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III. Versuch über Hyginus.

I. Hygin. Fab. c. 97 oiler die ursprüngliche Ordnung der epigramme des aristotelischen Peplos.

Es werden jetzt zwanzig jalire, dass Sclineidewin seinen Philologus durch seine meisterhafte Untersuchung über den peplos des Aristoteles auf würdige weise in die gelehrte weit einführte. Alle fragen, welche sich uns bei betrachtung dieses inonuinentes aufdrängen sind berührt und nach besten kräften beantwortet; eine einzige nur ist nicht aufgeworfen, weil sie gleichsam im keime erstickt wird, die frage nach der aristotelischen reiheri- folge der einzelnen epigramme. Denn p. 4 sagt Schneidcwin: Parum hercle hodie refert, quo quis ordine legal epigrammata Ari- stotelis — praelerquam quod a fide veterum monumenlorum nullo iure desciscitur — und tadelt Canter, dass er die Ordnung der Stjlloge Florenlina aufgegeben und die epigramme einer durch die Biiotie bedingten reihenfolge angepasst habe. So berechtigt die- ser tadel auch sein mag, und so zweckmässig es ist, dass so- wohl er selbst als auch Bergk PLG. p. 508 ff. und Valentin Rose Aristot. pseudep. p. 569 ff. genau die reihenfolge der syl- logc innehielten, so ist es doch andrerseits nicht ganz ohne in- teresse zu ermitteln, welches die vom Verfasser selbst gewählte alifolge gewesen sein möge. Ermitteln aber lässt sich dieselbe, wie im folgenden gezeigt werden soll. Hygin in seinen Genealogien §. XCVll p. 80 cd. 1$. Bunte hat uns unter der Überschrift „Qui ad Troiam expugnatum ierunl et quot naves" ebenfalls ein verzeichniss der hellenischen beiden vor Troia hinterlassen, dessen vergleichung mit dein schift'skatalog lohnend genug ist. Letzterem entspricht nämlich die reihenfolge

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der zuerst aufgezählten 23 beiden nicht — ich sage absichtlich beiden, weil nicht alle dreiundzwanzig ηγιμόπς sind, sondern auch einige derselben zu den söhnen oder d-egtaioncc der eigent-

lichen XOCQUVOI, gehören. Uebersjiringt man aber in der ISöotic diese 23 heroen und vergleicht alsdann die reibenfolge der übrig bleibenden 2(5 mit der bei Hygin von an exclusive des naebtrabs, Uber dessen schiffszahl die vermerke fehlen, so wird man zugeben müssen, dass von hier ab ein strengerer anschluss an die folgeordnung des schiffscatalogs in der absiebt Hygins oder seiner quelle gelegen hat. Iiis (inclus ) findet sich nicht die geringste abweichung, ein kleines versehen abgerechnet, welches offenbar der naeblässigkeit des schreibers zur last fällt. Ks fehlt nämlich Thalpius, nicht sowohl hinter , son- dern wie wir später sehen werden hinter Diores dem Amaryn- kiden; denn wenn uns ausserdem Kuryalus , welchen der νιων κατάλογος mit und zusammen aufführt bei llygin hinter Amphimachus begegnet, so hat das, wie späterhin ebenfalls deutlich werden wird, seine besondere Ursache. Von Thaiis an weicht allerdings die Ordnung einigermassen ab, in- dem die Ii ö ο t i e : llygin:

Nireus Podarkes Phidippus Prothous Podarkes Guneus , Guneus Antiphus (....) Prothous Polypoetes, Leonteus geordnet haben; aber es bleiben doch die acht heroen hier wie dort zu einer gruppe verbunden. Auf jeden fall ist klar, dass der auetor Hygins diejenigen griechenführer, welche wir beiden zweiten ranges nennen wollen, in der Ordnung der liöotie auf- zuführen für ausreichend hielt, für die beiden ersten ranges da- gegen selbst eine Ordnung schuf, obgleich auch diese behaup- tung noch einer nicht unerheblichen einschränkung fähig ist. Je näher wir nämlich den beiden rücken, deren bedeutsamkeit in der sage und in der llias gegen die matadore fühlbar zurück- tritt, desto enger sehen wir auch den anschluss an den schifts- katalog werden. Die liöotie ordnet: Ajax Lokrus, Ajax Tela- monius, Diomedes (Sthenelus, ), Menelaos, , Odys- seus, Idomeneus (), Tlepoleinus, , Kumelus, Phi-

Brought to you by | Brown University Rockefeller Library Authenticated | 128.148.252.35 Download Date | 6/13/14 12:43 AM Der peplos des Aristoteles. 4!) loktet, und , ; Hygin dagegen Aga- memnon, , [Phönix] Achilles [, Patroklus], Ajax Telamonius [], , Diomedes (Sthenelus), Ajax solin des Oileus, Nestor [, Antiloclius], Eu- rypylus, Macliaon und Podalirius, Tiepolemus, Idorneneus (Me- riones), Kumelus, Philoktet. Um das gefolge der einzelnen he- roen kümmern wir uns zunächst nicht, sondern begnügen uns mit der Wahrnehmung, dass hier deutlich zwei gruppen ausein- andertreten, nämlich die Atriden, Achill, und die aus Β 405—7 und J 250—421 bekannten sechs συμφρΰόμοπς einerseits, andrer- seits die sechs minder gefeierten beiden Eurypylus, Machaon und Podalirius, Tiepolemus, Kumelus, Philoktet. Denn die stelle, welche Idorneneus mit Meriones bei Hygin nach Tlepoleinus ein- nimmt, beruht auf einem versehen, dessen ursprung unschwer zu entdecken ist. Bei Hygin sind nämlich die letzten acht bei- den im verhältniss zur Böotie rückläufig geordnet (abgesehn von Eumelus und Philoktet) und so musste Idorneneus mit Meriones nothwendig von der ersten gruppe weit verschlagen werden. Ich denke aber diese lostrennung des Idorneneus von den übrigen fünf geronten, welche ganz gegen den brauch der 1 lias verstösst, so wie diese rückläufigkeit der Ordnung sind beweis genug, dass die quelle Hygins anders rangirte; dass auch in ihr Idorneneus zu den geronten zählte, und die übrigen hegeinonen der zweiten an rang untergeordneten gruppe mit ausnahine von Eu- melus und Philoktet der Ordnung der Böotie folgten. Warum diese beiden abwichen, scheint seine erklärung in der erwägung zu finden, dass Eumelus ausser Β nur in Ψ im kämpf der wagen und wegen seiner herrlichen pferde, aber sonst nie als kämpfer erwähnt wird, Philoktet dagegen in der Ilias gar keine rolle spielen kann, als gewaltiger heros aber doch trotzdem nicht hinter die helden zweiten ranges gestellt werden konnte. So blieb für ihn kein andrer schicklicher platz als am schluss der matadore. So sind es denn in der that nur die Atriden, Achill und die sechs geronten, denen die Ordnung des schiffskatalogs nicht zu gründe liegt; die übrigen sind zwar gruppenweis nach ihrer bedeutsamkeit zusammengestellt, so jedoch dass jede gruppe die helden in der Ordnung der Böotie aufzählt. Nachdem wir hiermit das princip derjenigen anordnung kennen gelernt haben, welches die quelle Hygins befolgt hat, wird es möglich sein, Philologu». XXIII. Bd. 1. 4 Brought to you by | Brown University Rockefeller Library Authenticated | 128.148.252.35 Download Date | 6/13/14 12:43 AM 50 Der peplos des Aristoteles. einen blick in die anordnung der florenzer epigrammensammlung zu thun. Wie iin Hygin treten liier der oberfeldlierr, Menelaos sein bruder, dem zu liebe der rachezug unternommen wird, und Acbill der held der llias an die spitze, und ihm zu- nächst als vierter steht Aias der Telamonier, ebenfalls ein Aia- kide. Die nächsten fünf sind in der sylloge (indem wir wie im Hygin die &ίράποντις und verwandten überspringen) Nestor, Odysseus, Diomedes, Idomeneus, Aias Oileus söhn, also die näm- lichen, wie im Hygin, nur dass dieser Odysseus, Diomedes, Aiaa, Nestor, Idomeneus geordnet hat. Diese kleine abweichung braucht uns zunächst nicht zu beschäftigen. Wohl aber con- statiren wir, dass das princip beider anordnungen und selbst die reihenfolge im einzelnen fast dieselbe ist. Von hier an aber scheint nun eine entweder ganz willkürliche Ordnung oder eine heillose Verwirrung in der sylloge zu herrschen; dennoch findet in der that weder die eine, noch die andre statt. Doch ist es gerathen die auf Aias Oileus söhn folgenden sechs epigramine einst- weilen unberücksichtigt zu lassen uud erst mit der betrachtung der nächstfolgenden 14 zu beginnen. Ihre folgeordnung ist:

