erreicht und Feldbeobachtungen mit Er- Steiner. 16 U. N. GLUTZ VON BLOTZHEIM, Ornithologische Forschung in der Schweiz Ornithol. Beob.

Walter Knopfli

Walter Knopfli (1889–1965) erwarb im Juli 1913 an der Universität Zürich das Diplom für das höhere Lehramt mit Hauptfach Zoolo- gie, hatte 1914–1916 mehrfach längeren Mili- tärdienst zu leisten und promovierte 1916 mit einer vergleichend-anatomischen Dissertation (Knopfli 1918). Anschliessend arbeitete er als Lehrer und Assistent am Zoologischen Institut der Universität Zürich. 1930 begann Knopf- li mit der Bearbeitung der 16. Lieferung von «Die Vögel der Schweiz» (Katalog der Schwei- zerischen Vögel von Studer und Fatio; s. S. 5). Er zeichnete sich durch eine souveräne Beherr- schung der Materie aus, baute einzelne Artbe- schreibungen (z.B. Lachmöwe) zu eigentlichen Monographien aus und brachte das eher un- glückliche Projekt seiner Vorgänger doch noch zu einem guten Abschluss. Die 19. und letzte Lieferung ist allerdings erst 1956, d.h. 67 Jahre nach der ersten, erschienen. W. Knopfli wurde nicht umsonst der erste vollamtliche Beamte für Naturschutzfragen bei der Baudirektion des Abb. 6. Walter Knopfli. Kantons Zürich. Trotz des Karrierebeginns als Vergleichender Anatom war bei ihm später der Vogel stets Element seines Milieus; Knopfli Zoos (1925–1932), dann Hochschullehrer. Er war einer der ersten Ornithologen, der es ver- entdeckte bereits 1917 die u.a. bei Störchen, standen hat, ökologische und tiergeographische Enten- und Greifvögeln vorkommende Dia- Phänomene in seine Betrachtungen mit einzu- stataxie des Vogelflügels. Darunter versteht beziehen (Nachrufe von R. Blass & D. Zim- man das scheinbare Fehlen der zur 5. Grossen mermann, Ornithol. Beob. 62: 29–32, 1965, Decke gehörenden 5. Armschwinge, was durch mit Bild). Verschiebung der Federreihen nach aufwärts vorgetäuscht wird. Diese Entdeckung führte zur Ableitung der Vogelfeder von der Schuppe Josef Bussmann der Reptilien und stützte die Theorie über die Der Seetaler Sekundarlehrer Josef Bussmann Abstammung der Vögel von Kriechtieren. Stei- (1890–1981) konstruierte im Herbst 1923 den ners Habilitationsschrift galt dem Erbgang der ersten Terragraphen, einen elektrischen Kon- Farbmutationen Gelb und Blau sowie anderer taktapparat, mit dem die Fütterungsanflüge der Farbrassen beim Wellensittich. Schliesslich Altvögel am Nest registriert werden können. befasste sich Steiner mit Verwandtschaft und Überdies leistete er Pionierarbeit in der Selbst- Ausbreitungsgeschichte der in Afrika, Asien auslöse- und Blitzlichtfotografie. Mit diesen und Australien vorkommenden Prachtfinken Instrumenten erarbeitete Bussmann muster- und bemühte sich neben seinem Engagement gültige Studien über Brutbiologie und Jugend- als Hochschullehrer, den einfachen Züchter mit entwicklung von Schleiereule, Wendehals, den Voraussetzungen ernsthafter Vogelpflege Spechten, Wiedehopf und anderen Höhlenbrü- vertraut zu machen (Nachrufe von V. Ziswiler, terarten. Er konnte sich auf die Beratung durch Vierteljahrsschrift Nat.forsch. Ges. Zürich 114: Prof. Portmann verlassen, dem er seinerseits 509–512, 1969 und Gebhardt 1970). Jungvögel für die Aufzucht im Labor in Basel 106, 2009 U. N. GLUTZ VON BLOTZHEIM, Ornithologische Forschung in der Schweiz 17

Julie Schinz

Julie Schinz (1891–1980), Spross einer alten Zürcher Familie mit grosser naturwissenschaft- licher Tradition, ist wohl heute noch für die meisten Schweizer Ornithologen ein mit dem Neeracherried eng verknüpfter Begriff. Sie unterrichtete während über 40 Jahren an einer Primarschule in der Zürcher Innenstadt. Ange- regt durch zeitlebens aufrechterhaltene Kon- takte mit Engländern, widmete sie ihre Frei- zeit der Naturbeobachtung, hauptsächlich der Ornithologie. Ihre Kenntnisse erwarb sie sich auf unzähligen Exkursionen in der Schweiz, in England, den Niederlanden und Skandinavi- Abb. 7. en. Sie notierte ihre Beobachtungen minutiös, Josef Buss- mann. verwertete sie zu etwa 130 Publikationen und stellte sie unter enormem Zeitaufwand für Ge- meinschaftswerke grosszügig zur Verfügung. zur Untersuchung der Jugendentwicklung über- Ihre Publikationen gaben hauptsächlich faunis- liess und für den er Kontrolluntersuchungen tische Notizen aus weiten Teilen der Schweiz, über das Wachstum von Nestlingen im Freien vor allem aber aus Mittelland, Walliser und anstellte – ein nachahmenswertes Beispiel für Bündner Alpen, sowie von ihren Auslandrei- erspriessliche Zusammenarbeit zwischen Wis- sen wieder. Ab 1945 widmete sie sich als Be- senschaftler und Laienornithologe (Nachruf obachterin, Beringerin und höchst engagierte F. Mugglin, Mitt. Nat.forsch. Ges. Luzern 27: Reservatsbetreuerin fast ausschliesslich dem XXXV–XXXVII, 1982, mit Bild). Neeracherried. Ihr verdanken wir Einblick in die Entwicklung dieses Feuchtgebietes und dessen Vogelwelt unter Einschluss von Daten Robert Amberg zurück bis 1884. Besonders wertvoll sind ihre Robert Amberg (1891–1959) hat als Landwirt Angaben über die Ansiedlung der Lachmöwe im Wauwiler Moos (Kanton Luzern) die ihn bei und die weitere Entwicklung der Kolonie, über der Feldarbeit umgebenden Vögel wahrgenom- das erste Auftreten von Wacholderdrossel und men und sich im Laufe der Zeit ohne Bücher Rohrschwirl sowie über seltene Bruten, etwa und ohne Feldstecher eine zuverlässige For- von Schwarzhalstaucher und Krickente (s. vor menkenntnis und einen scharfen Blick für die allem Schinz 1945a, b, 1953, 1964, Schinz, feldornithologischen Unterscheidungsmerkma- Müller & Bühlmann 1977). Für die Entwick- le anzueignen gewusst. Seine Bekanntschaft lung der Ornithologie in der Schweiz nicht un- mit H. Fischer-Sigwart und A. Schifferli sen. bedeutend waren ihre internationalen Kontakte motivierten ihn zum Publizieren (s. Amberg und ihre Referate über ausländische Literatur 1953). Amberg begann schon in jungen Jah- (Würdigungen mit Fotos s. U. A. Corti, Orni- ren Vögel zu sammeln, um sie kennen zu ler- thol. Beob. 48: 1–2, 1951, R. Blass, Ornithol. nen und seine Beobachtungen zu belegen. Sein Beob. 63: 1–2, 1966, E. Sutter, Ornithol. Beob. besonderes Interesse galt Bekassine, Kiebitz, 74: 136, 1977 und vor allem W. Leuthold, Or- Brachvogel und anderen Sumpfvögeln. Der nithol. Beob. 78: 55–56, 1981). seiner engsten Heimat zutiefst verbundene Au- todidakt hat die auf kriegsbedingte Melioratio- nen zurückzuführenden Verluste nie ganz über- Olivier Meylan wunden (Nekrolog von A. Schifferli, Ornithol. Olivier Meylan (1896–1946), Sohn eines Land- Beob. 56: 65–66, 1959, mit Bild). wirt-Ehepaares in Mies (Kanton Waadt), er- 18 U. N. GLUTZ VON BLOTZHEIM, Ornithologische Forschung in der Schweiz Ornithol. Beob. fasste vieles intuitiv (las schon als Vierjähriger glied der Redaktionskommission des Ornitho- die Weihnachtsgeschichte vor und vermochte logischen Beobachters. Der ohne sein Wissen als Fünfjähriger geografische Karten zu lesen; gefällte Beschluss, das «Archiv» eingehen zu niemand wusste, wie er lesen gelernt hatte), so lassen, hat ihn schwer getroffen. Er ist in sei- dass man sich immer wieder über seine vielsei- nem Garten arbeitend «zusammen mit dem Ar- tigen Kenntnisse gewundert hat. Er besuchte chiv» an Herzversagen aus dem Leben geschie- die Sekundarschule und wurde Landwirt. Wi- den (Nekrologe W. Haller, Ornithol. Beob. 43: derliche Umstände verhinderten eine akade- 58–59, 1946 und R. Hainard, Nos Oiseaux 18: mische Laufbahn. Seine Freizeit verbrachte er 169–179, 1946 mit Bild und vollständigem Li- in Feld und Wald, und die Abende waren aus- teraturverzeichnis sowie Schweiz. Archiv Or- gefüllt mit der Beobachtung von Eulen, der nithol. 2: 185–192, 1949). minutiösen Protokollierung seiner Beobach- tungen und der Lektüre wissenschaftlicher Bü- Die weitere Entwicklung der wissenschaftli- cher. In der Artillerie-Rekrutenschule ersparte chen Ornithologie in der Schweiz haben zwei er sich vom Sold das Geld für den «Katalog der Persönlichkeiten wie niemand sonst mitge- schweizerischen Vögel». Auch später kaufte er prägt. Ich denke an Adolf Portmann und seinen sich aus seinem kärglichen Taschengeld nach bereits im Zusammenhang mit der Vogelzug- und nach jedes ornithologische Werk, das ihm forschung mehrfach erwähnten Schüler Ernst wichtig schien. Unmittelbar nach dem 1. Welt- Sutter. krieg traf er in Rossitten Johannes Thienemann. Er korrespondierte mit Erwin Stresemann, Ernst Hartert, Oskar und Magdalena Heinroth, Adolf Portmann Harry Forbes Witherby u.a. und war Mitarbei- Adolf Portmann (1897–1982, Ordinarius an ter von Otto Uttendörfer. In den letzten Jahren der Zoologischen Anstalt der Universität Ba- gingen seine Verbindungen über Henri Jouard sel) war ein begnadeter Lehrer mit einer virtu- hauptsächlich nach Frankreich. Er war der In- osen Sprache, einer von Ehrfurcht geprägten begriff des Feldornithologen, ein zielbewuss- Grundhaltung und breitem Interesse und Wis- ter Sammler und Kenner der Fachliteratur. Er sen (Vergleichende Morphologie, Vergleichen- veröffentlichte ab 1920 in den verschiedensten de Embryologie, Entwicklungsgeschichte und Zeitschriften der Schweiz, Deutschlands und Cerebralisation der Wirbeltiere, Marinbiologie, Frankreichs und hinterliess umfangreiche mi- Darstellungswert der Tiergestalt und Anthropo- nutiös und sauber geschriebene Artdossiers, in logie). Er hatte die Fähigkeit der Gesamtschau denen all seine Feldnotizen enthalten waren des Zoologen über die Fachgrenzen hinaus und und die zu einer der wichtigsten Quellen für vermochte sein Wissen dank hoher Darstel- «Die Brutvögel der Schweiz» geworden sind. lungskunst erfolgreich weiterzugeben. Natur- Meylan nahm am 9. Internationalen Ornitholo- kundliche Bildung für Laien war ihm ein gros- genkongress in Rouen (1938) teil, wurde Mit- ses Anliegen. Sein Anmahnen der Beziehung glied des Rats der Hundert des International des Menschen zur Natur als zentralem Element Ornithological Committee und war Mitbegrün- der Bildung und eines neuen Humanismus ist der von Alauda (Société d’études ornithologi- wahrgenommen worden. ques). Er war lange Jahre Mitglied der Société Die wissenschaftliche Ornithologie hat von Zoologique de Genève, in den letzten Jahren der von Portmann ausgehenden Faszination in des Bestehens dieser Gesellschaft sogar deren mehrfacher Beziehung profitiert: (1) dank dem Präsident. In der Ala (Mitgliedschaft ab 1922) Umstand, dass namhafte Schüler (M. Schwarz, trat er zusammen mit Dr. A. Masarey ganz ent- A. Schifferli, E. Sutter, D. Burckhardt, L. Hoff- scheidend für wissenschaftliche Gründlichkeit mann, R. A. Stamm u.a.) der Ornithologie treu ein. Aus diesem Grund redigierte er ab 1932 geblieben sind, (2) durch Portmanns beson- zusammen mit Dr. U. A. Corti das Schweize- dere Beziehung zur und sein Vertrauen in die rische Archiv für Ornithologie, war aber min- Schweizerische Vogelwarte und in die Feldor- destens von 1934 bis zu seinem Tod auch Mit- nithologie sowie (3) durch den von Portmann 106, 2009 U. N. GLUTZ VON BLOTZHEIM, Ornithologische Forschung in der Schweiz 19

sel zurück, um bald danach seine Lebensstelle im ehemaligen Bankhaus seines Grossvaters anzutreten. In der Ornithologischen Gesell- schaft Basel, der er 1921 beitrat, waren ihm ge- meinsam mit A. Masarey die Förderung junger Ornithologen und – bei Akzeptanz technischer Fortschritte – die Erhaltung der Schönheit un- seres Lebensraumes besondere Anliegen. Sei- ne wichtigsten wissenschaftlichen Beiträge waren seine Faunenlisten (Riggenbach 1949, 1963) sowie seine Publikationen über Dohle und Saatkrähe (Riggenbach 1951, 1966, 1970, 1979). Über Riggenbach als liebenswürdigen, äusserst engagierten, aber sachlich-nüchter- nen Ornithologen s. Ritter (Ornithol. Beob. 78: 292–293, 1981, mit Bild).