23 Thoas 29 Euinelus 24 Philoktet 30 25 31 Amphimachus, Diores 26 Podarkes 32 Guneus 27 Polypoetes, Leonteus 33 28 Prothous 34 Meuestheus 35 Sthenelus , Euryalus 36 Thalpius, Polyxenus. Man gewahrt hier auf den ersten blick, dass an der spitze der zwei ungleichen, einander hier gegenübergestellten gruppen, die zwei letzten beiden ersten ranges stehen sollen, Philoktet und Euinelus. Thoas ist von seiner stelle im katalog und bei Hygin ein wenig abgedrängt. Wodurch! sieht man sofort ein, wenn man auf die gleichartigen anfänge der epigramine 23. 29 (υίυς und viov) aufmerksam geworden ist. Doch von dieser beobach- tung, die wir weiterhin noch einige male machen werden, später. Nach nr. 37 vermissen wir Guneus, der erst nr. 32 ausmacht. Stände er an seiner normalen stelle, so würden wir auf jeder seite sieben epigramine haben , und beide gruppen in genauestem einklang mit dem schiffskataloge finden. Denn die Stellung von

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30. 31 nach 29, statt nacli 35, hat theils schreiberfaselei, ver- anlasst durch die namenausgänge Elephenor und Agapenor, ver- schuldet, theils der einfluss eines catalog's, wie er dem Dictys vorlag, wie unten gezeigt wird. Stellen wir die beregten übelstände durch eine wohlinotivirte transposition ab, so gewin- nen wir folgende gruppen: 24 Philoktet 29 Eumelus 25 Meges 33 Elephenor 23 Thoas 34 26 Podarkes 35 Sthenelus, Euryalus 27 Polypoetes, Leonteus 30 Agapenor 32 (Guneus) 31 Ainphimachus, Diores, 28 Protbous 36 Thalpius, Polyxenus, aus deren gegenüberstellung in der ausgeführten weise sich alle versehen der sylloge mit leichtigkeit erklären. Wie Guneus auf Diores folgen konnte, erklärt sich sogar auf doppelte weise. Einmal steht das epigramtn auf ihn dem distichon auf Diores gradezu gegenüber, zweitens aber endet sowohl 27 als auch 31 auf βίου. Fast möchte man sich wundern, dass die Verwirrung in dieser partie nicht grösser geworden ist, da ausser solchen gleichen ausgängen, wie βίου in nr. 27. 33. 31, und χκτίχιι in 24. 23, auch an gleichen anfangen kein mangel ist, wie 23. 29 νιος, 27. 30. 31 αρχ —, 32. 28 ΰημα σώμα. Allerdings aber sind diese vereinzelten transpositionen dadurch sehr unbequem gewor- den , dass mit ihnen eine Verschiebung zweier ganzer gruppen und eine Verschmelzung derselben mit einem hegemonenpaare der voraufgehenden gruppen hand in hand gegangen ist. Denn zur annehme dieser zwei Vorgänge sind wir durch die vergleichung unsres schema's mit dem rewr χατάλο/ος befugt, ja genöthigt. Wer mit 33 (Elephenor) — 36 (Polyxenus) beginnt und mit 25 (Meges) — 28 (Protbous) schliesst, der hat säinintliche epi- granime in der abfolge der beiden der Böotie und hat gar keine andre möglichkeit die abweichung der sylloge einfach und pro- babel zu erklären, als dass der Schreiber entweder von zwei vis-ä-tis stehenden Seiten die Vorderseite des spätem blatts vor der rückseite des frühern abschrieb, oder dass er die epigramme nach einem verzeichniss derselben schrieb, in welchem diese zwei coluinnen oder columnentheile bereits in folge ähnlichen Vorgangs bei anfertigung des registers verschoben waren. Nur die zweile 4* Brought to you by | Brown University Rockefeller Library Authenticated | 128.148.252.35 Download Date | 6/13/14 12:43 AM 52 Der peplos des Aristoteles. dieser denkbaren erklärungsweisen ist aber möglich, weil nur aus ihr erhellt, wie zugleich Eumelus und Philoktet an die spitze je einer gruppe zu stehen kommen konnten x). Denn, wie oben gesagt, gehören Eumelus und I'hiloktet gar nicht in die zweite categ'orie und konnten überhaupt, wenn kein zufall ein- griff, nicht an die spitze der helden zweiten ranges treten, son- dern höchstens die Schaar der matadore abschliessen. Diesem zufall nachzuspüren ist unsre nächste aufgabe. Sie führt uns auf den vorbin übersprungenen tbeil der sylloge, die epigramme nr. 17-—22. Da wir auch bei dieser Untersuchung jenes epi- grammenverzeiebniss, dessen existenz wir so eben nachgewiesen haben, werden zu gründe legen müssen, so wollen wir nur im voraus bemerken , dass der Verfasser desselben bei seiner anlage im einzelnen kein durchweg- consequentes verfahren innegehalten haben kann, sondern dass er die beroen bald nebeneinander, bald untereinander stellte und so auf doppelte weise seine zwei co- lumnen auf der seite bildete. Die inetbode der untereinander- stellung hat er, wie deutlich genug geworden ist, iin zweiten theile seines index befolgt, die der gegenüberstellung von je zwei heroen muss er vorher im ersten theil beliebt haben, wenn anders die Stellung von Eumelus und Philoktet in der sylloge erklärt sein soll. Ich meine so:

Eumelus

Elephenor Meges Menestheus Thoas

Nunmehr zu den epigrammen nr. 17—22. Sie gelten dem Ni- reus, Tlepoleinus, Askalaphus mit lalmenus, Podalirius mit Ma- chaon , Peneleus und Eurypylus. — Tiepolemus , Podalirius nebst Machaon und Eurypylus folgen der Ordnung des schiffsca- talogs, mit welcher wir auch Hygiu in einklang bringen zu kön- nen glauben. Nireus stellt zwar in der Böotie unmittelbar nach

1) "Wer sich ein klares bild machen will, wie solche Verzeichnisse in alten manuscripten aussehen und wie leicht sie zu confusionen anlass geben konnten, betrachte das der Argonauten, welches H. Keil hinter den Scholien zum Apollonius von Rhodos aus cod. Laur. p. 535 ed. Merkel, hat abdrucken lassen. Namentlich zeile 3, wo nr. 32 zwischen nr. 4 und 5 auftritt, während es nach absieht des anorduers das vis- ä-vis zu nr. 4 bildete.

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Tlepoleinus, wie liier vor iiiin , aber im Hygin als drittletzter lieros zweiten ranges in weitester entfernung von Tlepoleinus ; endlich ordnet liöotie und Hygin Peneleus, Askalaphus, lalmenus, nicht Askalaphus, Peneleus, und was die hauptsache ist, beide quellen schieben nach Peneleus noch , Arkesilaus, Prothoenor und Klonius, und nach Askalaphus und noch und ein. Da Hygin hiernach der ISöotie näher steht als die sylloge, erweckt zunächst \ireus begründeten verdacht, und siehe da, sowohl das epigrauim auf ihn wie auf seinen uachbar Aias Oiliades, beginnt mit iv&uöe lovi nach obigen an- deutungen ein ausreichender fingerzeig, wie Nireus hierher ge- rietli. Nehmen wir denn auch weiter Hygin zum führer. Auf Philoktet folgen bei ihm ueuu licroennamen. Aber nur für Pe- neleus und die zum paare verbundenen Askalaphus und lalmenus hat die sylloge epigramme. Es fehlen uns also die epigram nie auf sechs lieroeu, von denen jedoch Arkesilaus und Klonius, Schedius und Epistrophus zu zwei paaren verbunden gewesen sein werden. Jene ereilt II. 0, 330. 340 rasch nach eiuander der tod, und ihre gebeine bringt nach Pausanias Leitus, der einzige Böoterheld, der heimkehrt, nach der heimath, wo er selbst ein μνημυι. empfängt (s. Pausanias IX 4, 2. 39, 2). Unsre syl- loge scheint daher vier epigramme des peplos eingebüsst zu ha- ben, möglich auch, dass sie dieselben nicht mehr selbst, sondern nur in jenem register die für ihren zweck unbrauchbaren namen der besungenen helden vorfand. Doch das ist gleichgültig. Uns kommt es jetzt auf restituirung dieses Verzeichnisses an, und dies wird so ausgesehen haben:

Eutnelus Philoctetes

Peneleus [Leitus]

[ Clonius] [Prothoenor]

Ascalaphus, lalmenus [Schedius Epistrophus]

Elephenor Meges.

Was wunder wenn die sylloge diese trümmer in bester absieht irgend wo untersteckt ? Die anordnung der übrigen lieroen er- giebt sich nun von selbst:

? Tlepoleinus Podalirius, Machaon Eurypylus Eumelus Philoctetes

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Der rechtmässige inhaber der offenen stelle, welche in der syl- loge Nireus füllt, wird sich bald herausstellen. So kennen wir denn jetzt die stelle aller hegemonen des peplos, ausser Nireus und Antiphus mit Pheidippus. Der schiffscatalog hat sie verbun- den vor Podarkes, Hygin aber als drittletzten und vorletzte vor Polypoetes und Leonteus, deren platz wir oben erhöhen mussten. Unsre heroen bilden also eigentlich bei Hygin den schluss, und den schluss in der sylloge bildet auch Phidippus mit Antiphus, so dass ich an der ursprünglichkeit dieses ihres platzes nicht zweifle. Freilich folgt in der sylloge Phidippus erst auf Tal- thybius und Autoinedon, allein diese reibenfolge erklärt sich un- gezwungen aus dem unsrer meinung nach zu gründe gelegten register, welches weiterhin so eingerichtet gewesen sein konnte:

Thalpius Polyxenus j Prothous (Nireus) Antiphus, Phidippus [ [Automedon [ * Uebersehen wir jetzt unser register noch einmal, so finden wir einstweilen zwei hegemonen an der spitze , zwei am schlusse sich gegenüber (Agamemnon, Menelaus, — Nireus, Phidippus), da- zwischen aber fünf gruppen zu je sechs beiden; die ersten zwei gruppen stellen die beiden sich auf einer zeile gegenüber, die letzten zwei gruppen bilden die columuen durch aufzählung der griecheuführer von oben nach unten, die mittelste gruppe ist zer- trümmert, und mug einmal nichts enthalten haben als die namen Askalaphus, lalinenus, Peneleus, sie muss aber ursprünglich auch sechs epigramme enthalten haben. Dieses durchgreifen der sechszahl führt uns einen schritt weiter, obschon sie möglicher- weise nichts als eine zufällige folge des raumes der urhand- scbrift ist. Wir finden nämlich bei Hygin zwischen den hege- monen hier und da, und als nachtrab noch eine anzahl personell aufgeführt, welche zwar zum theile die Ilias, aber nicht auch die ßöotie erwähnt: Pliöuix, Automedon, Patroklus; Teucer, Thrasymedes , ; Kalchas, Epeus ; Talthybius, Eu- rybates ; Diaphorus (?), . Da die sylloge epigramme auf einen theil derselben hat, nämlich auf Automedon, Patroklus, Teucer, Antilochus, Talthybius, so liegt die vermuthüng sehr

Brought to you by | Brown University Rockefeller Library Authenticated | 128.148.252.35 Download Date | 6/13/14 12:43 AM Der peplos des Aristoteles. 55 nalie, dass sie auch auf die übrigen dereu haben würde, wenn sie diesen theil der epigramme des peplos vollständig reprä- sentirte. Wahrscheinlich wird diese vermuthung aber eben durch die sechszahl, wenn wir damit 1) den schluss der sylloge : (Nireus)· Phidippus, Antiphus Talthybius ? Automedon ( wie wir ihn eben restituirt haben , conibiniren. Denn sollte nicht dein Talthybius sein natürlicher genösse Kurybates gegen- übergestanden haben und fände sich für Automedon nicht in Phönix oder Neoptoleinos sofort ein passender genösse? 2) Wenn wir beachten, dass bei Hygin mit den 6 beiden, welche auf die Atriden folgen, abermals 6 fürsten in Verbindung treten: Phönix, Automedon, Patroklus — Teucer — Thrasymedes, Antilochus (denn Sthenelus hat epigr. 35), so dass durch sie die erste gruppe ebenmässig auf das doppelte erweitert wird. Ich halte diese erweiterung für eine ursprüngliche d. Ii. dem aristoteli- schen peplos angehörige. Denn nur unter dieser Voraussetzung wird die Übereinstimmung des Hygin mit dem peplos (sylloge), welche jetzt eine fast ganz genaue ist, ein paar lücken in der sylloge abgerechnet, erklärlich. Die reihenfolge im peplos würde danach :

1. 2. Agamemnon 3. JVIenelaus

(Phönix)* 4. 5. Achilleus )| (Automedon) 6. Patroklus) II 17. Ajax Telainonius 12. 13. Odysseus III 18. Teucer 14. Diomedes

|y(9. 10. Nestor * (Thrasymedes) ( 11. Antilochus 16. Aiax Oileus S.

15. Idomeneus u. s. w.

Die eingeklammerten namen haben in der sylloge keine epi- gramme, ausser Automedo n, der aber erst ganz am schlusse auf- geführt wild. Sie bat nur die paarweis von der sage verbun- denen beiden berücksichtigt und zwar in der durch die zahlen angedeuteten abfolge. Dass dieselbe im Hygin eine andre wäre, ist nur scheinbar; denn Hygin lässt nur die paare beisammen (II. Hl. IV) und liest im übrigen die dyaden quer übers hlatt fort. —

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Wenn nun Automedon liier oben verbleiben muss, so gewin- nen wir nn seiner stelle unten, wo er nachgetragen ist, räum für einen andern der von Hygin genannten lieroen , und können jetzt den tlieil des peplos, der die Griccltenbclden vor Troja behandelte, vollständig abschliessen : Nireus Antiphus l'hidippus Talthybius () (Kalchas; vgl. Dictys) (Epeus, vgl. Dictys)

(Diaphorus [?]) (Neoptolemus). Letztre beiden der llias fremd sehen ganz wie eine dem Atri- denpaare entsprechende dyas aus. Ich würde bei Epeus abbre- chen , dessen besprechung im peplos durch Schol. A. zu II. Λ 688 (Rose fr. 2 p. 567) bezeugt ist, wenn es sich blos um den wunderlichen iudex Diaphorus handelte, dessen name ') (Ληΐπνφος?) nicht einmal recht fügsam gegen den hexameter ist — (siehe jedoch Append. Epigr. nr. 171 vol. II p. 813 A. Pal. Jac. /!ιύλογος) — und der sonst nirgends vorkommt. Al- lein mit ihm müsste auch Neoptolemus fallen, dessen aufnahine in den peplos doch durch Ausonius epigram·» auf ihn entschieden empfohlen wird. — Wir haben bisher nur die besungenen heldeu, nicht die zahl der auf sie gedichteten epigramine berücksichtigt. Die sylloge hat aber vier beiden, Agamemnon, Achill, Nestor, Odysseus mit je zwei epigrainmen bedacht und das ist insofern von Wichtigkeit, als dadurch mit den ursprünglichen epigrainmen auf Agamemnon und Menelaus noch eine hexade voll wird, aber trotzdem sie alle ebenfalls nur aus einem distichon bestehen, halte ich doch immer nur je eins für aristotelisch; für entschie- den fremdartig nr. 5. 9. 13: ob 1 oder 2 ist schwerer zu ent- scheiden. Doch halte ich 2 wegen diu Κλυταιμνήΰτρη aus Odyssee δ für acht, nr. 1 für einschub, zumal dasselbe ähnliche fabrik wie nr. 11 (ος d-uvtv) verräth, dein ich auch nicht recht traue. Auch ουχ όαίως kehrt im aristotelischen epigramine (auf Hcrmias 4 (615) p. 601 Rose) wieder. Nr. 7 hat ausserdem das ächte zweizeilige verdrängt. Denn daran , dass im peplos eine Sammlung von epigrammen vorläge, welche von verschie- denen grahstelen abgeschrieben, oder von verschiedenen dichtem

2) Ist Jiϊίπυρος gemeint, dann geht auf ihn Epig. nr. 40 und ist er im Hygin, wie im peplos der letzte griechische heros.