Ulrich A. Corti Ulrich A. Corti (1904–1969) war als Chemiker zunächst Leiter eines Nahrungsmittel-Labors (Maggi), dann während 5 Jahren Direktor der nachmaligen Eidg. Anstalt für Wasserversor- Abb. 8. Adolf Portmann. gung, Abwasserreinigung und Gewässerschutz (EAWAG) der ETH, ab 1952 Gründer und Lei- ter des Instituts für Biophysik in Zürich und und Ernst Sutter in Basel 1954 ausgerichteten schliesslich (1955) Gründer und Leiter eines Internationalen Ornithologenkongress, der ein- eigenen Unternehmens zur Entwicklung elek- schliesslich der binnen Jahresfrist erschienenen tronischer Geräte zur Messung der Aktivität Proceedings sehr erfolgreich verlaufen ist und von Lebewesen. Seine Freizeit widmete der nach Uppsala (Schweden) 1950 als zweiter vielseitig Begabte der Ornithologie und En- Kongress nach dem 2. Weltkrieg die internatio- tomologie. Er war von Dezember 1932 bis nalen Beziehungen wesentlich beflügelt hat. Dezember 1939 Präsident der Ala und hat zu- Die Zusammenarbeit mit der Vogelwarte hat sammen mit Olivier Meylan die Redaktion reiche wissenschaftliche Früchte getragen und des Schweizerischen Archivs für Ornithologie nicht zuletzt verdankt dieses Institut seine heu- (1932–1949) sowie von Oktober 1935 bis De- tige Gestalt und Geltung mehreren Zoologen, zember 1939 auch die Redaktion des Ornitho- die aus der Zoologischen Anstalt Basel hervor- logischen Beobachters übernommen. Er war gegangen sind (Würdigungen Stamm & Fioro- dann von 1940 bis 1942 Präsident der Ento- ni 1984, u.a.m.). mologia Zürich und gründete 1965 zur Koor- dination der Erforschung der Bergvögel über die Landesgrenzen hinweg die europäische Hans Eduard Riggenbach Alpenornithologen-Vereinigung «Montico- Hans Eduard Riggenbach (1901–1981) hat la», die er bis zu seinem Tod präsidierte. Erste sich bereits 1912 planmässig mit der Vogelwelt verwertbare Notizen über eigene Beobachtun- des Basler St. Albanquartiers beschäftigt (Rig- gen schrieb Corti bereits mit 12 Jahren nieder. genbach, Tierwelt 31: 158, 168, 177 und 185, Der routinierte und erfahrene Feldornithologe 1921). Nach einem Aufenthalt in den USA, wo kannte schliesslich fast alle im Alpenraum und er auch mit führenden Museumsornithologen in Europa vorkommenden Arten aus eigener Bekanntschaft schloss, kehrte er 1925 nach Ba- Erfahrung. Er baute diese Kenntnisse durch 20 U. N. GLUTZ VON BLOTZHEIM, Ornithologische Forschung in der Schweiz Ornithol. Beob.

kolonie des Mauerseglers in Oltingen (Kanton Basel-Landschaft). Als geradezu genial erwie- sen sich sein Ideenreichtum und seine Unbeirr- barkeit im Einsatz aller denkbaren Mittel der Beweisführung zur Erforschung der Nachtflü- ge des Mauerseglers; diese reichten von der Beobachtung mit Feldstecher und Fernrohr über Ballonaufstiege bis zu Erkundungsflügen mit Flugzeugen und zu seinen bahnbrechenden Beobachtungen am Radarschirm (s. Literatur). Minutiöse Beobachtungen über Kopfbewegun- gen im Flug bilden zusammen mit Beobach- tungen an anderen Tierarten die Basis für die überfällige Erklärung, wie ziehende Vögel die magnetische Länge erkennen, d.h. sich nicht nur heimwärts richten, sondern auch heimfin- den (navigieren) können (v. Philipsborn 2008). Abb. 9. Ulrich A. Corti (Aufnahme des Autors, am Weitnauer hat sich aber nicht auf das Studium Internationalen Ornithologenkongress in Basel 1954). – Ulrich A. Corti at the International Orni- des Mauerseglers beschränkt, sondern seine thological Congress, Basel 1954. engere Heimat sehr intim gekannt (s. Weitnau- er & Bruderer 1987). Entsprechend genoss er als Lehrerpersönlichkeit von seltener Universa- lität, als Organist, Dirigent, Kirchenpfleger und konsequentes Studium der Fachliteratur als Heimatkundler die Verehrung von Jung und Alt Basis für seine über 80 ornithologischen Pu- (Würdigungen Bruderer, Ornithol. Beob. 72: blikationen aus, darunter von 1945 bis 1962 in 85–86, 1975 und 87: 83–84, 1990). dieser Reihenfolge die Avifaunen des Kantons Tessin, Graubündens, des Wallis, der schwei- zerischen Nordalpenzone, der deutschen und Hans Arn österreichischen sowie der französisch-itali- Hans Arn (1907–1972) trat nach Abschluss der enischen Alpenzone und des Schweizer Jura. Sekundarschule in Lyss eine Lehre als Hoch- Er hat dafür alle publizierten Daten bis in die bauzeichner und Maurer an. 1929 heiratete er Anfänge der Literatur minutiös zusammenge- Marie Willi, eine gebürtige Haslitalerin, durch tragen und kritisch beurteilt, damit für künftige die er die Bergwelt schätzen lernte und die ihn faunistisch-ökologische Synthesen eine über- stets tatkräftig unterstützte. 1931 zog das Paar aus solide Basis geschaffen und mit dem Ver- nach Solothurn. Hans Arn arbeitete zunächst such, aus den tieferen Beziehungen zwischen in Privatbetrieben, ab 1938 beim Kanton, wo Um- und Innenwelt des Vogels Gliederungs- er sich bis zum Vorsteher des Amtes für Woh- prinzipien abzuleiten, zahlreiche Anregungen nungsbau und Zivilschutz emporarbeitete. Im hinterlassen (Blass & Melcher, Ornithol. Beob. Nebenamt übernahm er 1941 die Geschäftsfüh- 61: 105–106, 1964; Simon, Monticola 2: 1–2, rung der kantonalen Natur- und Heimatschutz- 1969; Melcher, Ornithol. Beob. 67: 73–77, kommission. Vogelschutz war ihm ein Leben 1970, mit Bild; Gebhardt 1970; Marti 2003, lang Anliegen und Verpflichtung. Er war schon mit Bild). 1916 der Abteilung Vogelschutz des Ornitho- logischen Vereins Lyss beigetreten und spielte im Vogelschutzverband des Kantons Solothurn Emil Weitnauer während mehr als 40 Jahren als Sekretär eine Der Lehrer Emil Weitnauer (1905–1989) wur- massgebende Rolle. Besonders gross war sein de zunächst bekannt durch seine ab 1934 jahr- Engagement im Parus, dem Schweizerischen zehntelangen Untersuchungen an einer Brut- Verband für Vogelschutz, Vogelkunde und 106, 2009 U. N. GLUTZ VON BLOTZHEIM, Ornithologische Forschung in der Schweiz 21

Vogelliebhaberei (15 Jahre als Präsident, von treu aber nicht nur Störche gezüchtet, sondern Anfang an Sekretär der Vogelschutzkommis- unsere brutbiologischen Kenntnisse der Art sion und ab 1947 Leiter der Alpenvogelkur- durch Beobachtung, wie sie in dieser Intimität se). 26 Jahre lang vertrat er seinen Verband im an Freibrütern nicht mehr verantwortbar gewe- Stiftungsrat der Schweizerischen Vogelwarte sen wäre, beträchtlich erweitert und zusammen Sempach und während 34 Jahren wirkte er im mit Ernst Sutter die komplizierte Staffelmauser Schweizerischen Landeskomitee für Vogel- beim Weissstorch beschrieben und mit dem schutz, davon 6 Jahre als Präsident. 1932 über- Gefiederwechsel des Schwarzstorchs vergli- nahm er von Gustav Hafner und Max Bloesch chen. Weitere Einzelheiten s. Laudationes zum die Betreuung der Alpenseglerkolonien der 75. und 80. Geburtstag von D. Zimmermann Stadt Solothurn. 1960 erschien seine Monogra- (Ornithol. Beob. 80: 231ff., 1983 und 85: 398, phie über 25 Jahre Beobachtung der Alpenseg- 1988), zum 85. Geburtstag von O. Biber (Orni- ler (Arn-Willi 1960). Sie legt Zeugnis ab von thol. Beob. 90: 152, 1993) und im Nachruf von seinen intimen Kenntnissen vieler Jahr für Jahr U. N. Glutz von Blotzheim (Ornithol. Beob. in die Kolonien zurückkehrender Individuen 94: 268–270, 1997, mit Bild). und von seiner Anteilnahme an deren wechsel- vollem Geschick (Nachrufe in Tierwelt 82 [48]: 1573, 1972 und von H. Lanz, Ornithol. Beob. Johannes Heim 70: 138–140, 1973, mit Bild). Pater Johannes Heim (1909–1991) absolvier- te das Untergymnasium in Basel, wechselte nach einer schweren Lungenkrankheit an das Max Bloesch Gymnasium der Missionare von der Hl. Fa- Der Solothurner Turnlehrer Max Bloesch milie in Lebenhan (Deutschland) und studier- (1908–1997) verfolgte mit akribischer Gründ- te anschliessend Philosophie und Theologie lichkeit den Rückgang des Weissstorchs als an der Ordenshochschule in Ravengiersburg. Schweizer Brutvogel und hat ab 1948 versucht, 1934 wurde er im Dom zu Trier zum Pries- durch Wiederansiedlung unserem Land den ter geweiht. Er unterrichtete dann an der Mis- Storch als Brutvogel zu erhalten. Er hat in Al- sionsschule in Oberhundern im Sauerland

Abb. 10. Max Bloesch auf einer Ansichtskarte zum Ansiedlungsversuch von Störchen in Altreu, mit eben aus dem Elsass eingetrof- fenen Jungstörchen, 1955. – Max Bloesch with young White Storks for his re-in- troduction project at Altreu near Solothurn (1955). 22 U. N. GLUTZ VON BLOTZHEIM, Ornithologische Forschung in der Schweiz Ornithol. Beob. und ab September 1936 am Kollegium Nuo- len hauptsächlich in naturwissenschaftlichen Fächern. Sein Schüler Otto Appert konnte ihn für das Nuolener Ried so begeistern, dass Heim über viele Stationen in jahrelangen zä- hen Verhandlungen 1980 endlich die kantonale Schutzverordnung und 1983 die Aufnahme ins Bundes inventar der Landschaften und Natur- denkmäler von nationaler Bedeutung erreichte. Sein wichtigstes Studienobjekt war der Kie- bitz (z.B. Heim 1978 sowie Heim & Appert 1956), doch er schrieb auch über andere Vögel und Pflanzen des Nuolener Riedes und machte sich überdies einen Namen als Heimatkund- ler (Nachruf C. Marti, Ornithol. Beob. 89: 77, 1992, mit Bild).