Brought to you by | Brown University Rockefeller Library Authenticated | 128.148.252.35 Download Date | 6/13/14 12:43 AM Der peplos des Aristoteles. 57 verfasst oder von periegeten mitgetheilt wären ist nicht im ent- ferntesten zu denken. Sie haben alle einen Verfasser und sehen sich darum so ähnlich, wie ein ei dem andern. Eben- darum aber ist es auch sehr die frage, ob der Stagirit ihr Ver- fasser ist, wenn gleich der ausdruck πεπXoyqacpCa, dessen sich Cicer. ad Att. XVI, 11 für Varro's Hebdomadum 1. XV bedient, den schluss erlaubt, dass letztrer im glauben an Aristoteles au- torschaft diese form zum vorbild gewählt habe. Denn dem sieht es wahrlich ähnlicher, dass er wirklich gute an ort und stelle vorhandene epigramme gesammelt, als deren zum privat- vergnügen selbst fabrizirt haben würde. Man müsste denn ent- gegen halten, dass grade darin eine weitere ähnliclikeit zwischen Varro und Aristoteles zu finden sei, dass auch jener nach Syin- inachus epist. 1, 2 a. e. fremde und eigne epigramme seinen Ima- gines beigegeben hatte. Wer sich der armseligkeit des Verfas- sers recht bewusst werden will, muss auf die gleichförmigkeit derjenigen epigramme achten, welche nach der ächten alten rci- henfolge in nächster nachbarschaft stelin. So 38. 12 Autouiedon und Odysseös {xuieexCaße — imoxiuasv); 19. 24 γΐ\ Μινυών χατίχπ, während auch 8 mit 24 in Ιών ταμίης und τό'ξων ταμίης stimmt, 25. 32. 28 σώμα de πόντος ιχ» u. dgl. schon oben bei- läufig erwähntes.

Wir könnten hier abbrechen, wenn nicht noch diese und jene kleinigkeit festzustellen wäre, aus der sich möglicherweise weitre schlüsse ziehen lassen. Bisher haben wir zwar eine form des nainensregisters gefunden, aus welcher sich die Ordnung der sechs geronten sowohl bei Hygin als in der sylloge erklärt, aber wir wissen damit noch nicht sicher, welches deren Ord- nung in der epigrainmensaminlung des peplos selbst war. Diese zu ermitteln helfen uns grade die vier nicht aristotelischen, aber jedenfalls in jenem register mitgezählten epigramme, wenn wir sie in obiges verzeichniss an den von der sylloge vorgeschrie- benen orten einreihen und dabei bis auf Peneleus strenge gegenUberstellung der epigramme auf derselben linie inne halten. Also:

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Agamemnon Agamemnon

Menelaos (Phönix) Achilleus Achilleus Patroklos * Automedon

Vierzeiliges epigram in auf Aias Telauionios Teukros Nestor Nestor (Thrasymedes)

Antilochos Odysseus Odysseus Dioinedes ~ Idomeneus Meriones Aias Oileus S.

* Tlepolemos Podaleirios Machaon Eurypylos • Eumelos Philoktet

Peneleos Askalaphos

Jetzt erst zeigt sich, dass die anordnung der sylloge die rich- tige ist, wonach Agamemnon, Menelaus, Achilleus — Ajax Te- lamonius, Nestor, Odysseus, Dioinedes, Jdomeneus, Ajax Oiliades geordnet ist, d. Ii. Atriden, Aeakiden, Neliden und alle von dem * mythos verbundenen paare vor Aias Oiliades. Zugleich aber zeigt sich dass Aristoteles nicht bloss die Atriden, sondern auch Achilleus vorweg ausschied, Agamemnon als oberkönig noch be- sonders hervorhob und auf Achill erst die sechs geronten folgen Hess. Ferner begreifen wir jetzt erst recht die Störungen, welche Automedon und Nireus in der sylloge verursachen. Denn zeile 11 ist in einer columne eine lücke. Woher sie kommt beantworten Tzetzes und Yriarte, welche zwei epigramme auch auf kennen. Ursprünglich hatte also Nireus hier nichts zu suchen. Aber nachdem eins der epigramme auf Tle- polemus irgendwie verdrängt, Automedon aber, oben vergessen, am schluss nach Talthybius nachgetragen worden war, wurde dadurch Nireus in die offen gewordene stelle verdrängt, oder aber Nireus verdrängte den Tlepolemus, weil er nicht nur mit dein epigramme auf Aias Oileus söhn das anfangswort 'Er&uäe gemein hat, sondern auch in der Böotie nachbar des Tlepolemus und ldomeueus ist. Endlich erhellt, warum Peneleus und Aska-

Brought to you by | Brown University Rockefeller Library Authenticated | 128.148.252.35 Download Date | 6/13/14 12:43 AM Der peplos des Aristoteles. 59 laphus grade liier und in umgekehrter Ordnung eingereiht wurden. Auch das eine epigramm auf Tlepoleinus beginnt mit τόνδ', wie das auf Peneleus und zwar grade das über Eury- pylus und unter Ajax stellende. Noch ein zweiter punkt bleibt zu erledigen. Auch Ausonius kannte diese griechischen epi- grainme, obgleich ihm weder ein Aristoteles als deren Verfasser noch ein buch, was Πέπλος hiess noch endlich die erhaltenen epigramme vollständig bekannt waren. Kr hat vielmehr der epi- gramme auf griechische beiden nur zwölf frei übersetzt, und zwar acht aus der ersten, vier aus der zweiten häifte. Unter diesen vier befindet sich auch Neoptolemus — dessen, berech- tigung an den peplos also auch durch ihn eine bestätigung fin- det — und , von dem wir noch keine veranlassung hatten notiz zu nehmen, da wir uns um Tzetzes und Yriarte noch nicht gekümmert Laben. Bei diesen hat in der that auch er sein epigramm und was wichtiger ist bei Hygin Poet. Astrom. II, 40 wird genau dasselbe von ihm berichtet, was Tzetzes sei- nem epigramm voraufschickt. Es kann danach nicht zweifel- haft sein, dass auch Protesilaus im peplos vorkam. Ob aber sein epigramm grade liier, wo die führer der Böotie aufgezahlt wurden, oder an andrer stelle vorkam, ist nicht so leicht ent- schieden. Bei Hygin freilich zeigt der text, dass er irrthümlich fehlt und man könnte darum folgendermassen argumentiren wol- len : er gehört zwischen Thoas und Podarkes. Das ist aber grade eine obschon nicht die schlimmste von den partien der sylloge, wo einige confusion herrscht, und ein ausfall sehr leicht möglich war. Und zwar um so leichter, als beide epigramme, auf Protesilaus und Podarkes, auf φ&ιμίνω, φ&ιμίνου schliessen. Man könnte dann weiter zu fragen versucht sein , ob zugleich mit dem epigramm auf Protesilaus auch eines auf sein tis ä-nis Euryalus ausfiel; ob die Versetzung des Thoas vor Philoktet in der sylloge mit diesen ansprüchen des Protesilaus an den platz vor Podarkes zusammenhängt endlich ob ebendieselben auf die Verschiebung des Guneus eingewirkt haben. Aber man kann sich doch nicht verschweigen, dass, wenn Protesilaus neben Podarkes berücksichtigt war, auch anspräche hätte neben Philoktet aufzutreten, da er den abwesenden grade so vertritt, wie Po- darkes den todten. Doch grade von Medon findet sich keine spur iu irgend eine quelle. Es scheint mir deshalb glaublicher,

Brought to you by | Brown University Rockefeller Library Authenticated | 128.148.252.35 Download Date | 6/13/14 12:43 AM 60 Der peplos des Aristoteles. dass zwar Protesilaus sein epigramm hatte, aber nicht als η/(μών der Böotie, sondern nach dem der Atalante; s. Hygin. c. 103. Der Troerkatalog macht wenig· Schwierigkeiten. Ein blick auf denselben lehrt jeden, der seine llias inne bat, dass mit aus- nähme von , , , , Sarpedon, Glaucus, alle übrigen schon II. Β so geordnet sind, wie sie der bedeut- samkeit nach aufeinander folgen; höchstens dass der Thraker Akamas mit Peirous anspräche hatte gleich auf Amphius zu fol- gen. Denn die übrigen alle kommen in der llias entweder nur noch an-einer stelle ausserhalb des katalogs, oder nur im ka- talog vor, und zwar gewöhnlich der zweite held eines paares nur in der Iiöotie. Danach ist es mir kaum fraglich, dass Ari- stoteles die sechs haupthelden zu einer gruppe vereinigt hat, die andern einundzwanzig wieder zu einer und zwar nach der ho- merischen Ordnung:

Hektor Aeneas Pandaros Asios Sarpedon Glaukos

Arcbelocbos ΜΞ Akamas ΛΑ1ΞΙΙ Adrastos ΖΛ Ainphios Λ Akamas EZ Pciroos J Hippothoos Ρ Pyläos Euphemos Pyrächmes 77 Pyläinenes E(N!) Hodios Ε Epistrophos Ennomos Ρ Chromis Phorkjs Ρ Ascanios (AT?) Mesthles Ρ Antiphos Nastes Ainphimachos.

Die paare hatten aber jedes nur ein epigramm, wie wir aus Tzetzes und Ausonius sehen. Wenigstens finden sich bei Auso- nius Nastes und Amphimachus, Hippothous und Pyläus, Kunomus und Chrcmis, bei Tzetzes, Peirous und Akainas verbunden, wo- nach kaum zu bezweifeln sein wird, dass auch die übrigen füuf paare in fünf epigrammen abgemacht worden sind. Denn dass sie überhaupt nicht berücksichtigt worden seien , ist darum un- glaublich , weil wir alle übrigen helden des troischen catalogs

Brought to you by | Brown University Rockefeller Library Authenticated | 128.148.252.35 Download Date | 6/13/14 12:43 AM Der peplos des Aristoteles. 61 vertreten finden, Hector, Sarpedon, Etiphemus bei Ausonius, Hector und Pyrächmes in der sylloge, Pandarus, Sarpedon, Glaucus, Pyläinenes, Aeneas, Hector, Asius bei Tzetzes. Icli denke mir hiernach hinter den sechs matadoren die übrigen so geordnet, dass sie in zwölf epigrainmen besprochen waren:

Archelochos, Akamas Adrast, Ainphios Tlir., Peiroos Hippothoos, Pylaios Euphemos Pyräclimes Pylämenes Hodios, Epistrophos Ennomos, Cbromis Phorkys, Ascanios Mesthles, Antiplios Nastes, Ainpliimacbos

Die annahme, dass ungefähr so geordnet war, wird bestätigt durch Ausonius, der sie noch einigermassen trotz seiner grossen unvollständigkeit durchblicken lässt, wenn er Hector vor Sar- pedon stellt, und , Hippothous, Pyläus, Ennoinus, Cbro- mis ordnet. Nastes und Amphiinachus, bei Vorgänger des Sarpedon, erscheinen freilich bei ihm unmittelbar nach ihm, doch war hier vielleicht rückläufig geordnet. Die hauptsache ist im- mer, dass das prineip der anordnung in diesem theile dasselbe war, wie im Griecbencataloge, dass auch die zahl sechs ihre rolle spielt, und dass hier wie dort einzelne beiden zwei epi- gramme batten, z. b. Hector und Priamus. Mit 18 epigrammen war es also hier nicht abgethan, denn das zweite epigramin auf Hector verlangt gleich sein gegenstück und wir werden uns da- her nicht bedenken, dem Hector nach den epigrammen bei Ausonius und Tzetzes zunächst mitglieder seiner familie, dann aber auch heroen aus dem sagenkreis der Ilias beizufügen. Da bieten sich denn Priamus mit zwei epigrammen, , , , die eine hexas füllen könnten, alsdann und . Wer sonst fragen wir nicht , um uns nicht in unsichere conjectureu zu verstricken, wollen aueb gar nicht behaupten dass grade Astyanax hier schon habe behandelt sein müssen. Die Ilias bietet auch Polites, oder Agenor unter den kampffähigen beiden der Troer, ja selbst Helcnus der seher erlegt seinen mann, und den Polydamas nennt Tzetzes wirklich an einer frei- lich confusen stelle unter den mit einem epigramm bedachten beiden. Lohnender ist es die spuren des aristotelischen peplos bei

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Ausonius resp. Tzetzes weiter zu verfolgen. Wir müssen aus dem vorigen doch die Überzeugung gewonnen haben, dass Hygin c. 97 aus dein peplos floss. So gut, wie eine vergleichung der sylloge mit Ausonius, muss also auch eine vergleichung des Ausonius mit dem liygin erlaubt sein, wo uns die spuren der sylloge verlassen, die für die Troer ausserordentlich dürftig ist. Wir finden bei ihm wie gesagt noch epigramme auf l)ei- phobus, Astyanax, , Polydorus, zwei aufPriamus, und . Von diesen personen erscheinen Polydorus, Hecuba und Polyxena bei Hygin. c. CIX. CX. CXI , wo ihr ende er- zählt wird, und auch das ende des Astyanax wird CIX mit be- rührt. Der tod des Deiphobus und Troilus wird CXIH erwähnt, doch glaube ich, dass nur Troilus, dessen tod in der ilias Ω 257 blos beiläufig zur spräche kommt, in diejenige partie von epi- grammen gehört, welche an die erzählung von den letzten schicksalen der fainiiie des Priamus anknüpften. Hei Malalas werden Hektor, Deiphobos, Helenes, Troilos, Paris, Aeneas, Glaukos, erwähnt. Bei der lückenhaftigkeit der Samm- lung, die Ausonius übersetzte, ist es freilich unmöglich schlüsse auf die Ordnung der epigramme zu machen, aber wenn wir nach unserm alten verfahren

1 Sarpedon 3 Troilus 2 Nestes, Amphimachus 4 Polydorus 5 Eupheinus 8 Priamus 6 Hippothous Pyläus 9 Hecuba 7 Chromis Ennomus 10 Polyxena abgesondert sich gegenüberstellen, so fällt doch ein licht auf die absieht des peplographen. Jene reihe gehört dein Troerka- talog und basirt auf den sagenumfang der Ilias, diese gehört in die Posthomerica und es wird , da auch Hygin dieselbe Ordnung bewahrt, gefragt werden dürfen, welches prineip ihr zu gründe liegt. Wir dürfen sie sicherlich nicht alteriren ; denn es ist eine historische, nur dass Hygin richtiger Polyxena vor Hecuba ansetzt. In der sylloge haben wir vor Hector Laomedon, bei Hygin macht er Fab. LXXXIX aus. liei Tzetzes endlich haben wir ausser Dolon und Rhesus, welche ich, als der Ilias ange- hörig, obschon sie bei Hygin in 113 vorkommen, zur ersten epi- gramuieureihe, aber unter dem nachtrab der troischen hegemonen,

Brought to you by | Brown University Rockefeller Library Authenticated | 128.148.252.35 Download Date | 6/13/14 12:43 AM Der peplos des Aristoteles. 63 reclinen möchte , noch Memnon, Penthesilea und Kyknos. Sie gehören zur zweiten, zu den Posthomericis, und mögen wohl mit ihren epigraminen vor denen auf Troilus u. s. w. gestanden haben. Mit der reihenfolge beim Ausonius könnte, damit wir in dieser saclie nichts übergehen, auch cap. 18 p. 16 Dederich. zu stimmen scheinen, da bei ihm Nastes und Amphimachus, Sarpedon, Hipponous und Copesus (sie), Eu- phemus unmittelbar auf einander folgen und nach einigem zwi- schenraum auch Ennomus und Chromis auftreten; doch fürchte ich ist auf Dares nichts zu geben, da wenigstens sein Griechen- catalog cap. 14 p. 13 für unsern zweck ganz unbrauchbar ist. Dass Agamemnon und Menelaus an die spitze treten und Ainphi- uiachus mit Diores, Thalpius mit Polyxenus verbunden sind, dürften die einzigen punkte sein, welche an den peplos mahnen. Im übrigen geht es bei ihm so wirr zu, dass wenigstens aus ihm allein keine einsieht über seine Ordnung gewonnen werden kann. Auch I 17 p. 35 ed. Deder. scheint auf den ersten blick kaum zu verwerthen. Das einzig auffällige bei ihm ist die Stellung des Anliphus und Phidippus am schluss des catalogs und der nachtrab Kalchas , Epcus (bei Hygin aus [e]phoeus in phocus verderbt), in dem sich aber auch Thersander (Hygin c. 108 ein insasse des hölzernen pferdes) und Mopsus befinden. Einen Vorzug hat er jedoch vor Dares, dass man sieht, wie er zu seiner anordnung der heroen kommt, und dass er dem Homer folgt. Warum er freilich nicht ohne weitres die Ordnung der Böotie beibehalten, ist schwer zu sagen. Er geht, mittenheraus den Agamemnon greifend, gruppenweis erst auf- wärts, dann abwärts, ordnet aber innerhalb jeder 4 oder 5 mann umfassenden gruppe ganz willkürlich. Er beginnt mit den nummern 9—12 der ßüotie, ordnet aber Agamemnon, Agapenor, Nestor, Menelaus. Es folgen bei ihm die nummern 5—8, aber Menestheus, Elephenor, Ajax Telamonius, Diomedes gereiht. Drit- tens die nr. 1—4, aber Askalaphus mit lalmenos, Aias Oileus s., die fünf Köoter Arkesilaus, Prothoenor, Peneleus, Leitus, Klonius, Schedius mit Epistrophus. Darauf wird zu nr. 13 zurückgesprun- gen und das verzeichniss bis 17 fortgesetzt, geordnet Thalpius, Diores, Amphimachus, Polyxenus, Thoas, Meges, Jdoineneus mit Merioncs, Odysseus. Weiter folgen 18—23: Tiepolemus, En-