Jakob Huber Jakob Huber (1909–1996), Oberkirch (Kanton Luzern), absolvierte eine Lehre in einer Säge- rei am Sempachersee und arbeitete ab 1937 als Laborant bei der Firma Ringier in Zofingen. Abb. 11. Hans Meier. Als erfahrener Praktiker und hervorragender Kenner der Vogelwelt vor allem der Umge- bung des Sempacher Sees hat er in Kurzmit- teilungen viele faunistische, brutbiologische jahrzehntelang der beste Kenner der Vogelwelt und ethologische Beobachtungen publiziert, des Kantons Uri, hat aber auch über Beobach- den Artenrückgang seiner Heimatgemeinde tungen im Wallis und Tessin (z.B. Meier 1954, sehr genau verfolgt und seine Kenntnisse frei- 1960, 1970a, b, 1972, 1984, Meier, Fuchs & zügig für Gemeinschaftswerke zur Verfügung Glutz von Blotzheim 1961) und als Mitarbeiter gestellt. Huber war seit 1925 mit der Vogel- der Floristischen Kommission der Naturfor- warte freundschaftlich verbunden, während 71 schenden Gesellschaft Uri auch über Pflanzen Jahren aktives Mitglied der Ala und eines der und Pflanzengesellschaften publiziert (Brücker einflussreichsten Mitglieder des Parus, u.a. von & Meier 1984). Bei seinen zahlreichen Vorträ- 1960 bis 1988 als Redaktor der Abteilung Vo- gen zeigte er prachtvolle Dias von seinen vie- gel- und Naturschutz der «Tierwelt» (Laudatio len Reisen, die ihn bis nach Feuerland, Alaska, zum 85. Geburtstag Ornithol. Beob. 92: 91, Spitzbergen, China, Australien und nach Ägyp- 1995; Nachrufe von K. Anderegg & C. Marti, ten gebracht hatten. Einer seiner grössten Er- Ornithol. Beob. 93: 370, 1996 und D. Flück, folge als Initiant und erster Präsident des 1965 Monticola 7: 281, 1996). gegründeten Urner Naturschutzbundes war die Renaturierung des Südufers des Urnersees und des Reussdeltas, wozu seine zahlreichen Beob- Hans Meier achtungen (36 Beiträge im Ornithol. Beob.) Hans Meier (1910–1992) wuchs in Altdorf wesentlich beigetragen haben und wofür er (Kanton Uri) auf, erlernte dort einen Beruf im 1987 den ersten Umweltpreis des Kantons Uri Textilfach, wechselte aber mit der Auflösung erhalten hat (Nachrufe von L. Schifferli, Orni- der Tuchfabrik Felsbach zum Elektrizitätswerk thol. Beob. 89: 203, 1992 und W. Brücker, Ber. Altdorf, wo er als Freileitungsmonteur und Nat.forsch. Ges. Uri 20: 18–22, 1996, mit Bild Gruppenchef arbeitete. Er war als Autodidakt und Verzeichnis der Veröffentlichungen). 106, 2009 U. N. GLUTZ VON BLOTZHEIM, Ornithologische Forschung in der Schweiz 23

Martin Schwarz wenige Ausnahmen im Manuskriptstadium stecken geblieben sind. Dies hat ihn aber nicht Martin Schwarz (1911–2003), geboren als daran gehindert, einer der kritischsten Rezen- Pfarrersohn in Basadingen (Kanton ), senten von Publikationen anderer zu sein. Ver- wuchs nach der Übersiedlung seiner Familie in dienste hat er sich als geschätzter Co-Autor an Münchenstein und Basel auf und schloss seine natur- und vogelkundlichen Werken (ein Bei- Studien (Zoologie, Botanik, Geographie und trag über Vögel in Jagd in der Schweiz 1951, Physik) an der Universität Basel 1938 mit dem zwei Silva-Bände über die Brutvögel Europas Mittelschullehrerexamen ab. Sein Lehrer, der und das Biologielehrbuch Tierkunde 1973 für Botaniker August Binz, und ein feldornitholo- Schweizer Mittelschulen) und als gründlicher, gischer Kurs von Arnold Masarey trugen we- belesener, vielseitiger und gegenüber der Natur sentlich zu seiner Studienwahl bei. Im Kreise beispielhaft rücksichtsvoller Exkursionsleiter seiner Freunde A. Masarey, H.-E. Riggenbach, erworben (Würdigungen von M. Ritter & R. A. Schifferli und E. Sutter lernte er präzises Winkler, Ornithol. Beob. 83: 156f., 1986, mit Beobachten, Protokollieren und eigenständiges Bild, sowie Winkler & Ritter, Ornithol. Beob. wissenschaftliches Fragen. Die Vorlesungen 101: 81–88, 2004, mit Fotos). von A. Portmann förderten seine humanisti- schen Wertvorstellungen, und selber erwarb er sich im Laufe der Zeit ein vielseitiges biologi- Alfred Schifferli sches Wissen. Schwarz hat einen Grossteil der Angesichts der vielen Würdigungen von Al- Entwicklung der modernen Schweizer Ornitho- fred Schifferli jun. (1912–2007) (A. Portmann logie miterlebt und mitgestaltet, nie in leitender zit. Lang, Ornithol. Beob. 52: 165ff., 1955, Funktion, aber häufig als Beteiligter. Seine ho- E. Fuchs, Ornithol. Beob. 79: 49–50, 1982, hen Ansprüche dürften ein Grund dafür sein, D. Burckhardt, Ornithol. Beob. 94: 1–4, 1997, dass seine wissenschaftlichen Arbeiten bis auf mit sehr guten Bildern, Marti 2003, mit Bild, H.-P. Pfister, Ornithol. Beob. 104: 77–90, 2007, B. Posse, Nos Oiseaux 54: 125, 2007) rufen wir nur einige Besonderheiten in Erin- nerung. Schifferli hat 1934, nach dem allzu frühen Tod seines Vaters, als junger Kaufmann die Leitung der damals erst zehnjährigen Vo- gelwarte übernommen. Über die Landesgren- ze hinaus bekannt geworden ist er aufgrund seiner Untersuchungen zur Brutbiologie der Alpenkrähe (Schifferli & Lang 1940). Im Mai 1946 wurde er nach wiederholtem Aktivdienst und erfolgreicher Promotion (1944) an der Universität Basel (Professoren A. Portmann und R. Geigy) hauptamtlicher Leiter der Vo- gelwarte und damit neben Ernst Sutter der zweite Berufsornithologe der Schweiz. Seinen Arbeitsplatz machte er bis zu seinem Rücktritt im März 1975 aus bescheidensten Anfängen zu Abb. 12. Martin einem international bekannten und anerkann- Schwarz ten Institut. 1946 hat Schifferli auch die Redak- (Aufnahme tion des Ornithologischen Beobachters über- des Autors, nommen und die Zeitschrift zunächst allein, 14. Sept. 1980 am ab 1951 gemeinsam mit Ernst Sutter aus dem Lauerzer während des Zweiten Weltkriegs durchlaufenen See). Tief herausgeführt. Entscheidende Impulse für 24 U. N. GLUTZ VON BLOTZHEIM, Ornithologische Forschung in der Schweiz Ornithol. Beob. brutbiologische und populationsökologische standsmitglied der Ala und Ende 1932 Grün- Untersuchungen hat Schifferli 1947 von einem der des für den Ausbau und den Betrieb der Besuch des Edward Grey Institute of Field Or- Vogelwarte damals existenziellen Hilfsfonds) nithology, Oxford, von einer Jahresversamm- grossen Ärger eingetragen. Trotzdem haben lung der British Ornithologists’ Union und des die Auswirkungen von Pestiziden auf Vögel A. Scottish Ornithologists’ Club in Edinburgh, an Schifferli nach einem notgedrungen sich selbst der neben 200 britischen erstmals auch wieder auferlegten Moratorium keine Ruhe gelassen 40 Ornithologen anderer Länder teilgenommen (Schifferli 1966, 1967, 1978, Urbán & Schif- hatten, und einigen Tagen auf der Vogelinsel ferli 1973, sowie interne Berichte über Tests Skokholm heimgebracht. Der Kontakt mit Da- mit anderen Umweltgiften, z.B. Chloralose zur vid Lack führte in der Schweiz zur Schaffung Rabenvogel«betäubung»). Während der letzten und Verteilung einer «Nestkarte» im März 1948 Jahre seiner Vogelwartetätigkeit bedeutete die und zu Publikationen, die ohne Lacks Hilfe da- Erforschung der Tessiner Vogelwelt zusammen mals sonst nicht entstanden wären (Lack & Arn mit seinem Freund Pietro D’Alessandri für Al- 1947, 1953, Weitnauer & Lack 1955). In Eng- fred Schifferli sehr viel. Sie war gedacht als land lernte A. Schifferli dank Prof. Dr. Pontus Beitrag zu einem Tessiner Brutvogelatlas (s. S. Palmgren auch die Methodik der Linien- und 38) und hat im Ornithologischen Beobachter in Flächentaxierungen kennen. Die Bewunde- zahlreichen Publikationen ihren Niederschlag rung für die wissenschaftlichen Leistungen der gefunden. Engländer (s. Nachruf auf D. Lack von Schif- ferli, Ornithol. Beob. 70: 143f., 1973) hat A. Schifferli auf andere Schweizer Ornithologen Ernst M. Lang übertragen. So hat er auch mir 1952 dringend Ernst M. Lang (geb. 16.10.1913) ist nach ver- empfohlen, den fünfbändigen Witherby «The schiedenen Stationen als Tierarzt 1953 Direk- Handbook of British Birds» anzuschaffen. Ab- tor des Zoologischen Gartens Basel geworden, gesehen von der Förderung der Beringer und eine Funktion, die er dank enger Zusammenar- allen Impulsen, die im Laufe der Jahre von der beit mit dem für eine vielseitige Ernährung der Vogelwarte ausgegangen sind, betrachte ich die Zootiere verantwortlichen Hans Wackernagel Weitergabe der von Schifferli 1947 in England bis 1978 mit zahlreichen europa- oder welt- erhaltenen Impulse an Kollegen und ehrenamt- weit erstmaligen Zuchterfolgen krönen konn- liche Mitarbeiter als einen der für die Entwick- te. Ornithologisch beteiligte er sich bereits an lung der Ornithologie in der Schweiz entschei- den Vogelzugbeobachtungen im Urserental, dendsten Momente (zur Ornithologie in Gross- publizierte über Schneesperling, Alpendohle, britannien in der damaligen Zeit s. Nicholson Zitronenzeisig und gemeinsam mit A. Schif- 1959). Schifferlis zahlreiche Publikationen ferli jun. über die Brutbiologie der Alpenkrähe. waren naturgemäss dem Vogelzug, insbeson- Dank seiner Lehrtätigkeit an der Universität dere der regelmässigen Publikation der Fern- Basel, die ihn 1972 zum ao. Prof. ernannte, funde und Ringfundauswertungen, einige auch entstanden im Zoologischen Garten zahlreiche der Lebenserwartung und den Todesursachen naturwissenschaftliche Arbeiten. Als es gelang, von Ringvögeln, gewidmet. Die Auswertungen Flamingos zu Brut und Jungenaufzucht zu be- hielten – nicht zuletzt dank einem intensiven wegen, untersuchte er zusammen mit Adelheid und freundschaftlichen Austausch über neueste Thiersch (s. S. 33), Hans Thommen und Hans methodische Erkenntnisse der Vogelwarte Ra- Wackernagel den bisher unbekannten, Blut ent- dolfzell, d.h. Prof. E. Schüz, Dr. R. Kuhk und haltenden Futtersaft der Altvögel (Lang et al. Dr. R. Zink – dem Vergleich mit den der Zeit 1962, Lang 1963; Laudatio zum 80. Geburts- entsprechend besten ausländischen durchaus tag von L. Schifferli, Ornithol. Beob. 90: 237, stand. Eine Publikation über die Auswirkungen 1993). von Insektiziden zur Maikäferbekämpfung auf die freilebende Tierwelt (Schifferli 1951) hat dem Autor von Seiten von Rudolf Geigy (Vor- 106, 2009 U. N. GLUTZ VON BLOTZHEIM, Ornithologische Forschung in der Schweiz 25

Charles Albert Walter Guggisberg nicht gegeben oder wo die Fülle moderner geo- grafisch weiter gefasster Feldführer den Anfän- Geboren 1913 in Bern wollte Charlie Guggis- ger überfordert hat. Weitere Einzelheiten über berg schon als Zehnjähriger Afrikaforscher den 1977 mit der Ehrendoktorwürde der Uni- werden. Sein Zoologiestudium an der Uni- versität Bern ausgezeichneten, am 9.12.1980 versität Bern schloss er mit dem Gymnasial- in Nairobi verstorbenen vielseitigen Zoologen lehrerpatent ab. Anschliessend studierte er am und Schriftsteller s. W. Huber (Jahrb. Natur- Imperial College of Science and Technology hist. Mus. Bern 7, 1978–1980: 86–88, 1981 in London angewandte Entomologie, um sei- mit Bild) und W. Thönen (Ornithol. Beob. 79: nen Traum einer Arbeitsmöglichkeit in Afri- 219f., 1982). ka verwirklichen zu können. Dies wurde erst 1946 nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges mit einer Anstellung als Zoologe am Medical Werner Haller Research Laboratory in Nairobi (Kenia) mög- Werner Haller (1913–1980) hat nach Versuchen lich (s. Guggisberg 1981). Hier konnte er nun in verschiedenen Berufen vom Sommer 1932 – zuerst in seiner Freizeit, ab 1970 dann als bis Frühjahr 1935 den Landwirtschaftsbetrieb freier Schriftsteller – Wildtiere beobachten und von Olivier Meylan in Mies (Kanton Waadt) fotografieren, publizieren, Vorträge halten und bewirtschaftet und als Gast Meylan auch spä- Safaris leiten. Als Krönung seiner Publikatio- ter immer wieder getroffen. Dieser Kontakt nen wird sein Buch «Wild Cats of the World» wurde für Hallers berufliche Karriere, zunächst (1975) bezeichnet. Das Erscheinen von Band als Mitarbeiter in der Abteilung Heilpflanzen 2 seines Bestimmungsbuches «Birds of East der Firma Siegfried in Zofingen und zuletzt als Africa» hat er nicht mehr erlebt. – In Bern trat Chefredaktor bei Ringier, ebenfalls Zofingen, Guggisberg mit 16 Jahren der Ala bei und fiel entscheidend. Haller war sehr belesen und ein bald durch seine Begabung und Belesenheit tüchtiger, vielgereister Naturfotograf. Er hat auf. Im Ornithologischen Beobachter hat er ab neben verschiedenen ornithologischen und po- 1933 publiziert. Beachtung fanden u.a. seine pulärwissenschaftlichen Publikationen (z.B. Beiträge über Limikolen am Fanel (1937/38), Haller 1949, 1957) die ersten beiden Artenlis- Zeichnungen zur Balz der Schellente (1941) ten der schweizerischen Vögel (Meylan & Hal- und seine Neubearbeitung von F. von Tschudi’s ler 1946, Haller 1951) veröffentlicht und zur 4. «Tierleben der Alpen» (Rezension E. Sutter, Auflage der deutschen Übersetzung von Peter- Ornithol. Beob. 52: 101, 1955). Die erste dieser sons «Die Vögel Europas» (1961) 8 Farbtafeln Publikationen kann als erster Sammelbericht mit Fotos von Eiern aller in Europa nistenden über Vögel in Schweizer Reservaten betrachtet Singvögel beigesteuert (s. auch Haller 1958). werden. Ich gehöre zu den Feldornithologen, Verdienste erworben hat er sich überdies durch die in der Vor-Peterson-Ära mit Guggisbergs mannigfache Ratschläge und aktive Unterstüt- 1943 im Hallwag-Verlag erschienenen Bestim- zung von Publikationen von Wissenschaftlern. mungsbuch «Die Vögel der Schweiz», dem 1945 ein zweites Bändchen mit den selteneren Arten folgte, ausgerückt sind und damit eine Alfred Schwab solide Basis zur späteren Artenkenntnis erwor- Alfred Schwab (1913–2002) trat nach Ab- ben haben. Der Verkauf von über 330 000 Ex- schluss des Studiums der Forstwissenschaften emplaren, die Übersetzung in drei romanische an der ETH Zürich 1937 seine erste Stelle beim Dialekte (F. Signorell, Noss utschels, 1973; F. neugegründeten Schweizerischen Institut für Bischoff, Noss utschels, 1977; F. Giger, Nos Schnee- und Lawinenforschung in Davos an. utschals, 1977) und die Übernahme durch den 1945 wurde er Forstinspektor der Schweizeri- Luxemburger Landesverband für Vogelkunde schen Bundesbahnen mit Wohnort Luzern und und Vogelschutz sind eindrückliche Beweise verantwortlich vor allem für die Sicherheit des für die Bedeutung dieses Bestimmungsführers Bahnbetriebes vor Naturgefahren. Trotz ab- über eine Zeit hinaus, in der es etwas Besseres wechslungsreichem Beruf, der ihn mit grosser 26 U. N. GLUTZ VON BLOTZHEIM, Ornithologische Forschung in der Schweiz Ornithol. Beob.