Brought to you by | Brown University Rockefeller Library Authenticated | 128.148.252.35 Download Date | 6/13/14 12:43 AM 64 Der peplos des Aristoteles. melus, Achill, Nireus, Podarkes nebst Protesilaus mit auslassung· von Phidipp und Antiplius. Endlich 24—28: Podalirius, Ma- chaon, Pbiloktet, Eurypylus, Guneus, Leonteus, Polypoetes. Den schluss macht der oben ausgelassene Phidippus nebst Antiplius, wie auch bei Malalas; Prothous aber, der bei Homer abschliesst steht bei Dictys zwischen Ulyss und Tiepolemus, so dass wenn man beide ihre stelle bei ihm tauschen lässt, die nr. 18—23 und 24—29 auch in Ordnung kommen. Aber freilich ist es wunder- lich , dass grade Antiplius und Phidippus auch in der sylloge und bei Hygin abschliessen. Jedenfalls steht in seiner mauier Dictys dem peplos nicht so fern als Dares , und Dederichs auf- fassung Observ. zum Dictys p. 395 dürfte manchem beden- ken unterliegen. Mindestens ist es nicht zu weit gegangen, wenn wir zwischen Dictys und der sylloge eine entfernte Verwandt- schaft annehmen zu müssen glauben. Dictys zeigte sechs gruppen. Wir wollen auf sie das prineip des peplos anwenden, die mata- dore auszusondern und der zweiten rangordnung gegenüberzu- stellen. Sofort gewinnt Dictys anordnung folgendes bild;

Agamemnon Agapenor Nestor Menelaus

Ajax Telamonius IVlenestheus Diomedes Elephenor

Ajax Oileus söhn Askalaphus Ialmenus Ark. Proth. P. L. Cl. Schedius Epistrophus Idoineneus Meriones Thalp. Dior. Amph. Polyx. Ulysses Thoas Meges

Tiepolemus Prothous Eumelus Nireus Achilleus Podarkes Protesilaus

Podalirius Machaon Guneus Philoktet Leonteus Polypoetes Eurypylus Phidippus Antiplius.

Da haben wir denn wie in der sylloge des Agapenor vor Ele- phenor, den Askalaphus vor Peneleus, den Tlioas vor Meges.

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Fügen wir aber dazu Antiphus und Phidippus seltsame Stellung-, so Italien wir oben wohl nicht zu viel behauptet. Auch Dares ist mit dieser so veranschaulichten anordnung des Dictys wohl iu einklang zu bringen, schwieriger freilich als Malalas Chronic. I, μ. 107 ed. Boun., in welchem man, obschon er einige wunderliche abweichungen hat (Teuthides3), Amphigeneias, , Sortlies\ doch nur die hauptbeldeu auszuscheiden braucht, um die ahniich- keit mit Dictys bestätigt zu finden. Doch haben wir keinen an lass dies hier weiter auszuführen, sondern bemerken nur, dass sich daraus für Darcs eine spätre abfassungszeit als für Dictys ergiebt. In der Kpitoin. . 166 ff. des sogenannten Pindariis Thebanus sehe ich nur eine freie behandlung des sehiffscatalogs, ohne Zugrundelegung einer anders ordnenden quelle.

So viel Uber die epigramme auf heroen aus dem sagenkreis des Irdischen krieges. In der sylloge folgen aber auf Deipylus ('.), ehe mit der Überschrift iui τώρ Τρωωΐ' auf die trojanischen Streiter übergegangen wird, noch epigramme auf Zethus, Pylades, Aeetes, Atalante lasos tochter, auf die troischen beiden und Orpheus. Wie kommen diese hierher? Antwort giebt Uygin, wenn meine meinung richtig ist, dass wir in cap. 77 bis cap. 127 einen ab- schnitt aus dem peplos vor uns haben. Wegen Atalante ist c. 99, wegeu Pylades cap. 119. 120. 122 ζιι vergleichen. Nach Porphy- rins enthielt ja der peplus nicht blos die namen der hegemonen und ihre schiffszahl, sondern vor allem die genealogien und nach den kirchenhistorikern die liebschnften der götter und menschen. Der trojanische krieg kam darum im peplus gar nicht als ein hanptcapitel vor, sondern blos als ein abschnitt in der genea- logie der Tantaliden; und in der geschichte dieses hauses hat Pylades grade dasselbe recht auf erwähnung als der troerkrieg. Mit letzterm aber steht Atalante iu entfernten·! zusammenhange durch die historic von Tcuthras und Telephus, welche sich auch die romanhaften darstellungen des troerkriegs nicht haben ent- gehen lassen, z. b. Dares c. XVI. Schon die nachbarlichkeit des scliiffscatalogs (p. 97) und der Atalante (cap. 99) bei Uygin zeigt, dass die sylloge Floreutiua wohl berechtigt war zu ihrem 44. epigramme auf Atalante. Sie hätte nur ordnen sollen:

3) Agenor ist Agapenor, Magnitor = Μαγνί/ΐων, Chalias — (>

Atalante4) Zetlius Pylades Aeetes Denn letztre beiden sind aus einem ganz andern tlicilc des pe- plus, wie ebenfalls aus Hygin erliellt cap. 9 und cap. 22. Gleichwohl hat ihr erscheinen an dieser stelle der sylloge durch- aus nichts befremdliches, da auch unsre roinane vom troerkriege (Dares c. 1. losephus Devon, de bell. Troj. lib. I.) mit den Argo- nauten beginnen, und in deren schmähliclier behandlung durch Laoinedon einen anlass zu späteren feindseligkeiten erblicken. IMit Laoinedon aber beginnt die sylloge als abschnitt iitl nur Tqwuir, der leider so verkümmert ist. Was endlich Orpheus be- trifft, so tritt er hier als Kikone auf (s. Suid.) und wird wohl mit Kuphemus, dem Vorgänger des im homerischen troerkatalog, verbunden gewesen sein. Auch in Lyrnessos lebte ja die Orpheusmythe. Von den epigrainmen des peplus , welche ausserhalb der sylloge stehen, bleibt uns jetzt nur noch eins zu berühren, fr. 7 (p. 579 Rose) aus Porphyr, hei Kustath. Odyss. λ, 538 p. 1698 und James Millingen ancient unedited monuments, cett. p. 86 pi. 36: Νωτω μιν μαλάχην τε χαί άΰφοδιλόν πυλιϊριζον, χόλπω δ' ΟΙδιπόδην Αάί'ον ν'ιον ϊχω. Seinen wirklichen aristotelischen Ursprung zeigt seine grosse ähulichkeit mit dem nur in Ausonius freier lateinischer Über- setzung erhaltenen epigramm auf Hippothous und Pyläus (in horlo sepnltis) nr. XXI: Hippothoum Pyleumque tenet gremio infima tellus, Caulibus et malvis terga superna virent. Da es aber Porphyrius hatte, der für die epigramme der beiden des troerkriegs ein besondres interesse hatte, so kaun es seiner Stellung nach von diesen nicht allzuweit abgelegen haben. Und in der that hat llygin vor den Tantaliden die Labdakidcn , welche familien sich allein in der fabel des Chrysipp berühren. Doch wäre auch eine vermittelung durch Thessander oder Thersander, Polynices und der Argia söhn, den Insassen im hölzernen pferde, denkbar. Ks ist zu bedanern , dass wir nicht mehr solche epigramme wie das auf Oedipus, haben; wir würden dann wahrscheinlich im stände sein den umfang der ϊσιορίΐλ ΰν/ιμιχιυς, die der peplos

4) Nach ihr Protesilaus (s. oben).