Befriedigung erfüllte, war die Feldornithologie Redaktor des Ornithologischen Beobachters, seine grosse Leidenschaft. Bei Kartierungen einer vor allem von Laienornithologen finan- und Wasservogelzählungen war er stets regio- zierten wissenschaftlich angesehenen Fach- naler Organisator und verstand es, unzählige eh- zeitschrift, bleibende Verdienste erworben. renamtliche Ornithologinnen und Ornithologen Am Naturhistorischen Museum Basel hat er für diese Gemeinschaftsarbeiten zu motivieren. eine umfangreiche Vogelsammlung aufgebaut, Sein Wissen hat er als versierter, erfahrener deren Gründlichkeit und Zuverlässigkeit ih- Exkursionsleiter und Naturschützer auch bei resgleichen sucht. Aus der Jugendentwicklung der Luzerner Lehrerfortbildung (14 Feldkurse) der Vögel im Lichte der Evolution, mit der weitergegeben. Obwohl das Publizieren nicht sich Ernst Sutter während seines Studiums, in seine Stärke war (mindestens zwei Manuskripte der Frühzeit seiner Museumstätigkeit und auf über die Entwicklung der Wasservogelbestände seiner Sundareise beschäftigt hat, und aus sei- nach Aufstau des Wichelsees und zur Brutbio- ner Sammeltätigkeit am Museum ergaben sich logie des Grünfinks sind nie gedruckt worden) mehrere vorbildliche Mauserarbeiten. Wie die verdanken wir ihm doch mindestens 14 Ver- Radarornithologie hat er nicht nur sein Sam- öffentlichungen (s. Literatur; Würdigungen s. melgut grosszügig Jüngeren zur Auswertung U. N. Glutz von Blotzheim, Ornithol. Beob. 85: überlassen, er hat sie dabei auch angeleitet und 399, 1988, L. Schifferli, Ornithol. Beob. 90: sein Wissen mit ihrer Hilfe weiter ausgebaut 81, 1993, U. Petermann, Ornithol. Beob. 100: (ich erinnere nur an die Dissertation von Raffa- 94f., 2003, mit Bild, und M. Kläy, Schweiz. Z. el Winkler über die Pneumatisation des Vogel- Forstwes. 154: 240, 2003, mit Bild). schädels), so dass die Mauserkunde zu einem der Schwergewichte der Schweizer Ornitho- logie geworden ist. Ernst Sutter ist 1991 zum Ernst Sutter Ehrenmitglied der American Ornithologists’ Ernst Sutter (1914–1999) hat nicht nur in der Union und später zum Ehrenpräsidenten des Vogelzugforschung entscheidende Initiativen 23. Internationalen Ornithologen-Kongresses ergriffen, sondern sich auch als Museumszoo- in China im Jahre 2002 ernannt worden, den loge und während 34 Jahren (1954–1988) als er leider nicht mehr erlebt hat (Würdigungen mit Reginald Ernest Moreau (England) ver- H. Leuzinger, A. Schifferli & R. Winkler, Or- gleichbarer selbstloser, auf Klarheit der Aus- nithol. Beob. 72: 35f., 1975, D. Burckhardt & sage und hohe Qualität der Sprache achtender U. N. Glutz von Blotzheim, Ornithol. Beob. 81:

Abb. 13. Ernst Sutter in seinem Arbeitszimmer im Naturhistorischen Museum Basel im Sommer 1997. Aufnahme Jürg Schneider. – Ernst Sutter in his office at the Natural History Museum in Basel in 1997. 106, 2009 U. N. GLUTZ VON BLOTZHEIM, Ornithologische Forschung in der Schweiz 27

181f., 1984, A. Schifferli, K. H. Voous, W. Su- 1973, 1992), setzte sich intensiv für den Schutz ter & C. Marti, Ornithol. Beob. 86: 1–4, 1989 und die Pflege von Greifvögeln und Eulen ein und Marti 2003, mit Bild; Nachruf mit Bildern (z.B. Herren 1969) und hat seine Erfahrungen und einem Verzeichnis der wichtigsten von ins- an andere Pflegestationen weitergegeben sowie gesamt 95 Publikationen R. Winkler, Ornithol. im Schweizerischen Landeskomitee für Vogel- Beob. 97: 1–6, 2000). schutz eingebracht (über seine Einstellung zur Falknerei s. Ornithol. Beob. 66: 104, 1969). Werner Geissbühler Der Selzacher Primarlehrer Werner Geissbüh- Diethelm Zimmermann ler (1914–1958) hat sich durch die klassischen Diethelm Zimmermann (geb. 23.7.1918) hat «Studies in the Life History of the Song Spar- 1942 sein durch Aktivdienst immer wieder un- row» (1937–43) der Amerikanerin Margaret terbrochenes Studium der Jurisprudenz mit der Morse Nice inspirieren lassen und die Brutbio- Promotion abgeschlossen, eine glänzende Kar- logie des Zilpzalps erforscht wie niemand zu- riere in Wirtschaft, Politik und Militär durch- vor (Geissbühler 1950, 1954). laufen, daneben Ornithologie nicht nur als Hobby betrieben, sondern als Präsident der Ala und langjähriges Mitglied und Präsident des Willfried Epprecht Stiftungsrates der Schweizerischen Vogelwar- Willfried Epprecht (1918–1991) war Profes- te auch auf deren Entwicklung und Tätigkeit sor für Werkstofflehre und Leiter des Departe- entscheidend Einfluss genommen (Schifferli, ments für Materialwissenschaften an der ETH Ornithol. Beob. 85: 400, 1988; Zimmermann Zürich. Als Amateurornithologe war er ein 2004). Seine Freizeitbeobachtungen haben zu Musterbeispiel eines liebenswerten Menschen 26 Artikeln allein im Ornithologischen Beob- von grosser wissenschaftlicher Genauigkeit. achter geführt, darunter besonders bemerkens- Er beschäftigte sich intensiv mit ganz gewöhn- wert seine Dohlenarbeiten (1951a, b). lichen Vogelarten (Lachmöwe, Amsel, Grau- schnäpper, Wasservögel während der Seegfrör- ni 1963) in Zürich, im Limmattal und während Rudolf Domenico Melcher seiner Militärdienste im Gotthardgebiet. Seine Rudolf Domenico Melcher (1920–1974) wand- Liebe galt indes dem Hohen Norden. Schon te sich nach vier Semestern Biologiestudium 1953 reiste er vom Nordkap bis ans Packeis; an der Universität Zürich dem Medizinstudium er durchquerte Island und Südgrönland, war zu, promovierte 1947 zum Dr. med. und verun- mehrmals in Finnland und durchwanderte fallte tödlich im Dienste eines Kranken. Trotz Schweden. Wenn sich eine Auswahl überhaupt der harten beruflichen Arbeit nahm er sich vor rechtfertigen lässt, fallen unter den 18 Publika- allem frühmorgens und abends Zeit für Beob- tionen im Ornithologischen Beobachter seine achtungen, die er anschliessend stets noch mi- kritische Würdigung von Agricolas «De ani- nutiös protokollierte. In seinem Freund Ulrich mantibus subterraneis» zum vierhundertsten A. Corti hatte er einen unvergleichlichen Leh- Todestag dieses Chemnitzer Naturwissenschaf- rer und Partner. Er widmete sich vor allem dem ters und die mit D. Franck als Co-Autor ver- Studium der Alpenvögel, war aber allgemein fasste Arbeit über die Kopfgefiedermauser der biologisch interessiert und verstand es Natur- Lachmöwe auf (Nachruf von D. Zimmermann, schutz und Jagd zu vereinbaren. Er fand wenig Ornithol. Beob. 88: 453, 1991, mit Bild). Zeit zum Publizieren (1949–1952 und Beiträge zur Kenntnis der Vogelwelt Graubündens für die Jahre 1952–1968), beabsichtigte aber, dies Hans Herren später nachzuholen und verstand es, junge Leu- Der Berner Primarlehrer Hans Herren (geboren te für die verantwortungsbewusste Erforschung 3.2.1918) befasste sich mit dem Wanderfalken der Natur zu begeistern (Nachruf von H. Hal- (Herren 1939, 1954, 1959, 1960, 1961, 1967, ler, Ornithol. Beob. 72: 113f., 1975, mit Foto). 28 U. N. GLUTZ VON BLOTZHEIM, Ornithologische Forschung in der Schweiz Ornithol. Beob.

Gerhart Wagner gerjahren fesselte Tschanz auch die Nutz- und Heimtierethologie mit Untersuchungen von Gerhart Wagner (geb. 18.2.1920) studierte Zoo- den Camargue-Pferden über Rinder, Schweine, logie, Botanik und Physik in Bern und Genf Hunde, Katzen bis zu Meerschweinchen und und promovierte 1949 über Entwicklungsphy- Rennmaus sowie Haushuhn, Wachtel und Wel- siologie bei Amphibien. Er war von 1949 bis lensittich (z.B. Tschanz 1985; nach Angaben 1950 Sekundarlehrer in Grindelwald, von 1950 von Paul Ingold). bis 1958 Lehrer für Biologie und Geologie am Städtischen Gymnasium Bern-Kirchenfeld und von 1969 bis 1983 Rektor des Realgym- Willi Thönen nasiums Bern-Neufeld. Dazwischen war er In Ornithologenkreisen bekannt geworden von 1958 bis 1964 Chef der neugegründeten ist der Berner Bankangestellte Willi Thönen Sektion für Strahlenschutz am Bundesamt für (1921–2003) spätestens mit seiner stimmgeo- Gesundheitswesen und von 1964 bis 1969 As- grafischen, ökologischen und verbreitungsge- sistenzprofessor am Zoologischen Institut der schichtlichen Mönchsmeisenarbeit (1962), für Universität Zürich. Seine allein, mit Schülern die er zusammen mit den Ergänzungen über 40 oder Co-Autoren verfassten Publikationen zeu- Jahre lang auf z.T. risiko- und strapazenreichen gen von breitem naturwissenschaftlichem Inte- Reisen Felddaten aus der ganzen nördlichen resse von Botanik und Geomorphologie bis zu Hemisphäre gesammelt hat. Er gehörte aber sehr verschiedenartigen ornithologischen The- auch zu den intimsten Kennern von Sperlings- men (s. Literatur). kauz und Raufusskauz. Seine ausgezeichneten faunistischen Kenntnisse hat er sich im Laufe Beat Tschanz Beat Tschanz (geb. 14.8.1920) hatte von 1942 bis 1952 verschiedene Stellen als Primar- und Sekundarlehrer inne, war von 1952 bis 1966 Biologie- und Chemielehrer am Staatl. Leh- rerseminar Hofwil-Bern und schloss 1958 sein Hochschulstudium mit einer Dissertation über die Trottellumme (Leitung: Prof. Dr. Monika Meyer-Holzapfel) ab (Tschanz 1959). Er un- terrichtete ab 1963 als Privatdozent am Zoo- logischen Institut der Universität Bern, wurde 1966 Ausserordentlicher Professor und Leiter der dort neu geschaffenen Abteilung für Ver- haltensforschung und 1976 Ordentlicher Pro- fessor. Als Forscher widmete er sich Fragen der Anpassung der Alkenvögel der Lofoten (Nor- wegen) an die Bedingungen ihres Brutortes, der Sozialstruktur und der Verhaltensentwicklung, insbesondere der Entstehung individueller Be- ziehungen zwischen Eltern und deren Jungen (1957–1981). Herausragende Ergebnisse wa- ren u.a. die Nachweise, dass die in der Kolonie dicht an dicht brütenden Trottellummen ihr Ei an Farbe und Muster und Jungvögel ihre El- tern schon vor, Altvögel ihr Küken bereits kurz nach dem Schlüpfen an der Stimme kennen ler- nen (z.B. Tschanz 1968, 1989). Ab den Siebzi- Abb. 14. Willi Thönen, Minnesota, 1992. 106, 2009 U. N. GLUTZ VON BLOTZHEIM, Ornithologische Forschung in der Schweiz 29 der Zeit auf unzähligen Exkursionen und Rei- sen im In- und Ausland angeeignet und dabei die Vögel nicht nur nach Habitus und Lautäus- serungen, sondern in ihrer Ganzheit, mit ihren Ansprüchen und Besonderheiten kennenge- lernt. Sein ausgezeichnetes Gehör ist u.a. mit seinen Publikationen 1968 und 1969 dokumen- tiert. Er nahm 1962 für ein halbes Jahr Urlaub, um an der Vogelwarte seine Mönchsmeisen- arbeit zu schreiben und war dann vom 1. Juli 1963 bis 1974 als Mitarbeiter an der Vogelwar- te, um die Wasservogelzählungen zu organisie- ren und die Datenbank ornithologischer Feld- beobachtungen auszubauen. Er war als Initiant und langjähriges Mitglied der Avifaunistischen Kommission darum bemüht, auch negative Entscheide transparent und für die Betroffenen nachvollziehbar zu fällen (zwei Grundvoraus- setzungen für die Akzeptanz einer derartigen Kommission), und verantwortlich für die jähr- Abb. 15. Dieter Burckhardt mit Gattin Christine. liche Berichterstattung über bemerkenswerte – Dieter Burckhardt and his wife. Beobachtungen (Nachruf L. Schifferli, Orni- thol. Beob. 100: 93f., 2003, mit Bild). vielfältige Art effizient für Vogelkunde und Vo- gelschutz eingesetzt (Würdigungen L. Schif- Dieter Burckhardt ferli, Ornithol. Beob. 89: 153, 1992 und 99: Dieter Burckhardt (geb. 8.5.1922 in Basel) 89–90, 2002); s. auch Interview zu 100 Jahre hat mit seinen Möwenbeobachtungen in Basel Pro Natura, pro natura magazin 1: 8–9, 2009, 1944 eine der ersten Arbeiten des Ornithologi- mit Bild). schen Beobachters publiziert, in der die Etho- logie breiten Raum gefunden hat. Seine Dis- sertation über die embryonale Pterylose einiger Lukas Hoffmann Nesthocker (1954a) gehört zu den klassischen Lukas (oder Luc) Hoffmann (geb. 23.1.1923 Arbeiten aus der Schule Portmann. Seine zahl- am Schönenberg bei Pratteln) hat während der reichen ornithologischen Publikationen fallen Arbeit an seiner Dissertation (Hoffmann 1953) hauptsächlich in die Zeit seines Studiums und 1948 in der Camargue eine 15 km2 umfassende seiner Assistenz an der Schweizerischen Vo- Domäne kaufen und später um weitere 11 km2 gelwarte (15. Juni 1951–31. Oktober 1959 mit mit Anteilen an allen für das Mündungsgebiet zweijähriger Unterbrechung zwecks Untersu- der Rhone charakteristischen Lebensräumen chungen am Schalenwild im Schweizerischen ausdehnen können. Die Süss- und Brackwas- Nationalpark). Zu erwähnen sind insbesondere serlagunen sowie Reisfelder der Tour du Valat seine Arbeiten über Beutelmeise und Graurei- beherbergten etwa einen Fünftel der ungefähr her, seine Auswertungen der ersten Schweizer 100 000 Wasservögel, die in der Camargue zu Wasservogelzählungen und seine Sammelbe- überwintern pflegten. 1954 gründete der visio- richte. Als Wissenschaftler hat sich Burckhardt näre und unternehmerische Biologe die Station aber auch in seinen Funktionen als Zentralse- biologique de la Tour du Valat (heute «Centre kretär des Schweizerischen Bundes für Natur- de recherche pour la conservation des zones schutz SBN (1959–1987) und als Mitglied (ab humides méditerranéennes»), die innerhalb 1981) sowie Präsident des Stiftungsrates der weniger Jahre zum erfolgreichsten Beringungs- Schweizerischen Vogelwarte (1988–1992) auf zentrum Europas aufstieg und sehr rasch auch 30 U. N. GLUTZ VON BLOTZHEIM, Ornithologische Forschung in der Schweiz Ornithol. Beob. durch camargue-typische faunistische, ökolo- westsüdwestlich von Basel und hat von 1947 gische und ethologische Forschungsprojekte bis 1954 eine von ihm farbberingte Sumpfmei- die Aufmerksamkeit aller an Feuchtgebieten sen-Population (300 Ringvögel) intensiv beob- Interessierten auf sich zog. Der Fächer des öko- achtet. Die Auswertung seiner Protokolle war logischen Arbeitsfeldes hat sich immer weiter grösstenteils erst 50 Jahre später nach seiner geöffnet und räumlich den ganzen Mittelmeer- Pensionierung möglich (Amann 1997, 2003, raum einbezogen. Hoffmanns einflussreiche 2007, Schaub & Amann 2001). Amann gehörte oder gar entscheidende Arbeit in IUCN und in der Schweiz zu den Pionieren von Siedlungs- WWF International darf als bekannt voraus- dichte-Untersuchungen (F. Amann in Glutz von gesetzt werden. In der Schweiz geht auf Hoff- Blotzheim 1962: 37f.) und dokumentierte mit manns Initiative das im Winter 1950/51 ent- dieser Methode die Veränderungen der Brut- standene Projekt der «Brutvögel der Schweiz» vogelfauna im Allschwilerwald von 1948 bis zurück. Die Beziehungen zwischen Hoffmann 1993 (Amann 1994). Insgesamt 31 Publikati- und der Schweizerischen Vogelwarte waren onen im Ornithologischen Beobachter zeugen nachhaltig und auf vielfache Art hilfreich. Zu- von seinen hauptsächlich Singvögeln gewid- dem haben viele junge Schweizer Ornitholo- meten vielseitigen Beobachtungen. F. Amann gen an der Tour du Valat gearbeitet, wertvolle wurde 1997 mit dem Amateurforschungspreis Anregungen erhalten oder im Laufe der Jahre der Naturforschenden Gesellschaft Baselland gesammelte Daten auswerten dürfen (Wür- ausgezeichnet. digungen Festetics 1993, Humer et al. 2003, Isenmann et al. 2003). Hans Leuzinger Hans Leuzinger (geboren 11.9.1926) hat sich Fritz Amann neben seinem Beruf als Lehrer in Schneit Einzigartig sind die brut- und populations- (Kanton Zürich) seit 1944 intensiv mit der ökologischen Untersuchungen an der Sumpf- Feldornithologie befasst. Schlüsselerlebnis meise durch den Coiffeur Fritz Amann (geb. war eine von Walter Knopfli geleitete Exkur- 22.12.1925). Er war neben seiner beruflichen sion auf dem Zürichsee. Wegen zunehmender Tätigkeit bester Kenner des Allschwilerwaldes Schwerhörigkeit hat er sich immer mehr auf

Abb. 16. Fritz Amann. Links zur Zeit seiner Sumpfmeisen-Popula- tionsstudie in den Fünfzi- gerjahren. Die Aufnahme stammt vom indischen Ornithologen Salim Ali. Rechts nach seiner Pensionierung, die ihm endlich erlaubte, seine Notizen auszuwerten und zu publizieren. Auf- nahme M. Kestenholz, Rothenfluh, Juni 1996. – Fritz Amann during his studies of Marsh Tits in the 1950s and in 1996. 106, 2009 U. N. GLUTZ VON BLOTZHEIM, Ornithologische Forschung in der Schweiz 31

nithologischen Beobachters und des Stiftungs- rates der Schweizerischen Vogelwarte) sind deshalb wesentlich höher einzuschätzen als das ohnehin imposante Verzeichnis seiner 45 ge- druckten eigenen Publikationen erkennen lässt (Beispiele s. Literatur). Mit der Einteilung der Zählstrecken der Wasservogelzähler und dem Inventar der Schweizer Wasservogelgebiete von internationaler und nationaler Bedeutung (1976a) hat er wesentliche Entwicklungen im Naturschutz eingeleitet und für Jahrzehnte mit- geprägt. Sein Name bleibt verbunden mit den Wasservogelzählungen, seinen Untersuchun- gen zu Ökologie und Mauser von Wasservö- Abb. 17. geln und Kiebitz, Langzeitbeobachtungen am Hans Ägelsee (vervielfältigte Jahresberichte 1966– Leuzinger. 2008), wegweisenden Beiträgen zum Limiko- lenzug und seiner Förderung des ornithologi- schen Nachwuchses (Würdigungen s. Ornithol. das minutiöse Beobachten und Bestimmen Beob. 74: 135, 1977 und 80: 152, 1983). von Wasser- und Watvögeln und auf die Berin- gung am Ägelsee bei Frauenfeld konzentriert. Gründlichkeit prägt auch die Auswertung und Otto Appert Publikation seiner eigenen Daten und die un- Pater Otto Appert (geb. 31.8.1930 Wangen, eigennützig objektiv und konstruktiv kritische Kanton Schwyz) hat nach seiner Matura in Durchsicht, Mitarbeit oder Übersetzung von Nuolen Theologie und Philosophie studiert und Veröffentlichungen Dritter. Seine wissenschaft- ist 1958 für 25 Jahre als Missionar nach SW- lichen Verdienste (u.a. auch als langjähriges Madagaskar geschickt worden. 23 sehr gehalt- Mitglied der Redaktionskommission des Or- volle, eindrucksvoll illustrierte Publikationen

Abb. 18. Pater Otto Appert als Missionar in Madagaskar. – Fa- ther Otto Appert as missionary in Mada- gascar. 32 U. N. GLUTZ VON BLOTZHEIM, Ornithologische Forschung in der Schweiz Ornithol. Beob.

über z.T. bis dahin biologisch kaum bekannte tigkeit. Er notierte nicht nur Art und Zahl der Arten zeugen von einer sehr erfolgreichen Tä- beobachteten Vögel, sondern erhob regelmäs- tigkeit als Ornithologe (s. Auswahl im Litera- sig Daten zu Anzahl Jahresbruten, Bruterfolg, turverzeichnis; nicht erwähnt sind 16 weitere Nachwuchsrate usw. Seine Vergleiche belegen kürzere Publikationen auch zur Schweizer eine imponierende Literaturkenntnis. Seine Avifauna). Promoviert hat Pater Appert mit Verdienste um Avifaunistik und Vogelschutz einer paläobotanischen Publikation. Nach ihm sind neben anderen Auszeichnungen mit der sind eine neue Vogelart, der Appertbülbül Phyl- Verleihung der Ehrenmitgliedschaft der Ala lastrephus apperti, eine neue Pflanzengattung (1990) und der Ernennung zum Ehrendoktor Appertiella und ein fossiles Insekt, ein Vertre- der Universität Bern (2002) gewürdigt worden ter der neuen Tiergattung Appertia, aus dem (s. Marti, Ornithol. Beob. 99: 332, 2002 und frühen Perm Madagaskars benannt worden. Er 105: 215, 2008, mit Bild; F. Niederwolfsgru- hat selber die Erstbeschreibungen von 4 neu- ber, Monticola 9: 131, 2003, mit Bild, und 10: en fossilen Pflanzengattungen und 12 neuen 1, 2007, mit Bild). fossilen Pflanzenarten geliefert. Unter Orni- thologen kaum bekannt sind die Würdigungen seiner Verdienste um Madagaskar durch die Josef Hofer Verleihung des Chevalier de l’Ordre National, Die Vogelwarte hat seit 1956 versucht, nach um die Ornithologie durch die Ernennung zum dem Vorbild der Entenfanganlage von Lukas Korrespondierenden Mitglied der Deutschen Hoffmann an der Tour du Valat am Sempa- Ornithologen-Gesellschaft (1977) und um die cher See Enten zu fangen, was ihr in kleinem Paläobotanik Madagaskars durch die Amanz Gressly Auszeichnung (2004).