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enthielt, bestimmter zu umgränzen. Stark genug· muss ja »las werk gewesen sein, da sicli sechs biiclier epigramine aus dem- selben haben zusammenstellen lassen. Vgl. Rose Aristot. Pseud- epigr. p. 5(54. — Ueber die epigramine wüsste ich weiter nichts beizubringen. Aber Porphyrius sagt, dass im peplos auch vtäv (χάΰτων (tqid-μός besprochen worden sei. Diese notiz ist mir darum immer räthselhaft und sonderbar vorgekommen, weil um die schiffszahl kennen zu lernen jeder nur seine liöotie ein- sehen durfte, die obenein in griechischen schulen vor allen an- dern stücken des epos niemorirt wurde, hauptsächlich aber, weil gar nicht anzunehmen ist, dass irgend ein auetor von der im Horner angegebenen schiffszahl werde abgewichen sein , so dass Aristoteles über verschiedene angaben in dieser beziehung hätte berichten können. Ich sehe keine andre möglichkeit die auf- nähme von angaben über die schiffszahl im peplos zu erklären, als die Voraussetzung, dass Aristoteles, wie denn die alten ein xotTuXfyiiv sehr liebten , ein capitel einem simplen cataloge der beiden widmete, wie ihn Hygin und andre haben, und jedem der- selben kurz die schiffszahl beischrieb. Diese annehme aber er- scheint mir um so besser begründet, je benöthigter wir eines solchen cataloges waren, um die abweichenden reihenfolgen der sylloge und Hygins zu vereinbaren. Ich muss zwar zugeben,

dass, wenn wir Homer mit Hygin, Dictys, Malalas und Dares5) synoptisch zusammenstellen, sich eine reihe abweichender angaben findet und nur die lateinische epitome Iliadis des sogenannten Pindar us Thebanus ganz genau mit Homer übereinstimmt, kann jedoch nicht zugeben, dass diese abweichungen in etwas anderm als zufälligen versehen oder Schreibfehlern ihren grund haben. Das ist am ersichtlichsten aus Dictys I, 17. Bei ihm haben

5) Diese wunderlichen auetoren enthalten, wie auch Tzetzes Home- ric. 363 ff. 470 ff., beschreibungen vom äusseren (1er heroen. Die quelle derselben scheinen mir Schriften der Peripatetiker zu sein, welche die pseudoaristotelischen arbeiten der physiognomik fortsetzten. So wissen wir aus Clemens Alex. Admon. ad Gent. p. 19 B, dass Hieronymus aus Rhodus und Dikäarch den Herakles besehrieben, jener als μαχρϋν, φριξϋτριχα, ρωβηχόν, dieser als βχιζίαν, νιυρώάη, μέλανα, γρυπον, vno- χαρο-πύν, ΐίτανύτριχα. Daraus hat vielleicht Polemo p. 277 Franz. die νευρώιίιις ηύΰ'ίς des Herakles. Darum, glaube ich, urtheilt Heyne exc. I ad Aeneid. vol. II, p. 386 Wag., wo er von diesen Zeichnungen der heroen redet, über Idomeneus Troica ap. Schol. Apoll. Arg. I, 916 nicht richtig, obschon bereits Jonsius den gedanken hatte, dieser Idomeneus sei ebenso erdichtet, wie Dictys. S. C. Sintenis de Idomenei Lampsaceni mta et scriptis Exc. V ad Plutarchi Pericl. p. 315.

5* Brought to you by | Brown University Rockefeller Library Authenticated | 128.148.252.35 Download Date | 6/13/14 12:43 AM 08 Der peplos des Aristoteles,

Podarkes, Kurypylus, Polypoetes und Leunteus allerdings XI schiffe, aber jeder sieht, dass dies X! aus XL verschrieben ist, was üederich hergestellt hat. Tlepolemus liat bei L'ratander Mil schiffe, wie im cod. Argent., aber alle übrigen manuscripte und ausgaben bieten die zahl IX. Kin reines versehen ist end- lich Aiax Oileus s. li.'it XII in den beiden inanuscripten von St. fallen und ed. Cratand. Denn der Telamonier fuhrt XU (nicht XL wie Cratander), Ajax Oileus s. aber 40 schiffe. Folglich stimmt Dictys aufs haar mit Homer im einzelnen und in der summe von 1180 schiffen, nur dass er sie durch 50 schiffe Ther- sanders, 20 des kalchas, 20 des Mopsus, 30 des Epeus auf 130f> erhöht. lieber seinen nachtreter Malnlas kann ich nicht anders urtheilen. Seine einzigen erheblichen discrepanzen sind Elephenor mit 00 und Phidipp nebst Antiphus mit 78 schiffen. Wie er zu diesen dummen ausätzen kommt weiss ich nicht, aber wenn er dem Telamonier Ajax mit Amphimachus, Thalpius Ii. s. f. zusammen 40 schiffe und dem Lokrer Ajax 9 giebt, so beruht das theils auf seinem anscliluss an Dictys, der die Ajax verwechselte, theils auf auslassuug der zahl 40 bei Ajax Tela- monius; denn die vier brüder führen 40 schiffe auch bei Homer. Philoktet und Machaon fehlen zufallig. Auch er hat also 11.8ti gezählt, erhöht aber die summe durch 43 schiffe eines Amphi- geneias, 12 des Palamedes und 30 lastschiffe auf 1271. Auch bedenkt er Neoptolemus mit 22 schiffen, I p. 104 (= p. 131). Kbenso wenig fallen die abweichungen des Dares ins gewicht. Sein Eumelus, Podalirius, Guneus differiren von Homer um ein oder zwei schiffe mehr oder weniger, die gesammisumine ist bei beiden 03 und ich trage kein bedenken, Dares aus Homer in Χ!. XXX. XXII zu corrigireu (statt Χ. XXXII. XXI). \cstor hat bei ihm 80 schiffe, aber alle andern gewährsmänner haben XC, auch seine quelle Dictys. Denn dass er diesem folgt, er- hellt daraus, dass wiederum Ajax Telamonius 40 schiffe be- kommt , wie sie dem Lokrer gebühren, dieser freilich bei ihm XXXII statt XII. Andre wie Klephenor, iVJeges, Niieus, sind übersehen. Alles übrige stimmt mit Homer. Daher ist mir wie gesagt nicht zweifelhaft', dass kein spätrer von Homer in der schiffszahl im einzelnen und im ganzen abwich, sondern 1186 als iionnalsumme galt, wie sie auch Tzetzes Aniehoin. li)2 νηυσϊι· fr υγδώχοπιι xui ΐξ χιλίοις ixuιόν τι (denn auf Schol.

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Kur. Or. Zahlung-, nqvt «I. i. 1155, s. l-ranc. Fabric. ad Paul. Orns. i, 17 I». 70 Hav. ist nichts zu gelten) nicht anders kennt: und dass wenn sicli die saclie bei Hygin anders stellt, nicht abweirhtingen Hygins, sondern seiner copisten zu gründe liegen. In genauer Übereinstimmung- mit Homer befindet sich Hvgin über die zahl der schiffe des Menestheus (50); des Telamonicr Ajax (12), des Agamemnon, Menelaos, Nestor, Agapenor (100, 60, 90, 60», des Odysseus (12), des Idomeneus (80), Tlepolemus (9), Philoktet (7), Eurypylus (40), Prothous (40). Ebenso wird man sich nicht bedenken eine Übereinstimmung anzunehmen für Schedius und Epistrophus (30 -f- 10 oder 20 -(- 20, wegen itidem, = 40), für Guneus (da nur XII in XXII zu corrigiren ist), für die fünf Booterfürsten (sei es nun, dass man die schifts- zahl des Prothocnor VIII in VII, oder die zahl X in IX corri- girt, wodurch wir in beiden fallen den homerischen betrag 50 gewinnen), für Podalirius und Machaon, deren schiffe sich auch hier auf 30 belaufen. wenn wir IX in X verwandeln, für Po- Ivpoetes und Leotitcus, welche 40 schifte führen, wenn wir XIX in XX Hinschreiben. Auch in folgenden drei ausätzen Hygins kann ich keinen Widerspruch gegen die homerischen er- blicken. Dem Diouiedes werden 30, dem Sthenelus 25, dem hier ausgelassenen, aber unten als Eurychus nachgetragenen Euryalus 15 schiffe zugesclirieben, während Homer ihnen zusammen 80 schifte giebt; ich corrigire ohne allen anstand die XV in XXV. Ferner giebt Hygin dem Ascalaphus 30, ebenso dem lalinenus 30 schiffe, so viel haben sie aber bei Homer zusammen, nicht jeder einzelne; es wäre also entweder XV -)- XV oder XX -f- X zu corrigiren, wenn es nicht weit einfacher und wahr- scheinlicher wäre, die zahl XXX nur dem einen beizuschreiben. Aehnlich liegt der fall endlich bei Amphimachus, Thalpius, Po lyxenus, Diores, deren zweiter dem Hygin zufällig fehlt. Hier wird die zahl XL, welches bei Horner die gesammtsumme für alle vier ist, dem Polyxenus allein vindicirt, dein Amphimachus 10, dem Π i ο res 19 schifte ausserdem zugesprochen. Dass dies bedeuten solle, von jenen 40 insgesammt habe einer 10, der andre 19 schiffe cominandirt, ist nicht recht glaublich; die zah- len X und XJX zu streichen, wie wirs so eben mit einer XXX tliaten, ist ebenfalls höchst misslich, da offenbar eine theilung beabsichtigt ist. Id, halte es daher für das richtige verfahren Brought to you by | Brown University Rockefeller Library Authenticated | 128.148.252.35 Download Date | 6/13/14 12:43 AM 70 Oer peplos des Aristoteles.