Rolf Hauri Rolf Hauri (1931–2008) war Lehrer ab 1951 in Kehrsatz und von 1960 bis 1970 in Forst/Län- genbühl. Von 1970 bis zu seiner Pensionierung 1993 war er Mitarbeiter des Naturschutzinspek- torats des Kantons Bern und mitbeteiligt an der Schaffung von 50 neuen Schutzgebieten. Sein Leben galt ab seinem 14. Lebensjahr Vogel- kunde und Vogelschutz. Ornithologisch kann- te er den Kanton Bern und hier insbesondere Felsbrüter und Wasservögel wie kein zweiter; Neuentwicklungen blieben ihm nie lange ver- borgen. Entfernte er sich weiter, blieb er in al- ler Regel dem Alpenraum treu. Seine Beobach- tungstätigkeit fand von 1949 bis 2004 Nieder- schlag in 118 Beiträgen im Ornithologischen Beobachter und mehreren Dutzend Artikeln in anderen Zeitschriften, vor allem Monticola. Er wirkte mit an der Vogelwelt des Kantons Bern (Lüps et al. 1978) und an den Schweizer Brutvogelatlanten (Schifferli et al. 1980 und Schmid et al. 1998). Seine Publikationen (Bei- spiele s. Literatur) zeugen trotz neuer Themen Abb. 19. Josef Hofer mit einem gefangenen Kormo- ran vor seiner Fangreuse. Aufnahme des Autors, 19. von jahrelanger in seiner von Geduld März 1991. – Josef Hofer with a Great Cormorant und Ausdauer gekennzeichneten Beobachtertä- caught on Lake Sempach. 106, 2009 U. N. GLUTZ VON BLOTZHEIM, Ornithologische Forschung in der Schweiz 33

Stil mit Schwimmenten auch rasch gelungen Roger Alfred Stamm ist. Eine effiziente Fangreuse für Tauchenten installierte Fischermeister Josef Hofer (geb. Roger Alfred Stamm (geb. 12.9.1935 in Ba- 1933, Oberkirch) 1955. Bis 2006 fing er darin sel) schloss sein Studium (Zoologie, Neben- etwa 46 200 Enten, 6897 Blässhühner, 4820 fächer Botanik, Psychologie, Philosophie und Möwen, 2553 Kormorane usw. Das Einzugs- Ethnologie) 1960 mit der Promotion bei Prof. gebiet der von ihm beringten Vögel reicht A. Portmann ab (Stamm 1962). Er habilitier- ostwärts bis Yakutien (Reiherente 8101 km). te 1966 (Stamm 1965) und arbeitete bis am Hofer konnte dank harter Beringungsarbeit 30. September 1974 an der Zoologischen An- neben seinem strengen Tagwerk als Berufsfi- stalt der Universität Basel. Anschliessend war scher (und den dabei gemessenen Tauchtiefen er bis zu seiner Emeritierung als Ordentlicher von Wasservögeln) eine ungeahnte Mobilität Professor für Biologie und ihre Didaktik so- der Wasservögel innerhalb der europäischen wie für Sozio-kulturelle Anthropologie an der Winterquartiere nachweisen; seine Ringvögel Pädagogischen Hochschule Lüneburg (heu- halten überdies alle Alters- und Distanzrekorde te: Leuphana Universität Lüneburg) zuständig (Würdigung zum 65. Geburtstag durch A. & L. für die Ausbildung von Biologielehrern und Schifferli, Ornithol. Beob. 95: 341, 1998). Umweltbildnern. Stamm erforschte Sozialver- halten und Kommunikationssystem bei Papa- geien und Lachmöwe mit Nachdruck auf der Vinzenz Ziswiler Erfassung des Gestaltcharakters von Verhal- Vinzenz Ziswiler (geb. 1.2.1935 in Luzern) tensabläufen in der Weiterentwicklung des von durchlief seine komplette Laufbahn an der Uni- Prof. Rudolf Schenkel eingeführten Begriffs versität Zürich; Promotion 1962 bei Professor der «Szene». Als Gast in der Forschungsgrup- Hans Steiner (Ziswiler 1962); Anstellung am pe von Niko Tinbergen (Universität Oxford, Zoologischen Museum als Konservator. Neben 1962–1965) übernahm Stamm auch die Argu- seiner Lehrtätigkeit (Privatdozent 1967, Aus- mente der Verhaltensökologie (Stamm 1969, serordentlicher Professor 1972, Ordentlicher 1978, 1986, 1988). Professor 1981, Emeritierung 2002) leitete er nach dem Weggang von Prof. Hans Burla das Zoologische Museum mit seinem Ausstel- Adelheid Studer-Thiersch lungsbetrieb. Als Forscher widmete sich Zis- Adelheid Studer-Thiersch (geb. 30.9.1939) hat wiler vor allem der funktionellen Morphologie gestützt auf langjährige Erfahrung als Helfer- des Verdauungstrakts von Singvögeln (Über- kind im heimatlichen Zoo in Recklinghausen sicht bei Ziswiler 1977). In den Siebziger- und (Nordrhein-Westfalen) nach dem dortigen Abi- Achtzigerjahren legten Hans-Rudolf Güttinger tur im Zoologischen Garten Basel ein halbjäh- (Universität Kaiserslautern), Marcel Güntert riges Volontariat absolviert. Die erste erfolg- (Naturhistorisches Museum Bern), Dominique reiche Flamingo-Brut in einem europäischen Homberger (s. unten) und Heinz Richner (Uni- Zoo wurde für Adelheid Thiersch zum Schlüs- versität Bern) mit ihren Dissertationen die Fun- selerlebnis. Sie studierte, promovierte 1961 bei damente ihrer späteren Karrieren. Sein Lehr- Konrad Lorenz (Arbeitstitel der Dissertation: buch (Ziswiler 1976) war für ein Jahrzehnt das Die «sogenannte» Balz der Flamingos) und Standardwerk jedes deutschsprachigen Biolo- verstand es in der Folge, ihre intime Zoo-Er- gie-Studenten. Die zitierte Literatur bekundet fahrung durch Freilandbeobachtungen glück- ausserdem Ziswilers Interesse für Prachtfinken lich zu ergänzen. Daraus entstanden von 1962 und bedrohte und ausgerottete Tierarten (s. bis 2008 22 Publikationen über Flamingos, auch Dorst 1966). International bekannt wur- insbesondere deren Anpassungen an ihren un- de V. Ziswiler spätestens mit seinen Beiträgen gewöhnlichen Lebensraum. Die Fütterung der über Verdauungstrakt und Bürzeldrüse (Zis- Jungvögel mit einem Blut enthaltenden Füt- wiler & Farner 1972, Jacob & Ziswiler 1982; terungssekret ist dazu ebenso ein Mosaikstein nach Angaben von Johann Hegelbach). wie die besondere Art der Mauser, das allome- 34 U. N. GLUTZ VON BLOTZHEIM, Ornithologische Forschung in der Schweiz Ornithol. Beob. trische Flügelwachstum u.a.m. (z.B. Lang et al. Dominique Homberger und Beiträge von 1962, Studer-Thiersch 1964, 1966, 1967, 1972, Damen zur wissenschaftlichen Ornithologie 1974, 2000, Studer-Thiersch & Wackernagel 1969). Als Expertin hat A. Studer jahrelang in Bei oberflächlichen biographischen Studien der IUCN-SSC/Wetlands International Flamin- und meinen bisherigen Ausführungen könnte go Specialist Group und in der Phoenicopteri- man meinen, Ornithologie sei bis gegen Ende formes Taxonomic Advisory Group der Euro- des 20. Jahrhunderts weitgehend eine Män- pean Association of Zoos and Aquaria mitgear- nerdomäne gewesen. Einer solchen Annahme beitet. Sie hat sich auch als Co-Redaktorin des möchte ich vehement widersprechen, muss die Ornithologischen Beobachters (1968–1974, mir selbst auferlegte Beschränkung allerdings s. Marti 2003, mit Bild), mit der Aufarbeitung ausnahmsweise durchbrechen, um noch auf die von Ringfunden und mit Auswertung und Pu- vergleichsweise junge Zürcherin Dominique blikation liegengebliebener Arbeiten Verdiens- Homberger (geb. 10.4.1948), Associate Pro- te erworben (Burckhardt & Studer-Thiersch fessor an der Louisiana State University in den 1970, Studer-Thiersch 1969, 1984). USA, aus der Schule in funktioneller Morpho- logie von Vinzenz Ziswiler (Universität Zürich) hinweisen zu können. Frau Homberger hat sich Heinz Hafner vor allem mit Schnabel- und Zungenmorpholo- Heinz Hafner (1940–2003), aufgewachsen in gie von Papageien und den damit zusammen- Rheinfelden (Kanton Aargau), machte eine hängenden Verhaltens- und Bewegungsweisen Lehre als Koch. 1962 entdeckte er als Begleiter sowie mit Untersuchungen zur Bedeutung von des Fotografen und Schriftstellers Karl Weber Homologien und Analogien von Hautbildungen die Camargue und entschloss sich, sein Leben von Tieren für die Systematik einen Namen ge- künftig dort zu verbringen. Er stiess im Herbst macht. 1964 als in der Schweiz bisher nicht aufgefal- Ja, von wenigen Ausnahmen abgesehen tre- lener Laienornithologe zum Forscherteam der ten Damen erst in den letzten knapp 40 Jahren Station biologique de la Tour du Valat in der als Autorinnen auf. Aber das ornithologische Camargue und befasste sich bis zu seiner Pen- Schrifttum wäre auch früher ohne die nicht sionierung im Jahre 2000 mit den in Kolonien öffentlich kundgetane Mitarbeit von Ornitho- brütenden Reiherarten. 1977 erwarb er mit sei- logen-Gattinnen um wesentliche Beiträge är- ner «Contribution à l’étude écologique de quat- re espèces de hérons, Egretta garzetta, Ardeola ralloides, Ardeola ibis, Nycticorax nycticorax» den Doktortitel der Universität Toulouse. Haf- ner war von 1982 bis Mai 2003 Koordinator der «Heron Specialist Group» der IUCN (The World Conservation Union) und von 1984 an Leiter der ornithologischen Abteilung der Sta- tion biologique de la Tour du Valat. Auf seine ersten Publikationen (s. unten) folgten allein oder zusammen mit weiteren Autoren zwi- schen 75 und 100 weitere über Reiher und an- dere Wasservögel, darunter das Buch Kushlan & Hafner (2000) zusammen mit seinem Nach- folger als Koordinator der Reiher-Spezialisten- gruppe (Nachruf P. Isenmann, Alauda 72: 66, 2004; Zusammenfassung seiner Forschungs- ergebnisse und Bibliographie s. Hafner et al. Abb. 20. (2004), Literaturverzeichnis ausserdem bei Dominique Isenmann (2003)). Homberger. 106, 2009 U. N. GLUTZ VON BLOTZHEIM, Ornithologische Forschung in der Schweiz 35 mer. Es wäre mehr als ungerecht, auf diese ver- deckten Leistungen nicht hinzuweisen. Beim Ehepaar Heinroth wissen wir, was Magdalena geleistet hat; eine solche Transparenz ist aber nicht bei allen Publikationen gewahrt. Ich ken- ne unzählige Ehepaare, die jahrelang gemein- same Exkursionen unter sehr aktiver Beteili- gung der Damen durchgeführt haben. Und ich kenne in Mitteleuropa Berufsornithologen von Rang und Namen, die ohne das ständige Drän- gen und die aktive Mitarbeit ihrer Gattinnen im Feld, bei der Jungenaufzucht, beim Diskutieren und am Schreibtisch manch wichtige Publika- tion nie bis zum Druck gebracht hätten. In mei- nem persönlichen Fall hat meine Gattin nebst aktiver Mitarbeit wie selbstverständlich auch «Infrastruktur und Betrieb des fehlenden In- stituts samt Gästehaus für Mitarbeiter» sicher- gestellt. Solche Leistungen zu verkennen, nur Abb. 21. Anne-Marie Glutz von Blotzheim. Arbeits- weil ein Name nicht oder nur ausnahmsweise tagung des Exekutivausschusses des Internationa- len Zentrums für Wasservogelforschung (IWRB) in in einem Literaturverzeichnis aufscheint, wäre Kampen, Niederlande (28.5.1965). fehl am Platz.

4. Die Rolle der Ornithologen der Suisse Oiseaux» erschienen. Wichtige Autoren, wie romande und des Ticino Alfred Richard, Léon Pittet, Alphonse Mathey- Dupraz und Robert Poncy, hatten bis anhin im Dieser Beitrag ist auf Wunsch zum Hundert- L’Ornithologiste (diesen Titel führte der Orni- Jahr-Jubiläum der Ala, Schweizerische Ge- thologische Beobachter bis und mit 1952 neben sellschaft für Vogelkunde und Vogelschutz, seinem deutschsprachigen Namen) publiziert. entstanden, und betont deshalb das ornitholo- Sie veröffentlichten auch weiterhin in beiden gische Geschehen in der deutschsprachigen Zeitschriften. Die Ala war über Jahrzehnte eine Schweiz, das als solches aber nicht isoliert be- gesamtschweizerische Gesellschaft, ein Status, trachtet werden darf. Erinnern wir nochmals den sie trotz der Gründung einer eigenen Ge- daran: Das erste Heft des Ornithologischen sellschaft in der Romandie, erst in den Fünfzi- Beobachters ist am 2.1.1902 auf Initiative und gerjahren mit wachsendem Mitgliederbestand Rechnung von Carl Daut (Bern) erschienen. beider Gesellschaften, mit zunehmender Struk- Die Zeitschrift ist erst mit der Gründung der turierung der Beobachtertätigkeit (Gründung Schweizerischen Gesellschaft für Vogelkunde der Centrale ornithologique romande im Ok- und Vogelschutz S.G.V.V. (ab 1931 ALA, spä- tober 1947) und wachsendem Selbstbewusst- ter Ala) am 20.6.1909 zum offiziellen Organ sein der welschen Schwesterorganisation bzw. dieser Gesellschaft geworden. ihres überaus aktiven Redaktors und Leiters der Beobachtungszentrale, Paul Géroudet, fast 4.1. Suisse romande unmerklich eingebüsst hat. Beide Zeitschrif- ten waren zunächst sehr ähnlich ausgerichtet. In Neuchâtel (Neuenburg) hat am 22. Mai Sie enthielten Abhandlungen über einzelne Ar- 1913 die konstituierende Versammlung der ten oder (lohnende) Gebiete, Vogelschutzthe- Société romande pour l’étude et la protection men und avifaunistische Sammelberichte (in des oiseaux stattgefunden, und im Juli 1913 Nos Oiseaux «Calendrier ornithologique»). ist das erste Heft des Vereinsorgans «Nos Als wissenschaftlich bedeutungsvolles Organ 36 U. N. GLUTZ VON BLOTZHEIM, Ornithologische Forschung in der Schweiz Ornithol. Beob. entwickelte sich Nos Oiseaux nach der Über- nahme der Redaktion ab Juli 1939 durch Paul Géroudet. Er war es auch, der die Calendriers ornithologiques ab Winter 1946/47 zu saiso- nal verarbeiteten Sammelberichten machte und dem wir die Organisation der ersten Wasser- vogelzählung am Genfer-, Neuenburger- und Murtensee im Winter 1951/52 zu verdanken haben. Diese Beispiele hat Dieter Burckhardt (1948b bzw. 1954b) für die deutsch- und italie- nischsprachige Schweiz aufgenommen, woraus Abb. 22. sich die bis heute wichtigsten avifaunistischen Paul Gemeinschaftsunternehmen des Landes entwi- Géroudet. Zeichnung ckelt haben. von Eric Auch hier möchten wir einige Persönlichkei- Vuichoud, ten kurz erwähnen, die sich als Bindeglieder Grand- zwischen der Romandie und der deutschspra- Lancy, 1993. chigen Schweiz besonders hervorgetan haben.

Biber, F. Vuilleumier, P. Nicolau-Guillaumet Paul Géroudet u.a., Nos Oiseaux 54: 1–28, 2007; P. Nicolau- Paul Géroudet (1917–2006) war nach Olivier Guillaumet u.a., Alauda 75: 1–14, 2007). Meylan (s. S. 17–18) ohne Zweifel die her- ausragendste Persönlichkeit. Trotz seiner Ei- genständigkeit und seiner Initiative hat er zur J. P. Ribaut, G. de Crousaz, M. Godel Schweizerischen Vogelwarte und über diese Jean Pierre Ribaut (geb. 1935, Biologe, bis zu den Ornithologen der deutschsprachigen 1998 Direktor der Naturschutz- und Umwelt- Schweiz stets ein freundschaftliches und über- abteilung des Europarates, dann Professor an aus kooperatives Verhältnis gepflegt. Er hat an der Universität Lille; seit 1989 Berater der Eu- allen von der Vogelwarte initiierten Gemein- ropäischen Bischofskonferenz in Umwelt- und schaftsprojekten als Feldornithologe, Regional- Nachhaltigkeitsfragen, Vertreter des Heiligen organisator, Co-Autor und Übersetzer sehr ak- Stuhls auf internationalen Umweltkonferenzen tiv teilgenommen. Solange es seine Gesundheit u.a.m.), Gérard de Crousaz (geb. 5.1.1933, Ho- erlaubt hatte, hat er auch kaum je an einer Be- norarprofessor, Dr. med., Neurologe) und Mi- ringer-, später Mitarbeitertagung der Vogelwar- chel Godel (1935–2006, Geologe; Nachruf F. te gefehlt und sich als Referent oder Diskussi- Vuilleumier, Nos Oiseaux 54: 126, 2007) wa- onsteilnehmer zum Wohl der Sache eingebracht ren in den Fünfzigerjahren die Leitfiguren auf und war damit eines der wichtigsten Binde- den Vogelzugpässen Cou und Bretolet, haben glieder über die Sprachgrenzen hinweg. Trotz dort unzählige Ornithologen aus der deutsch- dieser engen Zusammenarbeit hat er sich in all sprachigen Schweiz in die Beobachter- und Be- seinen eigenen Projekten (Yves Muller führt in ringertätigkeit eingeführt und die Verantwor- seiner Bibliographie d’Ornithologie Française tung 1958 an den Leiter der Schweizerischen allein für den Zeitraum 1945–1990 159 Pu- Vogelwarte abgetreten (Schifferli, Ornithol. blikationen auf) stets seinen persönlichen Stil, Beob. 56: 145, 1959). Bretolet ist in dieser Zeit eine gepflegte Sprache sowie eine prägnante zur wichtigsten Institution für die wissenschaft- und fesselnde Ausdrucksweise basierend auf liche Feldarbeit in der Schweiz geworden. Die eigener Felderfahrung und guter Kenntnis der Station hat ihre Aktivität nicht auf Vogelzug französischen und deutschen Literatur bewahrt beschränkt, sondern während Jahren auch dem (Nachrufe U. N. Glutz von Blotzheim, Orni- Studium der Verbreitung von Kleinsäugern, thol. Beob. 104: 70–74, 2007; B. Posse & O. dem Wanderverhalten von Fledermäusen und 106, 2009 U. N. GLUTZ VON BLOTZHEIM, Ornithologische Forschung in der Schweiz 37

Insekten sowie ornithologischen Spezialunter- suchungen (Radarornithologie, Mauser, Physio- logie usw.) gedient.

Francis Benoit Zeitgleich mit den beginnenden Aktivitäten auf Col de Bretolet hat Francis Benoit (geb. 3.9.1930; Ausbildung als Uhrmacher und kaufmännischer Angestellter; vielseitige Be- rufskarriere, zuletzt Verwalter der Filiale St- Imier der Publicitas AG) unzählige Jungor- nithologen für die Ornithologie zu begeistern gewusst und seine Erfahrung an diese weiter- gegeben. Die Anfänge der Beobachtungs- und Beringungsak tionen auf dem Hahnenmoospass (Kanton Bern) gehen auf das Jahr 1951 zurück, als – ermutigt durch die guten Resultate ähn- licher Unternehmungen auf den Pässen Cou und Bretolet (Val d’Illiez, Kanton Wallis) – die Ornithologen Jean Strahm und Francis Benoit auf dem Hahnenmoospass erste Beobachtun- gen anstellten. In der Folge verbrachte F. Be- noit bis zum Jahre 1960 während der Herbst- zugzeit verschiedene Wochenenden auf dem Pass. 1961 fand auf seine Initiative und unter seiner fachlichen und logistischen Leitung erstmals ein zweiwöchiges Beringungs- und Beobachtungslager statt, wobei die Equipe – wie in den folgenden Jahren – ausschliesslich aus jungen Berner und Basler Ornithologen zu- sammengesetzt war. Weitere Lager mit bis zu 25 Teilnehmern folgten bis 1964 (s. Rychner & Imboden 1965, Fuchs 1968). 1967 begann Benoit nach bewährtem Muster den Vogelzug Abb. 23. Francis Benoit bei Wühlmaus-Zählung auf dem Chasseral zu beobachten (Biber & Be- nahe Romont. Aufnahme des Autors, Anfang No- noit 1968). Fang und Beringung während des vember 1997. – Francis Benoit recording voles. Herbstzuges wurden bis 1982 fortgeführt (z.B. Biber 1973), Untersuchungen am Wasserpieper durch Jean-Pierre Biber sogar bis 1985. 1982, 1985), ein eifriger Chronist der täglichen Pendelflüge der Alpendohlen zwischen Schlaf- plätzen und winterlichen Nahrungsgründen und Jean Strahm lange Zeit der Spezialist für die Felsenschwal- Schliesslich sei noch Jean Strahm (1908– be, die er noch ausschliesslich als Felsbrüter 2001), ein in Fribourg lebender Angestellter der kannte (Strahm 1953, 1954, 1956, 1963). Er Schweizerischen Bundesbahnen SBB, verant- war nicht nur ornithologisch vielseitig interes- wortlich für Streckenüberwachung und -unter- siert, sondern hat sich auch botanisch, dendro- halt, erwähnt. Strahm war ein guter Kenner der logisch und petrographisch erfolgreich betätigt. Avifauna des Kantons Freiburg, des Neuenbur- Obwohl alles andere als autoritätsgläubig und ger Jura und der Gegend von Zermatt (Strahm charakterlich eher Einzelgänger hat er nicht 38 U. N. GLUTZ VON BLOTZHEIM, Ornithologische Forschung in der Schweiz Ornithol. Beob. nur als Vorstandsmitglied von Nos Oiseaux sehr verdient gemacht hat. In dieser Funktion und Gründungsmitglied des Cercle ornithologi- und als Mitarbeiter der Zeitschrift «Il nostro que de Fribourg mit seinen Interessen und da- paese» hat sich Witzig um die avifaunistische mit zusammenhängenden Kontakten eine be- Erforschung der Südschweiz, vor allem aber sondere Rolle als Bindeglied über die Sprach- mit der Verbreitung seiner Kenntnisse, dem Er- grenze hinweg gespielt (Nachruf S.-P. Parrat, klären ökologischer Zusammenhänge und der A. Aebischer & M. Beaud, Nos Oiseaux 49: 64, Ermahnung zum rücksichtsvollen Umgang mit 2002). der Natur grosse Verdienste erworben. Er ver- starb 1970 in seinem 78. Lebensjahr (Nachruf 4.2. Ticino von O. Panzera, Ornithol. Beob. 70: 140–143, 1973, mit Bild). Aus der Reihe von Tessiner Ornithologen des 20. Jahrhunderts möchte ich nur vier Namen herausgreifen, obwohl sich auch nach der Pietro D’Alessandri Übersicht in Corti (1945) viele mehr zumindest Pietro D’Alessandri (1924–2001) führte eine in der Avifaunistik und Nachwuchsförderung Arztpraxis in Faido und kannte trotz spärlicher sehr verdient gemacht haben. Freizeit die Vogelwelt der Leventina wie kein zweiter. Er erbrachte mehrere Erstnachweise von Brutvogelarten, überliess deren Publika- Angelo Ghidini tion von wenigen Ausnahmen abgesehen aber Die zahlreichen Publikationen des Naturfor- seinen Freunden A. und L. Schifferli, mit de- schers und Taxidermisten Angelo Ghidini nen er vor allem in den Siebzigerjahren grosse (1876–1916) über die Vögel des Tessins und Teile des Kantons Tessin kartierte. Aufgrund der nördlichen Lombardei hat uns vor allem seiner Kenntnisse war D’Alessandri an allen Corti (1945, 1961) zugänglich gemacht. Sie wichtigen ornithologischen Projekten und dem bildeten auch für dessen Avifauna einen bedeu- Schutz wertvoller Lebensräume im Tessin mit- tungsvollen Fundus. beteiligt.

Augusto Witzig Roberto Lardelli Der 1893 in Zürich geborene Augusto Witzig Während D’Alessandri die avifaunistische kam 1919 als Mitarbeiter der Schweizerischen Erforschung vor allem des Sopraceneri an Rentenanstalt nach Lugano, wo er die dortige die Hand genommen hat, hat der im Südtes- Generalagentur zur Blüte brachte und bis zu sin beheimatete Lehrer Roberto Lardelli (geb. seiner Pensionierung 1958 führte. Witzig hat 5.6.1951) sich zunächst auf den Süden des sich in seiner Freizeit mit grösster Hingabe für Kantons konzentriert (z.B. Lardelli 1986a, b, den Vogel- und Naturschutz im Tessin einge- 1987, 1988, 1990), dann aber als Organisator setzt, war Mitbegründer von «Pro Avifauna» und Autor einen Atlas über die Winterverbrei- und der Zeitschrift «I nostri uccelli», die in ei- tung der Vögel im Tessin publiziert; es ist der ner Auflage von 1500 Exemplaren bis zu deren erste Regionalatlas zur Winterverbreitung von Eingehen während des 2. Weltkrieges kostenlos Vögeln in der Schweiz (Lardelli 1993). Lardel- abgegeben worden ist und in Schulen, bei Zoll- li hat sich aktiv an allen Vogelzugprojekten der und Polizeiorganen sowie beim Forstdienst das Schweizerischen Vogelwarte im Tessin (u.a. Interesse für die Vogelwelt und deren Schutz Mondbeobachtungen und Fangaktionen in den gefördert hat. 1942 begann Witzigs Mitarbeit Bolle di Magadino, z.B. Lardelli 2006) und an im Museo cantonale di storia naturale von Lu- Atlasprojekten in Italien beteiligt. Die innova- gano, wo er nach dem Tod des Entomologen tive Auswertung eines Tessiner Brutvogelat- Pietro Fontana vom Regierungsrat als Kura- lasses ist abgeschlossen; zur Zeit wird an den tor der Zoologischen Sammlung eingesetzt Texten gearbeitet. worden ist, um die er sich während 22 Jahren 106, 2009 U. N. GLUTZ VON BLOTZHEIM, Ornithologische Forschung in der Schweiz 39