-XL in XI zu corrigiren (wie wir sclion oft nöthig hatten) und so ohne rücksicht auf Thalpius die zahl 40 herzustellen. Hygin hatte wahrscheinlich im unverfälschten texte die XIX in X und IX zerlegt, und aus X . X.IX . XI die 40 zusammen sum- inirt. Bedenklicher scheint es um Meges 60 und Thoas 15 schiffe zu stehen. Aber LX wird durch einfache Umstellung zu den traditionellen XL, und XVr liegt am ende von XL so gar weit nicht ah. Wir haben somit 22 hegemonen , über deren schiffszahl Hygin und Homer sich in bestem einklang befinden oder sich mit leichten kritischen und paläographischen mittein in Übereinstimmung setzen lassen. So bleiben denn nur 7 (resp. 13) ausätze übrig, deren discrepanz störend ist. Sie betreffen aber hegemonen des schiffscatalogs, welche in demselben eng· bei- sammen stehen: Nireus (lü), Pliidipp lind Antiplius (20), Achilles (00), Podarkes (10), Eumelus (8 schiffe); Ajax üileus s. (20), Ele- plienor (30); und die mannen des Achill, Ajax und Nestor: Phö- nix mit 50, Automedon und Patroklus mit je 10, Teucer mit 12, Thrasymedes mit 15, Antilochus mit 20 schiffen. Dass hier von einer quelle neben Homer die rede sein dürfe, widerlegt von vorn herein Nireus, dein kein schriftsteller des altert bums gegen Homer (der seine Schönheit in directen gegensatz zu seiner son- stigen uubedeutendbeit in jeder bezieliung setzt) eine so hohe schiffszahl gegeben haben würde. Phidippus fehlt, es liegt nahe ihm die zu 30 fehlenden 10 schiffe zuzueignen. Ebenso vermis- sen wir Protesilaus; möglich dass ihn Hygin 30, den I'odarkes mit 10 schiffen bedachte, möglich auch, wenn die worte [raier ejus itidem navibus X aus dem obigen repetirt sind, dass einfach die homerische 40 zu gleichen theilen (XX — XX mit Hunte) unter beide zu vertheilen ist. Teucer's 12 ist ähnlich zu beur- thcilen, wie Ascalaphus und lalmenus 30. Ks ist die zahl seines bruders Ajax; mit dein er zusammen auf 12 schiffen kommt. Eumelus scheint mir zu seinen VIII (der schreiber wollte VII) durch die nachbarzahl des Philoktet gekommen zu sein. Die übrigen ansätze sind tlieils autoschediasinen, tlieils verständlich, wenn wir unsre tabellc befragen. Die LX schiffe Achills er- geben sich danach als eine irrige Wiederholung der schiffszahl des Menclaus, die richtige zahl L hat sich zu Phönix verlaufen. Elephenor's XXX sind ebenso eine gedankenlose Wiederholung der vorantscheuden zahl des Ascalaphus. In den zahlen für

Brought to you by | Brown University Rockefeller Library Authenticated | 128.148.252.35 Download Date | 6/13/14 12:43 AM Schiffszahl Schiffszahl Sylloge Hygiu Ausonius Sylloge Hygin 1 I ΑΓΑΜΕΜΝΩΝ 2 Agamemnon

2 3 II MENEAA02 * LX III (Phönix) [L] 4 IV AXIAAEY2 * * [LX] 5 Achilleus L

fi VI [X] [38] V Automedon [X]

7 VII Al AX TEL. F. *3 XII vierzeiliges epigramm

8 VIII Teucer [XII] 9 Nestor

10 XIII NESTOR *8 XC XV (Thrasymedes) [XV]

11 XIX Antilochus [XX] 12 ULYXES XII *6 Ausonius 13 IX Ulyxes *5 14 X DIOMEDES XXX

15 XIX IDOMENEVS Meriones XL.XL 16 XII AIAX OIL.F (iv&udi) [XX leg.] XL

18 XVIII Tlepolemus (ad') [17] IX (Tlepolemus roV(f) e Tzetze et Yriarte 20 XVII Podalirius Machaon XX.X 22 XVI Eurypylus XL 29 XX Eumelus [VIII leg.] XI 24 XXI Philoctetes [Medon?] VII

21 XXII» Peneleos (τάνδ') XII XXIP (Leitus) XII

XXII0 (Arcesilaus Clonis) IX.IX XXIId (Prothoenor) VIII

19 XXIII Ascalaphus lalmenus XXX XXIV (Schedius Epistrophus) XX.XX (XXX.X?)

33 XXV Elephenor [XXX leg.] XL 25 XXX Meges XL

34 XXVI Menestheus L 23 XXXI Thoas XL

35 XI.XXIXa -Sthenelus Euryalus * 10 XXV.XXV 26 XXXII [Protesilaus *12] XX.XX

30 XXVII Agapenor LX 27 XXXVII Polypoetes Leonteus (— βίου) XX.XX

31 XXVIII Amphintachus Diores (— βlov) X.XIX 32 XXXIV Guneus * 11 XXII

36 XXIX" Thalpius Polyxenus XI 28 XXXIII Prothous XL

17 XXXV Nireus (iv&cidt) [38] [XVI leg.] Ill 39 XXXVI Antiphus Phidippus XX.X

37 XL Talthybius XLI (Eurybates)

XXXVIII () XXXIX (Epeus s. Phocus)

XLII (Neoptolemus) Brought to you by | Brown University Rockefeller LibraryXLIII (Diaphorus s. Deipyrus) Authenticated | 128.148.252.35 Download Date | 6/13/14 12:43 AM Der peplos des Aristoteles. 7t

Patroklus und Automedon, Thrasymachus und Antiloclius kann ich nur autoschediasmen sehen, wenn nicht die kleinem zahlen 10 -(- 15 4- 20 bloss einen theil der ganzen summen 50 und 90 vorstellen sollen. Dass dein Lokrer Ajax 20 statt 40 zuertheilt werden, ist eine folge der nachbarschaft des Anti- loclius (nach Bunte Thrasymedes) in dem register, welches Hygin vorlag. So abweichend also auch das verzeichniss bei Hygin aussieht, es ist doch kein andres, als das homerische und das einzige was er oder seine griechische quelle, der aristote- lische peplos, sich zu neuem unterfangen hat, ist wohl die zer- theilung· der gesanimtzahlen in kleinere summen, damit jeder η/εμών seine flotille zu commandiren habe.

Jena. IU. Schmidt.

Zu Cicero de domo sua.

21, 55. Tibi manum, copias, tibi suos sp er α tos centu- riones . . . comporarent. An dem von Klotz, ßaiter, Kayser beibehaltenen speralos haben ältere erklärer mit recht anstoss genommen. Die änderungsvorschläge sparatos, paralos sind schon von andern widerlegt. Den erforderlichen sinn würde die leichte änderung suos per dito s centuriones geben; vgl. z. b. 22, 58 ν e leres Wae copiae coniuralorum tuique perditi milites et nova manus sceleratissimorum consulum.

22, 58. Cum eorum omnium crudelitati sceleriijue cessis- sein. Hier ist omnium überflüssig. Vielleicht hiess es ursprüng- lich: eorum inhumanae crudelitati, da hinter den letzten bucli- staben von eorum die ersten von inhumanae leicht ausfallen konnten. 25, 66. Qui regia amici ßlium, hostem, captivum, —surri- puissel (vgl. Drumann, Gesch. Roms II, p. 273). — Sollte nicht amici entstanden sein aus Armenii? Vgl. Cie. ad Att. 2, 7, 2.

51, 131 (130 Klotz.) schreiben Baiter und Kayser: censor, penes quem maiores nostri iudicium senatorum de dignilate esse voluerunt; Klotz: iudicium de senatus dignilate. — Der massge- bende cod. Ρ hat aber von erster band: „iudicium senator de digni- late Iiis esse", was nach einer notiz im Philol. XV, p. 553 be reits Madvig für beachtenswert!· erklärt hat. Ich halte es da- nach für unzweifelhaft, dass Cicero geschrieben hat: iudicium senatoriae dignitatis esse voluerunt.

Lüneburg. Gustav Lalimeyer.

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