5. Ausblick nicht, Ornithologen zu sein. Diese verbreitete Einstellung entspricht der Grundidee der Ala Wie diese Zeilen zeigen, darf sich die Schwei- und macht deren Zeitschrift neben ihrem beizu- zer Ornithologie im internationalen Konzert behaltenden hohen wissenschaftlichen Niveau sehen lassen. Es wird immer neugierige Wis- auch sympathisch. Die für die Ala und deren senschaftler und Laienornithologen geben, die Fachorgan Verantwortlichen sind gut beraten, intelligente, zeitgemässe Fragen stellen und wenn sie auch in Zukunft auf sittlich-ästheti- sich allein oder mit anderen zusammen mit sche Werte setzen, denn eng utilitaristisch mo- grossem Elan deren Lösung annehmen. Dane- tivierte Forschung trägt zu wenig zur ersehnten ben fällt bei der heutigen «Organisation» der Geborgenheit des Menschen in einer möglichst Schweizer Ornithologie der Schweizerischen wenig beschädigten Umwelt bei. Vogelwarte in Sempach und den Redaktoren Der Ornithologische Beobachter allein hat der inländischen ornithologischen Fachzeit- nie ein vollständiges Bild der Schweizer Or- schriften eine hohe Verantwortung bei der För- nithologie vermittelt. Bei den derzeitigen derung innovativer Fragestellungen und bei Anforderungen, für eine erfolgreiche berufli- der Fortführung und Unterstützung lohnender che Karriere möglichst viele Publikationen in Langzeitprojekte zu. Dank hervorragender Re- englischer Sprache in Zeitschriften mit hohem daktoren, die eigene Interessen jahrelang dem «impact factor» unterzubringen, wird dies im- Wohle der Zeitschrift und der Förderung der mer weniger der Fall sein. Mit der Vielzahl Autoren zuliebe hintangestellt haben, hat der weit verstreuter Publikationen wird es auch Ornithologische Beobachter als Fachorgan der zusehends schwieriger, den Überblick über Ala vor allem im deutschsprachigen Raum eine wirklich wichtige Fortschritte zu behalten. Die verdient hohe Reputation. Deren Nachhaltig- von der Ala durchgeführten Symposien waren keit muss auch in Zukunft eines der obersten diesbezüglich ein guter Ansatz, der in dieser Ziele der Ala bleiben. Ich wünschte mir, dass oder anderer Form weitergeführt zu werden nicht nur in unseren Zeitschriften (!) mit noch verdient, um alle – auch die Öffentlichkeit – an etwas mehr Strenge die Wiederholung von be- den Fortschritten teilhaben zu lassen. reits Bekanntem vermieden wird, und für die Auswertung in Archiven schlummernder loh- Dank. Meine eigenen Kenntnisse und Erinnerungen nender Daten, wenn nötig, noch mehr als bis- mussten z.T. mit Kollegen diskutiert oder von diesen her Laienornithologen und Wissenschaftler um ergänzt werden. Besonders dankbar bin ich Michel Beaud (Fribourg), Dr. Walter Brücker (Altdorf), Dr. Hilfe zur Veröffentlichung herangezogen wer- Dieter Burckhardt (Basel), Dr. Johann Hegelbach den. Es hat schon immer Manuskripte gegeben, (Zürich), Prof. Dr. Paul Ingold (Kirchlindach), Dr. die von Grund auf überarbeitet werden muss- Paul Isenmann (Montpellier), Dr. Marcel S. Jacquat ten. Diese Aufgabe kann (wie in der Praxis be- (La Chaux-de-Fonds), Dr. Christian Marti (Sem- pach), Klaus G. Mau (Potsdam) und dipl. phil. nat. reits oft erfolgreich bewiesen) nicht allein den Urs Wüthrich (Bürglen). Redaktoren überlassen werden. Im Gegensatz zu heute besonders angesehe- nen naturwissenschaftlichen Fachzeitschriften Zusammenfassung scheint bei den meisten Autoren des Ornitho- Dieser kurze Abriss ist bestenfalls ein kleiner Mosaik- logischen Beobachters bis in die jüngste Zeit stein zur immer noch ausstehenden Geschichte der zumindest Freude an den Erscheinungen der Schweizer Ornithologie. Erstens fehlt dafür hier der Natur, nicht selten Achtung, ja Bewunderung Platz, und zweitens ist die Schweizerische Gesell- schaft für Vogelkunde und Vogelschutz (später Ala) für die von Vögeln erbrachten Leistungen, oft zwar als landesweite Gesellschaft gegründet worden, auch Sorge um die Zukunft einzelner Arten, hat sich aber nach der Gründung von Nos Oiseaux der Vogelwelt oder unseres Lebensraums ins- 1913 nach und nach mehr oder weniger auf den gesamt durch. Der Vogel ist auch bei jüngeren deutschsprachigen Landesteil beschränkt. Deshalb fokussiert sich dieser Beitrag weitgehend auf die Wissenschaftlern (noch) nicht zum Studienob- Deutschschweiz, obwohl die Romands und die Tes- jekt verkommen (s. dazu A. Gosler, Ibis 150: siner Ornithologen Wesentliches zur Bedeutung der 862–863, 2008); die Autoren schämen sich Schweizer Ornithologie beigetragen haben. 40 U. N. GLUTZ VON BLOTZHEIM, Ornithologische Forschung in der Schweiz Ornithol. Beob.

Schwerpunkte der ornithologischen Forschung in palustris. Ornithol. Beob. 94: 5–18. – (2003): der Schweiz bilden Avifaunistik, Wanderungen, Con- Revierbesetzung und Paarbindung bei der Sumpf- servation Biology, Morphologie und Mauser. Es darf meise Parus palustris. Ornithol. Beob. 100: 193– mit Fug behauptet werden, dass die Schweizer Orni- 210. – (2007): Balzfüttern, Nahrung und Samen- thologen mit Avifaunen und Verbreitungsatlanten ih- verstecken bei der Sumpfmeise Parus palustris. ren Nachbarn in Mitteleuropa stets voraus waren und Ornithol. Beob. 104: 91–100. Massstäbe gesetzt haben. Sie kennen den Status, die AMBERG, R. (1953): Das Wauwilermoos als früheres Verbreitung, die Bestandsgrösse, die Brutbiologie Heim der Vogelwelt. Ornithol. Beob. 50: 101–131 und den Zug ihrer Brutvögel und Wintergäste sehr (mit Literaturverzeichnis). gut. Wasservogelzählungen haben eine fast 60-jähri- Anon. (wohl A. HESS; 1917): Dr. Hermann Fischer- ge Tradition; ihre Ergebnisse dienten als solide Ba- Sigwart. Ornithol. Beob. 14: 82–84. sis für zahlreiche europaweit beachtete ökologische APPERT, O. (1966a): Beitrag zur Biologie und zur Untersuchungen. Vogelzugforschung ist vor allem Kenntnis der Verbreitung des Madagaskar-Mäh- auf Alpenpässen und Juraübergängen intensiv be- nen-Ibisses, Lophotibis cristata (Boddaert). J. trieben worden. Die Pässe Cou und Bretolet gehören Ornithol. 107: 315–322. – (1966b): La répartition im Binnenland zu den wichtigsten Brennpunkten des géographique des couas dans la région du Mango- Vogelzuges. Um 1955 begann die Schweizer Radar- ky et la question de leur présence aux différentes ornithologie, die bis heute mit Überwachungs- und époques de l’année. Bull. Acad. Mal. 44(2): 29– Zielfolgeradar weltweit beachtete Ergebnisse über 36. – (1967): Die Rachenzeichnung beim Nestling den Zug im Alpenraum, an den Küsten des Mittel- des Braunkopf-Seidenkuckucks Coua ruficeps meeres, im Nahen Osten und in der mauretanischen olivaceiceps (Sharpe) von Madagaskar. Ornithol. Sahara geliefert hat. Beob. 64: 52–56. – (1968a): Neues zur Lebens- Mauser und Altersbestimmung bei Vögeln sind weise und Verbreitung des Kurols, Leptosomus zwei Bereiche, zu denen Schweizer Ornithologen be- discolor (Hermann). J. Ornithol. 109: 116–126. sonders wichtige Beiträge geleistet haben. Sie bauen – (1968b): Zur Brutbiologie der Erdracke Ura- auf Balgsammlungen und Federpräparaten auf, die telornis chimaera, Rothschild. J. Ornithol. 109: zum Gründlichsten gehören, was es diesbezüglich 264–275. – (1968c): Beobachtungen an Moni- weltweit gibt. Schweizer Ornithologen haben auch as benschi in Südwest-Madagaskar. J. Ornithol. besonders viele Erkenntnisse zu Brutbiologie und 109: 402–417. – (1968d): La répartition géogra- Siedlungsdichte erarbeitet, zwei Spezialgebiete, die phique des Vangidés dans la région du Mangoky durch das heutige Monitoring leider weitgehend ver- et la question de leur présence aux différentes drängt worden sind. époques de l’année. Oiseau 38: 6–19. – (1968e): In den letzten 20 Jahren hat wegen der schwinden- Oiseaux de Madagaskar. Science et Nature par la den Biodiversität angewandte Forschung – mit dem photographie et par l’image 89: 2–10. – (1970a): Ziel schädliche Formen der Landnutzung zu mini- Zur Biologie der Vangawürger (Vangidae) Süd- mieren – anteilmässig sehr stark zugenommen. Ver- west-Madagaskars. Ornithol. Beob. 67: 101–133. gleicht man die daraus erwachsenen Empfehlungen – (1970b): Zur Biologie einiger Kua-Arten Ma- mit deren Umsetzung in der Praxis von Landwirt- dagaskars (Aves, Cuculi). Zool. Jb. Syst. 97: 424– schaft und Naturschutz darf man sich fragen, ob sich 453. – (1971a): Die Taucher (Podicipedidae) der der Aufwand bisher gelohnt hat. Mangokygegend in Südwest-Madagaskar. J. Or- Einige Wissenschaftler und Laienornithologen nithol. 112: 61–69. – (1971b): Die Limikolen des mit besonderen Verdiensten an den Fortschritten Mangokygebietes in Südwest-Madagaskar. Orni- der wissenschaftlichen Ornithologie werden kurz thol. Beob. 68: 53–77. – (1971c): Die Flamingos besprochen. Es ist beachtlich, dass nicht nur For- der Mangokygegend in Südwest-Madagaskar. Or- schungsinstitute, sondern mit besonders grossem En- nithol. Beob. 68: 271–276. – (1972a): Die Segler gagement an Ideen oder mit Langzeituntersuchungen (Apodidae) und Schwalben (Hirundinidae) des auch Laienornithologen Wesentliches geleistet ha- Mangokygebietes in Südwest-Madagaskar. Orni- ben. Mit Einfallsreichtum und Ausdauer werden sie thol. Beob. 69: 275–286. – (1972b): Beobachtun- auch künftig neben den Hochschulen eine wichtige gen über Thamnornis und die übrigen Sylviidae Rolle spielen. der Mangokygegend in Südwest-Madagaskar. J. Ornithol. 113: 76–85. – (1973): Vögel Madagas- kars. Natur und Museum 103: 124–129. – (1980): Erste Farbaufnahmen der Rachenzeichnung jun- Literatur ger Kuas von Madagaskar (Cuculi, Couinae). Or- (nur im Text zitierte und/oder für die besprochenen nithol. Beob. 77: 85–101. – (1985): Zur Biologie Persönlichkeiten besonders charakteristische Publi- der Mesitornithiformes (Nakas oder «Stelzenral- kationen) len») Madagaskars und erste fotografische Do- kumente von Vertretern der Ordnung. Ornithol. AMANN, F. (1994): Der Brutvogelbestand im All- Beob. 82: 31–54. – (1994): Gibt es in Madagaskar schwilerwald 1948/49 und 1992/93. Ornithol. einen Vertreter der Pirole (Oriolidae)? Zur syste- Beob. 91: 1–23. – (1997): Ansiedlung und Ver- matischen Stellung der Gattung Tylas. 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Beob. stände des Kiebitzes Vanellus vanellus im mittle- 57: 74–77. – (1970a): Orpheusspötter beim Bri- ren Thurgau. Ornithol. Beob. 98: 39–52. – (2002): gerbad (Wallis). Ornithol. Beob. 67: 295–296. Der Ägelsee bei Frauenfeld als Nahrungs- und – (1970b): Über die Vogelwelt des Kantons Uri, nachbrutzeitlicher Sammelplatz des Flussregen- Artenliste mit Beiträgen. Ber. Nat.forsch. Ges. pfeifers Charadrius dubius. Ornithol. Beob. 99: Uri 8: 8–38. – (1972): Brutvorkommen der Or- 122–127. – (2007): Die Moorente Aythya nyroca pheusgrasmücke Sylvia hortensis im Gebiet von an den Kleinseen im Seebachtal (Nussbaumer-, Brigerbad (Wallis). Ornithol. Beob. 69: 150–152. Hüttwiler- und Hasensee), Kanton Thurgau. Orni- – (1984): Die Vogelwelt. In: Die Reussmündungs- thol. Beob. 104: 217–224. landschaft am Urnersee. Ber. Nat.forsch. Ges. Uri LEUZINGER, H. & S. SCHUSTER (1970): Auswirkungen 12: 58–66. der Massenvermehrung der Wandermuschel Dreis- MEIER, H. W. FUCHS & U. 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22. – (1969): Auffallender Unterschied zwischen der Luft? Ornithol. Beob. 49: 37–44. – (1954): den instrumentalen Balzlauten der europäischen Weiterer Beitrag zur Frage des Nächtigens beim und nordamerikanischen Bekassine Gallinago Mauersegler, Apus apus. Ornithol. Beob. 51: gallinago. Ornithol. Beob. 66: 6–13. – (1971): Die 66–71. – (1955): Zur Frage des Nächtigens beim wichtigsten ornithologischen Ereignisse 1969 in Mauersegler, IV. Beitrag. Ornithol. Beob. 52: der Schweiz. Ornithol. Beob. 68: 33–36. – (1996): 38–39. – (1956): Zur Frage des Nächtigens beim Neues zur geographischen Gesangsvariation der Mauersegler, V. Beitrag. Ornithol. Beob. 53: 74– Mönchsmeise Parus montanus Conrad. Ornithol. 79. – (1960a): Über die Nachtflüge des Mauer- Beob. 93: 1–34. seglers, Apus apus. Ornithol. Beob. 57: 133–141. TSCHANZ, B. (1959): Zur Brutbiologie der Trottel- – (1960b): Ein einundzwanzigjähriger Mauerseg- lumme (Uria aalge aalge Pont.). Behaviour 14: ler. Ornithol. 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